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Full text of "Zeitschrift für Vermessungswesen. ZFV"

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I 


ih/  ~v 


ZEITSCHRIFT 


FUR 


VBRMESSÜNGSWESEN 


IM  AUFTRAGE  UND  ALS  ORGAN 


DES 


DEUTSCHEN  GEOSIETEKTEREINS 


herausgegeben  von 


Hr.  1¥.  Jordan,  ^^^  V.  Steppes, 

Professor  in  Hannover  Btonerrath  in  München. 


XXV.  Band. 

(1896.) 


STUTTGART. 

VERLAG  VON  KONRAD  WITTWER. 

1896. 


Druck  von  Gebrüder  Jänecke,  Hannover. 


Sachregfister. 


Seite 

AbhandluDg  von  Vogeler  betr 690 

Absteckung  von  Brecbpunkten  in  Wegen   und  Gräben,  sowie   sonstigen 

schmalen,  parallel  begrenzten  Parzellen,  von  Hellmich 436 

Aufgabe  der  beiden  Punktpaare  in  ihrer  örtlichen  Auswahl  und  rechne- 
rischen Behandlung  mittelst  Maschine  und  numerisch- trigonometrischen 

Hilfstafel,  von  Sossna 361 

Auftragapparat  nach  Seyfert,  von  Seyf ert 147 

Besprechungen: 

£s march,  Die  Kunst  des  Stabrechnens,  bespr.  von  Jordan 655 

Fuhrmann,  I.  Ueber  einige  geodätische  Instrumente;  IL  Die  Nivellir- 

instrumente,  bespr.  von  Winckel 25 

Har tl,  Tafeln  enthaltend  die  Ausmaasse  der  Meridian-  und  Parallelkreis- 
Bögen,  dann  die  Logarithmen  der  Krümmungsradien  des  BessePschen 

Erdellipsoids,  bespr.  von  Jordan 28 

Jordan,  Handbuch  der  Vermessungskunde  I.Band,  4.  Aufl.,  bespr.  von 

Seyfert 150 

Kohlrausch,  Leitfaden  der  praktischen  Physik,  8.  Aufl.,  bespr.  von 

Jordan 711 

Kraft,    Anfangsgründe    der  Theodolitmessung,  3.  Aufl.,  bespr.    von 

Petzold 156 

Landesaufnahme,    Kgl.   preuss. ,   Die  Nivellementsergebnisse  der 

trigonometrischen  Abtheilung,  bespr.  von  Steppes  542 

Lo  ewe,  Strassenbaukunde,  bespr.  von  Petz  old 62 

L  u  e  g  e  r ,  Lexikon  der  gesammten  Technik  und  ihrer  Hilfswissenschaften, 

bespr.  von  Jordan 23 

V.  Schlieben,  vollständiges  Hand-  und  Lehrbuch  der  gesammten  Land- 
messkunst, 9.  Auflage  von  Ca  vi  lie,  bespr.  von  Steppes 637 

Vogler,  Grundlehren  der  Kulturtechnik,  bespr.  von  Schiebach 378 

Wüllner,   Lehrbuch  der  Experimentalphysik  L  u.  IL   Band,    5.   Aufl. 

bespr.  von  Petzold " 62,  157 

Z eut  hen ,  Geschichte  der  Mathematik,  bespr.  von  Jordan 26 

Zimmermann,  Rechentafeln,  bespr.  von  Jordan 30 

Bussolenzuge,  von  Hammer 161 

Conforme  Abbildung,  von  Jordan 101 

Conforme  Kegelprojection,  von  J or d an 129 

Conforme  Kegelprojection  von  Mecklenburg,  verglichen  mit  der  congruenten 

Soldner'schen  Projection,  von  Vogeler 257,  320,  691 

Conforme  Projection  I  u.  II,  von  Jor d an  198,  200 

Conformität  in  Bayern,  von  Franke.... 327 

Coordinaten,  congruente  oder  conforme,  von  K  o  11 193 

Coordinaten-Gesammtverzerrung  von  Hammer  und  Jordan 684 

Coordinaten,  mittlerer  Verzerrungsfehler,  von  Jordan 249 

Coordinaten,  querachsige,  von  Jo r dan 83 

Coordinaten,  querachsige,  von  Jordan 214 


181030 


IV 

Seite 
Coordinaten,   querachsige   rechtwinklige    sphärische  Coordinaten   für  die 

Zwecke  der  Kleintriangulirung  und  Specialvermessung,  von  Schulze.  65 

Coordinaten,  querachsige,  von  Schulze 206 

Coordinaten,  Soldner'sche  oder  Gauss'sche?  von  KoU 199 

Coordinaten,  Soldner'sche  oder  Gauss'sche?  von  K  o  11 321 

Coordinaten,  Soldner* sehe  oder  Gauss'sche?  von  Kol  1 : . . .  473 

Coordinaten  betreffende  Bemerkung,  von  Helmert 544 

Coordinaten  system  einer  Landesvermessung,  von  Steif  f 333 

Coordinatentafeln  von  Ul  ffers,  Druckfehler,  von  Meier 256 

Deutsche  Reichs-Geodäsie  1 

Distanzlatten-Theilung,  von  Hammer 653 

Distanzmesser,  die  Smith'schen  Untersuchungen,  von  Petzold 659 

Dreiecksnetz- Anschluss  an  ein  Hauptnetz,  von  Krüger 289,  339,  368 

Eisenbahnvorarbeiten,  von  Pull  er 366 

Ellipsen-Rectification  und  Complanation  des  Ellipsoids,  von  Hammer  ...  411 
Erdmessung,    ßerlcht     über    die   Internationale   Erdmessnng  betr.,    von 

Hegemann 124 

Fadenkreuz,  zur  Geschichte,  von  Hammer 513 

Geodätische  Linie,  ihre  Berechnung  aus  geographischen  Coordinaten  und 

conformen  ebenen  Coordinaten,  von  Vogel  er 240 

Geometrisches  Problem,  von  Ju ri  seh 273 

Gesetze   und   Verordnungen: 

Generalcommission  für  Ostpreussen  betr.  Gesetz 252,  318 

Haushaltsetat  Preussens  betreffs  der  Landwirthschaftlichen  Verwaltung  277 

Landmesser-Ordnung,  Entwurf 417 

Landmesser-Prüfungsordnung,  Nsuihtrag  dazu 157 

Preussische  Bestimmung  betreffs  der  Eigenthumsveränderungslisten 376 

Gradnetz  für  topographische  Karten,  von  Jordan 109 

Graphische  Ausgleichung  beim  trigonometrischen  Einschneiden  von  Punkten, 

von  Hammer 611,  674 

Grundbesitz,  von  Harksen 385 

Höhen  aufnahmen  in  Württemberg  im  Maassstab  1 :  2500  und  die  Herstellung 

einer  topographischen  Karte  im  Maassstabo  1:25000,  von  Schiebach  353 

Karte  von  Ostfriesland  von  Fabricius  aus  dem  Jahre  1592 124 

Kataster-Karten  in  Oesterreich 711 

Kosten  für  Vermessung  und  Vermarkung  jährlich  in  Württemberg,  von 

Jordan • 267 

Längenmaassvergleichnngen,  die  persönliche  Gleichung  dabei,  von  Stadt- 
hagen   103 

Längenmaassvergleichungen,  Genauigkeit  der  Pointirnng  von  Stadthag en  168 
Längenmessung   der  Bonner  Basis   mit  Messlatten    und  Messband,   von 

Rein  hertz 7,  33 

Litteratur  über  Vermessungswesen: 
Seite  31, 64, 128, 159, 224, 287, 319, 352,  384,  416,  448,  543,642,657,672,713 
üebersicht    der    Litteratur    für  Vermessungswesen    von   1895,    von 

Petzold 481,  517 

Logarithmentafel  von  Jordan,  Druckfehlerberichtignng,  von  Denzel 384 

Logarithmentafel  von  Jordan,  Druckfehlerberichtigung  von  Schule 31 

Maassstab  mit  auswechselbaren  Füssen,  von  Eichholtz 413,  512 

Messlatten-Reductor  von  Hamm  er 665 

Methode  der  kleinsten  Quadrate,  von  Kopsel 316 

Orientirnngsübertragung  durch  einen  seigeren  Schacht,  von  Uhlich 113 

Pensionsverhältnisse  der  Generalcommissions-Landmesser  betreffende  Frage  586 


V 

Seite 
Personalnachrichten: 
Seitö  31,  96,  126,  158,  192,  255,  278,  318,  348,  3i«3,415,479,  512,  586,656, 
671  (Hoogh),  689,  71.4  (Spindler). 

Geheimrath  Professor  Dr.  Dünkelberg«  von  Winckel 217 

Landmesser,  die  die  Landmesserpriifung  bestanden  haben 215,  707 

Photogrammetrische  Praxis,  von  Fi n s t erwal d er 225 

Pläne  als  Beweismittel  zur  Entscheidung  von  Grenzstreitigkeiten,  Vortrag 

von  Nagel 600 

Planimeter  von  Mönkemöller,  von  Hiiser  443 

Quadratur  des  Kreises 123 

Rechenschieber  mit  Theilungen  auf  Celluloid,  von  Hammer 122 

Rechentafeln  von  Ludwig  Zimmermann,  von  Schulze 703 

Repetitionstheodolite    französischer  Form,    Verschiebung  von   Aihidade 

gegen  Limbus,  von  Nip p a 675 

Richtungsbeobachtungen  bei  vollen  Sätzen,  Berechnung  des  mittleren  Fehlers, 

von  üblich 686 

Rtickwärtseinschneiden,  Anwendung  der  Rechenmaschine  und  numerisch- 
trigonometrischer Tafeln,  von  Sossna 269,  288,  471 

SchätzungsgenauigkeitanNivellir-undDistanzscalen,  von  Wagner  449,  501,  586 

Schiebetachymeter,  zur  Geschichte,  von  Puller 375 

Signalpfeife  mit  Maassstäben,  von  Hammer 542 

Staatsaufsicht  über  die  gewerbetreibenden  vereidigten  preussischen  Land- 
messer    182 

Stangenplanimeter  mit  Rolle  von  Hamann 643 

Tachymeter  mit  Celluloid-Höhenbogen,  von  Jordan 14 

Tachymeter  von  Sanguet,  von  Petzold 144 

Tachymeter  von  Sanguet,  einige  Versuche,  von  Petzold 700 

Tachymeterschieber,  von  Pull  er 20 

Theodolit  ohne  Kreistheilung  und  Nonienablesung,  von  Heyde 652 

Thesaurus  logarithmorum  von  Vega  betr.,  von  Helmer t 317 

Triangulation,  Hauptdreiecksketten  und  Netze  der  Preussischen  Landes- 
triangulation, von  Jor dan 406 

Trigonometrische  Abtheilung  der  Preussischen  Landesaufnahme,  ihre  Ar- 
beiten im  Jahre  1895,  von  v.  Schmidt 97 

Trigonometrische  Abtheilung  der  Preussischen  Landesaufnahme,  Veröffent- 
lichungen betr.,  von  Jordan 101 

Unterricht  und  Prüfungen: 

Landmessercursus,  Vorbedingungen,  von  Koll 307 

Vorlesungsverzeichniss  der  Landwirthschaftlichen  Hochschule  zu  Berlin    191 
Vorlesungsverzeichniss  der  Landwirthschaftlichen  Hochschule  zu  Berlin 

im  Winter  1896/97,  von  Frank 640 

Wtirttembergische  Geometer-Schule 22,  125 

Vereinsangelegenheiten: 
Badischen  und Elsass-Lothringischen  Geometer- Verein  betreffende  Anfrage    192 
Bayerischer  Bezirks-Geometer- Verein 96 

Deutscher  Geometer- Verein: 

Bitte  betreffs  einer  Unterstützung  der  Wittwe  des  Landmessers  Wann  ach, 

von  Winckel 63 

Kassenbericht  und  Haushaltsentwurf,  von  H  ü  s  e  r 94 

20.  Hauptversammlung  betr.,  von  Winckel 126 

Ordnung  der  20.  Hauptversammlung,  von  Winckel 253,  349,  444 

Finladung  zur  20.  Hauptversammlung  von  Nagel  und  Gerke 279 


VI 

Seite 

Liste  der  Einsender  und  Geldbeträge 280 

Bittgesuch,  die  Eisenbahnlandmesser  betr.,  von  Winckel 690 

20.  Hauptversammlung  betr.,  von  G e rke 416 

Bericht  über  die  20.  Hauptversammlung,  von  Steppes 545 

Personalveränderungen  der  Mitglieder  betr.,  von  Hüser 642 

Elsass-Lothringischer  Geometer* Verein,  von  Autenrietfa 286 

Niedersächsischer  Geometer- Verein 286 

Rheinisch-Westfälischer  Landmesser- Verein 159 

Thüringer  Geometer- Verein,  von  Schnaub ert 282 

Verein  praktischer  Geometer  im  Königreich  Sachsen,  von  Winckel...  352 
Württembergischer  Oberamt49-  und  Bezirk sgeometerverein,  Bericht  über  .] 

die  Hauptversammlung  vom  5.  Mai  1895,  von  Gehring 607  .j 

Vermessungswesen  Deutschlands  im  19.  Jahrhundert,  Festrede  von  Jordan  587  ^ 

Winkelgrössen-Bezeichnungsweise,  von  Hammer 189,  221,  256  j 

Winkelgrössen-Bezeichnungsweise,  von  Wilski 175  .] 

Wurzel-Näherungswerthe,  von  Pul  1  er 263  .; 


Namenregrister. 


Autenrieth,  Elsass-Lothringischer  Geometer- Verein 286 

Denzel,  Druckfehlerberichtigung  in  der  Logarithmentafel  von  Jordan  ..  384 

Eichholtz,  Maassstab  mit  auswechselbaren  Füssen 413,  512 

Finsterwa  1  der,  Photogrammetrische  Praxis 225 

Franke,  Conformität  in  Bayern 327 

Ge bring,   Württembergischer  Oberamts-   und   Bezirksgeometer  -  Verein, 

Bericht  über  die  Hauptversammlung  vom  5.  Mai  1895 607 

Gerke,  20.  Hauptversammlung  betr 416 

Hamann,  Stangenplanimeter  mit  Rolle 643 

Hammer,  Bussolenzüge 161 

H  amm  e  r ,  Distanzlattentheilung 653 

Hammer,  Ellipsen-Rectification  und  Complanation  des  Ellipsoids 411 

Hammer,  Graphische  Ausgleichung  beim  trigonometrischen  Einschneiden 

von  Punkten 611,  674 

Hamm  er,  Messlatten-Reductor 665 

Hammer,  Rechenschieber  mit  Theilungen  auf  Celluloid 122 

Hammer,  Signalpfeife  mit  Maassstäben 542 

Hammer,  Winkelgrössenbezeichnungsweise 189,  221  256 

Hammer,   Zur  Geschichte  des  Fadenkreuzes 513 

Hammer  und  Jordan,  CoordinatenGesammtverzerrung 684 

Harksen,  Grundbesitz    385 

Hegemann,  Bericht  über  die  Internationale  Erdmessung  betr.   124 

Hei  Im  ich,  Absteckung  von  Brechpunkten  in  Wegen  und  Gräben,  sowie 

sonstigen  schmalen,  parallel  begrenzten  Parzellen 436 

Helm  ert,  Coordinaten  betreffende  Bemerkung 544 

He  Im  ert,  Thesaurus  logarithmorum  von  Vega  betr. 317 

Heyde,  Theodolit  ohne  Kreistheilung  und  Nonienablesung 652 


VII 

Seite 

Hti  s  e  r ,  Kassenbericht  und  Haushaltsentwurf  für  1895 94 

Hüs er,  Personalveränderungen  der  Mitglieder  betr 642 

Hiise r,  Planimeter  von  MönkemöUer 443 

Jordan,  Besprechung  von:  Es  march,  die  Kunst  des  Stabrechnens 655 

Jordan,  Besprechung  von:  Hartl,  Tafeln  enthaltend  die Ausmaasse der 
Meridian-  und  Parallelkreis-Bögen,  dann  die  Logarithmen  der  Krümmungs- 
radien des  Besserschen  Erdellipsoids 28 

Jordan,   Besprechung  von:   Kohlrausch,  Leitfaden   der   praktischen 

Physik,  8.  Aufl 711 

Jordan,  Besprechung  von:  Lueger,  Lexikon  der  gesammten  Technik 

und  ihrer  Hilfswissenschaften 23 

J  or  dan,  Besprechung  von:  Zeuthen,  Geschichte  der  Mathematik 26 

Jordan,  Besprechung  von:  Zimmermann,  Rechentafeln 30 

Jordan,  Gonforme  Abbildung 101 

Jordan,  Gonforme  Kegelprojection 129 

J  or d an,  Gonforme  Projection  I  u.  II 198,  200 

Jordan,  Gradnetz  für  topographische  Karten 109 

Jordan,  Hauptdreiecksketten  und  Netze  der  Preussischen  Landestrian- 
gulation    406 

Jordan,  Jährliche  Kosten  für  Vermessung  und  Vermarkung  in  Württemberg  267 

Jordan,  Mittlerer  Verzerrungsfehler 249 

J  or  dan,  Querachsige  Coordinaten 83 

Jordan,  Querachsige  Goordinaten 214 

J  or  dan,  Tachymeter  mit  Gelluloid-Höhenbogen 14 

Jordan,  Vermessungswesen  Deutschlands  im  19.  Jahrhundert,   Festrede  587 
Jordan,  Veröffentlichungen  der  Trigonometrischen  Abtheilung  der  Preussi- 
schen Landesaufaahme 101 

Juris ch.  Geometrisches  Problem 273 

K oll ,  Congruente  oder  conforme  Goordinaten? 193 

Koll,  Soldner'sche  oder  Gauss*sche  Goordinaten?  199,  321,  473 

K ol  1 ,  Vorbedingungen  zum  Landmessercursus 307 

K  ops  e  1 ,  Zur  Methode  der   kleinsten  Quadrate 316 

Krüger,  Dreiecksnetz -Anschluss  an   ein  Hauptnetz 289,  339,  368 

Meier,  Druckfehler  in  den  Coordinatentafeln  von  ülffers 256 

Nagel,  Pläne  als  Beweismittel  zur  Entscheidung  von  Grenzstreitigkeiten, 

Vortrag 600 

Nagel  und  Gerke.    Einladung  zur  20.  Hauptversammlung 279 

Nippa,    Repetitionstheodolite    französischer  Form,    Verschiebung    von 

Alhidade  gegen  Limbus 675 

Petz  old,  Besprechung  von:  Kr  a  ft,  Anfangsgründe  der  Theodolitmessung  156 

Petzold,  Besprechung  von:  Loewe,  Strassenbaukunde 62 

P  e  t  z  0 1  d ,  Besprechung  von :  W  ü  1 1  n  e  r ,  Lehrbuch  der  Experimentalphysik 

I.  und  II.  Band,  5.   Aufl 62,  157 

Petzold,  Die  Smith^schen  Untersuchungen  mit  dem  Ocnlarfaden  -  Distanz- 
messer    659 

Petzold,  Tachymeter  von  Sanguet 144 

Petzold,  Versuche  mit  dem  Sanguet'schen  Tachymeter 700 

Petzold,  Uebersicht  der  Litteratur  für  Vermessungswesen  von  1895:  481,  517 

P  uU  e  r ,  Eisenbahnvorarbeiten 366 

Puller,  Tachymeter- Schieber 20 

Puller,  Wurzel -Näherungswerthe 263 

Pull  er.  Zur  Geschichte  der  Schiebetachymeter 375 

Be  inh  er  tz,  Längenmessung  der  Bonner  Basis  mit  Messlatten  und  Messband  7,  33 


VJII 

Seite 

Schlebachy  Besprechung  vun :  Vogler, Grundlehren  der  Kulturtechnik  378 
Schlebachy   Höhenaufnahmen   in   Württemberg  im   Maassstab  1:2500, 
und    die    Herstellung    einer    Topographischen    Karte    im    Maassstabe 

1 :  25000 353 

V.  Schmidt,  Arbeiten  der  trigonometrischen  Abtheilung  der  Preussischen 

Landesaufnahme  im  Jahre  1895 97 

Schnaubert,    Thüringer  Geometer  -  Verein 282 

Schule,  Druckfehlerberichtigung  in   der  Logarithmentafel  von  Jordan..  31 
Schulze,    Querachsige    rechtwinklige    sphärische   Coordinaten    für    die 

Zwecke   der  Kleintriangulirung  und  Special  Vermessung 65 

Schulze,  Querachsige   Coordinaten 200 

Schulze,  Rechentafeln  von  Ludwig  Zimmermann 703 

S e y f e r t,   Auftragapparat  nach  Seyfert 147 

Seyfert,  Besprechung  von  Jordan,  Handbuch  der  Vermessungskunde 

1.  Band,  4.  Aufl 150 

Sossna,  Aufgabe  der  beiden  Punktpaare  in  ihrer  örtlichen  Auswahl  und 
rechnerischen  Behandlung  mittelst  Maschine  und  numerisch  -  trigono- 
metrischer  Hilfstafel 361 

Sossna,  Rückwärtseinschneiden,  Anwendung  der  Rechenmaschine  und 

numerisch- trignometrischer  Tafeln 269,  288,  471 

Stadthagen,  Die  persönliche  Gleichung  bei Längenmaassvergleichungen  103 

Stadthagen,  Genauigkeit  der  Pointirung  bei  Längenmaassvergleichungen  1 68 

St eiff ,  Coordinatensystem   einer  Landesvermessung 333 

Steiff,  Württembergische   Geometerschule 125 

Steppes,  Bericht  über  die  20.  Hauptversammlung 545 

Steppes,  Besprechung  von:   Kgl.  Preuss.    Landesaufnahme,   die 

Nivellementsergebuisse  der  trigonometrischen  Abtheilung 542 

Steppes,  Besprechung  von :  v.  S  c h  1  i  eb  e  n ,  Vollständiges  Hand-  und  Lehr- 
buch der  gesammten  Landmesskunst,  9.  Auflage  von  Caville 637 

Uhlich,  Orientirungsüb ertragung  durch  einen  seigeren  Schacht 113 

Uhlich,  Richtungsbeobachtungen    bei   vollen   Sätzen,   Berechnung    des 

mittleren  Fehlers 686 

Vogel  er.  Die  conforme  Kegelprojection  von  Mecklenburg,  verglichen  mit 

der  congruenten  Soldner'schen  Projection 257,  320,  691 

Vogeler,   Die   geodätische  Linie,   ihre  Berechnung   aus  geographischen 

Coordinaten  und  conformen,  ebenen  Coordinaten 240 

Wagner,   Schätzungsgenauigkeit  an  Nivellir-  und  Distanzscalen  449,  504,  586 

Wil ski ,  Winkelgrössen- Bezeichnungsweise 175 

Win  ekel,  Bernhard  Spindler 714 

Win  ekel,  Besprechung  von:  Fuhrmann,  L  Ueber  einige  geodätische 

Instrumente;   H.   Die  Nivellirinstrumente 25 

W  i  nck e  l ,  Eisenbahnlandmesser  betr.  Bittgesuch 690 

Winckel,  Geheimrath    Professor  Dr.  Dünkelberg 217 

W  i  n  c  k  e  1 ,  Liste  betreffs  einer  Unterstützung 63 

Winckel,  Verein   praktischer  Geometer  im  Königreich  Sachsen 352 

Win  c  kel,  20.  Hauptversammlung  betr 126,  253,  349,  444 


ZEITSCHRIFT  for  VERMESSUNGSWESEN. 

Organ  des  Deutschen  Geometervereins. 

Herausgegeben  von 

Dr.  W.  Jordan,  und  0.  Steppes» 

Professor   in    Hannover  Steuer-Rath  in  München. 


1896.  HeftL  Band  XXV. 

!•  Januar.  m$- — 


Deutsche  Reichs-Geodäsie. 


Vor  23  Jahren,  im  December  1872,  hat  in  Berlin  eine  Versammlang 
von  Geodäten  verschiedener  deatscher  Staaten  Berathungen  gepflogen 
über  die  Orflndong  einer  deutschen  Reichs-Oradmessungs-Gommission. 
Das  Ergebniss  dieser  Berathungen  ist  abgedruckt  in  dem  Oeneralbericht 
der  mitteleuropäischen  Oradmessung  für  1872,  8,  22—48,  womit  die 
Sache  abgeschlossen  war,  indem  der  damalige  Bundesrath  den  ihm 
eingereichten  Plan  auf  sich  beruhen  Hess. 

Wenn  heute  aus  unbestimmten  Mittheilungen  die  Hoffnung  entsteht, 
dass  ein  geodätisches  Reichsamt  geschaffen  werden  soll,  das  jenen 
Oedanken  von  1872  vielleicht  in  neuer  besserer  Form  zu  verwirklichen 
bestimmt  ist,  so  drängt  sich  uns  eine  politische  Vergleichung  auf: 

Auch  die  Schaffung  eines  Deutschen  Reiches  ist  lange  vor  1871 
nicht  bloss  stiller  Wunsch  aller  Deutschen,  sondern  auch  Gegenstand 
der  Berathnng  einer  amtlich  bestellten  Versammlung  1848  in  Frankfurt 
gewesen,  aber  was  jenes  Parlament  von  1848  geschaffen  hat,  papierene 
„Ornndrechte^  und  eine  Reiehsyerfassung  ohne  ausübende  Oewalt,  das 
ist  zu  vergleichen  mit  der  Reichs-Gradmessüngs- Verfassung  von  1872 ; 
beide  sind  ein  Stück  Papier  geblieben,  und  beide  haben  nahezu  gleich 
lang  geruht  (ungefähr  ein  Vierteljahrhutidert),  bis  sie  ersetzt  wurden 
durch  eine  schaffende  Kraft. 

Wenn  es  gestattet  sein  mag,  die  Analogie  zwischen  der  Schaffung 
des  Deutschen  Reiches  und  der  bevorstehenden  Schaffung  eines  geodä- 
tischen Reichsamtes  noch  etwas  weiter  zu  führen,  so  möge  auch  an  das 
prophetische  Wort  eines  schwäbischen  Dichters  aus  der  Paulskirche 
erinnert  werden,  von  dem  „Tropfen  demokratischen  Oeles^,  welcher  dem 
künftigen  deutschen  Kaiserreiche  nicht  mangeln  dürfe.  —  Ein  solches 
demokratisches  Element  giebt  es  auch  in  der  deutschen  Oeodäsie, 
welches  dem  künftigen  geodätischen  Reichsamt  —  oder  wie  das  Amt 
heissen  mag  ~  nicht  wird  fehlen  dürfen,  und  das  ist  das  praktische 
Bedürfnis»  der  Tausende  von  Feld-  und  Landmessern  und  Vermessungs- 
zeitschrift für  VennMsangBwesen  1896.   Heft  l.  1 


S  Deutsche  Reichs-Geodäsie. 

ingenieuren  nach  Regelang  der  Angelegenheiten  des  täglichen  geodä- 
tischen Gebraachs,  welche  mit  der  internationalen  hohen  firdmessnng 
wenig  oder  gar  keine  Berührung  haben. 

Das  bisherige  geodätische  Institut^  welches  in  der  höheren  Geodäsie 
das  Höchste  leistet^  hat  nach  unten  nicht  gewirkt  weil  nach  seiner  Ver- 
fassung ihm  die  Beziehungen  zu  dem  geodätischen  täglichen  Brod  des 
Landmessers^  —  zu  Höhenangaben  und  Ooordinaten  —  abgeschnitten 
sind.  —  Ein  geodätisches  Reichsamt^  welches  im  Deutschen  Reiche 
feste  Wurzeln  schlagen  soll^  muss  dem  Landmesser  jeder  preussischen 
Provinz  oder  jedes  deutschen  Mittel-  und  Kleinstaates^  der  in  der 
Anlage  und  Behandlung  seiner  Triangulirungen  oder  seiner  Nivellements 
und  dgl.  Zweifel  findet^  mit  Belehrung  auf  amtlichem  Wege  entgegen 
zu  kommen  in  der  Lage  sein^  und  auf  allen  solchen  Gebieten  aus 
eigener  Erfahrung  schöpfen  können. 

Von  dem  Plane  des  unsterblichen  Begründers  der  internationalen 
Erdmessung  ist  nach  dessen  Tode  in  seinem  eigenen  Vaterlande  etwas 
unerfüllt  geblieben^  was  den  Lebensnerv  der  Geodäsie  ausmacht,  das 
ist  das  unmittelbare  Messen  auf  dem  Mutter-Erdboden  selbst,  wie  es  der 
Feld-  und  Landmesser  betreibt.  General  Baeyer  dachte  sich  sein 
geodätisches  Institut  in  der  Weiterentwicklung  als  eine  geodätische 
CentralbehördC;  in  welcher  das,  was  heute  Landesaufnahme  und  Eataster- 
vermessung  heisst,  allmählich  aufgehen  sollte,  oder  an  welche  sich  diese 
Theile  allmählich  angliedern  sollten.  Als  Beweis  hierfür  haben  wir 
mündliche  und  schriftliche  Aeusserungen  Baeyer^s  aus  dem  Anfang  der 
70  er  Jahre,  namentlich  einen  Bericht  an  eine  badische  Behörde,  in  welchem 
es  heisst :  Es  ist  Hoffnung  vorhanden,  dass  die  Triangulirungsnetze  ohne  die 
Hemmung  durch  die  Landesgrenzen  innerhalb  des  Deutschen  Reiches  sich 
entwickeln  werden.  Eine  geodätische  Oentralbehörde  mit  allgemeinen 
deutschen  Reichsfunctionen,  ausgedehnt  über  die  höhere  und  niedere 
Geodäsie,    das  ist  es,  was  General  Baeyer  nach  1870  im  Sinne  hatte. 

Denken  wir  uns  ein  deutsches  geodätisches  Reichsamt  etwa  mit 
der  Verfassung  der  Kaiserlichen  Normal-Aichungs- Commission,  mit 
jährlichen  oder  halbjährlichen  Versammlungen  von  Mitgliedern  aus  den 
einzelnen  Staaten,  in  welchen  Gedankenaustausch  hin  und  her  statt- 
finden kann,  so  wäre  damit  den  kühnsten  Hoffnungen  Aussicht  auf  Er- 
füllung gewährt.  Sehen  wir  ab  von  den  Gegenständen  höherer  Geodäsie, 
Lothablenkungen,  Pendelvergleichungen  u.  s.  w.,  für  welche  genügend 
gesorgt  ist  oder  von  anderer  Seite  gesorgt  wird,  so  mögen  diejenigen 
Theile  der  niederen  Geodäsie  uns  beschäftigen,  welche  seit  Jahr- 
zehnten einer  einigermaassen  einheitlichen  Behandlung  harren. 

I.    Coordinatensysteme. 

Wie  wir  vor  kurzem  in  einem  besonderen  Vortrage  über  diesen  Gegen- 
stand dargelegt  haben  (Zeitschr.  f.  Verm.  1895  S.  337—345),  sind  die 
deutschen  Coordinatensysteme,    etwa    50   an    der  Zahl,   im  Laufe   eines 


Deutsehe  Reichs-Geodäsie.  3 

Jahrhunderts  ohne  gegenseitige  Beziehungen  entstanden^  sie  bilden  heute 
ein  systemloses  Oewirre^  dessen  Mängel  klar  zu  Tage  liegen,  welche 
aber  bei  der  heutigen  Verfassung  d^r  Yermessungsbehörden  in  ab- 
sehbarer Zeit  kaum  Verbesserungen  im  Einzelnen  erwarten  lassen  wegen 
der  tiefgreifenden  Folgen^  welche  jede  Anwendung  auf  diesem  Gebiete 
mit  sich  bringt. 

Ganz  anders  aber  stände  die  Sache,  wenn  eine  Gentralinstanz  über 
die  auch  auf  diesem  starren  Gebiete  von  2eit  zu  Zeit  nicht  zu 
vermeidenden  Neubildungen  und  Anschlüsse  wachte.  Wir  denken  uns 
ein  ideales  Princip  von  rechtwinkligen  Coordinatensystemen  seitens 
des  geodätischen  Reichsamtes  ausgearbeitet,  das  in  allen  den  Fällen 
zur  Verwendung  käme,  wenn  ein  Staat  oder  eine  Staatsbehörde  irgend 
welche  Aenderungen  oder  Neuanlagen  von  Ooordinaten  vorzunehmen 
oder  auch  nur  vorläufig  zu  überlegen  in  die  Lage  käme;  und  dass 
solcher  Fälle  in  der  nächsten  Zeit  mehr  als  einer  vorliegen,  haben  wir 
in  dem  schon  erwähnten  Vortrage  (in  Zeitschr.  f.  Verm.  1895,  S.  341 
und  342)  bemerkt.     Wir  haben  also  als  erste  Nummer  unseres  Programms: 

1.     Untersuchung  und  Neuregulirung  der  deutschen 

Goordinatensysteme. 

II.    Topographie. 

Kein  Theil  des  gesammten  Karten-  und  Plan- Werkes  wird  ver- 
schiedenartiger behandelt  als  die  topographischen  Karten  in  1 :  25  000 
mit  Horizontal- Curven,  welche  heute  den  Grundton  der  deutschen 
Topographie  bilden.  Zwischen  der  unmittelbaren  Messtischaufnahme  in 
1:25000  selbst  und  der  Flurkartenbehandlung  in  1;2500  mit  nach- 
heriger  lOfacher  Verkleinerung  kommen  alle  Zwischen  -  Verfahrungs- 
arten  vor.  Indessen  scheint  bei  der  Beurtheilung  dieser  verschiedenen 
Fälle  die  technisch-landmesserische  Seite  zurückzutreten  vor  den  staatlichen 
^Ressorts-Verhältnissen,  betreffend  die  militärische  Topographie. 

In  dem  Grossstaat  ist  das  militärische  und  vaterländische  Interesse, 
die  gesammte  Topographie  des  Landes  fest  in  einer  Hand  zui^halten, 
ein  so  überwiegendes,  dass  die  allmähliche  Vercivilisirung  der  Topographie, 
welche  in  den  Kleinstaaten  angefangen  hat  Platz  zu  greifen  und  auch 
schon  Früchte  getragen  hat,  im  Grossstaat  sich  jeder  Erörterung  entzieht. 

Wenn  bei  alledem  über  die  Zusammenfassung  der  ganzen  Topographie 
aller  deutschen  Staaten  auch  von  civiler  Seite  her  ein  Wort  gesagt 
werden  kann,  so  ist  es  in  dem  Sinn,  dass  die  militärische  Topographie 
und  das  bürgerliche  Landmessen  bereits  begonnen  haben,  sich  derart 
in  die  Aufgabe  zu  theilen,  dass  der  Landmesser  Pläne  grossen  Maass- 
stabes in  1:1000—  1:2500  liefert,  die  er  auch  allmählich  mit  Hdhen- 
zahien  und  Horizontalcurven  zu  überziehen  lernt,  sodass  dem  militärischen 
Topographen  immer  mehr  nur  noch  die  Verkleinerung,  dann  die  zeichnerische 

1* 


4  Deutsche  Reichs-Geodäsie. 

und  künstlerische  Zasammenfassntag  übrig  bleibt  von  dem^  was  der  Land- 
messer im  grossen  Maassstabe  geliefert  hat. 

Oder  ist  es  etwas  wesentlich  Anderes  als  das  hier  gesagte,  wenn 
z.  B.  eine  Orossstadt  von  200000  Einwohnern  ihr  Pläne  in  1:500  mit 
Höhenkoten  und  Horizontalcnrven  bezogen  auf  N.  N.  nebst  anstossenden 
FeldmarkS'Plänen  dem  staatlichen  Militär-Topographen  übergiebt,  der 
daraas  eine  künstlerisch  schiene  Karte  in  1:25000  viel  weniger  mit  dem 
Messtische  im  Felde  als  mit  dem  Pantographen  und  mit  der  Zeichen- 
feder im  Zimmer  herstellt  ?  Vor  Jahren  hat  ein  hochgestellter  militärischer 
Geodät  geäussert:  Wenn  einmal  in  Preussen  alle  Flurkarten  nach  festen 
Coordinatensystemen  vermessen  sein  werden  (wie  damals  als  Neu- 
einrichtung in  Schleswig-Holstein),  so  wird  auch  die  Topogrophie  für 
die  Lagepläne  kaum  noch  etwas  anderes  zu  thun  vorfinden,  als  das 
Reduciren  auf  1 :  25  000. 

Nehmen  wir  also  an,  dass  es  die  Zukunft  der  militärischen  Topo- 
graphie allmählich  sein  wird,  die  von  dem  Feldmesser  gelieferten 
mit  Höhenzablen  und  Horizontalcnrven  bereits  versehenen  Flurkarten  zu 
sammeln,  zu  verkleinern  und  künstlerisch  auszugestalten,  dann  bleibt 
für  unser  Programm  eines  geodätischen  Reichsamtes  übrig: 

IL  Die  He  rstellung  einer  einheitlichen  Karte  des  Deutschen 
Reiches  in  1:2500  oder  1:5000 mit  Höhenzahlen  und  Horizontal- 
cnrven. 

III.  Vorarbeiten  fOr  Elsenbahn-,  Strassen-  und  Wasserbau. 

Seitdem  der  deutsche  Normalhorizont  festgelegt  und  alle  Behörden 
sich  gewöhnt  haben,  ihre  technischen  Nivellements  daran  anzuschliessen, 
bleibt  für  Ingenieur- Arbeiten  nur  noch  der  Wunsch  übrig,  gute  Karten 
genügend  grossen  Maasstabes  als  Unterlagen  zu  erhalten.  Nur  wer,  als 
Praktiker,  aus  einem  Lande  mit  gedruckten  Flurkarten  in  ein  Land  ohne 
solche  versetzt  wird,  kann  den  ungeheuren  Unterschied  in  der  Leich- 
tigkeit von  technischen  Vorarbeiten  in  beiden  Fällen  ermessen.  Bei 
jedem  auch  nur  ganz  vorläufigen  Strassen-,  Wasser-  etc.  Entwurf  schreibt 
der  würftembergische  Ingenieur  kurzer  Hand  an  das  Stuttgarter  Kataster- 
bureau, und  lässt  sich  die  nöthigen  Flurkarten  in  1:2500  in  beliebig 
vielen  Abdrücken,  zu  70  Pf.  das  Stück,  kommen,  und  hat  dann  in  den 
meisten  Fällen  nichts  weiter  nöthig,  als  einige  Nivellements  dazu  zu 
machen,  um  einen  ersten  Entwurf  seiner  Strasse  u.  s.  w.  zu  haben.  Wie 
ganz  anders  in  einem  Staate  ohne  gedruckte  Karten!  Sehen  wir  davon 
ab,  dass  es  oft  schon  schwer  ist,  nur  auszuforschen  wo  die  Flurkarten 
einer  Gemarkung  zu  haben  sind,  auf  Rathhäusern,  auf  der  Regierung 
u.  s.  w.,  es  folgt,  wenn  man  in  den  Besitz  der  Karten  gelangt  ist,  das 
Copiren,  Verkleinern,  Zusammenlegen  (häufig  ohne  Coordinatensystem), 
kurz  eine  mühselige  und  unerquickliche  Arbeit,  oft  gerade  wenn  alles 
am  meisten  drängt,  welche  sicher  in  dieser  Form  das  10 — 20  fache  von 


Deutsche  Reiclis-Geodäsie.  5 

dem  kostet  was  die  systematisch  schon  von  der  Eatasterbehörde  ein- 
zdeitende  ein  ftlr  allemal  angeordnete  Herstellung  von  Eatasterkarten- 
Auszfigen  in  1 :  2500  sammt  Autographirung  in  massiger  Auflage  gekostet 
haben  würde.  — 

Man  sagt,  alle  Flurkarten  in  1 :  2500  oder  1 :  5000  vom  ganzen 
Lande,  Städte  und  plattes  Land,  gedruckt  vorräthig  halten,  das  konnte 
zwar  ein  Land  wie  Württemberg  oder  höchstens  Bayern,  aber  ein 
Gross  Staat  kann  das  nicht.  — 

Wenn  man  aber  das  Geschäft  auf  die  einzelnen  Provinzen,  deren 
doch  jede  auch  nicht  grösser  ist  als  ein  mittelstaatliches  Königreich, 
vertheilt,  so  ist  nach  unserer  Ansicht  nicht  abzusehen,  warum  eine  so 
unendlich  nützliche  und  Kosten  sparende  Einrichtung  wie  die  Herstellung 
gedruckter  Flnrkarten  nicht  auch  in  Preussen  und  in  allen  anderen 
Staaten  möglich  sein  sollte.  — 

Die  theuere  Lithographie  wie  in  Bayern  und  Württemberg  mit  dem 
Ballast  der  aufzubewahrenden  lithographischen  Steine  würde  man  aller- 
dings jetzt  nicht  mehr  nachmachen,  indessen  seit  der  Erfindung  der 
Autographic  und  seit  der  unschätzbaren  Vervollkommnung  der  vielen  Zink- 
druck-, Lichtdruck-  etc.  Verfahren  wird  es  nicht  schwer  sein,  das  richtige 
Verfahren  auszuwählen. 

Die  gedruckten  Flurkarten  auch  vollends  mit  Höhenzahlcn .  und 
Horizontalcurven  zu  versehen,  ist  ein  Fortschritt,  den  bis  jetzt  von  allen 
Staaten  nur  Württemberg  gemacht  hat,  wo  das  statistische  Landesamt 
zur  Zeit  an  einer  solchen  Aufnahme  arbeitet.  Diese  Vervollkommnung 
wird  sich  die  künftige  Reichskarte  in  1:2500  nicht  entgehen  lassen. 

Also  nicht  bloss  als  Unterlage  fttr  die  Topographie  in  1 :  2500, 
sondern  als  selbstständiges  Unternehmen  für  die  Zwecke  der  Vorarbeiten 
zu  Eisenbahn-  Strassen-  und  Wasserbauten  empfehlen  wir  als  zweiten 
Theii  des  Programms  eines  deutschen  geodätischen  Reichsamtes  noch- 
mals: 

U.  und  IIL  Herstellung  einer  einheitlichenKarte  desDeutschen 
Reiches    in    1:2500    oder  1:5000  mitJSöhenzahlen    und 

Horizontalcurven. 

IV.  Vermarkungs-Gesetz. 

Was  nützt  die  genaueste  Stückvermessung,  wenn  die  Grenzen  der 
einzelnen  Grundstücke  nicht  sicher  und  dauernd  bestimmt  sind? 

Diese  Frage  ist  schon  so  lange  aufgeworfen,  als  überhaupt  ge- 
messen wird.  In  Bayern  zur  Zeit  des  Ueberganges  vom  Messtisch  zum 
Theodolit  war  es  ein  Hauptargument  der  Messtisch- Anhänger :  Solange 
nicht  eine  gute  Vermarkung  aller  Grundstücke  eingeführt  wird,  ist  die 
alte  Messtischaufnahme  noch  lange  gut  genug. 

Eine  werthvoUe  Abhandlung  über  die  Vermarkung  als  Grund- 
bedingung   der    dauernden   Brauchbarkeit   grösserer  Vermessungswerke, 


6  Deutsche  Reichs-Geodäsie. 

vom  Oberlandmesser  Hüs  er  in  der  Zeitschr.  f.  Verm.  1894,  S.  545 — 557, 
sagt  auf  S.  546:  fast  alle  älteren  Vermessnngswerke  leiden  an  dem 
Mangel  der  nOthigen  Anhaltspunkte  durch  Vermarkung^  und  weiter: 
„Eine  radicale  Abhülfe  würde  nur  durch  ein  Gesetz  zu  erzielen  sein^ 
welches  sämmtliche  Grundeigenthümer  zur  Vermarkung  der  Grenzen 
ihrer  Grundstücke  zwingt.  Hierzu  hat  sich  aber  meines  Wissens  noch 
kein  deutscher  Staat  entschlossen.^  Was  die  letzte  Bemerkung  betrifft, 
so  glauben  wir  dieselbe  widerlegen  zu  kOnnen  durch  den  Hinweis  auf 
das  badische  „Gesetz  die  Sicherung  der  Gemarkungs-Gewannen-  und 
Eigenthums-Grenzen  sowie  der  Dreieckspunkte  des  der  Vermessung  des 
Grossherzogthums  zu  Grunde  liegenden  Dreiecksnetzes  betreffend^  in 
Nr.  XXI  des  Gr.  badischen  Regierungsblattes .  vom  5.  Mai  1854  (ab- 
gedruckt in  Zeitschr.  f.  Verm.  1887,  S.  400—404).  Von  dem  Fürsten- 
thum  Waldeck  berichtet  Hüs  er  (Zeitschr.  f.  Verm.  1894,  S.  551),  dass 
sämmtliche  Grenzen  versteint  werden.  Auch  das  Herzogthum  Coburg  hat 
ein  Vermarkungsgesetz  (Zeitschr.  f.  Verm.  1882,  S.  534),  sowie  das 
Herzogthum  Sachsen-Meiningen  (Zeitschr.  f.  Verm.  1883,  S.  58).  In 
Preussen  ist  etwas  ähnliches  noch  lange  nicht  erreicht. 

Der  Deutsche  Geometer- Verein  hat  schon  seit  Jahren  seine  Stimme 
erhoben,  um  in  dieser  Hinsicht  etwas  zu  erreichen,  es  ist  hierzu  namentlich 
zu  berichten,  eine  „Denkschrift  des  Rheinisch- Westfälischen  Geometer- 
Vereins:  die  Sicherung  des  Grundeigenthums  durch  allgemeine  Vermarkung 
und  beweiskräftige  Grundkarten,  berathen  und  angenommen  in  der 
7.  Hauptversammlung  (1878)  des  Deutschen  Geometer-Vereins  und  er- 
weitert durch  dessen  Vorstandschaft." 

Eine  ungemein  gründliche  Untersuchung  hat  die  französische 
Eatasterbehörde  über  den  Stand  der  Vermarkungen  angestellt:  „Enquete 
sur  le  bornage  des  propri^t^s.  Rapport  pr^sent^  au  nom  du  comit^ 
d'enqu^te  par  M.  Ch.  L  allem  and.  Paris  1893."  (Zeitschr.  f.  Verm. 
1894,  S.  652—656). 

Zur  Behandlung  der  im  Eatasterwesen  auftretenden  Rechtsfragen 
gibt  „das  Grundbuch  im  Entwürfe  eines  bürgerlichen  Gesetzbuches  für 
das  deutsche  Reich,  von  Carl  Steppes,  Steuerrath  und  Eataster- 
inspektor  in  München  (Sonderabdruck  aus  der  Zeitschr.  f.  Verm.  1892), 
Stuttgart,    Wittwer    1892"  einen  wichtigen  Beitrag. 

Gerade  jetzt,  da  ein  einheitliches  Sachenrecht  geschaffen  wird^ 
würde  es  eine  schöne  Aufgabe  sein,  für  den  praktischen  Vollzug  der 
Eigenthums-Messungen  und  namentlich  für  die  Anlage  und  Erneuerung 
der  Grundkarten  einheitliche  Normen  (in  rechtlichen  Dingen)  zu  schaffen. 

Dieses  führt  uns  über  zu  der  Form,  in  welcher  allein  die  Vermarkungs- 
frage    als    Theil    eines   geodätischen   Programmes   für    absehbare    Zeit 
aufgestellt  werden  kann: 
V.  Einsetzung  einer  Commission  zur  Vorberathung  eines 

Vermarkungsgesetzes. 


Reinhertz.    Die  Ergebnisse  der  Messung  der  Bonner  Basis  etc.  7 

Ob  durch  die  Veröffentlichung  dier  vorstehenden  Gedanken  von 
Zukunftsplänen  für  ein  deutsches  geodätisches  Reichsamt  ein  Nutzen 
entstehen  wird,  oder  ob  unberufene  Projectmachung  ungünstige  Rück- 
wirkung haben  wird  —  wir  wissen  es  nicht.  —  Aber  am  Anfang  des 
Jahres,  welches  wahrscheinlich  eine  geodätische  Gentralbehörde  des 
Deutschen  Reiches  für  höhere  Geodäsie  entstehen  sehen  wird,  auch  die 
Postulate  der  niederen  Geodäsie,  die  Wünsche  und  Hoffnungen  des 
deutschen  „Landmessers^  kund  zu  geben,  das  schien  uns  dem  Organe 
des  Deutschen  Geometer- Vereins  nicht  verwehrt  zu  sein. 

In  der  Zwischenzeit  bis  zur  nächsten  Hauptversammlung  im  August  d.  J.  in 
Dresden  wird  sich  wohl  Gelegenheit  finden,  weitere  Stimmen  über  diesen 
Gegenstand  zu  vernehmen. 


Die   Ergebnisse  der  Messung   der  Bonner  Basis  mit 

Messlatten  und  Messband."^) 

Die  Frage  nach  der  Fortpflanzung  der  Fehler  bei  Längenmessungen 
ist  in  Folge  der  Schwierigkeit,  die  beobachteten  Gesammtfehler  in  die  aus 
verschiedenen  Ursachen  entstehenden  Einzelfehler  zu  zerlegen^  zu  einer 
Streitfrage  geworden,  welche  schon  manche  Wandlung  durchgemacht  hat.**) 

Der  heutige  Standpunkt  dieser  Frage  ist  kurz  der  folgende: 
Die  verschiedenen  zur  Zeit  gültigen  d.  h.  neueren  amtlichen  Formeln 
für  die  Fehlergrenzen  bei  Längenmessungen,  welche  wir  wohl  als  den 
allgemein  gültigsten  Ausdruck  der  heutigen  Anschauungen  ansehen 
dürfen,  berücksichtigen  verschiedene  Fehlerarten,  aber  die  Gestalt  der 
Gleichungen,  durch  welche  diese  amtlichen  Formeln  beobachtete  oder 
erwartete  Fehlergrössen  darstellen,  ist  eine  verschiedenartige.  Man  ver- 
gleiche z.  B.  die  preussischen, '  wÜFttembergischen,  elsass-lothringischen 
Formeln  mit  Ausdrücken  von  der  Form  Va^s^  -^-h^  s  und  as-^-b  Ys^ 
Daneben  steht  die  Ansicht  derjenigen  Kreise  von  Fachgenossen,  welche 
unabhängig  oder  unbeeinflusst  von  jenen  amtlichen  Formeln  sind.  Diese, 
sagen  wir,  privaten  Ansichten  lassen  sich  kurz  so  ausdrücken:  Für 
genaue  Messungen  nimmt  man  die  Gültigkeit  des  sogenannten  „Quadrat- 
wurzelgesetzes" in  Anspruch,  man  legt  es  wenigstens  ohne  Anstand 
Fehler-  und  Genauigkeitsberechnungen  zu  Grunde,  daneben  lässt  man 
aber  für  die  Messungen  der  täglichen  Praxis  den  Glauben  an  ein  lineares 
Wachsen  des  Fehlers  mit  der  Entfernung,  unter  der  Annahme,  dass  diese 
Auffassung,  welche  früher  die  herrschende  war,  für  weniger  genaue 
Messungen   schliesslich   auch   genügen  könne,    stillschweigend   bestehen; 


*)Der  nachfolgende  Bericht  gibt  den  Inhalt  des  auf  der  19.  Hauptversammlung 
in  Bonn  gehaltenen  Vortrages  unter  Hinzufdgung  des  Zahlenmaterials. 

^^)  Die  einschlägige  Literatur  findet  sich  zusammengestellt  in  Jordan, 
Handbuch  der  Vermessungskunde.  Bd.  II,  4.  Aufl.  1893,  §  23,  und  Lorber, 
Genauigkeit  der  Längenmessungen  S.  22—23. 


S  Reinhertz.    Die  Ergebnisse  der  Messung  der  Bonner 

and  ich  glaube  nicht  fehl  zu  gehen,  wenn  ich  annehme,  dass  der 
Praktiker,  welcher  täglich  sein  Messinstrument  gebraucht  und  kennt^ 
nicht  nur  aus  Tradition  jenem  Qlauben  treu  bleibt,  sondern  auch  diese 
Beziehung  aus  eigener  Anschauung  noch  immer  für  die  richtige  hält, 
und  wenn  er  auch  das  „Quadratwurzelgesetz''  theoretisch  nicht  be- 
seitigen kann,  so  setzt  er  ihm  doch  einen  gewissen,  passiven  Wider- 
spruch entgegen. 

Bei  dieser  Lage  der  für  die  Landmessung  zweifellos  wichtigen 
Frage,  wird  ein  Bericht  über  die  Ergebnisse  einer  Untersuchung,  über 
das  bei  der  Messung  der  Bonner  Basis  mit  Messlatten  und  Messband 
gewonnene  Material,  einiges  allgemeine  Interesse  haben. 

L    Die  Messung. 

Im  Jahre  1892  wurde  die  Bonner  Basis  seitens  der  Preussischen Landes- 
aufnahme mit  dem  BesseTschen  und  des  Preussischen  Geodätischen 
Instituts  mit  dem  Brunn  er' sehen  Basisapparate  gemessen.  Die  in  Ab- 
ständen von  rund  156  m  (entsprechend  lO^Lagen  des  BessePschen  Apparates) 
angeordneten  Zwischenfestlegungen  boten  eine  günstige  Gelegenheit  eine 
Reihe  von  Bestimmungen  für  die  Fehlerfortpflanzung  bei  Längenmessung 
mit  Messlatten  und  Messband  zu  erlangen.  Diese  Gelegenheit  wurde 
seitens  der  geodätischen  Abtheilung  unserer  Akademie  benutzt.  Die 
Messungen  wurden  ausgeführt  von  drei  zur  Zeit  als  Assistenten  an  der 
Akademie  fungirenden  Landmessern,  während  die  Leitung  der  Arbeit 
vom  Berichterstatter  übernommen  wurde.  Die  für  die  Messung  zur  Ver- 
fügung stehende  Zeit  beschränkte  sich  leider  auf  wenige  Tage  am  Schlüsse 
der  Basismessung  durch  das  Preussische  Geodätische  Institut,  da  unmittelbar 
nach  Abschluss  dieser  Messung  die  Zwischenfestlegungen  entfernt  werden 
mussten,  um  die  im  Ackerlande  liegende  Messbahn,  welche  für  die  Dauer 
der  Basismessungen  gepachtet  worden  war,  den  Besitzern  wieder  zur 
Bestellung  zurückgeben  zu  können. 

Dieser  Umstand  war  für  die  Anordnung  der  zu  unternehmeüden 
Messungen  von  grösster  Bedeutung;  er  bedingte,  dass  der  ursprüngliche 
Plan,  „mit  möglichst  verschiedenen  Messinstrumenten  möglichst  umfassende 
und  verschiedenartige  Messungen  vorzunehmen^,  aufgegeben,  und  die 
Untersuchung  auf  wenige  Instrumente  und  ein  Verfahren  beschränkt 
werden  musste.  Ich  entschied  mich  unter  diesen  Umständen  für  das 
bei  Längenmessungen  im  Felde  zur  Zeit  übliche  Verfahren:  Ausrichten 
der  Linien  mit  Fluchtstäben  (also  nicht  Messung  längs  gespannter 
Schnur),  Handhabung  der  Latten  und  des  Bandes  in  der  dabei  ge- 
bräuchlichen Art,  und  wählte  drei  verschiedene  Instrumente,  nämlich 
ein  Paar  4  m-,  und  1  Paar  5  m-Messlatten  und  ein  20  m  Stahl -Messband. 
Die  Latten  haben  glatte  Endflächen,  breiten  ovalen  Querschnitt  und 
dm-Theilung;  das  Messband  hat  drehbare  Endringe,  einfache  hölzerne 
Ziehstäbe   zur  Bezeichnung  des  Endmaasses  und  ebenfalls  dm-Theilung. 


Basis  mit  Messlatten  und  Messband.  9 

Es  mass  hier  bemerkt  werden,  dass,  da  es  nicht  mOglich  war  mit 
denselben  Instramenten  verschiedene  Messungsverfahren,  und  für  dieselben 
Verfahren  verschiedene  Instrumente  anzuwenden,  mit  Absicht  das  ein- 
fache Verfahren  und  die  einfachen  Instrumente  gewählt  wurden,  wie  sie 
zur  Zeit  bei  Messungen  im  Felde  noch  allgemein  üblich  sind,  um  den  Ergeb- 
nissen den  Charakter  derjenigen  von  Feldmessungen  zu  geben  und  ihnen 
damit  neben  ihrem  theoretische];!  Zweck  auch  einige  praktische  Be- 
deutung zu  sichern. 

.  Die  Bonner  Basis  liegt  im  Norden  von  Bonn  in  der  Nähe  der 
Kölner  Chaussee  in  ebenem  Ackerlande;  das  Gelände  Wlt  in  der  Basis- 
Richtung  nach  Norden  hin  um  durchschnittlich  7  dm  pro  km.  Da  auf  dem 
nördlichen  Theile  der  Basis  der  Brunner 'sehe  Apparat  noch  inThätigkeit 
war,  wurden  die  Messungen  auf  die  9  südlichen  Festlegungsstrecken 
von  Nr.  7   bis  Nr.    16  in  einer  Oesammtlänge  von  1405  m  beschränkt. 

Die  im  Ackerlande  freigelegte  Messbahn  hatte  zur  Zeit  der  Messung 
etwa  die  Beschaffenheit  eines  natürlichen  Feldweges  in  ebenem  Gelände 
mit  nur  wenigen  holperigen  Stellen.  Die  Beurtheilung  des  Bodens  in 
Bezug  auf  seine  Günstigkeit  für  die  übliche  Messungsmethode  mit  Latten 
wird  demnach  lauten  müssen:  Verhältnisse  günstig,  ohne  aber  das 
durchaus  Beste  zu  bieten  wie  z.  B.  ein  gebesserter  Weg,  eine  Chaussee 
oder  städtische  Strasse.  Die  Latten  konnten  auf  den  Boden  gelegt  werden, 
nur  hier  und  da  musste  an  wenigen  holperigen  Stellen  mit  geringer 
Hebung  gestaffelt  werden.  Für  die  Stahlbandmessung  war  die  Bahn 
als  durchaus  günstig  zu  bezeichnen. 

Latten  und  Band  wurden  von  Arbeitern  geführt,  welche  einige 
Male  bei  den  geodätiBchen  Uebungen  geholfen  hatten,  die  demnach  zwar 
nicht  ganz  unerfahren,  aber  auch  nichts  weniger  als  geübte  Lattenlegor 
waren.  Die  Linie  wurde  mit  Fluchtstäben  in  Abständen  von  40— 50  m 
ausgerichtet.  Die  drei  die  Messung  ausführenden  Landmesser  über- 
wachten die  einzelnen  Handhabungen  der  Gehülfen,  achteten  auf  sorg- 
fältige Ausführung  und  notirten  die  Ablesungen  an  den  Festpunkten. 
Diese  wurden  gebildet  durch  die  feinen  lothrechten  Bohrlöcher  der  Fest- 
legungsbolzen der  Landesaufnahme.  (Diese  Bolzen  sind  abgebildet  in 
dem  Berichte  über  die  Göttinger  Basismessung  Zeitschr.  f.  Verm.  1880, 
lithogr.  Tafel  III,  Fig.  7).  Die  1  m  unter  der  Bodenfläche  versenkten 
Hauptfestlegungen  Nr.  16  und  Nr.  9  (Südende  und  Basismitte)  wurden 
auf  eine  im  Boden  befestigte  Bohle  heraufgelothet  und  durch  einen 
Messerschnitt  darauf  bezeichnet. 

Die  Ablesungen  an  den  etwa  2  dm  unter  der  Erdoberfläche  ver- 
senkten Festpunkten  geschahen  durch  Herauflothen  mit  dem  Schnurlothe, 
wobei  auf  die  dm-Theilung  der  Messinstrumente  ein  kleiuer  Taschen- 
maassstab gelegt  wurde,  so  dass  die  Maasse  bis  auf  cm-Bruchtheile 
entnommen  werden  konnten.  Diese  Art  der  Ablesung  ist  also  der 
einzige  Unterschied  gegen  die  sonst  im  Felde  übliche  Messungs-Methode. 


10 


Reiuhertz.    Die  Ergebnisse  der  Messung  der  Bonner 


Ich  bemerke  dazu,  dass  diese  Abiesungsart  natürlich  auf  die  fort- 
laufende Messung  ohne  jeden  Einfluss^  aber  fttr  die  Ververthung  unseres 
Materials  von  ganz  besonderer  Bedeutung  ist.  (Vcrgl.  hierzu  Seite  46.) 
Die  Messungen  wurden  ausgeführt  an  drei  sehr  heissen  Tagen  des 
August  1892  und  wurden  unter  die  drei  Landmesser^  welche  für  die 
ganze  Dauer  der  Arbeit  dieselben  Oehttlfen  behielten^  so  vertheilt,  dass 
jeder  die  ganze  1405  m  betragende  Strecke  je  4  mal  mit  jedem  der 
drei  Instrumente  abwechselnd  durchlaufend  maass,  und  zwar  je  2  mal 
hin  und  her,  so  dass  also  die  Strecke  im  Oanzen  mit  jedem  Instrument 
12  mal  durchlaufend,  und  zwar  je  6 mal  hin  und  her  gemessen  wurde, 
und  jedesmal  sämmtliche  9  Zwischenfestlegungen  in  der  angegebenen 
Art  notirt  wurden.  Der  Berichterstatter  leitete  die  Arbeit,  vermittelte 
die  planmässig  vorgesehene  Abwechslung  der  Messinstrumente,  nahm  die 
Ergebnisse  in  Empfang,  bestimmte  Luft- und  Messband-Temperatnren,  und 
ftlhrte  die  Maassvergleichungen  aas.  Diese  wurden  vorgenommen  auf  dem 
Comparator  der  Landwirthschaftlichen  Akademie,  welcher  für  die  Prüfung 
von  Latten  mit  den  üblichen  Endscbueiden  zur  Benutzung  des  Messkeiles, 
fär  die  Prüfung  von  Bändern  mit  cylindrischen  Bolzen  zum  Umlegen 
der  Endringe  ausgerüstet  ist.  Zur  Maassbestimmnng  wurde  benutzt  ein  Paar 
stählerne  Meter-Normale  mit  Endschneiden  von  Bamberg,  zur  Temperatur- 
bestimm ung  ein  in  ^Jiq^  getheiltes  Präcisions-Thermometer  von  Fuess. 
Die  vor,  während  und  nach  der  Basismessung  ausgeführten  Vergleichungen 
ergaben  für  die  Latten  Werthe,  welche  innerhalb  i/|q  mm  übereinstimmten, 
wie  z  B.  aus  den  Eeilnnterschieden  für  die  5  m  Latten  aus  nebenstehendem 

schwarze  Täfelchen  ersichtlich  ist.  Aus  diesem 
Grunde  und  mit  Rücksicht  auf  die  Beständig- 
keit der  Witterung  wurden  die  Messinstru- 
mente für  die  Dauer  der  Messung  als 
constant  betrachtet,  der  Maasswerth  aus 
allen  Vergleichungen  für  die  Mittel- 
temperatur -f  28^  bestimmt,damit  sämmtliche 
Ablesungen  in  Normalmaass  umgewandelt  und  auf  0^  reduzirt.  (Dabei 
war  die  mittlere  Temperatur  der  Maassvergleichungen  +  27,4^  und  der 
Messungen  -j-  29,0^.)  Der  mittlere  Fehler  der  Maassvergleichung  ergab 
sich  für  die  Latten  zu  db  0,04  und  db  0,05  mm,  und  für  das 
Messband  zu  ±  0,4  mm  unter  Anwendung  gleichmässiger  mittlerer 
Spannung.  Der  Theilungsfehler  von  Latten  und  Band  wird  später  im 
Zusammenhang  mit  dem  Ablesefehler  Erwähnung  finden. 

2.    Die  Ergebnisse  der  Messung. 

In  den  nachfolgenden  Tabellen  1,  2  und  3  sind  die  in  der  an- 
gegebenen Weise  erhaltenen,  in  Normalmaass  umgewandelten  und  auf 
0^  reduzirten  Messungsergebnisse  für  die  5  m- Latte,  4  m-Latte,  und 
das  20  m-Band  zusammengestellt.      Der   obere  Theil   der  Tabellen   ent- 


rothe 

schwarze 

Latte 

Latte 

vor 

8,11  mm 

8,69  mm 

während 

8,«0 

8,78 

nach 

8,13 

8,79 

der 

Messung 

Basis  mit  Messlatten  xt&d  Messband. 


11 


hält  die  Messangen  mit  dem  Anfangspunkt:  Basis-Süd  Festlegung  Nr.  16, 
der  untere  THeil^  die  in  entgegengesetzter  Richtung  gemessenen  Strecken, 
mit  dem  Anfangspunkt:  Festlegung  Nr.  7.  Die  vollen  Meterzahlen  sind 
im  Kopf  der  Tabellen  angegeben^  darunter  die  reduzirten  Ablesungen. 
Bei  Hinzulegung  der  Reductionen  sind  der  Oleichmässigkeit  halber  auch 
für  das  20  m-Band  Millimeter  eingeführt  worden^  obwohl  die  Ab- 
lesungen nur  bis  auf  (vergl.  auch  Seite  48)  Centimeter  erfolgt  waren. 
Die  Messungen  sind  geordnet  nach  den  drei  Beobachtern  A,  B  und  C,  d.  h'. 
also  den  drei  Landmessern,  und  den  ihnen  für  die  die  ganze  Dauer  der 
Arbeit  zugewiesenen  Oehülfen  (vergl.  Seite  9).  Unter  jeder  Abtheilnng 
der  Tabellen  sind  zunächst  für  jede  Festlegung  die  arithmetischen  Mittel  der 

Tabelle  1. 

5  m -Latte. 


Anfang: 
Basis  Süd 

Nr.  16 


Ablesung  bei  Festlegung 


Nr.  15      14 


13 


12 


11 


10 


8 


Durchmessene 
Länge : 


156  m 

+ 


312  m 

+ 


468  m 

+ 


624  m 

+ 


780  m 

+ 


936  m 

+ 


1092  m 

+ 


1248m 

+ 


1404  m 

+ 


Beobachter 
A 
A 
B 
B 
C 
C 


mm 

464 
464 
464 
466 
461 
459 


mm 

540 
531 
532 
537 
517 
522 


mm 

510 
496 
506 
511 
476 
486 


mm 

635 
629 
628 
637 
585 
610 


mm 

765 
758 
765 
776 
708 
738 


mm 

802 
792 
802 
807 
732 
767 


mm 

968 
958 
975 
975 
900 
940 


mm 

961 
936 
953 
955 
865 
910 


mm 

1038 
1028 
1043 
1043 
948 
988 


arithm.  Mittel 

463 

530 

498 

621 

752 

784 

953 

Brunner  IE. 

459 

530 

500 

621 

757 

791 

958 

Bessel 

457 

525 

492 

610 

743 

774 

938 

930 
931 
909 


1015 

1018 

993 


Anfang: 



Ablesung 

bei  Festleg 

ung 

Stdp. 

Nr.  7 

Nr.  8 

9 

10 

11 

12 

13 

14 

15 

16 

Gemessene 

156  m 

312  m 

468  m 

624  m 

780  m 

936  m 

1092  m 

1248  m 

1404  m 

Länge: 

-|- 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

I 

-1- 

+ 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

Beobachter 

A 

088 

055 

236 

251 

377 

492 

455 

523 

981 

A 

081 

065 

229 

253 

381 

508 

477 

545 

»1016 

B 

087 

060 

231 

263 

391 

507 

478 

552 

1010 

B 

084 

062 

233 

262 

390 

520 

492 

558 

1016 

C 

074 

042 

206 

235 

353 

472 

435 

500 

953 

C 

084 

057 

221 

250 

373 

497 

470 

510 

978 

arithm.  Mittel 

083 

057 

226 

252 

377 

499 

468 

531 

992 

Brunner  IE. 

087 

061 

228 

261 

397 

519 

488 

559 

1018 

Bessel 

084 

055 

219 

250 

383 

502 

468 

536 

993 

Reinhertz.    Die  Ergebnisse  der  Messung  der  Bonner 

Tabelle  2. 

4  m-Latte. 


Anfang: 
Basis  Süd 

Nr.  16 

Nr.  15 

14 

Ablesung 
13  1  12 

bei  F 
11 

estlegung 
10    9 

8 

7 

durchmessene 

156  m 

312  m 

468  m 

624  m 

780  m 

936  m 

1092m 

1248  m 

1404  m 

Länge: 

+ 

+ 

-l- 

+ 

+ 

-l- 

+ 

+ 

+ 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

Beobachter 

A 

458 

520 

484 

591 

706 

733 

885 

848 

926 

A 

455 

506 

462 

571 

682 

706 

855 

821 

886 

B 

464 

530 

497 

621 

745 

779 

940 

912 

998 

B 

464 

533 

502 

623 

755 

789 

958 

942 

1031 

C 

459 

518 

487 

596 

725 

744 

903 

872 

951 

C 

454 

513 

477 

596 

720 

744 

908 

882 

966 

arithm.  Mittel 

459 

520 

485 

600 

722 

749 

908 

880 

960 

Bmnner  I E. 

459 

530 

500 

621 

757 

791 

958 

931 

1018 

Bessel 

457 

525 

492 

610 

743 

774 

938 

909 

993 

Anfang : 

Abb 

9sung 

bei  F 

estleg 

•ung 

Sttdp. 

Nr.  7 

Nr.  8 

9 

10 

11 

12 

13 

14 

15 

16 

gemessene 

156  m 

312  m 

468  m 

624  m 

780  m 

936  m 

1092  m 

1248  m 

1404m 

Länge: 

+ 

+ 

— 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

Beobachter 

A 

064 

031 

176 

195 

314 

417 

376 

424 

861 

A 

054 

028 

185 

206 

331 

432 

385 

439 

898 

B 

089 

060 

232 

261 

387 

519 

488 

557 

1021 

B 

089 

070 

237 

264 

392 

516 

483 

547 

1021 

C 

074 

043 

202 

226 

350 

464 

428 

492 

946 

C 

074 

043 

202 

231 

350 

469 

428 

492 

946 

arithm.  Mittel 

074 

046 

206 

231 

354 

470 

431 

492 

949 

Brunner  IE. 

087 

061 

atcto 

261 

397 

519 

488 

559 

1018 

Bessel 

084 

055 

219 

250 

383 

502 

468 

536 

993 

darin  enthaltenen  6  Messungen  nachgewiesen  und  sodann  die  ent- 
sprechenden Werthe  der  Basismessung  für  den  Brunner^schen  und  Bessel- 
schen  Apparat.  Die  Ergebnisse  der  Messungen  der  Bonner  Basis 
(vergL  Zeitschr.  f.  Verm.  1893,  S.  1)  wurden  von  dem  Director  des 
Egl.  Geodätischen  Institutes  Herrn  Geheimrath  Professor  Dr.  Helm  er t 
für  die  vorliegende  üntersuchnng  bereitwilligst  zur  Verfügung  gestellt, 
wofür  auch  an  dieser  Stelle  der  gebührende  Dank  ausgesprochen  sei. 
Aus  den  Werthen  der  Basisapparate  für  die  einzelnen  Festlegungs- 
strecken wurden  die  fortlaufenden  Entfernungen  gebildet,  und  diese,  auf 
Millimeter   abgerundet,  der  Vergleichung   zu  Grunde    gelegt.     Dazu  ist 


Basis  mit  Hesslatten  nnd  Hessband. 
Tabelle  3. 

20  m  -  Band. 


13 


Anfang: 
Basis  Süd 

Ablesung 

beiF( 

9stleg 

ung 

Nr.  16 

Nr.  15 

14 

13 

12 

11 

10 

9 

8 

7 

dorchmessene 

156  m 

312  m 

468  m 

624  m 

780  m 

936  m 

1092  m 

1248m 

1404  m 

Länge: 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

Beobachter 

A 

526 

582 

508 

633 

799 

905 

1091 

1147 

1313 

A 

466 

542 

538 

693 

849 

915 

1091 

1097 

1253 

B 

526 

652 

658 

803 

899 

945 

1101 

1087 

1153 

B 

456 

522 

468 

583 

719 

765 

931 

947 

1023 

C 

466 

532 

498 

643 

779 

855 

1101 

1127 

1293 

C 

446 

492 

418 

543 

789 

835 

1031 

947 

1013 

arithm.  Mittel 

479 

554 

515 

650 

806 

870 

1058 

1059 

1175 

Branner  IE. 

459 

530 

600 

621 

757 

791 

958 

931 

1018 

Bessel 

457 

525 

492 

610 

743 

774 

938 

909 

993 

Anfang: 

Ablesung 

bei  F 

estlegung 

Bftdp. 

Nr.  7 

Nr.  8 

9 

10 

11 

12 

13 

14 

15 

16 

gemessene 

156  m 

311m 

468  m 

624m 

780  m 

936  m 

1092  m 

1248  m 

1404  m 

Länge: 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

Beobachter 

A 

116 

1192 

398 

493 

679 

825 

801 

927 

1413 

A 

156 

1182 

378 

463 

629 

815 

801 

917 

1433 

B 

016 

0992 

108 

103 

219 

345 

281 

327 

763 

B 

106 

1112 

298 

363 

499 

615 

601 

687 

1163 

C 

156 

1192 

398 

453 

629 

805 

811 

927 

1403 

e 

076 

1012 

138 

223 

399 

565 

591 

677 

1103 

arithm.  Mittel 

104 

1114 

286 

350 

509 

662 

648 

744 

1213 

Biiinner  IE. 

087 

1061 

228 

261 

397 

519 

488 

559 

1018 

Bessel 

084 

1055 

219 

250 

383 

502 

468 

536 

993 

noch  zu  bemerken^  dass  zwischen  den  Ergebnissen  der  beiden  Basis- 
apparate ein  fortschreitender  Unterschied  besteht,  welcher  eine  zweite 
Maassvergleichnng  des  Brunner^schen  Apparates  veranlasste  und  Ge- 
genstand besonderer  Untersuchungen  des  Geodätischen  Instituts  in  Pots- 
dam ist.  Da  die  Berechnungen  der  Basisstrecken  auf  Grund  der  beiden 
Maassbestimmungen  für  den  Brunn  er 'sehen  Apparat  Ergebnisse  liefern^ 
welche  nur  einen  Unterschied  von  einigen  Zehnteln  des  Millimeters 
zeigen,  so  ist  nur  eine  dieser  beiden  Berechnungen  und  zwar  die  der 
ersten  Etalonnirnng  unter  dem  Zeichen  „Brunner  I.  E.^,  eingeführt 
worden. 


14  Jordan.    Tachymeter  mit  Gelluloid-Höhenbogen. 

Die  zur  Vergleichung  kommenden  Messnngsergebnisse^  sämmtlich 
auf  den  Messhorizont  bezogen,  sind  demnach: 

1.  Die  Messungen  mit  den  beiden  Lattenpaaren  and  dem  Messband 
ansgedrttckt  im  Werthe  der  benutzten  Bamberg^schen  Normal- 
stäbe bei  0<^  0. 

2.  Die  Ergebnisse  des  Brunn  er 'sehen  Basisapparates  ausgedrückt 
im  Werthe  der  ersten  Etalonnirnng  und  internationalen  Maass. 
(Brunner  I.  E.) 

3.  Die  Ergebnisse  des  Besserschen  Basisapparates  ausgedrückt  im 
alten  Maasssystem  der  Landesaufnahme  (Bessel). 

(Fortsetzung  folgt.) . 

Tachymeter  mit  Celluloid -Höhenbogen. 

Das  Bedürfniss  rascher  Ablesung  des  Höhen  winkeis  beim  Tacby- 
metriren  hat  uns  nach  mannigfachen  Ueberlegungen  zu  der  Anwendung 
eines  grossen  Höhenbogens  aus  Celluloid  mit  einfacher  Strichtheilung 
(ohne  Nonius)  geführt^  wie  aus  den  beiden  nachfolgenden  Zeichnungen 
Fig.  1  und  Fig.  2  zu  ersehen  ist,  von  denen  die  erste  einen  Ereis- 
tachymeter  mit  gewöhnlichem  Höhenkreis  und  mit  einem  Celluloidbogen 
und  deren  zweite  einen  Schiebetachy meter,  der  zugleich  einen  gewöhnlichen 
Höhenkreis  und  einen  solchen   Celluloid  -  Höhenbogen  besitzt,    vorstellt. 

Der  Ereistachymeter  Fig.  1  hat  ungefähr  dieselbe  Construction 
wie  das  in  unserem  Handbuch  der  Venn.  4.  Aufl.,  II  Band,  1893, 
S.  607  ausführlicher  behandelte  Instrument.  Gewöhnliches  Theodolit- 
untergestell A  mit  drehbarem  Limbus  £,  Dosenlibelle  D  und  Höhen- 
kreis G  mit  besonderer  Einstell -Libelle  L,  dazu  2  Nonien  N.  Das 
Fernrohr  F  hat  nicht  bloss  einen  Ocular  -  Auszug,  sondern  auch  einen 
Objectiv- Auszug,  und  zwar  zu  dem  Zwecke,  das  Objectiv-Ende  so 
weit  zu  verkürzen,  dass  mau  damit  das  Fernrohr  ohne  Ausheben  aus 
den  Lagern  durchschlagen  kann.  Es  könnte  dieses  durch  einen  Objectiv- 
Auszug  theuer  erkauft  scheinen,  denn  ein  solcher  Auszug  bringt  jeden- 
falls Schwankungen  der  Zielachse  mit  sich,  welche  einer  genauen 
Winkelmessung  in  horizontalem  und  verticalem  Sinn  nicht  nützlich  sind, 
aber  das  Durchschlagen  mit  Ausheben  des  Fernrohrs  aus  seinen  Lagern 
hat  wegen  der  vielen  dabei  in  Mitleidenschaft  gezogenen  Federn,  Klammem 
und  Hindernissen  mancher  Art  so  viel  Missliches,  namentlich  bei  Messungen 
von  Studirenden,  welche  nicht  dauernd  dasselbe  Instrument  in  der 
Hand  haben  und  immer  wieder  von  neuem  auf  die  kleinen  Hindemisse 
aufmerksam  gemacht  werden  müssen,  dass  wir  den  Objectiv- Auszug 
nützlich  gefunden  haben.  Uebrigens  kommt  beim  Tachymetriren  selbst 
Durchschlagen  gar  nicht  vor,  sondern  nur  wenn  mit  dem  Instmmente 
Triaugulirnngswinkel  oder  Polygonwinkel  u.  dgl.  gemessen  werden, 
oder  wenn  der  Indexfehler  am  Höhenkreise  bestimmt  werden  soll. 


Jordan.    Tachymeter  mit  Celluloid-Hobenbogeti.  15 

Der  regalilre  HQhenkreie  G  mit  den  Nonien  N  nnd  der  besonderen 
Einstell-Libelle  L  wird  gebraucht,  venn  es  sich  nm  trigonometriBohe 
HtthenmesBang  mit  trigonometrisober  Entfemnng  bandelt,  also  zwischen 
2  trigonometrischen  Funkten  deren  Entfernung  aus  den  Coordinaten 
abgeleitet  wird,  überhaupt  für  alle  genaueren  Zwecke  e.  B.  auch 
Tachymetrie  aaf  ansnahmsweiBe  grosse  Entfernungen  von  300m  u.  s.  w., 
dagegen   für    die  gewöhnliche   Tachymetrie    deren  Entfernungen   unter 

Fig.  1. 

Kmistachymeter  mit  Celluloid- Hohe sbogen.  Haassetab  etwa  1:4. 


200m  sind,  dient  nur  der  besondereHöbenbogenZTmit  dem  Zeiger  £*. 

Einen  solchen  Bogen  H  aas  Elfenbein  herzustellen,  wie  bei  den 
Harine-Sextanten,  war  beabüchtigt,  war  aber  thener,  nnd  für  ersten 
Versach  schlug  Herr  Mechaniker  Raudhagen  in  Hannover,  welcher 
diese  Instrnmrate  für  uns  hergestellt  hat,  das  billige  nnd  bequeme 
Celluloid  vor,  welches  von  den  Rechenschiebern  bekannt  ist. 

Der  Bogen  HS  hat  einen  Theilhalbmesser  von  135  mm,  es  ist 
also  10=135:57,3  = 


16  Jordan.    Tachymeter  mit  Cellnloid-HOhenbogen. 

Theilnngseinlieit  ist  0,4  mm  und  daron  sollen  noeh  Zehntel  geschätzt 
werden,  am  einzelne  Minuten  zu  erhalten.  Das  Schätzen  von  0,04  mm 
ist  in  der  That  möglich  mit  blossem  Auge,  indessen  ist  auch  die  Anwendung 
einer  grossen  Lupe,  von  5— dem  Darchmesser  leicht  möglich,  sei  es 
dass  dieselbe  nur  in  der  Hand  gebraucht,  oder  dass  sie  befestigt  wird; 
jedenfalls  steht  das  rasche  Ablesen  der  Minuten  am  Höhenbogen,  auf 
einen  Blick,  ausser  allem  Zweifel,  und  damit  ist  der  einzige  üebelstand, 
den  manche  Ingenieure  noch  an  der  Ereistachymetrie  gefunden  haben, 
beseitigt. 

Der  Zeiger  K  muss  natürlich  mit  seinem  Indexstriche,  an  dem 
abgelesen  wird,  auf  den  Indexfehler  =  Null  gestimmt  werden,  was  in 
unserem  Falle  auf  dem  Umwege  über  den  Indexfehler  des  eigentlichen 
Höhenkreises  O  geschehen  ist. 

Die  Bezifferung  des  Höhenbogens  hafien  wir  geradezu  nach 
positiven  und  negativen  Höhenwinkeln  gemacht,  so  dass  Null  in  der 
Mitte,  +  100,  +  200...  links,  und  —  100,  _  200...  rechts  steht.  Aller- 
dings an  dem  eigentlichen  Höhenkreise  mit  Nonien  wenden  wir  gewöhnlich 
Bezifferung  nach  Zenitdistanzen  an  (90°  für  horizontale  Zielrichtung), 
aber  fttr  den  Gellnloidbogen  schien  +  100...  —  loo  u.  s.  w.  mehr  am  Platze. 

Eine  Eigenthümlichkeit  sei  noch  erwähnt,  welche  weniger  den 
Ingenieur  als  den  Mechaniker  angeht,  nämlich  die  Anbringung  eines 
solchen  Bogens  nachträglich  an  ein  bereits  vorhandenes  Instrument, 
weil  die  Centrirung  und  Theilung  Schwierigkeiten  hat,  so  dass  es 
fast  nicht  möglich  ist,  die  Theilung  des  Bogens  H  mit  der  Theilung 
des  eigentlichen  Höbenkreises  G  so  genau  in  Uebereinstimmung  zu 
bringen  als  man  ablesen  kann,  nämlich  auf  1'.  Die  Theilung  geht  in 
unserem  Falle  ungefähr  bis  450  nach  beiden  Seiten,  und  stimmt  an  den 
Enden  nur  noch  auf  etwa  2 — 3'  mit  der  Theilung  des  eigentlichen 
Höhenkrelses  G  zusammen,  so  dass  eine  Correction  angebracht  werden 
muss,  wenn  man  1'  noch  richtig  haben  will.  Es  war  dem  Mechaniker 
nicht  möglich,  genaueres  Uebereinstimmen  zu  erreichen ;  indessen  ist 
das  nur  ein  Uebelstand  der  bei  nachträglichem  Anfügen  eines 
solchen  Bogens  auftritt.  Wäre  der  Bogen  von  Anfang  an  gemacht 
worden,  so  würde  er  natürlich  mit  dem  eigentlichen  Höhenkreise 
zusammen  getheilt  und  dann  könnte  der  erwähnte  Uebelstand  nicht 
eintreten. 

Das  nachträgliche  Ansetzen  des  Bogens  hatte  überhaupt  manche 
constructive  Uebelstände,  Abänderung  der  Verpackung  u.  s.  w.  im 
Gefolge,  auch  konnte  nicht  erreicht  werden,  dass  der  Bogen  beim 
Durchschlagen  des  Fernrohrs  mitgeht,  vielmehr  muss  er  hierbei,  ebenso 
wie  bei  der  Verpackung  abgeschraubt  werden,  wobei  zwei  Markier- 
stifte fttr  die  völlig  gleiche  Lage  beim  Wiederansetzen  bürgen. 

Als  zweites  Instrument  führen  wir  in  Fig.  2  einen  Schiebe-Tachy- 
meter  vor,  welchen  wir  aber  erstens   mit  einem   gewöhnlichen  Höhen 


JordÜL    TachTineter  mit  Cellaloid-HtlhenbogeD.  17 

kreise  (?  und  mit  eiDem  CellnloidbogeD  H  versehen  lieesen.  Das 
Instrnmeat  ist  nach  dem  bekannten  Haster  von  Fennel  in  CMael  hei^ 
gestellt  von  Ed.  Spreuger  in  Berlin,  mit  Sehiebe-Einrichtang  £,  C>  i),  £ 
n.  B.  w.  and  mit  dem  HSbenkreise  (?,  während  der  Cellnloid-HShenbogen 
H.  erst  nachträglich  von  Mechaniker  Randhagen  in  Hannover  ange- 
bracht worden  ist. 

FiK-S. 

Schiebe -TachTmeter  mit   HJtbenkreis  nnd  mit   Celltiloid-Hßhenbogen 
Uaassstab  etwa  1:4 


Reden  wir  znnHchst  von  dem  Höhenkreise  G;  denselben  hielten 
wir  nBthig  aU  wesentliche  Ergänzung  des  Schiebe- Taohymeters,  erstens 
am  die  Mifglichkeit  trigonometrischen  ROhenanschlasaea  anoh  bei  dem 
Schiebeverfahren  zu  wahren,  und  zweitens  sollte  dieser  Ereis  dienen, 
am  das  Schiebe  verfahren  zn  controliren  und  in  Hinsicht  anf  Handlichkeit 
und  Geschwindigkeit  mit  dem  Kreis  verfahren  zu  vergleichen.  Was  nun 
zuerst  die  Controle  betriSR,  so  stellte  sich,  wie  kaum  anders  zn  er- 
warten war,  heraus,  dass  der  Schiebeapparat  im  Allgemeinen  mit 
Constanten  Fehlern  behaftet  ist.  Der  HOhenkreis  G  wurde  hinsichtlich  des 
Zeitachrift  für  VermeBsnngswesen  ISM,  Heft  l.  3 


18  Jordab.    Tachymeter  mit  Gelluloid-Höhenbogen. 

Indexfehlers  richtig  gestellt^  durch  Höhenwinkelmessung  in  zwei  Fernrohr- 
lagen, and  dann  bei  beliebig  schiefer  Stellung  mit  dem  Höhenwinkel  a 
und  willkürlich  angenommener  schiefer  Entfernung  l  wurden  >»={sina, 
a  =1  cos  a  ausgerechnet  und  mit  an  den  Schiebescalen  B  und  C  abge- 
lesenen Werthen  verglichen.  Eine  solche  Beobachtungsreihe  hier  vorzu- 
fuhren,  wird  unterlassen,  weil  es  sich  meist  um  constante  Verschiebungen 
der  Scalen  B  und  C  handelte,  welche  dem  Instrument  als  solchem  nicht 
schlechthin  zur  Last  gelegt  werden  dürfen.  Ausserdem  ergab  sich,  dass 
die  Absehlinie  des  Fernrohrs  nicht  genau  parallel  der  Linealkante  BB 
war,  denn  wenn  der  Höhenkreis  O  mit  den  Nonien  N  scharf  auf  Null 
gestellt  wurde  (Indexfehler  berücksichtigt)  und  die  Höhenscale  C  mit  der 
Schraube  E  auf  Null  eingestellt  werden  sollte,  so  zeigte  sich  bei  ver- 
schiedenen Horizontalabständen  nicht  genau  dieselbe  HöhennulUage. 

Das  Instrument  hat  Richteschrauben  uin  auch  diesen  üebelstand 
zu  beseitigen,    wird    aber  das  im  Allgemeinen  immer   genau  geschehen? 

Wir  wollen  aus  diesen  Vergleichungen  den  Schluss  ziehen,  dass 
der  Schiebe -Tachymeter  als  solcher  einer  peinlichen  Prüfung  und 
Berichtigung  bedarf,  wenn  man  nicht  systematische  Fehler  an  den  Scalenab- 
lesungen  haben  will,  welche  grösser  sein  können  als  die  unregelmässigen 
Ablesungsfehler  nach  welchen  gewöhnlich  das  Instrument  als  Ganzes 
beurtheilt  wird.  — 

Weiter  wird  der  Schluss  gerechtfertigt  sein,  dass  die  Verfertiger 
solcher  Schiebe  -  Instrumente  sehr  gut  daran  thäten,  jedes  Instrument 
auf  der  anderen  Seite,  so  wie  in  unserm  Falle,  mit  einem  Höhenkreise 
zu  versehen,  der  als  Ergänzung  in  trigonometrischem  Sinne,  und  ausserdem 
als  Controle  des  Schiebe- Apparates  dienen  könnte. 

Der  Höhenkreis  G  hat  nun  in  unserm  Falle  Veranlassung  zum 
Anbringen  des  besonderen  Celluloid-Höhenbogens  jET  gegeben  in  folgender 
Weise: 

Eine  Art  Concurrenzmessung  im  Felde  zwischen  Schiebe -Apparat 
und  Höhenkreis  wurde  in  der  Weise  eingeleitet,  dass  nach  Einstellung 
des  Femrohrs  auf  eine  Latte  und  Ablesung  der  schiefen  Entfernung  l 
ein  Beobachter  rechts  die  Schiebescalen  handhabte  und  ablas,  und 
gleichzeitig  ein  zweiter  Beobachter  links  den  Höhenwinkel  a  am  Nonius  N 

ermittelte,  und  dann  etwa  auch  noch  l  cos^  a  und  —  Z  sin  2  a   aus  der 

tachymetiischen  Tafel  aufschlug,  worauf  es  sich  fragte,  welcher  von 
beiden  rascher  fertig  wurde.  (Dass  die  Latte  eigentlich  für  die  Sehiebe- 
ablesungen  schief  und  für  die  Höhenkreisablesung  lothrecht  zu  stellen 
war,  kam  für  diesen  Zweck  zunächst  nicht  in  Betracht.) 

Bei  diesen  Vergleichungen  zeigte  sich  nun,  was  von  früher  wohl 
bekannt  war,  ganz  deutlich,  dass  die  Höhenwinkelablesung  an  einem 
feinen  Kreise,  mit  Nonius  und  Lupe,  wo  Auge  und  Hand  lange 
suchen  müssen,  bis  sie  die    richtige  Stelle   haben,   zu  umständlich   ist. 


Jordan.    Tachymeter  mit  Gelluloid-Höhenbogen.  19 

In  solciiem  Falle  kam  der  Ableser  an  den  Schiebescalen  oft  voraus! 
Ohne  daraus  schon  den  Schluss  zu  ziehen^  dass  Schiebeablesung  der 
feinen  Eieisablesung  auch  mit  Rücksicht  auf  alle  anderen  Umstände 
vorzuziehen  sei/  wollen  wir  nun  zu  der  groben  Kreisableäung  tibergehen, 
welche  der  links  angebrachte  Höhenbogen  HH  mit  Celluloid- Theilung 

bietet^     Dieser  Bogen  hat  einen  Halbmesser  von  170  mm,    es   ist  also 

10 
10  =170: 57,3  =  3mm  und  — =  10'  =  0,5  mm.     Wie.  sich  die   Ab- 

lesung  in  einer  grossen  Lupe  darstellt,  das  zeigt  unsere  Fig.  2  links 
mit  einer  merkwürdigen  Deutlichkeit.  Es  hat  sich  nämlich  bei  der 
Photographirung  des  Instrumentes  zum  Zweck  der  Herstellung  unseres 
Cliches,  ein  Sttick  der  Theilung^  in  der  Oegend  von  15^  in  Lupen- 
vergrösserung  ganz  richtig  mit  abgebildet,  genau  so  wie  es  dem  be- 
obachtenden Auge  durch  die  Lupe  selbst  erscheint  (jedoch  der  zur 
Ablesung  gehörige  Indexstrich  ist   dabei  leider  nicht   mit  abgebildet). 

Man  sieht  das  Intervall  10'  deutlich^  und  man  kann  1'  noch 
deutlich  auf  einen  Blick  ablesen.  Vergleichen  wir  nun  wieder  die 
Schiebeablesungen  mit  der  Kreisablesung:  Ein  Schiebeableser  stehe 
rechts  am  Instrument,  ein  Kreisableser  stehe  links.  Das  Fernrohr  sei 
auf  die  Latte  eingestellt  und  der  Lattenwerth  l  abgelesen.  Nun  muss 
der  Beobachter  rechts  erstens  l  einstellen,  den  Winkel  CD  heran- 
rttcken  und  dann  noch  an  beiden  Scalen,  horizontal  und  vertical,  ab- 
lesen. —  Der  Beobachter  links  schaut  einfach  in  die  grosse  Lupe  und 
liest  mit  einem  Blicke  den  Höhenwinkel,  z.  B.  +  14^  26,  ab. 

Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  hierbei  der  Kreisableser  dem 
Scalenableser    weit    voran    kommt;     wenn    es    sein  muss,     könnte    der 

erstere  auch  noch  die  Z.cos^  a  und  —{sin 2 a  im  Felde  aus    der   Tafel 

aufschlagen,  oder  der  schreibende  Oehülfe  könnte  das  auch  noch  in  der 
Zeit  mit  übernehmen,  in  welcher  auf  der  anderen  Seite  die  Scalen 
eingestellt  und  abgelesen  werden. 

Wenn  bei  der  Höbenscalenablesung  darauf  Gewicht  gelegt  wird, 
dass  sofort  Höhen  über  JV.  N,  hergestellt  werden,  so  ist  das  ein  Umstand 
auf  den  wir  hier  nicht  weiter  eingehen  j  ebensowenig  als  auf  alle  anderen 
Umstände,  welche  bei  der  Vergleichung  der  beiden  Verfahrungsarten  in 
Betracht  kommen. 

Dagegen  dürfte  der  Zweck  erreicht  sein,  für  die  Höhenwinkelab- 
lesnngen  der  gewöhnlichen  Tachjmetrie  einen  Celluloidbogen  oder  einen 
Elfenbeinbogen  (wie  bei  dem  Marine -Sextanten)  zu  empfehlen,  welcher 
ohne  Nonien,  dagegen  mit  grosser  Lupe  einen  Höhen winkel  auf  einen 
Blick  auf  etwa  1'  genau  abzulesen  gibt. 

Die  Nachahmung  der  Marine -Sextanten  mit  Nonien  ohne  Lupe 
mdehte  auch  noch  für  Tachymetrie  zu  versuchen  sein.  <7. 

2* 


20 


Puller.    £ine  neue  Form  des  Tachymeter-ScfaieberB. 


Eine  neue  Form  des  Tachymeter-Schiebers; 

von  Ingenieur  Puller  in  Saarbrücken. 


Bekanntlich  hat  man  bei  Anwendung  lothrechter  Lattenstellung 

die  Entfernung  und  Höhe  jedes  aufgenommenen  Punktes  nach  den  Formeln 

D==Zcos*aundJ3  =  J3i  +  2sinacosa  — m=  J7i  -f  *  —  »»*,     W 

also  A  =  {  9in  a  cos  a  (2) 

2u  bestimmen. 

Durch  Umformung  erhält  man  daraus 
D  =(y)(l  +  cos  2  a)  oder  d  =  D  -  1=  /i^cos  2  a      {^^^ 

und  Ä=(--\8ii 

l 


sin  2  a. 


(5) 


Wie  ohne  Weiteres  zu  erkennen  ist,  ermöglichen  letztere  Gleichungen 
(4)  und  (5)   eine    einfache  mechanische  Darstellung^    da  man  nur   düe 

Projectionen  der  Länge  I  — j  unter  dem  Winkel  (2  a)   herzustellen  hat. 

Nach  Bestimmung  der  Grössen  d  und  h  ergeben  sich  durch  Addition  bezv. 
Subtraction  die  Endwerthe  D  und  Hy  welche  entweder  auf  dein  Wege 
der  Rechnung  oder  durch  einfache  Vorrichtungen  an  dem  Schieber  ohne 
Schwierigkeit  gefunden  werden  können. 

Auf  Orund  dieser  Entwickelungen  wurde  der  nachstehend  beschriebene 
Apparat  construirt,  welcher  in  folgender  Figur  in  einfachen  Limen 
angedeutet  ist. 


Paller.    Eine  neue  Form  des  Tachymeier-Schiebers.  21 

um  den  Mittelpunkt  if  dreht  sich  der  Maassstab  MK^  der  eine  Theilung 
fibr  das  Einstellen  der  Grösse  l  besitzt  und  mit  Hülfe  der  Ereistheilung 
JL  auf  den  Winkel  a  gestellt  werden  kann.  Die  Grössen  d  und  h 
werden  nun  vermittelst  eines  Projectionswinkels  CEFj  der  auf  QH  seine 
Führung  besitzt,  erhalten;  zum  Ablesen  dieser  Werthe  ist  auf  dem  Drei- 
eck eine  Theilung  CD  und  auf  GH  eine  zweite  Theilung  angebracht. 
Zur  Bestimmung  der  Höhe  H  hat  man  CD  so  einzustellen,  dass  cUe 
Linie  MN  (a  =  0°)  die  Höhe  (Hi  —  m)  angiebt,  zu  welchem  Zwecke 
sich  CD  auf  dem  Dreiecke  verschieben  lässt.     Für   die  Ermittlung   der 

Entfernung  D  könnte  man  die  Formel  D^=d  •\-  —  benutzen,   doch  er- 

scheint  es  bequemer  und  auch  genauer,  die  Differenz  A  nach  der  Formel 
A  =  1-  D  =  l  sin^a  =  ^-(l  —  cos  2  a)  =  4-  —  d  (6) 

ZU  bestimmen;  dieses  ist  auch  bei  dem  vorliegenden  Apparate  geschehen 
und  in  der  Figur  ersichtlich  gemacht.  Auf  QH  ist  die  Theilung  für  l 
in  gleicher  Weise  wie  auf  MK  angebracht,  während  der  Winkel  CEF 
die  25  m  umfassende  Theilung  EF  fOr  die  Werthe  A  trägt;  um  letztere 

zu  finden,  sucht  man  entsprechend   der  Gleichung  A  =  -^  —  d  auf  OH 

die  Grösse  l  und  liest  den  zugehörigen  Werth  A  auf  EF  ab. 

Wie  leicht  zu  erkennen  ist,  wurde  die  Bezifferung  der  verschiedenen 
Theilungen  so  gewählt,  dass  unmittelbar  mit  l  und  a  in  die.  Theilungen 
eingegangen  werden  kann  und  demnach  weder  eine  Division  der  l  Werthe, 
noch  eine  Multiplication  der  Winkel  a  mit  der  Zahl  2  vorgenommen  zu 
werden  braucht,  wodurch  eine  nicht  unbedeutende  Zeitersparniss  erzielt 
wird. 

Für  das  in  der  Figur  angenommene  Beispiel  ist 
.  a  =  9<^  30' ;  Z  =  95,0  (Constante  :100)  Hi  —  w  =  77,0  m 

l 
dann  wird  Ä  =15,47  m;  a  =  44,9  m;  —  =  47,5 

D  =«  92,4  m  und  J3  =?=  92,47  m 
Die  Differenz  A  findet  man   zu  2,6,  was  in  üebereinstimmung  mit  vor- 
stehender Angabe  D  =  95,0  —  2,6  =  92,4  m  giebt;  letzteres  Ergebniss 
ist  durch  Rechnung  festzustellen. 

Wie  der  Verfasser  durch  einige  Versuche  erkannt  hat,  bietet  der 
praktische  Gebrauch  dieses  neuen  Tachymeter-Schiebers  keine  Vortheile 
gegenüber  dem  von  demselben  construirten  und  in  Heft  7  Jahrgang.  1893 
dieser  Zeitschrift  beschriebenen  Tachymeter-Quadranten. 

Als  Vorzug  des  neuen  Schiebers  ist  dagegen  anzusehen,  dass  es 
keines  Diagrammes  bedarf,  welches  wohl  immer  zu  kleinen,  wenn  auch 
zulässigen  Ungenauigkeiten  Veranlassung  giebt.  Für  sämmtliche  Theilungen 
können  Nonien  vorgesehen  werden,  so  dass  der  Apparat  in  verhältniss- 
mässig  kleinen  Dimensionen  angefertigt  werden  kann;  doch  scheinen  nach 


22  Eleiner«  Mittheilung. 

unserer  Ansicht  Nonien  für  derartige  Bechenmaschinen  nicht  recht  am 
Platze  zu  sein,  da  sie  auf  den  Arbeitsfortschritt  störend  einwirken;  aas 
diesem  Grunde  ist  auch  das  Versuchsinstrument  in  fünffach  grösserer 
Ausführung;  als  die  Figur  angiebt,  hergestellt  worden. 

Bei  einer  demnächst  auszuführenden  tachymetrischen  Aufnahme  soll 
vorliegender  Apparat  noch  weiterhin  praktisch  erprobt,  und  bei .  günstigem 
Ausfall  des  Ergebnisses  soll  einer  sachgemässeren  Herstellung  näher 
getreten  werden. 


Kleinere  Mittheilung. 

Württembergische  Geometer -Schule, 

Von  einem  Stuttgarter  CoUegen  ist  als  Auszug  aus  den  Verhandlungen 
der  Kammer  der  Abgeordneten,  21.  Sitzung,  7.  Mai  1895  (Staatsanzeiger 
Nr.  107,  9.  Mai)  folgendes  mitgetheilt  worden: 

Stockmayer,  Oekonomierath : 

Ein  Hauptgrund  des  Rückgangs  des  Standes  der  Geometer  liegt 
in  der  Vorbildung;  die  Geometer  warten  seit  langen  Jahren  schmerzlich 
auf  eine  Prüfungsordnung.  Ueberall  in  den  anderen  deutschen  Staaten 
werden  grössere  Ansprüche  an  diese  Vorbildung  gestellt  als  in  Württemberg. 
Der  Besuch  der  Geometeraspirantenschule  (an  der  Baugewerkschule)  sei 
äusserst  schwach  und  werde  auch  so  lange  nicht  besser  werden,  bis  die 
Geometer  wieder  wie  früher  dem  Polytechnikum  zugewiesen  würden, 
um  mit  den  Bauingenieuren  zusammen  zu  studiren. 

Staatsminister  des  Innern  v,  Pischek:  Die  Erlassung  einer  die 
Verordnung  vom  Jahr  1873  abändernden  Prüfungsordnung  für  Geometer 
ist  ein  Desiderium,  das  schon  lange  besteht.  Das  Ministerium  des 
Innern,  das  an  die  Mitwirkung  des  Ministeriums  des  Kirchen-  und 
Schulwesens  gebunden  ist,  hat  schon  vor  ger.aumer  Zeit  Verhandlungen 
eingeleitet,  und  das  Ergebniss  dieser  Verhandlungen  liegt  vor  in  einem 
Entwurf  einer  Königlichen  Verordnung,  über  welchen  vor  14  Tagen 
endlich  das  Einvernehmen  der  verschiedenen  betheiligten  Stellen  erzielt 
worden  ist.  Ich  habe  den  Entwurf  hier  vor  mir  liegen  und  —  er 
unterliegt  gegenwärtig  noch  einmal  einer  Schlussberathung  der  Feld- 
messerprüfungscommission  —  hoffe,  dass  er  in  kurzer  Zeit  als  fertige 
K.  Verordnung  im  Regierungsblatt  zu  lesen  sein  wird.  (Stockmayer: 
Bravo.)  Nur  muss  ich  das  Bravo,  welches  mir  der  Herr  Abg.  von  Marbaeh 
soeben  zugerufen  hat,  wie  ich  fürchte  von  seinem  Standpunkt  aus  etwas 
einschränken,  denn  in  der  Weise,  wie  es  der  Herr  Abg.  von  Marbaeh 
wünscht,  ist  in  dem  Entwurf  der  neuen  Prüfungsordnung  der  Bildungs- 
gang der  Geometer  nicht  vorgesehen.  Die  neue  Prüfungsordnung  geht 
davon  aus,  dass  allerdings  die  Vorbildung  der  Geometer  eine  wesent- 
liche Verbesserung  im  Sinne  einer  Erhöhung  der  zu  stellenden  Ansprüche 


Bücherschau.  23 

zu  erfahren  habe.  Während  bisher  bloss  der  Besuch  der  Volksschule 
von  den  Geometern  verlang  wurde,  soll  künftighin  die  Reife  för  die 
Prima  eines  Realgymnasiums  oder  einer  Oberrealschnle  verlangt  werden; 
hieran  soll  sich  ein  zweijähriger  Dienst  als  Gehilfe  schliessen  und  dann 
soll  ein  Studium  an  der  Fachschule  für  Geometer  der  Baugewerkschule, 
nicht  aber  des  Polytechnikums  folgen.  Die  technische  Hochschule  hat 
sich  daftlr  ausgesprochen,  dass  die  Geometer  ihren  Bildungsgang 
künftighin  nicht  mehr  an  der  Bangewerkschule,  sondern  an  dem 
Polytechnikum  nehmen  sollen.  Das  Ministerium  des  Innern  hat  aber 
in  üebereinstimmung  mit  dem  verstorbenen  Prof.  von  Baur  geglaubt, 
dass  es  sich  nicht  empfiehlt,  die  Geometer  auf  die  technische  Hoch- 
schule zu  verweisen.  Wir  gingen  vielmehr  davon  aus,  dass  die  Fach- 
schule in  der  Baugewerkschule  vollständig  gerade  für  den  Zweck  der 
Heranbildung  der  Geometer  eingerichtet  und  für  den  praktischen  Dienst 
der  Geometer  besser  ist  als  die  technische  Hochschule.  Wenn  die 
Geometer  auf  die  technische  Hochschule  verwiesen  und  wenn  sie  auf 
diese  Weise  zu  akademisch  gebildeten  Beamten  gemacht  würden,  würden 
sich  zweifellos  im  späteren  Leben  ihre  Ansprüche  ganz  wesentlich 
steigern  und  sie  würden  in  ihrem  Verkehr  dem  Volk  ferner  gerückt 
werden  als  das  bisher  der  Fall  ist.  Wir  glauben  daher  daran  festhalten 
zu  sollen,  dass  die  Baugewerkschule  diejenige  Anstalt  ist,  in  welcher 
die  Geometer  heranzubilden  wären.  Es  hat  sich  hiermit  auch  das 
Gnltusministerium  einverstanden  erklärt. 


Bücherschau. 


Lexikon  der  geaammten  Technik  und  ihrer  HiUfsunssenschaftenj  herausgegeben 
von  OttoLueger,  im  Verein  mit  Fachgenossen.  Mit  zahlreichen  Abbildungen. 
Deutsche  Verlags-Anstalt,  Stuttgart,  Leipzig,  Berlin,  Wien  1894. 

Wenn  man  daran  denkt,  welche  Verbreitung  die  heutigen  „Conver- 
sations-Lexika^  von  Brockhaus  u.  s.  w.  gewonnen  haben,  und  welchen 
Werth  ein  solches  das  Gesammtwissen  umfassendes  Werk  für  jeden 
Gebildeten  erlangt  hat,  so  wird  man  die  Herausgabe  eines  ähnlichen 
Werkes  für  das  beschränktere  Gebiet  der  Technik  als  ein  glückliches 
Unternehmen  bezeichnen  müssen. 

Der  Herausgeber  Dr.  phil.  Otto  Lueger,  Professor  und  Civil- 
Ingenieur  in  Stuttgart,  hat  sich  eine  grosse  Zahl  von  Mitarbeitern  zu- 
gesellt, unter  welchen  für  Vermessungskunde  und  Verwandtes  zu 
erwähnen  sind:  Grossmann  in  Hamburg,  Günther  in  München, 
Hammer  in  Stuttgart,  Herrmann  in  Aachen,  Roll  in  Poppeisdorf, 
Mehmke  in  Darmstadt,  Melan  in  Brunn,  Reinhertz  in  Poppeisdorf 
u.  A.  Für  unsere  Zeitschrift  wird  es  auch  betreffs  unseres  übrigen 
Berichtes  genügen,  die  geodätischen  Artikel  und  Verwandtes  hervorzuheben, 


24  BUcherschau. 

wir  finden  deren  in  den  bis  jeiot  erscfaienenen  9  Heften  etwa  folgende: 
Ablotheinstrumente,  Ablothen,  Ablother^  Abnej-Level,  Abschreiten,  Ab- 
Qteckeu;  Absteckstäbe,  Additamentenmethode,  Aequatornal,  Aeqaivalente 
Beobachtungen,  Aeqmvalente  Linse,  Alhidade,  Alignement,  Almakantar, 
Aneroid,  Astrolabium,  Astronomie,  Astronomif^che  Jahrbücher,  Astrono- 
mischer Theodolit,  Astronomisches  Dreieck,  Astronomische  Tafeln,  Astroiio- 
mische  Uhren,  Atmosphäre,  Atmosphärische  Strahlenbrechung,  Auf- 
nahmen, Aufstellungsfehler,  Augenmaass,  Augenpunkt,  Auge-  und  Ohr- 
Methode,  Ausdehnung,  Ausdehnungscoefficient,  Ausgleichungsrechnung, 
Aussteinung,  Autographic,  Axenlibelle,  Azimut,  Azimutale  Abbildung, 
Azimutalkreis,  Azimutbestimmung,  Azimutübertragung,  Barograph,  Baro- 
meter, Barometrische  Einschaltang,  Barometrische  Höhenformel,  Baro-, 
metrische  Höhenmessung,  Barometrische  Maxima  und  Minima,  Baro- 
metrischer Gradient,  Basis,  Basismessung,  Bedingte  Beobachtungen, 
Beleuchtung  des  Fadenkreuzes,  Beobachtungsdifferenzen,  Beobachtungs- 
fehler, Bergzeichnung,  Berichtigung  der  Instrume9te,  Bleiloth,  Box- 
Chronometer,  Boyle- Gay- Lussac'sches  Gesetz. 

Diese  etwa  60  Artikel  geodätischen  Inhaltes  finden  sich  in  den 
9  ersten  Heften  mit  800  +  ^^0  =  1440  Seiten  und  man  kann  darnach 
beurtheilen,  was  etwa  das  ganze  Werk  für  ein  bestimmtes  Fach  bieten 
wird,  indem  das  Ganze  auf  25  Hefte  (Abtheilungen)  berechnet  ist, 
welche  5  Bände  füllen  werden.    (Gesammtpreis  150  Mark.) 

Ob  in  allen  Artikeln  stets  das  richtige  Maass  getroffen  ist,  ob  nicht 
manchmal  Selbstverständliches  gesagt  und  Wichtigeres  weggelassen  ist, 
lässt  sich  schwer  sagen,  im  Ganzen  ist  das  Nöthige  auch  mit  Literatur- 
angabeu  vorhanden.  Die  Artikel  von  Hammer  zeichnen  sich  aus  durch 
Gründlichkeit  namentlich  in  geschichtlicher  Hinsicht,  mit  Literaturangaben 
auch  aus  älterer  Zeit 

Zur  barometrischen  Höhenformel  VI.  Abtheilung  S.  17  möchten  wir 
eine    Berichtigung    machen    zur  Formel    von    Jordan    mit    dem  Factor 

|l  -f-  2  1,  welcher  aber  heissen  muss  jl  -] 1,    in    dem    H    die 

mittlere  Höhe    über  dem  Meere   bedeutet,  also    wenn  z  die  Meereshöhe 

z  -\-  (z  A-  h) 

der  unteren  Station  und  h  der  Höhenunterschied  ist,  so  ist  H==  ^— ^- — - 

oder  2  n=2  z-\'hy    wie  in  der  That  2  z  +  h   in    den  Formeln    von 
Bauernfeind  und  Rühlmann! angegeben  ist. 

An  manchen  geodätischen  Artikeln  hätte  Referent  wohl  theilweise 
Ausstellungen  zu  machen,  doch  sei  davon  nicht  die  Rede  bei  einer 
Gesammtempfehlung  des  Werkes,  welche  uns  hier  beschäftigt.  Ohne 
Zweifel  hängt  die  energische  Weiterführung  und  die  Arbeitsfreudigkeit 
der  Mitarbeiter  bei  einem  solchen  weit  aussehenden  Unternehmen  auch 
ab  von  der  Theilnahme  des  lesenden  und  kaufenden  Publikums  .  und 
wenn  auch  die  Zahl  der  Techniker,    welche   privatim   die  Ausgabe   für 


Bücherschau.  25 

eia  derartiges  Werk  sich  gestatten  könne;  in  unserem  Vaterlande  eine 
beschränkte  ist,  so  werden  doch  sicher  alle  technischen  (and  geodätischen) 
Bibliotheken  darauf  angewiesen  sein. 

Wir  werden  über  die  künftigen  neuen  Lieferungen^  von  der  10  ten 
an  seiner  Zeit  weiter  Bericht  erstatten  und  wünschen  inzwischen  dem 
kühnen  Unternehmen  besten  Erfolg  in  den  geodätischen  Kreisen^  in 
welche  dieser  Bericht  gelangt.  J, 


I.    VAer  einige  geodätische  Instrumente,  deren  Libellen  und  Femrohre, 
TL,  Die  Nivellirinstrumente,  ihre  Benutzung,  Prüfung  und  Berichtigung,    Von 

Dr.  Arwed  Fahrmann,   ordentl.  Professor  an  der  Techn.  Hochschule 

zu  Dresden.    Verlag  von  E.  A.  Seemann.    Leipzig  1895. 

Die  erste  der  genannten  Schriften  bezeichnet  der  Verfasser  in  der 
Vorrede  als  Einleitung  zu  3  anderen  Schriften  über  Nivellirinstrumente^ 
Kippregeln  und  Theodolite,  deren  Herausgabe  er  beabsichtigt  und  von 
denen  die  unter  Nr.  II  genannte  bereits  vorliegt.  Wie  der  Verfasser 
selbst  hervorhebt;  sollen  die  Schriften  in  erster  Linie  als  Nachschlage- 
buch Hir  Architekten,  Bautechniker  u.  s.  w.  dienen,  welche  die  nöthigen 
Vorkenntnisse  besitzen,  auch  in  der  Vermessungskunde  unterrichtet  sind, 
aber  nicht  genügende  Gelegenheit  gehabt  haben,  sich  die  für  geodätische 
Arbeiten  erforderliche  Sicherheit  zu  erwerben.  In  diesen  Kreisen  werden 
die  Schriften  voraussichtlich  viele  Freunde  finden,  da  sie  kurz  und  ver- 
ständlich gefasst  sind  und  alles  Wesentliche  enthalten,  ohne  auf  Einzelheiten 
der  verschiedenen  Gonstructionen  einzugehen. 

Die  erstgenannte  Schrift  enthält  im  1.  Gapitel  allgemeine  Be- 
merkungen über  Bauart,  Behandlung,  Prüfung  und  Berichtigung  der 
Instrumente,  sowie  Angaben  einer  Anzahl  guter  Bezugsquellen. 

Im  2.  Capitel  werden  Einrichtung,  Gebrauch,  Prüfung  und  Berich. 
tigung  der  Libellen  behandelt. 

Das  3.  Capitel  enthält  Linsen,  Fernrohre,  Mikroskope,  deren  Ein- 
richtung, Wirkungsweise,  Prüfung  und  Berichtigung. 

In  der  Schrift  „die  Nivellirinstrumente"  werden  zunächst  die  Haupt- 
bestandtheile  und  die  Axen  erläutert,  die  beiden  Arten  —  lösbare  und 
unlösbare  Nivillirinstrumente  —  beschrieben  und  einige  Bemerkungen 
über  den  Gebrauch  gegeben. 

Der  2.  Abschnitt  behandelt  die  Prüfung  und  Berichtigung  der 
Instrumente. 

Für  die  Prüfung  und  Berichtigung  des  Gleichlaufes  der  Zielaxe 
mit  der  Libellenaxe  an  den  unlösbaren  Nivellirinstrumenten  werden 
drei  verschiedene  Verfahren  angegeben. 

Bei  den  beiden  ersten  Verfahren,  welche  der  Verfasser  als 
empfehlenswerth  für   die  geodätische  Praxis  bezeichnet,*)  wird   eine 

»)  Er  fügt  sogar  hinzu:    „Man  darf  also  darauf  verzichten,  noch  andere 
zu  behandeln." 


26  Bücherschao. 

zweimalige,  bezw.  einmalige  directe  Messung  der  Instramentenhöhe 
erforderlich. 

Das  dritte  Verfahren  macht  eine  solche  entbehrlich^  ist  aber  im 
Uebrigen  ebenso  umständlich  wie  die  beiden  ersten. 

Das  einfachste  und  in  der  Praxis  —  abgesehen  von  den  genauesten 
Feinnivellements  —  fast  ausschliesslich  übliche  Verfahren  (Ermittlung 
des  Höhenunterschiedes  zweier  Festpunkte  durch  Zielen  aus  der  Mitte 
und  Berichtigung  des  Instruments  nach  Aufstellung  desselben  in  der 
Nähe  des  einen  Punktes)  wird  gamicht  erwähnt. 

Der  Verfasser  überschätzt  offenbar  den  durch  die  Veränderlichkeit 
der  Zielaxe  in  Folge  Herausschiebens  des  Oculars  entstehenden  Fehler 
und  unterschätzt  den  aus  der  directen  —  übrigens  sehr  umständlichen 
—  Messung  der  Instrumenthöhe  entspringenden. 

Der  erstere  wird  bei  dem  heutigen  Stande  der  Feinmechanik  für 
kurze  Entfernungen  (5 — 10  m)  stets  verschwinden,  während  der  letztere, 
wenn  man  nicht  ein  sehr  sorgfältiges  und  umständliches  Messungsver- 
fahren anwendet,  leicht  eine  beträchtliche  Höhe  erreichen  kann.  Gerade 
Architekten  und  Bautechniker,  für  welche  die  Fuhrmann^sche  Schrift  in 
erster  Linie  bestimmt  ist,  werden  gut  thun,  sich  stets  des  einfachsten 
Verfahrens  zu  bedienen  und  für  den  seltenen  Fall,  dass  sie  genauere 
Nivellements  auszuführen  haben,  möglichst  mit  gleichen  Zielweiten  zu 
arbeiten,  wo  dies  aber  nicht  angänglich  ist,  den  Fehler  nach  den 
Regeln  in  Nr.  18  der  Fuhrmann'schen  Schrift  zu  ermitteln  und  in 
Rechnung  zu  stellen. 

Im  §  6  werdea  Prüfung  und  Berichtigung  der  lösbaren  Nivellir- 
instrumente  behandelt. 

Die  in  den  Text  eingedruckten  Zeichnungen  stellen  die  Instrumente 
mit  Weglassung  alles  Unwesentlichen  schematisch  dar. 

Beiden  Schriften  ist  zur  Erleichterung  des  Nachschlagens  ein 
alphabetisches  Sachregister  beigegeben.  L.   Winckd. 


Geschichte  der  Mathematik  im  Alterthum  und  im  Mittelalter  von  H.  G.  Zeuthen, 
Professor  an  der  Universität  Kopenhagen.  Verlag  von  Andr.  Fred.  Eöst  &  Sohn 
Kopenhagen  1896.    3i2  Seiten  go. 

Die  Geschichte  der  Mathematik  hat  für  den  Landmesser  grosses 
Interesse;  ist  doch  die  Landmessung  selbst  als  die  Mutter  der  Geo- 
metrie und  damit  der  Mathematik  überhaupt  zu  betrachten.  Als  Ver- 
anlassung zu  der  Beschäftigung  der  alten  Egypter  mit  Geometrie  wird 
hingewiesen  auf  die  Ueberschwemmungen  des  Nils  und  die  damit  ver- 
bundenen Bestrebungen,  jedermann  hinterher  den  ihm  gehörigen  Grund 
und  Boden  genau  wieder  zukommen  zu  lassen  (S.  9).     Dass  ein  Viereck  mit 

den  Seiten  a,  6,  c,  d  nach  der  Formel  — - —  —^ —  berechnet  wurde,  ist 

sicher  nur  bei  Vierecken   geschehen,  welche  dem  Rechteck  nahe  waren 


BUcherachau.  27 

(8.  11)  und  wird  heute  noch  von  Praktikern  so  gemacht;  und  jene 
Rechnungsart  ist  also  wohl  nicht  (wie  Cantor  annimmt)  nur  Zeichen 
mathematischen  Verfalls^  sondern  eine  Andeutung  von  berechtigten 
Nä he rtings  verfahren  der  Praxis,  welche  ja  auch  heute  noch  vorkommen. 

Im  Mittelpunkt  der  griechischen  Mathematik  steht  Eu  k  li  d  300  v.  Chr. 
mit  seinen  berühmten  ^Elementen"  der  Oeometrie,  welche  heute  noch 
häufig  als  wirkliches  Lehrbuch  benutzt  werden  (z.  B.  Referent  hat  darnach 
gelernt).  In  den  300  Jahren  vor  Euklid  haben  wir  Thaies,  Pythagoras, 
Plato,  Eudoxus,  Hippokrates,  Hippias,  Archytas  und  nach  Euklid  kommen 
noch  Eratosthenes,  Archimedes,  ApoUonius  u.  A.  über  welche  alle  auf 
S.  14 — 29  berichtet  wird.  Die  Landmessung  soll  nach  S.  29  schon  zu 
Aristoteles  Zeiten  den  Namen  Geodäsie  geführt  haben.  Hierzugehört 
auch  Heron  von  Alexandrien  (von  welchem  in  dieser  Zeitschr.  1887, 
S.  553,  674;  1888  S.  282,  325,  365  besonders  berichtet  worden  ist). 
Die  griechische  Mathematik,  zu  welcher  Vorstehendes  in  dem  historischen 
Ueberblick  gehört,  wird  in  29  Abschnitten  behandelt,  von  welchen 
besonderes  Interesse  verdienen  6.  das  Unendliche,  7.  die  Quadratur  des 
Kreises,  13.  Euklid's  „Elemente"  14.  Euklid^s  geometrische  Voraus- 
setzungen, 17.  und  18.  commensurable  und  incommensurable  Orössen, 
26.  die  berechnende  Geometrie. 

Als  zweiter  Hauptabschnitt  folgt  die  indische  Mathematik 
mit  2.  Zahlenbenennung,  Zahlenbezeichnung,  Zahlenrechnen  vor  und  bei 
den  Indern. 

Der  dritte  Hauptabschnitt  betrifft  das  Mittelalter  und  darunter 
2.  und  3.  die  Arithmetik,  Algebra  und  Trigonometrie  der  Araber, 
wovon  wir  aus  S.  312 — 313  entnehmen:  Der  Name  sinus  soll  insofern 
indischen  Ursprungs  sein,  als  er  die  richtige  lateinische  Uebersetzung  eines 
arabischen  Wortes  ist,  das  durch  Entstellung  des  indischen  Wortes 
für    sinus  entstanden    war**.     Die  Araber    berechneten    Sinustafeln    und 

Tangentenfafeln  von  10    zu  10  Minuten  mit  der  Fehlergrenze  (-^)*; 

die  Tangententafeln  vonAbulWafas  sollen  sogar  die  Fehlergrenze  l-^j'^ 

gehabt  haben,  d.  h.  0,0000000013  oder  bis  auf  die  8.  Stelle  richtig! 
Die  Araber  hatten  auch  schon  die  Formel  der  sphärischen  Trigonometrie  : 

cos  a  =  cos  b  cos  c-\-Bmb  sin  c  cos  A 
und    im    rechtwinkligen  Dreieck    ebenfalls    die    heutigen   Formeln,    von 
welchem  die  eine 

cos  -4  =  cos  a  sin  C 
einem  Westaraber  Geber  ihre  Erfindung  verdankt. 

Mit  einem  Abschnitt  ^Erstes  Erwachen  der  Mathematik  in  Europa^ 
Bchliesst  das  Z  e  u  th  e  n  'sehe  Werk,  über  welches  wir  hier  berichtet  haben, 
ohne  zu  fachmännischer  Kritik  auf  diesem  Gebiete  befähigt  zu  sein, 
nach    dem  Eindruck,    den  das    ansprechend  geschriebene  Buch  auf  den 


28 


BUoherschau. 


Praktiker  macht,    der  von  seinen  täglichen  mathematischen  Htilfsmitteln 

gerne    auch    die   auf  Jahrtausende   zurückreichenden    Wurzeln    kennen 

lernt,  und  in  diesem  Sinn  empfehlen  wir  die  Schrift   den  Fachgenossen» 

J. 


Tafeln  enthaltend  die  Ausmaasse  der  Met-idian-  und  ParaHeUcreis- Bögen,  dann  die 
Logarithmen  der  Krümmungs^Radien  des  BesseTschen  ErdeUipsoids,  berechnet 
unter  der  Leitung  von  Oberstlieutenant  H.  Hartl  in  der  geodätischen 
Abtheilung  des  K.  und  K.  militär  -  geographischen  Instituts.  Separat- 
abdruck aus  den  Mittheilungen  des  E.  K.  militär- geographischen  Instituts. 
XIV.  Band.    Wien  1895. 

Nachdem  schon  im  III.  Bande  der  Mittheilüngen  des  östereichischen 
militär  -  geographischen  -  Instituts  Tafeln  der  Krümmungshalbmesser  des 
Besserschen  EUipsoides  von  Rehm  berechnet  sind,  wurden  durch  den 
auch  auf  anderen  Gebieten  rühmlich  bekannten  Oberstlieutenant  Hartl 
diese  neuen  Berechnungen  angeordnet,  welche  auf  Grund  der  in  Helmert's 
höherer  Geodäsie  1880  angegebenen  Formeln  und  Constanten  geführt 
sind,  und  durch  den  ganzen  Quadranten  von  10'  zu  10'  und  für  Oesterreich 
theil weise  von  1'  zu  1'  folgendes  bieten:  I.  und  II.  Meridianbogen  vom 
Aequator  bis  zur  Breite  cp.  Da  eine  ähnliche  Tafel  von  F.  G.  Gauss  in  dem 
Werke  die  trigonometrischen  und  polygonometrischen  Rechnungen  in  der 
Feldmessknnst  veröffentlicht  ist,  wollen  wir  einige  Tafel werthe  vergleichen: 


Breite 

? 


Meridianbogen  vom  Aequator  bis  ^ 


nach  Hartl 


nach  F.  6.  Gauss 


Diff. 


400 
450 
500 
550 


4429  084,790m 
4984  439,266 
5540  279,543 
6096  598,931 


4429  084,788m 
4984  439,265 
5540  279,542 
6096  598,929 


—  2mm| 

-1 

-1 

-2 


Die  kleinen  Differenzen  scheinen  davon  herzurühren,  dass  beide 
Berechner  zwar  mit  ^BesseFschen  Erddimensionen^,  aber  mit  verschiedenen 
Annahmen  in  der  Wahl  der  letzten  Stellen  gerechnet  haben  (vergl. 
Zeitschr.  f.  Verm.  1885,  S.  22—27). 

Ausser  diesem  Meridianbogen  vom  Aequator  an  giebt  Hartl  auch  die 
einzelnen  Meridiangrade  und  Minuten  und  die  Parallelbogen  -  Grade 
•Minuten  und  -Secunden. 

Nach  diesem  wird  zuerst  behandelt    eine  Grundfunction 

y  1 — e^  sin^cp 
d.  h.    es  ist   K  die    Reciproke   der   von  Helmert   mit  W  bezeichneten 

Function,  dann: 

Meridiankrümmungshalbmesser  B=:a  (1 — e^)  E? 
Querkrümmungshalbmesser  N=aK 

Mittlerer  Krümmungshalbmesser  r  =  ]/^B  N=  a  |/l — e^  E? . 


cBücherschau. 


Die  Tafel  fflgiebt  hierfür  log  K.log  N,  logÄ,  log —  alles  10 stelUg 

T 

von  10'  zu  10'  durch  den  ganzen  Quadranten.     Hierzu  wollen  wir  eine 
Yergleichs-Rechnung  mittheilen,  indem  Referent  vor  Kurzem  die  Function 

W  1 

y=  ]/ 1  +  «''  cos*  (p  =  yj—i  =  ZTTfZ^'  ^^  ^^^^^S  unabhängig 

neu  berechnet  hat. 

Folgendes  ist   die  Vergleichung   derjenigen  Werthe  von   V  zu   1% 
welche  in  der  letzten  Stelle  Abweichungen  zeigen: 


"■ 

Hartl 

*T  A 1* H  An 

? 

log-K- 

logF 

Diff. 

^""^KVl^e^ 

00 

0,0000000*000 

0,001 4541-798 

0,001 4541-798 

20 

0,0000017-653 

0,001  4524145 

0,001 4524*146 

+  1 

40 

0,0000070-524 

0,001 4471-274 

0,0014471-273 

—  1 

100 

0,0000437067 

0,001 4104-731 

0,001 4104-730 

—  1 

120 

0,0000626-592 

0,001  3915-206 

0,001 3915-205 

—  1 

140 

0,0000848-398 

0,001 3693-400 

0,0013693-399 

—  1 

190 

0,000 1536-746 

0,001  3005052 

0,001  3005051 

—  1 

220 

0,0002034-788 

0,001  2507-010 

0,0012507*011 

+  1 

320 

0,000  4073-722 

0,001 0468-076 

0,001 0468t)75 

—  1 

380 

0,0005500*454 

0,000  9041-344 

0,0009041-343 

—  1 

400 

0,0005996-520 

0,000  8545-278 

0,0008545*279 

+  1 

440 

0,0007004-992 

0,000  7536-806 

0,000  7536*807 

+  1  . 

550 

0,000  9746-935 

0,0004794-863 

0,000  4794*862 

—  1 

570 

0,001 0218-071 

0,000  4323-727 

0,000  4323-726 

-1 

590 

0,001 0674-880 

0,000  3866-918 

0,000  3866-919 

+  1 

680 

0/)01 1328-358 

0,0003213-440 

0,000  3213-441 

+  1  . 

630 

0,001 1536-650 

0,0003005148 

0,0003005-149 

+  1 

640 

0,001 1739-741 

0,000  2802-057 

0,000  3802056 

—  1 

660 

0,0012129*348 

0,000  2412-450 

0,000  2412-451 

+  1 

710 

0,001  2995-824 

0,000 1545-974 

0,000 1545-975 

+  1 

820 

0,0014259-208 

0,0000282-590 

0,0000282-589 

—  1 

900 

0,0014041*798 

0,0000000*000 

0,000  0000000 

Hartl's  Werthe  logK  sind  geradezu  aus  dessen  Tafel  III  entnommen 

1  - 

und  die  log  ^  ., /•- f  sind  durch  Abzug  von  log  y  1—e^  9.9985458*202 

entstanden^  während;  nach  Hartl  8.  6  die  letzten  Stellen  *2023  sind;  so 
dass  wir  in  der  Umrechnung  bereits  0*0003  vernachlässigen  müssen. 
Unsere  Werthe  log  V  sind  neu  unabhängig  mit  den  Oonstanten  der 
PreussiBchen  Landesaufnahme  auf  12 — 13  Stellen  berechnet  und  auf 
10  Stellen  abgerundet. 


30  Bücherschau. 

Endlich  giebt  eine  Tafel  IV  in  HartFa  Werk  die  Interpolations- 
Coefficienten  n,  ^  -^^,  T  ^7^   ^7^  >  J®  ^^^^  Werthe  für  n  =  0,000 

bis  n  =  0,999  und  1,000- 

Diese  neaen  Hartrschen  Tafeln  sind  sehr  ausführlich  und  bequem, 
sie  sind  für  Oesterfeich  maassgebend  und  auch  für  Rechnungen  der 
Preussischen  Landesaufnahme  brauchbar,  insofern  man  von  den  kleinen 
Abweichungen  in  den  letzten  Stellen  absieht.  J. 


Rechen-Tafeln,  zum  Gebrauche  für  Schule  und  Praxis  bearbeitet  von  L.  Zimmer- 
mann, Coblenz.  1895.  Verlag  des  technischen  Versandgeschäffces  R.  Reis 
liebenwerda.    40  Seiten  8«.    2  Mark. 

Eine  Productentafel  aller  2ziffrigen  und  3  ziffrigen  Zahlen  also 
2.  B.  24  X  332,  auf  nur  20  Seiten  ist  ein  überraschend  einfaches  Hülfs- 
mittel!  Schon  eine  Tafel  aller  Producte  aus  je  2  ziffrigen  Zahlen  würde 
bei  gewöhnlicher  ausführlicher  Anordnung  10  solche  Seiten  beanspruchen. 
Zwar  ohne  Zusaimmensetzung  hut  auch  diese  neue  Tafel  von  Zimmer- 
mann die  grosse  Aufgabe,  alle  Producte  bis  zu  99  X  999  zu  geben, 
nicht  bewältigen  können,  aber  die  Zusammensetzung  ist  durch  einen 
kleinen  Kunstgriff  so  vereinfacht,  dass  man  die  Ergebnisse  fast  ebenso 
glatt  ablesen  kann,  wie  z.  B.  aus  der  grossen  Crelle'schen  Tafel. 

Wir  wollen  das  Princip  an  einem  Beispiele  zeigen:  Es  handle  sich 
um  24  X  332,  dann  wäre  es  zunächst  das  einfachste  zu  setzen: 

24  (800  +  32)  =  19200  +  768  =  19968. 
Es  wird  aber  auf  S.  22  so  gerechnet: 

24  (800 -f  32)  =  (19200-1-700)  +  (768  —  700) 

=    19900  +68  =  19968, 

d.  h.  die  700  werden  am  zweiten  Theile  weggelassen  und  dem  ersten 
Theile  zugezählt,  so  dass  man  schlechthin  199  und  68,  d.  h.  zusammen 
19968  abzulesen  hat. 

Dieser    Betrag  700   bleibt    constant    auf  S.  22    für    alle  3  ziffrigen 
Zahlen,   deren  2  letzte  Stellen  zwischen   30  und  39    liegen,  also   z.  B.: 
24  X  839  =  24  (800  +  39)  =    19200  4-  936 

=  (19200  4-  700)  -f.  (936  —  700) 
=    19900  +  236   =  20136. 
Auf  diese  Weise  wird  erreicht,  dass  der  zweite  Theil  höchstens  3  ziflfrig 
ist,  z.  B.  am  Ende  der  Tafel  S.  35: 

93  X  699  =  93  (600  -f  99)  =  55800  +  9207 

=  (55800  -f  8300)  +  (9207  —  8300) 

=  64100  +  907  =  65007 

Die  Zusammensetzung  64100  +  907  =65007  entspricht  der  Tafel  S.  35, 

und  man  hat  also  bei  der  Zusammensetzung  höclistens  eine  Werthstelle 

zu  addiren.     Der   ganze  Gedanke  ist  sehr  sinnreich  und  praktisch;    es 


Personalnachrichten.  —  Druckfehlerberichtigung.  —  Neue  Schriften  etc.     31 

giebt   wohl    keine   andere  Pruductentafel,    welche    auf  gleich    kleinem 
Baume  soviel  leistet. 

Zwei  folgende  Seiten    geben  noch  ^Verhältnisszahlen  der  Katheten 
zur  Hypotennse^^    d.  h.    trigonometrisch    gesagt,    die    Werthe   C08a  = 

\^  1  —  sin^  a  als  Function  von  sin  a. 

Das    ganze   Werkchen^    elegaint    gebunden,    2    Mark;    ist   sehr   zu 
empfehlen.  J, 


Personalnachrichien. 


Baden«  Nach  ordnungsmässlg  bestandener  Prüfung  sind  folgende 
Geometercandidaten  als  öffentlich  bestellte  Geometer  aufgenommen  worden: 

Bücher,  Friedr.,  von  Grossenholzheim;  Bummele,  Max,  von  Zell  i.  W; 
Vollmer,  Wilhelm,  von  Maxau;  Frey,  &arl  Budolf,  von  Bheinfelden; 
Schmidt,  Wilhelm,  von  Karlsruhe;     Müller,  Emil,  von  OttlBnheim. 


Druckfehlerberichiigung. 


Druckfehler   in    der    6 stelligen   logar.  -  trigonometrischen   Tafel   für 
neue  Theilung  von  Jordan  Stuttgart  1894 

Seite  log  99  =  955635  soll  sein  995635: 
Bern,  11.  December  1895.  Wilh.  Schulß, 

Ing.  d.  eidg.  topogr.  Bureau. 


Neue  Schriften  Ober  Vermessungswesen. 

Regierungsblatt  für  das  Königreich  Württemberg.  Nr.  28.  Ausgegeben 
Stuttgart,  Montag  den  4.  November  1895,  enthält:  Königliche  Ver- 
ordnung, betreffend  die  Prüfung  und  Bestellung  öffentlicher  Feld- 
messer und  die  Ausführung  der  Vermessungsarbeiten  vom  21.  Octo- 
ber 1895.  —  Verfügung  des  Ministeriums  des  Innern,  betreffend 
die  Ausführung  und  Revision  der  Vermessungsarbeiteti. 

Günther,  S,,  Erd^  und  Himmelsgloben,  ihre  Geschichte  und  Construction. 
Nach  dem  Italienischen  des  M.  Fiorini  frei  bearbeitet.  Leipzig  1895. 
gr.  8.  5  u.  137  pg.  m.  9  Holzschnitten.     4  Mk. 

Jahrbuch,  Nautisches,  oder  Ephemeriden  und  Tafeln  für  das  Jahr  1898 
zur  Bestimmung  der  Zeit,  Länge  und  Breite  zur  See  nach  astro- 
nomischen Beobachtungen.  Herausgegeben  vom  Reichsamt  des 
Innern  unter  Redaction  von  Tietjen.  Berlin  1895.  gr.  8.  32  u. 
270  pg.  cart.     1,50  Mk. 


32  Nene  Schriften  über  VermessungsweBen. 

Die  Trian^lirang  von  Java^  ausgeführt  vom  Personal  des  geographischen 
Dienstes  in  Niederländisch  Ost-Indien.  4.  Abtheilüng,  das  primflre 
DreiecksnetZ;  im  Auftrage  des  Ministeriums  derOolonien  und  unter 
Mitwirkung  von  J.  0.  A.  van  Asperen,  Geogr.  Ingeniear  in  Ost- 
Indien  a.  D.,  M.  L.  J.  van  Asperen^  Capitain  zur  See  a.  D., 
W.  O.  Teunissen^  Assistenten  bei  dem  geogr.  Dienst  in  Ost- 
Indien  a.  D.  bearbeitet  von  Dr.  J.  A.  0.  Oudemans^.  Professor 
der  Astronomie  an  der  Beichs-Universität  zu  Utrecht,  ehemaligem 
Hauptingenieur  und  Chef  des  geographischen  Dienstes  in  Ost-Indien. 
Druck  von  Joh.  Enachede  en  Zonen  zu  Haarlem.  Haag  1895. 
Martinus  Nijhoff,  224  Seiten  4^  und  2  Tafeln. 

Battschinger,  J.,  lieber  eine  neue  Bestimmung  der  Befractiondconstante 
auf  astronomischem  Wege.  (München  Sitzungsb.  Akad.)  1895.  8. 
22  pg.     1,20  Mk. 

Elementi  Oeodetici  dei  Punti  contennti  nei  Fogli  204,  213—215,  223 
della  Carta  dltalia  compresi  fra  390  40'  e  400.90'  di  Lsttitaidine 
e  +  50  Otf  e  +  60  SO'  di  Longitudine  da  Boma.  Borna  1895.  4.  90  pg. 

Kraft,  G.,  Die  Anfangsgründe  der  Theodolitmessung  und  der  ebenen 
Polygonometrie.  Mit  Anhang:  Von  den  Fehlem  der  Messungen. 
3.  Auflage,  bearbeitet  von  Schering.  Hannover  1895.  gr.  8. 
7  u.,  285  pg.  m.  91  Holzschnitten.     7,50  Mk. 

Misura  della  Base  del  Ticlno  (o  di  Somma).  Misura  della  Base  di 
Ozieri  (Sardegna).     Firenze  1895.  4.  51  pg.  c.  9  tavole. 

Jordan,  TFl,  Handbuch  der  Vermessungskunde.  4.  Auflage.  (In  3 
Bänden.)  Band  I:  Ausgleichungs-Rechnung  nach  der  Methode  der 
kleinsten  Quadrate.  Stuttgart  1895.  600  Seiten  gr.  8.  12  Mark. 
Mit  Bildniss  von  Gauss. 

Dallety  Q.,  Manuel  pratique  de  O^od^sie.  Paris  1895.  12.  av.  22  figures. 
3,50  Mk. 

Zenithdistanzen  zur  Bestimmung  der  Höhenlage  der  Nordsee-Inseln 
Helgoland,  Neu  werk  und  Wangeroog,  sowie  des  Leachtthurmes  auf 
Bother  Sand  über  den  Festlandspunkten  Cuxhaven  *  und  Schillig. 
Veröffentlichung  des  Kön.  Preuss.  Geodät.  Instituts.  Berlin  1895. 
gr.  4.  13  u.  280  pg.  m.  3  Tafeln.     20  Mk. 

Eratosthenes.  -—  Columba,  G.  M.,  Eratosthene  e  la  Misurazione  del 
Meridiane  terrestre.     Palermo  1895.  8.  72  pg.     2  Mk.     . 


Inhalt 

Grossere  Mittheilungen:  Deutsche  Beichs  -  Geodäsie.  —  Die  Ergebnisse  der 
Messung  der  Bonner  Basis  mit  Me^slatten  und  Messband,  von  Beinhertz.  — 
Tachymeter  mit  Celluloid-^Höhenbogen,  von  Jordan.  —  Eine  neue  Form  des 
TachymetQv-Schiebers,  von  Puller.  —  Kleinere  Miltbeilung.  —  Bfldierachau.  — 
Personalnachrichten.  —  Druckfeblerberichtigung.  ~  Neue  Schriften  Ober  Vermessungtwesen. 

Verlag  von  Konrad  Witt  wer  Stuttgart  —  Drack  von  Oebrüder  Jänecke  in  Hannover. 


33 


ZEITSCHRIFT  for  VERMESSUNGSWESEN. 

Organ  des  Deutschen  Geometervereins. 

Herausgegeben  von 

Dr.  W.  Jordan«  und  O.  Steppes, 

Professor    in    Hannover  Steuer-Rath  in  Manchen. 

-HÖH 

1896.  Heft  2.  Band  XXV. 

^     16.  Januar.  K 


Die  Ergebnisse  der  Messung  der  Bonner  Basis  mil 

Messlatten  und  Messband. 

(Fortsetzung  von  Seite  14.) 

3.    Die  VergleichuDg   der  Mittel   der  Latten-   und  Band- 
Messung  untereinander  und  mit  den  Werthen  der 

Basismessung. 

Um  zunächst  einen  allgemeinen  Ueberblick  über  die  Ergebnisse  zu 
gewähren^  sind  in  der  folgenden  Tabelle  4  die  Unterschiede,  welche 
die  Messungsmittel  gegen  die  Werthe  des  Brunner^schen  Apparates  er- 

Tabelle  4. 


Streckenlänfi^e 

Brunner  I 

Brunner  I 

Brunner  I 

Branner  I 

5  m-Latte 

Anfangspunkt 
Süd  Nr.  16 

— 

«^■w 

— 

— 

Bessel 

5  m-Latte 

4  m-Latte 

20  m-Band 

4  m-Latte 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

156  m 

— 

-      2 

—    4 

0 

—       20 

h      ^ 

312 

- 

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0 

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—      24 

-    10 

468 

- 

-      8 

+    2 

+     15 

—       15 

-    13 

624 

- 

-    11 

0 

+    21 

29 

-    21 

780 

- 

-    14 

+    5 

+    35 

—      49 

-    30 

936 

- 

-    17 

+    7 

-1-    42 

--      79 

-    35 

1092 

- 

-    20 

4-    5 

H-    50 

—     100 

-    45 

1248 

- 

-    22 

4-    1 

4-    51 

128 

-    50 

1405 
Factor : 

- 

-    25 

+    3 

+    58 

—     157 

-    55 

+  0,0000180 

+  0,0000027 

-f  0,0000400 

—  0,0000859 

+  0,0000374 

Anfangspunkt 

■ 

Nr.  7 

156  m 

- 

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— 

h      ^ 

- 

h    13 

17 

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312 

- 

-      6 

- 

-      4 

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-     15 

—    53 

-    11 

468 

- 

-      9 

— 

-      2 

— 

-    22 

—    58 

-    20 

624 

— 

-    11 

— 

-      9 

- 

-    30 

—    89 

-    21 

780 

- 

-     14 

- 

-    20 

- 

-    43 

—  112 

-    23 

936 

- 

-    17 

— 

-    20 

-    49 

—  143 

-    29 

1092 

- 

-    20 

— 

-    20 

- 

-    57 

—  160 

-    37 

1248 

— 

-    23 

— 

-    28 

— 

-    67 

—  185 

f-    39 

1405 
Factor: 

- 

-    25 

- 

-    26 

- 

-    69 

—  195 

-    43 

4-  0,0000180 

+  0,0000189 

-f-  0,0000520 

—  0,0001440 

+  0,0000330 

mittlerer 

Factor: 

+  0, 

0000108 

+  0, 

0000460 

0,0001150 

+  0, 

0000352 

Zeitschrift  für  Vermessnngsweseii  1896.    Heft  2. 


34 


Beinhertz.    Die  Ergebnisse  der  Messung  der  Bonner 


geben^  nach  den  Tabellen  1;  2  and  3  berechnet,  für  jede  Messungs- 
ricbtnng  zusammengestellt.  Die  Tabelle  giebt  zunächst  eine  allgemeine 
Anschauung  von  der  Grösse  der  beobachteten  Abweichungen.  Sodann 
zeigt  sie  für  die  verschiedenen  Messinstrumente  eine  ausgeprägte,  fort- 
schreitende Abweichung,  die  sich  durch  die  unter  den  Beihen  stehenden 
Factoren  ausdrücken  lassen,  und  besonders  sich  in  graphischen  Dar- 
stellungen zu  erkennen  geben. 

Als  Beispiel  sind  die  Differenzen  zwischen  den  Mitteln  der  5  m- 
und  4  m- Latte  (Anfang  Südpunkt)  auf  Seite  35  zwischen  Figur  1  und  2 
durch  eine  strichpunktirte  Linie  dargestellt.  Aus  der  Vergleichung 
der  Factoren  für  die  verschiedenen  Instrumente  untereinander  und  für 
die  der  beiden  verschiedenen  Bichtungen  der  Messungen  mit  denselben 
Instrumenten  untereinander,  erkennen  wir  schon  hieraus,  dass  diese 
fortschreitenden  Abweichungen  nicht  ohne  Weiteres  durch  einen  Maass- 
unterschied sich  erklären  lassen,  sondern  auch  in  anderen  Ursachen 
ihre  Begründung  haben  müssen.  Vergleichen  wir  z.  B.  die  Factoren  für 
die  5  m-  und  4  m-Latte,  so  erhalten  wir: 


Anfangspunkt  Nr.  16 

Nr.  7 


7) 


5  m-Latte 

4  m-Latte 

Differenz  der  Factoren 
der  5  m-  u.  4  m-  Latte 

+  0,0000027 
+  0,0000189 

-1-0,0000400 
+  0,0000520 

+  0,0000373 
-f  0,0000331 

—  0,0000162 

—  0,0000120 

Differenz  der  Factoren 
für  die  Hin-  und  Her- 
Messung 

Zu  dem  naheliegenden  Vergleich  des  Factors  der  Basisapparate 
untereinander  mit  denjenigen  für  die  Latten-  und  Bandmessung  ist  zu 
bemerken,  dass  der  grösste  Theil  jener  Abweichung  in  der  Verschieden- 
heit des  Maasssystems  begründet  ist  (vergl.  Seite  14)  und  bei  der  ganz 
anderen  Gestaltung  des  Messungsverfahrens  eine  unmittelbare  Ver- 
gleichung dieser  Factoren  überhaupt  unstatthaft  ist,  dagegen  ist  immer- 
hin beachtenswerth,  dass  bei  den  Latten  der  grösste  Factor  nur  dreimal, 
beim  Messband  der  grösste  Factor  achtmal  so  gross  ist  als  derjenige 
der  Basisapparate  untereinander. 

4.     Vergleichang    der    Messnngs  -  Ergebnisse    dnrch    den 

„mittleren  Fehler". 

Werden  nach  Tabelle  1  bis  3  die  Abweichungen  gegen  die  dort 
angegebenen  arithmetischen  Mittel  gebildet,  und  daraus  für  alle  Messun- 
gen die  „mittleren  Fehler"  für  die  Ablesungen  an  jeder  Festlegung, 
so  erhalten  wir  damit  einen  übersichtlichen  Ausdruck  für  die  Fehler- 
grössen.  Diese  Fehlerreihen  sind  in  den  Spalten  2,  5  und  8  der 
Tabelle  5  auf  Seite  36  angegeben,  und  in  den  Figuren  1  bis  3  durch 
die  stark  ausgezogenen  Linien  dargestellt. 

Werden  weiterhin  aus  den  Tabellen  1  bis  3  die  Abweichungen 
aller  Messungen  gegen  die  Werthe  der  beiden  Basisapparate  gebildet,    und 


Basis  mit  Messlatten  und  Messband. 


35 


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36 


Beinherts.    Die  Ergebnisse  der  Messung  der  Bonner 


Tabelle  5. 

Mittlere  Fehler  ans  den  Qnadratsammen  gebildet  aus  den  Ab- 
weichungen gegen  das  arithmetische  Mittel,  sowie  die  Angaben  des 
Brunner'schen  und  BesseTschen  Apparates. 


Streeken- 
lihige 

5  m-Latte 

4  m-Latte 

20  m-Band 

4  m-Latte 

arithm. 
Mittel 

Branner 

Bessel 

arithm. 
Mittel 

Branner 

Bessel 

arithm. 
Mittel 

Branner 

BeAsel 

arithm. 
Mittel 
der  Beob- 
achter 

1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 

9 

10 

11 

156 

312 

468 

624 

780 

936 

1092 

1248 

1405 

mm 
±4,0 
8,4 
12,7 
15,8 
20,1 
23,7 
24,9 
31,0 
32,9 

mm 
±   5,4 
8,4 
11,8 
15,7 
23,2 
26,2 
27,1 
34,4 
35,2 

mm 
±6,1 
8,6 
13,2 
16,4 
19,8 
22,8 
25,0 
32,1 
33,7 

mm 
±10,2 
13,6 
20,1 
24,2 
28,6 
36,7 
42,4 
49,1 
58,3 

mm 
±13,1 
17,9 
26,2 
34,3 
47,0 
56,7 
66,0 
74,8 
83,1 

mm 
±11,8 
14,5 
21,2 
27,1 
36,3 
44,2 
51,2 
58,5 
66,0 

cm 
±   4,6 
7,6 
11,0 
12,7 
13,2 
14,3 
15,4 
17,8 
20,8 

cm 
±   4,6 
8,1 
10,8 
13,3 
14,8 
17,4 
19,4 
22,8 
25,9 

cm 
±4,7 
8,4 
11,2 
13,9 
15,6 
18,5 
20,7 
24,3 
27,7 

mm 

±   8,7 

6,4 

9,2 

8,4 

9,0 

10,0 

10,3 

13,7 

16,3 

damit  für  jede  Festlegung  das  quadratische  Mittel  derselben;  also  der 
„mittlere  Fehler"  bezogen  auf  die  Basisapparate^  so  erhalten  wir  die 
Fehlerreihen  in  den  Spalten  3,  6  und  9  bezw.  4^  7  und  10  der  Tabelle  5, 
welche  in  den  Figuren  1  bis  3  für  die  auf  den  Brunner 'sehen 
Apparat  bezogenen  Abweichungen  durch  eine  starke  punktirte  Linie,  für 
die  auf  den  Besser  sehen  bezogenen  durch  eine  feine  strichpunktirte 
Linie  dargestellt  sind.  Wir  bemerken  den  gleichartigen  Verlauf  dieser 
Linien^  deren  Abweichung  sich  zunächst  aus  den  bereits  erwähnten  fort- 
schreitenden Unterschieden  zwischen  den  Basisapparaten  unter  einander 
sowohl  wie  gegen  die  arithmetischen  Mittel  erklärt. 

5.    Die  fortschreitenden  Abweicliimgen  für  jede 

einzelne  Messung. 

Nachdem  wir  bisher  das  Beobachtungsmaterial  summarisch  betrachtet 
haben,  wenden  wir  uns  nun  zur  Betrachtung  der  einzelnen  Messungen. 
Zu  dem  Zweck  sind  die  Abweichungen  aller  einzelnen  Ablesungen 
der  Tabellen  1  bis  3  gegen  die  Werthe  der  Basisapparate  gebildet,  aus 
denen  auch  schon  die  unter  4  erwähnten  mittleren  Fehler  berechnet 
sind.  Da  der  Unterschied  zwischen  den  beiden  Basisapparaten  bei  Ab- 
rundung  auf  mm  ein  regelmässig  fortschreitender  ist,  genügt  es  die 
Abweichungen  gegen  einen  der  beiden  Apparate  weiter  zu  verfolgen. 
Dementsprechend  sind  in  den  Tabellen  6,  7  und  8  unter  den  mit  d 
bezeichneten  Spalten  die  Abweichungen  aller  Ablesungen  gegen  den 
Brunner'schen  Apparat  aufgeführt. 


Basis  mit  Messlatten  and  Messband. 


37 


9 


38 


Reinhertz.    Die  Ergebnisse  der  Messung  der  Bonner 


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42  Reinhertz.    Die  Ergebnisse  der  Messung  der  Bonner 

Die  Betrachtung  der  Zahlenreihen  für  die  einzelnen  Messungen,  oder 
noch  besser  danach  angefertigter  graphischer  Darstellungen  für  den 
Verlauf  der  Abweichungen,  wie  sie  durch  die  in  Figur  4  als  Beispiele 
ausgewählten  4  Messungen  für  jedes  Instrument  veranschaulicht  sind, 
lässt  für  jede  Messung  ein  ihr  eigenes  Fortschreiten  der  Abweichungen 
erkennen.  Dieses  Fortschreiten  ist  für  jede  Messung  ganz  charakte- 
ristisch ausgeprägt,  nur  selten  durch  einen  Sprung  unterbrochen  (vergl. 
Seite  50)  und  von  dem  anderer  Reihen  sowohl  nach  dem  Orade  des 
Fortschreitens  als  zum  Tlieil  auch  durch  das  Vorzeichen  unterschieden. 
Eine  Uebersicht  über  dieses  scharf  hervortretende  Verhalten  der  Ab- 
weichungen geben  uns  die  dieses  Fortschreiten  ausdrückenden  Factoren  fy*) 
welche  in  der  letzten  Spalte  der  Tabellen  6,  7,  8  eingetragen  sind, 
sowie  die  schematische  Darstellung  aller  Messungen  in  der  Figur  5, 
worin  die  mittlere  Abweichung  der  gebrochenen  Linienzttge  von  der 
Geraden  durch  den  Radius  der  mit  db  u  bezeichneten  Kreise  ausgedrückt 
ist.  (Dieser  Fehler  der  Oradstreckung  lässt  sich  auch  ausdrücken  durch 
den  mittleren  Fehler  der  Bestimmung  der  einzelnen  Factoren  /*,  welcher  für 
die  Messlatten  rund  ±  0,0000025,  für  das  Messband  ±  0,000017  beträgt.) 

Bezeichnen  wir  nun  in  dieser  schematischen  Darstellung  die  einzelnen 
Linien  durch  Angabe  der  Richtung  der  Messung  und  der  Beobachter 
mit  den  Zeichen  s,  n  und  a,  i,  c  (vergl.  Tabellen  1,  2,  3  und  6,  7,  8) 
so  fällt  uns  sofort  die  eigenartige  Oruppirung  dieser  Buchstaben  auf. 
Diese  Oruppirung  lässt  einen  wesentlichen  Einflnss  des  Beobachters 
deutlich  hervortreten,  während  der  Einfluss  der  Richtung  der  Messung 
weniger  sich  ausprägt.  Um  einen  zahlenmässigen  Ausdruck  für  dieses 
Verhalten  der  einzelnen  Linienmessungen  zu  gewinnen,  vergleichen  wir 
die  in  der  letzten  Spalte  der  Tabellen  6,  7,  8  angegebenen  Factoren 
mit  einander,  indem  wir  zunächst  sämmtliche  Messungen  zu  einer  Gruppe 
zusammenfassen,  dann  die  auf  dieselbe  Richtung  und  endlich  die  auf 
denselben  Beobachter  bezogenen. 

Wenn  wir  nun  als  Ausdruck  der  Uebereinstimmung  der  Factoren 
innerhalb  einer  solchen  Gruppe  nach  dem  Princip  des  arithmetischen 
Mittels  „den  mittleren  Fehler  der  Einzelfactoren  der  Gruppe^  benutzen, 
so  erhalten  wir  die  folgende  Tabelle  9,  in  welcher  das  Verhältniss  dieser 
Uebereinstimmung  für  die  drei  genannten  Gruppen  durch  die  Fehler- 
quotienten bezogen  auf  Gruppe  1  veranschaulicht  ist. 

Wir  ersehen  daraus,  dass  für  die  Gruppen  1  und  2  im  Allgemeinen 
dieselbe  Uebereinstimmung  der  Factoren  untereinander  besteht,  dass 
dagegen  bei  der  Gruppeneintheilung  nach  Beobachtern  die  Ueberein- 
stimmung eine  erheblich  grössere  wird,  besonders  für  die  Lattenmessun- 
gen, bei  welcher  die  Uebereinstimmung  rund  doppelt  so  gross  ist. 
Die  Tabelle  lässt  also  ebenso    wie  die    Figur  5  den   bedeutenden  Ein- 

*)    Aus  diesen  auf  „Brunn er  I"  bezogenen  Factoren  ergeben  sich  die  aut 
„Bessel"  bezogenen  durch  Addition  von  —  0,0000180. 


Basis  mit  Messlatten  und  Messband.  43 

floss  erkennen^  welchen  die  Handhabung  der  Messinstrumente^  besonders 
der  Latten;  auf  den  fortschreitenden  Factor  ausübt.  Der  Einfluss  der 
Richtung  der  Messung  giebt  sich  in  dem  Unterschied  der  Mittel  der 
Factoren  für  die  einzelnen  Richtungen  in  der  Tabelle  4  und  der  Zu- 
sammenstellung von  Seite  34  zu  erkennen.  Dass  der  Einfluss  der  Rich- 
tung sich  in  der  Qruppen-Uebereinstimmung  nicht  besonders  bemerkbar 
macht,  ist  erklärt  durch  die  ebene  Messbahn  (0,07%  Neigung,  vgl.  S.  9), 
welche  eine  merkliche  Beeinflussung  der  Messung  in  der  einen  oder 
anderen  Richtung  nicht  bieten  konnte,  höchstens  die  durch  den  Stand 
der  Sonne  im  Gesicht  oder  Rücken  des  Messenden. 

Dasselbe  Ergebniss  finden  wir,  wenn  wir  nicht  die  einzelnen  Messun- 
gen durch  ihre  Factoren  summarisch  zusammenfassen,  sondern  auf 
alle  einzelnen  Ablesungen  zurückgreifen.  Wenn  wir  z.  B.  mit  den 
mittleren  Factoren  für  sämmtliche  Messungen  (Gruppe  1,  [Tabelle  9) 
alle  einzelnen  Ablesungen  reduziren,  die  übrigbleibenden  Abweichungen 
und  daraus  ihre  ^mittleren  Fehler^  bilden,  so  erhalten  wir  für  die  ein- 
zelnen Festlegungen  Fehlerreihen,  welche  mit  den  durch  unmittelbare 
Mitteilung  der  Beobachtungen  in  den  Spalten  2,  5  und  8  der  Tabelle  5 
erhaltenen,  innerhalb  der  durch  die  Abweichung  der  Fehlerlinien 
von  der  Geraden  bedingten  Unterschiede  übereinstimmen,  wie  es  der 
Vergleich  der  folgenden  Tabelle  10  S.  45  mit  den  Spalten  2,  5,  8  der 
Tabelle  5  ohne  Weiteres  zeigt.  (Ueber  den  Betrag  der  unregelmässigen 
Abweichung  vergl.  Seite  45.) 

Wählen  wir  aber  eine  andere  Gruppirung  der  Messungen,  so 
werden  dementsprechend  auch  die  Fehlerwerthe  sich  ändern,  wie  aus 
den  Fehlerquotienten  der  Tabelle  9  sich  ergiebt.  Werden  z.  B.  für 
die  4  m-Latte  die  Messungen  nach  Beobachtern  zusammengefasst  (Gruppe  3, 
Tabelle  9)  und  innerhalb  dieser  Gruppen  „die  mittleren  Fehler"  der 
Ablesungen  gebildet,  so  erhalten  wir  die  in  Tabelle  5,  Spalte  11  ein- 
getragene Reihe,  welche  in  Figur  2  durch  die  feine  strichpunktirte 
Linie  dargestellt  ist,  deren  Ordinatengrössen  im  Vergleich  ztr-denen  des 
mittleren  Fehlers  aus  sämmtlichen  Messungen  (in  der  Figur  stark  aus- 
gezogen) nach  dem  Quotienten  0,34  (Tabelle  9)  sich  sofort  erklärt, 
und  damit  den  Einfluss  der  Handhabung  in  anderer  Form  zum  Aus- 
druck bringt.  Danach  ist  zu  erwarten,  dass  wenn  die  vorliegenden 
Messungen  nur  von  einem  Beobachter  und  Gehülfen  ausgeführt  worden 
wären,  die  in  dieser  Weise  berechneten  mittleren  Fehler  sich  erheblich 
kleiner  gefunden  liaben  würden  als  die  in  Tabelle  5  zusammengestellten. 
Wenn  wir  nun  die  Grösse  der  fortschreitenden  Abweichungen,  also 
unserer  Factoren  f  der  Tabellen  6 — 8  betrachten  wollen,  so  haben  wir 
zunächst  zu  beachten:  1)  dass  die  Factoren  mit  einem  mittleren  Fehler 
von  rund  ±  0,0000025  für  die  Latten  und  ±  0,000017  für  das  Band 
sich  aus  den  einzelnen  Linienmessungen  bestimmt  haben,  2)  dass  sie 
bei   verschiedenen  Linienmessungen  mit   demselben  Instrument  sich  ver- 


44 


Reinhertz.    Die  Ergebnisse  der  Messung  der  Bonner 


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Basis  mit  Messlatten  und  Messband. 


46 


schieden  ergeben  um  einen  Betrag,  welcher  rund  ihrer  eigenen  Orösse 
gleich  ist,  und  3)  dass  sie  natürlich  nur  relative  Werthe  darstellen,  die 
wir  z.  B.  in  unserem  Fall,  durch  Hinzulegen  von  —  0,0000180  in  die 
auf  die  Angaben  des  BesseTschen  Apparates  bezogenen  Factoren  um- 
wandeln können.  Vergleichen  wir  nun,  mit  Berücksichtigung  des  soeben 
Gesagten,  die  Factoren  der  verschiedenen  Messinstrumente  untereinander, 
so  können  wir  feststellen,  dass  zunächst  die  Factoren  und  ihre  Ab- 
weichungen von  einander  bei  den  Latten  erheblich  kleiner  sind  als  beim 
Messband,  und  dass  von  den  beiden  Latten,  die  5  m-Latte  kleinere 
Factoren    aufweist  als    die    4  m-Latte.     Die    Erklärung   dafür  liegt  auf 

Tabelle  10. 


Strecken- 

5 m- 

4  m- 

20  m- 

länge 

Latte 

Latte 

Band 

m 

mm 

mm 

cm 

156 

±5,8 

±11,3 

±4,1 

312 

8,0 

12,8 

7,1 

468 

11,9 

19,0 

10,4 

624 

15,2 

22,8 

12,1 

780 

20,0 

26,6 

12,5 

936 

21,5 

33,8 

13,4 

1092 

23,9 

39,0 

14,4 

1248 

31,3 

45,5 

16,6 

1405 

32,0 

53,5 

19,1 

der  Hand.  Der  Unterschied  für  die  beiden  verschiedenen  Lattenpaare 
ist  in  ihrer  Länge  ohne  Weiteres  begründet;  ein  Urtheil  über  den  Ein- 
fluss  der  Lattenlänge  auf  den  fortschreitenden  Factor  lässt  sich  aus 
unseren  Messungen  nicht  gewinnen,  da  mindestens  noch  die  entsprechenden 
Messungen  mit  der  3  m-Latte  erforderlich  gewesen  wären  (vergl.  S.  8) 
um  eine  Beziehung  aufstellen  zu  können.  Es  lässt  sich  nur  ganz  all- 
gemein angeben,  dass  die  Factoren  und  ihre  Abweichung  bei  der  5  m-Latte 
rund  halb  so  gross  sind  als  bei  der  4  m-Latte,  und  daraus  schliessen, 
dass  die  5  m-Latte  ein  sehr  empfehlenswerthes  Messinstrument  ist.  Der 
verhältnissmässig  hohe  Betrag  der  Factoren  und  ihre  Abweichung  beim 
Messbande  ist  der  Hauptsache  nach  dem  Einfluss  der  Spannungsfehler 
zuzuschreiben,  da  die  Richtfehler  bei  der  Länge  des  Bandes  sehr  zurück- 
treten. 

6.    Die  miregeliiiässigeii  Abweichungen. 

Um  nun  die  bisher  ausser  Acht  gelassene  Abweichung  der  beob- 
achteten Linienzüge  von  der  Geraden  in's  Auge  zu  fassen,  bilden  wir 
für  jede  einzelne  Linienmessung  mit  dem  für  sie  berechneten  Factor 
die  fortschreitende  Abweichung  und  damit  den  Unterschied  gegen  den 
beobachteten  Werth.  Diese  Unterschiede,  welche  übrigens  auch  aus  den 
in  Figur  4  dargestellten  Linienzügen  ersichtlich  sind,  wollen  wir  als 
„unregelmässige  Abweichung"    bezeichnen.     In  den   mit    red  d  bezeich- 


46  Reinhertz.    Die  Ergebnisse  der  Messung  der  Bonner 

neten  Spalten   der  Tabellen  6^  7  und  8  sind    sämmtliche    dieser  Unter- 
schiede enthalten. 

Um  einen  einfachen  Ueberblick  über  ihre  Grösse  zu  erhalten,  bilden 
wir  das  quadratische  Mittel  sämmtlicher  Werthe,  d.  h.  also  die  mittlere 
unregelmässige  Abweichung  für  jedes  Messinstrument.     Es  ist  ftir 

die       5  m-Latte  ±5,1  mm, 
die       4  m-Latte   zb  5,4  mm, 
das     20m-Band    ±  4,1  cm. 
Damit  ist  auch  gleichzeitig  der  Anschluss   der  mit  dem  fortschreitenden 
Factor  berechneten  Werthe  an  die  beobachteten  zum  Ausdruck  gebracht 
(vergl.   S.  42)    und   in  Figur  5  durch   den  Radius    der  Kreise  mit  dem 
Zeichen   db  u  dargestellt.     Bilden  wir   weiterhin  in  der  gleichen  Weise 
die   quadratischen  Mittel  (mittl.  Fehler)   für  die   einzelnen  Festlegungen^ 
so  erhalten  wir  die  in  der  untersten  Linie  der  Tabellen   6,  7  und  8  in 
der    Spalte    unter    red    d    eingetragenen    Fehlerreihen,     welche  in    den 
Figuren  1  bis  3  durch  die  feinen  Doppellinien  dargestellt  sind. 

Bevor  wir  auf  die  Bedeutung  dieser  Werthe  weiter  eingehen,  hat  es 
Interesse  zu  untersuchen,  in  welcher  Weise  durch  unsere  Messungen 
eine  Aufgabe  gelöst  ist,  welche  die  Praxis  sehr  häufig  stellt,  nämlich 
die  Aufgabe:  ^Zwischen  zwei  gegebene  Festpunkte  eine  Anzahl  von 
Zwischenpunkten  einzumessen ^.  Nehmen  wir  die  Endpunkte  unserer 
Messung  als  Festpunkte  und  bestimmen  die  sich  dabei  ergebenden  Ab- 
weichungen gegen  die  Angaben  der  Basisapparate,  so  erhalten  wir  die 
in  der  folgenden  Tabelle  11  nachgewiesenen  Werthe.  Als  übersicht- 
lichen Ausdruck  für  diese  Abweichungen  bei  der  Einschaltung  benutzen 
wir  wieder  das  aus  sämmtlichen  gebildete  quadratische  Mittel  (mittleren 
Fehler).     Es  ist  für 

die       5  m-Latte  ±5,9  mm, 
die       4  m-Latte  dr  6,4  mm, 
das     20  m-Band   ±  5,3  cm. 
Diese  Einschalte-Fehler,  welche  ihrem  Betrage  nach  ungefähr  den  soeben 
angeführten  unregelmässigen  Abweichungen  entsprechen,  liefern  uns  wohl 
den  besten   praktischen  Ausdruck  für  die  Beurtheilung  der  Oenauigkeit 
unserer  Messungen. 

Bestimmen  wir  nun  weiterhin  ftir  jede  Festlegung  den  ^mittleren 
Schaltfehler",  so  erhalten  wir  die  in  den  untersten  Linien  der  Tabelle  11 
nachgewiesenen  Fehlerreihen,  welche  in  Figur  7  dargestellt  sind. 

Diese  Fehlerarten,  d.  h.  die  „unregelmässige  Abweichung"  und 
der  „Schaltfehler"  enthalten  nun  aber  abgesehen  von  dem  eigentlichen, 
reinen  Messungsfehler  noch  die  Fehler,  welche  wir  bei  jeder  Ablesung 
begehen,  und  die  sich  also  wieder  zusammensetzen  aus  dem  Theilungs- 
fehler  der  Decimeter-Marken,  dem  Schätzungsfehler  bei  der  Ablesung 
oder  dem  Anlegen  des  Hülfsmaassstabes,  und  dem  Fehler  derAblothung 
auf  dem  Festpunkte.     Diese  Fehler,  die  wir  zusammenfassend  den  „Ab- 


Basis  mit  Messlatten  und  Messband. 


47 


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48 


Reinhertz.    Die  Ergebnisse  der  Messung  der  Bonner 


lese-Fehler**  nennen  wollen,  wurden  durch  besondere  Versuche  bestimmt. 
Es  fand  sich  für  die  Messlatten  bei  Benutzung  des  Hülfsmaassstabes 
(vergl.  Seite  9)  db  2,6  mm  für  das  Messband  ohne  Htilfsmaassstab 
±   6  mm. 

Fig.  6. 


Wir  sehen  daraus,  dass  der  Ablesefehler  in  erheblichem  Maasse  an 
dem  Zustandekommen  des  unregelmässigen  Fehlers  betheiligt  ist,  dass 
er  bei  der  Lattenmessung  rund  die  Hälfte  des  letzteren  ausmacht.  Um 
nun  diesen  Ablesefehler  von  dem  übrigen  Fehlerwerth  zu  trennen,  be- 
nutzen wir  am  bestem  die  in  den  Tabellen  6,  7,  8,  unten,  in  den  Spalten 
red  d  angeführten  Quadratsummen  der  unregelmässigen  Abweichungen 
und  die  danach  entworfenen  graphischen  Darstellungen  Figur  6.  Diese 
Darstellungen  lassen  ein  gewisses  Wachsen  der  Fehlerquadrate  mit  der 
Entfernung  erkennen,  wobei  wir  aber  sogleich  die  aus  den  Figuren  sich 
ergebende  Unsicherheit  dieser  Beziehung  nicht  übersehen  dürfen.  Die 
einpunktirte  Linie  entspricht  einer  genäherten  Ausgleichung  und  bringt 
das  Wachsen  der  Fehlerquadrate  proportional  der  Entfernung  zum  Aus- 
druck, wie  es  dem  unregelmässigen  Fehler  nach  seiner  theoretischen 
Beziehung    zukommt.     Das    Quadrat    des    Ablesefehlers    ist    dabei    mit 


Basis  mit  Messlatten  und  Messband.  49 

10  mm,  also  der  mittlere  Ablesefehler  mit  db  3^16  mm  für  die  Messlatten, 
and  mit  d=  1  cm  für  das  Messband  eingeführt  worden.  Die  Fehler- 
quadrate lassen  sich  demnach  nach  der  Beziehung  c"^  +u^  s  ausdrücken 
und  genähert  wiedergeben  durch  die  Gleichungen: 

für  die  Latten  10  +  0,0000214  X  s  in  Millimeter  , 

(1) 


für  das  Band       1  -\-    0,000206  Xs  in  Centimeter 


\ 


Zum  Ablesefehler  sei  noch  bemerkt,  dass  die  direct  bestimmten  Werthe 
db  2,6  mm  und  0,6  cm  für  die  Berechnung  von  w^,  auf  c^  =  10  mm  bezw.  1  cm 
abgerundet  wurden,  um  dadurch  dem  Einfluss  der  verschiedenartigen  Ver- 
hältnisse bei  den  Ablesungen  (Ablothungen)  auf  allen  Festpunkten  gerecht  zu 
werden  und  weiterhin  dem  Umstand,  dass  bei  einzelnen  Festlegungen  gegen 
Ende  der  Linienmessung  seitens  der  Beobachter  nur  cm  notirt  worden  sind. 
Dies  geschah  in  der  Voraussetzung,  dass  diese  Ablesungsgenauigkeit  gegenüber 
dem  Fehler  der  Messung  genügend  sei,  obwohl  gerade  umgekehrt  der  Ablese- 
fehler einen  bedeutenden  Antheil  am  Gesammtfehler  hatte,  wie  z.  B.  besonders 
deutlich  aas  den  beiden  letzten  Linienmessungen  der  Tabelle  2  für  den  Be- 
obachter C  hervorgeht,  bei  welchem  durch  Vernachlässigung  der  mm  jeder 
Unterschied  weggefallen  ist. 

Eine  strenge  Ausgleichung  nach  der  Beziehung  c^  -{-  u^  s  giebt  keine 
brauchbareren  Werthe  als  die  graphische  Bestimmung,  wie  auch  aus  der  Figur 
ohne  Weiteres  hervorgeht.  Der  ndttlere  Fehler  der  Factoren  ist  etwa  1/4  ihres 
eigenen  Betrages.  Bei  der  4m-Latte  ist  es  besonders  der  grosse  Werth  der 
Quadratsumme  für  die  Streckenlänge  156  m,  welcher  die  Bestimmung  beein- 
flusst;  vermuthlich  liegt  in  der  zweiten  Ablesung  der  unteren  Abtheilung  der 
Spalte  156,  Tabelle  2,  ein  1  -  cm  -  Ablesefehler  vor.  In  der  Gleichung  ist  als 
Factor  die  Streckenlänge  s  eingeführt  worden  und  nicht  die  Anzahl  der  Stab- 
lagen 1-^  oder  -t),  d^  ^^ch  der  Einfluss  der  Länge  des  Messinstrumentes  aus 
den  Messungen  doch  nicht  nachweisen  lässt. 

Die  nach  dieser  Beziehung  berechneten  Werthe  für  den  als 
,, unregelmässigen  Fehler*'  zu  bezeichnenden  Theil  des  Gesammtfehlers 
sind  in  den  Figuren  1  bis  3  durch  die  punktirten  mit  u  bezeich- 
neten Curven  dargestellt,  während  der  Ablesefehler  durch  die  mit  c 
bezeichnete  durch  Schraffieren  hervorgehobene  Linie  ausgedrückt  ist.  Es 
sei  in  diesen  Figuren  noch  hingewiesen  auf  das  schwache  kaum  zu  er- 
kennende Anwachsen  des  direct  berechneten  unregelmässigen  Fehlers, 
welche  nach  den  Tabellen  6,  7  und  8  durch  die  feinen  Doppellinien  ein- 
gezeichnet sind,  sie  machen  bei  den  Latten  fast  den  Eindruck  eines 
von  der  Entfernung  unabhängigen  Fehlers;  während  beim  Messbande  das 
Wachsen  mit  der  Entfernung  schon  deutlicher  sich  ausprägt,  wie  es  dem 
Charakter  eines  unregelmässigen  Fehlers  entspricht.  Noch  mehr  aber 
ist  ein  Kriterium  für  das  Vorhandensein  einer  zufällige  Fehler  erzeugenden 
Quelle  das  in  Figur  7  bei  den  Schaltfehlem  des  Messbandes  sich  zeigende 
Anwachsen  des  Fehlers  zur  Mitte  der  Strecke  hin,  welches  wiederum 
der  theoretischen  Beziehung  für  zufällige  Fehler  entspricht.  Bei  den 
Schaltfehlern  der  Latte  ist  auch  dieses  Wachsen  nicht  zu  erkennen,  d.  h. 
alao  wegen  des  geringen  Betrages  der  Zunahme  dieser  ^unregelmässigen 

Zeitschrift  fär  Vermessungswesen  1896.  Heft  3.  4 


50 


Eeinhertz.    Die  Ergebnisse  der  Messung  der  Bonner 


Fehler''  und  ihres  Verhältnisses  zum  Ablesefehler^  sowie  aus  dem 
später  (Seite  51)  •  zu  erwähnenden  Grunde  kommt  bei  den  Latten  in 
den  Figuren  1  bis  3  und  7  der  Charakter  des  zufälligen  Fehlers  nicht 
zum  Ausdruck. 

Um  nun  weiterhin  einen  Einblick  in  das  eigenthümliche  Verhalten 
dieser  ^unregelmässigen'^  Abweichungen  zu  thun,  betrachten  wir  den 
Verlauf  der  bei  der  Einschaltung  sich  ergebenden  Abweichungen  für 
jede  einzelne  Linieiimessung^  wie  sie  die  Tabelle  11  nachweist. 


Diese  Reihen  zeigen  uns  sofort  für  viele  der  Messungen  eine  auf- 
fallende Anordnung  der  Vorzeichen,  die  sich  am  besten  in  den  einzelnen 
graphischen  Darstellungen  ausdrückt  und  auch  schon  aus  Figur  4  zu  er- 
kennen  ist.  Wir  finden  bei  den  meisten  der  Messungen  mit  den  Latten 
ein  Vorherrschen  des  negativen  Vorzeichens  des  Schaltfehlers  in  der 
ersten  Hälfte  der  Strecke,  ein  Vorherrschen  des  positiven  in  der  zweiten 
Hälfte,  während  ein  mehrmaliges  un  regelmässiges  Wechseln  des  Vor- 
zeichens nur  selten  vorkommt,  dasselbe  ist  vielmehr  ^serienweise''  gleich. 
Einen  Ueberblick  über  dieses  bei  den  meisten  Messungen  hervortretende 
Verhalten  der  Abweichung  giebt  uns  der  ^durchschnittliche"  Werth 
des  Schaltfehlers  fUr  jede  Zwischenfestlegung,  welcher  in  der  zweitletzten 
Spalte  der  Tabelle  11  angegeben  ist.  Figur  8  giebt  eine  Darstellung 
dieses  fast  den  Charakter  einer  „Periode"  annehmenden  Verhaltens  für 
die  5  m-  und  4  m-Latte.  Bei  dem  Messbande  zeigen  die  einzelnen 
Messungen  in  ähnlicher  Weise  einen  regelmässigen  Verlauf^  indem  ein 
ganz  unregelmässiges  Schwanken   für   die    einzelne  Linienmessung   nicht 


Basis  mit  Messlatten  und  Messband.  5  t 

▼orkommt^  aber  die  einzelnen  Messungen  haben  untereinander  keinen 
von  vornherein  gleichartig  zu  nennenden  Gang  des  Fehlers.  (Der  Unter- 
schied der  Summen  der  positiven  und  negativen  Fehler  ist  gering.) 
Dementsprechend  sind  auch  die  durchschnittlichen  Fehler  verh^ltniss- 
massig  klein  (Figur  8)^  in  der  Mitte  der  Messung  grösser  wie  am  Ende 
(entsprechend  den  zur  Mitte  hin  ihrem  Betrage  nach  wachsenden  Ab- 
weichungen), so  dass  der  durchschnittliche  Fehler  also  seinem  Charakter 
nach  dem  mittleren  in  Figur  7  entspricht. 

Das  Ergebniss  dieser  Untersuchung  ist  also  kurz:  ^Bei  den  vor- 
liegenden Lattenmessungen  haben  die  Schaltfehler  einen  periodischen 
Gang,  beim  Messband  bleibt  der  Charaktei  des  zufälligen  Fehlers  besser 
gewahrt.'' 

Wollten  wir  eine  Erklärung  dafür  suchen,  dass  bei  der  Einschal- 
tung mit  Latten  die  Ergebnisse  bei  Beginn  der  Messung  im  Allgemeinen 
zu  gross,  gegen  Ende  zu  klein  werden,  so  könnte  man  z.  B.  annehmen, 
dass  im  späteren  Verlauf  der  Messung  die  Latten  lockerer  aneinander 
gelegt  worden  sind,  weil  das  sorgfältige  Aneinanderschieben  eine  gewisse 
Achtsamkeit  beansprucht,  die  im  Laufe  der  Linienmessung  bei  einer 
Strecke  von  1400  m  und  30^  Hitze  wohl  etwas  nachlassen  kann.  — 
Selbstredend  darf  das  nun  nicht  verallgemeinert  werden,  es  wird  vielmehr 
jede  Messung  je  nach  ihrer  Anordnung  und  den  Verhältnissen  unter 
besonderen  eigenthttmlichen  Einflüssen  stehen.  Aber  eine  allgemeine 
Bedeutung  müssen  wir  für  die  Thatsache  in  Anspruch  nehmen,  dass 
die  Abweichungen,  welche  wir  zunächst  ganz  allgemein,  als  „unregel- 
mässige'' bezeichnet  haben,  nicht  den  Charakter  „reiner  zufälliger 
Fehler"  im  Sinne  der  Fehlertheorie  haben,  dass  also  die  Fehler  der 
aufeinanderfolgenden  Maassstablagen  nicht  rein  zufällige  und  unabhängige 
sind,  sondern  dass  sie  in  irgend  einer  Weise  von  einander  abhängen 
Yne  ja  auch  eine  Ueberlegung  über  die  Entstehung  des  Längenmessungs- 
fehlers ohne  Weiteres  erwarten  lässt.  Es  sei  nur  erinnert  an  den  vom 
Richtfehler  abhängigen  Contactfehler  bei  Endflächenlatten,  besonders 
aber  an  den  vom  persönlichen  Einfluss  abhängenden  Contactfehler. 
(Vergl.  Seite  56). 

Demnach  dürfen  wir  also  auch  nicht  erwarten,  dass  diese  in  der 
besprochenen  Weise  vom  Gesammtfehler  abgetrennten  „unregelmässigen 
Abweichungen"  oder  der  „Schaltfehler"  sich  ohne  Weiteres  den  allein 
für  „zufällige  Fehler"  gültigen  Sätzen  der  Fehlertheorie  fügen,  oder 
diese  Sätze  in  den  Längenmessungsfehlern  sich  deutlich  ausprägen 
müssten,  vielmehr  werden  sie  sich  in  Folge  der  „Verminderung  des  zu- 
fälligen Charakters"  entweder  garnicht  oder  nur  sehr  verschleiert  zu 
erkennen  geben,  wie  z.  B.  die  Figuren  1,  2,  3  und  6  zeigen.  Damit 
ist  die  Unsicherheit  der  Bestimmung  der  Gleichungen  für  ifc  u  auf 
Seite  49  erklärt. 

4* 


52  Reinhertz.    Die  Ergebnisse  der  Messung  der  Bonner 

Wollen  wir  nun  das  Ergebniss  anserer  letzten  Betrachtungen  über 
die  ^ unregelmässige  Abweichung^  kurz  zusammenfassen^  so  können  wir 
sagen : 

Wenn  wir  vom  Oesammtfehler  den  fortschreitenden  Fehler  nach  fs 
und  den  Ablesefehler  nach  =i:  c  abtrennen,  so  bleibt  ein  verhältniss- 
mässig  geringer  Fehlertheil  übrige  welcher  sich  äusserlich  durch  Unregel- 
mässigkeiten im  Verlaufe  des  Oesammtfehlers  zu  erkennen  giebt,  und 
den  wir  dementsprechend  als  „unregelmässige  Abweichung^  =b  u  be- 
zeichnet haben.  Dieselbe  darf  aber  nur  mit  einer  gewissen  Beschränkung 
als  ein  unabhängig  auftretender  „zufälliger  Fehler^  aufgefasst  und 
behandelt  werden,  da  er,  wie  wir  gesehen  haben,  in  irgend  einer  nicht 
allgemein  bestimmbaren  Weise  von  der  Ausführung  der  Messung  ab- 
hängig ist. 

7.    Die  Vepgleichung  der  verschiedenen  Fehlerarten. 

Um  nun  die  Grössen  der  verschiedenen  besprochenen  Arten  der 
Abweichungen,  des  „Ablesefehlers,"  der  „fortschreitenden"  und  „un- 
regelmässigen"  Abweichung  einer  Vergleichung  unterziehen  zu  können 
und  ihren  Beitrag  zum  Oesammtfehler  zu  erkennen,  wollen  wir  zunächst 
von  der  soeben  erörterten  Abhängigkeit  der  beiden  letzten  Fehlerarten 
von  einander  absehen. 

Eine  übersichtliche  Vergleichung  geben  zunächst  die  Figuren  1—3; 
wir  erkennen  daraus  unmittelbar  das  Verhältniss  der  verschiedenen 
Fehlerarten  und  ihren  Beitrag  zum  Gesammtfehler,  der  als  „unregelmässig" 
bezeichnete  Fehlertheil  ibw,  und  der  „Ablesefehler"  dz  c  haben  nahezu 
gleichen  Werth  und  kommen  gegenüber  den  fortschreitenden  Abweichungen 
nur  für  kürzere  Entfernungen  in  Betracht.  Danach  ist  der  dem  Verlauf 
des  fortschreitenden  Fehlers  analoge  Gang  der  Gesammtabweichung  gegen 
die  Angaben  der  Basisapparate,  sowie  derjenige  des  mit  dem  arithme- 
tischen Mittel  bestimmten  mittleren  Fehlers  ohne  Weiteres  klar. 

Dasselbe  Ergebniss  erhalten  wir,  wenn  wir  nach  Abtrennung  der 
Fehlerwerthe  ±  u  und  ±  c  den  fortschreitenden  Factor  f  berechnen 
und  den  Gesammtfehler  durch  die  Gleichung  ^/~^^~^~ij}'^^^W^  aus- 
drücken, wie  es  z.  B.  für  die  5  m-Latte  in  der  nachfolgenden  Tabelle  12 
geschehen  ist,  aus  der  der  Beitrag  der  einzelnen  Fehlerarten  zum  Gesammt- 
fehler, sowie  besonders  auch  durch  den  Vergleich  der  Zahlen  in  Spalte  2 
die  Bedeutung  des  unregelmässigen  Fehlertheiles  u^s  im  Verhältniss  zum 
fortschreitenden  Fehler  /^s^  bei  den  verschiedenen  Werthen  s  der  durch- 
meBsenen  Länge  deutlich  hervortritt. 

Natürlich  drückt  nun  das  in  dieser  Tabelle  sowie  in  den  Figuren 
1  bis  3  dargestellte  Verhältniss  der  Einzelfehler  kein  allgemein  gültiges 
Gesetz  aus,  sondern  es  ist  nur  eine  für  die  vorliegenden  oder  ihnen 
gleichartige  Messungen  gültige  Beziehung.  Der  Betrag  und  das  Ver- 
hältniss der  Einzelfehier  wird  sich  vielmehr  je  nach  dem   angewendeten 


Basis  mit  Messlatten  und  Messband. 


53 


Verfahren  und   den  begleitenden  Umständen  gestalten^  wie  aus  der  Be- 
trachtung der  Entstehung  der  Einzelfehler  sofort  erhellt. 

Der  ^Ablesefehler^  ist  ganz  unabhängig  vom  eigentlichen  Messungs- 
fehler^  er  wird  vielmehr  bestimmt  durch  die  Art  der  Punktbezeichnung, 
der  Theilungseinheit  des  Messinstrumentes,  sowie  der  Methode  der  Ab- 
lesung bezw.  Ablothung  am  Messungspunkte.  Dementsprechend  kann 
sein  Betrag  vom  Millimeter  bis  zum  Centimeter  und  unter  Umständen 
Decimeter  wachsen.  Bei  der  „fortschreitenden  Abweichung'^  zwischen 
verschiedenen  Messungen  haben  wir  wieder  die  Abweichung  der  in 
Betracht  kommenden  Maasswerthe  vom  eigentlichen  „ Messungsfehler '^ 
zu  trennen. 

Tabelle  12. 
c''=  10;  w'  =  0,00 00  20  40;/=  =0,00 00  00  00  05  60. 


Dnrchmessene 

c^ 

mittl. 

Strecke 

U*  8 

c^  +  u^s+ps^ 

yc^+u^8+ps^ 

MesBungs- 

V      ' 

8 

P   «» 

fehler 

1 

2 

3 

4 

5 

6 

10 

mm 

mm 

mm 

156 

3,2 
13,6 

26,8 

5,2 

4,0 

+  1,2 

10 

312 

6,4 
54,5 

70,9 

8,4 

8,4 

0 

10 

468 

10 

142 

11,9 

12,7 

-0,8 

122 

_  _  _  ..  ___ — 

10 

624 

13 
217 

240 

15,5 

15,8 

—  0,3 

10 

780 

16 

366 

19,1 

20,1 

-1,0 

340 

--  — 



10 

936 

19 
490 

519 

22,8 

23,7 

-0,9 

10 

» 

1092 

22 

700 

26,5 

24,9 

+  1,6 

668 



/ 

N. 

10 

1248 

25 

905 

30,1 

31,0 

—  0,9 

870 

. —  _  

. 

10 

1404 

29 
1100 

1139 

33,8 

32,9 

+  0,9 

54  Reinhertz.    Die  Ergebnisse  der  Messung  der  Bonner 

Der  unterschied  der  Maasswerthe^  sei  es  nun  für  dasselbe  oder  für 
verschiedene  Messinstrumente^  hängt  von  der  Ausfilbrung  der  Maass- 
vergleichung ab  und  ist  dementsprechend  sehr  verschieden. 

Wird  für  Messlatten  eine  fortlaufende  Maassvergleichung  mit  Normal- 
stäben wie  z.  B.  in  der  auf  Seite  10  erwähnten  Weise,  und  eine  dement- 
sprechende  Umrechnung  der  Ergebnisse  auf  ein  und  dasselbe  benutzte 
Normalmaass  vorgenommen,  so  kommt  nur  der  Fehler  einer  solchen 
Maassvergleichung  in.  Betracht.  Da  es  leicht  ist  auf  einem  guten 
Comparator  den  mechanischen  Fehler  einer  Vergleichung  von  Mess- 
latten mit  Normalstäben  innerhalb  weniger  hundertel  Millimeter  zu 
halten,  so  ist  der  diesem  Fehler  entsprechende  Theil  des  fortschreitenden 
Factors  etwa  rund  dt  0,00001;  dabei  ist  aber  zu  beachten,  dass  ausser- 
dem ein  Temperaturfehler  von  1^  eine  fortschreitende  Abweichung  von 
ifc  0,00001  bis  db  0,00002  erzeugen  kann,  und  die  Temperatur  ein 
sehr  schwierig  zu  bestimmendes  Element  ist.  Liegen  der  Vergleichung 
verschiedene  Normale  zu  Grunde,  so  tritt  auch  der  Maassunterschied 
derselben,  welcher  leicht  zb  0,000005  bis  +  0,000010  der  Länge  be- 
tragen kann  hinzu.  (Man  vergl.  die  Abweichung  der  Angaben  beider 
Basisapparate  =  0,000018.)  Wird  keine  fortlaufende  Maassvergleichung 
ausgeführt,  sondern  nur  z.  B.  entsprechend  der  preussischen  Vermessungs- 
Anweisung,  dafür  Sorge  getragen,  dass  die  Maassabweichung  zwischen 
Latten-  und  Normalmaass  eine  vorgeschriebene  Grenze  (±  1,6  mm  für 
5  m-  Latten)  nicht  übersteigt,  so  ist  damit  der  Maximalbetrag  dieses 
Factors  (±  0,0003)  festgesetzt.  Ist  einer  der  zu  vergleichenden  Maass- 
werthe  durch  trigonometrisch  bestimmte  Punktabstände  gegeben,  so  ist 
ganz  abgesehen  vom  trigonometrischen  Bfestimmungsfehler  der  Vergleichs- 
punkte, der  durch  die  Projection  vom  Messhorizont  auf  den  Berechnungs- 
horizont bei  verschiedenen  Höhen  der  Strecken  entstehende  regelmässige 
Factor  z.  B.  schon  für  einen  Höhenunterschied  von  100  m  rund  0,000015. 

Mit  Rücksicht  auf  diese  unabhängig  von  der  Messung  auftretenden 
regelmässigen  Theile  des  fortschreitenden  Factors  muss  dieser  in  zwei 
Gruppen  von  Fehlertheilen  zerlegt  werden,  so  dass  /^^  =  p.^+9^  wird, 
worin  ^  den  soeben  erwähnten  regelmässigen  Fehlertheilen  und  cp  den 
eigentlichen  fortschreitenden  Messungsfehlem  entspricht.  Ein  Beispiel 
für  den  Einfluss  einer  Maassabweichung  auf  den  Gesammtfehler  zeigt  der 
Vergleich  der  Messungen  mit  den  Angaben  der  beiden  Basisapparate, 
wie  er  in  den  Figuren  1  bis  3  zum  Ausdruck  gebracht  ist. 

Die  allein  durch  die  Messung  entstehenden  Theile  des  fortschreitenden 
Factors  sind  zweierlei  Art:  1)  solche  Abweichungen,  welche  entstehen 
durch  unrichtige  Lage  (Richtung)  des  Messinstrumentes  und  2)  solche, 
welche  entstehen  durch  Aneinanderreihung  der  einzelnen  Lagen. 

Bei  Lattenmessungen  liefert  zur  ersteren  Fehlerart  den  wesent- 
lichsten Antheil  der  Richtfehler,  wobei  die  verticalen  Richtfehler  im 
Allgemeinen  einen  grösseren  Antheil  haben  als  die  horizontalen,  während 


Basis  mit  Messlatten  und  Messband.  55 

der  Fehler  der  Durchbiegung  bei  gut  gebauten  Latten  überhaupt  nicht 
in  Betracht  kommen  darf.  Diese  Fehlerart  wirkt^  im  übrigen  feste^  un 
veränderliche  Lage  des  Messinstrumentes  vorausgesetzt^  stets  in  gleichem 
Sinne^  vergrössemd,  auf  das  Ergebniss  ein  und  zwar  so,  dass  der  ihn 
zum  Ausdruck  bringende  Factor  ftlr  eine  durchlaufende  Linienmessung 
von  der  Art  der  Messung  bestimmt  und  durch  die  begleitenden  Umstände 
beeinflusst  wird.  Hierbei  kommt  vornehmlich  in  Betracht  die  Methode 
der  Einrichtung  in  horizontalem  und  verticalem  Sinne^  z.  B.  bei  der 
ersteren^  Ausrichten  mit  Fluchtstäben  in  bestimmten  Abständen,  oder  Aus- 
richten durch  Abschnüren;  bei  den  letzteren,  Höheneinrichtung  durch  rohe 
Schätzung,  durch  Schätzung  unterstützt  durch  Lothstab  oder  Senkel,  durch 
Libellen,  oder  endlich  durch  Reduction  mit  Hülfe  der  durch  irgend  welche 
Neigungsmesser  bestimmten  Höhenrichtung.  Die  Beeinflussung  des  fort- 
schreitenden Factors  einer  Linienmessung  durch  bestimmte  Einwirkungen 
kann  derart  sein,  dass  er  seinen  Betrag  ganz  unregelmässig  oder  in 
bestimmter  Weise  allmählich  ändert,  entsprechend  der  Art  und  der  Dauer 
der  Einwirkung,  so  dass  der  Factor  in  letzterem  Falle  gewissermaassen 
einen  wellenförmigen  Gang  annimmt,  wobei  Länge  und  Höhe  der  Wellen 
nicht  allgemein  bestimmbar  sind,  da  sie  eben  von  ganz  uncontrolirbaren 
Einwirkungen  abhängen. 

Der  Fehler  der  Aneinanderreihung  der  einzelnen  Instrumentlagen 
sind  ihrer  Wirkung  nach  verschiedener  Art;  und  zwar  kann  ihr  Betrag 
constant  sein,  und  dann  seinem  Vorzeichen  nach  entweder  positiv  oder 
negativ  sein,  oder  er  kann  auch  während  einer  Linienmessung  unter 
dem  Einfluss  bestimmter  Umstände  seinen  Betrag  ändern  und  sein  Vor- 
zeichen wechseln^  oder  aber  endlich  er  kann  nach  Betrag  und  Vorzeichen 
ganz  unregelmässig  auftreten  und  in  diesem  letzteren  Falle  den  Charakter 
eines  zufälligen  Fehlers  annehmen. 

Bei  Lattenmessungen  kommt  hier  zunächst  der  regelmässige  Anlege- 
fehler in  Betracht,  welcher  entsteht  durch  stetig  zu  feste  oder  lockere 
Berührung  der  Endflächen.  Die  erstere  erzeugt  dasselbe  Vorzeichen  wie 
der  Richtfehler,  der  letztere  das  entgegengesetzte.  Dementsprechend 
wird  dadurch  der  Betrag  der  fortschreitenden  Abweichung  vergrössert 
oder  verringert,  und  zwar  um  einen  constanten  Betrag,  oder  um  einen 
allmählich  (wellenft^rmig)  veränderlichen,  oder  es  tritt  hinzu  ein  seinem 
Charakter  nach  unregelmässiger  Fehler. 

Bei  der  Aneinanderreihung  der  einzelnen  Lattenlagen  haben  wir  die 
Methode  dieser  Aneinanderreihung  zu  beachten,  ob  dieselbe  dadurch 
geschieht,  dass  die  Latten  unmittelbar  zum  Contract  gebracht,  oder  ob 
die  Aneinanderreihung  durch  irgend  ein  Ablothungsverfahren  (beim  Staffeln) 
vermittelt  wird.  Beim  letzteren  haben  wir  es  im  Allgemeinen  mit  einem 
^unregelmässigen  Fehler^  zu  thun,  dessen  Betrag  von  der  Genauigkeit 
der  Ablothung  abhängt. 


56  Reinhertz.    Die  Ergebnisse  der  Messung  der  Bonner 

Der  mittlere  unregelmässige  Ablothfehler  beträgt  bei  sorgfältigem 
Verfahren  etwa  bei  1,5  m  Lothhtfbe  bei  einem 

Fluchtstab  (Gewicht  0,8  kg)   ±  4     mm 
Lothstab  (      „         0,9  kg)   i:  2     mm 
Schnurloth  (      ^         0,4  kg)   db  1,5  mm 
Der  allein  von  der  Beschaffenheit  des  Endmaasses  abhängende  unregel* 
massige,   d.  h.  rein  mechanische,  Oontactfebler  ist  sehr  gering,  er  beträgt 
bei  Latten  mit  guten  (nicht  beschädigten)  Endflächen  zwischen  ±  0,01  mm 
und  d-  0,02  mm,  bei  Latten  mit  scharfen  oder  abgerundeten  Endschneiden 
rund   ±0,01  mm. 

Diese  Stossfehler  wurden  dadurch  ermittelt,  dass  an  eine  festgelagerte 
Latte  eine  zweite  angestossen  wurde  wie  bei  der  Messung,  und  die 
Lagen  dieser  zweiten  Latten  durch  die  Stellungen  einer  auf  ihr  an- 
gebrachten Marke  gegen  ein  festaufgestelltes  Schranbenmikroskop  ge- 
messen wurden. 

Hierzu  mag  bemerkt  werden,  dass  (abgesehen  von  dem  durch 
wechselnde  Neigungen  oder  durch  die  Richtfehler  bei  Endflächen-Latten 
bedingten  Oontactfebler)  der  Vortheil  der  Verwendung  der  Keillatten 
demnach  nicht  in  der  Verringerung  dieses  eigentlichen  rein  mechanischen 
Oontactfehlers  zu  suchen  ist,  sondern  vielmehr  darin,  dass  der  Latten- 
leger die  Berührung  schärfer  beobachten  kann,  und  dadurch  zu  schärferer 
Beobachtung,  d.  h.  Messung,  veranlasst  wird  (und  endlich  eine  Contact- 
linie  vor  Verunreinigung  besser  geschützt  ist  als  eine  Fläche).  Es 
ist  also  hier  ein  persönliches  Moment  in  Betracht  zu  ziehen,  und  gerade 
bei  der  Aneinanderreihung  der  Lagen  des  Messinstrumentes  macht  sich 
die  persönliche  Auffassung  des  Messenden  am  meisten  geltend  und 
drückt  sich  im  Gang  des  Fehlers  aus. 

Beim  Messbande  kommt  vornehmlich  der  Spannungsfehler  in  Betracht, 
welcher  je  nach  der  Sorgfalt  des  Verfahrens  ein  constanter,  ein  all- 
mählich oder  unregelmässig  wechselnder  sein  kann.  Er  enthält  den 
Fehler  der  Durchbiegung,  überwiegt  bei  weitem  den  Richtfehler  und 
ist  nicht  scharf  vom  Fehler  der  Maassvergleichung  zu  trennen,  da  die 
Spannung  die  Maasslänge  bedingt  und  zwar  so,  dass  der  eigentliche 
mechanische  Fehler  der  Maassvergleichnng  gegen  ihn  kaum  in  Betracht 
kommt,  einerlei  ob  mit  oder  ohne  Benützung  bestimmter  Spannungs- 
gewichte oder  Federwaagen. 

Diese  soeben  erwähnten  eigentlichen  Messungsfehler  sind  nun  ihrer 
Entstehung  nach  in  nicht  allgemein  bestimmbarer  Weise  von  einander, 
von  der  Art  der  Messung,  der  Länge  der  Messinstrumente,  der  Lagerung 
derselben  und  anderen  äusseren  Einwirkungen  abhängig,  so  dass  eine 
Trennung  in  Einzelfehler  unmöglich  ist,  und  selbst  wenn  diese  Einzel- 
fehler im  einzelnen  Fall  experimentell  bestimmt  wären,  könnte  danach 
doch  keine  Verallgemeinerung  vorgenommen  werden,  sondern  höchstens 
eine  untere  oder  obere  Grenze  für  den  Fehlerbetrag  angegeben  werden. 


Basis  mit  Messlattcn  und  Messband. 


57 


Z.  B.  beim  Messbande^  bei  welchem  die  Aneinanderreihung  der  ein- 
zelnen Lagen  durch  Einsetzen  der  Ziehstäbe  geschieht^  macht  der  un- 
regelmässige Fehler  einen  weit  beträchtlicheren  Theil  des  Oesammtfehlers 
aus  als  bei  den  Lattenmessungen;  es  ist  aber  zu  erwarten^  dass  er 
geringer  wird^  wenn  anstatt  die  Aneinanderreihung  der  Bandlagen  durch 
die  Ziehstäbe  selbst  zu  bewerkstelligen^  bei  im  übrigen  gleichen  Ver- 
fahren (Spannung)  ein  Band  mit  Endmarken  benutzt  wird^  wodurch  ein 
schärferer  Transport  der  Bandlagen  ermöglicht  wird.  Es  ist  demnach 
das  stärkerere  Auftreten  der  unregelmässigen  Fehler  durchaus  keine 
Eigenthümlichkeit  der  Bandmessung  überhaupt,  sondern  er  tritt  nur 
(auch  abgesehen  vom  unregelmässigen  Spannungsfehler)  deutlicher  hervor 
bei  Verwendung  der  Ziehstäbe  als  Endmaass  in  der  bisher  meist  üb- 
lichen Weise. 

Bei  unseren  Messungen  ist  für  eine  Lattenlage  der  fortschreitende 
Fehler  f  zu  ±0,12  mm  für  die  5  m-Latte,  dt  0,16  mm  für  die 
4  m-Latte  in  der  angegebenen  Weise  berechnet  worden,  und  der  unregel- 
mässige Fehler  u  zu  de  0,32  mm;  für  eine  Messbandlage  sind  die  ent- 
sprechenden Werthe  /  und  u  it  3  mm  und  db  6,5  mm;  die  zugehörigen 
Ablesefehler  c  db  3  mm  und  =b  10  mm.  Nehmen  wir  irgend  eine  andere 
Fehleranordnung,    z.  B.   für   eine  Staffelmessung   mit  5  m-Latten,   einen 


FiK.  9. 


30^^ 


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Ablesefehler  von  db  1  cm  (d.  h.  3  mal  so  gross  als  bei  unseren  Messungen) 
einen  unregelmässigen  Ablothfehler  von  db  0,6  cm  (20  mal  so  gross 
a.  b.  u.  M.)  und  einen  fortschreitenden  Fehler  von  ±:  1  mm  (rund 
8  mal  so  gross  a.  b.  u.  M.),  so  würden  wir  das  in  Figur  9  dargestellte 
Fehlerverhältniss  haben,  wobei  der  unter  Benutzung  des  Fehlerausdrucks 
V^  c^  +  u^s  -}-  f^  8^  berechnete  Gesammtfehler  etwa  dem  der  Tabelle  I 
für  günstige  Verhältnisse  der  preussischen  Anweisung  IX  zu  Grunde 
liegenden  mittleren  Fehler  entspricht.  Würde  man  andererseits  eine 
viel  schärfere  Methode  anwenden,  z.  B.  Messung  mit  Schneidenlatten 
längs  gespannter  Schnüre,  so  würden  dementsprechend  die  Werthe  für 
f  und  u,  und  je  nach  der  Ablesemethode  für  c  abnehmen;  so  wäre  es 
z.  B.  wohl  denkbar  für  eine  5  m-Lage  den  fortschreitenden  Fehler  auf 


58  Reinhertz.    Die  Ergebnisse  der  Messung  der  Bonner 

die  Hälfte  desjenigen  unserer  Messungen,  etwa  auf  0,05  mm,  den  an- 
regelmässigen  auf  0,1  mm  (I/3  des  unsrigen)  und  den  Ablesefehler  auf 
1  mm  (je  nach  der  Punktbezeichnung)  zu  bringen,  womit  dann  vielleicht 
die  äusserste  Grenze  der  Leistungsfähigkeit  von  Lattenmessungen  aas- 
gedrückt wäre. 

Wir  sehen  aus  der  Betrachtung  der  Einzelfehler  und  den  erwähnten 
Beispielen,  dass  das  Verhältniss  der  Einzelfehler  ein  wechselndes  ist^ 
je  nach  dem  Messungsverfahren,  dem  Instrument  und  den  äusseren  Um- 
ständen. Es  giebt  demnach  kein  durch  eine  einfache 
Formel  ausdrückbares  und  allgemein  für  jede  beliebige 
Längenmessung  gültiges  Gesetz  für  die  Anordnung  der 
Längenmessu.ngs fehler.  Danach  ist  es  klar,  dass,  wenn  man 
es  unternimmt,  für  die  verschiedenartigsten  Messungen  und  für  Linien 
verschiedener  Länge  den  Gesammtfehler  unter  der  Voraussetzung  zum 
Ausdruck  zu  bringen,  dass  entweder  der  eine  oder  der  andere  der 
Einzelfehler  der  vorherrschende  und  bestimmende  sein  müsse,  und 
es  unterlässt  das  Verhältniss  derselben  einer  Prüfung  zu  unterziehen^ 
über  den  Grad  der  Uebereinstimmung  zwischen  Formel  und  beobachteten 
Fehlerwerth  Meinungsverschiedenheiten  entstehen  können,  dass  der  eine 
sich  für  eine  lineare  Beziehung,  der  andere  sich  für  das  sogenannte 
Quadratwurzelgesetz  entscheiden  kann;  es  ist  ferner  klar,  dass  die 
amtlichen  Formeln  für  die  Fehlergrenzen,  welche  eine  Schematisirung^ 
eine  Zusammenfassung  verschiedenartiger  Verhältnisse,  nothwendig^ 
machen,  eine  verschiedene  Gestalt  haben  können. 

Weiterhin  haben  wir  aber  auch  aus  der  Betrachtung  der  Einzel- 
fehler nach  ihrer  Entstehung  und  ihrem  gegeiiseitigen  Verhältniss 
gesehen,  dass  die  einseitig  wirkenden  Fehlertheile  die  vorherrschenden 
sind,  dass  nur  unter  ganz  besonderen  Umständen,  die  wir  als  ungünstige 
bezeichnen  müssen,  die  unregelmässigen  Theile  die  tiberwiegenden 
werden  können,  dass  gute  Messungen  sich  demnach  durch 
einen  möglichst  gleichartigen  Gang  der  Abweichungen 
auszeichnen  müssen. 

In  Widerspruch  hiermit  steht  nun  der  Umstand,  dass  das  sogenannte 
„Quadratwurzelgesetz",  wie  eingangs  erwähnt,  wenigstens  theoretisch  zur 
Herrschaft  gelangt  ist.  Diese  auffallende  Erscheinung  erklärt  sich  zunächst 
aus  dem  Mangel  an  geeigneten  Beobachtungen  für  das  Anwachsen  der 
Einzelfehler  mit  der  durchmessenen  Länge,  und  dann  dadurch,  dass  bei 
der  Ableitung  der  Fehlerbeziehung  aus  den  vorliegenden  Beobachtungen 
die  Bedeutung  des  Ablese-  oder  Punktfehlers  nicht  in  gehöriger  Weise 
beachtet  wurde.  Die  Sache  lässt  sich  (ohne  auf  die  Quadrate  der  Beob- 
achtungsfehler einzugehen)  etwa  so  darstellen;  Es  liegt  ein  Complex 
von  Messungs-Abweichungen  vor,  welche  (ohne  Unterscheidung  des  Vor- 
zeichens) etwa  innerhalb  des  in  Figur  10  schraffirten  Raumes  vertheilt 
sein  mögen.    Es  wird  nun,  ohne  Rücksicht  auf  den  Ablese-  oder  Punkte 


Basis  mit  Messlatten  und  Messband. 


59 


fehler^  für  die  Fehlerfunction  die  Bedingung  eingeführt,  dass  bei  der 
Strecke  5q=Nu11  auch  der  Fehler  =  Null  sein  soll.  Dabei  kann  zur 
Darstellung  des  Fehlers  die  gerade  Linie  in  der  Regel  ebenso  wenig 
ausreichen^  wie  die  Quadratwurzel.  Wenn  die  Längen  der  Linien  aber 
nur  massig  sind  und  für  sehr  kurze  Linien  Beobachtungen  fehlen,  so 
kann  leicht  der  Fall  eintreten,  dass  die  quadratische  Beziehung  einen 
besseren  Anschluss  an  die  Beobachtungen  gewährt  wie  die  lineare^  wie 
aus  Figur  10  ohne  weitere  Rechnung  sofort  hervorgeht. 

Es  ist  einleuchtend,  dass  ein  Complex  von  Messungsfehlern,  wie 
der  in  der  Figur  10  angedeutete,  durch  verschiedene  Gleichungen  mit 
mehr  oder  weniger  Anschluss  wiedergegeben  werden  kann,  sowohl  durch 
eine  lineare  Beziehung  nach  der  Form  a .  s,  als  durch  eine  quadratische 

nach  der  Form  a|/s,   oder  durch  eine  Beziehung  wie  in  den  amtlichen 

Formeln  ]/^a^s^  +  &^s  und  08+ &  1/s,  und  noch  durch  viele  andere 
Gleichungen,    wie   z.  B.  die   sich    ohne  Weiteres    aus    der  Figur    dar- 

Flg.  10. 


bietende  c-^ds.  Damit  ist  aber  auch  unmittelbar  gesagt,  dass  diese 
Gleichungen  weiter  nichts  leisten  und  auch  nicht  leisten  sollen,  als 
^beobachtete  oder  erwartete  Fehlergrössen  mit  praktisch  genügendem 
Anschluss  zum  Ausdruck  zu  bringen^.  Wenn  nun  in  einem  gegebenen 
Fall  irgend  eine  Function  als  zutreffend  gewählt  wird,   z.  B.  die  Form 

a\/^Sy  so  darf  daraus  nicht  geschlossen  werden,  dass  bei  den  Messungen 
nur  oder  hauptsächlich  unregelmässige  Fehler  vorliegen.  Eine  solche 
Folgerung  ist  falsch,  es  ist  das  eine  Verwechselung  des  Fehlerfort- 
pflanzungsgesetzes mit  einem  Fehlerausdruck.  Dieser  Irrthum  ist  aber 
vorgekommen^  ihm  ist  die  Anwendung  des  sogenannten  Quadratwurzel- 
gesetzes auf  Längenmessungsfehler  (z.  B.  zur  Berechnung  eines  Längen- 
einheitsfehlers) zuzuschreiben.  Aus  zerstreuten  Messungen  kann  man 
wohl  Reihen  für  die  bei  verschiedenen  Entfernungen  erreichten  und  zu 
erwartenden  Messungsfehler,  also  Fehlergrenz-Tabellen  aufstellen,  aber 
kein  Gesetz  für  die  Fortpflanzung  der  Messungsfehler  ableiten. 

um  ein  Beispiel  zu  dem  soeben  Gesagten  anzuführen,  sei  hingewiesen 
auf  die  besten  und  eingehendsten  Fehlerreihen  für  Längenmessungen, 
welche  bisher  veröffentlicht  sind,   nämlich   auf  die^   welche  L orb  er  in 


go  Reinhertz.    Die  Ergebnisse  der  Messung  der  Bonner 

seiner  verdienstvollen  Schrift  „üeber  die  Genauigkeit  der  Längen- 
messungen^  behandelt  hat.  Die  Messungen  sind  mit  4  m-Latten  längs 
gespannter  Schnüre  ausgeführt  und  entsprechen  ihrer  Genauigkeit  nach 
den  unserigen  mit  der  5m-Latte;  es  ist  nämlich  bei  L  orb  er  bei  280  m 
der  mittlere  Fehler  rb  9  mm,  bei  uns  bei  312  m  ±  8,4  mm.  Lorber 
fand  das  „von  der  Methode  der  kleinsten  Quadrate  geforderte  Gesetz'^ 
d.  h.  das  „Quadratwurzelgesetz^  (Hypothese  I)  bestiltigt  und  stellte  den 
Ausdruck  ±  0,000535  ]/X  auf.  Danach  würde  sich  also  für  eine 
Lage  der  4  m  -  Latte  ein  unregelmässiger  Fehler  von  =t  1,07  mm 
ergeben.  Ein  so  grosser  unregelmässiger  Fehler  ist  aber  bei  einer 
guten  Messung  besonders  längs  gespannter  Schnur  nicht  denkbar,  das 
würde  ja  einer  Maximalabweichung  von  3 — 4  mm  für  eine  Lattenlage 
entsprechen.  Es  ist  eben  der  eigentliche  Messungsvorgang  viel  genauer 
als  aus  der  ohne  Rücksicht  auf  die  Ablesefehler  aufgestellten  Fehler- 
formel, falls  ihr  die  Bedeutung  eines  Fehlerfortpflanzungsgesetzes  beigelegt 
wird,  gefolgert  werden  muss.  Es  ist  aber  wichtig,  dass  das  klar  erkannt 
wird.  Die  Lorber 'sehe  Gleichung  ist  also  ebenso  wie  die  auf  Seite  7  und 
59  erwähnten  Formeln  weiter  nichts  als  ein  Ausdruck  für  die  Grösse  der 
beobachteten  Messungsfehler,  für  welchen  ebenso  gut  oder  besser  irgend 
ein  anderer  gewählt  werden  könnte.  Auf  Grund  der  graphischen  Dar- 
stellung der  Fehlerreihen  möchte  ich  für  diese  Lorber'schen  Reihen, 
für  unsere  Messungen,  sowie  für  die  amtlichen  Fehlergrenz-Formeln  den 
Ausdruck  a-\-bs  empfehlen,  welcher  einfach  ist,  den  praktischen  An- 
forderungen genügen  wird,  und  grundsätzlich  jede  zu  Missverständnissen 
Anlass  gebende  fehlertheoretische  Deutung  ausschliesst. 

8.  Schlussbemerkniig. 

Fassen  wir  zum  Schluss  die  Ergebnisse  unserer  Untersuchung  über 
die  Längenmessungsfehler  noch  einmal  kurz  zusammen,  so  haben  wir 
das  folgende: 

Das  Verhältniss  der  Einzelfehler  ist  je  nach  der  Art  des  an- 
gewendeten Messungsverfahrens,  den  Instrumenten  und  äusseren  Um- 
ständen ein  wechselndes. 

Bei  guten  und  sorgfältigen  Messungen  sind  die  unregelmässigen  Ab- 
weichungen im  Allgemeinen  als  klein  anzusehen  im  Vergleich  zu  den 
mit  der  durchmessenen  Länge  regelmässig  fortschreitenden;Abweichungen, 
diese  letzteren  sind  daher  auch  im  Allgemeinen  für  die  Fehleranordnung 
bestimmend.  Dementsprechend  giebt  es  auch  keine  einfache  für  alle 
Verhältnisse  passende  Beziehung  für  das  Anwachsen  des  Längenmessungs- 
fehlers. Will  man  aber  eine  einfache  Beziehung  aufstellen,  so  muss 
dieselbe,  wenn  vom  Ablesefehler  abgesehen  wird,  für  gute  Messungen 
lauten:  ,)Der  Fehler  wächst  im  Allgemeinen  proportional  der  durch- 
messenen Länge^,  oder  anders  ausgedrückt:    ^gute  Messungen  zeichnen 


Basis  mit  Messlatten  und  Messband.  61 

sich  durch  einen   gleichartigen  Gang  der  Abweichungen   ohne  merkliche 
Unregelmässigkeiten  aus*^. 

Welche  Form  man  dem  Ausdruck  für  die  Darstellung  der  Fehler- 
grösse,  z.  B.  in  den  Formeln  für  die  Fehlergrenzen,  geben  will,  ist 
gleichgültig,  die  einfachste  ist  immer  die  beste.  Derartige  Gleichungen 
haben  keine  weitere  Bedeutung  als  die,  einen  einfachen,  übersichtlichen 
Ausdruck  für  eine  beobachtete  oder  erwartete,  in  einer  Tabelle  nieder- 
gelegte Fehlerreihe  zu  geben.  Sie  haben  keine  weitere  fehlertheoretische 
Bedeutung,  d.  h.  sie  dürfen  nicht  den  Anspruch  erheben  durch  ihre 
Bestandtheile  das  wirklich  bestehende  Verhältniss  der  bei  der  Messung 
auftretenden  Fehlerarten  zum  Ausdruck  zu  bringen,  oder  die  Bedeutung 
dieser  Fehlerarten  richtig  darzustellen.  Das  ist  solange  weder  möglich 
noch  nothwendig,  als  nicht  durch  das  Messungsverfahren  verbürgt  ist, 
dass  das  zum  Ausdruck  gebrachte  Fehlerverhältniss  bei  der  Messung 
auch  wirklich  gewahrt  bleibt. 

Wenn  es  sich  aber  darum  handelt  unser  Messungsverfahren  weiter 
zu  entwickeln,  so  müssen  wir  die  Einzelfehler  in  ihrer  Bedeutung  erkannt 
haben.  Erst  dann  können  wir  unser  Verfahren  sachgemäss  weiter  aus- 
bilden, wie  es  die  wichtigste  Aufgabe  der  Längenmessung,  das  ist  die 
Einschaltung  von  untergeordneten  Liniensystemen  in  die  Systeme  der 
Landesvermessung,  verlangt.  Dieser  Aufgabe  entsprechend  ist  es  in  erster 
Linie  nothwendig,  die  unregelmässigen  Abweichungen  in  möglichst  engen 
Grenzen  zu  halten,  d.  h.  für  eine  möglichst  grosse  Gleichartigkeit  des 
Verfahrens  und  eine  exacte  Fortführung  der  einzelnen  Instrument-Lagen 
Sorge  zu  tragen. 

In  den  letzten  Jahren  sind  gerade  in  dieser  Hinsicht  erfreuliche 
Fortschritte  zu  verzeichnen  gewesen,  ich  denke  an  die  neuen  Formen 
der  Latten  und  Bänder,  wobei  ein  besonderer  Werth  gelegt  wird  auf 
eine  exacte  Bezeichnung  des  Endmaasses,  womit  verbunden  sein  muss 
eine  genaue  Theilung.  Wenn  wir  auf  diesem  Wege  weiter  gehen,  und 
Theorie  und  Praxis  einander  helfen,  so  dürfen  wir  hoffen,  dass  unser 
einfaches,  aber  gerade  darum  grundlegendes  Messungsverfahren,  welches 
schon  Jahrtausende  lang,  so  alt  menschliche  Cultur  überhaupt  ist,  gedient 
hat,  auch  in  Zukunft  seiner  hohen  Bedeutung  entsprechend,  sich  weiter 
entwickeln  wird. 

Bonn,  Juni  1895.  Reinhertz. 


gg  Biicherschaiu 

BOcherschau. 


Lehrbuch  der  Experimentalphysik  von  A.  Will  In  er.  Erster  Band.  Allgemeine 
Physik  und  Akustik.  Fünfte,  vielfach  umgearbeitete  und  verbesserte  Auflage. 
Mit  321  in  den  Text  gedruckten  Abbildungen  und  Figuren.  Leipzig  1895, 
B.  G.  Teubner. 

Dieser  Band  der  fünften  Auflage  der  Wttllner'schen  Physik  behandelt 
in  seinem  ersten  Theile^  der  allgemeinen  Physik^  auch  den  Geodäten 
interessirende  Dinge,  wovon  besonders  hervorzuheben  sind :  die  Bestimmungen 
der  Schwerbeschleunigung  von  Borda  und  diejenige  mittels  des  Reversions- 
pendels, Anziehung  einer  Kugel  auf  äussere  Massen^  Abnahme  der 
Schwere  mit  der  Höhe,  sowie  Jolly's  Nachweis  der  Abnahme  der 
Schwer^  mit  der  Höhe  über  einer  Hochebene^  Verschiedenheit  der 
Schwerbeschleunigung  in  verschiedenen  Breiten,  Bestimmung  der  Dichtigkeit 
der  Erde  mit  der  Drehwaage  nebst  Versuchen  von  Cavendish, 
Versuche  von  Reich,  Baily,  Oornu  und  Bai  lie,  Bestimmung  der 
Dichtigkeit  der  Erde  mit  der  gewöhnlichen  Waage  von  Jolly  und 
Poynting,  Methode  der  Lothablenkung  durch  Berge  von  Maskelyne, 
Methode  von  Airy,  Anziehung  einer  homogenen  Kugelschale  auf  in  ihr 
befindliche  Massen,  Attractionsconstante  und  deren  Dimension,  Ebbe 
und  Fluth. 

Im  Ganzen  enthält  der  Band  nach  einer  Einleitung  tlber  die  Methoden 
der  Physik,  Maasse,  Messinstrumente  und  die  Fundamentalsätze  der 
Differentialrechnung  im  ersten  Theile  die  Lehre  von  der  fortschreitenden 
Bewegung,  der  drehenden  Bewegung,  der  allgemeinen  Gravitation,  sowie 
die  Lehre  von  den  festen,  tropfbarflüssigen  und  gasförmigen  Körpern. 
Der  zweite  Theil  bringt  die  theoretischen  Principien  der  Wellenbewegung, 
die  Wellenbewegung  fester,  flüssiger  und  gasförmiger  Körper,  die  Lehre 
von  der  Erregung,  von  der  Ausbreitung  und  Wahrnehmung  des  Schalles. 
Diese  neue  Auflage  soll  wieder  in  vier  Bänden  erscheinen,  wovon 
der  zweite  die  Wärmelehre,  der  dritte  die  Elektricitätslehre  und  der 
vierte  die  Lehre  vom  Licht  enthalten  wird.  P. 


Strassenbaukunde  von  F.  Loewe,  ordtl.  Professor  der  Ingenieurwissenschaften 
an  der  Königl.  Bayer.  Technischen  Hochschule  zu  München.  Mit  124  Abbildungen 
im  Texte.    Wiesbaden  1895,  G.  W.  Kreidel.    12,60  Mk. 

Es  werden  nach  einer  geschichtlichen  Einleitung  behandelt:  1.  Boden- 
kunde, 2.  Fuhrwerkskunde,  3.  Entwurf  der  Strassen,  4.  Bau  der 
Strassen  und  5.  Unterhaltung  der  Strassen.  Der  erste  dieser  fünf  Ab- 
schnitte beschäftigt  sich  mit  der  äusseren  und  der  inneren  Beschaffenheit 
des  Bodens,  d.  h.  mit  der  geometrischen  Aufnahme  und  Darstellung  und 
mit  den  geognostischen  Untersuchungen.  Der  dritte,  für  den  Landmesser 
besonders  mit  in  Betracht  kommende  Abschnitt,  enthält  die  Grundsätze 
und  Regeln  für  die  commercielle  und  für  die  technische  Tracirung:  Gesetz- 


Vereinsangelegenheiten.  63 

mässigkeit  für  den  Fall  einer  gleichmässigen  Verkehrsdichtigkeit^  den 
Satz  vom  Anschlasspunkte  und  den  vom  Knotenpunkte,  Grundriss,  Aufriss 
und  Querschnitt  der  Strassen,  Bestimmung  der  möglichen  Linien  und 
der  bauwürdigen  Linie,  Ermittelung  der  günstigsten  Lage  der  Strassen- 
linie,  Uebertragnng  der  Linien  auf  das  Feld.  Aufnahme  des  Längenprofils 
und  der  Querprofile,  Kostenanschläge,  Erdmassenberechnung,  Massen- 
nivellement u.  s.  w.  In  gleicher  Ausführlichkeit  sind  die  beiden  letzten 
Abschnitte  bearbeitet,  worin  auf  die  neueren  und.  neuesten  Bauweisen 
hinsichtlich  des  Materials  gebührend  Rücksicht  genommen  worden  ist. 

P. 

Vereinsangelegenheiten. 

Bitte. 

Am  23.  Novetnber  v.  J.  starb  der  Landmesser  Hugo  Wannach  zu 
Charlottenburg,  Mitglied  des  Deutschen  Geometer-  und  des  Branden- 
burgischen Landmesser- Vereins,  mit  Hinterlassung  einer  Wittwe  und 
zweier  kleinen  Kinder. 

Wannach  war  bis  vor  kurzem  bei  der  preussischen  Staatseisenbahn- 
Verwaltung  beschäftigt.  Infolge  der  Neuordnung  dieser  Verwaltung 
wurde  ihm  gekündigt,  worauf  er  in  Charlottenburg  ein  Vermessungs- 
Bureau  einrichtete.  Nach  nur  kurzer  Zeit  ereilte  der  Tod  den  erst 
36  jährigen,  bis  dahin  gesunden  und  rüstigen  Mann.  Theils  im  Vertrauen 
auf  seine  Gesundheit,  theils  weil  er  durch  die  Sorge  um  die  neu  ge- 
gründete Existenz  und  die  Familie,  sowie  die  ihm  obliegende  Unter- 
stützung seiner  Mutter  und  der  Mutter  seiner  Ehefrau  ohnehin  stark  in 
Anspruch  genommen  war,  hat  er  es  unterlassen,  durch  Eintritt  in  eine 
Lebensversicherung  fQr  die  Zukunft  der  Seinen  zu  sorgen.  In  Folge 
dessen  befindet  sich  die  Wittwe  mit  ihren  Kindern  in  der  traurigsten  Lage. 

Zur  Bestreitung  der  nothwendigsten  Bedürfnisse  ist  ihr  aus  der 
Kasse  des  Deutschen  Geometer- Vereins  eine  einmalige  Unterstützung 
von  100  Mk.  gewährt  worden. 

Um  das  Loos  der  Frau,  bis  sie  eine  andere  Existenz  gefunden 
hat,  einigermaassen  zu  erleichtern,  bitten  wir  die  Mitglieder  unseres 
Vereins  um  freiwillige  Gaben. 

Der  Vorsitzende  des  Brandenburgischen  Landmesser -Vereins, 
Technischer  Eisenbahn-Secretair  T  as  1er,  Berlin -Charlottenburg,  Kaiser 
Friedrich -Strasse  45  B,  ist  bereit,  solche  —  kleinere  auch  in  Brief- 
marken —  in  Empfang  zu  nehmen  und  der  Wittwe  zu  übermitteln. 

Ueber  den  Empfang  wird  in  dieser  Zeitschrift  öffentlich  quittirt  werden. 
Alten  bürg,  im  December  1895. 

Die  Vorstandschaft  des  Deutschen  Geometer- Vereins 

L.   Winckel.  * 


64  Neue  Schriften  über  Vermessungswesen. 

Neue  Schriften  über  Vermessungswesen. 

Czuher,  E,n  Aphorismen  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Mathematik  im 
19.  Jahrhundert.     Wien  1895.  8.  15  pg.     Mark  1,00. 

Hultsch  F.^  Die  Elemente  der  Aegyptischen  Theilungsrechnung.  Theil  I. 
(Abhandl.  Ges.  Wiss.)  Leipzig  1895.     Lex.  8.  ca.  192  pg. 

Grossmann,  L.,  Praktische  Anleitung  zur  Berechnung  der  Constanten 
der  BessePschen  Formel  für  den  täglichen  und  jährlichen  Gang^ 
periodischer  Elemente.     Altona  1895.  gr.  4.  6  pg.     Mark  1,00. 

Valentiner y  W.y  Handwörterbuch  der  Astronomie.  Herausgegeben  unter 
Mitwirkung  von  E.  Becker,  N.  Hertz,  N.  v.  Konkoly  u.  A. 
(2  Bände  in  12—15  Lieferungen).  Breslau  1895.  gr.  8.  m.  Holz- 
schnitten. —  Liefg.  2.     Jede  Liefg.     Mark  3,60. 

Kempert^s  Litteratnr-Nachweis  3.  Quartal  1895. 

Bagnally  Long-distance  levelling.  A.  Min.  o.  Proc.  V.  121,  p.  152. 
Krüger,  Die  Auflösung  eines  speziellen  Systems  von  Normalgleichungen. 

Astron.  Nachr.  Bd.  138,  p.  153. 
Miller,  Zwei    neue  Auftragapparate    für    tachymetrische   Aufnahme.     A. 

Centr.-Ztg.  f.  Optik.  1895,  p.  163. 
Ertel   &  Sohn,    Neue    Mikrometerschrauben    für   Präzisionsinstrumente. 

A.  Centr.-Ztg.  f.  Optik,  1895,  p.  163. 
Hammer y  Das  Eckhold^sche  Omnimeter    in    der  Ausführung    von  A.  Ott 

in  Kempten.     Ztschr.  für  Instrum.  1895,  p.  233. 
Schroder,  Nouvel  instrument  (Tachöographe)  servant  au  arace  direct  et 

au  leve  direct  du  terrain.     Comptes  rendus  V.  121,  p.  40. 
Ziegler 'Hager  y    Neues    geodätisches    Universal-Instrument.     A.    Anz.     f. 

Gew.  u.  Bauw.  Bd.  37,  p.  72  u.  Centr.-Ztg.  f.  Optik  1895,  183. 
Laussedat^  Recherches    sur    les    instruments,    les    methods  et  le    dessin 

topographiques.  A.  Ann.  d.  Conserv.  des  Arts  et  Met.  V.  VII,  p.  60* 
Salmoii'o^hiey  FerForro  et  la  sua  celerimensura.  IlPolitecn.  1895,  p.  321. 
Bansy,  Note  sur  un  nouvel  appareil  topographique    „Rapid  Traverser" 

de  M.  James  Henderson.  A.  Rev.  univ.  des  Mines  V.  .31,  p.  64. 
Jadanzay  A    proposito    di  Porro  e  della    sua  Celerimensura.  Lettera   al 

Sig.  Ing.  Angelo  Salmoiraghi.     II  Politecn.  p.  464. 
Elementi   geodetici    dei   Punti   contenuti  nei  Fogli  6,  7,  12  e  18    della 

Carta  d'Italia  compresi  fra  46»  0'  e  460  40'  di  Latitudine  e  —  20  30' 

e  —  30  30'    di    Longitudine    di    Roma.      Roma    1895.    4.  61  pg 

c.  1  tavola. 

Inhalt. 

GrSssere  Mittheiiungen:  Die  Ergebnisse  der  Messung  der  Bonner  Basis  mit 
Messlatten  und  Messband,  von  Keinhertz  (Fortsetzung).  ^—  BOcherschau.  — 
Vereinsangeiegenheiten.  —  Neue  Schriften  Ober  Vermessungswesen. 

Yerla«  Ton  Konrad  Wittwer  Stattgart  —  Drack  yod  Gebrüder  Jänecke  in  Hannover. 


'  65 

ZEITSCHMFT  FOR  VERMESSUNGSWESEN. 

Organ  des  Deutschen  Geometervereins. 

Heransgegeben  von 

Dr.  W.  Jordan,  und  O.  ßteppes, 

Professor   in   Hannover  Steuer-Rath  in  Manchen. 

1896.  Heft  3.  Band  XXV. 

$H     1.  Februar.  K 


Querachsige  rechtwinklige  sphärische  Coordinaten  für  die 
Zwecke  der  Kteintrianguiiruhg  und  Specialvermessung. 

Bei  Gelegenheit  der  Berechnung  einer  Eleintriangulirung  im  Anschluss 
an  das  Netz  der  Landesaufnahme  war  dem  Unterzeichneten  die  Aufgabe 
gestellt^  aus  den  gegebenen  geographischen  Positionen  der  Anschluss- 
punkte  II.  bis  IV.  Ordnung  rechtwinklige  sphärische  Coordinaten  zu 
berechnen,  bezogen  auf  ein  System,  dessen  Hauptachse  mit  dem  in  der 
Breite  5V  5Qf  den  Magdeburger  Meridian  (29^  18' 7",  8178  östl.  Ferro) 
senkrecht  schneidenden  Quernormalbogen  zusammenfällt.  Da  nun  hierdurch 
die  Frage  der  Anwendung  eines  querachsigen  Systems  für  Landesver- 
messungszwecke, welche  bis  dahin  —  wenn  von  dem  conformen  Mecklen- 
burger Coordinatensystem  als  nicht  streng  querachsigen  abgesehen  wird 
—  auf  das  Gebiet  theoretischer  Speculation  beschränkt  geblieben  ist, 
auch  ein  praktisches  Interesse  gewonnen  hat,  so  dürfte  eine.  Darstellung 
der  in  diesem  Falle  angewandten  Beehnungsmethoden  an  dieser  Stelle 
gerechtfertigt  erscheinen. 

Zur  Lösung  der  gestellten  Aufgabe  waren  zunächst  zwei  Wege  ofien : 

1)  die  Berechnung  gewöhnlicher  Soldner'scher  Coordinaten  in  Bezug 
auf  den  Meridian  29®  18'  7",  8178  als  Hauptachse  im  trigono- 
metrischen Formular  6  der  Anweisung  IX  und  Transformation 
dieser  Coordinaten  auf  das  querachsige  System« 

2)  Die  Anwendung  der  Seite  65  ff.  des  Jahrganges  1894  dieser 
Zeitschrift  vom  Professor  Dr.  Jiordan  gegebenen  Formeln,*) 


*)Die  Formeln  von  Zeitschr.  1894,  S.  65— 74  sind  auf  S.  74  als  noch  nicht 
endgültig  bezeichnet,    indem  Weiterentwicklung  vorbehalten  wurde.     Die 

sphärischen  Formeln  bis  ^- in  Zeitschrift  1895,  S.  647—653  sind  ein  Theil 

dieser  Weiterentwicklung,   welche    sphäroidisch    auch   schon  .  vorhanden  und 
nur  aus  Baumrücksichten  zurückgestellt  war.     Trotzdem  bringen  wir  die  Ent- 
wicklungen von  Herrn  Schulze  ungeandert  zum  Abdruck,  weUsie  ganz  unab- 
Zeitsclirift  fär  Vermessangswesen  1896.    Heft  S.  5 


66  Schulze.    Querachsige  rechtwinklige  sphärische  Goordinaten 

Bei  näherer  Beschäfägnng  mit  der  Sache  zeigte  sich,  dass  keine 
der  beiden  Recbnangsmethoden  strengen  Anforderungen  Oenttge  leistet, 
welche  darin  bestehen^  dass  unter  allen  Umständen  die  Rechnungs- 
ungenauigkeiien  keinen  Einfluss  auf  die  zweite  Decimalstelle  der  Goor- 
dinaten erlangen  dürfen. 

Mit  Rücksicht  auf  die  Ausdehnung  des  gesammten  Vermessungs- 
gebietes: 

rund  32  km  nördlich  der  Breite  51°  50' 
„      24    ^    südlich  derselben 
^      68    „     östlich  vom  Magdeburger  Meridian 
^     b2    jf    westlich  desselben 
ist  demnach  zur  Erreichung  der  gestellten  Anforderung  an  die  Genauigkeit 
der  Rechnung  die  Anwendung  achtstelliger  Logarithmen  geboten^  welche 
im  ungünstigsten  Falle  einen  Fehler  von  ±  Ifi  mm  verursachen  können. 

Bei  dem  unter  1)  angegebenen  Rechnungsverfahren  ist  von  vorn- 
herein die  Erreichung  des  oben  genannten  Genauigkeitsgrades  in  Folge 
der  auf  siebenstellige  Logarithmen  beschränkten  Formeln  des  Formulares  6 
ausgeschlossen,  ganz  abgesehen  davon,  dass  der  Umweg  über  meridionale 
Soldner'sche  Goordinaten  nicht  nothwendig  ist. 

Im  zweiten  Falle  war  zu  bedenken^  ob  die  nur  bis  zur  dritten 
Ordnung  reichenden  Jordanischen  Formeln  den  gestellten  Anforderungen 
an  die  Schärfe  der  Rechnung  in  allen  Fällen  genügen  konnten.  Eine 
nach  dieser  Richtung  angestellte  Untersuchung  ergab,  dass  in  der  Or- 
dinate durch  die  vernachlässigten  Glieder  vierter  Ordnung  von  der 
Form  ....  A  9*.X*  und  ...  .X*  für  die  grössten  in  Betracht  kommenden 
Entfernungen  vom  Nullpunkt  eine  Ungenauigkeit  von  11  min  und  in 
der  Abscisse   eine   solche  von   17   mm   in  Folge    der   Vernachlässigung 

der    Glieder    Acp.X^    und    A  9.'^  bewirkt  wird,   so  dass   bei 

achtstelliger  Rechnung  die  Vernachlässigung  der  Glieder  vierter  Ordnung 
nicht  statthaft  ist.  Ferner  zeigte  sich,  dass  das  a.  a.  0.  ebenfalls  ver- 
nachlässigte Glied  dritter  Ordnung  von  der  Form  ....  A  9^  in  Folge 
der  geringen  Breitenerstreckung  des  Vermessungsgebietes  ohne  Einfluss 
ist,  indem  dasselbe  im  äussersten  Falle  erst  den  Betrag  von  0,59  mm 
erreicht. 

Bei  Anwendung  der  auf  die  Glieder  vierter  Ordnung  erweiterten 
Formeln  für  die  Ordinate  und   Abscisse   machte  sich  die  hierdurch  auf 

je  6  Glieder  (unter  Vernachlässigung  des  Gliedes A 9')  angewachsene 

Länge  beider  Ausdrücke  als  recht  unbequem  bemerkbar. 


hängig  entstanden  sind  und  einen  werthvollen  Beitrag  zur  Entwicklungsgeschichte 
der  queracbsigen  Goordinaten  geben.  Unsere  eigenen  sphäroidischen  Formeln 
bis  zur  4.  Ordnung  einschliesslich  werden  nachher  auf  S.  83—92  mitgetheilt. 
Dieselben  geben  das  Zahlenbeispiel,  welches  in  Zeitschr.  1894  S.  43  noch 
mit  0,04"  und  0,03"  Fehler  abschliesst  auf  0,001"  in  den  Richtungen  und  auf  0*1 
im  Entfernungslogarithmus  scharf.  D.  Red.  «7. 


für  die  Zwecke  der  Kleintriangalirnng  and  Specialvermessang.         67 

In  dem  Bestreben,  eine  Gontrole  ftlr  die  Rechnung  zu  finden,  welche 
mit  möglichst  geringem  Zahlenanfwand  sich  bis  auf  die  zweite  Dedmal- 
stelle  der  Coordinaten  ^streckt,  gelangte  der  Unterzeichnete  zu  dem  im 
Folgenden  dargestellten  Eechnungsmodus.  Derselbe  gründet  sich  auf  den 
Umstand,  dass  innerhalb  der  Grenzen  des  Yermessungsgebietes  die  Abscisse 
eines  Punktes  nur  wenig  verschieden  sein  kann  von  der  Länge  des 
Qnemormalbogens  bis  znm  Sehnitt  mit  dem  Meridian  desselben  und  die 
Ordinate  nur  um  ein  geringes  kleiner  sein  kann  als  der  Meridianbogen 
von  diesem  Schnittpunkt  bis  zum  gegebenen  Punkt,  dessen  rechtwinklige 
Coordinaten  zu  bestimmen  sind.  Werden  demnach  diese  beiden  Grössen 
als  Variabele  betrachtet,  so  müssen  für  die  Coordinaten  (x  y)  sehr  ein^ 
fache  Ausdrücke  resultiren.  Es  kommt  daher  schliesslich  nur  darauf 
an,  für  diese  Variabelen  einfache  Formeln  aufzustellen. 

Ehe  wir  zur  Entwicklung  dieser  Formeln  schreiten,  mögen  noch 
einige  Bemerkungen  Platz  finden.  Was  zunächst  den  Radius  der  dem 
Erdellipsoid  zu  substituirenden  Eugelfläche  anbetrifft,  so  wählen  wir 
an  Stelle  des  üblichen  mittleren  Krümmungshalbmessers  im  Nullpunkt  als 
Kugelhalbmesser  den  Krümmungsradius  des  Quernormalschnitts  im  Anfangs- 
punkt desselben  (also  für  die  Breite  51^  50").  Die  so  bestimmte  Kugel- 
fläche  berührt  das  Erdsphäroid  längs  des  Parallelkreises  51^  50'  und 
schmiegt  sich  infolge  der  geringen  Breitenerstreckung  des  Yermessungs- 
gebietes von  max.  56  km  dem  letzteren  enger  an  als  jede  andere,  wodurch 
die  Winkeländerungen  beim  Uebergang  vom  Ellipsoid,  auf  die  Kugel 
möglichst  klein  werden. 

Femer  wählen  wir  abweichend  von  der  Bezeichnung  der  Achsen 
durch  Herrn  Prof.  Dr.  Jordan  a.  a.  0.  d.  Ztsch.  f.  Verm.  1894  folgende: 
Die  Hauptachse  (Abscissenachse)  wird  zur  x- Achse  gewählt,  und 
zwar  sollen  die  Abscissen  östlich  vom  Magdeburger  Meridian  positiv, 
westlich  von  demselben  negativ  gezählt  werden.  Die  Ordinaten  y  sollen 
sein  positiv  für  Punkte  südlich,  negativ  für  Punkte  nördlich  vom  Quer- 
normalbogen.  Die  Zählung  der  Azimute  beginnt  von  der  -|-  Richtung 
der  Hauptachse  in  rechtläufigem  Sinne.  Bei  dieser  Art  der  Festsetzung 
erscheint  demnach  das  querachsige  System  als  ein  um  90^  rechtläufig 
gedrehtes  Soldner'sches  gewöhnlicher  Art,  so  dass  in  der  weiteren  An- 
wendung des  ersteren  weder  neue  Begriffe  noch  neue  Bezeichnungen 
eingeführt  erscheinen  abweichend  von  den  herkömmlichen. 

Der  Uebergang  von  dem  einen  zu  dem  anderen  System  wird  ver- 
mittelt durch  die  bekannten  Relationen 

worin    ^  9   ^^    Soldner*schen    meridionalen   Coordinaten    für    denselben 
Anfangspunkt  und  n^  den  Kugelradius  bezeichnen. 

5* 


68 


Schulze.    Querachsige  rechtwinklige  sphärische  Ooordinaten 


Die  Ooordinaten  im  System  Magdeburg  der  preuss.  Katasterver- 
waltnng  folgen  hieraus  ohne  weiteres  zu 

t|m  =  t|  ;  hn^  I  —  32588,483, 
da  die  Länge  des  Meridianbogens  von  der  Breite  51^50'  bis  zur  Breite 
52<^  7' 34",  50  70  nach  Tafel  I.  in  F.  G*  Gauss:  Die  trigonometrischen 
und  polygonometrischen  Rechnungen  etc.     32  588,433  m  beträgt. 

Streng  genommen  ist  dies  zwar  nicht  richtig,  da  dem  System 
Magdeburg  ein  anderer  Kugelradins  (mittlerer  Krümmungsradius  im 
Nullpunkt)  zu  Grunde  liegt.  Jedoch  zeigt  eine  einfache  Eechnung^ 
dass  selbst  im  ungünstigsten  Falle  dieser  Umstand  in  den  Ordinaten 
Differenzen  von  nur  5  mm  hervorruft,  welche  mit  Rücksicht  auf  die 
Genauigkeit  siebenstelliger  Logarithmen  zu  vernachlässigen  sind. 

Gehen  wir  nun  auf  unser  eingangs  genanntes  Thema  ein. 

Es  sei  Pq  der  Ursprung  des  rechtwinkligen,   queraehsigen  Systems 
mit  der  Breite  <po  =  51  "^  50' 
und  der  Länge  X^  =  29°  18'  7",  8178 


PoQ'=K 

fo:' = u 

(fp  =QP  ^B,  —  B 


9 


P  sei  ein  beliebiger  Punkt  des  BesseFschen  Erdellipsoids  mit  der 
Breite  «p  und  der  Längendifferenz  X  gegen  den  Meridian  von  P^. 

Der  zum  Längenunterschied  X  gehörige  Parallelkreisbogen  P^  Q 
sei  gleich  v^  und  der  Radius  desselben  p^.  Ferner  seien  m  n  r 
beziehungsweise  der  kleinste,  grösste  und  mittlere  Krümmungsradius  für 
die  Breite  9.  Der  Schnittpunkt  M  der  Flächennormale  im  Punkte  P^ 
mit  der  kleinen  Achse  des  Erdellipsoids  sei  nun  Mittelpunkt  einer 
Eugelfläche  vom  Radius  n^,  welcfhe  demnach  das  Ellipsoid  im  Parallel- 
kreis Pp  Q  berührt.  Die  Länge  des  Quernormalbogens  vom  Punkte  P^ 
bis  zum  Meridian  von  P  sei  beziehungsweise  Ä;,  K  auf  dem  Ellipsoid 
und   auf  der  Kugelfläche.     Ferner    sei    W  der  Bogen   auf  dem  Kugel- 


für  die  Zwecke  der  Kleintriangalirang  nnd  SpecialvermesBung.         69 

meridian   durch  P  vom   Schnittpunkt  Q'  mit   dem  Quemormalbogen  K 
bis  zum  Parallelkreis  P^  Q.     Der  Punkt  P  des  Erdsphäroids  werde  so 

auf  die  Kugel  übertragen^   dass  die  Meridianbogenlänge  QP'  gleich  der 

elliptischen  Bogenlänge  QP  ist. 

Es  sei  dann  8  der  grösste  Kugelkreis  zwischen  den  Punkten  P^  F^ 
B  die  Breite  des  letzteren  auf  der  Kugel,  T^  und  T  die  Winkel  von 
S  mit  dem  Meridian  von  P^  beziehungsweise  P',  gezählt  von  der  Nord- 
richtung in  rechtläufigem  Drehungssinn.  Die  8  T^  T  entsprechenden 
Grössen  auf  dem  Ellipsoid  seien  beziehungsweise  Sy  a^,  a,  wo  demnach 
s  die  Länge  der  geodätischen  Linie  zwischen  den  Punkten  P^  P 
bezeichnet.  Der  Winkel  des  Quernormalbogens  K  im  Endpunkte  Q" 
mit  dem  Meridian  von  Q  sei  90  +  &"  auf  der  Kugel  und  der  analoge 
auf  dem  Ellipsoid  90  -{-  B"«     Schliesslich  sei    noch    U  die    Länge    des 

Meridianbogens   C^P',  wo  TJ  mit  (p^  —  cp  gleiches  Vorzeichen  haben  soll. 
Bezeichnen  a^  e  die  halbe  grosse  Achse   und  die  Excentricität  der 
Meridianellipse^  so  ist  für  das  Bessersche  Erdellipsoid 

log  a  =  6.804  643  4636  i         ^.  ^  r,    r. 

log  e^  =  7.824  410  4237  -  10    I   ^"^*^  ^-  ^'  ®^^«« 

ond  für  die  Breite  «p^  =  51°50' 

log  iWo  =  6.804  428  2989| 

log  n^  =  6.805  541  19431  nach  Jordan 
log  r^  =  6.804  984  7466] 

Meridianquadrant  =  10000  855,764  m. 

I.     Berechnung  der  Hilfsvariabelen  K  und   U. 
Der  Quemormalbogen  £'auf  der  Kugel  ist  ersichtlich  nur  Function 
vom  Längenunterschied  X,  welcher  positiv  nach  Osten  sein  soll,  und  er- 
halten wir  demnach  mittels  des  Maclaurin^schen  Lehrsatzes 

-=fa-(w)5+(?#).T+-- 

Die  Coefficienten  dieser  Reihe  ergeben  sich  durch  Differentiation 
aus  der  streng  richtigen  Gleichung 

tg  K=  cos  cpo  •  tg  X 
in  bekannter  Weise.  Für  X  =  0  giebt  die  Ausführung  der  Differentiationen 
nach   einigen  Vereinfachungen  bis  zur  fünften  Ordnung  in  Bogensecunden 

K=  cos  <Po  •  ^  +  (^^  ?o  ""  ^^8  3  ?o)  12  +  I 

+  (2  cos  cpo  —  ^  <^^8  ^?ö  +  ^  C08  59o)  24Ö+ J 

Führen  wir  hierin  mittels  der  bekannten  Relation 

^0  =  ^0  cos  cpo  •  '^ 
die  Parallelkreisbogenlänge  v^  als  Yariabele  ein^  so  folgt 

^=t;„+tg'9..^+(2tg*9<,-tg'cp„)-^+ }(1*) 


(1) 


3n„»    '  '     °   ^»        "  ^"'lön« 


70  Schulze«    Querachsige  rechtwinklige  sphärische  Goordinaten 

and  durch  Einftthmng  der  Zahlenwerthe  für  <f^=sbV  5(f 

K=  V,  +  [6.12097  —  20]  v/  +  [2.1607  -  30]  i?/  (2) 

wql  t;,  ~  [1.282  070  169]  X"  (3) 

die  in  den  [  ]  stehenden  Zahlen  bezeichnen  in  üblicher  Schreibweise 
die  Logarithmen  der  Goef&cienten. 

Was  das  Glied  fünfter  Ordnung  in  Gleichung  (2)  anbetrifft^  so 
erreicht  dasselbe  den  Betrag  von  1  Millimeter  erst  bei  einem  Längen- 
unterschied von  4851'' =  1^  20' 51",  welchem  ein  Parallelbogen  von 
92  876  m  entspricht.  Dasselbe  fällt  daher  fort  sowohl  mit  Bücksicht 
auf  die  Ausdehnung  des  Yermessungsgebietes  als  auch  auf  die  Genauigkeit 
8  stelliger  Logarithmen.  Zur  Berechnung  des  Gliedes  dritter  Ordnung 
reichen  4  stellige  Logarithmen  aus. 

Die  zweite  Variabele  Udenken  wir  uns  zerlegt  in  den  Bogen  QP^^QP" 

und  den  Bogen  QQ"  ^=  W.  Den  elliptischen  Bogen  QP  entnehmen  wir 
ohne  weitere  Rechnung  der  Tafel  I  in-  dem  bereits  angeführten  Werke 
von  F.  G.  Gauss. 

Da  auch  ^Function  von  X  allein  ist^  so  können  wir  ebenfalls  den 
Maclaurin'schen  Satz  anwenden  und  erhalten  aus 

tg  (?o—  ^)  =  *S  ?o-  COS  X 
durch  Bildung  der  Ableitungen  von   W  nach  X  bis  zur  vierten  Ordnung^ 
in  Secunden 

X^                                                             X* 
FF"  =sin  2cpo  •  ^—  (sin  2cpo  -  6  sin  2cp, .  sin  2^^)— ^+ (4> 

wo  p"  =  206264,806 

und  aus  (4)  die  lineare  Länge 

W=  ^  W"  (5) 

P 

Werden  iu  vorstehenden  beiden  Gleichungen  für  die  Normalbreite 

9o=51^  50'  die  numerischen  Werthe   der  Coeffidenten  eingeführt,  so 

erhalten  wir 

W=  [5.562  1573-10]  X^+  [4.2869-20]  X'+ (5)* 

worin  X  in  Secunden  zu  nehmen  ist. 

Zur  Beurtheilung  des  Einflusses  des  zweiten  Gliedes  dient  folgende 
kleine  Tabelle 

A  ....    A 

1480  0,9  MUlimeter       • 

1800  2,0        „ 

2400  6,4       .„ 

3000  15,7         „ 

3600  32,5         „ 

3800  40,4         „ 

Es  reicht  demnach  für  das  Glied  vierter  Ordnung  eine  Tafel  von 
geringem  Umfange  bezw.  ein  Diagramm  vollkommen  aus. 


für  die  Zwecke  der  Eleintriangalirang  und  Rpecialvermessnng.         71 

Bezeichnet  B^f  B^  die  MeridianbogenUiige  vom  Aequator  bis  zur 
Breite  (p^  bezw.  <f,  deren  Werthe  der  schon  mehrfach  genannten  Tafel  I 
entnommen  werden^  so  ist 

U^B^-'B^^W, 
wo  U  mit  der  Breitendifferenz  (p^  —  f   gldches  Vorzeichen  haben  soll. 

Den  Winkel  90-|-&"  des  Quemormalbogens  K  mit  dem  Meridian 
dnrch  P'  können  wir  in  analoger  Weise  in  Form  einer  Reihe  mit  steigenden 
Potenzen  von  X  darstellen.  Wir  finden  durch  Ausführung  der  einfachen 
Zwischenr^hnungen  bis  zur  dritten  Ordnung 

d"=sincp^^.r— (sincpo+sinScp,)— 2  + 

und  numerisch  ''    ■  ^ 

r =[9.895  54  22— 10].X— [8.070  45— 20]X'+. . . . 
IL    Berechnung    der   rechtwinkligen  Coordinaten   (a?y)    als   Functionen 

von  U  und  X. 
Bei  gegebenem  Längenunterschied  \  sind  x  und  y  nur  noch  Functionen 

von  U  und  können  beide  Coordinaten  mit  dem  Maclaurin^schen  Satz  in 
Form  einer  Reihe  nach  steigenden  Potenzen  von  ü  entwickelt   werden: 

wo    die    Ableitungen    von  y  und   x  nach  U  zu    bilden    sind    aus    den 

Gleichungen 

sin  y  =  co8  0«sin  U 

—  tg(Z— iP)  =  sin  d.tgZJ. 
Durch  Ausrechnung  erhalten   wir  nach   Nullsetzung  von   ü  in  be- 
kannter Weise 

y  =  COS  ft.  U-  (C0S&-C0S3&).^r^i — =-— U""  (7) 

a?=Ä'+sin  0  •  t7  +  (sin  O+sin  3  ») «  ^J^\  +  ....  17'  (8) 

Die  Glieder  fünfter  und  höherer  Ordnung  in  vorstehenden  beiden 
Gleichungen  kommen  für  die  praktische  Anwendung  gänzlich  ausser 
Betracht.  Da  ferner  in  (7)  das  zweite  Glied  für  ^=2^  und  17=^ 
65  555  m  erst  den  Betrag  von  1  Millimeter  erreicht,  so  fällt  auch  dieses 
für  die  praktische  Rechnung  fort. 

Ueber  den  Einfluss  des  Gliedes  dritter  Ordnung  in  (8)  giebt  nach- 
stehende kleine  Tabelle  Aufschluss: 


r 

4500" 

3600" 

1800" 

600" 

300" 

u 

:=^ 

50  km 

50  km 

50  km 

50  km 

50  km 

...U' 



17  mm 

14  mm 

7  mm 

2  mm 

1  mm 

u 

^s= 

30  km 

30  km 

30  km 

30  km 

...U' 

4  mm 

3  mm 

1  mm 

0;5  mm 

u 

20  km 

20  km 

...U' 

1  mm 

1  mm 

72  Schulze.    Querachsige  rechtwinklige  sphärische  Coordinaten 

Für  das  Glied  dritter  Ordnung  reicht  daher  eine  Tafel  von  sehr  geringem 

Umfange  bezw.  ein  Diagramm  für  alle  Fälle  vollkommen  aus. 

Entwickeln  wir  nun  cos  &  und  sin  &  in  die  bekannten  nach  Potenzen 

des  Arguments    fortschreitenden    Beihen^   wobei   nur   die   ersten   beiden 

Olieder  zu  berücksichtigen  sind^  und  ersetzen  &  durch  k  mit  Hilfe  von 

Gl.  (6),  so  erhalten  wir 

y  =  U—  [8.86120-20]  V^ü  + (7)* 

a;  =  jK' +[4.581 1171- 10]  X.  17- [3-17411 -20]  X'  CT +(1)       (8)* 

IP 
wenn  zur  Abkürzung  (i)  =  (sinft  +  sin3  0)  — ^ — ^  gesetzt  wird. 

Für   die  praktische  Rechnung  kommen  demnach  folgende  Formeln   zur 

Anwendung: 

V,  =[1.282  070  17H" 

JT  =t;,  4-  [6.12097— 20]  i;J 

W=  [5.562 15  73  —  10]  V  +  [4.28  69  —20]}^* 

ft"  =  [9-895  5422—10]  X"  —  [8.070  45—20]  X^ 

y   =  U—  [8.861 20—20]  X*  U 

X  =jK'+[4.5811171— 10]  X.  17— [3.17411— 20]  X'  U+{1) 

(l)=(sin»  +  sin3»)-^ 

12  n^ 

wo   die  fünfte  bei  Anwendung    einer   Tabelle    für   das   Correctionsglied 
dritter  Ordnung  (1)  nicht  unmittelbar  erforderlich  ist. 

Zum  Zwecke  des  Vergleichs  der  nach  den  vorstehend  genannten 
drei  Rechnungsmethoden  zu  erzielenden  Resultate  wollen  wir  die  recht- 
winkligen Coordinaten  berechnen  für  die  beiden  Punkte 

1.  X  =  0°30'  =  1800"  A  9  =  —  0^30'  =  —  1800" 

2.  X  =  1  ^0'    =  3600"  A  <p  =  —  0^30'  =  —  1800" 

Nach  dem  dritten  Verfahren  erhalten  wir  folgende  Rechnung: 

log  X   =    3.25527251  j   =  cp^  —  1800"  =  6V  20' 

log  X^  ^    6.5105450  5^  =  5  744  208,502  m 

logX'=    9.76582  jBq,  =  5688585,153  m 

log  X'  =  13.02109  Bo  —  l^cp  =  +  55  623,349  m 

1.282  07017        6.1210—20  5.562  1573  -  10         4.2869  —  20 

3.255  27251      13.6120  6.510  5450  13.0211 


4.537  34268        9.7330—10       2.072  7023  7.3080—10 

«    =  4-34  462,175     +  0,541  +  118,223  +  0,002 

K=  +  34  462,716  m  W=  +  118,225  m 

ü=  +  55  505,124  m 

log  (7=  4.744  3331  log  C/=4.744  3331  log  U=  4.74433 

log  X=^  =  6.510  5450  log  X  =  3.255  2725  log X'  =  9.76582 

8.861  20n-20  ___        4.581  1171-10    3.17411^-20 

0.116  08n  2.580  7227  7.68426n-10 

—  1,3064  +  380,8226  —  0,0048 


{ 


y '  =  4-  55  503,818  m  -f  380,8178 

a; '  =  +  34  843,543  m       (1)  =  +   0,0096 


+  380,827 


für  die  Zwecke  der  EleintrianguliroBg  nnd  SpecialyermessaDg.         73 


{ 


2i 


Für  Pankt  2  finden  wir  in  derselben  Weise 

y"  =  + 55  145,232m 

a?"  =  +  69  685,433  m 
Zweite  Berechnung   von  y  und  x  mittels    der  Formeln    vom    Professor 
Dr.  Jordan,  Zeitschr.  f.  Verm.  S.  73,  1894*). 

Unter  Berücksichtigung  der  festgesetzten  Lage  und  Richtung  der 
Achsen,  des  Kugelhalbmessers  n^  anstatt  r^  und  nach  Vervollständigung 
der  Formel  (35)  durch  Hinzufügung  des  Gliedes. .  .Acp^,  der  Formel  (36) 
durch  Hinzufligung  des  Gliedes. .  .XAcp^  und  Beseitigung  des  Druck- 
fehlers im  Coefficienten  des  Gliedes...  X^  lauten  die  Gleichungen  für 
X  und  y: 
y=  —  [1.49000317]  Acp— [5.5621572  — 10]  X^  —  [3-86437— 10]  Acp^ 

+  [0-350  52  —  10]  AcpX'  +  [7.74495  —  20]  A^'  ^ 
X  =  [1.282 07017] X  —  [6.071 1202  — 10]  AcpX  —  [8.52682  —  20]  Acp^  xK^^ 

—  [9.66615  — 20]  X^J 

Die  Ausrechnung,  welche  wir  nicht    im  einzelnen  hersetzen  wollen, 
giebt  die  Werthe 

Punkt  1  Punkt  2 

y/  =  +  55  503,821  y/'  =  +  55  145,230 

X-  =  +  34843,535  a?/'  =  +  69  685,447 

Gegen   die   erste  Rechnung  haben   wir   demnach  die  Unterschiede, 

y'  —  y/  =  —  0,003  m  y '  —  y/'  =  +  0,002  m 

X  —  0?/  =  +  0,008  m  x'  —  Xß\=  —  0,014  m 

Dritte  Berechnung  der  Coordinaten  yx  auf  dem  Umwege  über 
meridionale  Soldner^sche  Coordinaten. 

Die  im  trigonometrischen  Formular  6  der  Anweisung  IX  siebenstellig 
geführte  Rechnung  ergiebt  zunächst  die  meridionalen  Coordinaten 

Punkt  1  Punkt  2 

5'  =  +  34842,218  5"  =^  +  69682,823 

j'  =  —  55504,648  i'  =  —  55  148,540 

Durch  Transformation  (Drehung  um  90^)  erhalten  wir  hieraus   die 
querachsigen  Coordinaten 

y/  =  +  55  503,823  y/  =  +  55 145,261 

Xp  =  +  34  843,532  a?/'  =  +  69  685,418 

Dass  hierin  die  dritten  Decimalstellen  als  reine   Rechengrössen  zu 
betrachten  sind,  bedarf  wohl  kaum  der  Erwähnung. 


*)  Die  Rechnung  nach   den   weiter   entwickelten  Formeln,  welche  in   der 
Anmerkung  auf  S.  66  erwähnt  wurden,  giebt 

Punkt  1  Punkt  2 

y  =  55503,8176  m  y  =  55145,2319  m 

X  =  34843,5423  x  =  69685,4332 

D.  Red.    J. 


74  Schnlze.    Qnerachsi^e  rechtwinklige  sphärische  Goordinaten 

Gegen    die   erste  und  zweite  Berechnung  ergeben  sich  folglich  die 
Unterschiede 

y  —  y/  =  —  0,005  m  y '  —  y/  =  —  0,029m 

0?'  —  Xp  =  +  0,011  m  n?"  —  x''p  =  +  0,015m 


yj  —yp=-  0,002m  y/'  —  y^^=  —0,031m 

2c/  —  a?p  =  4-  0,003  m  x"  —  ccp"  =  +  0,029m 


Um  zu  einem  ürtheil  über  die  relative  Genauigkeit  der  drei  Rech- 
nungsmethoden zu  gelangen,  wollen  wir  die  aus  den  rechtwinkligen 
Coordinaten  (a?  y)  abgeleiteten  geodätischen  Polarcoordinaten  des 
Punktes  P'  (x  y),  bezogen  auf  den  Coordinatenursprung  P^  und  den 
Meridian  durch  denselben,  vergleichen  mit  den  Polarcoordinaten  des 
Punktes  P  auf  dem  Sphäroid. 

Wir  berechnen  zunächst  den  geodätischen  Radius  vector  Snnä  das 
Azimut  Tp  im  Anfangspunkt  desselben.     Aus  der  Relation 

cos  S  =  cos  X  •  cos  y 
folgt  durch  Reihenentwicklung   und  Auflösung  nach  S^  bis  zur  vierten 
Ordnung 

'        3n,A     '  15V/  *■ 
und  hieraus  mit  derselben  Genauigkeit 

""'      6VSp         90  w/  ^^^^ 

wo  Sq^  =y^  +  x^. 

Für  unsere  beiden  Normalbeispiele  finden  wir  nach  der 

III.  II.  I.  Methode 

Punkt  1)  Sq  ==  65  534,3134  . . .  4,3109  . . .   4,3117  m 

Punkt  2)  So  =  88  865,3823  . . .  5,3921  . . .   5,3887  m 

Punkt  1)  S    =65  534,0816  . . .  4,0791  . . .   4,0799  m 

Punkt  2)  S    =88  864,7041  . . .  4,7139  . . .   4,7105  m 

Es  sei  nun  der  Winkel  t^  definirt  durch  die  Gleichung 

durch  welche  demnach  t^  als  Azimut  in  der  Ebene  gegeben  ist.  Der 
entsprechende  Winkel  auf  der  Kugel  sei  t^-^-dt.  Dann  gilt  die  streng 
richtige  Gleichung 

°  sm  a? 

wo  y  und  x  in  Theilen  des  Radius  zu  nehmen  sind.  Durch  Reihen- 
entwicklung  erhalten  wir  aus   der  letzten  Gleichung  bis  zur   Ordnung 

einschliesslich 


< 


^y_±dy 
x-\'dx 


für  die  Zwecke  der  Klemtriangnlirang  und  Specialvermessong.         75 

Nun  giebt  die  Bestimmungsgleichung  für  i^^ 

,      xdy—ydx 

worin  zur  Abkürzung  /S^*=jj*+y*. 

Fuhren  wir  in  diese  Gleichung  für  dt  die  aus  der  vorhergehenden 
Gleichung  folgenden  Werthe  ftir  dx  und  dy  ein^  so  erhalten  wir  nach 
einigen  Beductionen 

dt  _ay(3?»+2y^)  2a?y^ yx' 

und  hiemach  für  das  Azimut  T^ 

T,^^0'  +  {t,+dt)  (12) 

Wenden  wir  diese  beiden  Formeln  auf  unsere  beiden  Normal- 
beispiele  an^  so  ergeben  sich  nachstehende  Werthe: 

Punkt  1: 
nach  dem  III.  IL  I.  Verfahren 

dt    =  +2",  795  739  2",  795  740  2",  795  737 

t^  =.=  57^  52'  50",  507  725  50",  534  071  50",  545  415 
T^  =  UV  52'  53",  303  464  53",  329  811  53",  341 152 
S    =  65  534,  0816  m         . . .,  0791  . . .,  0799 

Punkt  2: 
dt    =  +4",  480  455  4",  480  457  4",  480  457     . 

t^  =  38^21' 22",  178  442  22",  154  637  22",  252  831 
T^  =  128°  21'  26",  658  897         26",  635  094         26",  733  288 

S    =  88  864,7041m       ,7139  ,7105 

Zur  Berechnung  der  geodätischen  Polarcoordinaten  {s,  a^)  des 
Punktes  P  auf  dem  Besserschen  Ellipsoid  schlagen  wir  folgenden  Weg  ein: 
Bezeichnet  zunächst  s  ein  beliebiges  Stück  der  geodätischen  Linie 
P^P  und  a  das  Azimut  im  Endpunkt,  femer  du  das  Bogenelement  der 
Meridianellipse,  und  dv  das  Bogenelement  des  Parallelkreises  für  die 
Breite  cp,  so  bestehen  aus  bekannten  Gründen  die  Relationen 

du=  —  md(f  =  —  cos  a  •  ds  1  ,     . 

dt;=:jp.dx  =  sin  tt'd«  j  ^ 

aus  welchen  für  das  Bogenelement  ds  sich  folgende  Ausdrücke  ergeben 

d$  =  {du"  +  dv^f'^ 

ds  =  —  cos  a  •  dtt  +  sin  «•  dv. 

Femer  gilt,  weil  s  eine  geodätische  Linie  ist,  der  Clairaut'sche  Satz 

p  sin  a  =  Const.  (14) 

Unter  Beachtung  der  Relation 

dp  =  du-Bm(f 

erhalten  wir  aus  (13)  und  (14)  folgende  Differentialgleichungen 

da  .  .     . 

^  =  sin  cp  (15) 

da         w  .        X  (1— «^)tg9-tga  ,^ß. 

-j- =  —  tg<p-tga=-^; °.  2     —  0-^) 

d<p         n       ^  1 — e*  sin*  9 


(17) 


etc. 


76  Schulze.    Qaerachsige  rechtwinklige  sphärische  Goordinaten 

und  aus  den  beiden  letzteren 

d<f         n  •  cos  (f   (1 — e^  sin'cp)  cos  9 

dk  w«tga  (1— e')tga 

Aus  der  zweiten  Gleichung  (13) 

ds   ^     p 

d\  sin  a 

erhalten  wir  durch  Differentiation  nach  X 

d^s  2p  •  cos  a  sin  cp 

dk^  sin'a 

d^s  6p  •  cos*  a  sin'  9  2p-  sin*  9  2p*  cos*  a  •  cos  9 

dV  sin^  a  sin  a  m-sin*  a 

Entwickeln  wir  mittelst  des  Taylor^schen  Satzes  s  nach   steigenden 

Potenzen  von  X;   so   erhalten  wir  für  die  Bogenlänge  s  einen  Ausdruck 

X*  X^ 

worin  die  Coef&cienten  die  für  X  =  0  resultirenden  Werthe  der  Diffe- 
rentialquotienten von  s  nach  X  bezeichnen. 

IC 

Nehmen  wir  a  =  -^  für  X  =  0,  so  erhalten  wir  die  dem  Quernormal- 

bogen  K  entsprechende  geodätische  Linie  senkrecht  zum  Meridian 
durch  P^: 

*=i>o  ^+Po  öin'  ?o  --3-  -t-  (2Po  «°*  ?o  — -^  sin'  ?o  <^0S  9^J^4.  ... 

Durch  Einfahrung  der  Parallelkreisbogenlänge  v^  geht  diese  Oleichnng 
über  in 

Hieraus  erhalten  wir  weiter  durch  Vergleich  mit  Gl.  (1*)  folgende 

fe  =  ^-4«^|^.-f,....  (19) 

1  —  e^        Ibnl 

oder  nach  Einsetzung  der  Zahlenwerthe  für  die  Oonstanten 

k  =  K—  [9.2201471—40]  •  vi 

Der  Unterschied  K —  k  beträgt  1  Millimeter  erst  bei  t;^  ==  359  725  m, 
so  dass  für  die  praktische  Rechnung  derselbe  überhaupt  nicht  in  Be- 
tracht kommt. 

Beiläufig  wollen  wir  noch  an  dieser  Stelle  die  Abweichung  berechnen, 
welche  in  der  Länge   des  Quernormalbogens  durch   die  Annahme    eines 

Kugelhalbmessers  r^  =  V^  m^  n^  für  n^  bewirkt  würde.  Bezeichnen 
wir  mit  K'  den  dieser  Annahme  entsprechenden  Werth  von  K^  so  findet 
sich  leicht  mit  Beachtung  der  Relation 

wo   Wl  =1  —  e*  sin*  9^j 
«'  sin'  ?o     .,3 


^0 

^0 

— 

W2 
^'^  0 

l^e* 

die  Differenz 

und  in  Zahlen 

3w;(l— e*)    . 
K  —  K=  [3.  530  1995  —  20]. vj 


für  die  Zwecke  der  Rleintriangalirang  und  SpecialvermesBung.  77 

Hieraus  ergiebt  sich,  dass  der  Unterschied  K'  —  K  beträgt 
für  1;^  =  30  898  Meter  ....     1    MUlimeter 

„        64  000      „       ....     8,9        „ 
„      100  000      „       ....   33,9        „        etc. 
wenn  bei  der  Uebertragung  der  Punkte  des  Erdeilipsoids  auf  die  Kugel- 
fläche    die    Parallelkreisbogenlänge    für    cp^    nicht    geändert    wird.     Die 
Wahl  des    grössten   Krümmungsradius    n^    zum  Eugelhalbmesser    ist   in 
diesem  Falle  durch  vorstehende  Daten  genügend  motivlrt. 

Zur    Berechnung    der    geodätischen    Polarcoordinaten    (s,  a^)    des 

Punktes  P  haben  wir  nach  (13)  und  (15)  die  Differentialgleichungen 

du  pd\         ,  da         sin  a  sin  cp 

— - —  =  —  cos  a ,  -^ —  =?  sin  a  ,  —, —  = ^. 

ds  ds  ds  p 

Indem  wir  u  und  X  als  Functionen  von  8  und  a  betrachten,    erhalten 

wir  in  bekannter  Weise 

du 


j      —  —  cos  a 
ds 

d^u         sin^  a  tg<p 

ds^  ~^         n 

d^u        3sin^acosatg^9    ^    sin' a  cos  a 
ds^                    n^                        mn 

d^u  _4sin»aco8»atg<p 

sin*atg<p 

Im  Differentialquotienten  vierter  Ordnung  sind  die  Glieder  mit  dem 
Factor  e^  vernachlässigt,  was  hier  unbeschadet  der  Genauigkeit  ge- 
schehen darf. 

In  gleicher  Weise  berechnen  wir 
d\ 

d^X 
p^  -T-j-  =  2  sin  a  cos  a  sin  cp 
Cv  s 

,   d^l        _  .           2-2         ft  •  3      •  2      I  2sjnaco8*acos*<p-w 
p^  --y-3-  =  6sinacos^  asm^  cp — 2sm'*a8in'*cp-| 

d*X 
p*       ^  =  8  sin  a  cos^  a  sin  <p  cos^  cp  •  w  (2  -|-3  tg^  cp)— 8  sin^  acos  asin  cp  cos^cp-n 

(l+3tg2cp) 
Mit  Hilfe  des  Taylor'schen  Satzes  erhalten  wir  für  a  =  a^  und  8  =  0 
für  X  =  0  bis  zur  vierten  Ordnung  einschliesslich 

u  =  —  scoBa,+A^ 
v=       ssin  a^  +  Bq 
worin  die  Grössen 


sin"  a„ tg (p„    a      /"°''«o'^o»«o^g'yo    i  sin'goCOSaA 
^0—        2«„  "^l  2nl  "^     6m,n,     } 


S' 


+ 


("°'""7>^"^2+3tg^cp„)--lg^^(l  +  3tg^^,)).-  +  ..., 


78  Schuhe.    Qnerschsige  reehtwinklige  sphärische  Coordinsten 

_  Bing, COB tt,tg<pa     ^,  ,  /     sin g, cos' gp tg* (p,  sin» g, tg'  (p„ 


8in  «Q  cos^  a^j 


SfWo  Wo 


'°"';y*"^-(i+3tg',„)).«+.... 


bekannt  sind,   indem  für  a^  und  s  in  denselben   mit  aasreichender  Ge- 
nauigkeit die  durch  ebene,  bezw.  sphärische  Rechnung  ermittelten  Werthe 
für  das  Azimut  und  den  Radius  vector  gesetzt  werden  können. 
Aus  Gl.  (20)  erhalten  wir  nun  ohne  weiteres 

8'={-u  +  A,y  +{v^  ß,y  (21) 

'^^0  =  -:^^  (22) 

um  die  vorstehenden  beiden  Formeln  für  die  numerische  Rechnung 
geeigneter  zu  machen,  denken  wir  uns  rechter  Hand  für  die  beiden 
Binome  in  GL  (21)  gesetzt  (y+TQ)*  bezw.  (x+i)^,  wo  xy  die  nach  dem 
dritten  Verfahren  ermittelten  rechtwinkligen  Coordinaten  des  Punktes  P 
bezeichnen.  Durch  Entwicklung  des  Binoms  erhalten  wir  dann  un- 
mittelbar den  Unterschied 

WO  Sq  seine  frühere  Bedeutung  hat. 

Bezeichnen  wir  zur  Abkürzung  das  Complement  von  180  —  a^ 
mit  ßo,  so  erhalten  wir  aus 

ßo==arctg|±^ 
in  bekannter  Weise  bis  zur  zweiten  Ordnung  einschliesslich 

ßo— ^o_  <»  ^   _y_t    a!y  ,     a^y  gl  I  (y-a')(y+a')TiS  ,     ,g,.. 

p"    —  5o'  ^     S,'        «0*  -S^o'  -So"  2    +--^^*^ 

wo  t^  ebenfalls  seine  Bedeutung  hat,  und  schliesslich 

a,  =  90<>-fßo  (25) 

Wenden    wir   nun    die   Formeln    (20)  bis   (24)   auf  unsere  beiden 

Beispiele  an: 

1)  für  Punkt  1  hatten  wir 

y     =         +55  503,818  log  4.744  32285.6 

X    =         +  34  843,543  4.542  12230.5 

8^  =               65  534,3134  4.816  46875.4 

t^  =       57«  52'  50",507725 

Die  Rechnung  ergiebt  folgende  Resultate: 

Ä^  =  +  120,8475  *o  =  —  385,0199 

—  1,3354  +   4,2546 

—  0,2757  -   0,5589 
+   0,0208  +   0,8784 

—  0,0017  -—   0,0441 

-f  119,2555  —380,4899 


ilir  die  Zwecke  der  Kleintriangalimng  und  Specialvermessiing.         79 

demnach 

—  5  .  cos  ao  =  55  623,349  —  119,2555  =  55  504,0935 
s  •  sin  a^  =  34:  462,175  +  380,4899  =  34  842,6649 
7j  =  +  0,2755  e  =  —  0,8781 

8—Sq  =  +  0,2333  —  0,4669  =  —  0,2336  m 
and  folglich 

5  =  65  534,0798  m 
ß-^^  =  +  0",461  0324 
+  2,340  7465 

—  0,000  0016  ao  =  147^52' 53",  309  516 
+  0,000  0167 
—  0,000  0025 

=  +  2,8017915 

2)  far  Pankt  2  hatten  wir  gefunden 

y     =           +55 145,232  4.741 50796.8 

X    =           +69  685,433  4.843  14209.2 

So  ==                88  865,3823  4.948  73261.5 
t^  =    38°  21'  22",178  442 

^0  =  +  483,3697  J^o  =  —  765,0588 

—  5,3069  +   8,3996 

—  1,0957  —   4,4706 
.  +   0,0823  +   1,7341 

+   0,0280  +.  0,0474 


+  477,0214  —  759,3483 

—  S.C08  ao  =:  55  623,349  —  477,0214  =  55 146,3276 
s-sin  «0  =  68  924,349  +  759,3483  =  69  683,6973 
7|  =  +  1,0956  S  =  —  1,7357 

8  —  8^  =  0,6799  —  1,3611  =  —  0,6812  m 

and 
s  =  88  864,7011  m 

ßo  —  <o  =  +  1",9941326 
+  2",5000149 

-  0'',0000077  _ 

+  O",0000193  «0-128   2126,672607 

4-  O",0000O57 


+  4  ,494  1648 

Zur  besseren  Uebersicht  stellen  wir  die  Ergebnisse  far  strenge  und 
sphärische  Rechnung  zusammen. 

Far  Punkt.  1  ist  s  —  S  in  Millimetern: 
nach   dem         III.  II.  I.    Rechnungsverfahren 

—  1,8  +0,7  —0,1 

nnd  a^  —  T^  in  Secunden: 

+  0,006052         —  0,020295         —  0,031636 


80  Schulze.    Qaerachsige  rechtwinklige  sphärische  Coordinaten 

Für  Punkt  2: 
s  —  8=         —  3,0  — 12,8  —  9,4        mm 

a^— T,  =  +  0".,013  710     +  0",037  513     —  0'',060  681 

und 
s—S  1,1  1 

;  + 


s     "        36408000    '   '      93620000     '  65534000 

beziehungsweise 


29622  000    "  6942600      '  9453700 

Aus  vorstehenden  Resultaten  ergiebt  sich,  dass  die  relative  Punkt- 
änderung beim  üebergang  vom  Ellipsoid  auf  die  Kugel  bei  Anwendung 
der  Abbildung  mittelst  gleicher  Längen  des  Normalparallelkreises 
(cp^  =51^  50')  und  des  Meridianbogens  (von  der  Breite  ^  bis  zur 
Breite  cp^)  so  gering  ist^  dass  die  durch  die  hierauf  basirte  sphärische 
Rechnung  begangenen  Vernachlässigungen  höherer  Glieder  als  von  der 
zweiten  Ordnung  des  Eugelradius  selbst  im  ungünstigsten  Falle  nur 
1  Einheit  der  8.  Stelle  des  Logarithmus  der  Entfernung  ausmachen. 
Jedenfalls  sind  die  erzielten  Resultate  der  Rechnung  nach  den  einfachen 
sphärischen  Formeln  mit  X  und  U  als  Variabein  schärfer  als  diejenigen 
der  ersten  und  zweiten  Rechnungsmethode^  und,  wegen  des  geringeren 
Zahlenaufwandes,  auch  in  kürzerer  Zeit  zu  erlangen. 

Zum  Schluss  wollen  wir  noch  kurz  eine  Frage  streifen,  welche  im 
vorliegenden  Falle  zur  Erörterung  gekommen  ist;  nämlich  ob  bei  der 
Projection  auf  die  Ebene  —  bei  den  Triangulirungen  niederster  Ordnung 
und  der  Specialvermessung  —  es  zweckmässiger  sei,  die  sphärischen 
(bezw.  sphäroidischen)  rechtwinkligen  Coordinaten  der  Dreieckspunkte  in 
der  üblichen  Weise  als  rechtwinklige  ebene  zu  betrachten  und  anza- 
wenden,  oder  ob  es  vortheilhaffcer  wäre,  fUr  die  Ebene  conforme  Coor> 
dinaten  zu  wählen.  Zur  Beleuchtung  dieser  Frage  wollen  wir  berechnen 
die  Maximallängenänderung  der  Strecke  eins  beim  üebergang  von  der 
Kugel  (Radius  =  Hq)  auf  die  Ebene  für  rechtwinklige  congruente 
Coordinaten  mit  dem  Meridian  durch  P^  als  Hauptachse,  zweitens  mit 
dem  Quernormalbogen  durch  P^  als  Hauptachse  und  schliesslich  bei  An- 
wendung conformer  Coordinaten  im  querachsigen  System. 

Für  den  an  der  äuss^rsten  Grenze  des  Vermessnngsgebietes  liegenden 

Punkt  (ymax  =  —  32  km,  a^ax  =  +  68  km)  erhalten  wir  zunächst  eine 

Entfernung  S^  in  der  ebenen  Abbildung  von 

75  153,1769  m 

und  hieraus  nach  Gl.  (10)  die  Länge  des  Grosskreisbogens  P^  P 

S=  75  152,9198  m 

und  nach  Gl.  (11)  den  Unterschied  zwischen  dem  sphärischen  und  ebenen 

Azimut 

r„  —  (90  +  t,)  =  —  2",1637 

r„  =  64»  47'  53",  802 


für  die  Zwecke  der  Elleintriangalirang  und  Specialvermessimg.         81 

Im  erstgenannten  Systeme  mit  dem  Meridian  durch  P^  als  Haupt- 
achse  und  dem  Ursprung  P^  erleidet  die  sphärische  Entfernung  r  zwischen 
den  Punkten  (15)  und  (j'9')  beim  üebergang  auf  die  Ebene  eine  Ver- 
grösserung 

Das  Maximum   dieser  Vergrösserung  findet  statt  für  \)'  =  \),   d.  h. 


max  Ar  fe  — S)^^2         Ö^— 0^.2  9 


2 


y    ""'     n^2  ^2     V    "— 


r         2w5H    ^  2nlri    '  2n?  * 

Für  die  beiden  Punkte  9  =  68  km^  |  =  32  km 

9'=  68    „     s'=33  „ 

haben  wir  r^  =  1000  m;  r  =  999,9433884  m 

und  für  die  Längeneinheit 

Ar  1  —6 

max  __  =  -^^^g^  =  56,611.10       . 

Im  querachsigen  System  haben  wir  für  ymax  =  32  km  a^naz  =»  68  km  eine 

Vergrösserung  für  die  Längeneinheit 

Ar  1  —6 

max  = —  =  12,537.10 

r  79  765         ^^y«'^'-*^ 

Bezeichnen  wir  mit  (x^r^)  die  Coordinaten  des  Punktes  (xy)  in  der 
conformen  ebenen  Darstellung,  wo  (xy)  die  sphärischen  querachsigen 
Coordinaten  des  Punktes  P  bezeichnen,  ferner  mit  D^  die  (ebene)  Länge 
des  Radius  vector  P^  P,  d.  h. 

2?  =  a;*  +  V 
und  mit  t^  den  durch  die  Gleichung 

To=arctg  ^ 


X 

definirten  Winkel,  so  findet  sich  leicht  unter  Vernachlässigung  aller 
Glieder  von  höherer  als  der  zweiten  Ordnung  in  Bezug  auf  den  Eugel- 
radius  n^ 

und 

^0  ^0  —  P         6^2  g2     • 

Fttr  den  Punkt  o?  =  68  km,  ^  =  —  32  km  berechnet  sich  hiemach 
7]  =  —  32000,1337  m 

2o  —  S,  =  +  0,05694  m 

T^  —  ^0  =  —  0"  ,33209 
so  dass  die  Unterschiede  gegen  die  sphärischen  Grössen  S  und  T^  betragen 

So --S  =  0,2571m 
2,  — »=:=  0,3140  „ 
und 

2^0  —  (90^  +  ^0)  =  —  2",1637 
To  — (90«+To)=  +  r,8316. 
Zeitsclirift  für  Vermessungsweseii  1896.  Heft  8.  6 


82         Schulze.    Querachsige  rechtwinklige  sphärische  Coordinaten  etc. 

Bezeichnen  {x  y)  bezw.  {x  rl)  die  ebenen  congraenten  bezw.  conformen 
rechtwinkligen  Coordinaten  eines  zweiten  Punktes,  r^  bezw.  p^  die 
ebenen  Entfernungen  dieser  beiden  Punkte  vom  Punkt  {xy)  bezw.  (a?7]), 
so  gelten  die  bekannten  Relationen  für   das  Vergrösserungsverhältniss*) 

r=r,[l  -  cos^  t,  ^ ^ ) 

^-Poi^ eni         ) 

wo  r  die  sphärische  Entfernung  zwischen  den  beiden  Punkten  (xy)  und 
{x'  y)  bezeichnet. 

Aus  vorstehenden  beiden  Relationen  ergiebt  sich  unter  Vernach- 
lässigung aller  Glieder  von  höherer  als  der  zweiten  Ordnung  in  Bezug 
auf  den  Eugelhalbmesser 

Das  Maximum  der  Abweichung  beider  Entfernungen  in  der  ebenen 
Darstellung  tritt  ein 
für  ^      2n— 1 

d.  h.  für  x=Xy 

wie  auch  ohne  weiteres  aus  geometrischer  Betrachtung  erhellt. 
Das  Maximum  selbst  berechnet  sich  zu 

po-^o    po^^     ^"^   .  y^+yr 

max  ^ y-=Li^ := — ^ — - — — 

und  im  gegebenen  Falle  für  r=10C)0  m 

^"  — - — =12,932710 

77324       ^  '  ^      ^ 

wenn  der  Punkt  {xy)  nördlich  vom  Punkt  {xy)  liegt,  und 

-^=12,1491.10"^ 
82310  ' 

wenn  der  erstere  südlich  vom  Punkt  {xy)  liegt. 

Wenn  man  nun  erwägt,  dass  bei  der  Anwendung  congruenter 
ebener  Coordinaten  für  die  Eleintriangulirung  und  Specialvermessung 
die  grösste  zu  fürchtende  Verschiebung  der  Lage  zweier  1000  m  von 
einander  entfernten  Punkte  im  querachsigen  System  nur  12^5  mm  be- 
trägt, die  mittlere  Genauigkeit  in  der  trigonometrischen  Bestimmung 
der  Entfernung  zweier  Punkte  II.  Ordnung  eben  so  gross  und  für 
Punkte  III.  Ordnung  fast  zweieinhalbmal  so  gering  ist;  so  kann  von 
einer  Ueberlegenheit  der  conformen  Abbildungsmethode  im  Falle  eines 
schmalen  westöstlichen  Vermessungsgebietes  gegenüber  der  congruenten 
kaum  noch  die  Rede  sein.  Denn  ganz  abgesehen  davon,  dass  eine 
Vergrösserung   des   mittleren  Punktfehlers  bei    der  Einschaltung  in  das 


*)    Vergl.  Jordan,  Bd.  HI,  S.  273  und  283. 


Jordan.    Qaerachsige  Coordinaten. 


83 


Netz  II.  und  III.  Ordnung  von  rund  2  cm  bei  einer  Entfernung  von 
3  km  ftir  die  praktische  Anwendung  der  Resultate  belanglos  ist,  hat 
man  auch  bei  congruenter  Darstellung  in  der  Ebene  weniger  Rechen- 
arbeit,  weil  die  sphärischen  Coordinaten  der  durch  Breite  und  Länge 
gegebenen  Punkte  der  Landestriangulirung  I.  bis  IV.  Ordnung  ohne 
weiteres  als  ebene  gelten,  bei  conformer  Darstellung  die  Ordinaten  y) 
besonders  berechnet  werden  müssen.  Auch  die  einfacheren  Formeln 
letzterer  Projectionsmethode  fttr  die  Reduction  der  ebenen  Azimute  auf 
sphärische  und  für  die  Berechnung  des  Vergrösserungsverhältnisses 
können  als  ausschlaggebende  Vorzüge  in  diesem  besonderen  Falle  nicht 
gelten,  weil  bei  der  Pnnkteinschaltung  IV.  und  V.  Ordnung  die  Rechen- 
arbeit mit  der  Ermittlung  der  rechtwinkligen  Coordinaten  der  Neun- 
punkte im  ebenen  System  abgeschlossen  ist.  Meines  Erachtens  ist  unter 
derartigen  Umständen  das  Prinzip  der  Congruenz  dem  der  Conformität 
vorzuziehen. 

Dessau,  25.  December  1895. 

Fr.  W.  Schulze^  Landmesser. 


Querachsige  Coordinaten. 


+x 


Die  im  Vorhergehenden,  S.  65  —  83  veröffentlichte  Abhandlung 
von  Herrn  Schulze  giebt  Veranlassung,  unsere,  schon  in  der  An- 
merkung auf  S.  66  und  S.  73  erwähnten  Weiterentwicklungen  der 
sphäroidischen   Formeln  alsbald  hier  zu   bringen.     Es   werden  dadurch 

in  Beziehung  auf  die  Potenzordnung  —  alle  die  Glieder  wieder  auftreten, 

T 

welche  bereits  in  den  sphärischen  Formeln  von  1895,  8.  647—658  ent- 
halten sind,  aber  nun  mit  Zufügung  der  von  der  Excentricität  her- 
rührenden Theile  (l+iQ^...). 

Die  Lage  des  Coordinatensystems 
haben  wir  wie  auch  in  Zeitschrift  1894 
S.  70  und  1895  8.  647  so  angenommen, 
wie  in  nebenstehender  Fig.  angedeutet  ist, 
dass  nämlich  -^x  nach  Norden,  +y  nach 
Osten  geht.  Die  Hauptachse  oder  eigent- 
liche Achse  ist  die  ^- Achse,  welche  den 
mittleren  Parallelkreis  mit  (p^  =51^50' 
berührt. 

Nachdem  in  Zeitschr.  f.  Verm.  1894  8.  70—72  die  Formeln  fttr 
qaerachsige  Coordinaten  für  das  Ellipsoid  bis  zur  dritten  Ordnung  ent- 
wickelt sind,  aber  nur  mit  Beifügung  der  sphäroidischen  Theile  (t;^  u.  s.  w.) 

6* 


"X 


84 


Jordan.    Qaerachsige  Coordinaten. 


bei  den  Gliedern  2.  Ordnung,  wollen  wir  nun  jene  Entwicklang  insofern 
weiter  führen,  alB  auch  bei  den  Gliedern  3.  Ordnung  noch  die  t)^ 
u.  8.  w.  mitgenommen  werden. 

Vor  allem  wollen  wir  die  Grundformeln  von  1894  8.  70,  (14)— (16) 
genauer  geben: 

<p' — <p      8  1  s^  sin^  at      3  s^  co8^  a 

2 


„  -  cos  ot 

F»       N  2 


N- 


s^  sin'  a  cos  a 
s 


2  ^^«3 


.2 


(1+3  ^^ + V  -  9.)  V- '  ^y^  (1-^^) 


(1) 


8' 


S* 


X  coscp=-^  sin  a  +  -j^  sin  a  cos  a^  —     ^3  sin^  a  ^* 


(2) 


s^sin^a^ 


a-a=j^sina    t+Y^H\nacoBa{l+2t^+r^^) ^^^^  (1+2^^4-7]^) 

-|-^TK7 sin  a  cos^  a   ^(5  +  6^^+7)^) 


'(3) 


Diese  3  Formeln  gelten  für  den  üebergang  von  einem  Punkte  mit 
der  Breite  (p,  Länge  Null,  mit  der  geodätischen  Linie  8,  die  unter  dem 
Azimut  a  ausgeht  zu  einem  Punkte  mit  der  Breite  9'  Länge  X  und 
Endazimut  a ,  also  Meridianconvergenz  a — ou 

Indem  wir  nun  stets  auf  die  frühere  Entwicklung,  Zeitschr.  f.  Venu. 
1894,  8.  65 — 74,  Bezug  nehmen,  wissen  wir,  dass  die  Formeln  (1)  (2) 
(3)  zweifach  anzuwenden  sind,  erstens  auf  den  Üebergang  von  (p^,  X=0, 
s=sXy  0=90^  auf  9,  X,  7,  d.  h.  wir  haben  aus  (1): 


r,^  ~    2N,'  ' 


I  < 


X|  cos  f , 


_j, r 


N. 


0^  ^n/^' 


(4) 
(5) 
(6) 


Die  zweite  Anwendung  geht  vom  Punkte  cp j,  X^,  7^  mit  a=^^  und 
5=a?  nach  dem  Punkte  cp,  Xj  gegen  (9^  Xj)  und  7 — y^  als  Meridian- 
convergenz. Dieses  giebt  aus  (1)  (2)  (3)  bis  zur  3.  Ordnung  ein- 
schliesslich: 


U  < 


X    y  x^     y 


X' 


äj^li*  (l-«t')  (7) 

(8) 


'^-^^-w,wy^+w^wy^+^'^'-^-^'^ 


(9) 


Jordan.    Querachsige  Coordinateii.  85 

Ehe  wir  diese  beiden  Gruppen  von  Oleichnngen  addiren^  müssen 
wir  die  N^  auf  Nq,  t^  auf  t^  n.  s.  w.  rednciren^  auch  wollen  wir 
überall  die  N  durch  V  ausdrücken^  denn  es  ist 

Qnerkrümmungshalbmesser  N=-^  (10) 

wobei  F^  =  1  +  T^*  =  1  +  e'2  cos^  9  (1 1) 

Weiter  ist  <p^  =  ^^  +  (<p^  —  (p^) 

cos  cpj  =  cos  9o  —  ((pj  —  9o)  sin  cp^ 
cos*  ff,  =  cos*  9o  —  2  (?i  —  ?o)  8i"  ?o  <5^8  cpo 

V* 

Da  ausserdem  nach  (4)  <pj — <Po=^  —  oT  ^^0*^0»  ^^  ^^^ 

F  *  F  *  «/* 

-^=  1  +e'*  (cos*  9,  —cos*  9,)  =  1  +  2  e  *  sin  9,  cos  <Po  "y-^^o 

F*  V*     . 

^-2  '■■'T"'io'^0      yj2*'0 


"  .5 


cos  <p,  =  cos  To  +  ^  T^o*  ^0  sin  ?o 
«0  =  **ng  ?o        'j  ==  <»ng  <Pj  =  tang  <p„  +  («p^  — «p„)  (1  +  ^,») 

<i  =  <«-^n**«(i+V) 

Damit  giebt  die  Gruppe  II  mit  Beschränkung  überall   auf  3.  Ord- 
nung Folgendes: 


UaJ 


3  sc*  a?' 


^,  (cos  cpo  +  ^  . .  .)=-f^  n»  e,  +  ^F„»  e 


2 

2 

0     "0 


.2. 


Wenn   man  dieses  IIa  mit  dem  ursprünglichen  I  zusammennimmt, 
auch  überall  (10)  und  (11)  berücksichtigt,  so  erhält  man: 


c   '  0        2c*  ^    *^      2    c' 

^F/7|o^(l-^o')— ^^^  ^oMl-3  IT,,*) 

.2,.  ^,3 


1 


(12) 


m  < 


X  cos  <p.  =  ^r,+^r,'  t,  +^  To\'-i;ä  n'  <«'       (13) 

I* 

^    '  0  -0    •      ^2   '    0"  0  i    2'c' 


^=y-  VJ,  +  ^F*A+|ln^  ^0  (1+2^0^ +>io^) 


|^F/^,(l+2^,*+7|o*)  (1^) 


6C3 


Diese  Gleichungen  entsprechen  den  früheren  (28)  (29)  (30)  in 
Zeitschr.  1894,  8.  72  und  sphärisch  1895,  (5)  (11)  8.  648  und  (12) 
8.  652  oder  (14)  S.  653  innerhalb  der  3.  Ordnung. 


86 


Jordan.    Qaerachsige  Goordinaten. 


Es  handelt  ach  Bun  darum,  die  Gleichungen  (12)  und  (13)  nach 
X  und  y  aufzulösen,  was  durch  fortgesetzte  Näherung  geschehen  muss. 
Jedenfidls  in  erster  Näherung  ist 

X  _  y  — <po^  Ay  y  ^  Xcosyp 


yt 

'  0 


(15) 


«* A<p*  y' X*  C08*  y,  xy AyXcoay, 

Diese  Näherungen  in  (12) und  (13)  eingesetzt  geben  bis  zur  2.  Ordnung: 


x_Ay^    ,    X^_co8^       .    3  Ay' 

^  T73I"  OTT'  •'0l"ol7'5M0*' 


2V. 


2  K 


y X  cos  y^,        AyX  cos  y^ 


y  z 

^  0 


<. 


(16) 


(17) 


Nun  nochmals,  bis  zur  3.  Ordnung: 

x^  Ay*  ^  AyX*  cos^  y 

c 


=    ~^        J-     -T"      -"      TO      ^      4.  3 
2  y   t   ^^  17  A  •'0«^*' 


'^  0 


0  "^0  '    0 

y^ X^  cos^ y^         2AyX^co8^yo 


Ay*      ,. 

y  6  '^0    •'0 


ay AyX  cos  y 


Tr2 
'^  0 


^  0 


^. 


2F,» 


cos' 


?. 


A<p'Xc08y,<  , 


2F, 


(18) 


(19) 


)(20) 


r    Q  -       '    0  "      '    0 

Setzt  man  diese  3  Ausdrücke  in  (12)  und  (13)  ein,  und  nimmt  man 
dabei  für  die  Glieder  3.  Ordnung  kurz  die  Näherungen  (15),  so  be- 
kommt man: 

c 


X       A«    , 


2F„ 


y X  cos  f , 


A<pX  cos  <p„  t,         V  , 


(21) 


F' 

'  0 


3  Ay^X  ^  , 


(22) 


Endlich  kann  man  auch  noch  die  Meridianconvergenz  in  (14)  durch 
(16)— (22)  als  Function  von  y  und  X  darstellen: 

.    .  X'     .  2        IT  2  .   ^9^  Xsiny. 

Y  =  X8myo--^smyoC08^yo  F,^+    ^^^^^' 


2  K 


(23) 


Zur  Probe  kann  man  auch  wieder  dieses  (23)  mit  Hülfe  von  (12) 
und  (13)  in  (14)  zurückverwandeln,  was  stimmen  wird. 

Nun  haben  wir  in  (12)— (14)  und  in  (21)— (23)  alle  nöthigen 
Formeln  bis  zur  3.  Ordnung. 

Endlich  wollen  wir  noch  die  rein  sphärisch  entwickelten  Glieder 
4.  Ordnung  zusetzen,  welche  in  Zeitschr.  1895,  8.  647  —  653  unter 
den  Nummern  (5),  (7),  (8),  (10),  (12),  (13)  enthalten  sind.  Wenn  wir 
ausserdem    auch   überall    die    nöthigen  p  zusetzen,    so    bekommen  wir 


Jordan.    QnerachBige  Coordinaten. 


87 


folgende  6  Gleichungen^  wobei  wir  aber  zur  Bequemlichkeit  nur  V  und  t 


statt  der  früheren  V^  und  t^  schreiben; 


X 


r 


3  X' 


9-9o==7F3p^^P.p-_^, 


X 


^V'P+2^^^M<=-1)P 


-f^^^Ml-3V)p-^«'p+^<(l  +  3<')p 


k24) 


Xco8<p„=^Fp+^  F'fp+y  F»«»  p- l-j  F»<=p 


'3  3  1(25) 

+|^<(i+3<^)p-||;-<(i4-6<')pj 


T  =1  rtf  +  ^  F'  i^p  +  1^  7»<(l+2«^  + V)  p 
—  I^F'id  +  2<» +ir)*)p-||-'<«(2+3<»)p  +  |^?<M5+6<»)p 


k26) 


ar 


A(p   c 


Af  X 


3Af 


f  F^  +  V^"*'''^* V^""'''^2#F^'''' 


p-   v- 


f^^V(-l+<*-9V<')-^co8»9< 


(27) 


X  cos  (SC        AeXcos»    c  ^        X'    c        ,    ^ 

3  Acp' X    c  ,    j        Acp^Xcsinf        A9X'c8ino 


:_  ^  X28) 


3  p* 


6p* 


P 

X*                 .TT»      Atp^Xsin«       A<bX^ 
7==X8in9  — ^sintpcos^^p  V -^ 1__^  +  _!_  gin^cos  (p(29) 

Man  kann  die  Coefficienten  dieser  Formeln  theilweise  auch  in  mehr 
anschaulicher  Form  schreiben,  denn  es  ist 

z!_i  r=jL  Z1=J^ 

c       M  c       N  c^        r^ 

wobei  M  und  N  die  Hauptkrttmmungshalbmesser    und  r   der    mittlere 
Krümmungshalbmesser  sind. 

Bei  den  Gliedern  4.  Ordnung,  welche  nur  sphärisch  entwickelt  sind, 
haben  wir  schlechthin  c  als  Halbmesser  gesetzt;  wir  haben  diese  Glieder 
auch  noch  besonders  sphäroidisch  entwickelt  und  gefunden  für  cp  —  cp^ : 


2  *,2 


-^F«^M1+V...)  + 


y*Vt 


24  c 


_(l  +  3^^+V..) 


man  könnte  also  wohl  den  Factor  F^  in  den  2  letzten  Gliedern  von 
(24)  zusetzen,  aber  da  die  vernachlässigten  Glieder  mit  y)^  . . .  das  alles 
nochmals  ändern  können,  indem  F^  =  1  4~  ^^  ^^^7  haben  wir  kurzer  Hand 
c*  in  allen  Gliedern  4.  Ordnung  stehen  gelassen,  obgleich  N*  statt 
c*  sich  vielleicht  mehr  empfehlen  würde.  Es  kommt  uns  bei  jenen 
Gliedern  4.   Ordnung  nur  auf  die  wenigen  ersten  Stellen  an. 


88  Jordan.    Querachsige  Coordinaten. 

Zar  Anwendung  dieser   Formeln  auf  die  Normalbreite  51^  50'  hat 
man  folgende  Constanten: 

log  cos  9  =  9.790  9541080  log  sin  9  =  9.895  5421-736 

log  cos  \  =  9.581  9082160  log  sin^  9  =  9.791  0843-472 

log  ^^2       =7.827  3187-833 

log  e'^  cos  'cp=  7.409  2269-993  =  log  r^\      t) *  =  0,002  5658  24805 
F^  =  1  +  7|^  =  1,002  5658  24805 

log  F^  =  0.001  1128-964         log  F  =  0.000  5564-482 

log  F*  =  0.002  2257-928         log  P  =  0.001  6693-446 

tang  9  =  ^ 
log^  =0.104  5880-656 

log  t^  =  0,209  1761-312  ^^  =  ^'^^^  '^^^^  ^^^ 

log  p  =  5.314  4251-332      log  -=  4.685  5748-668 

log  c  =  6.806  0976-435     log  c*  =  3,612 1952870 

Wenn  man  diese  Oonstanten   in    die  vorhergehenden  Formeln    ein- 
fahrt, so  erhält  man: 

ftlr  congruente  x,y 

A9  =  [8.509  9968-343]  x  —  [1.508  0137-1]  y*  —  [9.394  3620)  a?» 

+  [1.798  6171]  x^  —  [4.803  7047]  a?y'  —  [8.10277]  x^y^  +  [7.58202]y* 


X  =  [8.717  9298-299]  y  +  [2.016  9767]  xy  +  5.316  0226]  x^y 

—  [4.838  9023]  y'  +  [8.69416]  x^  y  —  [8.65540]  xy^ 

7  =  [8.613  4720-035]  y  +  [1.912  51888]  xy  +  [5.328  6062]  x^y 

—  [4.851  4850]  y^  —  [8.6582]  xy^  +  [8.688  74]  x^y 

a;  =  [1.490  0031-657]  Acp  +  [5.562  1572-1]  X^— [0.351  2073]  A9X' 
+  [3.864  3715]  A<p'— [7.731  57]  A9'— [3.854  68]  X* 


y  =[1.282  0701-701]  X— [6.071 1200-1]  A  9  X  — [9.666  1530]  X 

—  [8.445  4885]  A9U- [4.96682]  A9'X  +  [4.66579]  A9X 


3 

3 


(24a) 


(25a) 


(26a) 


(27a) 


(28a) 


Y  =  [9.895  5421-736]  X—  [8.071  5618]  X^  +  [8.9645490]  A9*  X 

+  [3.33773]  A9X' 

Zu  einer  ersten  Anwendung  dieser  Formeln   wollen  wir  in  runden 
Zahlen  nehmen: 

a?  =  50  000  m         y  =  50  000  m  (30) 

daraus  erhält  man: 

A9  =  +  1617,  956491  —  8,052926  —  0,061987  +  0,000079  —  0,079544 

-  0,000793  +  0,000239 
A9  =  1609,  761559"  =  26'  49,761559"  (3O9) 

X=  2611,558954  +  25,996610  +  0,258781  —  0,086261  +  0^003090 

—  0,002826 
X=  2637,728348"  =  43'  57,728348"  (30X) 

Y  =  2053,250834  +  20,438967  -f  0,266388  —  0,088796  —  0,002722 

+  0,003052 

Y  =  2073,86  7723"  =  34'  33,867723"  (30 y) 


l(29a) 


Jordan.    Querachsige  Coordinaten.  89 

und  die  Rttckverwandlung: 

X  =  49746,75053  +  253,87345—2,514368  + 1,896246—0,002248 

—0,003460 

X  =  50000,00015  m  (80  x) 

y  =  50501,03105—500,16308-0,85083—0,01906—0,01019+0,01369 
y  =  50  000,00063  m  (30  y) 

7  =  2073,825643—0,021640+0,062994+0,000643 

Y  =  2073,867640"  ==  34'  33,86  7640"  (30^) 

Die  Proben  stimmen  in  x   auf   0,15  mm,  in  y  auf  0,63  mm  und  in 

Y  auf  0,000083",  also  überall  befriedigend. 

Es   soll  noch    das    Beispiel    durchgerechnet  werden,    welches   wir 

früher  in  Zeitschr.  f.  Verm.  1894  S.  67  und  S.  73  nur  bis  zur  3.  Ordnung 

behandelt  haben. 

Die  Coordinaten  zweier  Punkte  sind: 

yj=+10  000m  a?^  =  +    9  999,996  m  \ 

yj  =  -j-30  000m  ajj  =  + 39  999,738  m  /        ^  ^ 

und  zwar  sind  dieses  die  natürlichen,  unverzerrten  a?,   während  im  con- 

formen  Coordinatensystem  ist: 

y^  =  +  10  000  a?,  = +10  000  1        ^  1 

!;;=  +  30  000  a.;=.  +  40  00o}^^^^^''"     I      (^^> 

Nach  den  Formeln  von  1894  8.  67  wurde  berechnet: 
t^  =  33«  41'  24,2431"  t^  =  213«  41'  24,2431" 

—  1,0127  +  1,5190 

r^=33«41'  23,2304"  T^  =  213«  41'  25,7521"       (33) 

log  5  =  4.5569716-8 

—  37-3  (34) 


log /S  =  4.5569679-5 
Nun   werden   aus  (32)  die   geographischen   Coordinaten   nach   den 
Formeln  (24)  —  (29)  berechnet: 

X,  =    8'  43,353035"  9,  =  51«  55'  23,265925  y^  =    6'  51,469147"  | 
X2  =  26'  19,494863"  cp^  =  52«  11'  31,394840  ^^  =  20'  41,84472"    P     ^ 
Aus  diesen  X  und  9  nach  den  Mittelbreiten -Formeln  unseres  Handb. 
d.  Venn.  III.  Band  1890,  III.  Aufl.  S.  398  wurde  berechnet 

log  5  =  4.556  9679-5  (35) 

was  vollständig  mit  (34)  stimmt  und  ferner  die  Azimute: 

a,  =  33«  48'  14,6988"  a^  =  214«  2'  7,6060"-         (36) 

das  giebt  mit  (23)  und  (35)  die  Probe :  [entsprechend  der  früheren  weniger 
genaueren  Rechnung  Zeitschr.  f.  Verm.  1894  S.  73,  (11)]: 
von (33)  T,  =  33«  41'  23,2304"  T^  =  213«  41'  25,7621' 

von  (35)  Yi=  6' 51,4691"  7^  =  20' 41,8447' 

T^  +ti  =  33«  48'  14,6995"      ^2+^2  =  214«    2'    7,6068 
80ll(36)  aj  =  33«  48' 14,6988"  aj  =  214«    2'    7,6060" 

Abweichungen  0,0007"  O,0008"(37) 


L" 

ff 


90  Jordan«    Querachsige  Goordinaten« 

Die  Proben  stimmen  also  innerhalb  O^OOl"',  und  da  auch  die  Ent- 
fernung S  im  Logarithmus  zwischen  (34)  und  (36)  auf  O'O  stimmt,  so 
ist  das  ganze  Zahlenbeispiel  so  scharf  berechnet  als  man  unter  den 
gegebenen  Umständen  überhaupt  erwarten  kann.  Dabei  ist  zu  beachten^ 
dass  schon  die  Abrundung  auf  1  mm  bei  den  Rednctionen  zwischen  (31) 
und  (32)  der  Richtungsgenauigkeit  eine  gewisse  Grenze  setzt^  denn  bei 
5=  36000  m  bringt  1mm  bereits  0,005'',  oder  die  unvermeidlichen 
Bruchtheile  von  1  mm  werden  0,001'^^  bereits  erheblich  beeinflussen. 

Uebergang  zu   conformen   Coordinaten  sc,  y. 
In   den  bisherigen  Formeln  ist  angenommen   die  Coordinaten  Xjt/ 
seien  natürliche,  unverzerrte,  wie  in  dem  Beispiele  (31);  wir  wollen  nun 
aber  annehmen,  das  Coordinatensystem  sei  ein  conformes  wie  in  Zeitschr. 

1894  S.  66—67  angegeben  ist.     Dann  geht  jedes  x  über  in  x  H — - — =- 

6  f* 

während  die  y  ungeändert  bleiben,  oder  wir  wollen  nun,  indem  wir  die 
conformen  x  mit  X  bezeichnen,  setzen: 

,  =  X-^  =  X-^V*  (38) 


wobei  log-;^43-=  5.611879  und  log  -^C_- =  2249  664. 


gi^  =  5.611879  und  log  -^  - 

Dieses  kann  in  (24)  nur  im  ersten  Gliede  eine  Aenderung  erzeugen  inner- 
halb der  4.  Ordnung,  welche  überhaupt   als  letzte  auftritt,  und  es  giebt : 


X  ™        X   ^,        X' 


yz •**•    yz 


c    '  c     '  Qc^ 

hierzu  das  Glied  mit  x^  in  (24),  welches  nun  auch  mit  X^  geschrieben 

werden  kann: 

Die  Glieder  mit  X^  zusammen  geben : 
_^  F' (- F^  +  3V  <'-3  V)  =  -^  F' (-1-V  +  3V  <'-3V) 

=  --^F»(l+4V-3V<')P 
Die  ganze  Gleichung  (24)  wird  daher  werden: 

Acp  =  fF3p-J^F*^p-|^F^^ep-^F^(l+4V-3V^> 
-4t-F^^(l-3V)p--4T-^>+-J^^(l^ 


>  (24*) 


In  (25)  bringt  das  zweite  Glied  eine  Aenderung  zusammen  mit  dem 
ohnehin  vorhandenen  Gliede  x^  y,  wo  wir  aber,  weil  es  nur  4.  Ordnung 
ist,  die   F^  weglassen,  d.  h.  =  1  setzen : 


Jordan.    Querachsige  Goordinaten. 


91 


also  die  ganze  Gleichung  (25): 

In  gleicher  Weise  behandelt  giebt  (26) 


(25*) 


y 


Xy 


Y=^F<p+^^7»*p  + 


^*y 


Vt{l  +  2<»  +  V)p 


c         '           c            •■2c' 
-Ä^'*(l+2«'  +  V)P S-«M2  +  3<»)p 


%& 


(26*) 


In  der  Umkehmngsformel    fUr  x  erhält  man  im   Falle  conformer 
Coordinaten 


•«_  ^<P 


6cJ    '    —    F'  c  +  -2-cco8'<p<+... 


also  wenn  man  das  Glied  mit  X^  auf  die  rechte  Seite  bringt 
^  A  9^    3   ,      3  A  9^  X*  c'  cos^  <p  ^ 


=( 


2  F' 


2  12 


/6  c' 


4-  ... 


Das   erste  und   das  dritte  Glied  lassen  sich  zusammennehmen  (mit 
F*  =  1  +  ^i^)  und  dadurch  wird: 

X=^-5^(1+4V-3V^2  +  27V<)  +   ^/fV  ccos^cp^  +  .... 

das  sind  nur  die  Glieder^  welche  sich  in  (27)  ändern;  im  Ganzen  hat  man : 


X= 


Acp 


AcpX' 


3  Acp= 


+ -2^  ■^""'''^"-2^  F^'^^'? +¥ -^ 


p      F»    '    2  p'     F  "'"'  ■^''        2p»    F»""  ^   '    2    p'      F»'' 

Mit  ausgerechneten  Coefficientenlogarithmen  bekommt  man  folgende 
Formeln : 

für  conforme  Coordinaten  X^y 

A  9  =  [8.509  9968-343]  X—  [1.508  0137-1]  y^  —  [9.394  3620]  x 

—[4.119  8080]  Z^  — [4.803  7047]  Xy^  —  [8.10  277]  X^        )  (24b) 

+[7.58  202]  y* 

X  =  [8.717  9298-299]  y  +  [2.016  9767]  Xy  +  [5.316  0226]  JPy 

—  [4.838  9023]  y'  +  [8.65  540]  X'y  —  [8.65  540]  Xy^ 

T  =  [8.613  4720-035]  y  +  [1.912  5188-8]  Xy  +:[5-328i6062]  X^y 

—  [4.851  4850]  y^  —  [8.6582]  Xy^  +  [8.6582]  X^y 


(25b) 


(26b) 


X=  [1.490  0031-657]  A9+[5.562  1572-1]  X^— [0.351  2073]  cpAX'    ] 
+  [3.864  3715]  A<p'  +  [0.079  9520]  Acp^  +  [4.63  283]Acp'X'  i 

—  [3.85  468]  X'        j 


(27b) 


92  Jordan.    Querachsige  Goordinaten. 

y  =  [1.282  0701-701]  X  —  [6.071  1200-1]  A  cpX  — [9.666  1530]  V  \        , 

—  [8.445  4885]  A  9^  X  —  [4.96682]  Acp^  X  +  [4.66579]  A9X'  J  ^       ^ 

Y  =  [9.895  5421-736]  X—  [8.071  5618]  X'  +  [8.964  5490]  Acp'X  \ 

+  [3.33  773]  A©X'  (^       ^ 


Wenn  man  hiernach  das  grosse  Beispiel  (30)  rechnen  will^  so  mass 

6r 


man  zuerst  a?  =  50  000m  umwandeln  in  X=x-^-- — 2=50000,51143, 


nnd  damit  erhält  man  ans  (24b): 

Acp=  1617,973  041—8,052  926—0,061  987—0,016  473—0,079  544 

—0,000  793+0,000  239 
Acp  =  1609,761  558  ebenso  wie  bei  (30  9) 
aus  (25b): 

X  =  +  2611,558  954  -f  25,996  874  +  0,258  786  —  0,086  261 

+  0,002  827  —  0,002  827 
X  =  2637,728  353 
und  aus  (26b): 

•y  =  +  2053,250  834+20,439  173  +  0,266  394  —  0,088  796—0,002  844 

+  0,002  844  =  2073,867  605 
Die  Gleichung  (27b)  giebt  ausgerechnet: 

X=49746,75053  +  253,87345  —  2,51437  —  1,89625  +  0,50146 

+  0,50371—0,00346 
X=  50000,51100. 

Die  Formeln  (28b)  und  (29b)  für  y  und  ^  sind  dieselben  wie  früher 
(28a)  und  (29a). 

Damit  ist  alles  erledigt,  was  zur  Anwendung  querachsiger  recht- 
winkliger Coordinaten  in  dem  120  km  langen  und  56  km  breiten  Ge- 
biete mit  der  Mittelbreite  51^  50'  (vergl.  8.  66)  nöthig  ist,  und  wir 
halten  unsere  Entwicklungen  und  Formeln  von  S.  83— 92  für  besser 
als  die  vorhergehenden  auf  S.  65—83  von  Herrn  Schulze  in  Dessau, 
obgleich  natürlich  das  Urtheil  über  diese  beiden  gleichzeitig  veröffent- 
lichten Arbeiten  dem  Leser  oder  demjenigen  überlassen  bleibt,  welcher 
davon  praktischen  Gebrauch  machen  will.  Unter  allen  Umständen  sind 
die  unabhängig  von  zwei  Seiten  gegebenen  Lösungen  einer  gestellten 
Aufgabe,  wie  schon  die  Anmerkung  auf  S.  65 — 66  bemerkt,  erwünscht 
und  schon  in  der  Controle  der  gleichlautenden  Zahlenbeispiele  werthvoll. 

Aber  eine  zweite  hieran  angeschlossene  Frage  müssen  wir  noch 
behandeln,  nämlich  ob  diese  querachsigen  rechtwinkligen  Coordinaten  in 
der  ebenen  Eartendarstellung  congruent  oder  conform  gewählt  werden 
sollen?  Herr  Schulze  kommt  auf  Seite  83  zu  dem  Schlüsse,  dass  das 
Princip  der  Oongruenz  dem  der  Conformität  vorzuziehen  sei,  weil  die 
congruente  Darstellung  weniger  Rechenarbeit  erfordere. 

Dass  das  nicht  der  Fall  ist,  mag  kurz  durch  den  Hinweis  auf 
unsere  Formeln  (24a)— (29a)  auf  S.  88  und  (24b)— (29b)  auf  S.  91— 92 
erledigt  werden,  denn  dass  einmal  bei  X  ein  Glied  4.  Ordnung  mehr 
auftritt  als  bei  Xy  das  ist  kein  Unterschied,  zumal  man  doch  in  prak- 
tischer   Anwendung    alle    Glieder    4.    Ordnung   in    Hülfstäfelchen    oder 


Jordan.    Qnerachsigre  Coordinaten.  93 

Diagrammen  zusammenfassen  wird;  wie  schon  bei  ähnlicher  Gelegenheit 
in  Zeitschr.  1894,  S.  151—152  dargelegt  wurde.  Auch  kann  man  für 
die  Hauptglieder  1.  Ordnung  leicht  Httlfstafeln  anlegen,  wodurch  die 
8  stelligen  Logarithmen  (S.  66)  ftlr  das  übrige  erspart,  überhaupt  das 
Ganze  viel  glatter  und  übersichtlicher  zum  praktischen  Gebrauch  ein- 
gerichtet werden  kann  als  das  auf  8.  65  und  S.  73  erwähnte  Formular  6 
der  preussischen  Kataster- An  Weisung ;  auch  sei  damit  die  auf  8.  66  als  „recht 
unbequem^    bezeichnete  Rechnung    mit   6gliedrigen    Reihen    erläutert. 

Zu  der  Vergleichung  congruenter  und  conformer  Coordinaten  zurück- 
kehrend, welche  nun,  nach  8.  65,  von  dem  „Gebiete  theoretischer 
Speculation^  in  das  „praktische  Interesse^  übergegangen  ist,  müssen 
wir  auch  auf  den  Vortrag  der  Bonner  Versammlung  1895  (Zeitschr. 
1895,  8.  337—345)  und  auf  die  dort  geführte  Debatte  zurückkommen, 
aber  mit  der  Bemerkung,  dass  leider  aus  jetzt  nicht  mehr  aufzuklärenden 
Gründen  der  Bericht  in  der  Zeitschr.  1895,  8.  509,  in  dem  was  diese 
Frage  betrifft,  unrichtig  ausgefallen  ist;  während  der  Württembergische 
Bericht  von  Weitbrecht  in  den  Mittheilungen  des  Wtlrttembergischen 
Geometer -Vereins  Nr.  2,  Juli  1895,  8.  55  so  lautet:  „Professor  Koll 
vertheidigt  die  Anwendung  der  8oldner*schen  Coordinaten  bei  den 
40  preussischen  Systemen  und  betont,  dass  wenn  bei  Einführung  conformer 
Coordinaten  das  Land  nicht  in  viel  mehr  Systeme  zerschlagen  werden 
wolle,  man  sich  genöthigt  sehen  würde,  fttr  jede  Markung  besondere 
Reductionsmaassstäbe    fOr  Strecken-  und  Flächenangaben    einzufahren.^ 

Dieses  und  die  in  Zeitschr.  1895,  8.  509  mitgetheilte  Darlegung 
scheint,  mit  den  Ausführungen  von  Herrn  Schulze  auf  8.  83  im  Vor- 
stehenden, der  allerdings  weitverbreiteten  Ansicht  zu  huldigen,  dass  die 
unverzerrten,  Soldner^schen  Coordinaten  die  „praktischen^  und  die  con- 
formen  Coordinaten  die  „theoretischen^  seien,  welche  letztere  nur  etwa  zur 

Freude  Solcher  dienen,  welche   gerne  mit-p- rechnen,  aber  die  „Praxis" 

nicht  zu  beurtheilen  verständen.  Nun  ist  aber  gerade  das  Gegentheil 
der  Fall.  Die  conformen  Coordinaten  verursachen  neben  ihren  sonstigen 
Vorzügen,  weniger  Rechenarbeit  als  die  congruenten,  Soldner*schen, 
d.  h.  da,  wo  überhaupt  von  Erdkrümmung  die  Rede  ist,  und  im  ebenen 
Rechnen  sind  überhaupt  beide  Systeme  identisch. 

Was  den  von  Prof.  Koll  (nach  dem  Württembergischen  Bericht 
S.  55)  ausgesprochenen  Satz  betrifft,  dass  bei  conformer  Projection, 
wenn  nicht  das  Land  in  viel  mehr  Systeme  zerschlagen  werden  wolle, 
für  jede  Gemarkung  besondere  Reductionsmaassstäbe  für 
Strecken-  und  Flächenangaben  erforderlich  würden,  so  möchte  es  ge- 
nügen, zu  dessen  Widerlegung  die  Praktiker  des  einzigen  Landes  zu 
fragen,  welches  in  Deutschland  zur  Zeit  conforme  Coordinaten  hät^ 
nämlich  die  Geodäten  von  Mecklenburg,  ob  dort  jemals  besondere  Re- 
dnctionen  dieser  Art  von  irgend  Jemandem  fttr  nöthig  gehalten  wurden? 


94  Vereinsangelegenbeiten. 

Wenn,  wie  gesagt  wurde,  die  Furcht  vor  solchen  besonderen  Reduetionen 
in  Hannover  nach  1866  der  Grund  war  zu  der  unzweckmässigen  Zer- 
schneidung des  alten  classischen  Goordinatensystems  in  31  confonne 
Partialsysteme  und  später  1881  zu  der  gänzlichen  Abschaffung  der  con- 
formen  Ooordinaten,  so  wäre  das  nicht  eine  Folge  von  praktischen  Er- 
wägungen, sondern  eine  Folge  irriger  mathematischer  Auffassung 
der  Sache  gewesen,  deren  Wiederholung  jetzt,  da  die  Frage  in  mehr 
als  einem  Lande  wieder  praktisches  Interesse  gewonnen  hat,  vermieden 
werden  muss.  «7. 


Vereinsangelegenheiten. 


IBie  Einziehung  der  Jnifsllederbeltrfti^e  fttr  das  JmMup 
t89S  erfolgt  In  der  Zelt  vom  f.  JTanuar  bis  einsehllesslielt 
to.  Jllftrz.  l^ie  Herren  Jülfsileder,  welelte  den  Beitrag 
dnrelt  die  Post  einsenden  wollen,  werden  ersuehf ,  dieses 
in  der  oben  anyesebenen  Zelt  zu  f  bun.  STaeb  dem  tO*  nftras 
erfolfft  die  Elnzlebuny  durcb  Post naehnshme«  —  Es  wrird 
gebeten  bei  Einsendung  des  Beitrages  den  jetzigen  H^obn- 
ort,  Amtstlfel  efe.  deuflleb  anzuheben,  da  beabslebtl^t 
wird  für  das  Jf ahr  t890  ein  neues  Jülf slIedenFerzeleitnlss 
berauszuseben«  Aueb  Ist  die  Angabe  der  Jültslleds- 
nummern  sebr  erwttnsebf* 

Gasse  1,  Murhardtstrasse  19b,  den  1.  Januar  1896. 

Die  Kassenverwaltung  des  Deutschen  Geometer- Vereins. 

Hüser,  Oberlandmesser. 


Kassenbericht  für  das  Jahr  1895. 

Der  Deutsche  Oeometer-Verem  besteht  am  Schiasse  des  Jahres  1895 
nach  dem  Eassenbuche  aus  7  Ehrenmitgliedern,  18  Zweigvereinen  und 
1267  ordentlichen  Mitgliedern. 

Zum  1.  Januar  1896  haben  ihren  Austritt  angezeigt  25  Mitglieder 
dagegen  sind  für  1896  neu  eingetreten  11  Mitglieder,  mithin  beträgt 
der  Abgang  am  1.  Januar  1896  14  Mitglieder,  sodass  die  Zahl  der 
ordentlichen  Mitglieder  1253  beträgt.  Am  1.  Januar  1895  betrug 
dieselbe  1229.  Es  ist  also  ein  Zuwachs  von  24  ordentlichen  Mitgliedern 
für  das  Jahr  1895  zu  verzeichnen,  wogegen  die  Zahl  der  Ehrenmitglieder 
und  Zweigvereine  unverändert  geblieben  ist. 

Folgende  Mitglieder  sind  im  Jahre  1895  gestorben: 

1.  Strasburg,   Steuerinspector  zu  Oberlahnstein,  Mitgliedkarte  Nr.  227, 

2.  Peltz,  Kammercommissar  zu  Schwaan  i.  Meckl.  ^  ,,    284, 

3.  S  ten  del,  Vermessungsinspector  zu  GrossSalza,  „  „  1091, 

4.  Wenig,  Kgl.   Landmesser  zu  Eitorf,  „  „1281, 

5.  Dr.  Fischer,  Professor  am  Kgl.  Preuss.  geod. 

Institut  zu  Gr.  Lichterfelde,  „  „  1632, 

6.  Klönne,  Kgl.  Landmesser  zu  Dortmund,  „  „  2089, 

7.  Jahn,  verpfl.  Oeometer  zu  Zittau,  „  „2155, 

8.  Trede,  Katastercontroleur  zu  Hettstedt,  „  „2222, 

9.  Braun,  August,  Qr.  Geometer  I.  Klasse  zu  Worms,  „  „  2503, 


Yereinsangelegenheiten.  95 

10.  Heineck^  Heinrich^  Gr.  Geometer  I.  Klasse 

zu  Hangen  beiGiessen,  Mitgliedkarte  Nr.  2617 

11.  Wannack,  Kgl.  Landmesser  zu  Charlottenburg,  ^  „   2655, 

12.  Hof  mann,  Stadtgeometer  zu  Breslau^  ^  ^   2804, 

13.  Mai  er,  Kgl.  Katastergeometer  zu  München,  „  „    2842^ 

Die  Einnahmen  betragen  für  das  Jahr  1895: 
I.  An  Mitgliedsbeiträgen: 

von  80  Mitgliedern  za  9  J( 720,00  J( 

von  1184  Mitgliedern  za  6  J( 7104,00    ^ 

Nachgezahlte  Beiträge  pro  1894 24,00    „ 

Samme  7848,00  JC 
n.  An  Zinsen 186,66  „ 

Summe  der  Einnahme  8034,66  c/^ 

Hierza  der  Kassenbestand  am  1.  Januar   1895 1141,18  „ 

Anleihe  beim  Preuss.  Beamtenverein  zur  Deckung 

der  lfd.  Ausgaben , 300,00  „ 

Zusammen  9475,84«/^ 
Die  Ausgaben  betrugen: 

I.  Für  die  Zeitschrift 5966,25  JC 

IL  Für  die  Hauptversammlung  zu  Bonn 1568,30  ^ 

IIL  Verwaltungskosten 741,07  „ 

IV.  Unterstützungen 130,00  „ 

V.  Für  den  Ankauf  von  1000  o^  3%  Preuss. 

Consols 996,40  „ 

Summe  9402,02  c/^ 
Verglichen  mit  der  Einnahme  9475,84  ^ 

Kassenbestand  am  1.  Januar  1896       73,82  c/^ 

Aas  den  Ueberschüssen    des   Jahres    1894  wurde,    wie   unter   den 
Ausgaben  nachgewiesen^  ein  Werthpapier  von  1000  Mk.   angekauft. 
Das  Vereinsvermögen  besteht  daher  am  1.  Januar  1896 

1)  aus  Werthpapieren  im  Betrage  von  4000  c/^        ^ 

2)  aus       dem     Kassenbestande       am 

1.  Januar  1896 73  ^    82  ^ 

Summe  4073c//iJ  82  J 
Davon  geht  ab  die  Anleihe  von     300  „     —  „ 

Verbleibt  Vermögen  3773  ./^  82  ^ 
Ausserdem  sind  3  Mitglieder  mit  den  Beiträgen  im  Rückstande  ge- 
bleben, welche  voraussichtlich  im  ersten  Vieteljahre  1896  nachzahlen 
werden.  Auch  können  die  Zinsen  von  2000  Mk.  für  einige  Monate  erst 
im  nächsten  Rechnungsjahre  in  Rechnung  gestellt  werden,  weil  die  Zu- 
Schreibung  derselben  erst  im  Laufe  des  Monates  Januar  erfolgt. 
Cassel,  am  1.  Januar  1896. 

Die  Eassenverwaltang  des  Deutschen  Geometer-Vereins. 

Hüser. 

Entwurf  znm  Veremshanshält  für  1896. 

A.  Einnahmen. 

L  Mitgliederbeiträge    a.  von  1230  Mitgliedern  zu  6  JC 7380./^ 

b.  von  70  Mitgliedern  zu  9  JC... ^^0  77 

Summe  L  8010  c^ 
n.  An  Zinsen 220 


j) 


Summe  der  Einnahmen    8230e/fC 


96  Personalnachrichten. 

B.  Ausgaben. 
I.  Für  die  Zeitschrift: 
a.  für  Herstellung  a«  Versand  der  Zeitschrift 

durch  die  Buchhandlang  von  E.  Wittwer 

zu  Stuttgart 3400  JC 

b.  Honorar  der  Redacteure 900  „ 

c.  Honorar  der  Mitarbeiter 1050  „ 

d.  für  Abfassung  des  Litteraturberichtes.     150  ^ 

e.  für  Gorrecturlesen 100  ^ 

f.  fttr  Verwaltungskosten 100  „ 

Summe  L  5700  c/^ 

n.  Für  die  Hauptversammlung 1500  „ 

in.  Verwaltungskosten 750  „ 

IV.  Unterstützungen 100  „ 

V.  Rückzahlung  von  Darlehen 150  „ 

VI.  Verschiedene  Ausgaben  und  zur .  Abruqdung 30  „ 

Summe  der  Ausgaben  8230  c/^ 
Abschlt^s. 
Summe  der  Einnahmen  8230  </^ 
yj         jf     Ausgaben     8230    „ 

Die  Eassenverwaltnng  des  Deutschen  Geometer- Verein». 

Hüser. 


In  der  am  2.  und  3.  November  v.  J.  abgehaltenen  Generalversammlung 

des  Balerischen  Bezirks-Oeometer-Vereins  wurde  die  aus  den 

nachstehend  aufgefahrten  Herren  bestehende  Vorstandschaft  gewählt: 

Dull,  Wilhelm,  Bezirksgeometer  in  München,  Vorsitzender, 

Oegenfurtner,  Anton,  Bezirksgeometer  in  Freising,  Ersatzmann, 

Amann,    Joseph,    Bezirksgeometer    in    Ebersburg,    Schriftführer 

und  Redacteur, 
Strebel,  Andreas,  Bezirksgeometer  in  Regensburg,  Ersatzmann, 

Dihm,  Adalbert,  Obergeometer  in  München,  Eassirer, 

Groll,  Franz,  Bezirksgeometer  in  Landsberg,  Ersatzmann. 


Personalnachrichten. 


Sachsen,  l)  Wiederangestellt  als  Vermessungsassistent  Ernst 
Wilhelm  Mosig.  2)  Angestellt  als  Geometer  Oskar  Richard 
Liebsch  und  Johann  Georg  Bruhm.  3)  Befördert:  Geometer 
Schreiber  zum  Vermessungsassistent  und  Vermessungsassistent  Krause 
zum  Vermessungs-Ingenieur-Assistent  unter  gleichzeitiger  Versetzung  in 
das  Domainen- Vermessungsbureau. 

Inhalt 

Grössere  Mittheilung(en:  Querachsige  rechtwinklige  sphärische  Coordinaten  für 
die  Zwecke  der  Eleintriangulirung  und  Specialvermessung,  von  Schulze.  — 
Querachsige  Coordinaten,  von  Jordan.  —  Vereinsangeiegenheiten.  —  Personal- 
nachrichten. 

-    -     -     -  ■    - 

Verlag  von  Eonrad  Wittwer  Stuttgart  —  Dmck  von  Gebrüder  Jttnecke  in  HaimoTer. 


97 


ZEITSCHRIFT  for  VERMESSUNGSWESEN. 

Organ  des  Deutschen  Geometervereins. 

Herausgegeben  von 

Dr.  W.  Jordan,  und  0.  Steppes, 

Professor    in    Hannover  Steuer-Ratb  in  München. 


1896.  Heft  4.  Band  XXV. 

15.  Februar.     ♦< 


Mittheilung   über  die  Arbeiten  der  Trigonometrischen 
Abtheilung  der  Königlich  Preussischen  Landesaufnahme 

im  Jahre  1895. 

Vergl.  Band  XXIV  (1895),  Seite  115—119. 


L  Die  Triangnlation  I.  Ordnung. 

Im  Laufe  des  Sommers  1895  sind  die  Messungen  in  dem. Nieder- 
rheinischen Dreiecksnetze  (siehe  die  Tafel  in  Band XXIII,  Seite  8) 
beendet  worden.  Dieses  Netz  enthält  auf  einem  Gebiete  von  21 350  qkm 
(388  geogr.  Quadratmeilen)  26  Hauptpunkte  einschliesslich  der  Anschluss- 

punkte^   sowie   22  eingeschaltete   Zwischenpunkte   und  füllt  hiermit  den 

f» 

von  der  Hannoverschen  Dreieckskette  (gemessen  1882—85)  und  der 
Rheinisch- Hessischen  Dreieckskette  (gemessen  1889 — 92)  bisher  freige- 
lassenen Raum  aus. 

Die  39  vorhandenen  Dreiecke  des  Hauptnetzes  zeigen  folgende 
SchluBsfehler: 

2  Dreiecke  mehr  als  1  Secunde, 
8         „         zwischen  0,50  und  1,00  See, 
13         „  „         0,25    „     0,50     „  , 

16         „  „         Null    „     0,25     „. 

Aus  sämmtlichen  Dreiecksschlussfeblern  folgt  für  den  mittleren 
Winkelfehler  M: 


Die  unmittelbaren  Stationsbeobachtungen  haben  für  den  mittleren 
Fehler  eines  Satzmittels,  d.  h.  des  Mittels  aus  zwei  in  der  gleichen 
Kreisstellung  gemessenen  Winkelbeobachfungen,  ergeben  (vergl.  die  vor- 
jährige Mittheilung,  Seite  116): 

aus  den  Fehlern  der  Winkelmittel :  m^,  =  0,95" 
„      „         „  „     Satzmittel:       Wu  =  0,89;  me  =0,88", 

Zeitschrift  for  Vermessungswesen  1896.    Heft  4.  7 


98         von  Schmidt.    Mittheilung  üher  die  Arbeiten  der  Trigonometrischen 

ferner  flir  den  mittleren  Fehler  einer  nackten,  d.  h.  von  ihrem  Theilungs- 
fehler  befreiten,   einfachen  Winkelbeobachtung:  |jl  =  0;78" 

und  für    den   mittleren  in    einer   Winkelbeob- 
achtung enthaltenen  totalen  Theilungsfehler :  t  =  0,69". 

Die  Beobachtungen  wurden  ausschliesslich  mit  zwei  völlig  gleich- 
artigen 27  cm  -  Theodoliten  von  Wanschaff  ausgeführt,  welche  seit 
1889  die  alleinigen  Gebrauchsinstrumente  der  Haupttriangulation  bilden. 
Die  Anordnung  der  Messungen  ist,  auch  auf  den  Anschlussstationen, 
streng  nach  der  Schreiber'schen  Methode  der  symmetrischen  Winkel- 
beobachtungen erfolgt. 

Die  Ausgleichung  des  Niederrheinischen  Netzes  ohne  Rücksicht  auf 
die  Anschlussbedingungen  hat  für  den  mittleren  Winkelfehler  den  Werth : 

M=  0",340 
geliefert. 

Die  endgültige  Berechnung  der  Coordinaten  und  der  hieraus  her- 
vorgehenden Richtungen  und  Seiten,  durch  welche  das  Niederrheinische 
Netz  seinen  für  die  allgemeine  Landesvermessung  noth wendigen  wider- 
spruchsfreien Platz  auf  dem  Bessel'schen  Erdsphäroid  erhalten  hat,  wurde 
nach  einer  abgekürzten  Methode  durchgeführt;  diesem  Verfahren  ist  es 
zu  danken,  dass  kaum  3  Monate  nach  Beendigung  der  unmittelbaren 
Beobachtungen  die  sämmtlichen  Ergebnisse  abgeschlossen  vorlagen. 

In  dem  ganzen  Gebiete  der  Preussischen  Landestriangulation  ist 
nunmehr  die  Haupttriangulation  bis  auf  das  in  den  Jahren  1896  und 
1897  zu  messende  Pfälzische  Dreiecksnetz  fertiggestellt. 

IL    Die  Triangulation  11.  und  III.  Ordnung. 

Im  Jahre  1895  hat  sich  die  Triangulation  IL  Ordnung  über 
76  Messtische  (171  geogr.  Quadratmeilen)  in  der  Provinz  Sachsen,  der 
Rheinprovinz  und  den  Thüringischen  Ländern,  die  Triangulation 
III.  Ordnung  über  77  Messtische  (173  geogr.  Quadratmeilen)  in  den  Pro- 
vinzen Hannover  und  Westfalen  und  dem  Gebiet  der  Freien  Hansestadt 
Bremen  erstreckt. 

Auf  der  beigefügten  Uebersichtsskizze  sind  die  von  der  II.  Ordnung 
bearbeiteten  Messtische  durch  einfache,  die  von  der  III.  Ordnung  be- 
arbeiteten Messtische  durch  zwei  sich  durchkreuzende  Diagonalstriche 
bezeichnet  und  die  letztjährigen  Bezirke  durch  starke  Linien  abge- 
grenzt. 

Ein  Theil  des  Personals  der  Trigonometrischen  Abtheilung  war 
während  der  verflossenen  Sommermonate  mit  rein  militärischen  Arbeiten 
beschäftigt,  so  dass  das  gesetzlich  vorgeschriebene  Vermessungspensum 
nicht  vollständig  erledigt  werden  konnte. 


Abtheiltiog  der  Königlich  PreossiBcheu  LandeBantiialime  im  Jahre  1895.    99 

Uebersichf  der  Triangulirungen  II.  und  II).  Ordnung.*) 


III.    Die  Nivelleiaents. 

Bas  EanptniTellement  hat  sich  wie  in  den  Näheren  Jahren 
fast  ansschlieBelich  auf  die  Teifestlgang  älterer  Linien  beschränkt,  welche 
jetzt  nur  noch  im  Gebiete  des  V.  Bandes  der  , Nivellements  der  Trigone- 

*)  Die  gegebenen  drei  Theil-Plänchen  erhalten  ihre  richtige  Lage  durch 
Einfügung  in  die  groBse  lithographirte  „Ueberaicht  d  er  Triangulation 
II.  nnd  UL  Ordnaag^,  welche  za  Heft  6  der  Zeitschr.  1891  ala Beilage  1  aus- 
gegeben wurde.  D.  Eed. 


100  von  Schmidt.    Mittheilung  über  die  Arbeiten  etc. 

metrischen  Abtheilang^  unvollständig  ist.  Ausserdem  wurden  im  Laufe 
des  Sommers  mehrere  kleine  örtliche  Schleifen  zur  Versicherung  einzelner 
Provinzial-Hauptpunkte  gemessen^  welch  letztere  als  charakteristische 
Festpunkte  (Hauptmarken)  des  auf  N.  N.  bezogenen  Preussischen 
(Deutschen)  Landeshorizonts  innerhalb  der  festgesetzten  Bezirke  dienen 
sollen,  wie  der  Normalhöhenpunkt  N.  H.  für  das  gesammte  Nivellements- 
Grundnetz  des  Preussischen  Staates.*) 

Durch  Signalnivellement  sind  1895  innerhalb  des  Bereiches 
der  Triangulation  IIL  Ordnung  91  trigonometrische  Punkte  bestimmt 
worden. 

IV.    VeröfFentlichangen. 

In  dem  letzten  Jahre  ist  veröffentlicht  worden: 

^Die  Königlich  Preassische  Landestriangulation.  Hauptdreiecke, 
VIL  Theil^,  enthaltend  das  Thtlringische  Dreiecksnetz  (gemessen  1888/89) 
und  die  Ergebnisse  sämmtlicher  bisher  noch  nicht .  in  der  Form  von 
Abrissen  und  Coordinaten  herausgegebenen  Ketten  und  Netze  der 
Haupttriangulation. 

In  Druck  befindet  sich  zur  Zeit: 

1.  der  VIII.  Theil  der  „Hauptdreiecke",  enthaltend  die  Hannoversche 
Dreieckskette,  das  Basisnetz  bei  Meppen  und  das  Wesernetz  (ge- 
messen 1882—87); 

2.  der  XIII.  Theil  des  Sammelwerkes:  „Abrisse,  Coordinaten  und 
Höhen'',  umfassend  den  Regierungsbezirk  Potsdam  (kommt  vor- 
aussichtlich im  März  1896  in  den  Buchhandel); 

3.  „Die  Nivellements-Ergebnisse  u.  s.  w/,  Heft  I  — -  Provinz  Ost- 
preussen,  Heft  II  —  Provinz  Westpreussen,  Heft  IH  —  Provinz 
Pommern,  und  Heft  VI  —  Provinz  Posen. 

In  Bezug  auf  die  Veröffentlichungen  der  Trigonometrischen  Ab- 
theilung ist  zu  bemerken: 

a.  Sämmtliche  herausgegebenen  Werke  u.  s.  w.  sind  der  Kgl.  Hof- 
Buchhandlung  von  E.  S.  Mittler  &  Sohn  in  Berlin  S.  W.  Koch- 
strasse 68/70  zum  Vertriebe  tibergeben  und  durch  dieselbe  zu 
beziehen. 

b.  Von  allen  Veröffentlichungen  wird  den  interessirten  Behörden,  u.  a. 
den  Königl.   Regierungen,  Katasterämtern  u.   s.   w.,    eine   Anzahl 


*)  Die  neueren  offiziellen  Veröffentlichungen  über  Höhenbestimmungen  in 
sämmtlichen  Deutschen  Bundesstaaten,  ausgenommen  die  Grossherzogthümer 
Hessen  und  Oldenburg,  enthalten  Normalnull-Höhen  (zum  Theil  neben  ander- 
weitig definirten  Höhen).  Im  Grossherzogthum  Hessen  werden  die  Höhen  auf 
die  Ostsee,  im  Grossherzogthum  Oldenburg  auf  einen  durch  den  Huntepegel  am 
Stau  zu  Oldenburg  festgelegten  Horizont  bezogen.  Für  die  durch  Hessen  und 
Oldenburg  hindurchgehenden  Nivellementslinien  der  TrigonometrischenAbtheilung 
bildet  aber  selbstverständlich  der  Preussische  (Deutsche)  Landeshorizont  die 
Ausgangsfläche. 


Jordan.    Conforme  Abbildung.  101 

YOD  Exemplaren  zum  Dienstgebräuche  übermittelt^  damit  dieselben 
in  der  Lage  sind^  über  die  Messungs-Ergebnisse  der  Trigono- 
metrischen Abtheilung  Auskunft  zu  ertheilen. 

Berlin^  1.  Januar  1896.  von  Schmidt, 

Oberstlieutenant  und  Abtheilungs-Chef. 


Veröffentlichnngen  der   trigonometrischen  Abtheilnng  der 

Landesanfnahme. 

In  einem  Artikel  von  Bauinspector  Schepp  ^Die  Vermessungen 
bei  allgemeinen  Vorarbeiten  in  ihrer  Abhängigkeit  von  der  Landes- 
aufnahme^ im  Centralblatt  der  Bauverwaltung  vom  21.  September  1895, 
Nr.  38,  S.  402 — 404,  welcher  auch  in  unserer  Zeitschr.  f.  Verm.  1895, 
S.  541 — 544  abgedruckt  ist,  findet  sich  in  der  Anmerkung  die  Mittheilung, 
dass  die  amtlichen  Veröffentlichungen  über  die  Triangulirungen  der 
Landesaufnahme  durch  die  Hofbuchhandlung  von  E.  S.  Mittler  und  Sohn 
Berlin,  Eochstrasse  69/70  zu  beziehen  seien  „eben  so  wie  auszugs- 
weise Zusammenstellung  der  Ergebnisse^. 

Unter  dem  letzteren  ist  zu  verstehen:  Sonderabdrücke  aus  dem 
VIL — X.  Theile  des  Werkes  die  Königlich  preussische  Landestriangulation, 
Abrisse,  Coordinaten  und  Höhen,  herausgegeben  von  der  trigonometrischen 
Abtheilung  der  Landesaufhahme. 

Diese  Sonderabdrücke  kosten  2  Mark  und  die  Theile  (Bände)  selbst 
je  10  Mark. 

Es  ist  aber  sehr  zu  rathen^  nicht  bloss  jene  Sonderabdrücke  mit 
Coordinaten  und  Höhen  sondern  die  Bände  selbst  anzuschaffen,  abgesehen 
von  der  allgemeinen  Bedeutung,  deswegen  weil  die  Abrisse,  nämlich 
die  Zusammenstellungen  der  ausgeglichenen  Entfernungen  und  Richtungs- 
winkel für  praktische  Weiterbenutzung  sehr  wichtig  sind.  J. 


Conforme  Abbildung. 


Nachdem  wir  bereits  in  Zeitschr.  1895,  S.  511  verschiedene  werth> 
volle  Schriften  von  Professor  Schols  in  Delft  angezeigt  haben,  möge 
hier  aus  einer  derselben  ein  allgemeiner  Satz  über  das  Vergrösserungs- 
verhältnisB  m  bei  conformer  Abbildung  mitgetheilt  werden.  Das  fragliche 
Werk  ist:  Annales  deT^cole  polytechnique  de  Delft.  1^^  livraison.  Leide, 
E.  J.  Brill  1884.  Sur  Temploi  de  la  projection  de  Mercator  pour  le 
calcul  d^une  triangulation  dans  le  voisinage  de  V^quateur,  p  ar  G  h.  M.  S  c  h  o  1  s. 
In  §10  dieses  Werkes  wird  mit  beistehender  Figur  entwickelt: 
Das  R echteck  ^£ CD  sei  aus  unendlich  kleinen  geodätischen  Linien 
gebildet  und  werde  conform  abgebildet  in  dem  krummlinigen  Viereck 
ab  cd.     Durch  die  Mitten  e  und  f  der  Seiten  ab  und  cd  werden  Linien 


IQ^  Jordan.    Conforme  Abbildung. 

gezogen  (in  der  Figor  pnnktirt),  an  welchen  das  VergrösserangsverhältniBs 
constant  ist.     Dieses  Verhältniss  sei  m  anf  ab  nnd  m  +  dm  anf  cdj  also 
ab  =inÄBunäcd  =  {in  +  dm)  CD  =ss  {m  +  dm)  AB. 
Wenn  femer  dz  der  Parallelabstand  der  beiden  punktirten  Linien 
and  ß  deren  Winkel  mit  a  6  ist,  so  haben  wir: 

dz 

ac  =  bd  =  ef= ^. 

'       cosp 

Die  kurzen  Linien  ca  and  db  werden 
verlängert  bis  zu  ihrem  Schnitte  o,  sodass 
oa  der  Krümmungshalbmesser  der  Ourven 
ab   ist,  woraus  folgt: 

oc oa  +  ac cd 

oa  oa  ab 

und  wenn  man  die  vorhergehenden  Werthe 
ö  von  ac,  ab  und  cd  einsetzt,  so  wird: 

dz 


w 


oa  + 


cos  ß (w  4-  dm)  A  B 


0  a  mAB 

1     dz  dm 

'   oa  cos  ß  m 

1         dm 


oa       mdz 


cos  ß 


oder  noch  in  anderer  Form,  wenn  Im  den  natürlichen  Logarithmus  von 
m  bedeutet: 

Krümmung  ±  =  ^  cos  B. 

oa       dz         ^ 

Dieses  ist  die  Formel  von  Schols. 

Diese  Formel  für  die  Krümmung  des  conformen  Abbildes  einer 
geodätischen  Linie  ist  im  wesentlichen  übereinstimmend  mit  der  Formel  b) 
auf  S.  40  der  „Theorie  der  Projectionsmethode  der  Hannoverschen 
Landesvermessung  von  Oscar  Schreiber,  Hannover  1866^  wo  die 
Differentialgleichung  der  Abbildcurve  aus  dem  Begriff  der  geodätischen 
Linie  als  kürzeste  Linie  nach  den  Gesetzen  der  Variationsrechnung 
hergeleitet  wird.  Es  ist  ein  Vorzug  der  Herleitung  von  Schols,  dass 
solche  weit  zurückgreifende  Theorieen  vermieden  werden  und  die  wichtige 
Formel  für  die  Krümmung  lediglich  durch  geometrische  Anschauung 
hergeleitet  wird. 

J. 


Stadthagen.  Die  persönliche  Gleichung  bei  Längenmaassvergleichnngen.   103 

Die  persönliche  Gleichung  bei  Längenmaassvergleichnngen ; 

von  Dr.  Hans  Stadthagen. 


Wie  der  Astronom  die  persönliche  Gleichang  des  Beobachters^  die 
Resultate  von  Messungsreihen  oft  recht  erheblich  vermischen  kann^  ent- 
weder durch  die  Anordnung  der  Versuche  zu  eliminiren  oder  ihren 
Einfluss  durch  besondere  Untersuchungen  festzustellen  sucht,  so  muss 
auch  der  Physiker  bei  experimentellen  Untersuchungen  einen  der  beiden 
Wege  einschlagen.  Ein  wesentlicher  Unterschied  aber  besteht  in  dieser 
Richtung  für  die  beiden  Fälle  absoluter  und  relativer  Messungen. 
Während  bei  letzteren,  bei  den  relativen,  meist  die  persönliche  Gleichung 
ganz  herausfällt,  trifft  dies  bei  absoluten  Bestimmungen  im  Allgemeinen 
nicht  zu. 

Längenmaassvergleichnngen  sind  fast  immer  relative  Messungen, 
sodass  die  persönliche  Gleichung  des  Beobachters  also  nicht  von  Einfluss 
zu  sein  scheint.  Gewöhnlich  ist  dem  auch  so;  denn  sieht  z.  B.  ein 
Beobachter  einen  Strich  im  Gesichtsfeld  des  Mikroskopes  an  einer  mehr 
links  gelegenen  Stelle,  als  ein  anderer,  normal  sehender  Beobachter,  so 
wird  dies  das  Resultat  nicht  beeinflussen,  solange  jener  Physiker  allein 
die  Messungen  ausführt,  da  derselbe  ja  sämmtliche  Striche  des  zu 
bestimmenden  Maassstabes,  wie  des  Vergleichsmaassstabes  um  gleiche 
Beträge  nach  links  verschoben  sehen  wird.  Es  ist  dabei  allerdings 
angenommen,  dass  die  Beobachtungsverhältnisse  bezüglich  der  ver- 
schiedenen Striche  die  gleichen  bleiben.  Voraussetzung  dabei  ist  vor 
Allem  auch  eine  gewisse  Constanz  der  persönlichen  Gleichung  eines 
Beobachters.  Anders  liegt  die  Sache,  wenn  mehrere  Beobachter  gleich- 
zeitig eine  Maassvergleichung  machen.  Dies  war  der  Fall  bei  Messungen, 
die  Herr  Pen  sky  und  ich  auf  der  Kaiserlichen  Normal  -  Aichungs- 
Gommission  zu  Berlin  im  Jahre  1892  zum  Zweck  des  Anschlusses  der 
Normale  der  deutschen  Maasse  an  das  neue  Prototyp  des  Meter  ausr 
führten.  Es  ist  über  dieselben  in  den  kürzlich  erschienenen  „Wissen- 
schaftlichen Abhandlungen  der  Kaiserlichen  Normal- Aichungs-Commission 
(Fortsetzung  der  „Metronomischen  Beiträge'')  1.  Heft,  Anschluss  der 
Normale  der  Deutschen  Maasse  und  Gewichte  an  die  neuen  Prototype 
des  Meter  und  des  Kilogramm'',  Berlin,  Verlag  von  Julius  Springer  1895 
(Seite  49 — 135)  ausführlich  berichtet  worden.  Im  Abschnitt  B,  die 
Maassvergleichungen  habe  ich  dort  auch  die  wesentlichen  Resultate 
einer  Specialontersuchung  über  die  persönliche  Gleichung  der  beiden 
Beobachter  Herrn  Pensky  und  Dr.  Stadthagen  mitgetheilt  (Seite 
114/115)^  womit  wir  uns  im  Folgenden  etwas  eingehender  beschäftigen 
wollen. 

Es  wurde  an  den    beiden  Enden    des  Comparators,    auf  dem   zwei 
zu  vergleichende  Maassstäbe  lagen,  gleichzeitig  von  den  beiden  Beobachtern 


104  Stadthagen.  Die  persönliche  Gleichung  bei  Längenmaassvergleichangen. 

auf  den  bezüglichen  Strich  —  den  0-,  beziehungsweise  100  cm-Strich  — 
mit  den  25  mal  vergrössemden  Mikroskopen  pointirt,  um  eine  Veränderung 
des  Stabes^  wie  sie  bei  einem  Beobachter  während  der  Messung  zwischen 
der  Einstellung  auf  den  0-  und  der  auf  den  100  cm-Strich  erfolgen 
kann,  auszuschliessen.  Es  würde  daher  im  Resultat  die  Differenz  der 
persönlichen  Oleichungen  beider  Beobachter  enthalten  sein,  wenn  nicht, 
eben  um  dies  zu  vermeiden,  bei  der  immer  vorgenommenen  Wiederholung 
einer  ganzen  Messungsreihe  Beobachterwechsel  stattgefunden  hätte. 
Trotzdem  war  es  aber  nicht  nur  von  Interesse,  sondern  auch  von 
Wichtigkeit  die  persönliche  Gleichung  der  beiden  Beobachter  dauernd 
zu  ermitteln,  da  sie  nur  bei  genügender  Constanz  in  den  Endresultaten 
als  eliminirt  angesehen  werden  konnte. 

Zur  Bestimmung  der  persönlichen  Gleichung  konnten  die  Beob- 
achtungen benutzt  werden,  welche  zur  Ermittlung  der  Schrauben werthe 
der  beiden  Mikrometer  AI  und  B II  angestellt  waren.  Es  waren 
nämlich  zu  diesem  Zweck  auf  den  Stäben  gut  bekannte  Httlfsintervalle 
von  0,1,  bez.  0,5  mm  mit  den  Mikrometerschrauben  gemessen  und  zwar 
in  folgender  Weise.  Jeder  Beobachter  stellte  an  dem  ihm  zunächst 
liegenden  Stabende  nach  einander  3  Hülfsstriche  mit  dem  Mikrometer 
ein,  worauf  die  Beobachter  wechselten  und  die  gleichen  Messungen  so 
noch  einmal  ausführten.  Man  kann  ohne  Weiteres  annehmet),  dass  in 
der  kurzen  Zwischenzeit  eine  Veränderung  der  Stäbe  und  demnach  der 
Lage  der  einzelnen  Striche  zu  den  Mikroskopachsen  in  wesentlichem 
Betrage  nicht  stattgefunden  hat.  Auch  können  die  Mikrometer- 
correctionen  für  die  nahezu  gleichen  Ablesungen  beider  Beobachter  als 
gleich  angesehen  werden.  Man  erhält  unter  diesen  Voraussetzungen  die 
persönliche  Gleichung  beider  Beobachter,  indem  man  die  Differenzen 
der  Einstellungen  beider  Beobachter  bildet. 

Diese  Differenzen  wurden  gesondert .  für  die  3  Stäbe  ^t.  18,  S«  und 
Bs  far  die  Striche  auf  ihnen  und  gesondert  für  die  beiden  Mikrometer 
berechnet. 

Am  Schluss  (S.  106—108)  sind  diese  Differenzen  in  Tabelle  1  zu- 
sammengestellt. 

Ein  Blick  auf  die  Zusammenstellung  zeigt,  dass  im  Grossen  und 
Ganzen  die  persönliche  Gleichung  zwischen  den  beiden  Beobachtern 
bei  einem  Striche  und  Mikrometer  recht  constant  war.  Die  vorhandenen 
Schwankungen  sind  zum  grössten  Theil  wohl  hervorgerufen  durch  die 
Unsicherheit,  mit  der  die  mikrometrischen  Messungen  überhaupt  ver- 
bunden sind.  Ein  Beweis  für  die  Richtigkeit  dieser  Annahme  liegt  in 
der  nahezu  gleichen  Grösse  des  Mittels  der  Abweichungen  der  Einzel- 
werthe  vom  Mittelwerth  mit  dem  auf  andere  Weise  ermittelten  Pointirungs- 
fehler.  Wie  die  Verhältnisse  für  die  verschiedenen  Stäbe,  Striche  und 
Mikrometer  lagen,  geht  deutlicher  aus  der  folgenden  Uebersicht  hervor, 
die  die  Mittel  der  in  Tab.  1  zusammengestellten  Einzel-Werthe  enthält: 


Stadthagen.  Die  persönliche  Gleichung  bei  Längenmaassvergleichungen.  105 

Persönliche  Oleichang:  Pensky-Stadthagen 

Einheit  0,1  (x 

Mikrometer  BII  (links) 

?r.  18 


Strich  1 

2 

3 

4 

5 

6 

8 

—  10 

12 

12 

7 

6 

« 

Mittel:  — 9 

Strich  — 0,1 

0 

+  0,1 

999,9 

1000 

1000,1 

—  9 

—  10 

10 

9 

9 

~  8 

Mittel:  — 9 

ßs 

Strich — 0,1 

0 

+  0,1 

999,9 

1000 

1000,1 

7 

6 

8 

—  10 

—  11 

—  11 

Mittel:  — 9 

Strich  1 

2 

ikrometer 

3 

AI  (recht 

18 

4 

5 

6 

4-12 
Strich      0,1 

+  13 
0 

+  15 

Mittel: 
8 
+  0,1 

+  12 
+  12 

8 

999,9 

+  12 
1000 

+  10 
1000,1 

+  8 
Strich  — 0,1 

+  8 
0 

+  7 

Mitte 
E 

+  0,1 

+  9 
l:  +  8 

999,9 

+  9 
1000 

+  9 
1000,1 

+  7 

+  12 

+  8 

+  7 

+  9 

+  6 

Mittel:-f  8 

Die  Umkehr  des  Vorzeichens  bei  dem  Mikroskop  AI  ist  durch  die 
Verschiedenheit  des  Richtungs*  und  Bezifferungssinnes  der  beiden  Mikro- 
meter B II  und  A  I  begründet. 

Die  Uebersicht  zeigt  eine  recht  befriedigende  Constanz  der  persön- 
lichen Gleichung.  Systematische  Verschiedenheiten  für  die  einzelnen 
Stäbe  oder  Striche  treten  nicht  hervor. 

Rednzirt  man  alle  Zahlen  auf  den  Richtungs*  und  Bezifferungssinn 
des  Mikrometer  A I,  so  ergiebt  sich  für  beide  Mikrometer  im  Mittel  die 
gleiche  Differenz  +  0,9^.  Demnach  war  bei  den  discutirten  Messungen 
eine  im  grossen  und  ganzen  constante  Auffassungs-  und  Einstellungs- 
differenz (persönliche  Gleichung)  der  beiden  Beobachter  von  rund 
1  ^  =  0,001  mm  vorhanden. 


106  Stadthagen.  Die  persönliche  Gleichung  bei  Längenmaassvergleichungen. 


Tabelle  1. 

Persönliche  Gleichung:  Pensky-Stadthagen 

in  der  Einheit  0,1»^,  also  0,0001mm. 
1)  Messungen  auf  dem  neuen  Prototyp  ^r.  18. 

Mikrometer  BII  (links).  Mikrometer  AI  (rechts). 


Nr. 

der 

Messung 


Summe; 
Anzahl: 


Strich 


2 


-  5 

+  i 

■t-   2 

-i 

+  3 

-1 

-1 

-  9 

■  8 
■li 
-11 

U 

-  8 

-  7 

-  3 


8 
14 
1 


=i§ 


Ij 


0 

-12 
-27 


+  3-10 


-12 

-h 

-  6 

-22 

-18 

-14 
-15 

-i 

-  2 


-  6 

AI 

-15 
-14 


-17 


-  5 

-  6 

-  8 

-  7 


-1 
-  4 

-11 

-1 
-1 


-15 

-11 

-10 
-10 

-13 


-16-12 
_    -12 
-   6 


-13 

-14 
-26 


-   4 
-24 

-18 
-21 


-  4 


+  1 


+  9 

ti 

-  8 


-10 

-  6 

-23 

-  8 
-13 

-  6 

i»i 

+   6 
-21 

-19 
--24 

-10 


-16 
-18 


0 

+  2 

-   7 

-25 
-17 


;4 

-  2 
-16 


T'' 


+   3 
-  6 

-13 
-15 


+  121 

+ 

-h 


+  2 
-  8 

-26 

-1 

-161 

-14 

+   2| 
-  9 

-  d 
-1 

-lol 


-1^ 
-i: 

-h 


-14 

-  2 

-  5 

-11 


481 


-h   1 


+  12  +  16 


Strich 


2 


+   7 


+  9 
+  11 

+  12 


1: 


15 
10 


+  7 

+   8 
+  11 

+  13 


+  16 


+  1 

tu 

+  20 


+  18 

+  23 
+  11 

+  17 

+iIo 


+11 

+  21 

+  11 

+  14 
+  11 

+  9 


+  12       I 


+  12 
+  15 


+  2 

+  21 
+  28 


+  12 
+  1 


+  14 

-1-15 
+  3 


+380 
"IT 


+  10 
17 
1 


I 


+  13 

+  12 

+  10 

tu 

+  7 


I 


+  9 


+  18 

+  16 
+  19 


+  25 
+  16 


29 


+  20 

l'j 

+  10 

+  17 
+  l 
+  13 


+  16 

+  19 
3 

ö 


+  13 

+  t 


+   6 


tm 

+  14 

+  16 
+  15 


i 


+  24 

+  17 
+  19 


+426+410 


33 


+   1 


l\ 


0 

+   7 
+  18 

+  i 

+  3 


8t 


+  9 
2 


I 


+   7 


1? 


+  13 


I 


+  9 
+  13 

tu 

+  16 

+  16 
+  16 

+410 


-  5, 


+  11 

-  3 

-  5 

+   3 


10 

+   4 

+  13 


+  12 

tlt 

+  121 


4| 


+  2a 


i 

+   8 


+  11 


i 


+  11 

+   7 
+  19 

+Ü 


33      33 


Stadthagen.  Die  persönliche  Gleichung  bei  LäQgenmaassvergleichangen.  107 


Persönliche  Gleichung:  Pensky-Stadthagen 
in  der  Einheit  0,1»^   also  0,0001  mm. 

2)  Messungen  auf  der  Stahlcopie  5«. 
Mikrometer  B II  (links).  Mikrometer  AI  (rechts). 


Nr. 
der 

Strich 

Messung 

-0,1 

0 

+0,1 

999,9 

1000 

1000,1 

14. 

+13 

+  7 

—  9 

15. 

—  1 

-  4 

—  8 

23. 

—20 

-10 

—10 

27. 

—13 

—  4 

+11 

32. 

-13 

+  1 

—  5 

33. 

—15 

—18 

+ 1 

34. 

-20 

-23 

—16 

35 

-12 

-21 

—  9 

36. 

-20 

—16 

—11 

j     37. 

-  8 

20 

—16 

38. 

—  8 

—  9 

—  5 

40. 

-16 

—21 

—11 

41. 

-19 

—18 

—  9 

43. 

—  6 

—11 

—  7 

52. 

—  9 

+  2 

+  2 

53. 

0 

—  5 

+  1 

54. 

—  7 

—11 

—  7 

55. 

—11 

+  7 

—11 

66. 

—  8 

-12 

—  8 

67. 

+  1 

—  4 

—  8 

68. 

—  4 

—  4 

—13 

69. 

2 

-14 

-14 

70. 

—14 

—  3 

—14 

71. 

—  5 

-11 

—  7 

72. 

3 

+  2 

—  3 

73. 

—  3 

—11 

—14 

74. 

—  8 

—  9 

11 

75. 

—12 

—  2 

—23 

88. 

—  5 

—12 

—10 

89. 

—  3 

+  2 

—  5 

90. 

-18 

+  1 

—  7 

91. 

—18 

-18 

14 

96. 

-18 

-25 

—11 

97. 

—  5 

—  8 

-  8 

98. 

—17 

-24 

—16 

99. 

+  4 

-12 

—12 

Samme: 

—160 

—172 

-172 

—163 

—166 

— Uß 

Anzahl: 

18 

18 

18 

IS 

IS 

18 

-1-25 

+  ^ 

+  8 


-1-10  +10  +10 


strich 


—0,1     0    +0,1999.9 


1000 


+  7 

+  2 
+17 

+  6 

+  7 


+  1 
+  ^ 

+  2 


—  1 

+12 

+  1 
+12 


-  5 
+  6 
+13 


+  9 

+  4 
+12 


+  8 

+11 
+  9 

+  9 
0 


+16 
0 

+10 


+10+12 


+10+12 


+137+161+123 


18 


IS 


1000,1 


+  5 

+  8 
+  6 
+  5 

—  2 


0 
+10 

+  6 


+  3 

+  1       0 
+20+10 

+20+  3 

-1+9 

+25 


+  2 
+  5 
—  6 

+  3 


+18+8 


+12 

+  8 


+  7 

+10 

+18 


+11 

+  8 

+  8 


+13 

+  6 
+  6 


+  3 
+  8 
+15 

+  1 


+17 
+  7 


+  7 
—  5 


+  6 


+  9 
+12+  6 
+13+12 


+14 
+  8 
+21 


+  6 

—  5 

—  4 

+  6 

+10 

+  8 
+  7 


+15 

+  8 


+13+19 


+12 


+12+  7 


+16 
+  5 
+14 

+  0 
+  9 

+12 


18 


+154  +162  +155 


IS 


18 


18 


108  Stadthagen.  Die  persönliche  Gleichung  bei  Längenmaassvergleichitiigeii. 


Persönliche   Gleichung:  Penskj-Stadthagen 
in  der  Einheit  O^lr^^    also  0,0001  mm. 

3)  Messungen  auf  der  Bronzecopie  BS». 
Mikrometer  BIX  (links).  Mikrometer  AI  (rechts). 


1     Nr. 

Strich 

der 

Messung. 

-0,1 

0    +0,1 

999,9 

1000 

1000,1 

1. 

—  3 

+10 

—  3 

2. 

+  6 

+  9 

+12 

3. 

—11 

-  2 

—11 

4. 

+16 

+  4 

+  6 

5. 

-  8 

-23 

-29 

6. 

+  4 

+  3 

+  6 

7. 

—12 

—12 

+  3 

19. 

3 

—  1 

—  2 

27. 

—24 

—13 

—19 

32. 

-12 

—  4 

—18 

33. 

—  6 

-14 

—23 

34. 

3 

-11 

-20 

35. 

-18 

-23 

-15 

36. 

21 

—29 

-25 

37. 

-12 

-13 

—  6 

38. 

—16 

—  9 

—  6 

44. 

—15 

-11 

—22 

45. 

-13 

-15 

—10 

46. 

-14 

-10 

—15 

47. 

-  6 

+  1 

—  8 

56. 

-  9 

—  9 

—11 

57. 

—  9 

9 

—  7 

58. 

+  3 

—  9 

—  4 

59. 

—  2 

—  9 

-13 

66. 

—11 

—  1 

67. 

—  2 

0 

6 

68. 

+  5 

-11 

—  3 

69. 

-  3 

-13 

—  7 

70. 

-  6 

—13 

-14 

71. 

-14 

—  3 

—13 

76. 

-13 

-13 

—16 

77. 

—  8 

—  5 

—  5 

78. 

—23 

-19 

-12 

79. 

-11 

-12 

—14 

92. 

—  4 

—  2 

-11 

93. 

-  7 

13 

+  1 

94. 

-11 

-17 

-12 

95. 

—  1 

+12 

+  6 

96. 

-12 

-  7 

-  4 

97. 

—  7 

—15 

—26 

98. 

—15 

-  3 

10 

99. 

-20 

-23 

-15 

Summe: 

—129 

— m 

-150 

—222 

—253 

252 

Anzahl: 

19 

18 

19 

23 

23 

23 

Strich 

-0,1 

0 

+0,1  999,9 

1000 

1000,1 

—  5 

+  9 

-  4 

+  5 

+  9 

-  2 

+  1 

-  4 

—  5 

- 

+10 

+  2 

3| 

-15 

-22 

—22 

+  8 

+  2 

15 

-  7 

+  9 

+13 

—  1 

+  7 

+  3 

0 

—  1 

+  3 

+13 

+  8 

+  8 

+14 

+26 

+14 

+11 

+18 

+18 

+18 

+19 

+19 

+19 

+  3 

+18 

+  2 

+  8 

+  9 

+  7 

+  8 

+  2 

+15 

+25 

+19 

+14 

+  7 

+  3 

+  6 

+12 

+16 

+  9 
7 

+  2 

+14 

+15 
+14 

+  5 

+  5 

+  9 

0 

+  6 

+  3 

+11 

+17 

+  9 

—  1 

+11 

+  9 

+16 

+  8 

+10 
-     4 

4-  5 

+10 

+  7 

+13 

—  2 

+  3 

+15 

+14 

+  9 

+20 

+12 

+  3 

+17 

+15 

+  9 

+  7 

+  3 

+14 

+18 

+10 

+12 

+  ^ 

+  8 

+  9 

+11 

+  8 

+14 

+  8 

+11 

+  7 

+17 

+20 

+16 
+11 

+12 
+20 

+12 
+13 

+16 

+11 

-  5 

+11 

+19 

+  ^ 

+  8 

+18 

+  6 

+166 

+27S 

+186 

+134 

+166 

+111 

23 

23 

23 

19 

19 

19 

Jordan.    Gradnetz  für  topographische  Karten.  109 

Gradnetz  für  topographische  Karten. 

Das  Netz  der  Meridiane  und  Parallelkreise  für  eine  topographische 
Karte  kann  man  auf  zweierlei  Art  herstellen,  entweder  unmittelbar  durch 
Construction  der  Trapeze  aus  den  Meridianbögen  und  den  Parallelbögen^ 
oder  durch  Einrechnen  der  Trapez-Eckpunkte  in  ein  rechtwinkliges 
Coordinatensystem,  das  man  zu  EatastervermessungeU;  Stadtvermessungen 
n.  dgl.  ohnehin  hat. 

Wir  wollen  dieses  an  dem  Beispiele  der  zwei  Messtischblätter  der 
topographischen  Abtheilung  der  Landesaufnahme  zeigen^  auf  welche  die 
Stadt-  und  Feldmark  von  Hannover  mit  Linden  föUt,  wie  in  Fig.  1 
gezeichnet  ist. 

Die  zwei  Trapeze  ABCD  und  CDEF  liegen  zwischen  den  Breiten 
52®  30',  52°  24',  52*»  18'  und  zwischen  den  Längen  27*^  20'  und  27°  30'  und 
haben  Seitenlängen,  welche  amtlich  und  privatim  berechnet,  in  Tabellen 
verfügbar  sind,  z.  B.  in  unserm  Handb.  d.  Verm.  III.  Band,  1890,  3.  Aufl. 
haben  wir  auf  S.  [29]  des  Anhangs: 

cp=52"30'     ABz=     11316,99  m 

^C  =  52)  =  11 126,31m 
52<^  24'     CD  =     11  342,65  l  (1) 


52°  18'     EF=     11  368,27 


CE=DF=11  126,12 


Dazu  auch  die  Flächen  ABCD  =  126,0591  qkm 

CDEF=  126,3423 


)  (2) 


Wenn  man  etwa  diese  Maasse  nicht  vorräthig  hat,  aber  wenigstens 
die  Krümmungshalbmesser  M,  für  den  Meridian  und  Nftir  den  Querbogen, 
so  kann  man  die  Trapezseiten  ebenfalls  berechnen,  z.  B. 

M  N 

ÄC  =  —  6'  AB  =  — 10'  cos  9  (3) 

P  P 

wobei  M  zur    Mittelbreite  von  A  und  C,   und  N  zu   der  Breite   von 
A  und  B  gehört. 

Die  Linien  AB,  CD,  EF  sind  streng  genommen  ein  wenig  gekrümmt 
zu  zeichnen,  doch  macht  das  im  Maassstab  1 :  25000  für  die  preussischen 
Messtischblätter  so  wenig  aus,  nämlich  höchstens  0,1  mm  als  Querab- 
weichung in  der  Mitte  zwischen  dem  Bogen  AB  und  der  Sehne  AB, 
dass  es  neben  der  Unsicherheit  des  Papiereinganges  u.  s.  w.  vernach- 
lässigt werden  kann.  Man  kann  dieses  leicht  entwickeln,  wenn  mau  nur  die 
ersten  Elemente  der  Eegelprojection  voraussetzt.  Es  ist  nämlich  für 
die  Breite  cp  der  Abbildungshalbmesser  =^cotg  cp,  wo   N  der    Quer- 


no 


Jordan.    Gradnetz  für  topographische  Karten. 


Fig.  1. 


X  =-10  000 


<P=52°30' 


B 


5000^ 


10  000"^ 


Jordan.    Gradnetz  für  topographische  Karten.  Hl 

N 
krümmungshalbmesser  des  Ellipsoids  ist^  denn  nach  (3)  ist^l^  = —  X  cos  cp 

P 
für  den  Längennnterschied  X;  folglich  die  Pfeilhöhe  des  Bogens  AB : 

y=^i—-\  :2  A^cotg  9  =  — -jC0S9Sin9 

In  unseren  Breiten  ist  rund  log  N=  6.8056  und  mit  X  =  10'  und  <f  =  52^30' 
giebt  dieses  ausgerechnet  y=3,6m,  was  im  Maassstabe  1:25000  nur 
y  =  0,14  mm  giebt. 

Sei  es  nun^  dass  man  diese  Kleinigkeit  berücksichtigt^  oder  sie  ver- 
nachlässigt, jedenfalls  kann  man  mit  den  bei  (3)  angegebenen  Trapez- 
seiten^  die  Trapeze  selbst  scharf  auftragen^  und  dann  versieht  man  noch 
die  obere  und  untere  Seite  jedes  Trapezes  mit  einer  gleichförmigen 
Theilung  von  10'  =  600",  ebenso  die  linke  und  rechte  Seite  mit  einer 
Theilung  von  6'  =  360",  worauf  man  jeden  Punkt  scharf  in  das  Blatt 
eintragen  kann,  dessen  geographische  Coordinaten  vorhanden  sind. 

So  kann  man  z.  B.  die  6  Hauptpunkte  von  Hannover,  welche  in 
Fig.  1  eingezeichnet  sind,  eintragen  nach  den  geographischen  Coordinaten, 
welche  wir  früher  mitgetheilt  haben  in  Handb.  d.  Verm.  I.  Band, 
4  Aufl.,  1895,  S.  324. 

Dieses  ist  das  Verfahren  der  topographischen  Abtheilung  der 
preussischen  Landesaufnahme. 

Ein  zweites  Verfahren  bietet  sich  dar,  wenn  man  über  eine  Auf- 
nahme in  rechtwinkligen  Coordinaten  verfügt,  etwa  in  einem  der  40 
preussischen  Katastersysteme,  wie  wir  an  dem  Beispiele  von  Hannover 
zeigen  wollen,  unter  Zugrundelegung  des  vorgeschriebenen  Coordinaten- 
systems  mit  dem  Nullpunkt  Celle. 

Es    handelt   sich  ,  darum,    die    rechtwinkligen  Coordinaten    x^y    zu 

berechnen    für    diejenigen  Punkte  AyB,..y  welche  als    Eckpunkte    der 

geographischen    Trapeze    auftreten.      Man    kann    sich    dazu    z.    B.    des 

trig.    Form.    6    der    preussischen    Anweisung  IX  bedienen,  oder  irgend 

welcher  anderen  Formeln  z.  B.  nach  unserem  Handb.  d.  Verm.  III.  Bd.,  1890, 

3.  Aufl.,  S.  334,  oder  auch  den  neuen  Formeln,  welche  wir  in  Zeitschr. 

f.  Verm.  1894,    S.  39    und  S.    150    gegeben    haben,    nämlich    mit    den 

Constanten  für  den  Nullpunkt  Celle: 

X  =  [1.4900616-4]  Acp  +  [5.5590789]  X^  -f  [3.8613711]  A9^       ] 
—  [9.978  721]  Acp  X^  —  [7.781526]  Acp^  —  [5.23 172]  AcpU^         >(4) 

-f  [3.93100]  X*       J 

y  =  [1.274  3377-4]  X  —  [6.075  8328]  9AX  —  [0.3488631]  Acp'  X       \  .^^ 
—  [9.667  733] X^  —  [3.71340]  AcpX^  +  [4.70277]  A<p^  X  P^^ 

Der  Ursprung  Celle  hat: 
Celle  <Po  =  52^  37'  32,670 90"     I^ö  =  27°  44'  54,84  770"  (6) 

folglich    hat   z.  B.    unser  nordwestlicher  Punkt  A  mit  cp  =  52°  30'  und 
L  =  27°20  gegen  Celle  die  DiflFerenzen 

Acp  =  —  7'  32,6709"   X  =  —  24'  54,8477" 
A  CO  =  —  452,6709       X  =  —  1494,8477" 


112 


Jordan.    Gradnetz  fiir  topographische  Karten. 


Diese  A 9  and  X.  in  (4)  und  (5)  eingesetzt  geben: 

x=—  13909,649  m   y  =  —  28195,133  m. 
In    dieser  Weise   sind   die  Goordinaten   aller    6    Trapezecken   von 
Fig.  1  berechnet  worden,  nämlich  in  Zasammenstellang: 


Eckpunkt  A 
B 
C 
D 
E 
F 


7J 
7) 
7? 
7? 


y 

(N.W.)  —  28195,133  m 

(N.O.)    —  16878,268 

(W.)     -  28259,063 

(0.)     -  16916,537 

(S.W.)  —  28322,905 


X 

—  13909,649  m 

—  13961,659 

—  25035,885 

—  25087,943 

—  36161,934 

—  36214,040 


(7) 


AB 

11316,865  m 

52,010 

CD 

11342,526 

52,058 

EF 

11368,151 

52,106 

AC 

63,930 

11126,236 

CE 

63,842 

11126,049 

BD 

38,269 

11126,284 

DF 

38,217 

11126,097 

(8.0.)  —16954,754 
Mit  diesen  rechtwinkligen  Coordinaten  trägt  man  die  Trapez-Eck- 
punkte in  das  rechtwinklige  Coordinatennetz  ebenso  ein  wie  alle 
anderen  Punkte  der  Vermessung,  und  die  Trapeze  ergeben  sich  dann 
ganz  von  selbst,  allerdings  mit  ganz  kleinen  Aenderungen,  welche  von 
der  Projectionsverzerrung  herrühren.  Folgendes  ist  die  Berechnung  der 
Trapezseiten  aus  den  Coordinaten: 
Seite  Ay  t^x  ]/  A  y^  +  A  a;^ 

11316,985  m 

11342,645 

11368,270         \  (8) 

11126,420 

11126,232 

11126,350 

11126,163 

Seiten   nach  (1)    und 

Differenz 

0,0  m 
0,0 

0,0        }  (9) 
+  0,11 
+  0,11 
--0,04 
--0,04 

Die  Süd-  und  Nord-Seiten  werden  in  der  Projection  richtig  dargestellt, 
wie  es  sein  muss,  dagegen  die  West-  und  Ost-Seiten  sind  in  der 
Projection'zu  gross  um  0,11m  und  um  0,04  m,  was  von  der  Projections- 
verzerrung herrührt,  nämlich: 

,2 


Dann   ist   die  Vergleichung  zwischen  den   wahren 

deren  Projectionen : 

Trapezseite  wahr  Projection 


AB 
CD 
EE 
AC 
CE 
BD 
DF 


11316,99  m 

11342,65 

11368,27 

11126,31 

11126,12 

11126,31 

11126,12 


11136,99  m 

11142,65 

11368,27 

11126,42 

11126,23 

11126,35 

11126,16 


y 


AC  oder  -^  CE. 


2r^  2r^ 

Mit  y  =  28200  und  y=  16900,  und  log  r  =  6.8040  gibt  dieses  gerade 

die  oben  bei  (9)    erhaltenen  Abweichungen    0,11m    und  0,04  m,  womit 

alles  rechnerisch  sichergestellt  ist. 

Die  Projectionsverzerrungen,   welche  nach   (9)   höchstens  1:10  000 

betragen,  sind  in  der  topographischen  Kartenzeichnung  ganz  unmerklich, 


Üblich.  Beiträge  zur  Orientirungsübertragung  durch  einen  seigeren  Schacht    113 

es  sind  dieselben^  welche  auch  in  der  viel  feineren  Eatasterzeichnnng 
schon  vernachlässigt  werden. 

Wenn  man  den  Trapezrahmen  nach  den  rechtwinkligen  Goor- 
dinaten  (7)  aufgetragen  hat^  bekommt  man  also  innerhalb  der  änssersten 
Zeiehenschärfe  von  0,05  mm  genau  dasselbe  wie  bei  der  Behandlung 
mit  den  unmittelbaren  Trapesseiten  von  (l),  und  im  üebrigen  gibt 
sich  auch  die  Yergleichung  der  beiden  Verfahrungsarten  aus  dem 
bisherigen  leicht: 

I.  Auftragen  des  Trapezes  nach  den  Maassen  (1)  gibt  einen  Rahmen 
ftir  geographische  Ooordinaten. 

IL  Auftragen  des  Trapezes  in  dem  Rahmen  eines  rechtwinkligen 
(Kataster)  Systemes  gibt  die  Möglichkeit,  alle  Kataster-  oder  Stadt- 
vermessungs-Coordinaten  (z.  B.  die  114  Punkte  in  unserem  I.  Bande, 
Handb.  d.  Verm.  4.  Aufl.  1895,  S.  400—401)  unmittelbar  auch  in  die 
topographische  Karte  zu  übertragen,  oder  kurz  alles  Kataster-  und 
Stadtvermessungs-Material  in  seinem  eigenem  Coordinatensystem  auch  für 

• 

die  Topographie  lediglich  durch  geometrische  Verkleinerung  zu  ver- 
werthen.  «7. 


Beiträge  zur  OrientirungsObertragung  durch  einen 

seigeren  Schacht; 

von  Paul  Uhlioh,  Professor  für  Markscheidekunde  an  der  Kgl.  Sächsischen 

Bergakademie  zu  Freiberg. 

Bei  der  Orientirungsübertragung  durch  einen  seigeren  Schacht 
kommen  für  genaue  Messungen  eigentlich  nur  die  Methoden  der  Lothung 
in  Frage,  da  die  Anwendung  der  Magnetinstrumente  theils  wegen  der 
magnetischen  Ablenkung  des  Gesteins  —  oft  ist  eine  beträchtliche  vor- 
handen, wo  sie  kaum  erwartet  wurde  —  theils  wegen  des  immer  mehr 
und  mehr  zunehmenden  Ausbaues  der  Grubenräume  mit  Eisen  zu  ganz 
falschen  Resultaten  führen  kann. 

Verfasser  ist  der  Meinung,  die  'auch  von  Anderen  getheilt  wird, 
dass  die  Anwendung  von  Magnetinstrumenten,  besonders  solcher  mit  Faden- 
aufhängung, in  der  Grube  weder  vom  theoretischen  noch  vom  praktischen 
Standpunkte  aus  zweckmässig  ist.  Auch  im  steilfallenden  Schachte  lassen 
sich  mit  einem  guten  Theodolit,  freilich  unter  Berücksichtigung  der 
Achsenfehler,  ohne  besonders  grossen  Zeitaufwand  vorzügliche  Resultate 
erzielen,  wie  Verfasser  später  eingehend  zeigen  wird. 

Das  Lothen  ist  bekanntlich  auf  zwei  Wegen  möglich,  entweder 
kann  es  optisch  oder  mechanisch  durch  Benutzung  wirklicher  Lothe 
geschehen.  Bei  beiden  Methoden,  deren  Bekanntschaft  vorausgesetzt 
wird,  handelt  es  sich  um  die  Projection  zweier  oder  mehrerer  Punkte 
über  Tage  in  eine  gewisse  Teufe,  und  um  das  Ermitteln  des  Streichens 

Zeitschrift  für  Vermessungswesen  1896.    Heft  4.  S 


114  Uhlieh.   Beiträge  znr  Orientirangsübertragung  durch  einen  seigeren  Schacht. 

der  Lothebene  über  Tage^  welches  dann  als  weitere  Ornndlage  für  die 
Orabenmessungen  dient. 

Die  optischen  Lothungen  haben  verhältnissmässig  wenig  Eingang 
in  die  Praxis  gefunden;  es  ist  dies  jedoch  nicht  den  dabei  angewendeten 
Methoden  an  sich  zur  Last  zu  legen^  wohl  aber  der  Nothwendigkeit 
besonderer^  meist  theurer  Instrumente  und  den  diesem  Verfahren  un- 
günstigen Verhältnissen  in  den  Schächten.  Oft  machen  undurchsichtige 
Wetter  und  starke  Traufwässer  das  Visiren  im  Schachte   unmöglich. 

Verfasser  ist  der  Ansicht,  dass  unter  besonders  günstigen  Umständen 
das  Nagel-Hildebrandfsche  Lothungsinstrument  (Givilingenieur,  Band  8, 
Heft  5:  Lothungen  und  Lothungsapparate  und  Bergingenieur  Susky, 
österreichische  Zeitschrift  für  Berg-  u.  Hüttenwesen  1888)  eine  Genauig- 
keit liefert;  die  dem  Verfahren  der  directen  Lothung  gleichkommt. 
Dazu  ist  freilich  erforderlich,  dass  das  Lothungsinstrument  mit  einer  sehr 
empfindlichen  Libelle  versehen  ist,  deren  Ausschläge  zu  berücksichtigen 
sind.  Man  würde  also  den  Punkt  unter  Tage  auf  dem  Schiebekreuz 
erst  ungefähr  unter  dem  Aufstellungspunkt  über  Tage  zu  bringen  haben, 
dann  den  unteren  Kreuzpunkt  in  zwei  zueinander  senkrechten  Lagen 
des  Femrohrs  einstellen,  jedesmal  die  Libelle  ablesen  und  aus  deren 
Ausschlägen  und  der  Schachtteufe  die  Verschiebungen  des  unteren 
Punktes  in  den  beiden  zu  einander  senkrechten  Richtungen  berechnen. 
Dass  dabei  auf  vollständige  Elimination  der  Instrumentfehler  durch  symme- 
trische Anordnung  der  Beobachtungen  Rücksicht  zu  nehmen  ist,  bedarf 
wohl  keiner  besonderen  Erwähnung. 

Es  würde  sich  fragen,  ob  es  zur  Beseitigung  einiger  Unbequemlich- 
keiten, vor  allem  in  der  Beleuchtung  und  im  Signalgeben  nicht  zweck- 
mässiger wäre,  die  Lothung  von  unten  nach  oben  auszuführen. 

Immer  sind  freilich  bei  optischen  Lothungen  die  Refractions- 
erscheinungen  im  Schachte  Dinge,  über  die  bis  jetzt  eingehende  Betrach- 
tungen noch  nicht  angestellt  worden  sind. 

Die  mechanischen  Lothungen  sind  die  ältesten  und  in  der 
Praxis  auch  jetzt  am  meisten  angewendeten,  Oeschichtliches  über  Üiese 
Verfahren  ist  in  der  vorzüglichen*  kleinen  Schrifl;  von  Professor  Dr.  M. 
Schmidt:  „Die  Methoden  der  unterirdischen  Orientirung  und  ihre  Ent- 
wicklung seit  2000  Jahren"  Berlin  1892.  Verlag  von  Hermann  Paetel, 
nachzulesen. 

Die  besten  Ergebnisse  liefert  das  ebenfalls  von  Professor  Dr.  Seh  mid  t 
im  Jahrbuche  für  das  Berg-  und  Hüttenwesen  für  das  Königreich  Sachsen 
1884  angegebene  Verfahren  mit  fixirten  Lothen,  welches  ein  sehr 
bequemes  Arbeiten  gestattet.  Bekanntlich  werden  hierbei  die  Schwin- 
gungen des  Lothes  beobachtet  und  aus  diesen  die  Mittellagen,  die 
Ruhelagen,  berechnet.  Dies  Verfahren  ist  jedenfalls  das  einzig  Richtige, 
denn  aus  den  aufgezeichneten  Schwingungscurven  den  Ruhepunkt  zu 
ermitteln,  ist  eine  sehr  prekäre  Sache.     Dass  unter  günstigen  Umständen, 


ühlich.  Beiträge  zur  Orientirangsübertragung  dorch  einen  seigeren  Schacht.  1 15 

etwa  im  trockenen  Schachte  und  bei  wenig  Wetterzag  die  Schwingangs- 
beobachtungen  gute  Resultate  ergeben,  auch  bei  wenig  Schwingungen, 
ist  einleuchtend.  Aber  auch  unter  ganz  ungünstigen  Verhältnissen  liefern 
die  Schwingungsbeobachtungen  Ergebnisse,  die  durch  andere  kaum  zu 
ersetzen  sind.  Oelegentlich  einer  Controlmessung  im  Davidrichtschacht 
anf  Himmelfahrt  bei  Freiberg  nahm  Verfasser  eingehende  Untersuchungen 
über  die  Schwingungen  von  Lethen  vor.  Dieselben  hatten  eine  Länge 
von  beilättfig  500  m  und  es  waren  die  Verhältnisse  insofern  sehr 
ungünstige  als  gerade  starkes  Traufwasser  im  Schachte  niederging. 
Trotz  der  hierdurch  bedingten,  völlig  ungleichmässigen  Lothschwingungen 
ergaben  die  zahlreichen  Beoba^shtungsreihen,  deren  äusserste  mehrere 
Stunden  von  einander  lagen,  für  die  Mittellage  Werthe,  die  im  Maximum 
0,1  mm  von  einander  abwichen.  Um  solche  Resultate  zu  erhalten,  ist 
es  jedoch  nöthig,  wie  die  Versuche  ergaben,  eine  grössere  Anzahl  von 
Schwingungen  zusammenzufassen,  Verfasser  nahm  immer  25.  Auf  Qrund 
dieser  Untersuchungen  ist  es  auch  möglich,  das  Hilfsinstrument,  welches 
Professor  Dr.  Schmidt  anwandte,  zu  ersparen  und  die  zweite  Scala 
mittelst  eines  Spiegels  auf  dem  Centrirteller  vom  Theodolitstandpunkt 
aus  abzulesen.  Unter  Anwendung  eines  zweiten  Spiegels  können  sogar 
die  beiden  Scalen  bei  unveränderter  Stellung  des  Theodolits  beobachtet 
werden. 

Verfasser  glaubt,  durch  das  Vorstehende  etwaige  Bedenken  gegen 
die  Schwingungsbeobachtungen  zu  heben,  es  ist  wie  gesagt  nur  nöthig, 
eine  grössere  Anzahl  von  Schwingungen  zu  vereinigen. 

Meist  wendet  man  bei  dem  Schmidfschen  Verfahren  zur  Controle 
der  Uebertragung  zwei  seitliche  Aufstellungspunkte  an  und  misst  gleich- 
zeitig Längen  und  Winkel. 

Es  ist  schon  von  verschiedenen  Seiten  mehrfach  hervorgehoben 
worden,  dass  die  Längenmessungen  bei  den  hier  auftretenden  kurzen 
Entfernungen  mit  einer  Genauigkeit  ausgeführt  werden  müssten,  wie  sie 
in  der  Praxis  nicht  zu  erreichen  ist. 

Wohl  ergeben  die  Differentialgleichungen  die  günstigsten  Formen 
für  die  zu  wählenden  Anschlussdreiecke;  aber  dieser  theoretischen  Form 
kann  sich  der  praktische  Markscheider  meist  nur  in  beschränktem  Maasse 
nähern.  So  hat  z.  B.  die  Herstellung  eines  sehr  spitzwinkligen  Anschluss- 
Dreiecks  seine  grossen  Schwierigkeiten,  wenn  wie  dies  jetzt  häufig  vor- 
kommt, über  Tage  die  kurzen  Schachtstösse  durch  starkes  Eisenblech 
fest  verkleidet  sind.  Freilich  lässt  sich  dem  unter  Umständen  durch  ge- 
waltsame Entfernung  der  Verkleidung  aus  dem  Wege  gehen,  es  ist  aber 
die  Ansicht  des  Verfassers,  dass  ein  theoretisch  und  praktisch  tüchtiger 
Markscheider  sich  nicht  an  ein  festes  Schema  bindet,  vielmehr  gerade 
in  einem  solchen  Falle  zeigen  kann  und  muss,  dass  die  Lösung  der 
Aufgabe  auch  auf  anderem,  friedlichem  Wege  möglich  ist. 

8* 


116  Üblich.  Beiträge  zur  Orientirangsübertragong  durch  einen  seigeren  Schacht. 


Bei  der  Berechnung  der  Beobachtungen  wendet  man  gewöhnlich 
das  Nähernngsverfahren  an^  dass  man  sowohl  aus  den  gemessenen 
Winkeln  als  auch  aus  den  Seiten  die  Anschlusswinkel  berechnet  und  die 
gefundenen  Werthe  mittelt. 

In  Hinsicht  auf  die  grosse  Wichtigkeit  derartiger  üebertragungen 
—  bilden  sie  ja  meist  die  einzige  Unterlage  für  ausgedehnte  Qruben- 
messungen  —  ist  es  wohl  nicht  unangebracht^  eine  strenge  Ansgleichuag 
der  vorkommenden  Beobachtungsgrössen  nach  der  Methode  der  kleinsten 
Quadrate  vorzunehmen,  was  wohl  bisher  noch  nicht  geschehen  ist.  Man 
ist  alsdann  auch  in  der  Lage,  Genauigkeitsuntersuchnngen  durchführen 
zu  können  und  es  lassen  sich  auf  Grund  der  entsprechenden  theo- 
retischen Untersuchungen  auch  Fingerzeige  für  etwa  abzuändernde 
Messungen  geben. 

Fassen  wir  zunächst  die  Tagemessung  ins  Auge,  so  wUrde  die  hier 
mit  Hilfe  der  Methode  der  kleinsten  Quadrate  zu  lösende  Aufgabe  die 
folgende  sein: 

Ein  Viereck,  in  welchem  vier,  an  einer  Seite  je  paar- 
weise gelegene  Winkel,  bez.  an  deren  St  eile  sechs  Richtungen 
und  sämmtliche  sechs  Seiten  gemessen  worden  sind,  aus- 
zugleichen. 

Ich  wähle  gleich  ein  der 

Praxis  entnommenes  Beispiel. 
In  nebenstehender  Figur,  die 
die  Messung  über  Tage  dar- 
stellt, sind  L^  und  L^  die 
beiden  Lothpunkte,  M^  und 
M^  die  beiden  seitlichen  Stand- 
punkte des  Theodolites,  die 
ausgezogenen  bezw.  punktirten 
Linien  und  angeschriebenen  Buchstaben  geben  in  bekannter  Weise  an, 
welche  Winkel  und  Längen  gemessen  worden  sind. 

Die  Ergebnisse  der  gesammten  Messungen  sind  die  folgenden,  es 
sind  ihnen  gleichzeitig  die  durch  die  Ausgleichung  zukommenden  Ver- 
besserungen beigeschrieben: 

1.  Seiten: 
M^  M^=  a  =  7,1944  m  -f  Aa 


Fig.  1. 


M^  Lj  =  6=  5,3673  „ 
J|f^Lj  =  c  =4,6973  „ 
M^  L^  =  d  =  3,3129  j^ 


+  A6 
+  Ac 
+Ad 
+  Ae 


M^L.^e  =4,9374  „ 
L,L,=  /^  =  1,6530, 

2.  Winkel: 
L^  M^  L,   =a=  17^8^30"+ Aa 
M^M,L^=^  =  25  40  15  +  Aß 
Lj  M^M,=^  =  ^0  25  45  -f  Ay 
L^M^L,.=  h=   4  9  41  +  AB 


Uhlich.  Beiträge  zar  Orientirangsübertragang  durch  einen  seigeren  Schacht.  117 

Die  Aufstellung  des  Instrumentes  geschah  hierbei  in  den  Punkten 
M^  und  M^  durch  die  Freiberger  Aufstellung^  die  Winliel  wurden  je 
vier  Mal  mit  einem  Repetitionstheodolit  von  Hildebrand  (Ablesungs- 
genauigkeit 1  Minute),  die  Längen  je  vier  Mal  mit  demselben  Gruben- 
bande gemessen.  Aus  diesen  Messungen  ergaben  sich  die  obigen  Werthe. 
Wären  anstatt  der  Winkel  Richtungen  gemessen  worden,  so  träten  an 
die  Stelle  der  angeführten  vier  Winkelverbesserungen  sechs  Richtungs- 
verbesserungen. 

Wendet  man  auf  die  Figur  die  bedingte  Ausgleichung  an,  so 
ergiebt  sich,  da  vier  Winkel  und  sechs  Seiten,  also  zehn  Stücke  bekannt 
sind,  während  zur  Bestimmung  eines  Vierecks  nur  fünf  Stücke  hinreichend, 
aber  auch  erforderlich  sind,  dass  fünf  überschüssige  Messungsresultate 
vorliegen.     Daher  sind  auch  fünf  Bedingungsgleichungen  zu  erfüllen. 

Diese  ergeben  sich  nun  leicht: 
aus  dem  Dreiecke  M^M^L^ 

1)  0=  6-8in  Jlf,  Z/j  ü/j  —  a*%mL^M^M^ 

2)  0  =  d. sinL^  Jfj-Mi—ft-sin  Jf^Jfj  Lj 
aus  dem  Dreiecke  M^M^L^i 

3)  0  =  C' sin  iHfj  Lj  A/j  —  a*  sin  L,  iHf 2  Jfj 

4)  0  =  ^«sin  Lj  Jl/j  Jf, — c-sin  3fj  Jfj  Lj 

und  aus  dem  Dreiecke  M^  L^  L^ 

5)  0  =  d^  +  c^'—f  '-2  de  cos  L^  M^  L,. 

^^'  ^'  Die  vier    ersten  Bedingungsgleichungen  sind 

von  der  allgemeinen  Form:  (siehe  nebenstehende 
Figur) 
p^  J^  0=iSj«sinw7j  —  s^*^mw^y 

woraus   sich    durch  Differentiation  nach  den  Ver- 
änderlichen s^y  s^fW^  und  w^  ergiebt: 

0  =  sin  w?j  •  d$^  —  sin  w^  •  ds,  4"  ^i  •  ^^^  ^2 '  ^^^2  —  ^2  *  ^^®  ^i  '  ^^1 
und  wenn  man  die  Gleichung 

0  =  5^  •  sin  w?2  —  «2  •  si^  ^1 
hinzufügt    und     anstatt    der   Differentiale    d    die    entsprechenden    Ver- 
besserungen A  einführt,    so  erhält    man    für   diQ  Bedingungsgleichungen 
Nr.  1  bis  4  die  gemeinschaftliche  Form: 

0  =  (s^  sin  w^  —  8^  sin  w^)  +  sin  w^  •  A  Sj  —  ^^^  w^j  *  ^  *i 

+  Sj  cos  «?2  •  A«^2  — Sj  C08W?j  •  Am?i 

Sowohl  die  Absolutglieder  als  auch  die  Coefficienten  der  Ver- 
besserungen lassen  sich  leicht  in  tabellarischer  Form  berechnen. 

In  ähnlicher  Weise  wie  vorher  ergiebt  sich  für  die  fünfte  Be- 
dingungsgleichung: 

0==z\d^  +  e^  —P  —  2 de  cos  8[  +  2  (d  —  e  cos  8)  •  Ad  -f  2  (e— dcos  8)  Ac 

—  2/'.A/'+2desin8-A8 


118  Uhlict 

1.  Beiträge  zur 

Orientirangsttbertragang  dnrcl 

L  einen  seigeren 

Schacht.           1 

Berechnet  man  nach  Maassgabe    der  vorstehenden  Oieichungen  die 

Absoiatglieder   und    die  Ooefficienten    der  Verbesserungen    für    das  an- 

gezogene Beispiel,  so  folgen  in  der  Zusammenstellung  die  fünf  zu  erfüllenden 

Bedingnngsgleichimgen : 

Absolut- 

1 

Nr. 

0= 

glied 

A  a 

Ah 

.Ac 

Äd 

.Ae 

•A/ 

.A  a 

.Aß  • 

.At 

.Ae 

1 

0= 

+0,001213 

-0,702 

+0,941 

• 

m 

•                                             • 

1 

• 

+1,813 

-3,311 

—3,311 

2 

0- 

+0.000658 

• 

-0,433 

• 

+0,702 

• 

• 

• 

-4,838 

+2,359 

+2,>59 

3 

0= 

+0,000625 

-0,64« 

• 

+0,993 

• 

• 

• 

+0,539 

-H),539 

—4,937 

• 

4 

0- 

-0,000357 

• 

• 

—0,682 

• 

+0,648 

• 

-3,437 

3,437 

+3,758 

• 

5 

0= 

-0,007174 

• 

• 

• 

-3,823 

+3,266 

-3,306 

• 

• 

. 

+2,374 

Aus  diesen  Bedingungsgleichungen  ergeben  sich  die  Verbesserungen 
der  Längenmessnngen  in  Metern^  die  der  Winkelmessungen  aber  wegen 
der  Differentiation  in  BogenmaasS;  welches  sich  zwar  einfach  von  yom- 
herein  in  Winkelmaass  verwandeln  liesse^  ich  ziehe  es  jedoch  vor  bis 
nach  erfolgter  Ausgleichung  das  Bogenmaass  beizubehalten. 

Vor  Bildung  der  Gorrelatengleichungen  und  der  daraus  entstehenden 
Normalgleichungen  sind  nun  noch  die  Gewichte  zu  ermitteln.  Die  Be- 
stimmung derselben  ist  einfach,  wenn  die  mittleren  Fehler  sowohl  der 
Längen-  als  auch  der  Winkelmessungen,  letztere  wieder  in  Bogenmaass 
ausgedrückt;  aus  den  angestellten  Beobachtungen  abgeleitet  worden  sind. 

Bei  den  kurzen  Entfernungen;  die  hier  auftreten;  kann  man  den 
mittleren  Fehler  mi  der  Längenmessung  für  alle  Messungen  als  gleich 
gross  annehmen.  Ist  der  mittlere  Fehler  der  Winkelmessung  gleich  ntw 
(ausgedrückt  im  Bogenmaass)  und  sind  die  entsprechenden  Gewichte 
pi  und  pu,y  letzteres  als  Gewichtseinheit    aufgefasst;    so  ist  bekanntlich 


pi 


=(— y 


Sind  dagegen  die  Gewichte  nur  schätzungsweise  angenommen;  so  ist  es 
am  zweckmässigsteu;  die  Rechnung  mit  den  gewählten  Gewichten  durch- 
zuführen; dann  den  mittleren  Fehler  der  Gewichtseinheit  zu  ermitteln 
und  bei  Nichtübereinstimmung  mit  der  angenommenen  die  Rechnung  mit 
entsprechend  geänderten  Gewichten  zu  wiederholen. 

Im  vorliegenden  Falle  ergaben  sich  aus   den   gemessenen  Grössen 
die  mittleren  Fehler: 

m  1  =  0,0008  Meter 
und  w«,  =  1 6"  =  0,00008 

daher;  pw=l  gesetzt : 


pi 


»Q"»».»' 


üblich.  Beiträge  zur  Orientircmgsübertragang  durch  einen  seigeren  Schacht  119 


Hiermit  findet  man  die 


Correlaten-Gleichnngen : 


pA 

1 

n 

III 

IV 

V 

OfilAa  — 

—  0,702 

• 

—  0,648 

• 

• 

0,01.A&  — 

+  0,941 

—  0,433 

• 

• 

• 

0,01.Ac  = 

• 

+  0,993 

-  0,682 

• 

OfilAd  — 

+  0,702 

• 

• 

—  3,223 

0,01.  A  e  — 

• 

• 

+  0,648 

+  3,266 

OfilAf— 

• 

• 

• 

—  3,306 

l,OO.Aa-- 

• 

+  0,539 

—  3,437 

• 

l,OO.Aß  — 

+ 1,813 

—  4,838 

+  0,539 

—  3,437 

m 

1,00.A7  = 

—  3,311 

+  2,359 

—  4,937 

+  3,758 

• 

l,OO.Ao  — 

—  3,311 

1 

+  2,359 

• 

• 

+  2,374 

und  hieraus  die 


Normal-Oleichungen: 


1)0  = +  0,001213 +163,06.1-  65,16.11+  62,85. HI-  18,67. IV—  7,86. V 
2)0  =  +  0,000658—  65,16.1  +  102,58.11—  14,26.  ra+  25,49.  IV—  220,65.  V 
3)0  =  +  0,000625+    62,85.1—    14,26. 11+165,70.  IH  —  89,98.  IV  .     . 

4)0  =  — 0,000357—  18,67.1+  25,49.  U—  89,98.  HI +126,97.  IV  +  211,83.  V 
5)  0  =  —  0,007174  —      7,86. 1  —  220,65.  II  .  +21 1,83.  IV  +  3204,37.  V 

Die  Auflösung  dieser  Normalgleichungen  liefert  für  die  Correlaten  die 
Werthe: 

I  =  — 0,000  012  185    1II  =  +  0,000  000  850 

II  =  — 0,000  011  755    IV  =  + 0,000  001  865 

V  =  + 0,000  001  276 

Mit  diesen  Correlaten  folgen  die  Verbesserungen: 


Aa  =  + 0,000  800  Meter 
A6  =  — 0,000  638      „ 
Ac  =  — 0,000  043      „ 
Aa=  -^  0,000  006  =  —  1,"2 
Aß  =  +  0,000  029  =  +  5,9 


Arf=~  0,001  237  Meter 
Ae  =  + 0,000  538      „ 
A/=  —  0,000  422      „ 
Ay  =  +  0,000  015  =  +  3;'2 
AS  =  +  0,000  016  =  +  3,2 

Die  Substitution   dieser  Werthe  in  die    Bedingungsgleichung    giebt 
anstatt  Null  die  Reste  fOr  Oleichung 

1)  0,000       00  3)       0,000       00 

2)  0  4)+  1 

5)       0,000       00 

Aus  den  Verbesserungen  A  berechnet  sich  der  mittlere  Fehler  der  Ge- 
wichtseinheit 

inu,=  ±  0,000  08 

also  in  Uebereinstimmung  mit  dem  eingeführten  Werthe.     Verbindet  man 
die  Beobachtnngsigrössen   mit  den  Verbesserungen,    so    erhält   man   die 


120  Uhlich.  Beiträge  zar  OrientirungsUbertragang  durch  einen  seigeren  Schacht. 

Aasgeglichenen  Werthe: 
JlfjJlfj  =  7,195  20  Meter 
iVj  L,  =  5,366  66      ^ 
M^  L,  =  4,697  26      „ 
M^L^  =  3,311  Q6      „ 
M^  L,  =  4,937  94      „ 
Lj  L^  =  1,652  58     „ 
4.  LjJlfiL,=  17*^18' 28,8" 
^  Jfj  J/j  L,  =  25   40  20,9 
^  Lj  M^  M^  =  40    25  48,2 
4.  L2  ilf  j  Lj  =    4      9  44,2 
welche  dann  bei  verschiedenen  Berechnungsweisen  der  einzelnen  Stücke 
übereinstimmende  Ergebnisse  liefern. 

Es  interessiren  nun  hauptsächlich  die  Ergebnisse  der  Berechnung  der 
Winkel  L^  L^  M^  bez,  M^  L^  Lj  und  zwar  die  Vergleichung  der 
unausgeglichenen  mit  den  ausgeglichenen  Werthen. 

Berechnet  man  mit  den  Beobachtnngsresultaten  nach  dem  Problem 
der  zwei  unzugänglichen  Punkte  die  oben  angegebenen  Winkel,  so 
ergiebt  sich: 

^  M^  L,  L,  =  104<^  57'  9"         ^  L,  L^  M^  =  l^V  28'  40" 
ferner  nach  dem  Gosinussatz,  der  für  das  Dreieck  M^L^  L^  a,m  vortheil- 
haftesten    ist:     ^    M^  L^  L^  =  104**  58'  4";   nach    dem    Sinussatz,   der 
für  das  Dreieck  L^  L^  M^  vorzuziehen  ist:  ^  L^  L^  M^=1^V  28'  5l", 
ferner  liefert  der  Sinussatz  aus  dem  Dreiecke  M^L^  L^ 

^   itf ,  Lj  Lj  =  104«  58' 37" 
Die  directen  Beobachtungen  geben  also  z.  B.  für  die  Winkel  ilfjü^L.^ 
die  grösste  Abweichung  von   1'  28"   in   den  verschiedenen  Berechnungs- 
weisen.    Etwas    günstiger   stellt    sich    im    vorliegenden    Beispiele    der 
Winkel  L^  L^  M^, 

Die  strenge  Ausgleichung  liefert  die  Werthe: 
^  M^  L,  L,  =  104<^  57'  8",2  ^  L^  L^M^  =  167«  28'  28,0" 

denen    gegenübergestellt  werden    sollen    die    entsprechenden  Mittel    aus 
den  directen  Beobachtungen 

^  M,  L^L^  =  104«  57'  57"  ^  L.L^M^  =  167«  28'  47,0". 

Man  sieht,  dass  eigentlich  die  Berechnung  nach  dem  Hansen'scben 
Verfahren  noch  die  besten  Werthe  gleichzeitig  liefert,  dies  ist  aber 
nicht  immer  der  Fall.  Würde  man  nun  aber  nur  etwa  die  gemessenen 
Winkel  in  Rechnung  stellen,  so  hätte  man  keine  Controle,  wie  sie  die 
Messung  der  Längen  bietet.   - 

Ist  nun  an  sich  die  grosse  Abweichung  der  aus  den  directen  Beob- 
achtungen hergeleiteten  Resultate  von  dem  Ergebniss  der  strengen  Aus- 
gleichung nicht  gerade  erbaulich,  so  wird    die  Sache  noch    ungünstiger, 
wenn    man    nach  der  Ausgleichung  die  mittleren  Fehler  berechnet. 
Es  soll  dies  für  den  Winkel  L^  L^  M^  geschehen. 


Uhlich.  Beiträge  zur  Orientirangsübertragong  durch  einen  seigeren  Schacht.  121 

Ans  dem  Dreieck  L^  L^  M^  ergiebt  sich: 

sin  Lj  L^  if 2  =  ^  •  sin  h 

und  aus  dieser  Gleichung  findet  sich  durch  Differentiation  die  Abhängigkeit 

AZfj  des  Winkels  L^  L^  M^  von  den  Orössen  Ae,  A/  und  A  8  zu: 

sin  8       .  ^.^.A^.^        *.A* 

Ai^  =  — TT—  •  A  e ^»n  8  •  A/+  ^r  cos  8  •  A  8. 

Führt   man    mit  den  aus  dieser  Oleichung  bestimmten  Coefficienten 

die  Berechnung  weiter^    so    folgt  ftlr  den  mittleren  Fehler  des  Winkels 

L.L^M^  der  Werth 

±  46,5". 
Um     diesen    erheblichen    Betrag    ist    also    der   ausgeglichene 

Winkel  Lj  L^  M^  unsicher,  trotzdem  bei  der  Messung  fünf  tlberschüssige 

Beobachtungen    vorhanden    und     in    Rechnung    gezogen     worden    sind, 

trotzdem,  dass  der  mittlere  Fehler  der  Winkelmessung  an  sich  nur  16" 

beträgt! 

Die  überschüssigen  Beobachtungen  haben  also  die  Oe- 
nauigkeit  der  Winkelmessung  nicht  nur  nicht  erhöht, 
sondern  bedeutend  herabgedrückt. 

Es  ist  somit  an  der  Hand  der  Theorie  der  Beweis  geliefert,  dass 
die  überschüssigen  Längenmessungen  keinen  Zweck  haben  und  es  zeigen 
noch  eingehendere  Untersuchungen,  dass  nur  durch  vermehrte  Winkel- 
messungen die  Genauigkeit  der  Lothungen,  die  für  manche  Gruben- 
messungen von  eminenter  grundlegender  Bedeutung  sind,  bedeutend 
erhöht  werden  kann. 

Bedenkt  man  nun  noch,  dass  das  für  die  Tagemessung  Gefandene 
ebenso  für  den  Grubenanschlnss,  vielleicht  noch  in  höherem  Maasse 
Gültigkeit  besitzt,  so  kann  man  wohl  sagen,  dass  die  Genauigkeit  der 
üebertragnng  der  Orientimng  auf  die  jetzt  gebräuchliche  Weise  nieht 
gross  ist.  In  der  Praxis  dürfte  sogar  meist  der  mittlere  Fehler  der 
Winkel-  und  Längenmessnng,  wie  er  in  dem  angeführten  Beispiel  auf- 
geführt ist,  noch  viel  grösser  sein. 

Gestützt  auf  eine  grössere  Anzahl  der  in  der  angegebenen  Weise 
berechneten  Lothungen,  die  alle  noch  ungünstigere  Werthe  lieferten, 
schlage  ich  jetzt  für  die  Lothungen  einen  Weg  ein,  der  die  Längen- 
messung auf  nur  eine  einzige,  möglichst  grosse  Länge,  einschränkt.  Und 
dies  ist  möglich  .durch  Verbindung  der  von  Professor  Junge  vorge- 
schlagenen und  angewendeten  Methode  der  Lothung  mit  der  des  Professors 
Dr.  Schmidt.  Ich  stelle  das  Instrument,  wie  Professor  Junge,  ebenfalls 
im  Schachte  in  den  Lothpunkten  auf,  sowohl  über  als  unter  Tage ; 
ersetzte  aber  die  unsichere  Junge'sche  Bestimmung  des  unteren  Punktes 
durch'  die  vorzügliche  Schmidt'sche  Methode  der  Fixirung  des  Schwingungs- 
mittelpunkts mittels  genauerer  Beobachtungen  an  fest  aufgestellten 
Scalen,  wobei  die  oft  störende  Dicke  des  Lothdrahtes  einfach  durch 
eine   später  zu  erklärende  einfache  Vorrichtung  eliminirt  werden  kann. 


122  Hammer.     Neuerung  an  Reohenschiebem  mit  Theilangen  auf  Celluloid. 

Die  ausgeführten  Probemessungen,  die  nur  mit  ganz  roh  zoBammen- 
gestellteu;  abgeänderten  Jnnge*schen  Schrauben  ausgeführt  wurden^  er- 
gaben eine  viel  einfachere  Ausgleichung  der  Messung^  da  man  es  nur  mit 
reinen  Winkelmessungen  zu  thun  hat  und  lieferten  für  den  berechneten 
mittleren  Fehler  im  Anschlusswinkel  einen  Werth,  der  zwischen  4"  und 
8'^  schwankte,  und  sich  durch  Anwendung  besserer  Winkelmessinstrumente 
noch  herabdrttcken  lässt. 

Die  in  Bezug  auf  den  vorliegenden  Oegenstand  mit  Herrn 
Mechanikus  Hildebrand  gepflogenen  Unterredungen  führten  zu  dem 
Ergebnisse,  dass  sich  die  Freiberger  Aufstellung  zu  dem  von  mir  an- 
gegebenen Wege  vorzüglich  eignet,  da  sie  eine  genaue  mechanische 
Oentrirung  des  Lothes  in  Bezug  auf  das  Instrument  oder  das  Signal  zulässt. 

Hierbei  ergab  sich  auch,  dass  die  bis  jetzt  gebräuchlichen  Centrir- 
stellen  in  mancher  Beziehung  bequemer  für  die  Handhabung  abgeändert 
werden  können. 

Wenn  die  für  die  abgeänderte  Lothungsmethode  nöthigen  Hilfs- 
apparate, an  deren  weiterer  Vervollkommnung  noch  gearbeitet  wird, 
fertiggestellt  sind,  so  werde  ich  nicht  ermangeln,  auf  dieselben  an 
dieser  Stelle  zu  sprechen  zu  kommen,  und  verschiedenes  im  Vorstehenden 
nur  kurz  Angedeutete  noch  erweitern. 


Neuerung  an  Rechenschiebern  mit  Theilungen  auf 

Celluloid. 


Unter  Nr.  41294  hat  Herr  Ingenieur  Rees  D.  R.  G.  M.  für  eine 
Verbesserung  der  jetzt  fast  allein  im  Gebrauch  befindlichen  Rechen- 
schieber mit  Celluloidstreifen  erhalten,  die  von  A.  Nestler  in  Lahr, 
Baden  (Fabrik  von  Zeichenmaterialien,  Maassstäben  u.  s.  f.)  ausgeführt 
wird.  Die  Fig.  2  und  3  zeigen  Querschnitte  von  Schiebern  der  seit- 
herigen Anordnung,  bei  der  der  Steg  S  des  Schiebers  selbst  (vgl.  Fig.  1) 
nur  einseitig  (innen,  unter  der  Zunge)  mit  einem  Celluloidstreifen  ver- 
Fig.  1.  Fig.  2.  Flg.  3.  gehen  ist  (auf  dem  sich  bekanntlich 

^^  \\  \^  ^*®  *^^  ^®'  ^^^^^  ^^°  ^  angebrachte 

Millimeter-Theilung  unmittelbar  fort- 
setzt). Verbiegungen  des  Stab- 
körpers  von  der  in  diesen  zwei 
Figuren  verzerrt  angedeuteten  Art 
waren  die  Folge  der  einseitigen 
Celluloid- Auflage  und  der  Gang 
der  Schieberzunge  litt  vor  Allem 
hierdurch  Noth.  Die  Fig.  1  zeigt  den  neuen  Querschnitt,  bei  dem  auch 
auf  der  Unterseite  des  Stabs  ein  Streifen  E  eingelegt  ist.    Nach  Proben 


\s\f 


a 


Näherungslösung  der  Quadratur  des  Kreises. 


123 


mit  mehreren  Nestler 'sehen  Schiebern  glaubt  der  Schreiber  dieser 
Zeilen,  dass  in  der  That  mit  dieser  kleinen  Abänderung;  die  den  Preis 
des  Schiebers  unverändert  lässt^  eine  wesentliche  Verbesserung  erreicht 
ist^  dass  eine  Hauptursache  des  schlechten  Oangs  der  altern  Schieber 
(auch  bei  ganz  gerade  gebliebener  Zange)  erkannt  und  beseitigt  ist. 
Wenigstens  haben  mehrere  Nestler^sche  Schieber^  die  ich  absichtlich 
sehr  starken  Temperatur-  und  Feuchtigkeitsunterschieden  aussetzte  (einer 
wurde  eine  Zeit  lang  in  Dampf  gelegt)  ihren  guten  Gang  bis  jetzt 
vollständig  bewahrt  und  ich  möchte  deshalb  Fachgenossen  auf  das 
Vorstehende  aufmerksam  machen.  Die  zweite  Hauptquelle  schlechten 
Gangs,  das  Krummwerden  (der  Länge  nach)  der  dünnen  Zunge^  wird 
freilich  nicht  so  leicht  zu  beseitigen  sein. 

Stuttgart;  Januar  1896.  Hammer. 


Näherungslösung  der  Quadratur  des  Kreises; 

von  K.  in  Danzig. 


Eine  einfachere  Construction^  den  Kreis  näherungsweise  in  ein 
gleich  grosses  Quadrat  umzuwandeln^  als  die  im  21.  Hefte  1895  der 
Zeitschrift  für  Vermessungswesen    angegebene    dürfte   die  folgende  sein. 

MBC  ist  ein  mit  seiner  Hypotenuse  in  den  Durchmesser  AD 
fallend  und  gleichschenklig  rechtwinklig  construirtes  Dreieck.  Durch  den 
Punkt  D  wird  ein  Loth  auf  die  Kathete  BC  gefällt  und  DF=DE 
gemacht.  Wird  F  mit  B  durch  eine  Gerade  verbunden^  so  ist  der  Ab- 
stand des  Schnittpunktes  G  von  A  die  Quadratseite,  welche  verlangt  wird. 

Beweis:  Wird  der  Radius  =  1  ge- 
nommen, so  ist  nach  der  Construction 
JlfC==|/^,  also 
DC  =  V^"2— Innd 

Im  rechtwinkligen  Dreieck  BEF 
sind  ferner  die  Katheten: 

BE=^    ^ 


FE=  2— vT 


daher  ihr  Quotient 


^  2-VT       2  ^VT 


1S4  Kleinere  Mittheilungen. 

Da    nun  im  Dreieck   ODF  der  Winkel  -F,   der  Winkel  /)  =  45' 
and  die  Seite  DF  bekannt  sind^  so  fol^  die  Seite  OD  aas  der  Relation: 

ö^-D  =  — — ttt— i — Tinr.  DF 
sm  (jF  4-  45O) 

Die  Aasrechnang  ergiebt  folgende  Werthe: 

1 


V^ 


=  0.707106 


^+4=  =  1-207106 

1 ^  =  0.292894 

T 


\ff 


2?'=  500  21' 38' 
(?Z)  =  0  226542 

Demnach  ist  die  Qaadratseite  2  —  (?2>  oder: 

J.6?  =  1.773458  also  am  ^^r^  grösser  als 

die  genaa  berechnete  1.772454. 

Wenn   man   den  aas   zwei   Constractionen    gefolgerten    Mittelwerth 
im  21.  Hefte  1895  pg.  588  also: 

mit  dem  gegenwärtigen  Resultate  (halb  genommen)  0.88673  vergleicht, 
so  ist  letzteres  der  Wahrheit  0.88623  näher. 


Kleinere  Mittheilungen. 

Internationale  Erdmessitng. 

Im  Eingang  des  Berichtes  über  die  Allgemeine  Conferenz  der  Inter- 
nationalen Erdmessang  in  Berlin,  Jahrgang  1895,  Heft  21,  S.  569  warde 
erwähnt,  dass  bei  der  Abfassang  desselben  die  Yeröffentlichangen  im 
Reichsanzeiger  benatzt  sind. 

Aaf  Grund  näherer  Informationen  sei  nachträglich  noch  mitgetheilt, 
dass  der  Verfasser  dieser  Yeröffentlichangen  Herr  Prof.  Dr.  Westphahl 
vom  Egl.  geodätischen  Institut  in  Potsdam  ist.  Hegemann. 


Alte  Karte  von  Ostfriesland. 

Die  von  David  Fabricius  1592  herausgegebene  Karte 
von  Ostfriesland  ist  endlich  aufgefunden,  nachdem  sie  dreihundert 
Jahre  versteckt  und  seit  etwa  einem  Jahrzehnt  eifrig  gesucht  worden 
war.  Vor  längerer  Zeit  schrieb  Herr  Generalsuperintendent  Bartels  in 
Aurich,  der  beste  Kenner  ostfriesischer  Geschichte  und  Geographie,  über 


Kleinere  Mittheilungen.  125 

diese  verschollene  Karte:  ^Wir  befinden  uns  in  Betreff  der  kartogra- 
phischen Arbeiten  des  Fabricias  so  ziemlich  im  Dankein,  bis  etwa  eine 
glückliche  Entdeckung  genauere  Nachrichten  und  vor  Allem  ein  Exemplar 
der  1589  bei  Johann  v.  Oldersum  zu  Emden  erschienenen  Karte  wieder 
zu  Tage  fördert/  Man  kannte  das  Vorhandensein  nur  aus  Citaten  und 
Beschreibungen   späterer  Geographen,   die  sogar   drei  verschiedene  Aus- 

• 

gaben,  erwähnen.  Das  Auffinden  der  vermissten  Karte  verdanken  wir 
Herrn  Archivrath  Sello  in  Oldenburg,  der  in  dem  letzten  Hefte  der 
Geographischen  Blätter  für  1895  neue  Aufschlüsse  über  die  ältesten 
Karten  und  Kartographen  von  Oldenburg  und  Ostfriesland  giebt.  Darnach 
fand  sich  die  Karte  im  Oldenburger  Archiv,  eingerollt  mit  einem  interessanten 
Schreiben  des  Fabricius  vom  7^  Juni  1592  an  den  Grafen  Anton  IL  von 
Oldenburg  und  Delmenhorst.  Dieser  Fund  dürfte  besonders  in  Ostfriesland, 
wo  am  13,  November  vorigen  Jahres  das  Denkmal  beider  Astronomen, 
Vater  und  Sohn,  zu  Ostrel  eingeweiht  wurde,  grosses  Interesse  erregen. 
An  diese  dem  Hannoverschen  Courier  entnommene  kleine  Mittheilung 
möchten  wir  die  Bitte  um  nähere  Mittheilung  für  unsere  Zeitschrift  knüpfen. 


Wttrttembergische  Geometerschnle. 

Unter  dieser  üeberschrift  findet  sich  S.  22  und  23  dieses  Jahrgangs 
ein  Auszug  aus  dem  Sitzungsbericht  des  nichtamtlichen  Theils  des 
Staatsanzeigers  über  die  Verhandlungen  der  Kammer  der  Abgeordneten, 
wonach  der  Herr  Staatsminister  des  Innern  u.  a.  erklärt  hätte:  „Das 
Ministerium  des  Innern  hat  aber  in  Uebereinstimmung  mit  dem  verstorbenen 
Prof.  von  Baur  geglaubt,  dass  es  sich  nicht  empfiehlt,  die  Geometer 
auf  die  technische  Hochschule  zu  verweisen.''  Diese  Stelle  lautete  aber 
nach  dem  amtlichen  stenographischen  Protokoll  über  die  22.  Sitzung 
vom  8.  Mai*)  (Prot.  S.  393): 

„Das  Ministerium  des  Innern  hat  aber  —  womit  sich  schliesslich 
auch  der  verstorbene  Professor  Baur  einverstanden  erklärt  hat  —  geglaubt, 
dass  es  sich  nicht  empfiehlt,  die  Geometer  auf  die  technische  Hochschule 
zu  verweisen."  etc. 

Also  schliesslich,  d.  h.  doch  wohl,  nachdem  weiterer  Widerspruch 
nutzlos  erschien,  erklärte  sich  Herr  Prof.  y.  Baur  hiermit  einverstanden. 

Diese  Feststellung  glauben  wir  dem  Andenken  des  Herrn  Prof.  Dr. 
V.  Baur  schuldig  zu  sein,  da  derselbe  in  den  betheiligten  Kreisen  sich 
öfters  für  die  Verlegung  der  Geometerschnle  an  die  Technische  Hoch- 
schule ausgesprochen  hat. 

Stuttgart,  14.  1.  1896.  Stdff. 


*)  Die  Angabe  oben  S.  22  —  21.  Sitzung  und  7.  Mai  ist  unrichtig,  vergl. 
Staatsanzeiger  Nr.  107  S.  787. 


126  Personalnachrichten.  —  YereuiBangelegenheiten. 

Personalnachrichten. 


Königreich  Prenssen**)  Der  Katastercontrolenr,  Stenerinspector 
Antoni  in  Dortmund  ist  als  Katastersecretair  nach  Aachen  und  der 
Rentmeister  und  Eatastercontrolenr  Hall  er  in  Patzig  als  ELataster- 
controlenr  nach  Dortmund  versetzt  worden. 

Seine  Majestät  der  König  haben  Allergnädigst  zu  verleihen  geruht: 

Dem  Yermessungsrevisor  Robert  Werner  zu  Berlin  den  Rothen 
Adler-Orden  4.  Klasse, 

femer  anlässlich  des  Ordensfestes 
dem  Steuerrath  und  Ober-Katasterinspector  Dr.  Joppen  zu  Strassburg 
den  Königl.  Kronenorden  3.  Klasse,  dann  anMigula,  Steuerrath  und 
Katasterinspector  zu  Bromberg,  Nippe,  Steuerrath  und  Katasterinspector 
zu  Marienwerder,  Ruckdeschel,  Oekonomierath  und  Yermessungs- 
inspector  bei  der  Oeneralcommission  zu  Düsseldorf  den  Rothen  Adler- 
Orden  4.  Klasse.  St. 

Württemberg.     Feldmesserprtlfnng.     Infolge   der  in   den 

Monaten   September  und  October   1895  stattgehabten  Staatsprüfung  für 

Feldmesser  haben  die  Candidaten: 

Brommer,  Eugen,  von  Blaubeuren, 
Gabler,  Carl,  von  Ludwigsburg, 
Pfeffinger,  Arnold,  von  Weilderstadt, 
Raff,  Eugen,  von  Degerloch, 
Schnürle,  Theodor,  von  Calw, 
Schreiweis,  Albert,  von  Heilbronn, 
Vogel,  Adolf,  von  Oaisburg 

die  Berechtigung  erlangt,    nach  Maassgabe  der  K.  Verordnung  vom  21. 

October  1895  als  öffentliche  Feldmesser  beeidigt  und  bestellt  zu  werden. 


Vereinsangelegenheiten. 

Die  20.  Hauptversammlung  —  verbunden  mit  der  Jubelfeier  des 
25  jährigen  Bestehens  —  des  Deutschen  Geometer- Vereins  wird  in  der 
Zeit  vom  2.  bis  5.  August  d.  J.  in  Dresden  abgehalten  werden. 

Zur  Vorbereitung  derselben  hat  sich  ein  Orts-Ausschuss  gebildet, 
bestehend  aas  folgenden  sämmtlich  in  Dresden  wohnenden  Herren: 

Geh.  Regierungsrath  Professor  a.  D.  Nagel  als  Ehrenvorsitzenden, 
Stadtvermessungs-Director  Gerke  als  Vorsitzenden, 
Commissionsrath  Michael  als  stellvertretenden  Vorsitzenden, 


*)  Die  Mittheilnng  der  preussischen  Personalnachrichten  hat  in  den 
letzten  Monaten  in  Folge  Versetzung  eines  unserer  Herren  Mitarbeiter  eine 
kurze  Unterbrechung  erfahren.  Künftig  werden  die  dem  königl.  preussischen 
Staatsanzeiger  zu  entnehmenden  Nachrichten  regelmässig  gebracht  werden 
Für  gefällige  Mittheilung  weiterer  Nachrichten  wäre  die  Redaction  dankbar. 


Vereinsangelegenheiten.  127 

Vermessungs-Ingeniear  Ha  rig  als  KaBsirer^ 

Gepr.  u.  verpfl.  Geometer  Ueberall  als  stellvertretenden  Kassirer, 

Vermessungs- Ingenieur  Hen  nicke  als  Schriftführer, 

Vermessungs-Ingenieur  Frits  che  als  stellv.  Schriftführer, 

Professor  Pattenhausen, 

Dozent  Ehnert, 

Mechaniker  Heyde, 

Finanzrath  Nag^l, 

Ober- Vermessungs-Inspector  H  e  n  n  i  g , 

Eammerrath  Schanz, 

Vermessungs-Ingenieur  Fuhrmann, 

Vermessungs-Ingenieur  Beuchelt, 

Stadtvermessungs-Ingenieur  Wolf, 

Vermessungs-Ingenieur  Göllnitz, 

Vermessungs-Ingenieur  H  e  y  m  a  n  n , 

Vermessungs-Director  a.  D.  Hottenroth, 

Vermessungs-Ingenieur  Zschoppe, 

Vermessungs- Ingenieur- Assistent  S  ch  u m  a nn. 

Wir  bitten,  Anträge  für  die  Tagesordnung  thunlichst  bald,  spätestens 
aber  bis  zum  1.  April  d.  J«  an  den  unterzeichneten  Vereinsvorsitzenden 
richten  zu  wollen. 

Altenburg,  im  Januar  1896. 

Die  Vorstandschaft  des  Deutsehen  Geometer- Vereins. 

L.  WinckeL 


Die  SUnziehuns  d«r  Jnttsliederbeitrftffe  fttr  das  Jahr 
t89S  erfolgt  in  der  Zeit  iFom  t.  Januar  liia  einflehlleaalieii 
10.  März«  Die  Herren  Mitsiieder,  weleiie  den  Beitrag 
diareli  die  Post  einsenden  wollen^  werden  eraueiit,  dieses 
in  der  olien  angegelienen  Zeit  zu  tiiun.  STaeii  dem  tO.  Mars 
erfolgt  die  SSinzleiiung  dureii  Poatnaehnahme.  —  Es  wird 
gelieten  liei  Einsendung  des  Beitrages  den  Jetzigen  UTohn- 
ort,  Amtstitel  ete«  deutlieii  anzugelien,  da  lieabsielitigt 
^vird  filr  das  Jahr  tS9S  ein  neues  Jültgiiederverzelehniss 
herauszugeben,  Aueh  ist  die  Angabe  der  IHitglieds- 
nammern  sehr  erwAnseht« 

Gasse  1,  Murhardtstrasse  19b,  den  1.  Januar  1896. 

Die  Kassenverwaltung  des  Deutschen  Geometer- Vereins. 

HUseVj  Oberlandmesser. 


128  Neue  Schriften  über  VermeBBungswesen. 

Neue  Schriften  Ober  Vermessungswesen. 


Rechen-Tafeln^  zum  Gebrauche  für  Schule  und  Praxis  bearbeitet  von 
L.  Zimmermann.  Lieben werda.  Verlag  des  technischen  Yersand- 
geschäftes  von  R.  Reiss.     40  Seiten  8^.  2  Mark. 

Tafeln  enthaltend  dieAusmaasse  der  Meridian-  und  Parallelkreis-Bögen^ 
dann  die  Logarithmen  der  Krttmmungs- Radien  des  Besserschen 
Erdellipsoides,  berechnet  unter  der  Leitung  von  Oberstlieatenant 
Hr.  Hartl  in  der  geodätischen  Abtheilung  des  E.  und  K.  militair- 
geographischen  Institutes.  Separatabdruck  aus  den  Mittheilnngen 
des  K.  und  E.  militair-geographischen  Institutes,  XIV.  Band.  Wien 
1895.     Druck  von   Johann  N.  Vernay  in  Wien. 

SulV  apparato  esaminatore  di  livelle.  Costruito  dal  sig.  Leonardo 
Milani  nel  1889  per  il  R.  Osservatorio  Astronomico  di  Milano. 
Nota  di  Michele  Rajna.  Milano  1895.  Tipografia  e  litografia  degli 
ingegneri.     Via  ünione  9. 

Das  Vermessungswesen  in  Aegypten  bis  zur  Römerzeit  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  allgemeinen  wirthschaftlichen  Verhältnisse  und 
der  geodätischen  Kenntnisse  sowie  der  Katasteranlagen,  von 
K.  Eiffler,  Katasterfeldmesser.  Separatabdruck  aus  der  Zeitschrift 
des  Elsass-Lothr.  Geometer- Vereins.  Strassburg  1895.  Universitäts- 
Buchdruckerei    von  J.  H.  Ed.  Heitz  (Heitz  und  Mündel). 

Die  Vorarbeiten  fUr  Schifffahrts-Kanäle  oder  ähnliche  Anlagen  und  die 
Geschäftsführung  bei  deren  Ausbau,  von  L.  Oppermann,  Königlichem 
Regierungs-  und  Baurath  a.  D.,  Geheimen  Baurath.  Mit  6  Tafeln. 
Leipzig  1895.   Engelmann.     18  Mark. 

Michele  Rajna.  L'undecima  conferenza  generale  delPassociazione  geodetica 
internazionale  a  Berlino  (30  Settembre  —  12  Ottobre  1895).  Estratto 
dalla  Rivista  di  Topografia  e  Catasto.  Vol.  VIII,  n»  5—6,  novembre 
—  dicembre  1895.  Torino  1895.  Vincenzo  Bopa.  Tipografo  deile 
LL.  MM.    e  dei  RR.  Principi. 


Inhalt. 

Grössere  MHtheüungen :  Mittheilung  über  die  Arbeiten  der  Trigonometrischen 
Abtheilung  der  Königlich  Preussischen  Landesaufnahme  im  Jahre  1895,  von 
von  Schmidt.  —  Conforme  Abbildung,  von  Jordan.  —  Die  persönliche 
Gleichung  bei  Längenmaassvergleichungen,  von  Stadthagen.  —  Gradnetz 
für  topographische  Karten,  von  Jordan.  —  Beiträge  zur  Orientirungsüber- 
tragung  durch  einen  seigeren  Schacht,  von  Uhlich.  —  Neuerung  an  Rechen- 
schiebern mit  Theilungen  auf  Celluloid,  von  Hammer.  —  Näherungslösung 
der  Quadratur  des  Kreises.  —  Kleinere  Mittheiiungen.  —  Personalnachrichien.  — 
Vereinsangelegenheiien.  —  Neue  Schriften  über  Vermessungswesen. 

Verlag  von  Konrad  Wittwer  Stuttgart  —  Druck  von  Gebrüder  Jänecke  in  Hannover. 


129 


ZEITSCHRIFT  for  VERMESSUNGSWESEN. 

Organ  des  Deutschen  Geometervereins. 

Herausgegeben  von 

Dr.  W.  Jordan,  und  0.  Steppes, 

Professor   in    Hannover  Steuer-Rath  in  Mflnchen. 


1896.  Heft  5.  Band  XXV. 

^     1.  März.     ♦<- — 


Conforme  Kegelprojection. 

üeber  die  conforme  Kegelprojection  und  deren  Anwendung  auf  die 
Mecklenburgische  Triangulirung  und  Landesvennessung  ist  schon  mehrfach 
in  dieser  Zeitschrift  berichtet  worden^  insbesondere  1892^  S.  563 — 566; 
und  1895  S.  421—424,  und  es  ist  in  letzterer  Mittheilung  S.  423  die 
Genauigkeit  der  Richtungsreductionen,  wie  sie  in  dem  amtlichen  Mecklen- 
burgischen Werke  angewendet  wurden,  auf  rund  0,01"  nachgewiesen 
worden,  was  den  dabei  beabsichtigten  Anwendungen  und  der  Rechnung  mit 
siebenstelligen  Logarithmen  vollständig  entspricht. 

Wenn  trotzdem  hier  noch  eine  weitergehende  Entwicklung,  nämlich 

bis  zur  vierten  Ordnung  (mit  Gliedern — ^-..1  gegeben    wird,     so    kann 

das  zunächst  den  Sinn  haben,  dass  die  Zulässigkeit  der  früheren  Nähe- 
rungen noch  schärfer  untersucht  wird,  doch  wären  zu  solcher  Unter- 
suchung nicht  die  Entwicklung  aller  Glieder  — ^. .     nöthig    gewesen. 

T 

Die  hier  nachfolgende  Gesammtentwicklung  wurde  zunächst  aus  theo- 
retischem Interesse  gemacht  und  «wird  wohl  bei  dem  weiten  Anwendungs- 
felde der  fraglichen  Projectionsart  und  für  kartographische  Zwecke  bei 
weiter  Ausdehnung  nützlich  sein  können.  Es  fällt  aber  auch  ein  werth- 
volles  geodätisches  Ergebniss  nebenbei  damit  ab;  denn  wenn  man 
die  Normalbreite  P  der  Kegelprojection  gleich  Null  setzt,  so  geht  die 
Projection  in  die  Merkatorprojection  über  und  sphärisch  betrachtet  geht 
sie  damit  über  in  die  Projection  der  preussischen  Landesaufnahme  mit  cy- 
lindrischem  Meridiananschluss,  so  dass  wir  in  den  Schlussformeln  nur 
tang  P  =s  0  zu  setzen  und  x  und  y  gegenseitig  zu  vertauschen  brauchen,  um 
die  Formeln  der  trigonometrischen  Abtheilung  der  Landesaufnahme  mit 

allen  Gliedern  — j— ...  zu  erhalten. 

üeber  die  Geschichte  der  conform^  Kegelprojection  im  Allgemeinen 
ist  zu  berichten,    dass   der  Grundgedanke  zuerst   ausgesprochen  wurde 

Zeitscbrift  für  Vermessungswesen  1896.    Heft  5.  9 


130 


Jordan.    Conforme  Kegelprojection. 


von  Lambert  in  „Beiträge  z\m  Gebrauch  der  Mathematik;  IIL  Theil;'' 
Berlin  1772;  S.  135  a.ff.  Witt  st  ein  behandelt  die  Projection  in  Astr. 
Nachrichten;  71.  Band;  1868;  S.  369,  und  berichtet  dabei;  dass  dieselbe 
fichon  von  Gauss  zur  Pap en^ sehen  Karte  von  Hannover  nutzbar  ge- 
macht worden  sei. 

Eine  im  engeren  Sinne  geodätisch  zu  nennende  Anwendung  dieser 
Kegelprojection  haben  wir  von  Schreiber  in  dem  Werke  „Die  Königlich 
preussische  Landestriangulation;  HauptdreieckC;  III.  Theil  1876'';  S.  103 
lu.  ff.;  doch  sind  die  im  Vorworte  daselbst  Seite  VI  angekündigten  weiteren 
Ausführungen  nicht  mehr  erschienen. 

In  Mecklenburg  wurde  bereits  im  Jahre  1853  jene  Projection  durch 
Paschen  auf  die  Landesvermecsung  praktisch  angewendet;  jedoch 
erst  im  I.  Theil  des  amtlichen  Werkes  über  die  Mecklenburgische  Landes- 
vermessung 1882  veröffentlicht.  Die  Arbeiten  von  Pascheu;  Wittstein 
und  Schreiber  weisen  alle  auf  den  Meister  Gauss  zurück. 

Nach  diesen  Vorbemerkungen  zu  unserer  eigenen  Aufgabe  übergehend; 
beschränken  wir  alles  auf  sphärische  Formeln;  indem  beabsichtigt  ist; 
unsere  Ergebnisse  vierter  Ordnung  den  früheren  sphäroidischen  bis  zur 
dritten  Ordnung  gehenden  Entwicklungen  als  letzte  Glieder  anzuhängen; 
was  im  Sinne  der  Reihen-Conyergenz  ohne  die  Zusätze  mit  (I  +  yj*..) 
am  Platze  ist. 

Um  Wiederholung  zu  vermeiden;  wollen  wir  auch  an  die  frühere 
kleinere  Entwicklung  von  Zeitsohr.  1895;  Seite  421 — 424  geradezu  an- 
knüpfen mit  den  Gleichungsnummeni;  die  dort  mit  (19)  endigteU;  nun 
mit  (20)  fortfahrend.  Das  Mecklenburgische  Werk;  dessen  Titel  in  Zeitschr. 
1895;  8.  288  ausführlich  steht;  werde  kurz  mit  if  S   ...  citiert. 

In  nebenstehender  Figur  ist  das 
I  Mecklenburgisch  e      Coordinatensystem 

mit  4-  ^  iiAch  Süden  +  y  nach 
Westejii  angenommen;  ein  Punkt  (1) 
habe  die  ebenen  Projectionscoordinaten 
x^  if^  und  Punkt  (2)  habe  entsprechend 

Die  flache  Curve  (1)  (3)  (2)  ist  das 
conforme  Abbild  eines  Grosskreisbogens 
auf  der  ürbildkugel  (bezw.  das  Abbild 
einer  geodätischen  Linie  auf  dem  Ur- 
bild-EUipsoid).  Die  Gerade  (1)  (2) 
hat  in  dem  System  xy  den  Richtungswinkel  ß  und  die  Länge  s. 

Die  Curve  (1)  (3)  (2)  denken  wir  uns  dargestellt  durch  eine  Func- 
tion 7]  =  /"($);  wobei  ein  zweites  Coordinatensystem  J;  t]  angenommen 
ist  mit  (1)  (2)  als  Achse  der  ^  «nd  rechtwinklig  dazu  mit  einer  Achse 
der  71. 


+y 


+7'^^\ 


•^S 


+x 


Jordan.    Gonforme  Kegelprojection. 


131 


Es  wird  sich  handeln  nm  Ermittlang  der  zwei  kleinen  Winkel  6^ 
und  83  »wischen  der  Curve  (1)  (3)  (2)  und  ihrer  Sehne  (1)  (2)  und  um 
die  Beziehung  zwischen  der  Entfernung  S  auf  der  Kugel  (hezw.  dem 
Ellipsoid)  und  der  geraden  Strecke  s  im  ebenen  Abbild. 

Die  Normalbreite  des  Eegelsystems  ist  mit  P  bezeichnet  und  zur 
Abkürzung  ist  ttberaU  im  Folgenden  taug  P=t  geschrieben. 

Das  Nächste  auf  das  wir  ausgehen  müssen;  ist  das  Erttmmungs- 
differential  der  Curve  (1)  (3)  (2)  und  dazu  haben  wir  von  M  S.  22 
Gleichung  (6)  mit  Beschränkung  auf  sphärische  Glieder: 

cosP  \r        1-2    :f    «   ^3       y        3r^  ^  / 
Dieses  difTerentiirt  giebt: 

^dy^—xdy-  —ydx+  -^x^dy 


(20) 


d\  = 


r  cosP 


(21) 


Hierzu  nach  M  8.  33: 

8  =  ci^  X  (sin  P  —  sin  <p) 

2 


(22) 


Kp  =  P — p]  sin<p  =  sinP  — ^cosP — ^  sin  P  +  "^ 

sin   P  —  sin  cp  =  cos  PI  J>  +  "^  t  —  ^  j 

Dieses  in  (22)  eingesetzt  giebt  mit  (21) : 

1  /            t                  t                 t^ 
8  = — Idy xdy--  —  ydx-\ j^^^V 


cosP 


(23) 


Hier  muss  auch  ^  in  a?  und  y  ausgedrückt  wetden,   nämlich  nach 
M  S.  23 — 24;  mit  Beschränkung  auf  die  sphärischen  Glieder: 


P 


t 


r- 


v 


2r 


X' 


p-iiä-"^ 


2r^ 


xy 


X' 


6r» 


X' 


Damit  wird  die  zweite  Klammer  von  (23): 

x^  -t- 


P  +  T'-  ^=t{^  + 


3rV 


2  r "     '    2  r  '  3  r'  /     ^^*^ 

Wenn  man  dieses  in  (23)  einsetzt  und  bis  znr  dritten  Potenz  ans- 
multiplizirt,  so  erhält  man: 


u> 


<'      -  ,     .    3    «* 


4- ä^r«' ^2/ + -g-^as'yd«— — ;^  ajyMy 


2  r 


-h^  y'^"" 


X 


3 


3r 


<«y 


(25)' 


9* 


132  Jordan.    Gonforme  Eegelprojection. 

Nun  wird  wieder  wie  in  M.8.  31  Gleichung  (15)  gesetzt: 

-^^  =  A.  (26) 

Dieses  ist  auch  hier  noch  zulässig  mit  (25)  bis  x^  und  y^y  wie  sich 
zeigty  wenn  man  genauer  setzt: 

also  genauer  _^  =  -^  1  _  ^-^Z) 


Nach  dem  früheren  (7)  bis  (8)  1895  S.  422  ist  aber 

2r 


^'=C.5  +  ^+  ..•  =  -8.£+Ä5*8inß+... 


d 


YJ  1 

4-  =  —  8i  +  a?i  S  . . .  =—2-  . . .  (zweite  Ordnung) 


di 

l_Lf^V=l_i- 
2  l  dS  >!  r*  •  •  • 

Dieses  ist  ein  Factor^  welcher  in  (26)  und  (25)  nicht  mehr  in  Be- 
tracht kommt;  wir  bilden  daher  aus  (25)  und  (26): 

dV  ~    r'   dS   +2rM  d^  +^     dZ         ^^^    dU 

x^      dy 


(27) 


3         de 
Das  erste  Glied  und  die  Glieder  mit  -»-    hier    sind  dieselben   wie 

Mher   in  (1)  1895,  S.   422  und  es   sind  also  noch  4  Glieder  mit— ^ 

und  ein  Glied  mit  — -r-  hinzugekommen. 

Die  weitere  Entwicklung  wird  ähnlich  wie  früher  bei  (1)  —  (9)  so 
zu  machen  sein,  dass  alles  in  der  einzigen  unabhängigen  Veränderlichen^ 
ausgedrückt  wird,  so  dass  eine  Beihe  nach  Potenzen  von  £  entsteht, 
ähnlich  wie  früher  (4)  aber  nun  bis  ^\  fortschreitend. 

Ehe  wir  dieses  durchfahren,  wollen  wir  aber  aus  der  Gleichung  (27) 
eine  Näherung  in  dem  Sinne  herleiten,  dass  l  als  verhältnissmässig 
klein  gegen  x  und  y  betrachtet,  oder  die  Coordinaten  xy  selbst  er- 
heblich grösser  angenommen  werden  als  die  Dreiecksseiteu.  Dann 
kann  man  in  den  Gliedern  3  ter  Ordnung  in  (27)  die  x^y  y^  u.  s.  w. 
als  constant  betrachten  und  dabei  auch  wie  früher  in  C3),  1895  S.  422 

==  cos  ß  =  — ^ ^     und     -7^  =  sin  ß  =  ^ — ^  setzen. 


Jordan.    Gonforme  Eegelprojection. 


133 


Aaf   diese  Weise    geben    die   höheren   Glieder  von  (27)   lediglich 

einen  constanten  Zuschlag  zu  dem  früheren  Goefficienten  A  in  (4)  und  (5) 

1895,  8.  422,    welcher   um    die    höheren    Glieder    von    (27)    vermehrt 

As 
wird  und  da  nach  (8),  8^  =  —^ — h . . .    ist,    wird  8^    welches    in    dem 

Mheren  (9)  —  (10)  enthalten  war,  non  so   vermehrt,  dass  die  ganze 
Formel  fttr  i^  wird: 

j  ^  (2a;, +a;,)  (y^—y^) 


6r 


+ 


+ 


-  2  (2  «,  y.  +  X,  y,)  (ä,  —  «,)) 

(y»  -  y.)  (- (y«  -  y,)' +  3  («,  -  X,)») 


12 


t 


k28) 


24  r' 


+ -471- ((yt  -  yi)  («?  -  3  a;,y»)  -  (x,  -  ojj)  (yj  -  3  a:»  y.)) 


4r 


6r* 


(j^i  —  y  t) 


Dabei  sind  in   den  Gliedern  vierter  Ordnung   die  dritten  Potenzen 
*i>  y\j  *i  y i>  ^1  ?!    schlechthin    mit   den  Anfangswerthen  x^  y^    gebildet, 

Während  vielleicht  Mittelwerthe      ^     — ^     ,     ^^       ^'   oder  dergleichen 

mehr  am  Platze  wären,  weil  diese  x  und  y  ttber  die  ganze  Ausdehnung 
von  x^  bis  rr,  und  von  y^  bis  y^  galten  sollen,  indessen  der  angenom- 
menen Näherung,  dass  die  x  und  y  erheblich  grösser  als  die  Dreiecks- 
seiten seien,  wird  es  auch  so  genügen. 

Nun  wollen  wir  aber  zu  der  wirklichen  Ausführung  von  (27)  mit 
allen  Gliedern  übergehen  und  müssen  dazu  alles  in  der  einen  Veränder- 
lichen i,  ausdrücken,  welche  nach  der  Figur  S.  130  den  geradlinigen 
Abstand  eines  Punktes  von  x^  y^  gegen  x^  y^  bedeutet.  Zu  diesem  £  als 
Abscisse  von  x^  y^  gegen  x^  y^  hin  gezählt,  gehört  die  Ordinate  y]  für 
die  flache  Gurve,  welche  als  Abbild  der  geodätischen  Linie  die  Punkte 
x^  y^  und  x^  y^  verbindet,  wobei  irgend  ein  Punkt  dieser  Curve  die 
Goordinaten  xy  in  dem  allgemeinen  System  hat.  Indem  wir  den 
Richtungswinkel  der  Geraden  von  x^  y^  nach  x^  y^  mit  ß  bezeichnen 
und  die  geradlinige  Entfernung  mit  s,  werden  wir  haben: 

y^  —  ^1=5  sitt  P  ^^^  ^2  —  ^i  =  s  cos  ß  (29) 

und  die  Beziehungen  zwischen  x^y  und  £,7)  sind: 

x  =  x^  +  S  cos  ß  —  7)  sin  ß  (30^ 

y  =  yi  +  £  sin  ß  +  7]  cos  ß  (31) 

Hier  sind  aber  die  t]  selbst  wieder  Functionen  von  £,  nämlich  nach 
(4) -(8)  1895,  S.  422: 


,=c.i+4^  +  ^ 


12 


134 


Jordan.    Conforme  Eegelprojection. 


-C,=6.= 


As 


+ 


Bs 


+ 


Cs' 


A  = 


X, 


no 


2       ■       6       '      12 


^=  4^(s-s)+4^«'-«')  +  -^(5'-s»)+.... 

Mit  S  =  0  und  mit  i  =  8  wird  y]  =  0,  wie  es  sein  moss.    Setzt  man 
die  Bedeutungen  von  A  und  B  ein,  so  hat  man: 

,=  -|4ainß(5-«)+  i^^l^5(g«-»')+...         (32) 


2r 


ßr' 


Mit  diesem  (33)  nebst  (29)  gehen  die  (30)  und  (31)  ttber  in: 


(33) 


X  =>j  +  g  cos  ß  +  5 


s  sin  'ß 


X, 


6r 


(2x,+x,)-  -^S^sin^ß 


2r 


5  sin  ß  cos  ß 


sin'  ß  cos  ß   r 
67^        J 


(34) 


(2a?,  +  a:,)+-^VS'«nßcosß| 

sin  ß  cos 'ß       j 


(35) 


and  dasa  die  Differentialqnotienten : 

-^c^cosß+     ^y  (2a;,  +a?,)-S^sin'ß->6         ^^^ 


6r' 

j  sin'ßcosß 


(36) 


dy        .   ^      «sin B cos ß,^       .       v  ,  „a?,    .   ^       ^  ,  ^.sinßcos'ß    ,^_^ 
-^=8inß ^-^(^2x,  +a;,)  +  £^smßcosß  +  6^      ^^,    ^    (37) 

Nach   diesen  Vorbereitungen  i^t  es  möglich,   die  Gleichung  (27)  so 
auszuführen,  dass  sie  auf  die  Form  gebracht  wird: 

-^=A  +  Bi  +  Ci'+DZ'  '    (38) 

und  zwar  wird  man  nach  den  etwas  umständlichen  Multiplicirungen  bis 
zur  dritten  Ordnung  folgende  Bedeutungen  der  A,  B,  C,  D  erhalten: 


^  = 


a?j  sinß  — 


^x,  +x, 
6r* 


X 

x^  8  sin  ß  cos  ß  —  ^-~  sin  ß 


t 


+  -273  (—  ^\  sin  ß  +  yj  sin  ß  —  2  x^  y,  cos  ß) 
+  27r  (^l  sin  ß  +  3  x\  y,  cos  ß  —  3  a?,  yj  sin  ß  —  y?  cos  ß) 
B=-i-sinßco8ß+   ^  (2  oj,  +  oj,) «  sin  ß  (sin' ß  -  cos' ß) 

—  — j^  sm  ß  cos  ß 

H 3-  ( —  2  x^  sin  ß  cos  ß  4-  y^  sin'  ß  —  y  cos'  ß) 

+  ^— j  (6  a?J  sin  ß  cos  ß  —  6  yj  sin  ß  cos  —  6  a?^  y^  sin  'ß 


(39) 


2r 


+  6  a?,  y^  cos'  ß) 


(40) 


Jordan.    Conforme  Kegelprojection. 


135 


X 


C=f^  (-  sin^  ß  4-  3  sin  ß  cos^  ß) 


2r4 

+ 


t 


2r^ 


(sin^ß  — 4Binß  cos*  ß) 


+   ^ —     (—  3  x^  sin^  ß  +  9  i»i  sin  ß  cos^  ß  +  3  y^  cos^  ß 

-r-9y,  sin^ßcosß) 

D  =  ^  ( —  sin'  ß  cos  ß  4-  3  sin  ß  cos'  ß) 


^  (41) 


6r 


t' 


(42) 


rf  ^-^  (4sinßcos'ß  — 4sin'ßcosß) 

Nachdem  so  die  Coefficienten  von  (38)  ausgerechnet  sind,  ist  die 
weitere  Aasftthnmg  leicht,  man  wird  nämlich  die  Gleichung  (38)  zwei- 
mal integriren: 

RC2  flpZ  7)^4 

(43) 


d 


•n        ^        ..      BV        CV        DV 


di  1    .  --  .      2      '3 


2      '      6       '      12      •       20        ^^^^ 
Die    Integrationsconstanten    C^    und    C^  bestimmen   sich    dadurch, 

dass  5  =  0  geben  muss  t)  =  0  und  —jy  =  —  S^ ;  und i  =  s  muss  geben 
6=0  und-T^  =  +  8,.     Daraus  folgt  sofort  C,  =  0  und  C,  =  —  Jj 


also  auch: 


2=  —ii+As-\ 5 1 5 1 


0=  -8,8+ 


As'- 


2 

Hieraus  8,  und  8,  selbst: 

As       Bj^ 

6 

Bs* 


+ 


8.  =  4^  + 


+ 


+ 


Bs 

6 

Ca» 
12 


+ 


4- 


+ 


Cs* 
12 

Ds* 
20 


+ 


4 
20 


(45) 

3      •       4       •       5  <*«> 

Nun  braucht  man  nur  noch  die  Bedeutungen  von  A,  By  C,  D  aus  (39)  — 

(42)  in  (45)  und  (46)  einzusetzen,  um  6^  und  S,  zu  erhalten,  und  indem  wir 

dabei  auch  wieder  ssinß  =  y2 — ^j  und  s  cos  ^  =  x^  — x^    schreiben, 

erhalten  wir  auf  diesem  Wege: 

=     e^2     (2  i»i  +  ^,)  {y^  —  y,) 

+  l[^(^2  y\  +  y\)  (y,  -  y,)  ^  {2  x\  +  x\)  (y,  -  y,) 

-  2  (2  a?i  y^  +  x^  y^)  {x^  -  x,)j 

(y2-yi)(-(y.-yi)'  +  3(a?,-«,)^) 


+ 


t 


24  r 


mit  Fortsetzung  4.  Ordnung  auf  folgender  Seite. 


136 


Jordan.    Conforme  Kegelprojection. 


+ 


t 


40  r* 


(y.  — yi) 


1(47) 


+  10  »J  —  30  «,  y\ 

+  20  x\  (aj,  -  a;,)  -  20  »,  y,  (y,  -  y,) 
-20yJ(a:j— a;,)+15a;,(x,-^,)=' 

-  5  a;,  (y,— y,)'— I5y,  (y»— y,)(«,— «,) 

+  4(a;j— a;,)»— 4  (yj-y,)' (a;,— «,) 
+  ^  (a;,  -  35.)  y.(  6  a^!  -  2  y?  +  4  a:,  {x,  -x,)  +  (x,-«.)») 

+  -H^^  (^"'»  +  7a.,)  -  -^^^^  (8  <  +  21  arj  a;, 

+  24«,  a!»  +  7  a!»)j 

Wenn  man  in  den  Gliedern  vierter  Ordnung  alles  weglässt,  was 
mehr  als  einen  Factor  {y^ — y^)  oder  {x^  —  x^  enthält^  d.  h.  wenn 
man  hier  die  Differenzen  der  Coordinaten  als  verhältnissmässig  klein 
gegen  die  Coordinaten  selbst  behandelt,  so  bleibt  nur: 

360  r*    ^        * 
Dieses  stimmt  mit  den  entsprechenden  Gliedern  des  Früheren  (28), 
wie  es  sein  muss. 

Man  kann  die  Formel  (47)  verschiedenartig  umformen,  z.  B.  alle 
Producte  auflösen,  wodurch  die  Glieder  mit  t^  folgende  Form  annehmen; 

f  -  16  a?5  1/,  +  (T?  y^  +  3  x\  x,  y, 

+  2  a?J  a?2  y,  +  2  i»,  x\  y^ 


8^  ==....  -f- 


t' 


40  r^ 


'\-  ^x.xly^  +  x\y^  +  A:  x\  y. 


)m 


—  3  «1  yj  yj  —  2  ir,  y,  y\ 
-  2  i»,  yj  1/2  -  3  x^  y,  y\  ~  x^  y\ 

^4.x^y\^x^y\^  l%x,y\ 

Was  die  Formel  für  h^  betrifft,  so  bekommt  man  dieselbe  ohne 
neue  Bechnung  aus  S^  dadurch,  dass  überall  x^  mit  x^  und  y^  mit  y^ 
vertauscht  wird.  Es  ist  aber  eine  gute  Probe,  die  Formel  für  8^  ^^<^^ 
unmittelbar  aus  (46)  abzuleiten,  was  wir  vollständig  durchgeführt  haben 
und   es  sind    dabei   die  aufgelösten  Glieder  mit  t^  so  erhalten  worden: 

+  ^^x\y^--x\y,-^x\x,y^—2x\x,y,\ 

—  2x,xly, 
t^  I  —  3.T,irJy, -»5y2~4a;Jyj+3a;,y2y, 

40  r*       I  +  2  »2  y^  y\ 

+  3  a?!  y^  y,  +  3  a:,  y^ yj  +  x,  y\  -\'4.x,y\ 

+  a;^  y?  -  16  «2  y^^ 

Dieses    geht   durch   die  angegebene  Vertauschung  wieder   in  (48) 

zurück   und   da  wir  (48)   und  (49)  unabhängig  beide  entwickelt  haben, 

ist  darin   eine  Probe   der  Entwicklung  enthalten,    welche   wir  auch  auf 

die  übrigen  Glieder  von  (47)  ausgedehnt  haben,  ohne  sie  hier  herzusetzen. — 


8,  =  . . .  — 


(49) 


Jordan.    Gonforme  Eegelprojection.  137 

Eine  Probe  für  die  Formel  (47)  bekommt  man  durch  Betrachtung 
des  besonderen  Falles^  dass  die  betrachtete  Linie  im  Meridian  liegt,  denn 
es  muss  dann  werden: 

^^  ~"^^    =  arc  tang  (X  sin  P) 

und  nach  M.,  S.  22,  Gleichung  (6)  ist  sphärisch  abgekürzt: 

X8inP=-^-^-  ^t' 
r  r^ 

Andererseits  ist  arc  tang  (XsinP)  =  X  sin  P r-  (X  sin  P)^,  also  hin- 

o 

reichend : 

y,  —  y,  t  P  ,1 


x^  —  x^  r    "        Tj  "  ^2    •  •  • 

Für  y  und  x  kann  man  y^  und  x^  setzen,  also: 

t  t^ 

^2  -^1  =  —  yi  (^2  ~  «i)—  TT  yi  ^1  (^2  -  ^i)        (50) 

Wenn  man  dieses  in  (47)  einsetzt,  so  gehen  alle  Glieder,  welche 
yj  ~~  Vi)  enthalten,  um  «ine  Ordnung  von  r  höher,  und  da  die  Glieder 
mit  r^  überhaupt  vernachlässigt  sind,  hat  man: 

^2  ^2 

+  ■Y27^(2yJ  +  y2)yi(^2-^i)-  -^2^^  i^ ^\  +  ^DVi  (^2  -  ^t) 
t 


(2  .'»1  Vi  +  a?2  (y,  +  --  y,  («2  —  x,yj  (i»2  -  «i) 


6  r 

+  -^  (^2  —  ^1)  yi  (3  ^?  -  2  y?  -f  2  o:,  x,  +  x]) 

Wenn  man  hier  noch  2  yj  4-  y^  ==  3  y  J  setzt,  was  man  wegen  (50) 
mit  dem  Nenner  r^  thun  darf,  und  wenn  man  alle  Glieder  ausführt  und 
ordnet,  so  geht  das  Ganze  S^  auf  Null  zusammen,  womit  die  erwähnte 
Probe  erfüllt  ist. 

Integration  fiir  die  Länge  8  der  geodätischen  Linie. 

In  differentialem  Sinne  gilt  die  Gleichung: 

m  =  -TET  oder  dS=  —  ds' 
ab  m 

also  auch  S=     \ —  d$  (51) 

J  m 

wobei  s   die  krumme  Linie  ist,  in  welcher  sich  die  geodätische  Linie  8 

des  Ellipsoids   in   der  ebenen  Projection   abbildet.     Dabei  ist  zunächst 

m  als  Function  von  p  nach  Jf.  S.  16,  Gleichung  (8)  mit  Beschränkung 

Aof  sphärische  Glieder : 


138  Jordan.    Gonforme  Kegelprojecüoii. 

Zar  Umwandlang  in  x  and  y  hat  man  noch  M  S.23 : 

P~     r     "^  2  r*  2  r^  6  r' 

and  damit  wird: 

2  r'  2  r^  6  r'*  4        r* 

Dieses  ist  am  einen  Grad  höher  als  das  frflhere  (4)  Ton  Jtf  S.  26 
Die  Umkehr ang  davon  giebt: 
1    _    _^x^ xf_t  ^   x^  ^^  ^x^yH^    ^    X' 

t(52a) 


,4,1  >(52) 


x^  3   x^yH^  x^  I 

8r*    j 
Für  das  praktische  Rechnen  wird  man  aach  logm  nehmen: 


log  m  =  TT-V  ^   +  -^—r  ^  y  —  -T—r  ^  —^  -^—r-  «  V 


4-    ^     (^  2  4.  3 ^*)  4-  ^^    y* 
^  24r*  ^      ^  T^^^  ^  ^  8r*  ^ 

-.1  1  I*  2  1*^  2iV^^3l^M-^'22 

oder  log  —  =  —  -jr-r  «  —  -^—r  ^V    +  -tt— r  i»    +  7-      .     x^  y 

Für  die  weitere  Behandlung  müssen  wir  unterscheiden  zwischen  ds' 
in  (51);  welches  sich  auf  die  krumme  Linie  bezieht^  deren  Gleichung 
zwischen  r\  und  S  in  (33)  enthalten  ist^  und  andererseits  d  £,  welches  auf 
der  Geraden  zwischen  den  Punkten  x^y^  und  x^y^  liegt.     Dabei  ist: 

Es  ist  also  nun  nach  (51)  and  (53): 

(dn  \^  1 

-— 7y-i   wissen  wir  von  (33),  dass  dieses  von  der  Ordnang — ^ 

wird,  und  da  auch  (52)  schon  mit  — 2~  beginnt,  so  sieht  man  sofort  ein, 

dass  bei  der  Beschränkung  auf — -^  das  Integral  (54)  in  zwei  Theile 
zerfällt,  nämlich: 

Bleiben  wir  zuerst  bei  dem  ersten  Integral  stehen,  so  müssen  wir  die 
Reihe  (52)  nun  in  eine  Reihe  nach  Potenzen  von  S  umformen^  etwa  so: 

—  =  1+^+  B^+Ce  +  Di^  +^S*  (56) 

Wh 


Jordan.    Gonforme  Eegelprojection. 


139 


Hierzu  haben  wir  schon  bei  (34)  und  (35)  die  a?  and  y  als  Function 
von  £  aasgedrückt;  and  man  kann  daraus,  ohne  alle  Olieder  ygü  (52) 
auszurechnen,  leicht  Überblicken,  dass  folgende  Olieder  mit  S^  entstehen 
werden : 


1  — 
3 


X' 


2  r'  ~"  ^      •    • 


i' 


+  -^  sin»  ß  cos»  ß 


24  r* 

8r*     ~ 


+ 


4  r' 

5  —  3^» 


24  r' 


V  COS*  ß 


8r 


4-  £*  Bin*  ß 


Es  ist  also  der  Coefficient  E  in  (56): 
E  =  -^-^  {(4+18  t^)  sin»  ß  cos»  ß+(5-3  f»)  cos*  ß— 3  t^  sin*  ß}     (57) 

Die  übrigen  Coefficienten  von  (56)  brauchen  wir  nicht  zu  kennen,  denn 
das  Integral  von  (56)  ist: 

und  wenn  man  für  den  Anfang,    die  Mitte  und  das  Ende  der  krummen 
Linie  s'  drei  Werthe  von  (56)  ausrechnet: 


m 


m. 


8 


==(1  +4)  +  Bs  +  (7s»  +  2)s'  +  ^s* 


16 


so  findet  man  den  Mittelwerth: 

4 
-I u  - 


6   \m, 


+-+i^)=^=<'+-'+^+'" 


m. 


+  — 7—  + 


24 


3 
^«* 


(59) 


Dieses  mit  (58)  yerglichen  giebt: 


I — i.- 


Es' 


m 


If 


120 


und  wegen  (57): 
j_  _s s^ 

■"  wT  ■"  2880  r 


^^(4  +  18  ^»)  sin»  ß  cos»  ß  +  (5  —  3  ^»)  cos*  ß 

-  3  ^»  sin*  ß) 


(60) 


Hier  ist  aber  ein  Mittelwerth m' benutzt,  welcher  einen  Werth m,  für 
die  Mitte  (3)  yergl.  die  Figur  S.  130  der  krummen  Linien'  enthält,  und  da 
man  diesen  Werth  m^  ohne  besondere  Hülfe  nicht  ausrechnen  kann,  wollen 
wir  ihn  auf  m^  für  die  Mitte   der  geraden  Linie  z  reduciren.     Dazu, 


140 


Jordan.    Conforme  Kegelprojection. 


branchen  wir  die  Cnrvenordinaten   v),   deren  Oleichnng  allgemein  nach 
(33)  ist: 

g 

Setzt  man  hier  £  =  — -  und  s  cos  ^  =  x^  —  x^  so  wird 


Dabei  ist 


x^=x^  —  yiBm^  =  x^+  ^-^  sin  ß  (aj^  +  ajj 


^3  ^0      i 

Weiter  ist: 
1 


s^  X 


Sr 


F8inp(a..+.,)  =  .5+^^"P(^«+^'>' 


16  r 


x: 


m, 


=  1 !lO— 4- 


2r 
1 


m. 


a;i 


2H 


+  .  .  . 


m 


3 


w. 


8^  sin  ß  (a?^  +  x^- 
32  r^ 


Wenn  man  daher  nnn  statt  m     in  (59)  einen  neaen  Worth  rechnet: 

•(J.+J.  +  i)=>  1,61, 


I 


4  2 

so  kommen  von  der  vorhergehenden  Differenz  — -—  oder  —5-  in  Abzug, 

0  o 

und  man  wird  haben: 

1    _    1    _  s^  sin  ^^(x,  +  x^y 


m"         m'  48  r* 


Wenn  man  dieses  zu  (60)  ninmit^  so  wird: 

>5 


l=J. ? 

m'        2880r 


M4.  +  1808in2  ßcos^  ß  +  (5— 3^*)cos*ß 
_3^»sin^ß)-^^"'P^^^+^'^' 


48  r* 


(62) 


Dieses  ist  der  erste  Theil  von  (55)^  und  um  auch  den  zweiten  Theil 
zu  erlangen^  brauchen  wir  von  (33): 


1  /d^y_  sJp'ß 

2  \dV  ~  72r*  ^ 


8^  (2  x^  +  x^Y  —  12  s  a:,  (2  x^  +  x^)l 


—  6  5(2 a;,  +  x^^  cos  ß  E'  +  36  x\  £^^-36  x^  cos  ß E'  +  9  cos^  ß  5* 
Dieses  intregirt,  nach  (55)^  giebt: 


II  =  + 


8^  sin'  ß 
72  r* 


(2a:j+a;2)^  — 6a;i  (20;^  H-iPj)  — 2(2a;i-|-a;j)scosß 


+ 12  a?J  +  9  ajj  s  cos  ß  -f  -^  s^  cos^  ß 

Wenn  man  hier  s  sin  ß  =  ^j  — -  y^  und  s  cos  ß  =  rCj  — -  a;^  setzt  und 
alles  ausführt  und  ordnet;  so  bekommt  man: 


Jordan.    Conforme  Kegelprojection.  141 

Wenn    man   endlich   (62)   und  (63)    zusammennimmt    nnd    überall 
ssin  ß  =  yj  —  Vi  ^^^  sBj  —  a?j  =  5  cos  ß  setzt,  so  wird : 

^  8        ni  360  r*  ^*       ^^^ 


^2 


160  r^ 

2880 r'  (^a-^i)*+  96ö;:4-(y2-yi)' 


V(64) 


dabei  ist  n>'  der  nach  (61)  zu  bildende  Mittelwerth  der  m,  welche 
selbst  entweder  nach  (52)  oder  (52  a)  oder  nach  (52  b)  auszurechnen 
sind  fOr  den  Anfang^  die  Mitte  und  das  Ende  der  geraden  Linie  8  d.  h. 

für  X,  y,  dann  ^'\^^y  ^'X^'  ™^  ^2  Vr 

Für  dasjenige  Glied  im  (64),  welches  (y^  —  y^  nicht  enthält,  kann 
man  noch  eine  Probeentwicklung  machen,  setzt  man  nämlich  (y, — ^1)=^; 
d.  h.  legt  man  die  Linie  nahezu  in  den  Meridian,  so  wird  (64): 

5    -    m'  +     2880r*     ^      ö  +  ^M 

Dieses  kann  man  durch  unmittelbare  Entwicklung  controliren, 
denn  es  ist  in  aller  Strenge,  sphärisch: 

S  =  {p,-p,)r  (65) 

und  dabei  ist  der  Breitenunterschied  p  zwischen  einem  Punkte  mit  der 
Abscisse  x  und  der  Normalbreite  P,  nach  M,  S.  23: 

1»  =  ^- ^+217^^+1^(5-3^')  (66) 

Andererseits  ist  ftir  die  Abscisse  x,  mit  ^  =  0,  nach  (52a) 

Wenn  man  dazu  m^j  m^,   m^  und  w!  bildet,   ebenso  wie  bei  (60) 

und  wenn  man  auch  die  Ausrechnung  nach  (65)  und  (66)  vornimmt,  so 

S  5  1 

wird  man  finden,  dass  oder  —  sich  von  —f  nur    um  Glieder 

'  x^—x^  s  m 

vierter  Ordnung    unterscheidet,   deren  Differenz  alsbald  auf  (64)  führt, 

womit  also  das  Glied  mit  (a?j  — x^Y  in  (63)  controlirt  ist. 

Die  Gleichung  (64)  ist  nur  eine  von  den  verschiedenen  Formen, 
in  welche  die  Entfemungsreduction  S :  s  gebracht  werden  kann,  für  die 
meisten  Kechenzwecke  will  man  auch  nicht  S :  s  selbst,  sondern 
log  S  —  log  8  haben.  Auch  wäre  nun  die  schon  im  Eingang  bemerkte 
Specialisirung  der  Formen  für  ^  =  0  durchzuführen,  womit  man  unter 
Anderem  auch  Formeln  findet,  entsprechend  denjenigen,  welche  Herr 
Oberstlieutenant  v.  Schmidt,  Chef  der  Trigonometrischen  Abtheilung 
der  Landesaufiiahmen  in  Zeitschr.  1894  S.  399 — 400  gegeben  hat,  doch 
möge  alles  dieses,  auch   die  Ausrechnung  eines  grossen  Zahlenbeispiels 


142  Jordan.    Conforme  Kegelprojection. 

aus  der  Mecklenburgischen  Triangnlirang  bis  anf  Weiteres  zurück- 
gestellt  werden  (zum  Theil  an  anderem  Orte  zu  behandeln). 

Dagegen  haben  wir  hier  noch  die  Pflicht^  der  mancherlei  Mit- 
theilimgen  zu  gedenken,  welche  wir  Herrn  Professor  Schols  an  der 
polytechnischen  Schule  in  Delft  verdanken.  Die  werthvoUen  Schriften 
über  Theorie  der  Eartenprojection  von  Schols  haben  wir  bereits  in 
Zeitschr.  1895  S.  551  namhaft  gemacht  und  es  ist  noch  zuzufügen, 
dass  die  ^Annales  de  F^cole  polytechnique  de  Delft''  sich  in 
der  Bibliothek  des  Deutschen  Geometervereins  befinden. 

Auch  die  geometrische  Herleitung  eines  allgemeinen  Satzes  ttber 
das  Erümmungsdifferential  haben  wir  in  dieser  Zeitschr.  S.  102  von 
Schols  berichtet  und  ein  hierzu  gehöriges  Citat  sei  ebenfalls  mitgetheilt: 
Journal  de  math^matiques  pures  et  appliquäes,  par  Liouville,  tome  17, 
1852,  Seite  301 — 340,  sur  la  th^orie  math^matique  des  cartes  g^o- 
graphiques  par  Ossian  Bonnet,  insbesondere  Seite  314,  wo  das 
Krümmungsdifferential  für  irgend  welche  conform  abgebildete  Curve 
angegeben  ist,  dessen  besonderer  Fall  für  die  geodätische  Linie  in  dem 
Satze  von  Schols  enthalten  ist. 

Die  frühere  kleine  Entwickelung  in  Zeitschr.  1895,  S.  421—424 
ist  insofern  auf  Veranlassung  von  Herrn  Schols  entstanden,  als  die  dort 
von  uns  nachgetragenen  Glieder  dritter  Ordnung,  welche  nur  Factoren 
(a?2 — a?i)  und  (y^ — y^),  also  nicht  y',  x^  oder  xy  selbst  enthalten,  von 
demselben  in  dem  Mecklenburgischen  Werke  V.  Band  vermisst  worden 
waren,  obgleich  dieselben  den  dort  S.  38  und  S.  43  ausgesprochenen 
Genauigkeitsgrad  von  0,01"'  bis  0,02"'  nicht  mehr  beeinflussen. 

Dabei  sei  aber  berichtigt,  dass  auf  1895  S.  423 — 424  das  Ver- 
hältniss  S:  8  zwar  richtig  entwickelt,  aber  am  Schluss  S.  424  falsch 
geschrieben  ist.  Es  kann  dies  zwar  an  sich  sofort  eingesehen  und  berichtigt 
werden^  aber  es  sei  hier  unter  Verweisung  auf  die  richtige  Form  (59) 
im  Vorstehenden  S.  139  mitgetheilt. 

Zu   unseren  neuen  Entwicklungen  bis  — j-. . .    sind   manche  brief- 

liehe  dankenswerthe  Zwischenbemerkungen  von  Schols  gegeben  und 
auch  am  Schlüsse  die  Mittheilung  gemacht  worden,  dass  auf  anderem 
Wege  (s.  unten)  Herr  Schols  dieselben  Formeln  innerhalb  dieser  Grössen- 
ordnung  gefunden  hat. 

Alle  unsere  vorstehenden  Entwicklungen  S.  131  bis  141  sind  lediglich 
eine  Weiterentwicklung  des  elementaren  Weges,  der  in  §  9  und 
§  10  des  Mecklenburgischen  Werkes  mit  geometrischer  Betrachtung  des 
Krümmungsdifferentials  betreten  war,   und  dieser  Weg  hat  auch  bis  zu 

den  Gliedern  — r-  .  .  .   zum  Ziele  geführt,   und  wird  für  diesen  Zweck 

kaum  durch  einen  wesentlich  kürzeren  Weg  ersetzt  werden  können,  indem 


Jordan.    Conforme  Kegelprojection.  143 

das    Hauptgeschäft    die    rein    algebraische   Zasammenordnang   der    auf- 
tretenden  Elemente  nicht  erspart  werden  kann. 

Dagegen  müssen  wir  hier  berichten,  dass  Herr  Schols,  der  auf 
dieseih  Gebiete  der  geodätischen  Projectionslehre  erste  Autorität  ist 
(wenigstens  in  Deutschland  sind  ähnliche  feine  Untersuchungen  von 
Niemand  bekannt),  durch  feinere  mathematische  Hülfsmittel,  durch 
hyperbolische  trigonometrische  Functionen,  ßernouilirsche  Zahlen  usw. 
Reihen  aufgestellt  hat,  welche  für  die  Merkatorprojection  die  Richtungs- 
und  Entfernungsreductionen  nicht  bloss  bis  zur  vierten,  sondern  bis  zur 
fünften  und  sechsten  Ordnung  zu  finden  ermöglichen. 

Der  Mathematiker  und  der  genügend  mathematisch  geschulte  Geodät 
werden  jene  Schols'schen  Untersuchungen,  denen  auch  in  Deutschland 
weitere  Verbreitung  zu  wünschen  ist,*)  mit  grossem  Interesse  folgen, 
sie  enthalten  in  mancher  Hinsicht  WeiterfÜhrnng  dessen,  was  in  dem 
Oauss-Wlttstein-Schreiber^schen  Werke  über  die  ^Theorie  der  Projections- 
methode  der  Hannoverschen  Landesvermessung'^  Hannover  1866  als 
mathematisch  geodätisches  Kleinod  niedergelegt  wurde  —  das  allerdings 
in  Deutschland  selbst  von  den  Praktikern  nicht  genügend  gewürdigt 
worden  ist.  — 

Bei  alledem  möge  dem  Schreiber  dieses,  der  in  erster  Linie  die 
praktisch  geodätischen  Anwendungen  solcher  Theorien  im  Auge  hat, 
gestattet  sein,  die  Wichtigkeit  anschaulicher  geometrischer  Entwickelungen 
in  solchen  Fällen  zu  betonen^  nach  dem  Satze  Geometrica  geometric^ 
und  noch  mehr  Geodaetica  geometric^! 

Es  ist  wohl  möglich,  dass  die  Ignorirung  jener  klassischen  Gauss- 
Wittstein-Schreiber'schen  Theorie  von  Seiten  der  deutschen  Kataster- 
Vermessungs-Praktiker  mit  darin  ihren  Grund  hat,  dass  die  abstracten 
Theorien  mit  unbestimmten  Functionen  p  und  q,  namentlich  aber  die 
aller  Anschaulichkeit  entbehrende  Einführung  des  Krümmungsdifferentials 
auf  dem  Wege  der  Variationsrechnung,  den  Praktikern  nicht  genügend 
verständlich  war,  weshalb  eine  mehr  geometrisch  anschauliche  Inter- 
pretation jener  abstracten  Theorien  (welche  wir  für  anderen  Ort  gemacht 
haben)  ein  Bedürfniss  zu  sein  scheint  und  in  diesem  Sinne  glauben  wir 
uns  mit  Herrn  Schols  in  dem  Satze  in  Zeitschr.  S.  101 — 102  zu- 
sammenzufinden. c7. 


*)  Möchte  vielleicht  Herrr  Schols  sich  entschliessen,  eine  zusammenfassende 
deutsche  Bearbeitung  und  Neuherausgabe  der  in  den  zerstreuten  Abhandlungen 
(Zeitscfar.  1895  S.  551)  enthaltenen  Theorien  zu  veranstalten? 


144  Petzold.    Der  Sangnet'ache  Tachymeter. 

Der  Sanguet'sche  Tachymeter. 

Der firanzQeische IngeDienr  Saogaet  hat  einen  Tscbyinetertbeodolit 
nach    dem    Frincip    des    Gordian'sehen    GefSllmeBsers    conBtrairt,   der 
seiner  Handlichkeit  wegen  Beachtung   verdient.     Fig.  1  gieht  eine  per- 
BpectiWsche  Aneicht  davon,  während  Fig.  2  nur  die  wesentlichen  Theile 
Bchematisch  darstellt.     Er  besteht,  wie  die  erste  Figur  zeigt,  atu  einem 
mittels  in  einer  DreifassbUchse  drehbaren  Zapfens  um  die  vertical«  Achse 
beweglichen    Horizontal - 
kreis,  der  mit  der  Schrau- 
be P  geklemmt  nnd  mit 
der  Schraube  B  fein  ein- 
gestellt «erden  kann.    In 
dem  hohlen  Verticalzapfen 
ntzt,   wie  bei  einem  Re- 
petitionstheodolit,  die  die 
Alhidade      aufnehmende 
Achse.     Znr  Feststelinng 
der  mit  zwei  Kernen  ver- 
sehenen   Alhidade    dient 
eine    in    der   Zeichnung 
nicht    sichtbare    Klemm- 
schraube,    während     die 
Feineinstellung  durch  die 
Mikrometersobraube    B " 
bewirkt  wird.  Unter  dem 
Horizontalkreiee    ist  znr 
Orientirnng   ein    Rtthren- 
compaea    D    angebracht. 
Mit  der  Alhidade  |ist  eine 
horizontale     Platte     fest 
'  verbunden,    die,    in    der 
,  Zeichnung   rechts,      eine 
Oabel    mit    den    Lagern 
für  die  horizontale,  nahe  dem  Objectiv  liegende  Fernrohrdrehacbse  trügt. 
Das  linke  Ende  dei  Platte  nimmt  einen  verticalenMaaasstab  fanf,  und 
in    ihrer   Hitte   sitzt   die  znr  Horizontalstellung    ntlthige  Libelle.      Die 
Enden   des  Maasestabes  F  haben  horizontale,  mit  Oeffnnngen  versehene 
Ansätze.     In   diesen  OefTnnngen   kann   ein  Ftthrungestab,   der  unten  auf 
der  Spitze  einer  Mikrometerschraube  £'  ruht,  auf-  nnd  abbewegt  werden. 
Den  Ftlhrungsstab  umfasst  eine  längs  desselben  bewegliche  und  mit  der 
Schraube  P'  feststellbare  Klemmplatte.     Die  Klemmplatte  enthält  «nea 
Nonius   und  ist  an   der  hinteren   Seite   mit  einer   das  Ocnlarende  dea 
Fernrohres  tragenden  Stahlschneide  versehen. 


Petzold,    Der  Sanguet'sche  Tachymeter. 


145 


Das  Fernrohr,  ein  gewöhnliches  Theodolitfernrohr  yon  0,275  m 
Länge,  einfachem  Fadenkreuz  und  30  bis  35facher  Yergrössemng, 
kann  infolge  jener  Einrichtung,  sobald  die  Schraube  P'  gelöst  ist,  um 
die  horizontale  Achse  gedreht  und  auf  irgend  einen  Punkt  eingestellt 
werden,  wobei  die  Feineinstellung,  nachdem  P'  wieder  angezogen  ist, 
mit  der  Schraube  R'  vorgenommen  wird.  Der  Nonius  der  Elemmplatte 
zeigt  dann  an  der  Theilung  des  Maassstabes  F  die  trigonometrische 
Tangente  des  Neigung9winkels  des  Fernrohres  an. 

Die  Mutter  der  Schraube  B'  ist  mittels  einer  Hängestange  mit 
dem  kurzen  Arme  eines  Hebels  L  verbunden,  dessen  horizontale  Dreh- 
achse auf  der  Hinterseite  in  dem  unteren  Theile  des  Maassstabes  F  sitzt. 
Der  lange  Hebelarm  legt  sich  bei  L  beständig  an  die  eine  Seite  der 
als  Femrohrträger  dienenden  Oabel.  In  dieser  Seite  befinden  sich  vier 
Anschlagstifte,  die  in  Fig.  1  durch  kleine  EJreise,  hingegen  in  Fig.  2  durch 

Fig.  2.  A,    10,   18    und  22    bezeichnet   sind. 

Durch  das  Gewicht  des  Fem- 
rohres und  der  Führungsstange  ist 
,  diese  bestrebt,  den  kurzen  Hebelarm 
herabzudrücken,  was  jedoch  wieder 
dadurch,  dass  der  lange  Hebelarm 
sich  gegen  irgend  einen  der  vier  Stifte 
legt,  verhindert  wird.  Liegt  z.  B. 
der  lange  Hebelarm  an  dem  untersten 
Stifte  A  (Fig.  2),  und  wird  er  durch 
einen  leichten  Seitendruck  davon  entfemt,  so  legt  er  sich  von  selbst 
infolge  des  auf  den  kurzen  Arm  wirkenden  Gewichts  gegen  den  nächsten 
Stift  10;  dabei  hat  gleichzeitig  das  Fernrohr  eine  Bewegung  um  seine 
horizontale  Drehachse  derart  gemacht,  dass  die  trigonometrische  Tan- 
gente des  Neigungswinkels  der  Femrohrvisirlinie  um  0,010  grösser 
geworden  ist.  Legt  man  w:eiter  den  Hebel  gegen  die  in  Fig.  2  mit  18 
und  22.  bezeichneten  Stifte,  so  nimmt  die  Tangente  des  Neigungswinkels 
der  Yisirlinie  bezüglich  um  0,018  und  0,022  zu. 


Fig.  3. 


Zettsehrift  für  Vermesrangswesen  1896.    Heft  5. 


Zur  Erläuterung  der  The- 
orie und  des  Gebrauchs  des 
Instrumentes  setzen  wir  in 
der  horizontalen  Entfernung 
d  von  diesem  eine  senkrecht 
aufgestellte  NivellirlatteHS 
(Fig.  3)  voraus.  Wir  richten 
das  Femrohr  des  horizontal 
gestellten  Tachymeters  auf 
irgend  einen  Punkt  der 
Latte  HS,  ziehen  die  Klemm- 
schraube C  in  Fig.  2  (P'  in 

10 


146  Petzold.    Der  Sanguet^sche  Tachymeter. 

Fig.  1)  an,  bringen  den  Hebel  gegen  den  Stift  A  and  lesen  an  dem 
yerticalen  Tangentenmaassstabe  F  (Fig.  1)  sowohl  als  auf  der  Latte  ab. 
Darauf  bringen  wir  den  Hebel  der  Reihe  nach  gegen  die  Stifte  10^  18 
and  22  and  machen  in  jeder  Fernrohrstellang  die  Ablesang  sowohl 
am  Tangentenmaassstabe  als  aaf  der  Latte.  In  Fig.  3  sind  die  ange- 
zielten Pankte  der  Latte  mit  Ay  B,  C  und  D  bezeichnet,  während  0  H 
die  durch  die  Fernrohrdrehachse  0  gehende  Horizontale  darstellt.  Ist 
X  der  Werth  der  trigonometrischen  Tangente  des  Winkels  AO  H  und  sind 
a,  b  und  c  bezüglich  die  Werthe  der  Lattenabschnitte  i4£,  ACnnä  AD, 
80  hat  man  der  oben  angegebenen  Lage  der  Stifte  gemäss  die  vier 
•Gleichungen 

AH=d'X  (1) 

BH=4'(x  + 0,010)  (2) 

CH=*-(a;  + 0,018)  (3) 

DE  =  d  .  (JB  +  0,022).  (4) 

Daraus  folgt,  wenn  die  erste  Gleichung  von  jeder  der  drei  anderen 
Gleichungen  abgezogen  wird  und  dann  die  drei  neuen  Gleichungen 
addirt  werden: 

a  +  6  +  c  =  0,001  d  .  (10  +  18  +  22)  =  0,01  d  •  5  (5) 

und  hieraus  ergiebt  sich 

d=i_±+'  +  Li.ioo. 


H-^~) 


Das  heisst  der  fünfte  Theil  der  Summe  der  Lattenabschnitte  er,  b 
und  c  in  Centimetern  ist  gleich  der  horizontalen  Entfernung  d  in  Metern. 
Der  Höhenunterschied  zwischen  dem  anvisirten  Lattenpunkte  und  der 
horizontalen  Femrohrdrehachse  ist  dann  für  jede  Fernrohristellung  das 
Product  aus  dieser  Entfernung  d  und  der  am  Maassstabe  F  (Fig.  1) 
abgelesenen  Tangente  des  Neigungswinkels. 

Es  ist  nun  in  der  Tachymetrie  nicht  nöthig,  für  jeden  Bodenpunkt 
die  angegebenen  vier  Einstellungen  zu  machen;  es  genügen  deren  zwei 
zur  Ermittelung  der  horizontalen  Entfernung  und  des  Höhenunterschiedes. 
Denn  hat  man  z.  B.  bei  den  Hebelstellungen  A  und  10  (Fig.  2)  ab- 
gelesen, so  folgt  aus  den  dafQr  geltenden  Gleichungen  (1)  und  (2) 

a  =  0,01  d.  oder  d  =  100  a. 

Der   Lattenabschnitt   a   in    Centimetern   stellt    deshalb    die   horizontale 
Entfernung  d  in  Metern  dar. 

Zur  Festlegung  der  Standpunkte  von  Tachymeterzügen  wird  man  der 
grösseren  Genauigkeit  und  der  Gontrole  wegen  vier,  zur  Bestimmung 
der  Detailpunkte  hingegen  nur  zwei  Einstellungen  machen. 

Für  topographische  Aufnahmen,  bei  denen  noch  Entfernungen  bis 
zu  800  m  gemessen  werden  sollen,  empfiehlt  «Mi  natürlich  eine  Latte 
oiit  gröberer  Theilung. 


Seyfert.    Auftrageapparat  nach  Seyfert.  147 

Als  mittleren  Fehler  der  Bestimmang  einer  Entfernung  von  100  m 
giebt  Sanguet  it  6  cm  an. 

Das  Instrument  ist  patentirt  und  wird  nur  von  der  Papeterie 
Cabasson  in  Paris,  rue  Joubert  29;  geliefert;  es  kann  in  einem  Kasten 
von  0;27  m  X  0,30  m  X  0,18  m  Aussenmaassen  getragen  werden  und 
wiegt  sammt  Kasten  ca.  8  kg. 

Hannover,  Februar  1896.  üf.  Petzold. 


Auftrageapparat  nach  Seyfert 

D.  R.  G.  M.  42114. 


1.  Princip. 

Das  Wesentliche  des  neuen  Instrumentes  ist  die  Anwendung  eines 
Messkeiles  a — a  zum  genauen  Absetzen  der  Ordinaten. 

Der  Messkeil,  dessen  Neigungsverhältniss  1 :  10  beträgt,  gleitet  an 
einer  dem  Abscissenlineal  parallelen  Führung  und  theilt  seine  Bewegung 
einem  in  senkrechter  Ftthrung  zum  Abscissenlineal  gehenden  Schieber  b — b 
mit,  dessen  auf  dem  Messkeil  ruhende  schmale  Kante  in  gleichem 
Neigungsverhältniss  abgeschrägt  ist.  Bei  einer  bestimmten  Bewegung 
des  Messkeiles  um  eine  bestimmte  Länge,  erleidet  der  senkrechte 
Schieber  demnach  eine  Verschiebung  um  den  zehnten  Theil  dieser  Länge 
and  bei  der  möglichen  Oesammtverschiebung  von  5  cm  des  Messkeiles 
eine  solche  von  5  mm.  Es  leuchtet  nun  ein,  dass  der  Schieber  nur  in 
gleichmässigen  Abständen  von  5  mm  durchlocht  zu  sein  braucht,  um 
sämmtliche  zwischen  der  ersten  und  letzten  Bohrung  liegenden  Maasse 
durch  eine  genau  zur  Bohrung  passende  Nadel  vermittelst  der  möglichen 
Verschiebung  von  5  mm  absetzen  zu  können. 

2.  Theile  des  Instrumentes. 

Das  Instrument  besteht: 

1)  aus  dem  Abscissenlineal, 

2)  dem  Ordinatenschleber. 

Das  Abscissenlineal  hat  eine  in  den  Maassstäben  1 :  1000  und  1 :  2000 
eingetheilte  Nutzlänge  von  50  cm  bei  einer  Stärke  von  4 — 5  mm  und 
einer  Breite  von  6  cm.  Beide  Maassstäbe  sind  rechtsläufig  und  links- 
läufig  beziffert,  um  nach  beiden  Richtungen  kartiren  zu  können,  ohne 
das  Kartenblatt  drehen  zu  müssen. 

Zum  Anfassen  ist  das  Lineal  mit  zwei  Knöpfen  versehen. 

Am  Ordinatenschleber  befinden  sich  die  Nonien  d—d  und  e — e  für 
beide  Maassstäbe  1:1000  und  1:2000  rechts-  und  linksläufig,  welche 
ein  directes  Absetzen  der  Abscissenmaasse  auf  0,1  m  gestatten. 

Ausser  den  Ausschnitten  bezw.  Führungen  für  die  schon  erwähnten 
Theile,  des  Messkeiles  mit  den  Knöpfen  a—a  und  des  durchlochten 
Schiebers  b — &,   finden  sich  im  Ordinatenschieber   noch  die  Ausschnitte 

10* 


148 


Seyfert    Aoftrageapparat  nach  Seyfert 


Anftrageapporat  nach  Seyfert 

D.  R.  O.  M.  42114. 


1  i'iOOO 


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0009-1 


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r   i  ■! 


CI 


Seyfert.    Auftrageapparat  nach  Seyfert.  149 

g—g  und  k — k.  Während  die  Ausschnitte  g—g  nur  das  Gewicht  des 
Schiebers  yermindem  sollen,  sind  in  den  Ausschnitten  k—k  Olasfaden- 
kreuze  angebracht^  welche  die  Auflage  und  Einstellung  des  Instruments 
ermöglichen.  Die  Schnittpunkte  der  Fadenkreuze  sind  genau  5  cm  von 
der  Mittellinie  des  durchlochten  Schiebers  entfernt,  die  eine  Linie  des 
Fadenkreuzes  liegt  zur  Mittellinie  dieses  Schiebers  parallel,  die  andere 
normal  zu  derselben.  Letztere  ist  gleichzeitig  die  Verbindungslinie 
beider  Schnittpunkte  der  Fadenkreuze  und  halbirt  die  NutzlAnge  des 
Schiebers. 

Die  Feder  c — c  drückt  den  Schieber  6— &  gegen  den  Messkeil  a — a 
and  bewirkt,  dass  der  Schieber  auch  einer  rückgängigen  Bewegung  des 
Messkeils  folgt. 

An  den  h—h  bezeichneten  Stellen  liegen  2  Druckfedem,  welche 
den  Schieber  niederhalten  und  ein  Ausspringen  desselben  yerhindem. 
Dieselben  sind  der  Einfachheit  wegen  auf  der  Zeichnung  nicht  dar- 
gestellt. 

f—f  sind  zwei  Knöpfe  zum  Anfassen  des  Schiebers. 

3.  Gebrauch. 

Die  Verbindungslinie  der  Kreuzungspunkte  des  Fadenkreuzes  wird 
80  auf  die  Messlinie  gelegt,  dass  bei  der  Richtung  der  Messlinie  von 
links  nach  rechts  der  Kreuzungspunkt  des  linken,  bei  umgekehrter 
Richtung  der  des  rechten  Fadenkreuzes  in  den  Anfangspunkt  der  Mess- 
linie fällt.  Dann  wird  das  Abcissenlineal  an  den  festgehaltenen  Ordinaten- 
schieber  gelegt  und  so  verschoben,  dass  der  der  Messungsrichtung  ent- 
sprechende Nonius  des  Ordinatenschiebers  das  Maass  100  im  Maassstab 
1:2000  resp.  50  im  Maassstab  1:1000  angiebt.  Damit  ist  die  Ein- 
stellung des  Instrumentes  beendet. 

Nun  werden  die  gemessenen  Abscissenmaasse  eingestellt,  mit  dem 
Messkeil  die  Meter  und  Meterbruchtheile  abgesteckt,  und  der  Punkt 
durch  das  Zehner-  oder  Fünferloch  des  Schiebers  mit  der  Nadel  ge- 
stochen. Als  Marke  für  die  Verschiebung  des  Messkeiles  dienen  der 
als  Pfeil  gezeichnete  Fünferstrich  der  Theilung  1 :  2000  auf  dem  Ordinaten- 
schieber  ftlr  die  Kartirung  im  Maassstabe  1 :  1000  und  umgekehrt  der 
Pfeilstrich  der  Keiltheilung  für  die  Kartirung  im  Maassstab  1 :  2000. 
Für  Ordinaten  oberhalb  der  Messlinie  gilt  die  von  links  nach  rechts 
bezifferte  Theilung,  für  Ordinaten  unterhalb  die  von  rechts  nach  links 
bezifferte  Theilung. 

Da  das  Instrument  die  Kartirung  von  je  5  cm  langen  Ordinaten  nach 
oben  wie  nach  unten  gestattet,  so  eignet  es  sich  nicht  nur  zur  gewöhnlicheii 
Rleinkartirungf  sondern  auch  zum  Kartiren  der  Dreiecks-Polygon-  und  Klein- 
pnnkte  nach  Coordinaten,  indem  man  entweder  von  der  Quadratseite 
alle  Punkte  bis  100  m  Abstand  nach  beiden  Seiten  kartirt,  oder  sich 
die  Halbirungslinie  der  Quadrate  zieht  und  dieselbe  als  Messungslinie  benutzt. 


150  Bficherschaa. 

Ebenso  ist  das  Instrument  znm  Zeichnen  von  Längen-  nnd  Quer- 
Profilen  (Längenmaassstab  1 :  2000,  Höhenmaassstab  1 :  100)  sowie  zum 
Entwerfen  von  Bauzeichnungen  sehr  geeignet. 

4.  Vortheile  der  Construction. 

Vortheile  der  Construction  sind: 

1)  grössere  Schnelligkeit,  da  die  Arbeit  mit  Blei  und  das  Ab- 
schieben der  Dreiecke  und  sonstige  Handgriffe  gänzlich  yermieden  werden^ 

2)  grösste  Oenauigkeit  durch  die  genaue  Eeileinstellung  und  die 
sichere  Nadelftthrung  in  den  Bohrungen, 

3)  Schonung  der  Augen  durch  die  Einstellung  der  Ordinatenmaasse 
auf  dem  zehnfachen  Maassstabe  des  Messkeiles, 

4)  Beibehaltung  der  gleichen  Körperhaltung  beim  Kartiren,  da 
durch  den  Messkeil  der  verticale  Maassstah  in  die  Richtung  des  Ab- 
scissenmaassstabes  projicirt  ist. 

5.  Preis  des  Instrumentes. 

Das  Instrument  wird  in  dem  mathematisch -mechanischen  Institut 
von  A.  Ott  in  Kempten  (Bayern)  gefertigt  und  ist  von  dort  einschliesslich 
des  Holzkastens  zum  Preise  von  75  Mark  pro  Stück  zu  beziehen, 

Seyfert. 


BOcherschau. 


Htmdbuck  der  Vermessungskunde  von  Dr.  W.  J  o  rd  a  n ,  Professor  an  der  Technischen 
Hochschule  zu  Hannover.  Erster  Band.  Ausgleichungsrechnung  nach  der 
Methode  der  kleinsten  Quadrate.  Vierte  erweiterte  Auflage.  Stuttgart. 
J.  B.  Met  zier 'scher  Verlag  1895. 

Als  Jubiläumsausgabe  zur  Entdeckung  der  Methode  der  kleinsten 
Quadrate  durch  Oauss  erschien  im  genannten  Verlage  die  vollständig 
neu  bearbeitete  4.  Auflage  des  ersten  Bandes  des  Handbuchs  der  Ver- 
messungskunde von  Prof. Dr.  Jordan,  die  Ausgleichungsrechnung  nach 
der  Methode  der  kleinsten  Quadrate  enthaltend.  Ein  Werk,  welches 
wie  das  vorliegende,  auf  den  an  Zahl  beschränkten  Leserkreis  der 
Fachgenossen  angewiesen,  trotzdem  schon  nach  kurzer  Zeit  in  vierter 
Auflage  erscheint,  hat  dadurch  einen  solchen  schlagenden  Beweis  seines 
Werthes  gebracht,  dass  es  überflüssig  erscheint,  dasselbe  noch  nach 
Form  oder  Inhalt  zu  empfehlen.  Wenn  wir  in  Rücksicht  auf  die  erfolgte 
Umarbeitung  der  Auflage,  welche  fast  einer  vollständigen  Neubearbeitung 
gleichkommt,  es  dennoch  unternehmen,  das  Werk  einer  Besprechung  zu 
unterziehen,  so  wollen  wir  aus  dem  vorgenannten  Orunde  auch  hier  uns 
jedes  Lobes  enthalten  und  nur  kurz  erwähnen,  dass  der  die  Ans- 
gleichungsrechnung    fast    erschöpfende    Inhalt    ebenso    wie    die    lieht- 


BUcheiBchau.  15 1 

Yölle  Beweisführang  und  übersichtliche  Anordnung  des  Stoffes  das  Buch 
gleich  geeignet  zur  Erlwnnng  der  Elemente  der  Ansgleichungsrechnung, 
wie  zum  tieferen  wissenschaftlichen  Studium  der  höheren  Theorien  machen. 

Für  den  Anfänger  giebt  der  Verfasser  im  Vorwort  den  nöthigen 
Hinweis  für  die  Einrichtung  des  Studienganges. 

Das  Werk  ist  in  ftinf  Kapitel  gegliedert,  von  denen  das  erste  die 
allgemeine  Theorie  der  kleinsten  Fehlerquadratsnmmen,  das  zweite  die 
Triangulirungsnetze,  das  dritte  die  Panktbestimmung  durch  Coordinaten- 
ansgleichung,  das  vierte  die  Theorie  der  Fehlerwahrscheinlichkeit;  das 
fünfte  die  Oenauigkeit  der  verschiedensten  Triangulirnngen  behandelt. 
Angefügt  sind  dann  noch  einzelne  Nachträge,  welche  nach  Beginn  der 
Drucklegung  entstanden,  den  entsprechenden  Kapiteln  nicht  mehr 
organisch  angegliedert  werden  konnten.  Den  Schluss  des  Buches  bildet 
ein  Anhang  verschiedener  Tabellen.      - 

Das  erste  Kapitel,  welches  am  wenigsten  von  der  Bearbeitung  der 
früheren  Auflagen  abweicht,  bringt  zunächst  die  allgemeinen  Begriffe 
und  allgemeinen  Entwicklungen  der  Ausgleichüngsrechnung.  Hervor- 
zuheben ist,  dass  ausser  der  willkürlichen  Feststellung  des  Begriffes  des 
mittleren  Fehlers  weitere  willkürliche  Annahmen  vermieden  sind,  denn 
das  Ausgleichungsprincip  der  kleinsten  Qnadratsumme  ist  identisch  mit 
dem  Princip  den  mittleren  Fehler  möglichst  klein  zu  machen,  und  wenn 
einmal  der  mittlere  Fehler  als  Oenauigkeitsmaass  der  Bestimmung  einer 
Grösse  angenommen  ist,  dann  ist  es  eine  vollständig  logische  Schluss- 
folgerung, denWerth  einer  Grösse  so  zu  bestimmen,  dass  sein  mittlerer 
Fehler  möglichst  klein  wird,  und  diesen  Werth,  der  auf  Grund  des  an- 
-genommenen  Genauigkeitsmaassstabes  am  besten  mit  den  Beobachtungen 
übereinstimmt,  als  den  wahrscheinlichsten  zu  bezeichnen.  Ferner  ist  das 
arithmetische  Mittel,  wenn  es  auch  zuerst  als  selbstverständlich  hin- 
gestellt ist,  im  späteren  Paragraphen  als  aus  dem  angenommenen  Aus- 
gleichsprincip  hervorgehend  bewiesen. 

Nach  der  Entwicklung  des  Begriffs  des  mittleren  Fehlers  und  des 
Fehlerfortpflanzungsgesetzes  und  der  Behandlung  des  arithmetischen 
Mittels  und  seines  mittleren  Fehlers  kommt  der  Verfasser  bereits  im 
§  12  zur  Aufstellung  des  allgemeinen  Ausgleichungsprincipes,  welches 
für  vermittelnde  Beobachtungen  zunächst  für  2  Unbekannte  durchgeführt 
wird,  dann  auf  nicht  lineare  Functionen  und  beliebig  viele  Unbekannte 
ausgedehnt  wird.  Von  den  erläuternden  Beispielen  sind  besonders  die 
Ausgleichung  von  Barometerständen  und  die  Interpolationsausgleichung 
einer  periodischen  Erscheinung  hervorzuheben. 

An  die  bisher  behandelte  Ausgleichung  director  und  vermittelnder 
Beobachtungen  schliesst  sich  nun  die  Behandlung  der  bedingten  und 
der  vermittelnden  Beobachtungen  mit  Bedingungsgleichungen.  Beide 
Aufgaben  sind  zunächst  nach  der  Eliminationsmethode  auf  die  Aufgabe 


15ä  Bücherschau. 

^er  AnsgleichuDg  yermittelnder  Beobacbtangen  des  leichteren  Verständ- 
nisses wegen  zurückgeführt;  dann  aber  nach  der  rechnerisch  bequemeren 
und  deshalb  praktisch  wichtigeren  Correlatenmethode  gelöst. 

Nach  der  allgemeinen  theoretischen  Lösung  dieser  Aufgabe  kommt 
der  Verfasser  im  zweiten  Kapitel  zur  praktischen  Anwendung  auf 
geodätische  Aufgaben^  und  zwar  zur  Ausgleichung  von  Triangulirungs- 
netzen.  ^ach  den  Lehren  von  der  Aufstellung  der  Bedingungsgleichungen 
wird  die  Art  der  Ausgleichung  praktisch  an  mehreren  treffenden 
Beispielen  gezeigt  und  sowohl  für  Richtungssätze  wie  für  Winkel- 
beobachtungen duirchgeführt;  di^  Unterscheidung  von  Winkelmessung 
und  Richtungsbeobachtung,  wie  die  ZuiückfUhrung  der  einen  auf  die 
andere  ausführlich  behandelt  und  endlich  die  Dreiecksnetzausgleichung 
nach  BesseFs  Methode^  die  Triai^gulirung  nach  Schreiber's  Methode  und 
die  Netzausgleichung  nach  Helmert's  Theorie  erläutert.  Den  Schluss 
des  Kapitels  bildet  die  Theorie  der  günstigsten  Wahl  der  Seiten- 
gleichung im  Viereck. 

Das  dritte  Kapitel  ist  das  für  den  praktischen  Landmesser  wichtigste, 
da  es  die  Punktbestimmung  durch  Coordinatenausgleichung  enthält.  Nach 
den  allgemeinen  Erklärungen  und  Entwicklungen  werden  die  einzelnen 
Aufgaben  des  Vorwärtseinschneidens,  des  Rückwärtseinschneidens,  des 
combinirten  Vorwärts-  und  Rückwärtseinschneidens  und  der  Doppelpunkt- 
ausgleichung an  demselben  Beispiele  der  zur  Triangulation  von  Hannover 
gehörigen  Punkte  Hochschule  und  Dreifaltigkeit  durchgeführt,  wodurch 
das  Verständniss  für  die  einzelnen  Arten  der  Coordinatenausgleichung 
ungemein  gefl5rdert  wird.  Den  Schlass  des  Kapitels  bildet  die  Aus- 
dehnung des  Verfahrens  der  Doppelpunktausgleichung  auf  die  Ein- 
schaltung eines  ganzen  Netzes  in  einen  gegebenen  Rahmen.  Als  Bei- 
spiel dient  eine  Netzeinschaltung  mit  Coordinatenausgleichung  von 
10  Punkten  des  Schlesisch-Posenschen  Dreiecknetzes. 

Das  vierte  Kapitel  enthält  die  Theorie  der  Fehlerwahrscheinlichkeit. 
Aus  den  kurz  begründeten  Sätzen  der  Wahrscheinlichkeitsrechnung  wird 
die  Fehlerwahrscheinlichkeltsfunction  entwickelt  und  aus  derselben  die 
Beziehungen  zwischen  den  mittleren,  wahrscheinlichen  und  durchschnitt- 
lichen Fehlern  gebildet.  Nach  weiteren  Untersuchungen  über  verschiedene 
Fehlerpotenzsummen  etc.  wird  eine  Vergleichung  des  Fehlergesetzes  mit 
Beobachtungsreihen  gegeben  und  werden  Fehlercurven  mit  endlicher 
Erstreckung  gebildet.  Hervorzuheben  ist  der  vom  Verfasser  gelieferte 
neue  Beweis,  dass  eine  Fehlercurve  mit  Berührung  nter  Ordnung  für 
n=oo  in  die  Fehlerfunction  übergeht.  An  diese  Untersuchungen  schliesst 
sich  dann  noch  eine  Theorie  des  Maximalfehlers,  ein  bis  jetzt  unbe- 
ackertes  Feld,  auf  dem  gleichwohl  die  Weiterentwicklung  der  Aus- 
gleichungsrechnung liegen  dürfte. 

Im  Kapitel  V,  welches  vollständig  neu  der  Ausgleichungsrechnung 
angegliedert  ist,  behandelt  der  Verfasser  den  geschichtlichen  Theil    der 


Bttcherschan.  153 

TriangaMrungen,  soweit  noch  actenmäsuge  Unterlagen  vorhanden  sind; 
welche  einen  Schlnss  auf  die  erreichte  Oenanigkeit  zulassen.  Als 
Maassstab  dient  die  internationale  Näherangsformel  für  den  mittleren 
Winkelfehler. 

Von  älteren  Messungen  sind  die  Triangulirungen  der  Niederlande 
von  Snellius  1610  und  von  Württemberg  durch  Schickhart  1620  be- 
schrieben. An  diese  schliesst  sich  die  Besprechung  der  französischen 
Grradmessungen  des  vorigen  Jahrhunderts  und  weiter  die  Landesver- 
messungen  und  Oradmessungen  von  England,  Russland  und  Dänemark. 
In  den  folgenden  Paragraphen  werden  die  Arbeiten  von  Gauss,  Bessel 
und  Baeyer  besprochen  und  schliesslich  alle  die  neueren  Arbeiten  der 
preussischen  Landestriangulation,  des  geodätischen  Institutes,  der  deutschen 
Staaten  Bayern,  Württemberg,  Baden^  Hessen  -  Nassau,  Oldenburg, 
Mecklenburg  und  Sachsen  ausführlich  behandelt.  Fast  sämmtHche 
Triangulationen  sind  durch  Netzdarstellungen  und  Beschreibung  der 
Messangsverfahren  erläutert.  Am  Schlüsse  des  Kapitels  sind  alle  diese 
Arbeiten  mit  ihren  mittleren  Winkelfehlern  zusammengestellt,  welche 
von  2  bis  4  Minuten  im  17.  Jahrhundert,  im  18.  Jahrhundert  schnell 
auf  3,6  und  1,1  Secunden  heruntergehen.  Für  das  19.  Jahrhundert 
ist  der  mittlere  Winkelfehler  in  weiterer  asymptotischer  Annäherung 
auf  1  Secunde  herabgegangen.  ^  Welches^,  schliesst  der  Verfasser  dieses 
wichtige  und  interessante  Kapitel,  ^wird  die  Grenauigkeitssteigerung  im 
20.  Jahrhundert  werden?" 

Aus  den  Nachträgen  ist  endlich  noch  die  Theorie  der  günstigsten 
Winkelgleichung  im  Viereck  und  Ergänzungen  zur  Theorie  des  Maximal- 
fehlers hervorzuheben*  Den  Schluss  des  vortrefflichen  Werkes  bilden 
eine  Reihe  von  wichtigen  Hilfstafeln,  welche  bei  den  verschiedenen 
Arten  der  Ausgleichungsrechnungen  gebraucht  werden. 

Im  Anschluss  an  diese  kurze  Inhaltsangabe  sei  es  nun  noch  er- 
laubt, einige  Bemerkungen  hinzuzufügen. 

Zunächst  wird  es  vielen  GoUegen  aus  der  Seele  gesprochen  sein, 
dass  es  zu  bedauern  ist,  dass  die  in  dep  früheren  Ausgaben  vorhandenen 
Abhandlungen  über  (G^enauigkeitscurven  und  Fehlerellipsen,  sowie  das 
im  zweiten  Bande  (1893)  versprochene  Kapitel  über  Polygonzüge  aus 
Rücksichten  auf  Umfang  und  Preis  des  Werkes  in  die  neue  Ausgabe 
nicht  mit  aufgenommen  werden  konnten.  Hoffentlich  schiebt  der  Ver- 
fasser die  Bearbeitung  dieser  Stoffe  zu  einem  Ergänzungsbande  seiner 
Vermessungskunde,  in  welchem  vielleicht  auch  die  Ausgleichungen  mit 
graphischer  Darstellung  der  Visirstrahlen  noch  berücksichtigt  werden 
könnten,  nicht  zu  lange  hinaus. 

Femer  ist  hervorzuheben,  dass  durch  das  ganze  Buch  das  Be- 
atreben hervortritt,  durch  möglichst  scharfe  Rechenformeln  und  Anwendung 
einfacher  Hülfsmittel    und    praktische   Anordnung    der    Formulare    die 


154  BliclierschaiL 

Rechnung  des  Praktikers  so  einfach  als  möglich  xu  gestalten.  So  ist 
z.  B.  auf  Seite  105  die  Auflösung  der  Normalgleichungen  von  sechs 
Unbekannten  durchgeführt,  welche  in  Bezug  auf  Anordnung  der  Rech- 
nung mustergültig^  und  deren  Auflösung  nur  mit  Hülfe  des  Rechen- 
schiebers erfolgt  ist  und  wirklich  bewirkt  werden  kann,  wovon  wir  uns 
durch  Nachrechnung  überzeugt  haben.  Allerdings  gehört  dazu  eine 
günstige  Oestaltung  der  Normalgleichungen,  welche  der  Verfasser  durch 
proportionale  Abänderung  der  Coefficienten  der  Bedingungsgleichungen 
und  durch  Abänderung  der  Fehlereinheit  fUr  die  Fehiergleichungen  mit 
Recht  zu  erreichen  strebt.  Dagegen  ist  schwer  einzusehen,  warum 
z.  B.  Seite  343  m,  my  und  mx  logarithmisch  und  nicht  auch  mit  dem 
Rechenschieber,  bezw.  im  Kopfe  berechnet  werden  sollen. 
Es  ist 

^y^  =  -p^  =  -^  =0,0041     my  =  0,6dm 

tnx^  =  -^  =  M  =  0,0073    mx  =  0,086  dm 

[aaj         82 


oder  Seite  351 


w*=-'^  =  -^=16     m  =  4 
w— 3         2 


mx^  =  -^  =  ^  =  0,178    mx  =0,42  dm. 
[aaJ        90 

Zu  Gunsten  des  Rechenschiebers  spricht  noch,  dass  die  Brüche 


0,6 


147 

etc.  nur  eingestellt  und  garnicht  geschrieben  zu  werden  brauchen,  und  dass 
sofort  die  Resultate  von  my  ==  0,06  etc.  ohne  das  Zwischenglied  0,0041  u.  s.  f. 
abgelesen  werden  können.  Es  bedarf  dabei  nur  einer  kleinen  Eopf- 
rechnung,  wie  viel  Nullen  der  Decimalbruch  nach  dem  Komma  hat. 

Andererseits  muss  den  Bemerkungen  des  Verfassers  auf  Seite  398 
über  die  sogenannte  ^Sigmaprobe^  beigestimmt  werden,  dass  es 
zweckmässiger  wäre  [w]  =  [XX]  —  2  zu  bilden,  bezw.  nach  Anw.  IX, 
wo  2  stets  negativ  ist,  [w]  =  [ff.]  +  2.  Hervorzuheben  ist  ferner,  dass 
es  der  Verfasser  verstanden  hat,  die  Theorie  der  Wahl  der  günstigsten 
Gleichungen  im  Viereck  noch  weiter  zu  vervollkommnen  und  durch 
Combination  der  achtgliedrigen  (günstigsten)  Seitengleichung  mit  den 
3  achtgliedrigen  (günstigsten)  Winkelgleichungen  den  Normalgleichungen 
far  Ausgleichung  des  Vierecks  bei  grösster  Rechenschärfe  die  möglichst 
einfache  Form  zu   geben  (§  84  und  §  145),   so  dass  wohl  jetzt  kaum 


Bttcherschau.  155 

noch  von  irgend   einer  Seite  Einwendungen  gegen  die  Richtigkeit  und 
praktische  Nützlichkeit  des  Princips  erhoben  werden  dürften. 

Haben  wir  uns  bis  jetzt  überall  in  voller  Uebereinstimmnng  be- 
funden, so  ist  das  in  folgenden  Punkten  nicht  ganz  der  Fall. 

Zunächst  ist  es  unserer  Ansicht  nach  zu  bedauern,  dass  der  Yer- 
fasBer  in  die  neue  Auflage  den  Beweis  nicht  aufgenommen  hat,  dass 
das  zufällige  Zusammentreffen  einer  bestimmten  Anzahl  von  Beobachtungs- 
ergebnissen für  den  Werth  der  beobachteten  Grösse  die  grösste  Wahr- 
scheinlichkeit hat,  für  welchen  die  Quadratsumme  der  vorhandenen 
Widersprüche  ein  Minimum  wird.  Bei  der  nur  durch  die  Zweckmässig« 
keit  begründeten  Annahme  des  Princips  der  kleinsten  Quadratsumme 
ist  dieser  Theilbeweis  für  die  Richtigkeit  der  Methode  nur  schwer  zu 
entbehren. 

Dann  ist  in  §  12  Gleichung  (4)  die  Fehlerwahrscheinlichkeit,  ^ass 
ein  Fehler  zwischen   den  Grenzen   +a  und  — a  liegt  mit   Wl    \    be* 

zeichnet.  Vorzuziehen  wäre  eine  Bezeichnung  Wa  oder  Wl        L  da  TF  i     j 

streng   doch    nur   die  Wahrscheinlichkeit   bezeichnet,    dass   ein    Fehler 
zwischen  a  und  o  liegt  und  die  Gleichung  stattfindet: 

ah 

0 

Weiter  müsste  in  den  §§  117  und  118  unserer  Meinung  nach  der 
Nenner  der  Formeln  (13)  (14)  (15)  u,  s.  f.  genauer  n— 2  bezw.  n— 3 
heissen,  so  dass  die  Formeln 


f  n-2  V  l/n    / 

^  n—S   \         Yn-l  / 
lauten  würden.    Es  sind   das   die  Werthe,    welche  bei  genauerer  Rech« 

.       .  t/'W]     /.        0,7071  \ 

nung  sich  ergeben,   während  w  =  r  1 1  ±     /         |  u.  s.  w.  nur 

'  ^      n      \        Yn-V 

Nähemngswerthe  sind.  Diese  Näherungswerthe,  welche  bereits  von 
Gauss  angegeben  sind,  haben  allerdings  den  Vorzug,  dass  sie  im  ersten 
Gliede  den  mittleren  Fehler,  im  zweiten  seine  Unsicherheit  angeben, 
sie  leiden  aber  auch  an  dem  Umstände,  dass  bei  einer  einzigen  Beob- 
achtung der  mittlere  Fehler  des  mittleren  Fehlers  reell  bleibt,  während 
doch  erst  bei  mindestens  3  Beobachtungen  und  3  wirklichen  Fehlern 
bestimmende    Grössen    für    denselben    vorhanden   sind.      Jedenfalls    ist 


156  Bücherschaa. 

Herr  Professor  Jordan  der  Mann^  welcher  in  seiner  nächsten  Auflage 
bei  gleicher  Anschaulichkeit  der  Formeln  den  Widerspruch,  welcher  in 
dem  Nenner  n  bezw.  n  —  1  liegt,  zu  beseitigen  verstehen  wird, 

Verschiedene  Druckfehler,  welche  beim  Durchgehen  des  Werkes 
gefunden  wurden,    haben  wir   dem  Verfasser  mitgetheilt. 

Wenn  wir  nun  zum  Schluss  über  das  besprochene  Werk  ein  Ge- 
sammtnrtheil  abgeben  sollen,  so  können  wir  dasselbe  auf  die  Abänderungen 
und  Vermehrungen  der  vierten  Auflage  beschränken,  denn  über  das 
aus  der  dritten  Auflage  Uebernommene  hat  der  Deutsche  Geometer- 
stand  schon  sein  Urtheil  voll  von  höchster  Anerkennung  ausgesprochen, 
und  vollste  Anerkennung  gebührt  dem  Verfasser  auch  für  die  Neube- 
arbeitung und  Vermehrung.  Das  Werk  steht  in  seiner  Fülle  des  Stoffes, 
der  Eintheilung  und  Behandlung  desselben,  in  seiner  lichtvollen  und 
klaren  Darsteliiong  fast  einzig  in  der  Fachliteratur  da.  Würdig  ist  auch 
die  Ausstattung  des  Werkes,  so  dass  dasselbe  allen  Collegen  und  Stu- 
direnden  der  Geodäsie  auf  das  Wärmste  empfohlen  werden  kann. 

Breslau,  Januar  1896.  Seifert,  Oberlandmesser. 


Die  Anfangsgründe  der  TheodoUtmessung  und  der  Polygonometrie,  Mit  einem 
Anhange:  Von  den  Fehlem  der  Messungen.  Von  G.  Kraft,  Königlicher 
Oberforstmeister  a.D.  Dritte  Auflage,  bearbeitet  von  Schering,  Königlicher 
Professor  und  Forstmeister  zu  Altenplathow.  Mit  91  Figuren.  Hannover 
1895,  Helwing. 

Das  Buch  ist  hauptsächlich  für  die  Bedürfnisse  der  Forstleute  und 
far  solche  Techniker  bestimmt,  die  mit  Eleinmessungen  zu  thun  haben, 
ohne  die  Geodäsie  in  ihrem  ganzen  Umfange  auszuüben. 

Nach  einer  Einleitung  mit  den  Grundbegriffen  wird  im  zweiten 
Abschnitt  die  Ooordinatenrechnung  und  ihre  Anwendung  auf  die  Poly- 
gonometrie behandelt.  Der  dritte  Abschnitt  enthält  die  Winkelmessung: 
Femrohr,  Theodolit  nebst  Prüfung  und  Berichtigung,  Messung  der 
Horizontalwinkel,  Winkelcentrirung,  sowie  die  Messung  der  Höhenwinkei. 
Hierauf  folgen  die  polygonometrischen  Messungen,  wobei  noch  das 
geschlossene  Polygon  in  den  Vordergrund  gestellt  ist,  und  im  fünften 
Abschnitt  die  Aufnahme  und  elementare  Ausgleichung  von  Dreiecksnetzen. 
Im  sechsten  Abschnitt  sind  die  für  Preussen  giltigen  Bestimmungen  über 
den  Anschluss  der  Specialvermessungen  an  die  trigonometrische  Landes- 
vermessung, das  Verzeichniss  der  allgemeinen  Coordinatensysteme  für 
die  Bestimmung  der  Lage  der  trigonometrischen  und  polygonometrischen 
Punkte  der  Specialvermessungen  und  schliesslich  noch  die  Umwandlung 
der  geographischen  Goordinaten  in  rechtwinklige  sphärische  Coordinaten 
gegeben.  Dann  wird  das  Vorwärts-,  Seitwärts-  und  Kückwärtseinschneiden 
besprochen  und  die  Berechnung  einer  Eleintriangulirung  im  Anschluss  an 


Gesetze  und  Verordnungen.  157 

zwei  Punkte  der  Landesaufnahme  an  einem  Zahlenbeispiel  gezeigt.  Den 
letzte  Abschnitt  bildet  die  trigonometrische  Höhenmessung  und  die  Auf- 
nahme von  Horizontalcurvenplänen. 

In  einem  Anhange  sind  noch  die  Messnngsfehler  und  die  Ausgleichung 
directer  Beobachtungen^  gleicher  und  ungleicher  Genauigkeit  nebst  dem 
mittleren  Fehler  besprochen.  P. 


Lehrbuch  der  Experimentalphysik  von  A.  Wiill  ner.  Fünfte  vielfach  umgearbeitete 
und  verbesserte  Auflage.  Zweiter  Band.  Die  Lehre  von  der  Wärme. 
Mit  131  in  den  Text  gedruckten  Abbildungen  und  Figuren.  Leipzig  1896, 
B.  G.  Teubner. 

•  Der  zweite^  in  der  neuen  Auflage  die  Wärmelehre  enthaltende  Band 
von  WüUner's  Physik,  deren  erster  auf  S.  62  d.  Zeitschr.  besprochen 
wurde,  hat  wesentliche  Bereicherungen  erfahren.  Es  ist  neu  aufgenommen: 
die  Anwendung  der  Thermoelemente  zur  Thermometries  insbesondere  zur 
Messung  sehr  hoher  und  sehr  tiefer  Temperaturen;  die  Messungen  von 
Amagat  über  die  Compression  der  Flüssigkeiten  und  Gase  und  die 
daraus  hervorgehende  genauere  Kenntniss  der  Zustandsgieichung  für  die 
Gase;  Weber's  Untersuchungen  über  die  Wärmeleitung  von  Flüssigkeiten; 
das  Joly-Bunseu'sche  Dampfcalorimeter  und  die  Pfaundler^sche  Methode 
der  Bestimmung  der  specifischen  Wärme  durch  den  galvanischen  Strom; 
die  Theorie   der  Lösungen    auf  Grund   der  van  fHofTschen  Sätze  u.  a. 

Der  Band  zerfällt  in  sechs  Abschnitte,  von  denen  der  erste  die 
Thermometrie  und  die  Ausdehnung  der  Körper  durch  die  Wärme  behandelt. 
Das  zweite  Capitel  bringt  die  Fortpflanzung  der  Wärme  und  das  dritte 
die  mechanische  Wärmetheorie.  Hierauf  folgt  die  specifische  Wärme, 
dann  die  Veränderung  des  Aggregatzustandes  durch  die  Wärme  und 
schliesslich  die  Wärmeentwickelang  durch  chemische  Processe.  P. 


Gesetze  und  Verordnungen. 

Nachtrag  vom  29.  Januar  1896   zur  Landmesser- 

Prüfangsordniuig. 

Die  Beatimmungen  im  §  13  der  Vorschriften  vom  4.  September  1882 
über  die  Prüfung  der  öffentlich  anzustellenden  Landmesser  werden  vom 
1.  Januar  1897  ab  aufgehoben.  An  ihre  Stelle  treten  die  nachfolgenden 
Bestimmungen : 

Prttfungstermin. 

§  13. 
1)  Die  Landmesser-Prüfungen   finden  regelmässig  im  Frühjahr  am 
SchluBS  eines  Studienjahres  statt. 


158  Personalnachrichten. 

2)  Ansser  diesem  Haupttermin  ist  nach  Bedarf  im  Herbst  noch  ein 
Nebentermin  anzaboraumen^  wozn  in  der  Regel  nnr  zosulassen  sind: 

a.  die  Candidaten^  die  dnrch  Krankheit  oder  sonstige  unverscholdete 
Umstände  an  der  Ablegnng  der  Frttfang  im  Haupttermin  verhindert 
gewesen  sind,  insoweit  die  Hindernngsgründe  durch  Beschluss  der 
Prüfungscommission  (§  3)  als  genügend  anerkannt  werden^ 

b.  die  Candidaten,  die  im  Haupttermin  die  Prüfung  ungenügend 
abgelegt  haben^  insoweit  von  der  Ober-Prüfnngscommission  entschieden 
ist  (§  25  Nr.  1),  dass  sie  die  Prüfung  schon  nach  einem  halben  Jahre 
wiederholen  können. 

Der  Der  Minister 

Finanzminister.  der  öfifentlichen  Arbeiten. 

Miquel.  Thielen. 

Der  Der 

Minister  der  geistlichen  etc.  Minister  für  Landwirthschaft, 

Angelegenheiten.  Domainen  u.  Forsten 

I.  A.:  de  la  Groix.  I.  A.:  Sterneberg. 

(D.  R.-A.) 


Personalnachrichten. 


Königreich  PrensseiL  Landmesser  PI  ahn  in  Schneidemüfal  ist 
zum  Vermessungsrevisor  ernannt  worden. 

Finanzministerium.  Der  Eatasterinspector,  Steuerrath  Probst 
zu  Magdeburg  ist  nach  K(^ln  versetzt. 

Die  Eatasterlandmesser  Sieh  in  Arnsberg  und  Klüppel  in  Trier 
sind   zu  Eatastercontroleuren    in  Toftlund   bezw.   in  Grumbach  bestellt 
worden. 
Ministerium    für   Landwirthschaft^    Domainen  und   Forsten. 

Der  bisherige  Landmesser  Wilhelm  August  Baldus  zu  Limburg 
a.  L.  ist  zum  Königlichen  Oberlandmesser  ernannt  worden. 

Königreich  Bayern.  S.  Kgl.  Hoheit  der  Prinzregent  geruhten 
zu  verfugen,  dass  von  der  Messungsbehörde  Erding  (Oberbajern)  der 
Bezirk  des  Amtsgerichts  Haag  abgetrennt  und  der  Messungsbefaörde 
Mühldorf  zugetheilt  werde,  ferner  die  Stelle  eines  Vorstandes  der 
techn.  Messungsbehörde  Erding  dem  Ereisgeometer  Christoph  Rupp 
unter  Einreihung  desselben  zu  den  Bezirksgeometem  II.  Elasse  zu 
verleihen  und  zum  Ereisgeometer  bei  der  kgl.  Regierungsfinanzkamn^er 
von  Niederbayem  den  Messungsassistenten  Friedrich  Linn  in  Bayreuth 
zu  ernennen. 

Ministerium  des  Aeusseren.  Die  geprüften  Geometer  Georg 
Hulemer,  Paul  Vogel,  Anton  Stiegler,  Franz  Seraph  Zölch, 
und  Eugen  Burger  sind  in  den  statusmässigen Dienst  der  Königlichen 
Staatseisenbahnverwaltung  als  Geometer,  eingereiht  worden. 


Yeremsangelegenheiten.  —  Neue  Schriften  über  VennesBUDgsweseii.       159 

Vereinsangelegenheiten. 

Ans  dem  Jahresbericht  des  Bhein.-Westf.  Landmesser-Vereins  für 
1895  entnehmen  wir  Folgendes: 

Am  Schiasse  des  Jahres  1894  zählte  der  Verein  284  Mitglieder, 
Ton  denen  im  Laufe  des  Jahres  5  durch  den  Tod  und  5  aus  anderen 
Grflnden  ausschieden.  Dem  Verein  traten  43  neue  Mitglieder  bei;  so 
dass  derselbe  bei  Anfang  des  Jahres  18^96  eine  Mitgliederzahl  von  317 
aufweist;  von  denen  nur  92  dem  Deutschen  Geometer- Verein  angehören. 

Auf  der  am  13.  October  1895  in  Dtisseldorf  abgehaltenen  Haupt- 
yersammlung  wurden  in  den  Vorstand  gewählt  die  Herren: 

Stadtgeometer  Wal  raff  in  Düsseldorf  als  Vorsitzender; 

Oberlandmesser  Uttrten  in  Münster  als  stell vertr.  Vorsitzender; 

Kataster-Controleur  Hütten  in  Solingen  als  Schriftführer, 

Technischer  Eisenb.-Secretair  Tuschick  in  Gassei  als  Schatzmeister; 

Landmesser  E melius  in  Cassel  als  Reducteur  der  Zeitschrift. 


Die  Einzleltuiii^  der  JHIti^liederbeitrllil^e  für  da«  Jahr 
tSMI  erfolfft  in  der  Zeit  wom  t«  Januar  bin  eliuielilleiiMlieli 
iO.  JHftrz«  Die  Herren  JHiti^lieder,  welelie  den  Beitrag 
dareli  die  Pont  einsenden  wollen,  nrerden  ersneiity  diene« 
In  der  oben  ani^egebenen  Zelt  su  tiinn.  üTaeii  dent  tO«  nftrs 
•rfelst  die  Einzleliunif  dnrelt  PoMtnaelinaiinie.  —  Em  nrird 
gebeten  bei  Eineendnnuf  des  Beitraipeii  den  Jetxii^en  ÜTohn- 
ert,  AmtMtitel  ete.  dentüelt  anzni^eben,  da  beab«ielitii^ 
wird  für  da«  Jahr  tSOG  ein  neue«  JHIti^liederwerzeleiini«« 
heran«zni^eben«  Aneh  i«t  die  Ang^abe  der  JHitslied«- 
namniern  «elir  erwtt  neelit. 

Cassel,  Murhardtstrasse  19b,  den  1.  Januar  1896. 

Die  Kassenverwaltung  des  Deutschen  Geometer- Vereins. 

Hüser,  Oberlandmesser. 


Neue  Schriften  Ober  Vermessungswesen. 

Cantor j  M.,  Vorlesungen  über  Geschichte  der  Mathematik.  (In  3  Bänden.) 
Band  III:  Vom  Jahre  1668  bis  zum  Jahre  1759.  (3  Abtheilungen.) 
Abtheil.  2:  Die  Zeit  von  1700  bis  1726.  Leipzig  1896.  gr.  8. 
pg.  253— 472  mit  30  Holzschnitten.     6,00  Mk. 

Band  III.  Abtheil.  1 :  Die  Zeit  von  1668  bis  1699.  1894  mit 
45 Holzschnitten.  6,00  Mk.  —  Bändln.  II:  Von  den  ältesten  Zeiten 
bis  zum  Jahre  1668  (Band  I  in  2.  Auflage).  1892—1894;  812  u. 
873  pg.  mit  1  Tafel  u.  Holzschnitten.     46,00  Mk. 


160  Neue  Schriften  über  VermesBiuigBwesen. 

Veröffentlichangen  des  Kgl.  Preussischen  Meteorologischen  Instituts, 
herausgegeben  durch  W.  v.  Bezold.  Ergebnisse  der  Niederschlags- 
beobachtungen im  Jahre  1893.  Berlin  1895.  gr.  4.  52  u.  201  pg. 
mit  1  Karte.     10,00  Mk. 

BaU,  B.  S.,  Great  Astronomers.  (Lives  of  Ptolemy,  Oalileo,  Kepler 
Herschel,  Laplace,  Brinkley,  Airy  and  others.)  London  1895.  8. 
384  pg.  with  numerous  illustrations,  cloth.     7,80  Mk. 

—  Treatise  on  spherical  Astronomy.     Cambridge  1896.  8.  —  In  the  press. 
Abhandlungen,    Wissenschaftliche,    der  Physikalisch -Technischen  Reichs- 
anstalt. Band  IL    Berlin  1895.  gr.  4.     5   u.  541  pg.  m.  48  Holz- 
schnitten.    30,00  Mk. 

Inhalt:  Thiesen,  M.,  Thermometrische  Arbeiten,  betreffend 
die  Vergleiehungen  von  Quecksilberthermometem  unter  einander. 
Untersuchungen  über  die  thermische  Ausdehnung  von  festen  und 
tropfbarflttssigen  Körpern.  —  Scheel,  K.,  u.  Di  es  seih  or  st,  H., 
Bestimmungen  der  Aenderung  der  Schwere  mit  der  Höhe  auf  dem 
Grundstück  der  Physik.-Techn.  Reichsanstalt.  —  Gumlich,E., 
Optisches  Drehungsvermögen  des  Quarzes  für  Natriumlicht.  — 
Dorn,  E.,  üeber  den  wahrscheinlichen  Werth  des  Ohm  nach  den 
bisherigen  Messungen.  --  Leman,  A.,  Zur  Bestimmung  der  Caliber- 
correction  für  eiektrififche  Widerstandsrohre.  —  Jäger,  W.,  Die 
Quecksilber-Normale  der  Physik.-Techn.  Reichsanstalt  für  das  Ohm.  — 
F^ussner,  K.,  u.  Lindeck,  S.,  Die  elektrischen  Normal- Draht- 
widerstände der  Physik.-Techn.  Reichsanstalt. 
Band  I.  1894.     576  pg.  m.  16  Holzschnitten.     30,00  Mk. 

Wolf,  B.,  Taschenbuch  für  Mathematik,  Physik,  Geodäsie  und  Astronomie. 
6.  Auflage,  vollendet  durch  A.  Wolfer.  Zürich  1895.  12.  mit 
Holzschnitten.  —  Lieferung 4  u.  5:  pg.  9—24  u.  241—388,  Jede 
Liefg.  1,20  Mk.     Das  jetzt  vollständige  Werk,  412  pg.     6,00  Mk. 

Kalender,  Astronomischer,  für  1896.  Nach  dem  Muster  des  C.  v. 
Littrow'schen  Kalenders  herausgegeben  von  der  K.  K.  Sternwarte 
zu  Wien.  Jahrgang  58  (Neue  Folge.  Jahrg.  15).  Wien  1895.  8. 
176  pg.  mit  1  colorirten  Tafel,     cart.     2,00  Mk. 

Aide-memoire  de  Tlngänieur.  3.  Edition  Fran^aise  du  Manuel  de  la 
Sociötö  „Hütte",  par  P.  Huguenin.  Paris  1895.  8.  1200pg.  avec 
500  figures,  reliö  en  maroquin.     12,50  Mk. 


Inhalt. 

GrVaaere  MittheUttngen:  Conforme  Kegelprojection,  von  Jordan.  —  Der 
Sanguet'sche  Tachymeter,  von  Petzold.  —  Anftrageapparat  nach  Seyfert, 
von  S ey f e r t.  —  BQcherachau.  —  Gesetze  und  Verordnungen.  —  Peraonalnachrichtan.  — 
Verefntangelegenheiten.  —  Neue  Schriften  Ober  Vermessungswesen. 

Verlag  yod  KoDrad  Wittwer  Stuttgart  —  Dmck  tod  Oebrüder  Jänecke  in  Hannover. 


161 


ZEITSCHRIFT  for  VERMESSUNGSWESEN. 

Organ  des  Deutschen  Geometervereins. 

Herausgegeben  von 

Dr.  W.  Jordan«  und  0.  Steppes» 

Professor   in    Hannover  Steuer-Rath  in  München. 


1896.  Heft  6.  Band  XXV. 

- — ^     16.  M&ra.     ♦«- — 

Zur  Praxis  der  Messband  -  BussolenzOge. 

Von  E.  Hammer. 


Für  Tachymetermessang  im  Walde  oder,  auf  andern  Flächen  mit 
beschränkter  Umsicht  tritt  bekanntlich  zweckmässig  die  Bussole  an  die 
Stelle  des  Theodolit-Horizontalkreises  bei  der  Messung  auf  freiem  Felde; 
und  die  Aufnahme  durch  tachymetrische  Strahlen  von  einem  möglichst 
lange  festzuhaltenden  Standpunkt  aus  ist  durch  flüchtige  Tachymeter- 
zugmessung  zu  ersetzen.  Bei  dieser  Zugmessung  kann  man  entweder 
die  Seitenlängen  mit  dem  Distanzmesser  bestimmen,  so  dass  der  Mess- 
apparat aus  einer  leichten  Tachymeter-Fernrohr-Bussole  (meist  als  Reit- 
bussole auf  einem  kleinen  Theodolit)  mit  Latte  besteht^  oder  man  kann 
die  schiefen  Seitenlängen  constant  gleich  der  Länge  einer  Messbandlage 
machen,  d.  h.  den  Messapparat  aus  Messband  mit  Stockbussole  auf  dem 
nachfolgenden  Bandstock  und  Höhenwinkelmesser  für  die  Neigungen 
der  einzelnen  Bandlagen  bestehen  lassen.  Der  Verfasser  zieht  aus  den 
Mher  schon  hier  angegebenen  Orttnden  (Z.  1^91,  S.  245—251)  im 
Allgemeinen  das  erste  Verfahren  vor;  grössere  Uebung  bei  Aufnahmen  im 
Walde  zeigt  in  der  That  bald^  dass  auch  anscheinend  sehr  dicht  ver- 
wachsene Waldflächen  gelegentlich  Durchblicke  auf  unerwartet  grosse 
Strecken  ermöglichen^  was  dann  das  distanzmessende  Fernrohr  auszu- 
nutzen gestattet;  indem  man  mit  HtÜfe  von  Seitenstrahlen  durch  einen 
Zug  nicht  nur  Punkte  längs  einer  Linie,  sondern  auf  einem  Streifen 
von  oft  beträchtlicher  Breite  erhält.  Auf  der  andern  Seite  ist  aber 
für  viele  Fälle  die  zweite  der  genannten  Einrichtungen  als  höchst  er- 
wünschtes Hülfsmittel  zur  tachymetrischen  Einschaltung  von  Punkten 
zwischen  gegebene  Festpunkte  anzuerkennen. 

Zu  diesen  Bussolen-Messband-Zügen  mögen  nun  hier  folgende  zwei 
Anmerkungen  gestattet  sein. 

1.  Zur  Messung.  Wo  man  mit  einem  20  m-Band  durchkommt  (mit 
Rücksicht  auf  Sichthindernisse  u.  s.  f.),  kommt  man  fast  stets  auch  mit  einem 
25  m-  und  selbst  mit  einem  30  m-Band  durch;  und  da  man  heute  die  Stahl- 

ZeitBchrift  far  Vermessiingswesen  1896.    Heft  6.  11 


152  Hammer.    Zur  Praxis  der  Messband-Bassolenzüge. 

messbänder  in  jeder  beliebigen  Länge  erbält,  so  wird  man  hier  gern 
ein  Band  anwenden^  das  länger  als  20  m  ist.  Selbst  ein  30  m  langes 
Band  ist  im  Gebrauch  nicht  unbequemer  als  ein  20  m  langes,  fördert 
aber  ziemlich  rascher.  Man  kann  sich  auch  leicht  ein  30  m  langes 
Band  zum  Abhängen  auf  25  und  auf  20  m  Länge  einrichten  lassen ; 
der  Verfasser  wendet  in  der  Regel  ein  25  m  langes  Band  an.  Auch  für 
30  m  Länge  genügt  an  der  Bussole  Ablesung  auf  1^  vollständig  und 
ebenso  der  Höhen winkel  auf  0,1<*. 

So  wird  es  vielleicht  auch  Andern  willkommen  sein,  dieselbe 
Tabelle,  die  Jordan  für  das  20  m-Band  (z.  B.  Handbuch  der  Verm.,  U, 

4,  Aufl.,  S.  [38])  gegeben  hat,*)  auch  für  ein  25  m-  und  für  ein  30  m-Band 
(und   für    Höhenwinkel   bis    zu    40^)  zur  Hand  zu  haben. 

Man  kann  sich  die  Zahlen  der  nachstehenden  Tabellen  für  L  •  sin  a 
(und  L  •  cos  a,  die  aber  ganz  entbehrlich  sind,  vergl.  unten)  und  für 
L  =  (20),  25  und  30  m  selbstverständlich  aus  jeder  polygonometrischen 
Tafel  (z.  B,  Gurden)  herausschreiben,  sie  sind  aber  hier  unabhängig 
berechnet  und  controlirt. 

2.  Zum  Auftragen.  Zur  Herstellung  der  Lägezeichnung  solcher 
Züge  sind  verschiedene  Vorschläge  gemacht  worden;  jedenfalls  wird 
man  den  Zug  vorerst  auf  Pauspapier  auftragen  und  dann  zwischen  die 
gegebenen  festen  Endpunkte  einpassen.  Man.  kann  die  an  der  Stock- 
bussole abgelesenen  magnetischen  Richtungswinkel  der  einzelnen  Zugseiten 
entweder  mit  der  Bussole  selbst  auftragen,  wie  es  die  Markscheider 
bei    ihren    Bussolenzügen  früher  vielfach   thaten   (vergl.  Zeitschr.  1891, 

5.  248)  und  dies  ist  sehr  bequem,  wenn  die  Bussole  an  der  einen 
Seite  der  Zulegeplatte  ein  Parallellineal  besitzt,  da  dann  die  Centrirung 
wegfallt;  man  darf  sich  nur  durch  die  für  das  Auftragen  kurzer 
Strecken  meiBt  zu  empfindliche  Nadel  der  Bussole  nicht  aufhalten  lassen. 
Der  gewöhnliche  Halbkreis-Strahlenzieher  ist  auf  nicht  vorbereitetem 
Pauspapier  viel  zu  umständlich;  viel  besser  ist,  wegen  Wegfallens  der 
Centrirung,  für  den  vorliegenden  Zweck  der  von  Jordan  angegebene 
Strahlenzieher  (a.  a.  0.  S.  657).  Man  kann  übrigens  den  gewöhnlichen 
Halbkreis  (mit  10  o  oder  5  0.Theilung)  auch  hier  bequem  machen,  wenn 
man  sich  das  Papier,  auf  das  aufzutragen  ist,  erst  so  Torbereitet,  dass 
man  überall  die  Nullrichtung  zum  Anlegen  des  Strahlenziehers  nach 
Augenmaass  genügend  vorgezeichnet  hat.  Auch  hieraufist  von  Jordan 
(a.  a.  0.  S.  658)  bereits  hingewiesen  (vergl.  aus  Zeitschr.  f.  Verm. 
1891,  S.  248).  Bequemer  aber  als  das  Anlegen  eines  beweglichen 
Halbkreises  auf  dem  (befestigten)  Papier  und  auch  bequemer  als  die 
Benutzung  der  Bussole  selbst  zum  Auftragen  habe  ich  seit  einigen  Jahren 


*)  Bei  dieser  Gelegenheit  mögen  folgende  zwei  kleine  Ungenauigkeiten 
in  jener  Tabelle  berichtigt  sein:  bei  14,7»  soll  stehen  5,08  statt  5,07,  bei  23,5« 
7,97  statt  7,98  (diese  Fehler  von  je  Va  cm  sind  übrigens  selbstverständlich 
sachlich  ganz  ohne  Bedeutung). 


Hammer.    Zur  Praxis  der  Messband-Bussolenzttge. 

I.  Tafel  fflr  Messband^Bussolen-ZQge  mit  L==25m 


163 


• 

und  mit  HObenwinkeln  bis 

ZU  400. 

25- 
cos  a 

«0 

25 -sin  a 

,0 

,1 

,2 

,3       ,4 

,5 

,6 

,7 

,8 

,9 

25,0 

0 

0,00 

0,04 

0,09 

0,13 

0,17 

0,22 

0,26 

0,31 

0,35 

0^ 

25,0 

1 

0,44 

0,48 

0,52 

0,57 

0,61 

0,65 

0,70 

0,74 

0,79 

0,83 

25,0 

2 

0,87 

0,92 

0,96 

1,00    1,05| 

1,09 

1,13 

1,18 

1,22 

1,26 

25,0 

3 

1,31 

l,:i6 

1,40 

1,441 

1,48 

1,53 

1,57 

1,61 

1,66 

1,70 

24,9 

4 

1,74 

1,79 

1,83 

1,87 

1.92 

1,96 

2,00 

2,05 

2,09 

2,14 

24,9 

5 

2,18 

2,22 

2.27 

2,31 

2,35 

2,40 

2,44 

2,48 

2,53 

2,57 

24,9 

6 

2,61 

2,86 

2,70 

2,74 

2,79 

2,83 

2,87 

2,92 

2,96 

3,00 

24,8 

7 

3,05 

3,09 

3,13 

3,18 

3,22 

3,26 

3,31 

3,35 

3,39 

3,44 

24,8 

8 

3,48 

3,52 

3,57 

3.61 

3,65 

3,70 

3,74 

3,78 

3,82 

3,87 

24,7 

9 

3,91 

3,95 

4,00 

4,04 

4,08 

4,13 

447 

4.21 

4,26 

4,30 

24,6 

10 

4,34 

4,38 

4,43 

4,47 

4,51 

4,56 

4,60 

4,64 

4,68 

473 

24,5 

11 

4,77 

4,81 

4,86 

4,90 

4,94 

4,98 

5,03 

5,07 

5,11 

5,16 

24,5 

12 

5,20 

5,24 

5,28 

5,33 

5,37 

5,41 

5,45 

5,50 

5,54 

5,58 

24,4 

13 

5,62 

5,67 

5,71 

5,75 

5,79 

5,84 

5,88 

5,92 

5,96 

6,01 

24,3 

14 

6,05 

6,09 

6,13 

6.17 

'  6,22 

6,26 

6,30 

6,34 

6,39 

6,43 

■ 

24,1 

15 

6,47 

6,51 

6,55 

6,60 

6,64 

6,68 

6,72 

6,77. 

6.81 

6,85 

24,0 

16 

6.89 

6,93 

6,97 

7,02 

7,06 

7,10 

7,14 

7,18 

7,23 

7,27 

23,9 

17 

7,31 

7,35 

7,39 

7,43 

7,48 

7,52 

7,56 

7,60 

7,64 

7,68 

23,8 

18 

7,73 

7,77 

7,81 

7,85 

7,89 

7,93 

7,97 

802 

8,06 

8,10 

23,6 

19 

8,14 

8,18 

8,22 

8,26 

8.30 

8,35 

8,39 

8,43 

8,47 

8,51 

23,5 

20 

8,55 

8,59 

8,63 

8,67 

8,71 

8,76 

8,80 

8,84 

8,88 

8.92 

• 

23,3 

21 

8,96 

9,00 

9,04 

9,08 

9,12 

9,16 

9,20 

9,24 

9,^8 

9,32 

23,2 

22 

9,37 

9,41 

9,45 

9,49 

9,53 

9,57 

9,61 

9,65 

9,69 

9,73 

23,0 

23 

9,77 

9,81 

9,86 

9,89 

9,93 

9,97 

10,01 

10,05 

10,09 

10,13 

22,8 

24 

10,17 

10,21 

10,25 

10,29 

10,33 

10,37 

10,41 

10,45 

10,49 

10,53 

22,7 

25 

10,57 

10,60 

10,64 

10,68 

10,72 

10,76 

10,80 

10,84 

10,88 

10,92 

22,5 

26 

10,96 

11,00 

11,04 

11,08 

11,12 

11,15 

11,19 

11,23 

11,27 

11,31 

22,3 

27 

11,35 

11,39 

11,43 

11,47 

11,50 

11,54 

11,58 

11,62 

11,66 

11,70 

22,1 

28 

11,74 

11,78 

11.81 

11,85 

11,89 

11,93 

11,97 

12,01 

12,04 

12,08 

21,9 

29 

12,12 

12,16 

12,20 

12,23 

12,27 

12,31 

12,35 

12,39 

12,42 

12,46 

21,7 

30 

12,50 

12,54 

12,58 

12,61 

12,65 

12,69 

12,73 

12,76 

12,80 

12,84 

21,4 

31 

12,88 

12,91 

12,95 

12,99 

13,03 

13,06 

13,10 

13,14 

13,17 

13,21 

1        21,2 

32 

13,25 

13,28 

13,32 

13,36 

13,40 

13,43 

13,47 

13,51 

13,54 

13,58 

21,0 

33 

13,62 

13,65 

13,69 

13,73 

13,76 

13,80 

13,83 

13,87 

13,91 

13,94 

20,7 

34 

13,98 

14,02 

14,05 

14,09 

14,12 

14,16 

14,20 

14,23 

14,27 

14,30 

20,5 

35 

14,34 

14,38 

14,41 

14,45 

14,48 

14,52 

14,55 

14,59 

14,62 

14,66 

20,2 

36 

14,69 

14,73 

14,77 

14,80 

14,84 

14,87 

14,91 

14,94 

14,98 

15,01 

20,0 

37 

15,05 

15,08 

15,11 

15,15 

15,18 

15,22 

15,25 

15,29 

15,32 

15,36 

19,7 

38 

15,39 

15,43 

15,46 

15,49 

15,53 

15,56 

15,60 

15,63 

15,67 

15,70 

19,4 

39 

15,73 

15,77 

15,80 

15,83 

15,87 

15,90 

15,94 

15,97 

16,00 

1J5,04 

11* 


164 


Hammer.    Zur  Praxis  der  Messband-BuBSolenzüge. 


II.  Tafel  fflr  Messband-Bussolen-ZOge  mit  L  =  30  m 

und  mit  Höhenwinkeln  bis  zu  40<). 


30. 
cos  a 

«0 

30  •  sin  a 

,0 

,1 

,2 

,3 

,4 

,5 

,6 

,7 

,8 

,9 

30,0 
1        30,0 
30,0 
30,0 
29,9 

0 

1 
2 
3 
4 

0,00 
0,52 
1,05 
1,57 
2,09 

0,05 
0,58 
1,10 
1,62 
2,14 

0,10 
0,63 
1,15 
1,67 
2,20 

0,16 
0,68 
1,20 
1,73 
2,25 

0,21 
0,73 
1,26 
1,78 
2,30 

0,26 
0,79 
1,31 
1,83 
2,35 

0,31 
0,84 
1,36 
1,88 
2,41 

0,37 
0,89 
1,41 
1,94 
2,46 

0,42 
0,94 
1,47 
1,99 
2,51 

0,47 
0,99 
1,52 
2,04 
2,56 

29,9 
29,8 
29,8 
29,7 
29,6 

5 
6 
7 
8 
9 

2,61 
3,14 
3,66 
4,18 
4,69 

2,67 
3,19 
3,71 

4,23 
4,74 

2,72 
3,24 
3,76 

4,28 
4,80 

2,77 
.3,29 
3,81 
4,33 

4,85 

2,82 
3,34 
3,86 
4.38 
4,90 

2,88 
3,40 
3,92 
4,43 
4,95 

2,93 
3,45 
3,97 
4,49 
5,a) 

2,98 
3,50 
4,02 
4,54 
5,05 

3,03 
3,55 
4,07 
4,59 
5,11 

3,08 
3,60 
4,12 
4,64 
5,16 

29,5 
29,4 
29,3 
.     29,2 
29,1 

10 
11 
12 
13 
14 

5,21 
5,72 
6,24 
6,75 
7,26 

5,26 
5,78 
6,29 
6,80 
7,31 

5,31 
5,83 
6,34 
6',85 
7,36 

5,36 
5,88 
6,39 
6,90 
7,41 

5,42 
5,93 
6,44 
6,95 
7,46 

5,47 
5,98 
6,49 
7,00 
7,51 

5,52 
6,03 
6,54 
7,05 
7,56 

5,57 

6,08 
6,60 

7,11 
7,61 

5,62 
6,13 
6,65 
7,16 
7,66 

5,67 
6,19 
6,70 
7,21 
7,71 

29,0 
28,8 
28,7 
28,5 
28,4 

15 
16 
17 
18 
19 

7,76 
8,27 
8,77 
9,27 
9,77 

7,82 
8,32 
8,82 
9,32 
9,82 

7,87 
8,37 
8,87 
9,37 
9,87 

7,92 
8,42 
8,92 
9,42 
9,92 

7,97 
8,47 
8,97 
9,47 
9,96 

8,02 
8,52 
9,02 
9,52 
10,01 

8,07 
8,57 
9,07 
9,57 
10,06 

8,12 
8,62 
9,12 
9,62 
10,11 

8,17 
8,67 
9,17 
9.67 
10,16 

8,22 
8,72 
9,22 
9,72 
10,21 

28,2 
28,0 
27,8 
27,6 

27,4 

20 
21 
22 
23 
24 

10,26 
10,75 
11,24 
11,72 
12,20 

10,31 
10,80 
11,29 
11,77 
12,25 

io,a6 

10,85 
11,34 
11,82 
12,30 

10,41 
10,90 
il,38 
11,87 
12,35 

10,46 
10,95 
11,43 
11,91 
12,39 

10,51 
11,00 
11,48 
11,96 
12,44 

10,56 
11,04 
11,53 
12,01 
12,49 

10,60 
11,09 
11,58 
12,06 
12,54 

10,65 
11,14 
11,63 
12,11 
12,58 

10,70 
11,19 
11,67 
12,15 
12,63 

27,2 
27,0 
26,7 
26,5 
26,2 

25 
26 
27 
28 
29 

12,68 
13,15 
13,62 
14,08 
14,54 

12,73 
13,20 
13,67 
14,13 
14,59 

12,77 
13,25 
13,71 
14,18 
14,64 

12,82 
13,29 
13,76 
14,22 
14,68 

12,87 
13,34 
13,81 
14,27 
14,73 

12,92 
13,39 
13,85 
14,31 

14,77 

12,96 
13,43 
13,90 
14,36 
14,82 

13,01 
13,48 
13,95 
14,41 
14,86 

13,06 
13,53 
13,99 
14,45 
14,91 

13,10 
13,57 
14,04 
14,50 
14,95 

26,0 
25,7 
25,4 
25,2 
24,9 

30 
31 
32 
33 
34 

15,00 
15,45 
15,90 
16,34 
16,78 

15,05 
15,50 
15,94 
16,38 
16,82 

15,09 
15,54 
15,99 
16,43 
16,86 

15,14 
15,59 
16,03 
16,47 
16,91 

15,18 
15,63 
16,07 
16,51 
16,95 

15,23 
15,67 
16,12 
16,56 
16,99 

15,27 
15,72 
16,16 
16,60 
17,04 

15,32 
15,76 
16,21 
16,65 
17,08 

15,36 
15,81 
16,25 
16,69 
17,12 

15,41 
15,85 
16,30 
16,73 
17,16 

24,6 
24,3 
24,0 
23,6 
*23,3 

35 
36 
37 
38 
39 

17,21 
17,63 
18,05 
18,47 

18,88 

17,25 

17,68 
18,10 
18,51 
18,92 

17,29 
17,72 
18,14 
18,55 
18,96 

17,34 

17,76 
18,18 
18,59 
19,00 

17,38 
17,80 
18,22 
18,63 
19,04 

17,42 

17,84 
18,26 
18,68 
19,08 

17,46 
17,89 
18,30 
18,72 
19,12 

17,51 
17,93 
18,35 
18,76 
19,16 

17,55 
17,97 
18,39 
18,80 
19,20 

17,59 
18,01 
18,43 
18,84 
19,24 

Hammer.    Zur  Praxis  der  Messband-BussolenzUge. 


165 


folgendes  Verfahren  gefunden:  der  Zug  wird;  wie  schon  angedeutet, 
auf  Pauspapier  aufgetragen  und  dieses  Papier  ist  mit  Parallellinien 
überzogen  (fein  in  rother  oder  blauer  Farbe;  Abstand  beliebig,  nicht 
zu  klein,  nicht  unter  etwa  4 — 5  mm);  die  Herstellung  dieser  Parallel- 
linien  auf  einem  Stück  Rollenpauspapier,  das  für  hunderte  von  Zügen 
ausreicht,  ist  für  einen  Zeichner  das  Werk  einiger  Stunden,  so  dass  für 
einen  Zug  kaum  einige  Pfennig  Arbeitsaufwand  hierfür  zu  rechnen  sind. 
Statt  nun  den  Strahlenzieher  auf  dem  Papier  anzulegen,  wird  vielmehr 
das  freie  Papier  über  dem  befestigten  Strahlenzieher,  der  die  Form 
eines  Vollkreises  hat,  angelegt  und  zwar  so:  (vergl.  die  Fig.  1)*)  das 
Auftragen  sei  bis  zu  dem  Punkt  16  gekommen  und  die  Lage  (16 — 17) 
des  Messbands  aufzutragen;  mit  der  linken  Hand  wird  nun  das 
Pauspapier  so  gedreht  und  verschoben,  dass  der  Punkt  16  genügend 
scharf  auf   das   geeignet  bezeichnete  Centrum  des  Strahlenziehers   und 

Fig.  1. 


*)  Die  Genauigkeit  der  Lage  der  Punkte  14,  15,  17  (s.  die  Zahlen,  die 
unten  angegeben  sind)  lässt  in  der  Fig.  zu  wünschen  übrig,  was  hier,  wo  es 
sich  nur  um  die  Art  des  Auftragens  handelt,  übrigens  nicht  in  Betracht  kommt. 


166 


Hammer.    Zur  Praxis  der  Messband-Bussolenzüge. 


die  Richtung  der  blauen  Linien^)  nach  Augenmaass  in  die  Richtung 
(0^—180^)  des  Strahlenziehers  kommt  (dieser  hat,  da  er  nicht  gedreht 
wird^  sondern  befestigt  ist,  lauter  in  derselben  Richtung  stehende 
Zahlen).  Dieses  Anlegen  ist  bei  geringer  üebung  mit  Einem  Handgriff 
und  mindestens  ebenso  rasch  zu  machen,  als  jedes  andere  Richtungs- 
anlegen bei  beweglichem  Strahlenzieher  mit  oder  ohne  Gentrirung,  und 
was  wichtig  ist,  *  man  behält  die  rechte  Hand,  selbst  bei  grossen  Paus- 
päpierbogen,  vollständig  frei.  Diese  nimmt  sofort  die  Zirkelöffhung  für 
die  Horizontalprojection  (s.  u.)  der  Bandlage  (16—17)  und  sticht  in 
dem  abgelesenen  magnetischen  Richtungswinkel  (nach  Augenmaass 
zwischen  die  lO^-Radien  des  festen  Strahlenziehers)  den  nächsten  Punkt  17 
ein.  (Nicht  unwichtig  ist,  dass  bei  jedem  solchen  Auftragen  auf  Paus- 
papier die  Zirkeispitzen  nicht  zu  fein  und  das  Papier  stark  sein  sollen, 
da  sonst  die  Striche  nicht  deutlich  genug  werden).  Zu  dem  Abnehmen 
der  horizontalen  Entfernungen  ist  noch  zu  bemerken,  dass  bequemer 
als  vom  gewöhnlichen  Transversalmaassstab  diese  Strecken  aus  einem 
Diagramm  zu  nehmen  sind,  das  nach  Fig.  2  eingerichtet  ist: 

Fig.  2. 
L  =  25;        1:    2500. 


10 


^5 


20 


25 


30 


35 


Die  obere  Linie  ist  eine  Sinus-Linie  (die  bis  zu  a  =  10^  kaum  merk- 
lich von  einer  durch  den  Scheitel  gehenden  Parallelen  zur  Grundlinie 
abweicht).  Man  nimmt  am  besten  einen  Haaf^irkel  mit  Schraube,  den 
man  dann,  da  ja  Höhenwinkel  unter  10^  sehr  häufig  sind,  überhaupt 
nicht  oft  zu  verstellen  braucht.  Man  könnte  sich  auch  leicht  einen 
Zirkel  verschaffen,  der  durch  Einstellung  des  Höhenwinkels  am  Zirkel 
selbst  (an  einer  beigegebenen  Theilung  an  einer  Scheibe  oder  am  Kopfe 
der  Schraube  des  Federzirkels)  den  Maassstab  ganz  entbehrlich  machen 
würde;  jedem  solchen  Versuch  stellt  sich  aber  der  bekannte  Umstand  ent- 
gegen, dass  fUr  die  kleinen  und  häufigsten  Höhenwinkel  die  Theilung 
„zu  eng"  wird  und  man  damit  doch  nur  aufgehalten  ist.  Ein  Diagramm 
wie  das  vorstehende  ist  sicher  das  Bequemste;  man  reicht,  wenn  das 
Diagramm  vor  dem  Auftragenden  befestigt  ist,  auch  unbedingt  mit  der 
rechten  Hand  beim  Abstechen  der  horizontalen  Strecken  aus,  während 
die  Linke  das  Pauspapier  festhält.  Die  Fig.  2  bezieht  sich  auf  ein 
25m-Messband  und  den  Maassstab  1:2500  der  württembergischen  Flur- 
pläne. Für  die  Punkte,  deren  Lage  in  Fig.  1  auf  dem  Pauspapier  an- 
gedeutet ist,  lauten  die  Aufschreibungen  im  Feldbuch,  soweit  sie  im 
Felde  gemacht  werden,  so : 

*)  Die  Linien  auf  dem  Pauspapier  sind  in  der  Figur  der  grösseren 
Deutlichkeit  wegen  gestricht,  in  Wirklichkeit  haben  sie  aber  wie  auch  dort  an- 
gedeutet ist,  eine  andere  Farbe. 


•  I     I      I     I      I     :      I      I      I     I     I      I      I     I     I  :     I 

'  ■                           \                  ':  • 

*  :  I  ; 

I  !  1 I * 


Hammer.    Zur  Praxis  der  Messband-Bussolenzüge. 


167 


Flurkarte :    . 
Beobachter:. 


Bussolen  -  Messband  -  Zug. 


L  =  25. 


Datum :  189. 
Wetter:  


Strecke 

Höh.W. 

L 

Magu. 
R.  W. 

Leos  a 

I/Sina 

1 

Punkt 

Höhe 

Verbess. 
Höhe 

Bemerk. 

11—12 

+10,5 

— 

1810 

12 

12-13 

+11,8 

— 

1700 

— 

13 

13—14 

+12,6 

— 

1490 

— 

14 

14—15 

+15,6 

1400 

— 

15 

« 

15—16 

+18,0 

— 

1420 

— 

16 

16—17 

+15,5 

— 

1480 

— 

17 

Der  Strich  in  der  Spalte  L  bedeutet:  ganze  Messbandlage  (Tbeile 
einer  Messbandlage  kommen  nur  beim  Abschluss  eines  Zugs  vor);  die 
Spalte  L  cos  a  bleibt  bei  dem  für  das  Auftragen  angegebenen  Verfahren 
leer  (wie  auch  in  den  beiden  obigen  Tabellen  diese  Spalte  hätte  weg- 
gelassen werden  können).  Aus  der  S  L  sin  a  erfährt  man  den  Anschluss- 
fehler; wie  das  Formular  andeutet,  rechne  ich  gern  zunächst  die  „Höhen ^ 
der  Punkte  mit  den  nicht  verbesserten  Lsina  auf  1cm  oder  1/2  dm 
durch  (wobei  man  also  am  Abschlusspunkt  um  den  bereits  festgestellten 
Fehler,  einige  dm,  unrichtig  ankommen  muss)  und  setze  dann  erst  zum 
Schluss  in  die  Spalte  „Verbess.  Höhe^  die  auf  0,1  m  abgerundeten 
definitiven  Zahlen,  ohne  skrupulöse  Vertheilung  des  Fehlbetrages  bis  auf 
I/2  cm  auf  die  einzelnen  Bandlagen  je  nach  ihrem  Höhen winkel,  sondern 
mehr  nach  Anblick  der  ganzen  Zahlenreihe.  Vertheilungs-  Fehler 
bis  zu  1  dm  und  sogar  noch  etwas  darüber  sind  ja  angesichts  der  Ge- 
nauigkeit dieser  Art  von  Höhenmessung  und  insbesondre  mit  Rück- 
sicht auf  die  Lage- Genauigkeit  der  Punkte  (Messung  und  Auftragen!) 
nicht  von  Bedeutung.  Wenn  +  und  —  Höhenwinkel  durcheinander 
vorkommen,  pflege  ich  die  Z/sina  mit  dem  seltenern  Zeichen  einfach 
zu  unterstreichen,  aber  alle  in  Eine  Spalte  zu  setzen  und  bei  der  S  s  sin  a 
den  bekannten  Rechenvortheil  anzuwenden. 

Zu  der  Berechnung  der  L  sin  a  kann  noch  die  Bemerkung  gemacht 
werden,  dass  man  auch  hier,  da  graphische  Rechnung  Vielen  geringere 
Ermüdung  verursacht  als  numerische  Rechnung,  an  Stelle  des  Auf- 
suehens  der  L  sin  a  in  der  Tabelle  und  ihrer  Ziffer-Addition,  ein  ähnliches 


Igg  Stadthagen.    Die  Genauigkeit  der  Pointirong 

Diagramm  wie  oben  für  die  L  cos  a  benutzen  und  nun  mechanische 
Addition  an  der  Kante  eines  Papierstreifens  vornehmen  kdnnte;  nach 
Anlegen  der  Kante  mit  den  so  darauf  erhaltnen  Punkten  auf  eine  be- 
zifferte Höhenscale  erhält  man  die  Höhenzahlen.  Nur  müsste,  da 
man  die  einzelnen  Hölienunterschiede  jedenfalls  auf  einige  cm  (wenn 
auch  nicht  auf  1  cm)  genau  haben  will,  der  Maassstab;  in  dem  dieses 
Diagramm  zu  zeichnen  wäre  (und  also  auch  der  der  Höhenscale)  sehr 
gross  seiu;  z.  B.  1 :  200,  so  dass  hei  einigermaassen  bedeutendem  Ge- 
sammt-Höhenunterschied  die  Sache  wegen  zu  grosser  Länge  des  Papier- 
streifens nicht  bequem  wird.  Ferner  kommen,  sobald  die  Höhen- 
winkel in  Vorzeichen  wechseln,  die  Punktmarken  durcheinander,  wodurch 
weitere  Unbequemlichkeit  entsteht;  kurz,  obgleich  Einzelnen,  denen  ich 
auch  diese  Rechnungsweise  gezeigt  habe,  sie  bequem  erschienen  ist,  möchte 
ich  sie  nicht  empfehlen. 

Das  oben  beschriebene  Auftragen   dagegen  hat  mir  stets  viel  Zeit 
erspart  im  Vergleich  mit  den  andern  mir  bekannten  Htllfsmitteln. 


Die  Genauigkeit  der  Pointirung  bei  Längenmaass- 

vergleichungen ; 

von  Dr.  Hans  Stadthagen. 


Bei  den  Beobachtungen,  die  mein  College  Herr  Pensky  und  ich 
auf  der  Kaiserlichen  Normal -Aichungs- Commission  zu  Berlin  im  Jahre 
1892  zum  Zweck  des  Anschlusses  der  Normale  der  Deutschen  Maasse 
an  das  neue  Prototyp  des  Meter  ausgeführt  haben,  haben  sich  auch  in- 
teressante Daten  über  die  Genauigkeit  der  Pointirung  ergeben.  Wie  im 
II.  Abschnitt  der  kürzlich  erschienenen  „Wissenschaftlichen  Abhandlungen 
der  Kaiserlichen  Normal- Aichungs- Commission  (Portsetzung  der  „Metro- 
nomischen Beiträge^)  1.  Heft,  Anschluss  der  Normale  der  Deutschen 
Maasse  und  Gewichte  an  die  neuen  Prototype  des  Meter  und  des  Kilo- 
gramm", Berlin,  Verlag  von  Julius  Springer  1895  (Seite  49 — 135) 
ausführlich  berichtet  ist,  wurden  die  Messungen  auf  einem  Rep sol d'schen 
üniversalcomparator,  der  in  einem  der  Zinkräume  der  Normal-Aichungs- 
Commission  fest  fundamentirt  aufgestellt  ist,  ausgeführt.  Die  Ge- 
nauigkeit der  Messungen  hängen  ja  nun  in  erster  Reihe  von  der  Sicher- 
heit der  Temperaturausgleichung  und  Teinperaturbestimmung,  über  die 
an  anderer  Stelle  Näheres  mitgetheilt  werden  soll,  ab.  Von  Einfluss 
sind  aber  natürlich  auch  die  Ablesungseinrichtungen.  In  Bezug  auf  die 
Vergrösserung  der  Mikroskope  war  man  nur  so  weit  gegangen,  dass 
man  hoffen  durfte,  bei  der  verschiedenen  Güte  der  Striche  auf  den  zu 


bei  Längenmaassvergleichungen.  169 

vergleichenden  Maassstäben  doch  mit  annähernd  gleicher  Genauigkeit 
dieselben  einstellen  zu  können.  Letztere  findet  nämlich,  wie  Herr 
Pensky  im  Abschnitt  IL  A.  genannter  Publication,  Seite  64  näher  aus- 
geführt hat,  ihre  natürliche  Grenze  in  der  guten  Definition  der  einzu- 
stellenden Striche. 

Es  wurden  aus  diesem  Grunde  Mikroskope  mit  nur  2dfacher 
Vergrösserung  und  mit  Mikrometer,  das  die  Ablesung  von  0,1^  = 
0,0001  mm  gestattete,  angewendet.  Verglichen  wurden  4  Meterstäbe, 
das  neue  Deutsche  Prototyp  aus  Platin -Iridium  $r.  18  und  folgende 
drei  Copieen  desselben: 

1)  die  Copie  Bs  aus  Bronze,  im  Jahre  1888  vom  Mechaniker 
C.  Reich el  in  Berlin  geliefert  —  die  Theilung  befindet  sich 
auf  eingesetzten  Platin-Iridium- Pflöcken; 

2)  die  Copie  Sg  aus  Stahl,  im  Jahre  1878  von  der  Firma  J.  A.  Repsold 
&  Söhne  in  Hamburg  geliefert  —  die  Theilung  befindet  sich  auf 
eingesetzten  Platin -Pflöcken; 

3)  die  Copie  Nr.  1605  aus  Messing,  im  Jahre  1869  vom  Mechaniker 
Th.  Baumann  in  Berlin  geliefert  —  die  Theilung  befindet  sich 
auf  eingesetzten  Silber  -  Pflöcken. 

Dem  derzeitigen  Stande  der  Präcisions  -  Technik  und  dem  ange- 
wandten Material  entsprechend  verhält  sich  die  Güte  der  Striche  auf 
den  verschiedenen  Maassstäben  zu  einander.  Während  die  Striche  auf  jß« 
denen  auf  $t.  18  kaum  nachstehen  und  die  auf  Ss  auch  noch  als  recht 
gut  zu  bezeichnen  sind,  dürfte  man  die  auf  Nr.  1605  nicht  mehr  als 
allerersten  Ranges  ansehen  können.  Zu  ihrer  Einstellung  (d.  h.  der 
Striche  auf  Nr.  1605)  musste  auch  ein  weiteres  Fädenpaar,  als  für  die 
anderen  benutzt  werden. 

Um  nun  den  mittleren  Einstellungs-  oder  Pointirungs- 
fehler  der  Beobachter  zu  bestimmen,  konnte  der  umstand  nutzbar 
gemacht  werden,  dass  immer  2  Mikrometerablesungen  unmittelbar  hinter 
einander,  dass  also  Doppel  einst  ellungen  auf  die  Striche  gemacht  waren. 
Ein  gewisses  psychologisches  Bedenken  ist  bei  diesem  Vorgehen 
allerdings  nicht  zu  verkennen.  Denn  im  Allgemeinen  wird  ein  Be- 
obachter, der  Doppeleinstellungen  macht,  geneigt  sein,  sich  bei  der 
zw^eiten  von  der  ersten  beeinflussen  zu  lassen,  sowohl  in  Bezug  auf  die 
Visur,  als  auf  die  Drehung  der  Mikrometertrommel.  Im  vorliegenden 
Falle  kann  man  sich  aber  wohl  über  dies  Bedenken  hinwegsetzen,  da 
die  Beleuchtung  des  Feldes  und  der  Trommel  eine  intermittirend 
elektrische  war,  also  auch  die  Hand  des  Beobachters  nicht  dauernd  am 
Trommelkopf  blieb.  Es  wurden  demnach  die  Differenzen  der  beiden 
unmittelbar  auf  einander  folgenden  Einstellungen,  gesondert  für  die 
beiden  Beobachter,  für  die  4  Stäbe  und  für  die  beiden  Mikrometer  ge- 
bildet.   Die  folgende  Tabelle  enthält  die  sämmtlichen  Einzelwerthe : 


170 


SUdthagen.    Die  Genauigkeit  der  Pointjning 


Pointirnngsdifferenz. 

(DifferenEen  zweier  unmittelbar  auf  einander  folgendea  Eiqatellnngen  U— 1) 
1)  Einfitellnng  der  Stricbe  auf  ^x.  18.  Einheit:  0,lp>. 

Beobachter;  Fensky.  Beobachter:  Stadthagen. 


4-  6 

±S 

::i 

+   9 
—  3 

+  8,        0 
0  +  5 

+   3 

0 

+    6 

-  1 

-  9 

fS|±l 

0 

+  e 

-10l+   3 

+    * 

+  * 

+  7 

+   * 

0 

—  20 

-  i 

-  6 

+  9 

-  8 

-    6 

—   3 

-  5 

u 

+    1 

-   + 

--    7 

-   4 

-   6 

+    1 

-    1 

-  5 

-   8 

+    1 

+   2 

--  4 

+  6 

-10 

+  5 

-   8 

+  11 

+   4 

-   S 

+  9 

—  10 

+   + 

-    5 

—    8 

—    5 

0 

+  12 

0 

—  6 

—   6 

_   g 

+  3 

-   5 

—    1 

+   3 

0 

+  8 

+   3 

--  3 

2 

+   * 

ll 

?! 

-   2 

-  -11 

0 

+   * 
-   3 

-  1 

-  3 

J   6 

+  10 

T  g 

+  10 

--   2 

—   3 

""i 

+   9 

+  e 

--  4 

—  2 

+   * 

-   6 

--10 

+  13 

-'  ^ 

0 

0 

-  + 

—  4 

+  8 

+   e 

..  4 

+    6 

-   1 

0 

--   2 

—  7 

+ 1 

--    3 

—    5 

--  3 

+  ■* 

--   2 

..  2 

0 

--   6 

+ 1 

-    1 

--  4 

0 

--  5 

-    1 

-   2 

--  5 

1 1 

-11 

—   + 

—   7 

-   6 

0 

+  » 

+   1 
--   6 
--    1 

+   ' 
-  -  3 

+  6 

--    1 

-  -  6 

—  2 

+  * 

-   2 

—   3 

-   2 

0 

+  6 

t! 

+   1 

—    3 

+  4 

u 

+   7 

"  1 

--   6 
--    7 

—  3 

—  4 

+  j 

0 
0 

--   2 

0 

0 

ti 

+    8 

-10 

-  4 

+  3 

"   4 

--  2 

-   3 

+   1 

—   6 

4-  1 

--  8 

+  2 

0 

+   1 

+   6 

+  6 

+  3 
--  3 

--  8 

*? 

+  6 

±1 

4-  1 

-  2 

+  1 

0 
0 

0 

0 

+   9 

+  1 

-    4 

0 

+   2 

-   3 

+    1 
-  4 

4-  3 

—   6 

-    3 

0 

—   6 

+   7 

0 

Uikrome 


-  2 
0 

t. 

0 

-t 

-i- 

+  ?-; 

+  e 

+   7 

—   8 

_ 

0—3 

+  1 

0 

+ 

+   l!-   4 

+   ' 

-   41-   3 

+    4 
--   3 

0+6 

—   G 

+   * 

— 

+   * 

+  * 

0 

-   2 

+  8 

+    1 

+  * 

-  4 

+    1 

—   2 

1   3 

+  ♦ 

+   * 

0 

—  4 

-   3 

0 

+ 

0 

+  1 

—  2 

0 

0 

-    7 

+   6 

+ 

--   5 
-  5 
--    1 

-  1 

--   t 

-  2 

—  12 

±1 

"i 

+   fi 

+  e 

-   5 

—   5 

--   4 

—   8 

—    1 

_   4 

0 

—  11 

-10 

+ 

-  4 

—  5 

zni 

+  5 
-    1 

+  s 

+ 

+  3 

+   1 

+  3 

-  ä 

--  9 

-  3 

+   •'• 

—   7 

—  2 

-   6 

0+   7 

+ 

+  9 

—   3 

+   8'       0 

-^    1 
—  3 

tl 

+  5 
0 

-6+6 
-8+5 

+ 

0 

+   + 

+   40 

-   2 

+  8 

+    6 

—  4+3 

±i 

+  10 

-   2 
+   3 

-4+5 

+     5;4-     5 

" 

+  5 

—   9 

+  8        0 

+ 

—  5 

—  4 

-10|-  6 

-    4 

—   3 

+  10+   3 

+ 

+  11 

t-  5 

—    1 

—  4—6 

+  10 

—  2 

+  3 

0 

— 

—    1 

-   4 

-    5 

--   6 

+ 

+   2 

+  3 

+  e 

-  4 

-~  2 

+    1 

+  8 

-    3 

±1 

+ 

+   2 
--   4 

t  l 

-  8 

—  2 

0 
+    * 

-  -   1 

+   3 

+  11 

--   8 

—   3 

--   8 

-  6 

—  3 

--  3 

-    6 

tl 

--  2 

--  2 

—   7 

--  6 

-   2 

tl 

—   6 

0 

+   2 

bei  LäDgenmaaesvergleichnngen. 


2)  EioBtellung  der  Striche  auf  B, . 
Beobachter:  Pensky.  Beobachter:  Stadthagen. 


+   3 

+  5 

+ 

2 

+   6 

+  2 

+  5 

+   7 

-  4 

+   4 

-   3 

+  6 

-  6 

-  8 

_- 

+   9 

—   1 

+  5 

—  3 

+  3 

—  5 

—   6 

—  6 

+   5 

-I-  3 

+ 

+   2 

+  8 

0 

—  12 

+ 

—  e 

+  14 

+   2 

+  1 

-    1 

+  e 

— 

—  5 

+  10 

-  6 

0 

-  2 

—    9 

—   7 

0 

+  8 

+  2 

+ 

+  4 

+   8 

-  1 

—   4 

+ 

+  2 

+  7 

0 

—  3 

-10 

—  2 

— 

0 

—  8 

—  2 

—   1 

+  i 

—  3 

—  s 

—  4 

-   i 

-  2 

+ 

5 

—    1 

—  6 

—  8 

-    2 

_ 

—  2 

—  2 

0 

—  6 

-   6 

0 

+ 

5 

—    1 

+    l 

-  2 

+  2 

— 

+  9 

—  3 

+   2 

+  4 

+  3 

—  2 

0 

—   6 

+   4 

—  5 

-   7 

+ 

+  9 

+   4 

—  6 

+  2 

+  * 

+  3 

Ü 

+  3 

+    1 

0 

+  7 

— 

-  4 

+   2 

+  2 

—   1 

+  1 

— 

4 

+   1 

+    1 

—  2 

+   1 

—  4 

—   1 

+  9 

—  4 

0 

—  * 

— 

2 

—  4 

0 

+  8 

—   7 

— 

—  4 

+  5 

-12 

—  2 

-  8 

+  8 

— 

2 

-    6 

+   4 

+  4 

_   7 

+ 

11 

—  1 

+   6 

-   5 

—  4 

4-  5 

—  4 

— 

8 

+  11 

+  10 

-  4 

-10 

— 

+  9 

+  4 

+   * 

+  4 

0 

0 

— 

2 

-10 

—   S 

+  ) 

+  6 

— 

—  1 

+  6 

+   6 

~  a 

-  7 

+ 

3 

+  2 

—    i 

+  3 

—    6 

+ 

-7 

—  4 

+  2 

_  2 

+  7 

+  6 

— 

G 

+  3 

+   3 

0 

—  11 

+  4 

-10 

+  4 

+  3 

-  4 

0 

— 

1 

+   7 

-   5 

+  2 

-    6 

— 

0 

+   3 

—  4 

+  4 

+  * 

0 

+  14 

+   1 

0 

—  3 

— 

+  6 

—  7 

0 

+  2 

-  8 

+  2 

+ 

5 

+  11 

+    I 

+  3 

—  3 

0 

-   5 

-   4 

+  2 

+  6 

+ 

S 

+   3 

0 

—  6 

—  3 

— 

+  5 

-  5 

+  7 

0 

_  i 

-  4 

0 

+  4 

+    2 

—  3 

—  4 

— 

—  'J 

+   1 

+   6 

0 

+  ä 

—  4 

— 

5 

+  4 

+    2 

—  3 

—   6 

— 

+  6 

—  3 

+  6 

+  6 

-  1 

+  1 

+ 

2 

—    1 

-   4 

—  4 

+  6 

+ 

+  ♦ 

+  2 

+   1 

+  4 

-   4 

+  2 

+ 

5 

+  10 

-  2 

-  2 

+  4 

+ 

+  6 

+  2 

—   8 

+  6 

—  6 

— 

4 

-   7 

-   2 

+  2 

+  4 

— 

+  5 

+  6 

-  8 

-  6 

+  3 

— 

1 

0 

+   2 

—  8 

—  6 

— 

—  8 

+   1 

—  5 

+   3 

+  2 

+ 

1 

+  9 

—   8 

—  a 

—  11 

— 

—  2 

+  2 

+   1 

0 

!-   6 

-  6 

+ 

4 

—    4 

+   8 

-  1 

—   5 

_  4 

-   4 

-  2 

+   8 

0 

2 

+  5 

—  2 

+  8 

—  4 

+ 

0 

—   6 

+  8 

0 

+ 

& 

—  2 

+  2 

—  2 

0 

-   5 

+  8 

0 

+  2 

+ 

7 

—  4 

0 

—  6 

+  2 

— 

—   8 

+   1 

-  5 

-  1 

II 

-    5 

—  11 

-  4 

+  8 

+ 

+  8 

—  6 

+  5 

—  3 

+ 

2 

0|-   2 

i> 

+  14 

8 

—   9 

—   1 

+  9 

+  6 

Ü 

0 

+   2 

+    1 

+ 

8 

-   8 

+  8 

Sudtbagen.    Die  Genauigkeit  der  PoiDünmg 
3)  Einatellnng  der  Striche  auf  S, . 
Beobachter;  Peneky.  Beobachter:  Stadthagen. 


+  : 

+  5  - 

+  1  ■ 
+  a  . 

—  9 

+  ' 
+ 


+   * 
+   3 


+  6 
+  1 
+  « 
+  10 
+  3 
—  4 


+  I 

—  4  - 

+  ■ 

+  6- 

—  2 

—  2 

+  e 

+  « 

+  ä 

+  1 

+  1 

—  2 
+  2 
+  13 


+  17  - 

+  : 


1+  A  ■ 
1  +  6  . 


+  4  ■ 

+  s  ■ 


+  11 
+  * 
+  1 

+  2 
+  « 
+  6 
—  2 
+  10  ■ 
+   I  • 


+•  1 
•  +  6 
I  +   3 


—  11 

+   4 
+  10 


+   * 
+ 


+ 
+  8- 


+   1  - 

+  I 


)  —   1  - 

I  +  I 


+  6 
i  +  7 
I  +  6 
(    +10 


i  +  4 

ä  +  3 
1  +  1 
1  -   5 

1+  1 
9  —  B 

1  +  8 
ä  +17 

2  +10 
4+2 
5+6- 
5  +  5 
5+  4 


+  8 

+  2 

+  4 

+  8 

+  4 

—  2 

I   +  3 

+  4 


+  6 
+  * 
+   9 


+  f 
+  1 
—   4 


+  * 

0 

+  I 


+    8    ■ 
—  10   ■ 

+   7   ■ 


+  2 
—  6 
+  9 


+    6 

+  : 


i  + 

1  +  4 


bei  LäDgeDmaassvergleiobaagea. 
4)  Einstellung  der  Striche  auf  Nr.  1605. 


Beobachter:  Pensky. 


Beobachter:  Stadthagen. 


+  1 

+   5 

—  4 

+  12 

+  12 

+   4 

ü 

-h   ' 

-0 

-   » 

-    2 

—  3 

-  5 

-11 

+  3 

+  6 

—   * 

0 

—  2 

-  2 

+  6 

—    1 

+  6 

—  8 

-  9 

+   2 

—  2 

—    1 

+   2 

-  9 

—   1 

+   6 

—  1 

—  11 

+   2 

0 

-   3 

+  ä 

—  1 

+   3 

+  10 

+    1 

—  11 

—  4 

+  4 

+  10 

0 

—  2 

+  7 

—  3 

0 

+   8 

+   5 

-    1 

-   5 

+   4 

+  4 

+  12 

-   8 

+  6 

-  4 

—  8 

+  i 

0 

+   1 

-    1 

+   » 

0 

—  4 

+  4 

+   2 

—  2 

-  6 

—  3 

-  2 

+  8 

-17 

+  4 

+  7 

—  6 

+  8 

_  ä 

—  2 

-10 

+   t 

+  8 

-   2 

-    4 

+   2 

+   4 

+  10 

-  7 

+  ^ 

+  10 

+  3 

+  8 

—  10 

0 

—   3 

—   7 

—  10 

—  8 

0 

—  2 

—   7 

—  1 

+  4 

0 

+   ' 

+  1 

+   2 

—  8 

0 

+   5 

—    1 

+  6 

+    1 

—  8 

—  4 

-  7 

-11 

—  3 

—  4 

+   * 

-  5 

0 

+   6 

—  4 

—  6 

+  6 

+  2 

+  3 

-   5 

+  9 

+  21 

—  4 

—  6 

-    1 

—  11 

—  4 

0 

—   3 

-  4 

-  6 

__  4 

+  4 

—  2 

+   8 

0 

—   5 

+  3 

0 

-    6 

—  3 

-  2 

+  ä 

„   7 

+  6 

+   6 

+   8 

+   4 

+  6 

+   6 

—  4 

—  4 

+   2 

+  8 

+  s 

-   6 

+  10 

_    1 

+  12 

-   2 

—   6 

+  4 

+   3 

0 

0 

—   i 

—  3 

0 

"' 

+  2 

0 

-   6 

—  6 

—  8 

Ein  Bliek  auf  die  Tabelle  zei^,  dasa  die  Werthe  meist  nur  wenige 
Zehntel  |ji  betragen,  selten  li^  erreichen  oder  gar  tlberBteigen  und  dass 
ihr  Vorzeichen  sehr  wechselt.  Eine  genaue  Uebersicht  Über  die  Ergeb- 
niase  der  Beobachtungen  liefert  die  folgende  Znaammenatellnng,  die  fllr 
beide  Beobachter,  beide  Mikrometer  und  die  i  Stäbe  getrennt  1)  die 
Summen  der  positiven,  wie  diejenigen  der  negativen  EinsteUungsdiffe- 
reozen,  3)  die  Anzahl  derselben,  3)  die  Oeneralsumme  aller  Differenzen 
ohne  Rttcksicht  auf  das  Vorseichen,  4)  deren  Anzahl,  5)  das  Mittel  der 
Emstellnngsdifferenzen  und  6)  den  mittleren  Fointirnngsfebler  einer 
Einstellung  enthält.  Letzteren  erhält  man  in  folgender  Weise.  Ist  das 
Mittel  der  Einstellungsdifferenzen   m,   so   ist   der   Fointirungefehler  des 

Mitteb  zweier  Einatellnngen :  — ,  da    die    Abweichungen    der   Einzetab- 

lesncgen  vom  Mittel  halb  BQ  gross  sind,  wie  die  oben  gebildeten.     Nach 
bekannten  äruudsätzen   ist   dann   der  Einstellungsfebler  einer  Ablesung 


^■VT=± 


VT' 


In   der   folgenden  Zusammenstellung  ist   i 


direct  aus  der  4.  und  3.  letzten  Columme  gebildet. 


174 


Stadthagen.    Die  Genauigkeit  der  Pointirang  etc. 


Einstellnngsdifferenzen. 

Im  Sinne  zweite  Ablesung  weniger  erste  Ablesung,  ausgedrückt  in  O^H*. 

1.  Beobachter  Pensky. 

a)  Mikrometer  BII  (links). 


Stab 

Summe  der 

Anzahl  der 

ime  aller 
Bferenzen 

ja  kl 

Mittel 

± 

Mitüerei 
Poin- 

tirtmgs- 
fehler 

einer  Ab- 

positiven negativen 

positiven  negativen 

Differenzen 

Differenzen 

a  ^ 

|5 

lesung 

^r.  18 

326 

247 

82 

70 

±  573 

152 

db4 

±3 

Bs 

192 

180 

55 

50 

±  372 

105 

±4 

.  ±3 

Ä 

257 

183 

53 

43 

±  440 

96 

db5 

±3 

Nr.  1605 

85 

137 

21 

27 

±  222 

48 

±5 

±  3 

Summe 
resp. 
Mittel: 

860 

747 

211 

190 

dbl607 

401 

±  4 

±3 

• 

• 

b)  Mikrometer  AI  (rechts). 

- 

St;ab 

Summe  der 

Anzahl  der 

Summe  aller 
Differenzen 

Anzahl  aller 
Differenzen 

Mittel 

± 

Mittlerei 
Poin- 

tirungs- 
fehler 

einer  Ab- 
lesung 
=  e 

■positiven 
Differ 

negativen 
enzen 

positiven 
Differ 

negativen 
'enzen 

^r.  18 
Bs 

Ss 

Nr.  1605 

413 
221 
332 
138 

202 

181 

124 

93 

98 
53 
62 
25    . 

54 
51 
34 
23 

db  615 
db  402 
db  456 
±  231 

152 

104 

96 

.48 

±  4 
±  4 
±  5 
±  5 

±3 

±  3 

±3 

.  ±3 

Summe 

resp. 

Mittel: 

1104 

600 

238 

162 

dbl704 

400 

±4 

±3 

2.  Beobachter  Stadthagen. 
a)  Mikrometer  BII  (links). 


i 

Stab 

Summe  der 

Anzahl  der 

mie  aller   1 
Bferenzen   || 

Anzahl  aller 
Differenzen 

Mittel 

db 

Mittlerer 
Poin- 

tirungs- 

fehler 

einer  Ab- 

positiven 

negativen 

positiven 

negativen 

Differenzen 

Differenzen 

OD  ^ 

lesung 

=  E 

«Pr.  18 

305 

209 

77 

67 

±  514 

144 

±  4 

±3 

Bs 

168 

243 

40 

58 

±  411 

98 

±4 

±3 

Ss 

(hom 
zsSo 

176 

46 

42 

db  402 

88 

+  5 

±3 

Nr.  1605 

101 

100 

21 

25 

db  201 

46 

±  4 

±3 

Summe  ' 
resp. 
Mittel: 

800 

728 

184 

192 

±1528 

376 

±4 

±3 

Wilski.    Die  Bezeichnungsweise  der  WinkelgröBsen. 


175 


b)  Mikrometer  AI  (rechts). 


Stab 

Summe  der 

Anzahl  der 

Summe  aller 
Differenzen 

Anzahl  aller 
Differenzen 

Mittel 

± 

Mittlerer 

Poin- 
timngs- 
fehler 
einer  Ab- 
lesung 
=  e 

positiven  negativen 
Differenzen 

positiven  negativen 
Differenzen 

?r.  18 
Bs 

'      Ss 

Nr.  16a5 

318 
169 

284 
96 

297 
242 
167 
HO 

71 
46 
51 
20 

73 
53 
37 
26 

±615 
±411 
±451 
±206 

144 

99 
88 
46 

±4 
±  4 
±  5 
+  4 

±3 

±  3 

±4 
±3 

Summe 

resp. 

Mittel: 

867 

816 

138 

189 

±1683  377 

±  4 

±  3 

Bei  beiden  Beobachtern  ergiebt  sich  die  Summe  der  Differenzen  auf 
die  gleiche  Anzahl  Beobachtungen  reducirt  für  das  Mikrometer  A I  etwas 
grösser,  als  für  Mikrometer  B  IL  Auf  eine  Gesammtsumme  der  Differenzen 
von  400  bezogen  beträgt  dieser  Unterschied  für  den  Beobachter  Pensky 
etwa  100,  für  Stadthagen  etwa  150.  Ferner  zeigt  sich  im  Grossen 
und  Ganzen,  dass  die  Anzahl  der  positiven  und  negativen  Differenzen, 
sowie  die  Summen  beider  ziemlich  gleich  sind,  wenn  sich  auch  beim 
Beobachter  Pensky  in  der  einen  Reihe  ein  Ueberwiegen  der  positiven 
Differenzen  stark  bemerkbar  macht.  Man  sieht  schliesslich,  dass  der 
mittlere  Einstellungsfehler  trotz  der  Verschiedenheit  der  Striche  bei 
allen  Stäben,  nahezu  gleich  gross,  nur  für  den  Stab  Sg  ein  wenig  grösser 
als  für  die  andern  ist.  Dass  er  für  die  weniger  guten  Striche  auf 
Nr.  1605  keinen  höheren  Werth  erreicht  hat,  ist  wohl  in  den  gerade 
sehr  günstigen  Einstellungsbedingungen  dieser  Striche  (sehr  günstiges 
Fadenintervall)  begründet.  In  den  Endresultaten  zeigt  sich  aber 
jedenfalls  eine  ausserordentliche  Constanz  desPointiJrungsfehlers 
für  alle  Stäbe,  beide  Beobachter  und  beide  Mikrometer,  und  zwar  ergiebt 
sich  für   ihn    der  recht    kleine   Werth  von    ±  0,3?*  =   ±  0,0003  mm 


Die  Bezeichnungsweise  der  Winkelgrössen,*) 

Herr  C.  A.  Rühs  zu  Pietersburg  in  der  südafrikanischen  Republik 
brachte  vor  einiger  Zeit  (s.  vorigen  Jahrgang  Seite  548)  mehrere  aus  inconse- 
qnenten  mathematischen  Bezeichnungen  entstandene  Missstände  in  der 
Rechnung  mit  Winkelwerthen  zur  Sprache.  Es  handelt  sich  z.  B.  auch  um 
die  Zeichen  po;  Pi;  p2-  Es  giebt  wohl  wenige  Fachgenossen,  welche  die 
Bedeutung  jener  Zeichen  nicht  kennen.  Unklarheiten,  Versehen  und 
selbst  Widersprüche,    die    in   unserer   Fachliteratur    auftreten,    wo  jene 


*)  Obgleich  manche  Theile  dieser  längeren  Abhandlung  wohl  Veranlassung 
zu  Gegenbemerkungen  bieten,  mö^e  doch  das  Ganze  unverändert  abgedruckt 
werden  als  Zeichen  der  verschiedenartigen  Aoffassungen,.  welche  von  der 
besprochenen  Sache  bestehen.  Vergl.  auch  S.  191.  D.  Red.  J". 


176  Wilski.    Die  Bezeichnungsweise  der  Winkelgrössen. 

Grössen  in  Oebrauch  kommen,  werden  daher  einen  Fachmann  wohl 
selten  in  Verwirrang  bringen,  und  die  Beseitigung  der  bestehenden 
Unconsequenzen  erscheint  daher  zunächst  belanglos.  Der  Winkel,  der 
Winkel  in  analytischem  Maass,  das  analytische  Maass  des  Winkels,  der 
Winkel  in  Oradmaass,  das  Gradmaass  des  Winkels,  der  arcus  des 
Winkels,  der  angulus,  Po)Pi>p2'  Nach  den  heute  üblichen  Begriffen  ist 
es  allerdings  nicht  leicht  zu  sagen,  welche  mathematische  Grösse  unter 
jedem  dieser  Ausdrücke  verstanden  wird.  Man  wird  aber  einwendep, 
es  komme  auch  wenig  darauf  an,  ob  jemand  mit  diesen  Ausdrücken 
präcise  Vorstellungen  verbindet  oder  nicht.  „Die  Schärfe  der  Grund- 
begriffe ist  eliminirbar^,  so  soll  ja  einer  unserer  grossen  Mathematiker 
gesagt  haben,  dessen  Name  neben  Weierstrass  genannt  zu  werden 
pflegt.  Aus  unserer  Winkelberechnung  ist  indessen  die  Schärfe  der  Grund- 
begriffe wohl  bereits  zu  sehr  eliminirt  worden.  Wie  mancher  Fach- 
genosse aus  seiner  Erinnerung  bestätigen  kann,  wird  es  dem  an- 
gehenden Fachmann  nicht  leicht,  über  die  mathematischen  Begriffe,  mit 
denen  er  algebraische  und  analytische  Betrachtungen  durchdenken  und 
Berechnungen  durchführen  soll,  bei  der  in  den  Bezeichnungen  der  Grund- 
begriffe herrschenden  Confusion  sich  klar  zu  werden. 

Zweck  nachstehender  Zeilen  ist  es,  zu  zeigen,  dass  die  Rechnung 
mit  Winkelgrössen  sich  recht  klar  abwickeln  lässt,  wenn  man  von  einer 
präcisen  Definition  der  Grundbegriffe  ausgeht  und  an  derselben  überall 
consequent  festhält. 

Auf  die  Frage,  welche  mathematische  Grösse  unter  einem  Winkel 
verstanden  werde,  wird  meistens  die  Antwort  erwartet  und  gegeben 
der  Winkel  ist  die  unendliche  Fläche  zwischen  zwei  sich  schneidenden 
Geraden.  Wir  glauben  aber  zeigen  zu  können,  dass  es  zweckmässiger 
wäre,  überall  da,  wo  es  sich  nicht  um  geometrische  Betrachtungen 
handelt,  sondern  um  zahlenmässige  Rechnungen,  den  Winkel  auch  nicht 
geometrisch  zu  definiren,  sondern  als  das  dem  geometrischen  Gebilde  ent- 
sprechende analytische  Gebild,  d.  h.  als  den  Quotienten  Bogen  durch  Radius. 

Sollte  es  in  einer  rechnerischen  Betrachtung  einmal  nöthig  werden, 
ausnahmsweise  auch  den  geometrischim  Winkel  in  eine  Formel  hinein- 
zubringen, so  würde  die  Function  angulus  die  unendliche  Flüdie  zwischen 
den  Geraden  bezeichnen  können.  Diese  Function  hat  bereits  bisher  zu 
diesem  Zwecke  gedient.  Ihr  überaus  seltenes  Vorkommen  in  der 
Literatur  deutet  indessen  bereits  darauf  hin,  dass  es  in  der  That  nur 
ausnahmsweise  erwünscht  erscheinen  kann,  den  geometrischen  Winkel- 
begriff in  eine  mathematische  Formel  aufzunehmen. 

Die  Frage,  welche  mathematische  Grösse  man  unter  dem  „Winkel 
in  analytischem  Maass^  versteht,  wird  wohl  immer  beantwortet  werden: 
der  Winkel  in  analytischem  Maass  ist  der  Quotient  Bogen  durch  Radius. 

Z.  B.  der  Winkel  60°  in  analytischem  Maass  ist  die  Zahl  -— . 

3 


Wilski.    Die  Bezeichnung^weise  der  Winkelgrössen.  177 

Diese  Ansdrncksweise  erscheint  bereits  nicht  ganz  einwandfrei. 
Denn  wenn  „der  Winkel^  jene  bekannte  Fläche  ist^  müsste  doch  „der 
Winkel^y  in  welchem  Maass  auch  immer^  stets  diese  Fläche  bleiben. 
Aber  hier  erscheint  der  Winkel  mit  einem  Male  als  das^  was  er  in 
rechnerischen  Betrachtungen,  in  der  Aasgleichungsrechnung,  in  der  Ana- 
lysis und  der  Algebra  immer  sein  sollte:  die  Zahl. 

Ferner  gilt  „das  analytische  Maass  eines  Winkels^  als  gleich- 
bedeutend mit  „dem  Winkel  in  analytischem  Maass^,  und  das  Entsprechende 
besteht  für  das  Gradmaass. 

Welche  mathematische  Grösse  versteht  man  aber  unter  dem  „Winkel 
in  Gradmaass^?  Was  ist  600?  Ist  es  die  Fläche?  Da  in  Tafelwerken 
noch  viel  von  arcus  60^  die  Rede  ist,  so  lässt  sich  zunächst  vermuthen 
dass  unter  „60^^  die  Winkel  fläche  verstanden  wird,  und  nicht  die 
Zahl.  Gleiches  scheint  sich  aus  dem  zu  ergeben,  was  hinsichtlich  der 
trigonometrischen  Reihen  üblich  ist,  denn  in  Fachschriften  heisst  es 
heutzutage:     Die  Reihe 


x^    .  aj' 


sin  X  :=  X 1 h 

3!  ^  5!        ^ 


» •  • 


ist  nur  bedingungsweise  richtig,  nämlich  nur,  wenn  x  analytisches  Maass 
ist,  nicht  aber  für  Gradmaass.     Es  gilt  als  unrichtig  zu  schreiben 

.i.i„._xo.-ä«f +»-  +  .... 

man  soll  vielmehr  schreiben: 

sin  10«  =  arc  10«-    ^"\^"'^' '  + 

oder 

.  ,-,      10      /10\»  1   , 
sml0«=--(-)3^-... 

Daraus  muss  man  schliessen,  dass  unter  10°  eine  andere  mathematische 
Grösse  verstanden  wird,  als  unter  arc  10°.  Wenn  nicht  die  Fläche 
dann  vielleicht  die  Bogenlänge  für  den  Radius  Eins?  Dann  würde 
eine  Gleichung  von  der  Art 

60^  =  10  Meter  (?) 
unter  Umständen  ihre  Berechtigung  haben.     Irgend  einen  Nutzen  würde 
diese  Definition  wohl  kaum  besitzen. 

In  geodätischen  Lehrbüchern  liest  man  nun  aber  zahlreiche  Gleichungen 
von  der  Form: 

600=arctang^^^-=-^. 

Xb-—Xa 

Da  arc  tang  zweifellos  den  Quotienten  Bogen  durch  Radius,  also 
eine  Zahl  bezeichnet,  so  erscheint  hier  mit  einem  Male  auch  der  in 
Gradmaass  ausgedrückte  Winkel  als  die  reine  Zahl.  Es  folgt  daher 
aus   obiger  Gleichung  ohne  weiteres  z.  B. 

60^  =  -^. 
3 

Zeitsclurift  für  Vermessungswesen  1896.  Heft  6.  12 


178  Wilski.    Die  Bezeichnungsweise  der  Winkelgrössen. 

Ebenso  wird  in  der  Aosgleichungsrechnung  die  allgemeine  Fehler- 

gleichung  für  einen  Yorwärtsabschnitt  mit  bekannter  Berliner  Bezeichnmigs- 

weise  in  der  Form 

X  =  O  db  180°  -^  {w  +  z) 

geschrieben^  und  nicht: 

X  =  O  ±  arc  180"  —  (m?  +  z). 

Hier  bedeuten  zwar  die  Zeichen  X;  <I>;  Wy  z  Winkel  in  Gradmaass, 

zugleich  aber   auch  die  Quotienten   Bogen  durch  Radius,   denn  später 

wird  fortgefahren: 


0 

=«p+'/'^- 

x  —  x. 

und  nicht 

etwa: 

arc 

0  = 

<arc^  +  ?^j_ 

x-x^ 

wie  denn  wohl  sehr  mit  Recht  das  Zeichen  arcus  in  den  Entwickelungen 
der  Ausgleichungsrechnung  nirgends  angewandt  wird.  Es  sind  also  hier 
die  Zeichen  O  und  cp  für  den  Begriff  „Bogen  durch  Radius^  gesetzt. 
Mithin  ist  derselbe  Begriff  auch  mit  180°,  sowie  mit  den  Zeichen  w  und  z  zu 
verbinden.  Also  auch  hier  nichts  von  arcus^  sondern  der  Winkel  selbst, 
in  Oradmaass  ausgedrückt,  gleich  Bogen  durch  Radius!  Ein  Wider- 
spruch also  gegen  die  Existenz  der  Function  arcus  und  gegen  den 
Brauch  hinsichtlich  der  trigonometrischen  Reihen. 

Was  nun  die  Grundbegriffe  p^,  p^,  p^  anlangt,  so  herrscht  auch  hier 
Zeichen  Verwirrung.  Wir  «setzen  für  dieselben  die  in  hervorragenden 
Fachschriften    tlblichen  Definitionsgleichungen  her: 

pO  =  57,295.77951° 
p'  =  3437,74677' 
p"  =206264,806" 

Der  Zeiger  wird  am  Buchstaben  p,  wenn  auch  nicht  bei   allen  Autoren, 

so   doch  bei  den  meisten  oben  gesetzt. 

Nun  ist  offenbar: 

57,29. .  .^  =  3437, . . .'  =  206  264, .  • .  " 

und  daher 

0  '   " 

p  =  p  =  p  • 

Es  entsteht  zunächst    die  Frage,  wozu    es  wohl  gut  sein  kann,  für 
einen  Begriff  drei  verschiedene  mathematische  Zeichen  einzuführen. 
Liest  man  aber  weiter,  so  findet  man: 

1  _    it 
p°  ~180 
'It:  TZ 


p  180-60       10800 

It:  IC 


p  180.60.60         648000 

Es  läfist  sich  nun  nicht  leugnen,  dass  wenn  die  Gleichungen 


0  '  f^ 

p  =  p  =  p 


Wilski.    Die  Bezeichnungsweise  der  Winkelgrössen.  179 

bestehen,  auch 


Po  P  P 

sein  muss.     Es  müsste  also 

TC  IT  TT 


(?) 


180        10  800        648  000 
sein,  oder 

i=—=-^—m 

60  60.60  ^  ^ 

Also  auch  hier  unhaltbare  Bezeichnungen. 

Wie  bereits  eingangs  ausgesprochen  wurde  und  wie  es  ja  auch 
selbstverständlich  ist,  lassen  sich  nun  in  der  Rechnung  mit  Winkelwerthen 
sämmtliche  Widersprüche  und  Zweideutigkeiten  vermeiden,  wenn  man 
von  einer  präcisen  Definition  des  GrundbegriflFs  „Winkel"  ausgeht  und 
an  derselben  überall  consequent  festhält.  Es  versteht  sich  unseres  Er- 
achtens  eigentlich  von  selbst,  dass  für  mathematische  Betrachtungen,  die 
wesentlich  rechnerischer  Natur  sind,  die  Grundbegriffe  auch  rechnerisch 
und  nicht  geometrisch  definirt  werden  sollten,  und  es  erscheint  daher 
natürlich,  für  die  Rechnungen  mit  Winkelgrössen  ein  für  allemal,  sei 
es  nim  dass  es  sich  um  eine  Betrachtung  der  Algebra  handelt,  der 
Analysis  oder  der  Ausgleichungsrechnung,  die  Definition: 

Winkel  =  Quotient  Bogen  durch  Radius 
zu  bevorzugen  und  auch  überall  consequent  durchzuführen. 

Definirt  man  den  Winkel  in  der  angegebenen  Weise,  so  wird 
zunächst  der  Begriff  arcus  überflüssig,  denn  es  ist  dann  allgemein 

arcus  cp  =  cp. 
Ferner  stellen   dann   die  Begriffe   „Winkel"    „Winkel    in  analytischem 
Maass^  und  „analytisches  Maass  des  Winkels"  ein  und  dieselbe  mathe- 
mathische  Grösse  dar.     Man  hat  dann  ferner  die  Definitionsgleichungen 


180        57,29  577  951... 
1'=      ^  ^ 


180.60        3437,74  677 .. . 
1"  c=  ^  1 


180.60.60       20§  264,806 . . . 
und   deren  Umkehrungen,   durch  welche  zugleich   die  Constanten  p  de- 
finirt werden: 

1  180       ,^  ^^ 

p-=  ^^==57,29...  =p, 

|=A?2^  =  3437,...  =  p. 

i.  =  i^^^=206  264,...=p, 

1  TZ 

Es  bedarf  hier   der  Erwähnung,   dass,  wenn   der   Winkel  als  Quotient 
Bogen  durch  Radius  definirt  wird,    die  Zeichen  °  '  "  als  Multiplicatoren 

12* 


180  Wilski.    Die  Bezeichnungsweise  der  Winkelgrössen. 

anzusehen  sind  und  nicht  als  Zeiger.  Der  Klarheit  wegen  können  daher 
die  drei  Constanten  p  nicht  in  der  in  Landmesserschriften  üblichen 
Weise  mit  p^  p'  ^'\  sondern,  vielleicht  wie  oben  geschehen  mit  p^  p^  p, 
bezeichnet  werden. 

Es  ist  ersichtlich;  dass  nunmehr  auch  der  ^Winkel  in  Oradmaass" 
oder  das  ^Oradmaass  des  Winkels^  ganz  derselbe  mathematische  Begriff 
ist,  wie  „Winkel  in  analytischem  Maass^  u.  s.  w.  Es  ist  zwischen  all 
den  Ausdrücken  kein  anderer  Unterschied  mehr,  als  etwa  zwischen  den 
Begriffen:  1  Schock,  3  Stieg,  4  Mandeln  und  der  Zahl  60. 

Man  hat  dann  in  der  That  z.  B. 

50°  Ol'  10"  =  50  .  —^ —  +  1  ^ 


57,...    '  60.57,... 

+  10  ^ 


60.60.57, . . . 
50.60.60  +  60  +  10 
206  264, . . . 
180070 


206264,... 

=  0,873...      . 
Also   Gradmaass  =  analytischem  Maass  =  Winkel  selbst  =5  arcus! 

Von  erheblichem  Yortheil  würde  das  Abgehen  von  dem  geometrischen 
Winkelbegriff  auch  in  der  Behandlung  der  trigonometrischen  Reihen 
sein,  auf  deren  Inconsequenz  Herr  Prof.  Jordan  auf  Seite  549  auf- 
merksam macht. 

Wie  bereits  erwähnt,  gilt  die  Reihe 

x^      x^ 

nach  der  jetzt   herrschenden  Ausdrucksweise  nur  bedingt,  nämlich  nur, 
wenn  x  analytisches  Maass  ist,  also  z.  B. 

Ist  X  dagegen  in  Oradmaass  ausgedrückt,  z.  B.  o;  =  30°,  so  gilt 
es  für  unrichtig  zu  schreiben: 

sin3O0  =  3O'-<^  +  ^'-  +  ... 

Vielmehr  heisst  es,  man  müsse  schreiben: 

.    o/^o  O..S       (arcSO^)^    .  (arcSO**)*^ 

sin  30°  =  arc  30'  —  ^^ — — -^  +  ^^ — — -^ 

0 1  5! 

"^''^  ■    oAO  30         /    30   V  1       /    30    V   1 

""^^   =57;29=(57;29)  3!+157;29)T!-  +  --- 
Wird  aber  die  Definition  des  Winkels  als  Quotient  Bogen  durch  Radiu 
vorausgesetzt,  so  ist 

57,29... 


Wilski.    Die  Bezeichnnngsweise  der  Winkelgrössen.  Igl 

and  man  hat  unbedenklich: 

8in       ^Q       -  sin  300  _  3oo_  (30^)^    ,   (30^)^         , 

""57,29      \57,297  3l"*'\57,29/    5!       ^"•" 
d.  h.   die   trigonometrischen   Reihen   gelten   dann   unbedingt  und  unab- 
hängig von   dem  Maasssystem,  in  welchem   das  Argument  gemessen  ist. 
Dem  Wesen   einer  mathematischen  Formel  würde    diese  Unabhängigkeit 
vom  Maasssystem  mehr  entsprechen,  als  der  bisherige  Zustand. 

Schliesslich  ermöglicht  die  Definition  des  Winkels  als  Zahl  auch 
bei  Integralen  einen  bequemeren  Ausdruck  und  eine  zwanglosere  Ein- 
führung des  Gradmaasses,  und  der  Rechner  gebraucht  ja  einmal  die 
Winkel  mehr  in  Gradmaass  als  in  Theilen  der  ZahlTr. 

In  Gleichungen  von  der  Form 


/ 


TZ 

COS  ^  d(f  =  sin  ~ 


kann   nach    der   bisherigen    Ausdrucksweise    Gradmaass   nur    eingeführt 
werden,  indem  man  z.  B.  schreibt: 

,arc  500  01'  10''. 

cos  cp  d(p  =  sin  50* -Ol'  10". 


/' 


tu 
Es  wird  an  der  einen  Stelle  —    durch    öO'^  Ol'  10"    ersetzt,    an    der 

n 

anderen  durch  arc  50"  Ol'  10",  während  die  Definition  V  =  r^r~r es 

'  57,29... 

ermöglicht,  kürzer  und  consequenter  zu  schreiben: 

500  Ol'  10" 


J 


COS  cp  d^  =  sin  50°  Ol'  10". 


0 

Ebenso  hat  man  z.  B.  auch  statt 

.arc  300 


dcp  =  arc  30** 

kürzer:  „soo 


J' 


j*p= 


30\ 


0 

Zum  Schlüsse  der  vorstehenden  Erörterungen  sei  noch  eine  Be- 
merkung des  Pietersburger  Briefes  angeführt,  welche  für  die  in  Rede 
stehende  Frage  von  besonderem  Interesse  zu  sein  scheint.  Herr  Rühs 
schreibt  auf  S.  548: 

Nun  bezeichnen  in  der  Formel  a  +  ß  +  T  =  ^  ebenso  wie  in 
allen  allgemeinen  mathematischen  Formeln  die  Symbole  a,  ß,  ^  Winkel 
in  demjenigen  Maass^  dessen  Einheit  ein  ganz  bestimmter  Winkel  ist, 
und  zwar  derjenige  Winkel,  dessen  Bogen  dieselbe  Länge  hat,  wie 
der  Radius. 


182  I^e  angeordnete  Staatsaufsicht  über  die  gewerbetreibenden 

Diese  Bemerkung  enthält  offenbar  eine  Definition  dessen,  was  man 
in  mathematischen  Formeln  unter  a,  ß,  ^  ^^  verstehen  habe,  sobald  mit 
diesen  Bezeichnungen  Winkel  gemeint  seien,  also  eine  Definition  des 
Winkels.  Dieselbe  sagt  aber  nichts  anderes,  als  ^Winkel  in  allen 
mathematischen  Formeln  gleich  Quotient  Bogen  durch  Radius^.  Auf 
Grund  seiner  Definition  folgert  Herr  Rühs  auch,  dass  die  Gleichung 
a  -|-  ß  +  T  =  ^  streng  richtig  sei.  Und  die  Richtigkeit  dieser  Gleichung 
setzt  in  der  That  mit  Nothwendigkeit  voraus,  dass  a,  ß,  y  die  Quotienten 
Bogen    durch  Radius  bedeuten. 

Man  darf  die  Bemerkung  des  Herrn  Rühs  als  einen  Beweis  an- 
sehen zu  Gunsten  der  Auffassung,  dass  unsere  Winkelformeln  in  der 
That  das  Bedtirfniss  erzeugen,  sich  darüber  klar  zu  werden,  welche 
mathematischen  Grössen  unter  den  Grundbezeichnungen  eigentlich  zu 
verstehen  seien,  und  dass  in  der  Winkelberechnung  nicht  ohne  weiteres 
der  Satz  gilt:     Die  Schärfe  der  Grundbegriffe  ist  eliminirbar. 

P.   Wilski. 


Die  angeordnete  Staatsaufsicht  Qber   die   gewerbe- 
treibenden vereidigten  preussischen  Landmesser. 

In  Folge  mehrfacher  Erlasse  des  preussischen  Finanzministers, 
welchem  seit  dem  4.  November  1887  die  Laudmesserangelegenheiten 
unterstellt  sind,  haben  die  einzelnen  Bezirksregierungen  sich  seitdem 
wiederholt  zu  theil weise  sehr  energischen  Verfügungen  an  die  gewerbe- 
treibenden vereidigten  Landmesser  veranlasst  gesehen^  welche  die 
ministeriell  angeordnete  staatliche  Beaufsichtigung  des  nach  §  36  der 
Gewerbeordnung  freien  Gewerbebetriebes  zum  Gegenstande  haben.  Nach- 
stehend bringen  wir  nun  die  in  dieser  Sache  ergangene  neueste  Ver- 
fügung der  Königlichen  Regierung  zu  Düsseldorf  vom  8.  December  1895 
zur  Kenntniss  der  Leser  dieser  Zeitschrift;  dieselbe  dürfte  um  so  mehr 
von  Interesse  sein,  als  darin  zugleich  auch  die  bisher  nicht  allgemein 
bekannt  gewordenen  bezüglichen  Erlasse  des  preussischen  Finanzministers 
in  ihrem  ganzen  Wortlaute  enthalten  sind, 

Düsseldorf,  den  8.  December  1895. 

Auf  Grund  der  Ergebnisse  der  von  den  hiesigen  Kataster- Inspectoren 
gemäss  dem  §  11  des  Feldmesser-Reglements  und  dem  §  39  der  Kataster- 
anweisüng  II  bewirkten  örtlichen  Prüfungen  von  Fortschreibungsver- 
messungen, welche  von  gewerbetreibenden  Landmessern  ausgeführt 
worden  sind,  habe  ich  mich  wiederholt  zur  Ertheilung  von  Rügen  und 
Ordnungsstrafen  genöthigt  gesehen,  theils  weil  die  Bescheinigung,  dass 
die  Aufnahme  von  dem  Landmesser  persönlich  bewirkt  sei,  eine  un- 
richtige war,  theils  weil    die  Untersuchung   der  Abweichungen  zwischen 


vereidigten  preussischen  Landmesser.  183 

Feld  und  Karte  nicht  ordnungsmässig  ausgeführt  worden  ist,  theils  auch 
weil  die  Feldbücher  unrichtige  Messungszahlen  enthielten.  Ich  nehme 
hieraus  Veranlassung,  den  sämmtlichen  Herren  vereideten  gewerbe- 
treibenden Landmessern  des  Regierungsbezirks  die  Bestimmungen  besonders 
mitzatheileU;  welche  der  Herr  Finanzminister  über  ihren  Geschäfts- 
betrieb und  dessen  Beaufsichtigung  erlassen  hat,  nachdem  ihm  durch 
die  Allerhöchste  Verordnung  vom  4.  November  1887*)  (G.  S.  für  1888 
S.  4)  die  Landmesserangelegenheiten;  soweit  sie  bis  dahin  bei  der 
allgemeinen  Bauverwaltung  bearbeitet  wurden,  überwiesen  worden  sind. 

A.  Erlass  vom  29.  November  1888,  II  4874. 

„Die  gemäss  §  36  der  Gewerbeordnung  für  das  deutsche  Reich 
vom  1.  Juli  1883  zu  beeidenden  Landmesser  sind  nach  §  3  des  Feld- 
messer-Reglements vom  -^ — 7 TTT^rz-  mit  Ausnahme  der  bei  den  Aus- 

26.  Aug.  1885 

einandersetzungsbehörden  und  der  in  der  Katasterverwaltung  angestellten 
bezw.  beschäftigten  Landmesser  der  Disciplin  der  Regierungs-Präsidenten 
unterworfen.  Dieses  Disciplinarverhältniss  schliesst  nach  der  Verfügung 
vom  9.  Juni  1883**)  (Ministerialblatt  für  die  innere  Verwaltung  8.  143) 
ebenso  die  Verpflichtung  zur  Aufsicht,  wie  die  Befugniss  zur  Verhängung 
von  Ordnungsstrafen  in  sich. 

Von  der  Aufsicht  der  Verwaltungsbehörden  werden  auch  diejenigen 
Landmesser  auszunehmen  sein,  welche  zu  anderen,  als  den  vorgenannten 
Staatsverwaltungen,  oder  zu  Communalverwaltungen,  öffentlichen  Ver- 
bänden u.  s.  w.  in  einem  Dienstverhältniss  stehen,  durch  welches  die 
Befugniss  des  Landmessers  ausgeschlossen  wird,  nebenbei  auch  Aufträge 
dritter  Personen  auszuführen. 

Als  Gegenstände  der  Aufsicht  kommen  in  Betracht: 

1)  der  Gewerbebetrieb  im  Allgemeinen, 

2)  die  zum  ordnungsmässigen  Betriebe  des  Gewerbes  nothwendigen 
Instrumente, 

3)  der  Geschäftsbetrieb, 

4)  die  Arbeitsausführung. 

Zu  1.  Nach  §  14  der  Gewerbeordnung  ist  der  Landmesser  ebenso 
wie  jeder  andere  Gewerbetreibende  verpflichtet,  der  Ortsbehörde,  in 
deren  Bezirk  er  den  Betrieb  seines  Gewerbes  anfängt,  davon  Anzeige 
zu  machen. 

Nach  §  5  Nr.  2  und  §§  23—27  der  Vorschriften  vom  4.  September  1892 
über  die  Prüfung  der  Landmesser  wird  von  der  Ober-Prüfungscommission 
die  Bestallung  zum  Landmesser  nur  solchen  Personen  ertheilt,  deren 
ünbescholtenheit  durch  ein  Zeugniss  der  Ortspolizeibehörde  nach- 
gewiesen ist. 


*)  Vergl.  Zeitschr.  f.  Verm.  Jahrgang  1888  Seite  63. 
**)  Vergl.  Zeitschr.  f.  Venn.  Jahrgang  1883  Seite  452. 


184         Die  angeordnete  Staatsaufsicht  über  die  gewerbetreibenden 

Ebenso  dürfen  nach  §2  des  Feldmesser -Reglements  die  Regierungen 
nur  solche  Personen  als  Landmesser  vereidigen,  von  deren  Unbescholtenheit 
und  Zuverlässigkeit  sie  sich  überzeugt  haben.  Die  ertheilten  Bestallungen 
können  nach  §  4  a.  a.  0.  zurückgenommen  werden.  Die  Zurücknahme 
kann  erfolgen: 

a.  wegen  Unrichtigkeit  der  Nachweise,  auf  Grund  deren  die  Be- 
stallung ertheilt  ist  (§  53  der  Gewerbeordnung), 

b.  wegen  Mangels  derjenigen  Eigenschaften,  welche  bei  Ertheilnng 
der  Bestallung  vorausgesetzt  worden  sind,  mithin  wegen  Bescholtenheit, 
UnZuverlässigkeit  oder  Unfähigkeit  (§  53  der  Gewerbeordnung  und 
§§  2,  35  des  Feldmesser-Reglements). 

Das  Verfahren  bei  Entziehung  der  Bestallung  regelt  sich  nach 
Abschnitt  E  der  Anweisung  vom  4.  September  1869  zur  Ausführung 
der  Gewerbeordnung  für  den  norddeutschen  Bund  vom  21.  Juni  1869. 
Im  Geltungsbereiche  der  Provinzialordnung  entscheidet  nach  §  120  des 
Zuständigkeitsgesetzes  vom  1.  August  1883  der  Bezirksausschuss  auf 
Klage  der  zuständigen  Behörde  über    die  Zurücknahme   der  Bestallung. 

Zu  2.  Nach  §  5  des  Reglements  muss  der  Landmesser  bei  seinen 
Arbeiten  sich  richtiger  Instrumente  bedienen  und  ist  für  deren  stete 
Richtigerhaltung  verantwortlich.  Den  Längen-,  Flächen-  und  Höhen- 
messungen ist  das  Metermaass  zu  Grunde  zu  legen.  Ein  Aichzwang 
besteht  bezüglich  der  Längenmesswerkzeuge  der  Landmesser  nicht. 

Der  Landmesser  muss,  um  die  für  gewöhnlich  vorkommenden  Land- 
messerarbeiten ausführen  zu  können,  mindestens  folgende  Werkzeuge 
besitzen : 

a.  ein  Messband  von  Stahl  oder  ein  Paar  Messlatten, 

b.  eine  Anzahl  Fluchtstäbe  zum  Ausrichten  gerader  Linien  im  Felde, 

c.  ein  Instrument  zum  Absetzen  rechter  Winkel  im  Felde, 

d.  Geräthe  zum  Zeichnen  und  Kartiren,  wie  Lineale,  Dreiecke, 
Maassstäbe,  Zirkel  u.  s.  w. 

Ausserdem  muss  derjenige  Landmesser,  welcher  die  Richtigkeit  seiner 
Längenmesswerkzeuge  nicht  durch  das  Aichamt  prüfen  lässt,  im  Besitze 
geaichter  Normalmaasse,  und  derjenige,  welcher  sich  mit  Nivellements 
befasst,  im  Besitze  eines  geeigneten  Nivellirinstrumentes  mit  Libelle  und 
Fernrohr  sein. 

Zu  3.  Der  Landmesser  hat  nach  §§  12  bis  15  des  Reglements 
diejenigen  Thatsachen  und  Angaben,  welche  durch  die  Natur  des  Auftrages 
bedingt  werden,  durch  ausführliche  Verhandlungen  und  Erläuterungen 
darzuthun.  Er  hat  bei  seinen  Aufnahmen  Feldbücher  zu  führen  und 
diese,  sowie  die  sonstigen  Arbeitshefte  und  Tabellen  auch  während  der 
Arbeit  vollständig  geordnet  und  übersichtlich  zu  halten.  Bei  Arbeiten 
im  Auftrage  von  Staatsbehörden  ist  im  §47  des  Reglements  die  Ab- 
lieferung der  bei  der  Ausführung  des  Geschäfts  aufgenommenen  Ver- 
handlungen und  Feldbücher,  der  Berechnungen  und  der  geführten  Acten 


vereidigten  preossischen  Landmesser.  185 

Yorgeschrieben.  Bei  anderen  Arbeiten  bleiben  diese  Schriftstücke  in  der 
Regel  in  den  Händen  des  Landmessers  zurück.  In  diesen  Fällen  kann 
verlangt  werden^  dass  der  Landmesser  die  betreffenden  Schriftstücke, 
sowie  den  gesammten  bei  AasfÜhmng  des  Geschäfts  geführten  Schrift- 
wechsel  in    geordneten  Heften  übersichtlich  aufbewahrt. 

Zu  4.  Nach  §  23  des  Feldmesser-Reglements  unterliegen  die 
Landmesserarbeiten  einer  Revision,  wenn  jemand,  welcher  bei  der 
Richtigkeit  einer  Arbeit  erweislich  ein  Interesse  hat,  eine  solche 
verlangt.  Zu  diesem  Zwecke  werden  von  den  Regierungen  im  Ein- 
verständniss  mit  den  Auseinandersetzungsbehörden  aus  der  Zahl  der  im 
Regierungsbezirk  arbeitenden  Landmesser  besondere  Revisoren  ernannt, 
deren  Revisionen  allein  öffentlichen  Glauben  haben.  Ueber  die  geschäftliche 
Behandlung  und  Entscheidung  der  Anträge  auf  Revisionen  sind  in  den 
§§  26  bis  35  des  Reglements  Bestimmungen  getroffen.  Die  Arbeiten, 
welche  den  Landmessern  zur  Ausführung  übertragen  werden,  dienen 
nur  zum  geringeren  Theile  rein  privaten  Zwecken.  Der  überwiegende 
Theil  wird  durch  öffentliche  Interessen  bedingt  oder  muss  von  den 
Betheiligten  zur  Genügung  staatlicher  Anforderungen  beigebracht 
werden.  Auf  der  Grundlage  dieser  Arbeiten  werden  von  den  Betheiligten 
Vereinbarungen,  von  den  Staatsbehörden  Anordnungen  und  Entscheidungen 
unter  der  Voraussetzung  getroffen,  dass  die  Arbeiten  den  thatsächlichen 
Verhältnissen  entsprechend  und  richtig  sind. 

Zur  Sicherstellung  der  Richtigkeit  und  Zuverlässigkeit  der  Land- 
messerarbeiten  im  Allgemeinen,  kann  das  Landmesserwesen  einer  regel- 
mässigen örtlichen  Beaufsichtigung  unterstellt  werden  und  zwar  in 
Ansehung  der  Vollständigkeit,  Richtigkeit  und  Gebrauchsfähigkeit  der 
Instrumente,  sowie  der  ordnungsmässigen  Führung  und  Aufbewahrung 
der  Feldbücher,  Verhandlungen  u.  s.  w.  Auch  wird  die  regelmässige 
technische  Prüfung  einzelner  Arbeiten  und  zwar  auch  ausserhalb  der- 
jenigen Fälle,  in  welchen  dieselbe  auf  Antrag  eines  Betheiligten  zu  er- 
folgen hat,  in  Ausübung  der  im  §  3  des  Reglements  bezeichneten 
Disciplin  in  Aussicht  genommen  werden  können,  zu  welchem  Zwecke  der 
Landmesser  die  betreffenden  Arbeiten,  nebst  den  im  Felde  geführten 
Arbeitsheften  auf  Erfordern  einzureichen  hat. 

Hierbei  wird  ferner  in  Betracht  kommen,  dass  die  Herren  Regierungs- 
präsidenten sich  der  Mitwirkung  der  bei  den  Regierungen  angestellten 
Kataster-Inspectoren  als  Ausführungs- Organe  bedienen,  und  dass  diese 
die  örtlichen  Prüfungen  mit  den  örtlichen  Inspectionen  der  Eataster- 
ämter  verbinden  können*^ 

B.  Erlass  vom  16.  April  1890  II  14692. 
„Ich   sehe    mich    veranlasst,    eine  sorgfältigere  Beachtung  der  Be- 
stimmungen der  Gewerbeordnung  vom  1.  Juli  1883  und  des  Feldmesser- 
Reglements  vom  — r^ ,  ,^^^     wegen  Ordnung  und  Beaufsichtigung 

26.  August  1885 


186  1^6  angeordnete  StaatsanfBidit  über  die  gewerbetreibenden 

des  Geschäftsbetriebes  der  auf  die  Beobachtung  der  bestehenden  Be- 
stimmungen vereidigten  Landmesser  in  Anspruch  zu  nehmen  und  mache 
besonders  auf  folgende  Punkte  aufmerksam: 

1)  Nach  §  14  der  Gewerbeordnung  ist  der  Landmesser  zweifellos 
verpflichtet,  da,  wo  er  sich  als  solcher  niederlassen  will,  seinen  Geschäfts- 
betrieb anzumelden  und  sich  über  den  Besitz  der  Bestallung  sowie  über 
die  erfolgte  Vereidigung  auszuweisen.  Da  dieses  bisher  vielfach  unter- 
blieben ist,  so  wird  fortan  streng  auf  die  Erfüllung  der  gesetzlichen 
Anmeldepflicht  zu  halten  und  gegen  Uebertretungen  unnachsichtlich 
einzuschreiten  sein. 

2)  Die  vorgeschriebene  Aufsichtftihrung  erstreckt  sich  auch  darauf, 
dass  die  Landmesser,  die  zu  ihren  Arbeiten  nöthigen  Instrumente  fort- 
dauernd in  richtigem  und  gebrauchsfähigem  Zustande  erhalten  und  die 
bezüglich  der  Ausführung  ihrer  Arbeiten  und  der  ordnungsmässigen 
Auibewahrung  der  darüber  aufgenommenen  Schriftstücke  im  Feldmesser- 
Reglement  erlassenen  Vorschriften  gewissenhaft  beachten. 

Es  ist  nicht  nothwendig,  von  dem  Landmesser  die  Führung  von 
Correspondenzjournalen,  von  General-  und  Specialacten,  von  Acten- 
Verzeichnissen  u.  s.  w.  zu  verlangen.  Dagegen  kann  bei  gewissen 
Arbeiten,  an  denen  —  wie  beispielsweise  an  den  Wiederherstellungen  von 
Eigenthumsgrenzen  —  die  Staatsverwaltung  ein  Interesse  hat,  deren 
regelmässige  Prüfung  und,  sofern  nicht  im  einzelnen  Falle  besondere 
Umstände  entgegenstehen,  die  demnächstige  Niederlegung  in  den  staatlichen 
Acten  angeordnet  werden.  Abgesehen  hiervon  steht  es  der  Aufsichts- 
behörde unbedenklich  zu,  auch  in  solchen  Fällen,  in  welchen  eine 
Bevision  nicht  schon  gemäss  §  23  des  Reglements  auf  den  Antrag  eines 
Betheiligten  zu  erfolgen  hat,  bei  gegebenem  Anlass  eine  technische 
Prüfung  von  Arbeiten  eines  Landmessers  eintreten  zu  lassen.  Die 
Aufsichtsbehörde  hat  in  derartigen  Fällen  den  Landmesser  anzuhalten, 
die  betreffenden  Arbeiten  nebst  den  im  Felde  geführten  Arbeitsheften 
vorzulegen  und  bei  etwaigen  örtlichen  Prüfungen  ihn  aufzufordern, 
denselben  beizuwohnen. 

3)  Behufs  Beaufsichtigung  des  Landmesserwesens  in  Ansehung  der 
Instrumente  und  der  Führung  und  Aufbewahrung  der  Feldbücher  und 
in  sonstigen  technischen  Beziehungen  wird  von  der  Mitwirkung  des 
Kataster-Inspectors  der  Königlichen  Regierung  als  Aufsichtsorgan 
Gebrauch  zu  machen  sein." 

Unter  Bezugnahme  auf  die  vorstehenden  Bestimmungen  bemerke 
ich,  dass  zur  grösseren  Sicherstellung  der  Richtigkeit  und  Zuverlässigkeit 
der  Landmesserarbeiten  im  Allgemeinen  in  Zukunft  eine  regelmässige 
örtliche  Beaufsichtigung  des  Landmesserwesens  durch  die  bei  der 
Königlichen  Regierung  hierselbst  angestellten  beiden  Kataster-Inspectoren 
erfolgen  wird.  Dieselbe  wird  sich  insbesondere  auf  die  Prüfung  der 
Vollständigkeit,    Richtigkeit    und    Gebrauchsfähigkeit    der    Instrumente, 


vereidigten  preussischen  Landmester.  187 

sowie  aueh  auf  die  ordnnngsmässige  Führung  und  Aufbewahrung  der 
Peldbücher,  Verhandlungen  u.  s.  w.  erstrecken.  Wo  bei  der  häuslichen 
Prüfung  Bedenken  gegen  die  Richtigkeit  und  Zuverlässigkeit  einer 
Arbeit  zu  Tage  treten,  soll  auch  zu  einer  Prüfung  im  Felde  geschritten 
werden.  Zu  diesem  Zwecke  sind  den  genannten  Beamten  die  Acten 
und  Instrumente  auf  Erfordern  vorzulegen  und  ist  etwaigem  Ansuchen 
um  Beiwohnung  bei  der  Prüfungsmessung  zu  entsprechen. 

Zugleich  mache  ich  auf  die  Beschaffung  nachstehender  Werke 
aufmerksam,  welche  die  allgemeinen  Vorschriften  über  die  Ausführung 
der  geometrischen  Arbeiten  enthalten: 

1)  Die  Landmesser  in  Preussen,  ihre  Ausbildung,  Prüfung  und  Be- 
stallung, ihre  Geschäfte  und  Taxen.  —  2.  Auflage.  Berlin  1895. 
R.  V.  Deckers  Verlag   (G.  Schenk,   Königlicher  Hofbuchhändler). 

2)  Bestimmungen  über  die  Anwendung  gleichmässiger  Signaturen  für 
topographische  und  geometrische  Karten,  Pläne  und  Risse.  — 
3.  Auflage.  BerUn  1888.  R.  v.  Deckers  Verlag  (G.  Schenk,  König- 
licher Hofbuchhändler). 

Die  Ernennungen  von  Vermessungsrevisoren  nach  den  §§  23—35 
des  Feldmesser-Reglements  werden  im  Amtsblatt  der  Königlichen  Re- 
gierung veröffentlicht  werden  (vergl.  Amtsblatt  von  1883,  Stück  8, 
Nr.  220,  Seite  61). 

Der  Regierangspräsident 

in  Vertretung: 
(gez.)    G  e  s  c  h  e  r. 

An 
sämmtliche  Herren   vereideten  gewerbetreibenden 
Landmesser  des  Regierungsbezirks. 
1.  m.  B.  9642. 

Es  steht  somit  fest,  dass  innerhalb  Preussens  für  die  staatlich 
geprüften,  gewerbetreibenden  Landmesser  ein  „freier**  Gewerbebetrieb 
im  Sinne  der  Gewerbeordnung  nicht  mehr  zulässig  sein  wird.  Mag  nun 
aaeh  an  und  für  sich  eine  angemessene  staatliche  Aufsicht  hier  und  da 
ganz  zweckmässig  und  nützlich  sein,  so  kann  doch  unseres  Erachtens 
die  Rechtmässigkeit  und  Rechtsgültigkeit  der  in  dieser  Hinsicht 
getroffenen  Anordnungen  der  preussischen  Verwaltungsbehörden  gegenüber 
dem  klaren  Wortlaute  der  Gewerbeordnung  vom  21.  Juni  1869  bezw. 
1.  Juli  1883  —  speciell  gegenüber  dem  §  36  —  nicht  bestehen. 
Wir  sind  der  Ansicht,  dass  alle  nicht  auf  der  Gewerbeordnung  begründeten 
ministeriellen  Verordnungen,  selbst  nicht  ausgeschlossen  das 
Reglement  ftlr  die  öffentlich  anzustellenden  Feldmesser  vom  2.  März  1871, 
jedenfalls  für  die  nicht  als  Beamte  mit  dem  Beamteneide  belegten, 
sondern  als   Gewerbetreibende   auf  die  im   §   36   der  Gewerbeordnung 


188  Die  angeordnete  Staatsaufsicht  etc. 

gedachte  ^Beobachtung  der  bestehenden  (natürlich  ^gesetzlichen^*)) 
Vorschriften^  eidlich  verpflichteten  (also  jedenfalls  fUr  alle  nach  dem 
9.  Juni  1883  vereidigten)  gewerbetreibenden  Landmesser  nicht  bindend 
sind,  dass  letztere  vielmehr  das  Recht  haben,  die  ihnen  aufgedrungene 
Beaufsichtigung  höflichst,  aber  ganz  energisch  zurückzuweisen,  ohne  er- 
hebliche Unannehmlichkeiten  befürchten  zu  müssen. 

Die  nach  §  14  der  Gewerbeordnung  vorgeschriebene  Anzeige  des 
Gewerbebetriebes  bedingt  nicht  zugleich,  wie  es  in  dem  ministeriellen 
Erlasse  vom  16.  April  1890  heisst,  auch  den  Ausweis  über  den  Besitz 
der  Bestallung  und  über  die  erfolgte  Vereidigung;  es  genügt  vielmehr 
die  Anzeige  des  beabsichtigten  Gewerbebetriebes,  welche  gemäss  §  15 
der  Gewerbeordnung  binnen  drei  Tagen  von  der  betreffenden  Orts- 
behörde bescheinigt  werden  muss.  Dass  nun  lediglich  die  zu  erkennen 
gegebene  Absicht,  das  Gewerbe  als  Feldmesser  auszuüben,  auch  schon 
dem  Staate  ein  Aufsichtsrecht  gegenüber  demjenigen  Feldmesser  geben 
soll,  welcher  das  Missgeschick  gehabt  hat,  die  staatliche  Prüfung  zu 
bestehen  und  demnächst  eidlich  verpflichtet  worden  zu  sein,  kann  weder  für 
die  vor  dem  9.  Juni  1883  mit  dem  Staatsdienereide  belegten,  noch  auch  für 
die  nach  diesem  Zeitpunkte  als  Gewerbetreibende  eidlich  verpflichteten 
Landmesser  anerkannt  und  zugegeben  werden ;  dagegen  wird  es  selbstver- 
ständlich sein,  dass  derjenige  gewerbetreibende  vereidigte  Landmesser, 
welcher  von  seinen  Arbeiten  gegenüber  der  Staatsbehörde  (z.  B.  der  Kataster- 
Verwaltung)  Gebrauch  machen  will,  sich  im  einzelnen  Falle  den  Anordnungen 
dieser  Behörden  in  Bezug  auf  Vorzeigung  der  Bestallung  und  Nachweis 
der  erfolgten  Vereidigung  fügen  muss.  Ob  derselbe  nun  seine  Messungen 
mit  diesem  oder  jenem  Messwerkzeuge  bewirkt,  sich  dieser  oder  jener 
Hülfsmittel  bedient  hat,  entzieht  sich  der  Controle  der  Staatsregiernng; 
die  eingereichte  Messung  hat  und  behält  unseres  Erachtens  öffentlichen 
Glauben,  so  lange  ihre  Unrichtigkeit  nicht  von  zuständiger  Seite  nach- 
gewiesen ist  —  und  in  diesem  Falle  kann  auch  erst  die  Frage  der 
event.  Zurücknahme  der  Bestallung  in  Erwägung  gezogen  werden. 

Der  Deutsche  Geometerverein  wird  nun  voraussichtlich  demnächst 
bei  Berathung  des  Antrages  Walraff  auf  Erwirkung  eines  neuen 
Landmesser-Reglements  auch  der  Frage  der  Staatsaufsicht  näher  treten 
und  zu  ihr  Stellung  nehmen  müssen,  zumal  dieselbe  jetzt  für  die 
gewerbetreibenden  vereidigten  preussischen  Landmesser  eine  brennende 
geworden  ist. 

Wenn  die  preussische  Staatsregierung,  wie  es  scheint,  so  grossen  Werth 
auf  die  staatliche  Beaufsichtigung  der  gewerbetreibenden  vereidigten 
Landmesser  legt,  sollte  sie  ihrerseits  schon  längst  Veranlassung  genommen 


*)  Ministerielle  Verordnungen  können  wohl  nur  dann  für  die  auf  die 
Beobachtung  der  bestehenden  Vorschriften  verpflichteten  Landmesser  bindend 
sein,  wenn  dieselben  in  der  Eidesformel  speciell  namhaft  gemacht  sind  und  mit 
der  Gewerbeordnung  nicht  in  Widerspruch  stehen. 


Hammer.    lieber  Winkelgrössen  und  ihre  Bezeichnang  etc.  189 

haben,  den  entgegenstehenden  §  36  der  Gewerbeordnung  entsprechend 
umzugestalten,  das  Landmessergewerbe  aus  der  unwürdigen  Zusammen- 
stellung dieses  Paragraphen  auszusondern  und  entweder  dem  §  29 
(Gewerbetreibende,  welche  einer  besonderen  Genehmigung  bedürfen)  oder 
wenigstens  dem  §  34  (Markscheiderparagraphen)  einzufügen,  den  geprüften 
Landmessern  wieder  die  Beamteneigenschaft  beizulegen,  ihnen  eine 
geschützte  Amtsbezeichnung  zu  verleihen,  überhaupt  ihnen 
nicht  lediglich  Verpflichtungen  aufzuerlegen,  sondern  auch  einige  wesentliche 
Rechte  —  namentlich  im  amtlichen  Verkehr  mit  den  Eatasterbehörden 
—  einzuräumen,  dann  würde  auch  der  gewerbetreibende  vereidigte 
Landmesser  es  besser  verstehen  können  und  zu  würdigen  wissen,  dass 
eine  angemessene  Staatsaufsicht  unter  so  veränderten  Verhältnissen  nicht 
mehr  so  ganz  unberechtigt  sein  kann. 

Es  wird  nunmehr  Sache  des  Deutschen  Geometervereins  sein,  in 
diesem  Sinne  für  eine  angemessene  Umgestaltung  der  Gewerbeordnung 
einzutreten  und'  zugleich  mit  dem  Antrage  auf  Abänderung  des 
preussischen  Feldmesser-Reglements  auch  den  Antrag  auf  Abänderung 
des  §  36  der  Gewerbeordnung  zu  verbinden. 


Ueber  Winkelgrössen  und  ihre  Bezeichnung  und  damit 
Zusammenhängendes.    (Zu  zeitschr.  1895  s.  453—550.) 


Von  E.  Hammer. 


1  1 

Wenn  sin^=2r  und  sin  SO^  =  x-  ganz    allgemein    benutzte,    also 

doch  wohl   unzweifelhaft  richtige  Gleichungen  sind,  ist  dann  derSchluss 

^:=30ö  oder  also  2ir  =  360"  gestattet  oder  nicht?  Die  preussische 
Katastervorschrift  scheint  zu  sagen:  ja,  denn  sie  hat  die  zuletzt  ge- 
schriebene Gleichung  auf  ihren  Formularen  stehen;  andere  sagen:  nein, 
und  bei  diesem  Nein  wird  es  ohne  Zweifel  und  ohne  viel  Worte  auch 
bleiben  müssen.  Denn  die  Behauptung  2  ir  =  360^  ist  unmöglich  aufrecht 
zu  erhalten ;  Jedermann  weiss,  dass  man  in  der  Mathematik  (seit  Euler)  mit 
IT  die  Zahl  3,14159....  bezeichnet  und  dass  man  einer  reinen  Zahl 
nicht  eine  andere  benannte  Zahl  gleichsetzen  kann.  Gewisse,  in 
jenen  zwei  Gleichungen  enthaltene'  Oonventionen  müssen  den  Schluss 
2it  =  360^  unmöglich  machen.  Zwar  setzt  man  oft  auch  verschieden 
benannte  Zahlen  einander  gleich^  schreibt  z.  B.  fUr  die  praktische 
Mathematik  ohne  Anstand  1  Meter  =  443,296  Par.  Lin.,  indem  man 
eben  dem  Gleichheitszeichen  eine  andere  Bedeutung  giebt,  als  es  in  einer 
arithmetischen  Gleichung  hat:  es  sagt  nur  nocb,  1  Meter  enthält...;  ja 
man  schreibt  oft  sogar  z.  B.  10  qm  =  30  Mk.,  um  zu  sagen,  dass  1  qm 


190  Hammer.    Ueber  Winkelgrössen  and  ihre  Bezeichnang  etc. 

3  Mk.  kostet  u.  s.  f.  Und  in  dieser  übertragenen  Bedeutung  des 
Oleichheitszeichens  als  Zeichen  für:  sich  entsprechen,  könnte  bei  der 
einfachen  Beziehung  zwischen  der  analytischen  und  trigonometrischen  Kreis- 
theilung  der  Grund  für  jene  „Gleichung^  2  ir  =  360^  gesucht  werden; 
aber  ist  der  Grund  zureichend?  Wozu  überhaupt  hier  die  Künstelei? 
Warum  steht  nicht  einfach  auf  jenen  Formularen  360^  und  400^  oder, 
wenn  es  nicht  anders  sein  soll,  400^,  wie  man  es  auf  Tachymeterschiebern 
für  alte  und  neue  Kreistheilung  findet? 

Die  ganze    vorhergehende   und   folgende  Auseinandersetzung   wäre 

dann  höchst  müssig.  Trotzdem  sind  ein  paar,  wenn  auch  noch  so  elementare, 

Bemerkungen  zu  dieser  Sache  ftlr  Studirende  nicht  ganz  ohne  Interesse; 

denn  der  Anfänger  in  der  Mathematik,  der  z.  B.  aus  den  zwei  Gleichungen 

c  c 

log  a=^  k  und  log  b  =  k   schliessen    soll    und    muss :    a  =  b   (von   der 

Periode  abgesehen),    hat   Recht  und  Pflicht   zu    der  Frage  nach  einer 

nähern  Erläuterung    darüber,   warum   denn    aus    den   zwei    im  Eingang 

angeschriebenen  Gleichungen  nicht  auch  -^  =  30®  gefolgert  werden  könne? 

Die  Antwort  lautet:  die  ^sin"  jener  beiden  Gleichungen  sind  eigentlich 
gamicht  dasselbe ;  oder  besser :  die  Gleichheitszeichen  in  ihnen  sind 
nicht  von    derselben  Art,   die   „Gleichungen^   selbst  nicht  vergleichbar. 

Während  die  erste  Gleichung:  der  Sinus  der  Z  a  h  1  -^  ist  gleich  der  Hälfte 

der  Einheit  eine  im  strengen  Sinne  der  Analysis  bestehende  «Gleichung, 
eine  arithmetische  Identität  ist,  das  Gleichheitszeichen  absolute  algebraische 
Giltigkeit  hat,  ist  die  zweite  Gleichung  überhaupt  nur  durch  ihre  geo- 
metrische Interpretation  verständlich;  dort  ist  sin  das  Zeichen  einer  rein 
arithmetischen  Operation  (um  den  Namen  Function  zunächst  noch  zu  ver- 
meiden), wie  log  oder  wie  das  Divisionszeichen,  hier  zunächst  eigentlich 
die  Aufforderung  zu  einer  geometrischen  Construction  (Loth  vom  Endpunkt 

30 
eines  Bogens  aus.  der  ^  des  Quadranten  umfasst,  im  Vergleich  mit  der 

Halbmesserlänge,  dem  ^sinus  totus^).  Im  Gegensatz  zu  jener  rein 
arithmetischen,  ohne  jeden  Zusatz  (ausser  der  Definition  des  sin-Zeichens 
und  des  Zeichens  ic,  die  aber  beide  arithmetisch  gegeben  zu  denken 
sind)  richtigen  Gleichung  ist  die  zweite  „Gleichung^  eigentlich  von 
der  Art,  wie  sie  durch  ^Anwendung  der  Algebra  auf  die  Geometrie^ 
entstehen  und  es  ändert  an  der  geometrischen  Natur  dieser 
Gleichung  nichts,  dass  wir  heute  die  sin  u.  s.  f.  auch  in  der 
Trigonometrie  nicht  mehr  wie  früher  als  Strecken,  sondern  als  Ver- 
hältnisszahlen  auffassen:  sie  sind  für  die  Trigonometrie  doch  zunächst 
immer  die  Verhältnisse  von  Strecken,  also  von  geometrischen  Ge- 
bilden, die  für  die  reine  Analysis  nicht  vorhanden  zu  sein  brauchen^  so  wenig 
wie  für  sie  Grade  u.  s.  f.  vorhanden  sind.  Und  deshalb  sipd  nach 
dem  Bau  jener  zwei  Gleichungen    einander  entsprechende  Theile   nicht 


Unterricht  und  Prüfungen.  191 

einander  gleich  zu  setzen.      Jordan  hat,    1895  S.  550,    bereits   darauf 

hingewiesen,  dass  man  diesen  Unterschied  zwischen  der  arithmetischen 

Gleichung  und  der    geometrischen    Gleichung    einfach    dadurch  zum 

Aasdruck  bringen   könnte,    dass   man    im  einen  Fall  sin,    im    andern 

Sin  oder  irgend  eine  andere  Zeichenunterscheidung  schriebe. 

(Fortsetzung  folgt.) 

Wegen  wichtigerer  Einsendungen  wird  es  kaum  möglich  sein,  die  schon  im 
Herbst  1895  eingegangenen  Erörterungen  über  die  einfache  Sache  vonZeitschr. 
1895,  S.  548—550  zum  Abdruck  zu  bringen,  vergl.  auf  S.  J  75.        D.  Red.  J, 


Unterricht  und  Prüfungen. 

Anszng   ans   dem    Verzeichniss    der  Vorlesungen    an  der 

Königlichen  Landwirthschaftlichen  Hochschule  zu  Berlin  N., 

Invalidenstrasse  Nr.  42,  im  Sommer-Semester  1896. 

1.   Landwirthschafty  Forstwirthschaft  und  Gartenbau. 

Geheimer  Regierungsrath,  Professor  Dr.  Orth:  Allgemeiner  Acker- 
and  Pflanzenbau  2.  Theil:  Bewässerung  des  BodenS;  einschliesslich 
Wiesenbau  und  Düngerlehre.  Specieller  Acker-  und  Pflanzenbau^ 
2.  Theil:  Anbau  der  Wurzel-  und  Knollengewächse  und  der  Handels- 
gewächse.  Bonitirung  des  Bodens.  Praktische  Uebungen  zur  Boden- 
kunde. Leitung  agronomischer  und  agrikulturchemischer  Untersuchungen 
(Uebungen  im  Untersuchen  von  Boden^  Pflanzen  und  Dünger)  gemeinsam 
mit  dem  Assistenten  Dr.  Berju.  — Geheimer  Regierungsrath,  Professor 
Dr.  Werner:  Land wirthschaftliche  Taxationslehre.  Landwirthschaftliches 
Seminar^  Abtheilung:  Betriebslehre.  Abriss  der  landwirthschaftlichen 
Productionslehre  (Betriebslehre).  —  Geheimer  Rechnungsrath  Professor: 
Schotte:  Land  wirthschaftliche  Maschinenkunde.  Maschinen  und  bau- 
liche Anlagen  für  Brauerei;  Brennerei  und  Zuckerfabrikation^  Feld- 
messen und  Nivelliren  für  Landwirthe  (Vortrag  und  praktische  Uebungen). 
Zeichen-  und  Constructionsübangen.  ■—  Oberförster  Kottm ei  er:  Wald- 
begrttndung  und  Waldpflege.     Forstliche  Excnrsionen. 

2.   Naturwissenschaften. 

a)  Physik  und  Meteorologie.  Professor  Dr.  Börnstein:  Ex- 
perimental-Physik,  2.  Theil.  Dioptrik.  Hydraulik.  Physikalische  Uebungen. 

b)  Chemie  und  Technologie.  Professor  Dr.  Fleischer 
Die  naturwissenschaftlichen  Grundlagen  der  Moorkultur. 

c)  Mineralogie^  Geologie  und  Geognosie.  Professor  Dr. 
Grüner:  Geognosie  und  Geologie.  Die  wichtigsten  Bodenarten  mit 
Berücksichtigung  ihrer  rationellsten  Kultur.  Praktische  Uebungen  in  der 
Bestimmung  und  Werthschätzung  von  Bodenarten  und  Meliorations- 
materialien.    Colloquium  über  Bodenkunde.    Geognostische  Excnrsionen. 


192  Personalnachrichten.  —  Briefkasten. 

4.  Rechts-  und  Staatswissenschaft. 

Professor  Dr.  Sering:    Nationalökonomie.     Staatswissenschaftliches 

Seminar. 

5.  Kulturtechnik. 

Regier ungs-    nnd    Banrath    von    Mttnstermann:    Kultartechnik. 

Entwerfen  kaltnrtechnischer  Anlagen.  —  Meliorations-Bauinspector  Gr  antz: 

Bauconstructionslehre.    Erdbau.    Wasserbau.    Entwerfen  von  Bauwerken 

des  Wasser-,  Wege-  und  Brückenbaues. 

6.  Geodäsie  und  Mathematik. 

Professor  Dr.  Vogler:  Ausgleichungsrechnung.  Praktische  Geo- 
metrie. Geodätische  Rechenübungen.  —  Messübungen,  gemeinsam  mit 
Professor  Hegemann.  —  Professor  Hegemann:  Geographische  Orts- 
bestimmung. Uebungen  im  Ausgleichen.  Zeichenübungen.  —  Professor 
Dr.  Reiche  1:  Analysis.  Algebraische  Analysis.  Trigonometrie.  Ana- 
lytische Geometrie  und  Analysis.  Uebungen  zur  Analysis.  Mathematische 
Uebungen.  Uebungen  zur  analytischen  Geometrie  und  Elementarmathematik. 

Beginn  des  Sommer-Semesters  am  16.  April^  der  Vorlesungen  zwischen 
dem  16.  und  23.  April  1896.  —  Programme  sind  durch  das  Secretariat 
zu  erhalten. 


Personalnachrichten. 

Königreich  Preussen.  Die  Oberlandmesser  P  a  h  1  in  Königsberg 
und  Franke  in  Wollstein,  sowie  die  Landmesser  Plähn  in  Schneide- 
mühl  und  Timme  in  Bromberg   sind  zu  Vermessungsrevisoren  ernannt. 

Württemberg.  Seine  Majestät  der  König  geruhten,  anlässlich 
des  allerh.  Geburtsfestes  (25.  Februar),  das  Ritterkreuz  2.  Klasse  des 
Friedrichsordens  dem  Vermessungs-Commissair  St  ei  ff  bei  dem  Kataster- 
Bureau  in  Stuttgart  zu  verleihen. 

Das  Steuer-CoUegium,  Abtheilung  für  directe  Steuern,  hat  durch 
Verfügung  vom  25.  Januar  d.  J.  den  Oberamtsgeometer  Weinmann 
in  Degerloch  seinem  Ansuchen  gemäss  des  Dienstes  enthoben. 


Briefkasten. 

Die  Vereinsschrift  des  Elsass-Lothringischen  Geometer- Vereins  und 
die'  Vereinsschrift  des  Badischen  Geometer -Vereins  haben  auf  ihrem 
Umschlag  die  Angabe:  „Redigirt  und  herausgegeben  vom 
Vorstand." 

Wenn  man  nun  eine  briefliche  Mittheilung  an  diese  Zeitschriften 
richten  will,  an  wen  soll  man  den  Brief  adressiren  ? 

Inhalt. 

Grossere  Mittheilungen:  Zur  Praxis  der  Messband-Bussolenzüge,  von 
Hammer.  —  Die  Genauigkeit  der  Pointirung  bei  Längenmaassvergleichungen, 
von  Stadthagen.  —  Die Bezeichnungs weise  der  Winkelgrössen,  von  Wilski. 
—  Die  angeordnete  Staatsaufsicht  über  die  gewerbetreibenden  vereidigten 
preussischen  Landmesser.  —  üeber  Winkelgrössen  und  ihre  Bezeichnung  nnd 
damit  Zusammenhängendes,  von  Hammer. —  Unterricht  und  Prüfungen.  —  Personal- 
nachrichten.  —  Briefkasten. 

Verlag  von  Konrad  Wittwer  Stuttgart  —  Druck  von  Gebrüder  Jänecke  in  Hannover. 


t93 

ZEITSCHRIFT  for  VERMESSUNGSWESEN. 

Organ  des  Deutschen  Geometervereins. 

Herausgegeben  yon  ' 

Dr.  W.  Jordan,  und  O.  Steppds, 

Professor   in    Hannover  Steuer-Ratb  in  Ml(Qctie9. 

-» 


•    «    •    • 


1896.  Heft  7.  Band  XXV. 

»4     1.  April,     t^" — 


Congruente  oder  conforme  Coordinaten. 


Die  Erttrteirang  auf  Seite  92  —  94  des  Heftes  3  vom  1.  Februar  1896 
dieser  Zeitschrift  hat  drei  Einsendungen  henrorgemfeny  welche  im  Nach- 
folgenden alle  wörtlich  abgedruckt  werden^  obgleich  manche  Kürzung 
und  Modificirung  sich  empfehlen  würde.  Aber  da  ein  Mitglied  der 
Redaction  als  Verfasser  der  Auseinandersetzung  von  S.  92  —  94  in  der 
daran  geknüpften  Discussion  mit  betheiligt  ist^  schien  es  am  besten/ 
zur  Wahrung  der  Objectivität,  nichts  zu  unterdrücken^  was  in  dieser 
Sache  eingegangen  ist. 

Die  Frage;  ob  congruente  oder  conforme  Coordinaten  für  Kataster- 
Vermessungen  die  geeigneteren  sind;  und  die  dadurch  angeregte  Frage, 
aus  welchen  Motiven  die  Preussische  Katasterverwaltung  1879  ihre 
heutigen  sog.  Soldner'schen  Coordinaten  eingeführt  hat;  ist  von  ganz  ausser- 
ordentlicher Wichtigkeit  für  die  ganze  Entwickelung  des  deutschen 
Vermessungswesens.  Das  kleine  Gebiet  von  120  km  und  56  km  Ausdehnung; 
über  welches  auf  Seite  66  und  Seite  92  berichtet  ist;  würde  an  sich 
80  hohes  Interesse  kaum  beanspruchen;  aber  da  auf  diesem  kleinen  Ge- 
biete zum  ersten  Mal  in  Deutschland  die  berührte  Frage  zur  geodätischen 
Discussion  gestellt  wurde,  ist  es  allerdings  von  weitergehendem  Interesse; 
die  Principienfrage  bei  dieser  Gelegenheit  zu  beantworten;  und  dazu 
sind  die  nachfolgenden  Darlegungen  dreier  .  Vereinsmitglieder  trotz  der 
theilweise  polemischen  Form  sehr  geeignet. 

Soldner'sche  od^r  Ganss'sche  Coordinaten ; 

von  Professor  Koll  in  Bonn. 

Auf  Seite  93  und  94  dieser  Zeitschrift  ist  Herr  Professor  Dr.  Jordan 
nochmals  auf  die  Verhandlungen  der  Hauptversammlung  des  Deutschen 
Geometer- Vereins  zurückgegangen  und  sagt  im  Anschluss  an  meine  Aus- 
führungen auf  dieser  Versammlang: 

^Dieses  und  die  in  Zeitschr.  1895;  S.  509  mitgetheilte  Darlegung 
scheint;  mit  den  Ausführungen  von  Herrn  Schulze  auf  S,  83  im  Vorstehenden, 

Zeitschrift  far  Vermessnngsweflen  1896.   Heft  7.  13 


104  Gongruente  oder  conforme  Coordinaten. 

dar  allerdih^  weit  verbreiteten  Ansicht  zu  huldigen^  däss  die  unver- 
zerrten  Soldner*Bchen  Coordinaten  die  ^praktischen^  und  die  oonformen 
Coordinaten  die  „theoretischen^  seien,  welche  letztere  nur  etwa  zur  Freude 

Solcher  dienen,  welche  gerne  mit  -^  rechnen^  aber  die  „Praxis^  nicht 

zu  beurtheilen  verständen.  Nun  ist  aber  gerade  das  Oegentheil 
de5r  Fall  *) 

. . .  .Wenn  die  Furcht  vor  solchen  besonderen  Reductionen  in  Hannover 
naclr  1866  d6r  Grund  war  zu  der  unzweckmässigen  Zerschneidung  des 
alten  classischen  Coordinatensystems  in  31  conforme  Partialsysteme  und 
später  zu  der  gänzlichen  Abschaffung  der  conformen  Coordinaten,  so 
wäre  das  nicht  eine  Folge  von  praktischen  Erwägungen,  sondern  eine 
Folge  irriger  mathematischer  Auffassung  der  Sache  gewesen,  deren 
Wiederholung  jetzt,  da  die  Frage  in  mehr  als  einem  Lande  wieder  prak- 
tisches Interesse  gewonnen  hat,  vermieden  werden  muss.^ 

Wenn  das,  was  hier  angeführt  ist,  richtig  ist,  so  müsste  sich.  Herr 
Professor  .  Dr.  Jordan  mit  seinen  klaren  sonstigen  Ausfjührungen 
über  ^  diesen  Gegenstand  im  zweiten  Bande  seines  Handbuches  der 
yeirniessungskunde)  2*  Auflage  1878  bedeutend  geirrt  haben. ,  Da  ich 
aber  noch  der  Aiisicht  bin,  dass  Herr  Prpfeasor  Dr.  Jordan  sich  hier 
nicbjt  .geirrt  hat  und  seine  damaligen  Ausführungen  die.  Verhältnisse 
in  ausgezeichneter  Weise  klarlegen,  so  gestatte  ich  mir  im  folgenden 
Jordan  streng  zu  folgen: 

Auf  Seite  276,  277  und  278  des  Jordanischen  Handbuches  wird 
die  Verzerrung  behandelt,  die  das  Bild  der  sphärischen  Oberfläche 
erleidet,,  wenn  man  die  rechtwinkligen  sphärischen  Soldner^schen  Coor- 
dinaten als  rechtwinklige  ebene  Coordinaten  auf  eine  Zeichnuiigsebene 
aufträgt.  Der  allgemeine  Ausdruck  für  die  Vergrösserung  einer  kurzen 
Linie  im  Punkte  mit  der  Ordinate  y  in  der  Richtung  a  ist 

t?  =  1  +  -f-v  •  cos^  a. 


Die  Vergrösserung  ist  hiernach  nicht  abhän^g  von  der  Abscisse  x^ 
sondern  nur  von  der  Ordinate  y  und  von  der  Richtung  a.  In  Bezug 
auf  (3t  erreicht  V  seinei  extremen  Werthe  mit  a  =  0  oder  180^  und 
a  =  90^  oder  270^  nämlich: 

a  =  0       Kmax  =  I  H — Ö2~  (Meridian,   a?- Achse) 

a:=90®   Fmin  =  l  (West- Ost,  y-Achse)    ' 

■  xp- 

In  einer  Tabelle  werden  Zahlenwerthe  für  -^— ^  gegeben  und  .dann 

wird   fortgefahren:    Mit  y^s  100 000m   bekommt    man    also    nur   eine 

*)  Dazu  ist  auf  S.  93  gesagt:  „Die  conformen  Coordinaten  verursachen 
neben  ihren  sonstigen  Vorzügen,  weniger  Rechenarbeit,  als  die  congruenten, 
Soldner^schen,  d.  h.  da,  wo  Überhaupt  von  Erdkrümmung  die  Rede  ist,  und  im 
ebenen  Rechnen  sind  überhaupt  beide  Systeme  identisch. 


Gongraente' oder  conforme  Ooordinaten.  195 

Maximal-Verzerrang  von  0^01  %  der  Längpe,  .was  bei  allen  DetailmeMongen 
und  Eartenzeichnangen  nneebädlich  ist.  Damit  igt  bewiesen^  dasa  man 
die  rechtwinkligen  sphärisehen  Ooordinaten  bei  d^n  Dreiecken  dritten 
nnd  vierten  Ranges,  bei  den  Polygonzügen  und  Detailvermessiingen, 
sowie  bei  allen  kartographischen  Darstellungen  hinrdehend  genau 
als  rechtwinklige  ebene  Goordinaten  behandeln  darf,  wenn  das  Yer- 
messungsgebiet  sich  nicht  weiter  als  100  km  zu  beiden  Seiten  der  Ab- 
scissenachse  ausdehnt,  während  dieses  Gebiet  in  der  Richtung  der 
Absdssenachse  selbst  nicht  begrenzt  ist. 

Auf  Seite  295  und  296  werden  dann  die  Soldner'schen  und  die  con- 
formen  Oauss'sohen  Goordinaten  verglichen,  im  Anschluss  an  eine  Formel- 
entwickelung, die  hier  nicht  wiedergegeben  zu  werden  braucht  t  Damit 
ist  nachgewiesen,  dass  die  Soldner^schen  Goordinaten  xy  und  die 
Gauss'schen  Goordinaten  xt^  sich  nur  dadurch  unterscheiden,  dass  die 
Ordinaten  v)  des  Oauss^schen  Sjstemes  zu  den  Ordinalen  y  des  Soldner^schen 
Systemes  in  Beziehnng  stehen: 


y(^+^) 


log  -^^  =?=  5,61  206  —  20. 


worin  für  die  Mittelbreite  50<^ 

6"r" 

Zur  Veranschaulichung  der  Verhältnisse  zwischen  y  und  t]  dienen 
folgende  Zahlenwerthe: 

y  -n  y  -n 

10  000  m  10  000,004  m  60  000  m  60  000,884  m 

20  000  20  000,033  70  000  70  001,404 

30  000  30  000,111  80  000  80  002,096 

40  000  40  000,262  90  000  90  002,984 

50  000  50  000,512  100  000  100  004,189    . 

Zur  Vergleichung  der  Vorzüge  und  Nachtheile  der  betrachteten  zwei 
Projectionsmethoden  dient  folgendes: 

DieOauss'sehePjrojection  ist  ,,conform,^,  d.  h«  sie  giebt  ein. Bild, 
welches  in  seinen  kleinsten  Theilen  dem .  Urbild  ähnlich  ist.  .  Dieses  ist 
ein  theoretischer  Vorzug,  welcher  aber  nur  bei  bedeutenden  Haas$tab8- 
änderungen  auf  einem  und  demselben  Kartenblatt  von  Wfdrth  ist;  wenn 
dagegen  die  Maassstabsungleichheiten  überhaupt  ver^aac^üässigt'  werden 
sollen,  wie  ;  dieses  bei  der  Anwendung  der  Soldner'schen  oder 
Qai^ss'schen  Goordinaten,  für  Kleinyermessungspunkte  beabsi<!htigt  ist, 
so  hat  die  Gonformität  kein  besonderes  Interesse. 

Die  Vorzüge  einer  Kartenprojection  wie  die  Soldner'sche  und 
die  Oauss^sche,  welche  unmittelbar  die  einzelnen  Punkte  nach  recht- 
winkligen Goordinaten  in  der  Ebene  aufzutragen  gestattet,  treten 
nämlich  dann   am  deutlicbstei;!  hervor,   wenn  man  in  der  Lage  ist,   alle 

aus  den  rechtwinkligen ,0oor,dinä(teii  abgeleiteten  Grössen  ohne  weitere 

13* 


196  Cottgruente  oder  conforme  Coordinaten. 

Oorreetionen  zu  benutzen,  wie  es  in  der  Eleinvermeseang  und  schon 
ia  der  Triangulation  vierter  und  dritter  Ordnung  geschieht.  Hier  er- 
zeugen  die  vernachlässigten  Gorrectiohen  denselben  Schaden  wie  kleine 
Mesaungsfehler,  nnd  es  ist  danach  zu  trachten,  die  vernachlässigten 
Grössen  milglichst  klein  zu  machen^  nicht  aber  nach  allen  Richtungen 
hin.  möglichst  gleich,  weil  letzteres  nur  erreicht  werden  kann  durch 
Einführung  von  Verzerrungen  an  solchen  Stellen^  wo  sie  nicht  unum- 
gänglich  nöthig  sind. 

Wenn  man  in  jedem  Punkte  des  Vermessungsgebietes  nach  allen 
Richtungen  kleine  Linien  gezogen  und  dadurch  die  ganze  Aufnahme 
bewirkt  denkt,  so  bildet  die  Quadratsumme  aller  Vetgrösserungen 
welche  diese  Linien  durch  die  Eartenprojection  erleiden,  das  Maass  des 
Schadens,  welcher  bei  denjenigen  Operationen  entsteht,  bei  welchem  man 
die  Gorrectionen  vernachlässigt.  Bezeichnet  man  diesen  Schaden  für  die 
Oauss'sche  Projection,  mit  Q,  für  die  Soldner'sche  mit  i»,  so  findet  man 


(O 


1      fy  r!L  1 

=  — — 7-  2   y*  •  cos  *a  •  dw  •  da  •  —  = 


y'     3 


4r*        5       8 
Es  ist  also  Q  :  CO  =  8  :  3. 

Man  kann  noch  fragen,  welches  Verhältniss  die  Maximalwerthe  y 
in  beiden  Systemen  haben  müssen,  wenn  Q  =  cd  werden  soll.  Kimmt 
man  Y   entsprechend  Q    und  y   entsprechend  co,  so  wird  Q  =  co,  wenn 

r'  =  —  v^ 

oder  Y  =0,82y 

Hiernach  dürfte  die  Gauss'sche  Projection  auf  nur  82  ^/q  der 
Fläche  ausgedehnt  werden,  welche  der  Soldner'schen  Projection  zu- 
gänglich ist. 

Wenn  man  in  Betracht  zieht,  dass  die  in  Q  und  co  behandelten 
Fehler  sich  mit  den  gewöhnlichen  Messungsfehlern  combiniren,  und  dass 
die  letzteren  überwiegen,  so  stellt  sich  das  Verhältniss  zwar  anders^ 
doch  bleibt  die  Soldner'sche  Projection  im  Vorzug. 

Diese  Darlegungen  sind  so  klar  und  überzeugend,  dass  ich  nur 
wenig  hinzuzufügen  brauche. 

In  Preussen  ist  bei  der  Anlage  der  jetzt  bestehenden  Coordinaten- 
Systeme  davon  ausgegangen,  dass  die  Fehler,  die  durch  die  Benutzung 
der  rechtwinkligen  sphärischen  Goordinaten  als  ebenen  Goordinaten  ent> 

stehen,  nicht  grösser  als  sein    sollen*).      Demgemäss     sind   all- 

gemein    die    Soldner'schen   Goordinaten   eingeführt    und    ist   die  Aus- 


*)    F.  G',  G-auss,    Die  trigonometrischen  und  polygonometrischen  Rech- 
nungen in  der  Feldmesskunst.    1.  Auflage,  1876,  Seite  299. 


Gongraente  oder  conforme  Coordinaten.  197 

dehnuDg  der  Coordinatensysteme  auf  hdchstens  60  km  zu  beiden  Seiten 
der  Abscissenachse  begrenzt  worden.  Die  bestehenden  Systeme  erreichen 
diese  Maximalgrenze  in  vielen  Fällen  nicht  und  es  bestehen  mehr 
Systeme^  als  unbedingt  nothwendig  sind.  Dies  rührt  ganz  einfach  daher, 
dasB  früher  die  Ooordinatensysteme  dem  auftretenden  Bedürfniss  folgend 
anter  Berücksichtigung  der  vorliegenden  bei  den  N«umessungen  zu  be- 
nutzenden für  sich  bestehenden  Dreiecksnetzen  festgesetzt  wurden.  Das 
was  in  solcher  Weise  entstanden  war,  konnte  bei  der  allgemeinen  Fest- 
setzung der  Systeme  im  Jahre  1879  nicht  einfach  fallen  gelassen  werden, 
schon  deshalb  nicht,  weil  auch  damals  noch  in  Preussen  kein  einheit- 
liches zusammenhängendes  Dreiecksnetz  vorhanden  war  und  durch  eine 
radicale  Umformung  aller  Ooordinatensysteme  unter  Umständen  kost* 
spielige  Triangulationen  nothwendig  gemacht  wurden,  ^ur  in  der 
Provinz  Hannover  ist  eine  Ausnahme  gemacht  und  hier  sind  die  alten 
Systeme  ganz  aufgegeben.  In  Hannover  lagen  die  Gauss^schen  conformen 
Coordinaten  in  dem,  wie  Jordan  sagt,  alten  classischen  Coordinateni^stem 
vor.  Dies  Coordinatensystem  hat  als  Abscissenachse  den  Meridian  der 
Oöttinger  Sternwarte.  Hannover  erstreckt  sich  westlich  225  km  und  östlich 
110  km  von  diesem  Meridian  und  demnach  betragen  die  Verzerrungen 
sowohl  in  den  Ordinaten,  wie  in  den  Abscissen  an  der  westlichen  Grenze 

6  15 

^rxr^r^    ^^  ^^^  östüchcn  .    Dics  konnte  nicht  zugelassen  werden 

lOOCX)  lüüüüü 

und  deshalb  ist  das  alte  classische  Coordinatensystem  bei  der  Neumessung 
der  Provinz  Hannover  in  Partialsysteme  zerschnitten.  Welche  Umstände 
auf  die  Bildung  der  Partialsysteme  eingewirkt  haben,  weiss  ich  nicht 
und  dass  bei  der  Zerschneidung  vielleicht  etwas  weiter  gegangen  ist,  als 
unter  den  obwaltenden  Umständen  nöthig  war,  kann  möglich  sein.  Als 
dann  1879  bei  der  allgemeinen  Festsetzung  der  Ooordinatensysteme  auch 
die  Frage  zu  lösen  war,  ob  in  Hannover  die  alten  Systeme  beizubehalten 
seien  oder  nicht,  konnte  die  Entscheidung  nur  dahin  fallen,  dass  dies 
nicht  geschehen  solle  und  dass  in  Hannover  ebenso  wie  in  den  übrigen 
Provinzen  grössere  Systeme  und  Soldner'sche  Coordinaten  einzufUhren 
seien,  denn  es  wa,;r  vorauszusehen,  dass  zu  der  Zeit,  wo  in  Hannover 
wieder  umfangreichere  Neumessungen  auszuführen  sein  würden,  hier 
bereits  die  Landestriangulation  ausgeführt  sein  werde  und  dann  keine 
Veranlassung  mehr  vorliege,  ftlr  Hannover  noch  Qauss^sche  Coor- 
dinaten beizubehalten.  Hierbei  kam  es  auch  zur  Sprache,  ob  überhaupt 
zweckmässiger  Soldner'sche  oder  Gauss'sche  Coordinaten  zu  nehmen 
seien,  und  damals  ist  geltend  gemacht  worden,  was  ich  auch  auf  der 
Hauptversammlung  gesagt  habe,  dass,  wenn  bei  Einfahrung  conformer 
Coordinaten  das  Land  nicht  in  viel  mehr  Systeme  zerschlagen  werden  solle, 
man  genöthigt  sei,  für  alle  weiter  von  der  Coordinatenachse 
abliegende  Gemarkungen  besondere  Reductionen  der  Strecken  oder 
Flächenangaben  einzuführen.    Wenn  Herr  Professor  Jordan  räth  (Seite  93 


198  Oongruente  oder  conforme  Goordinaten. 

d.  Zeltschrift)  nor  die  Praktiker  in  Mecklenburg  zu  fragen,  ob  dort  je- 
mals besondere  Rednctionen  dieser  Art  von  irgend  Jemanden  für  nötbig- 
gehalten  wurdön,  so  ist  dazu  za  bemerken,  dass  Mecklenburg  135  km 
br^t  und  220  km  lang  ist,  es  also  etwas  grösser  sein  müsste,  am  in 
difiser  Frage  ein  maassgebendes  Beispiel  zu  sein,  and  dass  Mecklenburg 
es  .  sich  noch  ruhig  leisten  kann,  die  grösseren  Yerzerriingsfehler  der 
Gauss'scben  Coordinaten  in  den  Kauf  zu  nehmen.*) 

Schliesslich  sei  noch  darauf  hingewiesen,  dass  es  praktisch  auch  gar 
keine  Rolle  spielt,  ob  die  Rechenformeln  für  die  einen  oder  die  anderen 
Goordinaten  etwas  einfacher  oder  eleganter  sind.  Die  rechtwinkligen 
Goordinaten  sind  aus  den  geographischen  Goordinaten  bei  der  weit- 
gehenden Triangulation  der  preussischen  Landesaufnahme  in  einem  Gebiet 
von  einer  Quadratmeile  durchweg  für  10  Punkte  abzuleiten.  Dazu 
gebraucht  man,  wenn  man  nach  dem  trigonometrischen  Formular  6  der 
Katasteranweisung  IX  rechnet,  im  Ganzen  höchstens  3  Stunden.  Wenn 
man  nun  wirklich  fttr  die  Vermessung  einer  Quadratmeile  durch  Benutzung 
eines  anderen  Verfahrens  ^/2  Stunde  sparte,  so  hat  das  wirklich  wenig 
zu  bedeuten» 

Bonn,  den  2.  Februar  1896.  Otto  KoU. 


Conforme  Projection  L 

Der  ganze  auf  conforme  Projection  bezügliche  Theil  meines  Bonner 
Vortrags  (abgedruckt  in  Zeitschr.  1895,  S.  338—340)  hat  die  grössere 
lineare  Gesammtverzerrung  Q  des  conformen  Systems  gegenüber  der 
kleineren  Soldner'schen  Verzerrung  cd  als  längst  bekannt  und  bewiesen 
vorausgesetzt,  und  wenn  daher  mein  eigener  aus  dem  Jahrgang  1875 
der  Zeitschrift  S.  27 — 34  stammender  und  im  Handbuch  d.  V.  1878 
abgedruckter  Beweis  fttr  Q  >  cd  von  Herrn  GoUegen  Koll  im  Vor- 
stehenden nochmals  abgedruckt  und  adoptirt,  aber  zugleich  in  anzutreffende 
Anwendung  gebracht  wird,  so  muss  dazu  auch  das  wiederholt  werden^ 
was  in  Zeitschr.  1895  S.  339—340  von  mir  gesagt  wurde,  nämlich 
dass  jene  Q  und  cd  ein  einseitiges  theoretisches  Kriterium  der  Sache 
geben,  welches  in  der  Praxis  nicht  Stand  hält,  und-  dass  seit  ich  die 
1875  fehlende  praktische  Beschäftigung  mit  conformen  Goordinaten 
später  gefunden  hatte,  ich  das  frühere  Urtheil  dahin  erweitern  musste, 
dass  trotzdem  Qv>cd  ist,  die  conformen  Goordinaten  den  Vorzug 
verdienen  und  grössere  Geltungsbereiche  erhalten  dürfen  als  die  Sold- 
ner'schen  Goordinaten. 

Jene  schon  im  Jahre  1875  gemachte  Integration  Qim  ist  fttr  mich 
eine  Voruntersuchung  geworden,  auf  Grund  deren  ich  im  Laufe  von  zwei 
Jahrzehnten  zu  einem  Urtheil  gelangt  bin,  das  ich  in  dem  Bonner  Vor- 
trage an  dem  populären  Beispiele  der  Steuervertheilung  dargelegt  habe, 

*)  Hierauf  werden  die  Mecklenburger  wohl  selbst  antworten.  Die  Netz- 
verzerrung in  Mecklenburg  ist  nur  halb  so  gross  als  in  einem  gleich  grossen 
'^^eussischen  Kataster-System.  Die  Red.  «T*. 


Gongruente  oder  conforme  Goordinaten;  199 

dessen  mathematischer  Beweis  durch  Vergleichnng  derRichtungsredaCtionen 
im  Na<^hfolgeiideii  8.  20S — 204  no<^  mit  eiDgefttgt  wird. 

Aber  sogar  wenn  jenes  Verhältniss  Q:co  als  maassgebend  angenommen 
würde,  so  ist  doch  der  citirte  KolFsche  Satz  von  dem  „Zerschlagen 
in  viel  mehr  Systemen'^  damit  gar  nicht  bewiesen.  Dieser  Satz  bleibt 
zwischen  ^en  verschiedenartigen  Citaten  nnd  Darlegungen  des.  GoUegen 
Koll  unerledigt;    denn  nach   dem  Gitat  F.  G.  Gauss,   trig.    u.,polyg; 

Rechnungen  etc.  1876  S.  299  gilt  für  die  prenssischen  Eataster-Ooordinaten? 

y^  1 

Systeme  die  lineare  Fehlergrenze  J^  ,   =  ^^^^^  und  diese  ist  für  beide 

2  r  ^         20  000 

Arten  von  Goordinaten  dieselbe. 

Noch   weniger   zutreffend   ist   die   vom    Gollegen  Eoll    gemachte 

Anwendung  seines  Satzes  auf  Hannover  und  Mecklenburg,   in  Hannover 

hätte  es  genflgt;    den  westlichen  Theil  der  ursprünglich  ^ar  nicht   dazu 

gehört  hat  (Zeitschr.  1885  S.  116)  wieder  abzutrennen;    es  wurde'  abei" 

ein  Zerschlagen  in  31  Systemen  vorgenommen  mit  31  neuen  Achsen,  von 

denen  11  gar  nicht  entfernt  von  der  alten  Göttinger  Achse  sondern  auf 

einem  schmalen  Streifen  nahe  dem  Göttinger  Meridian  selbst  liegen  j^  un4 

nach  dieser  Methode  würde  Mecklenburg,  das  heute  noch  sein  einheitliches 

confprmes, System  hat,  wenn  es  nach  1866  ebenso  wie  Hannover  behandelt 

worden    wäre,    einer   Zerstückelung  seines  Systems   in    13    willkürliche 

Theile  nicht  entgangen  sein,  J. 


Soldner'sche  oder  Ganss'sche  Coordiiiaten. 

Von  Professor  Koll. 

Durch  die  Ausführungen  über  das  Integralverhältniss  Q:o>  in  dem 
vorgtehenden  Artikel  wird  nichts  gegen  den  Hauptinhalt  der  von  Herrn 
Gollegen  Jordan  in  Zeitschrift  1875  und  in  der  2.  Auflage  seines  Hand- 
buches 1878  gemachten  und  von  mir  wiedergegebenen  Ausfuhrungen  be- 
wiesen. Der  Satz:  ^Es  ist  danach  zu  trachten,  die  vernachlässigten 
Grössen  möglichst  klein  zu  machen,  nicht  aber  nach  allen  Richtungen 
hin  mögliehst  gleich,  weil  letzteres  nur  erreicht  werden  kann  durch 
Ei^fllhrung  von  Verzerrungen  an  solchen  Stellen,  wo  sie  nicht  unum- 
gänglich nöthig  sind",  ist  meines  Erachtens  auch  heute  noch  allein  richtig 
nnd  deshalb  habe  ich  auch  Jordans  frühere  Ausführungen  wieder  in  den 
Vordergrund  gestellt  mit  der  von  Jordan  selbst  (nicht  von  mir)  ge- 
machten Anwendung .  auf  die  Ausdehnung  der  Goordinatensysteme  bei 
Ganss'scher  und  Soldner'scher  Projection.  Und  wenn  GoUege  Jordan 
jetzt  sa^,  wenn  Qian  die  vernachlässigten  Grössen  nur  nach  allen 
Richtungen  gleich  mache,  so  käme  es  auf  die  möglichste  Kleinheit 
dieser  vernachlässigten  Grössen  nicht  mehr  an  und  man  könne ,  dann 
noch  grössere   Goordinatensysteme  nehmen,    a,ls   bei   den  Soldner'schen 


200  Congraente  oder  confonne  Coordinaten. 

GoordiDaten,  wobei  die  vernachUtssigten  Grössen  möglichst  klein  werdeo, 
so  vermag  ich  ihm  darin  nicht  za  folgen  und  seine  ganze  Beweisführung 
für  diesen  Satz  ist  meines  Erachtens  nicht  zutreffend.  Hiermit  wird 
auch  ^der  citirte  KolPsche  Satz^  von  dem  Zerschlagen  in  viel 
mehr  Systeme  von  dem  Unerledigtsein  zwischen  verschiedenartigen 
Gitaten  und  Darlegungen  erlöst.  Denn  wenn  man  nicht  will,  dass 
die  Vernachlässigung  von  Grössen  Aber  ein  bestimmtes  Maass  hin- 
ausgeht und  sie  nun  bei  den  Oauss^schen  Coordinaten  grösser  ist  als 
bei  den  Soldner'schen,  so  muss  man  bei  Wahl  der  Gauss'schen  Coordinaten 
entweder  kleinere  Systeme  und  somit  in  einem  gegebenen  ausgedehnteren 
Staate  viel  mehr  Systeme  nehmen  oder  man  muss  den  Nachtheil  der 
grösseren  Systeme  dadurch  aufheben^  dass  man  die  sich  ergebenden 
Längen    und    Flächen    entsprechend    reducirt.      Und    wenn    man   hei 

Soldner'schen  Coordinaten  noch  eine  lineare  Fehlergrenze   ^  ^    = 


2r*  20  000 

zulässt,  so  ist  es  durchaus  gerechtfertigt^  bei  Gauss'schen  Coordinaten 
diese  Fehlergrenzen  enger  zu  ziehen  und  sie  nicht  weiter  zu  machen^ 
wie  Jordan  es  jetzt  will. 

Auch  die  von  mir  gemachte  Anwendung  meines  Satzes  auf  Hannover 
und  Mecklenburg  ist  nicht  ^noch  weniger  zutreffend^.  Das  Gauss'sche 
einheitliche  System  konnte  nicht  beibehalten  werden,  und  wenn  jetzt 
für  Hannover  4  Soldner'sche  Systeme  angeordnet  sind,  so  hätten  nach 
dem  von  Jordan  10  Jahre  nach  der  im  Jahre  1868  erfolgten  Zerlegung 
des  grossen  Systems  in  kleinere  Systeme  veröffentlichten  Ausführungen 
schon  mehr  als  4  Systeme  angeordnet  werden  müssen,  um  das  zu  er- 
reichen, was  jetzt  erreicht  wird. 

Dass  Jordan  jetzt  nach  nahezu  30  Jahren  zu  der  Ueberzengung 
gelangt  ist,  dass  es  schon  gentigt  habe,  nur  den  westlichen  Theil  von 
dem  System  Göttingen  wieder  abzutrennen,  ändert  an  der  Zweckmässig- 
keit dessen,  was  1868  und  1879  gemacht  ist,  nichts.  Bezttglich  Mecklen- 
burgs habe  ich  nur  auf  seine  manche  der  40  preussischen  Coordinaten- 
systeme  nicht  übersteigende  Grösse  hingewiesen  und  behauptet,  dass  es 
in  der  vorliegenden  Frage  kein  maassgebendes  Beispiel  sein  könne,  als 
welches  es  von  Jordan  hingestellt  war. 

Bonn,  den  13.  Februar  1896.  Otto  Koü, 


Conforme  Coordinaten  U. 

Das  Citat  von  F.  G.  G  a  us  s  trigonometrische  und  polygonometrische 
Rechnungen  1876  S.  298—299  bezieht  sich  gemäss  der  Tabellen  S.  298  anf 
lineare  Fehler,  und  wird  von  Koll  (S.  196)  ausdrücklich  so  citirt,  ^dass 
die  Fehler  die  durch  die  Benützung  der  rechtwinkligen 
sphärischen  Coordinaten  als  ebene  Coordinaten   entstehen, 


Gon^aeiite  oder  conforme  Coordinaten.  201 

nicht  grösser  als  sein  sollen";  diese  Fehler  werden  nicht 

grösser  als  ,  mag  man  die  Benützung  in  der  Ebene  nach  Soldner 

■20000 

oder  nach  Gauss  confprm  machen;  und  deshalb  ist  die  Behauptung,  dass  es 

durchaus  gerechtfertigt  sei  (S.  197)  bei  Gauss'schen  Ooordipaten  jene  Fehler« 

grenzen  enger  zu  ziehen,  (ohne  Angabe  um  wie  viel  enger)  nicht  einmal 

durch  eine  gezwungene  Interpretation  ibl  posteriori   mit  der  Preussischen 

Fehlergrenzfestsetzung-— -——-in  Einklang   zu   bringen. 

isOUOO 

An  derselben  Stelle,  trigonom.  und  polygonom.  Rechnungen  S.  299, 
wird  gesagt,  dass  die  linearen  Kartirungsfehler  nicht  hindern  würden, 
die  y  bis  auf  90  km  auszudehnen,  und  dass  auch  der  aus  der  Projection 
entstehende  Flächenfehler  als  unerheblich  erachtet  werden  müsse,   und 

in  der  That  ist  der  Soldner 'sehe  Flächenfehler  von-^— — -==  0,005% 

geradezu  verschwindend  neben  der  zulässigen  Differenz  16  ar  auf  100  ha 
oder  ==0,16%,  welche  die  Preussische  Anweisung  VIII  gestattet.  Diese 
Messungsdifferenz  ist  das  30  fache  des  Verzerrungsfehlers,  und  ent- 
sprechend ist  die  lineare  Messungsdifferenz  0,95  m  auf  1000  m  der 
Anweisung  IX  das  20  fache   des  Verzerrungsfehlers.     Der  Verzerrungs- 

fehler  ^.^^^^^   =5  cm   auf  1  km  oder  0,05  mm   auf  1  m  oder  0,25  mm 
20000 

auf  eine  Messlatte  von  5  m  Länge,  ist  nur  ein  Sechstel  der  metrouomisch 
zulässigen  Messlatten-Unsicherheit  von  1,6  mm  auf  5  m. 

Damit  wird  die  S.  199  von  Koll  gemachte  praktische  Anwendung 
der  Theorie  £2  :  a>  (Zeitschrift  1875  S.  27 — 32)  illusorisch,  denn  jene  Q  :  u> 
setzen  voraus,  dass  die  Messungsfehler,  welche  in  Wirklichkeit  weit  über- 
wiegen, theoretisch  gleich  Null  gesetzt  werden,  und  wenn,  wie  soeben 
gezeigt,  sogar  an  der  Projectionsgrenze  die  Messungsfehler  auch  nur  gleich 
dem  5 — 10 fachen  der  Verzerrungsfehler  gesetzt  werden,  so  lässt  sich  leicht 
überblicken,  dass  das  1875  S.  31  zu  82%  ermittelte  Verhältniss  in 
Praxi  etwa  auf  98—99%  steigen  würde,  so  dass  damit  vielleicht  eine 
Vermehrung  der  Preussischen  40  Systeme  auf  41  sich  begründen  liesse, 
aber  nicht  das  Zerschlagen  in  ^^viel  mehr^  Systeme.  Immerhin  würde 
das  noch  einen  kleinen  Vortheil  des  Soldner^schen  Systems  vorstellen, 
der  aber  auch  illusorisch  wird,  wenn  man,    was  in  Preussen  geschehen, 

und  praktisch  allein  durchführbar  ist,  eine  Fehlergrenze  für-— ^j"  ^®s*" 

setzt,  welche  in  beiden  Fällen  denselben  Orenzwerth  y  giebt. 

Aber  all  das  trifft  noch  gar  nicht  das  Wesen  der  Sache,  welche 
^af  ganz  anderem  Wege  entschieden  werden  muss. 

Wenn  ausnahmsweise  der  Fall  eintritt,  dass  man  mit  den  Ver- 
zerrungsfehlem   an    die    Messungsfehler   herankommt,    was   bei    feinen 


202  Congruente  oder  oonforme  Coordinaten. 

Stadtvermessnngen  oder  auch  z.  B.  in  Bayern  wegen  der  grossen  Or- 
dinalen eintreten  kann,  dann  bringt  die  Soldner'sche  angleiche  Verzerrang 
ganz  ungeheaerliche  Widerwärtigkeiten,  welche  zu  ersehen  sind  aus 
der  ^Instruction  für  neue  Eatastermessungen  in  Bayern,^  1885  §  23 
und  noch  dentlicher  in  technische  Anleitung  etc.  Dr.  J.  H.  Franke^ 
München  1889  S.  121.  Alles  was  dort  im  Interesse  der  Bechnongs- 
erleichterung  etc.  gesagt  ist,  wird  mit  einem  Schlage  ttberfltlssig,  wenn 
die  Projection  conform  ist.  In  Mflnchen  hat  man  mit  A  =  500  m  über 
dem  Meere  auch   eine    allgemeine    Maassstabsvergrössernng   im  Betrage 

h 

von  1  H ,  welche    rund  8  cm    auf  1   km    ausmacht  und  gewöhnlich 

r 

gar  nicht  besonders  erwähnt,  sondern  mit  Stillschweigen  den  Netzfehlem 

zugeschlagen   wird.     Ebenso    kann    man   es    auch  mit  der  Projections- 

Verzerrung  1  4-  -qT  machen,  aber  nur,  wenn  die  Projection  conform  ist, 

während  bei  Soldner^scher  Projection  die  schon  erwähnten  schwerfälligen 
bayerischen  Reductionen  bei  grossien  Ordinalen  y  nöthig  werden. 

In  dem  kleinen  Herzogthum  Anhalt  wird  bei  querachsigen  Coor- 
dinaten die  Verzerrung  der  Projection  höchstens  1  cm  auf  1  km  betragen 
und  die  Höhenreduction  in  den  tiefsten  Landestheilen  ebensoviel,  aber 
in  höheren  Theilen  im  Harz  noch  viel  mehr.  Niemand  kümmert  sieb 
um  diese  Höhenreduction  (vergL  die  Ausführungen  von  Herrn  Schulze 
in  Dessau  S.  213  und  S.  214)  und  mit  Recht,  denn  sie  ist  im  Wesentlichen 
nach  allen  Richtungen  gleich  und  kann  den  Netzfehlem  mit  Stillschweigen 
zugeschlagen  werden,  ebenso  wie  die  Verzerrungsfehler  der  conformen 
Projection,  nicht  aber  können  die  Verzerrungsfehler  der  congruenten 
(z.  B.  Soldner'schen)  Projection  so  bequem  getilgt  werden.  — 

Die  Höhenreduction  macht  schon  im  Mittelgebirge  mehr  aus 
als  die  Projections- Verzerrung,  und  wenn  die  Preussische  Eataster- 
bestimmung,    dass   die  trigonometrische  Netzreduction   nicht  grösser   als 

1 

oder  5  cm  auf  1  km  werden  soll,  nicht  als   dehnbar  aufgefasst 

werden  dürfte,  so  könnte  man  über  320  Meter  Höhe  nicht  mehr  nach 
Anweisung  IX  messen,  denn  von  da  an  ist  die  Höhenreduction  grösser 
als  5  cm  für  1  km  und  steigt  bei  640  m  Höhe  auf  10  cm  für  1  km. 

Die  Höhenreduction  wirkt  der  Netzverzerrnng  günstig  entgegen, 
z.  B.  bei  400  m  Höhe  und  Ordinalen  y  =  70  km  ist  die  Oesamml- 
reduclion  allgemein  nahezu  gleich  Null,  wenn  die  Projection  conform  ist, 
dagegen  schwankend  zwischen  Null  und  6  cm  auf  1  km,  wenn  die 
Projection  congruent  (nach  Soldner)  ist.  Dieses  noch  genauer  theo- 
retisch zu  vergleichen  mag  vorbehalten  bleiben. 

Der  Schwerpunkt  liegt  in  delr  Triangulirung.  Meine 
Q-Theorie   von  1875   ist   insofern   eine   rein   mathematische  Speculation 


CoDgraente  oder  conforme  Coordinaten.  203 

gewesen,  deren  Fähigkeit  der  Uebertragnng  in  die  Praxis  erst  nach- 
gewiesen werden  rnttsste^  weil  (Zeitschr.  1875  S.  31)  gesagt  ist:  Wenn  man 
in  jedem  Punkt  nach  allen  Richtungen  kleine  Linien 
gezogen  und  dadurch  die  ganze  Aufnahme  bewirkt  denkt. .. . 
d.  h.  es  ist  ein  speculatives  Messungsverfahren  vorausgesetzt^  welches 
es  praktisch  nicht  giebt.  Der  Schwerpunkt  unserer  modernen  Ver- 
messungen liegt  nicht  in  den  linearen  Messungen,  sondern  in  den 
Winkelmessungen^  und  während  für  erstere  der  von  EoU  S.  196 
aas  Zeitschrift  1875  S.  30  adoptirte  hervorgehobene  Satz  gilt:  ^Es 
ist  darnach  zu  trachten  die  vernachlässigten  Grössen  möglichst  klein  zu 
machen,  nicht  aber  nach  allen  Richtungen  möglichst  gleich  — ^,  gilt  für 
Triangulirungen  gerade  das  Gegentheil,  hier  ist  darnach  zu  trachten 
die  Verzerrungen  nach  allen  Richtungen  möglichst  gleich  zu  machett> 
damit  die  Dreiecke  ähnlich  ^bleiben.  In  der  Triangulirnng  III.  Ordnung 
gestattet     die    conforme    Projection    auf    viel    weitere    Gebiete    ebne 

alle  sphärische  Gorrectionen  von  der  Ordnung  -^  auszudehnen,  als  die  Sold- 

V 

ner'schC;  weil  die  schlimmsten  Glieder  der  Soldner'schen  Methode  bei 
der  conformen  Projection  einfach  fortfallen. 

Zur  Vergleichung  hat  man  (mit  den  Bezeichnungen  der  Landesauf- 
nahme): 


S  0  1  d  n  e  r 


Gauss  conform 

S   —'■^  6r^ 


r-'-^^eT^Cay.  +  y,) 


X    — —  X 

Das  schlimmste  Glied  l  %  2^  iy\ — y?)  ^^^  Soldner  filllt  bei 
Gauss  rundweg  fort.     Wir  wollen  dieses  Glied  noch  umformen: 

Bei  einer  Eleintriangulirung  entfernt  von  der  Hauptachse  sind  die 
x^  —  x^  und  y^  —  y^  verhältnissmässig  klein  gegen  die  y  selbst^  sie 
gelten  als  von  nächst  kleinerer  Ordnung^  und  damit  haben  wir  sofort 
den  wichtigen  Satz: 

Die  trigonometrischen  Verzerrungsfehler  der  Gauss 'sehen  Klein- 
trianguUrmig  entfernt  von  der  Achse  sind  nur  von  nächst  kleinerer 
Ordnung  als  bei   der  schwerfälligen  Soldner 'sehen  Triangulirnng. 

Zu  näherer  Ausführung  wollen  wir  die  sämmtlichen  y^y^"* 
kurz  mit  ^  und  die  x^  —  ^1^2 — ^i  ™*  dxun^dy  bezeichnen,  dann  wird: 


204  Congraente  oder  conforme  Goordinaten. 

Soldner  Gauss 

Setzt  man  in  runden  Zahlen  für  Triangulirung  in.  Ordnung  (An- 
weisung IX,  II,  §  16)  s  =  30000  bis  10000  also  dx  rund  =  5000  m 
dagegen  y  als  sehr  gross  =100 000m  und  t  =  45^  so  wird: 

Soldner  Gauss 

T—t  =  1,3"  +  12,7"  =  14,0"  T'-t  =  1,3" 

Also  bei  Gauss  rund  1",  was  in  III.  Ordnung  leicht  zu  verschmerzen  ist, 
aber  bei  Soldner  14". 

Das  ist  die  Ri cht ungs Verzerrung.  Die  lineare  Verzerrung  giebt 
bei  Soldner  in  diesem  Fall  ein  Schwanken  im  Logarithmus  zwischen 
0.00005  und  0.00000,  d.  h.  Unmöglichkeit  auch  nur  mit  5  stelligen  Loga- 
rithmen glatt  eben  zu  rechnen,  während  bei  Gauss  das  lineare  Element 
^Is  Mittelwerth  bereits  in  den  Anschluss- Coordinaten  IL  Ordnung  steckt 
und  dem  Rechner  in  III.  Ordnung  gar  nicht  mehr  zu  Gesicht  kommt. 

Mit  Zurückgreifen  auf  1875  haben  wir  also  nun  zwei  Sätze: 

L  Satz  18  75.  Wenn  man  eine  Landesvermessung  lediglich  durch 
unendlich  viele  kleine  Streckenmessungen  machen  würde,  und  dabei  auch 
noch  alle  Messungsfehler  selbst  =  Null  setzte,  so  würde  die  Soldner'sche 
Projection  mit  18%  der  Fläche  im  Vortheil  sein  (Zeitschr.  1875  S.  31). 

U.  Satz  18.9  6.  Wenn  man  eine  Landesvermessung  nach  moderncF 
Art  mit  Trangulirung  und  PolygonzUgen  macht,  so  ist  die  conforme 
Projection  unbedingt  weit  im  Vortheil:  man  kann  dann  mit  dem 
Messungsgebiet  so  weit  gehen  (ohne  andere  Rücksichten  und  alles  in 
III.  Ordnung  als  eben  behandeln)  als  es  die  praktischen  Erwägungen 
der  linearen  Fehler  gestatten,  d.  h.  wenn  man  in  letzterer  Hinsicht 
F.  G.  Gauss,  trigonometrische  und  polygonometrische  Rechnungen  etc. 
1876  S.  299  oder  1892  S.  571  folgen  will,  bis  zu  einer  Ordinatenlänge 
y  =  rund .  100  km. 

Wenn  auch  die  Frage  der  mehr  oder  weniger  nöthigen  Rechen- 
arbeit bei  conformen  oder  Soldner'schen  Coordinaten  erörtert  werden 
soll,  so  muss  ich  zu  S.  198  betreffend  Formular  6  der  Anweisung  IX 
antworten:  Es  handelt  sich  hier  nicht  um  das  Formular  6,  sondern  um 
das  Formular  7  der  Anweisung  IX  und  um  alles,  was  damit  in  Ver- 
bindung steht. 

Die  Berechnung  von  x,  y  aus  cp,  X  spielt  hier  keine  Rolle,  denn 
in  dieser  Hinsicht  wäre  eher  die  Soldner^sche  Methode  ein  wenig  im 
Vortheil.  Der  Schwerpunkt  liegt  in  der  Triangulirung,  über 
welche  ich  bereits  an  anderem  Orte  (Handbuch  d.  Verm,  I.  Band,  4.  Aufl. 
1894S.  202— 203)  das  Nöthige  gesagt  habe. 


I 


Gongruente  oder  eonforme  Coordmatea.  205 

Bei  Gauss  trennen  sich  die  Reduetionen  —5-  .    .   .    von    selbst    in 

Entfernungs-  und  Richtangsredactionen  und  sind  deswegen  viel  über- 
sichtlicher and  der  tabellarischen  oder  graphischen  Behandlung  viel 
leichter  zugänglich  als  die  vier  schwerfälligen  Soldner^schen  Glieder, 
von  denen  ausserdem  gerade  die  schlimmsten  bei  Gauss  rundweg  fort- 
fallen (vergl.  S.  203). 

Aus  diesen  zwei  Gründen  ist  der  Satz  richtig,  den  ich  auf  S.  93 
geschrieben  habe: 

Die  conformen  Coordinaten  verursachen,  neben  ihren  sonstigen  Yorr 
Zügen,   weniger  Rechenarbeit  als  die  congruenten,   Soldner'schen» 

Sogar  wenn  man  schliesslich  Soldner'sche  Coordinaten  haben 
will,  könnte  man  daran  denken,  die  Triangulirung  zuerst  conform 
zu  rechnen,    und    hinternach    alle    conformen    Y  in  Soidner^sche 

w=  Y^  —  - — «-  mit    Hülfe    einer  Tabelle   umzurechnen.    —    Das   wird 

wohl  Niemand  praktisch  thun,  schon  wegen  des  (Jmrechnens  der  Abrisse, 

es  dient  aber  zur  Veranschaulichung  des  Princips. 

Zum    Schlüsse   mtlssen  wir   nochmals  auf    das   mehrfach   erwähnte 

halbamtliche  Preussische  Eatasterwerk  ^Die  trigonometrischen  und  poly- 

gonoinetrischen  Rechnungen  in  der  Feldmesskunst^   1876  Seite  299  und 

und  1893  Seite  571  zurückkommen  mit  dem  Citat:. 

^Würde  allein  die  Darstellbarkeit  des  Fehlers  in  der  Kartirung  ins 
Auge  gefasst,  so  könnte  man  das  Coordinatensystem  zwar  noch  weiter^ 
nämlich  bis  zu  Ordinatenlängen  von  etwa  f/£=90km  ausdehnen,  da  man 
dann  für  die  Längenausdehnung  des  Eartenblattes  immer  erst  einen  Fehler 

von. 0,1  mm  beginge,  indess  beeinflusste  dieser  Fehler     ^>^    oder  10 cm 

auf  1  km  die  Kl  ein  tri  angulation    doch  schon  mehr   als  wünschens« 

werth  wäre.** 
Daraus  kann  man  schliessen,  dass  der  Verfasser  des  halbamtlichen  Werkes 
nur   die   Soldner'sche    Projection   im  Auge    gehabt   und   die  conforms 
Projection   von  dem  Bereiche  seiner  Erwägungen    ai^geschlossen    hat, 

denn  andernfalls  hätte  er  zusetzen  müssen,  dass  die  Verzerrung 

allerdings  bei  Soldner's  Projection  Winkeländerungen   von  der  Grössen- 

ordnung  t?vaää   o   "^  ^^"  ^^  ^^^  Kleintriangulirung  erzeugt,  dass  aber 

diese  schlimmen  Beträge  fortfallen,  wenn  die  Projection  conform  ist. 

Oder  mit  anderen  Worten:  Die  Thatsache,  dass  das  Preussische 
Kataster  seit  1879  Soldner'sche  Coordinaten  in  40  Systemen  eingeführt 
hat,  kann  für  eine  andere  Eatasterbehörde,  welche  jetzt  vor  die  freie 
Waid  congruenter  oder  conformer  Coordinaten  g^st^llt  ist,  kein  Argu- 
ment weder  gegen  noch  für  conforme  Trlangulirungs-Coordinäten  abgeben^ 
weil  in  den  (halbamtlich  veröffentlichten)  Motiven  für  jene  40  Systeme 
die  Conformität  nicht  in  den  Bereich  der  Vergleichung  gezogen  worden  ist. 

J. 


206  Coograente  oder  eonforme  Coordinaten. 

Bemerkungen  zu  dem  Aufsätze  des  HermProfessor  Dr.  Jordan 
über  qüerachsige  Coordinaten,  Zeitschr.  S.  83  ff.; 

von  Landmemer  Fr.  Schulze. 

Hehrere  von  Herrn  Professor  Jordan  am  Schlüsse  der  vorgenannten 
Abhandlung  in  Bezug  auf  meine  vorhergehenden  Untersuchungen  über 
das  gleiche  Thema  gemachte  Bemerkungen  veranlassen  mich,  zur  Be- 
seitigung offenbar  missverständlicher  Auslegung  meiner  Ausftthrnngen 
a.  a.  0.  in  dieser  Sache  nochmals  das  Wort  zu  nehmen. 

Indem  ich  nebenher  betreffs  der  Fussnote  auf  S.  65  vorausschicke, 
dass  die  fraglichen  Formeln  S.  73,  1894  mangels  anderer  s.  Z.  für 
praktische  Rechnungen  benutzt  werden  inussten  und  infolge  dieses 
Umstandes  meine  Ausführungen  S.  66  in  vollem  Umfange  Geltung  be- 
halten, bemerke  ich,  dass  die  auf  S.  92  aufgeworfene  Frage,  welche 
von  den  beiden  Reehnungsmethoden  besser  sei,  mir  fttr  die  in  Rede 
stehende  Sache  yon  geringer  Bedeutung  scheint.  Denn  der  Zweck  der 
von  mir  aufgestellten  Formeln  war  nach  S.  67  lediglich  der,  eine  scharfe 
und  durchgreifende,  Controle  für  die  richtige  Berechnung  der 
rechtwinkligen  aus  den  geographischen  Ooordinaten  nach  den  Jordanischen 
Formeln  auf  S.  73,  1894,  zu  gewinnen. 

Dass    diesem  Zweck    die    rein    sphärischen,    auf   Glieder    von   der 

Ordnung  — ^  beschränkten   Formeln   für  x  und  y  genflgen^   zeigt   ein 

Blick  auf  die  von  Herrn  Professor  Jordan  (S.  73  unten)  mit  Hilfe 
seiner  erweiterten  Formeln  erzielten  Resultate.  Ob  aber  der  Weg,  auf 
welchem  Herr  Professor  Jordan,  ausgehend  von  den  Differential- 
gleichungen der  geodätischen  Hauptaufgabe  fflr  das  Sphäroid,  durch 
Entwicklung  bis  zur  vierten  Ordnung  des  Krümmungsradius  zu  seinen 
Schlussformeln  gelangte,  kürzer  und  einfacher  als  der  von  mir  ein 
gescblagene  ist,  muss  natürlich  dem  Urtheil  des  geodätischen  Lesers 
überlassen  bleiben. 

Ferner  trifft  die  Bemerkung  auf  S.  92,  dass  ich  mich  aus  irriger 
Furcht  vor  grösserer  Rechenarbeit  für  die  Anwendung  congruenter 
Ooordinaten  in  der  Ebene  entschieden  hätte,  nicht  zu.  Denn  nach  S.  82 
und  den  vorhergegangenen  Entwicklungen  kann  es  .meines  Erachtens 
keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  ich  wegen  der  für  Kleintriangulirungen 
und. Specialvermessungen  im  Gebiete  .des  Vermessungsgebietea  gamieht 

1 

mehr  zur  Geltung  kommenden  minimalen  linearen  Vergrösserung  von  q^^^wC 

in  mjax.  bei  der  Anwendung  congruenter  ebener  Ooordinaten  .mich  ftir 
diese  entschieden  .habe.  Ich  wüsste  nicht,  welche  wesentlichen  Vorteile 
demgegenüber  ein  locales  conformes  System  bieten  würde. 

Hinsichtlich  der  mir ,  zugeschriebenen  Gegenüberstellung  von  con. 
gruentea  und  « o  n f o; r m e n  . Ooordinaten  in  dem  Zusammenhange  wie 
auf  S.  93  im  ersten  Absatz  zu  lesen  ist,   muss  ich  auf  meine  Einleitung 


Congniente  oder  conforme  Coordinaten.  207 

verweisen^  nach  welcher  querachsige  den  üblichen  rechtwinkligen 
meridionalen  Systemen  gegenübergestellt  sind.  Denn  dass  conforme 
Ooordinatensysteme  schon  längst^  z.  B.  von  C.  F.  Ganss  in  Hannover  und  in 
neuerer  Zeit  von  der  prenss.  Landesaufnahme  für  das  ganze  Vermessungs- 
gebiet derselben,  praktisch  zur  Anwendung  gebracht  worden  sind,  ist 
auch  in  den  Kreisen  der  Geodäten  der  Praxis  allgemein  bekannt.  Wenn 
für  die  Zwecke,  denen  diese  beiden  conformen  Systeme  genügen  sollten 
nach  der  Absicht  ihrer  Urheber,  conforme  rechtwinklige  Coordinaten 
unbedingt  vor  congrnenten  den  Vorzug  verdienen,  so  ist  damit  noch 
nicht  gesagt,  dass  dies  auch  fUr  die  Zwecke,  der  Eleinmessungen  der 
Fall  sei.  Da  jedoch  diese  Frage,  soweit  sie  für  die  Eatasterverwaltung 
in  Preussen  eine  Rolle  gespielt  hat,  von  berufener  Seite  einer  Erörterung 
unterzogen  werden  dürfte,  so  begnüge  ich  mich  damit,  als  weiteren  Beitrag 
zur  Klärung  dieser  Angelegenheit,  welche  mir  von  principi&ller  Be- 
deutung scheint,  nachstehend  eine  kurze  zusammenhängende  Entwicklung 
der  hier  den  Aussdilag  gebenden  Verzerrungen  infolge  der  ebenen  Ab- 
bildung eines  localen  Yermessungsgebietes  anzuschliessen.   . 

Zur  Berechnung  der  bei  der  Anwendung  congmenter  und  conformer 
Coordinaten  ftlr  die  Abbildung  der  Punkte  der  Kngelfläche  vom  Radius  n^ 
auf  die  Ebene  eintretenden  Verzerrungen  beziehen  wir  die  erstere  auf 
ein  kartesisches  Coordinatensyistem  (abc)  mit  dem  Ursprung  if,  dessen 
Achsen  folgende  Lage  und  Richtung  haben  (siehe  Figur  auf  S.  68): 

Die  -^a-Ach&e  sei   Identisch  mit   der  Flächennormale  MP^y   die 

-f-i-Achse  schneide   den   Quernormalbogen  im  Abstand  n^  —  von  P^, 

die  4- c- Achse  falle  mit  der  nach  Süden  gerichteten  Normale  zur  Ebene 
des  Quemormalbogens  zusammen.  Dann  finden  zwischen  den  Coor-' 
dinaten  ä&  e^  a; y  folgende  Beziehungen  statt: 


a  —  rtj  •  cos 
b  —  n,  •  cos 
e  —  »j  •  ain 

y 

«0 

y 

«0 

y 

«0 

X 

cos 

.        X 

a   B1TI      .... 

*  OiU 

«0 

Hl) 


durch  welche  demnach  a6c  als  Functionen  von  x  und  y  gegeben  sind. 
Sind  nun  die  Grössen  efg  definirt  durch  die  Oleichungen 


da     d  a        d  b      d  b        Sc      de 
dx     d  y        d  X     3y        d  x  *  dy 


(2) 


208  Congraente  oder  conforme  Coordinaten. 

welche  Ordssen  in  der  Flächentheorie  als  Fnndamentalgrössen 
erster  Ordnung  bezeichnet  zu  werden  pflegen*)^  so  ist  aligemein 
der  Winkel  je  zweier  einen  Pankt  auf  der  krummen  Fläche  bestimmenden 
Parameterlinien  x  und  y  gegeben  durch  die  Gleichung 

f 
cos  5  =  — -^=^'  (3) 

Die  Bedingung,  dass  in  jedem  Punkte  die  Parameterlinien  sich  recht- 
winklig schneiden,  ist  demnach 

f=0. 
Sollen  femer  diese  Linien    gleichzeitig  geodätische  sein,  d.  h.  das  Goor- 
dinatensystem  (xy)   ein  orthogonal-geodätisches,   so  muss  noch  eine  der 
beiden  anderen  Fundamentalgrössen   der  Einheit  gleich  sein.     Im  gege- 
benen Falle  erhalten  wir  nach  Gl.  (1) 

g  =  cos*^         f=0         g  =  l. 
n 

Ein  beliebiges,  vom  Punkte  (a?y)  auf  der  krummen  Fläche  ausgehendes 

Linienelement  dr  ist  gegeben  durch  die  Gleichungen 

=^edx^  '\' 2f-dxdy  +  g*dy^ 
und  das  Flächenelement  in  diesem  Punkte; 

dQ==:\/^eg  —  P^dxdy  (5) 

und  schliesslicfh    das  Azimut  ^  des   Linienelements  '  durch   die  Gleichung 

.  .        e  'dx  +  f'dy  ,_, 

cos^  =  —    ,.-\ — —  (6) 

y  e*  dr 

Bezeichnet  (x'  y')  ein  System  rechtwinkliger  Coordinaten  in  der 
Ebene,  so  gelten  die  Gleichungen  (2)  bis  (6)  auch  für  diese,  indem  hier 
nur  die  dritte  Coordinate  den  Werth  Null  hat;  Es  wird  demnach  das 
Linienelement  dr'  im  Punkte  (x'y')  gegeben  sein  durch  die  Gleichung 

dr'^  =  e'  'dx'^  +9''dy'*  (4*) 

DsL  f  =  0  nach  der  Voraussetzung. 

Das  Flächenelement  dQ'  hat  die  Form 


w 


dQ'=l/ey -daj'dy'  (5*) 

und  das  Azimut  t'  wird  gefunden  aus  der  Gleichung 

cos  ^' =  _VT!l^_  (6*) 

dr' 

Es  wird   demgemäss,  wenn   der  durch  die  Werthe  x' y'  bestimmte 

Punkt   in    der  Ebene  als    Bild    des   Punktes   (xy)   auf  der  krummen 

Fläche    angesehen  wird,    die  lineare   Vergrösserung  in  diesem   Punkte 

gegeben  sein  durch  den  Quotienten 


*)  G.  F.  Gauss,  disquisitiones  generates  circa  superficies  curvas,  18S7; 
Deutsch  von  A.  Wangerin  1889.  B.  Hoppe,  Principien  der  Flächentheorie^ 
1876.  J.  Knoblauch,  Einleitung  in  die  allgemeine  Theorie  der  krummen 
Flächen  1888. 


(Augmente  oder  confonne  Coordinaten.  209 

\  dr  )~      edx^+gdy'  ^^ 

nnd  die  FlaehenrergrSBserang  durch  den  Quotienten 

Bezeichnen  noch  k^  und  k^  die  beiden  extremen  Werthe  von  ky 
das  durch  Gl.  (7)  als  Function  der  Coordinaten  begtimmt  ist^  so  erfüllen 
dieselben  die  quadratische  Gleichung 

{ek'-e')'(gk'--  g')  =  (fk'^  f)\  (9) 

Es  findet  sich  dann  leicht 

und   die    Maximaländerung    des   Azimuts    bei    der   Abbildung    auf   die 

Ebene  aus 

max  tg  {t  -  r)  =    \Zlh=-  (11) 

2y  k,k^ 

Hinsichtlich   der  Ableitung  vorstehender  Formeln  müssen  wir^   um 

den  Raum   zu   schonen,   auf  die  genannten   Schriften  verweisen.     Doch 

wollen  wir  nun  die  Anwendung  machen  auf  den  gegebenen  conoreten  Fall. 

I.   Abbildung  der  Punkte    der  Kugelfläche  vom  Radius  n^ 

auf  die  Ebene  mittels  congruenter  Coordinaten  x   y\ 

Wir  haben  zunächst  nach  Gl.  (1) 

e  =  cos^  -^     ,  f=  0    ,  a  =  1 
dr^  =  cos^^.d.^+dy^==(l-J^  +  ^...p 

Da  die  rechtwinkligen  Coordinaten  xtf  in  der  Ebene  unverändert 
aufgetragen  werden,  so  ist 

X-  ==x  y'  ==  y 

d.h.  g'=/==l     ,f  =  0 

und 

dr'^=.dx^  +dy^ 

dQ'  =sdx'  dy'y 
folglich  das  Vergrösserungsverhältniss 

wo    die    Glieder   vierter    Ordnung    im    ungünstigsten    Falle,    d.    h.   für 

2n — 2 

t  =  — - —  •  IC  betragen 

für  y  =    50  km  B^=  ~    24,98 .  10  - 1» 

y  =  100    „  Ä,  =  — 399,71 .  10  - 10 

Zeitschrift  ffir  Vermessnngswesen  1896.  Heft  7 .  14 


210  Gongroeiite  oder  conforme  Coordinaten. 

so  dass  also  in  genfi^ender  Näherang 

i^  =  1  +  -^  .  cos' t'.  (12) 

Die  Flächenvergrösftemng   im  Punkte    {xy)  ergiebt  sich  in  diesem 
Falle  zu 

,_  dxdy         ^  y'  sy 

.o.-y-dxdy  '<  ''<    ""         ^''^ 

Femer  berechnen  sich  noch  das  Mazimum  and  das  Minimum  von  k, 

dai?=—     ,kl=-^zu 
1         e       '    ^  g 

cos-?-  ^"'^  '^*'*«  ^(14) 

and  die  Maximaländerung  des  Azimats  aus 

n.axtg(^-*')  =  -J^-^....  (15) 


ZU 


.2  -.^'  -^4  -v"  -6 


p"  =  206  265 

II.     Abbildung  der  Punkte  der  Eugelfläche  auf  die  Ebene 

mittels  conformer  Coordinaten  a^^y^. 

In  diesem  Falle  ist  x,  =x,  y.  =y4-  /  . 

1         9  9i       ^  ^  6  nj 

demnach 


und  folglich 


dQ,={l  +  -^)dx-dy 
80  dass  das  Quadrat  des  Vergrösserungsverhältnisses  sich  berechnet  zu 

oder  mit  Beschränkung  auf  die  Glieder  bis  znr  zweiten  Ordnung  ein- 
schliesslich 

fe"  =  l  +  -4-  (16) 


Con^aente  oder  conforme  Coordinaten.  211 

In  gleicher  Weise  ergiebt  sich  die  Flächenvergrösserong 


1  + 


t 


2wJ  "^  24nJ 
Das  Maximum  und  Minimum  von  k  ergiebt  sich  in  derselben  Weise 

wie  zuvor 

also  bis  auf  die  Glieder  zweiter  Ordnung  einschliesslich 

IC   j  — — •  IC   2  — ~  ^     ^~"  rCj» 

Schliesslich  finden  wir  noch   die  Maximaländerung  des  Azimuts  aus 

5v*   /  V*       .       11 V*  X""'/* 

m«tg(.-^)=-^(l  +  -^  +  ^j|^...)  (19) 

öy«  5y« 


48  nj    '     96  <  •  •  •  • 
.n  ™.-  t*      t  \  5y*      '/   ,       5y*      «  (19*) 

Der  Anblick  der  Gleichungen  (12)  bis  (19)  lehrt  folgendes:  bei  der 
Uebertragung  der  Punkte  der  Eugelfläche  auf  die  Ebene  mittels  con- 
gruent er  Coordinaten  variirt  das  lineare  Yergrösserungsverhältniss  k 
im  Punkte  (scy)  mit  dem  Azimut  in  den  Grenzen 

während  dasselbe  bei  Anwendung  conformer  Coordinaten  in  der 
Ebene  constant  und  gleich  dem  Maximalwerth  für  congruente  Coor- 
dinaten  ist,  unter  der  Voraussetzung  jedoch^  dass  nur  Glieder  bis  zur 
zweiten  Ordnung  in  Bezug  auf  die  Reciproke  des  Eugelradius  Berück- 
sichtigung  finden.  Unter  jeder  Bedingung  ist  femer  das  Flächen- 
vergrösserungsverhältniss  im  Punkte  {xy)  bei  der  Anwendung 
conformer  Coordinaten  grösser  als  dasjenige  für  congruente  Coor- 
dinaten und  zwar 


X 


2nJ         4nJ 

y'        y* 


2n\         4nJ-'-- 
Die  Gesammtvergrösserung  für  ein  von   den  Abscissen  XaXi 
und  den  Ordinaten  yayi  eingeschlossenes  Vermessungsgebiet  berechnet 
sich  nach  dem  vorigen  im  ersten  Falle  zu 

«6  Vh  Xb  yb 

Q'-Q=/  Jda>dy-j  J(i-  J^  +  ^....)d.dy    (20) 

«a    ya  Xa    ya 

_  {Xb  —  Xa){yb  —  yaf        (Xb  —  Xg)  (yb  —  yaY 


6  nj  120  nj 


14* 


212  Ck>ngraente  oder  conforme  Coordinatea. 

and  im  zweiten  Falle  zu 

Xb  yb  Xh  tfb 

_  (g?»  —  Xg)  (yb  —  yaf  (Xb  —  Xg)  {yb  —  yaY 

3  n]  120  nj 

Ans  vorstehenden  beiden  Gleichungen  folgt  noch 

Von  Wichtigkeit  für  die  Beartheilnng  einer  Kartenprojection  ist 
noch  der  Begriff  der  Gesammtändernng  des  zur  Darstellung  ge- 
langenden begrenzten  Theiles  der  Erdoberfläche.  Nach  dem  grand- 
leg^enden  ^m^moire  snr  la  representation  des  surfaces  et  les  projections 
des  cartes  g^ographiques  par  Tissot,  Paris  1881^  ist  die  Gesammt- 
ändernng K  analytisch  gegeben  dorch  die  Gleichung 

wo  die  Integration  über  das  ganze  Gebiet  zu  erstrecken  ist. 

Im  Falle  der  Abbildung  mittels  congruenter  Goordinaten  ergiebt 
sich  demnach  die  Gesammtändernng 

Xb  yb 

Xa    ya 

-{X,    xa)  y    2^^,     +     jgg^e     .-.;      (-^) 

und  für  conforme  Goordinaten 

Xb   yb 

Xa     ya 

und  aus  Gl.  (23)  und  (24)  die  Differenz 
und  das  Yerhältniss 

-g"i    ^g  ,    ^iyb  —  y^y        i2b(y,-yay 

K'  "^  42  nJ  1764  wj 

Die    Gesammtverzerrung  bei    der   Anwendung    conformer 

Goordinaten  in  der  Ebene  ist  demnach  über  das  Doppelte  derjenigen 

bei  der  Anwendung  congruenter  Goordinaten. 

Um  diese  Verhältnisse  an  einem  Beispiel  zu  illustriren;  nehmen  wir 

das  auf  Seite   66  angegebene  Yermessungsgebiet,   welches  wir  begrenzt 

denken  von  den  Abscissen 

a?«  =  —  52000  m  Xi,—  +  68000  m 


Congraente  oder  conforme  Goordinaten.  213 

und  den  Ordinaten 

ya  =  —  32Ö00  m  ^6  =  +  24000  m. 

Bei  der  Abbildung  auf  die  Ebene  mittels  congmenter  Goordinaten 
erbalten  wir  den  änsBersten  Werth  der  linearen  Verzerrung  für  y  ==  32000  m 
Äj  — 1  =  12,037.10-«  +0,00013,10-« 

1 
79  765 
Ä:,-1=0; 
femer  den  Maximalbetrag  der  Aenderang  des  Azimuts 

max  {t  —  t')  =  —  1,292953"  —  0,000005" 
und  den  Maximalwerth  der  FlächenvergrOsserung 

'  79765 

Bei  der  Abbildung  mittels  conformer  Goordinaten  werden   die  be- 
zttgllchen  Grössen 

'  *  79765 

h\  —  l  =  12,537.10  -  «  = 


^  '       *  79765 

max  {t  —  t,)  =  —  0,000013" 

X,  -  1  =  25,074.10  -  «  +  0,00029.10  -  «  = 


39882 
Femer  berechnet  sich  nach  Gl.  (20)  und  (21)  die  Gesammtver 

grösserung  fdr  das  in  Rede  stehende  Gebiet  zu 

Ö'  -  Q  =  86002,6  —  0,3  =  86002  qm 
Q,  —  Q  =  172005qm 
und  schliesslich  die  Gesammtänderang  nach  Tissot 

K'  =  1,98119  +  0,00009  *=  1,98128 
K,  =  3,96238  -{-  0,00020  =  3,96258 
also  K,^2'K' 

Berechnet  man  noch  für  dieselbe  Länge  der  Hauptachse  von 
120000  m  diejenige  Breite  des  Vermessungsgebietes,  bei  welcher  die 
Gesammtänderung  in  Folge  der  ebenen  Abbildung  mittels  con- 
former Goordinaten  ebenso  gross  wird  wie  bei  congruenter  Ab- 
bildung des  Gebietes  von  56  km  Breite,  so  findet  sich 

yh  —  ya  =  48751  m 
und  diejenige  Breite,  bei  welcher  —  ebenfalls  conforme  Goordinaten  in 
der  Ebene   vorausgesetzt  —   die  Gesammtflächenvergrösserung 
gleich  derjenigen  bei  congruenter  Abbildung  des  Gebietes  von  56  km  ist, 

^5  — y^  =  44447  m. 
d.  h.  die  Anwendung  der   conformen  Goordinaten   dürfte    sich   nur   auf 

870/^j  bezw.  1^% 
des   Gebietes  erstrecken,    welches   der   Abbildung   mittels    congmenter 
Coordinaten  bei  gegebener  oberer  Grenze  für  die  Verzerrungen  zagänglich 
sein  würde. 


214  Congmente  oder  conforme  Coordinaten. 

Hier  liessen  sich  noch  mehrere  Fragen  und  Untersnchnngen  an- 
schliessend n.  a.  die  Frage  nach  der  fnnctionaien  Beziehung  zwischen 
den  sphärischen  rechtwinkligen  und  den  ebenen  rechtwinkligen  Coor- 
dinaten^ bei  welchen  die  Gesammtänderang  des  Vermessungsgebietes 
auf  der  Erdoberfläche  ein  Minimum  ist.  Jedoch  gehen  wir  jetzt  auf 
diese  Fragen  nicht  näher  ein^  da  uns  zunächst  nur  die  Verzerrungen  bei 
der  congruenten  und  der  conformen  [ebenen  Darstellung  hier  interessirten. 

Dessau,  24.  Februar  1896.  Fr.  Schulze. 


Zu  den  vorstehenden  Entwickelungen  von  Herrn  Schulze  möchte 
zuerst  die  Bemerkung  gestattet  sein,  dass  es  eine  verdienstvolle  Arbeit 
gewesen  ist,  die  vorliegende  Frage  auch  unter  das  Licht  der  neueren 
Kartenprojectionstheorien  zu  stellen  und  wenn  nun  vermöge  der  nach 
Tissot  1881  berechneten  „Gesammtverzerrung'^  die  conformen 
Coordinaten  mit  21  %  der  zugänglichen  Fläche  im  Nachtheil  erscheinen 
gegenüber  den  congruenten  Coordinaten,  so  stimmt  das  mit  meinem 
früheren  Ergebniss  von  1875,  nämlich  18%  (s.obenS.  196)  hinreichend 
ttberein. 

Aber  nun  wollen  wir  auch  die  Richtungs Verzerrungen  betrachten, 
welche  Herr  Schulze  ausgerechnet,  aber  nicht  weiter  berücksichtigt 
hat,  nämlich  S.  213:  für  y=:  32000  m: 

congruent  max  {t  —  ^')  =  —  1,292  953"  —  0,000  005" 
conform  max  {t  —  ^^)  =  -  0,000  013" 
Da  die  dabei  benützten  Tissot' sehen  Formeln  nur  in  differentialem 
Sinne  gelten,  so  dass  nicht  sofort  zu  ersehen  ist,  inwiefern  sie  zur  Trian- 
gulirungsberechnung  geeignet  sind,  haben  wir  Vorstehendes  nach  Trian- 
gulirungsformeln  nachgerechnet  und  für  y  ==  32 000  m,  x^  —  x^=iy^—  y, 
=  5000m  gefunden: 

congruent  T--t—  1,293"  +  0,404"  =  1,697" 
conform  T—t  =  0,404" 
Und  damit  haben  wir  endlich  ein  fassbares  Kriterium  für  die  Frage, 
ob  conforme  oder  congruente.  Coordinaten  in  dem  fraglichen  Gebiete 
die  zweckmässigeren  sind.  Dass  die  lineare  Verzerrung  in  beiden  Fällen 
den  Maximalwerth  1 :  79  765  oder  12,5  mm  auf  1  km  hat,  entscheidet 
nichts,  dann  dass  nach  Tissot  das  Verhältniss  besteht  (S.  212) 

K^    jj   ,    5  . . .     ,       1 

~r' 


K'   ~^+  42r^   +    -' 


und  dieProcente  87%  und  79  0/^  (8.213)  können  praktisch  auch  nichte 
Fassbares  sagen. 

Ob  aber  in  den  Abrissen  irgend  welcher  Triangulirungsordnung 
Beträge  von  der  Grössenordnung  1"  — 2"  noch  mitgenommen  werden 
sollen  oder  nicht^  das  giebt   eine  Handhabe  zum  Fällen  eines  Urtheils, 


Unterricht  und  Prüfungen. 


215 


das  insofern  für  die  conforme  und  gegen  die  congrnente  Projection 
ausfällt. 

In  diesem  Zusammenhange  dürfen  auch  die  zwei  Werke  des  Alt* 
meisters  Oauss  betrachtet  werden,  welche  scheinbar  im  Oegensats  zu 
einander  citirt  worden  sind,  nämlich  die  „Disquisitiones  generale»  circa 
superficies  cnrras^  von  1825  und  die  conforme  Projection  der  Hannover- 
schen Landesvermessung  aus  ungeflihr  gleicher  Zeit.  Dass  Oauss  ganz 
genau  wnsste,  wie  es  mit  der  Flächenverzerrung  und  mit  dem  bestellt 
war,  was  nun  nach  Tissot  1881  ^Gesammtverzerrung^  benannt 
wird,  daran  ist  nicht  zu  zweifeln,  und  wenn  er  trotzdem  die  Oonfor- 
mität  einführte,  so  hat  er  der  geringeren  Richtungsverzerrung  den 
Vorzug  gegeben,  und  um  den  Spuren  des  Meisters  zu  folgen,  müssen 
wir  es  ebenso  machen  und  die  von  ihm  eingeführte  Gonformität  hoch 
halten. 

Endlich  möchte  ich  noch  einen  Rückblick  und  einen  Yorblick 
weisen:  Im  Jahre  1875  glaubte  ich  ebenso,  wie  Herr  Schulze,  dass 
auf  dem  Wege  jj. , .  dxdy  die  vorliegende  Frage  zu  entscheiden  sei ; 
und  es  scheint  ein  geodätisches  Entwicklungsgesetz  zu  sein,  dass  jeder 
Geodät  in  seinen  ^Lehrjahren^  davon  das  Heil  erwartet.  Aber  nach 
Decennien  der  ^Wandeijahre^  klärt  sich  die  Ansicht  dahin  ab,  dass 
diese  Sache  an  einem  ganz  anderen  praktischen  Ende  angefasst  werden  muss. 

Wenn  abermals  zwei  Jahrzehnte  verflossen  sein  werden,  ums  Jahr 
1916 — 1920,  wird  die  Gauss'sche  conforme  Projection  für  Kataster- 
aufnahmen ebenso  unbestritten,  als  zweckmässigste  gelten,  wie  heute  die 
früher  für  ^unausführbar^  erklärte  Oauss 'sehe  Ausgleichung  der 
Katasterdreiecksmessungen.  J. 


Unterricht  und  Prüfungen. 

Nachweisnng  derjenigen  Landmesser,  welche  die  Landmesser- 
prttftmg  im  Herbsttermine  1895  bestanden  haben. 


Lauf- 

fende 

Nr. 


Namen 


Bezeichnung  der 
Prttfungscommission. 


1 
2 
3 
4 
5 


Ahlert,  Oskar 

Aldehoff,  Anton 

Backe,  Franz 

Balzer,  Karl  Josef  Georg  Theodor 
Barth  Kurt  Johannes  Raimund   ... 


Poppeisdorf 

Berlin 

Berlin 
Poppeisdorf 
Poppeisdorf 


Unterricht  und  PttUnngen. 


Peraonalnaohriohten. 


217 


Lau- 
fende 

Nr. 

Namen 

Bezeichnung  der 
Prüfungsconiinission. 

44 
45 
46 
47 
48 
49 
50 
51 
52 

53 

54 
55 
56 
57 
58 
59 
60 
61 

Roth,  Wilhelm 

Sarrie,  Heinrich  Clemens  Theodor  . 

Sehindling,  Karl 

Schmersow,  Panl  Friedrieh  Karl. . . . 
Schnaase,  Paul  Conrad 

Berlin 
Berlin 
Poppeisdorf 
Berlin 
Berlin 
Berlin 
Berlin 
Berlin 

Poppeisdorf 

Berlin 
Poppeisdorf 

Berlin 

Berlin 

Berlin 

Berlin 
Poppeisdorf 

Berlin 
Poppeisdorf 

Schnick,  Fritz  Gk>ttlieb  Theodor  . . . 

Schulz,  Karl  Hugo 

Schuth,  Walther 

Staehler,   Cornelius  Clemens   Georg 

Wilhelm 

Stein,     Anton     Maximilian     Gustav 

Heinrich 

Stolle,  Georg  Konrad  Theodor  .... 

Strauch,  Franz 

Suhr,  Alfred 

Techmer,  Fritz  Emil 

Thalheim,  Georg 

Uphues,  Hermann  Josef 

Wiegmann,  Paul 

Wooge,  Franz  Friedrich  Wilhelm  .. 

Personalnachrichten. 


Geheimrath  Professor  Dr.  Dttnkelberg. 

Der  Geheime  Regierungsrath  Professor  Dr.  Dünkelberg,  seit 
25  Jahren  Director  der  landwirthschaftlichen  Akademie  zu  Poppeisdorf 
bei  Bonn,  Ehrenmitglied  des  Deutschen  Geometer-Vereins  ist  am  1.  April 
d.  J.  in  den  wohlverdienten  Ruhestand  getreten. 

Ihm  zu  Ehren  hatten  sich  am  8  März  d.  J.  die  Lehrer  der  Akademie, 
zahlreiche  frühere  Schüler  und  Freunde,  der  Rector  d.  Universität  u.  A. 
zu  einem  Abschiedsmahl  in  der  Lesegesellschaft  zu  Bonn  vereinigt.  Die 
Reihe  der  Trinksprüche  eröffoete  der  Senior  des  LehrercoUegiums, 
Departementsthierarzt  Schell.  Er  gab  eine  kurze  Geschichte  der  im 
Jahre  1847  gegründeten  Akademie,  zu  deren  Leitung  im  Jahre  1871 
Herr  Geheimrath  Dünkelberg,  der  bis  dahin  als  Lehrer  an  dem  land- 
wirthschaftlichen und  culturtechnischen  Institut  zu  Hofgeisberg  gewirkt 
hatte,  berufen  wurde. 


218  Personalnachrichten. 

Der  Redner  schilderte  den  Aufschwung,  welchen  die  Akademie, 
unter  Leitung  des  Scheidenden,  namentlich  durch  die  Einführung  der 
Eülturtechnik  und  Geodäsie  in  den  Lehrplan  genommen^  hob  die 
Verdienste  hervor^  welche  sich  Herr  Oeheimrath  Dünkelberg  nicht  nur 
als  Director^  sondern  auch  als  hervorragender  Docent,  sowie  durch  seine 
litterarische  Thätigkeit  erworben  habe^  und  welche  von  höchster  Stelle 
durch  Verleihung  hoher  in-  und  ausländischer  Orden  anerkannt  seien. 
Er  schloss  mit  einem  begeistert  aufgenommenen  dreimaligen  Hoch  auf 
den  Gefeierten. 

Nunmehr  ergrifT  der  Herr  Professor  Koll  das  Wort  zu  folgender 
Ansprache : 

Der  Deutsche  Geometer- Verein^  dessen  Ehrenmitglied  der  Herr 
Geheimrath  Dünkelberg  seit  einer  Reihe  von  Jahren  ist;  hat  diesen 
Tag  nicht  vorübergehen  lassen  wollen,  ohne  auch  seinerseits  den  Herrn 
Geheimrath  zu  begrüssen.  Da  es  keinem  Mitgliede  der  VorstandschafI; 
möglich  war,  an  der  heutigen  Feier  theilzunehmen,  so  bin  ich  beauftragt 
worden,  ihm  eine  Adresse  zu  überreichen,  welche  lautet: 

Altenburg,  6.  März  1896. 
Hochverehrter  Herr  Geheimer  Reg^erungsrath. 

An  dem  Tage^  an  welchem  Sie  von  den  Lehrern  und  Schülern 
der  von  Ihnen  so  lange  Jahre  und  mit  so  grossem  Erfolge  geleiteten 
Hochschule  Abschied  nehmen,  ist  es  auch  uns  ein  Herzensbedürfniss, 
Ihnen  wiederum  unsere  aufrichtigste  Verehrung  und  Dankbarkeit 
auszudrücken. 

Die  Verdienste,  welche  Sie  sich  um  die  Rheinische  Landwirth- 
schaftliche  Hochschule  erworben  haben,  werden  von  berufenerer  Seite 
gewürdigt,  Ihr  Name  wird  mit  der  Geschichte  derselben  für  alle  Zeiten 
verknüpft  bleiben. 

Uns  aber  geziemt  es,  am  heutigen  Tage  dessen  zu  gedenken,  was  sie  für 
unsern  Beruf  gethan  haben.  Sie  waren  es,  der  vor  20  Jahren  als  der 
Erste  den  preussischen  Landmessern  die  Pforten  der  Hochschule  öffnete. 
Dem  im  Jahre  1876  eröffneten  kulturtechnischen  Cursus  schloss  sich 
im  Jahre  1880  der  geodätische  an,  dessen  Besuch  durch  den  Erlass 
vom  4.  September  1882  für  alle  Landmesser  obligatorisch  gemacht  wurde. 

Mehr  als  1000  preussische  Landmesser,  welche  in  den  letztver- 
flossenen zwei  Dezennien  zu  Ihren  Füssen  gesessen,  verdanken  Ihnen 
die  Grundlage  ihrer  fachwissenschaftlichen  Ausbildung« 

Aber  auch  über  die  Grenzen  des  engeren  Vaterlandes  hinaus,  in 
anderen  deutschen  Staaten  empfinden  unsere  Berufsgenossen  die  Wirkung 
der  von  ihnen   geschaffenen  Einrichtungen. 

Unser  Verein  hat  seit  6  Jahren  die  Ehre,  Sie,  hochverehrter  Herr 
Geheimrath,  zu  seinen  Ehrenmitgliedern  zählen  zu  dürfen.  Wir  haben 
keine    weiteren    Ehrenbezeugungen    zu    vergeben.      Was    wären   Ihnen 


Personalnachrichten.  219 

attch  äussere  Ehren?  Lassen  Sie  uns  aber  hoffen,  dass  es  Ihnen  zur 
Freude  gereiche,  wenn  wir  Ihnen  hierdurch  die  Versicherung  geben, 
dass  sowohl  unsere  Vereinsmitglieder,  wie  unsere  ttbrigen  Berufsgenossen 
Ihnen  stets  die  höchste  Verehrung,  die  innigste  Dankbarkeit  entgegen 
bringen  werden;  gewähren  Sie  uns  die  Bitte,  uns  auch  für  die  Zukunft 
Ihr  Wohlwollen  bewahren  zu  wollen,  und  lassen  Sie  uns  die  Hoffnung 
aussprechen,  dass  wir  uns  dessen  noch  recht  viele  Jahre  lang  er- 
freuen mögen. 

Ew.  Hochwohlgeboren   dankbar   ergebenste 
Vorstandschaft  des  Deutschen  Geometer- Vereins 

L.  Winckd. 
An 

den  Director  der  Landwirthschaftlichen 

Hochschule,  Herrn  Oeheimen  Regierungsrath 

Professor  Dr.  Dünkelberg 

zu 

Poppeisdorf  bei  Bonn. 

Nach  Verlesung  der  Adresse  fuhr  Herr  Professor  Roll  fort:  Ich 
glaube  im  Sinne  der  Vorstandschaft  des  Deutschen  Geometer- Vereins  und 
seiner  Hitglieder  zu  handeln,  wenn  ich  Sie,  meine  Herren,  bitte,  mit 
mir  anzuklingen  auf  das  Wohl  des  Geometers,  Herrn  Geheimrath 
Dttnkelberg,  er  lebe  hoch!  hoch!  hoch! 

Herr  Geheimrath  Dünkelberg  dankte  alsdann  in  bewegten  Worten 
für  die  ihm  erwiesenen  Ehrungen,  wies  darauf  hin,  dass  im  ersten  Se- 
mester seines  Directoriats  30  Schüler  zu  den  Füssen  von  16  Lehrern 
gesessen,  dass  es  langer  Jahre  und  grosser  Anstrengungen  bedurft  habe, 
die  Lücken  zu  füllen.  Die  grosse  Entwicklung  der  landwirthschaftlichen 
Akademie  sei  nicht  möglich  gewesen,  ohne  die  Einführung  der  Eultur- 
technik,  für  welche  den  damaligen  Minister  Dr.  Friedenthal  zu  gewinnen 
ihm  gelungen  sei.  Auch  zur  Einführung  der  Geodäsie  habe  es  dann 
noch  wiederholter  Bemühungen  bedurft.  Er  erwähnte  dann  die  Be- 
ziehungen der  landwirthschaftlichen  Akademie  zur  Universität,  erkannte 
dankbar  an,  dass  die  erstere  bei  der  letzteren  stets  die  vollste  Unter- 
stützung gefunden  habe,  und  weihte  sein  Glas  dem  ferneren  Zusammen- 
wirken und  dem  Wohle   der  beiden   wissenschaftlichen  Körperschaften. 

Der  Rector  der  Universität,  Geheimrath  Ritter,  ging  darauf  näher 
auf  die  engen  Wechselbeziehungen  zwischen  der  Akademie  und  der 
Universität  ein,  welchen  zufolge  die  Verdienste  der  an  der  Akademie 
wirkenden  Männer  auch  der  Universität  zur  Ehre  gereichten.  Er  be- 
trachte indessen  die  Feier  nicht  als  ein  Abschiedsfest,  hoffe  vielmehr 
noch  weitere  erspriessliche  Wirkungen  für  die  Landwirthschaft  von  der 
Thätigkeit  des  Herrn  Dünkelberg  als  Abgeordneter  und  schloss  mit  den 
besten  Wünschen  für  das  fernere  Gedeihen  der  Akademie.  Herr  Pro- 
fessor Dr.  Gieseler  feierte  dann  das  Vertrauen,  welches  der  Scheidende 


Personalnachrichten. 

den  Mitgliedern  des  Lehrercollegiams  stets  entgegengebracht  habe^  hob 
seine  Bemühungen  für  die  Einführung  der  Maschinenkunde  in  die  land* 
wirthschaftliche  Hochschule  hervor  und  schloss  mit  dem  Wunsche^  dass 
er  auch  ferner  mit  seinen  früheren  Mitarbeitern  in  regem  Verkehr  bleiben 
möge,  worauf  Herr  Geheimrath  Dflnkelberg  versicherte^  dass  ihm  dies 
stets  zur  Ehre  und  Oenugthuung  gereichen  werde.  Herr  Oekonomierath 
Dr.  Eisbein  aus  Neuwied  bezeichnete  es  als  wesentlich  Dünkelbergs 
Verdienst,  dass  heute  in  Deutschland  mehr  als  300  Dampfpflüge  in 
Thätigkeit  und  der  Ertrag  der  Landwirthschaffc  in  Folge  dessen  erheblich 
gesteigert  sei. 

Während  des  Mahls  traf  von  den  zur  Hauptversammlung  des  Vereins 
der  Landmesser  der  Egl.  Generalcommission  zu  Münster  Anwesenden 
folgendes  Telegramm  ein: 

^Die  herzlichsten  Wünsche  für  Ihren  wohlverdienten  Ruhestand 
senden   Ihnen  Ihre   dankbaren,   hier  versammelten  ehemaligen  Schüler'^. 

Folgen  die  Unterschriften  von  26  Landmessern  und  Eulturtechnikern. 

Unterm  12.  März  d.  J.  hat  der  Geheime  Kegierungsrath  Dr.  Dünkelberg 
an  die  Vorstandschaft  das  nachstehende  Schreiben  gerichtet: 

Poppelsdorfy  den  12.  März  1896. 
An  die  Vorstandschaft  des  Deutschen  Geometervereins! 

Die  ehrende  Anerkennung  meiner  bescheidenen  Wirksamkeit  für 
die  Vertiefung  kulturtechnischer  und  geodätischer  Kenntnisse  innerhalb 
Ihrer  Berufsgenossen;  welche  Sie  mir  durch  das  liebenswürdige  Schreiben 
Ihres  Herrn  Vorsitzenden  vom  6.  März  1.  Js.  zu  meinem  Abschiedsessen 
am  8.  d.  Mts.  zu  widmen  die  Güte  hatten,  erfüllt  mich  persönlich  mit 
der  Freude  und  dem  Stolze,  dass  es  mir  vom  Schicksale  beschieden 
gewesen  ist;  nicht  nur  dem  Einzelnen  unter  meinen  zahlreichen  Schülern 
nützlich  zu  werden  und  damit  seinen  Lebenslauf  ebnen  zu  helfen, 
sondern  dass  es  mir  auch  vergönnt  war,  ehrenwerthen  preussischen 
und  ausserdeutschen  Landmessern  die  akademische  Carriere  zu  eröffnen 
und  damit  dem  Berufsstand  selbst  die  so  wohl  verdiente  öffentliche 
Anerkennung  auf  Grund  wissenschaftlich  vertiefter  Ausbildung  mit  Hilfe 
meiner  Oollegen  zu  sichern. 

Möchte    es   der  Akademie  Poppeisdorf   auch  ferner  vergönnt  seio, 

die  schwer  errungene  gute  Tradition  aufrecht  zu  erhalten  zum  Heil  und 

Segen  unseres  preussischen  und  deutschen  Vaterlandes. 

Indessen  besteht  unentwegt  in  dankbarem  Gedenken 

der  Vorstandschaft  ergebenster 
Dr.  DürJcelberg, 
Geheimer  Kegierungsrath. 
An 

den    Vermessungsdirector   und    Präsidenten 

des  Deutschen  Geometer- Vereins 

Herrn  L.  Win  ekel 

zu 

Altenburg. 


Hammer.    Ueber  Winkelgrösaen  and  ihre  Bezeichnung  etc.  221 

Wir  schliessen  diesen  Bericht,  ind^n  wir  Herrn  Oeheimrath 
Dttnkelberg  hiermit  auch  öffentlich  den  Dank  unserer  Bernfisgenoasen 
für  die  in  unseren  Interessen  entwickelte  erfolgreiche  Thätigkeit  aus- 
sprechen und  den  Wunsch  hinzufügen,  dass  es  ihm  noch  lange  Jahre 
vergönnt  sein  möge,  zum  Wohle  unseres  Vaterlandes  und  auch  unseres 
Standes  zu  wirken,  wozu  ihm  seine  Eigenschaft  als  Abgeordneter  zum 
preussischen  Landtage  (für  die  Kreise  Neuwied  und  Altenkirchen)  reiche 
Gelegenheit  bieten  dürfte.  L.  Wtnckd. 


lieber  Winkelgrttssen  und  ihre  Bezeichnung  und 

Zusammenhängendes. 


Von  E.  Hammer. 


Fortsetzung  und  Schlnss  von  S.  191. 

Die  Arithmetik,  Algebra,  Analysis  hat  es  zunächst  ausschliesslich 
mit  „reinen^  Zahlen  zu  thun;  ihre  „Grössen^  sind  „unbenannt^  (auch 
von  allgemeinen  Zahlen  spricht  man)  und  6  bezeichnet  eben  die 
„Grösse^,  die  man  erhält,  wenn  man  zur  Einheit  noch  5  mal  die  Einheit 
addirt,  oder  die  Grösse  drei  mit  zwei  multiplicirt  u.  s.  f.  Die  allmälige 
Erweiterung  der  natürlichen  Zahlenreihe  durch  Einführung  der  gebrochenen 
Zahlen  (Division);  der  negativen  Zahlen  (Subtraction);  die  Erweiterung 
der  vier  Grundoperationen  durch  Umkehrung  (z.  B.  Wurzelausziehung) 
wodurch  die  Irrationalzahlen  hereinkommen;  die  Einftlhrung  des  Be** 
griffs  der  veränderlichen  Grösse;  die  Ausbildung  und  Untersuchung 
der  einzelnen  Arten  von  ^Functionen^ ;  die  mächtige  Erweiterung  des 
Zahlengebiets  durch  Einfdhrung  der  complexen  Zahl  als  allgemeiner 
Zahlform;  all  das  ändert  nichts  an  der  Thatsache,  dass  es  sich  im 
ganzen  Gebiet  der  Grössen  der  Arithmetik  zunächst  nur  um  reine 
Zahlen  handelt.  Und  wenn  auch  alle  Grössen  der  Arithmetik,  wie 
schliesslich  alles  in  der  Welt,  relative  Zahlen  sind,  so  besteht  doch 
in  jener  Thatsache  ein  Gegensatz  der  „reinen^  Mathematik  gegen  die 
angewandte  Mathematik,  ja  selbst  gegen  die  Geometrie. 

Bei  Anwendung  der  Arithmetik  auf  die  Bedürfnisse  des  menschlichen 
Lebens  ist  mit  „benannten^  (oder  „speciellen^)  Zahlen  zu  rechnen  und 
bei  der  ^Anwendung  der  Algebra  auf  die  Geometrie^  kommt  das 
Bedttrfioiss  der  geometrischen  Deutbarkeit  der  „Grössen^  mit  ihren  Folgen 
für  die  „Dimensionalität^  der  Ausdrücke  u.  s.  f.  hinzu:  für  log  (4  m) 
sind  wir  genöthigt  ebenfalls  0.60206  zu  setzen,  obgleich  das  algebraisch 
ja  gar  keinen  Sinn  hat;  und  während  arithmetisch  das  Quadrat  der  Zahl 
7  eben  die  Zahl  49  ist,  enthält  geometrisch  das  Quadrat  von  oder 
hier  ^über*^  7  Längeneinheiten  49  Quadrateinheiten.  Wir  wollen  uns 
nicht  dabei    aufhalten,    dass    arithmetisch    „2    hoch    4'^    die    Zahl    16 


222  Hammer.    Ueber  Winkelgrössen  und  ihre  Bezeichnung  etc. 

giebt,  dass  aber  das  Product,  das  durch  4-matige  Maltipiication  von 
2  Längeneinheiten  entstanden  za  denken  wäre,  ebensowenig  mehr 
geometrisch  deutbar  ist,  wie  z.  B.  o"^,  wenn  a  eine  Anzahl  Längen- 
einheiten vorstellt,  und  dass  schon  aus  diesem  Grund  die  reine  Arithmetik 
im  Vergleich  mit  der  Geometrie  als  der  allgemeinere,  voraussetzungsfreiere 
Theil  der  Mathematik  erscheint:  in  der  That  giebt  es,  nach  Voraus- 
setzungen, die  aber  nicht  zu  umgehen  sind,  nur  Eine  Arithmetik,  während 
bekanntlich  Geometrien  in  sich  völlig  widerspruchsfrei  aufgebaut  werden 
können  (Gauss,  Lobatschewsky,  Riemann  u.  s.  f.);  die  die  s.  g. 
Axiome  der  Euklidischen  Geometrie  nicht  voraussetzen.  Den  s.  g. 
Euklidischen  Axiomen  unserer  Geometrie  kommt  eben  kaum  mehr  Be- 
deutung zu  als  die  der  einfachsten  Annahmen,  es  sind  im  Grunde 
Gonventionen  und  die  Frage  nach  der  ^Richtigkeit^  der  Euklidischen 
Geometrie  ist  schliesslich  ebenso  mtlssig  wie  die,  ob  ebene  rechtwinklige 
Goordinaten  oder  andere  Goordinaten  in  der  Ebene  richtiger  seien.  Ich  will 
aber  nicht  zu  weit  abschweifen,  latssen  wir  die  vierte  und  höhere  Dimensionen 
(die  ^Raumoide^  nach  dem  unsterblichen  Witz  Lotze's)  und  die  nicht- 
euklidischen Geometrien;  die  Euklidischen  „Axiome^  sind  doch  für  immer 
die  allein  für  uns  in  Betracht  kommenden. 

Ich  wollte  bei  Gelegenheit  dieser  Nebeneinanderstellung  der  beiden 
Theile  der  Mathematik,  der  Arithmetik  und  der  Geometrie,  vielmehr 
nur  daran  erinnern,  dass  die  s.  g.  goniometrischen  Functionen  auch  ge- 
funden worden  wären,  wenn  sich  die  ganze  Mathematik  vollständig  im  Sinne 
der  Arithmetik,  der  Analysis  und  ohne  jeden  Zusammenhang  mit  der 
Geometrie  entwickelt  hätte  oder  hätte  entwickeln  können ;  jene  Functionen 
hätten  dann  nur  andere  Namen  erhalten.  Mit  Untersuchung  der  un- 
endlichen Potenzreihen  wäre  man  sehr  bald  auf  die  Wichtigkeit  der 
für  jede  beliebige  Zahl  x  convergirenden  Reihen 

X       x^    .  x^ 


S(x)—  -  —  _+_  —  +  ... 


X^     .    X* 


aufmerksam    geworden,    hätte   erkannt,    dass   sie  mit  den  Exponential- 
functionen 


^(^)  = TT, ;     C(x)  = 


VC 


2i  '     -^-v  2 

übereinstimmen,  hätte  gefunden,  dass  es  periodische  Functionen  sind, 
dass  der  Modulus  der  Periode  gleich  der  Zahl  2ic  ist,  sodass  z.  B. 
S(x  +  2  t:)  und  S  (x)   identisch  sind,  wobei  n  selbst  definirt  ist  durch 

die    unendliche   Reihe  —=:, ;r-l-^  —  -  H ••• 

4       1       3    '   5       7    ' 

oder  durch  das  unendliche  Product 

It       2    2    4    4    6    6 

2       1    3    3    ö    5    7 


Hammer.    Ueber  Winkelgrössen  und  ihre  Bezeichnung  etc.  223 

u.  8.  f.      All   das  hätte    wie    gesagt,    ganz    ohne  Rücksieht    auf  und 

Zusammenhang   mit   Geometrie  gefunden  werden    können    und    müssen, 

und  man  hätte  dieser  merkwürdigen  Gruppe  von  Functionen  wohl  auch 

einen  besondem  Namen    gegeben.     Allerdings  wäre   sie   für  die   reine 

Analysis,    auch   wenn    eine   so    einfache    Integration  wie    die    des  rein 

dx 
algebraischen  Differentials —==  bereits  auf  die  ümkehrung  jener 

Va — 605^ 

Functionen  geführt  hätte,  definirt  z.  B.  durch 

^("^^  =  1+23+274  6    +"'> 
nie  zu  der  ausserordentlichen  Wichtigkeit  gelangt,  die  sie  in  Wirklichkeit  für 

die  Mathematik,  insbesondere  für  die  angewandte  Mathematik  haben. 

Da  die  geometrische  Deutung,  die  ^Darstellung'^  gewisser  Func- 
tionen u.  s.  f.  auf  den  unmittelbaren  Zusammenhang  dieser  Func- 
tionen mit  der  Ereisgeometrie  führt,  so  spricht  man  auch  in  der 
Analysis  von  Bögen,  von  arc  sin  x,  denkt  sich  unter  sin  x  eigentlich  sin 
arc  Xj  und  hat  sich  nur  ein  für  allemal  zu  merken,  dass  hier  die  Winkel- 
oder Bogeneinheit  eine  reine  Zahl  ist,  dass  man,  was  geometrisch  als 
a^  bezeichnet  wird,  d.  h.  als  Winkel,  dessen  Drehungsraum  —  denn 
anders  als  mechanisch  lässt  sich  der  ^Winkel''  ja  doch  nicht  definlren  — 
zum  Drehungsraum  des  rechten  Winkels  sich  verhält  wie  a  zu  90,  in 
irgend  einer  wirklichen  Gleichung  im  arithmetischen  Sinn,  einer  Formel 

der  Analysis,  einzuführen  hat  als  die  Zahl  -^f  wo  p^  die  bekannte  geo- 
metrische Bedeutung  hat:  Centriwinkel,  dessen  Bogenlänge  in  einem 
beliebigen  Kreis  gleich  der  Länge  des  Halbmessers  ist.  (Das  Zeichen  p 
geht  bekanntlich  auf  Gauss  zurück,  nur  benannte  er  so  unser  jetziges 

-Ö-*    Legend ro  u.  A.  haben  für  unser  jetziges  p"  geradezu  R,  oder  r 

(z.  B.  Hansen)  den  ^Halbmesser  in  Secunden^:  denkt  man  sich  den 
Ereisquadranten  in  90,  90*60,  oder  90«60-60  gleiche  Theile  zerlegt,  so 
ist  der  Halbmesser  rund  57,3,  3438,  206  265  solcher  Theile  lang). 
Das  Vorstehende  wird  einen  zureichenden  Grund  dafür  ausmachen, 
warum   man    aus    den  Gleichungen 

sin  (0,52359...)  =  !^  und  sin  30»  =|-  oder 

tg  (0,78539  ..)  =  1  und  tg  450  =1 
nicht  folgern  kann  360^=  3,14159. ..,  wenn  auch  diese  Folgerung 
nicht  ganz  ebenso  sinnlos  wäre,  wie  z.  B.  die  Behauptung  7  Kilogramm 
=  3,14159...  Wenn  Herr  Rühs  ("a.  a.  0.  8.  548),  um  anzudeuten, 
dass  a,  ß,  7  die  Winkel  eines  ebenen  Dreiecks  sind,  schreiben  will 
0^  +  ^  +  ^  =  27:,  so  ist  das  unbedingt  zulässig,  man  hat  sich  nur  die 
Winkel  a,  ß,  7  in  dem  zweiten  der  oben  genannten  Winkelmaasse,  dem 
„analytischen^,  „in  Halbmessertheilen^  zu  denken;  und  das  ist  für  den 
Landmesser,    d.    h.    in    der  Geometrie    und   Trigonometrie    un- 


224  Neue  Schriften  über  Vermessungswesen. 

gewöhnlich  und  deshalb  nnnöthig,  es  ist  besser  a  +  ß  +  7  =;  180<)  .oder 
20(K  zu  schreiben,  d.  h.  a,  ß,  7  in  Oradmaass  zu  denken,  in  dem  man 
sie  misst  und  mit  dem  man  rechnet:  selbst  die  Goniometrie  des  ,, Geo- 
meters^ ist  wesentlich  geometrisch,  die  analytische  Goniometrie  kommt 
nnr  bei  wenigen  Entwicklungen  vor.  Von  allen  denkbaren  Winkel- 
theilungen, auf Theilkreisen,  in  Zahlentafeln,  hätte  jetzt  jedenfalls  die 
die  geringste  Aussicht  auf  allgemeine  Annahme,  die  nach  arc  eintheileD 
wollte.  Wenn  man  in  Fällen,  wie  den  zuletzt  erwähnten,  die  Doppel- 
gleichung  für  alte  und  neue  Kreistheilung  umgehen  will,  ist  es,  statt 
a-f-ß-l-T™^^  zu  schreiben  (was,  um  das  zu  wiederholen,  nicht 
sinnlos  ist),  immer  noch  besser,  z.  B.  a4-ß  +  T  =  ^Q  ^^^^  allenfalls 
=  2  JS  zu  schreiben  (wie  es  nach  dem  Vorgang  der  elementaren  Plani- 
metrie die  wttrttembergische  Kataster- Vorschrift  thut). 


Neue  Schriften  Ober  Vermessungswesen. 


Die  Fixpunkte  des  schweizerischen  Präcisionsnivellements,  herausgegeben 
durch  das  Eidgenössische  topographische  Bureau.  4.  Lieferung. 
Sargans-Bheinegg-Lindau.     Altstätten-Gäbris.  189Ö. 

Das  preussische  Kataster  und  seine  Verbindung  mit  dem  Grundbuch. 
Ein  Beitrag  zum  deutschen  V^messungs-,  Kataster-  und  Grundbuch- 
wesen von  W.  Harksen,  herzogl.  anhält.  Obergeometer  und 
preussischer  Landmesser.  Mit  elf  in  den  Text  gedruckten  Ab- 
bildungen. Dessau  1896.  Verlagsbuchhandlung  von  Paul  Baumann, 
herzogl.  anhält,  und  sachsen-altenburg.  Hofbuchhändler.  Preis 
broschirt  4  Mk. 

Sarrazin,  0.  und  Oberbecky  H,  Taschenbuch  zum  Abstecken  von 
Kreisbögen  mit  und  ohne  Uebergangscurven  für  Eisenbahnen, 
Strassen  und  Kanäle.  7.  Auflage.  Berlin  1896.  12.  10  und  198  pg. 
mit  19  Abbildungen.    Leinenband.    3  Mk. 

Karte,  Hydrographische,  von  Nord-Deutschland,  1:1250000,  bearbeitet 
im  Bureau  des  Wasseransschusses.  2  Blätter  in  fol.  Mit  Anlage: 
Verzeichniss  der  Pegelstationen,  der  Regenstationen  und  des  Flächen- 
inhaltes der  Stromgebiete.  Berlin  1896.  6  Mk.  mit  auf  Leinwand 
aufgezogener  Karte  8  Mk. 


Inhalt 

Ck'Btsere  MHtheilnngen:  Congruente  oder  conforme  Coordinaten.  —  Ueber 
WinkelgröBsen  und  ihre  Bezeichnung  und  damit  Zusammenhängendes,  von 
Hammer  (Schluss).  —  Unterricht  und  PrOfungen.  — •  Porsonalnachriohten.  —  Neue 
Schriften  Ober  YermessHngtweten. 

Verlag  Ton  Konrad  Wittwer  Stuttgart  —  Druck  von  Gebrüder  J&necke  in  Hannover. 


225 


ZEITSCHRIFT  for  VERMESSUNGSWESEN. 

Organ  des  Deutschen  Geometervereins. 

Herausgegeben  von 

Dr.  W.  Jordan,  und  0.  Steppes, 

Professor   in   Hannover  Steuer-Rath  in  München. 


189«.  Heft  8.  Band  XXV. 

— -^     16.  April.     ^ 

Zur  photogrammetrischen  Praxis; 

Ton  Professor  Dr.   S.  Fiiuiterwalder  in  München. 


Um  die  praktische  Anwendung  der  Photogrammetrie  zu  fördern, 
will  ich  im  Folgenden  Einiges  über  meine  Erfahrungen  auf  diesem  Gebiete 
veröffentlichen,  meine  Ansichten  über  die  Genauigkeit  und  Bequemlichkeit 
der  Methode  aussprechen  und  daran  Vorschläge  über  instrumenteile 
Verbesserungen  knüpfen.  Zuvor  gebe  ich  noch  einige  flüchtige  Notizen 
über  die  Vermessung,  bei  welcher  ich  hauptsächlich  meine  Erfahrungen 
sammelte  und  auf  welche  ich  mich  fortwährend  beziehen  werde. 

In  den  Sommerferien  1888  und  1889  habe  ich  gemeinsam  mit  den 
Herren  Dr.  Adolf  Blümcke  und  Dr.  Hans  Hess  eine  Aufnahme  des 
Vernagtferners  im  Oetzthal  in  Tirol  und  dessen  Vorterrains  aus- 
geführt, um  eine  sichere  Grundlage  zum  weiteren  Studium  dieses,  durch 
seine  verheerenden  Schwankungen  berücbügten  Gletschers  zu  gewinnen.  *) 

*)  VergL  Aus  den  Tagesbüchem  eines  Gletschervermessers.  Ztschr.  des 
D.  u.  Oe.  A.-V.  1889  S.  259.  Die  Vermessung  des  Vemagtfemers  I  u.  E  Mit- 
theilungen des  D.  u.  Oe.  A.-V.  1888  S.  225  u.  1889  S.  243.  Der  Stich  der  Karte  des 
Vemagtfemers  ist  jetzt  nahezu  vollendet,  dieselbe  wird  mit  begleitendem  Text 
demnächst  im  Verlag  des  Deutschen  und  Oesterreidiischen  Alpenvereüis  erscheinen. 
Ich  füge  eine  Liste  der  theils  von  mir  (F),  theils  von  meinen  Gefährten  Blümcke 
{B\  Hess  (B)f  Kerschen8teiner,(£);  Schunck  (S)  nach  einheitlichem  Plane 
ausgeführten  Gletscheraufnahmen  in  den  Ostalpen  sammt  Jahreszahl  bei: 

1)  1885  Gliederfemerzunge  (F),  2)  1886  Gepatschfemerzunge  (F,  S)y  3)  1886 
Suldenfemerzunge  (F,  Hy  8),  4)  1887  Gepatschfemerzunge  Ergänzung  (J?,  F,  JT), 
5)  1887  Gliederfemerzunge,  1.  Nachmessung  (B,  F),  6)  1888  Vemagtferner- 
zunge*  (B,K,F),  7)  1889  Vernagtfim*  (B,.F,B),  8)  1890  Hochjochfemerzunge 
(H,K),  9)  1890  Suldenfemerzunge,  1.  Nachmessung  (B,F;,  10)  1891  Gepatsch- 
femerzunge, 1.  Nachmessung  (JT),  11)  J891  Obersulzbachfemerzunge  *  (F), 
12)  1892  Alpeinerfemerzunge  *  (if),  13)  1892  Obersulzbachfemerzunge  Er- 
gänzung* (K),  14)  1892  Gliederfemerzunge,  2.  Kathmessnng  (B,  F),  16)  1893  Hoch- 
jochfirn* {B,H),  16)  1893  Vemagtferaerzunge,  1.  Nachmessung  {B,E)  17)  1894 
Hintereisfemerzunge  und  Firn*  (B,Ä),  18)  1895  Ergänzung*  hierzu  (B,H),  19) 
1895  Vemagtfernerzunge,*  2.  Nachmessung^(ß,  fT),  20)  1895  Suldenfemerzunge,  * 
2.  Nachmessung  (F).  Die  mit  *  bezeichneten  Aufnahmen  geschahen  grossen- 
theils  photogrammetrisch. 

Zeitschrift  für  Vermessungswesen  1896.    Heft  8.  15 


226  Finsterwalder.    Zar  photogrammetrischeo  Praxis. 

Bs  war  ein  Qebiet  tob  28  qkm^  das  iwischen  2100  m  und  3700  m  und 
s war  zur  Hälfte  über  8000  m  Seehöhe  liegt,  im  Kaassstäb  1:10000 
mit  10  m  Höhencurven  zur  Darstellung  zu  bringen.  Nahezu  17  qkm 
sind  vereist  —  ein  weites  Firnfeld  mit  steiler  Umrahmung  —  und  von 
dem  Rest  —  das  verlassene  Gletscherbett,  ein  3  km  langer^  500  m  breiter 
und  200  m  tiefer  Graben  —  ist  ein  Drittel  infolge  Steilheit  und  Brüchig- 
keit des  Terrains  ungangbar,  die  übrigen  zwei  Drittel  sind  Schutt-  und 
Felswüsten.  Die  nächste  Unterkunft^  das  Hochjochhospiz  ist  mindestens 
3  stunden  vom  Centrum  des  Gebietes  entfernt.  Zwei  unpassirbare  Bäche 
zerschneiden  das  Gebiet  in  drei  RegMuen^  die  nur  auf  Umwegen  von 
mehreren  Standen^  wobd  bis  sum  Ursprung  der  Rttehe  aa  d^i  G^isdief- 
enden  emporgestiegen  werden  muss,  von  einander  erreicht  werden 
können.  Von  trigonometrischen  Punkten  der  Eatasfralvermessung  findet 
sich  im  ganzen  Messungsgebiet  keiner;  auf  einer  Fläche  von  200  qkm 
sind  überhaupt  nur  vier,  welche  von  den  leichter  erreichbaren  Theilen 
des  Gebietes  sichtbar  sind,  und  diese  sind  Tagereisen  von  einander  entfernt. 
Ich  übergehe  die  Schwierigkeiten,  die  uns  daraus  erwuchsen^  dass  einer 
von  diesen  Punkten  um  ca.  60  m  falsch  bestimmt  war  und  erwähne 
nur,  dass  es  uns  schliesslich  gelang,  ein  trigonometrisches  Netz  über 
das  Gebiet  zu  spannen,  das  mit  den  pothenotisch  bestimmten  Punkten 
etwa  100  Positionen  umfasst,  deren  Lage  im  Coordinatensystem  des 
Katasters  auf  etwa  1  m  gesichert  ist.  Die  Höhenunterschiede  der 
trigonometrischen  Punkte  sind  auf  Bruchtheile  des  Meters  bestimmt.  So 
hat,  z.  B.  eine  empirische  Ausgleichung  von  29  gemessenen  Höhenunter- 
schieden zwischen  den  10  Hauptpunkten  des  Netzes  einen  m.  F.  eines 
einmal  gemessenen  Höhenunterschiedes  von  0,4  m  ergeben.  Die  Detail- 
aufnahme erfolgte  im  ersten  Sommer  soviel  wie  möglich  tachymetriscb. 
Doch  war  wegen  der  Steilheit  des  Geländes  weder  die  erreichte  Ge- 
nauigkeit, noch  die  Raschheit  der  Arbeit  befriedigend. 

Die  photogrammetrischen  Aufnahmen  geschahen  mit  einem 
neuconstruirten  Apparat,  den  ich  an  einem  anderen  Orte  ausführlicher 
beschrieben  habe.*)  Hier  sei  nur  erwähnt,  dass  die  Bildweite  162,5  mm, 
das  Format  der  Platten  160  X  210  mm  betrug  und  dass  die  übliche 
Kassetteneinrichtung  für's  Erste  eine  Unsicherheit  der  Bildweite  von 
0,5  mm  zur  Folge  hatte.  Eine  eigentliche  Winkelmessvoniehtung  besass 
der  Apparat  nicht;  es  konnte  jedoch  die  Camera  um  eine  ablesbare 
Zahl  ganzer  Grade  aus  ihrer  ursprünglichen  Lage  im  horizontalen 
Sinn  gedreht  werden.  Die  Plattenebene  blieb  stets  vertical.  Die  Un- 
sicherheit der  Bildweite  war  bei  der  ersten  Campagne  1888  ohne  besonderen 
Belang,  da  nur  auf  geringe  Entfernungen,  meist  unter  500  m  photographirt 
wurde.  Für  die  zweite  Campagne  1889  lies«  ich  den  Apparat  mit  einer 


*)    Die  Terrainaufnahme  mittelst  Photogrammetrie.  Bayr.  Judustrie-  und 
Gewerbeblatt  1890. 


Finsterwalder.    Zar  photogrammetmohen  Praxis. 

Vorrichtung  versehen,    welohe   nach  OeSaung   der  Kassette   die  Platte 
gegen  drei  feste  Stifte  drückte,   und  erzielte  damit   eine  Constanz.  der 
Bildweite  innerhalb  0^3  mm  (m.  F.  :=  0^1  mm).  Da  im  Firnfeld  auf  Distanzen 
bis  zu  5000  m  photographirt   wurde,    war   dies    ein    grosser   Vortheil. 
Durch  Ausbalancirung  war  auch   der  Horizont  auf  1  —  2  Zehntelmillimeter 
sicher  geworden.     Das  Bildfeld   des  Apparats   betrug  in   der  Horizon- 
talen 60^   in    der    Verticalen  ±  22  1/2^.      Das   benutzte    Objectiv,    ein 
Landschaftsaplanat    von   Stein  heil    zeichnete    nur   bei    engster 
Blende  einigermaassen  scharf  bis  zum  Bande.    Dagegen  war  die  Richtig- 
keit der  Zeichnung  tadellos.     Im  Ganzen  wurden   von  44  Standpunkten 
aus  etwa  110  Aufnahmen  gemacht.   Zumeist  waren  die  Standpunkte,  falls 
sie  nicht  dem  trig.  Netz  angehörten,   durch  KUckwärtseiuschneiden   nach 
trig.  Punkten  bestimmt.     Nur  in  5  Fällen  wurden  auch  tachymetrische 
und  photogrammetrische  Bestimmungsstticke   zur  Feststellung  des  Stand- 
punktes beigezogen.     Die  photogrammetrische   Construction   geschah  in 
1  -.7500  auf  einem  Brett  von  110  X  ÖO  cm  Grösse.    Die  Zahl  der  photo- 
grammetrisch  bestimmten  Punkte  beträgt   etwas  über  2000;    es   treffen 
also  durchschnittlich    ca.   87   pro    qkm.      Je   nach   Complioirtheit    und 
Wichtigkeit    des    betreffenden    Terrainabschnittes    schwankt    die    Zahl 
zwischen  22  im  ebenen  Firnfeld  und  212  iu  den  zerschnittensten  Theilen 
des  Grabens.  Die  Bestimmung  der  Horizontalposition  der  Punkte  geschah 
womöglich   durch    den    Schnitt    von   drei  oder  mehr  Strahlen;    far    die 
Höhe  wurden  mindestens  zwei,  im  Durchschnitt  2,8  Werthe  in  Rechnung 
gezogen. 

I. 

Was  nun  die  Genauigkeit  photo  grammetrischer  Be- 
stimmungen betrifft,  so  giebt  es  in  der  Literatur  bereits  viele  Angaben, 
aber  sie  beziehen  sich  zumeist  auf  die  äusserste,  unter  gegebenen  Um- 
Stauden  erreichbare  Genauigkeit.  Solche  Angaben  sind  nämlich  sehr 
leicht  zu  gewinnen.  Man  misst  eine  grössere  Anzahl  von  Horizontal- 
und  Verticalwinkeln,  nach  wohldefinirten  Punkten  photographirt  vom 
gleichen  Standpunkt  aus  mit  einem  beliebigen  photographischen  Apparat, 
dessen  Bildebene  auf  Bruchtheile  eines  Grades  vertical  steht,  die 
anvisirten  Signale,  bestimmt  alsdann,  sei  es  aus  der  gerade  nöthigen 
Zahl  von  gemessenen  Winkeln,  sei  es  aus  sämmtlichen  durch  rationelle 
Ausgleichung  die  Grösse  der  Bild  weite,  sowie  die  Lage  des  Hauptpunktes 
und  des  Horizontes,  und  vergleicht  schliesslich  die  überschüssigen 
gemessenen    Winkel    mit    der    photographirten.*)      Hat    man    für    die 


*)  Nach  diesem  Verfahren  hat  zuerst  Jordan  (diese  Zeitschr.  Bd.  V,  1876^ 
Ueber  die  Verwerthung  der  Photographie  zu  geom.  Aufnahmen)  die  Constanten 
bestimmt  und  die  Fehler  ermittelt.  Vergleiche  die  ausfuhrlichen  Anweisungen 
in  Koppe' s  Photogrammetrie  oder  Bildmesskunst,  Weimar  1898. 

15* 


228  Finttenralder.    Zur  photogrammetriselien  Pnudi. 

Photographie'*gUii8tige  Zielpunkte  gewEhlt,  mit  nieht  sa  unebenen  Platten 
gearbeitet,  kein  ganz  Bchlechtee  Objectiv  benutzt  und  die  Messung  auf 
dem  photographischen  Negativ  sorgMtig,   wenn  schon   ohne  besondere 
Hiifsmitlel  ausgeftthrt,   so  wird  man  stets  eine  Genauigkeit  erzielen,  die 
bei  einer  Bild  weite  von  200-^150  mm  einem  m.  F.  des  photographirten 
Winkeis    von    1—2    Bogenminuten    entspricht.      Bei    Anwendung    von 
Spiegelglasplatten,  bei  Beschränkung  auf  ein  Bildfeld  von  nur  30^,  bei 
Auswahl    besonders   günstiger  Zielmarken   und  Verwendung   geeigneter 
Messvorrichtungen   iMsst  sich    die  Genauigkeit  noch   um   das   Vierfache 
steigern.    Allein  ftlr  die  photogrammetrische  Praxis  ist  damit  sehr  wenig 
gewonnen.     Die  Voraussetzungen  für  die  angestrebte  Genauigkeit  treffen 
nicht  zu,  vor  allem  nicht  was  die  Schärfe  der  Zielpunkte  betrifft.   Man 
hat  es  da  fast  ausschliesslich  mit  signallosen  Terrainpunkten   zu   than, 
die  überhaupt  nur  so  genau  bestimmt  sind,   als  man  sie  auf  mehreren 
Photographien   identificiren    kann.     Femer    wird    man    nicht    bei  jeder 
Photographie   eine  Neubestimmnng  der  Constanten    vornehmen,    sondern 
sich  vielmehr  auf   die    Unveränderlichkeit    derselben    verlassen    müssen. 
Welche  Genauigkeit  aber  in  diesen  Fällen  erzielt  wird,  das  lässt  sieb 
wohl  nur  durch  Discussion  der  Resultate  ausgedehnter,  praktischer  Auf- 
nahmen  mit  möglichst  vielen  Controlmessungen  entscheiden.     Gerade  in 
diesem   Punkte   ist    indessen   die    sonst    so    reiche   photogrammetrische 
Literatur    arm    an    controlirbaren    Daten.      Die    Genauigkeit    graphisch 
ermittelter  Horizontalpositionen  ist   überhaupt   sehr  schwer   objectiv  zu 
benrtheilen.     Dagegen  geben  über    die  Genauigkeit   der  rechnerisch  be- 
stimmten Höben  die  Widersprüche  der  verschiedenen  Einzelbestimmungen 
sichere  Auskunft,  aus  welcher  man  dann  indirect  auf  die  Verlässlichkeit 
der    Horizontalpositionen    schliessen    kann.     Ich    habe    über    die    ersten 
2329    Höhenbestimmungen    der  Vernagtfernervermessung, 
die   von    14  Stationen   und   40  verschiedenen  Negativen    herrühren  und 
sich  auf  833  verschiedene  Paukte  des  Fimfeldes  beziehen,  Buch  geführt 
und   die  Widersprüche  zwischen  den  schliesslich  angenommenen  Höhen 
und  den  Einzelbestimmungen  aufgezeichnet.     Als  Höhe  nahm  ich  dabei, 
falls    die   Einzelbestimmungen    infolge    verschiedener   Entfernung   oder 
Deutlichkeit  der  Bilder  nicht   gar  zu  ungleicbwerthig  waren,   das  arith- 
metische  Mittel,   im   anderen  Fall    nach  Gutdünken   eine   Zahl,    welche 
ich  den  besseren  Bestimmungen  möglichst  anpasste.    Die  sich  ergebenden 
2329  Widersprüche  habe  ich  in  folgender  Tabelle  mit  zwei   Eingängen 
geordnet,   einerseits   nach   ihrer  absoluten  Grösse  und  andererseits  nach 
der  Entfernung,   auf  welche  die  Bestimmung  erfolgte.     In   der  letzten 
mit  Summe  überschriebenen  Verticalreihe  der  Tabelle  sind  die  Anzahlen 
aller   Widersprüche  zwischen   0,0  und  0,4  m  u.  s.  f.  zusammengestellt; 
in   der  vorletzten   Horizontalreihe    die   Gesammtzahl  der   Bestimmungen 
auf  Entfernungen  zwischen  100  m  und  500  m  u.  s.  f. 


Finsterwalder.    Zur  photogrammetrischen  Praxis. 


229 


Anzahl  der  Widersprüche  zwischen  bestimmten  Grenzen  bei  Messungen 

auf  bestimmte  Entfernungen. 


iOOffl 

bia 
600  m 

Küinr 

bia 
1000  ffl 

iiOOm 

bia 

1600  m 

1600m  »00m 

bia       bia 
2000  m  2600  m 

2600  m 

bia 
3000  m 

3100  m 

bia 

3600  ffl 

3600  m 

bia 

4000  m 

4i00m 

bia 

4600  ffl 

4600  ffl 

bia 
6000  ffl 

littoi: 
3501 

littel: 
800  m 

littel: 
1300  m 

littel: 
1800  m 

littel: 
2300  m 

littel:  littel: 
2080  m  3380  m 

littel:  littel: 
3808 ffl  4380 ffl 

littel : 
4800  m 

Summe 

0,0-0,4 
m 

0,5-0,9 
m 

25 

78 

147 

144 

93 

61 

32 

13 

4 

1 

598 

16 

73 

123 

129 

72 

56 

51 

9 

5 

2 

536 

1,0-1,4 
m 

8 

60 

114 

98 

76 

64 

35 

10 

6 

0 

471 

1,5    1,9 
m 

2 

19 

61 

66 

46 

41 

46 

12 

2 

5 

300 

2,0-2,4 
m 

0 

11 

27 

27 

29 

29 

25 

8 

1 

2 

159 

2,5-2,9 
m 

0 

2 

11 

38 

19 

16 

15 

6 

2 

0 

109 

3,0-3,4 
m 

0 

1 

2 

10 

19 

16 

15 

5 

1 

0 

69 

3,5-3,9 
m 

0 

0 

5 

6 

9 

5 

10 

2 

2 

0 

39 

4,0-4,4 
m 

0 

0 
0 

3 

2 

3 

3 

6 

4 

1 

1 

25 

1 

23 

4,5-5,0 
m 

0 

2 

1 

4 

2 

4 

6 

5 

16 

0,78  m 

25 

Samme 

51 

244 

495 

521 

370 

293 

239 

75 

2329 

m.  F. 
f.  1000m 

2,54  Dl 

1,64  n 

1,23  m 

0,98  m 

0,90  m 

0,75  m 

0,75  m 

0,78  m 

0,62  m 

Zu  dieser  Zusammenstellung  ist  Folgendes  zu  bemerken.  Die  Be- 
rechnung der  Höhenunterschiede  geschah  ausschliesslich  mittels  eines 
250  m  langen  Rechenschiebers.  Da  Höhenunterschiede  von  mehreren 
Hundert  Metern  vorkamen^  ist  der  Einfluss  der  Rechenunschärfe  ganz 
erheblich,  doch  wäre  eine  logarithmische  Rechnung  viel  zu  zeitraubend 
gewesen.  Auch  dem  Einfluss  der  Erdkrttmmung  und  Refraction  trug 
ich  nur  in  unvollkommener  Weise  dadurch  Rechnung,  dass  ich  zur 
Rectification  des  Horizontes  die  Höhe  des  den  zu  construirenden  Punkten 
am  nächsten  gelegenen  trigonometrischen  Punktes  benutzte^  dessen 
Depression  des  Horizontes  damit  gleichmässig  fUr  die  benachbarten 
photogrammetrischen  Punkte  angewendet  wurde. 

Um  zu  einem  Mittelwerth  des  mittleren  Fehlers  einer  Höhen* 
bestimmung  zu  gelangen,  kann  man  die  Summe  der  Quadrate  der 
Widersprflche :  5752  durch  die  Zahl  der  überschüssigen  Messungen: 
2329  —  833  =  1496  dividiren  und  die  Quadratwurzel  aus  dem  Quotienten 
ziehen.  Man  erhält  dann  1,96  m.  Diese  Zahl  lässt  sich  auch  als  mittlerer 
Fehler  einer  Höhenbestimmung  auf  eine    „mittlere  Entfernung'^  deuten. 


230  Finsterwalder.    Zur  photogrammetrischen  Praxis. 

Dae  einfache  arithmetische  Mittel  der  Entfernungen  ist  2027  m. 
Es  mag  für  eine  Ueberschlagsrechnung  das  arithmetische  Mittel  gleich 
jener  „mittleren  Entfernung^  gesetzt  werden.  Es  ergiebt  sich 
dann^  dass  der  mittlere  Fehler  einer  Höhen  b  estimmang 
pro  Kilometer  ca.  l^Om  beträgt. 

Da  für  833  Punkte  2329  Bestimmungen  vorliegen^  so  ist  ein  Punkt 
durchschnittlich  2,8  mal  bestimmt  und  daher  der  mittlere  Fehler 
der     Höhe     eines     photogrammetrischen     Punktes     auf 

1,96  m:  ]/ 2,8=  1,17  m  zu  schätzen. 

Eine  zunächst  auffallende  Erscheinung  lässt  unsere  Tabelle  noch 
erkennen,  nämlich  eine  Zunahme  der  relativen  Genauigkeit  einer  Höhen- 
bestimmung mit  der  Entfernung.  Yertheilt  man  nämlich  die  1496 
überschüssigen  Messungen  proportional  auf  die  für  die  verschiedenen 
Entfernungsintervalle  überhaupt  ausgeführten  Messungen^  so  kann  man 
Hir  jedes  Entfernungsintervall  einen  m.  F.  einer  Höhenbestimmung  und 
daraus  einen  relativen  m.  F.  pro  Ealometer  Entfernung  rechnen.  Das 
Ergebniss  dieser  Rechnung  steht  in  der  letzten  Horizontalreihe  der 
Tabelle.  Es  ist  demnach  die  relative  Genauigkeit  einer  Höhenbestimmung 
auf  eine  Entfernung  unter  500  m  dreimal  geringer  als  auf  eine  solche 
zwischen  2500 '  bis  5000  m.  Die  nächstliegende  Erklärung  wäre  wohl 
die,  dass  man  annimmt,  die  Höhenunterschiede  der  photographischen 
Stationen  seien  mit  einem  m.  F.  von  etwa  0,6  m  behaftet,  der  dann 
hauptsächlich  bei  den  nahen  Bestimmungen  zur  Geltung  kommt.  Allein 
dem  widerspricht  das  Resultat  der  trigonometrischen  Messungen,  welche 
einen  m.  P.  von  nur  0,25  m  zulassen.  In  der  That  ist  der  Grund  der 
Erscheinung  ganz  subjectiv.  Wenn  man,  wie  im  vorliegenden  Falle,  meist 
auf  mehrere  Kilometer  Entfernung  misst,  wo  schon  die  Meter  anfangen, 
unsicher  zu  werden,  pflegt  man  sich  bei  den  vereinzelten  nahen  Punkten 
nicht  mit  den  Decimetern  zu  quälen.  Femer  kommen  bei  den  nahen  Punkten 
naturgemäss  am  häufigsten  steile  Yisirlinien  vor  und  damit  Unsicherheit 
der  Identificirung,  vermehrter  Einfluss  des  Fehlers  der  Horizontalposition 
u.  dgl.,  lauter  Umstände,  welche  nicht  rechtfertigen  würden,  bei  der 
Mittelbildung  den  nahen  Bestimmungen  dasjenige  Uebergewicfat  über  die 
fernen  einzuräumen,  das  ihnen  theoretisch  zukäme. 

Aus  dem  mittleren  Fehler  einer  Höhenbestimmung  gleich  einem 
Tausendstel  der  Entfernung  (in  Winkelmaass  3')  darf  man  auf  eine  unter 
günstigeren  Umständen  etwa  gleich  grosse  Genauigkeit  der  Identificirung 
eines  Punktes  in  horizontaler  Richtung  auf  verschiedenen  Photographien 
schliessen  und  hat  hiernach  die  Sicherheit  der  Horizontalpositionen  zu 
veranschlagen.  Es  geht  daraus  hervor,  dass  der  mittlere  Coordinaten- 
fehler  einer  aus  zwei  Strahlen  bestimmten  Position,  jedenfalls  grösser 
als  ein  Tausendstel  des  längeren  Strahles  ist  und  auch  bei  drei  und  vier 
Strahlen  kaum  unter  ein  Tausendstel  der  mittleren  Strahlenlänge  sinkt* 
Damit  stimmen  die  Beobachtungen  über  die  „fehlerzeigenden  Figuren^, 
die  auf  einen  mittleren  Coordinatenfehler   von  einigen  Metern  hindeuten. 


Finsterwalder.    Zur  photogrammetrisoheik  Praxis.  S3i 

n. 

Von  nicht  minderem  Einfloss  als  die  Genauigkeit  ist  die  Bequem« 
lichkeit  und  Raschheit  einer  Anfhafamemethode,  auf  deren  praktische 
Verwendbarkeit,  lieber  diesen  Punkt  sind  die  Erfahrungen^  besttglieh 
der  Photogrammetrie  noch  spärlicher  als  über  die  Genauigkeit.  Vor 
allem  sind  hier  Feldarbeit  und  Hausarbeit  streng  su  trennen.  Was 
zunächst  die  Feldarbeit  betrifft^  so  wird  der  Vortheil  der  Photogram- 
metrie vor  allen  anderen  Messmethoden  stets  und  zwar  mit  Recht  betont. 
Doch  wird  er  von  Solchen;  die  sich  nicht  praktisch  mit  der  Messkunst 
beschäftigt  haben,  s.  B.  von  Seiten  der  Geographen  vielfach  ttberschätst. 
Aufnahmen,  welche  nicht  nach  ihrem  innem  Werth,  d.  h.  nach  der 
Richtigkeit;  sondern  nach  äusseren  Merkmalen;  n4ch  Reichhaltigkeit  des 
DetailS;  nach  Schönheit  und  Naturtreue  der  Felsseichnung  und  nach  der 
Eleganz  der  Reproduction  beurtheilt  werden  —  und  in  diese  Kategorie 
fallen  heutzutage  noch  alle  Hochgebirgsaufhahmen  —  kennen  von  einem 
rontinirten  Topographen  mit  Leichtigkeit  in  derselben  Zeit  in  1:25  000 
mit  dem  Messtisch  aufgenommen  werden;  die  nOthig  ist;  um  nur  die 
Photographien  fttr  eine  photogrammetrische  Aufnahme  in  1:10000  her- 
zastellen  und  die  Standpunkte  einzumesaen.  Immerhin  haben  sich  die 
Ansprache  des  Publioums  in  Bezug  auf  Naturtreue  der  Felszeichnung 
schon  so  gesteigert;  dass  Topographen;  welche  auf  der  Höhe  der  Zeit 
stehen;  bereits  fleissig  photographiren;  um  die  Zeit  der  Feldarbeit  ab- 
zukürzen.  Sie  verwenden  aber  die  Photographien  nur  als  Vorlage  für 
die  Felszeichnung  und  befiriedigen  damit  die  an  sie  gestellten  Ansprüche 
vollauf.*) 

Zu  den  Unbequemlichkeiten  der  Feldarbeit  gehört  zweifelsohne 
das  grosse  Gewicht  des  photogrammetrischen  Apparates,  das  besonders 
im  Hochgebirge  fühlbar  wird  und  sogar  häufig  zwingt;  den  Apparat 
in  Theilen  getrennt  zu  transportiren.  Bei  unserer  Vermessung  war 
das  Gewicht  infolge  des  grossen  Plättenformats  und  der  massiven  Bauart 
besonders  grosS;  nämlich  21,5  kg  (leerer  Apparat  7;5  kg;  6  gefüllte 
Doppeleassetten  4;5  kg;  Kasten  6,2  kg,  Stativ  4;6  kg).  Daam  kam, 
dass  der  Apparat  noch  nicht  ausreichte  die  Standpunkte  einzumesseu; 
sondern  zu  diesem  Zwecke  noch  ein  Theodolit  mitgeführt  werden  musste^ 
Welches  Hinderniss  eine  solche  Last  beim  Klettern,  Stufenschlagen  in  Eis. 
Abseilen  von  Felswänden  und  Passiren  von  Firnbrücken  bildet,  kann 
nur  der  richtig  ermessen;  der  siC;  wie  wir  selbst  (bei  Erkrankung  eines 
Trägers)  unter  solchen  Umständen  transportirt  hat. 


*)  In  dieser  Art  ist  z.  B.  das  Blatt  IV  der  vom  D.  und  Oe.  A,-V.  heraus- 
gegebenen neuen  Oetzthalerkarte  (1893)  vom  Ingenieur  S.  Simon  in  Interlaken 
bearbeitet  worden.  Im  Gegensatz  hierzu  stehen  die  wirklichen  photogram- 
metrischen Aufnahmen  des  K.  bayr.  topogr.  Bureaus  im  Wettersteingebirge 
and  in  einigen  Theilen  der  AUgäuer  Alpen.  Vergleiche  das  pnblicirte  Blatt: 
Zugspitze  in  1 :  10000.     . 


232  Finsterwalder.    Zur  photogrammetrischen  Praxis. 

unbequem  ist  femer  der  ümstaml^  dass  gewöhnliche  Signale,  die  im 
Theodolitfernrohr  noch  auf  mehrere  Kilometer  Entfernung  bequem 
gesehen  werden  (z.  B.  Stangen  von  2  m  Höhe  und  7  cm  Dicke),  auf 
Photographien  höchstens  bis  500  m  erkennbar  sind.  Eine  Signalisirnng 
für  photogrammetrische  Zwecke^  welche  auch  nur  für  2  km  ausreichen 
würde,  Hesse  sich  im  Hochgebii^  nur  mit  ganz  unverhältnissmässigen 
Kosten  durchführen.  Man  ist  daher  genöthigt,  möglichst  scharfe  natürliche 
Orientirungspunkte  einzumessen,  deren  Brauchbarkeit  dann  wieder  so 
sehr  vom  Sonnenstand  abhängig  ist,  dass  ihre  Bestimmung  stets  am 
besten  unmittelbar  vor  oder  nach  der  photographischen  Aufnahme  geschieht. 

Nicht  geringe  Umstände  macht  das  Entwickeln  und  Fiziren  der 
Negative  im  Feldquartier.  Ist  man  seiner  Sache  sicher,  so  kann  man 
ja  damit  bis  zum  Campagneschluss  warten^  allein  gerade  im  Hochgebirge 
wird  man  sich  schwer  dazu  entschliessen,  weil  der  Verlust  einiger 
Platten  bereits  die  empfindlichsten  Lücken  in  der  Construction  zur  Folge 
haben  kann.  Ja  nicht  einmal  das  Nachholen  der  Bilder  in  späterer 
Zeit  wird  hier  vollen  Ersatz  schaffen  können,  da  veränderte  Schnee- 
bedeckung  das  Erkennen  identischer  Punkte  sehr  ersehwert.  Wir  haben 
daher  in  unserem  Quartier,  einem  in  2760  m  Höhe  errichteten  Zelt 
entwickelt  und  zwar  nach  Einbruch  der  Dunkelheit.  Bei  der  niedrigen 
Temperatur  der  Bäder  dauerte  das  Entwickeln  und  Fixiren  von  einem 
Dutzend  Platten  bis  gegen  Mittemacht.  Wie  sehr  die  Vorsicht  des 
Entwickeins  im  Felde  am  Platze  ist,  zeigte  sich  bei  einer  anderen 
Aufnahme,  der  ersten,  bei  der  ich  das  Entwickeln  für  die  Hausarbeit 
sparte:  sämmtliche  Platten  waren  infolge  eines  Präparationsfehlers  un- 
brauchbar. Hingegen  habe  ich  die  Erfahrung  gemacht^  dass  trotz  des 
grossen  Formats  und  der  unbequemen  Ateliereinrichtung  Verluste  von 
31as*  Negativen  durch  Bruch  äusserst  selten  [sind.  Auch  das  Gewicht 
der  Platten  kommt  gegenüber  dem  Gewicht  des  Apparates  solange  nicht 
sehr  in  Frage,  als  es  sich  nur  um  einen  Tagesbedarf  handelt.  Nur  in 
dem  Falle,  wo  man  Plattenvorrath  für  längere  Zeit  zu  transportiren 
hat,  könnten  die  Ersatzmittel  für  Glas  (Films,  Glimmer,  Celluloid) 
nennenswerthe  Gewichtserleichterung  bieten. 

Die  erwähnten  Unbequemlichkeiten,  so  fühlbar  sie  manchmal  sind, 
können  die  oft  betonten  Vorzüge  der  Photographie  bei  der  Feldarbeit 
nicht  wesentlich  beeinträchtigen,  ja  sie  lassen  sich,  wie  wir  später  sehen 
werden,  auf  ein  ganz  bescheidenes  Maass  reduciren. 

Weit  weniger  günstig  stehen  die  Verhältnisse  bei  der  Hausarbeit. 
Die  Nachtheile  der  Photogrammetrle  treten  hierbei  eigentlich ,  erst  hervor, 
in  erster  Linie  der  für  die  Constructionen  nöthige  Zeitaufwand.  Nach 
meinen  Erfahrungen  stellt  sich  der  letztere  derart,  dass  die  Bestimmung 
von  25  Punkten  aus  je  drei  Strahlen  schon  eine  sehr  schöne  Tagesleistung 
ist.  Dabei  ist  eine  Hilfskraft  vorausgesetzt,  welche  die  dictirten  Ablesungen 
am    Negativ    aufschreibt,    die    Gorrectionen   besorgt,    die  Resultate   der 


Finsterwalder.    Zur  photogrammetrischen  Praxis.  233 

Sehieberrechnang  registrirt  und  bei  der  Addition  und  Mittelbildang  mit- 
rechnet.    Die  Orientirnng  der  Bildebenen  ist  dabei  nicht  mit  inbegriffen^ 

auch  sind  glatte  Verhältnisse,  also  vor  allem  klare  Negative  voraus- 
gesetzt.    Die  Zahl    der  Fälle,    in  welchen   dabei   Missstimmigkeiten   in 

den  Proben  eine  Wiederholung  der  Messung  und  Rechnung  nöthig 
machen,  darf  nicht  unter  10%  veranschlagt  werden.  Sind  aber  die 
Verhältnisse  ungünstig,  ist  das  Terrain  unübersichtlich  oder  sind  die 
Bilder  bei  schlechter  Beleuchtung  oder  unter  sehr  verschiedenen  Um- 
ständen aufgenommen,  dann  wird  man  mit  der  halben  angegebenen 
Leistung  immer  noch  zufrieden  sein  dürfen.  Auf  die  Richtigkeit  der 
ermittelten  Punkte  üben  ungünstig  aufgenommene  Bilder  sehr  wenig 
Einflass,  viel  weniger,  als  man  erwarten  sollte,  ja  nicht  einmal  die 
Reichhaltigkeit  der  Gotirung  leidet  wesentlich,  nur  der  zum  Zusammen- 
sachen und  Messen  nOthige  Zeitaufwand  wird  grösser. 

Wenn  der  Anfänger  an  die  Photogrammetrie  herantritt,  hält  er 
gewöhnlich  das  Aufsuchen  zusammengehöriger  Punkte  für  schwierig 
und  bedenklich.  Die  ersten  Schwierigkeiten  sind  aber  durch  UebuQg 
bald  überwunden  und  wenn  man  nur  fleissig  die  zahlreichen  Proben 
benutzt,  dann  schwindet  nicht  nur  die  Bedenklichkeit  wegen  möglicher 
Irrthttmer,  es  bildet  sich  vielmehr  allmählicl^  eine  Fertigkeit  im  Auffinden 
zusammengehöriger  Punkte  aus,  die  dem  Uneingeweihten  räthselhaft 
erscheint.  Gerade  in  diesem  Punkt  haben  sich  meine  Anschauungen 
im  Laufe  der  Zeit  sehr  zu  Gunsten  der  Photogrammetrie  modificirt  und 
wenn  ich  früher  die  Aufnahme  flacher  Firnfelder  oder  unübersichtlichen 
gewellten  Terrains  für  unthunlich  erklärt  habe,  so  stehe  ich  jetzt  nicht 
an,  dieselbe  unter  günstigen  Verhältnissen  nicht  nur  für  möglich,  sondern 
sogar  für  praktisch  zu  halten. 

Zweierlei  früher  nicht  beachtete  Punkte  haben  mich  zu  diesem 
Resultate  geführt.  Gewöhnlich  sucht  man  bei  Auswahl  der  Standpunkte 
die  Mitte  zwischen  folgenden  beiden  Extremen  zu  halten;  einerseits 
grosse  Entfernung  der  Standpunkte,  günstige  Schnitte  in  der  Construction, 
aber  schwierige  unsichere  Identificirung  anf  den  Bildern,  andrerseits 
kleine  Entfernung  der  Standpunkte,  spitze  Schnitte,  aber  bequeme 
sichere  Identificirung  und  reichliche  Dotirung  der  Karte  mit  Punkten. 
In  ungünstigem  Terrain  ist  es  nun  am  besten,  beide  Extreme  zu  com- 
biniren  und  zwei  weiter  auseinanderliegende  Paare  von  benachbarten 
Stationen  zu  wählen.  Die  Bilder  eines  Paares  benachbarter  Stationen 
gewähren  die  bessere  Uebersicht  der  Terrainformen,  die  zweier  auseinander- 
liegender  Stationen  die  grössere  Genauigkeit  der  Construction.  Die  Photo- 
grammetrie verfügt  ausserdem  über  ein  Constructionselement,  dass  die  ge- 
wöhnlichen Messmethoden  zumeist  unbenutzt  lassen,  das  sind  dieConturen 
der  Terrainformen  auf  den  Bildern.  Dasselbe  ist  besonders  für 
flache  Formen,  z.  B.  Firnmulden  von  Bedeutung  und  hier  muss  man 
einige  Standpunkte  geradezu  so  wählen,   dass   diese  Conturen  möglichst 


234  Finsterwalder.    Zur  photogrammetriflchen  Praxis. 

zahlreich  und  wohldefinirt  auftroten.  Auf  den  Bildern  sind  sie  wegen 
der  verminderten  Helligkeit  noch  daza  weit  besser  zu  erkennen^  als  in 
der  Natur.  Zur  Gonstrnction  der  Horizontalcur^en  werden  diese  Gonturen 
in  folgender  Weise  verwendet.  Jede  Contor  bestimmt  mit  dem  per- 
spectivischen  Centrum  des  Bildes  einen  Tangentialkegel  an  die  be- 
treffende Terrainform;  dessen  Spitze  im  photographischen  Standpunkt 
liegt.  Dieser  Kegel  wird  von  der  Ebene  einer  bestimmten  Horizootal- 
curve  A  nach  einer  Curve  B  geschnitten;  welche  die  Curve  A  in  einem 
Punkte  berührt.  Hat  man  nun  die  Curve  B  auf  dem  Plane  construirt, 
so  weiss  maU;  dass  die  Curve  A  so  verläuft,  dass  sie  die 
Curve  jB  berührt.  Die  Construction  der  Curve  B,  von  der  man 
immer  nur  ein  ganz  kurzes  Stück  nöthig  hat;  geschieht  in  der  Weise,  dass 
man  im  Plane  auf  einigen  Strahlen  durch  den  Standpunkt  Strecken 
von  der  Länge  h  ctg  ß  aufträgt  und  ihre  Endpunkte  verbinde.  Hierbei 
bedeutet  h  den  Höhenunterschied  des  Standpunkts  gegenüber  der 
Horizontalcurve  A,  ß  den  Verticalwinkel  nach  demjenigen  Punkte  der 
Contnr;  der  in  der  Lothebene  des  betreffenden  Strahles  liegt.  Da  man 
nicht  bloss  eine  Curve  By  sondern  gleich  eine  ganze  SeriC;  zu  Horizontal- 
curven  A  von  verschiedener  Höhe  gehörig;  zeichnen  wird;  ergeben  sich 
noch  einige  naheliegende  Constructionsvereinfachungeu;  die  darin  be- 
gründet sind;  dass  die  Curven  B  als  parallele;  ebene  Schnitte  des 
Tangentialkegels  alle  ähnlich  sind  und  in  Bezug  auf  den  Standpunkt 
ähnlich  liegen.  Bei  der  Vernagtfer nervermessung  habe  ich  von.  dem  Hilfs- 
mittel der  Conturen  in  den  flach  gewellten  Firnmulden  häufig  und  mit 
gutem  Erfolg  Qebrauch  gemacht. 

Zur  Bequemlichkeit  der  Hausarbeit  (und  auch  schon  der  Feldarbeit) 
trägt  die  möglichste  Verminderung  der  zur  Construction  nötfaigen  Zahl 
von  Negativen  bei.  Jedes  neue  Negativ  vermehrt  die  Last  der  Orintirung 
und  die  Möglichkeit  der  Verwechslung.  Diesem  (Jmstand  ist  bei  den 
meisten  photogrammetrischen  Apparaten  insofern  wenig  Rechnung  getragen, 
als  sie  hochgestelltes  Plattenformat  und  ein  horizontales  Bildfeld  von 
nur  45® — 30®  haben.  Rücksichten  auf  constructive  Vortheile  und  die 
Furcht  vor  Ungenauigkeiten  der  Messung  infolge  von  Unscharfe  der 
Bilder  und  dem  vermehrten  Einflüsse  der  Unebenheiten  der  Platten  am 
Rande  mögen  die  Ursache  sein.  Wie  wenig  diese  Furcht  praktisch  be- 
gründet ist,  zeigte  sich  bei  der  Construction  der  VernagtkartC;  wo  trotz 
einem  Bildfelde  von  60®  beim  Aneinanderschliessen  mehrerer  benach- 
barter Negative  die  Fehler  unter  4'  blieben. 

Besonderer  instrumenteller  Hilfsmittel  zum  Ausmessen  und  Auf- 
tragen der  Punkte  ausser  den  allgemein  üblichen  (Stangenzirkel;  Metall- 
lineal und  Winkel;  Millimetermaassstab)  habe  ich  mich  nicht  bedient;  ob- 
wohl ich  manche  versucht  habe.  Das  Ablesen  der  Maasse  am  Negativ 
unter  Zuhilfenahme  von  Schätzmikroskop  oder  auch  nur  Lupe  hat  sich 
wegen  der  dazu  nöthigen  Beleuchtungsvorrichtungen  unpraktisch  erwiesen. 


Finsterwalder.    Zur  photogrammetrischen  Praxis.  S35 

Da  man  stets  mindestens  3,  häufig  aber  6  and  noch  mehr  Negative 
abwechselnd  beim  Messen  nnd  Zusammensuchen  der  Punkte  braucht,  so 
hätte  man  eine  grössere  Anzahl  solcher  Messvorrichtungen  gleichzeitig 
aufzustellen^  was  sehr  viel  Raum  beansprucht,  den  Beobachter  zu  fort- 
währendem Hin-  und  Herlaufen  zwingt  und  doch  in  den  meisten  Fällen 
keinen  erheblichen  Gewinn  an  Genauigkeit  bringt.  Arbeitet  man  gar 
bloss  mit  Papierpositiven,  dann  ist  das  Ablesen  mit  freiem  Auge, 
oamentlich  wenn  letzteres  kurzsichtig  ist,  vollauf  ausreichend.  So 
wtinschenswerth  es  wäre,  die  Rechenarbeit  bei  den  HöhenbestiiDmungen 
za  vereinfachen,  so  glaube  ich  doch  nicht,  dass  dies  möglich  ist.  Bequemer 
als  mit  dem  Rechenschieber  lassen  sich  die  vierten  geometrischen  Propor- 
tionalen, um  die  es  sich  dabei  handelt,  überhaupt  nicht  berechnen, 
weder  mit  Hilfe  graphischer  Tabellen,  noch  mit  Instrumenten  aus  dreh- 
baren und  verschiebbaren  Scalen  nach  Art  der  von  Paganini  con- 
strairten,  die  fast  nur  den  einen  Vortheil  besitzen,  dass  ihr  Gebrauch 
die  Theorie  der  Logarithmen  nicht  voraussetzt.  Ich  habe  es  fttr  sehr 
praktisch  gefunden,  ftlr  den  Nenner  in  der  vierten  Proportionale,  der 
bei  constanter  Bild  weite  nur  von  der  Abscisse  des  Bildpunktes  abhängig 
ist,  eine  Tabelle  zu  rechnen  und  ihn  daraus  zu  entnehmen,  statt  ihn  auf 
dem  Plane  abzumessen.    Es  ist  dies  genauer  und    weniger   anstrengrad. 

III. 

Auf  Grund  der  in  den  vorhergegangenen  Abschnitten  erörterten 
Erfahrungen  habe  ich  im  vergangenen  Jahre  einen  neuen  Apparat  von 
Herrn  Max  Ott,  nunmehr  Inhaber  der  Firma  A.  Ott  in  Kempten, 
bauen  lassen,  der  wie  der  frtlhere  in  erster  Linie  zu  topographischen 
Aufnahmen  im  Hochgebirge  dienen  soll. 

Eine  Hauptbedingung,  die  an  einen  im  Hochgebirge  brauchbaren 
Apparat  gestellt  werden  muss,  ist  wie  schon  betont  die  Transportf^higkeit. 
Sein  Gewicht  darf  also  nur  missig  sein,  und  es  beträgt  bei  diesem 
Apparat  sammt  Stativ,  Kasten  und  12  gefüllten  Oassetten  eben  noch  10  kg 
(Apparat  2,7  kg,  Kasten  2,4  kg,  Stativ  1,7  kg,  12  gefüllte  Oassetten  2,5  kg, 
Kasten  dazu  0,7  kg).  Der  Apparat  dient  nicht  nur  zum  Aufnehmen 
der  Bilder,  sondern  auch  zur  trigonometrischen  Bestimmung  des  Stand- 
punktes und  macht  also  die  Mitführung  eines  Theodoliten  zu  diesem 
Zwecke  entbehrlich. 

Die  Grundlage  für  die  photogrammetrischen  Oonstructionen  bildet 
die  Brennweite  des  Objectivs;  dieselbe  ist  so  klein  angenommen  worden, 
als  es  mit  der  zu  erreichenden  Genauigkeit  verträglich  ist,  nämlich 
gleich  150  mm.  Wir  sahen,  dass  signallose  Terrainpunkte  nur  bis  auf 
einige  Bogenminuten  genau  auf  verschiedenen  Bildern  identificirt  werden 
könneD,  und  dass  dazu  die  gewählte  Brennweite  ausreicht,  falls  sie 
genügend  constant  ist,  und  die  Messungen  sorgfältig  auf  dem  Negativ 
vorgenommen  werden.  Als  Bildformat  wurde  die  Grösse  120X160mm 
bevorzugt,  einmal,  weil  nur  dann  die  Gewichtsgrenze  von  10  kg  einzuhalten 


236  Finsterwalder.    Zur  photogTammetrischen  Ptaku. 

Tar,   nnd   weil   damit    immer    noch   ein   nutzbares  Oefiichtsfeld  in  iei 
Horizontalen  von  53*,  gleich   dem   siebenten  Theit   des  Ereianmfanges, 
erzielt  wird.     Bei  miltlerer  Stellung  dee  Objectivs  beträgt  das  verticale 
Gesichtsfeld  dann  zwar  nur   ±  20*,   was  für  Hochgebirgeauf  nahmen  in 
wenig  wäre,  hingegen  ist  durch  weitgehende  Verschiebung  des  Objectifs 
in  verticaler  Richtung  daftlr  gesorgt,    daaa  beispielsweise  bei  5"  HShen- 
Winkel  noch   33*>  Tiefenwinkel   (und    umgekehrt)  zur  photographischen 
Abbildung  gelangen  kSnnen.    Sollte,  was  nur  ananahmeweise  vorkommen 
dürfte,  ein  Object  nach  unten   sowohl   als   nach   oben  SS**  Ansdehnnag 
haben,  so   wäre  es  immer  noch  anf  2  Platten,   von   denen  die  eine  bei 
tiefster,  die  andere  bei  httch^ter 
Stellung   des  Objectivs  exponirt 
würde,    abbildbar.       Auf    diese 
Weise  vermeidet  man  nicht  nur 
die   Anwendung    schiefer    Bild- 
ebenen,    sondern     auch    jeden 
UeberflusB  an  Oonstructtons-  und 
Orientirungselementen,     welcher 
bei  dem  sonst  beliebten  hochge- 
stellten Bildformat  in  Folge  des 
geringen  horizontalen    Gesichts- 
feldes auftritt.     Mittels  des  ver- 
stellbaren Horizontes  erzielt  man 
femer    eine   viel    bessere   Am- 
ntttzung  des  PUttenformates  und 
damit  indirect  wieder  eine  Ver- 
ringernng  des      mitzufUhrenden 
Plattengewi  ch  tea. 

Es  zeigte  sich,  dass  ein 
horizontales  Gesichtafeid  von 
selbst  über  QO»  keinerlei  Unan- 
träglichkeit  bei  der  Gonetrnction 
bietet.  Freilich  muss  das  Objecti» 
von  entsprechender  Gute  sein 
und  bei  150  mm  Brennweite 
eine  Fläche  von  160X200  mm 
scharf  anszeicbnen.  Doppel- 
anastigmate  von  OOrz  und 
Anastigmate  von  Zeiss  leisten 
dies  bei  starker  AbblenduDg 
wirklich. 

Cm  bei  der  kleinen  Brennweite 
von  150  mm  die  nOthige  Ge- 
nauigkeit zu  erzielen,  mass  der 
Abstand  von  Objeotiv  und  Platten- 


Finsterwalder.    2ur  pbotogrammetrisclien  Präzis.  S37 

ebene  sehr  constant  sein.  Dies  wird  in  erster  Linie  erreicht  durch 
eine  starre  Verbindang  der  Objectivsehlittenführung  mit  dem  Auflager- 
rahmen  der  lichtempfindlichen  Platte.  Die  weiteren  Einrichtangen  an 
photogrammetrischen  Apparaten,  nm  bei  Benutzung  gewöhnlicher 
Doppelcassetten  die  Constanz  des  Bildabstandes  zu  erreichen,  entsprachen 
aus  verschiedenen  Gründen  nicht,  und  so  wurde  zu  dem  Dr.  N  e  u  h  a  u  s  s'schen 
System  der  Ledersäcke  gegriffen,  bei  welchem  die  Cassetten  garnicht 
in  den  Apparat  gelangen  und  die  Platte  stets  an  denselben  festen 
Metallrahmen  zu  liegen  kommt,  der  hier  zur  Festlegung  des  Horizontes 
und  der  Hauptverticalen  eine  Theilung  trägt.  Die  Ledersäcke  mussten, 
um  ein  erschütterungsfreies  Laden  des  Apparates  zu  erreichen,  mit 
Metalleinsätzen  und  genau  auf  den  Einfallschlitz  des  Apparates  passenden 
Schnauzen  versehen  werden.  Damit  die  einfallende  Platte  beim  Auf- 
stossen  keinen  Schaden  nimmt,  wird  sie  vorher  durch  Federn  gebremst. 
Erst  wenn  dieselben  durch  Ziehen  an  einem  rückwärts  stehenden  Griff 
einen  Moment  gelüftet  werden,  kommt  die  Platte  in  die  definitive  Lage 
und  wird  dort  durch  die  wieder  andrückenden  Federn  festgehalten. 
Ein  Ziehen  an  einem  zweiten  Griff  entfernt  nach  der  Exposition  die 
Unterlage  der  Platte  und  letztere  fällt  in  den  darunter  hängenden 
Ledersack.  Die  durch  die  Platte  und  die  Ledersäcke  bewirkte  ein- 
seitige Belastung  des  in  leerem  Zustand  ausbalanzirten  Apparates  ist 
sehr  gering  und  hat  keine  an  den  Photographien  merkbare  Verschiebung 
des  Horizontes  (etwa  1/2')  zur  Folge. 

Damit  der  Apparat  auch  zum.  Winkelmessen  dienen  kann,  ist  auf 
dessen  Rückseite  ein  verschliessbares  Ocular  angebracht,  welches  mit 
dem  photographischen  Objectiv  ein  Fernrohr  von  7-  bis  8faeher  Ver- 
grösserung  bildet.'*')  Da  das  Objectiv  vertical  innerhalb  weiter  Grenzen 
(100  mm)  verschiebbar  ist,  so  kann  man  nicht  nur  Objecte  in  der 
Horizontalen  anvisiren,  sondern  auch  solche,  die  bis  zu  17^  unter  oder 
über  dem  Horizont  gelegen  sind.  Freilich  würde  bei  feststehendem 
Ocular  die  Deutlichkeit  der  Bilder  in  grösseren  Verticalwinkeln  rasch 
abnehmen,  sodass  das  Pointiren  immer  unsicherer  wUrde;  man  kann 
diesen  Uebelstand  aber  fast  ganz  vermeiden,  wenn  man  das  Ocular  um 
eine  horizontale  Achse  drehbar  macht  und  stets  gegen  das  Gentrum  des 
Objectives  richtet.  An  dem  Apparate  geschieht  dies  mechanisch  mit 
Hülfe  eines  Hebels,  und  die  erzielten  Bilder  sind  bei  den  möglichen 
Stellungen  des  Objectivs  gleich  gut.  Kommt  ein  Görz'sches  Objectiv 
zur  Anwendung,  so  ist  bei  verschiedenen  Elevationen,  dank  der  aus- 
gezeichneten Ebnung  des  Bildfeldes  und  dem  Fehlen  des  Astigmatismus, 


♦)  Die  Verbindung  von  photographischem  und  Femrohrobjectiv  geht  auf 
Paganini  zurück,  der  sie  1889  zuerst  ausführen  liess;  er  musste  aber  die 
Camera  neigen,  tun  Punkte  ausserhalb  des  Horizontes  anzuzielen.  Vergl. 
Naovi  Appunti  di  Fototopografia.  Rivista  Marittima.  Giuguo  e  luglio  1889 
e  marzo  1894. 


238  Finsterwalder.    Zar  photogramnietrischen  Praxis. 

eine  Verschiebung  des  Oculars  in  Richtung  seiner  Achse  kaum  erforderlich. 
Auch  bei  anderen  guten  Objectiven  beträgt  dieselbe  nur  1  bis  2  mm. 
Der  Verticalwinkel  eines  pointirten  Objects  kann  zwar  nicht  direct  ab- 
gelesen werden,  wohl  aber  eine  seiner  trig.  Tangente  proportionale 
Grösse  an  der  Verschiebung  des  Objectivschlittens.  Die  Verschiebang 
geschieht  mittels  Trieb  und  Zahnstange;  sie  kann  an  einem  Nonius  aaf 
0,05  mm  bestimmt  werden.  Die  erreichte  Genauigkeit  der  Verticalwinkel, 
in  Winkelmaass  umgerechnet,  hat  sich  aus  vielen  Versuchen  zu  1  Bogen- 
minute  ergeben. 

Zur  Messung  der  Horizontalwinkel  ist  ein  verdeckter  Limbus  von 
120  mm  Durchmesser  mit  zwei  gegenüberstehenden  Nonien,  die  eine 
Minute  abzulesen  gestatten,  angeordnet.  Vielfache  Versuche  beweisen 
indess  die  erheblich  gi^össere  Genauigkeit  von  0,4'  eines  einmal  ge- 
messenen Winkels  auch  dann,  wenn  die  pointirten  Objecto  in  sehr  ver- 
schiedener Höhe  über  dem  Horizont  liegen.  Die  Leistungen  des  Apparates 
als  Theodolit  sind  also  durchaus  genügend,  um  die  Instrumentenstände 
nach  den  trigonometrischen  Fixpunkten,  falls  diese  innerhalb  der  Trag- 
weite des  Fernrohres  liegen,  zu  bestimmen.*) 

Das  Stativ  zeigt  eine  in  der  Anwendung  der  Ledersäcke  an  Stelle 
der  Oassetten  begründete  EigenthUmlichkeit.  Es  ist  dies  ein  auf  der 
unteren  Stativplatte  sich  erhebender  100  mm  hoher  Aufsatz,  auf  den  das 
Instrument  gestellt  wird,  und  welcher  das  freie  Herabhängen  des  Leder- 
sackes,  der  nach  der  Exposition  die  Platte  aufnehmen  soll,  ermöglicht. 
Ausserdem  sind  die  Stativbeine  zum  Verkürzen  auf  die  halbe  Länge 
eingerichtet.  Versuche  haben  gezeigt,  dass  diese  Anordnungen  keinerlei 
schädlichen  Einfluss  auf  die  Winkelmessung  ausüben. 

Da  bei  dem  Apparat  eine  Visirscheibe  nicht  leicht  angebracht 
werden  kann,  ist  ein  Sucher  beigegeben,  welcher  für  verschiedene 
Stellungen  dee  Objeetivs  das  jeweils  beherrschte  Gesichtsfeld  zu  be- 
messen gestattet. 

Die  Verpackung  des  Apparates  und  der  Ledersäcke  ist  mit  besonderer 
Sorgfalt  ausgeführt  und  der  Sicherheit  des  Transportes  wie  der  Schnelligkeit 
der  Aufstellung  möglichst  Rechnung  getragen  worden.  Sie  hat  sich  bei 
einer  in  diesem  Jahre  ausgeführten  Hochgebirgstour,  bei  welcher  das 
Instrument  im  Verlaufe  von  11  Tagen  etwa  12  000  m  im  Aufstieg  und 
ebensoviel  im  Abstieg  auf  dem  Kücken  eines  Trägers  zurücklegte, 
durchaus  bewährt. 


*)  Die  Prüfung  und  Rectification  eines  solchen  photogrammetrischen 
Apparates  ist  ebenso  interessant  für  den,  der  sie  auszuführen  hat,  als  lang- 
weilig für  den,  der  sie  nur  auf  dem  Papiere  verfolgt.  Mit  Berücksichtigung 
der  Winke  in  Koppels  Lehrbuch  der  Bildmesskunst  wird  sich  Jeder  im  prak- 
tisohen  Falle  zurecht  finden.  Im  Felde  hat  nur  die  Rectification  des  Horizontes 
Bedeutung,  die  sich  mit  irdischen  Zielpunkten  und  einem  künstlichen  Wasser- 
horizoDt  bequem  und  genau  genug  ausführen  lässt. 


Finsterwald«r.    Zur  photogramBetnsehen  Praxis.  939 

Wenn  schon  der  Apparat  zunächst  für  Oefoirgsauftiahmen  in  grOoserem 
Maassstabe  (1:10000  bis  1:2500)  gebaut  wnrde^  so  ist  er  doch  in  Folge 
seines  grossen  Gesichtsfeldes  and  der  Yerst^lbarkeit  des  Horizontes  aaeh 
für  Architektnrattfnahmen  so  vorzöglieh  geeignet,  als  es  ein  Apparat  mit 
einer  Brennweite  und  einem  Platteuformat  nur  sein  kann.  So  iist  man 
damit  z.  B.  im  Stande,  noch  ans  22  m  Entfernung  eine  15  m  hohe 
Haasfront  von  der  Strasse  aus  aufzunehmen  und  daraus  alle  Maasse  auf 
einige  Centimeter  genau  zu  bestimmen.  £s  mttsste  hierbei  allerdingB  dem 
umstände  Reehnung  getragen  werden,  dass  die  photograpbische  Auf- 
nahme um  etwa  8  cm  excentrisch  gegenüber  der  Instrumentaefase  «rfolgt. 
Diese  Grösse,  welche  bei  topographischen  Aufnahmen  vernachlässigt 
wird,  kann  aber  im  Maassstabe  einer  Architekturaufnahme  ohne  Schwierig- 
keit Berücksichtigung  finden. 

Zum  Schlüsse  will  ich  noch  bemerken,  dass  die  Construction  des 
Apparats,  welehe  sich  in  dem  gewählten  Format  durchaua  bewährt  hat, 
keineswegs  ohne  Weiteres  in  erheblich  grösseren  Dimensionen  mit  den- 
selben Vortheilen  ausgeführt  werden  kann.  Wollte  man  z.  B.  um  die 
Genauigkeit  aufs  Doppelte  zu  treiben,  den  Apparat  in  doppelten 
'  Dimensionen  ausführen,  so  hätte  man  ausser  der  Verachtfachnng  des 
Gewichts  auch  noch  den  Nachtheil  in  Kauf  zu  nehmen,  dass,  wie  aus 
der  Elasticitätstheorie  folgt,  alle  elastischen  Deformationen  und  deren 
Nachwirkungen  im  vierfachen  Verhältniss  wachsen.  Ist  beispielsweise 
bei  dem  gegenwärtigen  Apparat  die  Unsicherheit  des  Horizontes  infolge 
der  Nachwirkungen  elastischer  Deformationen  beim  Transport  etc.  0,025  mm 
der  bei  150  mm  Bildweite  30",  so  wäre  sie  beim  doppelt  so  grossen 
Apparat  bereits  0,1  mm  oder  trotz  der  doppelten  Bildweite  von  300mm 
gleich  60^'.  Man  müsste,  um  den  Apparat  von  doppelter  Bildwdte  in 
Bezug  auf  ünveränderlichkeit  der  Constanten  in  gleicher  Güte  herzu- 
stellen, wohl  schon  zu  neuen  Constructionsprincipien  greifen.  Als  solche 
würden  sich  empfehlen:  Horizontallage  der  lichtempfindlichen  Platte  und 
Vorselizung  eines  totalreflectirenden  Prismas  vor  das  Objectiv.  Auf 
diesem  Wege  erzielt  man  die  weitgehendste  Entlastung  der  Drehacheen, 
da  man  bei  der  Aufnahme  verschiedener  Bilder  nur  mehr  das  vor- 
gesetzte Prisma  zu  drehen  braucht.  Freilich  wäre  der  Nachtheil  ver- 
kehrter Bilder  und  die  Unthunlichkeit  der  Verbindung  von  Pernrohr- 
objeetiv  und  photographischem  Objectiv  damit  verbunden.  Meiner 
Meinung  nach  hat  es  aber  noch  gute  Wege  mit  der  Verwendung  solch 
exacter  Apparate  in  der  Hochgebirgstopographie.  Ihr  Vortheil  ein 
Aufnehmen  auf  grössere  Entfernungen  zu  gestatten,  kommt  gegenüber 
den  Nachtheilen  schon  deswegen  nicht  besonders  in  Betradit,  weil  das 
Au&ehmen  eines  Gebirges  aus  grösserer  Entfernung  wegen  Mangel  an 
Einblick  in  die  Falten  desselben  überhaupt  nicht  möglich  ist.  Es 
wird  eben  nicht  durch  die  Leistungsfähigkeit  des  Objectivs  die  Ent- 
fernung bestimmt,  auf  die  man  aufzunehmen  hat,  sondern  durch  die  Grrösse 


$40  Vogeler.    Berechnang  einer  geodätischen  Linie  ans 

der  Hohlformen  des  Qebirgs,  in  die  man  sich  hinein  zu  begeben  hat, 
um  sie  zu  übersehen.  Nun  hat  aber  die  Yemagtfemervermessung  den 
Beweis  erbracht,  dass  ein  Objectiv  von  160  mm  za  Aufnahme  in  1:10000 
eines  der  grössten  Kahre  (der  Mulde  des  Yemagtferners)  ausreicht. 
Für  kleinere  Formen,  welche  in  der  Regel  vorkommen,  ist  dies  um- 
somehr  der  Fall  und  es  liegt  daher  kein  zwingender  Orund  vor,  zu 
topographischen  Zwecken  umfangreichere  und  schwerfälligere  Apparate 
zu  verwenden.  Viel  eher  noch  möchte  sich  die  Mitnahme  eines  ganz 
kleinen  Apparates  von  50  mm  Brennweite  und  90^  Bildfeld  in  Ver- 
bindung mit  einer  Bussole  zur  Aufnahme  versteckter  kleiner  Terrain- 
winkel empfehlen. 


Berechnung  einer  geodätischen  Linie  aus  geographischen 
Coordinaten  und  conformen,  ebenen  Coordinaten; 

von  R.  Vogfeler,  Kammer-Ingenieur. 

Die  im  V.  Theile  der  Mecklenburgischen  Landesvermessung  im 
Jahre  1895  veröffentlichten  Theorien  der  conformen  Kegelprojection  sind 
durch  die  neusten  von  Professor  Jordan  ausgeführten  Entwickelungen, 
die  auf  S.  129—143  dieser  Zeitschrift  mitgetheilt  wurden^  in  Bezug  auf  die 
Reduction  der  Richtungen  und  Entfernungen  wesentlich  erweitert  worden. 

Als  Mitherausgeber  des  oben  erwähnten  Werkes  haben  wir  mit 
grossem  Interesse  die  mit  den  einfachsten  Httlfsmitteln  der  höheren  Ana- 
lysis durchgeftthrten  Entwickelungen  verfolgt.  Es  hat  sich  uns  hierbei 
die  Frage  aufgedrängt^  welchen  Einfluss  jene  Glieder  4.  Potenz  wohl 
auf  die  Richtung  und  Entfernung  einer  längeren  geodätischen  Linie 
haben  werden,  und  ob  diese  Glieder  für  ein  Land  von  der  Ausdehnung 
der  beiden  Grossherzogthttmer  Mecklenburg  überhaupt  eine  praktische 
Bedeutung  haben  können.  Um  di^se  Fragen  zu  beantworten,  haben 
wir  eine  Diagonale  tlber  das  gan^e  Goordinatennetz  von  Mecklenborg 
von  Stldwesten  nach  Nordosten  zunächst  aus  cp  und  X  und  dann  aus 
X  und  y  gerechnet.  Die  Berechnungen  haben  wir  mit  dem  „Thesaurus 
logarithmorum  completus^  von  Vega  mit  strengster  Berücksichtigung 
der  2.  Differenzen  der  10  stelligen  Logarithmen  durchgeführt,  und  am 
alle  Rechenfehler  und  Irrthümer  völlig  auszuschliessen,  hat  mein  College 
Mauck  in  Schwerin  die  ganze  Berechnung  unabhängig  ausgeführt. 

Wir  theilen  nun  ftür  die  Leser  die  Resultate  jener  Berechnungen 
hier  soweit  mit,  als  nöthig  iqt,  um  sie  stufenweise  durch  Nachrechnung 
prüfen  zu  können. 

Wir  haben  im  Norden  des  Mecklenburgischen  Netzes  (p^  :=  54°  30' L.. 

im  Süden  y,  =  53°     0'r[ 

y^+y,  =  y  =  53°  45' 

2 


geographischen  Goordinaten  und  conformen,  ebenen  Coordmaten.     241 

Dieser  Parallelkreis  9  ist  zugleich  der  Normalparallelkreis.  Wir 
haben  ferner  eine  Aasdehnung  des  Landes  von  2^  30'  östlich  und  1^ 
westlich  von  Schwerin,  hierüber  etwas  hinaus  liegen  nur  einige  preussische 
Anschlusspunkte.     Wir  haben  also   X^  =  —  2®  30 

1=       3^    30' =  12600"      \    /^^ 
und  cp^  -92  =  6  =       V    30'=    5400"      /.    ^^ 
Wir  rechnen,  da  die  bequemen  Mittelbreiten  -  Formeln  von  Jordan, 

§  79  des  XU.  Bandes  seiner  Vermessangskunde  vom  Jahre  1890,  wegen 

der  Länge  der  geodätischen   Linie  nicht  ausreichend   sind,    nach   den 

Formeln  des   §  83   desselben  Bandes.     Wir  sehen  aus  den  auf  S.  419 

daselbst  mitgetheilten  Tafeln   und   an   dem  auf  S.  420   durchgeführten 

Beispiel    ^Berlin -Königsberg*',    dass     ftir    den    vorliegenden   Fall     die 

Glieder    5.    Ordnung   überhaupt    keine   nennenswerthen   Beträge    mehr 

bringen  können,   daher   können  wir   nach    den  Formeln    (21)   und  (22) 

8.  417  rechnen.     Wir  erhalten: 

log   F=  0.0005095  577 
log  (XJ  =  6,17995  n  log  (Xj)  =  5.66284  n 

Wir  erhalten  das  Hauptglied  12614,79225"  und  die  beiden  Corrections- 
glieder  —  0.0055671=  —  0,01156" 

—  0.0059931 

X       =  12614,78069"  =  3^30'  14,78069"    (3) 

Nun  rechnen  wir  die  reducirten  Breiten  zu  (1)  und  erhalten 

^^  =  54«  24'  33,31059"  und  i}^,  =  52«  54'  27,89895"    (4) 

Lösen  wir  das  durch  (3)  und  (4)  bestimmte  sphärische  Dreieck  auf, 

so  erhalten  wir: 

log  tang   ^'  "^"^   =  0,140  9580199,   ^'  ']' ^^  =54«    8'  20,77402" 


sin         -|-         =8.3493944-043,        -^      =    1*16' 51.64343 


ff 


7» 


tang  -?^i-_^  =8.3916624132,    "^   ,  "^    =    1«  24' 41,  59056" 
2  u 

cos        -|-         =9.999  8914-446 
«1  +  «2    _  540    8^20,77  402 

"^~"^    =    1«  24'  41,59  056 


(1.2)=  52«  43'  39,18346"  |  ,^. 

(2.1)  =  55«  33'    2,36  458"  /  ^^^ 

Nehmen  wir  zu  (5)  die  Meridianconvergenzen  X'=XsinP  für  +1«  und 

—  2«  30'  hinzu,  so  erhalten  wir  die  Richtungswinkel 

(1-2)  =  52«  43' 39,1885"         (2.1)  =  55«  33'    2,3646" 

X'  =  +  1«  =    0«  48'  23,2006  X'  =  —  2«  30'  =    2«    0'  58,001 4 

=  53«  32     2,3841"  (2.1)  =  53«  32'    4,363  2" 

Süd  über  West  + 180« ^ 

(1.2)  =  233"  32'  2,3841"  (2.1)  =  53«  32'  4,363  2"  (6^ 

Zeitschrift  für  Vermessungswesen  1896.    Heft  8.  V^ 


242  Vogeler.    Berechnnng  einer  geodätischen  Linie  aus 

Für  die  Berechnung  der  Länge  der  geodätischen  Linie  haben  wir  oben 


o 


=  n6'5164343,  daher  0  =  9223,28686". 
2  '  ' 

Man  erhält  log  (7=  8.5102  912*272 

und  (oJ  =  5.27969  log  (o,)  =  5.66  292„ 
Diese  log  (o,)  nnd  log  (oj),  sowie  log  (X,)  und  (Xj)  haben  wir  nicht  aus 
den  Tafeln  Seite  [44]  und   [45]  des   Anhangs   von  Jordan,    Band  III, 
entnommen,  sondern  berechnet.*) 

Man  erhält  das  Hauptglied  log  s  =  5.45  459  44.890 
und  die  Correctionsglieder  —     241 

+  2.063 


+  1.822  4- 1.822 

■ 

>(7) 


log  5  =  5.4  545946.712 
8  =  284835,8642  Meter. 


Nun  führen  wir  die  Berechnung  nach  den  conformen,  ebenen 
Coordinaten  aus.  Wir  finden  für  die  Endpunkte  der  geodätischen 
Linie  auf  Seite  20  und  21  der  Mecklenb.  Landes* Vermessung,  V.  Theil 
folgende  Coordinaten: 

y^  =  +    67  129,7  368  x^  =  +    82986,8  632 

yj  =  — 161922,5  986  x^  =  —    86  318,9  409 


A  ;y  =  +  229  052,3  354  A  sc  =  +  169  305,8  041 

log  A  y  =  5.3  599  347242         log  A  y  =  5.3  599  347-242 

„    A  :r  =5.2286718-467  „    sin  =  9.9053455181 


(8) 


„  tang  =  0  1312628-775  „    s     =5.4545892.061 

(2.1)  =    63^  31'  47,  11 544"  log  A  a;  =  5.2286  718.467 

(1.2)  =  233^  31'  47,  11  544"  „  cos  =  9.7 740826.406 

„  s      =5.4  545892.061 

284  832,2  799  Meter. 
Wir  führen  nun  die  Reduction  yon  der  Ebene  auf  das  Ellipsoid 
aus  und  zwar  zunächst  für  die  Richtungswinkel.  Wir  benutzen  hierzu 
für  die  Glieder  2.  und  3.  Ordnung  die  Formel  (28)  Seite  133  dieser 
Zeitschrift,  aber  mit  sphäroidischen  Ergänzungen  nach  (6)  Seite  34  des 
V.  Theils  der  Mecklenb.  Landesverm.  Man  findet  beispielsweise  für 
das  3.  Qlied,  welches  in  Formel  (28)  lautet: 


*)  Auf  Seite  [44]  im  Band  III  von  Jordan  muss  für  log  a^  in  der  Haupt- 
tafel  von  46 ^  —  55*^  das  „n"  (negativ)  wegfallen  und  bei  54°  muss  der 
log  heissen  5,29206,  was  beides  übrigens  auf  der  unteren  besonderen  Tafel 
für  log  aj  richtig  steht. 


geographischen  GoordSnaten  und  oonfoimen,  ebenen  Ooordinaten.     S43 

Die  namerische  Ausrechnung  ergiebt: 

log  p  =  5.314  425     (1  —  4t)  2)  =  0.990  603 

„    t=  0.134  760 

epilog  12=  8',920819 

„     „    r»  =  9.584  818 

„     „     F=  9.999  490 

log(l— 4  r,2)=  9.995  900 


[3.950212]    {2x\-\-x\)  {y,-y,y 
Auf  gleiche  Weise  sind   die  übrigen  Coefficientenlogarithmen  berechnet. 
Man  erhält: 

\  =[0.9 261 525]  (2  x,  +  x,)  {y,  -y, )  -f  [3.95431]  (2  y\  +  y\)  (y,  -y,) 
-[3.95021]  (2  x\  +  a;,^)(y,-yj)- [4.25 534]  {^xy,+x,y;)  {x,—x,) 
Für  §2  ^A^  in&n  nur  ^r^  statt  x^  und  y,  <9tA^t  ^i  ^^  setzen. 
Die  Ausrechnung  ergiebt  fttr 
(1.2)  in  (8)  —  15,39  214"  —  0,72  640"  +  0,43350"  +    0,76  562" 

=  — 14,91 943' 
(2.1)  in  (8)  —  17.32  377"  -f  1,17407"  —  0,44  501"  —    1,02 183' 

=  —  17,61654' 

Nehmen  wir  (8)  und  (9)  zusammen,  so  erhält  man,  da  für  die  Reduction 
von  der  Ebene  aufs  Ellipsoid  die  Vorzeichen  umzukehren  sind 
(1.2)=23  3"  31'  47,11  544    (2.1)  =  53^  31'  47,11 544' 

+  14,91943  +  17,61654 


r) 


(9) 


233^  32^  2,03  487       53^32'  4,73  198 
Au8  9U.X=  233  32  2,3841        53  32  4,3  632 


HiO) 


Fehler:  —  0,3492  +0,3  688 

Man  sieht,  dass  für  die  284  km  lange  Seite  durch   die  Reductions- 

formein,  wie  sie   die  Mecklenb.  Veröffentlichung   giebt,  nur  Fehler  von 

0,35"  übrig  bleiben. 

Fttr  die  weitere  Redaction  rechnen  wir  nur  noch  sphärisch. 
Zunächst  haben  wir  das  Qlied  3.  Ordnung 

+  älp  (y,  -Vi)  (-(2/.-y.)'  +  3(3^-3;,)') 

ans  (28)  8.    133,    welches    in    der    Mecklenburgischen  Veröffentlichung 
fehlt,  noch  zu  berücksichtigen: 

Man  erhält  fttr  (1.2)  =  —  0,34603"  und  für  (2.1)  =  +  0,34605"  (11) 

Nehmen  wir  (10)  nnd  (11)  zusammen,  so  wird 

(1.2)  =  233^  32'  2.03487"         (2.1)  =  53*^  32'  4,73198" 

+  0.34603  —   0,34605 

283«  32'  2,38090"  ~~53^T2'  4,38593"        (12) 

SoU  sein  2,3841  4,3632 


k//  I         f\  c\c\c\n'f 


Fehler:  —0,0032"  +    0,0227' 

Man  sieht  einerseits,  dass  die  Glieder  3.  Potenz  eine  völlig  aus- 
reichende Uebereinstimmung  h^beigeftthrt  haben,  andererseits  aber  aucih, 

16* 


log  ^,^3      =     3,6ö38  -  20 


^%  Vogeler.    Berechnung  einer  geodäÜBchen  Linie  ans 

dass  bei  sehr  langen  geodätischen  Linien  das  in  der  Mecklenbargischen 
Veröffentlichung  vernachlässigte  Glied  berücksichtigt  werden  muss. 
Die  Mecklenburgische  Veröffentlichung  soll  aber  nur  den  praktisch  geo- 
dätischen Anforderungen  genügen  und  dabei  hat  man  nur  geodätische 
Linien  von  der  Länge  einer  Dreiecksseite  L  Ordnung  zu  berücksichtigen 
und  hierfür  ist  dieses  vernachlässigte  Glied  völlig  unerheblich. 
Wie  in  dieser  Zeitschrift  v.  J.  1895,  S.  422  bereits  angeführt  wurde, 
lässt  sich  das  Glied  auf  die  Form  bringen 

24  r'  ^ 

Nehmen  wir  für  sin   3  ß  geradezu   das  Maximum  an   und    rechnen 
für  eine  Seite  von  70  km  den  Einfluss  jenes  Gliedes  aus,  so  erhält  man 

^P        _ 
24  r 
„  s^      =  14.5353 

8.1891  =  0,01546" 

Hiermit  ist  bewiesen,   dass  jenes  Glied  bei  Dreiecksseiten   I.  Ordn. 

völlig    vernachlässigt  werden    kann,    und    dass    die    im    V.    Theil    der 

Mecklenbur^schen  Landesvermessung  veröffentlichte  Formel  (7)  des  §    10 

eine  vorzügliche  Gebrauchsformel  ist. 

Wir  setzen  nun  nach   diesen  Zwischenbemerkungen  die   Redaction 

fort  und  rechnen  nach  (47)  8.  136   die  Glieder  4.  Ordnung   aus.     Man 

erhält 

(1.2)  =  -  0,00389"  -  0,00157  —  0,00025  + 

0,00019  =  —  0,00552" 

(2.1)  =  —  0,00333  +  0,02971  —  0,00045         j^  ^^^  ^ 

+  0,00019  =  +  0,02612"  j 

Nun  (12)  und  (13)  wiederum  zusammengenommen,  giebt 

(1.2)  =  233^  32'    2,38090"      (2.1)  =  53«  32'      4,38593" 

+    0,00552"  —       0,02612" 

283**  32'    2,38642"                       53^    32'     4,35981  (14) 

Soll  sein 2,3841  4,3632 

Fehler:  +      0,0023"  —        0,0034" 

Der  Betrag    von  0,003"   bringt   selbst  bei  der  grossen  Entfernung 

von  285  km  nur  4  mm  Quer  Verschiebung  eines  Punktes. 

Wir  reduciren  nun  zweitens  auch  die  aus  den  ebenen  Coordinaten 
berechnete  Entfernung  auf  das  Ellipsoid.  Hierzu  benutzen  wir  die 
Formel  (52)  S.  138  und  (64)  S.  141  dieser  Zeitschrift.  Für  die  in  (52) 
vorkommenden  Glieder  2.  und  3.  Ordnung  nehmen  wir  wiederum,  wie  bei 
der  Reduction  der  Bichtungswinkel,  die  sphäroidischen  Ergänzungen 
hinzu  nach  S,  26  V.  Theil  der  Mecklenburgischen  Landesvermessung. 
Die  Glieder  4.  Ordnung  in  (52)  könnte  man  leicht  durch  Weiter- 
entwickelung mit  sphäroidischen  Ergänzungen  versehen,  indessen  be- 
schränken wir  uns  auf  die  sphärische  Rechnung.    Wir  bilden  so  aus  (52) 


geographischen  Coordinaten  und  conformen,  ebenen  Coordinaten.      245 


drei  Werthe    für  m   und    zwar    für    den  Anfangspunkt    (w^),    den  End- 
punkt (in^)   und  fttr   die   Mitte  (m^),  der  Linie   und  rechnen   dann 

Hieran  hängen  wir  ferner  aus  (64)  die  Correctionsglieder  an.  Wir 
haben  für  den  Anfangspunk t,  den  Endpunkt  und  fttr  die  Mitte  folgende 
Coordinaten  und  Logarithmen 


Vi  =  + 


2 


67129,74 

=  —  161922,60 

=  —    47396,43 

=  +    82986,86 

=  —    86318,94 

=  —      1666,04 

log  yl  =  9,6538298 
^  yl  =  10,4186150 
T)  ym    =     9,3514914 


log  yj  =  4.8269149 
y^  =  5.2093074 
=  4,6757457 
=  4,9190094 
=  4,9361061 
=  3,2216854 


n 

7) 


2 


X 


tt 


9,8380188  log  x\   =  4,75703 


x\    =     9,8722122     „   a?^    =  4,80832 
„  x^r.  =     6,4433708     ^    xl  =  9,66506 
Hiermit   und   mit  den    Coeffieientenlogaritbmen  auö*  (7)  S.   27   der 
Mecklenburgischen  Landesvermessung  erhalten  wir  Folgendes: 


2.7266330 

5.57460 

6.05582 

—  9.8380188 

log  x\ 

-  4.75703 

log  X,  —  4.91901 

2.5646518 

0.33163 

n    y\  —  9.65383 

—  +  366.988 

-  2146 

0.62866 
+  4.253 
178-511  +  366.988 
—   2.146  +   4.253 

-  180.657  +  371.241 

180.567 

In  Einheiten  der  10.  Logarithmenstelle  geben  die  Glieder 

2.  und  3.  Ordnung:     +  190.584 
Nach  (14)  S.  7  des  V.  Theils  der  Meckl.  Landesverm. 

soll  di^s  sein:    +  190.504 
Fehler  ^  ~  0^80~ 
Wir  berttcksichtigen  nun  noch  die  Glieder  4.  Ordnung  nach  (52)  Seite  138 

log  x\  =9.67604       log  y\  =9.30766 
^    y,    =9.63778 
1 


log  |i.  =  9.63778 
„  t^  =0.26952 
„  x\  =  9.83802 
„  y\  =  9.65383 
„   3  =  0.47712 


9.87627 
„4r*  =  7.82230 


77 


77 


=  2.77976 


=  8.61979 


77      H- 


77 


77 


=  9.63778 
=  0.26952 


log(- 


24 
2  +  3^')  =  0.55388 


_1^ 

"8 


2.05397 
—  113,2 


1.26725 
+  18,5 


=  2.77976 

=  9.09691 

1.09163 
+  12,3 


246  Yogeler.    Berechnung  einer  geodätischen  Linie  aus 

Hiermit  erhalten  wir:  +  190,584 

i-  18,5 

+  12,3 

—         113,2 


(15) 


logm^  =  +  190  502 
Sollfsein:   +*190-504 


—  2 

Wir  sehen,  dass  log  m^  auf  2  Einheiten  der  10.  Logarithmenstelle  stimmt. 

In  gleicher  Weise  findet  man  für  logm^  folgende  Werthe: 

+  397050  —  178-511 

+      2-415  —    25-736 

+  21,7  —         712,7 

4-         418,0 

'  (16) 


+  399-905 

—  204-960 

+  399-905 

logW2 

—  +  194-945 

Ferner  für  logw^  ergieht  sich: 

+  01479 

—      0.0426 

+  o-ooöo 

00000 

+         31 

0-0000 

1     n.-i  ci 

178-511 

—  178*554 
+      0-151 


117) 


log  m^  =  —  178-403 

Der  genaue  Werth  von  (16)  ist  nach  (14)  Seite  7  der  Mecklenb. 
Veröffentl.  194*965.  Wir  sehen,  dass  hier  eine  weniger  gute  üeber- 
einstimmung  stattfindet,  wie  bei  (15).  Dies  kommt  daher^  dass  y^  sehr 
gross  ist  und  zwar  162  km,  während  y^  nur  67  km  beträgt.  Es  ist 
nämlich  das  Vergrösserungsverhältniss  lediglich  abhängig  von  der  Breiten- 
differenz p  und  nicht  von  X,  während  y  und  x  Functionen  von  p  und  \ 
sind;  daher  erhält  man  m  als  Function  von  p  genauer,  wie  man  m  er- 
hält als  Function  von  x  und  y,  wenn  man  in  beiden  Fällen  in  den 
Reihen  gleiche  Potenzgrössen  berücksichtigt.  Im  §  5  des  V.  Theils  der 
Meckl.  Landesvermessung  hat  sich  ergeben,  dass  man  m  auf  2  Einheitender 
10.  Logarithmenstelle  genau  erhält  mit  der  Reihe,  die  nach  Potenzen  von 
p  bis  zur  4.  Ordnung  fortschreitet.  Mit  der  Reihe  nach  x  und  y 
erhalten  wir  aber  nur  bei  Berücksichtigung  der  Glieder  4.  Ordnung 
eine  Genauigkeit  von  2  Einheiten  der  neunten  Logarithmenstelle. 
Wir  können  diese  Unsicherheit  direct  durch  ein  Zahlenbeispiel  beweisen. 
Für  den  Parallelkreis  53®  0'  soll  log  m  =  0.0000190*504  sein;  wir 
fapdien  mit  dem  y,  welches  1®  westlich  von  Schwerin  entspricht,  bereits 


geographischen  Cpordinaten  und  conformen^  ebenen  Coordinaten.     247 

in  (15)  log  m  =  0.000  0190*502,  also  nur  um  2  £iolidten  der  10.  Loga- 
rlthmeufitelle  ansieher.  Wir  berechnen  jetzt  log  m  mit  y  ;= 
+  167795,25  und  aj=  +  80506,82,  welches  2°  30'  östlich  von  Schwerin 
entspricht.  Vergl.  V.  Theil  (8  a)  S.  20  der  Meckl.  Landesverm.  Man 
findet  mit  diesen  Werthen  log  w  =  0,000  0190*520,  also  auch  um  rund 
2  Einheiten  der  neunten  Logarithmenstelle  unsicher. 

Wir   rechnen  nun  mit  den  Werthen  (15),  (16)  und   (17)  nach   der 
Formel  (14  a)  und  finden  (mit  Zeichenumkehrung)  -|-  54.694 
hierzu  aus  (8)  log  s  =     5.45  45892061 

5.45  45846*755  ::=:  284835,8670  m  (18) 
Soll  sein  nach  (7)  =     5.45  45946.712 

Fehler  +  0043 
Man  sieht,  es  findet  bereits  eine  vorzügliche  Uebereinstimmung  statt. 

Wir   berücksichtigen   nun   noch   die   Glieder   aus  (64)  S.  141    und 
finden  hierfür  der  Reihe  nach 

—  0  000180 m  —  0002999  m  +  0*000028  m  +  0'000915  m  (19) 
Dieses  giebt  zusammengezogen :  —  0,0022  m 

Hierzu  (18)  =  284835,8670 

284835,8648  m 
Soll  sein  nach  (7)  =  284835,8642 

—  ■»■-■»-    ■»■■■■■      ■    ■■■     I 

Fehler    +0,0006 
Wir  vergleichen  noch  die  Logarithmen: 

log  (20)  =  5.4545946-721 
„     (7)  =  5.4545946-712 

Fehler     +  9 
Die  Uebereinstimmung  ist    vorzüglich    und    zwar   auf  rund  1   mm 
und  1  Einheit  der  neunten  Logarithmenstelle  genau. 

Wir  möchten  nun  fUr  den  grosaen  Kreis  derjenigen  Leser,  dieser 
Zeitschrift,  die  weniger  Gelegenheit  haben,  sich  eingehender  mit  den 
Theorien  der  einzelnen  Projeotionsmethoden  zu  beschäftigen,  sowie  fl|r 
diejenigen,  die  thatsäcUich  auf  dem  Standpunkte  stehen  sollten,  die 
conformen  Coordinaten  seien  nur  für  die  Theorie  und  die  Soldner^schen 
Coordinaten  für  die  Praxis  brauchbar,  hier  einige  Bemerkungen  an- 
knüpfen. Formeln  für  rechtwinklige  Coordinaten  nehmen  stets  bei. 
grösseren  Abständen  von  der  Abscissenachse  eine  complicirte  Form  an. 
Dies  gilt  sowohl  für  conforme  Coordinaten,  als  auch  für  unverzerrte. 
Die  rechtwinkligen  Coordinaten  werden  um  grössere  Verzerrungen  zu 
vermeiden,  auf  schmale  Zonen,  von  etwa  einem  Grad  Ausdehnung, 
zwischen  Meridianen,  Quernormalbögen  oder  Parallelkreisen  im  All- 
gemeinen beschränkt  werden  müssen.  Innerhalb  dieser  sehmalen 
Zonen  wird  es  stets  genügen,  die  Annahme  zu  machen,  als  erfolgten 
die  Messungen  auf  der  Kugel.     Unter   dieser  Annahme  aber  gestalten 


248  Vogeler.    Berechnnng  einer  geodätischen  Linie  etc. 

sieh  die  Rednctionsformeln  Ar  die  conformen  Coordinaten  ausserordentlich 
einfach.  Wir  kommen  dann  für  die  Correction  der  Richtungswinkel  auf 
die  kurze  Form 

8=-^  (21) 

Für  die  Reduction  von  (1*2)  in  (8)  erhalten  wir 

Dies  ausgerechnet  giebt:  -f- 15,3  921" 

hierzu  aus  (8)  (1-2)  =  233«    31'      47,1 154" 


Soll  sein  nach  (6) 

Ebenso  findet  man  für  (2.1) 
Soll  sein  nach  (6) 


233«^ 

32' 

2,5  075 

233'^ 

32' 

2,3  841 

Fehler  — 

+ 

0,1  234" 

53« 

32' 

4,4  392" 

53« 

32' 

4,3  632 

(23) 


Fehler  =  —  0*0  760" 

Wir  sehen  die  Richtungswinkel  stimmen,  ohne  dass  die  Glieder 
3.  und  4.  Ordnung  berücksichtigt  werden,  für  die  lange  Diagonale 
auf  0,1". 

Nun,  hieraus  geht  wohl  klar  hervor,  dass  man  für  Triangulirung 
IL  und  III.  Ordnung  nur  nöthig  hat,  die  sphärischen  Glieder  zu  berück- 
sichtigen.  Die  im  V.  Theil  der  Mecklenb.  Landesvermessung  im  §  10 
mitgetheilten  Gebrauchsformeln  mit  Gliedern  3.  Potenz  haben  überhaupt 
nur  den  Sinn,  für  die  Dreiecksseiten  I.  Ordnung  eine  Reduction  der 
Richtungswinkel  auf  0,01"  und  der  log.  der  Seiten  auf  0.000  0001 
genau  ausführen  zu  können,  um  eine  durchgreifende  Controle  für  die 
Berechnung  und  Ausgleichung  des  Netzes  I.  Ordnung  zu  erlangen. 

Für  das  Vergrösserungsverhältniss  erhält  man  bei  Vernachlässigung 
aller  Glieder  3.  und  4.  Potenz  die  einfache  Formel 

»»=1+^  (24) 

Führt  man  hiermit  nach  Gl.  (14  a)  die  Reduction  der  Seite  aus, 
so  erhält  man: 

log  s  nach  (8)  =  5.4548892  =  284832,28  Meter        (25) 

log  A  s  =      +      51 

5.4545943  =  284835,62       „ 

Soll  sein  =  5.4545947  =  284835,86       „       .     (26) 

Fehler  —  4  Fehler  —  0,24 

Wir  sehen  die  Reduction  der  Seite  ist  auf  4  Einheiten  der  7ten 
Logarithmenstelle  genau^  d.  h.  auf  rund  1:1100000. 


Jordan.    Der  mittlere  Verzemmgafehler.  249 

Der  mittlere  Verzerrungsfehler. 

In  den  Darlegungen  des  vorigen  Heftes  über  eongraente  und  con- 
forme  Goordinaten  ist  noch  manches  unerledigt  geblieben^  was  nachgeholt 
werden  muss, ,  namentlich  wurde  auf  S.  202  die  nähere  theoretische 
Untersuchung  des  Falles  einer  constanten  Maassstabsänderung  vorbehalten. 

Die  Integrationen  Q  und  o>;  vom  Jahre  1875  welche  auf  S.  196 
als  „klar  und  überzeugend''  bezeichnet  wurden,  verdienen  dieses  Lob 
nicht,  und  sind  nicht  ohne  Orund  von  ihrem  Urheber  selbst  seit  1878  nicht 
mehr  benutzt  worden.  Jene  Integralsummen  Q  und  co  stellen  Quadrat- 
summen von  linearen  Verzerrungsfehlern  vor,  welche  nur  dann  unmittelbar 
vergleichbar  sind,  wenn  sie  zu  gleich  grossen  Gebieten  gehören;  andern- 
falls müssen  sie  durch  Division  mit  den  Nennern  Y  und  y  (in  dem 
Sinne  von  8. 196)  auf  gleichartige  Werthe  gebracht  werden,  welche  den 
Charakter  mittlerer  Fehlerquadratur  haben^  und  in  diesem  Sinne  werden 
wir  im  Nachfolgenden  ^^  und  ^^  berechnen. 

Die  Vergrösserungsverhältnisse  in  linearem  Sinne  sind  für  die  beiden 
Fälle  der  congruenten  Soldner'schen  und  der  conformen  Oauss'schen 
Coordinaten  folgende: 

congruent  m.  =  1  +  —^~i~  ^^^^  ^  (^) 

conform  w,  =  1  +.  — i,  -,-  (2) 

Dabei  ist  im  ersten  Falle  t  der  Richtungswinkel  der  betrachteten 
kleinen  Strecke. 

Wir  wollen  in  einem  Punkte,  mit  gegebener  Ordinate  y  einen 
Mittelwerth  der  m  —  1  bilden  im  Sinne  der  M.  d.  kl.  Q.,  d.  h.  für  n 
Einzel  werthe  soll  sein: 


^^  _  i/io».  -  m  und  j.,  =  ^/[im,-m  (3) 

und  zwar  sieht  man  sofort  im  zweiten  Falle,  wo  m,  nach  allen  Richtungen 
constant  ist,  dass 

conform  p.^  =  m,  —  1  =  -£~2~  (^) 

Dagegen    für    congruente    Coordinaten    ist    m^    mit  t  veränderlich, 
weshalb  wir  mit  Integralsummirung  haben: 

Da  cos*  t  =— ^—  H — jr-  co%it  -| r—  COßHt 

o  2  o 

2t: 

3 


so  wird  I   cos*  tdt  =— q—  2  tc 


X 


250  Jordan.    Der  mittlero  Verzerrungsfehler. 

also  als  Mittel wertk  am  einen  Pankt  herum: 
<4v.ÄT  k/  ^  f         ^►^ftföim  u?  =  -#^  -I-  oder  a,  =  -^l/_Ä_  (5) 

Aus  (4)  und  (5)  ergiebt  sich,  dass  jjtj  griJsser  ist  als  jij,  dass  also 
die  conforme  Projection  in  Hinsicht  auf  den  betrachteten  Werth  im 
Nächtheil  gegen  die  congruente  Projection  ist. 

Wenn  man  weiter  längs  den  Ordinaten  y  selbst  integrirt^  und  die 
dabei  auftretenden  Mittelwerthe  wieder  mit  ^\  und  pij  bezeichnet^  so 
hat  man: 


b 


3       y* 


8     4»-* 


dy^ 

3 
40 

4r* 

1 

h' 

5 

4  r 

r 

—  0,2739 

6* 
2r' 

—  0.4/ 

iT>, 

b^ 

4^4 

oder  die  ^^  und  p,^  selbst: 

congruent  ^,  =   y±  -^  =  0,2739  -^  (6) 

conform  ,x,  =  -(/.l  _^  =  0,4472     -^  (7) 

Will  man  umgekehrt  die  Grenzwerthe  b  so  bemessen,  dass  p,^  und  fx^ 
gleich  werden  und  bezeichnet  man  die  entsprechenden  b  mit  b^  und  ^^^ 
so  wird: 

also  ^2  •  ^1  =  0,7826  oder  (8) 

Hiernach  kann  man  sagen,  dass  die  congruente  Projection  mit  22% 
der  zugänglichen  Fläche  im  Vortheil  sei,  und  das  entspricht  der  früheren 
Untersuchung  von  Zeitschrift  1875  Seite  27—34,  welche  in  dem  vorigen 
Hefte  Seite  196  citirt  war. 

Es  war  dort  angegeben  Y:y  =  0,82  während  nun  b^:b^=  0,78 
nach  neuer  verbesserter  Auffassung  sich  einstellt. 

Wenn  man  nun  die  p.^  und  \jl^  als  mittlem  lineare  Verzerrungs- 
fehler als  Kriterium  der  Projection  im  Ganzen  gelten  lassen  will,  so 
ist    die    congruente    Projection    im    Vortheile    in     der     Praxis  nimmt 

man  aber  meist  den  Maximalfehler   — -r,    welcher    in    beiden    Fällen 

2r^' 

derselbe  ist  und  darauf  haben  sich  die  Auseinandersetzungen  von  S.  197 

und  S.  201  bezogen. 

Wir  wollen   nun  aber  den  ebenfalls  schon  früher  auf  S.  202  kurz 

berührten  Fall  betrachten,  dass  man  der  Projection  als  Ganzes  noch  eine 

constante   Verzerrung  zutheilt,   indem   man,  wie  z.   B.   in    Württemberg 

geschehen,    den    Messungshorizont    über    das   Meer  erhebt,   oder  indem 

man,  ohne  solche  geometrische  Begründung,  wie  in  Mecklenburg  geschehen. 


Jordan.    Der  mittlere  VerzerruDgafehler.  251 

dem  Ganzen  eine  Vergrösserung  m^  zutheilt^  so  dass  in  den  einzelnen 
Fällen  nur  noch  die  Differenzen  ±  (rn^ — m^)  bzw.  (±in^ — m^)  als  lineare 
Verzerrung  auftreten.  Es  ist  dabei  naheliegend,  m^  gleich  der  Hälfte 
des  Maximalwerthes  von  m  zu  nehmen^  damit  die  neuen  Maximalwerthe 
nach  der  positiven  und  nach  der  negativen  Seite  hin  nur  noch  die  Hälften 
des  früheren  Maximalwerthes  werden. 

Indessen  wollen  wir  die  Sache  zunächst  allgemeiner  betrachten^  und 
einen  Mittelwerth  einführen: 

»".  =  1+2^  (9) 

Damit  muss  man  für  \i^  (congruent)  zuerst  wieder  um  den  Punkt 
herum  integriren: 

Sic 

2::  Sit 

Da         (cos*  dt)  =  -^  2ir  und       cos^  t  =  -^  2t:,  hat  man : 

Jo  ^  Jo  2 

y-i         8    4r*  4r2    "^  ir* 

und  wenn  man  auch  längs  der  Ordinate  y  bis  zum  Grenzwerthe  b  in- 
tegrirty  so  wird; 

,_    S      b'  b'c'  c'    _    b*    /  3  1    c'         c*\ 

^»        40    Ar'         12  r'    "*"  4  r*  "^  4  r*  V  40         3    b^  '^  b' )      ^  ^ 

Nun  kann  man  zuerst  aus  dem  schon  angegebenen  Grunde  c^ib"^ 
=  1:2  setzen,  und  dann  wird  ein  Werth  erhalten,  den  wir  mit  v  ^  be- 
zeichnen wollen,  nämlich: 

6*      19  6* 

congruent  vj  =  -j^  j^  =  0,1583  -—,- 

b' 


HU) 


Vj  =0,398 - 


2r 


2 


Andererseits  ist  es  naheliegend,  das  Verhältniss  c^ :  6^  so  zu  bestimmen, 

dasB  die  Function  (10)  ein  Minimum  wird,  und  das  tritt  ein,  mit  c^  :b^ 

=  1:6,  und  das  Minimum  selbst  wird : 

b*      17  b* 

congruent  Min  (jxj)  =  --,  -^^  =  0,047  — -^ 

Min  (|x,)  =  0,217^ 

Dasselbe  mttssen  wir  auch  für  die  conforme  Projection  machen: 

b 

^^—    b   JA2  r^       2  rV     •'''  "  20  i*~  Gr*      "*"  4  r 


H12) 


j b^/J_ 2      c'  c*  \ 

^'-^  ir*\  5  3   'b^    "^   b*  ) 


(13) 


252  Gesetze  und  Verordmuigen. 

Mit  c^  :b^  =:  1 :2  bekommt  man 


4r*     60  '  4r^ 

ft» 
,      v,=  0,3416 


\m 


2r 

Das  Minimnm   der  Function  (13)   entsteht  mit  c^ :  6'  ^ss  1:3  und 
es  wird: 


conform      Min  (aj)  =  -j— r  -rr  =  0,0889  -r— ^ 
„  Min  (ji.^)  =  0,2981  *' 


t 


(15) 


2r^ 

Aus  allen  diesen  Formeln  kann  man  verschiedene  Vergleicbungen  ziehen: 
Wenn  man  den  Zwischenwerth  m^  mit  c  nach  (9)  so  legt,  daas  [jl- 
ein  Minimum  wird,  dann  ist  congruent  im  Vortheil  mit  (12)  gegen  (15) 
conform,  aber  dabei  wird  der  Maximalfehlercongruent  viel  zu  ungünstig 
denn  cj  :  6*  =  1 :  6  congruent  und  cj :  6^  =  1  :  3  conform  geben: 

b^ cj__  ü_  __*!___*!_  _A 

2r2        2r2""2r'        12r^~2r^     6 


congruent         ^^^  _  _^  •=        —  -^  =  __  (16) 


P  fc'  cl  b'  b'  P      2  .^_. 

conform  _  -  _^^  =  __^  ^-^  =__  _  (17) 

5 

Bei  (16)  congruent  ist  der  übrigbleibende  Maximalfehler  noch  ——-des  vor 

6 

der   V^erschiebung  gewesenen  Fehlers,   dagegen    bei    (17)    conform    nur 
~^-  desselben. 

Auch  die  v^  und  Vj  nach  (11)  und  (14)  zeigen  einen  kleinen 
Vortheil  zu  Gunsten  der  conformen  Projection. 

Im  Ganzen  können  wir  sagen,  dass  der  Kunstgriff  einer  Zwischen- 
werth-Einschaltung  die  Linearverzerrung  zu  Gunsten  der  conformen 
Projection  lenkt. 

Vorstehende  rein  mathematische  Entwicklungen  können  zur  Ver- 
gleicbungen der  beiden  Projectionsarten  in  verschiedener  Hinsicht 
benützt  werden.  J. 


Gesetze  und  Verordnungen. 

Gesetz,  betreffend  die  Errichtung  einer  Generalcommission 

für  die  Provinz  Ostpreussen. 
Vom  23.  März  1896. 
Wir  Wilhelm,    von  Gottes  Gnaden  König  von  Preussen    u.  s.  w. 
verordnen  unter   Zustimmung  beider  Häuser  des  Landtags  Unserer  Mo- 
narchie, was  folgt: 


VeremBaDgelegenheiten.  S53 

§  1.  Für  die  Provinz  Ostpreussen  wird  eine  besondere  General- 
commission  in  Königsberg  errichtet. 

§  2.  Darch  königliche  Verordnung  können  dem  Oeschäftsbezirk 
dieser  Generalcommission  Theile  der  Provinz  Westpreussen  zugelegt 
werden. 

§  3.  Mit  der  Ausführung  dieses  Gesetzes  wird  der  Minister  für 
Landwirthschafty  Domainen  und  Forsten  beauftragt. 

Urkundlich  unter  Unserer  Höchsteigenhändigen  Unterschrift  und 
beigedrucktem  Königlichen  Insiegel. 

Gegeben  Berlip  im  SchlosS;  den  23.  März  1896. 

(L.  S.)  Wilhelm. 

Fürst  zu  Hohenlohe.  v.  Boetticher.  Frhr.  v.  Berlepsch. 
Miquel.  Thielen.  Bosse.  Bronsart  v.  Schellendorff. 
Frhr.    v.  Marschall.     Frhr.    v.  Hammerstein.     Schönstedt. 

Frhr.  v.  d.  Recke. 


Vereinsangelegenheiten. 


Ordnung 

20.  Hauptversammlung  des  Deutschen  Geometer  -  Vereins. 


Die   20.  Hauptversammlung   des  Deutschen  Geometer- Vereins  wird 
in  der  Zeit  vom  2.  bis  5.  August  1896  zu 

I>iresdeii 

nach  folgender  Ordnung  abgehalten  werden. 

Sonntag,  den  2.  August. 

Vorm.   12  Uhr:     Sitzung    der    Vorstandschaft    bei    Kneist;    Brttder- 

gasse  Nr.  2. 

Nachm.  4  Uhr:      Sitzung  der  Vorstandschaft  und  der  Abgesandten  der 

Zweigvereine  daselbst. 

Abends  7  Uhr:      Versammlung     und     Begrüssung    der     eingetroffenen 

Theilnehmer  in  dem  an  der  Elbe  gelegenen  Italie- 
nischen Dörfchen  (Heibig),  Theaterplatz. 

Montag,  den  3.  August. 

Vorm.     9  Uhr:      Hauptversammlung  und  Berathung  in  der  Technischen 

Hochschule  in  nachstehender  Reihenfolge: 
1)    Bericht  der  Vorstandschaft. 


354 


Vereingangelegeii  heiten. 


Nachm.  3  Uhr 


Abends  7  Uhr 


2 )  Festrede  des  Herrn  Professor  Dr.  J  o  r  d  a  n-Hanno ver 
„lieber  die  Entwickelung  des  deutschen  Ver- 
messnngswesens  in  diesem  Jahrhundert.^ 

3)  Vortrag  des  Herrn  Geheimen  Regierungsrath 
Professor  a.  D.  Nagel- Dresden  „üeber  die 
nothwendige  Beschaffenheit  von  Plänen^  die  als 
Beweismittel  zur  Entscheidung  von  Orenzstreitig- 
keiten  dienen  sollen^. 

4)  Berathung  des  Entwurfs  zu  einer  neuen  preussischen 
Landmesser -Ordnung.  Berichterstatter:  Herr  Pro- 
fessor K  0 1 1  -  Bonn. 

5)  Bericht  des  Bechnungsprüfungs  •  Ausschusses  und 
Beschlussfassung  über  Entlastung  derVorstandscbaft. 

6)  Wahl  eines  Rechnungsprüfungs- Ausschusses  für 
die  Zeit  bis  zur  nächsten  Hauptversammlung. 

7)  Berathung  des  Vereinshaushalts  fttr  1896  und  1897. 

8)  Neuwahl  der  Vorstandschaft. 

9)  Vorschläge  für  Ort  und  Zeit  der  nächsten  Haupt- 
versammlung. 

Nach  Schluss  der  Versammlung  Besichtigung  der 
Ausstellung  in  den  Räumen  der  Technischen  Hoch- 
schule. 

Festessen  im  Concerthause   des  Zoologischen  Gartens. 
Nach  demselben  Spaziergang  durch  den  Grossen  Garten. 

Besuch  der  Ausstellung  für  das  sächsische  Handwerk 
und  Kunstgewerbe.     Concert. 


Vorm.     9  Uhr 


in 


Dienstag,  den  4.  August. 

Fortsetzung  der  Berathungen  in  der  Technischen  Hoch 
schule  in  nachstehender  Folge: 

1)  Mittheilungen     tlber    Vermessungen 
Königreich  Sachsen. 

a.  Herr  Professor  üblich-  Freiberg  „Ueber  Grad- 
messung^. 

b.  Herr  Vermessungs  -  Ingenieur  Fuhrmann- 
Dresden  „Ueber  die  an  die  Gradmessung  an- 
schliessende Triangulation^. 

c.  Herr  Vermessungsdirector  Gerke  -  Dresden 
^Ueber  Stadtvermessungen". 

2)  Besprechung   der   Lage    der   bei    den   deutschen 
Staatseisenbahnen  beschäftigten  Landmesser. 

Nach  Schluss  der  Versammlung  Besichtigung  der 
Ausstellung  in  der  Technischen  Hochschule. 


Porsonalnachrichten.  255 

Nachm.     3  Uhr:    Besuch    des    Mathematifichon     Salons    und    daselbst 

Vortrag  des  Herrn  Professor  Pattenhausen- 
Dresden  „lieber  die  Geschichte  mathematischer  In- 
strumente". Hiernach  Zusammenkunft  in  dem  an  der 
Elbe  gelegenen  Italienischen  Dörfchen  (Heibig), 
Theaterplatz. 

Nachm.     5  Uhr:    Fahrt  mit   dem  Dampfschiff  nach  Losch witz  und  mit 

der  Drahtseilbahn  nach  dem  Louisenhof. 

Abends  8  Uhr :  Beisammensein  in  dem  an  der  Elbe  gelegenen  Schiller- 
garten in  Biasewitz. 

Mittwoch,  den  5.  August. 

Ausflug  in  die  Sächsische  Schweiz. 
Vorm.   81/2  Uhr:    Abfahrt  mit  Dampfschiff  nach  Weblen.      Spaziergang 

durch  den  Wehlener  und  Uttewalder  Grund  nach  der 
Bastei.  Mittagessen  daselbst.  Wanderung  durch  die 
Schwedenlöcher  und  den  Amselgrund  nach  Rathen. 
Rückfahrt   mittelst  Eisenbahn  nach  Dresden. 

Ueber  den  Besuch  der  Königlichen  Museen  Dresdens  wird  später 
Mittheilung  gemacht  werden. 

Während  der  Dauer  der  Versammlung  wird  in  den  Räumen  der 
Technischen  Hochschule  eine  Ausstellung  geodätischer  Instrumente, 
Karten  und  Bücher  stattfinden,  zu  deren  Beschickung  ausser  den  Vereins- 
mitgliedern  auch  die  mechanischen  Werkstätten  und  Buchhandlungen 
eingelj^den  werden. 

Wegen  Auswahl  genügender  Räume  bitten  wir  die  Aussteller  bald- 
möglichst —  spätestens  bis  zum  1.  Juni  —  unter  Angabe  des  erforder- 
lichen Platzes  bei  Herrn  Professor  Patteü hausen  unter  der  Adresse 
—  Technische  Hochschule  Dresden,  Bismarckplatz  —  sich  anmelden  zu 
wollen. 

An  der  Ausstellung  werden  sich  die  Technische  Hochschule,  sowie 
verschiedene  staatliche  und  städtische  Behörden  betheiligen. 

Die  Vorstandschaft  des  Deutschen  Geometer-Vereins. 

L.    Winckel, 


Personalnachrichten. 


Königreich Prenssen.  Mlnisteriupa  für  Landwirthschaft, 
D.  und  F.  Die  bisherigen  Landmesser  Heidelck  zu  Konitz  und 
2!egelasch  zu  Bromberg  sind  zu  Königlichen  Oberlandmessern  ernannt 
worden. 


256  Berichtigungea. 

.    Grossherzogthum  Sachsen  -  Weimar.  Seine  Eöniglichß  Hoheit 

der  Grossherzog  haben  die  gnädigste  Entschliessang  gefasst^  vom 
1.  Januar  1896  ab  dem  bisherigen  zweiten  Assistenten  des  Grossherzogl. 
Vermessungsdirectors  Obergeometor  Christian  Herrmann  zu  Weimar 
die  Stelle  des  ersten  Assistenten  des  Grossherzogl.  Vermessungsdirectors 
und  dem  Geometer  Otto  Brückner  zu  £isenach  die  Stelle  des  zweiten 
Assistenten  des  Grossherzogl.  Vermessungsdirectors  unter  Verleihung  der 
Dienstbezeichnung  „Obergeometer^  zu  übertragen,  sowie  dem  Geometer 
Guido  Schnaubert  zu  Weimar  die  Dienstbezeichnung  ^Vermessungs- 
commissar*^  zu  verleihen. 


Druckfehler  in  Ulffers'  Coordinatentafeln, 

In  der  im  Jahre  1870  erschienenen  4.  Auflage  der  Coordinaten- 
berecbnungstafel  von  D.  W.  Ulffers  fand  ich  einen  Druckfehler  auf 
Seite  190  in  der  3.  Zeile  von  oben;  in  der  Spalte  80  und  zwar 

bei  Winkd      Sinus  26  o  54'  bezw. 
„  „       Cosinus  73  0  46' 

Die  falsche  Zahl  heisst  dort  32^49;  wofür  zu  setzen  ist  32^39. 
Karlsruhe  im  März  1896. 

W.  MdeVy 
Feldmesser  bei  Gr.  Eisenbahubauinspection. 


Berichtigung. 

Die  Abhandlung  von  Hammer  „Ueber  Winkelgrössen  und  ihre 
Bezeichnung  und  damit  Zusammeohängeades^  auf  S.  221 — 224  des 
vorigen  Heftes  d.  Zeitschr.  ist  wegen  Mangels  an  Raum  gekürzt^  aber 
ausserdem  durch  einen  Irrthum  in  der  Zusammenstellung  des  Heftes 
(Umbrechen  des  Satzes)  entstellt  worden.  Da  die  darin  behandelte  Sache 
wohl  schon  durch  die  Abhandlungen  in  S.  175—182  und  S.  189 — 191 
in  Verbindung  mit  dem  letzten  Theil  S.  221 — 224  genügend  klargestellt 
ist,  mag  die  vorstehende  Entschuldigung  genügen  und  die  Ver- 
öffentlichung des  noch  fehlenden  Theiles  unterbleiben.      D.  Red.     J, 


Inhalt. 

Grossere  Mittheilungen :  Zur  photogrammetrischen  Praxis,  von  Finster- 
wal der.  —  Berechnung  einer  geodätischen  Linie  aus  geographischen  Coor- 
dinaten  und  conformen,  ebenen  Ooordinaten,  von  Vogeler.  —  Der  mittlere 
Verzerrungsfehler,  von  Jordan.  —  Gesetze  und  Verordnungen.  —  Vereintangelegeii- 
heiten.  —  Personalnachrichten.  —  Berichtigungen. 

Verlag  von  Konrad  Wittwer  Stuttgart  —  Druck  von  (Gebrüder  Jänecke  in  Hannover. 


^r7: 


ZEITSCHRIFT  FOR  VERMESSUNGSWESEK 

Organ. des  Deutschen  Geometervereins.  ^     ' 

Herausgegeben  von 

Dr.  W.  Jordan,  und  OL  Steppas, 

Professor   in    Hannover  Steuer-Ratb  in  München. 


1896*  Heft  9.  Baiicl  XÄV. 

Vergleichung  der  Mecklenburgischen  conformen  Kege]|- 
projeetioR  mit  (i«r  eongruenten  Soldner'seben  Projection ;- 

Ton.B.  Vogaler,  Eammar'Ingenieu. 

•    ■     .1.1..  "..•■, 

•   •  »  .  ■  .  . 

Im  Anaohlosse  an  unsere  Bereehnun^en  Im  leisten  Hefte  deir  Zeit* 
Schrift  8.  248  möchten  wir  noch  eine  Vergleiohang  der  Mecklenborgischen. 
Projeotion.  mit  der  eon^uenten  Soldner^aeben  Projectten  vornehmen  und. 
hiermit  gleichseitig  Stellung  nehmen  zu  der  in  letzter  Zeit  mduf ach. 
behandelten  Frage«  ob  Gauiss^sche  oder  Soldner 'sehe  Coordinaten  ft&r 
KatasterzweokiS  vortbeilhafter  seien.  . 

Wir  mtlsaen  surttckgreifen  auf  die  Bonoer  BauptvertaintnluDg  des 
Deutschen  Geometervereins  (Zeitschr.  1895;  S.  339 — 341  und  S.  5Q8bi» 
509)  und  bemerken,  dass  wir  in  die  Debutte  über  die  tocstehende  Krage 
nicht  eingegriffen  haben,  weil  wir  «unafamen^  Professor  Kall  habQ  gesagt, 
dass    die.  40    Soldner'sehen    Göorduiatensysteme    Itlir    Preusste    noth-. 
wendig  seien,  wenn   man  nicht  besondere  EeduetSonsmaassstilbQ  für  die 
Längen   einführen  wolle.     In  Uebereinstimmung  hiermit  haben  wir  auch: 
in  dem  Bericht  über  jene  Hauptversammlung  in  den  Mittheilungen  des 
Meckl^burgitiichen  Geometer-Vei^eins  auf  8. 10  geschyieben  :\Wir  glauben 
nicht;  dass  von  Seiten  des  Herrn  Pro>fe8Sors  KoU  die  grosisen Vorzüge* 
eines  conformen  Systems  angelrweifelt  wurden/    Vergl.  hierzil  S.  55  der 
Mittheilungen     des    Würtiembergisehen    Geometer- Vereins."   —    Durch' 
diese  Bemerkung  sollte  nickt'  d4e  Glaubwür^gkeit  der  WürttembergischeR 
Mittheiluügen  angegriffen  we/deiv,  sondern  es  sollte  rein  objeetiv  gesagt 
werden;  dass  wir  es  für  unmöglich  hielten,  dass  Professor  Kell  auf  dem 
Standpunkt  stände^,  das  eonforine  System  wäre  für  Katasterzweetee  weniger 
brauchbar  als  das  Soldner  •  sehe«    Wir  konnten  umso  weniger  annehme»* 
dass  Professor   KoU  :  dieser  .  Ausist    sei;    weil   wir  'selbst '  sehen   vor 
20  Jahren   als  Stn<&render  der  Aachener  Hochschule  von   den  grosse» 
Vorzttg;en  des  conformen  Systems  durchdrunge»  wai*&&;  tttid- zwar  be  voir 
wir  wussten,  dass  Mecklenburg;  dessen  Landesvermessung  erst  im-Jkthite' 
1882  veröffent^eht  wurde,  dieses  System  hatte.     Im  Ji^e  1876  wurde' 

Zeitschrift  für  Yermessiingswesen  1896.    Heft  9.  17 


%8  Vogeler.    Vergleichnng  der  Mecklenburgischen  conformen 

uns  nämlich  als  Studirendem  von  unserem  damaligen  Lehrer,  dem  jetzigen 
Herrn  Oeheimrath  und  Professor  an  der  Berliner  Universität  Helmert 
ein  Separatabdmck  aus  der  Zeitschrift  für  Yermessungswesen  vom  Jahre 
1876;  S.  238  —  253y  ttbergeben,  worin  in  klarer,  leicht  verständlicher 
Weise  mit  den  einfachsten  Hülfsmitteln  der  höheren  Analysis  die  conformen 
Abbildungen  behandelt  sind.  In  dieser  Abhandlung  sind  die  Vorzttge 
der  Oauss' sehen  Projection  sowohl  für  die  Haupttriangulirung,  als  auch 
fttr  die  Detailtriangulirung  in  so  objectiver  und  ttberzeugender  Weise 
zur  Darstellung  gebracht,  dass  wir  allen  jttngeren  Landmessern,  die  sieh 
ttber  die  hier  vorliegende  Frage  orientiren  möchten,  dringend  empfehlen 
ktonen,  jenen  Artikel  zu  atndiren. 

Wenn  nun  Oenerallleutenant  Schreiber  thatsächlich  fOr  das  ganze 
SlO&igreich  Preussen  ftir  die  Triangulirung  I.  bis  III.  Ordnung,  in  rich- 
tiger Erkenutniss  der  grossen  Vorzüge,  ein  conformes  System  eingeführt 
hat,  und  wenn  femer  der  an  höchster  geodätischer  Stelle  in  Preussen 
stehende  Mann,  der  Professor  Helmert,  sich  zu  Gunsten  der  conformen 
Projection  ausgesprochen  hat  und  zwar  nicht  bloss  für  Triangulirung 
höherer  Ordnung,  sondern  ausdrücklich  auch  für  niedere  Ordnung, 
so  könnte  es  überflüssig  erscheinen,  noch  irgend  etwas  zur  Vertheidigong 
des  Öauss^schen  conformen  Systems  zu  sagen.  Wir  wären  auch  sicher 
nieht  in  eine  Erörterung  dieser  Fragen  eingetreten,  wenn  nicht  vom 
Professor  Koll  auf  S.  198  dieser  Zeitschrift  die  vorzügliche  Mecklen- 
burgisohe  Projection  in  ganz  unzutreffender  Weise  angegriffen  worden 
wäre. 

Koll  sagt  auf  S.  198:  1)  Mecklenburg  ist  ISö^km  breit  nud  230  km 
lang  und  kann  deshalb  für  die  Yerzermngsverhältnisse  nicht  maassgebend 
sein,  und  2)  Mecklenburg  kann  es  sich  noch  ruhig  „leisten^  die 
grösseren  Yerzerrungsfehler  der  Gauss 'sehen  Projection  in  den  Kauf  zn 
nehmen. 

Hierauf  sind  wir  eine  Antwort  schuldig  jenem  grossen  LeserkreiBe 
dieser  Zeitschrift,  welcher  sich  bisher  nicht  eingehender  mit  conformen 
ProjectiQuen  beschäftigt  hat  und  besonders  unseren  hohen  Behörden,  die 
voll  Vertrauen  auf  das  jetzt  zu  schaffende  Werk,  die  Triangulirung 
II.  und  in.  Ordnung  blicken,  an  welchem  wir  selber  mitzuarbeiten  haben. 

Zunächst  ist  die  Frage  zu  stellen:  ^Weswegen  kann  Mecklenburg 
sieh  noch  ruhig  grössere  Yerzerrungsfehler  leisten?'' 

.  Was  zunächst  die  Grösse  des  Landes  betrifft,  so  ist,  wie  wir  nachher 
ausführlicher  zeigen  werden,  Mecklenburg  fast  doppelt  so  gross,  als  im 
Mittel  eines  der  40  preussischen  Eatastersjsteme;  und  deswegen  kann 
Mecklenburg  sehr  wohl  als  ein  maassgebendes  Beispiel  betrachtet  werden, 
was  von  Koll  auf  S.  198  und  S.  202  bestritten  wurde.  Da  Mecklenburg 
ein  im  Wesentlichen  querachsiges  System  hat,  dessen  meridionale  Aob- 
dehnung  der  west -östlichen  Ausdehnung  bei  Soldner' schem  lästern  ent- 


Kegelprojection  mit  der  oongruenten  Soldner'schen  Projection.       259 

spricht,  hat  man  aar  nöthig,  die  eine  Dimension,  fbr  Mecklenburg  die 
Breite,  zu  berttcksichtigen,  um  die  YerzerrnngSFerbttltnisse  za  vergleichen, 

Oder  wenn  die  Grösse  des  Landes  genügend  ist,  sollte  Herr  Koll 
der  Ansicht  sein,  dass  der  Grund  und  Boden  in  Mecklenburg  nicht  so 
werthYoU  ist,  als  dass  man  nöthig  hätte,  bei  den  Flächenberechnungen 
die  Verzerrungsfehler  der  Projection  zu  berttcksichtigen?  Allerdings 
brauchen  wir  die  Verzerrungsfehler  nicht  zu  berttcksichtigen,  aber  nicht 
deswegen,  weil  der  Boden  so  geringw^hig  ist,  sondern  deswegen,  weil 
diese  Fehler  bei  unserer  vortrefflichen  Projection  so  ausserordentlich 
gering  sind,  dass  sie  praktisch  gar  nicht  in  Betracht  kommen. 

Treten  wir  nun  der  geodätischen  Seite  der  Frage  näher,  so  ist 
zunächst  zu  erwähnen,  dass  es  wegen,  der  kugelähnlichen  Gestalt  der 
Erde  nicht  möglich  ist,  die  Abbildung  eines  Landes  in  einer  ebenen 
Karte  ohne  Verzerrungen  zu  beschaffen.  Diese  Verzerrungen  sind  nun 
bei  der  Mecklenburgischen  Karte  so  bemessen,  dass  sie  ein  möglichst 
ähnliches  Bild  von  der  Wirklichkeit  giebt,  während  bei  der  Preussischen 
Katasterkarte  die  Aehnlichkeit  zu  Gunsten  der  Flächentreue,  Darstellung 
der  Grösse  des  Landes,  eine  erhebliche  Einbusse  erleidet.  Hierin 
liegt  wegen  der  Triangulirung  ein  bedeutender  Nachtheil  der  Preussi- 
schen Karte,  wie  wir  später  sehen  werden.  Ein  scheinbarer  Vortheil 
der  Preussischen  Karte  besteht  nun  darin,  dass  sie  die  Flächen  und 
Entfernungen  der  Grösse  nach  etwas  genauer  darstellt,  als  es  bei  der 
conformen  Projection  im  Allgemeinen  der  Fall  ist.  Dieser  scheinbare 
Vortheil  besteht  aber  auch  gegenüber  der  Mecklenburgischen  Karte 
nicht.  Es  ist  nämlich  durch  einen  Kunstgriff,  welcher  durch  Carl 
Friedrich  Gauss  in  „Untersuchungen  Aber  Gegenstände  der  höheren 
Geodäsie,   I.  Abhandlung,  Art.  2^  behandelt    wurde,    bewirkt    worden, 

dass   die   lineare  Verzerrung   ftir  Mecklenburg  im  Maximum  nur 

24328 

ausmacht   und  zwar   bei    einem  Abstände   von   80000  Meter  von    der 

Hauptachse,  während  in  Preussen  bei  einer  Entfernung  von  65  000  Metern 

von  der  Abscissenachse  die  Ordinalen  schon  eine  Verzerrung  von  -^p^pr^ 

erleiden. 

Wir  müssen  aber  hier  für  den  etwa  nicht  sachverständigen  Leser 
bemerken:  die  ganzen  Verzerrungen,  von  denen  bisher  die  Bede  war, 
sind  in  Karten  und  Plänen  ttberhaupt  nicht  sichtbar  und  fühlbar.  Auf 
einen  Meter  Länge  betragen  diese  Verzerrungen  nämlich  nur  0,04  bis 
0,05  Millimeter.  Diese  kleinen  Abweichungen  kann  man  mit  dem 
schärfsten  Zirkel  auf  einer  Karte,  mag  sie  in  einem  beliebig  grossen 
Maassstab  gezeichnet  sein,  auch  nicht  annähernd  fühlen. 

Für  Iiänder  von  erheblich  grösserer  Ausdehnung  wie  Mecklen- 
burg können  allerdings  die  Verzerrungen  Beträge  erreichen,  die  auch 
auf  Karten  fühlbar  werden. 

17* 


260  Vogeler.    Vergleichniig  der  Meoklenburgisoheii  conformen 

Setäsen  wir  den  Fall;  man  babe  ein  grösseres  Land  in  einem  einzigen 
conformen  System  dargestellt^  bei '  dem  die  Verzerrungen  etwa  den 
l'OOfaehen  Betrag,  wie  in  Mecklenburg  erreichen,  %o  ist  man  bei  dem 
conformen  System,  weil  die  Verzerrungen  nach  allen  Richtungen  dieselben 
sinäy  in  der  glücklichen  Lage,  dass  man  bei  der  MaassutabminfertignDg 
^das  Vergrl5sserung8verhältni88  für  ein  Kartenblatt  gleich  mitberftcksicHtigen 
kann.  Da  der  Praktiker  bei  der  Maassstabsasfertigung '  ohnehin  den 
Papier^ngang  bertfcksichtigen  muss,  so  kann  die  durch  die  Goniormität 
veranlasste  Rednetion  gleich  miterledigt  werden.  Mit  diesem  einen 
Maassstab  kann  man  dann  die  wahren  Längen  von  der  Karte  abgreifen 
4tnd  richtige  Flächenberecbnungen  ausflthren. 

Bei  Benutzung  unverzerrter  Soldüer^scher  Coordinaten  kommt  man 
bei  so  starken  VenSerrnngsverhältnisseH;  wie  wir  oben  annahmen,  mit 
einem  Maassstabe  für  jedes  Kartenblatt  nicht  aus,  sondern  man  wird 
in  die  unangenehme  Lage  versetzt/  eine  ganze  Windrose  von  Maass- 
stäben auf  die  Karte  zu  zeichnen,  bei  denen  für  jeden  einzelnen  das 
Vergrösserüngsverhältniss  nach  cos^  a  berücksichtigt  werden  muss. 

Warf  nun  bei  den  grossen  Verzerrungen  auf  der  Karte  gilt,  gilt 
schön  für  geringe  Verzerrungen  bei  den  genauen  Messungen  im  Felde 
und  bei  den  Berechnungen  auf  Grund  dieser  Messungen.  Hier  gestaltet 
Sich  für  did  conforme  Projection  wiederum  alles  sehr  einfach.  Die 
Reduction  aller  Längen  kann  man  durch  Addition  von  log  m  beschaffen 
und  die  Reduction  der  Richtungswinkel  nach  der  bequemen  Formel  (21) 
S.  248  dieser  Zeitschrift.  Bei  den  Soldner'schen  Coordinaten  macht 
sich  bei  der  Reduction  der  Längen  sofort  wieder  die  Windrose 
in  Gestalt  von  cos*  a  in  sehr  lästiger  Weise  bemerklich^  und  bei  den 
Richtungsreduction(^.n,  deren  Formel  auf  S.  203  mitgetheilt  wurde,  wird 
die  Sache ;  für  die  Soldner'sche  Projection  noch  viel  schlimmer,  ans 
folgenden  Gründen: 

Bei  der  conformen  Projection  in  Mecklenburg  kann  nämlich  die 
TriangulirungllL— IV,  Ordnung  ohne  alle  Reductionen—^u.  s.  w.  ausge- 
führt werden,  und  zwar  bis  zu  100  km  Entfernung  von  der  Hauptachse; 
es  sind  hierbei  Winkelverzerrungen  von  grösseren  Beträgen  als  etwa 
1"  bis  2"  nicht  zu  befürchten. 

Dagegen  bei  dem  Soldner'schen  System  der  preussischen  Kataster- 
yerwaltung  werden  alle  Winkel  III,  —  IV.  Ordnung  bis  herunter  zu  den 
Polygonzugswinkeln  durch  Verzerrungen  von  5"  bis  10".  entstellt,  wenn 
man  die  Systemgren^se  vop  60  000  Meter  vom  Meridian  erteicht,  oder 
um  ein  geringes,  überschreitet. 

Die  nachstehende  Tabelle  lässt  alle  Vorzüge  der  eonformen  Projection 
und.dte.Nachtheile^  die  die  Soldner*sehen  Coordinaten  mit  sich  bringen, 
klar  erkennen: 


Kegelprojection  mit  der  ooBgruenten  Soldner^echen  Projection.     .261 


Entfernungen  von  der  Hauptachse.  | 

• 
1                                                     , 

30  000  m 

40  000  m 

60000  m 

80000  m| 

Aa? — a?2 — a?j 
und 

• 

Ä 
•2 

0 

t 

1 

a 
'S 

OQ 

• 
hl 

Ph 

1 

0 
es 

o 

• 
P4 

1 

• 

Ä 

1 

0 
••• 

Soldner'sche  Proj. 

• 

hl 

1 

0 

1 

.1: 

a 

// 

99 

/» 

// 

/» • 

// 

II. 

*                                               • 

500  m 

OyO 

1,2 

,0,1 

2,1 

0,1 

4,7 

0,1 

8,2 

Triangnlinug 

1000  m 

0,1 

1,3 

0,1 

2,2 

0,2 

4,8 

0,2 

«,♦ 

!  in.— IV.  Ordn. 

5000  m 

0,4 

1,7 

0,5 

2,8 
3? 

0,8 
1,6 

5,7 

1,0 

11,? 

Triangulirnng 

10000  m 

0,8 

2,4 

1,1 

7,0 

2,1 

n.  Ordnung 

20000  m 

1,9 

3,9 

2,4 

5,6 

3,4 

9^^ 

4,* 

14,7 

Es.  gebt  aus  ^eser  Uebersidrt  hervor^  dass^  eine  ebene  Klein- 
tiiangolinuig  mit .  einer  Oenauigkeit  vob  db  i'  bi8  Z",  •  welche  den 
heutigen  Instrumenten  entspricht  und  durchaus  wünschenswerth  ist, 
bei  der  Soldner^schen  Projection  der  40  preussisclien  Systeme  zur  inneren 
Unmöglichkeit  wird.  Die  preussischen  Eatastersysteme  mUssten  auf  20 
bis  30  km  Abstand  von  der  Hauptachse  beschränkt  werden,  wenn  sie 
den  conformen  Goordinaten  mit  einem  Geltungsbereiche  von  80  bis  100  km 
Abstand  vom  Meridian  das  Oleiehgewicht  halten  sollten.  Auf  alle 
wesentlic^n  Punkte  unserer  vorstehenden  Auafllhrungen  ist  bereits  von 
Professor.  He  Im  er  t  im  Jahre  1876  in  dieser  Zeitschrift  auteerksgm 
gemacht,  und  wir  haben  gleidifalls  schon  im  Jahre  1892  auf  S.  S62 
und  563  auf  die  grossen  Vorzüge  der  eohformen  Projection  hingewiesen, 
auch  sind  femer  im  Y.  Theile  der  Mecklenburgischen  Landesvermessung, 
S.  18  und  S.  44  die  Vorzüge  besonders  hervorgehoben.  Derjenige 
Leser,  der  sich  auf  Grund  praktischer  Zahlenrechnungen,  über  die  Vor- 
züge dieser  Projection  informiren  möchte,  findet  in  dem  V.  Theile  der 
Meoklenburgischen  Landesvermessang*)  nicht  nur  die  nOthige  Anleitung 
sondern  auch  in  den  mitgetheilten  .Abiissen  lur^  Goordinaten  (^,  j^  und 
9,  X)  ein  ausreichendes  Zahlenmaterial. 

Zum  Schlüsse  müssen  wir  noch  besonders  darauf  hinweisen,  dass 
die  früheren  Ausführungen  auf  S.  198  und  211  dieser  Zeitschrift  den 
grössten  Vorzug  IfUr  Eatastervermessungen  darin  erblicken,  dass  eine 
Projection  möglichst  geringe  Flächen  Verzerrungen  giebt.  Wir  möchten 
demgegenüber    hier    eine  andere  Anschauung  von  der  Sa6lie  darlegen; 


♦)   Zu   beziehen  durch    die-  Stiller^sche  '  Hofbuchhandlung   in  Schwerin. 
Preis  4  Mk. 


262       Vogeler.    Vergleiobnng  der  Meoklenb.  confonnen  Kegelprojection  etc. 

Die  Yon  der  Projection  herrührenden  Flächenverzerrnngen  dürfen 
allerdings  nicht  grösser  sein^  als  dass  die  mit  Messlatten  oder  Stahl- 
band gemessenen  Linien  und  Grundstücke  ohne  Zwang  in  die  Projection 
eingepasst  werden  können.  Die  Flächenverzerrnngen  dürfen  femer  nicht 
so  gross  sein,  dass  die  aus  den  Goordinaten  berechneten  Flächen  so 
unrichtig  erhalten  werden^  dass  die  Differenz  praktisch  Yon  Bedeutung 
ist.     um    diesen  Anforderungen  zu  genügen^   könnte  das   Verzemings- 

verhältniss  aber  sogar    ^^^.   betragen;  denn  für  die  Flächenberechnung 

10000 

würde   hieraus   für   10  000  Quadratmeter^    oder    1  ha  erst    ein   Fehler 

von  1  Quadratmeter  für  die  Soldner'sche  Projection  und  2  Quadratmeter 

für  die   conforme  Projection  resultiren.    Diese  Fehlergrenze   genügt  für 

alle  Fälle;  denn  praktisch  lässt  sich  ein  Grundstück  überhaupt  nicht  mit 

dieser  Genauigkeit   weder  unmittelbar   nachmessen^    noch   viel  weniger 

wirthschaftlich  ausnutzen. 

Die  Verzerrungsverhältnisse  von  diesem  Range  für  Flächenangaben 
besonders  berücksichtigen  zu  wollen,  wäre  ebenso  unrationell^  als  wenn 
Jemand  z.  B.  auf  der  Eifel  westlich  von  Bonn  die  von  der  Höhe  über 
dem  Meere  herrührende  (viel  stärkere)  Reduction  in  Rechnung  stellen 
wollte. 

Die  vorerwähnten  linearen  Verzerrungen  und  Flächenverzerrongen 
sind  nun  gleichfalls  bei  der  vorzüglichen  Mecklenburgischen  Projection 
ausserordentlich  gering.  Die  beiden  Grossherzogthümer  Mecklenburg- 
Schwerin  und  StrelitZy  welche  geodätisch  ein  Ganzes  bilden,  haben 
295  Quadratmeilen  Fläche.  Preussen  hat  6326  Quadratmeilen  Fläehe 
und  hierauf  40  CoordinatensystemC;  so  dass  also  im  Mittel  nur  158 
Quadratmeilen  oder  nicht  viel  mehr  als  etwa  die  Hälfte  von  Mecklenburg 
auf  ein  System  fallen.  In  Preussen  hat  man  an  den  Grenzen  dieser 
kleinen  Bezirke^   bei    einem  Abstände  von  65  km  von  der  Hauptachse 

bereits  eine  lineare  Verzerrung  von  ^  während  Mecklenburg  über- 

äO  oüo 

haupt   nur   eine  Maximalverzerrung   von  hat;  hieraus  resultirt 

weiter  als  Maximal -Flächenverzerrung  auf  1  ha  für  Preussen  0,5  und 
für  Mecklenburg  0,8  Quadratmeter. 

Die  vorzügliche  Projection  hat  Mecklenburg  dem  Geodäten  Paschen 
zu  verdanken,  dem  es  schon  als  Studirendem  in  Gtöttingen  von  seinem 
Lehrer  C.  F.  Gauss  prophezeit  worden  war,  dass  er  sicher  später  noch 
einmal  die  Landesvermessung  seines  Vaterlandes  leiten  würde.  Bevor 
Paschen  im  Jahre  1853  die  Mecklenburgische  Landesvermessung  in 
Angriff  nahm,  machte  er  eine  grosse  Studienreise.  Paschen  besuchte 
alle  europäischen  Länder^  von  denen  er  wusste,  dass  sie  gute  Ver- 
messungen besassen.    Dies  steht  actenmässig  fest.   Es  scheint  uns  zweifei- 


' 


Poller.    Bestimmang  der  Näherung^ werihe  von  WorselB  etc.         263 

los,  das8  Paschen  entweder  sohriftlich  oder  mündlich  mit  seinem 
früheren  Lehrer  Gauss,  der  ja  bekanntlich  erst  am  23.  Februar  185Ö  starb, 
durchberathen  hat,  welche  Projection  er  für  Mecklenburg  wählen  solle. 
Wir  werden  in  historischem  Interesse,  falls  wir  hierüber  Zuverlässiges 
erfahren  sollten,  in  dieser  Zeitschrift  berichten.  Vorläufig  kennen  wir 
es  nur  als  wahrschelnlieh  bezeichnen,  dass  der  grosse  Heister  Oauss 
seinen  Bath  ertheilt  haben  wird. 

Wir  können  nicht  schliessen,  ohne  den  Wunsch  auszusprechen,  dass 
die  herYorragenden  geistigen  Schöpfungen  von  Oarl  Friedrich  Oauss 
auch  von  den  praktischen  Landmessern  bei  den  Eatastervermessungen 
in  den  übrigen  deutschen  Staaten  gebührend  gewürdigt  werden  möchten. 

Schwerin,  15.  April  1896.  Vogeler. 


Bestimmung   der  Näherungswerthe   von  Wurzeln   aus 

numerischen  Zahlen; 

Yon  Ingenieur  Puller  in  Saarbrücken. 

Soll  aus  einer  Zahl  von  der  Form  a=p^±q  die  nte  Wurzel 
gezogen  worden,  so  setze  man: 

n. n 1 

ya  =  yp^  db  ?=^±  — ;  erhebt  man  diese  Gleichung  in  die  nte 
Potenz  und  Yemachlässigt  die  höheren  Glieder,  so  entsteht: 

p-±<Z=l>-±«^+^^9      oder  (1) 

qx  .  n— 1     1 

Setzt  man  noch  z  — p=  ±  —  >  so  dass  z  der  gesuchte  Werth  der  Wurzel 
ist,  so  findet  man: 

Diese  Gleichung  ist  gtUtig,  wenn  q  in  Bezug  auf  jp*"  eine  kleine  Zahl 
darstellt,  da  dann  die  Zahl  x  gross  ausfitUt  und  die  yernachläasigten 
Glieder  in  der  Formel  (1)  nur  einen  geringen  Betrag  ausmachen  werden 
mit  Rücksicht  darauf,  dass  x  in  dem  Nenner  vorkommt. 

Die  Anwendung  dieser  Formeln  (2)  kann  nun  in  der  Weise  vor- 
genommen werden,  dass  zunächst  an  Stelle  der  unbekannten  Zahl  z  der 
Werth  z^=p  eingesetzt  wird;  dadurch  entsteht: 

x,=— — als  erster  Näherungswerih.  (3) 

Mit  Hülfe  der  Gleichung  z=^p  ±  -  erhält   man  unter  Benutzung    der 


X 


^      ^       x^      -^      np^—^ 


:2^  Poller.    BeBtimmung  der  Näheningvwertbe  yöb  Wurzeln 


2np^  db  (»—1)  Q 

daraus  entsteht    x.  =  — - — ^r— ^ ^-^  und  wiederum 

*  2pq  ; 

z,=p±- ^-P^  ,;  (5) 

^       ^       2wj?"  ±  (»—1)  q  .  ^ ' 

Dieses  Verfahren  k|inn  beliebig  weit  fortgesetzt  werden,  wodurch  maii 
zu. einer  grossen  Anzahl  von  Näher ungswerthen  gelangen  kann. 

Es  sollen  nun  vorstehende  Resultate  ftü*  die  vielfach  kommenden 
zweiten  und  dritten  Wurzeln  angewendet  werden. 

•  1)  lAusziehen  der  Quadratwurzeln. 

Hierfür  hat  man  in  den  oben  entwiekeliep  Formeln  n;=;5  2.zu8etzeQ. 
.Pw  liefert  nach  Gleieltang  (4)  nnd  (5) 

(6)       .:  z,=p±^    und    «,  =.jp  i  .j^^ :  .  (7) 

Es  ist  hier  noch  zu  bemerken,  dass  ftir  diesen  Fall  die  Oleichung  (1) 
genaue  Werthe  liefert^  wie  gross  auch  die  Grössen  p  und  q  ans- 
.'fallen  iiifigen/  TJm^  dennoch  de»  Werth  g  mlig]kiai  kJlain-  z«  bidtefl; 
was  aus  praktischen  Gründen  *  zweckmässig  erscheint^  kann  man  das 
doppelte  Vorzeichen  von  q  berücksichtigen ;  es  wird  daher  q  am  grössten, 
wenn  die  Gleichubg 

^  ^p-r  ^; P_=p  +  i  besteht. 

^  2  ^  .       2  .: 

:Hierras  folgt;  dass  man  für  jede  Zahl  a  ^ie  Grösse  p  so  wählen  kaofi, 
dass  q  nicht  grösser  als  p  wird.  Setzt  man  q=p  in  die  Gieichnngen 
(6)  und  (7)  ein,  so  entsteht 

4ß  ±  1 

^   4|)  ±  1 

'Für  'die  Vorliegenden  zweiten  Wurzeln  kann  mian  aber  noch  zu  anderen 

Formeln  gelangen.     Setzt  man  nämlich 

-     .2o        1  1         : 

' :)  X  =SL-^  zk  — '  und  «  =  »  ±  — ,  so  entsteht  ^daraus: 

q        qx  ^       x'  . 

"  •     .  I  »  . 

2ü       1 

•Ä«jp  dt   ^i,  A-    <^der,  we»n  für  ajwiedv  der   Werth,  -^  ±r^ 

■        '         ?       9«  ...  • 

,■  .    ..  /  1.         •     .     .  '    •(.    r   ■ 


z^  =p  ±  -ft  und  253  =^  dz  '^^  ^  ^  ;  der  nächste  Näherungswerth  lautet 


eingeführt  wird,  V  =  p  dh  —  ±  -^ — -—-   u.  s.  w. 

'  ?       /2p  ^    1\ 

i\q       gpo/  : 

Man  erhält  demnach  für  z  den  Bruch 


(:■'  -i 


2p 


a  =i>  ±  q  "^  2p±     1  oder  »uch  z=p  ±    ^"^  ^-^--— —  "(8) 


2g 
P 


2p 


.    ans  iiiimeiiBeheB  Zahlen.,       :  -265 

das  ist  em Bruch,  in  derFK»riti  eines  Kett^lkrbches^.iGl^slen .Zähler  niobt 

gleich  Eins,  sondern  gleich  q  sind. 

''    Bezeichnet  man  noch  -^mit  w,  so  wird 

1 
2;=:«  dt -^ mit  der  Periode  «n,  2jt>.  (9) 

■^      w  ±         1  . 

,  ■  ■ .  ,  ,         •    • 

2üdb    1 
Beide  Formeln  (8)  und  (9)  werden  zd.  gewöhnlichen  KißttehbrÜchen^ 

.    .1  ■  ...v.    2f        /  -•'■..        .•         .     :     .  •  -.. 

wenn  q=^  1  oder  m^=^  -^  eine  ganze  ZaU  ist.. 

'  Die  Brtttidxfoark-eit  vorstehender  Eesnltate  soll  ah  «itiigen  Zahlen- 
beispielen gezeigt  werdend  .    .     5  :   • 

Zunächst  nehsne^:  man :  9.  mSSglftchst  gross  an^  also  nach  Obigem 
gleich  }>;  d^nneKhäli  man  für.^:4;»31 

l)|/^^+^a=|/992  Die  Näherungswerthe  s  werden  dann  .. 

62 
^^  =  31;  ^Jj  =  31,50;- 2?3=  31  4- -—-:=:;  31,496  und 

125 
;^,  =  31  +  -2^=  31,4960317  .  .  .,    .  ^  

während  der  genaue  Werth  für  z  lautet:  31,4960315^ . . . .,  so  dass  z^ 
auf  6  Pecimalstellen  mit  z  übereinstimmt.  , 

2)  y  p^—p    =V  930;  ii  =  31;  2?2  =  30,50; 

;23  =  31  —  -^=30,49593;  z,  =f  31—  ^||-  =  30,4959017: 

Der  genaue  Werth  der  Wurzel  ist  30,495014 .  .  .  .,  so  dass  auch  hier 
eine  Uebereinstimmung  auf  6  Pecimalstellep  erreicht  ist. 

Es  ist  femer  klar,  dass  eine  weiter  gehende  Genauigkeit  erzielt 
wird,  wenn '2  kleiner  ate  |)  ist. 

Man  setze  z.  B.  ^  =  10  und  q  =  d,  so  wird 

3)  2?=V^jp^  +  y=^  V^  ^^^    •     ^®  Näherungswerthe   nach   Öl^ichung 

•    ■-     -  •     '    •      ■  ■  20.  ■     ■■    *■'  ■■'      •'-        --  •        

(9)  lauten,  da  m  =  -r-iBt: 

o 

2,  =10;    «i  =  10  +  ^'==  10,15 ;'2,  ==10t+'  -^  =^  »,14888  .... 

1209       -   •                     *'";';...  -  '         ..." 

und  2,  =  10  +  gj2^  =  10,.Uft8916  , ., 

was  einer  Ueb^efinsthnmung  mit  dem  graten  Werth  bis  auf  7  Decimal- 
stelleir  entsprieht.  *  '  '    :  ? 

Ebenso  findet  man 

4)  z=y p^^q=±:^y  97  .     Ke  Gleichung  (9)  liefert:: 

0,  =10;  '^,=  10-  ^  =  9,85;  ^3  =10-  -^  =l9;ß489  .  .       ^ 

1191 

und  z^=  10  — —-^  «a  9,3488578  .  .- .  .      - 


266        Puller.    Bestimmiuig  der  Näherangswerthe  yon  Wurzeln  etc. 

dieser  Werth  stimmt  ebenfalls  bis  anf  7  Decimalstellen  mit  der  genauen 
Wurzel  tiberein. 

Wird  eine  noch  grössere  Genauigkeit  gewünscht,  so  kann  man  ent- 
weder noch  weitere  Näherungswerthe  berechnen,  oder  für  obiges  Beispiel  3) 
setzen: 

;?j  =10,15;   also   Y  103     ="|/pi'— 3i       =  V  103,0225—0,0225, 
so  dass  q^  =  0,0225  wird. 

Dadurch  wird  für  den  vierten  Näherungswerth  ein  nicht  unbedeu- 
tender Grad  der  Genauigkeit  erreicht  werden.  Aus  vorstehenden  Ent- 
wickelungen  kann  man  noch  entnehmen,  dass  um  so  weniger  Nähenmgs- 
werthe  berechnet  werden  müssen,  um  so  mehr  ^^  grösser  als  q  oder  als 
p  ist,  was  stets  bei  grossen  Zahlen  a  zutrifft. 

2)    Ausziehen  der  Kubikwurzeln. 
Für  den  hier  vorliegenden  Fall  ist  n=s3  zu  setzen;  das  liefert 
nach  der  Gleichung  (2) 

X  B=s  — ^  z  und  z  =  p  ±.  — 
q  ^        X 

die  Näherungswerthe  lauten  dann 

q  pQ 


Als  Zahlenbeispiel  werde  ^  =  8     ;    j  =  1   gewählte    Dieses  giebt  für 
Y^iS    die  Werthe 

^^  =  8;   25j=8+  --1^  =  8,005208..   und 

lt7^ 


^3  =  Ö  +  r^^;;-  =^»0052049 . . . , 


_8 
1537 

welche  Zahl  mit  der  genauen  Wurzel  bis  auf  diese  7  Decimalstellen 
übereinstimmt. 

Wtlrde  man  dagegen  ^  =  8  und  q  =  108,  d.  h.  a=p^  +  gr  =  620 
setzen  (für  p  =  8  der  grösste  Werth  q),  so  findet  man  die  Nähenmgs- 
zahlen: 

;?,=8;  ;?,  =  8+4?|-  =  8,56   und2^3  =  8+    ^^^ 


^  '192        ^  ^  *     1644 

oder  2^3  =  8,525,  während  der  genaue  Werth  lautet 

z  =  8,5270190. 

Wie  man  sieht,  ist  hier  der  Unterschied  von  z  und  z^  schon  be- 
deutend, was  seinen  Grund  darin  hat,  dass  q  im  Verhftltniss  zu  p 
gross  ist. 

Will  man  einen  besseren  Werth  0,  erhalten,  so  setze  man 

Ye^  =  f  8,53'  —  3i   =  1^620,650477  —  0,650477  .   ; 
dadurch  wird  q  (genügend  genau)  gleich  0,65  und 

z,  =  8,53  -  ^^^^  =  8,52703. 
3       '^y''''       1861,3        ^ 


Steiff.   Jittirliche  Kosten  fUr  Vermessimg  nod  Y ermarkung  in  Württemberg.     S67 

Ans  diesen  Zahlenbeispielon  ist  zu  erkennen,  welchen  Weg  man  bei 
der  Bestimmung  der  Kubikwurzeln  einschlagen  muss,  um  zu  branchbaren 
Werthen  zu  gelangen. 

Eine  weitere  Ausnutzung  vorst^ender  Formeln  ftlr  die.  vierte^ 
fünfte  etc.  Wurzel  ist  nicht  rathsam  und  soll  daher  hiervon  Abstand 
genommen  werden. 


Jährliche  Kosten  fOr  Vermessung  und  Vermarkung 

in  Württemberg* 

L    Ausgabe  des  Staats. 

Aus  dem  Hauptfinanzetat  1896/97  fttr  das  Königreich  Württemberg 
stellep  sich  nachstehende  Staatsausgabea  zusammen  fttr  Vermessungen 
mid  deren  Bevision,  sowie  für  Vermarkung  etc. 

A«. Departement  des  Innern« 

(Gap.  29.)    Kosten  der  Feldmesserprttfung:    1300  Mk. 

(Gap.  34.)  Centralstelle  ftlr  die  Landwirthschaft,  Abtheilung  fttr 
Feldbereinigung.  Gehalt  und  Wohnungsgeldzuschuss  der  Vermessungs- 
beamten, sowie  sachlicher  Aufwand:  19270  Mk.  Dieser  Ausgabe  steht 
als  Einnahme  gegenüber:  Ersätze  2000  Mk. 

B.    Departement  des  Kirchen-  und  Schulwesens. 

(Cap*  97.)  Kosten  der  Theilnahme  an  dem  wissenschaftlichen  Unter- 
nehmen der  internationalen  Erdmessung:  1400  Mk. 

C.   Departement  der  Finanzen. 

(Gap.  103.)  Statistisches  Landesamt.  Gehalt  und  Wohnungsgeldzuschuss 
der  Vermessungsbeamten,  sowie  sachlicher  Aufwand  fttr  topographische 
Arbeiten  und  Lithographie:  67  440  Mk.  (darunter  fttr  Herstellung  einer 
Höhencurvenkarte  im  Maassstab  1 :  2500  und  1 :  25000  «  17  500  Mk.) 
Als  Einnahme  steht  gegenüber:   Erlös  fttr  Karten  7000  Mk. 

(Gap.  111.)  Domainenverwaltung.  Vermessungs-  und  Vermarkungs- 
koBten:  5000  Mk. 

(Gap.  112.)  Forstverwaltung.  Oehalt  und  Wohnungsgeldzuschuss 
der  Vermessungsbeamten,  sowie  sachlicher  Aufwand:  27  190  Mk. 

(Gap.  124.)  Orundsteueryerwaltung.  Abtheilung:  Erhaltung  und  Fort- 
führung der  Flurkarten  und  Primärkataster  (Landesvermessung).  Gehalt 
Wohnungsgeldzuschuss  und  Reisekosten  der  Vermessungsbeamten  des 
Kataster-Bureaus,  sowie  Canzleikosten  desselben  und  sachlicher  Aufwand: 
29]530Mk.  Oehalt  und  Wohnungsgeldzaschuss,  Reise-  und  Canzleikosten 
der  Fortftthrungsbeamten  (Bezirksgeometer) :  134  540  Mk.  Gehalt  und 
Wohnongsgeldzuschuss  des  Vorstands  der  K.  lithographischen  Anstalt^  Tag- 
gelder der  Lithographen  und  Drucker,  sowie  Canzleikosten  der  Anstalt 
28  550  Mk.,   zusammen  Ausgaben  in  Cap.   124:192  620  Mk.     Diesen 


' 


26B     3teiff.    Jährliche  Kosten  flu:  Yenaeasiuig  und  Vennarkanff  In  WOittemberg. 

stehen,  als  Einnahtneii  .gegenüber:  rJkUa  and  FintkarteaaMrUt^en/.Stadt- 
und  Ortapl&nen.  10300  ttk.;  ErsttUa  fttr. Arbeite»  der  Besirkegeometer 
17  500  Mk.  zusammen  27  800  Mk. 

:D.  Departement  d:er  aaswärtigenAngelegeniieiteii. 
Abtfaeilung.  für  .VerkehrB4nstaUerii. 

(Cap.  118.)  Gehalt;  Wohnungsgeldznschuss  und  Reiaekoaten  der  Yer- 
messnngsbeamten,  sowie  sachlicher  Aufwand:  109  800  Mk. 

Hiemach  ergiebt  sich  als  Snmme  der  jährlichen  Staatsansgaben 
424  020t  Mk.j  welcher  gegenübersteht  eine  Summe,  der  .jährlichen  Staats- 
ein»ahmen  36  800  Mkj  (Hierunter  sind  "^  nicht'  inbegriffen  die  Kosten 
der  obersten  Leitung,  sowie  die  reinen  Yefwaltungskosten  für  Bevision 
und  Eassenwesen.  Da  aussei4em  einzelne  Posten  durch  Schätzung 
aus  grösseren  Posten  .ausgezogen  "wla^eB;  so-  kann  die  Unsicherheit  der 
Getiammtstiitime  dl  5^/0  betragen.). 

IL  Ansgabeii^  dar  Gemeiiideii-  nnd  GnuidbesitKer* 

Um  einen  Gesammtttberbliok  ttber  di€l  jähi'lichen  Kosten;  welche 
durch  das  öffentliche  Vermessungswesen  entstehen; -^u  erhalten,  sind  noch 
nachstehend«  ^Posten  durch  Schätzung  gewonnen  werden.  Ans 
l^zterem  Orunde  sind  dieselben  jedoch,  zumal  der  jiäuiiehe  An&U  der 
Arbeitern  Überhaupt  sehr  schwankend  ist,  atEf  eitwa  tk  25%  unsieher. 

-ä)  Ausgaben  der  Betheiligten  fttr  Ausifflhrulig  von  Fddbereinigung«n 
(jedoch  nur  für  vermessungstechnische,  nicht  ottlturtedinische  Arbeiten): 
60  000  Mk. 

bV'  Ausgaben  der  Betheiligten'  für  Beibritrgung  der  Handrisse  und 
Messurkunden,  welche  als'  Grundlage  für  die  Fortführung  •  des  Katasters 
und  somit  auch  zur  Sicherung  des  Immobilien verkehlrs  dienen :  200  000  Mk. 

c)  Ausgaben  der  Betheiligten  für  Instandhaltung  und  Ergänzung  der 
Orundstttcksvermarkung:  220  000  Mk. 

d)  Ausgaben  der  Bethdligten  in  Stadt-' uüd  Ortsbauplahsachen  (Her- 
stellung von  Ortsbauplänen,  vdn  Läg^plänen  für  •  Bauconbession  etc.)'. 
90  000  Mk. 

Dies  giebt  als  Summe  a)  bis  4):  560  000  Mk.      ^  ^  • 
Endlich   dürften   noch  die  Ausgaben  für  reine  Privatverm^ODgen 
(Nivelleinents,  Baumessungen,  Pröcesssachen  etc.)  beträgenT  20Ö00Mk; 
woraus  sich   als  Jährliche  Gesammtiausgabe  für  Vermessung    und  Ver- 
markung  ber«ch&«(tl  004020  Mk.  rands=r=l  Million  Mark.-  St. 

Zu  dieser  ungemein  werthvollen  Mittheilung  aus  Württemberg 
mächten  wir  nur  beifügen,  ob  nicht  auch  aus  anderen  Staaten  soleKe 
Kostenzusammenstellungen  zu  erlangen  wären?'  Unsere*  bekanntlich  hin- 
'sichtlich  ihrer  Bedeutung  im  Staatsorganisknus  vielfach  unterschätzte 
Wissenschaft  würde  dadurch  in  den  Augen  manches  Staatsbeamten  ins 
richtige  Licht  gesetzt  werden.  Ö.  Red.  J» 

.-•  s  .  ,  ..*■'.  , .  ■.      *        •■  '  ■  ■'■  ■  •  •  V  {  . 

•  -.  t  $    X  •••.'-..;  »  J        ^  w  I  ..  .-»1  ».«' 


Sossnai    Adf  Itttmtg  des  ein&eben  MdcwärtaeiiuKifaiiitts  etc.         269 


Auflösung  ckis  einfachen  RQcfcwärtseiitschtHlfs  mittelst 
Rechenmaschine  und  numerisch-trigonometrischer  Tafel, 

»  *  ■ '        .'  ■  •  _.     ■       ■ 

In  der  Reihe  der  ve'rschiedenailiigeil  für  d^n  düfachen  Rückwärts- 
einsclmitt  anwendbaren  Rechnungsweisen  möge  '  eine  Weitere  Lösnng 
äieses  Problems^   die  dich  in  ihrel*  AasfQlirang  höchst  einfach  und  knr^ 

gestaltet^  Aufnahme  finden.'   Der  ein- 

•  •  • 

zustühlagende  Weg  'stützt  sich  anf  rein 
namerische  Rechnung  und  s^tzt  di^ 
Bentftzung  einer  Rechenmaschine  vor- 
aus. Die  dabei  in  Betraeht  kammenden 
Rechenfonndn  lassen  sich  folgender- 
maassen  ableiten: 

In  den  nebenstehenden  -  Figures  . 
sollen  L,  My  R  die  coordinatenmässig 
gegebenen  Festpunkte,  P  der  zu  be- 
.  stinmiettcbs  Neapttoikt  imd  a  i  und .  ß  die 
in  diesem  Punkte  gemessenen  Winkel 
bedeuten.  '  Denkt  man  sich  in  P  aitf 
PMy  femer  in  L  atif  LM  -  und 
sdiliesslich  in  R  sßdi  RM  Lothe  er^r 
richtet,  «o  entstehen  unter  Absehung 
von  einigen,  in  der  Natut  dlne  kttnstls 
liehes  Zuthun  höchst  selten  iBintretensdett 
Sonderfällen  auf  dem^  zujerst  gonannten 
Lothe  stets  zwd  Schnittpnnkte,  V 
und  TF,  deren  Coordinatenuntersehiede  in  Bezng  auf  21/ sich  auf  folgende 
Art  leicht  bestimmen  lassen:  r  '  > 

In  Bezug  auf  di«  erste  Figur  ist:       ' 

L  F±=i  ö.  cotga;  {L  F)««(LJir)+900; 

R  W=^  b  .  cotg  ß;  {RW)={RM)^dO^. 

(yy  —  yL)=-LF*8in(LF)^=  (^•cotgavC08(Lif)=3 :  (iCif  •*-a?^)-cotga; 
{xy'^XL)=L  F-  cos  (L  F)—  a  •  cotga  •  sin  (^LM)  =  -^  {yu  —  yx)  •  cotg  «:; 
(jF— i/Ä)=ÄTF.sin(ÄTF)=  — 6-ftötgß-co8(iJitf)= — (xjf  — a;j2).cotgß; 
(asw'— a:Ä)=ÄTFcos(i2TF)=  .6.cotgß-sia(5il/)=  (yjf  —  yi2)-cotgß 
Verschiebt  man  nun  den  Anfangspunkt  des  bestehenden  allgemeinen 
Coordinatensystems  nach  ilf,  jejo  erhält  man  die  Coordinaten  der  Punkte 
Fund  TF,  ausgedrtickt  in  diesem  zweiten  System,  durch  folgende  For- 
meln, in  denen  die  neuen  Coordinaten  durch  Vorsetzen  des  Buchstabens  A 
TO?  die  entsprechende  alte  Bezeichnung  kenntlich  gemacht  sind: 

Ayv  =  4.=  A yx  —  Axl .  cotg  a; 
Axv  =  B  =  Axl  +  AyL'(^otga;  . 

Ayw=C  =  AyB  +  AxB'Ootg^]  (  ^^^ 

Axw=  I>=  Axr  —  AyR.  cotg  ß; 


W 


270       SoBsna.    Auflösimg  des  einfachen  Bückwärtseinsclmitts  mitteiat 

Es  bleibt  nun  noch  ttbrig  den  Nachweis  zu  fUhren,  dass  diese  am 
Fig.  1  abgeleiteten  Formeln  Gültigkeit  besitzen  für  jede  beliebige 
Oruppimng  der  vier  betheiligten  Punkte.  Da  ohne  Weiteres  eine  Be- 
ziehung zwischen  Azimuth  (L  V)  und  Winkel  a  und  ebenso  zwischen 
Azimut  (jB  W)  und  Winkel  ß  zu  erkennen  ist;  dergestalt^  dass  wenn 
Azimut  {L  V)  bezw.  (£  W)  einen  Zeichenwechsel  in  den  Formeb  (1) 
verursacht,  gleichzeitig  ein  solcher  durch  cotga  bezw.  cotgß  beding 
wird;  so  kann  von  der  Lieferung  des  strengen  Beweises  Abstand  ge 
nommen  werden. 

Nach  Kenntnissvder  aus  den  Formeln  (1)  hervorgehenden  Coor- 
dinaten  der  Punkte   V  und  W  ergiebt  sich  weiterhin: 

und  in  unmittelbarem  Anschluss  daran: 

(MF)  =  arc  tang  j^""^  +  90°  }(2) 

Zum  Zwecke  der  Ermittelung  der  Seitenlänge  MP  drehe  man  nun 
das  Achenkreuz  des  zweiten  Goordinatensystems,  den  Anfangspunkt 
desselben  (Jf)  in  seiner  Lage  unverändert  lassend,  in  rechtläufigem 
Sinne  so  weit,  bis  die  ursprüngliche  positive  Richtung  der  Abscissen- 
achse  mit  dem  Azimut  (MP)  zusammenfällt.  Durch  diese  Maassregel 
wird  erreicht,  dass  die  Strecken  MP,  VP  und  WP  in  dem  neuen 
Svstem  als  Goordinaten  der  Punkte  V  und  W  auftreten  und  zur  Be- 
Stimmung  derselben  die  bekannten  Umwandlungsformeln  Anwendung 
finden  kennen.  Da  nun  der  Winkel,  welcher  von  der  positiven  Rich- 
tung der  Abscissenachse  dieses  dritten  Systems  zu  derjenigen  des  zweiten 
überführt,  gleich  der  Ergänzung  des  Azimuts  (MP)  zu  360^  ist,  ge- 
stalten sich  bei  Einführung  dieses  Azimuts  die  ümwandlungsformeln  fOr 
die  allein  Interesse  bietende  Gerade  MP  folgendermaassen: 

MP=A'  sin  {MP)  +  5  •  cos  (MP)] 
=  C.  sin  (MP)  -f  /).  cos  (MP). 

Ist  MP  nach  einer  dieser  beiden  Formeln  ermittelt,  so  findet  sich 
das  Schlussergebniss  gemäss: 

yp=yj^Jr  MP'  sin  (MP)  I 

xp=  Xm  +  MP*  cos  (MF)  I  (^) 

Die  Schlussprobe  für  Richtigkeit  der  Gesammtrechnung  wird  am 
schnellsten  in  der  seither  üblichen  Weise  erledigt,  indem  man  bildet: 

(Vl  -  Vf) 


(3) 


(PL)  =  arc  tang 


(xl  —  Xp) 


(PB)  =  arc  tang  p^U^  \ 


(5) 


und  daraufhin:  «.^(PM)  —  (PL)  I 

^=(PB)-{PM),  p^) 


Rechenmaschine  und  numerisch-trigonometrischer  Tafel.  S71 

wobei  üebereinstimmnng  mit  den  für   die  Winkel  a  und  ß  gegebenen 
Grössen  stattzufinden  h&t. 

Ueberblickt  man  nun,  am  Schlnss  der  Entwickelang  angelangt,  die 
Formeln  (1),  (3)  und  (4),  so  bemerkt  man  sofort,  dass  der  Bau  derselben 
für  den  Gebranch  der  Rechenmaschine  ein  günstiger  isL  Das  stets 
positive  Ergebniss  der  Formel  (3)  yermag  die  Maschine  ohne  besondere 
Notirung'  der  einzelnen  Aggregatglieder  direct  zu  liefern.  Dasselbe 
gilt  auch  für  Formel  (4),  sofern  die  Punkte  M  und  P  in  ein  und 
demselben  Quadranten  liegen.  Nur  bei  der  Auswerthung  der  Formeln  (1) 
dürfte  es,  um  Vorzeichen-  und  Eommafehler  zu  vermeiden,  am 
Platze  sein,  die  Summanden  einzeln  niederzuschreiben  und  die  Vereinigung 
derselben  auf  dem  Papier  vorzunehmen» 

Bei  Vergleichung  des  obigen  Rechnungsganges  mit  dem  ttblichen 
logarithmischen  fällt  in  erster  Linie  auf,  dass  die  Eenntniss  der  Azi- 
mute und  Seiten  ML  und  MB  entbehrlich  wird  und  dass  bei  dem 
ganzen  Verfahren  andere  Winkel,  als  die  beiden  gegebenen,  nicht  er- 
scheinen. Zu  Gunsten  des  numerischen  Verfahrens  dürfte  weiterhin 
der  Umstand  sprechen,,  dass  dasselbe  das  Nachschlagen  von  nur  halb  so 
viel  Winkelfnnctionen  und  Winkeln  erforderlich  macht,  als  das  loga- 
rithmische, und  dass  schliesslich  die  Schreibarbeit  und  die  beschriebene 
Fläche  sich  auf  die  Hälfte  ermftssigen. 

Die  Raschheit,  mit  der  man  unter  Zuhilfenahme  bequemer  {numerisch, 
trigonometrischer  Tafeln  und  bei  einiger  Fertigkeit  in  der  Handhabung 
der  Rechenmaschine  zum  Ergebniss  und  zur  Schlussprobe  gelangt,  gab 
dem  Verfasser  Veranlassung,  vorstehender  Entwickelung  solche  Formeln 
fem  zu  halten,  welche  den  richtigen  Verlauf  einzelner  Rechenabschnitte 
zu  prüfen  hätten.  Bei  etwaigem  Versagen  der  Schlussprobe  muss  daher 
vollständiges  Nachrechnen  erfolgen« 

Hinsichtlich  der  sehemaiischen  Anordnung  der  Rechenarbeit  wird 
auf  nachstehende  Ausführung  eines  Beispiels  hingewiesen,  das  einen 
Bestandtheil  des  Dreiecksnetzes  der  Stadt  Potsdam  bildet  und  von  der 
dortigen  Stadtvermessung  bearbeitet  wurde. 

Nachstehende  Rechnung  bewirkte  Verfasser  mit  Hülfe  einer  6-7-12- 
stelligen  Thomas-Burekhardfsehen  Rechenmaschine  und  einer  von 
ihm  selbst  eigens  für  Maschinenrechnen  handschrifüich  hergestellten 
sechsstelligen  numerisch-trigonometrischen  Tafel,  deren  Angaben  von  10 
zu  10  Secnnden  fortschreiten.  Hierbei  zeigte  sich,  dass  die  Maschine, 
welche  bei  fünfstelligem  Rechnen,  z.  B.  beim  Ausgleichen,  Berechnen 
der  Pol^onzüge,  Eleinpunkte  u.  s.  w.  stets  vollkommen  befriedigt  hat, 
für  sechsstellige  Rechnung  nicht  mehr  ausreicht  und  an  Stelle  derselben 
der  8-9-16 -stellige  Typus  zu  verwenden  ist.  Dem  Mangel  an  einer 
solchen  Maschine  ist  es  auch  hauptsächlich  zuzuschreiben,  weshalb  in 
obiger  Rechnung  die  Werthe  der  Functionen  tang  und  cotg  zwischen  1  und  oo 


272 


Sotona.    Anf  lösong  de»  einfachen  Rttekwartsemsdniitte  etc. 


|Zu  bestimmmender  Neupunkt  P:    Hermannswerder,  Bolzenstein.  1895.  IV-  Ordi 

a)  Gegebene  Stücke;     .       : , 


Ziel: 


Linkes: 
Mittleres: 
Rechtes: 


Ruinenberg 
Garnisonkirche 
Observatorium 


Richtung:   I    .  Winkel: 


t 


Vi 


Xi 


9 

41 
84 


31 
30 
55 


// 


28,6 
54,9 
44,1 


0 

31 
43 


59 
24 


26,3 
49,2 


ErgebnisB  der  fierechnang: 


L 
B 
M 


+ 

+ 

+ 


21200,734 
22951,18q— 


22234,057 


20603,369 


2820,628 
6068,080 


4441,630 


6263,238 


b)  Berechnung  des  Azimuts  und  der  Seite  MP: 


tang  a  =  0,624642. 


tang  ß=;^  0,94,6 105. 


-Aa;^.coiga 


1038,323     '/üiTL   ' 
2595^9G  Ap^.  coiga 


+ 


1621,002 


264  A 


^ar^^.cotgp 


+ 


717,129 
1719,101 


— Ay^.cotgp 


Air, 


1626,4a 

757,981 


Ä 
sin  (MP) 


3628,413 
0,666983 


B' 

cos  (MP) 


'  3S,262 
0,745073 


'      C 
—  ^ 


1 1 


+ 


1001,972 
3628,41a 


—  B 


+ 


2384,431 
33,26! 


(JfP)  =  221^50'04,7:'. 
ifP=  2444,872  m. 


C-Ä 


+  2626,441       D—B 


2351,161 


ootg  [{MP)  —  9a']  ==  —  0,895192. 


c)  Schlussprobe: 


iPL) 

{PR) 


+     597.365 


+   3442,610 
+   2347.817 


+      195,158 


tang  (PL) 
cofg  {PR) 


+  0,173521 


+  0,083123 


{PL) 
(PM) 

{PR) 


a 
'  9 

41 

85 


50 
50 
14 


.  i 


fr 


38,4 
04,7 
54,0 


?  = 


0 

31 
43 


39 
24 


//  soli: 
26,3|26,3" 

49,3  49,2" 


vermieden  und  dafür  jeweils  mit  dehn'  zwischen  0  und  1  verlaufenden 
Werthe  der  Cofunction  gerechnet  wurde.  * 

Trotz  der  duröh  die  Unzulänglichkeit  der  Maschine  erschwerten 
Bandhabttng  derselben  und  des  unhandlichen  Formates  der  benutzten 
Tafel  (21 :  33  cm)  brauchte  Verfasser  Äur  Erledigung  obiger  Rechnung  von 
dem  Augenblick  nach  geschehener  Eintragung  der  gegebenen  Stttcke  im 
Böchenabsehnitta  an  gerechnet  de^  geringen  Zeitaufwand  von  18  Minuten. 
>  Zum  Schluss  sei  noeh  auf  eine  andei^e  numensche  Lösung  des  ein* 
fachen  Büekwärtseüischnitts  hingewiea^,  die  in -der  Schrift  von  Dr,  G. 
•Höckner.  „tlber  die  Eipschaltung  vcm  Punkten  in  ean  durch  Goordinaten 
gegebenes,  trigonometnsches  Netz  mit  ausgiebiger  ^  Verwendung  diner 
Rechenmaschine^*)  entwickelt  ,wiri  , 

Potsdam,  Januar  1896.  JET.  Sossna. 


*)  Leipzig  1891.  Verlag  von  Gustav  Fock.  Vergleiche  auch  das  Rückwärts- 
einschneiden mit  Goordinaten,  von  Runge.    Zeitschrift  1894,  Seite  204  —  207. 


Jnxisoh.    Ein  neues  geometrisches  Problem. 


273 


Ein  neues  geometrisches  Problem; 

von  Max  Juriach. 


a 


'  /<-  Y 


vy 

/ 


ß  Das  folgende,  dem  Han- 

^    sen*  sehen  ähnliche,  Problem 


/  / 


/ 


/ 


;P 


/ 


/ 

k 


I 
I 


\ 


I 


v^ 


/ 


»CC/ 


/ 


W/r 
n 


/ 


dttrite  für  Mathematiker  im 
Allgemeinen  und  für  Geo- 
meter im  Besonderen  von 
Interesse  sein. 

Zwei  trigonometrische 
Netzpnnkte  A  nnd  B  sind 
durch  ihre  Goordinaten  ge- 
geben, man  soll,  durch  blosse 
Winkelmessong  auf  den  Sta- 
tionen P,  Q  und  JS  diese 
in  ihrer  relativen  Lage  zu 
A  und  B  festlegen.  Jede 
zwei  der  Stationen  P,  Q  und 
J2  können  von  der  dritten 
beobachtet  werden,  aber  in 
Pist,  ausser  Q  und  £,  nur^ 
za  sehen  und  in  Q,  ausser  P  und  JB,  nur  JB,  während  in  i2,  ausser  P 
und  Q,  auch  die  beiden  Netzpunkte  A  und  B  sichtbar  sind.  Es  sind 
also  in  der  nebenstehenden  Figur  messbar,  und  neben  AB=^a  als 
gegeben  zu  betrachten,  die  Winkel  a,  ß,  Y;  ^;  ^^  '^  ^°^  P** 

Erste  Lösung:  Wenn  man  der  Ettrze  wegen  AB  mit  |>,  BB 
mit  ^  und  die  Winkel  BAB  und  BB  A  beziehungsweise  mit  cp  und 
'h  bezeichnet,  so  ist: 

sin^j;  jp  PJBsinS      ^     QJSsins 


.-->i 


PjB8in8sin(Y  +  e) 


sin 


Es  ist  aber: 


sin  (a  4* 


sin  (y+  s)         Q  jB  sin  e  sin  (a  +  5) 


PB        sin^ 


Q  £         sin  7) 
und  daher: 

sin  <]i  sin  ^  sin  6  sin  (y  +  e) 

sin  f  sin  i]  sin  e  sin  (a  +  §) 

Die  rechte  Seite  dieser  Gleichung  besteht  nur  aus  bekannten  Grössen. 

Setzen  wir  dieselbe  =tan6,  so  ist: 

'^  =taneoder  !|l^±4?4  =  \±^^. 
sm ^  sin <p  —  8ini}>        1  —  tan  H 

Wenn  man  nun  für  1  im  Zähler  auf  der  rechten  Seite  das  der  1 
gleichwerthige  tan  45  ^  setzt  und  tan  9  im  Nenner  mit  1  oder  dem 
gleichwerthigen  tan  45  0  multiplizirt,  so  erhält  man  nach  einer  bekannten 
trigonometrischen  Formel: 

Zeitschrift  für  Vermessungswesen  1896.    Heft  9.  18 


274  Jurisch.    Ein  neues  geometrischeB  Problem. 

2  sin    ^  ^  ^  cos  ^  ,      ^ ,.  A   I   X      ^ 
2 2        _   tan450  4"*^"Q 

"7         9  +  6     .     9  —  ^    ~  1  —  tan  45  0  tan  e  ' 

2  cos  -I— I_L  8,n    T___L 


oder: 


und  endlich: 


2 


tan  -^4-^  ®^*  ^-s-^  =  **»  (^ö  0  +  e), 


tan  ^  ^  ==:=  tan  -^-^  c^*  (^^^  +  Ö)- 


Nun  ist  aber 


^  =  I  (180  -  P), 


also  bekannt,  und  da         f.        berechnet  werden  kann,  wie  oben  gezeigt 

wurde,  so  sind  <p  und  ^  bestimmt. 

Der  Lösung  der  Aufgabe  stehen  nunmehr  keine  Schwierigkeiten  im 
Wege,  da  man  aus  der  durch  die  Coordinaten  gegebenen  Länge  und 
Richtung  von  A  B,  aus  den  berechneten  Werthen  der  Winkel  <p  und  i 
und  dem  beobachteten  Winkel  ß  die  Coordinaten  von  22  leicht  bestimmen 
kann.  Man  hat  dann  zur  Bestimmung  der  Coordinaten  von  P  die  Länge 
und  Richtung  von  p  und  die  beobachteten  Winkel  a  und  8,  und  zu  der 
der  Coordinaten  von  Q  die  Länge  und  Richtung  von  q  nebst  den  beob- 
achteten Winkeln  ^  und  e. 

Eine  zweite  Lösung  des  Problems  ist  die  folgende.  Man  macht 
die  Annahme,  eine  Seite  des  Dreiecks  PQ B  sei  eine  bestimmte  Anzahl 
beliebiger  Maasseinheiten  lang.  Es  sei  PQ=^1000  (die  Annahme 
PQ  =  1000  ist  ganz  willkürlich,  doch  nimmt  man  die  Zahl  der  Maass- 
einheiten, denen  PQ  gleichgesetzt  wird,  so,  dass  sie  ungefähr  den  in 
der  Aufigabe  vorkommenden  Längen  entspricht.  Man  würde  also  PQ 
nicht  =  10  oder  100  setzen,  wenn  die  Längen,  mit  denen  man  zu  than 
hat,  in  tausenden  ausgedrückt  sind.  Dies  würde  aus  arithmetischen 
Gründen  die  Rechnung  unvortheilhaft  beeinflussen).  Mit  dieser  ange- 
nommenen Länge  von  PQ  und  den  beobachteten  Winkeln  des  Dreiecks 
PQB  berechnet  man  nun  die  Längen,  die  PB  und  QB  unter  der 
gemachten  Annahme  haben  würden,  und  von  diesen  mit  den  ebenfalls 
beobachteten  Winkeln  a,  §  beziehungsweise  y>  s>  die  Längen,  die  p  and 
g  unter  dieser  Annahme  haben  würden.  Man  hat  dann  in  dem  Dreiecke 
ABB  die  Seiten  p  und  q  nebst  dem  von  ihnen  eingeschlossenen  beob- 
achteten Winkel  ß,  und  kann  daher  die  Winkel  <p  mit  <{/  berechnen. 
Sowie  dies  geschehen  ist,  verwirft  man  die  angenommene  und  die  davon 
abgeleiteten  Längen,  und  rechnet  nun  mit  der  wirklichen  Länge  AB^^d^} 
den  gefundenen  Winkeln  cp  und  ij^,  und  dem  beobachteten  Winkel  ß,  die 
Coordinaten   von  B  und   hat  dann,   wie   in    der  ersten  Lösung,  zur  Be- 


Jurisch.    Ein  neues  geometrisches  Problem.  275 

Stimmung  der  Coordinaten  von  P  und  Q  zwei  Dreiecke^  in  denen  je 
eine  Seite  und  zwei  Winkel  gegeben  sind. 

Die  erste  Lösung  geht  gerade  auf  die  Bestimmung  von  tf  und  <{< 
los,  während  die  zweite  Lösung  dasselbe  Ziel  auf  einem  Umwege  erreicht. 
Trotzdem  empfiehlt  sich  die  zweite  Lösung  für  praktische  Anwendung, 
da  dieselbe  besser  in  eine  Form  zu  bringen  ist^  die  durchgreifende 
Rechenproben  gestattet. 

Eine  dritte  Lösung  des  Problems  gründet  sich  auf  die  geometrische 
Construction,  mittels  deren  man  die  Lage  der  gesuchten  Punkte  auf 
graphischem  Wege  finden  kann.  Es  sei  daher  zuerst  diese  Construction 
hier  angegeben  und  durch  nachstehende  Figur  eriäntert. 

1)  Durch  die  Länge  a  und  den  gemessenen  Winkel  ß  ist  ein  Kreis 
bestimmt.  Man  construire  also  diesen  Kreis  der  durch  A  und  B  gehend 
der  geometrische  Ort  des  Punktes  R  ist.  Der  Kürze  wegen  sei  dieser 
Kreis  der  „ß-Kreis'^  genannt. 

2)  Wenn  man  von  Ä  aus  eine  gerade  Linie  zieht,  welche  mit  AB 
einen  dem  Winkel  y  gleichen  Winkel  einschliesst,  und  den  ß- Kreis  in 
Q'  schneidet,  so  liegt  der  Punkt  Q'  entweder  auf  der  Linie  BQ^ 
oder  in  deren  Verlängerung,  da  der  Winkel  B  BQ'  auf  derselben  Sehne 
BQ'  des  ß- Kreises  steht,  auf  welcher  auch  der  Winkel  BAQ'  steht, 
und  da  der  Winkel  BBCt  =  ^  beobachtet  wurde. 

3)  In  ähnlicher  Weise  findet  man  durch  eine  gerade  Linie,  die  im 
Punkte  B  mit  BA  einen  dem  Winkel  a  gleichen  Winkel  einschliesst, 
durch  deren  Sclinittpunkt  mit  dem  „ß. Kreise^  den  Punkt  P^,  der  ent- 
weder in  der  Linie  BPy  oder  in  deren  Verlängerung  liegen  muss. 

4)  Man  verbinde  nun  A  mit  P"  und  B  mit  Q'.  Dann  construire  man 
einen  Kreis  der  durch  A  und  P'  geht  und  auf  der  Sehne  AP  den 
Peripheriewinkel  (180^  —  8)  fasst,  und  einen  zweiten,  der  durch  B  und 
Q'  geht,  und  auf  der  Sehne  J5Q'  den  Peripheriewinkel  (180  —  e)  fasst. 
Der  Kürze  wegen  sei  der  erstere  dieser  zwei  Kreise  der  „8-Kreis^  und 
der  letztere  der  ^s- Kreis"  genannt. 

5)  Wenn  man  nun  von  A  aus  eine  gerade  Linie  zieht,  die  mit 
AP  einen  dem  Winkel  yj  gleichen  Winkel  bildet,  und  den  ^S-Kreis** 
in  M  schneidet,  so  steht  auf  der  von  A  abgekehrten  Seite  der  Sehne 
P  M  (die  man  sich  gezogen  denken  mag)  der  Peripheriewinkel  (180—7]) 
=  P  PM,  Wenn  man  also  die  Richtung  von  MP  finden  kann,  so  ist 
die  Lage  von  P  bestimmt.     Diese  Richtung  findet  man,  indem  man: 

6)  von  B  aus  eine  gerade  Linie  zieht,  die  mit  BQ'  den  Winkel 
;x  einschliesst,  und  den  „e- Kreis"  in  N  schneidet.  Die  Richtung  der 
geraden  Linie,  welche  N  und  M  verbindet,  ist  die  gesuchte.  Man 
hat  daher  nur  JVM  zu  verlängern,  bis  diese  den  ^8-Kreis"  schneidet, 
dann  ist  der  Schnittpunkt  der  gesuchte  Punkt  P.  Ebenso  ist,  wenn 
man  die  Linie  ilfiV  verlängert,  bis  diese  d«n  ^e- Kreis"  schneidet,  der 
Schnittpunkt  der  gesuchte  Punkt  Q.  Man  hat  nun  nur  noch  P  P  sowie  auch 

18* 


276 


Jurisch.    Ein  neues  geometrisches  Problem. 


QQ  dnreh  gerade  Linien  zu  verbinden  and  dieselben  sa  verlängern,  bis 
sie  sich  schneiden,  um  die  Construction  zu  vollenden,  da  der  Schnitt* 
punkt  der  gesuchte  Punkt  B  sein  muss.  Dass  dies  so  ist,  lässt  sich 
leicht  zeigen.  Da  aus  der  Construction  hervorgeht,  dass  der  Winkel 
P'PJf  =  (180  — t))  und  der  Winkel  QQN={lSO  —  ii)  ist,  seist  auch 
der  Winkel  BPQ  =  ri  und  der  Winkel -BQP  =;=jji.  Da  ferner  nach  der 
Construction  P  in  der  Verlängerung  von  ÄP,  und  Q'  in  der  Ver- 
längerung von  B  Q  liegt,  wenn  B  als  auf  dem  ß  -  Kreise  gelegen  gedacht 
wird,  so  muss,  umgekehrt,  der  Schnittpunkt  B  der  Verlängerungen 
von  P  P  und  Q' Q  im  ß  •  Kreise  liegen  und  dem  gesuchten  Punkte  B 
des  Problems  entsprechen. 


.^^ 


Die  vorliegende  Construction  giebt  nun  die  Mittel  an  die  Hand» 
eine  vierte  Lösung  des  Problems  durch  Rechnung  zu  finden,  wenn  auch 
diese  Lösung  ihrer  Länge  wegen  sich  für  den  praktischen  Gebrauch 
nicht  empfiehlt. 

Man  rechnet  aus  dem  Dreieck  ÄBQ\  mit  der  gegebenen  Länge  a 
deren  Richtungswinkel  und  den  Winkeln  y  und  ß,  die  Coordinaten  von 
Q',  und  aus  dem  Dreieck  A  BP  mit  ähnlichen  Daten  die  Coordinaten 
von  P'.  Femer  berechnet  man  aus  dem  Dreieck  APM  mit  der  bereits 
gefundenen  Länge  AP  und  den  Winkeln  t)  und  (180  -^  8)  die  Coor- 
dinaten von  My  und  aus  dem  Dreieck  BQN  in  ähnlicher  Weise  die 
Coordinaten  von  N.    Dann  berechnet  man  aus  den  gefundenen  Coordinaten 


Gesetze  und  Verordnungen.  277 

von  M  und  N  den  Richtungswinkel  Ton  MN^  und  da  die  Riehtüngs* 
Winkel  von  MP^  und  NQ,  und  deren  Längen  auB  der  Berechnung 
der  Coordinaten  von  My  beziehungsweise  Ny  bekannt  sind,  so  hat  man 
zur  Bestimmung  der  Coordinaten  von  P  in  dem  Dreieck  MP* P  und 
STir  Bestimmung  der  Coordinaten  von  Q  in  dem  Dreieck  NQCl,  je  eine 
Seite  und  zwei  Winkel,  von  denen  einer  durch  Beobachtung  gegeben^ 
und  der  andere  durch  die  Differenz  zweier  Richtungswinkel  bestimmt  ist 
Man  kann  also  die  Coordinaten  von  P  und  Q  finden.  Von  den  Coor- 
dinaten von  P  und  Q  kann  man  nun  die  Länge  PQ,  deren  Richtung 
bereits  bekannt  ist,  finden  und  aus  dieser  mit  Hilfe  der  beobachteten 
Winkel  tj,  ja,  und  (a  +  ß  +  y);  die  Coordinaten  von  B  berechnen. 
Kapstadt,  den  16.  August  1895.  Max  Jurisch. 


Gesetze  und  Verordnungen. 


Im  Haushaltsetat  des  Preussischen  Staates,  der  nunmehr  in  dritter 
Lesung  angenommen  ist,  finden  sich  folgende  den  Landmesser  interessirende 
Neuerungen : 

a.   landwirthschaftliche  Verwaltung. 

1)  Die  Arbeiten  des  ständigen  Hülfsarbeiters  im  Ministerium  für 
die  Vermessungsangelegenheiten,  dessen  Stelle  durch  den  Etat  für  1888/89 
errichtet  worden  ist,  haben  inzwischen  derartig  an  Umfang  und  Bedeutung 
zugenommen,  dass  sie  den  Obliegenheiten  eines  vortragenden  Rathes 
völlig  gleich  kommen.  Es  ist  deshalb  die  Umwandlung  dieser  Stelle  in 
die  eines  vortragenden  Rathes  in  Aussicht  genommen,  zumal  bereits 
durch  den  Etat  für  1894/95  die  gleichartige,  bis  dahin  im  Etat  des 
Finanzministeriums  aufgeführte  Stelle  des  ständigen  Hülfsarbeiters  für 
die  Katasterangelegenheiten  in  die  eines  vortragenden  Rathes  umgewandelt 
worden  ist. 

2)  Um  die  Arbeiten  des  vermessungstechnischen  Personals  der 
Auseinandersetzungsbehörden,  das  gegenwärtig  an  Beamten  und  Hülfs- 
kräften  nahezu  1000  Köpfe  zählt,  genügend  überwachen  zu  können, 
sind  an  allen  Stellen,  wo  eine  grössere  Zahl  von  Vermessungstechnikern 
beschäftigt  wird,  gemeinsame  Arbeitsräume  eingerichtet,  in  welchen  die 
Leitung  und  Aufsicht  tüchtigen  und  erfahrenen  Vermessungsbeamten 
übertragen  worden  ist. 

Die  Stellung  dieser  aufsichtführenden  Vermessungsbeamten,  in  deren 
Händen  auch  die  Anleitung  und  Ausbildung  der  jüngeren  Landmesser, 
Gehülfen  und  Eleven  ruht,  ist  eine  besonders  schwierige  und  verant- 
wortungsvolle.    Dazu  kommt,  dass  die  pflichtgemässe  Wahrnehmung  der 


278  Personalnachrichten. 

damit  verbundenen  Obliegenheiten  eine  längere  Abwesenheit  derselben 
von  den  Vermessangsboreans  und  die  Wahrnehmung  der  gesuchteren  aus- 
wärtigen Geschäfte  nicht  gestattet.  Mit  Rttoksicht  hierauf  erscheint  es,  am 
die  Gewinnung  tüchtiger  Kräfte  sicherzustellen,  angezeigt^  den  aufsichi- 
fllhrenden  Beamten,  deren  Zahl  gegenwärtig  100  beträgt,  nach  Maassgabe 
des  Umfangs  ihrer  Geschäfte,  sowie  der  damit  verbundenen  besonderen 
Mühewaltung  und  Verantwortlichkeit  und  unter  Berücksichtigung  der 
sonst  in  Betracht  kommenden  Verhältnisse  eine  besondere  Entschädigang 
zu  gewähren. 

Zu  diesem  Zwecke  sind  25000  Mark  zur  Wahrnehmung  der  Aufsicbts- 
thätigkeit  in  den  Vermessungsbureaus  in  den  Etat  eingestellt  worden. 

b.  Verwaltung  der  directen  Steuern. 

Die  andauernde  Zunahme  der  Geschäfte  in  mehreren  Katasteramts- 
bezirken in  Verbindung  mit  der  ftir  nothwendig  erachteten  ander- 
weiten  Abgrenzung  der  Bezirke  erfordert  die  Errichtung  von  drei  nenen 
Katasterämtem,  und  zwar  zu  Oebisfelde  im  Regierungsbezirke  Magdeburg; 
Stolzenau  im  Regierungsbezirke  Hannover  und  Papenburg  im  Regierungs- 
bezirke Osnabrück. 

Das  Katasteramt  und  die  Kreiskasse  zu  Putzig  im  Regierungs- 
bezirke Danzig  werden  seither  von  einem  Beamten  verwaltet.  Die  an- 
dauernde Zunahme  der  Geschäfte  des  Katasteramts  macht  es  nothwendig^ 
die  Verbindung  desselben  mit  der  Kreiskasse  aufzuheben  und  für  das 
Katasteramt  eine  neue  Katastercontroleurstelle  zu  schaffen. 


Personalnachrichten. 


Königreich  Preussen.  Der  König  hat  den  bisher  ständigen 
Hilfsarbeiter  ftlr  die  Vermessungsangelegenheiten  im  Ministerium  fUr 
Landwirthschaft,  Domainen  und  Forsten,  Obervermessungs- Inspector 
Kunke  zum  Geheimen  Regierungs-  und  vortragenden  Rath  in  diesem 
Ministerium  ernannt. 

Württemberg.  Seine  Kgl.  Majestät  haben  am  4.  April  aller- 
gnädigst  geruht,  den  Oberamtsgeometer  Löffler  in  Blaubeuren  znm 
Bezirksgeometer  fttr  den  Stadtdirections-  und  Oberamtsbezirk  Stuttgart 
mit  dem  Amtssitz  in  Stuttgart  zu  ernennen. 

Das  Steuercollegium,  Abth.  f.  dir.  St.  hat  den  Oberamtsgeometer 
Wied  in  Kirchheim  seinem  Ansuchen  gemäss  des  Dienstes  enthoben. 


Vereinsangelegenheiten.  279 

Vereinsangelegenheiten. 

Einladmig  zur  20.  Haaptversannnlimg  des  Deutschen 

Geometer-Vereins. 

Unter  Bezugnahme  anf  die  Bekanntmachangen  der  Vorstandschaft 
des  Deutschen  Geometer-Vereins  in  Nr.  4  an4  8  der  Zeitschrift  für 
Vermessnngswesen  heehrt  sich  der  unterzeichnete  Ortsausschuss  die 
Vereinsmitgiieder  zu  der  in  der  Zeit  vom  2.  bis  5.  August  d.  J.  in 
Dresden  stattfindenden  20.  Hauptversammlung  und  der  damit  verbundenen 
Feier  des  25  jährigen  Bestehens  des  Deutschen  Oeometer  -  Vereins 
ergebenst  einzuladen. 

Wenn  schon  durch  den  reichen  Inhalt  des  wissenschaftlichen  Theils 
der  bereits  veröffentlichten  Versammlungsordnung  in  den  geodätischen 
Kreisen  ein  mächtiger  Antrieb  zum  Besuche  der  Versammlung  erzeugt 
werden  wird^  so  hofft  der  Ortsausschüsse  dass  auch  der  lediglich  der 
Geselligkeit  und  dem  Vergnttgen  gewidmete  Theil  des  Programmes  und 
der  Versammlungsort  selbst  unter  den  Vereinsmitgliedern  und  Fach* 
genossen  den  Wunsch  der  Betheiligung  an  der  Versammlung  recht 
lebendig  werden  lässt. 

Dresden^  die  Haupt-  und  Residenzstadt  des  hochentwickelten  Sachsen- 
landes^  bietet  ja  an  sich  schon  des  Schönen  so  viel.  Die  Lage  der 
Stadt  zu  beiden  Seiten  des  verkehrsreichen  Stromes,  die  herrlichen  Bau- 
werke, .  die  unvergleichlichen  Kunstschätze,  die  Anmuth  der  fruchtbaren 
Thalniederung,  die  Lieblichkeit  der  umgebenden  Berge,  die  sonnigen 
Höhen  und  wilden  Felsengründe  der  nahen  sächsischen  Schweiz  —  das 
Alles  sind  Beize,  welche  die  Stadt  von  jeher  zum  Mittelpunkte  eines 
grossen  Fremdenverkehrs  gemacht  haben. 

Und  dazu  tritt  im  kommenden  Sommer  als  weiterer  Anziehungs- 
punkt die  Ausstellung  des  sächsischen  Handwerks  und  Kunstgewerbes, 
für  welche  als  besondere  Sehenswürdigkeit  eine  mittelalterliche  Stadt  und 
ein  wendisches  Bauerndorf  errichtet  werden. 

Wenn  hierzu  der  unterzeichnete  Ortsausschuss  noch  versichert,  dass 
er  auch  seinerseits  Alles,  was  in  seinen  Kräften  steht,  thun  wird,  um 
den  Besuchern  der  Hauptversammlung  und  ihren  Damen  den  Aufenthalt 
hier  so  angenehm  als  möglich  zu  machen,  so  giebt  er  sich  der  Hoffnung 
hin,  dass  die  Betheiligung  an  der  Versammlung  recht  zahlreich  werden  wird. 

Auf  die  Dauer  der  Hauptversammlung  wird,  wie  schon  bekannt 
gemacht  worden  ist,  in  den  Räumen  der  Technischen  Hochschule  eine 
Ausstellung  geodätischer  Instrumente,  Karten  und  Bücher  stattfinden. 
Die  geehrten  Behörden,  Inhaber  von  mechanischen  Werkstätten  und  von 
Buch-  und  Kartenhandlungen,  sowie  die  Herren  Vereinsmitglieder  und 
sonstigen  Fachgenossen,  welche  auszustellen  gedenken,  werden  ergebenst 
gebeten,  dem  Vorstande  des  Ausstellungsausschusses,  Herrn  Professor 
Pattenhausen,    Dresden-A.,    Technische    Hochschule,    Bismarckplatz, 


280  Vereinsangelegenheiten. 

«obald,  wie  nur  irgend  möglich  spätestens  bis  zum  1.  Jani^  mitzntheileD, 
welcher  Art  die  ausznstellenden  Gegenstände  sein  werden  und  wieviel 
Baum  oder  Wandfläche  gebraucht  wird.  Es  ist  diese  baldige  MittheiluDg 
w^egen  der  Auswahl  der  Ausstellungsräume  und  im  Interesse  einer  gaten 
Anordnung  der  Ausstellung  dringend  nothwendig.  Für  die  Herausgabe 
eines  Ausstellungscatalogs  ist  es  femer  sehr  erwünscht,  dass  schon  bei  der 
Anmeldung  ein  genaues,  womöglich  mit  Erläuterungen  versehenes  Ver- 
zeichniss  der  auszustellenden  Gegenstände  mitgetheilt  wird.  Die  Gegen- 
stände werden  mit  dem  vom  Aussteller  angegebenen  Werthe  gegen 
Feuersgefahr  versichert. 

Alles  Nähere,  insbesondere  auch  über  Preis  und  Bezug  der  Theii- 
nehmerkarten,  Vermittlung  von  Wohnungen  u.  s.  w.  wird  später  bekannt 
gegeben  werden.  Schon  jetzt  sei  jedoch  darauf  hingewiesen,  dass  der 
Ortsausschuss  bestrebt  sein  wird,  den  unentgeltlichen  Besuch  der  König- 
lichen und  Städtischen  Museen  auf  die  Dauer  von  mindestens  einer 
Woche  den  Festtheilnehmern  zu  verschaffen,  und  dass  auch  für  Unter- 
kunft  von  Theilnehmern   in  Privathäusern  Sorge  getragen  werden  soU. 

Dresden,  den  10.  April  1896. 

Der  Ortsausschuss: 
Der  Ehrenvorsitzende:  Der  Vorsitzende: 

Nagelj  Oerke, 

Geb.  Regierungsrath  u.  Prof.  Vermessungsdirector. 


In  Folge  der  im  Januar  d.  J.  seitens  der  Vorstandschaft  des 
Deutschen  Geometer- Vereins  in  dieser  Zeitschrift  S.  63  veröffentlichten 
„Bitte"  um  freiwillige  Gaben  für  die  hinterlassene  Wittwe  nebst  Kindern 
des  verstorbenen  CoUegen  Wannack  hierselbst  sind  dem  Unterzeichneten 
fortgesetzt  von  so  vielen  Seiten  und  so  reichlich  bemessene  Geldspenden 
zur  üebermittelung  an  die  hülfsbedürftigen  Hinterbliebenen  zugegangen, 
dass  derselbe  —  zugleich  in  Namen  der  Frau  Wannack  —  zu  ausser- 
ordentlichem Danke  für  die  Bethätigung  dieser  herzlichen  Antheilnahme 
sich  verpflichtet  fühlt. 

Neben  der  hierdurch  der  Wittwe  reichlich  gewährten  Hülfe  zur 
Erlangung  eines  anderen  Lebensunterhalts  hat  der  vorliegende  Fall  den 
erfreulichen  Beweis  grosser  Opferfreudigkeit  und  eines  regen  Gemein- 
sinns unter  den  Berufsgenossen  dargethan. 

Eine  Liste  der  Geber  —  soweit  Letztere  die  Namensnennung  zu- 
gelassen haben  —  sowie  der  Geldbeträge  wird  nachstehend  veröffentlicht. 

Oharlottenburg-Berlin,  im  März  1896.  H.  Taster. 

Liste  der  Einsender  und  Geldbeträge: 

Schultz,  Landmesser  in  Berlin  20  Mk.,  Ed.  Sprenger^  Mechaniker 
in  Berlin  20  Mk.,  0.  H.  in  Wetzlar  5  Mk«,  Keiper,  Landmesser  in 
Hannover  10  Mk.,  Niepelt,  Landmesser  in  Hannover  5  Mk.,   G.  A.,  Land- 


Yereinsangclegenheiten.  281 

messer  in  Breslau  10  Mk.^  Schiller;  Eatastercontroleur  in  Lttbben  10  Mk., 
S.  in  Hnsnm  5  Mk.,  S.  in  Burg  b.  Magdeb.  10  Mk.,  Knüppelholz^  Land- 
messer in  Sigmaringen  3  Mk.,  Brttning^  Landmesser  in  Sigmaringen  5  Mk.^ 
H.  R.,  Landmesser  in  Düren  10  Mk.^  R.  Reiss,  Techn.  Versandgeschäft 
in  Liebenwerda  25  Mk.,  v.  Wolffersdorfr,  Vermessnngsingenienr  in  Kamenz 
i.  S.  3  Mk.,  Brieger,  Landmesser  in  Glogan  4  Mk.,  Josten,  Eataster- 
controleur in  Remscheid  50  Mk.,  Vermessungsbeamten  der  Kgl.  Special- 
commission  in  Hanau  26  Mk.,  Nagler^  Landmesser  in  Eonitz  i.  Westpr. 
3  Mk.,  Palmowski;  Landmesser  in  Eonitz  i.  Westpr.  3  Mk.^  Heidelck^ 
Landmesser  in  Eonitz  i.  Westpr.  5  Mk.,  Marks,  Landmesser  in  Eonitz 
i.  Westpr.  5  Mk.,  Parnemann,  Landmesser  in  Vohwinkel  20  Mk.,  Samm- 
lungen der  Breslauer  CoUegen  (3  Raten)  71  Mk.,  Vermessungsbureau  der 
Kgl.  Specialcommission  in  Wollstein  i.  P.  10  Mk.,  G.  in  Lttbz  i. 
Meckl.  3  Mk.,  Pndor,  Ereisbaumeister  in  Neustettin  5  Mk.,  Eckert, 
Geometer  in  Ulm  2  Mk.,  Osnabrücker  Collegen  20  Mk.,  Landmesser- 
bareau  in  Guben  20  Mk.,  W.  Müller,  Landmesser  in  Angerburg  10  Mk., 
W.  in  Neidenburg  6  Mk.,  Michaelis,  Landmesser  a.  D.  in  Breslau  5  Mk., 
Lahr  in  Strassbnrg  i.  E.  3  Mk.,  Eübler,  Eisenbahngeometer  in  Oannstatt 

2  Mk.,  Efinger,  techn.  Eisenbahnsecretair  in  Oannstatt  8  Mk.,  Behren, 
Landmesser  in  Gladbach  30  Mk.,  V.  W.  in  Bromberg  5  Mk.,  Olbrich 
und  Pfahl,  Markscheider  in  Waidenburg  i.  Schi.  5  Mk.,  Abtheilung  II 
der  Egl.  Generalcommission  in  Münster  i.  W.  33,50  Mk.,  Eondgen  in 
Duisburg  5  Mk.,  Schenrer,  Hofmecbaniker  in  Earlsruhe  10  Mk.,  Neu- 
mann, Steuen-ath  in  Magdeburg  5  Mk.,  Oollegen  des  Städtischen  Ver- 
messungsamtes in  Berlin  67  Mk.,  Landmesserbureau  der  Egl.  Eisenbahn- 
direction  in  Halle  a.  S.  30  Mk.,  Roedder,  Landmesser  in  Lyck  i.  Ostpr. 

3  Mk.,  Oollegen  aus  Earlsruhe  i.  B.  13  Mk.,  Brückner,  Obergeometer 
in  Weimar  3  Mk.,  Bessert  in  Breslau  5  Mk.,  Baath,  Landmesser  in  Glatz 
5  Mk.,  Adolphi,  Reg.  Feldmesser  in  Eoschmin  5  Mk.,  W.  Landmesser, 
Colonie  Grunewald  20  Mk.,  Ziegler,  Landmesser  in  Sigmaringen  5  Mk., 
Landmesserbureau  in  Bünde  i.  W.  20  Mk.,  Landmesserbureau  der  Special- 
eonmiission  in  Rothenburg  a.  F.  13  Mk.,  Generalcommissions  -  Land- 
messer in  Lippstadt  27  Mk.,  Sammlung  der  Posener  Landmesser  154  Mk., 
Landmesserbureau  Specialcommission  in  Ereuzburg  i.  Oberschi.  18  Mk., 
Feld,  Eatastercontroleur  in  Dierdorf  Reg.-B.  Ooblenz  3  Mk.,  Städtisches 
Vermessungsamt  in  Magdeburg  6  Mk.,  Oollegen  aus  Düsseldorf  10  Mk., 
Gauss,  Wirkl.  Geh.  Oberfinanzrath  in  Berlin  3  Mk.,  Steinbrück, 
Steuerinspector  in  Hannover  4  Mk.,  Bars,  Steuerinspector  in  Oalau 
2  Mk.,  Seh.  in  Steglitz  b.  Berlin  5  Mk.,  Eoch,  Steuerinspector  a.  D. 
in  Königsberg  i.  Pr.  20  Mk.,  Protscher,  Bezirksgeometer  in  Staufen  i.  B. 
5  Mk.,  N.  N.  in  Naumburg  a.  S.  15  Mk.,  Eilks,  Obervermessungs- 
Inspector  in  Vechta  5  Mk.,  Schnellrath,  Vermessungsinspector  5  Mk., 
Lorenz,  Landmesser  in  Schöneberg  b.  Berlin  20  Mk.,  Burandt,  Techn. 
Eisenbahnsecretair  in  Berlin  20  Mk.,  B.  in  Schöneberg  b.  Berlin  0,50  Mk., 


282  Veremsangelegenheiten. 

H.  E.  in  OBnabrttck  6  Mk.^  Collegen  der  Egl.  Eisenbahndirection  in 
Köln  am  Rhein  11^50  Mk.,  Verein  Grossherzogl.  Hess.  Geometer 
I.  Klasse  15  Mk.^  Collegen  in  Düsseldorf  6  Mk.^  Schlesischer  Landmesser- 
verein  in  Breslau  30  Mk.^  Wick^  Stadtgeometer  in  Oharlottenbnrg  10  Mk., 
Bernhard^  Landmesser  in  Charlottenbnrg  3  Mk.,  Wadehn,  Tech.  Secretair 
in  Steglitz  b.  Berlin  70  Mk.,  Wilcke,  Landmesser  in  Aurich  3  Mk., 
Hermkes,  Katasterlandmesser  in  Aurich  3  Mk.,  Moellenhoff^  ELataster- 
landmesser  2  Mk.^  Schultz,  Katasterlandmesser  in  Aurich  3  Mk.,  Hohle, 
Landmesser  in  Aurich  3  Mk.,  Sprengell,  Landes-Oekonomiegeometer 
in  Aurich  3  Mk.,  Kussin,  Oberlandmesser  in  Aurich  5  Mk.,  Marnhn, 
Katasterinspector  in  Aurich  3  Mk.,  Esser,  Drainage-Ingenieur  in  Berlin 
5  Mk.,  Simmen,  verpfl.  Geometer  in  Annaberg  i.  S.  2  Mk.,  Jordan, 
Professor  in  Hannover  5  Mk.,  Hammer,  Professor  in  Stuttgart  4,25  Mk., 
N.  N.  in    Charlottenburg  5  Mk.,  zusammen  1224,75  Mk. 


Thflrinjcer  Geometer- Verein. 

Unter  recht  zahlreicher  Betheiligung  fand  die  diesjährige  Haupt- 
versammlung am  23.  Februar  c.  zu  Weimar  statt.  — 

Vorsitzender  gab  in  knrzcT  Darstellung  Bericht  ab  Über  die 
Thätigkeit  des  Vereins  im  vergangenen  Vereinsjahre. 

Derselbe  machte  Mittheilung  davon,  dass  in  Ausführung  des  in  der 
vorjährigen  Hauptversammlung  zu  Erfurt  eingebrachten  Antrages  und 
des  hierauf  in  der  letzten  Sommerversammlung  zu  Eisenach  gefassten 
Beschlusses  dem  allgemeinen  Fonds  der  Versicherungsabtheilnng  die 
Summe  von  400  Mark  entnommen  und  dem  Einzel -Outhaben  der 
versicherten  Mitglieder  gutgeschrieben  worden  seien.  —  Diese  Ver- 
theilung  —  die  erste  Frucht  langjährigen  Sparens  im  Verein  —  rief 
allgemeine  Freude  hervor.  — 

Versammlungen  wurden  im  verflossenen  Jahre  zwei  abgehalten  —  die 
eine  zu  Erfurt,  die  andere  zu  Eisenach.  —  Der  Bestand  an  Mitgliedern 
bleibt,  wie  zu  Beginn   des  Vereinsjahres  unverändert:  19  Mitglieder.  — 

Durch  freundliche  Zusendung  an  Druckschriften  hat  der  Verein  in 
Verbindung  gestanden  mit 

1)  dem  Elsass- Lothringischen  Geometer -Verein, 

2)  dem  Wttrttembergischen  Geometer- Verein, 

3)  dem  Badischen  Geometer- Verein, 

4)  dem  Bayerischen  Geometer- Verein, 

5)  dem  Mecklenburgischen  Geometer-Verein, 

6)  dem  Landmesserverein  für  die  Provinzen  Ost-  und  Westprenssen, 

7)  dem  Landmesserverein   in   den  Provinzen   Schlesien   und  Posen, 

8)  dem  Casseler  Landmesserverein  und 

9)  dem  Verein  Grossherzoglich  Hessischer  Geometer  L  Olasse. 
Den  genannten  Vereinen  sei  für  die  liebenswürdige  Zusendung  ihrer 

Druckschriften  der  freundlichste  Dank  ausgesprochen.  —  Bedauert  wird 


YereiiiBangelegenheiten.  2g3 

nor,  dass  der  Thüringer  Verein  bei  der  kleinen  Anzahl  seiner  Mitglieder 
und  den  beschränkten  Eassenmitteln  nicht  in  der  Lage  ist,  auf  gleiche 
Weise  zn  erwidern,  die  Bitte  aber  ansgesprochen^  dass  dem  Verein 
auch  in  diesem  Jahre  die  Zueignung  bezeichneter  Schriften  zu  Theil 
werde.  — 

Die  Hauptversammlung  des  Deutschen  Geometer -Vereins  zu  Bonn 
wurde  beschickt  durch  den  CoUegen  Obergeometer  Brückner.  •— 

Speeiell  die  weimarische  OoUegenschaft  anbelangend,  so  sind  dieselben 
nunmehr  alle  in  den  unmittelbaren  Staatsdienst  übergegangen.  Dadurch 
ist  die  in  dem  Verein  stets  offen  gehaltene  sogenannte  Versorgungsfrage 
hinfällig  geworden. 

Es  kann  jedoch  nicht  unterlassen  bleiben,  an  dieser  Stelle  für  das 
wohlwollende  Entgegenkommen  der  Grossherzoglichen  General  -  Com- 
mission und  weiter  dem  Grossherzoglichen  hohen  Staats -Ministerium 
den  Dank  der  Weimarer  Geometer  zum  gefühltesten  Ausdruck  zu  bringen.  — 

Wiederholt  hat  die  Grossherzogliche  General -Conomission  und 
namentlich  der  von  der  weimarischen  Collegenschaft  verehrte  Herr  Ver- 
messungsdirector  Matthes  als  Mitglied  derselben —  durch  durch  sie  ver- 
anlasste Befi^rderungen  und  Anerkennung  von  Verdiensten  einzelner  Collegen^ 
durch  Einführung  erh((hter  Monatsvorschüsse  bei  auswärtigen  Arbeiten 
und  mehreres  Andere  noch,  bewiesen,  dass  sie  freundlich  dem  ihr  unter- 
gebenen Vermessungspersonal  zur  Seite  stehen  und  gern  bereit  sind,  zur 
Hebung  des  Vermessungsstandes  im  Grossherzogthum  beizutragen.  — 

Betreffs  der  Versichernngsabtheilung  wird  bemerkt,  dass  weder  ein 
Ab-  noch  ein  Zugang  in  den  Mitgliedern  zu  verzeichnen  ist;  es  gehören 
der  Abtheilung  14  Mitglieder  an.  — 

Die  diesem  Berichte  angefügte  Rechnung  ergiebt  näheren  Nachweis 
über  d.  z.  Versicherungs-  und  Vermögens- Bestand. 

Von  der  allgemeinen  Versoi^ngs- Anstalt  im  Grossherzogthum 
Baden  zu  Karlsruhe  sind  dem  Vereine  in  dem  verflossenen  Vereinsjahre 

an  Provisionen  zugestellt  worden 73,40  Mk. 

die  Zinserträgnisse  beziffern  sich  auf 58,31     „ 

Dankend  für  diese  Zuwendungen,  wird  die  Gesellschaft  angelegentlichst 
den  CoUegen  zur  Benutzung  empfohlen.  -— 

Der  Geschäftsbericht  schliesst  mit  Diesem.  — 

Wenn  auch  der  Verein  im  vergangenen  Jahre  weder  nach  Aussen, 
noch  nach  Innen  hin,  fühlbar  hervorgetreten  ist,  so  hat  er  doch  stets 
als  Glied  eines  grossen  Ganzen,  warmen  und  aufrichtigen  Antheil  ge- 
nommen an  den  Bestrebungen  seiner  Nachbar  -  Zweigvereine  und  des 
Deutschen  Geometer -Vereins  selbst.  — 

Nach  Beendigung  des  Geschäftsberichtes  legte  College  Kästner 
Rechnung  des  Vereins  vor;  dieselbe  war  von  den  Rechnungsrevisoren 
Brückner  und  Ingber  geprüft  und  für  richtig  befunden  worden. 
Dem  Kassirer  wurde  Entlastung    ertheilt  und  ihm  der  Dank   der  Ver- 


§84 


Yereinsangelegenheiten. 


Sammlung  für  die  gehabte  Mtihewaltang  ausgesprochen*  (Rechnnng  siehe 
am  Ende.)  — 

Als  nächster  Yersammlnngsort  wird  Sondershausen  nnd  als  Zeit  der 
Versammlnng  der  Monat  Juni  bestimmt.  — 

Die  hierauf  vorgenommene  Vorstandswahl  ergab  folgendes  Resultat: 

1.  Vorsitzender:    Yermessnngs  -  Commissar  Schnaub  ert,   Weimar. 

2.  Vorsitzender:    Obergeometer  Brückner,  Weimar. 
Kassirer:  Geometer  Kästner^  Eisenach. 

1.  Schriftftlhrer:  Steuerrevlsionsassistent  Ingber^  Eisenach. 

2.  Schriftftlhrer:    Geometer  Kästner,  Weimar.  -* 

Die  Versicherungs -Commission  besteht  für  dieses  Jahr  aus  den 
Collegen Schnaub ert;  Brückner,  Kästner- Eisenach  und  Ingber.  - 

Zum  letzten  Punkt  der  Tagesordnung  Obergehend,  hielt  College 
Brückner  aus  den  Mittheilungen  des  Württembergischen  Geometer- Vereins 
einen  längeren  Vortrag  über  die  Bestrebungen  der  wttrttembergischen  Geo- 
meter, betreffs  Regelung  des  vermessungs-  und  kulturtechnisohen  Dienstes. 

Mit  Freuden  begrüsste  die  Versammlung  es,  dass  die  gedachten  Be- 
strebungen und  die  Wünsche  des  dortigen  Geometer- Vereins  von  Seiten  der 
Königlichen  Staatsregierung  eine  wohlwollende  und  freundliche  Annahme 
gefunden  haben.  Möge  auch  fernerhin  das  Mühen  der  württembergischen 
CoUegen  nach   Befestigung  ihrer  Stellung  von  Erfolg  gekrönt  werden! 

Hierauf  war  die  Tagesordnung  erledigt  und  ein  recht  gutes  und 
schönes  Mittagsmahl,  an  welches  sich  ein  kleiner  Spaziergang  durch  den  Park 
nach  der  Falkenburg  anschloss,  endete  die  Sitzung. 

Weimar,  im  Monat  März  1896.  O.  Schnaabert,  Vorsitzender. 

Nachweis 

über  den  Stand,  Abgang  und  Zugang  der  im  Thüringer  Geometer- Verein 

bestehenden  Versicherungsabtheilung  pro  1895. 


Zahl  der 
Mitglieder 

Ver- 

slcherantfs- 

Capital. 

Jährliche 
Prämie 

Guthaben 

der 
Mit«;Ueder 

Allgemeiner 
Fonds 

Gesammt- 
Vermögen 

Mk. 

Mk. 

Mk. 

Mk. 

Mk. 

Stand  ult.  1894 
Hierzu  Zinsen,  In- 
casso-  u.  Ausgabe- 
provision  p.  1895 

14 

115500 

3298,97 

1381,35 
79,09 

476,50 
65,72 

1857,85 
144,81 

Sa. 
Bei  dem  Guthaben 
kommt  in  Zugang 
u.  bei  dem  All- 
gemeinen Fonds  in 
Abgang 

14 

115500 

■ 

3298,97 

1460,44 
400,00 

542,22 
400,00 

2002,69 

Hiervon 

14 

115500 

3298,97 

1860,44 
254,12 

142,22 
86,36 

2002,66 
340,48 

Stand  ult.  1895 

14 

115500 

8298,97 

1606,32 

55,86 

1662,18 

Vereinsangelegeiiheiteii. 


285 


und  siwar: 


1.  Sparkasse  Eisenach 

2.  Sparkasse  Karlsruhe 

3.  ausgeliehen 

4.  Rückstände 

5.  Baarbestand 

6.  dem  Geometer-Verein  geliehen  . . . 


Mk. 


633,78 
99,57 
341,94 
299,17 
277,94 
9,78 


wie  oben. 

Nachweis  der  Gesammt  •  Einnahme  nnd  -Ausgabe  während 

der  Zeit  1880  bis  nltüno  1896. 

Bestand 
ult.  1986. 

Mk. 

Iia5,51 

200,00 

627,00 

35,00 

825,21 

26,06 

65,00 

13,10 


Bestand 

Zugtag 

alt  1894. 

1895. 

Mk. 

Mk. 

1062,11 

73,40 

200,00 

"*">"" 

627,00 

'■">"■" 

35,00 

>"* 

766,90 

58,31 

26,06 

) 

65,00 

^-* 

13,10 

— .^— . 

Incasso-  nnd  Ansgabeprovision 

Einmaliger  Kostenbeitrag 

AbschlusaproTlsion 

Schenkungen 

Zinsabwurf 

Von  Cto.  16  hinterlassen 

unterlassene  Geschäftsantheile  Cto.  6, 9, 13, 14, 18 
Zugang  bei  Cto.  7 

Zusammen 

Hiervon  zurückgezahlte  Guthaben 

Verwaltnngsanfvrand 

bleibt"  I  I 

Eisenachy  den  15.  Januar  1896. 

Geprüft:  Fr.  Kästner ,  Rechnungsftihrer. 
0.  Ingher*     0.  Brückner. 


2795,17 

520,19 
404,03 

131,71 

254,12 
86,36 

2926,88 

774,31 
490,39 

1     924,22 

340,48 

1264,70 

1662,18 


Bericht  der  Rechnnngsprüfangscommission. 

Eisenach^  den  20.  Febrnar  1896. 

Heute  Mittag  in  die  Wohnung  des  Kassirers  des  Thüringer  Geometer- 
Vereins^  Herrn  Geometer  F.  Kästner^  hier,  begeben^  fand  in  dessen 
Beisein  die  Prüfung  der  Rechnung  des  obigen  Vereins,  sowie  der  Rechnung 
der  Versichernngsabtheilung  für  das  Jahr  1895  statt.  Die  bezüglichen 
Rechnungen  wurden  in  sachgem&sser  Weise  geprüft,  indem  die  Kassen- 
bestände,  Journale,  Bücher  und  Belege  eingehend  durchgesehen  und 
soweit  nöthig  nachgerechnet  worden  sind.  Erinnerungen  waren  hierbei 
nicht  zu  stellen,  vielmehr  wurden  dieselben  durchweg  richtig  befunden« 

Hinsichtlich  der  gestellten  Erinnerungen  des  Vereinsvorsitzenden 
Schnaubert,  Zinsabschreibungen  etc.  bei  denContis  7,  8,  11,  16  und 
21  betreffend,  findet  sich  zu  bemerken,  dass  die  Abschreibung  von 
den  Guthaben    der   bezüglichen  Contis   in  derselben  Weise,    wie  in  den 


286  Yereinsangelegenheiten.  —  Brietkasten. 

früheren  Jahren  stattgefunden  hat  und  dürfte  dieses  Verfahren  nach  den 
angestellten  Erörterungen  vollständig  gerechtfertigt  erscheinen. 

Nachrev.  0.  Ingber. 

Mit  Rücksicht  auf  den  s.  Z.  gefassten  Versammlungsbeschlnss  für 
dieses  Jahr  mit  den  am  Schlüsse  vorstehenden  Berichtes  gedachten 
Abrechnungen  einverstanden.  0,  Brückner, 


Niedersächsischer  Geometer  -Verein. 

In  der  am  20.  Februar  1896  abgehaltenen  Hauptversammlung 
erstattete  der  stellvertretende  Vorsitzende^  Herr  Grotrian  Bericht  über 
die  Vereinsthätigkeit  im  Jahre  1895.    Wir  entnehmen  demselben  Folgendes : 

Der  Verein  hielt  am  3.  Donnerstage  jedes  Monats  eine  Versammlung 
ab.  Das  Stiftungsfest  wurde  am  21.  Februar  1895  gefeiert.  Am 
25.  August  machte  der  Verein  mit  Damen  einen  Ausflug  nach  Kiel, 
wo  unter  Führung  der  dortigen  CoUegen  die  herrliche  Umgebung  Kiels 
und  der  Kaiser  Wilhelm  *  Canal  bis  zur  Brücke  bei  Levensau  be- 
sichtigt wurden. 

Im  Laufe  des  Jahres  1895  traten  3  Mitglieder  aus  dem  Verein  aus, 
während  5  neue  Mitglieder  aufgenommen  wurden.  Die  Anzahl  der 
Mitglieder  beträgt  jetzt  29. 

Die  Einnahmen  setzten  sich  zusammen   aus  dem 

Kassenbestand  vom  1.  Januar  1895   mit 118,15  Mk. 

und  den  laufenden  Jahreseinnahmen  mit 155,00     ^ 

Summa      273,15  Mk. 

Die  Ausgaben  betrugen 143,00     ^ 

Es    blieb    daher    vom    31.   December    1895    ein 

Bestand   von 130,15  Mk. 

In  den  Vorstand  wurden  wiedergewählt  die  Herren:  Technischer 
Eisenbahn -Secretair  Reich  zum  Vorsitzenden,  Bureau  Vorsteher  Grotrian 
zum  stellvertretenden  Vorsitzenden,  Geometer  Klasing  zum  Schrift- 
führer, Geometer  Howe  zum  stellvertretenden  Schriftführer,  Steuer- 
Inspector  Kreuder  zum  Schatzmeister. 


Briefkasten. 


Elsass-Lothringischer  Geometep- Verein. 

Auf  die  in  Heft  6,  S.  192  dieser  Zeitschrift  gerichtete  Anfrage  diene 
als  Antwort,  dass  der  Vorstand  des  Elsass-Lothringischen  Geometer- Vereins 
aus  nachfolgenden  Herrn  besteht: 

1.  Vorsitzender:  Herr  Steuerinspector  Bauwerker, 
2.'  -  «      Katastercontroleur  Jessen. 


Neue  Schriften  über  Yermessangswesen.  287 

1.  Schriftführer:  Herr  Reg.-Feldmesser  Antenrieth. 

2.  ^  „      Kataster-FeldmesBer  Eiffler. 

Eassurer:  Herr  Wasserbau- Feldmesser  Rndhardt,  sämmtlich  in 
Strassbnrg. 

In  jedem  1.  Heft  des  Els.-Lothr.  Greometer- Vereins  wird  ein  voll- 
ständiges Mitgliederverzeichniss  veröffentlicht.  Briefliche  Anfragen  werden 
am  besten  entweder  an  den  1.  Vorsitzenden  oder  den  1.  Schriftführer 
gerichtet. 

Strassbnrg,  27.  Mars.  ÄiUenrieth. 


Neue  Schriften  Ober  Vermessungswesen. 


Das  preussische  Kataster  nnd  seine  Verbindung  mit  dem  Grundbuch. 
Ein  Beitrag  zum  deutschen  Vermessungs-^  Kataster-  und  Orundbuch- 
wesen  von  W.  Harksen^  Herzogl.  Anhalt.  Obergeometer  und 
preussischer  Landmesser.  Mit  11  in  den  Text  gedruckten  Ab- 
bildungen. Dessau  1896.  Verlagsbuchhandlung  von  Paul  Baumann, 
Herzogl.  Anhalt,  u.  SachsenAltenburg.  Hofbnchhi&ndler.  Preis 
broschirt  4,00  Mk. 

Die  Aufzeichnung  des  Oeländes  beim  Krokiren  fttr  geographische 
und  technische  Zwecke,  von  P.  Kahle,  Assistent  an  der  Herzogl. 
Technischen  Hochschule  zu  Braunschweig.  Berlin  1896.  Verlag  von 
Julius  Springer.     2,40  Mk. 

Wüstf  A,  Leiohtfassliche  Anleitung  zum  Feldmessen  und  Nivelliren. 
4.  Auflage.  Berlin  1896.  8.  Mit  116  Holzschnitten.  Leinen- 
band.    2,50  Mk. 

SchivartZj  B.  Ueber  Schwankungen  der  Drehungsachse  im  Innern  des 
Erdkörpers.     Wien  1895.  gr.  8.     35  pg. 

Stanley,  W.  F,  Surveying  and  Levelling  Instruments,  theoretically  and 
practically  described.  2.  edition.  London  1895.  8.  572  pg.  with 
illustrations,    cloth.    7,80  Mk. 

The  Surveyor,  a  weekly  Journal,  London  4.  —  Year  V:  1896  (52  nrs.). 

Jahrbuch  der  Astronomie  und  Geophysik,  enthaltend  die  hervor- 
ragendsten Fortschritte  auf  den  Gebieten:  Astrophysik,  Meteorologie, 
physikalische  Erdkunde.  Herausgegeben  von  H.  J.  Klein.  Jahr- 
gang VI:  1895.   Leipzig  1896.    gr.  8.  m.  5  Tafeln,  cart.    7  Mk. 

Kempert^s  Litteratur- Nachweis.    4.  Quartal  1895. 

Hammer,    Ueber  die  Rectificirapparate  (Linienmesser)  von  Dr.  W.  Ule. 

Zeitschr.  für  Instrumentenkunde  d5,  p.  278. 
Finsterwalder  &  Ott^  Photogrammetrischer  Theodolit    für   Hochgebirgs- 

aufnahmen.     A.  Zeitschrift  für  Instrumentenkunde  95,  p.  370. 


288  'Nene  Schriften  über  YermeBsunggwesen. 

Applications  da  niveau  depente  k  la  constrnction  arehitecturale  et  see 
d^pendances.     Constrnction  moderne  1895/96;  p.  34. 

Krasanigf  Die  Anwendung  von  regelmässigen  Gorren  beim  Strecken- 
betriebe. A/Oestr.  Zeitschrift  für  Berg-  und  Hüttenwesen  95,  p.  581. 

C$Sü,  Das  angarische  Nivellirinstrument  für  Grubenmessangen.  A.  Berg- 
und  Hüttenmänn.  Ztg.  95,  p.  391. 

ThidoWj  Ein  Höhenmesser  einfachster  Bauarbeit.  A.  Gtrbl.  d.  Banverw. 
95,  p.  501. 

Fresej  Das  Prytz'sche  Stangenplanimeter.  A.  Zeitschrift  d.  V.  dt  Ing. 
95,  p.  1471. 

Rückwärtsschnitt -Auflösung  von  Sossna. 

Als  Nachtrag  zu  der  Abhandlang  S.  269— 272  hat  Herr  Sossna  vorSchlass 
des  Heftes  noch  Folgendes  geschickt,  wobei  «  die  Bedentung  von  360<^— a  in 
der  ersten  Figur  S.  269  hat,  und  die  übrigen  Bezeichnungen  bleiben. 

Einzelne  Rechner  werden  es  vorziehen,  abweichend  von  der  Bezeichnangs- 
weise  and  der  Formelentwiekelnng  von  S.  269—272,  die  seither  benutzten 
Winkel  a  und  ß  durch  die  gleichlautenden  Richtungen  der  ersten  Figur  von 
S.  269  mit  dem  Anfangsstrahl  FM  zu  ersetzen,  die  Goordinatenumwandlong 
fallen  zu  lassen  and  an  Stelle  derselben  mit  den  Gleichungen  der  sich  recht- 
winklig schneidenden  Geraden  MP  und  F  TT  zu  operiren. 

Die  Formeln  (1)  S.  269  nehmen  alsdann  folgende  Gestalt  an: 

^  =  ^yi  +  ^a?i'C0tga  I 

B  =  Aa:^-Ay^.cotga  1 

C  =  Ayjß4-Aa:jB.cotgß 

/)=Aaj^— Ay^.cotgß 

und  die  Bestimmung  der  Coordinaten  des  Punktes  P  erfolgt  aus : 

yp^vu+^yp 

Die  Schlussprobe  geschieht  durch  Berechnung  der  Azimute  (PX),  {PB\ 
(PM)  und  Ueberfiihrung  derselben  zu  Richtungen  mit  (PM)  als  Nullstrahl, 
wodurch  die  in  Rechnung  eingesetzten  Richtungen  zum  Vorschein  kommen 
mUssen. 

Inhalt. 

Grössere  Mittheilungen:  Vergleichung  der  Mecklenburgischen  conformen  Kegel- 
projection  mit  der  congruenten  Soldner'schen  Projection,  von  Vogeler.  — 
Bestimmung  der  Nähernngswerthe  von  Wurzeln  aus  numerischen  Zahlen,  von 
Pull  er.  —  Jährliche  Kosten  für  Vermessung  und  Vermarkung  in  Württemberg, 
von  Steiff  —  Auflösung  des  einfachen  Rückwärtseinschnitts  mittelst  Rechen- 
maschine und  numerisch-trigonometrischer  Tafel,  von  Sossna.  —  Ein  neues 
geometrisches  Problem,  von  Juri  seh.  —  Gesetee  und  Verordnungen.  —  Personal- 
nachriohten.  —  Vereinsangelegenheiten.  —  Briefkasten.  —  Neue  Schriften  Iher  Ver- 
messungswesen. —  Riickwärtseinschnitt- Auflösung  von  Sossna. 

Verlag  von  Eonrad  Wittwer  Stattgart  —  Druck  von  Gebrüder  Jänecke  in  Hannover. 


(3*) 


-n  4 


ZEfTSCHMFT  for  VERMESSUNGSWESEN. 

Organ  des  Deutschen  Geometervereins. 

Herausgegeben  von 

Dr.  W.  Jordan,  and  O.  Steppen» 

Professor   in   Hannover  Stener-Ratb  in  Mfincben. 

■* — ^ -. 

1896.  Heft  10.  Band  XXV. 

l&MaL 


Ueber  den  Anschluss  eines  secundären  Dreiecksneizes 

an  ein  ttauptnetz; 


von  Dr.  I».  Krüger  in  Potsdam. 


Wenn  ein  in  sich  aasgeglicbenes  Dreiecksnetz  mit  einigen  seiner 
Pankte  nachträglich  an  die  entsprechenden  Punkte  eines  anderen  Netze» 
angeschlossen  werden  soU^  so  wird  in  manchen  Fällen,  namentlich  bei 
geringem  Lagenunterschied  der  gleichnamigen  Pankte,  —  an  Stelle  einer 
Neuausgleichung  unter  Hinzuziehung  der  aus  dem  Anschluss  herrührenden 
Zwangsbedingungen,  —  ein  kürzeres  Verfahren  genügen.  Dies  ist  unter 
Umständen  um  so  mehr  gerechtfertigt,  als  ja  auch  die  Ausgleichung^ 
insofern  sie  die  Lage  der  Anschlusspunkte  des  Hauptnetzes  als  unabänderlich 
Yoraussetzt,  keine  strengen  Werthe  ergiebt.  (Vergl.  „Hauptdreiecke^ 
der  Königl.  Landestriangulation;  YII.  Theil  S.  86.) 

Das  anzuschliessende  Dreiecksnetz  soll  hier  immer  als  daa  secondare 
bezeichnet  werden. 

Um  zu  einem  Anschlussverfahren  zu  gelangen,  kann  man  sieh  der 
Gauss'schen  conformen  Abbildung  bedienen.  Mittelst  derselben  werden 
die  Punkte  des  secundären  Netzes  auf  das  primäre  Netz,  die  beide  als 
eben  vorausgesetzt  werden,  derart  übertragen,  dass  die  gemeinschaftlichen 
Pankte  zusammenfallen.  Von  Oauss  selbst  ist  eine  Anleitung  für  ein 
in  diesem  Falle  einzuschlagendes  Verfahren  gegeben,  indem  er  als  die 
einfachste,  die  Abbildung  herstellende  Function  die  Lagrange'sche  Inter- 
polationsformel  bezeichnet.*)  Von  dieser  ausgehend  hat  dann  später 
Professor  v.  Baur  durch  Trennung  des  Beeilen  von  dem  Imaginären 
für  den  Anschluss  eines  trigonometrischen  Netzes  an  Fundamentalpunkte 


*)  Karl  Friedrich  Gauss  Werke.  Vierter  Band.  Allgemeine  Auflösung  der 
Aufgabe,  die  Theile  einer  gegebenen  Fläche  auf  einer  andern  gegebenen 
Fläche  so  abzubilden«  dass  die  Abbildung  dem  Abgebildeten  in  den  kleinsten 
Theüen  ähnlich  wird.    S.  201. 

ZeitBcbrift  für  Vermessimgswesen  1896.    Heft  10.  19 


$90  Krüger,    lieber  den  Anschluss  eines  secundären 

Formeln  für- die  Ree^inung  abgeleitet.*)  Ist, aber  die  Anzahl  der  An- 
SQhlusspunkte  grosS;  so  wird  die  üeberträgung  sehr  umständlich,  so  dass 
man  im  Zweifel  sein  kann,  Qb.nichJ;  gleich  eine  Ausgleichung  vorzuziehen 
ist.  Für  3  Anschlusspunkte  sind  von  Herrn  Professor  Ch.  Schols  fQr 
die  conforme  Ueb.ertragung  bequeme  Rechnungsvorschriften  entwickelt 
worden.**) 

Im  Folgenden  sollen  nun  zunächst  die  Formeln  abgeleitet  werden, 
die  zur  conformen  Üeberträgung  dienen,  insbesondere  diejenigen,  welche 
b^i  2,  3  und  4  Anschlusspunkteü  anzuwenden  sind.  Es  wird  sodann  za 
weiteren  Näherungen  übergegangen,  bei  denen  die  Rechnung,  auch  bei 
einer  grösseren  Anzahl  von  Anschlusspunkten,  weniger  umständlieh  ist. 
Diese  Näherungsformeln  haben  ausserdem  den  Vortheil,  angewendet  werden 
jsu.könpQU^  wenn  dag  secundäre  Netz  ganz  ausserhalb  der  Anschluss- 
punkte  liegt.  In  diesem.  Falle  kann  die  conforme  Üeberträgung  —  aus- 
genommen natürlich  bei  2  Anschlusspunkten — ,  dem  Charakter  der  die 
Abbildung  vermittelnden  Function  als  Interpolationsformel  entsprechend, 
nicht  benutzt  werden. 

""■'■■     "      ■■■ ■        I. 

'  I)3t  der  Lägenunterschied  der  beiden  Netzen  gemeinschaftlichen 
Punkte  gering,  do  genügt  es,  die  Netze  als  eben  vorauszusetzen.  Man 
käün  jedoch  auch  annehmen,  dass  die  Dreieckspünkte  beider  Netze 
yöfhet'   nach  irgend  einem  Verfahren  auf  eine  Ebene   übertragen  sind. 

Das  Secundärnetz  und  seine  Abbildung  werden  wie  auch  die  An- 
s6Hlussfigür  des  Primärnetzes  in  derselben  Ebenem  auf  ein  rechtwinkliges 
Cfjibrdinatensystem  bezogen.  Dem  Uebergange  von  der  positiven  iP-Achse 
zur  positiven  i/- Achse  sollen  wachsende  Azimute  entsprechen.  Wenn 
nun  in  der  complexen Zahlengrösse  z^x  -{-  iy  die  reelle  Zahlengrösse a; 
'als  Abseisse  und  die  reelle  Zahlengrösse  ^  als  Ordinate  angesehen  wird, 
so  gehört  zu  der  complexen  Grösse  z  ein  bestimmter  Punkt  P  der  Ebene 

und  umgekjehrt;    Unter  e  ist  ^ — 1  verstanden. 

'         Die  Lagen   der  Punkte  JP  des  secundären  Netzes  seien  vor   der 

Abbildung'  durch    diiö    complexen  Grössen  2?  =  « -f"*y;  »äcIi  der  Ab- 

%)ildung   durch  z-\-  ^  =x  +  5  +  *  (y  +  tq)  bezeichnet^  wobei  der  ab- 

'solute  Betrag  von  t  =  1  C  |  =  V  5*  +'^1^  als  '  eine  kleine  Grösse  vor- 
ausgesetzt wird. 


,/  *)  Mathematische  und  geodätische  Abhandlungen  von  Dr.  JG.  W.  v*  Baur^ 
Professor  a.  d.  Techn.  Hochschule  Stuttgart.  Zum  70.  Geburtstage  des  Ver- 
fassers herausgegeben  von  seinen  Schülern.  Verschiebung  eines  trigonometrischen 
"Netzes,  S.  179—  185;  oder  Zeitschrift  für  Vermessungswesen,  Jahrgang  1881, 
S.  402-408. 

'  **)  Ch.  M.  Schols.  Over  de  aansluiting  vaü  een  driishoeksnet  van  lagere 
"erde  aan  een  driehoeksnet  van  hoogere  orde.  Overgedrukt  uit  de  Verslagen 
•en  Mededeelingeu"  der  Eoninklijk  Akademie  van  Wetenschappen,  Afdeeling 
Natuurkunde,  2  de  Reeks,  Deel  XVI.    Amsterdam.    1881. 


Dreieoksnetzes  an  ein  Haaptnetz.  ^S^l 

Sollen  das  Secundäraetz  and  seine  Abbildung  in  den  kleinsten  Theilen 
ähnlich  sein;  so  mass  bekanntlich 

z  +  f:=F{z), 

folglich  auch  C  eine  Function  von  z,  also 

^^n^)  (1) 

sein. 

Die  n  Anschlnsspunkte  des  primären  Netzes:  P^,  P*,,,Pn*  sollen 
der  Reihe  nach  durch  die  complexen  Orössen  ä^j  -|"tp  z^  +C2;  • .  Zn'\-Cn 
bestimmt  sein. 

Die  Abbildung  der  Dreieokspunkte  des  secnndären  Netzes  erfolgt  nun 
in  der  Weise^  dass  seine  entsprechenden  Anschiusspankte :  P^,  P,  . .  Pn^ 
deren  Lagen  durch  die  complexen  Orössen  z^y  z^,  . .  Zn  gegeben  sind; 
mit  den  Punkten  PJ",  1^,  ..  P«*  zusammenfallen.  Die  Function  l^  =  f{z) 
muss  also  so  beschaffen  sein^  dass  für  z^=z^j  z^j  , . .  Zn  der  Reihe  nach 
(,=J^^,l^2y  •  ■  ^n  wird.  C  muss  daher  mindestens  n  complexe  Constanten 
^0=  ^0  +  ^^0?  c^  =  a^  +  ib^j  . .  c„_i  =  ttn-i  +  i6n-i  besitzen,  um 
diesen  Bedingungen  genügen  zu  können. 

Wählt  man  für  C  eine  ganze  rationale  Function: 

^  =  Cq  +  C^Z  +  C^Z^  +...       -i- Cn^i  Z"*-^  y  (2) 

80  fahrt  bekanntlich  die  Elimination  der  Constanten  vermittelst  der 
Grenzbedingungen  auf  die  Lagrange 'sehe  Interpolationsformel.  Die 
an  die  complexe  Orösse  z,  welche  einen  beliebigen  Dreieckspunkt  des 
Secundärnetzes  darstellt,  infolge  der  Abbildung  anzubringende  Correction 
ergiebt  sich  dann  mithin  ans  der  Formel 

(Z'-Z^)(Z  —  Z^)  ..  (g  — gn),       ,    (;g  —  Z^){Z  — ^3  ).  .(g  —  Zn)        , 

(^1  —  2^2) (2^1-^3)  ••(^l-^~)  {Z^—Z^){Z^'-Z^)..{Z^—Zn)    * 

,        (Z  —  Z^){Z  —  Z^)..(Z  —  Zn^l)  ^  (3) 

{Zn  —  ^1)  (^n  —Z^).  , (Zn  —  Zn-^i ) 

II. 

Anschluss  an  zwei  feste  Punkte  P\  und  P\, 

Die  Fundamentalpunkte  P*  und  P*  werden  durch  z^  +  d  bezw. 
z^  4*  Ct  nnd  die  entsprechenden  Punkte  P^  und  P,  des  anzuschliessenden 
Netzes  durch  z^  und  z^  dargestellt.  *  Ein  beliebiger  Punkt  P  des  letz- 
teren, dessen  Lage  vor  dem  Anschluss  durch  die  complexe  Grösse  z 
gegeben  ist,  ist  nach  dem  Anschluss  in  die  Lage  P*,  zu  der  die  complexe 
Grösse  2?  +  C  gehört,  übergegangen. 

Die  Correction  X  =  £  +  ^'V)  ^^t  zu  bestimmen. 

Als  Abbildungsfunction  wird 

C  =  Co  +  c.^  (1) 

angenommen.     Aus  den  Bedingungen 

Ci  =  Co  +  c,  z^  und  C2  =.^0  +  Ci  2^2 

folgt  .     c,=  ^^~^i  und  c,  =  Ci  —   ^^"^^   ^, 

2^2  -~-  Z^  Z^  ^1 

19* 


9^  Krüger.    I/^ljfiq:  4e)a  A^cl49#§;  ^}^^  ^^pundären 

und  damit  C  =  C,  +   l'~l'    {z  -  z,\  (2) 

wie    sich    auch   aas    der    Lagrange' sehen   Interpolationsformel   ergiebt. 
Bringt  man  die  Ol.  (2)  in  die  Form 

(g  +  C)  -  {z,  +  Ct)   ^  (^a  +  C^)  -  (^i  +  C  J  ^  . 

80  schliesst  man  ans  dieser^  dass 

)^P\F\P'=^^  P.P.Puud  P\P*:P,P=P\F;:P,P,, 
also  Dreieck  P*  P\  P*  -  Dreieck  P^  P^  P  ist 

Das  Bild    des  Seenndärnetzes   ist   mithin    diesem   ähnlich» 
Ordnet  man  Ol.  (2)  nach  Zy  so  wird 

C  =     —  ^1  Ca  +  gj  Ct    _|_  _^2.i:^^  ^  (3) 

^J  —  ^1  ^2  —  ^1 

Man  erhält  hieraas  eine  einfachere  Form,  wenn  man  den  Ooor- 
dinatenanfang  in  einen  beliebigen  Pankt  0  der  Seite  P^  P^  =  s  legt 
and  die  positive  o;- Achse  mit  der  Richtang  OP^  zasammenfalleD  lässt. 

Sind  die  Entfeimangen  des  Panktes  0  von  P^  and  P^  bezw.  s 
und  $"y  so  ist  also  z^  =  +  $"  und  2?^  ==  — s',  and  daher 

c= "'  '^' + '"  ^'  +  4 «:» -  ^i)  (3*) 

oder 

5  +  'V,  =  y  (5,  +  «Ti, )  +  y  (<i  +  »■»!.)  4-  ^-^  (S,-5.+»(i,-il.))> 

woraus  durch  Trennang  des  Reellen  und  Imaginären  folgt: 

Fällt  der  Punkt  0  mit  dem  Mittelpunkt  der  Seite  P^  P,  zusammen; 
so    gehen    die    constanten    Oüeder    der    vorstehenden     Oleichung   in 

-y^^a+S,)  bezw.  — (tjj+tqj)  über. 

Hat  das  Coordinatensystem  irgend  eine  beliebige  Lage,  so  ist  statt 
X  und  y  zu  setzen:  {x — x^)  cos  0-|-(y — y^)  sin  ft 
bezw.  —  (x—Xq)  sin  ft  +  {y — y^)  cos  0, 
worin   Xq,  y^   die  Coordinaten    des  Panktes  0  und   ft  das  Azimut  der 
Seite  P^  P,  ist.     Dadurch  erhält  man  aus  den  Ol.  (4) 


^^  «VtiJh  +  j^  (a,  _  X,)  +  a.  (y-y,) 


(5) 


Dreiecksnetzes  an  ein  Haaptnetz. 


S93 


■^i) 


)    (6) 


wenn  gesetzt  ist 

a,  =  lj(S,— 5,)  cos  ft+(Ti2-Ti,)  sin  »|  =  ^j(? -SiX^j 

+  (^2  — ^i)(y2--yi)[ 

6^=-i{(Ti,-Ti,)  cos  0-«,-?,)  sin  » 1=^1(^1, -Ti,)(x,—a;j) 

—  (5,-6i)(»2-yi)| 

Rückt  nun  0  in  den  Mittelpunkt  der  Seite  P^.P^,  so  geht  die  Gl.  (5) 
über  in 


T|  =-^{'n,  +^j)  +  6i  (a:— a?m)+«i  iy-y^)y 


(5*) 


wenn  a?«.,  y«  die  Coordinaten   des  Mittelpunktes   der  Seite  P,  P,  sind. 
Fällt  0  mit  P^  zusammen,   so  erhält  man   die  Formeln  von  Baur. 

Man  gelangt  noch  zu  andern  Formeln  vermittelst  der  61.  (2). 

Es  sei  die  Entfernung  P^P=r  und  der  ^  P^P^P^<^.  Dann 
ist  also,  da  das  Azimut  der  Seite  P^  Pj  gleich  ^  und  das  Azimut  der 
Seite  P  P  gleich  0  +  ^  ist, 

z  — 2;^=re    ^  ^^und  02  — «,  =*«e       . 
e  bedeutet  die  Basis  der  natürlichen  Logarithmen. 

Setzt  man  noch 

oder  Sa  —  ?i  =  «2   ®<^s   «2   ^^^  ^2  ~^<i  ~  ^2  ^^'^  «2> 

80  folgt  aus  Gl.  (2) 


c-c,= 


re*(»  +  ^)  tt: 


«e 


i% 


-.e^e 


r  ^»(O  +  cj) 


8 


Mithin  ist 


S  —  Si  =  ö,  —  cos  (0  +  sj) 

1—1,  =«2-7«™  (*4-«j) 
III. 


l 


(7) 


Anschluss  an  3  feste  Punkte  Pj*,  P^*,  P3*. 
Für  z  =  z^,  z^y   «3  soll  der  Reihe  nach  C  ==  Ci,  Cj;  C3  sein.     Die 
Lagrange'sche  Interpolationsformel  giebt  alsdann: 

r^(g— ^2)    (g— ^s)      r        ■    (g— gl)    (g— gg)       ^  (g— gl)     (g— ga)    p   1  H) 

(^i-ga)  («1-^3)  ^        (^2-^1)  (^2-^3)    '        (^3~^i)  (^3-^2)  ^'1  \ 
Nach    dem  Baur'schen  Verfahren    setzt    man,   wie    auch  allgemein 

bei  n  Anschlusspunkten 


gp         gq ^q.p  ^ 


*  ft  a. 


q.p 


) 


(2) 


S94 


Krüger,    lieber  den  Anachlass  eines  secnndären 


wo  r^die  Entfernung  P^P,  <pk  deren  Azimut;  sowie  «q.p  die  Entfernung 
Pq  Pp  und  Oq.p  das  Azimut  derselben  bezeichnet. 
Wird  dann  weiter  für 

?2+?3-»i».l-»8.1  =  ^  P,P,P+    ^   P,P,P  =  <l>t 

fi-{-9^-»i.2-h.2=^P,P,P+^P.P,P=^t    }       (3) 

f.+f,  -»24J-»2.S  =  ^  P,P,P+   4-  P,P,P=  O3 

geschrieben;  so  wird 


c  = 


♦•5  »'s 


e'*^'C.  +  -^^ 


^2.1  *8.1  '     '      *1.2  *8.2 

Setzt  man  mit  Baur  nun  noch 


*L3  *2.3 


(4) 


sind), 


"(p-i  -nt  +  8i  £i)  +— (»*2 12  +  ^2  ^2)  +— (»*3  ^3  +  h  y 

"2  3 

Fig.  1. 


(5) 


«2.i«3.i     eosOj     sin  Ol*  «1.2 «3.2      cosOj     8in02'«i.3«2.3      cosO, 

so  ergiebt  sich  aus  61.  (4)  durch  Trennung  des  Reellen  und  Imaginären 

ri  ^2  '3 

^=^i^2»-3J— 

Wenn  es  genügt;  die  Daten 
einer  Karte  zu  entnehmen;  so 
wird  man  die  Gleichung  (4)  noch 
etwas  umgestalten.  Man  fälle  von 
P  die  Höhen  auf  die  drei  An- 
schlussseiten und  drücke  nun 
cos  O  und  sin  O  vermittelst  der 
Höhen  und  der  von  diesen  auf 
den  drei  Seiten  hergestellten  Ab- 
schnitte aus.  Für  die  neben- 
stehende Figur  1  ist  z.  B. 


R 


also 


b2  ^ 

^2^3  cos  Ol  =  5i  Cj  +  Äj  7*3,  r^  r^  sin  O,  =  c^  Ä^  —  h,  h„ 


»•2^3^ 


=  61  C2  +  Ä2  A3  +  i  (Cj  Äj  —  61  A3)  u.  s.  w. 
und  daher: 

*2.1  «3.1 


i=  + 


'3$       I      ^2  ^t    +  ^1   ^3    ^        I        «1   ^2    +  ^t  ^2   g 


C^  ^2  —  ^1  ^3 
*2.1  %1 


«1.2  «3.2 

<^2  ^3  ~  gl    ^1 
«1.2  «3.2 


^2  — 


«1.3  «2.3 

^2  ^1  ^1  ^2 

«1.3  «2.3 


fiz 


T^=      I     ^2^2  ~  ^1^3  g      I        ^2^3  —  ^1^!     g        |       ^2  ^1  —  ^1  ^2     g 
*2.1«3.1  ^  «1.2  «3.2  ^  «1.3  «2.3 


VC2+  Äj  A3  a^  C,   -f  h^  h. 


^l4 


+ 


a^  b^  4"  ^1  ^1 


T^3 


(6) 


«2.1  «3.1                      «1.2  «3.2  «1.3  «2.3 

Den  61.  (5)  kann  man  noch  eine  etwas    einfachere  Gestalt  geben. 

Bringt  man  Ol.  (1)  in  die  Form 

(^2  — ^l)   (^2"~^3)  (^3'~'^l)(^3 ^2)  J 


Dreieeksnetzes  an  ein  Hauptnetz. 


295 


so  ist  infolge  (2)  and  (3)^  wenn  man  aasserdem 


t  e, 


^2   —  £,  =  ^2     COS    62 


nnd 


^•3 


<i=e,e 


%  %' 


d.  h. 


'ij 


sin  e. 


and 


^1.2*3.2 

setzt; 


k. 


S3— Sj  =63    cos    8. 

7)3—7),  =  63  sin  63 


=  *, 


5l.3  ^2.3 


(8) 


C 


oder 


J.=''J*.»-se'-<^»  +  '»^  +  A:.r,e'<"^3  +  .,)} 


S  —  Sj  =  r,   I  A,  r,  COS  (*j  +  tj)  +  4,  r,  cos  (O,  +  e,)}   1 


(. 


«J— 2(«l+2,)  +  2 


') .  (10) 


Fig.  2. 


Tj— ,),  =  r,   {  ^2^3    sin  (Oj  +  62)  +  K  ^2   wn  (^3  +  «3)} .  /      ^^^ 

Die  Formeln  (5),  (6)  and  (9)  haben  den  ücbelstand,  dass  fast  die 
ganze  Rechnang  für  jeden  einzdnen  Pankt  P  wiederholt  werden  mass. 

Ich  gehe  jetzt  za  einer  karzen  Darstellung  der  Schols'sohen  Formeln 
über. 

Man  denke  sich  das  secandäre  Netz  bereits  mit  der  Seite  P^P^ 
an  die  entsprechende  Seite  P^*P^*  des  primären  Netzes  angeschlossen. 
Dann  ist  d  =  Cj  ==  0  und  daher 

>^      (g— ^l)  (g'-gg)       r     ^ ^3 

(«3—^1)  (^3—^2)       '  (2^3  — ^1)  (^3—^2) 

Man  erkennt  sofort,  dass  der  Ausdrack  für  C  am  einfachsten  wird, 
wenn     der    Coordinatenanfang 
in  die  Mitte  der  Anschlussseite 
P^P^    gelegt    wird,    denn    für 
diesen  ist  z^  -\-  z^  =  0. 

Es  soll  jedoch  zunächst 
über  die  Lage  des  Coordinaten- 
systems  keine  besondere  Voraas- 
setzong  gemacht  werden. 

Die  Winkel  und  Seiten 
des  Anschlassdreiecks  PjPjPg 
werden  durch  cd^,  cd,,  CO3  bezw. 
«„  «2>  «3  bezeichnet  (s.  Fig.  2). 

Ist  dg  das  Azimut  der  Seite  P^P^,  so  ist  das  Azimut  von  P{P^ 
gleich  ^3  +  a>i  und  das  Azimut  von  P2P3  gleich  dg  —  CD2  +  180°. 
Die  Lage  der  Mitte  M  von  Pj  P2  sei  durch  die  Polarcoordinaten  P3, 
Q3  bestimmt. 

Alsdann  ist: 


♦  (»3+U)i) 


7    ^3 


-2==:llß*^^3-«>2+1800)_  *-(»3-">2). 


8^  e 


S96  Krüger,    lieber  den  AnsehliiBs  eines  Becnndären 

und 

tQ 

Ist  noch 

^3=^3^*^^    o^ör  £3=63  COB  83  und  1)3=63  sin  e,, 


^1  ^3^ 2  >^2  =  ^3*  '2 


ft 

^3  =«3« 

«0  wird 


^'  ^  =  — -fs-ß»(es-««>i+«»2-2»3) 


wenn 

6 


3 


«1*2 


gesetzt  wird.     Damit  wird 


=  *3     tt«d    83  —  a>j   +  »j  =t{;3  l    (11) 


oder 


Setzt  man 
c.  =  o.  +  i6.  =  +  SÄ;,  Ä,  e»(Q3  +  4'3 -2»a) 


k«) 


80  ist 


a„  =  -  Ä;3  Bl  cos  (2  Q3  +  .j,,  _  2  »,)  +  -^Ä,  «3'  co8<j., 


K  =  -k,  Bl  sin  (2  Q,  +  ^3  _  2  »3)  +  -^-^3  s*  sin<{,3 

a,  =  +  2  A,  i?3  cos  (Q3  +  <;,3  -  2  Ö3)  }(13) 

b^  =  +  2k^B^  sin  (Q3  +  <>3  -  2  O,) 

«2  =  —  *3  «OS  ("tä  —  2  »3) 
*j  =  -  *,  sin  (t^3  -  2  Ö3), 
und  für  Gl,  (12)  erhält  man 

C  =  c,  +  c,  2  +  c,  «'  (14) 

oder 

woraus  folgt: 


5=ao +«,«  — 6.y+a,(a;»-y»)_2ija;y  I 


(15) 


Dreiecksnetzes  an  ein  Hanptnetz.  297 

Die  Gleichangen  (13)  and  (15)  stimmen  mit  den  Ol.  (40),  (39), 
(38)  und  (17)  bei  Scbols,  S.  39/40  and  17  a*  a.  0.,  ttberein. 

Liegt  der  Coordinatenanfang  in  der  Mitte  von  P^  P^y  so  bat  man 
in  Gl.  (12)  bezw.  (13)  R^  und  Q,  gleicb  Null  za  setzen,  wodurch  a^  und 
ij  ganz  versebwinden. 

Man  kann  in  Ol.  (12)   die  Unbekannte  z  auch  mit  den  Gonstanten 

vereinigen,  indem  man  z  =  ^e     '  also  z*  =^  ^^  e        setzt. 
Sind  Cs  luid  Ci  nicbt  Null,  sondern 

^^'=e^e  *'*    und  ^^==^^6***,  (Ö*) 

so  treten  zu  dem  Ausdrucke  für  C;  01«  (12),  nocb  2  weitere  Olieder 
hinzu,  die  man  dadurcb  aus  jenem  erhält,  dass  man  für  den  Index  3 
die  Indices  2  und  1  setzt.  Bedient  man  sieb  also  zur  Bestimmung 
von  %  und  t)  der  Ol.  (15),  so  sind  den  Ausdrücken  für  die  Constanten, 
61.  (13),  nocb  je  2  Olieder  hinzuzufügen,  die  dadurcb  gefunden  werden, 
dass  in  (13)  der  Index  3  der  Reibe  nach  durch  den  Index  2  bezw.  1 
ersetzt  wird. 


Hierbei  ist 


i2=— ^  k,=-^^  (8**) 


«3  Sj  Sj  «3 


und 

^{/j  =  £2  — -  a>3  +  (Oj  l'i  =  «1  —  o>2  +  «>3' 

Unter  b^  ist  das  Azimut  der  Seite  P3  P^,  unter  &^  das  Azimut 
der  Seite  P^  P^  zu  verstehen.  iJ^,  Q,  und  iJj,  Q^  sind  die  Polar- 
coordinaten  der  Mitte  von  P3  P^  bezw.  Pj  P3. 

In  diesem  Falle  werden  nach  Prof.  Schols  die  Ausdrücke  für  die 
Constanten  am  einfachsten,  wenn  der  Coordinatenanfang  in  den  Mittel- 
punkt des  dem  Dreieck  Pj  P^  P3  umgeschriebenen  Kreises  gelegt  wird, 
dessen  Radius  r  sei. 

Dann  ist 

1 
R^=^r  cos  a>3  =  -^-  S3  ctg  0)3    und   23=03  +  270*^ 

B^=r  cos  a>2  =  -jr-  s,  ctg  a>2  Qj  =  &j  +  270 

B^=r  cos  o}^  =—-8^  ctg a>i  Qi  =  0,  +  270. 

Die  Ausdrücke  für  die  Constanten  lauten  jetzt,  da  z.  B. 
A  Ä^  cos  (2  Q  -f  (};  —  2  »)  = ^  i  s^  ctg^  od  cos  f^ 

fe  Ä^  sin  (2  ß  +  d;  —  2  ö)  = ^  k  s^  ctg'  co  sin  6 

4 


und 


2  fe  Ä  cos  (Q  +  ^j^  —  2  0)  =  +  2  Ä:  r  cos  o)  sin  (tj^  —  &) 
2  fe  Ä  sin  (Q  +  ^]^  —  2  &)  =  —  2  A  r  cos  CO  cos  (tj;  —  0) 


S98  Krüger.    Ueber  den  AnscbloBS  eines  secundären 

wird, 
«0  =  ^^  {  ^1  C08  ^^  +  k^  cos  tj^j  4"  K  ^^^  ^3 

^0  =  ^^  {  K  81"'  ^1  +  *2  si»  *2  +  *3  8in  ^3 

a,  =  +  2  r  {fe,  cos  cd^  sin  {^^  —  8^)  +  k^  cos  co^  sin  (tj^j  —  öj) 

+  ^3  cos  (Ü3  sin  (^3  —  O3)} 
6j  =  —  2r  {Ä^i  cosa)^  co8(t};j  — 8j)  +  k^  costOj  cos(^j^j  —  *«) 

+  k^  cos  0)3  cos  ('{^3  —  83)  I 

«2  =  —  {*i  <508  (^,  —  2  &i)  +  *2  <508  (^2  -  2  82)  +  K  «öS  (t>3  —2  83)  } 
h  =  -  {*!  8i»  (^1  —  2  &i)  +  A^2  sin  O^.,  -  2  8,) .  +  Ä;3  sin  (ij>3  -  2  83)  } 

In   den   Gl.   (14)    und  (15)  lassen    sich  noch    die    Glieder   erster 

Dimension  durch  eine  Verschiebung  des  Coordinatensystems  fortschaffen. 

Setzt  man  x  =  Xq'\'Uj  y  =  y^  -|-  t? ,  also  z^=z^  +w,  so  geht  Gl,  (14) 

über  in: 

^  =  c^  +  c,Zq  +  c^zI  + {c^  +  2c^z^)w +  c^wK 

Bestimmt  man  z^  aus  der  Gleichung  c^  +  2  C2  2^0  =  ^;   *^so 

Zt,  = r^ —j  so  Wird 

1     c^ 


(16) 


oder 

5  =  öq  +  ötj  (w^  —  v^)  —  2h,  UV 
r^  =  h^  -f-  6^  (w^  —  v^)  +  2  a,  u  v. 
Wird  nun 

c^=^le  ,  also  ttj  =  ;  cos  X  und  6,  =  Z  sin  X 

und  c,  =  me   ^      ,     „     a^  =  m  cos  ji  und  b^  =  m sin [jl 
gesetzt,  so  ergiebt  sich: 


(17) 


(18) 


z, 


l         .(X.-p.)      ^    ,                      1      Z^       t(2X-jiL) 
—  e   ^       ^^  und  c.  =  Cn : e 


'2m  '         '         4:     m 

oder 

l  1      P 

Xq  = ^r —  COS  (k  —  a)        a'  =a. cos  (2  X  —  u.) 

l  1      72  ^^^^ 

^0  =  --  -J^  s^°  (>^  -  f^)         6'o  =  60  —  -^  -^  sin  (2  ^  —  fx). 

Die  Gleichungen  (16)  bis   (19)   stimmen   mit   den    Gl.  (43)  bis  (49)  bei 
Schols  a.  a.  0.  überein. 

IV 

Anschluss  an  4  feste  Punkte  P^*    P^*    P3*    P/. 

Für  z  =  z^    muss  (;=Ci  =  «j  ^*^^  =  ^i  (cos  e,  +  isine^) 
=  ^3  ^ ^3  =  ^3  ^* ''  =  ^3  (cos  £3  +  i sin  £3) 

-  • 

=  ^A.  =^4=^4^*^*  =  «4  (cos  84  +  f  sin  e  J 

sein. 


Dreiecksnetzes  an  ein  Hauptnetz. 


299 


Es  werde  zunächst  dasjenige  Olled  der  Lagrange*8chen  Interpolations- 
formel entwickelt,  welches  von  der  Abweichung  des  Punktes  P^  vom 
Punkte  P*  herrührt,  nämlich 


C= 


(g  — g,)  (z  —  z^)  (z  —  z,) 
{z,  —  gj)  (z,  —  z^)  {z,  — g,) 


C. 


gj  gg  g^  +  (^2  ^3  "T  ^2  ^4  ■^'  ^3  ^4)  ^ 


(^l-^,)(«i-^3)(^i-^4)    l  ■"'"'*     '     '"'''     '       "'      *     '    "'  (1) 

—  (^2+^3    +^4)^'   +  ^'} 

Der  Coordinatenanfang  möge  in  den  Schnittpunkt  D  der  Diagonalen 
Pj  P3  und  Pj  P^  der  Anschlussfigur  Pj  Pj  P3  P^  gelegt  werden. 

Das  Azimut  von  Pj  P3  sei  Oj,  das  von  P2P4  sei  ftj.  Ferner  sei 
DP,  =d,,  DP,  =  d,,  DP,=d,,   DP,  =  d,  und  P,P,  =  s^,2, 

P2  Ps  =  «2.3;    ^.    S.    W. 

^P,P,P3  =  a,,    ^P3P,P,  =  ß„    ^P,P,P,=^,,    ^AP4^.  =  8l 

^A^t^4=«2;      tP.P2Pi=92^     tP.P.P.-^V     ^P.P.Pz=-^. 

Siehe  Fig.  3. 

Fig.  3. 


Die  Ooordinaten  der  Anschlnsspunkte  Pj,  P„  Pj,  P^  sind : 


'2  ^^2 

^3=^3« 

f»2 


(2) 


2^4  =  ^4  ^ 

Da  das  Azimut  der  Seite  P,  Pi  ==  ^2  H"  ßu  ^*^  ^®^  S®^*® 

P3  P,  =  »4  + 180°  und  das  der  Seite  P,  P^  =  »^  +  180°  —  S^  ist,  so  wird 

gj   2?2  ^2.1  ^ 

»(»1  +  1800)  »»1 

^    _,        *-(»2  +  1800-M  __  t-(»2-5J 

mithin 


300  Krüger,    lieber  den  AnschlasB  eines  secundären 

1  —  *         e 


{z^  —  z^)  {z^  —  z^)  {z^  —  z^)       S2.1  S3.1  s  (3) 

wenn 


1 


=  Ä,  und  e,  -  ß,  +  8,  =  «Fj  (4) 


^2.1  ^3.1  ^4.1 

gesetzt  wird. 

Nach  (2)  ist  weiter 

^2  ^3  ^4  =  -  ^2  <^3  ^4  «    *  ^^'  "^^  ^^» 

wobei  flir  —  d^  +  d^  =  Ä  geschrieben  ist. 

Mit  diesen  Werthen  and  mit  Berücksichtigung  von  (3)  ergiebt  sich 
Jetzt  aus  Ol.  (1): 

-d,  d,e**"0«-k  «*'*'+ A«*'*0 2'+«'} 
C^  +  i.  rf.  d,  d,  e  ♦•^«  +  Ä.,  (d,  Äe»("^»-»^^-rf,rf,^'('^«-»*)). 

Wird  nun 

c,==a,  +  ih,  =  Ä.,  (d,  h  e*("^'  -»')  -  d,  d,  e»('^«-»'>) 
c,  =  «,  +  ii,  =  _  Ä.,  id,  e*("^'-**')  +Ae'('^«-»--»')) 

gesetzt^  so  wird 

%  =  4j  dj  ^3  d^  cos  ^^j 

«1  =  *i  (^3  *  cos  (9^^  —  Oj)  —  d,  d,  cos  («^,  —  &,)) 

«2  =  -  *^i  (^3  cos  (q^,  -  2  »,)  +  Ä  cos  (q^,  -  »,  -  0,))  (^) 

«3  =  i,  cos  {^\  —0^—2  »2). 
Tritt  an  Stelle   des  Cosinus  der  Sinus^   so  erhält  man  entsprechend  i^, 

*i>*2;*3- 

Für  Gl.  (5)  ergiebt  sich  damit: 

i:  =  c,  +  c,z  +  c,z^  +  c,z'  (7) 

oder 

£  +  i7|=a,  +i6,  +  {a,  +  a^)  (aj+f y)  +  (a^  +  ih^)  {x"  —  y'  +  2t a:y) 

+  («3  +  f 63) (aj'  -  3  a;y*  +  f  (3a?*y-y^)) 
und  hieraus  durch  Trennung  des  Reellen  und  Imaginären: 
£  =  ao  +aja?~5jy +  0^(0;*  -  y')  -  26^  a;y  +  ag  (a?^  — 3a?y*) 

,         ,  -&3(3^^y-y')(8) 

7|  =  6o  +  6i^  +  aiy  +  62(^'~y')  +  2a,a;y  +  63(a?^  — 3a?y^)^^ 

+  a3(3a?^y~y»). 


Setst  man  o?  as  p  cos  6  y  s  p  sin  6 

x'  =  p*  cos  2  9  y'  =  p2  sin  2  9  (9) 

x"=  p^  cos  3  9  y"=  p'  sin  3  9, 

80  lässt  sich  für  (8)  auch  schreiben 

i  =  a,  +  a,x—b,y  +  a'^x~  b^  y'  +  a^  a?"  —  6,  y" 

T)  =  6,  +  6,  0?  +  a,  y  +  6,  a?'  +  a^  y  +  63  o:"  +  a,  y\         (1^) 

Aus  der  GL  (5),   die  da^wige  GUad  iba.  ■Hfeumfiinfin   Auadraeka 

ftr  C  darstellt^  welches  von   der  Abweichung  der  Punkte  P,  und  P* 

herrührt;    lassen    sich    nun    leicht   die    übrigen    3    Glieder    hersteUeu, 

welche  P,  mit  Pj*,  P3  mit  P,*  und  P^  mit  P^*  in  Uebereinstimmung 

hringen.     Vertauscht    man   die  Indices  1    und   2,   3   und   4^    wodurch 

unter     anderem    —  d^  +  d^  =s  A    in  —  d^  +  d^^  =r^     übergeht^     so 

ergiebt    sich    aus  Gl.    (5)    das   Glied,     welches    die    Uebereinstimmung 

der  Punkte  P^undP,*  herstellt     Ersetzt  man  in  Gl.   (5)  e^   und  d, 

durch  180*  +  0^^  bezw.  180^  +  %^  und  vertauscht  in  k^   ^  und  d  die 

Indices  1  und   3,   2  und  4,  wodurch  —  h  aus  h  wird^    so   findet  man 

das  Glied,  durch  welches  P3  nach  P/^  verschoben  wird.     Endlich  erhillt 

man  aus  Gl.  (5)  dasjenige  Glied,  welches  die  Verschiebung  von  P^  nach 

P^  bewirkt,  dadurch^  dass  man   für  d^  und  &,   bezw.  180^  +  &,  und 

180^  -{-  0^  schreibt  und  in  ky  W  und  d  die  Indices  1  mit  4  und  2  mit  3 

vertauscht;  wodurch  sich  A  in  —  g  verwandelt.    Hierbei  ist  unter 

W^  =  82  —  Ta  +  «1 


h    = 

^2 

ÄJj  =» 

^1.»    ^8.2    Ä4.2 

I.    — _ 

«3 

«^3 

«1.3    «2.3    «4^ 

h 

«4 

<r,  =.  83  -  6,  +  p,  •    (4.) 

«1.4    «2.4    «3.4 

ZU  verstehen. 

Benutzt  man  daher  zur  Berechnung  der  Correctionen  £  und  y), 
welche  an  die  Coordinaten  x,  y  eines  Punktes  P  infolge  des  Anschlusses 
an  die  4  festen  Punkte  anzubringen  sind,  die  Gl.  (8)  oder  die  Gl.  (10),  so 
haben  darin  die  Constanten  die  nachstehende  Bedeutung,  wie  aus  den 
Ol.  (6)  folgt,  wenn  die  angegebenen  Vertauschungen  vorgenommen  werden. 

a,  =d,  d,  d,  d,  j-^  cos  »F,  +  -^  cos  'F,  +  4-  co8»F,  +  ^i  cos  W,  l 

«i  =<is  d,  [-  A,  eos  («r ,  -  »,)  +  *,  cos  (*'3  -  0. )] 

+  d,  d,  [-  i,  cos  (T,  —  &,)  +  *,  cos  (<P,  -  &,)] 
+  A  [k,  d,  cos  («P,  -  »,)  +  &3  d,  cos  (V3  -  »,)] 
+  g  [k,  d,  cos  («Fj  —  »,)  +  i«  d,  cos  {W,  —  »,)] 

a,  =  —  Ä!^  [d,  cos  («•,  —  2  &,)  +  A  cos  (<P,  —  »i  —  ö,)]  (6») 

-  Ä:,  [d,  cos  (»F,  -  2  d,)  +  jr  cos  (»T,  —  »,  -  »,)] 
—  fc,  [d,  eo»(V,  _  2»,)  —  Ä  «08  («F3  —  ».  — «,)] 

-  k,  [d,  CO»  (V,  -  2  »,)  -  g  cos  (V,  -  »,  —  »,)] 
0,  =4,  cos  («",  —  »,  —  2  »,)    +  i,  cos  (V,  —  2  »,  —  »,) 

-  i,  cos  (9i"3  —  &,  —2  »,)    -  A,  cos  i'¥^  —  2  ft,  —  ft,). 


302  Krüger.    Heber  den  Anschluss  eines  seenudären 

Wird  der  Cosinus  durch  den  Sinns  ersetzt,  so  erhält  man  der  Reihe 
nach  b^j  b^,  h^y  63. 

In  dem  Ausdruck  für  C;  Crl.  (7);  und  dementsprechend  in  den 
Formeln  für  Sund  iq,  OL  (8)  oder  Gl.  (10);  lassen  sich  noch  durch  Ver- 
schiebung des  Coordinatensystems  die  Glieder  zweiter  Dimension  zum 
Verschwinden  bringen. 
Setzt  man 
z=:z^-\'W  und  dementsprechend  a?  =  as^  +  t«;  y  =  y^-|-t?,  (11) 
so  wird  zunächst  aus  Gl.  (7) 

C  ==  Co  -f.Ci  00  -f  ^2  ^J  +  C3  2JJ  +  (c,  +  2  c,  2^0  +  3  C3  zl)  w 

+  (Cj  +  3  C3  2?o)  w^  +  C3  f^^ 


Mit 


«        • 


_     1  <'» 


'3 

geht  diese  Gleichung  über  in 

C  =  Co  +  c;  m;  +  C3  f^^  (12) 


worin 


<^c,--'-^^. 


3     c,    "^27   c  * 


'  J_  ^  '    "t  "2     I  •"      "2 


.3  -  ■      "j 

1  cj 


C,    =.Cj— 


ist.    Wird  non 


3   c. 


*  ^ 

c^  =  le  also       a^  =  Z  cos  \       y        &^  £=  Z  sin  X 

Cj  =7W6   ^  Oj  =  m  cos  p.      ,         &2  =  m  sin  p.     (13) 


♦  V 


C3  =  ne  a^=  n  cos  v        ,         6^=71  sin 


V 


gesetzt;  so  ergiebt  sich 


Im    »(P'  — v) 

2;  = e 

•  3    n 

._  1  Zw  »•(^  +  (*-v)        2    «»'    .-(att  — 2v) 

, Im}    »(2fx— v) 

<5i  —  <?i  -YV"* 


woraus  folgt: 


Im  1    w    .     ,        \ 

aJo  =  — y  — cos  (p.-v)  2/0  =  — -3-  — «n  Ox  — v) 

/  1  Zw        ,,   ,  N    .     2    w^     '     ^  ^  ^ 

«0    =«0-    y—  <508(X+jl.-~v)+-^— ^COB(3p.~2v) 

60  =  *o—  -3-— 8m(X+jx-v)+-2y^Bin(3|x  — 2v) 


(U) 


aj  =a,  —  _  — cos(2p.-v)        h,  =h,-  y  —  am  (2  ji.  -  v). 

An  die  Stelle  von  Gl.  (8)  bezw.  Gl.  (10)  treten  jetzt  die  Gleichangen 
g  =  ao'  +  a^u  —  6/  V  +  a^  («^  —  3  uv^)  —  b^  (3  u^t;  —  t?«)l 
T)  =  5o'  +  */^  +  0/  «^  4-  *3  (^^  —  3  w^)  +  03  (3  tt*V  —  t?^)|  (^^^ 


Dreiecksnetzes  an  ein  Hauptnetz.  303 

oder  mit  der  Substitution 

t/  =  p  cos  6  v  =  p  sin  6 

t£"==  p^  cos  3  6  v"=^  p'  sin  3  6, 

S  =za^..-\'  a^  u  —  &/ v  +  «3  w"  —  63  v" 
T)  =  6/  +  6/  w  +  a/  V  +  *3  ^"  +  «3  ^"• 
Anstatt  die  4  AnscMusspunkte  des  Becundären  Netzes  durch  eine 
Abbildung  mit  d«n  entsprechenden  Punkten  des  primären  Netzes  zur 
Deckung  zu  bringen^  ist  es  in  manchen  Fällen  vielleicht  bequemer; 
wenn  man  die  üebertragung  mehrere  Male  wiederholt  und  zwar 
derart;  dass  man  zuerst  an  2  Punkte  anschliesst;  dann  die  dritten 
Punkte  und  hierauf  die  vierten  Punkte  zur  Uebereinstimmung  bringt. 
Man  hat  es  nämlich  ahsdann  in  der  Hand;  durch  die  Wahl  des  Coordi- 
natensystems  die  einfachsten  Formeln  anwenden  zu  können.  Ist  z.  B. 
bereits  an  die  beiden  Punkte  PJ  und  PJ  angeschlossen;  so  erhält 
man  zur  Herstellung  der  uebereinstimmung  der  dritten  Punkte  P^  und 
F\  die  einfachsten  Formeln,  wenn  man  den  Ooordinatenanfang  in,  die 
Mitte  der  Seite  P^P^  legt. 

Dass  man  durch  wiederholte  Abbildungen;  bei  denen  jedesmal  nur 
ein  Anschlusspunkt  des  sccundären  Netzes  mit  dem  entsprechenden  des 
Hauptnetzes  in  uebereinstimmung  gebracht  wird;  zu  demselben  Ergebniss 
gelangt  —  vorausgesetzt;  dass  man  die  zweiten  Potenzen  der  Lagen- 
antersehiede  gleichnamiger  Punkte  vernachlässigen  kann  — ;  wie  durch 
eine  Abbildung;  bei  welcher  auf  einmal  sämmtliche  Anschlusspunkte  zur 
Deckung  kommen,  ergiebt  sich  aus  Folgendem. 

Das  secundäre  Netz  sei  an  die  Punkte  P[  und  P\  angeschlossen. 
Wird  nun  durch  eine  Abbildung  zunächst  P,  mit  P^  in  Ueberein- 
stimmung gebracht;  so  geht  die  zu  einem  beliebigen  Punkt  P  gehörige 
Coordinate     z    in     «'=«  +  ;'     über;      wo     nach     Gl.     (3)     unter  I 

._(g--g,)(g--g,)- 

Der  Anschlusspunkt    P^  ist    durch    diese  Abbildung    nach  P^  ge- 

(z         ml    )(z         r*  \ 

kommen,  dessen  Lage  durch  z/  =  z.  4-—^ ^r^ ^-C, bestimmt    ist. 

Der  Lagenunterschied  von  P^'  und  P^*,  zu  dem  die  complexe 
Grösse  z^  +  C,  gehört;    ist  mithin  jetzt:  c^  —  i^i-IlMp-ZlJ?^  j^. 

Bringt  man  durch  eine  neue  Abbildung  P/  mit  P*  zur  Deckung; 
80  beträgt  die  Correction  der  zum  Punkte  P'  gehörigen  Coordinate  z 
nach  I,  GL  (3)  : 

r  r=    ^^   ~"  ^^'^  ^^  ""  ^^^  ^^  ~  ^3')     (r  (^4— ^t)   (^4—^2)    r.     \ 


Hierbei  ist  z 


.  B.:  z-z;=^{z-z,)  (1  -'-^^f)- 


S04 


KrUger.    Ueber  den  Anschluss  eines  secnndären 


Kann   man  aber,  wie  voransgesetzt  ist,   die  zweiten  Potenzen  der 

Lagennnterschiede  vemachlässigen,  so  darf  man  in  der  vorstehenden  Gl. 

fg  —  g^  fg  —  2j  )  fg  —  g  ^ 
anstatt    des   Ansdmekes   vor    der  Klammer    j ^- ^^-^ i- 

setzen. 

Die  Gesammtverachiebiing,    welche    die   znm   Punkte    P  gehörige 
complexe  Grösse  z  durch  beide  Abbildungen  erfthrt,  ist  mithin 


c'  +  r  = 


(z—z,)  (Z—Z^)  {z—Z:,)        r  {Z-Z,){Z-Z^)iZ-Z^) 

(«,— «,)(ä,  — 0j)(2?,— 2:3)    "*  («3— «iX^s—^j)  (^4— ^3) 

,  ■     (g-g,)(g~ga)     ^ 


^z 


(^3— «^1)  (^3—^3) 

^     {z-^z,){z-'Z^){Z'-z^)  (z—z^)  (z—z^)  (z—z,)     ^ 

(2^4— «1)  («4-^2)  («4 -«^3)        *  («3—^1)  («3— «2)  («3—^4)    ^''' 

Das  ist  aber  derselbe  Werth,  den  die  Interpolationsformel  ergiebt, 
wenn  durch  eine  Abbildung  auf  einmal  P,  mit  P3*  und  P^  mit  P* 
in  üebereinstimmung  gebracht  werden. 

In  der  angegebenen  Weise  lässt  sich  fortfahren. 


Nimmt  man  jetzt  an,  es  seien  bereits  die  3  Punkte  P^,  P^y  P^  mit 
den  entsprechenden  P*^  P*^  P^*  zur  Deckung  gebracht,  so  ist 

und 

j  ^     (z—z,)  (z—z^)  jz—z^)    ^ 

(2^4 —«^1)  («4—^2)  («4—^3)    * 


=  (..-..)  (.,-.,)  (z,-z,){-  ^-  ^'  ^»  +  <"'  ^»  +  ^'  ^'  +  ^»  ^»)^ 

—  («1   +2,  +«»)2'+«*V 


(16) 


Dreiecksnetzes  an  ein  Hanptnetz.  .  ^05 

Le^  man  den  Cootdinatenanfang  in  den  Schwetponkt  /S  des  An- 
schlossdreiecks  P^  P^P^y  so  ist 

3  1 

z^+z^+z^=0  und  z,z^  +  z^z^  +^2^3  =  —  "4-^1*  "T^^^  ""^2^^* 

Die  positive  x-Achse  möge  mit  der  Richtung  SP^  zusammenfallen^ 
und  es  sei  SP,  =  t,,  SP^  =  <„  SP^  =  «3 ;  ^  P^SP^  =  T3,  ^  P^SP^ 
=sT„  ^P^SP^==r^.  Das  Azimut  der  Swte  P^P^  seid,  femer 
lP,P,P,  =  a,  ^P,P,P,=?,  ^P.P.P,  =  h  «^d  :^P,P3P,=7. 
Die  Entfernung  zweier  Punkte  wird  durch  8  bezeichnet  (s.  Fig.  4). 

Nun  ist 

Z,  ^1  Z^ t^e  Z^  tj  6  "^^3  ö  ; 

wobei  • 

2  1  2  1 

^1    =  -Q-  (*1.2  +  «1.3 ö"  *2.3)>    ^2     ^^  "q"  (*21  "t"  «2.3 ö"  **-l  )>  .     • 


2  1 

^8*=  "gp(*8.1+*3.2 2^*1-2) 


nnd 

COS  T,  =  — ^ '     /  , =^   U.    S.    W.    ist. 

Femer  hat  man 

♦  (^  +  a) 
^4— ^1  — «1.4« 


Z^  — 2^2  =«2.4^  »2.4  ß 


Z 

z 


4  — ^3=^*8.4* r  «3.40 

_.  _,      «•(»  +  180«-?) ,,.e»(»-ß) 


Wenn  für  f ^  =  «^  e    *  eingesetzt  wird,  so  erhält  man 

(^4—^1)  (^4—^2)  (^4—^3)  *1.4  «2.4  «3.4 

WO 

— -^i-— =A,  und  9  =  .,4-ß  +  ß, +7-«  (17) 

«1.4  «2.4  «3.4 

ist.    Mit  den  angegebenen  Werthen  ergiebt  sich  aus  Gl.  (16): 

*(9-3d)f  »(T3-X2)     7  3^2^1    2    *(2{}-2P)\  1 

C  =  -&,e  j— ^Ms«  -(-^1   +-j-«2.3e  j^^+^n 

oder 

!;=  +  <i«2^3*4ß  +  (t^I      *4  «  +-4-«2.3Ä;4e  j^f 

_^^^»(^^3»)^3.        (18) 

Setzt  man  die  Coefficienten  dieses  Ausdrucks  gleich  c^^=^a^  +  ih^ 
^1  =  «1  +  **i?  ^3  =  «3  +  ^'^3/  sö  18* 

Zeitsclurift  für  Yermessungswesen  1896.   Heft  10.  20 


und 
oder 


306  Krüger,    üeber  den  AnschliiBS  eines  secondären  DreieckBnetzes  etc. 

*0  =  ^  ^  ^3  *4  «°    (?  +  T3  —  Tj  —  3  ») 

a^=  —  k^  C08  (<p  —  3  ft) 
6^  =  —  Jk .  sin  (9  -  3  ») 

3  1,  (1^) 

«1  = J-  ^?  «8  +  X*^**  **  COS  (9  —  2  ß  —  ft) 

b,= ^t',b,  +-L4^A:,sin  (9_2p-ft) 

C  =  Co  +  c,  0  +  C3  «3 
E  =  »0  +  a^  05  —  6j  y  +  a3  (a?^  —  3  »2  y)  —  ftj  (3  a?2  y  —  y») 

Führt  man   für  x  und  y  die  Polarcoordinaten  p  und  6  ein  durch 
die  61. 

z  =  pe'^'  +  ^\  (21) 

_  y 

ku  \u  -j-  \JJ 

erhalten : 

—  k  o3  »'(T+se) 

woraus  durch  Trennung  des  Reellen  und  Imaginären  folgt: 

^A,  p{3^5co8(9— 2&+e)  +  48C08(9  — 2ß+e)} 


wo  also  tan  (ft  +  9)  =— ^und  p  =  -j-  \/^x^  +  y*  ist,  so  wird  aus  61.  (18) 


(22) 


—  k^  p^  cos  ((p  +  3  e) 

7]  =  &o  +  -^*^4  P  {  3  ^J  sin  (9  -  2  ft  +  e)+si.3  8m(<p— 2  ß  +  0)} 

—  A.p' sin  (9+3  0) 
V. 

Anschluss  an  n  feste  Punkte. 

Das  im  Vorhergehenden  benutzte  Verfahren  lässt  sich  auch  bei 
weiteren  Anschlusspunkten  anwenden,  aber  mit  jedem  neuen  Anschloss- 
punkte  wird  die  Berechnung  der  Oonstanten,  sowie  auch  die  der  Aus- 
drücke für  Z  und  7]  selbst  umständlicher. 

Wenn  es  genügt,  Entfernungen  und  Winkel  unmittelbar  einer  Karte 
zu  entnehmen,  dürften  die  allgemeinen  Bäurischen  Formeln,  vergl.  Ill 
Gl.  5,  oder  die  Modification  derselben,  III  Gl.  (9),  nachdem  diese  auf  n 
Anschlusspunkte  ausgedehnt  sind,  vorzuziehen  sein.  Um  zur  Verall- 
gemeinerung der  letzteren  Gleichungen  zu  gelangen,  bringe  man  die 
Lagrange*sche  Interpolationsformel  in  die  Form: 

t»  »     (^  ^1 )  (^  ^3 ) '  »  » (^  ^n)       ^-     r    ^  -1-  I 

(g  —  g,)(g  — g;)...(g  — gn-l)       ,.  -.^  ^' 

"^     (Z„  —  Z^)  {Z„  —Zi)..  iZn  —  g„-l)         "  ^'  ' 


Koll.    YorbedlDgangeii  für  den  Eintritt  in  den  Landmessercarsos.       307 


die  einer  Verschiebung  des  Secnndärnetases  um  Ci   entspricht. 
diese  Verschiebung  bleiben  z  —  Zh  und  Zp  —  Zq  ungeändert. 
Setzt  man  wieder  wie  frtther 

ft  A 

Zn  "■"  Zn  — ^  ^aJÜ   ^ 


Durch 


z  —  Zk=^rice   ^* 


'p 


q,p 


und 


ferner 


?J  +  ?3   +..+  9«  — (»2.1  +  »3.1  +  •.  +  »«.l)  = 

•  •  • 

•  •  ■  * 

^PnP,P+PnP,P  +  ..+  PnPn-lP=^n\ 


Ea f  1  =  ^2  <508  Cj,       .        .        .       ,        £n  —   Sj  =  ^n  COS  e„ 

Kjj — 7|j  =  CjSinej,     .      .      .     ,    t)«  — tQj  =^„sin  e« 


«owie 


~^  "'s?  •  •  •  •  > 


e„ 


^1^  ^3.2  •  .  SnJi  *'  Äi.n  S2.n  .  .  Sn— i.n 

SO  wird  der  61.  (9)  unter  UI  entsprechend 


— —  Kfi  f 


i,_,,,  =  r,r,  ..r."51-i^8in  («D^  +  ,j^) 


\=i''>^ 


(2) 


(3) 


(4) 


(5) 


(6) 


(Fortsetzung  folgt.) 


Vorbedingungen  fOr  den  Eintritt  in  den  Landmesser- 

cursus. 


Die  bisher  auf  Grund  der  abändernden  Bestimmungen  vom  12.  Juni 
1893  zur  Landmesserprtlfungsordnung  vom  4.  September  1882  zur  Vor- 
lage gelangten  Zeugnisse  über  die  praktische  Beschäftigung  der  Land- 
messereleven  und  die  zugehörigen  Probearbeiten  haben  nur  mit  wenigen 
Ausnahmen  unbeanstandet  angenommen  werden  können  und  viele  Arbeiten 
haben  ganz  zurückgewiesen  werden  müssen,  wodurch  die  Eleven  ein» 
Ja  in  mehreren  Fällen,  wo  auch  die  erhobenen  wesentlichen  Anstände 
nicht  einmal  richtig  erledigt  sind,  sogar  zwei  Semester  ihrer  Studienzeit 
verloren  haben.  Es  ist  das  für  die  Betroffenen  oft  um  so  härter,  als 
sie  vielfach  am  wenigsten  Schuld  an  diesem  Verluste  sind.  Deshalb 
sollen  im  Folgenden  die  Vorbedingungen  für  den  Eintritt  in  den  Land- 

20* 


808       KoU.    VorbediQgangen  für  den  Eintritt  in  den  LandmeMercnrsnB. 

messercurBiift  *)  mit   den  nöthigen  Erläatemngen  noehmats'  voUstftndig 
zusammengestellt  werden. 

§  1.  Wer  als  Studirender  der  Geodäsie  und  Kulturteehhik  sich 
fttr  die  LapdmesserprUfnng  vorbereiten  will,  hatbei  seiner  per- 
sönlichen Meldung  zur  Aufnahme  in  den  LandmessercursuB 
an  der  Li^ndwirthschaftlichen  Hochschule  in  Berlin  oder  der  Landwirth- 
schaftlich^n  Akademie  in  Poppeisdorf  vorzulegen: 

1)  das  Zengniss  über  einen  mindestens  siebenjährigen  erfolgreichen 
Besuch  einer  preusstochen  höheren  Schule  oder .  einer  gleichwerthigen 
Schule  (§  2), 

2)  das  Zengniss  eines  oder  mehrerer  in  Preussen  geprüfter  jLand- 
messer  über  eine  einjährige  ausschliesslich  praktische  Beschäftigung  bei 
Yermessungs^:  und  Nivellementsarbeiten  (§  3), 

3)  die  während  dieser  Beschäftigung  anzufertigenden  im  §4,  JS^r.  2 
bezeichneten  Probearbeiten^ 

4)  ein  Zengniss  der  Ortspolizeibehörde  seines  letzten  Aufenthalts- 
ortes über  seine  Unbescholtenheit.**) 

§  2.  1)  Das  vorzulegende  Schulzeugniss  muss  die  £rf1illung  einee 
siebenjährigeo  Lehrganges  einer  preussischen  höheren  Lehranstalt  and 
demgemäss  nachweisen: 

a.  die  erlangte  Reife  zur  Versetzung  in  die  Prima  eines 
Gymnasiums;  eines  Realgymnasiums  oder  einer  Ober-Realschule  mit 
neunjährigem  Lehrgange,  oder 

b.  statt  dessen 

aa.    die!  nach  Abschluss  der  üntersecunda  einer  neunstufigen  höheren 
Lehranstalt  bestandene  Prüfung^    oder    die  bestandene  Reife- 
prüfung   an   einer   Realschule^    bezw.   einer   gymnasialen  oder 
realistischen  Lehranstalt  mit  sechsjährigem  Lehrgange, 
bb.    sowie    ausserdem    den   einjährigen  erfolgreichen  Besuch  einer 

,     anerkannten  mittleren  Fachschule.*^*) 
2)     Ausser  den  Zeugnissen   von  preussischen  Lehranstalten  werden 
auch    Zeugnisse     von     anderen     deutschen    gleichwerthigen    Anstalten 
angenommen.     Es    unterliegt    aber   in   jedem    einzelnen   Falle  der 


*)  Ditese  Bedingungen  gelten  auch  fttr  nichtpreussische  Deutsche^ 
die  in  Preassein  die  Befähigung  zum  Landmesser  erwerben  wollen.  Das  Gleiche 
gilt  für  Nichtdeutsche,  vorbehaltlich  der  nach  den  Umständen  jedes  ein- 
zelnen Falles  von  der  Ober-Prüfungscommission  für  Landmesser  zu  treffenden 
besonderen  Bestimmung. 

**)  Alle  die  angeführten  Zeugnisse  sind  nicht  stempelpfltehtig. 
***)  Solche  mittleren  Facbschulen  bestehen  zur  Zeit  inV^bindnng  mit  doQ 
Realschulen  (Gewerbeschulen)  in.  Aachen,  Barmen  und  Hagen,  sowie  mit  den 
Ober-Realschulen  in  Breslau  und  Gleiwitz,  endlich  in  Dortmund,  wo  die  Fach- 
schule eine  Abtbeilung  der  Königlichen  Maschinen -Bauschule  bildet  mit  der 
Bezeichnung  Königliche  technische  Mittelschule  für  Maschinenbau  (Erl.  ä.  Fin.- 
Min.  etc.  v.  23.  8.  93.) 


KoU.    Vorbediogangeii  fUr  den  Eintritt  in  den  Landmeasercarsos«       309 

Entsoheidttng  de«  Ministers  der  geistlichen^  Unterrichte-  und  Medißinal- 
aDgelegenheiten,  ob  ein  von  einer  nichtpreussiscben  Lehransjtalt  aiu- 
gestelltes  Zeagniss  als  genügend  anerkannt  werden  kann.  £s  empfiebjilf 
sich  deshalb  zur  Vermeidung  von  erheblichen  Nachth^ilen,  jedes  Zeagnisa 
von  einer  nichtpreussischen  Lehranstalt  rechtzeitigvor  demEintritt 
in  den  Landmessercnrsus  dem  bezeichneten  Ministeriam  zar  Ent- 
scheidung vorzulegen. 

3)  Officiere  des  stehenden  Heeres  sind  von  der  Beibringung  eines 
Zeugnisses  über  den  erlangten  Orad  der  Schulwissen schaftlichen  Bildung 
entbunden  und  haben  sich  nur  durch  Einreichung  des  ihnen  er- 
theilten  Officierpatetites  über  ihre  persönlichen  Verhältnisse  auszuweisen. 

§  3.  1)  Durch  das  im  §  1^  Nr.  2  angeführte  Zeugniss  über  eine 
einjährige  praktische  Besehäftignng  mit  Vermessungs-  und  Nivellements- 
arbeiten  und  durch  die  im  §  1,  Nr.  3  erwähnten  Probearbeiten  soll 
eine  für  die  Betheiligang  am  geodätischen  Unterricht  genügende  praktische 
Vorbildung  nachgewiesen  werden.  Es  muss  daher  die  praktische 
Beschäftigung  dem  geodätischen  Studium  in  ihrem  vollen  Umfange  vor- 
angehen und  das  darüber  ausgestellte  Zeagniss  unbedingt  sogleich 
bei  der  Meldung  zum  Eintritt  in  das  Studium  vorgelegt 
werden. 

2)  Es  wird  eine  einjährige  „ausschliessliche^  Beschäftigung 
mit  Vermessungs-  und  Nivellementsarbeiten  gefordert.  Eine  Beschäftigung, 
die  sich  während  einer  in  der  Hauptsache  auf  andere  Dinge  gerichteten 
Thätigkeit  nur  nebenher  auch  auf  Vermessungs-  und  Nivellements- 
arbeiten erstreckt  hat,  ist  nicht  anrechnungsfähig. *) 

3)  Es  können  auch  Zeugnisse  von  nichtpreussischen  Landmessern 
zugelassen  werden.  Diese  Zeugnisse  müssen  aber  immer  den  in  Nr.  6 
(s.  u.)  bezeichneten  Anforderungen  entsprechen.  Darüber,  ob  und  mit 
welcher  Zeitdauer  die  praktische  Beschäftigung  bei  nichtpreussischen 
Landmessern  anrechnungsfähig  ist,  entscheidet  in  jedem  einzelnen  Falle 
die  Königliche  Ober-Prüfungscommission  für  Landmesser  in  Berlin,  und 
zwar  erst  dann,  wenn  der  Zeugnissinhaber  bei  der  Theilnahme  an  dem 
geodätischen  Unterricht  gezeigt  hat,  in  welchem  Umfange  seine  praktische 
Vorbildung  genügt.  Deshalb  sind  die  von  nichtpreussischen  Landmessern 
ausgestellten  Zeugnisse  über  praktische  Ausbildung  mit  sämmtlichen 
praktischen  Probearbeiten  der  Eleven  am  zweckmässigsten  am  Ende 
des  ersten  Studienjahres  der  Königlichen  Prüfungscommission 
^ür  Landmesser  in  Berlin  oder  Poppeisdorf  zur  Einholung  der  vor- 
geschriebenen Entscheidung  der  Königlichen  Ober-Prüfungscommission 
vorzulegen. 


*)  Dies  gilt  besonders  auch  für  Baumeister,  Bauführer,  Forstassessoren 
und  Forstreferendare,  die  die  formelle  Befähigung  zum  Landmesser  erwerben 
wollen. 


SIQ      Koll.    Yorbedinganfi^en  für  den  Eintritt  in  den  Landmessercorsas. 

4)  Zeugnisse  von  Personen,  die  nicht  Landmesser  sind,  werden 
nicht  zugelassen  y  auch  wenn  die  Personen  von  Behörden  und 
Corporationen  angestellt  sind  und  in  ihrer  Dienststellung  Vermessungs- 
arbeiten  auszuführen  oder  zu  leiten  haben. 

5)  Ausnahmsweise  kann  eine  praktische  Beschäftigung  von  elf 
Monaten  als  genügend  angesehen  werden,  wenn  nachgewiesen  wird,  dass 
die  Erfüllung  der  vollen  einjährigen  Zeitdauer  durch  besondere  Um- 
stände verhindert  wurde.  Die  Entscheidung  über  solche  Ausnahmen 
steht  der  Königlichen  Prüfungscommission  für  Landmesser  zu. 

6)  In  dem  Zeugnisse  über  die  praktische  Beschäftigung  müssen 
enthalten  sein: 

a.  die  Angaben  über  den  Tag  des  Beginnes  und  des  Endes,  sowie 
über  die  Dauer  der  Beschäftigung, 

b.  die  nähere  Bezeichnung  der  ausgeführten  Arbeiten  unter  Angabe 
ihres  ümfanges,  und  zwar  die  Vermessungen,  Eartirungen  und 
Flächenberechnungen  in  Hectaren,  die  Nivellements  in  Metern,  in- 
soweit diese  Arbeiten  über  den  Umfang  der  von  dem  Oandidaten 
zu  liefernden  Probearbeiten  (§  4)  hinausgehen, 

c.  die  Bezeichnung  der  dabei  gebrauchten  Instrumente, 

d.  die  Angabe,  ob  der  Aussteller  des  Zeugnisses  die  Eigenschaft;  als 
preussischer  Landmesser  (Feldmesser)  besitzt  oder  in  einem  anderen 
Staate  eine  ähnliche  Eigenschaft  erworben  hat,  unter  Beifügung 
des  Ausfertigungstages  der  darüber  ihm  ertheilten  Urkunde.  Diese 
Angabe  ist  von  jedem  Aussteller  eines  Zeugnisses  zu  machen, 
einerlei  ob  er  Oberlandmesser^  Katastercontroleur,  Privatlandmesser 
oder  was  immer  ist. 

7)  Zur  Vermeidung  von  Weiterungen  empfiehlt  es  sich,  das  Zeugniss 
nach  dem  folgenden  Muster,  worin  die  Beispiele  mit  Cursivschrift  gedruckt 
sind,  auszustellen: 

Z  eugniss 

über  die  praktische  Beschäftigung  mit  Vermessungen  und  Nivellirungen 
für  den  Landmesserzögling 

Arnold  Johann  Schtdze, 

geboren  in  Gdbwasser  am  25,  September  1874  ausgestellt  gemäss  §  5, 

Nr.    4    und    §    7    der    preussischen   Landmesserprüfungsordnung    vom 

4.  September  1882     ^      ^   ^ 

TTT^ — .  ^^r^^ durch  den 

12.  Juni  1893 

Kat<x8tercontroleur  Heinrich  Adolf  Müller  in  Bu>chhain, 

Preussischer  Landmesser  laut  Bestallungsurkunde  vom  27.  Juli  1888. 


Koll.    Yorbedingungeii  für  den  Eintritt  in  den  LandmesBercorsos.       311 

Der  obengenannte  Landmesserzögling  ist  unter  meiner  Leitung  in 
der  Zeit 

vom  2.  October  1892  bis  15.  Juli  1893, 
vom  16.  October  1893  bis  1.  April  1894 

und  vom  bis  

also  im    Ganzen    während    einer   Zeitdauer   von   1   Jahre   2   Monaten 
29  Tagen  ansschli  esslich  mit  Vermessnngs-  und  Nivellementsarbeiten 
beschäftigt  gewesen. 

Während  dieser  Zeit  hat  der  Geoannte  ausser  den  in  §  8  der 
Landmesserprtlfungsordnung  bezeichneten  von  mir  besonders  bescheinigten 
Probearbeiten  —  folgende  Arbeiten  unter  Anwendung  der  dabei  be- 
zeichneten Instrumente  ausgeführt: 

1)  Stuckvermessung  von  etwa  46  Hectar  mit  Bandmaass,  Latte  und 
Winkelspiegel, 

2)  Eartirung  von  etwa  80  Hectar  mit  2jirhel  und  McMSSstab, 

3)  Flächenberechnung  von  etwa  72  Hectar  mit  Zirkel,  Maassstab  und 
Quadratglastafely 

4)  Nivellierung  von  etwa  2800  Meter  mit  Fernrohrniveau  von  Breit- 
haupt, 

5)  Auftragen  der  Profile  von  etwa  2400  Meter  mit  Zirkel  und 
Maassstab, 

6)  von  etwa  ....  Meter. 

Vorstehendes  bescheinige  ich  hiermit  pflichtgemäss. 

Buchhain,  am  1.  April  1894. 

(Siegel)  (Unterschrift)*) 

§  4.  1)  Die  Probearbeiten  (§  1,  Nr.  3)  sind  der 
Prüfungscommission  von  dem  Eleven  sogleich  bei  seinem 
Eintritt  in  das  Studium  zur  Prüfung  vorzulegen  mit  einem 
Schreiben,  worin  die  vorgelegten  Stücke  einzeln  aufgeführt  sind.  Das 
Studium  wird  nur  dann  auf  den  nach  §  5,  Nr.  5  der  Landmesserprüfungs- 
ordnung für  die  Zulassung  zur  Prüfung  nachzuweisenden  regelmässigen 
Besuch  des  geodätischen  Unterrichts  der  Akademie  angerechnet,  wenn 
die  Probearbeiten  von  der  Königlichen  Prüfungscommission  für  Land- 
messer als  ausreichend  befunden  werden. 

2)    Die  von  dem  Eleven  anzufertigenden  Probearbeiten  sind: 

a.  ein  auf  Grund  eigner  selbständiger  örtlicher  Aufnahme  hergestellter 
Stückvermessungsriss  mit  den  Vermessungszahlen  von  einer  in 
möglichst  abgerundeter  Lage  befindlichen  Fläche  von  mindestens 
20  Hectar,  worin  mindestens  25  Eigenthumsstücke  enthalten  sein 
müssen; 

b.  eine  nach  diesem  Vermessungsriss  im  Maassstabe  1 :  1000  her- 
gestellte genaue  Karte; 

*)    Formulare  fur  dieses  Zeugniss  können  von  R.  Reiss  in  Liebenwerda 
bezogen  werden. 


312      ^o^^     Yorbedingimgen  für  den  Eäntrltt  in  den  LandmeBsercnrsos. 

c.  eine  tabellarische  doppelte  Berecfanong  des  Flächeoinhalts  der  in 
dem  Vermessangsrisse  und  der  Karte  dargestellten  einzelnen  Eigen- 
thnmsstUcke  nebst  dazugehöriger  Massenberechnang  der  ganzen 
dargestellten  Fläche^ 

d.  das  Längenprofil;  die  Qnerprofile  «nd  der  Lageplan  mit  der  zn- 
gehörigen  Nivellementstabelle  eines  selbständig  nivellirten  Weges 
oder  Wasserlaufs  von  mindestens  3  Kilometer  Länge. 

3)  Die  Probearbeiten  sollen  von  dem  Eleven  selbständig  ans- 
gefUhrt  werden.  Dieser  Bestimmung  wird  nicht  genügt,  wenn  mehrere 
Eleven  eine  Probearbeit  gemeinschaftlich  ausführen  und  solche  gemein- 
schaftlich ausgeführten  Arbeiten  werden  nicht  angenommen. 

4)  Auf  sämmtlichen  Probearbeiten  ist  anzugeben,  in  welchem 
Kreise  und  in  welchem  Oemeindebezirk  etc.  die  vermessenen  Grand- 
stücke liegen,  an  welchen  Tagen  die  Arbeiten  ausgeführt  und  welche 
Instrumente  bei  den  Arbeiten  benutzt  worden  sind. 

5)  Sämmtliche  Probearbeiten  sind  mit  der  Namensunterschrift 
des  Gandidaten  zu  versehen  und  zwar  in  gewöhnlicher  Handschrift 
und  mit  Angabe  des  Vor-  und  Familiennamens. 

Femer  sind  sämmtliche  Probearbeiten  von  dem  betreffenden 
Landmesser  (Feldmesser)  zu  bescheinigen  wie  folgt: 

Die  vorliegende  Arbeit  ist  von  dem  Eleven  N.  N.  (voller  Vor-  und 
Familienname)  unter  meiner  Aufsicht  selbständig  auf  Grund  eigener 
örtlicher  Aufnahme  ausgeführt  worden.  Bei  der  von  mir  vorgenommenen 
Prüfung  ist  die  Arbeit  richtig  befunden.  N.  N. 

(Ort  und  Datum)  Landmesser. 

Auf  dem  Lageplan  zum  Nivellement  können  die  Worte  ^auf  Grund 
eigener  örtlicher  Aufnähme"  wegfallen,  wenn  der  Lageplan  durch 
Copirung  vorhandener  Karten  hergestellt  ist. 

6)  Die  Probearbeiten  müssen  im  Uebrigen  folgenden  Bedingungen 
genügen : 

a.  das  Netz  der  Mcssungslinien  der  Stückvermessung  muss  für  sich 
unabhängig  kartirbar  sein.  Es  genügt,  das  Liniennetz  auf  ein 
oder  mehrere  Dreiecke  zu  gründen,  deren  Seiten  gemessen  werden. 
Am  einfachsten  ist  es,  den  zu  vermessenden  Complex  durch  ein 
grosses  Dreieck  oder  Viereck  zu  umschliessen^  das  Dreieck  durch 
Messung  zweier  Transversalen  und  deren  Schnittpunkt,  das  Viereck 
durch  Messung  der  beiden  Diagonalen  und  deren  Schnittpunkt  zu 
sichern  und  das  specielle  Messungsliniennetz  in  den  so  gewonnenen 
Rahmen  einzubinden.  In  grösserer  Zahl  aufeinander  gebaute 
Dreiecke  bilden  keine  zweckmässige  Grundlage  einer  Aufnahme. 
Der  zu  vermessende  Complex  kann  aber  auch  durch  ein  Polygon 
eingeschlossen  werden,  dessen  Winkel  und  Seiten  gemessen  und 
für  dessen  Punkte  rechtwinklige  Coordinaten  berechnet  werden. 
Endlich  kann  das  Messungsliniennetz  auch  an  vorhandene  Dreiecks- 


EolL    Vorbedingiuigen  für  den  Eintritt  in  den  Landmessercnrsas«       313 

selten  und  PolygonEÜge,  füt  deren  Funkte  die  rechtwinkligen  Co- 
ordinalen  berechnet  sind,  angeschlossen  werden.  In  allen  diesen 
Fällen  sind  die  Coordinaten  dann  auf  dem  BttLckvermessungsriss 
anzugeben  und  die  Ooordinatenberechnung  mit  vorzulegen. 

Für  das  Messungsliniennetz  sowie  für  die  aufgemessenen  Grenz- 
linien^ Gebäude  u.  s.  w.  müssen  die  erforderlichen  Proben  bei- 
jgebracht  werden.  Für  die  Anforderungen^  die  in  dieser  Beziehung 
an  die  Ausführung  der  'Messung  gestellt  werden,  kann  besonders 
auf  die  Bestimmungen  in  den  §§30  bis  84  der  preussischen 
Eatasteranweisung  VIII  vom  25.  October  1881  verwiesen  werden. 

Die  Beibringung  der  erforderlichen  Proben  wird  oft  in  solchem 
Umfange  vernachlässigt^  dass  deshalb  die  Arbeiten  zurückgegeben 
werden  müssen.  Besonders  die  wichtigen  Vorschriften  im  §  80^ 
Nr.  2  und  im  §  82  der  Eatasteranweisung  VIII  werden  vielfach 
ganz  unbeachtet  gelassen.  Bei  gradlinigen  Grenzen,  die  an  beiden 
Enden  eingemessen  und  durch  den  Schnitt  mit  einer  Messungs- 
linie controlirt  werden,  wird  fast  immer  die  für  diesen  Fall  vor- 
geschriebene Signatur  weggelassen^  so  dass  es  zweifelhaft  bleibt, 
ob  die  Grenze  genügend  gesichert  ist,  was  dann  zu  unnöthigen 
Anständen  führt. 

b.  Ein  Eigenthumsstück  im  Sinne  der  vorstehenden  Vorschrift  (§  4, 
Nr.  2)  wird  gebildet  durch  ein  Stück  Land,  daS;  einem  und  dem- 
selben Eigenthümer  gehörend,  rings  von  Eigenthumsgrenzen  um- 
grenzt, d.  h.  von  den  Grundstücken  anderer  Eigenthümer  ein- 
geschlossen wird.  Von  einem  öffentlichen  Wege  und  Wasser- 
lauf in  fester  Lage  kann,  selbst  wenn  die  an  seinen  beiden 
Seiten  liegenden  Grundstücke  demselben  Eigenthümer  gehören, 
für  den  vorliegenden  Zweck  ebenfalls  angenommen  werden,  dass 
er  ein  solches  Eigenthumsstück  abschliesst,  da  der  öffentliche  Weg 
und  Wasserlauf  nicht  dem  Eigenthümer  der  daran  liegenden 
Grundstücke  gehört.  Nur  der  öffentliche  Weg  selbst  kann  als 
Eigenthumsstück  nicht  gelten. 

Ein  Eigenthumsstück  kann  aus  verschiedenen  Eulturarten 
(Gärten,  Wiesen,  Weiden,  Holzungen  u.  s.  w.)  bestehen,  aber  diese 
Eulturabschnitte  können  nicht  als  besondere  Eigenthumsstücke  an- 
gesehen werden,  wenngleich,  es  in  der  Natur  der  Probearbeit  liegt, 
däss  auch  sie  innerhalb  des  Eigenthumsstücks  mit  aufzunehmen  sind. 

Dagegen  ist  es  nicht  erforderlich,  dass  die  25  Eigenthums- 
stücke, die  in  der  Messung  enthalten  sein  sollen,  auch  25  ver- 
schiedenen Eigenthümern  gehören.  Die  Zahl  der  letzteren 
kann  kidner  sein,  da  derselbe  Eigenthümer  an  verschiedenen 
Stellen  der  gemessenen  Fläche  von  einander  getrennt  liegende 
Eigenthumsstücke  besitzen  kann. 


314       ^o\h    Vorbedingungen  für  den  Eintritt  in  den  Landmessercursus. 

Fingirt  angenommene  Eigenthumsgrensen  können  kein  Eigen- 
thumssttlck  bilden,  da  es  dann  an  dem  Erforderniss  fehlen  würde; 
dass  das  angrenzende  Land  thatsächlich  einem  anderen  Eigen- 
thttmer  gebort.  Im  tlbrigen  macht  es  aber  keinen  Unterschied^ 
ob  die  Eigenthumsgrenzen  bereits  seit  längerer  Zeit  bestehen, 
oder  ob  sie  z.  B.  behufs  Uebernahme  in  das  Kataster  erst  nea 
gebildet  worden  sind,  voraasgesetzt,  dass  die  Uebernahme  in  das 
Kataster  wenigstens  in  der  Hauptsache  thatsächlich  erfolgt  ist. 

Die  Namen  der  Eigenthümer  der  Grundstücke  sind 
in  die  Handrisse  einzutragen. 

c.  Die  Vermessung,  Kartirung  und  Berechnung  ist  auch  im  übrigen 
nach  dem  Verfahren  der  Neumessungsvorschriften  für  die  prenssi- 
sche  Katasterverwaltung  oder  nach  einem  ähnlichen  Verfahren 
auszuführen. 

d.  Die  im  §  4,  Nr.  2  stehende  Vorschrift,  wonach  ein  Weg  oder 
Wasserlaaf  nivellirt  werden  soll,  schliesst  es  aus,  die  Nivellirnng 
einer  Strecke  über  freies  Feld  oder  dergleichen  mehr,  wo  sich 
kein  Weg  oder  Wasserlauf  befindet,  als  zulässig  anzusehen.  Anch 
kann  nach  der  ganzen  Bedeutung  der  Vorschrift  unter  Wasser- 
lauf nur  ein  solcher  verstanden  werden,  der  offen  zu  Tage  tritt 
und  mit  den  gewölmlichen  Hülfsmitteln  des  Landmessers  zu  ni. 
velliren  ist,  nicht  aber  ein  verdeckter  Wasserlauf.  Im  übrigen 
muss  der  Weg  oder  Wasserlauf  thatsächlich  vorhanden  sein,  so 
dass  das  Nivellement  eines  nur  projectirten  Weges  oder 
Wasserlaufes  nicht  annehmbar  ist. 

e.  Das  Längennivellement  muss  entweder  durch  Anschluss  an  gegebene 
Punkte,  deren  Höhe  bekannt  ist,  oder  durch  Ausführung  eines 
Oontrolnivellements  gegen  unzulässige  Fehler  sicher   gestellt  sein. 

Die  einzunivellirenden  Hauptpunkte  des  Längenprofils  dürfen 
höchstens  50  m  und  die  Querprofile  höchstens  100  m  Abstand 
von  einander  haben. 

Auf  einem  der  Nivellementstabelle  vorgehefteten  Bogen  wird, 
um  Rückfragen  oder  sonstige  Anstände  zu  vermeiden,  zweck- 
mässig angegeben,   wie  das  Nivellement  gesichert  ist.*) 


*)  Etwa  in  folgender  Form:  ^Das  Nivellement  ist  angeschlossen  an  den 
Bolzen  1595  der  Landesaufnahme  (Seite  1  der  Nivellementstabelle)  und  ist  ab- 
geschlossen auf  dem  Bolzen  1597  der  Landesaufnahme  (Seite  6  der  Ni* 
vellementstabelle).  Aus  den  gegebenen  Höhen  5,953  m  und  11,956  m  über  N.N. 
ergiebt  sich  ein  Höhenunterschied  von  -f~  6,003  m,  während  das  vorliegende 
Nivellement  +  6,015  m  und  somit  einen  Fehler  von  —  12  mm  ergeben  hat.'' 
Oder:  „Das  Nivellement  ist  angefangen  auf  Bolzen  36  der  Stadtverwaltung, 
dessen  Höhe  56,863  m  ist  (Seite  1  der  Nivellementstabelle),  es  endigt  auf  Stein 
124  (Seite  5  der  Nivellementstabelle).  Zur  Controle  ist  von  Stein  124  bis 
Bolzen  36  zurücknivellirt  (Seite  6—8  der  Nivellementstabelle),  wobei  sich  ein 
unterschied  von  36,813  —  36,835  m  =  + 8  mm  in  den  beiden  erhaltenen  Höhen- 
unterschieden ergeben  hat.'' 


Roll.    VorbedingnngeB  für  den  Eintritt  in  den  Landmessercorsas.       315 

Die  Qaerprofile  sind  in  derselben  Weise  darzustellen,  wie  die 
Längenprofile^  Insbesondere  sind  die  Höhen  der  Qaerprofile  auf 
denselben  Nullpunkt  zu  beziehen,  wie  die  Höben  der  Längen- 
profile. 

f.  Bei  Anfertigung  der  Risse,  Karten  und  Nivellementspläne  sind  die 
Bestimmungen  des  Central direetori ums  der  Vermessungen  im  preussi- 
sehen  Staate  vom  20.  December  1879  nebst  Aenderung  vom 
16.  October  1882  über  die  Anwendung  gleichmässiger  Signaturen  für 
topographische  und  geometrische  Karten,  Pläne  und  Risse  zu  be- 
folgen und  alle  Signaturen  p.  p.  nach  den  diesen  Bestimmungen 
beigegebenen  Tafeln  darzustellen.  Manche  Probearbeiten  lassen 
erkennen^  dass  weder  der  Lehrherr  noch  der  Eleve  diese  Be- 
stimmungen kennt. 

§  5.  1)  Das  geodätische  Studium  an  der  Landwirthschaftlichen 
Hochschule  in  Berlin  oder  an  der  Landwirthschaftlichen  Akademie  in 
Poppeisdorf  soll  in  der  Regel  4  Semester  dauern.  Es  kann  aber  aus- 
nahmsweise der  Besuch  einer  Universität  oder  einer  anderen  Hochschule 
oder  Akademie  auf  das  geodätische  Studium  angerechnet  werden,  jedoch 
höchstens  mit  einem  Jahre.  Die  Gesuche  um  Anrechnung  eines  solchen 
Besuches  sind  in  der  Regel  am  Ende  des  ersten  Studiensemesters  an 
die  Landmesser -Prtlfungscommission  einzureichen,  die  sie  mit  ihrem 
Gutachten  der  Ober-Prtifungscommission  zur  Entscheidung  vorlegt. 

Die  Militairdienstzeit  wird  in  keinem  Falle  auf  die  Studienzeit  an- 
gerechnet. 

2)  Der  regelmässige  geodätische  Unterricht,  der  Ostern  beginnt, 
wird  durch  4  aufeinanderfolgende  Semester  im  Zusammenhange  durch- 
geführt. Im  Wintersemester  kann  nur  derjenige  dem  Unterrichte  mit 
genügendem  Nutzen  folgen,  welcher  im  Sommersemester  die  Vorlesungen 
gehört  und  namentlich  an  den  Uebungen  regelmässig  theilgenommen 
hat.  Demgemäss  sollte  der  Eintritt  in  das  Studium  auch  nur  zu  Ostern 
erfolgen.  Wer  seine  praktische  Ausbildung  im  Herbst  beginnt,  bleibt 
am  besten  1^/2  Jahre  in  der  Praxis,  um  sich  im  letzten  halben  Jahre 
praktisch  zu  vervollkommnen.  Wer  im  Wintersemester  eintritt,  kann 
dem  Unterrichte  in  manchen  Theilen  nicht  folgen  und  verliert  dadurch 
die  Lust  am  Studium. 

Bonn,  den  3.  Januar  1896.  Otto  Koll. 


316  Kopael.    Zar  Methode  der  klainsteii  Quadrate. 

Zur  Methode  der  kleinsten  Quadrate. 

Wenn  mehrere  Grössen  AB...,  welche  sn  einander  in  einer  ge- 
wissen Beziehung 

(p  (il,  5  . .)  =  0  (1) 

stehen,  gemessen  werden  sollen,  so  gelingt  es  nicht,  ihre  wahren  Werthe 
zu  finden,  wohl  aber  lassen  sich  gewisse  andere  Werthe  (X,  Y)  finden, 
welche  ersteren  beliebig  nahe  kommen.  Es  wird  hier  sogar  die  Annahme 
gemacht,  dassX,  Fso  genau  ermittelt  sind,  dass  man  Bedenken  trägt,  sie 
ohne  zwingenden  Grund  noch  weiter  zu  ändern  (also  von  „Verbesseningen'' 
keine  Rede  sein  kann). 

Trotzdem  werden  X,  Y. .,  die  Gleichung  (1)  nicht  in  aller  Strenge 
erfüllen,  und  man  ist  daher  gezwungen,  sie  noch  um  kleine  Beträge 
Xj  y  zu  ändern,  damit  die  Gleichung  (1)  erfüllt  wird;  d.  h. 

9   (X+OJ,    r  +  y..)=0.  (2) 

Hierbei  ist  es  selbstverständlich^  dass  Xy  y..80  klein  wie  möglich 
sein  müssen.  Die  Gleichung  (2)  lässt  sich  stets  linear  machen;  man 
erhält  also  Gleichungen  L  Grades  zwischen  x,  y. .  von  der  Form 

ax  +  by. .  =  V.  (3) 

Sind  nur  zwei  Unbekannte  vorhanden,  so  kann  auch  nur  die  eine 
Gleichung  (3)  aufgestellt  werden,  und  man  kann  dieselbe  auch  noch  in 
der  Form 

schreiben. 
Y  Es  ist  nun  klar,  dass 

man  für  jeden  beliebigen 
Werth  von  x  aus  (3)  auch 
einen  Werth  von  y  erhält, 
und  weiter,  dass  in  Gl.  (3) 
ein  Maximum  oder  Mini- 
mum ausser  ±oo  nicht 
eintreten  kann,  also  alle 
Werthe    für    x    und  y, 

welche  man  aus  derselben  ermittelt  (etw.  durch  sog.  Näherungsmethoden) 
vollständig  willkürlich  sind. 

Dagegen  ist  die  Gleichung  (4),  welche  in  bekannter  Form  die  Gleichung 
einer  geraden  Linie  darstellt,  dazu  insofern  geeigneter,  als  die  sich 
ergebende  gerade  Linie  der  geometrische  Ort  für  alle  Punkte  ist,  welche 
der  Gleichung  (3)  genügen.  Der  Coordinaten-Ursprung  0  mit  den 
Ooordinaten  a;=0,  y  =  0  (siehe  Fig.)  stellt  hier  die  Beobachtungen  X,  ^ 
dar,  und  jede  von  0  nach  A  B  gezogene  Linie  0  C  mit  den  Ooordinaten 
x  y   eine  Lösung  von  Gl.  (3).     Der  geringste  Zwang  wird  nun  offenbar 


' 


Kleinere  Mittheilmig. 


317 


ansgettbt;  wenn  Oö^X  AB.  genotamin  wird,  uad  daraus  ergeben  sich 
ohne  Weiteres  die  besten  Werthe  für  x  und  tf. 

Man  findet  auf  elementar-trigonometrisohem  Wege 

a  ,  6 

a^  +  0^  ^       a^  +  ^ 

Will  man .  die  Aufgabe  analytisch  behandeln,  so  hat  man 

OC2='aj2 +y'  =  Min 
ax  +  fcy  =  f?. 


V       a 


a' 


F=OC^  =  x'  +  ^.x^^ 


2av 


6^ 
2av'X  +  f?* 


a?  4- 


v 


HS) 


Aus 
{2  a? 


dx 


=  2x{a^  +b^)'-2av  =  0 


folgt 


X 


av 


a^  +  b^ 
wie  oben.' 

Den  geringsten  Zwang  erleiden  also  die  gemessenen  Grössen  X,  7, 
wenn  die  Qüadratsumme  ihrer  Aenderungen  ein  Minimum  wird;  jede 
andere  Annahme  ist  eine  Wiilkfir. 

Dieser  Beweis  lässt  sich  auch  leicht  auf  3  Beobachtungen  X,  F,  Z 
ausdehnen. 

Bremen,  im  März  1896.  Kopsel,  Vermessungs-Ingenieur. 


Kleinere  Mittheilung. 


6.  Vega.    Thesaurus  logarithmorum  completus. 

Im  Jahre  1889  hatte  Herr  Oenerallieutenant  Ferrero^  damals 
Director  des  militair-geographischen  Instituts  in  Florens^  die  Vega'sche 
Logarithmentafel  für  10  Decimalstellen  photozinkographiseh  reproduciren 
lassen  und  damit  4er  Wissenschaft  einen  grossen  Dienst  erwiesen.  Die 
seiner  Zeit  hergestellten  250  Exemplare  waren  bald  vergriffen;  es  hat 
daher  der  gegenwärtige  Director  des  genannten  Instituts,  Herr  General- 
lieutenant de  Benedictis  wiederum  200  Exemplare  abziehen  lassen, 
wobei  alle  bekannten  Druckfehler  berücksichtigt  wurden. 

Intereesenten  können  das  Werk  zum  Preise  von  25  Francs  direct 
von  dem  Florentiner.  Institut  beziehen.  H. 


318  Gesetze  und  YerordnaDgeii.  —  Personalnachrichten. 

Gesetze  und  Verordnungen. 


Ministerium   für   Landwirthsehaft,  Domänen   und  Forsten. 

Bekanntmaehmig 

über    die   Ausführung  des    Gesetzes,    betreffend    die    Errichtung    einer 
General-Commission   für    die  Provinz  Ostpreussen,   vom  23.  März  1896. 

(Gesetz-Samml.  S.  75.) 

Auf  Grund  des  §  3  des  genannten  Gesetzes  wird  als  Zeitpunkt 
für  die  Errichtung  der  General-Commission  hierdurch  der  15.  Juni 
dieses  Jahres  bestimmt. 

Berlin,  den  7.  April  1896. 

Der  Minister  für  La^dwirthschaft,  Domainen  und  Forsten. 

Freiherr  von  Hammerstein. 


Personalnachrichten. 


Königreich  Preossen.    Seine  Maj.  der  König  haben  Allergnädigst 

geruht,    den    bisherigen    ständigen  Hülfsarbeiter   für    die   Vermessnngs- 

9.ngelegenheiten    im   Ministerium    für   Landwirthschaft,    Domainen  und 

Forsten,   Obervermessungsinspector  Kunke  zum   Geheimen  Regiernngs- 

und  vortragenden  Rath  ebendaselbst  —  femer  den  Ober-Landesknltnr- 

gerichts-Rath  von  Baumbach-Amönau   in    Berlin  zum   Präsidenten 

der  Generalcommission   für   die  Provinz  Ostpreussen   zu  Königsberg  zn 
arnennen. 

Finanz-Ministerium.  Die Kataster-Controleure,  Steuer-Inspector 
Henss  zu  Usingen  und  Bottier  zu  Bitburg  sind  in  gleicher  Dienst- 
eigenschaft nach  Montabaur  bezw.  St.  Wendel,  die  Kataster-Controleure 
Hossdorf  in  Lutzerath  und  Baohmann  in  St.  Wendel  als  Kataster- 
Secretaire  nach  Trier  bezw.  Königsberg  i.  Pr.  versetzt. 

Der  Kataster- Assistent  Karl  Weimer  in  Trier,  sowie  die  Kataster- 
Landmesser  Dietz  in  Düsseldorf  und  August  Weimer  in  Trier  sind 
zu  Kataster  •  Controleuren  in  Bitburg  bezw.  Usingen  und  Lutzerath 
bestellt  worden. 

Die  Kataster-Controleure  .Nicolaus  Dupont  zu  Recklinghausen 
und  Petrickzu  Sensbnrg  sind  in  gleicher  Diensteigenschaft  nach Malmedy 
bezw.  Forst  N.-L.,  die  Kataster-Controleure  Knospe  in  Gostyn  und 
Hartmann  in  Forst  N.-L.  als  Kataster-Secretaire  nach  Coblenz  bezw. 
Posen  versetzt. 

Die  Kataster-Landmesser  Kolter  in  Aachen,  RudolfNeumann 
in  Posen  und  Zimmermann  in  Cassel  sind  zu  Kataster-Controleuren 
in  Recklinghausen  bezw.  Gostyn  und  Sensbnrg  bestellt  worden. 


Nene  Schriften  über  YermessnngsweBen.  319 

ESnigreich  Bayern,  S.  K.  H.  Der  Prinzregent  geruhten^  die 
Bezirksgeometer  I.  Kl.  H e r o  1  d  in  Dachau  nnd Helmreich  in  Ocfasenfort, 
dann  Handel  in  Deggendorf  unter  Anerkennung  ihrer  langjährigen 
treuen  Dienstleistung  in  den  erbetenen  bleibenden  Ruhestand  zu  versetzen 
nnd  die  Bezirksgeometer  IL  Kl.  Raba  in  Yilshofen,  Wild  in  Mindelheim 
und  Wilhelm^Mttller  in  Blieskastel  zu  Bezirksgeometern  L  Kl.  zu 
ernennen. 

Staatsministerium  der  Finanzen:  Geometer  Karl  Leiner 
wurde  zum  Messungsassistenten  bei  der  k.  Regierung  von  Oberbayem 
ernannt. 

Sachsen.  Se.  Majestät  der  König  hat  genehmigt,  dass  den  Vor- 
ständen des  Domainenvermessungs-Bureaus  und  des  Centralbureaus  für 
Steuervermessung,  welche  den  Diensttitel  ^Obervermessnngsinspector^  zu 
führen  haben,  der  Hofrang  in  der  18.  Abstufung  der  IV.  Klasse  der 
Hofrangordnung  verliehen  werde. 


Neue  Schriften  über  Vermessungswesen. 

Sitzungsberichte  der  Königlichen  preussischen  Akademie  der  Wissen* 
Schäften  zu  Berlin.  Sitzung  der  physikalisch-mathematischen  Classe 
vom  9.  April  1896.  Ergebnisse  von  Messungen  der  Intensität 
der  Schwerkraft  auf  der  Linie  Kolberg- Schneekoppe  von  F.  B.  Hel- 
merty  Director  des  Königlichen  Geodätischen  Instituts  in  Potsdam. 

Jahrbuch^  Deutsches  Meteorologisches,  ftlr  1894.  Beobachtungssystem 
der  D.  Seewarte.  Ergebnisse  der  meteorolog.  Beobachtungen  an 
10  Stationen  2.  Ordnung  u.  an  45  Signalstellen,  sowie  stündliche 
Aufzeichnungen  an  2  Normalbeobachtungsstationen.  Jahrgang  XVII. 
Herausgegeben  von  der  Direction.  Hamburg  1896.  gr.  4.  8  u. 
142  pg.     13  Mk. 

Jordan,  W.^  Barometrische  Höhentafeln  für  Tiefland  und  für  grosse 
Höhen.     Hannover  1896.     gr.  8.  8  u.  48  pg.  2  Mk. 

Barometrische  Höhentafeln  für  Mittelgebirge,  bis  zu  1600  m  Höhe. 
2.  Auflage.     Stuttgart  1886.     96  pg.     2^50  Mk. 

Uratosthenes.  —  Columba;  6.  M.;  Eratostene  e  laMisura  del  Meridiano 
terrestre.     Palermo  1896.     8.     72  pg.     2,50  Mk. 

Bezold,  W.,  Der  normale  Erdmagnetismus.  (Berlin,  Mittheil.  Akad.) 
1895.     gr.  8.     16  pg.  m.  1  Holzschnitt.     1,50  Mk. 

JEtder,  L,,  Zwei  Abhandlungen  über  sphärische  Trigonometrie.  (Orundzttge 
der  sphärischen  Trigonometrie  und  allgemeine  sphär.  Trigonometrie. 
1753  —  79).  Aus  dem  Französischen  u.  Lateinischen  übersetzt  u. 
herausgegeben  von  E.  Hammer.  Leipzig  1896.  8.  65  pg.  m. 
6  Holzschnitten.     Leinenband.     1  Mk. 


320  Neue  Schriften  über  VermessangsweseiL 

Bamchinger,  «7.^  UntersuchnDgenüber  die  astronomä^cbe'Beäiictiöi),  mit 
einer  Bestiminung  der  Polii(Üte  von  Mtitaehen  uad  IbterSchwadskiuigen 
vom  November  1891  bis  October  1893  a.  einefm. Catalog  der  abso- 
luten Deolinationen  von  116  Fundamentakternen,  Münehen  1896. 
gr^  4.     188  pg.     13  Mk.  ,       l 

Foerster,  W.,  und  Lehmann,  P.,  Die  veränderlieben  Tafeln  des  astro- 
nomischen und  chronologischen  Theils  des  Königl.  Preussisohen  Nor- 
malkalenders für  1897.  Nebst  einem  allgemeinen  ätatistiscben  Bei- 
trage von  E.  Blenck.  •  Berlin  1896.     gr.  8.    5  n.  163  pg.    6  Mk. 

Das  2000jährige  Problem  der  Trisection  des  Winkels,  von  Ingenieur 
Sigismund  Wellisch.  Sonderabdruck  aus  derZeitsehr.  d.  Oesterr. 
Ing.-  u.  Arch.-Vereins,  Nr.  3,  1896.  Wien.  Spielhagen  und 
Schurich. 

Photogrammetrie  und  internationale  Wolkenmess^ng  von  Dr.  Carl 
Koppe,  Professor  an  der  herzoglich  technischen  Hochschule  zu 
Braunschweig.     1896.     7  Mk. 

Die  Aufzeichnung  des  Geländes  beim  Erokieren  ftlr  geographische  und 
techniaehe  Zwecke  von  P.  Kahle.  Berlin.  Yertog  vun  Julias 
Springer.     1896.     2,40  Mk. 


Berichtigung. 

Von  hochgeschätzter  Seite  werden  wir  darauf  aufmerksam  gemacht, 
dass  in  der  Abhandlung  von  Vogeler,  im  vorigen  Heft  9  d.  Zeitschr. 
S.  259  das  Citat  Gauss  „Untersuchungen  über  Gegenstände  der  höheren 
Geodäsie  I.  Artikel  2"  nicht  richtig  ist,  denn  die  beiden  dort  eingeführten 
Constanten  a  und  x  beziehen  sich  auf  die  Abbildung  des  Ellipsoids  auf 
die  Kugel  in  anderem  Sinne  als  die  Mecklenburgische  Reduction 
logm^j  — logw. 

Alles  übrige,  was  in  Vogeler's  Vergleichung  der  Mecklenburgischen 
conformen  Projection  mit  der  Soldner'schen  Projection  auf  S,  257 — 263 
gesagt  wurde,  wird  durch  diese  Berichtigung  eines  Citates  nicht 
beeinflusst.  J. 


Inhalt 

Grössere  RRittheilungen:  lieber  den  Anschluss  eines  seeundären  Dreiecksnetzes 
an  ein  Hauptnetz^  von  Krüger.  —  Vorbedingungen  für  den  Eintritt  in  den 
Landmessercursus,  voi)  Koll.  —  Zur  Methode  der  kleinsten  Quadrate,  von 
Kopsel.  —  Kleinere  Miitheiiung.  —  Gesetze  und  Verordnungen.  —  Personainach- 
richten.  —  Neue  Schriften  Ober  Vermessungswesen.  —  Berichtigung. 

Verlag  von  Konrad  Wittwer  Stuttgart  —  Druck  von  Gebrüder  Jänecke  in  Hannover. 


3S1 


ZEITSCHRIFT  for  VERMESSUNGSWESEN. 

Organ  des  Deutschen  Geometervereins. 

Herausgegeben  von 

Dr.  W.  Jordan,  und  O.  Steppes, 

Professor    in    Hannover  Steuer-Ratb  in  Mftnchen. 


1896.  Heft  11.  Band  XXV. 

— -*^     1.  Juni,     t^- — 


Soldner'sche  oder  Gauss'sche  Coordinaten. 


Die  von  Ilerrn  Professor  Dr.  Jordan  auf  Seite  200  bis  205  dieser 
Zeitschrift  gemachten  Ausführungen  nöthigeh  mich  nochmals  zu  einer 
Antwort. 

Jordan  sagt  unter  Bezugnahme  auf  mein  Gitat  von  F.  6.  Gauss ^ 
trig,  und  polyg.  Rechnungen  1876,  8.  298  bis  299,  ^e  Behauptung,  es 
8ei  durchaus  gerechtfertigt,  bei  Gauss 'sehen  Coordinaten  jene  Fehler- 
grenzen enger  zu  ziehen  (ohne  Angabe  am  wie  viel  enger),  sei  nicht 
einmal  durch  eine  gezwungene  Interpretation  a  posteriori  mit  der  Preussi- 

schen    Fehlergrenzfeststellung   ^^^    in  Einklang  zu  bringen. 

20000 

Demgegenüber  sei  nur  Folgendes  iiervorgehoben :  F.  G.  Gauss 
führt  an  der  von  mir  citirten  Stelle  und  noch  etwas  einfacher  auf  Seite 
570  und  571  der  2.  Auflage  seines  Werkes,  aus,  dass  der  Fehler,  der 
durch  Darstellung  der  rechtwinkligen  sphärischen  Coordinaten  als  gerad- 
linige in  der  Richtung  der  Abscissenachse  begangen  werde  bei 

226o0 

y  =  60  000  m,    ^^^^^    bei  y  =  63  820  m   sei.     Dies   sei    die  Grenze, 

20000  ^ 

die  in  der  Regel  nicht  überschritten  werden  dürfe.  In  dieser  Ein- 
schränkung werde  der  Fehler  aber  auch  für  die  Eartirung  v(^llig  un- 
merkbar sein.  Denn  bei  der  Grösse  der  Eartenblätter  von  1  m  Länge 
und  0,667  m  Breite  werde  der  Kartirungsfehler  für  die  Längenausdehnung 
des  Kartenblattes  nur  0,05  mm  betragen,  was  maassstäblich  nicht  mehr 
darstellbar  sei.  Würde  allein  die  Darstellbarkeit  des  Fehlers  in  der  Kar- 
tirung  ins  Auge  gefasst,  so  könne  man  das  Coordinatensystem  zwar  noch 

Zeitschrift  für  VermessQDgswesen  1896.   Heft  li.  21 


3SS  Koll.    Soldner'sche  oder  Gauss'sche  CoordinateD. 

welter,  nämKck  bis  za  Ordinatenlängen  von  etwa  90  000  m  ausdehnen, 
da   matt   dann  für  die  Längenfehler  des  Kartenblattes  immer  erst  einen 

Fehler  von  0,099  mm  beginge 5  indess  beeinflusse  dieser  Fehler  () 

\  10060/ 

die  Kleintriangulation  doch  schon  mehr  als  wünschenswerth.  Wenn  in 
der  Entfernung  63  820  m  von  der  Abscissenachse  in  der  Richtung 
parallel  zur  Abscissenachse  der  Fehler  der  linearen  Darstellung 
—  0,05  m  auf  1000  m  betrage,  während  er  in  der  Richtung  senkrecht 
zur  Abscissenachse  gleich  Null  werde,  so  werde  man  für  die  ge- 
dachte Entfernung  einen  durchschnittlichen  Fehler  der  linearen  Aus- 
dehnung von  —  0,025  m  auf  1000  m  annehmen  können.  Dagegen  be- 
gehe man  einen  Flächenfehler  der        ^     = des     richtigen 

Inhalts  betrage.  Der  Flächenfebler  stimme  daher  mit  dem  Längenfehler 
in  der  Richtung  parallel  der  Abscissenachse  ttberein.  An  sich  werde  aber 
dieser  Fehler  auch  für  die  Flächenbestimmung  für  praktisch  unerheblich 
betrachtet  werden  müssen.  , 

Nach  „allem^  werde  man  anzunehmen  berechtigt  sein,  dass  man 
mit  Rücksicht  auf  die  Zwecke  der  Specialvermessungen  ein  rechtwink- 
liges Coordinatensystem  seitlich  der  Abscissenachse  zweckmässig  nicht 
wesentlich  fiber  60  000  m  ausdehnen  dürfe. 

Wenn  neben  diesen  Ausführungen  von  F.  6.  Gauss  nun  be- 
achtet wird,  dass  zur  Erreichung  der  Conformität  dieselben  Fehler,  die 
bei  der  Soldner'schen  Darstellung  nur  in  der  Richtung  der  Abscissenlinien 
auftreten,  auch  in  der  Richtung  der  Ordinatenlinien  vorkommen  müssen, 
80  wird  bei  der  conformen  Darstellung  sowohl  der  durch- 
schnittliche Längenfehler  als  auch  der  Flächenfehler 
gerade  doppelt  so  gross.    Wenn  also  bei Soldner'scher  Projection  der 

Flächenfehler  nur  —  -  für  y  =  —  63 820  m  und  nur  —    .-  --^      für 

20000  10000 

y=:;^  90250  m  ist,   so  ist  derselbe  bei  Gauss' scher  conformer  Projection 
^°^ eT^rü^  ^^^  ^^®  gleichen  Ordinatenlängen  und  das   ist 


10000  5000 

nicht  mehr  ganz  unerheblich.  Soll  nun  der  im  Verhältnias  zn  y' 
wachsende  Schaden,  der  durch  die  Projection  angerichtet  wird,  bei 
Gauss 'scher  conformer  Projection  nicht  grösser  als  bei  der  Soldner'schen 
Projection  werden,  so  dürfen  die  Ordinaten  bei  ersterer  Projection  nicht 

weiter  als  auf — p.zrzr  ^=0,71  oder  71<^/a  der  Ordinaten  im  Soldner'schen 

|/2  '  '^ 

System  ausgedehnt  werden.  Damit  hätten  wir  dann  auch  eine  Grenze 
für  das  Gauss' sehe  Coordinatensystem,  die  für  unsere  modernen  Ver- 
messungen gilt   und   die    noch    etwas  enger  ist,    als  die    von   Jordan 


Koll.    Soldner^sohe  oder  Gauss'sche  Coordinaten.  323 

1875   and  1878  für  sein    „speculatives   MesBungsverfahreii;  welches  es 

praktisch  gar  nicht  giebt"  (8.  203  d.  Z.)  festgestellte  Grenze  von  82  %.  *) 

Jordan  vergleicht  dann  die  Soldner'schen  Verzerrangsfehler  mit  den 

znläsfiigen  Messnngsdifferenzen  und  kommt  zu  dem  Schluss,  dass  die  von  ihm 

za  82%  ermittelte  Grenze  unter  Berücksichtigung  der  Messungsfehler  auf 

98  bis  99%  steigen    würde.     Durch   die   von  Jordan  ausgeführte  Ver- 

gleichuug  wird  aber  kein  richtiges  Bild   der  Sachlage  gegeben.     Was 

zuDäcbst   die  Flächenfehler  anlangt;   so  ist  die   von  Jordan  angegebene 

zaiässige  Differenz  von  16  ar  auf  100  ha  oder  0,16%  die  höchstens 

zulässige  Differenz  zweier  Einzelberechnungen   des  Flächeninhalts. 

Daraus    ergiebt    isich    als    höchstens    zulässiger   Fehler    einer 

16  ar 
Einzelberechnung        . auf    100    ha    und    als    höchstens    zu- 

1/2 

lässiger  Fehler  desMittels  aus  den  Ergebnissen  der  beiden 

für    jede     Parzelle     auszuführenden     Einzelberechnungen 

16  ar 

— 7== 7=r-  =  8  ar  auf  100  ha  oder  0,08  %.     Dem   steht  gegenüber 

Y  2']/  2 

als  Verzerrungsfehler 

bei  Soldner 'scher  Projection  bei  Gauss 'scher  Projection 

für  y  =  63  820  m  :  0,005  %  0,010  % 

für  y  =  90  250  m  :  0,010  %  0,020  % 

so  dass  der  höchstens  zulässige  Fehler  des  Flächeninhalts  einer 
Parzelle  in  den  beiden  angegebenen  Fällen  bei  Soldner'scher  Projection 
gleich  dem  16fachen  bezw.  8fachen  Betrag,  bei  Gauss'scher  Projection 
gleich  dem  8  fachen  bezw.  4  fachen  Betrage  des  Verzerrungsfehlers  ist. 
Wird  nun  noch  beachtet,  dass  die  Fehlergrenzen  der  Anweisung  VIII 
auf  den  4 fachen  Betrag  des  mittleren  Fehlers  festgesetzt  sind,  so  ergiebt 
sich,  dass  bei  Gauss'scher  Projection  der  Verzerrungsfehler 
für?/  =  90250  m  bereits  den  mittleren  Fehler  des  Flächen- 
inhalts der  Einzelparzellen  erreicht,  dass  er  also  an  der 
Systemgrenze  durchaus  nicht  so  klein  ist,  im  Verhältnis  zu  den  Messungs. 
fehlem,  ja  dass  er  sehr  oft  die  thatsächlich  vorliegenden  Messungsfehler 
übersteigen  wird.  Ganz  ähnlich  liegt  das  Verhältniss  bei  den  linearen 
Fehlem. 


*)  Nachdem  ich  auf  Seite  199  bereits  darauf  hingewiesen  hatte,  dass  die 
Anwendung  seiner  früheren  Ausführnngen  auf  die  Ausdehnung  der  Coordinaten- 
systeme  bei  Gauss'scher  und  Soldner'scher  Projection  von  ihm  selbst  und 
nicht  von  mir  gemacht  ist,  sagt  Jordan  auf  Seite  201  nochmals:  „Damit  wird 
die  S.  199  von  Koll  gemachte  praktische  Anwendung  der  Theorie  ö :  u)  illu- 
sorisch.^  Ich  erkläre  daher  nochmals,  dass  ich  weder  anf  S.  199  noch  sonst- 
wo eine  praktische  Anwendung  der  Theorie  Q :  w  gemacht  habe,  sondern  nur 
auf  S.  196  die  von  Jordan  selbst  gemachte  Anwendung  angeführt  habe.     K, 

Meine  theoretische  Betrachtung  von  Zeitschr.  1895  S.  27  —  34  hat  die 
praktische  Anwendung  von  vorn  herein  beiseitegelassen,  insofern  die  Annahme 
gemacht  wurde,  dass  alle  Messungsfehler  gleich  Null  gesetzt  werden.       J. 

21* 


324  I^oll.     SoldDer'sche  oder  Gauss'sche  Ooordinaten. 

Nun  kommt  aber  noch  etwas  ganz  anderes  in  Betracht.  Der 
Flächeninhalt  der  einzelnen  Kartenblätter  und  der  ganzen  Gemarkangen^ 
Kreise  u.  s.  w.  wird  aus  dem  Flächeninhalt  der  durch  die  Coordinaten- 
linien  gebildeten  Quadrate  abgeleitet  und  hierbei  kommen  die  Messangs- 
fehler  in  so  geringem  Maasse  zur  Geltung,  dass  sie  den  Verzerrangs- 
fehlern  gegenüber  thatsächlich  gleich  Null  gesetzt  werden  können. 
Die  so  abgeleiteteten  Flächeninhalte  der  Kartenblätter  sind  aber  auch 
maassgebend  fttr  die  Flächeninhalte  der  Einzelparzellen,  da  letztere  auf 
erstere  reducirt  werden  und  deshalb  braucht  man  bei  der  Begrenzang 
der  Coordinatensysteme  auch  die  Messungsfehler  nicht  in  erheblichem 
Maasse  zu  berücksichtigen,  sondern  kann  die  Verzerrungsfehler  fast  allein 
entscheidend  sein  lassen.  Im  wesentlichen  liegt  die  Sache  auch  so  be- 
züglich der  Längen  der  Linien.  Die  maassgebenden  Längen  werden 
mit  den  Coordinaten  der  Messungspunkte  derart  gewonnen,  dass  die 
Verzerrungsfehler  voll  zur  Geltung  gelangen,  während  von  den  Messungs- 
fehlem nur  ein  kleiner  Theil  in  die  endgültigen  Längen  übergeht. 

Wenn  man  demnach  die  vorher  von  mir  ermittelte  Grenze  von  71% 
mit  Rücksicht  auf  die  Messungsfehler  allenfalls  auf  75%  erhöht  and 
dann  in  Betracht  zieht,  dass  wegen  der  durch  praktische  Rücksichten 
gebotenen  Zusammenlegung  der  Ooordinatensystemsgrenzen  mit  den 
Kreisgrenzen  die  Systeme  vielfach  nicht  auf  die  vollen  75%  ausge 
dehnt  werden  können,  so  wird  das  Zerschlagen  in  viel  mehr  Systeme 
bei  Wahl  der  Gauss'schen  Coordinaten  wohl  endlich  genügend  be- 
gründet sein. 

Wenn  Herr  Professor  Dr.  Jordan  dann  weiter  auf  die  ungeheuer- 
lichen Widerwärtigkeiten  hinweist,  die  die  Soldner'sche  ungleiche  Ver- 
zerrung bringt,  wenn  man  mit  den  Verzerrungsfehlern  an  die  Messungs- 
fehler herankommt  und  dann  behauptet,  dass  alles  was  in  der  Instruction 
für  neue  Katasterneumessungen  in  Bayern  1885  §  23*)  und  noch  deutlicher 
in  Technische  Anleitung  etc.  von  Dr.  J.  H.  Franke  S.  121  im  Interesse 
der  Rechnungserleichterung  etc.  gesagt  sei,  mit  einem  Schlage  tiber- 
flüssig werde,  wenn  die  Projection  conform  sei,  so  ist  das  richtig  in- 
soweit es  sich  um  die  trigonometrischen  Rechnungen  handelt.  Es  ist 
aber  schon  nicht  mehr  richtig  für  die  polygonometrischen  Rechnungen 
und  noch  viel  weniger  für  die  Kartirung  und  Flächenberechnung.  Franke 
führt  auf  der  von  Jordan  citirten  Seite  an,  dass  der  Verzerrungsfehler 
in  Bayern  42  cm  auf  den  Kilometer  betragen  könne,    was  einem  Genauig- 

keitsverhältniss  von  nur  der    Länge    entspreche,     deshalb    auch 


*)  An  dieser  Stelle  steht:  ,,Die  allein  zu  berücksichtigende  sphärische  Ab- 
scissen-Correction  sofern  sie  mindestens  den  Gesammtbetrag  von  0,1  m  er- 
reicht, ist  summarisch  aus  Gesammt-Länge  und  -Richtung  des  Zuges  zu  rechnen 
und  sodann  vor  der  Coordinaten- Verbesserung  proportional  den  algebraischen 
Werthen  der  Abscissen-Ünterschiede  zu  vertheilen," 


KoU.    Soldner'sohe  oder  Gaass'sche  Goordinaten.  3S5 

bei  Nichtberücksichtigung  der  Verzerrangsfehler  gar  kein  genauer  Auf- 
schluss  tlber  die  wirklich  erreichte  Genauigkeit  der  Messungsvornahme 
erlangt  werde  und  durch  die  Verzerrungsfehler  unter  Umständen  häufige 
üeberschreitungen  der  Fehlergrenzen  herbeigeführt  würden,  ohne  dass 
za  grosse  Messungsfehler  vorhanden  wären.  Ferner  weist  Franke  auf 
die  Nachtheile  hin,  die  bei  der  Fehlerverth eilung  durch  die  Nichtberück- 
sichtigung der  sphärischen  Ergänzungen  entstehen. 

In  allen  diesen  Punkten  wird  nichts  gebessert  durch  die  Einführung 
der  conformen  Goordinaten  statt  der  Soldner'schen,  man  hat  in  beiden 
Fällen  gleiche  Widerwärtigkeiten  und  bei  Soldner'schen  Goordinaten 
nur  den  Yortheil,  dass  wenigstens  für  einen  Theil  der  Züge  die  sphärischen 
Correctionen  noch  vernachlässigt  werden  können,  wo  sie  bei  Gauss'schen 
Goordinaten  berücksichtigt  werden  müssen. 

In  der  Instruction  für  neue  Katastermessungen  in  Bayern  sind  dann 
in  den  §§  48,  50  und  60  die  Anordnungen  getroffen,  um  die  Verzerrungs- 
febler  bei  derKartirung  und  Flächenberechnung  unschädlich  zu  machen: 

Die  Dimensionen  eines  Blattes  sind  in  der  Regel  durch  ein  Quadrat 
von  16  DecimalzoUen  =  46,697  cm  gegeben.  Für  Pläne,  deren  Nummer 
östlich  oder  westlich  vom  Münchener  Meridian  eine  namhafte  Grösse 
erreicht,  ist  jedoch  dem  Blattquadrat  ein  Rechteck  zu  substituiren.  Die 
Grundlinie  bleibt  dieselbe  wie  vorher,  aber  die  in  der  Richtung  des 
Meridians  ziehende  Blattseite  ist  um  eine  Grösse  d  zu  vermindern,  die 
im  5000  theiligen  Maassstabe  0,000  156  w  (n — l)m  beträgt,  worin  n  die 
Blattnummer  bedeutet.  Nachdem  die  Blattränder  und  die  nach  diesen 
zu  ziehenden  Intersectionslinien  sich  zum  Eintrag  der  Meter-Goordinaten 
wenig  eignen,  empfiehlt  es  sich,  zunächst  der  Blattseite  scharfe  Linien 
einzuzeichnen,  deren  Goordinaten  ein  Vielfaches  von  100  m  sind.  Beim 
Auftragen  der  Goordinaten  verdient  dann  noch  der  Fall  besondere  Be- 
achtung, wenn  die  Nummer  n  des  Blattes  eine  beträchtliche  Grösse  er- 
reicht. Subtrahirt  man  nämlich  von  der  Abcisse  des  aufzutragenden 
Punktes  die  Abscisse  der  obenerwähnten  Linie,  welche  dem  Blattrande 
zunächst  liegt  und  die,  wie  bemerkt,  immer  ein  Vielfaches  von  100  ist, 

d 
so  hat  man  den  verbleibenden  Rest  M  um  einen  Betrag  x  =^  -j-  B  zu 

n 

vermindern,  wobei  h  die  Blattseite  ist. 

Die  Summe  der  gemittelten  Polygonflächen  eines  Blattes  muss 
bei  entsprechender  Anordnung  der  Ab-  und  Zugangsberechnung  bis 
auf  die  formelle  Rechnungsgrenzo  die  Fläche  des  ganzen  Blattes 
ergeben.  Diese  letztere  ist  für  ein  5000  theiliges  Katasterblatt  stets 
[545,  1634—0,000036  42  n  (n— 1)]  ha,  wo  n  die  Nummer  des  Blattes 
bedeutet. 

Die  in  diesen  Bestimmungen  hervortretenden  durch  die  Verzerrungs- 
fehler herbeigeführten  Widerwärtigkeiten  vermeidet  man  durch  Ein; 
führung  kleinerer  Coordinatensysteme,  man  schafft  sie  aber  nicht  aus  der 


326  KoU.    Soldner^sche  oder  Gaass^Bche  Goordinaten. 

Welt  durch  Einführung  der  conformen  Coordinaten.  Bei  conformen 
Goordinaten  müssen  vielmehr  auch  die  Grundlinien  der  Blätter  in  der 
um  d  verminderten  Grösse  aufgetragen  und  beim  Auftragen  der  Goordinaten 
ausser  den  Abscissenresten  auch  die  Ordinatenreste  sämmtlich  redaeirt 
werden^  während  die  Reduction  der  Flächen  auf  das  Doppelte,  also  an 
den  äussersten  Grenzen   des  bayerischen  Goordinatensystems    von   dem 

von  Franke  angegebenen  auf  steigt. 

Auch  die  vom  GoUegen  Jordan  (8.  202)  in  die  vorliegende  Frage 
hereingezogene  Höhenreduction  ändert  an  dieser  Sachlage  nichts.  Der 
Schaden^  der  durch  Vernachlässigung  der  Höhenreduction  angerichtet 
wird,  wird  sich  in  der  Regel  an  andern  Stellen  geltend  machen,  wie 
der  Projectionsschaden  und  da  wir  unsere  Goordinatensysteme  nicht  gat 
so  gestalten  können,  dass  die  Berge  dahin  fallen,  wo  ihre  Höhenreduction 
zur  Aufhebung  der  Projectionsfehler  nothwendig  ist,  uns  auch  in  weiten 
Gebieten  die  Bodenerhebungen  überhaupt  fehlen,  so  dürfte  es  zweck- 
mässig sein,  die  Frage,  ob  Soldner'sche  oder  Gauss'sche  Goordinaten 
von  der  Frage  der  Höhenreduction  getrennt  sein  zu  lassen. 

Mit  dem,  was  College  Jordan  (S.  203  und  204)  über  die  Vortheüe 
der  Gauss'schen  Projection  für  die  trigonometrischen  Rechnungen  höherer 
Ordnung  sagt,  bin  ich  ganz  einverstanden  und  ich  freue  mich  hervor- 
heben zu  können,  dass  in  Preusscn  die  trigonometrischen  Rechnungen  IL  und 
ni.  Ordnung  seitens  der  Landesaufnahme  bereits  20  Jahre  lang  in  einem 
einzigen  conformen  System  für  den  ganzen  Staat  ausgeführt  werden. 
Die  Katasterverwaltung  hat  sich  dem  freilich  nicht  angeschlossen,  sondern 
bat  die  für  ihre  Zwecke  bessere  Soldner'sche  Projection  auch  für  die 
trigonometrischen  Rechnungen  höherer  Ordnung  beibehalten.  Das  ist 
aber  auch  wohl  begründet,  weil  die  Katasterverwaltung  nur  noch  in 
kleineren  über  den  Umfang  eines  Soldner'schen  Goordinatensystems  nicht 
hinausgehenden  Gebieten  Triangulationen  höherer  Ordnung  auszuführen 
brauchte  und  fernerhin  braucht,  und  weil  hierbei  die  Vortheile  der 
Gauss'schen  Projection  nicht  in  genügendem  Umfange  zur  Geltung  ge- 
langen^ um  von  der  allgemein  angewandten  Soldner'schen  Projection  in 
diesen  einzelnen  Fällen  abzuweichen.  Und  wenn  Gollege  Jordan 
(S.  205)  nur  sagt,  man  „könne"  daran  denken,  die  Triangulirung  zuerst 
conform  zu  rechnen    und   hinternach   alle  conformen  Y  in  Soldner'sche 

y  ==  y  —  -z — 5"  mit  Hülfe   einer  Tabelle  umzurechnen,   dass  das   aber 

wohl  Niemand  praktisch  thun  werde,  so  hat  er  dabei  offenbar  im 
Augenblick  nicht  daran  gedacht,*)   dass  dies  thatsächlich  seit  vielen 


*)  Es  ist  mir  sehr  wohl  bekannt,  dass  in  dem  ^rossen  conformen  System 
der  Landesaufnahme  rechtwinklige  Goordinaten  berechnet  und  auf  dem  Umweg 
über  geographische  Goordinaten  in  die  rechtwinkligen  Soldner'schen  Kataster - 
Goordinaten  umgerechnet  werden,  aber  erstens  hatte  ich  auf  S.  205  keine  Ver- 
anlassung das  auszasprechen  und  zweitens,  wenn  es  hier  erwähnt  wird,  muss 
ich  nun  dazu  sagen,  dass  solches  Umrechnen  noch  in  III.  Ordnung  der  wundeste 
Punkt  der  preussischen  Geodäsie  ist.  J. 


Franke.    Die  Conformität  in  Bayern  3S7 

Jahren  in  Prenssen  bereits  geschieht  und  zwar  auch  dort,   wo   die  Um- 
rechnung  nicht   mehr  nach  der   einfachen    Formel  y  =  Y — ^  ^-us- 

geführt  werden  kann. 

Auch  glaube  ich  nicht  wie  College  Jordan  (S.  215),  dass  20  Jahre 
weiterer  Entwicklung  dahin  führen  werden,  die  Vortheile  der  Soldner'schen 
Projection  für  die  Specialvermessungen  in  den  Hintergrund  zu  drängen. 
Neben  Gauss  können  wir  sehr  gut  auch  Soldner  hochhalten  und 
wenn  der  eine  für  seine  weitreichende  Triangulation,  der  andere  für 
die  bayrische  Katast  er  Vermessung  Grosses  geleistet  hat,  so  können  wir 
beides  bewahren  und  ich  glaube,  Gauss  würde  der  letzte  gewesen 
sein,  der  uns  Anerkennung  zollen  würde,  wenn  wir|  ihm  blindlings  folgten 
und  das,  was  er  für  besondere  Verhältnisse  geschaffen  hat,  übertragen 
würden  auf  Gebiete,  wo  es  nicht  passt. 

Bonn,   den  4.  April  1896.  Otto  Koll. 

Nachdem  ich  im  vorstehenden  Artikel  vom  4.  April  meinen  Stand- 
punkt in  der  Frage  Gauss'scbe  oder  Soldner'sche  Coordinaten  ausführlich 
dargelegt  habe,  werde  ich  auf  Ersuchen  des  Herrn  Collegen 
Steppes  meine  Antwort  auf  den  in  Heft  9  der  Zeitachr.  abgedruckten 
Artikel  Vogeler's  vorerst  verschieben. 

Bonn,  den  9.  Mai  1896.  Otto  Koll. 


Die  Conformität  in  Bayern; 

von  Steuer-Rath  Dr.   Franke  in  München. 


In  der  neuerdings  lebhaft  erörterten  Frage  der  Conformität  möge 
es  auch  einem  bayerischen  Geodäten  gestattet  sein,  seine  Meinung  zu 
äussern;  ist  ja  doch  Bayern  das  classische  Land  der  Congraeaz- 
Coordinaten.  Zudem  hat  auch  Herr  Professor  Dr.  Jordan  in  seinem 
bekannten  vorjährigen  Vortrageauf  der  Bonner  Versammlung  (Zeitschr.  1895 
S.  338)  und  in  seinen  neuerliehen  Erörterungen  in  der  Zeitschrift  (8.  202) 
bayerische  Verhältnisse  berührt,  woraus  dem  Vorhaben  ein  weiterer 
Rechtstitel  erwachsen  dürfte. 

Es  ist  hinlänglich  festgestellt,  dass  bei  der  Abbildung  in  der  Ebene 
die  linearen  Verzerrungen  betragen:  ^ 

v' 

bei  Soldner  (congruent)  v=l  -\-  -^-^    cos^  a 

bei  Gauss  (conform)  v  =\  -\- 

V  —  1         cos^  a 

woraus  folgt  — r-=     —:~- 

i;  —  1  1 


f2 

2r 

2r'  ' 


328  Franke.    Die  Confonnität  in  Bayern. 

Dieses  Verhältniss  wird  für  erstere  Projection  entscheiden  mtiasen, 
denn  gleichen  Werthen  der  beiderseitigen  Maxima  steht  ein  absolates 
Minimum  v  =  1zvl  Gunsten  Soldner's  entgegen.  Umgekehrt  liegt  die  Sache 
hinsichtlich  der  Rieh  tan  gs  Verzerrung;  welche  beträgt  bei  Soldner: 

« - «» = ^"^7^(2  y- +  y«>  +  ^7^  ^y»  -  y') = 

x.  —  a?,    ,^        .       V    .  sin  a  cos  a 


1       ^1 


(2  y,  +  Vi)  4-  —w—2 — (y?  +  yi  yj  +  yl) 


und  bei  Gauss:  a  — a^  =    '     ^   '  (2yi  A-y^) 

SO  dass  hier   die  Projection    yon   Gauss  sich  in    unbedingtem  Vortheile 
zeigt  gegenüber  der  Projection  von  Soldner. 

Man  muss  Herrn  Jordan  zustimmen^  wenn  er  in  Zeitschr.  1896  S.  204 
in  weiterer  Durchdringung  der  Theorie  und  ihrer  praktischen  Folgerangen 
der  Richtungsverzerrung  das  grössere  Gewicht  einräumt^  wie  dies  auch 
zuerst  Herr  Helmert  bereits  im  Jahre  1876  gethan  hat  (Helmert; 
Näherungsformeln  für  die  Gauss'sehe  Projection,  Zeitschrift  f.  Yermessungs- 
wesen,  V.  Band,  1876,  S.  238—253).  Für  jedes  beliebige  y  sind  die 
Maximalwerthe  der  Linearverzerrungen  in  beiden  Fällen  gleich,  dagegen 
der  Durchschnittswerth  von  v  —  1  bei  Soldner  nur  halb  so  gross  als 
der   Durchschnittswerth  v —  1  bei   Gauss;   für  y  =  90  km  sind  diese 

Durchschnittsbeträge     etwa    ^^^^  bei  Soldner  und  ^^^^   bei  Gauss. 

20  ÜOO  lü  uUÜ 

Aber  dieser  lineare  Nachtheil  der  Gauss'schen  Projection  tritt 
erheblich  zurück  gegen  den  praktischen  und  theoretischen  Vortheil, 
dass,  während  man  in  der  Triangnlirung  IV.  Ordnung  mit  congrnenten 
Goordinaten  schon  bei  y  =  40  km  die  sphärischen  Rechenglieder  braucht, 
man  mit  conformen  Goordinaten  noch  bei  y  =  90  km  eben  rechnen 
kann  und  dass  überhaupt  die  Abbildung  winkeltreu  ist. 

Wenn  hiernach  Herr  Jordan  behauptet,  dass  man  nach  Gauss  den 
Partialsystemen  grössere  Querausdehnung  geben  dürfe  als  denen  nach 
Soldner,  so  möchte  dem  schwer  und  nur  dann  widersprochen  werden 
können,  wenn  man  der  grösseren  (conformen)  mittleren  Linearvergrösserung 
ein  übertriebenes  Gewicht  beilegt  oder  auch  die  sonstigen  von  Herrn  Jordan 
vorgebrachten  ganz  gerechtfertigten  Gründe,  z.  B.  Einfluss  der  Höhen- 
reduction,  Schwierigkeit  der  Polygonzugsberechnung  im  SoldnerMen 
System  u.  s.  w.  (Zeitschr.  Iß96,  S.  202)  unbeachtet  lässt. 

Herr  Jordan  sagt  nun  in  seinem  Bonner  Vortrage  (Zeitschr.  1895, 
Seite  343),  dass  wir  in  Bayern  jetzt  die  beste  Gelegenheit  hätten,  die 
Achsen  der  neu  zu  bildenden  (wenigen)  Partial-  oder  Localsysteme 
meridional  und  mit  conformen  Goordinaten  anzulegen.  Es  soll  nicht 
in    Abrede    gestellt    werden^   dass    dies    durchführbar  wäre,   und  auch, 


was 


wenigstens   die  Beziehung  irj  =  y|l  -f     ^  ^  \  betriflft,    mit  grosser 


Franke.    Die  Coaformitat  in  Bayern.  329 

Leichtigkeit.  Indess  abgesehen  von  dem  ^Beharrungsvermögen^  im 
StaatsorganismuB :  ein  einheitliches  Gongraenzsjstem  wie  das  unsrige 
vertauscht  man  nicht  so  einfach  mit  einem  conformen  wie  man  z.  B. 
ein  Kleid  wechselt;  ganz  besonders  dann  nicht,  wenn  es  sich  nicht  um 
systematische  Anlage  und  Fortführung  einer  neuen  Landesvermessung, 
sondern  wie  jetzt  bei  uns  lediglich  um  Aufnahme  einzelner  Städte  und 
Ortschaften^  höchstenfalls  einzelner  Amtsbezirke  handelt,  während  alle 
übrigen  geometrischen  FortfUhrungsarbeiten  noch  auf  Grundlage  der 
älteren  Coordinaten  und  Pläne  sich  vollziehen. 

Die  (versuchsweise  eingeführten)  Localsysteme  schiefwinkliger  Coor- 
dinaten  haben  denn  auch  nur  die  Bedeutung  eines  Zwischenmittels.  Sie 
sollen  bei  Festhaltung  des  Princips  der  bisherigen  Gongrnenz- 
Coordinaten  lediglich  die  Erschwerungen,  welche  unseren  Trilin- 
galirungen  und  Polygonisirungen  sowie  den  neuen  Planarbelten  durch 
die  sphärischen  Beziehungen  in  unserem  einheitiiehen  Ooordinatensystem 
(y  =  db  180  km)  erwachsep,  auf  die  einfachste  und  rationellste  Weise 
beseitigen,  gleichzeitig  aber  der  Bedingung  genügen,  die  neu  gewonnenen 
Ergebnisse  in  das  allgemeine  Coordinatensystem  mit  Leichtigkeit  wieder 
überführen,  bezw.  einreihen  zu  können.  (Früher  anderwärts  versuchten 
nnd  wieder  aufgegebenen  localen  Systemen  lagen  wohl  ganz  andere 
und  einfachere  Verhältnisse  zu  Grunde.) 

Hier  würde  sich  nun  die  empfohlene  Meridianrichtung  der  neuen 
Partialachsen  der  weitläufigeren  Formeln  wegen,  da  die  Achsen  schon 
bei  42^  Breitenunterschied  zusammenlaufen  —  München  hat  48°  Polhöhe  — 
auch  unter  Benützung  von  Tafeln  als  ein  schweres  Hemmniss  erwiesen 
haben,  sowohl  was  die  Transformation  der  älteren,  allgemeinen  Coor- 
dinaten in  solche  des  neuen  Systems,  und  umgekehrt  diejenigen  der 
triangulirten  Punkte  in  allgemeine  Coordinaten  anbelangt.  Diese  ^oth- 
wendigkeit  ist  aber  insbesondere  gegeben  für  alle  Neuvermessungen, 
welche  —  wie  z.  B.noch  sämmtliehe  Flurbereinigungen — ihre  Endergebnisse 
wieder  in  die  älteren  (lithographirten)  Pläne  einkartiren  (also  ohne 
Herstellung  neuer  Pläne).  Für  vollständige  Neukartirungen  aber  würden 
jene  umstände  insofern  unangenehm  empfunden  worden  sein,  als  für 
diesen  Fall  die  Netz-Intersectionen  mit  den  Blattseiten  erheblich 
convergiren,  indem  wir  ja  stets  die  älteren,  allgemeinen  Blätter  kartiren 
müssen,  deren  Seiten  bekanntlich  Abschnitte  von  Parallelen,  bezw.  von 
Perpendikeln  auf  den  Münchener  Meridian  sind. 

Ein  besonderer  Umstand  verwickelt  die  Sache  noch.  Die  bis- 
herige allgemeine  Vermessungsachse  weicht  vom  Meridian  des  Coor- 
dinatenursprungs  naeh  neueren  Bestimmungen  um  14,5''  ab.  Nähme 
man  daher  zu  den  meridionalen  Localachsen  die  wirklichen  Meridiane 
der  neuen  Local  -  Nullpunkte,  so  müssten  die  Transformationen  der 
älteren  Netzpunkte  auf  diese  Localachsen,  und  umgekehrt  die  der 
neueren  Punkte  zurück   in   das   allgemeine  System,   noch   umständlicher 


330  Franke.    Die  Oonformität  in  Bayern. 

werden.  Würde  man  aber  die  neuen  Localachsen  meridionaler  Riebtung 
ohne  Berüeksichtigang  der  oben  erwähnten  Meridiandifferenz  von  14,5", 
also  in  Uebereinstimmang  mit  der  jetzigen  Yermessnngsachse  anlegen, 
so  fiele  allerdings  die  durch  jene  Differenz  veranlasste  weitere  Er- 
schwerung der  sonst  schon  nicht  einfachen  Transformationsformeln  weg, 
man  hätte  aber  dann  Localachsen  von  bloss  annähernd  meridionaler 
Richtung,  d.  h.  nicht  den  wirkliehen  Meridian  der  neuen  Partial-Null- 
punktC;  und  dann  doch  nicht  erreieht;  was  man  erreichen  wollte. 

Für  die  schiefachsigen  OoordinateU;  deren  Yermessungsaehsen  auf 
den  ursprünglichen  Ordinatenkreisen  der  neuen  Nullpunkte  senkrecht 
stehen  und  daher  mit  der  allgemeinen  Abscissenachse  erst  bei  90^  Breiten- 
unterschied zusammentreffen,  gefügt  zu  diesen  Transformationen  eine 
Tstbelle  von  bloss  4^/2  Octavseiten,  mit  der  sich  alle  Umwandlungen 
in  einfachster  Weise  vollziehen.  (Jede  der  beiden  Transformations- 
formein  für  x  und  y  hat  nur  ein  Glied,  die  erste  mit  zwei,  die  andere 
mit  einem  Argument.)  Es  wäre  zwar  möglich  gewesen,  die  Qaer- 
rtehtnngen  der  localen  Systeme  (:k40km)  hinsichtlich  der  linearen 
Verzerrungen  auf  ±  90  km  auszudehnen,  aber  einmal  sollten  diese 
Vergrösserungen,  entsprechend  bisherigen  Anschauungen,  numerisch  ein- 
geschränkt und  auch  die  Richtungsverzerrung  auf  einen  so  geringen 
Betrag  (für  7  km  2,8"  im  Maximum)  herabgebraeht  werden,  der  die 
Verwendung  der  vorhandenen  Diagramme  für  die  sphärischen  Corrections- 
glieder  bei  der  Triangulirung  IV.  Ordnung  als  unnöthig  erscheinen 
lässt.  (60  km  mit  5,7'^  für  7  km  im  Maximum  wie  in  Preussen  dürfte 
selbst  für  Punkte  IV.  Ordnung  zu  gross  sein.) 

Was  nun  die  von  Herrn  Jordan  erwähnten  besonderen  Nachtheile 
der  schiefachsigen  Ooordinaten  hinsichtlich  ^der  niemals  abzuschaffenden 
geographischen  Ooordinaten^  anbelangt,  so  hat  man  es  nach  durchgeführter 
einheitlicher  Coordinirung  der  Netzpunkte  I.  und  IL  Ordnung  — 
wie  in  Bayern  —  für  die  trigonometrische  £inschallung  nie  mehr  mit 
geographischen  Ooordinaten  zu  thun.  Und  selbst  diesen  Fall  angenommen: 
mit  Benützung  unserer  Hilfstabelle  verwandeln  wir  in  1 — 1  ^j^  Minnten 
die  localen  in  allgemeine  Ooordinaten  —  und  zwar  bis  auf  den  Oenti- 
meter  genau  —  worauf  die  Ableitung  der  geographischen  Ooordinaten 
sieh  in  gewöhnlicher  Weise  vollzieht.  Die  Rücksicht  auf  die  geo- 
graphischen Ooordinaten  dürfte  daher  kein  ausschlaggebendes  Argument 
gegen  die  Schiefachsigkeit  bilden. 

In  Kürze  zusammengefasst,  sprechen  also  folgende  Gründe  zur 
Zeit  gegen  die  unbedingte  Zweckmässigkeit  einer  Einführung  der  Oon- 
formität  in  das  jetzige  einheitliche  Oongruenzsystem  der  bayeri^hen 
Landesvermessung: 

1)  Die  nur  theil weise  Erneuerung  unserer  Messungen   und   dabei  in 
getrennten  Gebieten; 

2)  die  Nothwendigkeit,  etwaige    locale   Ooordinaten   im  Allgemeinen, 
und    umgekehrt,    mit   grösster   Leichtigkeit    und    ohne   besondere 


Fraske.    Die  Conformität  in  Bayern.  3S1 

Reehnung  umwandeln  zu  können,  besonders  fttr  jene  Arbeiten, 
welche  noch  im  allgemeinen  System,  bezw.  in  den  älteren  Plänen 
erfolgen  (da  Blatt-  und  Coordinatensystem  bei  uns  sozusagen 
identisch  sind).  Denn  da  es  sich  hierbei  in  den  äusseren  Systemen 
noch  um  doppelte  Reductionen,  d.  h.  um  die  Transformation 
der  gegebnen  Ooordinaten  auf  locale  Achsen  und  dann  noch 
um  die  HerbeifQhrung  der  Conformität  handeln  würde,  so  könnte 
man  diesen  doppelten  Ucbertragungen  nicht  gerade  den  Vorzug 
der    Vereinfachung  zuerkennen; 

3)  die  durch  Localachsen  meridionaler  Bichlung  herbeigeführte 
grössere  Umständlichkeit  der  Ooordinaten  •  Transformation  verbunden 
mit  der  stärkeren  ConTergenz  der  Intersectionslinien  gegen  die 
Blattseiten,  solange  letztere  die  bisherigen,  auf  den  Mflnchener 
Meridian  bezogenen  sind,  während  in  unseren  Localsystemen  jene 
Transformation  einfacher  und  diese  Convergenz  geringer  ist; 

4)  der  Gewinn,  dass  die  prinzipielle  Festhaltung  an  Congruen&* 
coordinaten  es  ohne  Weiteres  ermöglicht,  in  unserem  Localsystem  I 
für  28  000  qkm  oder  für  nahezu  2/5  der  Landesfiäche  die  allge* 
meinen  Coordinaten  ohne  alle  Aenderung  zu  belassen.  Den  lieber- 
gang  zu  confonnen  Coordinaten  jedoch  erst  für  die  Triangulirungen 
und  Vermessungen  in  den  westlich  und  östlich  abliegenden 
äusseren  Landestheilen  (^j^  der  Landesfläche)  za  yolMehen,  erscheint 
unstatthaft,  weil  die  Einrichtungen  «incr  systematischen  Landes- 
vermessung gleichheitlich  und  stabil  sein  mtlssen. 

Man  kann  entgegenhalten,  dass  aUen  diesen  Gründen  höchstenfalls 
nar  eine  nebensächliche,  aber  keine  durchschlagende  Berechtigung 
innewohne.  Aber  wenn  man  das  auch  theilweise  zugeben  wollte,  schon 
ein  geringer  Zweifel  an  der  Verwirklichung  aller  gehofften  Vortheile 
genügt  in  solchen  Fällen,  um  im  Staatsorganismus  der  Erhaltung  des 
^Bestehenden^  oder  doch  der  möglichst  geringsten  Abweichung  von 
demselben  das  Uebergewicht  zu  verleihen.  Und  solche  ,,grös8ere  Ab- 
weichungen^ sind  bei  der  Conformität  in  dem  vermehrten  Betrage  der 
linearen  Verzerrung,  in  den  empfohlenen  meridionalen  Localachsen  mit 
der  zugehörigen  Coordinatentransformation,  in  der  Doppelreduction  bei 
den  äusseren  Systemen  —  die  überhaupt  das  grössere  Hemmniss  bilden  — 
und  in  der  stärkeren  Convergenz  der  Intersectionen  sicher  vorhanden, 
während  die  schiefachsigen  Systeme  d^n  Bestehenden  formell  und 
materiell  sich  weit  mehr  anschmiegen. 

Ich  kann  nur  wiederholen:  unsere  loealen  Coordinaten  haben  bloss 
die  Bedeutung  eines  die  technische  Behandlung  erleichternden  Zwischen- 
mittels, während  die  allgemeine  und  einheitliche,  auf  die  Münchener  Achsen 
bezogene  Coordinirung  im  Allgemeinen  erhalten  bleiben  soH.  Erst  wenn 
man  einmal  daran  ginge,  diese  letztere  aufzugeben  (wozu  bedingungsweise 
ich  persönlich  neigte),  könnte  die  Sache  kräftiger  angegriffen  und  dann 
vielleicht  auch  Bayern  anstatt  auf  dem  Boden  der  bisherigen  Congrnenz 


332  Franke.    Die  Conformftät  in  Bayern. 

auf  dem  der  Conformität  gefanden  werden^  da  deren  Vortheile  wenigstens 
in  den  Eingangs  besprochenen  Richtungen  ja  unzweifelhaft  sind.  Dann 
aber  würde  man  auch  wohl  die  Coordinirung  und  das  Blattsystem  — 
solange  keine  einheitliche  Regelung  der  Geordinaten  -  Nullpunkte  im 
deutschen  Reiche  erfolgt  —  auf  die  endgiltigen  Meridionalachsen  zweier 
Punkte  gründen,  deren  Coordinaten  im  jetzigen  System  a;^  =  +  80  km, 
y^  =  .±90km  sein  könnten,  wodurch  dann  mit  Maximalabscissen 
±  175  km  und  Maximalordinaten .  ib  90  km  in  nur  zwei  Systemen  (mit 
Ausnahme  des  besonderen  Systems  der  Rheinpfalz)  die  wesentlichsten 
V-orzüge  der  Conformität  und  der  rein  ebenen  Behandlung  sämmtlicher 
Yermessungsarbeiten,  von  der  Triangnlirung  III.  Ordnung  an  bis 
herunter  zur  Kartirung,  mit  einem  Schlage  gewonnen  sein  würden. 
Würden!!  Denn  ich  muss  bekennen,  dass  die  vorstehende  Aeusserang 
rein  privaten,  keinesfalls  etwa  auch  nur  halbamtlichen  Charakters  ist 
und  dass  bei  uns  allem  Vermuthen  nach  z.  Z.  die  Stimmung  noch  für 
die  Congruenz  und  gegen  die  Conformität  ist.  Hierbei  thut  es  wenig 
zur  Sache,  ob  diese  derzeitige  Ablehnung  auf  die  oben  erwähnten  blossen 
Zweckmässigkeitsgründe  —  deren  Gewicht  ja  subjectiv  vergrössert  oder 
verkleinert  werden  kann  —  sich  stützt,  oder  ob  Qleichgiltigkeit,  Unter- 
Schätzung  oder  Scheu  vor  Neuem  zu  Orunde  liegen  —  der  Effect  ist 
immer  derselbe:    Erhaltung  des  Bestehenden  um  jeden  Preis. 

Dieser  Aufsatz  war  bereits  geschrieben,  als  der  Artikel  des  Herrn 
Vogeler :  ^ Vergleichung  der  Mecklenburgischen  conformen  Eegelprojection 
mit  der  congruenten  Soldner'schen  Projection**  (Seite  257 — 263  der 
Zeitschrift)  erschira.  Diese  Ausführungen  bestätigen  und  ergänzen  ledig- 
lich in  allen  Punkten  die  bisherigen  Darlegungen  Herrn  Jordans 
Ich  könnte  nur  dazu  bemerken,  dass  wenigstens  binsiehtlich  der  Trian- 
gnlirung Herrn  Vogeler  die  graphischen  Hilfsmittel  vielleicht  nicht 
genauer  bekannt  sind,  mit  denen  wir  die  Erschwerung  durch  die 
sphärischen  Rechenglieder  im  Soldner'schen  System  mit  verhältnissmässiger 
Leiclitigkeit  überwinden.  Immerhin,  wenn  auch  gemindert,  bleiben  es 
doch  Erschwerungen,  denen  wir  durch  unsere  localen,  gleichfalls 
Soldner'schen  Systeme  mit  ^  ==  ±  40  km  entgehen  wollen,  wobei  wir 
aber  doch  noch  genöthigt  sind  fUr  die  Triangnlirung  III.  Ordnung 
von  ^  =  i:  20  km  an  die  sphärischen  Correctionsglieder  zu  beachten 
da  wir  hier  mit  der  Richtungs Verzerrung  unter  1"  bleiben  wollen. 
Allerdings  genügt  ein  blosser  Blick  auf  die  Diagramme  um  diese  (geringen) 
Correctionen  zu  erhalten. 

Aber  bei  aller  Anerkennung  der  seinerzeitigen  unleugbaren  Ver- 
dienste des  grossen  Oeodäten  Soldner,  müssen  wir  sagen:  Das  durch- 
schlagende Mittel  liegt  eben  allein  in  der  Oauss'schen  Conformität,  die 
schliesslich  doch  mehr  ist  als  ein  blosser  theoretischer  Vortheil,  dann  aber 
auch  in  dem  Aufgeben  unserer  bisherigen  Coordinirung  in  einem  System 
und  sofortiger  Bildung  zweier  definitiven  Localsysteme,  wie  bereits  oben 
erörtert.  J.  H.  Franke. 


Steiif.    Zur  Wahl  der  Art  und  Lage  des  CoordmatenBystems  etc.       333 

Zur  Wahl  der  Art  und  Lage  des  Coordinatensystems 

einer  Landesvermessung; 

von  Vermessungscommissair  Steiff  in  Stuttgart. 

lieber  diese  Frage  ist  in  der  letzten  Zeit  in  dieser  Zeitschrift^  ins- 
besondere in  Heft  7  dieses  Jahrgangs  unter  der  üeberschrift  „Congruente 
oder  conforme  Coordinaten",  *)  mehrfach  geschrieben  worden.  Wir 
haben  schon  vor  einigen  Jahren  Veranlassung  gehabt,  hierüber  Erwä- 
gungen anzustellen  unter  dem  Gesichtspunkt  der  Anforderungen  der 
technischen  (Kataster-)  Vermessungen;  auf  Grund  derselben  sind  wir  der 
Ansicht;  dass  die  Ausführungen  des  Herrn  Professor  Dr.  Jordan  auf 
S.  202  —  204  den  Kern  der  Sache  treffen.  Voraussichtlich  wird  diese 
Frage  noch  weiter  erörtert  werden  und  so  möge  die  Niederlegung 
unserer  Ansicht  in  Nachstehendem  gestattet  sein. 

Der  Zweck  eines  Coordinatensystems  für  die  praktische  Landmessung 
ist,  die  gegenseitige  Lage  von  Punkten  eines  möglichst  grossen  Gebietes 
(Landes)  auf  einfache  Weise  in  Maasszahlen  derart  darzustellen^  dass 
das  hierdurch  bestimmte  Lagebild  der  Punkte  ihrer  wirklichen  Lage 
möglichst  entspricht,  dass  also  die  aus  den  Coordinaten  abzuleitenden 
Beziehungen  (Entfernungen,  Winkel,  Flächen  etc.)  in  Plänen  aufgezeichnet 
oder  auf  einfache  Weise  in  Zahlen  berechnet  werden  können^  wobei 
dieselben  gleichzeitig  der  Wirklichkeit  genau  oder  wenigstens  möglichst 
genau  entsprechen  müssen. 

Wenn  wir  nun  zunächst  absehen  von  den  in  unseren  Beobachtungen 
liegenden  unvermeidlichen  Fehlern,  so  ergiebt  sich  sofort,  dass  obiger 
Zweck  nur  dann  vollkommen  erreicht  werden  könnte,  wenn  unsere  Erde 
eine  Ebene  wäre.  Denn  einerseits  können  unsere  Karten  in  der  Regel 
nur  auf  ebenen  Planblättern  dargestellt  werden,  andererseits  werden  die 
verschiedenen  Berechnungen  (von  Entfernungen,  Winkeln,  Flächen  etc.) 
nur  dann  möglichst  einfach,  wenn  solche  nach  den  Formeln  der  ebenen 
Geometrie  bezw.  Trigonometrie  ausgeftihrt  werden  können.  Die  wirkliche 
(Ellipsoid-)  Gestalt  unseres  Erdkörpers  macht  sich  daher  bei  grösseren 
Gebieten  um  so  bälder  störend  bemerkbar,  je  grösser  die  Ansprüche  an 
die  Genauigkeit  unserer  Maassangaben,  d.  h.  an  deren  Uebereinstimmung 
mit  der  Wirklichkeit  sind ;  doch  genUgt  es  für  nachstehende  Betrachtungen 
vollauf,  an  Stelle  der  ersteren  eine  Kugelgestalt  der  Erde  anzunehmen. 


*)  Die  neuerdings  vorkommende  Bezeichnung  congruente  Coordinaten  für 
die  Soldner 'sehe  Projectionsart  erscheint  uns,  wenigstens  in  dem  engen  Zu- 
sammenhalt mit  der  Bezeichnung  conforme  Coordinaten  für  die  Gauss^sehe 
Projeetion,  nicht  ganz  treffend.  Einerseits  geben  die  Soldner^schen  Coordinaten 
ein  dein  Urbild  (der  Wirklichkeit)  congruentes  Bild  nur,  wenn  man  letzteres 
auf  einer  Kugel  sich  gezeichnet  denkt,  während  andererseits  die  Gauss'schen 
Coordinaten  nnr  dann  ein  dem  Urbild  conformes  Bild  geben,  wenn  letzteres  in 
die  Ebene  übertragen  ist. 


334        Steiff.    Zur  Wahl  der  Art  und  Lage  des  GoordiBatensystems 

Da  68  sieb  hiernach  zar  ErfÜllaDg  obigen  Zwecks  um  die  Abbildung 
einer  Kugelfläche  auf  eine  Ebene  handelt,  eine  solche  aber  nicht  ohne 
Inkaufnahme  von  Verserrungen  möglich  ist,  so  haben  bekanntlich  Soldner 
und  Oauss  derartige  rechtwinklige  Coordinatensysteme  in  die  Land 
messung  eingeführt,  dass  für  eine  entsprechend  schmale  Zone  seitlich 
des  zur  Abscissenachse  gewählten  Grosskreisbogens  diese  VerzerrnngeD 
soweit  möglich  klein  sind,  so  dass  sie  im  Vergleich  zu  den  sonstigen 
unvermeidlichen  Beobachtungsfehlern  vernachlässigt  werden  können. 

Diese  Verzerrungen  sind  stets  Verdehnungen  gegen  die  Wirklichkeit 
und  betragen  bekanntlich  die  Vergrösserungsverhältnisse 

bei   Soldner  bei  Gauss 

wo  y  die  Ordinate,  r  den  Erdhalbmesser  und  a  den  Richtungswinkel 
einer  kleinen  Strecke  bedeutet.  Vom  theoretischen  Standpunkt  aas 
betrachtet  ist  das  Soldner'sche  System  dem  Gauss^schen  überlegen,  da 
für   einen   und   denselben  Punkt   wegen  des  Factors  cos  ^a  bei  Soldner 

die  Verzerrung  von  0  (in  der  Richtung  der  Ordinaten)  bis  ——^  (in  der 

Richtung  der  Abscissen)  wächst,  während  dieselbe  bei  Gauss  letzteren 
Maximalbetrag  nach  allen  Richtungen  beibehält  —  wenigstens  für  un- 
endlich kleine  Strecken;  aber  auch  für  nicht  besonders  grosse  Strecken 
sehr  nahezu  giltig.  —  In  der  Praxis  handelt  es  sich  nun  aber  zumeist 
um  die  gegenseitige  Lage  benachbarter  Punkte  und  nur  äusserst 
selten  um  die  Beziehung  eines  Punktes  mit  grossem  Ordinatenabstand  zu 
einem  weit  entlegenen  Punkte  (etwa  zu  seinem  Symmetralpunkt  in  Bezog 
auf  die  Abscissenachse  als  Symmetralachse).  In  dem  Gauss'schen  System 
ist  aber  der  Unterschied  der  Verzerrungen  von  benachbarten  Punkten 
sehr  gering,  und  sind  daher  auch  die  Winkel  Verzerrungen  verschwindend 
klein;  anders  im  Soldner'schen  System,  wo  die  Verzerrungsunterschiede 
in  jedem  einzelnen  Punkt  von  0  bis  zum  Betrag  der  Gauss'schen  Ver- 
zerrung je  nach  den  verschiedenen  Richtungen  wachsen. 

Nehmen  wir  z.  B.  die  Aufnahme  eines  Quadrats  von  1  km  Seiten- 
länge in  dem  mittleren  Abstand  y  =  100  km  von  der  Abscissenachse. 
Die  Verzerrung  im  Gauss'schen  System  beträgt  hier  nach  allen  Rich- 
tungen 123  mm  auf  1000  m;  d.  h.  eine  in  Wirklichkeit  1000,00  m 
lange  Strecke,  welche  bei  sphärischer  Berechnung  aus  den  Ganss'schen 
Coordinaten  sich  ebenfalls  =  1000,00  m  findet,  berechnet  sich  unter  An- 
nahme dieser  Coordinaten  als  ebene  zu  1000,123  m.  Wird  diese  Strecke 
mit  vollständig  genauen  Messstangen  gemessen  und  ohne  die  unver- 
meidlichen kleinen  Fehler,  so  ergiebt  sich  dieselbe  zu  1000,00  m;  da 
dieselbe  jedoch  aus  den  Coordinaten  zu  1000,12  m  berechnet  ist,  so 
müssen  die  5  m  -  Messlatten  je  um  0,6  mm  kleiner  sein  als  ihr  Normal- 
maass,  damit  sich  bei  der  Messung  der  Strecke  das  aus  den  Coordinaten 


einer  Landesvermessniig.  335 

berechnete  Maass  ergiebt.  Anders  liegt  hier  die  Sache  im  Soldner'schen 
System;  während  die  1000,00  m  langen  Quadratseiten  in  der  Ordinaten 
richtung  sich  ans  den  Coordinaten  ebenfalls  zu  1000,00  m  sowohl 
sphärisch  als  eben  berechnen  und  mit  normalmässigen  Messlatten  eben- 
falls =  lOOOyOO  m  gefunden  werden,  ergeben  sich  die  1000,00  m  langen 
Seiten  parallel  der  Abscissenachse,  bei  sphärischer  Berechnung  zwar  eben- 
falls 1000,00  m,  bei  ebener  Berechnung  aber  =  1000,12  m,  -  wie  bei 
Gauss,  und  müs^ten  deshalb  die  beiden  5  m-Messlatten  bei  Messung  in 
der  Abscissenrichtung  je  um  0,6  mm  kürzer  sein  al^  ihr  Normalmaass, 
damit  das  aus  den  Ooordinaten  berechnete  Maass  erhalten  wird.  Uin 
somit  eine  Uebereinstimmung  der  Längenmessungen  mit  den  Angaben 
der  Coordinatensysteme  zu  erhalten,  müssten  in  obigem  Falle  bei 
Soldner'schen  Coordinaten  verschiedene  5m-  Messlatten  benutzt  werden^ 
deren  Länge  je  nach  der  Riehtang,  in  welcher  gemessen  wird,  zwischen 
5,0000  m  und  4,9994  m  schwankt,  während  bei  Gauss'schen  Coordinaten 
ein  Paar   Messlatten  je   mit    der  Länge  4,9994  m  genügen  würde. 

Die  württembergische  technische  Anweisung  vom  19.  Januar  1895  *) 
verlangt  in  §  2,  36  und  37,  dass  die  Aufnahme  von  Feldlagen  unter 
Aussteckung  von  Parallelsystemen  **)  und  unter  Ausgleichung  der  letzteren 
auf  das  (durch  Soldner 'sehe  Coordinaten  festgelegte)  Dreiecksnetz  der 
Landesvermessung  vorgenommen  wird  derart,  dass  „in  jedem  einzelnen 
Fall  diejenigen  Verbesserungen  der  Messstangenlängen  ermittelt  und 
berücksichtigt  werden,  durch  welche  eine  möglichst  gute  zahlenmäasige 
Uebereinstimmung  der  neuen  Aufnahme  mit  dem  trigonometrischen  Netz 
erzielt  wird."  Hierdurch  wird  offenbar  die  erheblich  grössere  Genauigkeit, 
welche  in  den  durch  Anschluss  an  das  Dreiecksnetz  I.  Ordnung  mittelst 
Triangulation  erhaltenen  Maassen  im  Vergleich  zu  den  mittelst  gewöhn- 
licher Streckenmessung  erhobenen  Maassen  liegt,  auch  für  die  einzelnen 
Maasse  der  Stückvermessung  aufs  möglichste  verwerthet.  (Diese  Ausgleichung 
auf  das  trigonometrische  Netz  wird  sonst  im  Allgemeinen  gelegentlich 
der  Berechnung  der  Coordinaten  der  Polygon-  und  Kleinpunkte  durch 
Vertheilung  der  hierbei  sich  zeigenden  Widersprüche  vorgenommen;  die 
Maasse  der  Stückvermessung  bleiben  jedoch,  soweit  solche  die  meist 
ziemlich  weit  gesteckten  Fehlergrenzen  nicht  überschreiten,  ganz  unab- 
hängig von  denjenigen  des  trigonometrischen  Landesnetzes.) 

Hierdurch  war  Veranlassunggegeben,  die  Wirkung,  welche  die  Benutzung 
der  in  Soldner's  Projection  gegebenen  Coordinaten  als  ebene  Coordinaten  auf 
die  Aussteckung  eines  solchen  Parallclsystems  hat,  näher  zu  untersuchen ; 
wobei  wir  zur  Vergleichung  sofort  auch  die  Gauss'sche  Projection  zur 
Untersuchung  zogen.  Wir  nahmen  hierzu  die  wohl  äusserst  vorkommenden 
Verhältnisse,  nämlich  ein  Quadratsystem  von  1000  m  Länge  im  Abstand 


*)  Näheres,  Titel  etc.,  vergl.  Zeitschr.  f.  V.  1895,  S.  280. 

**)  Vergl  hierüber  Weitbrecht  in  Zeitschr.  f.  V.  1890,  8.  129. 


336        Steiff.    Zur  Wahl  der  Art  und  Lage  des  Coordinatensystems. 

100  km  TOD  der  Landesvermessungsachse  in  zweierlei  Lage,  parallel 
und  diagonal  zu  letzterer.  (Im  Allgemeinen  werden  Parallelsysteme, 
deren  rechte  Winkel  und  Parallelen  bei  grösserer  Breite  als  50  m  mit 
dem  Theodolit  ausgesteckt  werden^  Längen  von  400  bis  600  m  und 
Breiten  von  300  bis  500  m  selten  übersteigen,  auch  der  Abstand  100  km 
kommt  nur  in  einem  Oberamtsbezirk  vor.)  Würde  hiernach  zum  Zweck 
der  Stttckvermessung  auf  Orund  einer  in  sphärisch  rechtwinkligen  Coor- 
dinaten  niedergelegten  Triangulation  eine  Figur  auf  trigonometrischem 
oder  polygonometrischem  Wege  so  ausgesteckt  werden,  dass  ihre  Co- 
ordinaten  —  eben  betrachtet  —  die  Ecken  eines  Quadrats  von  1000  m 
Länge  darstellen,  so  ist  diese  Figur  in  Wirklichkeit  kein  solches  Quadrat, 
ihre  Abmessungen  sind  je  nach  der  Art  der  Projection  verschieden  und 
«lus  nachstehender  Tafel  übersichtlich  zu  ersehen. 


Pkt. 


Aus  den  Coordinaten 


berechnen  sich 


X 


m 


y 


m 


Bz. 


die  Strecken 


ii  ihenem 
SyitMi 

m 


is  8ol4ier*8 


m 


in  fiaasi' 
Syitem 

m 


Bez. 


die  Richtungswinkel 


in  «beiem    1    in  Soldier'i 


System 
g 


Sylt« 
g 


ii  fiiifl' 
Sjilei 

g 


A 
B 
C 
D 


P 

Q 
R 

S 


+500,000 
-500,000 
—500,000 
+500,000 


+707,107 

±  0,000 
—707,107 
dl  0,000 


+  99500,000 
+  99500,000 
+100500/X)0 
+100500,000 


+100000,000 
+  99292,893 
+100000,000 
+100707,107 


AB 
BC 
CD 
DA 
AC 
BD 

PQ 
QR 
RS 
SP 
PR 
QS 


1000,000 
1000,000 
1000,000 
1000,000 
1414,214 
1414,214 

1000,000 
1000,000 
1000,000 
1000,000 
14]4,'il4 
1414,214 


999,878 
1000,000 

999,876 
1000,000 
1414,109 
1414,109 

999,940 
999,940 
999,938 
999,938 
1414,040 
1414,214 


999,878 
999,877 


(AB) 
(BCj 


999,876  (CD) 


999,877 
1414,040 
1414,040 


(DA) 
(AC) 
(BD) 


999,878  (P  Q) 
999,878  (QR) 
999,876  (R  S) 
999,876  (S  P) 
1414,0401  (PR) 
1414,040  (Q  S) 


200^0000o 

lOO^^OOOOo 

O^OOOOo 

aoo^oooOo 

löO^OOOOo 
öO^^OOOOo 


250^0000o 
löO^OOOOo 
50*0000o 
350^0000o 
äOO^OOOOo 
lOO^OOOOo 


199*^99992 

lOO^OOOOo 

O^OOOOg 

300*0000„ 


149^960 


70 


50^0040,0 


250^0038,2 

149*^9960,6 
50^0038,8 


}2 


349^9961 
199^999,5 

100*^0000,0 


199^9999: 

loota, 

O^OOOÖ, 

aoo^öoooj 

14/9999| 

ÖO^OOOüJ 


24/9999,J 
149^9999, 


SoO^OWi 


199^94 
lOO^OOOÖ, 


Der  Einfluss  der  Verzerrung  auf  die  linearen  Abmessungen  mit 
höchstens  0,12  ^/qq  bei  Soldner  wie  bei  Gauss  ist  im  Hinblick  auf  die 
unvermeidlichen  Fehler  der  gewöhnlichen  Längenmessungen  noch  an- 
nehmbar. Anders  aber  liegt  der  Fall  bei  den  ungleich  genauer  aus- 
führbaren Winkelmessungen,  wo  Verzerrungen  (bis  78,8®^  bei  ^  BSP 
bei  Soldner's  Projection,  gegen  1,2^*^  bei  Gauss)  bei  Absteckungen  von 
rechten  Winkeln  mit  dem  Theodolit  sehr  unangenehm  störend  wirken. 
Wir   möchten   deshalb   wünschen,    dass   die    Coordinaten   der  Wttrttem- 


einer  Landesvermessimg.  337 

bergischen    Triangulirung    in   Gauss'scher    und    nicht   in    Soldner'scher 
Projection  berechnet  wären. 

Der  Umstand^  dass  die  Verzerrungen  durchweg  Verdehnungen  und 
bei  Gauss  für  kleine  Strecken  nach  allen  Richtungen  gleich  sind,  lässt 
mittelst  eines  kleinen  Kunstgriffs  die  lineare  Grösse  der  Längen- 
änderuDgen  leicht  auf  ihre  Hälfte  bringen;  wenn  man  nämlich  die 
Verdehnungen  durch  entsprechende  Verkürzungen  vermindert  bezw.  auf- 
hebt. Bei  den  bisherigen  Triangulirungen  sind  unseres  Wissens  die 
Längenangaben  auf  Grund  von  Basismessungen  genau  der  Wirklich- 
keit entsprechend  gemacht,  was  jedoch  wegen  der  Verzerrungen  nur 
entlang  der  Abscissenachse  zutrifft.  Führen  wir  nun  aber  durchweg 
Verkürzungen  ein,  so  werden  hierdurch  die  Verdehnungen  der  sphärischen 
Verzerrungen   theilweise    aufgehoben.     Nehmen   wir    als    grösstzulässige 

Längenänderung  (Verdehnung  und  Verkürzung)  =   0,05    ^/q^, 

80  verkürzen   wir    die    Maasse    durchweg    um  ,    dann   sind    bei 

20  000 

Gauss'scher    Projection    die    Längenangaben     entlang    der    Achse    um 

0,05  %o  gegenüber  der  Wirklichkeit  zu  kurz,  bei  Ordinaten  von  64  km 

der  Wirklichkeit  entsprechend  und  bei  Ordinaten  von  90  km  um  0,05  %o 

zu   lang.     So  lässt   sich   also  auf  einfache  Weise   die  Breite   der  Zone, 

welche    bei    vorstehendem    Verzerrungsmaximum    bisher    60  km    seitlich 

der  Achse  betrug,  auf  das  li/2fache,  90  km  erhöhen;    und  zwar  einfach 

dadurch,  dass  diese  Verkürzung  an  der  Basislänge  angebracht  wird. 

Bei  sämmtlichen  vorstehenden  Betrachtungen   haben  wir  bisher  auf 

den   Einfluss  der  Höhenunterschiede    im  darzustellenden  Gebiete    keine 

Rücksicht  genommen;    vielmehr    wurde    angenommen,    dass    das   Gebiet 

in  Meereshöhe  oder  aber  auf  einer  Hochebene  liege  (wobei  in  letzterem 

Falle    die  Basislänge  nicht  auf  die  Meereshöhe,  sondern   auf  die  Höhe 

der  Hochebene  bezogen  sei).     Unseres  Wissens  ist  auch  bisher  in  den 

Hand-  und  Lehrbüchern  über  Vermessungskunde  und  in  diesbezüglichen 

Aufsätzen  der  Einfluss  der  Höhenerhebungen  über  den  Vermessungshorizont 

auf  die  Längenangabenzwar  kurz  bemerkt,  derselbe  Jedoch  nicht  in  Verbindung 

gebracht  worden  mit  den  Betrachtungen  über  die  Verzerrungsverhältnisse 

bei    den  Goordinatensystemen*);    und   doch  ist   dieser   Einfluss  bei  den 

vorhandenen    Höhenverhältnissen    von    derselben    Grössenordnung    wie 

derjenige  der  Erdkrümmung!     Die  Goordiuaten   der  Signalpunkte    einer 

Landesvermessung  werden  wohl  ausnahmslos  stets  mittelst  Triangulirung 

gewonnen;    die  Längenangaben  stützen  sieh  hierbei  auf  1  oder  mehrere 

möglichst   genau    gemessene    Grundlinien.      Um     einen    Vergleich    ver- 


*)  Die  Bemerkang  von  Professor  Jordan  in  diesem  Bande  S.  202  behandelt 

u.  W.  erstmals  öffentlich  die  beiden  Fragen  gemeinsam.    Professor  Hammer 

hat  in  Petermanns  Mittheilungen  1895  Heft  8  den  Einfluss  der  Höhenverhältnisse 

auf  die  Flächenangaben  vom  Standpunkt  des  Geographen  aus  behandelt. 

Zeitschrift  für  Vermessungswesen  1896.   Heft  11.  2^ 


338       Steiff.    Zar  Wahl  der  Art  und  Lage  des  Goordmatensystems  etc. 

schiedener  OrandlinieDangaben  ziehen  zu  können,  ist  es  nothwendig, 
deren  Längen  auf  ein  and  denselben  Horizont  zu  beziehen,  und  wird 
hierzu  gewöhnlich  die  Meereshöhe  genommen  (uns  ist  als  einzige 
Ausnahme  hiervon  nur  die  Vermessung  Württembergs  bekannt,  wo  der 
Vermessungshorizont  274  m  über  dem  Meere  angenommen  ist).  Die 
Winkel  werden  mittelst  des  Theodoliten  als  Horizontalwinkel,  d.  h.  als 
Winkel  zwischen  den,  durch  den  Standpunkt  einerseits  und  die  Ziel- 
punkte andererseits,  gedachten  Verticalebenen  gemessen  und  so  kommt 
es,  dass  sämmtliche  Längenangaben  einer  Triangulirung  als  in  dem- 
jenigen Horizont  gemessen  erscheinen,  auf  welchen  die  Orundlinien 
bezogen  sind. 

Nun   beträgt  aber   wegen  der  Vergrösserung   der  Entfernung  vom 

Erdmittelpunkt  die  Vergrösserung   einer  Linie   von   1000  m  Länge  bei 

1000  h 

einer    Höhe    h    über     dem    Vermessungs -(Meeres -)horizont  = 

r 

also  auf  je  63,7  m  Erhebung  0,010  m;  somit  auf  500  m  0,079  m  und 
auf  1000  m  0,158  m.^)  Hieraus  erhellt  sofort,  dass  für  einigermaassen 
höher  gelegene  Länder,  (wie  z.  B.  fUr  Sttddeutschland,  Schweiz)  es  nicht 
angezeigt  ist,  den  Vermessungshorizont  bei  den  technischen  Landes- 
triangnlirungen  mit  der  Meereshöhe  zusammenfallen  zu  lassen,  weil 
die  hierdurch  hervorgerufenen  Längenänderungen  eine  Grösse  erreichen^ 
welche  an  diejenige  der  unvermeidlichen  Längenmessungsfehler  grenzt. 
Die  Nichtberücksichtigung  der  Höhenlage,  welche  gegenüber  der 
Wirklichkeit  kürzere  Längenangaben  hervorruft,  wirkt  andererseits  bis 
zu  einem  gewissen  Grade  den  sphärischen  Verzerrungen  entgegen.  Für 
eine  Hochebene  mit  mittlerer  Höhe  von  320  m  betragen,  im  Falle  die 
Grundlinie  und  damit  die  Längenangaben  der  Coordinaten  auf  Meeres- 
höhe bezogen  ist,  die  Längenänderungen  für  den  ganzen  Streifen  von 
je  90  km  seitlich  der  Abscissenachse  nirgends  mehr  als  0,05  %o. 

In  Württemberg,  dessen  mittlere  Höhe  nach  Inspector  Regelmann 
500  m  über  dem  Meere  beträgt,  liegt  der  Vermessungshorizont  274  m 
über  dem  Meere.  Wären  die  Höhenunterschiede  selbst  nicht  erheblich, 
so  wären  die  Maassangaben  in  der  Nähe  der  Abscissenachse  um  0.033  %o 
kleiner  als  die  Wirklichkeit,  bei  52  km  seitlich  der  Achse  wegen  der 
Soldner'schen  Projection  von  Nord  nach  Süd  der  Wirklichkeit  entsprechend 
von  Ost  nach  West  ebenfalls  um  0,033  %q  kleiner,  bei  74  km  seitlich 
der  Achse  von  Nord  nach  Süd  um  0,033  ^Jqq  grösser,  von  Ost  nach 
West    um    0,033  %o    kleiner    als    die    Wirklichkeit.      Da    jedoch   die 


*)  Die  Richtigkeit  der  eingangs  gemachten  Bemerkung  bezüglich  der 
Nichtberücksichtigung  der  Ellipsoidgestalt  des  Erdkörpers  bei  vorstehenden 
Erörterungen  wird  sofort  erkannt,  wenn  wir  anfuhren,  dass  eine  das  Erd- 
ellipsoid  im  Anfangspunkt  des  Goordinatensystems  berührende  Kugel  (mit  dem 
Krümmungsradius  als  Halbmesser)  sich  in  einer  Entfernung  von  2  BreitengradeD, 
also  von  222  km,  erst  um  rund  3  m  über  das  Ellipsoid  erhebt,  welche  Er- 
hebung auf  die  Längenänderung  von  verschwindendem  Einfluss  ist. 


Krüger.  lieber  den  Anschluss  eines  secmidären  Dreiecksnetzes  etc.     339 

Höhenverhältnisse  Wtlrttembergs  stark  wechselnd  sind^  so  haben  wir 
schon  vor  einigen  Jahren  anlässlich  oben  erwähnter  Untersuchungen 
anter  Benutzung  der  Höhencurvenkarte  von  Regelmann  in  1:600  000 
eine  Darstellung  der  Linien  gleicher  Verzerrung  (der  Aequideformaten) 
gefertigt.  Diese  Darstellung  würde,  wenn  die  Coordinaten  in  Oauss^scfaer 
Projection  berechnet  wären,  die  Längenänderung  in  jedem  einzelnen 
Punkt  nach  allen  Richtungen  geben,  bei  Soldner*s  Projection  zeigt 
dieselbe  nur  die  Längenänderungen  parallel  der  von  Süd  gegen  Nord 
ziehenden  Abscissenachse.  Die  Aequideformaten  für  die  Ordinaten 
fallen  dagegen  mit  den  Höhencurven  in  Stufen  von  67,3  m  (von  dem 
Vermessungshorizont  274  m  an  gezählt)  zusammen. 

All  dies  weist  darauf  hin,  bei  der  Wahl  der  Lage  von  Coordinaten- 
systemen  fttr  eine  Landesvermessung  nicht  bloss  den  Umfang  des  Gebiets 
und  die  geographische  Lage,  sondern  auch  die  Höhenverhältnisse 
desselben  in  Betracht  zu  ziehen.  Die  Achse  ist  womöglich  in  die 
Niederung  zu  legen  und  die  ümfangsgrenzen  des  Systemgebiets  möglichst 
im  Gebirge  zu  wählen.  An  der  Hand  einer  Höhenschichtenkarte  ftir 
ein  in  Frage  kommendes  Gebiet  lassen  sich  für  jede  einzelne  Lage  der 
Achse  eines  Coordinatensystems  (und  zwar  verschieden,  sowohl  in 
horizontaler  als  verticaler  Beziehung)  die  bei  demselben  nothwendig 
eintretenden  Längenänderungen  zum  Voraus  berechnen,  somit  auch  die 
geeignetste  Lage  feststellen. 

In  allen  Fällen  ist  aber  das  Gauss'sche  System  dem  Soldner'schen 
vorzuziehen,  trotzdem  die  Verzerrungen  desselben  hinsichtlich  der 
Flächen  das  Doppelte  betragen  als  in  Soldner's  System.  Letztere  er- 
reichen bei  entsprechender  Wahl  der  Höhenlage  des  Systems  in  den 
einzelnen  Fällen  nur  den  Betrag  von  1 :  10000  und  werden  fUr  das 
Gesammtgebiet  nahezu  =  Null. 


lieber  den  Anschluss  eines  secundären  Dreiecksnetzes 

an  ein  Hauptnetz; 


von  Dr.  L.  Krüger  in  Potsdam. 
Fortsetzung  von  Seite  307. 


VL 

Infolge  des  Anschlusses  an  das  primäre  Netz  werden  zwei  beliebige 
Punkte  Lj  und  L^  des  secundären  Netzes,  deren  Lagen  durch  die 
complexen  Grössen  z'  und  z"  bestimmt  sind,  um  C'  undC"  verschoben. 
Die  Seite  L^  L,  erfährt  hierdurch  eine  Aenderung  ihrer  linearen  Länge 
und  eine  Verdrehung  gegen  ihre  Anfangslage. 

Wird  die  Länge  der  Seite  L,  L^  mit  2i.2  und  ihr  Azimnt  mit  011.2 
bezeichnet,  so  ist 

2^'  -  2'  =  ^.,  e  *«i.». 

22* 


340  Krüger.    Ueber  den  AxuBchlasB  eines  secundären 

Die  logarithmische  Differentiation  dieser  Gleichung  giebt: 

+  i  A  ai.2 ;  (1) 


Az'-Az'  r-C  AZi.2 


Z     —  Z  Z     —  Z  li,2 

A  lt.i  ist  die  Längenänderong  und  A  ai.^  die  Verdrehung  der  Seite  L^  I,. 
Aus  GL  (1)  folgt: 

und    wenn    man    links   Zähler   und  Nenner    mit  a?"  —  aj' — i(y"—y) 
multiplicirt,  so  giebt  die  Trennung  des  Reellen  und  Imaginären 

-T^  =  -7^  {(«'"  -  «')  («"  -  s')  +  (y"  -  y')  (V  -  V) } 
A  «1.8=-^  K-*')(V'-V)-(y"-y')(r-r)). 

Um  A  ai.2  in  Secunden  zu  erhalten^  ist  rechts  noch  mit  206  265  zn 
multipliciren.    Entwickelt  man  andererseits  C"  —  C'  =fi^")  —  f{z'\  so 

ist,  wenn  man 

f   I    ^ff  ff         /  ff         f 

z    +  z  z    —z  z    —z 

^     = S 1 S =^m   + 


2  ■  2  •"    '  2 

f     ,        tf                  ff              f                                   tr  i 

Z     +  Z  Z      Z  Z      Z 


2  2 


Ztn  **"" 


setzt,  nach  dem  Taylor 'sehen  Satze 

Zm  ist   die    complexe    ZahlengrössC;    welche    zum    Mittelpunkt  der 
Seite  Lj  L,  gehört. 

Es  lässt  sich  mithin  für  Gl.  (1)  auch  schreiben 

Die  Trennung   des  Reellen   und  Imaginären   giebt  hier,   da  infolge 
der  Functionsbedingongen 

—  und       '    — 


dx  dy  dx  dy  ' 

ist,  wenn  ausserdem  für 

(z'—z'y  =  11,2  (cos  2 «1.2  +  i  sin  2ai.2),  u.  s.  w.,  eingesetzt  wird: 

l-z — j,  {^"^)>  II- 8- '''^-  bedeutet,  dass  ftir  »  =  «;„  und   für  y=^ym  ge- 
setzt werden  soll,  wo  a?m,  ym  die  Coordinatien  der  Mitte  von  Lj  Lj  sind. 


(*) 


Dreiecksnetzes  an  ein  Haaptnetz.  341 

Die  Veränderung,  welche  der  Winkel  L^  L^  L^  durch  den  Anschluss 
erleidet,  wird  aus  —  A  ai.2  +  ^«18  erhalten. 
Bei  2  Anschlusspunkten  ist 

mithin  nach  Gl.  (4) 

A^=a,  und  A«i.,  =  6.,  <5) 

^1.2 

d.  h.  die  durch  den  Anschluss  hervorgerufene  Aenderung  des  Maass- 
stabes und  die  Verdrehung  sind  fttr  alle  Seiten  constant  und  zwar  ist 
nach  Gl.  (5)  und  Gl.  (6)  unter  11  für  irgend  eine  S^ite  L^  L^ : 

l 


^«  1  AI 

A  logs 


s        Mod. 

(6) 


hi         1     I 

Aai.2  ===-^L --aj,)(Tij--T],)-~(y,--yj)(S,~-S,)[=  A  l>. 

s  und  d  'bezeichnen  die  lineare  Länge  und    das  Azimut   der  Anschluss- 
seite P^P^* 

Die  Aenderung  irgend  eines  Winkels  L^L^  L^  ist  na<5h  <M.  (5) 
gleich  6j — 6j=0.  Es  folgt  Weraus,  wie  bereits  früher  bemerkt 
wurde,  dass  das  Bild  des  Secundäfm^ftzes  diesem  ähnlich  ist. 

Beim  Anschluss  an   3  feste  Punkte  ist  nach  Gl.  (15)  uittiBr  IFl 

7)  =  6,  +  fe,  a;  +  a,  y  +  ^2  (aj'^  —  y')  -h  2aj  xy, 
daher  nach  Gl.  (4) 


A/i. 


y-^  =  Oj  +  2  ttj  a?«  —  2  62  y«. 

A  «1.2  =  61  +  2  &2  iPm  +  2  ttj  y;„. 

Die   Aenderung   des  Maassstabes   und    die   Verdrehung   der  Seite 

L^  Lj,   welche    durch    den  Anschluss   an   drei  feste  Punkte  verursacht 

werden,  sind  nur  von  der  La,ge  des  Mittelpunktes  von  L^  L^  abhängige 

Als  Aenderung  des  Winkels  L^L^L^  ergiebt  sich  aus  der  letzten 

Gleichung : 

—  A  «1.2  +  A  «1.3  =  65  {x"  —  x")  +  a^  (y '"  —  y") 

==  1 2.8  (6 2  ^^^  ««.3  +  «2  *'"  ^2.3), 
und  wenn  man  fttr  a^^=m  cos  (x  und  für  h^^ssim^n^  schreibt, 

=  fe.3Wsin(jA  +  «2.3). 

Von  dieser  Beziehung  hat  [Schols  in  einer  zweiten  Abhandlung 
Gebrauch  gemacht,  um  Formeln  flir  den  Anschluss  an  drei  Punkte 
abzuleiten.*) 


*)  Verslagen  en  Mededeelingen  der  Koninkl.  Akademie  van  Wetenschappen, 
Afd.  Katuurk.    2  de  Reieks.  Deel  XVm.  1882. 


342  Krüger,    üeber  den  AnschlnsB  eines  secundären 

Bei  vier  Anschlusspankten  ist  nach  IV  Ol.  (8) 
("äö")  =^  ö^i  +  2  »2  iPm  —  2  6j  y^  +  3  aj  ixi,  —  yi,)  -  6  63  rc«  y« 

0)  -  -. 

folglich  giebt  hier  die  61.  (4) 

— ^:1  =  a,  +  2  öj  a?«  —  2  6,  y«  +  3  a,  (xl—yl)  —  6  63  rc,»  y„ 

-|^j  (a,  cos 2  <xi.2  —  63  sin  2  aia) 

A  «1.2  ==  61  +  2  6j  fl?^  +  2  a,  y«  +  3  63  {xl  —  yi)  +  6  a,  a?«  y^ 

(l    \^ 
^j  (a,  sin  2  ai.2  +  6,  cos  2  «1.2). 

Diese  Oleichungen  lassen  sich  noch  etwas  einfacher  schreiben,  wenn 
man  wieder 

a^  =  /  cos  X    ,    a,  =  w  cos  |x    ,     a^  =  n  cos  v 

i,  =ZsinX     ,     fej  =  msin|i.    ,    &3=n8inv 

setzt  und  für  x^^ym  die  Polarcoordinaten  r,  cd  einführt.     Alsdann  wird 

.  ^'^    =  Z  cos  X  +  2  wr  cos  (fi  +  co)  +  3  nr^  cos  (v  +  2  a>) 

+  «  (-^)  cos  (v  4- 2  ai.2)    ^g»^ 
A  ai.2  =  Z  sin  X  +  2  mr  sin  (k  +  «>)  +  3  nr^  sin  (v  +  2  cd) 


(8) 


(-¥■)'"■"( 


+  n  y-^j  sin  (V  +  2  «1.2). 

VII. 

Die  Methode  der  conformen  üebertragung  verlangt  schon  bei  vier 
Anschlusspunkten  ziemlich  nmständliche  Rechnungen.  Man  wird  deshalb 
wohl  bei  grösserer  Anzahl  der  Anschlusspunkte,  namentlich,  wenn  der 
Unterschied  in  den  Lagen  der  beiden  Netzen  gemeinschaftlichen  Punkte 
nur  gering  ist,  nach  weiteren  Näherungen  suchen. 

Ein  solches  Näherungs verfahren  erhält  man,  wenn  man  das  unter  II 
behandelte  Abbildungsverfahren,  nach  welchem  an  2  feste  Punkte  an- 
geschlossen wird,  nach  einander  auf  sämmtliche  gemeinschaftliche  Punkte 
anwendet.  Das  Secundärnetz  sei  also  an  n  feste  Punkte  P^,  JF^, . .  P»* 
anzuschliessen.  Fügt  man  dasselbe  nun  zunächst  an  die  Seite  P^  F^j 
indem  man  eine  dem  Secundärnetz  ähnliche  Figur  construirt,  deren 
Seiten  im  Verhältniss P^  P^:  P^P^  zu  jenem  stehen,  so  wird  dadurch 
eine  bestimmte  Lage  des  zu  übertragenden  Punktes  P  erhalten.  Fährt 
man  fort  nach  und   nach  an  die  Seiten  P^P^,  P^Pl^  ..  P\Pn,  darauf 


Dreiecksnetzes  an  ein  Hauptnetz.  343 

an  die  Seiten  PJ  PJ,  . .  P^PÜ   u.  s.  w.  und  zuletzt  an  die  Seite  P*«_i  P„* 

anzuschiiessen,  indem  man  also  immer  dem  Secundärnetz  ähnliche  Figuren 

Ti(n — 1) 
conBtruirt,    so  erhält  man  im   Ganzen  — \— —  verchiedene    Lagen    für 

den  Punkt   P.     Das  arithmetische  Mittel  aus  ihnen  giebt  die  plausibelste 
Lage  des  Punktes  P  an. 

Nach  II  61.  (5*)  und  VI  61.  (6)  sind  die  Correctionen,  die  an  die 
Coordinaten  x^  y  eines  beliebigen  Punktes  P  anzubringen  sind^  wenn 
das  Dreiecksnetz  mit  den  beiden  Punkten  Ph  und  P^,  deren  Coordinaten 
Xk ,  yh  und  a?* ,  yic  sind,  an  die  festen  Punkte  Pa*  und  P^*  mit  den 
Coordinaten  a?A  -f"  J^  ,  y/,  +  tq ä  und  rc*  +  Sä  ,  y*  +  r^u  angeschlossen  wird: 

j  =  -5-  (?A  +  6fc)  —  iy—yhjc) .  A  ÖA.Ä  +  {X'-Xk.ic) 


Hierin  bedeuten  Xk,kf  ynje  die  Coordinaten  des  Mittelpunktes  der 
Seite  Pa  Pj^, während  Shjc  und  bhjc  die  Länge  und  das  Azimut  derselben 
bezeichnen  und 


A  »A.jk  =  "shv^'^^^^  ^^*  '■"nh)-'{yk—yh)  (5*  — Sa)| 

AM  =  J_A  log  8Ajk  =  -^  (aJ*-^A)(£;k-JA)+(yfc-yA)(Tifc~ilA)l 
Shjc        Mod  Shjc  [  I 


(2) 


ist. 


w  (w— 1) 
Solcher  61eichungen  (1)  giebt  es  — ,  der    Anzahl     der    Vef- 

bindungslinien  zwischen  den  Anschlusspunkten  entsprechend.  Ist  das 
Quadrat  des  Fehlers  der  aus  der  61.  (1)  erhaltenen  Punktlage  umgekehrt 
proportional  gh.ky  mit  anderen  Worten:    gehört  zu  den  61.  (l)  das  6e- 

wicht  jr&jk,  so  geben  —^ —  und     ^        die  plausibelste  Lage  des  Punktes 

P  nach  erfolgtem  Anschluss  an. 

Werden  die  6ewichte  sämmtlich  =  1  angenommen  und    setzt  man 

w -^^  n(n— 1)--^^\  Sh.k  (3) 

2           ^sT«/             .  ^         .                AsA.fc\         p  ^    ^ 
7 T^    >.l  ^Ä.fc-AitA.*  -hyA.Ä:  .— 1  =  ^0 

w(n— 1)  -^^\  "^  «A.fc  / 


-^.r^rc 


^8h, 


k 


=  ^^         ^"^         ;^-:ity2^^^-^=^^' 


n(n— 1) -^    «A.3k  '  n(n— 1) 

80  werden  die  Verschiebungen  der  Coordinaten   des  Punktes  P  infolge 

des  Anschlusses 

i  =  A,  +  A,x—B^y 

y^  =  B,+B,x  +  A,y.  ^  ^ 

Dadurch    wird    aber    nach    VI    eine    Figur    hergestellt,     welche    dem 
secundären  Netze  ähnlich  bleibt,  und  zwar  ^iebt  Ä^  die  Aenderung  deq 


^44  Krüger.    Ueber  den  Anschlnss  eines  secandären 

Makssstabes  und  B^  die  Drehung  um  den  Coordinatenanfang  an^  die  mit 
dem  Netze  infolge  des  Anschlusses  vorgenommen  wird.  Wegen  dieser 
Eigensehaft  lässt  sich  das  Verfahren  auch  benutzen^  wenn  das  anzu- 
schliessende  Netz  ganz  ausserhalb  der  Anschlusspnnkte  liegt.  Werden 
Gewichte  berücksichtigt^  so  wird  bei  einer  grossen  Anzahl  von  Anschluss- 
pnnkten  auch  dies  Verfahren  etwas  umständlich. 

vm. 

Zu  einem  anderen  Verfahren  gelangt  man  wie  folgt:  Wenn  man 
bei  n  Anschlusspunkten  die  Punkte  des  secündären  Netzes  anstatt  durch 
eine  Oleichung  (n  —  1)  ten  Grades  einfach  durch  die  lineare  Beziehung 

C  =  c,  +  .,^oderf  =  «o+;^^-^^y  (1) 

auf  das  primäre  Netz  zur  Abbildung  bringt,  so  lassen  sich  nun  nicht 
mehr  als  zwei  der  Anschlusspunkte  Pjc  mit  den  entsprechenden  PH 
zur  Deckung  bringen.  Es  wird  jedoch  überhaupt  darauf  verzichtet^ 
irgend  welche  entsprechenden  Punkte  beider  Netze  in  Uebereinstimmung 
zu  bringen.  Zur  Bestimmung  der  Constanten  wird  vielmehr  die  Bedingung 
gestellt;  dass  nach  geschehener  Abbildung  für  die  gleichnamigen  Punkte 
beider  Netze  die  Summe  der  Quadrate  der  absoluten  Beträge  der  Lagen- 
unterschiede ein  Minimum  ist. 

Durch  die  Abbildung  geht  die  complexe  Coordinate  z^  eines  anzu- 
schliessenden  Punktes  Pu  in  z^  +  (c^,  +  c^Zk)  über;  da  nun  die  Coor- 
dinate des  entsprechenden  Punktes  PI  gleich  Zje  +  Ck  ist,  so  wird  der 
Lagenunterschied  von  PJ  undPA;  nach  erfolgter  Abbildung  =  Ca — (Co"^^i^) 
sein.     Die  Constanten  c^  und  c^   sollen  nun   so   bestimmt  werden,  dass 

2  I  Ca  —  {Cq  +  c^Zjc)]^  ein  Minimum  (2) 

wird.     Diese  Forderung  lässt  sich  auch  durch  die  folgende  ersetzen: 

2  (Ca  -  (Co  +  c.  Zu  ))  (C. '  -  (Co'  +  c;  Zk '))  =  min.,  (2*) 

worin  Ca  ' ;  c^  u.  s.  w.  bedeuten,  dass  in  C;k ;  c^  u.  s.  w.  —  /  an  Stelle 
von  +  I  gesetzt  ist.  Zur  Herstellung  des  Minimums  sind  die  Ableitungen 
nach  a^j  b^,  a^,  b^  zu    bilden    und    gleich    Null    zu    setzen.      Da   aber 

de         .       de  ..3c'        ^3c'  ., 


d  a  db  da  db 

ist,  so  erhält  man  zur  Bestimmung  von  c^  und  c^  die  folgenden  beiden 
Oleichungen,  wenn  man  die  Ableitung  von  61.  (2*)  nach  a^  zu  der  mit  -|- ' 
multiplicirten  Ableitung  nach  b^^  und  ebenso  die  Ableitung  nach  a^  zu 
der  mit  4- ^  multiplicirten  Ableitung  nach  b^  addirt: 

Co  W  +  ß^  2  Äfc;  =  2  Ca  .gv 

Cq  2  z\  +  Cj  2  «'fc  zjc  ==lz\  Gk , 


Dreiecksnetzes  an  ein  Hanptnetz.  345 

die  dasselbe  ergeben,  als  wenn  man  Ol.  (2*)  nach  c^'  und  c/  differentiirt 
hätte.  (Die  Ableitungen  nach  c^  und  c^  würden  nichts  Neues  g^ben, 
an  Stelle  von  +  i  ist  nur  —  i  zu  schreiben.) 

Liegt  der  Coordinatenanfang  im  Schwerpunkte  der  Eckpunkte  der 
Anschlussfigur  des  secundären  Netzes,  so  ist  Sa?^  =0  =  2!^;^ ,  also 
auch  ^zic='Orssz^z\,  und  die  Auflösung  der  61.  (3)  giebt  alsdann 

c„  =  —  51  Cfc  und  c,  =  -yl^  /  (4) 

oder 

woraus  folgt 

a,_— -25,  a,  _  — ^^^-p^-y— 

Oq  = Z  m  Oj  «= V  /  4 — r~^2\ ^• 

^       w       '  i  (iPfc  4-  y* ) 

Diese  Gleichungen  erhftlt  man  auch,  wenn  man  JCä  —  {Cq  -[-  Cj  ä^)!^  = 

fe  —  («0  +  «1  ^*  —  *i  yfc  ))'  +  (y*  —  (*p  +f>i^k  +  a^  yu  ))*  setzt. 

Die  Gl.  (5)  sind  identisch   mit   den   Foi^meki,    welche    Herr    Professor 

Helmert   bei    einem   in    der   ^Längengradmessung^,    S.  47    benutzten 

besonderen  Verfahren  zum  Aneinanderfügen  zweier  Dreiecksnetze  erhalten 

hat.  Nach  diesem  werden  die  Netze  in  ihren  gemeinschaftlichen  Theilen 

80  aufeinandergelegt,  dass  während  gleichzeitig  der  Maassstab  des  einen 

Netzes  geändert,    die  Summe  der  Quadrate   der  Abstände  gleichnamiger 

Pankte  zum  Minimum   wird.     Dass    hiermit   das   obige  Verfahren    über 

einstimmen    würde,    war   nach    der   Bedeutung   von   a^  und  b^.    Gl.  (5) 

unter  VI,  von  vornherein  klar. 

Ein  üebelstand  dieser  wie  auch  der  üebertragung,  welche  durch  die 
Formeln  (2),  (3)  und  (4)  unter  VlI  hergestellt  wird,  besteht  darin,  dass  wenn 
man  nach  erfolgter  Abbildung  die  gleichnamigen  Pankte  zusammenfallen 
lässt,  nur  die  mit  den  Anschlusspunkten  zusammenhängenden  Dreiecke 
des  secundären  Netzes  verzerrt,  die  Winkel  der  anderen  Dreiecke  dagegen 
nicht  geändert  werden. 

Man  könnte  das  vorstehende  Verfahren  auch  auf  mehr  Glieder 
ausdehnen,  also  in  dem  Ausdrucke 

'\  =  <^o  +  Ci^X  +  '''  +  CmZyr  (^=1  ..w),  . 
wo  m<^n — 1  ist,  die  Gonstanten  nach  d-er  Methode  der  kleinsten 
Quadrate  bestimmen.  Es  scheint  aber  dann,  selbst  wenn  man  sich  der 
bekannten  Auflösung  dieser  Aufgabe  mittelst  Determinanten  (J.  P.  Gram, 
Crelle's  Journal  Bd.  94)  bedient,  die  Rechnung  umständlicher  zu  werden, 
als  wenn  man  die  Lägrange'sche  Interpolatioüsformel  benutzt. 

IX. 

Auf  die  Gl.  (1)  und  (5)  des  vorigen  Paragrap^hen  ftthrt  in  einem 
besonderen  Falle  auch  das  folgende  Verfahren. 


346  Krüger.    Ueber  den  Anschlass  eines  secundären 

Man  verbinde  einen  beliebigen  Pankt  P  des  secundären  Netzes, 
dessen  Lage  durch  die  complexe  Grösse  z  bestimmt  sei;  mit  den  An- 
schlnsspunkten  P^jP^j  , . ,  Pn^  Ist  dann  die  Entfernung  PuP  gleich  n 
und  das  Azimut  von  Pic  P  gleich  ^a,  so  ist 

2f— 2ft  =  r*«^^k.  (1) 

Nachdem  man  nun  mit  der  durch  die  Punkte  PP^P^.  .P^  be- 
stimmten Figur  eine  kleine  Drehung  h^  um  den  Coordinatenanfang  im 
Sinne  wachsender  Azimute  vorgenommen,  ausserdem  ihre  Seitenlangen 
durch  Multiplication  mit  (1  -j-  ^^i)  geändert  hat^  werden  die  Yerbindangs- 
linien  P,  P,P^  P,,.PnP  parallel  nach  den  Punkten  /^,  i^, . .  .P„* 
verschoben.  Die  Lage  eines  Punktes  Pk*  ist  auch  hier  wie  vorher  durch 
die  complexe  Orösse  Zk  -{-Ik  gegeben.  Jede  der  n  Parallelen  durch 
die  Punkte  Pk*  liefert  eine  Bestimmung  für  die  Lage  des  Punktes  P 
nach  erfolgtem  Anschluss. 

Aus  (1)  folgt  durch  logarithmische  Differentiation 

dz — dzk         dvk     ,    ., 
-  = [-»acp 

Z—Zk  Tk  ^* 

und  hieraus^  da  Tk  +  drk  =rt  (1  +  aj,  d(fk=b^  und  dzk=^  sein  soll, 

i:—Zk={z—Zk){a,+ib,)  (2) 

oder 

Durch  Trennung  des  Reellen  vom  Imaginären  findet  man 

S  — 6k  =a^{x—xu)  —  b^(y  —  yk) 
n  —rik=a^(i/  —  yk)  +  b^{x--Xk). 

Bezeichnen  Uk  bezw.  Vk  die  Verbesserungen^  welche  an  z  und  y]  an- 
zubringen sind,  am  die  plausibelste  Lage  des  Punktes  Pnach  dem  Anschlass 
zu  erhalten,  so  ergeben  sich  mithin  zu  seiner  Bestimmung  die  folgenden 
2n  Fehlergleichungen: 

•  •  •  •  .  . 

Wn4-?n=S— «1  {x—Xn)-{-b^  (y— y«)}   f?»  +  1Qn=TQ— «i  {y—yn)—b^  (X—Xn). 

Die  Unbekannten  £;  7)^  a^,  6^    sollen  die  Bedingung  erfüllen,    dass 

2  gk  (Wfc  +  vi)  =  min.  (4) 

wird^  worin  gk  das  zugehörige  Gewicht  bedeutet. 
Wenn  man  die  Bezeichnungen  einführt: 

l9k  =  0 

IgkXk  =X  —z^  2  y*  St  =  8  X 


-Q^gkyk=^Y  ■g-2y*7]*  =  8r 

sl  =  (x— XkY  +  (y  —  yk)\ 


Dreiecksnetzes  an  ein  Hauptnetz.  347 

80  erhält    man   aas    den   Gl.    (3)   and    (4)   die   nachstehenden  Normal- 
Gleichungen,  wenn  zuvor  noch  durch  G  dividirt  ist: 

£  .  -(x^X)  a,+{if—Y)b,=hX 

fi  —  iy—Y)  a,^{x—X)b^=iY 

-Q^gk  (Xk^+ffk-fik)  -  a?.  8  JT  —  y  .  8  F 

-Q^9k  {xu  Yjfc  —  yfc  ?*)  —  a;.8  r  +  y .  8  X, 
Die  Auflösung  derselben  giebt: 

2  S^k  (aj*  £fc  -f  yt  Y) t )  —  6  (X .  8  X  +  r .  8  T) 


«1 


.  ^      Igic  {Xu  7iit-ykik)  —  G  jX.  hY—Y.hX)  ^ 

Igu  (x\  +  yh)  ~  G{X}  +  Y^) 

S=8X+(«-Z)a,-(y-r)6„     r^=lY^{x^X)h,+{y^Y)a,. 
Fällt  der  Goordinatenanfang  mit  dem  durch  die  Gleichungen 

2  jr»  a?fc  =  0  =  2  jTfc  yfc 

bestimmten  Punkte  zusammen,  so  wird 

_     2gfe(a?fc£fc-f  yfc7)fe)       , ^9k{Xk-r\ic  —  ykhc)         ,„^. 

""^  ~        2 y*  {x\  +  yh)       '"''-        2 y,  {x\  +  y\)  ^'  ^ 

£  =  8  Jf  +  ttj  aj  —  fej  y  iq  =  8  y+  6^  a  +  a^y. 

Diese  Gleichungen  gehen  für  y^  =  1  in  die  GL  (5)  und  (1)  unter  VIII  über. 

Zu  jedem  Punkte  P  werden  nach  den  GL  (7)  bezw.  (7*)  besondere 
zu  der  Figur  PP^  ..  P«  gehörige  a^  und  6j  berechnet.  Sollen  für  alle 
Punkte  des  secundären  Netzes  nur  ein  a,  und  ein  h^  zur  Anwendung 
kommen,  so  würden  die  GL  (6)  nur  den  Beitrag  eines  Punktes  za  den 
Normalgleichungen  darstellen.  Die  entstehenden  Endgleichungen  werden 
aber  nur  in  a^  und  h^  zusammenhängen.  In  diesem  Falle  sind  für 
a^  und  &j  in  den  ersten  beiden  GL  (7)  im  Zähler  und  Nenner  die  an* 
gegebenen  Ausdrücke  über  alle  Punkte  zu  bilden. 

Durch  passende  Wahl  der  Gewichte  lässt  es  sich  erreichen 
dass   beide  Netze   in   den  Anschlusspnnkten  übereinstimmen.      Dies   ist 

z.  B.  der  Fall,  wenn  y^  = angenommen  wird. 

(Fortsetzung  folgt.) 


348  Personalnachrichten. 

Personalnachrichten, 


Königreich  Ppenssen.  Finanzministerium.  Die Eatastercon. 
troleure  Kohts  zu  Halle  a.  S.,  Steuerinspector  Kessler  zu  Burgdorf  and 
Eicker  zu  Hoya  sind  in  gleicher  Diensteigenscbaft  nach  Neuhaldens- 
leben  bezw.  Halle  a.  S.  und  Geldern;  und  die  Eatastercontroleare 
Werner  in  Neuhaldensleben  und  Ooetze  in  Wittmund  als  Kataster- 
secretaire  nach  Potsdam  bezw.  Arnsberg  versetzt.  Der  Eatasterassistent 
Möring  in  Oumbinnen  und  der  Katasterlandmesser  Pabst  in  Oassel 
sind  zu  Katastercontroleuren  in  Wittmund  bezw.  Burgdorf,  und  der 
Katasterlandmesser  Raab  in  Köln  zum  Katastersecretair  in  Köslin 
bestellt  worden. 

Die  Katastercontroleure  Friedrich  M  tili  er  zu  Banmholder  und 
Otto  Maurer  zu  Httnfeld  sind  in  gleicher  Diensteigenschaft  nach 
Schwelm  bezw.  Fulda,  der  Katastercontroleur,  Steuerinspector  Gremer 
in  Waldbröl  und  der  Katastercontroleur  Senne felder  in  Schwelm 
als  Katastersecretaire  nach  Düsseldorf  versetzt.  Die  Katasterland- 
messer Reinhard  Schneider  in  Düsseldorf,  Sauer  in  Liegnitz  und 
Strack  in  Gassei  sind  zu  Katastercontroleuren  in  Baumholder  bezw. 
Waldbröl  und  Hünfeld  bestellt  worden. 

Die  Katastercontroleure  Steuerinspector  Schollmeyer  zu 
Kressen  und  Mex  zu  Spremberg  sind  in  gleicher  Diensteigenschaft  nach 
Kottbus  bezw.  Kressen  versetzt;  desgleichen  die  Katastercontroleure 
von  Baranowski  zu  Naugard,  Sahm  zu  Rummelsbnrg  und  Nudow 
in  Angerburg  nach  Spremberg  bezw.  Na^gard  Und  Gross -Wartenberg. 
Die  Katast erlandmesser  Dziegalowski  in  Köslin  und  Tempelhoff 
in  Königsberg  i.  Pr.  sind  zu  Katastercontroleuren  in  Rummelsbnrg 
bezw.  Angerburgy  und  der  Katasterlandmesser  Grimsia^ki  in  Stettin 
zum  Katastersecretair  in  Gumbinnen  bestellt  worden. 

Die  Katastercontroleure  Kutschbach  zu  Rosenberg  O.-S.^  Steaer- 
inspector  Oels  zu  Ra witsch  und  Mold^enhauer  zu  Adelnau  sind  in 
gleicher  Diensteigenschaft  nach  Grevenbroich,  bezw.  Rosenberg  O.-S. 
und  Rawitsch,  die  Katastercontroleure  Steuerinspector  Hell  in  Kirch- 
berg und  Schmidt  in  Grevenbroich  als  Katastersecretaire  nach  Erfurt 
bezw.  Magdeburg  versetzt.  Die  Katakterlandmesser  Kropp  in  Koblenz 
und  Richard  Herrmann  in  Cassel  sind  zu  Katastercontroleuren  in 
Kirchberg  bezw,  Adelnau  bestellt  worden. 

Der  Katastersecretair,  Steuerinspector  Borchard  zu  Stade  ist  in 
gleicher  Diensteigenschaft  nach  Frankfurt  a.  0.  und  der  Kataster- 
controleur Gerber  zu  Rhaunen  nach  Bernkastei  (Neu -Cues)  versetzt; 
desgleichen  die  Katastercontroleure  Egger  tin  Bernkastei  und  Bieder- 
mann in  Höxter  als  Katastersecretaire  nach  Stade  bezw.  Liegnitz.    Die 


VereinsangelegeDheiten.  349 

Katasterlandmesser  Badde  in  Oassel  und  Hahn  sind  zu  Katastercon* 
troleuren  in  Rhaunen  bezw.  Höxter^  Lttder  in  Erfurt  und  Froipmholz 
in  Arnsberg  zu  Katastersecretairen  in  Bromberg  bezw.  Schleswig 
bestellt  worden. 

Die  Eatastercontroleure  Steuerinspector  Kohles  zu  Mtthlhausen 
i.  Th.  und  Korth  zu  Heydekrug  (Szibben)  sind  in  gleicher  Dienst- 
eigenschaft nach  Siegen  bezw.  Mtthlhausen  i.  Th.^  die  Katastercontroleure 
Steuerinspector  Otte  in  Siegen^  Hoesch  in  Verden  und  Kreiner  in 
Lüchow  als  Katastersecretaire  nach  Lttneburg  bezw.  Stade  und  Koblenz, 
and  der  Katastersecretair,  Steuerinspeetor  Bech  in  Koblenz  als  Kataster- 
controleur  nach  Verden  versetzt.  Die  Katasterlandmesser  GoUatz  in 
Schleswig  und  Endemann  in  Hannover  sind  zu  Katastercontroleuren 
in  Heydekrug  bezw.  Lttchow  b^estellt  worden. 

Der  Katastercontroleur  Detzner  zu  Pr.-HoUand  ist  in  gleicher 
Diensteigenschaft  nach  Hoya  versetzt  und  dem  Katastercontroleur 
Wilhelm  Müller  aus  Cassel  die  Verwaltung  des  Katasteramts  Schlttchtern 
dauernd  übertragen.  Die  Katasterlandmesser  Pastorff  in  Liegnitz 
and  Adamczyk  in  Posen  sind  zu  Katastercontroleuren  in  Dannenberg 
bezw.  Pr.-Holland  bestellt  worden. 

Rönigreicil  Bayern.  S.  K.  H.  der  Prinzregent  geruhten^  den 
Bezirksgeometer  J.  Klasse  Nep.  Weiher  in  Viechtach  nach  Deggendorf 
als  Vorstand  der  dortigen  Messungsbehörde  zu  versetzen^  den  Kreis- 
geometer  Merkle  in  Regensburg  zum  Bezirksgeometer  H.  Klasse  und 
Vorstand  der  Messungsbehörde  0  chsen  f u  rt,  dann  den  Messungsassistenten 
Seh  od  er  in  Bamberg  zum  Kreisgeometer  bei  der  k.  Regierung  in 
Regensburg  zu  ernennen;  ferner  den  Bezirksgeometer  Tobias  Eggart 
auf  1  Jahr  in  den  erbetenen  Ruhestand  zu  versetzen.  — 

Finanzministerium.  Messungspraktikant  Wirsing  ist  zum 
Messungsassistenten  bei  der  k.  Regierung  in  Augsburg  ernannt  worden. 


Vereinsangelegenheiten. 


Ordnung 

der 

20.  Hauptversammlung  des   Deutschen   Geometer  -  Vereins. 


Die  20.  Hauptversammlung   des   Deutschen  Geometer- Vereins  wird 
in  der  Zeit  vom  2.  bis  5.  August  1896  zu 

nach  folgender  Ordnung  abgehalten  werden. 


350 


Vereinsangelegenheiten. 


Vorm.    12  Uhr: 


Nachm.  4  Uhr: 


Abends  7  Uhr: 


Vorm.     9  Uhr: 


Nachm.  3  Uhr: 


Abende  7  Uhr: 


Vorm.     9  Uhr: 


Sonntag,  den  2.  August. 

Sitzung  der  Vorstandschaft  bei  Kneist;  Brtider- 
gasse  Nr.  2. 

Sitzung  der  Vorstandschaft  und  der  Abgesandten  der 
Zweigvereine  daselbst. 

Versammlung  und  Begrüssung  der  eingetroffenen 
Theilnehmer  in  dem  an  der  Elbe  gelegenen  Italie- 
nischen Dörfchen  (Heibig),  Theaterplatz. 

Montag,  den  3.  August. 

Hauptversammlung  und  Berathung  in  der  Technischen 
Hochschule  in  nachstehender  Reihenfolge: 

1)  Bericht  der  Vorstandschaft. 

2)  Festrede  des  Herrn  Professor  Dr.  J  o  r  d  a  n-Hanno ver 
„Ueber  die  Entwickelung  des  deutschen  Ver- 
messungswesens in  diesem  Jahrhundert.^ 

3)  Vortrag  des  Herrn  Geheimen  Regierungsrath 
Professor  a.  D.  Nagel- Dresden  „Ueber  die 
nothwendige  Beschaffenheit  von  Plänen^  die  als 
Beweismittel  zur  Entscheidung  von  Grenzstreitig- 
keiten dienen  sollen^. 

4)  Berathung  des  Entwurfs  zu  einer  ii^uen  preussiscben 
Landmesser- Ordnung.  Berichterstatter:  Herr  Pro- 
fessor K  0 1 1  -  Bonn. 

5)  Bericht  des  Rechnungsprtifungs  •  Ausschusses  und 
Beschlussfassung  über  Entlastung  derVorstandscbaft. 

6)  Wahl  eines  Rechnungsprtifungs  -  Ausschusses  für 
die  Zeit  bis  zur  nächsten  Hauptversammlung. 

7)  Berathung  des  Vereinshaushalts  für  1896  und  1897. 

8)  Neuwahl  der  Vorstandschaft. 

9)  Vorschläge  für  Ort  und  Zeit  der  nächsten  Haupt- 
versammlung. 

Nach  Schluss  der  Versammlung  Besichtigung  der 
Ausstellung  in  den  Räumen  der  Technischen  Hoch- 
schule. 

Festessen  im  Concerthause  des  Zoologischen  Gartens. 
Nach  demselben  Spaziergang  durch  den  Grossen  Garten. 

Besuch  der  Ausstellung  für  das  sächsische  Handwerk 
und  Kunstgewerbe.     Concert. 

Dienstag,  den  4.  August. 

Fortsetzung  der  Berathungen  in  der  Technischen  Hoch- 
schule in  nachstehender  Folge: 


Vereinsangelegenheiten. 


351 


1)  Mittheilungen  über  Vermessungen  im 
Königreich  Sachsen. 

a.  Herr  Professor  Uh  lich-Freiberg  „üeber  Grad- 
messung^. 

b.  Herr  Vermessungs  -  Ingenieur  Puhrmann- 
Dresden  „Ueber  die  an  die  Gradmessung  an- 
schliessende Triangulation^. 

c.  Herr  Vermessungsdirector  G  e  r  k  e  [-  Dresden 
„üeber  Stadtvermessungen^. 

2)  Besprechung  der  Lage  der  bei  den  deutschen 
Staatseisenbahnen  beschäftigten  Landmesser  ^Be- 
richterstatter :  Herr  Technischer  Eisenbahn  8e- 
cretair  Reich.** 

Nach  Schluss  der  Versammlung  Besichtigung  der 
Ausstellung  in  der  Technischen  Hochschule. 

Nachm.     3  ühr:    Besuch    des    Mathematischen     Salons    und    daselbst 

Vortrag  des  Herrn  Professor  Pattenhausen- 
Dresden  „Ueber  die  Geschichte  mathematischer  In- 
strumente**.  Hiernach  Zusammenkunft  in  dem  an  der 
Elbe  gelegenen  Italienischen  Dörfchen  (Heibig); 
Theaterplatz. 

Nachm.      5  ühr:    Fahrt  mit   dem  Dampfschiff  nach  Losch witz  und  mit 

der  Drahtseilbahn  nach  dem  Louisenhof. 

Abends     8   Uhr :    Beisammensein  in  dem  an  der  Elbe  gelegenen  Schiller- 
garten in  Blasewitz. 


Mittwoch,  den  5.  August. 

Ausflug  in  die  Sächsische  Schweiz. 

Vorm.    8^/2  Uhr:    Abfahrt  mit  Dampfschiff  nach  Wehlen.      Spaziergang 

durch  den  Wehlener  und  Utte walder  Grund  nach  der 
Bastei.  Mittagessen  daselbst.  Wanderung  durch  die 
Schwedenlöcher  und  den  Amselgrund  nach  Rathen. 
Rtickfahrt    mittelst  Eisenbahn  nach  Dresden. 

Ueber  den  Besuch  der  Königlichen  Museen  Dresdens  wird  später 
Mittheilung  gemacht  werden. 

Während  der  Dauer  der  Versammlung  wird  in  den  Räumen  der 
Technischen  Hochschule  eine  Ausstellung  geodätischer  Instrumente, 
Karten  und  BQcher  stattfinden^  zu  deren  Beschickung  ausser  den  Vereins- 


352  Neue  Schriften  über  VermeBsungswesen. 

mitgliedern  auch  die  mechanischen  Werkstätten  and  Buchhandlangeii 
eingeladen  werden. 

Wegen  Auswahl  genügender  Räume  bitten  wir  die  Aussteller  bald- 
möglichst —  spätestens  bis  zum  1.  Juni  —  unter  Angabe  des  erforder- 
lichen Platzes  bei  Herrn  Professor  Pattenhausen  unter  der  Adresse 
—  Technische  Hochschule  Dresden^  Bismarckplatz  —  sich  anmelden  zu 
wollen. 

An  der  Ausstellung  werden  sich  die  Technische  Hochschule,  sowie 
verschiedene  staatliche  und  städtische  Behörden  betheiligen. 

Die  Vorstandschaft  des  Deutschen  Geometer -Vereins. 

L,   Winckel. 


Der  Verein  praktischer   Geometer  im  Königreich  Sachsen  ist  dem 
Deutschen  Geometer- Verein  als  Zweigverein  beigetreten. 

Der  Vorstand  besteht  aus  den  Herren: 
A.   Richter,  Vermessungsingenieur  in  Bautzen  als  Vorsitzendem, 
P.  Hennicke,   Vermessungsingenieur  in  Dresden-Striessen,   Barbarossa- 
strasse 1  als  Schriftfahrer  und 
E.  üeberall,    verpflichteter    Geometer    in    Dresden,    Moritzstrasse  15 
als  Kassirer. 

Die  Vorstandschaft  des  Deutschen  Geometer -Vereins. 

L.   Winckel. 


Neue  Schriften  Ober  Vermessungswesen. 

Lexikon  der  gesammten  Technik  und  ihrer  Httlfswissenschaften,  heraus- 
gegeben von  Otto  Lueger  im  Verein  von Facbgenossen.  Deutsche 
Verlagsanstalt  1896.  XL,  XIL,  XIII.  Abtheilung.  Artikel  C  bis 
Dilation. 

Hilfstafeln  für  Coordinaten-Transformation  im  Dreiecksnetz  der  bayerischen 
Landesvermessung,  von  Dr.  J.  H.  F  r  a  n  k  e,  Steuerrath  im  E.  Bayer. 
Katasterbureau,  im  amtlichen  Auftrage  herausgegeben.  München  1895. 
Druck  der  Dr.  Wild'schen  Buchdruckerei  (Gebr.  Parous). 


Inhalt 

Grossere  Mittheilungen:  Soldner'sche  oder  Gauss'sche  Coordinaten,  von  Roll- 
—  Die  Conformität  in  Bayern,  von  Franke.  —  Zur  Wahl  der  Art  und  Lage 
des  Coordinatensystems  einer  Landesvermessung,  von  St  ei  ff.  —  üeber  den 
Anschluss  eines  seeundären  Dreiecksnetzes  an  ein  Hanptnetz,  von  Kr  tiger 
(Fortsetzung).  —  Pwsonalnachrichten,  —  Vereinsangeltgenheiten.  —  Neue  Scbriflen 
OI>er  Vermessungewesen. 

Verlag  yqm  SoQrad  Wittwer  Stuttgart  —  Druck  von  Gebrüder  J&necke  in  Hannoyer. 


J 


353 


ZEITSCHRIFT  for  VERMESSUNGSWESEN. 

Organ  des  Deutschen  Geometervereins. 

Herausgegeben  von 

Dr.  W.  Jordan,  und  0.  Steppes» 

Professor   in    Hannover  Steuer-Rath  in  München. 


1896.  Heft  12.  Band  XXV. 

^     lö.  Juni.     ♦^- — 

Mittheilung  über  die  Höhenaufnahmen  in  Württemberg 

im    Maassstab    1 :  2500    und    die  Herstellung    einer 

Topographischen  Karte  im  Maassstab  1 :  25  000. 

In  dem  ersten  Heft  der  „Württembergischen  Jahrbücher  für  Statistik 
and  Landeskunde^^  Jahrgang  1895^  befindet  sich  ein  Aufsatz  über  die 
Arbeiten  bei  dem  K.  Statistischen  Landesamt,  von  Director  H.  von 
Zell  er,  der  unter  Abschnitt  III,  Topographie,  über  den  Fortgang  der 
Höhenaufnahmen  in  Württemberg  und  über  die  Feststellung  einer  topo- 
graphischen Karte  im  Maassstab  1 :  25  000  folgende  interessante  Mit- 
theilungen enthält: 

„Eine  neue  Specialkarte  bildet  der  Atlas  im  Maadsstab  1:25  000 
mit  Höhencurven,  ein  Werk,  das  schon  in  den  70  er  Jahren  eingehend 
erwogen,  aber,  nachdem  ein  Zusammentritt  von  Delegirten  der 
K.  Ministerien  der  auswärtigen  Angelegenheiten,  Abtheilung  füi:  die 
Verkehrsanstalten,  des  Innern,  des  Kirchen-  und  Schulwesens  und  der 
Finanzen  unter  dem  Vorsitz  des  damaligen  Directors  Dr.  v.  Riecke 
(October  1879  bis  Mai  1880)  ein  Arbeitsprogramm  aufgestellt  und  der 
Kostenüberschlag  zu  2  345  800  Mk.  berechnet  war,  bei  den  knappen 
Mitteln  des  Staatshaushalts  zurückgestellt  worden  ist.  *)  Im  Jahre  1889 
wurde  nach  Vollendung  der  geognostischen  Specialkarte  die  Frage 
durch  den  Vorstand  des  Statistischen  Landesamts,  Director  v.  Knapp, 
wieder  aufgenommen  und  im  Jahr  1890  auf  Grund  der  durch  Professor 
E.  Hammer  an  der  K.  Technischen  Hochschule  bearbeiteten  technischen 
Anweisungen  (s.  u.)  mit  Probeaufnahmen  begonnen,  auch  hierzu  im 
£tat  1891/93  die  ständische  Zustimmung  eingeholt.  Man  glaubte  auf 
der  Grundlage  der  unterdessen  geschaffenen  Höhenbestimmungen 
und  mit  Benützung  der  von  der  Eisenbahn-  und  der  Forstverwal- 
tung, der  Oentralstelle  für  die  Landwirthschaft,  sowie  von  Schülern 
der   Technischen    Hochschule    bereits     früher    gelieferten,     zum    Theil 


*)  Bericht  von  1879.  S.  IX.  Regelmann  in  Württ.  Jahrb.  1893  1  S.  37,54. 
Zeitschrift  für  Vennessungsweaen  1896.    Heft  12.  23 


354       Schiebach.    Mittheilung  über  die  Höhenaufhahmen  in  Württemberg  etc. 

amfangli<^en  HöheimuiivahjiieD  mit  einem  wesentlieh  niedrigeren  Auf- 
wand auskompen  zu  können^  als  er  im  Jahre  1830  berechnet  worden  war. 
Professor  E.  Hammer  berechnete  ihn  im  Jahre  1892  zu  1 120  000  Mk.**) 
Der  Etat  für  1893/95  enthielt  eine  Forderung  für  Herstellung  einer 
Höhencurvenkarte  im  Betrag  von  7900  Mk.,  eine  Summe,  die  trotz  der 
knappen  Finanzlage  in  dem  folgenden  Etatsjahre  auf  17  500  Mk.  erhöht 
werden  konnte,  neben  einer  Steigerung  des  Personalaufwands  durch 
Vermehrung  des  etatsmässig  angestellten  Personals  bei  der  topographischen 
Abtheilung.  Einer  für  den  Staatshaushalt  günstigeren  Zeit  muss  es 
vorbehalten  bleiben,  für  das  grosse  Werk  grössere  Geldmittel  zur  Ver- 
fügung zu  stellen. 

Die  Karte,  in  polyedrischer  Projection,  zerfällt  in  184  Blätter 
(zwischen  25^  50'  und  28^  10'  Länge  und  47*»  30'  und  49*  36'  Breite) 
von  je  10  Bogenminuten  westöstlicher  (11  116,9  bis  11  120,8  m)  and 
6  Bogenminuten  südnördlicher  Erstreekung  (12  046,7  m  bis  12  555,7  m) 
oder  mit  134,11  bis  139,45  qkm  Fläche.  Von  den  184  Blättern  sind 
42  mit  Sectiouen  der  neuen  topographischen  Karte  vom  Grossherzogtham 
Baden    identisch  und  deshalb  nur  noch  zum  Theil  auszuführen. 

Für  die  Entwerfung  der  Karte  giebt  die  näheren  Vorschriften :  die 
„Anweisung  für  die  Herstellung  einer  Höhenkarte  von  Württemberg  im 
Maassstab  1 :  2500  als  Grundlage  der  neuen  topographischen  Karte  im 
Maassstab  1:25  000",  welche  im  Jahre  1890  von  Professor  Hammer 
entworfen  (als  Manuscript  gedruckt  1891)  und  im  Sommer  1895  auf 
Grund  der  unterdessen  gemachten  Erfahrungen  mit  Nachträgen  ver- 
sehen worden  ist. 

Als  Grundlage  dienen  die  durch  die  Landesvermessung  1818 — 1850 
aufgenommenen  und  seitdem  durch  Nachträge  ergänzten  15  572  Flur- 
karten im  Maassstab  1:2500)  welche  nach  einem  einheitlichen  Netz  das 
ganze  Land  umfassen  und  wovon  1  Blatt  (je  4000  Fuss  =  1145,69  m  Länge 
und  Breite)  131,26  ha  darstellt,  so  dass  auf  1  Theilblatt  der  Höhen- 
curvenkarte  102,17  bis  106,24  Flurkartenblätter  gehen.  Die  Situation 
ist  in  der  Hauptsache  durch  diese  Flurkarten  gegeben,  so  dass  für  die 
Zwecke  der  Höhencurvenkarte  auf  freiem  Felde  vielfach  von  Lage- 
messungen ganz  abgesehen  und  eine  reine  Höhenaufnahme  durchgeführt 
werden  kann,  wogegen  im  Walde,  wo  keine  oder  doch  keine  genügende 
Situationsgrundlage  vorhanden  ist,  sowie  auf  wenig  parcellirten  Flächen 
des  offenen  Landes  gleichzeitig  mit  der  Höhe  der  aufzunehmenden 
Punkte  auch  ihre  Lage  zu  bestimmen  ist.  Die  Höhenaufnahme,  auf 
Berliner  Normalnull  bezogen,  hat  zunächst  ein  Netz  von  Liniennivelle- 
ments von  solcher  Dichte  herzustellen,  dass  Maschen  von  1  km 
Weite  entstehen,  dabei  ist  vor  Allem  an  das  württ.  Präcisions- 
nivellement     der     europäischen     Gradmessung     (Stuttgart     1885)     mit 


**)  Hammer,  Die  württ.  Höhencurvenkarte.    Württ.  Jahrb.  1892  H  S.  215, 
u.  Zeitschr.  f.  Verm.  1893,  S.  315. 


Schlebacfa.    Mittheilung  über  die  Höhenaufnahmen  in  Württemberg  etc.       355 

über  500  Höhenpunkten  anzuschliessen,  auch  sind  die  NivellementB 
II.  Ordnung,  die  auf  den  Staatseisenbahnlinien  mit  einer  Zahl  von 
2146  Höhenpunkten  (in  Abständen  von  durchsehnHtlich  800  m) 
bereits  ausgeführt  (Stuttgart  Metzler  1895)  und  auf  den  Staats- 
Strassen  in  Abständen  von  durchschnittlich  2  km  theilweise  in  Ausführung 
begriffen*)  und  durch  Höhenmarken  festgelegt  sind,  zu  benutzen,  weiter 
sind  auf  den  hiervon  noch  nicht  berührten  Staatsstrassen,  auf  gewissen 
Nachbarschaftsstrassen,  sowie  an  den  wichtigeren  fliessenden  G^wäss^n  *^) 
(d.  h.  solchen  von  mehr  als  30  km  Länge ;  und  zwar  so,  dass  die'Gcißlllver- 
hältmsse  genügend  zum  Ausdruck  kommen  und  jedenfalls  alle  wichtigeren 
Flusseinbauten,  die  Pegel  und  die  Brücken  in  das  Netz  einbezogen 
werden)  Höhenpunkte  mit  der  dem  Netz  II.  0.  entsprechenden  Schäife 
za  messen.  Nivellements  III.  0.  endlich  sind  zwischen  den  Punkten 
IL  0.  auf  den  übrigen  Nachbarschaftsstrassen,  auf  Feldwegen,  an  Bächen 
und  Grenzen  in  der  erforderlichen  Dichte  einzuziehen,  wobei  auch 
Schrägnivellements  zugelassen  sind.  Eine  erwünschte  Ergänzung  gewähren 
die  früher  trigonometrisch  bestimmten  Normalnullhöhen,  welche  an 
Kirchthürmen  und  an  einer  grossen  Anzahl  von  Signalsteinen  im  ganzen 
Lande' festgelegt  sind  und  sich  nach  zahlreichen  Anschlüssen  gut  in  das 
nivellirte  Hauptnetz  einfügen.  An  diese  Züge  sind  nun  die  Flächen- 
nivellements  in  solcher  Häufigkeit  anzuknüpfen,  dass  je  nach  der  Boden- 
gestaltung etc.  auf  1  Fiurkartenblatt  150  bis  400  gemessene  Höhen- 
punkte  entfallen.  Dabei  können  folgende  Methoden  angewendet  werden: 
Fiächennivellement  i.  e.  S.,  halbtrigonometrische  Aufnahme,  Tachymetrie 
(unterschieden  auf  freiem  Felde  und  im  Walde),  barometrische  Aufnahme. 
Letztere  ist  zulässig  nur  dann,  wenn  die  Böschungslinien  des  aufieunehmenden 
Flächenabschnitts  überall  mehr  als  (15^  bis)  10^  Neigung  besitzen.  Um 
die  Grundlagen  der  Höhenmessungen  jederzeit  im  Gelände  nachzuprüfen 
nnd  nöthigenfalls  weitere  Messungen  daran  anknüpfen  zu  können,  ist 
bestimmt,  dass  eine  genügende  Anzahl  gemessener  Punkte  in  dauernder 
Weise  festgelegt  werden  mnss:  an  Signalsteinen,  gut  fundirten  Markungs- 
grenzsteinen, Brückenköpfen  etc.  durch  ein  eingehauenes  Viereck,  an 
öffentlichen  Gebäuden  (mindestens  in  jedem  Pfarrort  und  jedenfalls  in 
dem  Hauptort  der  Gemeinde)  durch  Höhenmarken  (bestehend  aus  eisernen 
Bolzen,  welche  in  massives  Bauwerk  womöglich  horizontal,  unter  Um- 
ständen auch  vertical  eincementirt  werden)..  Die  Unversehrterhaltttng 
dieser  Höhenmarken  ist  den  Staats-,  Gemeinde-  und  Rirchenbehörden  von 
ihren  Aufsichtsbehörden    empfohlen,***)    ihre    periodische    Besichtigung 

*)  Normalerlasse   der  Strassenbauabtheilung  vom  7.  Juli  und  3.  Nov.  1894. 

♦*)  Wobei  die  von  dem  hydrographischen  Bureau  des  K.  Ministeriums  des 
Innern  entlang  den  Hauptflüssen  autgenommenen  Nivellements  zu  benutzen  sind. 

«««)  Erlass  des  K.  Ministeriums  des  Innern  vom  17.  Mai  1894  (Amtsblatt 
S.  141),  des  Ev.  Consistoriums  vom  31.  Mai  1894  (Amtsbl.  S.  4678),  der  Forst- 
direction  vom  12.  Mai  1894  (Amtsblattt  S.  70),  der  Generaldirection  der  Staats- 
eisenbahnen vom  23.  Dec.  1892  (Amtsbl.  S.  794),  Weisung  des  Kriegsministeriums 
vom  17.  Mai  1894  Nr.  58.  b.  94  A. 

23* 


356       Sohlebach.    Mittheilung  über  die  Höhenaufnahmen  in  Württemberg  etc. 

den  Bezirksvermessangsbehörden  aufgetragen,  und  es  ist  jede  Gemeinde- 
registratnr,  sowie  jeder  Bezirks-  bezw.  Oberamtsgeometer  mit  einem 
Verzeichniss  der  in  dem  Oberamtsbezirk  befindlichen  Höhenmarken  aus- 
gestattet worden.*) 

Alle  bei  der  Feldaafnahme  gewonnenen  Ergebnisse,  insbesondere 
die  Höhenpankte  und  die  hiernach  unter  Beachtung  der  Oberflächen- 
gestaltung  construirten  Höhencurven  (mit  10  m  Höhenabstand,  auf 
Flächen  von  weniger  als  5^  Böschungswinkel  mit  5  m,  auf  nahezu 
flachem  Gelände,  z.  B.  in  Thalniederungon  mit  1  m  Höhenabstand)  sind 
in  die  Flurkarte  einzutragen,  so  dass  eine  vollständige  Höhencurven- 
karte  im  Maassstab  1:2500  entsteht.  Von  dieser  wird^  früher  durch 
den  Pantographen,  jetzt  durch  Photographie  eine  Verjüngung  in  den 
Maassstab  1 :  25  000  genommen  und  diese  Verjüngung  dient  nach  der 
erforderlichen  zeichnerischen  Bearbeitung  als  Vorlage  für  die  Verviel- 
fältigung.  Letztere  geschieht  mittels  KupferdruckS;  bis  jetzt  in  dem 
kartographischen  Institut  Yon  H.  Petters  in  Hildburghausen;  in  drei 
Farben  (Situation,  Schrift,  Kulturen  schwarz,  Gewässer  blau,  Höhen- 
linien braun).     Das  Verfahren  ist  folgendes: 

Sind  die  Flurkarten  einer  Section  geodätisch  fertig,  so  werden  sie 
für  die  photographische  Reduction  dadurch  vorbereitet,  dass  alle 
Gebäude  voll  mit  Tusche  ausgefüllt,  die  Wege  durch  Verstärkung  der 
Seiten  mit  gelben  Kreidestrichen  und  die  Kulturgrenzen  durch  grüne 
Kreidestriche  kräftig  herausgehoben  werden.  Auch  die  Begrenzung  der 
Gewässer,  Quellpunkte,  Kilometersteine  u.  dgl.  müssen  kräftig  nachge- 
zeichnet werden  und  einzelne  Schriften  Stbr.  (Steinbruch)  u.  drgl.  gross 
eingeschrieben  werden.  Auch  die  Böschungen  an  Eisenbahnen,  Strassen 
und  Feldrainen  werden  mit  braunem  Kreidestift  stark  herausgehoben.  Zum 
Zwecke  der  photographiöchen  Reduction  werden  je  4 — 12aneinander- 
passende  Flurkarten  auf  eine  Holztafel  zu  einem  Complex  zusammengestellt 
und  aufgenommen,  wobei  die  Ausgleichung  der  vom  ungleichen  Papier- 
schwand herrührenden  Ungleichheiten  eine  wichtige  Aufgabe  ist.  Die  photo- 
graphischen Copien  der  so  reducirten  Flurkarten  geben  sehr  scharfe  und 
genaue  Stichvorlagen,  genauer  als  jede  andere  Reduction.  Durch  Zusammen- 
kleben der  einzelnen  Complexe  auf  einem  vorgezeichneten  normalmässigen 
Netze  entsteht  das  topographische  Bild  der  ganzen  Section.  Ajif  dieser 
Grundlage  wird  durch  farbiges  Flächencolorit  die  Bewachsung  des 
Bodens  und  auf  einem  zweiten  Blatt  die  Klassifikation  der  Strassen  und 
Wege,  sowie  die  gesammte  Nomenclatur  nach  Schriftklassen  eingetragen. 
Diese  Unterlagen  erhält  der  Kupferstecher.  Zur  Sicherung  der  Genauigkeit 
erhält  er  überdies  eine  Netzkarte  der  ganzen  Section,  welche  nicht  nur 
das  Flurenkartennetz  und  die  Dimensionen  des  Blattes  genau  in  1:25000 


«)  Nachtrag  zu  der  Anweisung  für  die  Oberamtsgeometer  über  ihre  Mit- 
wirkung bei  der  Fortführung  des  Topogr.  Atlasses  vom  20.  März  1895  §  5  a 
(s.  u.);  Erlass  des  Stat  Landesamts  vom  13.  März  1895  Nr.  241. 


Schiebach.    Mittheilung  über  die  Höhenaufaahmen  in  Württemberg  etc.       357 

und  am  Rand  die  geographische  (nach  Länge  und  Breite),  die  Kilometer-^ 
and  Flurenkartenabtheilung  enthält,  sondern  auch  eine  grössere  Anzahl 
horizontaler  Positionen  der  wichtigsten  trigonometrischen  Punkte,  Hanpt- 
signale,  Earchthürme  etc.,  aufgetragen  nach  den  Soldner'schen  Goordinaten 
dieser  Punkte,  welche  die  allgemeine  Landesvermessung  bestimmt  hat. 
So  wird  jede  Verzerrung  des  Kartenbildes,  welche  durch  die  Zusammen- 
fassung so  vieler  Einzelcomplexe  leicht  entstehen  könnte,  verhindert. 
Diese  Netzkarte  wird  zunächst  auf  die  Flurkarte  fibertragen,  und  dann 
das  Weitere  in  diesen  festen  Rahmen  eingepasst.  Neuerdings  werden 
Versuche  gemacht,  die  Gopie  des  gesammten  Karteninhalts  durch  Photo- 
graphie direct  auf  die  Kupferplatte  mit  Hülfe  der  von  den  Flurkarten 
abgenommenen  Olasnegative  zu  übertragen. 

Die  mit  Höhencurven  versehenen  Flurkarten,  welche  für  eine  Reihe 
von  Bauingenieurarbeiten  ein  genügend  detaillirtes  Bild  von  der  Höhen- 
gliedernng  des  Geländes  abgeben  werden,  sind  zunächst  nicht  zur  Ver- 
vielfältigung, sondern  nur  jeweils  im  Bedarfsfall  zur  Gopirung  bestimmt. 
Die  Höhenkurvenkarte  in  1 :  25  000  wird  als  Grundlage  fUr  generelle 
Projecte  des  Bauingenieurs,  wie  Strassen,  Eisenbahnen,  Flnsscorrectionen, 
Meliorationen  etc.  mit  Nutzen  zu  verwenden  sein;  auch  fUr  militärische 
und  touristische  Zwecke  in  stark  gegliedertem  Gelände  gegenüber  den 
Karten  von  kleinerem  Maassstab  wohl  überwiegende  Vortheile  haben. 
Ihre  Hauptbedeutung  aber  wird  wohl  darin  liegen,  dass  sie  die  uner* 
lässliche  kartographische  Grundlage  abgiebt  für  eine  neue  und  ein- 
gehendere geologische  Landesaufnahme.  Es  sollen  deshalb  auch  für 
klare  und  unzweifelhafte  geognostische  Aufschlüsse,  Formationsgrenzen, 
Quellen  u.  drgl.  die  Höhen  gemessen  und  eingetragen  werden. 

Eine  Schilderung  der  Arbeitsgliederung  und  des  gesammten  Auf- 
nahme- und  Zeichnungsdieustes  mag  vorbehalten  bleiben,  bis  reichlichere 
Mittel  ein  Arbeiten  in  grösserem  Maassstab  gestatten  werden.  Im  letzten 
Sommer  (1895)  waren  auf  dem  Felde  von  Mai  bis  Anfang  October 
thätig,  zum  Theil  jedoch  nur  wenige  Wochen,  8  etatsmässig  angestellte 
Beamte  je  mit  1  Hilfsarbeiter  (Schüler  der  technischen  Hochschule  und 
angehende  Geometer  etc.).  Bis  jetzt  sind  von  184  Blättern  7  erschienen, 
3  weitere  werden  in  den  nächsten  Monaten  folgen. 

Um  die  Karte  fortwährend  auf  dem  Laufenden  zu  erhalten^  ist 
derselbe  Fortführungsdienst  eingerichtet,  wie  für  den  topogra- 
phischen Atlas*). 

Es  wird  wohl  unbestritten  bleiben,  dass  Württemberg  hierdurch  in 
den  Besitz  eines  Kartenwerkes  kommt,  welches  allen  Anforderungen 
entspricht  und  welches  die  bekannten  Kartenwerke  anderer  Staaten 
weit  überragt. 

Diese  detaillirte  Höhenaufnahme  ist  aber  nur  dadurch  möglich,  dass 
Württemberg  sich  im  Besitze  lithographirter  Katasterkarten  im  Maassstab 

*)  Nachtrag  zu  der  Anweisung  für  die  Oberamtsgeometer  behufs  deren 
Mitwirkung  bei  Fortführung  des  Topograph.  Atlasses  etc.  vom  Jahre  1878. 
Ausgegeben  20.  März  1895  (bes.  gedruckt  gr.  8^  bei  W.  Kohlhammer). 


358       Schiebach.    Mittheilnng  über  die  Höhenaufnahmen  in  Württemberg  etc. 

1 :2500  befindet;  welche,  wenigstens  in  2  Exemplaren;  bezüglich  der  Boden- 
eintheilung  und  Bodenkultur  alljährlich  auf  den  neuesten  Stand  ergänzt 
werden.  Wenn  eine  solche  Karte  nicht  vorhanden;  sondern  erst  zu 
beschaffen  wäre,  so  hätte  man  sich  wohl  schwerlich  dazu  entschliesaen 
können,  für  die  Au&ahmen  den  •  grossen  Maassstab  1 :  2500  zu  nehmen, 
sondern  man  hätte  alsdann  wahrscheinlich  für  die  Aufnahme  sowohl  al» 
für  die  Publikation  den  Maassstab  1 :  10000  gewählt;  wodurch  die  Karte 
in  1  :  25  000  entbehrlich  geworden  wäre.  Man  hat  in  Württemberg 
hierdurch  von  neuem. den  grossen  Werth  und  die  hohe  Bedeutung  der 
lithographirten  Flurkarten  sehätzen  gelernt.  Da  hierfür  nicht  überall 
das  richtige  Verständniss  vorhanden  zu  sein  scheint;  so  möge  es  au 
diesem  Orto  gestattet  sein,  über  die  württembergischen  Flurkarten  folgende 
Mittheilungen  zu  machen: 

Wie  den  Lesern  dieser  Zeitschrift  bekannt  sein  dürfte;  erfolgte  die 
Aufnahme  und  Kartirung  des  Landes  nicht  gemarkungsweise,  sondern 
nach  Karten  in  quadratischer  Form  von  je  4000'  Länge  und  Breite  im 
Maassstab  1:2500.  Diese  Karten,  der^  Zahl  im  Ganzen  15572  beträgt^ 
wurden  in  einer  zu.diesem  Zweck  errichteten  staatlichen  lithographischen 
Anstalt  vervielfältigt;  welche  zur  Zeit  noch  besteht  und  für  die  Neu- 
gravirung  der  emeu^rungsbedttrftigen  Karten  zu  sorgen  hat.  Während 
die  VervielfUtigung  dieser  ELa^en  frtLher  durchaus  nach  d^  Seune- 
felder'schen  Methode  stattfand,  hat  man  neuerdings  nicht  unwesentliche 
Verbesserungjon  und  Vereinfachungen  zur  Anwendung  gebracht.  Neben 
diesen  2500  tkeiligen  Flurkarten  sind  noch  besondere  Pläne  von  ca. 
400  Städten  und  Ortschaften  im  Maassstab  1  :  1250  und  1 :  1000  litho- 
graphisch vervielfältigt  worden. 

Von  sämmtlichen  Flurkarten  und  Ortsplänen  werden  bei  der  Plan- 
kammer des  Katasterbureaus  Abzüge  vorräthig  gehalten  und  gegen  ein 
massiges  Entgeld  an  Jedermann  abgegeben.  Auf  besseres  Zeichnungs- 
papier gedruckt  kosten  die  Flurkarten  90  Pf.  und  die  Stadtpläne  2  Mk. 
per  Stück. 

Wie  stark  die  Nachfrage  und  der  Verbrauch  dieser  Flurkarten  und 
Ortspläne  ist;  möge  aus  nachfolgender;  die  letzten  50  Jahre  umfassenden 
Zusammenstellung  ersehen  werden.     (Siehe  Tabelle  auf  S.  359.) 

Aus  dieser  Zusammenstellung  ist  zunächst  zu  ersehen;  daas  die  litho- 
graphirten Karten  bei  dem  Eisenbahnbau  von  Anfang  an  eine  aus- 
giebige Verwendung  gefunden  haben.  Schon  der  in  dem  Jahre  1844 
zur  Berathung  der  Württ.  Regierung  in  Sachen  des  Eisenbahnbaus  nach 
Württemberg  berufene  bekannte  französisch-englische  Ingenieur  Vignoles 
hat  die  Bedeutung  der  Flurkarten  für  die  Tracirung  der  Eisenbahnen 
gewürdigt;  indem  er  sich  über  dieselben  folgendermaassen  äusserte: 
„Die  Flurkarten  von  Württemberg  haben  mir  besonders  gute  Dienste 
geleistet;,  und  zur  Aufnahme  eines  Höhennetzes  sind  sie  wirklich  von 
unschätzbarem  Werth;  es  ist  mir  noch  nie  ein  so  vollständiges  Werk  in 


Schiebach.    Mittheilnng  über  die  Höhenaufnahmen  in  Württemberg  etc.       359 

Zusammenstellung  Ober  den  Verbrauch  llthographirter  Ortspläne  und 
FItarkarten  in  WOrttemberg  in  den  letzten  50  Jähren. 


Stadt-  und 

Ortspläne 

Fh 

irkarten 

1 

* 

In  den 

M.  1 : 1250 

(1 :  1000). 

Maasstab  1 :  2600 

Im 
Gan- 

Jahren 

an 

an 

an  die 

an  andere 

an 

Behörden 

Private 

Eisenbahn* 
Verwaltung 

Behörden 

Private 

zen 

1845/46 

250 

160 

2790 

22520 

5070 

30790 

46/47 

170 

150 

3950 

19500 

6010 

28780 

47/48 

460 

150 

1480 

28090 

4280 

34460 

48/49 

600 

60 

400 

16780 

1860 

19100 

49/50 

290 

110 

340 

7840 

2150 

10730 

1850/51 

450 

260 

210 

4630 

2970 

8520 

51/62 

180 

180 

810 

18410 

3520 

18100 

52/53 

110 

240 

180 

2410 

3330 

6270 

53/54 

190 

180 

300 

2540 

4100 

7310 

54/55 

70 

130 

180 

1680 

3950 

6010 

1855/56 

80 

130 

120 

2160 

4310 

6800 

56/57 

40 

230 

1580 

3080 

5730 

10660 

57/58 

60 

160 

1310 

2620 

5290 

9340 

58/59 

30 

190 

2320 

2680 

4810 

9930 

59/60 

110 

200 

2700 

3780 

4180 

10970 

1  1860/61 

100 

660 

1170 

4320 

12100 

18350 

1   61/62 

120 

400 

2120 

4940 

9380 

16960 

62/63 

110 

640 

3760 

4740 

7120 

16370 

63/64 

90 

260 

5690 

16570 

9320 

31930 

64/65 

180 

310 

4670 

3190 

5570 

13920 

1866/66 

70 

430 

8980 

2460 

5230 

17170 

1   66/67 

40 

290 

5000 

2860 

6050 

13240 

1   67/68 

50 

350 

2900 

2700 

5540 

11540 

'   68/69 

70 

330 

2420 

2560 

4850 

10230 

1   69/70 

210 

340 

3270 

3000 

5960 

12780 

1870/71 

120 

300 

4820 

1740 

4880 

11360 

71/72 

100 

320 

8600 

1030 

4190 

14240 

72/73 

110 

390 

7610 

1790 

6030 

15930 

73/74 

120 

480 

5220 

2260 

5120 

13200 

74/75 

60 

430 

5610 

1870 

6730 

13700 

-  1876/76 

170 

260 

4000 

1720 

5760 

11900 

1   76/77 

120 

430 

3620 

6080 

5440 

15690 

77/78 

150 

280 

1520 

4120 

6360 

12430 

78/79 

140 

290 

520 

20560 

5410 

26920 

79/80 

70 

240 

440 

2050 

4210 

7010 

;  1880/81 

70 

240 

440 

1610 

4950 

7310 

81/82 

180 

320 

680 

2080 

4620 

7880 

82/83 

50 

280 

470 

1320 

5480 

7600 

83/84 

90 

220 

220 

2150 

4150 

6830 

84/85 

80 

260 

400 

2180 

6890 

9810 

1885/86 

70 

250 

290 

1480 

7840 

9880 

86/87 

100 

300 

1480 

IHOO 

6590 

10270 

87/88 

480 

270 

340 

2820 

7120 

11030 

.  88/89 

100 

270 

660 

2140 

7630 

10800 

89/90 

80 

250 

870 

1550 

7580 

10330 

1890/91 

110 

300 

1000 

5660 

7760 

14830 

91/92 

100 

290 

1090 

6410 

8980 

16870 

92/93 

1680 

300 

480 

11240 

6770 

20470 

93/94 

430 

410 

710 

9470 

6890 

17910 

94/95 

420 

400 

560 

4620 

6860 

12860 

Mganni». . . 

9230 

14320 

110300 

280560 

282910 

697320 

F"" 

185 

286 

2206 

5611 

5668 

13946 

360       Schiebach.    Mittheilung  über  die  Höhenaufhahmen  in  Württemberg  etc. 

die  Hände  gekommen;  ich  sehe  sie  als  ein  Master  an,  das  in  jedem  Land 
nachgeahmt  werden  könnte.^  Seit  dieser  Zeit  sind  in  Wtirttemberg 
keine  Eisenbahnen  and  Strassen  mehr  gebaut  worden,  za  deren  Tracirang 
nicht  Flurkarten  verwendet  worden  wären. 

Specieli  bei  der  Eisenbahnverwaltang  hat  man  schon  vom  Jahre  1865 
an  fast  allgemein  die  Flurkarten  dazu  benutzt,  um  auf  denselben  für  die 
Tracirung  der  Bahnen  das  in  Betracht  kommende  Oelände  in  Höhen- 
curven  darzustellen.  In  gleicher  Weise  werden  seit  langer  Zeit  die 
Flurkarten  für  den  Strassen-  und  Wasserbau  verwendet  und  die  Forst- 
verwaltung gebraucht  die  Flurkarten  längst  als  Grundlage  für  ihre 
Wirthschaftskarten.  In  neuerer  Zeit  endlich  ist  eine  weitere  ausgiebige 
Verwendung  der  Flurkarten  dadurch  hinzugetreten,  dass  für  die  Antrags- 
pläne zu  Feldbereinigungen  Flurkarten  benutzt  werden,  auf  denen  zuvor 
die  Steigung  des  Geländes  durch  Höhenlinien  dargestellt  worden  ist. 

Ausserdem  ist  die  Verwendung  der  Flurkarten  noch  eine  sehr 
mannigfache : 

Die  staatlichen  und  herrschaftlichen  Verwaltungen,  sowie  andere 
öffentliche  und  private  Verwaltungen  sind  im  Besitze  derjenigen  Flur- 
karten, auf  welchen  sich  unter  deren  Verwaltung  befindliches  Grund- 
eigenthum  befindet,  auch  werden  die  Karten  dieser  Verwaltungen  bei 
Neagravirungen  stets  durch  neue  ersetzt ;  bei  Einreichung  von  Gesuchen 
um  Concession  von  Bauten,  Wasseranlagen  und  dergleichen  werden  die 
Flurkarten  unentbehrlich  gehalten;  bei  Civil-  und  Strafprozessen  bedient 
sich  der  Richter  fast  durchweg  der  Flurkarten  und  der  einzelne  Bürger, 
ja  selbst  der  gewöhnliche  Bauer  kauft  sich  eine  Flurkarte,  wenn  er  im 
Begriffe  steht,  Besitzthum  zu  erwerben. 

Es  wird  wohl  nicht  zu  viel  gesagt  sein,  dass  man  sich  in  Württem- 
berg gar  nicht  vorstellen  kann,  wie  diese  vielen  Geschäfte,  bei  welchen 
der  Gebrauch  der  Flurkarten  landläufig  ist,  besorgt  werden  könnten, 
wenn  man  keine  Flurkarten  hätte,  und  es  kann  hier  mit  aller  Bestimmtheit 
ausgesprochen  werden,  dass  es  Niemand  in  Württemberg  giebt,  der 
die    lithographirten   Flurkarten    entbehren    möchte. 

Für  die  Höhenaufnahmen  und  die  Höhenflurkarten  in  Maassstab 
1 :  2500  bleiben  aber  noch  zwei  Wünsche  übrig : 

1)  der  Wunsch  nach  Vervielfältigung  der  Höhenflurkarten  und 

2)  der  Wunsch  nach  rascherem  Fortgang  der  Höhenaufiiahmen. 
Was   den  ersten  dieser  beiden  Wünsche  anbelangt,   so  ist  zunächst 

erwogen  worden,  ob  es  nicht  möglich  wäre,  die  Höhenzahlen  und  Höhencurven 
in  die  vorhandenen  Flurkartensteine  einzugraviren.  Hiervon  musste  aber 
deshalb  Abstand  genommen  werden,  weil  hierdurch  eine  üeberladung  dieser 
Flurkarten  mit  Linien  und  Zahlen  stattfände,  welche  den  Hauptzweck 
derselben,  als  Grundlage  des  Grundbuches  zur  Feststellung  und  Sicherung 
des  Grundeigenthtimers  zu  dienen,  beeinträchtigen  würde.  Man  wird 
daher   das  Absehen    darauf  richten    müssen,    für    die  Höhenzahlen  und 


Sossna.    Die  Aufgabe  der  beiden  Punktpaare  etc.  361 

für  die  Höhencurven  eine  besondere  Platte  —  etwa  Zink  —  zn  nehmen, 
welche  es  dann  ermöglichen  wird,  die  Höhenangabe  in  einer  anderen 
Farbe^  etwa  braun,  auf  die  Flarkarten  aufdrucken  zu  können.  Ob 
man  hierzu  bald  schreiten  wird,  hängt  von  dem  Bedttrfniss  und  der 
Nachfrage  nach  Höhencurvenkarten  und  von  den  verfügbaren  Mitteln  ab. 

Was  den  zweiten  Wunsch  betrifft,  so  ist  zu  hoffen,  dass  die  in 
Württemberg  in  Aussicht  stehende  allgemeine  Steuerreform  die  Finanz- 
lage des  Staates  erheblich  bessern  und  auch  weitgehende  Mittel  zu 
diesem  Zweck  bald  zur  Verfügung  stellen  wird. 

Stuttgart,  im  Mai  1896.  Schiebach. 


Die  Aufgabe  der  beiden  Punktpaare  in  ihrer  örtlichen 

Auswahl  und  rechnerischen  Behandlung  mittelst  Maschine 

und  numerisch-trigonometrischer  Hilfstafel. 

Dem  Verfasser  dieser  Mittheilung  ist  es  bereits  zu  wiederholtem 
Male  begegnet,  dass  die  Auflösung  der  einfachen  Aufgabe  der  beiden 
Punktpaare  nur  höchst  rohe  Näherungscoordinaten  ftlr  die  Neupunkte 
zu  Tage  förderte.  Dieses  Vorkommniss  erregte  in  einem  kürzlich  be- 
handelten Falle  um  so  mehr  Befremden,  als  alle  Vorbedingungen  zur 
Gewinnung  guter  Rechnungselemente  in  glücklichster  Weise  zur  Durch- 
führung gelangt  waren.  Der  Grund  zu  diesem  unerwünschten  Verhalten 
konnte  nur  in  der  zur  Anwendung  gebrachten,  vielleicht  ungünstigen 
Punktgruppirung  vermuthet  werden  und  diese  Auffassung  gab  dem  Ver- 
fasser Veranlassung,  sich  über  diesen  Gegenstand  Klarheit  zu  verschaffen. 
Die  angestellte  Untersuchung  erhielt  dadurch  noch  weitere  Bedeutung, 
als  der  eingeschlagene  und  unten  mitgetheilte  Weg  gleichzeitig  zu  einer 
interessanten  Lösung  des  in  Frage  stehenden  Problems  führte,  die  eine 
wesentliche  Formelvereinfachung  und  Arbeitsverminderung  bei  bequemer 
Ausführung  mittelst  Maschine  bedeutet  und  als  einen  willkommenen  Beitrag 
zum  Ausbau  der  immer  mehr  in  Aufnahme  gelangenden  und  nur  zu 
empfehlenden  maschinellen  Rechnungs weise  gelten  kann. 

In  den  beiden  nachstehenden  Figuren  mögen  A  und  B  das  Paar 
der  gegebenen  Festpunkte  und  Pj  und  P^  dasjenige  der  zu  bestimmenden 
Neupunkte  bedeuten.  Unter  Festsetzung  eines  rechtwinkligen  Coordi- 
natensystems  mit  dem  Anfangspunkte  in  Pj  und  der  mit  Seite  P^  Pj 
zusammenfallenden  positiven  Abscissenrichtung  werden  die  beobachteten 
Richtungen  a,  ß,  y?  S  so  reducirt,  dass  die  Anfangsrichtung  für  den  Be- 
obachtungspunkt P^  nach  P^  Pj  mit  der  Benennung  0*^  und  diejenige 
des  Punktes  P^  nach  P^  Pj  mit  der  Benennung  180^  zu  liegen  kommt. 

Erfolgt  die  Bezeichnung  der  Punkte  so,  dass  bei  rechtläufigem  Umgang 
die  Reihenfolge  P^-BP^-A  oder  P^-P^-AB  entsteht,  und  wird  weiterhin 


362 


SoBsna.    Die  Aufgabe  der  beiden  Punktpaare  etc. 


der  senkrechte  Abstand  des  Punktes  A  von  Seite  P^  P^  gleich  1  gesetzt, 
so  lassen  sich  in  dieser  Maasseinheit  und  in  dem  soeben  festgesetzten 
System  die  Coordinaten  der  vier  betheiligten  Punkte  stets  folgender- 
maassen  ausdrücken: 


p^ 

r,_0 
2—0 

p. 

S  —  cotg  a  —  cotg  Y 

A 

5  , —  cotg  a 

cotg  a  —  cotg  Y 

B 

'     cotg  ß  —  cotg  8 
f.           cotg  a  —  cotg  7 

cotg  ß  —  cotg  S 

cotg  ß- 

Hiermit  lässt  sich    nun  auf  bekannte  Weise  ein  Ausdruck  für  die 
Bestimmung   des  Azimuts  der  Seite  AB  oder   der    auf   das  allgemeine 
Coordinatensystem     zu     beziehenden    Azimutdifferenz    {A  B)  —  (P^  P,-? 
wie  folgt,  bilden: 
Es  wird  aus: 

tang  {{A  B)  -  {P,  P,) }  =  ^Jj- 
unter  Fortlassung  aller  Zwischenformen  für  ß  und  8<1Ö0°: 

tang  HAB)^  (fi  P,) }  =    ''''  ", '  '''^  j  "  '''^  l  +  '''^  ^       (1) 
^  ^^       ^       V    1     2^;  cotg  a  cotg  8  —  cotg  ß  cotg  7 

und  für  ß  und  8  >  180^ : 

tang  {{A  B)  -  (P,  P,)}  =  :^.  cotg  g- cotg  ß-- cotg  t  + cotg  S 
^  ^^        ^       V    1     2/;       _i         cotg  a  cotg  8  —  cotg  ß  cot  Y 
Rechnet  nian  weiter: 

v  =  {P,P,)  =  {AB)-{iAB)-  (P.  P,)},  (2) 

so  ist  dadurch  das  Mittel  gegeben^  um  rasch  in  den  Besitz  aller  für  die 
Auflösung  der  Aufgabe  erforderlichen  A.zimute  zu  gelangen.  Zu  diesem 
Zwecke  braucht  man  nur  die  nach  der  oben  aufgestellten  Regel  geord- 
neten Richtungen  ot,  ß,  7,  0  um  den  Betrag  v  zu  verschieben  und  die  ur- 
sprüngliche Aufgabe  nimmt  alsdann  die  Form  zweier  einfachen  Vorwärts- 
abschnitte von  den  Endpunkten  der  Grundlinien  AB  aus  an. 

Die  Behandlung  dieser  beiden  neuen  Aufgaben  geschieht  im 
vorliegenden  Falle  bequemer,  als  nach  der  gewöhnlichen  Methode 
der  Dreiecksauflösung,  durch  Aufstellung  und  Auflösung  der  Glei- 
chungen für  die  paarweise  in  P^  und  Pj  sich  schneidenden  Strahlen, 
zumal  dann  die  Länge  der  Dreiecksseite  AB  nicht  bekannt  zu  sein 
braucht.  Werden  die  Coordinaten  der  Punkte  B  P^  P^  um  diejenigen 
des  Punktes   A  verkürzt  und   zum  Unterschiede  in   ihrer  Bezeichnung 

durch  Voransetzung  des  Index  A  kenntlich  gemacht,  so  hat  man: 

Aas^-tang  (Pj£)  — Ay^ 


für  P. 


^  '-^^         tang  (P,  B)  —  tang  {P\  A) 
At/i  =    A  oTj  •  tang  (P^  A) 


(3) 


SoBsna.    Die  Aufgabe  der  beiden  Pnnktpaare  etc. 


363 


und  analog: 


Lx^  = 


^  x^  •  tang  (P^  B)  —  Ay^ 


2 .  ^  tang  (Pj  B)  —  tang  P^  Ä) 


für  P, : 

Ay2=    Aa?j  •  tang  {P^  A) 

Das  Schlussergebniss  ergiebt  sich  ans: 


(3*) 


(4) 


Um  dem  Leser  auf  leichte  Weise  einen  Einblick  in  die  praktische 
Durchführbarkeit  des  Verfahrens  zu  g«ben,  wird  nachstehende  zahlen- 
mässige  AasfUhrung  eines  Beispiels  beigefügt  and  damit  gleichzeitig  das 
aas  obigen  Begeln  and  Formeln  sich  ron  selbst  ergebende  Rechenschema 
mitgetheilt.    (Siehe  Tab.  S.  364.) 


B 


:::^A 


Ficf.Z. 


B 


Wie  ans  vorstehender  Rechnung  zu  ersehen  ist^  bereitet  die  Ans- 
werthang  der  neuen  Formeln  keinerlei  Umständlichkeiten.  Die  Tafel 
wird  10  Mal  in  Anspruch  genommen  und  die  Rechenmaschine  im 
Ganzen  zu  4  Multiplikationen  und  2  Divisionen  zur  Anwendung  gebracht. 
Ist  das  Anfangsazimut  {A  B)  neu  zu  berechnen^  so  sind  Tafel  und 
Maschine  je  1  mal  mehr  zu  benutzen. 

Wie  weiter  ersichtlich  ist,  wird  für  die  Zwecke  der  Schlussprobe 
das  Azimut  (P^  P,)  aus  den  ermittelten  Coordinaten  gemäss 

2/2  -  2/1 


(P,  PJ  =  arc  tg 


X. 


X, 


(5) 


2  •"'1 

neu  berechnet,  wobei  mit  der  Rechengrösse  v  Uebereinstimmung  statt- 
zufinden hat.  Diese  Schlussprobe  besitzt  jedoch  nur  dann  volle 
Gültigkeit    und    ist    einwandsfrei,    wenn     die    Richtnngs-    und   Azimut- 


364 


Sossna.    Die  Aufgabe  der  beiden  Panktpaare  etc. 


Zu   bestimmende   Neupunkte: 

Pj :  Potsdam,  Fourage-Magazin,  Thurm,  Leuchtbolzen.    III.  Ordn.  1893. 
Pj :  Babelsberg,  Flatowthurm,  Knopf  unter  dem  Adler.    III.  Ordn.  1893. 

Gegebene   Festpunkte: 

A :  Observatorium  bei  Potsdam,  Wasserthurm,  Steinpfeiler.    II.  Ordn.  1884. 
B :  Pfingstberg,  Belvedere,  südwestlicher  Thurm,  Schornstein.   II.  Ordn.  1884. 


a)    Kichtungen  und  Azimute: 


Azimut  (Ä  B)  =  3540  34'  59,2". 


Entnommen  von  Seite:  I,  323. 


Station  P^:  Fourage-Magazin,  Leuchtbolzen. 


Ziel  P 


Ä 
B 


Observatorium 
Pfingstberg 
Babelsberg 


Mittlere 

beobachtete 

Bichtung : 


0 
116 

27 

67 


35 
20 
52 


37,7 
23,9 
25.2 


Richtung  für  die 
nachfolgende 
Berechnung : 


0 
48 

319 

00 


43 
27 
00 


12,5 
58,7 
00,0 


Richtungsver- 
schiebung : 

V 


68   35 


56,7 


Azimut: 


0  I 


117 
28 


19 
03 


09,2 
55,4! 


Rechenprobe:        + 


211 
360 


48 


26,8 


;368 
+I203 


11 
37 


11,2 
15,6 


+ 


137 


11 


53,4 


+ 


145 
360 


23|04.6| 


Station  P^:  Babelsberg,  Flatowthurm. 


Ä 
B 

Pi 


Observatorium 

Pfingstberg 

Fourage-Magazin 


2fl 
312 
248 


00 
09 
19 


00,0 
24,8 
02,9 


142  40  I  57,1 
243,50  21,9 
180  I  00  00,0 


+;  68 ;  35 


56,7 


(P,A) 
{P,B) 


u 
211 

312 


16  53,81 

26:18,61 


Rechenprobe 


771 


28 


27,7 


I 556   31 

+i  204  I  57 


19,0 
08,7 


+  1371 11    53,4 


+ 


523 

180 


4312,4| 


b)    Berechnung  der  Richtungs Verschiebung  v: 


+  cotg  a 

—  cotg  ß 

—  cotg  Y 
4-  cotg  5 


0,877898 
1,169457 
1,311857 
0,491207 


cotgacotgo+|0,431230 
cotg  ß  cotg  Y  — 1,534160 


/   1  't 


(AB)  ' 

-{AB)+(P,P,)l- 


354  34|59,2l 

285|59|02,5| 


+  3,850419 


N  l-ll, 10293(^1    (PiP2)  =  f7 


68  35'56,7 


Notiz:  ßund5>  I8O0*) 


tang  [(AB)-(PiP,)]  = 


0,286444 


c)    Coordinaten  und  Coordinatenunterschiede : 


-tg(P,^) 
tgiPiB) 


1,935872 
0^33174 


tgiP,B)äXß 


401,277 
2256,261 


-tg(P.,^) 

tgiP^B) 


0,607570 
1,093662 


tg(P^B)^Xß 


+     401 


•  i  i 


4628,107» 


+  2,469046  A  a?!  =  +  2657,538 
A  y,  =  A  a?!  tang  (P^A). 


- 1,701232  ^x^  =  —  4226,830 
A  y 2  =  A  a?2  •  tang  (Pj  A), 


Punkt  P, 


Vi 


X: 


Ay, 


Aa?.- 


P2 

Pi 
B 

A 


Babelsberg,  Flatowthurm 
Fourage-Magazin,  Leuchtbolzen 
Pfingstberg  (Z.  d.  St.) 
Observatorium,  Wasserthurm 


+ 


24460,737 
20867,530 
22549,909  — 
22951,186- 


-  '3583,508 
4991,740 
1836,327 
6068,080 


1:^ ! l 

+  1.509,551 1+12484,572 

2083,656  +11076340 

401,277  +  4231,7531 


db    000,000'rb 


0000,000 


d)    Schlussprobe : 


if         /p    PN—  +  •  3593,207  _  , 1 

Itang  {f,  f^)  -  ^      1408,232  "^  "^"  0,391915^ 


Azimut  (P,  Pj)  =  680  35'  56^6". 


*)  Wenn   ß  und  5>180o,  ist  das  Verhältniss  Z:N  im  Abschnitt  b)   mit-^"^ 
zu  multipliciren. 


1 


Sossna.    Die  Aufgabe  der  beiden  Punktpaare  etc.  365 

bildungen    des    Rechenabschnitts    a)    durchweg    durch     Summenproben 
geprüft  wurden. 

Hinsichtlich  der  örtlichen  Auswahl  der  Punkte  ist  dem  Vorstehenden 
nur  Weniges  noch  hinzuzufügen.  Die  gemäss  (1)  zu  ermittelnde 
Azimntdifferenz  (AB)  —  (P^  P^  wird  sich  um  so  naturgetreuer  und 
mit  nm  so  kleinerem  Fehler  behaftet  ergeben^  je  näher  sich  die  von 
Pj  und  Pj  ^^^^  ^  ^^d  ^  entsandten  Strahlen  daselbst  bei  rechten 
Winkeln  schneiden,  und  um  so  schärfer  wird  sich  auch  die  Lage  der 
Punkte  P^  und  P^  gemäss  den  Formeln  (3)  bestimmen  lassen  können^ 
je  mehr  den  von  A  und  B  nach  diesen  Punkten  hinführenden  Strahlen 
Gelegenheit  geboten  wird,  ein  Gleiches  zu  thun. 

Hieraus  folgt  unmittelbar,  dass  für  die  Aufgabe  der  beiden  Punkt- 
paare diejenige  Punktgruppirung  als  die  günstigere  anzusehen  ist,  die 
unter  sonst  gleichen  Bedingungen  sich  enger  an  die  Quadrat-  oder 
Rechtecksform  anschliesst  und  in  der  die  Endpunkte  der  Diagonalen 
jeweils  durch  ein  Punktpaar  besetzt  gehalten  werden. 

Man  wird  also  stets  der  in  Figur  1  dargestellten  Gruppirung  vor 
derjenigen  der  Figur  2  den  Vorzug  zu  geben  haben. 

Nach  Erkenntniss  dieses  Sachverhaltes  findet  der  Verfasser  die  zu 
Anfang  erwähnten  nicht  befriedigenden  Ergebnisse  vollständig  erklärt 
und  namentlich  auch  den  in  einer  Berechnung  zu  Tage  getretenen 
Fehler  von  20"  in  der  Azimutdifferenz  (A  B)  —  (P^  P^,  obwohl  den 
hierbei  zusammenwirkenden  Richtungen  ein  mittlerer  Beobachtungsfehler 
von  höchstens  1 1/2  "  anhaftet. 

Das  gebrachte  Beispiel  ist  kein  ernst  gemeintes,  obschon  die 
benutzten  Richtungen  thatsächlich  Beobachtungsergebnisse  des  hiesigen 
Stadtvermessungsamtes  darstellen.  Die  Gruppirung  der  schon  längst 
bestimmten  Punkte  schliesst  sich  sehr  eng  an  die  Rechtecksform  an 
und  war  dieser  Umstand,  sowie  die  Vergleichbarkeit  der  gewonnenen 
Ergebnisse  mit  den  entsprechenden  aus  einer  umfangreichen  Netz- 
Ausgleichung  hervorgegangenen  lediglich  ausschlaggebend  für  die  Wahl 
des  Beispiels. 

Hätten  dieser  eben  genannten  Netzausgleichung  obige  Näherungs- 
coordinaten  zu  Grunde  gelegen,  würde  die  Verbesserung  des  Azimuts 
(AB)  —  1.7"  betragen  haben  und  die  Coordinatenverbesserungen  der 
Punkte  Pj  und  P^  würden,  wie  folgt,  ausgefallen  sein: 

Tjj  =  -f.  5  mm  rj2  =  —  ^^  ™"^ 

Sj  =  —  5  mm  ^2  =  +  21  mm 

Bei  Berechnung  des  Beispiels  gelangten  die  in  dieser  Zeitschrift 
auf  Seite  271  vom  Verfasser  bereits  erwähnten  Hilfsmittel  wieder  zur 
Anwendung. 

Potsdam,  April  1896.  H.  Sossna. 


366       Poller.    Die  Aufnahmen  für  die  allgemeinen  und  aneftthrlichen 

Die  Aufnahmen  für  die  allgemeinen  und  ausfUhrticIten 
Eisenbahnvorarbeiten  und  ihre  Abhängigkeit  von  einander; 


von  Ingenieur  Puller  in  Saarbrücken. 


Die  für  Eisenbahnbanten  erforderlichen  Geländeaufnahmen  haben 
bekanntlich  den  Zweck,  zwischen  gegebenen  Punkten  die  bauwürdigste 
Linie  ausfindig  zu  machen,  die  hierfür  aufzubringenden  Kosten  in  zu- 
verlässiger Weise  zu  ermitteln  und  in  zweiter  Linie  die  Grundlagen  für 
die  Aufstellung  des  Bauentwurfes  zu  liefern.  Dementsprechend  sind 
diese  Aufnahmen  sowohl  sachlich  als  zeitlich  getrennt  worden  in  solche 
allgemeiner  und  ausführlicher  Art.  Erstere  werden  mit  geringerer 
Genauigkeit  vorgenommen,  wobei  die  Breitenausdehnung  ausreichend 
bemessen  wird  (500  m  und  mehr),  bei  letzteren  dagegen  bringt  man  das 
Gelände  mit  allen  seinen  Einzelheiten  zur  Darstellung,  während  die 
Breite  der  Aufnahme  mit  Rücksicht  auf  die  vorausgegangenen  allgemeinen 
Vorarbeiten  und  den  daraus  gefundenen  Linienzug  geringer  (bis  250  m) 
angenommen  werden  kann.  Der  Längenmaassstab  der  mit  Hülfe  dieser 
Messungsergebnisse  aufgetragenen  Lage-  und  Höhenpläne  beträgt  für 
erstere  Aufnahme  1 :  10000  bis  1 :  2500,  für  letztere  dagegen  meist  1 :  1000. 
Bei  besonders  einfachen  Geländegestaltungen  begnügt  man  sich  anch 
wohl  mit  der  Vornahme  allgemeiner  Vorarbeiten,  an  welche  un- 
mittelbar die  Uebertragung  der  Bahnachse  in^s  Feld  angeschlossen  wird. 

Die  allgemeinen  Vorarbeiten  wurden  früher  meistens  unter  Zugrunde- 
legung von  Katasterkarten  mit  dem  Barometer  ausgeführt;  man  machte 
also  lediglich  Höhenaufnahmen,  die  aber  bezüglich  ihrer  Genauigkeit 
Vieles  zu  wünschen  übrig  liessen.  In  neuerer  Zeit  beschränkt  man 
solche  Aufnahmen  meist  auf  ganz  allgemeine  Voruntersuchungen,  für 
welche  dieselben  allerdings  recht  gute  Dienste  leisten,  sucht  sich  da- 
gegen durch  Verwendung  zuverlässigerer  Instrumente  genauere  Pläne 
ftlr  die  vorliegenden  Arbeiten  zu  verschaffen,  und  mit  Recht!  Man  darf 
nämlich  bei  Beurth eilung  dieser  Verhältnisse  nicht  übersehen,  dass  lediglich 
auf  Grund  der  allgemeinen  Vorarbeiten  über  die  Bauwürdigkeit  einer 
Linie  an  der  Hand  eines  allgemeinen  Kostenanschlages  und  daraus 
folgender  Ertragsberechnung  endgültig  entschieden  und  namentlich  die 
hiemach  erforderliche  Bausumme  gesetzlich  bereit  gestellt  wird.  Diesen 
Umständen  trägt  auch  die  neueste  amtliche  Vorschrift  Rechnung,  nach 
welcher  möglichst  genaue  Pläne  in  einem  den  Verhältnissen  entsprechend 
grossen  Maassstabe  anzufertigen  sind,  während  es  der  Vorlage  von 
Messtischblättern  der  Landesaufnahme  (M.  1 :  25  000)  nicht  mehr  bedarf. 

Erweist  sich  das  Barometer  demnach  nicht  als  zweckmässig  für 
genauere  Aufnahmen,  so  liegt  es  nahe,  den  Theodolit  mit  Höhenkreis  an 
dessen  Stelle  treten  zu  lassen,  wobei  sowohl  die  Instrumentenstandpunkte, 
als    auch  die  Entfernungen   der  Bodenpnnkte   mit  Hülfe   der  Kataster- 


Eisenbahnvorarbeiten  und  ihre  Abhängigkeit  von  einander.         367 

plane  bestimmt  werden.  Auch  hier  handelt  es  sich  nor  um  Höhen- 
aufnahmen, welche  aber  in  nicht  geringem  Maasse  durch  die  Genauigkeit 
beeinflusst  werden,  mit  welcher  die  Lage  der  Standpunkte  und  der  auf- 
genommenen Geländepunkte  in  den  Katasterplänen  an  der  Hand  der  im 
Felde  bestimmten  Daten  festgelegt  wird. 

Zu  den  erwähnten  Uebelständen  dieses  Verfahrens  tritt  noch  der 
Umstand,  dass  im  Grossen  und  Ganzen  die  Geländeaufnahmen,  wenn 
auch  in  etwas  anderer  Weise,  zum  Theil  wiederholt  werden  müssen, 
wenn  es  sich  als  nothwendig  heraasstellt,  ausführliche  Vorarbeiten 
mit  dem  Tachymeter  vorzunehmen,  was  bei  weniger  einfachen  Gelände- 
gestaltungen stets  erforderlich  wird,  da  es  sich  als  unpraktisch  er- 
wiesen hat,  in  solchen  Fällen  an  die  Feldaufnahme  die  Absteckung  der 
Bahnachse  unmittelbar  anzuschliessen  und  nun  erst  die  unvermeidlichen 
Verschiebungen  letzterer  auszuführen. 

Allen  Anforderungen  an  zweckmässige  allgemeine  Aufnahmen  kann 
man  in  geeignetster  Weise  gerecht  werden,  wenn  man  sich  schon  bei 
diesen  zur  Benutzung  eines  Tachymeters  entschliesst  und  gleichzeitig 
dafür  Sorge  trägt,  dass  die  hier  gewonnenen  Ergebnisse  für  die  nach- 
folgenden ausführlichen  Vorarbeiten  nutzbar  gemacht  werden  können. 
Hierzu  ist  es  in  erster  Linie  erforderlich,  die  Instrumeutenstandpunkte 
genau  festzulegen,  entweder  durch  Bestimmung  von  Festpunkten  auf 
Grund  der  Klein dreiecksmessung  der  Landesaufnahme,  wie  das  in 
durchaus  praktischer  Weise  in  dem  19.  Hefte  1895  S.  541 — 544 
dieser  Zeitschrift,  beschrieben  worden  ist,  oder  (wo  letztere  Messungen 
noch  nicht  so  weit  vorgeschritten  sind)  durch  Einlegung  eines  Polygon- 
zuges, der  gemäss  den  Ausführungen  im  20.  Hefte  1894  S.  579—585 
dieser  Zeitschrift  nach  Lage  und  Höhe  bestimmt  werden  kann.  An 
diese  Arbeiten  schlicsst  sich  dann  die  tachymetrische  Aufnahme  in 
bekannter  Weise,  womit  die  Feldarbeiten  beendet  sind. 

Soll  nunmehr  zur  Vornahme  ausführlicher  Messungen  geschritten 
werden,  so  können  zunächst  die  Ergebnisse  aller  derjenigen  schon  auf- 
genommenen Bodenpunkte  wieder  benutzt  werden,  welche  sich  in  dem 
nunmehr  aufzunehmenden  Gebiete  vorfinden;  dies  ist  stets  möglich, 
wenn  die  Messungsergebnisse  in  Zahlen  vorliegen,  oder  mit  anderen 
Worten,  wenn  zur  Aufnahme  ein  Kreistachymeter  und  nicht  etwa  ein 
Messtisch  oder  Tachygraphometer  verwendet  wurde.  Weitere  Aufnahmen 
sind  im  Anschluss  an  die  schon  bestimmten  Festpunkte  vorzunehmen 
und  können  daher  lediglich  als  Ergänzungsaufnahmen  betrachtet 
werden. 

Die  Vortheile  eines  solchen  Verfahrens  dürften  einleuchten;  es 
tritt  eine  mehr  oder  minder  grosse  Ersparniss  bei  den  ausführlichen 
Vorarbeiten  ein,  die  auch  durch  den  nicht  zu  leugnenden  Mehraufwand 
bei   den  allgemeinen  Arbeiten   nicht   aufgehoben  wird;  die  für   die 


368  Kriiger.    Ueber  den  Anschluss  eines  secundären 

ausführlichen  Arbeiten  erforderliche  Zeit  wird  daher  möglichst  eingeschränkt^ 
um  so  mehr,  als  die  Lagepläne  zu  einer  Jahreszeit,  welche  für  die 
Feldarbeiten  ungeeignet  ist,  an  der  Hand  der  schon  vorliegenden 
Messungen  der  allgemeinen  Vorarbeiten  entsprechend  vorbereitet  werden 
können.  Schliesslich  soll  noch  bei  unübersichtlichem,  bewaldetem 
Gelände,  wo  die  Verwendung  des  Tachymeters  ausgeschlossen  ist,  den 
so  vortheilhaften  Messbandzügen  das  Wort  geredet  werden,  die  zweck- 
mässig an  Stelle  der  Querprofil aufnahmen,  sei  es  mit  dem  Nivellirinstru- 
mente,  sei  es  durch  Staffeln,  treten  können  und  noch  allzu  geringe 
Beachtung  in  der  Praxis  gefunden  zu  haben  scheinen. 


Ueber  den  Anschluss  eines  secundären  Dreiecksnetzes 

an  ein  Hauptnetz; 

von  Dr.  Ii.  Krüger  in  Potsdam. 
Fortsetzung  und  Schlnss  von  Seite  347. 


X. 

Um  einen  Ueberblick  über  die  Annäherung  zu  haben,  welche  durch 
die  unter  VII,  VIII  und  IX  angegebenen  Formeln  erreicht  wird,  wurde  mittelst 
derselben  das  thüringische  Dreiecksnetz  an  die  hannoversch-sächsische 
Dreieckskette  angeschlossen.  Beide  gehören  der  Königl.  Preuss.  Landes- 
Triangulation  an.  *)  Das  thüringische  Netz  ist  einmal  ohne  Zwang  aas- 
geglichen worden.  Ein  zweites  Mal  fand  die  Ausgleichung  unter  der 
Bedingung  statt,  dass  die  Werthe  der  hannoversch-sächsischen  Kette  so- 
wohl für  die  betreffenden  Winkel  auf  den  4  Anschlussstationen  Leipzig, 
Wilsdorf,  Ettersberg  und  Inselsberg  als  auch  für  die  Seitenlängen 
zwischen  diesen  Punkten  erhalten  blieben.  Für  beide  Ausgleichungen 
wurden  die  ebenen  rechtwinkligen  Coordinaten  der  Dreieckspunkte 
berechnet. 

In  der  nachstehenden  Tabelle  sind  nun  nach  den  Angaben  der 
Landesaufnahme,  S.  74  u.  S.  86  a.  a.  0.,  die  angenäherten  ebenen 
Coordinaten  x,  y  der  Dreieckspunkte  des  thüringischen  Netzes  in  Kilo- 
metern und  die  Verschiebungen  S,  tj  in  den  Coordinaten  infolge  des 
Anschlusszwanges  zusammengestellt.  Die  positive  a?-Achse  ist  jedoch 
nach  Süden  und  die  positive  y- Achse  nach  Westen  angenommen  —  so 
dass  also  hier  die  Coordinaten  das  entgegengesetzte  Vorzeichen,  wie  bei 
der  L.-A.  haben  — ,  und  der  Coordinatenanfang  ist  in  den  Schwerpunkt 
der  Eckpunkte  des  Anschlussvierecks  Leipzig- Wilsdorf-Ettersberg-Insels- 
berg,  für  welchen  2aj  =  0  =  2y  ist,  verlegt  worden. 

*)  Die  Königlich  Preussische  Landes-Triangulation.  Hauptdreiecke.  Siebenter 
Theil.  Gemessen  und  bearbeitet  von  der  trig.  Abth.  der  Landesaufnahme  etc. 
Berlin  1895. 


Dreiecksnetzes  an  ein  Hauptnetz. 


369 


Tabelle  1. 


Nr. 

Name  des 
Dreieckspunktes 

X 

.  e 

n 

1 

3 
4 

Leipzig 

Wilsdorf 

Ettersberg 

Inselsberg 

km 

—  25,581 

—  7,993 
+  8,651 
+  24,924 

km 
—  64,622 
— 19,880 
+ 14,216 
+  70,287 

m 
+  0,248 
+  0,462 
+  0^59 
+  0,501 

,m. 

—  1,726 

—  1,090 

—  0,612 

—  0,2Q4 

5 

6 

7 

8 

9 

10 

11 

12 

13 

14 

15 

16 

17 

18 

Rüden 

Roda 

Reust 

Luftschiff 

Luisenthnriu 

Eickelhahn 

Gr.  Gleichberg 

Bless 

Wetzstein 

Coburg 

Döbra 

Stelzen 

Kleina 

Kuhberg 

+   9,492 
+   7,147 
+  30,423 
+  20,967 
+  34,307 
+  46,596 
+  76,745 
+  71,330 
+  72,199 
+  91,379 
+  91,199 
•    +68,281 
+  45,920 
+  56,283  . 

—  48,537 

—  34,174 

—  51,396 
— 14,566 
+   7,361 
+  41,785 
+  63,326 
+  33,823 
+   2,075 
+  35,292 
-11,112 

—  33,404 

—  20,979 

—  52,895 

+  0,739 
+  0,662 
+   0,975 
+  0,758 
+   0,826 
+  0,787 
+  0,972 
+   1,045 

+   1,101 
+   1,205 
+   1,412 
+    1,297 
+   1,029 
+   1,248 

—  1,351 
--   1,190 

—  1,299 

—  0,975 

—  .0,636 

—  0,344 

—  0,064 

—  0,327 

—  0,581 

—  0,234 

—  0,628 

—  0,939 

—  0,903 

—  1,209 

Es  wurde  zunächst  der  Anschlass  des  thüringischen  Netzes  an  die 
Punkte  Nr.  1 — 4  naeh  dem  unter  VII  gegebenen  Verfahren,  jedoch  unter 
Annahme  gleicher  Gewichte,  ausgeführt.    Die  Formel  (2)  unter  VII  giebt 

für  die  Anschlussseite  h.k  die  folgenden  Werthe  für — — ^  und  A  bra: 


SkIc 


Anschlnss- 
seite 


1.2 
1.3 
1.4 
2.3 
2.4 
3.4 


Mittel 


103. 


8 


+  0,013941 
+  0,013330 
+  0,010511 
+  0,012443 
+  0,008810 
+  0,006434 


+  0,010911 


103.  ^  » 


+  0,000697 
+  0,001843 
+  0,002069 
+  0,003229 
+  0,002784 
+  0,002902 


+  0,002252 


Den    Mittelwerthen  entspricht  eine  Vergrösserung    des   Maassstabes 

der  anzuschliessenden  Figur  um  q^^^^^  oder    eine    Vergrösserung    der 

Seitenlogarithmen  um  47  Einheiten  der  7.  Stelle;    die  Drehung  um  den 

Coordinatenanfang  beträgt  0,464". 

Hiermit  erhält  man  nach  (3)  und  (4)  unter  VII  zur  Berechnung  der 

Coordinatenverschiebungen  der  Dreieckspunkte  in  Folge  des  Anschlusses 

die  Gleichungen 

5j:=  +  0,489  +  0,010911  X  —  0,002252  y 

7|j  =  — 0,843  +  0,002252  x  +  0,010911  y 

Zeitschrift  für  Vermessungswesen  1896.    Heft  12.  24 


} 


370 


Krüger.    Ueber  den  Anschluss  eines  secnndären 


l] 


(x  und  y  in  km)       II 


mit  denen  die  Werthe  in  denColonnen  unter  I  in  der  Tabelle  2  be 
rechnet  worden  sind,  x  und  y  sind  in  km  auszudrücken.  Die  Werthe 
für  die  Coordinatenversehiebungen  in  den  Colonnen  unter  II  sind  nach 
den  unter  VIII  mitgetheilten  Formeln  (5)  und  (1)  abgeleitet  itrorden. 
.Nach  Gl..(d)  findet  man 

«0  =  +  ^f^^^  «1  =  +  0,010555 

6o  =  -^  ö|^08  ti  =  +  0,002205     '• 

und  daher 
Zji  :^  4-  0,443  +  0,010555  x  —  0,002205  y 
r^ir—  —  0,908  +  0,002205  x  +  0,010555  y 

Die  VergrOsserang   des  Maassstabes  des  secundären  Netzes  ist  hier 

,  welchem   eine  Vergrösserung   der   Logarithmen   der  Seiten  um 
94740 

46  Einh.   der   7.  Stelle   entspricht;    die  Drehung   um   den  Ooordinaten- 

anfang  ist  0,455''. 

Die  Rechnung  für  die  Constanten  ist  bei  diesem  Verfahren  noch 
etwas  einfacher  als  bei  dem  vorigen. 

Die  folgenden  Colonnen  der  Tab.  2  bringen  die  Abweichungen  der 
nach  den  Gleichungen  I  und  II  erhaltenen  Werthe  von  denjenigeD, 
welche  der  strenge  Anschluss  durch  Ausgleichung  ergeben  bat. 

Tabelle  2. 


Nr. 

I 

n 

I  —  Aasgl.         n  —  Ausgl.    1 

«I 

^l 

£n 

% 

^i    s 

fil—fi 

5l-S 

%-'■- 

m 

m 

m 

m 

m 

m 

m 

m 

1 

+  0,355 

—  1,606 

+  0,315 

-1,647 

+  0,107 

+  0,120 

+  0,067 

+  0,079 

2 

+  0,447 

—  1,078 

+  0,402 

— 1,136 

—  0,015 

+  0,012 

—  0,060 

—  0,046 

3 

+  0,551 

—  0,668 

+  0,503 

—  0,739 

—  0,008 

—  0,056 

-0,056 

—  0,127 

4 

+  0,603 

—  0,020 

+  0,551 

—  0,111 

+  0.102 

+  0,184 

+  0,050 

+  0,093 

5 

+  0,702 

—  1,351 

+  0,650 

— 1,399 

—  0,037 

0 

—  0,089 

—  0,048 

6 

+  0,644 

—  1,200 

+  0,594 

—  1,253 

—0,018 

—  0,010 

—  0,068 

—  0,063 

7 

+  0,937 

—  1,835 

+  0,878 

—  1,383 

—  0,038 

—  0,036 

-0,097 

—  0,084 

8 

+0,751 

—  0,955 

+0,696 

— 1,016 

—  0,007 

+  0,020 

—  0,062 

—  0,041 

9 

+  0,847 

—  0,685 

+  0,789 

—  0,756 

+  0,021 

-0,049 

—  0,037 

—  0,119 

10 

+  0,903 

—  0,282 

+  0,843 

—  0,364 

+  0,116 

+  0,062 

+  0,056 

—  0,020 

11 

+  M84 

+  0,020 

+  1,114 

—  0,070 

+  0,212 

+  0,084 

+  0,142 

—  0,006 

12 

+ 1,191 

—  0,813 

+ 1,121 

—  0,394 

+  0,146 

+  0,014 

+  0,076 

—  0,067 

13 

+ 1,272 

—  0,658 

+  1,200 

-  0,727 

+  0,091 

—  0,077 

+  0,019 

-0,146 

14 

+  1,406 

—  0,252 

+  1,330 

-0,334 

+  0,201 

—  0.018 

+  0,125 

—  0,100 

15 

+  1,509 

—  0,759 

+  1,430 

-0^824 

+  0,097 

—  0,131 

+  0,018 

—  0,196 

16 

+  1,309 

-1,054 

+ 1,237 

—  1,110 

+  0,012 

—  0,115 

—  0,060 

-0,171 

17 

+ 1,037 

—  0,968 

+  0,974 

— 1,028 

+  0,008 

—  0,065 

—  0,055 

-  0,125 

18 

+ 1,222 

— 1,293 

+  1,154 

-  1,342 

0,026 

—  0,084 

—  0,094 

—  0,133  , 

Nach  den  Formeln  I  schliessen  sich  die  westlich  gelegenen  Pankte 
Nr.  10  bis  Nr.  15,  bei  Anwendung  der  Formeln  II  die  von  den  An- 
schlusspunkten entferntesten  Punkte  Nr.  11  bis  Nr.  18  am  schlechtesten 


Dreieeksnetzes  an  ein  Hauptnetz.  371 

an  die  Attsgleiehungswerthe.    Die  Summe  der  Quadrate  der  Differenzen 

in  den  beiden  letzten  Colonnen  der  Tabelle  2  giebt: 

I  —  Ausgl.  II  —  Ausgl. 

Nr.  1  bis  4:  0,0736  0,0467 

Nr.  5  bis  18:  0,2054  0,2543 

zusammen:  0,2790  0,3010 

Dem  entspricht  als  mittlere  Abweichung  eines  Punktes  von  seiner 
durch  die  Ausgleichung  bestimmten  Lage  0,125  m  bezw.  0,129  m. 

Es  soll  nun  versucht  werden,  ob  durch  Annahme  von  Gewichten 
eine  bessere  Annäherung  an  die  Ausgleichungswerthe  erzielt  werden  kann. 

Da  anzunehmen  ist^  dass  die  Lage  eines  Punktes  von  dem  ihm 
am  nächsten  liegenden  Anschlüsse  am  meisten  beeinfluast  sein  wird,  so 
wurden  die  Gewichte  umgekehrt  proportional  der  Entfernung  des  zu 
tibertragenden  Punktes  von  dem  in  Frage  kommenden  Anschlüsse  gewählt. 

Nach  YII  werden  die  Ausdrtlcke  ftlr  die  Goordinatenverschie- 
bungen,  wenn  Gewichte  eingeführt  werden: 


I* 


Hierin  wurde  nun  gkje  proportional genommen,   wo   r^jk    die 

Entfernung  des  Punktes  P  von  der  Mitte  der  Anschlussseite  P^  Pu  be- 
deutet. Die  erhaltenen  Werthe  für  f?  und  tj*  sind  in  der  nachstehenden 
Tabelle  3  unter  I*  angegeben. 

Bei    der   Anwendung    der    Formeln    (7)    unter    IX    ist   gk    pro- 
portional   gesetzt  worden:  PPu  ==  r^.    Die  vermittelst  dieser  Formeln 

gefundenen  Werthe  sind  mit  5S>  Yjjj  bezeichnet  und  in  den  beiden  Co- 
lonnen unter  11^  in  der  Tabelle  3  aufgeführt.  Die  Anschlusspunkte 
beider  Netze  fallen  hier  zusammen. 

Es  sei  noch  erwähnt,  dass  man  sich  zur  Berechnung  von  a^  und  i^, 
IX,  Gl.  7   auch   der  folgenden  Formeln  bedienen  kann.     Setzt  man 

Xjc  —  X=  Xk'  ft/k  —  Y  =  yk  '^ik  —  8  -X*=  Jfc' ,  r)&  —  S  Y=  r^ky 
so  wird 

_    S  gk  {Xk  Ik    +  Vk  r^k)       ,    lgk(Xk  rik  ~yk   ik) 

'''-      igkix'l^ryi)       '  '~       lgk{^i+yi^      \ 

Man  hat  ferner: 

2  gh  gk  {{Xh  —  Xk)  (Sa  —  h)  +  iyh  —  yk)  {rih  —  r^k )} 


«1  = 


S  gh  gk  {{Xk  —  Xk?  -f-  {yh  —  Vk? } 

___  ^gh9kSh,k  ^'Sh.k 
2  gn  gk  slk 

24^ 


372 


Krüger,    lieber  den  Anschlius  eines  secnndären 


_      ^9h9k  {{Xk  —  Xu)  (tja  —  Tjfc)  —  (yA  —jfic) (6a  —  h)] 

/(  and  A;  beziehen  sich  auf  sämmtliche  VerbindungsUnien  der  Anschlass- 
punkte. 

Die  folgenden  Colonnen  der  Tab.  3  geben  wieder  die  Abweichungen 
gegen  die  Werthe,  welche  die  Zwangsausgleichung  geliefert  hat. 


Tabelle  3. 


Nr. 

l*(i7,^  = 

=  *J 

"*  {9k'- 

=  Ü 

r — Ausgi. 

TT*  —  Ausgl 

a* 

%  1  r-„ 

1« 

Ö-«[%-i 

^11      S    >jfl    ^ 

m 

m 

m 

m 

m 

m 

m 

m 

1 

+  0,319 

—  1,633 

+  0,248 

-  1,726 

+  0,071 

+  0,093 

0 

0 

2 

+  0,465 

-  0,962 

+  0,462 

— 1,090 

+  0,003 

+  0,128 

0 

0 

3 

+  0,505 

—  0,762 

-1-  0,559 

—  0,61^ 

-0,054 

—  0,150 

0 

0 

4 

+  0,548 

-  0,121 

+  0,501 

—  0,204 

+  0,047 

+  0,083 

0 

0 

+  0,716 

—  1356 

+  0,665 

—  1,419 

—  0,023 

—  0,005 

—  0,074 

—  0,068 

6 

+  0,662 

—  1,178 

+  0,621 

—  1,245 

0 

-f  0,012 

—  0,041 

-0,055 

7 

+  0,957 

—  1,34« 

+  0,900 

— 1,398 

-  0,018 

—  0,049 

—  0,075 

—  0,099 

8 

+  0,751 

—  0,966 

+  0,716 

—  0,978 

—  0,007 

+  0,009 

—  0.042 

0,003 

9 

+  0,813 

—  0,719 

+  0,833 

—  0,709 

0,013 

—  0,083 

+  0,007 

-  0,073 

10 

+  0,832 

—  0,342 

+  0,808 

-  0,373 

+  0,045 

+  0,002 

+  0,021 

—0,029 

11 

+ 1,022 

-  0,027 

+  1,056 

—  0,097 

+  0,050 

+  0,037 

+  0,084 

-0,033 

12 

+ 1,132 

—  0,342 

+ 1,087 

—  0,389 

+  0,087 

—  0,015 

+  0,042 

-0,062 

13 

+  1,246 

—  0,665 

+  1,197 

—  0,705 

+  0,065 

—  0,084 

+  0,016 

-0,124 

14 

+ 1,351 

—  0,275 

+ 1,274 

—  0,298 

+  0,146 

—  0,041 

+  0,069 

—  0,064 

15 

+ 1,492 

—  0,760 

+ 1,429 

—  0,807 

+  0,080 

-  0,132 

+  0,017 

-0,179 

16 

+ 1,315 

—  1,057 

+ 1,256 

— 1,100 

+  0,018 

—  0,118 

—  0,041 

—  0,161 

17 

+  1,040 

—  0,973 

+  0,996 

-1,007 

+  0,011 

—  0,070 

—  0,033 

-0,104 

18 

+ 1,241 

—  1,305 

+ 1,176 

-1,348 

-0,007 

—  0,096 

—  0,072 

-0,139^ 

Die   Summe   der   Quadrate   der  Differenzen  in   den    letzten  beiden 
Rubriken  der  Tab.  3  beträgt  bei 

I*    —  Ausgi.  II*  —  Ausgl. 

Nr.  1  bis  4 :  0,0646  0 

Nr.  5  bis  1«:  0,1109  0,1732 

Die  mittlere  Abweichung  der  letzten  14  Punkte  von  den  durch  die 
Ausgleichung  erhaltenen  Lagen  ist  mithin  bei 

I*  II* 

0,089  m  0,111m 

Die  entsprechenden  Werthe  bei  I  und  II,  Tab.  2  (also  mit  5f  =  l)  sind 

0,121  m  und  0,135  m 


Dreiecksnetzes  an  ein  Hanptnetz. 


873 


In  beiden  Fällen  ist  also  durch  die  Gewichtsannahme  g  proportional 
—  eine  bessere  Annäherung  an  die  Ausgleichungswerthe  erzielt  worden« 

Y 

Es  ist  aber  fraglich^  ob  diese  im  Verhältniss  zu  der  durch  die  Berück« 
sichtigung  von  Gewichten  verursachten  Mehrarbeit  steht,  die  um  so 
mehr  zunimmt,  je  mehr  Anschlusspunkte  vorhanden  sind. 

Durch  die  Werthe  unter  P,  Tab.  3,  wird  für  den  in  der  Mitte 
liegenden  Punkt  Nr.  9  und  für  die  drei  östlichen  Punkte  Nr.  16  bis  18 
eine  etwas  schlechtere  Bestimmung  erhalten  als  durch  die  entsprechenden 
Werthe  unter  I,  Tab.  2;  für  die  übrigen  Punkte,  namentlich  die  früher 
schlecht  bestimmten  Nr.  10,  11,  12  und  14,  ergeben  sich  aber  bessere 
Lagen. 

Die  Werthe  unter  II*,  Tab.  3,  geben  fttr  alle  Punkte  eine  allerdings 
nur  geringe  Zunahme  der  Annäherung  an  die  Ausgleichungswerthe 
als  die  entsprechenden  Werthe  unter  II  der  Tab.  2. 

Es  ist  vielleicht  möglich,  dass  man  durch  andere  Gewichtsannahmen 
den  Ausgleichungswerthen  näher  kommt.  Um  dies  zu  untersuchen, 
habe  ich  für  die  5  Punkte:  Nr.  5  Röden^  Nr.  9  Luisenthurm,  Nr.  11 
Gleichberg^  Nr.  15  Döbra  und  Nr.  18  Kuhberg,  die  sich  ziemlich  gleich- 
massig  über  das  Netz  vertheilen,  die  Coordinatenverschiebungen  nach 
der    61.    I*    mit    verschiedenen    Annahmen    für   gh,k    berechnet.       Der 


Reihe    nach    ist   gnjc    proportional  —^  ,  — y^  ,  ( 


Sh,k\' 


sin^  mhjc 


AJk         '  hJc         ^  'hJc  ^  'h    ^  ^k 

angenommen  worden,  thjc  bezeichnet  wie  vorher  die  Entfernung  des 
ZQ  übertragenden  Punktes  von  der  Mitte,  rh  und  rje  sind  die  Entfeniungen 
von  den  Endpunkten  der  Anschlussseite  $hjt  ;  ^hjt  ist  der  Winkel, 
welchen  rh  und  ru  miteinander  bilden.  Die  gefundenen  Ergebnisse  sind 
in  der  Tab.  4  zusammengestellt. 

Tabelle  4. 


Nr. 

ghjc  = 

1 

SkJc 
9h.k  =       2 
'h.k 

9hJc      i   A 

sin*  mhjc 

5*1 

^I 

5*1 

^* 

n 

-.1 

51 

< 

m 

m 

m 

m 

m 

m             m 

m 

5 

+  0,730 

—  1,354 

+  0,733 

—  1,290 

+  0,755 

—  1,234 

+  0,729 

— 1,398 

9 

+  0,789 

—  0,750 

+  0,789 

—  0,717 

+  0,772 

—  0,723 

+  0,788 

—  0,735 

11 

+  1,050 

—  0,071 

+  1,055 

-0,060 

+  0,995 

—  0,111 

+  0,944 

-0,143 

15 

+ 1,477 

-  0,761 

+  1,452 

-  0,731 

+  1,438 

—  0,713 

+ 1,423 

—  0,741 

18 

+  1,256 

— 1,313 

+ 1,239 

-  1,253 

+ 1,249 

-1,202 

+ 1,270 

— 1,272 

Die  Tab.  4  a  giebt  die  Abweichungen  der  in  der  Tab.  4  aufge- 
führten Werthe  von  den  entsprechenden  Ausgleichungswerthen  in  der 
Tabelle  1. 


374       Krüger.    Ueber  den  Anschlass  eines  secandären  Dreiecknetzes  etc. 


1 

Tabelle  4  a. 

' 

Nr. 

1 

ShJc 

^*^    (^%) 

n-« 

-n]       ri 

5I-S 

^j  — -n 

«*/-«   Vx-I 

K-^ 

T^iZ-^i 

5 

9 

U 

15 

18 

m 

—  0,009 

—  0,037 
+  0,078 
+  0,065 
-h  0,008 

m 

—  0,003 
-0,114 

—  0,007 

—  0,133 

—  0,104 

m 

—  0,006 

—  0,037 
+  0,083 
+  0,040 

—  0,009 

m 
+  0,061 

—  0,001 
+  0,004 

—  0,t03 
-0,044 

m 
+  0,016 
—  0,054 
+  0,023 
+  0,026 
+  0,001 

m 
+  0,117 
-0,087 
-0,047 
—  0,085 
+  0,007 

m 

—  0,010 
-0,038 

—  0,028 
+  0,011 
+  0,022 

m      • 

—  0,047 1 

—  0,099 

—  0,079 

—  0,113 
-0,063; 

Die  mittlere  Abweichung  der  5  Punkte  Nr.  5,  Nr.  9,  Nr.  11,  Nr.  15 
und  Nr.  18;  wenn  ihre  Üoordinatenverscbiebungen  nach  der  Formel  l* 
berechnet  werden,  von  den  in  Folge  der  Ausgleichung  sich  ergebenden 
Lagen  ist  mithin  nach  Tab.  2,  Tab.  3  und  Tab.  4a  die  folgende: 


für  ghjc=^    1 


9hJc 


sm^  mji 


/''«•^  ^A.fc  ^A.& 

MittlereAbweichung5==0,135  0,094  0,104    0,081       0,084 

1 


r 


4-  r' 
0,087  m 


Die  Gewichtsannahme  gnjc  = 


als  die  Annahme  gh.k  = 


liefert    hiernach  schlechtere  Wertfae 


h.k 


ThJc 


Die   letzten  drei  Annahmen  scheinen 


siemlieh  gleichwerthig  zu  sein. 

Für  die  Gewiehtsbestimmung  brauchen  Vhjcy  Shjcy  ^kjt  u.  s.  w.  übrigens 
nur  ganz  angenähert  bekannt  zu  sein. 

Obgleich  die  Formeln  zur  conformen  Uebertragung  bei  4  Anschluss- 
punkten  (vergil.  IV)  hier  nicht  anwendbar  sind,  weil  das  thüringische 
Netz  ganz  ausserhalb  des  Anschlusses  Hegt,  so  habe  ich  doch  auch  mit 
ihnen  für  einige  Punkte  die  Coordinatenverschiebungen  abgeleitet.  Es 
geschah  dies,  theils  um  die  Formeln  rechnerisch  zu  prüfen,  theils  aber 
auch,  um  einmal  zu  sehen,  wie  gross  die  Abweichungen  sein  würden. 
Der  Coordinatenanfang  wurde  in  den  Schnittpunkt  der  Diagonalen 
Leipzig-Inselsberg  und  Wilsdorf-Ettersberg  gelegt.  Seine  Coordinaten 
sind  in  dem  bisher  benutzten  Coordinatensystem  a;  =  — 11,589  km 
y  ==  —  27,247  km.  Die  Berechnung  der  Constanten  nach  der  Gl.  (6*) 
unter  IV  ergab 


a,  =^  +  429 


t.  =  — 1199 


«1==  + 
öt,  ==  + 


13,88 
0,0233 


fti  =  + 
*.  =  + 


1,98 
0,0224, 


mit  welchen  man  i  und  t;  in  Millimetern  erhält.  Zur  Ableitung  von 
(  und  Y)  wurden  die  Gl.  (9)  und  (10)  unter  IV  benutzt.  Die  Anwendung 
derselben  auf  die  4  Anschlusspunkte  lieferte  mit  den  Yorstehenden 
Constanten    die  vorgeschriebenen   Werthe   für  die   Coordinatenverschie- 


Puller.    Zur  Geschichte  der  Sohiebetachymeter.  37^: 

bangen.      Für  die  dem  Anacblass  ziemlich  parallel  liegende  Funklreihe 

Nr.  5  Rüden,  Nr.  8  Luftschiff  und  Nr.  10  Kickelhahn  wnrde  erhalten:. 

ROden  Luftschiff         Kickelhahn 

£  =  4-  l"i73  +  0^846  +  ^671 

1]  =  —  1,106  —  0,909  —  0,209 

Diese  Werthe    weichen    schon    stark  von    den  Ausgleicbungswerthen  in 

der  Tab.  1  ab.     Die  conforme  Abbildung  iat  also  in  diesem  Falle  selbst 

fllr  die  dem  Anschluss  am  nScbsten  liegenden  Punkte  nicht  zu  benatzen. 


Zur  Geschichte  der  Schiebetachymeter; 

von  Ingenieur  Puller  in  Saarbrücken. 


Nach  den  im  Handboehe  der  Vermessnngsknnde  von  Prof.  Jordan, 
auf  Seite  611  and  612  der  4.  Auflage  gemachten  Angaben  sind  lediglich 
zwei  Conatrucüftneo  der  Sohiebetachymeter,  diejenigen  TOn  Ing.  Wagner 
und  Kreuter,  in  weiteren  Kreisen  bekannt  geworden;  hiernach  hat 
ersterer  sein  Taehygrapbometer  schon  im  Jahre  1868  zur  AasfUhrung 
gebracht,  während  Kreuter  seine  Erfindung  im  Jahre  1674  verSffentUchte. 
Es  scheint  daher  nicht  bekannt  tu  sein,  dass  der  Oedanke,  die  ICntfemoDgen 
und  Höhen  der  aufgenommenen  Bodenpnnkte  nnmittelbar  am  Instrament 
abzulesen,  schon  im  Jahre  1865  von  Geometer  Kiefer,  der  bei  der  ehe- 
maligen Rheinischen  Eisenbahn-Oesellschaft  in  Köln  thstig  war,   gefasst 


wurde  und  za  einem  brauchbaren  Schiebetachymeter  führte.  Allem  An- 
scheine nach  hat  dieses  Instrument  keine  weitere  Verbreitung  und  daher 
auch  keine  Erwähnung  in  der  Litteratur  gefunden;  jedenfalls  war  das- 
selbe im  Jahre  1881,  als  bei  der  KCniglichen  Eisenbahn-Direction  Ktlln  (1.) 
Eiseubahn-Vorarbeiten  in  grüsserem  Umfange  mit  dem  Kreistachymeter 
von  Starke  &  Kammerer  in  Wien  zur  Ausfflhmng  kamen,  der 
Vergessenheit  anheimgefallen.  Es  dürfte  somit  fttr  die  Leser  dieser  Zeit- 
schrift   von  Interesse    und   allgemein    von  geschichtlichem  Werthe  sein, 


376'  Gesetze  und  Verordnungen. 

eine  Beschreibung  eines  solchen  Schiebetachymeters  zu  geben,  der  im 
Jahre  1873  ron  der  Firma  F.  W.  Breithaupt  &  Sohn  in  Cassel  für 
Rechnung  der  Rheinischen  Eisenbahn-Gesellschaft  ausgeführt  worden  ist. 

Das  in  vorstehender  Figur  dargestellte  Instrument  besitzt  ein 
Fernrohr,  welches  in  zwei  Trägern  ruht,  die  in  einer  Grundplatte  ihre 
Unterstützung  finden;  dasselbe  ist  um  eine  horizontale  Achse  drehbar 
und  mit  einer  Bremsvorrichtung  und  einer  Reinbewegung  versehen.  Auf 
der  Drehachse  dieses  Fernrohrs  und  mit  letzterem  fest  verbunden  ist 
ein  Lineal  befestigt,  welches  eine  Eintheilung  bis  150  Meter  im  Maass- 
stab  1:1250  trägt.  An  diesem  Fernrohrlineal  entlang  bewegt  sich  ein 
Schieber,  der  auf  einer  entsprechend  ausgebildeten  Kante  der  Grund' 
platte  geführt  und  durch  eine  vor  dem  getheilten  Lineal  angebrachte 
Schiene  in  senkrechter  Läge  gehalten  wird.  Dieser  Schieber  besitzt  eine 
Theilung  auf  Glas  in  demselben  V«rhältniss  1:1250;  der  Nullpunkt 
derselben  liegt  mit  der  Drehachse  des  Fernrohrs  in  gleicher  Höhe,  von 
diesem  Nullpunkt  verläuft  die  Theilung  nach  oben  und  unten.  Bei 
horizontaler  Lage  des  Fernrohrs  befindet  sich  die  Nulllinie  der  Glas- 
scala  in  derselben  Höhe  mit  der  Mittellinie  des  Femrohrlineales,  welche 
gleichzeitig  mit  der  Visirlinie  in  ein  und  derselben  Horizontalebene  liegt. 
Stellt  man  den  Schieber  auf  den  Nullpunkt  der  Linealtheilung,  so  tritt 
die  an  dem  unteren  Ende  des  Schiebers  angebrachte  Markirnadel  in 
eine  an  der  Kante  der  Grundplatte  vorgesehene  kleine  Oeffnung,  in 
welche  eine  Nadel  eingesetzt  und  als  Drehpunkt  des  ganzen  Instrumentes 
benutzt  werden  kann.  Das  Fernrohr  besitzt  einen  Distanzmesser  auf 
Glas  mit  der  Constanten  100. 

Aus  dieser  Beschreibung  geht  hervor,  dass  vorliegendes  Instrument 
als  Kippregel  auf  einem  Messtische  verwendet  wurde;  die  Einrichtung 
des  Schiebers  deutet  darauf  hin,  dass  auch  für  diesen  Tachymeter  die 
schiefe  Lattenstellung  zur  Anwendung  gekommen  i$t.  Die  oben  an- 
gegebene Markirvorrichtung  dient  zweifellos  dazu,  die  aufgenommenen 
Punkte  der  Lage  nach  direct  auf  den  Messtisch  übertragen  zu  können, 
sodass  wir  es  mit  einem  Tachygraphometer  zu  thun  haben,  welches 
in  dieser  Form  wohl  als  nicht  ganz  unzweckmässig  und  einfach  in  der  Con- 
struction und  Handhabung  bezeichnet  werden  darf,  wobei  noch  angenehm 
auffällt,  dass  auf  die  Benutzung  von  Nonien  verzichtet  wurde;  auch  ist 
die  Höhenablesung  an  der  senkrechten  Glasscala  originell  und  nicht 
unbequem. 

Gesetze  und  Verordnungen. 

Königlich  Preussisches  Finanzministerium. 
Zufolge    einer  Mittheilung    des  Herrn  Justizministers   hat  sich  nach 
dem  Inkrafttreten  des  Communalabgabengesetzes  vom  14.  Juli  1893  eine 
Reihe  von  Gemeinden,   in  denen    die  Erhebung  einer  Umsatzsteuer  vom 


Gesetze  nnd  Verordnungen.  377 

GrundeigeBtham  beschlossen  war^  an  die  Justizbehörden  mit  dem  Er- 
suchen gewandt^  dass  ihnen  die  ans  dem  Grandbache  sich  ergebenden 
£igenthamsveränderangen  als  Grundlage  für  jene  Steuererhebung  zu- 
gänglich gemacht  werden. 

Es  ist  nicht  noth wendig,  die  Mitwirkung  der  Justizbehörden  für 
diesen  Zweck  in  Ansl>rnch  zu  nehmen.  Vielmehr  sind  die  gemäss  §  57 
der  Grandbuchordnung  seitens  der  Amtsgerichte  an  die  Eatasterämter 
mitzutheilenden,  die  Auf lassungserklärangen  und  Eigenthumseintragungen 
nachweisenden  sogenannten  Eigenthumsveränderangslisten  wohl  geeignet, 
um  sie  da,  wo  von  den  Gemeinden  Umsatzsteuern  vom  Grundeigenthum 
erhoben  werden,  fttr  die  Zwecke  der  Gemeindeverwaltung  ebenfalls  nutzbar 
nnd  hierdurch  besondere  Mittheilungen  der  Gerichte  entbehrlich  zu  machen. 

Demgemäss  bestimme  ich  im  Einvernehmen  mit  den  Herren  Ministem 
der  Justiz  und  des  Innern  Folgendes: 

Die  erwähnten  Eigenthumsveränderungslisten  werden  gemäss  den 
hierüber  erlassenen  Bestimmungen  (§  16  ff.  der  Katasteranweisung  I 
vom  21.  Februar  1896)  wie  bisher,  so  auch  hinfort  von  dem  Amtsgericht 
nnmittelbar  dem  Katasteramt  mitgetheilt. 

Das  Katasteramt  hat  alsdann  entweder 

1)  der  Gemeinde  zu  gestatten,  durch  ihre  eigenen  Organe  in  den 
Geschäftsräumen  des  Katasteramts  die  erforderlichen  Nachrichten  daraus 
entnehmen  zu  lassen,  oder 

2)  den  Gemeinden  Abschrift  davon  gegen  Zahlung  der  entstehenden 
Oopialien  zur  Staatskasse  zu  ertheilen,  oder 

3)  in  die  nach  §  83  Nr.  3  a.  a.  0.  der  Gemeinde  auf  Verlangen 
mitzutheilenden  Nachrichten  über  Eigenthumsveränderungen  nach  den 
Angaben  der  gerichtlichen  Eigenthumsveränderungslisten  den  Tag  der 
Auflassung  u.  s.  w.,  den  Tag  der  erfolgten  Umschreibung  im  Grund- 
buche,  sowie  den  Kauf-  oder  Erwerbspreis  kostenfrei  mit  aufzunehmen. 

Welcher  von  diesen  drei  Wegen  zu  wählen  ist,  sowie  ferner  die 
Festsetzung  darüber,  ob  die  Mittheilungen  in  jedem  einzelnen  Falle  sofort 
oder  angesammelt  in  entsprechenden  Zeitfristen  erfolgen  sollen,  ist  nach 
Anhörung  der  betheiligten  Gemeinden  von  der  Königlichen  Regierung 
zu  bestimmen. 

In  dem  Falle  zu  2  hat  die  Königliche  Regierung  ferner  nach  den 
üblichen  Preisen  den  Einheitssatz  der  Copialien  festzusetzen.  Die  darnach 
zu  zahlenden  Copialien  hat  das  Katasteramt  zu  notiren  und  ihre  Jahres- 
summe  am  Schluss  des  Rechnungsjahres  dem  Gemeindevorstand  zur  Ab- 
führung an  die  Kreiskasse  mitzutheileU)  auch  der  Kasse  selbst  mit  Be- 
nutzung des  üeberweisungsformulars  A  zu  §  83  der  Katasteranweisung  V 
vom  21.  Februar  1896  zur  Empfangnahme  zu  überweisen.  Die  ein- 
gehenden Beträge  sind  in  der  Rechnung  von  den  directen  Steuern  unter 
Titel  6  ^Gebühren"  Nr.  2  ^andere  Gebühren  der  Katasterverwaltung" 
au  vereinnahmen. 


378  Büchei^chaa. 

Soweit  is  einzelnea  Orten  zur  Zeit  ein  anmittelbarer  Verkebr  zwischen 
dem  Amtsgericht  and  der  Oemeindeverwaltang  beateht  and  zu  Unzu- 
träglichkeiten  nicht  geführt  hat,  beabsichtigt  der  Herr  Jostizminieter 
dessen  Fortdauer  widerraflich  za  gestatten.  Wo  dies  zatrifft^  wird  der 
Königlichen  Regierung  hiervon  seitens  des  betreffenden  Amtsgerichts 
Kenntniss  gegeben  werden.  Wo  dagegen  die  Fortdauer  nicht  nachgelassen 
wird,  hat  seiner  Zeit  die  Königliche  Regierang  das  Amtsgericht  davon 
in  Kenntniss  zu  setzen,  von  welchem  Zeitpunkte  ab  die  Mittheilungen 
in  der   oben  geordneten  Weise  darch  das  Katasteramt  erfolgen  werden. 

Aus  Anlass  eines  Specialfalles  wird  darauf  aufmerksam  gemacht, 
dass  es  nicht  zulässig  ist,  die  gerichtlichen  EigenthumsveränderungsliBten 
durch  Vermittlung  der  Gemeindebehörden  an  die  Kataaterämter  gelangen 
zu  lassen.  Denn  nach  den  jetzt  bestehenden  Mnrichtungen  bilden  die 
Listen  einen  unmittelbaren  Bestandtheil  der  Katasterfortschreibungs-Ver- 
handlungen  und  dürfen  aus  diesen  nicht  entfernt,  noch  verspätet  den 
Katasterämtern  zugestellt  werden,  wenn  anders  ein  geordneter  Geschäfts- 
betrieb aufrecht  erhalten  werden  soll. 

Berlin,  den  22.  April  1896. 

Der  Finanzminister. 
H  i  q  u  e  1. 

An  die  Königlichen  Regierungen  (ausschliesslich  Sigmaringen). 

Abschrift  erhält  die  Königliche  Direction  zur  Kenntnissnahme  mit 
dem  Bemerken,  dass  der  Herr  Justizminister  die  einstweilige  Fortdauer 
des  bestehenden  unmittelbaren  Verkehrs  zwischen  dem  Amtagericbt  und 
der  Stadtverwaltung  in  Berlin  in  Aussicht  genommen  hat. 

Berlin,  den  24.  April  1896. 

Der  Finanzminister. 
Mi  quel. 
Au  die  Königliche  Direction  für  die  Verwaltung  der  directen  Steuern  hier. 

(Deutscher  Reicfasanzeiger  Nr*  110.) 


BOcherschau. 


Grundlehren  der  Kulturtechnik.  Unter  Mitwirkung  von  Dr.  M.  Fleischer, 
P.  Gerhardt,  Dr.  E.  Gieseler,  M.  Grantz,  Dr.  Ii:  Witt  mack  heraus- 
gegeben von  Dr.  Oh,  Aug.  Vogler,  Professor  an  der  landwirtlischaft- 
lichen  Hochschule  in  Berlin.  696  S.  gr.  8^  mit  Q34  in  den  Text  gedmpkten 
Abbildungen.    Berlin  1896.    Paul  Parey. 

Nur  wenige  Jahrzehnte  trennen  uns  von  der  Zeit,  in  welcher  die 
Kulturtechnik  als  besonderer  Unterrichtsgegenstand  an  landwirthschaft- 
liehen  und  technischen  Lehranstalten  eingeführt ,  worden  ist.  Zuerst 
waren  es  Wiesenbauschulen  und  niedere  landwirthschaftliche  Schulen, 
welche     sich    die    Ausbildung    von   Wiesenbaumeistern    und   Drainage- 


BUoherBchau.  379; 

technikern  zur  Angabe  machten^  und  erst  viel  später  haben  polytechnisch^ 
Schalen,  wie  diejenigen  zu  Karlsruhe^  München^  Darmstadt  u.  a.,  die 
Aasbiidung  von  Kaitaringenieuren  in  ihr  Unterrichtsprograimn  auf* 
genomn^n.  In  Preossen  sind  seit  EinfQhrung  der  Kaltarteohnik  als 
wissenschaftliches  Unterrichtsfach  in  den  Lehrplan  der  landwirthschaft- 
llchen  Hochschulen  und  des  den  ILiandmesserQ  ermöglichten  Besuchs  der 
Vorlesungen  über  dieses  Fach  gerade  jetzt  zwei  Jahrzehnte  verflossen. 
Reinem  anderen,  als  dem  am  1.  April  d.  J.  von  seinem  Amte  als 
Director  der  landwirthschaftliohen  Akademie  Poppelsdorf  zurückgetretenen 
Geh.  Regierungsrath  Dr.  Dünkelberg  haben  es  die  preussischen  Land- 
messer zu  verdanken,  dass  ihnen  mit  Einführung  der  Kulturtechnik 
in  den  Lehrplan  dieser  Akademie  die  akademischen  Pforten  für  immer 
geöffnet  wurden.  Derselbe  schreibt  unterm  12.  Februar  1876  an  die 
Zeitschrift  fUr  Yermesaungswesen  (S.  91),  dass  der  Minister  für  land- 
wirthschaftliche  Angelegenheiten  angeordnet  habCf  dass  vom  Sommer- 
semester 1876  ab  specielle  Vorlegungen  für  Kulturtechniker  in  den 
Lehrplan  der  Akademie  Poppelsdorf  aufgenommen  werden.  Nicht 
unerwähnt  darf  hier  bleiben,  dass  in  Württemberg,  wo  seit  einer  Reihe 
von  Jahren  an  der  landwirthschaftlichen  Akademie  Hohenheim  alljährlich 
sogenannte  Wiesenbaucurse,  vornehmlich  für  Feldmesser,  abgehalten 
wurden,  schon  im  Jahre  1874  an  der  mit  der  Baugewerkschula 
verbundenen  Oeometerschule  ein  besonderer  Cursus  zur  Ausbildung  und 
Prüfung  von  Feldmessern  als  Kulturtechniker  eingerichtet  worden  ist. 

Nicht  viel  länger  her  ist  der  Beginn  der  literarischen  Thätigkeit 
auf  dem  Qebiete  der  Kulturtechnik  in  Deutschland.  Die  zuerst 
erschienenen  Schriften  waren  meist  Monographien  über  einzelne  Gebiete 
der  Kulturtechnik,  und  wiederum  war  es  zuerst  Dttnkelberg,  der  es 
sich  zur  Aufgabe  machte,  ein  sämmtliche  Gebiete  der  Kulturtechnik 
umfassendes  Handbuch  herauszugeben,  nachdem  er  schon  durch  die  in 
den  Jahren  1868 — 1871  von  ihm  redigirte  Zeitschrift  „Der  Kultur- 
Ingenieur^  bestrebt  war,  technische  Kenntnisse  in  ihrer  Anwendung  auf 
die  Landwirthschaft  zu  fördern  und  zu  verbreiten,  und  nachdem  sich 
derselbe  durch  die  wiederholte  Bearbeitung  des  Lehrbuchs  über 
Wiesenbau  (Letzte  Ausgabe  1894)  literarisch  bekannt  gemacht  hatte. 

Als  im  Jahre  1883  die  „Encjklopädie  und  Methodologie  .  der 
Kalturtechnik<<  von  Dttnkelberg  erschien  (vgl.  Z.  f.  V.  1883,  S.  302), 
war  ausser  diesem  nur  noch  ein  Werk  vorhanden,  welches  als  Handbuch 
beim  Studium  und  als  Leitfaden  beim  Unterricht  in  der  Kulturtechnik 
dienen  konnte :  „Der  landwirthschaftliche  Wasserbau^  von  Dr.  E. 
Pereis,  Berlin,  1877.  Beides  sind,  jedes  in  seiner  Art,  vorzttgliche. 
Werke;  Unter  diesen  Umständen  wird  die  Frage  jetzt  wohl  nicht 
unbegründet  sein:  Liegt  das  Bedttrfniss  nach  einem  weiteren  Handbuch. 
über  Kulturtechnik  voi;  ?    Hiertiber  giebt  der  Verfasser  des  vorliegenden^ 


880  Büchersohau. 

Werkes  AnfschlusS;  indem  er  in  dem  Vorwort  zu  demselben  ansfttbrt: 
„Dünkelberg's  Encyklopädie  und  Methodologie  der  Eulturtechnik  ist  ein 
weitgreff^ndes,  gross  angelegtes  Werk.  Dass  daneben  das  Bedtlrfhiss 
nach  kulturteehnischer  Belehrung  in  schlichter  Form  bestand,  beweisen 
Schriften,  wie  das  Bändchen  „Der  Land wirth  als  Eulturtechniker  der 
Thaerbibliothek".  Der  landwirthschaftliche  Wasserbau  von  Pereis  ist 
an  und  für  sich  ein  sehr  bräuchbares  Handbuch/  aber  für  den  Eultur- 
techniker nicht  ausreichend,  weil  in  demselben  verschiedene  Hilfswissen- 
schaften der  Eulturtechnik  nicht  enthalten  sind.  Die  Yogler'schen 
„Grundlehren  der  Eulturtechnik",  welche  den  goldenen  Mittelweg  ein- 
halten und  dem  Bedürfniss  der  geodätisch  vorgebildeten  Oandldaten 
möglichst  Rechnung  tragen,  werden  daher  nach  unserer  Ansicht  recht 
wohl  geeignet  sein,  die  bestehende  Lücke  in  der  Literatur  auszufüllen^ 
und  es  ist  sicher  anzunehmen,  dass  dieselben  von  Lehrern  und 
Studirenden  der  Eulturtechnik  künftig  als  Hand-  und  Nachschlagebuch 
werden  gerne  benutzt  werden. 

Vergleichen  wir  die  „Girundlehren  der  Eulturtechnik  von  Vogler** 
mit  „Dünkelberg's  Encyklopädie  und  Methodologie  der  Eulturtechnik**, 
so  ist  zunächst  zu  Gunsten  des  Vogler'schen  Werkes  anzuführen,  dass 
die  einzelnen  Gebiete  der  Eulturtechnik  von  Fachmännern  auf  diesen 
Gebieten  bearbeitet  sind;  denn  bei  aller  Hochachtung  vor  dem 
umfassenden  Wissen  Dünkelberg's  wird  es  sich  doch  nicht  verkennen 
lassen,  dass  das  Dünkelberg'sche  Werk  auf  einzelnen,  dem  Verfasser 
ferner  liegenden  Gebieten  doch  etwas  zu  sehr  „encyklopädisch" 
behandelt  ist.  In  dem  Vogler^schen  Werk  ist  dies  weniger  bemerkbar, 
weil  begreiflicherweise  jeder  der  Mitarbeiter  sein  volles  Eönnen  ein- 
gesetzt hat,  um  der  von  ihm  übernommenen  Aufgabe  gerecht  zu  werden. 
Sehen  wir  sodann  von  dem  1.  Bande  des  Dünkelberg^schen  Werkes,  die 
Terrainlehre  und  die  Terraindarstellung  in  einer  für  den  vorliegenden 
Zweck  doch  etwas  zu  ausführlichen  Behaudlungsweise  enthaltend, 
deshalb  ab,  weil  ein  grosser  Theil  dieses  Stoffes  nicht  unmittelbar  zur 
Sache  gehört,  so  fällt  ein  Vergleich  zwischen  dem  2.  Band  von  Dünkelberg 
und  dem  Vogler'schen  Werk,  welche  beide  annähernd  den  gleichen 
Stoff  umfassen,  zunächst  bezüglich  des  Umfanges  nicht  zu  Ungunsten 
des  Vogler^schen  Buches  aus.  Durch  den  grösseren  Umfang  war  es 
aber  auch  möglich,  wenigstens  einzelne  Gebiete  eingehender  za 
behandeln.  Für  Vogler's  Grundlehren  der  Eulturtechnik  wird  daher 
neben  dem  grösseren  und  umfassenderen  Werk  Dünkelberg*s  immer 
noch  Platz  genug  übrig  bleiben. 

Wenn  wir  auf  den  Inhalt  des  Vogler'schen  Buches  nunmehr 
näher  eingehen,  so  haben  wir  zunächst  der  Bodenkunde  zu  erwähnen, 
welche  von  Professor  Dr.  M.  Fleischer  in  Berlin  in  5  Eapiteln  sehr 
ausführlich  dargestellt  ist.  Während  der  Verfasser  dieses  Abschnittes 
es    in    erster   Linie    darauf   abgesehen    hatte,     einen    Einblick   in   die 


Büchersch^n.  381 

chemischen  und  mechanischen  Vorgänge  bei  der  Entstehung  und 
Umbildung  des  Bodens,  sowie  in  die  chemischen  und  physikalischen 
Eigenschaften  der  verschiedenen  Bodenarten  zu  geben,  so  glaubte  derselbe 
doch  auch  das  zum  Verständniss  der  Bodenkunde  Erforderliche 
aas  der  Mineralogie  und  Geognosie  dem  Leser  des  Buches  nicht  vor- 
enthalten zu  sollen.  Endlich  hat  der  Verfasser  die  physiologischen 
Vorgänge  im  Boden,  deren  Bedeutung  für  die  Bodenumwandlungen  und 
für  die  Fruchtbarkeit  des  Bodens  allgemein  anerkannt  ist,  nach  dem 
heutigen  Standpunkte  der  Wissenschaft  zur  Darstellung  gebracht.  Ob 
der  Verfasser  bei  Sichtung  des  Stoffes  durchaus  das  Richtige  getroffen 
hat,  müssen  wir  einer  berufeneren  Kritik  überlassen.  Dass  derselbe 
hierbei  der  Entstehung  und  dem  Verhalten  der  Moorböden  besondere 
Beachtung  geschenkt  hat,  ist  nicht  nur  durch  die  reiche  Erfahrung  des 
Verfassers  auf  diesem  Gebiete,  sondern  auch  dadurch  zu  erklären,  dass 
die  Moorkultur  von  Jahr  zu  Jahr  von  grösserer  Bedeutung  für  die 
Landwirthschaft  geworden  ist. 

In  dem  zweiten  Abschnitt  hat  der  Geh.  Regierungsrath  Dr.  L. 
Wittmack  in  Berlin  aus  der  Botanik  die  ihm  für  das  vorliegende  Buch 
wissenswerth  erscheinenden  Gegenstände  in  klarer  Weise  behandelt 
DemgemäsB  umfasst  der  Abschnitt  vorzugsweise  die  Wiesenpflanzen  und 
deren  Erkenpnng,  die  Systematik  der  Gräser  und  Hülsenfrüchte,  während 
zum  Zweck  der  Bestimmung  der  übrigen  einheimischen  Pflanzen  die 
Benutzung  einer  Flora  empfohlen  wird.  Ueber  Keimung  und  Wuchs- 
verhältnisse ist  in  dem  Abschnitt  so  viel  enthalten,  dass  diejenigen, 
welche  keine  eigentlichen  botanischen  Studien  gemacht  haben,  aus  dem^ 
seihen  einen  Begriff  von  der  Keimung,  Ernährung  und  Fortpflanzung, 
sowie  über  den  mechanischen  Aufbau  der  Pflanzen  erhalten.  Hierzu 
trägt  eine  gi:össere  Anzahl  von  bildlichen  Darstellungen  nicht 
unwesentlich  bei. 

Der  dritte  Abschnitt,  bearbeitet  von  Professor  Dr.  E.  Gieseler  in 
Poppeisdorf,  handelt  von  der  Hydraulik,  die  beiden  Theile  Hydrostatik 
und  Hydrodynamik  umfassend,  nachdem  in  der  Einleitung  zu  diesem 
Kapitel  die  allgemeinen  Gesetze  der  Mechanik  über  Ruhe  und  Bewegung 
erörtert  sind.  Wenn  der  Verfasser  hierbei  nur  bekannte  Sätze  und 
Regeln  zu  Grunde  gelegt  und  sich  einfacher  Darstellung  und 
elementarer  Mathematik  bedient  hat,  so  wird  das  mit  Rücksicht  auf 
das  Bedürfniss  und  die  nicht  unverhältnissmässig  hohen  Vorkenntnisse 
der  Abnehmer  dieses  Buches  auf  dem  Gebiete  der  mechanischen  Wissenschaft 
nur  gebilligt  werden  können.  Der  hydrometrische  Theil  dieses  Kapitels, 
welcher  von  dem  Kulturtechniker  vorzugsweise  verwendet  wird,  dürfte 
nach  unserer  Ansicht  etwas  ausführlicher  behandelt  und  mit  Zahlen- 
beispielen reichlich  versehen  sein. 

Damit  ist  der  naturwissenschaftliche  Theil  des  Buches  ab- 
geschlossen. 


382  BUeherschau. 

Der  technische  Teil  be^nnt  mit  dem  von  Meliorationsfoauinspeetor 
M.  Grantz  in  Berlin  verfassten  Abschnitt  über  fiaukunde,  welehe  die 
Gebiete  des  £rd-,  Weg-,  Brfieken-  and  Wasser -Baues  in  der 
Ausdehnung:  in  sich  begreift ,  wie  solche  Biluten  bei  der  Aus- 
führung der  gewöhnlichen  landwirthschaftliehen  Meliorationen  vor- 
zukommen pflegen.  Eine  erhebliche  Anzahl  *  von  Gonntructions- 
zeichnungen  unterstützen  den  klaren  und  leichtverständlichen  Text,  der 
sich  im  wesentlichen  innerhalb  des  Rahmens  bewegt,  der  dem  Kaltur- 
techniker  gesteckt  ist.  Nur  in  einzelnen  Fällen^  wie  z.  B.  bei  den 
Gründungen,  kdnnt«  es  fraglich  erscheinen,  ob  der  Verfiasser  nicht 
etwas  zu  weit  gegangen  ist.  Die  von  dem  Verfasser  beliebte  Giiedernng 
der  einzelnen  Arbeiten,  nämlich  des  Erdbaues  in  die  Vorarbeiten  und 
in  die  Ausführung  der  Erdarbeiten,  des  Wegbaues  in  Vorarbeiten  und 
Ausbau  der  Wege,  des  Brückenbaues  in  Vorarbeiten,  Holzbrücken  und 
massive  Brücken,  und  des  Wasserbaues  in  GruHdbau,  üferbau  nnd 
Stauanlagen  ist  zu  billigen,  auch  ist  anzuerkennen,  dass  der  Verfasser 
so  viele  Angaben  und  -  Formeln  über  Dimensionirung  von  Bauwerken 
gemacht  hat,  dass  mit  denselben  für  die  bei  gewöhnlichen  Meliorations- 
bauten vorkommenden  einfachen  Fälle  fast  immer  auszukommen  sein 
wird.  Der  Kostenvoranschlag  über  Erstellung  einer  hölzernen  Balken- 
brücke kann  als  Norm  für  ähnliche  Fälle  dienen;  Unter  der  Baukunde 
vermissen  wir  aber  eine  besondere  Abhandlung  über  Stütz-  und  Futter- 
mauern. Dieses  Gebiet  erscheint  uns  von  allergrösster  Wichtigkeit, 
denn  es  giebt  ebensowenig  einen  Baumeister,  dem  nicht  eine  Fatter, 
mauer  verunglückt  wäre,  als  einen  Reiter,  der  noch  nicht  vom  Pferde 
abgeworfen  worden  ist. 

Eisen  und  Cement  sind  unstreitig  die  Baumaterialien  des 
Brücken-  und  Wasserbaues  der  Zukunft.  Deshalb  möchten  wir 
wünschen,  dass  das  Holz  bei  späteren  Bearbeitungen  der  Baukunde 
durch  diese  Materialien  etwas  mehr  verdrängt  würde. 

Die  eigentliche  Kulturtechnik,  Entwässerung  und  Drainage, 
Bewässerung  und  Moorkultur  umfassend,  ist  von  dem  in  der  kultnr- 
technischen  Literatur  schon  länger  bekannten  Regierungs-  und  Baurath 
Gerhardt  in  Königsberg  bearbeitet.  Die  Einleitung  zu  diesem  Abschnitt 
enthält  meteorologische  Angaben,  welche  nach  unserer  Ansicht  hätten 
poch  etwas  weiter  ausgedehnt  werden  dürfen.  Auch  darüber  kann 
man  im  Zweifel  sein,  ob  die  Schöpfmaachinen  den  Rahmen  dieses 
Buches  nicht  übersteigen.  Wir  befürchten  das  zwar  nicht,  da  doch 
Fälle  vorkommen  können^  wo  ein  Eulturtechniker  unter  Berathung  eines 
Maschineningenieurs  solche  Schöpfmaschinen  beschaffen  muss. 

In  dem  Kapitel  über  Drainage  findet  sich  aUes  Wissenswerthe, 
was  seither  vpn  Theorie  und  Praxis  als  richtig  und  brauchbar  erkannt 
worden  ist,    und  selbstredend  ist  darin  der  Querdrainag'e^    mit  welcher 


Personalnachriehten.  383 

sich    der  Verfasser   schon    früher  eingehend  beschäfügt  hat,    besondere 
Sorgfalt  sagewendet. 

Die  Moorfealtur  ist,  nnd  dies  wohl  mit  Recht,  im  vorliegenden 
Bache  mit  einer  Ausführlichkeit  und  Orfindlichkeit  behandelt,  wie  dies 
in  ähnlichen  Büchern  bis  jetzt  nicht  geschehen  ist. 

Die  Bewässerung  beschäftigt  sich  vorzugsweise  mit  der  Be- 
wässerung der  Wiesen  und  der  Aasf&hrung  der  Wiesenbauten  nach 
verschiedenen  Systemen,  es  sind  aber  auch  Bewässerungen  anderer 
Kulturen  und  die  Berieselung  mit  städtischem  Canalwasser  wenigstens 
kurz  berührt.  Dass  der  Verfasser  diese,  bei  ans  nur  selten  vor- 
kommenden  Fälle  nicht  ausftthrlic^her  behandelt  hat,  können  wir  nur 
billigen. 

Wenn  einer  späteren  Neuauflage  einige  ansgefObrte  und 
erprobte  Beispiele  von  Ent-  und  Bewässerungsanlagen  in  Form  von 
Planbeilagen  mit  erläuterndem  Text  beigegeben  werden  könnten,  so 
würden  dieii  die  Brauchbarkeit  des  Buches  nooh  wesentlioh  erhöhen. 

Den  Schluss  des  Buches  bildet  der  von  dem  Herausgeber  selbst 
bearbeitete  Abschnitt  über  das  Traciren,  in  welchem  nach  einer  an 
einem  Beispiel  gezeigten  Anleitung  zum  Traciren  eines  Weges  die 
verschied^en  Verfahren  zar  AufnaChme  des  Geländes  mittels  Nivellir- 
instrument,  Tachymeter  und  Barometer  näher  beschrieben  sind,  und  in 
welchem  gezeigt  ist,  wie  die  ausgearbeiteten  Entwürfe  auf  das  Gelände 
übertrage  werden.  Der  Verfasser  dieses  Abschnittes  ist  den  Lesern 
dieser  Zeitschrift  so  weit  bekannt^  dass  es  keiner  weiteren  Empfehlung 
bedarf^  und  wenn  auch  hier  das  alte  Sprüchwort:  ^finis  coronat  opus^ 
sich  bewährt,  so  brauchen  wir  dem  Vogler'schen  Buch  einen  besonderen 
Glückwunsch  auf  den  Weg  nicht  mitzugeben.  Seh. 


Personalnachriehten. 


Der  seitherige  Vorsteher  der  Vermessungsabtheilung  des  städtischen 
Tiefbauamts  zu  Frankfurt  a.  M.,  Stadtgeometer  Spindler  ist  am 
I.Januar  d.  J.  in  den  Ruhestand  getreten.  Zu  seinem  Amtsnachfolger 
ist  vom  1.  April  d.  J.  ab  der  Stadtgeometer  Luhe  vom  Magistrat  er- 
nannt worden. 

Herr  Spindler,  eins  der  ältesten  und  verdientesten  Mitglieder  des 
Dentsehen  Geometer- Vereins  ist  durch  die  unter  seiner  Leitung  aus- 
geführte, mustergültige  Neumessung  der  Stadt  Frankfurt  a.  M.  in  weiten 
Kreisen  als  ausgezeichneter  Geodät  bekannt  geworden.  Wir  hoffen, 
dass  der  geistig  und  körperlich  noch  sehr  rüstige  Herr  sich  des  wohl- 
verdienten Ruhestandea  noch  recht  lange  erfreuen  und  auch  unserem 
Verdne  seine  Theilnahme  und  thätige  Mitwirkung  nicht  entziehen  möge. 

L.  Winckel. 


384  Berichtigungen.  —  Neue  Schriften  über  Vermessungswesen. 

Württemberg«  Seine  Königliche  Majestät  haben  am  25.  Mai  d.  J. 
geruht  den  Oberamtsgeometer  Bäuerle  in  Biberach  zum  Bezirks- 
geometer  für  die  Oberamtsbezirke  Biberach  and  Laupheim  mit  dem 
Amtssitz  in  Biberach  zu  ernennen. 


Berichtigungen. 

In  J  0  r  d an,  Logarithmisch-Trigonometrische  Tafeln  für  neue  Theilung 
ist  Seite  157  ein  Druckfehler  enthalten: 

log  sin  09  2V  20«  =  7.36Ö  687 
soll  heissen     7.630  687 
Ehingen  a.  D.,  7.  Juni  1896.  Geometer  Denzel 

Auf  Seite  323  d^  vorigen  Heftes  11  dieser  Zeitschrift  unten  im 
Kleingedruckten  soll  stehen  Zeitschrift  1875  S.  27—34,  statt  Zeit- 
schrift 1895. 


Neue  Schriften  über  Vermessungsweseni 

Die  Nivellements -Ergebnisse  der  trigonometrischen  Abtheilung  der 
Königl.  Freussischen  Landesaufnahme.  .  Heft  I;  Provinz  Ostpreassen, 
mit  3  Uebersiehtsblättern.  Berlin  1896.  Im  Selbstverlage,  zu  beziehen 
durch  die  K(^nigl.  Hofbuchhandlung  von  E.  S;  Mittler  &  Sohn 
Kochstrasse  68/71. 

Ebenso  Heft  H  Provinz  Westpreussen, 
„  „      ni      ^         Pommern, 

„  „      VI      „         Posen. 

Ricerche  sul  coefficiente  di  rifrazione  terrestre  eseguite  in  Roma  nel 
1895.  Memoria  di  V.  Reina  e  G.  Cicconetti,  Roma  tipografia 
della  R.  Accademia  dei  lincei,  1896. 


Inhalt. 

Grössere  Miitheilungen :  Mittheilung  über  die  Höhenaufhahmen  in  Württemberg 
im  Maassstab  i :  2500  und  die  Herstellung  einer  Topographischen  Karte  im 
Maassstab  1 :  25000,  von  Schieb  ach.  —  Die  Aufgaben  der  beiden  Punktpaare 
in  ihrer  örtlichen  Auswahl  und  rechnerischen  Behandlung  mittelst  Maschine 
und  numerisch-trigonometrischer  Hilfstafel,  von  Sossna.  —  Die  Aufhahmeß 
für  die  allgemeinen  und  ausführlichen  Eisenbahnvorarbeiten  und  ihre  Ab- 
hängigkeit von  einander,  von  Pull  er.  —  üeber  den  Anschluss  eines  secundären 
Dreiecksnetzes  an  ein  Hauptnetz,  von  Krüger  (Schlusö).  —  Zur  Geschichte 
der  Schiebetachymeter,  von  Pul  1er.  —  Gesetze  und  Verordnungen.  —  Bflcherifika«. 
—  Pertonalnachrichien.  —  Neue  Schriften  Ober  Vermessungswesen. 

Verlag  von  Konrad  Wittwer  Stuttgart  —  Druck  von  Gebrüder  Jänecke  in  Hannover. 


385 

ZEITSCHRIFT  for  VERMESSUNGSWESEN. 

Organ  des  Deutschen  Geometervereins. 

Herausgegeben  von 

Dr.  W.  Jordan,  und  0.  Steppes, 

Professor    in    Hannover  Steuer-Ratb  in  )fOnchen. 

HOt 

1896.  Heft  13.  Band  XXV. 

— -^     1.  JulL     ^ 

Der  Grundbesitz; 

von  Obergeometer  Harksen,  Dessau. 


I. 

§  1.  Einleitung. 

Eines  aufstrebenden  Standes  Recht  und  Füicht  ist  es,  unablftsaig 
an  seiner  Ausbildung  zu  arbeiten  und  über  das  nothwendige  Maass 
hinaus  noch  alle  diejenigen  Wissenszweige  in  den  Kreis  seiner  Studien 
zu  ziehen^  deren  Beherrschung  ihm  irgendwie  eine  Steigerung  seiner 
fachlichen  Thätigkeit  in  Aussicht  stellt.  Erwägungen  dieser  Art  und 
der  Gedanke^  dass  nur  derjenige  die  Erscheinungen  der  Gegenwart  voll 
zu  erfassen  und  richtig  zu  beurtheilen  vermag^  der  sich  über  die  Ver- 
gangenheit zur  Genüge  unterrichtet  hat^  sind  es  gewesen^  die  es  mir 
einst  nahelegten,  einige  geschichtliche  Abhandlungen  zu  schreiben.  Die 
Auswahl  eines  diesbezüglichen  dem  Landmesser  zusagenden  Stoffes  war 
leicht:  die  Geschichte  seines  Standes,  die  Geschichte  des  Grundeigen- 
thums  und  die  der  Maasse^  das  schien  mir  derjenige  Stoft  zu  sein, 
dessen  Behandlung  wohlwollender  Aufnahme  sicher  sei.  Und  als  ich 
nun  endlich,  nach  Ablauf  eines  ftinfjährigen  mühevollen  und  kostspieligen 
Stadiums  der  einschlägigen  Litteratur  und  der  Quellen,  mit  der  end- 
gültigen Ausarbeitung  der  Manusciupte  beschäftigt  war,  da  erschien 
Anfang  1895  „Das  Vermessungswesen  der  Markgemeinden  ^  und  gleich- 
zeitig hörte  ich  von  dem  Verfasser,  Herrn  Eiffler,  dass  er  noch  weitere 
Pläne  verfolge.  Nach  einigem  Zögern  entschloss  ich  mich  deswegen 
^nstweilen  meine  Arbeitei\,  von  der  Veröffentlichung  zurückzuhalten, 
es  soll  dies  aber  nicht  etwa  heissen,  dass  ich  endgültig  hierauf  Ver- 
zicht leiste.  Mit  einem  kleinen  abgerundeten  Auszuge  aus  meinen 
Arbeiten  komme  ich  sogar  sofort,  aber  in  solcher  Beschränkung,  dass 
ich  sicher  bin,  den  Plänen  anderer  Herren  nicht  hinderlich  zu  sein. 
Denn  während  Herr  Eiffler  und  Andere  hauptsächlich  darauf  ausgehen, 
eine  Vermessongsgeschichte  zu  schreiben  und  darum  andere  wirth- 
schaftliehe  Einrichtungen  und  Fragen,  wenn  auch  nicht  gerade  nebenbei, 

Zeitschrift  für  Vermessangswesen  18%.   Heft  13.  ^ 


3gS  Harksen.    Der  Grundbesitz. 

«0  doch  nur  in  gedrängter  Kürze  berühren,  will  ich  in  diesem  A^ftatze 
eine  eingehende  Darstellnng  fiber  die  Entstehung  und  EnlmekelaBg  des 
Eigenthams  am  Grund  und  Boden  geben.  Das  Vermessungswesen  dabei 
aber  ganz  zu  tibergehen,  das  ist  nicht  möglich,  denn  nachweisbar  steht 
des  öfteren  die  Art  der  landmesserischen  Behandlung  des  Grund  und 
Bodens,  namentlich  des  römischen,  in  festem  Zusammenhang  einerseits 
mit  den  öffentlich-rechtlichen  Beziehungen  der  betreffenden  Territorien, 
andererseits  mit  den  privatrechtlichen  Verhältnissen  der  Grundstücke. 
Deswegen  und  noch  aus  anderen  Gründen  behalte  ich  es  mir  vor,  wo 
nur  immer  es  mir  zweckmässig  erscheinen  sollte,  über  den  Kern  der 
Darstellung  hinaus  weiter  zu  gehen. 

Obgleich  es  nicht  der  Erwähnung  bedarf,  wie  nützlich  es  ist,  auf 
dem  Gebiete  der  Agrargeschichte  oder  allgemeiner  auf  dem  Gebiete  der 
Wirthschaftsgeschichte  zu  Ilause  zu  sein,  mögen  doch  einige  Beispiele 
dies  recht  deutlich  vor  Augen  führen:  Was  soll  z.  B.  derjenige,  der 
die  Geschichte  des  deutschen  Wirthschaftslebens  nicht  kennt,  über 
die  seit  einigen  Jahren  in  Preussen  eingeführte  Grundeigenthumsform 
„Das  Rentengut^  denken?  Muss  er  nicht  glau^ben,  er  habe  es  mit  einer 
noch  nie  dagewesenen,  lediglich  aus  modernen  Ideen  und  Verhältnissen 
hervorgegangenen  Erscheinung  zu  thun,  während  sich  in  Wahrheit  im 
Rentengut  nur  längst  vorhandene  und  praktisch  schon  bewährte  Ge- 
danken wiederbelebten?  Der  Rentenkauf,  die  Erbpacht  und  die  Erb- 
zinsleihe,  einst  über  ganz  Deutschland  verbreitet,  dann  aber  als  Rest 
einer  vergangenen  Zeit  und  als  Hemmniss  einer  freien  Entwiekelung  in 
Preussen  und  anderen  deutschen  Staaten  hinweggefegt  von  der 
stürmischen  Bewegung  um  die  Mitte  dieses  Jahrhunderts,  erstehen  in 
der  Rentengutsinstitution  wieder,  freilich  in  einem  der  Gegenwart  zu. 
sagenden  Gewände.  Und  weiter:  Kann  nicht  derjenige,  dem  die  Geschichte 
des  Wirthschaftslebens  nicht  geläufig  ist,  glauben,  Grundsteuer- 
katastrirungen,  Grenzvermarkungen  und  Verkoppelungen  seien  im 
wesentlichen  Kinder  des  letzten  Jahrhunderts?  Wie  weit  er  von  der 
Wahrheit  abirrt,  erfährt  er  bald,  sofern  er  sieh  nur  entschliesst,  sich  in 
der  zuständigen  Litteratur,  beispielsweise  in  „Stöber^  die  römischen 
Grundsteuervermessungen*'  oder  in  „Weber,  die  römische  Agrargeschichte^ 
umzusehen.  Und  was  speciell  die  Verkoppelungen  anbetrifft,  wobei  wir 
aber  ganz  und  gar  absehen  wollen  von  den  oft  gewaltsam  und  rück- 
sichtslos und  nicht  immer  der  Landeskultur  wegen  durchgeführten 
römischen  Verkoppelungen,  könnte  man  da  nicht  glauben,  die  modemeo 
im  Dienste  der  Landeskultur  stehenden  Verkoppelungen^  die  namentlich 
die  Beseitigung  der  Grnndstückszersplitterung  und  der  unwirtbschaftlichen 
wegelosen  Gemengplage  mit  ihrem  Flurzwang,  die  Aufhebung  derTrift- 
und  Weideservituten  und  eine  maassvolle  Auftheilung  der  Allmenden 
etc.  erstreben,  hätten  von  Preussen  ihren  Ausgang  genommen  und  hätten 
hier    erst   mit   dem  Eingreifen  der  Gesetzgebung  anfangs  dieses  Jahr- 


Harksen.    Der  Grundbesitz.  387 

banderts  eingesetzt?  Weder  das  eine  noch  das  andere  ist  der  Fall* 
Eine  der  ersten  Verkoppelangen,  von  der  wir  Kunde  haben,  yoUzieht 
sich  im  Hochstift  Kempten  und  zwar  seit  der  Mitte  des  16.  Jahrhunderts^ 
Sie  geht  lediglich  aus  der  InitiatiTC  der  Betheiligten  hervor  und  ist  mit 
Abbau  der  Gehöfte  verbanden,  so  dass  die  Kartenbilder  uns  nonmehr, 
soweit  die  Verkoppelangen  daselbst  durchgeführt  sind,  in  der  Hauptsache 
Einzelhöfe  zeigen.  Im  vorigen  Jahrhindert  regt  es  sich  schon  überall 
dort,  wo  Germanen  sitzen,  so  in  Deutschland,  England,  Schweden, 
Norwegen  und  Dänemark.  Aus  ^Seebohm,  die  englische  Dorfgemcsinde^ 
erfahren  wir,  dass  England  in  runder  Zahl  10  000  PfarrgeilieindeH  besitzt 
nnd  dass  innerhalb  der  Jahre  von  1760^-1844  3867  Einhegungs- 
gesetze*)  (inclosure  Acts)  erlassen  wurden^  d.  h.  e»  kam  in  den  Ge- 
markungen von  3867  Ffarrgeiiieinden  an  Landesauseipandersetzangen, 
sei  es  zu  vollständigen  Verkoppelupgen  oder  nuir  in  Ausscheidilngen 
des  gutsherrlichen  Grundbesitzes  aus  der  GemeogUgcmit  den  Grundstücken 
der  bäuerlichen  Wirthe.  Und  der  kürzlich  verstorbene  Nationailökondm 
Haussen  berichtet  in  seinen  agi^arhistorischen  Unterauchungen,  Band  I  in 
Abschnitt  U,  dass  in  Schleswig -Holstein  bereits  im  16.  Jahrhundert  Ver- 
koppelungen  stattfanden,  aber  erst  seit  1766  ernstlicher  begannen«  In 
den  3  Jahrzehnten  von  1770  bis  1800  gestalteten  sie  dann  fast  alle  Theile 
Schleswig -Holsteins  und  Dänemarks  so  vollständig  am,  dass  heate  kaum 
Spuren  der  früheren  Besiedelungscommission  (Gewanndörfer  mit  Gemeng- 
lage der  Grundstücke  in  kleinen  wegelosen  Gewannen,  Dorfallmenden 
und  Marken  ausserhalb  der  Dorfgemarkungeo)  zu  entdecken  sind.  Sofort 
nach  diesen  Verkoppelungen  fanden  Umsiedelungen  innerhalb  der  einzelnen 
Gemarkungen  statt,  indem  viele  Grundbesitzer  nunmehr  ihre  Wohnsitze  im 
Dorfe  aufgeben,  um  sich  innerhalb  der  ihnen  in  der  Verkoppelung  au- 
gefallenen  Grundstücke  neu  anzubauen.  Mehr  oder  minder  lückenhafte  Orts* 
lagen  und  eine  mehr  oder  minder  grosse  Anzi^l  ausgebauter  Höfe,  das  ist  das 
charakteristische  Aussehen  Schleswig- Holsteins  und  Dänemarks.  Ein  ähn- 
liches aber  auf  einen  ganz  anderen  Ursprung  zurückzuführendes  Bild  bietet 
ein  grosser  Theil  Westfalens.  Die  volksthümliche  Art  der  germanischen  An* 
siedelung  ist  die  Besiedelung  nach  Einzelhöfen  innerhalb  eines  möglichst 
geschlossenen,  in  Kämpe  oder  Koppeln  zerfallenden  Grundbesitzes  aber 
nicht,  obgleich  sie  lange  als  solche  galt,  und  heute  noch  vielfach  dafür 
ausgegeben  wird.  Vielmehr  haben  wir  die  vorhin  geschilderte,  im 
vorigen  Jahrhundert  in  Dänemark  und  Schleswig*  Holstein  untergegangene 
Besiedelungsform,  durchgeführt  auf  der  Grundlage  der  Hufenverfaasiing, 
als  die  nationale  anzusprechen.  Doch  genug  der  Beispiele,  auf  die  alle 
wir  noch  an  zugehöriger  Stelle  zurückzukommen  haben,  sie  sollten  hier 
nur  dazu  dienen,   zu  zeigen,    dass   eine    richtige  Erkenntniss  der  Ver- 

*)  Einhegungfrgesetze  deswegen,  weil  die  neu  aasgewiesenen,  vom  Flurzwang 
nnd  von  sonstigen  Servituten  befreiten  Grundstücke  dauernd  von  ihrem  Inhaber 
eingehegt  werden  konnten  und  auch  wurden» 

25* 


388  Harksen.    Der  Grandbesitz. 

gangenheit  wichtige  Fingerzeige  für  gegenwärtiges  Handeln  geben  kann. 
Freilich^  wenn  jemand  den  Einwand  erheben  sollte^  dass  der  nnmittelbar 
für  die  Praxis  erzielte  Gewinn  in  den  gewählten  Beispielen  nicht  gerade 
greifbar  zu  Tage  tritt,  so  kann  ihm  allenfalls  beigepflichtet  werden. 
Ein  mittelbarer  Gewinn  ist  aber  zweifellos  zu  erkennen^  wer  den  nicht 
za  erkennen  vermag  and  wer  überhaupt  nicht  der  Ueberzeugung  ist, 
dass  die  Kenntniss  der  Vergangenheit  tüchtiger  macht  für  die  Aufgaben 
der  Gegenwart;  für  den  sind  die  nachfolgenden  Zeilen  nicht  bestimmt. 
Zahlreiche  Forscher  sind  mit  unermüdlichem  Fleisse^  aber  auch  mit 
lohnendem  Erfolge  thätig  gewesen^  die  Entstehung  und  Entwicklung 
des  Grundbesitzes  und  des  Grundeigenthums  oder  besser  und  allgemeiner 
„den  wichtigen  Ueb ergang  der  Menschen  vom  Nomadenleben  zur 
Sesshaftmachung;  sowie  die  weitere  Entwicklung  in  der  festen  An- 
siedelung^ zu  Studiren  und  klar  zu  legen.  Es  liegt  nahe,  zu  fragen, 
aus  welchen  Quellen  schöpft  denn  eine  derartige  Forschung?  Als 
solche  sind  zu  nennen:  die  Berichte  der  alten  Schriftsteller  über  das, 
was  sie  selbst  oder  Zeitgenossen  vor  ihnen  gesehen  und  erlebt  haben 
und  über  das,  was  ihnen  als  mehr  oder  minder  alte  Ueberlieferung;  sei 
es  mündliche  oder  schriftliche^  bekannt  wurde ;  femer  die  auf  Tempeln, 
Statuen,  Opferaltlüren,  ausgezeichneten  Grenzsteinen  u.  s.  w.  angebrachten 
Inschriften,  Gräberfunde,  Bautrttmmer,  das  in  den  aufgezeichneten 
Gesetzen  niedergelegte  Recht  und  sonstige  schriftliche  Aufseichnungen 
(Urkunden,  Verträge,  Befehle  u.  s-  w.)  jeder  Art  und  aus  jeder  Zeit. 
Vortrefflich  controlirt,  begründet,  erweitert  und  ergänzt  werden  die 
ans  den  genannten  Quellen  geschöpften  Ergebnisse  durch  das  Studium 
der  Ortsnamen,  durch  das  Studium  der  topographischen  und  wirthschaft- 
liehen  Karten  und  der  dazu  gehörenden  Verzeichnisse,  sowie  durch  die 
mit  Hülfe  der  vergleichenden  Sprach-,  Wirthschafts-  und  Rechts- 
wissenschaft gewonnenen  Anschauungen  und  Kenntnisse.  Naturgemäss 
schliesst  sich  hier  die  Frage  an:  Reichen  gedachte  Quellen  und  Hilfs- 
mittel der  Forschung  denn  auch  aus,  um  für  alle  Zeiten  ein  eindeutiges 
und  richtiges  Bild  von  dem  Wirthschaftsleben  eines  Volkes  zu  gewinnen? 
Sie  muss  leider  mit  „nein^  beantwortet  werden.  Die  vomationalen 
Zeiten  und  vielfach  auch  noch  umfangreiche  Entwickelungsepochen  aas 
den  Anfängen  des  nationalen  Daseins  der  Völkerschaften  und  der 
Völker  liegen  mehr  oder  minder  im  Dunkel  und  sehr  oft  sind  es  nur 
Vermuthungen,  denen  je  nach  den  sie  stützenden  Unterlagen  eine 
grössere  oder  geringere  Wahrscheinlichkeit  innewohnt,  die  über  diese 
Anfänge  gewagt  werden  können.  Immerhin  kommt  der  Forschung 
hierbei  zu  Gute,  dass  für  das  Gebiet  der  wirthschaftlichen  Entwickelung 
die  Anzahl  der  zulässigen  Hypothesen  eine  beschränkte  ist,  um  so 
beschränkter,  je  mehr  feste  Ausgangs-  und  Anhaltspunkte  jene  Quellen 
und  Hilfsmittel  ihr  von  vornherein  bieten.  Was  die  Quellen  und  die 
sonstigen  Hilfsmittel  der  Forschung  im  einzelnen  Falle,  d.  h.  bezüglich 


Harkseo.    Der  Grundbesitz.  3g9 

eines  bestimmten  Volkes  zu  leisten  vermOgen^  darüber  giebt  die  weitere 
Darstellung  hinreichenden  Aufschluss. 

Kaum  brauche  ich  es  zu  sagen,  dass  ich  mir  für  gegenwärtige 
Abhandlung  im  wesentlichen  die  bescheidene  Rolle  des  Vermittlers 
gefallen  lassen  muss.  Gleichwohl  handelt  es  sich  aber  nicht  im 
mindesten  um  einen  Auszug  aus  einigen  passenden  Werken.  Im  Gegen- 
theil,  ich  habe  mich,  wie  bereits  erwähnt,  durch  fortgesetztes  Studium 
zahlreichen  Werke  und  Abhandlungen,  namentlich  auch  aller  neueren 
auf  dem  Gebiete  der  Agrargeschichte,  der  Wirthschaftsgeschichte  u.  s.  w., 
durch  Zurückgehen  auf  die  Quellen,  wie  ich  glaube,  genügend  vov> 
bereitet,  um  selbständig,  aus  eigenem  Urtheil  die  mir  gestellte  Aufgabe 
lösen  zu  können. 

Die  benutzten  Werke  und  Quellen  alle  aufzuzählen,  dazu  gebricht 
es  an  Raum.  Ich  begnüge  mich  deswegen  mit  einem  Hinweis  auf  die 
im  Text  genannten  Werke,  auf  das  „Handwörterbuch  der  Staatswissen- 
Schäften",  Bd.  I — VI,  1890  — 1894,  auf  die  in  seinen  zahlreichen  ein- 
schlägigen Artikeln  angegebene  Litteratur  und  auf  die  sich  wieder 
hieraus  ergebende.  Ein  Werk  muss  ich  aber  besonders  hervorheben, 
es  ist  dieses  das  neueste,  erst  Mitte  März  dieses  Jahres  erschienene 
Werk  des  um  die  agrar-  und  wirthschafitshistorische  Forschung  so  hoch- 
yerdienten  Geheimrath  Professor  Dr,  August  Meitzen,  nämlich  ^Siedelung 
und  Agrarwesen  der  Westgermanen  und  Ostgermanen,  der  Kelten, 
Römer,  Finnen  und  Slaven<^,  2  Bände  Text  von  86  Bogen  mit  90  Ab- 
bildungen und  1  Band  Anlagen  von  41  Bogen  mit  179  Abbildungen 
und  einem  Atlas  in  gleichem  Format  von  125  Karten,  Preis  48  Mark. 
Ich  würde  hocherfreut  sein,  erführe  ich,  dass  mein  Aufsatz  etwas  zur 
Verbreitung  dieses  Werkes  innerhalb  des  Standes,  dem  ich  angehöre, 
beigetragen  habe.  Das  Werk  bedeutet  einen  Markstein  auf  dem  Wege 
der  agrar-  and  wirthschaftshistorischen  Forschung,  es  fasst  alle  bis- 
herigen Ergebnisse  kritisch  zusammen  und  lässt  erkennen  oder  giebt 
bestimmt  an,  wo  weitere  Studien,  namentlich  auch  Detail-  und  Local- 
studien  einzusetzen  haben  oder  einsetzen  müssen. 

Die  drei  folgenden  Paragraphen  besprechen  ganz  allgemein  das 
Nomadenleben,  das  Aufgeben  desselben  und  die  Entwickeluug  in  der 
festen  Ansiedelung.  Sie  haben  diejenige  feste  Grundlage  zu  bereiten, 
auf  welche  die  weiteren  Paragraphen,  die  sich  als  abgerundete  Einzel- 
darstellungen mit  den  Hellenen,  Römern,  Kelten,  Slaven  und  Germanen 
beschäftigen  werden,  fussen  können. 

§  2.     Vom  Nomadenthnm   zur  festen  Ansiedelung. 

So  lange  die  Menschen  im  Naturznstande  verharren,  d.  h.  sich 
lediglich  nähren  yon  den  Früchten,  welche  die  Erde  ihnen  ohne  ihre 
Mitwirkung  darbietet,  sowie  von.  dem,  was  Jagd  und  Fischerei  ihnen 
gewährt,  bleiben.  Grundbesitz  und  Grundeigenthum  völlig  unnöthige  und 


390  Harksen.    Der  Grandbesitz. 

deshalb  unbekannte  Begriffe.  Erst  nachdem  die  Menschen  es  alimähüeh 
fertig  gebracht  haben^  einzelne  Arten  der  sie  umgebenden  Thiere  zvl 
zähmen  und  damit  sich  der  Sorge  fflr  den  kommenden  Tag  entzogen 
haben^  treten  leise  Andeutungen  an  ihr  einstiges  Kommen  auf.  Denn 
als  neuer  Factor  setzt  im  Hirtenleben  die  Benutzung  des  Grund  und 
Bodens  als  Weide  für  die  Herden  ein  und  wir  sehen  schon  erbitterte 
Kämpfe  führen  um  die  Grenzen  der  für  kürzere  oder  längere  Zeit  in 
Anspruch  genommenen  Weidegründe.  Sache  einer  zweckmässigen 
Organisation  ist  es^  dafür  zu  sorgen^  dass  die  Herden,  die  kostbarste 
Habe  des  Nomaden,  sich  in  gedeihlichster  Weise  entwickeln  können. 
Da  nun  die  Menschen  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  eines  gewissen 
Zusammenschlusses  niemals  ganz  entbehrt  haben,  so  konnte  aus  dieser 
heraus  in  enger  Fühlung  mit  dem  sich  nur  allmählich  vollziehenden 
üebergang  zum  Hirtenleben  diejenige  feste  Organisation  erwachsen,  die 
dem  Nomaden  unentbehrlich  ist.  Wir  finden  die  Menschen  im  Hirten- 
dasein organisirt  zu  Hirtenverbänden,  diese  regelmässig  wieder  zu 
Stämmen.  Die  Mitglieder  des  Htrtenverbandes  errichten  ihr  Zelte  oder 
Hütten  nebeneinander,  weiden  ihre  Herden  gemeinsam,  halten  überhaupt 
zu  einander  in  jeder  Lebenslage.  Der  Hirtenverband  muss  gross  genug 
sein,  um  die  Herdenthiere  auf  ihren  Weidegängen  sicher  hüten,  die 
Lagerarbeiten  gat  vollführen  und  die  Herdenthiere  und  das  Lager  mit 
Nachdruck  schütten  zu  können.  Andererseits  darf  er  aber  auch  nicht 
grösser  sein,  als  dass  der  Zusamnienhang  und  die  Uebersicht  gut 
gewahrt  werden  können.  Neben  dem  Hirtenverband  finden  wir,  wie  es 
bei  dem  geschlossenen  Familienleben  primitiver  Kulturstufen  auf  der 
Hand  liegt,  den  Oeschleehtsverband  vor.  Irrthümlich  würde  es  aher 
sein,  zu^  glauben,  Oeschleehtsverband  und  Hirtenverband  seien  stets 
identisch.  Dass  dies  nur  zufllllig,  wenn  auch  oft,  der  Fall  sein  kann, 
das  ergebt  sich  schon  daraus,  dass  die  Anzahl  der  Mitglieder  des  aus 
wirthschaftlichen  Gründen  erriehteten  Hirtenverbandes,  wie  oben  gezeigt, 
nothwendig  sowohl  nach  oben  als  auch  nach  unten  beschränkt  sein 
muss.  Wie  gesagt,  znOillig  und  oft  mag  ein  Geschlechtsverband  gleich- 
zeitig Hirtenverband  sein,  ebenso  kann  aber  auch  ein  Hirtenverband 
mehrere  Geschlechtsverbändie,  oder  umgekehrt  dieser  mehrere  Hirten- 
verbände umfassen.  Dabei  ist  nicht  ausgeschlossen,  d^ss  zwischen  den 
mehreren  Geschlechtsverbänden  desselben  Hirten  Verbandes  Blnts- 
verwandtscharft  fingirt  wird.  Der  Geschlechtsverband  schützt  und  rächt 
seine  Angehörigen,  aber  er  richtet  sie  auch.  In  ihm  findet  der  Einzehie 
seinen  Rückhalt,  von  ihm  losgelöst  oder  Verstössen  zu  werden,  das  ist 
seine  härteste  Strafe.  Ein  Vaterland  kannte  der  Nomade  noch  nicht, 
er  gehört  nur  seiner  Familie,  seinem  Gheschleehte  an;  es  fehlt  aber 
noch  an  dem  zweiten  staatenlHldenden  Factor:  dem  dauernd  des  Land- 
battes  wegen  von  derselben  Yereinigung  von  Volksgenossen  in  Ansprach 
genommenen    Territorium.       Das   Bedürfniss   der   Hirtenverbände,   sich 


Harksen.    Der  Grundbesitz.  39] 

noch  za  Stämmen  zu  verbinden,  liegt  wohl  wesentlich  in  den  nnsicheren 
Zeitvierhältnisfien,  in  dem  Hang  zu  kriegeiiscfaen  UnteraeliiiiaQgen,  in 
dem  B>ee^reben,  Widerwärtigkeiten  jeder  Art  mit  der  ni^thigeo  Kraft 
begegnen  zu  können  und  schliesslieh  auch  daring  dass  das  Oeachlecht; 
selbst  wmn  es  ans  wirthsehaftlichen  Gründen  (allzu  grosse  Herden 
können  eben  nicht  von  einem  Lager  aas  genügend  beobachtet  und 
gepflegt  werden)  dazu  schreiten  mnss;  sich  in  mehrere  Hirtenverbände 
aa&alösen;  immer  noch  in  erwünschtem  Zusammenhange  verbldibt.  Dass 
die  vorgenommenen  Wanderungen  in  der  Regel  stammweise  erfolgen, 
darf  wohl  als  sicher  angenommen  werden,  was  indess  nicht  ausschliesst, 
dass  beliebig  viele  Stämme  zeitlich  mit-  und  räumlich  nebendnander 
wandern.  Dann  geht  aber  auch  die  Occupation  und  die  Begelung  der 
NatzttngBverhältnisse  an  dem  in  Besitz  genommenen  Gebiet  vom  Stamm 
aus.  Letztwer  zerlegt  das  betreflfende  Gebiet  der  Anzahl  der  ihm  an- 
gehörenden Hirtenverbände  entsprechend  in  Weidereviere,  die  entweder 
in  WeduBelwirthschaft  der  Verbände  gegeben,  oder  derart  in  Nutzung 
genommen  werden,  dass  jedem  Hirtenverband  ein  bestimmtes  Revier  zur 
aassohliesslicben  Nutzung  überwiesen  wird.  Mehrere  Stämme  können 
sich  wieder  zu  einem  höheren  Verbände  organisiren. 

In  der  Vorstellung  figurirt  das  Hirtenleben  vielfach  als  eine  Kultur- 
stufe, auf  der  völlige  sociale  Gleichstellung  herrscht.  Es  ist  dies  that- 
sächlich  durchaus  nicht  der  Fall,  völlige  sociale  Gleichstellung  ist  nur 
denkbar,  solange  die  Menschen  ihr  Leben  lediglich  im  Naturzustande 
Msten,  also  in  einem  Zustande,  in  dem  es  kein  Privateigenthnm,  wenigstens 
weder  am  Herdenvieh,  noch  am  Grund  und  Boden  giebt.  Und  fühlt 
auch  noch  im  Hirtenleben  jeder  freie  Mann  sich  jedem  anderen  gleich, 
in  der  That  hat  doch  zweifellos  derjenige  ein  sociales  Uebergewicht,  dem 
die  zahlreichsten  Herdehthiere  eigen  sind.  Und  wenn  Robert  Pöhlmann 
in  seinem  Aufsatz  „Aus  dem  hellenischen  Mittelalter''  in  v.  Sybel's 
historischer  Zeitschrift,  1895,  Seite  196  sagt  „  . . .  Wohl  mochte 
jeder  Stammesgenosse  selbst  jenen  (den  Reicheren)  sich  gleichstehend 
dünken,  thatsächlich  ist  getriss  schon  dieser  Zeit  die  Erkenntniss  nicht 
erspart  geblieben,  dass  ungleicher  Besitz  ungleiche  Macht  bedeutet**,  so 
wird  ihm  wohl  jedermann  beipflichten.  Ward  früher  der  gefangene 
Feind  erschlagen  oder  den  Göttern  geopfert,  jetzt,  im  Hirtendasein, 
lohnt  es  sich,  das  Leben  des  gefangenen  Feindes  zu  schonen,  denn 
seine  Arbeitskraft  kann  im  Hirtenhaushalt  vorzüglich  verwerthet  werden; 
der  Gefangene  wird  Sclave.  Und  derjenige  freie  Volksgenosse,  dessen 
Herdenthiere  zu  Grunde  gegangen  oder  geraubt  worden  sind,  was  kann 
der  wohl  anderes  und  unter  den  obwaltenden  Umständen  besseres  thun, 
als  Knecht  eines  im  Besitze  zahlreicher  Herdenthiere  befindlichen  Ge- 
nossen zu  werden.  Kurz  wir  sehen  schon  im  Hirten  dasein  verschiedene 
Stufen  der  Unfreiheit  in  die  Erscheinung  treten. 


392  Harksen.    Der  Grundbesitz. 

Eine  andere  vielyerbreitete  aber  ebenfalls  mit  den  Thatsachen  in 
Widerspruch  stehende  Vorstellung  ist  die^  dass  dem  Nomaden  der  Acker- 
bau ganz  fremd  sei.  Wohl  ist  er  dem  freien  Manne  verächtlich,  und 
er  legt  ihn  deswegen  in  der  Regel  dem  Weibe^  dem  Greise,  dem  Knechte 
oder  dem  Sclaven  auf,  aber  ganz  fremd  ist  er  ihm  selten.  Freilieh  muss  man 
nun  nicht  in  den  entgegengesetzten  Irrthum  verfallen  und  sieh  zu  grosse 
Vorstellungen  von  jenem  sporadischen,  ständig  seinen  Standort  wechselnden 
Ackerbau  machen«  Der  Nomade  wird  sich  nie  zu  planmässigen  Rodungen 
im  Urlande  zu  Entsumpfungen  etc.  bequemen,  sondern  der  zeitweilig 
zum  Getreidebau  bestimmte  Boden  wird  vielleicht  durch  das  Feuer  und 
allenfalls  noch  durch  leichtes  Bearbeiten  mit  dem  primitiven  Krummholz^ 
dem  Vorläufer  des  Pfluges,  zur  Aufnahme  der  Saat  vorbereitet.  So 
weiss  Laveleye  in  seinem  Werke  das  „Ureigenthum^  deutsch  von 
Dr.  Karl  Bücher,  zu  berichten,  dass  die  Tartaren  die  Vegetation  der 
Oberfläche  verbrennen,  dann  den  Buchweizen  säen  und  ihn  nach  zwei 
bis  drei  Monaten  ernten.  AehnHches  wird  von  einigen  nomadisirenden 
Stämmen  der  Indianer  jenseits  des  Missisippi  erzählt,  nur  dass  nicht 
Buchweizen,  sondern  eine  Art  wilder  Reis  Gegenstand  der  Ernte  ist. 
Freilich  sind  dies  Berichte  aus  dem  laufenden  Jahrhundert,  aber  für  die 
vergleichende  Wirthschaftsgeschichte  gilt  mit  oder  ohne  Einschränkung 
der  Satz,  dass  alle  minder  kultivirten  Völker  uns  in  ihrer  gegenwärtigen 
vielfach  abgestuften  Kultur  und  in  den  Vorgängen,  die  jene  Kultur- 
stufen herbeiführten,  ein  mehr  oder  minder  getreues  Abbild  derjenigen 
wirthschaftlichen  Vorgänge  und  Zustände  offenbaren,  wie  sie  sich  nicht, 
hier  früher  und  dort  später,  bei  den  mittlerweile  zu  höherer  Kultur 
emporgestiegenen  Völkern  abgespielt,  bezw.  gezeigt  haben. 

Nach  diesen  allgemeinen  Ausführungen  über  das  Nomadenleben 
wenden  wir  uns  nun  den  Indogermanen  zu,  jener  Völkerfamilie,  zu  der 
alle  am  Schlüsse  des  §  1  genannten  Völker  gehören;  dieselben  bilden 
im  wesentlichen  die  europäische  Gruppe  der  Indogermanen.  An  die 
Spitze  der  nächstfolgenden  Ausführungen  setze  ich  ^die  Sprache  ist  das 
treue  Bild  und  Organ  der  erreichten  Kulturstufe^,  Worte  deren  Theodor 
Mommsen  sich  am  Eingange  seiner  römischen  Geschichte  bedient.  Sinn 
und  Wahrheit  des  Citats  ist,  soweit  es  hier  in  Betracht  kommt,  zvl 
belegen  durch  ein  einfaches  Beispiel:  Fehlt  in  einer  Sprache  jeglicher 
Ausdruck  für  Ackerbau,  so  bedeutet  dies  doch  nur,  dass  der  Ackerbau 
dem  in  Frage  kommenden  Volke  völlig  fremd  ist,  führt  gedachte  Sprache 
dagegen  einen  derartigen  Ausdruck,  so  kann  auch  der  Ackerbau  dem 
betreffenden  Volke  nicht  unbekannt  sein,  ja  es  ist  möglich,  dass  der- 
selbe in  mehr  oder  minder  ausgedehntem  Maasse  von  ihm  praktisch 
betrieben  wird.  Welche  dieser  Eventualitäten  den  Thatsachen  entspricht, 
darüber  haben  dann  der  Umfang  und  die  Bedeutung  des  in  der  Sprache 
noch  vorhandenen,  auf  den  Ackerbau  bezugnehmenden  Wortschatzes  zu 
entscheiden.    Dieses  Beispiel  zeigt  schon  zur  Genüge,  dass  wir,  verfQgten 


Harksen.    Der  Grundbesitz.  393 

wir  über  den  gesammten  Wortechatz  der  indogermaniBcheD  Sprache 
derart,  daes  wir  den  Sinn  eines  jeden  indogermanisehen  Wortes  in  einer 
ans  geläufigen  Sprache  kennten,  im  Stande  sein  mttseten,  ein  volles 
Lebensbild  der  Indogermanen,  in  den  ihrer  Trennung  Yorausgehenden 
Zeiten  su  entrollen.  Leider  muss  aber  von  vornherein  die  ÜDmöglicfakeit 
zugestanden  werden,  den  gesammten  Wortschatz  der  indogermanischen 
Sprache,  wieder  aufzufinden.  Es  ist  zu- bedenken,  dass  die  Ereignisse 
von  wer  weiss  wie  vielen  Jahrtausenden  mittlerweile  über  die  Sprachen 
der  (dem  indogermanischem  Sprachstamm  angehörenden  Völker  hinweg- 
geeilt sind  und  es  uns  deswegen  nicht  wunder  nehmen  darf,  wenn  ein 
grösserer  Theil  des  einzig  und  allein  in  jenen  Sprachen  aufbewahrten 
indogermanischen  Sprachgutes  untergegangen  und  der  noch  erhaltene 
durch  Sprachvergleichung  auszuscheidende  Rest  theilweise  nicht  ohne 
entstellt  zu  sein  auf  uns  gekommen  ist.  Diese  Oorrumplrung^  die  den 
Forscher  die  ernste  Verpflichtung  auferlegt,  seine  Folgerungen  vorsichtig 
nnd  nicht  einseitig  zu  ziehen,  ist  entstanden  einerseits  durch  Mischungs- 
processe  der  indogermanischen  Volker  mit  fremdartigen  Volkerbestand- 
theilen,  andererseits  durch  die  nach  der  Trennung  erfolgten  Wortent- 
lehnungen irgend  eines  der  indogermanischen  Volker  bei  einem  stammes- 
fremden und  durch  allmähliches  Eindringen  der  LehnwOrter  in  die 
Sprachen  aller  oder  doch  der  meisten  indogermanischen  Volker.  Doch 
genug  hiervon,  es  muss,  so  einladend  es  auch  an  und  für  sich  ist,  ab- 
gelehnt werden,  auf  alle  diejenigen  Schwierigkeiten  im  einzelnen  einzu- 
gehen, mit  denen  der  vorsichtige  und  gewissenhafte  SpracMorscher  zu 
kämpfen  hat.  Will  der  Leser  sich  eingehend  hierüber  unterrichten,  so 
findet  er  neben:  hohem  Genuss  den  ausgiebigsten  Aufschluss  in:  „Schrader^ 
Sprachvergleichung  und  Urgeschichte^.  Wenn  Schrader  auf  Seite  212 
sagt:  ^Die  Sprachvergleichung  allein  ist  nicht  im  Stande,  die  vorhisto- 
rische Kultur  der  Indogerman^i  zu  erschliessen,  sollen  wir  auf  diesem 
Gebiete  Schritt  für  Schritt  vorwärtskommen,  so  kann  dies  nur  geschehen, 
wenn  sich  Sprachforschung,  Prähistorie  und  Oeschichtsforschung  zu  ge- 
meinsamer Arbeit  schwesterlich  die  Hand  reichen^,  so  kennzeichnet  er 
meines  Erachtens  in  dieser  klugen  und  vorsichtigen  Haltung  den  allein 
richtigen  Standpunkt,  von  dem  aus  die  gesuchten  Ergebnisse  gehoben 
werden  dürfen. 

Die  Wohnsitze  der  Indogermanen  in  den  ihrer  Trennung  voran- 
gehenden Zeiten  verlegt  Schrader  in  Uebereinstimmung  mit  anderen 
Forschern,  wie  Seiler,  nicht  nach  Asien,  sondern  nach  dem  europäischen 
Südrussland.  Meitzen  theilt  diese  Ansicht  freilich  nicht.  Kein  Grund 
liegt  vor,  uns  die  ungetrennten  Indogermanen  etwa  als  ein  politisch 
geeintes  Volk  zu  denken,  einzig  und  allein  haben  wir  anzunehmen, 
dass  sie  auf  grosserem  oder  kleinerem  Gebiete  ungetrennt  durch  weite 
Zwischenräume  und  mit  gleicher,  wenn  auch  dialektisch  differenzirter 
Sprache  neben  einander  sassen.     Sie  waren  Hirten,   befanden  sich  also 


394  Harksen.    Der  Graadbeutz. 

schon  ausserhalb  des  Natnrzustandes.  Ihre  überwiegend  ans  Rindern 
bestehenden  Herden  waren  ihnen  die  Hauptqaelle  für  Nahmng  und 
Kleidung.  Neben  den  Rindern  finden  wir  noch  Schafe  und  liegen  io 
den  Herden  vor.  Ein  weiteres  Hausthier  der  in  Betracht  kommenden 
Stufe  ist  der  Hund.  Ob  das  Pferd  schon  gezähmt  war,  bleibt  dahin 
gestellt,  keinesfalls  dient  es  als  Reit*  und  Zugthier.  AlsZugthier  spannt 
man  gegebenen  Falls  das  Rind  vor  den  primitiven,  nur  aus  Holz  ge- 
bauten Wagen.  Auch  das  Schwein,  das  später  vielfach  die  Hauptrolle 
in  der  Viehwirthschaft  spielt,  wie  z.  B.  bei  den  Franken,  ist  als  noch 
nicht  vorhanden  zu  verzeichnen.  Gezähmtes  Geflügel  fehlt  gänzlich.*) 
Von  den  Bäumen  ist  die  Birke  bekannt,  vielleicht  diese  nur  allein.  Das 
Metall  oder  wenigstens  sein  Gebrauch  ist  noch  unbekannt,  wir  bewegen  \m 
durchaus  in  der  Steinzeit.  Die  Geräthe  und  Waffen  bestehen  aus  HoIz; 
Stein,  Horn,  Knochen  und  Leder.  Es  bleibt  zweifelhaft,  ob  der  Acker- 
bau schon  betrieben  wurde,  sicher  ist,  dass  er  auf  alle  Fälle  der  Vieh- 
zucht gegenüber  eine  ganz  und  gar  untergeordnete  Rolle  spielt.  Keiner 
der  auf  jene  Urzeit  zurückführenden  Ausdrücke  für  Habe,  Reichthum} 
Eigenthum,  u.  s.  w.  nimmt  irgendwie  Bezug  auf  das  Eigenthum  an  Grund 
und  Boden,  wohl  aber  auf  das  Sondereigen  an  der  Fahrhabe.  So  weit 
über  die  ungetrennten  Indogermanen  nach  Schrader. 

Doch  nicht  dauernd  ist  es  den  indogermanischen  Vdlkerscharen 
vergönnt,  ihre  Wohnsitze  räumlich  ungetrennt  nebeneinander  zu  belassen. 
Die  unausbleibliche  Folge  der  stetig  wachsenden  Zahl  der  Volksgenossen 
und  der  damit  Hand  in  Hand  gehenden  allmählichen  Verengerung  des 
Nahrungsspielraumes  ist  nämlich  die,  dass  die  Indogermanen'  sidi  immer 
weiter  ausbreiten  und  schliesslich  gar  trennen  müssen.  Von  dieser  Zeit 
ab  datirt  dann  ein  nicht  mehr  zu  hemmender,  in  seinen  Ursachen  aber 
leicht  etkenn ender  Hang  zum  Wandern  und  zu  immer  weiter  gehender 
Trennung,  auf  dessen  letzte  Regungen  schon  das  Licht  der  Geschichte 
fällt. 

Fortan  beschäftigen  wir  uns  nur  mit  den  europäischen  Indo- 
germanen, von  denen  Schrader  nachzuweisen  vermag,  dass  bei  ihnen 
schon  eine  erheblich  grössere  Uebereinstimmung  hinsichtlich  des  auf  den 
Ackerbau  bezugnehmenden  Wortschatzes  herrscht,  als  bei  den  un- 
getrennten Indogermanen.  Hieraus  folgt,  dass  die  europäischen  Indo- 
germanen  nach  ihrer  Trennung  von  den  Ariern  mehr  als  bisher  zum 
Ackerbau  greifen  mussten.  Mussten,  sage  ich,  und  deshalb  erscheint  es 
nicht  unangemessen,  die  Frage  aufznwerfen,  wie  Tcrhielten  die  Indo- 
germanen sich  gegen  die  immer  weitere  Zunahme  des  Ackerbaues, 
widtneten  sie  sich  demselben  gern  oder  wehrten  sie  sich  gegen  den- 
selben? Durchaus  das  letztere  wird  der  Fall  gewesen  sein!  Noch  nie 
hat  man  davon  gehört,  dass  der  Ackerbau  von  einem  Hirtentolke  etwa 


*)  Siehe  Landprecht^  deutsches  Wirthschaftsleben,  Seite  11.  Band  IL 


Harksen,    Der  Grundbesitz.  395 

als  eiD  Geschenk  der  Götter  aufgefasst  worden  sei;  immer  hat  es  ihn 
erst  dann  in  den  Kreis  seiner  wesentlichsten  Lebensanterhaltsfactoren 
eingereiht,  wenn  onabweisbarer  Zwang  dies  gebieterisch  forderte.  Diese 
Scheu  des  Nomaden  vor  dem  Ackerbau  ist  leicht  zu  erklären  und  viel- 
fach evident  zu  belegen.  Unter  den  mir  bekannten  Belegen  wähle  ich 
eisen  aus,  der  in  besonders  drastischer  Weise  jener  jächeu  Ausdruck 
giebt.  Folgendermaassen  spricht  sich  nämlich  Mackenzie  Wallace,  der 
Gelegenheit  hatte,  den  Uebergang  vom  Komadenthum  zum  Ackerbau 
bei  den  Baschkiren  zu  beobachten,  auf  Seite  394  etc.  seines  Werkes 
„Russland^,  deutsch  in  3.  Auflage,  von  F.  Röttger,  über  die  Gründe 
dieses  Ereignisses  aus:  ^Philosophen  haben  lange  Zeit  einer  Theorie 
socialer  Entwickelung  gehuldigt,  nach  welcher  die  Menschen  zu^st 
Jfiger  danii  Hirten,  schliesslich  Ackerbauer  waren.  Wie  sehr  diese 
Theorie  der  Wirklichkeit  entspricht,  brauchen  wir  hier  nicht  festzustellen ; 
wir  können  indess  einen  wichtigen  Theil  derselben  untersuchen  und  uns 
die  Frage  vorlegen,  warum  gingen  die  fiirtenstämme  zum  Ackerbau 
über?  Die  gewöhnliche  Erklärung  besagt,  dass  dieselben  ihre  Lebens- 
weise infolge  irgend  welcher  zufälligen  Umstände  änderten.  Ein  grossi^ 
Gresetzgeber  erstand  unter  ihnen  und  lehrte  sie  den  Boden  bearbeiten, 
oder  sie  kamen  mit  einer  Ackerbau  treibenden  Rasse  in  Bertthrung  und 
nahmen  die  Gebräuche  ihrer  Nachbarn  an.  Derartige  Erklärungen 
mögen  die  Theoretiker  befriedigen,  wel<ihe  gewöhnt  sind,  ihre  That- 
sachen  aus  ihrem  eigenen,  inneren  Bewnsstsein  zu  schöpfen,  aber  die- 
selben erscheinen  Jedem,  der  unter  einem  Hirtenvolk  gelebt  hat,  als 
ganz  unzulänglich.  Das  Hirtenleben  ist  so  unvergleichlich  angenehmer 
als  das  harte  Loos  des  Ackerbauers  und  dabei  viel  mehr  in  Ueberein- 
stimmung  mit  der  nattlrliehen  Trägheit  der  menschlichen  Natur,  dass 
ein  groEser  Gesetzgeber,  und  hätte  er  die  Weisheit  8alomos  und  die 
Beredsamkeit  eines  Demosthenes  in  sich  vereinigt,  nun  und  nimmer  seine 
Landsleute  dazu  bewegen  könnte,  von  dem  einen  Stande  zum  anderen 
Überzugehen.  Von  allen  gewöhnliehen  Mitteln,  den  Lebensunt^halt  zu 
erwerben,  ist  der  Ackerbau,  vielleicht  mit  Ausnahme  des  Bergbaues, 
das  allermtthsaraste^  und  wird  nie  freiwillig  von  Menschen  erwählt,  die 
nicht  von  Kindheit  auf  daran  gewöhnt  sind.  Das  Leben  eines  Hirten- 
stammes ist  dagegen  ein  fast  nie  unterbroch^ier  Feiertag  und  nach 
meinem  Dafürhalten  konnte  etwa  nur  die  Aussieht  auf  den  Hungertod 
Menschen,  die  von  ihren  Viehherden  leben,  bewegen,  zum  Ackerbau 
ttberzugehen«^ 

„In  Wirklichkeit  ist  die  Aussicht  auf  den  Hungertod  die  Ursache 
des  TJeberganges,  wahrscheinlich  in  allen  Fällen;  sicherlieh  war  es  bei 
den  Baschkiren  so.  So  lange  sie  Weideplätze  in  Fülle  hatten,  dachten 
sie  nie  daran,  den  Boden  zu  bebauen.  Ihre  Herden  lieferten  ihnen 
alles,  was  sie  bedurften  und  setzten  sie  in  den  Stand,  ein  ruhiges, 
indolentes   Leben   zu   ftthren.     Kein    grosser   Gesetzgeber   stand  unter 


396  Harksen.    Der  Grundbesitz. 

ihnen  auf,  um  sie  den  Gebrauch  von  Pflug  und  Sichel  zu  lehren,  und 
als  sie  die  russiBchen  Bauern  an  ihren  Grenzen  mtthsam  pflfigen  und 
ernten  sahen,  betrachteten  sie  dieselben  wahrscheinlich  mit  Mitleid  und 
dachten  sicherlich  nie  daran,  ihrem  Beispiel  zu  folgen.  Aber  ein  nn- 
persönlicher  Gesetzgeber  erschien  bei  ihnen  —  ein  sehr  strenger  und 
tyrannischer  Gesetzgeber,  der  keinen  Ungehorsam  duldete  —  ich  meine 
die  wirthschaftliche  Nothwendigkeit.  Durch  die  Uebergriffe  der 
uralischen  Eosaoken  im  Osten  und  durch  die  stets  vordringende  Woge 
russischer  Oulonisation  von  Norden  und  Westen  her  war  ihr  Gebiet 
bedeutend  geschmälert  worden.  Mit  einer  Verminderung  der  Weiden 
ging  eine  Verringerung  des  Viehbestandes,  ihres  einzigen  Existenzmittels, 
Hand  in  Hand.  Trotz  ihres  passiv  conservativen  Geistes  mussten  sie 
sich  nach  neuen  Wegen  umsehen,  um  sich  Nahrung  und  Kleidung  zu 
verschaffen  —  nach  einer  neuen  Lebensweise,  welche  weniger  ausgedehnte 
Gebietsflächen  beanspruchte.  Erst  dann  kamen  sie  auf  den  Gedanken,  ihren 
Naofabaren  nachzuahmen.  Sie  bemerkten,  dass  der  russische  Bauer  auf 
20  bis  30  Morgen  Landes  behaglich  leben  konnte,  während  bei  ihnen 
etwa  120  Morgen  auf  jede  männliche  Seele  kamen,  und  sie  trotzdem  in 
Gefahr  waren^  Hungers  zu  sterben.  Die  hieraus  zu  ziehende  Schliiss- 
folgerung  lag  auf  der  Hand  —  sie  mussten  sofort  zu  pflügen  und  zu 
säen  anfangen.  Aber  es  gab  ein  sehr  ernstliches  Hinderniss,  die 
gewonnene  Einsicht  in  der  Praxis  zu  verwerthen.^ 

^  Der  Ackerbau  beansprucht  allerdings  weniger  Land- als  Schafzaeht, 
aber  derselbe  verlangt  viel  mehr  Mühe  und  w  harte  Arbeit  waren  die 
Baschkiren  nicht  gewöhnt.  Sie  konnten  Beschwerden  und  Mühseligkeiten  in 
der  Form  von  langen  Reisen  zu  Pferde  ertragen,  aber  die  strenge,  einförmige 
Arbeit  dcfls  Pfluges  und  der  Sichel  war  nicht  nach  ihrem  Geschmack. 
Zuerst  gingen  sie  also  einen  Vergleich  ein.  Sie  Hessen  einen  Tbeil 
ihres  Landes  von  russischen  Bauern  bearbeiten  und  bewilligten  denselben 
einen  Antheil  an  der  Ernte  für  die  geleistete  Arbeit:  sie.  nahmen,  mit 
anderen  Worten,  die  Stellung  von  Grundherren  an,  und  liessen  einen 
Theil  ihres  Landes  durch  Pächter  bewirthschaften'^. 

„Der  Uebergangsprocess  hatte  gerade,  in  mehreren  Kraals,  welche 
ich  besuchte,  diesen  Punkt  erreicht.  .  .^ 

Ist  die  Scheu  vor  dem  Ackerbau  nun  wirklich  so  gross,  wie  unser 
Gewährsmann  Wallace  uns  glauben  macht,  so  muss  auch  angenommen 
werden,  dass  die  Indogermanen  sich  immer  wieder  gegen  seine  weitere 
naturgemässe  Zunahme  wehrten.  In  der  That  liegt  bei  den  Indo- 
germanen zwischen  dem  Aufgeben  des  reinen  Nomadenthums  und  der 
wirklichen  Sesshaftigkeit  ihrer  einzelnen  Stämme  auf  bestimmten  Terri- 
torien, in  denen  eine  dauernde  Trennung  des  Ackerlandes  vom  Weide- 
lande statt  hat,  eine  lange,  unendlich  bewegte,  für  den  einen  Volks- 
complex  früher,  den  anderen  später  endenden  und  theil  weise  unter  dem 
Licht    der   bezeugten  Geschichte    dahin  schwindenden  Zeit,    in  der  sich 


Harksen.    Der  Grundbesitz.  397 

vor  Allem  ein  nicht  mehr  sn  hemmender  Hang  zum  Aufgeben  der 
zeitweiligen  Wohnsitze,  zum  Trennen  nnd  zum  Wandern  bemerkbar 
macht.  Bald  finden  wir^  dass  eine  kleinere  oder  grössere  Vereinigung 
von  Volksgenossen;  d.  h.  ein  Stamm  oder  deren  mehrere^  sich  des  Acker- 
baus wegen  sesshaft  machte  bald  sehen  wir  sie  wieder  ihre  damaligen 
Wohnsitze  freiwillig  aufgeben^  dann  aufbrechen  und  wandern  in  der 
Hoffnung,  den  verhassten  Ackerbau  wieder  abschütteln  oder  ihn  mindestens 
anter  leichteren  Bedingungen  und  unter  grösserer  Anlehnung  an  das 
angebundene  Nomadenleben  an  anderem  Orte  wieder  aufnehmen  zu 
können^  bald  sehen  wir  sie  hier  wieder  vertrieben  von  einer  anderen 
Vereinigung,  mit  der  sie  sich  in  derselben  Absicht  begegnet  Durchweht 
dieser  Geist  der  Unzufriedenheit^  der  Sehnsucht  nach  entschwundenen 
and  der.  Hoffnung .  auf  bessere  Zeiten^  der  sich  in  Wanderungen,  An^ 
Siedelungen,  Umiuedelungen,  kriegerischen  Unternehmungen  und  Zusammen- 
stössen,  in  der  Vernichtung  oder  Unterjochung  einer  Urbevölkerung 
a.  8.  w.,  u.  s.  w.  äussert,  nicht  noch  ganz  und  gar  die  Ueberlieferungen 
der  Griechen*)  nnd  Römer.  Freilich  hauptsächlich  nur  die  Ueberliefe- 
rungen und  deshalb  muss  zugestanden  werden,  dass  wir  es  hinsichtlich 
der  beiden  klassischen  Völker  im  wesentlichen  nur  mit  Vermuthungen 
zu  thun  haben,  denn  nicht  allein  die  vomationalen  Zeiten,  sondern  auch 
mehr  oder  minder  umfangreiche  Entwicklungsepochen  aus  den  Anfongen 
des  nationalen  Daseins  jener  Völker  liegen  im  Dunkel  der  Geschichte. 
Doch  nicht  allein  von  der  Ueberlieferung  werden  die  vorgebrachten 
Vermuthungen  getragen,  sondern  ausserdem  noch  von  den  Ergebnissen 
der  Sprachvergleichung,  der  vergleichenden  Wirthschaftswissenschaft  und 
der  Archäologie'*'*)  im  Verein  mit  den  ersten  Spuren  der  bezeugten 
Geschichte.  In  weit  gtlnstigerer  Position  befinden  wir  uns  den  Kelten 
und  Germanen  gegenüber.  Und  sind  nicht  unsere  Altvordern,  die  Ger- 
manen, wie  wir  sie  aus  den  Berichten  des  ktthnen  Nordlandfahrers 
Pytheas,  aus  den  Berichten  des  Posidonios,  Caesar,  Strabo,  Sivius,  Ta- 
citus etc.  kennen  lernen,  beseelt  von  ganz  demselben  Geiste  wie  wir  ihn 
soeben  den  Griechen  und  Römern  zugeschrieben  haben  und  zuschreiben 
durften,    ja   mussten?      Gewiss   und    trotzdem,    welch    ein    Unterschied 


•)  So  sagtThukydides  inl,  Gap.  3:  Das  jetzt  sogenannte  Hellas  ist  offenbar 
nicht  von  Alters  her  fest  besiedelt  gewesen,  sondern  es  haben  in  früheren  Zeiten 
Umsiedelungen  stattgefunden  und  leichtlich  verliess  eine  jegliche  Gemeinschaft, 
von  irgend  einer  Ueberzahl  bedrängt,  ihre  Wohnsitze.  Denn  da  es  damals 
noch  keinen  Handel  und  keinen  farcbtlosen  Verkehr  zu  Wasser  oder  zu  Lande 
gab,  und  ein  jeder  nur  insoweit  sein  Land  bearbeitete,  als  zum  Leben  nöthig 
war,  ohne  Reichthümer  zu  sammeln,  ohne  Baumpflanznngen  anzulegen,  war  es 
mit  keinen  Schwierigkeiten  verbunden»  die  Heimath  zu  verlassen;  blieb  es  doch 
ungewiss,  ob  nicht  bei  dem  Mangel  befestigter  Plätze  ein  anderer  kommen 
und  einem  das  Erworbene  rauben  werde,  und  war  man  doch  Überzeugt,  den 
täglichen  Bedarf  überall  finden  zu  können. 

**)  Siehe  z.  B.  „Heibig,  die  Italiker  in  der  Poebem". 


398  Harksen.    Der  GrandbeBitz. 

zwischen  den  Germanen  Caesars  und  denjenigen  des  Tacitas.  In  den 
Denkwürdigkeiten  aus  dem  gallischen  Kriege  (IV  1  nnd  VI  22)  haben 
die  Hundertschaften  —  es  sind  dies  nach  Meitzen  Weidegenossen- 
sehaften  ▼on  je  etwa  1000  Seelen  —  das  von  der  ihnen  übergeordneten 
Völkerschaft  occupirte  Gebiet  in  Wechselwirthschaft,  deren  Regelang 
bei  der  Völkerschaft  liegt.  Leicht  wird  es  der  Letzteren  noch,  das 
occupirte  Land  aufzugeben;  um  sich  auf  die  Suche  nach  besserem  zn 
begeben,  d.  h.  sich  in  kriegerische  Unternehmungen  zu  stürzen.  Und 
einige  Generationen  später  da  sitzen  schon  die  Hundertschaften  einer 
grösseren  Anzahl  der  Völkerschaften  je  auf  einer  besonderen  Hundert- 
schafksmark  in  mehreren  Dörfern  fest;  wie  wir  unserer  ersten  vatert 
ländischen  Geschichte;  der  Germania,  entnehmen  können;  ■•  die  Jacob 
Grimm  mit  Recht  die  unsterbliche  Schrift  eines  Römers  nennt;  welche 
die  deutsche  Urgeschichte  erhellt. 

§  3.     Die  Yolksthümliche  bäuerliche  Ansiedelung. 

Der  Ackerbau  setzt  alsO;  muss  er  als  wesentlicher  und  ständiger  Factor 
fttr  den  Lebensunterhalt  mit  in  Rechnung  gezogen  werden;  dem  Nomaden- 
leben ein  Ziel  und  zwingt  die  StämmC;  hier  früher;  dort  später,  zur 
dauernden  Niederlassung,  d.  h.  zur  wirklichen  Sesshafiigkeit;  in  der  wir 
den  Ursprung  der  nachbarlichen  Beziehungen;  der  Gemeinden  und  der 
Staaten  zu  suchen  haben.  Namentlich  vor  der  festen  Ansiedelung;  aber 
auch  noch  bei  und  nach  derselben  beschäftigt  die  Volksgenossen  das 
Haupt-  und  Grundproblem  der  ältesten  Agrarverfassung;  nämlich  die 
Auftheilung  des  in  Besitz  genommenen  Landes.  Die  bäuerliche  Ansiedelang 
und  die  Landauftheilung  haben  sich  aber  keineswegs  überall  gleichmässig 
etwa  nach  einer  und  derselben  Schablone  vollzogen;  wie  diejenigen  an- 
nehmen, die  von  einer  indogermanischen  Siedelungsweise  sprechen.  Im 
Gegentheil;  man  kann  nur  von  nationalen  Siedelungsweisen  sprechen, 
wenn  sie  auch  alle  darin  übereinstimmen,  die  Geschlechtsgenossen  in 
irgend  einer  Form  beisammen  bleiben  zu  lassen.  Die  Art  der  Sie- 
delungsweise eines  Volkes  hängt  ab  von  ihrer  aus  äusseren  Umständen 
etc.  erwachsenen  SittO;  hängt  ab  von  der  Macht  der  Häuptlinge;  na- 
mentlich ob  diese  mit  vollendeter  väterlicher  Gewalt,  dem  sich  an- 
bedingt jeder  Genosse  zu  fügen  hat,  ausgerüstet  sind  oder  nicht,  hängt  ab 
von  der  üblichen  Art  das  Land  zu  bestellen  u.  s.  w.  Bei  dem  einen 
Volke  wird  der  Haushalt  regelmässig  nach  erweiterten,  durch  Bluts- 
verwandtschaft verbundenen  Familiengruppen,  bei  dem  anderen  ebenso 
regelmässig  nach  Einzelfamilien  (Eltern  und  Kinder)  geführt.  Hier  liegen 
regelmässig  eine  Anzahl  Wohnstätten  als  Dorf  beisammen,  das  aber  je  nach 
der  Sitte  ganz  verschieden  angelegt  sein  kann;  dort  sind  die  Wohnstätten 
ebenso  regelmässig  als  Einzelhöfe  über  das  Stammesland  zerbtrent. 
Hier  wird  das  gesammte  oder  fast  das  gesammte  Stammesland  an  die  Be- 
rechtigten—Familiengruppe oder  Einzelfamilie — zu  erblichem  Eigentham 


Harksen.    Der  GruDdbesitz.  399 

oder  sn  lebenslängliebem  Besitz  aufgetheilt,  dort  nur  das  Wohnland  oder 
das  Wohnland  und  das  Pflngland^  während  Wald  and  Weide,  soweit 
sie  nicht  von  Zeit  zu  Zeit  zn  Gunsten  einer  Yergrösserang  der  sehon 
vorhandenen  oder  zu  Gnnsten  einer  nenen  Dorf-  und  Feldflur  gekttrzt 
werden,  im  Gemeinbesitz  des  Stammes  oder  in  entsprechenden  Antheilen 
im  GemeinbesitB  seiner  Unterverbänd«  rerbMben.  Hier  wird  jedem 
Berechtigten  sein  Feld  oder  Land  geschlossen  tfberwiesen,  dort  in  einer 
mehr  oder  minder  grossen  Anzahl  Lose,  die  mit  den  Losen  anderer 
Berechtigten  in  Gemenglage  liegen.  Hier  wird  das  ttberwiesene  Land 
jedes  Berechtigten  nnbeschränktes  Eigenthnm,  das  danemd  eiBgezävmt^ 
dauernd  mit  Wall  nnd  Graben  umgeben  werden  kann,  dort  das  Grund» 
eigenthum  eines  jeden  Berechtigten  am  Pfluglande  beschritnkt  zu  Gunsten 
einer  ihn  einschMessenden  Genossenschaft  durch  Flurzwang,  gemeine 
Trift  und  Weide,  so  dass  die  Felder  nur  in  ihrer  Gesamtheit  und  nur 
für  die  Zeit  zwischen  Bestellung  und  Ernte  (geschlossene  Zeiten)  ein- 
gezäunt werden,  in  der  übrigen  Zeit  des  Jahres  (offene  Zeiten)  für 
Ueberfahrt,  Trift  und  Weide  aber  offen  liegen  bleiben  müssen. 

Ausser  den  freien  Stammesgenossen,  aus  denen  sich  vielfach  schon 
Adelige,  aber  zunächst  wohl  nicht  gerade  als  besonders  bevorrechtete 
Standesgenossen,  sondern  nur  als  Erste  unter  den  gleichberechtigten 
Freien  absondern,  hängen,  wie  aus  Mheren  Ausführungen  ersichtlich, 
dem  Stamme  noch  Unfreie  verschiedenen  Grades  an.  Es  sind  dies 
Leute,  in  denen  entweder  überhaupt  kein  Stammesblut  fliesst,  wie  z.  B. 
Angeh(^ge  einer  unterjochten  Urbevölkerung,  oder  denen  die  Stammes« 
rechte  um  irgend  eines  Umstandes  willen  —  uneheliche  Geburt,  Ver- 
brechen etc.  —  aberkannt  worden  sind.  Theilweise  erhalten  auch  die 
Unfreien  Land  zugewiesen,  aber  als  zinspffichtige  Hintersassen  des 
Stammes  oder  des  Stammesoberhauptes  oder  des  einzelnen  Freien,  theil* 
weise  finden  sie  auch  als  Knechte  oder  Sklaven,  kurz  als  Wirthschafts- 
gesinde  Verwendung  im  Haushalte  der  Freien,  im  besonderen  auch  als 
Handwerker.  Denn  in  den  Zeiten  der  Naturalwirthschaft  wird  im 
bäaerltehen  Haushalt  fast  alles  selbst  besorgt  und  hergestellt,  es  wird 
daselbst  gemahlen,  gebacken,  gesponnen,  gewebt,  gezimmert,  geschmiedet, 
es  werden  Schuhe  und  Kleider  gefertigt  u.  s.  w.,  höchstens  wird 
Fehlendes  vom  Nachbarn  durch  Austausch  erstanden  oder  für  grössere 
Arbeiten,  wie  z.  B.  Hausbau  die  Hilfe  der  Nachbaren  in  Anspruch 
genommen.  Im  primitiven  ländlichen  Haushalt  hat  sich  das  Handwerk 
herangebildet,  er  ist  die  Wiege  des  Handels,  der  Kunst  und  .der 
Industrie. 

Die  Feldflur,  die  Hauptstätte  aller  wirthschaftlichen  Entwiokelung, 
mochte  wohl  öfters  durch  eine  Urbevölkerung  oder  durch  den  seit 
langer  Hand  schon  betriebenen  nomadenhaften  Anbau  etwas  vorbereitet 
sein,  vielfach  galt  es  aber  doch  wohl,  sie  erst  in  mehr  oder  minder 
schwerer  Arbeit  dem  Urlande  durch   Rodung,  Entsumpfung  etc.  abzu- 


400  Harksen.    Der  Grandbesitz. 

ringen.  Es  handelt  sich  non  um  die  Frage,  ob  dort^  wo  die  Feldflnr 
an  die  einzelnen  Qenosgen  aofgetheilt  wurde,  die  reellen  Antheile  sofort 
festes  Privateigenthnm  wurden  oder  ob  die  Anrechte  immer  wieder  neu 
und  eventuell  auch  noch  verändert  zur  Anweisung  gelangten^  also  mit 
anderen  Worten,  ob  sich  zwischen  den  genossenschaftlichen  Gemeinbesitz 
der  bis  zum  Aufgeben  des  Nomadenlebens  Oberall  bestand,  und  dem 
wirklichen  Privateigenthum  des  einzelnen  Genossen  eine  Zeit  der  Feld- 
gemeinschaft befand.  Die  Feldgemeinschaft,  das  ist  die  Auftheilung  der 
Feldflur  zur  privaten  Nutzung  an  die  einzelnen  Genossen  in  Verbindung  mit 
der  periodischen  Neutheilnng  derselben,  musste  jedenfalls  überall  dort  dem 
Gemeinbesitz  folgen,  wo  ans  diesem  heraus  sich  der  Gedanke  festgesetit 
hatte,  dass  nur  die  Genossenschaft  Eigenthtlmerin  des  Grund  und  Bodens 
sei,  während  die  einzelnen  Genossen  nur  Nutzniesser  sein  könnten,  deren 
gleiche  oder  verhältnissmässige  Anrechte  sich  durch  den  Tod  eines  Ge- 
nossen oder  durch  den  Eintritt  eines  Mttndiggewordenen  in  die  Genossen- 
schaft änderten.  Dies  Recht  auf  Land  konnte  nur  durch  periodische 
Neutheilangen  befriedigt  werden.  Immerhin  war  es  aber  nicht  nöthig, 
alljährlich  neu  zu  theilen,  vor  der  Hand  konnte  vacantes  Land  vertheilt, 
fehlendes  angerodet  werden.  Nebenbei  bemerkt  war  neben  intensiverer 
Kultur  die  Neurodung  auch  ein  vorzügliches  Mittel,  um  die  mit  der 
Zeit  wachsenden  Ansprüche  zu  befriedigen.  Die  periodische  Neutheilnng 
konnte  aber  auch  nur  deswegen  in  Uebung  sein,  um  die  durch  das 
Erbrecht  und  eventuell  auch  durch  den  etwa  zugelassenen  Immobilien- 
verkehr hervorgerufene  Zerstückelung  der  Grundstücke  von  Zeit  zu  Zeit 
zu  beseitigen  oder  auch  nur  um  einen  Ausgleich  in  der  Bodengflte 
herbeizuführen.  Meistens  wird  die  Feldgemeinschaft,  sei  es  mit  Recht 
auf  Land  oder  ohne  dieses,  nur  dort  von  längerem  Bestände  gewesen 
sein,  wo  sie  durch  äussere  Verhältnisse,  wie  Grundherrlichkeits-  oder 
Hörigkeitsverhältnisse,  aufrecht  erhalten  wurde.  In  vielen  Fällen  lässt 
sich  sogar,  wie  wir  später  sehen  werden,  bestimmt  nachweisen,  dass  sie 
erst  mit  derartigen  Verhältnissen  zur  Einführung  gelangte.  Im  Allgemeinen 
wird  man  sonst  entweder  die  Etappe  der  Feldgemeinschaft  gamicht 
berührt  oder  nur  kurze  Zeit  —  etwa  für  die  Einrichtungszeit  der  Feldflur  — 
auf  ihr  verweilt  haben.  Dort  wo  der  üebergang  vom  Gemeinbesitz  zum 
Privateigenthum  in  der  Gemenglage  nach  Gewannen  erfolgte,  wie  bei 
den  Germanen,  werden  auch  wohl  die  letzten  Ueberbleibsel  des  Gemein- 
besitzes, nämlich  die  Trift«  und  Weiderechte  zusammen  mit  dem  durch 
die  wegelose  Gemenglage  bedingten  Flurzwang  Feldgemeinschaft  genannt, 
z.  B.  in  ^Seebohm,  die  englische  Dorfgemeinde^.  In  diesem  Sinne  soll 
Feldgemeinschaft  hier  aber  nie  genommen  werden. 

Ebenso  soll  auch    der  Gemeinbesitz    ohne    reelle    Landauftheilung 
nie  als  Feldgemeinschaft  bezeichnet  werden. 

§  4.  Einiges  über  die  Maasse  und  das  Messen. 

„Maass  und  Gewicht^   das  ist   die  landläufige  Abkürzung   und  der 
gebräuchlichste,    auch    amtlich    functionirte  Ausdruck  für    die  Gesammt 


Harksen.    Der  Grundbesitz.  401 

heit  der  Ranm-  und  MassenmaasBe  und  gegenwärtig  leben  wir  in  einer 
Epoche,  in  der  sich  das  folgerichtigste  aller  Maasssysteme,  das  Meter- 
system, anscbickt  die  Welt  zu  erobern,  und  aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  ist  die  Zeit  nicht  fem,  in  der  sämmtliche  Kulturvölker  nur  nach 
dem  Metersystem  messen.  Es  ist  gerade  deswegen  nicht  ohne  Interesse,  zu 
erfahren,  wie  man  noch  vor  wenigen  Jahrzehnten  ttber  das  Metersystem 
dachte  und  welch  geringe  Aussichten  seiner  Verbreitung  zugestanden 
worden.  Ende  der  sechziger  Jahre  sagt  Professor  Karsten  in  der 
Allgemeinen  Eneyklopädie  der  Physik:  ^die  Aufstellung  des  Meters^ 
Liters,  Kilogramms  u.  s.  f.  war  ein  wissenschaftliches  Experiment,  bei 
welchem  die  tausendjährige  Praxis,  die  Bedürfnisse  des  Verkehrs  gar 
keine  Berücksichtigung  fanden.  Trotz  der  den  Theoretiker  befrie- 
digenden Folgerichtigkeit  des  metrischen  Systems  hat  dasselbe  daher 
ttber  die  Sphäre  der  Wissenschaft  hinaus  nur  geringe  Ausbreitung 
erfahren.^  Wenn  inzwischen  auch  durch  die  Thatsache  widerlegt,  so 
mass  man  doch  zugeben,  dass  es  derzeit  wohlberechtigt  war  so  zn 
sprechen. 

Einstweilen,  so  lange  das  Metersystem  noch  nicht  überall  Eingang 
gefunden  hat,  besteht  die  Verpflichtung,  die  Beziehungen  der  den 
eiszelnen  Staaten  eigenthümlichen  Maasse  zu  einander  aufzusuchen  und 
bekannt  zu  geben.  Neben  dieser  vom  Völkerverkehr  dictirten  Forderung 
erwächst  jedem  Staate  für  sich  eine  weitere,  ähnliche,  aus  dem  Umstände, 
dass  das  zur  Zeit  innerhalb  seiner  Grenzen  bestehende  System  nicht 
immer  in  Geltung  war,  sondern,  dass  andere,  wohl  minder  gute,  die 
selbst  wieder  frühere  verdrängten,  ihm  erst  den  Platz  räumen  mussten. 
Zahllose  Urkunden,  überhaupt  Schriftstücke  jeder  Art,  von  rein  historischer 
oder  eminent  praktischer  Bedeutung,  reden  nicht  in  der  heutigen,  sondern 
in  der  ihnen  geläufigen  Maasssprache  ihrer  Zeit,  und  es  Hegt  deshalb 
unbedingt  im  Interesse  der  historischen  Forschung,  der  Statistik,  der 
Rechtssicherheit  u.  s.  w.  die  Beziehungen  aller  einst  in  einem  Gebiete 
neben  und  nach  einander  vorhandenen  Maasse  zu  den  nun  in  ihm 
geltenden  aufzusuchen  und  nachzuweisen.  In  letzter  Linie  kommt  dies 
alles  schliesslich  darauf  hinaus,  alle  je  vorhandenen  sowie  alle  noch  vor- 
handenen Maasse  auf  das  Metersystem  zu  beziehen. 

Gehen  wir  nun  immer  weiter  rückwärts,  so  stossen  wir  bei  jedem 
Volke  schliesslich  auf  eine  Zeit,  in  der  es  überhaupt  l^eine  Maasssysteme 
nach  festem  Maasse  mehr  gab,  ja,  in  der  es  vielleicht  an  der  nOthigen  Kennt- 
niss  fehlte,  um  jede  Grösse  mi :  einer  ihr  gleichartigen  zu  messen,  in  der 
die  Maasse  wesentlich  dem  menschlichen  Körper,  der  menschliehen 
Arbeitsleistung,  der  menschlichen  Körperkraft,  den  durch  Menschenhand 
geführten  Geräthen  und  Wafl^en  entlehnt  wurden.  Die  Aufgabe  der 
nachfolgenden  Zeilen  soll  es  nun  sein,  kurz  die  erste  Entwicklung  der 
Maasse  und  des  Messens  zu  schildern:  Zu  jenen  Zeiten,  in  denen  die 
Menschen    als  Jäger    und  Nomaden  zusammenlebten,   und  zufrieden  sein 

Zeitschrift  far  Vermessungswesen  1896.    Heft  13.  2G 


402  Harksen.    Der  Grandbesitz. 

mussten  mit  dem,  was  die  Erde  ihnen  an  wilden  Fruchten  und  jagbareo 
Thieren,  durch  den  Ertrag  eines  spärlichen  Ackerbaues  und  durch  die 
Ausbeutung  ihrer  Herden  darbot,  lagen  nur  wenige  Bedtlrfnisse  vor, 
welche  die  Menschen  ernstlich  dazu  aufforderten,  irgend  welche  Grössen 
miteinander  zu  vergleichen.  Vor  allem  war  es,  wie  angedeutet  werden 
muss,  die  Zeit,  die  gemessen  wurde,  denn  es  ist  nicht  anzunehmen,  dass 
die  Menschen  sich  lange  der  immerfort  an  sie  ergehenden  Aufforderung 
den  wechselnden  Stand  der  Gestirne,  die  periodisch  wechselnden  Phasen 
des  Mondes  wahrzunehmen,  entzogen  hätten.  Es  ist  durchaus  begreitlich; 
dass  der  ersten  Zeiteintheilung  nicht  die  Sonne,  sondern  der  Mond  zu 
Grunde  gelegt  wurde,  war  doch  der  Mondwechsel  dasjenige  Phänonaen, 
das  bei  weitem  am  leichtesten  beobachtet  werden  konnte.  Man  zählte 
also  die  Zeit  nach  Mondmonaten,  die  beim  Eintritt  einer  bestimmten 
Phase  begannen,  beim  Wiedereintritt  derselben  Phase  endeten.  Den  Tag 
lernte  man  eintheilen  nach  dem  Stande  der  Sonne  und  ersann  vielleicht 
recht  bald  sogar  einfachste.  Mittel,  um  selbst  dann  für  damalige  Bedürf- 
nisse hinreichend  sicher  die  Tageszeit  angeben  zu  können,  wenn  die 
Sonne  sich  hinter  Wolken  verbarg.  Eine  andere  Zeiteintheilung  des 
Nomaden  als  die  nach  Tagen  oder,  wie  damals  gezählt  wurde,  nach 
Nächten,  und  nach  Mondmonaten  ist  die  Eintheilung  des  Jahres,  jeden- 
falls aber  ohne  die  Zeitperiode  selber  genau  zu  begrenzen,  in  die  beiden 
Jahreszeiten  Sommer  und  Winter.  Winteranfang  ist  derjenige  Zeitpunkt, 
zu  dem  die  Nomaden  ihre  Herden  von  den  Höhen  in  die  Thäler  oder 
von  einem  kühleren  Klima  in  ein  wärmeres  treiben  müssen  oder  zu  dem 
sie  auf  sonstige  Mittel  zum  Schutz  ihrer  Herdenthiere  gegen  die  wach- 
senden Unbilden  der  Witterung  sinnen  müssen.  Frühling  und  Herbst 
fügen  sich  erst  später  unter  dem  dominirenden  Einfluss  des  Ackerbaues 
an.^  Bei  der  Zeittheilung  verblieb  es  aber  nicht,  unbedingt  müssen  auch 
Längenmessungen  bald  ins  Bereich  der  Anwendung  gezogen  worden  sein, 
denn  die  gesammte  menschliche  Lebensführung,  mag  sie  sich  auch  noch  so 
dürftig  gestalten,  kann  der  Längenmessung  nicht  wohl  entrathen  und 
läge  diese  auch  nur  versteckt  im  sogenannten  Augenmaasse,  in  der 
Schätzung.  Und  wurde  aus  irgend  einem  Grunde  ein  Jagd-  oder  Weide- 
revier einstweilen  aufgegeben,  jedoch  mit  der  Absicht,  es  später  — 
vielleicht  nach  Jahresfrist  —  wieder  aufzusuchen,  so  bedurfte  es  Orien- 
tirungsmittel,  die  untrüglich  dorthin  zurückführen  konnten.  Derartige 
Mittel,  für  deren  Auffinden  der  Nomade  bekanntlich  in  Folge  steter  Uebung 
ganz  besonders  befähigt  ist,  konnten  theils  den  vertraut  gewordenen 
Vorgängen  am  Himmelsgewölbe,  theils  bekannten  Merkmalen  an  der 
physikalischen  Erdoberfläche  entnommen  werden  und  dann  die  so  fest- 
gelegte Richtung  vortrefflich  ergänzt  werden  durch  das  Hinzufügen  der 
Längen  der  durchzogenen  Wege,  etwa  nach  Tagesreisen  gemessen. 

Eine  weitere  Förderung    des  Messens   aber  über  die  angedeuteten 
primitiven  Anfänge   im  Messen  der  Zeit  und  der  Längen  und  eventuell 


Harksen.    Der  Grundbesitz.  403 

noch  von  Getreide-  und  Fleischmassen  darf  von  Nomaden  nicht  erwartet 
werden,  wie  wir  heute  noch  an  den  zur  Zeit  frei  und  unberührt  von 
jeder  Kultur  als  Nomaden  lebenden  Volksstämmen  beobachten  können, 
an  denen  das  zu  belauschen,  was  bei  den  Vorfahren  aller  Kulturvölker 
auf  gleicher  wirthschaftlicher  Stufe  Sitte  und  Brauch  war,  zweifellos 
vollberechtigt  ist  Neue  Zeiten  mit  neuen  und  grösseren  Bedürfhissen, 
mit  hoher  gesteckten  Zielen  mussten  erst  kommen,  bevor  neuer  Fort- 
schritt in  der  in  Betracht  gezogenen  Richtung  einsetzen  konnte.  Und 
diese  Zeiten  kamen,  sie  begannen  mit  dem  landwirthschaftlichen  Betrieb 
von  festen  Ansiedelungen  aus.  Nicht  als  ob  hiermit  nun  sofort  eine 
besondere  Förderung  der  Maasswissenschaft  und  des  Messens  eingesetzt 
hätte,  nichts  weniger  als  dies  war  der  Fall,  sondern  die  aufgestellte 
Behauptung  ist  nur  in  dem  Sinne  zu  nehmen,  dass  die  Landwirthschaft 
alle  Keime  höherer  Kultur  in  sich  birgt.  Es  yvird  freilich  meistens 
folgendermaassen  geschlossen:  Da  vor,  mit  und  nach  der  festen 
Ansiedelung  der  Häuserbau  und  die  Landauftheilung  kamen  und  diese 
ohne  geometrische  Kenntnisse  nicht  durchgeführt  werden  konnten,  so 
mussten  eben  geometrische  Kenntnisse  vorhanden  sein.  Diese  Schluss- 
folgerung kann  als  eine  durchaus  irrige  bezeichnet  werden,  denn  sich 
sessbaft  machende  Nomaden  verstehen  in  der  Regel  noch  gar  nichts  von 
der  Geometrie,  nichts  desto  weniger  vermögen  sie  aber  primitive 
Hütten  zu  bauen  und  Landauftheilungen  fQr  ihre  Bedürfnisse  und  für 
ihre  Anschauungen  genügend  genau  durchzuführen.  Die  wesentlichste 
Voraussetzung  und  die  Grundlage  fUr  die  Landauftheilung  war  jedenfalls 
die,  dass  hinreichend  sichere  Erfahrungen  darüber  bestanden,  wie  viel 
Land  für  eine  bäuerliche  Durchschnittswirthschaft  nöthig  sei,  damit  der 
Familienvater  nebst  Familie  und  einigem  Gesinde  auf  derselben  und 
den  dazu  etwa  noch  gehörigen  Nutzungen  seinen  Unterhalt  finde. 
Vom  Stamm  aus  wurde  dies  Land,  soweit  dasselbe  nicht  in  irgend  einer 
Form  als  gemeinsame  Nutzung  des  Stammes  oder  seiner  Unterverbände 
liegen  blieb,  geschlossen  überwiesen,  sei  es  als  Einzelhof  an  eine  Einzel- 
familie oder  an  eine  erweiterte,  in  Hausgemeinschaft  lebende  Familien- 
gruppe, oder  sei  es  als  grösserer  Landkomplex  an  eine  Genossenschaft  von 
Einzelfamilien,  die  gewillt  war,  sich  innerhalb  ihres  Landes  in  einem  Dorfe 
anzusiedeln.  Und  alle  diese  Landausweisungen  mussten  und  konnten 
auch  lediglich  nach  Schätzung,  Herkommen  und  Abkommen  streitfrei 
getroffen  werden.  Wenn  also  irgendwo  noch  geometrische  Kenntnisse 
bei  der  ursprünglichen  Landauftheilung  zur  Anwendung  gelangt  sind, 
so  kann  dies  nur  noch  bei  der  weiteren  Landauftheilung  innerhalb  der 
Dorfgemarkungen  an  die  einzelnen  Dorfgenossen  oder  Nachbaren  der 
Fall  gewesen  sein.  Und  es  muss  zugegeben  werden,  dass  gerade  hier 
die  Bedingungen,  unter  denen  streitfrei  zu  theilen  war,  sich  schärfer 
als  sonstwo  fassten  und  dass   deswegen    eine    geometrische  Auftheilung 

gut   am   Platze    gewesen    wäre.     Trotzdem    gelangte  sie  aber,   wie  wir 

26* 


404  Harksen.    Der  Grandbesitz. 

sehen  werden,  bei  der  ursprünglichen  festen  Volksansiedelung  nicht  zur 
Anwendung.  Im  Allgemeinen  wurde  jede  Dorfgemarkung  in  3  Theile 
zerlegt;  in  die  Dorfflur,  das  ist  die  Gesammtheit  der  im  Zusammenhang 
befindlichen  Heimstätten,  in  die  aufzutheilende  Feldflur  und  in  das  nicht 
aufzutheilende,  zur  Weide  etc.,  aber  auch  nach  Bedarf  zur  Vergrössernng 
der  Dorf-  und  Feldflur  herangezogene  Allmendland.  Letzteres  musste 
um  so  umfangreicher  sein,  je  mehr  die  Viehwirthschaft  im  Vordergrande 
verblieb,  und  es  ist  zweifellos,  dass  die  Viehwirthschaft  noch  auf  lange  hinaus 
auch  im  bäuerlichen  Haushalt  im  Brennpunkte  des  Wirthschaftslebens  stand. 
Die  Heimstätte  umfasste  das  Wohnhaus,  Stallung  für  das  Vieh, 
einen  Hof,  eine  kleine  Anbaufläche  und  eventuell  noch  einen  Brunnen 
oder  Brunnenantheil.  Mit  Rücksicht  auf  die  Erhaltung  eines  friedlichen; 
genau  nach  Rechten  und  Pflichten  abgewogenen  nachbarlichen  Verkehrs 
im  Dorfe  war  es  gewiss  eine  dringende  Nothwendigkeit,  die  Heimstätten 
sofort  erkennbar  gegeneinander  abzugrenzen,  was  meistens,  des  dadurch 
erlangten  Schutzes  wegen,  durch  einen  festen  Zaun  oder  ähnlich  erfolgte.*) 
Die  Feldflur  gerecht  und  damit  streitfrei  unter  die  Dorfgenossen  oder 
Nachbaren  aufzutheilen,  dazu  ersann  man  sehr  oft,  jedenfalls  aber  bei 
den  Germanen,  ein  Verfahren,  durch  das  die  Feldflur  in  eine  grössere 
Anzahl  Abschnitte,  Gewannen  genannt,  zerlegt  wurde.  Eine  jede  Ge- 
wanne war  in  sich  nach  Bodengüte  und  Terraingestaltung  möglichst 
gleichartig  und  in  jeder  Gewanne  erhielt  jeder  Genosse  seinen  gleichen 
oder  verhältnissmässigen  Antheil,  dessen  Lage  meistens  nach  dem  Loose 
bestimmt  wurde  und  zwar  entweder  nur  einmal  für  die  Reihenfolge  in 
sämmtlichen  Gewannen,  oder  aber  für  jede  Gewanne  besonders.  Die 
Richtung  und  Lage  der  einzelnen  Loose  innerhalb  der  Gewanne  konnte 
eine  verschiedene  sein  und  die  einzelnen  Loose  wurden  abgemessen 
durch  Abschreiten  unter  Zugrundelegung  der  Voraussetzung,  dass  in 
gleichen  Zeiten  gleiche  Flächen  gepflügt  werden  können,  oder  von  der 
fast  ebenso  naheliegenden,  dass  gleiche  Aussaatmassen  auf  gleiche  Flächen 
fallen.  Es  darf  nicht  übersehen  werden,  dass  die  Feldflur  nicht  etwa  zu- 
nächst in  Gewannen  zerlegt  wurde,  um  diese  dann  unterzuvertheilen, 
sondern  dass  umgekehrt  ein  gewisser  Complex  ausgemessener  durch  eine 
einfache  Pflugfurche  getrennter**)  Einzelloose  zur  Gewanne  zusammen- 
gefasst  wurde   und  zwar  derart,   dass  jeder  Genosse  an  jeder  Gewanne 


*)  Demnach  war  auch  das  ganze  Dorf  mehr  oder  minder  befestigt  nnd  es 
ist  nicht  zweifelhaft,  dass  in  jenen  Zeiten  noch  fortdauernder  Völkerbewegung 
und  unentwickelter  staatlicher  Verhältnisse  für  die  Ansiedelung,  wo  nöthig,  eine 
Lage  gewählt  wurde,  die  so  viel  als  möglich  natürlichen  Schutz  bot  gegen 
räuberische  und  kriegerische  Ueberfälle.  Sehr  eingehend  beschäftigte  sich 
Robert  Pöhlmann  mit  derartigen  Untersuchungen  in  ^Die  Anfänge  Roms",  einer 
Schrift,  die  sich  gegen  die  von  Theoder  Mommsen  in  seiner  Römischen  Ge- 
schichte entwickelten  diesbezüglichen  Ansichten  richtet. 

**)  Ueber  Grenzraine  und  künstliche  Grenzzeichen  wird  in  den  Einzel- 
darstellungen abgehandelt  werden. 


Harksen.    Der  Grundbesitz.  405 

verhältDissmässig  betheiligt  war.  Dass  die  aus  der  volksthttmlichen 
Gewannentheilung  hervorgegangene  Oemenglage  mit  ihrem  Fiarzwang, 
eventuell  auch  noch  verbundea  mit  Wege-  und  Weiderechten,  später  ein 
Hinderniss  für  die  Bethätigung  der  Individualität,  ein  Hemmniss  für 
einen  rationellen  Landwirthschaftsbetrieb  werden  würde  und  deshalb 
später  darauf  gesonnen  werden  musste,  sie  zu  beseitigen,  das  hindert 
durchaus  nicht,  dass  gedachte  A uftheilungsform  zur  Zeit  ihrer  Einführung 
and  mehr  oder  minder  weit  über  diese  Zeit  hinaus  die  vorzüglichste 
war.  Wie  keine  zweite  Auftheilungsform  war  sie,  mit  Rücksicht  auf  die 
za  ihrer  Durchführung  zu  Gebote  stehenden  beschränkten  Mittel,  ge- 
eignet, durch  ersichtlich  gerechte  Auftheilung  nach  Bodengüte  und  Ent- 
fernung vom  Dorfe  und  unter  Vermittlung  des  für  heilig  gehaltenen 
Looses  jeden  Streit  unter  gleich  freien  Genossen  fem  zu  halten.  Ausserdem 
gab  es  kein  besseres  Mittel,  um  säumige  Genossen  mitzuziehen,  denn 
wer  innerhalb  der  festgesetzten  Frist  sein  Feld  nicht  bestellte,  der 
konnte  es  nicht  mehr  bestellen,  weil  ihm  kein  Ueberfahrtsrecht  mehr  zu- 
stand, und  wer  nicht  innerhalb  festgesetzter  Frist  erntete,  dem  fuhr  man 
über  die  stehende  Frucht  oder  das  weidende  Vieh  gerieth  in  dieselbe. 
Ich  fasse  nunmehr  zusammen,  wie  wir  uns  den  Zustand  hinsichtlich 
der  Maasse  und  des  Messens  in  den  ersten  Zeiten  der  volksthümlichen 
Ansiedelung  zu  denken  haben,  wobei  wir  davon  ausgehen  mtlssen,  dass 
die  einfachen  geometrischen  Beziehungen  der  Längen,  Flächen  und 
Körper  zu  einander  noch  nicht  bekannt  waren,  allenfalls  bestand  in  un- 
klarer Vorstellung  ein  Verständniss  für  die  Beziehungen  der  Längen 
und  Flächen  zu  einander.  Ferner  haben  wir  zu  bedenken,  dass  in 
jenen  ersten  Zeilen  voller  Naturalwirthschaft  weder  Immobilien-  noch 
Handels-  richtiger  Tauschverkehr  auf  weite  Entfernungen  stattfanden. 
Der  dürftige  diesbezügliche  Verkehr  beschränkte  sich  fast  ausschliesslich 
auf  den  Umkreis  eines  Dorfes,  auf  den  einer  Gruppe  benachbarter 
Einzelhofe,  was  kümmerte  es  deswegen  die  Insassen  eines  bestimmten 
Dorfes,  einer  bestimmten  Gruppe  von  Einzelhöfen  wie  und  mit  welchen 
Maassen  in  anderen  Dörfern,  in  anderen  Gruppen  von  Einzelhöfen  ge- 
messen wurde,  dafür  bestand  zunächst  gar  kein  Interesse.  Dies  Interesse 
erstand  erst  nach  und  nach  mit  dem  Erstarken  der  Staatsgewalt,  mit 
den  grossgrundherrlichen  Zeiten,  mit  dem  Aufblühen  von  Handelsnieder- 
lassungen, mit  dem  Entstehen  der  Städte  u.  s.  w.  und  mit  dem  von 
allen  diesen  Factoren  ausgehenden  Impuls.  In  den  oben  gedachten 
Zeiten  waren  für  die  Längenmessungen  überall  Maasse  in  Gebrauch, 
die  entweder  unmittelbar  den  Längen  menschlicher  Körpertheile  ent- 
sprechen, wie  Fuss,  Elle  (Arm),  Hand,  Zoll  (Daumen)  oder  die  wenigstens 
mit  Hilfe  solcher  abgemessen  wurden,  wie  Klafter,  Spanne,  Schritt. 
Man  fand  es  jedenfalls  bald  für  grössere  Längen  bequemer,  sie  mit 
vielfachen  solcher  Maasse  zu  messen  und  übertrug  sie  deswegen  auf 
Waffen  und  Ackergeräthe,    so   maassen   die  Germanen    mit   der   langen 


406  Jordan.    Die  Hanpt-Dreiecksketten  und  Netze  der 

Lanze  (Ratbe);  mit  dem  JagdspiesS;  mit  dem  langen  für  4  nebeneinander 
gespannte  Pflugochsen  berechneten  Joch  n.  s.  w.  Wie  primitiv  derartige 
Vervielfachnngen  manchmal  erfolgten,  das  erfahren  wir  aus  „Lamprecht, 
deutsches  Wirthschaftsleben'^.  Auf  S.  343  des  ersten  Bandes  lesen  wir, 
dass  man  in  ländlichen  deutschen  Gemeinden  noch  bis  zum  17.  Jahr- 
hunderte die  Rnthe  dadurch  hinreichend  genau  zu  bestimmen  vermeinte, 
wenn  15  oder  16  Leute,  wie  sie  ans  der  Kirche  kamen,  ihre  Ftlsse 
vor  einander  setzten.  Die  Flächenmessungen  erfolgten  durch  Abschreiten 
unter  Zugrundelegung  der  Voraussetzung,  dass  in  gleichen  Zeiten  gleiche 
Flächen  gepflttgt  werden  können  oder  dass  gleiche  Aussaatmassen  auf 
gleiche  Flächen  fallen.  Das  geometrische  Element  liegt  hierin  schon 
versteckt,  denn  sowohl  der  Pfluglenker  als  auch  der  Sämann  schreiten 
bei  ihrer  Arbeit  in  parallelen  Linien.  Flächenmaasse,  wie  Joch,  Morgen, 
Scheffelsaat  etc.  entstammen  derartigen  Flächenmessungen,  vielfach 
schliessen  sie  eine  Tagesarbeit  in  sich.  Ffir  das  Messen  von  Oetreide- 
massen  benutzte  man  beliebige  hierfür  bestimmte  Gefösse.  Scheffel 
heisst  weiter  nichts  als  „oben  offenes  Gefäss^  und  die  Verschiedenheit 
der  auf  uns  gekommenen  Scheffel  weisen  noch  auf  ihren  willkürlichen 
Ursprung  hin.  Wie  man  für  das  Messen  der  Getreidemassen  Gefässe, 
so  benutzte  man  als  Gewichte  für  das  Messen  von  Fleischmassen  be- 
liebige als  Gewichte  angenommene  Steine.  Der  erste  Versuch  des 
Wiegens  wird  ohne  Zweifel  im  Heben  liegen. 

So  etwa  wird  es  überall  zunächst  gewesen  sein  und  der  conserva- 
tive  Geist,  der  den  Bauernstand  von  jeher  ausgezeichnet  hat,  that  dann 
ein  Uebriges^  um  diese  primitiven  Einrichtungen  so  lange  nur  möglich 
festzuhalten.  Selbst  dann,  als  Vorbilder  für  Besseres  zu  haben  waren, 
werden  die  Bauern  unter  sich  am  Althergebrachten,  das  ihnen  zusagte 
und  genügte,  festgehalten  haben  und  sich  dann  nur  Neuerungen  unter- 
worfen haben,  wo  sie  dieselben  nicht  abweisen  konnten,  also  im 
Handelsverkehr,  im  Verkehr  mit  fürstlichen  und  grundherrlichen  Beamten 
u.  s.  w.,  woher  ja  allmählich  die  Einsicht  kam,  ein  wie  lebhaftes  Interesse 
vorliege,  den  Waarenumsatz  und  den  Grundstücksverkehr  nach  festen 
und  festgelegten  Maassgrössen  regeln  zu  können. 

Hiermit  beschliesse  ich  die  allgemeinen  Paragraphen  und  nehme 
die  Einzeldarstellung  auf,   die  ich  mit  den  Hellenen  beginnen  werde. 


Haupt  -  Dreiecksketten  und  Netze  der  Preussischen 

Landes  -  Triangulation. 

Im  vorigen  Jahre  erschien  ein  neuer  VII.  Theil  des  Werkes: 
Preussische  Landes  Triangulation,  Hauptdreiecke,  gemessen  und  bearbeitet 
von  der  trigonometrischen  Abtheilung  der   Landesaufnahme,  Berlin  1895 


Preussischen  Landes-Triangulation.  407 

(Mittler  &  Sohn^  Kochstrasse  68/70).  Dieser  Band  enthält  eine  Karte 
in  1 : 2  000  000  mit  allen  Dreieckspunkten  I.  Ordnung;  nach  welcher  wir 
eine  verkleinerte  Uebersichtskarte  in  1:5  000  000  hergestellt  haben, 
welche  anf  S.  408  und  409  abgedruckt  ist. 

Es  sind  darauf  alle  Haupt- Dreiecksketten  dargestellt  mit  allen 
Dreieckspunkten  und  Verbindungslinien,  und  mit  Namen  der  Punkte  an 
den  Grenzen  der  Ketten,  während  alle  Namen  einzuschreiben,  der 
Raum  nicht  ausreichte. 

Im  unteren  Theile  von  S.  408  und  409  ist  auch  eine  Uebersicht  aller 
Ketten  und  Netze  seit  1834^  im  Wesentlichen  nach  der  Zeitfolge  geordnet, 
beigefügt,  wobei  die  ^Netze^,  d.  h.  die  Ausfüllnetze  zwischen  den  Ketten, 
mit  kleinerer  Schrift  angegeben  sind.  Diese  Füllnetze,  im  ganzen  6  an 
der  Zahl,  konnten  in  unserer  Figur  S.  408  und  409  nur  als  leere  Räume 
angedeutet  werden,  weil  die  ursprünglich  versuchte  Punkt-  und  Linien- 
Ausführung  in  diesen  Ketten  den  Zusammenhang  der  Ketten  nicht  mehr 
deutlich  hätte  hervortreten  lassen.  Die  kleinen  Füllnetze  im  Nordosten 
sind  auch  in  dem  Originalplan  des  YII.  Theiles,  Hauptdreiecke,  nur 
als  leere  Flächen  angegeben,  während  die  schönen  Netze  von  1872  an, 
dort  mit  allen  Sichten  ausgeführt  sind.  Zu  bemerken  ist  auch,  dass 
Mecklenburg,  welches  ganz  von  preussischen  Ketten  umschlossen  ist, 
nicht  preussisches  Netz,  sondern  eigenes  mecklenburgisches  Netz  ist, 
wie  aus  dem  Berichte  von  Zeitschr.  f.  Verm.  1883,  S.  357  zu  ersehen  ist. 

Auch  eine  ziemliche  Zahl  von  preussischen  Ketten  und  Netzen  sind 
schon  in  der  Zeitschr.  in  besonderen  Berichten  behandelt  worden: 

Zeitschr.  f.  Verm.  1888  S.  382  und  S.  399  die  Elbkettte, 
„  „       1889  8.  4  das  Wesernetz, 

„  „       1891  8.  229, 

„  ^1891  S.  456  die  Eibkette, 

^  „       1892  S.  193, 

„  „       1893  S.  1, 

„  „       1894  S.  3,  mit  Netzbild  S.  9, 

^  „       1894  S.  454    das  Schlesisch-posensche 

Dreiecksnetz, 
„  „       1895  S.  115, 

„  „       1895  S.  311  Hannoverschsächsische  Kette  und 

Sächsisches  Netz. 

Obgleich  wir  den  Gang  der  Preussischen  Landes-Triangulirung  im 
Wesentlichen  als  bekannt  voraussetzen  können,  wird  es  doch  beim 
Anblick  der  Uebersichtskarte  S.  408  und  409  heute,  da  das  nun  vor 
60  Jahren  begonnene  Werk  im  Wesentlichen  fertig  vorliegt,  angezeigt  sein, 
folgendes  kurz  zu  recapituliren : 

Der  wissenschaftliche  Grund  zu  der  heutigen  Landes-Triangulation 
wurde    gelegt    durch    die    berühmte   Gradmessung    in   Ostpreussen    von 


408 


Jordan.    Die  Haapt-Dreiecksketten  und  Netze  der 


SkamfingsbankB 


Preussische  Lai 

Uebera 


Dreieckskel 


Borkußi 

Homhuiien^ 
Uitfiuizermei 


Fliarenbi 

Venraß 

Neue 
weert 


Ubqgßttrg 

HenH' 

Chapene 

Jaihay 


\Kai8BrBtuhl 
^BelchBn 


Coburg 
Udigehoppe 

der  Haupt -Dreiecks! 


1832—1834  Gradmessung  in  Ostpreusseo 
1837—1846  Küstenvermessung. 
1839—1841  Dänischer  Anschluss. 

1852  Anschluss  bei  Tarnowitz. 

1853  Weichselkette. 

1858  Dreieckskette  an  der  russisch« 

Grenze. 

1859  Dreieckskette  an  derrussischfl 

Grenze. 
1861—1862  Dreieckskette  an  der  russisch« 

Grenze. 
1865  Dreieckskette  bei  Bromberg 


Oiasertmy 


PrenaÜBcben  Landes -Triangulation. 


6-1872  Märkisch-Bchleaiacbe  Dreiecks- 
kette, j 

8-1872  Schleaiflch-poaensche  Dreiecks-  : 

kette.  I 

IS7S-1873  PoseEBches  Dreiecksnetz.  | 

IST!  Schiealscb-posensclies  Dreiecksnetz.  . 

'—1878  Schiesiache  Dreieckakette. 

'  Oe§terreich!scher  Äuscbluse.  ' 

1^:3—1874  UilrkisclieB  Dreiecksnetz.  I 

!,  1874  nod  1875  Eibkette.  : 

*  Schleawig- holst.  Drei  eck  skette.  , 

)-1881   Hann 0 vera ch  -  aächsia che   Drei-  ; 
eckskette. 


ThUringischea  DreiecksDstz. 
-1892  Bbeinisch-beBsieche  Dreiecka- 
kette. 
«— 1S34  Niederrhein  lach«  9  Dreiecksnetz. 
1889-1893  Niederländ.  AnschlaSB. 

Belgi richer  AnschluBB. 

PfäliischeB  Dreieckanelz. 

ElsasB- lothringische  Kette. 


410  Jordan.    Die  Haaptdreiecksketten  and  Netze  etc. 

Bessel    und    Baeyer  1832 — 1834    und    durch   die  daran    anschliessende 
Ktlstenvermessung  von  Baeyer  1837—1846. 

Die  heutigen  geographischen  Oeordinaten  der  Landesaufnahme 
wurden  1859  bestimmt  durch  eine  astronomische  Messung  bezw.  An- 
nahme für  den  Ausgangspunkt  Berlin  Sternwarte  bezw.  dessen  Ueber- 
tragung  auf  den  benachbarten  Punkt  Rauenberg^  und  durch  ein  astro- 
nomisches Azimut,  Rauenberg-Marienthurm. 

Man  könnte  die  Frage  aufwerfen^  warum  ftlr  ein  so  grosses  Gebiet 
von  rund  1100  km  Länge  and  800  km  Breite  nicht  mehr  als  ein 
astronomischer  Orientirungsausgangspunkt  genommen  wurde,  etwa  mit 
Ausgleichung  der  Lothablenkungswidersprtiche  an  den  Grenzen  u.  s.  w.? 

Indessen  wären  solche  Fragen  nicht  angebracht,  angesichts  der 
Entwickelung;  welche  ein  so  wichtiges  Staatsunternehmen  unter  wech- 
selnder Leitung  seit  mehr  als  einem  halben  Jahrhundert  thatsächlich 
genommen  hat. 

Man  hat  dem  rein  trigonometrischen  widerspruchsfreien  Zusammen- 
hang aller  geodätischen  Elemente  des  grossen  preussischen  Staates  den 
Vorzug  gegeben  vor  dem  Hereinziehen  astronomisch  -  physikalischer 
Elemente;  und  erst  das  nächste  Jahrhundert  und  ktlnftige  Generationen 
von  Erd-  und  Landmessern  werden  fiierin  Neues  sehen. 

Acht  Grundlinien,  mit  dem  Besserschen  Apparate  gemessen,  geben 
die  lineare  Fundirung  in  den  verschiedenen  Landestheilen ,  nämlich 
Königsberg  1854,  Berlin  1846,  Bonn  1847,  Strehlen  1854,  Braak  1871 
Oberhergheim  1877,  Göttingen  1880,  Meppen  1883  mit  Nachmessungen 
von  Strehlen,  Berlin,  Bonn. 

Der  Ausgleichungsgang  ist  nun  im  Wesentlichen  ganz  klar:  Die 
Ketten  legen  sich  zunächst  frei  aus,  nur  mit  ihren  inneren  Bedingungs- 
gleichungen  ausgeglichen,  und  erst  wenn  eine  Anzahl  von  Ketten  sich 
zu  einem  Kranze  schliessen,  muss  auch  Polygonausgleichung  stattfinden, 
deren  Zwang  dann  gewöhnlich  die  letzte  Kette  zu  tragen  hat,  weil, 
dem  Fortschreiten  der  Messungen  II.  —  III.  Ordnung  entsprechend, 
man  unmöglich  mit  dem  Kranzabschluss  warten  konnte,  bis  alle  Ketten 
gemessen  waren. 

Als  Beispiel  hierfür  wollen  wir  aus  dem  Berichte  Zeitschr.  1895, 
S.  313  entnehmen,  dass  die  Hannoversch-sächsische  Kette  1880—1881 
zwischen  Hagelsberg  und  Lüss  einem  Anschlusszwang  von  0,173  Meter 
in  y  und  von  0,367  Meter  in  x  zu  tilgen  hatte. 

Ist  ein  Kranzsystem  geschlossen,  so  folgt  die  Einschaltung  des 
Ftillnetzes  ebenfalls  mit  Anschlusszwang  am  Rande,  wie  ebenfalls  in 
dem  Berichte  Zeitschr.  1895,  S.  314  an  dem  Beispiele  des  sächsischen 
Dreiecksnetzes  1881 — 1882  ersehen  werden  kann. 

Je  weiter  die  Ketten  und  Netze  hinausgehen,  desto  grösser  muss 
natürlich   der  Anschlusszwang   wachsen,    doch  ist  er   nirgends  so  gross, 


Hammer.    Näherungsweise  Rectification  der  Ellipse  etc.  411 

dass     deswegen     die      praktische    Verwendung      der     ausgeglichenen 
€oordinaten  Schwierigkeiten  begegnete. 

Ueberblicken  wir  dieses  gror  l  in  sich  widerspruchsfrei  geodätisch 
ausgeglichene  Werk^  welches  für  alle  praktischen  Yermessungszwecke 
in  ganz  Preussen  einheitliche  widerspruchsfreie  Coordinaten  und  Abrisse 
liefert^  ein  Werk^  welches  seines  Gleichen  kaum  in  einem  anderen 
Staate  haben  wird^  so  kann  es  nur  jeden  Landmesser  mit  Freude  er- 
fÜUen^  der  auf  irgend  welchem  Theile  desselben  und  in  irgend  einer 
derFormeu;  in  welchen  die  Ergebnisse  noch  verwerthet  werden  können, 
mitzuwirken  berufen  sein  wird.  J. 


Näherungsweise  Rectification  der  Ellipse  und  Compla- 

nation  des  Ellipsoids. 


Die  Notiz  in  dieser  Zeitschrift  1895^  S.  86  über  die  genäherte 
Bectification  des  Ellipsenumfangs  lässt  vermutheu;  dass  die  neueren 
Arbeiten  derselben  Art  hierüber  wenig  bekannt  geworden  sind.  Da 
unter  diesen  sich  eine  befindet,  die  selbst  für  grosse  Excentncitäten 
ganz  vortreffliche  Annäherung  giebt;  so  mögen  die  folgenden  Zeilen^ 
als  Ergänzung  der  obengenannten  Notiz^  auf  sie  hinweisen. 

1)  Die  Länge  des  Ellipsenumfangs  führt  bekanntlich  auf  ein  ellip- 
tisches Integral  II.  Art  und  kann  also  nicht  in  einem  geschlossenen 
algebraischen  Ausdruck  angegeben  werden.  Es  ist  aber  leicht^  die 
Ellipse  näherungsweise  als  E^reis  zu  rectificiren^  dessen  Halbmesser  einfach 
in  den  Achsen  ausgedrückt  werden  kann.  Eine  unmittelbar  sich  bietende 
Näherung  für  den  Umfang  der  Ellipse  mit  den  Halbachsen  a  und  h 
ist   Tc  {a  +  h)\    offenbar    wird   dieser  Ausdruck    um   so  brauchbarer,   je 

kleiner  die  numerische  Excentricität  — =y\ —  der  Ellipse 

a  ^  ar 

ist,     je    weniger   a   und    h    sich    unterscheiden;     er   wird    genau    mit 

a=^h-=:-r.    Dieser  erste  einfache  Ausdruck,  der  dem  Gefühl  nach  etwas 

zu    klein  ist,    für    die  Länge  E  des  Ellipsenumfangs   wird  in  der  That 

verschärft   durch   die   Näherungsformel    von  Pea  no  (vergl.  seine  Oeom. 

Anwend.  der  Infinitesimal-Rechnung,  Turin  1887): 

-B<«(a  +  6)+  Y  {Vä-  ViY- 

2)  Eine  andere  sehr   bequeme  Näherungsformel  hat  Boussinesq 
vor  einigen  Jahren  angegeben  (vergl.  C.  R.  Bd.  108,  Nr.  14,  S.  695  u.  ff.) 
Bezeichnet  nämlich  R  den  Halbmesser  des  Kreises  von  genau  demselben 
Umfang,    wie  die  Ellipse   mit    der    grossen    Halbachse   a=  1  (Längen- 


412  Hammer.    Näherungsweise  Rectification  der  Ellipse  etc. 

einheit)  und  der  numerischen  Excentricität  e  (also  der  kleinen  Halbachse 
d  Yl  —  e^  ^=={1  — e^)^\  80  ist  bekanntlieh 

T»  2  4  6 

(vergl.  z.  B.  Jordan,  Handbuch,  Bd.  III,  8.  219,  Gl.  (18)).    Es  liegt 
nun  nahe,  mit  diesem  B  ausser  dem  arithmetischen  Mittel  der  Halbachsen 

^  "^      auch  ihr  geometrisches  Mittel  \/ab  zu    vergleichen;     mit    den 

eben   angegebenen  Werthen  a  =  1,    6  =  (1  —  e^)^  erhält   man  einfach 
durch  Reihenentwicklung: 

a  +  b  _  1     2  1       4  1       6 

~~2~  -^"■4^"~"l6"^"32^        ••• 


Vab^l^l 


2  4  6 

4  *  ""  'W  *  ■"  IW  * 


Nimmt  man  also: 


2ß'  =  3±±±-yjb, 


so  erhält  man: 

_  1^   j  3      ,  5       , 

""^~2^   ""32"^   ^"128"^  ""••• 

=  2  jB  bis  auf  das  Glied  von  der  Ordnung  e^  einschliesslich. 

Man  hat  also  die  Regel:  Bis  auf  das  Glied  mit  e^  ein- 
schliesslich ist  der  Umfang  der  Ellipse  mit  den  Halbachsen 
a  und  b  gleich  dem  eines  Kreises,  dessen  Durchmesser 
man  erhält,  wenn  man  vom  dreifachen  arithmetischen 
Mittel  der  Halbachsen  ihr  einfaches  geometrisches  Mittel 
abzieht.  (Für  «  =  6,  also  e  =  0,  ist  der  Satz  wieder  streng,  keine 
Annäherung;  macht  man  die  Eut Wickelung,  wie  esBoussinesq  a.a.O. 

thut,  bis  zu  6%  so  findet  man,  dass  2  R  etwas  kleiner  ist,  als  2  i?  =  3  — r— 

—  \/ab  und  zwar  um  ay  e^+  . . .  i;    der  Unterschied   ist  also 

auch  für  grosse  e  nicht  bedeutend.)  Der  Vorzug  dieser  Regel  vor 
ähnlichen  anderen  aach  nicht  einfacheren  ist  der,  dass  sie  für  die  meisten 
Zwecke  benutzbar  bleibt,  selbst  wenn  die  numerische  Excentricität  z.  B. 
bis  0,9  wächst;  selbst  z.B.  mit  e  =  0,94  (  =  sin70*')  bleibt  der  Fehler 
unter  1/30Q  und  er  fällt  natürlich  sehr  rapid  mit  e.  Für  e  =  0,l  kann 
man  selbst  für  die  schärfsten  Rechnungen  den  Fehler  der  Näherung  als 
verschwindend  ansehen. 

3)  Eine  ganz  ähnliche  Näherung  hat  Boussinesq  a.  a.  0.  für  die 
Oberfläche  eines  Ellipsoids  aufgestellt.    Sind  a,  by  c  die  Halbachsen  eines 


Eichholtz.    MaassBtab  mit  auswecliselbarexi  Füssen.  413 

dreiachsigen  Ellipsoids,  so  ist  dessen  Oberfläche  näherungsweise 

gleich  der  einer  Kugel;  deren  Halbmesser  man  erhält,  wenn 

4  1 
man   zu  -—   des    arithmetischen  Mittels    der  Halbachsen  — 

5  5 

ihres  geometrischen  Mittels  addirt,  also  B  =  -—  — '  — 

1       3/- 

-{-—y  abc   nimmt.    Selbstverständlich  schliesst  sich  hier  die  Näherung 

0 

weniger  eng  an  das  richtige  Resultat  an,  giebt  rascher  grosse  Fehler  bei 
grösseren  Excentricitäten :  die  gross te  Excentricität  e  muss  ziemlich 
kleiner  als  1  sein,  der  Fehler  ist  bereits  von  der  Ordnung  e^  (die  drei 
Halbachsen  seien  abnehmend  der  Grösse  nach  geordnet  a,  iy  c,  die  kleinste 
c  sei  die  Längeneinheit,   so  sind  die  beiden  anderen  auszudrücken  durch 

6  =  (1  —  A*  e^)  ~  ^ ,  a  =  (1  —  e^)  ~  ^  (wo  e  <  1,  i  <  1).  Immerhin  er- 
reicht der  Fehler  für  das  verlängerte  Rotationsellipsoid  (d.h.  4  =  0) 

erst  +  bei  e  =  0^707  (=8in45^),  während  für  das  abgeplattete 

Rotationsellipsoid  (d.  h.  für  fe  =  1)  bei  demselben  e  ( =  0,707)  der  Fehler 
—  beträgt.     Auch  hier  nimmt  selbstverständlich  wieder  bei  sinken- 

der Excentricität  die  Annäherung  des  einfachen  Verfahrens  sehr  rasch 
zu;  für  e=^/ioo  ist  z.  B.  beim  abgeplatteten  Rotationsellipsoid  selbst 
für  feine  Rechnungen  kein  Unterschied  mehr  vorhanden. 

4)  Diese  Näherungen  lassen  sich  auf  Ellipsenbögen  und  EUipsoid- 
zonen  ausdehnen;  doch  möchte  ich  hier  vorläufig  nicht  näher  darauf 
eingehen. 

Stuttgart  1896  März  10.  Hammer. 


Maassstab  mit  auswechselbaren  Füssen. 


Das  auf  beigefügter  Zeichnung  dargestellte  D.  R.  G.  M.  Nr.  40551 
hat  zum  Gegenstand  einen  Maassstab,  welcher  entgegengesetzt  den 
bisher  bekannten,  nicht  horizontal  aufliegt,  sondern  auf  Füssen  ruht, 
welche  wiederum  auswechselbar  sind.  Dabei  ist  es  nicht  nöthig,  dass 
der  Maassstab  vollständig  sich  auf  diese  Füsse  stützt,  vielmehr  genügt 
es,  wenn  nur  an  den  Enden  einer  Längsseite  je  ein  solcher  Fuss  an- 
gebracht ist,  so  dass  die  andere  Längsseite  mit  der  Kante  des  Maass- 
stabes  aufliegt. 

Die  Füsse  selbst  können  beliebige  Formen  haben.  Der  Schutz- 
anspruch lautet  dahin,  dass  der  Maassstab  dadurch  gekennzeichnet  wird, 
dass  derselbe  mit  auswechselbaren  Füssen  (z.  B.  Klammern 
oder  Schrauben)  aller  Art  versehen  ist,  wobei  die  Füsse 
selbst  noch  verstellbar  seien  können. 


414  Eichholtz.    MaasBBtab  mit  auewechaelbaren  FflgHen. 

Der  Zweck,  welcher  durch  diese  Aiiarttstung  eines  Haassetabes 
mit  FüBsen  eiroicht  wird,  ist  zu  ermSgllcben,  dass  der  Maasestab  je 
n&ch  der  Beleucbtang  in  die  gtta  stigste  Lage  gebracht 
werden  kann,  ohne  dass  man  dnrch  Aufheben  des  Maassstabes  mit 
der  Hand  Zeit  verliert.  Die  Erfalirang  lehrt  tKglich,  dass  die  hori- 
zontaleLage  des  Maassstabes  sozusagen  regelmässig  die  nngünstigste 
ist  und  dass  man,  um  scharf  ablesen  zu  können  und  am  die 
Augen  zu  schonen,  denHaassstab  mit  der  Hand  nach  dem  Licht  za 
drehen  muss.  Bei  Schräglage  des  Maaasstabes  wird  die  Genauigkeit 
des  Abgreifens  eine  grössere,  ebenso  nUtzt  er  sich  weniger 
ab,  da  er  einem  zu  starken  Druck  des  Zirkels  nachzngeben  vermag. 
Hervorragend  von  Nutzen  ist  die  geschützte  Erfindung  zur  Schonung 
der  Zeichnungen,  die  stets,  wenn  der  Maassstab  mit  oder  ohne 
Etuis  seiner  ganzen  Fläche  nach  auf  denselben  aufruht,  beschmutzt 
werden. 


Um  den  Collegen  die  Anschaffung  dieser  Vorrichtung  zu  erleichtern, 
bin  ich  bereit  an  älteren  Maassstäben  dieselbe  anbringen  zu  lassen. 
Ich  gewähre  ausserdem  den  Collegen  das  Vorzagsrecht  dauernd  diese 
Vorrichtung  nach  Abnutzung  der  alten  Maassstäbe  an  so  viel  neuen 
Maaasstäben  anbringen  zu  lassen,  als  sie  alte  durch  mich  damit  ver- 
sehen lassen. 

Der  Preis  ist  auf  1  Mk.  für  das  Stück  festgesetzt  worden.  Es  ist 
jedoch  nicht  meine  Absicht  aus  diesem  Anerbieten  einen  persönlichen 
Geldvortheil  zu  erzielen,  sondern  der  ganze  Reingewinn  nach 
Abzug  meiner  Unkosten  soll  der  in  grosser  Noth  befindlichen  Wittwe 
des  verstorbenen  Collegen  Wannack  in  Charlottenburg  oder  einer 
anderen  Collegen  wittwe  zu  Gute  kommen.  Auch  falls  ein  Mechanikae 
bis  zum  1.  Mai  1S96  das  Recht  zur  Herstellung  neuer  Haassstäbe  mit 
der  geschützten  Vorrichtung  erwirbt,  soll  mein  Reingewinn  zu  jenem 
Zweck   verwendet  werden. 

Der  Einfachheit  wegen  wird  dem  Vorstande  des  Vereins  der  Land- 
messer der  General  -  Commission  Münster  Rechnung  gelegt  werden,  der 
auch  über  die  Verwendung  endgültig  zn  bestimmen  hat. 


Personalnachrichten.  415 

Um  Porto  zu  ersparen^  empfiehlt  es  sich  die  Maassstäbe  möglichst 
an  den  einzelnen  Stationen  und  innerhalb  der  einzelnen  Vereine 
und  Behörden  zu  sammeln.  Auch  kann  die  Einfügung  der  Schrauben, 
die  in  praktischer  erprobter  Form  geliefert  werden,  durch  jeden  geschickten 
Uhrmacher  billiger  bewirkt  werden,  als  wenn  einzelne  Maassstäbe  nach 
hier  und  zurück  gesendet  werden  müssen.  Es  empfiehlt  sich  den  Betrag 
von  1  Mk.  für  den  Maassstab  mit  bei  der  Bestellung  einzusenden,  um 
Nachnahmekosten  zu  vermeiden. 

Vorstehende  Vergünstigungen  werden  nur  bis  zum  1.  November 
1896  gewährt. 

Die  Herren  Vereinsmitglieder  bitte  ich  sich  meines  Vorschlags  an- 
zunehmen und  unbefugte  rechtswidrige  Nachahmungen  zu  verhindern. 

Nach    langjähriger  Erfahrung    kann    ich,    abgesehen    von    dem 

guten  Zweck,    der  mitverfolgt  wird,  die  Anschaffung  der  Stellvorrichtung 

als  eine  Sache,   die  man   für  unentbehrlich  hält,   wenn  man 

sie  besitzt,  durchaus  empfehlen. 

Thilo  EichhoUz, 

Kgl.  Landmesser  zu  Lippstadt,  Westfalen. 


Personalnachrichten. 


Königreich  Preussen.  Se.  Majestät  der  König  geruhten,  dem 
Oberlandmesser  und  Vermessungsrevisor  Leuschner  bei  der  General- 
commission zu  Düsseldorf  den  Rothen  Adler-Orden  4.  Klasse  zu 
verleihen. 

Königreich  Bayern.  Se.  Kgl.  Hoheit  der  Prinzregent  geruhten, 
die  Stelle  eines  Vorstandes  der  kgl.  Messungsbehörde  Dachau  dem 
Bezirksgeometer  L  Kl.  Win  ds  toss  er  in  Weilheim,  dann  die  Stelle 
eines  Vorstandes  der  Messungsbehörde  Weilheim  dem  Kreisgeometer 
Alois  M  a  7  r  zu  verleihen  und  zum  Kreisgeometer  bei  der  kgl.  Regierung 
von  Oberbayern  den  Messungsassistenten  Stefhinger  in  Regensburg 
zu  ernennen;  den  Bezirksgeometer  IL  Kl.  Max  Stark  in  Velburg  in 
die  L  KL  zu  befördern;  ferner  auf  die  Stelle  eines  Vorstandes  der 
Messungsbehörde  Hof  den  Bezirksgeometer  IL  Kl.  Spaul  in  Donau- 
wörth zu  versetzen,  zum  Vorstand  der  Messungsbehörde  Donauwörth 
den  Kreisgeometer  Oabriel  Oreger  und  zum  Kreisgeometer  bei  der 
kgl.  Regierung  von  Schwaben  den  Messungsassistenten  Friedrich  Klein 
zu  ernennen. 


416       VereinsaDgelegenheiten.  —  Neue  Schriften  Über  VermeBSUDggwesen. 

Vereinsangelegenheiten. 

20.  Hauptversammlniig  des  Deutschen  Geometer- Vereins 

in  Dresden. 

Den  Vereinsmitgliedern,  welche  die  vom  2. — 3.  August  in  Dresden 
stattfindende  20.  Hauptversammlung  des  Deutschen  Oeometer-Vereins  za 
besuchen  beabsichtigen,  erlauhen  wir  uns  mitzutheilen,  dass  die  The  11 - 
nehmer  karten  vom  15.  Juli  ab  zur  Ausgabe  gelangen  werden.  Der 
Preis  derselben  ist  für  eine  Herrenkarte  auf  10  Mk.,  für  eine  Damenkarte 
auf  6  Mk.  festgesetzt,  Beträge,  welche  dem  Kassirer,  Herrn  Vermessangs- 
ingenieur  Ha  rig,   Dresden-Neustadt,   Ritterstrasse  14,  einzusenden  sind. 

Sollte  eine  gelöste  Karte  nicht  benutzt  werden  können,  so  wird  der 
eingezahlte  Betrag  bei  Rückgabe  derselben  bis  zum  2.  August  zurück- 
erstattet. In  Betreff  der  Wohnungen  sei  mitgetheilt,  dass  der  Orts- 
ausschuss  in  der  Lage  ist,  Privatwohnungen  zu  den  billigsten  Preisen 
anweisen  zu  können. 

Um  den  Ansprüchen  der  Festtheilnehmer  gerecht  zu  werden,  bittet 
der  Ortsausschuss  um  rebht  baldige  Anmeldung  der  Theilnahme,  denn 
es  sei  bemerkt,  dass  Anfang  August  in  Dresden  ein  grosser  Zuzug  von 
Fremden  erwartet  wird,  da  neben  der  Sächsischen  Handwerks-  nnd 
Kunstausstellung  verschiedene  andere  Festlichkeiten  stattfinden. 

Dresden,  18.  Juni  1896.  Der  Ortsausschoss. 

Gerke^ 
VermesBungsdirector. 


Neue  Schriften  Ober  Vermessungswesen. 

Coordes,  G,,  Kleines  Lehrbuch  der  Landkart enprojection.  2.  vermehrte 
u.  verbesserte  Auflage,  von  S.  Koch.  2.  Ausgabe.  Leipzig  1896. 
8.     m.  70  Holzschnitten,     gebd.  2  Mk. 

Treasury  Departement.  United  States  coast  and  geodetic  surrey. 
W.W.  Duff  i  eld,  superintendent.  Geodesy,  telegraphic  determination 
of  the  force  of  gravity  at  Baltimore,  M  D.  from  simultaneous  pendulum 
observations  at  Washington  and  Baltimore.  A  report  by  E.  D.  Preston, 
Assistant.  Appendix  Nr.  2  —  Report  for  1894.  Washington, 
Government  printing  office  1895. 

Inhalt. 

Grössere  Mittheilungen:  Der  Grundbesitz,  von  Harksen.  —  Die  Haupt- 
dreiecksketten und  Netze  der  PreussischenLandes-Triangulation,  von  Jordan. 
—  Näherungsweise  Rectification  der  Ellipse  und  Complanation  des  Ellipsoids, 
von  Hammer.  —  Maassstab  mit  auswechselbaren  Füssen,  von  Eichholtz.  ^ 
Personalnachrichten.  —  Vereinsangelegenheiten.  —  Neue  Schriften  Ober  Vermessungswesen. 

Verlag  von  Eonrad  Wittwer  Stuttgart  —  Druck  von  Gebrüder  Jänecke  in  Hannover. 


417 

ZEfTSCHRIFT  for  VERMESSUNGSWESEN. 

Organ  des  Deutschen  Geometervereins. 

Herausgegeben  von 

Dr.  W.  Jordan,  und  0.  Steppes, 

Professor   in    Hannover  Steuer-Hath  in  München. 

-Ä- 

1896.  Heft  14.  Band  XXV. 

— ->4     lö.  Juli.     *^ — 

Entwurf  zur  Landmesser-Ordnung. 

I*  BestaUnng  der  Landmesser. 
Nachweis  der  Befihigung,  Vereidigung  und  Affentliche  Aneteilung. 

§  1.  (1)  Wer  auf  Grund  des  §  36  der  Gewerbeordnung  für  das 
Deutsche  Kelch  vom  21.  Juni  1869  als  Landmesser  vereidigt  und 
öffentlich  angestellt  werden  will,  hat  nachzuweisen^  dass  er  die  erste 
und  die  zweite  Landmesserprüfung  bestanden  hat. 

(2)  Die  erste  Landmesserprtifung  wird  abgelegt  nach  einer  min- 
destens einjährigen  praktischen  Beschäftigung  mit  Vermessungs-  und 
Nivellementsarbeiten  und  einem  mindestens  zweijährigen  regelmässigen 
Besuch  des  Landmessercursus,  die  zweite  Landmesserprüfung  nach  einer 
weiteren  mindestens  dreijährigen  praktischen  Beschäftigung  mit  in  das 
Landmesserfach  schlagenden  Arbeiten. 

Die  Zulassung  zu  den  Landmesserprüfangen  und  die  Ablegung 
dieser  Prüfungen  erfolgt  nach  den  Vorschriften  der  besonders  zu  er- 
lassenden Prüfungsordnungen. 

(8)  Ueber  den  Ausfall  der  Landmesserprttfungen  wird  den  Candidaten, 
die  die  Prüfung  bestanden  haben,  je  ein  Prüfungszeugnlss  ertheilt.  In 
dem  Zeugniss  über  die  zweite  Prüfung  wird  ausgesprochen,  dass  der  Ge- 
prüfte zur  Vereidigung  und  öffentlichen  Anstellung  als  Landmesser  be- 
fähigt ist. 

§  2.  (1)  Der  Landmesser  wird  auf  die  Beobachtung  der  bestehenden 
Vorschriften  vereidigt  und  hiernaeh  öffentlich  als  Regierungslandmesser 
angestellt,  indem  ihm  eiae  Bestallung  als  Regierungslandmesser 
ertheilt  wird. 

(2)  Die  Vereidigung  und  Öffentliche  Anstellung  erfolgt  durch  diejenige 
Königliche  Regierung  (in  Berlin  durch  das  Polizeipräsidium),  in  deren 
Bezirk  der  Landmesser  sich  niederzulas^n  beabsichtigt.  Der  Land- 
messer hat  seine  Vereidigung  und  Öffentliche  Anstellung  bei  der  Regierung 
(dem  Polizeipräsidium)  zu  beantragen  und  hierbei  seine  Landmesser- 
zeitschrift für  Vermessoiigsweseii  1896.   Heft  14.  27 


418  Entwurf  zur  Landmesser -Ordnung. 

prüfangszengnisse  und  einen  Ausweis  über  seine  ünbescholtenheit  vor- 
zulegen. Die  Vereidigung  und  öjQTeniliehe  Anstellung  wird  durch  die 
Regierung  (das  Polizeipräsidium)  im  Amtsblatte  bekannt  gemacht. 

(3)  Der  Besitz  der  Bestallung  als  Regierungslandmesser  begründet 
die  im  §  36  der  Gewerbeordnung  vom  21.  Juni  1869  bezeichneten 
Rechte  der  öffentlich  angestellten  Feldmesser. 

(4)  Der  Landmesser  ist  verpflichtet,  da,  wo  er  einen  selbständigen 
Geschäftsbetrieb  ausüben  will,  diesen  Geschäftsbetrieb  bei  der  Orts- 
behörde anzumelden  und  dieser  Behörde  den  Besitz  der  Bestallung 
^Is  Landmesser  nachzuweisen.  Ebenso  ist  die  Aufgabe  des  Geschäfts- 
betriebes der  Ortsbeh^rde  zu  melden.  Die  Ortsbehörden  zeigen  dem 
Regierungspräsidenten  die  Niederlassung,  sowie  die  An-  und  Abmeldung  an. 

§  3.  (1)  Die  nach  §  2  ertheilte  Bestallung  als  Regiernngsland- 
messer  kann  nach  den  Vorschriften  der  §§  53  und  54  der  Reichs- 
gewerbeordnung vom  21.  Juli  1869  zurückgenommen  werden 

erstens,  wenn  die  Unrichtigkeit  der  Nachweise  dargethan  wird,  auf 
Grund  deren  die  Bestallung  ertheilt  ist, 

zweitens,  wenn  dem  Landmesser  die  bürgerlichen  Ehrenrechte  ab- 
erkannt sind  für  die  Dauer  des  Ehrenverlustes, 

drittens,  wenn  aus  Handlungen  oder  Unterlassungen  des  Land- 
messers der  Mangel  derjenigen  Eigenschaften  klar  erhellt,  welche 
nach  Vorschrift  der  Reichsgewerbeordnung  bei  der  Ertheilung  der 
Bestallung  vorausgesetzt  werden  mussten. 

(2)  Ueber  die  Zurücknahme  der  Bestallung  entscheidet  nach  §  120 
des  Gesetzes  über  die  Zuständigkeit  der  Verwaltungs-  und  Verwaltungs- 
gerichtsbehörden, vom  1.  August  1883  der  Bezirksausschuss  auf  Klage 
der  zuständigen  Behörde.  Das  Verfahren  vor  dem  Bezirksansschass  ist 
durch  das  Gesetz  über  die  allgemeine  Landesverwaltung  vom  30.  Juli 
1883  und  durch  das  Regulativ  zur  Ordnung  des  Geschäftsganges  nnd 
des  Verfahrens  bei  den  Bezirksausschüssen  vom  28.  Februar  1884  geregelt. 
Das  Verfahren  vor  dem  Oberverwaltungsgerichte  ist  durch  das  Gesetz 
betreffend  die  Verfassung  der  Verwaltungsgerichte  und  das  Verwaltungs- 
streitverfahren, vom  2.  August  1880  und  durch  das  Regulativ  für  den 
Geschäftsgang  bei  dem  Oberverwaltungsgerichte,  vom  30.  Januar  1878 
geregelt. 

(3)  Die  Zurücknahme  einer  Bestallung  als  Regierungslandmesser 
ist  in  allen  Amtsblättern  bekannt  zu  machen.  Die  RegiernngspräsidenteD 
(in  Berlin  der  Polizeipräsident)  führen  Listen  über  die  Namen  der  Land- 
messer^ deren  Bestallung  zurückgenommen  ist,  und  ertheilen  jedem 
Interessenten  auf  Grund  dieser  Listen  Auskunft. 

§  4.  (1)  Alle  öffentlich  angestellten  Regierungslandmesser  sind, 
insoweit  sie  landmesserisehe  Privatarbeiten  ausführen,  der  Disciplin  der 
Regierungspräsidenten  (in  Berlin  des  Polizeipräsidenten)  und  des  Finanz- 
ministers unterworfen,   während  die  im  Dienste  von  Staatsverwaltungen^ 


Entwurf  zur  Landmesser -Ordnung.  419 

Communalverwaltungen,  öffentlichen  Verbänden  u.  s.  w.  stehenden  Land- 
messer der  Disciplin  dieser  Verwaltungen,  Verbände  u.  s.  w.  unter- 
worfen sind,  insoweit  es  sich  um  ihr  Verhalten  im  Dienste  und  um  die 
von  ihnen  ausgeführten  dienstlichen  Arbeiten  handelt. 

(2)  Die  Aufsicht  des  Regierungspräsidenten  (Polizeipräsidenten)  und 
des  Finanzministers  erstreckt  sich  auf  die  Beobachtung  der  Vorschriften 
dieser  Landmesserordnung  bezüglich  der  zum  ordnungsmässigen  Ge- 
schäftsbetriebe nothwendigen  Instrumente  und  der  Ton  dem  Landmesser 
ausgeführten  Arbeiten,  insoweit  der  Auftraggeber  die  Einsichtnahme  iii 
die  Arbeiten  nicht  verweigert  und  insoweit  die  Arbeiten  überhaupt  zu 
den  eigentlichen  Landmesserarbeiten  gehören. 

(3)  Das  Disciplinarverhältniss  schliesst  ebenso  die  Verpflichtung  zur 
Aufeicht,  wie  die  Befugniss  zur  Verhängung  von  Ordnungsstrafen  in  sich. 

(4)  Der  Regierungspräsident  (in  Berlin  der  Polizeipräsident)  hat 
einen  öffentlich  angestellten  Regierungslandmesser  mit  der  Ausführung  der 
Prüfung  der  Instrumente  und  der  Arbeiten  zu  beauftragen.  Der  Landmesser 
kann  die  Ernennung  eines  anderen  Prüfenden  beantragen,  wenn  er 
nachweisen  kann,  dass  er  in  der  rechtmässigen  Ausübung  seines  Berufs 
wesentlich  dadurch  geschädigt  werden  kann,  wenn  der  durch  den  Re- 
gierungspräsidenten (Polizeipräsidenten)  Beauftragte  die  Prüfung  ausführt. 

II.  Aasfiihrang  der  Landmesserarbeiten. 

Anzuwendende  Maasse. 

§  5.  (1)  Das  Meter  ist  die  Einheit  des  Längenmaasses,  das  Quadrat- 
meter die  Einheit  des  Flächenmaasses  und  das  Cubikmeter  die  Einheit  des 
Körpermaasses.  Der  tausendste  Theil  des  Meter  heisst  das  Millimeter, 
der  hundertste  Theil  des  Meter  heisst  das  Centimeter.  Tausend  Meter 
heissen  das  Kilometer.  Hundert  Quadratmeter  heissen  das  Ar,  zehn- 
tausend Quadratmeter  oder  hundert  Ar  heissen  das  Hectar. 

Dem  tausendsten  Theile  des  Gubikmeters  wird  der  von  einem 
Kilogramm  reinen  Wassers  im  Zustande  seiner  grössten  Dichtigkeit  unter 
dem  absoluten  Drucke  einer  Atmosphäre  eingenommene  Raum  gleich- 
geachtet. Derselbe  heisst  das  Liter.  Der  zehnte  Theil  des  Gubik- 
meters oder  hundert  Liter  heissen  das  Hectoliter.  Die  Bezeichnung  von 
Flächen  oder  Räumen  durch  die  Quadrate  oder  Würfel  des  Centimeters 
oder  des  Millimeters  ist  zulässig. 

(2)  Wo  eine  abgekürzte  Bezeichnung  des  Maasses  stattfindet,  ist  zu 
bezeichnen : 

A.  von    den    Längenmaassen:     B.  von    den    Fläch enmaassen: 

das  Kilometer  mit  km  das  Quadratkilometer  mit  qkm 

„    Meter  ^    m  „    Hectar  „     ha 

„    Centimeter    ^    cm  n    Ar  „     a 

„    Millimeter     „    mm,  „    Quadratmeter  „     qm 

^    Quadratcentimeter   ^     qcm 
^    Quadratmillimeter    ^     qmm, 

27* 


420  Entwurf  zur  Landmesser -Ordnung. 

C.  von  den  E.örpermaassen: 
das  Cubikmeter        mit  cbm 
„    Hectoliter  ^  hl 

„  Cubikcentimeter    „  ccm 
^  Onbikmillimeter    „  cmm. 

Den  Bncbstaben  werden  Schliisspunkte  nicht  beigefügt.  Die  Buchstaben 
werden  an  das  Ende  der  vollständigen  Zahlenausdrücke  und  nicht  über 
das  Decimalkomma  gesetzt,  also :  5,37  «*  nicht  5  "  37  und  nicht  5™  37  *^. 

(3)  Zur  Trennung  der  Einerstellen  von  den  Decimalen  dient  das 
Komma  und  nicht  der  Punkt.  Sonst  ist  das  Komma  bei  Maasszahlen 
nicht  anzuwenden,  insbesondere  nicht  zur  Abtheilung  mehrstelliger 
Zahlenausdrücke.  Solche  Abtheilung  ist  durch  Anordnung  der  Zahlen 
in  Gruppen  zü  je  3  Ziffern  vom  Komma  aus  gerechnet,  mit  angemessenem 
Zwischenraum  zwischen  den  Gruppen  zu  bewirken. 

(4)  Wenn  Längen-,  Flächen-  oder  Körpermaasse  in  anderem  als  dem 
vorstehend  angegebenen  Maasse  bezeichnet  werden  sollen,  so  muss  die 
Messung  und  Berechnung  der  Grössen  doch  jederzeit  nach  dem  Meter- 
maasse  ausgeführt  und  das  andere  Maass  durch  Umrechnung  gefunden 
werden. 

Angabe  der  Winkel. 

§  6.  Die  Winkel  können  in  solchen  Graden,  Minuten  und  Secunden  an- 
gegeben werden,  welche  auf  der  Eintheilung  des  Kreises  in  360  Graden 
oder  in  solchen,  welche  auf  der  Eintheilung  des  Kreises  in  400  Graden 
beruhen.  Auf  den  Winkelbüchem  muss  in  allen  Fällen  vermerkt  werden, 
welche  Eintheilung  gewählt  ist. 

Instrumente. 

§  7.  (1)  Der  Landmesser  muss  sich  richtiger  Instrumente  bedienen  und 
muss  seine  im  Gebrauch  befindlichen  Instrumente  stets  richtig   erhalten. 

(2)  Insbesondere  ist  der  Landmesser  verpflichtet  seine  Stahlband- 
maasse  und  Messlatten  nach  der  Neuanschaffung,  nach  einer  jeden 
Reparatur  und  im  übrigen  in  jedem  Vierteljahr,  in  dem  die  Mess  Werk- 
zeuge gebraucht  werden,  mindestens  einmal  nach  Kormalm  aassen  mit 
der  nöthigen  Genauigkeit  und  Sorgfalt  zu  prüfen. 

(3)  Die  Normalmaasse  müssen  mindestens  die  Genauigkeit  von  Ge- 
brauchsnormalen im  Sinne  des  §  51  der  Aichordnung  vom  16.  Juli  1869 
(Beilage  zu  Nr.  32  des  Bundesgesetzblattes  fUr  1869)  besitzen  und  ah 
solche  in  Gemässheit  des  ersten  Nachtrages  vom  25.  März  1878  (Central- 
blatt  für  das  Deutsche  Reich  1878  Seite  205)  mit  einem  dazu  gehörigen 
Beglaubigungsschein  versehen  sein.  Es  sind  thunlichst  nur  solche  Nor- 
malmaasse zu  verwenden,    welche   bei  15^  Celsius  ihre  richtige  Länge 

!  haben. 


Entwurf  zur  Landmesser- Ordnung.  4^1 

(4)  Bei  der  Prüfung  naeh  den  Normalmaassen  dürfen  unter  Be- 
rücksichtigung der  durch  die  Wärme  eintretenden  Abweichungen  die 
zum  Messen  dienenden  Maasse  und  zwar: 

a.  die  Stahlbandmaasse  von  20  ^  Länge  um  höchstens  3,5  "^ 

c.     „     Messlatten  „      5  ^       „        ^  „  1,6    „ 

"•W  7)  r>  ^  7)  7)  7)  71  ^1*'      n 

^•7)  7)  7)  ^  7)  7)  71  7)  ^»l      7) 

von  den  mit  den  Normalmaassen  bestimmten  Längen  abweichen. 

(5)  Bei  der  exacten  Aufnahme  von  Eigenthumsgrenzen  und  bei 
ähnlichen  genauen  Messungen  dürfen  der  Messtisch,  die  Bussole  und 
die  Gliederkette  nicht  verwendet  werden. 

Annahme  und  Ausführung  von  Arbeiten. 

§  8.  (1)  Der  Landmesser  ist  verpflichtet  die  ihm  ertheilten  Aufträge 
fortlaufend  in  ein  besonderes  Buch  (Auftragsbuch)  einzutragen  unter 
dem  Datum  des  Tages  der  Auftragsertheilung.  In  der  Eintragung  muss 
die  auszuführende  Arbeit  und  der  Zweck  der  Arbeit  genau  bezeichnet 
werden.  Schriftstücke,  die  sich  auf  den  ertheilten  Auftrag  beziehen, 
sind  in  der  Eintragung  anzuführen. 

(2)  Die  Durclistreicbung  und  Aenderung  von  Eintragungen  in  das 
Auftragsbuch  ist  nicht  zulässig.  Vielmehr  ist,  wenn  ein  Auftrag  ge- 
ändert wird,  die  Aenderung  wie  ein  neuer  Auftrag  einzutragen  und  an 
der  Stelle,  wo  der  abgeänderte  Auftrag  eingetragen  ist,  nur  ein  Hinweis 
auf  die  spätere  Aenderung  zu  machen. 

(8)  Wenn  der  Auftrag  seitens  des  Auftraggebers  nicht  schriftlich 
ertheilt  und  in  dem  Auftrage  die  auszuführende  Arbeit  und  der  Zweck 
der  Arbeit  nicht  genau  bezeichnet  worden  ist,  so  hat  der  Landmesser 
dem  Auftraggeber  Kenntniss  von  seiner  Eintragung  in  das  Auftragsbuch 
zu  geben  entweder  dadurch,  dass  er  seine  Eintragung  dem  Auftrag- 
geber vorlegt  und  von  demselben  unterschreiben  lässt,  oder  indem  er 
dem  Auftraggeber  eine  Abschrift  seiner  Eintragung  zustellt. 

(4)  Wenn  ein  Landmesser  mit  einer  grösseren  Vermessungsarbeit 
beauftragt  wird,  deren  Ergebnisse  zur  weitergehenden  öffentlichen  Be- 
natzung geeignet  sind,  so  hat  er  hiervon  der  Königlichen  Regierung 
(in  Berlin  dem  Polizeipräsidium),  in  deren  Bezirk  die  Arbeit  ausgeführt 
wird,  Anzeige  zu  machen,  falls  der  Auftraggeber  damit  einverstanden 
ist^  dass  diese  Anzeige  gemacht  wird. 

§  9.  (1)  Der  Landmesser  ist  für  die  sachgemässe  und  sorgfältige  Aus- 
führung aller  von  ihm  gelieferten  Arbeiten  verantwortlich.  Insbesondere 
ist  er  verpflichtet,  bei  jeder  Arbeit  ein  geeignetes  Verfahren  einzuschlagen, 
sich  passender  Instrumente  zu  bedienen,  und  sich  durch  sachgemässe 
Messungs-  und  Rechenproben  der  Richtigkeit  seiner  Arbeiten  zu  versichern. 


42S  Entwurf  zur  Landmesser -Ordnung. 

(2)  Alle  Ermittelungen  von  Thatsachen  und  Angaben,  die  durch 
die  Art  des  Auftrages  bedingt  sind,  wie  z.  B.  die  Ermittelung  von 
Grenzen,  Namen  der  Besitzer  von  Orundstücken;  Hochwasserständen 
u.  s.  w.  müssen  mit  der  grössten  Sorgfalt  bewirkt  werden.  Dass  und 
wie  dies  geschehen  ist,  muss  durch  ausführliche  und  gegebenenfalls  von 
den  Oruudeigenthümern,  deren  Bevollmächtigten  oder  von  den  Personen, 
die  sonst  Auskunft  ertheilt  haben,  mitzuvollziehende  Verhandlungen  und 
Erläuterungen  dargethan  werden.  Der  Landmesser  ist  für  die  richtige 
Aufnahme  und  Darstellung  der  ihm  gemachten  Angaben  in  gleicher 
Weise  verantwortlich  wie  für  alle  seine  übrigen  Arbeiten. 

§  10.  Alle  trigonometrischen  Punkte,  die  Polygonpunkte,  die 
Schnittpunkte  von  Messungslinien,  insoweit  es  die  klare  Bezeichnung 
des  Zusammenhangs  des  Messungsliniennetzes  in  sich  und  des  Messnngs- 
liniennetzes  in  den  Feldbüchern,  Karten,  Berechnungsheften  u.  s.  w. 
erfordert,  die  Knotenpunkte  und  Festpunkte  der  Nivellements  sind 
zu  numeriren  und  in  allen  Karten,  Plänen,  Feldbüchern,  Registern, 
Handrissen,  Tabellen  u.  s.  w.  mit  diesen  Nummern  zu  bezeichnen,  so 
dass  überall  der  Zusammenhang  zwischen  den  einzelnen  Stücken  des 
Vermessungswerkes  ohne  Weiteres  zu  erkennen  ist. 

§  11.  (1)  Die  Messungsergebnisse  sind  sofort  im  Felde  in  Feld- 
bücher, Register,  Handrisse,  Tabellen  u.  s.  w.  von  gutem  festen  Papier 
deutlich  und  übersichtlich  mit  guter  schwarzer  Tinte  oder  hartem  Blei- 
stift derart  einzutragen,  dass  jeder  Sachverständige  im  Stande  ist, 
dieselben  in  entsprechender  Weise  weiter  zu  verwerthen.  Die  Führung 
loser  Blätter  neben  dem  Feldbnche  u.  s.  w.  ist  nicht  zulässig. 

(2)  Berichtigungen  der  Messungsergebnisse  dürfen  nur  auf  Ornnd  sorg- 
fältiger Nachmessungen  ausgeführt  werden.  Die  Ergebnisse  der  Nach- 
messungen sind  getrennt  von  den  ursprünglichen  Messungsergebnissen 
in  gleicher  Weise  aufzuschreiben,  wie  alle  sonstigen  Messungsergebnisse 
und  zwar  je  nach  dem  Umfange  am  Rande  des  Originalfeldbuches  oder 
in  einem  besonderen  Feldbuche.  Alle  Berichtigungen  und  Nachträge 
müssen  sich  deutlich  von  den  übrigen  Eintragungen  unterscheiden  und 
durch  eine  besondere  Bemerkung  als  Berichtigungen  oder  Nachträge 
bezeichnet  werden,  wobei  gleichzeitig  darauf  hingewiesen  werden  muss, 
wo  die  Nachmessungsergebnisse,  auf  Orund  deren  die  Berichtigungen 
oder  Nachträge  erfolgt  sind,  zu  finden  sind.  In  Wegfall  kommende  An- 
gaben dürfen  nur  dergestalt  als  ungültig  bezeichnet  werden,  dass  sie 
deutlich  erkennbar  bleiben.  Das  Radiren  von  Zahlen  und  sonstigen 
Eintragungen  ist  unbedingt  verboten. 

(3)  In  den  Feldbüchem  u.  s.  w.  müssen  die  im  Felde  durch 
unmittelbare  Messungen  gefundenen  Maasse  als  solche  deutlich  erkannt 
werden  können.  Werden  in  die  Feldbücher  auch  noch  andere  Maass- 
angaben eingetragen,  die  durch  Berechnung  oder  Abgreifen  von  einer 
Karte  gewonnen  oder  aus  anderen  Messungen  entnommen  sind,  so  müssen 


Entwarf  zur  Landmesser -Ordnung.  423 

diese  in  einer  Weise  deutlich  erkennbar  dargestellt  werden^  dass  deren 
Verwechselung  mit  den  durch  die  ausgeführte  Messung  im  Felde  un- 
mittelbar gefundenen  Maassen  unter  allen  Umständen  ausgeschlossen  ist. 
Durch  eingetragene  Bemerkungen  muss  klargestellt  werden,  woher  diese 
Maasse  entnommen  sind. 

(4)  In  die  Feldbücher,  Register,  Handrisse,  Tabellen  u.  s.  w.,  die 
die  Messungsergebnisse  enthalten,  muss  das  Datum  der  Tage,  an  welchen 
die  Aufnahmen  bewirkt  sind,  sofort  an  jenem  Tage  im  Felde  eingetragen 
werden.  Femer  muss  angegeben  werden,  wer  die  Aufnahme  ausgeführt, 
wer  das  Feldbuch  u.  s.  w.  geführt  hat,  und  welche  Instrumente  ver- 
wendet worden  sind.  In  den  Winkelbüchern  muss  ausserdem  die  kleinste 
am  Instrument  ablesbare  Winkelgrösse  angegeben  werden. 

§  12.    Alle  Rechnungen  müssen  so  klar  und  übersichtlich  geordnet 
und  mit  Bezeichnungen  der  in  den  Rechnungen   vorkommenden  Grössen 
versehen   werden,    dass   jeder  Sachverständige    ohne  weiteres    erkennen 
kann,    wie   die   Rechnungen  durchgeführt    sind,    und    dass   jeder  Sach- 
verständige von  allen  Rechnungsergebnissen    weiteren  Gebrauch  machen 
kann.     Bei   den  in   die  Rechnung  eingeführten  Grössen  ist   anzugeben, 
woher  sie    entnommen    sind.      Ferner  sind    auf  allen   Rechenheften    die 
Zeit   der   Ausführung  der   Rechnungen,    die   bei   den   Rechnungen   etwa 
benutzten  Instrumente  u.  s.  w.  und   der  Name  des  Rechners  anzugeben. 
§  13.    In  den  auf  Grund  einer  Vermessung   hergestellten  ürkarten 
müssen  die  trigonometrischen  und  Polygonpunkte    mit  ihren  Nummern, 
die   Schnittpunkte    der    einzelnen    Messungslinien    ebenfalls    mit    ihren 
Nummern,   die  Messungslinien   selbst,  sowie  wenn   die  Auftragung  nach 
rechtwinkeligen    Coordinaten    erfolgt    ist,    die   Punkte    und    Linien    des 
Quadratnetzes  mit  den  zugehörigen  Coordinatenzahlen  deutlich  erkennbar 
dargestellt  werden.     Die  Stichpunkte  für  Brech-  und  Schnittpunkte    der 
sonstigen  Messungslinien,  sowie  für  die  nach  Maass  abgesetzten  Punkte  der 
in  der  Karte  dargestellten  Linien  und  Signaturen  dürfen  in  der  ürkarte 
nicht  mit  Tusche  bedeckt,    oder  in  anderer  Weise  unkenntlich  gemacht 
werden.    Dasselbe   gilt  sinngemäss  von  allen  Nivellementsplänen.     Auf 
allen   Karten   muss    angegeben   werden,    wie    und  auf   Grund    welchen 
Materials,   mit  Hülfe   welcher  Instrumente,    wann  und  von   wem   sie  an- 
gefertigt sind. 

§  14.  Die  Zeichnung  von  Karten  und  die  Führung  von  Rissen 
u.  s.  w.  muss  nach  den  Bestimmungen  über  die  Anwendung  gleich- 
massiger  Signaturen  für  topographische  und  geometrische  Karten,  Pläne 
und  Risse  erfolgen,  die  durch  Beschluss  des  Gentraldirectoriums  der 
Vermessungen  im  preussischen  Staate  vom  20.  December  1879  und  die 
seitdem  ergangenen  imd  etwa  noch  ergehenden  Beschlüsse  festgestellt 
sind  und  werden.  Nur  wenn  der  vorliegende  Auftrag  dies  zweifellos 
bedingt^  darf  eine  andere  Darstellung  in  den  Karten,  Plänen,  Rissen 
u.  8.  w.  gewählt  werden. 


424  Entwurf  zur  Landmesser- Ordnung. 

§  15.  (1)  Die  Vermessungen  sind  an  vorhandene  oder  neu  zu 
setzende  oder  dauerhaft  zu  vermarkende  Festpunkte  anzusehliessen, 
soweit  dies  zur  Sicherung  der  Messungsergebnisse  nöthig  ist  und  ohne 
unverhältnissmässigen  Arbeits-  und  Kostenaufwand  geschehen  kann. 
Die  Lage  der  Festpunkte  und  ihre  Bezeichnung  im  Felde  ist  in  den 
Vermessungsschriften  genau  zu  bezeichnen. 

Soweit  dies  thunlich  ist;  sind  die  Festpunkte  durch  einfache 
Messungen  von  anderen  geeigneten  Punkten  derart  festzulegen^  dass  sie 
hiernach  mit  Sicherheit  wieder  hergestellt  werden  können.  Für  wichtige 
Höhenpunkte  wie  z.  B.  für  Pegel,  Merkpföhle  für  Wasserstaue,  Schwellen 
von  Schleusen  u.  dergl.  mehr  und  zwar  einerlei,  ob  die  Pegel  u.  s.  w. 
schon  vorhanden  oder  erst  anzulegen  sind,  müssen  besondere  Höhen- 
festpunkte an  möglichst  nahen  und  sicheren  Stellen  dauerhaft  vermarkt 
und  gegen  die  Pegel  u.  s.  w.  sicher  einnivellirt  werden. 

(2)  Wenn  ein  Landmesser  bei  seinen  Arbeiten  dauernd  bezeichnete  Fest- 
punkte gebraucht,  so  darf  er  die  zur  Bezeichnung  der  Festpunkte  dienenden 
Marken  unter  keinen  Umständen  verändern  oder  zerstören.  Findet  er 
Marken  von  Festpunkten  vor,  die  unsicher  oder  sonst  ungeeignet  ge- 
worden sind,  ihren  Zweck  zu  erfüllen,  so  hat  er  den  Befund  an  die 
Behörde  zu  berichten,   die  die  Marken  gesetzt  hat. 

§  16.  (1)  Specielle  Horizontal- Aufnahmen,  die  öffentlichen  Zwecken 
dienen  sollen,  deren  Ergebnisse  also  beispielsweise  in  das  Kataster-  oder 
Grundbuch  übernommen  werden  sollen,  sind  an  die  trigonometrische 
Landesvermessung  anzuschliessen,  insoweit  dieses  in  den  durch  Beschluss 
des  Centraldirectoriums  der  Vermessungen  im  Preussischen  Staate  vom 
29.  December  1879  hierfür  festgestellten  Bestimmungen  für  alle  im  Auf- 
trage von  Staatsbehörden  ausgeführten  Vermessungen  verlangt  wird. 

Im  übrigen  sind  alle  solche  Arbeiten  nach  den  dafür  seitens  der 
Kataster- Verwaltung  erlassenen  Vorschriften  auszuführen. 

(2)  Insbesondere  sind  dabei  die  Fehlergrenzen  innezuhalten,  die  in 
der  Kataster-Anweisung  VIII  vom  25.  October  1881  für  das  Verfahren 
bei  Erneuerung  der  Karten  und  Bücher  des  Grundsteuer-Katasters  und 
in  der  Kataster- Anweisung  IX  vom  25.  October  1881  für  die  trigono- 
metrischen Arbeiten  bei  der  Erneuerung  der  Karten  und  Bücher  des 
Grundsteuer-Katasters  festgesetzt  sind.  Wenn  es  sich  aber  bei  Grund- 
stücken von  höherem  Werth  um  die  Festsetzung  des  Verkaufs werthes 
oder  des  Kaufpreises  handelt,  sind  die  Fehlergrenzen  in  einem  dem 
Werthe  des  Grundstückes  entsprechenden  Umfange  enger  zu  ziehen. 

§  17.  (1)  Die  Nivellements  sind  in  der  Regel  auf  Normal-Nall 
(N.  N.)  zu  beziehen.  Jedenfalls  sind  sie  aufN.  N.  zu  beziehen,  insoweit 
dies  für  alle  im  Auftrage  oder  unter  Leitung  einer  Staats-  oder  Com* 
munalbehörde  neu  auszuführenden  Nivellements  in  den  durch  BeschhBS 
des  Centraldirectoriums    der  Vermessungen   im   preussischen  Staate  vom 


Entwurf  zur  Landmesser -Ordnung.  425 

12.  Januar  1895  festgesetzten  Bestimmnngen  über  den  Anschluss  der 
Nivellements  an  den  Preussischen  Landeshorizont  bestimmt  ist,  es  sei 
denn^  dass  die  Art  der  Arbeit  ein  Anderes  zweifellos  bedingt. 

(2)  Die  Abweichungen  zwischen  zwei  durch  einfaches  geometrisches 
Nivellement  erlangte  Höhenbestimmungen  zweier  scharf  bezeichneten 
Punkte    kann     5    Millimeter    und     darf    höchstens    bei    Nivellements 

L  Ordnung  25  }/  L  bei  Nivellements  II.  Ordnung  40  |/  L  Milli- 
meter betragen  und  dementsprechend  darf  der  mittlere  Fehler  eines  ein- 
fachen geometrischen  Nivellements: 

bei  Nivellements  L  Ordnung  nicht  grösser  als  5  \/  L 

bei  Nivellements  II.  Ordnung  nicht  grösser  als  9  |/  L  Millimeter 
sein,  worin  L  die  Länge  der  Strecke  zwischen  den  beiden  einnivellirten 
Punkten  in  Kilometern  bezeichnet.  Welche  der  beiden  Fehlergrenzen 
anzuwenden  ist  und  ob  nicht  noch  grössere  Fehler  zugelassen  werden 
können,  ist  nach  dem  Zweck  der  Arbeit  und  nach  den  vorliegenden 
sonstigen  Verhältnissen  zu  entscheiden. 

Ablieferung  und  Aufbewahrung  der  Vermessungswerke. 

§  18.  (1)  Insoweit  es  nicht  durch  den  Zweck  der  Arbeit  bedingt 
wird,  oder  insoweit  es  nicht  von  dem  Auftraggeber  verlangt  wird,  dass 
die  Urschrift  der  Feldbücher  u.  s.  w.  und  die  Urkarten  von  dem  Land- 
messer abgeliefert  werden,  kann  der  Landmesser  diese  Vermessungs- 
werke  behalten.  Wenn  er  von  dieser  ErUubniss  Gebraueh  macht  und 
diese  Vermessungswerke  nicht  an  den  Auftraggeber  abliefert,  so  ist 
er  verpflichtet  dieselben  geordnet  aufzubewahren  und  dem  Auftraggeber 
jederzeit  Abschrift  derselben  gegen  Bezahlung  zu  liefern. 

(2)  Wenn  der  Landmesser  die  Urschriften  der  Feldbttcher  u.  s.  w. 
und  die  Urkarten  an  den  Auftraggeber  abliefert,  ist  er  berechtigt,  für 
seinen  Gebrauch  eine  Copie  davon  zurückzubehalten. 

Persönliche  Thätigkeit  des  Landmessers,  Stellvertretung  und  Beschäftigung 

von  Geholfen. 

§  19.  (1)  Bei  allen  Vermessungen,  die  öffentlichen  Zwecken 
dienen  sollen,  die  also  besondere  Glaubwürdigkeit  haben  müssen,  muss 
die  persönliche  Thätigkeit  des  Landmessers  eine  derartige  sein,  dass 
alle  maassgebenden  Thatsachen  von  ihm  selbst  ermittelt  werden.  Hierzu 
gehört  mindestens  die  Verhandlung  mit  den  Betheiligten  und  die  Er- 
mittelang aller  grundlegenden  Maasse,  die  für  die  Erfüllung  des  Zweckes 
der  Vermessung  erforderlich  sind^  sowie  die  glaubwürdige  ordnungs- 
mässige  Beurkundung  der  Verhandlung  einschliesslich  der  Darstellung 
der  unmittelbaren  Messungsergebnisse  in  den  Feldbüchern,  Registern, 
Handrissen,  Tabellen  u.  s.  w.  Hierdurch  ist  nicht  ausgeschlossen^  dass 
der  Landmesser  bei  den  Messungen  Gehülfen  und  Arbeiter  zur  Hand> 
habting  der  Messinstrumente  und  zu  anderen  Nebenleistungen  heranzieht. 


426  Entwurf  zur  Landmesser -Ordnung. 

(2)  Der  Landmesser  kann  sich  durch  einen  anderen  öffentlich  an- 
gestellten Regiernngslandmesser  vertreten  lassen. 

(3)  Bei  der  weiteren  Bearbeitung  der  urkundlichen,  grundlegenden 
Ergebnisse,  wie  z.  B.  bei  der  Kartirung  und  den  verschiedenen  Be- 
rechnungen, kann  der  Landmesser  in  solchem  Umfange  Oehttlfen  be- 
schäftigen, als  er  sich  an  der  Hand  der  gegebenen  Unterlagen  die 
persönliche  Ueberzeugung  von  der  Richtigkeit  der  Arbeiten  seiner  Ge- 
hülfen verschaffen  kann  und  auch  thatsächlich  verschafft.  Der  Landmesser 
ist  für  die  richtige  und  sachgemässe  Ausführung  der  Arbeiten  seiner 
Gehülfen  in  gleicher  Weise  verantwortlich,  wie  für  seine  eigenen  Arbeiten. 

III.  Revision  der  Landmesserarbeiten. 

Revisoren. 

§  20.  (1)  Zur  Revision  der  Landmesserarbeiten  werden  in  jedem 
Regierungsbezirke  ein  oder  mehrere  Vermessungsrevisoren  aus  der  Zahl 
der  öffentlich  angestellten  Regierungslandmesser  ernannt. 

(2)  Die  Revisoren  sind  für  die  Richtigkeit  und  sachgemässe  Ausführung 
der  von  ihnen  vorgenommenen  Revisionen  verantwortlich. 

Revisionen. 

§  21.  (1)  Die  von  einem  öffentlich  angestellten  Landmesser  ausge- 
führten Arbeiten  müssen  einer  Revision  unterworfen  werden,  wenn  dies 
von  irgend  Jemand  verlangt  wird,  der  bei  der  Richtigkeit  der  betreffenden 
Arbeiten  erweislich  ein  Interesse  hat,  und  wenn  von  dem  Antragsteller 
für  die  Revisionskosten  genügende  Sicherheit  geleistet  wird. 

Für  die  Revision  der  dem  Grundsteuerkataster  zu  Orunde  liegenden 
Vermessungsarbeiten  sind  die  bestehenden  besonderen  Vorschriften  allein 
maassgebend  nnd  die  vorstehenden  Vorschriften  finden  auf  diese  Arbeiten 
keine  Anwendung. 

(2)  Die  Anträge  auf  Revision  von  Vermessungsarbeiten  sind  in  Aus- 
einandersetzungsangelegenheiten  bei  der  Auseinandersetzungsbehörde,  in 
allen  anderen  Fällen  bei  der  Königlichen  Regierung  (in  Berlin  beim 
Polizeipräsidium)  anzubringen,  in  deren  Bezirk  die  Vermessung  ausgeführt 
st.  Die  Behörde,  bei  der  der  Antrag  gestellt  ist,  hat  zu  bestimmen^ 
ob  demselben  Folge  gegeben  werden  soll  und  hat  hiernach  einem  Ver- 
messungsrevisor den  Auftrag  zur  Ausführung  der  Revision  zu  ertheilen 
oder  den  Antragsteller  abzuweisen. 

Zuziehung  des  Landmessers. 

§  22.  (1)  Der  Vermessungsrevisor  muss  dem  Landmesser,  dessen 
Arbeit  einer  Revision  unterworfen  werden  soll,  in  der  Regel  mindestens 
14  Tage  vorher  mittheilen,  wann  die  Revision  stattfinden  soll,  und  ihn 
auffordern,  derselben  beizuwohnen,  oder  sich  vertreten  zu  lassen.  Die 
Revision  findet  zur  festgesetzten  Zeit  statt,  ohne  Rücksicht  darauf,  ob 
der  Landmesser  der  an  ihn  ergangenen  Aufforderung  gefolgt  ist  oder  nicht. 


Entwurf  zar  Landmesser  -  Ordnung.  427 

(2)  Verhandlungen,  Berechnungen,  Karten,  überhaupt  alle  Gegen- 
stände, welche  zur  Ausführung  der  Revision  nöthig  sind  und  sich  in  den 
Händen  des  Landmessers  befinden,  müssen  dem  Yermessungsrevisor  aus- 
gehändigt werden.  Wird  einem  solchen  Verlangen  nicht  entsprochen, 
so  hat  der  Landmesser  die  hierdurch  verursachten  Mehrkosten  der  Re- 
vision zu.  tragen. 

Revisionsverhandlung. 

§  23.  Die  Ergebnisse  der  Revision  sind  in  einer  Verhandlung 
ausführlich  darzulegen,  die  der  Landmesser  oder  sein  Vertreter  mit  zu 
unterzeichnen  hat,  falls  der  eine  oder  der  andere  der  Revision  beigewohn  that. 
Einwendungen  gegen  den  Inhalt  oder  die  Passung  der  Verhandlung 
mttsssen  auf  Antrag  des  Landmessers  oder  seines  Vertreters  in  die 
Verhandlung  mit  aufgenommen  werden. 

Der  Verhandlung  sind  alle  Feldbücher,  Berechnungen,  Zeichnungen 
u.  s.  w.,  die  bei  der  Ausführung  der  Revision  entstanden  sind,  beizu- 
fttgen.    Die  gemessenen  Revisionslinien  sind  in  die  Urkarten  einzuzeichnen. 

Revisionsgutachten. 

§  24.  (1)  Behufs  Entscheidung  über  Arbeiten,  deren  Revision  seitens 
eines  Interessenten  beantragt  worden  ist,  können  dem  Vermessungsrevisor 
zwei  als  Regierungslandmesser  öffentlich  angestellte  Sachverständige 
beigeordnet  werden,  von  denen  einer  von  dem  Interessenten,  der  die 
Revision  beantragt  hat,  der  andere  von  dem  Landmesser,  dessen  Arbeiten 
zu  revidiren  sind,  bestimmt  werden  kann. 

(2)  Die  aus  dem  Vermessungsrevisor  und  den  ihm  beigegebenen 
Sachverständigen  gebildete  Commission  entscheidet  auf  Grund  des  vom 
Vermessungsrevisor  ermittelten  Thatbestandes  darüber,  ob  die  Arbeit 
geeignet  ist,  den  Zweck  zu  erfüllen,  wozu  der  Auftraggeber  sie  verlangt 
hat.  Die  Entscheidung  der  Commission  sammt  der  ausführlichen  Be- 
gründung sind  der  Behörde,  die  doi  Auftrag  zur  Revision  ertheilt  hat, 
schriftlich  einzureichen. 

(3)  Wird  die  Arbeit  ungenügend  befunden,  so  hat  die  Commission 
in  ihrem  Gutachten  ferner  darzulegen,  wie  weit  die  Arbeit  noch  brauchbar 
ist,  und  ob  es  zweckmässig  erscheint,  die  nothwendige  Berichtigung 
oder  die  Neuausftthrung  der  Arbeit  durch  den  Landmesser,  welcher  sie 
ausgeführt  hat,  oder  durch  einen  anderen  Landmesser  bewirken  zu  lassen. 

§  25.  (1)  Wird  die  Arbeit  als  geeignet  erachtet,  den  Zweck  zu 
erfüllen,  wozu  der  Auftraggeber  sie  verlangt  hat,  so  fallen  die  Kosten 
der  Revision  demjenigen  zur  Last,  welcher  diese  beantragt  hat,  im  an- 
deren Falle  dem  Landmesser,  welcher  die  Arbeit  ausgeführt  hat.  Zu 
den  Kosten  der  Revision  gehören  auch  die  dem  Landmesser  oder  seinem 
Stellvertreter  fUr  die  Theilnahme  an  der  Revision  zu  zahlenden  Beträge. 

(2)  Die  Kosten  der  Berichtigung  oder  Neuausführung  ungenügender 
Arbeiten  fallen  dem  Landmesser  zur  Last,  welcher  die  ungenügende 
Arbeit  ausgeführt  hat. 


428  Entwurf  zur  Landmesser- Ordnung. 

Revisionsbescheid. 

§  26.  Die  Behörde,  bei  der  der  Antrag  auf  Revision  gestellt  ist, 
ertheilt  dem  Antragsteller  und  dem  Landmesser  aufOrund  der  Outachten 
der  Commission  Bescheid  über  das  Ergebniss  der  Revision  und  verfügt 
das  Erforderliche  bezüglich  der  Revisionskosten,  sowie  der  Berichtigung 
oder  Neuausführung  der  ungenügend  befundenen  Arbeiten. 

Berufung  gegen  den  Revisionsbescherd. 

§  27.  (1)  Gegen  die  in  einer  Revisionssaehe  ergangenen  Bescheide 
oder  Verfügungen  kann  innerhalb  einer  in  jedem  Falle  zu  bestimmenden 
Frist  Berufung  eingelegt  werden  und  zwar  wenn  letztere  von  einer 
Auseinandersetzungsbehörde  erlassen  worden  sind,  beim  Ministerium  fiir 
Landwirthschaft,  Domänen  und  Forsten,  in  allen  übrigen  Fällen  beim 
Finanzministerium, 

(2)  Behufs  Entscheidung  über  die  Berufung  wird  vom  Ministerium 
eine  Commission  von  mindestens  drei  als  Landmesser  öffentlich  ange- 
stellten Sachverständigen  bestellt. 

(3)  Diese  Commission  trifft  ihre  Entscheidung  auf  Grund  des  vor- 
handenen Materials,  sowie  etwa  von  ihr  nöthig  befundener  weiteren 
Ermittelungen  und  legt  ihre  Entscheidung  sammt  der  ausführlichen  Be- 
gründung dem  Ministerium  in  einem  schriftlichen  Gutachten  vor. 

(4)  Auf  Grund  dieses  Gutachtens  ertheilt  das  Ministerium  den  end- 
gültigen Bescheid  über  die  erhobenen  Einwendungen  und  bestimmt  über 
alle  weiteren  Fragen  in  der  Sache,  besonders  auch  über  die  Festsetzung 
und  Vertheilung  der  Koston. 

Gegen  diese  Entscheidung  findet  keine  weitere  Berufung  statt. 

Verfahren  im  Fall  von  Zweifeln  Ober  die  Zuverlässigkeit  oder  Befähigung 

von  Landmessern. 

§  28.  Werden  bei  der  Revision  die  Arbeiten  eines  öffentlich  an- 
gestellten Landmessers  in  grösserem  Umfange  so  unrichtig  und  mangelhaft 
befunden,  dass  betreffs  der  Zuverlässigkeit  oder  der  Befähigung  desselben 
Zweifel  entstehen,  so  sind  die  Arbeiten  und  die  darüber  erwachsenen 
Verhandlungen  durch  die  betreffende  Regierung  dem  Finanzminister 
vorzulegen,  zur  Beschlussfassung  darüber,  ob  das  Verfahren  wegen 
Zurücknahme  der  Bestallung  einzuleiten  ist. 

IV.  Bezahlung  der  Landmesserarbeiten. 

§  29.  Die  nach  Veröffentlichung  dieser  Ordnung  ausgeführten 
Landmesserarbeiten  werden  nach  den  folgenden  Bestimmungen  (§§  30 
bis  35)  bezahlt,  falls  nicht  vor  Ausführung  der  Arbeiten  mit  dem 
Auftraggeber  eine  andere  Bezahlung  schriftlich  vereinbart  ist. 

§  30.  (1)  Für  jede  Arbeit  erhält  der  Landmesser  ein  einmaliges 
Pauschquantüm  von  5  Mark. 


Entwurf  zur  Landmesser -Ordnung.  429 

(2)  Ausserdem  erhält  der  Landmesser  für  jeden  Arbeitstag  und 
für  jeden  Reisetag^  ohne  Unterschied^  ob  an  dem  letzteren  auch 
gearbeitet  worden  ist  oder  nicht^  Tagegelder  und  zwar: 

a.  für  Feldarbeit  und  für  die  Heise  20  Mark^ 

b.  für  Hausarbeit  15  Mark. 

(3)  Diese  Tagegelder  können  auch  liquidirt  werden: 

a.  für  die  zwischen  die  Arbeitstage  fallenden  Tage,  an  denen  die 
Witterung  daa  Arbeiten  im  Felde  verhindert, 

b.  wenn  die  Arbeit  über  eine  Woche  dauert^  für  die  zwischen  den 
Arbeitstagen  liegenden  Sonn-  und  Festtage. 

(4)  Bei  Bezahlung  nach  Tagegeldern  wird  eine  Arbeitszeit  von 
durchschnittlich  8  Stunden  auf  jeden  Arbeitstag  angenommen.  Neben 
den  Tagegeldern  (für  die  volle  Zahl  der  anzurechnenden  Kalendertage) 
darf  keine  Bezahlung  für  Ueberstunden  gefordert  werden,  sofern  solche 
nicht  in  einzelnen  Fällen  durch  besondere  schriftliche  Vereinbarung 
zugesichert  worden  ist. 

§  31.  Ausser  den  Tagegeldern  erhält  der  Landmesser  für  jeden 
Kalendertag;  den  er  im  Interesse  der  Arbeiten  ganz  oder  theilweise  in 
mehr  als  2  Kilometer  Entfernung  von  seinem  Oeschäftslocal  hat 
zubringen  müssen,  Zehmngsgelder  und  zwar  von  4,50  Mark  bei  eintägiger 
Abwesenheit,  von  6  Mark  bei  mehrtägiger  Abwesenheit. 

Reisekosten. 

§  32.  Der  Landmesser  erhält  ferner  fUr  Reisen,  die  er  zwecks 
Ausführung  seiner  Arbeiten  ausfuhren  muss,  wenn  der  Reiseweg  grösser 
als  2  Kilometer  vom  Oeschäftslocal  aus  ist: 

a.  bei  Reisen  auf  Eisenbahnen  oder  auf  Dampfschiffen  für  das  Kilo- 
meter 13  Pfennige  und  ausserdem  für  jeden  Zu-  und  Abgang  nach 
und  von  der  Eisenbahn  oder  dem  Dampfschiffe  zusammen  3  Mark, 

b.  bei  Reisen,  die  nicht  auf  Eisenbahnen  oder  auf  Dampfschiffen 
zurückgelegt  werden  können,  für  das  Kilometer  50  Pfennige, 
mindestens   aber  je  3  M.  für  die  Hinreise   und  für  die  Rückreise. 

Bezahlung  von  GehOlfenarbeiten. 

§  33.  Der  Landmesser  kann  für  die  unter  seiner  vollen  Ver- 
antwortlichkeit von  Vermessungsgehölfen  venichteten  Arbeiten  einen  der 
Leistungsfähigkeit  des  Gehülfen  entsprechenden  Theil  der  vorstehenden 
Sätze  liquidiren. 

Auslagen. 

§  34.  (1)  Wenn  dem  Landmesser  die  zu  den  Arbeiten  auf  dem 
!Felde  erforderlichen  brauchbaren  und  geübten  Handarbeiter  nicht  gestellt 
^werden,  so  kann  er  dieselben  für  Rechnung  der  Interessenten  in  der 
nothwendigen  Zahl  annehmen  und  ihnen  einen  angemessenen  Tagelohn 
t3ewilligen.     Der  Betrag  bierfür  ist   dem  Landmesser  zurückzuerstatten. 


430  Entwurf  zur  Landmesser- Ordnung. 

Ferner  werden  dem  Landmesser  die  Anschaffungskosten  der  lu  den 
Vermessungen  und  Nivellements  erforderlichen  Pfähle,  sowie  die  sonstigen 
baaren  Auslagen  fttr  Kahnmiethe,  Botengänge  u.  s.  w.  insofern  die 
Betheiligten  die  Naturallieferungen  und  Leistungen  ablehnen,  gegen 
quittirte  Beläge  vergütet. 

(2)  Für  das  zu  den  Karten  und  Zeichnungen  zu  verwendende 
Zeichenpapier,  Pausleinen  und  Pauspapier  bester  Qualität,  werden  für 
jedes  Zehntel  Quadratmeter  35  Pfennig,  wenn  dasselbe  aber  auf  Kattau; 
Leinwand  oder  dickerem  Papier  aufgezogen  ist,  75  Pfennige  vergütet. 
Andere  Auslagen  für  Schreib-  und  Zeichenmaterialien  können  nicht 
liquidirt  werden. 

Revision  der  Liquidationen. 

§  35.  Auf  die  Liquidationen  finden  die  für  die  Revision  der  Land- 
messerarbeiten in  den  §§21  bis  28  gegebenen  Vorschriften  insoweit 
Anwendung,  als  über  beanstandete  Liquidationen  ebenso  entschieden 
wird,  wie  über  beanstandete  Landmesserarbeiten. 

Uebergangsbestimmung. 

§  36.  Die  nach  den  bisher  bestehenden  Feldmesserreglements 
vereidigten  und  öffentlich  angestellten  Feldmesser  oder  Landmesser 
stehen  den  auf  Grund  dieser  Landmesser- Ordnung  öffentlich  angestellten 
Regierungslandmessern  gleich  und  sie  dürfen  dementsprechend  auch 
den  Titel  Regierungslandmesser  führen. 


Begründung. 

Zu  §  1.  Als  Vorbedingung  für  die  öffentliche  Anstellung  als  Land- 
messer ist  hier  neu  eingeführt  eine  mindestens  dreijährige,  auf  die  erste 
Landmesserprüfung  folgende  praktische  Beschäftigung  mit  in  das  Land- 
messerfach einschlagenden  Arbeiten  und  die  Ablegung  einer  zweiten 
Landmesserprttfung  zur  Gewährleistung  dafür,  dass  der  Landmesser  sich 
durch  diese  Beschäftigung  die  zur  selbständigen  Ausübung  seines  Berufs 
erforderlichen  praktischen  Kenntnisse  und  Fertigkeiten  erworben  hat. 

Zur  Begründung  dieser  Maassregel  kann  auf  die  Ausführungen  von 
Walraff  in  seinem  auf  der  Hauptversammlung  in  Bonn  gehaltenen  Vortrag 
Bezug  genommen  werden,  die  in  der  Zeitschrift  für  Vermessungswesen 
vom  vorigen  Jahr,  Seite  504  bis  506  im  Wortlaute  wiedergegeben  sind. 

Es  ist  vorgeschlagen  worden,  für  das  Alter  des  öffentlich  anzu- 
stellenden Landmessers  eine  Minimalgrenze  von  25  Jahren  festzusetzen. 
Ein  Bedürfniss  hierfür  hat  nicht  allgemein  anerkannt  werden  können. 
Für  die  jetzigen  Landmessercandidaten  ist  das  Durchschnittsalter  23  Jahre, 
das  Minimalalter  20  Jahre,  demnach  würde  in  Zukunft  für  die  öffentlich 
angestellten  Landmesser  das  Durchschnittsalter  26  Jahre,  das  Minimal- 
alter   23   Jahre   sein.     Die   Candidaten,   die  jetzt  ihr  Ziel   mit  20   und 


£ntwurf  zur  Landmesser -Ordnung.  431 

21  Jahren  erreichen,  bilden  8  Procent,  bezw.  12  Procent  aller  Land- 
messer, und  es  hat  kein  genügender  Grund  dafür  geltend  gemacht 
werden  können,  Riesen  durch  Fleiss  und  Begabung  hervorragenden 
Gandidaten  es  abzuschneiden,  auch  fernerhin  entsprechend  früher  zur 
Anstellung  zu  gelangen. 

Zu  §  2.  Durch  die  Bestimmungen  im  §  1  ist  es  bedingt,  dass  die 
öffentliche  Anstellung  als  Landmesser  erst  nach  Ablegung  der  zweiten 
Landmesserprüfung  erfolgt.  Als  Titel  für  die  öffentlich  angestellten 
Landmesser  ist  ^ Regierungslandmesser '^  gewählt,  entsprechend  den 
Titeln  „Regierungsbauführer^  und  „Regierungsbaumeister^,  erstens  weil 
dieser  Titel  viel  weniger  dem  Missbrauch  ausgesetzt  ist  als  der  einfachere 
Titel  ^Landmesser^  und  zweitens  weil  durch  den  langjährigen  Gebrauch 
der  angeführten  Titel  für  die  staatlich  geprüften  Baubeamten  auch  die 
Bedeutung  des  Titels  „Regierungslandmesser"  allgemein  klar  sein  wird. 

Es  ist  mehrfach  besprochen  worden,  auch  den  Gandidaten,  die  die 
erste  Landmesserprüfung  bestanden  haben,  bereits  einen  bestimmten 
Titel  zu  geben,  es  ist  aber  keine  passende  Bezeichnung  gefunden  worden. 

Zu  §  3.  Es  sind  hier  die  bestehenden  gesetzlichen  Bestimmungen 
und  Verordnungen,  wodurch  die  Zurücknahme  der  Bestallung  als  Land- 
messer geregelt  ist,  angeführt,  um  klarzustellen,  aus  welchen  Gründen 
und  wie  die  Zurücknahme  erfolgen  kann. 

Zu  §  4.  (1)  Alle  öffentlich  angestellten  Landmesser  sind,  insoweit 
sie  Privatarbeiten  ausführen,  gleichmässig  der  Disciplin  der  Regierungs- 
präsidenten und  des  Finanzministers  unterworfen,  dagegen,  insoweit  sie 
sich  im  Dienste  einer  Staats-  oder  Gommunalverwaltung,  eines  öffent- 
lichen Verbandes  u.  s.  w.  befinden  und  dienstliche  Arbeiten  ausführen, 
der  Disciplin  der  Verwaltung  oder  des  Verbandes  u.  s.  w.,  in  deren 
Dienst  sie  stehen.  Hierdurch  ist  gleiches  Recht  für  alle  gewährt  und 
namentlich  auch  ausgeschlossen,  dass  ein  Landmesser,  der  hauptsächlich 
Privatpraxis  treibt,  sich  dadurch  der  Disciplin  des  Regierungspräsidenten 
und  des  Finanzministers  entzieht,  dass  er  sich  bei  einer  Gommunalver- 
waltung oder  einem  öffentlichen  Verbände  anstellen  lässt,  für  den  er 
vielleicht  nur  wenige  Tage  im  Jahre  zu  thun  hat. 

(2)  Die  Gegenstände  der  Aufsicht  sind  eng  begrenzt  auf  die  zum 
ordnungsmässigen  Geschäftsbetriebe  nothwendigen  Instrumente  und  auf 
die  ausgeführten  eigentlichen  Landmesserarbeiten,  insoweit  der  Auftrag- 
geber die  Einsicht  der  Arbeiten  nicht  verweigert.  Hiermit  ist  dem 
öffentlichen  Interesse  genügt,  während  ein  zu  weitgehendes,  die  be- 
rechtigten Interessen  des  Landmessers  schädigendes  Eindringen  in  seine 
Geschäfte  vermieden  wird.  Der  Landmesser  ist  vielfach  Vertrauens- 
person seiner  Auftraggeber  und  wird  als  solche  zu  Arbeiten  heran- 
gezogen, die  nicht  ins  Landmesserfach  einschlagen;  ferner  wird  bei 
den  in  das  Landmesserfach  einschlagenden  Arbeiten  vom  Auftraggeber 
oft  die  Geheimhaltung  unbedingt  verlangt.    Die  ersteren  Arbeiten  können 


432  Entwurf  zur  Landmesser -Ordnung. 

überhaupt  nicht  unter  die  Vorschriften  einer  Landmesserordnung  fallen 
und  bei  den  letzteren  Arbeiten  ist  das  Verlangen  des  Auftraggebers 
maassgebend  und  der  Landmesser  nicht  berechtigt,  die  Arbeiten  einem 
Dritten  vorzulegen.  Wenn  der  Landmesser  nicht  für  die  Geheimhaltung 
der  ihm  anvertrauten  Sachen  bürgen  könnte^  würde  er  keine  Vertrauens- 
stellung gewinnen  können  und^  wenn  er  sie  gewonnen  hätte^  in  jedem 
Augenblick  ohne  sein  Verschulden  wieder  verlieren  können^  woraus  ihm 
eine  ganz  ungerechtfertigte  Schädigung   erwachsen   könnte. 

Es  kommt  in  der  Privatpraxis  vor^  dass  der  Landmesser  mit  Kecbt 
eine  Schädigung  davon  erwarten  musS;  dass  der  vom  Regierungspräsidenten 
ernannte  Revisor  bei  der  Revision  seine  Arbeiten  oder  seine  Arbeits- 
weise genau  kennen  lernt.  Für  solche  Fälle  soll  es  dem  Landmesser 
freigestellt  bleiben^  seine  sachlichen  Bedenken  geltend  zu  machen  und 
die  Ernennung  eines  anderen  Revisors  zu  beantragen. 

Zu  §§  5  und  6.  Im  §  5  sind  unter  Nr.  1  bis  3  die  für  den  Landmesser 
wichtigen  Bestimmungen  der  Maass-  und  Gewichtsordnung  für  das  Deutsehe 
Reich  vom  17.  August  1868;  und  die  durch  Bundesrathsbeschluss  vom 
8.  October  1877  festgestellten  abgekürzten  Zeichen  für  die  Maasse,  sowie 
die  Schreibregeln  für  diese  Zeichen  und  die  Maasszahlen  mitgetheilt. 

Zu  §7.  (1)  Die  Verpflichtung  des  Landmessers,  seine  Instrumente  richtig 
zu  erhalten,  kann  sich  nur  auf  die,  in  Gebrauch  befindlichen  Instrumente 
erstrecken.  Ausrangirt  oder  unbrauchbar  gewordene  Instrumente  brauchen 
nicht  mehr  richtig  erhalten  zu  werden. 

(2)  Es  ist  vorgeschlagen  worden,  die  Verpflichtung  zur  Revision  der 
Längenmesswerkzeuge  nur  jährlich,  statt  vierteljährlich  eintreten  zu  lassen. 
Dem  gegenüber  ist  angeführt,  dass  gute  Latten  bei  intensivem  Gebrauch  auf 
Pflaster  etc.  schon  in  einem  Vierteljahr  verschleissen. 

(3)  und  (4)  Die  Bestimmungen  unter  Nr.  3  uud  4  sind  übernommen 
aus  §  23  der  Anweisung  vom  25.  October  1881  betrefi'end  die  Ein- 
richtung des  Vermessungswesens  bei  Ausführung  der  Arbeiten  behufs 
Erneuerung  der  Karten  und  Bücher  des  Grundsteuerkatasters.  Der  Be- 
stimmung unter  Nr.  3  genügen  2  Stahlstäbe  vom  1  m  Länge  und  qua- 
dratischem Querschnitt  von  1  cm  mit  keilförmigen  Enden,  wie  sie  mit 
Beglaubigungsschein  von  den  Mechanikern  zum  Preise  von  etwa  18  Mk. 
geliefert  werden. 

(5)  Es  ist  vorgeschlagen  worden,  bei  der  exacten  Aufnahme  von 
Eigenthumsgrenzen  die  Bussole  ausnahmsweise  für  die  Aufnahme  von 
Polygonzügen  mit  ganz  kurzen  Seiten  zuzulassen.  Hierfür  ist  angeführt^ 
dass  bei  Stadtvermessungen  der  Fall  vorkommen  könne,  dass  ein  Zug 
durch  mehrere  Zimmer  gelegt  werden  müsse  mit  ganz  kurzen  Seiten 
von  3  bis  4  Meter,  dann  sei  wegen  der  Fehlerfortpflanzung  nicht  der 
Theodolit,  sondern  die  Bussole  das  bessere  Instrument.  Demgegenüber 
ist  geltend  gemacht,  dass,  in  den   seltenen  Fällen,   wo  solche  Züge  ge- 


Enttmrf  zur  Latidmesger-Orchning.  433 

legt  werden  mässten,  doch  in  der  Regel  keine  Bussole  ztir  Verfügung 
stehen  werde^  und  dass  bei  der  geringen  Länge  der  zulegenden  Zttge 
die  bessere  Fehlerfortpflanzung  beim  Bussolenzitg  gegienttber  dem  Theodolit- 
zuge  nicht  wesentlich  ins  Gewicht  falle.  Somit  liege  k«in  BedUrfniss  vor^  die 
Bussole  zuzulassen« 

Zu  §  8.  Sehr  viele  und  sehr  schwerwiegende  Streitigkeiten  entstehen 
dadurch,  dass  der  Auftrag  zu  einer  Landmesserarbeit  nicht  genau  festgestellt 
worden  ist.  In  Folge  dessen  entstehen  Arbeiten,  die  weit  über's  Ziel 
hinaus  gehen,  oder  die  gar  nicht  fttr  den  Zweck  geeignet  sind,  dem  sie 
nach  der  Absicht  des  Auftraggebers  dienen  sollen,  oder  es  wird,  wenn 
die  Arbeiten  auch  dem  in  unbestimmter  Form  ertheilten  Auftrage  ent- 
sprechen, der  Kostenbetrag  aber  viel  höher  wird^  als  der  Auftraggeber 
erwartet  hat,  von  l^terem  der  Einwand  gemacht,  dass  er  das  von  ihm 
Gesagte  gar  nicht  so  gemeint  habe,  wie  es  der  Landmesser  auf^efasst  habe. 

In  allen  diesen  und  manchen  lüinlichen  F&llen  entstehen  dann 
mdstens  fttr  beide  Theile  sehr  unangenehme  Streitigkeiten,  die  oft  sehr 
weitläufig  werden  und  schwer  zu  entscheiden  sind,  weil  die  Grundlage 
für  die  Entscheidung  —  der  ertheilte  Auftrag  —  nicht  sicher  festgestellt 
werden  kann.  Um  diesen  tJebelstand  zu  vermeiden,  wäre  es  am 
einfachsten,  vorzuschreiben,  dass  in  allen  Fällen,  wo  der  Auftraggeber 
nicht  schon  einen  genau  präcisirten  Auftrag  schriftlich  ertheilt  hat,  der 
Landmesser  verpflichtet  sei,  den  Auftrag  in  einer  von  dem  Auftraggeber 
mitzuvollziehenden  Vereinbarung  genau  festzustellen  und  dem  Land- 
messer jede  Einrede  abzuschneiden,  falls  er  dieser  Vorscluift  liicht 
gentigt  hat,  und  von  dem  Auftraggeber  seine  Arbeiten  ganz  oder  theil- 
weise  zurückgewiesen  worden  sind,  oder  die  Bezahlung  ganz  oder  theil- 
weise  verweigert  wird  mit  der  Begründung,  dass  die  Arbeiten  nicht  dem 
ertheilten  Auftrage  entsprechen.  Diese  Vorschrift  würde  aber  nicht 
haltbar  sein,  erstens  weil  der  Auftraggeber  nicht  gezwungen  werden 
kann,  die  Feststellung  des  Auftrages  mitzuvollziehen  und  zweitens^  weil 
nach  bürgerlichem  Recht  auch  eine  mündliche  Verdnbarung  gültig  ist, 
und  das  bürgerliche  Recht  auch  allein  darüber  bestimmt,  welche  Ein- 
wendungen in  einem  Processe  gemacht  werden  können. 

Deshalb  ist  der  unter  allen  Umständen  gangbare  Mittelweg  gewählt 
und  durch  die  Bestimmungen  unter  Nr.  1  bis  3  ein  Beweismittel 
geschaffen,  das  wohl  in  den  meisten  Fällen  als  vollgültig  anerkannt 
werden  wird  und  das  geeignet  erscheint,  den  grössten  Theil  der  jetzt 
entstehenden  Streitigkeiten  nicht  erst  aufkommen  zu  lassen.  Dem 
Landmesser  ist  hierin  als  dem  durch  seine  Sachkenntniss  Ueberlegenen 
wohl  mit  vollem  Recht  die  Verpflichtung  auferlegt,  für  die  genaue 
schriftliche  Feststellung  des  Auftrages  Sorge  zu  tragen.  Kommt  er 
dieser  Verpflichtung  nicht  nach^  so  handelt  er  damit  gegen  sein  eigenes 
Interesse,  indem  er  es  unterlässt,  sich  ein  im  Streitfalle  schwerwiegendes 
Beweismittel   zu    sichern.      Die    dem   Landmesser   aus    den    getroffenen 

Zeitschrift  für  Vermessungswesen  1896.    Heft  14.  28 


434  Entwurf  zur  Landmesser -Ordnung. 

Bestimmongen  erwachsende  Belästigung  wird  sich  auf  ein  geringes 
Maass  reduciren  lassen  durch  Benutzung  eines  zweckmässig  eingerichteten 
Buches  und  geeigneter  Formulare. 

Die  unter  Nr.  4  festgestellte  Verpflichtung  des  Landmessers  zur 
Anzeige  grösserer  zur  öffentlichen  Benutzung  geeigneter  Arbeiten  ist 
aufgenommen^  um  es  der  Regierung  zu  ermöglichen^  solche  Aroeiten 
eines  Landmessers  der  öffentlichen  Benutzung  zuzuführen;  aei  es  durch 
Uebemahme  ins  Grundsteuer-Kataster  oder  in  irgend  einer  andern  Weise. 

Die  Bedingungen^  unter  welchen  dies  geschehen  kann^  werden  in 
jedem  Falle  mit  dem  Auftraggeber  zu  vereinbaren  sein  und  ebenso  wird 
die  Anzeige  durch  den  Landmesser  auch  nur  dann  erfolgen  dürfen,  wenn 
der  Auftraggeber  damit  einverstanden  ist,  weil  der  Auftraggeber  ein 
wesentliches  Interesse  daran  haben  kann,  dass  die  Anzeige  nicht  erfolgt 
und  er  mit  vollem  Recht  verlangen  kann,  dass  dies  Interesse  gewahrt  wird. 

Zu  §§  9,  10,  11,  12,  13,  14,  15,  16  und  17.  In  diesen 
Paragraphen  sind  die  allgemeinen  Vorschriften  gegeben,  die  bei  der 
Ausführung  von  Vermessungen  zu  beachten  sind.  Zur  Begründung  dieser 
Vorschriften  braucht  wohl  kaum  etwas  gesagt  zu  werden. 

Nur  zum  §  17  sei  bemerkt,  dass  vielfach  hin  und  her  erwogen  ist, 
ob  und  event,  welche  Fehlergrenzen  für  Nivellements  festzustellen  seien. 
Es  mnsste  anerkannt  werden,  dass  die  Nivellements  so  verschiedenen, 
nicht  in  bestimmte  Gruppen  eintheilbaren  Zwecken  dienen  müssen,  dass 
keine  festen  Vorschriften  dafür  gegeben  werden  können,  welche  Fehler- 
grenzen in  jedem  einzelnen  Falle  innezuhalten  sind.  Dennoch  erschien 
es  nothwendig,  einen  Anhalt  für  die  Fehlergrenzen  zu  geben,  deren 
Innehaltung  bei  den  besseren  Streckennivellements  mit  Recht  gefordert 
werden  darf,  weil  hierüber  vielfach  ganz  unrichtige  Anschauangen 
herrschen.  Die  einzige  officielle  Bestimmung,  die  wir  in  den  Be- 
stimmungen des  Centraldirectoriums  der  Vermessungen  im  Preussischen 
Staate  vom  12.  Januar  1895  über  den  Anschluss  der  Nivellements  an 
den  Preussischen  Landeshorizont  haben,  lautet:  „Ein  Nivellement  gilt 
als  gut,  wenn  der  mittlere  Fehler  nicht  mehr  als  3  ™™  auf  1  ^  Länge 
und  noch  als  brauchbar,  wenn  derselbe  nicht  mehr  als  5  ™™  auf  1  ^ 
beträgt.^  Diese  Bestimmung  für  Nivellements,  die  eine  Erweiterung  der 
Präcisionsnivellements  der  Landesaufnahme  bilden  sollen,  ist  nicht  ge- 
eignet, einen  Anhalt  für  die  Fehlergrenzen  der  praktischen  Zwecken 
dienenden  Nivellements  zu  geben,  und  sie  hat  zur  Folge  gehabt,  dass 
viele  Nivellements,  die  lediglich  praktischen  Zwecken  dienen  sollen,  mit 
übertriebener  Genauigkeit  und  viel  zu  hohem  Kostenaufwand  ausgefUhrt 
worden  sind. 

Die  obige  Vorschrift  könnte  für  Nivellements,  die  die  Grundlage 
für  die  Projeotirung  und  Ausführung  von  technischen  Anlagen  aller  Art, 
Ent-  und  Bewässerungen,  Drainagen,  Canalisirung,  Wasserleitungen, 
Wasserbauten,  Eisenbahn-,  Canal-  und  Strassenbauten,  Deichanlagen,  £rd- 


Entwurf  zur  Landmesser -Ordnung.  435 

massenbereclmaBgen^  Constatirang  Yon  Bodensenkangen  sor  BegrUndang 
von  Entsch&digangsansprüchen  n.  s.  w.  dienen  sollen,   ganz  gat  lauten: 

^Ein  Nivellement  gilt  als  sehr  gut,   wenn  dw    mittlere  Fehler 
nicht  mehr  als  5  mm  auf  1  km  Länge,  als  gut,  wenn  derselbe  niefat 
mehr  als  9  mm  auf  1  km  beträgt  und  noch  als  brauchbar  für  viele 
Zwecke,'  wenn  der  mittlere  Fehler  noch  ttfoer  9  mm  auf  1  km  hinausgeht." 
Um  ein  Nivellement   auch   unter  schwierigen  Verhältnissen  mit  einem 
mittleren   Fehler   von  5  mm   auf  .1  km   Länge    ausfuhren   zu   können, 
müssen  schon  sehr  gut  getheilte  Centimeterlatten  und  ein  gutes  Nivellir- 
Instrument   von   mittlerer  6r(tose   gebraucht   werden   und   dürfen  keine 
Pfähle    oder   Steine    als   Wechselpunkte   im    durchlaufenden   Streokenr 
nivellement  benutzt  werden,  vielmehr  die  Latten  auf  den  Wechselpunkten 
stets  auf  Unterlagplatten  geeigneter  Art  aufgesetvt  werden.     Mit  den 
vielfach  im  Gebrauch  befindlichen  weniger  guten  Nivellirapparaten  und 
bei  den  gewöhnlichen  Nivellirverfahren  gehen  die  mittleren  Fehler  weit 
über  5  mm  hinaus.    Ein  Bedürfniss,  einen  noch  kleineren  Fehler  als 
5  mm  für  bestimmte  Fälle  festzusetzen,  liegt  nicht  vor,  denn  die  Fälle, 
wo  thatsächlich  eine  noch  grössere  Genauigkeit  nothwendig  ist,  kommen 
sehr  selten  vor  und  sind  dann  fast  immer  von  einer  solchen  Bedeutung, 
dass  in   dem  Auftrag  für   den   Landmesser  die   engeren   Genauigkeits- 
grenzen bestimmt  sein  werden.     Viel   wichtiger  als  die  Einengung  der 
Genauigkeitsgrenzen  für  das  durchlaufende  Nivellement  wäre  es,  Vorsorge 
zu  treffen,  dass  beim  NiveUement  die  gröberen  Centimeter-,  Decimeter-, 
Halbmeter-  und  Meterfehler  möglichst  ausgeschlossen   werden,  dadurch 
dass  ähnlich,  wie  es  bei  der  Horizontalwinkelmessung  längst  allgemein 
gebräuchlich  ist,  auch  für  jeden  Höhepunkt  mindestens  zwei  Ablesungen 
gemacht  werden,    sei  es  dadurch,    dass  die  Theilung  der  Latte  zwei 
Bezifferungen  erhält  und  nach  beiden  Bezifferungen  abgelesen  wird,  oder 
dass   die  Latte  auf  ihren  beiden  Seiten  zwei  gegeneinander  verschobene 
Theilungen    erhält    und    dass   an   beiden    Theilungen   abgelesen   wird. 
Die  so  oft  von  Nivelleuren  aufgestellte  Behauptung:  „Ich  verlese  mich 
nie^   würde   nicht   mehr   aufgestellt   werden,    sobald  jeder   verpflichtet 
würde,   die  nöthige  Controle  für  seine  Ablesung  beizubringen.     Es  ist 
aber    davon  abgesehen,  eine  entsprechende  Vorschrift  aufzunehmen,  weil 
eine  solche  Specialvorschrift  auch  für  die  Winkelmessungen  nicht  gegeben 
ist  und  es  wohl  der  Entwicklung  der  Vermessungskunde  anheimgegeben 
werden  kann,  das  Nivellirverfahren  entsprechend  auszubilden. 

Dem  mittleren  Fehler  m  eines  Nivellements  für  1  ^^  Länge,  ent- 
spricht die  mittlere  Differenz  d  =  m  V2  =  1,4  m  zwischen  zwei  Ni- 
vellements einer  Strecke  von  1  ^°^  Länge  und  die  höchste  zulässige  Differenz 
D  z=s  3  d  =  4,2  m  bis  D  =  3,5  d  =  4,9  m  zwischen  zwei  Nivellements 
einer  Strecke  von  1  ^™  Länge.  Somit  entsprechen  dem  mittleren  Fehler  m 
=  ±  5  °^™  und  m  =  db  9  °*™  die  höchstens  zulässigen  Differenzen 
D  =  ±  22,5  "»«^  bis  db  24,5  "°^  und  2)  =  i  37,8  °^°^  bis  44,1  °^, 
wonach  D  =  db  25  °*°"  und  D  =  db  40  ™™  vorgeschlagen  ist. 

28* 


436       HelLmich.    Ueber  die  Absteckang  von  Breobpunkten  in  Wegen  and 

Ztt  §§  18  bis  28.  Eine  besondere  Begründung  der  in  d^  §§  18 
bis  28  vorgesehenen  Bestimmungen  erscheint  entbehrli<^^  da  die  Be- 
stimmungen wohl  selbst  genügend  klar  erkennen  lassen/  aas  welchen 
Oründen  sie  aufgenommen  sind. 

Zu  §  29.  In  dem  Reglement  für  die  öffentlich  änxiist6ll«itden 
Feldmesser  vom  2.  März  1871  und  in  den  Abänderungen  dieees  Be- 
glements  vom  26.  August  1885  sind  nur  Bestimmungen  getroffeü  für 
die  Bezahlung  der  im  Auftrage  der  Staatsbehörden  angefertigten 
Landmesserarbeiten;  für  die  im  Auftrage  von  andern  Behörden  und  von 
Privatpersonen  angefertigten  Arbeiten  fehlt  es  an  jedem  Anhalt;  wenn  keine 
besonderen  Vereinbarungen  getroften  sind.  Es  sind  deshalb  die  in  den 
§§  30  bis  35  enthaltenen  Bestimmungen  als  gültig  hingestellt  dir  alle 
FäUC;  in  denen  nicht  vor  Ausführung  der  Arbeiten  mit  dem  Auftrag- 
geber  eine  andere  Bezahlung  sdiriftlich  vereinbart  ist. 

Zu  §  30.  In  §  30  sind  die  Tagegeldersätze  angenommen,  die  dem 
vom  Hannoverschen  Landmesserverein  bearbeiteten  Entwurf  zu  einem 
Oebflhrentarif  für  geometrische  Arbeiten  zu  Orunde  gelegt  sind.  Diese 
8ätze  sind  auf  S^te  233  und  234  der  Zeitschrift  ^r  Vermessungswesenf 
von  1886  näher  begründet  und  es  sei  aus  dieser  Begründung  biet*  nur 
Folgendes  angeführt: 

„Die  Jahreseinnahme  des  Landmessers  muss  der  Ausbildung  und 
dem  Stande  gemäss  unter  Berücksichtigung  der  Altersversorgung- cdch 
auf  mindestens  3600  Mk.  belaufen.  Das  Kalenderjahr  kann  unter 
Berücksichtigung  der  Sonn-  und  Festtage  und  der  Witterungsverhältnisse 
nur  zu  240  Arbeitstagen  gerechnet  werden.  Dies  gilt  auch  für  die 
häusliche  Arbeit,  weil  während  des  Winterhalbjahres  alle  Zeichenarbeit 
durch  die  Kürze  der  Tagesdauer  ganz  erheblich  behind^^rt  ist.^ 

Zu  §§  31  und  32.  Um  die  vielen  Differenzen  zu  vermeiden;  die 
bei  Berechnung  des  Reiseweges  nach  den  sonst  bestehenden  Yorsdiriften 
vorkommen/  ist  als  Punkt,  von  wo  aus  der  Reiseweg  zu  rechnen  ist^ 
das  Geschäftslocal    des   Landmessers    angenommen. 

Zu  §§  33  bis  36.  Auch  hierzu  erscheint  eine  besondere  Be* 
gründung  nicht  erforderlich. 


Ueber  die  Absteckung  von  Brechpunkten 
in  Wegen  und  Gräben  sowie  sonstigen  schmalen, 

parallel  begrenzten  Parzellen. 

Uebier  diesen  Gegenstand  sind  in  neuerer  Zeit  dem  S<^eiber 
dieses  zwei  Veröffentlichungen  bekannt  geworden,  nämlich  eine  in  den 
„Vermessungs-Nachrichten^  des  Reiss'schen  Verlages  vom  Jahre  1895  und 
eine  zweite  im   Heft  11  des  vorigen  Jahrganges  der  vorliegenden  Zeit- 


Graben  sowie  jsoaetigen  i^chmaleQ,  parallel  begrenzten  ParzeUea.       437 

schrifty.aiif  welche  hiermit  zanäclist  hingewiesen  sd.  •  Die  erste  idst  die 
Aufgäbe^,  zu  einem  Breehpunkt  dner  Wegeseite  den  zugehörigen  auf 
der  ander^A  Wegeseite:  zu  fliiden^  durch  vorläufige  Absteckung  runder 
Maasse  und  Reduction  der  dadurch  gefundenen  Längen  odar  Benutzung 
dei*S€lben.' zu  weiteren  RecbeuopierAtionen;  wogegen  die  zweite  Ver« 
öffeotlioliDngdtes^erreicht  durch  örtliche  Messung  des  Brechungswinkels 
und  Benutzung  einer  fOr  gewisse  Wegebreiten  berechneten  Tabelle,  aus 
welcher  die  schräge  Breite  entnommen  und  auf  der  mit  dem  Winkelmesser 
aufgesuchten  Haibirungslinie  des  Brechungswinkels  abgesteckt  wird. 

Bereits  im  Herbst  1894  nun  hat  Verfasser  ein  anderes  Verfahren 
bei  der  Absteckung  im  Felde  angewendet.  Dasselbe  war  damals  nur 
für  eine  constante  Breite  brauchbar;  inzwischen  ist  es  jedoch  weiter 
fortgebildet  worden  und  scheint  jetzt  so  entwickelt  und  dabei  leicht 
handlich  zu  sein,  dass  den  Collegen,  welche  öfters  vor  die  oben 
erwähnte  Aufgabe  gestellt  sind,  mit  der  Veröffentlichung  dieses 
Verfahrens  vielleicht  ein  Oefallen  geschieht. 

Voraussetzung  für  dasselbe  ist,  dass  auf  Riss  oder  Karte  die 
Richtung  der  abzusteckenden  Wege  bereits  feststeht.  Da  nach  den 
Vorschriften  der  General- Commissionen  die  Absteckung  der  Wege  etc. 
auf  Grund  von  Wegeabsteckungsrissen  nach  voraufgegangener  Projecti- 
rung  auf  den  Karten  zu  erfolgen  hat,  so  ist  man  im  Felde  jederzeit 
fn  der  Lage,  diese  maassstäblich  genaue  Darstellung  zu  Rathe  zu  ziehen. 

Ist  eine  solche  Darstellung  nicht  vorhanden,  vielleicht  weil  wegen 
der  Schwierigkeit  des  Geländes  das  ganze  Project  örtlich  bearbeitet 
werden  muss,  so  kann  man  trotzdem  das  nachstehend  beschriebene 
Verfahren  anwenden,  wenn  man  im  Besitze  eines  Feldtisches  ist,  wie  er 
zur  Führung  der  Stückvermessungsrisse  jetzt  wohl  meist  üblich  ist  und 
sich  dazu  ein  ganz  einfaches  Diopterlineal  selbst  herstellt.  Dieses 
Diopterlineal  hat  sich  Verf.  durch  Einschlagen  von  zwei  Nadeln  in  un- 
gefähr gleichen  Abständen  von  der  Ziehkante  eines  Holzlineals  im 
gegenseitigen  Abstand  von  ca  20  cm  angefertigt.  Man  stellt  dann  den 
Tisch  auf  dem  Punkt  A  (cf.  Figur)  auf,  markirt  einen  Punkt  möglichst 
senkrecht  über  dem  Pankt  A  im  Felde  —  also  gewöhnlich  die  Tisch- 
mitte —  legt  das  Lineal  an  diesen  Punkt  und  visirt  nach  0  und  nach 
U,  wobei  jedesmal  an  der  Ziehkante  der  aus  dem  Visirstrahl  sich  er- 
gebende Winkelschenkel  gezogen  wird.  Steht  der  Tisch  fest  genug, 
so  dass  eine  seitliche  Drehung  nicht  stattfinden  kann,  dann  ist  auf  diese 
Weise  der  Brechungswinkel  aus  der  Oertlichkeit  mit  hinreichender 
Schärfe  zu  Papier  gebracht. 

I.  Betrachten  wir  zuerst  den  Brechpunkt  eines  Weges  von 
constanter  Breite  an  der  Hand  der  nachstehenden  Skizze. 

Es  sei  A  der  im  Felde  bereits  anderweitig  bestimmte  Hauptbrechpunkt 
und  B  der  erst  abzusteckende  zugehörige  Brechpunkt  der  anderen  Seite, 
«owie  A  0   und  A  U  die   Richtungen   der  in  AB   zusammentreffenden 


438       Hellmicb.    Ueber  die  AbBtecknng  von  Brechpnnkten  in  Wegen  nnd 

Wegetheile  nnd  a  die  Wegebreite;  ferner  seien  C  und  D  die  Schsitt- 
pnnkte  der  Terlängerten  inneren  mit  den  Kneaeren  Wegesdten.  £a  ist 
sofort  verständlich,  dase,  wenn  AB  =  d  bekannt  ist,  der  Pnnkt  B 
dnrch  Halbirang  von  )^  OAU  nnd  Absetzen  von  d  von  A  ans  anf 
der  HalbirnngBlinie  gefanden  verden  kann  und  ebenso,  dase  die  QrOase 
von  d  in  einfacher  Weise  mit  dem  Winkel  O  A  ü  zaBammenhXDgt. 
Femer  ist  aaoh  ohne  Weiteres  etnznaehen,  dass  sämmtliohe  Strecken 
in  der  nachstehenden  Figur  fUr  denselben  Winkel  OA  17  mit  derTer- 
ändeniDg  von  a  proportional  and  im  gleichen  Sinne  waebsen  oder  abnehmen. 

u 


D  A 

Verfasser  hat  nun  eine  Tafel  nach  folgender  Skizze  berechnet  nnd 
auf  Glas  gezeichnet.  Die  einzelnen  Strahlen  auf  derselben,  welche  der 
Dentlichkeit    wegen   nicht  von  einem   Funkte  ausgehen,    sondern  deren 


»  ^  »  f-  i.  b.  B.  iä-aä-  »■  ä-S.  9 
AuBgangspuulite  auf  dem  einen  festen  Schenkel  vertheilt  sind,  bilden 
mit  dem  letzteren  die  verschiedenen  Winkel  0  A  ü,  fUr  welche  die 
Einheit  der  Breite  a,  sagen  wir  1  m,  nm  je  l/iooi  ^^°  ^"^  1  '^™' 
vermehrt  werden  muss,  um  d  zn  erhalten;  dieser  zugehörige  Werth  d, 
immer  auf  a  =  1  m  bezogen,  ist  den  bezw.  5.  und  10.  Strahlen  zu- 
geschrieben, lässt  sich  also  ohne  weiteres  für  jeden  Winkel  0  AU  ablesen. 
Das  praktische  Verfahren  beim  Abstecken  im  Felde  gestaltet  sich 
nun  bei  Benutzung  dieses  Hilfsmittels,  wie  folgt:  Man  legt  die  Tafel 
auf  den  eutsprectienden  Knickpunkt  auf  dem  Absteckungsriss  and  sucht 
nun  durch  Vergleichung,  indem  man  den  gemeinschaftlichen  Schenkel 
auf  der  einen  Wegerichtung  entlang  fUhrt,  denjenigen  Strahl  heraus, 
welcher  sich  mit  der  zweiten  Wegerichtung  deckt;  ist  derselbe  gefanden, 


Gräben  sowie  sonstigen  schmalen,  parallel  begrenzten  Parzellen.       439 

so  liest  man  die  an  seinem  Ende  stehende  resp.  aus  den  benachbarten 
zu  ergänzende  Zahl  ab,  multiplizirt  sie  mit  der  Wegebreite  5ind  hat  so 
die  Entfernung  der  beiden  Brechpunkte  des  Weges. 

Nun  erübrigt  noch  den  Winkel  im  Felde  zu  halbiren  und  in  dieser 
Richtung  die  gefundene  Länge  d  abzusetzen.  Diese  Halbirung  des 
Winkels  kann  man  auf  verschiedenen  Wegen  erreichen.  Am  einfachsten 
ist  es,  auf  beiden  Wegerichtungen  gleiche  Strecken  abzusetzen  und  die 
Verbindungslinie  der  so  erhaltenen  Funkte  zu  halbiren;  die 
Verbindungslinie  dieses  Halbirungspunktes  mit  dem  Scheitel  halbirt 
dann  den  Winkel.  Dabei  ist  es  nun  am  nattlrlichsten,  hierzu  die 
Punkte  D  und  C  umstehender  Figur  zu  benutzen,  da  sich  hierdurch 
ungezwungen  mehrere  werthvolle  Controlen  ergeben.  Aus  diesem  Orunde 
sind  die  weiterhin  wiedergegebenen  Zahlentafeln  berechnet  worden, 
welche  für  das  Argument  d  die  Werthe  von  ky  der  Eopfbreite  und  cF,  der 
zweiten  Diagonale  neben  einem  noch  später  zu  definirenden  p  geben. 

Das  Verfahren  zur  Absteckung  von  B  geht  also  von  dem  Moment 
der  Feststellung  von  d  an  folgendermaassen  weiter.  Mit  dem  Werth  (2, 
wie  er  auf  der  Glasplatte  abgeliBsen  ist,  als  Argument  geht  man  in  die 
Zahlentafel  ein  und  entnimmt  und  notirt  k  und  d\  Diese  drei  Zahlen 
d,  k  und  d'  werden  mit  der  Breite  a  multiplizirt.  Dann  setzt  man 
von  A  nach  0  und  nach  U  hin  ky^a  ab  und  erhält  so  die  Punkte  D 
und  Cj  deren  richtige  Lage  man  durch  Messung  von  DC  gleich  (2'X^ 
controlirt  und  eventuell  verbessert;  dann  halbirt  man  DC  und  setzt 
über  diesen  Halbirungspunkt  hinweg  von  Ä  aus  AB  =  dyCa  ab.  Der 
Punkt  B  ist  nun  durch  drei  Proben  zu  controliren,  einmal  dadurch, 
dass  B  C=  B D  =  kyCa  sein  muss,  zweitens  müssen  die  Lothe  von 
B  auf  AC  und  AD  gleich  a  sein  und  endlich  müssen  die  zu  ^  0 
und  A  ü  parallelen  inneren  Wegeseiten  in  ihren  Verlängerungen  über 
B  hinaus  auf  C  bezw.  D  treffen. 

Bei  ganz  flachen  Brechungen  empfiehlt  sich  diese  Art  der  Ab- 
steckung nicht,  da  dann  k  sowie  d'  zu  gross  werden  und  auf 
graphischem  Wege  nicht  mehr  mit  genügender  Präcision  bestimmt 
werden  können.  Es  ist  dann  sicherer,  B  durch  die  Projection  von  d 
auf  die  äusseren  Wegeseiten,  nämlich  durch  die  Grösse  p  und  dazu  die 
Wegebreite  a  von  beiden  Schenkeln  aus  abzustecken  und  durch  die 
Messung  von  d,  bezw.  (/  X  ^  zu  prüfen  und  zu  berichtigen;  aus 
diesem  Grunde  ist  die  oben  erwähnte  Grösse  p  noch  mit  in  die  Zahlen- 
tafel aufgenommen  worden. 

Die  vorhergehende  Beschreibung  des  Verfahrens  lässt  dasselbe 
vielleicht  schwerfälliger  erscheinen,  als  es  ist;  thatsächlich  hat  Verf. 
dasselbe  aber  als  das  kürzeste  von  allen  ihm  bekannten  festgestellt  und 
erprobt;  auch  lässt  sich  gegen  die  Genauigkeit  der  damit  gemachten 
Absteckungen  nichts  einwenden. 

U.  Schwieriger  als  dieser  einfache  Fall  schien  anfangs  die  Be- 
handlung des  complicirteren,  wenn  der  abzusteckende  Weg  oder  Graben 


440       Hellmich.    Ueber  die  AbBteckimg  ypn  Brechpookteo  in  Wegen  and 

in  dem  Brechponkt  seine  Breite  weehselt;  jedoeh  er^ab  sich  hierfür  bidd  eio 
Verfahren,«  welches  dem  vorigen  den  Verhilltniseen  entspreehend  au 
Einfachheit  ebenbürtig  ist. 


Fig, 3  ijL 

(0 

Da      Db  A 

•  

In  vorstehender  Figur  mögen  A  und  B  die  beiden  Brechpnnkte 
des  abzusteckenden  Weges  sein,  welcher  an  dieser  Stelle  aus  der 
Breite  a  in  die  Breite  h  übergeht;  die  übrigen  Buchstaben  sind  analog 
denen  der  ersten  Figur  gesetzt  und  haben,  je  nachdem  sie  zur  Breite 
a  oder  zur  Breite  h  gehören  einen  von  diesen  Buchstaben  als  Index 
beigefügv  erhalten.  Die  Construction  des  Punktes  B  ist  dann,  wie  leicht 
ersichtlich,,  folgende:  Es  werden  nach  der  vorher  für  einen  Weg  von 
constanter  Breite  gegebenen  Anleitung  die  Punkte  Ca,  Da  und  Ba  für 
die  Breite  a  und  C&,  D^  und  Bj,  ^ür  die  Breite  h  abgesetzt  und  für 
sich  controlirt,  wobei  natürlich  Ba  und  Bb  mit  A  eine  Gerade  bilden 
müssen;  alsdann  setzt  man  auf  CaBa  von  Ca  aus  kb  gleich  ADb  und 
ebenso  auf  DbBb  über  Bb  von  Db  aus  ka  gleich  A  Ca  ab.  Die 
beiden  Constructionen  ergeben  einen  Funkt,  nämlich  den  gesuchten 
Brechpunkt  B.  Sollte  ausser  der  Controle,  dass  die  Lothe  von  B  auf 
A  0  und  A  U  gleich  a  bezw.  b  sein  müssen,  noch  eine  weitere  Prüfung 
der  Absteckung  gefordert  werden  oder  nöthig  erscheinen,  so  ist  die- 
selbe leicht  aus  den  der  Tafel  entnommenen  und  entsprechend  den 
Breiten  a  und  b  .reduzirten  Grössen  ka,  kbi  Pa  und  pb  i^ach  folgenden 
Formeln  zu  berechnen: 

AB  =  da^=ya'-{-(ka  —  k^  —  pa)'  =  Vb'  +  (ka—kb  +  Pb)' 

Für  den  bei  Grabenabsteckungen  manchmal  eintretenden  Fall,  dass 
der  Brechpunkt  zwischen  zwei  Stationen  liegt,  deren  Breiten  von 
einander  verschieden  sind,  während  die  Strecke  dazwischen  stetig  ver- 
läuft,  ist  zu  bemerken,  dass  die  senkrechte  Breite  in  dem  Brechponkt 
proportional  den  Abständen  desselben  von  den  Stationspunkten  aus  den 
auf  diesen  geforderten  Breiten  berechnet  wird.  Die  Absteckung  des 
zweiten  Brechpunktes  von  dem  vorhandenen  aus  erfolgt  dann  ganz 
ebenso,  als  wenn  der  Graben  parallel  in  der  errechneten  Breite  nach 
beiden  Seiten  verliefe.  Bei  der  Feststellung  von  d  hat  man  dabei  zu 
beachten,    dass    für    diesen  Werth    der  Brechungswinkel  der  Mittellinie 


Gräben  sowie  BOiMtigien  schmale«,  pacallel  begrenzten  Parzellen.       441 

des  Orabens  maasagebend  ist;  mati  kann  mit.genttgeader  Genauigkeit  cf 
ftir  jede :  Grabenseite  besonders  bestimmen  und  dann  das  Kittel  dieser 
beiden:  Werthe  dem  Weiteren  Verfahren  zn.  Grande  leg^n. . 

'Sin  Beispiel  möge  die  Reihenfolge  der  einaelnen  Operati<men 
erläutom.  Ss  sei  der  zweite  Brechpunkt  eines  Weges  abzuateck^)) 
der  aus  der  Richtung  O  A  -^  yergl.  die.  vorige  Figur  r—  mit  der 
Breite  6^  m  herankommt  und  sieb  in;  der  Riehtnng  A  ü  mit  5  m 
Breite   fortsetzt  und  die  Vergleiekung  der  graphischen   Tafel   mit  dem 

Winkel  OA  ü  auf  dem  Riss  habe  ergeben^  dass 

d  =  l,16 
ist.    Hierfür  findet  man  in  der  Zahlentafel 

i  =  l,i4 

^  =  0,59 
Daraus  ei^ült  man  durch   Multiplication  mit  a  =  6^5  usd  bi=bfi  . 

da=^7M  ■  ^5  =  5,80 

Ä:a  =  7,4l  ,    fej=5,70 

d'«  =  12,81  d'j=9,85 

^„  =  3,84  |)j  =  2,95 

Nun  setzt  man  ab      ACb  =  ADb  =  f>ylO  und 

^  Ca  =  i4  Da  =  7,41 
Dann  muss  ChDh=^    9,86 

und     C«  Da  =12,81     sein. 

In  den  beiden  letzten  Linien  werden  die  Mitten  abgesteckt  und 
Ton  A  aus  ttber  die  erhaltenen  Punkte  hinweg 

ABb  =  ^fiO 
und  ABa  =  7,54  abgesetzt.  Dann  setzt  man 
auf  CaBa  von  Ca  aus  5,70  und  auf  Db  Bb  von  Db  aus  über  Bb  7,41 
ab  und  erhält  so  den  Punkt  B  doppelt.  Zur  Gontrole  misst  man  die 
Lothe  auf  A  O  resp.  A  U,  welche  gleich  6,5  m  bezw.  5,0  m  sein 
müssen,  auch  kann  man  noch  rechnen 

AB=  j/'6,5^  +  (7,41  —  5,70  —  3,84)"^  = 
1/5,0^  +  (7,41  —  5,70  +  2,95)^  =  6;Ö4  m 
um  dies   mit   der  in  der  Oertlichkeit  gemessenen  Strecke  AB  zu  ver- 
gleichen. 

III.  Schliesslich  sei  auch  noch  auf  die  Verwendung  der  Tafeln 
2ur  Berechnung  von  Kopfbreiten  parallel  begrenzter  Parzellen,  wie 
Wege  oder  Pläne,  hingewiesen.  Stösst  nämlich  ein  Weg  oder  ein 
Plan  auf  eine  gerade  Begrenzungslinie,  z.  B.  einen  Weg,  dann  empfiehlt 
es  sich,  wie  bekannt,  die  schräge  Breite  des  Weges  oder  Planes  ab- 
zustecken, da  dadurch  genauere  Resultate  erzielt  werden,  als  durch 
Absteckung  der  senkrechten  Breiten  und  Einbinden  der  Grenzen  in  die 
Kopfbegrenzung.  Bei  schmalen  Stücken  und  nicht  allzu  schrägen 
Schnitten  können  die  Tafeln  hierbei  sehr  gut  Verwendung  finden  mit 
der  Beschränkung,  welche  durch  den  geforderten  Grad  der  Genauigkeit 
^geboten  ist.  Man  bestimmt,  wie  gewöhnlich,  durch  Anlegen  der 
^graphischen  Tafel    den   Werth   von  d    und    entnimmt    damit    aus    der 


442  Hellmlcb,    Uebor  die  Abateckting  toq  Brecbpankteii  etc 

Zahlentftfel  die  GrSsse  k.  Dieser  Worth  wird  mit  der  senkrechten 
Breite  des  abzasteckeDden  Planes  maltipliBirt  and  ergiebt  so  die  Kopf- 
breite.  Hierbei  ist  für  die  Anfsuchnng  von  d  noch  etwas  zu  bemerken. 
Die  Ortfue  k  nämlich  nimmt  von  k^l  na  bu,  je  mehr  die  Nagnog 
der  Grenzen  sich  von  der  Senkrechten  naefa  beiden  Seiten  entfernt. 
Die  Tafelwerthe  von  k  &1t  d  =  1,42  bis  d  =  1,60  sind  denuach 
gewisBermaasien  Z wischen werthe  derjenigen  für  d^  1,41  bis  </  ^  1,28. 
Darch  BerHcksichtignng  dieses  Ümstandes  bei  der  Bestiinninng  tod  d 
kann  man  in  Folge  dessen  noch  etwas  genauere  SeBoltate  erzielen,  als 
wenn  man  nnr  die  Werthe  von  d  =  1,00  bis  d  ^  1,41  benutzen  wollte. 
In  Rücksicht  anf  diese  Verwendung  sind  in  den  Tafeln,  welclie 
Verf.  für  den  Verkauf  herstellen  Ittsst,  die  Werthe  von  k,  sowie  die  der 
anderen  TafelgrOeeen  bis  auf  Millimeter  —  die  Millimeterziffer  in 
kleinerem  Druck  —  gegeben,  während  sie  in  der  nachstehenden  Tabelle 
nur  big  aof  Centimeter  gegeben  wurden.  Auch  ist  in  denselben  d  von 
1,00  bis  1,01  in  Intervallen  von  halben  Centimetem  berechnet  und  dem- 
entsprechend die  graphische  Tafel  gezeichnet,  da  sonst  die  Grössen  ib,  d' 
und  p  zu  grosse  Differenzen  haben  würden,  zwischen  welche  nicht  mehr 
proportional  interpolirt  werden  durfte.  Im  Übrigen  wird  jeder  Tafel 
eine  knrze  Anleitung  zum  Gebrauch  beigegeben.  Der  Preis  der  Tafeln 
nebst  einer  Mappe,  ca.  7/15  cm  gross,  welche  die  Zahlentafel  eingeklebt 
enthalt  und  zur  Aufnahme  der  Glasplatte  dient,  beträgt  3  M.;  dieselbe 
ist  bis  auf  Weiteres  durch  den  Verfasser  direct  zu  beziehen. 


Oppeln 


Hüser.    Das  MönkemöUeT'Sche  Planimeter.  443 

Das  MOnkemOller'sche  Planimeter. 

(Vergleiche  die  Beschreibung  Seite  331  Jahrgang  1895  dieser  Zeitschrift.) 

Gelegentlich  der  Hauptversammlung  des  Deutschen  Gtoometer- Vereins 
zu  Bonn  im  Jahre  1895  hatte  Herr  Oberlandmesser  Mönkemöller  ein 
Flächenberechnungsinstrament  ausgestellt^  welches  mein  Interesse  dadurch 
in  Anspruch  nahm^  dass  es  auf  dem  Prinzip  der  sogenannten  Harfe 
beruhte. 

Die  Harfe,  auch  Fadenplanimeter  genannt,  ist  den  älteren  Ausein - 
andersetzungslandmessem  als  ein  zur  Berechnung  der  Bonitätsabschnitte 
vorzüglich  geeignetes  Instrument  bekannt. 

Dasselbe  bestand  bekanntlich  aus  einem  rechtwinkligen  Rahmen, 
der  mit  Fäden  in  gleichen  Abständen  TOn  5  oder  10  Metern  bespannt 
war  (vergl.  die  Figur  auf  S.  352y  Zeitschr.  1895).  Die  einzelnen  Längen 
wurden  abgegriffen,  zusammenaddirt,  und  mit  dem  Fadenabstande  multi- 
plicirt,   um   den  Flächeninhalt   der  zu  berechnenden  Figur  zu  ermitteln. 

Zur  Vermeidung  öfterer  Ablesungen  war  an  dem  zur  Berechnung 
verwendeten  Zirkel  eine  Vorrichtung  zum  mechanischen  Addiren  der 
Längen  angebracht. 

Dieses  Instrument  hatte  den  Nachtheil,  dass  ein  straffes  Spannen 
der  Fäden  sehr  schwer  war,  dieselben  sich  auf  der  Karte  daher  leicht 
verschoben,  wodurch  Ungenauigkeiten  hervorgerufen  wurden.  Auch 
litt  die  Karte  unter  dem  öfteren  Ansatz  des  Zirkels.  —  Um  diesen 
Unzuträglichkeiten  abzuhelfen,  ging  man  dazu  über,  die  Harfe  durch 
eingetheiltes  Oelpapier  zu  ersetzen.  Der  Zweck,  die  Karten  zu  schonen, 
wurde  zwar  hiermit  erreicht,  dagegen  macht  sich  namentlich  bei  alten 
schon  undeutlich  gewordenen  Karten  die  mehr  oder  minder  gute  Durch- 
sichtigkeit des  Pauspapieres  unangenehm  geltend. 

Dieses  waren  die  Gründe,  weshalb  die  anderen  Flächenberechnungs- 
instrumente als  Polarplanimeter,  Glastafel,  Hyperbeltafel  u.  s.  w.  für  die 
Bonitirungsberechnungen  mehr  und  mehr  in  Aufnahme  kamen,  ohne  die 
Harfe  voll  und  ganz  ersetzen  zu  können.  Der  Vortheil  der  Harfe,  für 
langgestreckte  unregelmässige  Figuren  die  besten  Resultate  zu  ergeben, 
ist  von  keinem  der  gebräuchlichen  anderen  Instrumente  erreicht  worden. 

Die  MönkemöUer'sche  Construction  hilft  diesem  Uebelstande  mit 
einem  Schlage  ab.  Das  Instrument  liefert  bei  ausserordentlich  leichter 
Handhabung  ganz  ausgezeichnete  Resultate,  und  der  Zeitverbrauch  ist 
nicht  grösser,  als  wie  bei  irgend  einem  anderen  Instrumente.  Die 
Genauigkeit  geht  aus  nachstehender  Tabelle  hervor,  welche  ich  auf 
Grund  eingehender  Untersuchung  zusammengestellt  habe. 

Ich  begnüge  mich  mit  der  Veröffentlichung  dieser  wenigen  Zahlen, 
bemerke  aber,  dass  die  Untersuchung  sich  auf  etwa  60  Parzellen  der  ver- 
schiedensten Gestalt  erstreckt  und  überall  ähnliche  Resultate  ergeben  hat. 
Der  Maassstab  der  Karte  war  1:1000.    Die  zur  Vergleichung  benutzten 


444 


Vereineangelegeiihaiteii. 


Flächeninhalte  waren  auf  OTund  einer  doppelten  mit  thc^l weiser  Benatsnng 
von  Originalmessungszahlen  ausgeführten  Berechnung  ermittelt,  deren 
Ergebnisse  anf  den  aus  rechtwinkligen  Coordinaten  berechneten 
Fläcbeninhalt  des  Kartenblatts  zurttckgefilhrt  waren/ 


Berechnang  mit 

Gegen  das 

Fläche. 

MOnkemöUer'ft 

Sott 

'        1 

, 

Planimeter 

+       - 

ha          ar 

qm 

ha          ar      qm 

qm      qm 

2 

03 

57 

2 

03 

27 

30 

26 

85 

26 

80 

5   1 

68 

68 

68 

52 

16 

25 

36 

- 

25 

89 

3 

-   ..• 

78 

78 

■ 

78 

74 

4 

1 

29 

07 

1 

29 

.30 

2a 

, 

1 

67 

78 

* 

67 

74 

4 

84 

67 

84 

77 

10 

74 

92 

75 

14 

22 

93 

05 

92 

93 

12 

' 

65 

a5 

65 

75 

j 

10 

36 

52 

36 

51 

• 

1 

Sa:    9        55 

10 

1        9            54 

86 

1 

24 

Nach  meinen  Versuchen  glaube  ich  den  Schluss  ziehen  zu  dürfen, 
dass  das  Instrument  für  jede  Berechnungsarbeit  den  übrigen  Planimetem 
mindestens  gleichsteht,  für  die  Berechnung  langgestreckter  Figuren,  als 
Wege,  Graben,  Bonitätsabschnitte  etc.  allen  anderen  Instrumenten  vor- 
zuziehen ist.  Für  die  Verwendbarkeit  im  Bezirke  der  Königlichen 
Generalcommission  Cassel  würde  es  sich  empfehlen,  das  Instrument  auf 
den  Maassstab  1:1500  einzurichten,  was  kaum  grössere  Schwierigkeit^ 
verursachen  dürfte. 

Cassel  im  Mai  1896.  Hüser,  Oberlandmesser. 


Vereinsangelegenheiten. 

Ordnung 


der 


20.   Hauptversammlung  des   Deutschen  Geometer  -  Vereins. 


Die   20.  Hauptversammlung  des  Deutschen  Oeometer- Vereins  wird 
in  der  Zeit  vom  2.  bis  5.  August  1896  zu 

I>]re@dLeii. 

nach  folgender  Ordnung  abgehalten  werden. 

Sonntag,  den  2.  August. 

Vorm.    12  Uhr:     Sitzung    der    Vorstandschaft    bei    Kneist,    Brttder- 

gasse  Nr.  2. 


Vereinsangelegeirheiten. 


445 


Nachm.  4  Ubr: 


Abends  7  Uhr: 


Vorn».     9  Uhr: 


Nachm.  3  Uhr: 


Abends  7  Uhr: 


Vorm.     9  Uhr: 


Sitson^  der  Vorstandschafi;  und  der  Abgesandten  der 
Zweigvereine  daselbst. 

Versammlung  und  Begrtlssang  der  eingetroflfenen 
Theilnehmer  in  dem  an  der  Elbe  gelegenen  Italie- 
nischen Dorfchen  (Heibig),  Theaterplatz. 

Montag,  den  3.  August. 

Hituptversammlungund  Berathang  in  der  Technischen 
Hochschale  in  nachst^iender  Reihenfolge: 

1)  Bericht  der  Yorstandschaft. 

2)  Festrede  des  Herrn  Professor  Dr.  J o r  d an-Hannover 
„Ueber  die  Entwickelang  des  deutschen  Ver- 
messungswesens  in  diesem  Jahrhandert^. 

3)  Vortrag  des  Herrn  Oeheimen  Regierungsrath 
Professor  a.  D.  Nagel- Dresden  ^Ueber  die 
nothwendige  Beschaffenheit  von  Plänen,  die  als 
Beweismittel  zur  Entscheidnng  von  Orenzstreitig- 
keiten  dienen  sollen^. 

4)  Beräthung  des  Entwurfs  zu  einer  neuen  preussischen 
Landmesser -Ordnung.  Berichterstatter:  Herr  Pro- 
fessor Koll-  Bonn. 

5)  Bericht  des  Rechnungsprüfungs  -  Ausschusses  und 
Besi^hlussfassung.über  Entlastung  der  Vorstandschaft. 

6)  Wahl  eines  Rechnungsprüfungs- Ausschusses  fQr 
die  Zeit  bis  zur  nächsten  Hauptversammlung. 

7)  Beräthung  des  Vereinshaushalts  für  1896  und  1897. 

8)  Neuwahl  der  Vorstandschaft. 

9)  Vorschläge  für  Ort  und  Zeit  der  nächsten  Haupt- 
versammlung. 

Nach  Schluss  der  Versammlung  Besichtigung  der 
Ausstellung  in  den  Räumen  der  Technischen  Hoch- 
schule. 

Festessen  im  Concerthause  des  Zoologischen  Gartens. 
Nach  demselben  Spaziergang  durch  den  Grossen  Garten. 
Besuch  der  Ausstellung  fü^  das  sächsische  Handwerk 
und  Kunstgewerbe.     Concert. 

Dienstag,  den  4.  August. 

Fortsetzung  der  Berathungen  in  der  Technischen  Hoch- 
schule in  nachstehender  Folge: 
1)   Mittheilungen    über   Vermessungen    im 

Königreich  Sachsen. 

a.    Herr  Professor  Üblich-  Freiberg  ^Ueber  Grad- 


messung 


a 


446 


Vereinsangelegenheiten. 


b.  Herr  Yermessangs  - Ingeniear  Fuhrmann* 
Dresden  „Ueber  die  an  die  Oradmessung  an- 
schliessende Triangulation^. 

c.  Herr  Vermessungsdirector  Gerke  -  Dresden 
^Ueber  Stadtyermessungen^. 

2)  Besprechung  der  Lage  der  bei  den  deutschen 
Staatseisenbahnen  beschäftigten  Landmesser  „Be- 
richterstatter: Herr  Technischer  Eisenbahn-Se- 
cretair  Reich.^ 

Nach  Schluss  der  Versammlung  Besichtigung  der 
Ausstellung  in  der  Technischen  Hochschule. 

Nachm.     3  ühr:    Besuch    des    Mathematischen     Salons    und    daselbst 

Vortrag  des  Herrn  Professor  Pattenhausen- 
Dresden  ^lieber  die  Oeschichte  mathematischer  In- 
strumente^.  Hiernach  Zusammenkunft  in  dem  an  der 
Elbe  gelegenen  Italienischen  Di^rfchen  (Heibig), 
Theaterplatz. 

Nachm.     5  Uhr:    Fahrt  mit   dem  Dampfschiff  nach  Loschwitz  und  mit 

der  Drahtseilbahn  nach  dem  Louisenhof. 

Abends     8  Uhr :    Beisammensein  in  dem  an  der  Elbe  gelegenen  Schiller- 
garten in  Blasewitz. 

Mittwoch,  den  5.  August. 

Ausflug  in  die  Sächsische  Schweiz. 

Vorm.   8^/2  Uhr:    Abfahrt  mit  Dampfschiff  nach  Wehlen.      Spaziergang 

durch  den  Wehlener  und  Uttewalder  Grund  nach  der 
Bastei.  Mittagessen  daselbst.  Wanderung  durch  die 
Schwedenlöcher  und  den  Amselgrund  nach  Rathen. 
Rückfahrt   mittelst  Eisenbahn  nach  Dresden. 

Ueber  den  Besuch  der  Königlichen  Museen  Dresdens  wird  später 
Mittheilung  gemacht  werden. 

Während  der  Dauer  der  Versammlung  wird  in  den  Räumen  der 
Technischen  Hochschule  eine  Ausstellung  geodätischer  Instrumente, 
Karten  und  Bücher  stattfinden^  zu  deren  Beschickung  ausser  den  Vereins- 
mitgliedern auch  die  mechanischen  Werkstätten  und  Buchhandlungen 
eingeladen  werden. 

Wegen  Auswahl  genügender  Räume  bitten  wir  die  Aussteller  bald- 
möglichst —  spätestens  bis  zum  1.  Juni  —  unter  Angabe  des  erforder- 
lichen Platzes  bei  Herrn  Professor  Pattenhausen  unter  der  Adresse 
—  Technische  Hochschule  Dresden^  Bismarckplatz  —  sich  anmelden  zu 
wollen. 


Vereinsangelegenheiten.  447 

An  der  AasBtellang  werden  sich   die  Technische  Hochschttle,  sowie 
verschiedene  staatliche  and  städtische  Behörden  betheiligen. 

Die  Vorstandschaft  des  Deutschen  Geometer -Vereins. 

L,   Winchel. 


Im  Anschlüsse  an  vorstehende  Bekanntmachang  der  Vorstandschaft; 
des  Deutschen  Geometer-Vereins  gestattet  sich  der  unterzeichnete  Orts- 
ausschuss  noch  Folgendes  bekannt  zu  geben: 

Die  Theilnehmerkarten,  deren  Preis  auf  10  o4C  für  Herren  und 
6  t/fC  f^  Damen  festgesetzt  ist,  gelangen  vom  15.  Juli  ab  zur  Ausgabe 
und  können  von  da  an  bei  dem  Eassirer  des  Ortsausschusses,  Herrn 
Vermessungsingenieur  Harig,  Dresden-Neustadt,  Ritterstrasse  14 
gegen  Einsendung  des  Betrages  bezogen  werden.  Den  Theilnehmerkarten 
wird  neben  anderen  Drucksachen  ein  Stadtplan  und  ein  gedruckter  Führer 
durch  Dresden  beigegeben.  Für  gelöste  Theilnehmerkarten,  die  nicht 
benutzt  werden  können  und  bis  zum  2.  August  an  den  Eassirer  zurück- 
gelangen, wird  der  gezahlte  Betrag  zurückgewährt. 

Der  Ortsausschuss  ist  in  der  Lage,  Wohnungen  in  Privathäusern, 
auch  solche  zu  massigem  Preise,  schon  jetzt  nachzuweisen.  Da  wegen 
der  Ausstellung  des  sächsischen  Handwerks  und  Eunstgewerbes  zur  Zeit 
der  Hauptversammlung  hier  ein  grosser  Fremdenzuzug  zu  erwarten  ist, 
so  werden  die  Theilnehmer  in  ihrem  eigenen  Interesse  gebeten,  sich 
wegen  Sicherung  eines  Unterkommens  so  bald  wie  möglich  entweder  an 
den  Eassirer  des  Ortsausschusses  oder  an  den  Vorsitzenden  der  Wohnungs- 
commission, Herrn  Vermessungsingenieur  Zschuppe,  Dresden-Alt- 
stadt, Finanzhaus,  zu  wenden  und  anzugeben,  ob  Hotel  oder  Privat- 
haus bevorzugt  wird  und  welche  Ansprüche  an  die  Wohnung  gestellt 
werden. 

An  den  ersten  Tagen  der  Versammlung  wird  eine  Auskunfts- 
s teile  errichtet  werden  und  zwar 

Sonntag,  den  2.  August, 

von  Vormittags  8  bis  Abends  8  Uhr  im  Victoria-Hotel,  Bismarck - 
Strasse  Nr.  12,  gegenüber  dem  Ausgange  des  Böhmischen  Bahnhofes 
(Dresden -Altstadt)  und  von  Abends  8^/2  ühr  an  im  italienischen 
Dörfchen  (Heibig)  am  Theaterplatz; 

Montag,  den  3.  August, 

von  Vormittags  8  bis  Nachmittags  2  Uhr  in  der  Technischen 
Hochschule  (Dresden -Altstadt,  Bismarckplatz,  in  der  Nähe  des 
Böhmischen  Bahnhofs). 

Bei  der  Auskunftsstelle  werden  Theilnehmerkarten  mit  den  zuge- 
hörigen Drucksachen  ausgegeben,  Wohnungen  nachgewiesen  und  Aus- 
künfte  ertheilt.     üebrigens  sind  auch  sämmtliche  Mitglieder   des  Orts- 


448  Neue  Schriften  über  Vermessmigswesen. 

amsBchttSses^  welche  an  grttn*  weissen  Abzeichen  erkenntlich  sind,  zur 
Anskunftsertheilong  bereit. 

Für  die  Damen  ist  Montag;  den  3.  Augast,  Vormittags  eine  Führung 
dnrch  die  wichtigsten  Museen  und  Dienstag  Vormittags  eine  Spazierfahrt 
durch  die  Stadt  und  den  grossen  Oarten  in  Aussicht  genommen.  Die 
Versammlung  hierzu  findet  an  beiden  Tagen  Vormitttags  9^/2  Uhr  im 
italienisehen  Dörfchen  (Heibig),  Theaterplatz,  statt.  —  Am  Dienstag 
können  Damen  und  Herren  gegen  1  Uhr  im  Oarten  des  Ceniralhotels 
(Ecke  Wiener  und  Prager  Strasse^  in  der  Nähe  des  Böhmisoben  Bahn- 
hofes und  der  Technischen  Hochschule)  zusammentreffen. 

Es  wird  deü  mit  der  Eisenbahn  hier  ankommenden  Theilnehmem 
empfohlen,  sofern  sie  nicht  aus  besonderen  Gründen  in  Dresden -Neustadt 
(Leipziger  und  Schlesischer  Bahnhof)  aussteigen  müssen,  bis  zum 
Böhmischen  Bahnhof  (Dresden-Altstadt)  durchzufahren. 

Um  die  Zahl  der  Theilnehmer  zeitig  genug  übersehen  zu  können^ 
was  im  Interesse  der  zu  treffenden  Veranstaltungen  nothwendig  ist,  wird 
dringend  gebeten,  die  Anmeldung  recht  bald  bewirken  zu  vollen.. 

Dresden,  den  25.  Juni  1896. 

Der  Ortsausschuss. 

Der  Ehrenvorsitzende,  Der  Vorsitzende. 

Dr,  Nagel.  Gerke. 


Neue  Schriften  Ober  Vermessungswesen. 

Kempert's  Litteratnr*  Nachweis.  1.  Quartal  1896. 

Nivellir-Instruiqent  mit  Horizontalkreis,  Verticalkreisbogen  und  Distanz- 
messer. (Mittl.  Ertel'sches  Universalinstrument.)  A.  Gentr^tg^  f. 
Optik  1895,  p.  193,  203. 

Bestimmungen  über  den  Anschluss  der  Nivellements  an  den  preussischen 
Horizont.  (Laut  Beschlnss  des  Centraldirectoriums  der  Vermessungen 
im  preussischen  Staate  vom  12.  Janaar  1895.)  Cti*lbl.  d.  Bauver- 
waltung 1896,  p.  9. 

HermanSy  Le  sextant.  A,  Annales  des  Travaux  publ.  de  Belg.  2.  S^rie 
Vol.  I,  p.  41. 

Cerri^  Teoria  generale  degli  squadri  a  riflessione.  D  Politecnico 
1896  p.  44,  93. 

Smith,  Experimentelle  Studien  über  Messnngennnit  dem  Fadendistanzmesser. 


*— *« 


Inhalt. 

Grössere  Mittheilungen:  Entwurf  zur  Landmesser-Ordnung.  —  Ueber  die  Ab- 
steckung von  Brechpunkten  in  Wegen  und  Gräben  sowie  sonstigen  schmaleDi 
parallel  begrenzten  Parzellen,  Von  Hellmich.  —  Das  Mönkemöller'sehe  Plsni- 
meter,  von  H user.  —  Yereintangelegenlieiten.  -^  Neue  SdirHIen  Ober  YermestuegsweMii« 

Verlag  von  Konrad  Wittwer  Stuttgart  —  Druck  von  Gebrüder  Jänecke  in  Hannover. 


449 


ZEITSCHRIFT  for  VERMESSUNGSWESEN. 

Organ  des  Deutschen  Geometervereins. 

Herausgegeben  von 

Dr.  W.  Jordan,  und  0.  Steppes, 

Professor   in    Hannover  Steuer-Ratb  in  München. 


1896.  Heft  15.  Band  XXV. 

1»  August. 


Ueber  Schätzungsgenauigkeit  an  Nivellir-  un4 

Distanzscalen ; 

von  Ingenieur  Carl  Wagner  in  Nastätten  (vorm.  WiesbadeB)^    , 

In  den  Heften  21  bis  24  von  1894  und  Heft  1  von  1895  ds.  Zeit- 
schrift theilt  Herr  Dr.  C.  Reinhertz  in  Bonn  umfangreiche  eigene 
Messungen  über  die  Schätzungsgenauigkeit  an  Nivellirscalen^  nebst  den 
Resultaten  von  verschiedenen  anderen  Beobachtern  mit^  und  gelangt 
darch  die  mit  grossem  Fleisse  und  Sachkequtniss  durchgeführten  Sichtungen 
und  Vergleichungen  des  gesammten  Beobachtungsmaterials  zu  sehr 
interessanten  und  beachtenswerthen  Folgerungen. 

Es  werden  damit  die  Einflüsse  sämmtlicher  mechanischen  Hülfsmittel 
aaf  die  Schätzungsgenauigkeit  durch  Zahlenwerthe  festgestellt^  und 
dadurch  Anhaltspunkte  für  die  zweckmässigsten  Einrichtungen  und  Ver- 
fahrungsweisen  gegeben. 

Obgleich  diese  Untersuchungen  nur  für  genaue  Nivellirungen  und 
demgemäss  nur  für  Zielweiten  bis  etwa  rund  100  m  Gültigkeit  haben 
sollen^  so  liegt  doch  die  Frage  nahe,  ob  die  daraus  gewonnenen  Fol- 
gerungen auch  auf  Faden -Distanzmessungen,  also  bis  auf  etwa  400  bis 
500  m  Zielweite  ausgedehnt  werden  dürfen?  Reinhertz  hat  dies  für 
zalässig  erachtet,  und  auf  den  ersten  Blick  scheint  dies  auch  richtig  zu 
sein,  jedoch  bei  näheren  Vergleichungen  ergeben  sich  verschiedene 
Zweifel,  deren  Aufklärung  sowohl  in  wissenschaftlicher  als  auch  in 
praktischer  Hinsicht  sehr  wttnschenswerth  wäre. 

Daher  bezwecken  diese  Zeilen  hierauf  —  unter  Bezugnahme  auf 
die  Unterschiede  zwischen  Nivellirungen  und  Faden-Distanzmessungen  — 
aufmerksam  zu  machen,  damit  Herr  Dr.  Reinhertz,  sowie  auch  andere, 
für  dieses  Gebiet  sich  interessirende  Techniker  Gelegenheit  nehmen 
mischten,  diese  Zweifel  —  soweit  sie  berechtigt  erscheinen  —  durch 
entsprechende  anderweitige  Beobachtungen  aufzuklären. 

Der  Uebersichtlichkeit  halber  behalten  wir  die  von  Reinhertz  an- 
genommene Reihenfolge  der  Beziehungen  anfänglich  bei. 

Zeitschrift  für  VermessiingBwesen  189«.   Heft  15.  29 


450  Wagner,    üeber  Schätznngsgenaüigkeit  an  Nivellir-  und  Distanzscalen. 

1)   Die  Beziehung  der  Orösse  des  Schätzungsfehlers 

zur  Zielweite. 

Auf  Grund  seiner  Beobachtungen  und  Vergleichungen  gelangt 
Reinhertz  zu  dem  Schlüsse^  dass  der  Schätzungsfehler  proportional  der 
Quadratwurzel  aus  der  Zielweite  zunehme.  Dieser  Folgerung  stehen 
jedoch  die  Beobachtungen  von  R.  Wagner*)  entgegen,  welche  ein 
Wachsen  der  Distanzfehler  (Schätzungsfehler  +  Ziel-  oder  Einstellungs- 
fehler) nahezu  proportional  der  Zielweite  ergeben.  Diese  Verschiedenheit 
glaubt  Reinhertz  damit  erklären  zu  können^  dass  erstens  vorzugsweise 
an  kleinen  Intervallen  mit  den  Distanz&den  gri^ssere  Fehler  als  mit  dem 
Mittelfaden  begangen  würden^  und  dass  zweitens  von  den  Distanzfehlern 
nicht  ohne  Weiteres  auf  die  Schätzungsfehler  geschlossen  werden  dürfe. 
Diese  Einwände  sind  principiell  wohl  richtig,  indessen  fragt  es  sich^  ob 
und  in  wie  weit  sie  für  die  Wagnerischen  Beobachtungen  zutreffend  sind. 

Vergleicht  man  zu  diesem  Zwecke  zunächst  allgemein  die  von 
Reinhertz  mitgetheilten  Schätzungsfehler  mit  den  Wagnerischen  Distanz 
fehlem,  so  ergiebt  sich,  dass  erstere  durchweg  mehr  oder  weniger  grösser 
als  letztere  sind.  Hieraus  folgt  sofort,  dass  es  möglich  ist,  mit  einem 
tadellosen  Femrohr,  mit  einem  in  nicht  zu  grossem  Abstand  von  der 
Gesichtsfeldmitte  abstehenden  Faden,  sicherlich  eben  so  genau  als  mit 
dem  Mittelfaden  abzulesen.  Kann  aber  letzteres  nicht  bezweifelt  werden, 
so  ist  es  von  vornherein  schon  unwahrscheinlich,  dass  diese  gleiche 
Genauigkeit  sich  nur  auf  grosse  und  nicht  auch  auf  kleinere  Intervalle 
erstrecken  sollte,  umsomehr  als  Unterschiede  zwischen  der  Schärfe  der 
am  Mittelfaden  und  am  Seitenfaden  gesehenen  Bilder  von  kleinen  Inter- 
vallen nicht  wahrnehmbar  sind,  und  geringe  Unterschiede  ohnehin  nicht 
in  Betracht  kommen  würden. 

Die  von  Reinhertz  in  Tabelle  31  und  32  (S.  647)  mitgetheilten 
Einstellungsfehler  **),  die  derselbe  an  scheinbaren  Intervallen  von  1,4  bis 
22  mm  beobachtete,  können  nicht  als  ein  Beweis  für  die  Richtigkeit 
seiner  Ansicht  gelten.  Denn  es  ist  weder  zulässig,  die  an  grossen 
Intervallen  gewonnenen  Beziehungen  auf  kleine  Intervalle  zu  übertragen, 
noch  darf  von  Einstellungsfehler  ohne  Weiteres  auf  Schätzungsfehler 
geschlossen  werden.  Wollte  man  Tabelle  31  als  beweiskräftig  betrachten^ 
so  würde  man  von  den  an  grossen  Intervallen  ermittelten  Einstellungs- 
fehlern direct  auf  die  an  kleinen  Intervallen  zu  erwartenden  Schätzungs- 
fehler schliessen,  mithin  u.  E.  einen  doppelten  Irrthum  begehen. 

Es  ist  zwar  zuzugeben,  dass  an  kleinen  Intervallen  verhältuissmässig 
grössere  Fehler  vorkommen  können,  weil  die  Schätzungen  durch  die 
scheinbare    Fadenstärke  belästigt  werden,    was  an  grossen  Intervallen 


*)    Zeitschrifi;  f.  Vermessungswesen  1886,  Seite  49  u.  fl. 

**)  In  Tabelle  31  sind  dieselben  irrthümlich  als  Schätzungsfehler  bezeichnet, 
was  aus  der  verhergehenden  Erläuterung  ersichtlich  ist 


Wagner.    Ueber  Schätssungsgenaiiigkeit  an  Nivellir-  und  Distanzscalen.  451 

nicht  fahlbar  nnd  bei  Bänstellongen  überhaupt  nieht  der  Fall  ist.  Jedoeh 
ist  eine  solche  Erscheinung  nicht  auf  die  Lage  des  Fadens  —  ob  Mittel» 
oder  Seitenfaden  —  sondern  nur  auf  dessen  Dicke  und  die  dadurch 
entstehenden  Yerdeckungen  yerschiedener  Intervallstellen  zurtlckzufOhren. 

Wir  werden  in  Kap.  6  und  8  hierauf  noch  Burttckkommen. 

Aus  diesen  Orttnden  ist  der  erste  Einwand  hinsichtlich  des  von 
Wagner  benutzten  Femrohrs  nicht  zutreffend.  Dasselbe  darf  nach  den 
Erfahrungen  des  Verfassers  von  jedem  Fernrohr  mit  tadellosem 
Objectiv  und  Orthoskop  is chem  Ocular  behauptet  werden^  sofern  die 
Seitenfüden  nicht  mehr  als  etwa  je  1/4  des  Gesichtsfeld -Durchmessers 
von  dem  Mittelfaden  abstehen.  Ein  kleiner  theoretischer  unterschied 
mag  immerhin  bestehen,  indessen  verschwindet  dieser  in  der  Praxis 
gegenüber  den  unvermeidlichen   Schwankungen  der    Beobachtungsfehler. 

Hinsichtlich  des  zweiten  Einwandes  ist  zu  bemerken,  dass  die,  aus 
den  in  Rede  stehenden  Distanzmessungen  abgeleiteten  Schätzungsfehler 
von  ihrer  wahren  Grösse  nur  ganz  unbedeutend  abweichen  können. 
Wagner  hat  nämlich  durch  seine  Beobachtungen  über  Zielgenauigkeit 
(Seite  97)  nachgewiesen,  dass  bei  Benutzung  eines  stufenförmigen  Null- 
punktes der  Ziel-  oder  Einstellungsfehler  nur  1/5  bis  ^j^  des  Gesammt- 
fehlers  beträgt.  Daher  können  nach  dem  Fehlerfortpflanzungsgesetze 
die  Schätzuugsfehler  nur  unwesentlich  —  2%  bis  6%  —  kleiner  als 
die  Distanzfehler  sein. 

Sodann  hat  Wagner  fUr  jede  Beobaclitungsreihe  auch  die  Breite 
der  benutzten  Nullpunktsstufe  angegeben,  und  es  lässt  sich  hiernach 
speciell  für  jede  Reihe  auch  der  begangene  Einstellungsfehler  er- 
mitteln, und  zwar  mit  grösserer  Genauigkeit,  als  zur  Bestimmung  der 
Schätzungsfehler  eigentlich  nothwendig  wäre.  Die  Grundlagen  für  letztere 
dürften  mithin  mehr  als  genügend  sein. 

Die  kleinen  Unterschiede  zwischen  den  Distanz-  und  Schätzungs- 
fehlern haben,  nebenbei  bemerkt,  gar  keinen  praktischen  und  nur  einen 
geringen  theoretischen  Werth,  da  sie  bedeutend  kleiner  als  die 
unvermeidlichen  Schwankungen  der  Beobachtungsfehler  sind.  Wir 
möchten  daher  für  zulässig  erachten,  dass  die  Wagnerischen  Distanz- 
fehler ohne  Weiteres  als  Schätzungsfehler  betrachtet  werden,  womit 
alsdann  alle  Zweifel  über  die  Grösse  der  letzteren  und  die  Zulässigkeit 
von  Yergleichungen  beseitigt  sein  würden.  Auf  die  zu  ziehenden 
Folgerungen  würde  diese  Annahme  keinen  Einfluss  haben. 

Aus  Nivellirungen  lassen  sich  die  Schätzungsfehler  schon  weniger 
zuverlässig  ableiten,  da  einestheils  dabei  an  weissen  und  rothen,  anstatt 
nur  an  weissen  Feldern  abgelesen  wird,  und  anderentheils  die  gegen- 
über dem  Zielfehler  ohnehin  schon  grösseren  Libellenfehler  infolge  von 
Temperatureinflüssen    während    der    Beobachtungen    veränderlich    sein 

können.      Auch   dürften    Befürchtungen   über    „Kleben^    der   Libellen 

St9* 


462  Wagner,    lieber  Schätzungsgenauigkeit  an  NivelKr-  und  DistanEBcaleii. 

berechtigt,  erscheinen,    sofern    letztere    nicht   kurze  Zeit  vorher  geprüft 
wmrden  nnd. 

Theoretisoh  einwandsfreie  Resultate  lassen  sich^  —  wie  aucb 
Beinhertz  bemerkte  —  nnr  durch  unmittelbare  Beobachtung  wahrer 
Schätzungsfehler  erzielen.  Wir  müssen  jedoch  hinzuAigen^  dass  zu 
diesem  Zweck  kein  Fernrolu*faden  zur  Verwendung  kommen  dürfte, 
sondern  statt  dessen  mttsste  an  der  Lattenscala  ein  verschiebbarer 
schwarzer  Streifen^  dessen  scheinbare  Breite  der  Fadenstärke  entspricht; 
angebracht  sein,  und  zur  Ablesung  nur  die  Fernrohrvergrösserang 
benutzt  werden.  Bei  Verwendung  eines  Fadens  würden  Einsteliangs- 
fehler  nicht  umgangen  werden  können. 

Jedoch  lassen  sich  auch  mit  einem  Faden  vorzügliche  Resultate 
gewinnen^  wenn  seitwärts  an  der  Lattenscida  ein  verschiebbarer^  zam 
Zielen  zu  benutzender  weisser  Streifen  auf  schwarzem  Orunde  angebracht 
würde,  auf  welchen  der  Beobachter  den  Mittelfaden  jedesmal  einstellt^ 
und  alsdann  an  dem  Lattenintervall  abliest,  während  ein  zweiter 
Beobachter  die  genaue  Lage  des  Streifens  zum  Intervall  mittelst  Nonins 
ermittelt.  Die  scheinbare  Breite  dieses  Zielstreifens  wäre  nach  Prof. 
Förster*)  gleich  der  scheinbaren  Fadenstärke  -[-  0,083  mm  an- 
zunehmen^ da  alsdann  der  mittlere  Zielfehler  für  25fache  Femrohr- 
vergrösserung  nur  rund  0^20  Secunden  oder  ^/^  des  Gesammtfehlers 
betragen  würde,  mithin  letzterer  kaum  2%  grösser  als  der  Schätzuogs- 
fehler  sein  könnte.  Dieses  Verfahren,  —  eine  Nachahmung  der  gleich- 
zeitigen Einstellungen  und  Ablesungen,  wie  bei  Distanzmessungen  — 
ist  einwandsfreier  als  diese,  da  einestheils  dabei  nur  der  Mittelfaden 
zur  Anwendung  kommt,  und  anderntheiis  der  Zielfehler  auf  ein  thunliches 
Minimum  gebracht  wird. 

Das  zur  unmittelbaren  Beobachtung  wahrer  Schätzungsfebler  von 
Reinhertz  angewandte  Verfahren  erscheint  nicht  einwandsfrei,  weil  dabei 
vorausgesetzt  werden  muss,  dass  die  Neigung  des  Femrohrs  während 
der  Beobachtungen  unverändert  geblieben  sei.  Letzteres  ist  zwar  nicht 
unmöglich,  jedoch  weder  gewiss,  noch  erfahrungsgemäss  wahrscheinlich. 
Berücksichtigt  man,  dass  eine  durch  Temperatur-  oder  irgend  welche 
andere  Einflüsse  verursachte  Veränderung  der  Höhenlage  einer  Fussspitze 
des  Stativs  um  beiläufig  0,007  mm,  oder  die  Veränderung  der  Höhen- 
lage einer  unteren  Stellschraube  des  Instruments  um  etwa  0,001  mm! 
u.  s.  w.,  schon  Fehler  von  der  ungefähren  Grösse  des  Schätzungsfehlers 
erzeugen  würden,  so  dürfte  unser  Bedenken  nicht  ungerechtfertigt 
erseheinen. 

Ob  und  in  wie  weit  die  Reinhertz^schen  Schätzungsfehler  durch 
dieses  Verfahren    beeinflusst   worden  sind,    muss    dahingestellt   bleiben. 


*)  „Procös-verbaux,  1880".  Eine  üebersetzung  dieser  Abhandlung  ist  in 
der  Zeitschr.  f.  Venn.,  1880,  S.  117—124  und  ein  genügender  Auszug  in 
Dr.  Jordan's  Vermessungskunde,  III:  Aufl.,  2.  Band,  S.  109—111,  enthalten. 


Wagner.    Ueber  SohfttzungsgenAuIgk^t  an  I^vellir-  nnd  DlBtanzBealen.  463 

Auffallend  ist  jedoch,  daas  dieselben  im  Mittel  1^/2  mal  so  grosS;  als 
die  von  Vogler  aus  den  bayerischen  Präzisions-Nivellements  Ton  1870/71 
abgeleiteten  Schätzangsfehler,  und  doppelt  so  gross,  als  die  von  Wagner 
beobachteten  Distanzfehler  sind. 

Wenn  nun  auch  dieEinfltlsse  der  verschiedenen  Fehlerquellen  nicht 
mit  Sicherheit  nachgewiesen  w^den  können,  so  wird  dadurch  doch  nichts 
an  der  Thatsache  geändert,  daas  die  Beinhertz'scben  Schätzungsfehler 
die  grössten  sind.  Auf  deren  ungewöhnliche  Grösse  l^ann  übrigens  in 
folgender  Weke  summarisch  geschlossen  werden. 

Beinhertz  hat  laut  Seite  610  an  einem  scheinbaren  Intervall  von 
1,0  mm  einen  mittleren  relativen  Fehler  von  0,094  mm  erhalten,  der 
nach  Maassgabe  der  übrigen  Beobachtungen  jedoch  nur  0,080  mm  be- 
tragen sollte.  Da  aber  bekanntlich  der  mögliche  zußLllige  oder  un- 
vermeidliche Maximalfehler  zu  mindestens  der  dreifachen  Grösse  des 
mittleren  Fehlers  anzunehmen  ist,  so  müssten  hiernach  unvermeidliche 
Maximalfehler  von  0,094  X  3  =  0,28  mm,  bezw.  0,080  X  3  =  0,24  mm 
oder  rund  1/4  des  Intervalls  möglich  sein  können.  Man  kann  jedoch 
sich  leicht  überzeugen,  dass  Fehler  von  dieser  Grösse,  und  auch  noch 
bedeutend  kleinere,  nicht  vorkommen  dürfen.  Bichtet  man  zu  diesem 
Zweck  einen  Fernrohrfaden  von  etwa  0,10  mm  scheinbarer  Stärke  auf 
ein  scheinbares  Intervall  von  1,0  mm  und  zwar  ungefähr  auf  eine  für 
die  Schätzung  anerkannt  ungünstigste  Intervallstelle:  0,3  oder  0,7,  und 
legt  nach  gemachter  strenger  Ablesung  die  Frage  sich  vor,  ob  es  auch 
zulässig  sei,  entweder  nach  unten  oder  nach  oben  um  ^/4  des  Intervalls 
anders  abzulesen  —  also  z.  B.:  0,05,  bezw.  0,55,  anstatt  0,80  — ,  so 
wird  diese  Frage  entschieden  verneint  werden  müssen.  Ein  solcher 
Maximalfehler  überschreitet  daher  bedeutend  die  äusserste  Grenze  der 
Schätzungsfehler,  die  doch  für  den  Beobachter  nicht  erkennbar  sein  darf 
und  Vorkommendenfalls  müssten  solche  ohne  Weiteres  als  grobe  Fehler 
ausgeschieden  werden. 

Von  der  Grösse  der  Schätzungsfehler  ist  aber  deren  Beziehung  zur 
Zielweite  —  sowie  auch  zur  Yergrösserung  und  zu  der  absoluten  und  der 
scheinbaren  Intervallgrösse  —  hauptsächlich  abhängig.  Wir  wollen  jedoch 
die  Möglichkeit,  dass  bei  consequent  durchgeführten  Beobachtungen 
grosse  Schätzungsfehler  doch  proportional  der  richtigen  Beziehung  auf- 
treten könnten,  zunächst  nicht  bestreiten,  obgleich  einer  solchen  Voraus- 
setzung nur  eine  geringe  Wahrscheinlichkeit  zur  Seite  steht.  Strenge 
directe  Beweise  für  die  Richtigkeit  der  verschiedenen  Möglichkeiten  und 
Beziehungen  lassen  sich,  mangels  genügendem  Beobachtungsmaterials  und 
mit  Rücksicht  auf  die  vorkommenden  Schwankungen  der  Beobachtungs- 
fehler, wohl  nicht  erbringen,  vielmehr  können  die  Urtheile  dieserhalb 
nur  auf  grössere  oder  geringere  Wahrscheinlichkeit  gestützt  werden. 
Zur  Begründung  dieser  Urtheile  sind  aber  umfangreiche  Voraussetzungen 
zu  machen,  daher  wir  —  um  nicht  missverstanden  zu  werden  —  hierauf 


464  Wagner,    üeber  Schätzongsgenanigkeit  an  Nirellir-  und  Distanzsoalen. 

erst  am  Schlass  des  Kap.  7  zortlckkommen;  nachdem  wir  unsere  Ansicht 
Über  die  allgemeine  Wahrscheinlichkeit  der  Fehlerbeziehnngen^  bezw. 
deren  Exponenten,  begründet  haben.  Auch  Kap.  6  ist  dabei  sn  berück- 
sichtigen. 

[2)  Die  Beziehung  der  Grösse  des  Schätznngsfehlers  zur 

Vergrösserung  des  Fernrohrs. 

Auf  Seite  665  und  666  stellt  Reinhertz  in  Tab.  33  seine  eigenen, 
auf  20,  50  und  70  m  Zielweite  mit  Fernröhren  von  17-  bis  37facher 
Yergrösserung  gewonnenen  Schätzungsresultate  zusammen  und  gelangt 
damit  zu  dem  Schlüsse,  dass  die  Schätzungsgenauigkeit  proportional  der 
Quadratwurzel  aus  der  Yergrösserung  und  nicht  —  wie  bisher  nach  Stampfer 
angenommen  wurde  —  nahezu  proportional  der  Yergrösserung  wachse. 

Sodann  theilt  Reinhertz  in  Tab.  34,  S.  668,  die  von  Stampfer  be- 
obachteten Zielfehler  mit,  und  versucht  damit  den  Beweis  zu  erbringen, 
dass  dieser  in  seiner  Schlussfolgerung  sich  geirrt  habe.  Diesen  Beweis 
können  wir  jedoch  aus  nachstehenden  Gründen  nicht  als  zutreffend  an- 
erkennen. 

Nachdem  sowohl  die  Einstellungs-  als  auch  die  Schätzungsfehler  von 
den  scheinbaren  Intervallgrössen  abhängig  sind,  so  lässt  sich  der  Einfluss 
verschiedener  Fernrohrvergrösserungen  nur  dann  richtig  beurtheilen, 
wenn  die  zur  Beobachtung  benutzten  scheinbaren  Intervallgrössen  in 
geradem  Yerhältnisse  zur  Yergrösserung  stehen.  Hieraus  folgt,  dass  für 
Beobachtungen  auf  constante  Zielweite  fOr  alle  Yergrösserungen  auch 
ein  und  dasselbe  Ziel  verwendet  werden  muss. 

Stampfer  hat  aber  auf  eine  constante  Zielweite  von  24,0  m  drei 
verschieden  grosse  Zielpunkte  benutzt.  Um  nun  eine  genaue  Yergleichung 
seiner  Resultate  zu  ermöglichen,  müssen  entweder  die  Zielfehler  auf  eine 
absolute  Zielpunktsgrösse  reducirt  oder  statt  dessen  die  Yergrösserungen 
entsprechend  abgeändert  werden. 

Wir  verfolgen  hier  das  letztere  Yerfahren  und  setzen  zu  diesem 
Zweck  den  mittleren  Zielpunkt,  Nr.  5,  als  maassgebend  voraus.  Alsdann 
sind  die  nach  den  Zielpunkten  Nr.  4  und  6  benutzten  Yergrösserungen 
als  „absolute^  anzusehen,  und  erstere  im  Yerhältniss  0,178 : 0,295  oder 
1 :  1,66  zu  vergrössern,  dagegen  letztere  im  Yerhältniss  0,078  : 0,142  oder 
1 : 0,80zuverkleinem,  damit  die  berechneten  „scheinbaren^  Yergrösserungen 
in  geradem  Yerhältnisse  zu  den  benutzten  scheinbaren  Intervallen  stehen. 
Strenge  genommen  hätte  hierbei  auch  Berücksichtigung  finden  sollen, 
dass,   wie  aus  dem  Schlüsse  des  Kapitels  7  hervorgeht,  bei  scheinbaren 

Intervallen  von  0,4  bis  2,3  mm  die  Fehlerfunction  m=  ^allmählich in 
die  Function  m  =  — -i übergeht,  bezw.  sich  derselben  nähert. 


Wagner.    Ueber  Schätzungsgenaiiigkeit  an  Nivellir-  and  DistanzieKsalen.       455 

Es  wurde  jedoch  hiervon  abgesehen^  da  eineBtheils  diese  Fehler- 
beziehnngen  noch  nicht  zuverlässig  feststehen;  und  anderentheils  eine 
Berttcksichtigang  derselben  auf  das  Schlussergebniss  keinen  Einfluss  üben 
würde.    Nach  diesen  Grundsätzen  ist  die  nachstehende  Tab.  I  entworfen. 

Tabelle  I. 

Beobachtungen  von  Stampfer  über  die  Genauigkeit  des  Yisirens. 


Absolute 

Scheinbare 

"pAlilAr 

SBaSB 

aassa 

Kammer 
der 

Beobach- 

tangs- 

reihe 

in 

Secan- 

den 

i^V. 

8.0" 

r 

»l 

^yr 

i.e" 

»2 

Ver- 

grosse- 

rang 

Zielpunkte 

5 

Ver- 

grOss.- 

mog 

r 

Nr. 
8 

Durch- 
messer 

1 

3 

4 

6 

7 

8 

9 

10 

11 

12 

13 

W.  M 

u 

// 

ft 

/» 

ff 

*/ 

II 

1* 

1 

5EMk 

4 

0,295 

0,4 

8V3M 

0,72 

5,8 

0,96 

+  0,24 

2,1 

0,55 

—0,17 

2 

«» 

4 

0,295 

1,0 

30fsck 

0,54 

10,8 

0,40 

—  0,14 

8,4 

0,36 

—0,18 

8 

13« 

4 

0,295 

1,1 

33  „ 

0,45 

9,9 

0,37 

—  0,08 

2,1 

0,34 

-0,11 

3 

26» 

5 

0,178*) 

1,8 

26n 

0,26 

6,8 

0,31 

+  0,05 

1,3 

0,31 

+0,05 

4 

28» 

5 

0,178 

1.* 

«, 

0,22 

6,2 

0,29 

+  0,07 

1,2 

0,30 

+0,08 

5=10 

99  „ 

5 

0,178 

1,* 

89„ 

0,26 

7,5 

0,28 

+  0,02 

1,* 

0,30 

+0,04 

11 

«« 

6 

0,142 

1,9 

38» 

0,21 

8,1 

0,21 

0.0 

M 

0,26 

+0,05 

12 

«0„ 

6 

0,142 

2,3 

*»„ 

0,29 
llittel  = 

13,9 

Ijo 

0,17 

—  0,12 

2,0 

0,23 

-0,06 

1,6 

Die  Spalten  Nr.  1  bis  5  und  7  sind  gleichlautend  mit  der  Reinhertz- 
sehen  Tabelle  34. 

Auffallend  gross  erscheint  der  Fehler  von  0^29  Secunden  in  der  Reihe 
Nr.  12.  Derselbe  ist  mit  Rücksicht  auf  die  Yergrösserung  der  stärkste 
von  allen  Fehlern,  und  rund  etwa  doppelt  so  gross,  als  die  in  den 
Reihen  Nr.  3,  4  und  5  begangenen  Fehler.  Stampfer  hat  daher  die 
Reihe  Nr.  12  ausser  Betracht  gelassen,  was  unsererseits  gebilligt  wird, 
obgleich  wir  dieselbe  zur  Erkennung  der  Unterschiede  in  unserer  Tabelle 
aufgeführt  haben. 

Die  Spalten  10  und  13  ergeben  nun,  dass  die  Differenzen  i>^  und 
t^  im  Allgemeinen  nur  unerheblich  von  einander  abweichen,  indessen 
bei  strenger  Yergleichung  die  Wageschale  entschieden  zu  Gunsten  von 
v^  sinkt,  weil  bei  den  Reihen  Nr.  1  und  2  die  Vorzeichen  von  v^  nicht 
wechseln,  wasbeit?j  der  Fallist.  Die  Beobachtungen  von  Stampfer 
liefern  somit  keinen  Grund,  seine  einfache  Fehlerformel 
zu  verlassen  und  durch  die  weniger  einfache  Formel  von 
Reinhertz  zu  ersetzen.     Die    wahre  Fehlerbeziehung  für   diese  Be- 


tt 


obachtungen  fällt  in  die  Mitte  zwischen  -=-und 


a 


y-v 


mit    einer    ge- 


*)    0,178  Teener  Zoll  »4,7  mm.     Die  benutzte  Ziel  weite  betrug  76  W. 
Fass  SS  24,0  m. 


456  Wagner,    üeber  SMiätoiingsgeiiauigkeit  an  NiTeOir-  nnd  Distanzeoalen. 

ringen  Annäherung  nach  -^,  und  wenn   man    ans    praktischen   Gründen 

nicht     .^         setzen  will,  so  muss  -==  gewählt  werden. 

Ueberdies  kann  ein  indirecter  Beweis  für  die  annähernde  Richtigkeit 
der  Stampfer'schen  Folgerung  aus  den  Beobachtungen  von  Wagner  ab- 
geleitet werden.    Zu  diesem  Zweck  ist  nur  vorauszuBelaea: 

^Dass  die  Helligkeit  der  Fernrohrbilder  und  die  trennende  Kraft 
des  Fernrohrs  innerhalb  derjenigen  Grenze^  in  der  die  Bilder  der  Scala 
genügend  deutlieh  und  damit  für  die  Sehätzung  überhaupt  erst  brauchbar 
sind;  auf  die  Grösse  des  Schätzungsfehlers  keinen  oder  doch  nur 
einen  geringen  Einfluss  haben.^  Ist  dieser  von  Reinhertz  auf- 
gestellte Grundsatz  *)  aber  richtig  —  was  einstweilen  für  die  in 
Betracht  kommenden  Vergrösserungen  nicht  bezweifelt  werden  soll  — ; 
so  ergiebt  sich  nach  Wagner,  dass  der  mittlere  Schätzungsfehler  nahezu 
umgekehrt  proportional  der  Vergrösserung  auftreten  wird.    Aus  der  von 

0  25  t  V  **) 
Reinhertz  benutzten  Formel:  J  = —^—— —         folgt  nämlich  sofort,  dass 

£J 

in  Bezug  auf  ^s  scheinbare  Intervall  (J)  die  Vergrösserung  (V)  und 
die  Zielweite  (Z)  in  geradem  umgekehrten  Verhältnisse  zu  einander 
stehen.  Unter  der  in  optischer  Hinsicht  gemachten  Voraussetzung  ist 
es  aber  für  das  Auge  des  Beobachters  gleichgültig,  ob  das  scheinbare 
Intervall  durch  Vergrösserung  oder  durch  Zielweiten  entstanden  ist. 
Daher  darf  von  der  einen  Beziehung  ohne  Weiteres  auf  die  andere 
geschlossen  werden,  was  auch  Reinhertz  durchgeführt  hat.  Wagner 
fand  nun,  dass  der  mittlere  Schätzungsfehler  nahezu  proportional  der 
Zielweite  wächst,  mithin  muss  ersterer  auch  nahezu  umgekehrt  proportional 
der  Vei*grö8sen[&g  auftreten. 

Ein  gleicher  indirecter  Beweis  kann  aber  auch  aus  den  bayerischen 
Präcisions- Nivellements  zu  Gunsten  der  Reinhertz'scheu  Folgerung  ge- 
liefert werden.  Wir  haben  mithin  zwar  nachgewiesen,  dass  Stampfer 
und  Wagner  ziemlich  übereinstimmen,  und  deren  Ergebnisse  volle  Be- 
achtung verdienen,  indessen  ist  damit  hinsichtlich  der  Streitfrage  über 
die  Fehlerbeziehung  nur  dargethan,  dass  die  vorliegenden  Gegensätze 
einstweilen  bestehen  bleiben. 

Leider  besitzen  wir  z.  Z.  nur  verschiedene  mehr  oder  weniger 
Übereinstimmende,  bezw.  sich  widersprechende  Beobachtungen,  deren 
Vergleichung  zu  ein  wandsfreien  Schlüssen  nicht  führen  kann.  Denn 
erstens  beruhen  dieselben   auf  verschiedenen  Verfahren,   bezw.  auf  der 


*)    Heft  1,  1895,  S.  12,  Nr.  4. 

**)  J  =  scheinbare  und  t  =  absolute  Intervallgrösse  in  Millimeter,  Z  = 
Zielweite  in  Meter,  V  =  Vergrösserungszahl  des  Femrohrs  und  0,95  (Meter) 
deutliche  Sehweite  für  normales  unbewafinetes  Auge. 


Wagner,    lieber  Schfttzttngsgenadgkeit  an  Mrellir-  und  Distanzscalen.  457 

Benutzung  verschiedeDer;  theilweise  anvollkommener  mechanischer  Httlfe- 
mittel,  und  der  Einfluse  dieser  unterschiede  ist  bis  jetzt  noch  nicht 
genügend  ermittelt  worden.  Zweitens  haben  einige  Beobachtungen  eine 
geringe  Ausdehnung,  und  die  dazu  benutzten  scheinbaren  Intervalle 
haben  im  Vergleiche  zu  denjenigen  von  anderen  Beobachtungen  eine 
allzu  verschiedene  Grösse^  als  dass  die  darauf  gegrtlndeten  Resultate 
ohne  Weiteres  mit  einander  verglichen  werden  könnten.  Drittens  ist 
nicht  erwiesen^  ob  die  durch  Einstellungen  gewonnenen  Ergebnisse 
ohne  Weiteres  auf  Schätzungen  ausgedehnt  werden  dürfen.  Für  kleine 
Intervalle  ist  dies  geradezu  zu  verneinen,  während  es  ftlr  grössere  Inter- 
valle fraglich  sein  kann.  (Wir  werden  in  Cap.  8  hierauf  noch  zurück- 
kommen.) Wenn  auch  Wagner  —  wie  wir  eben  nachgewiesen  haben  — 
annähernd  dieselbe  Fehlerbeziehung  wie  Stampfer  fand,  so  kann  hieraus 
doch  kein  endgültiger  Sehluss  gezogen  werden,  da  andere  Beobachtungen 
diesem  entgegenstehen.  Viertens  ist  die  Grösse  der  Unterschiede 
zwischen  Beobachtungen  mit  freiem  Auge  und  solchen  mit  Fernröhren 
nicht  genügend  festgestellt,  und  fünftens  haben  Beobachtungen  mit  allzu 
grossen  Fehlerschwanknngen  keinen  oder  doch  nur  einen  zweifel- 
haften Werth. 

Solange  nun  nicht  anderweitige  exacte,  mit  den  anerkannt  besten 
mechanischen  Hüifsmitteln  durchgeführte  Beobachtungen  vorliegen,  so- 
lange wird  man  hinsichtlich  der  Beurtheilung  der  Fehlerbeziehungen  nur 
auf  Wahrscheinlichkeiten  (Kap.  7)  angewiesen  sein.  Wir  halten  jedoch 
Beobachtungen,  die  mit  weniger  zweckmässigen  Hüifsmitteln  ausgeführt 
sind,  auch  für  werthvoU,  weil  damit  der  Einfluss  der  letzteren  auf  die 
Genauigkeit  u.  s.  w.  nachgewiesen  werden  kann.  Sobald  es  sich  aber 
um  die  genaue  Ermittlung  der  Fehlerbeziehung  handelt,  so  dürfen 
zweifelhafte  Verfahren  und  Hülfsmittel  u.  E.  nicht  angewendet  werden. 

Nach  erfolgter  Feststellung  der  richtigen  Fehlerbeziehung  würde 
die  Leistungsfähigkeit  der  Femrohre  für  Nivellirinstrumente  und  Theo- 
dolite unmittelbar  zu  beurtheilen  sein.  Für  Tachymeter  kann  dies  aber 
nur  mittelbar  geschehen,  da  für  Distanzmessungen  die  Zielweitenfehler 
erst  das  praktische  Endresultat  ergeben,  und  die  an  der  Latte  begangenen 
Einstellungs-  und  Ablesefehler,  die  wir  bisher  zusammengefasst  als 
^Distanzfehler^  bezeichneten,  bloss  ein  kleiner,  mit  einer  bestimmten 
Constante  zu  multiplicirender  Theil  der  ersteren  sind. 

Zur  Unterscheidung  werden  wir  hier  die  Zielweitenfehler  als  ^  wahre** 
and  die  an  der  Latte  begangenen  Fehler  als  „scheinbare'^  Distanzfehler  be- 
zeichnen. Die  erwähnte  „Multiplicationsconstante''  (k)  ist  bekanntlich  von 
dem  von  den  beiden  Seitenfäden  eingeschlossenen  „Distanzwinkel^  und  dieser 
der  Grösse  des  GeMchtsfeldes,  b^ew.  von  der  Fernrohrvergrösserung 
abhängig.  Innerhalb  einer  von  der  Länge  der  benutzten  Distanzlatte 
abhängigen  Zielweite  können  aber,  wegen  der  li^orkommenden  ver- 
schiedenen Grösse  von  ky  auch  ganz  verschieden  starke  Vergrössernngen 


468  Wagner.    Ueber  SohKtzaiigsgenaiügkeit  au  Nivellir-  und  DiBtanzscalen. 

nicht  allein  gleiche  Oenaoigkeit  in  Bezug  auf  den  wahren  Distanzfehler 

liefern^  sondern  es  kann  sogar  die  stärkere  Vergrösserung  im  Nachtheil 

sein.     Da   diese  Behauptung   bezweifelt  werden  könnte,    so   wollen  wir 

deren  Richtigkeit  näher  begründen. 

Bekanntlich   steht    die  Grösse    des  Gesichtsfeldes  (G)   in   geradem 

umgekehrten  Verhältnisse  zur  Fernrohrvergrösserung(F)^  und  für  ortho- 

scopische  Oculare^    die  wir  hier  ausschliesslich  im  Auge  behalten,  darf 

2000 
G  höchstens  zu  rund     ^    Minuten    angenommen    werden.     Sodann  ist 

gebräuchlich  und  auch  zweckmässig,  die  Distanzwinkel  je  nach  der 
Pemrohrvergrösserung  zu  V  8'  44,8"  oder  34'  22,4"  oder  17'  11,2" 
zu  wählen,  damit  deren  Cotangenten  genau  50,0,  oder  100,0  oder 
200,0  entsprechen,  welche  Werthe  wir,  wie  ttblich,  bereits  als  Multi- 
plicationsconstanten  (k)  bezeichneten.  Der  Winkel  34' . . .  (A;  3=  100) 
wäre  mit  Rücksicht  auf  die  Berechnung  der  Zielweiten  am  zweckmässigsten, 
jedoch  kann  derselbe  bei  starken  Yergrösserungen  nicht  angewendet 
werden,  da  die  Seitenfäden  dem  Rande  des  Gesichtsfeldes  zu  nahestehen 
würden,  während  bei  geringen  Yergrösserungen  in  Hinsicht  auf  die  er- 
reichbare Genauigkeit  A;  =  50  vortheilhaft  zu  benutzen  ist,  umsomehr, 
als  der  von  einem  Seitenfaden  und  dem  Mittelfaden  eingeschlossene 
Winkel  alsdann  doch  k  =  100  entspricht. 

Erfahrttngsmässig  sind  sodann  mit  Rücksicht  auf  die  Deutlichkeit 
der  gesehenen  Bilder  u.  s.  w.  die  Seitenfllden  nicht  zu  beanstanden, 
wenn  diese  nicht  wesentlich  mehr  als  Ij^  des  Gesichtsfelddurchmessers 
von  dem  Mittelfaden  abstehen.  Hiemach  dürfen  die  Gonstanten  ungefähr 
angenommen  werden: 

k=   50  für  15  bis  17  oder  18  fache  Vergrösserung 
i  =  100    „    18  bis  30  oder  35     „  „ 

k  =  200    „    35  bis  60 fache*)  Vergrösserung. 

Ferner  ist  durch  Erfahrung  festgestellt  worden,  dass  die  Distanz- 
latte wegen  Behinderungen  durch  Wind  u.  s.  w.  nur  4  m  bis  höchstens 
41/2  m  Länge  haben  soll.  Es  wird  daher  mit  k  =  60  nur  innerhalb 
rund  200  m  und  mit  A;  =  100  nur  innerhalb  rund  400  m  gemessen 
werden  können,  und  für  Zielweiten  über  400  m  A;  =  200  in  Anwendung 
kommen  müssen. 

Auf  Grund  der  obigen  Voraussetzungen  sind  nun  in  Tab.  II  die 
verhältnissmässigen  Leistungen  verschiedener  Vergrössernngen  innerhalb 
200  m   Zielweite    enthalten,    wie   solche   nach    Stampfer   und    Wagner 

Im  =  -yr\  sich    ergeben    würden.      Der   scheinbare    Distanzfehler  für 

15  fache  Vergrösserung  ist  =  1,00  angenommen,  und  sind  hiernach  die 
übrigen  Fehler  berechnet  worden. 

*)  Wir  geben  hier  die  Vergrössernngen  in  runden  Zahlen  an,  ohne  damit 
die  Grenzen  genau  bestimmen  zu  wollen. 


Wagner.    Ueber  SohXtBimgsgenaaigkeit  an  NivelUr-  und  Dlstanuealen.  469 


Tabelle  Q. 


Femrohrverfirrösseraner  V 

15- 

20- 

30- 

40- 

50- 

eofach 

Scheinbarer  Distanzfehler 

1,00 

0,75 

0,50 

0,375 

0,30 

0,25 

Multiplicationsconstanten  k 

50 

100 

100 

200 

200 

200 

Wahrft  Diatanzfehlerr   .,,.,»-.,  ^  > 

50 

75 

50 

75 

60 

50 

Quotienten  der  letzteren 

1,0 

l,ß 

1,0 

1,5 

1,2 

1,0 

Hieraus  ist  zunächst  ersichtlich^  dass  innerhalb  200  m  Zielweite 
mit  15-;  30-  und  OOfaeher  Vergrösserung  gleiche  wahre  Distanzfehler 
erzielt  würden,  während  die  dazwischen  liegenden  Vergrösserungen  mehr 
oder  weniger  grössere  Fehler  ergeben.  Femer  ist  aus  Tabelle  U  zu 
folgern,  dass  innerhalb  200  bis  400  m  Zielweite  mit  30-  und  OOfacher 
Vergrösserung  gleiche;  dagegen  mit  15facher  Vergrösserung  doppelte 
wahre  Distanzfehler  begangen  würden,  indem  für  letztere  alsdann 
Je  =  100  in  Anwendung  kommen  müsste.  Für  Zielweiten  über  400  m 
würden  sodann  die  Fehler  in  umgekehrter  Proportion  zur  Vergrösserung 
stehen.  Eine  15 fache  Vergrösserung  könnte  alsdann,  mangels  einer 
Constanten  von  200,  überhaupt  nicht  benutzt  werden. 

Vergleichen  wir  nun  aber  auch  nach  Tabelle  UI  die  verhältniss- 
mässig  wahren   Distanzfehler;    die   innerhalb   200  m  Zielweite  nach  der 

('"  =  w) 

scheinbare  Distanzfehler  für  15  fache  Vergrösserung  ist  —  wie  oben  — 
auch  zu  1;00  angenommen. 

TabeUe  IIL 


Reinhertz^schen  Formel    1   m 


zu    erwarten    wären.      Der 


FemrobrvergrOBsenmg  F 

15- 

20- 

30- 

40- 

60- 

60fach 

Vr 

3,87 

4,47 

5,48 

6,82 

7,07 

7,75 

Scheinbare  Distanzfehlei*«  t  -  -  t  t  ^  -  - 

1,00 

0,87 

0,71 

0,61 

0,55 

0,50 

Multiplicationsconstanten  h 

50 

100 

100 

200 

200 

200 

Wahre  Distanzfehler 

50 

87 

71 

122 

110 

100 

Quotienten  der  letzteren 

1,00 

1,74 

1,42 

2,44 

2,20 

2,00 

Wir  entnehmen  hieraus,  dass  innerhalb  200  m  Zielweite  eine 
15  fache  Vergrösserung  allen  andereu  Vergrösserungen  gegenüber 
bedeutend  im  Vortheil  wäre,  und  u.  a.  mit  60facher  Vergrösserung 
doppelte  und  mit  40facher  Vergrösserung  sogar  2I/2  mal  grössere 
wahre  Distanzfehler  als  mit  ersterer  begangen  würden! 

Ferner  lässt  sich  aus  Tabelle  UI  folgern;  dass  innerhalb  200  m 
bis  400  m  mit  15facher  und  mit  60facher  Vergrösserung  gleiche 
Ejrgebnisse  zu  erzielen  seieu;  und  eine  30  fache  Vergrösserung  den  beiden 
ersteren  nur  um  rund  30  %  überlegen  wäre  u.  s.  w.  Erst  bei  Zielweiten 
ttber  400  m  würden  die  wahren  Distanzfehler  in  umgekehrtem  Verhält- 


460  Wagner.    Ueber  SehXtzaDgsgenaoigkeit  an  NiTelUr-  and  Distanssacalen. 

nissO;  wie  die  Quadratwarzdn  ans  den  Yergrösserangen ,  auftreten, 
indem  abdann  durchweg  nur  A;  =  200  benutzt  werden  könnte. 

Mit  Rtteksicht  auf  die  erreichbare  Genauigkeit  und  die  CFebranchs- 
weite  der  Instrumente  würde  man  für  Tachymeter- Fernrohre  nach 
Stampfer  eine  30-  bis  35 fache  Yergrösserung  als  die  vortheilhafteste 
ansehen  mtlssen^  während  nach  Reinhertz  dies  nicht  allein  als  zweifel- 
haft erscheint,  sondern  sogar  15-  höchstens  20fache  Vergrösserungen  in 
Betracht  kommen  wtlrden. 

Die  Tabellen  IE  und  III  geben  übrigens  nur  die  Unterschiede  an, 
wie  solche  bei  strenger  Durchführung  der  Exponenten  1,  bezw.  ^j^,  sich 
berechnen.  Nach  Kapitel  7  ist  jedoch  wahrscheinlich,  dass  die 
Exponentengrösse  von  den  zur  Beobachtung  benutzten  scheinbaren 
Intervallgrössen  abhängig,  also  veränderlich  ist.  U.  a.  ist  es  ftir  die 
scheinbaren  Intervalle  von  0,1  bis  1,5  bezw.  bis  2,0  mm,  welche  dem 
wesentlichsten  Umfange  für  Distanzmessungen  entsprechen,  wahrscheinlich, 
dass  der  Exponent  allmählich  auf  ^j^  herabsinkt,  und  alsdann  der  Durch- 
schnitts-Exponent  etwa  "^Iq  betragen  würde.  Die  bei  Annahme  des  letzteren 
Exponenten  im  Vergleiche  zu  Tabelle  II  entstehenden  Veränderangen 
ergeben  sich  zwar  nicht  gross,  sind  aber  immerhin  schon  bemerkbar. 

Bei  der  Construction  der  Tachymeter  spielt  zwar  auch  noch  die 
Länge  der  Fernrohre  eine  beachtenswerthe  Rolle,  da  allzu  lange  Fem- 
rohre für  die  rasche  Handhabung  der  Instrumente  und  deren  Transport 
unvortheilhaft  sind,  jedoch  würden  Erörterungen  dieserhalb  zu  weit 
ausserhalb  der  Grenzen  unserer  Betrachtungen  liegen,  daher  wir  hierauf 
nicht  näher  eingehen. 

3)     Beziehung  zwischen   der  absoluten   Grösse   der 

Scaleneinheit  und   dem  Schätzungsfehler. 

Die   Beziehung    zwischen   der  absoluten    Grösse    der   Scaleneinheit 
und  dem  Schätzungsfehler  ergiebt  sich  von  selbst,  sobald  die  vorherigen . 
Beziehungen  festgestellt  worden  sind. 

Hinsichtlich  der  zweckmässigsten  Grösse  der  Scaleneinheit  fttr 
Distanzlatten  wäre  jedoch  zu  erwähnen,  dass  erfahmngsmässtg  eine 
Centimetertheilung  sich  am  besten  bewährt  hat.  Dieselbe  kann  mit 
25facher  Vergrösserung  unter  günstigen  äusseren  Umständen  bis  etwa 
rund  300  m  Zielweite  benutzt  werden. 

Sodann  sollte  am  Rande  der  Latte  eine  Decimetereistheilong, 
welche  von  0,5  m  zu  0,5  m  von  der  einen  auf  die  andere  Seite  wechselt, 
nicht  fehlen,  damit  einentheils  Entfernungen  über  300  m*),  bezw.  aaeh 
kleinere  bei  etwaigem  Versagen  der  Gentimetertheiludg,  gemessen  werden 
können,  und  aäderntheils  ein  rasches  Abzählen  der   Decimeter  thnnlich 


*)  Wagner  erhielt  mit  Benutzung  von  Decimeterintervallen  auf  400  and  500 
Meter  Entfernung  noch  sehr  brauchbare  Resultate.  Vergl.  die  Beobachtangs- 
reihen  Nr.  13  und  14,  Seite  84,  seiner  Ifittheilungen. 


Wagner.    Ueber  Schätzungsgenanigkeit  an  Nivellir-  und  Distanzscalen.  461 

ist,  falls  wegen  zn  grosser  Zielweite  oder  wegen  ungünstiger  Belenchtnng 
a.  s.  w.  die  Bezifferung  der  Latte  nicht  erkennbar  sein  sollte. 

Theilungen  von  1/2  cm,  sowie  Strichtheilungen  sind  ibrer  be- 
schränkten Verwendung  halber  für  Distanzlatten  nicht  zu  empfehlen. 
Die  Strichtheilungen  wurden  zwar  von  Prof.  Hammer,  Stuttgart,  vor 
einigen  Jahren  in  dieser  Zeitschrift  empfohlen,  indessen  dürfte  derselbe 
zugeben  müssen,  dass  selbst  ^e  von  ihm  benutzten  derben  Striche, 
durch  welche  —  nebenbei  bemerkt  —  die  Genauigkeit  leidet,  unter 
günstigen  Umständen  kaum  bis  150  m  Zielweite  verwendet  werden 
können. 

4)  Beziehung    des  Schätzungsfehlers  zur  scheinbaren 

Fadenstärke. 

Für  Taehymeterfemrohre  können  die  Distanzfäden  nicht  so  fein 
gewählt  werden,  als  für  die  Schätzungen  in  den  durchschnittlich  vor- 
kommenden kleinen  Intervallen  wttnschenswerth  wäre.  Zu  feine  Fäden 
belästigen  nämlich  nicht  allein  das  Auge  des  Beobachters,  sondern 
behindern  auch  die  Raschheit  der  Messungen.  Den  Sichtbarkeits- 
anforderungen  wird  aber  erfahrungsmässig  mit  einer  scheinbaren  Faden- 
stärke von  0,07  bis  0,08  mm  erst  vollständig  entsprochen.  Schwächere 
Fäden  sind  nicht  zu  empfehlen,  während  unbedeutend  stärkere  noch 
zulässig  erscheinen.  Hiernach  würde  die  zweckmässigste  Fadenstärke 
für  Tachymet^  zu  0,07  bis  etwa  rund  0,10  mm  anzunehmen  sein. 

Diese  Ermittelung  steht  nicht  im  Widerspruch  mit  der  von  Reinhertz 
für  Nivellirinstrnmente  empfohlenen  Fadenstärke  von  0,10  bis  0,15  mm, 
da  bei  Nivellirungen  die  Lattenintervalle,  in  Folge  geringerer  Zielweiten, 
durchschnittlich  bedeutend  grösser  als  bd  Distanzmessungen  erscheinen, 
und  fßr  grössere  scheinbare  Intervalle  auch  stärkere  Fäden  gewählt 
werden  dürfen. 

5)  Beziehung    der   Grösse    des   Schätzungsfehlers   zu   dem 

Farbengrund   der   Theilungsfelder. 

Reinhertz  fand  den  Schätzungsfehler  in  rodien  Feldern  im  Mittel 
1,3  bis  1,4  mal  grösser  als  in  weissen,  sowie  dass  dieser  Unterschied 
an  kleinen  Feldern  am  grössten  auftritt.  (Bei  Benutzung  von  s^warzen 
und  weissen  Feldern  würde  dieser  Unterschied  sich  natürlich  noch 
grösser  ergeben  haben.)  Da  nun  zu  Distanzmessungen  hauptsächlich 
kleine  Felder  verwendet  werden  müssen,  so  wird  die  Genauigkeit  der 
Messung  durch  Ablesungen  in  nur  weissen  Feldern,  also  durch  Benutzung 
einer  Doppel-Feldtheilung  —  sogen.  Schachbretttheilung  —  bedeutend 
erhöht. 

Sodaon  kann  es  für  die  Genauigkeit  der  Schätzung  nur  vortheilhaft 
sein,  wet)0  die  weissen  Felder  thunliehst  scharf  begrenzt  sind,  was  durch 
schwarze  Farbe  besser  als  durch  rothe  erreicht  wird.     Daher  lässt  sich 


462  Wagner,    lieber  Schätzangsgenanigkeit  an  Nivellir-  und  Distanzscalen. 

für  Distanzmessungen  nur  die  schwarz- weisse  Doppel  -  Peldtheilung 
empfehlen,  was  in  folgendem  Kapitel  noch  durch  andere  Gründe  unter- 
stützt wird. 

6)    Beziehung  der  Grösse  des  Schätzungsfehlers 

zur  Intervallstelle. 
In  Tabelle  39  erscheint  auffilllig,  dass  die  Fehlerquotienten  für  die 
scheinbaren  Intervalle  0,6  und  0,3  mm  kleiner  als  für  0,9  mm  an- 
gegeben sind,  während  es  umgekehrt  sein  sollte.  Diese  Erscheinung 
ist  durch  die  Schwankungen  der  unvermeidlichen  Beobachtungsfehler 
wohl  theilweise  erklärlich,  jedoch  dürften  bei  den  Ablesungen  auch 
allzu  starke  Fehler  vorgekommen  sein,  da  bei  Benutzung  einer  einfachen 
Feldtheilung  an  kleinen  Intervallen  überhaupt  keine  genauen  Resultate, 
namentlich  nicht  in  Bezug  auf  die  IntervaHstellen  erwartet  werden 
dürfen. 

Um  exacte  Schätzungen  zu  erzielen,  müssen  nämlich  auf  beiden 
Seiten  des  Fadens  Theile  des  Feldes  deutlich  sichtbar  sein.  Ist  dies 
nur  auf  einer  Seite  des  Fadens  der  Fall,  so  erübrigt  nichts  Anderes  als 
das,  an  den  vom  Faden  verdeckten  Theil  anstossende  Feld  als 
Vergleiehsobject  zu  benutzen.  In  Folge  der  Irradiation  erscheinen 
aber  die  weissen  Felder  grösser  als  die  farbigen,  daher,  —  je  nachdem 
an  weissem  oder  an  farbigem  Felde  abgelesen  werden  soll  —  die 
Vergleichsfelder  zu  klein  oder  zu  gross  gesehen  werden,  und  durch 
diese  Augentäuschung  der  Schätzungsfehler  ungemein,  und  zwar  ganz 
unregelmässig,  vergrössert  wird. 

Welche  Intervallstellen  von  diesem  umstände  betroffen  werden, 
hängt  hauptsächlich  von  dem  Verhältnisse  der  scheinbaren  Fadenstärke 
zur  scheinbaren  Grösse  der  Intervalle,  jedoch  auch  von  der  Farbe  und 
der  Beleuchtung  der  letzteren  ab.  Mit  0,10  mm  scheinbarer  Faden- 
stärke —  die  wir  zu  allen  unseren  Vergleichungen  voraussetzen  werden  — 
können  z.  B.  an  einem  scheinbaren  Intervall  von  "  0,3  mm  fftr  die 
Intervallstellen  0,0  bis  0,2  und  0,8  bis  1,0  nur  auf  einer  Seite  des 
Fadens  Feldtheile  gesehen  werden.  Bei  guter  Beleuchtung  sind  fttr  die 
Intervallstellen  0,25,  bezw.  0,75,  in  weissem  Felde  schon  zu  beiden 
Seiten  des  Fadens  Feldtheile  für  die  Schätzung  genügend  sichtbar, 
während  dies  in  farbigem  Felde  ungefähr  erst  für  die  Stellen  0,35  bis 
0,40,  bezw.  0,60  bis  0,65  der  Fall  ist  u.  s.  w. 

Der  durch  die  Intervallverdeckungen,  bezw.  durch  Irradiation,  ver- 
ursachte Fehler  tritt  beiläufig  in  umgekehrtem  Verhältnisse  zur  Intervall- 
grösse  auf.  Derselbe  kann  z.  B.  an  einem  Intervall  von  2,0  mm 
scheinbarer  Grösse  nur  noch  etwa  die  Intervallstellen  0,00  bis  0,05, 
bezw.  0,95  bis  1,00  berühren.  Die  Intervallstelle  0,00  wird  aber 
immer  mehr  oder  weniger  belästigt,  und  ist  in  dieser  Hinsicht  die 
ungtlnstigste  von  Allen. 


Wagner,    üeber  Schätzangsgenauigkeit  an  Nivellir-  und  Distanzscalen.  463 

Bei  Distanzmessungen  können  die  erwähnten  Fehler  gleichzeitig 
zweimal;  das  eine  Mal  mit  dem  Nallfaden  und  das  andere  Mal  mit  dem 
Ablesefaden  begangen  werden,  wodurch  alsdann  der  Distanzfehler 
bedeutend  vergrössert  wird.  Der  erstgenannte  Fehler  wird  dabei  immer 
vorkommen^  da  eine  mangelhafte  Einstellung  erst  erkennbar  ist,  wenn 
die  Feldergrenze  den  Faden  sichtbar  überragt.  Dieser  Fehler  darf 
erfahrungsmässig  im  Mittel  zu  1/4  bis  ^j^  der  Fadenstärke  angenommen 
werden.  Der  zweite  Fehler  wird  dagegen  —  wie  schon  bemerkt  wurde,  — 
nur  begangen,  wenn  ein  Vergleichsfeld  zur  Schätzung  benutzt  werden  muss. 

Der  Doppelfehler  tritt  an  kleinen  Intervallen  selbstredend  häufiger 
als  an  grossen  ein.  Setzt  man  z.  B.  voraus,  dass  an  den  verschiedenen 
Intervallstellen  gleich  oft  abgelesen  wird,  so  würde  unter  10  Messungen 
an  einem  Intervall  von  2,0  mm  scheinbarer  Grösse  der  Doppelfehler 
nar  rund  einmal,  an  Intervallen  von  0,3  mm  je  nach  der  Feldfarbe  und 
Beleuchtung,  schon  p.  p.  4  bis  7  mal,  und  an  Intervallen  von  0,2  mm 
sogar  7  bis  10  mal  vorkommen  können.  An  den  Intervallen  von  0,1  mm 
kann  überhaupt  keine  Ablesung  ohne  Benutzung  der  Yergleichsfelder 
gemacht  werden. 

In  dem  Einflüsse  der  Intervallverdeckungen  und  der  Irradiation 
einerseits,  sowie  in  dem  Mangel  eines  stufenförmigen  Nullpunktes  ander- 
seits, dürften  die  wesentlichsten  Ursachen  zu  findein  sein,  warum  ver. 
schiedene  Techniker  mit  Benutzung  von  gewöhnlichen  Nivellirlatten 
mit  einfacher  schwarz- weisser  Centimetertheilung  nicht  allein  eine  sehr 
geringe  Genauigkeit  für  Distanzmessungen  erzielten,  sondern  auch  die 
Fehler  mehr  als  in  geradem  Verhältnisse  zur  Zielweite  wachsend  fanden. 

Bei  Verwendung  einer  Doppel -Feldtheilung  wirkt  die  Irradiation 
auf  die  Schätzung  nicht  nachtheilig  ein,  da  stets  an  gleichfarbigen,  also 
gleich  gross  gesehenen  Feldern,  und  zwar  der  Regel  nach  an  weissen, 
abgelesen  wird.  Die  zu  benutzenden  Vergleichsfelder  stehen  zwar 
seitwärts  des  Ablesungsfeldes,  indessen  schätzt  man  ohne  Schwierigkeit 
in  der  Mitte  ab,  d.  h.  an  der  Stelle,  an  welcher  die  Felder  sich 
berühren.  Bei  vorauszusetzender  Uebung  wird  dieselbe  Genauigkeit  als 
an  einem  vollen  rechteckigen  Felde  von  derselben  Grösse  erreicht. 

Intervallverdeckungen  durch  den  Faden  kommen  an  einer  Doppel- 
feldtheilung  wohl  auch  vor,  indessen  werden  dadurch  nur  an  ganz 
kleinen  scheinbaren  Intervallen  (0,1  bis  0,2  mm)  die  Schätzungen  mehr 
oder  weniger  behindert.  Man  kann  u.  A.  —  selbstverständlich  unter 
günstigen  äusseren  Umständen  und  mit  Benutzung  nur  weisser  Felder 
und  den  beiden  zugehörigen  weissen  Vergleichsfeldern  —  an  einem 
Intervall  von  0,1  mm  zwar  nicht  mehr  an  allen  Intervallstellen  ablesen, 
jedoch  immerhin  noch  auf  etwa  1/4  des  Intervalls  schätzen.  An  0,2  mm 
grossem  Intervall  können  die  Schätzungen  schon  an  allen  Intervallstellen 
bewirkt  werden   und    die  in  Folge  der  Fadenstärke  an  den  Intervallen 


\ 


464  Wa^er.    Ueber  Schätzungsgenanigkeit  an  Nivellir-  and  DistanzBcalen. 

0^2  bis  etwa  1,0  oder  1,5  mm  bemerkbaren  Ersehwerangen  der  Schät- 
zungen •—  worauf  wir  in  Kap.  8  zurückkommen  —  treten  sehr  gemildert  auf. 
Die  Doppelfeldtheilung  ist  mithin  der  einfachen  Feldtheilang 
wesentlich  überlegen,  und  dieser  Unterschied  wird  durch  Zufügung  eines 
stufenförmigen  Nullpunkts  für  Distanzmessungen  noch  vergrössert.  Letz- 
terer soll  hauptsächUch  zur  Erreichung  der  thunlichst  grössten  Genauigkeit 
für  Zielweiten  bis  zu  etwa  250  m  bezw.  300  m  dienen,  da  auf  grössere 
Zielweiten,  für  welche  die  15  bis  20  mm  breite  NuUpunktsstufe  ohnehin 
in  Anwendung  kommen  muss,  eine  Einstellung  des  NullCadens  auf  eine 
beliebige  Intervallgrenze  auch  zulässig  ist,  ohne  eine  Beeinträchtigung 
der  Genauigkeit  befürchten  zu  müssen.  Daher  ist  es  auch  statthaft,  den 
Nullpunkt  1,5  m  (mittlere  Instrumentshöhe)  über  dem  Lattenfusspunkt 
anzubringen,  wodurch  verschiedene  Vortheile,  aber  keine  Nachtheile 
entstehen.  Denn  sollte  die  von  dem  Nullpunkt  aufwärts  zählende  Scala 
von  2,5  bis  3,0  m  Länge  für  die  Ablesung  der  Zielweite  mittelst  des 
Oberfadens  nicht  ausreichen,  so  wird  in  der  Regel  am  Mittelfaden  ab- 
gelesen und  diese  Ablesung  verdoppelt.  Uebrigens  steht  auch  der  Mit- 
benutzung der  von  dem  Nullpunkt  abwärts  bezifferten  Scala  nichts  ent- 
gegen. Man  hat  in  solchen  Ausnahmefällen  nur  eine  Addition,  bezw. 
llfultiplication  mit  2,  vorzunehmen.  Reicht  dagegen  die  obere  Latten- 
scala  für  die  Zielweite  aus,  so  liest  man  nach  erfolgter  Einstellung  des 
Nullfadens  auf  den  Nullpunkt  mit  dem  Ablesefaden  unmittelbar  das  ge- 
wünschte Resultat  ab,  während  ohne  besonderen  Nullpunkt  fQr  jede 
Distanzmessung  eine  Subtraction  (Ablesung  —  Einstellung)  erforderlich  wird. 

-  7)  Betrachtungen  über  die  Wahrscheinlichkeit  der  Ex- 
ponenten in  der  Fehlerfunction  m  =  — ^.*) 

Die  Grösse  des  Schätzungsfehlers  ist  von  der  scheinbaren  Intervall- 
gröBse,  der  scheinbaren  Fadenstärke  und  dem  persönlichen  Schätzungs- 
vermögen des  Beobachters  abhängig.  Letzteres  ist  zwar  im  Allgemeinen 
von  den  beiden  ersteren  Factoren  abhängig,  jedoch  kann  dasselbe  mit 
diesen  in  Folge  der  UnvoUkommenheit  unserer  Augen  und  der  zu  Gehet 
stehenden  mechanischen  Hülfsmittel,  nicht  gleichmässigen  Schritt  halten. 
An  ganz  kleinen  Intervallen  wird  man  an  eine  Grenze  gelangen,  bei 
deren  Ueberschreitung  theils  wegen  allgemein  ungenügender  Sichtbarkeit 
der  Intervalle,  theils  in  Folge  von  Intervallverdeckungen  durch  den 
Faden,  Schätzungen   nur  mangelhaft  oder  gar  nicht  mehr  möglich  sind. 

Diese  ^Beobachtungsgrenze^  ist  zwar  nicht  streng  bestimmbar,  in- 
dessen dürfte  dieselbe,  bei  Benutzung  der  weissen  Felder  einer  Doppel- 


*)  m  =  mittlerer  relativer  Schätzungsfehier, 
a  =  Beobachtungsconstante, 
J=  scheinbare  IntervallgrÖsse  und 
n  3=3  Exponent  von  J. 


Wagner,    lieber  Schatzungsgenaüigkeit  an  Niyellir-  und  Distanzscalen.  465 

feldtheilang  und  unter  günstigen  äusseren  Umständen,  bei  etwa  rund 
0;10mm  scheinbarer  Intervallgrösse*)  anzunehmen  sein,  da  an  0,15  mm 
grossem  Intervall  mit  Zuhülfenahme  der  Vergleichsfelder  noch  ziemlich 
gut,  dagegen  an  0,05  mm  Intervallen  gar  nicht  mehr  abgelesen  werden 
kann. 

An  grossen  Intervallen  wird  der  Schätzungsfehler  durch  die  Faden* 
stärke  garnicht,  oder  doch  nur  ganz  unerheblich  beeinflusst.  Indessen 
kommt  ein  anderer  Umstand  in  Betracht,  nämlich  dass  jeder  Beobachter 
—  auch  der  gewandteste  -—  an  einer  Grenze  ankommen  wird,  an  wekher 
seine  Kunst  im  Schätzen  ihren  Höhepunkt  erreicht  hat.  Diese  Grenze 
dürfte  fttr  den  Gesammt-Schätzungsfehler  vorhanden  sein,  sobald  der 
Beobachter  durchweg  auf  1/20  bis  1/25  des  absoluten  Intervalls  ablesen 
kann,  bezw.  derselbe  einen  mittleren  relativen  Schätzungsfehler  von 
etwa  0,015  mm  erhält. 

In  der  Praxis  sind  Fehler  von  0,020  mm  bereits  erreicht  worden, 
wogegen  solche  von  0,010  mm  unseres  Wissens  bis  jetzt  noch  nicht 
erzielt  wurden  und  ver mathlich  auch  schwerlich  erreicht  werden  können. 
Die  Möglichkeit  ist  aber  nicht  ausgeschlossen,  daher  wir  z.  Z,  einen 
relativen  Fehler  von  0,015  mm  nur  annähernd  als  MinimalSchätzungs- 
fehler  oder  als  „Genauigkeitsgrenze^  betrachten  dürfen. 

Sobald  nun  ein  Beobachter  an  einem  genügend  grossen  Intervall 
den  Höhepunkt  seines  Schätzungsvermögens  erreicht  hat,  so  kann  er  an 
grösseren  Intervallen  nur  dieselbe,  jedoch  keine  grössere  Genauigkeit 
erzielen.  Letztere  bleibt  alsdann  constant,  indessen  wäre  es  auch  nicht 
unmöglich,  dass  endlich  an  bedeutend  grösseren  Intervallen  die  Genauig- 
keit sogar  wieder  abnimmt. 

Wollte  man  das  Eintreten  eines  Minimalfehlers  in  Abrede  stellen, 
so  würde  man  folgerichtig  zugeben  müssen,  dass  es  möglich  sei,  an  ge- 
nügend grossen  Intervallen  durchweg  auf  ^7-,  -r?:»  ^7^  ti.  s.  w.    des  abso- 

öO  40  50 

Inten  Intervalls  abzulesen,  d.  h.  keinen  grösseren  Maximalfehler  zu  be- 
gehen, was  aber  noch  keinem  Beobachter  gelungen  ist  und  daher  der 
Wahrscheinlichkeit  widerspricht.  Dagegen  sind  Zweifel  über  die  Rich- 
tigkeit der  vorausgesetzten  durchschnittlichen  Fehlergrösse  nicht  unbe- 
rechtigt. Es  ist  u.  A.  nicht  allein  möglich,  sondern  sogar  wahrscheinlich, 
dass  ein  gewandter  Beobachter  mit  Benutzung  der  besten  Hülfsmittel  *'^) 
und  unter  günstigen  äusseren  Umständen  einen  kleineren  relativen  Minimal- 
fehler  als  0,015  mm  begeht,  während  letzterer  von  einem  weniger  ge- 


«)  Für  die  gewöhnliche  Praxis  darf  die  Beobachtungsgrenze  schon  bei 
0,2  mm  angenommen  werden.  Da  jedoch  zar  Erreichung  speciellerer  Zwecke 
auch  0,1  mm  vorkommen  kann,  so  soll  dieses  Intervall  hier  nicht  ausgeschlossen 
werden. 

"**)  Die  mit  unvollkommenen  mechanischen  Httlfemitteln  gewonnenen  Resultate 
sind  hier  überhaupt  auszuschliessen. 

Zeitschrift  for^VermessTingsweseii.  1886.   Heft  15.  30 


466  Wagner.    Ueber  Schätzangsgenauigkeit  an  Nivellir-  und  DistanzscaleD. 

wandten  Beobachter  überhaupt  nicht  erreicht  werden  dürfte.  Bei  den 
nachstehenden  Betrachtungen  werden  wir  hierauf  auch  angemessene 
Rücksicht  nehmen. 

Die  dem  Maximalfehler  entsprechende  scheinbare  Interyallgrösse 
wird  für  jede  Beobachtung^  bezw.  jeden  Beobachter,  verschieden  sein, 
und  lässt  sich  letztere  unmittelbar  nur  für  umfangreiche  Beobachtungen 
an  grossen  Intervallen  und  zwar  nur  innerhalb  eines  grösseren  Spielraums 
feststellen.  Eine  Eenntniss  dieser  Intervallgrössen  ist  für  unsere  Zwecke 
auch  nicht  erforderlich.  Es  kann  vielmehr  besser  nach  Maassgabe  der 
Beobachtungsconstanten  und  unserer  Grenzwerthe  die  Wahrscheinlichkeit 
der  Exponenten  annähernd  beurtheilt  werden.  Von  guten  Beobachtungen 
darf  nämlich  verlangt  werden^  dass  die  an  den  verschiedenen  Intervallen 
gefundenen  Fehler  innerhalb  geringer  Schwankungen  (=b  t;)  mit  der 
Fehlerfunction  übereinstimmen.  In  der  Praxis  wird  dies  zwar  nicht 
imn^er  der  Fall  sein^  allein  je  mehr  v  bei  abwechselnden  Vorzeichen 
die  erfahrungsmäs£ag  als  unvermeidlich  anzusehenden  Fehlerschwankungen 
übersteigt^  desto  geringer  wird  die  Genauigkeit  der  Beobachtung  zu  ver- 
anschlagen sein.  Findet  ferner  kein  rascher  Wechsel  der  Vorzeichen 
von  V  statt;  so  dass  in  einem  grösseren  Theil  einer  Beobachtung  v 
nur  mit  positiven  und  in  dem  anschliessenden  Theil  nur  mit  negativen 
Vorzeichen  auftritt^  so  ist  entweder  die  Fehlerbezieh ung  mangelhaft 
bestimmt  worden^  oder  die  Beobachtung  gestattet  für  ihre  ganze  Aus- 
dehnung überhaupt  keine  gleichmässige  Beziehung  ohne  den  einen  oder 
den  anderen  Theil  zu  vergewaltigen. 

Machen  wir  nun  einen  Versuch,  auf  Grund  verschiedener  Beobachtungs- 
constanten und  unserer  Grenzwerthe,  die  Möglichkeit  oder  Unmöglichkeit, 
bezw.  die  grössere  oder  geringere  Wahrscheinlichkdt  der  Exponenten  1 

bezw.  I/o,  in  der  Fehlerfunction  m  =  -^r-    abzuschätzen.       Zu     diesem 

Jn 

Zweck  sind  in  Tab.  IV  für  eine  genügende  Anzahl  scheinbarer  Intervall- 
grössen die  relativen  Schätzungsfehler  für  die  Beziehungen  m^  =  -^ — 

und  m^=    V_     nebeneinandergestellt,   und  in  besonderen  Spalten  die 

wahrscheinlichen  Grenzen  der  Exponenten  durch  Querstriche  angegeben. 

Die  in  der  letzten  Spalte  aufgeführten  Unterschiede  m^  —  m,  er- 
geben, dass  dieselben  —  mit  Ausnahme  der  beiden  oberen,  den  Inter- 
vallen 0,1  und  0,5  mm  zugehörigen  —  ungemein  klein  sind.  Das  Intervall 
1,0  ist  indifferent,  da  für  dasselbe  jeder  Exponent  passt. 

Die  Unterschiede  wachsen  zwar  proportional  den  Beobachtungs- 
constanten, indessen  bleiben  sie  —  abgesehen  von  den  beiden  oberen 
—  für  die  in  Betracht  kommenden  grösseren  Constanten  immer  noch 
klein  und  da  Fehlerveränderungen  von  kaum  der  Hälfte  dieser  Unterschiede 
meistens    schon    genügen    würden,    die   eine  oder  die  andere  Beziehung 


Wagner.    Ueber  Schätzungsgenauigkeit  an  Nivellir-  und  Distanzscalen.  467 


als  die  richtigere  erscheinen  za  lassen,  so  kann  die  Frage,  ob  der  Ex- 
ponent 1  oder  1/2  anzonefamen  sei^  nur  auf  Grund  exacter  Beobachtungen 
mit  ausreichender  Sicherheit  beantwortet  werden. 

Die  mit  unvollkommenen  Httlfsmitteln  erzielten  Resultate  und  Beob- 
achtungen mit  allzu  grossen  Fehlerschwankungen  gestatten  nur  zweifel- 
hafte Schltlsse. 

IV.  Tabelle. 


"W'ä. — 
•s  ©  *•• 

•— «         p 

o    u   <o 

•5?  'S  -^ 

rfJ  ^   § 

S    «    fl 
£   g   o 


c3   -^   ® 

OD      S      0 

*-•   S   o 


Scheinbare 

Intervall- 

grösse 

J 


j    Kelativer 
Schätzungs- 
j      fehler 

0,030 


m, 


99 


Relativer 
Sebätzungs- 
fehler 
0,030 


tu«  = 


Vj 


Unterschiede 


mm 

0,10 
0,50 

1,0 

1,5 
2,0 

3,0 
4,0 

6,0 
9,0 


mm 

0,300 
0,060 

0,030 
0,020 
0,015 

0,010 
0,008 

0,005 
0,003 


OQ 


^  .2 
«  S 


mm 

0,094 
0,042 

0,030 
0,024 
0,021 

0,017 
0,015 

0,012 
0,010 


»*^    9D 


.£3 

00 


^ 


'^   »"^   .£3 

CS    (D    eS 

11=' 


mm 

+  0,206 
+  0,018 

0 

—  0,004 

—  0,006 

—  0,007 

—  0,007 

—  0,007 

—  0,007 


In  wie  weit  sodann  Beobachtungen  mit  aussergewöhnlich  grossen 
Constanten  in  dieser  Hinsicht  überhaupt  noch  brauchbar  erscheinen, 
mttssen  wir  unentschieden  lassen.  Bedenken  dieserhalb  können  jedoch 
eintreten^  da  einestheils  grosse  Constanten  auch  grosse  Beobachtungs- 
fehler voraussetzen,  von  denen  es  zweifelhaft  sein  kann,  ob  sie  bei 
anderem  Verfahren  u.  s.  w.  nicht  hätten  vermindert  werden  könQen,  und 
anderentheils  alsdann  auch  grosse  Fehlerschwankungen  vorkommen 
werden. 

Nachdem  nun  mit  Rücksicht  auf  die  unvermeidlichen  Schwankungen 
der  Beobachtungsfehler  eine  Entscheidung  zwischen  den  Exponenten  1 
oder  1/2  mitunter  schon  schwierig  sein  wird,  so  würde  eine  Inbetracht- 
nahme  der  dazwischenliegenden  Werthe,  z.  B.  3J^,  noch  bedeutend 
grössere  Schwierigkeiten  bereiten  und  zu  wenig  zuverlässigen  Schlüssen 
führen.  Einestheils  aus  diesem  Orunde  und  anderentheils,  um  der  Fehler- 
beziehung eine  thunlichst  einfache  Form  zu  geben,  erscheint  es  daher 
zweckmässig,  die  Beobachtungen  entweder  dem  Exponenten  1  oder  1/2 
anzuschlieseen.  Haben  beide  Exponenten  gleiche  Berechtigung,  so  würde 
der  Exponent  1  als  der  einfachere  zu  wählen  sein. 

Demgemäss   sind  in  Tab.  IV  auch   keine!  anderen  Exponenten   als 

1  bezw.  1/2  aufgeführt,    und    werden    wir    uns  hauptsächlich  mit  diesen 

beschäftigen. 

30» 


468  Wagner,    lieber  Schätzutigsgenaiiigkeit  an  Nivellir-  und  Distanzscalen. 

Die  Wahrscheinlicfakeitsgrenzen  der  Exponenten  sind  zwar  haupt- 
sächlich mit  Zuhülfenahme  graphischer  Darstellungen  ermittelt  worden, 
indessen  lassen  sich  erstere  auch  in  folgender  Weise  bestimmen. 

Allgemein  ist  davon  ausgegangen  worden,  dass  kleine  Fehler,  die 
bisher  noch  von  keinem  Beobachter  erzielt  wurden,  je  nacli  ihrer  Grösse 
als  zweifelhaft  oder  unwahrscheinlich  bezw.  als  unmöglich  angesehen 
werden  dürfen,  während  alle  grösseren  bereits  erreichten  Fehler  als 
möglich  bezw.  wahrscheinlich  zu  betrachten  sind.  Speciell  ist  dazu 
Nachstehendes  zu  bemerken: 

Zu  Exponent  1.  Auf  Orund  der  bisherigen  Erfahrungen  erscheint 
es  geradezu  unmöglich,  dass  an  9  J*)  bezw.  6  J  relative  mittlere 
Schätzungsfehler  von  nur  0,003  bezw.  0,005  mm,  wie  solche  die  Fehler- 
beziehung für  die  Beobachtungsconstante  0,030  verlangt,  erzielt  werden 
können.  Auch  Fehler  von  0,008  bezw.  0,010  mm  begangen  an  4  J, 
bezw.  3  J  erscheinen  —  wie  schon  erwähnt  worden  —  mindestens 
zweifelhaft.  Setzt  man  aber  auch  die  Möglichkeit  voraus,  so  würde  die 
Wahrscheinlichkeitsgrenze  doch  nur  nach  etwa  2,5  J  gelegt  werden 
körinen.  Denn  einerseits  ist  es  unwahrscheinlich,  dass  ein  Beobachter 
seine  Oenauigkeitsgrenze  schon  so  bald  und  plötzlich  erreicht;  er  wird 
vielmehr  an  3  «7  noch  einen  grösseren  Fehler  begehen,  und  deshalb  die 
Grenze  ansehnlich  weiter  aufwärts  zu  suchen  sein.  Anderseits  kommt 
dagegen  in  Erwägung,  dass  wir  von  dem  Exponenten  1  unmittelbar  auf 
den  Exponenten  '/2  tibergehen,  und  da  eine  Veränderung  der  Fehler- 
beziehung auch  nicht  plötzlich  eintreten  kann,  so  muss  die  Hälfte  der 
fehlenden  Abrundung  jeder  Beziehung  zugesetzt  werden,  wodurch  eine 
kleine  Verschiebung  der  Grenze  wieder  nach  abwärts  bedingt  wird. 

Nimmt  man  sodann  an,  es  könne  ein  kleinerer  Fehler  als  0,015  mm 
nicht  erzielt  werden,  so  würde  die  Grenze  aus  den  gleichen  bereits  er- 
wähnten Gründen  etwa  bei  1,5  J  anzunehmen  sein.  Wir  haben  daher 
einen  Spielraum  von  1,5  «7  bis  2,5  «7,  und  um  beiden  Möglichkeiten 
gerecht  zu  bleiben,  legen  wir  die  Wahrscheinlichkeitsgrenze  nach  rund 
2t7.  Wie  sich  später  noch  ergeben  wird,  kommt  es  überhaupt  hierauf 
nicht  genau  an;  nur  müssen  ftlr  beide  Exponenten  stets  gleiche  Voraus- 
setzungen gemacht  werden. 

Von  2  J  aufwärts  bis  0,1  J  steht  der  Wahrscheinlichkeit  fiir  den 
Exponenten  1  nichts  entgegen. 

Das  Ergebniss  dieser  Betrachtungen  ist  mithin  dahin  zusammenzu- 
fassen, dass  für  die  Beobachtungsconstante  0,030  der  Exponent  1  nur 
für  0,1  JT  bis  2  J  auf  Wahrscheinlichkeit  Anspruch  machen  darf,  während 
für  grössere  Intervalle  in  mehr  oder  weniger  rascher  Folge  die 
Exponenten  1/2,  ^/g -^  wahrscheinlich  sind. 


»)  Abkürzung  für  ^=9,0  mm  u.  s.  w. 


Wagner.    Ueber  Schätsangsgenanigkeit  an  NivelHi^- und  Diatanzscalea.  469 

Zu  Exponent  i/^.  Bei  gleichen  Voraassetzangen ,  wie  oben^ 
müssen  wir  die  untere  Wahrscheinliefakeitsgrenze  -^r  d«n  Exponenten 
'/2  nach  rund  4  J  legen,  woselbst  der  relative  Schätzungsfehler  0,015  mm 
beträgt;  wie  dies  flir  den  Exponenten  1  an^  2«/  der  Fall  ist. 

Für  den  Exponenten  1/2  ist  aber  auch  eine  obere  Grenze  zu  be- 
stimmen. Es  ist  nämlich  geradezu  unm(^glich,  dass  ein  Beobachter  an 
0,1/  einen  Fehler  von  nur  0,094mm  begehen  sollte.  Sodann. erscheint 
ein  Fehler  von  nur  0,042  mm,  begangen  an  0,5  Jj  noch  sehr  klein,  da 
der  bis  jetzt  an  diesem  Intervall  beobachtete  geringste  Fehler  rund 
0,060  mm  beträgt.  Mit.  Rücksicht  auf  mangelnde  Abrundung  und  da 
an  kleinen  Intervallen  schon  grössere  Fehlerschwankungen  vorkommen^ 
darf  jedoch  0,5  J  als  obere  Wahrscheinlichkeitsgrenze  betrachtet  werden. 

Der  Exponent  ^/2  hat  hiernach  von  0,5  J  bis  4  J  Wahrscheinlichkeit, 
dagegen  für  Intervalle  <  0,5  und  >  4,0  mm  keine  bezw.  eine 
verminderte. 

Von  0,5  J  bis  2  «7  haben  die  Exponenten  1  und  ^j^  gleiche  Wahr- 
scheinlichkeit. 

Zu  Con  staute  0,060.  Setzt  man  sodann  die  Beobachtungs- 
constante  0,060  anstatt  0,030  voraus,  so  verdoppeln  sich  die  in  Tab.  IV 
angegebenen  relativen  Fehler.  Für  diese  Constante  dürfte  der  Minimal- 
fehler wohl  nicht  kleiner  als  0,015  mm  angesetzt  werden.  Alsdann 
bleibt,  —  bei   im  Uebrigen  gleicher  Beurtheilung,  wie   vorstehend   — 

die  obere  Wahrscheinlichkeitsgrenze  für  die  Beziehung  -^f—  unverändert, 

während  deren  untere  Grenze  nach  rund  3  J  herabrückt. 

Für  die  Beziehung    '        fällt  die  obere  Grenze  etwas  über  0,5  J 

etwa  nach  rund  0,3  J  und  die  untere  Grenze  nach  9  /. 

Beide  Beziehungen  haben  daher  von  0^3  J  bis  3  J"  gleiche  Wahr- 
scheinlichkeit. 

Zu  Constante  0^090.  Ferner  ergiebt  sich  für  die  Constante 
0,090,  für  welche  die  relativen  Fehler  dreimal  grösser  als  die  in  Tab.  IV 
angegebenen  sind  und  ein  Minimalfehler  von  etwa  0,020  mm  an- 
genommen werden  darf,  die  untere  Grenze  der  einen  Beziehung  bei 
rund  4Jund  die  der  anderen  Beziehung  bei  16  J,  sofern  die  Genauigkeits- 
grenze nicht  früher  erreicht  wird. 

Die   obere   Grenze    für  -^ —  ist  beizubehalten,  wogegen  diejenige 

n.      0,090 

für  nach  rund  0,2  J  aufrückt.     Nach  0,1  J  darf  letztere  Grenze 

y  J 

nicht    gelegt  werden,    da   die  Annahme,   dass  ein  Beobachter,   der   eine 

Constante     von     0,090     erhält,     an     0,1  J    einen     Fehler     von     nur 
0,094  X  3  =  0,282  mm   finden  könnte,  höchst  unwahrscheinlich   wäre. 
Die    gleiche  Wahrscheinlichkeit  wäre    alsdann    für    0,2  J   bis   4J 
vorhanden. 


470  Wagner,    lieber  Schfttaangsgenaaigkeit  an  NivelKr-  und  Distanzscalen. 


Sollten  wir  die  Minimalfehler  zu  gross  oder  za  klein  angenommen 
haben^  so  würden  die  dadaroh  bedingten  Orenzversehiebungen  für  unsere 
weiteren  Betrachtungen  nur  nominellen  Wertb  haben. 

Der  Uebersicht  halber  sind .  in  Tabelle  V  die  nach  unseren  Voratts- 
setzungen  ermittelten  Wahrscheinlichkeitsgrenzen  zusammengestellt. 

Tabelle  V. 


Beobachtungs- 
constante 

a 


Scheinbare 
Intervallgrösse 

J 


Wahrscheinliche  Grenzen 
fUr  die  Exponenten 


n=l 


n^^k 


Grenzen  der 
gleichen  Wahr- 
scheinlichkeit 


0,030 


7) 


mm 
0,1 

0,5 

2,0 

4,0 


wahr- 
scheinlich 


( 


unwahr- 
scheinlich 


unwahr- 
scheinlich 


wahr- 
scheinlich 


gleich  wahr- 
scheinlich 


unwahr- 
scheinlich 


0,060 


n 

7) 
7» 


0,1 
0,3 
3,0 

9,0 


wahr- 
scheinlich 


unwahr- 
scheinlich 


unwahr- 
scheinlich 


wahr- 
scheinlich 


l 


gleich  wahr- 
scheinlich 


unwahr- 
scheinlich 


0,090 


7i 

7> 


0,1 
0,2 
4,0 

16,0 


wahr- 
scheinlich 


I 


unwahr- 
scheinlich 


unwahr- 
scheinlich 


wahr- 
scheinlich 


gleich  wahr- 
scheinlich 


unwahr- 
scheinlich 


Obgleich  nun  unsere  Wahrscheinlichkeitsgrenzen  auf  Hypothesen 
beruhen  und  sie  durch  veränderte  Voraussetzungen  mehr  oder  weniger 
verschoben  werden  können^  so  lassen  sich  dennoch  hiernach  folgende 
allgemeine  Schlüsse  ziehen. 

A.  Die  Wahrscheinlichkeit  der  Exponenten  in   der  Fehlerfunction 

m  =  — j — ist  von  der  Beobachtungsconstante   (a)   und  der  scheinbaren 

Jn 

Intervallgrösse  (J)  abhängig.  Für  sehr  kleine  Intervalle  hat  nur  der 
Exponent  1  und  für  entsprechend  grössere  Intervalle  der  Exponent 
1/2  u.  s.  w.  Wahrscheinlichkeit.  Innerhalb  der  in  der  letzten  Spalte  der 
Tab.  V  angegebenen  Grenzen  ist  für  beide  Exponenten  vorläufig  gleiche 
Wahrscheinlichkeit  in  Anspruch  zu  nehmen. 


Sossna.    Aufldsung  des  einfachen  RüekwärtsemschniUs  etc.         471 

Ob  jedoch  letztere  allgemein  aufrecht  erhalten  werden  kann  oder 
aber,  ob  und  inwieweit  beide  Exponenten  sich  darin  theilen^  lässt  sich 
nur  auf  Orund  exacter  Beobachtungen  beurtheilen. 

B.  Es  ist  unzulässig^  die  an  grossen  Intervallen  ermittelten  Fehler- 
beziehungen ohne  Weiteres  auf  kleine  Intervalle  oder  umgekehrt  zu 
übertragen.  Aus  unseren  Wahrscheinlichkeitsgrenzen  für  die  Be- 
obachtungsconstante  0^030  ist  dies-  sofort  ersichtlich.  Für  grössere 
Oonstauten  könnte  dies  wohl  zweifelhaft  erscheinen,  indessen  darf  dieser- 
halb  nicht  unbeachtet  bleiben,  dass  je  grösser  die  Constante  ist  oder  was 
dasselbe  besagt:  je  grösser  die  Beobachtungsfehler  sind,  desto  weniger 
eignen   sie  sich   überhaupt   zur  Ermittelung  genauer  Fehlerbeziehungen. 

Auch  liegt  z.  Z.  noch  keine  Beobachtung  von  grösserem  Umfange 
vor,  aus  welcher  eine  gleichmässige  Fehlerbeziehung  hätte  abgeleitet 
werden  können,  ohne  den  einen  oder  anderen  Theil  der  Beobachtung 
zu  vergewaltigen. 

C.  Die  allgemeine  Tendenz  der  Exponentengrösse  steht  in  einem 
zwar  nicht  feststellbaren,  jedoch  immerhin  in  einem  gewissen  umgekehrten 
Verhältnisse  zur  Inter vallgrösse.  Je  grösser  die  Intervalle,  desto  kleiner 
die  wahrscheinlichen  Exponenten. 

Eine  etwa  beobachtete  umgekehrte  Tendenz  würde  nicht  den  ge- 
ringsten Anspruch  auf  Wahrscheinlichkeit  haben. 

D.  Da  die  in  der  Praxis  hauptsächlich  zur  Verwendung  kommenden 
Intervalle  —  die  für  Distanzmessungen  von  0,1  J  bis  etwa  2  J  und 
für  Nivellirungen  etwa  von  1  /  bis  4  J  angenommen  werden  dürfen  — ,, 
innerhalb  der  Orenzen  der  gleichen  Wahrscheinlichkeit  liegen,  so  ist 
hiernach  zu  vermuthen,  dass  für  solche  Messungen  der  wahre  Exponent 
zwischen  1  und  ^2  fallen  wird"*^),  und  zwar  für  Distanzmessungen  (kleinere 
Intervalle)  mit  einer  Annäherung  nach  1  und  für  Nivellirungen  (grössere 
Intervalle)  mit  Annäherung  nach  1/2.  Die  Zulässigkeit  dieses  Schlusses 
lässt  sich  schon  aus  einigen  z.  Z.  vorliegenden  Beobachtungen  erkennen. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Auflösung  des  einfachen  Ruckwärtseinschnitts  mittelst 
Rechenmaschine  und  numerisch-trigonometrischer  Tafel  ; 

von  H.  Sossna. 


Der  zum  Schluss  des  Heftes  Nr.  9  auf  Seite  288  abgedruckte 
Nachtrag  zur  Lösung  des  einfachen  Rückwärtseinschnitts  mittelst  Rechen- 
maschine  hat  in  Folge  Platzmangels  nur  theilweise  zum  Abdruck 
gelangen  können.  Der  unberücksichtigt  gebliebene  Theil  enthielt  die 
zweite  Art  numerischer  Behandlung  des  auf  Seite  272  bereits  vor- 
gefahrten Beispiels  und  wird  dieses  zur  Gewährung  besseren  Einblicks 
in  das  Rechnungsverfahren  noch  nachträglich  angefügt. 

^     *)  Börsch    machte    schon   früher    hierauf  aufmerksam.    Vergl.  Reinhertz 
S.  21,  1895. 


472         SosBna.    AuflöBong  des  einfachen  BUekwärtHeinBolinitts  etc. 


I   I   I 


IS 
I  + 


I 

4"      8 


??,s 


sei- 


?is : 


Roll.    Soldner^flche  oder  GauBB^sche  Coordinaten.  473 

Soidner'sche  oder  Gauss'sche  Coordinaten.*) 

In  dem  Artikel  ^  Vergleichung  der  Mecklenburgischen  Kegelprojection 
mit  der  congruenten  Soldner'schen  Projection''  vom  15.  April  d,  Js. 
S.  257—263  d.  Z.  bin  ich  von  dem  Herrn  Kammeringenier  Vogeler  in 
solchem  Umfange  persönlich  berührt  worden,  dass  ich  es  nicht  bei  meinem 
Artikel  vom  4.  April   d.  Js.  8.  321—327  d.  Z.   bewenden  lassen  kann. 

Wenn  Vogeler  sagt,  dass  er  es  für  unmöglich  gehalten  habe,  dass 
ich  auf  dem  Standpunkte  stehe,  das  conforme  System  wäre  für  Kataster- 
zwecke weniger  brauchbar,  als  das  Soidner'sche  und  er  um  so  weniger 
annehmen  gekonnt  habe,  dass  ich  dieser  Ansicht  sei,  weil  er  selbst 
schon  vor  20  Jahren  als  Studirender  der  Aachener  Hochschule  von  den 
grossen  Vorzügen  des  confer  men  Systems  durchdrungen  war,  so  wird  er 
aus  meinen  Ausführungen  vom  4.  April  d.  Js.  und  aus  dem  Nachfolgenden 
entnehmen  können,  dass  man  auch  jetzt  noch  aus  sachlichen  Gründen 
sehr  wohl  dem  Soldner'schen  System  an  der  richtigen  Stelle  vor  dem 
Gauss'schen  System  den  Vorrrang  einräumen  kann. 

Und  wenn  Vogeler  die  Helmert'sche  Abhandlung  ^Näherungsformeln 
für  die  Gauss'sche  Projection  der  Hannoverschen  Landesvermessung''  in 
Zeitschr.  f.  Verm.  1876,  S.  238—253  heranzieht  und  sagt,  dass  in  dieser 
Abhandlung  die  Vorzüge  der  Gauss'schen  Projection  sowohl  für  die 
Haupttriangulirung,  als  auch  für  die  Detailtriangulirung  in  so  objectiver 
und  überzeugender  Weise  zur  Darstellung  gebracht  seien,  dass  er  allen 
jüngeren  Landmessern,  die  sich  über  die  vorliegende  Frage  Orientiren 
möchten,  dringend  empfehlen  könne,  jenen  Artikel  zu  studiren,  so  wird  es  gijit 
sein,  das  was  Helmert  an  der  bezeichneten  Stelle  über  die  vorliegende 
Frage  sagt,  hier  gleich  wörtlich  folgen  zu  lassen,  da  nur  Wenige  in  der 
Lage  sein  werden,  die  Abhandlung  einzusehen.  Helmert  sagt  am  Ende 
dieses  Artikels  über  die  Gauss'sche  Projection  und  über  sphärische  Co- 
ordinaten Folgendes  (Zeitschr.  f.  Verm.  1876,  S.  252): 

„Man  kann  nämlich  der  Meinung  sein,  dass  für  Detailaufnahmen 
in  der  Nähe  des  Hauptmeridians  bis  y=64km  die  sphärischen  ebenen 
sowohl  wie  auch  die  ebenen  Coordinaten  benutzt  werden  können,  als 
sei  die  Erde  wirklich  eine  Ebene.  Dies  ist  nun  völlig  zulässig 
für  die  Gauss'sche  Projection.      Denn    die  Vergrösserungszahl  ist  inner- 

1 
halb  der  genannten  Beschränkung  <  1   +    ^^^^^  ;  sie  kommt  also  mit 

Rücksicht    auf    die   Ungenauigkeit    direct    gemessener  Längen  nicht    in 


*)  Dieser  Artikel  erscheint^  wie  auf  Wunsch  des  Hei-m  Professor  Dr.  Jordan 
erklärt  wird,  unter  meiner  Verantwortlichkeit  für  die  Redaction.  Ich  halte  es 
—  ohne  in  der  Sache  selbst  hier  Stellung  nehmen  zu  wollen  —  für  Pflicht  der 
Redaction,  Herrn  Professor  KoU  gegenüber  dem  Artikel  vom  15.  April  d.  J. 
(S.  257—263)  nochmals  das  Wort  zu  geben. 

17.  Juli  1896.  Steppes. 


474  KoU.    Soldner^Bche  oder  Gaass^sche  Coordinaten. 

Betracht.  Insoweit  aber  nur  triangulirt  wird^  ist  der  Anschluss  der 
Detailarbeit  sogar  als  ganz  correct  zu  betrachten;  denn  Formel  4  ergiebt 
(a' — ä)  durchaus  kleiner  als  1  Secnnde. 

Anders  ist  es  bei  Anwendung  sphärischer  Coordinaten.*)  Lässt  man 
hier  die  Reduction  der  Abscissendifferenzen  weg,  so  erzeugt  dies  Fehler 
in  den  Richtungswinkeln  bis  zum  Betrage  von  5  Secundeu;  kann  also 
bei  der  Einschaltung  triangulirter  Punkte  fühlbar  werden. 

Wenn  ich  hier  zu  einem  etwas  anderen  Resultate  als  Herr  Jordan 
Seite  30  und  31  des  IV.  Bandes  (1875)  der  Zeitschrift  komme,  so  hat 
dies  seinen  Orund  darin,  dass  derselbe  den  Schaden  nach  der  Ab- 
weichung der  Vergrössernngszahl  von  1  bemisst,  während  ich  eine  geringe 
Vergrösserung  für  unschädlich  halte,  wenn  sie  nach  allen  Richtangen 
hin  constant  ist.  Dies  letztere  ist  für  Detailgebiete  bei  der  Oauss'schen 
Projection  der  Fall,  nicht  aber  bei  Behandlung  sphärischer  Coordinaten 
als  ebene  Coordinaten.^ 

Was  ich  hierzu  zu  sagen  habe,  ist  bereits  von  mir  in  meinen 
früheren  Artikeln  in  anderem  Zusammenhange  gesagt  worden^  oder 
soll,  soweit  dies  nicht  geschehen  ist^  im  Nachfolgenden  gesagt  werden. 
Vogel  er  geht  dann  auf  das  ein,  was  ich  über  Mecklenburg  gesagt 
habe  und  glaubt  auf  meine  Auslassungen  eine  Antwort  schuldig  zu  sein 
jenem  grossen  Leserkreise  dieser  Zeitschrift,  welcher  sich  bisher  nicht 
eingehender  mit  conformen  Projectionen  beschäftigt  hat  und  besonders 
seinen  hohen  Behörden,  die  voll  Vertrauen  auf  das  jetzt  zu  schaffende 
Werk,  die  Triangulirnng  II.  und  III.  Ordnung  blicken,  an  welchem  er 
selber  mitzuarbeiten  habe. 

Um  klarzulegen,  dass  diese  Antwort  nicht  nöthig  war  und  es 
mir  gar  nicht  in  den  Sinn  gekonmien  ist,  irgend  etwas  Nachtheiliges 
über  das  zu  sagen,  was  in  Mecklenburg  geschaffen  worden  ist  und  noch 
geschaffen  werden  soll,  muss  ich  die  Entwickelung  der  Mecklenburger 
Frage  hier  vollständig  darlegen. 

Jordan  eröffnete  diese  Frage  auf  S.  93  d.  Z.  mit  folgendem  Satz: 
^Was  den  von  Prof.  Koll  ausgesprochenen  Satz  betrifft,  dass  bei  conformer 
Projection,  wenn  nicht  das  Land  in  viel  mehr  Systeme  zerschlagen 
werdensolle,fürjede Gemarkung  besondere  Reductionsmaassstäbe 


*)  Unter  „sphärischen  Coordinaten"  versteht  hier  Helm ert  die  jetzt  so- 
genannten Soldner'schen  Coordinaten  im  Gegensatz  zu  den  ebenen  conformen 
Coordinaten,  und  der  Sinn  dieses  Oitates  ist  daher:  Bei  Triangnlirang  im 
conformen  System  kann  man  die  Detailarbeit  ganz  correct,  wie  eben  ausfahren, 
anders  (d.  h.  ungünstiger)  ist  es  bei  Anwendung  Soldner'scher  Coordinaten, 
weil  hier  Verzerrungen  der  Richtungswinkel  bis  5''  (also  Winkelfehler  bis  m 
10")  auftreten. 

Was  femer  das  abweichende  Resultat  von  Herrn  Jordan  1875  betrifft, 
so  bezieht  sich  das  auf  einen  Irrthum,  den  ich  1875  —  also  vor  21  Jahren  — 
begangCD,  und  inzwischen  in  dieser  Zeitschrift  schon  4  mal,  nämlich  1895 
S.  340,  1896  S.  198,  215,  249  selbst  berichtigt  habe.  D.  Red.  /. 


Koll    Soldner^sche  oder  Ganss^sche  Coordinaten.  475 

für  Strecken  und  Flächenangaben  erforderlieh  würden^  so  möchte  es 
genügen  zu  dessen  Widerlegnqg  die  Praktiker  des  einzigen  Landes  zu 
fragen,  welches  in  Deutschland  zur  Zeit  conforme  Coordinaten  hat, 
nämlich  die  Geodäten  von  Mecklenburg,  ob  dort  jemals  besondere 
Reductionen  dieser  Art  von  irgend  Jemanden  fQr  n()thig  gehalten  wurden?" 

Darauf  habe  ich  S.  197  und  198  d.  Z.  die  nächstliegende  Erwiderung 
gegeben,  indem  ich  sagte:  ^Wenn  Herr  Professor  Jordan  räth,  nur  die 
Praktiker  in  Mecklenburg  zu  fragen,  ob  dort  jemals  besondere  Reductionen 
dieser  Art  von  irgend  Jemanden  ftlr  nöthig  gehalten  wurden,  so  ist 
dazu  zu  bemerken,  dass  Mecklenburg  135  km  breit  und  220  km  lang 
ist,  es  also  etwas  grösser*)  sein  müsste,  um  in  dieser  Frage  ein  maassgebendes 
Beispiel  zu  sein,  und  dass  Mecklenburg  es  sich  noch  ruhig  leisten  kann, 
die  grösseren  Verzerrungsfehler  der  Gauss'sehen  Coordinaten  in  den 
Kauf  zu  nehmen.^ 

Als  Jordan  mich  dann  nochmals  mit  Mecklenburg  in  Verbindung 
brachte  (S.  199  d.  Z.)  habe  ich  S.  200  d.Z.  gesagt:  „Bezüglich  Mecklenburgs 
habe  ich  nur  auf  seine  manche  der  40  preussischen  Coordinatensysteme  nicht 
übersteigende  Grösse  hingewiesen  und  behauptet,  dass  es  in  der  vor* 
liegenden  Frage  kein  maassgebendes  Beispiel  sein  könne,  als  welches 
es  von  Jordan  hingestellt  war.^ 

Diese  meine  Auslassungen  sind  meines  Erachtens  ganz  klar.  Da 
sie  aber  offenbar  missdeutet  worden  sind  und  ich  es  in  erster  Linie 
lebhaft  bedauern  würde,  wenn  durch  meine  Auslassungen  nach  irgend 
einer  Richtung  hin  bei  den  Mecklenburger  Behörden,  die  stets  das 
grösste  Wohlwollen  bei  allem  Vorwärtsstreben  auf  dem  Gebiete  des 
Vermessungswesens  gezeigt  haben,  eine  ungünstige  Meinung  hervor- 
gerufen würde,  so  will  ich  noch  das  Folgende  zur  Erläuterung  sagen: 

Dass  Mecklenburg  ein  querachsiges  Ooordinatensystem  hat,  war 
bekannt.  Demnach  kann  für  die  Beurtheilung  der  vorliegenden  Frage, 
nur  die  Breite  von  Mecklenburg  in  Betracht  kommen,  die  von  mir 
unter  Nichtberücksichtigung  der  schmalen  ausspringenden  Spitzen  mit 
135  km  angenommen  Wurde.  Bei  dieser  Breite  erreicht  weder  die 
durchschnittliche  Längenverzerrung,  noch  die  Flächenverzerrung  eine 
solche  Grösse,  dass  sie  nicht  noch  vernachlässigt  werden  kann,  wenn 
dagegen  der  Vortheil  eines  einzigen  Coordinatensystems  für  das  ganze 
Land  und  für  alle  Arbeiten  eingetauscht  werden  kann,  und  nur  in 
diesem  Sinne  habe  ich  gesagt,  dass  Mecklenburg  kein  maassgebendes 
Beispiel  in  der  vorliegenden  Frage  sein  kann. 

Um  nun  aber  vollends  zur  Klarheit  über  Mecklenburg  zu  gelatigen, 
soll  hier  noch  Einiges  angeführt  werden,  was  zu  einem  objectiven 
Urtheil  führen  kann. 


*)  Mecklenburg  ist,   wie   von  Vogeler  auf  S.  259  und  262  nachgewiesen 
wurde, in  allen  Beziehungen  erheblich  grosse  rals  ein  preussisches  Eatastersystem. 

D.  Red/J: 


476  Koll.    Soldner'scbe  oder  GansB^sche  Coordinaten. 

Die  Mecklenburgische  Projection  ist  (nach  „Orossherzoglieh  Mecklen- 
burgische Landes -Vermessung  II.  und  V.  Theil^  Schwerin  1882  und 
1895^)  die  confonne  Kegelprojeetion.    Die  Längenverzerrnng  ist  bei  der 

Breite  9  =  540  30'  :  1;  11630 
„       <p=:540  16'  :  1:24  330 
^       (p  =  530  45'  :  Null 
^       9  =  530  14'  :  1:24330 
„       9  =  530  00'  :  1:11770 
Durch    einen   von  Vogeler  S.  259  d.  Zeitschr.    nur   genannten  von 
Steiff  S.  337  d.  Zeitschr.  ausführlich   dargelegten  Kunstgriff  ist   es  nan 
erreicht^  dass  die  Lüngenverzerrung  verändert  ist  bei  der  Breite 

(p  =  54^30'  in  4.  1 :  22270 
9  =  54^16'   „  :Null 

<p  =  53^48'   „  —  1:24330 
9  =  53^4'   „  :Nttll 

9  =  53^00'  „  +  1:22800 
Der  Kunstgriff  besteht  einfach  darin,  dass  die  Projectionsfläche 
verlegt  ist,  von  der  den  Normalparallel  9  =  53^48'  berührenden  Kegel- 
fläche auf  die  die  Parallelen  9  =  54«  16'  8"  und  9  «>  53*^  13'  44"  schnei- 
dende Kegelfläche,  oder  was  auf  dasselbe  hinauskommt,  dass  sämmtliche 
Längen  im  ganzen  Lande  reduzirt  sind  und  zwar  um.  178,5  Einheiten 
der  siebenten  Stelle  ihrer  Logarithmen.  Der  Normalparallel  53"  45' 
wird  also  dementsprechend  verkleinert  dargestellt,  während  die  Parallele 
54°  16'  8"  und  53^  13'  44"  in  ihrer  richtigen  Länge  erscheinen  und  an 
der  Grenze  des  Landes  eine  ungefähr  der  Verkleinerung  des  Normal- 
parallels  entsprechende  Vergrösserung  eintritt. 

Ob  dies  Verfahren  zweckmässig  ist  und  ob  es  in  einem  grosseren 
Staate  mit  Coordinatensystemen  der  verschiedensten  Grösse,  wo  die  ver- 
schieden grossen  Ooordinatensysteme  verschiedene  Längenreductionen 
erhalten  müssten,  wenn  nicht  nnnöthig  grosse  Reductionen  eintreten 
sollten,  anzuwenden  ist,  ist  eine  besonders  zu  erörternde  Frage^  die  mit 
der  Entscheidung,  ob  Soldner'sche  oder  Oauss'sche  Coordinaten  vorzu- 
ziehen sind,  ebensowenig  etwas  zu  thun  hat,  wie  die  Frage  der  Höhen- 
reduction.  Denn  ebensowohl  wie  bei  der  Oanss^schon  Projection  die 
Projectionsfläche  verlegt  werden  kann,  kann  das  auch  bei  der  Soldner^schen 
Projection  geschehen  und  wenn  in  einem  gewöhnlichen  Soldner'schen 
System  nicht  der  Meridian  des  Nullpunktes,  sondern  die  beiden 
Parallelen  zu  diesem  Meridian,  die  ungefähr  um  ein  Viertel  der  Breite 
des  Systems  vom  Nullpunkt  entfernt  sind  in  ihrer  richtigen  Länge 
dargestellt  werden,  so  wird  ganz  dasselbe  erreicht,  wie  das,  was  in 
Mecklenburg  erreicht  worden  ist.  Deshalb  ist  es  auch  dnrchans 
unberechtigt,  wenn  Vogeler  (8.  259  d.  Z.)  der  linearen  Verzerrung  von 

.  bei  80  000  m  Abstand  von  der  Hauptachse  in  Mecklenburg  die 

J4  o2o 


KolL.  Soldner'scbe  oder  Gauss^sche  Goordinaten.  477 

lineare  Verzerrung  von    _^  bei   65  000  m   in   Preussen   gegenliber- 

20  000 

stellt,  ohne  dabei  zu  sagen,  dass  letztere  auf  herabgesetzt  wird, 

wenn  in  Preussen  ebenso  reducirt  würde,  wie  in  Mecklenburg.    Dasselbe 
gilt  für  Vogeler's  Vergleichung  der  Flächenverzerrung  8.  262. 

Vogeler  sagt  nun  weiter  aus  seiner  Uebersieht  (S.  261,  worin  flir 
Triangulirung  III.— IV.  Ordnung  im  Abstände  von  60000  m  von  der 
Hauptachse  eine  Richtungsverzerrung  von  etwa  0,5''  bei  Oauss^scher 
Projection  und  von  etwa  5"  bei  Soldner'scher  Projection  nachgewiesen 
ist)  gehe  hervor,  dass  eine  ebene  Kleintriangulirung  mit  einer  Oenauigkeit 
von  =t  2"  bis  db  3",  welche  den  heutigen  Instrumenten  entspreche  und 
durchaus  wttnschenswerth  sei,  bei  der  Soldner'schen  Projection  der 
40  preussischen  Systeme  zur  inuern  Unmöglichkeit  werde.  Die  preussischen 
Katastersysteme  mtlssten  auf  20  bis  30  km  Abstand  von  der  Hauptachse 
beschränkt  werden,  wenn  sie  den  conformen  Coordinaten  mit  einem 
Geltungsbereich  von  80  bis  100  km  Abstand  vom  Meridian  das  Gleich- 
gewicht halten  sollten. 

Das  klingt  höchst  bedenklich  und  geradezu  vernichtend  für  die 
Soldner'sche  Projection,  hat  aber  in  Wirklichkeit  wenig  zu  bedeuten, 
denn  Vogeler  stellt  erstens  einen  äusserlichen  Schönheitsfehler  als  einen 
wirklich  bedenklichen  Fehler  hin  und  er  begeht  zweitens  den  Fehler, 
der  in  ier  Geodäsie  in  den  letzten  Jahrzehnten  immer  häufiger  gemacht 
wird,  indem  er  Anforderungen  an  die  Genauigkeit  stellt,  die  durch  den 
Zweck  der. Arbeiten  nicht  gerechtfertigt  sind. 

Die  Bichtungsverzerrung  würde  nur  dann  als  ein  wirklich  bedenk- 
licher Fehler  anzuerkennen  sein,  wenn  durch  dieselbe  die  Coordinaten 
der  trigonometrischen  Punkte  in  bedenklichem  Maasse  beeinflusst  würden. 
Meines  Eraohtens  ist  das  aber  nicht  der  Fall  und  solange  nicht  an 
einem  grösseren  Dreieeksnetz  IV.  Ordnung  der  praktische  Nachweis  er- 
bracht wird,  dass  in  einem  normalen  Soldner^schen  Ooordinatensystem 
sich  bei  sphärischer  Rechnung  und  ebener  Rechnung  bedenkliehe  Ab- 
weichungen in  den  bei  den  beiden  Rechnungen  erhaltenen  Coordinaten 
zeigen,  kann  man  die  Richtungsverzerrungen  wie  bisher  als  Fehler  an- 
sehen, die  wohl  die  trigonometrischen  Rechnungen  etwas  weniger  schön 
erscheine  lassen,  die  aber  im  übrigen  von  keiner  praktischen  Bedeutung 
sind. 

Die  übertriebenen  Anforderungen  an  die  Genauigkeit  sind  zuerst 
tlblich  geworden  bei  den  Nivellements.  Ohne  Rücksicht  darauf,  ob  der 
Zweck,  dem  die  Arbeit  dienen  sollte,  dies  erforderte,  musste  jedes  etwas 
^össere  Nivellement  als  Präcisionsnivellement  mit  den  feinsten  Präci- 
sionsinstrumenten  durchgeführt  werden  und  weder  Zeit  noch  Geld  wurde 
geschont,  um  nur  ja  die  höchstmögliche  Genauigkeit  zu  erreichen.  Das- 
selbe Verfahren  hat  dann  bei  Stadtvermessnngen  Eingang  gefunden  und 


478  ^oll-    Soldner'sche  oder  Gauss^sche  Coordinaten. 

jetzt  scheint  der  Versuch  gemacht  werden  zu  sollen^  dies  Verfahren  auch 
auf  alle  übrigen  Parzellarvermessungen  auszudehnen.  Demgegenüber 
muss  darauf  hingewiesen  werden^  dass  jede  unnöthige  Steigerung  der 
Genauigkeit  unnöthigen  Zeit-  und  Geldaufwand  bedingt  und  dass  es 
unserm  Vermessungswesen  nicht  zum  Vortheile  gereichen  kann,  wenn  wir 
mit  der  Entwicklung  desselben  in  falsche  Bahnen  gerathen  und  nicht 
mehr  beachten^  dass  die  zu  fordernde  Genauigkeit  mit  dem  Zweck;  dem 
die  Arbeiten  dienen  Bollen,  in  Einklang  stehen  muss. 

Nach  der  Kataster- Anweisung  IX  ist  in  Preussen  im  Dreiecksnetz 
IV.  Ordnung  für  eine  Richtung  noch  ein  Fehler  von  25"  zulässig. 
Hieran  kann  auch  fernerhin  ganz  unbedenklich  festgehalten  werden  und 
bei  dieser  Genauigkeit  wird  der  aus  der  Richtungsverzerrung  resultirende 
kleine  Zuwachs  zu  den  Messungsfehlern  nirgends  fühlbar,  und  wenn 
dann  wirklich  bei  der  Vermessung  einer  Stadt,  wo  die  hohen  Boden- 
werthe  eine  grössere  Genauigkeit  bedingen,  die  Richtungsverzermng 
dadurch,  dass  die  Stadt  gerade  an  der  Grenze  eines  Coordinatensystems 
liegt,  so  gross  wird,  dass  die  Folgen  derselben  bedenklich  werden 
könnten,  so  giebt  es  so  einfache  Mittel  und  Wege,  dem  abzuhelfen,  dass 
es  deshalb  noch  durchaus  nicht  nothwendig  wird,  die  Projection  im 
ganzen  Staate  zu  ändern. 

Ganz  dasselbe,  was  ich  hier  über  die  Verhältnisse  im  Dreiecksnetz 
IV.  Ordnung  gesagt  habe,  gilt  auch  fllr  das  Dreiecksnetz  V.  Ordnung 
und  für  das  Polygonnetz  und  wenn  man  bei  der  Berechnung  der  Polygon- 
züge die  Längenverzerrung  berücksichtigen  will,  so  kann  man  im  Soldner'schen 
System  die  Logarithmen  der  Abscissenunterschiede  gerade  ebenso  einfach 
reduziren,  wie  im  Gaus'sschen  System  die  Logarithmen  der  Seiten. 

Bonn,  den  24.  Juni  1896.  Otto  Koll 

Da  dieser  vom  24.  Juni  datirte,  jedoch  erst  am  18«  Juli  endgültig 
zum  Druck  eingesandte  Artikel  nach  der  Anmerkung  auf  S.  473  unter 
Redactionsverantwortung  eines  Redaotionsmitgliedes  noch  in  Heft  15 
vor  der  Dresdener  Versammlung  zum  Abdruck  gebracht  wird,  so  dass 
es  dem  Herrn  Kammeringenieur  Vogel  er,  gegen  welchen  sieh  der 
Artikel  richtet,  nicht  mehr  möglich  ist,  ebenfalls  noch  vor  dieser  Ver- 
sammlung sich  darüber  öffentlich  zu  äussern,  halte  ich  mich  für  ver- 
pflichtet, noch  in  Kürze  das  zuzufügen,  was  Herr  Vogeler  nach  meiner 
Ansicht  etwa  dagegen  zu  sagen  haben  wtLrde. 

Zu  der  Hauptsache,  ob  die  conforme  oder  die  Soldner'sche  Projection 
für  Katastermessungen  vorzuziehen  sei,  kann  nach  den  zahlreichen 
Erörterungen,  welche  in  den  letzten  Heften  der  Zeitschrift  geführt 
worden  sind,  nur  der  Schluss  gezogen  werden,  dass  die  conforme  Projection 
die  bessere  ist;  haben  doch  z.B.  unter  fünf  berufsmässig  mit  der  Sache 
vertrauten  Geodäten,  welche  alle  in  diesem  Sinn  sieh  aussprachen,  die 
zwei    trigonometrischen   Vertreter    der    süddeutschen   Stammlande    der 


Personalnachrichten.  479 

Soldner^sehen  Projection,  Bayern  und  Württemberg  (Seite  327  und 
333),  unumwunden  erklärt,  dass  jene  Projection  nur  deshalb  in  ihren 
Ländern  beibehalten  werde,  weil  sie  nun  eben  seit  nafaesu  100  Jahren 
eingeführt  ist  und  nicht  ohne  weiteres  abgeschafft  werden  kann. 

Ganz  ähnlich  verhält  es  sich  in  Preussen,  wo  wohl  Niemand  daran 
denkt  „die  Projection  im  ganzen  Staate  zu  ändern^,  obgleich 
die  vor  17  Jahren  mit  den  40  Söldner  ^schen  Katastersystemen  getroffene 
Wahl  nicht  die  beste  war,  wie  ja  auch  Herr  EoU  selber  zugiebt,  in- 
dem er  die  dabei  auftretenden  Winkelverzerrungen  bis  zu  10"  euphe* 
mistisch  einen  „Schönheitsfehler^  nennt. 

Solche  „Schönheitsfehler^,  oder  praktisch  gesprochen,  sehr  störende 
Verzerrungen,  die  z.  B.  bei  Stadtvermessungen  die  mittleren  Messungs- 
fehler erheblich  übertreffen,  kommen  in  der  conformen  Projection  nicht 
vor,  und  deswegen  ist  sie  die  bessere  —  sei  es  mit  oder  ohne  den 
besonderen  kleinen  „Kunstgriff^. 

Insbesondere  die  Mecklenburgische  conforme  Projection  ist  im 
Vergleich  mit  der  Preussischen  Katasterprojection  ein  Ideal;  und  des- 
wegen ist  die  erneute  gegen  Mecklenburgische  Geodäten  erhobene 
Behauptung,  Mecklenburg  sei  zu  klein  um  maassgebend  zu  sein  u.  s.  w. 
und  die  noch  dazu  gekommene  Beschuldigung,  dass  die  Mecklenburger 
Geodäten  eine  mit  dem  Zweck  der  Arbeiten  nicht  im  Einklang  stehende 
übertriebene  geldverschwendende  Genauigkeit  erstreben,  u.  s.  w.  unrichtig, 
und  gegenstandslos  und  bis  auf  weiterea  hiermit  zurückzuweisen. 

Hannover,  20.  Juli  1896.  Jordan. 


Personalnachrichten. 


Königreich  Preussen.  Geheimer  Regier ungsrath  Dr.  H  e  1  m  e  r  t , 
Director  des  Eönigl.  Geodätischen  Instituts  in  Potsdam,  ist  zum 
correspondirenden  Mitglied  der  Königlichen  Gesellschaft  der  Wissenschaften 
in  Göttingen  gewählt  worden. 

Seine  Majestät  der  König  haben  Allergnädigst  geruht:  dem 
Landmesser  Mendelssohn  in  Oels  0.-3.  den  Charakter  als  Bechnungs- 
rath  zu  verleihen. 

Finanz^Ministerium.  Der  Kataster-Kontroleur,  Steuer-Inspector 
Schaetzke  aus  Hirschberg  ist  zum  Kataster -Inspector  ernannt  und 
demselben  eine  Kataster -Inspektorstelle  bei  der  Königliehen  Regierung 
in  Magdeburg  verliehen  worden. 

Die  Kataster- Controleure  Quandt  zu  Wächtersbach  und  Zumpft 
zu  Minden  sind  in  gleicher  Diensteigenschaft  nach  Pr.-Eylau  bezw. 
Wächt^rsbach,  und  die  Kataster -Controleure  Kukutsch  in  Mogilno 
und  Geidt  in  Dann  als  Kataster- Secretaire  nach  Marienwerder  bezw. 
Arnsberg  versetzt  worden. 


480  Personalnacbrichten. 

Die  Kataster -Landmesser  Hillert  aus  Berlin  und  Propping  in 
Minden  sind  zu  Kataster -Controleuren  befördert;  denselben  ist  die 
dauernde  Verwaltung  der  Kataster* Aemter  Putzig  bezw.  Minden  II 
übertragen.  Die  Kataster -Landmesser  Albatb  in  Marienwerder  und 
Massing  in  Trier  sind  zu  Kataster -Controleuren  in  Mogilno  bezw. 
Dann  bestellt  worden. 

K5nigreicll  Bayern.  S.  K.  H.  der  Prinzregent  geruhten,  den 
Bezirksgeometer  Max  St  eg  er  in  Nürnberg  zum  Vorstand  der  königl. 
Messnngsbehörde  Eichstätt  und'  den  Messungsassistenten  Heinrich 
Schweikart  zum  Bezirksgeometer  II.  Klasse  und  Vorstand  der  könig- 
lichen Messungsbehörde  Viechtach  zu  ernennen;  ferner  den  Bezirksgeo- 
meter Spanl  in  Donauwörth  auf  die  Vorstandsstelle  der  königlichen 
Messungsbehörde  Hof  zu  versetzen,  zum  Vorstand  der  königlichen 
Messungsbehörde  Donauwörth  den  Kreisgeometer  Oabriel  Greger  in 
Augsburg  zu  ernennen  und  des  Letzteren  Stella  dem  Messungsassistenten 
Klein  in  Spayer  zu  verleihen;  den  Obergeometer  Kraus  des  könig- 
lichen Katasterbureau  unter  Anerkennung  seiner  langjährigen  treuen 
und  eifrigen  Dienstleisti&ng  in  den  Ruhestand  zu  versetzen;  zu  Ober- 
geometern  beim  Katasterbureau  die  Katastergeometer  Fritz  und  Weber 
zu  befördern  und  zu  Katastergeometern  den  Messungsassistenten  Heiss 
und  den  geprüften  Geometer  Seiferldin  zu  ernennen;  endlich  den 
Obergeometer  Ed .  Bay  er  der  FlurbeVeinigungscommission  zum  Steuerrath 
bei  dieser  Commission  zu  befördern  und  zu  Flurbereinjgungsgeometern 
II.  Klasse    die  geprüften  Geometer  Wasem  und  Zenetti  zu  ernennen. 

Finanzministerium.  Zu  Messungsassistenten  wurden  ernannt  die 
geprüften  Geometer:  Schauer  bei  der  königlichen  Regierung  von  Ober- 
fi^anken,  Hit  sc  hier  bei  der  königlichen  Regierung  der  Pfalz,  dann 
Karl  Schönmetzer,  Josef  Bamberger  und  Franz  Holz  beim 
königlichen  Katasterbureau. 

Königreich  Sachsen.  Angostellt  'als  Geometer  sind  beim  Central- 
bureau  für  Steuervermessung  in  Dresden  die  verpflichteten  Feldmesser 
Alwin  Oswald  Hensel  und  Paul  Kurt  Lindner. 

Grossherzogtfanm  Baden.  S.  K.  H.  der  Grossherzog  hat  die 
Bezirksgeometer  Karl  Pro ts eher,  Jakob  Schumann,  Julius  Fuhr- 
mann und  Ulrich  Baumann  landesherrlich  angestellt. 


Inhalt. 

Grössere  Mittheflungen:  Ueber  Schätzungsgenauigkeit  an  Nivellir-  und  Distanz- 
Scalen,  von  Wagner.  —  Auflösung  des  einfachen  Bückwärtseinschiiitts 
mittelst  ßechenmaschine  und  nuraerisch-trigonometrischer  Tafel,  von  Sossna. 
—  Soldner'sche  oder  Gauss* sehe  Coordinaten,  von  Koll.  —  PersonalnachricMni. 

Verlag  von  Konrad^Wittwer  Stuttgart  —  Druck  von  Gebrüder^Jänecke  in  Hannover. 


48t 


ZEITSCHRIFT  for  VERMESSUNGSWESEN. 

Organ  des  Deutschen  Geometervereins. 

Herausgegeben  von 

Dr.  W.  Jordan»  und  0.  Steppes, 

Professor   in    Hannover  Steuer-Rath  in  München. 


1896.  Heft  16.  Band  XXV. 

15.  Auerust. 


Uebersicht 

der 

Literatur  für  Vennessung^swesen 

vom  Jahre  1896, 

Von  M.  Petssold  in  Hannover.  . 


Etwaige  Berichtigungen  und  Nachträge  zu  diesem  Ldteratttrbericht; 
die  im  nächsten  Jahre  Verwendung  finden  können,  werden  mit  Dank 
entgegen  genommen. 

Eintheilung  des  Stoffes. 

1.  Zeitschriften^    die    in    früheren  Literaturberichten    nicht  aufgeführt 
sind  oder  Veränderungen  erlitten  haben. 

2.  Lehr-  und  Handbücher^  sowie  grössere  Aufsätze,  die  mehrere  Theile 
des  Vermessungswesens  behandeln. 

3.  Mathematik,  Tabellenwerke,  Rechenhilfsmittel;  Physik. 

4.  Allgemeine  Instrumentenkunde,  Maasse;  Optik. 

5.  Flächenbestimmung,    Stttckvermessung,  Katasterwesen,    Kulturtech- 
nisches, markscheiderische  Messungen. 

6.  Triangulirung  und  Polygonisirung. 

7.  Nivellirung. 

8.  Trigonometriische  Höhenmessung,  Refractionstheorie. 

9.  Barometrische  Höhenmessung,  Meteorologie. 

10.  Tachymetrie  und  zugehörige  Instrumente,  Photogrammetrie. 

11.  Magnetische  Messungen. 

12.  Kartographie,  Zeiehenhilfsmittel;  Erdkunde. 

13.  Traciren  im  Allgemeinen,  Absteckung  von  Geraden  und  Oarven  etc. 

14.  Hydrometrie. 

15.  Ausgleichungsrechniing,  Fehlei^heorie. 

16.  Höhere  Oeodäsie,  Erdmessung. 

17.  Astronomie. 

Zeltscliriffc  für  Vermessangswesen  1896.   Heft  16.  31 


482     1*  Zeitschriften  etc.  2.  Lehr-  und  Handbücher,  sowie  grössere  Aufsätze  etc. 

18.  Geschichte  der  VermeSBangskande,  Geometervereine^  VersammlaBgeii. 

19.  Organisation  des  YermessangswesenS;  Gesetze  und  Verordnungen, 
Unterricht  und  Prüfungen. 

20«    Verschiedenes. 

1.  Zeitschriften,  die  in  frflheren  Literaturberichten  nicht  aufgefOhrt  sind 

oder  Veränderungen  erlitten  haben. 

Geographische  Zeitschrift.  Herausgegeben  von  Dr.  A.  Hettner,  a.  o.  Pro- 
fessor an  der  Universität  Leipzig.  Erster  Jahrgang  1895.  Leipzig 
1895;  Teubner.  Jährlich  12  Monatshefte  zu  je  3^/2  bis  4  Bogen. 
Preis  halbjährüch  8  Mk. 

Oiomale  dei  Oeometri.  Organo  deir  Associazione  nazionale  fra  i 
Geometri  del  Gatasto.     Vol.  2. 

La  Topografia  moderna  y  el  Catastro.  Revue  mensuelle.  Destinöe  k 
la  propagation  des  bonnes  theories  et  pratiques  de  la  Topographie 
moderne,  k  la  realisation,  avec  son  aide  et  d'autres  moyens,  d*un 
Cadastre  parfait  et  d^une  Garte  parcellaire  topographique,  ainsi 
qu^jt  la  defense  des  int^rets  legitimes  jusqu'ä  präsent  l^s^s. 
Publice  sous  la  Direction  de  D.  H.  Ruiz  Amado,  Ingenieur  des 
Forsts,  Inspecteur  g^n^ral  du  Corps  de  TEtat^  en  retraite.  Barcelona, 
Calle  de  Fontanella  Nr.  7.  Jahresabonnementspreis  14  fr.  Bespr. 
in  d.  Journal  des  G^om^tres  1895,  S.  31. 

The  Surveyor,    a  weekly   Journal.     London   1895.  Year  IV.   (52  nrs.) 

Zeitschrift  des  Schlesischen  Landmesser-  Vereins.  Schriftleiter  B.  Seyfert, 
Königl.  Landmesser  in  Breslau.  Verlag  des  Schlesischen  Landmesser- 
Vereins.  Geschäftsstelle  Breslau,  Zietenstrasse  1.  Jahresabonnements- 
preis 2,5  Mk.    Jährlich  6  Hefte.     Breslau  1895,  1.  Jahrg. 

2.  Lehr-  und  HandbOcher,  sowie  grössere  Aufsätze,  die  mehrere  Theile 

des  Vermessungswesens  behandeln. 

Baur,  F,  Lehrbuch  der  niederen  Geodäsie,  vorzüglich  für  die  prak- 
tischen Bedürfnisse  der  Forstmänner  und  Landwirthe,  Kameralisten 
und  Geometer,  sowie  zum  Gebrai|che  an  militärischen  und  technischen 
Bildungsanstalten.  5.  Aufl.  (Gr.  8^,  XVI  und  579  8.  mit  304 
Holzschn.  und  1  lithograph.  Tafel.)  Berlin,  P.  Parey.  Geb.  in 
Leinwand  12  Mk. 

de  Benedictis,  B.,  Generale.  Lo  stato  dei  lavori  che  si  eseguiscono 
neir  Istituto  Geograflco  Militare  per  la  Carta  d'Italia,  e  i  metodi 
seguiti  per  formarla.     Boma  1895,  Civelli. 

Brathuhn,  0.,  Oberbergamts-Markscheider.  Lehrbuch  der  praktischen 
Markscheidekunst.  2.  vermehrte  und  vollständig  umgearbeitete 
Auflage.  Leipzig  1894,  Veit  &  Comp.  Bespr.  in  der  Zeitschr.  f. 
Vermessungsw.  1895,  S.  70 — 75. 


2.  Lehr-  and  Haudbüclier,  sowie  grössere  Aufsätze  etc.  483 

DaUet^  O.  Manuel  pratique  de  Geodäsie.  Paria  1895.  (120  mit  22  Fig.) 
3,50  Mk. 

tJrede,  G.,  Ingegnere.  Elementi  di  Topografia  oon  an*  Appendice  salle 
Applicazioni  della  Topografia  secondo  i  Programmi  degii  Istitati 
tecnici  dclF  Ingegnere  O.  Giuliani.  Terza  Edizione.  Firenze  1894, 
B.  Remporad  &  Figlio.  Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Yermessungsw.  1895, 
S.  189;  d.  Zeitschr.  d.  Archit.-  u.  Ing.-Vereins  zu  Hannover  1895, 
S.  331. 

Fuhrmann,  Dr,  A.,  Prof.  I.  Ueber  einige  geodätische  Instrumente, 
deren  Libellen  und  Fernrohre.  IL  Die  Nivellirinstrumente,  ihre 
Benutzung,  Prüfung  und  Berichtigung.  Bemerkungen  für  Architekten, 
Bautechniker,  Landmesser  u.  s.  w.  Leipzig  1895,  Seemann.  Bespr. 
in  d.  Zeitschr.  f.  Yermessungsw.  1896,  S.  25 ;  d.  Zeitschr.  d. 
Archit..  und  Ing.-Vereins  zu  Hannover  1896. 

Gore,  J.  jH.  Geodesy.    London  1895.    (8^  with  figures.)  Cloth.  5,30  Mk. 

Händel,  E,  Die  Vermessung  der  Stadt  Leipzig.  Zeitschr.  f.  Yermessungsw. 
1B95,  S.  97—115,  129—144. 

Jacoahgeli,  0.,  Ing.  e  Prof.  Triangolazioni  topografiche  e  triangolazioni 
catastali.  Modo  di  fondarlo  sulla  rete  geodetica.  Con  32  incisioni^ 
4  Quadri  degli  elementi  geodetic!,  32  Modelli  esemplificati  pei 
ealcoli  trigonometrici  e  Tavole  ausiliarie.  Milano  1895,  Hoepli. 
Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Yermessungsw.  1895,  S.  219. 

Jctdanza^  N.,  Prof.  Elementi  di  Geodesia.  Quarta  edizione,  1895. 
Elegante  volume  di  616  pagine  (in  litografia)  con  figure  intercalate 
nel  testo.     12,50  Lire. 

Jahrbuch  der  Kais.  Russ.  Geographischen  Gesellschaft,  'redigirt  von 
A.  A.  V.  Tillo,  J.  W.  Muschketow  und  A.  W.  Grigoriew.  III.  Bd. 
(S^y  263  S.)  St.  Petersburg.  (In  russ.  Sprache.)  I.  Uebersicht 
der  geodätischen,  topographischen  und  kartographischen  Arbeiten 
des  Kriegsministeriums  (S.  1 — 20).  U.  Uebersicht  der  geodätischen 
und  kartographischen  Arbeiten  des  Marineministeriums  (S.  21 — 33). 
lY.  Historische  Uebersicht  über  die  geodätischen  Arbeiten  des 
Ministeriums  der  Wegebauten  (S.  55 — 100)  von  Boguslawsky. 
Y.  Bericht  über  erdmagnetische  Arbeiten  im  Jahre  1891  (S.  101  bis 
115)  von  Leyst.  VH.  Die  Meteorologie  in  Bussland  1891  (S.  178  bis 
206)  von  Stresnewsky.  III.  Die  maritime  Meteorol.  und  Hydrologie 
nach  den  Arbeiten  russ.  Seeleute  (S.  34 — 54)  von  Mordowin. 
Bespr.  in  Petermanns  Mittheil.  1895,  Literaturber.  S.  88. 

Jordan,  Dr,  TF.,  Prof.  Handbuch  der  Vermessungskunde.  Erster 
Band.  Ausgleichungsrecbnung  nach  der  Methode  der  kleinsten 
Quadrate.  Vierte  erweiterte  Auflage.  Stuttgart  1895,  Metzler. 
Bespr.  in  d«  Zeitschr.  f.  Yermessungsw.  1896,  S.  150. 

Kraft,  G.y  Oberforstmeister  a.  D.  Die  Anfangsgründe  der  Theodolit- 
messung und  der  Polygonometrie.     Mit  einem  Anhange:   Von  den 

31* 


484  2.  Lehr-  und  Handbücher,  sowie  grossere  AufsätEe  etc. 

Fehlern  der  Messangen.  Dritte  Auflage;  bearbeitet  von  Schering, 
Professor  and  Forstmeister  zu  Altenplathow.  Mit  91  Figuren. 
Hannover  1895,  Helwing.  Bespr.  in  d.  Zeitschr.  l,  Vermessmngsw. 
1895;  S.  156. 

Laussedat,  Recherches  sur  les  instruments,  les  m^thodes  et  le  dessin 
topographiques.  Annales  du  Conservatoire  des  Arts  et  Mät.,  Vol.  VII, 
S.  60. 

Lehrke,  Stadtgeometer.  Die  Herstellung  der  geometrischen  Unterlagen 
zur  Aufstellung  des  Bebauungsplanes  der  Stadt  Mülheim  am 
Rhein.     Zeitschr.  f.  Vermessungsw.  1895,  S.  257—272. 

Petzold,  M.y  Decent,  üebersicht  der  Literatur  für  Vermessungsw.  vom 
Jahre  1894.  Zeitschr.  f.  Vermessungsw.  1895,  S.  425—455,  473—479. 

Physikälisch'Technische  Reichsanstalt  Wissenschaftliche  Abhandlungen. 
Band  U.  BerUn  1895.  (Gn  40.  5  u.  541  8.  m.  48  Holzschnitten.) 
30  Mk.  Die  Geodäsie  betr.  Inhalt:  Thiesen,  M.,  Thermometriscbe 
Arbeiten,  betreffend  die  Vergleichungen  von  Quecksilberthermometern 
untereinander.  Untersuchungen  über  die  thermische  Ausdehnung  von 
festen  und  tropfbarflüssigen  Körpern.  —  Scheel,  K.,  u.  Diessel- 
horst,  H.,  Bestimmungen  der  Aenderung  der  Schwere  mit  der 
Höhe  auf  dem  Grundstück  der  Physik.-Techn.  Reichsanstalt.  Bandl, 
1894  (576  S.  m.  16  Holzschnitten).  30  Mk. 

Piat,  Ch»j  Ing.  R^gence  de  Tunis.  Rapport  sur  le  foncionnement 
du  service  topographique  du  21  avril  1886  au  30  juin  1893. 
Paris  1894,  A.  Challamel. 

Pozzif  (?.,  Ing.  Regolo  Calcolatore  e  sue  applicazioni  nelle  operation! 
topografiche,  con  182  incisionl  e  una  tavola.     Milano,  Hoepli. 

Preston^  E.  jD.,  Assistant.  Treasury  Department  office  of  the  coast 
and  geodetic  survey.  Geodesy.  Determinations  of  Latitude,  Gravity, 
and  the  Magnetic  Elements  at  stations  in  the  Hawaiian  Islands, 
including  a  Result  for  the  Mean  Density  of  the  Earth  1891,  1892. 
Submitted  for  publication  June  30,  1894.  Appendix  Nr.  12  —  report 
for  1893.     Washington  1894,  Government  printing  office. 

Begelmann.  C,  Inspector.  Trigonometrische  und  barometrische  Höhen- 
bestimmungen in  Württemberg,  bezogen  auf  den  einheitlichen 
Deutschen  Normalnullpunkt.  Neckarkreis:  Heft  5.  Oberamtsbezirk 
Gannstatt.  Herausgegeben  von  dem  k.  statistischen  Landesamt 
Stuttgart.  Stuttgart  1895,  Verlag  des  k.  statist.  Landesamtes.  (22  S.  8^.) 

Report  of  the  Superintendent  of  the  ü.  S.  Coast  and  Geodetic  Survey 
for  the  fiscal  year  ending  June  30,  1892.  Part  II:  Appendices 
relating  to  the  methods,  discussions  and  results  of  the  Coast  and 
Geodetic  Survey.  Washington  1894.  (8«.  8  und  552  S.  mit  35  Tafeln.) 
Geb.  8  Mk.  The  complete  Report,  2  parts  in  40  und  80.  1893  bis 
1894.     (233  und  560  8.  mit  52  Karten  und  Tafeln.)  Geb.  12  Mk. 


3.    Mathematik,  Tabellenwerke,  Rechenhilfsmittel;  Physik.  4g5 

Schlebachy  TT.,  Oberstenerrath.  Kalender  flQir  Geometer  and  Kultur- 
techniker.  Jahrgang  1896.  Mit  vielen  Holsschnitten«  Stuttgart^ 
Wittwer.     Bespr.   in   d.  Central-Zeitung  für  Optik  u.  Mech.  1895^ 

5.  221. 

V*  SchliAenj  W.  £,  A.,  Kammerrath.  Vollständiges  Hand-  und  Lehrbuch 
der  gesammten  Landmeaskunst  mit  besonderer  Berttcksichtigung 
der  preuss.  Verm.-yorschriften :  Kat.-Anw.  VIII  und  IX  von  25.  Oct. 
1881.  Ein  Nachsohli^ebuch  fifar  Landmessery  Geometer,  Kultur- 
techniker^  Ingenieure,  Offiziere,  Forstbeamte,  Landwirthe  und  Die- 
jenigen, welche  aus  Beruf  oder  Neigung  für  praktische  Flur- 
vermessung  sich  interessiren.  Allgemein  verständlich  dargestellt 
und  zum  Selbstunterricht  vollständig  neu  bearbeitet  und  heraus- 
gegeben von  Trigonometer  W.  Ca  vi  lie.  9.  vollständig  umgear^ 
beitete  Auflage.    Halberstadt  u.  Leipzig,  Ernst. 

Taplay  Th.y  Professor.  Geodätische  Gonstructionen  und  Berechnungen. 
Directiven  für  die  Herstellung  kleinerer  geodätischer  Elaborate 
aus  Feld-Daten  und  für  die  Berechnung  einfacher  Dreiecks-Sjsteme. 
Mit  14  lithogr.  Tafeln.    Leipzig  und  Wien  1895,   Denticke.    3  Mk. 

Wolff  B.  Taschenbuch  für  Mathematik,  Physik,  Geodäsie  und  Astronomie. 

6.  Aufl.  mit  32  Tabellen  und  vielen  Holzschnitten.  (In  4  bis  5 
Lieferungen.)  1.  Lieferung.  (120,  go  S,)  Zürich  1895,  F.  Schulthess. 
Jede  Lieferung  1  Mk. 

3.  Mathematik,  Tabellenwerke,  Rechenhilfsmittel;  Physik. 

Biermann,  0.  Die  Elemente  der  höheren  Mathematik.  Vorlesungen 
zur  Vorbereitung  des  Studiums  der  Differentialrechnung,  Algebra 
und  Functionentheorie.  Leipzig  1895,  Teubner.  (XH,  381  S. 
Roy.  80.)     10  Mk.     Bespr.  in  d.  Literar.  Centralbl.  1895,  S.  755. 

Böcher,  M.  üeber  die  Reih enent Wickelungen  der  Potentialtheorie.  Mit 
einem  Vorwort  von  F.  Klein.  Mit  113  Fig.  im  Text.  Leipzig 
1894,  Teubner.  (VIH,  258  8.  Gr.  Roy.  8^.)  8  Mk.  Bespr.  in 
d.  Literar.  Centralblatt  1895,  8.  218. 

CantoVj  M.  Vorlesungen  über  Geschichte  der  Mathematik.  Dritter 
(Schluss-)  Band.  Vom  Jahre  1668  bis  zum  Jahre  1759.  Zweite 
Abth.  Die  Zeit  von  1700  bis  1726.  Mit  30  Figuren  im  Text. 
Leipzig  1896,  Teubner.  (Gr.  8«.  8.  253  bis  472.)  6Mk.  Bespr. 
in  d.  Deutschen  Literaturztg.  1895,  S.  1663. 

Czubery  E.   Aphorismen  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Mathematik  im 

19.  Jahrhundert.     Wien  1895.     (8«.     15  S.)     1  Mk! 
Dölp,  H.    Aufgaben   zar  Differential-   und  Integralrechnung,  nebst  den 

Resultaten    und   den    zur  Lösung    nöthigen  theoret.  Erläuterungen. 

6.  Aufl.    (Gr.  80,  IV,  209  S.  mit  Fig.)  Giessen,  J.  Ricker.    3,40  Mk., 

geb.  4  Mk. 


486  3.    Mathematik,  Tabellenwerke,  Recbenbilfsmittel;  Physik. 

Dressel,  L.  S.  J.  Elementares  Lehrbuch  der  Physik  nach  den  neuesten 
Anschauungen  für  höhere  Schulen  und  zum  Selbstunterricht.  Mit 
402  Fig.  Freiburg  i.  B.  1895,  Herder.  (XX,  700  S.  Gr.  80.) 
7,50  Mk.     Bespr.  in  d.  Literar.  Centralblatt  1895,  S.  1715. 

Drolshagefty  Landmesser.  Eine  neue  Näherungslösung  der  Quadratur 
des  Kreises.  Zeitschr.  f.  Vermessungsw.  1895,  S.  586 — 588.  Be- 
merkung dazu  von  Puller,  ebendas.  S.  661. 

Fischer,  E.  Reiheneiitwicklungen  mit  Hülfe  arithmetiseher  Progressionen 
höherer  Ordnung.     Berlin  1895.     1,20  Mk. 

Gauss,  F.  G.  Fünfstellige  YoUständige  logarithmische  und  trigono- 
metrische Tafeln.  Halle  a.  S.  1895,  E.  Strien.  2,50  Mk.  Bespr.  in 
d.  Tijdschrift  voor  Eadaster  en  Landmeetkunde  1895,  S.  202. 

Girard,  J.  Notice  sur  Femploi  de  la  r^gle  iogarithmique  dite  r6gle 
k  calcul.  Journal  des  Göometres  1895,  S.  17—20,  41—43,  117  bis 
120,  175—179. 

Glaser,  S.  üeber  einige  nach  Binomialcoefücienten  fortschreitende 
Reihen.     Berlin  1895.     (40.)     1,20  Mk. 

GraetZy  L.  Compendium  der  Physik.  Für  Studirende.  2.  Aufl.  (Gr. 
8«.     II,  454  S.  mit  257  Abbild.)     Wien,  Fr.  Deuticke.     7  Mk. 

Grossmann,  L,  Praktische  Anleitung  zur  Berechnung  der  Constanten 
der  BesseFschen  Formel  für  den  täglichen  und  jährlichen  Gang 
periodischer  Elemente.     Altena  1895.     (Gr.  40,     6  8.)     1  Mk. 

Holzmüller,  Dr.  G,,  Director.  Methodisches  Lehrbuch  der  Elementar- 
Mathematik.  Dritter  Theil,  Lehr-  und  üebungsstoff  zur  freien  Aus- 
wahl für  die  Prima  realistischer  Vollanstalten  und  höherer  Fach- 
schulen, nebst  Vorbereitungen  auf  die  Hochschul-Mathematik.  Mit 
160  Figuren  im  Text.     Leipzig  1895,  Teubner. 

Hoppe,  0.,  Prof.  Elementares  Lehrbuch  der  technischen  Mechanik. 
Zweite  Abtheilung:  Mechanik  der  tropfbaren  und  gasförmigen 
Flüssigkeiten.  Mit  106  Abb.  im  Text.  Leipzig  1895,  Felix.  Bespr. 
in  d.  Zeitschr.  d.  Archit.-  u.  Ing.-Ver.  zu  Hannover  1895,  8.  618. 

Hräbdk,  J,,  k.  k.  Oberbergrath.  Praktische  Httlfstabellen  für  logarith- 
mische und  andere  Zahlenrechnungen.  3.  abgekürzte  Ausgabe. 
Leipzig  1895,  Teubner.  Bespr.  in  d.  Central-Zeitung  für  Optik  u. 
Mech.   1895,   S.   91 ;    d.  Zeitschr.    f.  Vermessungsw.  1895,  S.  221. 

Jadanza,  N,,  Prof.  Guida  al  calcolo  delle  coordinate  geodetiche.  4  Lire. 

Jordan,  Dr.  TT.,  Prof.  Mathematische  und  geodätische  Hülfstafeln. 
9.  Aufl.     (8»,  120  S.)     Hannover,  Helwing's  Verlag.     1  Mk. 

Jrion,  Ä.  Tabelle  zur  einfachen  Berechnung  von  Bogenlängen.  Vereins- 
schrift  des  Badischen  Geometer-Vereins  1895,  S.  45. 

Kiepert,  Dr.  L.,  Prof.  Grundriss  der  Differential-  und  Integral-Rechnung. 
I.  Theil:  Differential-Rechnung.  Siebente  vollständig  umgearbeitete 
und  vermehrte  Auflage  des  gleichnamigen  Leitfadens  von  weil.  Dr. 
M.  Stegemann.    Mit  160  Figuren  im  Texte.    Hannover  1895,  Hei  wing. 


3.    Mathematik,  Tabellenwerke,  Bechenhäfsmittel;  Physik.  487 

KUngaischy  A.  üeber  die  geometrische  Lösung  eines  Systems  linearer 
Gleichungen.  Monatshefte  für  Mathem.  u.  Phys.  III.  Bd.^  8.  169 
bis  177.  Bespr.  in  d.  Jahrbuch  über  die  Fortschr.  der  Mathem. 
Bd.  XXIV,  Jahrg.  1892  (gedr.  1895),  8.  106. 

V.  Lommd,  E,  Lehrbuch  der  £zperimenfalph3rsik.  (550  8.)  Leipzig 
1895,  J.  A.  Barth.  6,40  Mk.  Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Instru- 
mentenk.  1895,  8.  77. 

Mahler,  O.,  Prof.  Ebene  Geometrie.  Mit  115  zweifarb.  Fig.  Stuttgart 
1895,  Göschen.  (115  S.  120.)  q^q  Mk.  Bespr.  in  d.  Literar. 
Centralbl.  1895,  S.  1403. 

Müller 'PouiUet*s  Lehrbuch  der  Physik  und  Meteorologie.  9.  Aufl. 
y.  Prof.  Dr.  Leop.  Pfaundler  unter  Mitfdrkung  des  Dr.  0.  Lummer. 
In  3  Bänden.  Mit  gegen  2000  Holzschnitten,  Tafeln  z.  Th.  in 
Farbendruck.     2.  Bd.  1.  Abth.     Braunschweig,  Vieweg  &  Sohn. 

Niewenglowski,  B.  Gours  de  göom^trie  anal3rtique  k  Zusage  des  äives 
de  la  dasse  de  math^matiques  speciales  et  des  candidats  aux  jcoles 
du  gouyemement.  Tome  I.  Sections  coniqnes.  Tome  II.  Con- 
struction des  courbes  planes.  Paris  1894/95,  Gautier- Villars.  Bespr. 
in  d.  Literar.  Oentralblatt  1895,  S.  612  u.  S.  885. 

d'Ocagne^  Jtf.,  Ing.  Le  calcul  sans  operation.  La  monographic.  Bevue 
des  Questions  scientifiques,  publice  par  la  Soci^tä  scientifique  de 
Bruxelles.  2.  ser.,  I.  Bd.,  S.  48 — 82.  Bespr.  in  d.  Jahrbuch  über  die 
Fortschr.  der  Mathem.  Bd.  XXIY,  Jahrg.  1892  (gedr.  1895),  S.  563. 
—  Le  calcul  simplifiö  par  les  procöd^s  m^aniques  et  grapMques. 
Conferences  faites  au  conservatoire  national  des  arts  et  metiers, 
les  26  f^vrier,  5  et  19  mars  1893.  Paris  1894,  Gantier- Villars  et 
fils,  (II,  118  S.  Gr.8\)  Bespr.  in  d.  Literar.  Centralblatt  1895, 
S.  1126. 

Peter seUy  C  T.  Logarithme- Tabeller  med  fem  Decimaler  til  praktisk 
brng  (uden  Interpolation).  5.  oplag.  Christiania  1894.  (Gr.  8^, 
109  S.)     Cart.  1,20  Mk. 

Puller,  E.f  Ing.  Rectification  von  Kreisbögen.  Zeitschr.  f.  Vermessungsw. 
1895,  8.  407--413. 

PrytZy  JB.,  capitaine.  Tables  d'anti-logarithmes«  Journal  des  G^om^tres- 
Experts  1895,  S.  6—10. 

V,  Beden,  U.  Logarithmische  Rechenmaschine.  D.  R.-P.  Nr.  70 131. 
Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Instrumentenk.  1895,  S.  37. 

Bohrbachy  Dr.  C.  Vierstellige  logarithmisch  -  trigonometrische  Tafeln 
nebst  einigen  physikalischen  und  astronomischen  Tafeln,  für  den 
Gebrauch  an  höheren  Schulen  zusammengestellt.     (32  S.)    0,60  Mk. 

Schlesinger,  Dr.  L.,  Prof.  Handbuch  der  Theorie  der  linearen  Differential- 
gleichungen. In  2  Bdn.  1.  Bd.  Leipzig  1895,  Teubner.  (XX, 
487  S.  Lex.  8.)  16  Mk.  Bespr.  in  d.  Literar.  Centralblatt  1895, 
S.  1125. 


488  ^-  Allgemeind  Inatrumentenkunde,  Maasse;  Optik. 

Selüömilehy  Dr.  0.,  Prof.  Gompendiam  der  h(iheren  Analysis.  In 
2  Bdn.  2.  Bd.  Vorlesungen  über  einselne  Theile  der  höheren 
Analysis.  4.  Aufl.  (Or.  8^^  X  n.  546  S.  m.  Holzschn.)  Braun- 
schweig, Vieweg  &  Sohn.  9  Mk. 

Seyferty  Landmesser.  Tafeln  zur  Berechnung  der  Sinns-  und  Gosinus- 
producte.     Breslau  1895. 

Spieker,  Dr.  Th.,  Prof.  Lehrbuch  der  ebenen  Geometrie  mit  Uebungs- 
aufgaben  für  höhere  Lehranstalten.  Mit  vielen  in  den  Text  ge- 
druckten Holzschnitten.  Ausgabe  C.  Für  abgekürzte  Kurse. 
Potsdam  1894,  Stein.     (80.     204  S.) 

Vega,  O.  Thesaurus  logarithmornm  completus.  Vollständige  Sammlung 
grösserer  logarithmisch -trigonometrischer  Tafeln  (mit  10  Decimal- 
stellen).  Biproduzione  fotozincografica  dell'  Istituto  Geografico 
Militare  in  Firenze.     Florenz  1896.     25  fr. 

Weber y  H,,  Prof.  Lehrbuch  der  Algebra.  Li  2  Bänden.  1.  Bd. 
(Gr.  80,  653  S.  m.  28  Abb.)  Braunschweig,  F.  Vieweg  &  Sohn. 
16  Mk. 

Winkdmannj  Dr.  A,^  Prof.  Handbuch  der  Physik.  Unter  Mitwirkung 
von  Dr.  Auerbach,  Prof.  Dr.  Braun  u.  A.  hrsg.  Mit  Holzschnitten. 
Lief.  24.  Breslau  1895,  Trewendt.  (Boy.  80.)  3  Mk.  Bespr.  in 
d.  Literar.  Centralblatt  1895,  S.  1617. 

WiUlneTf  Dr.  A.,  Lehrbuch  der  Experimentalphysik.  Fünfte,  vielfach 
umgearbeitete  und  verbesserte  Auflage.  .Erster  Band:  Allgemeine 
Physik  und  Akustik.  Mit  321  in  den  Text  gedr.  Abbildungen  und 
Figuren.  Zweiter  Band:  Die  Lehre  von  der  Wärme.  Mit  131  in 
den  Text  gedr.  Abbildungen  und  Figuren.  Leipzig  1895  u.  1896, 
Teubner.    Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Vermessungsw.  1896,  S.  62  u.  157. 

Zeuthen,  JET.  6r.,  Prof.  Geschichte  der  Mathematik  im  Alterthum  und 
Mittelalter,  Vorlesungen.     Kopenhagen  1896,  A.  Host  &  Sohn. 

Zimmermann^  L.  Rechen-Tafeln^  zum  Gebrauche  für  Schule  und  Praxis. 
Coblenz  1895.  Verlag  des  techn.  Versandgeschäftes  R.  Reis  in 
Liebenwerda.  (40  S.  8  0.)  2  Mk.  Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Ver- 
messungsw. 1895,  S.  30. 

4.  Allgemeine  Instrumentenkunde,  Maasse;  Optik. 

American   Bange  Finder   Company,     Entfernungs-    und  Höhenmesser. 

D.  R..P.    Nr.    79494.     Bespr.    in    d.    Zeitschr.    f.    Instrumentenk. 

1895,  S.  458. 
Baggif  /.,  Ing.  Sulla  Verificazione  e  rettificazione  di  un  Goniometro  non 

munito  di  livella.     Risposta   alia   domando.    Rivista  di  Topografia 

e  Catasto  1895/96,  Vol.  Vm,  S.  88—93. 
Baggij    F.,    Ingegnere.  Sulla    flessione    dei    cannocchiali  nella    misura 

delle  distanze  zenitali.     Astronomische  Nachrichten  1895,  Bd.  137, 

S.  353—358. 


4.    Allgemeine  Inssbrumentenkande,  Maasse;  Optik.  489 

Bassetf  A.  B.  A  treatise  on  physical  optica.  Cambridge^  Deighton^ 
Bell  and  Co. 

Biese,  A,  C,  Fernrohr  für  veränderliche  Vergrösserung.  D.  R.-P. 
Nr.  76921.  Bespr.  in  d.  Zeitsohr.  f.  Instrnmentenk.  1895,  S.  420; 
d.  Central -Zeitung  für  Optik  u.  Mech.  1895,  S.  23. 

Broca,  A.  Aplandtisme  et  achromatisme.  Journal  de  physique  th^o. 
rique  et  appliqu^e  3  ser.,  I.  Bd.,  8.  147 — 162.  Bespr.  in  d. 
Jahrbuch  über  die  Fortschr.  der  Mathem.,  Bd.  XXIV,  Jahrg.  1892 
(gedr.  1895),  S.  1040. 

Butenschön,  6r.  Winkelmessinstrument,  bei  welchem  Libelle,  Fadenkreuz 
und  Bild  gleichzeitig  zu  beobachten  sind.  D.  R.-P.  Nr.  76668. 
Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Instrumentenk.  1895,  S.  385. 

Cavani,  -F.,  Prof.  Riprove  nelle  letture  dei  vemieri.  Rivista  di  Topo- 
grafia  e  Catasto  1895/96,  Vol.  VIH,  S.  122—127. 

Cerri,  A.,  Ingegnere.  Sugli  squadri  a  riflessione.  Rendiconti  del  r.  Ist. 
Lomb.  di  so.  e  lett.  1895,  Serie  II,  Vol.  XXVIII. 

—  Teoria  generale  degli  squadri  a  riflessione.  Milano  1896,  Tipografia 
e  Litografia  degli  Ingegneri. 

Coradi,  G.  Die  Planimeter  Coradi  (Systeme  Hohmann-Coradi  und 
Lang- Coradi).  Beschreibung  und  Anleitung  zum  Gebrauch  und 
zur  Prüfung  derselben  mit  einer  elementaren,  allgemeinen  Erklärung 
ihrer  Wirkungsweise.  Zürich,  1895,  Buchdruckerei  C.  Aschmann. 
Preis  1  Fr. 

Coradi,  G,  Polarplanimeter.  D.  R.-P.  Nr.  74288.  Bespr.  in  d.  Zeitschr. 
f.  Instrumentenk.  1895,  S.  310. 

Doli,  Dr.  M.  Optische  Werkstätte  von  Zeiss  in  Jena.  Zeitschr.  f. 
Vermessungsw.  1895,  S.  119  —  122. 

Duquenoy,  G,     Doppelnadel < Waage.     D.  R.-P.  Nr.  77672.     Bespr.  in 

d.  Zeitschr.  f.  Instrumentenk.  1895,  S.  422. 
.  .  .Ein    neuer     Typus    optischer    Instrumente.      Central •  Zeitung    für 

Optik  u.  Mech.  1895,  S.  13—14. 
.  .  .Entfernungsmesser    Souchier.       Zeitschr.    f.    Vermessungsw.    1895, 

S.  177—182. 

Erede,  6r.,  Ing.  Nuoyo  bastone  per  squadri  a  prisma.  Rivista  di 
Topografia  e  Catasto  1895/96,  Vol.  VIU,  S.  107. 

Ertel  (&  Sohn.  Neue  Ertel'sche  Libelle.  Zeitschr.  d.  Rhein.  -  Westf.- 
Landm. -Ver.  1895,  S.  70 — 72;  Zeitschr.  für  Instrumentenkunde 
1895,  S.  108—109;  Central  -  Zeitung  für  Optik  und  Mech.  1895, 
S.  3—4;  Zeitschr.  f.  Vermessungsw.  1895,  S.  122—123. 

—  Neue  Mikrometer  -  Schraube  für  Präcisions- Instrumente.  Central - 
Zeitung  für  Optik  u.  Mech.  1895,  S.  163—164;  Organ  für  die 
Fortschritte  des  Eisenbahnwesens  1895,  S.  208. 


490  4*    AUgemeine  Instromentenkimde,  Maasse;  Optik. 

FüJMHf  E.y  Gap.    II  telemetro  StroobantB  paragonato  a  qaelli  ritenati 

finora  come  i  migliori.    II  Politecnico  1895,  S.  129—140,  193—199; 
284—295. 

—  Winkelflpiegel  —  Entfemangsmeaser  mit  Benutsang  des  Sinussatzes. 
D.  B.-P.  Nr.  74851.  Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Instramentenk. 
1895,  8.  351. 

Fennel^  A.  Deelinatorium  (in  Verbindung  mit  einem  Theodolit  zu  ge- 
brauchen). D.  R.-P.  Nr.  76229.  Bespr.  in  der  Zeitschr.  f.  Instra- 
mentenk. 1895,  S.  419. 

Fennel,  0,  jun.  Optische  Ablesevorrichtung  an  Freihandwinkelmessern 
mit  Fernrohr.  D.  R.-P.  Nr.  70645.  Bespr.  in  der  Zeitschr.  f.  In- 
strumentenk.     1895,  S.  38. 

Finsterwcdder,  S.  lieber  die  Bilder  dioptrischer  Systeme  grösserer  Oeff- 
nung  und  grösseren  Gesichtsfeldes.  Jahresbericht  der  Deutschen 
Mathematiker- Vereinigung  1890/91,  I.  Bd.,  S.  41  —  43.  Bespr.  in 
d.  Jahrbuch  über  die  Fortschr.  der  Mathem.  Bd.  XXIV.,  1892 
(gedr.  1895),  S.  1036. 

Frese,  Prof.  Das  Prytz'sche  Stangenplanimeter.  Zeitschr.  des  Vereins 
deutscher  Ingen.  1895,  S.  1471. 

Gattoni,  F.,  Prof.  Le  propriety  cardinali  dei  sistemi  diottrici  gli  stru- 
menti  attici  usati  in  topografia.  Estratto  dalla  Rivista  di  Topo- 
grafia  e  Catasto.    Roma  1895,  Civelli. 

"Ooetz,  J.  Hängender  Nivellir-  und  Winkelapparat.  D.  R.-P.  Nr.  74847. 
Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Instrumentenk.  1895,  S.  350. 

Hahn,  B.  und  A  Entfernungsmesser.  D.  R.-P.  Nr.  71739.  Bespr.  in 
d.  Zeitschr.  f.  Instrumentenk.  1895,  S.  190. 

Hammer,  E.,  Prof.  Das  Stangenplanimeter  von  Prytz;  nebst  einigen 
Bemerkungen  zur  Praxis  des  Polarplanimeters.  Zeitschr.  fttr  In- 
strumentenk. 1895,  S.  90—97. 

Hartmann  &  Braun,  Anordnung  von  Quarzfäden  in  Messinstrumenten. 
D.  R.-P.  Nr.  76933.  Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Instrumentenk.  1895, 
S.  383. 

V.  HelmhoUz,  Dr.  JET.,  Prof.  Bandbuch  der  Physiologischen  Optik. 
Zweite  umgearbeitete  Auflage.  8.— 10.  Lief.  Hamburg  und  Leipzig, 
L.  Voss. 

Henderson,  J,  Messtisch  für  Polaraufnahmen.  D.  R.-P.  Nr.  72  703. 
Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Instrumentenk.  1895,  S.  268. 

Henke,  B,  Lage  und  Eigenschaften  der  Hauptpunkte  einer  Linse. 
Zeitschr.  für  den  physikal.  u.  ehem.  Unterricht  VI.  Bd.,  8.  27—29. 

Herpin,  E.  Instruction  sur  le  planimitre  polaire  de  Amsler  de  Sehaff- 
hausen. (61  S.  m.  1  Tafel  u.  14  Fig.)  Nancy.  1,50  Mk. 

Hill,  F.  W.  The  hatchet  planimeter.  Philos.  Magaz.  1894,  Bd.  38, 
S.  265—269. 


4.    Allgemeine  Instrumenteiikiiiide,  Maasse;  Optik.  491 

Jacoht/y  H.    Note   on  the  Determination    of  the  Division  EiTors   of  a 

Straight    Scale.       Astronomische    Nachrichten     1895^     Bd.     137, 

Ö.  357—360. 
Jadanza,  N.,   Prof.     II    cannocchiale  panfocale    di  Porro.     Rivista    di 

Topografia  1895/96,  Vol.  VIII,  8.  33— 44. 
—   TeoHca    del  Oannoechiali,  esposta  secondo  il   metodo  di   Gauss. 

6  Lire. 
Jordan,  Dr.   W.y  Prof.     Neue  Kreistheilung  auf  Theodoliten.    Zeitschr. 

f.  Vermessungsw.  1895,  8.  88. 
Kerher,  Ä.    Beiträge  zur  Dioptrik,  I.  Heft.   Leipzig  1895,  Selbstverlag. 

Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Instrumentenk.  1895,  S.  454. 
Kessel,  O.   Längentheilmaschine  für  Metall-  und  Glastheilungen.    Gentral- 

Zeitung  fttr  Optik  u.  Mech.  1895,  S.  224—226. 
Lefibvre,    P.     Notes    d'optique   g^om^trique.      Journal     de    physique 

th^rique  et  appliqu^e  3  ser.,  I.  Bd,  S.  341 — 345. 
Liebe,    W.     Entfernungsmesser.    D.  R.-P.    Nr.    71 732.     Bespr.    in    d. 

Zeitschr.  f.  Instrumentenk.  1895,  S.  190. 

Maffiotti,  G.  B.,  Ing.  Sul  planimetri  a  scure  di  Prytz.  Rivista  di 
Topografia  e  Catasto  1895/96,  Vol.  VIII,  8.  97—106,  113—121, 
129—133. 

Miller,  F.  üeber  einen  neuen,  sehr  compendiösen  Reise-Theodolit  und 
ein  Taschen -Nivellir- Instrument.  Central  -  Zeitung  für  Optik  und 
Mech.  1895,  S.  13. 

Mönkemöller,  Oberlandmesser.  Beschreibung  des  von  dem  Königlichen 
Oberlandmesser  Mönkemöller  zu  Arensberg  construirten  Planimeters. 
D.  R.-P.  Nr.  78714.  Zeitschr.  f.  Vermessungsw.  1895,  S.  331  bis 
336;  Zeitschr.  f.  Instrumentenk.  1895,  S.  456;  Zeitschr.  d.  Rhein.- 
Westf.  Landm.-Ver.  1895,  8.  21—24. 

Manticolo.    Planimetro  ortogonale.     II  Politecnico  1894,  S.  525. 

Normal'AichungS'Commission.  Mittheilungen.  2.  Reihe,  Nr.  1  und  2. 
(Lex.  80.)  Berlin,  Springer.  Nr.  1,  12  8.,  0,25  Mk.;  Nr.  2,  S.  13 
bis  20,  0,20  Mk. 

—  Wissenschaftliche  Abhandlungen.  Fortsetzung  der  metronomischen 
Beiträge.  1.  Heft.  (Imp.  4^.)  Berlin  1895,  Springer.  Anschluss  der 
Normale  der  deutschen  Maasse  und  Gewichte  an  die  neuen  Proto- 
type des  Meter  und  des  Kilogramm.    (V,  201  S.  mit  16  Fig.)  8  Mk. 

Optische  Werkstätte  von  Zeiss  in  Jena.     Central-Zeitung  für  Optik 

u.  Mech.  1895,  S.  98—99. 

Parmley.  A  heliotrope  flag  for  engineers.  Engg*  News  1895,  Bd.  33, 
S.  295. 

Pensktf,  B.  Die  Einrichtungen  für  feinere  Maassvergleichungen  bei  der 
Kaiserl.  Normal-Aichungs-Gommission.  Zeitschr.  für  Instrumenten- 
kunde 1895,  S.  313—322,  353—362. 


492  ^*    Allgememe  Instramentenkunde,  Maasse;  Optik. 

PrytZj  H.   Ritme^ter.    Et   Planimeter.    Tidsskrift  for   Opmaalings  og 

MatrikolsTaesen  1895^  1"^  Binds^  8^^  HaeftC;  S.  383— B92. 
Prytz'  planimeter.    Scientif.  Amer.  Sappl.  1894,  Bd.  38,  S.  15731; 

Cosmos  Bd.  30,  S.  72. 
Bajnüy  M.     Soir  apparato    essaminatore   di   liyelle    costmito  dal  sig. 

Leonardo  Milani   nel   1889   per  il  K,  Osservatorio  Astronomico  di 

Milano.     II  Politecnico  1895,  S.  453—463. 
Beber,  Gebrttder.    Schublehre  mit  Sohleppschieber.    D.  R.-P.  Nr.  72257. 

Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Instramentenk.  1895,  8«  268. 
Minn.    Looked  tents  for  engineers  and  surveyors.     Engg.  News  1895, 

Bd.  33,  S.  309. 
Runge,  Dr.  C,  Prof.    Das  Stangenplanimeter.     Zeitschr.  f.  Yermessungsw. 

1895,  8.  321—331. 
Schröder,  A.  Handmessapparat  fUr  Längenmessangen.  D.  R.-P.  Nr.  74  614. 

Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Instramentenk.  1895,  S.  310. 
Schröder^  Dr.  H.  Objectiv  Hansen-Scheibner.    Gentral-Zeitung  fftr  Optik 

u.  Mech.  1895,  8.  153—154. 
Schwarz,  A.    Ueber  die  optische  Achse  oder  die  Cardinale  nicht  centrirter 

dioptrischer  Systeme.     Dissert.  Rostock.     (8^.) 
Schweitzer^   W.     Entfernungsmesser  für  militärische   Zwecke.     D.  R.-P. 

Nr.  73  743.     Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Instrumentenk.  1895,  S.  310. 
Seelig  &  Kandier.     An  improved  level  tube  for  engineers'  transits  and 

wye  levels.     Engg.  News  1895,  Bd.  33,  S.  59. 

Sgtmzzardiy  A.  F.  Entfemungs-Messinstrument.  D.  R.-P.  Nr.  78048. 
(Mittheilung  des  Patentbureaus  H.  &  W.  Pataky,  Berlin.)  Central- 
Zeitung  für  Optik  u.  Mech.  1895,  S.  73—74. 

Stadthagen,  Dr.  H.  Zur  Temperaturcorrection  von  Längenmaass- 
vergleichungen.    Zeitschr.  für  Instrumentenkunde  1895,  S.  280 — 282. 

Stanley  &  Amsler.  Compensating  planimeter.  Engineer  1894,  Bd.  78, 
S.  577—578. 

Steiff.  Neue  Kreistheilung  auf  Theodoliten.  Zeitschr.  f.  Vermessungsw. 
1895,  S.  225—228. 

—  Zur  Geschichte  des  Heliotrops.  Zeitschr.  f.  Vermessungsw.  1895, 
S.  26—28. 

Steinheily  B.  Sphärisch,  chromatisch  und  astigmatisch  corrigirtes  Doppel- 
objectiv.  D.  R.-P.  Nr.  76  662.  Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Instrumentenk. 
1895,  S.  387;  d.  Central-Zeitung  fttr  Optik  u.  Mech.  1895,  S.  12. 

Strehlj  K.j  Gymnasiallehrer.  Apianatische  und  fehlerhafte  Abbildung 
im  Fernrohr.     Zeitschr.  für  Instrumentenkunde  1895,  S.  362-~370. 

—  Die  Berechnung  der  Fernrohr  objective  im  Lichte  der  Beugnngs- 
theorie.  Zugleich  eine  Untersuchung  des  Ednigsberger  Heliometer- 
objectivs  auf  moderner  Grundlage.  Central-Zeitung  fUr  Optik  n. 
Mech.  1895,  S.  39—40. 


5.    Flächenbestiinmiiiig,  Stttckvermessang,  Katasterwesen  etc.        493 

Strehl,  K.  Gymnasiallehrer.  Kleine  und  grosse  Femrohre.  Central - 
Zeitung  fttr  Optik  u.  Mech.  1895,  8.  236—287. 

—  lieber  Compensation  von  Objectivfehlem  durch  Oculare«  Central- 
Zeitung  für  Optik  n.  Mech.  1895,  S.  183,  194.  Weitere  Be- 
merkungen dazu  ebendas.  8.  203» 

—  üeber  die  Beugnngstheorie.  Oentral-Zeitung  f.  Optik  u.  Mech.  1895, 
S.  213. 

—  üeber  die  Verfeinerung  astronomischer  Messungen.  Central-Zeitung 
für  Optik  u.  Mech.  1895,  S.  1—2. 

Taylor,  JET.  D.     Der  Einfluss  der  secundären  Farbenabweichung  auf  die 

Leistung  der  Refractoren  fUr  visuellen  Gebrauch.      Monthly  Not. 

Royal  Astronom.  Soc.      54.  Bd.,  Nr.  2.      Bespr.  in   d.  Zeitschr.  f. 

Instrumentenk.  1895,  S.  451. 
...  Telemetro    Pavese.       Rivista   di    Topografia   e   Catasto     1895/96, 

Vol.  VIII,  S.  70-75. 
Thielowy  Forstassessor.     Ein  Höhenmesser  einfachster    Bauart.     Central- 

Matt  der  Bauverwaltung  1895,  S.  501—502. 
Wadsworthy  F.  L.  0.     Eine    einfache    Methode    zur   Bestimmung    der 

Excentricität   eines   Theilkreises    mit   einem  einzigen  Nonius.     The 

American  Journal  of  Science   1894,   47.   Bd.,  S.  373.      Bespr.   in 

d.  Zeitschr.  f.  Instrumentenk.  1895,  8.  183—185. 
Zeiss,  C     Doppelfemrohr.     D.  R.-P.  Nr.  76  735.     Bespr.  in  d.  Zeitschr. 

f.  Instrumentenk.    1895,  8.   386;    d.   Central-Zeitung   für  Optik    u, 

Mech.  1895,  S.  11. 

—  Doppelfernrohr  mit  vergrössertem  Öbjectivabstand.  D.  R.-P. 
Nr.  77086.  Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Instrumentenk.  1895,8.418; 
d.  Central-Zeitung  flu-  Optik  u.  Mech.  1895,  S.  23. 

—  Justirvorrichtung  für  Entfernungsmesser  mit  zwei  Fernrohren.  D.  R.-P. 
Nr.  73  568.     Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Instrumentenk.  1895,  8.269. 

5.  Flächenbestimmung,  Stfickvermeseung,  Kataeterwesen,  Kulturtechnisches, 

markscheiderische  Messungen. 

Bilancioni,  B,  Sopra  un  piccolo  errore  sistematico  della  misura  delle 
aree  con '  i  planimetri  polari.  Estratto  dalla  Rivista  di  Topografia 
6  Catasto.     Roma  1893^  Civelli. 

—  II  dato  misuratore  del  lavoro  nelle  operazloni  catastali.  Pavia  1895, 
Tipografia  e  legatoria  cooperativa. 

Breithaupt.  Die  Aufstellung  des  Breithaupfschen  Theodolits  mit  Signalen 
in  der  Grube.  Oesterreich.  Zeitschr.  f.  Berg-  und  Httttenw.  1895, 
8.  39—43.     Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Instrumentenk.  1895,  8.  343. 

Busch,  0,  Vorrichtung  zum  Bestimmen  der  Richtung  aufgefahrener 
Strecken  in  Bergwerken.  D.  R.-P.  Nr.  81  463.  Berg-  und  Hütten- 
männische Zeitung  1895,  S.  445. 

Deubel,  Landmesser.  Vereinfachung  der  Absteckung  des  Wegenetzes  in 
Zusammenlegungssachen.     Zeitschr.  f.  Verm.  1895,  S.  469 — 471. 


494  6.    Triangalirang  und  Polygonisimiig, 

Kdlerj  Landmesser.  Yereinfachang  der  Abstecknng  des  Wegenetzes 
in  Zasammenlegangssaehen.  Zeitscbr.  f.  Yermeseangsw*  1895, 
S.  304—307. 

Eichard.  Comment  on  dresse  one  haie.  Journal  des  G^ometres  1895; 
S,  25—28,  49—54  und  2  Taf. 

Seyfertj  Landmesser.  Haben  die  von  den  Landmessern  gesetzten  Grenz- 
steine Rechtsgiltigkeit?  Vortrag.  Zeitscbr.  d.  Scbles.  Landm.-yer. 
1895,  S.  9—12. 

Zimmermann^  L.  Tbeilung  eines  Grundstücks  verscbiedener  Bonität. 
Zeitscbr.  f.  Vermessungsw.  1895,  S.  383—384. 

6.  Triangulirung  und  Polygonisirung. 

Bischoff,   Dr,    Ig,     Die  Recbnungen  beim    Einscbneiden.     Zeitscbr.  f. 

Vermessungsw.  1895,  S.  1 — 4. 
Cerri.     Problema  di  Hansen.     I\  Politecnico  1894,  8.  673. 
Franke,  Dr.  J.  H.,  Steuerratb.    Hilfstafeln  für  Coordinaten-Transformation 

im  Dreiecksnetz  der  bayeriscben  Landesvermessung.     Im  amtlichen 

Auftrage  berausgegeben.     Müncben  1895. 
Hammer j  E.,'Prot    Längenmessung  auf  geneigten  Strecken,  insbesondere 

mit  Anwendung  von  Latten  und  Setzgradbogen.    Mittbeilungen  des 

Württemberg.  Geometer-Vereins  1894,  S.  1—12. 
—  lieber     die    Aufgaben    der    einfacben     trigonometriscben     Punkt- 

einscbaltung.    Zeitscbr.  f.  Vermessungsw.  1895,  S.  593 — 620,  662. 
Harksen,    Obergeometer.      Die    Haupttriangulation    für    den    Stadtkreis 

Remscbeid.     Zeitscbr.  f.  Vermessungsw.  1895,  S.  153 — 160. 
Jordan,   Dr.    W.,   Prof.    Rückwärtseinschneiden    mit   mebreren   gegen 

einander   excentriscben  Standpunkten.     Zeitscbr.  f.  Vermessungsw. 

1895,  S.   273—276. 
Krüger,  Dr.  L.     Ueber   die  Bestimmung  von  Entfernungen   aus  einer 

kleinen  Basis.     Zeitscbr.  f.  Vermessungsw.  1895,  S.  393—406. 
Ldska,   Dr.   W.,   Docent.     üeber   Einschaltung   neuer  Punkte   in  ein 

bestehendes  trigonomeiriscbes  Netz.   Zeitscbr.  f.  Vermessungsw.  1895, 

S.  76—78. 
Licka,   J,     Tabelle    zur   Prüfung    der    Berechn,ung   der   Polygonzüge. 

Verfasst   im  k.   k.   Triangulirungs*  und  Oalcul-Bureau  des  Finanz- 
ministeriums,    Wien  #1893.     Zeitscbr.     f.     Vermessungsw.     1895, 

S.  277—280. 
Loewe,  Landmesser.    Oontact-Streckenmesser.  Zeitscbr.  f.  Vermessungsw. 

1895,    S.    289—294.      Bemerkung    dazu    von    Stadtgeometer    F. 

Brönnimann  ebendas.,  8.  563 — 565. 
Lorillard,  L.,  G^om^tre.     Triangulation,  Renovation  cadastrale.   Journal 

des   Göomitres-Experts   1895,  S.  147—149,  185—187,  210—213, 

451 — 455  u.  1  Beilage. 
Lorillot,  E.y    Cheminement  au  theodolite.    Journal  des  Gäom^tres  1895, 

S.  221—225,  244—247,  278-280. 


7.  Nivellinmg.  495 

MuUeVy  </•  J.  A,  De  Verplaatsing  van  eenige  Triangnlatfe-Pilaren  in 
de  Residentie  Tapanoeli  (Sumatra)  tengevolge  van  de  aardbeving 
van  17.  Mai  1892.  Verbandelingen  der  Koninkl.  Akademie  van  Weten- 
Bchappen  te  Amsterdam.  ISenste  Sectie.  Deel  III.  Nr.  2.  Met 
3  Platen  en  5  Bijilagen.     Amsterdam  1895^  J.  Mttller. 

Pozzi  CHavanni,  Ing.  Sugli  errori  grossolani  di  chiusnra  delle  poligonali. 
Rivista  di  Topografia  e  Oatasto  1895/96,  Vol.  VIII,  8.  135—138. 

PrytZy  H.,  capitaine.  Le  problime  de  Pothenot.  Journal  des  O^om^tres- 
Expert»  1895,  S.  236—238,  256—257,  375—376  u.  1  Beilage. 
. . .  Seismische  Bodenversohiebnng.  (Verschiebung  einiger  Triangulation»- 
pfeiler  in  Sumatra  infolge  des  Erdbebens  vom  17.  Mai  1892.)  Peter- 
mann's  Mittheilungen  aus  J.  Perthes  Geograph.  Anst.  1895,^8.  97 — 98. 
Bezieht  sich  auf  dasselbe,  was  oben  unter  „Müller^  aufgeführt  ist. 

Sossna^  H.  Rechenprobe  fär  das  Gentriren  excentrisch  beobachteter 
Richtungen.     Zeitschr.  f.  Vermessungsw.  1895,  8.  301 — 304. 

Wilski,  P.  Reduction  schief  gemessener  Längen  auf  den  Horizont. 
Zeitschr.  f.  Vermessungsw.  1895,  S.  309—310. 

7.  Nlvellirung. 

BehreUj  Stadtgeometer.  Nivellementssteine  an  den  Chausseen.  Zeitschr. 
d.  Rhein.-Westt  Landm.-Ver.  1895,  8.  10—12,  90—92. 

—  üeber  Nivellirlatten-Correction.     Zeitschr.   f.  Vermessungsw.    1895, 
S.  229—234. 

—  Verzeichniss  der  Höhenfestpunkte  der  Stadt  M.-Oladbach.    Ausgabe 
vom  15.  Januar  1895,  enthaltend  89  Höhenangaben. 

Csetij   0.,   Oberbergrath  und  Prof.     Das  ungarische   Nivellirinstrument 

für    Grubenmessungen.     Berg-  und  Hüttenmännische  Zeitung  1895, 

S.  391—393. 
Drolshagen.    Zur  Theilung  der  Nivellirlatten.   Zeitschr.  f.  Vermessungsw« 

1895,  S.  562—563. 
Eidgenössisches  topographisches  Bureau»    Die  Fixpunkte  des  schweize- 
rischen Präcisionsnivellements.     I.  Lieferung    1894.     Bespr.   in    d. 

Schweizerischen  Bauzeitung  1895,  XXV.  Bd.,  S.  11.  IL  Lieferung  1895. 
Ertel   &  Sohn.    Nivellir- Instrument   mit   Horizontalkreis,   Verticalkreis- 

bogen  und  Distanzmesser.     Central-Zeitung  für  Optik  u.  Mech.  1895, 

S.  193—194,  203—206. 
« . .   Galiläische  Doppelfernrohre.     Gentral-Zeitung  für  Optik  u.  Mech. 

1895,  S.  7. 
Hammer,  E.y   Prof.     Neues   über  Holz-   und   Metall-Latten   für  Fein- 

Nivellements.    Zeitschr.  f.  Vermessungsw.  1895,  S.  239—243. 
Harhseviy  Obergeometer.    Das  Präcisionsnivellement  für    den  Stadtkreis 

Remscheid.     Zeitschr.  f.  Vermessungsw.  1895,  S.  361—371. 
Landesaufnahme,  Komgl,  preuss.    Nivellements   der   trigonometrischen 

Abtheilung  der  Landesaufnahme.     VIII.  Bd.^  mit  7  Tafeln.     Berlin 


496  8.    Trigonometrische  HöhenmessuDg,  Refractionstheorie. 

1894;  Selbstverlag.  Zu  beziehen  durch  die  Hofbachandlong  Yon 
Mittler  &  Sohn.  Bespr.  in  d.  Z^tschr.  f.  Yermessungsw.  1895, 
S.  170;  d.  Literar.  Centralblatt  1895;  S.  1044. 
Lehmann^  Ä.,  Geometer.  Höhen-Nivellementa-Karte  über  die  in  Bezug 
auf  ihre  geographische  Lage  östlich  und  westlich  von  Berlin  in 
Bezug  auf  ihre  Höhenlage  aber  nach  den  in  Metern  ermittelten 
Höhenmaassen  ttber  dem  Meeresspiegel  bestimmten  Orte  vom  Deutschen 
Reich  entworfen  und  unter  Benutzung  amtlicher  Quellen  bearbeitet. 
Erfurt  1889. 

Oertel,  Dr.  C.  Das  Präcisionsnivellement  der  Rheinpfalz.  Veröffentlichung 
der  königl.  bayer.  Gomm.  für  die  internationale  Erdmessung.  (Gr.  4^, 
III,  30  S.  mit  einer  eingedruckten  Karte.)  München  1895,  G.  Franz. 
1,50  Mk.  Bespr.  in  d.  Literar.  Centralblatt  1895,  S.  1869. 

Pietschj  Dr.  C,  Prof.  Katechismus  der  Nivellirkunst.  4.  umgearbeitete 
Auflage,  mit  61  in  den  Text  gedruckten  Abbildungen.  Leipzig 
1895,  J.  J.  Weber.  2  Mk.  Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Vermessungsw. 
1895,  S.  220. 

V.  Schmidtj  Oberstlieutenant,  Bemerkungen  über  die  Nivellements- 
Festpunkte  der  Trigonometrischen  Abtheilung  der  Königlich  Preussi- 
schen  Landesaufnahme.  Zeitschr.  d.  Rhein.  -  Westf.  Landm.-Ver. 
1895,  S.  66—69. 

Shorts'  gradient  telemeter  level.    Engineer  1894,  Bd,  78,  S.  481—482. 

Venukoffy  G^n^ral.  Sur  le  nivellement  de  precision  recemment  fait  en 
Russie.     Comptes  rendus  1895,  Bd.  120,  S.  181—182. 

Wiistf  A.  Anleitung  zum  Gebrauch  des  Taschen  >  Rechenschiebers  für 
Techniker.  3.  Aufl.  Mit  einem  Rechenschieber.  (Gr.  16^,  16  S.) 
Halle,  L.  Hofstetter.     Kart.  1,25  Mk. 

8.  Trigonometrische  Höhenmessung,  Refractionstheorie. 

ButenschÖYij  G.  Höhenwinkelmesser  mit  Libelle  (Libellenquadrant). 
D.  R.-P.  Nr.  76668.  Bespr.  in  d.  Zeitschr.  für  Instrumenten- 
kunde  1895,  S.  152;  d.  Central-Zeitung  für  Optik  u.  Mech.  1895, 
8.  244—245. 

Geodätisches  Institut,  Königl.  preuss,  Zenitdistanzen  zur  Bestimmung 
der  Höhenlage  der  Nordsee  -  Inseln  Helgoland  >  Neuwerk  und 
Wangeroog,  sowie  des  Lenchtthurmes  auf  Rother  Sand  Über  den 
Festlandspunkten  Cuxhaven  und  Schilling.    Berlin  1895,  Stankiewicz. 

Hammer,  E.,  Prof.  Tafeln  zur  Berechnung  der  Höhenunterschiede  aus 
gegebener  horizontaler  Entfernung  und  gemessenem  HOhenwinkel. 
Für  Entfernungen  bis  400  m  und  Höhenwinkel  bis  25^  (alte 
Theilung  des  Quadranten).  Stuttgart  1895,  Metzler.  (VII  u.  25  S. 
in  gr.  8^.)  1  Mk.  Bespr.  in  d.  Centralblatt  d.  Bauverwaltung 
1895,  8.  504. 


9.    Barometris<}he  Hdhenmessang,  Meteorologie.  497 

9.   Barometrische  HAhenmessung^  Meteorologie. 

Ahercromby,  R.  Das  Wetter.  Eine  populäre  Darstellung  der  Wetter- 
folge. Aus  dem  Englischen  tibersetzt  von  J.  M.  Pernter.  Freiburg 
i.  Br.  1894,  Herder.  (8  0.  XVII,  325  S.,  2  Tafeln  mit  Wolken- 
abbild, u.  96  Fig.  im  Text.)  Preis  5  Mk.,  geb.  7  Mk.  Bespr.  in 
d.  Meteorolog.  Zeitschr.  1895,  Literaturber.  S.  (23);  Petermann'» 
Mittheil,  aus  J.  Perthes*  Q^ogr.  Anst.  1895,  Literaturber.  S.  72. 

Angotf  A,  Sur  la  double  oscillation  diurne  de  l'humidit^  relative. 
Comptes  rendus  1895,  Bd.  121,  8.  595--596. 

.  .  .Ballonfahrten  in  die  Region  der  Girruswolken.  Annalen  der 
Hydrographie  u.  Marit.  Meteorol.  1895,  S.  179—185. 

van  Behher,  Dr.  W,  J.,  Prof.  Hygienische  Meteorologie.  Stuttgart 
1895,  Enke.  8  Mk.  Bespr.  in  d.  Annalen  d.  Hydrographie  u. 
Marit.  Meteorol.  1895,  S.  111. 

de  Benedictis,  B.,  Generale.  I  progressi  della  livellazione  barometrica 
con  nuove  tavole  ipsometriche  e  una  carta  dimostrativa  degli 
Osservatorii  meteorologici  italiani.  Firenze,  Bemporad  e  Figlio.  Bespr. 
in  d.  Rivista  di  Topografia  e  Catasto  1895/96,    Vol.  VIII,  S.  111. 

Clayton,  H,  A  study  of  the  short,  wave-like  oscillations  shown  by  the 
barograph  of  the  Blue  Hill  Observatory.  Annals  of  the  Astron. 
Observ.  of  Haward  College.  Vol.  XL,  Part.  Ill,  Appendix  E, 
S.  196—202  u.  2  Taf.  Bespr.  in  d.  Meteorolog.  Zeitschr.  1895, 
Literaturber.  S.  (23). 

EginitiSj  D.  Sur  la  marche  diurne  de  Fhumidit^  relative.  Comptes 
rendus  1895,  Bd.  121,  S.  574—575. 

FdiXj  S.  Elektrisches  FerncontroK  und  Registrir-Thermometer.  D.  R.-P. 
Nr.  76685.     Central-Zeitung  für  Optik  u.  Mech.  1895,  8.  90—91. 

Frank f  A,  Thermometer  mit  getheiltem  Gefäss,  ohne  freie  Endigungen. 
D.  R.-P.  Nr.  78  083.  Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Instrumentenk.  1895, 
8.  458. 

GallCy  A.  Zur  barometrischen  Höhenmessung.  Verhandlungen  der 
Gesellschaft  für  Erdkunde  su  Berlin  1895,  8.   123—125. 

Grosse,  B,  A.  Thermometrograph  (Maximum-  u.  Minimumthermometer) 
aus  einem  geraden  Rohr,  System  Messerschmidt.  Central-Zeitung 
für  Optik  u.  Mech.  1895,  8.  206—207. 

OriUzmacher,  Fr.  Reduction  der  Angaben  von  Quecksllberthermometern 
aus  Jenaer  Glas  59^  und  122^^^,  sowie  aus  Re^stenzglas  auf  das 
lAiftthermometer.  (Mittheiiung  aus  der  Physikalisch-Technischen 
Reiehsanstalt  Abtheil.  II.)  Zeitschr.  für  Instrnmentenkunde  1895, 
8.  250—262. 

Hann,  Dr.  J.,  Prof.  Beschreibung  einiger  meteorologischer  Instrumente 
und  Sammlung  von  Hilfstafeln.  Herausgegeben  von  der  Direction 
der  k.  k.  Gentral-Anstalt  für  Meteorologie  und  Erdmagnetismus. 
Vierte  gänzlich  umgearbeitete  Auflage.    (VII— XX  u.  101  8.)    Mit 

Zeitschrift  für  YermessuDgswesen  1896.   Heft  16.  32 


498  d-    Barometrische  Höhenmessnng,  Meteorologie. 

Abbildungen.  Wien  1895.  In  Commission  bei  W.  Engelmann  in 
Leipzig.  Bespr.  in  d.  Verhandl.  d.  Gesellsch.  f.  Erdk.  zu  Berlin 
1895,  S.  694. 
—  Ebbe  und  Fluth  im  Luftmeere  der  Erde.  (Sammlung  populärer 
Schriften,  herausgeg.  von  der  Gesellsch.  Urania  zu  Berlin, 
Nr.  28.)  BerUn  1894  (40  S.)  80  Pfg.  Besprechung  in  Peter- 
mann's  Mittheil,  aus  J.  Perthes'  Geogr.  Anst.  1895,  Literatnrber. 
S.  9;  d.  Meteorolog.  Zeitscbr.  1895,  Literaturbericht  S.  (13). 

Hazen,  JET.  A.  Das  Psychrometer  unter  dem  Gefrierpunkt.  Meteorolog. 
Zeitschrift  1895,  S.  197—198. 

. . .  Hygrometer.  Gentral-Zeitung  f.  Optik  u.  Mech.  1895,  S.  Ill— 112 
u.  123—124. 

Jaeger y  Dr.  W:  und  Dr.  E.  Grumlich.  Thermometrische  Arbeiten,  be- 
treffend die  Herstellung  und  Untersuchung  der  Quecksilber-Normal- 
thermometer  unter  Leitung  und  Mitwirkung  von  Prof.  Dr.  Pemet 
ausgeführt.  Mit  16  in  den  Text  gedr.  Fig.  Berlin  1894,  Springer. 
(Xn,  105,  439  S.,  Gr.  Roy.  4  O)  30  Mk.  Wissenschaftliche  Ab- 
handlungen der  physik.-techn.  Reichsanstalt.  1  Band.  Bespr.  in 
der  Literar.  Centralbl.  1895,  S.  216. 

Jelinek's  Anleitung  zur  Ausführung  meteorologischer  Beobachtungen 
nebst  einer  Sammlung  von  Hilfstafeln.  In  zwei  Theilen.  Vierte 
umgearbeitete  Aufl.  Herausgegeben  von  der  Direction  der  k.  k. 
Gentralanstalt  für  Meteorologie  und  Erdmagnetismus.  Zweiter  Theil 
Beschreibung  einiger  Instrumente  für  Stationen  II.  u.  I.  Ordn.  und 
Sammlung  von  Hilfstafeln.  Wien  1895  (in  Commission  bei  W. 
Engelmann  in  Leipzig),  (Gr.  8  «^  2  Bl.,  Vlf,  XX,  101  S.)  2,40  Mk. 
Bespr.  in  der  Meteorolog.  Zeitschrift  1895,  Literatnrber.  8.  (68); 
Petermann's  Mittheil,  aus  J.  Perthes'  Geogr.  Anst.  1895,  Literatur- 
bericht, S.  136. 

Internationales  meteorologisches  Comite.  Internationale  meteorologische 
Tafeln,  veröffentlicht  gemäss  einem  Beschluss  des  Congresses  zu 
Rom  im  Jahre  1879.  Paris  1890,  Gauthier-Villars  et  fils.  Mit 
Vorwort  von  E.  Mascart  in  Paris  und  fl.  Wild  in  St.  Petersburg. 
Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Yermessungswesen  1895,  S.  244 — 252. 

V,  Kerner,  Dr,  F.  Zur  Kenntniss  des  täglichen  Ganges  der  Luft- 
feuchtigkeit in  den  Thälem  der  Oentralalpen.  Meteorologische 
Zeitschrift  1895,  S.  45—54. 

Koppen,  Dr.  W.  Transparent  -  Diagramme  der  Luftbewegung  in 
Cyklonen  und  Anticyklonen.  Annalen  der  Hydrographie  u.  Marit. 
Meteorol.  1895,  S.  193—194  u,  Taf.  4. 

KorseÜy  Dr.,  Oberlehrer.  Zur  barometrischen  HöiienformeL  Meteoro- 
logidche  Zeitschrift  1895,  8.  399—400. 

Mazdle,  K  Beziehunge^  zwischen  den  mittleren  und  wahrscheinlichsten 
Werthen  der  Lufttemperatur.     Sep.-Abdr.  Denkschrift  d.  mathemat.- 


9.    Barometrisohe  Höhenmessung,  Meteorologie.  499 

naturwissensch.  Classe  der  Kaiserl.  Akademie  d.  Wissensch.  1895, 
Bd.  LXn.  (4^  38  S.)  Bespr.  in  d.  Meteorolog.  Zeitschr.  1895, 
Literaturber.  S.  (45). 

Meidinger,  Dr.  H.,  Prof.  Heber  die  Durchsichtigkeit  der  Luft  im  Hinblick 
auf  Fernsichten.  Abdruck  aus  Band  XI  1895  der  Verhandlungen 
des  Naturwissenschaftlichen  Vereins  in  Karlsruhe.     Karlsruhe  1895. 

Meteorologisches  Institrdj  Königl.  preuss»  Ergebnisse  der  magnetischen 
Beobachtungen  in  Potsdam  in  den  Jahren  1890  und  1891  mit 
einem  Titelbild,  5  Abbildungen  im  Text  und  10  Tafeln.  Sonder- 
abdruck des  Textes.     Berlin  1894,  Asher  &  Co. 

—  Ergebnisse  der  Beobachtungen  an  den  Stationen  II.  und  III.  Ordnung 
im  Jahre  1891,  zugleich  Deutsches  Meteorol.  Jahrbuch  für  1891, 
Beobachtungssystem  des  Königreichs  Preussen  und  benachbarter 
Staaten.  Bearbeitet  von  Dr.  Kremser.  '  Berlin  1895,  Asher  &  Co. 
(40,  XVI,  283  S.  und  1  Karte.)    15  Mk. 

Ergebnisse  der  Meteorologischen  Beobachtungen  in  Potsdam 
im  Jahre  1893.  Bearbeitet  von  Prof.  Dr.  Sprung.  Berlin  1895, 
Asher  &  Co.  (40,  XXX,  102  mit  Abbild,  im  Text  und  7  Tafeln.) 
9  Mk.  Beide  Werke  sind  besprochen  in  d.  Meteorolog.  Zeitschr. 
1895,  Literaturber.  S.  (57). 

Möllery  0.  Holosterik-Barometer  mit  auf  der  Kapsel  gelagerter  Zeiger- 
welle. D.  R.-P.  Nr.  74  091.  Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Instrumenten- 
kunde 1895,  S.  350. 

Moore,  J.  W.  Meteorology,  practical  and  applied.  London  1894, 
Rebmann.  (8^  XXI,  445  S.  1  Bl.  3  Taf.  u.  zahlreiche  Fig.  im  Text.) 
Geb.  8  sh.  Bespr.  in  d.  Met.  Zeitschr.  1895,  Literaturber.  8.  (23). 

Pernet,  Dr.  J.,  Prof.,  Jaeger,  Dr.  W.  und  Grumlich,  Dr.  E.  Herstellung 
und  Untersuchung  der  Quecksilber-Normalthermometer.  (Mittheilung 
aus  der  Physikalisch-Technischen  Reichsanstalt  Abth.  I.)  Zeitschr. 
für  Instrumentenkunde  1895,  S.  2—13,  41—54,  81—89,  117—132. 

Pinmandon,  J.  R.  Traitö  pratique  de  provision  du  temps.  Paris 
1895,  G.  Massen.  (80,  86  S.,  11  Tafeln  und  19  Karten.)  Bespr. 
in  der  Meteorolog.  Zeitschr.  1895,  Literaturber.  S.  (73). 

Poincari,  A.  Des  effets  des  revolutions  synodique  et  anomalistique  de 
la  Lune  sur  la  distribution  des  pressions  dans  la  saison  de 
printemps.     Comptes  rendus  1895,  Bd.  121,  S.  468—471. 

—  Des  effets  de  la  revolution  synodique  de  la  Lune  sur  la  distribution 
des  pressions  dans  la  saison  d'^t^.  Comptes  rendus  1895, 
Bd.  121,  S.  682-684. 

—  Des  effets  de  la  revolution  synodique  de  la  Lune  sur  la  distribution 
des  pressions  dans  la  saison  d^automne.  Comptes  rendus  1895, 
Bd.  121,  S.  1175  —  1177. 

Eausenberger,  0.  Hydrodynamische  Untersuchungen  und  deren  An- 
wendung  auf  die  Bewegungen    der  Atmosphäre.      Frankfurt  a.  M. 

32* 


500  d*    Barometrische  Höhenmessung,  Meteorologie. 

1895.  Programm  der  AderflychtBchale  zu  Frankfurt  a.  M., 
Ostern  1894.  (4^,  44  8.)  Sep.-Abdr,  Bespr.  in  d.  Meteorolog. 
Zeitschr.  1895,  Literaturber.  S.  (70). 

Rollandy  G,  Sor  Faccroissement  de  temperature  des  couches  terrestres 
avec  la  profondeur  dans  le  bas  Sahara  algerien.  Gomptes  rendus 
1894,  Bd.  CXVIIl,  8.  1164.  Bespr.  in  Petermann's  Mittheilungen 
aus  J.  Perthes'  Geogr.  Anst.  1895,  Literaturber.  8.  4. 

Russell,  Th,  Meteorology,  Weather,  and  Methods  of  Forecasting, 
Description  of  Meteorological  Instruments  and  River  Flood 
Predictions  in  the  United  States.  Newyork  1895,  Macmillan  &  Co., 
and  London.     (8^,  XXIII,    277  S.,   45  Taf.   mit  Wetterkarten  und 

1  Wolkentafel  vor  dem  Titel.)  Geb.  4  Dollars.  Bespr.  in  der 
Meteorolog.  Zeitschr.  1895,  Literaturber.  S.  (40);  Petermann's 
Mittheil,    aus  J.  Perthes'  Geogr.  Anst.    1895,    Literaturber.  8.  136. 

Scheely    Dr.    K.       Prüfung     eines     Sprung  -  Fuess'schen  Laufgewichts- 

barographen  neuester  Construction.     (Mittheilung  aus  der  PhysikaL- 

Technischen  Reichsanstalt  Abth.  I.)  Zeitschrift  ftlr  Instrumenten- 
kunde 1895,  8.  133—146. 

Schreiber^  Dr.  P.,  Prof.  Deutsches  meteorologisches  Jahrbuch  t  1894. 
Beobachtungssystem  des  Königreichs  Sachsen.  Ergebnisse  der 
meteorolog.  Beobachtungen  im  Jahre  1894.  Jahrbuch  des  königl. 
Sachs,  meteor.  Inst.  XII.  Jahrg.  1894.  1.  Hälfte  (Abth.  1  und  2. 
Gr.  4<>,   140  8.  mit  3  Tafeln.)     Chemnitz,    Bülz  in  Comm.  10  Mk. 

SchuLstery  A.  Ueber  den  Scalenwerth  von  Joule's  Thermometern.  Phil. 
Mag.  1895,  39.  Bd.,  8.  477  und  Manchester  Mem.  1894/95  (4) 
9.  Bd.,  S.  87.    Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Instrumentenk.  1895,  8. 411. 

Sprung,  Dr.  A.,  Prof.  Die  vertciale  Componente  der  ablenkenden 
Kraft  d€r  Erdrotation  in  ihrer  Bedeutung  für  die  Dynamik  der 
Atmosphäre.     Meteorologische  Zeitschrift  1896,  8.  449—455. 

Süringy  R.  Wissenschaftliche  Ballonfahrten.  (Gr.  80,  27  8.  m.  Abbild.) 
Berlin  0,60  Mk. 

Thiesen,  M.,  Scheel,  K,  und  Seil,  L.  Vergleichung  von  Quecksilber- 
thermometern unter  einander.  (Aus  den  Wissenschaftlichen  Ab- 
handlungen der  Physikalisch-Technischen  Reichsanstalt  1895,  2.  Bd., 
S.  1—71.)     Zeitschrift  für  Instrumentenkunde   1895,   8.  433—439. 

. . .  Transportables,  prUfungsfähiges  Doppel-  oder  Contrabarometer. 
D.  ß.-P.  Nr.  36  592.  Central-Zeitung  für  Optik  und  Mech.  1895; 
S.  164 — 165.     (Aus  d.  Zeitschr.  f.  d.  Glasinstmmenten- Industrie.) 

Wiebe,  H.  F.  Tafeln  über  die  Spannkraft  des  Wasserdampfes  zwischen 
76  und  101,5  Grad.  Auf  Grund  der  Ergebnisse  neuer  Versuche 
berechnet.     Braunschweig   1894,  Vieweg  &  Sohn.     (8%  VII,  30  S.) 

2  Mk.  Bespr.  in  d.  Meteorolog.  Zeitschr.  1895,  Literaturbericht 
8.  29). 


10.  Tachymetrie  und  zugehörige  Instrumente,  Photogrammetrie.       501 

10.   Tachymetrie  und  zugehSrige  Instrumente,  Photogrammetrie. 

AlleUj  C  K,     A  new  rod  for  level  and  stadia  work.    Engg.  News  1894, 

Bd.  31,  8.  403. 
Baggi,    V,  Ing.      Considerazioni  snlla  collimazione  alia  stadia.     Rivista 

di  Topografia  e  Catasto  1895/96,  Vol.  VIII,  8.  133-134. 
—  II  rilevamento  grafico-numerico  mediante  la  tavoletta  Viotti.    Rivista 

die  Topografia  e  Catasto  1895/96,  Vol.  VIII,  S.  164—170. 
Bansy.    Note  sur  un  nouvel  appareil  topographique   „Rapid  Traverser" 

de  M.  James  Henderson.     Rev.  univ.  des  Mines,  Bd.  31,  8.  64. 
Bassi,     Apparecchio   acimutografo    per  il  eontroUo  o  la  semplificacione 

del  rilevamento  tacheometrico.     II  Politecnico  1894,  8.  361. 
Berger,C.L.     Ueber  Bussolen-Instrumente.    8ep.-Abdr.  eines  Vortrages 

von  der  „Michigan  Engineering  Society^  in  Lansting  (Mich.)  1895. 

Bespr.  in  der  Zeitschr.  f.  Instrumentenk.  1895,  8.  301. 
Bockj  M.    Die  Photogrammetrie.    (Terrainaufnahme  auf  photographischem 

VTege.)     Mittheilungen  über  Gegenstände  des  Artillerie-  und  Genie- 
Wesens  Bd.  XXIII,  8.  13—39. 
Bonaccorsi,  (?.,   Ing.     Correzione  da  farsi  alia  lettura  mediana  dedotta 

dalla   media   delle   letture   estreme   e  determinazione  della  formola 

che  da  la  distanza  orizzontale  net  diastimometri  quando  la  visuale  e 

inclinata.      Rivista   di   Topografia    e   Catasto    1895/96,    Vol.    VIII, 

8.  93—95. 
Brönimann,  8tadtgeometer.     Der  tachymetrische  Rechenstab  von  Hofer 

und  Brönimann.    Beschreibung  und  Gebrauchsanweisung.    Bern  1895, 

Michel  u.  Bückler. 
CerrL     Deviazioni  della  stadia.     II  Politecnico  1894,  8.  553. 
Coutureau,  -4.,   Göomfetre-Topographe.     Tach^ometres   et  Tach^ometrie. 

Journal  des  G^ometres  1895,  8.  34—38. 

Finsterwalder,  Dr,  S.,  Prof.  Photogrammetrischer  Theodolit  für  Hoch- 
gebirgsauf nahmen.  Zeitschr.  für  Instrumentenkunde  1895,  8.  370 
bis  373. 

GouUeVy  C.  M.  jfitudes  theoriques  et  pratiques  sur  les  levers  topometriques 
et  en  particulier  sur  la  tacheometrie.     Paris,  Gauthier  -  Villars  et  Fils. 

Hammer^  E.,  Prof.  Das  Eckhold'sche  Omnimeter  in  der  Ausführung 
von  A.  Ott  in  Kempten.  Zeitschr.  für  Instrumentenkunde  1895, 
8.  233—238. 

Heilj  J,  Die  Additionsconstante  der  Tachymetrie.  Zeitschr.  f.  Ver- 
messungsw.  1895,  8.  354—356. 

Henry y  L.,  Ingenieur.  De  Temploi  du  tach^ometre  pour  les  levers 
cadastraux.  Conversion  des  coordonnöes  polaires  en  coordonn^es 
cart^siennes.  —  Recherche  des  surfaces.  —  Levers  par  rayonnement. 
Levers  par  cheminement.  Journal  des  Geometres  1895,  8.  275  bis 
277;  1896,  8.  18-21,  33—37,  64—69. 


502       10.  Tachymetrie  und  zugehörige  Instromente,  Photogrammetrie. 

Jadanza,  N,f  Prof.  A  proposito  di  Porro  e  della  eua  Celerimensura. 
Lettera  al  Slg.  Ing.  Angelo  Salmoiraghi.  II  Politecnico  1895,  S.  464 
bis  471.  Bemerkung  dazu  von  Ing.  E.  Patrizi  ebendas.  S.  617 
bis  623. 

—  Influenza  delF  errore  di  verticalitä  della  stadia  sulla  misura  delle 
distanze  e  suUe  altezze.  Rivista  di  Topografia  1895/96,  Vol.  YIII, 
8.  118—121. 

—  La  misura  delle  distanze  col  cannocchiale  ridotto.  Rivista  di  Topo- 
grafia e  Catasto  1895/96,  Vol.  VIII,  S.  2—7. 

—  Tavole  Tacheometriche  centesimali.  Servono  anche  al  calcolo 
delle  coordinate.     3,50  Lire. 

Uitschy  M,   W.y  Ing.     Tachymetrisches  Schiebe- Diagramm.     Zeitschr.  f. 

Vermessungsw.  1895,  S.  75—76. 
Laussedatf  A.     Historique  de  Tapplication  de  la  photographic  au  lever 

des  plans.     Association  Fran^aise  pour  Tavancement   des  sciences. 

Compte  rendu    de  la  21.  session,  2.  ser.,  S.  215 — 238.     Bespr.  in 

dem  Jahrbuch  über   die  Fortschritte   der   Mathematik     Bd.  XXIV, 

Jahrgang  1892  (gedr.  1895),  S.  560. 

—  Les  applications  de  la  perspective  au  lever  des  plans.  Ann.  d. 
Conservatoire  des  Arts  et  M^t.  1894,  S.  81. 

—  Use  of  photography  in  topographical  drawing.  Sclentif.  Amer. 
Suppl.  1894,  Bd.  38,  8.  15  786. 

Loir  Erasme.     Tach^om^tre  on  Cercle  d^Alignement  donnant  sans  calculs 

les   distances  horizontales  par  les   diffiärences  de   pente  des  vis^es 

successives.    Journal  des  Geometres-Ezperts  1895,  8. 12 — 14,  25  bis 

40  und  1  Tafel. 
Miller^  F.     Zwei  neue  Auftrags-Apparate  ftlr  tachymetrische  Aufnahme. 

Central-Zeitung  für  Optik  u.  Mech.  1895,  S.  163. 
Monet.     Application   de   la  photographic  k  la  topographic.      Nouvelle 

solutions  d'altim^trie  au  moyen   des  regies  hypsomätriques.    M^m. 

de  la  8oc.  d.  Ing.  civ.  1894,  II,  8.  216—278. 
.  .  .Neuer   tachymetrischer    Rechenschieber    von    Hofer  &  Brönnimann. 

8chweizeriscbe  Bauzeitung  1895,  XXV.  Bd.,  8.  186. 
Ney,  0.     Zerlegbarer  Phototheodolit    für  Präcisionsmessung.     Zeitschr. 

für  Instrumentenkunde  1895,    8.  55 — 58;    Dingler's  Journal  1894, 

Bd.  293,  8.  265—267. 
Olsson,  Dr.  K.  G.     Einige  Bemerkungen  über    die  Berechnung  photo- 

grammetrischer  Wolkenmessungen.     Meteorologische  Zeitschrift  1895, 

8.  75—77. 
Orlandi,  6r.,  Ing.     Tacheometria.     Corso  pratico  di  Topografia  numerica. 

ün  volume  di  400  pagine.     10  Lire.' 
FoUack,    Ein   neuer    durchschlagbarer  Phototheodolit    mit    centrischem 

Fernrohr  (8ystem  Pollack).     Zeitschr.   des  österr.  Archit.-  u.  Ing.- 

Ver.  1894,  8.  483. 


10.  Taehymetrie  nnd  zugehörige  Instrumente,  Photogrammetrie.       503 

PrSeoty  E.J  Ingenieur.  Les  tachöomitres  aato-r^dacteurs^  examen 
sommaire  des  mäthodes  applicables  k  la  dötennination  sans  ealcul 
de  redaction  des  distances  horizontales.  I.  Pr^liminaires.  Les 
anciens  tach^o metres.  U,  Les  proc^d^s  d'anto-rädaction.  III.  Les 
tach^om^tres  auto-r^ducteurs  proprement  dits.  Extrait  de  la  Revue 
pratique  des  Travaux  publics  1895,  Nr.  1.  Paris  1895,  Society 
des  Conducteurs  des  Fonts  et  Chaussäes.     1,50  fr. 

Puller,  E.,  Ing.  Der  Kreistachymeter  von  Puller-Breithaupt.  Zeitschr. 
f.  Vermessungsw.  1895,  S.  65—70. 

Richards  R.,  Prof.  A  New  Prismatic  Stadia.  Separ.-Abdr.  aus  Journal 
of  the  Assoc,  of  Engineering  Societies  1894,  Vol.  XIII,  Nr.  1. 
(16  S.  8<>.)     Bespr.  in  der  Zeitschr.  f.  lustrum entenk.  1895,  S.  76. 

Roncagli,  O,  Rectification  der  diastimometrlschen  Curve  des  Reductions- 
Tachymeters  von  6.  Roncagli  und  E.  Urbani.  Zeitschr.  für  In- 
strumentenkunde 1895,  S.  180—181. 

—  Sulla  riduzione  delle  distanze  alF  orizzonte.  Strumenti  riduttori  ed 
autoriduttori.  Rivista  di  Topografia  e  Catasto  1895/96,  Vol.  VIII, 
S.  139—144,  145—152. 

Roncagliy  G.  ed  urbani,  E.     La  rettificazione  del  diagramma  diastimo- 

metrico  nel  Tacheometro  Riduttore.     Rivista  di  Topografia  e  Catasto 

1895/96,  Vol.  VIII,  8.  28—30,  50—62. 
Salmoiraghie,     Per  Porro  e  la  sua  celerimensura.     II  Politecnico  1895, 

S.  321 — 340,   644.  Bemerkung  dazu    von  Ing.  E.  Patrizi  ebendas. 

S.  617—623. 
Sanguetf  J,  jL.,  Ing^nieur-Topographe.      La  tach^om^trie  en  France  et 

k  r^tranger.     La  R^forme  Cadastrale  1895,  S.  85  —  104. 
Sangti^y  J.  L,     Le  tach^om^tre  Sanguet   (autor^ucteur).     Description 

mode  d'emploi,  verifications,  rectifications,  etc.    (59  S.)    Paris  1894. 
Schrader.    Nouvel    instrument    (Tachj^ographe)    servant  au  trace  direct 

et  au   leva  direct   du   terrain.       Comptes   rendus    1895,    Bd.    121, 

S.  40—43. 
Schroder,  G,     Architektur-    und  Gelände-Aufnahme,   unter    Mitwirkung 

der  Photographie,    und   die    einschlägigen  Instrumente.     Archiv  für 

die  Artillerie-   und  Ingenieur  -  Officiere  des  Deutschen  Reichsheeres 

Bd.  XCIX,  S.  305,  338. 

—  Dio  neuesten  Messblld-Instrumente.     Ebendas.  S.  449 — 475. 
Smith,  L.  8,    An  experimental  study  of  field  methods  which  will  insure 

to  stadia  measurements  greatly  increased  accuracy.  Bulletin  of 
the  university  of  Wisconsin  1895.  Engineering  series  Bd.  1; 
Nr.  5,  S.  101—145.  35  cents. 
Steiner,  F.  Die  Anwendungen  der  Photographie  auf  dem  Gebiete  des 
Bau-  und  Ingenieurwesens  mit  besonderer  Bertlcksichtigung  der 
Photogrammetrie.  Technische  Blätter,  Vierteljahrsschrift  des  Deutschen 
Polytechn.-Ver.  in  Böhmen,  XXII.  Bd.,  S.  134—164.     Bespr.  in  dem 


504  Wagner,    üeber  Schätzungsgenauigkeit  an  Nivellir-  und  Distanzscalen. 

Jahrbuch  über  die  Fortschr.  der  Mathem.  Bd.  XXIV,   Jahrg.  1892 
(gedr.  1895),  S.  561. 
Ziegler  -  Hager.    Neues  geodätisches  Universalinstrument.     Central-Zeitung 
für  Optik  u.  Meeh.  1895,  S.  183—186. 

V.  Ziegler,  F.  Handbuch  der  Tacheographie,  zum  Gebrauche  für 
Ingenieure,  Militair-Ingenieure,  Architekten,  Geometer,  Professoren 
und  Schulen,  auch  für  Laien  leichtfasslich  dargestellt.  Metz  1894, 
Evens  Verlag.     5,40  Mk.  (Fortsetzung  folgt.) 


lieber  Schätzungsgenauigkeit  an  Nivellir-  und 

Distanzscalen ; 

von  Ingenieur  Carl  Wagner  in  Nastätten  (vorm.  Wiesbaden). 

(Fortsetzung  von  S.  471.) 
Vergleichen  wir  nun   aber  auch    unsere  Wahrscheinlichkeitstheorie 

mit  einigen  ausgeführten  Beobachtungen. 

Wagner  beobachtete  an  scheinbaren  Intervallen  von  0,1  bis  1,6  mm 

0,030 
und  fand  für  den  relativen  Schätzungsfehler  nahezu  die  Beziehung  — p. 

Dieses  Resultat  liegt  nach  den  Tabellen  IV  und  Y  innerhalb  unserer 
Wahrscheinlichkeitsgrenze.  Speoiell  ist  für  0,1  bis  0,5  J  der  Exponent 
1  allein  wahrscheinlich,  während  für  0,5  bis  1,6  J  auch  der  Exponent  ^2 
theilweise  Berechtigung  hat,  was  aber  aus  der  Beobachtung  selbst,  wegen 
zu  geringen  ümfanges  und  zu  kleinen  Unterschieden  (m,  — fn^)  nicht 
nachweisbar  ist. 

Würde  Wagner  seine  Beobachtungen  an  grösseren  Intervallen  fort- 
gesetzt haben,  so  hätte  er   für  diese  Fortsetzung  nach  unserer  Theorie 

in  mehr   oder  weniger   rascher  Folge    die   Exponenten    ^/2,    ^3 "^ 

finden  müssen  bezw.  für  diese  nur  Wahrscheinlichkeit  in  Anspruch  haben 
nehmen  dürfen. 

Die  aus  dem  bayerischen  Präcisions- Nivellement  abgeleiteten 
Schätzungsfehler  wurden  an  scheinbaren  Intervallen  von  0,9  bis  2,9  mm 

beobachtet  und   die  Felllerbeziehung     ^  gefunden.      Hier    liegt   der 

Exponent  1/2  vollständig  innerhalb  unserer  Wahrscheinlichkeitsgrenzen, 
während  der  Exponent  1  weniger  wahrscheinlich  ist,  da  er  an  seine 
untere  Grenze  stösst,  indessen  immerhin  noch  theilweise  in  Betracht 
kommen  könnte.     Die  Richtigkeit  dieses  Schlusses  ergiebt  sich  aus  der 

Beobachtung,    wenn    man    deren    relativen    Schätzungsfehler    mit    der 

0  070 
Beziehung   — ^-= —  vergleicht.     Diese   Beziehung    schliesst   sich  nämlich 

den  beobachteten  Fehlern  zwar  nicht  so  ffut  als     ^  ^ an,  indessen  sind 


Wagner,    lieber  Schätzvngsgenaaigkeit  an  NiveUir-  und  Distanzscalen.  505 

die  Unterschiede  (v)  im  Vergleieh  zn  den  Fehlerschwankungen  nicht 
bedeutend. 

Mit  diesen  beiden  Beobachtungen  stimmt  somit  unsere  Theorie 
gut  überein.  Auch  mit  den  Resultaten  von  Reinhertz,  die  dieser  an 
Intervallen    von    0,3   bis  9,2   mm   beobachtete    und   dafür    die  Fehler^ 

beziehung     ^  ermittelte     (Tabelle    15,   Seite   609 — 611);     ist    dies 

hinsichtlich  des  Beobachtungstheils  von  1,8  bis  9,2  J  der  Fall,  wogegen 
unsere  Theorie  mit  dem  Theil  von  0,3  bis  1,7  J  in  starkem  Wider- 
sprach steht.  Eine  graphische  Darstellung  dieser  Beobachtung  ergiebt 
nämlich;  dass  ungefähr  an  1,7  J  ein  auffallend  starker  Wechsel  der 
Exponentengrösse    eingetreten    ist,    und   zwar  letztere   fUr   0^3 — 1,7  J 

(0  Oftß  \ 
m=     6        i,  während    für  1,8—9.2  J  der  Ex- 

ponent  1/2  beibehalten  werden  muss.  Reinhertz  beobachtete  daher  eine 
stark  umgekehrte  Tendenz  der  Exponenten^  als  solche  nach  unserer 
Theorie  verlangt  wird. 

Eine  theil  weise  Inbetrachtnahme  einer  Beobachtung  muss  aber  zu- 
lässig sein,  sobald  die  betreffenden  Theile  genügenden  Umfang  haben, 
was  hier  zutrifft.  Wagner,  der  überhaupt  nur  an  0,1 — 1,6  J  be- 
obachtete, fand  für  den  hier  in  Vergleich  kommenden  Theil  (0,3  — 1,6  J) 
den  Exponenten  1,  wie  auch  für  seine  ganze  Beobachtung.  Wir  haben 
daher  zwei  Beobachtungen  von  gleichem  Umfang  und  gleicher  Intervall- 
grösse,  von  welchen  die  Eine  den  Exponenten  '/^  und  die  andere  1 
lieferte. 

Bei  einer  theilweisen  Beurtheilung  einer  Beobachtung  kann  zwar 
mit  Rücksicht  auf  die  Fehlerschwankungen  nicht  verlangt  werden,  dass 
die  Exponenten  der  Theile  dem  Durchschnittsexponenten  genau  ent- 
sprechen, indessen  ein  so  grosser  Unterschied,  wie  hier  aus  der  Be- 
obachtung von  Reinhertz  hervorgeht,  lässt  sich  damit  nicht  erklären. 
Es  müssen  offenbar  noch  andere  unbekannte  ungünstige  Umstände  dabei 
mitgewirkt  haben,  und  mit  dem  besten  Willen  können  wir  z.  Z.  nicht 
anders,  als  den  fraglichen  Beobachtungstheil  zu  beanstanden. 

Nachdem  sodann  die  von  Reinhertz  noch  weiter  mitgetheilten 
Schätzungsfehler  (Tab.  16  u.  18)  mangels  genügenden  Umfangs  auch 
keine  Schlüsse  für  kleinere  Intervalle  gestatten,  so  lässt  sich  der  Be- 
obachtung von  Wagner  keine  andere  gegenüberstellen.  Die  abweichenden 
Ansichten  betreffs  dieser  Beobachtung  dürften  darauf  zurückzuführen 
sein,  dass  Reinhertz  an  kleinen  Intervallen  sehr  grosse  Fehler  beobachtete, 
und  dadurch  veranlasst  wurde,  den  Resultaten  von  Wagner  nicht  die 
nöthige  Beachtung  zu  schenken. 

Da  obige  Vergleichungen  als  zu  allgemein  gehalten  und  nicht  ge- 
nügend beweiskräftig  angesehen  werden  könnten,  so  lassen  wir  hier  noch 
speciellere,    auf   anderer    Grundlage    beruhende    Vergleichungen  folgen. 


506  Wagner.    Ueber  Scbätzungsgenaiiigkeit  an  Nivellir-  und  Distanzscaleii. 

Stellt  man  za  diesem  Zwecke  die  Beobachtungen  graphisch 
dar  —  die  Zielweiten  als  Abscissen  und  die  mittleren  relativen  Schätzungs- 
fehler  als  Ordinaten  behandelt  — y  so  ergiebt  sich  zunächst^  dass  die 
Fehlerschwankungen  yermittelst  einer  geraden  Linie  min- 
destens ebenso  genau^  mitunter  sogar  noch  etwas  strenger 
als  mit  einer  Curve  ausgeglichen  werden  können.  Eine 
Verlängerung  dieser  Geraden  müsste  ferner  mit  dem  Nullpunkt  der  Ziel- 
weite zusammenfallen,  sofern  die  Schätzungsfehler  genau  proportional 
den  Zielweiten  wachsen  würden.  Dies  ist  aber  wohl  nie  der  Fall,  es 
ergiebt  sich  vielmehr  für  jede  Beobachtung  für  0  Ziel  weite  eine  mehr 
oder  weniger  kleine  positive  Ordinate  (y),  die  vermuthlich  theils  von 
der  Beobachtungsconstante  (a),  theils  von  der  Zielweite  (Z)  bezw.  von 
der  scheinbaren  Intervallgrösse  (J)  abhängig  ist. 

Wirdy  von  jedem  Schätzungsfehler  in  Abzug  gebracht;  so  verbleiben 
die  Reste  derselben  (bezw.  die  ausgleichende  Gerade)  streng  proportional 
den  Zielweiten.  Wir  erhalten  daher,  indem  wir  von  den  Zielweiten 
unmittelbar  auf  die  scheinbaren  Intervallgrössen  schliessen,  die  Fehler- 
beziehung : 

eine  fUr  den  gewöhnlichen  Gebrauch  zwar  zu  umständliche  Formel,  die 

jedoch  von   keiner   anderen   an  Genauigkeit  übertroffen   werden    durfte 

und  in  welcher  der  Exponent  von  J  nur  1  sein  kann,  da  die  Gleichung 

der  geraden  Linie  eine  solche  1.  Grades  ist 

Auf  diese  Weise  findet  man  die   speciellen  Fehlerbeziehungen  für 

die  Beobachtungen  von: 

0  027 
Wagner m  =  — ^-y {-  0,005  mm, 

Bayerischen  Nivellements  nach  Vogler m  =  —^ J-  0,015  mm, 

Reinhertz    fQr   die   scheinbaren  Intervalle  von 

1,8  bis  9,2  mm   —  m  =  —^. f-  0,020  mm. 

Wird  sodann  die  Fehlerausgleichungs  -  Gerade  bis  zur  Abscissen- 
achse  verlängert,  so  darf  y  entfallen,  da  alsdann,  von  dem  erhaltenen 
Schnittpunkt  aus  gerechnet,  die  Schätzungsfehler  in  geradem  Verhältnisse 
zur  Zielweite  stehen,  nachdem  letztere  um  den  Abstand  des  Schnitt- 
punkts von  dem  Nullpunkt  der  Ziel  weiten  vergrössert  worden  sind. 
Dieser  Abstand  (x)  beträgt  nach  den  Resultaten  von  Wagner  =  rund 
12  m,  nach  dem  bayerischen  Nivellement  =7  24  m  und  nach  Reinhertz 
16  m.  Je  nachdem  bei  der  Bestimmung  der  Aasgleichujigsgrade  die 
nicht  feststehenden  Gewichte  der  einzelnen  Fehler  beurtheilt  werden,  läset 
sich  die  Grösse  von  x  um  einige  Meter  verändern,  was  jedoch  nur 
einen  unerheblichen  Einfluss   auf  unsere   Vergleichungen  haben   würde. 


Wagner.    Ueber  Schätzungsgenauigkeit  an  Nivellir-  und  Distanzscalen.  507 


Mit  Zuhülfenahme  von  x  lassen   sich  nun   die  Exponenten  ftir   die 

Beziehung  m==-y^  leicht  prüfen.     Die  berechneten  Ergebnisse   sind  in 

«/ 

Tabelle  VI  zusammengestellt  und  dabei  die  einzelnen  Beobachtungen 
sowohl  im  Ganzen  als  auch  in  mehrere  Theile  zerlegt  behandelt, 
da  durch  letzteres  ein  guter  üeberblick  über  die  allmählich  eintretenden 
Veränderungen  der  Exponenten  erzielt  wird. 

Tabelle  VI. 


O 

«9 

s  .1 
M  & 

Zielweiten 

i 

Vz 

i 
i 

5    1 

Der  Beobachtungs-Theile 

Quotienten  u 

i.  Fehler 

Quotienten  für: 

Fehler  für: 

der  ganzen  jocuu-  u 
acntung  für:        J 

wahre 
Z 

3 

ergänzte 

Z+x 

4 

Z 

Z+x 
7 

Vz 

8 

z 

9 

Vz 

Z 

Z+x 
12 

Vz 

1 

2 

6 

10 

11 

13 

S, 

1-1 
i*  s 

1 

mm 
0,1 
0,2 
0,5 
0,9 
1,6 

0,9 
1,6 
2,9 

m 

625 

312 

120 

70 

40 

89 
50 

27 

m 

637 

324 

132 

82 

52 

25,00 

17,66 

10,95 

8,37 

6,32 

943 
7,07 
5,20 

5,92 
4,69 
3,60 
2,65 

}2,00 
}  2,60 
}1,71 
}1,75 

1,97 
2,46 
1,61 
1,58 

1,53 
1,45 

1,34 
1,31 
1,26 

1,42 
1,61 
1,31 
1,32 

1,33 
1,36 

-  2 

-  6 

—  6 

—  11 

+  28 
+  34 

+  19 
+  16 

1    15,6 
1  (-  «Wo) 

12,3 

2,22 
2,22 

3,96 

(+58%) 

113 

74 
51 

51 
38 
29 
23 

}l,78 
}1.85 

—  16 

-28 

+  13 
+   6 

\    3,30 

1  (-  Wo) 

1,81 

(+  200/0) 

1,8 
2,9 

9,2 

35 

22 
13 

7 

}  1,59 

}  t,6^ 
}  1,86 

1,26 
130 
1,36 

-19 

-29 
-48 

+  6 

+    1 
—  8 

l  5,00 

1  (-1450/0) 

2,23 

(oo/o) 

Dazu  ist  Nachstehendes  zu  erläutern. 

Die  scheinbaren  Intervalle  in  Spalte  2  sind  theilweise  nach  Maass- 
gabe der  Zielweite  und  der  benutzten  Fernrohrvergrösserung  bestimmt 
worden  und  zwar  für  die  Reinhertz'schen  Beobachtungen,  die  sich  auf 
verschiedene  Vergrösserungen  beziehen,  mit  dem  zu  25fach  sich  ergebenden 
Durchschnitt.  Die  bayerischen  Nivellirungen  wurden  mit  32facher 
die  Beobachtungen  von  Wagner  mit  25facher  Vergrösserung  ausgeführt. 
Erschien  es  aber  zweckmässig  gegebene  scheinbare  Intervalle  fest- 
zuhalten, so  wurde  umgekehrt  hiernach  die  Zielweite  bemessen.  Auf 
unsere  Berechnungen  haben  diese  Intervalle  keinen  unmittelbaren  Ein- 
fluss,  und  sollen  sie  auch  nur  zur  leichteren  Vergleichung  der  vorstehenden 
Ergebnisse  dienen.  Demgemäss  stimmen  auch  die  in  Spalte  3  in  vollen 
Metern  angegebenen  „wahren"  Zielweiten  mit  den  wirklich  benutzten 
Zielweiten  nicht  immer  überein,  was  auch  nicht  erforderlich  ist. 

In  Spalte  4  ist  bei  den  „ergänzten"  Zielweiten  x  zu  den  oben  an- 
gegebenen Werthen  angenommen. 


508  Wagner.    Ueber  Schätzungsgenauigkeit  an  Nivellir-  und  Distanzscalen. 

Auf  Orund  der  Spalten  3  bis  5  sind  die  Quotienten  in  den  Spalten 
6  bis  8  bezw.  11  bis  13  berechnet  worden.  Es  beträgt  z.  B.  nach 
Wagner  für  Zielweiten  von  120  m  bis  312  m  der  Quotient  für  die  „er- 

324  312 

gänzten"  Zielweiten —— =  2,46,  dagegen  für  den  Exponenten  1=  ^^  = 

A.ÖJS  X^U 

2,60  und  für  den  Exponenten  V2  =  ^^"7^=^  =  tt^W  =  1;61-       Diese 

'^       1/120        10,95 

Quotienten  lassen  aber  die  Unterschiede  der  Fehlerbeziehungen  nicht 
übersichtlich  genug  erkennen,  daher  wurden  nach  diesen  noch  die  pro- 
centlichen  Fehler  ermittelt  (Spalte  9  u.  10).     Für  das  Beispiel  berechnen 

sich  dieselben  für  Z  zu  |4^  =  1,06  =  6O/0  und  für    j/Z  zu  -^^  = 

2,46  2,46 

0,66  =  340/0,  d.  h.  mit  anderen  Worten :  im  Vergleiche  mit  unserer,  auf 
Z  -\-x   gegründeten   Fehlerforrael    giebt  —   innerhalb   120    bis   312  m 

Zielweite  —  die  Function  -y  um  6%  zu  grosse  und  die  Function  — ^= 

um  34%  zu  kleine  Resultate.  In  gleicher  Weise  sind  auch  die  übrigen 
Ergebnisse  der  Tabelle  zu  beurtheilen. 

Aus  den  Spalten  9  u.  10  geht  nun  sofort  hervor,  dass  für  kleine 
scheinbare  Intervalle  nur  der  Exponent  1  und  für  grössere  Intervalle 
nur  der  Exponent  */2  in  Betracht  kommen  kann. 

Sodann  ist  eine  allmählich  eintretende  Gleichberechtigung  der  beiden 
Exponenten  ersichtlich.  Die  Grenze  dieser  Gleichberechtigung  fällt  nach 
Wagner  nach  1,8  «7,  dagegen  nach  den  bayerischen  Resultaten  nach  1,2  J. 
Das  Mittel  hiervon  wäre  1,5  J.  Wir  dürfen  jedoch  das  erstere  Ergeb- 
niss  mit  Rücksicht  auf  das  zur  Anwendung  gekommene  strengere  Ver- 
fahren (Doppel-Feldtheilung,  Ablesungen  in  nur  weissen  Feldern  u.  s.  w.) 
als  das  richtigere  ansehen  und  demgemäss  vermuthen,  dass  diese  Grenze 
zwischen  1,5  J  und  2,0  «7  zu  suchen  sei.  Eine  genauere  Bestimmung  ist 
nach  den  vorliegenden  Beobachtungen  nicht  thunlich.  Es  ist  ohnehin 
auch  nicht  wesentlich,  ob  diese  Grenze  nach  1,5  J^  oder  nach  2,0  J 
gelegt  wird. 

Der  zwischen  4,8  J  und  9,2  J  bei  dem  procentlichen  Fehler  für 
\^Z  vorkommende  Zeichenwechsel  deutet  darauf  hin,  dass  zwischen 
diesen  Intervallen  schon  ein  kleinerer  Exponent  als  1/2  sich  be- 
merkbar  macht. 

In  den  Spalten  11  bis  13  sind  sodann  die  Quotienten  für  jede 
Gesammtbeobachtung  eingetragen  und  die  daraus  berechneten  Fehler- 
procentsätze  in  Klammern  beigefügt.  Es  geht  daraus  hervor,  dass  auch 
ohne  Berücksichtigung  der  Theile  für  die  Beobachtung  von  Wagner  nur 
der  Exponent  1,  dagegen  für  die  beiden  anderen  Beobachtungen  nur 
der  Exponent  ^f^  zulässig  erscheint. 

Aus  diesen  Vergleichungen  folgt  aber,  dass  unsere,  bloss  auf  voraus- 
gesetzte Beobachtungsconstanten   und  Genauigkeitsgrenzen  gestützte  all- 


Wagner,    lieber  SchätzuDgsgenauigkeit  an  Nivellir-  und  Distanzscalen.  509 

gemeine  Wahrscheinlichkeitstheorie  in  jeder  Hinsicht  mit  den  verglichenen 
Beobachtungen  gut  tibereinstimmt;  und  sofern  letztere  durch  ander« 
weitige  Beobachtungen  nicht  wesentlich  abgeändert  werden  müssen^  so 
würde  unsere  Theorie  wohl  schon  nahezu  der  Wirklichkeit  entsprechen. 

Für  die  Reinhertz^schen  Beobachtungen  an  den  scheinbaren  Inter- 
vallen von  0^3  bis  1,7  mm  (Tab.  15)  ergiebt  sich  nach  obigem  Verfahren 

0  012 
die  Fehlerbeziehung  in  =  -^ 1"  Ö;Ö73  mm'  und  hiernach  a;  =  380m! 

Diese  Zahlen  stehen  aber  mit  allen  bisherigen  Beobachtungsresultaten  in 
so  grossem  Widerspruch^  dass  nichts  anderes  erübrigt^  als  erstere  zu 
beanstanden,  wozu  wir  schon  früher  gezwungen  waren. 

Aus  unseren  Betrachtungen  folgt  schliesslich,  dass  für  die  Fernrohr- 
vergröBserungen  auch  keine  gleichmässigen  Beziehungen  zu  erwarten 
sind.  Das  jetzige  unmittelbare  Beobachtungsmaterial  reicht  zwar  zu 
einwandsfreien  Schlüssen  nicht  ans,  indessen  ist  es  doch^sehr  wahr- 
scheinlich, dass  für  jede  hier  in  Betracht   kommende  Vergrösserung  bei 

deren   Benutzung  an  kleinen  scheinbaren  Intervallen   die   Beziehung  -y- 

a 
und  an  grösseren  Intervallen  TTj  annähernd  gefunden  wird,  dass  ferner 

die   Beziehungen    für  verschiedene  Vergrösserungen,   je    nach    den  Be- 
tt ^ 
obachtungen  an  kleinen  oder  grossen  Intervallen,  zu  -=;  oder  , /-=^  sich 

ergeben  werden,  sowie  dass  die  Grenze  der  Gleichberechtigung  beider 
Beziehungen  —  wie  bei  den  Intervallen  — ,  zwischen  1,5  J  und  2,0  J 
fallen  dürfte. 

8.  Beziehungen  zwischen  dem  Ziel-  oderEinstellungsfehler 

und  dem  Gesammt-Schätzungsfehler. 

Die  Beziehung  zwischen  dem  Einstellungs-  und  dem  Gesammt- 
Schätzungsfehler  würde  als  eine  gleichmässige  zu  betrachten  sein,  wenn 
nicht  die  Fadenstärke  die  Schätzungen  ungleich  beeinflusste.  Dieser 
Einfluss  besteht  darin,  dass  der  Beobachter  nicht  nur  die  auf  beiden 
Seiten  des  Fadens  vorragenden  Intervalltheile  gegen  einander  abzuwägen 
bat;  sondern  dabei  auch  jedem  Theile  die  Hälfte  der  Fadenstärke  zu^ 
schlagen  muss.  Sowohl  hierdurch,  als  auch  durch  die  eintretende  Ver- 
schmälernng  der  vorragenden  Theile^  werden  aber  die  Schätzungen  an 
kleinen  scheinbaren  Intervallen,  für  welche  die  scheinbare  Fadenstärke 
eine  verhältnissmässig  ansehnliche  Breite  hat,  ungemein  erschwert. 

Für  grössere  Intervalle  verschwindet  dagegen  der  Einfluss  der 
Fadenstärke  sehr  bald.  Derselbe  fällt  z.  B.  an  den  scheinbaren  Inter- 
vallen von  1,5   bis  2,0  mm   schon  nicht  mehr  oder  doch  nur  ganz  un- 


510  Wagner.    Ueber  Sohätzangsgenanigkeit  an  Nivellir-  und  Distanzscalen. 

erheblich  ins  Gewicht,  und  bei  noch  grösseren  Intervallen  ist  er  über- 
haupt nicht  mehr  fühlbar.  Es  ist  hiernach  erklärlich,  dass  an  kleinen 
Intervallen  verbal tnissmässig  stärkere  Schätzungsfehler  als  an  grösseren 
Intervallen  begangen  werden  können  und  auch  thatsächlich  vorkommen. 

Bei  Einstellungen  lässt  sich  ein  umgekehrtes  Verhältniss  erkennen. 
An  kleinen  Intervallen^  —  sofern  dieselben  gross  genug  sind^  um  die 
beiderseits  des  Fadens  vorragenden  Intervalltheile  mit  genügender  Deut- 
lichkeit sehen  zu  können,  was  als  Grundbedingung  für  genaue  Ein- 
stellungen gelten  muss  — ,  sind  letztere  anstandslos  zu  bewirken,  da 
eine  Erkennung  der  Gleichheit  schmaler  weisser  Streifen  auf  schwarzem 
Grunde  geradezu  als  eine  leichte  Aufgabe  anzusehen  ist.  Je  grösser 
dagegen  die  Intervalle  sind,  desto  mehr  wird  das  Augenmaass  für  die 
Beurtheilung  der  Gleichheit  der  beiderseitigen  Streifen  in  Auspruch 
genommen    und   desto   grösser   können    die  Einstellungsfehler    auftreten. 

Aus  diesen  Betrachtungen  folgt,  dass  zwischen  Einstellungs-  and 
Gesammt- Schätzungsfehler  nicht  für  alle  Intervallgrössen  gleichmässige 
Beziehungen  zu  erwarten  sind.  Insbesondere  wird  in  dieser  Hinsicht 
ein  ziemlich  rasch  abnehmender  Unterschied  zwischen  kleinen  und  grossen 
Intervallen  zu  machen  sein,  wogegen  für  grössere  Intervalle,  an  welchen 
die  Fadenstärke  die  Schätzungen  nicht  mehr  belästigt,  eine  constante 
Beziehung  sehr  wahrscheinlich  ist. 

Betreffs  der  Grösse  dieser  Beziehungen  liegen  z.  Z.  nur  zwei,  stark 
von  einander  abweichende  Beobachtungen,  vor. 

Reinhertz  beobachtete  mittelst  Mikroskops  von  15facher  Ver- 
grösserung  den  Einstellungsfehler  an  scheinbaren  Intervallen  von  1,0  bis 
7,5  mm  (Tab.  19,  S.  614),  und  fand  denselben  6,7  mal  kleiner  (Constante 

^^      \  als  den  von  ihm  ermittelten  Gesammt-Schätzungsfehler  (Tab.  15, 

s!  609—611). 

Wagner  beobachtete  mit  25facher  Fernrohr vergrösserung  den  Ein- 
fitellungsfehler  an  scheinbaren  Intervallen  von  0,2  bis  0,4  mm  (S.  97, 
1886  ds.  Ztschr.)  nur  3,5  mal  kleiner  als  den  aus  seinem  Distanzfehler 
abgeleiteten  Gesammt-Schätzungsfehler  (S.  84  u.  102).  Da  Schlüsse  von 
kleinen  Intervallen  auf  grössere  unzulässig  sind,  so  lässt  sich  nur  ver- 
muthen,  dass  an  grösseren  Intervallen  möglicher  Weise  noch  kleinere 
Unterschiede  gefunden  werden  können,  weil  die  von  Wagner  benutzten 
kleinen  Intervalle  in  dieser  Hinsicht  offenbar  die  grössten  Unterschiede 
ergeben  müssen. 

Appel,  welcher  mit  freiem  Auge  an  Intervallen  von  0,2  bis  1,2  mm 
beobachtete  (Tab.  22,  S.  614),  fand  den  Einstellungsfehler  um  etwa 
1/4  grösser  als  Reinhertz  und  Wagner.  Da  jedoch  Appel  nicht  auch 
gleichzeitig  Beobachtungen  für  Schätzungsfehler  anstellte,  so  können  seine 
Resultate  für  die  Grösse  der  Beziehung  nicht  benutzt  werden. 


Wagner.    Ueber  Schätzungsgenanigkeit  an  Nivellir-  und  Distanzscalen.  511 

Die  übrigen  von  Reinhertz  aufgeführten  Beobachtungen  über  Ein- 
stellungsfehler  sind  wegen  zu  grosser  Fehler  überhaupt  nicht  zu  ver- 
werthen. 

Da  die  Genauigkeit^  mit  welcher  solche  Beobachtungen  zur  Er* 
zielang  einwandsfreier  Resultate  ausgeführt  werden  müssen^  häufig  unter- 
schätzt wird;  so  dürften  einige  Erörterungen  dieserhalb  nicht  überflüssig 
erscheinen. 

Appel  fand  für  seine  Einstellungsfehler  die  Beobachtungsconstante 
0,018,  Reinhertz  =  0,012  und  Wagner  =  0,008.  Hieraus  ist  zu  schliessen, 
dass  für  genaue  Einstellungen  die  Constante  zu  etwa  rund  0,010  an- 
genommen werden  darf.  Für  diese  Constante  beträgt  aber  der  Unterschied 

0  010  Ö»Ö10 

zwischen  den  Beziehungen  -^ —  und  'TTy'     for  Intervalle    >  0,7  mm 

höchstens     '         =  0,0023  mm.     (Vergl.  letzte  Spalte  unserer  Tab.  IV.) 

Ferner  geht  aus  den  bisherigen  Beobachtungen  hervor,  dass  dieselben 
sich  weder  dem  Exponenten  1  noch  ^/2  streng  anschliessen,  sondern 
deren  Fehlerbeziehungen  mehr  oder  weniger  in  die  Mitte  zwischen 
beide  Exponenten  fallen.  Daher  wird  in  den  meisten  Fällen  eine 
Fehlerveränderung  von  1/3  bis  1/2  des  obigen  Unterschieds  oder  rund 
±  0,001  mm  und  im  Maximalfalle  db  0,002  mm  schon  genügen,  die 
eine  oder  andere  Beziehung  als  die  riclitigere  erscheinen  zu  lassen. 

Wie  schwierig  aber  mit  Rücksicht  auf  die  unvermeidlichen 
Schwankungen  der  Beobachtungsfehler  die  Erzielung  einer  solchen  Oe- 
nauigkeit  ist,  vermag  nur  derjenige  genügend  zu  würdigen,  der  selbst 
derartige  Beobachtungen  angestellt  hat.  Es  liegt  sogar  nicht  ausser 
dem  Bereiche  der  Möglichkeit,  dass  ein  guter  Beobachter  unter  ganz 
gleichen  Umsfänden  heute  dem  Exponenten  1  und  morgen  dem  Ex- 
ponenten ^/2  sich  nähert.  Mithin  kann  es  zweifelhaft  erscheinen,  ob 
einwandsfreie  Fehlerbeziehungen  für  Einstellungen  an  scheinbaren  Inter- 
vallen >  0,7  mm  überhaupt  ermittelt  werden  können. 

An  Intervallen  <C  0,7  mm  vergrössern  die  maassgebenden  Unter- 
schiede sich  sehr  rasch.  An  0,5  J  ist  z.  B.  der  Unterschied  schon  rund 
2 1/2  mal  und  an  0,2  »7=12  mal  grösser  als  an  0,7  J.  Daher  sind  an 
diesen  kleinen  scheinbaren  Intervallen  schon  sichere  Resultate  zu 
erwarten. 

Zur  Beobachtung  von  Einstellungsfehlern  dürfen  selbstredend  nur 
solche  Verfahren  angewendet  werden,  die  unmittelbar  wahre  Fehler 
ergeben.  In  dieser  Hinsicht  kann  sowohl  das  von  Wagner  benutzte  Ver- 
fahren (S.  87,  1886),  als  auch  die  vom  Verfasser  für  Schätzungen  an- 
gegebene Verfahrungsweise,  bei  welcher  nur  die  Pernröhrvergrösserung 
benutzt  wird  (8.  452)  empfohlen  werden.  Mit  ersterem  Verfahren 
erhält  man  für  jede  Noniusablesung  am  Ziele  je  zwei  und  mit  letzterem 
je  einen  wahren  Fehler. 


512  Peraonalüachrichten.  —  Fehler-Berichtif^aiig. 

Schlassbemerkungen. 

Aus  vorstehenden  Betrachtungen  geht  zur  Genüge  hervor^  dass  die 
Ermittelung  der  richtigen  Fehlerbeziehung  für  Schätzungen  an  Niveliir- 
und  Distanzscalen  und  insbesondere  diejenige  für  Einstellungen,  wohl 
die  schwierigste  Aufgabe  der  Feldmesskunst  ist,  und  dass  dabei  selbst 
gewandte  Beobachter  mit  der  strengsten  Sorgfalt  verfahren  müssen,  um 
nicht  zu  Trügschlüssen  verleitet  zu  worden. 

Da  es  sodann  noch  einige  Zeit  dauern  wird,  bis  die  etwaigen 
Zweifel  durch  entsprechende  Beobachtungen  gehoben  sind,  so  möchte 
Verfasser  schliesslich  den  Vorschlag  machen:  bis  dahin  für  Distanz- 
messungen den  Exponenten  1  gelten  zu  lassen  und  für  Nivellirungen 
den  Exponenten  */2  anzunehmen.  Damit  würde  sowohl  den  z.  Z.  vor- 
liegenden Resultaten  verschiedener  Beobachter,  als  auch  der  Wahrschein- 
lichkeit einstweilen  gleichmässig  Rechnung  getragen  sein. 

Nastätten,  December  1895.  C.   Wagner, 


Personalnachrichten. 

Königreich  Prenssen.  Finanz-Ministerium.  Dem  Eataster- 
controleur,  Steuerinspector  Spelten  zu  Krefeld  ist  die  Verwaltung  des 
Eatasteramts  Krefeld  I  übertragen.  Die  Katastercontroleure,  Steuer- 
inspector Lehwald  zu  Johannisburg  und  Schüttlöffel  zu  Buer  sind 
in  gleicher  Diensteigenschaft  nach  Bartenstein  bezw.  Oebisfelde,  sowie  der 
Katastersecretair,  Steuerinspector  Christoph  Friedrich  in  Hildesheim 
als  Katastercontroleur  nach  Krefeld  und  der  Katastercontroleur  Heck  ei 
in   Hultschin    als    Katastersecretair   nach    Hildesheim    versetzt    worden. 

Bestellt  sind:  zum  Katastersecretair  in  Oppeln  der Katasterassistent 
Nowak  daselbst^  sowie  zu  Katastercantroleuren  in  Hultschin  bezw. 
Johannisburg  und  Buer  die  Katasterlandmesser  Sey  del  in  Danzig  bezw. 
Friedrich  Conradt  in  Königsberg  i.  Pr.  und  Lack  in  Liegnitz. 

Der  Katastercontroleur  Rieschieck  zu  Alfeld  ist  in  gleicher  Dienst- 
eigenschaft nach  Hirschberg  versetzt. 

Die  Katasterlandmesser  H  aub  ri  cb  aus  Stade,  Fal  k  e  nrot h  in 
Breslau  und  Giesemann  in  Merseburg  sind  zu.  Katastercontroleuren 
in  Papenburg  bezw.  Alfeld  und  Stolzenau  bestellt  worden. 


Fehler-Berichtigung. 

In  Heft  13  Seite  414 :  ^Maassstab  mit  auswechselbaren  Füssen^  ist 
auf  der  6  letzten  Zeile  irrthümlich  noch  gedruckt  1.  Mai;  es  muss 
heissen:  ^falls  ein  Mechanikus  bis  zum  1.  November  1896  das  Recht 
zur  Herstellung  neuer  Maassstäbe  erwirbt". 

Lippstadt,  13.  Juli  1896.  EichhoUz,  Landmesser. 

Inhalt 

Grdssere  MitllieUuiigen:  Uebersicht  der  Literatur  für  Vermessungswesen  vom 
Jahre  1895.  Von  M.  P  e  t  z  o  1  d  in  Hannover.  — -  Ueber  Sdiiätzungsgenanigkeit 
an  Ni vellir-  und  Distanzscalen,  von  Wagner  (Fortsetzung).  ^  PirtonalnacMcMMi. 
—  Fehler-Berichtigung. 

Verlag  von  Konrad  Wittwer  Stuttgart  —  Druck  von  Gebrüder  Jftnecke  in  Hannover. 


513 


ZEITSCHRIFT  FOR  VERMESSUNGSWESEN. 

* 

Organ  des  Deutschen  Geometervereins. 

Herausgegeben  von 

Dr.  W.  Jordan,  und  0.  Steppes, 

Professor   in    Hannovec  Steuer-Rath  in  Manchen. 


1896.  Heft  17.  Band  XXV. 

1.  September. 


Zur  Geschichte  des  Fadenkreuzes; 

von  B.  Hammer. 


In  der  Neubearbeitung  von  Schlieben's  Landmesskunde  durch 
Trigonometer  Caville  findet  sich  S.  224  die  Notiz:  „Im  Jahre  1758 
verfertigte  John  DoUond  das .  erste  achromatische  Fernrohr  und  erst  id 
Jahre  1840  machte  Gascoique  (so)  in  England  die  Entdeckung, 
welche  das  Fernrohr  zu  geodätischen  Beobachtungen  geeignet  machte^ ; 
nämlich  die  Erfindung  des  Fadenkreuzes.  Es  handelt  sich  bei  diesem 
Irrthum  ja  wohl  nur  um  Flüchtigkeit  (wenn  äucblldas  „erst^  und  der 
a.  a.  O.  vorhergehende  Satz^  der  beklagt^  dass  das  so  naheliegende 
Mittel  der  Fixirung  einer  Fernrohrziellinie  so  lange  habe  verborgen 
bleiben  können,  zeigen,  dass  nicht  nur  ein  Irrthum  in  der  Jahreszahl 
vorliegt).  Wenn  aber  in  einer  Besprechung  dieses  Buchs  (Mitth. 
württemb.  Geom.-Ver.  1896,  Nr.  1,  S.  80)  bei  Erwähnung  jenes  Irrthums 
die  Versicherung  hinzugefügt  wird  „das  Instrument,  welches  bei  der  im 
Jahr  1840  beendeten  wtirtt.  Landestriangulation  gedient  hat,  ist  heute  noch 
vorhanden  und  mit  Fadenkreuz  versehen",  so  ist  es  vielleicht  nicht 
unangebracht,  auch  hier  einiges  aus  der  Geschichte  des  Fadenkreuzes  im 
Femrohr  mitzutheilen,  was  weniger  allgemein  bekannt  zu  sein  scheint, 
als  dass  das  bei  der  württemb  ergischen  Landestriangulation  gebrauchte 
Instrument  ein  Reichenbach'scher  Theodolit  war,  dass  ein  Theodolit  mit 
4"  Ablesung  aber  ohne  Fadenkreuz  ein  ziemlich  unnützliches  Ding  wäre 
und  dass  die  Ausstattung  der  Messfernrohre  mit  dem  Fadenkreuz  viel 
älter  ist,  als  der  Spiegelsextant  (bei  dem  es  entbehrlieh  ist)  und  als 
der  Theodolit; 

Man  hat  lange  darüber  gestritten,  wer  zuerst  nach  oder  mit  der 
„Telescoplrung  der  Messinstrumente"  *)  Fäden  im  Focus  des  Fernrohrs 


*)   Sehr  bekannt  ist  der  Kampf  geworden,    den   das  Femrohr  an  astro- 
nomischen Messinstrumenten  gegen  das  ältere  Mittel,  das  Diopter  zu  bestehen 
hatte,  am  bekanntesten,  dass  Hevel,  in  dem  Wettstreit  1679,  mit  dem  Diopter 
Zeitschrift  für  Vermessungswesexi  1896.    Heft  17.  33 


514  Hammer.    Zur  Geschichte  des  Fadenkreuzes. 

ausgespannt  habe:  ob  die  Italiener  G-enerini,*)  Malvasia  oder 
Montanari  oder  der  Niederländer  Huygens  oder  endlich  Morin  oder 
Au z out  und  Picard  in  Frankreich  u.  s.  f.  Es  war  aber  keiner  der 
Genannten,  sondern  William  Gascoigne  inEngland^  etwa  1640  oder 
wenig  früher  (er  fiel,  erst  24-jährig;  als  Gegner  Cromwell's  in  der 
Schlacht  bei  Marston  Moor  1644),  and  die  Notiz,  die  ich  soeben  wieder 
in  einem  neuen  amerikanischen  geodätischen  Werke  lese:  Cross  hairs 
were  first  used  by  Picard  1669,  ist  nicht  richtig.**) 

Was'  ich  nun  hier  besprechen  möchte,  betrifft  nur  das  Material 
der  Fäden  des  Fadenkreuzes  und  der  Fadenmikrometer.  Man  scheint 
bei  uns  vielfach  anzunehmen,  dass  dieses  Material  auch  von  Anfang  an 
die  Fäden  von  Spinnen  gewesen  seien.  Dem  ist  aber  nicht  so: 
Gascoigne  spricht  nur  von  Haar  und  Faden  (hair,  thready  nicht  web); 
ebenso  ist  bei  Auzout  und  Picard  von  Haaren  (cheveux)  die  Rede; 
Montanari  spricht  in  seiner  „Livella  diottrica** ***)  1674  auchnnrron 
capelo  und  capeli  (so,  mit  Einem  1;  =  Haaren)  und  giebt  kein  anderes 
Material  für  die  ^sottilissimi  fili^  an  (Salmoiraghi,  Istr.  e  Met.  mod.  di 
Geom.  appl.  I,  S.  278).  Aber  schon  Malvasia  (1662)  nahm  statt 
Haaren  oder  feinen  Fäden  aus  Faserpflanzen  Silberfäden,    und  es  ist 


und  blossem  Auge  ebenso  gute  Beobachtungen  anstellen  konnte  als  der  junge 
H  a  1 1  ey  mit  seinem  H  o  o  k  e '  sehen  Fadenkreuzfernrohr,  vergl.  z.  B.  Wolf,  Hand- 
buch der  Astronomie  H,  1892,  S.  21--22.  Die  Schärfe  vieler  astronomischer 
Beobachtungen  aus  der  Zeit,  da  es  noch  gar  kein  Femrohr  gab,  muss  ans 
in  Erstaunen  setzen;  z.  B.  hat  Tycho  Brahe,  der  grösste  Beobachtongs- 
künstler  des  16.  Jahrhunderts,  Sternörter  mit  (wie  neuerdings  constatirt  wurde) 
m  F.  von i 24"  in  AR  und d=  26^'  in 8  (diese  direct  gemessen)  bestimmt,  vergl. 
Dreyer,  Tycho  Brahe,  Edinburgh  1890,  S.  351.  Auf  geodätischem  Gebiet  hat 
sich  z.  B.  der  Kampf  zwischen  Diopterlineal  und  Femrohrkippregel  bis  weit 
in  unser  Jahrhundert  herein  erstreckt,  und  es  sind  auch  hier  bekanntlich  merk- 
würdige Genauigkeiten  der  Diopterzielung  erreicht  worden  (Stampfer  n.  s.  w.) 

*)  Vergl.  Zach  in  Zeitschr.  für  Astronomie  etc.  (Bohnenberger  und 
Lindenau)  Bd.  IV,  1817,  S.  1,  besonders  auch  die  Anmerkungen. 

**)  Dass  Gascoigne  wirklich  die  (erste)  Erfindung  der  allein  wirksamen 
Telesoopirung  der  Messinstrumente,  nämlich  ihre  Ausstattung  mit  einem  Femrohr, 
dessen  Ziellinie  durch  im  Focus  ausgespannte  Fäden  fixirt  ist,  gemacht  hat,  hat 
schon  Der  harn  in  den  Philos.  Transact,  für  1717  durch  die  „Extracts  from 
Mr.  Gascoigne^s  and  Mr.  Crabtree^s  Letters,  proving  Mr.  Gascoigne  to  have  been 
the  inventor  of  the  telescopic  sights  of  mathematical  instruments^  bewiesen; 
allerdings  scheint  die  Erfindung  Gascoigne's  mehrfach  unabhängig  gemacht 
worden  zu  sein;  aber  es  scheint  nicht  nachweisbar,  dass  irgend  Jemand  sie 
vor  ihm  gemacht  habe.  Dabei  soll  nicht  verschwiegen  sein,  dass  die  erste 
Anwendung  der  Fäden  durch  G.  zunächst  ein  Fadenschraubenmikrometer  za 
astronomischem  Gebrauch  war  und  dass  es  nicht  sicher  scheint,  dass  G.  anch 
schon  Messinstrumente  zu  geodätischem  Gebrauch  in  unserem  Sinn  telescopirt 
habe.  Das  ändert  aber  im  wesentlichen  nichts.  Vgl.  auch  den  Nachtrag  zn 
meiner  auch  hier  abgedruckten  Notiz  „Zur  Geschichte  der  Distanzmessung  nnd 
Tachymetrie"  (d.Z.  1891,  S.295)  in  derZeitschr.  für  Instrum.  1892,  S.  159-161. 

***)    Ein  Ex.  ist  jetzt  in  Stuttgart. 


Hammer.   Zur  Geschichte  des  Fadenkreuzes.  515 

bei  der  Leichtigkeit,  mit  der  man  sehr  feine  Fäden  aus  Edelmetallen 
ziehen  ki^nn^  die  Anwendung  von  Silberfäden  bald  ganz  allgemein  ge- 
worden.*) Die  Notiz  von  Wolf  (a.  a.  0.  S.  22),  dass  Lahire  die 
Verwendung  von  Fäden  aus  Glas  empfohlen  habe,  kann  ich  äugen- 
blicklich  nicht  bestätigen;  dass  Seidenfäden  (Goconföden)  erst  durch 
Rost  1727  (vgl.  dessen  „Astron.  Handbuch'^,  Nürnberg  1726)  aufge- 
kommen sein  sollten,  halte  ich  nicht  für  wahrscheinlich. 

um  die  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  erst  scheinen  die  Glas-  (und 
Glimmer-)  Plättchen  mit  eingeschnittenen  „Fäden^  angewandt  worden 
zu  sein,  wenigstens  ist  mir  etwas  Sicheres  vor  1750  nicht  bekannt. 
Jedermann  kennt  .  aber  die  Verwendung  der  Glasplättohen  (Glas- 
mikrometer) in  den  Fernröhren  der  Messinstrumente  des  vortrefflichen 
Augsburger  Mechanikers  Brander  in  der  zweiten  Hälfte  des  vorigen 
Jahrhunderts  (vergl.  Brander,  Der  neue  geometrische  Messtisch, 
Augsbiirg  1772,  S.  38,  wo  ebenso,  wie  in  der  von  Wolf  a.  a.  0. 
genannten,  mehrere  Jahre  später  erschienenen  Schrift  die  Einrichtung 
ausfuhrlich  besprochen  ist)  und  die  Beschreibung  dieser  Brau  der 'scheu 
Glasmikrometer  durch  Lambert.  Auch  Job.  Christ.  Breithaupt  in 
Cassel  hat  etwa  von  1780  an  solche  Glaskreuze  u.  s.  f.  in  Femrohren 
verwendet.  Kippregeln  mit  Distanzfäden  auf  Glas  finden  sich  z.  B. 
angezeigt  in  dem  Breithaupf  sehen  Preisverzeichniss,  das  in  Baldinger*s 
^Neuem  Magazin  für  Aerzte^,  17.  Bd.  1795,  S.  9  abgedruckt  ist.  Die 
Priorität  dieser  Glaskreuze  vor  den  von  Prof.  Dr.  Schmidt  in  dieser 
Zeitschrift  1880,  S.  53,  nachgewiesenen  Freiberger  Messinstrumenten 
(besonders  vor  dem  Studer'schen  Instrument)  durfte  also  die  Breithaupt- 
sche  Werkstätte  wohl  in  Anspruch  nehmen  (wenn  auch  nicht  die 
Priorität  vor  Bran  der),  jedenfalls  so  lange  das  Alter  der  Instrumente 
A  und  B  (Schmidt's  a.  a.  0.)  nicht  näher  bestimmt  ist.  Man  darf 
dabei  auch  nicht  vergessen,  dass  das  Vorhandensein  der  Glasplättchen 
in  einem  alten  Fernrohr  nicht  entscheidend  ist,  da  es  ja  nachträglich, 
nachdem  zuerst  Fäden  vorhanden  waren,  eingesetzt  worden  sein  kann. 
Von  Interesse  ist  vielleicht,  dass  das  Breithaupt'sche  Geschäft  vor  etwas 
über  30  Jahren  die  Glasplättchen  statt  der  Spinnfäden  wieder,  wegen  der 
unbequemen  hygroskopischen  Eigenschaften  der  Fäden,  bevorzugt  hat 
(vergl.  Dingler 's  Polyt.  J.,  Bd.  172,  1864,  S.  259);  insbesondere 
hatten  in  dem  feuchten  Tropenklima  Indiens  die  Spinnfaden  Anlass 
zu  Klagen  gegeben. 

*)  Die  Kunst,  sehr  feine  Goldfäden  zu  ziehen,  ist  bekanntlich  uralt. 
Weniger  bekannt  wird  sein,  wie  weit  man  schon  in  den  allerältesten  Zeiten 
kam.  Auf  der  Pariser  Weltausstellung  von  1867  enegte  nach  Brugsch  ein 
altägyptisches  Goldnetz,  das  um  einen  Smaragd  gelegt  war,  allgemeines  Staunen, 
ja  den  Neid  der  Pariser  Goldschmiede :  die  mikroskopische  Prüfung  ergab,  dass 
die  Schnürchen,  die  die  Stärke  eines  Nähfadens  hatten,  aus  je  90  Goldfaden 
zusammengedreht  waren.  Diese  würden  also  äusserst  feinen  Spinnfäden 
entsprechen. 

33* 


516  Hammer.  Zur  Geschichte  des  Fadenkreuzes. 

Der  Verf.  d.  Z.  darf  vielleicht  hier  einfügen,  dass  er  seit  Jahren 
mit  einer  Geschichte  der  Niedem  Geodäsie  nnd  ihrer  Instrumente 
beschäftigt  ist*)  und  für  lüttheilnngen  ans  dem  Leserkreis  d.  Z.  über 
den  hier  behandelten  speciellen  Gegenstand  dankbar  wäre. 

Wo  bleiben  aber  die  Spinnfäden^  unsere  jetzt  gewöhnlich  vor- 
handenen Fäden,  hat  mancher  Leser  gefragt?  Nun,  gerade  sie  sind 
nicht  älter  als  die  Glaskrenze.  Erst  im  Jahr  1775  hat  Fontana  die 
Ersetzung  der  bis  dahin  meist  üblichen  Metall-  (Silber-)  oder  Faserstoff- 
(Cocon-)  Fäden  durch  Spinnfäden  vorgeschlagen;  eine  frühere  Ver- 
wendung von  Spinnfäden  scheint  nicht  nachweisbar.  Mechaniker  sowohl 
als  Beobachter,  zunächst  besonders  in  Italien,  England  und  Deutschland 
begrüssten  die  Einrichtung  Fontana *s  mit  grosser  Freude,  wenn  auch 
zwei  Jahrzehnte  vergingen,  bis  sie  überall  bekannt  wurde  nnd 
vollständig  durchdrang;  vergl.  z.  B.  Wolf,  a.  a.  0.,  S.  22,  wo  (nach 
Mittheilung  von  Bigourdan)  eine  Notiz  von  Flaugergues  aus  1805 
mitgetheilt  wird,  die  erzählt,  dass  F.  erst  zur  angegebenen  Zeit 
durch  V.  Zach  auf  die  Spinnfäden  aufmerksam  gemacht  worden  sei 
und  die  Art  des  Aulfeiehens  von  ihm  gelernt  habe;  als  Vorzüge 
gegen  die  Goconfäden  werden  die  grössere  Elasticität  und  die  grössere 
Feinheit  genannt.  (In  der  That  sind  die  Spinnfäden  bekanntlich  in  fast 
beliebiger  Abstufung  der  Feinheit  zu  erhalten,  z.  B.  leicht  bis  zu  0,01  mm 
und  feiner  für  astronomische  Instrumente  mit  starken  Vergrösserungen.) 
Es  ist  dieser  Notiz  Wolfs  noch  hinzuzufügen,  dass  Zach  selbst  die 
Spinnfäden  erst  etwa  5  Jahre  vorher  durch  Troughton  kennen  gelernt 
hatte,  während  er  sich  früher  der  Silber-  und  der  Cocon-Fäden  bedient 
hatte.  Troughton  sah  die  Spinnfäden  als  grosse  Verbesserung  an, 
besonders  für  Fernrohre  astronomischer  Instrumente  mit  starker  Ver- 
grösserung;  er  benutzte  sie  von  verhältnissmässig  groben  Fäden  an  bis 
zur  Feinheit  von  8000  Stück  auf  1  engl.  Zoll  (also  von  0,003  mm 
=  3  (jL  Dicke).  Ihm  und  Rittenhouse  kommt  jedenfalls  das  Haupt- 
verdienst  um  Einführung  der  Spinnfäden  zu. 

Der  Vollständigkeit  halber  ist  vielleicht  noch  anzuführen,  dass 
Struve  in  Dorpat  1818  für  astronomische  Instrumente  abermals  feine 
Glasfäden  verwendet  wissen  wollte:  Metallfäden  seien  oft  nicht  fein 
genug  zu  erhalten,  Spinnfäden  vielfach  zu  fein;  Seidenfäden  stehen  im 
Allgemeinen  in  der  Mitte,  seien  aber,  auch  wenn  abgebrüht,  leicht  un- 
rein und  ungleich;  Fäden  aus  fein  ausgezogenem  Glas  dagegen,  die 
auch  bei  scharfen  Ocularen  ganz  opak  und  sehr  rein  erscheinen,  könne  man 
leicht  in  jeder  beliebigen  Stärke  herstellen;  sie  haben  den  Vortheil, 
nicht  hygroskopisch  zu  sein,    allerdings    den  Nachtheil  der  Sprödigkeit 


*)  Hoffentlich  ist  Herr  Prof.  H.  Gore,  der  schon  vor  mehreren  Jahren 
eine  Geschichte  der  Geodäsie  angekündigt  hat,  nicht  in  derselben  unbequemen 
Lage  wie  ich,  nämlich  auch  noch  nicht  annähernd  die  Zeit  des  AbschhsseB 
angeben  zn  können. 


Uebersicht  der  Ldteratur.     11.    Magnetische  Messangen.  517 

and  verschiedener  Wärmeausdehnung  im  Vergleich  mit  dem  Messing. 
Femer  sei  noch  erwähnt,  dass  die  eben  genannten  unbequemen  hygro- 
skopischen Eigenschaften  der  Spinnfäden  auch  mehrfach  und  schon  vor 
langer  Zeit  zu  Eautschukfäden  geführt  haben  (vergl.  z.  B.  Goring  in 
Quart.  Journ.  of  Science;  Lit.  and  Art,  New  Series  I;  S.  81) ;  diese  Fäden 
sind;  nach  gehöriger  Spannung  beim  Aufziehen,  nicht  leicht  zerstörbar, 
vergl.  z.  B.  Schumacher  in  den  Astron.  Nachr.  Nr.  129;  (1828;  Bd.  6) 
S.  199  („Substitut  für  Spinnfäden").  Von  Metallfäden  sind  in  den  letzten 
Jahrzehnten  besonders  noch  Platinfäden  angewandt  worden  (bei  astro- 
nomischen Instrumenten  mehrfach  in  der  jetzt  wieder  aufgegebenen 
Absicht,  die  nothwendige  Beleuchtung  der  Fäden  dadurch  zu  erlangen, 
dass  man  diese  selbst  zum  Glühen  bringt).  Es  wird  wohl  allgemein 
bekannt  seiU;  dass  in  englischen  und  amerikanischen  geodätischen 
Femrohren  noch  sehr  vielfach  Platin-  (Platin-Iridium-)  Fäden  sich  finden ; 
doch  leiden  auch  sie  (wie  die  überall  ganz  verlassenen  Silberfäden)  an 
dem  Uebelstand;  dass  sie  zu  leicht  „corrode"  und  dadurch  unrein  werden 
und  so  ist  aueh  dort  mehr  und  mehr  das  Bestreben  vorbanden;  sie 
durch  „spider-lines"  zu  ersetzen.  Auf  die  Beleuchtung  der  Fäden 
soll  hier,  wo  es  sich  nur  um  geodätische  Instrumente  handelt;  selbst- 
verständlich nicht  eingegangen  werden.  Es  sei  nur  noch  erwähnt, 
dass  man  die  durchgehenden  Fäden  in  dem  Ocular  geodätischer 
Instramente  vielfach  durch  Metallzeiger  ersetzt  hat;  die  mit  feinen 
Spitzen  nur  bis  zur  Mitte  des  Gesichtsfelds  reii^en;  von  Manchen  wird 
dies  deshalb;  z.  B.  bei  Distanzmessern,  empfohlen,  weil  dann  durch  die 
„Fädeu^  nichts  verdeckt  wird.  Eine  ganz  ähnliche  Vorrichtung  hat  für 
astronomische  Mikrometer  unlängst  Bigourdan  vorgeschlagen  (vergl. 
C.  R.  Band  GXIX  1894  Nr.  5,  S.  318),  indem  Spitzen  aus  Glas  von  6  p. 
Dicke  verwendet  werden;  dieses  Mikrometer  hat  sogleich  grossen  An- 
klang gefunden. 


Uebersicht 

der 

Literatur  für  Vermessung'swesen 

vom  Jahre  1895. 

Von  M.  Petzold  in  Hannover. 
(Fortsetzung  von  Seite  504«). 

11.  Magnetische  Messungen. 

Battery  L,  A.  Bdträge  zur  Eenntniss  des  Wesens  der  Säcular- Variation 
des  Erdmagnetismus.  Inaug.-Diss.  Berlin  1895^  Mayer  u.  Müller. 
(Gr.  80,  54  S.  u.  2  Taf.)  3  Mk.  Bespr.  in  d.  Meteorolog.  Zeitschr. 
1895,  Literaturber.  S.  (17);  Petermann's  Mittheil  aus  J.  Perthes' 
Geograph.  Anst.  1895,  Literaturber.  S.  137. 


518  ^^'    Magnetische  Messungen. 

van  Bemmelen,  Dr.  W,  Die  erdmagnetische  Nachstörnng.  Meteorolog. 
Zeitschr.  1895,  8.  321—329. 

de  Bemardüres.  8ur  la  construction  de  nouvelles  Cartes  magn^tiqnes 
du  Globe,  entreprises  sous  la  direction  du  Bureau  des  Longitudes. 
Comptes  rendus  1895,  Bd.  121,  S.  679—682. 

V.  Bezoldy  Dr.  TF.,  Prof.  Der  normale  Erdmagnetismus.  Sitzungs- 
berichte der  Akademie  d.  Wissenschaften  zu  Berlin  1895,  zweiter 
Halbband.  8.  1119—1134.  Sep.  Abdr.  (Gr.  8»,  16  S.  mit  1  Holz- 
schnitt.)    Berlin  1895.     1,50  Mk. 

—  üeber  Isanomalen  des  erdmagnetischen  Potentials.  Sitzungsberichte 
der  Akademie  d.  Wissenschaften  zu  Berlin  1895,  erster  Halbband, 
S.  363-378  und  Tafel  H. 

Borgen,  Dr,  C,  Prof.  üeber  den  Einfluss  der  körperlichen  Dimensionen 
eines  Magnets  auf  die  durch  denselben  aus  beliebiger  Lage  hervor- 
gebrachte Ablenkung  einer  Nadel.  Ans  dem  Archiv  der  Deutschen 
Seewarte  1895,  XVIU.  Jahrgang,  Nr.  5.  Ergänzung  zu  der  Ab- 
handlung Nr.  2  des  Jahrg.  1891. 

Deutsche  Seewarte.  Bericht  über  das  Ergebniss  der  magnetischen  Be- 
obachtungen in  dem  deutschen  Küstengebiete  während  des  Jahres 
1894.  Annalen  der  Hydrographie  u.  Marit.  Meteorol.  1895,  S.  172 
bis  179. 

Gauss,  C.  Fr.  Die  Intensität  der  erdmagnetischen  Kraft  auf  absolutes 
Maass  zurückgeführt.  Herausgegeben  von  E.  Dorn.  (62  8.,  S^.) 
1  Mk.  Osvirtald's  Klassiker  der  exacten  Wissenschaften.  Leipzig 
1894,  Engelmann.  Bespr.  in  d.  Meteorolog.  Zeitschrift  1895, 
Literaturber.  S.  (6). 

Hartl,  H.j  Oberst.  Meteorologische  und  magnetische  Beobachtungen  in 
Griechenland.  Sep.-Abdr.  aus  den  Mittheilungen  des  k.  k.  militär- 
geograph.  Institutes  in  Wien  1895,  XIY.  Bd.  (55  S.)  Bespr.  in 
der  Meteorolog.  Zeitschr.  1895,  Literaturber.  S.  (92). 

Hydrographie  Office  (United  States).  Nr.  109  a:  Contributions  to 
Terrestrial  Magnetism,  the  Variation  of  the  Compass.  (53  S.) 
Washington  1895.  Bespr.  in  Petermann*s  Mittheil,  aus  J.  Perthes* 
Geograph.  Anst.  1895,  Literaturber.  S    138. 

KesslitZj  W.  und  Schluet  von  Schluetenberg,  S,  Magnetische  Aufnahme 
von  Bosnien  und  der  Herzegowina,  ausgeführt  im  Jahre  1893  im 
Auftrage  der  Kaiserl.  Akad.  d.  Wissenschaften  in  Wien.  Denk- 
schriften der  math.  -  naturwissenschaftl.  Classe  LXI.  Wien  1894. 
(Gr.  4^.)  Sep.-Abdr.  Bespr.  in  d.  Meteorolog.  Zeitschr.  1895, 
Literaturber.  8.  (88). 

Liznar,  J.  Die  Vertheilnng  der  erdmagnetischen  Kraft  in  Oesterreich- 
Ungarn  zur  Epoche  1890,  nach  den  in  den  Jahren  1889  bis  1894 
ausgeführten  Messungen.     I.  Theil.     Erdmagnetische  Messungen  in 


11.    Magnetische  Messmigen.  519 

Oesterreidhy  aasgeftthrt  auf  Kosten  der  Kais.  Akad.  d.  Wissensch* 
i.  d.  J.  1889—1893  von  J.  liznar.  Wien  1895,  Tempsky. 
(40,  232  S.)  Sep.Abdr.  Denkschr.  d.  Wiener  Akad.  Math.-natur 
wissenschaftlichen  Gl.,  Bd.  LXIL  12  Mk.  Bespr.  in  d.  Meteorolog. 
Zeitschr.  1895,  Literaturbiu-.  3.  (95). 
—  Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  der  26tägigen  Periode  des  Erdmagne- 
tismus. Wien  1894.  (8%  13  S.  n.  1  Taf.)  8ep.-Abdr.  aus  dem 
Sitznngsber.  d.  k.  k.  Akad.  d.  Wiss.  in  Wien.  Mathemat-naturw. 
Classe  1894,  Bd.  GIU,  Abth.  IIa.  Bespr.  i.  d.  Meteorolog.  Zeitschr. 
1895,  Literaturber.  8.  (8). 

.  .  .Meteorologische  und  magnetische  Beobachtungen  au  Clausthal 
vom  December  1894  bis  October  1895.  Berg-  und  Httttenmännische 
Zeitung  1895,  S.  37,  71,  116,  160,  187,  241,  259,  303,  337, 
389,  413. 

Neumayer,  6.  Linien  gleicher  magnetischer  Declination  für  1895. 
Herausgeg.  vom  Reichsmarineamt.     Berlin.     2  Mk. 

Rajna,  Dr,  M.  SulF  escursione  diurna  della  declinazione  magnetica  a 
Milano  in  relazione  col  periodo  delle  macchie  solari.  Estratto  dei 
Rendiconti  del  R.  Istituto  Lombarde  di  Scienze  e  Lottere  1895, 
Serie  n.  Vol.  XXVIII. 

.  .  .Report  of  Magnetical  Observations  at  Falmouth  Observatory  for 
the  year  1893.  Lat.,  50»  9'  N,  5«  4,6'  W,  height  167  feet 
above  mean  sealevel.  Proc.  Royal  Soc.  Vol.  LVI,  Nr.  339.  Bespr. 
in  d.  Meteorolog.  Zeitschr.  1895,  Literaturber.  1895,  S.  (8). 

Saubertf  B.  Der  Erdmagnetismus,  nach  seiner  Ursache,  sowie  nach 
seiner  Bedeutung  für  die  Wetterprognose  erläutert.  (8^,  44  8., 
3  Tafeln  u.  1  Figur  im  Text.)  Hannover  1895,  Helwing.  1,60  Mk. 
Bespr.  in  Petermann's  Mittheil,  aus  J.  Perthes'  Oeogr.  Anst.  1895, 
Literaturber.  8.  75. 

Scheringy  K.  und  Zeissig,  C.  Neue  photographische  Registrirmethode 
fUr  die  Zeit  und  den  Stand  von  Magneten  in  Magnetometern  und 
Galvanometern.  '  (8^.)  Sep.-Abdr.  Nachrichten  d.  K.  Ges.  d. 
Wiss.  z.  Göttingen  1894,  Nr.  3,  und  in  d.  Annalen  d.  Physik  von 
Wiedemann  1894.  Bespr.  in  der  Meteorolog,  Zeitschrift  1895, 
Literaturber.,  S.  (92). 

Schmidt,  Ä.  Ergebnisse  der  magnetischen  Beobachtungen  zu  Godthaab, 
1882/83.     Meteorolog.  Zeitschr.  1895,  S.  295—302. 

Schuck^  A,  Die  Aenderung  der  Elemente  des  Erdmagnetismus  in 
Europa.    Meteorolog.  Zeitschr.  1895,  S.  316--319. 

Seeland,  F.  Magnetische  Declinationsbeobachtnngen  zu  Klagenfurt  vom 
November  1894  bis  September  1895.  Oesterreich.  Zeitschr.  für 
Berg-  und  Hüttenwesen  1895,  S.  38,  87,  175,  206,  292,  390, 
467,  483,  537,  607,  679. 


520  1^-    Kartographie,  Zeichenbüf «mittel;  Erdkunde. 

4e  Tillo^  Ä.y  O^n^ral.  Loi  de  la  dittnbation  du  magn^iBme  moyen  a 
la  surface  du  globe.  Comptes  rendus  1895,  Bd.  121;  .8.  97  bis 
100,  232. 

•  —  Magn^tisme  mojen  du  globe  et  iaanomales  du  magn^tisme  terrestre. 
Comptes  renduß  1894,  Bd.  119,  8.  597—599.  Bespr.  in  Peter- 
mann's  Mittheil.  aus  J.  Perthes'  G^ogr.  Anst.  1895,  literaturbericht 
8.  3. 

—  Variation  s^culaire  et  dph^märides  du  magn^tisme  terrestre. 
Comptes  rendus  1895,  Bd.  120,  S.  809—812.  Bespr.  in  der 
Meteorolog.  Zeitschr.  1895,  Literaturber.  S.  (62);  Petermann'8 
Mittheil,   aus  J.  Perthes'  Geogr.  Anst.  1895,   Literaturber.   8.  138. 

Uhlichj  Prof.,  und  Schulze^  Markscheider.  Magnetabweichungen  in 
Freiberg  und  in  Schneeberg  (Sachsen)  im  Jahre  1894.  Jahrbach 
für  das  Berg-  und  Hüttenwesen  im  Königreich  Sachsen  1895, 
8.  142. 

WeyeTj  G,  D.  E*  Bestimmung  des  Convergenzpunktes  für  die  mittleren 
Richtungen  der  magnetischen  Meridiane.  Astronom.  Nachrichten 
1895,  Bd.  138,  8.  169—176. 

—  Die  magnetische  Declination  und  ihre  säculare  Veränderung  für 
48  Beobachtungsörter,  berechnet  als  periodische  Function  für  jeden 
einzelnen  Ort  ans  den  daselbst  angestellten  Beobachtungen. 
(Gr.  4<>,  87  8.  m.  Fig.)  Halle  und  Leipzig,  W.  Engelmann  in 
Comm.  Aus  Acta  d.  kais.  Leopold.-Carol.  deutschen  Akad.  d. 
Naturforscher. 

Wild,  H.  Inductions -Inclinatorium.  Meteorologische  Zeitschrift  1895, 
S.  41  bis  45. 

—  Ueber  den  säcularen  Gang  der  magnetischen  Declination  in 
St.  Petersburg-Pawlowsk.  St.  Petersburg  (M^l.  phys.  et  chim.) 
1894.     (40,  15  S.  mit  1  Tafel.)     2  Mk. 

12.  Kartographie,  Zeichenhilfsmittel;  Erdkunde.*) 

. . .   Benutzung   und  Aufbewahrung  von  Zeichenpapieren.     Zeitschr.  d. 

Rhein.-Westf.  Landm.-Ver.  1895,  8.  221—223. 
BerghauSy  Dr.  A.  Reisszeuge  und  Präcisions-Instrumente  von  M.  ülhnann 

in  Stuttgart.    Central-Zeitung  für  Optik  u.  Mech.  1895,  8.  85—87. 
BludaUj    Dr.    A,       Zur   Abbildung    der    Halbkugeln.      Zeitschrift   der 

Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin  1895,  8.  406—416,  Tafel  16 

und  2  Tabellen. 
Castrillif  C.    Projezioni  stereografica  orizzontale  di  un  emisfero  terrestre. 

Metodo   di   costruzione.      Giomale   di  matematiche    ad    uso    degli 


*)  Ueber  neu  erschienene  Karten   s.  den  Literaturbericht  in  Petermann'8 
Mittheilungen  aus  J.  Perthes'  Geogr.  Anstalt  1895. 


12.    Kartographie,  Zeichenhilfsmittel;  Erdkunde.  521 

studenti  delle  nniversita  italiane  publbicato  per  cnra  del  Prof* 
Battagüni  Bd.  XXX,  S.  31—34. 

de  CoatpofUf  Gtinirsd.  Note  sur  les  Projections  des  Cartes  g^ograpfaiqaes. 
Exposä  et  application  de  la  projection  la  moins  diasemblable.  Bull. 
de.laSoc.  de  GÄogr.,  7^«  sörie  1894,  Bd.  XV,  Heft  4, 8.  605— 616, 
mit  Karte.  Bespr.  in  Petermann^s  Mittheil,  aus  J.  PerthesVGreogr. 
Anst.  1895,  Literaturber.  S.  129. 

Czapskif  S,  üeber  einen  neuen  Zeichenapparat  und  die  Construction 
von  Zeichenapparaten  im  allgemeinen.  Zeitschr.  f.  wissenschaftl. 
Mikrosk.  1894,  11.  Bd.,  S.  289  u.  f.  Bespr.  in  d.  Zeitsohr.  f. 
Instrumentenk.  1895,  S.  105. 

Danidy  H.  Ä.  Handbuch  der  Geographie.  Sechste  vielfach  verbesserte 
Auflage.  Neu  bearbeitet  von  Professor  Dr.  B.  Yolz.  3  Bände. 
Leipzig  1894,  Reisland.  Bespr.  in  d.  Verhandl.  d.  Gesellsch.  f. 
Erdkunde  zu  Berlin  1895,  S.  221. 

D^es,  E.  Neuer  Handatlas  über  alle  Theile  der  Erde.  59  Haupt- 
und  über  100  Nebenkarten,  mit  alphabetischen  Namenverzeichnissen. 
Leipzig  1895,  Wagner  und  Debes.  Bespr.  in  d.  Verhandl.  d. 
Gesellsch.  f.  Erdk.  zu  Berlin  1895,  S.  587. 

Fiorifd-Crünther,  Erd-  und  Himmelsgloben,  ihre  Geschichte  und  Con- 
struction. (Gr.  80,  VI  u.  137  S.)  Leipzig  1895,  Teubner.  4  Mk. 
Bespr.  in  Petermann's  Mitth.  aus  J.  Perthes*  Geogr.  Anst.  1895, 
Literaturber.  S.  129. 

Fiorini,  M,  Sopra  una  speciale  trasformazione  delle  projezioni  carto- 
grafiche  atta  alia  delineazione  dei  mappamondi.  Mem.  Soc.  Geogr. 
Ital.  1895,  Bd.  V,  S.  31—42.  Bespr.  in  Petermann^s  Mittheil,  aus 
J.  Perthes'  Geogr.  Anst.  1895,  Literaturber.  8.  70. 

Fischer,  Th,  Die  südosteuropäische  (Balkan)  Halbinsel.  Das  Halb- 
inselland Italien.  Die  Iberische  Halbinsel.  (Länderkunde  von 
Europa,  herausgeg.  unter  fachmännischer  Mitwirkung  von  A.  Kirchhoff. 
Lieferung  88—119.  II.  Theil,  2.  Hälfte,  S.  63—784.)  Prag  und 
Wien  1890—93,  F.  Tempsky.  Leipzig,  G.  Freytag.  Preis  jeder 
Lieferung  90  Pf.    Bespr.  in  d.  Deutschen  Literaturzeitnng  1895,  8.  22. 

Fresdorf,  6?.  Die  Methoden  zur  Bestimmung  der  mittleren  Dichte  der 
Erde.  (Progr.  d.  Gymn.  in  Weissenburg  i.  E.  4^^  30  8.)  Weissenburg 
1894.  Bespr.  in  Petermann's  Mittheil,  aus  J.  Perthes'  Geogr. 
Anst.  1895,  Literaturber.  8.  130. 

Freytilg,  G.  Der  Weltverkehr.  Karte  der  Eisenbahn-,  Dampfer-,  Post- 
und  Telegraphen-Linien.  Wien  1895,  Freytag  u.  Berndt.  Bespr.  in 
d.  Verhandl.  d.  Gesellsch.  f.  Erdk.  zu  Berlin  1895,  S.  589. 

Oünther,  Dr.  S,  Prof.,  Luftdruckschwankungen  in  ihrem  Einfluss  auf 
die  festen  und  flüssigen  Bestandtheile  der  Erdoberfläche.  Beiträge 
zur  Geophysik  1894,  Bd.  II,  S.  71 — 152.  Bespr.  in  Petermann's 
Mittheil,  aus  J.   Perthes'   Geogr.  Anst.    1895,  Literaturber.  S.  10. 


522  1^*    Kartographie,  ZeichenhilfBmittel ;  Erdkunde. 

Qi48tamcZy  B.    Theorie  der  Loxodrome  and  des  loxodromischen  Dreiecks 

in  ihrer  Anwendung  auf  Eartenzeichnen  und  nautische  Probleme. 

Programm.    Krakau,  I.  Theil:  1891,  (41  8.),  ILTheii:  1892  (948.). 

In  polnischer  Sprache.     Bespr.  in   d.  Jahrbuch   über   die  Fortschr. 

der  Mathem.  Bd.  XXIV,  Jahrg.  1892  (gedr.  1895),  S.  779. 
HiMtdky  H,    Dr.  W.  Ules  Parallelkurvirneter.    Petermann's  Mittheilangen 

aus  J.  Perthes'  Geograph.  Anst.  1895,  S.  220— 221. 
Hahn,  Dr.  -F.,  Prof.,   Weigandy  Dr.  5.,  Prof.,  Bievers,  Dr.  TT.,  Prof., 

Wegener,  Dr.  6?.,  Anutschtny  Prof.  Dr.  Geographische  Erforschungen 

in  aussereuropäischen    Gebieten.     Geographisches  Jahrbuch  1895, 

8.  211—332. 
Hahn,  F.  G.  Topographischer  Führer  durch  das  nordwestliche  Deutschland. 

Leipzig  1895,  Veit  &  Co.  (8<^.)  Bespr.  in  d.  Verhandl.  d.  Gesellsch. 

f.  Erdkunde  zu  Berlin   1895,  8.  690. 
Hammer,  E.,  Prof.     Bemerkung  über   das   „Areal  eines  Landes^  und 

über  eine  Verbesserung  am  Pianimeter;    Petermann's  Mittheilungen 

aus  J.  Perthes'  Geograph.  Anst.  1895,  8.  193—195. 

—  Eintragen  von  Messungen  in  gedruckte  Pläne.  Zeitschr.  f.  Ver- 
messungsw.  1895,  S.  161 — 165. 

Hartlehens  Statistische  Tabelle  über  alle  Staaten  der  Erde.  (III. Jahr- 
gang,) Wien  1895. 

—  Kleines  Statistisches  Jahrbuch  über  alle  Länder  der  Erde.  (II.  Jahr- 
gang.) Wien  1895.  Beide  Werke  sind  bespr.  in  den  Verhandl. 
d.  Gesellsch.  f.  Erdkunde  zu  Berlin  1895,  S.  589. 

Hartmann,  Korv.-Kapt.  Verlauf  der  Vermessungsarbeiten  in  Lindi, 
Deutsch-Ostafrika.  Annalen  der  Hydrographie  u.  Marit.  Meteorol. 
1895,  S.  43—44. 

Hübners  Geographisch -statistische  Tabellen.  Ausgabe  1895.  Herans- 
gegeben  von  Reg.-Rath  Prof.  F.  v.  Juraschek.  Frankfurt  a.  M., 
H.  Keller.  Bespr.  i)i  d.  Mittheil,  aus  d.  Gebiete  d.  Seew.  1895; 
S;  1274. 

Jervis,  Th.  B.  Lieut.-Col.  New  Cycloidal  Projection,  by  which  entire 
Continents  may  be  represented  with  the  least  distortion  of  any 
projection  hithherto  known.  Turin  1895.  (1  Bl.  Fol.)  Bespr.  in 
Petermann's  Mittheil,  aus  J.  Perthes'  Geogr.  Anst.  1895,  Literatur, 
ber.  8.  13Q. 

Karstens,  Dr,  K.  Flächenmessung  auf  Mercator's  Karten.  Petermann's 
Mittheilungen  aus  J.  Perthes^  Geograph.  Anst.  1895,  8.  98 — 99. 

Kelvin,  Lord.  Generalization  of  Mercator's  projection  performed  by 
aid  of  electrical  instruments.     Nature  Bd.  XL VI,  8.  490—491. 

—  To  draw  a  Mercator  chart  on  one  sheet  representing  the  whole  of 
any  complexly  continoous  closed  surface.  Nature  XL VI,  ^8.  541 
bis  542.  Beide  Abhandlungen  sind  bespr.  in  dem  Jahrbuch  fiber 
die  Fortschr.  der  Mathem.  Bd.  XXIV,  Jahrg.  1892  (gedr.  1895) 
8.  801—802. 


12.    Karto^aphie,  Zeichenhilfsmittel ;  Erdkunde.  523 

Kirchhoff,  A.  Erdkunde  ftir  Schalen  nach  den  fttr  Prenssen  gültigen 
I^ehrsielen;  I.  u.  II.  Theil;  3.  verb.  Anil.  Halle  1895.  Bespr.  in 
d.  Verbandl.  d.  Oeselisch.  f.  Erdkunde  zu  Berlin  1895  8.  691. 

Kurs,  Vy  Karte  der  flössbaren  und  der  schiffbaren  Wasscrstrassen  des 
Deutschen  Reichs  in  1:1000000  in  4  Blättern.  Ausserdem: 
Tabellarische  Nachrichten  über  die  "flössbaren  und  schiffbaren  Wasser- 
strassen  des  Deutschen  Reichs.  (Erläuterung  zu  dem  vorigen 
Werke.)  Berlin  1894,  Siemenroth  &  Worms.  Bespr.  in  den  Annalen 
der  Hydrographie  u.  Marit.  Meteorol.  1895,  8.  69. 

Lagrange,  J,  L.,  und  Gauss,  C,  F.  Abhandlungen  über  Eartenprojection. 
Ostwalds  Klassiker  der  exacten  Wissenschaften  Nr.  55;  herausgeg. 
von  A.  Wangerin.  (8^.  102  S.)  Leipzig  1894;  Engelmann.  1,60  Mk. 
Bespr.  in  Petermann's  Mittheil,  aus  J.  Perthes'  Oeogr.  Anst.  1895^ 
Literaturber.;  8.  3;  der  Deutschen   Literaturzeitnng    1895^  S.  185. 

Lambert,  J.  H.  Anmerkungen  und  Zusätze  zur  Entwerfnng  der  Land- 
und  Himmelskarten.  Ostwalds  Klassiker  der  exacten  Wissenschaften 
Nr.  54;  herausgeg.  Ton  A.  Wangerin.  (8<>.  96  8.)  Leipzig  1894, 
Engelmann.  1,60  Mk.  Besprochen  in  Petermann's  Mittheil,  aus 
J.  Perthes'  Oeogr.  Anst.  1895,  S.  3 ;  der  Deutschen  Literatnrzeitung 
1895,  S.  185. 

Langenbeckf  B.  Leitfaden  der  Geographie  fUr  höhere  Lehranstalten  im 
Anschluss  an  die  preussischen  ünterrichtspläne  von  1892  und  unter 
Zugrundelegung  der  Debes'schen  Schulatlanten.  II.  Theil,  Lehrstoff 
der  mittleren  und  oberen  Klassen.  Leipzig  1894.  Engelmann. 
(340  S.)  Besp.  in  d.  Verhandl.  d.  Oeselisch.  f.  Erdk.  zu  Berlin 
1895,  S.  228. 

Levasseur,  M.  E,,  J.  V.  Barbier  et  Af.  Anthoine.  Lexique  g^ographique 
du  monde   entier.     Fase.    1 — 8.     Paris    1894/95,    Berger  -  Levrault 

6  Cie.     (VIII  S.  u.  8.  1—496.    Lex.  8«.)     k  1,50  Fr.      Bespr.   in 
d.  Literar.  Centralblatt  1895,  S.  1321. 

Lüddecke,    B.      Deutscher   Schulatlas.       Mittelstufe,     71    Karten    und 

7  Bilder  auf  42  S.    Ootha  1895,  J.  Perthes.    Geb.   2,60  Mk.  Bespr. 
in  d.  Verhandl.  d.  Oeselisch.  f.  Erdkunde  zu  Berlin  1895,  S.  135. 

van  Mierlo,  G.y  Kadastercontroleur.  De  boogmeter  (met  plaat).  Tijd- 
schrift  voor  Kadaster  en  Landmeetkunde  1895,  S.  116 — 118. 

Ministerium  für  Landtvirthschaft,  Königl,  preuss.  Eine  Wasserkarte 
der  norddeutschen  Stromgebiete  nebst  Flächen* Verzeichniss.  Berlin, 
Parey.  Preis  150  Mk.  Besprochen  in  dem  Centralblatt  der  Bau- 
verwaltung 1895,  S.  532. 

Oddnghaus,  E.  Eine  Hypothese  über  das  Oesetz  der  Dichtigkeit  im 
Innern  der  Erde.  Orunert's  Archiv  der  Mathem.  1894,  Heft  4. 
Bespr.  in  Petermann's  Mittheil,  aus  J.  Perthes'  Oeogr.  Anst.  1895, 
Literaturber.,  8.  4. 


524  13-    Kartographie,  Zeichenhilfsmittel;  Erdkunde. 

Penckf  Dr.  A.,  Prof.  Morphologie  der  Erdoberfläche.  Erster  Theil 
(80  mit  29  Abbild.,  XIV  u.  471  S.).  Zweiter  TheU  (8»  mit 
38  Abbild.,  X  u.  696  8.).  Stuttgart  1894,  Engelhorn.  Bespr.  in  den 
Verhandl.  d.  Gesellsch.  f.  Erdk.  zu  Berlin  1895,  S.  514. 

Pfdlippson,  Dr.  A.  und  Neumann^  L.j  Prof.  Eine  allgemeine  Landes- 
kunde. Herausgegeben  von  Prof.  Dr.  Bievers.  Leipzig  und  Wien 
1894,  Bibliographisches  Institut.  (618  8.  gr.  80.)  Bespr.  in  den 
Verhandl.  d.  Gesellsch.  f.  Erdk.  zu  BerUn  1895,  S.  90. 

Poynting,  J.  H.  The  mean  density  of  the  Earth.  An  Essay,  to  which 
the  Adam's  Prize  was  adjudged  in  1893  in  the  university  of 
Cambridge.  1.  Bd.  (40,  156  S.  mit  Illustrationen  u.  7  Tafehu) 
London  1893,  Grifan.  12  sh.  6.  Bespr.  in  Petermann's  Mittheil, 
aus  J.  Perthes'  Geogr.  Anst.  1895)  Literaturber.  S.  130. 

Pütz,  W.  Leitfaden  der  vergleichenden  Erdbeschreibung.  23.  Auflage, 
umgearbeitet  und  erweitert  von  F.  Behr,  Prof.  a.  D.   Freiburg  i.  B. 

1894,  Herder.     (294   u.  XXXIV  8.)     Bespr.   in  d.  Verhandl.  der 
Gesellsch.  f.  Erdk.  zu  Berlin  1895,  S.  228. 

JSiefler,  C.     Ellipsograph   und   Stangenzirkel.     D.   R.-P.  Nr.  80177. 
Bespr.   i.   d.   Zeitschr.  f.  Instrumentenk.   1895,  S,   222  —  223;   der 
Central-Zeitung  fttr  Optik  u.  Mech.  1895,  S.  76—77. 
«—  Kilometerzirkel  für  Generalstabskarten.    Zeitschr.  für  Instrumenten- 
kunde 1895,  S.  104—105. 

Rudolph,  Dr.  E.  Die  Fortschritte  der  Geophysik  der  Erdrinde. 
Geographisches  Jahrbuch  1895,  S.  353—472. 

ßuge,  Dr.  S.y  Prof.  Die  Literatur  zur  Geschichte  der  Erdkunde  in 
den  letzten  10  Jahren  (bis  1893)  vom  Mittelalter  an.  Geographisches 
Jahrbuch  1895,  S.  1—60. 

de  Saint' Martin j  Vivien  et  Eousselet,  Louis.  Nouveau  Dictionnaire  de 
Geographie  Universelle.  Tome  7«  (V— Z).  Paris  1895,  Hachettc 
&  Co.     Bespr.  in   d.  Verhandl.    d.   Gesellsch.    f.  Erdk.   zu  Berlin 

1895,  S.  696. 

Scohd,  A.  Geographisches  Handbuch  zu  Andree's  Handatlas  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  politischen,  commerciellen  und  statistischen 
Verhältnisse,  unter  Mitwirkung  von  Fachmännern  herausgegeben. 
Bielefeld  und  Leipzig  1895,  Velhagen  &  Klasing.  Geb.  10  Mk. 
Bespr.  i.  d.  Verhandl.  d.  Gesellsch.  f.  Erdk.  zu  Berlin  1895,  8.  650. 

ßeyferty  Oberlandmesser.  Auftragapparat  (D.  R.-G.-M.  42 114).  Zeit- 
schrift d.  Schlesischen  Landm.-Ver.  1895,  S.  39—40,  48  und 
Zeichnung  auf  S.  44 — 45 ;  Zeitschr.  d.  Rhein.-Westf.  Landm.-Ver. 
1895,  8.  180—181  und  1  Tafel. 

Stapif,  F.  M.  lieber  die  Zunahme  der  Dichtigkeit  der  Erde  naeh 
ihrem  Innern.  Beitrag  zur  Geophysik,  herausgeg.  von  Gerland,  H.  Bd., 
S.  1—24.  Stuttgart  1894,  Schwdzerbart.  Bespr.  in  Petermann's 
Mittheil,  aus  J.  Perthes'  Geogr.  Anst.  1895,  Literaturbor.  8.  4. 


13.    Traciren  im  Allgemeinen,  Absteckung  von  Geraden  etc.         525 

Supariy  A.  Deutsche  Schulgeographie.  (238  8.)  Gotha  1895,  J.Perthes. 
Geb.  1,60  Mk.  Bespr.  in  d.  Verhandl.  d.  Gesellflch.  f.  Erdkunde 
zu  Berlin  1895,  S.  135. 

Tischer,  M,  Ein  neuer  Interpolationszirkel  von  Englich  (D.  R.-G.-M. 
43  927).  Zeitschrift  d.  Schlesischen  Landmesser- Ver.  1895,  S.  47 
bis  48  und  Zeichnung  auf  S.  46. 

.  .  .Uebersichtsplan  von  Berlin  im' Verhältniss  1 :  4000,  in  45  Blättern 
von  je  30  X  ^0  cm  mit  Netzplan  in  1 :  32500.  Jedes  Blatt  2  Mk. 
Berlin  SW.,  Geogr.  Institut  und  Landkarten- Verlag  von  J.  Straube^ 
Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Vermessungsw.  1895,  8.  150. 

de  Vo8,  M,  Een  en  ander  over  kaarlprojecti^n  (met  plaat)^ 
U.  Equivalente  projection.  Tijdschrift  voor  Kadaster  en  Landmeet-< 
künde  1895,  8.  3—27. 

Wagner,  Dr.  IT.,  Prof.  Das  Areal  der  Landflächen  der  Erde  nach  Zonen. 
Nachrichten  von  der  Eönigl.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu, 
Göttingen.  Mathem.-physik.  Klasse  aus  dem  Jahre  1895,  8.  99» 
bis  105. 

—  Das  Areal  der  Land-  und  Wasserflächen  auf  der  Erdoberfläche 
nach  Zehngradzonen.  Petermann^s  Mittheflungen  aus  J.  Perthes^ 
Geograph.  Anst.  1895,  8.  48 — 51. 

—  Die  hypsographische  Curve  der  Erdkruste  und  die  Romieux^scheu 
Relationen.  Nachrichten  von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften zu  Göttingen.  Mathem.-physik.  Klasse  aus  dem  Jahre 
1895,  8.  275—282. 

Wolkenhauer,  W.  Leitfaden  zur  Geschichte  der  Kartographie  in 
tabellarischer  Darstellung.  Breslau  1895,  Hirt.  (8**,  93  8.)  Bespr^ 
in  d.  Verhandl.  d.  Gesellsch.  f.  Erdk.  zu  Berlin  1895,  8.  653. 

Zajicek,  Fr,,  Prof.  Vorlagen  für  das  Situationszeichnen  ftlr  land-  und 
forstwirthschaftliche  Lehranstalten  u.  s.  w.  Wien,  Pest  u.  Leipzig, 
Hartleben. 

13.  Traciren  im  Allgemeinen,  Absteckung  von  Geraden  und  Curven  etc. 

Äutenrieth.  Erdmassen-Berechnung.  Vereinsschrift  d.  Elsass-Lothring, 
Geom.-Vereins  1895,  8.  229—235. 

—  Querprofile.  Vereinsschrift  des  Elsass-Lothring.  Geom.-Ver.  1895, 
8.  4—18. 

Bechtle,  B.,  Obering.  Die  Gotthardbahn,  ihre  Entstehung  und  Ver- 
waltung, ihr  Bau  und  Betrieb  in  kurzgefasster  Darstellung.  Beilage ; 
Längenprofil  mit  Darstellung  der  Bahnentwiekelungen  und  Uebersichts- 
plan.    Stuttgart  1895,  Wittwer.     0,80  Mk. 

Cavaliere.  Di  una  nuova  curva  di  raccordo  e  della  sua  applicaziona 
nelle  svolte  ferro viarie.     Giorn.  d.  Gen.  civ.  1894,  8.  561. 


526         1^    Traciren  im  Allgemeineii,  Absteckung  von  Geraden  etc. 

Gelbckey  F.  A.  Wie  macht  man  Eisenbahnvorarbeiten  ?  München  1895, 
Riedel.  (24  8.,  S«.)  0,60  Mk,  Bespr.  in  d.  Centralblatt  d.  Bau- 
verwaltung 1895,  8.  96. 

V,  Hake,  lieber  geometrische  Eisenbahn -Vorarbeiten  in  den  Tropen. 
Archiv  1895,  8.  73. 

Hammer y  E,,  Prof.  Zur  Kreisbogenabsteckung.  Zeitschr.  f.  Vermessungsw. 
1895,  8.  414—416. 

Härtung,  Reg.-Baumeister.  „Tangenten-Curven-Lineal",  Bogenlineal  mit 
Geradenanschluss.  Organ  für  die  Fortschritte  des  Eisenbahnwesens 
1895,  8.  78—79. 

Hegemanitj  Prof.  Kreisabstecknng  durch  Streckenmessung.  Zeitschrift 
f.  Vermessungsw.  1895,  8.  417—418. 

V.  Lichtenfels,  £.,  Prof.  Berechnung  von  Einschnitts-  und  Damm- 
Inhalten  aus  dem  Längenschnitte.  Organ  für  die  Fortschritte  des 
Eisenbahnwesens  1895,  S.  75—76. 

Mieck,  Landmesser.  Die  Vermessungsarbeiten  in  dem  Tunnel  bei  Königs- 
dorf im  Zuge  der  Bahnstrecke  Köln-Herbesthal.  Zeitschr.  f.  Ver- 
messungsw. 1895,  8.  33 — 46. 

Murrat/ s  angleometer.  Scientific  American,  Suppl.  1894,  Bd.  37,8.15  171. 

Oppermann,  L.  Geheimer  Baurath.  Die  Vorarbeiten  für  Schifffahrts- 
Kanäle  oder  ähnliche  Anlagen  und  die  Geschäftsführung  bei  deren 
Ausbau.     Mit  6  Tafeln.     Leipzig  1895,  Engelmann.     18  Mk. 

PaJmer.     Gr^hical  chart  of  railways.    Engg.  News  1895,  Bd.  33,  S.  60. 

Puller,  E.,  Ingenieur.  Berechnung  von  Kreisbogenlängen.  Zeitschr.  f. 
Vermessungsw.  1895,  8.  81—88. 

—  Bestimmung     der    Abstände     bei     Achsverlegungen.      Zeitschr.    f. 
Vermessungswesen  1895,  8.  234—238. 

—  Üeber  Kreisbogenabsteckungen.     Zeitschr.    f.  Vermessungsw.   1895, 
8.  243. 

—  Zur  Erdmassenberechnung  bei  Strassen-  u.  Eisenbahnbauten.   Zeitschr. 
f.  Vermessungsw.  1895,  S.  381 — 382. 

—  Zur   Massenberechnung    von    Erdarbeiten.      Centralblatt    der    Bau- 
verwaltung  1895,  8.  10—11. 

Schepp,  Reg.-Baumeister.  Die  Vermessungen  bei  allgemeinen  Eisenbahn- 
Vorarbeiten  in  ihrer  Abhängigkeit  von  der  Landesanfiiahme. 
Centralblatt  der  Bauverwältung  1895,  S.  402 — 404;  Zeitschrift  für 
Vermessungsw.  1895,  8.  .541 — ^544. 

—  Einiges  über  Vermessungen  bei  ausftthrliehen  Eisenbahn- Vorarbeiten. 
Zeitschr.  f.  Vermessungsw.  1895,  8.  418 — 421. 

Seyfert,  Landmesser.      Erdmassenberechnung.     Zeitschr.  d.  Schlesischeo 

Landm.-Ver.  1895,  8.  56—64. 
Thyssen.      Gleis  Verbindungen.      Zeitschr.    d.    Rhein.- Westfäl.    Landm.- 

Ver.  1895,  8.  148—150,  178—180  und  1  TafeL 
Wurstele.    Spirals  and  their  use  on  railroads.     Transact,  of  the  Am. 

Soc.  of  C.  E.,  8.  329. 


14.  Hydrometrie.  —  15.  Ausgleichungsrechnniigy  Fehlertheorie«       527 

U.  Hydrometrie. 

GravdiuSy   Dr.  H.    Zor  Bearbeitung  von  WaBserstandsbeobaehtnngen. 

Centralblatt  der  Banverwaltong  1895,  S.  277—279. 
Meinardus,    Dr.   W.     Eine   nene  Methode    cur  Berechnung    mittlerer 

Meerestiefen.      Verhandlungen    der  Gesellschaft  fUr  Erdkunde   zu 

Berlin  1895,  S.  63—68. 
Potschinskif  N.    Vorrichtung  Eur  Bestimmung  der  Meerestiefe.    D.  B.-P. 

Nr.  74  304.     Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Instrumentenk.  1895,  S.  310. 
BeichS'Marine-Amt.     Weltkarte    zur    üebersicht    der   Meerestiefen    mit 

Angabe    der    unterseeischen    Telegraphenkabel     und     üeberland- 

Telegraphen  etc.     Berlin  1893^  Beimer.     Bespr.  in  d.  Meteorolog. 

Zeitschr.  1895,  Literaturber.  S.  (56). 
WestphcUy    A.,   Prof.     Untersuchungen     über    den    selbstregistrirenden 

Universalpegel  zu  Swinemünde,   System  Seibt-Fuess.     (Mittheilung 

aus  dem  Königl.  Geodätischen  Institut  zu  Potsdam.)     Zeitschr.  für 

Instrumentenkunde  1895,  8.  193—203. 

15.  Ausgleichungsrechnung,  Fehlertheorie. 

van  den  Berg,  F,  J,  Over  een  vraagstuk,  dat  in  de  geodesic  van 
dienst  kan  zijn.  Nieuw  Archief  voor  wiskunde  uitgegeven  door 
het  Wiskundig  Genootschap  (Amsterdam)  Bd.  XIX,  S.  151 — 187. 
Betrifft  Ausgleichung  von  Dreiecksnetzen.  Bespr.  in  dem  Jahrbuch 
über  die  Fortschr.  der  Mathem.  Band  XXIV,  Jahrg.  1892  (gedr. 
1895),  S.  1124. 

Bruns,  H,  Ueber  die  Ableitung  des  mittleren  Fehlers.  Leipzig  1894. 
(17  S.    40.) 

—  Ueber  die  Ausgleichung  statistischer  Zählungen  in  der  Psychophysik. 
Wundt's  Philos.  Studien  1893,  Bd.  IX,  8.  1-52.  Bespr.  in  dem 
Jahrbuch  über  die  Fortschr.  der  Mathem.  Bd.  XXV,  Jahrg.  1893 
u.  1894  (gedr.  1896),  8.  352. 

Edgeworthy  E.  Y,  Correlated  averages.  Philosophical  Magazine  and 
Journal  of  Science  5.  ser.     XXXIV.  Bd.,  S.  190—204. 

—  The  Law  of  error  and  correlated  averages.  Philosophical  Magazine 
and  Journal  of  Science  5.  ser.  XXXIV.  Bd.,  S.  429—438,  518 
bis  526.  Bespr.  in  dem  Jahrbuch  über  die  Fortschr.  d.  Mathem. 
Bd.  XXIV,  Jahrg.  1892  (gedr.  1895),  8.  208. 

Eneströnif    G.      Om    abservationsseriers     utjämning    medelst    formein 

3 
M*x=  Wa;  —  öT  ^  *Wa:-2-    Öfvcrsigt  af  Eougl.  Svenska VetenskapsAkade- 

miens  Fäi-handlingar  1893,  Bd.  L,  S.  397—404.  Bespr.  in  dem 
Jahrbuch  über  die  Fortschr.  der  Mathem.  Bd.  XXV,  Jahrg.  1893 
Bd.  L,  S.  397—404.  Bespr.  in  dem  Jahrbuch  über  die  Fortschr. 
der  Mathem.     Bd.  XXV,  Jahrg.  1893  u.  1894  (gedr.  1896),  S.  359. 


528  ^^*    Ausgleichungsrechnung,  Fehlertlieorie. 

Freuchen,  P.,  Prof.    Pejludjaevningslaere,  fremstiUet  med  saerligt  Hensyn 

til  dens  Anyendelse  i  den  ^konomiske  Landmaaling.     E^benhayn 

1894;  A.  Bangs  Boghandel.    Beapr.  in  d.  Tidsskrift  for  Opmaalings- 

og  Matriknlsvaesen  1895,  S.  395. 
Fuhrmann^  F.y  VermessangsJng.     Ansgleichong  nach  der  Goordinaten- 

methode.     Zeitschr.  f.  Vermessnngsw.  1895,  8.  346 — 354. 
Ooedseels,  E.   et  Mansion^  E.     Snr   la  methode  des   moindres  carr^s. 

Annales  de  la  Soci^te  scientifiqne  de  Braxelles  1893;  Bd.  XVII  A, 

S.  52—53. 
Gosiewski,   W.      Ueber  das  Gesetz  der  Wahrscheinlichkeit  des  Systems 

von  Fehlern,  die  als  von  einander  abhängige  Ereignisse  betrachtet 

werden.  Prace  matematyczno-fizyczne  (Mathematische  u.  physikaUsche 

Abhandlungen,  heransgeg.  in  Warschau,)  Bd.  ni,  S.  33—48.     (In 

polnischer  Sprache.)      Bespr.   in  dem   Jahrbach  Aber  die  Fortschr. 

d.  Mathem.     Bd.  XXIV,  Jahrg.  1892  (gedr.  1895),  S.  206. 
Oosiewski,   W.     üeber    die   Methode    der    kleinsten    Quadrate.     Prace 

matematyczno-fizyczne  (Mathematische  und  physikal.  Abhandlungen, 

heransgeg.  in  Warschau,)  1894,  Bd.  V,  8.103 — 117.    (In  polnischer 

Sprache.)    Bespr.    in  d.  Jahrbuch   über   die  Fortschr.   der  Mathem. 

Bd.  XXV,  Jahrg.  1893  u.  1894  (gedr.  1896),  S.  348. 
JaroschenkOy  S.  P.     Zur  Theorie  der  Methode  der  kleinsten  Quadrate. 

Denkschr.  der  Universität  in  Odessa,     Bd.  LVIII. 
Johnson^   W.   W.      On  Peter's  formula  for  probable  error.     Bulletin  of 

the  New  York  Mathematical  Society,  Bd.  II,  S.  57 — 61.    Bespr.  in  d. 

Jahrbuch  über  die  Fortschr.  der  Mathem.     Bd.  XXIV,  Jahrg.  1892 

(gedr.  1895,  S.  208.) 
Johnsony   W.  TF.     The   theory  of  errors  and  method  of  least  squares. 

New  York,  John  Wiley  &  Sons.     (X  u.  174  S.,  120.) 
Kämpfe,  B.     Beiträge   zur  experimentellen  Prüfung  der  Methode  der 

richtigen    und    falschen    Fälle.      Wundt's    Philosophische   Studien 

Vm.  Bd.,  S.  511—591. 
Klingatschy  A.,   Ing.     üeber  Genauigkeitscurven  bei   der  geodätischen 

Punktbestimmung  aus  zwei  Standpunkten.    Zeitschr.  f.  Vermessungs- 

wesen  1895,  S.  373—379. 
Kloocky  H.     Die  ünhaltbarkeit   der  sogenannten  Methode  der  kleinsten 

Quadrate  und  die  Neugestaltung  der  endgiltigen  Bahnbestimmungen 

der  Sterne.     Bonn  1893.     (Gr.  8^,  23  8.) 
Krüger,   Dr.  L.     Die  Auflösung  eines  speciellen  Systems  von  Normal- 
gleichungen.  Astronomische  Nachrichten  1895,  Bd.  138,  S.  153—164. 
Merkel,  J.     Die  Methode  der  mittleren  Fehler,  experimentell  begründet 

durch  Versuche  aus  dem  Gebiete  des  Raummaasses.    Wundfs  Philos. 

Studien    1893,    Bd.  IX,   S.  53—65,    176—208,  400—428.    Bespr. 

in   d.  Jahrbuch  über  die  Fortschr.  der  Mathem.     Bd.  XXV,  Jahrg. 

1893  u.  1894  (gedr.  1896),  S.  356. 


15. .  AttsgleicbuDgstechnuDg,  Pehlertheorie.  529 

Merkdy  J.  Theoretische  and  experimentelle  Begründung  der  Fehler- 
methodeit  Wiindt's  Pbilos.  Studien  VII.  Bd,,  S.  558—629; 
VIU.  Bd,,  8..  97  bis  137.  .  Bespr.  i.  d.  Jahrbuch  über  die  Fortschr. 
der  Mathem.,  Bd.  XXIV,  Jahrg.  1892  (gedr.  1895),  S.  212. 

NeUy  Prof.  Dr.  Nachrieht  über  eine  vor  längerer  Zeit  ausgeführte  Ver- 
messung der  Stadt  Mannheim.  Zeitschr.  f.  Vermessungsw. .  1895, 
S.  145—150. 

—  Rückwärtseinschneiden  mit  vereinfachter  Ausgleichung.  Zeitschr. 
f.  Vermessungsw.  1895,  S.  384—388. 

cPOcagnef  M.  Demonstration  des  formules  relatives  k  la  composition  des 
lois  d'erreuns  de  situation  d'un  point  publikes  dans  les  Comptes  rendus 
de  FAcadeipie  des  Sciences  de  Paris  (5  mars  1894).  Annales  de 
la  Sociöt^  scientifique  de  Bruxelles  1894,  Bd.  XVIII  A,  S.  86—90. 

—  Formules  .  |^^n4rales  pour  la  compensation  d'un  r^seau  topogra- 
phique.      Annales   des.ponts  et    chaussöes  1895,  IX.  Bd.,    S.  240. 

—  Sur  la  composition  des  lois  d*erreurs  de  situation  d'un  point 
Comptes  rendus  1894,  Bd.  CXVIII,  S.  517—520.  .  Bespr.  in 
d.  Jahrbuch  über  die  Fortschr.  d.  Mathem.,  Bd.  XXV,  Jahrg. 
1893  u.   1894  (gedr.  1896),  S.  355. 

—  Sur  une  application  de  la  theorie  de  la  probability  des  erreurs  aux 
nivellements  de  haute  precision.  Comptes  rendus  1895,  Bd.  120, 
S.  717  -720. 

Pizettiy  P,  1  fondamenti  matematici  per  la  critica  dei  risultati 
sperimentali.  IV  Centenario  Colombiano.  Atti  della  Reale 
Universita  di  Genova  S.  113—333.  Tipografia  del  R.  Istituto 
Sordo-Muti.  Bespr.  in  d.  Jahrbuch  über  die  Fortschr.  der  Mathem. 
Bd.  XXIV,  Jahrg.  1892  (gedr.  1895),  S.  204. 

—  La  legge  di  probability  degli  errori  d'osservazione.  Atti  della 
Reale  Accademia  dei  Lineei  in  Roma  5.  ser.,  I.  Halbband^  Seite 
380 — 383.  Bespr.  in  d.  Jahrbuch  über  die  Fortschr.  d.  Mathem., 
Band  XXIV,  Jahrg.  1892  (gedr.  1895),  S.  204.      . 

PulleVf  E.y  Ingenieur.  Eine  graphische  Ausgleichung  vermittelnder 
Beobachtungen  für  zwei  Unbekannte.  Zeitschr.  f.  Vermessungs- 
wesen 1895,  S.  553—561. 

Reinüy  V,  Una  legge  di  dualitjt  nella  teoria  della  compensazione  delle 
OHservazioni.  Atti  della  R.  Accademia  di  Torino  1894,  Bd.  XXIX, 
S.  433 — 445.  Bespr.  in  d.  Jahrbuch  über  die  Fortschr.  der  Mathem., 
Bd.  XXV,  Jahrg.  1893  u.  1894  (gedr.  1896),  S.  354. 

Rusjan,  C.  Ueber  den  Beweis  des  Gauss'schen  Gesetzes.  Prace 
matematyczno  -  fizyczne  (Mathemat.  und  physikal.  Abhandlungen, 
herausgeg.  in  Warschau,)  Bd.  III,  S.  49 — 51.  (In  polnischer  Sprache.) 
Bespr.  in  d.  Jahrbuch  über  die  Fortschr.  der  Mathem.  Bd.  XXIV, 
Jahrgang  1892  (gedr.  1895),  S.  205. 

Zeitschrift  für  Vermesaungswesen  1896.    Heft  17.  34 


530  16-    Höhere  Geodäsie,  ErdmesBung. 

Scripture^  E.  W,  On  mean  values  for  direct  measarementa.  Studies 
from  the  Yale  Psychol.  Laboratory  1894,  Bd.  II,  S.  1— 39.  Bespr. 
in  dem  Jahrbuch  über  die  Fortschr.  d.  Mathem.  Bd.  XXV,  Jahr- 
gang 1893  und  1894  (gedr.  1896),  S.  347. 

Seyfert.  Das  arithmetische  Mittel.  Zeitschr.  f.  Vermessungsw.  1895, 
S.  621—624. 

Sleschinsh/j  J.  W.  Zum  Theorem  von  Tschebyschew,  Denkschr.  der 
Universität  in  Odessa  Bd.  LIX. 
—  Zur  Theorie  der  Methode  der  kleinsten  Quadrate.  Denkschriften 
der  mathemat.  Abtheilung  der  neurussischen  Gesellschaft  der  Natur- 
forscher  XIV.  Bd.,  8.  201  —  264.  (In  russischer  Sprache.)  Bespr. 
in  d.  Jahrbuch  über  die  Fortschr.  der  Mathem.  Bd.  XXIV,  Jahr- 
gang 1892  (gedr.  1895),  S.  205. 

YarochenkOy  S.  Sur  la  m^thode  des  moindres  carräs.  Bulletin  dee 
sciences  mathematiques  1893,  2.  ser.,  Bd.  XVII,  S.  113—125. 
Bespr.  in  d.  Jahrbuch  über  die  Fortschr.  der  Mathem.  Bd.  XXY, 
Jahrg.  1893  u.  1894  (gedr.  1896),  S.  351. 

16.  Höhere  Geodäsie,  Erdmessung. 

BigourdaUf    G,    Determination   de  Fintensitc?  relative   de    la  pesanteur, 

faite  k  Joal  (Senegal).     Comptes  rendus  1894,  Bd.  CXVIII,  S.  1095. 

Bespr.  in  Petermann's  Mittheil,  aus  J.  Perthes'  Oeogr.  Anst.  1895, 

Literaturber.  S.  4. 
Bischoff,  Dr.  Ig.    Anschluss   eines  Dreiecksnetzes   4.   Ordnung  an  ein 

Netz  höherer  Ordnung  mit  rechtwinkligen  sphärischen  Goordinaten. 

Zeitschr.  f.  Vermessungsw.  1895,  S.  46—48. 
Bonsdorff,  A.     Ableitung  von  Formeln   für  die  Berechnung  von  Loth- 

störungen  in  den  Eckpunkten  eines  sphäroidischen  Dreiecks.    Fennia 

1894,  9.  Bd.,  Nr.  7.     (30  S.) 

OiscatOj  G.  Snlle  formole  fondamentali  della  trigonometria  sferoidica 
date  da  G.  H.  Halphen.  Atti  del  R.  Istituto  Veneto  di  seienze, 
lottere  ed  arti  7.  ser..  Bd.  III,  S.  1087 — 1109,  1333—1371.  Bespr. 
in  d.  Jahrbuch  über  die  Fortschr.  der  Mathem.  Bd.  XXIV,  Jahrg. 
1892  (gedr.  1895),  S.  1122. 

Collet,  J,  Premieres  observations  pendulaires  dans  les  Alpes  du  Dauphine. 
Comptes  Rendus  1894,  Bd.  CXIX,  S.  634--  637.  Bespr.  in  Peter- 
mann's  Mittheil,  aus  J.  Perthes*  Geogr.  Anst.  1895,  Literaturber. 
S.  4. 

.  . .  Elementi  Geodetici  dei  Punti  contenuti  nei  Fogli  204,  213—215, 
223  della  Carta  d'ltalia  compresi  fra  390  40'  e  40^  90'  di  Latitudinee 
+  50  0'  e  +  60  30'   di  Longitudine   la  Roma  1895.     (40.  90  S.) 

. . .  Elementi  geodetici  dei  Punti  contenuti  nei  Fogli  6,  7,  12  e  18 
della  Carta  dltalia  compresi  fra  460  0'  e  460  40'  di  Latitudine  e  -2^ 


16.    Höhere  Geodäsie,  Erdmessung.  531 

30'  e— 30  30'   di  Longitudine   di  Roma.     Roma   1895.  (40    61   S. 
con  1  tavola.) 

Fayey  H.  Reduction  au  niveau  de  la  mer  de  la  pesanteur  ofiserv^e 
k  la  surface  de  la  Terre.  (Coast  and  Oeodetical  Survey),  par 
M.  G.  R.  Putmann.   Comptes  rendus  1895,  Bd.  120,   S.  1081  —  1086. 

Fritschey  H.  üeber  die  magnetischen  Localabweichungen  bei  Moskau 
und  ihre  Beziehungen  zur  dortigen  Local- Attraction.  Meteorologische 
Zeitschrift  1895,  S.  110—111. 

Guarduccif  F.  Sulla  determinazione  degli  azimut  della  geodetica  che 
passa  per  due  punti  dell'  ellissoide  terrestre.  Atti  della  R.  Accademia 
di  Torino  Bd.  XXVII,  S.  458—467.  Bespr.  in  d.  Jahrbuch  über 
die  Fortschr.  der  Mathem.  Bd.  XXIV,  Jahrg.  1892  (gedr.  1895), 
S.  1122. 

Hammer,  E.,  Prof.  Ein  Programm  für  die  Erforschung  der  Vertheilung 
der  Schwerkraft  an  der  Erdoberfläche.  Petermann's  Mitth.  aus 
J.  Portes'  Geograph.  Anst.  1895,  S.  142—143. 

Hartly  H.y  Oberstlieutenant.  Tafeln  enthaltend  die  Ausmaasse  der 
Meridian-  und  Parallelkreis- Bögen,  dann  die  Logarithmen  der 
Krümmungs-Radien  des  Besserschen  Erdellipsoids,  berechnet  in  der 
geodätischen  Abtheilung  des  k.  k.  militär-geographischen  Instituts. 
Sep.- Abdruck  aus  den  Mittheilungen  des  k.  k.  militär-geogr.  Inst., 
XIV.  Bd.  Wien  1895.  Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Vermessnngsw. 
1896,  S.  28. 

Hergesell,  Dr.  H  Fortschritte  der  Physik  und  Mechanik  des  Erd- 
körpers. I.  Fortschritte  der  internationalen  Erdmessung.  II.  Gestalt 
der  Erde.  IlL  Schweremessungen.  IV.  Mittlere  Dichte  der  Erde. 
V»  Rotation  des  Erdkörpers  und  Lage  der  Erdachse.  VI.  Tiefen- 
temperaturen und  Abktihlung  der  Erde.  VII.  Innerer  Zustand, 
körperliche  Gezeiten ;  Gebirgsbildung.  Geographisches  Jahrbuch 
1895,  8.  333—352. 

Jadanza,  JV.,  Prof.    Un  nuovo  apparato  per  misurare  basi  topografiche. 

Atti    della    R.    Accademia    di    Torino    Bd.    XXVII,    S.  911—922. 

Bespr.    in   dem  Jahrb.  über  die  Fortschr.  der  Mathem.  Bd.  XXIV, 

Jahrg.    1892  (gedr.  1895),  S.  1121. 
. .  .   Internationale    Erdmessung.      Zeitschr.    für    Vermessnngsw.    1895, 

S.  24—26. 

Internationale  Erdmessung,  Verhandlungen  der  vom  5.  bis  12.  Sep- 
tember 1894  in  Innsbruck  abgehaltenen  Conferenz  der  Permanenten 
Commission  d.  I.  E.  Redigirt  vom  ständigen  Secretair  A.  Hirsch. 
(Gr.  4t\  255  S.,  mit  7  Tafeln.)  Bespr.  in  Petermann's  Mittheil, 
aus  J.  Perthes'  Geogr.  Anst.  1895,  Literaturber.  8.  69. 

Jordan,  Dr.  W.,  Prof.  Querachsige  rechtwinklige  sphärische  Coordiuaten. 
Zeitschr.  f.  Vermessnngsw.  1895,  S.  647—653. 

34* 


532  16*    Höhere  Geodäsie,  Erdmessung. 

Jordan,  Dr.  W.  Prof.,  Reduction  der  Richtongswinkel  und  der 
Entfernung  in  der  conformen  Regelprojeetion.  Zeitschr.  f.  Ver- 
messungsw.  1895,  S.  421  bis  424. 

Jordan^  Dr.  W,  Prof.,  Mauck,  K.  a.  Vogder,  R.,  Kammeringenieore. 
CrroBsherzoglich  Mecklenburgische  Landesvermessung.  Y.  Theil. 
Die  conforme  Regelprojeetion  und  ihre  Anwendung  auf  das  trigo- 
nometrische Netz  1.  Ordnung.  Mit  einer  lithographirten  Netzkarte. 
Schwerin  1895,  Stiller^sche  Hofbuchhandlung. 

V.  Koenen,  Dr.  A.,  Prof,  u.  Schur,  Dr.  W.,  Prof.  üeber  die  Auswahl 
der  Punkte  bei  Göttingen,  an  welchen  bei  Probe-Pendelmessungen 
Differenzen  in  der  Intensität  der  Schwere  zu  erwarten  waren,  und 
ttber  die  Ergebnisse  der  ersten  Pendelmessungen.  Nachrichten  ^on 
der  Eönigl.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu  Göttingen,  mathe- 
matisch-physik.  Glasse,  aus  dem  Jahre  1895,  S.  241—247,  266. 

Lcmdesaufnahme,  Königl.  preuss.  Hauptdreiecke,  VI.  Theil.  A.  Die 
Hannoyersch-Sächsische  Dreieckskette,  B.  D|is  Basisnetz  bei  Göttingen. 
.  0.  Das  sächsische  Dreiecksnetz.  Mit  einem  Uebersichtsblatt  und 
27  Skizzen.  Berlin  1894,  Selbstverlag.  Zu  beziehen  durch 
E.  A.  Mittler  u.  Sohn  in  Berlin.  Bespr.  in  der  Zeitschrift  f.  Ver- 
messungsw.  1895,  S.  310«    . 

—  H-auptdreiecke.      VII.  Theil.      Gemessen    und   bearbeitet   von  der 
trigonometrischen    Abtheilung.       Mit     3     Uebersichtsblättem    und 
8  Skizzen.     Berlin  1895,  Selbstverlag.      Zu  beziehen  durch  Mittler 
. .  u.  Sohn  in  Bcriin,  Kochstr.  68/70* 

Lederet^   J.       Algunas    observaciones    respecto    a    las  constantes   del 
^  '    elipsoide  terrestre.  Anales  de  la  Sociedad  cientifica  argentina  Band 
XXXII.    •  Bespr.  in   dem  Jahrbuch   über  die  Fortschr.  der  Mathem. 
.   .     Bd.  XXIV,  Jahrg.  1892  (gedr.  1895),  S.  1122. 

Lüroth,  J.      üeber    die    Bestimmung    einer    Fläche    durch    geodätische 
Messungen.     Sitzungsber.  der  mathem.  -  physikal.  Glasse  der  Bayer. 
Akademie  der  Wissensch.  zu  Mtlncheto  XXII.  Bd.,  S.  27 — 52.    Be- 
sprochen in  d.  Jahrbuch  über  die  Fortschr.  der  Mathem.  Bd.  XXV, 
'  '  Jahrg.  1892  (gedr.  1895),  S.  730. 

Mendenhall,  T.  C.  On  the  Relation  of  Gravity  to  Continental  Elevation. 
Am.  Journ.  of  Sciences  1895,  3.  Serie,  Bd.  XLIX,  S.  81.  Bespr. 
in  Petermann's  Mittheil,  aus  J.  Perthes'  Geographischer  Anstalt  1895; 

•  T 

Literaturber.  S.  131;    d.  Zeitschr.  f:  Instrumentenk.  1895,  S.  301. 

Messerschmitt,  J.  B.  Relative  Schwerebestimmungen  im  Rheinthale 
zwischen  Bodensee  und  Basel.  Astronomische  Nachrichten  1895, 
Bd.  137,  S.  157-160. 

.  • .  Misura  della  Base  del  Ticino  (o  di  Somma).  Misura  della  Base 
di   Ozieri  (Sardegna).      Firenze   1895.      {4fi,   51  S.  mit  9  Tafeta.) 


16.    Höhere  Geodäsie,  Erdmessang.  533 

Norwegische  Commission  der  Ewropäisfken  Gradmessung.  Astronomische 
Beobachtangen  u.  Vergleichnngen  der  astronomischen  u,  geodädsi^hen 
Resultate.    Mit  einer  Karte.     Gbristiania  1895^  Fabritias  &  S0nner. 

—  Resultate  der  im  Sommer  1894  in  dem  südlichsten  Theile  Norwegens 
ausgeführten  Pendelbeobachtnngen  von  0.  E.  Schiötz.  Ohristiania 
1895,  J.  Dybwad. 

Reichs- Kriegsministeriumy  k,  k,  österr.  Relative  Schwerebestimmiingen 
durch  Pendelbeobachtungen.  Ausgeführt  durch  die  k.  k.  Kriegs- 
Marine  in  den  Jahren  1892—1894.  (Gr.  8^,  VE.  u.  63Ö  S.  mit 
5  Tafeln.)     Wien^  Gerold's  Sohn  in  Gomm.     18,40  Mk. 

van  de  Sande  Bakhuyzeny  H.  {?.,  en  Ch.  M,  Schols.  Yerslag  der 
Rijkscommissie  voor  graadmeting  en  waterpassing  aangaande  werk- 
zaamheden  gedurende  het  jaar  1894.  Tijdschrift  voor  Kadaster  en 
Landmeetkunde  1895,  S.  142—151. 

V.  Schmidt,  Oberstiieutenant.  Mittheilung  über  die  Arbeiten  der 
Trigonometrischen  Abtheilung  der  Königlich  Preussischen  Landes- 
aufnahme im  Jahre  1894.  Zeitschr.  f.  Yermessungsw.  1895,  Seite 
115—119. 

Schur,  Dr.  W.,  Professor.  Weitere  Mittheilnngen  über  die  Ergebnisse, 
von  Pendelmessungen  bei  Göttingen.  Nachrichten  von  der  Königl. 
Gesellschaft;  der  Wissenschaften  zu  Göttingen,  mathem.-physik. 
Classe,  aus  dem  Jahre  1895,  8.  403—406. 

Sochockl,  «7.  lieber  geodätische  Linien.  Prace  matematyczno-fizyczne 
(Mathematische  und  physikalische  Abhandlungen,  herausgeg.  in 
Warschau,)  Bd.  III,  S.  82 — 109.  (In  polnischer  Sprache.)  Bespr. 
in  d.  Jahrbuch  über  die  Fortschr.  d.  Mathem.  Bd.  XXIY,  Jahr- 
gang 1892  (gedr.  1895),  S.  732. 

V.  Sterneck,  B.,  Oberstlieutenant.  Einige  allgemeine  Directiven  für  die 
Ausführung  der  Pendelbeobachtungen.  Mittheil,  des  Militair^geogr. 
Instituts  i893,  XII.  Bd.,  S.  310—321. 

—  Relative  Schwerebestimmungen,  ausgeführt  im  Jahre  1893.  (Sep.- 
Abdruck   aus   den    Mittheil,   des  K.  u.  K.  Militair-geogr.    Instituts 

1894,  XIIL   Bd.)      Wien  1894.       (Gr.  8»,    102   8.   mit  1  Karte.) 
Bespr.    in    Petermann's  Mittheil,    aus   J.    Perthes*    Geogr.    Anstalt 

1895,  Literaturber.  S.  4. 

United  States  coast  and  geodetic  survey.  Treasury  Departement. 
Duffield,  W.  W.,  superintendent.  Geodesy,  telegraphic  deter- 
mination of  the  force  of  gravity  at  Baltimore,.  M.  D.  from  simultaneous 
pendulum  observations  at  Washington  and  Baltimore.  A.  report  by 
E.  D.  Preston,  Assistant.  Appendix  Nr.  2.  Report  for.  1894. 
Washington  1895,  Government  printing  office. 


534  17*    Astronomie. 

17.  Astronomie. 

Äfiüfronfif  L.  Breitenbestimmungen  zur  See.  Im  Auftrage  der  Direction 
der  deutschen  See  warte  bearbeitet.  (Aus:  ^Archiv  der  deutschen 
Seewarte^O  (Or.  4^,  35  S.  m.  Fig.)  Hamburg,  L.  Friedrichsen 
&  Co.  in  Comm.     3  Mk. 

BauschingeTy  J.  lieber  eine  neue  Bestimmung  der  Refractionsconetante 
auf  astronomischem  Wege.  (Sitzungsber.  der  Akademie  in  München) 
1895.     (80,  22  S.)     1,20  Mk. 

Bechlevy  Wm,  H,,  Lieutenant.  Das  Solarometer  (zur  Bestimmung  der 
geographischen  Lage  des  Schiffes).  Central-Zeitung  für  Optik  und 
Mech.  1895,  S.  112—113. 

Caspariy  E,,  Ingenieur.  Les  Chronometres  de  Marine.  Paris,  Gauthier- 
Villars  et  fiis.  (Kl.  8«,  203  S.)  2,50  Fr.  (Encyclopedic  scientifique 
des  aide-mämoire.)  Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  Instrumentenk.  1895, 
S.  109;  d.  Deutschen  Literaturzeitung  1895,  S.  54. 

Davidson,  G.,  Prof.  Variation  of  latitude  at  San  Francisco  1891—1892. 
Astronomical  Journal  1894,  Nr.  323.  Bespr.  in  Petermann'e  Mit- 
theilungen  aus  J.  Perthes'  Geograph.  Anst.  1895,  Literaturber.  S.  3. 

Faidiga,  A.,  Ingenieur.  Der  Interferenzator  (zur  Construction  der  Flnth- 
cnrve  aus  den  Sonnen-  und  Mondfluth-Componenten  behufs  Voraus- 
bestimmung  der  Gezeiten).  Zeitschr.  für  Instrumentenkunde  1895, 
S.  232—244. 

Foerster,  Dr.  W.,  Prof.  und  Lehmann,  P,  Die  veränderlichen  Tafeln 
des  astronomischen  und  chronologischen  Theiles  des  k.  Preussischen 
Normalkalenders  für  1896,  nebst  einem  allgemeinen  statistischen 
Beitrage  von  E.  Blenck.    Berlin  1895.    (Gr.  80,  5  u.  153  S.)   6  Mk. 

Folie,  F.  Expression  complete  et  signification  veritable  de  la  nutation 
initiale.  Dämonstration  qui  en  r^sulte  de  la  fluidite  int^ienre  du 
globe.  Consequences  analytiques  de  celle-ci  dans  les  formules  de 
Tastronomie.  Acta  Mathematica  (Stockholm)  Bd.  XVI,  S.  365 
bis  3^4.  Bespr.  in  d.  Jahrbuch  über  die  Fortschr.  der  Mathem. 
Bd.  XXIV,  Jahrg.  1892  (gedr.  1895),  S.  1148. 

Pulst,  Dr.  0.  üeber  die  Berechnung  nautisch-astronomischer  Aufgaben 
mit  Hilfe  vierstelliger  Logarithmen.  Annalen  der  Hydrographie 
u.  Marit.  Meteorol.  1895,  S.  137—149. 

Geodätisches  Institut,  Kgl.  preuss.  Astronomisch  geodätische  Arbeiten 
I.  Ordnung.  Telegraphische  Längenbestimmungen  in  den  Jahren  1890, 
1891  und  1893.    (Gr.  4^,  VI  u.  241  S.)    Berlin,  Stankiewicz.  15  Mk. 

Gonnessiat,  F.  Sur  les  variations  des  latitudes  terrestres.  Comptes 
rendus  1895,  Bd.  120,  S.  592—595.  Bespr.  in  Petermann's  Mittheil. 
aus  J.  Perthes'  Geogr.  Anst,  1895,  Literaturber.  S.  129. 

Hagen,  J.  G.  Ueber  einen  möglichen  systematischen  Fehler  des  Zenit- 
teleskops.   Astronomische  Nachrichten  1895,  Bd.  138,  S.  289—298. 


17.    Astronomie.  535 

Hott,  Driencourt  et  Perrotin.     Sar  les   differences  de  longitude  entre 

Nice-Ajaccio  -lie  Roasse.   Comptes  rendas  1895,  Bd.  121,  8.  585^  589. 
...  Hemmung  fttr  Taschenchronometer.   Mittbeilungen  aus  dem  Gebiete 

des  Seewesens  1895,  S.  196—197. 
Hurlimanns  gyroakopischer  Horizont.     Central-Zeitung  fttr   Optik   und 

Mech.  1895,  S.  62-63. 
JwanoWj  A.  Notiz  über  die  Aenderangen  der  Polbi^he.     Astronomische 

Nachrichten  1895,  Bd.  137,  S.  361—364. 
Kalender,  Astronomischer,  für  1896.     Berechnet  für   den  Meridian  und 

die  Polhöhe  von  Wien.     Herausgegeben  von  der  k.  k.  Sternwarte. 

(Gr.  80,  176  8.)  Wien  1895,  C.  Gerold.  2  Mk. 

Kleinj  H.  J.  Führer  am  Sternenhimmel  für  Freunde  astronomischer 
Beobachtungen.  Leipzig,  K.  H.  Meyer  (8»,  IV  u.  431  S.  mit  7  Fig.-Taf.) 
Bespr.  in  d.  Jahrbuch  über  die  Fortschr.  der  Mathem.  Bd.  XXIV, 
Jahrg.   1892  (gedr.  1895),  8.  1132. 

Knopf,  Dr,  0.  Das  photographische  Zenitfernrohr  der  Qeorgetowner 
Sternwarte.     Zeitsehr.  für  Instrnmentenkunde  1895,  S.  97 — 101. 

Lippmann,  G,  Sur  la  mesure  du  temps  en  Astronomie  par  une  m^thode 
indöpendante  de  Tequation  personnelle.  Oomptes  rendus  1895, 
Bd.  120,  S.  404—407.  Bespr.  in  d.  Zeitsehr.  f.  Instrumentenk. 
1895,  S.  225. 

Littrow,  Wunder  des  Himmels.  8.  Aufl.  Berlin,  Dümmler's  Verlag. 
Die  Lieferung  40  Pf. 

Newcomb,  S.  On  the  dynamics  of  the  Earth's  rotation,  with  respect 
to  the  periodic  variations  of  latitude.  Monthly  Notices  of  the  Royal 
Astronom.  Society  (London)  Bd.  LII,  S.  336 — 341.  Bespr.  in  d. 
Jahrbuch  über  die  Fortschr.  der  Mathem.  Bd.  XXIV,  Jahrg.  1892 
(gedr.  1895),  S.  1147. 

Niesten,  L,      Note   relative   aux   variations    de    latitude.      Bulletin    de 

r  Academic  Royale  des  sciences  etc.  de  Belgique  3.  ser.,  Bd.  XXIV, 

S.  Ill — 117.     Bespr.  in  d.  Jahrbuch  über  die  Fortschr.  d.  Mathem. 

Bd.  XXIV,  Jahrg.  1892  (gedr.  1895),  S.  1134. 
Noel    International  Time.    (8^.)    London  1892.     Bespr.  in  Petermann's 

Mittheil,  aus  J.  Perthes*  Geograph.  Anstalt  1895,  Literaturb*  S.  3. 
Ottavio    ZanoUi   Bianco,    Docente.       La     variazione     delle     latitudini. 

Rivista  di  Topografia  e  Catasto  1895/96,  Vol.  VIII,  S.  152—159, 161. 
Hch,  A.  <7.     Die  elementaren  Grundlagen  der  astronomischen  Geographie. 

Gemeinverständlich   dargestellt.     2.  Aufl.     Wien,   Manz.     (80.  XVI 

und  173  S.  mit  2  Sternkarten.) 
Pizzetti,  P.      Sur  la   reduction  des  latitudes  et  des  longitudes  astrono- 

miques   an   niveau   de  la   mer.     Astronomische  Nachrichten    1895, 

Bd.  138,  S.  353—358. 
Porro,  Francesco.     Astronomia  sferica.     Roma  1894.     (8^,  136  S.) 


536  17-    Astronomie. 

Bayleigh,  Lord.  Aberation.  Natare  Bd.  XLV,  S.  499—502.  Bespr. 
in  d.  Jahrbuch  über  die  Fortschr.  d.  Mathem.  Bd.  XXIV,  Jahr- 
gang 1892  (gedr.  1895),  S.  981. 

BoUins,  W.  Fernrohre  mit  langer  Brennweite.  Astronomy  and  Astro- 
physics 1894;  8.  199.  Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f.  InstrameDtenkunde 
1895,  8.  106. 

Rüfndeer,  &.,  Professor.  Bericht  Aber  die  achtzehnte  auf  der  Deutschen 
Seewarte  im  Winter  1895  abgehaltene  Goncnrrenz- Prüfung  von 
Marine-Chronometern.  Annalen  der  Hydrographie  und  Marit. 
Meteorol.  1895,  8.  296—301. 

de  Saintignan,  F.  Nouvelle  th^orie  des  marges.  Le  mouvement 
diflMrentiel.     (127  S.  m.  7  Taf.)     Paris.     10  Mk. 

van  de  Sande  Bakhuyzen^  Dr.  H.  0.,  Prof.  Zusatz  zu  dem  Aufsatz 
^lieber  die  Aenderung  der  Polhöhe''  (Astronom.  Nachr.  Nr.  3261). 
Astronomische   Nachrichten    1895,    Bd.    137,   S.   161  bis  166. 

SaporetUf  Ä.  Metodo  analitico  con  discussione  generale  per  la  tras- 
formazione  delle  coordinate  sferiche  celesti  in  luogo  del  modo 
sintecico  dei  modernl  astronomi  (Brflnnow  1869  e  Gruey  1885). 
Memorie  della'  R.  Accademia  delle  scienze  dell'  Istituto  di  Bologna 
5.  ser.,  Bd.  II,  S.  547—559. 

SchwiirtZy  B.  üeber  Schwankungen  der  Drehungsachse  im  Innern  des 
a-dfcörpers.     Wien  1895.     (Gr.  8«,  35  S.) 

Stanley,  W.  F,  Surveying  and  Levelling  Instruments,  theoretically  and 
practically  described.  2.  edition.  London  1895.  (8®,  572  S.  mit 
Illustrationen.)     Geb.  7,80  Mk. 

Stechert,  Dr.  C  Ueber  einige  Abkürzungen  bei  der  numerischen  Be- 
rechnung der  Temperatur-Coefficienten  von  Chronometern.  Annalen 
der  Hydrographie  u.  Marit.  Meteorol.  1895,  S.  388—394. 

Türry  B.,  Capitän.  Eine  Methode  zur  Bestimmung  des  astronomischen 
Punktes  ohne  Logarithmentafeln.  Mitgetheilt  yen  H.  Florian, 
nautischem  Adjunct  der  Adria.  Mittheilui^gen  aus.  diepi  Gebiete  des 
Seewesens  1895,  8.  147—154.  . 

Valentiner,  Dr.  W,,  Prof.     Handwörterbuch  der. Astronomie.     1.  Lief. 
.  Breslau  1895,  Trewendt.     (1.  Bd.,  S.  1—128,  Roy.  8».)    3,60  Mk. 
(Enzyklopädie    der    Naturwissensch.      Herausgeg.    von    Prof.   Dr. 
W.  Förster.)     Bespr.  in  d.  Literar.  Centralblatt  1895,  S.  1284. 

Voduseky  M.  Die  astronomische  Strahlenbrechung.  Progr.  (Gr.  8^, 
18  S.  m.  1  Fig.)     Laibach,  M.  Fischer.     0,.50  Mk. 

WeieSj  Dr.  E,,  Prof.  und  Dr.  B.  Schramm,  Astronomische  Arbeiten 
des  k.  k.  Gradmessungs-Bureau,  ausgeführt  unter  d«r  Leitung  des 
Hofrathies  Th.  y.  Oppolzer,.  6.  Bd.  Längenbestimmungen.  Wien 
1894,  Tempsky.  (IV,  196  S.,  Gr.  40.)  16  Mk.  Bespr.  in  dem 
Literar.  Centralblatt  1895,  S.  1284. 


18.    Geschichte  der  VermesflaDgBkande,  Geometervereine,  etc.        537 

Weld  Douming,  Dr.  A,  M.  Nautische  Instramente.  Gentral-Zeitnng 
fttr  Optik  U;  Mech.  1895,  8.  87—88. 

WisKcenuSy  Dr.  TT.,  Prof.  Astronomiache  Chronologie.  (Gr.  8^,  X 
und  164  S.)  Leipzig  1895,  Teubner.  Bespr.  in  Petermahn's  Mit- 
theilungen aus  J.  Perthes'  Oeogr.  Anst.  1-895;  Literaturber.  S.  69; 
d.  Verhandl.  d.  Gesellsch.  f.  Erdkunde  zu  Berlin  1895,  S.  329; 
d.  Literar.  Gentralblatt  1895,  S.  565. 

18.  Geschichte  der  Vermesetingskujide,  Geometervereine,  Versammlungen. 

Badischer  Oeometer- Verein.    Vereinsangelegenheiten.  Vereinsschrifk  des 

Badischen  Geometer-Vereins  1895,  Nr.  1 — 3. 
BcUly  B.  P.     Great  Astronomers.     Lives   of  Ptolemy,   Galileo,   Kepler, 

Herschel,    Laplace,    Brinkley,    Airy     ^nd   others.     London    1895. 

(8^.  384  S.  mit  Illustrationen.)  Qeb.  7,80  Mk. 
Blink,  Dr.  JI.    Geriard  Mercator  (met  pqrtret).    Tijdsdirift.voorKadaster 

en  Landmeetkunde  1895,  S.  119—122. 
Brtmiherg,  Kammer-Ingenieur.    Berichte  über  die  31..  Hauptversammlung 

des  Meeklenburgi«cben    Geometer-Vereins    am    22.   Februar  1895. 

Besonders  gedruckt. 
Cctsseler  Landmesser-Verein.    Vereinsangelegenheiten.    Zeitschr.  f.  Ver- 

messnngsw.  1895,  S.  360,    . 
Columbay  G.  M.    Eratostheue  e  la  Misurazione  del  Meridiano  terrestre. 

Palermo  1895.     (80.  72  8.)  2  Mk. 
DetUscher  Geometer- Verein.     Vereinsangelegenheiten.     Zeitschr.  f.  Ver- 

messungsw.  1895,  S.  90—92,  175,  252-254,  316—3.19;  Zeitschr. 

d.  Rhein.-Westf.  Landm.-Ver.  1895,  8.  43—46,  109—112, 117—138, 

138—147^  158—161;  Mittheilungen  d.  Württemberg.  Geometer- Ver. 

1895,  S.  10—12,  42—59;   Mittheilungen  d.  Mecklenburg.  Geometer- 

Ver.  1895,  S.  1—12;   Zeitschr.  d.  Schlesischen*  Landm.-Ver.  1895, 

8.26—37;     Vereinsschrift  d.  ElBass-Lothring.  Geometer- Ver.  1895, 

8.  103—128;     Vereinsschrift  d.  Badis^hen  Geometer-Vereins  1895, 

S.  29—31. 

Dolly  Dr.  M,y  Decent.  Zur  Geschichte  der  Steinlinien  in  Baden.  Zeitschr. 
f.  Vermessungsw.  1895,  S.  371—372,  424. 

Eiffletj  IT.,  Katasterfeldmesser.  DasVermessungswesen  der  Markgemeinden. 
£in  Beitrag  zur  Geschichte  des  deutsehen  Vermessungswesens. 
Strassbutg  i.  E.  1895,  J.  H.  E.  Hertz.  (85  S.  in  Grossoctavformat.) 
2,60  Mk.  Bespr.  in  d.  Zeitschr.  d.  Rhein.-Westf.  Landm,-Ver.  1895, 
S.  96,  150;  d.  Mittheil.  d.  Württemberg.  Geometer-Ver.  1895,  8.36; 
d.  Vereinsschrift  d.  Elsass-Loihring.  Geometer-Ver.  1895,  S.  24; 
d.  Zeitschr.  f.  Vermessungsw.  1895,  S.  222. 
—  Das  Vermessungswesen  in  Aegypten  bis  zur  Römerzeit.  Vereins- 
schrift d.  Elsass-Lothringischen  Geometer-Vereins  1895,  S.  129— 172, 
179—299. 


538        18-    Greschichte  der  Vermessangskunde,  Geometervereine  etc. 

ElsasS'Lothringischer  Geometer-Verein.  VereinsÄngelegenheiten,  Vereins- 

Schrift  des  Elfiass-Lothiing.   Geom.-Ver.    1895,  S.   1—4,   25—26, 

68—69,  71—91;  102,  177,  248;   Zeitschr.  f.  Vermessungsw.  1895, 

S.  456. 
EmeliuSy    Landmesser.     Eine  Dreiecksmessong   vor    180   Jahren.     Ans 

dem  Holländischen.    Zeitschr.  d.  Rhein. -Westf.  Laiidm.-y er.  1895, 

S.   105—109. 
. . .   Extrait  de  la  Description  g^om^triqae   de   la  France,   par  Caseini 

de    Thury.     Journal    des    Göomitres  •  Experts    1895,     S.    46—50, 

69—70,     98—101,    116—121,    141—144,    164—166,    180—183, 

208—209. 
Hannoverscher  Landmesser-  Verein.    Yereinsangelegenheiten.     Zeitschr. 

f.  Vermessungsw.  1895,  S.  550. 
Hultschy  F.    Die  Elemente  der  Aegyptischen  Theilungsrechnung.  Theil  I. 

(Abhandl.   der  Gesellsch.  d.  Wissensch.)    Leipsig  1895.     (Lex.  8^ 

ca.  192  S.) 
Jadanza,  N.y  Prof.     Per  la  storia  della  celerimensura.     Estratto  dalla 

Rivista  di  Topografia  e  Catasto.     Roma  1894,  Oivelli. 
Klemm.    Zur  Geschichte   der  Steinlinien  in  Württemberg.     Zeitschr.  f. 

Vermessungsw.  1895,  S.  345—346. 
Kollmy   G.y    Hauptmann  a.  D.      Der  XL   Deutsche    Geographentag  in 

Bremen.      Verhandlungen   der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berhn 

1895,  S.  295—310,  489—503. 
de  Nansouty,       Les  r Scents  progr^s  de   la   g^od^sie.       Revue    scient. 

4.  Serie,  Bd.  II,  8.  777. 
Oertlingj  Kammer-Ingenieur.     Bericht  über  die  32.  Hauptversammlung  des 

Mecklenburgischen  Geometer- Vereins  am  18  Mai  1895.     Besonders 

gedruckt. 
Rheinisch'  Westfälischer   Landmesser-  Verein.      Vereinsangelegenheiten. 

Zeitschr.  d.  Rheinisch- Westf.  Landm.-Ver.  1895,    S.  1,  2,  41—43, 

77,  78,  157,  197—204;     Zeitschr.   f.  Vermessungsw.  1895,    8.  92 

bis  94. 
Sddesischer  Landmesser^Verein.    Vereinsangelegenheiten.      Zeitschr.  d. 

Schlesischen  Landm.-Ver.  1895,  S.  1—9,  16, 17,  24,  25—26,  39,  41 

bis  42,  48,  49—50,  64,  65—70,  72. 
Seyfert,  Landmesser.    Bericht  über  die  Generalversammlung  d.  Schlesischen 

Vereins  zur  Förderung    der  Kulturtechnik.      Zeitschr.   des  Schles. 

Landm.-Ver.  1895,  S.  12  —  16. 
Sprungy  Dr.  A.,  Prof.    Siebente  allgemeine  Versammlung  der  Deutschen 

meteorologischen  Gesellschaft   zu  Bremen  am  16. — 19»  April  1895. 

Meteorologische  Zeitschrift  1896,  S.  302—308. 
Steppesy   Steuerrath.       Bericht    über    die    19.   Hauptversammlung    des 

Deutschen  Geometer- Vereins  in  Bonn  am  6.  bis  9.  Juni  1895.   Zeit- 
schrift f.  Vermessungsw.  1895,  S.  481—520. 


19.    Organisation  des  VermesBungsweBenB  etc.  539 

Supan,  Dr.  A.,  Professor.  Der  VI.  Internationale  geographische 
Congress  zu  London  1895.  Petermann's  Mittheilungen  ams  J.  Perthes' 
Geograph,  Anst.  1895,  8.  208—216. 

Thüringer  Geometer-  Verein.  Vereinsangelegenheiten.  Zeitschrift  für 
Vermessungsw.  1895,  S.  190—192. 

Wegener j  Dr.  G.  Der  VI.  Internationale  Geographen  -  Congress  in 
London  1895.  Verhandinngen  der  Gesellschaft  ftlr  Erdkunde  zu 
Berlin  1895,  S.  559—573. 

Wickmannf  H.  Der  XI.  Deutsche  Geographentag  in  Bremen  1895. 
Petermann's  Mittheilungen  aus  J.  Perthes'  Geograph.  Anat.  1895, 
S.  120—122. 

Wolkenhatier,  W.  Leitfaden  zur  Geschichte  der  Kartographie  in 
tabellarischer  Darstellung.  Breslau  1895,  F.  Hirt.  (8<>;  93  S.) 
Bespr.  in  d.  Deutschen  Literaturztg.  1895,  S.  1493. 

Württembergischer  Geometer  -  Verein,  Vereinsangelegenheiten.  Mit- 
theilungen d.  Württemberg.  Gcometer-Ver.  1895,  13—24,  36,  37 
bis  39,  41—42,  77,  78,  81—94,  119—123,  126,  128—129; 
Vereinsschrift  d.  Elsass-Lothring.  Geometer- Ver.   1895,   S.  20—23. 

19.  Organisation  des  Vermessungswesens,  Gesetze  und  Verordnungen, 

Unterricht  und  Prüfungen. 

Boery  «7.,  Hypotheekstelsels.  A.  Grondbeginselen.  B.  Ambtelijk  en 
particulier  onderzoek.  G.  Verbetering  van  het  negative  stelseL 
Tijdschrift  voor  Eadaster  en  Landmeetkunde  1895,  S.  41 — 55, 
105—115  u.  125—141. 
—  Eadaster  en  Landrente  op  Java.  Tijdschrift  voor  Kadaster  en 
Landmeetkunde  1895,  S.  185  —  201. 

. . .  Die  Landmesser  in  Preussen.  Ihre  Ausbildung,  Prüfung  und  Be- 
stallung, ihre  Geschäfte  und  Taxen.  Zweite  Auflage.  Berlin  1895, 
R.  V.  Decker's  Verlag  (G.  Schenk).  (192  S.)  Eleg.  kart  4  Mk. 
Bespr.  in  d.  Zeitschr.    d.  Rhein.-Westf.  Landm.-Ver.    1895,    S.  95. 

DoK,  Dr.  M.j  Docent.  Fortgang  des  Vermessungswesens  im  Gross- 
herzogthum  Baden  in  den  Jahren  1889  bis  1893.  Auszug  aus  dem 
Bericht  der  Grossherz.  Oberdirection  des  Wasser-  und  Strassenbaues. 
Zeitschr.  f.  Vermessungsw.  1895,  S.  294—301. 

Drolshagen,  Landm.  Die  Thätigkeit  der  Eönigl.  preuss.  General- 
commissionen im  Jahre  1894.  Zeitschr.  f.  Vermessungsw.  1895,. 
8.  588—590. 

Eberhardty  Stadtgeometer.  Die  Eatastervermessung  im  Dienste  der 
Rechtspflege.  Vortrag,  gehalten  in  der  Hauptversammlung  des 
Württemberg,  Geometer-Ver.  1895.  Bfittheilungen  d.  Württemberg. 
Geometer-Ver.  1895,  S.  94—115. 

. . .  Einrichtung  des  Grundsteuerkatasters.  Zeitschr.  d.  Schleäschen. 
Landm.-Ver.  1895,  S.  42—47,  53—55,  70—71. 


540  19.    Organisation  des  yermessnngsweBens  etc. 

Fowler,  A.  Americfin  topography.  (Nach  dem  Werk  Oannett's.)  Nature 
1895,  Bd.  51,  S.  274—276. 

Gerichts 'Entscheidungen,  Zeitschr.  d.  Rhein. -Westf.  Landm,-Ver.  1895, 
8.  32,  as,  73,  74,  113,  190. 

Grossherzoglich  badisches  Ministerium  des  Innern,  Badisches  Berg- 
gesetz vom  22.  Jttiii  1890.  Vereinssohrift  dee  Badischen  Geometer- 
Vereins  1895,  8.  32—98. 

Hagen,  Die  Thätigkeit  der  Physikalisch -Tedmisehen  Reichsanstalt  in 
der  Zeit  vom  1.  März  1894  bis  l?^Äpril  1895.  Zeitschr.  för 
Instrumentenkunde  i895,  8.  283—300,  324—343. 

Hansi,  G.  Grenzvermarkungen,  Grenzzeichen,  Grenzscheidungeti;  Grenz- 
regulirungen  und  Grenzstreitigkeiten.  Unter  Mittheilung  der  darauf 
bezüglichen  hauptsächlichsten  Bestimmungen  des  allgemeinen  preass. 
Landrechtes,  des  rheinischen  Givilgesetzbuches  u.  s.  w.  Dritte 
verbesserte  und  vermehrte  Auflage.  Berlin  NW.  u.  Leipzig  1895, 
Wattenbach.     (76  S,  8^) 

Hegemann,  Prof.  Bericht  über  die  Allgemeine  Confe^enz  der  Inter- 
nationalen Erdmessnng  in  Berlin  1895.  Zeitschr.  f.  Yermesaöngsw. 
1895,  8.  569—586,  625—630. 

Hoffmann,  C,  W,  Formulieren  voor  trigonometrische  «n  polygono- 
metrische  berekeningen.  Tijdschrift  voor  Eadaster  en  Landmeet- 
kunde  1895,  8.  56—101. 

Jordan,  Dr.  W.,  Prof.  Die  deutschen  OoordinateB-8ysteme.  Vortrag 
auf  der  19.  Hauptversammlung  des  Deutschen  Geometer- Yerdns  in 
Bonn  am  8.  Juni  1895.  Zeitschr.  f.  Vermessungsw.  1895,  8.  337 
bis  345. 

Landmrthschaflliche  Hochschule  zu  Berlin,  Zur  Auslegung  der  ab- 
geänderten  Prüfungsordnung  für  preussische  Landmesser;  ZiOitsehr. 
f.  Vermessungsw.  1895,  8.  4—6. 

Maske,  Katastercontroleur.  Einrichtung  und  Ausführung  von  Neu- 
messungen.  Vortrag  auf  der  Hauptversammlung  des  Deutschen 
Geometervereins  1895.  Zeitschr.  d.Rhein.-Westf.  Laiidm.-Ver.1895, 
8.  212-220. 

. . .  Preussens  landwirthschaftliche  Meliorationen  und.  die  Kultur- 
techniker.  Zeitschr.  des  Rhein.  -  Westf.  Landmesser -Vereins  1895, 
S.  59—66. 

Scales  of  topographical  surveys  of  various  countries.      Engg.  News 

1894,  Bd.  31,  8.  470. 

Steiff.  Ministerial- Verfügung,  betr.  die  Erhaltung  und  Fortführung  der 
Flurkarteu  und  Priniärkataster  in  Württemberg. .  Zeitschr.  f,  Ver- 
messungsw. 1895,  8.  48—62. 

...  The  topographical  surveys  of  New-York.  Engg.  News  1894, 
Bd.  31,  8.  302—303. 


20.    Verschiedenes.  541 

Venukoffj  O^n^ral.  Sur  les  travaax  geod^giques  dans  le  bassin  de 
.   fAmotii:.     Comptes  rendus  1895,  Bd.  120,  S,  769—770. 

Vorschriften^  betreffend  die  Erhaltung  und  Fortföbrung  der  Flurkarten 
und  Primärkataster  im  Königreich  Wflrttemberg.  Amtsblatt  des 
Steuer-CoUegiams  von  1895,  .Nr.  1  und  2.  Bespr.  in  d.  Zeitscbr. 
f.  Vermessungsw.  1895,  S.  280. 

Walraff,  .  Das  Oemeinde-Lagerbuch.  Zeitschr.  d.  Rhein.- Westf.  Land- 
.  messer- Vereins  1895,  S.  15—19. 

Württemlbergische  Verordnung,  betreffend  die  Prüfung  und  Bestellung 
öffentlicher  Feldmesser,  vom  21.  October  1895.  Vereinsschrift  des 
Elsass- Lothringischen  Geometer- Ver.  1895,  S.  241— 247. 

20.  Verschiedenes. 

Blumenauer,  Stadtvermessungsinspector.  Die  anderweite  Gestaltung  des 
öffentlichen  Rechtes  in  Bezug  auf  die  Umwandlung  unbebauten 
Acker-  und  Gartenlandes  in  Bauplätze.  Vortrag,  gehalten  im 
Casseler  Landmesserverein.  Zeitscfar.  f.  Vermessungsw.  1895, 
S.  457—469,  521—541. 

Faye,  H.  Geodäsie  et  ses  rapports  avec  la  Geologie.  Comptes  rendus 
1894,  Bd.  119,  S.   521—523.  . 

Gerson^   G.  H.    Flussregulirung  und  Niederungs-Landwirtl^schaft  oder 

.   die  Einwirkung  der  Regulirung  uasierer  Ströme  auf  die  Vorfluth- 

.    Verbllltnisse .  der  Niederungen.    ( VIII  u.  95  S.  mit  3  Profil-Tafeln.) 

Zu  beziehen  durch   das   Secretariat    dels    Clubs  der  Landwirthe  in 

Berlin  S.  W.,  Zimmerstr.  90.     Preis  2  Mk.     Bespr.  in  d.  Zeitscbr« 

.    d.  Rhein.-Westf.  Landm.-Ver.  1895,  S.  26. 

Haas,  H.  <7.  Quellenkunde.  Lehre  von  der  Bildung  nnd  vom  Vor^ 
kommen  des  Quellen-  und  des  Grundwassers.  Leipzig  1895,  J.  J. 
.Weber.  (8«,  VIU,  220  S.  mit  45  Abbild.)  Preis  4»50  Mk.  Bespr. 
in  d.  ^eteorolog.  Zeitscbr.  1895,  Literaturber.  S.  (24);.  d.  VerhaudK 
d.  Gesellsch.  f.  JBrdl;.  zu  Beriin  1895,  S.  132;  Petermann's  Mit- 
theilungen aus  J,  Perthes'  Geogr,  Anst.  1895,  Literaturber.  S^  136* 

Heydecke,  Landes- Oekonomie-Conducteur.  Die  Bekämpfung  der  ver- 
heerenden Ueberschwemmungen,  des  Wassermangels  und  der  Dürre« 
Syine  kultur-  und  hydrotechnische  Abhandlung  in  volksthümlicher 
Darstellung.  Braunschweig  1894,  J.  H.  Meyer.  Eleg.  broch. 
1  Mk.  Bespr.  in  d.  Zeitsehr.  d.  Rhein.-Westf.  Landm.-Ver.  1895,^ 
S.  103;  d.  Zeitsehr.  d.Schles.  Landm.-Ver.  1895,  S.  22. 

Hostmann,  W,  Kritische  Betrachtungen  über  Projectirung,  Bau  und 
Betrieb  der  Kleinbahnen.  Wiesbaden  1895,  J.  F.  Bergmann.  (VI 
u.  42  S.  8<^.)    Bespr.  in  d.  Deutschen  Literaturzeitung  1895,  S.  918. 

Laussedat.  Recpnnaissance  faite  k  Faide  de  la  Photographie,  pour  la 
.  .  .delimitation  de  la  frontiere  entre  FAlaska  et  la  Colombie  britatinique. 
.  Comptes .  rendus  1894,  Bd.  119,  S.  981—983. 


542  Kleinere  MittheiluDg.  —  Bücherschau. 

Loewe,  F,,  Prof.  Strassenbaukunde.  Mit  124  Abbildungen  im  Texte. 
Wiesbaden  1895,  Kreidel.  12,60  Mk.  Bespr.  in  d.  Zeitschr.  f. 
Vermessnngsw.  1896,  S.  62. 

PizzigJidli,  ö.,  Oberstlieutenant.  Anleitung  zur  Photographie  für 
Anfänger.  7.  Auflage.  Mit*  153  Holzschnitten.  Halle  a.  S.  1895, 
Knapp. 

. . .   Rentengüter.     Zeitschr.  f.  Vermessungsw.  1895,  8.  193 — 216. 

Thide,  P,  Deutschlands  landwirthschaftliche  Klimatographie.  Ein  Leit- 
faden fiir  den  Selbstunterricht  und  für  Vorlesungen  an  land- 
wirthschaftlichen  Lehranstalten.  Bonn  1895,  Fr.  Cohen.  (184  S. 
8^  und  1  Karte.)  6  Mk.  Bespr.  in  d.  Verhandl.  d.  Gesellsch.  f. 
Erdk.  zu  Berlin  1895,  S.  692. 

. . .  Verplaatsing  van  driehoekspunten  door  aardbeving.  Tijdschrift 
voor  Kadaster  en  Landmeetkunde  1895,  S.  182. 


Kleinere  Mittheilung. 

Signalpfeife  mit  Maassstäben. 

Vielleicht  ist  dem  einen  oder  andern  Leser  d.  Zeitschr.  die  Notiz 
willkommen,  dass  bei  dem  Messgeräthegeschäft  A.  Nestler  in  Lahr, 
Baden,  Signalpfeifen  aus  Holz  zu  billigem  Preis  zu  haben  sind.  Wie 
die  Preisliste  des  genannten  Geschäfts  zeigt,  ist  mit  der  Pfeife  ein 
etwa  10  cm  langes  dreiseitiges  Prisma  verbunden,  an  dessen  Eimten 
Maassstäbe  aufgetragen  werden  kOnnen.  Die  Pfeifen,  die  der  Schreiber 
d.  Z.  hat  schneiden  lassen,  sind  übrigens  wesentlich  kräftiger,  als  die 
in  der  Preisliste  verzeichneten ,  für  militärische  Zwecke  bestimmten;  ihr 
Ton  ist  auf  500  oder  600  m  leicht  vernehmbar,  so  dass  sie  für  die  geo- 
dätischen Zwecke  des  Flächennivellements  mit  Nivellirinstrum^nt,  Höhen- 
kreis oder  Tachymeter  genügen.  An  den  Kanten  meiner  Pfeifen  sind 
Metermaassstab  und  Schrittmaassstab  je  in  1:2500  und  mit  Strichen 
von  5  zu  5  m  und  X  angebracht.  Herr  Nest  1er  stellt  übrigens  jede 
gewünschte  Theilung  her.  Am  Ende  des  Prismas  ist  ein  kleiner  Ring 
mit  dessen  Hilfe  man  die  Pfeife  an  eine  Schnur  anhängt,  so  dass  sie 
jederzeit  bequem  zur  Hand  ist.  Hammer, 


Bücherschau. 


Die  Nivellements-Ergebnisse  der  trigonometrischen  Abtheilung  der  kgl.  preussischm 
Landesaufnahme  sind,  wie  bereits  unter  den  neuen  Schriften  in  Heft  12  an- 
gegeben,  in  neuer  Ausgabe  —  vorerst  4  Hefte  für    die  Provinzen  Ost- 
preuBsen,  Westpreussen,  Pommern  und  Posen  erschienen. 
Die  Ausgabe  —  Bezug  durch  die  kgl.  Hofbuchhandlung  von  F.  8. 
Mittler  und  Sohn,  Berlin,  Kochstrasse  68  —  71  zum  Preise  von  1  Mk.  ffir 
das  Heft  —  wird  sich  schon  des  handlichen  Formates   wegen  in  Land- 


Neue  Schriften  über  Yermessiingswesen.   *  543 

messerkreisen  sicherlich  rasch  einbürgern.  Ausser  den  Höhenangaben 
selbst  enthält  jedes  Heft  Vorbemerkungen^  von  welchen  der  erste  Ab- 
schnitt nämlich  a.  Zweck  und  Inhalt  der  Hefte,  b.  der  Ausgangspunkt 
der  Höhen  und  die  Maasseinheit,  c.  die  Eintheilung  und  Ausdehnung 
der  Nivellements,  d.  die  Nivellements- Festpunkte  und  e.  das  Messungs- 
und Berechnungsverfahren,  dann  ebenso  der  dritte  Abschnitt:  „Bestim- 
mungen über  den  Anschluss  der  Nivellements  an  den  Preussischen 
Landeshorizont^  allen  Heften  gemeinsam  sind,  während  der  2.  Abschnitt 
besondere  Angaben  zum  vorliegenden  Hefte  bringt.  Jedes  Heft  hat 
drei  Uebersiehtskärtehen,  von  denen  das  I.  —  allen  Heften  gemeinsam 
—  die  Vertheilung  nach  Heften,  das  IL  die  Nivellementslinien  des 
betreffenden  Heftes  und  das  IIL  die  Schleife  der  Provinzialhauptstadt 
darstellt. 

Die  betheiligten  Fachkreise  sind  gewiss  für  diese  dem  praktischen 
Bedürfnisse  so  glücklich  angepasste  Ausgabe  der  kgl.  Landesaufnahme 
zu  grossem  Dank  verpflichtet.  Steppes. 


Neue  Schriften  Ober  Vermessungswesen. 

Die  Königlich  Preussische  Landestriangulation.  Abrisse,  Goordinaten  und 
Höhen  sämmtlicher  von  der  trigonometrischen  Abtheilung  der 
Landesaufnahme  bestimmten  Punkte.  13.  Theil,  Regierungsbezirk 
Potsdam.  Herausgegeben  von  der  trigonometrischen  Abtheilung 
der  Landesaufnahme  mit  17  Beilagen,  Berlin  1896.  Im  Selbstverlage, 
zu  beziehen  durch  die  Königliche  Hofbuchhandlung  von  E.  S. 
Mittler  &  Sohn,  Kochstrasse  68/70. 

Kechnungsvorschriften  für  die  trigonometrische  Abtheilung  der  Landes- 
aufnahme. 

A.  Die  Horizontalbestimmungen  III.  Ordnung. 

B.  Die  Bestimmung  der  trigonometrischen  Höhen.  Berlin  1896. 
JohnsoHy   A,   C,y  Astronomical  Tables:   The   Bearings   of  the   principal 

Bright  Stars  of  greater  Declination  than  23^*  North  or  23^^  South, 
also  those  of  the  Moon  and  Planets  when  similarly  situated. 
London   1895.    4.  44  pg.  3,50  Mk. 

Günther,  S.j  Biographien  Kepler's  und  Galilei's.  Berlin  1896.  8.  7  und 
233  pg.  m.  2  Bildnissen,  Leinenband.  3,20  Mk. 

Laska,  F.,  Ueber  eine  Methode  zur  Bestimmung  der  Polhöhe  durch 
Photographie.  Prag  (Sitzungsb,  Ges.  Wiss.)  1896.  gr.8.  4pg.  0,30  Mk. 

Jahrbuch  über  die  Fortschritte  der  Mathematik.  Begründet  durch 
C.  Ohrtmann.  Unter  besonderer  Mitwirkung  von  F.  Müller  u. 
A.  Wangerin  herausgegeben  von  E.  Lampe.  Band  XXV:  Jahr- 
gang 1893  und  1894  (3  Hefte).  Heft  1.  Berlin  1896.  gr.  8.  7  u. 
852  pg.  21  Mk. 


544  Neue  Schriften  über  VermeBSungswesen.  —  Berichtigung. 

Vei'öffentUclLungen    d^s  KOnigl.  IPriatoischen   MetedrologiscJien  Instituta, 

heransgegeben  dorch  W.  V.  Bezold.    Ergebnisse  der  Beobachtungen 

an  den  Stationen  2.  und  ^.fOrdnung  i.  J.  1895  (zugleich  Deutsches 

.    Meteorolog.  Jahrbuch  für  1895.  Beobachtuugssystem  des  Königretchs 

Preussen  u.  benachbarter  Staaten).  Heft  1  u.  2..  Berlin  1896.  gr,4. 

:     pg.  1  —  98.  5Mk.  .  i\ 

KUin^  F.1,  Die  Anforderungen^ der  Ingenieure  und  die  Ausbildung  der 
mathematischen  Lehramtscandidaten.  Leipzig  1896.  (Zeitaebr.  math^n. 
u,  naturw.  Uuterr.)  1896.  gr.  8.  7  pgv    0,30  Mk. 

Seewarte.  -^  Aus  dem  Archiy.  der  Deutschen  Seewarte.  Herausgegeben 
von  der  Direction.  Jahrgang  XYIIi:  1895.  Hamburg  1896.  gr.  4. 
6  u.  119  pg.'kn.  3  Tafeln  u.  27  Karten.  15  Mk. 

Marmse,  A,,   Vergleichung   der  beiden   gleichzeitig  und  nebeueinander 
in    Honolulu     1891  — ?  92     ausgefUhrten    Beobachtungsreihen    zur 
Bestimmung   der   BreiteuYariKtion«      (Berlin)  1894.   4^    5    pg.    mit 
.1   graphischen  Tafel.    1  Mk. 

Rechnungsvorschriften  für  die  Trigonometrische  Abtbeilung  der  Landes- 
aufnahme. Formeln  und  Tafeln  zur  Berechnung  der  geographischen 
Coordinaten  aus  den  Richtungen  und  Längen  d^  Dreiecksseiten 
2.  Ordnung.    3.  Auflage.  Berlin  1896.  gr.  8.  24  pg.  cart.  0,80  Mk. 


Berichtigung. 

'  : 

.Herr  Professor  KoU  reproducirt  auf  Seite  473/474.  ein  Stück  eines 
Aufsatzes  von  mir,  der  vor  20  Jahren  in  der  Zeitschrift  erschienen  ist. 
Zunächst  muss  ich  einen  höchst  sinnstörenden  Druckfehler  hervorheben, 
der  nur  in  dem  Neudruck  vorkommt,  in  der  Originalabhandlung  aber 
nicht  vorhanden  ist.  Das  Citat  enthält  nämlich  auf  der  zweiten  und 
dritten  Zeile  die  Worte :  „ , .  die  sphärischen  ebenen  sowohl  wie  auch 
die  ebenen  Coordinaten  . . ",  während  es  heissen  soll :  „ . .  die  sphärischen 
ebensowohl  wie  auch  die  ebenen  Coordinaten . .  ^ 

Sodann  muss  ich  noch  darauf  hinweisen^  dass  ich  der  Frage^  ob 
die  directe  sphärische  Rechnung  oder  die  ebene  Rechnung  vorzuziehen 
sei,  nicht  nur  die  von  Herrn  Professor  KoÜ  citirten  Worte  widme, 
sondern  vorher  etwa  noch  dreimal  soviel.  Dabei  finde  ich  einen 
wesentlichen  Vortheil  der  ebenen  Rechnung  in  der  grösseren  Einfachheit 
derselben,  wobei  an  Strenge  nichts  geopfert  wird. 
.     Potsdam,  den  10.  August  1896.  ,  Hdmert. 

Inhalt* 

Grossere  MittheHungen :  Zur  Geschichte  des  Fadenkreuzes,  von  Hämlier. — 
tJebersicht  der  Literatur  für  Vermessungswesen  vom  Jahre  1895;'^  Von 
M.  Petzold  in  Hannover  (Fortsetzung).  —  KleliMre  Mfttbeiliiiig. »t^ 
schau.  —  Neue  Schriften  Ober  Vermessungswesen.  —  Berichtigung.   .         {«  <^c.; 

Verlag  von  Eonrad  Wittwer  Stuttgart.  —  Druck  von  Gebrüder  Jäneeke  in  HaiBOvei. 


545 


ZEITSCHRIFT  for  VERMESSUNGSWESEN. 

Organ  des  Deutschen  Geometervereins. 

Herausgegeben  von 

Dr.  W.  Jordan,  und  .  0.  Steppea,  : 

Professor   in    Hannover  Steuer-Rath  in  Mftnchen. 


1896.  Heft  18.  Baud  XXV. 

15.  September. 


Bericht  Ober  die  20.  Hauptversammlung  des  Deutsciien 
Geometer-Vereins  zu  D res d en  am  2.  mit  5.  Atigust  1896. 

Erstattet  vom  Vereinsschriftfübrer  Steuerratb  StoppeSL 


Der  im  Jabre  1895  zu  Bonn  abgebauten  Hanpiversammlang  ist 
in  Rücksiebt  auf  das  25jäbrige  Besteben  des  Verein«  mk<m  in  diesem 
Jahre  die  20.  Hauptversammlung  zu  Dresden  gefolgt.  Dieeielbe  wnrde 
am  2.  August  1896  Vormittags  zunftebst  eingeleitet,  durcb  eine  Sitzung 
der  Yollstündig  eFsebieneaeA  Vorstandscbaft,  in  Welcher  verschiedene 
Verwaltungsfragen  —  so  die  Erledigang  der  von  der  Rechnnngsprttfaugs- 
commiBsion  erhobenen  Anstttade,  die  FeststeUnng  des  Vereinsbausbaltes 
für  1897,  Untersttttzungssachen,  innere  Angelegenheiten  .der.  Redaction  — 
behandelt  und  die  bezüglich  des  Verlaufes  der  Versammlung  noch  er- 
forderlichen Vorkehrungen  beBchleasea  würden. 

Am  2.  August  Nachmittags  4  Ubr  fand  sodann  die  Sitzung  der 
Vorstandschaft  mit  den  Abgesandten  der  Zweigvereine  statt.  Aaster 
der  VorstandsehafI;  waren  16  Zweigvereine  in  nachfolgender  Weise 
vertreten: 

Badischer   Geometer*  Verein    durcb   Herrn   Stadtgeometer   In  on    aus 

Karlsruhe. 
Bayrischer  Bezirksgeemeter- Verein  durch  die  Herren  Bezifksgeometer 

Amann  aus  Ebersberg'und  Or  oll  aus  Landiberg. 

Brandenburgiscber  Landmesser- Verein  durch  den  stell v.  Vermessange- 

direetor  Herrn  Ottsen  und  den  techn.'  ESsenbabasecretair  Herrn 

Tasler^  beide  ans  Berlm.  > 

Casseler  Landmesi»er  -  Verein  durch  Herrn  Vermesisungsrevisor  PI  ahn 

aus  Schneidemttbl  undHM^rn  Oberlandmesser :W er ner  I  iaus'Oassel. 

EIsasS'LiOthringischer  Geometer  «Verein   durch   Herrn  Steaerinspector 

Banwerker  aus  Stl'assburg. 
Hannoverscher   Landmesser -Verein    durch    Herrn    techn.    Eisenbahn* 
secretair  Hölscher  aus  Hannover. 

Zeitschrift  für  Verinessungswesen  1896.    Heft  18.  35 


546       Steppes.    Bericht  ttber  die  20.  Hauptversammlung  des  Deutseben 

Verein    grossh.  Hessischer  Geometer  l.  El.    dsreh   Herrn   Revisioiui- 

^eometer  Berganer  aus  Darmstadt. 
Mecklenburgischer  Geometer- Verein   durch  Herrn  Eammercommissar 
Renard    aus  Schwerin    und   Herrn    Eammeringenieur   Vogeler 
z.  Z.  in  Tessin. 
Verein  der  Landmesser  der  k.  Generalcommission  zu  Münster  durch 

Herrn  Oberlandmesser  Heise  aus  Höxter. 
Niedersächsischer  Geometer- Verein  durch  Herrn  Bureauchef  Grotrian 
ans  Hamburg  und  Herrn  techn.  Eisenbahnsecretair  Reich  aus  Altena. 
Ost-    und    Westpreussischer   Landmesser  -  Verein    durch  Herrn  Stadt- 

geometer  Block  zu  Danzig. 
Pßllzer  Geometer  -  Verein  durch  Herrn  Ereisobergcometer  Rattinger 
aus   Speyer    und  Herrn    Bezirksgeometer  Phil.   Schmidt  ans 
Winnweiler. 
^    Rheinisch -Westfillischer    Landmesser -Verein    durch    Herrn    Professor 
Eoli  ans  Bonn  und  Herrn  Stadtgeometer  Walraff  aus  Düsseldorf. 
Verein    praktischer    Geometer    im  Eönigreich  Sachsen    durch   Herrn 
Vermessungsdirector  Gerke  zu  Dresden  und  Herrn  Vermessungs- 
ingenieur Richter  aus  Bautzen. 
Schlesischer  Landmesser -Verein   durch  Herrn  Steuerinspector  Fuchs 
aus   Breslau^    Herrn   Rechnungsrath  Tiesler   aus   Oels  i.  Schi, 
und  Herrn  Eisenbahnlandmesser  Schmidt  aus  Breslau,  dann 
Württembergischer   Geometer  •  Verein   durch   Herrn  Professor  Weit- 
b recht  aus  Stuttgart  und  Herrn  Eatastergeometer  Enslin  aas 
Cannstadt.  — 
In    dieser  Sitzung   wurde    die    gesammte  Tagesordnung    der   Ver- 
sammlung einer   eingehenden  Vorberathung  unterstellt.      Den  breitesten 
Raum  nahm   dabei   die  Besprechung  des  Entwurfes   einer  preussiscben 
Landmesserordunng  ein,  welcher  von  der  im  Vorjahre  eingesetzten  Com- 
mission aufgestellt  worden  war.     Dabei  stellte  sich  heraus^  dass  mehrere 
der  zunächst  betheiligten  preussiscben  Zweigvereine  sich  gegen  die  Vor- 
lage dieses  Entwurfes  an  die  Staatsregierung  erklärt  hatten.     Die  Gründe 
für   diese   ablehnende  Haltung   gipfelten   zunächst   darin,    dass  die  For- 
derungen bezüglich  der   Vorbildung   (Abiturium)    und   die  Erwartungen 
bezüglich  der  öffentlichen  Stellung  des  Landmessers  in  dem  Entwürfe 
nicht  enthalten  seien,   da   sie  nach  Ansicht  der  Commission   der  geson- 
derten Regelung  durch  Gesetz  bezw.  Verordnung  vorbehalten   bleiben 
mussten,    dass   aber  ohne  solche  Regelung  die  Landmesser  keinen  An- 
lass   hätten,    auf  die   durch  den  Entwarf,  gegebene  Verschärfung  ihrer 
Pfliehten  ihrerseits  zu  dringen.    Die  Mehrhieit  sprach  Ach  demnach  dafür 
aus,  dass  zunächst  —   unter  Entnahme  der  Begründung  aus  dem  Ent- 
würfe  —   der  preussiscben   Staatsregierung   ein  Gesuch    um  Erhöhung 
sowohl  der  allgemeinen  Vorbildung^  wie  der  praktischen  Ausbildung  des 
Landmessers   unterbreitet    werden    soll.    ~r    Auf   die   Besprechung    der 


Geometer-Vereina  zu  Dresden  »m  2.  mit  5.  August  18d6.  54? 

Lage  der  Eisenbahn-Landmesser  soll  hier  im  Einzelnen  nicht  eingegangep 
werden;  da  sie  im  Wesenüichen  in  ganz  gleicher  Weise  verlaufen  ist, 
wie  die  Verhandlung  dieses  Gegenstandes  in  der  Vollsitzung.  AehuUch 
verhält  es  sich  bezüglich  des  Antrages  des  Sehleaischen  liandmesser^ 
Vereins  auf  Gründung  von  Heimathhäusern  fttr  Hinterbliebene  von  Ver- 
eiosgenossen;  jedoch  wurde  hier  der  Antrag  auf  Bildung  einer  den 
Gegenstand  näher  berathenden  Commission  mit  Stimmengleichheit  an- 
genommen. 

Von  den  Gegenständen;  welche  in  den  Vollsitzungen  tlberl^aupt 
nicht  zur  Berathung  gelangten^  ist  zunächst  ein  vom  Vorsitzenden  a^ur 
Verlesung  gebrachter  Vorschlag  des  Herrn  Landmessers  Bosch  in 
Konstanz  zu  erwähnen;  welcher  die  Gründung  einer  Feuerversicherunga* 
genossenschaft  unter  den  Vereinsmitgliedern  behufs  Gewinnung  von 
Mitteln  für  Unterstützungen  bezweckte.  Der  Vorschlag  wurde  indessen 
für  derzeit  undurchführbar  erachtet.  —  Der  Antrag  eines  Zweigveretns 
auf  Bildung  eines  Ehrenrathes  für.  die  Fachgenossen  wurde  zurück- 
gezogen;  nachdem  von  anderer  Seite  geltend  gemacht  war,  dasa  der 
Antrag  nicht  genügend,  vorbereitet  sei;  um  auf  dieser  Versammlung  niit 
ihrer  ohnedem  sehr  reichhaltigen  Tagesordnung  nach  behandelt  zu 
werden.  —  Schliesslich  unterbreitete  Herr  Stadtgeometer  Wal  raff  au9 
Düsseldorf  der  Vorstandschaft  den  Wunsch;  dieselbe  möge  bi9  zur 
nächsten  Versammlung  die  Umwandlung  der  Zeitschrift  in  ein  Orgai^ 
mit  Stägigem  Erscheinen  vorbereiten.  — 

Am  Abende  des  2.  August  versammelten  sich  die  bis  dahin  einge- 
troffenen Theilnehmer  in  dem  sogenannten  italienischen  Dörfchen  an  der 
Elbe.  Herr  Vermessungsdirector  Gerke  begrüsste  die  Erschieneuejn 
mit  einer  herzlichen  Ansprache.  Die  Vorführung  des  Einacters  |,Eur* 
märker  und  Picarde'^  durch  Schüler  der  Theater^chule  des  Herrn.  Hofr 
Schauspielers  Senff-Georgi;  sowie  die  Vorträge  einer  MusikcapieUe 
sorgten  für  die  Unterhaltung;  die  Freude  des  Wiedersehens  so  vieler 
befreundeter  CoUegen  und  ihrer  Damen  hob  die  Festesstiqimung.  Das 
am  folgendeu  Tage  ausgegebene  Verzeichniss  weist  224  Theilnehmer 
und  119  Damen  oder  Angehörige,  im  Ganzen  343  Personen  nach;  der^ 
Anzahl  übrigens  bei  einzelnen  Veranstaltungen  noch  d^rch  die  Theii^ 
nähme  weiterer  Freunde  des  Vereins  und  Angehöriger  der  Vereiniar 
genossen  nicht  unerheblich  verstärkt  wurde.  Jedenfalls  dürfte  äip 
20.  Hauptversammlung  als  die  am  stärksten  besuchte  betrachtet  werden 
müssen.  — 

Am  Montag  den  3.  August  Vonmttags  9  Uhr  nahm  die  eigentliche 
Hauptversammlung  in  der  prächtigen  Auja  der  technischen  Hochßcihule 
ihren  Anfang.  Dieselbe  wurde  durch  die  Antheilnahme  zahlreicher 
Ehrengäste  geehrt  upd  erfreut.  Seitens  der  königlichen  Staatsregierung 
waren  erschienen  die  Herren  Geheimen  Regierungsräthe  von  Schlieben 
und  Dr.  von  BaruewitZ;   als  Vertreter  des  militärischen  Vermessungs- 

35* 


548       Steppes.    Bericht  über  die  20.  Hauptversammlung  des  Deutschen 

Wesens  Herr  Generalmajor  z.  D.  Fiedler,  Herr  Oberstlieatenant  von 
Schmidt,  Chef  der  frigonöm.  Abtheilnng,  nnd  Herr  Vermessungsrath 
Erfurth,  Abtheilungsvorstand  der  trigonometrischen  Abtheiliing  der 
preussischen  Landesaufoahme,  dann  Herr  Oberstlientenant  Seyfert, 
Director  vom  topogr.  Bureau  des  k.  sächs.  Generalstabs,  Premier- 
lieutenant Hansch  dieses  Bureaus,  Herr  Geheimrath  Hartig  und  die 
"Herren  Professoren  Kallenhausen,  Helm  und  Engels  seitens  der 
technischen  Hochschule,  dann  die  Herren  Stadträthe  Dr.  Kretzschmar^ 
fiichter  und  Kaiser,  sowie  die  Herren  Stadtverordneten  Ingeiiieur 
Härtig,  Buchhändler  Winter  und  Kaufmann  Anger  seitens  der 
Stadt  Dresden,  Herr  Oberbaurath  Weber  und  Herr  Wasser-  und 
Wegebäuinspector  Grosch  als  Vertreter  des  Säclisischen  Ingenienr- 
und Architekten-Vereins  und  der  Wasserbaudirection.  Besondere  Freude 
erregte  auch  die  lebhafte  und  unermüdliche  Antheilnahme  des  Ehren- 
tiiitgliedes  des  Vereins,  Herrn  Geheimen  Regierungsrathes  Professor  a.  D. 
Nagel.  Endlich  mögen  unter  den  erschienenen  Vereinsmitgliedem  die 
Oest  erreicher  Herr  Evidenz -Director  Broch  und  Herr  Obergeometer 
Lick  a  aus  Wien,  sowie  Herr  Ingenieur  und  Kulturtechniker  Zink  aus 
Litolik,  dann  Herr  Finanzrath  Nagel  und  Herr  Steuerrath  Dr.  Franke 
erwähnt  sein,  von  welch  letzteren  Finanzrath  Nagel  bei  Begründung 
des  Vereins  vor  25  Jahren  die  Vorstandschaft  und  Dr.  Franke  die 
Redaction  der  Zeitschrift  übernommen  hatten. 

Bei  Eröffnung  der  Sitzung  durch  den  Vereinsvorsitzenden,  Ver- 
messungsdirector  Winckel,  ertheilte  dieser  zunächst  das  Wort  dem  Herrn 
Geheimen  Regierungsrath  vonSchlieben.  Derselbe  erklärte,  die  Ver- 
legung der  20.  Hauptversammlung,  mit  der  zugleich  die  Feier  des 
25  jährigen  Bestehens  des  Vereins  verbunden  sei,  nach  Dresden  habe 
das  Augenmerk  der  sächsischen  Staatsregierung  auf  den  Deutschen  Geo- 
meterverein  gelenkt.  Das  Interesse  am  Verein  habe  sich  gesteigert  im 
Rückblick  auf  dessen  bisherige  Leistungen.  Der  Verein  habe  nicht  nur 
durch  •  eine  vortrefflich  geleitete  Zeitschrift,  sondern  auch  durch  Wander- 
vereainmlttngen,  Vorträge  und  Meinungsaustausch  auf  wissenschaftlichem 
und  praktischem  Gebiete  das  Vermessungswesen  erheblich  gefördert. 
So  lange  die  Menschheit  im  Räume  sich  bewege,  so  lange  der  Staat, 
Gemeinschaften  und  Einzelgebiete  im  öffentlichen  Rechte  ihr  gesondertes 
Dasein  führen,  das  eine  Abgrenzung  des  Besitzstandes  erheische,  solange 
'der  Verkehr  an  bestimmte  Wege  gebunden  werde,  so  lange  das  Privat- 
eigenthum  an  Grund  und  Boden  bestehen  bleibe,  so  lange  werde  man 
tüchtige  Männer  brauchen,  die  ihre  Kräfte  in  den  Dienst  des  Vermessnngs- 
wesens  stellen.  Wenn  der  Verein  bestrebt  iit,  diesie  Männer  tüchtig  vor-, 
weiter-  und  durchzubilden,  so  leiste  er  damit  ein  Stück  Kulturarbeit,  er 
leiste  der  Gesammtheit  einen  wesentlichen  Dienst.  Er  gestatte  sich  daher 
im  Auftrage  der  königlich  sächsischen  Regierung,  den  Verein  im  König- 
reich Sachsen  zu  begrüssen,  und  mit  dem  Danke  für  die  Einlädung  den 


l 


Geometer- Vereins  zu  Dresden  am  %  mit  5  August  1896.  549 

Wunsch    für   seine   Bestrebungen    zu   verbinden,    dass    die   Arbeit    des 
Vereins  dem  Staate  und  dem  Stande  Nutzen  bringen  möge. 

Herr  Stadtrath  Dr.  Kretzschmar  schloss  sieh  seinem  Vorredner 
im  Namen  der  Stadt  Dresden  an  und  bat  die  Versammlung,  die  herzlichen 
Grüsse  der  Stadt  Dresden  entgegen  zu  nehmen,  die  stolz  darauf  sei,  eine 
Stätte  der  Ettnste  und  Wissenschaften  zu  sein.  Es  gereiche  dem  Rathe 
der  Stadt  gerade  jetzt  zur  Genugthuung,  den  Verein  in  den  Mauerp 
Dresdens  zu  begrüssen,  da  jetzt  ein  wesentlicher  Fortschritt  in  dem 
Vermessungswesen  Dresdens  zu  verzeichnen  und  die  Neumessung  im 
Gange  sei.  Die  Vermessungstechnik  und  ihre  Wissenschaft,  die  in  ihren 
Problemen  in  das  graue  Älterthum  zurückgreife,  habe  in  dem  letzten 
Jahrzehnt  einen  hohen  Aufschwung  genommen  und  praktische  Bedeutung 
erlangt.  Staat  und  Gemeinde  haben  ein  hohes  Interesse  an  der  Ent- 
wicklung dieser  Wissenschaft,  die  die  Grundlage  schaffe  für  das  Rechts- 
leben, soweit  es  sich  auf  den  Grundbesitz  in  Staat  und  Gemeinde  bezieht. 
Redner  wünsche  den  Verhandlungen  des  Vereins  den  besten  Erfolg  zum 
Segen  des  Vereins  und  des  deutschen  Vaterlandes  und  hiess  den  Verein 
in- der  Stadt  Dresden  herzlich  willkommen. 

Herr  Geh.  Rath  Prof.  H artig  begrüsste  die  Versammlung  im  Namen 
der  Technischen  Hochschule.  Das  Collegium  der  Technischen  Hochschule  hat 
die  Nachricht,  dass  der  Geometer- Verein  sein  25.  Stiftungsfest  in  den  Räumen 
der  Schule  zu  begehen  beabsichtige,  mit  lebhafter  Genugthuung  begrüsst, 
denn  sie  erblicke  in  der  Vermessungswissenschaft  ein  Muster  aller  exacten 
Wissenschaften,  deren  Erfolge  den  grössten  Beifall  der  Lehrer  der 
Hochschule  finden,  deren  Gewissenhaftigkeit  und  Methodenreichthum  ihre 
Bewunderung  erregen,  da  dadurch  ihre  eigenen  Arbeiten  gefördert  und 
neue  angeregt  würden.  Es  sei  deshalb  sein  Wunsch,  dass  di6  heutige 
Zusammenkunft  so  wohl  gelingen  möge,  wie  die  reichhaltige  AussteUung, 
die  von  den   Bestrebungen    des  Vereins    ein    ehrenvolles  Bild  entwerfe. 

Herr  Wasser-  und  Wegebauinspector  Grosch  übermittelte  die  Grüsse 
des  Sächsischen  Ingenieur-  und  Architekten-Vereins. 

Der  Vorsitzende  dankte  Namens  des  Vereins  für  die  ftreandliehe 
und  ehrenvolle  Begrüssung,  indem  er  versicherte,  dass  die  wohlwollende 
Anerkennung,  welche  das  Wirken  des  Vereins  gefunden,  demselben  ein 
Sporn  sein  werde  zu  wdterem  Streben.  Der  Vorsitzende  ersuchte  so* 
dann  Herrn  Obergeometer  Arnold  das  Amt  als  Hilfsschriftführer  und 
die  Herren  Vermessungsingenieure  Bormann  und  Krausse  und  Herrn 
Vermessungsingenieur -Assistenten    Richter    das  Amt   als   Stiimmzähler 

I 

zu  ttbemehmen.  Der  Vorsitzende  gedachte  sodann  der  Verstorbenen, 
deren  Verlust  der  Verein  seit  der  letzten  Zeit  zu  beklagen  hat.  Es 
sind  dies  die  Vereinsmitglieder: 

1)  Nr.     79  König,  Bezirksgeometer,  Landshut  in  Bayern, 

2)  jf     529  Hottenroth,  Verm.-Director,  Dresden, 

3)  „     788  Hölzer,  Geometer  L  Ol.,  Mainz, 

4)  „     969  Bisetzki,  Landmesser,  Magdeburg, 


550      Steppes.    Bericht  über  die  20.  Hauptvenammlung  des  Dentschen 

5)  Nr.  1715  Marseille,  Landmesser^  Lippstadt, 

6)  „  2034  Schaffert,  Reg.-Feldmesser,  Strassburg  i.  E., 

7)  „  2518  Wossidio,  Landmesser,  Hameln, 

8)  „  2525  Sauer,  verpfl.  Feldmesser,  Chemnitz, 

9)  „  2955  Kiefer,  Oeometer  L  Ol.,  Mainz. 

Nachdem  dann  der  Vorsitzende  noch  besonders  dem  Bedauern 
Ausdruck  verliehen,  dass  der  verblichene  Vermessungsdirector  Hotten- 
roth,  der  wie  schon  im  Jahre  1874  an  der  Durchführung^  so  auch  im 
letzten  Jahre  an  den  Vorbereitungen  zu  der  Vereinsversammlung  in 
Dresden  den  lebhahesten  Antheil  genommen,  die  festlichen  Tage  selbst 
nicht  mehr  erleben  sollte,  erhoben  sich  die  Anwesenden  zur  Ehrung  des 
Andenkens  der  Betrauerten  von  ihren  Sitzen. 

Es  wurde  sodann  in  die  Tagesordnung  eingetreten,  indem  zunächst 
der  Vorsitzende,  Herr  Vermessungsdirector  Win  ekel  den  Bericht  der 
Vorstandschaft  erstattete,  wie  folgt: 

Meine  Herren:  Ein  Vierteljahrhundert  ist  dahingegangen,  seit  zum 
ersten  Male  eine  Anzahl  unserer  Berufsgenossen  aus  verschiedenen 
dentschen  Staaten  zusammentrat,  um  einen  Bund  zu  sohliessen,  dessen 
Aufgabe  darin  bestehen  sollte,  durch  Vereinigung  aller  Kräfte  die  Be- 
rufsinteressen zu  schtltzen  und  das  Wohl  aller  Angehörigen  unseres 
Standes  zu  fördern. 

Allerdings  hatte  sieh  schon  früher  die  Ueberzeugung  von  der 
Nothwendigkeit  eines  Zusammenschlusses  der  Geometer  in  einzelnen 
Staaten,  bezw.  Provinzen  geltend  gemacht.  In  Bayern  reichen  die 
ersten  Versuche  zur  Bildung  eines  Geometer- Vereins  bis  in  das  Jahr 
1847  zurttck.  In  den  westlichen  Provinzen  des  Königreichs  Prenssen, 
in  Württemberg  und  Baden,  in  Mecklenburg  und  Sachsen-Wdmar  hatten 
sich  sehen  vor  1870  solche  Vereinigangen  gebildet,  und  der  Verein 
praktischer  Geometer  im  Königreich  Sachsen,  dessen  liebenswürdiger 
Gastfreundschaft  wir  uns  heute  erfreuen,  besteht  seit  dem  Jahre  1854, 
ohne  in  diesisn  42  Jabreü  irgend  welehe  wesentliche  Umgestaltungen 
erfahren  zu  haben« 

Diese  Vereine  suohten  durch  periodisehe  Versammlungen  —  ein- 
zelne auch  durch  Herausgabe  von  Zeitschriften  —  die  Beziehungen 
ihrer  Mitglieder  unter  einander  zu  mehren,  und  vertraten  deren  Interessen 
nach  aussen,  namentlich  auch  den  Behörden  gegenüber  in  manchen 
Fällen  mit  gutem  Erfolge. 

Häufig  hatten  äussere  Missstände  den  Anstoss  zur  Bildung  eines 
Vereins  gegeben.  In  solchen  Fällen  kam  es  vor,  dass  sich  der  Verein 
sehr  bald  wieder  auflöste,  wenn  es  ihm  gelungen  war,  die  üebelstände, 
zu  deren  Abstellung  er  gebildet  worden,  zu  beseitigen. 

Grosse  Erfolge  konnten  diese  kleinen  Vereine  näturgemäss  nicht 
erzielen.      Der  Versuch    eines   Zusammenschlusses   zu   einem  grösseren 


Geometer-Vereins  zu  Dresden  am  3.  mit  5.  Aügast  1896.  551 

Verbände;  der  sich  ttber  ganz  Deutschland  erstreckte,  wäre. bei  dem 
Mangel  jedes  Zusammenhanges  der  einzelnen  Staaten,  welche  die  Yer« 
hältnisse  der  Geometer  in  der  versebiedensten  Weise  geordnet  hatten, 
aussichtslos  gewesen. 

Es  musste  erst  die  grosse  Zeit  von  1870/71  kommen,  um  auch  uns 
die  Zusammengehörigkeit  zum  Bewusstsein  zu  bringen.  Der  frivole 
Angriff  des  Erbfeindes  auf  unser  Vaterland,  der  in  der  Hoffnung,  eine 
völlige  Trennung  der  deutschen  Stämme  hervorzurufen,  unternommen 
wurde,  er  bewirkte  das  Gegentheil.  Ganz  Deutsehland  zog  in*s  ^eld 
und  die  Krieger  brachten  als  Preis  des  Sieges  heim:  den  Deutschen 
Kaiser  und  das  Deutsche  Reich. 

Neue  Aufgaben  entstanden  im  Grossen  wie  im  Kleinen.  Die  Durch« 
führung  der  einheitlichen  Gesetzgebung  auf  den  verschiedensten  Gebieten 
bertthrte  alle  Berufsklassen  in  grösserem  oder  geringerem  Maasse.  Als 
für  uns  besonders  wichtig  sei  nur  die  Einführung  des  Metermaasses  in 
ganz  Deutschland  genannt. 

Damals  erkannten  auch  die  deutschen  Geometer,  dass  nunmehr 
eine  Vereinigung  möglichst  aller  deutschen  Fachgenossen  an  der  Zeit 
sei,  weiche  es  sich  zur  Aufgabe  machen  müsse,  die  idealen  wie  die 
materiellen  Interessen  unseres  Berufs  nach  allen  Richtungen  hin  zu 
vertreten. 

Der  leider  zu  früh  dahingegangene  Stuttgarter  Geometer  Abraham 
Fecht  war  es,  welcher  im  Anfange  des  Jahres  1871  eine  Anzahl  Fach- 
genossen, von  welchen  ihm  bekannt  war,  dass  sie  sich  für  allgemeine 
Angelegenheiten  interessirten,  zu  einer  Besprechung  nach  Stuttgart  einlud, 
welche  am  26.  März  1871  daselbst  stattfand.  An  dieser  Besprechung 
nahmen  Fachgenossen  aus  Bayern,  Württemberg,  Baden  und  der  Schweiz 
theil. 

Das  Ergebniss  derselben  war  der  Vorschlag  zur  Gründung  eines 
Deutschen  Geometer- Vereins,  welcher  einer  Delegirten- Versammlung^ 
die  in  den  Tagen  vom  14.  —  16.  December  1871  in  Coburg  tagte^ 
unterbreitet  und  von  dieser  angenommen  wurde.  Auf  dieser  Versammlung, 
auf  welcher  15  deutsche  Staaten  durch  Abgesandte  vertreten  waren^ 
wurde  die  Gründung  des  Vereins  vollzogen,  die  Satzungen  wurden  be- 
rathen  und  festgestellt,  auch  wurde  die  erste  Vorstandschaft,  bestehend 
aus  den  Herren  Nagel-Dresden,  Kr ehan -Weimar,  Fecht-Stattgfirt, 
Kerschbaum-Coburg,  Spi eiber ger-München,  Franke-Gotha  und 
Koch-  Cassel  gewählt.  Den  letztgenannten  3  Herren  wurde  die  Redaction 
der  Zeitschrift  für  Vermessungswesen,  deren  1.  Heft  schon  am  1.  Januar 
1872  herausgegeben  wurde,  übertragen.  Es  gereicht  mir  zur  besonderen 
Oenugthuung,  dass  ich  heute  3  der  damals  in  Coburg  anwesenden 
Herren  in  unserer  Mitte  begrflssen  darf.  Es  sind  das  die  Herren  Finanzrath 
Nagel,    erster  Director  des  Deutschen  Geometer-Vereins,    Professor 


552       Steppes.    Bericht  über  die  ^.  Hauptversammlang  des  Deutschen 

Jordan,     seit    1873    Redacteur    unserer   Zeitschrift    und    Stenerrath 
Franke  aus  München.*) 

Dass  die  Gründung  des  Deutschen  Geometer- Vereins  thatsächlich 
eihem  Bedttrfniss  entgegenkam,  das  beweist  am  besten  die  grosfite  Zahl 
der  Berufsgenpssen,  Welche  sofort  dem  Verein  beitraten.  Das  erste, 
mit  dem  1.  Mai  1872  abschliessende  Mitglieder- Verzeichnisse  welches  im 
1.  Bande  der  Zeitschrift  für  Vermessnngswesen  veröffentlicht  warde, 
weist  Ö19  Mitglieder  auf,  and  schon  am  12.  November  desselben  Jahres 
sohlte  der  Verein  725  Mitglieder.  Ausserdem  hatte  die  Zeitschrift 
damals  schon  38  Abonnenten  ausserhalb  des  Vereins. 

In  der  Zeit  vom  7. — 9.  September  1872  fand  zu  Eisenach  die 
erste  Hauptversammlung  des  Vereins  statt^  welche  von  54  Mitgliedern 
besucht  war. 

Von  da  ab  hat  der  Verein  bis  zum  Jahre  1885  alljährlich  eine 
Hauptversammlung  abgehalten  und  zwar  der  Reihe  nach  in  folgenden 
Städten:  Eisenach,  Nürnberg^  Dresden,  Berlin,  Köln,  Frankfurt  a.  M., 
Weimar,  Danzig,  Cassel,  Karlsruhe,  Hannover,  München,  Schwerin 
und  Stuttgart. 

Aber  wie  die  Bedürfnisse  des  einzelnen  Menschen  sich  stets  zu 
steigern,  seine  Ansprüche  stets  höher  gespannt  zu  werden  pflegen,  so 
erging  es  auch  unserm  Verein.  Die  Kosten  der  Hauptversammlungen, 
welche  in  den  ersten  Jahren  nur  ganz  unbedeutende  gewesen  waren, 
wuchsen  mit  der  Zeit  in  solchem  Maasse,  dass  der  Württembergische 
Geometer- Verein  Veranlassung  nahm,  auf  der  14.  in  Stuttgart  tagenden 
Hauptversammlung  den  Antrag  zu  stellen,  dass  künftig  nur  alle  2  Jahre 
eine  Versammlung  abgehalten  werden  solle.  Der  Antrag  wurde  zwar 
in  dieser  Form  nicht  angenommen,  es  wurde  aber  der  §  20  der 
Satzungen  dahin  abgeändert,  dass  der  Verein  künftig  in  der  Regel  all- 
jährlich eine  Hauptversammlung  abhalten  solle.  Diese  Satzungsänderung 
hat  dahin  geführt,  dass  die  Ausnahme  zur  Regel  geworden  ist,  nnd 
seit  dem  Jahre  1885  nur  alle  2  Jahre  eine  Versammlung  abgehalten 
wurde.  Wenn  in  diesem  Jahre  zum  ersten  Male  wieder  eine  solche 
nach  Ablauf  eines  Jahres  seit  der  letzten  Hauptversammlung  stattfindet, 
so  hat  das  —  wie  Ihnen  bekannt  —  seinen  Grund  darin,  dass  wir 
heuer  auf  ein  Vierteljahrhundert  unseres  Bestehens  zurückblicken  und 
diesen  bedeutsamen  Zeitabschnitt  nicht  vorübergehen  lassen  wollten, 
ohne  ihn  festlich  zu  begehen. 

Die  Städte,  in  welchen  seit  1887  unsere  Versammlungen  stattge- 
funden haben,  sind:   Hamburg,  Strassburg,   Berlin,  Breslau  und  Bonn, 


*)  Ein  vierter  Theilnehmer  an  der  Goburger  Versammlung^  Herr  Oekonomie- 
rath -Ruck des c hei  in  Düsseldorf  war  durch  einen  Trauerfall  in  der  Familie 
verhindert,  der  Dresdener  Versammlung  beizuwohnen,  sandte  ihr  aber  einen 
schriftlichen  Gruss. 


Geometer-Vereins  zu  Dresden  am  S.  mit  6.  August  1896.  553 

während  die  heurige  Jubelfeier  auf  allgemeinen  Wunsch  in  dem  schönen 
Elb-FlorenS;  hier  in  Dresden  stattfindet. 

Die  von  der  Delegirten-Vcrsammlung  zu  Coburg  festgestellten 
Satzungen  hatten  sich  so  gut  bewährt^  dass  sie  bis  zum  Jahre  1877  un- 
verändert beibehalten  werden  konnten.  Das  bedeutende  Anwachaen 
des  Vereins  und  namentlich  der  Anschluss  zahlreicher  Zweigvereine  an 
denselben  liess  es  nunmehr  aber  wttnschenswerth  erscheinen,  den  ver- 
änderten Verhältnissen  durch  eine  Aenderung  der  Satzungen  Rechnung 
zu  tragen.  Eine  solche  erfolgte  auf  der  6.  Hauptversammlung  zu 
Frankfurt  a.  M.  Gleichzeitig  wurde  eine  Geschäftsordnung  berathen 
und  festgestellt,  welche  den  Zweck  hat,  auch  fQr  weniger  wichtige 
Gegenstände  eine  Richtschnur  zu  geben,  deren  Aenderung  aber  in  ein- 
facherer Weise,  wie  diejenige  der  Satzungen  erfolgen  kann. 

Weitere  Erfahrungen  haben  dazu  geführt,  die  Satzungen  und  die 
Geschäftsordnung  noch  einmal  zu  ändern.  Es  geschah  dies  im  Jahre  1887 
aaf  der  15.  Hauptversammlung  zu  Haipburg. 

Seitdem  ist  nur  eine  unwesentliche  Aenderung  der  Geschäftsordnung 
im  Jahre  1893  zu  Breslau  beschlossen  worden. 

Wenn  man  unsere  heute  geltenden  Satzungen  mit  den  in  Coburg 
aufgestellten  vergleicht,  so  wird  man  staunen  über  die  Geringfügigkeit 
der  Aenderungen,  welche  sich  in  der  langen.  Zeit  von  25  Jahren  noth- 
wendig  gemacht  haben,  und  man  wird  nicht  umhin  können,  den  richtigen 
und  weitausschauenden  Blick  der  Männer,  welche  die  ersten  Bestimmungen 
entworfen  haben,  zu  bewundern. 

Um  Ihnen  eine  leichte  Uebersicht  über  die  Entwicklang  unseres 
Vereins  zu  geben,  habe  ich  eine  graphische  Darstellung  des  Anwachsens 
der  Mitgliederzahl,  der  jährlichen  Einnahmen  und  Ausgaben  und  des 
Wachsthums  des  Vereinsvermögens  anfertigen  lassen,  welche  Ihnen  mit 
den  Theilnehmerkarten  zugestellt  worden  ist.  Sie  sehen  daraus,  dass 
die  Hitgliederzahl  bis  zum  Jahre  1881,  in  welcher  sie  die  höchste  Zahl 
(1318)  erreichte,  stetig  angewachsen  ist.  Damals  trat  unser  Verein  in 
eine  Sturm-  und  Drang-Periode,  welche  anfangs  als  eine  ernste  Gefahr 
erschien,  aber  durch  folgerichtiges  und  maassvolles  Vorwärtsschreiten 
auf  der  betretenen  Bahn  glücklich  überwunden  wurde. 

In  jener  Zeit  waren  die  Existenzbedingungen  für  viele  unserer  Fach- 
genossen, namentlich  für  diejenigen,  welche  sich  dem  freien  Gewerbe- 
betriebe widmeten,  sehr  ungünstige.  Der  Kampf  um's  Dasein  nahm 
zuweilen  einfsn  persönlichen  Charakter  an  und  einzelne  Kategorien  unserer 
Berufsgenossen  standen  andern  feindlich  gegenüber.  Jede  derselben 
verlangte  vom  Deutschen  Geometer- Verein  ein  Eintreten  für  ihre  Sonder- 
interessen, während  dieser  es  sich  zur  Aufgabe  gemacht  hatte  und 
machen  musste,  die  gemeinsamen  Interessen  zu  pflegen  und  entstehende 
Gegensätze  unter  seinen  Mitgliedern  nach  Möglichkeit  auszugleichen, 
nicht  aber  durch   Parteinahme  für   die  Einen  den  Andern  die  Mitglied- 


554       Steppes.    Bericht  über  die  20.  Hauptversammlung  des  Deutscben 

Schaft  unmöglich  zu  machen.  In  Folge  dessen  zogen  sich  viele  Fach- 
genossen aus  Unmuth  dartlber^  dass  der  Verein  nicht  iln  Stande  war, 
alle  ihre!  Wünsche  zu  erfüllen^  vom  Vereinsleben  zurück.  Sie  sehen 
auf  der  Tafel  III  eine  stetige  Abnahme  der  Mitgliederzahl  bis  zum 
Jahre  1886^  bei  dessen  Beginn  sie  auf  den  niedrigen  Stand  von  1118 
zurückgegangen  war.  Auf  einer  ähnlichen  Höhe  hielt  sie  sich  mit  ge- 
ringen Schwankungen  bis  zum  Jahre  1891.  Von  da  ab  trat  ein  zunächst 
plötzliches^  dann  regelmässiges  Steigen  ein.  Am  1.  Januar  d.  J.  betrug 
die  Zahl  der  Mitglieder  1278  und  heute  ist  die  Maximalziffer  des 
Jahres  1881  nahezu  erreicht^  da  der  Verein  heute  1310  Mitglieder  zählt. 

Die  erste  Tafel  giebt  ein  Bild  der  jährlichen  Einnahmen  und  Aus- 
gaben. In  15  Jahren  waren  die  Einnahmen  grösser  als  die  Ausgaben, 
im  Ganzen  um  9050  Mk.  Dagegen  zeigen  9  Jahrgänge  ein  üeberwiegen 
der  Ausgaben  über  die  Einnahmen  um  eine  Summe  von  im  Ganzen 
5270  Mk.,  so  dass  am  Schlüsse  vorigen  Jahres  ein  Vermögensbestand 
von  3780  Mk.  vorhanden  war.  Alle  diese  Zahlen  sind  abgerundet  und 
zum  Theil  nicht  unbedingt  zuverlässig,  sie  geben  aber  im  Ganzen  ein 
getreues  —  und  ich  darf  wohl  hinzufügen  erfreuliches  — ^  Bild  der 
Entwicklung  des  Vereins. 

In  richtiger  Erkenntniss  der  auf  einem  Naturgesetz  beruhenden 
Wahrheit;  dass  gesteigerte  Leistungen  grössere  Gegenleistungen  zur 
Folge  haben,  hatte  der  Deutsche  Geometer-Verein  schon  bei  seiner 
Gründung  die  Verbreitung  wissenschaftlicher  Kenntnisse  und  praktischer 
Erfahrungen  als  seine  wichtigste  Aufgabe  bezeichnet,  wie  das  in  dem 
seit  25  Jahren  unveränderten  §  1  der  Satzungen  ausgedrückt  ist.  Das 
Ziel,  welches  der  Verein  bei  seiner  Gründung  sich  steckte,  hat  er  un- 
entwegt im  Auge  behalten  bis  auf  den  heutigen  Tag.  Die  Redaction 
unserer  Zeitschrift  ist  unausgesetzt  bemüht  gewesen,  uns  demselben 
näher  zu  bringen,  von  Jahr  zu  Jahr  mehren  sich  die  Vereinsgenossen, 
welche  als  Mitarbeiter  die  Redaction  in  diesen  ihren  Bestrebungen 
unterstützen.  Der  Verein  als  solcher  hat  durch  Annahme  eines  Antrags 
des  Herrn  Professor  Jordan  auf  der  2.  Hauptversammlung  in  Nürnberg, 
durch  den  Beschluss  der  im  Jahre  1875  zu  Berlin  abgehaltenen  4.  Haupt- 
versammlung, welcher  allen  deutschen  Staatsregierungen  zur  Eenntniss 
gebracht  wurde,  endlich  durch  die  Verhandlungen  auf  der  im  Jahre  1891 
zu  Berlin  stattgehabten  17.  Hauptversammlung  tind  durch  das  in  Aus- 
führung der  dort  gefassten  Beschlüsse  an  das  Königl.  Preuss.  Staats- 
ministerium gerichtete  Bittgesuch  dargethan,  dass  er  heute  wie  vor 
25  Jahren  bemüht  ist,  die  Erfüllung  der  Aufgabe,  welche  er  sich  im 
§  1  seiner  Satzungen  gestellt  hat,  mit  allen  Mitteln  anzustreben. 

Und  —  mit  Genugthuung  dürfen  wir  es  sagen  —  unsere  Bemühungen 
sind  nicht  erfolglos  gewesen.  Zahlreiche  deutsche  Staaten  haben  unsere 
Bestrebungen  als  berechtigt  anerkannt  und  unseren  Wünschen  in 
grösserem     oder    geringerem    Maasse    Rechnung   getragen.     Die    An- 


Geometer-Vereins  zn  Dresden  am  2.  mit  5.  Augast  1896.  555 

forder angen  an  die  Ansbildang  der  Geometer  sind  in  den  leisten  2  Jahr- 
zehnten wesentlich  gesteigert  in  Preussen^  Württemberg,  Hessen,  Bayern 
und  Mecklenburg.  In  den  beiden  letzgenannten  Staaten  sind  die  be- 
treffenden  Vorschriften  den  von  unserm  Verein  stets  vertretenen  Ansichten 
vollkommen  entsprechend. 

Auch  die  von  uns  erhoffte  Einwirkung  dieser  Maassnahmen  auf  die 
materielle  und  gesellschaftliche  Stdlung  unsierer  Berufsgenossen  ist  nicht 
ausgeblieben.  In  Preussen  wurden  die  Stellen  der  Katasterinspectoren 
auf  die  doppelte  Anzahl  vermehrt,  das  Einkommen  dieser  Beamten 
wurde  demjenigen  der  Amts-  und  Landrichter  gleichgemacht. 

Durch  die  Verstaatlichung  der  Gebühren  der  Katastercontroleure 
wurde  im  Ganzen  eine  gleiohmftssigere  und  gerechtere  Vertheilung  des 
Einkommens  herbeigeführt,  wenn  auch  nicht  zu  verkennen  ist,  dass  eine 
grosse  Anzahl  —  namentlich  älterer  —  Katastercontroleure  eine  sehr 
empfindliche  Verminderung  ihres  Einkommens  erleiden  musste. 

Der  wesentlichsten  Verbesserung  erfreuen  sich  die  bei  der  preussischen 
landwirthschaftliehen  Verwaltung  beschäftigten  Landmesser,  welche  jetzt 
etatsmässige  Staatsbeamte  sind,  während  sie  früher  dem  augenblicklichen 
Bedtirfniss  entsprechend  nach  Tagegeldern  oder  Accordsätzen  bezahlt 
wurden,  und  nur  einer  beschränkten  Anzahl  durch  Beschluss  des  Ministers 
die  Berechtigung  zum  Bezüge  eines  Ruhegehaltes  beigelegt  werden 
konnte.  Diese  sowohl,  wie  die  gewerbetreibenden  Landmesser  hatten 
zwar  die  Pflichten,  nicht  aber  die  Rechte  der  Staatsbeamten. 

Auch  auf  die  Lage  der  gewerbetreibenden  Landmesser  hatten  die 
Vortheile,  welche  den  vom  Staate  beschäftigten  gewährt  wurden,  insofern 
einen  günstigen  Einfluss,  als  sich  die  jüngeren  Berufsgenossen  mehr  und 
mehr  dem  Staatsdienste  zuwendeten,  und  dadurch  der  Wettbewerb  unter 
den  gewerbetreibenden  ein  weniger  scharfer  wurde. 

In  Preussen  hat  sich  lediglich  die  Staatseisenbahn- Verwaltung  bisher 
nicht  entschliessen  können,  den  veränderten  Verhältnissen  Rechnung  zu 
tragen,  und  bei  dem  seit  einigen  Jahren  andauernden  starken  Zudrange 
zu  unserm  Fache  dürfen  wir  leider  kaum  hoffen,  dass  dies  in  absehbarer 
Zeit  geschehen  wird. 

In  Bayern  wurde  den  Bezirksgeometem  die  ihnen  früher  mangelnde 
Eigenschaft  pragmatischer  Beamten  verliehen,  das  feste  Einkommen  und 
das  Ruhegehalt  derselben  wurden  erheblich  aufgebessert. 

In  anderen  Staaten  wurden  die  Tagegeldersätze  erhöht,  mit  einem 
Worte,  die  Besserung  in  den  Verhältnissen  unserer  Berufsgenossen  ist 
unverkennbar,  und  wenn  uns  noch  vieles,  ja  noch  sehr  vieles  zu  wünschen 
ttbrig  bleibt,  so  kann  uns  das  nur  ermuntern,  auf  dem  betretenen  Wege, 
der  uns  bereits  erheblich  weiter  gebracht  hat,  rüstig  vorwärts  zu  schreiten. 

Auch  in  wissenschaftlichen  Kreisen  ist  die  Thätigkeit  unseres  Vereins 
nicht  unbeachtet  geblieben.  Im  Jahre  1876  wurden  wir  vom  Reichs- 
kanzler-Amte aufgefordert,   ein  Mitglied  zu  der  Commission  abzuordnen, 


556       Steppes.    Berioht  über  die  30.  Hauptversammlung  des  Deutschen 

welche  beauftragt  war,  VorschlAge  zu  allgemein  giltigen  Bezeichnungen 
derMaasse  und  Gewichte  eu  machen.  Der  Herr  Professor  Jordan  hat 
als  Vertreter  des  Vereins  in  dieser  Commission  mitgewirkt. 

Im  Jahre  1880  erhielt  der  Deutsche  Oeometer-Verein  von  dem 
Comity  für  Errichtung  eines  Gauss- Denkmals  in  Braunschweig,  der  Vater- 
stadt des  berühmten  Gelehrten  die  Einladung,  der  EnthüUnngsfeier  des 
Denkmals  beizuwohnen.  Es  wurde  mir  die  Ehre  zu  Theil^  den  Verein 
bei  dieser  Gelegenheit  vertreten  zu  dürfen. 

Als  die  physikaliBcb-technische  Beichsanstalt  im  Jahre  1890  die 
Initiative  ergriff  zur  Einführung  einheitlicher  Schraubengewinde  in  die 
Feinmechanik,  forderte  sie.  den  Deutschen  Geometer- Verein  auf,  einen 
Vertreter  in  die  zur  Vorberathung  dieser  Frage  berufene  Commission  zu 
entsenden.  Der  Herr  Professor  Jordan  hat  an  den  ersten,  der  Herr 
Steuerrath  Steppes  an  den  letzten  Berathungen  dieser  Commission  als 
Vertreter  des  Vereins  theilgenommen. 

Die  hervorragendsten  Geodäten  Deutschlands  zählen  zu  den  Mit- 
arbeitern unserer  Zeitschrift  und  geh(^ren  unserm  Verein  als  ordentliche 
pder  Ehrenmitglieder  an. 

Nach  diesem  Rückblick  auf  die  Entwicklung  unseres  Vereins  seit 
seiner  Gründung  obliegt  mir  noch  die  Pflicht,  über  die  Thätigkeit  des- 
selben im  letztverflossenen  Jahre  kurz  zu  berichten. 

Die  auf  der  Hauptversammlung  in  Bonn  gewählte  Commission  zur 
Vorberathung  eines  Entwurfs  zu  einer  neuen  preuBsischen  Landmesser. 
Ordnung  hat  ihre  Aufgabe  erfüllt.  Der  in  der  Zeitschrift  bereits  ver- 
öffentlichte Entwurf  wird  einen  der  wichtigsten  Gegenstände  unserer 
heutigeu  Berathungen  bilden.  Wie  Sie  gesehen,  ist  auch  der  Antrag 
des  Herrn  Collegen  Wal  raff,  welcher  bezweckt,  dne  bessere  praktische 
Ausbildung  der  preussischen  Landmesser  herbeizuführen,  darin  berück- 
sichtigt worden. 

Seit  langer  Zeit  werden  aus  den  Kreisen  der  bei  den  preussischen 
Staatseisenbahnen  beschäftigten  Landmesser  Klagen  laut  über  ihre 
dienstliche  Stellung,  die  verhältnissmässig  geringe  Anzahl  der  ihnen 
zugänglichen  etatsmässigen  Stellen  und  die  Normirung  ihres  Einkommens 
welches  um  300  Mk.  gegen  dasjenige  ihrer  Berufsgenossen  bei  anderen 
Staatsverwaltungen  zurückbleibt.  Bei  der  für  morgen  in  Aassicht  ge- 
nommenen Berathung  dieser  Frage  soll  versucht  werden,  Mittel  und 
Wege  zu  flnden,  wodurch  die  Lage  unserer  bei  den  Staatsbahnver- 
waltungen beschäftigten  Collegen  gebessert  werden  kann.  Leider  muss 
ich  die  Aussicht  auf  Erfolg  unter  den  jetzigen  Verhältnissen  als  eine 
sehr  geringe  bezeichnen.  Durchgreifende  Abhilfe  ist  nur  zu  erwarten, 
wenn  das  seit  Jahrzehnten  von  unserm  Verein  gestellte  Verlangen,  für 
die  Zulassung  zum  Studium  der  Geodäsie  4as  Abgangszeugniss  einer 
9klassigen  höheren  Schule  obligatorisch  zu  machen,  und  dadurch  den 
übermässigen   Zudrang    zur  Landipes9W- Laufbahn    einigermaaasea    ein- 


Geometer- Vereins  zu  Dresden  am  %  mit  5.  Augast  1896.  557 

zudämmei);  erfüllt  wird.  Immeirhin  ist  es  möglich,  dass  aaeb  schon  jetzt 
wenigstem^  et^a?  zu  erreichen  ist,  und  jedenfalls  müssen  wir  den 
Versuch  machen. 

Trotzdem  das  Jahr  1895  in  Folge  der  hohen  Kosten  der  Haupt- 
versammlung mit  einem  kleinen  Fehlbetrage  abgeschlossen  hat^  und  auch 
in  diesem  Jahre  kein  erheblicher  üeberschuss  zu  erwarten  ist;  glaube 
ich  doch  berechtigt  zu  sein,  die  finanziellen  Verhältnisse  unseres  Vereins 
als  recht  gute  zu  bezeichnen.  Wenn  im  Jahr  1897  keine  Hauptver- 
sammlung abgehalten  wird^  so  ist  ein  Üeberschuss  von  mindestens 
1000  Mk.  zu  erwarten,  das  Vereinsvermögen  wird  daher  bis  Ende  1897 
auf  rund  5000  Mk.  angewachsen  sein. 

Im  Laufe  dieses  Jahres  ist  der  Verein  praktischer  Geometer  iih 
Königreich  Sachsen  dem  Deutschen  Geometer  -  Verein  als  Zweigverein 
beigetreten.  Dadurch  1st  die  Zahl  unserer  Zweigvereine  auf  19  ge^ 
stiegen.  Ausserdem  hat  der  Verein  Hannoverscher  Landesökonomie^  Beamten 
seine  Anerkennung  als  Zweigverein  beantragt.  Da  er  aber  das  Ersuchen 
um  Einsendung  der  Satzungen  und  eines  Mitglieder -Verzeichnisses  noch 
nicht  beantwortet  hat,  so  bin  ich  noch  nicht  berechtigt,  denselbc^n  als 
Zweigverein  zu  bezeichnen.  Die  ThStigkeit  der  Zweigvereine  war  auch 
in  diesem  Jahre  eine  recht  gedeihliclie.  Die  preussischen  Vereine  haben 
sich,  wie  das  in  der  Natur  der  Sache  liegt^  ihrer  Mehrzahl  nach  sehr 
lebhaft  mit  dem  Entwurf  einer  neuen  Landmesserordnung  beschäftigt. 

Ueber  das  erfreuliche  Anwachsen  der  Mitgliederzahl  habe  ich  Ihnen 
bereits  im  Eingange  meines  Berichts  Mittheilang  gemacht. 

Die  Königl.  Preuss.  Landesaufnahme;  das  Geodätische  Institut 
und  das  Centralbureau  der  Internationalen  Erdmessung,  ebenso  der  Chef 
der  Küsten-  und  Landesvermessung  der  vereinigten  Staaten  von  Nord- 
amerika haben  unserer  Bibliothek  auch  in  diesem  Jahre  je  einen  Abdruck 
ihrer  Veröffentlichutigen  überwiesen.  Den  Dank;  den  ich  selbstverständlich 
diesen  hohen  Behörden  nach  jeder  einzelnen  Sendung  ausgesprochen 
habC;  wiederhole  ich  hierdurch  auch  öffentlich.  In  gleicher  Weise  habe 
ich  dem  Herrn  Hofrath  Professor  Dr.  Fuhrmann  zu  danken  für  die 
unserer  Bibliothek  zum  Geschenk  gemachte  Schrift  „Naturwissenschaft- 
liche Anwendungen  der  Differenzial-  und  Integralrechnung;^  I.  u.  II.  Theil. 

Die  Mitarbeiter  unserer  Zeitschrift  mehren  siich  von  Jahr  zu  Jahr 
und  es  wird  der  Redaction  dadurch  ermöglicht;  den  Inhalt  des  Blattes 
immer  vielseitiger  zu  gestalten. 

Ich  glaube  Ihrer  Zustimmung  sicher  zu  sein;  wenn  ich  der  Ueber- 
zeugung  Ausdruck  gebe;  dass  wir  mit  Genugthuung  auf  das  erste  Viertel- 
jahrhundert unserer  Vereinsthätigkeit  zurückblicken  können;  und  sehliesse 
meinen  Bericht;  indem  ich  mich  zu  etwa  gewünschten  weiteren  Mit- 
theilungen gern  bereit  erkläre.  — 

Der  Bericht  wurde  mit  ersichtlichem  Interesse  entgegengenommen 
und  mit  lebhaftem  Beifalle  gelohnt.     Da  Niemand  zu  dem  Berichte  das 


558       Steppes.    Bericht  über  die  90.  HaaptTersammliuig  des  Deutschen 

Wort  za  ergreifen  wünschte,  schloss  sich  die  Festrede  des  Herrn  Professor 
Dr.  Jordan:  „lieber  die  Entwickelung  des  Deutschen  Vermessungs- 
Wesens  in  diesem  Jahrhundert*^  unmittelbar  an,  welche  in  einer  der 
n&ohsten  Nummern  der  Zeitschrift  zum  Abdruck  gelangen  wird. 

Auch  diesem  fesselnden  Vortrage  folgte  lebhaftester  Beifall  der  Ver- 
sammlung. 

Der  Vorsitzende  ersuchte  sodann  den  Herrn  Geheimen  Regierungs- 
rath  Professor  Nagel  um  Erstattung  seines  Vortrages:  „Ueber  die 
nothwendige  Beschaffenheit  von  Plänen,  die  al&  Beweismittel  zur  Ent- 
scheidung von  Grenzstreitigkeiten  dienen  sollen.*^  Auch  diotser  V(»i;rag 
wird  demnächst  zum  gesonderten  Abdruck  kommen. 

Nachdem  der  Beifall,  den  auch  dieser  Vortrag  allseitig  gefunden, 
verklungen  war  und  der  Vorsitzende  dem  Herrn  Vortragenden  den  Dank 
der  Versammlung  ausgesprochen  hatte,  folgte  zunächst  eine  kurze 
Frühstückspause. 

Nach  der  Pause  wurde  zu  dem  vierten  Gegenstand  der  Tages- 
ordnung übergegangen:  Berathung  des  Entwurfs  zu  einer  preussischen 
Landmesser-Ordnung.  Die  Berichterstattung  seitens  der  Commission, 
welche  den  Entwurf  aufgestellt  hat,  übernahm  Herr  Professor  KoU 
aus  Bonn,  wie  folgt: 

Meine  Herren!  Auf  der  vorigjährigen  Hauptversammlung  wurden 
die  CoUegen  Walraff,  Vogel  er  und  ich  beauftragt  eine  neue  Ordnung 
für  die  Bestallung  der  Landmesser  und  für  die  Ausführung,  Revision 
und  Bezahlung  der  Landmesserarbeiten  zu  entwerfen.  Wir  haben  diesen 
Auftrag  erledigt  und  konnten  Ihnen  bereits  im  Hefte  14  unserer  Zeit- 
schrift einen  Entwurf  zur  Landmesser  Ordnung  mit  einer  kurzen  Be- 
gründung seiner  wichtigsten  Bestimmungen  vorlegen.  Ich  darf  annehmen, 
dasB  Ihnen  der  Inhalt  des  Entwurfes  und  seine  Begründung  bekannt 
sind  und  kann  mich  daher  darauf  beschränken,  Ihnen  über  die  wich- 
tigsten Einwendungen  zu  berichten,  die  gegen  den  Entwurf  seitens  der 
Zweig^ereine  und  einzelner  Vereinsmitglieder  gemacht  worden  sind  und 
die  bei  der  endgültigen  Feststellung  des  Entwurfes  nicht  berttoksichtigt 
werden  konnten. 

Diese  Einwendungen  gipfeln  in  dem  Vorwurf,  dass  in  dem  Entwurf 
dem  Landmesser  wohl  wieder  viele  Verpflichtungen  auferlegt  seien,  ihm 
aber  dementsprecfaende  Rechte  niclit  eingeräumt  seien.  Es  ist  richtig, 
dass  durch  die  Einführung  einer  dreijährigen  praktischen  Ausbildung 
nach  der  ersten  Prüfung  und  einer  zweiten  Prüfung  nach  AbBchluss  der 
Ausbildung,  sowie  durch  manche  Bestimmungen  über  die  Ausführung 
der  Landmesserarbeiten,  dem  Landmesser  neue  und  nicht  unbedeutende 
Verpflichtungen  auferlegt  werden.  Aber  ich  darf  mit  Freuden  feststellen, 
dass  gegen  die  wichtigsten  dieser  Verpflichtungen  von  keiner  Seite 
Einspruch  erhoben  worden  ist  und  dass  sich  darin  der  gute  Geist 
wieder  zeigt,    der   in   unsern  Landmessern  lebt  und   der  im  Deutschen 


Gepmeter-Vereins  zu  Dresden  am  3.  mit  5.  August  1896.  569 

Geometer-Verein  während  seines  25  jährigen  Bestehens  stets  zur  Geltung 
gelangt  ist;  wenn  Neues  zu  schaffen  war  nicht  nur  zur  Hebung  und 
Förderung  des  Standes^  sondern  auch  zur  Hebung  der  Leistungen  der 
Landmesser  zum  allgemeinen  Wohl. 

Wenn  den  Verpflichtungen  gegenüber  nun  nicht  alle  Rechte  gewährt 
sind,  die  beansprucht  werden,  so  ist  dies  darin  begründet,  dass  durch 
eine  Landmesser-Ordnung;  die  die  Eigenschaft  einer  Verordnung  und 
nicht  die  Eigenschaft  eines  Gesetzes  hat,  keine  gesetzlichen  Bestimmungen 
ausser  Kraft  gesetzt  wei*d^  können  und  keine  gesetzlichen  Rechte  ver- 
liehen werden.  Es  würde  deshalb  auch  vöUig  nutzlos  sein,  wenn  in 
den  Entwurf  die  Bestimmungen  aufgenomiQen  wären,  dass  der  Titel 
Regierungslandmesser  ausschliesslich  den  nach  Maassgabe  der  Land- 
messerordnung ausgebildeten  und  vereidigten  Landmessern  vorbehalten 
wierde,  dass  der  Regierungslandmesser  die  Eigenschaft  eines  öffentlichen 
Beamten  habe,  dass  er  ößs  Recht  habe,  fremden  Boden  zu  betreten, 
dass  Nichtlandmessern  die  Ausführung  von  Landmesserarbeiten  verboten 
sein  soll  und  endlich,  dass  die  Grundbesitzer  gezwungen  werden  sollen, 
bei  Terminen  zur  Grenzfeststellung  zu  erscheinen. 

Es  wird  auch  nicht  zweckmi^ssig  sein,  über  die  Erlangung  dieser 
Rechte  heute  zu  verhandeln,  vielmehr  wird  es  besser  sein,  darüber  auf 
späteren  Versammlungen  besonders  zu  berathen. 

Auch  andere  Forderungen,  wie  die  Erhöhung  des  Maasses  der 
Schulbildung  und  die  Verlegung  des  Studiums  an  die  technischen  Hoch- 
schulen, die  nicht  in  die  Landmesserordnung  hineingehören,  haben  wir 
unberücksichtigt  gelassen  um    den  Entwurf   nicht  unnöthig  zu  belasten. 

Dann  ist  von  verschiedenen  Seiten  gewünscht  worden,  alle  in  den 
Entwurf  aus  bestehenden  Gesetzen  und  Verordnungen  übernommenen 
Bestimmungen  zu  streichen  und  durch  kurze  Hinweise  auf  die  be- 
treffenden Gesetze  und  Verordnungen  zu  ersetzen.  Diese  Wünsche 
haben  wir  aber  nicht  erfüllt,  weil  wir  es  gerade  für  wichtig  halten, 
dass  sowohl  das  Publikum  wie  auch  der  Landmesser  in  der  Landmesser- 
ordnung alle  wichtigen  Bestimmungen  vollständig  findet  und  es  nicht 
Böthig  ist,  neben  der  Landmesserordnung  noch  ein  Dutzend  andere, 
häufig  nicht  einmal  leicht  zu  erlangender  Werke  zu  benutzen. 

Femer  ist  verlangt  worden,  den  noch  in  der  Ausbildung  begriffenen 
Landmessern  nach  der  ersten  Prüfung  schon  gewisse  Rechte  einzuräumen 
und  namentlich  das  Recht,  einen  bestallten  Landmesser  bei  den  Messungen 
zu  vertreten.  Wir  haben  auch  hierauf  nicht  eingehen  können,  weil  wir 
damit  ein^  zweite  Klasse  von  Landmessern  erhalten  würden,  bestehend 
aus  solchen,  die  die  zweite  Prüfung  garnicht  ablegen  wollen  oder  die 
in  der  zweiten  Prüfung  durchgefallen  sind.  Diese  Landmesser  zweiter 
Klasse,  würden  dann  ungehindert  alle  Landmesserarbeiten  ausführen 
können,  sobald  sie  nur  einen  bestallten  Landmesser  finden,  der  ihre 
Arbeiten  unterschreibt.     So  lange  der  Landmesser  nicht  durch  Ablegung 


56Ö       Steppes.    Bericht  ttber  die  20.  Hauptversammlang  des  Deutschen 

der  zweiten  Prüfung^  den  Nachweis  erbracht  hat,  dass  er  zum  selbst- 
ständigen Landmesser  befähigt  ist,  dürfen  ihm  nicht  die  wichtigsten 
Rechte  des  bestallten  Landmessers  eingeräumt  werden. 

Endlich  ist  beanstandet  worden,  dass  nicht  specieüere  Vorschriften 
f&r  die  bei  den  Landmesserarbeiten  innezuhaltenden  Fehlergrenzen  ge- 
geben sind.  Diesen  Anstand  haben  wir  nicht  erledigen  können  und  was 
auf  die  nothwendigsten  Bestimmungen  beschränkt,  weil  eä  nicht  möglich 
ist,  für  alle  die  mannigfaltigen  Aufgaben  der  Praxis  in  allen  Fällen  zu- 
treffende Fehlergrenzen  festzusetzen  und  weil  durch  nicht  passende 
Bestimmungen  vielfach  Schaden  angerichtet  werden  kann. 

Die  in  den  Entwurf  aufgenommenen  Bezahlungssätze  sind  einerseits 
zu  hoch,  andererseits  zu  niedrig  erachtet  worden,  weshalb  wohl  an- 
genommen werden  kann,  dass  die  beibehaltenen  Sätze  die  passenden 
sind.  Bei  der  Bezahlung  wird  ja  auch  die  Praxis  regulirend  eintreten 
und  die  vorgeschlagenen  Bestimmungen  haben  ja  vorzugsweise  nur  den 
Zweck,  für  die  Entscheidung  in  Streitfällen  einen  festen  Anhalt  zn 
gewähren. 

Nach  dem  Druck  des  Entwurfes  sind  noch  einige  Abänderungs* 
antrage  gekommen,  die  beachtenswerth  sind  und  die  ich  Ihnen  deshalb 
zur  Annahme  empfehlen  möchte.     Die  Anträge  sind: 

1.  Im  §  1,  Nr.  2  statt  ^und  einem  mindestens  zweijährigen  regel- 
mässigen Besuch  des  Landmessercursus^  zu  sagen  :  „und  einem  min- 
destens zweijährigen  regelmässigen  Studium  der  Geodäsie  nach 
Maassgabe  der  Landmesserprfifungsordnung^. 

2.  Im  §  2,  Nr.  2  den  letzten  Satz  zu  vervollständigen  durch  Hinzn- 
fttgung  des  Reichs-  und  Preussischen  Staatsanzeigers. 

3.  Im  §  18  die  Zeit,  während  welcher  der  Landmesser  verpflichtet  sein 
soll,  die  ihm  belassenen  Vermessungswerke  aufzubewahren,  auf  3  Jahre 
nach  Erledigung  des  Auftrages  zu  begrenzen. 

4.  Im  §  22,  Nr.  1  nach  dem  ersten  Satz  hinznzuftigen :  „Begründete 
Anträge  des  Landmessers  auf  Verlegung  des  Zeitpunktes  der  Revi- 
sion sind  möglitshst  zu  berücksichtigen.^ 

Hiermit  wäre  meine  geschäftliche  Berichterstattnng  erledigt,  ich 
möchte  aber  hiermit  noch  nicht  abbrechen. 

Meine  Herren!  So  grosse  Mühe  wir  uns  auch  gegeben  haben,  ein 
allseitig  befriedigendes  Werk  zu  Stande  zu  bringen,  so  ist  es  uns  doch 
nicht  gelungen,  dies  Ziel  zu  erreichen  und  bei  unsem  eingehenden  Be- 
rafhungen  über  den  vorliegenden  Entwurf  sowohl  als  auch  ttber  viel 
weitergehende  Fragen  des  Vermessungswesens  sind  wir  uns  völlig  klar 
darüber  geworden,  dass  dieses  Ziel  nicht  erreicht  werden-  kann  ohne 
eine  ganz  neue  Organisation  des  Vermessungswesens,  wobei  der  Privat- 
landmesser verschwindet  und  mit  ihm  die  Landmesserordnung.  Hierbei 
hat  sich  auch  der  Ausblick  eröffnet  auf  eine  weitere  segensreiche  Ent- 
wicklung des  Vermessangswesens  und  dieser  Ausblick  berechtigt  zu  der 


Geometer- Vereins  zu  Dresden  am  2.  mit  5.  August  1896.  561 

Hoffiittng,  dass  dem  Vierteljahrhundert  tüchtigen  Yorwärtdkommens, 
worauf  wir  heute  mit  Stolz  Zurückblicken  köonen^  eifi  gleiches  Viertel' 
Jahrhundert  folgen  kann  und  der  Deutsch«  Geometer -Verein  nach 
50 jährigem  Bestehen  mit  noch  viel  mehr  Berechtigung  wie  heute  sich 
zu  einer  glänzenden  Jubelfeier  veraailimeln  kann.  Und  da  nicht  zu  be- 
zweifeln ist,  dass  der  Deutsche  Geometer- Verein  an  dieser  Entwicklung 
denselben  lebhaften  Antheil  nehmen  würde,  den  er  an  der  Entwicklung 
der  vergangenen  25  Jahre  genommen  hat^  so  bitte  ich  mir  zu  gestatten^ 
kurz  hierauf  einzugehen!  Wenn  ich  hier  nur  die  preussischen  Verhält- 
nisse berühre,  so  mögen  Sie  mir  das  verzeihen  in  dem  Gedanken^  dass 
jeder  Wandel  in  dem  grössten  deutschen  Staate  nothwendig  auch  seine 
Rückwirkung  auf  die  übrigen  Staaten  ausüben  wird. 

Meine  Herren!  Wir  stehen  an  einem  Wendepunkte  in  der  Ent- 
wicklung unseres  Vermessungswesens  und  wir  sind  in  Gefahr  abwärts 
zu  gehen  in  höchst  unerquickliche  Verhältnisse.  Der  bis  jetzt  theilweise 
noch  bestehende  Mangel  an  Landmessern  wird  durch  die  in  diesem 
Frühjahr  geprüften  und  die  in  diesem  Herbst  noch  zu  prüfenden  Gan- 
didaten  vollständig  gehoben  und  wii*  treten  in  die  Ueberproduction  von 
Landmessern  ein  mit  dreimal  so  viel  Studirenden,  als  zur  Deckung  des 
normalen  Bedarfs  nothwendig  sind.  Wenn  nun  auch  von  den  Behörden 
allseitig  davor  gewarnt  wird,  Landmesser  zu  werden,  so  werden  diese 
Warnungen  schwerlich  eine  rasche  Verminderung  des  Zuganges  herbei- 
führen. Wir  werden  daher  in  kurzer  Zeit  eine  grosse  Ueberflillung 
haben,  wodurch  zwar  in  erster  Linie  die  Privatlandmessei*  zu  leiden 
haben  werden,  wodurch  aber  auch  alle  übrigen  Faohgenossen  betroffen 
werden,  da  jede  Besserung  ihrer  Verhältnisse  zurückgehalten  wird,  wenn 
das  Angebot  die  Nachfrage  an  Landmessern  weit  übersteigt. 

Deshalb  ist  der  jetzige  Zeitpunkt  besonders  geeignet,  wenn  möglich 
neue  Aufgaben  zu  stellen,  die  für  ein  grösseres  Personal  ausreichende 
Beschäftigung  bieten.  Aber  auch  ausserdem  ist  der  jetzige  Zeitpunkt 
geeignet,  in  eine  Erörterung  solcher  neuen  Aufgaben  einzutreten,  weil 
durch  die  Ueberweisung  der  Grund  -  und  Gebäudesteuer  das  unmittelbare 
Interesse,  welches  der  Staat  für  die  Begulirung  seiner  Steuereinkünfte 
von  Grund  und  Boden  bisher  an  der  Erhaltung  und  Erneuerung  des 
Katasters  hatte,  weggefallen  ist,  demnach  das  Kataster  jetzt  schon 
hauptsächlich  im  allgemeinen  Staatsintersesse  fortgeführt  wird  und  deshalb 
wohl  in  Frage  kommen  kann,  das  Kataster  in  noch  erhöhtem  Maasse 
für  allgemeine  Zwecke  nutzbar  zu  machen.  Ferner  fällt  noch  ins  Gewicht, 
dass  die  Landestriangulation  in  absehbarer  Zeit  abgeschlossen  wird 
und  dann  im  ganzen  Staate  eine  einheitliche  Grundlage  flb"  alle  Ver- 
messungen gewonnen  ist. 

Wenn  diese  Verhältnisse  schon  zu  einer  Prüfung  unserer  Einrichtung 
des  Vermessnngswesens  führen,  so  weisen  andere  Umstände  noch  dringender 
auf  eine  solche  Prüfung  hin.     Wir  geben  jährlich  sehr   hohe  Summen 

Zeitsehrifl  für  Vermessungswesen  1896.   Heft  18.  36 


562       Steppes.    Bericht  über  die  20.  Hauptversammlung  des  Deutschen 

ans  tfkt  VermessuDgeD^  die  keinen  bleibenden  Werth  haben,  während 
wir  für  dieselben  Summen  Vermessangen  von  hohem  Werthe  sehaffen 
itlhinten.  Ein  und  dasselbe  Object  wird  häufig  zwei-;  drei-,  viermal  für 
verschiedene  Zwecke  gemessen,  während  eine  vollatändig«  Vermessung 
allen  Zwecken  genügen  könnte.  Wir  genügen  in  Folge  211  langsamer 
Ausführung  der  Vermessungen  nicht  den  wirthschaftilichen  Bedürfnissen; 
wir  hindern  dadureh,  dass  vielfach  nicht  die  erforderliehen  Arbeitskräfte 
zur  Verfügung  gestellt  werden,  oder  dadurch,  dass  die  Vermessnngs- 
kosten  viel  zu  hoch  werden,  die  Ausführung  nützlicher  Anlagen  und 
Einrichtungen.  Durch  eine  nicht  dem  Werthe  des  Objectes  der 
Neuanlage  entsprechende  Normirung  der  Vermessungsgebühren  wird 
eine  wirthschaftlich  nicht  gerechtfertigte  ungleiche  Belastung  mit  Yer« 
messungskosten  herbeigeführt^  die  noch  verstärkt  wird  dadurch,  dass 
viele  Arbeiten  nicht  einfach  genug  oder  nicht  dem  Zweck  entsprechend 
ausgeführt  werden.  Dieae  schwerwiegenden  Uebelstände  unseres  Ver- 
messungswesens sind  bekundet  in  der  historischen  Entwickelung  und 
in  einer  stallen  Seite  des  preussischen  Staatswesens,  sich  einseitig  nnr 
auf  das  zu  beschränken,  was  im  Staatsinteresse  nothwendig  ist  Die 
Katast^verwahung  leistet  nur  das,  was  zur  Erhaltung  des  Katasters 
nothwendig  ist,  die  landwirthschaftliche  Verwaltung  das^ .  was  für  Aus- 
einandersetzungen, Zusammenlegungen  und  Meliorationen  erforderlich  ist, 
die  Eisenbahn-  und  Forstverwaltnng  das,  was  für  die  Neuanlage,  bezw. 
Einrichtung  und  Verwaltung  der  Eisenbahnen  und  Forsten  zu  leisten 
ist  und  alles  übrige  wird  äen  Privatlandmessern  überlassen,  die  sieh 
aber  nur  dort  ansiedeln^  wo  sie  genügende  Arbeit  auf  einem  eng  be- 
grenzten Gebiet  finden  und  die  nur  die  Arbeiten  ausführen,  wobei 
sie  ihre  Nahrung  finden  und  von  denen  man  es  auch  gar  nicht  erwarten 
kann,  dass  sie  weitere  Ziele  verfolgen,  wenn  diese  auch  noch  so  sehr 
im  allgemeinen  wirthschaftlichen  Interesse  liegen.  So  berechtigt  diese 
einseitige  Gestaltung  unseres  Vermessungswesens  in  mancher  Beziehung 
ist,  so.  glaube  ich  doch,  dass  an  die  Stelle  des  jetzt  bestehenden  etwas 
viel  besseres  gesetzt  werden  kann,  und  zwar  nicht  durch  einfachen 
Umsturz  des  Bestehenden;  sondern  durch  eine  planmässige,  alimählige 
Weiterentwickelung  des  Bestehenden. 

Es  könnte  nun  von  mir  verlangt  werden,  die  von  mir  kurz  an- 
gedeuteten Uebelstände  eingehender  darzustellen,  ich  möchte  diesem 
Verlangen  aber  nicht  direct  entsprechen,  einmal  weil  die  mir  hier  zur  Ver- 
fügung stehende  Zeit  dazu. nicht  hinreichen  würde  und  dann  auch  weil 
ich  dem  Lehrsatze  eines  unserer  bedeutendsten  Hochschullehrer,  zuerst 
besser  machen  und  dann. zu  tadeln,  folgen  möchte,  in  dem  ich 
das  mir  besser  Erscheinende  kurz  entwickle  und  indem  ich  die  Vortheiie 
der  von  mir  empfohlenen .  Einrichtung  hervorhebe,  zugleich  die  Kritik 
der  bestehenden  indirect  weiter  vervollständige.  Als  ein  Vorbild  will 
ich    dabei   die   Gestaltung    des  Vermessungswesens   in    unsern    grossen 


Geometer-Vdreins  zu  Dresden  am  ±  mit  5.  August  1896.  563 

Städten  benutzen  und  nicht  zuletzt  die  in  maqcher  Besuehung  master- 
gülige  Gestaltung  des  Vermessungswesens  in  der  Stadt;  in  der  wir  uns 
heute  befinden,  and  ansehliessen  will  ich  an  das,  was  auf  Anregung 
des  Herrn  Rittergutsbesitzers  Sombart  schon  vor  beinahe  20  Jahren 
vielfach  erörtert  worden  ist. 

Hierdurch  ergiebt  sich  in  erster  Linie  die  Zusammenfassung  der 
gesammten  staatlichen  und  privaten  Vermessungsarbeiten  zur  Ausführung 
unter  einheitlicher  Leitung  und  durch  einheitlich  organisirte  Behörden 
mit  der  Aufgabe  allen  wirthschaftlichen  Bedürfnissen  zu  genügen. 

Es  wird  nach  dem  Vorschlage  von  Sombart  ein  Generalvermessungs- 
amt gebildet  zur  Leitung  aller  Vermessungsarbeiten.  .  Das  dem  General- 
vermessungsamt  unterstellte  Personal  wird  in  zwei  Abtheilungen^  einer 
mobilen  Neumessungsabtheilnng  und  einer  Verwaltungsabtheilung  ge- 
sondert. 

Der  mobilen  Neumessungsabtheilung  wird  zugewiesen  die  Aus- 
führung aller  Neumessungen  und  der  grösseren  Fortschreibungsver- 
messungen des  Katasters,  alle  Neumessungen  der  Generalcommissionen 
der  Ansiedlnngscommission  und  der  Forstverwaltung,  die  Vorarbeiten, 
Absteckungsarbeiten,  Schlussvermessungen  fUr  Eisenbahnen,  Chausseen, 
Wege,  Canäle,  Ent-  und  Bewässerungsanlagen;  Deichbauten  und  für 
sonstige  Neuanlagen,  für  kleinere  solche  Anlagen  auch  Frojectirungs- 
arbeiten,  die  Vorarbeiten  für  Fluchtlinien«  und  Bebauungspläne,  sowie 
die  Aufstellung  und  Ausführung  dieser  Pläne  in  den  kleineren  Ortschaften 
endlieh  alle  sonstigen  grösseren  Vermessungsarbeiten,  die  von  Behördep, 
Gemeinden,  Corporationen  und  Privatpersonen  verlangt  werden.  Die 
Gesammtsumme  aller  angeführten  Vermessungen  im  ganzen  Staate  schwankt 
nicht  in  erheblichem  Maasse  von  Jahr  zu  Jahr,  es  wird  nur  eine  allmähliche 
Zunahme  stattfinden  und  dieser  Zunahme  kann  mit  einer  allmählichen 
Vergrösserung  des  Neumessungspersonals  gefolgt  werden,  so  dass  die 
Neumessungsabtheilung  in  der  Lage  sein  wird,  jederzeit  allen  Anforderungen 
an  die  schnellste  und  beste  Ausführung  aller  Arbeiten  zu  genügen. 
Die  Leitung  des  gesammten  Personals  muss  von  dem  Generalvermessungs- 
amte aus  erfolgen,  damit  das  Personal  nicht  an  einzelne  Bezirke  gebunden 
ist,  sondern  überall  da  in  ausreichender  Zahl  aufgestellt  werden  kann, 
wo  es  am  noth wendigsten  ist.  Das  für  die  Katast erneumessungen  und 
ähnliche  Neumessungen  aufgestellte  Personal  kann  dabei  zur  Aus- 
gleichung etwaiger  kleiner  Schwankungen  in  dem  übrigen  Pesonal  heran- 
gezogen werden.  In  der  Weise,  dass  das  bei  den  nicht  unbedingt  in 
der  kürzesten  Zeit  auszuführenden  Neumessungen  beschäftigte  Personal 
zeitweilig  vermindert  oder  vermehrt  wird,  je  nach  dem  Bedarf  bei  ^en 
übrigen  Vermessungen. 

Die  Katasterfortschreibungen  werden  überall  dort,  wo  grössere  Ver- 
änderungen im  Grundbesitzstande  vor  sich  gehen,  besonders  in  Städten 
and  deren   Vororten,    grösseren   Ortschaften   mit   rascher  Entwickelung 

36* 


564       Steppes.    Bericht  über  die  ^.  Hauptversammlung  des  Deutschen 

n.  s.  w.  wie  Neumessnugen  behandelt  und  an  das  trigonometrische  Netz 
der  Landesaufnahme  angeschlossen,  wobei  alle  Parcellen^  die  von  der 
Aenderung  betroffen  werden^  ganz  neu  gemessen  werden.  So  wie  jetzt 
die  Fortschreibungsvermessungen  ausgeführt  werden^  führen  sie  nicht 
aufwärts  zu  einem  besseren  Kataster,  sondern  abwärts  zu  einem  immer 
schlechteren  und  wenn  sich  z.  B.  ein  neuer  Stadttheil  entwickelt,  so 
wird  mit  der  Entwickelung  das  Kataster  immer  mehr  verschlechtert. 
Dabei  muss  ein  grosser  Theil  der  Messungsarbeiten  lediglich  ausgeführt 
werden^  um  den  Anschluss  an  die  vorhandenen  Katasterkarten  zu  erreichen 
und  dieser  Theil  wird  um  so  grösser^  je  schlechter  die  Katasterkarten 
sind.  Wenn  z.  B.  ein  neuer  Weg  in  eine  mangelhafte  Katasterkarte 
eingetragen  werden  soll^  so  kann  es  ganz  gut  vorkommen,  dass  mindestens 
die  Hälfte  der  Messungen  ausgeführt  werden  musS;  um  einen  genügenden 
Anschluss  an  die  in  den  Katasterkarten  nicht  genau  dargestellten  Grenzen 
zu  erreichen  und  doch  ist  alle  Mühe  und  alles  Geld^  die  auf  diese 
Anschlnssarbeiten  verwendet  werden  ohne  bleibenden  Nutzen,  während 
wir  mit  jeder  Messung,  die  wir  als  Neumessung  behandeln  und  an  das 
trig.  Netz  der  Landesaufnahme  anschliessen,  etwas  Gorrectes  jederzeit 
zu  jedem  Zweck  Brauchbares  schaffen  und  unser  Vermögen  an  Nen- 
messungen  vermehren,  und  hierbei  handelt  es  sieh  um  bedeutende 
Stimmen.  In  dem  Gutachten  des  Gentraldirectoriums  der  Vermessungen 
über  die  Sombarf sehe  Denkschrift  ist  angeführt,  dass  Ende  der  siebziger 
Jähre  jährlich  bereits  für  1,05  ^/q  aller  vorhandenen  Parcellen  Fort- 
schreibungsvermessungen ausgeführt  und  dass  diese  Messungen  840  000  Mk. 
Kosten  verursachten.  "Für  diese  Kostensumme  können  etwa  24  Qnadrat- 
meilen  neugemessen  werden;  wir  bekommen  aber  keine  Neumessnngen 
dafür,  sondern  geben  das  Geld  Jahr  für  Jahr  aus,  ohne  unseren  Bestand 
an  guten  Vermessungswerken  zu  erhöhen.  Allerdings  werden  zunächst 
grössere  Kosten  für  die  Triangulirung  und  Polygonisirung  der  Bezirke, 
wo  grössere  Aenderungen  vorkommen,  aufzuwenden  sein,  diese  Kosten 
sind  aber  ein  gut  angelegtes  Capital,  das  von  Jahr  zu  Jahr  bessere 
Zinsen  bringt. 

Durch  die  Ueberweisung  der  sämmtlichen  Neumessungsarbeiten  der 
Generalcommission  an  die  Nenmessungsabtheilung  wird  die  General- 
commission  von  allen  nicht  eigentlich  zu  ihrer  Aufgabe  gehörigen  tech- 
nischen Arbeiten  entlastet,  es  bleibt  ihr  das,  worauf  sie  ihre  ganze  Kraft 
verwenden  kann,  die  Feststellung  des  Sollhabens,  die  Bönitirung,  die 
Aufstellung  und  Ausführung  des  Wege-  und  Planprojectes,  sowie  die 
Meliorationen  und  hierfür  kann  sie  sich  einen  kleinen  Rahmen  sehr 
tüchtiger  erfahrener  Landmesser  halten.  Die  Neumessungsabtheilang 
wird  jederzeit  so  viel  Personal  an  jede  Sache  heranstellen  können,  dass 
der  Zeitverbrauch  ein  minimaler  wird  und  der  grosse  Schaden,  der  ans 
einer  zu  langen  Dauer  des  Verfahrens  entspringt,  erheblich  verringert 
wird.     Durch  ihre  elastische  Organisation  wird  die  Neumessungsabtheilang 


Geometer-YereiDB  zu  Dresden  am  2.  mit  5.  August  1896.  565 

auch  ausserordentliehen,  neu  hervortretenden  Aufgaben  gewachsen  sein 
und  es  wird  nicht  wieder  vorzukommen  brauchen,  dass  bei  Durchführung 
eines  Gesetzes^  wie  z.  B.  des  Rentengutsgesetzes  Stockungen  eintreten^ 
iediglich  aus  dem  Grunde,  dass  die  Vermessungen  nicht  bewältigt  werden 
können.  Die  Katasterverwaltung  hat  mehr  als  einmal  gezeigt,  dass  bei 
richtiger  Organisation  ganz  andere  Aufgaben  bewältigt  werden  können, 
wie  die  Rentengutsvermessungen. 

Aehnlich  wie  bei  der  Generalcommission  kann  die  Neumessungs- 
abtheilung  auch  bei  allen  andern  Staats-  und  Communalbehörden,  Corpo< 
rationen  und  Privatpersonen  grössere  Vermessungen  übernehmen,  sie 
kann  stets  bereit  fQr  die  flotte  Ausführung  jeder  Arbeit  sein,  kann  alle 
genauen  Auftiahmen  einheitlich  so  gestalten,  dass  sie  einen  branchbaren 
Beitrag  zu  einer  einheitlichen  Landeskarte  bilden  und  kann  andere  Auf- 
nahmen  ihrem  Zweck  entsprechend  in  der  besten  Weise  ausführen. 

Neben  den  mobilen  Neumessungspersonaleii  werden  dann  stabile 
Vermessungsämter  eingerichtet,  die  aus  den  jetzigen  Eatasterämtern 
hervorgehend,  die  Verwaltung  und  Fortführung  sämmtlicher  Vermessungs- 
werke übernehmen,  die  alle  Vermessungsarbeiten  von  geringerem  Um- 
fange ausführen,  die  alles  ihnen  überwiesene  Material  den  Verwaltungen 
und  dem  Publikum  durch  Ertheilung  von  Auszügen  etc.  nutzbar  machen, 
kurz  alles  das  und  wenn  möglich  noch  mehr  als  das  auf  dem  ganzen 
Gebiete  des  Vermessungswesens  leisten,  was  die  Katasterämter  jetzt 
lediglich  auf  dem  Gebiete  der  Kataster- Verwaltung  leisten. 

Die  Vermessungsämter  können  dem  jetzt  in  vielen  Bezirken  be- 
stehenden Nothstande,  dass  Vermessungen  garnicht  oder  nicht  rechtzeitig 
ausgeführt  werden  können,  durchaus  abhelfen  und  namentlich  in  solchen 
Bezirken,  wo  eine  Hülfe  durch  Ansiedlung  von  Privatlandmessern  niemals 
zu  erwarten  ist;  sie  können  überall  den  Gemeinden,  Kreisen  u.  s.  w. 
die  keine  selbstständigen  Vermessungsb^amten  anstellen  können,  alle 
nothwendigen  Arbeiten  leisten,  und  sie  können  bei  der  so  überaus 
wichtigen  Organisation  des  kulturtechnischen  Dienstes  überall  da  ein- 
treten, wo  die  dauernde  Anstellung  besonderer  Kulturtechniker  des  ge- 
ringen Umfanges  der  kulturtechnischen  Arbeiten  wegen  nicht  zweckmässig 
ist.  Wo  zeitweilig  grössere  oder  besonders  geartete  Aufgaben  an  die 
Vermessungsämter  herantreten,  zu  deren  Lösung  das  vorhandene  Per- 
sonal nicht  genügt,  tritt  das  mobile  Neumessungspersonal  z^ur  Aushülfe  ein. 

Aber  nun  werden  Sie  fragen,  wo  soll  das  Personal  zur  Erfüllung 
der  bezeichneten  Aufgaben  hergenommen  werden  und  womit  soll  das 
Personal  bezahlt  werden?  Darauf  antworte  ich  Ihnen,  das  fürs  erste 
nothwendige  Personal  haben  wir,  wenn  wir  alle  vorhandenen  Kräfte 
richtig  verwenden,  und  was  uns  noch  fehlt,  erhalten  wir,  wenn  wir  die 
jetzige  üeberproduction  von  mindestens  100  %  noch  einige  Jahrid  fort- 
setzen. Auch  die  erforderliche  praktische  Schulung  für  die  theilweise 
noch  ungewohnten  Arbeiten  lässt  sich  bei  vorsichtiger  allmählicher 
Durchführung  der  Neuorganisation  sehr  gut  erzielen. 


566       Steppes.    Bericht  über  die  20.  Hauptversammlung  des  Deutschen 

Und  das  nöthige  Geld  ist  auch  vorhanden.  Wenn  alles  das  zu- 
sammen genommen  wird^  was  jetzt  Jahr  für  Jahr  für  Vermessungen  und 
die  damit  verbundenen  Arbeiten  ausgegeben  wird;  so  können  damit  alle 
bezeichneten  Arbeiten  bezahlt  werden  und  es  kann  meines  Erachtens 
nur  in  Frage  kommen^  dass  der  Staat  zeitweilig  grössere  Aufwendungen 
macht;  für  Anschlussmessungen.  Diese  Aufwendungen  bilden  aber^  wie 
ich  schon  erwähnte^  ein  gut  angelegtes  zinstragendes  Capital^  das  vollends 
wieder  herauskommt  durch  Ersparnng  an  den  sonst  später  aufzuwen- 
denden Neumessungskosten. 

Ueberdem  kann  auch  dem  zu  befolgenden  Grundsätze^  dass  die 
Vermessungsäinter  sich  selber  erhalten  sollen^  insoweit  sie  nicht  dem 
allgemeinen  Staatsinteresse  dienen^  sehr  leicht  Rechnung  getragen  werden^ 
W0nn  der  Tarif  für  die  den  eisernen  Bestand  an  Arbeiten  bildenden 
Fortschreibungsvermessungen  zweckentsprechend  gestaltet  wird.  Wenn 
nicht  wie  jetzt  häufig  für  ein  Object^  dessen  Werth  sich  nach  Hundert- 
tausenden beziffert;  nur  der  zehnte  oder  zwanzigste  Theil  der  Gebühren 
erhoben  wird;  die  gerne  nach  dem  vorhandenen  Interesse  an  der 
schnellen  und  guten  Ausführung  der  Arbeiten  entsprechend  bezahlt 
werden;  während  für  die  Theilung  eines  Sandackers  Kosten  erwachsen 
können;  die  dem  jährlichen  Ertrage  des  Ackers  gegenüber  viel  zu  hoch 
sind;  sondern  wenn  der  Haupttheil  der  Gebühren  nach  dem  Werth  des 
Objectes  bemessen  wird;  so  kann  die  Gesammtsumme  der  Vermessungs- 
gebühren  eine  viel  höhere  und  dabei  doch  für  die  meisten  Gebühren- 
pflichtigen viel  weniger  lästige  sein.  Voraussetzung  für  die  Einführung 
eines  solchen  Werthtarifs  ist  allerdings  der  Erlass  der  Bestimmung;  dass 
die  zur  Aufnahme  ins  Kataster  und  Grundbuch  bestimmten  Vermessungen 
nur  durch  die  staatlichen  Vermessungsämter   ausgeführt  werden  dürfen. 

Bei  der  von  mir  vorgeschlagenen  Neuorganisation  des  gesammten 
Vermessnngswesens  können  auch  alle  Klagen  über  ungleiche  Behandlung 
der  in  verschiedenen  Verwaltungszweigen  thätigen  Landmesser  schwinden. 
Die  mobile  Nenmessungsabtheilung  kann  ihr  ganzes  Personal  nur  gleich 
behandeln  und  wenn  sie  an  die  Verwaltung  nur  ihre  bewährten  Kräfte 
abgiebt;  die  daS;  was  sie  geschaffen  habeu;  mit  voller  Liebe  zu  erhalten 
bestrebt  sein  werden;'  so  ergiebt  sich  von  selber;  dass  diese  treuen 
Bewahrer  und  Erhalter  des  ihnen  anvertrauten  Gutes  auch  eine  ent- 
sprechende Stellung  einnehmen  müssten.  Ich  glaube  deshalb;  dass  sich 
auf  detn  von  mir  angedeuteten  Wege  eine  frische  und  fröhliche  Ent- 
wicklung ergeben  kann  und  dass  wir  berechtigt  sind;  dem  Deutschen 
GeometervereiU;  wenn  er  dieser  Entwicklung  die  Bahn  ebAet  und  überall 
fördernd  eingreift;  wo  sich  Hindernisse  ergeben;  ein  aus  inlierstem  Herzen 
kommendes  Glückauf  für  die  nächsten  25  Jahre  bis  zur  goldenen  Jubel- 
feier zurufen  dürfen. 

lin  Anschlüsse  an  diese  Ausführungen  erstattete  der  techn.  Eisen- 
bahnse^cretair  Herr  Reich  aus  Altena  Bericht  übet  dieStdlung;   welche 


Geometer-Yereiiis  zu  Dresden  am  2.  mit  5.  August  1896.    .        567 

die  Abgesandten  der  Zweigvereine  in  ihrer  gestrigen  Sitzung  zu  der 
Frage  genommen.  Derselbe  wies  zunächst  auf  die  vom  Vorredner  bereits 
hervorgehobene  Einwände  der  Zweigvereine  hin.  In  der  gestrigen  Sitzung 
hätten  nun  die  Abgesandten  gerade  der  an  der  Sache  zumeist  betbeiligten 
Vereine  erklärt  und  auch  im  Einzelnen  begründet;  dass  sie  diese  Ein- 
wände auch  jetzt  noch  festhalten  müssten.  Eine  Einigung  konnte  nicht 
erzielt  werden  und  werde  heute  im  Plenum  noch  weniger  erzielt  werden. 
So  sehr  daher  der  Commission  für  ihre  gründliche  Arbeit  Anerkennung 
und  Dank  gebühre^  so  werde  es  doch  nicht  möglich  sein,  zu  einem 
abschliessenden  Ergebnisse  zu  gelangen«  Dieser  Erwägung  sei  der  Vorschlag 
entsprungen^  die  von  Allen  gebilligten  Punkte  in  einer  Bittschrift  an  die 
Staatsregierung  zusammenzufassen  und  die  Begründung  dafür  dem  Ent- 
würfe zu  entnehmen.  Im  Entwürfe  sei  übrigens  die  Forderung  des 
Abituriums  einer  neunklassigen  Schule  für  die  angehenden  Landmesser 
nicht  enthalten.  Der  Verein  habe  aber  diese  Forderung  zu  jeder  Zeit 
vertreten^  und  man  werde  daher  auch  bei  dieser  Gelegenheit  daran  fest- 
halten müssen.     Redner  stellt  daher  den  Antrag: 

„Die  20..  Hauptversammlung  des  Deutschen  Geometer- Vereins  wolle 
beschliessen:  Der  Vorstand  desD.  G.-V.  wird  beauftragt  an  die  Preussische 
Staatsregiernng  die  Bitte  zu  richten^  die  bisherige  Prüfungsordnung  für 
Landmesser  in  der  Weise  abzuändern^  dass  das  Reifezeugniss  einei  neun- 
klassigen höheren  Schule  als  Vorbedingung  für  die  Zulassung  zum  geo- 
dätischen  Studium  verlangt  wird;  und  dass  eine  genügende  praktische 
Ausbildung  der  Landmesser  durch  eine  dreijährige  praktische  Beschäftigung 
nach  der  ersten  Prüfung  unter  Leitung  eines  geprüften  Landmessers  und 
durch  eine  zweite  Prüfung  gewährleistet  wird." 

Der  Vorsitzende  erklärte  hiernach;  dass  eine  Durchberathung  des 
Entwurfes  allerdings  nicht  durchführbar  sein  werde.  Es  bleibe  ,wohl 
nur  die  Wahl;  ob  der  Entwurf  en  bloc  anzunehmen  und  der  Regierung 
empfehlend  vorzulegen;  oder  ob  der  Antrag  des  Herrn  Coli.  Reich 
anzunehmen  sei.  Der  Vorsitzende  bittet  demnach,  die  Berathung  zunächst 
auf  diese  Alternative  zu  beschränken. 

Herr  Stadtgeometer  Walraff  aus  Düsseldorf  (welcher  bekanntlich 
im  Vorjahre  den  Anstoss  zur  Aufstellung  des  Entwurfes;  wie  zu  einem 
Vorgehen  in  Richtung  auf  bessere  praktische  Ausbildung  der  Landmesser 
gegeben  hatte)  erklärte:  Wenn  man  sich  darüber  klar  sei;  was  in  der 
Sache  der  Landmesser  noth  thue,  dann  könne  die  ganze  Frage  auch 
jetzt  leicht  gelöst  werden.  Auch  sein  Ideal  wäre:  Gar  kein  Landmesser- 
Reglement.  Dieses  Ideal  sei  aber  unerreichbar;  denn  die  Regierung 
werde  sich  nicht  entschliessen  können,  das  bestehende  Reglement  jetzt 
aufzuheben.  Es  sei  vielmehr  anzunehmen,  dass  dieselbe  über  kurz  oder  lang 
zu  einer  Umarbeitung  des  Reglements  schreiten  werdC;  die  dann  vielleicht 
noch  erheblichere  Verschärfungen  bringen  werde  als  der  Entwurf.  Was 
diesen  betrifft;   so  sei  er  nicht  einseitig  von  der  Gommiflsion  allein  auf- 


568       Steppes.    Bericht  über  die  ^.  Hauptversammlnog  des  Deutschen 

gestellt  worden.  Diese  habe  zunächst  alles  Material  zusammengetragen, 
welches  Aufnahme  in  den  Entwurf  zu  finden  hatte^  es  seien  dann  Collegen 
aller  einzelnen  Berufezweige  beigezogen  und  ihnen  der  erste  Entwurf 
unterbreitet  worden.  Nachdem  dann  alles  gestrichen  worden,  was  von 
den  beigezogenen  Collegen  als  bedenklich  erwiesen  war,  sei  der  Ent 
wurf  den  betheiligten  Zweigvereinen  unterbreitet  und  deren  Anträge 
neuerlich  eingehend  geprüft  worden.  Die  Commission  hätte  also  Besseres 
schwerlich  schaffen  können.  Man  möge  daher  den  Entwurf  auch  wirklich 
der  Regierung  vorlegen  und  ihn  zu  diesem  Zwecke  en  bloc  oder  auch 
mit  einzelnen  Verbesserungen  annehmen. 

Herr  stell v.  Vermessungsdirector  Ottsen  aus  Berlin  wies  darauf 
hin,  dass  der  Brandenburgische  Landmesserverein  im  Wesentlichen  zu 
dem  gleichen  Ergebnisse  gelangt  sei,  wie  der  Antrag  Reich.  Die 
gestrige  Versammlung  der  Abgesandten  der  Zw.-V.  habe  sich  nahezu 
einstimmig  gegen  den  Entwurf  ausgesprochen  und  Redner  müsse  dies 
auch  heute  wieder  thun.  Er  wolle,  der  Mahnung  des  Vorsitzenden  ent- 
sprechend, auf  Einzelheiten  des  Entwurfes  nicht  eingehen.  Wenn  aber 
College  Walraff  die  Ueberzeugung  ausgesprochen  habe,  dass  die  Re- 
gierung auf  alle  Fälle  mit  Erlass  einer  neuen  Landmesserordnung  vor- 
gehen werde,  so  müsse  er  darauf  hinweisen,  dasis  ja  der  Entwurf  der 
Regierung  bei  Begründung  des  Antrages  Reich  vorgelegt  werde  und 
diese  daher  dem  Entwürfe  gewiss  entnehmen  werde,  was  ihr  zweck- 
dienlich erscheine.  Im  Uebrigen  sei  die  Hauptausstellung  des  Branden- 
burgischen Landmesser- Vereins  an  dem  Entwürfe  die  gewesen,  dass  er 
den  Staatsbeamteneid  der  Landmesser,  welcher  im  Jahre  1883  ausgemerzt 
worden  sei,  nicht  wieder  aufgenommen  habe.  Es  sei  dies  deshalb  von 
Wichtigkeit,  weil  sich  in  vielen  Fällen  die  Pensionen  von  dem  Zeitpunkte 
an  bemessen,  wo  jener  Eid  geleistet  worden.  Redner  empfiehlt  daher 
den  Antrag  Reich.  Steuerinspector  Fuchs  aus  Breslau  schliesst  sich 
dem  Vorredner  an.  Bei  aller  Anerkennung  des  Entwurfes  dürfe  man 
nicht  übersehen,  dass  derselbe  den  Landmessern  erheblich  grössere 
Pflichten  auferlege;  es  sei  daher  auch  die  Frage  berechtigt,  ob  den  er- 
höhten Pflichten  auch  grössere  Rechte  gegenüberstehen.  Nun  habe  aber 
Herr  Professor  Eoll  dargelegt,  dass  der  geschützte  Amtstitel  und  die 
Beamteneigenschaft  der  Landmesser  in  dem  Entwürfe  keine  Aufnahme 
finden  konnten,  weil  diese  Dinge  durch  Gesetz  geregelt  werden  müssten. 
Man  sollte  daher  zunächst  zusehen,  ob  es  nicht  möglich  sei,  für  die 
Landmesser  erhöhte  Rechte  zu  erlangen  und  dann  erst  möge  man  für 
eine  Erhöhung  der  Pflichten  eintreten. 

Professor  Eoll  macht  aufmerksam,  dass  die  Ausführungen  des 
Herrn  Collegen  Ottsen  bezüglich  der  Einveirkung  des  Entwurfes  auf 
die  Pensionsberechtigung  unzutreffend  seien,  wie  jeder  wisse,  der  im 
preussischen  Staatsdienst  stehe. 


Geometer-Yereins  zu  Dresden  am  %  mit  5.  August  1896.  569 

Der  Vorsitzende  sprach  sodann  die  Absicht  auS;  dass  er  von  den 
beiden  Fragen^  ob  der  Entwurf  im  Ganzen  anzunehmen  und  vorzulegen 
oder  aber  nach  dem  Antrage  Reich  zu  verfahren  sei^  die  letztere  als 
die  weitgehendste  zunächst  zur  Abstimmung  bringen  werde.  Dabei 
wurde  aus  der  Versammlung  zur  Geschäftsordnung  geltend  gemacht^ 
dass  man  nach  den  Ausftihrungen  des  Herrn  CoUegen  Ottsen  zu  der 
Annahme  berechtigt  sei,  dass  auch  im  Falle  des  Antrages  Reich  der  Entwurf 
zur  Vorlage  an  die  Staatsregierung  gelange,  was  Herrn  Walraff  zu  der 
Erklärung  veranlasste,  dass  er  bei  solcher  Auslegung  sich  mit  dem  An- 
trage Reich  zufriedenstellen  könne. 

Der  Vorsitzende  machte  indessen  geltend,  dass  mit  dem  Antrage 
Reich  eine  directe  Vorlage  des  Entwurfes  an  die  Staatsregierung  wohl 
nicht  vereinbarlich  sei.  Wohl  aber  könne  der  Entwurf  bei  Vorlage  der 
beantragten  Petition  erwähnt  und  überhaupt  die  geschichtliche  Ent- 
stehung des  Petitums  näher  dargelegt  werden. 

College  Reich  erklärt  hierauf,  dass  sein  Antrag  allerdings  nicht  die 
directe  Anlage  des  Entwurfs  zur  Petition,  sondern  nur  dessen  Benutzung 
zur  Begründung  bezweckte.  Als  Anlage  zur  Petition  müsste  er  sich 
entschieden  gegen  den  Entwurf  aussprechen,  da  derselbe  unter  Um- 
ständen der  Sache  schaden  könnte.  Er  erinnere  hur  an  die  Taggeld- 
Sätze  nnd  Überhaupt  die  Entschädigung  des  Landmessers,  wie  sie  im 
Entwürfe  normirt  seien.  Dieselben  könnten  im  Osten  der  Monarchie 
geradezu  bedrückend  für  die  Grundbesitzer  wirken,  während  sie.  im 
Westen  ziemlich  angemessen,  in  grossen  Städten  vielleicht  noch  zu 
niedrig  seien. 

College  Ottsen  zieht  hierauf  seine  Bemerkungen  wegen  Anlage 
des  Entwurfes  als  irrthümlich  ausdrttoklich  zurück.  Der  Antrag  Rei^h 
wurde  sodann  mit  grosser  Majorität  angenommen.  — 

Im  weiteren  Verfolge  der  Tagesordnung  erstattete  sodann  Herr 
Vermessungsdirector  Gerke  den  Bericht  der  für  das  Vorjahr  ge- 
wählten Rechnungsprüfungs- Commission.  Danach  waren  die  sämmtlichen 
erhobenen  Anstände  zur  sofortigen  Aufklärung  und  Beseitigung  gelangt 
mit  Ausnahme  eines  Falles,  in  welchem  in  Folge  eines  Rechnungs- 
Verstosses  ein  kleiner  Betrag  an  Honorar  für  einen  Mitarbeiter  der  Zeit- 
schrift zu  wenig  ausbezahlt  wurde.  Dieser  Betrag  wird  im  Jahre  1896 
zur  Nachzahlung  kommen  und  beantragt  sonach  die  Rechnungsprüfungs- 
Commission,  es  wolle  die  Entlastung  der  Vorstandschaft  für  die  Rech- 
nung vom  Jahre  1895  Seitens  der  Versammlung  beschlossen  werden. 
Dieser  Antrag  wurde  einstimmig  zum  Beschluss  erhoben. 

Den  sechsten  Gegenstand  der  Tagesordnung  bildete  die  Wahl  eines 
Rechnungsprüfungs- Ausschusses  für  die  Zeit  bis  zur  nächsten  Haupt- 
versammlung. 

Auf  Antrag  des  Herrn  Steuerinspector  Fuchs  wurde  zunächst  die 
Vornahme   der   Wahl   durch   Zuruf  und   sodann   die  Wahl  der  Herren 


570       Steppes*    Bericht  über  die  20.  HaaptversammluDg  des  Deutschen 

Rechnuog&rath  Tiesler  in  Oels^  Yermessungsdirector  Gerke  in  Dresden 
i|nd  Revisionsgeometer  Bergan  er  in  Darmstadt  beschlossen.  Die  drei 
Herren  erklärten  Annahme  der  auf  sie  gefallenen  Wahl. 

Es  folgte  die  Berathung  des  Yereinshaushalts  für  1896  und  1897. 
Der  Entwurf  für  das  erstere  Jahr  ist  in  dieser  Zeitschrift  bereits  früher 
bekannt  gegeben  worden.  Der  Entwurf  für  1897  wurde  von  dem  Vereins- 
kassirer,  Herrn  Oberlandmesser  Hüser  bekannt  gegeben^  wie  folgt: 

Entwurf  zum  Vereinshaushalt  für  1897. 

A.  Einnahmen. 

I.  Mitgliederbeiträge  a.  von  1250  Mitgliedern  zü  6  J( 7600  JC 

b.  von  50  Mitgliedern  zu  9  c/f6 450  „ 

Summa  I.  7%0J( 
II.  An  Zinsen 220  „ 

Summa  der  Einnahmen  8170  c^ 

B.  Ausgaben. 
L    Für  die  Zeitschrift: 

a.  für  Herstellung  u.  Versandt  der  Zeitschrift 
durch  die  Buchhandlung  von  K.  Wittwer 

zu  Stuttgart. SiOOJC 

b.  Honorar  der  Redacteure 900  „ 

c.  Honorar  der  Mitarbeiter 1300  „ 

d.  Für  Abfassen  des  Litteraturberichtes  ....     150  „ 

e.  Für  Correcturlesen 100  „ 

f.  Verwaltungskosten 100  „ 


Summa  I.  5950  c/^ 
II.    Verwaltungskosten 

a.  Honorar  des  Vorsitzenden 300  cS  *) 

b.  Kassenverwaltüng,  Auslagen   der  Vor- 
standschaft u.  s.  w 750  - 


Summa  II.     1050  „ 

III.  Unterstützungen 200  „ 

IV.  Rückzahlung  von  Darlehen 300  „ 

V.    Verschiedene  Ausgaben  (Drucksachen  etc.) 200  j^ 

Summa  der  Ausgaben  7700  Jj^ 
AbsMuss, 
Summe  der  Einnahmen  ^110  c/fC 
„         „     Ausgaben     7700  „ 

Voraussichtlicher  Ueberschuss  470  e/^ 

Die  Kassenverwaltung  des  Deutschen  Geometer- Vereins. 

Hüser. 


*)  Laut  Beschluss  der  SO.  Hauptversammlung  zu  Dresden. 


Geometer-Yereins  zu  Dresden  am  2.  mit  5.  August  1896.  571 

Gegen   die  Entwürfe  wnrde  von  keiner  Seite  Erinnerung  erhoben. 

Behufs  Neuwahl  der  Vorstandschaft  wurde  sodann  zur  Ausgabe 
der  Stimmzettel  geschritten.  Dieselben  wurden  von  den  oben  bereits 
genannten  Herrn  als  Stimmzählern  behufs  Feststellung  des  Ergebnisses 
in  Empfang  genommen. 

Den  9.  und  letzten  Gegenstand  der  Tagesordnung  bildeten  die 
Vorschläge  fttr  Ort  und  Zeit  der  nächsten  Hauptversammlung.  Zu 
diesem  Gegenstande  ergriff  das  Wort  Herr  Revisionsgeometer  Bergan  er, 
indem  er  daran  erinnerte,  wie  er  schon  im  Vorjahre  den  Verein  ein- 
geladen habe,  auch  einmal  in  seinem  engeren  Heimathlande,  in  Darm- 
stadt zu  tagen,  und  diese  Einladung  nuntnehr  im  Auftrage  des  Vereins 
hessischer  Geometer  I.  Klasse  herzlichst  wiederholte. 

Nachdem  gegen  den  Vorschlag  der  Vorstandschaft,  die  nächste 
Versammlung  im  Jahre  1898  abzuhalten,  keine  Erinnerung  erhoben 
worden,  wurde  der  Antrag,  diese  Versammlung  in  Darmstadt  abzuhalten, 
einstimmig  angenommen,  wofür  Herr  Revisionsgeometer  Bergauer  mit 
der  Ver»cherung  dankte,  dass  die  dortigen  CoUegen  alles  daran  setzen 
würden,  um  auch  die  nächste  Versammlung  würdig  zu  gestalten.  — 

Nach  einigen  Mittheilungen  des  Herrn  Verm.-Dir.  Gerke  über  die 
weiteren  Veranstaltungen  dieses  Tages  wurde  die  Sitzung  vom  Vor- 
sitzenden geschlossen. 

Nachmittags  3  Uhr  fand  in  dem  prächtig  geschmückten  Saale  des 
Zoologischen  Gartens  die  Festtafel  statt,  an  welcher  sich  etwa  400  Herren 
und  Damen,  darunter  ein  grosser  Theil  der  oben  aufgezählten  Ehren- 
gäste betheiligten.  Nach  den  ersten  Gängen  erhob  eiich  Herr  Ver- 
messungsdireetor  Winckel,  indem  er  zunächst  einen  Rückblick  auf  die 
Entstehung  des  Vereines  warf,  welche  mit  der  Neubegründung  des 
Deutschen  Reiches  zusammenfalle.  Einer  der  glorreichen  Heerführer 
aus  den  Kämpfen,  welche  dieser  Neubegründung  vorangegangen,  sei  König 
Albert  von  Sachsen.  Nicht  minder  geliebt  und  geehrt  sei  dieser  Monarch 
als  Friedensfürst,  welche  Eigenschaften  er  mit  Kaiser  Wilhelm  11.  theile. 
Der  Trinkspruch  klang  aus  in  einem  begeistert  erwiderten  Hoch  auf 
Kaiser  Wilhelm  und  König  Albert.  Das  Absingen  der  Königshymne 
folgte,  sobald  die  Hochrufe  verklungen  waren.  Nachdem  dann  noch 
das  von  Herrn  GoUegen  Fritsche  gedichtete  Festlied  „Seid  gegrüsst 
ihr  lieben  Gäste^  von  der  ganzen  Tischgesellschaft  gesungen  worden, 
dankte  Herr  Professor  Dr.  Jordan  den  Behörden  des  Landes  und  der 
Stadt  für  die  wohlwollende  Anerkennung  und  die  entgegenkommende 
ünterstützukig,  welche  sie  dem  Vereine  und  seinem  Feste  entgegen- 
gebracht, durch  ein  dreifaches  Hoch.  Der  Berichterstatter  feierte  die 
Stadt  Dresden  und  ihre  Verwaltung,  indem  er  auf  die  Sympathien  hin- 
wies^  welche  für  die  Stadt  Dresden  schon  seit  der  Versammlung  vom 
Jähre  1874  im  Vereine  fortlebten  und  für  das  neuerliehe,  so  liebens- 
würdige Entgegenkommen  der  Stadt,  ihrer  Verwaltung   und  ihr^  Be- 


572       Steppes.    Bericht  über  die  20.  Hauptversammlung  des  Deutschen 

wohner  herzlichst  dankte.  Stadtrath  Herr  Dr.  Kfetzschmar  wies 
darauf  hin,  dass  ohne  Geometer  das  Aufblühen  einer  Stadt  unmöglich 
sei  und  es  demnach  dem  Geometer-Yerein  zu  danken  sei;  wenn  Dresden 
sich  eines  so  guten  Wohlergehens  erfreue.  Es  sei  deshalb  erklärlich, 
wenn  er  als  Vertreter  der  Stadt  dem  Vereine  zu  seinem  25.  Geburtstage 
auch  ferneres  Blühen^  Wachsen  und  Gedeihen  wünsche.  Herr  Oberland- 
messer Hüser  forderte  auf^  den  Ehrengästen  ein  Glas  zu  weihen^  worauf 
Herr  Geh.  Regierungsrath  Professor  Nagel  in  ebenso  humorvollem  als 
für  die.  Mitglieder  der  Vorstandschaft  ehrenvollem  Vortrage  diese  feierte. 
Herr  Oberstlieutenant  Seyfert^  Vorstand  des  topogr.  Bureau  des  k.  S. 
Generalstabs ;  brachte  dem  Herrn  Geh.  Regierungsrath  Nagel,  als 
dessen  Schüler  er  sich  bekannte,  ein  Hoch  aus.  Herr  Vermessungs- 
ingenieur Göllnitz  feierte  die  Damen  und  Herr  Kammercommissar 
R  e  n  a  r  d  noch  besonders  in  schwungvollen  Versen :  Was  wir  lieben. 

Nach  aufgehobener  Tafel  strömten  die  Theilnehmer  in  hellen 
Schaaren  durch  den  Thiergarten  dem  Gelände  der  Ausstellung  fär  das 
sächsische  Handwerk  und  Kunstgewerbe  zu.  Es  ist  nicht  möglich,  hier 
auf  die  Einzelheiten  des  dort  Gebotenen^  wie  auf  die  verschiedenen 
Lustbarkeiten,  insbesondere  das  grossartige  Feuerwerk  näher  einzugehen. 
Doch  möchte  ich,  einem  vielseitigem  Wunsche  entsprechend,  nicht  ver- 
säumen, den  Willkommgruss  als  Anlage  beizufügen,  welcher  den  Gästen 
beim  Eintritte  in  die  mit  bewnndernswerthestem  Kunstsinn  hingezauberte 
„alte  Stadt  Dresden^  von  deren  Bürgermeister  geboten  wurde.  Lange, 
für  einzelne  vielleicht  zu  lange,  hielten  die  Reize  der  „alten  Stadt*'  die 
Festtheilnehmer  in  ihren  Räumen  gefangen. 

Am  Dienstag  den  4.  August  Vormittags  9  Uhr  wurden  die  Ver- 
handlungen von  Herrn  Vermessungsdirector  W  i  ri  c  k  e  1  neuerdings  eröffnet. 

Es  folgte  zunächst  der  Vortrag  des  Herrn  Professor  Uhlig  aus 
Freiberg  „über  Gradmessung  im  Königreich  Sachsen". 

Reicher  Beifall  zeigte  von  dem  Interesse,  welches  die  Versammlung 
an  den  Ausführungen  des  Redners  genommen.  Indem  der  Vorsitzende 
auf  diese  Thatsache  hinwies,  sprach  er  dem  Redner  den  besten  Dank 
im  Namen  der  Versammlung  aus. 

Es  folgte  sodann  der  Vortrag  des  Herrn  Vermessungsingenieur 
Fuhrmann  „über  die  an  die  Gradmessung  anschliessende  Triangulation.'^ 
Nachdem  der  Vorsitzende  für  den  mit  grossem  Beifall  aufgenommenen 
Vortrag  gedankt  hatte,  wies  Herr  Professor  Dr.  Jordan  auf  die  geradezu 
glänzenden  Genauigkeits-Ergebnisse  der  sächsischen  Landestriangulation 
hin.  Dabei  habe  die  Zusammenfassung  der  Punkte  in  grössere  Gruppen 
—  bis  zu  11  Punkten  —  jedenfalls  mehr  Arbeit  gemacht,  aber  auch  grössere 
Genauigkeit  erzielen  lassen.  Redner  stellte  nun  an  den  Herrn  Vor- 
tragenden die  Anfrage,  ob  bestimmte  Anhaltspunkte  darüber  gewonnen 
seien,   wie  sich  die  erforderliche  Mehrarbeit  zu  dem  erzielten  Genauig- 


Geometer- Vereins  zn  Dresden  am  ^.  mit  5.  Au^st  1896.  573 

keitsvortheile  yerbalte.  Der  Vortragende  bemerkte^  dass  man  zur  Zu- 
sammenfassung bis  zu  11  Punkten  nur  geschritten  sei;  wo  dies  unbedingt 
nöthig  war.  Im  Allgemeinen  sei  die  Genauigkeit  durch  die  Vereinigung 
einer  llbergrossen  Anzahl  von  Punkten  wohl  nicht  mehr  viel  grösser 
geworden;  man  habe  daher  am  liebsten  fünf  bis  sechs  Punkte  in  eine 
Oruppe  genompaen.  Einen  ziffermässigen  Nachweis,  um  wieviel  der  6e- 
nauigkeitsvortheil  durch  intensivere  Gruppirung  gewachsen  sei,  könne  er 
derzeit  nicht  geben. 

Es  folgte  darauf  der  Vortrag  des  Herrn  Vermessungsdirector  Gerke 
;,ttber  Stadtvermessungen^.  Der  durch  eine  Reihe  Von  Karten,  Wand- 
tafeln und  Modellen  erläuterte  Vortrag  gab  ein  interessantes  Bild  ins- 
besondere von  der  Dresdener  Stadtmessung,  welche  übrigens  in  der 
Hauptsache  noch  im  Stadium  der  Netzbestimmung  sich  befindet. 

Wir  hoffen,  durch  die  Güte  der  Herren  Vortragenden  den  jäheren 
Inhalt  der  drei  Vorträge  in  dieser  Zeitschrift  veröffentlichen  zu  können. 

Den  Vorträgen  schloss  sich  im  Verfolge  der  Tagesordnung  die 
^Besprechung  der  Lage  der  bei  den  Staatseisenbahnen  beschäftigten 
Landmesser^  an.  Dieselbe  wurde  eingeleitet  durch  den  techn.  Eisen- 
bahnsecretair  Herrn  Reich   aus  Altena  mit   folgenden  Bemerkungen: 

Den  Anlass  zur  heutigen  Besprechung  bildet  ein  bei  der  Vor- 
standschaft des  D.  G.-V.  im  vorigen  Jahre  auf  der  Hauptversammlung 
in  Bonn  eingegangener  Antrag.  Derselbe  ging  erst  während  der  Ab- 
haltung der  Versammlung  ein,  und  da  es  zwecklos  schien,  ohne  ange- 
messene Vorbereitung  in  eine  Besprechung  einzutreten,  so  musste  der 
Gegenstand  bis  zur  diesjährigen  Versammlung  zurückgelegt  werden. 

Obgleich  nun  die  Tagesordnung  der  diesjährigen  Versammlung 
eine  sehr  reichhaltige  geworden  ist,  musste  auch  diese  Besprechung 
noch  auf  dieselbe  gesetzt  werden,  da  eine  weitere  Verschiebung  bis  zur 
nächsten  Versammlung,  d.  h.  afeo  um  2  Jahre  unthunlich  erschien. 

Mit  der  Anstellung  der  nöthigen  Vorerhebungen  hat  Ihre  Vorstand- 
schaft den  niedersächsischen  Geometer  -  Verein  beauftragt.  Derselbe  ist 
bemüht  gewesen,  das  nöthige  Material  zu  sammeln  und  hat  infolgedessen 
ein  Rundschreiben  an  je  einen  der  bei  den  verschiedenen  deutschen 
Staatseisenbahnen  beschäftigten  Fachgenossen  gerichtet.  Leider  sind 
diese  Bemühungen  ohne  den  wünschenswerthen  durchschlagenden  Erfolg 
geblieben.  Von  den  ca.  30  Anfragen  über  die  Zahl  und  die  Bezahlung 
der  bei  den  deutschen  Staatseisenbahnen  beschäftigten  Vermessungs-^ 
beamten  sind  bis  zum  Schlüsse  des  Monats  Juli  trotz  wiederholten 
Ersuchens  nur  etwa  die  Hälfte  beantwortet  worden. 

Mit  der  Zusammenstellung  der  Ergebnisse  und  der  Berichterstattung 
auf  der  hiesigen  Versammlung  wurde  ich  beauftragt. 

Hinsichtlich  der  Mittheilungen  über  die  Zahl  der  bei  den  deutschen 
Staatseisenbahnen  beschäftigten  Fachgenossen  sind  wir  daher  genöthigt 
gewesen,   auf  die  vom  Collegen  E melius  in  Cassel  zu  anderm  Zwecke 


574       Steppes.    Bericht  über  die  20.  Hauptversammlung  des  Deutschen 

zasammengestellten  Erhebungen^  welche  in  der  Zeitschr.  des  Rheinisch- 
westfälischen  Landmesservereins  veröffentlicht  worden  sind,  zartickzu- 
greifen.  Diese  Zusammenstellung  kann  als  zuverlässig  erachtet  werden; 
denn  ihre  Ziffern  sind  durch  die  eingegangenen  Antworten  auf  die 
gestellten  Fragen  bestätigt  worden. 

Hinsichtlich  der  Bezahlung  und  der  sonstigen  Lage  der  Fach- 
genossen war  ich  zum  Theil  auf  die  eigene  Kenntniss  dieser  Ver- 
hältnisse angewiesen  und  trug  mich  daneben  mit  der  Hoffnung,  daas 
es  mir  gelingen  würde,  das  wesentlich  Wissenswerthe  von  den  hier 
anwesenden  süd-  und  mitteldeutschen  Oollegen  mitgetheilt  zu  erhalten. 
Diese  Voraussetzung  hat  sich  denn  auch  bei  der  Behandlung  des  Gegen- 
standes in  der  gestrigen  Delegirtenversamrolung  verwirklicht.  Nach  der 
erwähnten  Zusammenstellung  sind  vorhanden  bei  den  Staatsbahnen: 

in  Baden 2 

„  Bayern 22 

^  Elsass- Lothringen 27 

„  Hessen 6 

„  Oldenburg 2 

„  Mecklenburg  (Schw.) ...  6 

„  Preussen 191 

„  Württemberg 35 

im  Ganzen:    291 

d.  h.  etwa  7  ^/q  aller  im  Staats-  und  Communaldienst  angestellten  bezw. 
das  Gewerbe  als  solches  ausübenden  staatlich  geprüften  VermessangB- 
techniker,  deren  Zahl  sich  nach  der  erwähnten  Zusammenstellung  auf 
3862  beläuft.  Werden  von  der  vorgenannten  Zahl  die  das  Gewerbe 
als  Landmesser  ausübenden  staatlich  geprüften  611  Vermessungstechniker 
abgezogen,  so  ergiebt  sich,  dass  etwa  9  %  der  im  Staats-  oder  Communal- 
dienst beschäftigten  geprüften  Landmesser  im  deutschen  Staats-Eisenbahn- 
dienst  beschäftigt  sind. 

Die  Besoldungen  sind,  soweit  Nachrichten  vorliegen,  bei  vorüber- 
gehender Beschäftigung  gegen  Tagegelder  selbstverständlich  h$her,  als 
bei  der  Annahme  mit  der  Aussicht  auf  dauernde  Anstellung.  In  Nord- 
deutsehland  beträgt  dieselbe  7 — 8  Mark  pro  Tag,  wobei  Urlaubs-  und 
Krankheitstage  nicht  zur  Berechnung  gelangen.  Gegenstand  der  Be- 
sprechung auf  der  Vereinsversammlung  können,  meines  Eraehtens  aach 
weniger  die  Höhe  der  Tagegelder  und  die  Besoldungsverhältnisse  der 
angestellten  Beamten  bilden.  Dieselben  beruhen  auf  Bestimmungen  der 
Gentralbehörden  und  sind  in  der  Neuzeit  durch  Einführung  der  Dienst- 
altersstufen und  Regelung  der  Grundsätze  für  die  Berechnung  des  Be- 
soldungsdienstalters wesentlich  zu  Gunsten  der  Beamten  geändert  worden. 
Berechtigte  Klagen  Einzelner  über  Härten  dieser  Bestimmungen  werden 
immer  vom  Einzelnen   bei   der   vorgesetzten  Behörde  anzubringen  sein. 


Geometer-Yerema  zu  Dresden  am  S.  mit  5.  August  1896.  575 

Wenn  die  Besoldangsverhiütnisse  hier  gestreift  werden  müssen^  so  kann 
dies  nur  allgemein  und  insoweit  geschehen^  als  es  zur  Beurtheilung 
der  Frage  erforderlieh  ist,  ob  die  bei  den  deutschen  Staatseisenbahnen 
beschäftigten  Landmesser  schlechter  gestellt  sind,  als  die  Fachgenossen 
in  anderen  Zweigen  der  Staatsverwaltung. 

Die  Mittheilungen,  welche  mir  in  der  gestrigen  Delegirtensitzung 
geworden  sind,  ergeben,  dass  die  Fachgenossen  bei  den  Eisenbahnver- 
waltungen in  Baden,  Bayern,  Elsass-Lothringen,  Hessen  und  Wtlrttem- 
berg  nicht  schlechter  und  theilweise  besser  gestellt  sind,  als  die  Fach- 
genossen bei  den  Steuerverwaltungen  und  den  Zusammenlegungsbehörden 
der  betreffenden  Staaten.  Dagegen  haben  die  angestellten  Erhebungen 
ergeben,  dass  in  Preussen  die  bei  den  Staatsbahnen  beschäftigten  Land- 
messer nicht  unwesentlich  schlechter  gestellt  sind,  als  die  bei  der 
Katasterverwaltung  und  bei  der  landwirthschaftlichen  Verwaltung  an- 
gestellten Landmesser. 

Was  das  Einkommen  betrifft^  so  ist  es  dasjenige  der  Eisenbahn- 
Secretaire.  Z.  Z.  1800  Mark  nebst  Wohnungsgeld-Zuschuss  bei  der 
ersten  etatsmässigen  Anstellung  als  techn.  Eisenbahn-Secretair  und  Ge- 
haltszulagen von  300  Mark  bezw.  200  Mark  nach  je  3  Jahren  bis  zur 
Erreichung  des  Höchstgehalts  von  3600  Mark  nebst  Wohnungsgeld- 
Zuschuss. 

Dem  gegenüber  beziehen  die  Kataster-Gontroleure-  und  Secretaire, 
sowie  die  etatsmässigen  Landmesser  der  landwirthschaftlichen  Verwaltung 
2400  —  3900  Mark  und  Wohhungsgeld  Zuschuss. 

Es  sind  aber  nicht  so  sehr  die  öehaltsverhältnisse,  über  welche 
unter  den  Faehgenossen  Klagen  laut  geworden  sind;  denn  diese  sind, 
was  hier  hervorgehoben  werden  mag,  sehr  viel  besser  geworden,  als  sie 
beispielsweise  zu  Ausgang  der  70er  Jahre  waren,  wo  nur  bei  jeder  der 
damals  viel  umfangreicheren  Directionen  1  —  2  etatsmässige  Stellen 
vorhanden  waren,  alle  übrigen  Landmesser  aber  diätarisch  beschäftigt 
wurden.  Heute  sind  immerhin  bei  jeder,  auch  der  kleinsten  der  be- 
kanntlich vermehrten  Directionen  mehrere  etatsmässige  Stellen  vorhanden. 

Die  weitere  Verfolgung  des  Vergleiches  zwischen  der  Stellung  der 
Eisenbahnlandmesser  und  der  der  übrigen  Staatslandmesser  liefert 
folgende   Vorzüge,   deren  sich  die  letzteren  zu  erfreuen  haben,  nämlich 

a.  bei  der  Kataster  Verwaltung:  in  erster  Reihe  das  selbstständige 
Amt;  die  Oberaufsicht  wird  ausgeübt  durch  Fachgenossen,  deren 
Stellung  als  Hilfsarbeiter  bei  den  Regierungen  ihnen  selbst  zu- 
gänglich sind; 

b.  bei  der  landwirthschaftlichen  Verwaltung :  wenn  auch  nicht  selbst- 
ständiges Amt,  so  doch  Leitung  der  Arbeiten  durch  Fachgenossen 
und  wie  oben  die  Möglichkeit  des  Einrückens  in  solche  Stellungen. 

Dem  gegenüber  ist  hervorzuheben^  dass  den  Stellungen  der  Eisen- 
bahnlandi^esser    diese   Vorzüge   fehlen,     deren    sich    doch    die    übrigen 


576       Steppes.    Bericht  Über  die  ^.  HauptverBammlang  des  Deutschen 

mittleren  Beamten  der  Eisenbahnverwaltnng  erfreuen.  Diese  Letzteren 
arbeiten  unter  Leitung  von  Berufsgenossen^  können  in  die  Stellungen 
von  Oberbeamten  (Verkehrs-Inspectoren  etc.)  oder  doch  in  die  hdber 
bezahlten  Stellungen  von  Rendanten  der  Hauptkassen  gelangen,  obgleich 
diese  Verwaltungsbeamten  keine  Zeit  auf  ihre  specielle  technische 
Ausbildung  zu  verwenden  haben,  kein  Fachstudium  zurücklegen  müssen 
und  für  deren  Vorbildung  jetzt  nur  noch  das  Einjährigen- Zeugniss  Be- 
dingung, wenngleich  die  thatsächliche  Schulbildung  meist  eine  höhere  ist. 

Um  späteren  Einwänden  zu  begegnen,  möchte  ich  hier  auch  die 
Frage  erörtern,  ob  ein  solcher  stufenweiser  Beamten-Apparat  wie  ihn 
die  Kataster-  und  landwirthschaftliche  Verwaltung  für  ihre  technischen 
Beamten  haben,  bei  der  Eisenbahnverwaltnng  nothwendig  ist?  Es  mag 
dabei  von  vornherein  zugegeben  werden,  dass  die  speciellen  land- 
messerischen Arbeiten  beim  Bau  von  Eisenbahnen  auch  von  BaniDge- 
nieuren  und  Bautechnikern,  ausgeübt  werden  können.  Die  grössere 
Uebnng  und  praktische  Erfahrung  des  speciellen  Faohtechnikers  wird 
aber  immer  dazu  führen,  in  Fällen,  in  welchen  Nivellements  etc.  in 
grösserem  Umfange  ausgeführt  werden,  Eisenbahnlandmesser  zu  verwenden. 

Für  das  weitere  Arbeitsgebiet,  den  Ornnderwerb,  die  Sicherung 
des  Orundbesitzes  gegen  Entwährung  durch  Erhaltung  des  Planmaterials 
bei  der  Wirklichkeit  können  Landmesser  nicht  entbehrt  werden.  In 
dieser  Beziehung  sei  auf  die  Domänen- Verwaltung  verwiesen,  welche 
einen  in  jedem  Falle  doch  abgerundeten  Besitz  durch  BegreniUDg, 
Messung  und  Pläne  gegen  Entwährung  schützt.  Dasselbe  thun  Oross- 
grundbesitzer,  deren  Besitz  so  umfangreich  ist,  dass  er  für  ihre  Central- 
verwaltung  nicht  zu  übersehen  ist.  Auch  sie  stellen  Landmesser  dauernd 
für  ihre  Zwecke  an;  es  sind  12  Landmesser  bei  deutschen  Orossgrund- 
besitzern  dauernd  angestellt. 

Wenn  für  den  abgerundeten  Besitz  der  Domänenverwaltnng  die 
Sicherung  des  Grundbesitzes  erforderlich  ist  und  dazu  Landmesser  an- 
gestellt werden,''so  bedarf  es  wohl  keiner  weiteren  Ausführungen,  dass  solche 
Maassregeln  für  den  sich  über  nahezu  29  000  km  (nach  Verstaatlichung 
der  hessischen  Ludwigsbahn  voraussichtlich  37  000  km)  erstreckenden 
schmalen  Grundbesitz  der  Eisenbahnverwaltung  dringend  geboten  sind. 
Er  nmfasst  billigen  Boden,  er  erstreckt  sich  aber  auch  auf  theuren  und  in 
den  Städten  auf  die  höchsten  Werthsobjecte,  welche  in  Grund  und  Boden 
überhaupt  vorkommen. 

Wem  aber  die  Nothwendigkeit  von  Landmessern  in  der  Eisenbahn- 
verwaltnng durch  diese  Ausführungen  nicht  genügend  erwiesen  sein  sollte^ 
dem  muss  der  Umstand  genügen,  dass  eben  300  Landmesser  thatsächlich 
vorhanden  sind,  mit  denen  schliesslich  gerechnet  werden  muss.  Sie 
würden  nicht  vorhanden  sein,    wenn  sie  nicht  nothwendig  wären. 

Es  liegt  aber,  wenn  die  Landmesser  bei  der  Eisenbahnverwaltnng  noth- 
wendig sind,  in  der  Billigkeit,  dass  dieselben  mit  den  Beamten  der  Kataster- 


Geometer-Yereins  zu  Dresden  am  2.  mit  5.  August  1896.  577 

und  landwirthschaftlichen  Verwaltung  ähnlich  gestellt  werden.  Ob  sich 
das  unter  Wahrung  des  gegenwärtigen  Verhältnisses^  d.  i.  bei  angeblicher 
Gleichstellung  mit  d«n  mittleren  Beamten  der  Staatseisenbahn -Verwaltung, 
verwirklichen  lässt,  darüber  will  ich  nicht  urtheilen.  Unter  den  Fach- 
genossen ist  die  Meinung  verbreitet^  dass  dies  sich  nur  durch  vollständige 
Ausscheidung  der  Landmesser  von  den  übrigen  mittleren  Beamten  der 
Staats-Eis.- Verw.  erreichen  lasse. 

Nachtheile,  wenn  die  beregten  Maassregeln  unterbleiben,  werden  sich 
und  haben  sich  schon  herausgestellt.  Die  jungen  Landmesser,  welche  nach 
den  neuen,  seit  1882  bestehenden  Bestimmungen  ihre  Ausbildung 
erhalten  haben,  melden  sich  in  erster  Reihe  zum  Eintritt  in  das  Kataster, 
in'zweiter  Reihe  zur  landwirthschaftlichen  Verwaltung  und  werden  sich 
zuletzt  an  die  Eisenbahnverwaltung  wenden,  wenn  die  Noth  der  Fach- 
Überfüllung  sie  dazu  zwingen  wird.  Selbst  wenn  diese  Ueberfüllung 
bald  eintreten  sollte,  werden  sich  die  jungen  Leute  das  Recht  zum 
Eintritt  durch  Vomotirung  bei  der  Katasterverwaltung  etc.  wahren, 
und  wenn  sie  an  der  Reihe  sind,  bei  der  Eisenbahnerwaltung  aus- 
und  dort  eintreten,  es  sei  denn,  dass  sie  inzwischen  in  eine  etatsmässige 
Stelle  bei  der  Eisenbahn  gelangt  sind,  was  nach  der  Sachlage  wenig 
wahrscheinlich  ist.  •• 

So  liegt  denn  die  Gefahr  nahe  für  die  Verwaltung,  dass  ihr  der 
Nachwuchs  fehlen  wird,  für  den  Landmesser,  dass  er  durch  die  ob- 
waltenden Verhältnisse  zum  Landmesser  2.  Ranges  herabgedrückt  wird. 

Die  weitere  Beurtheilung  der  Verhältnisse  überlasse  ich  der  Be- 
sprechung in  der  verehrten  Versammlung;  ebenso  etwa  zu  fassende 
Beschlüsse ''. 

Das  Wort  nahm  zunächst  Herr  Landmesser  P  o  h  1  i  g  aus 
Düsseldorf:  Er  sei  von  einer  grösseren  Anzahl  von  Gollegen  beauftragt) 
ihre  Interessen  in  dieser  Sache  zu  vertreten,  da  sie  selbst  am  Erscheinen 
verhindert  seien.  Er  sei  selbst  Eisenbahnlandmesser  geweseä  und  könne 
daher  die  Verhältnisse  würdigen.  Er  wolle  sich  darüber  frei  aussprechen, 
wenn  er  sich  auch  nach  den  Ausführungen  des  Vorredners  kurz  fassen 
könne.  Die  Stellung  der  Eisenbahnlandmesser  sei  in  der  That  keine 
entsprechende;  man  sclieine  dieselben  nur  als  nothwendiges  Uebel  zu 
betrachten,  wie  etwa  einen  Arzt,  den  man  auch  oft  nur  rufe,  wenn  man 
sich  nicht  mehr  anders  zu  helfen  wisse.  Die  Eisenbahnlandm^ssef 
verlangten  aber  Gleichstellung  und  Gleichberechtigung  mit  den  Collegen 
der  anderen  Verwaltungen  und  dieses  Verlangen  sei  gewiss  nicht  un- 
berechtigt. Dieselben  hätten  die  vorjährige  Initiative  des  Collegen 
Wallraff  freudig  begrttsst,  weil  sie  gehofft  hätten,  dass  für  sie  etwas 
dabei  abfallen  würde.  Diese  Hoffnung  sei  jetzt  zu  Grabe  getragen, 
wenn  er  auch  annehmen  müsse,  dass  sie  bald  wieder  auferstehen  werde.  Es 
möge  ja  bei  der  Eisenbahnverwaltung  einzelne  Collegen  geben,  die  zufrieden 
seien   und   es  auch  sein  könnten.     Er   sei   auch  zufrieden  gewesen,  so 

37 


578       SteppeB.    Bericht  über  die  20.  Hauptversammlang  des  Deutschen 

lange  er  dort  war,  weil  man  ihn  eben  fttr  eine  dringende  Arbeit  gat 
habe  brauchen  können;  sobald  diese  Arbeit  aber  fertig  war^  habe  er 
gemerkt,  dass  er  gehen  könne^  und  sei  denn  auch  gegangen.  Auch  heute 
noch  befinde  sich  ein  grosser  Theil  der  Eisenbahnlandutesser  in  recht 
raisslicfaer  Stellung  und  Redner  bitte  daher  den  Verein,  deren  berechtigte 
Wünsche  dadurch  anzuerkennen,  dass  ein  Besohlnss  gefasst  wird,  welcher 
geeignet  ist,  den  Eisenbahnlandmessern  die  Gieichberechtigung  mit  ihren 
Oollegen  za  verschaffen.  Dieselben  würden  dann  neuen  Lebensmuth 
(Rinnen  können. 

Herrtechn.  Eisenbahnaecretair  Tasler  aus  Oharlottenburg  erklärt,  er 
müsse  zugeben^  dass  ein  Theil  der  bisher  gehörten  Ausführungen  berechtigt 
«ei.  Von  den  Vorrednern  sei  indessen  übersehen  worden,  dass  *  im 
Vorjahre  eine  Neuordnung  in  der  Eisenbahnverwa;ltung  eingetreten  sei, 
die  bisher  ziemlich  günstige  Wirkungen  geübt  habe  und  daher  von  anderen 
Staaten  bereits  nachgeahmt  werde.  Durch  diese  Neuordnung  ziehe  sich 
als  rother  Faden  die  Absicht,  dem  einzelnen  Beamten  eine  sehr  intensive 
aber  persönlich  verantwortliche  Thätigkeit  zuzuweisen;  dies  gelte  wie 
für  die  oberen,  so  auch  für  die  mittleren  und  unteren  Branchen.  Auch 
bei  den  Landmessern  habe  man  damit  begonnen.  Bedner  habe  als 
Eisenbahnlandmesser  nur  noch  mit  seinem  Referenten  zu  thun  und  er 
befinde  sich  wohl  dabei.  Bei  vielen  Directionen  sei  allerdings  die  Neu- 
ordnung nicht  recht  verstanden  worden;  aber  auf  Beschwerde  werde 
die  Centralverwaltung  «icher  Abhife  schaffen.  Ein  grosser  Theil  der 
Gollegen  bei  der  Eisenbahn  sei  also  mit  ihrer  Stellung  zufrieden  und 
wo  dies  nicht  der  Fall,  liege  der  Fehler  bei  der  einschlägigen  Direction. 
Es  sei  ferner  beklagt  worden,  dass  die  Eisenbahnlandmesser  nicht  Vor- 
stände der  technischen  Bureaus  werden  und  so  die  Arbeiten  nicht  unter 
fachmännischer  Leitung  ständen.  Nun  sei  es  Grundsatz,  zum  Vorstande 
des  technischen  Bureaus  den  dienstältesten  Beamten  zumachen;  es  handle 
sich  aber  zum  Theil  um  Leute,  die,  wie  der  Landmesser,  vielfachen 
Aussendienst  haben,  und  es  sei  klar,  dass  sich  Missstände  ergeben  mflssten, 
wenn  der  Vorstand  häufig  nicht  zu  Hause  sei.  Man  könne  daher  den 
Landmesser  als  Bureau  vorstand  nicht  brauchen;  es  sei  das  aber  keine 
persönliche  Zurücksetzung,  sondern  eine  sachliche  Nothwendigkeit.  Der 
Landmesser  müsse  bedenken^  dass  seine  Arbeiten  nicht  Selbstzweck,  sondern 
nur  Mittel  zum  Zweck  fttr  die  Verwaltung  seien. 

Was  die  materielle  Seite  der  Frage  betreffe,  so  würde  im  nächsten 
Jahre  die  Zahl  der  etatsmässigen  Stellen  neuerlich  erhöht.  Durch  die 
Neuordnung  sei  allerdings  der  Anfangsgehalt  etwas  gemindert  worden, 
gleichwohl  habe  sich  der  wirkliche  Gehalt  durch  günstigere  Anrechnung 
der  Dienstjahre  erhöht.  Es  bestehe  also  nach  dieser  Richtung  kein  Anlass 
zur  Unzufriedenheit. 

Das  Verlangen  nach  Gleichstellung  der  Eisenbahnlandmesser  sei  jt 
prinzipiell    gerechtfertigt    und    soweit  es  das   sd,    werde   es  iMffentüeh 


Geometer- Yerdns  zu  Dvesden  am  %  mit  5.  August  1896.  579 

wohlmeinende  BeRto&sicfatigaag  finden.  Aber  ein  solches  Vorgehen  müsse 
wohl  motivirt  werden.  Redner  könne  eine  solche  Motivirung  in  den 
Aasfahrangen  desCollegenPohlig  ebensowenig  erblicken^  wie  in  den  ein- 
schlägigon  Anslassungen  der  Zeitschrift  des  Rheinisch* westfilUschen  Vereins. 

Herr  Stadtgeometer  Walraff  erklärte,  sich  ganz  knix'  fassen  zu 
wollen,  indessen  müsse  er  den  Ansfflfarangen  seines  Vorredners  entgegen- 
treten :  Dass  die  neueste  Organisation  einzelnen  Beamten  grossere  Selbst- 
ständigkeit gebracht  habe,  möge  zutreffen;  bei  verschiedenen  Kategorien 
and  insbesondere  bei  den  Eisenbahnlandmessem  treffe  es  aber  nicht  zu. 
Dieselben  seien  daher  ihrer  Mehrzahl  nach  ausserordentlich  unzufrieden. 
Sie  seien  dies  theils  schon  vorher  gewesen,  sofern  sich  bei  der  Verstaatlichung 
der  Privatbahnen  ihre  Stellung  sehr  verschlechtert  habe;  sie  seien  es 
nun  in  Folge  der  Reorganisation  noch  viel  mehr.  Der  nächste  Vorgesetzte 
der  Eisenbahnlandmesser  sei  ein  Bau-  oder  Maschinenteehniker,  dann  erst 
komme  der  administrative  Vorsteher  dazu.  Es  sei  daher  auch  die 
äussere  Stellung  der  Landmesser  eine  schlechtere  geworden.  Die  Vereins- 
mitglieder hätten  das  grösste  Interesse  als  CoUegen,  dass  diese  SteUang 
verbessert  werde;  in  diesem  Sinne  unterbreitete  er  der  Versammlung  den 
folgeaiden  näher  formulirten  Antrag: 

Die  XX.  Hauptversammlung  des  Deutschen  Geometer- Vereins  wolle 
beschliessen,  seinen  Vorstand  zu  ersuchen,  bei  der  Egl.  Preuss.  Staats- 
regierung  eine  Denkschrift  einzureichen,  worin  zum  Ausdruck  kommen  soll: 

1)  Dass  die  als  techn.  Eisenbahnsecretaire  angestellien  Landmesser 
aus  der  Klasse  der  Eisenbahnsecretaire  ausgesondert  werden  und 
ihnen  eia  ihrer  Thätigkeit  entsprechender  Titel  —  Eisenbahnland- 
messer —  verliehen  werde; 

2)  dass  dieselben  mit  den  Landmessani  der  Katasterverwaltung  und 
der  landwirthsehaftlichen  Verwaltung  gehfUtlich  vollständig  gleich 
gestellt  werden; 

3)  dass  die  Annahme  und  Anstellung  der  Eisenbahnlandmesser  ebenso, 
wie  dies  bei  der  Kataster-  und  der  landwirthsehaftlichen  Verwal- 
tung durchgeführt  ist,  nach  Bedürfmss  und  Dienstalter  einheitlich 
durch  den  ganzen  preussischen  Staat  geregelt  werde; 

4)  dass  das  gesammte  Vermessungswesen  innerhalb  eines  Directions^ 
bezirks  einem  zu  ernennenden  Eisenbahu-Vermessungsini^ector 
unterstellt  werde. 

College  Reich  bemerkt  zur  faktischen  Berichtigung  gBgenflber 
GoUegen  Tasler:  Er  habe  genügend  deutlich  gesagt,  dass  nicht  die 
Gehaltsfrage  an  sich  der  3rund  zu  den  bestehenden  Klagen  sei,  dass 
siehi  diese  vielmehr  hauptsäehlieh  auf  die.  äussere  Stellung  des  Eisen- 
bahnlandmessers bezögen.  Auch  dass  die  Dienstaltersberechnung 
wohlthnend  gewirkt  habe,  habe  er  nicht  verschwiegen.  Beunruhigend 
habe  übrigens  in  letzterer  Beziehung  wirken  müssen^  dass  die  An- 
ondnnngen   wegen    der   Dienstaltersbereehnung    erst    10  Monate   später 


580       Steppes.    Bericht  Über  die  ^.  Hauptversammlung  des  Deutschen 

ergangen  sein^  als  die  Festsetzung  des  Anfangsgehaltes,  so  dass  yer- 
muthet  w«rde,  dass  erstere  nur  auf  gegebene  Anregung  erflossen  seien. 
Im  Uebrigen  sei  es  auch  bei  gleicher  Wirkung  nicht  gleichgiltig,  ob 
der  Anfangsgehalt  auf  1800  oder  2100  Mk.  festgesetzt  sei,  weil  dadurch 
der  Eisenbahnlandmesser  insofern  als  zurückgesetzt  erscheine,  als  die 
anderen.  Gategorien  einen  Anfangsgehalt  von  2100  Mk.  beziehen.  Herr 
Obei'liandmesser  Hüser  erklärte,  das  Wort  nur  deshalb  zu  ergreifen, 
weil  in  der  landwirthschaftlichen  Verwaltung  eine  Umwandlung  wie  sie 
hier  angestrebt  werde,  vor  nicht  sehr  langen  Jahren  zur  Dnrehfttbrang 
kam.  ..£s  sei  beklagt  worden,  dass  die  Vorgesetzten  der  Landmesser 
keine  Fachleute  seien.  Auch  bei  den  in  der  landwirthschaftlichen  Ver- 
waltung beschäftigten  Landmessern  seien  früher  derartige  Klagen  laut 
geworden 'und  es  sei  daher  diesen  Wünschen  durch  eine  entsprechende 
Anordnung;  des  techniscben  Dienstes  bei  den  Oeneralcommissionen  Rech- 
nung, getragen  worden.  Freude  habe  aber  die  neue  Einrichtung  bisher 
nicht,  erringt,.,  weder  bei  den  Leitenden  noch  bei  den  Geleiteten.  Darauf 
wolle  er  4ie  Eisenbahnlandmesser  hinweisen. 

Henr  Steneiinspector  Bauwerker  aus  Strassburg  bestätigt,  dass 
in  den  Reichslanden  die  finanzielle  Stellung  der  Eisenbahnlandmesser 
eine  günstige  sei.  .  Redner  richtet  sich  hauptsächlich  gegen  das  2.  Examen 
der  Eisenbahtilandmesser.  Dabei  würden  vielfach  Fragen  gestellt,  die 
man  in  Rücksicht  auf  die  Vorbildung  des  Landmessers  als  zu 
kleinlich  bezeichnen  müsse.  Es  kämen  dabei  in  grosser  Zahl  auswendig 
zu  lernende  Paragraphen  in  Frage,  deren  wörtliche  Kenntniss  völlig 
nutzlos  sei.  Redner  habe  daher  den  Eindruck,  dass  dieses  Examen  der 
Landmesser  unwürdig  sei.  College  Pohlig  weist  den  Vorwurf  der 
ungenügenden  Motivirung  zurück.  Er  habe  von  vornherein  erklärt,  dass 
und  warum  er  hier  nicht  mehr  auf  Detail  eingehen  wolle.  In  seinem, 
dem  Rhein.-westf.  Verein,  sei  aber  der  Gegenstand  seit  Jahren  sehr 
eingehend  und  energisch  behandelt  worden. 

Der  Vorsitzende  bemerkte,  dass  der  Gegenstand  wohl  schon  durch 
das  ausführliche  Referat  des  Herrn  Reich  genügend  motivirt  und  daher 
nicht  anzunehmen  sei,  dass  HerrTasler  mit  seinen  Bemerkungen  einen 
Vorwurf  erheben  wollte. 

Nachdem  Schluss  der  Debatte  beantragt  und  beschlossen  war, 
wurde  der  obige  Antrag  Walraff  von  der  Versammlung  einstimmig 
angenommen. 

Ausserhalb  der  Tagesordnung  war,  wie  schon  frtther  berührt,  der 
nachstehende  Antrag  des  Schlesischen  Landmesser- Vereins  eingegangen: 

Die  20.  Hauptversammlung  des  Deutschen  Geometer- Vereins  wolle 
beschliessen : 

1.  Behufs  Gründung  einer  Jubiläums-Stiftung  wird  aus  dem  Vereins- 
vermögen eine  Summe  von  5000  Mk.  zu  dem  Zwecke  abgezweigt, 
um  hieraus  und   aus  anderen   anderweit   aufzubringenden  Mitteln 


Geometer- Vereins  zu  Dresden  am  2.  mit  5.  August  1896.  581 

Einrichtungen  zur  dauernden  üntersttltzung  bezw.  Yersorgang 
hinterbliebener  Wittwen  und  Waisen  von  Berufagenossen  zu  treffen. 
2.  Zur  Ausarbeitung  des  Statuts  für  diese  Stiftung  und  zur  Vorbe- 
reitung der  nothwendigen  Ermittelungen  wird  eine  Commission 
von  3  Mitgliedern  mit  dem  Rechte  der  Ergänzung  gewählt^  die 
der  nächsten  Hauptversammlung  abgeschlossene  Vorschläge  vor- 
zulegen hat. 

Herr  Steuerinspector  Fuchs  referirt  über  den  Antrag^  nachdem  er 
erklärt  hatte^  dass  er  sich  im  Hinblick  auf  die  vorgeschrittene  Zeit 
thnnlichst  kurz  fassen  werde^  wie  folgt: 

Zunächst  müsse  er  zugestehen^  dass  der  Antrag^  so  wie  er  gestellt 
sei,  nicht  angenommen  werden  könne^  weil  die  Voraussetzung  des 
Schlesischen  Landmesser-Vereins,  dass  das  Vereinsvermögen  10  000  Mk. 
betrage,  auf  einem  Irrthum  beruhte.  Er  ziehe  diesen  Antrag  daher 
zurück;  würde  aber  gleichwohl  die  Versammlung  bitten,  in  Erwägung 
zu  ziehen,  ob  nicht  Einrichtungen  zur  dauernden  Unterstützung  von 
Wittwen  der  Vereinsgenossen  geschaffen  werden  könnten  und  zur  näheren 
Prüfung  dieser  Frage  schon  jetzt  eine  Commission  bestellt  werden  sollte. 
Zu  wiederholten  Malen  hätten  sich  einzelne  Zweigvereine,  so  auch  der 
schlesische,  um  billiges  Gehör  für  nothleidende  Wittwen  bemüht.  Die 
CoUegen  hätten  diesen  Gesuchen  auch  wohlwollende  und  ergiebige  Folge 
gegeben,  wofür  Redner  auch  bei  diesem  Anlasse  herzlichst  danke,  aber 
auf  solchem  Wege  könne  immer  nur  momentane  Hülfe  gebracht  werden 
und  nach  kurzer  Zeit  müsse  die  Sorge  um  das  tägliche  Brod  neuerlich 
einziehen.  Es  frage  sich  also,  ob  nicht  Einrichtungen  Ar  eine  dauernde 
Hilfe,  für  die  Schaffung  neuer  Lebensbedingungen  möglich  seien.  Als 
unausführbar  dürfe  ein  derartiges  Vorgehen  schon  deshalb  nicht  be- 
zeichnet werden,  weil  von  anderen  grösseren  Vereinen  solche  Einrich- 
tungen bereits  ins  Leben  gerufen  seien.  Würde  es  gelingen,  dies  auch 
im  D.  G.-V.  in  die  Wege  zu  leiten,  so  werde  der  Verein  mit  Befrie- 
digung auf  sein  25 jähriges  Stiftungsfest  zurückblicken  können.  Redner 
setzt  sodann  auseinander,  dass  es  sich  zunächst  um  die  Einrichtung  von 
Heimathshäusern  handle,  wobei  aber  nicht  neue  Paläste  zu  bauen,  sondern 
vorhandene  Landhäuser  und  Schlösser,  wie  sie  im  Osten  des  Reiches 
vielfach  um  billigsten  Preis  zu  miethen  wären,  zu  benutzen  seien.  Arbeits- 
gelegenheit könne  durch  geeignete  Verbindung  mit  grösseren  Handels- 
bezw.  Waaren-Häusern  leicht  beschafft  werden.  Es  seien  also  keine  all- 
zugrossen  Summen  nöthig,  um  in  der  Sache  einen  Anfang  zu  machen. 
Würde  beispielsweise  durch  3  Jahre  der  Mitgliederbeitrag  von  6  auf 
7  Mk.  erhöht,  so  Hessen  sich  4200  Mk.  gewinnen  und  das  sei  vorerst 
ausreichend.  Den  kleinen  Beitrag  von  insgesammt  3  Mk.  könne  und 
werde  aber  Jeder  gewiss  gerne  für  solch  edlen  Zweck  leisten.  Redner 
beantragt  schliesslich,  eine  Commission  zu  wählen,  welche  die  Sache 
näher  zu  prüfen  und  der  nächsten  Hauptversammlung  bestimmte  Vor- 
schläge zu  unterbreiten  habe.  * 


582       Steppes.    Bericht  über  die  20.  Hauptversammluog  des  Deutschen 

College  Ott  sen  bemerkt:  Die  Beweggrtlnde  des  Schlesischen  Land- 
messer-Vereins seien  gewiss  Jedem  sympathisch;  man  müsse  sich  aber 
sagen^  dass  die  deutschen  Landmesser  so  weitgreifende  Pläne  nicht 
durchführen  könnten.  Auch  sei  die  Bedürfnissfrage  jedenfalls  zweifelhaft. 
Wenn  auch  wiederholt  Unterstützungen  erbeten  worden  seien,  so  seien 
das  doch  immer  Ausnahmsfälle.  Die  Lage  der  Landmesser  sei  jetzt 
eine  derartige,  dass  dieselben  in  der  Regel  für  ihre  Familien  selbst 
Vorsorge  treffen  könnten.  Aeltere  Wittwen  in  Heimathshäusem  zu  ver- 
sorgen, werde  also  wohl  selten  mehr  Anlass  gegeben  sein^  junge  Wittwen 
aber  gingen  überhaupt  nicht  in  ein  Heimathshaus,  weil  sie  sich  dem 
Leben  und  der  Aussicht  auf  Wiederverehelichung  nicht  völlig  entziehen 
wollten.     Redner  beantragt  Ablehnung  des  Vorschlages. 

Oberlandmesser  Heise  giebt  bekannt,  dass  der  Gegenstand  inner- 
halb des  Zweigvereines  zu  Münster  besprochen,  aber  gleichfalls  abgelehnt 
worden  sei.  In  ausserordentlichen  Fällen  könne  der  Verein  ohnedem 
unterstützend  eingreifen. 

College  Walraff  schliesst  sich  den  Ausführungen  des  Herrn 
Ott  sen  vollständig  an  und  beantragt  Uebergang  zur  Tagesordnung. 
Der  Uebergang  zur  Tagesordnung  wird  mit  grosser  Mehrheit  angenommen. 

Zum  Schlüsse  gab  der  Vorsitzende  das  Ergebniss  der  Neuwahl  be- 
kannt.    Dasselbe  war  folgendes : 

Vorsitzender:  Vermessungsdirector  Winckel  in  Altenburg  243  Stimmen 
Schriftfahrer  u.  Redacteur :  Steuerrath  Steppes  in  München  241         ^ 

Cassirer :    Oberlandmesser  Hüser   in  Cassel 243         ^ 

Redacteur:   Professor  Dr.  Jordan  in  Hannover 220         „ 

Verschiedene  Stimmübertragungen  mussten  als  ungiitig  erklärt  werden, 
weil  die  betreffenden  Stimmzettel  dem  Schriftfahrer  nicht  zur  Anerkennung 
vorgelegt  waren.  Das  Ergebniss  ist  dadurch  nicht  erheblich  beeinflusst 
worden.     Die  Oewählten  erklärten  sämmtlich   die  Annahme  der   Wa&l. 

Herr  Eammeringenieur  Vogel  er  giebt  der  Freude  Ausdruck,  dass 
der  Vorsitzende  das  Opfer,  sein  Amt  beizubehalten,  neuerlich  zu  bringen 
bereit  sei.  Er  müsse  dabei  aber  aufmerksam  machen,  dass  nach  §  7 
der  Geschäftsordnung  zwar  allen  übrigen  Mitgliedern  der  Vorstandschaft, 
nicht  aber  dem  Vorsitzenden  ein  festes  Berechnungsgeld  bewilligt  sei. 
Er  beantrage  daher,  dem  Vorsitzenden  das  gleiche  Berechnungsgeld  zu 
gewähren,  wie  dem  zweiten  Redacteur,  um  denselben  so  in  die  Lage 
zu  setzen,  sich  sein  mühevolles  Amt  einigermaassen  zu  erleichtem. 

Nachdem  der  Vorsitzende  die  Leitung  der  Versammlung  dem  Unter- 
fertigten übergeben  und  sich  für  die  Dauer  der  Berathung  dieses  ihn 
persönlich  berührenden  Antrages  aus  dem  Saale  entfernt  hatte,  beantragte 
Herr  Vermessungsdirector  Gerke,  die  früheren  Bestimmungen,  wonach 
auch  dem  Vorsitzenden  ein  festes  Berechnungsgeld  bewilligt  war,  wieder 
herzustellen.  Dem  gegenüber  machte  aber  Herr  Vogel  er  geltend,  dass 
das  frühere  Berechnungsgeld    für    die  heutigen  Verhältnisse  zu   niedrig 


Geometer- Vereins  zu  Dresden  am  2.  mit  5.  August  1896.  583 

sei.  Oberlandmesser  und  Vereinskassirer  Hüser  gab  bekannt,  dass  der 
beantragte  höhere  Betrag  ohne  Störung  des  Gleichgewichts  im  Vereins- 
haushalt geleistet  werden  könne. 

Nachdem  Herr  Kreisobergeometer  Rattin ger  Schluss  der  Debatte 
beantragt  hatte,  wurde  der  Antrag  des  Herrn  Vogeler,  das  nach  §  7 
lit.  a  dem  Schriftführer  zustehende  Berechnungsgeld  auch  dem  Vor- 
sitzenden zu  bewilligen,  einstimmig  angenommen. 

Nachdem  Vermessungsdirecktor  Winckel  den  Vorsitz  wieder  über- 
nommen und  für  den  eben  gefassten  Beschluss  gedankt  hatte,  wurde 
der  geschäftliche  Theil  der  Versammlung  geschlossen. 

Den  üebergang  zur  weiteren  Abwicklung  des  vergnüglichen  Theiles 
bildete  Nachmittags  3  Uhr  der  Besuch  des  mathematischen  Salons  im 
Zwinger,  woselbst  Herr  Professor  Pattenhausen  die  Versammlung  mit 
einem  interessanten  Vortrage:  „lieber  die  Geschichte  mathematischer 
Instrumente"  zu  erfreuen  die  Güte  hatte. 

Nachmittags  5  Uhr  fuhr  alles  mit  dem  Dampfer  nach  Loschwitz 
und  mit  der  äusserst  interessanten  Drahtseilbahn  auf  den  Louisenhof, 
wo  in  fröhlichem  Beisammensein  die  herrliche  Rundsicht  genossen  wurde. 
Gegen  Abend  erfolgte  die  Thalfahrt  auf  der  Drahtseilbahn  und  die 
Vereinigung  der  Theilnehmer  in  dem  Schillergarten  zu  Blasewitz.  Eine 
nicht  ganz  unerhebliche  Zahl  von  CoUegen  soll  auf  dem  Rückwege  der 
Versuchung  erlegen  sein,  auf  der  Vogelwiese  noch  die  'Hand  an  die 
Pulsader  des  Dresdener  Volkslebens  zu  legen. 

Als  wir  am  Mittwoch,  den  5.  August,  erwachten,  war  es  sofort  klar, 
dass  es  der  Umsicht  unseres  rührigen  Ortsausschusses  gelungen  war,  zu 
dem  Ausfluge  in  die  sächsische  Schweiz  den  meteorologisch  günstigsten 
der  Versammlungstage  auszuwählen.  So  fuhren  denn  die  Hunderte  von 
Damen  und  Herren  auf  dem  prächtig  bewimpelten  Dampfer  elbaufwärts 
längs  der  lachenden  Ufer  den  Bergen  zu  und  bei  immer  enger  sich 
schüessenden  Ufern  mitten  in  das  romantische  Gebirgsland.  In  Wehlen 
wurde  der  Dampfer  verlassen  und  durch  den  Wehlener  und  Uttewalder 
Grund  zu  der  berühmten  Bastei  gewandert.  Ein  herrlicher  Rundblick 
eröffnete  sich  hier  und  ein  kurzer  Rückfall  in  die  Fachwissenschaft  — 
Vorführung  von  Heliotropenlicht  —  füllte  die  Pause  bis  zum  Mittags- 
mahle. Während  desselben  gedachte  Herr  Director  Winckel  der  That- 
sache,  dass  in  dem  Lande,  welches  den  Verein  so  gastfreundlich  auf- 
genommen, politischer  Feiertag  sei,  indem  das  Wiegenfest  der  Königin 
Carola  gefeiert  werde.  Ihr  galt  das  erste  Hoch  der  Tafelrunde.  So- 
dann feierte  der  Berichterstatter  den  Vorsitzenden  V.-D, Winckel,  der 
nun  gerade  20  Jahre  an  der  Spitze  des  Vereins  stehe.  Zum  Ausdrucke 
des  Dankes  für  seine  vielen  Verdienste  wurde  ihm  ein  begeistertes  Hoch 
geweiht.  Die  gleiche  Begeisterung  erweckte  dag  Hoch,  welches  Herr 
Winckel  sodann  dem  Ortsausschusse  brachte,  welcher  an  dem  Gelingen 


584       Steppes.    Bericht  über  die  20.  Hauptversammlung  des  Deutschen 

des  schönen  Festes  das  nächste  und  grösste  Verdienst  besitze.  Herr 
Gommissionsrath  Michael;  culturtechnischer Bath  der  Generalcommission, 
dankte  Namens  des  Ortsausschusses  and  brachte  in  längerer,  dem 
Preise  coUegialen  Oemeinsinnes  gewidmeter  Rede  sein  Hoch  dem 
Deutschen  Geometer- Verein.  Herr  Renard  feierte  die  Damen  und 
Herr  Stadtgeometer  Fleckenstein  trank  auf  ein  frohes  Wieder- 
sehen in  Darmstadt.  Dazwischen  erfreute  Herr  Hofschauspieler  Senff- 
Georgi  die  Versammlung  durch  den  Vortrag  eines  patriotischen  Ge- 
dichtes von  Felix  Dahn,  und  einer  Parodie  auf  Schiller's  Handschuh  in 
sächsischer  Mundart.  Bald  folgte  dann  der  Aufbruch  und  die  Wanderung 
durch  die  an  alpine  Touren  erinnernden  Schwedenlöcher  und  den  Amsel- 
grund nach  Ratheu;  wo  am  schattigen  Eibufer  der  Dampfer  erwartet 
wurde.  Und  nun  die  Fahrt  stromabwärts  durch  den  niederdämmernden 
Abend;  eine  Fahrt,  auf  deren  ganzer  Dauer  durch  das  wahrhaft  Staunens- 
werthe  Entgengenkommen  der  üferbewohner  und  die  Fürsorge  der 
Dampfer- Gesellschaft  und  des  Ortsausschusses  kaum  wenige  Minuten 
vergingen,  ohne  dass  bengalische  Lichter^  Schattenspiel  am  Eönigstein^ 
Villenbeleuchtung,  Raketen  und  insbesondere  ein  Brillantfeuerwerk  am 
städtischen  Wasserwerk  Bilder  von  blendendstem  Reize  hervorzauberten. 
Noch  ein  Abschiedstrunk  in  Dresden  beim  Münchener  Löwenbräu,  dann 
wurde  das  Häuflein  der  Getreuen  immer  kleiner  und  das  schöne  Fest 
ging  zu  Ende. 

Wie  vor  22  Jahren  ein  Dresdener  Ortsausschuss  die  erste  in 
breiterem  Rahmen  veranstaltete  Versammlung  unseres  Vereins  in 
mustergiltigem  Verlaufe  vorbereitet  und  durchgeführt  hat,  so  gebührt 
dem  diesjährigen  Ortsausschusse  das  Verdienst,  das  25jährige  Wiegen- 
fest des  Vereins  in  einer  Weise  gestaltet  zu  haben,  wie  sie  würdiger 
in  ihrem  geschäftlichen  und  liebenswürdiger  in  ihrem  geselligen  Theile 
nicht  gedacht  werden  konnte. 

Ich  vermag  diesen  Bericht  nicht  zu  schli essen,  ohne  der  Fachaus- 
stellung zu  gedenken,  welche  von  der  Ausstellungscommission  Herrn 
Professor  Pattenhausen,  Herrn  Docent  Ehnert  und  Herrn  Präzisions- 
mechaniker Hey  de  zu  einer  wahren  Jubiläums  -  Ausstellung  gestaltet 
worden.  Es  ist  nicht  möglich,  hier  auf  die  einzelnen  Ausstellungsgegen- 
stände einzugehen;  aber  es  mögen  wenigstens  die  Namen  der  Aussteller 
dem  vom  Ortsausschüsse  herausgegebenen  Führer  entnommen  werden. 
Es  sind  dies: 

Staatsbehörden 
Königl.  Sachs.  Centralbureau  für  Steuervermessung,  Dresden. 

„  ^       Domainen-Vermessungs- Bureau,  Dresden. 

^  ^       Eisenbahn -Plankammer    des    Königl.    Finanz -Mini- 

steriums, Dresden. 

^  „       Forsteinrichtungsanstalt,  Dresden. 

„  ^       Geologische  Land^sanstalt,  Leipzig. 

„  „       Generalstab,  Topogr.  Bureau,  Dresden. 


Geometer- Vereins  zu  Dresden  am  2.  mit  5.  August  1896.  585 

Königl.  Sachs.  Kreishauptmannschaft  Dresden  als  Oeneralcommission 

für  Ablösungen  und  Gemeinheitstheilungen. 
Königl.  Preuss.  Landesaufnahme^  Trigonometrische  Abtheilung,  Berlin. 
Königl.  Sachs.  Strassenbau  -  Direction,  Dresden. 

^  „       Technische  Hochschule,   Geodätische  Sammlung   der 

Ingenieur-  Abtheilung. 
„  „       Technische   Hochschule,   Geodätische  Sammlung   der 

Hochbau  -  Abtheilung. 
„  „       Wasserbau  -  Direction,  Dresden. 

Städtische  Behörden. 

Stadt  -  Vermessungsamt  Altenburg ;  Stadt  -  Vermessungsamt  Cassel ; 
Stadtbauverwaltung  Chemnitz*  Stadtrath  zu  Crimmitschau ;  Rath  zu 
Dresden,  Stadt -Vermessungsamt;  Rath  zu  Dresden,  Tiefbauamt;  Bau - 
Deputation  zu  Hamburg;  Stadt -Vermessungsamt  Leipzig;  Magistrat  der 
Stadt  Magdeburg;    Stadtvermessnng  Zürich. 

Druckereien,  Verlagshandlungen. 

Craz  &  Gerlach,  Freiberg  i.  S. ;  R.  v.  Decker's  Verlag,  Berlin; 
Giesecke  &  Devrient,  Leipzig;  E.  A.  Seemann,  Leipzig;  P.  Stankiewicz. 
Berlin;    J.  Straube,  Berlin. 

Mat  he  mathisch-  mechanische  Institute. 

G.  Coradi,    Zürich;    Dennert   &  Pape,    Altona;    Grünberg  &  Co., 
Dresden;    Hentzschel   &  Meibuhr,    Lieben  werda;    G.   Hey  de,    Dresden 
A.  Meissner,  Berlin;    A.  Pessler,   Freiberg  i.  S.;    J.   Raschke,   Glogau 
R.  Reiss,  Liebenwerda;    Cl.   Rief  1er,    München;    £d.   Sprenger,  Berlin 
L.  Tesdorpf,  Stuttgart;    M.  Tischer,  Breslau. 

Private. 

Vermessungsdirector  Gerke,  Dresden;  verpfl.  Geometer  Henn 
Grossenhain;  Landmesser  Hofacker,  Düsseldorf;  Geometer  Erayl,  Stutt 
gart;  Geh.  Regierungsrath  Nagel,  Dresden;  Ingenieur  Pongs,  M.- Gladbach 
Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  Toepler,  Dresden;  verpfl.  Geometer  üeberall 
Dresden;    gepr.  Verm.  -  Ingenieur  Wolf,  Dresden;    Landmesser  Szelinski 

Nach  nun  23  jährigem  regelmässigen  Besuche  der  Vereinsversamm 
langen  glaube  ich  mein  Urtheil  tlber  die  Fachaustellungen,  voran  die 
diesjährige,  dahin  zusammenfassen  zu  sollen,  dass  meines  Erachtens 
jede  Verwaltung  ihre  Rechnung  finden  müsste,  welche  jeweils  einem 
Theil  ihrer  Beamten  den  Besuch  der  Ausstellungen  durch  Gewährung 
einer  entsprechenden  Reiseentschädigung  ermöglichen  würde. 

üffing  am  StaflPelsee,  im  August  1896.  Steppes. 


586       '  Personalnachrichten.  —  Fragekasten.  —  Fefalerbericfatigungen. 

Persofialnachrichteii. 

Königreich  Prenssen*  Finanzministerium.  Die  Rataster-Inspecto- 
ren^  Steuerräthe  Simon  zu  Mersebarg  und  Pie  hi  er  zu  Königs- 
berg i.  Pr.  sind  in  gleicher  Diensteigenschaft  nach  Koblenz  bezw. 
Merseburg  versetzt. 

Die  Kataster -Controleure^  Steuer- Inspectoren  Bolkenius  zu  Ahr- 
weiler und  Eber  hart  zu  Altenkirchen  sind  in  gleicher  Diensteigenscliaft 
nach  Neuwied  bezw.  Ahrweiler  versetzt;  desgl.  die  Kataster  -  Controleure 
Riediger  zu  Neutomischel  und  Hermann  Krtlger  zu  Neuhaus  a.  0. 
nach  Altenkirchen  bezw.  Neutomischel. 

Der  Kataster -Landmesser  Zachariae  in  Breslau  ist  zum  Kataster- 
Controleur  in  Neuhaus  a.  0.  bestellt  worden. 

KSnigreicIl  Bayern*  Die  Stelle  eines  Vorstandes  der  Messnngs- 
behörde  Neunburg  v.  W.  wurde  dem  Katastergeometer  Andreas 
Schleussinger  in  München  auf  Ansuchen  unter  Ernennung  zum  Be- 
zirksgeometer  2.  Klasse  verliehen. 


Fragekasteji. 

„Sind  die  fttr  die  GeneraUCommissions-Landmesser  alljähriich  etats- 
mässig  festgestellten  Amtskostenentschädigungen,  welche  denselben  haupt- 
sächlich nur  zur  Verzinsung  fttr  die  zur  Anschaffung  ihrer  geometrischen 
Instrumente  aufgewandten  Gelder  und  für  die  Kosten  der  Unterhaltung 
dieser  Instrumente  gewährt  werden^  nicht  Dienstemolumente  im 
Sinne  des  preuss.  Pensionsgesetzes^  welche  bei  d^r  Pensionimng 
der  betreffenden  Beamten  mit  in  Anrechnung  kommen  müssen?  Es  ist 
dabei  in  Betracht  zu  ziehen^  dass  den  Oeneral-Commissions-Landmessern 
seitens  ihrer  Behörde  die  Verpflichtung  auferlegt  wird,  die  theuren 
geometrischen  Instrumente  aus  eigenem  Vermögen  sich  anzuschaffen^ 
während  den  Katasterbeamten  sowie  den  Eisenbahn-Landmessern  alle 
nöthigen  Instrumente  bei  Ausübung  ihres  Dienstes  unentgeltlich  behörd- 
licherseits gestellt  werden.^ 


Fehler-Berichtigungen. 

In  dem  Artikel  „lieber  Schätzungsgenauigkeit  an  Nivellir-  und  Distanz- 

scalen^,  in  Heft  15 

Seite  466;  Zeile  4  v.  o.  lies  Minimal-  anstatt  Maximalfehler. 

ü  a 

„      470      „      6  V,  u.     „    ~y^  anstatt  -^^. 

Nastäiten,  den  30.  Jali  1896.  C.  Wagner. 

Inhalt. 

GrSssere  Miitheilungen :  Bericht  über  die  20.  Hauptversammlung  des  Deutschen 
Geometer- Vereins  zu  Dresden  am  2.  mit  5.  August  1896,  von  Steppes.  ^ 
Personalnachrichten.  —  Fragekasten.  —  Fehlerberichtigungen.  —  Beilage  zum  Festbe- 
richte über  die  20.  Hauptversammlung. 

Verlag  von  Konrad  Wittwer  Stattgart  —  Druck  von  Gebrüder  Jänecke  in  Uannover. 


iBllttöB  p  |B|lb£rifttB  to  W  20.  P(inli£niBrfinninliiu0. 


glnfpradje 


bes 

^ärgermeißers  ber  „aCten  ^adf"  in  5)rej56en  jur  58^" 
grügung  6er  ®§etCne^mer  bex  XX.  "^erfcwtmCung  6eö 

^euifc^en  geometer  «^erehtö. 


^ 


Cretet  nur  näljcr,  iDertlje  (ßäfte 
Un6  fct6  tDtlHommen  mir  aufs  befle! 
herein,  ^ift  Efetten  (ßcometer, 
2tuf  (Eudj  ^ot  lang  gemartet  3^^*^« 
3nt  Hamen  unfrer  alten  Sta6t 
Darf  i^  ^in5u  noc^  fe^n.: 
Die  Bürgerf^aft,  6er  ZlTagijteat 
XDiffen  (Eu^  ^oc^  5U  fc^ä^en. 

Denn  3^^  b^^i^t  6ie  ^aixb^xfta^t 
Die  IDelt  5U  überseugen; 
X?or  feiner  andern  IDiffenfdjaft 
2Huf  je6er  f  0  fidj  beugen, 
IDie  por  6er  ZlXat^ematifa  — 
Da  giebfs  nidft  Kniff  un6  praftifa. 

Den  Haum  6es  gansen  €r6enrun6 
©iebt  uns  6er  (ßeometer 
IXlxt  fefter  Ueberjeugung  fun6 
©enau  aufs  Kilometer; 
€r  weif  6as  fleinfte  Stücfc^en  ^eI6 
Der  Bauern  auf jufin6en, 
€s  giebt  fein  ^lecfc^en  in  6er  H)elt, 
Das  er  nic^t  fönnf  ergrün6en. 

Iln6  bodi,  alln)iffen6  ift  er  nidjt; 
Der  irret  I^euf,  6er  morgen  — 
Cfjat  er  im  2tmt  auc^  feine  Pflicht 
©iebt's  6oc^  noc^  an6ere  Sorgen! 
So  Zltand/er  mif t  mit  2td/  un6  H)el? 
Den  leeren  Haum  im  Portemonaie 
Un6  fin6et:  juft  in  6em  Quartal 
3ft  grof  6er  Dürft  —  6ie  Kaffe  fc^mal. 


Darübet  fe^t  man  jtc^  tjintücg, 
Dodj  Ptele  ifabtn  gröferes  P^i)  — 
IDenn  pIö^Kdf  fie  erfdjau'n  mit  Schmers 
Den  Cruginljalt  im  IDeibertyers  — 
2tls  2Ttä6djen  trar  fie  fanft  un6  jart, 
Tils  ^vau  voxxb  fie  gan5  an6*rer  2trt: 
Der  ©eometer  mift  mit  ©raus 
Den  2tbftan6  bei6er  fersen  aus; 
VOolfl  i^m,  fann  er's  5um  ^kk  füljrett, 
Den  2tbgrun6  bann  yx  nipelliren.  — 

Dodf  ^eut'  pergeffet  alles  £ei5; 
Un6  roei^t  (Eud;  %ani  6er  ^rd^Iic^teit ; 
Denft  nic^t:  ein  Crunf  fei  £after. 
Des  2trcljime6es  ^^uberfraft 
IDir6  ftc^  üon  felbfl  ent^üQcn, 
£aft  ^ift  mit  IDein  un6  (ßerftenfaft 
Hur  erft  öie  ißläfer  füllen,  — 
Dann  sieljen  „Parallelen"  ftc^ 
©etjeimnif poller  IDeife, 
«Cangenten''  gel?'n  pon  ©fc^  $u  Cifc^ 
Durc^  l:ieitere  ^reun6es=«Kreife!" 


5(^aufptelcr  am  Stabt^Cf^eater  in  <£ljemniö. 


587 

ZEITSCHRIFT  for  VERMESSUNGSWESEN. 

Organ  des  Deutschen  Geometervereins. 

Herausgegeben  von 

Dr.  W.  Jordan,  und  0.  Steppes, 

Professor   in    Hannover  Steuer-Rath.in  München. 

^ 

1896.  Heft  19.  BaBd  XXV. 

^    1.  October.    »^- — 


Ueber  die  Entwickelung  des   deutschen  Vermessungs- 
wesens im  19.  Jahrhundert. 

Festrede  von  Professor  Jordan    zur  Feier  des  25  jährigen    Jubiläums   des 
Deutschen  Geometer- Vereins  am  3.  August  1896  in  Dresden. 


An  dem  Tage,  an  welchem  unser  Verein  das  25  jährige  Jübiiäam 
seines  Bestehens  feiert,  geziemt.es  sich^  surückzublicken  nicht  bloss  auf 
diese  25  Jahre,  sondern  noch  weiter  auf  4en  Anfang  di^eajahri^nnderts, 
mit  welchem  die  heutige  deutsche  wissenGichaftliche  Feld-  und  Land- 
messnng  ihren  Ursprung  genommen  hat. 

Der  allgemeine  Aufschwung  des  nationalen  Lebens  nach  den  schweren 
Kriegen  am  Schlüsse  des  vorigen  und  am  Anfang  dieses  Jahrhunderts 
und  die  lange  darauf  folgende  Friedenszeit,  hat,  wie  vielen  anderen 
Kulturarbeiten,  so  auch  unserer  Wissenschaft  den  Nährboden  bereitet, 
auf  dem  sie  als  ein  fast  neues  Werk  gedeihen  und  wachsen  konnte, 
denn  alles,  was  aus  dem  vorigen  Jahrhundert  an  Karten,  Plänen  und 
geographischen  Messungen  in  Deutschland  stammt,  komnit  gegen  die 
neuen  Werke  dieses  Jahrhunderts  nicht  mehr  in  Betracht. 

Wir  können  diese  lange  Periode  in  zwei  Epochen  eintheilen,  die 
erste  vom  Anfang  bis  zur  Mitte,  mit  Bohnenberger  und  Soldner  als 
Führern,  kann  die  süddeutsche,  und  die  zweite,  von  der  Mitte  bis  heute, 
welche  an  die  Namen  Gauss,  Bessel,  Baeyer  geknüpft  ist,  kann 
die  norddeutsche  Epoche  genannt  werden. 

Dass  die  süddeutschen  Staaten  vorangingen,  ist,  abgesehen  von  den 
geodätischen  Kräften,  auch  begreiflich  durch  die  dort  trotz  der  Kriegs- 
zeiten früher  ruhig  gewordenen  staatlichen  Zustände  und  zweitens  aus 
dem  Umstände,  dass  Staaten  von  mittlerer  Grösse  der  Entwicklung  von 
Landesvermessungen  günstiger  zu  sein  scheinen,  als  Grossstaaten  oder 
als  ganz  kleine  Gebiete. 

Eine  einheitliche  Vermessungswissenschaft,  wie  sie  jetzt  in  aka- 
demischen Vorträgen,  in  Büchern  und  in  Zeitschriften  sich  heraus- 
crystallisirt  hat,    gab   es  am  Anfange   unserer  Periode  noch  nicht;  fast 

Zeitschrift  für  Vermessangswesen  1896.   Heft  19.  38 


588  Jordan,    lieber  die  Entwickelnng  des  deutschen 

in  jedem  Staate  wurde  von  vorn  angefangen,  theilweise  ursprünglich 
nach  fremden  Mustern,  aber  bald  allenthalben  aus  eigener  Kraft  und 
wissenschaftlicher  Begeisterung.  Die  wissenschaftlichen  Kräfte  kamen 
aus  allen  Berufsklassen,  aus  dem  Militär,  aus  Baukunde,  Astronomie, 
Mathematik,  sogar  aus  Theologie  (Bohnenberger)  und  Jurisprudenz 
(Paschen)  und  so  kam  es,  dass  die  deutschen  Landesvermessungen  das 
bunteste  Bild  der  geodätischen  Entstehung  und  Entwicklung  bieten,  dass 
z.  B.  in  einem  Lande  mit  Flurkarten,  im  anderen  Lande  mit  Topo- 
graphie begonnen  wurde,  dass  hier  der  Winkelmesser,  dort  der  Messtisch, 
an  anderem  Orte  der  magnetische  Compass  und  die  Messkette  bevorzugt 
wurde  u.  s.  w.  und  dass  heute  noch  in  dem  einen  Staate  etwas  als 
vorzüglich  und  unersetzlich  gilt,  das  im  anderen  Staate  abfällig  beurtheilt 
und  bei  Seite  gesetzt  wird.  Namentlich  hat  sich  eine  geodätische  Main- 
linie zwischen  Süd  und  Nord,  ähnlich  wie  die  frühere  politische  Main- 
linie, gebildet,  und  im  gewissen  Sinne  bis  heute  erhalten. 

Die  Ursprünge  unseres  Faches  sind  auf  den  verschiedensteu  Gebieten 
zu  suchen;  dazu  gehören  namentlich: 

1)  Kriegswissenschaft  zur  Truppenführung, 

2)  Astronomie  und  wissenschaftliche  Erdmessung, 

3)  Orundsteuerverwaltung  und  ältere  Feldmessung, 

4)  Bau-  und  Kultur-Ingenieurwesen. 

Wir  betrachten  diese  Zweige  zunächst  einzeln: 

Militärische  Anfnahmen. 

In  fast  alien  Staaten  hat  das  dringende  Bedürfniss  von  Karten  zur 
Truppenführung  die  Topographie  mit  grundlegenden  Triangulirungen  in 
militärische  Hände  gebracht;  es  genügt  dazu  an  die  preussische  Landes- 
aufnahme zu  erinnern,  welche  heute  durchaus  nicht  mehr  vorwiegend 
militärischen  Zwecken  dienend,  doch  noch  ganz  vom  Generalstab  geleitet 
und  von  Offizieren  und  militärischen  Beamten  ausgeführt  wird. 

Die  Soldaten  waren  die  ersten,  welche,  von  der  Noth  gedrängt, 
Karten  machen  lernten;  und  aus  ursprünglich  rohen  Schätzungs-  und 
Augenmaassaufnahmen  hat  sich  die  militärische  Topographie  im  Laufe 
der  Zeit  zu  einer  Feinheit  entwickelt,  dass  m^n  heute  unter  ^General- 
stabskarten^ die  besten  Karten  zu  verstehen  pflegt,  und  dass  in  Preussen 
heute  noch  auch  die  Civilverwaltungen  ihre  Bedürfnisse  in  den  Generalstabs- 
karten zu  befriedigen  suchen. 

Auch  auf  wissenschaftlich  geodätischem  Gebiete  glänzen  militärische 
Namen,  z.  B.  Baeyer,  Schreiber,  im  schönsten  Lichte. 

Wenn  auch  die  ganze  Entwicklung  der  Militärvermessungen  der 
letzten  Jahrzehnte  die  Tendenz  gezeigt  hat,  einzelne  Theile  vom  Militär 
an  die  Civilbehörde  abzugeben,  so  ist  doch  die  höchste  Leitung  der 
Topographie  und  der  Kartographie  so  innig  mit  der  Landeaver- 
theidigung  verwachsen,  dass  kein  Kriegsminister  eines  Grossstaates  diese 
aus  der  Hand  geben  wird. 


VermessangBweseiis  im  19.  Jahrhundert.  5g9 

Astronomie  and  Erdmessnng. 

Die  Erde  als  Ganzes  zu  messen^  frflher  als  Kugel,  dann  als  Ellip- 
soid, jetzt  als  Geoidy  ist  eine  Aufgabe  wttrdtg  der  höchsten  Anspannung 
aller  wissenschaftlichen  und  technischen  Kräfte  der  Menschheit;  and  von 
den  Erdmessern  haben  auch  die  Land-  und  Feldmesser,  welche  nur 
Länder,  Städte  und  Feldmarken  als  bescheidene  Theile  der  Mutter  Erde 
messen  wollen,  einen  guten  Theil  ihrer  feineren  Messungs-  und  Rechnungs- 
methoden gelernt,  indem  die  grossen  Gelehrten,  welche  zuerst  nur  die 
Erde  messen  wollten,  entweder  selbst  zur  Landmessung  übergingen,  oder 
wenigstens  ihre  Methode  vererbten.  So  war  es  aller  Orten  mit  den 
Koryphäen  unseres  Faches,  z.  B.  Snellius,  Delambre,  Bessel,  Gauss. 

Als  Gauss  in  der  Einsamkeit  der  Lttneburger  Heide  die  Winkel  zu 
seiner  Göttingen-Altonaer  Gradmessung  maass,  ging  seinem  mathematischen 
Universalgenie  alsbald  auch  der  Sinn  auf  für  die  landmesserische  Seite 
dieser  Art  von  Beobachtungen.  Auf  jenen  einsamen  Heide-Stationen 
sind  die  Ursprünge  zu  suchen  der  beiden  mathematisch  -  geodätischen 
Kleinode,  welche  den  Ruhm  der  deutschen  Geodäsie  ausmachen,  d.  i. 
die  Ausgleichung  der  Beobachtungsfehler  in  den  Dreiecksnetzen  nach  der 
Methode  der  kleinsten  Quadrate  und  die  conforme  Abbildung  der  krummen 
ellipsoidischen  Erdoberfläche  auf  die  Kugel  und  auf  die  Ebene,  sowie 
die  allgemeine  Theorie  der  krummen  Flächen. 

Der  Erdmessung  verdanken  wir  in  Preussen  die  höchste  wissen- 
schaftliche geodätische  Behörde,  das  geodätische  Institut,  dessen  Ruhm 
und  unbestrittene  wissenschaftliche  Autorität  alle  Kulturländer  der  Erde 
umfasst;  aber  die  amtlichen  Gliederungen  des  Grossstaates  haben  es  so 
gefügt,  dass  zur  Zeit  der  befruchtende  wissenschaftliche  Strom  nur  auf 
mittelbarem  Wege  von  der  Erdmessung  zur  Land-  und  Feldmessung  fliesst. 

Was  die  mit  der  Erdmessnng  innig  verbundene  Astronomie  betrifft, 
so  ist  die  Schärfe  der  messenden  und  rechnenden  Methoden  zweifellos 
von  der  Astronomie  zu  uns  gekommen,  und  ähnlich  wie  im  Mittelalter 
die  Wissenschaft  als  ancilla  theologiae  bezeichnet  wurde,  war  es 
auch  früher  z.  Th.  im  Verhältniss  zwischen  Geodäsie  und  Astronomie, 
und  jedenfalls  gab  es  eine  Zeit,  da  man  glaubte,  scharfes  und  umfassendes 
Zahlenrechnen  nur  auf  Sternwarten  lernen  zu  können,  während  heute  die 
Geodäsie  der  Dreiecksnetze  und  ähnliches,  die  beste  Schulung  für  mathe- 
matisches Rechnen  ist. 

Eatastervermessung. 

'  Es  ist  ein  eigenthümliches  Schicksal,  dass  die  genauesten  Aufnahmen 
die  wir  heute  haben,  in  welchen  jedes  Quadratmeter  von  Grund  und 
Boden  und  jede  Grenzfurche  dargestellt  wird,  ursprünglich  lediglich  wegen 
der  staatlichen  Besteuerung  des  Grundeigenthums  unternommen  worden 
sind,  so  dass  in  den  meisten  Staaten  diese  wichtigsten  Messungen  noch 
unter  dem  Finanzministerium  stehen,  das  doch  mit  Technik  und  mit 
geometrischer  Mathematik  sonst  nichts  zu  thun  hat. 

38* 


590  Jordan.    Ueber  die  Entwickelnng  des  deutschen 

Die  Katastermessungen  sind  nach  Auadelinaiigy  Maassstab  und  Kosten- 
aufwand bei  weitem  die  bedeutendsten  geworden,  sie  und  die  nahe  ver- 
wandten Flurzusammenlegungen  sind  der  Nährboden  ftlr  den  grossen 
Stamm  der  Feld-  und  Landmesser  tlberhaupt^  namentlich  in  solchen  Staaten 
in  welchen  Topographie  und  Erdmessung  besonders  abgezweigt  sind.  Die 
Katastermessungen  haben  die  Messungs-  und  Rechnungsmethoden  für 
Kartirung  und  Flächenbestimmang  ausserordentlich  ausgebildet^  der  wohl- 
organisirte  Arbeitsbetrieb,  das  sogenannte  Arbeiten  ,yom  Grossen  ins  Kleine, 
das  langjährige  Ausfeilen  aller  kleinen  Messungs-  und  Rechenhülfen  hat  es 
dahin  gebracht,  dass  die  hunderttausende  von  Parcellen  in  Städten  und 
Feldmarken  so  zu  sagen  fabrikmässig  gemessen,  berechnet  und  kartirt 
werden,  in  einer  Weise,  dass  die  Kosten  gegen  die  vergleichsweise  be- 
trachtete  Einzelaufnahme   aller  Parcellen   fast  verschwindend  werden. 

Die  Katastermessungen  sind  über  ihren  ersten  Zweck,  gerechte 
Steuervertheilung,  im  Laufe  der  Zeit  weit  hinausgewachsen.  Man  hat 
gefunden,  dass  solche  grosse  Aufnahmen  als  Grundlage  aller  anderen 
Karten  gebraucht  werden  können,  dass  sich  darauf  die  besten  topo- 
graphischen Karten,  Vorarbeiten  für  Strassen-  und  Eisenbahnbau,  Strom- 
karten   und   vieles  andere  vortrefflich  gründen  lassen. 

Eine  wichtige  Frage  hat  sich  hieran  aus  anderem  Gebiete  ange- 
schlossen, die  Rechtsfrage  mit  den  örtlichen  Versicherungen  aller 
Grenzmarken  und  mit  der  Grundbuchsanlage  durch  Eintragung  aller 
ideellen  Werthbestimmungen.  Man  hat  gefunden,  dass  die  Kataster- 
karten in  Verbindung  mit  dem  Grundbuche  das  beste  Mittel  zur  Rechts- 
sicherheit bei  Käufen  und  Hypotheken  sind. 

Aber  ein  letztes  Ziel,  beweiskräftige  Grandkarten  mit  rechts- 
kräftigen Grenzzeichnungen  und  Flächenangaben,  sind  bis  heute  frommer 
Wunsch  geblieben,  und  ebenso  liegt  auch  die  Vermarkung  der  Grund- 
stücke noch  im  Argen,  indem  dafür  nur  in  wenigen  Staaten  die  nöthigen 
Gesetze  bestehen. 

Eine  letzte  Werthsteigerung  kann  man.  den  Katasteraufiiahmen 
und  Flurkarten  zu  Theil  werden  lassen,  dadarch,  dass  man  dieselben 
vervielfältigt  und  der  Oeffentlichkeit  übergiebt,  wie  in  den  zwei  Stamm- 
ländern Bayern  und  Württemberg  geschehen  ist,  und  wenn  man  vollends 
wie  in  Württemberg  den  letzten  Schritt  thut,  nämlich  die  Flurkarten 
1 :  2500  mit  Höhenzahlen  und  mit  Horizontalcurven  zu  versehen,  so  hat 
man  damit  eine  Universalkarte  des  Landes,  welche  den  kühnsten  Wünschen 
genügen  muss.  (Vergl.  Schlebach,  Mittheilungen  über  die  Höhenanfnahme 
in  Württemberg  in  1 :  2500  und  die  Herstellung  einer  topographischen 
Karte  in  1:25  000,  Zeitschr.  f.  Verm.  1896,  8.  353—361). 

Ingenienr  -  Messungen. 

Mit   diesen  Flurkartenergänzungen   durch  Höhenaufnahmen  kommen 
wir  auch  zu  unserem  vierten  Theile; 


Vermessungswesens  im  19.  Jahrhundert.  591 

Der  Feldmesser  im  gewöhnlichen  Sinne  lieferte  meist  nur  .Lage- 
pläne. Der  Strassen-^  Wasser**  und  Eisenbahnbauer,  der  Kulturingenieur 
etc.  misst  dazu  auch  die  Höhen,  er  nivellirt  und  tachymetrirt. 

Das  Nivelliren,  noch  vor  50  Jahren  wenig  entwickelt  und  unter- 
schätzt, hat  namentlich  durch  den  Eisenbahn-  und  Wasserbau  seine 
grosse  Schärfe  praktisch  bewiesen,  hat  das  trigonometrische  Höhenmessen 
grossen  Theils  verdrängt  und  ist  seit  30  Jahren  ein  wichtiger  Theil 
der  internationalen  Erdmessung  geworden.  Auch  das  barometrische 
Höhenmessen  hat  in  den  letzten  Jahrzehnten  einen  gewaltigen  Aufschwung 
genommen  durch  die  Erfindung  der  Federbarometer  oder  Aneroide; 
und  eine  andere  Höhenaufnahmsart  ist  hiermit  zu  erwähnen,  die  so^ 
genannte  Tachymetrie,  welche  zwar  schon  älteren  Ursprungs  ist,  aber 
auch  erst  in  den  letzten  Jahrzehnten  genügend  allseitig  gewürdigt  und 
durch  mancherlei  Httlfsmittel  zur  vollen  Entwicklung  gebracht  worden  ist. 

Diese  Messungsarten  haben  auch  Aussicht,  die  früher  aufischliesslich 
als  Militärangelegenheit  betrachtete  Herstellung  topographischer  Karten 
in  neue  Bahnen  zu  lenken. 


Dieses  ist  ein  Ueberblick  über  die  Herkunft  und  die  Gliederung 
unserer  Wissenschaft  im  Qanzen,  deren  Entwickelungsgeschichte  in 
diesem  Jahrhundert  in  den  einzelnen  Staaten  zu  verfolgen  wir  ver- 
suchen    wollen: 

Die  Südstaaten  Bayern  und  Württemberg  unter  Soldner.  und  Bohnen- 
berger  haben  die  erste  Bahn  gebrochen,  sie  haben  zusammenhängende 
Triangulirungen  mit  einheitlichen  rechtwinkligen  Gjoordinaten  eingeführt, 
ihre  Karten  im  ganzen  Lande  in  1:5000  und  1:2500  litfaographirt, 
feine  Instrumente  gebaut,  eine  selbstständige  Litteratur  hervorgebracht, 
kurz  ein  erstes  geodätisches  Centrum  geschaffen.  Baden  und  Hessen 
hatten  aus  eigener  Kraft  angefangen,  sind  aber  doch  in  ihrer  weiteren 
Entwickelung  der  süddeutschen  Qruppe  zuzuzählen.  Baden  hat  den 
Ruhm  der  ersten  genauen  topographischen  Karte  mit  Horizontalcurven, 
und  später  das  Verdienst  einer  für  viele  andere  Länder  mustergültig  ge- 
wordenen Katastervermessung.  Die  beiden  Hessen  glänzen  durch  früh- 
zeitige schöne  Topographie. 

Der  Weg  weiter  nördlich  führt  in  zwei  Länder,  Hannover  und 
Braunschweig,  die  zwar  keine  gründlichen  und  umfassenden  Aufnahmen 
aber  eine  geistige  geodätische  Kraft  hervorgebracht,  und  zur  Ent- 
wickelang gebracht  haben,  den  grossen  G-auss,  welcher  für  die 
Theorie  der  ]^rd-  und  Landmessung  mehr  geleistet  hat  als  Jahrhunderte 
vor  ihm  und  bis  jetzt  als  ein  halbes  Jahrhundert  nach  ihm. 

Der  Grossstaat  Preussen  blieb  zwar  im  Ganzen  anfänglich  zurück, 
hat  aber  in   den  Rheinlanden   schon    frühzeitig  Katasteraufnahmen  ge- 


592  Jordan,    lieber  die  Entwickeiuog  des  deutschen 

macht,  und  in  späterer  Zeit  anch  in  den  Stammlanden  zur  Weiterentwicklung 
der  Katastervermessmigen  viel  beigetragen.  Namentlich  aber  hat 
Preussen  seinen  Theil  an  der  Geodäsie  reichlich  nachgeholt  dnrch  die 
Bessel  -  Baeyerschen  Werke  mit  der  anschliessenden  heutigen  Landes- 
triangulirung  und  schliesslich  durch  die  unsterbliche  Schaffung  der 
internationalen  Erdmessung. 

Das  Land  Sachsen,  das  uns  heute  gastlich  aufnimmt^  hat  seinen 
Tribut  geleistet  durch  die  schon  in  früheren  Jahrhunderten  bewiesene 
Meisterschaft  in  der  Aufnahme  und  Zeichnung  topographischer  Karten, 
welche  ihren  Glanzpunkt  in  der  Lehmann^schen  Bergschraffirnng  gefunden 
hat,  und  in  neuester  Zeit  durch  eine  Landestriangulirung,  welche  an 
Genauigkeit  alles  vorher  Dagewesene  hinter  sich  gelassen  hat. 

Mecklenburg  hat  das  Verdienst,  das  Princip  der  conformen 
Coordinaten- Projection  in  seiner  Landestriangulirung  theoretisch  und 
praktisch  erhalten  zu  haben  als  einziges  deutsches  Land. 

Oldenburg  hat  als  erster  der  norddeutschen  Staaten  einheitliche 
sphärische  Coordinaten  und  polygonale  Züge  eingeführt. 

Kurz  alle  Theilländer  unseres  Vaterlandes,  welche  hier  unmöglich 
alle  genannt  werden  können,  haben  ihren  Theil  dazu  beigetragen,  dass 
unser  Gesammtvaterland  im  Besitze  einer  Summe  von  Erfahrungen  und 
Kenntnissen  über  Landmessung  ist,  wie  kein  anderes  Land  der  Erde, 
und  es  liegt  hier  einer  der  wenigen  Fälle  vor,  dass  unsere  sonst  so 
unglücklich  gewirkt  habende  staatliche  Zersplitterung  zum  Segen 
geworden  ist. 

Neben  der  vorstehenden  Entwickelung  von  Süd  nach  Nord  besteht 
eine  zweite  eigenthümliche  Entwickelungsbewegung  von  West  nach  Ost, 
die  sich  an  die  Instrumente  Messstisch  und  Theodolit  und  an  die  poly- 
gonalen Züge  knüpft. 

Der  Streit  Messtisch  -  Theodolit,  welcher  noch  in  den  Anfangs- 
jahren unseres  Vereins  die  Geister  bewegte,  kann  jetzt  als  ausgefochten 
gelten  zu  Gunsten  des  Winkelmessens  und  des  Rechnens  mit  sin  und  cos 
wenigstens  was  eigentlich  genaue  Messungen  für  Kataster  u.  s.  w.  be- 
trifft ;  aber  zu  Anfang  des  Jahrhunderts  lag  die  Sache  gerade  umgekehrt. 
Für  Kataster  war  in  Bayern,  Württemberg,  Sachsen  und  für  Topographie 
auch  in  Baden  und  Preussen  der  Messtisch  allmächtig  und  was  heute 
als  wesentlichstes  Element  aller  genauer  Einzelmessungen  gilt,  die 
Theodolit -Polygonalzttge,  das  wurde  etwa  1810 — 1820  im  äussersten 
Westen  geschaffen,  in  den  preussischen  Rheinlanden  und  in  Hessen, 
und  diese  Züge  eroberten  sich  allmählich  Oldenburg,  Baden,  Württemberg 
Bayern  und  Altpreussen.  Der  bayerisch -schwäbische  Ruhm  an  1820 
bis  1840  wird  durch  die  Verspätung  in  der  Einführung  der  Polygonzflge 
wieder  beeinträchtigt. 


VermeBSungswesens  im  19.  Jahrhundert.  59g 

Coordinaten-Systeme. 

Ein  wichtiges  Element  in  der  Entwickelungsgeschichte  unseres  Faches 
bilden  auch  die  Coordinaten-Systeme. 

So  lange  jede  Stadt  oder  Feldmark  lediglich  in  sich  selbst  als 
Ganzes  behandelt  und  gemessen  wurde^  lieferte  die  Feldmessung  zwar 
ein  Gonglomerat  von  Einzelplänen  aber  keine  zusammenhängende  Landes^^ 
Vermessung.  Die  schönsten  Proben  der  Grenzanschlttsse  Hess  man  sich 
entgehen^  und  die  militärischen  Topographen  hatten  ein  Recht,  auf 
solches  Stück-  und  Flickwerk  geringschätzend  herabzusehen,  und  die 
mathematisch -geodätisch  orientirte  Generalstabskarte  als  einziges  wissen- 
schaftliches Kartenwerk  zu  preisen. 

Sobald  man  aber  anfing,  die  Stadt-  und  Gemeindekarten  innerhalb 
ganzer  Länder  oder  Provinzen  triangulatorisch  in  grosse  Coord inaten- 
Systeme  zu  fassen,  und  dadurch  weite  Gebiete  von  Localmessungen 
unter  sich  und  mit  geographischen  Längen  und  Breiten  in  Bezug  zu 
setzen,  sind  die  Feld-  und  Landmessungen  plötzlich  um  eine  hohe 
Stufe  im  wissenschaftlichen  Range  gestiegen,  und  allen  anderen  Messungen 
überlegen  geworden. 

Diesen  wichtigen  Schritt  haben  zuerst  in  consequenter  Weise  die 
deutschen  Südstaaten  gethan,  sie  haben  dadurch  die  ersten  Verbindungen 
zwischen  der  mathematischen  höheren  Geodäsie  und  der  niederen  Feld- 
messung hergestellt. 

Ein  bayerischer  Geodät  aus  dem  Anfang  unseres  Jahrhunderts, 
Soldner,  hat  hieraus  einen  Ruhm  erworben,  der  seinen  Namen  in 
inniger  Verbindung  mit  diesen  Verhältnissen  bis  heute  erhalten  hat^ 
obgleich  Soldner  die  nach  ihm  benannten  rechtwinkligen  Coordinaten 
durchaus  nicht  ursprünglich  selbst  erfunden,  sondern  nach  französischen 
Vorgängen  übernommen  hat,  und  obgleich  diese  Coordinaten  durchaus 
nicht  mehr  die  besten  sind.  Aber  Soldner  und  sein  schwäbischer  Nachbar 
Bohnenberger  haben  die  grosse  praktische  Bedeutung  solcher  Coordinaten 
mit  richtigem  Bücke  erfasst,  die  mathematische  Theorie  derselben  weiter 
entwickelt  und  auf  alle  praktischen  Fälle  angewendet,  und  die  Sache 
so  ins  einzelne  ausgearbeitet,  dass  die  süddeutschen  Vermessungen  sich 
schon  früh  einer  Klarheit  und  Ordnung  erfreuten,  welche  man  damals 
anderwärts  noch  nicht  kannte. 

Bohnenberger's  Veröffentlichung  hierüber  vom  Jahre  1826  hat  auf 
weite  Kreise  aufklärend  und  anregend  gewirkt. 

Baden,  welches  anfänglich  nur  ebene  Coordinaten  gehabt  hatte  und 
auch  Hessen  haben  sich  dem  Bayerisch- Württemb.  Verfahren  an- 
geschlossen. 

Es   sind  auch   zwei  Länder  zu  nennen,   welche   ebenfalls   schon  in 
den    ersten    Jahrzehnten   des   Jahrhunderts   solche   oder    ähnliche    Coor- 
dinaten   hatten,   nämlich    die   preussischen   Rheinlande    und    Oldenburg 
aber  es  sind    keine   Literaturnachweise    dafür   vorhanden,    und    in   den 


594  Jordan.    Ueber  die  Entwickelang  des  deutschen 

Rheinlanden  wurde  das  Princip  der  einheitlichen  Goordinaten  durch 
Einführung  von  Localsystemen  wieder  gestört^  und  musste  1879  wieder 
neu  eingeführt  werden. 

Däss  die  Oldenburger  Coordinaten  von  1837  dieselben  sind,  wie 
die  gleichzeitigen  und  früheren  süddeutschen  Coordinaten,  davon  habe  ich 
mich  durch  Nachrechnen  der  gütigst  überlassenen  Zahlenwerthe  überzeugt; 
ob  und  welche  Mustervorgänge  etwa  in  Oldenburg  benützt  worden  sind, 
darüber  sind  keine  Nachrichten  vorhanden. 

In  Sachsen  sind  schon  vor  der  neuen  Gradmessungs-  und  Landes- 
vermessungs-Triangulirung;  welche  ein  Soldner'sches  Coordinatensystem 
eingeführt  hat,  rechtwinklige,  wahrscheinlich  ebene  Goordinaten  in 
mancher  Art  benutzt  worden. 

Auch  in  Preussen  mit  Ausnahme  der  Rheinlande  sind  vor  der  Neu- 
regulierung  von  1879,  soweit  die  Nachrichten  reichen,  nur  kleine  ebene 
Goordinatensysteme  benutzt  worden. 

Dagegen  ist  von  1820 — 1840  in  Hannover  eine  wesentliche  Ver- 
besserung und  Verfeinerung  auf  diesem  Gebiete  geliefert  worden  durch 
die  conformen  Goordinaten  von  Gauss,  der  sein  ganzes  Land  hiernach 
berechnet  hat. 

Auch  hat  ein  Schüler  von  Gauss,  der  Mecklenburger  Paschen,  dieses 
Princip  in  anderer  Form  auch  in  Mecklenburg  zur  Anwendung  gebracht, 
wo  es  zur  Zeit  als  einziges  derartiges  System  noch  besteht. 

£s  ist  nämlich  ein  eigenthümliches  Schicksal,  dass  das  Goordinaten- 
werk  des  grossen  Gauss  von  diesem  selbst  nicht  mehr  abgeschlossen 
und  veröffentlicht,  sondern  erst  1866  von  Schreiber  und  Wittstein  der 
Gefahr  des  Vergessens  und  Verlorengehens  entrissen  wurde  und  dass 
es  auch  nach  dieser  Veröffentlichung  nicht  genügend  gewürdigt  worden  ist. 

So  kam  es,  dass  die  geodätische  Erbschaft  in  Hannover  nicht 
weiter  verwerthet  wurde,  und  dass  in  Preussen  1879  das  ältere  süd- 
deutsche (Soldner^sche)  Princip  in  40  Katastersystemen  eingeführt  worden 
ist,  während  die  Landesaufnahme  seit  1875  ein  allgemeines  conformes 
System  über  ganz  Preussen  gelegt  hat. 

Im  Ganzen  haben  wir  in  Deutschland  heute  etwa  50  Goordinatensysteme 
als  Ergebniss  einer  hundertjährigen  politisch  und  geodätisch  ungleichen 
Entwickelung,  während,  rein  mathematisch  betrachtet,  etwa  10  Systeme 
ausreichen  würden. 

Noch    manches    könnte    zur  Entwicklungsgeschichte    der  Messungs- 

und  Rechnungsmethoden  in  den  einzelnen  Staaten  und  zur  Vergleichnng 
ihrer  Beiträge  zum  Ganzen  gesagt  werden,  aber  die  gerechte  Würdigung 
aller  Vorzüge  und  Mängel  wäre  wohl  unmöglich. 

Nach  allem  aber  ist  soviel  sicher,  dass  in  unserem  Gesammt- Vater- 
lande es  nur  noch  einer  kritisch  ordnenden  Hand  bedarf,  um  nach  der 
Regel  „Prüfet  Alles  und  das  Beste  behaltet^,  aus  den  zerstreuten 
Landesvermessungen  ein  Ideal  herauszuschälen,  das  als  theure  Errungen- 


VermeBsnngswesens  im  19.  Jahrhundert.  595 

Schaft  des  19.  Jahrhunderts  ins  nächste,  20.  Jahrhundert  hinübergebracht 
werden  mass.  Wir  wollen  am  Sehlasse  hierauf  zarückkommen,  inzwischen 
aber  noch  verschiedene  Seiten  unseres  Gegenstandes  besonders  betrachten : 

Die  sociale  und  wissenschaftliche  Stellnng  der  Landmesser. 

Ebenßo  verschieden  wie  die  Berufsarten  und  Stände^  aus  denen  die 
ersten  Landmesser  hervorgegangen  sind,  waren  auch  die  Stellungen  der 
Landmesser  selbst  in  der  menschlichen  Gesellschaft.  Der  frühere 
Offizier,  der  ehemalige  Astronom  blieb  angesehen,  wenn  er  das  Feld- 
geschütz oder  das  Passageninstrument  mit  dem  Messtisch  oder  mit  dem 
Feldtheodolit  vertauschte,  aber  die  von  unten  herauf  gekommenen 
Landmesser  im  eigentlichen  Sinne  wurden  jahrzehntelang  scheel  an- 
gesehen auch  bei  den  besten  Leistungen,  und  merkwürdig,  gerade 
unsere  Berufsvettern,  die  Bauingenieure  wollten  durchaus  uns  nicht  als 
Amtsbrüder  gelten  lassen. 

Manches  wurde  allerdings  behördlicherseits  gefehlt.  Es  gab  Zeiten, 
als  man  rasch  Personal  in  grosser  Zahl  brauchte,  da  wurden  gewesene 
Messgehülfen  und  noch  weniger  geeignete  Personen  zu  Feldmessern 
gemacht,  nur  um  rasch  Arbeiten  fertig  zu  bringen,  welche  dann 
schliesslich  doch  nicht  von  Bestand  sein  konnten. 

Auch  den  wirklich  berufsmässig  vorgebildeten  Leuten  fehlte  es 
vielfach  an  den  nöthigsten  Kenntnissen.  Die  einfache  Volksschule  war 
oft  die  Pflanzstätte  der  Feldmesser,  und  wenn  dazu  der  Pythagoräische 
Lehrsatz  und  die  Flächenberechnungssätze  kamen,  so  war  in  der  Mess- 
tisch-Bussolen- und  Kettenzeit  das  mathematische  Wissen  des  Feldmessers 
mancher  Orten  erschöpft.  Und  so  kam  es  auch,  dass  mancher  im  Ver- 
waltungsdienst  heraufgewachsene   Beamte  höhere  geodätische  Entschei- 

düngen  getroffen  hat,  der  nie  in  seinem  Leben  sich  mit      J^     gequält 

hatte.  Mancher  deutsche  Staat  hat  hohe  und  höchste  Mathematik  auf 
Lehrstühlen  seiner  Universitäten  und  anderer  Hochschulen  jahrzehnte- 
lang vortragen  lassen,  ohne  für  die  allernächste  Anwendung  derselben, 
nämlich  Anwendung  auf  Landmessung,  welche  doch  die  Mutter  aller 
Mathematik  ist,  Sorge  zu  tragen.    Landmessung  war  ein  Stiefkind  im  Staate. 

Diese  Zeiten  sind  hinter  uns;  in  allen  deutschen  Staaten  wird  unser  Fach 
mit  seinen  mathematischen  und  physikalischen  Grundlagen  jetzt  ebenso 
gründlich   gelehrt    und    geprüft    wie  Baukunde,    Maschinenbau  u.  s.  w. 

Und  doch  fehlt  hier  noch  eines:  Man  hat  Landmessungsschnlen 
in  vielen  Staaten  vortrefflich  ausgerüstet,  der  einen  oder  anderen 
Anstalt  zugetheilt,  aber  diejenigen  Schulen,  welche  in  erster  Linie  als 
Pflanzstätten  unseres  Faches  berufen  sind,  sind  noch  mannigfach  um 
gangen,  das  sind  die  technischen  Hochschulen!  Erst  wenn  der 
Landmesser  mit  Bauingenieuren,  Maschineningenieuren  u.  s.  w.  sich  auf 
der  Schule  verbrüdert,  wenn  er  nach  Vorbildung  und  Anstellungsbe- 
dingungen ein  für  allemal  den  Bauingenieuren    gleichgestellt  sein   wird 


596  Jordan.    Ueber  die  Entwickelang  des  deutschen 

und  gleiche  Anwartschaft  auf  die  höchsten  Stellen  seines  Faches  haben 
wirdy  dann  erst  wird  unser  langer  Ansbildungskampf  sein  Ziel  erreicht 
haben. 

Amtsthätigkeit  nnd  freie  Wissenschaft. 

Ohne  amtlichen  Auftrag  ist  praktisches  Landmessen  in  diesem 
Jahrhundert  nicht  mehr  möglich.  Im  vorigen  Jahrhundert  hat  Bohnen- 
berger  eine  trigonometrische  Karte  von  Württemberg  privatim  gemessen 
und  buchhändlerisch  bezahlt  zu  machen  gesucht,  —  das  ist  jetzt  aus- 
geschlossen, und  ohne  amtliche  Bestellung^  sei  es  als  Lebensberuf,  sei 
es  als  Nebenamt;  kann  Niemand  mehr  ein  wirklicher  Geodät  werden. 
Trotzdem  geht  geodätische  Wissenschaft,  namentlich  in  Verbindung  mit 
Lehrtliätigkeit,  auch  neben  der  Praxis  noch  her,  und  sie  hat  wenigstens 
die  deductiven  Theile,  Fehlertheorie,  Coordinatensysteme,  geodätische 
Linie  u.  s.  w.  für  sich,  welche  die  Praktiker  gern  den  Professoren 
überlassen. 

Das  Zusammenwirken  —  und  manchmal  auch  das  Entgegenwirken 
zwischen  den  Vertretern  der  Praxis  und  der  Theorie,  erinnert  lebhaft 
auch  an  das  politische  Leben,  und  ich  möchte  dazu  zwei  Stellen  aus 
Treitschkes  deutscher  Geschichte  des  19.  Jahrhunderts  citiren  (V.  Theil 
S.  229):  Der  Minister  der  auswärtigen  Angelegenheiten,  Eichhorn,  wurde 
1840  Cultminister ;  er  trat  aus  einem  Amte  das  von  allen  seinen  Unter- 
gebenen unbedingten  Gehorsam  fordern  muss,  plötzlich  hinüber  zu  der 
Leitung  des  geistigen  Lebens,  das  seinen  eigenen  Gesetzen  folgt  and 
vom  Staate  nur  mit  schonender  Hand  gefördert  werden  kann. 

Was  hier  sich  als  Gegensatz  zeigte,  besteht  auch  bei  uns,  unbe- 
dingter Gehorsam  bis  zum  letzten  Formalitäten-Punkte  einerseits  und 
Freiheit  der  wissenschaftlichen  Forschung  andererseits,  das  sind  Gegen- 
sätze, die  beide  in  ihret  Art  ihre  bestimmte  Berechtigung  haben. 

Ein  anderes  Analogen  giebt  ein  Gerichtsurtheil  von  1843  (Treitschke 
V.  Band  S.  207)  über  einen  bekannten  König-sberger  Volksmann  der 
ein  freies  Wort  der  Kritik  gewagt  hatte*  Das  Tribunal  erklärte,  mit 
der  Ehrfurcht  vor  dem  Könige  sei  freimttthiger  Tadel  der  bestehenden 
Einrichtungen  wohl  vereinbar. 

Dieses  Wort  gilt  auch  für  eine  faehwissenschaftliche  Vereinigung 
wie  die  unsrige,  welche  freie  Kritik  zu  einem  ihrer  Lebenselemente 
zählen  muss.  — 

Veptheuung  der  Vermessungen  unter  verschiedenen 

Behörden. 

Je  kleiner  ein  Staat  ist,  desto  besser  kann  das  Zusammenwirken 
der  verschiedenen  geodätischen  Factoren  sich  gestalten,  z.  B.  die  zwei 
südwestdeutschen  Staaten,  welche  beide  jeder  in  seiner  Art  Muster- 
giltiges  hervorgebracht  haben,  sind  hierbei  durch  die  üeb ersichtlichkeit 
aller  amtlichen  Verhältnisse  wesentlich  unterstützt  worden,  während  im 


Vermessungs Wesens  im  19.  Jahrhundert.  597 

Grossstaat,  in  welchem  5  Ministerien  sich  in  die  geodätische  Aufgabe 
theilen,  nothwendig  Reibungen  entstehen  müssen,  durch  welche  mancher 
Bruchtheil  der  Kräfte  lahmgelegt  wird.  Je  mehr  amtliche  „Ressorts^ 
in  Anspruch  genommen  werden  müssen,  desto  weniger  kann  das  rein 
wissenschaftliche  Element  zur  Geltung  kommen,  und  die  Vertheilung 
der  geodätischen  Befugnisse  wird  durch  Nebenumstände  verschoben. 
Als   willkürlich   herausgegriffenes  Beispiel   hierfür   wollen    wir    die 

m 

verschiedenen  preussischen  Messungen  und  Berechnungen  der  Landes- 
aufnahme und  des  Katasters  betrachten.  Dabei  wird  kein  Süddeutscher 
begreifen,  warum  z.  B.  die  .  Funkte  III.  Ordnung  zweierlei  Coor- 
dinaten  haben.  Gewöhnlich  wird  auf  diese  Frage  die  Antwort  gegeben, 
dass  die  Grösse  des  Landes  im  Vergleich  mit  den  Mittel-  und  Klein- 
staaten dieses  bedinge  und  verlange;  allein  diese  Antwort  ist  nur 
mittelbar  richtig,  denn  nicht  die  Grösse  des  Landes  nach  Quadratmeilen 
ist  der  Grund  fUr  jene  Zweiheit,  sondern  die  politische  Grösse  und  die 
dadurch  bedingte  Unabhängigkeit  der  Ressorts,  und  wenn  die  betreffenden 
beiden  Aufnahmen  in  einer  Hand  wären,  so  würde  trotz  der  Grösse 
dee  Landes  eine  Form  gefunden  werden,  dass  in  II.  — 111.  Ordnung  nur 
einheitliche  Goordinaten  und  entsprechende  gleiche  sonstige  Behandlung 
bestände;  und  eine  Menge  von  Doppelarbeiten  dieser  und  ähnlicher  Art 
könnte  erspart  werden. 

Die  Vertheilung  der  geodätischen  Befugnisse  im  Staate  hat  Aehn- 
lichkeit  mit  der  Vertheilung  der  politischen  Gewalten,  beides  wurzelt 
in  Jahrhunderte  langen  Entwickelungen,  persönlichen  Verdiensten  auf 
der  einen  und  anderen  Seite  und  was  heute  als  beste  Fnnctionsvertheilung 
erscheint,  das  ist  nicht  ausschlaggebend  neben  dem  was  in  Jahrzehnten 
und  in  Menschenaltern  geschichtlich  geworden  ist. 

Kosten  der  Vermessangen. 

Die  hohe  Bedeutung  der  Vermessungsarbeiten  im  Staatsorganismus 
wird  am  deutlichsten  veranschaulicht  durch  den  Kosteoaufwand,  der 
zwar  nicht  genau  bekannt  ist,  aber  doch  genügend  genau  geschätzt 
werden  kann. 

Von  Preussen  wissen  wir  z.  B.,  dass  allein  das  jährliche  Budget  der 
Landesaufnahme  über  eine  Million  beträgt  (Gäde,  Zeitschr.  f.  Verm. 
1885,  S.  242),  ferner  dass  die  Erhaltung  und  Fortführung  des  Katasters 
jährlich  mehrere  Millionen  Mark  beansprucht,  dass  jährlich  200000  Mk. 
allein  für  Erneuerung  der  Karten  und  Bücher  aufgewendet  werden 
(Zeitschr.  f.  Verm.  1895,  S.  509).  Am  genauesten  hat  ein  College  aus 
Württemberg  die  jährlichen  Vermessungskosten  seines  Landes  ermittelt, 
nämlich  jährlich  rund  eine  Million  Mark  bei.  73  Millionen  Gesammt-. 
aufwand  (Steiff,  Zeitschr.  f.  Verm.  1896,  S.  267—269). 

Dieses  mag  genügen  zu  einer  summarischen  Schätzung  für  das 
deutsche  Reich.      Württemberg    hat    19500  qkm    und  2  Millionen  Ein- 


598  Jordan.    lieber  die  Entwickelang  des  deatschen 

wohner^  das  deutsche  Reich  hat  540000  qkm  und  rund  50  Millionen 
Einwohner.  Rechnet  man  proportional  der  Fläche^  so  kommen  28  Millionen 
Mark  und  proportional  der  Einwohnerzahl  25  Millionen  Mark  ftir 
unser  grosses  Gesammtvaterland  heraus. 

Meine  Herren!  25  Millionen  Mark  schaffen  wir  jährlich  dem  Staat 
an  Werthen  —  oder  25  Millionen  kosten  wir  den  Staat!  —  wie  man 
es  auffassen  will. 

Nach  einer  von  dem  Landmesser  Emelius  in  Gassei  mit  grossem 
Fleisse  hergestellten  Statistik  hat  das  deutsche  Reich  im  Ganzen  rund 
4000  Vermessungsbeamte  oder  1  auf  12  500  Einwohner.  Schätzt  man 
die  Kosten  für  einen  Beamten  an  Gehalt  und  Pensionen  einschliesslich 
Gehülfen,  Reisen^  Instrumente,  Bureaus  u.  s.  w.  auf  6000  Mark,  so 
bekommt    man  24  Millionen    oder    wieder   nahe    das  Vorige. 

Rechnen  wir  also  rund  die  stattliche  Summe  von  jährlich  25  Millio- 
nen, so  lässt  sich  dazu  eine  üeberlegung  machen:  Wenn  durch  bessere 
Gesammtorganisation  aller  Messungen,  Vermeidung  von  Doppelmessungen, 
Einführung  besserer  Methoden  u.  s.  w.  auch  nur  4%  gespart  würden 
und  das  scheint  mir  zweifellos,  dann  hätte  man  1  Million  frei  zur 
Schaffung  solcher  staatlicher  Einrichtungen,  welche  aus  dem  jetzt  mehr 
oder  weniger  zersplitterten  Werke  ein  mehr  einheitlich  gegliedertes  und 
organisirtes  Einheitswerk  hervorgehen  Hessen. 

Zasammenfassniig  der  Vermessiuigeii. 

Damit  sind  wir  auch  wieder  an  dem  schon  früher  berührten  Pankte 
angelangt,  Zusammenfassung  der  deutschen  Landesvermessung  in  ein 
Ganzes  mit  Ausscheidung  des  Mangelhaften  und  Hervorheben  des  Guten. 

Schon  vor  etwa  40  Jahren  hat  der  wissenschaftlich  unsterblich 
gewordene  General  Baeyer  den  Gedanken  einer  Centralisation  der 
preussischen  Vermessungen  gefasst  und  mit  allen  Mitteln  seines  energischen 
Willens  verfochten,  in  der  Form,  dass  er  eine  preussische  Einheitskarte 
schaffen  wollte,  welche  alle  künftigen  Messungen  entbehrlich  machen  sollte. 

In  dieser  Sache  hat  der  Urheber  des  Gedankens  keinen  Erfolg  errungen, 
aber  der  von  ihm  aufigesprochene  Grundgedanke  lebt  in  der  heutigen 
Generation  von  Landmessern  noch  fort  und  wird  bei  jeder  sich  bietenden 
Gelegenheit  den  Versuch  machen,  sich  in  Thaten  umzusetzen. 

Unser  Verein  hat  schon  in  seinen  ersten  Jahren  die  Erkenntniss 
zu  Tage  gefördert,  dass  in  der  staatlichen  Organisation  der  Vermessungen 
^vieles  nicht  ist  wie  es  sein  sollte^,  und  unsere  6.  Hauptversammlung 
1877  in  Frankfurt  hat  die  Kühnheit  gehabt,  die  Gesammtorganisation 
des  Vermessungswesens  im  Staate  zum  Gegenstande  einer  Berathung  zu 
machen  (Zeitschrift  für  Vermessungsw.  1877,  S.  600).  Aber  damit  ist 
der  Verein  viel  zu  weit  gegangen,  und  hat  auch  mit  seinen  Vorschlägen 
nicht  den  mindesten  Erfolg  gehabt.  Staatliche  Einrichtungen  können 
nicht  von   aussen  reorganisirt   werden,    und   die   freie  wissenschaftliche 


YermessungsweBens  im  19.  Jahrhundert.  599 

Vereinigung  von  Fachmännern  kann  nur  auf  ganz  mittelbarem  Wege 
ihre  AniBchanungen  zur  staatlichen  Qeltung  bringen  (und  wird  von 
direoten  Gesetzesvorschlägen  sich  besser  fem  zu  halten  haben). 

Am  Ende  des  vorigen  Jahres  1895  entstand  ein  Gerücht  von  der 
Schaffung  eines  deutschen  Eeichs-ErdmessungB-AmteSy  in  welchem  vielleicht 
auch  die  Land-  und  Feldmessung  einen  Platz  gefunden  haben  würde, 
aber  diese  Sache  ist  wieder  untergetaucht^  und  wenn  sie  auch  später 
sicher  kommen  wird^  ist  es  doch  fraglich,  ob  wir  sie  noch  erleben  werden. 

Aber  sollen  wir  deshalb  müssig  bleiben?  Nein  wir  sollen  selbst 
Hand  anlegen  auf  allen  den  Gebieten,  welche  uns  freigegeben  sind,  und 
hier  hat  unser  Verein  auch  schon  Erhebliches  geleistet.  Die  Zusammen- 
fassung der  in  Theorie  und  Praxis  wirkenden  Kräfte  unseres  Faches  ist 
das  Ziel  unserer  wissenschaftlichen  Vereinigung  von  Anfang  an  gewesen 
und  ist  es  noch.  Zahlreiche  Fragen  sind  von  uns  aufgestellt  und  gelöst 
worden;  die  erste  betraf  die  wissenschaftliche  Ausbildung,  über  welche 
im  vorigen  Jahre  ein  Redner  gesagt  bat,  dass  der  Erlass  der  neuen 
Prttfungsvorschriften  im  Preussischen  Staate  das  Werk  unseres  Vereins 
ist  (Walraff,  Zeitschr.  f.  Verm.  1895,  S.  498),  der  Anstoss  dazu  wurde 
vor  23  Jahren  auf  unserer  Nürnberger  Versammlung  gegeben,  und  als 
wir  damals  1873  in  Nürnberg  ein  Wettmessen  mit  Latten  und  Ketten 
u.  s.  w.  veranstalteten,  sahen  viele  Norddeutsche  zum  ersten  Male 
unsere  schwäbischen  Messlatten  und  die  Schwaben  sahen  zum  ersten  Mal 
eine  preussische  Kette.  Das  1st  nur  eine  Kleinigkeit,  aber  es  ist  als 
kleines  Beispiel  bezeichnend  für  die  Wirksamkeit  unseres  Vereins  in  der 
Austauschung  und  Klärung  der  Ansichten. 

Auch  in  der  wichtigen  Frage  der  Anwendung  theoretischer  Aus- 
gleichungen und  Fehlergesetze  auf  unsere  Feld-  und  Landmessung  hat 
unser  Verein  und  seine  Zeitschrift;  durch  jahrelang  fortgesetzte  Erörte. 
rungen  aufklärend,  gewirkt  und  wenn  dieses  noch  vor  wenigen  Jahr- 
zehnten von  den  Praktikern  abfällig  beurtheilte  und  dann  jahrelang 
umstrittene  Thema  heute  als  ziemlich  zu  Gunsten  der  Theoretiker  er- 
ledigt betrachtet  werden  kann,  so  hat  unser  Verein  und  seine  Zeitschrift 
dabei  redlich  mitgewirkt. 

Ebenso  war  es  bei  einer  in  jünster  Zeit  aus  Veranlassung  eines 
Specialfalles  aufgeworfenen  Frage  nach  den  Vorzügen  oder  Nachtheilen 
des  einen  oder  anderen  Goordinatensystems.  Unsere  Zeitschrift  hat 
hierzu  so  viele  praktische  Urtheile  und  theoretische  Entwickelungen 
unabhängiger  Sachverständiger  zusammengebracht,  dass  diese  noch  vor 
kurzem  streitige  Frage  viel  reiner  und  schärfer  zum  Austrag  gebracht 
wurde,  als  wenn  z.  B.  eine  Staatsbehörde  ihre  unterstellten  Beamten 
zu  amtliehen  Gutachten  aufgefordert  hätte. 

In  vielen  solchen  grossen  und  kleinen  Fragen  ist  unser  Verein, 
seine  Zeitschrift  und  damit  zusammenhängende  Schriften  mit  Erfolg 
thätig  gewesen,  so  dass  wir  auch  in  der  Zukunft  hoffen  dürfen,  an  ent- 
scheidenden Stellen  gehört  zu  werden. 


600       Nagel.    Ueber  die  nothwendige  Beschaffenheit  von  Plänen  etc. 

Wenn  wir  fest  an  der  Wissenschaft  halten,  welche  unabhängig  von 
äusseren  Rücksichten  den  richtigen  Weg  nach  dem  geodätischen  Pole 
weist,  ebenso  wie  die  Magnettiadel  nach  dem  magnetischen  Pole,  so 
wird  der  Erfolg  nicht  ausbleiben. 

Unsere  noch  vor  wenigen  Jahrsehnten  als  ABchenbrOdel  unter  den 
technischen  Berufsarten  geltende  Feld-  und  Landmessung  wissenschaftlich 
auszugestalten,  und  zur  vollen  Anerkennung  ihrer  staatlichen  Bedeutang 
zu  bringen,  das  ist  unser  Ziel,  das  wir  erreichen  werden,  wenn  wir 
den  Spruch  des  Dichters  Trojan  beherzigen: 

Ist  deine  Sache  recht  und  gut. 
Kannst  du  sie  getrost  dem  Himmel  überlassen. 
Doch  wisse,  dass  auch  der  nichts  für  dich  thut. 
Wenn  du  versäumst  zur  rechten  Zeit  mit  anzufassen. 


Ueber  die  nothwendige  Beschaffenheit  von  Plänen,  die 
als  Beweismittel  zur  Entscheidung  von  Grenzstreitig- 
keiten dienen  sollen; 

Vortrag  gehalten  auf  der  20.  Hauptversammlung  des  D.  G.-V.  zu  Dresden; 

vom  Geheimen  Begiemngsrath  Prof.  Dr.  Nagel« 

Hochgeehrte  Versammlung! 

Mein  Thema  passt  heute  sehr  wenig  zu  der  festlichen  Stinmiang, 
in  die  uns  die  geehrten  Vorredner  durch  ihre  interessanten  Vorträge 
versetzt  haben.  Es  wäre  angemessener  gewesen,  Ihnen  diese  meine 
Erfahrungen,  die  ich  als  verpflichteter  Sachverständiger  in  geodätischen 
Angelegenheiten  beim  Gericht  in  längerer  Zeit  zu  sammeln  Gelegenheit 
gehabt  habe,  am  zweiten  Sitzungstage  mitzutheilen.  Mein  Vortrag  musste 
aber  aus  äusseren  Gründen  auf  den  ersten  Tag  vorgeschoben  werden, 
und  so  sehe  ich  mich  genöthigt,  die  Herren  zunächst  um  gütige  Ent- 
schuldigung  zu  bitten,  wenn  ich  Sie  aus  der  Feststimmung  in  das  all- 
tägliche Leben,  gleichsam  aus  der  Poesie  in  die  nüchterne  Prosa  zurück- 
führe. 

Meine  Herren,  Sie  werden  denken  und  vielleicht  auch  nicht  mit 
Unrecht  sagen:  Das  gewählte  Thema  bietet  nichts  Neues  und  ist  in 
Wort  und  Schrift  schon  mannigfach  in  unserem  Vereine,  wenu  auch  unter 
anderem  Titel,  behandelt  worden.  Bereits  im  Jahre  1873  hat  unser 
Herr  Steuerrath  Stepp  es  in  der  zweiten  Hauptversammlung  zu  Nürnberg 
die  rationelle  Vermessung  durch  Naturmaasse  zur  Sprache  gebracht  und 
in  der  6.  Hauptversammlung  des  Vereins  zu  Frankfurt  a.  M.  im  Jahre 
1877  einen  ausführlichen  Vortrag  über  die  Verbindung  des  Katasters 
mit  dem  Grundbuchamte,  über  die  Fortsetzung  des  Vermessungswerks 
und     über    Behördenorganisation    im     einzelnen    gehalten,     worauf  im 


Nagel,    lieber  die  nothwendige  Beschaffenheit  von  Plänen  etc.       601 

Jahre  1878  der  rheinisch-westfälische  Zweigverein  eine  Denkschrift  aus- 
gearbeitet und  der  7.  Hauptversammlung  in  Weimar  zur  Besprechung 
und  Erwägung  vorgelegt  hat^  welche  ^^die  Sicherung  des  Orund- 
eigenthums  durch  allgemeine  Vermarkung  und  beweis- 
kräftige Orundkarten^  sehr  eingehend  behandelt  und  welche  die 
gesetzlichen  Bestimmungen  einzelner  deutscher  Staaten  zur  Sicherung  des 
Grund  und  Bodens  aufzählt.  Diese  Denkschrift  will  die  ünver- 
letzlichkeit  der  Qrundstücke  hauptsächlich  durch  dauernde 
Beaufsichtigung,  Erneuerung  und  Ergänzung  der  Grenz- 
zeichen sichern,  was  selbstverständlich  nur  in  Verbindung  mit 
einer  dem  Grundbuche  beizugebenden  allgemeinen  Grund- 
karte, welche  dem  Grundbuche  als  Unterlage  dient,  möglich  sein  dürfte. 
Die  Denkschrift  sagt  daher  wörtlich:  ^Auch  die  beste  Beaufsichtigung 
kann  nicht  verhindern,  dass  Grenzzeichen  durch  Zufall  oder  Willkür, 
durch  Absicht  oder  Fahrlässigkeit,  endlich  durch  den  Zahn  der  Zeit  be- 
schädigt werden  oder  verloren  gehen.  Sobald  dieser  Fall  eintritt,  ist 
die  Erneuerung  nothwendig  geworden  und  das  zuverlässigste,  ja  das 
einzig  zuverlässige  Mittel  ist  eine  beweiskräftige  Grundkarte, 
in  welcher  die  Orte  der  Grenzzeichen  durch  Zahlen  fixirt 
sind.'* 

Ferner  erwähnt  die  Denkschrift:  ^Die  Kosten  der  Herstellung  einer 
allgemeinen  Grundkarte  würden  aber  so  erheblich  sein,  dass  für  lange 
darauf  verzichtet  werden  müsste,  wenn  es  nicht  möglich  wäre,  besteh  end  e 
Einrichtungen  zu  diesem  Zwecke  zu  benutzen.  Solche  Einrichtungen 
sind  aber  gegeben  in  dem  Grundsteuer-Kataster.^ 

Die  Denkschrift,  wie  Herr  Steppes  kommen  also  zu  der  Ansicht, 
die  ich  bereits  im  Jahre  1876  in  der  Schrift:  „Die  Vermessung  im 
Königreiche  Sachsen^  ausgesprochen,  dass  eine  Landesvermessung  nicht 
bloss  für  das  Grundsteuer-Kataster,  welches  ja  meist  nur  die  Flächen- 
inhalte und  eine  üebersicht  der  gegenseitigen  Lage  der  Parzellen  braucht, 
sondern  so  ausgeführt  werden  möge,  dass  sie  allen  staatswirthschaftlichen 
Zwecken  gleichmässig  dient.  Das  wird  aber  nur  dann  der  Fall  sein 
können,  wenn,  wie  die  erwähnte  Denkschrift  sagt,  die  gegenseitige 
Lage  der  Punkte  durch  in  der  Natur  gemessene  Maasse  be- 
stimmt ist,  also  durch  Maasse,  die  entweder  in  der  Karte  eingeschrieben 
oder  in  einer  im  Archiv  niederzulegenden  Handzeichnung  eingetragen 
sind.  Eine  solche  Grundkarte  und  die  gehörige  Beaufsichtigung  und 
Erneuerung  der  Grenzzeichen  würde  zur  Minderung  der  Grenzstreitigkeiten 
beitragen  und  wo  selbige  auftreten,  würde  jeder  dazu  berufene  Sach- 
verständige im  Stande  sein,  sein  Gutachten  vollständig  sicher  und  in 
kürzester  Zeit  abzugeben.  Endlich  darf  ich  nicht  zu  erwähnen  unterlassen, 
die  Berathung  der  Somb art* sehen  Denkschrift  durch  unsern  Verein 
in  der  9.  Hauptversammlung  zu  Cassel  im  Jahre  1880,  welche  Berathung 
in    der   gefassten    Resolution    unter  II  c    eine    solche  Aufnahmemethode 


602       Nagel.    Ueber  die  nothwendige  Beschafifenheit  von  Plänen  etc. 

empfiehlt;  welche  das  ganze  Resultat  in  Zahlen  liefert  und  unter  IV  eine 
möglichst  innige  Verbindung  der  Kataster-  mit  den  Qrundbuchverwallungen 
dringend  wünschenswerth  erachtet. 

Nun,  meine  Herren^  es  geht  aus  diesen  Aufführungen  zur  Genüge 
hervor^  dass  unser  Verein  dem  Ideal  einer  rationellen  Vermessung,  dem 
Vorbild  rationell  hergestellter  Pl&ne  stets  nachgestrebt  hat.  Leider  ist 
keine  Aussicht  vorhanden^  dass  sich  dieses  Ideal  alsbald  in  meinem 
engeren  Vaterlande  verwirklichen  sollte. 

Es  war  daher  auch  nicht  meine  Absicht,  meine  geehrten  Herren, 
über  die  Beschaffenheit  dieser  Pläne  mich  besonders  auszusprechen,  sie 
sind  ja  da,  wo  bereits  rationelle  Vermessungen  ausgeführt  sind  und  aus- 
geführt werden  —  neuere  Landesvermessungen  und  Stadtvermessungen 
—  in  vorzüglichster  Güte  vorhanden.  Meine  Absicht  geht  vielmehr  da- 
hin, solche  Pläne  in  das  Auge  zu  fassen,  welche  nicht  nach  Natnrmaassen 
construirt  sind  und  für  welche  auch  derartige  Maasse  nicht  vorhanden 
sind.  Diese  Pläne  müssen  nicht  allein  ganz  correct  und  saaber 
gezeichnet  sein,  sondern  auch  ein  Quadratnetz  enthalten,  welches  mit 
grosser  Sorgfalt  aufgetragen  und  mit  feinen  Tuschlinien  gezeichnet  ist, 
um  mit  Hilfe  desselben  für  Entscheidungen  bei  Grenzstreitigkeiten  die 
nöthigen  Dimensionen  und  Flächeninhalte  von  dem  Plane  mit  der  er- 
forderlichen Genauigkeit  ermitteln  zu  können.  Die  Quadrate  dieses 
Netzes  würden  Seitenlängen  von  2  bis  10  cm  zu  erhalten  haben,  in 
welchem  Falle  dieselben  den  Maassstab  auf  dem  Plane  vertreten. 

Es  ist  nämlich  eine  durchaus  falsche  Meinung,  dass  man  den  ge- 
wöhnlich an  dem  oberen  oder  unteren  Rand  des  Papiers,  auf  dem  der 
Plan  sich  befindet^  gezeichneten  Maassstab  zur  genauen  Ermittlung  von 
Dimensionen  auf  dem  Plane  benutzen  könne,  von  der  Ansicht  ausgehend, 
dass  bei  der  Aenderung  des  Papiers  der  Maassstab  sich  in  demselben 
Verhältniss  ändere,  wie  die  in  verschiedenen  Richtungen  liegenden  Maasse 
des  Plans.  Erfahrungsgemäss  geht  das  Papier  mit  der  Zeit,  und  nament- 
lich bei  dem  etwaigen  Abspannen  vom  Reissbrett,  an  den  Rändern,  wo 
gewöhnlich  der  Maassstab  sich  befindet,  mehr  ein,  als  in  der  Mitte  des 
Blatts,  ja,  der  Eingang  eines  rectangularen  Blatts  ist  in  diagonaler 
Richtung  ein  ganz  anderer,  als  in  der  Richtung  zu  den  Blattgrenzen. 
Daher  ist  von  einem  Plane,  welcher  bloss  mit  Maassstab  versehen  ist, 
das  Abnehmen  von  sogenannten  genauen  Maassen  ohne  besondere 
Vorkehrungen   geradezu  als  unmöglich  und  unzulässig  zu  betrachten. 

Aber  selbst,  wenn  ein  solcher  Plan  mit  einem  Quadratnetz  versehen 
ist,  kann  man  noch  nicht  daraufrechnen,  die  Abmessungen  mit  ausreichender 
Genauigkeit  zu  erhalten.  Die  Genauigkeit  hängt  von  der  Verjüngung 
(dem  Maassstabe)  des  Plans  und  von  der  Schärfe  des  Auges  ab. 

Für  jedes  Auge  giebt  es  eine  Entfernung  oder  eine  Grenze  des 
Sehwinkels,  bei  welcher  demselben  ein  gegebener  Punkt  verschwindet. 
Berücksichtigen  wir  daher,  dass  ein  normales  Auge  mit  einer  deutlichen 


Nftgd.    lieber  die  nothwen^ge  Be»chjiffBiibeit  von  Plänen  ele.       gOS 

Sehweite  zwisoken  21  und  8&  em  auagestattet^  bei  gut^r  Bele«ehtuo^  de« 
Gegenstttidee  einen  kleinsten  Seh winkel  yon  etwa  50''  besitzt;  so  werden 
von  einer  Reihe  anf  weissem  Papier  geaeichneter  sehwaraer  Kreisflächen 
mit  abnehmenden  Durchmesseni  diejenigen  mit  kleineren  Durchmessern  als 
0^053  u.  0,063  mm  dem  Auge  verschwinden.  Diese  mit  der  deutlichen 
Sehweite   e  =■  210  und  250  mm  und  dem  kleinsten   Sehwinkel  a  =  50'' 

nach  der  Fonnel  c{  =^  2  e  tg -— o  berechneten  Werthe  stimmen  nahezu 

.2 

mit  den  H  artin  gesehen  Versuchen,  welche  derselbe  wegen  Ermittelung 
der  Entfernungen  beim  Verschwinden  von  Kugeln  mit  gegebenen  Durch- 
messern bei  durchfall&nA«m:.Lichte  anstellte,  ttberein.  Wir  werden  daher 
auch  nicht  im  Stande  sein,  mit  freiem  Auge  an  einen  solchen  Punkt 
auf  dem  Papiere  ein  Lineal,  einen  Maassstab  anzulegen  oder  eine  Zirkel- 
spitze auf  deaaelben  einaastellen  mit  einer  grösseren  Oenauigkeit  als  bis 
auf  etwa  0,05  mn«  Wenn  wir  nun  ein  Maass  von  einem  Grundrisse 
abnekneft,  so  enthält  dasselbe  awei  Endpunkte,  daher  kann  schon  wegen 
der  nicht  ausreichenden  Schärfe  derAogeu,  dasselbe  nicht  genauer  gefasst 
werden,  als  bis  auf  2  X  0^05  ss  0,1  mm.  .  Das  wttrde  ungefähr  die  Oe- 
nanigkeit  sein,  bis  au  weleher  höchstens  4ie  Abnahme  eines  Maasses  mit 
dem  Lottgimeter,  einem  eingetheilten  Längenmaassstabe,  an  welchem  sich 
eta  Schieber  oder  Dreieck  mit  Nonius  verschiebt,  unter  den  günstigsten 
Umständen  mit  freiem  Auge  getrieben  werden  kann.  In  der  Praxis  stellt 
sieh  aber, diese  Maaseabnahme  noch  viel  ungünstiger  dar,  da  hier  noch 
andere.  Fehlerquellen  auftreten,  wOsn  s»  B.  unter  Anderm  der  Fehler  im 
Ablesen  mit  dem  Nonius  gehört.  Werden  die  Maasse  mit  dein  Zirkel 
gespannt  und  von  einem  Maassstabe  abgeleseji,  so  tritt  zu  obigen  Fehlern 
insbesondere  die  Unsiehertiett  der  Einführung  der  Zirkelspitisen  auf  die 
Endpunkte  der  Linie,  wobei  auch  wieder  berficksiehtigt  werden  muss, 
ob  diese  Zirkelspitzen  unter  steh  parallel  sind,  also  einem  Stangenairkel 
angehören,  oder  ob  sie,  wie  beim  Handzirkel,  schief  in  4as  Papier  an 
den  Endpuakten  der  Linie  eingeführt  werden,  sowie  die  Ablesung  des 
Maasses  am  Maassstabe.  B^  Anwendung  des  Anlegemaassstabes  haben 
wir  es  aber  mit  derScbätcung  der  Intervallen  zwischen  den  Theilpunkten 
zu  thun.  Kann  das  Maass  nicht  mit  einer  Zirkelspannung  gefasst  werd^, 
so  wird  die  Unsicherheit  auch  noch  von  der  Länge  des.  Maasses  beein- 
flusst,  während  bei  Maassen,  die  mit  einer  Spannung  gefasst  werden 
können,  die  Unsicherheit  nahe  als  constant  betrachtet  werden  kann. 
Wenn  man  alle  diese  Einflüsse  berücksichtigt,  so  kann  man  wohl  sagen, 
dass  im  günstigsten  Falle  ein  Maass  von  dem  Grundrisse  nur  mit 
einer  Unsicherheit  von  0,2  mm,  also  höchstens  auf  0,2  mm  genau  mit 
den  gewöhnlichen  Hilfsmitteln  bestimmt  werden  kann. 

Darnach  lässt  sich  nun  beurtheilen,  welche  Verjüngung,  die  ich  mit 

^r=  bezeichnen    will,    ein    Plan    haben    muss,    um    auf   demselben    noch 

N 

ZettMhf ;fk  fUr  VernMSSQngBwesea  1896.    Heft  19.  '3d 


604       Nagel,    lieber  die  nothwendige  Beschaffenheit  von  Plänen  etc. 

a  verj.  Meter^   welche  0^2  mm  messen  würden,    erkennra^   oder  unter- 
scheiden zn  können.     Da  aas  dieser  Bedingung  die  Oleiehangen 
JVverj.  Meter  ==r  1000  mm  und  a  verj,  Meter  =  0,2  mm 

sich  ergeben,  so  folgt  daraus,  N=  — ^r-r —  =  5000 -a. 

Sollen     also     auf   dem   Plane    noch    unterschieden    oder    bestimmt 
werden  können: 

a  =   1  cm = OjOl  verj.  m,  so  mttsste  betragen  N=s    50,  also  die  irerj.=i/50 ; 
a=   2cm=0,02    „     ^,„      „  „       iV=  100,    „     „     „    =i/ioo; 

a=  4cm=0,04    „    „,„      „  „       JV=  200,    „     „     „    =72005 

a=10cm=0,l      „     „,n      7)  r^       -^=  500,     „„      „    =-5^; 

a=20cm=0,2      „     «,„      „  „       iV=1000,    „     „      r^    =  riöö\ 

u.  s.  w. 
'  Nach  den  Grössen  a,  welche  streng  genommen  nur  zur  Beortheilung 
der  Unsicherheit  dienen,  mit  welcher  Dimensionen  vom  Plane  ab- 
genommen werden  können,  lässt  sich  nun  einigermaassen  der  Genauig- 
keitsgrad der  mittels  des  Plans  bestimmten  Dimensionen  beurtheilen. 
Auf  einem  Plane,  z.  B.  in  1/200  ^^^J*  kann,  wie  bemerkt,  ein  Feldmesser 
die  Dimensionen  nur  mit  einer  Unsicherheit  von  4  cm,  oder,  wie  man 
sagt,  auf  4  cm  genau  bestimmen.  Dabei  wird  vorausgesetzt,  dass  der 
Plan  selbst  genau  und  in  correcter  Zeichnung  ausgeführt  ist.  Zur 
Correctheit  des  Plans  gehört  aber,  dass  die  einzelnen  in  demselben  dar- 
gestellten Punkte  durch  feine,  regelmässig  runde  Nadelstiche  dargestellt 
sind.  Denn  je  grösser  der  Nadelstich  und  je  unregelmässiger  derselbe 
ist,  desto  ungenauer  die  Maassermittlung.  Die  Unsicherheit  kann  im 
positiven,  aber  auch  im  negativen  Sinn«  wirken.  Bildet  z.  B.  ein  Grenz- 
zug von  75  m  Länge  in  einer  Karte  von  1/200  Verj.  das  Streitobject  und 
wird  der  Flächeninhalt  dieses  Objects  von  zwei  Geometem  bestimmt,  so 
kann  der  eine  diesen^  Flächeninhalt  um  75  X  0>04  =  3  qm  zu  gross,  der 
andere  denselben  um  eben  so  viel  zu  klein  finden,  ohne  dass  Einem 
oder  dem  Anderen  der  Vorwurf  der  Ungenauigkeit  gemacht  werden  kann. 
Die  Differenz  der  beiden  Resultate  wtirde  dann[2  X  3  =  6  qm  betragen, 
innerhalb  welcher  die  Wahrheit  zu  suchen  sein  dürfte.  Hat  nun  der  qm 
Grund  und  Boden  einen  Werth  von  100  Mk.,  so  würde  diese  Un- 
sicherheit in  der  Bestimmung  der  streitigen  Fläche  einen'  Werth  von 
600  Mk.  haben. 

In  Sachsen  dienen  nicht  selten  Menselblätter  der  Landesvermessung^ 
welche  bekanntlich  nur  zu  Zwecken  der  Grundsteuerveranlagung  aus* 
geführt  worden  ist,  als  Beweismittel  bei  Grenzstreitigkeiten.  Wie  mir  in 
einzelnen  Fällen  bekannt  geworden  ist,  wiesen  die  Gerichte  bald  nach 
Beendigung  der  Landesvermessung  diese  Beweismittel  zurück,  weil  die 
Landesvermessung  nicht  für  derartige  Zwecke  ausgeführt  worden  sei. 
Später  ist  man  nicht  mehr  so  bedenklich  gewesen  und  hat,  wohl  haupt- 
sächlich nach  der  Umbildung  und  Neuordnung  des  Grund-  und  Hypo- 
thekenbuchwesens sogenannte  Menselblattcopien  als  Unterlagen  zur  Ent- 
scheidung von  Grenzstreitigkeiten  zugelassen.    Ich  bin  der  Meinung,  dass 


Nagel.  .  üeber  die  nothwendige  Beschaffenheit  von  Plänen  etc.       605 

man  heute  noeh  dieselben  nicht  znlassmi  sollte^  namentlich  da^  wo  der 
Grund   und  Boden   einen   hohen  Werth   hat.   .Diese  Menselblätter   sind 

entweder  in  oder  ^        oder      .^     Verj.  aufgenommen.     Die   von 

loJU  21ö{j  JOUÜ 

denselben   abgenommenen  Dimensionen   würden   nach   den   vorigen  Aus- 

N 
führungen  also  einer  Unsicherheit  von  a  =  ^^^y  also  der  Reihe  nach 

5000 

den  angeführten  Verj.  entsprechend  3^6,  50,  40  cm  unterworfen  sein, 
vorausgesetzt,  dass  das  Menselblatt  genau  genannt  werden  kann. 
Copien  von  Plänen  sind  aber,  wie  Sie,  meine  Herren,  in  Folge  Ihrer 
Erfahrungen  am  besten  beurtheilen  werden,  viel  ungenauer  als  die  Ori- 
ginale, daher  die  Abnahme  der  Dimensionen  von  denselben  auch  noch 
viel  unsicherer,  als  obige  Abweichungen  anzeigen.  Nun  habe  ich  aber 
in  meiner  Schrift  ^Die  Vermessungen  im  Königreiche  Sachsen^  nach- 
gewiesen, dass  wegen  des  Zwecks  der  blossen  Inhaltsbestimmung  der 
Parzellen  anfangs  bei  der  Landesvermessung  reine  Eettenmessung  und 
nur  ausnahmsweise  sowie  später  Messtischmessung  angeordnet  war,  dass 
für  den  Zweck  der  Einfahrang  eines  neuen  Orundsteuersystems  die  bei 
der  Vermessung  erlangte  Genauigkeit  ausreichte,  was  auch  documentirt  ist 
in  dem  §  19  des  Gesetzes  vom  9.  September  1843,  die  Einführung  eines 
neuen  Grundstenersystems  betreff.,  in  welchem  es  heisst:  „Beruht  der 
Irrthum  in  der  Vermessung,  so  ist  derselbe  jedoch  nur  dann  zu  berück- 
sichtig'en,  Wenn  die  Differenz  3%  überschreitet^.  Selbstverständlich 
reicht  aber  diese  Genauigkeit  für  die  Entscheidung  über  Mein  und  Dein 
nicht  aus,  weshalb  von  der  Hinausgabe  von  Menselblattcopien  zur  Ent- 
scheidung von  Grenzstreitigkeiten  ganz  abgesehen  werden  sollte. 

Bei  meinen  Begutachtungen  habe  ich  mich  dem  Gericht  gegenüber 
stets  für  verpflichtet  gehalten,  in  diesem  Sinne  vorzugehen^  die  mir  vor- 
gelegten Unterlagen  streng  zu  kritisiren,  sie  nach  dem  Befund  und 
mit  Rücksicht  auf  den  beanspruchten  Genauigkeitsgrad  zurückzuweisen, 
oder  sie  zur  Abgabe  des  Gutachtens  zu  benützen,  soweit  diese  Unter- 
lägen aber  in  Menselblattcopien  von  der  Landesvermessung  bestanden, 
meine'  auf  Erfahrung'  beruhende  Ansicht  über  die  IJnvollkommenheiten 
der  Originale  derselben  ganz  unverhohlen  auszusprechen  und  die  Copien 
zu  verwerfen.  Zu  bedauern  ist,  dass  sich  immer  noch  Sachverständige 
bereit  finden,  auf  Grund  von  Menselblattcopien  zur  Entscheidung  von 
Grenzstreitigkeiten  und  nicht  selten  der  subtilsten  Art,  beitragen  zu  wollen, 
obgleich  sie  wissen  müssen,  dass  die  Landesvermessung  für  derartige 
Zwecke  nicht  ausgeführt  ist. 

Aber  nicht  allein  Copien  der  Landesmenselblätter,  sondern  auch 
andere  zu  irgend  welchem  Zweck  angefertigte,  namentlich  ältere  Pläne 
werden  zur  Entscheidung  von  Grenzstreitigkeiten  von  Seiten  der  Parteien 
dem  Gerichte  übergeben.  Mir  ist  ein  Fall  bekannt,  dass  bei  einer 
Grenzstreitigkeit  der  Kläger  als  Beweismittel  einen  alten  etwas  brüchigen 
Plan  aus  der  Tasche  brachte  mit  dem  Bemerken,  das    dieser  Plan  den 


606       Nftgel.    Üdber  die  Mthwcndige  B«eoliaitoa^it  Ton  Pllnen  etc. 

Gnenuag,  der  ia  d«r  Natur  nicht  Bekr  Torhanden,  «ondem  durch  einen 
awlern  ergetst  seiii  sollte,  richtig  enthalten;  denn  der  Plan  sei  von  dem 
als  zuverlässig  bekannten,  verpflichteten  Feldmessei*  L.  angefertigt.     Den 
Namen  des  letzteren  enthielt  aber  der  Plan  nicht.    In  einem  Besichtigungs- 
termine fragte  nun  der  Richter  die  Parteien,  ob  sie  die  Richtigkeit  des 
alten  Oranszugs  a«f  dem  Plane  anerkennten?  und  der  Beklagte,   ein  in 
geometi^iechen  Sachen    unerfahrener  Laie,   sprach,   da   einmal  eine  Ent- 
scheidung getroffen  werden  müsse  und  jedenfalls  auch  im  Hinblick  darauf, 
dass   der  Plan    in    den  Processacten    immer    nur  als  von  L.  herrührend 
aufgeführt   worden    sei,    diese    Anerkennung   aus.    Hierauf   wurde    vom 
Gericht  die  Ermittelung    der   streitigen  Fläche    nach    dem  Plane   einem 
Sachverständigen  übergeben.    Letzterer  fühlte  sich  aber  verpflichtet,  mit 
dem  Feldmesser  L.  in  Verbindung  zu  treten,  um  zu  erfahren,  zu  welchem 
Zwecke   und  mit  welchen  Hil&mitteln   der  Plan  angefertigt  worden  sei. 
Dabei    ergab    es  sich,    dass  der  Plan  gamkht  von  L.,  auch  nicht  unt^ 
seiner  Leitung  und  Aufsicht   angefertigt   sei.     Nun  prüfte  der  Sachver- 
ständige den  Plan   und  fand  die   eine  nicht  streitige  Grenze,   welche  in 
der  Natur  noch  als  Mauer  unzweifelhaft  vorhanden  war,  unrichtig.    Ak 
der  Sachverständige    dem  Richter    von    diesen    Ergebnissen   Mittheiiung 
machte,  wurde  er  bedeutet,  dass  er  darnach  garnicht  gefragt  worden  sei ; 
die  Parteien  hätten  die  Grenzlinie  auf  dem  Plane  als  richtig  anerkannt, 
und  dariiufhin  habe  der  Sachverständige  dieFläcbenermittelung  auszuführen, 
möge   der  Grenzzug   richtig  sein  oder  nicht,   möge  d^n  Plan  angefertigt 
haben  wer  wolle.     Daraufhin   ist  nach  erfolgter  Flächenermittelung  das 
Urtheil  zu  Ungunsten  des  Beklagten  erfolgt.     Der  letztere  hat  Berufung 
eingelegt  und  hervorgehoben,  dass  er  seine  Anerkennung  des  Plans  nur 
unter    der  Voraussetzung    abgegeben   habe,    dass  der  Plan  wirklich  von 
dem    verpfl.  Feldmesser  L.    angefertigt  sei.     Wie  ich  Jetzt  gehört  habe, 
ist  der  Streit  durch  Vergleich  gehoben.    Darnach  bleibt  zwar  die  ia  der 
Natur    vorhandene   Grenzlinie    ungeändert,    der  Beklagte    hat    aber   die 
uixgefähr  2000  Mk.    betragenden    Kosten  zu  tragen,    was    er   jedenfalls 
seiner  voreiligen  Anerkennung  des  vorgelegten  alten  Plans  zu  verdanken  hat. 
Dieser  Fall  veranlasste   mich,   die  Ansicht  auszusprechen,   dass  in 
der   Praxis   nur  mit   grösster   Vorsicht  alten   Plänen   entgegen  getreten 
werden  müsste.      Wenn  in   einem    Grenzstreit   ein  Plan   auftaucht,  von 
dem  man  nicht  sicher  ist,   dass  er  von  einem  als  zuverlässig  bekannten 
Feldmesser   angefertigt  ist,    so  sollte,   ehe   die  Anerkennung   des  Plans 
von  Seiten  der  Parteien  ausgesprochen  wird,  stets  ei*st  das  Urtheil  eines 
Sachverständigen    über    die   Genauigkeit    des    Plans    eingeholt    werden, 
wobei  auch  die  Ermitteluog   des  Zwecks,  2U  welchem   seiner  Zeit  der 
Plan  gefertigt  ist  und  die  Ermittelung   der  Hilfsipittel  bei  Anfertigaog 
desselben,   eine   wesentliche  Rolle   spielen  muss.      Insbesondere  sollten 
auf  eine  derartige  sachverständige  Beurtheilung  aucli  die  Richter  Iiinzii- 
wirken  «rerpflichtet  sein. 


GMiBiig.    Beridit  ttber  die  fiavptvenuuninIvBg  in  Stuttgart.  607 

Meine  anf  Erl&hniiig  gegrttnd^n  Betrachtungen  fahren  mich  zu 
folgendem  soBamoienaufaBaenden.  Ergebniss : 

1)  Im  Attgemeiaen  sind  Pläne,  welebe  durch  eine  rationelle  MoBsnng 
entstuiden  sind  und  dalier  zoglelefa  die  gegenseitige  Lage  der 
Pttnkte  durchzählen  geilen,  als  Beweismittel  bei  Grentetreitigkaiten 
allen  anderen  PUtnen  vomiBiehen. 

2)  Werden  jedoch  Pläne  zugeECgen,  auf  denen  4ie  Punkte  durch 
eingeschriebene  Naturmaasse  nielkt  festgelegt  sind,  sondern  auf 
denen  die  etwa  ndthigen  Maasse  abgegriifien  werden  müssen,  so 
sollen  dieselben 

a.  coirect  und  sauber  gezeichnet, 

b.  mit  einem  Quadratnetz  zur  Berücksichtigung  des  Papier- 
eingangs bei  Längen- .  und  Fl^chenbestimmuagen    versehen, 

c.  in  einer  Verjüngung  dargestellt  sein,  welche  dem  geforderten 
flenauigkeitflgrade  ausreidiend  entspricfat, 

d.  den  Namen  des  Geometers  und  des  Zeichners,  sowi^ 

e.  die  Zeit  4er  MeMung  und  der  Anfertigung  entiialten. 

f.  In  idlen  zweiMhaften  Fällen,  namenftlich  in  welchen  ein 
Plan  den  Yorgenaimten  Anfordeningen  nicht  enspriefat^  sollten 
die  Parteien  bei  Grensetreitigkeiten  darauf  flatten  und  auch 
rom  Eiehter  darauf  fain  unterstützt  werden,  dass  der  Plan 
von  einem  Sachverständigen  gehörig  geprüft  wird,  bevor 
er  rou  den  Betheiligte»  als  Grundlage  zur  Eiutscheidung 
ttber  das  Atreitobjeet  anevkanait  wird. 

Mmne  eefar  ge^rten  Herren  Fachgenossen,  diesee  sind  meine  An- 
drehten^ die  ich  mir,  den  sächsiseben  Verhältilssen  entsprechend,  durch 
mei»e  Erfahnrngen  gebiUet  babe.  Sie  werden  an  besten  beurth^len, 
in  wie  w^it  «olehe  auf  anderweite  Verhältmsse  angewendet  werden  können. 
I>a  vielleickt  in  anderen  Staaten  die  Yeriiältniese  viel  günstiger  liegen, 
Bo  Mute  ieh  sehr  um  Entschuldigung,  wenn  ich  Sie  mit  meinen  Erörte- 
rmigen  gelaagweilt  habe. 


Bericht  Über  die.  am  5.  Mai  1895  in  Stuttgart  ab- 
gehaltene Hau|it¥ers«nfnfanig  des  Württ.  Oberanrts-  und 

Bezirfcsgeometer-Vereiris. 

Der  verein  TÄMt  zur  Zelt  40  Mitglieder;  hiervon  wären  anwesend  SO; 
und  muss  zum  Voraus  bemerkt  werden,  dass  in  Folge  der  seit  Jabren 
im  Osnge  befindlichen  Zusammenlegungen  ^  zweier  Oberamtsgeometer- 
steHen  zu  (nner  Bezirksgeometerstelle  die  Aitzahl  der  Hitgiieder  stetig 
i^nimmt  bis  a«B  «ien  un^prfln^ich  64  Od^eramitsgeoraeterstellen  eehliesslich 
noch  32  Bezirksgeomerterstellen  resultiren,  wenn  nletrt  noch  kleine 
Aenderungen  im  Ab-  oder  Zutbeilungsmodus  eintreten.  Die  Oberamts- 
geometerstellen  hören  dann  auf,  j 


608  Gehring.    Bericht  über  die  Hauptversammhing  in  Stattgart. 

Im  Kalenderjahre  1894  wurde  eine  Hauptveraammliing  nicht  ab- 
gehalten,  weil  abgewartet  werden  wollte,  bis  die  in  Awmcht  genommene 
der  Gegenwart  entsprechende  Umändemng  der  Ministerial' Verfügung 
vom  12.  October  1849,  auf  weleher  bisher  die  Fortführung  der  Flur- 
karten  und  Primärkataster  in  der  Hauptsadie  beruhte,  erschienen  wäre. 

unter  dem   1.   August  1894  ist  nun   diese  Verfügung  aar  Aasgabe 

gelangt,  *)  und   unter  dem   19.  Januar  1895   sind   mittels  Brlasses  des 

Königl.  Steuer -CoUegiums,   Abthdlung  für   directe  Steuern,   erschienen: 

„die     Dienstanweisung    für     die     Eatast^fortfährungsbeamten 

(Bezirksgeometer)^ ; 


femer 

und 

endlich 


„die  Anweisung  für  die  Katastergeometer^ 
„die  Anweisung  für  Felduntergänger^ , 


„die  Technische  Anweisung  fttr  die  Arbeiten  2nr  Erhaltung  und 
«  Fortführung  der  Flurkarten  und  Primärkataster ^. 

Genannte  Verfügungen,  Erlasse  und  Bestimmungen  boten  überreichen 
Stoff  zu  Erörterungen  einer  Hauptversammlung,  welche,  wie  eingangs 
bemerkt^  am  5.  Mai  1895  in  Stuttgart  stattfand. 

Die  Tagesordnung  führte  zunächst  auf  den  Bericht  des  Vor- 
sitzenden über  die  Thätigkeit  des  Ausschusses  in  der 
letzten  Vereinsperiode. 

Als  Hauptmomente  konnten  bezeichnet  werden  die  h.  Orts  gütigst 
gewährte  Theilnahme  an  den  Berathungen  der  Entwürfe  zu  obgedachter 
Ministerial -Verfilgung  vom  1.  August  1894  und  der  Technischen  An- 
weisung vom  19.  Januar  1895,  —  unter  Vorsitz  des  Herrn  Obersteuer- 
raths  Schiebach,  Vorstand  des  Königl.  Kataster -Bureaus,:  und  unter 
Anwesenheit  der  übrigen  Herren   Vermessungsbeamten  dieser  h.   Stelle. 

In  Beziehung  auf  die  ökonojnische  Stellung  der  Fortführungsbeamten 
wurde  eines  Bittgesuchs  des  Ausschusses  an  die  hohe  Dienstbehörde 
vom  22.  Mai  1894  erwähnt:  um  Verbesserung  der  Vorrttckungs* Ver- 
hältnisse und  Erhöhung  der  Diäten  und  Reisekostenvergtttung. 

Gleichzeitig  konnte  —  erireulicher  Weise  -:-  beigefügt  werden, 
dass  das  Bittgesuch  b.  Orts  Berücksichtigung  gefunden  habe,  indem, 
wie  schon  unter  dem  1.  April  den  Mitgliedern  durch  das  Vereinsorgan 
zur  Kenntniss  gebracht  wurde,  im  Entwurf  des  Württ.  Haupt finanz -Etats 
pro  1895/97,  Capitel  124,  Neuregulirung  vorgesehen  sei.  (Die  be- 
ztlgliohen  Titel  des  genannten  Capitels  werden  denn  4uch  von  den  beiden 
h.  Kammern    dem   Regierungs- Entwurf  entsprechend  verabschiedet.)**) 

Der  zweite  Punkt  der  Tagesordnung  war  der  Besprechung  über 
die  Verfügung    der  Ministerien  der  Justiz,    des  Innern  und 

*)  Vergl.  Zeitschrift  für  Vermessungswesen  vom  Jahre  1895  S.  48  ff. ;  be- 
sprochen von  Vermessongs-Commissair  Steiff  Stuttgart« 

*)  Die  Bezüge  der  Bezirks-  und  Oberamtsgeometer  wurden  mittels  Erlasses 
Königl.  Steuer -Collegiums,  Abtheilnng  für  directe  Steuern,  vom  24.  Juli  1895 
mit  Rückwirkung  vom  1.  April  an  neu  geregelt.  ' 


Gehring.    Bericht  übor  die  Haaptversammlung  in  Stuttgart.  609 

der  Finanzen/  betreffend  Erhaltung  nnd  Fortftlhrang  der 
Flurkarten  nnd  Primär kataster  vom  1.  Augast  1894 
gewidmet. 

Nach  dem  ron  einem  AusBchussmitgliede  ttbemommenen  Referat 
worden  die  einzelnen  Paragraphen  der  neuen  Verftigung  besprochen, 
namentlich  gegenüber  der  nun  aufgehobenen  Verfügung  vom  Jahr  1849. 

Das  infolge  dieser  Verfügung  einzufliln'ende  Institut  der  ^Kataster- 
geometer'^  veranlasste  eine  eingeheofd^e  Debatte.  Bisher  war  nämlich 
jedem  Orundeigenthttmer  freigestellt^  die  an  seinem  Grund  und  Boden 
kulturell^  figurell  oder  inhaltlich  vorgenommene  Veränderung  durch 
irgend  einen  aus  der  Zahl  der  öffentlich  bestellten  Feldmesser  geometrisch 
aufnehmen  und  hierüber  den  vorgeschriebenen  Handriss  (Grundriss  der 
Fläche  versehen  mit  den  Maasszahlen)  und  Messurkunde  fertigen  zu 
lassen«  Die  neue  Verfügung  bestimmt  nun,  dass  zur  Besorgung  der  soeben 
genannten  Eatastergeschäfte  für  jede  Gemeinde  aus  jener  Zahl  ein  zuver- 
lässiger Geometer  (Katastergeometer)  —  nöthlgenfalls  mehrere  —  auf- 
gestellt werde.  Die  Au&tellung  und  Thätigkeit  hat  die  den  Gemeinden 
vorgesetzte  Dienstbehörde  zu  überwachen. 

Durch  in  Rede  stehende  Einrichtung  soll  nicht  nur  eine  einheitlichere^ 
geordnete  Behandlung  der  Katastergeschäfte  erzielt,  sondern  auch  dem 
einzelnen .  Geometer  ermöglicht  werden,  sich  einen  sicheren,  quasi 
officiellen  Wirkungskreis  zu  schaffen. 

Als  weitere  Neuerung  von  einschneidender  Wirkung  wurden  die 
periodischen  Grenzbesichtigungen  sämmtlicher  Theile  der  Gemeinde- 
Markungen  bezeichnet  und  knüpfte  sich  deshalb  an  dieselbe  lebhafte 
Erörterung.  Es. wurde  geltend  gemacht,  dass  eine  durchgreifende  Ver- 
markungsergänznng  sowohl  im  Interesse  der  Grundbesitzer  als  des 
Kataster  -  Vermessungswesens  liege. 

Zwar  konnte  man  sich  nicht  verhehlen,  dass  bei  der  notorischen 
Mangelhaftigkeit  des  Vermarkungszustandes  in  vielen  Gemeinden  des 
Landes  erhebliche  Kosten  erwachsen  dürften  und  dass  gleichzeitig  die 
Vermarkung  der  einzelnen  Gewände  in  systematischer  Weise  (nach 
^Steinlinien^  etc«)  vollzogen  werden  sollte,  dass  aber  auch  die  hierdurch 
vermehrten  Kosten  reichlich  aufgewogen  würden  durch  Ersparniss  an 
Zeit  und  Geld  bei  späterhin  nothwendig  werdenden  Wiederbestimmungen 
einzelner  Punkte. 

Vorgesehen  zur  Besprechung  für  den  zweiten  Punkt  der  Tages- 
ordnung waren  noch  weiter  die  obengenannten  Erlasse  (Dienst- 
anweisungen etc.)  des  Königl.  Steuer  -  Collegiums.  Der  vorgeschrittenen 
Zeit  wegen  wurde  jedoch  beschlossen,  solche  zur  nächsten  Haupt- 
versammlung zurückzustellen. 

Im  Hinblick  auf  die  Emanation  der  eingangs  erwähnten  Verfügungen, 
Anweisungen  etc.,  welche  zum  Theil  an  Stelle  veralteter  Vorschriften 
treten,    zum    Theil    die    in    Einzelverfügungen    und    Erlassen   zerstreut 


610         Gehring,    Beriebt  über  die  HauptTeraAMmlinif  in  Stattgaii. 

• 
liegenden  Bestimmiingen  eodificiren  und  sattrndn,  oder  den  gegen- 
wärtigen Anfordernngen  entsprechend  mitsammt  äem  VermeflsiBgs- 
dienst  neu  regeln,  fühlte  sich  der  Vorsitzende  verpflichtet  namens  des 
Vereins  dem  Vorstand  Königl.  Kataster -Bureaus,  Herrn  Obersteuer- 
raih  Sehlebaoh^  fttr  sein  unablässiges  Bemfihea  in  Förderung  des  Ver- 
nressungswesens  eine  Dankesbezeugung  zum  Ausdruck  au  bringen,  welche 
in  der  Versammlung  einstimmigen  Wiederhall  fand. 

Punkt  3  und  4  der  Tagesordnung,  Erörierungen  ron  Vereins- 
angelegenheiten  und  Kassenbericht,  wurden  noch  in  mdgliehster 
Kttrze  abgewandelt.  Hetrorgehoben  sei  hier,  dass  zeitweise  Beschiekung 
der  Hauptversammlungen  des  Deutschen  Qeometervereins  durch  einen 
Delegirten  gewünscht^  gut  geheissen  und  beschlossen  wurde,  zumal  der 
Verein  schon  s^  10  Jahren  als  Zweigvercin  dem  Deutschen  Crcometer- 
verein  angehöre  und  noch  nie  bei  «ner  Versammlung  desselben  ofll^el) 
vertreten  war. 

Ein  nimmer  schlummeinder  Wünsch,  die  Bestallung  der  Bezirks- 
geometer  als  Staätsdiener  in  vollerem  Sinn  des  Wortes  —  mit  PensioDS- 
berechtigung  —  wurde  schliesslich  noch  bertthrt.  In  Erwägung  jedoch, 
dass  bei  den  legislativen  Factoren  der  Gegenwart  eine  Realinrnng 
dieses  Wunsches  nicht  zu  erhoffen  sein  dttrfte,  wurde  von  Veranlassung 
weiterer  Schritte  abgesehen  und  nur  der  Ausschuss  beauftragt,  der 
Gardinalbedingung  einer  sichern  Existenz  für  Staatsdiener  stets  ein- 
gedenk zu  sein,  in  Erinnerung,  dass  auch  die  Gemeinde-  und  Cor- 
porationsdiener  Württembergs  dies  Ziel  nach  mehrjährigen  Mtthen  erreicht 
haben. 

Den  5.  und  letzten  Punkt  der  Tagesordnung  bildete  endlich  die 
Wahl  einer  neuen  Vorstandschaft. 

Durch  Acclamation  werden  die  bisherigen  Mitglieder  einstimmig 
wiedergewählt,  nämlich:  Vorstand:  Bezirksgeometer  Gehring  m 
Reutlingen.  Ausschuss :  Bezirksgeometer  Beutler  in  G^ppipgen,  Bezirks- 
geometer Bode  in  Rottweil,  Oberamtsgeometer  Hörz  in  Waiblingen, 
Bezirksgeometer  Tag  in  Backnang,  Oberamtsgeometer  Wendelstein 
in  Cannstatt  (Kassirer)  und  für  ein  ausgetretenes  Mitglied:  Kataster- 
Assistent  Klemm  in  Stuttgart  (Schriftführer). 

Reutlingen,  im  Winter  1895/96.  Gehving. 


Inhalt. 

Grössere  Mittheilungen :  Ueber  die  Entwickelung  des  deutschen  Vermessungs- 
Wesens  im  19.  Jahrhundert,  von  Jordan.  —  Ueber  die  nothwendige  Be- 
schaffenheit von  Plänen,  die  als  Beweismittel  zur  Entscheidung  von  Grenz- 
streitigkeiten  dienen  sollen,  von  Nagel.  —  Bericht  Über  die  am  5.  Mai  1S95 
in  Stuttgart  abgehaltene  Hauptversammlung  des  Württ.  Oberamts-  und  Besirks- 
GeoKMter-Vereins,  von  Ge bring. 

Verlag  tod  Konrda  Wittw«r  Stattgart  —  Druck  von  Get>rüder  Jänecke  in  Hannoyer. 


611 

ZEITSCHRIFT  FOR  VERMESSUNGSWESEN. 

Organ  des  Deutschen  Geometervereins. 

Herausgegeben  Yon 

Dr.  W.  Jordan,  und  0-  Steppes, 

Professor   in    Hannover  Steuer-Rath  in  München. 

■ — -»K '     . 

1896.  Heft  20.  Band  XXV. 

■>i    15.  October.    »<- — 


Zur  graphischen  Ausgleichung  beim  trigonometrischen 

Einschneiden  von  Punkten; 

von  S.  Hammer. 

1)  Bekanntlich  ist  in  manchen  Landmesser-Anweisungen  bei  der 
trigonometrischen  Bestimmung  von  einzelnen  Neupunkten  durch  Vorwärts- 
einschneiden  von  gegebenen  Punkten  aus  oder  durch  Rückwärts - 
einschneiden  über  gegebene  Punkte  neben  der  Ausgleichung  nach  der 
Meth.  d.  kl.  Qu.  auch  noch  die  graphische  Behandlung  dieser  Ans- 
gleichungs-Aufgaben  zugelassen.  Man  kann  heutzutage  über  die  Be- 
rechtigung dieser  Zulassung  für  den  Landmesser,  der  häufig  Neupunkte 
trigonometrisch  zu  bestimmen  hat,  verschiedener  Ansicht  sein;  denn  die 
Ausgleichung  nach  der  Meth.  d.  kl.  Qu.  ist  bei  Anwendung  des  Rechen- 
schiebers und  Beachtung  gewisser  Rechen vortheile  so  bequem,  dass  man,  im 
Gegensatz  zu  der  Mheren  Ansicht,  diese  Methode  sei  gut,  verursache  aber  zu 
viel  Rechenarbeit,  bekanntlich  sagen  kann,  dass  es  nicht  ganz  leicht  ist, 
graphische  Methoden  oder  sonstige  Näherungsmethoden  zu  finden,  die 
weniger  oder  doch  nicht  mehr  Arbeit  verursachen,  und  dass  man  mit 
Jordan  die  Berechtigung  einer  solchen  Näherungsmethode  geradezu 
davon  abhängig  machen  kann,  dass  ihr  die  eben  angedeutete  Eigenschaft; 

zukomme.     Von  mehreren  der  .üblichen^  Methoden  lässt  sich  dies  nicht 

•» 

sagen;  ich  hoffe,  dass  man  die  im  Folgenden  angegebene  nicht  ebenfalls 
zu  ihnen  rechnen  werde. 

Auf  der  andern  Seite  sind  die  graphischen  Methoden  jedenfalls 
nicht  als  werthlos  zu  bezeichnen.  Denn  die  Anwendung  der  Methode 
der  kl.  Qu.  auf  die  uns  hier  beschäftigenden  Ausgleichungs  Aufgaben 
im  Sinne  der  Praxis  setzt  eine  Uebung  im  Ansetzen  der  Yerbesserungs- 
gleichungen,*)    in   der  Aufstellung  der  Normaigleichungen    und   in  der 


*)  Ich  ziehe  diesen  Ausdruck  dem  He  Im  er  tischen,  allerdings  ganz  all- 
gemein üblich  gewordenen  und  auch  etwas  kürzern  «Fehlergleicnungen*, 
besonders  für  den  Anfänger,  vor,  denn  bei  dem  Wort  , Fehler"  muss  sich 
dieser  eigentlich  immer  hinzudenken  ^plausibelste*^  (wenn  man  den  Ausdruck 
„wahrscheinlichste''  Fehler  ganz  vermeiden  will)^ während  vonVerbesserungen 
der  Beobachtungen  zum  Zweck  ihrer  Ausgleichung  eher  schlechthin  gesprocnen 

Zeitschrift  für  Vermessungswesen  1896.    Heft  20.  40 


6X2  Hammer.    Zur  graphischen  Ausgleichung  beim 

Aaflosnng  der  Normalgleichungen  voraus^  die  nicht  In  ganz  kurzer  Zeit 
gewonnen  werden  kann^  selbst  wenn  sich  der  Unterricht  ganz  im  Kreis 
der  mechanischen  Abrichtung  bewegt;  während  sich  ttber  eine  graphische 
Methode,  eben  ihrer  geometrischen  Anschaulichkeit  wegen,  in  sehr  kurzer 
Zeit  genügender  Ueberblick  gewinnen  lässt.  Ja,  ich  glaube  kaum  einem 
Widerspruch  zu  begegnen,  wenn  ich  sage,  dass  dem  Studirenden 
der  Geodäsie,  der  die  an  sich  einfache  Anwendung  der  Methode  d.  kl. 
Qu.  auf  diese  Aufgaben  lernt,  dringend  zu  rathen  ist,  sich  neben  der 
Rechnung  (und  in  Anwendung  auf  dieselben  Beispiele,  die  er  rechnerisch 
bearbeitet)  diese  geometrische  Anschaulichkeit  der  graphischen  Methoden 
nicht  entgehen  zu  lassen;  und  dass  auch  solche  praktische  Geometer 
oder  Ingenieure,  denen  nur  gelegentlich  einmal  eine  trigonometrische 
Punktbestimmung  vorkommt  und  die  also  die  nOthige  üebung  im 
rechnerischen  Verfahren  im  Allgemeinen  nicht  haben,  sich  durch  Anwendung 
jener  geometrischen  Methoden  nichts  vergeben. *) 

Soviel  zur  Rechtfertigung  einer  abermaligen  Mittheilung  über  ein 
graphisches  Ausgleichungs verfahren  beim  trigonometrischen  Einschneiden 
von  Neupunkten. 

2)  Auffallen  der  weise  wird  das  nächstliegende  Verfahren  zum 
^graphischen  Aufzeichnen  der  Visirstrahlen^  in  der  neuern  geodätischen 
Literatur  (mit  der  sogleich  zu  nennenden  Ausnahme)  nicht  erwähnt. 
Man  begnügt  sich  bei  der  graphischen  Darstellung  der  gemessenen 
Sichten  beim  Vorwärtseinschneiden  mit  den  beiden  bekannten  Methoden,  von 
denen  die  eine  die  bei  verschiedenen  Combinationen  der  vorhandeneo 
Messungen  auftretenden  Seitendifferenzen  benutzt,  die  andere  die  Schnitt- 
punkte der  Zielungen  mit  Parallelen  zu  den  Achsenrichtungen  in  der 
Umgebung  des  Näherungspunkts  ausrechnet.  In  beiden  Fällen  moss 
man  zu  viel  logarithmisch  rechnen  und  beraubt  sich  der  hier  ganz 
ebenso  wie  bei  Anwendung  der  Methode  der  kl.  Qu.  bequemen  An- 
wendung des  Rechenschiebers. 

Die  neuen,  in  Württemberg  gegebenen  Vorschriften  (1895)  ^betreffend 
die  Erhaltung  und  Fortführung  der  Flurkarteii  und  Primärkataster^ 
enthalten  im  Trig.  Form.  6  und  in  der  zugehörigen  Anleitung  *  die  Methode 
der  graphischen  Ausgleichung  beim  Einschalten  eines  Neupunktes  darch 
Vorwärtseinschneiden  oder  durch  gleichzeitiges  Vorwärts-  und  Rückwärts- 


werden  kann.     Das  Wort  F  ehl  er  bleibt  dann  dem  mittleren  Fehler  der 
Beobachtung  vom  Gewicht  t  und  den  m.  F.  der  Resultate  vorbehalten. 

*)  Ich  darf  hier  vielleicht  in  einer  Anmerkung  auf  den  Aufsatz  von 
Prof.  Volkmann  über  die  mechanische  Natüranschauung  (Himmel  und  Erde 
1893,  Novbr.  [VI,  2,  S.  65])  hinweisen:  während  z.  B.  noch  Newton  auch 
solche  Resultate,  die  er  analytisch  gefunden  hatte,  anschaulich,  synthetisch  zu 
demonstriren  liebte,  gewann  am  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  die  Analysis, 
die  Rechnung,  besonders  unter  dem  Einfluss  von  LagrangeV  glänzendem 
Genie,  die  Alleinherrschaft,  die  Anschauung  wurde  zurückgedrängt;  neuer- 
dings verlangt  aber  doch  mehr  und  mehr  die  Anschauung  wieder  ihr  Recht 
Was  hier  von  den  Methoden  der  Mechanik  gesagt  wird,  gilt  fast  Wort  für 
Wort  auch  für  einzelne  Theile  der  Geodäsie. 


trigonometrischen  Einschneiden  von  Punkten. 


613 


einschneiden^  die  ich  aneh  hier  mittheilen  will;  ich  bin  dazu  vielleicht 
dadurch  berechtigt,  dass  ich  einmal  diese  Methode  (Anwendung  des 
Reciienschiebersauf  die  graphische  Ausgleichnng)  im  Unterricht  seit 
länger  als  einem  Jahrzehnt  verwende  nnd  sodann  einige  Zusätze  za  der 
Methode  machen  möchte,  die  mir  ihre  Verwendbarkeit  zn  steigern  scheinen. 
Was  das  Verfahren  selbst  angeht,  so  mag  zunächst  hier  gestattet 
sein,  aus  dem  (seit  einigen  Jahren  gedruckten)  Uebungsbuch,  das  ich 
bei  den  geodätischen  Uebungen  verwende,  das  Diagramm  für  die  Aus- 
gleichungsfigur und  die  zugehörigen  Erläuterungen  zu  reproduziren. 
Die  Figur  setzt  den  Maassstab  1:10  voraus,  so  dass  die  cm -Linien 
Abständen  von  je  1  dm  entsprechen  (die  üblichen  mm -Linien,  wie  sie 
die  preussischen  und  württembergischen  Formulare  zeigen,  halte  ich 
jedenfalls  für  trigonometrische  Messung  auf  freiem  Felde  —  und 
für  andere  Punkte  kommt  die  graphische  Ausgleichung  nicht  in  Betracht  — 
für  mindestens  entbehrlich). 

Form.  8.  Seite 

Graphische  Ansgleichnng  beim  mehrfachen  Vorwärts-  oder 
Rückwärts-  oder  combinirten  Einschneiden. 

Zum  Punkt Messung  s,  S 


<^^ 
v^'' 


x^ 


Rechnung  des  Näherungspunkts  S. 
9 


II 


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l'"li 

081         *> 


V* 


40* 


614  Hammer.    Zur  graphiflchen  Aosgleichung  beim 

• 

VorwSrtseinschneiden.    Cq  ist  der  Näherungspunkt  (Coord,  am  be- 
quemsten auf  den  nächsten  dm  abrunden). 

Gemessen:    in  A  der  Winkel  A  zwischen  G  links  und 
B  rechts. 

Berechnet:     Ä^=(ÄB)  —  (Ä  Ca) 
11- -o  woraus:     AA  =  Ä — A, 


•0 


Zum  Eintragen  des  Strahls  AC: 

1)  Richtungswinkel:  (ACq) 

(AA) 


2)  Seitenverschiebung:   v    =  ^^ — 77 —  •  A  Cq    (Rechenschieber) 

P 
nach    links    oder    rechts    von   A  aus    gesehen^    je  nachdem  A  Jl  + 

oder  —  ist. 


Bei  combinirtem  Einschneiden  sind  die  Rückwärtsschnitte  (Winkel- 
messungen auf  dem  zu  bestimmenden  Punkt)  nach  dem  folgenden 
Verfahren  einzutragen. 

RQckwärtseinschneiden.     D^  ist  der  Näherungspunkt  (wie  oben). 

Gemessen:  in  D  der  Winkel  zwischen  B  links 
und  A  rechts;  liefert  als  Bestimmnngslinie  fttr  D  den 
Kreis  ADB  oder  für  einen  kleinen  Bereich  die  Tan- 


gente DT. 

Berechnet:     (AB)\  (D^A),  (D^B)  und  die  zu- 
gehörigen Entfernungen. 

Zum  Eintragen  des  Strahls  DT: 

1)  Richtungswinkel  (D^  T)  =  (D^  B)  —  Winkel  A 

=  (D,B)-^{(AB)^(ADJ}. 

2)  Ist  A  D  der  Unterschied  zwischen  dem  in  D  zwischen  B 
und  A  gemessenen  und  dem  aus  (D^A)  —  (D^B)  be- 
rechneten Winkel,   so  ist 

Seitenverschiebung  v  =  - — jA-  '  — ^  ^ —    nach    aussen 

P  AB 

oder  innen  von  A  B  aus,   je  nachdem  AD  —  oder  +  ist. 


Beim  Yorwärtseinschneiden  sowohl  als  beim  Rttckwärtseinschneiden 
ist  also  jede  der  Linien,  die  als  gemessene  Bestimmungslinien  für  den 
Neupunkt  vorhanden  sind,  in  die  Ausgleichungsfigur  einzutragen  mit  Hilfe 

1)  ihres  Richtungswinkels    und 

2)  der  Seitenverschiebung  v, 

die  aus  dem  Unterschied  zwischen  dem  gemessenen  Winkel,  der 
eben  zu  der  Bestimmungslinie  führt  und  dem  mit  Hilfe  des  „Näherungs- 
punkt s^  sich  ergebenden  entsprechenden  Winkel,  und  ferner  aus  der 
Entfernung  des  Neupunktes 

von  dem  gegebenen  Punkt  beim  Yorwärtseinschneiden, 
von  den  zwei  gegebienen  Punkten  und  der  Entfernung  dieser 
unter  sich  beim  Rtlckwärtseinschneiden 


trigonometrlBchen  Einschneiden  von  Punkten.  615 

einfach  zu  berechnen  ist,  und  zwar,  der  obenstehenden  Anleitung  ent- 
sprechend, mit  dem  Rechenschieber.  Diese  Querverschiebung  v  der 
Bestimmungslinie  ist  normal  zu  der  durch  den  Richtungswinkel  ge- 
lieferten Richtung  vorzunehmen.  —  Das  Eintragen,  der  Strahlen  durch 
diese  beiden  Stttcke,  Richtungswinkel  und  Querverschiebung,  ist 
bequemer  als  das  Ausrechnen  der  Schnittpunkte  der  Strahlen  mit 
Parallelen  zu  den  Coordinatenachsen  in  der  Gegend  des  Näherungspunkts, 
selbst  für  den  Fall,  dass  man  nicht  in  der  Ausgleichungsfigur  selbst  den 
„Transporteur^  vorräthig  hat,  sondern  den  Halbkreis  mit  verwenden  muss 
(wie  man  ihn  etwa  zum  Auftragen  von  Tachymeterpunkten  oder  tachy- 
metrischen  Zügen  zur  Hand  hat). 

Es  ist  zu  den  Angaben  der  obigen  Erläuterungen  etwa  noch  hinzu- 
zufügen, dass  die  Vorschrift  ftlr  das  Vorwärts  einschneiden,  wie  bei 
jedem  Ausgleichungsverfahren,  brauchbar  bleibt,  ob  auf  den  gegebenen 
Pankten  Sätze  oder  Winkel  gemessen  sind :  in  jedem  Fall  ist  eben  hier 
das  Messungsergebniss  der  Werth  des  Richtungswinkels  des  Strahls 
nach  dem  Neupunkt.  Bei  der  Ausgleichung  eines  rückwärts  ein- 
geschnittenen Punkts  dagegen  ist  oben  zunächst  Winkelmessung  auf 
dem  Neupunkt  vorausgesetzt  und  es  wird  über  diese  von  dem  jetzt 
allein  üblichen  Verfahren  (der  Zusammenfassung  aller  Zielpunkte  in 
Sätze)  abweichende  Voraussetzung  unten  noch  Näheres  auszuführen 
sein.  Ferner  ist  zu  der  Angabe:  Coordinaten  des  Näherungspunkts  auf 
den  nächsten  dm  abrunden^  noch  eine  Bemerkung  zu  machen:  ich  ziehe 
diese  kleine  Verschiebung  des  Näherungspunktes  um  ein  paar  cm,  statt 
ihn  genau  so  zu  behalten^  wie  er  sich  als  Schnittpunkt  von  zwei 
Strahlen  beim  Vorwärtseinschneiden,  als  Schnittpunkt  zweier  Kreise 
(mit  Benutzung  von  drei  gegebenen  Punkten)  beim  Rückwärtseinschneiden 
ergiebt,  besonders  für  den  in  trigonometrischen  Rechnungen  weniger 
Geübten  stets  vor;  man  muss  zwar  im  ersten  Fall  zwei,  im  zweiten 
drei  Richtungswinkel  mehr  rechnen,  als  wenn  man  den  sechsstellig 
berechneten  Schnittpunkt  auch  streng  als  Näherungspunkt  beibehält. 
Allein  einmal  liefert  gerade  diese  Doppelrechnung,  wenigstens  für  einen 
Theil  der  Richtungswinkel  eine  zumal  für  den  Anfänger  willkommene 
Controle,  und  sodann  kann  man  den  Näherungspnnkt  bei  dem  von  mir 
befürworteten  Verfahren  vollständig  genügend  fünfstellig  rechnen,  selbst 
für  alle  Fälle,  in  denen  für  die  definitive  Rechnung  unbedingt  sechs- 
stellig zu  rechnen  ist.  Mit  Rücksicht  hierauf  bedeutet  jene  Wieder- 
holung der  Rechnung  zweier,  bezw.  dreier  Richtungswinkel  keine  Mehr- 
arbeit, vielmehr  das  Gegentheil.*) 

3)  Sodann   mag    gleich    hier  zu    der    angewandten    Art    des   Auf- 
tragens der  Bestimmungslinien  durch  Richtung  und  Qnerverschiebung  bei- 


^)  Gerade  entgegengesetzt  lauten  die  Anweisungen  in  der  oben  citirten 
neuen  württembergischen  Vorschrift.    (Anleitung  zum  trig.  Form.  6,  Nr.  33  n.  34.) 


616 


Hammer«    Zur  graphischen  Ansgleichimg  beim 


gefügt  seil);  dass  mir  dabei  ein  kleines  Parallellineal  bequem  vor- 
gekommen ist;  das  ich  mir  früher  selbst  hergestellt  habe  and  das  ich 
vor  einiger  Zeit  in  besserer  (Metall-)  Ausführung  durch  L.  Tesdorpf 
hier  machen  Hess  (vergl.  Fig.  1);  es  unterscheidet  sich  von  dem  ge- 
wöhnlichen Parallellineal  dadurch,  dass  man  an  der  Scala  A  am  Ende  des 
Lineals   B   die  Parallelverschiebung   der  Ziehkante  an  C  auf  0^1  mm 


Fig.  1. 


MaassBtab  1 :  3 


bequem  unmittelbar  ablesen  kann.  (Auf  der  Unterseite  von  C  ist  auf  der 
Strecke  FGy  die  der  Dicke  von  A,  1  mm,  entsprechende  Metailstärke 
herausgeschnitten;  D  sind  Knöpfe  zur  Bewegung  des  Parallellineals  C; 
EE  Vertiefungen  zum  Einsetzen  der  Finger  der  linken  Hand,  um  das 
Lineal  B  in  bestimmter  Lage  festzuhalten;  die  Stücke  B,  Ay  C  sind 
auf  der  Unterfläche  (Papierfläche)  genau  bündig;  die  Theilahg  auf  A 
beginnt  selbstverständlich  so,  dass  die  Kante  von  -C  scharf  anf  0  zeigt, 
wenn  C  bh  B  angeschlagen  wird.  Nebenbei  bemerkt  liegen  bei  dem 
hier  abgebildeten  Exemplar  des  Instrumentchens  die  Schienen  Hj  H  bei 
der  Nullstellung  von  C  zu  wenig  schief,  so  dass  bei  einiger  Abnutzung 
der  Gelenke»  die  genügend  parallele  Lage  der  Kante  von  C  gegen  die 
von  B  in  Frage  gestellt  sein  kann;  es  ist  deshalb  das  eine  der 
Scharniere  mit  einer  Corrections  Vorrichtung  versehen,  übrigens  wäre  ja  den 
Schienen  H  auch  leicht  eine  bessere  Lage  zu  geben,  wie  das  an  einem 
neuem  Exemplar  des  Apparats  geschehen  ist.) 

Der  Nutzen  eines  solchen  Parallellineals  mit  Ablesung  oder  mit  Ein- 
stellung der  Qnerverschiebung  zeigt  sich  besonders,  wenn  man  sich  beim 
Eintragen  der  ßestimmungslinien  für  den  Neupunkt  nicht  nur  auf  diese 
Linien  selbst  beschränkt,  sondern  zu  beiden  Seiten  jeder  dieser 
Linien  die  zwei  weitern  einträgt,  die  einer  bestimmten 
runden  Veränderung  (einem  angenommenen  m.  F.)  des  ge- 
messenen Winkels,  für  Ausgleichung  von  trigometrischen 
Punkten  auf  freiem  Feld  am  besten  ±  10",  entsprechen. 
Das  Einträgen  dieser  Geraden,  die,  um  einen  kurzen  Namen  zu  haben, 


trigonometrischen  Einschneiden  von  Punkten.  gX7 

für  das  Folgende  stets  Nebenlinien  heissen  mögen;  verursacht,  da 
man  die  den  10"  entsprechende  Querverscbiebang  ohne  weitere  Ein- 
stellung am  Rechenschieber  abliest^  keine,  irgendwie  nennenswerthe 
Mehrarbeit;  während  sie  von  grossem  Nutzen  sind;  ich  halte  sie  für 
eine  wesentliche  Vervollständigung  der  bier  vorgetragenen  Methode  der 
graphischen  Ausgleichung;  weil  diese  an  geometrischer  Anschaulichkeit 
gewinnt:  der  Werth  jeder  Bestimmungslinie  kommt  durch  die  Nebenlinien 
graphisch  zum  Ausdruck;  man  kann  femer  mit  ihrer  Hülfe  insbesondere 
auch  zum  Schluss,  nachdem  der  definitive  Punkt  gewählt  ist;  ohne  jede 
weitere  Rechnung  die  Verbesserung  jedes  einzelnen  gemessenen  Winkels 
aus  der  Figur  ablesen  und  sich  so  auch  bei  graphischer  Ausgleichung 
sehr  einfach  überzeugen;  ob  der  aus  der  Summe  der  Quadrate  dieser 
Verbesserungen  zu  berechnende  m.  F.  eines  gemessenen  Winkels  ungefähr 
mit  dem  aus  der  Winkelmessung  sich  ergebenden  oder  dort  geschätzten 
Betrag  übereinstimmt;  so  dass  diC;  wie  üblich;  gemachte  Voraussetzung 
der  Fehle]:freiheit  der  Coordinaten  der  gegebenen  Puhkte  gerechtfertigt 
war  u.  s.  f.  £s  ergiebt  sich;  wie  schon  angedeutet;  durch  die  Neben- 
linien auch  Vortheil  für  die  Auswahl  des  definitiven  Punkts  selbst;  bei 
günstiger  Lage  der  Verhältnisse  oft  in  der  Art;  dass  durch  die  Neben- 
linien ein  ^em^  der  Ausgleichungsfigur  geschaffen  wird.  Leichter  als 
mit  den  Bestimmungslinien  allein  kann  die  Wahl  des  ausgeglichenen 
Punkts  nach  Anblick  jedenfalls  gemacht  werden;  und  diese  Auswahl 
nach  dem  Anblick  der  Bestimnrangslinien,  d.  h.  ohne  besondere 
Coustruetion  zur  Bestimmung  des  anzunehmenden  Punkts  ist  sicher 
beim  j^aphischen  Verfahren  allein  das  Richtige,  wie  auch  Jordan  mehr^ 
fach  hervorgehoben  hat.  (Constructionen  *)  rühren  bekanntlich  von 
Bertot;  d'O.cagne  [mehrere];  Genge,  Klingatsch  u.  v.  A.  her;  das.da 
uad  dort  noch  vorgetragene  Verfahren  der  Berechnung  des  zu  wählenden 
Punktes    aus    den    einzelnen   in     der    Ausgleichungsfigur   entstehenden 


*)  Ich  brauche  wohl  kaum  ausdrücklich  anzumerken,  dass  ich  trotzdem  das 
grosse  Interesse,  das  diese  Arbeiten  beanspruchen  können,  ebenso  wie  die 
Arbeiten  zur  graphischen  Auflösung  von  Normalgleichuhgen  nebst  Bestimmung 
der  m.  F.  der  Unbekannten  (Klingatsch,  Puller)  vollständig  anerkenne ;  ich 
glaube  nur,, dass  sie  praktisch  keine  grosse  Bedeutung  erlangen  werden  und 
können.  —  Obgleich  ich  hier  keine  Bibliographie  der  graphischen  Ausgleichung 
geben  kann  und  will  (man  müsste  ja  viele  Seiten  dazu  verwenden)  seien  doch 
noch  neben  den  oben  genannten  bekanntern  Arbeiten  angefilhrt  die  des  fran- 
zösischen Marine -Ingenieurs  Matt  (an  mehreren  Orten)  und  die  von  H.V allot, 
veröffentlicht  im  I.  Band  der  ^Ahnales  de  TObservatoire  M6t6orologique 
da  Mont  Blanc^  (Paris  1893,  S.  145--169)  des .  bekannten  Mont  Blanc-Forschers 
J.  V allot.  Eine  Arbeit  des  russischen  Obersts  Pomeranzew  (Graph. 
Methode  der  Auflösung  von  Normal -Gleichungen  mit  zwei  Unbekannten  nebst 
Bestimmung  der  m.  F.;  mit  Anwendungen  auf  das  Vorwärts-  und  Rlickwärts- 
Einschneiden  von  Punkten),  erschienen  im  Band  52  der  Sapiski  der 
Kriegstopogr. -Abtheüung  des  russischen  Generalstabs  (1895;  in  russ.  Sprache) 
ist  hier  ebenjfalls  anzuführen. 


618 


Hammer.    Zar  graphiBehen  Ausgleichung  beim 


Schnittpunkten  [vgl.  z.  B.  Brathuhn,  Lehrbuch  der  praktischen 
Markscheidekunst,  2.  Aufl.  1894,  8.  216—218,  S.  222--224],  mit 
Annahme  von  Gewichten  für  diese  Punkte  je  nach  dem  günstigen  oder 
weniger  günstigen  Schnittwinkel  der  zwei  den  Schnittpunkt  liefernden 
Strahlen,  ist  willkürlich  und  dazu  noch  umständlich). 

Im  Uebrigen  möge  nun  die  Methode  an  zwei  vollständig  durch- 
geführten Beispielen  erläutert  werden,  wobei  zum  Vergleich  auch  die 
Auflösungen  nach  d.  Meth.  d.  kl.  Qu.  beigesetzt  sind« 

4)  Vorwärtseinschneiden  mit  graphischer  Ausgleichung. 
Der  Neupnnkt  P  (Thurm)  ist  durch  Strahlen  von  den  gegebenen  Punkten 
My  E,  W,  JB,  Z  aus  vorwärts  eingeschnitten;  es  sind  gemessen  (mit  je 
4  facher  Repetition  mit  einem  kleinen  Nonien-Theodolit  von  30"  Ablesung) 
die  Winkel  (in  Wirklichkeit  sind  mehr  Winkel  gemessen,  die  aber  hier 
wegbleiben) : 

in  M  zwischen  P  links  und  D  rechts  1  =  129°  38' 


T) 


E 
W 
R 
Z 


D 
P 

W 

s 


77 


P 
R 
P 
P 


T7 


2=  82 
3==  81 
4=  57 
5=    37 


0" 
4     20 
12    50 

47  50 

48  52 


77*"  77  ^7777-^  77 

Die  Angabe  für  die  5  gemessenen  Winkel  ist  absichtlidi  so,  dass 
der  Neupnnkt  P  bald  als  Punkt  links,  bald  als  Punkt  rechts  erscheint. 
(In  Wirklichkeit  wird  man,  wenn  in  der  That  auf  jedem  Standpunkt 
nur  Ein  gegebener  Zielpunkt  zu  Gebote  steht  und  Repetitionsmessung 
angewandt  werden  soll,  den  Winkel  zwischen  diesem  Punkt  und  dem  zu 
bestimmenden  Punkt  doppelt  messen,  den  Winkel  und  sein  Implement 
messen  oder  noch  besser  den  Winkel  von  links  nach  rechts  und  dann 
von  rechts  nach  links  repetiren  und  das  Mittel  nehmen ;  s.  u.)  Uebrigens 
bringt  hier,  wie  schon  oben  angedeutet  wurde,  der  Umstand,  ob  Repetitions- 
messung oder  Satzmessung  angewandt  wurde,  keinen  principiellen  Unter- 
schied fUr  die  Ausgleichung  hervor. 

Die  Winkelmessung  sei  hier  derart,  dass  man  den  m.  P.  eines  der 
angeschriebenen  5  Winkel,  nach  den  Messungszahlen,  zu  db  10"  ge- 
schätzt hat. 

Die  Coordinaten  (wie  üblich  als  fehlerfrei  anzunehmen)  der  fest 
gegebenen  Standpunkte  und  Zielpunkte  sind  die  folgenden: 


X 

y 

M 
E 
W 
R 
Z 

+  38401,05 
36713,14 
37009,36 
39568,28 
39988,93 

+  17988,04 
19011,30 
22475,13 
23090,56 
17480,92 

D 

S 

37411,08 
39772,11 

17032,45 
20198,39 

In   der  nachstehenden  Figur  2  sind  diese  Punkte  aufgetragen  und 
die   gemessenen  Winkel    angedeutet.     Ueber    die  Rechnungsschärfe  des 


trigonometrischen  Einschneiden  von  Punkten. 


619 


Folgenden  ist  zu  sagen,  dass,  den  Coordinatendifferenzen  entsprechend, 
zwar  6 -stellig  gerechnet  ist,  die  0,1''  aber  nicht  mitgeführt  sind, 
sondern  überall  auf  1''  abgerundet  ist,  bei  der  Genauigkeit  der  Winkel* 
messung  und  für  Feld  punkte  (im  Gegensatz  zu  Stadttriangulirungen) 
gewiss  ohne  weiteres  zulässig.  Man  wird  in  diesem  Falle  der  verhältniss- 
mässig  rohern  Zielbezeichnung  und  selbst  dauernden  Bezeichnung  der 
Punkte  auf  freiem  Felde  doch  bei  Eleintriangulirungsaufgaben  in  keinem 
Fall  schärfer  als  auf  etwa  i'  messen  wollen  (wohl  aber  in  vielen  Fällen 
sich  mit  b"  oder  selbst  10",  je  nach  den  Entfernungen,  begnügen  können), 
wenn  man  bedenkt,  dass  1"  Unterschied  in  einer  Richtung  einen  Punkt 
auf  die  Entfernung  3000  m  um  nicht  über  1^/2  cm  seitlich  versetzt. 

Fig.  2. 


und 


{ED)    =  289     25     40 
iWB)  =     13     31     23 
UBW)  =  193     31     23] 
(ZS)     =     94     33     42, 
erhält    hieraus   mit    Hilfe 


Aus    den    angegebenen    Coordinaten    berechnet   man   zunächst   die 

festen  Richtungswinkel  (wie  oben  bemerkt  auf  0,5''  genau): 

(M  D)  =  2230   59'   15"       .       ,.     „^,  ,  , 

^ —  ^  für   die  Näherungsrechnung  des 

Neupunkts  auch: 

los  BW  =  3.42027 

der    oben    angeschriebenen    gemessenen 

Winkel  (durch  Addition  oder  Subtraction  dieser  Winkel,  je  nachdem  P 

der  Punkt  rechts  oder  der  Punkt  links  ist)  die 

beobachteten  Richtungswinkel  der  Strahlen 

nach  dem  Neupnnkt  P. 

(Richtungswinkel  vor  der  Ausgleichung): 

(M  P)  =     94«  21'  15" 

(EP)    =     11  30  0 

(WP)  =  292  18  33 

(BP)   =  251  19  13 

(Z  P)   =  132  22  34. 


220 


Hammer.    Zar  graphischen  Aasgleichung  beim 


Mit  Benutzung  des  Dreiecks  WBP  erhält  man  (5 -stellig;  s.  o.)  ala 
genäherte  Goordinaten  des  zu  bestimmenden  Punktes! 

38298,5  und  19333,7; 
diese  Zahlen,  aber  nun  scharf  auf  1  cm  festgehalten  (s.  oben)^  mögen  als 
Goordinaten  des  Näherungspunkts  P^  dienen,  so  dass  fiir  diesen  ist: 

x^=-\'  38298,50,     ^o  =  +  19333,70. 
Man  erhält  mit  Benutzung  dieses  Näherangspunkts  P^  die 
Richtungswinkel  der  Strahlen  nach  dem  Näherungspunkt  P^ 
(und  zugleich  die  genäherten  Entfernungen  in  km,  auf  0,005  genau): 

{MP^)  =     94°   21'   29"     i       1,35  km 


{EP,)   -    11 

29 

42 

1,62 

(WP,)  —   292 

18 

42 

3,40 

(Ä  P,)  -  251 

19 

31 

3,70 

{ZPo)          132 

22 

36 

1,81 

77 


77 


Bis  hierher  ist  die  Rechnung  durchaus  identisch  mit  der  für  die 
Anwendung  d.  Meth.  d.  kl.  Qu.  erforderlichen. 

Zum  graphischen  Auftragen  der  Strahlen  nach  den  Beobachtungen 
dient  nun  also  ausser  ihren  Richtungswinkeln  (der  Reihe  nach  94,4° ;  H^^^7 
292,3°;  251,3°;  132,4°)  die  Querverschiebung  jedes  Strahls,  von 
Pq  aus  gerechnet. 

Ist  Ä  einer  der  gegebenen  Festpunkte,  von  dem  aus  der  Richtungs- 
winkel {A  P)  nach  dem  Neupunkt  beobachtet  ist  (mittelbar),  so  ist,  wenn 

da  die  Differenz  in  ": 

da"  =  {äP)-  (A  P,) 

und  Sa  die  genäherte  Entfernung   AP^^   in   Kilometern   bedeutet,   diese 

Querverschiebung  für  den  Strahl  (A  P) 

da 


Va  = 


// 


Sa  •  10  000  Decimeter 


und  zwar,  von  A  gegen  P  gesehen,  t;«  nach  rechts  oder  links^  je  nachdem 
do  positiv  oder  negativ  ist. 

Im  vorliegenden  Fall  sind  die  Differenzen  d  und  die  daraus  mit  dem 
Rechenschieber  zu  berechnenden  Querverschiebungen  v  [ohne  Vor- 
zeichen;  die  Richtung,  nach  der  hin  v  zu  nehmen  ist,  giebt  die  Spalte 
l  (links)  oder  r  (rechts)  an,  vom  gegebenen  Punkt  gegen  den  Nenpunkt 
hin  gesehen] :  ' 

^  =  äöHei  •  13500  =  0,92  dm 
^2  =  2öH6T- 16200  =  1,42 

t?3  = =  1,49 

1^4  = =  3,23 


d,  =  —  14' 

d,  =  +  18 
^3-=  —  9 
d,  =  —  18 
d,  =  -    2 


77 


7) 


V, 


77 


77 


l 

r 
l 
l 
l 


a>    •    m 

gig's 

g,8»| 

S  2  .2 


= =  0,24 

Damit  lassen  sich  die  Strahlen,  zumal  mit  Hilfe  des  in  3)  be- 
schriebenen Instrumentchens,  sehr  bequem  zeichnen;  z.  B.  beim  ersten 
Strahl,  von  M  aus:  Paraliellineal  angeklappt,  Ziehkante  auf  die 
Richtung  (P^  —94,4^)  gelegt,  J5  festgehalten,  Parallellineal  auf  0,92  cm 


trigonometrischen  Einschneiden  von  Punkten. 


621 


(Maassstab    1  :  10)   der  Theilang  geöffnet^   Strahl  gezogen   a.  s.  f. ;    so 
entstehen  die  in  der  Figur  3  stark  gezogenen  beobachteten  Strahlen. 

Fig.  3. 


i- 


0kl  '   fl 


''m 


«'":>• 


Nun  sind  aber  gleichzeitig  mit  diesen  Bestinunungslinien  selbst  ihre 

Nebenlinien  in   die  Figur  einzutragen;   neben  die    oben   angeschriebene 

Reihe  der  v  setzt    man  nämlich    sogleich    noch   die 

Verschiebungjen  ftir  Xf)" y'n^m^^h.  der  Reihe  nach 

10" 

77-  •  13500  =  0,62  dm 

206  265 '      ^^'^^^^       ^^^^ 

^-—-•16200  =  0,79    ^ 

206  265  '        " 

.-..' ....=,1,65    „ 

=1,80    „ 

...^ ..=1,22    „  , 

was  man  je  ohne  neue  Einstellung  des  Schiebers  erhält^  indem  man  nur 
ausser  bei  14,  18,  9;  18,  2  je  auch  noch  bei  10''  (also  bei  1)  abliest. 
So    entstehen    neben    den   Bestimmungslinien  «i^«—  die    zugehörigen 

Nebenlinien  —  — der  Figur  3;    das  Eintragen   der   Nebenlinien   ist 

mit  dem  Parallellineal  ebenfalls  recht  bequem;  z.  B.  beim  ersten  Strahl 


622 


Hammer.    Zar  graphischen  Ansgleichimg  beim 


entweder  bei  Festhaltang  des  Lineals  B  aach  noch  Linien  bei 
Einstellang  des  Parallellineals  aaf  0;92  +  0,62  =  1,54  cm  and 
0,92  —  0;62  =  0,30  cm  gezogen,  oder  nach  Auftragen  des  Hauptstrahls, 
Parallellitieal  angeklappt,  mit  der  Ziehkante  an  den  Strahl  gelegt,  auf 
0,30  cm  geöffnet,  erste  Nebenlinie  gezogen,  in  nnveränderter  Oeffhung 
mit  der  Ziehkante  an  den  Strahl  gerttckt,  zugeklappt  und  zweite  Neben- 
linie gezogen.  — 

Die  Auswahl  des  definitiven  Pnnkts  —  er  sei  mit  P  bezeichnet  — 
ist  nun  also  dem-  Vorstehenden  gemäss  nach  Outdünken  zu  machen, 
nicht  durch  besondere  Construction.  Der  Oesammtheit  aller  Strahlen 
wird  am  besten  ein  Pankt  entsprechen,  fUr  den  etwa: 

Ax==  —  0,2  dm,  A  y  =  1,4  dm 
ist,  so  dass  also  als  Goordinaten  von  P  erhalten  werden: 

P :  a;  =  38298,48,  y  =  19333,84. 
Es  könnte  nach  dem  ersten  Anblick  scheinen,  dass  man  den  Punkt  P 
besser  mit  etwas  kleinerer  Abscisse  z.  B.  A  x  =  —  0,6  oder  gar  —  0,8  dm 
ansetzen  sollte,  um  ihn  den  untern  Strahlen  der  Figur  näher  zubringen; 
aber  die  Nebenlinien  zeigen,  dass  mit  der  Entfernung  vonP  von  dem 
Strahl  von  M  das  Quadrat  dieses  6  äusserst  rasch  wächst7  während 
mit  der  gleichzeitigen  Annäherung  an  die  Strahlen  von  B  und  W  nur 
langsam  gewonnen  wird. 

Es  ist  ferner  beachtenswerth,  wie  bequem  man  die  Ver- 
besserungen der  beobachteten  Richtungswinkel  (der  gemessenen 
Winkel)  mit  Hilfe  der  Nebenlinien  ablesen  kann,  durch  Schätzung  auf 
1"  oder  0,5".  Man  erhält  also,  wenn  S^,  S^  ...  der  Reihe  nach  die 
Verbesserungen  sind  (Bezeichnung  so,  weil  v  schon  fttr  anderes  benutzt), 

sehr  bequem  [V]  und  kann  sich  überzeugen,  ob  m  =  1/  ^^  -l    von  dem 

'    n — 2 

bei  der  Winkelmessung  geschätzten  oder  berechneten  m  nicht  allzu  sehr 
abweicht;  man  hat  femer  aus  jedem  gemessenen  (Ä  P)  unmittelbar  das 
ausgeglichene  {AP)  ohne  Neurechnung. 

Im  vorliegenden  Falle  liest  man  als  Verbesserungen  §  der 
gemessenen  Richtungswinkel  (auf  1'^)  ab  und  erhält  daraus  als 
Quadrate  der  8  und  als  ausgeglichene  Richtungswinkel: 


8^ 

Definitire 

Richtnngsirinkei  der  Strahlen  nach  dem  Paikt  P 

(&ichtQBg8viikeI  nach  der  Anigleichug) 

e,     +  16" 

256 

{MP)—    94^     21' 

31" 

8^  — +    1 

1 

{EP)—    11      30 

1 

83  -  -1-  11 

121 

(TFP)— 292      18 

44 

0,  =  -f  14 

196 

(ÄP)  — 251       19 

27 

8,-5 

25 

{ZP)  =  132       22 

29 

[6 2]  =  rund  600. 


m 


trigonometrischen  Einschneiden  von  Punkten.  623 

Zu  denVorsdchen  der  $  ist  noch  zu  bemerken^  dass  diese  als  Ver- 
bessernngen  der  beobachteten  Richtungswinkel  aus  der  Figur  ab- 
gelesen sind;  die  Verbesserungen  der  gemessenen  Winkel  1  bis  5  sind 
dieselben^  haben  aber  z.  Th.  andere  Vorzeichen^  da  P  absichtlich  bald 
als  Punkt  links^  bald  als  Punkt  rechts  genommen  ist;  die  Verbesserungen  5 
für  die  gemessenen  Winkel  sind  der  Reihe  nach 

8,  =  -  16",  8,  =  +  1",  8,  =  -  11",  8,  =  +  14",  8,  =  -  5", 
80  dass  gegen  die  Vorzeichen-Vertheilung  nichts  zu  sagen  ist. 

Nachrechnung  der  Richtungswinkel  nach  dem  Punkt  P  liefert  eine 
durchgreifende  Probe  für  die  ganze  Rechnung  und  Ausgleichung;  sie 
zeigt,  dass  die  oben  angeschriebenen  Richtungswinkel  {A  P)  sämmtlich  bis 

auf  1"  stimmen.  Aus  [S^]  =  600  ergiebt  sich  ferner,  da  die  Bestimmung 
eines  Neupunkts  in  der  Coordinatenebene  die  Ermittelung  von  zwei  un- 
bekannten verlangt  (Coord.-Corr.  vom  Näherungspunkt  P^  aus),  der  m.  F.  der 
Gewichtseinheit;  d.  h.  hier  eines  der  gemessenen  Winkel,  zu 

bei  der  Winkelmessung  ist  m  zu  d=  10''  geschätzt  worden,  so  dass  die 
der  Ausgleichung  zu  Grunde  liegenden  Annahmen  (Fehlerfreiheit  der 
gegebenen  Punkte,  Identität  der  Zielpunkte  mit  diesen  Signalpunkten 
u.  8.  f.)  nicht  zu  allzu  grossem  Widerspruch  führt.  (Es  ist  noch  zu 
bemerken,  dass  die  oben  ausgewählten  5  Winkel  nur  einen  Theil  der 
Messungen  vorstellen.) 

Im  ganzen  scheint  mir  die  graphische  Ausgleichung,  so  durchgeführt, 
etwas  kürzer  zu  sein,  als  die  Meth.  d.  kl.  Qu.,  die  freilich  in  den 
m.  F.  der  Coordinaten  sehr  WerthvoUes  mehr  liefert.  Das  Beispiel  ist 
absichtlich  ausführlich  vorgeführt,  um  vollständige  Vergleichung  mit 
andern  graphischen  Methoden  zu  ermöglichen.*) 

6)  Zusatz.  Bevor  dasselbe  Zahlenbeispiel  nach  d.  Meth.  d. 
kl.  Qu.  angedeutet  wird,  möchte  ich  kurz  darauf  aufmerksam  machen, 
dass  es  mir  für  den  Anfänger  in  trigonometrischen  Ausgleichungsrech- 
nungen kaum  eine  nützlichere  und  lohnendere  Uebung  zu  geben  scheint, 
als  die,  mit  Hilfe  der  Nebenlinien  für  eine  Anzahl  von  verschiedenen 
Punkten  in  der  Umgebung  von  P^  und  P  die  8  abzulesen  (nach  unmittel- 
barem Anblick  der  Nebenlinien  auf  1"  oder  selbst  0,5"  genau),  daraus  je  die 
[8^]  zu  bilden,  diese -Zahl  zu  jedem  Punkt  zu  setzen  und  sich  so  Linien 
gleicher  [8^]  oder  gleicher  m  empirisch  zu  construiren  (nach  Art  der 
Höhencurven  aus  gegebenen  Höhenpunkten);  er  wird  finden,  dass  diese 
Linien  Ellipsen  sind,  so  dass  er  auf  die  ^mittlere  Fehlerellipse^  sehr 

*)  Z.  B.  mit  der  in  der  württemb.  Geometer-Schule  eingeführten  und  in 
dieser  Zdtschr.  von  Weitbrecht  beschriebenen  (1890,  S.  74—75),  die  wohl 
jetzt  nicht  mehr  in  Anwendung  ist.  Das  vorstehende  Verfahren  ist  gewiss  um 
nichts  weniger  elementar,  aber  viel  kürzer. 


624 


Hammer.    Zur  graphischen  Ausgleichung  beim 


einfach  vorbereitet  wird,  dass  die  unmittelbare  Umgebung  von  P  verhältniss- 

massig  wenig  empfindlich  in  [$^}  oder  m  ist  u.  s.  f.  In  der  untenstehenden 
Figur  4  ist  z.  B.  für  etwa  20  Punkte  (Schnittpunkte  der  dm  -  Goordinaten- 
linien)  die  [$*]  gebildet  und  aus  den  so  entstehenden  Zahlen  sind  die  Linien 
für  [6>]  =  900,  1400  und  2000  gezeichnet  (m  =  ±  17",  ±  22",  ±  26"), 
während  also  im  Minimums-Punkt  P  nach  dem  vorstehenden  [8^]  =  600, 

Fig!  4. 


'^ 'afc-.-.ii.'.-air^""'^ 


...A-^* 


m  =  i:  14  ist.  Man  sieht  sehr  deutlich,  dass  die  Abscisse  von  P 
sogar  noch  um  einige  cm  grösser  hätte  angesetzt  werden  dürfen,  als 
oben  geschehen  ist,  dass  ferner  die  Abscisse  des  Punkts  besser  (etwa 
1^/2  mal  so  gut)  bestimmt  wird  als  die  Ordinate,  wie  auch  der  Anblick 
der  gemessenen  Strahlen  in  Fig.  3  zeigt  u.  s.  f. 

Ich  brauche  kaum  hinzuzufügen,  dass  diese  Zeichnung  Fig.  4  nicht 
etwa  bei  der  praktischen  Durchführung  der  Methode  angefertigt  werden 
soll,  sondern  als  Anfänger  üb  u  n  g  zu  betrachten  ist;  übrigens  ist  die  Methode 
andern  gegenüber  auch  noch  im  Vortheil,  wenn  man  für  einige 
Punkte  in  der  Umgebung  der  Minimums-Stelle  die  [8^]  vergleicht. 

6)     Dasselbe  Beispiel  nach  der  Meth.  d.  kl.  Qu. 

Die  vorbereitende  Rechniing  'ist  ganz  genau  dieselbe  wie  die  bei 
der  graphischen  Ausgleichung;  mit  der  Annahme: 


trigonometrischen  Einschneiden  von  Punkten. 


625 


X=Xq+x  =  38298,50  +  x 

5^  =  yo  +y  =  19333,70 +  y 
stellen  die  schon  oben  angeschriebenen  d  die  l  derVerbesserungsgleichnngen 
vor,    deren  x-    und  y-Coefficienten   man   auf   eine  der  bekannten  Arten 
(Jordan's  Tabelle,  besondere  Rechenschieber  u.  s.  f.)  erhält.    Man  be- 
kommt alsCoefficienten  der  Verbesserungsgleichungen  {x  und  y  in  dm,  l  in") : 


Nr.  des  ö 

a 

• 

b 

l 

1 

-   15,2 

-  1,1 

+   14 

2 

~     2,5 

+   12,4 

18 

3 

+     5,6 

+     2,3 

+     9 

4 

+     5,3 

•-     1,8 

+  18 

5 

-     6,1 

5,5 

+     2 

und    hieraus    (mit    flüchtiger  Rechenschieber-Rechnung)    die  Normal- 
gleichungen: 

333  a?  4-     23  y  —     34  =  0 
23  05  +  193  y  —  260  =  0 
Die  Auflösung,  ebenfalls  flüchtig  mit  dem  Rechenschieber  gemacht,  giebt: 


m 


929. 


258 
y  =  +  j^=  +  1,3  dm  =  +  0,13  m 


^  =  +33Ö=+  ö;Odm==  +0,00m 


und  in  Uebereinstimmung  aus  den  beiden  Rechnungen: 

[§2]  =  [11,2]  ==  578 

Es  wird  demnach:    m  =  1/  =  db  13,9"  und 


M^  = 


13,9 


dm  =  ±  0,08  m 


13,9 


^y     y  191 


1/330 

,       rJC=+ 38298,50    ±0,08 
Im  ganzen  also  {y__^  ^^333  33    ^  ^'^^ 


dm  =  =t  0,10  m. 


\'f 


m=±  14' , 
womit  die  Ergebnisse  der  obigen  graphischen  Auf  lösung  zu  vergleichen  sind. 

7)  Beispiel  für  Rückwärtseinschneiden  mit  graphischer 

Ausgleichung. 

Der  Neupunkt  W  (Signalstein)  ist  durch  folgende  5  Winkel  (un- 
abhängige Winkel,  nicht  Richtungen;  vgl.  darüber  unten)  zwischen  den 
gegebenen  Punkten  J?,  G,  B  und  C  (Rothenberg,  Gablenberg,  Berg 
Gannstatt;  lauter  Hochpunkte)  rückwärts  eingeschnitten: 

in   W  zwischen  B  links  und  G  rechts  =     91»  33'  12" 

=  154  13  6 
=  62  40  0 
=  131  4  30 
=  137      22     10 

Die  Winkelmessung  ist  so,  dass  für  einen  der  gleich  gut  gemessenen 
Winkel  als  m.  F.  6"  bis  6''  geschätzt  wurde. 


7) 

J.V 

7) 

77 

JLT 

77 

7) 

G 

77 

77 

B 

77 

7) 

G 

77 

77 

C 

77 

7) 

C 

77 

71 

B 

77 

626 


Hammer.    Zur  graphischen  Ausgleichung  beim 


Die  Coordinaten  der  angezielten  Punkte  sind: 


X 

y 

B 
G 
B 
C 

+29188,02 
28644,80 
30796,55 
31781,93 

+ 16014,70 
11368,34 
11731,96 
12810,25 

Die  nachstehende  Skizze,  Fig.  5,  zeigt  diese  Punkte  und  zugleich 
die  Bestimmungslinien  (Kreise);  die  den  5  gemessenen  Winkeln  entsprechen. 
Die  Rechnung  soll;  wie  fttr  den  vorwärts  eingeschnittenen  Punkt  in  4) 
wieder  vollständig  mitgetheilt  werden. 

Fig.  5. 


Die  Rechnung  für  den  Näherungspunkt  W^  ist  nur  ö-stellig  ge- 
führt, ohne  auf  1"  in  den  Winkeln  zu  achten,  da  nachher  in  x^  und  y, 
auf  den  nächsten  dm  abgerundet  werden  soll.  Man  muss  dann,  wie 
schon  oben  angedeutet,  zwar  auch  die  Richtungswinkel  nach  den  drei 
gegebenen  Punkten  nochmals  rechnen,  die  eben  für  den  Nähemngs- 
punkt .  benutzt  wurden,  hat  aber  damit  eine  willkommene  Gontrole  und 
in  der  5-stelligen  Rechnung  für  den  Näherungspunkt  nebst  folgender 
6 -stelliger  Rechnung  aller  Richtungswinkel  im  ganzen  mindestens  nicht 
unbequemere  Arbeit,  als  wenn  die  Näherungsrechnung  sogleich  6-stellig 
gemacht  wird.  Die  5-8tellige  Rechnung  von  den  Punkten  Gy  B,  C  ans 
mit  Hülfe  der  Winkel  62°  40'  0"  über  G  B  und  68^  24'  30"  über  B  C 
(durch  Subtraction  gebildet)  liefert  die  Coordinaten: 

30813,8,     12421,6. 
Nimmt  man  demnach  als  Coordinaten  des  Näherungspunkts  W^  die  Zahlen: 

W,:\x^  =  30813,80,  y^  =  12421,60, 

so  erhält  man  durch  nunmehr  6 -stellige  Rechnung,  aber  wieder  mit 
Abrundung  auf  1"  (s.  oben  bei  4);  Max.  Fehler  0,5",  Max.  Fehler  in 
der  D  i  f  f  e  r  e  n  z  zweier  Richtungswinkel  1",  was  hier  völlig  genügt),  folgende: 


trigonometrischen  Einschneiden  von  Punkten. 


627 


Richtungswinkel    der    Strahlen 

vom    Näherungspunkt    Wq    nach 

den  gegebenen  Punkten 

(TroÄ)  =  1140  20'44" 

(]ro(?)  =  205  54    4 

IWqB)  =  ^QS  34    2 

(TTo  0  =  336   58  47 


Genäherte  Entfernungen  in  km 
(auf  0,005  km  genau) 

TroÄ::i;3,94km 

TTo  6?  ::t;  2,41  „ 
TTo -5:^0,69  „ 
TroC-1,05   „ 


Berechnet  man  femer  ans  den  gegebenen  Coordinaten  die  festen 
Richtungswinkel  (die  aber  nur  ganz  roh^  etwa  auf  O^l*^  bekannt  zu  sein 
brauchen)  und  genäherten  Entfernungen  zwischen  den  gegebenen  Punkten^ 
genügend  mit  4 -stelligen  Logarithmen,  so  erhält  man: 


('Jiö;::^263^  20' 

(BB)::^2dO  35 

(GB):^      9  35 

(GC):^    11  34 

(CR)  p:^  122  56 


i?G:^4,68  km 
i?5-4,57     „ 
6?jB::::2,18    „ 
GC-  3,20 
Ci?-4,77 


7) 


und  hat  nun  alles,  um  unmittelbar  die  Richtungswinkel  der 
Tangenten  zusammenzusetzen,  die  nach  der  in  2)  angegebenen  Vor- 
schrift in  der  Nähe  des  Neupunkts  an  die  Stelle  der  Kreisbogen- 
bestimmungslinien für  diesen  Punkt  zu  treten  haben,  sowie  um  mit  dem 
Rechenschieber  die  Verschiebungen  dieser  Tangenten  von  Näherungs- 
punkt TF^  aus  nach  aussen  oder  innen  (von  der  Sehne  weg  oder  zur 
Sehne  hin)  zu  rechnen. 

Man   erhält  zunächst  als  Richtungswinkel   der  einzutragenden 
Tangenten  (der  Reihe  der  angeschriebenen  gemessenen  Winkel  entsprechend): 

Bogen  R  G   \     56/9 
„      RB   \     92,»3 

G  B      104,^9 

GC 

CR 

die  erste  dieser  Zahlen  ist  z.  B.  so  entstanden:  Richtungswinkel  der 
Tangente  in  W^  an  den  Bogen  über  R  G  ist  gleich  ( TF^  R)  minus 
Winkel  in  G  zwischen  G  W^  und  G R,  also  =  114^  21'— (83^20' 
—  25^  54')  =56°  55',  und  entsprechend  für  die  übrigen  Zahlen;  es  ist 
leicht  eine  allgemein  giltige  Regel  aufzustellen.  Ferner  ergeben  sich  die 
dem  Näherungspunkt  TF^  entsprechenden  Näherungen  ftlr  die  gemessenen 
Winkel  (der  Reihe  der  Messungen  nach,  die  erste  Zahl  also  z.  B.  als 
(WqG)  —  {Wq  R)  zu  bilden)  und  die  Differenzen  gegen  die  gemessenen 
Winkel  wie  folgt: 


n 


V 


171,^3 

328, '^4; 


Winkel 

Winkel  im  läherungspankt  Wq 
iwüchci  den  ugegdiriebeBen  Ponkten 

Gremessener  Winkel 

Differenz  d 

Rl,Gr 
G  „C„ 

91«     33'     20' 
154       13      18 

62       39      58 
131         4      43 
137       21      57 

91"     33'     12" 
154       13        6" 

62       40        0 
131         4      30 
137      22      10 

8" 
12 

+     2 
13 

+  13 

Zeitschrift  für  Vermessungswesen  1896.   Heft  20. 


41 


628 


Hammer.    Zur  graphischen  Ausgleichung  beim 


g 


das  Zeichen  der  d  ist  dabei  so  gewählt^    dass    {i}  { Hinaus- 1  ®®^®^^° 
der  Tangente,  von  der  Sehne  aus  gesehen,  bedingt.    Damitwerden  die  Ver- 
schiebungen V  (in  dm)  der  Reihe  nach,  mit  dem  Rechenschieber  berechnet: 


«^1   = 


V, 


^3     = 

V,    = 

^5     = 


8 


206  265 
12 


206  -i65 


3,94 '  2,41 

4,68 
3,94 . 0,69 

4,57 


10000  dm     =  0,79  dm 

10000  dm     =  0,35  dm 

=  0,07  dm 
=  0,50  dm 

=  0,55  dm 


Tersdiidioi*  fiir 
10" 


0,99  dm 

0,29  „ 

0,37  „ 

0,39  , 
0,42 


n  t 


wie  die  Tabelle  zeigt,  wird  ausser  dem  v  am  Rechenschieber  jedesmal 
auch  die  Verschiebung  für  10",  d.  h.  ausser  bei  8,  12...  je  auch 
bei  1  abgelesen. 

Man  kann  damit  nun  sowohl  die  Strahlen  (Tangenten  an  die  Be- 
stimmungslinien) als  gleichzeitig  die  Nebenlinien  dieser  Strahlen  ein- 
tragen und  erhält  folgende  Ausgleich nngsfigur  6. 

Fig.  6. 


>.. 


' -^  ■■'..,?, 


"Üi"'-'',.:.,..,. 


''Ill 

ok 


cm 


trigonometrischen  Einschneiden  von  Punkten. 


629 


Mit  Berücksichtigung  der  Nebenlinien  liest  man  nach  Augenmaass 
sofort  ab,  dass  die  Coordinaten  von  W^  um  3  cm  in  der  Abscisse,  3  cm 
in  der  Ordinate  zu  vergrössern  sind,  um  die  des  endgiltig  zu  wählenden 
Punkts  TT  zu  erhalten,  so  dass  man  für  den  ausgeglichenen  Punkt  erhält: 

W:  \     aj  =  30813,83,  y  =  12421,63. 

Bequem  ist,  dass  man  mit  Hilfe  der  Nebenlinien,  ohne  die  neuen 
endgiltigen  Richtungswinkel  (WR),  (1^6?)...  rechnen  zu  müssen,  sogleich 
die  Verbesserungen  der  gemessenen  Winkel  durch  Schätzung  an  den 
10"  -  Linien  (auf  1"  oder  0,5'')  ablesen  kann.  Man  erhält,  wenn  diese 
Verbesserungen  wieder  mit  6  bezeichnet  werden,  der  Reihe  (der  ge- 
messenen Winkel)  nach  mit  BeifUgung  der  richtigen  Vorzeichen: 


6,  _  +     8" 
6,  _           0 
63  —  —  11 
84          +4 
6, 5 

und  somit,  zur 
Berechnung  des 
m.  F.  eines  der  ge- 
messenen Winkel, 
der  Ausgleichung 
gemäss : 

ö» 

64 

0 

121 

16 

25 

226  = 

•in 

woraus,  da  aus  5  unabhängigen  Winkelmessungen  zwei  Unbekannte  (Corr. 
an  den  Näherun gscoordinaten)  zu  bestimmen  waren: 


m 


-V~^^=yr^= 


±   9 


5->2      ------  r    '^«^^^ 

was  mit  der  Schätzung  bei  der  Winkelmessung  nicht  in  allzu  ungünstigem 
Verhältniss  steht. 

Unbequem  ist,  dass  man  nicht  auch  die  Verbesserungen  an  den 
Richtungswinkeln  (W^  A),  um  sie   auf  (1^-4)   zu    bringen,  unmittelbar 

aus  der  Ausgleichungsfigur  ablesen  kann  (wenn  auch  nicht  gerade  viel 
mehr  der  Figur  beizufügen  ist,  um  es  thun  zu  können),  während  man 
doch  zur  weitern  Verwerthung  der  Punktbestimmung  gerade  diese  Richtungs- 
winkel {WA)  häufig  braucht.  Wenn  man  diese  definitiven  Richtungs- 
winkel nach  der  Ausgleichung  rechnet  und  aus  ihnen  die  ausgeglichenen 
Winkel,  so  erhält  man  eine  völlig  durchgreifende  Rechenprobe;  in  der 
That  stimmen  in  unserm  Fall  die  so  gebildeten  6  überall  auf  1"  mit 
den  aus  der  Figur  abgelesenen. 

Man  sagt  in  der  Regel,  die  graphische  Ausgleichung  beim  Rück- 
wärtseinschneiden entbehre  der  Anschaulichkeit.  Ganz  so  anschaulich, 
wie  die  Figur  beim  Vorwärtseinschneiden  fällt  sie  nun  hier  allerdings 
nicht  aus;  wenn  man  aber  hier  die  Ausgleichungsfigur  stets  zusammen 
mit  der  die  Lage  der  Punkte  enthaltenden  Figur  betrachtet  (in  der  die 
den  gemessenen  Winkeln  entsprechenden  Kreisbögen  einzutragen  sind), 
so  ist  auch  hier  noch  recht  gute  Anschaulichkeit  vorhanden.  Dass 
das    Verfahren    der    graphischen    Ausgleichungen    bei    rückwärts    einge- 

41* 


630 


Hammer.    Zur  graphischen  Ausgleichung  beim 


schnittenen  Punkten  ganz  verboten  wird;  scheint  kaum  gerechtfertigt 
(vergl.  z.  B.  den  Aufsatz  über  den  Unterricht  in  der  württemb.  Oeom.-Schnie; 
d.  Zeitschrift  1890;  S.  76;  wo  das  Rückwärtseinschneiden  als  dort  überhaupt 
nur  ausnahmsweise  zu  gebrauchen  angegeben  wird;  weil  die  Meth.  d. 
kl.  Qu.  nicht  angewandt  werden  könne;  ferner  die  mehrfach  eitirte 
neue  wttrttembergische  Eatasteryorschrift;  Anleitung  zum  Trig.  Form.  6; 
wo  die  graphische  Ausgleichung  für  rückwärtseingeschnittene  Punkte 
ganz  verboten  wird.  Vielleicht  hat  dieses  Verbot  seinen  Grund  nur  in 
dem  Verbot  der  unabhängigen  Winkelmessungen  zu  Gunsten  der  Satz- 
messungen; bekanntlich  kann  man  aber  die  graphischen  Ausgleichungen 
auch  leicht  für  den  Fall  einrichten;  dass  Richtungsmessungen  vorliegen, 
vgl.  darüber  z.  B.  die  oben  eitirte  Schrift  von  Klingatsch). 

8)  Dasselbe  Beispiel  nach  der  Meth.  d.  kl.  Qu. 

Die  vorbereitende  Rechnung  bis  zur  Bildung  der  ( W^  Ä)  ist  wieder 
genau  dieselbe  wie  oben;  mit  der  in  7)  gemachten  Annahme: 

X=  x^+x=  30813,80  +  X 

^=yo+y  =  12461;60+y 

erhält  man,  wenn  diesmal  auf  0;1''  gerechnet  wird: 


(F;ä)  =  114''20'43;8 
(ProG^)==205  54  3,9 
(^W,B)  =2QS   34     1,8 


w 


F;  Ä  ^  3,94  km 
W.G::::  2,41 
TTo  jB  ::::  0,69 
W^C:^  1,05 


{W^C)=33Q    58  47,2 

und    damit    folgende  Winkel    im  Näherungspunkt  W^, 
Vergleichung  mit  den  in   TF  gemessenen  Winkeln: 


j) 


nebst  ihrer 


Winkel  zwischen 
den  Punkten 

im  Näherungs- 
punkt TTo 

in  W  gemessen 

Differenz = Absolutl 
glied  der  Ver- 
besserungsgleich. 

B  l  ,  G  r 

9P  33'  20,r 

91  ö  33'  12^' 

+  8,1- 

•ß   77  »    ^   77 

154    13    18,0 

154    13     6 

+  12,0 

^    71  »    ^   77 

62    39   57,9 

62    40     0 

-  2,1 

^77,    ^77 

131      4  43,3 

131      4   30 

+  13,3 

^  71  y   ^  1) 

137    21   56,6 

137    22    10 

—  13,4 

Da  im  Neupunkt  Winkel,  nicht  Richtungen  gemessen  sind,  so  muss 
man  die  Coefficienten  a,  h  der  Unbekannten  Xy  y  in  den  Verbessemngs- 
gleichungen  als  Differenzen  zwischen  den  Coefficienten  a\  V  bilden, 
die  für  die  Richtungen  ( W^  Ä)  und  gemäss  den  Entfernungen  W^  A 
gelten;  man  erhält  mit  Hülfe  der  Jordanischen  Tabelle  der  (,  t)  und 
des  Rechenschiebers  (x,  y  in  dm  genommen  und  die  Entfernungen  in 
Kilometern): 


Richtung 

a          y 

{W,G) 

+  4,77     +   2,16 

—  3,74     +   7,70 

—  29,88  !  +  0,75 

—  7,68     —18,08 

trigonometrischen  Einschneiden  von  Punkten. 


631 


und  somit  als  Coefficiententafel  für  die  5  Verbesserungsgleichungen 
der  Reihe  nach  (d.  h.  der  Reihe  der  gemessenen  Winkel  nach,  wie  sie 
angeschrieben  sind): 


a 

b 

l 

—   8,51 

+  5,54 

+  8,1 

—  34,65 

-    1,41 

+  12,0 

—  26,14 

—   6,95 

~   2,1 

—   3,94 

—  25,78 

+  13,3 

+  12,45 

+  20,24 

—  13,4 

wobei  in  den  a  und  6,  auch  bei  Rechnung  auf  0,1''  in  Z,  ohne  weiteres 
auf  0,1  abgerundet  werden  darf.    Hieraus  entstehen  die  Normalgleichungen : 

2129  a;+    538y— 649  =  0 
538  aj  +  1155  y—  571=0 
und   ihre  Auflösung   mit   dem  Rechenschieber  in  der  gewöhnlichen  Art 
giebt: 


[II]  =  571, 


y  =  + 


408 
1019 


dm  =  +  0,040  m 


aj  =  -|" 


383 

1879 


dm  =  +  0,024  m 


und  in  guter  Uebereinstimmung  beider  Eliminationen: 

[8']  =  [ll'2]  =  209. 
£s  ist  demnach 


m 


M,= 


8,35 


=  V^  =  -  8,35" 

8,35 


|/1879 
W: 


5-2 
dm  =  d=  0,019  m 


My       = 


1/1019 
m  =  ±  8,4", 


dm  =  ±  0,026  m; 


X=  + 30813,82  ±0,02 

r=+  12  421,64  it  0,03 
womit  die  Resultate  der  graphischen  Ausgleichung  in  7)  zu  vergleichen 
sind.  Die  Verbesserungen  der  gemessenen  Winkel,  nach  den  Verbesserungs- 
gleichungen bestimmt  und  durch  die  aus  den  berechneten  definitiven 
(ausgeglichenen)  Richtungswinkeln  (WA)  zu  bildenden  ausgeglichenen 

Winkel  controlirt,  sind,  der  Reihe  der  gemessenen  Winkel  nach  und  in 
genügender  uebereinstimmung  mit  den  aus  der  Figur  der  graphischen 
Ausgleichung  abgelesenen  Zahlen: 


8,6" 

8' 

ö.--f 

24,0 

K-  + 

4,5 

20,2 

«3-- 

10,1 

102,0 

8,-4- 

2,2 

4,8 

Ö5 

2,8 

7,8 

209  = 

n 

(zufällig)  genau  wie  bei  der  Elimination  aus  den  Normalgleichungen. 

Bemerkt  sei  noch,  dass  der  Anblick  der  Kreisbögen  in  Fig.  5  oder 
der  Strahlen  (Tangenten)  in  Fig.  6  vermuthen  lässt,  Abscisse  und 
Ordinate  des  Neupunktes  werden  etwa  gleich  gut  bestimmt  sein,  wie  es 


632  Hammer.    Znr  graphischen  Aasgleichung  beim 

auch  die  vorstehende  rechnerische  Ausgleichung  ergiebt.  Die  bei  ihr 
sich  zeigenden  geringen  m.  F.  in  x  und  y  sind  übrigens  zufällig  (obgleich 
die  relative  Lage  der  gegebenen  Punkte  gut  bestimmt  zu  sein  scheint; 
unter  ihnen  ist  jedenfalls  G  am  wenigsten  gut);  andere  gemessene  Winkel 
die  hier  weggelassen  sind^  geben  ungünstigeres  Resultat  (die  Messungen 
sind  von  Studirenden  gemacht).  Die  amtlichen  Coordinaten  für  den 
Punkt  W  (Euhwasen)  weichen  von  den  oben  berechneten  ziemlich  er- 
heblich ab;  sind  aber  vielleicht  ebenso  zutreffend  wie  diese.  Es  kam 
hier  ja  nur  auf  Vorführung  der  Methode  an. 

9)  Bemerkungen  zur  Winkelmessung. 

In  den  beiden  Zahlenbeispielen  sind  W  i  n  k  e  1  messungen  und  zwar 
Repetitions  messungen,  keine  Sätze  gegeben.  Und  doch  ist  bekanntlich, 
vielfach  unter  dem  Einfluss  der  preussischen  Eatasteranweisung;  neuerdings 
fast  überall  die  Repetitionsmessung  auch  in  der  trigonometrischen 
Kleinmessung  so  gut  wie  ganz  verpönt  worden  zu  Gunsten  der 
Richtungsmessungen.  (In  Württemberg  sagt  die  oben  citirte  nene 
Eatastervorschrift;  8.  134:  ^Die  Winkelmessung  zur  Bestimmung  der 
trigonometrischen  Punkte  ist  womöglich  nach  der  Art  der  satzweisen 
Richtungsbeobachtungen  auszuführen.  Wenn  jedoch  Richtungsbeob- 
achtungen nicht  möglich  sind,  z.  B.  bei  nicht  ganz  festem  Unter- 
grund, so  können  auch  Repetitionsbeobachtungen  zugelassen  werden.^) 
Ich  glaube,  dass  die  entschiedene  Zurückweisung  der  früher  so  viel 
gebrauchten  Repetitionsmessung  zu  weit  geht.  Wenn  man  auch  beim 
Rückwärtseinschneiden  die  vollständig  symmetrische  Satzmessung  auf 
dem  zu  bestimmenden  Neupunkt  im  Allgemeinen  stets  und  um  so  mehr 
vorziehen  wird,  je  weniger  ungleich  die  Strecken  nach  den  gegebenen 
Punkten  sind  (wobei  aber  daran  zu  erinnern  ist,  dass  man  auch  hier 
gelegentlich,  bei  Punkten  auf  Gebäuden,  von  Fensteröffnungen  aus  z.  B., 
die  Satzmessung  gar  nicht  anwenden  kann,  weil  die  dabei  nothwendigen 
Ablesungen  gar  nicht  gemacht  werden  können),  so  giebt  es  doch  bei  der 
trigonometrischen  Klein messnng  genug  Fälle,  in  denen  die  Repetitions- 
messung nicht  nur  neben  der  Satzmessung  zugelassen,  sondern  dieser 
vorgezogen  werden  sollte. 

Wenn  zunächst  nur  an  die  Genauigkeitsverhältnisse  nach  den  zu- 
fälligen Fehlern  (also  ohne  Rücksicht  auf  die  einseitigen  Fehlerquellen 
der  Repetitionsmessung)  erinnert  wird,  so  ist  bekanntlich^  wenn  das 
Theodolitfernrohr  den  mittleren  Einstellungs-  (Ziel)  Fehler  für  einen 
Punkt  zu   ±  m,  liefert  (nach  der  Vogler 'sehen  Regel  im  Durchschnitt 

50" 
iWj  =  ±  ,  wenn  v   die  Vergrösserung  des  Fernrohrs  bedeutet)  und 

wenn    ferner  dz  m^    der  m.  F.    des  Mittels   aus   den  Lesungen    an  den 

zwei  Ablesevorrichtungen  bezeichnet  (=  — ■ß=^,  wenn  m,'  der  m.  F.  der 

|/2 


trigonometrischen  Einschneiden  von  Punkten.  633 

Ablesaug  an  Einem  Nonias  oder  Mikroskop  ist),    der  m.  F.  des  Mittels 
aas  n-maliger  Satzmessang  des  Winkels  zwischen  zwei  Riebtungen 


M,  =  y^  im]  +  ml), 

der  m.  F.  des  aus  n-maliger  Repetition  ohne  Zwischenablesungen  hervor- 
gehenden Winkels  aber 


«'-^tH+'^> 


Die  Vergleichung  beider  Formeln  zeigt,  dass  die  Repetition  der 
Satzmessung  bei  Messung  Eines  Winkels,  dasselbe  Instrument  zu  beiden 
Messungen  vorausgesetzt,  in  Beziehung  auf  die  Genauigkeit  bei  ^-maliger 
Messung  überlegen  ist  (wenn,  wie  schon  angedeutet,  vorläufig  nur  die 
unregelmässigen  Fehler  betrachtet  werden)  und  zwar  um  so  mehr,  je 
mehr  m^  über  m^  überwiegt.  Dieses  Vorwiegen  von  m^  gegen  m^  ist 
nun  bei  allen  Nonientheodoliten,  besonders  den  kleinen  Instrumenten 
zur  Detailtriangulirung,  stets  vorhanden;  im  Gegensatz  zu  den  Theodoliten 
mit  Schraubenmikroskop- Ablesung,  die  neuerdings  vielfach  auch  als  k  1  eine 
Instrumente  mit  13,  15  u.  s.  w.  cm  Theilungsdurchmesser  gebaut  werden 
und  bei  denen  sich  m^  und  m,  mehr  ins  Gleichgewicht  bringen  lassen, 
so  dass  die  Satzmessung  statt  derRepetitionsmessung  gerechtfertigt  erscheint. 
Bei  30"  oder  20"  Nonius- Angabe  ist  m\  vielfach  nicht  unter  10" 
also  m,  oben  zu  dz  7"  anzunehmen;  hat  dann  dieser  Theodolit  mit 
m.  =  ±  7"  ein  20  fach  vergrösserndes  Fernrohr,  so  dass  m,  =±2,5" 
bei  mittleren  Beleuchtungsverhältnissen  gesetzt  werden  kann,  so  wäre  bei 
Messung  eines  Winkels  aus  10  Sätzen  mit  diesem  Instrument  der  m.  F. 
=  dz  3,5",  bei  Messung  mit  10  maliger  Repetition  aber  ±:  1,8",  d.  h. 
halb  so  gross. 

Und  was  die  Arbeit  bei  der  Messung  angeht,  so  ist  die  Repetitions- 
messung  entschieden  im  Vortheil,  da  man  für  beliebig  viele  Repetitionen 
nur  4  Ablesungen  und  bei  n-maliger  Repetition  2  n  Einstellungen  zu 
machen  hat.  Das  Vorstehende  bezieht  sich  allerdings  zunächst  nur  auf 
die  Messung  Eines  Winkels  aus  Richtungen  oder  mit  Repetition  und  bei 
mehr  als  zwei  Zielpunkten  kann  sich  die  Vergleichung  in  Beziehung  auf 
die  Arbeit  ändern. 

Die  Anwendung  kleiner  N  o  n  i  e  n-Theodolite,  bei  denen  m^  über 
m^  beträchtlich  überwiegt,  wird  aber  in  der  trigonometrischen  Elein- 
messung  auf  freiem  Land  wohl  stets  die  Regel  bleiben.  In  der  höhern 
Geodäsie  ist  an  Theilkreisen  der  Nonius  ganz,  bei  Theodoliten  für 
Stadtmessung  u.  s.  f.  fast  ganz  verschwunden.  Aber  während  das 
Mikroskop,  sei  es  das  feine  Schraubenmikroskop  oder  das  nicht  ganz 
in  demselben  Maass  Beschädigungen  ausgesetzte  Hensoldfsche  oder 
Hildebrand'sche  Scalenmikroskop,  oder  endlich  die  Heyde'sche 
Mikrometerschrauben-Einrichtung  als  Ablese  Vorrichtung,  für  jene  feineren 


634  Hammer.    Zur  graphischen  Ausgleichung  beim 

Messungen  ganz  am  Platz  ist,  wird  der  alte,  weniger  genaue,  aber 
dafür  auch  keine  Jnstirung  erfordernde  und  Beschädigungen  bei  Trans- 
porten auf  schlechten  Wegen  u.  s.  f.  so  gut  wie  nicht  ausgesetzte 
Nonius  bei  den  kleinen  Theodoliten  zur  Feldmessung  seinen  Platz 
behaupten.  Und  damit  sollte  aber  hier  auch  in  vielen  (nicht  in  allen) 
Fällen  die  Repetitionsmessung  statt  der  jetzt  allein  beliebten  Satzmessung 
gebraucht  werden.*) 

Der  Widerwille  gegen  die  Repetitionsmessung  ist  bekanntlich  schon 
zu  Zeiten  der  fast  ausschliesslichen  Nonienherrschaft  (auch  an  den  grossen 
Kreisen  der  höhern  Geodäsie)  durch  den  Nachweis  einseitiger  Fehler- 
quellen beim  Repetitionstheodolit,  besonders  durch  Struve,  zunächst  für 
die  Messungen  der  höhern  Geodäsie,  hervorgerufen  worden  (Astron. 
Nachr.  Bd.  2  (1824)  S.  434,  Are  du  Meridien,  Bd.  I;  vergl.  dazu  von 
neuern  Schriften  auch  Jordan,  Triangulirung  des  Grossherzogthums 
Baden  (Autogr.)  Karlsruhe  1873,  und  Handbuch  der  Vermess.,  1877, 
S.  269;  L.  Oruls,  Discussion  sur  les  M^thodes  de  r^p^tition  et  räteration 
Gent,  1875;  den  Appendix  20  des  Coast  Survey  Report  für  1876; 
Helmert,  Zeitschr.  für  Vermess.  1876,  S.  296  und  1877,  S.  32;  und 
vieles  Neuere).  Diese  constanten  Fehler  sind  aber  einmal  nicht  so  gross, 
dass  sie  überhaupt  für  die  Winkelmessung  der  Feld-Kleintriangulirung 
irgend  in  Betracht  kämen.  Während  es  sich  für  die  feinsten  Winkel- 
messungen  der  Geodäsie  um  thatsächliche  mittlere  Winkelfehler  von  0,3" 
bis  0,5''  handelt,  und  auch  bei  Stadttriangulirungen  mit  ihrer  meist  feinen 
Punktbezeichnung  zur  Aufstellung  der  Instrumente  und  Anzielung  der 
Punkte  die  Zehntelsecunde  bei  den  gemessenen  Winkeln  und  in  der  folgenden 
Ausgleichung  mitgeführt  wird,  hat  es  bei  der  Genauigkeit,  mit  der  tri- 
gonometrische Punkte  im  freien  Feld  dauernd  bezeichnet  sind  (und  be- 
zeichnet zu  werden  brauchen)  und  zum  Anzielen  aufgesteckt  werden 
meist  keinen  Sinn,  in  der  Winkelmessungsgenauigkeit  über  etwa 
2",  vielfach  selbst  5",  hinausgehen  zu  wollen  (Unsicherheit  in  der 
Bezeichnung  des  Standpunktes,  besonders  bei  alten  Signalsteiuen; 
Unsicherheit  in  der  Stellupg  der  Zielstange  auf  einem  andern 
Feldpunkt,  oder  z.  B.  bei  einem  Hochpunkt:  „Helmstange^  des 
Kirchthurms  so  und  so,  aber  wo?  an  der  Blitzableiterspitze,  am  Knopf,  am 
Dach,  was  Lageunterschiede  um  viele  cm  bedingen  kann).  Und  für  diese 
Genauigkeitsstufe  können,  wie  angedeutet,  die  constanten  Fehler  der 
Repetitionsmessung    die    bei    unsern    heutigen    Theodoliten   mit  Central- 


*)  Ich  glaubte  an  die  im  Vorstehenden  erörterten  naheliegenden  Dinge 
auch  bei  dieser  Gelegenheit  wieder  erinnern  zu  sollen,  weil  man  noch  da  und 
dort  Bemerkungen  liest,  die  unrichtige  Vorstellungen  hervorrufen  können. 
Wenn  es  z.  B.  in  Schlebach's  Geometer-Kalender  heisst:  „Bei  guten  Fern- 
rohren und  halbwegs  günstiger  Beleuchtung  verschwindet  der  Einstellfehler 
gegen  den  Ablesefehler",  so  gilt  das  doch  nur  für  No'nienablesung  an  kleinen 
Instrumenten. 


trigonometrischen  Einschneiden  von  Punkten.  635 

klemmen  statt  der  frühern  Randklemmen  nie  mehr  die  2''  Struve's  (1824)^ 
vielleicht  kaum  mehr  l'\  aach  bei  kleinen  Instrumenten;  erreichen^  ganz 
vernachlässigt  werden.  Zudem  lassen  sich;  worauf  besonders  Jordan 
an  den  o.  a.  0.  hingewiesen  hat,  diese  constanten  Fehlerquellen  fast 
vollständig  unschädlich  machen,  indem  bei  jeder  Winkelmessung  für  die 
Hälfte  der  Repetitionen  zwischen  zwei  Zielpunkten  der  eine  davon  als 
Punkt  linkS;  für  die  andere  Hälfte  als  Punkt  rechts  genommen  wird 
(nicht  im  Sinne  der  Implementsmessung  in  derselben  Richtung;  sondern  im 
Sinne  entgegengesetzter  Alhidaden-  und  Limbus  -  Führung  auf  demselben 
Bogen  wie  bei  der  ersten  Hälfte  der  Repetitionen). 

Wenn  es  sich  also  darum  handelt;  in  einem  gegebenen  Feldstandpunkt 
Ay  von  dem  aus  nur  Ein  weiterer  gegebener  Zielpunkt  D  sichtbar  ist, 
oder  von  dem  aus  die  zwei  weitern  gegebenen  Punkte  D  und  E  sichtbar 
sind;  die  Lage  des  Strahls  AP  nach  dem  Neupunkt  P  mit  einer  Ge- 
nauigkeit wie  der  oben  angegebenen  (2"  oder  auch  nur  5")  gegen  AD 
oder  auch  A  D  und  A  E  festzulegen,  so  ist  schwer  zu  sehen,  warum 
nicht  mindestens  ebenso  gut  als  die  jetzt  allein  beliebte  oder  vorgeschriebene 
Satzmessung  mit  einem  20"-Nonientheodolit  zwischen  D,  Ey  P,  auch  die 
unabhängige  Messung  einiger  Winkel  D  AP,  E  AP  und  zur  Controle  etwa 
noch  D  AE,  mit  je  4  oder  6  Repetitionen  soll  angewandt  werden  können. 
Man  wird  mit  der  zweiten  Art  der  Messung  seinen  Zweck  doch  gewiss 
bequemer  und  rascher  erreichen!  —  Ein  oft  nicht  zu  unterschätzender 
praktischer  Vorzug  der  Repetitionsmessung  wird  nirgends  gebührend  hervor- 
gehoben: oft  ist  ein  Zielpunkt  nicht  sowohl  schwer  einstellbar,  als  schwer 
auffindbar;  bei  der  Satzmessung,  wo  man  denselben  Punkt  meist  erst  nach 
längern  Pausen  wieder  aufzusuchen  hat,  macht  sich  dies  unangenehmer 
fühlbar  als  bei  der  Repetitionsmessung,  wo  bei  jeder  zweiten  Zielung 
derselbe  Punkt  wieder  einzustellen  ist. 

Anders  liegt  die  Sache  freilich,  wenn  man  bei  einem  Vorwärtsstrahl 
von  einem  Standpunkt  aus  zahlreiche  gegebene  Punkte  zur  Verfügung 
hat  und  jenen  Strahl  an  alle  die  Richtungen  nach  diesen  gegebenen 
Punkten  anbindet;  und  ferner  beim  Rückwärtseinschneiden.  Eine 
Ausnahme  auch  bei  der  zuletzt  genannten  Art  der  Punktbe* 
Stimmung  zu  Gunsten  der  Repetitionsmessung  ist  oben  schon  hervor- 
gehoben; und  es  ist  auch  hier  ferner  für  manche  Fälle  erwünscht, 
die  Winkel,  die  schärfere  Bestimmung  versprechen,  auch  besser  messen 
zu  können  als  die  andern  (z.  B.  mit  Rücksicht  auf  Vertheilung  im 
Umkreis  und  Entfernung  der  gegebenen  Punkte,  auf  ihre  etwa  bekannten 
Unsicherheiten,  u.  s.  f.). 

Im  Ganzen  sei  nochmals  betont,  däss  die  W i n k e  1  messung  durch  Re- 
petition mit  kleinen  No  nie  ntheodoliten  bei  der  Detailtriangulirung  auf 
freiem  Felde  mit  Unrecht,  so  sehr  zurückgesetzt  wird,  wie  es  jetzt  fast  immer 
geschieht.    Es  haben  sich  in  den  letzten  Jahren  denn  auch  mehrere  Stimmen 


636  Hammer.    Zur  graphischen  Ausgleichung  beim  Einschneiden  von  Punkten. 

in  diesem  Sinne  vernehmen  lassen  und  ihnen  möchte  ich  mich  anschliessen.*) 
Für  die  Arbeit  bei  der  Ausgleichung,  zumal  für  die  rechnerische,  ist  die 
Art  der  Winkelmessung  ziemlich  gleichgiltig;  beim  Vorwärtseinschneiden 
kommt  sie  ohnehin  für  die  Ausgleichung  so  gut  wie  nicht  in  Betracht  und 
auch  für  das  Rtlckwärtseinschneiden  kommt  es  ziemlich  auf  dasselbe  heraus, 
ob  man  bei  unabhängigen  Winkelmessungen  die  Ooefficienten  der  Ver- 
bessernngsgleichungen  erst  als  Differenzen  aus  den  für  die  Richtungen 
unmittelbar  zu  Gebot  stehenden  Zahlen  zu  bilden  hat,  oder,  bei  Richtungs- 
beobachtungen, die  Ooefficienten  der  Verbesserungsgleichung  zwar  un- 
mittelbar erhält,  dafür  aber,  um  die  zunächst  vorhandene  dritte  Unbekannte 
mit  dem  Ooefficienten  1,  die  Richtungsverbesserung  des  ganzen  Satzes, 
zu  eliminiren  und  so  wieder  auf  Normalgleichungen  mit  nur  zwei  Un- 
bekannten zu  kommen,  die  Yerbesserungsgleichungen  in  vollständig 
symmetrischer  Weise  combiniren  muss,  d.  h.  von  jeder  einzelnen  Ver- 
besserungsgleichung die  aas  allen  gebildete  Durchschnittsgleichung 
abzuziehen  hat. 


*)  Eine  Anmerkung  über  die  Ausführung  der  Repetitionsmessung  mag 
auch  noch  hier  stehen.  Oft  wird  noch  eine  ungerade  Repetitionszahl  vor- 
geschrieben, 3  mal,  5  mal,  wobei  vorausgesetzt  ist,  dass  die  Achsenfehler  des 
Theodolits  alle  so  genau  weggeschafft  sind  oder  dass  die  Neigungen  der 
Winkelschenkel  so  klein  sind,  dass  ein  bemerkbarer  Einfluss  der  Achsenfehler 
auf  die  zu  beobachtenden  Richtungen  nicht  mehr  vorhanden  ist.  Z.  B.  heisst 
es  in  dem  ^Kalender  für  Geometer  und  Eiilturtechniker^  von  Schiebach  für 
1895:  „Die  Differenz  der  Schlussablesungen  (?)  an  jedem  Nonius  wird  durch  2n 
getheilt  und  aus  denWerthen  der  verschiedenen  Nonien-das  Mittel  genommen. 
Hiezu  eignet  sich  Formular  lll,  welches  bei  den  württembergischen  Kataster- 
Vermessungen  im  Gebrauch  ist.**  Aber  dieses  Formular  ist  a.  a.  0.  für  fünf- 
fache Repetition  angegeben  und  erst  durch  die  neue  Vorschrift  von  1895  ist 
aus  der  württemb.  Katastermessung  die  fünffache  Repetition  zu  Gunsten  einer 
geraden  Anzahl  von  Repetitionen  verschwunden.  Besonders  „auffallend" 
(Weitbrecht  in  Mittheilungen  württ.  Geom.- Vereins  1896,  Nr.  1,  S.  30)  sollte 
man  es  also  in  Württemberg  nicht  finden,  wenn  auch  Andere  „repetitionsweise 
Winkelmessung**  nur  in  Finer  Femrohrlage  machen  wollen.  Bekannt  ist,  dass 
Bohnenberger  fur  seine  Triangulirung  I.  0.  sehr  verschieden  oft;  meist 
ohne  Durchschlagen,  repetirt  hat.  Und  unter  einer  der  oben  angegebenen  Be- 
dingungen (sehr  kleine  Achsenfehler  bei  nicht  kleinen  Höhenwinkeln  oder  un- 
bedeutende Neigungen  der  Ziellinie  des  Femrohrs  selbst  bei  nicht  sehr  kleinen 
Achsenfehlern)  ist  in  der  That  die  Vervielfältigung  der  Messung  eines  Winkels 
mit  Nonieninstrumenten  wichtiger  als  die  Vertheilung  der  Messungen  auf  beide 
Fernrohrlagen.  Nur  muss  man  auch  sagen:  wenn  man  bei  Richtungsbeobach- 
tungen stets  beide  Fernrohrlagen  vorschreiben  will,  so  ist  kein  Grund  vorhanden, 
dies  bei  der  Repetitionsmessung  nicht  ebenso  zu  machen,  also  :2  mal  (Polygon- 
winkel)  oder  4  oder  6  mal  (Klein-Triangulirung)  zu  repetiren  und  nach  der 
Hälfte  der  Repetitionen  sorgfältig  durchzuschlagen. 


Bttcherschau.  637 

BQcherschau. 


Des  k.  Sachs.  Kammerraths  W,  F,  A.  v.  Schlieben  vollständiges  Hand-  und 
Lehrbuch  der  gesammten  Landmesskunst  mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
preuss.  Verm.  -  Vorschriften :  Kat.  -  Anw.  VIII  u,  IX  vom  25.  October  1881^ 
Ein  Nachschlagebuch  für  Landmesser,  Geometer,  Enlturtechniker,  In- 
genieure, Offiziere,  Forstbeamte,  Landwirthe  und  Diejenigen,  welche  aus 
Beruf  oder  Neigung  für  praktische  Flurvermessung  sich  interessiren.  All- 
gemeinverständlich dargestellt  und  zum  Selbstunterricht  vollständig  neu 
bearbeitet  und  herausgegeben  von  W.  Ca  vi  lie,  Trigonometer,  Mitglied 
des  Deutschen  Geometer  Vereins,  corresp.  Mitglied  der  topogr.- geodätischen 
Commission  zu  Moskau.  Neunte  vollständig  umgearbeitete  Auflage. 
Band  1:  Vorstudien  und  Instrumentenkunde.  Preis  brochirt 
10  Mark,  gebunden  12,50  Mark.  Halberstadt  und  Leipzig.  Ernst* sehe, 
Verlagsbuchhandlung. 

Ein  langer  Titel,  den  ich  aber  schon  um  deswillen  vollständig  gebracht 
habe,  weil  ich  dem  Werke  von  vornherein  das  Bedenken  entgegen- 
stellen muss,  dass  es  sich  eine  Aufgabe  gesteckt,  welche  zu  erfüllen  jedem 
Verfasser  unmöglich  gewesen  wäre.  Der  Herr  Verfasser  selbst  —  denn 
von  einem  solchen  und  nicht  von  einem  Herausgeber  muss  man  in  Bezug 
auf  die  Bezeichnung  als  neunte  Auflage  des  v.  Schlieben'schen  Werkes, 
von  dem  fast  nichts  mehr  übrig  geblieben,  sprechen  —  hat  die- 
jenigen, die  angeregt  durch  das  von  ihm  Gebotene  das  Bedürfniss  nach 
Vollkommenerem  fühlen,  auf  die  reiche  Litteratur  an  Handbüchern  etc. 
verwiesen.  Und  an  anderer  Stelle  der  Vorrede  ist  zu  lesen:  „Wie  aus 
dem  kleinen  Taschenbuch  der  praktischen  Geometrie  von  Prof.  Dr. 
W.  Jordan  zu  Hannover  durch  Erfahrungen  und  Verbesserungen  nach 
vier  Auflagen  ein  ganz  neues  classisches  Handbuch  der  Vermessungs- 
kunde hervorging^  welches  auf  keinem  Tische  eines  Landmessers  fehlen 
sollte,  so  hoffe  ich,  dass,  wenn  mein  Buch  lebensfähig  ist,  die  Mitwirkung 
meiner  Fachgenossen  mich  in  den  Stand  setzt,  es  zu  einem  unentbehr- 
lichen Handbuche  unseres  Gehiifenstandes  zu  machen.^ 

Man  darf  also  annehmen,  dass  der  Herr  Verfasser  selbst  das  Be- 
dürfniss eines  weiteren  umfassenden  Handbuches  für  Landmesser  nicht 
für  gegeben  erachtet  hätte.  Andererseits  fürchte  ich  aber,  dass  das 
Werk  für  Gehilfen  —  um  von  den  verschiedenen,  im  Titel  genannten 
Arten  von  Amateur- Geometrie  ganz  abzusehen  —  des  Guten  viel  zu  viel 
bietet,  dass  es  von  diesen  nicht  verstanden  werden  kann  und  auch  nicht 
verstanden  werden  will,  da  man  von  einem  Gehilfen  das  volle  theo- 
retische Verständniss  aller  einzelnen  geodätischen  Operationen  unmöglich 
in  gleicher  Weise,  wie  vom  Landmesser  selbst,  verlangen  kann  und  bei 
zweckmässiger  Arbeitstheilung  verlangen  wird.  Und  es  dtlrfte  an  diesem 
Verhältnisse  auch  das  Bestreben  des  Herrn  Verfassers  wenig  ändern 
können,  mathematische  und  überhaupt  theoretische  Ableitungen  auf  einem 
Wege  zu  bringen,  der  original  sein  mag,  der  aber  denjenigen,    dem  die 


638  Bücherscbau. 

landläufigen  elementaren  Ableitungen  im  Laufe  der  Jahre  fremd  geworden, 
ebenso  leicht  verwirren;  als  in  seinen  Bemühungen  fördern  kann. 

Ich  wünsche  indessen  dem  Herrn  Verfasser^  der  sein  Werk  neben 
einer  anstrengenden  praktischen  Thätigkeit  bewältigen  musste,  und  der 
Verlagshandlung,  die  das  Werk  vortheilhaft  ausgestattet  hat,  dass  ich 
mich  in  der  Beurtheilung  seiner  Lebensbedingungen  getäuscht  haben 
möchte.  Ich  verfehle  daher  nicht,  denjenigen  Lesern  dieser  Zeitschrift, 
die  sich  für  das  Werk  interessiren,  ohne  es  bis  jetzt  zu  kennen,  bekannt 
zugeben,  dass  der  vorliegende  L  Band  im  L  Abschnitte:  Mathematisches 
Repetitorium  in  84  Paragraphen  (185  Seiten),  Algebra,  Planimetrie, 
Trigonometrie,  analytische  Geometrie,  Rechenhülfsmittel  und  Rechenproben, 
dann  Einführung  in  elementare  Ausgleichungen  behandelt;  femer  im 
•IL  Abschnitte:  Vom  Bau,  Oebrauch  und  Pflege  der  Instrumente  in 
71  Paragraphen  (300  Seiten):  Einführung  in  die  Instrumentenkunde,  In- 
strumente zum  Messen  horizontaler  und  verticaler  Winkel,  Distanzmesser 
und  Tachymeter,  Instrumente  zum  Höhenmessen  und  Nivelliren,  In- 
strumente zur  Berechnung  der  Flächen  (darunter  sehr  ausführlich  die 
Umfahrungsplanimeter  nach  einer  Abhandlung  von  Coradi),  dann  In- 
strumente zur  Eartirung  und  zum  Auftragen  des  Gemessenen  und  endlich 
einen  Anhang:  Die  Pflege  und  Oonservirung  (warum  nicht  Erhaltung?) 
der  Instrumente. 

Im  Uebrigen  muss  ich  darauf  verzichten,  auf  Einzelheiten  des  In- 
haltes näher  einzugehen  und  den  verfügbaren  Raum  ausschliesslich  dazu 
benutzen,  mich  mit  dem  Herrn  Verfasser  über  einen  kurzen  Abschnitt 
auseinanderzusetzen,  der  eigentlich  garnicht  in  den  vorliegenden  ersten 
Band  gehört:  Die  Anwendbarkeit  des  Messtisches.  Wenn  der  Herr  Ver- 
fasser in  der  Vorrede  sagt,  dass  es  ihm  ein  Bedürfniss  schien,  den  Mess- 
tisch der  Vergessenheit  zu  entreissen  und  das  alte  Werkzeug  unserer 
Väter  wieder  zu  Ehren  zu  bringen,  und  dass  er  sich  der  Hoffnung  hin- 
gebe, dass  der  von  ihm  im  Texte  gegebenen  Begründung  die  Anerkennung 
der  Majorität  aller  praktischen  Geometer  zu  Theil  werde,  so  bedaure 
ich  mich  zur  Minorität  der  praktischen  Geometer  schlagen  zu  müssen. 
Ich  muss  die  Auseinandersetzungen  über  die  Verwendbarkeit  des  Mess- 
tisches (S.  296  u.  folgd.)  für  zweideutig  und  verschwommen  erachten. 
Soweit  es  sich  um  die  Thatsache  der  Behandlung  des  Messtisches  in 
einem  Handbuche  handelt,  bedarf  er  einer  Ehrenrettung  überhaupt  nicht, 
da  diese  Behandlung  schon  als  elementare  Grundlage  für  die  Darstellung 
der  neueren  Tachymetrie  vernünftiger  Weise  von  Niemanden  beanstandet 
werden  kann.  Auch  was  die  praktische  Verwerthung  des  Messtisches 
anlangt,  so  hätte  sich  der  Verfasser  nicht  auf  seinen  Aufenthalt  auf  der 
Balkanhalbinsel  zu  berufen  brauchen,  um  Gesinnungsgenossen  zu  finden^ 
welche  den  Vortheil  des  Messtisches  zur  Anfertigung  von  Uebersichts- 
plänen  des  zu  vermessenden  Gebietes,  sowie  zur  Aufnahme  von  schwer 
oder  nur  mit  grossen  Kosten  aufzunehmenden  Einzelheiten  zum  Eintragen 


Bücherschau.  639 

derselben  in  Pläne  nnd  Karten  würdigen.     Ich  wenigstens  bin  über  das 
rein  continental  Europa  nicht  hinausgekommen^  habe  es  aber  von  jeher 
für  einen  im  ersten  Taumel  des  damals  in  Bayern  eingetretenen  Ueber- 
gangs  zur   Zahlenmethode  begangenen   Excess    gehalten^    dass    für   die 
Münchener  Stadtmessung  die  Einzelheiten  des  sich  stundenlang  ohne  in- 
zwischenliegende Eigenthumsgrenzen  hinziehenden  englischen  Gartens  nicht 
mit    dem    Messtische,    sondern    nach    der    Zahlenmethode    aufgemessen 
wurden.    (Uebrigens  sind   auch   dies  schon  Ausnahmsfälle^    bei   welchen 
im  Falle  der  Ausführung  durch  geschlossen  organisirte  Behörden  immer 
noch   der  Yortheil   des  Messtisches   verloren   gehen   kann,   wenn  die  zu 
verwendenden    Leute    denselben    nicht    genügend    kennen.)     Zweideutig 
.  und    widerspruchsvoll    aber   muss    ich    es    finden^    wenn    der    Verfasser 
die  Ziffer  2   des  §  110   mit   den  Worten   schliesst:    ^Erwägt   man  die« 
ungemeine    Schwerfälligkeit   des    Messtischgeräthes,    die    Vielheit   seiner 
Theile  und  die  dadurch  gesteigerte  Wahrscheinlichkeit  von  Mängeln,  die 
Belästigung   durch   das   grosse  Gewicht,   die  Sperrigkeit  des  Messtisches 
auf    Reisen,    den    grossen    Aufwand    für    Gehilfen,     Träger,    sowie    die 
Schwierigkeit  der  Unterbringung  der  Geräthe,  das  Erforderniss  grösserer 
Einübung,  die  stärkere  Belästigung,  welche  schlechte  Witterung  hervor- 
bringt, so  wird  man  die  Berechtigung  anerkennen  müssen  der  preussischen 
Verordnung  in  §  84,  S.  52  der  Eatasteranweisung  VIII  vom  25.  October 
1881:  Die  Anwendung  des  Messtisches  ist  unbedingt  unter- 
sagt^ und  dann  in  Ziffer  3  des  gleichen  Paragraphen  den  Satz  aufstellt: 
„Von    diesen  Polygonpunkten    aus    lässt   sich   jedoch   unter  vielen  Um- 
ständen eine  gute  brauchbare  und  genaue  Planzeichnung  auf  dem  Mess- 
tisch   ausführen,    die    im  Allgemeinen    wenig  zu  wünschen    übrig  lassen 
wird  und  welche  den  Vortheil  hat,  dass  die  Richtigkeit  und  Vollständigkeit 
der  Darstellung  des  Gemessenen  sofort  an  Ort  und  Stelle  übersehen  und 
durch   den  Augenschein  geprüft  werden  kann.     In   dieser  Hinsicht  ist 
also    die  Messtischaufnahme    der  nachträglichen  Eartirung  einer  Zahlen- 
aufnahme   ebensoweit    überlegen,    als    sie    der    letzteren  gegenüber  hin- 
sichtlich des  Zeitaufwandes  und  der  Kosten  im  Vortheil  zu  sein  pflegt.^ 
Die   letztere  Auslassung   ist    nicht    richtig.     Es  ist  dabei  verkannt, 
dass  die  Vortheile  einer  Messtischaufnahme  zum  grössten  Theil  verloren 
gehen,   wenn    sich  selbe   auf  eine  Polygonisirung  stützt  und  nicht  viel- 
mehr schon  die  Triangulirung  letzter  Ordnung  eben  auch  mit  dem  Mess- 
tisch graphisch  erfolgt.     Und  was  die  sofortige  Prüfung  der  Richtigkeit 
und  Vollständigkeit   durch  den  Augenschein  anlangt,   so  liegen  die  Ver. 
hältnisse  —  da.Verstösse,  die  in  dem  Augenblick,  wo  sie  gemacht,  auch 
als  solche  erkannt  werden,  ausser  Betracht  bleiben  müssen  —  für  beide 
Methoden  gleich,   sobald  auch  bei  der  Zahlenmethode  die  Kartirung  am 
Orte  der  Messung  erfolgt.     Es  giebt  nun  allerdings  Behörden,  welche  in 
der  vielfach  trügerischen  Hoffnung  auf  Ersparnisse  die  Kartirung  einige 
hundert  Kilometer    vom  Orte    der  Messung    entfernt    vornehmen    lassen. 


640  Unterricht  und  Prüfangen. 

Aber  selbst  in  diesem  Falle  ist  —  vorausgesetzt^  dass  die  organi- 
satorischen Verhältnisse  nicht  das  Verschweigen  von  Bedenken  aus 
Kamaraderie  oder  Rücksicht  auf  den  eigenen  Oeldbeutel  begünstigen  — 
bei  den  heutigen  Verkehrsverhältnissen  die  Nothwendigkeit  einer  zusammen- 
fassenden örtlichen  Nachsicht  für  Anstandsfälle  kein  nennenswerthes Unglück. 
Was  aber  die  Prüfung  der  Richtigkeit  anlangt,  so  kommen  eben  bei  der 
Zahlenmethode  bei  richtiger  Wahl  des  Eartirungsmaassstabes  auch  die 
kleinsten  Schwankungen  zur  Entdeckung,  während  beim  Messtisthverfahren 
nur  ganz  grobe  und  augenfällige  Verstösse  sich  bemerklich  machen  — 
es  wäre  denn,  dass  das  Revisionsverfahren  zu  einer  Ausbildung  kommt, 
welche  es  einer  gründlichen  Messung  nach  der  Zahlenmethode  in  Bezag 
auf  Zeit-  und  Kosten-Aufwand  völlig  gleichstellt.  Bedauerlich  bleibt 
jene  Gegenüberstellung  von  Messtisch-  und  Zahlenaufnahme  —  die  sich 
vernünftigermaassen  niemals  begegnen  können,  da  die  erstere  ausgeschlossen 
bleiben  muss,  wo  immer  die  andere  nothwendig  ist  — ,  namentlich  in 
einem  Werke,  welches  auch  für  Laien  und  Amateur-Geometer  belehrend 
wirken  soll.  Denn  diesen  muss  die  Billigkeit  natürlich  sehr  verlockend 
sein,  während  ihnen  für  den  technischen  Minderwerth  des  Messtisch- 
verfahrens die  klare  Einsicht  fehlt.  Und  da  noch  immer  Laien  in  den 
Amtsstuben  und  Parlamenten  über  die  Herstellung  von  Vermessungswerken 
vielfach  mitreden  können  oder  doch  wollen,  wäre  es  meines  Erachtens 
höchste  Zeit,  dass  die  Balkanstaaten  und  die  überseeischen  Länder  endlich 
einmal  aus  dem  Spiele  gelassen  würden  und  wenigstens  die  Fachmänner 
klipp  und  klar  aussprechen  würden,  dass  in  Deutschland,  sobald  Eigen- 
thumsmessungen  in  Frage  stehen,  der  Vortheil  und  die  Ueberlegenheit 
ausschliesslich  auf  Seite  der  Zahlenmethode  liegen  kann. 

Schliesslich  wird  man  der  Verlagsbuchhandlung  die  volle  Aner- 
kennung aussprechen  müssen:  das  Papier  ist  gut,  der  Druck  hübsch 
und  übersichtlich  und  besonders  der  Druck  der  Figuren  und  Abbildangen 
recht  sauber.  Was  die  Abbildungen  selbst  betrifft,  so  ergeht  es  damit 
dem  mit  der  Literatur  einigermaassen  vertrauten  Leser,  wie  mit  einzelnen 
Abschnitten  des  Werkes  selbst:  man  sieht  sich  unter  lauter  alten  Bekannten. 

Steppes, 

Unterricht  und  Prüfungen. 

Auszug    aus    dem  Verzeichniss    der  Vorlesungen    an  der 

Königlichen  Landwirthschaftlichen  Hochschule  zu  Berlin  N., 

Invalidenstrasse  Nr.  42,  im  Winter-Semester  1896/97.' 

1.   Landwirthschaft;  Forstwirthschaft  und  Gartenbau. 

Geheimer  Regierungsrath  Professor  Dr.  Orth:  Allgemeiner  Acker- 
und  Pflanzenbau,  1.  Theil:  Bodenkunde  und  Entwässerung  des  Bodeos. 
Specieller  Acker-  und  Pflanzenbau,  1.  Theil:  Futterbau  und  Getreidebau. 
Landwirthschaftliches  Seminar,  Abtheilung:    Pflanzenbau,     üebungen  zur 


Unterricht  und  Prüfungen.  641 

Bodenkunde.  Leitung  agronomisch-pedologiscber  und  agrikulturchemischer 
Arbeiten  im  Laboratorium  (Uebungen  im  Untersuchen  von  Pflanzen,  Boden 
und  Dünger),  gemeinsam  mit  dem  Assistenten  Dr.  Berju.  —  Geheimer 
Regierungsrath,  Professor  Dr.  Werner:  Landwirthschaftliche  Betriebslehre. 
Abriss  der  landwirthschaftlichen  Productionslehre.  —  Geheimer  Rechnungs- 
rath,  Professor  Schotte:  Landwirthschaftliche  Maschinenkunde.  Principien 
der  Mechanik  in  Anwendung  auf  landwirthschaftliche  Maschinen.  Zeichen- 
und  Constructionsübungen^  für  Landwirthe  auch  Planzeichnen.  —  Ober- 
förster Kottmeier:  Forstbenutzung,  Forstschutz. 

2.  Naturwissenschaften. 

a.  Physik  und  Meteorologie.  Professor  Dr.  Börnstein:  Experi- 
mental-Physik,  1.  Theil.  Mechanik.  Physikalische  Uebungen.  Wetter- 
kunde. 

c.  Mineralogie,  Geologie  und  Geognosie.  Professor  Dr.  Grüner: 
Mineralogie  und  Gesteinskunde.  Bodenkunde  und  Bonitirung.  Uebungen 
zur  Bodenkunde.  Praktische  Uebungen  im  Bestimmen  von  Mineralien 
und  Gesteinsärten. 

4.   Rechts-  und  Staatswissenschaft. 

Professor  Dr.  Sering:  Agrarwesen,  Agrarpolitik  und  Landeskultur- 
gesetzgebung in  Deutschland.  Nationalökonomische  Uebungen.  Reichs- 
und prenssisches  Recht,  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  für  den  Land- 
wirth,  den  Landmesser  und  Kulturtechniker  wichtigen  Rechtsverhältnisse. 

5.   Kulturtechnik. 

Geheimer  Baurath  von  Münstermann:  Culturtechnik.  Entwerfen 
kulturtechnischer  Anlagen.  Kulturtechnisches  Seminar.  —  Meliorations- 
Bauinspector  Grantz:  Wasserbau.  (Bautechnisches  Seminar.)  Brücken- 
und  Wegebau.  Entwerfen  wasserbaulicher  Anlagen.  Landwirthschaftliche 
Baulehre. 

6.   Geodäsie  und  Mathematik. 

Professor  Dr.  Vogler:  Traciren.  Grundzüge  der  Landesvermessung. 
Praktische  Geometrie.  Messübungen,  gemeinsam  mit  Professor  Hege- 
rn a  nn.  Geodätisches  Seminar.  Geodätische  Rechenübungen.  —  Professor 
Hegemann:  Kartenprojectionen.  Uebungen  zur  Landesvermessung. 
Zeichenübungen.  —  Professor  Dr.  Reichel:  Analytische  Geometrie  und 
Analysis.  Darstellende  Geometrie.  Uebungen  zur  darstellenden  Geo- 
metrie. Mathematische  Uebungen,  bezw.  Nachträge.  Zeichenübungen 
zur  darstellenden  Geometrie. 

Beginn  des  Winter-Semesters  am  16.  October,  der  Vorlesungen 
spätestens  am  23.  October  1896.  —  Programme  sind  durch  das  Secre- 
tariat zu  erhalten. 

Berlin,  den  13.  Juli  1896. 

Der  Rector  der  Königlichen  Landwirthschaftlichen  Hochschule. 

Frank, 


642       Vereinsangelegenheiten.  —  Neae  Schriften  Über  Vermessungswesen. 

Vereinsangelegenheiten. 

Die  Herren  Mitglieder  werden  ersacht^  alle  Personalyeränderungen^ 
als  Versetzungen,  Beförderungen,  Wohnungswechsel  etc.  dem  Unter- 
zeichneten gefl.  anzeigen  zu  wollen.  Die  Benachrichtigung  der  Buch- 
handlnng  erfolgt  dann  durch  mich.  Nur  dadurch  können  Störungen  im 
Bezüge  der  Zeitschrift  vermieden  werden. 

Vom  1.  October  ab  wohne  ich  Cassel-Wehlheiden,  Emilien- 
strasse  17.  Hüser,  Oberlandmesser, 

z.  Z.  Kassirer  des  Deutschen  Geometer -Vereins. 


Neue  Schriften  Ober  Vermessungswesen. 

TiUOy  A.  dsy  Tables  fondamentales  du  Magn^tisme  terrestre.  Repartition 
Isanomales,  Eph^merides,  Variation  seculaire.  MagnStisme  moyen. 
St.  Petersbourg  1896.  gr.  in-4.  91  pg*  avec  atlas  de  16  cartes 
colorizes.     18  Mark. 

EmclideSy  Opera  omnia.  Ediderunt  J.  L.  Heiberg  et  H.  Menge.  (In 
12  voluminibus.)  Vol.  VI :  Data  cum  commentario  Marini  et  scholiis 
antiquis.  Edidit  H.  Menge.  Lipsiae  1896.  8.  6  et  336  pg.  c. 
figuris.     5  Mark. 

Vol.1— V  et  VII  (quantum  produit  hucusque).  1883—95.  29,60  Mk. 

AuwerSy  A.^  Catalog  von  9789  Sternen  zwischen  14 o  50'  und  20^  10' 
nördlicher  Declination  1855  und  Catalog  von  372  grösstentheils  der 
nördlichen  Berliner  Zone  angehörigen  Sternen  für  das  Aequinoctinm 
1875,  nach  Zonenbeobachtungen  am  Pistor'schen  Meridiankreise  der 
Eönigl.  Sternwarte  zu  Berlin  in  den  Jahren  1869 — 74.  Heraus- 
gegeben V.  d.  Astronomischen  Gesellschaft.  Leipzig  1896.  gr.  4. 
161  u.  367  pg.     30  Mark. 

Ebserij  «/.,  Azimut  -  Tabellen,  enthaltend  die  wahren  Richtungen  der 
Sonne  für  Intervalle  von  10  Zeitminuten  zwischen  den  Breiten- 
parallelen von  700  Nord  bis  70^  Süd.  Hamburg  1896.  gr.  8. 
8  u.  141  pg.  Leinenband.     7,50  Mark. 

Günthery  S.,  Grundlehren  der  mathematischen  Geographie  und  elemen- 
taren Astronomie.  4.,  durchgesehene  Auflage.  München  1896. 
gr.  8.    10  u.  142  pg.  m.  2  Sternkarten  und  142  Holzschnitten. .  2  Mark. 


Inhalt 

Grössere  Mittheilungen :  Zur  graphischen  Ausgleichung  beim  trigonometrischen 
Einschneiden  von  Punkten,  von  Hammer.  —  BUcherschau.  —  Unterricht  uid 
Prüfungen.  —  Vereinsangelegenheiten.  —  Neue  Schriften  Ober  Vermessungswesen. 

Verlag  von  Konrad  Wittwer  Stuttgart  —  Druck  von  Gebrüder  Jänecke  in  Hannover. 


6431 


ZEITSCHRIFT  FOR  VERMESSUNGSWESEN. 

Organ  des  Deutschen  Geometer  Vereins. 

■■      .....  ■  ,  •.   »  i . 

Herausgegeben  von 

Dr.  W.  Jordan,  und  0.  Steppes, 

Professor   in    Hannover  Steuer-Ratb  in  München. 


1896.  Heft  21.  Band  XXV. 

— -^    1.  November.    *^- — 

Ueber  das  Stangenplanimeter,  insbesondere  ein  Stangen- 

planimeter  mit  Rolle; 

von  J.  Hamann,  Egl.  Landmesser. 

Die  Theorie  des  Stangenplanimeters  ist  bereits  in  vorliegender  Zeit- 
schrift (Jahrgang  1895,  Seite  321)  von  Herrn  Professor  Dr.  C.  Runge 
eingehend  behandelt  worden.  Für  die  Bedürfnisse  des  Praktikers  wird 
eine  einfache,  zum  Theil  auf  Anschauung  begründete  Darstellung,  wie 
sie  im  Folgenden  gegeben  wird,  genügen. 

Das  Planimeter  besteht  aus  einer  Stange,  in  deren  einem  Ende  ein 
Fahrstift  eingesetzt  ist,  während  das  andere  zu  einer  keilförmigen 
Schneide,  welche  mit  der  Spitze  des  Fahrstifts  in  einer  Ebene  liegt, 
herabgebogen  ist.  Die  Gerade,  welche  durch  die  Spitze  des  Fahr- 
stifts „i'^  gelegt  die  Schneide  in  „S"  berührt,  soll  als  Fahrarm  definirt 
werden.     Ihre  Länge  FS  sei  der  Eür^e  wegen  mit  „i"  bezeichnet. 

Gemäss  dieser  Construction  gestattet  das  Instrument  Drehungen 
um  S  als  Mittelpunkt  und  geradlinige  Bewegungen  in  der  Richtung  des 
Fahrarms.  Jeder  vom  Fahrstift  beschriebene  Weg  kann  daher  in  einen 
rechtwinklig  gebrochenen  .Zug  zerlegt  werden,  dessen  unendlich  klein 
gedachten  Seiten  abwechselnd  aus  Kreisbögen  „ß^  von  dem  Radius  l 
und  geraden,  in  radialer  Richtung  ^gelegenen  Linien  „X^  bestehen, 
während  die  Schneide  eine  Curve  beschreibt,  deren  Elemente  den  ein- 
zelnen Strecken  X  gleich  und  parallel  sind. . 

Betrachtet  man  die  Anfangslage  des  Fahrarms  für  die  weiteren 
Messungen  als  Achse,  so  werden  Schneide  und  Fahrstift  bei  den  gerad- 
linigen Bewegungen  in  der  Richtung  des  Fahrarms  ihre  normal  zur 
Achse  gemessenen  Abstände  um  gleiche  Beträge  und  in  der  gleichen 
Richtung  ändern.  Die  Grösse  und  Vorzeichen  dieser  den  Strecken  X„ 
entsprechenden  Abstandsänderungen  ^a»^  werden  bestimmt  durch  die 
Gleichung: 

an  =  \nsin^nj  (1) 

wo  cpn  den  Winkel  darstellt,  der  von  der  Achse  bezw.  ihrer  durch  die 
Schneide  gelegten  Parallelen  zum  Fahrarm  überführt,   und  Xn  positiv 

Zeitschrift  für  Vermessungsweseii  1896.   Heft  21.  42 


644 


Hamann,    lieber  das  Stangenplanimeter,  insbesondere 


oder  negativ  gerechnet  werden  soll,  je  nachdem  es  durch  Bewegung 
des  Instruments  in  der  Richtung  Stift-Schneide  oder  entgeg^gesetzt 
entstanden  ist. 

In   der  nebenstehenden  Figur  1^   in  welcher   die  Anfangslage   des 
Fahrarms  durch  die  Linie  F8  dargestellt  ist,   wird    bei  Umfahrung  der 


Fig.  1. 


Fläche  V  in  rechtsläufigem  Drehungssinn  der  Fahrstift  den  Zug  1^  2y  3  etc. 
beschreiben^  während  die  Schneide  die  Curve  1',  2',  3'  etc.  durchläuft. 
Verschiebt  man  die  Schneidencurre  parallel  der  Achse  um  die  Länget, 
so  dass  S  mit  F  zusammenfällt,  so  schneidet  dieselbe  den  Umring  der 
Figur  in  den  Punkten  10  und  17.  Der  Fahrarm  liegt  also  in  10  und  17 
der  Achse  parallel.  Da  die  Werthe  sin  cp  auf  dem  Wege  1,  10  und 
17,  18  wegen  der  spitzen  Form  der  Winkel  cp  positiv,  auf  dem  Wege 
10, 17  dagegen  negativ  sind,  weil  die  zugehörigen  Winkel  cp  nahezu  360^ 
gross  werden,  da  ferner  die  geradlinigen  Bewegungen  des  Fahrarms  auf 
der  Linie  1,  10  in  der  Richtung  Stift-Schneide,  auf  dem  Wege  10,  19 
entgegengesetzt  erfolgen,  so  ergeben  sich  für  a^  bis  a^  positive,  far  a^ 
dagegen  negative  Vorzeichen.  Für  den  Schlussabstand  a  der  Schneide 
von  der  Achse  besteht  mithin  folgende  Oleichung: 

a  =  a^  +  02  +  «3  +  «4  +  «5  +  «6  +  «7  —  «8  (2) 

Zeichnet  man  die  einzelnen  Kreisbögen  ß  weiter  aus,  bis  dieselben 
mit  der  verschobenen  Schneidencurve  zum  Schnitt  gelangen,  welcher  in 
den  um  die  Länge  l  verlegten  Ereismittelpunkten  2'',  3^'  etc.  erfolgen 
muss,  so  wird  die  Umfahrungsfläche  F  in  eine  von  der  verschobenen 
Schneidencurve  und  dem  letzten  Kreisbogen  begrenzte  Fläche  J  und  in 
Lamellen  Vn  zerlegt,  welche  von  je  zwei  Kreisbögen  von  gleichem  Radius 
und  von  zwei  gleichen  und  parallelen  Strecken  Xn  eingeschlossen  werden. 
Die  Gesammtfläche  der  Figur  Flässt  sich  mithin  als  Summe  ihrer  Theile 
darstellen  in  folgender  Gleichung: 

V=  v^+v^+v^+v^  +  v^+v^  +v,—v^+J  (3) 


ein  Stangenplanimeter  mit  Rolle. 


645 


In  Figur  2  ist   eine   der   Lamellen  v^  besonders   gezeichnet.     Die 
Punkte  3'   nnd  4'   sind    mit  'den  um   die  Länge   l  para^el   zur  Achse 


Fig.  2 


3*6 


verschobenen  Punkten  3"  und  4"  verbunden.  Es  entsteht  so  ein 
Parallelogramm  3'  4'  4"  3",  dessen  Inhalt  ^3"  sich  doppelt  durch  die 
Producte  Grundlinie  in  Höhe  bestimmen  lässt: 

Für  den  Inhalt  der  Lamelle  V3,  in  welcher  der  parallel  zum  Fahr- 
arm  gemessene  Abstand  der  Kreisbögen  überall  =X3  ist,  besteht: 

Ä  =  A3 
Ä  =  0 


(5) 


Lamelle  und  Parallelogramm  sind  also  flächengleich,  woraus  folgt: 
Diese  Oleichung  gilt  allgemein: 

Vn  =  OLnl  (7) 

Ersetzt  man  in  Gleichung  (3)  die  einzelnen  Lamellenflächen  Vn  durch 
die  Producte  a„Z,  so  besteht  in  Folge  der  IJebereinstimmung  der  Vor- 
zeichen von  Vn  und  a^  in  den  Gleichungen  (2)  und  (3): 

F=  al  +  J  (8) 

oder  in  Worten:  Die  Fläche  einer  Figur  wird  dargestellt  durch  das 
Product  aus  dem  Schlussabstand  der  Schneide  von  der  Anfangslage  des 
Fahrarms  in  die  Länge  des  letzteren  bis  auf  eine  Restfläche  <7,  deren 
Grösse  und  Vorzeichen  von  der  gewählten  Anfangslage  abhängen. 

In  der  nachstehenden  Figur  3  ist  die  Anfangslage  so  gewählt,  dass 
die  Umfahrungsfläche  V  von   der  Schneide   aus  betrachtet  hinter   dem 


42* 


646 


Hamann.    Ucber  das  Stasgenplanimeter,  insbesondere 


letzten  Kreisbogen,  dem  ^Schlussbogen^  zu  liegen  kommt«  Es  wird 
dieses  Mal  die  Bestfläche  J  von  den  Kreisbögen  doppelt  überstrichen, 
das  Product  al  schliesst  also  die  Restfläche  zweimal  in  sich  ein,  so 
dass  für  die  Fläche  folgende  Oleichung  angesetzt  werden  mass: 

F=  a  Z  —  J  (9) 

Allgemein  lässt  sich  für  das  Vorzeichen  der  Restfläche  die  Regel 
aufstellen:  Die  Restfläche  ist  positiv,  wenn  die  Umfahrungsfläche  von 
der  Schneide  aus  betrachtet  vor  dem  Schlussbogen,  negativ  wenn  sie 
hinter  demselben  liegt. 

Eine  praktische  Yerwerthung  dieser  Regel  bildet  das  in  Figur  4 
eingeschlagene  Verfahren.  Hier  ist  die  Anfangsstellung  des  Fahrarms 
so  gewählt,  dass  die  in  F  auf  dem  Fahrarm  errichtete  Normale  die 
Umfahrungsfläche  nahezu  halbirt.  Es  ergeben  sich  so  eine  negative 
und  positive  Restfläche  „Ji"  und  ^Jr^y  die  je  einer  Hälfte  der  Um- 
fahrungsfläche entsprechen. 


^^^ 


V=al  +  Ji  —  Jr  (10) 

Bei  dieser  Wahl  der  Anfangsstellung  wird  die  Differenz  Ji  —  Jr 
stets  im  Verhältniss  der  Umfahrungsfläche  V  eine  kleine  Grösse  dar- 
stellen, welche,  falls  eine  Zeichnung  der  Schneidencurve  vorliegt,  durch 
Schätzung  oder  durch  eine  Umfahrung  mit  dem  Planimeter  ermittelt 
werden  kann. 

Für  die  geodätische  Sammlung  unserer  Hochschule  ist  von  Herrn 
Mechaniker  Hamann  aus  Fried enau  ein  Stangenplanimeter  angefertigt 
worden,  welches  an  Stelle  der  Schneide  eine  an  der  Peripherie  scharf 
geschliffene  Stahlrolle  führt.  Ueber  dieser  Rolle  ist  ein  Farbkissen 
befestigt,  welches  die  Rolle  dauernd  benetzt,  so  dass  selbstthätig  eine 
genaue  Zeichnung  der  Schneidencurve  erfolgt.  Es  sind  ferner  zu  beiden 
Seiten  des  Fahrstifts  Auslieger  angebracht,  welche  das  Aufrechterhalten 
des  Instruments  erleichtern. 

Statt  des  Schlussbogens,  welchen  das  Instrument  nicht  selbstthätig 
zeichnet,  wird  praktisch  die  gerade  Verbindungslinie  „a^  zwischen  der 
Anfangs-   und  Endstellung  der  Schneide   eingeführt.     Ebenso  wird  der 


ein  Stangenplanimeter  mit  Holle.  647 

Abstand  a^  dessen  Ermittlang  an  die  genaue  Zeiehnang  der  Anfangslage 
des  Fahranns  gebunden  ist;  dnrch  die  Gerade  9  ersetzt.  An  Stelle  der 
Kestflächen  Ji  nnd  Jr  treten  sodann  neue,  von  der  Sohneidencnrve  und 
der  Verbindungslinie  s  begrenzte  Restfläclien  „i^**  und  ^tV".  Zwischen 
diesen  Flächen  besteht  die  Gleichung: 


il  —  ir  +       -j  =Jl  —  Jr,  (11) 


8^ 


WO in  erster  Annäherung  das  von  der  Geraden  s  und  dem  Schluss- 

bogen  begrenzte  Kreissegment  darstellt. 

Zwischen   dem  Abstand  a   und   der  Länge  s   lässt   sich    folgende 
Beziehung  aufstellen: 

a==  scos  --  =  s  —  --. . .  (12) 

2  Sr 

Setzt  man   die   in  Gleichung  (11)  und  (12)  fttr  J  —  Jr  und  a  er- 
mittelten Werthe  in  Gleichung  (10)  ein^  so  geht  letztere  ttber  in: 


^=«K^-^)+*'-^ 


(13) 


Wird  die  Anwendung  des  Stangenplanimeters  beschränkt  auf  Flächen, 

1  , 
deren  mittlerer  Durchmesser  —  l  nicht   ttbersteigt,    so  bedingt    die   Ver- 


3 


s' 


nachlässigung  der  Klammergrösse —  im  Grenzfall  eine  Ungenauigkeit 

24  Z* 

1 

von   der    Fläche.      Bei    grösseren    Umfahrungsflächen   wird    eine 

2000 

Berechnung  des  Elammerfaotors  erforderlich  sein. 

Die  Bestimmung  der  Restflächendifferenz  ii  —  ir  erübrigt  sich  bei 
kleinen  Umfahrungsflächen,  wenn  die  oben  angeftlhrte  Regel  über  Wahl 
der  Anfangsstellung  streng  beobachtet  wird,  da  sodann  eine  Schätzung 
mit  freiem  Auge  ^V  =  ii  erkennen  lässt.  Wird  eine  grössere  Genauigkeit 
gewünscht,  und  liegen  Umfahrungsflächen  von  bedeutenderem  Umfang 
vor,  so  empfiehlt  es  sich  durch  eine  Umfahrung  den  Inhalt  der  Rest- 
figur zu  bestimmen.  Der  sich  ergebende  Schlussabstand  a'  ist  positiv 
oder  negativ  mit  dem  bereits  gefundenen  $  zu  vereinen,  je  nachdem 
der  positive  oder  negative  Theil  der  Restfläche  überwiegt.  Die  Flächen- 
gleichung lautet  sodann: 

F=  (s  ±a')l  (14) 

Wurde  bei  Umfahrung  der  Fläche  V  die  oben  angegebene  Auf- 
stellungsregel  beobachtet,  so  können  die  aus  der  Bestimmung  der  Rest- 
figur resultirenden  Restflächen  „i/**  und  ^«V'"  immer  vernachlässigt 
werden. 

In  der  Einleitung  wurde  vorausgesetzt,  dass  der  Fahrstift  in  die 
vergrÖBserte  Schneidenebene  fällt.     Trifft  diese  Voraussetzung  nicht  zu, 


g48  Hamann,    lieber  das  Stangenplanimeter,  insbesondere 

bildet  also  die  Linie  Fahrstift-Bertthrangspankt  mit  der  Sehneidenebene 
den  Winkel  ^S^,  der  positiv  gerechnet  w^den  soll,  wenn  die  Verbin- 
dungslinie Ton  der  Schneide  aus  betrachtet  von  der  Schneidenebene  nach 
rechts  abweicht,  so  wird  die  Abstandsänderung 

(a)  =  X  sin  (cp  +  B)  (15) 

Der  Schlnssabstand  (a)  maltiplicirt  in  die  Länge  des  Fahrarms 
ergiebt  mithin: 

{a)i  =  l  cos  &  2  (X  sin  (p)  +  2  sin  8  £  (X  cos  <p)  (16) 

In  dieser  Gleichung  stellt  das  Glied  1 1'  (X  sin  cp)  die  Samme  der 
Lamellenflächen  üt;  dar,  während  Z2!(Xco8f)  ersetzt  werden  kann  durch 

(s) '        (»)  • 
l  •  — -  wo  — -  die  Projection  der  Linie  (s)  auf  die  Achse  bildet.    Glei- 

chung  (16)  geht  mithin  ttber  in: 

a  Z  =  H  t?  •  cos  S  -|~  —  •  sin  8  (17) 

Da  fttr  die  Vorzeichen  und  die  Bestimmung  der  Bestflächen  das- 
selbe gilt  wie  bei  einem  justirten  Instrument,  so  kann^  wie  oben  gezeigt^ 
F  =  2v -j"  («J^O — («^r)  gesetzt  werden.     Es  ergiebt  sich  demnach: 

V=  (0)1 -\  —  ^-^^  lang  h  +  (Ji)  -  (Jr)  (18) 

cos  ö  2 

oder   durch    Einführung    von  («)   an   Stelle  von  (a)  und  (fi)  —  (iV)  für 

1     /         (sV        is)         \ 

V=  (8)  l   -  -  ( 1  -  rr~  -  Y,  Bin  8)  +  (ii)  -  (tV)         (19) 
COS  8  \         24k  P       21        / 

Entsprechend  erhält  man  fttr  ein  negatives  8: 

F=  (8)  l     ^  -  (l  -  ^'-  +  ^^  sin  8)  +  dl)  -  {ir)  (20) 

COS  8  \         24  Z'       21  / 

Um  den  Betrag  der  Schneidenschiefe  8  zu  ermitteln^  werden  Fahr- 
stift und  Rolle  des  Planimeters  auf  eine  gezeichnete  Gerade  scharf  auf- 
gestellt. Bei  Befahrung  dieser  Linie  wird  sich  eine  Abweichung  der 
Schneide  „^^  zeigen,  deren  Grösse  bestimmt  wird  durch  folgende  Reibe: 

81  =  X,  sin  8  +  X,  sin  8  cos  9,  +  a,  X   •  y  + 
___^ ^  (21) 


— -V  'N^ 

a<  a. 


'2 

1 

X3  sin  8  cos  (p3  +  (Oj  +  a^)  X3     -   + 


«3 


1 

;^^8m8C0S  Cpn  +  (a,  + 0(„_i))  Xn   Y 


an 
wo  \n  die  Theile  der  befahrenen  Geraden  und  cp^  die  Winkel  zwischea 
Fahrarm  und  Geraden  beim  Durchlaufen  den  Strecke  Xn  darstellen. 


ein  Stangenplanimeter  mit  Rolle.  g49 

Nimmt  man  die  Strecken  Xn  gleich  gross  an  und  vernachlässigt 
man  den  Factor  cos  <p;  welcher  wegen  der  Kleinheit  des  Winkels  cp 
naheza  gleich  1  ist,    so  vereinfacht  sich  die  Reihe  zu  folgender  Form: 

91  =  w  X  sin  8  +  w  (n  —  1)  —  sin  8 (22) 

Für  ein  Planimeter  von  200  mm  Fahrarmlänge  und  +  1^  Schneiden- 
schiefe ergieht  sich  nach  vorstehender  Formel  nach  Befahrung  einer 
100  mm  langen  Strecke  eine  Abstandsänderung  von  2,0  mm  Grösse. 
Vorstehendes  ist  nach  Entwicklung  der  Formel  darch  ein  eigens  con- 
strnirtes  Planimeter  mit  verstellbarer  Schneide  praktisch  bestätigt 
worden.  Aus  dem  verhältnissmässig  hohen  Betrage  91  lässt  sich  der 
Schluss  ziehen^  dass  ein  Instrument,  welches  beim  Befahren  einer  Geraden 
keine  Abstandsänderung  der  Schneide  erkennen  lässt,  nur  wenige  Minuten 
Schneidenschiefe  besitzen  wird. 

Führt  man  für  8   in  Formel  (19)  einen  Winkel  von  -f  20'  Grösse 

ein  und  setzt  man  s  wieder  gleich  —  l,  so  bedingt  die  Vernachlässigung 

1     /  s'  s  \  1 

des  Factors 1 1  —  — — -  —   r:  sin  8 1  eine  Ungenauigkeit  von 

cos8   V         2^P       21  /  ^         ^  1500 

der  Fläche. 

Im  Folgenden  gebe  ich  die  Resultate  einiger  mit  einem  200  mm 
langen  Stangenplanimeter  mit  Rolle  und  Ausliegern  ausgeführten  Flächen- 
bestimmungen von  6  aufgezeichneten  unregelmässigen  Polygonen.  Der 
Fahrstift  wurde  auf  einem  beliebigen  Punkte  des  Umringes  aufgestellt, 
sodann  wurde  die  Schneide  verschwenkt;  bis  die  im  Fahrstift  errichtet 
gedachte  Normale  die  Umfahrungsfläche  schätzungsweise  halbirte.  Die 
Zeichnung  der  Schneidencurve  erfolgte  auf  einem  lose  untergeschobenen 
Blatt  Conceptpapier.  Die  Strecke  s  wurde  mit  den  kürzeren  Schenkeln 
eines  Halbirungszirkels  abgegriffen,  und  ihre  doppelte  Länge  auf  einem 
Transversalmaassstab  ermittelt.  Den  Millimetern  der  verdoppelten  Länge  s 
entsprechen  mithin  Quadratcentimeter  der  Fläche.  —  Die  Restflächen- 
differenzen der  ersten  vier  Polygone  wurden  gleich  0  geschätzt,  bei  den 
letzten  beiden  Polygonen  wurde  die  Restfigur  mit  dem  Planimeter  be- 
stimmt. Die  aus  letzteren  Umfahrungen  resultirenden  Abstände  a  sind 
mit  den  entsprechenden  Vorzeichen  zu  den  nachstehend  veröffentlichten 
Längen  $  bereits  hinzugefügt. 

Nummer  der  Fläche.  1  2 

^    V    v^  o  8'92         16/25 

Beobacntmigen  2  «  g  qc  15  88 

beziehmigsw.  945  16,05 

2(s±  a)  9,03  16,05 

in  mm  9,03  16,15 

9,00  16,10 

9,05  16,05 

8,98  16,05 

arithm.  Mittel  in  qcm         9,026  16,072 

B'äblich^l'Ä.    ±0,066     ±10,105 


3 

4 

5 

6 

22,83 

38,03 

56,33 

88,47 

23,10 

37,75 

56,03 

88,15 

23,15 

38,03 

56,40 

88,60 

23,05 

38,03 

56,22 

88,42 

22,85 

38,13 

56,42 

88,45 

22,93 

38,10 

56,15 

88,30 

22,90 

38,05 

56,00 

88,65 

22,85 

38,12 

56,27 

88,15 

«2,958 

38,030 

56,228 

88,400 

:  0,126 

±  0,118 

±  0,158 

±  0,180 

0,55  0/0 

0,31 0/0 

0,26  0/0 

0,200/0 

650  Jordan.    Bestimmiiog  der  Kordrichtnng. 

Im  Durchschnitt  ergiebt  sich  ein  mittlerer  Fehler  von  etwa  0,5% 
der  Fläche.     Diesem  Fehler   gegenüber   ist   die   oben   angeführte  Ver- 

1     /  «'  &     .      \ 

nachlässigung  des  Factors  -l  1  —  — r; :  sin  81  statthaft. 

^     ^  cosSV         24:1^       21  / 

Die  einfache  Form^  sowie  der  niedrige  Preis  (15  Mark  bei  Eckert 
und  Hamann  in  Friedenau)  des  Instruments  werden  seine  Anwendnng 
bei  FlächenbestimmungcD;  bei  welchen  die  oben  gewonnene  Oenanigkeit 
sich  als  ausreichend  erweist,  empfehlen.  Vor  dem  einfachen  Stangen- 
planimeter  hat  das  Instrument  in  vorliegender  Form  den  Vorzug  grösserer 
Qenauigkeit,  -welcher  durch  Einführung  der  Rolle  und  Auslieger  ermög- 
licht wurde.  Beschränkt  man  ferner  die  Anwendung  des  Instruments 
auf  kleine  Flächen,  so  kann  der  Inhalt  der  Restfigur  bei  richtiger  Wahl 
der  Anfangsstellung  durch  Schätzung  ermittelt  werden.  Es  genügt  mit- 
hin eine  Umfahrung  zur  Bestimmung  der  Fläche  V,  während  bei  dem 
einfachen  Stangenplanimeter  eine  zweite  Umfahrung  in  entgegengesetzter 
Lage  erforderlich  ist. 

Berlin,   8.  August  1896. 

J,  Hamann,  Kgl.  Landmesser. 


Bestimmung  der  Nordrichtung. 

Jede  Taschenuhr  ein  richtiger  Coinpass. 
Dies  klingt  wohl  etwas  unglaublich,  ist  aber  doch  thatsächlich 
der  Fall,  wie  a^s  Nachstehendem  hervorgeht.  Man  legt  die  ühr 
derart  horizontal  hin,  dass  der  kleine  Zeiger  nach  der  Sonne  zeigt, 
die  Mitte  zwischen  dem  kleinen  Zeiger  und  der  Zahl  12  des  Ziffer- 
blattes zeigt  nun  nach  Süden.  Steht  z.  B.  der  Zeiger  um  10  ühr 
auf  die  Sonne  gerichtet,  so  wird  Süden  in  der  Richtung  der  Zahl 
11  sein.  Diese  Gebrauchsweise,  die  Uhr  als  Gampass,  ist  aber  so 
wenig  bekannt,  dass  selbst  Stanley,  als  man  ihn  bei  seiner  Rückkehr 
aus  Afrika  fragte,  ob  er  diese  so  einfache  Methode  gekannt  habe, 
zugestand  niemals  etwas  davon  gehört  za  haben. 

*  Vorstehende  Belehrung  haben  wir  schon  mehrfach  in  Zeitungen 
gelesen  und  nun  auch  in  einer  fachwissenschaftlichen  Zeitschrift  (C.-Z. 
f.  0.  u.  M.  1896,  S.  208—209)  gefunden,  was  Veranlassung  ist,  den 
darin  liegenden  Irrthum  aufzuklären,  obgleich  man  eigentlich  glauben 
sollte,  dass  schon  in  den  deutschen  Volksschulen  soviel  mathematische 
Geographie  gelehrt  werde,  dass  solch  grobe  Irrthümer  ausgeschlossen 
sein  sollten. 

Die  Sonne  bewegt  sich  mit  gleichförmiger  Winkelgeschwindigkeit 
in  einer  Ebene  rechtwinklig  zur  Erdachse,  man  müsste  also  die  ühr 
für  den   fraglichen  Zweck  nicht  horizontal,    sondern   parallel  der 


Jordan.    Bestimmung  der  Nordrichtung.  g51 

Aequator-Ebene,  d.  h.  in  einem  Punkte  mit  der  Breite  9  um  den 
Winkel  90°  —  cp  gegen  den  Horizont  geneigt  aufstellen  und  nur  im 
Nordpol  oder  Südpol  der  Erde  würde  das  Verfahren,  „welches  selbst 
Stanley  nicht  gekannt  hat^^  richtig  sein. 

Ausserdem  ist  dabei  vorausgesetzt;  dass  die  Uhr  richtig  nach 
„wahrer  Ortszeit^  geht.  Wenn  man  mit  Hülfe  der  wahren  Ortszeit  die 
Himmelsgegenden  bestimmen  will^  so  muss  man^  wenn  man  nicht  etwa 
die  Schiefstellung  der  Uhr  anwenden  will,  eine  Tabelle  der  Sonnen- 
azimnte  haben,  wie  z.  B.  eine  solche  in  unserem  Buche,  Grundzüge  der 
astronomischen  Zeit-  und  Ortsbestimmung,  Berlin  1885,  Seite  [15]  ange- 
geben ist.  Man  findet  z.  B.  unter  der  Breite  <p  =  50°  am  16.  April, 
dass  die  Sonne  zu  verschiedenen  Zeiten  folgende  Azimute  hat: 

Tageszeit     0^         1^         2^         3^         4^^         5^         6^ 
Azimut         0«       23  i       42°       59°       72°       85°       96° 

d.  h.  also  Mitte  April  steht  die  Sonne  um  2  Uhr  wahre  Zeit  im  Azimut 
42°  von  Süd  nach  West,  d.  h.  ungefähr  in  Süd- West  und  um  10  Uhr 
Vormittags  wahre  Zeit  steht  die  Sonne  ungefähr  in  Süd-Ost. 

unsere  Uhren  in  Deutschland  gehen  aber  aus  zwei  Gründen  nicht 
nach  wahrer  Ortszeit,  erstens  wegen  der  Zeitgleichung  und  zweitens 
wegen  der  Verschiebung  der  mitteleuropäischen  Zeit  gegen  die  Ortszeit. 

Wie  man  ohne  Kenntniss  der  Zeit,  z.  B.  in  Afrika,  in  erster 
Näherung  durch  Beobachtung  der  aufgehenden  und  untergehenden  Sonne 
sich  helfen  kann,  haben  wir  in  der  „Anleitung  zu  wissenschaftlichen 
Beobachtungen  auf  Reisen^,  herausgegeben  von  Neumayer,  Berlin  1888, 
Band  I,  Seite  50 — 52  gezeigt. 

All  dieses  soll  man  bei  Jedem  als  bekannt  voraussetzen,  der  deutsche 
Schulen  besucht  hat,  allein  der  grobe  Irrthum  der  O.-Z.  gab  Veranlassung, 
die  Sache  hier  in  unserer  Zeitschrift  zu  behandeln. 

Bei  dieser  Gelegenheit  wollen  wir  auch  aus  einer  von  einer  könig- 
lich preussischen  Staatsbehörde  herausgegebenen  „Anleitung^  von  Seite  6 
folgende  überraschende  Stelle  wörtlich  citiren: 

Man  kann  den  Meridian  und  damit  die  Nordrichtung  leicht 
dadurch  ermitteln,  dass  man  bei  eintretender  Dämmerung  das 
Femrohr  eines  richtig  aufgestellten  Winkelinstrumentes  nach  dem 
Polarstem  richtet,  so  dass  das  Fadenkreuz  mit  demselben  zur 
Deckung  gelangt.  Ueberträgt  man  durch  Niederschlagen  des  Fem- 
rohrs die  Richtung  der  Meridianebene  auf  die  Erde  und  bezeichnet 
diese  Richtung  durch  ^  Stäbe,  so  bezeichnet  die  Verbindungslinie 
dieser  beiden  Marken  die  Nordlinie.  J. 


652     Heyde.    EiD  oeaer  Theodolit  obne  KreütheilnDg  imd  Nonienablesimg. 

Ein  neuer  Theodolit  ohne  Kreistheilung  und 
Nonienablesung. 

Die  Ablesnng  tod  Kreis-  nnd  Nonieutheilangen  ist  immer  mit  oieht 
unbedeutender  Anstrengung  der  Augen  verbunden,  die  insbesondere  bei 
Städte vennessungen  in  Hausfluren  oder  dunklen  H&fen  ebenso  bei  Gmben- 
vermeaeungen  selir  unangenebm  bemerkbar  wird. 

Das  BedUrfniss  nacb  dnem  Instrument,  das  diesem  Hangel  Abhilfe 
Bchaffte,  war  daher  schon  längst  fdlilbar  geworden,  ohne  dass  bisher  der 
Versuch  nach  irgend  einer  Richtung  dazu  gemacht  worden  wäre. 

Von  mehreren  Seiten  zur  Conatraotion  eines  derartigen  Instramentes 
aufgefordert  und  angeregt  durch  die  günstige  Aufnahme,  die  meine  rer- 
einfachte  Mikrometerablesung  bei  Hikroakoptheodoliten  etc.  fand  (die 
Einrichtung  derselben  ist  in  der  Zeitschrilt  für  Instrumentenkunde  Jahr- 
gang 8,  Mai  1888,  beschrieben)  glaube  ich  nunmehr  die  Losung  dieser  Auf- 
gabe in  der  weiterhin  näher  beschriebenen  Construction  gefunden  zu  haben. 

Mein  Augenmerk  war 
hierbei  nicht  auf  die  Con- 
struction      eines      feinen 

Winkelmessinstrumentes 
gerichtet,  sondern  auf  ein 
Instrument,  das  durch 
praktische  Einrichtung  den 
einfachen  Nonientheodolit 
ersetzen  soll  und  das  eu 
Tracirungs-  und  tachy- 
metriachen  Arbeiten,  sowie 

fflr  Städtevermessungs- 
z  wecke,  Poly  go  nrermessun- 
gen,     sowie    zu    Gruben - 
mesBungen  am  geeignetsten 
ist. 

Das  Instrument  weicht 
in  seinem  äusseren  wie 
inneren  Aufbau  und  der 
Anwendung  nur  durch  die 
veränderte  Winkelablesung 
von  dem  der  Nonientheo- 
doliten  ab. 

An    Stelle     des     mit 
feiner  Theüung  versehenen 
Kreises,  ist  nur  eine  Kreis- 
scheibe verwendet  worden,   die   auf  ihrem   äusaeren  Umfange  mit  360 
Zabneinschnitten   der  Zahnkranztheilung  versehen  ist.     Letztere  ist  mit 
derselben  Genauigkeit  wie  jede  andere  feine  Theilung  hergestellt. 


Hammer.    TheiluDg  fUr  Distanzlatten.  653 

Die  über  den  Ki^eis  hervorragende  Alhidade  ist  imt  einem  kasten- 
förmigen Ansatz  versehen;  in  welchem  ein  Einleger  mit  Zahn  sieher  aber 
drehbar  gelagert  ist.  Mittelst  Excenterhebel  lässt  sich  dieser  Einleger 
in  die  Zahnkranztheilung  ein*  und  ansgobalteD,  wobei  das  Instrument  in 
einer  ganz  bestimmten  Grad -Kreislage  festgestellt  wird.  Die  Stellung 
wird  an  Zahlen  direct  mit  freiem  Auge  abgelesen. 

Das  Instrumentenobertheil  ist  auf  einer  besonderen  Achse,  die  in 
der  Alhidadenachse  ihre  Führung  hat,  befestigt. 

An  Stelle  der  Feinstellungsschraube  ist  eine  solche  mit  Messtrommel 
angebracht  und  die  Gktnghöhe  der  Schraube  so  gewählt  worden^  dass 
eine  Umdrehung  derselben  genau  einem  Grade  der  Kreistheilung  ent- 
spricht. Die  Messtrommel  ist  in  60  Theile,  also  von  Minute  zu  Minute 
Bogen  getheilt;  von  welchen  die  0,1'  sich  leicht  und  sicher  schätzen 
lassen. 

Die  Anwendung  des  Instrumentes  ist  folgende:  Nach  Aufstellung 
und  Horizontirung  desselben  wird  das  anzuvisirende  Object  im  Fernrohr 
eingestellt  und  der  Hebel  ohne  jede  Anwendung  von  Druck  umgelegt. 
Der  Zahn  des  Einlegers  legt  sich  hierbei  durch  Federdruck  in  die  Zahn- 
kranztheilung ein  und  stellt  das  Instrument  fest. 

Der  Einleger  vertritt  hier  die  Stelle  der  Kreisklemme. 

Durch  das  Einlegen  verändert  sich  jedoch  die  Einstellung  des 
Fernrohres  auf  das  Object  um  so  viel,  als  der  Winkelwerth  noch  in 
Minuten  etc.  vom  Grade  abweicht. 

Diese  Aenderung  wird  nun  durch  die  Messschraube  eingestellt  und 
an  derselben  abgelesen. 

Damit  nun  ein  Irrthum  in  der  Winkelbestimmung;  der  ja  immer 
plus  oder  minus  1  Grad  betragen  würdC;  nicht  vorkommen  kann,  ist 
eine  Einrichtung  getroffen,  die  sofort  erkennen  lässt,  ob  die  Messschraube 
sich  in  normaler  Lage  befindet  oder  nicht. 

Fehler,  die  einen  ganzen  Grad  betragen,  dürften  jedoch  unschwer 
in  der  Rechnung  zu  finden  sein. 

Mit  dieser  Einrichtung  versehene  Instrumente  sind  bereits  mehrfach 
hergestellt  worden  und  haben  sich  in  der  Praxis  bestens  bewährt. 

* 

Dresden,  Septbr.  1896.  Gustav  Heyde. 


Theilung  für  Distanzlatten. 


S.  460  und  461  sagt  Herr  Ingenieur  Wagner,  dass  sich  für 
Distanzlatten  erfahrungsmässig  eine  Centimeterlatte  am  besten  bewährt 
habe,  die  man  mit  25facher  Vergrösserung  unter  günstigen  äussern 
Umständen  bis  etwa  800  m  Zielweite  benutzen  könne  und  dass  ferner 
Strichtheilungen  für  Distanzlatten  nicht  zu  empfehlen  seien,  dass  ins- 
besondere die  von  mir  für  Distanzlatten  angewandte  Theilung,  bei  der 


654  Hammer.    Theilang  für  Distanzlatten. 

in  Folge  der  derben  Striche    die   Genauigkeit  leide,    „unter  günstigen 
Umständen  kaum  bis  150  m  verwendet  werden  könne^,  wie   ich  selbst 
zugeben  werde.    Ich  glaube  mit  der  Annahme  nicht  fehl  zu  gehen,  dass 
Herr  Wagner  mit  den  Latten,  über  die  er  ungünstig  urth^lt,  nicht  selbst 
gearbeitet  hat.    Die  Anwendung  dieser  Latten  hat  selbstverständlich 
im  Vergleich    mit   jeder  Gentimeterlatte   eine   ganz  bewusste  Eiubusse 
an  Genauigkeit  der  Messung  zur  Voraussetzung;  es  müssen  also  Vorzüge 
anderer  Art  vorhanden    sein,    die   für    gewisse  Zwecke   jene  Einbusse 
aufwiegen.     Ich  habe  nun  die  von  Herrn  Wagner  beanstandeten  Latten 
für  Zielweiten  bis  zu  600  m  (mit  einem  distanzmessenden  Femrohr  von 
etwa  30facher  Vergrösserung   und   mit  der  Gonstanten  200)    verwendet 
(ohne  dies,  schon  wegen  der  Schwierigkeit  der  Verständigung   zwischen 
Latte   und  Instrument  gerade  empfehlen   zu  wollen);    und   bis   zu   den 
Zielweiten,    die  bei  der  Gonstanten  100   eine  4  m   lange  Latte  zulässt, 
nämlich  bis  zu  400  m,  ist  von  Allen,  denen  ich  die  Halbdecimeter-Strich- 
Theilung  mit  groben  Strichen  und  grosser  Bezifferung  und  die  Decimeter- 
Feldertheilung  ohne  Bezifferung  (z.  B.  der  prenssischen  Landesaufnahme) 
vergleichend  im  Fernrohr  gezeigt  habe,  der  ersten  der  Vorzug  gegeben 
worden.     Anderseits  erinnere  ich  mich  kaum,   mit  dem  Fernrohr   eines 
kleinen  Tachymetertheodolits,  d.  h.  mit  der  Vergrösserung  20 — 25,  eine 
Ablesung  an   einer  Gentimeterlatte  auf  300  m  gemacht    zu  haben  und 
will    es   gern  Anderen    überlassen,    das    zu    empfehlen.    —   Aber  eine 
schon    mehrfach    (u.    a.    auch    hier)    ausgesprochene    Bitte  möchte    ich 
bei   dieser  Gelegenheit   wiederholen:   man  sollte    die   zwei  Arten   von 
Tachymetrie,  um  die  es  sich  für  die  Praxis  handelt,  auch  in  den  Erörte- 
rungen über  Genauigkeit  u.  s.  f.  genügend  auseinanderhalten.     Der  eine 
Zweig  der  Tachymetrie,   der  z.  B.   die  optische  Entfernungsmessung  in 
die  Katasterpraxis  einzuführen  sucht,  will  mit  Recht  eine  möglichst  der 
Genauigkeit  der  altgewohnten  Aufhahmemethoden    sich    nähernde    Ge- 
nauigkeit anstreben,  auch  wenn  die  Ersparniss  an  Zeit  und  Mühe  bei 
der  Arbeit  im  Vergleich  mit  der  Trennung  von  Horizontal-  und  Höhen- 
messung und  überhaupt  mit  dem  seitherigen  Verfahren  dadurch  weniger 
gross  wird;  der  andere  Zweig  der  Tachymetrie  aber  —  man  kann  ihn 
kurz  als  topographische  Tachymetrie  bezeichnen  und  darf  ihn  ohne 
Weiteres   den  wichtigern   von   beiden   nennen  —  ordnet  mit  demselben 
Recht  der  Schnelligkeit  und  Bequemlichkeit  von  Messung  und  Rechnung 
von  horizontaler  Entfernung  und  Höhe  alle   andern  Rücksichten  unter, 
bis   zu   sehr  grossem  Maass  auch  die   auf  Genauigkeit  der  Messung. 
An  dem  von   Herrn  Wagner   angezogenen  Orte   habe   ich   mich  aus- 
drücklich auf  diesen  zweiten  Zweig  der  Tachymetrie  beschränkt,  für  den 
Erörterungen  über  Genauigkeit,  wenn  auch  nicht  gleichgültig,   so  doch, 
wie  gesagt,   von  untergeordnetem  Interesse   sind:    ob  man   z.  B.  ^2000 
oder  ^/500  oder  sogar  ^j^^  der  Entfernung   als  m.  F.  der  horizontalen 
Entfernung  anzunehmen  hat,  ist  für  diesen  Zweig  der  Tachymetrie  ziem- 


Bücherschaa.  655 

lieh  gleichgültig;  nieht  gleichgültig  aber  ist  für  ihn^  ob  die  Messung 
und  Ausrechnung  eines  Punktes  1/2,  1  oder  2  Min.  in  Anspruch  nimmt, 
und  nicht  gleichgültig  wäre,  wenn  man  die  von  mir  empfohlene  Latte 
nach  der  offenbar  auf  Versehen  oder  Missverständniss  beruhenden  Angabe 
von  Herrn  Wagner  nur  bis  150  m  Entfernung  brauchen  könnte. 

Ich  wiederhole,  dass  man  bei  uns  in  Deutschland  viele  Erörterun- 
gen über  Tachymetrie  ersparen  oder  abkürzen  könnte,  wenn  man  sich 
endlich  eiitschliessen  wollte,  auf  die  oben  angedeutete,  in  der  Sache 
begründete  Unterscheidung  Rücksicht  zu  nehmen. 

August  1896#  Prof.  Dr.  Hammer. 


BOcherschau. 


Die  Kunst  des  Stabrechnens,  Gemeinfassliche  und  vollständige  Anleitung  zum 

Gebrauche  des  Rechenstabes  auf  allen  Gebieten  des  praktischen  Rechnens 

für  den  Selbstunterricht  u. s.  w.  von  Bernhard  K.  Esmarch,  Ingenieur. 

Mit  2  Tafeln  und  148  Textfiguren.    Leipzig,  Ernst  G  inthers  Verlag,  1896. 

Preis  4  Mark. 

Diese  Schrift  gibt  zuerst  eine  allgemeine  Betrachtung  und  Theorie 
des  Stabrechnens,  d.  h.  des  Rechnens  nach  dem  graphisch-logarithmischen 
Prinzip,  Multipliziren,  Dividiren,  Product  dreier  Zahlen  u.  s.  w.,  dann 
kaufmännisches  Rechnen,  Zinsrechnung,  Rabattrechnung,  Effectenrech- 
nung  u.  s.  w.  und  zum  Schluss  technisches  Rechnen,  Quadriren,  Kubiren, 
Sinus,  Cosinus  u.  s.  w. 

Am  meisten  aber  hat  uns  interessirt  die  Beschreibung  eines  neuen 
englischen  Rechenapparates,  weichet  bezogen  werden  kann  von  Aston 
&  Man  der,  25  Old  Gompton  Street,  Soho,  W.  London,  Rechenstab- 
und  Zeichenbedarfsfabrik,  alleinige  Erzeuger  der  Rechenapparate  System 
Hannyngton,  äquivalent  Rechenstäben  bis  zu  10  Meter  Länge.  Von 
dieser  Quelle  haben  wir  einen  solchen  Apparat  zum  Preis  von  42  Mark 
bezogen,   welcher  in  nachstehender  Zeichnung  S.  656  dargestellt  wird. 

Der  obere,  Haupttheil  dieser  Zeichnung  enthält  in  Gitter  form  oder 
Rostform  das  Rechenbrett  selbst  mit  9  Scalen  von  je  61  cm  Theilnngs- 
länge,  also  549  cm  Theilung,  so  dass  man  zunächst  sagen  könnte,  es 
sei  das  einem  gewöhnlichen  Rechenschieber  von  5,49  Meter  Länge  ent- 
sprechend; doch  wird  das  noch  reduzirt,  wie  nachher  anzugeben  ist. 

Der  untere  Theil  der  Zeichnung  S.  656  stellt  den  aus  5  Theil- 
Stäben  bestehenden  ebenfalls  rostartig  construirten  beweglichen  Schieber 
vor,  welcher  an  verschiedenen  Stellen  des  Haupttheils  eingesetzt  werden 
kann  und  dadurch  die  fortgesetzt  in  einander  übergehenden  Scalen  des 
Haupttheils  nach  Umständen  auszunützen  gestattet. 

Das  Ganze  ist  also  ein  in  Theile  zerschnittener  und  in  Parallel- 
stücken  angeordneter  Rechenschieber. 

Die  beweglichen  Scalen  sind  halb  so  lang  als  die  festen  Scalen 
und  daher  kommt  es,  dass,  wenn  man  mit  der  linken  Schieberseite  über 


656 


Personalnachrichten. 


Hannyngton^s  Rechentafel 
natürliche  Grösse  68  cm  lang,  20  cm  breit,  Tcrkleioerte  Darstellung 

in  Ve  do^  natürlichen  Grösse, 


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äie  Mitte  des  Hauptkörpers  nach  rechts  fährt,   das  rechte  Schieberende 

rechts  hinausraert,   und   nach  Umständen  keine  Ablesung  mehr  gestattet. 

Deswegen    muss    der   zweite  Stab   der    Haupttheilung   bereits    mit   der 

Ziffer  16  anfangen,  welche  schon  auf  der  Mitte  des  ersten  Stabes  befind- 

5 

lieh  ist  u.  s.  w.,    d.  h.  die  5    ersten  Stäbe  I  enthalten  nur  die  —fache 

Theilnngslänge  eines  Stabes  von  61  cm  oder  zusammen  1^525  m  und  die 
nachfolgenden  4  Stäbe  von  I  spielen  die  Rolle,  welche  der  Verdoppelang 
der  Theilung  eines  gewöhnlichen  Rechenschiebers  zukommt.  Da  die 
Theilungseinheit  des  gewöhnlichen  Schiebers  12^5  cm  ist,  haben  wir  also 
in  dem  Hannyngton'schen  Rostschieber  eine  Vergrösserung  von 
1,525:  0,125  =  rund  12,  oder  da  der  gewöhnliche  Schieber  25  cm  lang 
ist,  kann  man  auch  sagen,  der  Hannyngton-Rostschieber  entspricht  einem 
gewöhnlichen  Schieber  von  12X2^cixi  =  3  Meter  Länge.  Auch  die 
Rechengenauigkeit  soll  also^  wenn  keine  Fehlerquellen  durch  die  Ab- 
setzungen vorkommen,  das  12  fache  des  gewöhnlichen  Rechenschiebers 
sein.  /. 

Personalnachrichten. 

Königreich  Württemberg.  Seine  Eönigl.  Majestät  haben  aller 
höchst  geruht  unterm  8.  September  1896  den  Bezirksgeometer  Ströh- 
lein  in  Calw  zur  Ruhe  zu  setzen  und  nhterm  12.  October  1896  die 
erledigte  Bezirksgeometerstelle  Calw  dem  Oberamtsgeometer  Hörz  in 
Waiblingen  zu  übertragen. 


Neue  Schriften  über  VermesBangswesen.  657 

Neue  Schriften  Ober  Vermessungswesen. 

Handbuch  der  Vermessungskunde  von  Dr.  W.  Jordan,  Professor  an 
der  technischen  Hochschule  zu  Hannover.  HI.  Band,  Landesver- 
messung und  Grundsttge  der  Erdmessung.  4.  verbesserte  und  er- 
weiterte Auflage.  Stuttgart  1896.  J.  B.  Metzler^scher  Verlag. 
20  +  594  +  64  =  678  Seiten  80.  Preis  12,80  Mk. 

Arbeiten  der  topographisch  -  geodätischen  Commission  der  Naturforscher- 
gesellschaft. Theil  III.  Moskau  1895.  gr.  4.  31  u*  124  pg.  mit 
1  Karte.  —  Russisch.     8  Mark. 

Jäderin,  £.,  och  lAndeberg,  K.  Komparationer  emellan  Sveriges 
Meterprototyp  och  tre  Statens  Institutioner  tillhöriga  hufvudlikare 
och  Normalmatt.  Stockholm.  (Vet.-Acad.  Handl.)  1895.  gr.  4. 
84  pg.     5  Mark. 

Landes -Triangulation,  Die  Kg.  Preussische.  Abrisse^  Coordinaten  und 
Höhen  sämmtlicher  von  der  Trigonometrischen  Abtheilung  der  Landes- 
aufnahme bestimmten  Punkte.  Herausgegeben  von  der  Trigonometr. 
Abtheilung  der  Landesaufnahme.  Theil  XIII:  Regierungsbezirk 
Potsdam.  Berlin  1896.  Lex.  8.  9  u.  946  pg.  mit  17  Beilagen, 
cart.  12  Mark. 

Daraus  einzeln:  Coordinaten  u.  Höhen  sämmtlicher  von  der 
Trigonometr.  Abtheilung  der  Landesaufnahme  bestimmten  Punkte 
im  Reg.-Bez.  Potsdam.     4  u.  230  pg.  cart.  2,50  Mark. 

Gt/sin,  J.j  Ingenieur.  Tafeln  z.  Abstecken  von  Eisenbahn-  u.  Strassen- 
curven  in  neuer  Theilung  (Centesimal  -  Theilung).  2.  Auflage. 
148  Seiten  8»,  solid  geb.  Preis  4,50  Mk. 
—  Peripheriewinkel-Tafeln  z.  Abstecken  v.  Eisenbahn-  und  Strassen- 
curven in  alter  Theilung  (Sexagesimal-Thlg.).  2.  Aufl.  86  Seiten  8^. 
geb.  Preis  2,30  Mark.    Verlag  von  Gebr.  Lttdin,  Liestal  (Schweiz). 

Uebungsbuch  für  die  Anwendung  der  Ausgleichungsrechnung  nach  der 
Methode  der  kleinsten  Quadrate  auf  die  praktische  Qeometrie  von 
E.  Hegemann,  Professor  an  der  landwirthschaftlichen  Hochschule 
in  Berlin.  Mit  37  Textabbildungen.  Berlin  1896.  Verlagsbuch- 
handlung Paul  Parey. 

Die  Kippregeln,  deren  Verwendung,  Prüfung  und  Berichtigung.  Ein 
Leitfaden  für  die  Architekten,  Bautechniker,  Landmesser  etc.  ver- 
fasst  von  Dr.  Arwed  Fuhrmann,  ordentlicher  Professor  an  der 
technischen  Hochschule  Dresden.  Leipzig  1896.  Verlag  von  E.  A. 
Seemann.       38  S.  klein  8^. 

Die  Theodolite,  ihre  Einrichtung,  Anwendung,  Prüfung  und  Berich- 
tigung. Eine  Unterweisung  für  Architekten,  Bautechuiker,  Land- 
messer u.  8.  w.  verfasst  von  Dr.  Arwed  Fuhrmann,  ordentl. 
Professor  an  der  technischen  Hochschule  Dresden.  Leipzig  1896. 
Verlag  von  E.  A.  Seemann.     136  S.  klein  8^. 


j  *  ^     I      1*  ^-> 


658  Neue  Schriften  über  Vermessungswesen. 

Des  Ingenieurs  Taschenbuch.  Herausgegeben  vom  akademischen  Verein 
„Hütte".  16.,  völlig  neu  bearbeitete  Auflage.  2  Theile.  Berlin  1896. 
8.  990  und  624  p.  mit  2  Tafeln  und  1008  Holzschnitten.  In 
2  Lederbänden.     16  Mark. 

Dolezaly  E,j  Die  Anwendung  der  Photographie  in  der  praktischen  Mess- 
kunst.    Halle  1896.     gr.  8.  mit  31  Abbildungen.     4  Mark. 

Helmert,  F.  JB.,  Ergebnisse  von  Messungen  der  Intensität  der  Schwer- 
kraft auf  der  Linie  Kolberg-Schneekoppe.  (Berlin,  Mittheil.  Akad.) 
1896.    gr.  8.    5  p.  mit  1  Holzschnitt.     1  Mark. 

Lilienthal,  R.  v.,  Grundlagen  einer  Krümmungslehre  der  Curvenschaaren. 
Leipzig  1896.    gr.  8.     6  Mark. 

Das  Vermessungswesen  der  Königlichen  Haupt-  und  Residenzstadt  Dresden. 
Die  Triangulationen  I.^  II.,  III.  Ordnung,  im  Auftrage  des  Rathes 
zu  Dresden  bearbeitet  vom  Stadt -Vermessungsamt.  Mit  3  Tafeln 
und  36  in  den  Text  gedruckten  Figuren.  Dresden  1896,  Wilhelm 
Bänsch,  Verlagsbuchhandlung.     191  Seiten  4^. 

Die  Königlich  Preussische  Landes-Triangulation,  Hauptdreiecke  VIII.  Theil. 
A.  Die  Hannoversche  Dreieckskette^  B.  Das  Basisnetz  bei  Meppen, 
C.  Das  Wesernetz.  Gemessen  und  bearbeitet  von  der  trigono- 
metrischen Abtheilung  der  Landesaufnahme.  Mit  einer  Uebersichts- 
tafel  und  24  Skizzen.  Berlin  1896,  im  Selbstverläge^  zu  beziehen 
durch  die  Königliche  Hofbuchhandlung  E.  S.  Mittier  u.  Sohn, 
Kochstrasse  68/71. 

Verhandlungen  der  vom  25.  September  bis  12.  October  1895  in  Berlin 
abgehaltenen  11.  allgemeinen  Conferenz  der  internationalen  Erd- 
messung und  deren  permanenten  Commission.  1896,  Verlag  von 
Georg  Reimer  in  Berlin. 

Rechentafeln,  welche  die  Producte  aller  Zahlen  unter  10  000  in  alle 
Zahlen  bis  100  enthalten  und  daher  die  Multiplication  und  Divi- 
sion mit  diesen  Zahlen  ganz  ersparen,  bei  grösseren  Zahlen  aber 
zur  Erleichterung  und  Sicherung  der  Rechnung  dienen.  Grosse 
Ausgabe,  bearbeitet  von  Lud  wig  Zimmermann.  Lieben  wer  da 
1896.     Verlag  des  technischen  Versandtgeschäftes  R.  Reiss. 

Sur  l'erreur  de  refraction  dans  le  nivellement  göom^trique  par  M.  Ch. 
Lalleman  d.   Gautiers-Villars  et  fils.    Paris.    Quai  des  Angustins  55. 

Inhalt. 

Grössere  Mittheilungen :  lieber  das  Stangenplanimeter,  insbesondere  ein 
Stangenplanimeter  mit  Rolle,  von  Hamann.  —  Bestimmung  der  Nordrichtung, 
von  Jordan.  —  Ein  neuer  Theodolit  ohne  Kreistheilung  und  Nonienableaimg, 
ven  Hey  de.  —  Theilung  fUr  Distanzlatten,  von  Hammer.  —  BQdiersciMiy.  — 
Personalnaebrieblen.  —  Neue  Schriften  Ober  Vermessungewesen. 

Verlag  von  Konrad  Wittwer  Stuttgart  —  Drack  von  Gebrüder  Jänedce  in  Hannorer. 


ZQTSCHRIFT  for  VERMESSUNGSWESEN; 

Organ  des  Deutschen  Geometervereins.    '  ' 

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Herausgegeben  von 

,   Pr.  w;«  Jord^aa,  ..und  0.  Steppesi 

Professor   in    Hannover  Steuer-Rath  in  Mttnchen. 

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ISW,  Heft  22.  Band  lÖL^. 

16.  November,    h^ — 


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Smjth'schen  Untersuchungen  mit  dem  Oculürfadeii- 

distanzmesser« 


Der  Ingeniear  L.  8.  Smith  in  Wisconsin  hat  in  den  Jahren  1892 
und  1893  bei  der  mexikanischen  Orenzvermessung  nnd  im  Sommer  1894 
in  Wisconsin  ausgedehnte  Versuche  über  das  Zittern  der  Fernrohrbilder 
und  den  ESinflnsS;  den  dieses^  sowie  die  Strahlenbrechung  in  der  Nähe 
des  Erdbodens  auf  die  Genauigkeit  der  Messungen  mit  dem  Ocularfaden- 
distausmesser  austtben,  angestellt. 

Die  Ergebnisse  dieser  interessanten  Untersuchungen  sind  mitgetheilt 
in  der  Abhandlung:  „An  experimental  study  of  field  methods  which  will 
insure  to  stadia  measurements  greatly  increased  accuracy,  by  Leonard 
Sewal  Smith,  B.  0.  E.,  Instructor  in  Engineering.  Bulletin  of  the  Uni- 
versity of  Wisconsin,  Engineering  Series,  Vol.  1,  No.  5,  Pg.  101 — 145, 
June  1895.''     Wir  geben  hier  einen  Auszug  daraus. 

Bei  der  mexikanischen  Grenzvermessung  wurde,  längs  der  Grenze 
zwischen  den  Vereinigten  Staaten  und  Mexiko  von  El  Paso^  bis  zum 
Stillen  Ocean,  ein  Streifen  von  700  engl.  Meilen  Länge  und  2,5  engl. 
Meilen  Breite  mit  dem  Taehymetertheodolit  aufgenommen.  Die  ersten 
100  Meilen  dieses  Gebietes  wurden  auch  mit  der  Kette  gemessen, 
während  die  früher  von  der  Landes-  «nd  Kttstenvermessung  der  Ver- 
einigten Staaten  ausgeführte  Triangulirung  in  Verbindung  mit  den  geo* 
graphischen  Längen  zur  Gontrole  diente.  Schon  nach  dieser  Strecke 
zeigte  sich  die  Ueberlegenheit  der  tachymetrischen  Methode  nicht  nur 
hinsichtlich  der  Schnelligkeit,  sondern  auch  betreffs  der  Sicherheit  gegen 
grobe  Fehler.  Gleichzeitig  aber  zeigte  sich  auch,  wie  die  Genamgkeit 
der  optischen  Distanzmessnng  von  dem  Zittern  der  Fernrohrbilder  und 
der  Strahlenbrechung  in  der  Nähe  des  Bodens  beeinflusst  wird.  Das 
zur  Feststellung  dieses  Einflusses  angewandte  Beobachtungsverfahren 
war  folgendes:  Die  in  Centimeter  getheilte  Latte,  deren  Hinterseite  von 
2  m  Höhe  an  noch  mit  2,5  bis  10  cm  breiten  schwarzen  und  weissen 
Streifen,  wie  in  Fig.  1,   versehen   war,   wurde  in  Abständen  von   100 

Zeitschrift  für  Vermessimgswesen  ISW.    Heft  SS.  43 


«60 


Petzold.    Die  Smith^schen  Untersuchungen 


big  150  SkhtHt  bis'^sa  einer  Entfernung  von  800  m  mit  einem  Tachy- 
tteterfernrofar  biddbuchtet.  Der  mittlere  Horisontalfaden  wurde  jedesmal, 
nachdem  die  Entfernung  auf  der  Vorderseite  der  Latte  abgelesen  worden 
war,  auf  denjenigen  Streifen   der  hinteren  Lattenseite  gebracht^   dessen 


Fig.  1. 


Fig.  2. 


Breite  nahezu  gleich  dem  Betrage 
war,  am  welchen  das  Fernrohrbild 
in  verticalei*  Richtuüg  hflpfte. 
Später  wurde  auch  die  Zahl  der 
Vibrationen  des  Bildes  in  der  Minute 
mit  vermerkt,  wobei  unter  einer 
Vibration  die  Bewegung  des  mitt- 
leren Horizontalfadens  von  einer 
Orenze  des  genannten  Streifens  b^s 
zur  anderen  verstanden  wird.  Die 
zeitlichen  Bildbewegungen,  die  am 
Rande  der  Latte. einer  Wellenbe- 
wegung (Fig.  2)  ähneln,  wurden,  da 
sie  mehr  bei  der  Horizontalwinkel- 
messung  als  in  der  Taefaymetrie 
UachtheiUg  wirken,  weniger  ^ein- 
gehend studirt.  Die  am  ausführ- 
liebsten  untersuchten  verticalen  Be- 
wegungen des  Fernrohrbildes  zer^ 
fallen  in  zwei  Bewegungen,  die  hier 
primäre  und  seeundäre  Vibrationen 
genannt  und  durch  naebstehende 
Figur  3  erklärt  werdeo.  /      -^ 

(^h;    )  .Die  ersten  Bewegungen   haben  .  eine ;  grössere  Aussphlagweite    und 
ij^wingungsdauer  als  die  zweiten.    Die  primären  Schwingungen  scheinen 
.weniger,  regelmässig  zu  sein,  und.eioen  grösseren  Einfluss  auf  die  Ge- 
iunuigkeitj  der  optischen  Distanzmessung  auszuüben  als   die   secundären 
fi!(^wipgungen»\  Durch  Gurven  wird  die  Schwingungsweite   als  Function 
der  ZieJwQite,  der  Lufttemperatur  und  der  Tageszeit  dargestellt,  wobei 
sich  zeigt,  dass  das  Zittern  nicht   zur  ^eit  der  höchsten  Lufttemperatur 
.am   stärksten   ist,   sondern  dann,   wenn  der  Unterschied  zwischen  Luft- 
: nod  Bödentemperatur    ein  Maximum   wird.     Dieser  Zeitpunkt    fällt  im 
rSommek*   in  der  Regel   zwischen   10   und   11  ^  Vormittags.     Bei    durch 
^Wolken  gänzlich,  bedeckter  Sonne  geht  die  für  Sonnensehein  steile  Curve, 
N^ie  die 'Ausschlagweite  des  Zitterns  als /Function  der  Ziel  weite  darstellt, 
j|n.  eipe,  flache  Gerade  über  und  nimmt  bei  theilweiser  Sonnenbedeckung 
eine  Mittellage   an.  .Wird  das  Product   aus   der  Zahl   der  Vibrationen 
in  der  Minute  und  der  Ausschlagweite  als  Maass  des  Zitterns  angenoa- 
:  men,  so  zeigt  sich  ebenfalls,  dass  dessen  Maximum  im  Allgemeinen  Vor- 
cmittagi^  gegen  li^  eintritt.     Nachmittags  nimmt   das  Zittern   längsamer 
ab,  als  es  Vormittags  zunimmt,   bis  gegen  6  ^  Abends  keine  Bewegung 


mit  dem  Ocularfadendistanzmesser.  ggj 

des  Fernrohrbildes  mehr  wahnonriimea  igt  Im  Sommer  zeigt  sich  j»^6h  ein 
schnell  vorübergehendes  NebenmAximam  zur  Zeit  des  Sonneuaufgaiigeä'. 
Während  die  durch  das  Zittern  dea  Bildes  hervorgebraohte  filttrang 
der  Visnr  nur  einen  zufälligen  Fehler  in  der  Distanzmessung  zur.  Folge 
hat^  tritt  bei  Visuren  nahe  dem  Erdboden  noch  eine  andere,  :  eiöen 
systematischen  Fehler  erzeugende  Störupgsuraache  auf^  die  von  Smith, 
in  Ermangelung  eines  anderen  Namens,  Differential-Refraction  genannt 
wird.  Diese  Refraction  ist  der  Untersclued  der  Brechung  der  durch 
den  oberen  und  unteren  Fernrohrfaden^henden  Ziellinien.  ,  Vor  fiönnen- 
aufgang  ist  am  Boden  dile  Dichte  der  Luft  am  grössten,  später,  wird  an 
dieser  Stelle  die:  Luft  durch  die   de«  Boden   bestrahlende  .S(mne  .^m 

Fig.  3.  meisten    erwärmi, ;  /was 

wiederum  eine  Verdünn- 
ung der  Luft  zui*  Folge 
—miliilLWKZ^Ji''"K^^  g^  dass  bis  Z9  einer 

^  ~  "  dichte  vom  Boden  an 
nach,  oben  hin  ^onimmt. 
Innerhalb  dieser  Höhe^ 
die  ZU  verschiedenen  Tages-  und  Jahreszeiten  eine  verschiedene  i^,  müssen 
die  Lichtstrahlen  aufwärts  gebrochen  werdidn,  wohingegen  bei  höheren 
Visuren  eine  Ablenkung  nach  unten  eintritt.  Bleiben;  nun  die  4urch  beide 
Femrohrf^den  gehenden.  Ziellinien  innerhalb  jener  Höhe,  so  wird  die 
untere  stärkor  gebrochen  als  die  obere  und  es  ist;  weil  beide  in  demselben 
Sinne  abgelenkt  werden^  der  Fehler  in  dem  die  Entfernung  'darstellen- 
den Lattenabschnitte  gleich  der  Differenz  der  AblenlEungen. .  Werden 
jedoch  beide  Ziellinien  im  entgegengesetzten  Sitoe  gebrochen^  was  bei 
der  Distanzmessung  im  Allgemeinen  nicht  vorkommt,  dann  ist  der  Fehler 
in.  der  Lattenablesung  gleich,  der,  Summe  der.  Ablenkungen.  Der  Zu- 
sammenhang zwischen  dor  Differential-Refraction  und  dem  Zithern  des 
Femrohrbildes  wurd^  nun  für  den  Sommer  in  den  Jahren  1893.^nd  1394 
in  einer  Luftschicht  von  0,5  bis  4  m  Höhe  über  dem  £lodeq  eingehend 
mit  untersucht.  Hiernach  ist  das  Product  aus  der  Ausschlagweite  der 
Vibrationen  des  Fernrohrbildes  und  ihrer  Anzahl  in  der  Minute  für  Ent- 
fernungen  von  100,  200,  300  und  400  m  als  Function  der  H^he-  4er 
Ziellinie  über  dem  Boden  durch  Curven  dargestellt  worden.:.  Es.,  zeigt 
sich  dabei  stets,  dass  für  Ziellinien  zwischen  4  bis  herab  zu  ^Im  Höhe 
über  dem  Boden  das  Zittern  des  Bildes  langsam  zunimmt,  nachher  aber 
innerhalb  1  m  und  0,5  m  Höhe  sehr  schnell  mit  der  Annäherung  der 
Ziellinie  an  den  Boden  wächst.  Zur  Erklärung  wird  der  vom  Boden 
aufsteigende,  erwärmte  Luftstrom  mit  einer  si^h  durch  j.eden  leichten 
Windstoss  verändernden  gössen  Concay linse  yearglichen  |ind  .  dies  :  noch 
durch  folgendes  Experiment  zu  bestätigen  gesucht :  Ein  Lanipeplicht 
Ifurde  unter  die  Visirlinie  zwischen  Tachymeter  und  Latte  .gesetzt  un,4 
■     '^  •  "43*.    .'  ".    "'    . 


662 


Petzold.    Die  Smith*Behen  Untemichinigen 


•die- Refraction  gemessen;  nachher  wurde  das  Verfahren  bei  höherer 
Zieltinie  wiederholt,  woibei  sich  eine  Vermindernng  der  Strableobrechaiig 
zeigte.  Bei  Annähorang  des  Lichtes  an  den  Tachymeter  nahm  die 
l^echimg  an.  £s  geht  hieraas  auch  mit  henror,  dass  die  primäres 
ScUwingangen  des  Fernrohrbildes  darch  Brechwrg  und  Störung  der 
Strahlen  in  den.  in  der  Nähe  des  Tachymeters  aofeteigendeB:  warmeB 
Lnftströmen  hervorgebracht  werden^,  während  die  aecnndärenSchwingangei 
ihre  gleiche  Ursache  in  der  Nähe  der  Latte  )haben..  Mb  weiterer 
experimenteller  Nackweis  der  Differential-Refraction  oder  der^  Zunahnie 
4er  Strahlenbrechung  mit  der  Annäherung  der c^eUmie  au  den  Erdhoden 
wurde  durch  Feldbeobaditungenv  deren  Ergebnisse  in  der:  fölgeuden 
Tafel  1  wiedergegeben  sind,  geliefert. 

Tafel   1. 


Hohe  Ziellinie      |  Niedrige 

Ziellinie 

Wahre 
Ent- 
fernung 

Bemerkungen 

.  Beobach- 
tete 
Entfer- 
nung 

Fehler 

• 

Beobach- 
tete 
Entfer- 
nung 

Fehler 

m 

487,48 
458,57 
427,49 
396,80 
366<,42 
335,04 
304,66 

m 

-  0,27 
+  1,31 
+  0,71 
+  0,51 
'  +0,61 
-0,29 
-0,18 

m 

484,46 
455,57 
424,70 
395,01 
365,02 
332,69 
302,97 

m 

—  3,29 
- 1,69 
-2,08 

—  1,28 
-0,79 

—  2,64 

-rl,87 

487,75 
457,26 
426,78 
396,29 
365,81 
335,33 
,304,84 

23.  August  1894 

11h  Vormittags. 

'  Lufittemperatar: 

89  ö  F.  iiii  Schatten 

102  <>  F.  in  der  Sonne. 

Sonnenschein 
und  schwacher  Wind. 

Sa.    2776,46 

+  2,40 
1 

+  115« 
der  Entf. 

2760,42 

—  13,64 
1 

203 
der  Entf 

2774,06 

■  • 

■ 

Die  in  der  ersten  Spalte  aufgeführten  Beobachtungen  wurden  bei 
der  gewöhnlichen  Instrumenthöhe  von  1,4  m,  diejenigen  in  der  dritten 
Spalte  bei  niedrigem  Instrument^  von  nur  0,25  Höhe  über  dem  Boden, 
erhalten.  Die  letzten  Beobachtungen  zeigen  einen  grossen  systeoiatischen 
Fehler,  während  die  kleineren  Fehler  der  ersten  Beobachtungswerthe 
verschiedenes  Vorzeichen  haben.  Das  Minuszeichen  der  Fehler  der 
zweiten  Beobachtungen  erklärt  sich  dadurch,  dass  beide  Strahlen  in 
demselben  Sinne  gebrochen  werden,  der  untere  jedoch  beträchtlich  stärker 
als  der  obere.  Bei  den  ersten  Beobachtungen  tritt  zwar  auch  noch 
eine  Brechung  in  demselben  Sinne  ein,  aber  der  Betrag,  um  welchen 
der  untere  Strahl  stärker  als  der  obere  gebröchen  wird,  ist  bereits  so 
gering,  dass  die  zufälligen  Fehler  fiberwiegen. 

Zur  Untersuchung  der  Abhängigkeit  der  Differential-Refraction  von 
der  Länge  derVisiriinie  und  der  Tageszeit  oder,  was  hier  dasselbe  ist^ 
des  Einflusses  der*  Ziel  weite  und  der  Tageszeit  auf  die  Genauigkeit  der 
'Optischen  Distanzmessung  wurden  in  den  Monaten  Juli  und  August  420 
von  einander  unabhängige  Messungen   mit  dem  Distanzmesser    auf  einer 


Biit  dem  Oculärfadendistanzmesser. 


663 


Linie  von  2217  m  Länge  aasgefiihrt.  Diese  von  100  zu  100  Fnss  (engl.) 
nach  genauer  Stahlbandivessung  mit  Majrken  versehene  Linie  bildete 
den  Umfang  eines  Vierecks,  um,  ausser  anderen  Vortheilen,  wegen  der 
verschiedenen  SonnenstrahlHchtungen  bessere  Mittel werthe  zu  erlangen. 
Von  60,97  bis  609,68  m  {200  bis  2000  Fuss  engl.)  Abstand  vom  Tachy- 
metei^tandpunkto  wurde  die  Latte  von  100  zu  100  Fuss  beobachtet/ 
wobei  die  Entfernungen  bis  zu  304,84  m  mit  ganzem  und  die  von  335,33 
bis  609,68  m  mit  halbem  Fadenabstande  gemessen  wurden.  DieBeobach-« 
tungen  wurden  für  jede  Entfernung  7  bis  14  Mal  sowohl  unter  günstigen 
atmosphärischen  Bedingungen  in  den  Morgen-  und  Nachmittagsstanden, 
als  auch  unter  ungünstigen  Verhältnissen  in  der  Zeit  von  9  ^  30  ™  Vor- 
mittags bis  2  ^  30  ™  Nachmittags  angestellt.  Gleichzeitig  wurde  jedes- 
mal ausser  der  Tageszeit  die  Lufttemperatur,  die  Bewölkung  und  der 
Qrad  des  Zittems  des  Fernrohrbildes  mit  notirt.  Die  Gesammtergeb- 
nisse  dieser  Beobachtungen  sind  in  den  folgenden  Tabellen  2  und  3 
mit  dem  wahren  Fehler  der  Summe  der  Beobachtungen  jeder  Strecke  und 
dem   durchschnittlichen  Fehler  jeder   einzelnen  Beobachtung  aufgeführt. 

Tafel   2. 


BS 


Beobachtungszeit  7  bis  9^  Vormitt.  und  2^/2  bis  7^  Nachmitt. 


Kurze  Ziellinien. 


Lange  Ziellinien. 


Wahre 
Länge  der 
beobach- 
teten 
Strecke 


u5 

o 

u 


Wahrer 
Fehler  der 
Summe  der 
Beobachtun- 
gen einer 

Strecke 


Durch- 
schnittl. 
Fehler 
einer 
Beobach- 
tung 


Wahre 

i 

Länge  der 

beobach- 
teten 

u 

TS 

«■1 

Strecke 

Wahrer 
Fehler  der 
Summe  der 
Beobachtun- 
gen einer 
Strecke 


Durch- 
schnitt!. 
Fehler 

einer 
Beobach- 

tung 


m 
60,97 

91,45 

121,94 

152,42 

182,91 

213,89 

243,87 

274,36 

304,84 


14 
12 

10 
12 
14 
12 
14 
11 
12 


Summa 


m 
+  0,51 

—  0,07 
+  1,10 

—  0,04 
+  3.75 
+  1,45 
+  0,20 

—  0,02 
+  0,64 


110« 
1 

1545 
3 

IIOÖ 
1 

1793 
1 

623 
1 

1004 
1 

3556 
1 

961 
1 

870 


m 
335,33 

365,81 

396,29 

426,78 

457,26 

487,75 

518,23 

548,72 

579,20 

609,68 


11 

13 

10 

12 

9 

12 

10 

11 

9 

9 


m 
+  1,55 

+  3,36 

+  4.12 
+  3,50 
+  0,40 
+  0,16 
+  7,49 
+  3,30 
+  2,68 
+  1,85 


1322 
1 

866 
1 

563 
1 

1153 
1 

1106 
1 

1134 
1 

674 
1 

1262 
1 

951 
1 

878 


+  7,52 


Summa 


( 


+  28,40 
+  1741/ 


em 


Petzold.    I^e  Smith'aelien  Uutenitchiuigeii  etc. 


Tafel  3. 


B^obaehtungszeit  9 '^  Vormitt.  bis  2 ','2^  Nachmitt. 


■»  t 


Kurze  Ziellinien. 


Lange  Ziellinien. 


Wabfe 
[Läng^der 
beobach- 
tet^ 

Strecke 


m 


et 


Wahrer 
Fehler  der 
Summe  der 
Beobachtun- 
gen einer 

Strecke 


Dnrcfa- 

Bchnittl. 

Fehler 

einer 

Beobach- 

-  tiinsr 


Wahre 

i 

Länge  der 

beobadit 
(t^ten 

u 

TS 

es' 

Strecke 

^4 

Wahrer 
Fehler  der 
Summe  der 
Beobachtun- 
gen einer 
Strecke 


Darch- 

schmttl. 
.Fehler 
.  ,  einer 
Beobach- 
tung 


60,97 
91,45 
121,94 
152,42 
182,91 
21d^9 
243,87 
274,36 
304,84 


13 
10 
13 

9 
12 
10 
12 

9 
13 


m 
+  0,07. 

-r  1.22 

+  0,54- 

-  1,03 
+  2,79 

-  3,06 

-  2,29 

-  7,30 
~  16,01 


1029 
1 

6^2 
1 

677 
1 

831 
1 

625 

_1_ 

4i>2 
1 

1104 
1 

338 
1 

216 


m 
335,33 

865^1 

396,2? 

426,78 

457,2a 

487,75 

518,23 

548,72 

579,20 

609,68 


11 
13 

9 
13 
11 
12 

9 
11 


8 


m 

8,89 

20,96 
16,93 
26,09 
18,65 
30,43 
21,58 
29,49 
23,74 
33,03 


396 

2ü9 

194 

202 
J_ 

236 

184 
J_ 

212 

204 
J_ 

171 
J_ 

148 


Summa 


—  28,01 
\    ^55/ 


Summa 


—  229,78 
\'~2Ö9'/ 


Man  sieht  aus  beiden  vorstehenden  Tabellen  deutlich^  dass  unter 
ungünstigen  Luftverhältnissen  —  bei  hüpfenden  Fernrohrbildern  —  auch 
die  Genauigkeit  der  optischen  Distanzmessung  eine  beträchtlich  geringere 
wird  jals  unter  den  des  Morgens  und  Nachmittags  eintretenden  besseren 
Umständen.  Für  Entfernungen  über  300  m  hinaus  nimmt  der  Fehler 
langsamer  zu  als  bei  kleineren  Entfernungen^  was  seine  Ursache  darin 
hat,  dass  im  ersten  Falle  mit  halbem  Fadenabstande  gemessen  wurde, 
wobjßi  die  untere  Ziellinie  wieder  aus  dem  Bereich  der  starken  Strahlen- 
brechung herauskam.  Wegen  der  durch  starke  und  unregel- 
mässige Strahlenbrechung  in  der  Nähe  des  Bodens  hervorgebrachten 
Fehler  in  der  Distanzmessung  sehlägt  Smith  sogar,  trotz  der  praktiscben 
Schwierigkeiten^  die  horizontale  Lage  statt  der  verticalen  Stellung  der 
Latt6  vor.  Der  im  allgemeinen  positive  Fehler  in  Tafel  2  zeigt  gegen- 
über dem  vorherrschend  negativen  Fehler  in  der  andern  Tafel,  dass  die 
Distanzmesserconstante  nur  für  eine  bestimmte  Strahlenbrechung  giU, 
für  andere  atmosphärische  Verhältnisse  aber  nicht  mehr  richtig  ist.  Die 


Hammer.    Diu  nemeri  Messlatten-Rednctor.  6g5 

am  weiligsten  geeignete  Zeit  zur  Bestimmung  dieser  Constante  ist  tier 
Mittag.  Ueberhaapt  sollte  die  Distanzmesserconstante  stets  nnter  solchen 
Umständen  bestimmt  werden,  die  im  Mittel  denjenigen  gleich  kommen^  unter, 
welchen  die  Feldarbeit  mit  dem  betreffenden  Instrumente  ausgeführt  wird. 

Um  eine  genaue  Bestimmung  der  Distanzmesserconstante  zu  erlangen^ 
wurde  ihr  Werth  durch  Beobachtungen  der  Latte  in  Entfernungen  von 
100  bis  1100  Fuss  (engl.)  zu  verschiedenen  Tageszeiten  ermittelt  und 
von  allen  Ergebnissen  —  die  in  einer  Tabelle  der  am  Eingange  genannten 
Schrift  aafgeführt  sind  —  das  Mittel  genommen.  Dies  ist  zweifellos 
das  beste  Verfahren  fUr  alle  Fälle/  in  denen  mit  dem  Di8ta.nzmesser  die 
grösstmögliche  Genauigkeit  angestrebt  wird.  Weitere  Beobachtungen 
zeigen  noch,  wie  an  Stellen  mit  abwechselndem  Sonnenschein  und  Schatten 
—  z.  B.  auf  einer  von  schattenwerfenden  Bäumen  eingefassten  Chaussee  — 
der  Fehler  in  der  Distanzmessung  im  Allgemeinen  grösser  ist  als  bei 
ununterbrochenem  Sonnenschein. 

Es  braucht  kaum  erwähnt  zu  werden,  dass  die  in  den  besprochenen 
Untersuchungen  angefahrten  Beobachtungsergebnisse  nur  Mittelwerthe 
für  den  Sommer  des  betreffenden  Landes  sind,  da  die  in  Frage  stehen- 
den Erscheinungen:  Zittern  des  Fernrohrbildes  und  Strahlenbrechung  in 
der  Nähe  des  Bodens,  noch  von  vielen  Nebenursachen  mit  abhängen, 
wie  der  JahresZiCit,  geographischen  Lage,  Bodenbeschaffenheit,  Vege- 
tation, Luftfeuchtigkeit  u*  a.  Ein  Verdienst  L.  S.  Smith's  ist  es,  den 
immerhin  beträchtlichen  Einflass  der  Strahlenbrechung  auf  die  Genauig- 
keit der  Distanzmessung  zahlen  massig  nachgewiesen  und  daraus  berech- 
tigte Schlüsse  betreffs  der  Bestimmung  der  Distanzmesserconstante  gezogen 
zu  haben.  M,  Petzold. 


Ein  neuer  Messlatten  -  Reductor. 


Der  Bereinigungsfeldmesser  bei  der  wüfttembergischen  Centralstelle 
für  die  Land wirthschaft,  HerrKrayl,  hat  eine  neue  Form  des  Instruments 
zur  Ermittelung  der  Reduction  schief  liegender  Latten  auf  den  Horizont 
hergestellt  (D.  R.  6.  M.  angemeldet).  Auf  seinen  Wunsch  habe  ich  mit 
diesem  Instrument,  für  das  der  Name  Gradbogen  nicht  mehr  passt,  weil 
gar  kein  getheilter  Bogen  mehr  vorhanden  ist,  und  für  das  ich  den 
Nainen  Messlatten -Reductor  vorgeschlagen  habe,  einige  Versuche  an- 
gestellt und  gebe  hier  die  Resultate  nach  kurzer  Beschreibung  des 
sehr  handlichen  Werkzeugs. 

Das  Instrument  zeichnet  sich  den  seitherigen  Setzgradbögen  gegenüber 
vor  allem  aus  durch  bequemere  Ablesung,  die  zugleich  von  zwei  Personen 
von  beiden  Seiten  der  Messlatte  her  besorgt  werden  kann.  Sodann  ist 
(vgl,  Fig.  1)  die  Entfernung  der  Setzpunkte  wesentlich  grösser  als  bei 
den  seitherigen  Constructionen;  selbst  starker  Wind  stört  ferner  nicht 
bei  der  Arbeit,  weil  die  Libelle  am  Pendel  von  der  Luftbewegung   un- 


666 


Hammer.    Ein  neaev*  Mesalatton-Redactor. 


ablkäiigig  macht  i*^) ;  endlieh  ist  der  Apparat  für  den  Tränaport*  in' tin  Bebr 
handliches  Format  zosammenankhippen  (Fig.2):  ein  Etni  ist  4»nlibebrlich, 
d»  Beschädigungen  kaum  zu  beftlrchten  sind,  und  der  Messgehttlfe  trügt 
das  ganz  leichte  Instrument  bequem  mit  den  Messlatten  zusammen. 


V   V  V   V   Y   Y   Y   y 


M    MAiMr 


Wie  die  Figur  1  zeigt,  besteht  das  aufgestellte  Instrument  ans 
einem  leichten  Holzrahmen  in  Form  eines  gleichschenkligen  Dreiecks;  in 
dessen  Spitze  an  einem  Gelenkbolzen  B  das  Pendel  P  aufgehängt  ist.  Dieses 
hängt  sich  selbst  vertical,  so  dass  bei  windstillem  Wetter  die  Ablesung 
unmittelbar  erfolgen  kann.  Um  aber  auch  bei  windigem  Wetter  arbeiten 
zu  können  und  etwaige  Reibungen  des  Pendels  angezeigt  zu  erhalten, 
ist  am  Pendel  bei  L  eine  wenig  empfindliche  (3')  Libelle  eingesetzt:  wenn 
man  beim  Gebrauch  des  Lattenreductors  stets  das  Pendel  unten  erfasst 
ui^d    die    Libelle    zum     Einspielen    bringt,    so  ist   man   von   der   Rich- 


*)  Ich  möchte  hier  die  Anmerkung  nicht  unterlassen,  dass  selbstverständlich 
die  Verwendung  einer  Libelle  auch  an  andern  Gradbögen  angeordnet  werden 
kann,  und  dass  man  sich  auch  bei  der  Staffelmessung  von  der  Unbequemlichkeit 
des  Ablothens  mit  dem  Schnurloth  unabhängig  machen  kann.  Verf.  hat  sich 
schon  vor  15  Jahren  einen  Ablother  mit  starrem  Loth  (wie  man  heute  sagen  würde) 
zur  Verwendung  bei  Staffelmessungen  hergestellt,  einfach  aus  einem  starken 
prismatischen  Stab  mit  aufgesetzter,  wenig  empfindlicher  Dosenlibelle  bestehend, 
dessen  Kante  dann  den  Anlegepunkt  ftlr  die  folgende  Latte  bildete. 


Hammer.    Ein  neuer  MeBslatten-Bednctor» 


667 


tigkeit  der  selbi^tbätigen  Wirkung  des  starren  Senkels  gams  unabhängig* 
Die  Tkdlnngy  auf  der  die  Eeduetion  der  sehiefen  Lattenlänge  (5  m) 
auf  denHoriatfnt  an  dem  Spalt  8p  des  Pendels  abgelesen  wird,  befindet 
sieh  (doppelt)  auf  der  Zange  Z^  zwiaehen  deren  beiden  Theilen  das 
Pendel  P  spielt.  Ein  Stück  dieser  TbeUung,  um  die  Bütte  (Nullpunkt), 
ist  in  Fig.  3. :  im  Maassstab  1 : 2  herausgezeichnet.  Die  Theilung  ist 
einfach  herzustellen:  ist  L  die  Länge  der  Latte,  {Ür  die  der  Latten- 
reductor  bestimmt  werden  soll  (hier  X/  =  5  m),  so  beträgt  der  Abzug 
an  L  zum  Zweck  der  Reduction  der  unter  dem  Winkel  a  gegen  den 
Horizont  geneigten  Latte  auf  die  Horizontale 

L  —  2/  cos  a  =  2  L  sin*  -^r- ; 


Fig.  2. 


^ 


6 


) 


let  ferner  h  der  Abstand  des  Nullpunkts  auf  der  Oberfläche  der 
TJieilungs-Ebene  (auf  den  das  Senkel  bei  genau  horizontal 
liegender  Latte  einspielen  soll)  vom  Oelenkbolzen  B,  so  ist 
der  Punkt,  auf  den  das  Pendel  bei  der  Neigung  a  der)  Latte 
einspielt,  vom  Nullpunkte  um  A  •  tg  a  entfernt.  Nach  diesen< 
beiden  Relationen  ist  die  Eintheilung  und  Bezifferung  (Re- 
ductionen  in  Millimetern)  der  Theilung  sehr  einfach  zu  machen.' 
Die  Setzpunkte  A^,  A^  des  Lattenreductors  sind  rund  1,2  m 
d  von  einander  entfernt,  mit  Messingblech  beschlagen  und  gegen 

das  Abgleiten  von  der  Latte  durch  seitliche  Schutzbleche  ge- 
sichert (bei  Seh  sichtbar).  Bei  B  befindet  sich  eine  Feder, 
die  als  Arretirung  des  Pendels  dient  vor  dem  Zusammen- 
klappen des  Apparats.  Dieses  Zusammenklappen  zu  der  in 
Fig.  2  gezeichneten  Form  und  ebenso  die  Aufstellung  zum 
Gebrauch  aus  der  Transportform  ist  wohl  aus  den  Figuren  ohne 
weitere  Beschreibung  genügend  deutlich;  es  ist  hierbei  alles 
recht  zweckmässig  ausgedacht.  Die  Höhe  des  aufgestellten 
Apparates  beträgt  rund  1,3  m,  die  Höhe  der  Scale  über  der 
Latte  0,7  m. 

Beim  Gebrauch  wird  man,  wenn  die  Latten  nicht  prisma- 
tisch sind,  sondern  wie  gewöhnlich  gegen  das  Ende  sich 
etwas  verjüngenden  Querschnitt  haben  und  gut  gerade  ge- 
blieben sind,  bei  etwas  beti^chtlicher  Neigung  nur  darauf  zu 
achten  haben,  dass  der  Reductor  etwa  über  der  Mitte  der 
Latte  aufgesetzt  wird;  bei  hohl  liegender  Latte  ist  die  Auf- 
setzstelle mit  Rücksicht  auf  die  Durchbiegung  der  Latte  zu 
wählen.  5  m  lange  Latten  sind  nicht  zweckmässig  prismatisch 
JcA.  herzustellen,  da  sie  zu  schwer  werden,  wenn  man  sie  ätark 
genug  machen  will  (so  das»  äe  z.  B.  auch  beim  Staffelmessen  genügend 
gegen  Einschlag  gesichert  sind);  besonders  bei  Schneidenlatten  ziehe 
ich  gern,  eben  mit  Rücksicht  auf  das  Gewicht,  starke  3-  oder  höchstens 
4  m  Latten  den  5  m- Latten  vor.     Auf  die  Vorzüge  und  Nachtheile  ein- 


6igg)  Hammer.    Ein  aaaer  Measlatton-RddiiGtor.- 

faeb.  (gerade)  abgeschnittener  Latten  und  Schnddenlatten  (oder  Latten  mit 
in  ilbnlicfaer  Weii»e  Schürfer  bezeichnetem  Endpunkt  an  Stelle  einer  End- 
flilche)  bei  der  Messung  mit  schief  liegenden  Latten  will  ich  hier  nicht 
weiter  eingehen,  rielmehr  auf  meinen  Aufsatz  in  den  „Mittheilungen 
des  Wttrttemb.  Oeom^-Vereins^  1894,  Nr.  1,  8.  1—12  und  den  Auftatz 
von  St  ei  ff  über  den  Oonser^schen  Gradbogen  in  d.  Z.,  1893, 
S.  242*^249  verweisen.  In  dem  zuerst  genannten  Aufsatz  sind  auch 
einige  Zahlen  über  die  nothwendige  Genauigkeit  der  Nelgnngs- 
meesung  der  Latten  zu  einem  bestimmten  Zweck  angegeben,  femer  ist^ 
daselbst  ein  älterer  Apparat  des  Verfassers  zur  Ablesung  der  Reductionen 
beschrieben,  der  ebenfalls  die  höchst  unbequeme  Ablesung  an  der  tief 
liegenden  Theilung  des  Gonser'schen  und  ähnlicher  Gradbögen  umgeht. 

Zu  Versuchen  mit  dem  neuen  Lattenreductor  für  5  m-Latten  habe 
ich  stumpf  (gerade)  abgeschnittene  Latten  von  der  gewöhnlichen 
Form  (ein  Paar  mit  rundem,  ein  Paar  mit  ovalem  Querschnitt;  beide 
gegen  das  Ende  auf  etwa  30  mm  sich  verjüngend)  verwendet.  Die  Ver- 
suche hatten  Ver^leichung  der  Messung  mit  schiefliegenden  Latten  bei 
Anwendung  des  Reductors  mit  der  Staffelmessung  bei  nach  Augenmaass 
horizontal  gelegten  Latten  in  Beziehung  auf  die  zur  Messung  erforder- 
liche Zeit  und  die  erreichte  Genauigkeit  zum  Zweck. 

.  Die    Zahlen,     vom   18.  März '  d.    J.,    (Beobachter  meist    Assistent 
Geometer  Heer;  zwei  Messgehilfen)  sind  folgende: 

4  I 

1.  Erste  Versuchsstrecke.  Waldweg,  fester  unbewachsener  für 
Staffelmessung  günstiger  Boden,  für  den  Reductor  insofern  ungünstiger, 
als  die  schief  liegenden  Latten  vielfach  nicht  satt  auf  dem  Boden  liegen. 
Neigungen  8°— 15^  durchschnittlich  10^ 

Bei  den  ersten  vier  der  folgenden  Messungen  sind  zwischen  Anfangs- 
und Endpunkt  4  Zwischenpunkte  (gebohrte  Pflöcke  mit  aufgesteckten 
Stäben,  die  beim  Ablesen  bei  der  Staffelmessung  mit  dem  Senkel  vertical 
gerichtet  wurden)  eingemessen  worden:  Endpunkte  ^  und  JP,  Zwischen- 
punkte B,  CyD,E\  bei  den  beiden  letzten  Messungen  der  I.  Versachs- 
reihe ist  aber  nur  die  ganze  Länge  abgelesen.  Die  Art  der  Messung 
entspricht  in  allen  Einzelheiten  unmittelbar  dem  in  der  Praxis  Ueblichen. 

Im  Anfang  der  Messung  (I.  a.)  ziemlich  starker  Wind;  das  Staffel- 
messen mit  dem  Schnurloth  (I.  b«)  wäre,  wenn  der  Wind  nicht  bis  dahin 
fast  ganz  abgeflaut  hätte,  fast  unmöglich  gewesen. 

a.     Mit   dem  Lattenreductor. 


1.  Abwärts. 
Zeit  12  Min. 

AB—    28,19 
AC—    53,79 
AD==   llj21 
J^  — 101,59 
^F  — 126,09 

2.  Aufwärts. 
Zeit  11  Min. 

FE—    24,55 
FD—    48,17 
BC—    72,39 
FB—   98,04 
2^^=126,29 

Mittel  1  und  2 

1:  ^/^— 126,19. 

■ 

Hammer^   £iii  jieaer.  MeBslatten-RediietQr. 


669 


b.  .  Mit.  AbBenkeln  (mit  zirei  Lfttten);-  dieselben  Latten  wie  bei  a. 


1.  Abwärts. 
Zeit  la  Min. 


c. 


AB^  28,27 
AC  =  53,87 
^Z>=  78,09 
^£7  =  101,73 
^/'«s  126,31 

Mittel  Innd  2:  ^F=  126,28. 

Oanze  Strecke ;  Lattenreductor;  dieselben  Latten  wie  bei  a.  and  b. 


2.  AafwArts. 

FEt^   24,53 

Zeit  ld*Min. 

FD^   48,t6 

•   ■  '       "    '       «     • 

i^ü==    72,37 

■-'i ■       .  ■' ', 

FB:=^   98,00 

_ 

FA  «=  126,25 

1.  Abwärts.      ^F=  126,10 
ZeiüllMin. 


2.  Aufwärts.  '  FA  =  126,27 
Zeit  10  Min. 


Mittel  1  und  2:  4jP=  126,18. 
d.  Ganze  Strecke ;  S  t  a  f  f  e  1  m  e  s  s  u  n  g;  dieselben  Latten  wie  bei  a.,  b.  und  c. 


1.  Abwärts. 
Zeit  i^OMin; 


CM 


CO 


r« 


Od 


Vf 


Massstab'1:2. 


4F=  126,29         2.  Aufwärts.     /''4  =  126,2S 

Zeit  10  Min.: 

Mittel  1  und  8:  41^=126,28. 
Es  sind  zu  dieser  I.  Strecke  nocb  folgende  Bemer- 
kungen zumachen:  Die  Messungen  a.  und  b.,  c.  und  d. 
sind  iQSofem  unmitteilbar:  yergleicbbar,  als  dieselben 
Lattein  verwendet  sind ;  ebenso,  sind  b.  1  and  b.  2., 
d.  1  und  d.  2  unmittelbar  vergleichbar,  nicht  aber  auch 
a.  1  und  a.  2,  sowie  c.  1  und  c.  2,  weil  bei  ihnen 
in  Folge  von  Umsetzen  des  Gradbogens  ein  constanter 
Fehler  hereinkommt,  der  zuerst  zu  eliminiren  wäre  (bei 
jeder   Messung  der  ganzen   Strecke    ist  der   Redactor 

auf  den  einzelnen  Lattenlagen  stets  in  derselben  Lage 

\ 

und  Weise  aufgesetzt).  Was  demnach  nach  Anblick  der 
obigen  Zahlen  (ohne  auf  eine  schärfere  rechnerische 
Discussion  der  wenigen  Resultate  einzugehen)  die  Ge- 
nauigkeit der  beiderlei  Messungen  unter  den  gege- 
benen Verhältnissen  betrifft,  so  ist  die  Verschiedenheit 
in  Beziehung,  auf  den  unregelmässigen  Fehler  nicht  gross. 
Es  zeigt  sich  aber  der  bekannte  Umstand,  dass  die 
Staffelmessung  mit  nach  Augenmaass  horizontal  gelegten 
Latten  einer  negativen  constanten  Verbesserung  bedarf 
(126,28  gegen  126,19  beim  Lattenreductor).  Verf.  pflegt 
diese  Verbesserung  bei  der  Staffelmessung  dadurch  her- 
zustellen, dass  beim  Absenkein  mit  dem  Schnurloth  ab- 
sichtlich eine  kräftige  Schnur  genommen  wird,  deren 
halbe  Stärke  dann  unberücksichtigt  bleibt,  d.  h.  den  er- 
forderlichen Zuschlag  zur  Lattenlänge  vorstellt.  — 
Bei  den  hier  mitgetheilten  Messungen  ist  der  abge- 
senkelte  Endpunkt  jeder  Stange  (wobei  diesmal  eine 
feine   Senkelschnur  verwendet  wurde)    z.   Th.   durch 


670  Hammer.    Ein  neuer  Messlatten- Redactor. 

ddn  Eindruck  der  Spitze  des  faUengelaasenen  SenkeU .  im  Boden,  z.  TL 
(bei  za  der.  soeben  angegebenen  Bezeichnung  wenig'  geeignetem  Boden, 
z.  B.  Laub  u.  8.  f.)  durch  die  Schneide  des  am  Senkelpunkt  eing^teckten 
Taschenmessers  bezeichnet.  —  Was  die  Bequemlichkeit  der  Messung 
angeht,  so  ist  dieJtfessung  mit  dem  Reductor  im  Vortheil.  In  Beziehung 
auf  die  Geschwindigkeit  der  Messung  ist  der  Unterschied  ziemlich 
klein  (beim  Lattenreductor  ist  in  den  obigen  Zahlen  die  Zeit  zur 
Rechnung,  d.  h.  Summirung  der  R^dnctionen,  mit  inbegriffen).  £s  ist 
dabei  auch  nicht  zu  vergessen,  dass  man  bei  Anwendung  des  Bednctors 
bequemer  als  bei  der  Stafielmessung  mit  Einem  Messgehilfen  aus- 
kommt (bei  den  oben  angeschriebenen  Staffelmessungen  waren,  wie  schon 

angegeben,  zwei  Messgehilfen  verwendet). 

.  •' '  '  "  •      ■  .      .  . 

IL  Zweite  Vtfrsuchsstrecke.  Rasenboden.  Neigung'auf  90  m  Länge 
von  A  aus  0^  bis  Z\^,  auf  dem  Rest  zwischen  10^  und  15^  Beim 
Absenkein  Bezeichnung  des  herabgesenkelten  Punkts  mit  der  Messerschneide. 
Nur  mit  Einem  Senkel  gelothet. 

^  a.     Mit  dem  Lattenreductor. 


1.  Aufwärts.       ^B=  107,63 
Zeit  8  Min. 


2.  Abwärts.      BA  =  107,60 
Zeit  7  Min. 


Mittel  1   und  2;  vlß  ==  107,615. 
b.     Absenkein;    dieselben  Latten  wie  bei  a. 


1.  Aufwärts.       JB=  107,73 
Zeit  8  Min. 


2.  Abwärts.     BA  =  107,69 
Zeit  8  Min. 


Mittel  1  und  2:  ^B  =  107,71. 


0.     Nochmals  mit  dem  Lattenreductor;   dieselben  Latten 

wie  bei  a.  und  b. 

1.  Aufwärts.        ^£=107,66 
Zeit  8  Min. 


2.  Abwärts.     BA  =  107,60 
Zeit  7  Min. 


Mittel  1    und  2 :  ^ß  =  107,63. 

Auch  hier  zeigt  sich,  dass  das  Ergebniss  der  Staffelmessung  mit 
nach  Augenmaass  horizontal  gelegten  Latten  jedenfalls  etwas  zu  gross 
ißt.  In  Beziehung  auf  die  Abweichungen  zwischen  den  Messungen 
aufwärts  und  abwärts  mit  Benutzung  des  Reductors  s.  oben  (das  Werk- 
zeug ist  in  derselben  Art,  wie  dort  angegeben,  verwendet  worden). 
Ueberhaupt  gelten  alle  bei  1  gemachten  Anmerkungen  auch  hier.  Die 
beiden  extremen  Fehler,  die  beim  Zusammenstossen  von  stumpf  ab- 
geschnittenen Latten    mit   verschiedenen  Neigungen   zu  befürchten  sind, 


P«TBona)nEuthr[chten.  .671 

vgl.  Pig.  i,  sind  bei  der  IL  Hessang  wohl  noch  etnas  sorgfUti^  ver- 
miedeB  als  bei  I. 

Dieser  Anlegefehler  ist  bakanatlicb  cdner 
der    Hkuptgrttiide    der    Ueberlegenheit   der 
Genoitigkeit  ron  SdineidenUtten  oder  too 
I>atteii,  deren  Endpunkte  in  ähnlicher  Weise 
Fia  -#        *'"  sdiÄrferea    Anlegen    von     Jtfitte    gegen 
^  Jlitte    gestatten,    Aber    die    gerade    abge- 

schnittenen Latten.  Belbet  wenn  die  zwei  Schneiden  (Fig.  5),  die  nicht 
zu  scharf  sein  dürfen  wegen  zu  leicht  vorkommender  BeschKdieong 
vielmehr  zweckmässig  mit  dem  Halbmesser  2  mm  abgerundet   nnd   stark 


zn  härten  sind,  am  den  Betrag  d  nicht  Hitte  gegen  Hitte  liegen,  bO  ist 
der  Fehler,  wenn  a.  den  NeignngBmittel  der  nea  anEolegenden  Latte  be- 
deutet, (J-sin  a,  doch  jedenfalls  viel  kleiner,  als  wenn  cfmu  ^^^  ganzen 
Betrag  der  Dicke  der  stampf  abgeschnittenen  Latte  erreichen  k&nn. 

Znm  SehluBs  sei  der   Krayl'sche  Lattenreductor,   ubei  dessen  Be- 
zugsqnelle  Herr  Erayl  Ansknnft  giebt,  nochmals  bestens  empfohlen. 
Stuttgart,  Harz  1896.  Harwmr. 


Personalnachrichten. 


Der  bisherige  Leiter  des  städtischen  Yermeasungsweaens  in  Berlin, 
Herr  Vermeasungs-Director  von  Hoegh,  ist  am  I.October  d.  J.  in  den 
Ruhestand  getreten. 

Herr  von  Hoegh  ist  am  28.  November  1838  zu  Olttckstadt  in 
Schleswig- Holstein  geboren,  nahm  an  den  Orandsteaer-Termeasnngen  in 
Schlesien  und  Schleswig-Holstein  ^—  in  den  Jahren  1868  —  1675  als 
Personal- VoTSteb er  —  Theil,  wurde  dann  Kataster-Controleur  in  Kiel 
und  Übernahm  im  Jahre  187&  die  Leitung  der  Neuvermessung  der 
Reichsbauptstadt. 


672  Neae  Schriften  über  Vennesftiiiigswesen. 

Darch  seiae  Thätigkeit  in  Berlin  isl  er  in  den  Kreisen  der  Fach- 
genossen  in  ganz  Deutschland  bekannt  geworden.  Das  grossartige  Werk, 
welches  bezüglich  seines  Umikngs  unter  den  Stadtmessnngen  einzig  da- 
stehen dürfte,  ist  unter  seiner  Leitung  in  musterhafter  Weise  durch- 
geführt,  der  Abschluss  desselben  ist  in  längstens  zwei  Jahren  zu 
erwarten. 

Seine  Gesundheit  war  seit .  Jahren  —  wohl  in  Folge  der  anstren- 
genden,  geradezu  aufreibenden  Thätigkeit,  zu  welcher  ihn  sein  nie 
erlahmendes  Pflichtgefühl  antrieb  —  sehr  angegriÖen.  In  Folge  dessen 
ist  er  genöthigt  gewesen,  kurz  vor  Beendigung  seines  Lebenswerkes  in 
den  wohlverdienten  ißahestand  zu  treten. 

Dem  Deutschen  Geometervereine  gehörte  von  Hoegh  seit  dessen 
Bestehen  an.  Wenn  ihm  seine  anstrengende  dienstliche  Thätigkeit  und 
sein  Gesundheitszustand  auch  nur  ausnahmsweise  gestatteten,  an  den 
Vereins-Versammlungen  theilzunehmen,  so  hat  er  die  Bestrebungen 
unseres  Vereins  doch  stets  aufmerksam  verfolgt  und  nach  Kräften  unter- 
stützt. Der  fesselnde  Vortrag  über  die  Neuvermessung  der  Stadt  Berlin, 
den  er  auf  der  17.  Hauptversammlung  im  Jahre  1891  hielt  (abgedruckt 
in  der  Zeitschr.  f.  Verm.- Wesen,  Jahrgang  1891,  S.  385  ff.)  ist  gewiss 
von  allen  Vereinsmitgliedern  mit  dem  grössten  Interesse  gelesen,  von 
vielen  eingehend  studirt  wqxden.  Der  Vortrag  gibt.  Zeugniss  ebenso 
sehr.voQ  dem  reichen  Wissen,  und  vKönnen,  wie  von  dem.  edlep  bescjiei- 
.denen  Charakter  des  Vortragende|n,  der  sein  eigenes  Wirkisn  geringer 
darzustellen  sucht,  um  .desto  grössere  Anerkennung  s.einen  Mi^rbeitem 
auszusprechen.  Durch  seine  Geistes-  und  Charakter-Eigenschaften  hat 
Herr  von  Hoegh  sich  denn  auch  die  Zuneigung,  der  ihm  nachgeord- 
neten  Beamten  uiid  die  Hochachtung  aller  Fac)igenossen  in  hohem  Grade 
erworben. 

Hoffen  wir,  dass  die  wohlverdiente  ßuhe  ihn  von'  neuem  kräftigen, 
und  dass  er  uns  und  unserer  Wissenschaft  noch  recht  lange  erhalten 
bleiben  möge. 

Altenburg,  im  October  1896.  L.  Winded. 


Neue  Schriften  über  Vermessungswesen. 

Studien  über  .flächentreue  Kegelprojectionen  von  Heinrich  Harti, 
k.  und  k.  Oberst  im  militair-geographischen  Institute.  Separat- 
Abdruck  aus  den  Mittheilungen  des  k.  und  k.  militair-geographischen 
Institutes.  XV.  Band.  Wien  1896.  Druck  von  Jobann  N.  Vernaj 
in  Wien.     G. 


Neue  Schriften  über  VermesBungswesen.  g78 

UntersachungeD  über  die  Anwendung  dea  pbotogr^mmetrischen  Verfah- 
rens für  topographische  Aufpahmen.  Bericht  an  das  eidgenössische 
toppigr/iphisehe  Bureau  von  M.  Bosenmund,  Ingenieur.  Bern  1896. 
Haller'sche  Buchdruck erei  (Fritz  Qaller  &  Co.).     R. 

Bapport  sur  le9  travaux  du  service  du  Nivellement  g^n^ral  de  la  France 
en  4>d95y  suivi  de  deux  notes  sur  le  role  des  erreurs  s^rst^matiques 
dans  les  nivellements  de  precision  et  sur  le  degr^  de  stability  des 
piquets  employes  comme  rep^res  provisoires  dans  ces  operations, 
,  ,par  Ch.  Lallemand,  Ingenieur  en  chef  au  Corps  d^s  mines^  Direc- 
teur  du  Service  du  Nivellement  gön^ral  de  la  France,  Membre  du 
Bureau  des  Longitudes.  Extrait  des  Cpmptes-Rendus  de  la  Onzi^me 
Conference  gän^rale  de  TAssociation  g^od^sique  internationale,  tenue 
^Berlin  ^n  octobre  1895.  Neuchatel  1896.  Imprimerie  Attinger 
Frires. 

Leitfaden  der  praktischen  Physik,  mit  einem  Anhange  das  absolute 
Maasssystem,  von  Dr.  F.  Kohlrausch,  Präsident  der  phj^sikalisch- 
technischen  Reichsanstalt  s^u  Charlottenburg.  8.  Auflage.  Leipzig, 
B.  G.  Teubner.     Geb.  7  Mk.     R. 

Veröffentlichung  (Jes  Eönigl.  Preuss.  Geodätischen  Instituts.  Die  .Euro- 
päische Längen^adm essung. in  52^  Breite  von  Greenwich  bis  War- 
schau. II.  Heft.  Geodätische  Linien,  Parallelbogen  und  Lothab- 
weichungen  zwischen  Feaghmann  und  Warschau  von  A.  BÖrscli 
und  L.  Krüger.  Berlin  1896.  Druck  und  Verlag  von  P.  Stan- 
kiewicz^  Buchdruckerei.     G. 

Katechismus  der  Differential-  und  Integ;ralrechnung  von  Franz  Benot. 
Mit  39  Figuren.  Leipzig  1896.  Verlag  von  J.  J.  Weber.  Preis 
3  Mk.     R. 

Veröffentlichung   des  K^nigl.  Preussischen   Geodätischeii  Instiljuts.      Be- 

Stimmung   der  Polhöhe    und    der    Intensität    der  SchwerJ^raft    auf 

.     22  Stationen   von   der  Ostsee    bei   Kolberg    bis    zur  Schneekoppe. 

Mit  4  Tafeln.    Berlin  1896.    Druck  und  .Verlag  von  P.  Stankiewicz* 

BuchdruckereL  ; 

Encyklopädie  der  Photographie.  Heft  22.  Die  Anwendung  der  Photo- 
graphie in  der  praktischen  Messkunst,  von  Eduard  Dolezal, 
P;;ofessor  der  Geodäsie  an  der  techn.  Mittelschule  zu  Sarajevo.  Mit 
31  Figuren  im  Text  und  auf  3  Tafeln.  Halle  a.  S.  1896.  Druck 
und  Verlag  von  Wilhelm  Knapp.     Preis  4  Mk.     R. 

Die  Katastral- Vermessung  von  Bosnien  und  der  Herzegovina,  zunächst 
als  Studie  für  alle,  die  in  der  praktischen  Geodäsie  und  Geometrie 
thätig  sind,  insbesondere  für  Ingenieure  der.  Grundsteuer-Regulirimgs- 
Commissionen,  von  Victor  Wessely,  k.  u.  k.  Hauptmann ,  im 
Infanterie-Regimente,  ForinyAk   Nr.   86,    ehedem   Militär- Geometer 


674  Nene  Schriften  über  Yermessungswesen. 

und  Leiter  einer  VermesBUng8«Partie  bei  der  Katastml^Vet'iiiewimg 
in  Bosnien  uüd  der  HerzegOTina.  Zweite  .üfiVeiftt&derte  Auflage, 
mit  5  Tafeln.  Wien  1896.  Spielhagen  &  Schurich,  Verlagsbuch- 
handlung I.;  Eumpfgasse  7«     Preis  4  Mk«     R. 

'Markoff,  A.  Differenzenrechnung.  Autorisirte  deutsche  tTebefsetastöig 
von  T.  Friesendorff  u.  E.  Prümm.  Mit  Vorwort  von  P.  Klein. 
Leipzig  1896.    gr.  8.     6  Mk. 

IngIS  Prof.2  Vittore  Gattoni.  Sulla  Divisione  dei  Terreni,  Note  ed 
esempli  Memoria  letta  alia  Associazione  dei  Geometri  di  Terra 
di  LavorO;  nelle  sedute  degli  11  e  14  Gennaio  1896.  Caserta 
Salvatore  Marino.     Tip:  Editpre  Via  Municipio  1896.     G. 

Eempert's  Litteratar-Nachweis.    2.  Quartal  1806. 

Äimo.  Observations  sur  les  erreurs  caus^es  par  les  variations  de  tem- 
perature dans  les  instruments  g^od^iques.  Comptes  rendus  Vol.  122, 
p.  1323. 

Stanley.  Surveying  instruments:  Lister^s  Inclinometer  Theodolite  and 
Stanley's  Gradiometer.  A.  Engg.  Vol.  61,  p.  631. 

von  Geldern,  The  cyclotomic  transit  by  Adolph  Lietz.  A.  ludustr.  and  Iron 
Vol.  20,  p.  263;    Engg.  News  Vol.  35,  p.  180. 

Puller,  Tangenten-Curven-Lineal.     Organ  1896,  p..  76. 


Berichtigung. 

Der  Unterze»ehii«te  %ed«ttert,  ^ass-in-isetfieffl-Aufsatz  fl^r- graphische 
Ausgleichung  (S.  611  ff.)  bei  den  Andeutungen  über  die  Literatur  der 
Repetitionsmessungs-Fehler  (S.  634)  unter  dem  „vielen  Neueren"  durch 
Versehen  der  Aufsatz  von  F riebe  (d.  Z.,  1894,  S.  333 — 348)  nicht 
ausdrücklich  genannt  worden  ist.  Ich  möchte  jenes  Versehen  um  so 
mehr  hier  verbessern,  weil  die  genannte  Abhandlung,  neben  der  Mit- 
theilung dankenswerther  eigener  Ergebnisse  ihres  Verfassers,  einen  guten 
historischen  Ueberblick  gewährt. 

Stuttgart,  October  1896.  Hammer. 


Inhalt. 

Grössere  Mittheilungen:  Die  Smith'schen  Untersuchungen  mit  dem  Ooular- 
fadendistanzmesser,  von  Petzold.  —  Ein  neuer  Messlatten-Reductor,  von 
Hammer.  —  Personalnaoliriclifen.  —  Neue  Sclirlflen  Ober  VermessungswesM.  — 
Berlohtigung. 

Verla«  von  Eonrad  Witt  wer  Stuttgart  —  Druck  von  Gebrüder  Jäneoke  in  Hannover. 


«       >»  .  .  ' 


6/Z5 


ZEITSCHRIFT  for  VERMCSSUNGSWESEN. 

Organ  des  Deutschen  Geometer  Vereins. 

Herausgegeben  von 

Dr.  W.  Jordan»  und  0.  Steppes, 

Professor   in    Hannover.  Steuer-Rath  in  Mü/ichen. 

— —     'Um 

1896.  Heft  28.  Band  XXV. 

— --^    1.  DeoezDber.    k?        ; 


lieber  die  Verschiebungen  von  Alhidade  gegen  Limbus 
bei  den  Repetitionstheodoliten  französischer  Form. 

Im  Jahrgang  1894  der  ^Zeitsohrift  £ür  Vermessungswesen '^  Heft  11^ 
Seite  333  u.  f.  ist  eine  von  dem  Königlichen  Landmesser  Herrn  Friebe 
verfasste  Abhandlung  erschienen,  betitelt:  „üeber  das  Mitschleppen  des 
Limbus  und  verwandte  Fehler  bei  den  Repetitionstheodoliten  Reichen- 
bach'scher  Bauart^.  In  derselben  war  durch  Versuche  be  wiesen,  dass 
allem  Anschein  nach  in  Folge  von  Achsenreibung,  der  Limbus,  wenn 
die  Alhidade  gedreht  wird,  ein  wenig  mitwandert.  Es  lag  nun  nahe, 
auch  andere  Achsensysteme  auf  diesen  Fehler  hin  zu  untersuchen  und 
besonders  geeignet  hierfür  schieb  das  sog.  „französische"  System,  bei 
welchem  eine  gegenseitige  Berührung  v:pa  Limbus  und  Alhidade  nicht 
stattfindet.  Es  wurden  daher-  bei  der  Firma  Max:  Hildebrandt  in 
Freiburg  zwei  Mikroskoptheodolite  dies^^^Construction  für  die  geodätische 
Sammlung  der  Landwirthschaftlichen  Hochschule  bestellt.  Die  Bauart 
derselben  sei  in  der  nachstehenden  schema^tischen  Figur  dargestellt.  Die 
Alhidade  läuft  in  der  Büchse  des  Dreifusses,  der  Limbus  ausserhalb  auf. 
derselben.  Die  Feststellung  der  Alhidade  gegen  den  Limbus  geschieht 
durch  eine  federnde  Ringklemme,  welG];ie..sich  um  den  Limbus,  dicht 
unterhalb  des  Tellers  legt  und  ihr  Widerlager  an  einem  Arm  der 
Alhidade  hat.  Der  Limbus  wird  festgestellt  ebenfalls  durch  eine  um 
ihn  herumgreifende,  federnde  Ringklemme,  die  jedoch  dicht  über  dem 
Dreifuss  angebracht  und  mittelst  ihrer  Feinbewegimg,  gegen  einen  Stift 

■.     .'     •  des  Dreifüsses   festgelegt  ist. 

^^^^^^^  Die  Fernrohre  beider  Instru- 
mente haben  eine  30  fache 
Vergrösserung,  ;  Der  eine 
TheodoMt  ist  mit  Schrjuuben-, 
der  andere  mit  Schätzmikro- 
skopen ausgerüstet,  deren  Vergrdsserung  .  25fach  ist.  Der  Limbus  hat 
bei  jedem  Instrument  17  cm  Durchmesser,  und  ist  in  10  Minuten  getheilt. 

Zeitschrift  f&r  Vormessungswescn  1896.    Heft  23.  ^ 


?z 


f 


676       Nippa.    lieber  die  Verschiebungen  von  Alhidade  gegen  Limbus 

Die  Trommel  des  Schranbenmikrpikopes  gestattet  Ablesungen  von  1/2  Se- 
cunde  zu  machen,  der  kleinste  Schätzungsbetmg  beim  Schätzmikroskop 
beträgt  0,05  Minuten.  Der  mittlere  Ablesefehler  an  einem  Schrauben- 
mikroskop hat  sich  aus  160  Beobachtungen  zu  Ifi*'  ergeben,  derjenige 
des  Schätzmikroskops  ist  nicht  bestimmt  worden,  dürfte  aber  nur  wenig 
grösser  sein.  Das  Instrument  mit  Schätzmikroskopen  sollte  überhaupt 
nur  zu  •Controlbeobachtungen  dienen,  da  es  in  Folge  der  grösseren 
Ablesungseinheit  (3"  gegenüber  0,5")  zum  Zweck  der  Untersuchung 
kleiner  Fehlerbeträge  weniger  geeignet  ist.  Die  Aufstellung  der  In- 
strumente erfolgte  auf  dem  Beobachtungsthurm  der  Landwirthschaft- 
lichen  Hochschule  und  zwar  auf  der  nach  Süden  gelegenen  steinernen 
Fensterbrüstung.  Als  Zielpunkt  wurde  die  im  Innern  von  Berlin  gelegene 
Dorotheenkirche  benutzt,  deren  Entfernung  1417  m  beträgt.  Gegen 
Ende  der  Untersuchung  wurde,  da  die  Dorotheenkirche  in  Folge  starker 
Rauch,  und  Staubentwicklung  inimer  undeutlicher  erschien,  der  Blitzab- 
leiter eines  etwas  näher  liegenden  Fabrikschornsteins  benutzt. 

Da  es  sich  zunächst  darum  handelte,  festzustellen,  ob  überhaupt 
beim  Repetiren  mit  diesen  Instrumenten  einseitige  Fehler  auftreten, 
wurden  die  Versuche  so  angestellt,  dass  ein  Winkel  von  360^  je  20mal 
abwechselnd  bei  rechtsläufiger  und  linksläufiger  Drehung  repetirt  wurde. 
Nach  jeder  10.  Petition  wurde  abgelesen. 

Bei  der  Drehung  und  Einstellung  des  Ziels  wurde  streng  darauf 
geachtet,  dass  die  Bewegung  stetig  in  demselben  Sinne  stattfand;  es 
wurde  also  vor  dem  Ziel  gehalten,  geklemmt  und  dann  durch  langsames 
Drehen  der  Mikrometerschraube  in  derselben  Richtung  die  Feinein- 
stellung bewirkt.  Beim  Klemmen  zeigte  sich,  dass  sich  das  Fernrohr  im 
Azimut  etwas  bewegte;  und  namentlich  bei  der  Limbusklemme  war 
diese  Bewegung  so  stark,  dass  man  oft  die  Feineinstellung  schon  durch 
die  Elemmung  selbst  erzielen  konnte.  Nach  den  Erfahrungen  von  Herrn 
Professor  Dr.  Vogler  ist  dies  eine  Erscheinung,  welche  schon  oft  bei 
derartigen  federnden  Ringklemmen  beobachtet  worden  ist. 

Auf  diese  Weise  wurden  mit  jedem  Instrument  und  in  jeder 
Drehungsrichtung  200  Repetitiönen  ausgeführt,  und  auf  S.  677  und  678 
seien  die  Resultate  dieser  Beobachtungen  gegeben. 

Diese  Zahlen  zeigen  aufs  deutlichste,  dass  eine  gegenseitige  Beein- 
flussung der  Kreise  thatsächlioh  stattfindet,  und  man  sieht  gleichzeitig, 
dass  die  Ursachen  hierfür  anderer  Natur  sein  müssen  als  j  diejenigen, 
welche  beim  Reichenbach^schen  System  die  Lageveränderungen  hervor- 
brachten, denn  wenn  wirklich  die  noch  vorhandene  geringe  Reibung  der 
Alhidadenklemme  auf  dem  Limbus  eine  drehende  Wirkung  auf  denselben 
ausüben  würde,  so  könnte  doch  der  Betrag  derselben  in  den  verschie* 
denen  Drehungsrichtungen  nicht  so  ungemein  verschieden  sein.  Ausser* 
dem  fällt  es  noch  auf,  dass  die  Werthe,  welche  in  jeder  Reihe  vorkom- 
men, sehr  starke  Grössenschwankungen  aufweisen. 


bei  den  RepelitionBtheodoliten  französischer  Form. 


677 


ScliraabeniiiikrMkoptheodolit 


Rechtsläufig 

Lin 

kslä 

ufig 

Datum 

Zeiger  I 

Zeiger  II 

1 

Dat. 

Zeiger  I 

Zeiger  II 

1 

M 

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'  ä'^ 

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7./ir. 

lOfach 
20  fach 

040 
0  4 
942 

42 

4 

42 

42,5 
4 
38 

41 
4 

38 

041,4 
0  4,0 
940,0 

-  37,4 

~  24,0 

7./II. 
10  f. 
20  f. 

442 
56 
10 

42 
57 
14 

38 
54 
11 

38 
58 
12,5 

440,0 
456,2 
411,9 

4-16^ 
-44,3 

10./II. 
lOfach 
20  fach 

818 
7  50,5 
7  31 

20,5 
53,5 
37 

17 
49 
28 

23 
54 
33 

819,6 
7  51,8 
7  32,2 

-  27,8 

-  19,6 

10.AI 
10  f. 

20  f. 

7  31 
45 
59 

37 
47 
62 

28 
43 
55 

33 
47 
61 

7  32,2 
7  45.5 
759,2 

+  18,3 
+  13,7 

13./n. 
lOfach 
20  fach 

2  27,0 

146 

113,5 

23,0 

45 

10 

31,5 

43 

19 

31,0 

46 

13 

228,1 
145,0 
113,9 

—  43,1 

-  31,1 

13. /li 
10  f. 
20f 

113,5 

040 

054 

10 

40 
56 

19 
44 

58 

13 
42 
57,5 

113,9 
041,5 

0  56,4 

—  32,4 

+  14,9 

12./IV. 
'lOfach 
20  fach 

138 
35 
42,5 

41 

39,5 

47 

43,5 

39 

46,5 

41 

35,5 

46 

140,9 
137,2 
145,5 

-    3,7 
+    8,3 

12./1T. 

10  f. 

20  f. 

142,5 
52,0 
210 

47 
58 
12 

46,5 
56,5 
11 

46 

55,5 

13,5 

145,5 
155,5 
211,6 

+  10,0 
+  15,1 

3./V. 
lOfach 
20fach 

0  5 

452,5 

433 

7,5 
50,5 
37,5 

14 
57 

38 

15,5 

59 

41,5 

010,5 
454,8 
437,5 

-  15,7 

-  17,3 

3./V. 
10  f. 
20f 

217,5 
18 
16,5 

20,5 
19,5 
17 

24 
18 
15,5 

25 

20,5 

20 

2  21,8 
219,0 
217,2 

-  2^ 

-  1^ 

3./V. 
lOfach 
i20fach 

216,5 
2   8 
157 

17 

10,5 

57 

15,5 

12 

62 

20 

16,5 

64 

217,2 
211,8 
160,0 

-  5,4 

-  11,8 

4./V. 
10  f. 
20  f. 

157 
215 
2  0 

57 
17 
03,5 

62 

15 

4 

64 

18 

2 

160,0 
216,2 
202,4 

+  16,2 
-13^ 

! 

.  4./V. 
lOfach 
i  20  fach 

2      0 
1    48 
136,5 

3,5 
49 
33 

4 
46 
35,5 

2 

47,5 
37 

2   2,4 
147,6 
136,8 

-  14,8 

-  11,2 

4./V. 
10  f. 
20  f. 

136,5 
46 
40 

38 
46 
40,5 

35,5 

47 

41 

37 
48 
45 

136,8 
146,8 
141,6 

+  10,0 
—  5,2 

12./V. 
lOfach 
20  fach 

2    16 

0,5 

143.0 

20 
6,0 
44,0 

10,5 

2,5 

39,5 

12 
2,5 
42,5 

214,6 
2  2,9 
142,2 

-11,7 
-  20,7 

12./ V 
10  f. 

20  f. 

143,0 
46,5 
26,0 

44,0 
52,0 
32.0 

39,5 
42,5 
20,0 

42,5 
42,0 
17,5 

142,2 
145,8 
123,9 

+  3,6 
-21,9 

12./V. 

lOfach 

20fach 

1    26 

29 

27,5 

32 
34 
29 

20,0 
29,5 
22^ 

17^ 
30,5 
22,0 

123,9 
130,8 
125,2 

+    6,9 
—    5,6 

13./V 
10  f. 
20  f. 

418 
36 
33 

19,5 

36 

35 

14,0 
34 

28 

16,5 
36 

28 

417,0 
4  35,5 
431,0 

+  18,5 
-  4,5 

13./V. 

lOfaoh 

2()fach 

4    33 
4      9 
3    47 

35 
11 
47 

28 

5 

42 

28 

4,5 
42,5 

431,0 
4  7,4 
344,6 

-  23,6 

-  223 

13. /V 
10  f 
20f. 

347 

49 

417 

47 

51,5 

17 

42 
44 
10,5 

42,5 

46 

13 

3  44,6 
3  47,6 
414,4 

+  3,0 
+  26,8 

1 

855,0 

933.0 

884,5 

890,5 

900,8 

-332,1 

1017,0 

1075,0 

1000,5 1040,5 

1083,2 

+  24,d 

90 

C),8 

lOS 

ö,2 

678       Nippa.    lieber  die  Verschiebangen  von  AJhidade  gegen  Limbus 


Schätsmikroskoptheodoliäi. 


Rechtsläufig 

Linksläufig 

Datum 

Zeiger 

Mittel 

Fehler 

Bemerk. 

Datum 

Zeiger 

Mittel 

Fehler 

Bemerk. 

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'  II 

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4./U. 

23>85 

23,95 

23,90 

4AI. 

22,95  23,15 

23,05 

lOfacb 

23,50 

23,70 

23,60 

—  0,3 

lOfach 

22,65 

22,85 

22,75 

—  0,30 

20  fach 

22,95 

23,15 

23,05 

-0,55 

20fach 

22,6 

22,7 

22,65 

-0,10 

5./U. 

21,85 

22,05 

21,95 

5./n. 

22,4 

22,5 

22,45 

L 

lOfach 

21,45 

21,60 

21,52 

-0,43 

lOfach 

22,2 

22,4 

22,30 

-0,15 

1 

20  fach 

21,20 

21,35 

21,28 

—  0,24 

20fach 

21,85 

22,05 

21,95 

-0,35 

i 

30  fach 

20,95 

21,10 

21,02 

—  0,26 

1 

40fach 

21,10 

21,25 

21,18 

+  0,16 

5yn. 

lOfach 
20fach 

21,10 
21,25 
21,40 

21,25 
21,45 
21,55 

21,18 
21,35 
21,48 

+  0,17 
+  0,13 

5./n. 

22,65 

22,85 

22,75 

5.AI. 

22,65 

22,75 

22,70 

1 

10  fach 

22,35 

22,40 

22^ 

-0,37 

lOfach 

22,40 

22,65 

22,52 

-0,18 

20fach 

22,10 

22,20 

22,15 

—  0,23 

20fach 

22,65 

22,85 

22,75 

+  0,23 

4./V. 

5,60 

5,55 

5,58 

4./V. 

5,46 

5,3 

5,38 

10  fach 

5,55 

5,45 

5,50 

—  0,08 

lOfach 

5,3 

5,1 

5,20 

-0,18 

20  fach 

5,45 

5,30 

5,38 

—  0,12 

20fach 

5,5 

• 

5,3 

5,40 

+  0,20 

5./V. 

5,50 

5,30 

5.40 

5./V. 

5,4 

5,25 

5,32 

lOtach 

5,55 

5,40 

5,48 

+  0,08 

lOfach 

5,95 

5,75 

5,85 

+  0,53 

20fach 

5,40 

5,25 

5,32 

-0,16 

20  fach 

6,1 

5,95 

6,02 

+  0,17 

5./V. 

6,10 

5,95 

6,02 

5./V. 

5,75 

5,7 

5,72 

lOfach 

5,90 

5,80 

5,85 

—  0,17 

lOfach 

5,9 

5,75 

5,82 

+  0,04 

20fach 

5,75 

5,70 

5,72 

—  0,13 

20faoh 

5,9 

5,7 

5,80 

-0,02 

5./V. 

4,65 

4.75 

4,70 

5./V. 

3,9 

4,1 

4,00 

1 

lOfach 

4,25 

4,45 

4,35 

—  0,35 

lOfach 

4,05 

4,15 

4,10 

+  0,10 

■ 

20  fach 

3,90 

4,10 

4,00 

—  0,35 

20fach 

3,9 

4,0 

3,95 

-0,15 

6./V. 

3,90 

4,00 

3,95 

6./V. 

3,9 

4,1 

4,00 

• 

lOfach 

3,70 

3,90 

3,80 

—  0,15 

lOfach 

4,05 

4,2 

4,12 

+  0,12 

20fach 

3,90 

4,10 

4,00 

+  0,20 

20fach 

3,55 

3,75 

3,65 

—  0,47 

12./V. 

7,65 

7,80 

7,72 

12./V. 

8,10 

8,25 

8,18 

lOfach 

7,25 

7,40 

7,32 

-0,40 

lOfach 

8,10 

8,30 

8,20 

+  0,02 

20fach 

6,95 

7,10 

7,02 

—  0,30 

20fach 

7,65 

7,80 

7,72 

-0,48 

ll20,90 

122,90 

121,89 

-4,151 

—  249" 

124,55 

126,60 

125,56|-  0,77                  1 

12i; 

90 

12^ 

.,57 

-  46,2"               / ' 

bei  den  Repetitionstheocloliten  französischer  Form.  679 

Der  nSehate  Oedanke  war  nuh^jder,  feBtzustelleD;  ob  diese  Abwei- 
chungen allein  in  Folge  Drehung  der  Alhidade  erzeugt  wurden,  oder 
ob  auch  die  Liml^usbewegung  ihren  Theil  daran  hätte.  Zu  diesem 
Zweck  wurde  folgende  Versuchsreihe  angestellt:  Der  Limbus  wurde 
geklemmt,  das  Fernrohr  auf  ein  Ziel  gerichtet,  die  Mikroskope  abgelesen, 
nach  einer  vollen. rechtsläufigen  Alhidadendrehung  das  Ziel  wieder  ein- 
gestellt und  abgelesen  und  dasselbe  in  linksläufigem  Sinne  ausgeführt; 
alsdann  wurde  der  Kreis  verstellt  und  dasselbe  Verfahren  wiederholt. 

In  dieser  Weise  wurden  20  Beobachtungen  ausgeführt  und  fernere  20, 
indem  die  Drehung  erst  linka  und  dann  rechts  erfolgte.  Die  Beobach- 
tungen mit  ihren  Resultaten  seien  auf  8.  680  u.  681  gegeben. 

Es  zeigt  sich  in  dieser  Beobachtungsreihe,  dass  in  der  That  die 
Abweichung  in  Folge  rochtaläufiger  Drehung  der  Alhidade  bedeutend 
grösser  ist  als  bei  linksläufigen  Der  Grund  für  dieses  verschiedene 
Verhalten  bei  entgegengesetzter  Drehung  kann  vielleicht  darin  liegen, 
dass  sich  die  Ringklemme  bei  rechtsläufiger  Drehung  an  den  Limbus 
anpresst,  während  bei  linksläufiger  Drehung  ein  selbstthätiges  Oeflfnen 
derselben  erfolgt. 

Dieses  verschiedene  Verhalten  würde  jedoch  nicht  der  einzige  Grund 
sein  können  für  die  bei  den  Repetitionea  beobachteten  Diflferenzen,  denn 
es     stellt    sich     das   Verhältniss     der    Fehler    in    unserer    Reihe    wie 

—  ^-/"^Q '    =6:1,    während     es     bei     den    Repetitionsbeobachtungen 

etwa  25  : 1  beträgt. 

Um  nun  auch  zu  ermitteln,  ob  und  eventuell  welchen  Antheil  die 
Drehung  des  Limbus  an  der  gegenseitigen  Verschiebung  der  Kreise  hat> 
wurde  das  oben  beschriebene  Verfahren  wiederholt,  nur  mit  dem  Unter- 
schied, dass  jetzt  die  Alhidade  festgeklemmt  wurde  und  die  Drehung 
durch  den  Limbus  erfolgte.  Zunächst  wurde  wieder  in  derselben  Weise 
wie  vorher  das  Ziel  jedesmal  eingestellt,  bis  eine  Ueberlegung  zeigte, 
dass  dies  eigentlich  völlig  überflüssig  sei,  da  ein  Mehr  oder  Weniger 
der  Drehung  innerhalb  ziemlich  weiter  Grenzen  ohne  jeden  Einfluss  auf 
die  Verschiebung  der  Kreise  gegen  einander  sein  muss,  es  wurde  daher 
jetzt  nur  noch  um  ungefähr  360^  gedreht.  Auf  diese  Weise  war  das 
Auge  des  Beobachters  nicht  mehr  während  der  Drehung  in  Anspruch 
genommen,  es  konnte  das  Mikroskop  schon  vor  der  Beendigung  der 
Drehung  beobachtet  werden.  Es  zeigte  sieh  alsdann  beim  Klemmen 
des  Limbus  eine  deutlich  wahrnehmbare  Verschiebung  der  Kreise  gegen 
einander,  diese  steigerte  sich  noch,  als  die  Mikrometerschraube  ein  wenig 
gedreht  wurde.  Nachdem  durch  wiederholte  Beobachtung  festgestellt 
war,  dass  diese  Erscheinung  nicht  rein  zufällig  auftrat,  musste  das  nun- 
mehr unbrauchbar  gewordene  Verfahren  aufgegeben  und  eine  neue 
Beobachtungsweise  eingeführt  werden.  Dies  geschah  folgendermaassen : 
Es  wurde   die  Alhidade  geklemmt  und   abgelesen,   alsdann  der  Limbus 


680       Nippa.    Ueber  die  Verschiebniigeii  von  Alhidade  gegen  Limbus 


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bei  den  Repetitionstheodoliten  franzöBischer  Form. 


681 


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14./V.  96 
17./V.  96 

682       Nippa.    lieber  die  Verschiebungen  vonAlhidade  gegen  Limbus 

geklemmt;  wiederum  abgelesen,  dann  die  Mikrometerschraabe  des  Limbus 
1/2  mal  im  rechtsläufigen  Drehungssinne  bewegt  und  nochmals  abgelesen. 
Dies  Verfahren  wurde  10  mal  wiederholt  und  weitere  10  mal  mit  dem 
Unterschied,  dass  die  Drehung  der  Mikrometerschraube  ^/2mal  linksläufig 
erfolgte. 

In  Nachstehendem  S.  (683)  seien  wiederum  die  Beobachtungen  mit 
ihren  Besultaten  gegeben. 

Diese  Beträge  sind  so  unerwartet  gross,  dass  eine  völlig  befrie- 
digende Deutung  bis  jetzt  noch  nicht  gefunden  wurde.  Die  Abweichung 
beim  Klemmen  des  Limbus  Hesse  sich  vielleicht  noch  dadurch  erklären, 
dass  eine  Deformation  der  Limbusachse  eintritt,  in  Folge  des  starken 
Drucks  der  Ringklemme  und  diese  Deformation  auch  auf  die  Alhidaden- 
klemme  einen  Einflnss  ausübt.  Unerklärlich  dagegen  bleibt  der  grosse 
Felllerbetrag  bei  der  rechtsläufigen  Drehung  der  Mikrometerschraube, 
denn  wenn  man  wirklich  ein  Zurückbleiben  der  Alhidade  in  Folge  von 
Achsenreibung  als  Grund  annehmen  wollte,  so  müsste  doch  dieser 
Felller  wenigstens  näherungsweise  bei  entgegengesetztem  Drehungssinn 
gleiche  Grösse  haben. 

Nachdem  nun  diese  unerwarteten  Fehlerquellen  gefunden  waren, 
lies&en  sich  auch  die  grossen  Schwankungen  der  Fehlerbeträge  bei  den 
Repetitionsmessungen  erklären,  denn  wie  schon  erwähnt,  fand  ziemlich 
häufig  die  Feineinstellung  des  Limbus  nicht  mit  seiner  Mikrometer- 
schraube, sondern  allein  durch  Anziehen  der  Klemmschraube  statt  und 
dadurch  wurde  gerade  das  Auftreten  des  grössten  Fehlers  ein  zufälliges. 

Es  lag  nun  die  Vermuthung  nahe,  dass  auch  beim  Klemmen  und 
Fcineinstellen  der  Alhidade  ähnliche  Fehler  auftreten,  und  um  dies  zu 
constatiren,  wurde  ausserhalb  des  Instrumentes  ein  Mikroskop  aufgestellt 
und  auf  die  Theilung  gerichtet,  es  Hess  sich  jedoch  trotz  vielfacher 
Beobachtung  irgend  welche  Abweichung  nicht  ermitteln. 

Die  linksläufige  Drehung  der  Limbusmikrometerschraube  entspricht 
einer  rechtsläufigen  derjenigen  der  Alhidade,  so  dass  in  der  That  der 
hohe  Betrag  des  bei  rechtsläufiger  Repetition  entstandenen  Fehlers 
erklärt  ist,  denn  aus  den  gemachten  Beobachtungen  ergibt  sich,  dass  bei 
lOmaliger  Drehung  der  Fehlbetrag  ist 

bei  der  Alhidade  —  21 
beim  Limbus  —  16 

—  4     (da  angenommen  wurde, 

dass  etwa  nur  zur  Hälfte 

Summa   — 41     der    Beobachtungen    die 

Mikrometerschraube    be- 
nutzt wurde). 
Bei    200  maliger   Drehung   würde   auf   diese  Weise    allerdings  sich   der 

Betrag  —  820  ermitteln,  während  er  thatsächlich  nur  etwa  —  330  beträgt, 
das  Hesse  sieh  jedoch  wohl  dadurch  erklären,  dass  eine  Fehleranhäufung 
in  so  regelmässiger  Weise,  wie  sie  die  theoretische  Berechnung  voraus- 
setzt, nicht  stattfindet. 


bei  den  Repetitionstheodoliten  französischer  Form. 


683 


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1/2  mal  rechts  gedreht 

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6g4  Hammer.    Gesammtverzerrung  von  Goordinaten. 

Anders  gestaltet   sich  jedoch  «die  Berechnung  bei  der  linkslänfigen 
Drehung,  theoretisch  würde  sich  ergeben  für  die  lOmalige  Drehung 

der  Alhidade  +    3 
des  Limbus     —  15 

-h  25  (da  wiederum    angenommen 
a  — ; — 5-5  wird,  dass  nur  zur  Hälfte  bei 

öumma  +  lö  den  Beobachtungen  das  Mi- 
krometerwerk benutzt  wurde) 

oder  bei  200facher  Repetition  +  260  gegen  -[-  25  der  Beobachtung, 
diese  Differenz  iässt  sich  wie  vorher  nicht  erklären  und  es  bleibt  nur 
noch  übrig  anzunehmen,  dass  entweder  ausser  den  schon  ermittelten  noch 
andere  Fehlerquellen  vorhanden  sind,  oder  was  vielleicht  grössere  Wahr- 
scheinlichkeit hat,  dass  bei  der  letzten  Beobachtungsserie  die  Zahl  der 
Beobachtungen  zu  gering  ist,  so  dass  sich  vielleicht  gerade  einige  un- 
günstige Werthe  zusammengefunden  haben.  Leider  fehlt  es  an  Zeit, 
diesen  Punkt  noch  näher  zu  untersuchen^  soviel  jedoch  ist  wohl  durch 
alle  Beobachtungen  festgestellt  worden,  dass  Instrumente  der  besproche- 
nen Bauart  für  feine  Messungen  ungeeignet  sind  und  anscheinend  haupt- 
sächlich in  Folge  Anwendung  des  Ringklemmensystems. 

Nippa,  Königi.  Landmesser, 
Assistent  für  Geodäsie  an  der  Landw.  Hochschule  zu  Berlin 


Gesammtverzerrung  von  Coordinaten. 

Auf  S.  212  d.  Zeitschr.  schreibt  Herr  Landmesser  Schulze  bei 
Gelegenheit  der  interessannten  Contro verse  über  Gauss^sche  oder  Sold- 
ner'sche  Coordinaten  den  Ausdruck: 

(1)  K=ff  {{k,  -  ly  +  {k,  -  ir}  V^^'^r  dx  dy 

dem  „Memoire  sur  la  Representation  des  Surfaces^  von  Tissot  1881 
zu,  und  dies  wird  auch  von  Jordan  (S.  214  und  S.  215)  citiri  („dass 
nach  Tissot  das  Verhältniss  besteht'';  „was  nun  nach  Tissot  1881 
„Gesammtverzerrung"  benannt  wird").  Da  entsprechende  Andeutungen 
nun  auch  in  die  soeben  erschienene  4.  Aufl.  1896  des  „Handbuchs  der 
Vermessungskunde,  IIL  Bd."  von  Jordan  (8.  293  u.  sonst)  Übergegangen 
sind,  halte  ich  es  fUr  angezeigt,  darauf  hinzuweisen,  dass  die  Glei- 
chung (1)  nicht  von  Tissot  herrührt,  der  sich  in  seinem  Buche  nirgends 
mit  „Integrationen  für  die  linearen  Verzerrungselemente"  beschäftigt. 
Die  Gleichung  (1)  ist  vielmehr  nach  Airy  (Philosoph.  Magaz.,  22.  Band, 
S.  414,  1861  Decbr.;  verbessert  von  Clarke  1879)  oder  nach  Fiorini 
[Projez.  delle  Carte  geografiche  1881,  8.44,  Gl.  (76)]  zu  benennen,  die 
neben  Andern  (z.  B.  Jordan,  Zeitschr.  1875,  8.  338—340  und  1896, 
8.  249—252)  sich  mit  solchen  Integrationen  beschäftigt  haben.  Auch  der 
Unterzeichnete  hat  in  seinem  Buch  „Ueber  die  geogr.  wichtigsten  Karten- 


Hammer.    Gesammtverzerrung  von  Coordinaten.  685 

proj.^  (1889)  diese  Integrationen  besprochen  (S.  82  ff.),  mit  dem  Hin- 
weis: ^Man  hat  schon  versehiedene  Wege  vorgeschlagen,  um  za  einem 
Ausdruck  für  den  oder  die  „Gesammtfehler^  einer  Karte  za  kommen, 
ohne  dabei  eine  gewisse  Willktlr  vermeiden  zu  können^;  er 
fuhrt  dann  die  Untersuchung  von  Mittelwerthen  der  Verzerrungselemente 
in  anderer  Weise  als  Fiorini  durch  (a.  a.  0.  S.  84—87). 

Alle  diese  Untersuchungen  von  Airy,  Clarke,  Fiorini  u.  A.  sind 
aber  nicht  mit  Rücksicht  auf  die  Bedürfnisse  der  Triangulirung, 
vielmehr  zu  ganz  andern  Zwecken  angestellt,  und  es  war  nicht  richtig, 
sie  überhaupt  in  die  Discussion  über  das  zweckmässigste  Ooordinaten- 
system  für  die  Triangulirungspunkte  einer  Landmessung  hereinzuziehen. 
Allerdings  vermögen  die  „neueren  Theorien^  (Jordan,  Handbuch 
III.  Bd.,  4.  Aufl.  1896,  S.  293);  die  auf  den  Tisso tischen  Hauptsatz  sich 
gründen  (zu  denen  aber  die  Ausdrücke  j'^ .  . .  dxdy  nicht  unmittelbar 
gehören),  auch  neue  Wege  zur  Vergleichung  der  Coordinatensysteme  der 
Landmessung  zu  zeigen  und  hier  wäre,  auch  nach  allem  darüber  Vor- 
liegenden, noch  manches  zu  thun.  Dass  aber  Ausdrücke  von  der  Form 
der  obenstehenden  Gleichung  (1)  zu  dieser  Vergleichung  nichts  bei- 
tragen können,  dass  insbesondere  die  Ueberlegenheit  der  Gauss^schen 
Coordinaten  über  die  Soldner^schen  für  die  Kleintriangulirungs- 
z wecke  (diese  für  sich  allein  in^s  Auge  gefasst)  durch  sie  nicht  umge- 
stossen  werden  kann,  brauche  ich  zum  Schluss,  nach  dem  Vorstehenden, 
kaum  nochmals  hervorzuheben;  wenn  auch  eine  nähere  Begründung, 
die  ich  vielleicht  später  einmal  hier  zu  geben  versuchen  kann,  nicht 
ohne  Interesse  wäre. 

Stuttgart,  October  1896.  Rammer. 

Die  vorstehende  Berichtigung,  betreffend  die  Herkunft  der  Formeln 
von  S.  212,  ist  uns  insofern  erwünscht,  als  sie  Gelegenheit  gibt,  unsere 
eigenen,  schon  damals  im  April  d.  J.  gemachten  Bemerkungen  hier 
nachzutragen. 

Dass  die  Formel  für  JBl  auf  S.  212  nicht  in  dem  bekannten  Buche 
von  Tis  sot  kommt,  hatte  ich  vor  Schreibung  der  kurzen  Zeilen 
S.  214— 215  durch  Nachschlagen  erkannt,  aber  in  der  damaligen  scharfen 
Discussion  schien  es  auf  eine  solche  formelle  Richtigkeit  des  Citates 
nicht  anzukommen,  UQd  schriftliche  und  später  (Septbr.  d.  J.)  mündliche 
Erörterung  darüber  mit  Herrn  Schulze  hat  ergeben,  dass  auch  dieser 
das  Citat  Tissot  S.  212  nicht  aufrecht  erhält,  sondern  auf  ein  Versehen 
zurückführt.  Indess^i  bei  der  Unerheblichkeit  der  Sache  haben  wir 
nicht  öffentlich  beric.htigr^  und  der  Berichtigung  von  Hammer  wird 
daher  stattgegeben. 

Mehr  sachlich  betrachtet  gibt  jene  Discussion  allerdings  Veran- 
lassung, die  Bedeutung  aller  solcher  Integrationen  für  Triangulirungs-  und 
Polygonisirungszwecke  sehr  in  den  Hintergrund    zu  stellen,    wie  ich  ja 


686  Uhlich.    Die  Berechnung  des  aiittleren  Fehlers  von 

auch  schon  auf  S.  215  die  Bem§r)(a9g  uaohte^   daas  jeae  ff ., .  dxdy 
aus  Jahrzehnte  curttckBegendea  ^Lehrjaluren^  stammen.— 

Fttr  Landkarten -Projektionen  behalten  jene  Fehler  «Integrationen 
zweifellos  ihren  Werth^  weil  dort  von  Messungen  selbst  garnicht  die  Rede 
ist,  sondern  nur  von  graphiseher  Darstellung  der  Ifessnngen;  was  aber 
ihre  Anwendung  auf  Geodäsie  betriff^  so  hatten  wir  darüber  sehen  au 
S.  249—252  eine  Betrachtung  geschrieben,  aber  im  Dfock  aaf  8.  352 
weggelassen  (um  nicht  in  dieser  Sache  zu  viel  selbst  das  Wort  zu 
ergreifen)^  welche  nun  aber  aus  Veranlassung  der  Hammer'schen  Einsen- 
dung nachgetragen  werden  mag: 

Die  Tissofschen  Theorien,  1881,  in  Deutachland  mit  fast  zu  viel 
Begeisterung  aufgenommen,  beanspruchen  eine  Art  von  erschöpfendem 
Kriterium  aller  Kartendarstellungen  zu  sein,  können  aber  zunächst  in 
unserem  Falle  schon  deswegen  kaum  mitreden,  weil  bei  ihnen  im 
Vergleich  mit  den  Verzerrungsfehlem  die  Messungsfehler  selbst  gleich 
Null  gelten,  was  im  Feld-  und  Landmessen  nicht  angeht,  wie  wir  schon 
auf  S.  201  dargelegt  haben. 

Jene  Theorien  sind  nach  ihrem  Erscheinen  1881  vielfach  überschätzt 
worden,  als  ob  man  nun  das  praktische  Urtheil  darüber,  welche  Art 
von  Projection  für  den  einzelnen  Fall  oder  den  besonderen  Kartenzweck 
die  beste  sei,  nicht  mehr,  oder  nicht  mehr  in  erster  Linie  nöthig  hätte, 
als  ob  man  nur  ein  Tissot'sches  oder  sonstiges  Doppel-Integral  auszu- 
werthen  brauchte,  um  eine  Kartenprojectionsart  gegen  eine  andere  ab- 
zuwägen. 

Kein  Seemann  wird  sich  durch  ein  solches  Integral,  das  etwa  zu 
Ungunsten  seiner  Mercatorkarte  spricht,  diese  rauben  lassen^  weil  er 
weiss,  dass  er  in  dieser  seine  Curse  am  besten  absetzen  kann,  und  dass 
in  ihnen  seine  loxodromische  Fahrt  sich  als  Gerade  darstellt;  und  ganz 
ähnlich  verhält  es  sich  in  der  Beziehung  der  conformen  Projection  zur 
Triangulirung  und  Polygonisirung.  J. 


Berechnung  des  mittleren  Fehlers  von  Richtungs- 
beobachtungen bei  vollen  Sätzen; 

von  Paul  Uhlich,  Professor  für  Markscheidekunde  und  Geodäsie  an  der 
Königlichen  Berg -Akademie  zu  Freiberg  in  Sachsen. 


Herr  Professor  Dr.  W.  Jordan  gibt  in  seinem  Werke:  Handbuch 
der  Vermessungskunde^  2.  Band;  3.  Aufl.,  auf  S.  214—217  ein  Verfahren 
zur  Bestimmung  des  mittleren  Richtungsfehlers  bei  vollen  Sätzen.  Da 
dieses  Verfahren  etwas  umständlicher  ist  als  das  folgende  in  Sachsen 
gebräuchliche^  so  möge  das  letztere  hier  seinen  Platz  finden.    Die  Rieh- 


RichtuDgsbeobacfatangen  bei  vollen  Sätzen. 


687 


tigkeit  des  Verfahrens  ist  aus  den  allgemeinen  BesseTsehen  Gleichungen 
für  die  Ausgleichung   von  RiehtuDgsbeobachtungen  leicht  abzuleiten. 
Es   seien   unter  Beibehaltung   der  Jordanischen   Bezeichnung   die 

s  Zielpunkte:   1,  2^  3^ 8 .    in  O  vollen  Sätzen  beobachtet  worden. 

Werden  diese  Beobachtungen  auf  die  Richtung  nach  dem  einen  Ziel- 
punkt, etwa  1  als  NuUrichtung  reducirt,  so  mögen  in  der  Zusammen- 
stellung diese  Beobachtungswerthe  l  sein: 


Satz 

Zielpunkt                                        11 

1 

2 

3 

^ 

8-1 

s 

I 

II 

III 

•  • 

•  • 

•  • 

G 

l'i  —  O 

lii-O 

hii—O 

•  • 

•  • 

•  • 

!       i'i 
!        »" 

1            ilj 
1" 

inj 

•  • 

• 

•  • 

Ig 

l"i 
l'ü 

T" 

•                  m 
■•                   • 

• 

4 

< 

''III 

m                • 

•  • 

•  • 

z* 

hii 

•  • 

•  • 

•  • 

Summe 

Anzahl 

Mittel 

[n-0 

G 
x'  —  O 

G 

x" 

in  ' 

G 

X 

1 
1 

G 

^      G 

X* 

Dieser  Zusammenstellung  ist  am  Fusse  gleich  die  Berechnung  der 
arithmetischen  Mittel  x  der  einzelnen  Richtungen,  welche  die  wahr- 
scheinlichsten Werthe  darstellen,  beigefügt. 

Bezeichnet  man  nun  ferner  die  Abweichungen  der  Einzelbeobach- 
tungen vom  arithmetischen  Mittel  mit  v  und.  den  entsprechenden  Indices, 
so  erhält  man  diese  v  wieder  in  der  Zusammenstellung: 


Satz 

Zielpunkt 

Horizon- 
tale 
Summe 

1 

2 

3 

8-1 

s 

I 
II 

ni 

Vi  —  0 
Vji  —  0 
Viii—0 

ff 

Vi 

Vii 

viii 

Vi 

If 

vn 

Vlii 

*^ll 

•  • 

•  • 

•  • 

V-jj 

•  • 

•  • 

•  • 

[Vi] 

Ivii] 

IViii] 

•  • 

•  • 

G 

vä  —  O 

if 

vg 

fff 

ve 

Summe 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

In  vorstehender  Zusammenstellung  sind  ausser  den  verticalen  Sum- 
men, die  nothwendiger  Weise  bis  auf  Rechnungsgrössen  gleich  Null  sein 
müssen,  auch  die  horizontalen  Summen  fQr  jeden  Satz  gebildet  worden, 


688  Uhlich.    Die  Berechnang  des  mittleren  Fehlers  etc. 

die  mit  [vi],  [vu], [vq]  bezeichnet  sind.     Die  verticale  Spalte,  die 

in  der  letzten  Tabelle  für  die  Nollrichtang  der  Vollständigkeit  halber 
mit  aufgeführt  ist,  bleibt  selbstverständlich  bei  der  praktischen  Aus- 
führung der  Rechnung  weg. 

Sind  die  einzelnen  v  und  [v]  gebildet,  für  welche  Bestimmung  die 
Bechenprobe  der  Verticalsummen  gleich  Null  vorhanden  iet,  so  ergibt 
sich  der  mittlere  Fehler  m  einer  Richtung  bekanntlich  zu 

r^s-i)(G-i) 

Die  Grösse  FF  setzt  sich  nun  unter  Zugrundelegung  der  obigen  t;  und  [t?] 
zusammen  aus: 

[FF]  =  [t;t»]-|[MMj 

worin  [vv]  die  Summe  der  Quadrate  der  {s  —  1) «Cr  vorhandenen t?,  also: 

[vv]  =  vi^  +  vP  -t- 4-  t;J-i'  +  v'j 

+  to^  +  t?ip  + +  t?jr''  +  ^u 

+ 

+  v"^^  -\-vP  ^ +  v^-^''  +  vi 

und  I  [t?]  [t?]  I  die  Summe  der  Quadrate  sämmtlieher  G  vorhandenen 
Horizontalsummen  [t?],  also 

[m  m]  =  M'  +  [t^i/]^  + +  \?>gY 

darstellt. 

Es  ist  ersichtlich,  dass  das  vorstehende  Verfahren  kürzer  ist,  als 
das  von  Professor  Dr.  W.  Jordan  angegebene,  denn  es  sind  ebenso 
wie  dort  s  •  (?  Quadrate  zu  bilden,  es  fällt  aber  die  Verschiebung  der 
Sätze  weg. 

Wendet  man  das  Verfahren  auf  das  von  Professor  Dr.  W.  Jordan 
a.  a.  0.  S.  214  angeführte  Beispiel  an,  so  ergibt  such 

Standpunkt:    Badenstedter   Weg. 
1.  Auf  Null  reducirte  Richtungen: 


Satz 

Kunst 

Martin 

Wasserthurm 

TOi^esberg 

0<>  0' 

59  <^  3' 

69  <^  45' 

130^  43' 

I 

0,0" 

16,8" 

51,4'' 

7,1" 

II 

0,0 

10,0 

47^6 

7,0 

III 

0,0 

9,4 

46,9 

8,1 

IV 

0,0 

13,6 

48,5 

6,0 

Summe 

0,0" 

49,8" 

194,4" 

28,2" 

Anzahl 

4 

4 

4 

4 

Mittel 

0,0" 

12,4" 

48,6" 

7,0" 

Personalnachrichten. 


689 


2.  Zasammenstelluug  der  v  und  [v]: 


Satz 

Zielpunkt 

Horizontal- 
Summe 

Martin 

Wasser  thurm 

TOnjesberg 

v" 

v'" 

»• 

M 

I 

-  4,4 

2,8 

-  0,1 

-  7,3 

II 

+  2,4 

+  1,0 

+  0,0 

+  3,4 

III 

+  3,0 

+   1,7 

— 1,1 

+  3,6 

IV 
Summe 

-  1,2 

+  0,1 
0,0 

+   1,0 

-  0,1 

-0,2 

-  0,2 

-0,4 

eraus  berechnet  sich: 

[vv]  =49,52 

ferner    [v][v]   — 77,82, s  — 4 

1  [mm] -19,46 

also 


[VV]  =  [vv]  —  ~Uv]  [v]\=  49,52  —  19,45  =  30,07, 
wie  in  dem  angezogenen  Beispiel  auf  Seite  217  unter  (8)  angegeben. 


Personalnachrichten. 


Königreich  Preussen.  S.  M.  der  König  geruhten  dem  Eataster- 
controleur,  Stenerinspector  Brunnemann  zu Lanban  den Rothen  Adler- 
Orden  4.  Kl.  zu  verleihen. 

Finanzministerium.  Der  Katastercontroleur,  Steuerinspector 
Klein  zu  Karden  ist  nach  Andernach  versetzt  und  der  Katasterland- 
messer Died  rieh  in  Minden  zum  Katastercontroleur  in  Karden  bestellt 
worden.  — -  Die  Katastereontroleure,  Steuerinspector  Ausner  zu  Fi^ank- 
furt  a.  0.,  Hahn  zu  Frankenberg  und  Thiwissen  zu  Soldin  sind  in 
gleicher  Diensteigenschaft  nach  Schweidnitz  bezw.  Witzenhausen  und 
Frankfurt  a.  0.  versetzt.  Die  Katasterlandmesser  Walther  Schäfer 
in  Bromberg  und  Wilhelm  Schulz  in  Aachen  sind  zu  Katastercontro- 
leuren  in  Soldin  bezw.  Frankenberg  bestellt  worden.  —  Der  Kataster- 
controleur; Steuerinspector  Trapmann  zu  Sangerhausen  ist  als 
Katasteraecretair  nach  Wiesbaden  und  der  Katastercontroleur  Meid  er 
zu  Rupp  in  gleicher  Diensteigenschaft  nach  Sangerhausen  versetzt;  der 
Katasterlandmesser  Schütter  in  Koblenz  ist  zum  Katastercontroleur 
in  Rupp  bestellt  worden. 


690  Verefnaangelegenheiten. 

Ministerium  für  Land wirthschaft,  Domäinen  u.  Forsten. 
Der  bisherige  Landmesser  Vonschott  zu  Fulda  ist  zum  königl.  Ober- 
landmesser ernannt  worden. 

KSnigreich  Bayern.  S.  K.  H.  der  Prinzregent  geruhten  den 
gepr.  Qeometer  Josef  Oberarpbacher  zum  k.  Katastergeometer  beim 
Katasterbureau  zu  ernennen. 

Finanzministerium.  Der  gepr.  Geometer  Wilhelm  Strobel 
wurde  zum  Messungsassistenten  für  den  Bezirk  der  k.  Begierung  der 
Oberpfalz,  dann  der  gepr.  Geometer  Georg  Gutermann  fUr  den  Bezirk 
der  k.  Regierung  von  Schwaben  ernannt. 

Die  Akademie  der  Wissenschaften  hat  den  Director  des  Königlich 
Preussischen  Geodätischen  Instituts  Geheimen  Regierungsrath  Professor 
Helm  er  t  zum  correspondirenden  Mitgliede  ernannt. 

Königreich  Württemberg.  Seine  Königl.  Majestät  haben  ver- 
möge allerhöchster  Entschliessung  vom  9.  November  d.  J.  deü  proviso- 
rischen Bezirksgeometer  Gropper  in  Horp  zum Bezirksgeometer  für  die 
Oberamtsbezirke  Horb  und  Rottenburg  mit  dem  Amtssitz  in  Horb  ernannt. 


Vereinsangelegenheiten. 


Dem  Auftrage  der  20.  Hauptversammlung  des  Deutschen  Geometer- 
Vereins  Folge  gebend,  hat  die  Vorstandschaft  an  S.  Exe.  den  Kgl. 
preuss.  Herrn  Minister  der  öffentlichen  Arbeiten  ein  Bittgesuch  um  Ver- 
besserung der  Lage  der.  Eisenbahnlandmesser  gerichtet,  dessen  Wortlaut 
demnächst  in  der  Zeitschrift  für  Vermessungswesen  veröffentlicht 
werden  wird. 

Hoffen  wir,  dass  demselben  der  Erfolg  nicht  fehlen  möge. 

Die  Vorstandschaft  des  Deutschen  Geometer- Vereins. 

L.   WinckeL 


Eine  schon  am  23.  September  eingegangene  Abhandlung 
von  Vogeler  in  Schwerin,  betreffend  die  Frage  der  conformen  Pro- 
jection (S.  473 — 478)  konnte  ans  verschiedenen  Gründen  bis  jetzt  nicht 
zum  Abdruck  gebracht  werden  und  wird  im  nächsten  Hefte  erscheinen, 
was  auf  Wunsch  des  Einsenders  hiermit  mitgetheilt  wird. 

Inhalt 

Grtftsere  MittheHungsn:  Ueber  die  Verschiebungen  von  Alhidade  gegen 
Limbus  bei  den  Repetitionstheodoliten  französischer  Form,  von  Nippa.  — 
Gesammtverzerrung  von  Coordinaten,  von  Hammer.  —  Die  Berechnung  des 
mittleren  Fehlers  von  Richtungsbeobachtungen,  von  Üblich.  —  Persosalnaoli- 
nachrichten.  —  Vsrtintangsisgsnheiten. 

Verlag  von  Konrad  VlTlttwer  Stuttgart  —  Druck  von  Gebrüder  J&necke  in  Hannover. 


691 

ZEITSCHRIFT  for  VERMESSUNGSWESEN. 

Organ  des  Deutschen  Geometervereins. 

Herausgegeben  von 

Dr.  W.  Jordan,  und  O.  Steppes» 

Professor    in    Hannover  Steuer-Rath  in  München. 

^ 

1896.  Heft  24.  Band  XXV. 

^    15.  December.    f<-^ — 


Vergleichung  der  mecklenburgischen  conformen  Kegel - 
projection  mit  der  Soldner'schen  Projection; 

von  R.  Vogeler,  Kammer-Ingenieur.*) 

Von  der  richtigen  Beantwortung  der  Frage,  ob  Oauss^sche  oder 
Soldner'sche  Coordinaten  für  Katasterzwecke  vortheilhafter  seien,  wird 
die  weitere  Entwickelung  der  deutschen  Vermessungen  so  erheblich  be- 
einflusst,  auch  ist  diese  bereits  in  mehreren  deutschen  Staaten  zur 
amtlichen  Berathung  gestellte  Frage  eine  so  wichtige  und  fundamentale, 
dass  wir  zu  den  Ausführungen  des  Herrn  Professors  Koll  auf  S.  473 
bis  479  d.  Zeitschr.  nochmals  das  Wort  ergreifen  müssen. 

Da  die  in  letzter  Zeit  geführten  Erörterungen  bereits  ergeben 
haben,  dass  allseitig  die  grossen  Vorzüge  der  conformen  Coordinaten 
anerkannt  werden,  so  werden  wir  nur  noch  beiläufig  die  Vorzüge  dieser 
Coordinaten  gegenüber  den  s.  g.  Soldner^schen  Coordinaten  berühren; 
wir  werden  aber  dje  von  Herrn  Koll  auf  S.  473  — 478  erwähnten  Neben - 
umstände  noch  näher  beleuchten: 

Zu  den  Erklärungen  des  Herrn  Koll  auf  S.  474  müssen  wir 
zunächst  bemerken,  dass  unserer  hohen  Behörde  bekannt  war,  dass 
unsere  Projection,  deren  Grundgedanke  von  dem  grossen  Gauss  selbst 
herrührt,  eine  vorzügliche  ist.  Unsere  Behörde  wusste  dies  sowohl  aus 
den  Gutachten  der  mecklenburgischen  Geodäten  selbst,  als  auch  aus 
Stimmen  geodätischer  Autoritäten  ausserhalb  Mecklenburgs,  wobei 
noch  in  jüngster  Zeit  von  hochgeschätzter  Seite  ausgesprochen  wurde: 
„Die  Mecklenburger  kann  man  ja  um  ihre  Projection  beneiden." 

Bei  diesem  festbegründeten  Urtheil  über  unsere  Projection  hätten 
wir  zwar  jede  abfällige  kritische  Bemerkung  ignoriren  können,  aber 
wir  hielten  uns  für  verpflichtet,  der  Oeffentlichkeit  und  unserer  hohen 
Behörde  gegenüber  zu  zeigen,  dass  wir  auch  den  Schein  jeder  abfälligen 
Kritik  unserer  Landesvermessung  zurückzuweisen  entschlossen  sind.  In 
diesem  Sinne  wiesen  wir,  als  auf  S.  198  von  Professor  Koll  die  Be- 
merkung gemacht  wurde:  „dass  Mecklenburg  etwas  grösser  sein  müsste, 
um  in  dieser  Frage  ein  maassgebendes  Beispiel  zu  sein  und  dass 
Mecklenburg .  es  sich  noch  ruhig  leisten  könne,  die  grösseren  Verzer- 
rungsfehler   der    Gauss'schen  Coordinaten  in   den  Kauf  zu  nehmen.**  — 


*)  Wie  schon  am  Schlüsse  des  vorigen  Heftes  S.  690  bemerkt  wurde,  ist 
dieser  schon  am  23.  September  eingesandte  Artikel  aus  verschiedenen  Gründen 
( darunter  Verlust  einer  Postsendung)  im  Abdruck  verzögert  worden.    D.  Red. 

Zeitschrift  für  Vermessnngrswesen  1896.    Heft  23.  45 


692  Vogeler.    Vergleich iing  der  mecklenburgischen  conformen 

erstens  nack,  dass  Mecklenburg  mit  295  Q.-Meilen  fast  doppelt  so  gross 
ist^  als  ein  mittleres  Preussisches  Coordinatensystem  mit  nur  158  Q.- 
Meilen, und  zweitens,  dass  die  unserer  Projection  zugeschriebenen 
^grösseren  Verzerrungsfehler"  nicht  vorhanden  sird. 

Damit  schien  uns  diese  Angelegenheit  erledigt,  und  sie  wurde  wohl 
allgemein  als  erledigt  betrachtet. 

Da  kam  aber  3  Monate  später  in  der  Zeitschr.  8.  473 — 478  Herr 
Koll  zum  zweiten  Mal  mit  derselben  Behauptung  (8.  475),  daraufhin 
bleibt  uns  nichts  übrig,  als  auch  unsererseits  zum  zweiten  Mal  zu  sagen : 

Mecklenburg  hat  keine  grösseren  Verzerrungsfehler,  die  es  sich 
gleisten"  könnte,  es  hat  keine  grösseren  Verzerrungsfehler  als  die 
Preussische  Katasterprojection,  obgleich  Mecklenburg  fast  doppelt  so 
gross  ist  als  ein  mittleres  preussisches  Katastersystem  (vergl.  8.  262). 
Es  sind  die  linearen  Maximalverzerrungen  bei  uns  geringer  und  die  Ver- 
zerrungen in  den  Richtungen  sind  in  Mecklenburg,  wie  aus  unserer 
Tabelle  auf  8.  261  hervorgeht,  durchschnittlich  etwa  5  bis  10  mal  so 
gering  wie  in  Preussen. 

Wir  hielten  es  nicht  für  nothwendig  auf  die  Ursachen  noch  genauer 
einzugehen,  die  die  Verzerrungsfehler  bei  unserer  Projection  so  günstig 
gestalten.  Diese  Ursachen,  die  uns  natürlich  sehr  bekannt  sind  und 
auch  Jedem,  der  die  mecklenkurgischen  Veröffentlichungen  kennt,  wer- 
den von  Koll  auf  8.  476  jetzt  nachträglich  eingehend  erörtert,  und  es 
wird  hieran  die  Bemerkung  geknüpft,  dass  man  die  lineare  Maximal- 
verzerrung bei  der  8oldner'schen  Projection  durch  ein  ähnliches  Ver- 
fahren, wie  in  Mecklenburg,  gleichfalls  auf  die  Hälfte  reduciren  könnte. 
Dies  wird  von  Niemandem  bestritten,  aber  thatsächlich  Ist  ein  solches 
Verfahren  weder  in  Preussen  noch  in  einem  anderen  Staate  angewendet 
worden.  Das  maximale  Vergrösserungsverhältniss  bei  Gauss  und  Soldner 
ist  überhaupt  im  Allgemeinen  dasselbe,  und  es  besteht  nur  der  Unter- 
schied, dass  bei  letzterer  Projection  das  Vergrösserungsverhältniss  nach 
verschiedenen  lliclitungcn  vom  cos  *  a  abhängig  ist.  Es  ist  daher  nur 
die  Frage  zu  beantworten,  ob  dies  ^cos^  a"  bei  den  einzelnen  Ver- 
messungsarbeiten im  günstigen  oder  ungünstigen  Sinne  wirkt. 

In  Bezug  auf  die  Längenmessungen  haben  wir  die  vorliegende 
Frage  auf  8.  260  schon  genügend  erörtert  und  in  Uebereinstimmung 
mit  unseren  Ausführungen  hat  Herr  St  ei  ff  in  Stuttgart  auf  S.  335  die 
Frage  in  demselben  Sinne  beantwortet.  Wir  haben  daher  nur  nöthig, 
den  auf  8.478  nachträglich  von  Koll  aufgestellten  Satz  zu  beleuchten, 
dass  man  im  Soldner^schen  System  die  Logarithmen  der  Abscissennnter- 
schiede  gerade  ebenso  einfach  reduciren  könne  wie  im  Gauss^schen 
System  die  Logarithmen  der  Seiten.  — 

Dies  ist  an  sich  vollständig  richtig,  aber  es  beweist  nichts  für  die 
Brauchbarkeit  des  Soldner'schen  Systems,  denn  bei  grossen  Ordinaten  (y) 


Eegelprojection  mit  der  Soldner^schen  Projection.  693 

kommt  man  ohne  die  umständlichen  Reduction  en  der  Richtungswinkel 
nicht  aus. 

Es  übersieht  Herr  KoU  tiberhaupt  einen  sehr  wichtigen  Punkt:  Wenn 
man  nämlich  bei  der  Oauss^schen  Projection  die  Längen  der  Polygonseiten 
überhaupt  nicht  reducirt^  sondern  unbekümmert  um  die  Yerzer- 
rungsfehler  die  Polygonzttge  rechnet  und  die  Fehler  A  y  und  A  x  pro- 
portional den  Abscissen-  und  Ordinatenunterschieden  vertheilt^  so  erhält 
man  alles  richtig^  während  dies  im  Soldner^schen  System  nicht  zutrifft. 
Beim  Gauss^schen  System  machen  sich^  wenn  man  so  verfährt^  die  Ver- 
zerrungen in  unschädlicher  Weise  gerade  so  bemerkbar^  als  wenn  die 
Seiten  mit  Messlatten  gemessen  wären^  die  nicht  ihre  normale  Länge 
haben^  und  dieser  Umstand  kann  im  conformen  System  durch  einen 
Constanten  Reductionsfactor  oder  einen  constanten  Reductionslogarith- 
mus  für  eine  ganze  Oemarkung  berücksichtigt  werden.  Aber  im 
Soldner^schen  System  liegt  die  Sache  ganz  anders:  Hier  gibt  es  ein 
buntes  Durcheinander  von  Widersprüchen  und  Fehlern^  je  nachdem  der 
Zug  von  Nord  nach  Süd^  oder  von  Ost  nach  West  läuft.  Es  stellen 
sich  also  hier  nicht  leicht  zu  verschmerzende  „Schönheitsfehler"  (vgl. 
S.  479)^  sondern  sehr  störende  und  ohne  umständliche  Reductionen 
nicht  zu  beseitigende  Widersprüche  ein. 

Wir  müssen  auch  noch  das^  was  KoU  auf  S.  322  über  den  durch- 
schnittlichen Längenfehler  sagt^  als  unzutreffend  für  die  Beurtheilung  von 
Coordinatensystemen  bezeichnen.  Es  kann  niemals  der  durchschnittliche 
Verzerrungsfehler  der  Längen  maassgebend  sein^  sondern  es  muss  lediglich 
der  Maximalfehler  maassgebend  bleiben;  denn  andernfalls  könnte  man 
mit  demselben  Rechte  auch  die  amtlichen  Fehlergrenzen  nach  einem 
durchschnittlichen  Fehler  festsetzen.  Es  ist  beispielsweise  dem  Grund- 
stücksbesitzer A  vollständig  gleichgültig,  wie  fehlerhaft  die  Breiten  der 
Grandstücke  desA^B  und  C  zusammen  im  Durchschnitt  sein  können; 
er  will  wissen,  wie  gross  der  Fehler  bei  seinem  Grundstücke  sein  kann. 
Die  allein  maassgebenden  Maximalfehler  sind  aber,  wie  hinreichend  be- 
kannt ist,  bei  beiden  Projectionen  dieselben. 

Die  Fehlergesetze  der  Kartenprojectionen  haben  eben  einen  deutlich 
ausgeprägten  Maximalfehler,  denn  die  Fehler  wachsen  mit  dem  Abstände 
von  der  Hauptachse,  und  aus  diesem  Grunde  muss  man  die  Verzerrungen 
nach  dem  Maximalfehler  bemessen  und  nicht  nach  dem  bei  unregel- 
mässigen Messungsfehlern  fast  ausschliesslich  benutzten  mittleren  Fehler 
oder  durchschnittlichen  Fehler.  Es  zeigt  sich  auch  so  der  kleine  schein- 
bare Vortheil,  dass  bei  gleichen  Maximalfehlern  die  Soldner'sche  Pro- 
jection einen  kleineren  durchschnittlichen  Linearfehler  hat,  als  die 
conforme  Projection,  bei  Berücksichtigung  der  vorerwähnten  Umstände 
in  ganz  anderem  Lichte. 

In  Bezug  auf  die  erst  in  zweiter  Linie  in  Betracht  kommenden 
Flächenverzerrungen    ist  bekannt^    dass  bei    der  Gauss'schen   Projection 

45* 


694 


Vogeler.    Vergleichnng  der  mecklenborgischen  conformen 


Fig.  1. 


^ i>X«:->.^B 


die  Verzerrung  doppelt  so  gross  ist,  wie  bei  der  Soldner'schen  Projection. 
Diese  Flächenverzerrungen  könnten  aber  bei  Gauss  noch  viel  grösser  sein, 
ohne  dass  sie  für  die  Praxis  unbequem  würden.  Wenn  man  nämlich 
die  Verzerrungen  berücksichtigen  will,  so  hat  man  nur  nöthig,  pro- 
portional der  Grösse  der  berechneten  Flächen  sie  in  Rechnung  zu  stellen. 
Dies  ist  sehr  einfach  und  bequem.  Bei  der  Soidner'schen  Projection 
stellt  sich  die  Sache  viel  unbequemer.  Eine  proportionale  Vertheilung 
ist  bei  dieser  Projection  nämlich  nur  dann  zulässig,  wenn  man  bei  der 
Berechnung  der  Parcellen,  deren  Breiten  im  Felde  gemessen  sind,  die 
Längen  auf  der  Karte,  je  nach  der  Richtung  der  Parcellen,  nach  ver- 
schiedenen Maassstäben  abgreift. 

Zur  Zurückweisung  der  von  KoU 
auf  S.  477  d.  Z.  über  die  Winkelver- 
zerrungen erhobenen  Einreden  möge  ein 
einfaches   Beispiel  dienen: 

üeber  einer  fehlerfreien  Linie  AB, 
Fig.  1,  sei  ein  Punkt  Ctriangulirt  durch 
Messung  aller  drei  Winkel  im  Dreieck. 
■  Der  Winkel  bei  C  betrage  rund  90® 
und  die  Catheten  A  C  und  B  C  seien 
je  1000  Meter  lang. 
Nach  K  0 1  Fs  Abhandlung  S.  478  ist  in  Preussen  für  eine  Richtung 
IV.  Ordnung  noch  ein  Fehler  von  25"  zulässig,  also  auf  einen  Winkel 
25  X  2  =  50".  Der  Winkel  in  C  sei  nun  um  50"  fehlerhaft  gemessen, 
während  der  Winkel  in  A  um  30"  und  der  Winkel  in  B  um  20"  in 
negativem  Sinne  falsch  gemessen  seien.  Das  Dreieck  liege  fernerhin 
einem  Abstände  von  rund  64  km  von  der  aj-Achse  eines  Soldner'schen 
Systems  und  zwar  die  Cathete  B  G  in  einer  Parallelen  zur  os-Achse. 
Es  ergiebt  sich  dann  Folgendes:    . 

Das  Dreieck  hat  eine  Fläche  von  50  ha.  Durch  die  mangelhafte 
Winkelmessung  wird  die  Fläche  des  Dreiecks  um  121  qm  fehlerhaft 
erhalten.  Es  ergeben  sich  für  die  Lage  des  Punktes  C  folgende  nicht 
unerhebliche  Coordinatenfehler :  A  y  =  ±  0,097  m  und  A  a;  =  ±:  0,145  m. 
Der  Flächenverzerrungsfehler  nach  der  Soldner'schen  Projection 
beträgt  für  das  Dreieck  25  qm  und  nach  der  Gauss'schen  50  qm. 

Diese  wenigen  Zahlen  genügen,  um  zu  beweisen,  dass  die  durch 
die  Triangulirung  nach  der  Preussischen  Anweisung  YK.  in  die  Flächen 
hineingetragenen  Fehler  schon  2^/2  mal  so  gross  sein  können,  als  die 
Verzerrungsfehler  der  Gauss'schen  Projection  bei  dem  grossen  Abstände 
von  sogar  64  km  von  der  Hauptachse. 

Wenn  man  nun  weiter  berücksichtigt,  wie  viele  Fehlerquellen  bei 
den  Flächenbestimmungen  der  Gemarkungen  oder  der  einzelnen  Par- 
cellen  ferner  in  Betracht  kommen,  wovon  wir  nur  nennen  wollen:  die 
Unsicherheit  der  Coordinaten  der  Polygon-    und   Kleinpunkte   und  be- 


Eegelprojection  mit  der  Soldner'schen  Projection.  695 

sonders  die  Fehler  in  der  Aufnahme  der  Grenzen^  so  ist  es  uns  unver- 
ständlich, wie  Herr  Koll  dem  Flächenverzerrungsfehler  bei  der  Erör- 
terung der  Vorzüge  der  beiden  fraglichen  Projectionen  irgendwelche 
Bedeutung  beilegen  kann  (vergl.  Zeitschr.  S.  322).  Der  grössere  Flächen- 
verzerrungsfehler der  Gauss^schen  Projection  kommt  praktisch  garnicht 
in  Betracht^  und  es  bleibt  ausserdem  immer  die  Möglichkeit,  ihn  durch 
einen  proportionalen  Zuschlag  auf  die  einfachste  Weise  zu  tilgen^  während 
dies  bei  Soldner^s  Projection^  wenn  man  Feidmaasse  und  Papiermaasse 
mit  einander  combiniren  muss,  nicht  der  Fall  ist. 

Nun  haben  wir  aber  noch  die  Hauptsache  zu  betrachten,  nämlich 
erstens  die  von  Koll  auf  S.  477  —  478  erhobene  Beschuldigung,  „wir 
hätten  den  Fehler  begangen,  Anforderungen  an  die  Genauigkeit  zu 
stellen,  die  durch  den  Zweck  der  Arbeiten  nicht  gerechtfertigt  sind^, 
und  ferner  zweitens  die  von  Roll  hieran  geknüpfte  Bemerkung,  dass 
jede  unnöthige  Steigerung  der  Genauigkeit  unnöthigen  Zeit-  und  Geld- 
aufwand bedinge. 

Herr  Roll    könnte  mit  dieser  auf  die  empfindliche   Geldfrage   ge- 
richteten Beschuldigung   bei  auftraggebenden  Behörden  ein  williges  Ohr 
finden,  und  aus  diesem  Grunde  müssen  wir  gerade  diese    Vorwürfe  mit 
aller    Entschiedenheit    öffentlich  zurückweisen:    Wir  haben  auf  S.    260 
und  261  durch  eine  Tabelle  den  Nachweis  geführt,  dass  die  Richtungs- 
verzerrungen  bei  Soldner   für   Triangulirung  IL  —  IV.  Ordnung  durch- 
schnittlich etwa  5  bis  10  mal  so  gross  sind,  wie  bei  Gauss.    Aus  dieser 
Tabelle  geht  hervor,  dass  eine  ebene  Eleintriangulirung  mit  einer  Ge- 
nauigkeit von  2"  bis  3'  bei  der  Soldner'schen  Projection  zur  Unmöglichkeit 
wird.     Dies  ist  die   Hauptsache  von   dem,   was  wir  sagten  und  worauf 
es  bei  der  Beurtheilung  der  Vorzüge  der  beiden  Projectionen  ankommt. 
Diese  Hauptsache  macht  Herr  Roll  zur  Nebensache,  indem  er  sagt,   die 
grossen   Winkelverzerrungen   bei    Soldner  seien   nur   „Schönheitsfehler" 
(S.  477).     Unsere  weitere  nebensächliche  Bemerkung,  dass  die  Genauig- 
keit einer  Triangulirung   von  2"  bis  3"    den  heutigen  Instrumenten  ent- 
spreche  und    durchaus  wünschenswerth    sei,    wird  als   Hauptsache  von 
Koll  hingestellt,   und  uns  der  Vorwurf  gemacht,   wir  stellten  ungerecht- 
fertigte Anforderungen  an  die  Genauigkeit.     Hierzu  bemerken  wir,  dass 
durch  die  unübertreffliche  Gauss'sche  Projection  Niemand   gezwungen 
wird,  Triangulirungen  mit  einem  mittleren  Fehler  von  2"  bis  3"  auszu- 
führen, aber   die  Projection   lässt   die  Möglichkeit  offen,   eine  ebene 
Triangulirung  so   genau  auszuführen,    während  [dies   bei    Soldner   nicht 
der  Fall   ist.     Im  Uebrigen   sind   wir  in   der  glücklichen  Lage,  Herrn 
Koll  mit  allen  seinen  Einreden  in  Bezug   auf  Triangulirungsgenauigkeit 
und  den   hiermit  verknüpften  Zeit-  und  Geldfragen  durch  seine  eigenen 
Worte  und  früheren   ausgesprochenen  Ansichten  widerlegen  zu  können: 
In  seinem  Vortrage  auf  der  Bonner  Hauptversammlung  sagte  Herr  Roll 


696  Vogeler.    Vergleichung  der  mecklenburgischen  conform en 

dasB  man  mit  den  einfachsten  Hülfsmitteln  vorzügliche  Resultate  erzielen 
könne,  wenn  nur  die  Beobachtungsmethoden  etc.  ^gut  durchgebildet" 
seien.  Man  könne  beispielsweise  mit  einem  Mikroskop-Theodolit  von 
13  Centimeter  Durchmesser  durch  2  malige  .Beobachtung  einer  Richtung 
eine  Genauigkeit  von  2''  erzielen.  Wir  widersprachen  damals  in  Bonn 
und  schätzten  die  Leistungsfähigkeit  dieser  Instrumente,  besonders  bei 
Berücksichtigung  der  periodischen  Theilungsfehler  auf  3"  bis  4".  Jetzt 
wird  uns  nun  von  Koll  der  Vorwurf  gemacht,  dass  wir  mit  einer  Ge- 
nauigkeit von  2''  bis  3"  ungerechtfertigte  Anforderungen  stellten,  die 
unnöthigen  Zeit-  und  Geldaufwand  erforderten.  In  richtiger  Schluss- 
folgerung müssen  wir  also  annehmen,  dass  Herr  Koll  bei  Kleintriangu- 
lirungen  principiell  diese  kleinen  leistungsfähigen  Mikroskoptheodoliten 
nicht  benutzen  will.  Wie  aber  bei  Benutzung  anderer  Instrumente  eine 
Zeit-  und  Geldersparniss  eintritt,  bleibt  uns  unerfindlich,  denn  weniger 
wie  einmal  in  jeder  Femrohrlage  kann  man  doch  einen  Winkel  nicht 
messen. 

Wenn  überhaupt  die  Zeit-  und  Geldfrage  mit  der  mathematischen 
Frage  über  Coordinatensysteme  in  Verbindung  gebracht  wird,  so  müssen 
wir  sagen,  ein  gutes  Coordinatensystem  kostet  nicht  mehr,  als  ein 
schlechtes.  Dies  gilt  so  lange  man  in  der  Ebene  triangulirt,  sobald 
man  aber  sphärische  Glieder  berücksichtigen  muss,  ist  das  schlechtere 
System  das  theuere;  also  in  dem  vorliegenden  Falle  das  Soldner'sche. 
Wenn  nach  Roll  die  Maximalfehlergrenze  der  Kataster- An  Weisung  IX 
gleich  dem  4  fachen  mittleren  Fehler  gesetzt  ist,  so  kommen  wir  mit 
dem  von  uns  als  wünschenswerth  bezeichneten  mittleren  Fehler  von 
2"  bis  3"  auf  einen  noch  zulässigen  Richtungsfehler  von  rund  10". 
Dies  ist  nach  den  heutigen  Instrumenten,  wie  bereits  nachgewiesen  ist, 
keine  übertriebene  Genauigkeitsforderung.  Auf  unser  oben  S.  694  an- 
genommenes Beispiel  angewendet  ergeben  sich  dann  folgende  Fehler: 
Winkel  C  =  +  20",  Winkel  A  =  —  12"  und  Winkel  S  =  —  8".  Hieraus 
resultiren  Coordinatenfehler  von  A  y  =  0,039  m  und  A  x  =  0,058  m. 
Dies  scheinen  uns  durchaus  angemessene  und  wünschenswerthe  Fehler- 
grenzen zu  sein. 

Wir  Mecklenburger  trianguliren  zwar  nach  unseren  eigenen  In- 
tentionen, aber  in  Bezug  auf  die  Ausführung  und  besonders  in  Bezug 
auf  den  Zeit-  und  Geldaufwand  sind  vielfach  die  preussischen  Einrichtungen 
für  uns  vorbildlich  geworden.  Wir  richten  uns  aber  nicht  nach  der 
Anweisung  IX  der  preussischen  Katasteranweisung,  sondern  nach  den 
langjährigen  Erfahrungen  und  Vorschriften  der  preussischen  Landesauf- 
nahme. Dies  gilt  für  die  Triangulirung  IL  und  III.  Ordnung.  Für 
Triangulirung  IV.  Ordnung  ist  uns  die  Fehlergrenze  von  25"  der 
preussischen  Anweisung  IX  zu  weitgehend,  und  wir  halten  eine  Grenze 
von  10"  bis  12"  ftlr  angemessen.  Dies  besonders  deshalb,  weil  mit 
den   heutigen    Instrumenten    diese  Grenze    bequem    inne  zu   halten  ist. 


Kegelprojection  mit  der  Soldner'schen  Projection.  697 

Wir  stehen  ausserdem  auf  dem  Standpunkt,  dass  bei  guten  Kataster- 
triangulirungen  mit  dieser  Genauigkeitsforderung  durchaus  nichts  lieber- 
flüssiges  erreicht  wird^  denn  diese  grundlegende  Genauigkeit  soll  auf 
viele  Jahrzehnte  den  folgenden  Operationen  zu  Gute  kommen,  bei  denen 
erfahrungsmässig  ohnehin  die  Fehler  lawinenartig  sich  anhäufen. 

Wenn  Soldner  und  Bohnenberger  die  späteren  conformen  Theorien 
des  Meisters  Gauss  am  Anfang  des  Jahrhunderts  schon  gekannt  hätten,  so 
ist  bei  dem  praktischen  Blick  jener  Männer  anzunehmen,  dass  sie  dann 
damals  schon  die  überlegene  conforme  Projection  in  ihren  Ländern  ein- 
geführt haben  würden,  und  dann  würde  auch  das  preussische  Kataster, 
dessen  Projection  von  1879  Nachahmung  von  Soldner  und  Bohnenberger 
ist,  heute  im  Besitze  conformer  Coordinaten  sein. 


Nachdem  nunmehr  Herr  Kammeringenieur  Vogel  er  persönlich  in 
der  Coordinatenfrage  das  Wort  genommen  hat,  bedaure  ich  auf  die  von 
Herrn  Professor  Dr.  Jordan  auf  Seite  478  dieses  Bandes  abgegebene 
Erklärung  auch  meinerseits  zurückkommen  zu  müssen.  Danach  müsste 
es  den  Anschein  gewinnen,  als  hätte  ich  Herrn  CoUegen  Vogel  er  die 
Möglichkeit  einer  rechtzeitigen  Erwiderung  absichtlich  abzuschneiden  ver- 
sucht. Ich  muss  daher  zunächst  die  thatsächlichen  Momente  richtig  stellen. 
Der  auf  Seite  473  mit  478  abgedruckte  Artikel  des  Herrn  Professor  KoU 
ist  von  mir  schon  am  5.  Juli  (das  Heft  vom  15.  Juli  war  im  Voraus 
für  die  Landmesserordnung  bestimmt)  Herrn  Professor  Dr.  Jordan  zum 
Abdrucke  zugesandt,  von  diesem  jedoch  mit  einer  Reihe  von  Redactions- 
Bemerkungen  am  12.  Juli  wieder  zurückgegeben  worden,  so  dass  er 
dann  allerdings  erst  am  18.  Juli  zum  zweiten  Male  in  dessen  Hände 
gelangte.  Würde  aber  das  Manuscript  sofort  von  Hannover  aus  Herrn 
Collegen  Vogeler  übermittelt  worden  sein,  so  hätte  dieser  gewiss  eben 
so  gut  seine  Gegenbemerkungen  sofort  selbst  anfügen  können,  wie  dies  an 
seiner  Stelle  Herr  Prof.  Dr.  Jordan  gethan.  Dabei  muss  ich  allerdings 
noch  anfügen,  dass  ich  die  auf  Seite  473  von  mir  abgegebene  Erklärung 
nicht  abgegeben  hätte,  wenn  mir  bekannt  gewesen  wäre,  dass  Herr 
Professor  Dr.  Jordan  den  Artikel,  dessen  Redaction  er  ablehnte, 
gleichwohl  mit  Redactionsbemerkungen  versehen  werde ,  nachdem 
er  sich  primär  nur  die  persönlichen  Bemerkungen  auf  Seite  474  unten 
vorbehalten  hatte.  Soviel  über  die  formale  Behandlung  der  Sache. 
Vielleicht  darf  ich  noch  anfügen,  dass  ich  um  so  weniger  Anlass  habe, 
die  Vertreter  der  conformen  Coordinaten  irgendwie  zu  verkürzen,  als 
ich  selbst  der  Ansicht  bin  (wie  ich  dies  auch  schon  auf  der  Versammlung 
in  Bonn  angedeutet  habe),  dass  ein  Staat  erheblichen  Umfangs,  der 
in  die  Lage  kommt,  sein  Coordinatensystem  neu  zu  wählen,  nach  dem 
heutigen  Stande  der  Frage  allen  Anlass  hat,  zu  den  conformen  Coor- 
dinaten zu  greifen.  Dagegen  erachte  ich  allerdings  den  Minderwerth 
der  Soldner'schen  Coordinaten  nicht  für  so  erheblich,  dass  Staaten,  welche 


698  Vogeler.    Yergleichung  der  mecklenburgischen  conformen 

eine  auf  solche  Coordinaten  basirte  Landesvermessung  besitzen^  unbedingt 
und  ungeachtet  der  damit  verbundenen  Weiterungen  und  sonstigen  Nach- 
theile nun  sofort  ihr  System  umarbeiten  müssten.  Von  diesem  letzteren 
Gesichtspunkte  aus  habe  ich  daher,  wie  auf  Seite  473  bemerkt,  es  nicht 
für  billig  und  nothwendig  erachtet,  einem  Vertheidiger  der  Soldner'schen 
Coordinaten  das  Wort  zu  entziehen. 

Im  Uebrigen  sind  meines  Eraclitens  auf  Gebieten,  welche  der 
praktischen  Verwerthung  des  Vermessungswesens  für  die  Bevölkerung 
ungleich  näher  liegen,  noch  sehr  erhebliche  Schäden  und  Ungereimtheiten 
zu  beseitigen.  Ich  würde  es  daher,  nachdem  nunmehr  die  Coordinaten- 
frage  genügend  geklärt  sein  dürfte,  für  eine  dankbare  Aufgabe  auch 
für  die  gelehrteren  CoUegen  erachten,  wenn  sie  auch  diesen  Gebieten 
wieder  einige  Aufmerksamkeit  und  schriftstellerische  Thätigkeit  zuwenden 
würden. 

München,  6.  November  1896.  Steppes. 


In  dem  Wunsche^  die  nun  schon  seit  3/4  Jahren  geführte  Contro- 
verse  über  conforme  und  Soldner'sche  Coordinaten  einem  Abschluss  ent- 
gegenzuführen, wollen  wir  versuchen,  die  Sache  durch  ein  Gleichniss 
aus  der  Technik  klar  zu  legen: 

Wir  denken  uns  zwei  Brückenbausysteme  S  und  G,  das  erste  schon 
seit  100  Jahren  entdeckt  und  in  zahlreichen  bewährten  Bauten  allen 
Ingenieuren  bekannt,  das  zweite  G  erst  seit  30  Jahren  veröffentlicht 
und  nur  ganz  vereinzelt  zur  baulichen  Ausführung  gebracht. 

Nun  werden  bei  Gelegenheit  eines  kleineren  Brücken -Neubaus  von 
den  dabei  betheiligten  Ingenieuren  vergleichende  Berechnungen  angestellt 
über  die  Spannungen,  Pressungen  u.  s.  w.,  welche  in  den  Constructions- 
theilen  beider  Systeme  auftreten,  und  es  stellt  sich  dabei  heraus,  dass 
das  neuere  System  G  das  feinere  und  bessere  ist.  Wird  nun  Jemand 
deswegen  auf  den  Gedanken  kommen,  alle  die  älteren  nach  dem  seit 
nahe  100  Jahren  als  bewährt  geltenden  System  S  erbauten  und  längst 
dem  Verkehr  übergebenen  Brücken  wieder  abzubrechen  und  nach  dem 
System  G  neu  aufzubauen  —  ?  Wir  glauben  nicht,  dass  das  Jemand 
verlangen  wird.  Anders  läge  die  Sache,  wenn  etwa  eine  Brücke  aus 
anderen  Gründen  abgetragen  oder  umgebaut  werden  soll,  oder  wenn 
es  sich  um  den  Bau  von  Brücken  handelte,  die  erst  im  Project  auf 
dem  Papier,  in  Wirklichkeit  aber  noch  gar  nicht  vorhanden  wären. 

Was  in  solchen  Fällen  zu  geschehen  hätte,  wollen  wir  aber  auch 
nicht  in  den  Bereich  unserer  Erörterungen  ziehen,  sondern  ruhig  den 
Bauräthen  der  betreffenden  Staatsbehörden  überlassen.  Aber  was 
zweifellos  zur  Discussion  in  einer  bautechnischen  Zeitschrift  steht,  das 
ist  in  dem  angenommenen  Falle  die  freie  Aufstellung  der  mathematischen 
Festigkeitstheorien,  die  Vergleichung  der  Materialersparnisse  oder  Ver- 
luste in   den  Fällen  G  und  S,  und  ähnliches    und   wo  der  Fall   eines 


Kegelprojection  mit  der  Soldner'schen  Projection.  699 

Neubaus  vorliegt;  das  feste  Eintreten  für  das  als  besser  erkannte  System 
O.  Ganz  ans  dem  Spiele  zu  lassen  ist  aber  in  der  freien  wissenschaft- 
lichen Discussion  die  Vergleichnng  der  Abbruchskosten  einer  alten 
Brticke  S  mit  den  Vortheilen  eines  Neubaus  nach  dem  System  G,  denn 
solchen  Abbruch  wird  niemand  befürworten ;  das  Bestehende  hat  sein  Recht. 

Kehren  wir  nun  von  dem  Brücken  -  Gleichniss  zum  geodätischen 
Coordinatensystem  zurück^  so  haben  wir  in  Deutschland  eine  grössere 
Zahl  von  Landesvermessungen  seit  Menschenaltern  nach  dem  älteren 
Soldner 'sehen  System  zu  betrachten;  und  ebenso  wie  von  den  älteren 
Brücken  werden  wir  auch  hier  sagen :  Kein  Mensch  wird  die  Abschaffung 
dieser  altehrwürdigen  Coordinatensysteme  befürworten,  wenn  nicht  noch 
andere  dringliche  Gründe  dazu  kommen. 

Zweitens  ist    den    Praktikern,   welche   sich   nicht   auf  alle  die  Dis- 

cussionen  mit  ^  ^  n.  s.  w.  einlassen  wollen,  zu  sagen,  dass  Winkel- 
verzerrungen von  5"  — 10",  welche  den  40  Soldner  sehen  Systemen  des 
preussischen  Katasters  an  ihren  Grenzen  allerdings  anhaften,  im  Osten  von 
Württemberg  und  im  Nordosten  von  Baden  theilweise  noch  grösser  auch 
vernachlässigt  worden  sind,  obgleich  die  Trigonometer  und  Polygone- 
meter  jener  Länder  wohl  sich  dessen  nicht  bewusst  gewesen  sind. 

Aehnlich  wird  es  auch  in  Preussen  bisher  sich  verhalten  haben: 
Weil  die  amtliche  Anweisung  von  jenen  5"  —  10"  Winkelverzerrung 
nicht  redet,  werden  die  meisten  praktischen  Landmesser  dieselben  auch 
nicht  gekannt  haben. 

Aber  dass  bei  Neuanlagen  von  Coordinatensystemen  jene  5" — 10" 
eine  Rolle  spielen,  und  dass  die  Geodäten  eines  Staates  mit  conformer 
Projection  sich  freuen,  solche  5" — 10"  Winkelverzerrungen  nicht  zu 
haben,  und  dass  sie  nicht  umgekehrt  es  sich  gefallen  lassen,  dass  ihr 
System  abfällig  beurtheilt  werde,  das  ist  ebenso  natürlich. 

Auch  scheint  es  uns  keinem  Zweifel  zu  unterliegen,  dass  manche 
der  im  Laufe  eines  Jahrhunderts  erfolgten  Anlagen  von  Coordinaten- 
systemen, und  auch  die  vor  17  Jahren  erfolgte  Neuregulirung  der 
Preussischen  Kataster -Coordinaten,  wesentlich  anders  ausgefallen  sein 
würde,  wenn  alle  die  Gesetze  und  Wahrheiten,  welche  die  Coordinaten- 
erörterungen  in  unserer  Zeitschrift  zu  Tage  gefördert  haben,  berück- 
sichtigt worden  wären;  und  damit  können  wir  auch  beruhigt  sagen, 
wenn  im  abgelaufenen  Jahre  unsere  Zeitschrift  einen  erheblichen 
Theil  ihrer  Wirksamkeit  der  Autklärung  einer  vor  Jahresfrist  noch 
streitigen  und  unklaren  aber  wichtigen  Frage  gewidmet  hat,  so  hat  sie 
damit  dem  Zwecke  gedient,  für  den  sie  gegründet  worden  ist;  und  zum 
Schlüsse  können  wir  dazu  einen  Spruch  unseres  berühmten  schwäbischen 
Landsmannes  Schickhardt  von  1629  anführen: 

„Emendationis  primus  est  gradus,  errorem  detexisse^.         J. 


700      Petzold.    Einige  Verauche  mit  dem  SaDguefsohen  Tachymotor. 

Einige  Versuche  mit  dem  Sanguet'schen  Tachymeter. 


Mit  dem  auf  S.  144—147  d.  Zeitechr.  beBcfari ebenen,  darch  Fig.  1 
liier  noch  eiamaf  wiedergegebenen  Sanguet'schen  Tachymeter  haben 
wir  zur  Ermittelung  der  praktisch  erreichbaren  Genauigkeit  am  16.  und 
17.  October  d.  J.  einige  Hessrerauche  angestellt.  Es  worden  in  einer 
Geraden   bis  zu   200  m   Entfernung  Funkte   von  50  zu  50  m  Abstand 

Fig.  2. 


nach  genauer  Lattenmeesang  bezeichnet  und  auch  einnivellirt.  Von 
jedem  Endpunkte  dieser  200  m  langen  Geraden  ans  machten  wir  je 
4  Beobachtungen  nach  der  in  50,  100,  150  und  200  m  Entfernung  auf- 
gestellten Latte,  so  dass  wir  fUr  jede  dieser  Strecken  6  Entfemnngs- 
wcrtbe   und   ebensoviel  Hehenuntersohiede   erhielten.     FUr  die  50    und 


Petzold.    Einige  Versuche  mit  dem  Sanguet' sehen  Tachymeter.        701 

100  m  langen  Strecken  ist  die  Entfernung  sowohl  aus  vier  als  aus  zwei 
Ablesungen  bestimmt  worden^  während  die  grösseren  Entfernungen  nur 
durch  zwei  Ablesungen  gemessen  wurden. 

Die  benutzte  Latte  (Fig.  2)  hat  eine  2^22  m  lange  Centimeterthei- 
lung^  deren  Nullpunkt  annähernd  1  m  über  dem  Fusspunkte  liegt. 
Mittels  einer  kleinen,  an  der  Rückseite  sitzenden  Dosenlibelle  L  kann 
die  verhältnissmässig  leichte  Latte  mit  geringer  Mühe  genau  lothrecht 
gehalten  werden,  wozu  auch  noch  ein  Hilfsstab  als  Strebe  mit  benutzt 
werden  kann. 

Der  Gang  der  Beobachtungen,  der  sich  in  einer  etwas  anderen 
Reihenfolge  als  in  der  früheren  Beschreibung  als  praktisch  erweist,  ist 
folgender:  Das  Fernrohr  wird,  während  der  Hebel  am  tiefsten  Knopfe 
liegt,  auf  irgend  einen  Punkt  —  am  einfachsten,  wie  bei  den  vorliegen- 
den Beobachtungen  geschah,  auf  den  Nullpunkt  —  der  lothrecht  gehal- 
tenen Latte  gerichtet;  dann  wird  der  Hebel  gegen  den  nächsten  Knopf 
gelegt  und  die  Ablesung  auf  der  Latte  gemacht.  Diese  Ablesung  in 
Centimetern  stellt  bereits  die  horizontale  Entfernung  der  Latte  von  der 
Fernrohrdrehachse  in  Metern  dar.  Zur  Erhöhung  der  Genauigkeit,  sowie 
zur  Controle  können  dann  noch  —  bei  der  angewandten  Latte  für  Ent- 
fernungen bis  zu  100  m  —  weitere  zwei  Ablesungen  gemacht  werden, 
während  der  Hebel  am  dritten  und  vierten  Knopfe  liegt,  was  wir  auch 
bei  den  50  und  100  m  langen  Strecken  gethan  haben.  In  diesem  Falle 
gibt  der  fünfte  Theil  der  Summe  der  drei  Lattenabschnitte  in  Centi- 
metern die  horizontale  Entfernung  in  Metern.  In  beiden  Fällen^  sowohl 
bei  einer  als  bei  drei  Ablesungen,  ist  hier  vorausgesetzt  worden,  dass 
das  Fernrohr  in  der  Anfangsstellung  —  während  der  Hebel  am  unteren 
Knopfe  lag  —  auf  den  Nullpunkt  der  Latte  gerichtet  war.  Ist  dies 
nicht  der  Fall,  so  hat  man  nur  die  bei  der  Anfangsstellung  des  Fern- 
rohres erhaltene  Lattenablesung  von  den  übrigen  Ablesungen  abzuziehen 
und  mit  den  Differenzen  so  zu  verfahren  wie  vorhin  mit  den  directen 
Ablesungen.  Nachdem  die  Lattenablesungen  gemacht  worden  sind, 
bringt  man  wieder  den  Hebel  gegen  den  untersten  Knopf  und  liest 
darauf  an  der  Höhenscala  die  Tangente  des  Fernrohrneigungswinkels 
bis  auf  5  Einheiten  der  4.  Decimalstelle  ab.  Die  Multiplication  dieses 
Werthes  mit  der  vorhin  abgelesenen  horizontalen  Entfernung,  zur  Er- 
langung des  Höhenunterschiedes  zwischen  dem  anvisirten  Lattenpunkte 
und  der  horizontalen  Fernrohrdrehachse,  wird  nachher  am  schnellsten 
mit  dem  in  allen  Fällen  ausreichenden  Rechenschieber  gemacht.  Grössere 
Entfernungen  können  gemessen  werden  durch  Lattenbeobachtungen, 
während  der  Hebel  am  zweiten  und  dritten  Knopf,  oder  am  dritten  und 
vierten  Knopf  liegt.  Die  Differenz  beider  Ablesungen  (in  Metern)  gibt 
im  ersten  Falle  mit  der  Constanten  125,  im  zweiten  Falle  mit  250  mul- 
tiplicift  die  horizontale  Entfernung  in  Metern.     Auf  diese  Weise  ist  es 


702       Petzold.    Einige  Versuche  mit  dem  Sangaet^schen  Tachymeter. 


möglich    mit    der    benutzten   Latte    noch    Entfernungen    bis    zu    550  m' 
zu  messen. 

Die  beobachteten  Entfernungswerthe   sind   in  den  beiden  folgenden 
Tabellen  I  und  II  zusammengestellt  worden. 


I. 

Eine  Einstellung  und 
drei  Ablesungen 

IL 

Eine  Einstellung  und  eine  Ablesung 

Wahre  EBtfenaif 

50m           100m 

50m            100m 

150  m 

200m 

BeohaehteteKit- 

fenongei. 

(Die  ente  Beeh- 

achtiBg  ii  Ta- 

beUe  11  mante 

wegen  ugeilgen- 

deoLattenhalteu 

Terworfenveriei. ) 

m 

49,98 
49,88 
49,80 
49,86 
49,88 
49,94 
49,88 
49,84 

m 
99,90 
99,64 
99,58 
99,90 
99,76 
99,86 
99,72 
99,84 

m 

• 
49,8 
49,7 
49,8 
49,9 
49,8 
49,8 
49,8 

m 
99,5 
99,5 
99,6 
99,9 
99,8 
99,9 
99,7 
99,6 

m 
149,3 
149,3 
149,3 
149,3 
149,5 
149,9 
149,9 
149,3 

m 
199,2 
199,5 
199,5 
199,2 
199,1 
199,0 
199,5 
200,0 

littel 

DarchKhuttl. 
coDstanter  Fehler 

littlerer  laflU. 
Fehler. 

49,882 
+   0,118  m 

±      5,6  cm 

99,775 
+   0,224  m 

dz     12,1  cm 

49,80 
+  0,20m 

±     7,9  cm 

99,69 
+   0,31m 

±   16,4  cm 

149,48 
+  0,52  m 

±   27,1cm 

199,38 
+  0,62  m 

±   31,8  cm 

Der  constante  Fehler  ist  in  beiden  Fällen  genügend  proportional 
der  Entfernung,  was  sich  hier  übrigens  auch  bei  dem  zufälligen  Fehler 
zeigt.  Es  kommt  also  für  den  letzten  bei  Entfernungen  bis  zu  200  m 
das  Quadratwurzelgesetz  nicht  zum  Ausdruck.  Bei  grösseren  Entfer- 
nungen verhält  sich  die  Sache  jedoch  anders,  der  Fehler  wächst  dann 
rascher.  Es  ist  hierbei  noch  zu  bemerken,  dass  die  Latte  während  der 
Beobachtungen  nicht  so  genau  gehalten  wurde,  wie  es  die  schärfste 
Entfernungsmessung  mit  dem  angewandten  Instrument  erfordert.  Der 
Lattenhalter  war  eben  zu  besonders  genauer  Arbeit  nicht  geeignet. 
Wird  die  Latte  so  genau  als  möglich  ruhig  lothrecht  gehalten  —  nament- 
lich mit  Benutzung  einer  Strebe  — ,  so  erreicht  man  jedenfalls,  wie  wir 
auch  schon  aus  einigen  andern  Beobachtungen  ersehen  haben,  nahezu 
die  doppelte  Genauigkeit.  Jedoch  zur  Erlangung  eines  Urtheils  über 
die  praktische  Leistungsfälligkeit  eines  Instrumentes  ist  es  besser,  wenn 
es  unter  Umständen  angewandt  wird,  wie  sie  im  Allgemeinen  im  Felde 
obwalten,  was  wir  hiermit  erreicht  zu  haben  glauben.  Der  constante 
Fehler  ist  nicht  allein  dem  Instrumente  zuzuschreiben,  denn  er  hängt 
noch  mit  —  abgesehen  von  dem  geringen  Lattentheilungsfehler,  der 
durchschnittlich  nur  0,15  mm  pro  Lattenmeter  betrug  —  von  der 
Strahlenbrechung  ab  und  wird  bei  Sonnenschein  an  heissen  Sommer- 
mittagen wieder  ein  anderer  sein.  Er  ist  in  der  genauen  Tachymetrie 
mit   in   Rechnung   zu    nehmen,    was    leicht    durch    den   Rechenschieber 


Bücherschao. 


703 


bewirkt  werden  kann,   während   er   in   der  Landestopographie  natürlich 
nicht  in  Betracht  kommt. 

Die  wahren  Höhenfehler   sind   für  die   verschiedenen  Entfernungen 
in  der  folgenden  Tabelle  zusammengestellt  worden. 


Entfernung 

50m 

100  m 

150  m 

200m 

cm 

cm 

cm 

cm 

+  7,2 

+  15,2 

+  1,9 

—  6,6 

4,5 

6,2 

1,9 

6,6 

Wahrer 

6,9 

5,2 

1.9 

6,6 

7,0 

5»2 

1,9 

6,6 

HUhenfehler 

9,3 

5,1 

1,2 

7,9 

6,7 

5,4 

0,5 

7,9 

6,7 

5»2 

0,5 

7,8 

6,7 

5,2 

1.3 

7,9 

Mittel 

+  6,9 

+  6,5 

+  1,4 

-7,2 

Hiernach  beträgt  der  durchschnittliche  Höhenfehler  nur  5,4  cm. 

Hinsichtlich  der  Genauigkeit  der  Entfernungen  und  Höhen  lässt 
daher  der  Sanguet'sche  Tachymeter  bei  seiner  schnellen  Handhabung 
nichts  zu  wünschen  übrig.  Besonders  von  Vortheil  aber  erweist  er  sich 
im  Hügellande  bei  der  reinen  Horizontalaufnahme,  weil  die  horizontale 
Entfernung  ohne  Weiteres  auf  der  Latte  abgelesen  wird^  ohne  dass  eine 
Reduction,  entweder  am  Instrumente  selbst,  oder  mittels  des  erst  noch 
zu  messenden  Höhenwinkels,  auszuführen  ist.  M.  Petzold, 


Bücherschau. 


Rechentafeln  von  Ludwig  Zimmermann.    Grosse  Ausgabe.    Verlag  des  Tech- 
nischen Versandgeschäfts  R.  Reiss,  Liebenwerda  1896.   Preis  gebunden  5  Mk 

• 

Vorliegende  grosse  Ausgabe  der  vor  Jahresfrist  erschienenen 
kleinen  Rechentafeln  desselben  Verfassers  (vergl.  Zeitschr.  f.  V.  1896, 
S.  30—31)  verdankt  ihre  Entstehung  einer  Anregung  des  Herrn  Prof. 
Vogler.  Und  unumwunden  muss  man  mit  letzterem  beim  Anblick  und 
noch  mehr  beim  Gebrauch  der  in  handlichem,  praktisch  gebundenem 
Format  neu  erschienenen  Tafeln  dem  Verfasser  das  Lob  spenden,  nicht 
nur  ein  brauchbares,  sondern  ein  vortreffliches  Hilfsmittel  für  den 
praktischen  Rechner  geschaffen  zu  haben. 

Wer  die  bekannten  Crelle^schen  Tafeln  viel  zu  handhaben  ge- 
nöthigt  ist,  wird  diese  neue  Erscheinung  auf  dem  geodätischen  Bücher- 
markt mit  doppelter  Freude  begrüssen,  weil  die  dem  Volumen  nach  so 
bedeutend  kleinere  Zimmermann*sche  Tafel  dennoch   bei  den   alltäg- 


704  Bticherschau. 

lichen  numerischen  Berechnungen  des  Landmessers  die  schwere^  unhand- 
liche und  auch  in  Bezug  auf  Druck  und  Papier  in  vielen  Exemplaren 
nicht  gerade  mustergiltige  Crelle'sche  Tafel  nicht  nur  ersetzen  kann, 
sondern  derselben  noch  überlegen  ist.*) 

Die  Elemente  der  Rechnungen  des  Landmessers  sind  in  den 
weitaus  meisten  Fällen  4-  und  5ziffrige  Zahlen.  Um  z.  B.  das  Product 
zweier  4ziffrigen  Zahlen  zu  bilden,  hat  der  Rechner  aus  der  Cr  elle- 
schen Tafel  4  Einzelproducte  zu  entnehmen  und  dieselben  zu  addiren, 
oder  bei  der  Entnahme  von  nur  2  Tafelwerthen  noch  eine  besondere 
Multiplication  auszuführen.  Bei  der  Verwendung  der  Zimmermann- 
schen  Tafel  ist  die  Arbeit  mit  dem  Niederschreiben  und  der  Addition 
zweier  Tafelproducte  erledigt,  indem  dieselbe  auf  200  Seiten  unmittelbar 
die  Producte  aller  2-  mit  allen  4ziffrigen  Zahlen  in  einer  höchst  über- 
sichtlichen Anordnung  nach  Zeilen  und  Kolonnen  enthält.  Eines  nur 
scheint  uns  nicht  zweckmässig,  d.  i.  die  grosse  Ziffer  1  vor  den  letzten 
3  Stellen  zum  Zeichen,  dass  zur  vorhergehenden  Ziffer  eine  Einheit  zu 
addiren  ist.  Unseres  Erachtens  wäre  hier  die  Anwendung  der  durch 
die  Logarithmentafeln  allgemein  eingeführten  Zeichen  *  oder  -}-  vor 
dem  Sziffrigen  Reste  besser  gewesen. 

Der  Gebrauch  der  Tafel  ist  in  der  Einleitung  durch  so  viele  Bei- 
spiele erläutert,  dass  wir  füglich  von  weiteren  Ausführungen  hierüber 
absehen  können.  Nur  auf  einen  Punkt  des  praktischen  Rechnens  wollen 
wir  noch  aufmerksam  machen. 

In  der  Flächeninhaltsberechnung  und  bei  polygononietri- 
schen  Rechnungen,  bei  welchen  in  erster  Linie  die  Anwendung  von 
Rechenhilfsmitteln  geboten  ist,  braucht  man  das  Resultat  in  der  Regel 
nur  bis  auf  eine  bezw.  bis  auf  zwei  Dezimalen  zu  kennen.  Daher  wird 
ein  praktischer  und  überlegender  Rechner  auch  nur  so  viele  Ziffern 
niederschreiben,  als  zur  Erreichung  des  genannten  Genauigkeitsgrades 
erforderlich  ist.  Alles  Uebrige  ist  vom  Uebel.  Bei  der  Bildung  der 
Producte  wird  demnach  die  Methode  der  abgekürzten  Multiplication  an- 
zuwenden sein  unter  fast  ausschliesslicher  Verwendung  der  Rechentafel, 
wie  folgendes  Beispiel  zeigt. 

2  A  =  412,37  .  804,16  =  329  681. 

1  849.4 

56.3 

24^ 

331  611.3 

A  =  165  806  qm 


*)  Auch  die  Rechentafel  vom  Geh.  Oberbaurath  Dr.  Zimmermann,  Preis 
gebunden  5  Mark,  sei  hier  noch  erwähnt.  Dieselbe  enthält  unmittelbar  die 
Producte  aller  2-  und  Sziffrigen  Zahlen. 


Btieherschau.  705 

512,48  .  sin  51^  21,3'  =  512,48  •  0,78103  =  398.310 

1.874 
62 

15 

A  y  =  400.261  m 
Der  genaue  Werth  ist  400,262  m. 

Die  beiden  letzten  Producte  in  vorstehenden  Beispielen  werden 
natürlich  durch  eine  einfache  Kopfrechnung  ermittelt,  da  dies  bei  nur 
2  bis  3  Ziffern  immer  schneller  zum  Ziele  ftlhrt,  als  ein  Ablesen  aus 
der  Tafel.  Zur  Controle  kann  man  dies  ja  trotzdem  noch  thun,  wenn 
man  sich  nicht  sicher  ftlhlt. 

Das  zweite  Beispiel  zeigt,  dass  die  Z-Tafel  bei  polygonometri- 
schen  Rechnungen  —  falls  man  nur  eine  Tafel  der  Sinus  und  Cosinus 
bis  auf  5  Stellen  zur  Verfügung  hat  —  selbst  die  6  stellige  Logarithmen- 
tafel zu  ersetzen  im  Stande  ist.  Hat  man  die  Sinus  und  Cosinus  nur 
auf  4  Stellen,  so  wird  das  Resultat  in  der  zweiten  Decimale  schon  nicht 
mehr  sicher  sein.  Abgesehen  von  genauen  Stadtmessungen,  bei  welchen 
das  Mitführen  der  dritten  Decimale  zu)-  Vermeidung  von  Fehleranhäufung 
durch  Abrundung  nothwendig  und  daher  6  stellige  logarithmische  Rech- 
nung am  Platze  ist,  wird  eine  4  stellige  Tafel  der  Sinus  und  Cosinus, 
wie  Herr  Zimmermann  sie  demnächst  veröffentlichen  wird,  unter  allen 
Umständen  ausreichen. 

Den  häufig  vorkommenden  Fall  der  Inhaltsberechnung  eines  Drei- 
ecks aus  den  3  Seiten  wollen  wir  noch  mit  einigen  Worten  besprechen. 

Die  drei  Factoren  des  Radicanden  sind  in  der  weitaus  grössten 
Zahl  aller  Fälle  4-  oder  5ziffrig;  demnach  wird  die  Anzahl  der  für  das 
Ausziehen  der  Quadratwurzel  zu  bildenden  Gruppen  von  je  2  Ziffern 
vor  dem  Komma  sein 

bei  drei  4-ziffrigen  Factoren  höchstens  3  Gruppen 
„  zwei  4-  und  einem  5-ziffr.  Factor       4         „ 

Da  nun  bei  2nGruppen  des  Radicanden  die  Quadratwurzel  bis  auf 
die  erste  Stelle  vor  dem  Komma  richtig  erhalten  wird,  wenn  man  aus 
den  ersten  w-Gruppen  in  bekannter  Weise  die  Wurzel  zieht  und  dann 
unter  Vernachlässigung  der  folgenden  n-Gruppen  die  Methode  der  abge- 
kürzten Division  anwendet,  so  wird  ein  geübter  Rechner  von  vornherein 
alles,  was  unnöthig  ist,  fortlassen. 

Will  man  bei  2n-Gruppen  noch  die  erste  Decimale  des  Radicanden 
erhalten,  so  sind  in  der  angegebenen  Weise  die  ersten  n  +  1-Gruppen 
zu  behandeln. 

Bei  2  n  -f-  1-Gruppen  genügen  die  ersten  w  -{-  1,  um  die  Wurzel 
bis  auf  die  erste  Decimale  richtig  zu  erhalten. 


706  Bücherachau. 

Zar  Erläuterung  des  Vorstehenden  mögen  folgende  beiden  Beispiele 
dienen^  welche  auch  die  Verwendung  der  Z-Tafel  in  diesem  Falle  zeigen. 

A=  V^216,42  .  175,19  •  613,45  =  3  67  71 

1120-64 

3-50 

19.44 


613,45  X  3  79  14  . 

58 

23  12  51 

12  88  9 

18  9 

24  5 

36 

i 

5 

K23  25  87  .  4  : 

=  4822,73 

qm 

4822  =  23  23  24 

964  ;  2  63  . 4 

2  60-3 

3.1 
Die   7  stellige   logarithmische  Rechnung   gibt  4822,73;    also   genau 
dasselbe  Resultat. 

]/872,55  .  913,41  •  997,26  =  79  46  58 

22  83  .  50 
45-65 

8-72 

997,26  X  79  69  95  •  87 


7  87  78  8 

6  88  07 

9  47 

9 

4  78 

V  7  94  81  21.. 

=  28192,5  qm 

2812  —  7  89  61 

562 :  5  20  21 
5  17  04 


3  17 
Die  7stellige  logarithmische  Rechnung  ergibt  28192,4. 

Dass  die  Ausstattung  des  Werkes,  sowohl  was  Druck  als  Papier 
anbetrifft,  eine  vortreffliche  ist,  und  hierdurch  die  Zimmermann'sche 
Tafel  sich  von  ähnlichen  Tabellenwerken  vortheilhaft  unterscheidet, 
möge  zum  Schluss  noch  anerkennend  hervorgehoben  werden. 

Dessau,  October  1896.  Fr.  Schulze. 


Unterricht  und  Prüfungen. 


707 


«1^ 


Unterricht  und  Prüfungen. 

Nachweisung  derjenigen  Landmesser^  welche  die  Land- 
messerpriifang  im  Frtthjahrstermine  1896  bestanden  haben. 


1 

2 

3 
4 
5 
6 
7 
8 
9 
10 
11 
12 
13 
14 
15 
16 
17 
18 
19 
20 
21 
22 
23 
24 
25 
26 
27 
28 
29 
30 
31 
32 
33 
34 
35 
36 
37 
38 
39 
40 
41 
42 


Bezeichnung  der 
PrUfnngscommission 


a.   Berufslandmesser. 

Aewerdieck,  Fr  i  e  dr  i  chWilhelmChristian 

Ahrberg,  Friedrich  Heinrich  Wilhelm 

Asteroth,  Otto 

Bader;  Albert  Johannes  Karl 

Bahrs,  Amandas  Heinrich  Christian. 

Balcke,  Max 

Baldamns,   Karl  Ferdinand  Eduard   . 

BalduS;  August 

Bartsch,  Franz. .    

Becker,  Karl  Adolf  Theodor 

Beerraann,  Paul  Albert  Johannes .... 

Beitlich,  Otto 

Bengs,  Karl  Hubert 

Bernhardt,  Leonard 

Bernhardt,  Gustav  Martin 

Bever,  Karl 

Binde,  Wilhelm  Theodor  Otto 

Birr,  John 

Blobel,  Hermann 

Block,  Emil 

Böttcher,  Otto 

Bomm,  Peter  Josef  Hubert 

Brauer,  Ludwig 

Brems,  Georg  Friedrich  Arend 

Brinkmann,  Wilhelm  August 

Brüll,  Paul 

Büsselberg,  Heinrich  Friedrich  Wilhelm 
Buhl,  Maximilian  Ferdinand  Alois.. 

Bnrbach,  Heinrich 

Bussilliat,  Heinrich 

Christoph,  Franz  Wilhelm  Albert  . . . 

Clement  Wilhelm  Karl  Georg, 

Daniel,  Johann  Jakob   

Deventer,  Theodor  Heinrich 

Dreher,  Rudolf 

Dreyer,  Ernst  Karl  Wilhelm  Julius.. 

Eckert,  Max 

Englisch,  Max  Karl  Theodor 

Esfeld,  Josef 

Faust,  Wilhelm 

Fenner,  Karl  August  Ludwig 

Feusse,  Johann  Adolf  Friedrich 


Zeitschrift  für  VermessaiiKSwesen  1896.    Heft  20. 


Poppelsdorf 


77 

Berlin 

Poppelsdorf 

Berlin 

Poppelsdorf 

Berlin 

7? 

Poppelsdorf 

Berlin 

Poppelsdorf 

'Berlin 
Poppelsdorf 


Berlin 

77 
77 
7? 

Poppelsdorf 
Berlin 

77 
7? 


Poppelsdorf 

77 
7) 
7) 
7? 

77 

Berlin 

77 
7? 

Poppelsdorf 

7) 

Berlin 

77 

Poppelsdorf 
46 


708 


Unterricht  und  Prüfungen. 


Lau- 
fende 

Nr. 


Namen 


Bezeichnung  der 
PrUfungscommibsion 


43 
44 
45 
46 
47 
48 
49 
50 
51 
52 
53 
54 
55 
56 
56 
58 
59 
60 
61 
62 
63 
64 
65 
66 
67 
68 
69 
70 
71 
72 
73 
74 
75 
76 
77 
78 
79 
80 
81 
82 
83 

84 
85 
86 
87 
88 
89 


Fiebelkorn,  Ferdinand  Ludwig MaxFritz 
Fiegler,  Lothar  Friedrich  Adolf.... 

Filitz,  Karl 

Förster,  Kurt 

Förster,  Franz  Maximilian 

Forchmann,  Hans  Max  Feodor 

Franzen,  Bernhard 

Freckmann,  August  Georg 

Friesen,  Wilhelm  Hub ert 

Fritzen,  Heinrich 

Füchte,  Kaspar  Heinrich 

Oawlick,  Karl  Johannes    

Oesse,  Friedrich 

Graef,  Heinrich 

Groll,  Friedrich 

Hachmann.  Lorenz  Georg  Alex 

Hahn,  Hermann  Reinhold 

Hanel,  Bruno  Hildebert 

Hanke,  F r anz  Josef 

Hause,  Hermann 

Heinemann,  Friedrich,  Christian  . . . 

Herrmann,  Otto  Oskar 

Heuer,  Heinrich  Wihelm  Albert    ... 
Hillmer,  Johann  Wilhelm  Rudolf... 

Hitzer,  Fri  edrich  Wilhelm 

Hoecken,  Karl  Eugen  Robert 

Homann,  Bernhard 

Imand,  Jakob  Eduard 

Jung,  Julius , . . 

Kanneuberg,  Emil  Johannes   Heinrich 

Kasten,  Harry 

Keiser,  Paul 

Kessler,  Karl  Anton 

Kirsch,  Georg  Karl  Adolf 

Köhn,  Otto  Hermann  Friedrich. . .  . 

Kraft,  Arno  Robert  Wilhelm 

Krahl,  Karl  Richard 

Kttbelstein,  Hermann 

Lange,  Emil  Wilhelm  Max 

Liermann,  Max  Gustav  Berthold  .... 
Limbach,    Friedrich    Wilhelm    Ernst 

Christian 

Lindeholz,  H ermann  Robert  . ; 

Lohmann,  Karl  Heinrich  Friedrich  . 

Machleidt  Fritz  Albert 

Mahler,  Wilhelm  Hubert  Otto 

Manglowski,  Walter  August 

Mecke,' Bern  ward  Philipp  Heinrich  . 


Poppeisdorf 
Berlin 


w 


Poppeisdorf 

7) 

n 

n 
Berlin 

Poppeisdorf 

n 
Berlin 

Poppeisdorf 

Berlin 

Poppeisdorf 
Berlin 

Poppeisdorf 
Berlin 

Poppeisdorf 
Berlin 
Poppeisdorf 
Berlin 

n 
Poppelsdorf 

n 

n 
Berlin 


Poppelsdorf 
Berlin 

7? 

n 
Poppelsdorf 

n 
Berlin 


Poppelsdorf 
Berlin 

Poppelshorf 
Berlin 


Poppelsdorf 


Unterricht  und  Prüfungen. 


709 


Bezeichnung  der 
Prüf ungs  CO  mmi  ssion 


90 

91 

92 

93 

94 

95 

96 

97 

98 

99 

100 

101 

102 

103 

104 

105 

106 

107 

108 

109 

110 

111 

112 

113 

114 

115 

116 

117 

118 

119 

120 

121 
122 
123 
124 
125 
126 
127 
128 
129 
130 
131 
132 
133 
134 
135 
136 


Meincke,  Ernst  Hans  Urich  Bruno  .. 

Moehl,  Valentin  Heinrich 

Möller,  Karl  Wilhelm 

Morels,  Josef 

Mondwolf,  Hermann  Karl  Ferdinand . 

Mühlfeldt,  Friedrich 

Müller,  Wilhelm 

Müller,  Arthur  Otto  Hngo 

Nagel,  Heinrich  Friedrich  Christian . 

Nebelnng,  Hermann 

Neil,  Heinrich  Otto  Ludwig 

Neuendorff,  Otto  Hermann  Hans  .... 
Neupert,  Franz   Josef  Christoph  Fritz 

Nitze,  Arthur 

Noack,  Eduard  Arnold 

Oberstadt,  Joseph 

Obladen,  Franz  Berthold  August. .  . . 

Ochs,  Karl  Heinrich 

Patzelt,  Hermann 

Peters,  Georg 

Pfennig,  Arthur 

Pichelt,  Wilhelm 

Pielmann,  Johannes  Karl  Julius  Ludwig 

Plate,  Albert  Ferdinand 

Poppe,  Erich  Hermann  Wilhelm.... 

Pracejus,  Emil 

Probsthain,  Karl  Alfred 

Przibilla,  Karl [ 

Raczek,  Lothar 

Radtke,  Adolf 

Reinecke,  Johann  Georg  Rittel  Ernst 
August  Peter;  Premier-Lieutenant  a.  D. 

Reinigen,  Peter 

Rohde,  Hermann 

Rudelius,  Georg 

Runge,  Ferdinand  Otto  Friedrich.. 

Sardemann,  Hermann 

Schalt,  Friedrich  Wilh  el  m 

Scheefeldt,  Emil  Richard  Rudolf 

Schenck,  Paul  Rudolf  Josef 

Schewior,  Georg 

Schiller,  Robert  Gustav  Max 

Schiwy,  Georg  Rudolf  Franz 

Schlüter,  Heinrich  Wilhelm  Julius.. 

Schmillen,  Johann  Karl  Wilhelm 

Schnitt,  Richard  Otto  Emil 

Schröder,  Christian  Heinrich 

Schuck,  Heinrich 


Berlin 

7) 

Poppelsdorf 

7) 

Berlin 

Poppelsdorf 
Berlin 
Poppelsdorf 

n 
Berlin 

Poppelsdorf 

Berlin 

Poppelsdorf 

Berlin 

77 
77 

Poppelsdorf 


Berlin 

77 

Poppelsdorf 


Berlin 

7» 

Poppelsdorf 
Berlin 

77 
77 


Poppelsdorf 

77 

Berlin 
Poppelsdorf 

77 

Berlin 

77 
77 

Poppelsdorf 
Berlin 

77 
7? 

Poppelsdorf 
Berlin 

Poppelsdorf 
Berlin 


710 


Unterricht  und  Prüfungen. 


Bezeichnung  der 
Prüf angscommissi  on 


137  I  Schütz,  Ernst  Max 

138  j  Schnitze,  Karl  Franz  Richard 

139  j  Schulze,  Friedrich  Wilhelm  August. 

140  Schulze,  Gustav  Adolf  Wilhelm 

141  Schwab,  Max 

142  Schwalbe,  Franz  Gustav  Otto 

143  Schwerdtfeger,E  m  il  FerdinandHermann 

144  Seibach,  Alfred 

145  I  Siebert,  Andreas 

146  Sieck,  Karl  Julius  Heinrich 

147  Siekierski,  Hermann  Franz 

148  Siemann,  Franz  Ernst  Eduard 

149  Skursky,  Erich  Karl  Bruno 

150  :  Sonnemann,  Paul  H 

151  \  Spormann,  Hans 

152  Stern,  Reinhard  Paul  Julius  Heinrich 

153  Stocksirom,  Enno  Gerhard   

154  j  Tenius,  Gotthilf  Richard 

155  j  Thomas,  Friedrich  Karl 

156  1  Tiburtius,  Benno 

157  I  Timm,  Otto  Ernst  Eduard 

158  Trabert,  Joseph 

159  Viering,  Johannes  Friedrich  Oliristian 

Ludwig 

160  Virch,  Erich 

161  Voss,  Maximilian  Gerhard  Heinrich. 

162  Wahlmann,  Karl  Philipp  Heinrich.. 

163  Wandrey,  Hermann  Wilhelm  Ernst  . 

1 64  Warmbier,  Friedrich  Ferdinand  Arthur 

165  Wehberg,  Karl 

166  Weidekamp,  Konrad    Heinrich    Fer- 

dinand   

167  Weitler,  August   

168  Welke,  Karl  Albert 

169  Wiedfeldt,       Johannes       Hermann 

Friedrich 

170  Wilkens,  Johann  0  tt  o 

171  Willems,  Jan  Reneer 

172  Wrede,  K  arl  Gustav  Albert 

173  Zernikow,  Rudolf 

174  Ziehm,  August  Albert 

175  Zimmer,  Karl  Ernst  Wilhelm 

176  Zirkel,  Bernhard  Joseph 

b.  Forstbeamte. 

177  Jaenisch,  Karl  Georg  Heinrich,  Forst- 
assessor   


Poppeisdorf 

Berlin 

Poppeisdorf 

n 

Berlin 

n 
Poppelsdorf 

Berlin 

Poppelsdorf 

Berlin 


Poppelsdorf 
Berlin 


Poppelsdorf 
Berlin 

n 

Poppelsdorf 

Berlin 

Poppelsdorf 

n 
Berlin 

n 
Poppelsdorf 

Berlin 

Poppelsdorf 

Berlin 

77 

Poppelsdorf 
Berlin 

77 

Poppelsdorf 

Berlin 

Poppelsdorf 


Poppelsdorf 


Kleinere  Mittheilung.    BUcherschau.  711 


Kleinere  Mittheilung. 


Maassstabverhältnisse  der  Kataster -Karten  in  Oesterreich. 

Im  Mai  d.  J.  haben  die  Ingenieurkammern  der  Vereine  der  beh. 
autorisirten  Civil  -  Techniker  in  Nd.  -  Oesterreich,  Böhmen,  Galizien  und 
Mähren  Veranlassung  genommen^  an  das  k.  k.  Finanzministerium  die 
Bitte  zu  richten^  die  Katasterkarten  der  nun  aufgenommenen  Gemeinden 
in  den  Maassstabsverhältnissen  1:2000^  1:1000  bezw.  1:500  kartiren 
zu  lassen. 

Wie  uns  der  Vorstand  des  Vereins  der  beh.  aut.  Civil  -  Techniker 
in  Nieder-Oesterreich  freundlichst  mittheilt^  ist  demselben  nunmehr  ein 
Schreiben  des  k.  k.  Eisenbahn  -  Ministeriums  zugegangen,  worin  dieses 
sich  bereit  erklärt;  das  Gesuch  der  Vereine  der  besonderen  Berücksich- 
tigung des  k.  k.  Fin^zministeriums  zu  empfehlen. 

Es  darf  somit  wohl  erhofft  werden^  dass  auch  das  Finanzministerium 
sich  der  Ueberzeugung  von  den  Vorzügen  einfacher  Maassstabverhält- 
nisse nicht  mehr  verschliessen  wird,  and  dass  auch  in  Oesterreich  in 
absehbarer  Zeit  die  früher  üblichen  unrationellen  Maassstäbe  von  den 
öffentlichen  Karten  verschwinden  werden. 


BOcherschau. 

Leitfaden  der  praktischen  Physik.  Mit  einem  Anhange,  das  absolute  Maasssystem, 
von  Dr.  F.  Kohlrausch,  Präsident  der  physikalisch- technischen  Reichs- 
anstalt in  Charlottenburg.  Mit  in  den  Text  gedruckten  Figuren.  8.  ver- 
mehrte Auflage.    Leipzig  1896.    Druck  und  Verlag  von  B.  G.  Teubner. 

Neben  der  Mathematik  ist  Physik  die  wichtigste  Hülfswissenschaft 
des  Geodäten,  und  deswegen  ist  die  Empfehlung  des  vorliegenden  Leit- 
fadens der  Physik  in  unserer  Zeitschrift  am  Platze. 

Was  früher  eine  Eigenthümlichkeit  der  geodätischen  Lehrbücher 
war,  ein  einleitendes  Capitel  über  mittlere  Fehler  und  Fehlerausgleichung^ 
das    finden   wir    nun    auch    hier    als   Einleitung    zur    PJiysik   S.  1 — 22. 

u.  s.  w.,  ohne  Entwicklungen,  lediglich  Gebrauchsformeln, 

bis  zur  Gauss^schen  Auflösung  der  Normalgleichungen  [bh  •  1]  u.  s.  w., 
dann  Interpolation,  Zahlenrechnen,  Technisches  S.  27,  Glas  versilbern, 
-Schneiden,  -Poliren  u.  s.  w.  Im  Uebrigen  wollen  wir  nur  noch  die  der 
Geodäsie  verwandten  Abschnitte  durchgehen,  SchwerenbeschleunigungS.  87 : 

g  =  9,806  (1  —  0,0026  cos  9  —  0,0000002  H) 
(Helmert    9,80596    und    0,00265    zur  Vergleichung)    Barometer    S.  94. 
Quecksilberausdehnung  =  0,000181  für  1  °  C.     Capillarität  Tab.  15,  nach 
Mendeläeff  und  Gutkowsky,  wollen  wir  vergleichen   mit  einer  anderwärts 
oft  gebrauchten  Tafel  von  Schleiermacher  und  Delcros: 


712 


Bücherschan 

• 

Kuppenhöhe  — 

1,0  mm. 

mm 

mm       mm 

mm 

mm 

Innerer  Röhrendurchmesser        6 

7          8 

9 

10 

Capill.  nach  Mendel^eff           0,78 

0,53     0,38 

0,28 

0,20 

„           „     Schleiermacher     1,07 

0,76     0,55 

0,41 

0,30 

Differenz                                    0,29 

0,23     0,17 

0,13 

0,10 

Solche  Tabellen  sind  sehr  unsicher. 
Barometrische  Höhenformel  S.  96: 

h  =  18430  (log  b^—\ogb^){l+  0,00367  t) 

X  (l  +  0,0026  cos  2  cp  +  0,0000002  ^  +  |  | (g^  +  X")) 

Die  Constante  18430  enthält  die  Schwereabnahme  für  Quecksilber- 
gewicht  (gilt  aber  nicht  für  Aneroidmessungen). 

Thermometer  S.  100.  Wissenschaftlich  definirt  man  die  Tempe- 
ratur nach  der  Ausdehnung  eines  vollkommenen  Gases  (Wasserstoff), 
indem  man  gleichen  Volum-  (oder  Druck-)  zuwachsen  des  Oases  gleiche 
Temperaturzuwachse  zur  Seite  stellt.  Das  Quecksilberthermometer  hält 
nicht  ganz  gleichen  Schritt  mit  dem  Luftthermometer,  weil  Quecksilber 
und  Olas  sich  nicht  gleichmässig  ausdehnen.  Die  physikalisch-technische 
Reichsanstalt  aicht  Thermometer  nach  dem  Luftthermometer,  mit  Rück- 
sicht auf  die  Depression  des  Nullpunktes.  Es  besteht  nämlich  nach  der 
Fabrikation  der  Thermometer  wegen  der  langsamen  Zusammenziehung 
des  geblasenen  Glases  zunächst  ein  allmähliches  Aufrücken  der  Fix- 
punkte 0^  und  100^  um  nahe  gleichviel.  Das  Aufrücken  dauert  mit 
veränderter  Geschwindigkeit  unter  Umständen  Jahre  lang  fort  und  kann 
mehr  als  1^  betragen.  Durch  langes  Erwärmen,  etwa  auf  Siedetempe- 
ratur, kann  man  den  Process  beschleunigen.  Dabei  besteht  eine  De- 
pression der  Einstellungen  nach  Erwärmungen.  Da  die  Ausdehnung  des 
Glases  nach  jeder  Erwärmung  des  Thermometers  eine  Nachwirkung  hat, 
welche  erst  mit  der  Zeit  verschwindet,  so  lässt  jede  Erwärmung  eine 
Erweiterung  des  Ge&sses  (Nachwirkungs-Dilatation)  und  dadurch  einen 
tieferen  Stand  des  Quecksilbers,  eine  nach  der  Glassorte  und  der  Grösse 
und  Dauer  der  Erwärmung  verschiedene  „Depression  des  Nullpunktes" 
zurück.  Derselbe  verliert  sich  anfangs  rascher,  später  langsamer  mit 
der  Zeit,  und  kann  nach  längerer  stärkerer  Erwärmung  nach  Wochen 
noch  merkbar  sein. 

Wird  nach  V2S**l^^^&6™  Verweilen  in  siedendem  Wasser  das  Ther- 
mometer in  Eis  gebracht,  so  nimmt  es  bald  vorübergehend  seinen  tiefsten 
Stand,  den  „für  100**  maximal  deprimirten  Nullpunkt"  an,  welcher  das 
Thermometer  ebenso  bestimmt  charakterisirt,  wie  der  nach  langem  Ver- 
weilen im  Eise  entstehende  Eispunkt;  und  da  der  letztere  bei  Thermo- 
metern, welche  beträchtlich  erwärmt  worden  waren,  lange  Zeit  zur 
Beobachtung  beansprucht,  so  kann  die  Beobachtung  des  maximal  depri- 
mirten   Eispunktes    vorzuziehen    sein,      (Näheres  Thiesen,'}  Scheel,   Seil,