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Full text of "Vierteljahreshefte-fuer-freie-Geschichtsforschung-2002-3"

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VffG, Jahrgang 2, Nr. 4, Dezember 1998, 82 Seiten 

Zensoren und Zensierte ■ Cremonini-Preis 1999 ■ »Gasdichte« Tiiren in Auschwitz ■ Kurzwellen-Entlausungsanlage, Teil 2 • Redefreiheit, 

dissidente Historiker und Revisionisten, Teil 1 ■ Aus Kriegspropaganda werden historische »Tatsachen« ■ 1944: Schreckensjahr im Kaukasus 

■ »Holocaust in neuem Licht« - Hintergrundinformationen ■ Repression gegen Dissidenten in Schweiz ■ Eine Zensur findet nicht statt, es sei 
denn... • Liste eingezogener Schriften • Danisches Zeugen-Potpourri. 

VffG, Jahrgang 3, Nr. 1, Marz 1999, 120 Seiten 

Deutschlands Historiker anno 1999 ■ Eine Fallstudie friiher integrierter Kriegfuhrung • Redefreiheit..., Teil 2 ■ Riickblick 

auf den Revisionismus ■ Wie die Siegerpropaganda aus Backereien »Krematorien« schuf ■ »Zur Bestreitung des Holocaust 

- Fakten und Motives ■ Geschichte und Pseudogeschichte ■ Die 1998'er Konferenz in Adelaide, Australien ■ Das Rudolf Gutachten in der 

Kritik, Teil 2 ■ Pyrrhussieg in der Schweiz fur die jiidische Gedankenpolizei ■ Die Wilkomirski-Pleite ■ Fragen an die UNESCO zum Thema 

Auschwitz. 

VffG, Jahrgang 3, Nr. 2, Juni 1999, 120 Seiten 
GroBe Zeiten erfordern groBe MaBnahmen • Kriegsgriinde: Kosovo 1999 - WestpreuBen 1939 ■ Partisanenkrieg und Repressaltotungen • Der 
Erste Holocaust anno 1914-1927 ■ Polnische Bevolkerungsverluste wahrend des Zweiten Weltkrieges ■ Der Lebensweg eines tschechischen 
»Partisanen« ■ Geschichte und Pseudogeschichte, Teil 2 ■ Versuche der Widerlegung revisionistischer Thesen • Woher stammt eigentlich der 
David-Stern? ■ GewiBheit um Werner Heisenberg • Irrtumer, Liigen und Unsinn iiber Wagner • fiber den Abfall eines jiidischen Revisionisten 

■ Redefreiheit. . . , Teil 3 ■ Zensur und Willkiir ohne Ende ■ Kristallnacht in Barcelona, u.v.a.m. 

VffG, Jahrgang 3, Nr. 3, September 1999, 120 Seiten 

Vom Sinn dieser Zeitschrift • Das KL Stutthof ■ Der groBe Patentraub ■ Wlassow in neuem Licht ■ Die Wandlungen der Totenzahl von Ausch- 
witz ■ Wieviele Tote gab es im KL Auschwitz? • fiber das Schicksal der Juden Deutschlands 39-45 ■ Der unbekannte Hunger-Holocaust ■ 
Sowjetische Bildfalschungen ■ Gehirnwasche: Britische Propaganda 39-45 ■ Aufstieg und Fall des Charles A. Lindbergh ■ Die Entrechtung der 
Sudetendeutschen durch die Benes-Dekrete ■ Konrad Henlein und die sudetendeutsche Frage ■ Grenzen der Naturwissenschaft • Wahnwelten 

■ Redefreiheit..., Teil 4 • Jiirgen Graf: Urteil von Appelationsgericht bestatigt, u.v.a.m. 

VffG, Jahrgang 3, Nr. 4, Dezember 1999, 120 Seiten 

Fern-Akademie fur freie Geschichtsforschung ■ Fremdarbeiter im Dritten Reich ■ Deutsche Zwangsarbeit und ihr Entschadi- 
gung ■ Verweigerte Gerechtigkeit • 1st Amerika seit 250.000 Jahren besiedelt? ■ Wer waren die Ureinwohner Amerikas? ■ Hintergrund und 
Perspektive in „Holocaust"-Kontroverse ■ Holocaust-Religion ■ 100 Mio. Kommunismus-Opfer: Warum? • Wie war das in Kulmhof/Chelmno? 

• Sinti und Roma ■ Peenemiinde und Los Alamos ■ Entmachtung der deutschen Vertriebenen - letzter Akt ■ „Deutsche Geschichts-schreibung" 
Bundesprufste lle verweigert Political Correctness ■ Deutschsprachiges iiber Holocaust im Internet • Wissenschaft oder Ideologic? 5s 

VffG, Jahrgang 4, Nr. 1, Juni 2000, 120 Seiten ' "^^ — 

Zensoren zensieren? • Pseudo-Experten ■ D. Irving ./. D. E. Lipstadt • Van Pelt auf den Zahn gefuhlt ■ Aus dem Gerichtsprotokoll ■ Architek- 
tonische Stiimpereien ■ Gutachter- und Urteilsschelte ■ »Schliisseldokument« - alternative Interpretation ■ Vergasungsliigen gegen Deutschland 

■ Verfahrenstechniker zu Vergasungsbehauptungen ■ Treblinka archaologisch betrachtet ■ GroBbritannien - Aggressorstaat Nr. 1 • Churchill 
plante 3. Weltkrieg gegen Stalin ■ Englands Kriegsgriinde fur WKII • Ratselhafter General Wlassow ■ Japan: einen Holocaust verschwindet • 
Einkreisung Deutschlands ■ Freispruch fur polnischen Historiker • ProzeB gegen Dr. Toben ■ Zweierlei Kronzeugen • u.a.m. 

VffG, Jahrgang 4, Nr. 2, August 2000, 120 Seiten 
Von der Angst • Holocaust-Orthodoxie ■ Gedenken an W. Pfeifenberger und R. Elstner • Deutschland - Sommer-Alptraum ■ Rebellion • Was 
geschah in Auschwitz mit unregistrierten Juden? • "Schon 1942 wuBte man. .." • Leichenkeller von Birkenau ■ E. Wiesel: Serienliigner ■ fiben 
bis zur Vergasung! • C. Lanzmann - ein Liigner! • Eine andere Gaskammer-Besichtigung • Juden unter NS-Herrschaft ■ Geheimnisvoller Tod 
Himmlers ■ WK II: Wessen Krieg war es? ■ Leistungen der Wehrmacht zur Fluchtlingsrettung ■ Galileo Galilei ■ Cremonini-Preis ■ Neue 
Weltreligion ■ N azifizierung der Deutschen ■ Ideologische Versuchung ■ Unsere jiidischen Wurzeln? • u.a.m. 

VffG, Jahrgang 4, Nr. 3&4 (Doppelnummer), Dezember 2000, 232 Seiten (als Einzelheft € 30,-) 

Deutschland, ein Ganzjahres-Alptraum ■ War das 20. Jahrhundert ein „deutsches" Jahrhundert? ■ Revisionistische Wiedergeburt ■ Der KongreB 
der Verfolgten • Historische Vergangenheit und politische Gegenwart ■ Was widerfuhr den ungarischen Juden? • Bombenschutzeinrichtungen 
in Birkenau: Eine Neubewertung ■ Berichte zum KL Auschwitz ■ Amtlich sanktionierter Betrug in Dachau ■ Der Giftmordfall Marie Besnard 

• „Swing tanzen verboten" • Das Ende von U 85 • Eine Armee von Nieten • Washington oder Wilson? • Entstehungsgeschichte des jiidischen 
Volkes ■ Wilhelm II. und T. Herzl • Sieg der verlorenen Revolution ■ Jagd auf G. Rudolf, Teil 1 ■ u.a.m. 

VffG, Jahrgang 5, Nr. 1, Mai 2001, 120 Seiten 
Revisionismus und Zionismus ■ GroBbritannien, die Juden und Palastina ■ Englands Propagandanetz in den USA zwischen den Weltkriegen 
US-Intrigen zur Ausweitung des 2. Weltkriegs ■ Roosevelt und der Fall Kent ■ Der totale Krieg ■ Plane zur Ausrottung des deutschen Volkes 
Graberschandung auf bundesdeutsche Anordnung • Vergewaltigte E. Wiesel deutsche Madels? ■ Der Holocaust begann 1648 ■ Die Shoah: 
Fiktives Abbild, bloBer Glaube? ■ Esquire berichtet iiber Revisionismus ■ Falle von Bedrohung und Gewalt gegen Revisionisten • Jagd auf G 
Rudolf, Teil 2 ■ »Strafbarkeit des Auschwitz-Leugnens« ■ Falschungen zum Holocaust ■ Mythen und Legenden des Sklavenhandels. 

VffG, Jahrgang 5, Nr. 2, Juli 2001,1 20 Seiten 

Von Beirut nach Amman • Beirut: Die unmogliche revisionistische Konferenz ■ Die Geschichte eines Forums, das nicht stattfmden sollte ■ Die 
Fiihrer der islamischen Staaten sollten ihr Schweigen zum „Holocaust"-Betrug brechen ■ Auswirkung und Zukunft des Holocaust-Revision- 
ismus ■ Zyklon B, Auschwitz und der ProzeB gegen Dr. Bruno Tesch ■ Neubewertung Churchills - Teil 1 ■ J. Goebbels und die „Kristallnacht" 

• Die Wiege der Zivilisation am falschen Ort? ■ Ein Volk gibt es unter uns. . . ■ Realitat und Wirklichkeit ■ Der Angler, der Karpfen und der 
Revisionist ■ Jagd auf Germar Rudolf, Teil 3 ■ u.a.m. 

VffG, Jahrgang 5, Nr. 3, September 2001, 120 Seiten 
GroBterrorismus und die Folgen ■ "den holocaust hat es nie gegeben" ■ Offener Briefes an arabische Intellektuelle ■ Arabischer Intellektueller 
gegen Zensur • N. Finkelstein iiber Juden, Antisemitismus und Israel ■ Revisionisten sind schwer zu widerlegen • Schwimmbad in Auschwitz 

• Kreuzigung von Frankreichs Retter ■ Finnischer Winterkrieg 1939 ■ Unternehmen Barbarossa und Europas Uberleben ■ Die Ardennenschlacht 

■ Neubewertung Churchills - Teil 2 ■ Britische Kriegsverbrechen ■ Die weiBen "Mumien" von Uriimchi ■ Verwandte der Kelten in Westchina 
entdeckt • Liigen unserer Zeit • "Rede- und Pressefreiheit ist abgeschafft" • Der Fall Gamlich • Die Neuseeland-Saga • u.a.m. 

VffG, Jahrgang 5, Nr. 4, Dezember 2001, 120 Seiten ^ 

Schiitzt unsere Demokratie! ■ Revisionismus - Der Verfassungsschutz "klart auf ■ Politische Romantik des Holocaust • Forschung und Ausgren- 

zung von J. Spanuth ■ Deportation ungarischer Juden 1944 ■ Mythos von Gebrauchsobjekten aus Menschenhaut ■ Revision zur Franzosischen 

. ~EI'_ Revolution -WendepunktErster Weltkrieg -Teil 1 • Unterdriickung Lettlands, 1918-1991 ■ US-Nazijager vom OSI und der Holocaust-Mythos 
k : SZI '.. ■ Stalins Sauberung der Roten Armee ■ Lernen wir aus den Angriffen vom 11. September ■ Offene Fragen zu den Terrorangriffen auf die USA 

■ Amerika: Das Ende der Freiheit • England: Das Ende der Freiheit? • Gab es Gaskammern im Altreich? • Zeugen ■ u.a.m. 

VffG, Jahrgang 6, Nr. 1, April 2002, 120 Seiten 

Politisch verfolgte Deutsche genieBen Asyl . . . im Ausland ■ Fort Eben-Emael: Wendepunkt der Geschichte ■ Bombardierung 
von Bergen 1944/45 ■ Durchbrach die Me 262 die Schallmauer? • Konzentrationslagergeld ■ Miklos Nyiszli und sein Auschwitz-Buch • Israels 
Geburt durch Blut und Terror ■ Holocaust-Dynamik • Juden, Katholiken und der Holocaust • Der Revisionismus und die Wiirde der Besiegten 

■ Globale Probleme der Weltgeschichte ■ ADL: Revisionisten sind fuhrende Extremisten • N.G. Finkelstein in Beirut: Gegenveranstaltung 
arabischer Revisionisten ■ Finkelstein: Revisionisten sind Spinner und Verriickte ■ Jagd auf Germar Rudolf ■ Nachrufe ■ u.a.m. 



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€ 15,- pro Einzelheft bei Nachbestellung (€ 13,75 im Normalabo); Sammelbande (Leinen) Jahrgange 1997 & 1998: € 60,- 

Jahrgange 1999-2001: € 70,-; Preise zuzuglich € 1,- Porto & Verpackung fur jede angefangene € 12,50 in Europa. 

Bitte richten Sie Ihre Bestellung an: Castle Hill Publishers, PO Box 118, Hastings TN34 3ZQ, GroBbritannien 



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ISSN: 1370-7507 



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6. Jahrgang • Heft 2 • Juni 2002 




A Amerika. die Juden und der Nahe Osten: Das Jungste Gericht, S. 122 

Lunte am PulverfalS, S. 125 -Afghanistan und Geopolitik, S. 128 

11. September und Altes Testament, S. 131 - Helden von Bethlehem, S. 134 

Auschwitz: Falschzeuge Viktor Frankl, S. 137 - Presseente entlarvt, S. 139 
Die Kosten von Auschwitz, S. 146 - Richtigzeuge Kardos Klara, S. 226 

Asyl fur Deutsche: Gutachten: Deutschland bricht Menschenrechte, S. 176, 190 




PO Box 118, Hastings TN34 3ZQ, GroBbritannien 



Vierteljahreshefte fur freie Geschichtsforschung 



Herausgeber, Verlag und Vertrieb: Castle Hill Publishers, PO Box 118, Hastings TN34 3ZQ, GroBbritannien 

Gegriindet: im Sommer 1996, Erstausgabe Marz 1997 

Chefredaktion: Dipl.-Chem. Germar Rudolf 

Fremdsprachenredaktion: Jiirgen Graf 

Lektorat: Patricia Willms 

Fax: UK: +44-8701-387263; USA: +1-253-660 0380 (Ihr Fax an beide Nrn. erreicht uns sofort per Email) 

E-Post: Redaktion: VffG@vho.org; Verlag: chp@vho.org; Abos & Einzelhefte: vffgorder@vho.org 

Internetz: http://www.vho.org/VffG 

Anzeigen: Liste vom 15.10.2001; bitte fordern Sie unsere Media-Daten an (www.vho.org/VffG/MediaDaten.pdf). 

ISSN: 1370-7507 



Erscheinungsweise: vierteljahrlich, nach Moglichkeit jeweils 

Marz, Juni, September, Dezember. 

Umfang: zur Zeit etwa 120 Seiten DIN A4 gebunden. 

Jahresbezug: 

- Normal-Abo: inkl. Versand: € 55,- (3-Jahres-Abo: € 150,-). 

- Vorzugs-Abo: Lehrlinge, Arbeitslose, Sozialhilfeempfanger, 
Wehr- und Zivildienstleistende oder Rentner mit kleinem 
Einkommen (Nachweis erforderlich) € 38,- (3 J.: € 96,- ). 

- Forder-Abo: € 100,- (3 Jahre: € 270,- ). 

- Frei-Abo: Spender mit einemjahrlichen Spendenaufkommen 
>€ 55,- erhalten VffG fur ein Jahr gratis, werden jedoch 
danach gebeten, das Abo in ein Normal-Abo umzuwandeln. 

Einzelverkaufspreis: € 15,-* 

Probeheft: aktuelles Heft: € 6,-; Erstausgabe: € 3.* 

Werbeexemplare : Bei Bedarf konnen wir Ihnen Werbeexem- 

plare sowie Werbematerial fur VffG zukommen lassen. Bitte 

wenden Sie sich dazu an die Redaktion. 

Versand: auBerhalb GroBbritanniens per Luftpost, Porto und 

Verpackung sind inklusive. 

Zahlungsbedingungen: 60 Tage rein netto. 

Zahlungsweise: 

- bar: vorzugsweise €, SF, £ oder US$. 



- Schecks; vorzugsweise ausgestellt auf Germar Rudolf: 

• im Geltungsbereich des Euro in €. 

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- online per Kreditkarte: www.vho.org/chp. 

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England und den USA teilen wir Ihnen gerne auf Anfrage 
vertraulich mit. 

Kundigung: 3 Monate vor Ablauf des Bezugszeitraumes, 
ansonsten Verlangerung um ein (bzw. 3) Jahr(e). 
Urheberrecht: Abdruck der Beitrage nur nach Vereinbarung 
gestattet. Alle Rechte vorbehalten. 

Tantiemen: Wir zahlen jenen Wissenschaftlern, die unter 
Verfolgung leiden, ein Honorar fur Beitrage, die in unserer 
Zeitschrift publiziert werden. Dies scheint uns der angemes- 
senste Weg zu sein, wie ihnen geholfen werden kann. 
Unterstiitzung: Sollten Sie unsere Arbeit wertvoll finden, so 
bitten wir Sie herzlich, uns nach Kraften zu unterstiitzen, sei 
es durch Abonnements, die Ubernahme von Patenschaften, 
die Vermittlung neuer Abonnenten und Interessenten oder gar 
durch Spenden. Spendenuberschiisse flieBen zu 100% in die 
Erforschung wichtiger geschichtlicher Fragen. 



Voraussetzungen fur den Abdruck von Artikeln in den Vierteljahresheften fur freie Geschichtsforschung: 



Inhaltliche Voraussetzungen: 

Themengebiete: Geschichte, insbesondere Zeitgeschichte; 

daneben auch Meinungs- und Forschungsfreiheit. Nach 

Moglichkeit neuartige, bisher unveroffentlichte Berichte, 

Ubersichtsartikel bzw. Forschungsergebnisse; 

Stil: systematischer Aufbau; sachlich; Belegung von Tat- 

sachenbehauptungen; merkliche Trennung von Meinung und 

Tatsachenbehauptungen. 

Aufiere Voraussetzungen: Aus naheliegenden Griinden drucken 
wir Beitrage gegebenfalls auch unter Pseudonymen ab, die 
wir selbstverstandlich streng vertraulich behandeln. Anonym 
zugesandte Beitrage, die ebenfalls willkommen sind, konnen 
nur veroffentlicht werden, wenn sie inhaltlich annahernd 
druckreif sind. 

Es besteht keine Umfangsbeschrankung fur eingereichte 
Beitrage. Beitrage, die merklich 10 Seiten in unserer Zeitschrift 
uberschreiten (etwa 50.000 Zeichen, bzw. 9.000 Worter), 
miissen damit rechnen, in mehrere Teile zerlegt in aufein- 
anderfolgenden Ausgaben publiziert zu werden. In solchen 
Fallen ist dafur zu sorgen, dafi der Beitrag eine Gliederung 
aufweist, die eine solche Teilung erlaubt. 
Beitrage von zwei Seiten Lange oder mehr sollten mit 
Abbildungen versehen sein, um den Text aufzulockern 
(Buchumschlage behandelter Werke, Dokumenten-Faksimiles, 
Portraits behandelter Personen und evtl. der Beitragsautoren, 
Autorvorstellungen, Bilder historischer Ereignisse etc.). 



Vorgehensweise: Mit Ausnahme anonym zugesandter Beitrage 
werden Korrekturbogen nach Erfassung zugesandt, ein 
Recht auf Abdruck entsteht dadurch nicht. Das eventuelle 
Erscheinungsdatum behalt sich die Redaktion vor. Ein 
Autorenhonorar wird nur gezahlt, falls der Autor unter 
gesellschaftlicher und/oder staatlicher Verfolgung wegen 
seinen MeinungsauBerungen leidet. Es wird jeweils nur ein 
Belegexemplar versandt. Auf ausdriicklichen Wunsch konnen 
bis zu funf Belegexemplare zugesandt werden. 

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(OCR) erschwert. Bilder konnen sowohl in alien gangigen 
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werden. 

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nicht zuriickgesandt, verlangte Original-Manuskripte und 
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□ Ja, ich mochte Probeexemplar(e) der Erstausgabe {VffG Nr. 1/1997) zum Schnupperpreis von je nur € 3,- (beiliegend 

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VffG, Jahrgang 1, Nr. 1, Marz 1997, 58 Seiten 

Offenkundigkeit • Zyklon B • Selbstassistierter Holocaust-Schwindel • Franzosischer Hersteller von Zyklon B? • Affare Garaudy/ 
Abbe Pierre • Historiker: Keine Beweise fiir Gaskammern! • Zur Legalitat von GeiselerschieBungen • Ein anderer Auschwitz- 
prozeB • Englands Oberjuden vor Gericht • Juden in Wehrmachtsuniform • Guido Knopp und die historische Wahrheit • Zur 
Wissenschaftsfreiheit in Deutschland ■ Biicherverbrennung in Deutschland heute • »Prawda«: Der Holocaust ist ein Mythos 

VffG, Jahrgang 1, Nr. 2, Juni 1997, 74 Seiten: bald wieder erhaltlich! 

Wannsee-Konferenz • Wieviele Juden iiberlebten Holocaust? • Sonderbehandlung • Gespensterkrankheit • Loch 
in der Tiir -Anne Frank • Unbefohlener Volkermord ■ Volkermord durch Telepathie • KGB-Novellist G. Fleming • Revisionismus 
im Cyberspace ■ Focus, Monitor und die Wahrheit • Revisionistische Gutachten • Rudolf Gutachten in der Kritik • Zur Lage des 
Holocaust-Revisionismus • Aktion Troja • Volkermord nicht gleich Volkermord ■ Deutschland verletzt Meinungsfreiheit 




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VffG, Jahrgang 1, Nr. 3, September 1997, 90 Seiten: bald wieder erhaltlich! 

Pseudohumanistische Heuchler • Holocaust: Dieselmotorabgase toten langsam • Revisionisten haben Luftiiber- 

legenheit • Auschwitz-Kronzeuge Dr. Munch im Gesprach • „Wissenschaftler" am Werk • A. Bomba, der Friseur von Treblinka 

• Auschwitz: Die Paradoxie der Erlebnisse • Geschichtliche Korrekturen • Uber die Feigheit des Establishments • Uber den Mut 

von Einzelgangern • Grundlagen zur Zeitgeschichte: Gutachterliche Stellungnahme • Ziviler Ungehorsam in der Justiz? 




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VffG, Jahrgang 1, Nr. 4, Dezember 1997, 82 Seiten: bald wieder erhaltlich! 

Rudolf Gutachten: y>gefahrlich« ■ Technik deutscher Gasschutzbunker • Sauna ein »Verbrechen«? ■ Was 
geschah den aus Frankreich deportierten Juden? • Juden von Kaszony • Wieviel Gefangene wurden nach Auschwitz gebracht ? • 
Himmler-Befehl zum Vergasung-Stop • NS-Sprache gegenuber Juden • Ch. Browning: unwissenderExperte • Deutscher Soldat 
in Auschwitz und Buchenwald • Die Ignoranz der deutschen Elite • Menschenrechtsorganisationen und Revisionismus 

VffG, Jahrgang 2, Nr. 1, Marz 1998, 82 Seiten 

GrundwasserinAuschwitz-Birkenau • Die »Gaspriifer« von Auschwitz • Zweimal Dachau ■ Irren-Offensive 

■ Ein Australier in Auschwitz • Die Affare Papon- Jouffa-Faurisson • Maurice Papon und Yves Jouffa: zweierlei MaB? • Milli- 

arden Franc den Juden geraubt. . . oder von Marschall Petain? • Biichervernichter und ihre Opfer • 451 Grad Fahrenheit ■ Vom 

Holocaust Museum ausgeladen: Schriftsteller spricht beim Nationalen Presseclub 

VffG, Jahrgang 2, Nr. 2, Juni 1 998, 82 Seiten 

' Appell an unsere Unterstiitzer • Kurzwellen-Entlausungsanlagen in Auschwitz • >Gaskammern< von Majdanek 

■ »Ein Kommentar ist Stelle iiberflussig« ■ Auschwitz: Krema-Zerstorung als Propaganda-Bremse ■ Das Detail • »Gaskammer« 
von Auschwitz I • Wiedergutmachung: Korrektur eines Fehlurteils ■ Der Mythos von der Vernichtung Homosexueller im Drit- 
ten Reich • Guido Knopp: Meister der Gehirnwasche • Deutschland und seine Neurosen • Zweifeln verboten, fragen verboten, 

zitieren verboten! 

VffG, Jahrgang 2, Nr. 3, September 1998, 82 Seiten 

»Schliisseldokument« ist Falschung • Dokumentation eines Massenmordes • Verdrangte Schiffskatastrophen • Vatikan und 
»Holocaust«: »Komplizenschaft« zuriickgewiesen • R. Graham und Revisionismus • Liigen uber Waffen-SS-Division • Auschwitz 
Sterbebiicher • Auschwitz- Uberleben • Kriegsgeriichte • » Vor dem Lesen vernichten!« ■ Falsche Erinnerungen uberall - nur nicht 
in der Zeitgeschichte • J. W. Goethe knapp BRD-Zensur entgangen • Ein Schritt zuriick in polizeistaatliche Intoleranz. 

€ 15,- pro Einzelheft bei Nachbestellung (€ 13,75 im Normalabo); Sammelbande (Leinen) Jg. 1997 & 1998: € 60,- ; 

Jg. 1999 & 2000: € 70,-; Preise zuziiglich € 1,- Porto & Verpackung fiir jede angefangene € 12,50 in Europa. 

Bitte richten Sie Ihre Bestellung an: Castle Hill Publishers, PO Box 118, Hastings TN34 3ZQ, GroBbritannien 




Inhalt 



Von der Last und Lust, ein Revisionist zu sein 242 

Von Dipl.-Chem. Germar Rudolf 

IHR: Sinkt das Schiff? 244 

Von Germar Rudolf 

In Los Angeles fand die 14. revisionistische Konferenz statt 259 

Von Prof. a.D. Dr. Robert Faurisson 

Gregory Douglas: Revisionist oder Scharlatan? 

Nicht ganz die Hitler-Tagebilcher, von Mark Weber 260 

Befangene Unkenntnis, von Gregory Douglas 263 

Auf der Suche nach der Wahrheit, von Germar Rudolf. 268 

»Keine Locher, keine Gaskammer(n)« 284 

Von Carlo Mattogno 

Viktor Emil Frankl in Auschwitz 304 

Von Elmar Schepers 

Treblinka: Vernichtungslager oder Durchgangslager? 309 

Von Jurgen Graf 

Charles A. Lindbergh: Prinzipien vor Privatleben 314 

Von Michael Collins Piper 

Die triiben Machenschaften der Anti-Defamation League 322 

Von Paul N. McCloskey junior 

Auch Kulturrevisionismus ist dringend erforderlich 331 

Von Wilhelm Wesselburen 

Ich, der Antisemit? 334 

Von Alfred Mederer 

Stalins Vernichtungskrieg - amtlicher Verleumdungskrieg 336 

Von Dr. Joachim Hoffmann f 

Nachruf auf Thor Heyerdahl 339 

Von Patricia Willms 

Aus der Forschung 

Schwimmbad im Ghetto Theresienstadt, von Angela Schneider 341 

Wie die USA den Vietnamkrieg vom Zaune brachen, von Wolfgang Pfitzner 341 

Aus den Akten des Frankfurter Auschwitz-Prozesses, von Germar Rudolf. 343 

Biicherschau 

Pearl Harbor: Fall abgeschlossen? , von Theodor O'Keefe 346 

Van Pelts Plddoyer gegen den gesunden Menschenverstand, von Robert H. Countess, Ph.D 349 

Greuelpropaganda des Ersten Weltkriegs und der Holocaust, von Paul Grubach 354 

Warum die USA den Golfkrieg fuhrten, von Robert H. Countess, Ph.D 359 

Leserbriefe 362 

InKiirze 367 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 241 



Von der Last und Lust, ein Revisionist zu sein 

Von Dipl.-Chem. Germar Rudolf 



Es ist Brauch, die schlechte Nachricht zuerst zu verkiinden, 
um sich dann dem Angenehmen zuwenden zu konnen. So will 
ich es auch hier halten. 

Einigen Lesern der Vierteljahreshefte filr freie Geschichtsfor- 
schung mag bekannt sein, daB das revisionistische Lager in 
den USA seit 1993 in zwei spinnefeindliche Lager gespalten 
ist, die sich versuchen, gegenseitig kaputt zu machen: Das In- 
stitute for Historical Review (IHR) auf der einen, und dessen 
Griinder Willis Carto mit seinen diversen Unternehmen auf 
der anderen Seite. Seit meinem ersten Besuch in den USA im 
Juni 1 999 haben beide Seiten versucht, mich auf ihre Seite zu 
ziehen. Ich habe es seither vermieden, in diesem Streit Partei 
zu ergreifen oder auch nur Stellung zu beziehen. Im Prinzip 
hat sich daran auch bis heute nichts geandert. Die Ursache fur 
den immer noch anhaltenden Streit liegt nun neun Jahre zu- 
rtick, und es ist fur einen AuBenstehenden nicht leicht, die 
Fakten dieses Streits herauszufinden. 

Zwei Jahre publizistischer und wissenschaftlicher Tatigkeit in 
den USA bringen es allerdings mit sich, daB man irgendwann 
nicht mehr umhin kommt, sich eine Meinung zu bilden und 
diese dann auch auszusprechen. Seit langem wurde ich von 
Vertretern beider Seiten dazu ermuntert, offentlich Stellung 
zu beziehen, zumal man sich davon offenbar auf beiden Sei- 
ten eine Anderung der verfahrenen Lage erhofft. Ich habe das 
allerdings bisher nicht zuletzt deshalb vermieden, weil ich be- 
reits genug Probleme habe und mir nicht auch noch den Zorn 
der einen oder anderen Seite in diesem Streit zuziehen muB. 
Ausloser fur die Tatsache, daB ich nun doch Stellung beziehe, 
war urspriinglich ein fachlicher Streit, den ich mit Mark We- 
ber iiber Gregory Douglas hatte, einem Freund von Webers 
Erzfeind Willis Carto und Autor mehrerer Biicher iiber 
Gestapo-Chef Heinrich Miiller (vgl. die Beitrage in diesem 
Heft). Nach Monaten der Recherchen ergab sich ein Bild, das 
mir nicht gefiel, das ich aber auch nicht ignorieren konnte: 
Mark Weber vom IHR offenbarte ein erstaunliches MaB an 
ideologischer Borniertheit, und seine Tendenz, das Journal of 
Historical Review (JHR) als Kampfforum gegen verhaBte Au- 
toren zu miBbrauchen, machte mich sehr nachdenklich. 
Als es dann im IHR selbst zu massiven Auseinandersetzungen 
kam, was schlieBlich mit der Kiindigung des seinerzeitigen 
JiH?-Herausgebers Theodore O'Keefe und dem Herausekeln 
des Vorstandsvorsitzenden Robert B. Lynch endete, war es an 
der Zeit, mit Hilfe vieler Unterstiitzer des IHR, die von den 
dortigen Vorgangen genauso enttauscht oder gar entsetzt wa- 
ren wie ich, die Stimme zu erheben. Das Ergebnis konnen Sie 
in diesem Heft lesen. 

Ich hore bereits den Vorwurf, der mir entgegengehalten wer- 
den wird: man solle doch die Lage des Revisionismus nicht 
noch dadurch schlimmer machen, indem man sich gegenseitig 
bekampft. Ich meine aber, daB das Argument aus zwei Griin- 
den falsch ist: 

1 . Die Revisionisten bekampfen sich in den USA bereits seit 
neun Jahren, und es ist gerade meine Kritik an diesem 
Kampf und seinen Folgen, der mich zur Abfassung dieses 
Beitrages veranlaBt hat. Ich habe, wie andere vor und nach 
mir, im Jahr 2001 erfolglos versucht, den immer noch an- 
haltenden Streit zu schlichten. Was ich mit meiner Stel- 
lungnahme versuche zu erreichen, ist, daB sich die verant- 



wortlichen Personen im IHR endlich wieder auf den Revi- 
sionismus und auf die Produktion von wissenschaftlichen 
und publizistischen Veroffentlichungen konzentrieren, an- 
statt, wie Ted O'Keefe es ausdriickte, einem „Carto-Kult" 
anzuhangen, wo die ganze eigene Misere einem revisioni- 
stischen Gegner in die Schuhe geschoben wird. Man kann 
nur das Verbessern, was man selbst im Griff hat, und das 
sind aus Sicht des IHR eben nicht die Handlungen Cartos, 
sondern nur die eigenen. 
2. Die momentane Krise des IHR, wie ich sie in diesem Heft 
beschreibe, hat sich nicht iiber Nacht entwickelt, sondern 
ist die Folge von bis zu neun Jahren MiBwirtschaft. Es be- 
darf gerade der offentlichen Kritik derartiger MiBwirt- 
schaft, um diese abstellen zu konnen. Probleme unter den 
Teppich zu kehren, ist keine Losung; im Gegenteil: da- 
durch wird alles nur noch viel schlimmer, wie die Entwick- 
lung des IHR in den letzten fiinf Jahren gezeigt hat. 
Den einzigen Kritikpunkt an meiner Ausfuhrung, den ich 
unumschrankt gelten lassen will, ist womoglich der, daB mein 
Beitrag zu lang sei. Angesichts der Bedeutung des Schicksals 
des IHR fur den gesamten weltweiten Revisionismus mag 
man das aber hinnehmen. Ich habe mich aber vor allem des- 
halb zu dieser Lange entschlossen, weil ich insbesondere die 
Stimmen Dritter ausfuhrlich und ungekiirzt zitieren wollte, die 
allesamt Unterstiitzer des IHR sind, also Gegner Cartos. Da- 
mit baue ich dem Vorwurf vor, ich wiirde im Dienste Cartos 
das IHR entgiiltig zerstoren wollen. Damit baue ich aber auch 
dem Vorwurf vor, ich hatte die Ansichten dieser Personen 
durch unvollstandige Zitate entstellt. 

Bei aller Undankbarkeit des Themas selbst mochte ich hier al- 
lerdings nicht vergessen, all jenen meinen Dank auszuspre- 
chen, die mich zu diesem Schritt ermuntert und mir mit ihren 
offentlichen wie privaten Stellungnahmen den Riicken ge- 
starkt haben und noch starken, insbesondere Ted O'Keefe, 
Robert Countess, Friedrich P. Berg, Eric Owens und Samuel 
Crowell, um nur jene zu erwahnen, die sich nicht scheuen, 
sich auch offentlich zu ihrer Kritik an den momentanen Zu- 
standen im IHR zu bekennen. 

Moge diese Streitschrift dazu dienen, daB das IHR seine Le- 
thargie iiberwindet und wieder produktiv wird. 
Doch nun zur Lust, ein Revisionist zu sein. Vor einigen 
Monaten erhielt ich von Jiirgen Graf das Manuskript seines 
zusammen mit Carlo Mattogno verfaBten neuen Buches 
iiber das Lager Treblinka (vgl. den Beitrag in diesem Heft). 
Die Aussicht, mich durch Hunderte von Seiten detaillierter 
Untersuchungen wiihlen, sie lesen, korrigieren und forma- 
tieren zu miissen, wiirde ich nicht gerade als Lust bezeich- 
nen. Bevor ich mich dem Buch naherte, habe ich mich zu- 
dem tatsachlich fur so etwas wie einen kleinen Experten in 
Sachen Treblinka gehalten. Immerhin hatte ich mit Arnulf 
Neumaier zusammen den Beitrag iiber Treblinka zum Sam- 
melwerk Grundlagen zur Zeitgeschichte verfaBt und auch 
Fritz Berg bei der revidierten Fassung seines Beitrages iiber 
Dieselgaskammern intensiv unterstiitzt. Ich erwartete also 
von Mattognos und Grafs Buch iiber weite Passagen das 
Wiederkauen oiler Kamellen. Aus diesem Grunde lieB ich 
das Projekt zunachst liegen, bis ich mit Jiirgen Graf 
ausfuhrlich dariiber sprechen konnte. 



242 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



Am 1 . Juli war dies dann soweit, denn an jenem Tag kam Jiir- 
gen Graf mit seiner entziickenden Ehefrau Olga zu mir nach 
Huntsville, Alabama, zu Besuch und wohnte 30 Tage lang in 
meiner Wohnung. Diese Zeit war wahrlich eine schone Zeit, 
in der wir beide uns seit langer Zeit mal wieder ausfiihrlich 
aussprechen konnten, und in der wir so manches gemeinsame 
Projekt durchsprechen und das eine oder andere schon begin - 
nen konnten. Und nach allem, was wir in diesen dreiBig Ta- 
gen erlebt haben, darf ich annehmen, daB mich das Ehepaar 
Graf fur jemanden halt, mit dem man gut auskommen kann 
und der gastfreundlich ist. (Das nur als kleiner Seitenhieb ge- 
gen Walter Miiller, der meint - ohne mich zu kennen! -, daB 
man mit mir kaum auskommen konne, daB ich rude sei und 
daB ich bei so manchen Leuten nicht mehr willkommen sei; 
vgl. seine Ausfuhrungen am Ende meines Beitrags liber die 
Krise des IHR in diesem Heft.) 

So haben Jiirgen und ich uns zum Beispiel gemeinsam an das 
Korrekturlesen des Treblinka-Buches gemacht, und ich muB 
sagen, daB es mir sogar SpaB gemacht hat. Ein 432-Seiten 
dickes Buch korrekturzulesen, das sich vorgeblich nur mit ei- 
nem Lager des Dritten Reiches beschaftigt, ist nicht unbedingt 
etwas, dem man mit Vorfreude entgegensieht. Um so mehr 
war ich positiv uberrascht iiber die Qualitat der von Mattogno 
und Graf dargelegten Forschungsergebnisse wie auch dar- 
iiber, daB das Buch sehr viel Neues und Interessantes enthalt. 
Selbst mir als altem Hasen war so vieles neu, daB ich kaum 
merkte, wie die Zeit beim Lesen verfloB. Und immer wieder 
reizten mich die originellen „Zeugen"-Aussagen sowie die 
von Graf und Mattogno gekonnt entlarvten absurden Behaup- 
tungen der etablierten Geschichtsschreibung zum Lachen. 
Ach wie gut, daB das Lachen hier in den USA noch nicht ver- 
boten ist! Meinen Lesern kann ich nur raten, sich bei der Lek- 
tiire dieses Buches in den Keller zu verziehen, alle Fenster, 
Tiiren und Luken schalldicht zu verschlieBen und aufzupas- 
sen, daB keine unzuverlassigen Mithorer anwesend sind! 
Denn Sie werden es sich garantiert nicht verkneifen konnen, 
bisweilen lauthals aufzulachen! 

Eigentlich behandelt dieses Buch nicht nur Treblinka, son- 
dern alle drei groBen ostlichen angeblichen „Vernichtungsla- 
ger" Treblinka, Belzec und Sobibor. Da es liber die letzten 
beiden Lager aber kaum Unterlagen gibt, es daher auf abseh- 
bare Zeit unwahrscheinlich ist, daB man dariiber eine Mono- 
graphic wird erstellen konnen, haben beide Autoren wichtige 
Anmerkungen zu beiden Lagern mit in das vorliegende Buch 
eingeflochten. Und als Sahnehaubchen haben sie noch Be- 
trachtungen zu den angeblichen MassenerschieBungen von 
Juden durch die Einsatzgruppen mit einflieBen lassen, zumal 
das Thema zwangslaufig aufkommt, wenn man iiber Deporta- 
tionen westlicher Juden iiber die ostlichen Transitlager nach 
RuBland schreibt. 

Alles in allem handelt es sich bei dem nun neu bei Castle Hill 
Publishers erscheinenden Buch also um eine runde Sache, 
womoglich das bisher beste und tiefgehendste Buch der bei- 
den Autoren iiberhaupt. Da kann man nur sagen, daB es Appe- 
tit auf mehr macht. Und auf mehr kann man von beiden ja 
wirklich setzen. 

Den meisten SpaB beim Korrekturlesen des Treblinka-Buches 
hatte ich allerdings nicht mit „Zeugen"-Aussagen, sondern 
mit einer Stilbliite Jiirgen Grafs, die ich Ihnen nicht vorenthal- 
ten mochte. Im Originalmanuskript las man auf Seite 186: 
»[...] denn beim Krematoriumsofen des Typs Gorini - bei 
welchem der unter einem Rost angebrachte Leichnam von 



den durch auf einem vor dem Leichnam liegenden Herd 

angebrachte Holzbiindel von 100 bis 150 kg genahrte 

Flammen angegriffen wurde - [■■■]« 
Sie meinen, das sei nicht komisch? Dann lesen Sie nochmal: 

»[...] bei welchem der unter einem [...] von den durch auf 

einem vor dem [...]« 
Gemeint war folgendes: 

»Bei diesem Ofen aus dem 19. Jahrhundert lag der Leich- 

nahm auf einem Rost, unter dem ein Holzfeuer von 100 — 

150 kg Holz brannte.« 
Ich habe mir selten so die Haare gerauft und gleichzeitig so 
gelacht, und auch Jiirgen konnte sich der Komik seines Uber- 
setzungsstils nicht entziehen, nachdem ich ihm diese wiiste 
Ansammlung von Artikeln und Prapositionen einmal aus dem 
Zusammenhang genommen vorhielt. 

Aber keine Bange! Solche und ahnliche nicht ganz so arge 
Stilbliiten habe ich schonungslos mit Dieselmotorabgasen 
ausgerottet, wo immer ich es konnte. © 
Ein anderes Thema, das Jiirgen Graf und mir eine rechte revi- 
sionistische Lust bereitete, war die Durchsicht von Kopien 
der gesamten Akten der Voruntersuchungen zum Frankfurter 
Auschwitz-ProzeB. Ich habe diese Kopien seit einigen Jahren 
in meinem Besitz, konnte mich aber wegen der standigen 
Umziige nie an deren Auswertung machen. Fur das jetzt in 
Bearbeitung befindliche groBe Auschwitz-Werk war es nun 
wirklich notig, sich dieser Akten anzunehmen. Jiirgen nahm 
sich wahrend unserer gemeinsamen dreiBig Tage die Zeit, 
sich dieser iiber siebzig Aktenordner anzunehmen und auf In- 
teressantes hin durchzusehen. 

Abgesehen von dem iiblichen humoristischen Zeugen-Unsinn 
sind wir denn auch mehrfach fundig geworden, denn in den 
Akten gibt es so manche Zeugenaussage, die so gar nicht ins 
etablierte Geschichtskonzept paBt, die aber wahrend des 
Hauptverfahrens fein sauberlich unterdriickt wurde. Haftlinge, 
die von Massenmorden nichts wuBten, es aber hatten wissen 
miissen - darunter sogar prominente Personlichkeiten -, durf- 
te es einfach nicht geben. Dementsprechend wurden diese 
Aussagen dann auch im Hauptverfahren einfach unter den 
Tisch fallengelassen. 

Teile der Akten, die solche oder andere interessante Aspekte 
des Frankfurter Auschwitz-Prozesses aufzeigen, werden wir 
in den nachsten Ausgaben dieser Zeitschrift in der Rubrik 
„Aus der Forschung" veroffentlichen. Diese wichtigen Akten 
sind der Offentlichkeit lange genug vorenthalten worden. 
Sodann ist es mir gelungen, 17.000 Dokumente iiber die Ta- 
tigkeit der Einsatzgruppen aufzutreiben. Es handelt sich dabei 
um Berichte der Einsatzgruppen selbst, nicht um irgendwel- 
che Kompilationen irgendwelcher angeblicher Biirokraten in 
Berlin, die man uns heute als der Weisheit letzten SchluB un- 
ter dem Titel „Ereignismeldungen" andrehen will. Dieser nun 
vor mir liegende riesige Aktenberg wurde von den Soldaten 
und Polizisten hinter der Front selbst erstellt. Da liegt so man- 
cher Goldschatz verborgen, und es mag durchaus sein, daB 
nach der Auswertung dieser Akten ein neues Standardwerk 
iiber die Einsatzgruppen das Licht der Welt erblicken wird, 
vor dem das Buch Krausnicks und Wilhelms Die Truppe des 
Weltanschauungskrieges verblassen wird. Aber bis dahin 
liegt noch ein gigantischer Berg Arbeit vor uns. 
Doch damit nicht genug. Inzwischen habe ich meine Finger 
noch auf weiteren sehr interessanten Dokumentenbestanden. . . 
Und da behaupten einige Stimmen in den USA, das IHR sei 
deshalb so unproduktiv, weil in Sachen Holocaust schon alles 
geforscht, gesagt und geschrieben worden sei . . . □ 



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243 



IHR: Sinkt das Setoff? 

Hintergriinde und Auswirkungen einer neunjahrigen Krise 

Von Germar Rudolf 

In seiner Dissertation beschrieb der neuseelandische Historiker Joel S. Hayward 1993 das kalifornische Institute 
for Historical Review als »Mover and Shakern (Beweger und Riittler) des Revisionismus. Tatsachlich spielte die- 
ses Institut mit seinem Flaggschiff, dem Periodikum The Journal of Historical Review, seit seiner Griindung im 
Jahr 1979 bzw. 1980 die ausschlaggebende und fuhrende Rolle im internationalen Revisionismus. Jedoch etwa zur 
gleichen Zeit, als Hayward seine Dissertation veroffentlichte, fmg der Abstieg des IHR an, verursacht durch eine 
groBe Erbschaft, iiber deren Verwendung sich die am IHR Beteiligten nicht einigen konnten. Der sich aus dieser 
Erbschaft ergebende juristische Streit wahrt nun neun Jahre, und ein Ende ist nicht in Sicht. Inzwischen hat die Ef- 
fizienz des IHR dermaBen gelitten, daB der Revisionismus weltweit darunter ebenfalls massiv leidet. Es werden 
daher zunehmend kritische Stimmen laut, die die MiBstande beim Namen nennen und nach MaBnahmen rufen, um 
ihnen Einhalt zu gebieten. Der nachfolgende Beitrag gibt eine kurze Obersicht iiber die Geschichte und Hinter- 
griinde der jetzigen Krise des IHR sowie iiber die von verschiedener Seite geauBerte Kritik 



Das Institute for Historical Review 

Seit den 60er Jahren ist Willis A. Carto mit recht groBem Er- 
folg als politisch rechtsgerichteter Verleger in den USA tatig. 
In den 60er und 70er Jahren gab er u.a. den American Mercu- 
ry heraus, ein erfolgreiches, rechts-konservativ ausgerichtetes 
politisches Magazin. In diesem Magazin erschienen auf Initia- 
tive von Herrn Carto seit 1 966 die ersten radikal-revisionisti- 
schen Artikel in den Vereinigten Staaten. 1 1968 erhielt Carto 
ein anonymes Manuskript des Titels The Myth of the Six Mil- 
lion, worin das herrschende Bild vom Holocaust kritisch be- 
leuchtet wurde. 1969 publizierte Carto dieses Biichlein, das 
spater als Vorlage fur Richard Veralls Did Six Million Really 
Die? diente, 2 in seinem kleinen Buchverlag The Noontide 
Press. Wie sich spater herausstellte, war David L. Hoggan der 
Autor dieser ersten radikal-revisionistischen englischsprachi- 
gen Schrift. 

Nachdem der Revisionismus mit den Schriften von Paul Ras- 
sinier, 3 Franz Scheidl, 4 Thies Christophersen, 5 Arthur Butz, 6 
Wilhelm Staglich 7 und schlieBlich der von Robert Faurisson 
in Frankreich ausgelosten Kontroverse 8 massiv an Schubkraft 
gewonnen hatte, ergriff Herr Carto die Initiative und schuf 
anno 1979 mit Hilfe verschiedener Revisionisten das Institute 
for Historical Review sowie dessen seit 1980 erscheinendes 
Periodikum Journal of Historical Review. Dieses Periodikum 
ersetzte Cartos Zeitschrift American Mercury, die er zugun- 
sten dieses neuen Projekts einstellte. Deren ausgedehnte 
Kundendatei stand dem Journal of Historical Review seither 
zur Verfugung. 

Obwohl das IHR formell gesehen eine unabhangige Organisa- 
tion war, hing es doch iiber all die Jahre vom organisatori- 
schen Talent und der massiven finanziellen Unterstiitzung 
Cartos ab, der dies als sein Ziehkind und wissenschaftliches 
Prestigeobjekt betrachtete. Ahnlich wie auch bei anderen von 
Carto gegriindeten Organisationen, wie etwa der Liberty Lob- 
by, war Carto auch beziiglich des IHR die graue Eminenz im 
Hintergrund, die zwar formell gesehen keinen direkten Ein- 
fluB auf diese Organisationen hatte, faktisch aber alle Faden 
in der Hand hielt, etwa indem die Mitglieder der Aufsichtsra- 
te entsprechend ausgewahlt wurden, damit die Interessen Car- 
tos gewahrt wurden. Bosartige Stimmen wurden derartige 
Aufsichtsratsmitglieder als Strohmanner, als Marionetten Car- 
tos bezeichnen. Allerdings gilt es zu beachten, daB die mei- 
sten der von Carto gegriindeten Organisationen ohne seine fi- 



nanziellen Mittel und sein organisatorisches Talent kaum le- 
bensfahig (gewesen) waren. 

Freilich ist es hochst riskant, ein Verlagsimperium derart auf- 
zubauen, denn wenn die faktische Macht nicht in der Hand 
derer ist, die sie juristisch betrachtet haben miiBten - die Auf- 
sichtsratsmitglieder -, so kann jede Art von „Palastrevolte" 
dazu fuhren, daB es zu schweren Konflikten zwischen dem 
faktisch Machtigen - Carto - und den formell Machtigen 
kommt. 

Genau dies geschah dann auch im Herbst 1993, nachdem 
Frau Farrel-Edison, eine Nachfahrin des beruhmten Amerika- 
ners Edison und langjahrige Unterstutzerin des Institute for 
Historical Review, in den 80er Jahren verstorben war und 
dem Institute viele Millionen Dollar hinterlassen hatte. 

Der Streit ums Geld 

Habgier ist der Tod aller Freundschaften. Das dem IHR ver- 
machte Millionenerbe weckte sie wohl auf beiden Seiten, den 
faktisch wie den formell Machtigen. Carto fuhlte sich als 
Griindungsvater und graue Eminenz, welche die finanziellen 
Angelegenheiten des IHR immer bestimmt hatte und gewohnt 
war, mit groBen Summen Geldes zu jonglieren, ermachtigt, 
dieses Erbe zu verwalten. SchlieBlich war er es gewesen, der 
sowohl das IHR selbst als auch die Beziehung zur verstorbe- 
nen Wohltaterin aufgebaut hatte. Er nahm sich daher schlicht 
der Millionen an, wobei er wahrscheinlich nicht vorhatte, den 
ganzen Betrag fur den Holocaust-Revisionismus auszugeben. 
Die Angestellten am IHR jedoch bestanden darauf, daB das 
Geld formell dem IHR vermacht worden sei und nicht Carto. 
Der Streit eskalierte bis zu dem Punkt, an dem Carto, seine 
Frau und drei weitere Personen versuchten, die Kontrolle 
iiber das IHR dadurch wiederzuerlangen, indem sie versuch- 
ten, dessen Gebaude physisch zu besetzen. Einer der Ange- 
stellte des IHR, Greg Raven, verhinderte dies jedoch, indem 
er Carto und seine Freunde mit gezogener Pistole aus dem 
Gebaude vertrieb. Der Aufsichtsrat wurde schlieBlich in nicht 
naher zu beschreibender Weise von einem Marionettentheater 
Cartos in ein Marionettentheater der Angestellten des IHR 
umbesetzt. 

Der durch diese Habgier und die sich daraus ergebenden ge- 
walttatigen Szenen entfachte HaB auf beiden Seiten hat zu ei- 
ner nicht enden wollenden Serie von Zivilprozessen gefuhrt, 
mit denen beide Seiten versuchen, die jeweils andere materi- 



244 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



ell zu vernichten. Samtliche Vermittlungsversuche sind an der 
Starrsinnigkeit der einen oder anderen Seite gescheitert. Die 
einzigen, die bei diesem Streit gewinnen, sind die Anwalte 
sowie alle Gegner des Revisionismus, denn hier werden Mil- 
lionenwerte aus dem Fenster geworfen und viele Jahre mogli- 
cher kreativer Forschung und ungezahlte Publikationen verei- 
telt. 

Die Entschuldigung 

Es ist selbstverstandlich, daB ein Unternehmen nur schlecht 
funktionieren kann, wenn es sich standig mit Gerichtsverfah- 
ren herumschlagen muB. Es kann daher nicht verwundern, 
daB die Produktivitat des IHR seit 1993 zu wiinschen iibrig 
lafit. Es ist deshalb verstandlich, daB nicht unerhebliche 
Stimmen die mangelnde Produktivitat des IHR aufgrund der 
anhaltenden juristischen Auseinandersetzungen mit Willis 
Carto voll entschuldigen. So driickte z.B. Prof. R. Faurisson 
dies an den Direktor des IHR, Mark Weber, jiingst wie folgt 

9 

aus: 

»Ich selbst bin Zeuge des schieren Ausmafies an Arbeit, die 

Euch in jenen Tagen durch den Dieb und Liigner Carto 

verursacht wurde. Ich erinnere mich, wie Du und Greg 

[Raven], zunachst mit, dann ohne Tom Marcellus, mit dem 

Papierberg und den juristischen Dingen fertig werden 

mufitest. Damals dachte ich, dies sei eine unmogliche Auf- 

gabe. Ich bewundere Dichfast so sehr wie ich Ernst Ztindel 

in seinem Bergauf-Kampf bewunderte. Dies sollte aufewig 

in Erinnerung bleiben.« 

Dem Leser wird die eindeutige Parteinahme Faurisson nicht 

verborgen bleiben, wie auch seine strafrechtlich verfolgbare 

Beschuldigung Cartas als einen Kriminellen. 10 Dies zeigt, 

welches AusmaB an Unversohnlichkeit die Revisionisten spal- 

tet. 

Die Dinge liegen freilich nicht ganz so einfach, wie es auf den 
ersten Blick erscheint. Sicher bedeutet der fortwahrende juri- 
stische Kampf gegen Carto eine unheimliche Belastung fur 
das IHR, aber da beide Seiten in diesem Kampf unversohn- 
lich sind, miissen auch beide Seiten die Verantwortung dafur 
ubernehmen. 

Zudem mochte ich einmal eine provokative Uberlegung an- 
bringen, um den Leser nachdenklich zu stimmen: In alien bis- 
her zwischen dem IHR und Carto durchgefuhrten zivilrechtli- 
chen Auseinandersetzungen hat das IHR die Oberhand behal- 
ten. Samtliche erreichbaren Vermogenswerte Cartas wurden 
dem IHR zugesprochen, und Cartas Organisation Liberty 
Lobby wurde in den Bankrott gezwungen. Sollte man daher 
nicht davon ausgehen, daB es Carto ist, der unter solchen Be- 
dingungen nicht mehr effektiv arbeiten kann? Tatsachlich 
aber gibt er weiter erfolgreich und ohne Verzogerung sein re- 
visionistisches Periodikum The Barnes Review 11 heraus sowie 
die von ihm geleitete Wochenzeitung American Free Press. 
Trotz der davongetragenen Siege ist es das IHR, das sich 
durch Unproduktivitat auszeichnet. Die Griinde fur diese Tat- 
sachen konnen verschiedene sein, und ich will sie nachfol- 
gend untersuchen, nachdem ich zunachst einmal iiberhaupt 
erst meine These bewiesen habe, daB das IHR tatsachlich un- 
produktiv ist. 

Die Produktivitat des IHR 

Ein Vergleich der Produktivitat Cartas mit der des IHR ist 
womoglich unfair, zumal man argumentieren kann, Carto ver- 
fiige liber einen groBen Unterstiitzer- und Abonnentenkreis 



und konne daher auf wesentlich groBere Ressourcen zuriick- 
greifen als das IHR, wie man auch behaupten (allerdings bis- 
her nicht beweisen) kann, Carto habe die aus dem Erbe erhal- 
tenen Millionen tatsachlich irgendwo versteckt und wiirde 
damit seine diversen Projekte wie auch seine juristischen An- 
griffe gegen das IHR finanzieren. 

Ich mochte daher eine ganz andere Gegeniiberstellung der 
Produktivitat wagen, die wesentlich einleuchtender ist: Die 
zwischen mir als Einzelperson und dem IHR als Organisation. 
Auch hier gibt es freilich Ungleichgewichte, aber diese schla- 
gen zugunsten des IHR aus: 

- Meine eigenen Verlage (Castle Hill Publishers und Theses 
& Dissertations Press) sind im Prinzip Ein-Mann-Betriebe. 
Ich muBte wegen menschenrechtswidriger Verfolgung auf- 
grund meiner Publikationen in den letzten Jahren standig 
fliehen: von Deutschland liber Spanien, England, Ohio 
(USA), Mexiko, nach Alabama (USA). Wegen meines 
standigen Wohnortwechsels und dem Zwang, aus dem Un- 
tergrund und oft unter Pseudonymen zu arbeiten, sowie 
aufgrund meiner Hauptpublikationssprache Deutsch - es 
gibt nur etwa 100 Millionen Deutschsprechende, aber etwa 
3.000 Millionen Englischsprechende - war es mir nicht 
moglich, einen weltweiten Kreis von Unterstiitzern aufzu- 
bauen. Ich lebte in den Jahren 1 999 bis heute im wesentli- 
chen in kleinen Zimmern bzw. Wohnungen, besaB auBer 
meinen Buromobeln fast keine eigenen Mobel, schlief auf 
dem Boden, y>lebte wie ein M6nch«, wie Ernst Ziindel bei 
einem kurzen Besuch erschrocken feststellte. Zudem wer- 
den meine finanziellen Mittel durch das inzwischen weit 
iiber 50.000 Euro kostende Asylverfahren in den USA mas- 
siv belastet. 

- Das IHR hatte iiber die meisten der hier behandelten Jahre 
etwa vier Angestellte, verfugte iiber weltweite Unterstiit- 
zung durch eine erhebliche Anzahl von Personlichkeiten, 
besaB die Moglichkeit, stetig 3.000 Millionen Menschen zu 
erreichen, hat eine wohldefinierte Organisation im Hinter- 
grund, feste, groBe Biiroraumlichkeiten, einen Aufsichtsrat 
und eine breite Palette von beratenden Fachleuten, Zugang 
zu vielen groBziigigen Spendern und Unterstiitzern. Die 
Mittel des IHR werden durch den fortwahrenden Kampf 
gegen Carto reduziert, jedoch erhielt das Institut durch di- 
verse erfochtene Siege auch schon einige hunderttausend 
Dollar von Carto ausgezahlt. 12 

Nun wollen wir uns die nackten Produktivitatszahlen ansehen: 

BUCHER 1994-2002 
A. Germar Rudolf 

1 . Ernst Gauss, Grundlagen zur Zeitgeschichte, November 

1994, 418 S., DIN A4, auch online erhaltlich 
(www. vho . org/D/gzz) . 

2. Herbert Verbeke, Auschwitz: Nackte Fakten, Dezember 

1995, 176 S., DIN A5, auch online erhaltlich. 
(www. vho . org/D/anf) 

3. Germar Rudolf, Kardinalfragen zur Zeitgeschichte, De- 
zember 1996, 120 S., DIN A4, auch online erhaltlich 
(www. vho . org/D/Kardinal) . 

4. Jiirgen Graf, Carlo Mattogno, KL Majdanek, Juli 1998, 
320 S., DIN A5, auch online erhaltlich 

(www. vho . org/D/Maj danek) . 

5. Jiirgen Graf, Carlo Mattogno, Das Konzentrationslager 
Stutthof, August 1999, 144 S., DIN A5, auch online er- 
haltlich (www.vho.org/D/Stutthof). 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



245 



6. Jiirgen Graf, Riese auftonernen Fiifien, Oktober 1999, 
160 S., DIN A5, auch online erhaltlich 
(www.vho.org/D/Riese). 

7. Ernst Gauss, Dissecting the Holocaust. August 2000, 608 
S., 8,5" xl 1", auch online erhaltlich 

(www. vho .org/GB/Books/dth) . 

8. Jiirgen Graf, The Giant with Feet of Clay, Marz 2001, 128 
S., 6"x9", auch online erhaltlich 

(www. vho .org/GB/Books/Giant) . 

9. Joachim Hoffmann, Stalin's War of Extermination, Juni 
2001, 416 S., 6,5"x9,5", nicht online. 

10. Germar Rudolf, Das Rudolf Gutachten, August 2001, 240 
S., DIN A5, auch online erhaltlich (www.vho.org/D/rga2) 
und als CD-ROM. 

1 1 . Carlo Mattogno, Jiirgen Graf, Treblinka. Vernichtungsla- 
ger oder Durchgangslager? , 432 S., DIN A5, bald auch 
online erhaltlich (www.vho.org/D/Treblinka). 

B. Institute of Historical Review 

1 . Roger Garaudy, The Founding Myths of Israel, 224 S., 
6"x9", nicht online. 

C. Produktivitatsquotient Rudolf/IHR: 
11:1 nach Anzahl der Biicher, 14:1 nach Seiten 

Zeuschriften 1997-2002 

A. Germar Rudolf 

Meine Zeitschrift Vierteljahreshefte filr freie Geschichtsfor- 
schung erschien erstmalig 1997, so daB hier der Zeitraum seit 
1997 betrachtet wird. Es sei angemerkt, daB ein merklicher 
Teil der in dieser Zeitschrift veroffentlichten Beitrage aus an- 
deren Periodika stammt, wie The Barnes Review, The Journal 
of Historical Review (beide englischsprachig), Akribeia, 
L Autre Histoire, Revision (alle drei franzosisch) usw., wie es 
sich fur eine angesehene revisionistische Zeitschrift gehort: 
Vierteljahreshefte filr freie Geschichtsforschung, ISSN 1370- 
7507, 2304 S. mit 7000 Zeichen pro Seite =16.1 Mio. Zei- 
chen, vollstandig online (www.vho.org/VffG). 

B. Institute of Historical Review 

Journal for Historical Review, ISSN 0195-6752, (1352 S. mit 
5000 Zeichen pro Seite = 6.8 Mio. Zeichen, teilweise online 
(www.ihr.org/JfflJ/JfflJvolumes.html). Das Journal of Histo- 
rical Review veroffentlicht kaum Beitrage aus anderen an- 
derssprachigen revisionistischen Zeitschriften. 

C. Produktivitatsquotient Rudolf/IHR: 
1,7:1 nach Seiten, 2,4:1 nach Inhalt 

WEBSITES 

A. Germar Rudolf 

1. http://www.vho.org 

2. http://www.tadp.org 

3. http://www.codoh.com - nur ein geringer Beitrag; 

4. http://www.ihr.org - teilweise: der vollstandige Text aller 
Ausgaben des Journal for Historical Review von Band 1 
bis Band 12 wurde von G Rudolf (und einem von ihm be- 
zahlten Freund) aufgearbeitet. 

B. Institute of Historical Review 

1 . www.ihr.org - man beachte: der vollstandige Text aller 
Ausgaben des Journal for Historical Review von Band 1 



bis Band 12 wurde von G Rudolf (und einem von ihm be- 
zahlten Freund) aufgearbeitet. 

FORSCHUNGSAUSGABEN 

A. Germar Rudolf 

Seit 1997 habe ich etwa 50.000 Euros ausgegeben zur Finan- 
zierung von Dokumentenankaufen aus verschiedenen Archi- 
ven sowie um deren Auswertung zu bezahlen. Diese Projekte 
werden trotz der Tatsache fortgefuhrt, daB ich mir das dafiir 
notwendige Geld vom Mund absparen muB. 

B. Institute of Historical Review 
Nichts 

C. Produktivitatsquotient Rudolf/IHR: 
€50.000:0 

KONFERENZEN 

A. Germar Rudolf 

Als fliehendem und sich versteckendem Exilanten war es mir 
unmoglich, Konferenzen zu veranstalten 

B. Institute of Historical Review 

1. 3.-5. September 1994 

2. 27-29 Mai 2000 

3. Ende Juni 2002 

C. Produktivitatsquotient Rudolf/IHR: 
0:3 

BUCHPROJEKTE 

A. Germar Rudolf 

Aus diversen Griinden kann ich hier fiinf weitere in Vorberei- 
tung befindliche Buchprojekte noch nicht anfuhren. Die Liste 
wurde also eigentlich 29 Titel umfassen. Die Verwirklichung 
einiger dieser Projekte hangt im wesentlichen von meiner 
rechtlichen Situation in den USA ab: 

I . Walter Post, Hitler's Defamed Wehrmacht. Reality and 
Propaganda 

Victor Suvorov, Icebreaker. Hitler in Stalin 's Strategy. 
Victor Suvorov, Day M. Pinpointing Stalin 's Date to 
Overrun Europe 

Victor Suvorov, Suffocating World Revolution. How Hit- 
ler prevented Stalin 's First Strike 
Franz. W. Seidler, Victim Wehrmacht. Atrocities of the 
Red Army 

Franz W. Seidler, Partisan Warfare in WWII. Dispelling 
Legends and Propaganda 

Claus Nordbruch, German Bloodletting. Reparation and 
Compensation for Germans? 

Philippe Gautier, Germanophobia. Origin, Background, 
Effects 

Ernst Gauss, Grundlagen zur Zeitgeschichte, 2. revidierte 
Auflage 

10. Carlo Mattogno, Manfred Gerner, Michael Gartner, Jiir- 
gen Graf, Auschwitz: die wahre Geschichte 

I I . Ernst Manon, Todliches Allotria. Diejudische Umarmung 
der westlichen Gesellschaft 

12. Richard Krege, Das Krege-Gutachten: Bodenradar- 
Untersuchungen in Treblinka und Belzec 

13. Carlo Mattogno, Sonderbehandlung in Auschwitz 

14. Germar Rudolf, Vorlesungen zur Zeitgeschichte, 2. Aufl. 



2. 
3. 



5. 



7. 



9. 



246 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



15. Jurgen Graf, Carlo Mattogno, Concentration Camp Ma- 
jdanek 

16. Jurgen Graf, Carlo Mattogno, Concentration Camp 
Stutthof 

17. Ernst Gauss, Dissecting the Holocaust, zweite, revidierte 
Taschenbuch-Ausgabe 

18. Germar Rudolf, The Rudolf Report 

19. Germar Rudolf, Lectures on Contemporary History 

20. Carlo Mattogno, Manfred Gerner, Michael Gartner, Jur- 
gen Graf, Auschwitz: the True History 

21. Carlo Mattogno, Jurgen Graf, Treblinka: Extermination 
Camp or Transit Camp? 

22. Richard Krege, The Krege Expertise: Ground Penetrating 
Radar Research in Treblinka and Belzec 

23. Carlo Mattogno, Special Treatment at Auschwitz 

B. Institute of Historical Review 
unbekannt 

C. Produktivitatsquotient Rudolf/IHR: 
29:??? nach Buchern 

ZUSAMMENFASSUNG 

Das Ergebnis dieses rein quantitativen Vergleiches ist so 
offensichtlich und fur das IHR derart peinlich, daB ich mir 
hier jeden weiteren Kommentar verkneife. Auf die Qualitat 
der IHR-Website, des Journal of Historical Review und des 
wissenschaftlich vollig unbedeutenden Buches von Garaudy 
mochte ich hier erst gar nicht eingehen. 

Angesichts dieser Fakten ist es nur noch wenig iiberraschend, 
wenn man bei Betrachtung der offentlich zuganglichen Finan- 
zunterlagen des IHR folgende Feststellung macht: 12 

a) Unter den Ausgaben des IHR befindet sich kein Posten, 
der merkliche Ausgaben fur Produktion nachweist, wie 
z.B. Druckkosten fur Biicher und Zeitschriften. Die Haupt- 
kosten des IHR bestehen aus Anwaltsgebiihren, Gehaltern 
und Mieten. 

b) Als das IHR im Jahr 2000 mehrere hunderttausend Dollar 
von W. Carto erhielt, wurde dies nicht nur zur Zahlung von 
Anwaltsgebiihren benutzt, sondern auch zur knappen Ver- 
dopplung der Angestelltengehalter. Produziert wurde im- 
mer noch nichts. 

Das Ergebnis meiner Analyse schreit also geradezu nach einer 
anderen Erklarung als lediglich der billigen Entschuldigung, 
wegen der anhaltenden Auseinandersetzungen mit Carto sei 
man nicht zu einer hoheren Effektivitat und Produktivitat in 
der Lage gewesen. Aus diesem Grunde soil nachfolgend et- 
was tiefer gegraben werden. 

Meine anfanglichen Erfahrungen mit dem IHR 

Wahrend meiner Vorbereitungsarbeiten zum revisionistischen 
Sammelband Grundlagen zur Zeitgeschichte 13 erfuhr ich von 
Friedrich Paul Berg iiber den schrecklichen Streit, der zwi- 
schen dem Personal des IHR und seinem Griinder Willis Car- 
to ausgebrochen war. Aufgrund der Verfolgung, der ich nach 
der Veroffentlichung meines Gutachtens und des oben ge- 
nannten Sammelbandes ausgesetzt war, kummerte ich mich in 
der Folgezeit nur wenig um das, was in Kalifornien passierte. 
Das anderte sich erst im Fruhjahr 1996, als ich aus Deutsch- 
land geflohen war und kurzfristig in Siidspanien wohnte. Von 
dort aus nahm ich mit Mark Weber, dem Direktor des IHR, 
Kontakt auf und teilte ihm mit, daB ich gerne eine deutsche 



Zeitschrift herausgeben wiirde, fur die das Journal of Histori- 
cal Review nicht nur das ideale Vorbild sei, sondern deren 
Muttergesellschaft auch fur mich eine Dachorganisation sein 
konne, um mir in Europa juristischen Schutz zu gewahren. 
Mark Weber meinte allerdings, dies sei keine gute Idee, und 
ich solle fur diesen Zweck besser meinen eigenen unabhangi- 
gen Verlag griinden. Er schlug mir sogar einen moglichen 
Zeitschriftentitel vor, der dem spater gewahlten recht nahe 
kam. 14 Was Herr Weber mir nicht mitteilte, war die Tatsache, 
daB das Journal of Historical Review zu jener Zeit gar nicht 
mehr regelmaBig erschien, angeblich wegen der gerichtlichen 
Auseinandersetzungen mit Willis Carto. 
Nachdem ich 1997 anting, meine eigene Zeitschrift 
herauszugeben, erhielt ich die jeweils neuen Ausgaben des 
Journal of Historical Review immer kostenlos im Gegenzug 
fur die Zusendung eines Freiexemplars an das IHR. Wahrend 
allerdings meine Zeitschrift rasch an Umfang, Gute und 
Auflage gewann, verlor das Journal of Historical Review 
offenbar an all diesen Fronten dramatisch an Boden. Im Jahr 
1999 schlieBlich war ich nicht nur iiber das verspatete 
Erscheinen jeder Ausgabe des Journal of Historical Review 
enttauscht, sondern auch iiber deren niedrige Qualitat und die 
geringe Vielfalt der Beitrage. Zudem stellt sich auch die 
Frage, warum kein einziger der in Vff'G publizierten Beitrage 
jemals die Aufmerksamkeit des IHR erlangte und als wiirdig 
befunden wurde, in englischer Ubersetzung im Journal of 
Historical Review abgedruckt zu werden. Einige andere Revi- 
sionisten, wie etwa Andrew Gray, Fritz Berg und Otward 
Miiller, riefen mich in jener Zeit in England an, besprachen 
diese Umstande mit mir und legten mir nahe, ich moge doch 
erwagen, Mark Weber als den Herausgeber des Journal of 
Historical Review herauszufordern, da ich in ihren Augen 
ganz offensichtlich der weitaus bessere Herausgeber sei. 
Als ich auf diverse Einladungen reagierend im Juni 1 999 ei- 
nige Revisionisten in den USA besuchte, sprach ich auch aus- 
fuhrlich mit Mark Weber, unter anderem um herauszufinden, 
was die wirklichen Grunde dafur waren, daB das Journal of 
Historical Review mit so starker Verspatung erschien, so arm 
an Autoren, neuen, vielfaltigen Beitragen und von so allge- 
mein armlicher Qualitat war. 

Die erste Kritik 

In diesem Gesprach fuhrte ich folgende konkrete Kritikpunkte 
an: 

- das Fehlen technischer und forensischer Beitrage; 

- die geringe Vielfalt der Autoren; 

- den Mangel an popular-wissenschaftlichen bzw. einfuhren- 
den Beitragen, die das Interesse jener Leser wecken, welche 
mit den behandelten Themen weniger vertraut sind; 

- die Behandlung von aktuellen politischen und menschen- 
rechtlichen Fragen mit Bezug fur den historischen Revisio- 
nismus. 

Mark Webers Antworten auf diese Kritikpunkte lauteten etwa 
wie folgt: 

- er sei gegen den Abdruck technischer oder naturwissen- 
schaftlicher Beitrage, insbesondere wenn sie lang sind, da 
die Leserschaft des Journal of Historical Review diese 
nicht verstehen konne und sich gegen solche Artikel wen- 
den wiirde; 

- leider gebe es nicht viele Autoren des Revisionismus, die 
Beitrage von einer Qualitat schreiben konnten, welche den 
Erwartungen sowohl des Herausgebers des Journal of Hi- 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



247 



storical Review als auch der Leserschaft entsprachen; die 
Spalten des Journal of Historical Review fur Laien zu off- 
nen wiirde die Qualitat der Zeitschrift senken und ihren Ruf 
zerstoren; 

- er sei gegen Artikel, die nicht auf tiefgehenden Forschun- 
gen beruhen und wohldokumentiert sind. Das ware schad- 
lich fur den Ruf der Zeitschrift, weshalb keine popularwis- 
senschaftlichen Beitrage seine Zustimmung finden wurden; 

- er stimmte mit mir iiberein, da(3 man eine Rubrik mit Neu- 
igkeiten einrichten konne. Allerdings hat es in keiner der 
sparer von Weber redigierten Ausgaben je eine solche Ru- 
brik gegeben. 

Mark Weber sagte zu, sich die bisher erschienenen Ausgaben 
von Vff'G ansehen zu wollen, um festzustellen, ob darin Arti- 
kel zu finden seien, die seinen Anforderungen entsprechen 
wurden und es verdienten, in englischer Sprache in seinem 
Periodikum veroffentlicht zu werden. 

Zwei Beispiele mogen die unterschiedlichen herausgeberi- 
schen Konzepte zwischen Mark Weber und mir verdeutli- 
chen. Wir diskutierten kurz, warum Weber nicht erwagen 
sollte, einen von Jack Wikoff verfaBten Beitrag iiber die an- 
gebliche Vernichtung der Homosexuellen im Dritten Reich 
abzudrucken. 15 Mark Weber erlauterte, dieser Beitrag sei 
oberflachlich recherchiert und besitze nicht die Qualitat, die 
er fur einen Abdruck im Journal of Historical Review erwar- 
ten wiirde. Ich frug, warum er den Beitrag denn nicht in Ab- 
stimmung mit dem Autor zu verbessern versuche, wenn er 
meine, da(3 dies notig sei. Ich selbst hatte eine nicht unerheb- 
liche Zeit aufgewandt, um Wikoffs unvollstandige Quellenan- 
gaben zu komplettieren, so da(3 meine deutsche Fassung sei- 
nes Beitrages mit Sicherheit eine Verbesserung gegeniiber 
seinem englischen Original war. Immerhin ist es besser, einen 
Artikel zu einem wichtigen Thema abzudrucken, auch wenn 
man ihn nicht fur perfekt halt, als iiberhaupt nichts dariiber zu 
veroffentlichen. Und dies ist genau das, was Weber in den 
drei seither verflossenen Jahren gemacht hat: Nichts. Das 
gleiche trifft exemplarisch auf zwei weitere Beitrage zu, die 
wichtige Themen behandeln, aber die Artikel wurden von 
Mark Weber nicht etwa bei Bedarf aufpoliert und sodann pu- 
bliziert, sondern schlicht ignoriert, womoglich weil der Autor 
dieser Artikel ebenfalls ein „Amateur-Historiker" ist. 1 
Das zweite Beispiel betrifft eine Reihe technischer und archi- 
tektonischer Beitrage, verfaBt von einer Gruppe von Inge- 
nieuren und Architekten und auf der Auswertung von Tau- 
senden originaler deutscher Dokumente aus Auschwitz beru- 




Verspatetes Erscheinen des JHR in Tagen unter Herausgeber Mark Weber. 



hend. Nachdem er von verschiedener Seite wiederholt be- 
drangt worden war, zumindest die bedeutsamsten dieser Bei- 
trage im Journal of Historical Review abzudrucken, entschied 
Mark Weber, das Wichtigste von einigen dieser Beitrage, die 
sich mit der Entwicklung und dem Einsatz von Mikrowellen- 
entlausungsanlagen in Auschwitz befassen, verdiene es, den 
englischsprachigen Lesern bekannt gemacht zu werden. Al- 
lerdings war er der Auffassung, der vollumfangliche Abdruck 
dieser langen technischen Artikel wiirde seinen Lesern miB- 
fallen. Er entnahm den deutschen Originalartikeln daher ihre 
Hauptaussagen, versetzte sie in den allgemeineren histori- 
schen Zusammenhang der Seuchenbekampfung in Auschwitz 
und verfaBte auf diese Weise seinen eigenen Artikel, wobei er 
im Prinzip die Forschungsergebnisse anderer stahl und unter 
seinem eigenen Namen veroffentlichte, anstatt den Autoren 
die ihnen gebiihrende Ehre zu erweisen, ihre langjahrigen 
Forschungen in englischer Sprache unter ihrem eigenen Na- 
men veroffentlicht zu sehen. Selbstverstandlich zitierte Weber 
die deutschsprachigen Beitrage, auf die er sich bei seinem 
Beitrag bezog, aber er weigerte sich kategorisch, die bahn- 
brechenden Forschungsergebnisse der deutschen Autoren 
selbst zu veroffentlichen. 18 Obwohl ich dieser intellektuellen 
Vergewaltigung zustimmte, zumal ich mir dachte, es sei bes- 
ser, wenigstens etwas in englischer Sprache publiziert zu se- 
hen, anstatt vollig iibergangen zu werden, waren die Gruppe 
deutscher Ingenieure und andere Revisionisten recht emport 
und enttauscht iiber dieses Vorgehen Webers. 

Die Kritik Dritter 

Ende 1 999 muBte ich bekanntlich England verlassen und kam 
in die Vereinigten Staaten. Als Folge davon vertiefte sich 
mein Kontakt mit anderen in den USA ansassigen Revisioni- 
sten, die ebenfalls ihre Erfahrungen mit dem Journal of Hi- 
storical Review und deren Herausgeber Mark Weber gemacht 
hatten. Dies traf insbesondere fur meine diversen Besuche bei 
Bradley Smith in Nordwest-Mexiko zu, dem fuhrenden Kopf 
des „Committee for the Open Debate on the Holocaust" 
(www.codoh.com). 20 Dadurch gelangte ich in engen Kontakt 
mit jenen Personen, die mit der Herausgabe des damals recht 
erfolgversprechenden, aber inzwischen eingestellten revisio- 
nistischen Periodikums The Revisionist befaBt waren. 21 Es 
wurde mir rasch klar, dafi die Veroffentlichungstatigkeiten 
der Leute um Codoh - im Internet wie auch in gedruckter 
Form - bei weitem lebhafter, vielfaltiger, mehr am offentli- 
chen Interesse ausgerichtet und alles in allem weitaus produk- 
tiver waren. Ich erfuhr auch, daB fast al- 
le Autoren, die zu Codoh.com und The 
Revisionist Texte beitrugen, ahnliche 
Erfahrungen mit Mark Webers diktato- 
rischem Herausgeberstil nach dem Mot- 
to „Auf meine Weise oder auf keine 
Weise" gemacht hatten. Die meisten 
hatten es aufgegeben, ihre Arbeiten dem 
Journal of Historical Review iiberhaupt 
noch anzubieten, zumal Herr Weber sie 
ohnehin aus Qualitats-, stilistischen 
oder Themengriinden ablehnen wiirde, 
bzw. weil er die Beitrage vollstandig 
und unerkennbar umschreiben oder sie 
unter seinem Namen neu verfassen 
wiirde. Nachfolgend seien zwei Stel- 
lungnahmen von Personen wiedergege- 



248 



Vff'G ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



ben, die diese Dinge jungst schriftlich bestatigten. Einer da- 
von ist ein Historiker, der den Websites codoh.com und co- 
doh.org viele Beitrage unter verschiedenen Pseudonymen zur 
Verfugung stellte, einige davon unter dem Namen Samuel 
Crowell: 22 

Samuel Crowell 
»Nachdem ich die Angelegenheit gestern mit Dir erortert 
habe, mochte ich die Gelegenheit benutzen, Dir meine Ein- 
driicke bezuglich der gegenwartigen Lage des Institute of 
Historical Review (IHR) sowie seines Organs, des Journal 
of Historical Review (JHR), mitzuteilen. 
Wie Du weifit, wurde der grofite Teil meiner revisionisti- 
schen Arbeit im Jahre 1997 geleistet und vom Committee 
for Open Debate on the Holocaust (CODOH) auf seiner 
Website veroffentlicht. Doch wurde ich wie folgt iiber die 
Situation des IHR unterrichtet. 

Anfang 1998 lernte ich durch Dich Ted O'Keefe kennen, 
der damals daran interessiert war, wiederum als Heraus- 
geber wirklich serioser revisionistischer Arbeiten tatig zu 
werden. Im Spatsommer 1999 kehrte er zwecks Verwirkli- 
chung dieses Vorsatzes nach Sudkalifornien zuruck. Der 
Zeitpunkt ist mir genau in der Erinnerung haften geblieben, 
weil er mir (so wie Du) durch Kopieren und Zustellen von 
Texten unschatzbare Dienste geleistet hatte, und ich erin- 
nere mich daran, dafi ich damals meinte, kunftig auf seine 
Hilfeleistung verzichten zu milssen. 

Es diirfte sich schwerlich um einen Zufall gehandelt haben, 
dafi mein Essay Technique and Operation of German Anti- 
Gas Shelters schliefilich im Journal publiziert wurde, denn 
ich wufite, dafi Ted erpicht darauf war, meine Arbeit ge- 
druckt zu sehen; aufierdem waren die Direktoren des Jour- 
nal seit zweieinhalb Jahren in Besitz einer Kopie des Arti- 
kels gewesen, ehe er schliefilich erschien. Ich erwahne dies 
als Beispiel dafur, wie rasch und ztigig beim Journal gear- 
beitet wurde, bevor man Tedzum Herausgeber ernannte. 
Im Herbst 2000 bat mich Ted, der nun voll mit der Heraus- 
gabe des Journal beschaftigt war, die damals neuen Bucher 
von Peter Novick und Norman Finkelstein iiber den Ge- 
brauch und Mifibrauch des Holocaust zu rezensieren. Ich 
willigte ein, so wie ich aus Freundschaft zu Ted spater 
noch weitere Beitrage verfafit habe. Schon bald konnte ich 
die gewunschte Rezension vorlegen. 
Rund einen Monat darauf erhielt ich 
einen unerwarteten Anruf von einem 
der Direktoren des Instituts, der mir 
wegen der Unzulanglichkeit meines 
Artikels die Leviten las, worunter er 
hochwichtige Details wie die Auslas- 
sung zweit- und drittrangiger Websi- 
tes verstand, aufdenen Peter Novicks 
Buch veroffentlicht worden war. 
Ich erinnere mich, dafi er ferner auf 
alle moglichen Anderungen drangte, 
bei denen es sich in vielen Fallen um 
blofie Haarspaltereien handelte. Wie 
mir noch erinnerlich ist, hangte ich 
den Horer resigniert auf; zwar war 
die Veroffentlichung meiner Rezensi- 
on fur mich durchaus kein Herzens- 
anliegen, doch wollte ich Ted gerne 
behilflich sein. Diesen Vorfall erwah- 



ne ich als Hinweis auf die allgemeine, befremdliche und 
kleinliche Pedanterie, die damals das Klima im IHR pragte 
und fraglos auch zu der damaligen Unpunktlichkeit und 
den standigen Verzogerungen beitrug. 

Ich habe meine Rezension nie abgeandert, und sie ist nicht 
erschienen. Doch mufi ich ehrlich sein und erwahnen, dafi 
die verlangten Anderungen dermafien haarspalterisch wa- 
ren, dafi ich fur den Fall, dafi ich alle gewunschten Ande- 
rungen angebracht hatte, sicherlich prompt eine neue Liste 
mit Anderungswunschen erhalten hatte. Gegen den Strich 
ging mir auch die penetrante Forderung, Abschnitte zu die- 
sen und jenen Fragen einzufiigen, die mich nicht interes- 
sierten und deren Diskussion sich mir in keiner Weise auf 
drangte. In dieser Hinsicht begann ich die von den Her- 
ausgebern ausgeubte Kontrolle als Bedrohung meiner In- 
tegritat als Autor zu empfinden. Kurz und gut, es gab fur 
mich keinen Anlafi, meine Rezension zu modifizieren, ge- 
schweige denn neue Artikel einzureichen.« 

Ted O'Keefe 

Die oben von S. Crowell angeschnittenen Probleme waren ei- 
gentlich schon seit Jahren bekannt. In einem Schreiben vom 
17.6.1999 wandte sich Greg Raven, President der „Legion for 
the Survival of Freedom", der Dachorganisation des IHR, an 
die Aufsichtsratsmitglieder, worin er sich bitterlich iiber die 
Schludrigkeiten Mark Webers bei der Herausgabe des JHR 
beschwerte: 23 
»Seit Jahren habe ich nun Mark angebettelt, geschmei- 
chelt, bedroht und ignoriert in der Hoffnung, dafi ihn ir- 
gend etwas, was ich sage oder tue, dazu bringen konnte, 
die Zeitschrift punktlich herauszubringen. [...] Natilrlich 
hat Mark sein Versprechen [den Riickstand aufzuholen] so- 
fort gebrochen, wie er auch andere ahnliche davor und da- 
nach gemachte Versprechen brach.« 
Greg Raven legt anschlieBend nahe, Mark Weber solle als 
Herausgeber des JHR abgesetzt und durch Theodor O'Keefe 
ersetzt werden. Ted O'Keefe war bereits fruher voile elf Jahre 
beim IHR tatig gewesen, unter anderem auch als Herausgeber 
des JHR, wobei er ohne Frage wesentlich erfolgreicher war 
als Mark Weber zu Zeit der Abfassung von Ravens Schrei- 
ben. In seinem eigenen Bericht beschreibt O'Keefe die Lage 
des JHR wie folgt: 24 



900 t 



800 



700 



600 



500 - 



400 • 



300 



200 



100 



Bruch mit dem 
GrunderW.A. Carto 



CO 

> 




Verlorene Abonnenten des 
Journal of Historical Review 

Summe: 5,949 

Verbliebene Abonnentenzahl: 
weniger als 300 



J 



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Verlust an Abonnenten des Journal of Historical Review 
unter Herausgeber Mark Weber 25 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



249 



»Von 1995 bis 2001 erschien das JHR immer wieder mit 
erheblicher Verspdtung [Anlage 6] . Dies, sowie das kata- 
strophale Schrumpfen der Abonnentenzahlen [Anlage 7], 
veranlafiten den Vorsitzenden Raven, den Herausgeber 
Weber zu einer Beschleunigung der Verqffentlichungen zu 
drangen [Anlage 1] . Von Mitte 1999 bis 2000 versuchte 
der Vorsitzende Raven die Direktion dazu zu bewegen, 
entweder Druck aufden Herausgeber auszuuben oder ihn 
zu ersetzen, doch war ihm dabei kein Erfolg beschieden 
[Anlagen 1, 8 und 9] . 

Der Vorsitzende Raven begriff, dafi das JHR sowohl her- 
ausgeberisch als auch inhaltlich an schweren Mangeln 
krankte, und ersuchte mich, diese grilndlich zu untersuchen 
sowie Verbesserungsvorschlage zu unterbreiten. In einem 
diesbezuglichen Bericht analysierte und beschrieb ich spe- 
zifische und chronische Schwachstellen im JHR und unter- 
mauerte, was Berater, Abonnenten und Freunde des IHR 
seit Jahren angeprangert hatten: Eine drastische Abnahme 
an Artikeln, die Primarforschung wider spiegelten; eine 
Vernachlassigung aktueller, aus der Feder der IHR-Mitar- 
beiter stammender und origineller Berichte und Kommen- 
tare zu Nachrichten, welche fur die Abonnenten des Jour- 
nals von Belang waren; das Versaumnis, bei den IHR- 
Konferenzen gehaltene Vortrage im Journal abzudrucken 
(in den neun Monaten nach der im Mai 2000 durchgefuhr- 
ten Konferenz wurden lediglich zwei der dortigen Vortrage 
veroffentlicht) ; Bruskierung der Autoren und Verargerung 
der Abonnenten durch eine schwerfdllige Editierung in 
gleichgeschaltetem und monotonem Stil. 
Im selben Bericht schlug ich konkrete Verbesserungsmafi- 
nahmen zur Ausmerzung dieser Schwachen vor und legte 
meine Ziele bezuglich Inhalt und zeitlichem Rahmen sowie 
meine Vorstellungen zur Politik des IHR in bezug auf den 
Inhalt des JHR in aller Klarheit dar [Anlage 10] . Dieser 
Bericht wurde dem Aufsichtsrat zusammen mit einem Brief 
des Prasidenten Raven vorgelegt, in dem die mehrjahrigen, 
vergeblichen Versuche zur Disziplinierung oder Ersetzung 
des Herausgebers zusammengefafit wurden [Anlage 11] .« 
Die Finger auf die fur AuBenstehende schmerzhafteste Wunde 
legte Raven am Ende des von O'Keefe als Anlage 1 1 erwahn- 
ten Schreibens vom 23.2.2001 : 
»Aber er [O'Keefe] ist sich klar daruber, wie schadlich 
diese arge Verspdtung des Journals ist, wie er sich auch 
klar daruber ist, dafi Marks [Weber] iiberhebliche Art, das 
Journal auf seine Weise herauszugeben, eine erhebliche 
Anzahl moglicher Autoren derart verprellt hat, dafi sie sich 
nunmehr weigern, filr das IHR zu schreiben. 
Diese Krise befindet sich nun im funften Jahr, ohne dafi ei- 
ne Losung in Sicht ware, und ein Desaster droht.« 
Als Folge dieses Briefes legte Weber Ende Februar 2001 sein 
Amt als Herausgeber des JHR nieder und iibergab es Ted 
O'Keefe. Was folgte, wurde von S. Crowell beschrieben: 26 
»Doch Anfang 2001 wurde Ted zum Herausgeber ernannt 
und veroffentlichte meine Rezension in der Originalform. 
Hier lohnt sich der Hinweis darauf wie er seine Pflichten 
als Herausgeber handhabte. Er stellte mir meinen Text per 
Email zu, wobei er rund ein halbes Dutzend Anderungen 
fast durchweg grammatischer oder syntaktischer Art vor- 
schlug. Ich nahm seine Vorschldge teils an und lehnte sie 
teils ab. Innerhalb einer Woche war der Text editiert und 
bereit zur Veroffentlichung. Inhaltliche Veranderungen 
wurden von mir nicht gefordert. 



Genau so verhielt sich Ted als Herausgeber im Fall all je- 
ner sechs oder sieben Artikel und/oder Rezensionen, wel- 
che ich im vergangenen Jahr fur das JHR verfafit habe. 
Dies, so scheint mir, sagt viel uber seine Punktlichkeit und 
Professionalitdt aus. 

Deswegen schatze ich die Lage des Journal wie folgt ein: 
Meiner Auffassung nach hat Ted dieses in dem runden 
Jahr, in dem er als Herausgeber waltete, hervorragend ge- 
fiihrt. Es gab sechs Ausgaben, und alle erschienen rechtzei- 
tig. Vielleicht steht es mir nicht an, mich zur Qualitat zu 
dufiern, da ich ja regelmdfiig als Autor mitgewirkt habe, 
doch darfich wohl sagen, dafi das Journal nicht nur regel- 
mdfiig herauskam, sondern neue Artikel von neuen Autoren 
mit neuen Perspektiven zum Holocaust und zum Zweiten 
Weltkrieg allgemein enthielt. Dies allein machte diese Aus- 
gaben wertvoll.« 

Das Ende der Fahnenstange... 

Das Journal of Historical Review wird noch heute mit der 
Technik und dem Stil der achtziger Jahre fertiggestellt. Bis 
Dr. Countess und ich mich seiner erbarmten, besaB das Insti- 
tut noch nicht einmal einen Scanner, um Bilder direkt in den 
jeweiligen Text einzubauen. Man fummelte dort immer noch 
mit Schere und Klebstift herum. Auch das asthetisch wenig 
ansprechende Layout hatte der Generaluberholung bedurft, 
doch in dieser Hinsicht tat sich auch unter Ted O'Keefe 
nichts. Zwar erschienen unter seiner Leitung mehr neue Arti- 
kel von einer groBeren Vielzahl von Autoren als unter Weber, 
doch der Stil anderte sich im wesentlichen nicht. 
Die einzige Moglichkeit, das JHR der dringend benotigten 
radikalen Verjiingungskur zu unterziehen, ware gewesen, Ted 
O'Keefe freie Hand zu geben. Jedoch saBen ihm M. Weber 
und G. Raven standig im Nacken und lieBen ihn nicht gewah- 
ren, sondern reservierten sich das Recht, Anderungen vorzu- 
nehmen und ihn zur Aufnahme bestimmter Artikel zu drangen 
oder andere abzulehnen. 27 

Schon in seiner fruheren Kritik an Mark Weber hatte G. Ra- 
ven nahegelegt, Mark Weber durch Ted O'Keefe zu ersetzen, 
was aufgrund der beschrankten finanziellen Moglichkeiten 
des IHR nur bedeuten konne, Mark Weber zu entlassen. Als 
Nachteil dessen fuhrt Raven u.a. an: 23 
»Ich kann mir nicht vorstellen, was Mark tun wurde, um 
seine Frau und seine Kinder zu unterstutzen [...]« 
So wurde denn Ted O'Keefe nicht als Ersatz fur Mark Weber 
eingestellt, sondern zusatzlich zu ihm, was zu einem unheil- 
vollen Kompetenzwirrwarr und endlosen Konflikten fuhrte. 
Aufgrund von Mark Webers himmelschreiender Inkompetenz 
kann der einzige Grund, warum er nicht entlassen wurde, nur 
in einem liegen: Das chronisch finanzschwache IHR sieht sich 
als Sozialamt fur unvermittelbare, hoffnungslos inkompetente 
Arbeitskrafte. 

Seinen eigenen Angaben zufolge wurde Ted O'Keefe aber 
nicht nur von M. Weber und G. Raven in die Zange genom- 
men - ausgerechnet M. Weber drohte ihm ofter handfest mit 
Konsequenzen, falls eine Ausgabe des JHR verspatet heraus- 
kame -, sondern auch von einem untergeordneten Angestell- 
ten belastigt, der sich eigentlich lediglich mit Versandarbeiten 
zu beschaftigen hatte. Diese massive StreB situation fuhrte 
aufgrund O'Keefes labiler Psyche - Ted O'Keefe ist manisch- 
depressiv - zu entsprechenden psychischen Reaktionen sei- 
nerseits, die es ihm Anfang 2002 unmoglich machten, weiter 
als Herausgeber fur das JHR zu arbeiten. Und weil er einige 



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VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



Zeit lang im Friihjahr 2002 nicht mehr zur Arbeit erschien, 

wurde er von M. Weber und G. Raven kurzerhand auf unbe- 

stimmte Zeit in den unbezahlten Urlaub geschickt - also de 

facto gefeuert -, von wo aus er mitteilen lieB, daB er Hoff- 

nung und Willen aufgegeben habe, das JHR wieder flott zu 

machen, da dies unter den Herren Weber und Raven unmog- 

lich sei: 28 

»Lafi mich bezuglich des IHR Klartext reden. Wenn ich zu- 

riickkommen soil, damn, miissen zuerst sowohl Greg und 

(gelegentlich) Mark gehen (und Gregs Schlager Gary mufi 

natilrlich auch gehen). 

Ich werde nicht unter Mark arbeiten, unter gar keinen Um- 
standen. Noch werde ich unter irgend jemandem arbeiten, 
der mir bezuglich der Hauptaspekte, die notig sind, um ei- 
nen revisionistischen Versand bzw. ein Institut zum funk- 
tionieren zu bringen, in Verstandnis und Leistungsfdhigkeit 
unterlegen ist. 

[...] Ich habe keine Lust mehr, den Kumpel fur die Zweit- 
klassigen zu spielen. 

Es ist ohnehin sehr unwahrscheinlich, dafi ich uberhaupt 
zuruckkehren werde. Diejenigen, die im IHR die Macht, 
haben, verstehen das IHR nicht; sie verstehen nichts vom 
Versandhandel; sie verstehen nichts vom Verlagswesen; sie 
verstehen nichts von Management; sie verstehend nichts 
von Verantwortlichkeit; und sie verstehen mich nicht. 
Ich respektiere Ihre Versuche, das IHR zu retten, aber ich 
bin nicht zuversichtlich, dafi Sie sich durchsetzen konnen, 
es sei denn, die restlichen Vorstandsmitglieder verscheiden 
plotzlich. [...] 
Grufie, Ted« 
Wahrend der letzten IHR-Konferenz soil dann Mark Weber 
auch konsequent angekiindigt haben, das JHR wurde nunmehr 
nur noch ein- bis zweimal jahrlich erscheinen, was, wenn es 
wahr ist, eine Bankrotterklarung sondergleichen ware. 
Die Reaktion von auBen kam prompt. Samuel Crowell faBte 
die Lage wie folgt zusammen: 22 
»Andererseits hege ich nun, wo Ted weg ist, Starke Zweifel 
hinsichtlich des regelmdfiigen Erscheinens, Inhalts und 
Werts des Journal. [ . . . 29 ] 

Ich mufi zu meinem Bedauern feststellen, dafi das IHR nach 
der Entlassung Teds vermutlich noch starker in Richtung 
politischer Parteilichkeit tendieren wird, was nicht nur sei- 
ne Stellung als von Steuern befreite Institution bedrohen, 
sondern wenig dazu beitragen dilrfte, seine Verbreitung zu 
fdrdern und Spender anzulocken. 

Ganz offen gesagt: Ich glaube nicht, dafi auch nur einer 
der beiden gegenwartigen Direktoren des IHR daran inter- 
essiert ist, den klassischen Revisionismus oder uberhaupt 
seriosen Revisionismus irgendwelcher Art zu fdrdern. Mei- 
ner Meinung nach geht es ihnen viel mehr darum, den Le- 
bensstil weiterzufuhren, an den sie sich gewohnt haben, zu- 
sammen mit seiner Pedanterie, Schlampigkeit und allge- 
meinen Inkompetenz. Sie scheinen mir darauf erpicht zu 
sein, ihre kleinlichen politischen Interessen - sei es nun auf 
dem Felde des Antizionismus oder des Rassismus - zu fdr- 
dern, ohne dabei die notwendige Distanz zu den histori- 
schen Fakten zu wahren, und ihren Lebensunterhalt zu 
verdienen. 

Schliefilich bin ich auch gelinde gesagt erstaunt daruber, 
dafi der Vorsitzende des Direktoriums der Legion , und 
erst recht Ted, auf Anstiftung der Co-Direktoren so mir 
nichts, dir nichts entlassen werden konnte. 



Diese Bemerkungen, die auf meinen personlichen Beobach- 
tungen fufien, mogen ja zu hart oder sogar falsch sein, 
doch wie soil man sich die Entwicklung des Journal vor der 
Ernennung von Ted zum Herausgeber erklaren, als die ein- 
zelnen Nummern permanent mit grofier Verspatung er- 
schienen, weil sie zu spat zusammengestellt worden waren, 
und am Ende oft aus Nachdrucken uralter Artikel sowie 
aus bereits in anderen Druckerzeugnissen erschienenen 
Beitragen bestanden? 

Selbst wenn man diese Zustande durch mangelnde Organi- 
sationsfdhigkeit erklaren konnte - rechtfertigt dies etwa 
andere offenkundige Ungereimtheiten, einschliefilich des 
unverkennbaren Interesses an endlosen Rechtsstreitigkeiten 
und der beruchtigten Episode mit dem Plan zum Verkauf 
von Abonnentenlisten? 

Nun, wo Ted weg vom Fenster ist, wird das JHR mit grofi- 
ter Wahrscheinlichkeit wieder in jene Bedeutungslosigkeit 
zuriickf alien, fur die es in den neunziger Jahren beruchtigt 
war. Dies ist betrublich, und es hat auch zur Folge, dafi 
sich eine ganze Generation ernsthafter Revisionisten nicht 
entwickeln wird, weil sie keinen Anstofi zur Entwicklung 
erhdlt. Dementsprechend wird auch die Verbreitung des 
Journal weiterhin schrumpfen, seine Bedeutung wird auch 
kilnftig abnehmen, und das einzige Organ, in dem Revisio- 
nisten Neues prasentieren konnen, wird in deutscher Spra- 
che erscheinen (Germars Zeitschrift). 

Ich mache diese Bemerkungen Dir, Fritz, gegenuber nicht 
im Geiste der Bitterkeit, sondern weil ich besorgt iiber die 
offenbar unmittelbar bevorstehende Entlassung Teds bin. 
Ich habe keine personlichen Interessen zu verfechten, da 
ich gegenwartig mit keinerlei dringenden Recherchen be- 
schaftigt bin, und selbst wenn ich es ware, konnte ich sie 
jederzeit via CODOH verbreiten (das zwar iiber keine ei- 
gene Zeitschrift verfugt, doch meine Schriften in der Ver- 
gangenheit stets innerhalb von Stunden im Internet verofi 
fentlicht hat). 

Doch da fur mich die gesunde und fortgesetzte Entwicklung 
des Revisionismus in den USA ein Herzensanliegen dar- 
stellt, mochte ich hervorheben, dafi Ted O'Keefe als 
Herausgeber des JHR wertvolle Arbeit geleistet hat, und 
ich wiirde vorschlagen, die Aktivitaten (bzw. Inaktivitaten) 
der gegenwartigen Fuhrung ein wenig genauer unter die 
Lupe zu nehmen. 
Mit freundlichen Grufien 
,, Samuel Crowell" 
Und im Juli ging Crowell sogar noch weiter: 33 
»Ich werde nicht fur ein JHR ohne Ted arbeiten, und ich 
mochte nichts mit dem IHR zu tun haben, so wie es zur Zeit 
zusammengesetzt ist.« 
Ein weiterer intensiver auBenstehender Beobachter, langjah- 
riger Leser des JHR und gelegentlich Beitragender zu diver- 
sen revisionistischen Websites, ein unter dem Pseudonym 
„von Hannover" schreibender Herr, meinte nicht weniger 
deutlich: 34 
»Offenbar hat das IHR mit den Jahren einen erheblichen 
Teil seines Kampfgeistes und seiner Energie eingebufit. Alles, 
was es zu bieten hat, sind Nachrichten von gestern. Dies wa- 
re vielleicht noch begreiflich, bezogen die Verantwortlichen 
keine Lohne. Wer dafilr bezahlt wird, etwas zu leisten, soil 
die geforderten Leistungen bitte schon auch erbringen. Ge- 
wifi, Konferenzen sind etwas Tolles, doch im Alltag ist das 
IHR lethargisch, ineffizient und hinter dem Mond. 



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251 



Das Journal stellt das krasseste Beispiel dafiir dar. Wie 
denn, es soil nun nur noch ein- oder zweimal jahrlich er- 
scheinen? Und wenn man zur Website des Institute geht 
und die Taste „New Files" - dafi ich nicht lache - drilckt, 
findet man die Arbeiten anderer Autoren vor. Auch daran 
ware nichts zu bemakeln, wiirde das IHR nicht dafiir be- 
zahlt, selbst etwas zu produzieren. Wo ist Weber s Buck, 
dessen Erscheinen seit weifi Gott wie vielen Jahren ange- 
kundigt wird? 

Versteht Weber sein Handwerk? Zweifellos, dock gilt dies 
auch fur viele andere. Ist er ein Gentleman? Ohne Zweifel. 
Dock sollte er endlich einmal ernsthaft zur Feder greifen 
bzw. sich an den Computer setzen und etwas Hieb- und 
Stichfestes schaffen, so wie es Rudolf Graf Mattogno, 
Renk, Grubach etc. zu tun pflegen. Diese Manner erhalten 
fur ihre Leistungen nur geringen oder gar keinen Lohn, wah- 
rend die IHR-Leute Gehalter beziehen, die ja nicht sonder- 
lich hoch sein mogen, aber immer noch ausreichen, um eine 
vernunfiige Arbeitsleistung zu erfordern. Man schaue sich 
doch CODOH an, das am laufenden Band neues Material 
bietet. Ich weifi Bescheid daruber, denn ich spiele ihm hinter 
den Kulissen viel von diesem Material zu. [...] 
Hannover« 
Friedrich Paul Berg, seit Griindung des IHR einer dessen in- 
tensivster Unterstiitzer und ohne Zweifel einer der bedeutend- 
sten Revisionisten, schreibt ebenso enttauscht wie aufge- 
bracht: 35 
»Das IHR hat den Karren selbst in den Dreck gefahren, in 
dem es nun steckt, und ich sehe keine Aussichten auf'Besse- 
rung. Mark Weber ist gewifi ein kompetenter, erstklassiger 
revisionistischer Autor und ein geschliffener Redner, der 
Unterstutzung und Ermutigung verdient, doch als Heraus- 
geber, IHR-Direktor und Organisator von Konferenzen hat 
er auf der ganzen Linie versagt und sollte in keiner Hin- 
sicht unterstiltzt werden. Noch schlimmer ist, dafi Weber 
grimmig entschlossen scheint, wichtige revisionistische Ar- 
beiten unter den Teppich zu kehren, die entweder seinen 
personlichen Auffassungen ilber den Holocaust-Schwindel 
widersprechen oder technischer Natur sind und deshalb 
sein eigenes, begrenztes Fassungsvermogen iibersteigen. 
Weber war ganz offenkundig bestrebt, potentielle 
Auswirkungen meines geplanten Vortrags vor dem IHR so 
gering wie moglich zu halten. Viele andere verdienstvolle 
Revisionisten warenja vielleicht in der einen oder anderen 
Hinsicht ebenso inkompetent und rilcksichtslos, so dafi 
meine Worte keine allzu grofie Beleidigung fur Weber dar- 
stellen. Faurisson ware als Herausgeber sowie als Organi- 
sator von Konferenzen auch ein Desaster gewesen. Es 
kommt gelegentlich vor, dafi Menschen in eine Position 
geschleust werden, in der sie uberfordert sind, aber dann 
sollten eben die notwendigen Korrekturen erfolgen. 
Leider Gottes scheinen die IHR-Direktoren fanatisch ent- 
schlossen, sich selbst Raven und Weber als blofie Hampel- 
manner zur Verfilgung zu stellen. Sie sind allesamt unfdhig, 
irgend etwas zu leisten, was Hand und Fufi hat. Die Alter- 
native ist Germar, der mit seiner grofiartigen Zeitschrift 
sowie mit seinen erstaunlichen Forschungen und Artikeln 
wahre Wunder vollbracht hat. Leider erscheint all dies fast 
durchwegs nur auf Deutsch - eine Ausnahme ist Dissecting 
the Holocaust — und bleibt deshalb jener grofien Mehrheit 
der potentiellen Leser verschlossen, die lediglich des Eng- 
lischen machtig sind. 



Eine Verbindung zwischen Germars lockerer Organisation 
und dem IHR scheint aufgrund der Unvereinbarkeit der 
Personlichkeiten ein Ding der Unmoglichkeit. Doch wer 
braucht die Leute, die an der Spitze des IHR stehen, in Zu- 
kunft noch, wenn Germar und J. Graf die erforderliche Un- 
terstutzung erhalten, um in Zukunfi etwas wirklich Mehr- 
sprachiges aus dem Boden zu stampfen? Hoffen wir blofi, 
dafi Germar sich auf'Dauer in den USA niederlassen kann. 
Grilfie 
Fritz Berg« 
Nachdem sich Harvey Taylor vom Aufsichtsrat der LSF ge- 
gen solche massive Kritik Bergs verwahrt hatte und Webers 
und Ravens mangelnde Produktivitat damit verteidigte, dafi er 
Webers Behauptung von der Kargheit revisionistischer Auto- 
ren und Beitrage aufgriff sowie als weitere Ursache die Fi- 
nanzengpasse anfuhrte, 36 wurde Herr Berg noch deutlicher: 
»Gliicklicherweise gibt es weit mehr als „nur ein paar we- 
nige aktive Forscher/ Autoren gegen das grofie H\o\o- 
caust] " (Ihre Worte, Harvey). Aber da Sie sich bezilglich 
dessen, was im Revisionismus-Land vor sich geht, immer 
noch auf das IHR-Journal verlassen, konnen Sie dies un- 
moglich wissen. Sogar die kurze aber sehr wertvolle Rezen- 
sion von Bob Countess erschien nur in Deutsch in den 
Vierteljahreshefte fur freie Geschichtsforschung, nicht aber 
im IHR-Journal. 

Wie hat Germar Rudolf das fertig gebracht? Er hat enorme 
personliche, rechtliche und finanzielle Probleme - und er hat 
dennoch geleistet, was Weber und Raven selbst dann nicht 
hatten leisten konnten, wenn sie das ganze Erbe von Farrel- 
Edison ohne jeden juristischen Kampf bekommen hatten. 
Schauen Sie nur selbst einmal in irgendeine Ausgabe der 
VffG im Internet hinein, falls Ihnen keine gedruckte Fassung 
vorliegt. Die Unterschiede sind wie Tag und Nacht, selbst 
wenn Sie kein Wort deutsch lesen konnen. [...] 
Marks Unfahigkeit als Herausgeber ist — auch wenn die 
meisten dies nur hinter vorgehaltener Hand sagen werden 
— alien Autoren wohlbekannt, die ihm je Material zur Ver- 
offentlichung im Journal zur Verfilgung gestellt haben. 
Mark ist ein fleifiiger „Wiederkauer" , kein Herausgeber. 
Er ist entweder aufierstande oder nicht gewillt zu begrei- 
fen, dafi ein Herausgeber, der diesen Namen verdient, Sub- 
stanz und Umfang der ihm anvertrauten Texte intakt lafit 
und sich damit begnugt, sie im Geist des Verfassers zu ver- 
bessern und - meist kleine — Veranderungen vorzunehmen, 
welche den Kern der Aus sage nicht beriihren, es sei denn, 
es lagen klar erkennbare Sachfehler vor. 
Da Mark seinem eigenen Eingestandnis nach nicht in der 
Lage ist, selbst die elementarsten technischen Argumente 
und Beweise zu kapieren, hatte er weise daran getan, bei 
der Erorterung technischer Fragen zu schweigen. Doch 
nein: Im Verlauf der Jahre hat er sich immer wieder in sol- 
che Fragen eingemischt oder technische Themen kurzer- 
hand aus dem Journal verbannt. Tatsache ist und bleibt in- 
dessen, dafi die gewichtigsten Argumente gegen den 
Schwindel technischer Art sind. Allein schon aus diesem 
Grund sollte Mark davon Abstand nehmen, die Stelle eines 
Herausgebers des Journal oder des Direktors des IHR an- 
zustreben. Direktoren, die lediglich die Rolle einer Gali- 
onsfigur spielen, tragen namlich nichts zur Bewerkstelli- 
gung der wichtigen Arbeit bei, die noch geleistet werden 
mufi. Jedenfalls sollte aber das letzte Wort bei der Gestal- 
tung eines Artikels dem Verfasser uberlassen bleiben. 



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Obgleich die von mir hier aufgeworfenen Punkte auf eini- 
gen sehr personlichen Erfahrungen beruhen, betreffen sie 
die Leistungsfdhigkeit des IHR im allgemeinen. Sie und 
Jack Rimer besitzen immer noch die Macht, Mark Weber zu 
uberstimmen und auf seine kiinftige Mitarbeit zu verzich- 
ten. Diese reinigende Mafinahme ist seit langem uberfallig 
und wird dazu beitragen, das IHR wieder zu einer schlag- 
krdftigen Organisation auf dem Felde des ,,Holocaust- 
Revisionismus" zu machen. Ted sollte seine Stelle so rasch 
wie moglich wiederbekommen, weil er fast ein Jahrzehnt 
lang ganz offenbar der mit Abstand tuchtigste Mitarbeiter 
des IHR gewesen ist. 

Die immer zahlreicher werdenden Autoren und Forscher, 
die sich mit dem Grofien Schwindel auseinandersetzen, be- 
diirfen dringend eines Organs, wo sie ihre Ergebnisse prd- 
sentieren konnen. Sie brauchen eine solche Moglichkeit zu 
ihrer moralischen Starkung und zum Beweis daf'iir, dafi ihr 
Kampfden hohen Preis wert ist, den sie ofimals daf'iir zah- 
len mtissen. Unsere Arbeit ist viel zu wichtig fur unser aller 
Zukunfi, um endlos von Leuten vom Schlage Webers behin- 
dert zu werden. Germar Rudolf kann einfach nicht alles al- 
leine tun. Da das IHR einst ein Forum von Rang war, 
scheint es nur logisch, dafi es den Versuch unternehmen 
sollte, seine fruheren Qualitaten zuriickzugewinnen, insbe- 
sondere jetzt, wo der Kampf mit Carto beinahe uberstan- 
den ist. Dock wenn Sie und Jack Rimer sich auch kiinftig 
damit zufrieden geben, brav die Rolle von Hampelmann- 
Direktoren fur Weber und Raven zu spielen (reden wir 
Klartext: Ihr beide seid Hampelmanner gewesen, wie sie im 
Buch stehen), wird das IHR unvermeidlich in grauer An- 
onymitat versinken. Von Angehorigen eines Aufsichtsrats 
wird erwartet, dafi sie Entscheidungen fallen, dirigieren, 
denn von diesem Verb kommt das Wort ,,Direktor". Unter- 
gebene und Angestellte haben sich den Entscheidungen des 
Aufsichtsrats zufugen oder, wenn sie diese nicht mittragen 
konnen, ihre Kundigung einzureichen. Es hangt alles von 
Ihnen abl 

Ich hoffe, dafi Sie endlich aus Ihrem Dornroschenschlaf 
erwachen! 

Friedrich Paul Berg« 
Ein letzter Kritikpunkt kommt wiederum von Ted O'Keefe, 
dem unbegreiflich ist, warum das IHR nicht versucht, seinen 
grofien Vorrat an Biichern zu vermarkten und zu verkaufen, 
um damit etwas Geld zu verdienen: 37 
»Ich bin weiterhin uberrascht, wie schwierig es war, Revi- 
sionisten den Ruin des Instituts zu vermitteln, von denen 
viele unfdhig oder zogerlich zu sein scheinen, jenen Skepti- 
zismus und jene Methode, die sie fur die Untersuchung der 
Gaskammern fordern, auf das revisionistische Aquivalent 
der Potemkinschen Dorfer anzuwenden. Du [G. Rudolf] 
konzentrierst Dich auf Forschung und Veroffentlichung, 
was richtig und in Ordnung ist - ich hoffe, dafi die Leser 
von Deinem Ansatz uberzeugt sein werden, anstatt von Ra- 
vens und Webers gewandten Argumenten filr ihr Nichtstun. 
(Im Gegensatz zu Neuguineas Eingeborenen im Zweiten 
Weltkrieg, die die grofien silbernen Vogel anbeteten, die 
Lebensmittel und andere Nutzlichkeiten vom Himmel war- 
fen, weshalb die Eingeborenen Glitzerschmuck an Baume 
banden in der Hoffnung auf mehr, also eine Art „ Cargo 
Kult ", haben Weber und Raven einen „ Carto Kult " und 
sind in der Lage, jede Art von Tragheit mit der Jagd nach 
den „fehlenden Millionen " zu rechtfertigen.) 



Ich bin mehr verwundert dariiber, wie grundlegende Ge- 
schaftstatigkeiten vernachlassigt wurden und wie das IHR 
Werbung und Verkauf von War en im Wert von Hunderttau- 
senden von Dollars, die es besitzt und in seinem Gebaude 
liegen hat, grob vernachlassigt hat. Statt dessen bevorzugte 
es, nach Geld von Unterstiltzern zu suchen und zu wtihlen 
(grofie Spenden zur Finanzierung des laufenden Betriebes) 
und war sogar willens, eine Adrefiliste von Patrioten und 
Revisionisten an die ADL zu verkaufen, um ein paar Dollar 
zu verdienen. ..« 

...und obendrein noch Sabotage 

Eigentlich ware damit schon genug gesagt, aber leider ist da- 
mit der Traurigkeit noch kein Ende gesetzt. Denn als ich zu- 
sammen mit meinem Partner Dr. Robert H. Countess anting, 
revisionistische Literatur in englischer Sprache zu publizie- 
ren, ergab sich noch eine ganz andere Kategorie von Proble- 
men mit dem IHR, die kein anderer mit dem Institute haben 
konnte, da es zur Zeit auBer dem von Herrn Dr. Countess und 
mir gefuhrten Verlag Theses & Dissertations Press keinen 
anderen Verlag gibt, der englischsprachige revisionistische 
Literatur verlegt. 

Typisch scheint zu sein, dafi Mark Weber sich pikiert zeigte, 
dafi nicht er die Chance erhielt, revisionistische Bucher mit 
gutem Ruf zu verlegen, sondern andere. Im ersten Fall geht es 
um den deutschen Sammelband Grundlagen zur Zeitge- 
schichte, der Mitte 2000 auf Englisch unter dem Titel Diss- 
ecting the Holocaust bei Theses & Dissertations Press er- 
schien. 38 In all den Jahren seit der Veroffentlichung der deut- 
schen Ausgabe Ende 1 994 kam Herr Weber offenbar nie auf 
den Gedanken, den deutschen Verleger des Buches um Uber- 
setzungsrechte zu bitten. Als ich aber in den Jahren 1999/ 
2000 intensiv an der Herausgabe des Buches arbeitete, kam 
ihm plotzlich der Gedanke, das IHR konne das Buch doch 
verlegen - nachdem die Hauptarbeiten der Aktualisierung, 
Komplettierung, Ubersetzung und Uberarbeitung bereits von 
anderen getan und bezahlt worden waren. 
Das gleiche Spiel wiederholte sich im Jahr 2000, als Dr. 
Countess und ich an der Veroffentlichung einer englischen 
Ausgabe des Buches Stalins Vernichtungskrieg von Joachim 
Hoffmann arbeiteten (in englisch: Stalin 's War of Extermina- 
tion). 39 Dieses Buch erschien erstmalig in deutscher Sprache 
anno 1995 und erweckte in Deutschland rege Aufmerksam- 
keit. Naturlich mufi Mark Weber dieses Buch seither gekannt 
haben, aber erst nachdem sich Dr. Countess im Jahr 2000 um 
die englischen Rechte kummerte, zeigte Mark Weber ein In- 
teresse an dem Projekt. Wo war Webers Interesse bloB in den 
Jahren 1995, 1996, 1997, 1998, 1999? 

Man konnte endlos so weiter machen. Es fiele mir leicht, 
dreiBig hochwertige, wichtige und vielversprechende deut- 
sche, franzosische und italienische Bucher aufzuzahlen, die 
seit Jahren auf eine englische Ubersetzung harren und sie 
wirklich verdient hatten. Die meisten davon wurden entweder 
von mir veroffentlicht, oder ich habe mir in der Zwischenzeit 
dank meiner hervorragenden Beziehungen zu diversen Verle- 
gern in Europa davon die Ubersetzungsrechte gesichert. So- 
weit mir bekannt ist, hat sich Mark Weber noch nicht einmal 
um eine Kontaktaufnahme zu den betroffenen Verlegern und 
Autoren bemuht. 

Sobald ich meine englischsprachigen revisionistischen Bu- 
cher veroffentlicht hatte, zeigte sich ein neues, unerfreuliches 
Verhaltensmuster der fuhrenden Leute des IHR, das mich 



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253 



noch mehr aufbrachte. Wahrend der 13. IHR-Konferenz im 
Juni 2000 sprach ich mit Greg Raven, der fur den Erwerb von 
Buchern zum Wiederverkauf zustandig war, liber die Mog- 
lichkeit, ob das IHR mein Buch Dissecting the Holocaust, das 
im August 2000 vom Drucker ausgeliefert werden sollte, zum 
Verkauf an seine Kunden anbieten konnte. Er teilte mir mit, 
er sei willens, dieses Buch in sein Angebot aufzunehmen, 
vorausgesetzt, ich wiirde ihm einen Rabatt von 80% zugeste- 
hen. Wenn man bedenkt, daB der iibliche PreisnachlaB fur den 
Erwerb von einigen zig Exemplaren durch den Handel bei 40 
bis 50% liegt, und daB ein Rabatt von 80% gerade einmal die 
reinen Produktionskosten des Buches gedeckt hatte (aus- 
schlieBlich der Ubersetzungs-, Bearbeitungs- und Marketing- 
kosten!), dann mag man verstehen, daB ich iiber eine solch 
emporende Aussage ziemlich erregt war. Verstandlich ware 
Ravens Forderung nur, wenn er keine Ahnung vom Buchhan- 
del gehabt hatte, aber da sich Greg Raven seit vielen Jahren in 
verantwortlicher Position fur diese Dinge befand, konnte er 
sich unmoglich auf Unwissenheit berufen. Ich empfand diese 
Forderung daher eher als eine Kriegserklarung gegen mich als 
unwillkommenen revisionistischen Verlags-Konkurrenten. 
Mark Weber entscharfte die Lage allerdings, indem er Raven 
dazu drang, einen marktublichen Rabatt zu akzeptieren. 
Aber damit war die Geschichte noch nicht zu Ende. Als ich 
Anfang 2001 die beiden revisionistischen Werke The Giant 
With Feet of Clay von Jiirgen Graf (Ubersetzung des Buches 
Riese auf tonernen Fiifien) und Stalin 's War of Extermination 
veroffentlicht hatte, teilte mir G. Raven mit, er konne die Bii- 
cher anderer Verleger nicht ins Programm aufnehmen, weil 
das IHR ansonsten seinen Status als gemeinniitzige Organisa- 
tion gefahrde. Wenn man sich allerdings das Buchangebot 
von Noontide Press anschaut, einem dem IHR lose angeglie- 
derten Buchvertrieb, worin sich viele Bucher anderer Verlage 
finden, so wird man den Verdacht nicht los, daB Ravens 
Grund zur Ablehnung der Bucher tatsachlich ein ganz anderer 
war. Auch der spater von Weber angefuhrte Einwand, man 
habe kein Geld zum Ankauf von Buchern, konnte nicht iiber- 
zeugen, zumal wir ihm die Bucher in Kommission angeboten 
hatten, er sie also erst nach erfolgtem Wiederverkauf hatte 
bezahlen miissen. 

Dieses Gefiihl der Unredlichkeit und Gegnerschaft war von 
Mark Weber noch verstarkt worden, als er gegen Ende 2000 
Dr. Robert Countess aufforderte, sich aus dem Aufsichtsrat 
des LSF zuriickzuziehen, da sich Dr. Countess nach Webers 
Ansicht in einem Interessenkonflikt befinde, zumal er zwei 
konkurrierenden gemeinnutzigen Organisationen diene, nam- 
lich der LSF und der Mutterorganisation des Verlages Theses 
& Dissertations Press. 40 Leider hat sich Dr. Countess diesem 
Ansinnen Webers ohne Widerspruch gefiigt. 
Diese zwei Vorfalle zeigen deutlich, daB sowohl Mark Weber 
als auch Greg Raven Theses & Dissertations Press nicht als 
freundschaftlich verbundene Organisation betrachten, iiber 
deren Veroffentlichung von wichtigem revisionistischen Ma- 
terial jeder Revisionist erfreut sein sollte. Dies um so mehr, 
als das IHR momentan offensichtlich nicht fahig ist, die ver- 
zweifelte Nachfrage nach neuem Material auf dem revisioni- 
stischen Buchermarkt zu erfullen. Man handelte ganz im Ge- 
genteil so, als sei Theses & Dissertations Press ein lastiger 
Konkurrent, den man zu bekampfen gedachte. Im Prinzip rea- 
gierten Weber und Raven so, als ob sie der Ansicht seien, es 
sei besser, daB iiberhaupt keine revisionistischen Bucher ver- 
offentlicht wiirden, als daB dies ein Konkurrent tue. 



Im Sommer 2001 entspannte sich die Lage etwas, da mir We- 
ber zumindest die Veroffentlichung von Anzeigen im JHR 
zugestand und letztlich sogar auf eine Bezahlung der Anzei- 
gen verzichtete, was sich als segensreich erwies, zumal die 
aktive Leserschaft des Journal of Historical Review inzwi- 
schen so stark gesunken war, daB die Kunden, die ich auf- 
grund der Biicherwerbung gewinnen konnte, an den Fingern 
beider Hande abzahlbar sind, weshalb sich die Kosten fur be- 
zahlte Anzeigen im JHR nie amortisiert hatten. 

Weder Herausforderung noch Bedrohung 

Bereits im Juni 1 999 schlug ich Mark Weber vor, er moge die 

Herausgabe des JHR mir iiberlassen, da mir offensichtlich 

geworden war, daB er dazu unfahig war. Er lachte mich nur 

aus. Seither haben mich immer mehr Personen gedrangt, doch 

zu erwagen, genau dies zu tun. Allerdings habe ich seit mei- 

ner Ubersiedlung in die Staaten anno 2000 ernsthaft dariiber 

nachgedacht, mein eigenes englischsprachiges Periodikum zu 

starten, anstatt mich auf ein Projekt und eine Organisation 

einzulassen, die grundlegend korrumpiert sind. Da ich aber 

bisher noch keine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung in den 

USA erhalten habe, war es mir nicht moglich, irgendwelche 

langerfristigen Planungen anzustellen. Aber selbst wenn ich in 

naher Zukunft eine permanente Aufenthaltsgenehmigung hier 

in den USA erhalten sollte, was nunmehr in greifbarer Nahe 

zu sein scheint, wiirde ich immer noch nicht erwagen, mich 

auf irgendeine Weise auf das Institute for Historical Review 

einzulassen, und zwar aus den folgenden Griinden: 

a) Viele Jahre lang habe ich die Arbeitsweise der LSF als 

AuBenstehender beobachtet, und ich habe mich ausgiebigst 

mit etlichen ihrer Angestellten unterhalten. Ferner bin ich 

seit 1999 selbst bei einer gemeinnutzigen Organisation 

(Loewe Belfort Projects) beteiligt. Im Lichte meiner Erfah- 

rung bin ich der Uberzeugung, daB eine gemeinniitzige re- 

visionistische Stiftung nie wirksam operieren konnen wird, 

und zwar aus folgenden Griinden: 

i) Da Spenden fur eine revisionistische Organisation von 
vielen als anriichig betrachtet werden, meiden die mei- 
sten Spender das Rampenlicht. Somit ist das Spenden- 
aufkommen bei einer gemeinnutzigen und bei einer 
gewinnorientierten Organisation in diesem Fall anna- 
hernd dasselbe. 
ii) Gemeinniitzige Stiftungen benotigen Aufsichtsrate. 
Aufgrund des umstrittenen Charakters des Revisionis- 
ms wird es stets schwierig sein, kompetente Personen 
zu finden, die bereit sind, Zeit, Geld und Ruf zu op fern, 
um einem solchen Aufsichtsrat anzugehoren. Ferner 
zeigt die Erfahrung, daB solche Aufsichtsrate in der 
Vergangenheit regelmaBig Marionetten der wirklichen 
Verantwortlichen waren, wie auch immer sie heiBen 
mogen, und daran wird sich auch in Zukunft wohl 
nichts andern. Eine Organisation, die sich auf vermin- 
tes Gebiet vorwagt, bedarf einer starken, entschlosse- 
nen Fuhrerschaft. Aus Marionetten bestehende Auf- 
sichtsrate sind ihrer Aufgabe nicht gewachsen. Deswe- 
gen wird keine revisionistische gemeinniitzige Stiftung 
je angemessen gefuhrt werden. 
iii) Gemeinniitzige Stiftungen neigen dazu, schlampig ge- 
fuhrt zu werden, weil niemand wirklich das Zepter 
schwingt. Die gesetzlichen Bestimmungen betreffs der 
Buchfuhrung sind wesentlich lockerer, und es besteht 
kein Zwang, Gewinne zu machen. Schlendrian und 



254 



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Korruption sind standige Begleiterscheinungen ge- 
meinniitziger Stiftungen, besonders wenn diese keiner 
Kontrolle seitens der Offentlichkeit unterliegen. 
iv) Zu guter Letzt sind fur gemeinniitzige Stiftungen die 
Moglichkeiten, tatsachlich Geschafte zu machen, der- 
maBen limitiert, daB dies einen Hemmschuh fur jede 
solche Organisation darstellt. Besitzt letztere keine 
groBeren regelmaBigen Einnahmequellen, bringt ein 
solcher Status nichts als Nachteile. Da der Revisionis- 
mus in den Augen der Offentlichkeit alles andere als 
akzeptabel ist, wird sich kaum je ein steter FluB von 
Spenden einstellen. 

b) Im Lauf der letzten beiden Jahre haben mir M. Weber und 
G. Raven wiederholt eine Stelle beim IHR angeboten. Ich 
habe dies jedesmal hoflich abgelehnt. Erstens wollte ich 
1 999, als ich in die USA kam, im Streit zwischen dem IHR 
und Carto strikt neutral bleiben. Eine Anstellung beim IHR 
hatte diese Politik verunmoglicht. Zweitens begriff ich, 
nachdem ich selbst erlebt hatte, wie M. Weber seine Arbeit 
verrichtet, sehr rasch, daB es bald zu heftigen personlichen 
ZusammenstoBen gekommen ware, hatten wir beide in ein 
und demselben Biiro gearbeitet. Keiner von uns beiden ist 
dafur verantwortlich. Unsere Personlichkeiten sind einfach 
ganz und gar unvereinbar. 

c) Seit 1991, als ich mit der Vorbereitung der revisionisti- 
schen Anthologie Grundlagen zur Zeitgeschichte (spater 
unter dem Titel Dissecting the Holocaust auf Englisch er- 
schienen) begann, habe ich bei jedem Projekt, bei dem ich 
beteiligt war, eine fuhrende Rolle gespielt. Ab 1996 war 
ich fur eine eigene Firma verantwortlich, und als ich Teil- 
haber an der von Dr. Robert Countess gegriindeten Theses 
& Dissertation Press wurde, spielte ich auch dort alsbald 
die erste Geige. Wie Bradley Smith, der mich kennenlern- 
te, als ich von Juli bis Oktober 2000 sein Nachbar war, 
einmal bemerkte, neige ich dazu, die Fuhrungsrolle bei 
Dingen zu ubernehmen, bei denen ich mich engagiere, und 
zwar ganz einfach, weil ich iiber viel Energie, Hingabe, 
Entschlossenheit und Willenskraft verfuge. Ich bin ein ge- 
borener Fiihrer, kein Gefolgsmann. Deshalb wuBte ich, daB 
die einzige Rolle, in der ich mich beim IHR wohlfuhlen 
wiirde, diejenige des unbestrittenen Fiihrers war. Es ist fur 
mich undenkbar, von Leuten angestellt zu sein, mit denen 
ich erstens charakterlich unvereinbar bin und die mir zwei- 
tens meiner Uberzeugung nach an Fiihrungsqualitaten 
deutlich unterlegen sind. Da ich Weber nicht zumuten 
kann, freiwillig auf seinen Direktorenposten beim IHR zu 
verzichten, und da ein Fuhrungskampf mit ihm unserer Sa- 
che abtraglich ware, kann und will ich mich beim IHR 
nicht engagieren, solange insbesondere Mark Weber dort 
eine leitende Rolle spielt. 

d) Mein eigener gewinnorientierter Verlag Castle Hill Publis- 
hers gewahrleistet mir organisatorische Unabhangigkeit 
und ein MaB an finanzieller Stabilitat, das mir keine An- 
stellung beim IHR oder einer vergleichbaren Organisation 
je zu bieten vermochte. Ich wiirde nie etwas tun, was mei- 
ne Firma oder ein anderes Projekt, an dem ich arbeite, in 
Gefahr bringen konnte. Jedes Engagement bei einem ande- 
ren Unternehmen miiBte immer dann in den Hintergrund 
treten, wenn meine eigene Firma eines besonderen Einsat- 
zes bedarf. 

e) Nach langeren Gesprachen mit beiden Parteien in dem 
endlosen Grabenkrieg zwischen Carto und der LSF sowie 



zahlreichen direkt oder indirekt daran beteiligten Personen 
scheint es mir, daB die auf der Seite der LSF engagierten 
Leute die Natur dieses Kampfes nicht richtig begriffen ha- 
ben. Nach jedem Etappensieg der LSF gaben sie sich dem 
Irrglauben hin, der Krieg werde nun bald zu Ende sein. 
Seit vielen Jahren erweist es sich aber, daB sie griindlich 
auf dem Holzweg sind. Carto erholt sich von jeder Nieder- 
lage, und dann wird die nachste Runde eingelautet. Je mehr 
Schaden ihm die LSF zufugt, desto erbitterter haBt er sie. 
Je mehr er sie haBt, desto entschlossener fiihrt er den 
Kampf. Dieser wird erst mit dem Abtreten einer der beiden 
Seiten enden. Entweder sterben Carto und seine Frau, oder 
die LSF einschlieBlich des IHR treten von der Biihne ab. 
Einen KompromiB gibt es da nicht. Solange das Ehepaar 
lebt, besteht der einzige Ausweg in der Auflosung der LSF, 
der SchlieBung des IHR und der Griindung einer vollkom- 
men neuen Organisation, deren Fuhrungspersonal nicht mit 
dem vollig inkompetenten der LSF sowie des IHR iden- 
tisch sein darf. 

SchluCbemerkung 

Die anfangs zitierte AuBerung Prof. Faurissons spiegelt 
meiner eigenen Erfahrung nach die Haltung vieler wider, 
die Mark Weber und Greg Raven in ihrem Kampf gegen 
Willis Carto in den letzten neun Jahren bedingungslos un- 
terstiitzend zur Seite gestanden haben. Fur sie ist dies eine 
Frage von Recht und Gerechtigkeit, genauso wie es nach 
Cartos Ansicht auf der anderen Seite niemals gerecht sein 
kann, daB unfahige Individuen sein Lebenswerk an die 
Wand fahren. 

Fiir mich und fur jeden, der am wissenschaftlichen wie publi- 
zistischen Fortschritt des Revisionismus interessiert ist, steht 
allerdings eine ganz andere Frage an oberster Stelle: Was 
nutzt der Durchsetzung der geschichtlichen Wahrheit? 
Ist die Aussage falsch, dem Durchbruch der historischen 
Wahrheit ware mehr gedient gewesen, wenn man Carto die 
Verwaltung des Farrel-Edison-Geldes iiberlassen hatte und 
wenn er das IHR weiter so erfolgreich aus dem Hintergrund 
dirigiert und finanziell unterstiitzt hatte, wie er es vor 1 993 tat 
und wie er es nun mit seiner Barnes Review wieder unter Be- 
weis stellt? Ich beziehe hier bewuBt keine Position in der 
Auseinandersetzung zwischen beiden Seiten. Aber ich bin mir 
sicher, daB jede andere Losung besser gewesen ware, als das 
IHR Weber und Raven zu iiberlassen. 

Die damals gegen Carto erhobenen Vorwiirfe, er habe das 
JHR weg vom Holocaust fiihren und in ein politisches Medi- 
um umfunktionieren wollen, was einer der angegebenen 
Griinde fur die Palastrevolte des Jahres 1993 war, werden 
durch die Tatsache Liigen gestraft, daB 

a) Cartos Geschichtsmagazin The Barnes Review eben alles 
andere ist als eine politische Zeitschrift, und 

b) auch dadurch, daB laut Webers eigener Aussage wahrend 
der diesjahrigen IHR-Konferenz er es nun ist, der das JHR 
weg vom Holocaust und hin zu einer mehr antijiidischen 
Position wie auch - laut O'Keefes Ausfuhrungen 41 - zum 
Aufgreifen von rassischen Themen fiihren will. 

Alles in allem bleibt leider festzustellen, daB Mark Weber 
und Greg Raven viele „prominente" wie einfache Revisioni- 
sten erfolgreich davon iiberzeugt haben, die einzige Ursache 
fur die Misere des IHR sei der Siindenbock Willis Carto. Wie 
ich hoffe iiberzeugend aufgezeigt zu haben, ist nichts unwah- 
rer als das. 



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255 



Wer im Wissen um die Fakten immer noch zu den jetzigen 
fuhrenden Kopfen des IHR steht, kann allerdings auBer HaB 
gegen Carto und Habgier nach den Farrel-Millionen meiner 
Ansicht nach keine andere Rechtfertigung mehr anfuhren, es 
sei denn die, ein Interesse an der Zerstorung des IHR und 
damit des englischsprachigen Revisionismus zu haben. 
Ich jedenfalls werde das sinkende Schiff bestimmt nicht be- 
treten. 

Reaktionen 

Obiger Beitrag wurde in englischer Sprache Ende Juli im In- 
ternet veroffentlicht. 42 Mit zwei Ausnahmen waren alle Reak- 
tionen verstandnisvoll bis unterstiitzend. Bei den zwei Aus- 
nahmen handelte es sich einerseits um Greg Raven, der mir 
mitteilte, meine Ausfuhrungen seien derart falsch, daB es sich 
nicht lohne, darauf einzugehen. Aus diesem Grunde kann ich 
daher hier keine Gegendarstellung des IHR bringen. Es sei 
aber der Hinweis erlaubt, daB sich meine Hauptkritik offenbar 
gegen Mark Weber richtet, der zwar als Historiker kompetent 
ist, nicht aber als Verleger. Die iiberzeugendsten Argumente 
dafiir habe ich, wie zitiert, jenen Dokumenten entnommen, 
die Greg Raven selbst verfaBt hat. Meint Raven also, daB al- 
les, was Raven schrieb, vollig falsch ist? 
Der zweite ablehnende Kommentar kam von einem gewissen 
Walter F. Miiller aus Kalifornien, dem Herausgeber eines 
kleinen rechten kalifornischen Boulevard-Blattes, der seine 
Stellungnahme wie folgt einleitet: 43 
»Germar Rudolfs Beitrag ist zu lang und kommt von einem 
Kerl, der kein Burger dieses Landes ist und daher keine 
Ahnung von den hiesigen tief verwurzelten Traditionen hat. 
Meine Quelle teilte mir auch mit, mit Herrn Rudolf konne 
man schlecht auskommen, er sei rude, und seit er aus Eu- 
ropa hierher gekommen ist, sei er bei einigen Leuten nicht 
mehr willkommen. Es ist mir allerdings auch gesagt wor- 
den, er sei nicht nur brillant, sondern ein Arbeitspferd, des- 
sen revisionistische Arbeiten recht eindrucksvoll seien. 
Hort sich an wie ein weiterer David Irving! « 
Was er damit meint, hat W. Miiller in einer anderen Email 
ausgefuhrt: 44 
»Ich gebe auch zu, von Germar Rudolfs Arbeit recht beein- 
druckt zu sein. Aber ich bin ja auch recht beeindruckt von 
David Irvings Arbeit. 

Gibt das ihnen das Recht, uns wie Scheifie zu behandeln?« 
Herr Miiller hat mich nie getroffen, kennt mich also absolut 
nicht. Er gibt seine angebliche „Quelle" nicht preis, laut der 
ich derart schlechte Manieren habe, daB man mich nicht mehr 
sehen will. Mir ist nicht bekannt, daB ich irgendwo unwill- 
kommen sei; im Gegenteil: Alle diejenigen, bei denen ich 
bisher hier in den USA zu Gast war, haben sich nur dahinge- 
hend geauBert, daB ich immer willkommen sei, sie wieder zu 
besuchen. 45 Und schlieBlich habe ich mit Herrn Miiller nie ir- 
gendeinen Kontakt gehabt, weder privat noch geschaftlich, 
und habe ihn auch noch nie irgendwo erwahnt, so daB ich ihn 
gar nicht hatte »wie Scheifie behandeln« konnen. Wie soil 
man sich gegen einen solch infamen, vulgar-fakalen Angriff 
unterhalb der Giirtellinie wehren? 
Miiller fahrt fort: 
»In seiner langen Kritik glorifiziert Herr Rudolf Willis Car- 
to von Anfang an, indem er ihm eindrucksvolle Titel zu- 
spricht. Dies macht den Eindruck, Rudolfs Kritik des IHR 
sei nach einem Schriftstilck von Willis Carto verfafit wor- 
den. [...] Immer, wenn er Willis Carto erwahnt, stellt er ihn 



in ein glanzvolles und schmeichelndes Licht, wenn er aber 
Mark Weber angreift, so tut er dies in dunklem Tone.« 
Der Beitrag wurde von mir ohne Hilfe Dritter verfaBt. Er fuBt 
im wesentlichen auf AuBerungen von Personen, die dem IHR 
wohlwollend und Carto feindlich gegeniiberstehen. Es wird 
auf keine Materialien oder AuBerungen von Personen zuriick- 
gegriffen, die Carto nahestehen. Der Beitrag wurde zudem 
von Ted O'Keefe, einem ehemaligen Angestellten des IHR 
und Gegner Cartos, gegengelesen, wobei er darauf achtete, 
daB die Auseinandersetzung zwischen IHR und Carto fair 
dargestellt wird. Carto hat niemals auch nur einen Kommentar 
zum Inhalt abgegeben. 

Freilich wird Carto dort Ehre gegeben, wo ihm Ehre gebiihrt. 
Ohne ihn gabe es kein IHR, kein JHR, keine groBen Erfolge 
des englischen Revisionismus in den 70er und 80er Jahren. 
Ansonsten aber wird durchaus nicht mit Kritik auch an Carto 
gespart, etwa beziiglich seiner Art, „seine" Organisationen zu 
kontrollieren. Ich habe mich bei der Beschreibung der Fakten 
absichtlich mit Wertungen zuriickgehalten. Solche miissen 
dem Leser iiberlassen bleiben. Das scheint Miiller nicht zu 
schmecken, der seiner eigenen Aussage folgend »100% auf 
der Seite des IHR steht« und fur den Cartos Verhalten ans 
»kriminelle grenzt«. Ich dagegen stehe auf Seiten des Revi- 
sionismus und nehme mir das Recht heraus, jene zu kritisie- 
ren, die Kompetenzmangel aufweisen. 
Miiller fahrt fort: 
»Seine ganze Kritik ist von der Perspektive eines Auslan- 
ders geschrieben. So kritisiert Herr Rudolf zum Beispiel auf 
zynische Weise Craig [recte Greg] Raven, weil er eine Pi- 
stole zog, um die gewaltsame Ubernahme durch Willis Car- 
to zu beenden. Nun, das sind die guten alten USA, der 
zweite Zusatz [zur US-Verfassung] und das Recht der Bur- 
ger, sich selbst, ihr Zuhause und ihr Unternehmen zu 
schutzen, Herr Rudolf. Da man sicher davon ausgehen 
kann, dafi Rudolf gerne ein [XJS-]Burger werden will, 
schlage ich die Lekture der [XJS-]Grundrechte vor.« 
Der eingebiirgerte Osterreicher Walter F. Miiller muB ein an- 
deres Dokument gelesen haben als ich. Nirgendwo habe ich 
G. Raven fur sein Handeln kritisiert, und schon gar nicht zy- 
nisch. Ich habe nur Fakten ohne Wertung dargelegt, ich zitie- 
re mich selbst: 
»Einer der Angestellte des IHR, Greg Raven, verhinderte 
dies [die physische Besetzung] jedoch, indem er Carto und 
seine Freunde mit gezogener Pistole aus dem Gebaude ver- 
trieb. « 
Hier werden nur nackte Fakten dargelegt. Wo ist da Zynis- 
mus, wo Kritik an der Verwendung einer Waffe? 
Miiller schreibt weiter: 
»In der Mitte der Seite 1 7 trafes mich wie der Blitz: Rudolf 
war tatsachlich stinksauer auf das IHR, weil sie ihm keinen 
Job gegeben haben. « 
Falsch, Herr Miiller. Das IHR hat mir in den letzten zwei Jah- 
ren ofters eine Anstellung angeboten, und nach der Entlas- 
sung von Ted O'Keefe wurde mir gleich zweimal ein Ange- 
bot zur Ubernahme der Herausgeberschaft des Journal of Hi- 
storical Review angeboten. Aus verschiedenen, oben aufgeli- 
steten Griinden habe ich diese Angebote aber nicht ange- 
nommen. 
Miiller weiter: 
»Insgesamt wirbt Herr Rudolf auf drei Seiten fur seine Ar- 
beiten und Produkte seines Verlages und vergleicht es mit 
dem IHR. Er behauptet, seine Produktivitat sei um so vieles 



256 



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grofier als die des IHR. Dann ist er so arrogant, dafi er ei- 
ne Leistungsgrafik in seinen Bericht einfilgt.« 
Fakten, Herr Miiller, sind Fakten. Nur eine solche Gegen- 
iiberstellung von Fakten kann Einsicht verschaffen. Und die 
erwahnte Leistungsgrafik des IHR - gemeint ist offenbar die 
Grafik iiber die Verspatung der jeweiligen JHR-Ausgaben - 
wurden einem Bericht Greg Ravens entnommen. Wo darin 
Arroganz liegen soil, entgeht mir vollig. 
Miiller meint weiter: 
»Ich habe auch bemerkt, dafi niemand anerkennen will, 
dafi das IHR wegen des Bruchs mit Carto eine grofie An- 
zahl an Abonnenten verlor. Sich hinzusetzen und dies als 
Makel Mark Weber vorzuwerfen, ist ziemlich dumm.« 
Ob Herrn Miiller wohl die zweite, von Greg Raven erstellte 
Grafik entgangen ist, die genau diesen Abonnentenverlust 
durch den Bruch mit Carto nachweist? Und wo, Herr Miiller, 
werfe ich diesen Umstand Weber vor? Vorwerfen kann man 
Weber aber sehr wohl, dafi das JHR auch noch in den Jahren 
nach dem Bruch konstant an Abonnenten verloren hat. DaB 
dafur die mangelnde Attraktivitat des JHR verantwortlich ist, 
ist offenkundig, und dafi dafur wiederum Mark Weber haupt- 
verantwortlich ist, darf auch als sicher angenommen werden. 
Aber derartige Vorwiirfe befinden sich in meinem urspriingli- 
chen Artikel gar nicht. 
Miiller auBert sich dann wie folgt: 
»Germar Rudolf kritisiert Mark Weber auch, weil dieser 
keine technischen und forensischen Artikel abdruckt. Er 
bejammert die Tatsache, dafi Herr Webers Antwort etwa 
wie folgt lautete: ,,Das Zeug ist fur ,uns, die einfachen 
Leute ' zu lang und zu kompliziert, um es zu verstehen. " 
Ach du meine Gilte! Seit wann sagen wir den Intellektuel- 
len eigentlich schon, macht euer Zeug fur uns, die „Dum- 
men ", verstdndlich. Oder wie ware es damit, dafi ihr aus 
Euren Elfenbeintilrmen herauskommt und anstatt euch 
selbst eure Bilcher zu erklaren, endlich damit anfangt, sie 
uns zu erklaren? Hoppla, ich vergafi, dafi ihr uns, das ein- 
fache Volk, ja gar nicht nahe eurer intellektuellen Uberle- 
genheit haben wollt. Und wifit ihr was? Wenn ihr eure 
Standpunkte klargestellt habt, haben wir eure Bilcher 
langst zugemacht und sind zur Realitat des Lebens zuriick- 
gekehrt. « 
Eine gute revisionistische Zeitschrift muB alle Bereiche ab- 
decken: populare Beitrage, exakte wissenschaftliche Beitrage 
und aktuelle Informationen. Wir konnen uns nicht fur jeden 
dieser Bereiche unterschiedliche Zeitschriften leisten. Es ist 
richtig, dafi die Relativitatstheorie fur den Normalburger un- 
verstandlich ist; bevor man sie allerdings popularisieren kann, 
muB man sie zuerst einmal formulieren und veroffentlichen. 
Das gleiche gilt fur revisionistische Beitrage technischer 
und/oder forensischer Natur. Hatte Miiller auch nur einen 
kurzen Blick in die online einsehbaren etwa 2000 VffG- 
Artikel geworfen, so ware ihm klar geworden, dafi ich be- 
stimmt nicht eine redaktionelle Linie vertrete, die der Selbst- 
befriedigung von Wissenschaftlern in den Elfenbeintiirmen 
dient. Seine polemischen Attacken gehen daher ins Leere. 
Zudem hat er iibersehen, dafi Weber popularen Beitragen ja 
ebenfalls ablehnend gegeniibersteht. Herr Weber ist daher 
eher der richtige Adressat fur Miillers Kritik. 
Es ist iibrigens bezeichnend, dafi Herr Miiller in seiner Email, 
die er an alle seine Email-Abonnenten versandte, keinerlei 
Hinweis gibt, wo man denn meinen Beitrag lesen konnte. Er 
macht es seinen Lesern also schwer, das Behauptete zu iiber- 



priifen und als falsch zu erkennen. Miillers Polemik gegen 
meinen Beitrag weist ja tatsachlich derart massive Verzerrun- 
gen auf, dafi man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, 
Herr Miiller verfolge mit seiner Schrift alles andere als auf- 
richtige Anliegen. SchlieBlich meint Herr Miiller: 

»Es wird offenbar, dafi Herr Rudolf den Niedergang des 

IHR wunscht, weil er ein sehr ehrgeiziger Kerl ist und ger- 

ne sein eigenes Institute for Historical Review sehen moch- 

te. Der Konig ist tot - lang lebe der Konig!« 

Wenn ich tatsachlich den Untergang des IHR wiinschte, so 

ware es meiner Ansicht nach das Beste gewesen, mich mit al- 

ler Kritik zuriickzuhalten, denn es war der Mangel an Kritik 

und offentlichem Einblick in die Verhaltnisse des IHR, der 

dazu fuhrte, dafi dort seit Jahren vor sich hingewurstelt wird, 

ohne dafi irgend jemand ernsthaft etwas zu reformieren ge- 

dachte. 

Mit anderen, die mich in dieser Hinsicht unterstiitzt und zu 
dieser Kritik aufgemuntert haben, bin ich der Auffassung, dafi 
dieser gehorige Tritt vors Schienbein des IHR hoffentlich da- 
zu fuhren wird, dafi man dort die notwendigen radikalen An- 
derungen vornimmt, um wieder Leistung zu vollbringen. 
Doch wenn sich herausstellt, dafi auch dies nicht hilft, so kann 
ich nur feststellen, dafi das IHR kein Selbstzweck ist. 
Ich frug Walter Miiller zweimal per Email, ob er mir erlauben 
wiirde, auf seine Anschuldigungen zu antworten, indem er 
meine Antwort an seine Email-Liste versendet. Walter Miiller 
hat mir noch nicht einmal geantwortet. Soviel zu guten Ma- 
nieren. 

Anmerkungen 

Austin J. App, That Elusive Six Million, The American Mercury, Som- 

mer 1966, S. 1 12; Teressa Hendry, Was Anne Frank's Diary A Hoax?, 

ebd., Sommer 1967, S. 109; Leo Heiman, The Jews That Aren't, ebd., 

Herbst 1967, S. 107; Herbert C. Roseman, Paul Rassinier: Historical 

Revisionist, ebd., Herbst 1968, S. 116; Harry Elmer Barnes, Zionist 

Fraud, ebd., Herbst 1968, S. 1 17; online: 

www.vho.org/GB/Books/tmotsm/index.html 

Historical Review Press, Richmond, GB, 1975; online: 

www.zundelsite.org/english/harwood/DidsixO 1 .html 

Die Luge des Odysseus, K.-H. Priester, Wiesbaden 1959; Rassinier, P., 

Was nun, Odysseus? , K.-H. Priester, Wiesbaden 1960; Das Drama der 

Juden Europas, H. Pfeiffer, Hannover 1965; Was ist Wahrheit? , Druffel, 

Leoni 8 1982. 

Geschichte der Verfemung Deutschlands, 8 Bde., Selbstverlag, Wien 

1968 (online: www.vho.org/D/gdvd_2) 

5 Die Auschwitz-Luge, KritikNr. 23, Mohrkirch 1973; Der Auschwitz- 
Betrug, Kritik Nr. 27, ebenda. 

Der Jahrhundertbetrug, Verlag ffir Volkstum und Zeitgeschichtsfor- 
schung, Vlotho 1976. 

7 Der Auschwitz-Mythos, Grabert, Tubingen 1979 (online: 
vho.org/D/dam). 

" »„ Le probleme des chambres a gaz " ou „ la rumeur d Auschwitz "«, Le 
Monde, 29.12.1978, S. 8; vgl. »The „ problem of the gas chambers" v., 
JHR, 1(2) (1980), S. 103 (online: ihr.org/J/ffi/v01/v01pl03_Fauris- 
son.html); vgl. Artikel und Leserbriefe in R. Faurisson, Memoire en 
defense, La Vieille Taupe, Paris 1980, S. 71-101. 

9 Email an Mark Weber, 3.7.2002: 

»l, for one, have witnessed the sheer extent of the work which was 
yours in the days you had to fight against Carto the Thief and Liar. 
I remember how, first with Tom Marcellus and then without him, 
you and Greg, you had to deal with mountains of papers and legal 
matters. At the time I thought it was an impossible task. I admired 
you nearly as much as I admired Ernst Ziindel in his own uphill 
climb. This should be remembered forever. « 
Carto unterlag nicht in einem strafrechtlichen, sondern nur in einem zi- 
vilrechtlichen Verfahren und darf daher nicht als Krimineller („Dieb") 
bezeichnet werden. 

11 130 Third St., SE, Washington, D.C., 20003, USA; 
http://www.barnesreview.org/ 



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257 



Vgl. die offentlich zuganglichen Einkommenserklarungen der LSF 

online: justice, hdcdojnet. state. ca.us/charitysr/trust_list.asp?CT_INT= 

97397&intPageT=l, insbesondere fur das Jahr 2001: 

167. 10.5. 131/Ct0501_0600/0568/lSNZ3IE.PDF 

Unter dem Pseudonym Ernst Gauss, Grabert, Tubingen 1994. 

Der Titel stammt tatsachlich vom Namen der Stiftung, unter deren for- 

meller Schirmherrschaft VffG bis zum Friihjahr 1998 herausgegeben 

wurde, der belgischen Stiftung Vrij Historisch Onderzoek (Freie Ge- 

schichtsforschung). 

5 Zuerst veroffentlicht in J. Wikoffs selbstverlegtem Blatt Remarks, PO 
Box 234, Aurora (NY), Nr. 22, 20. April 1997; deutsch in VffG, 2(2) 
(1998), S. 135-139. (www.vho.org/VffG/1998/2/Wikoff2.html). 
Otward Miiller, »Sinti unci Roma - Geschichten, Legenden unci Tatsa- 
chen«, VffG, 3(4) (1999), S. 437-442. 

(ww.vho.org/ViiG/1999/4/Mueller437-442.html);ders., »Polnische 
Bevolkerungsverluste wahrend des Zweiten Weltkrieges«, VffG, 3(2) 
(1999), S. 159-164 (www.vho.org/VffG/1999/2/Muellerl59-164.html) 

17 Fur eine aktuelle Liste vgl. www.vho.org/support.html. 

Mark Weber, »High Frequency Delousing Facilities at Auschwitz«, 
JHR, 18(3) (Mai/Juni 1999), S. 4. (www.ihr.org/J7ffi/vl8/vl8n3p- 
4_Weber.html) 

1 Schreiben von G. Raven an den Aufsichtsrat der LSF, 23.2.2001, Anlage 
1 1 des von T. O'Keefe verfaBten Berichts, vgl. Anm. 23. 
Um meinen Visa- Waiver zu erneuern, muBte ich jeweils die Staaten fur 
einige Zeit verlassen. Herr Bradley besaB die Giite, mich wahrend dieser 
Zeit zu beherbergen. 
See www.codoh.org 

Email von Luftschutz@aol.com (Samuel Crowell) an hoaxbu- 
ster@netzero.net (Friedrich Paul Berg); 28.5.2002, 15:20; Thema: »Copy 
of Remarks — Distribute as you see fit among revisionists^; vgl. S. Cro- 
wells Beitrage: ^Defending Against the Allied Bombing Campaign: Air 
Raid Shelters and Gas Protection in Germany, 1939-1945«, co- 
doh.com/incon/inconabr.html; »77!e Gas Chamber of Sherlock Holmes: 
An Attempt at a Literary Analysis of the Holocaust Gassing Claim«, co- 
doh.com/incon/inconshrl23.html; ^Technique and Operation of German 
Anti-Gas Shelters in WWII: A Refutation ofJ.C Pressac 's Criminal 
Traces«, codoh.com/incon/inconpressac.html; »Technik und Arbeitswei- 
se deutscher Gasschutzbunker im Zweiten Weltkrieg«, VffG 1(4)(1997), 
S. 226-243 (vho.org/VffG/1997/4/Crowell4.html); »New Documents on 
Air Raid Shelters at Auschwitz Camp«, www.fpp.co.uk/Auschwitz/ 
documents/LSKeller/MoscowDocs.html; »The First Press Report From 
Auschwitz«, codoh.com/incon/inconosven2.html; »Auschwitz Liberated, 
about an Article in Pravda«, www.fpp.co.uk/Auschwitz/documents/ 
Pravda020245.html; »Comments on the Recent Excavations at Belzec«, 
codoh.com/newrevoices/ncrowell/nrvscbelzecdig.html; »Ausgrabungen 
in Belzec«, VffG 2(3)(1998), S. 222 

(vho.org/VffG/1998/3/Forschung3.html#Crowell); ^Response to J. 
McCarthy on NO-365, The Wetzel-Lohse Correspondences., co- 
doh.com/incon/inconshrcrit.sht; ^Comments on Mattogno 's critique of 
the bomb shelter thesis«, codoh.com/incon/inconscrmtgno.html; »Bomb 
Shelters in Birkenau: A Reappraisals, co- 
doh.com/incon/inconbsinbirk.html 

' Anlage 1 des von Ted O'Keefe verfaBten undatierten Rundschreibens 
vom Juni 2002 »Exit the Whistleblower: My Fall from Grace at IHR«. 
Vollstandig veroffentlicht im Internet unter 
www.vho.org/GB/c/TOK/Whistleblower.html. 



Schreiben Ted O'Keefe, Anm. 22, S. 4. 



24 

5 Anlage 7 des Schreibens von Ted O'Keefe, Anm. 22. Die aktuelle An- 
zahl an Abonnenten nannte mir Ted O'Keefe personlich. 
Wie Anm. 22; vgl. auch die in Ted O'Keefes Brief, Anm. 23, als Anlage 
44 wiedergegebenen ahnlichen Stimmen anderer Revisionisten. 
27 Vgl. dazu Ted O'Keefes Schreiben, Anm. 23, S. 8f. 

Email von T. O'Keefe (tjok_49@hotmail.com) an R.H. Countess 
(boblbpinc@earthlink.net), weitergeleitet an mich durch Dr. Countess 
am 8.7. 2002, 13:32. 

Der hier ausgelassene Teil diskutiert einen Streit, der sich aus der Ausla- 
dung eines prominenten Palastinensers von der diesjahrigen IHR- 
Konferenz ergab. 



Legion for the Survival of Freedom, Dachorganisation des IHR. 



30 

1 Robert Berger Lynch, damals Vorsitzender des Aufsichtsrates, legte auf 
Druck von M. Weber und G. Raven seinen Posten nieder. Lynch hatte 
seit seiner Einsetzung mehr organisatorische und finanzielle Transparanz 
gefordert, war aber damit auf taube Ohren gestoBen. Der Streit um die 
Ausladung des in Anm. 29 erwahnten Palastinensers war nur ein Vor- 
wand, ihn schlieBlich „rauszuekeln". Vgl. die Darstellung von T. 
O'Keefe in seinem Bericht, Anm. 23, S. 6, 14. 
Laut Angaben zweier ehemaliger IHR-Angestellten, Eric Owens und Ted 



O'Keefe, sollen Mark Weber und Greg Raven im Fruhjahr 2001 kurzfri- 
stig erwogen haben, die nach dem Bankrott von Liberty Lobby von ihr 
erhaltene Adressliste and die judische Anti-Defamation League zu ver- 
auBern. Vgl. dazu den Email-Austausch zwischen E. Owens, T. O'Keefe, 
M. Weber und G Raven sowie die Darstellung von T. O'Keefe in seinem 
Bericht, Anm. 23, S. 5f. In einer spateren Email schrieb Ted O'Keefe 
(Email von T. O'Keefe (tjok_49@hotmail.com) an: Eric Owens (erico- 
wens2@earthlink.net) und Germar Rudolf (chp@vho.org), 15.6.2002, 
13:46; Thema: »Re: IHR«): 
»Natiirlich enthiillten die von Dir versandten Emails die Wahrheit, 
und Weber und Raven haben nie versucht, zu widersprechen. Sie Zie- 
hen sich immer noch auf die Flunkerei zuriick, es sei nichts an dem 
ADL-Deal dran gewesen, weil „wir noch nicht einmal ein Angebot 
hatten " (selbst wenn das wahr ware, so legt dies die Analogie einer 
angeblich tugendhaften Frau nahe, der Prostituion vorgeworfen wird 
- was wurde man wohl denken, wenn sie aufdiesen Vorwurfhin ant- 
wortete: „Aber Liebling, ich habeja niemals ein Angebot gehabt!"?) 
Was ich bezuglich der ADL-Affare bedaure ist meine gesichtswahren- 
de Presseerklarung: Du wirst dich an den kunstvollen Dreh erinnern, 
dem ich dieser Erkldrung gegeben habe (weil ich damals dachte, dies 
liege sehr im Interesse unserer Bewegung), worin ich Gregs und 
Marks Schuld minimierte und Deine massiv ubertrieb, so Du iiber- 
haupt schuldig warst! Ich nehme an, da/3 ich dafur nun meinen Lohn 
erhielt! Ansonsten geht es mir gut: diese zwei los zu sein ist eine wirk- 
liche Befreiung.« 
Email from: Samuel Crowell (EmailAdresse auf Wunsch Crowells ent- 
fernt); to: Robert H. Countess (boblbpinc@earthlink.net); forwarded to 
me by R. Countess on 7/9/2002, 7:17am. 

Email von: Karl v. Hannover (hannover@berlin.com); an: Dr. Robert H. 
Countess (boblbpinc@earthlink.net); Thema: Re: holiest of the holies; 
Datum: 16.6.2002, 13:38:26-0500. 
5 Email von: Friedrich Paul Berg (hoaxbuster@netzero.net), an: Dr. Robert 
H. Countess (boblbpinc@earthlink.net); Thema: Fw: „ALL" gassing 
claims and Mark Weber's incompetence; Datum: 4. Juli 2002, 13:51; in 
der Sache ahnliche, wenn auch im Ton wesentlich mildere Kritiken wur- 
den von Dr. R. Countess und Prof. Dr. A. Butz geauBert, die aber auf die 
Vertraulichkeit ihrer Email-Aussendungen bestanden haben. 
Nachdem Ted O'Keefe entlassen worden war, schrieb A. Butz in einem 
am 9.7.2002 verfaBten Artikel »Quo Vadis«, er befiirchte nun fur das 
IHR eine Fortsetzung der nAbwdrtsspirale und weitere Verluste an Un- 
terstutzern, die keinen Grund mehr erkennen, eine selbstmorderische 
Vereinigung zu unterstiitzen.« 

Inzwischen hat sich Dr. Countess sogar vom Advisory Board des JHR 
entfernen lassen, weil seine Reformvorschlage abgelehnt worden waren; 
Email von Dr. Robert H. Countess (boblbpinc@earthlink.net) an Dr. 
A.R. Butz (Email- Address auf Wunsch Dr. Butz' entfernt) und andere 
Revisionisten; Datum: 28.7.2002, 6:24; Thema: „Resignation notice 
from JHR Ed Adv Committee". 

Email von Harvey A. Taylor (hataylor@syix.com) an: F.P. Berg (hoaxbu- 
ster@netzero.net); Datum: 5. Juli 2002, 16:47; Thema: Re: Fw: "ALL" 
gassing claims and Mark Weber's incompetence: 
»There are only a few active investigator/writers contra the big H. 
Complaits should be presented in a fashion which encourages further 
contact. [...] No doubt we could do alot more if we were not one step 
ahead of the bill collector. « 
1 Email von Ted O'Keefe (Tedok07@aol.com) an: Germar Rudolf 

(chp@vho.org); Datum: 16.7.2002, 13:32; Thema: »Re: brief remark* on 
IHRCrisis facts, etc...« 

Deutsch: Grabert, Tubingen 1994; Englisch: Theses & Dissertations- 
Press, Capshaw, AL, 2000. 
39 Deutsch: Verlag fur Wehrwissenschaften, Miinchen '1995, 2 1996; , 3.-7. 
Auflage Herbig, Miinchen; Englisch: Theses & Dissertations Press, Cap- 
shaw, AL, 2001. 

Theses & Dissertations Press ist der Verlagszweig von Loewe Belford 
Projects, Inc., einer von Dr. Countess gegriindeten gemeinnutzigen Stif- 
tung mit dem Ziel, revisionistische Biicher zu publizieren, die das IHR 
entweder nicht willens oder nicht in der Lage war zu veroffentlichen. 

41 O'Keefe-Bericht, Anm. 23, S. 8. 

42 www.vho.org/GB/c/GR/IHRCrisis.html 

Walter Mueller (thetruthisback@yahoo.com), Email vom 1.8.2002, "Pa- 
triot Letter". 

ders. an Robert H Countess (boblbpinc@earthlink.net), 1 .8.2002. 
Ich zahle hier einmal ein paar Namen auf: Russ Granata, Otward Miiller, 
Ernst Ziindel, Sam Dickson, Robert Countess, Willis Carto. Dies schloB 
bisher auch die Herren Raven und Weber sein, wobei ich freilich nicht 
weiB, wie sie sich seit meiner Kritik verhalten wiirden. 



258 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



In Los Angeles fand die 14. revisionistische Konferenz statt 



Von Prof. a.D. Dr. Robert Faurisson 



Vom 21. bis zum 23. Juni fand in Los Angeles die 14. Konfe- 
renz des Institute for Historical Review statt. Im Lichte der 
Geschehnisse des 11. September 2001 scheint das allgemeine 
Interesse fur den Revisionismus des allgegenwartigen holo- 
caust" an den Juden zu erlahmen. Mark Weber bemerkte, 
wenn ein neuer Weltkrieg stattfinde oder drohe, scheine alles 
mit dem letzten Weltkrieg Zusammenhangende plotzlich un- 
wichtig oder uberholt zu sein. 

So war der Revisionismus des Ersten Weltkriegs im Septem- 
ber 1939 jah von der Biihne verschwunden, und heute ist - 
auBer fur Spezialisten - beispielsweise der Name des franzo- 
sisch-britischen Revisionisten Norton Cru »weniger als Wind, 
Schatten, Rauch und Traum« (Mellin de Saint-Gelais, 1491- 
1558). Es mag sein, daB die jiidischen Organisationen selbst 
dem, was sie den „Weltkrieg gegen den Terrorismus" nennen, 
den Vorrang einraumen, wobei sie selbstverstandlich sowohl 
die Riten der „Holocaust"-Religion wahren, als auch die Un- 
terdriickung des Revisionismus fortsetzen. 
Fiir den Revisionismus ist es - immer laut Weber - an der 
Zeit, die Schwerpunkte neu zu setzen. Meinerseits mochte ich 
hinzufugen, daB nach dem Verschwinden des Staates Israel 
die Legende vom „Zweiten Holocaust" entstehen wird, die ih- 
rerseits eine Revision ihrer Liigen erfordern wird. 

Diistere Bilanz 

Vom heutigen Revisionismus, der immer noch jener Paul 
Rassiniers ist, wird man vielleicht eines Tages sagen, daB er 
alle Schlachten gewonnen, jedoch den Krieg verloren hat. Si- 
cher scheint, daB er auf intellektuellem Gebiet aus alien 
Schlachten siegreich hervorgegangen ist und sein Gegner ver- 
heerende Niederlagen erlitten hat: Raul Hilberg, der Papst der 
Exterminationisten, wurde buchstablich am Boden zerstort. »I 
am at a loss« (Ich bin verloren) muBte er anlaBlich einer Sit- 
zung beim Ziindel-ProzeB in Toronto im Jahre 1985 zugeben. 
Er ist heute in der Tat »verloren« mit seiner Theorie vom 
Volkermord, der ohne Befehl, ohne Plan und auf dem Wege 
der ... Telepathie (»mind-reading«) erfolgt sein soil! Doch 
um den bedrangten „Holocaust"-Historikern beizustehen, ha- 
ben Bataillone von Kramern judischer Illusionen mit ihren 
Filmen, ihren Theaterstiicken, ihrem Medienrummel, ihren 
Zeremonien, ihren Denkmalern und ihren Beschworungsfor- 
meln mobil gemacht. Und hier haben die Revisionisten nicht 
mithalten konnen; sie sind von der Flut regelrecht niederge- 
walzt worden. 

In den USA hat Bradley Smith versucht, Zeitungen sowie 
Rundfunk- und Fernsehstationen mittels einer raffinierten 
Medienaktion zu erreichen, doch hat er von der revisionisti- 
schen Gemeinschaft nicht die erhoffte Unterstiitzung erhalten, 
die im Vergleich zur erdriickenden „Holocaust"-Propaganda 
der westlichen Medien ohnehin nur ein Tropfen auf den hei- 
Ben Stein gewesen ware. 

Ferner - warum sollte man es auch verhehlen - haben die 
Revisionisten Angst. Die Repression kennt keine Atempause. 
Sie nimmt sowohl ganz offene als auch auBerst heimtuckische 
Formen an. GewiB besitzt sie nicht den Charakter politischer 
Kampfe mit Foltern, langjahrigen Gefangnisstrafen oder 
Morden, doch ist sie vor allem hinterhaltig und erdriickend. 



Die von den Sohnen Israels ausgeiibte Tyrannei ist unehrlich. 
Ihr geht die brutale Offenheit des Tyrannen ab, der unverhoh- 
len mit seiner Macht und Kraft protzt, um jedermann klarzu- 
machen, daB er ihm zu gehorchen hat. 

Der „Holocaust"-Tyrann macht von weitem durch sein Stoh- 
nen oder seine herzzerreiBenden Schreie auf sich aufmerk- 
sam; er erscheint in ein Bettlergewand gehiillt auf der Schwel- 
le, worauf man ihn in die Wohnung hineinlaBt, wo er die Her- 
zen mit erschiitternden Geschichten iiber seine Leiden riihrt, 
mit denen sich kein anderes Ungliick vergleichen laBt. Nach- 
dem er sich hauslich eingerichtet hat, beginnt er nach eigenem 
Gutdiinken zu schalten und zu walten, doch ohne mit dem 
Stohnen aufzuhoren, denn nur das Stohnen zahlt sich aus. Er 
schlagt zu, doch schluchzt er dabei so stark, daB sein Flennen 
die Schreie seiner Opfer ubertont. Er gibt uns zu verstehen, 
daB die Kinder Israels durch ihre Leiden Anspruch auf Ent- 
schadigung und Sonderrechte erworben haben und daB es ein 
Zeichen der Herzlosigkeit ware, ihre Liigen und ihre Tyrannei 
anzuprangern. 

So entstand ein Tabu, das recht eigentlich zu ihrem Davids- 
schild, aber auch zu ihrem Schwert geworden ist. Nichts ist so 
furchterregend wie ein Tabu. Ein wirkliches Tabu wiegt alle 
Polizisten und alle Richter auf. Es floBt irrationale und be- 
sonders schwer zu iiberwindende Furcht ein. Um ihm zu trot- 
zen, muB man, wie es Horaz iiber den ersten Seefahrer gesagt 
hat, ein »mit dreifachem Erz gepanzertes Herz« besitzen. Wer 
kann sich eines solchen Herzens riihmen? 
Die Revisionisten sind miide. Sie sehen, wie die abgedro- 
schensten Liigen, selbst jene, welche die „Holocaust"- 
Historiker sich schlieBlich als solche anzuerkennen genotigt 
sahen, auch weiterhin so munter ihre Sumpfbliiten treiben wie 
am ersten Tag. Wenn sie wieder zum Angriff iibergehen, 
wundern sich die Revisionisten dariiber, daB sie - mit einigen 
geringfugigen Varianten - wieder mit denselben Argumenten 
und denselben „Beweisen" konfrontiert werden wie zuvor. 
Sie fragen sich, wozu es gut sein soil, weiterzumachen wie 
Sisyphus oder Don Quixote. 

Welch merkwurdiges Unterfangen ist es doch, unaufhorlich 
einen inzwischen sechzig Jahre alten Krieg zu beschworen. 
Wie konnten sich die jungen Generationen auch fur verflos- 
sene Epochen begeistern? Man kann ihnen lange erklaren, 
daB die heutige Welt, ihre eigene Welt, auf einer gigantischen 
Luge aufgebaut ist, die ihre Kraft unvermindert beibehalt oder 
gar noch an Kraft gewinnt. Die Gegenwart schert sich nicht 
um die Vergangenheit. Und zum SchluB noch ein Paradox: 
Die Revisionisten sind genau so ermudend wie die Juden. Sie 
geben sich j a im Grunde mit dem gleichen Thema ab. 
Doch liegt in der allgemeinen Gleichgiiltigkeit, die sowohl 
den jiidischen Mythen als auch den revisionistischen Entmy- 
stifizierungen entgegenschlagt, nicht auch ein Kern von 
Weisheit? Bliiht das wahre Leben nicht anderswo als in jenen 
widerlichen talmudischen Erfindungen, ob man diese nun fur 
bare Miinze nimmt oder sie ganz im Gegenteil zu erledigen 
versucht? 

In seiner gegenwartigen Form steckt der Revisionismus in ei- 
ner Krise. 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



259 



Gregory Douglas: Revisionist oder Scharlatan? 

Anfang Juni 2002 entbrannte in den USA ein offener Streit zwischen Gregory Douglas, Autor mehrerer Biicher 
iiber den ehemaligen Gestapo-Chef Heinrich Miiller, auf der einen Seite und dem britischen Historiker David Ir- 
ving sowie Mark Weber, Direktor des kalifornischen Institute for Historical Review auf der anderen Seite. Gefoch- 
ten wurde auch mit unschonen Mitteln, wie etwa Angriffe auf tatsachliche oder auch nur unterstellte Charakter- 
schwachen der Beteiligten. Wahrend es sich selbstverstandlich verbietet, diese Angriffe unter die Gurtellinie zu 
behandeln, scheint es aber um so notwendiger, die aufgeworfenen Sachfragen und Vorwiirfe wissenschaftlicher 
Unredlichkeiten zur Diskussion zu stellen. Nachfolgend erfolgt daher zunachst eine Obersetzung im Journal of Hi- 
storical Review veroffentlichten Rezension Mark Webers von G. Douglas Biichern sowie einer Erwiderung des 
kritisierten Autors. Daran schlieBt sich eine tiefgehende Analyse der gegen Douglas erhobenen Vorwiirfe durch 
Germar Rudolf and, der als revisionistischer Verleger in die SchuBlinie beider Streitparteien geriet und sich daher 
veranlaBt sah, den aufgeworfenen Sachfragen, die fur die Geschichtschreibung von nicht unerheblicher Bedeutung 
sein konnen, auf den Grund zu gehen. 

Nicht ganz die Hitler-Tagebucher 

Von Mark Weber 



Gregory Douglas, Geheimakte Gestapomiiller, Druffel 
Verlag, Berg am See 1995 / Gestapo Chief: The 1948 Inter- 
rogation of Heinrich Miiller, R. James Bender, San Jose, 
CA, 1995, geb., 283 S. $35,95. Bibliographic Index, Ab- 
bildungen. 

Das Buch Geheimakte Gestapomiiller, von dem angeblich 
mehr als 70.000 Exemplare verkauft wurden, ist das Produkt 
eines einfallsreichen Geistes und von viel Arbeit. Es behaup- 
tet, lange unterdriickte geheime Dokumente mit erstaunlichen 
Enthiillungen iiber das Dritte Reich, Hitler, Roosevelt, Chur- 
chill und den Zweiten Weltkrieg zu prasentieren. 
Dieses wie auch die drei weiteren Bande der Gestapo-Miiller 
Serie, basieren nach Angaben des Autors hauptsachlich auf 
detaillierten Enthiillungen von Heinrich Miiller, dem in Bay- 
ern geborenen Polizisten, der zwischen 1939 und 1945 Chef 
der Geheimen Staatspolizei des Dritten Reiches war, einer 
Abteilung des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA). Miiller 
war beispielsweise der unmittelbare Vorgesetze von Adolf 
Eichmann, der jenes Amt des RSHA leitete, das Deutschlands 
Deportationsprogramm der Juden wahrend des Krieges orga- 
nisierte. Miiller war dem Chef des RSHA unterstellt, also 
Reinhard Heydrich bis zu dessen Ermordung in Prag 1942, 
und danach bis zum Kriegsende Ernst Kaltenbrunner. 
Was genau „Gestapo" Miiller bei Kriegsende zustieB, ist nie- 
mals zufriedenstellend geklart wor- 
den. Er war zuletzt im April 1945 in 
Berlin gesehen worden und ver- 
schwand im Chaos und den Wirren 
jener groBen Schlacht um die deut- 
sche Hauptstadt kurz vor Kriegsende. 
Seine Leiche wurde niemals gefun- 
den. Jahrzehntelang hielten sich Ge- 
riichte, er sei nach Siidamerika ent- 
kommen oder habe fur den sowjeti- 
schen oder amerikanischen Geheim- 
dienst gearbeitet. 

Ein halbes Jahrhundert nach Kriegs- 
ende taucht nun ein ominoser Ameri- 
kaner auf, der sich manchmal selbst 




Mark E. Weber 



„Gregory Douglas" nennt, und prasentiert in seinem Buch 
Geheimakte Gestapo-Miiller, was nach seinen Angaben der 
Beweis dafiir sei, daB Miiller 1 945 in die Schweiz entkam, wo 
er vom U.S.-Geheimdienst rekrutiert worden sei. „Douglas" 
gibt vor, daB Miiller von Dezember 1 948 bis 1 952 in der Ge- 
gend der US-Hauptstadt Washington gelebt haben soil, wo er 
fur den U.S. Militargeheimdienst der Truman-Regierung ge- 
arbeitet habe, wobei er es bis zum Rang eines U.S. -Brigade- 
generals der Armee gebracht haben soil. Laut „Douglas" soil 
der ehemalige Gestapo-Chef an hochrangigen Sicherheitskon- 
ferenzen des WeiBen Hauses teilgenommen und sogar Presi- 
dent Truman personlich getroffen haben. 
„Douglas" breitet seine verbliiffende Geschichte mit immer 
weiteren aufreizenden Enthiillungen iiber Miiller in vier Ban- 
den aus, die von R. James Bender veroffentlicht wurden, ei- 
nem in Nord-Kalifornien ansassigen Verleger, der sich auf 
Militaria spezialisiert hat, mit Schwergewicht auf dem Dritten 
Reich. Zudem wurden die ersten zwei Ausgaben dieser Serie 
auch in Deutschland unter dem Titel Geheimakte Gestapo- 
Miiller veroffentlicht. Drei der vier Bande basieren angeblich 
auf Gesprachen, die Miiller 1 948 in der Schweiz mit einem 
amerikanischen Geheimdienstler namens James Kronthal ge- 
fuhrt hat. Der vierte Band beruht angeblich auf einem priva- 
ten Tagebuch, das Miiller wahrend seines Aufenthalts in den 
USA gefuhrt haben soil. 

Der erste Band enthalt dariiber hinaus 
ausfuhrliche Mitschriften eines an- 
geblich von den Deutschen mitge- 
schnittenen geheimen transatlanti- 
schen Telefongespraches zwischen 
Franklin Roosevelt und Winston 
Churchill. In einem angeblichen Ge- 
sprach vom 26. November 1941 teilt 
Churchill US-Prasident Roosevelt 
mit, daB eine japanische Angriffsflot- 
te sich anschicke, die US-Marinebasis 
in Pearl Harbor, Hawaii, am Wochen- 
ende des 7.-8. Dezember 1941 anzu- 
greifen. Dieses hochbrisante Doku- 
ment scheint zu beweisen, daB der 



260 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



US-Prasident im voraus von dem bevorstehenden japanischen 

Angriff wuBte und die Verteidiger von Pearl Harbor nicht an- 

gemessen warnte. 

Die womoglich sensationellste „Enthiillung" dieses Buches 

ist, daB Hitler am 30. April 1945 nicht Selbstmord begangen 

habe, wie all jene einstimmig aussagten, die die letzten 

Kriegstage mit ihm verbracht hatten, sondern nach Spanien 

entkommen sei. Miiller besteht darauf, daB Hitler und seine 

Frau Eva Braun mit seiner Hilfe Berlin am 22. April 1945 

verlieBen, von Osterreich aus am 26. in einem viermotorigen 

Sonderflugzeug abflogen und am nachsten Tag in Barcelona 

ankamen. »Horen Sie«, sagt Miiller seinem amerikanischen 

Vernehmer, »Hitler ging nach Spanien. Ich weifi mit Sicher- 

heit, dafi sein Flugzeug sicher landete. « 

Zur Bestatigung diese Aussa- 

ge gibt der Autor ein Doku- 

ment wieder, das die Repro- 

duktion eines authentischen 

deutschen Dokuments vom 

20. April 1945 zu sein 

scheint. Unter dem Betreff 

»Fuhrersonderreise nach 

Barcelona« fuhrt dieses von 

Miiller unterschriebene Do- 

kument aus: 

»Der Filhrer und seine Be- 

gleitung verlafit den Flug- 

platz Horching [bei Linz] 

am 26.4.1945 um lo.oo 

Uhr. « 
Miiller fuhrt aus, als Teil des 
Fluchtplans habe er einen 
Doppelganger Hitlers gefun- 
den. Laut Miiller war daher 
die Hochzeit Hitlers mit Eva 
Braun im Berliner Bunker am 
28 oder 29. April 1945 »pures 
Theater«. AnschlieBend, so 
Miiller, sei der Doppelganger 
erschossen und sein Leichnam 
so zuriickgelassen worden, 
dafi die Russen ihn finden 
wiirden, um sie in dem Glau- 
ben zu lassen, sie hatten des 
Fiihrers Leiche gefunden. 
Meine Ansicht, dafi die Gesta- 
po-Chef Serie ein kunstvoller 
Betrug ist, griindet nicht nur 
auf einer Untersuchung der 
Biicher selbst, sondern auch auf langen Telefongesprachen 
mit dem Autor. Aufgrund dieser Gesprache kann ich bestati- 
gen, daB „Gregory Douglas" sowohl einerseits intelligent, 
redselig, kenntnisreich und belesen ist, andererseits aber auch 
unmoralisch, ausweichend und rachsiichtig. Diejenigen, die 
mit ihm ausfiihrlich gesprochen haben, sind beeindruckt von 
seinem chronischen Zynismus - ein Zug, der sich interessan- 
terweise in jenen Worten wiederfindet, die er in seiner 
Gestapo-Miiller-Serie durchgehend Miiller zuschreibt. 
Der Mann, der diese Buchserie zusammenschrieb, ist ein be- 
kannter Dokumentenfalscher, der iiber die Jahre unter einer 
Reihe von Namen auftrat, darunter Peter Stahl, Samuel Pre- 
scot Bush und Freiherr von Mollendorf. Sein wirklicher Na- 




Die strittigen vier Bucher 



me scheint Peter Norton Birch oder Peter Norwood Burch zu 
sein. 

Sein Sohn, mit dem ich ausfiihrlich gesprochen habe, spielt 
manchmal den Strohmann fur seinen Vater als Autor der 
Gestapo-Chef-Bucher. Der Sohn lebte und arbeitete iiber ein 
Jahr lang in Rockford, Illinois, unter dem Namen Gregory 
Douglas Alford. Er war einst Journalist der Zeitungen Sun- 
Star in Merced, Kalifornien, und Journal-Standard von Free- 
port, Illinois. Anscheinend hat er auch manchmal den Namen 
Gregg Stahl benutzt. 

David Irving, dessen Kenntnisse iiber deutsche Dokumente 
der Kriegszeit wahrscheinlich von keinem anderen lebenden 
Historiker iibertroffen werden, verwirft die Gestapo-Chef Bii- 
cher als »sorgfdltig zusammengestellten geschichtlichen Ro- 
mans Irving sagt, vor einigen 
Jahren habe „Peter Stahl" ver- 
sucht, ihm gefalschte Doku- 
mente zu verkaufen. Ein wei- 
terer britischer Historiker, 
John Costello (Autor von Ten 
Days to Destiny und anderer 
Werke), den ich bis zu seinem 
Tode im August 1995 sehr gut 
kannte, teilte mir mit, dafi 
Douglas/Stahl auch ihm Do- 
kumente aus der Kriegszeit 
mit dubioser Herkunft zu ver- 
kaufen versuchte. 
Die womoglich offensicht- 
lichste und verdachtigste Ei- 
genschaft der Gestapo-Chef- 
Serie ist, daB der Autor keine 
unabhangige Untersuchung 
seiner „Original"-Dokumente 
erlaubt. (Selbstverstandlich 
sind nicht alle von ihm wie- 
dergegebenen Dokumente ge- 
falscht. Um seinen Buchern 
Glaubwiirdigkeit zu verleihen, 
hat „Douglas" zwischen sei- 
nen Falschungen auch eine 
Anzahl unstrittig echter Do- 
kumente aus der Kriegszeit 
wiedergegeben.) 
Wahrend eines Telefonge- 
spraches teilte mir „Douglas" 
mit einigem Stolz mit, daB 
sein Buch auch bald auf 
deutsch herauskommen werde 
und daB die Verhore Miillers aus dem Jahr 1948 zur Zeit ins 
Deutsche iibersetzt wiirden. Aber wie ist dies denn moglich, 
warf ich ein, da doch die Verhore auf deutsch stattfanden (wie 
den Lesern von Gestapo Chief mitgeteilt wird) und die „ori- 
ginalen" Mitschriften somit schon deutsch sind. Dem norma- 
lerweise hoflichen und redseligen „Douglas" verschlug es 
daraufhin die Sprache. 

Charakteristisch fur die ganze Serie ist das offenbar gefalsch- 
te „faksimilierte Dokument" vom 20. April 1945, das in 
Gestapo Chief auf Seite 275 abgedruckt ist. Dabei handelt es 
sich tatsachlich um des Autors zweite, „korrigierte" Fassung. 
Die erste erschien mit einem von ihm verfaBten Artikel in der 
Friihlingsausgabe 1990 des Military Advisor, einer Zeit- 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



261 



schrift, die vom gleichen Verleger herausgegeben wird, der 
auch Gestapo Chief verlegte. Aber wahrend die „SS"-Zeichen 
in der ersten „faksimilierten" Fassung aus normalen Buchsta- 
ben bestehen, sind sie im Gestapo Chief als Runen-^ wie- 
dergegeben. 

Und wie gelangten diese erstaunlichen Dokumente in den Be- 
sitz des Autors? Im ersten Band von Gestapo Chief teilt 
„Douglas" seinen Lesern mit: 
»Anfang der 80er Jahre gelangten alle personlichen Akten 
Miillers unter Umstanden, die hier nicht weiter von Belang 
sind, in private Hande. « 
Spater behauptete „Douglas", Miiller personlich habe ihm 
diese auBerordentlichen Dokumente gegeben {Spotlight, 6. 
Jan. 1997). In einem anderen Interview mit dem gleichen 
Blatt (9. Nov. 1998) behauptete „Douglas", er habe Miiller 
1963 getroffen und habe ihn bis zu dessen Tode im Jahr 1983 
gut gekannt. Bemerkenswerterweise erwahnt er diese zwan- 
zigjahrige Beziehung im ersten Band des Gestapo Chief mit 
keinem Wort. 

Um Douglas' phantastisches Seemannsgarn zu akzeptieren, 
mufi man davon ausgehen, da(3 Hitlers personliches und poli- 
tisches Testament vom 29. April 1945 unecht ist und daB all 
jene, die sich in den letzten Kriegstagen mit Hitler im Fuhrer- 
bunker aufhielten und den Krieg iiberlebten, sich jahrzehnte- 
lang verschworen, um mit einer Luge die Flucht des Fuhrers 
nach Spanien zu vertuschen. Darunter befinden sich Hans 
Baur, Hitlers Pilot; Traudl Junge, die Sekretarin, die Hitlers 
Testament schrieb; die Pilotin Hanna Reitsch; Otto Giinsche, 



Hitlers personlicher Adjutant, der die Leiche Eva Brauns aus 
dem Bunker in den Garten der Reichskanzlei trug, wo sie ver- 
brannt wurde; Erich Kempka, der Fahrer, der mithalf, die Lei- 
che Hitlers und seiner Frau zu verbrennen; Heinz Linge, 
Hitlers Kammerdiener; und Artur Axmann, Fuhrer der 
Hitlerjugend (Linge und Axmann sagten spater aus, Hitlers 
Leiche gesehen zu haben). Einige dieser Zeugen wurden von 
den britischen Historikern Hugh Trevor-Roper und David 
Irving befragt; andere wurden von den Russen in sowjetischer 
Gefangenschaft verhort. Ihre Geschichten stimmen mitein- 
ander iiberein. 

Es ist schlieBlich absolut nicht plausibel, davon auszugehen, 
daB Hitler nach seiner Ankunft in Spanien spurlos ver- 
schwunden ware und daB auch nicht eine einzige der vielen 
Personen, die seine Ankunft bemerkt haben wurden, jemals 
dariiber berichtet hatte. 

Wie aber war es moglich, da(3 „Douglas" mit seinem Betrug 
davongekommen ist? Ein wichtiger Faktor war die unerschut- 
terliche Unterstutzung, die er jahrelang von Willis Carto er- 
hielt. Trotz wiederholter Warnungen, da(3 „Douglas" ein Liig- 
ner ist und da(3 seine Gestapo-Chef-Bucher Falschungen sind, 
hat Carto fur „Douglas" und dessen Biicher in den zwei von 
ihm kontrollierten Periodika standhaft geworben: The Spot- 
light, einer Boulevard-Wochenzeitung der Liberty Lobby, 
und The Barnes Review, einer zweimonatlichen Geschichts- 
zeitschrift. 

Seit Jahren hat Carto die Gestapo-Muller-Serie beworben und 
liber seinen Barnes Review Buchclub zum Kauf angeboten. 



/am Kommonbofad?* 



6nniilfuini*l »n P*»ft 



Betr.: Fflhrersonderreise naoh Barcelona 



ittiii.im 2a. April 19*5 

3 Ausf erti/mngen 
j Ausf ertigung. 



1. Der FUhrer und eeiner Begleitung verlaflt dem Flugplete 
Hb'rohing am 26.4.1945 um 2o.oo Uhr. 

2, Hierau befinden aich in der Begleitung des Plhrers: 



Der FUhrer 

ile^^BOBittievcr Dtt Ooebbele* 
T>ai * G eeefre le mad Kind e r ( 6) 
Reiohsleiter Bormann 
SS-GruppenfUhrer Uttller 
SS-GruppenfUhrer Fegelein 
General der Jnfenterie Bu: 
Botsohafter rtV Hewel 
SS-Oberstubf. Bete 
SS-Stubf. Dr. Sturapfegger 



Burgdorf 



SS-Hauptstuf . Groae 
Frl. Braun 
Frl. Hansialy 

4 Mann Begleitkdo (RSD) A? 

Das Cep&ok vorstehend gennant Herren ist bis 16. oo Uhr 
der Kommandantur FlugpIatK Hb'rohing abzugeben. 



SS-^GrupoenfUhrer 
Amtsohef IV RSHA 



Oberat Baumbaoh, Chef der Hegierungsstaf fel 
I./K.G. 2oo Kdr. 2. Ausf. 
Reiohsleiter Bormann 3. Ausf. 



LAusf, 



rone nomm<moo|act?e 

.inridMnoiuc Chef-Sac^e 

,,. 6 ,.„ci«,„ our durch Offtner 



Gmrtillfvtneni Jr. "Jslijri 



ttetr. : Fuhrersonderreise nach Barcelona 



SECRET 

iKiu.tr. 2o. April 19^5 

3 AusfertiRuiifien 
7 Ausferti&ung. 



1. Der Fuhrer und seine begleitung verlaBt den Flugplatz 
Horching am 26.4.194-5 ua 2o,oo Uhr. 

2. Hierzu befinden sich in der Begleitung des Fuhrers: 

Uer Fuhre r 

ftulUiauilij±g »wr^CT=C goT S Sol g 
XUUH le uuuulu mxd IlUiiUH ! lb) 
Reichsleiter Bormann 
tV-Gruppanfufcrer Miiller 
^V-Gruppenfiihrer Fegelein 
General der Jnfanterie Burgdorf 
Botschafter zbV Hewel 
iV-Qberstubf . Bets 
W-Stubf. Dr. Stumpfegger 
$ Wiaup tstuf . Gross % 
Frl. Braun 
Frl. Mansialy 

4 Mann Begleitkdo (H6D) +$ 

Das Gepack vorstehend gennanter Herren ist bis 16. oo Uhr vor 
der Kommandantur Flugplatz Horching abzugeben. 



<*ML ift/g 



"rt-Ufuppenfiihrer 

Amtschef IV RSHA 



Oberst Baumbach, Cnef der Hegierungsstaffel 

I./K.G. 2oo Kdr. 2. Ausf. 

Reichsleiter Bormann 3- Ausf. j r»_ 



3^7 



/ 



4 -sir. W51 



Falschung oder Drucker-Malheur? 



Die angeblich „reproduzierte" Fassung 



Das angebliche Original 



262 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



Er hat dafur gesorgt, daB eine Anzahl von Artikeln von und 
iiber „Gregory Douglas" veroffentlicht wurden. Typisch daflir 
ist ein Interview im Spotlight (5.-12. Jan. 1998) mit der Uber- 
schrift ^Establishment Can 't Keep Lid on Blockbuster 
Gestapo Books« (Establishment kann die Gestapo-Knuller- 
Biicher nicht langer unterdriicken). Ein weiteres unkritisches 
Interview mit „Douglas" erschien im April 1 997 in The Bar- 
nes Review. Weniger Monate danach, im November 1997, 
veroffentlichte The Barnes Review eine lobende Rezension 
des zweiten Bandes von Gestapo Chief. Dieser vom langge- 
dienten 5/?o?//g/z?-Journalisten Fred Blahut verfaBte Artikel 
versicherte den Lesern: 
»Douglas beweist jenseits verniinftiger Zweifel, dafi Mtiller 



tatsachlich [den Krieg] uberlebte und tatsachlich vom CIA 

verhort wurde. Nach diesen ausfuhrlichen Verhoren wurde 

er angestellt und nach Washington uberfuhrt... Er war ein 

Hauptdarsteller der Kalten Krieges... Douglas prasentiert 

die Tatsachen und lafit die Karten liegen wie sie fallen. « 

Die Gestapo-Ch z'e/ : Falschung ist annahernd so dreist wie die 

beruchtigten „Tagebucher" Hitlers des Jahres 1983. Fur die- 

jenigen, denen eine genaue und aufrichtige Geschichtsschrei- 

bung ein Herzensanliegen ist, ist der Fall Gestapo Midler au- 

Berst lehrreich. 

Mit freundlicher Genehmigung entnommen dem Journal of Historical Re- 
view, 20(2) (2001), S. 40ff. 



Befangene Unkenntnis 

Von Gregory Douglas 



Wenn man sich der Schriftstellerei hingibt, dann gehoren die 
negativen Reaktionen derjenigen, die auf dem selben Felde 
tatig sind, zu den weniger angenehmen Erscheinungen. Als 
ich 1993 die Serie iiber Heinrich Miiller zu schreiben begann, 
rechnete ich mit unangenehmen Reaktionen seitens der ame- 
rikanischen Regierung, fur die Miiller in der Nachkriegszeit 
gearbeitet hatte. Womit ich allerdings nicht rechnete, war die 
Flut heftiger, oft als Rezensionen bemantelter Schmahkritiken 
seitens derer, deren literarische Aspirationen entweder bisher 
unerfullt blieben oder die der Uberzeugung sind, sie alleine 
seien berechtigt, zu gewissen geschichtlichen Themen ihre 
Meinung zu auBern. 

Es heiBt, die beste Rache sei die, erfolgreich zu sein, was ab- 
solut wahr ist. Auf der anderen Seite scheint mein Erfolg ein 
kleines Hauflein der Frustrierten, Verbitterten und literari- 
schen Versager erziirnt zu haben. Die vier in englischer Spra- 
che erschienenen Bande iiber Gestapo Miiller sowie die zwei 
jeweils auf deutsch und russisch erschienenen Bande haben 
sich iiber die letzten acht Jahre recht gut verkauft. Der sich 
daraus ergebende finanzielle Erfolg hat dem Autor eine re- 
spektable Summe eingebracht sowie einen dicken Stapel von 
Lobesschreiben eines breiten Spektrums der lesenden Offent- 
lichkeit, aber eben auch hysterische Ausfalle seitens anderer 
Personen. Einer der hysterischsten und irrationalsten Ausbrii- 
che erschien aus der Feder eines Mark Edward Weber, Direk- 
tor einer kleinen Gruppe von Individuen des Namens „The 
Institute for Historical Review". 

Als 1995 der erste Miiller-Band auf Englisch erschien, 1 trat 
der Autor mit verschiedenen, als vertrauenswurdig angesehe- 
nen Handlern von Geschichtsbuchern in Verbindung. Ihm 
wurde eine Anzahl von Handlern genannt, worunter sich auch 
eine gewisse in Sud-Kalifornien ansassige „Noontide Press" 
befand. 2 Diese Firma war nicht im Telefonbuch aufgefuhrt, 
aber es stellte sich schlieBlich heraus, dafi es sich dabei letzt- 
lich um eine dem eindrucksvoll betitelten „Institute for Histo- 
rical Review" angegliederte Versandbuchhandlung handelte. 
Alle Anfragen landeten letztlich bei einem Herrn Weber, mit 
dem der Verfasser ganze zwei Telefongesprache fuhrte, um 
herauszufinden, ob sein „Institute" am Vertrieb des Buches 
interessiert sei. Diese Gesprache waren mit Bestimmtheit 
kaufmannischer Natur. Herr Weber schien hoflich und zu- 
gleich interessiert zu sein und bat, man moge ihm ein Probe- 



exemplar zur Ansicht zusenden. Nachdem dies erledigt wor- 
den war, folgte ein weiteres Telefonat. Herr Weber zeigte In- 
teresse an dem Buch, wandte sich jedoch recht schnell von 
einer hoflichen Diskussion des Buches ab und einer absolut 
beangstigenden und bosartigen Attacke auf einen Mann na- 
mens Willis Carto zu. Obwohl oder womoglich weil Herr 
Carto dem Verfasser damals vollig unbekannt war, begann 
Herr Weber eine Hetzrede gegen diesen Herrn. 
An einem bestimmten Punkt seines Ausfalls wurde Herr We- 
ber plotzlich gefaBt und ruhig und nahm die Diskussion iiber 
die Muller-Bucher wieder auf rationale Weise auf. Wahrend 
eines spateren Anrufs entschuldigte sich sowohl Weber selbst 
als auch sein Kollege Greg Raven fur Webers ungehaltenen 
Ausfall. Als der Verfasser diesen unangenehmen Vorfall mit 
seinem Verleger besprach, kamen wir uberein, jeden Versuch 
aufzugeben, mit Herrn Weber zu verhandeln, und statt dessen 
angesehenere Buchhandler zu suchen. 

Herr Weber hat den Verfasser danach mehrere Male angeru- 
fen und zeigte wahrend dieser Gesprache ein geriittelt MaB an 
Erregung und Aggression. Es stellte sich als schwierig heraus, 
diese Gesprache zu beenden, und der Verfasser anderte zum 
Schutz seiner Privatsphare schlieBlich sogar seine Telefon- 
nummer. Zu keiner Zeit wurde fur seine Verhaltensweise eine 
Begriindung gegeben. Der Verleger gab schlieBlich an, eben- 
falls derartige Anrufe von Herrn Weber erhalten zu haben, so 
daB er schlieBlich seine Sekretarin anwies, dessen Anrufe 
nicht mehr durchzustellen. 

Kurze Zeit nach Webers anfanglicher Hysterie wurde der 
Verleger von Herrn Carto kontaktiert, dem Objekt von We- 
bers irrationaler Wut. Der Buchvertriebszweig des Herrn Car- 
to, „The Barnes Review Books' 1 , 3 erwarb in der Folge eine 
groBe Anzahl von Muller-Biichern, und in Gesprachen mit 
dem Verfasser erlauterte Herr Carto, er und Herr Weber seien 
gewiB keine Freunde (was kaum zu iibersehen war). Hen- 
Weber begann daher eine anhaltende Serie von Angriffen 
nicht nur gegen die Biicher, sondern auch gegen deren Ver- 
fasser, deren Verleger und selbstverstandlich gegen Herrn 
Carto, ohne Zweifel auch deshalb, weil die Carto-Leute die 
Muller-Serie anpriesen und verkauften. 
Des Verfassers deutscher Verleger, Dr. Gerd Sudholt vom 
Druffel Verlag, 4 erhielt ebenfalls Anrufe von Herrn Weber 
und einigen seiner Freunde beziiglich dieser Biicher und ih- 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



263 



rem Verfasser. Dr. Sudholt teile dem Verfasser mit, er habe 
Herrn Weber einst getroffen, als dieser sich angeblich als 
Student an der Uni Munchen in Deutschland aufhielt. Wie 
Dr. Sudholt mir mitteilte, habe eine Anfrage bei der Uni 
Munchen allerdings ergeben, dort sei kein Mark Weber ein- 
geschrieben gewesen. Der Besuch Webers im Sudholts Ver- 
lagshaus erfolgte nur kurze Zeit vor Webers offizieller 
Zwangsausweisung aus Deutschland. Die Griinde fur We- 
bers Zwangsausweisung sind den deutschen Behorden si- 
cher bekannt, Herr Weber hat sich aber bisher strikt gewei- 
gert, diesen Vorfall zu erlautern. Der Hintergrund dieses 
Vorfalls, der sich aus zuganglichen deutschen Polizeiakten 
ergibt, ist von solcher Natur, daB ihre Erwahnung wohl nur 
in Artikeln vom Stile Weberscher Rezensionen angebracht 
ware. Es war jedenfalls des guten Doktor Sudholts aus- 
driickliche Ansicht, Herr Weber »ist nicht ganz richtig im 
Kopf«, und er habe diesem nachdrucklich mitgeteilt, er habe 
sein Anwesen zu verlassen. 

In den auf diese Unannehmlichkeiten folgenden Jahren war 
der Verfasser intensiv damit beschaftigt, weitere Bande der 
Muller-Serie zu schreiben, und vergaB daher vollig den jah- 
zornigen und offenbar unausgeglichenen Herrn Weber. Mitte 
2001 aber verfaBte Weber eine Rezension der Muller-Bucher. 
Er veroffentlichte diesen bizarren und geschmacklosen Aus- 
fall sowohl in seiner Zeitschrift The Journal of Historical Re- 
view als auch im Internet, 5 zusammen mit seinen ebenso bi- 
zarren und geschmacklosen Angriffen auf Herrn Carto. Diese 
Rezension soil nachfolgend Gegenstand der Diskussion sein. 
Weber beginnt seine lange Rezension damit, indem er des 
Verfassers Namen in Anfuhrungszeichen setzt, so als ob dies 
nicht sein wirklicher Name ware. Laut Weber sei Gregory 
Douglas auch bekannt als „Peter Stahl", „Samuel Prescott 
Rush", „Freiherr von Mollendorf ', und er behauptet, des Ver- 
fassers wirklicher Name sei entweder „Peter Norton Birch" 
oder „Peter Norwood Burch". Weber ist bestimmt nicht son- 
derlich kreativ, denn er sah davon ab, seinen Fiktionen den 
„Baron von Munchhausen," „G6tz von Berlichingen", „Onkel 
Remus" oder den Osterhasen hinzuzufugen. Er war offen- 
sichtlich nicht in der Lage, irgendeine seiner wilden Behaup- 
tungen zu beweisen, genauso wie er auch nicht fahig ware, 
den geringsten Beweis dafur zu liefern, daB der Verfasser tat- 
sachlich der „Baron von Munchhausen" oder der Osterhase 
ist, und zwar aus den selben Griinden. Man sollte sich verge- 
genwartigen, daB Weber sich selbst einen Holocaust- 
Revisionisten nennt, der darauf besteht, daB Behauptungen 
zuerst bewiesen werden miissen, bevor man sie als Tatsachen 
anerkennt. 

Zuallererst sei festgestellt, daB der Verfasser der Muller- 
Bucher, Gregory Douglas, niemals irgendeinen der von We- 
ber aufgefuhrten Namen verwendet hat, daB er Buchervertra- 
ge mit verschiedenen angesehenen Verlagen in seinem Ge- 
burtsnamen abgeschlossen hat, und daB die Schecks fur die 
Tantiemen auf seinen Namen ausgestellt wurden. 
Zusatzlich zu diesen vollig unwahren und unfundierten Be- 
hauptungen behauptet Weber, der Verfasser sei tatsachlich 
sein eigener Sohn, der fur verschiedene Zeitungen in Kalifor- 
nien und Illinois gearbeitet habe. Tatsachlich hat der Verfas- 
ser unter seinem wirklichen Namen fur einige Zeitungen in 
Kalifornien und Illinois gearbeitet, wo er 1 993 anting, Artikel 
iiber Heinrich Miiller zu veroffentlichen. 
In einem weiteren Ausbruch kreativer Verriicktheit behauptet 
Weber, der Verfasser habe versucht, den Geschichtenschrei- 



bern David Irving und John Costello »gefalschte« Dokumente 
zu verkaufen. Es sei angemerkt, daB Irving formell angeklagt 
worden ist, Dokumente aus verschiedenen Archiven in den 
USA und RuBland gestohlen zu haben. Und Irving ist zudem 
absolut selbst in der Lage, seine eigenen Dokumente und Re- 
ferenzen zu falschen, wie seine Bucher klar belegen. 
Der angesehene Historiker John Lukacs hat Irving in seinem 
1997 erschienenen Buch The Hitler of History mehr Raum 
gewidmet, als dieser verdient. In seinem Werk, daB ein wis- 
senschaftlich ausgewogenes Buch iiber den Stellenwert Hit- 
lers in der Geschichtsschreibung ist, weist Lukacs auf den 
Seiten 229 bis 232 auf einige wenige Beispiele von Irvings 
absichtlichen Verdrehungen von Dokumenten hin sowie auf 
dessen Angewohnheit, fur zentrale Behauptungen keine Refe- 
renzen anzugeben. Bei einer Reihe anderer Falle ist offen- 
sichtlich, daB Irving seine Quellen, Zitate und andere unter- 
mauernde Daten einfach erfunden hat. 

Der britische Autor und Historiker Martin Middlebrook hat 
sich mit Irvings Verfehlungen sehr deutlich in seinem 1973 
erschienenen Buch The Nuremberg Raid befaBt. Auf den Sei- 
ten 293 bis 296 nimmt Middlebrook eine von Irvings Darstel- 
lungen auseinander, die er in seinem Buch Und Deutschlands 
Stddte starben nicht veroffentlichte, das 1963 in einem rech- 
ten schweizerischen Verlagshaus erschienenen ist. In diesem 
Buch behauptet Irving kategorisch, die Deutschen hatten im 
voraus von dem verheerenden englischen Luftangriff auf 
Niirnberg im Jahr 1 944 erfahren, bei dem ein hoher Prozent- 
satz der britischen Bomber abgeschossen worden war. Irving 
bezieht sich diesbeziiglich auf Aussagen dreier britischer 
Bomber-Besatzungsmitglieder, die in Deutschland als 
Kriegsgefangene einsaBen. Eine sehr ausfuhrliche Nachfor- 
schung durch Middlebrook ergab, daB zwei der drei genann- 
ten Briten keinerlei Kenntnis von der ihnen durch Irving zu- 
geschriebenen Aussage hatten - sie bestritten diese Aussage 
rundweg -, und der dritte Zeuge hat auBer in Irvings Einbil- 
dung schlicht und einfach niemals existiert. 
Eine weitere BloBstellung von Irvings literarischer Verlogen- 
heit befindet sich auf den Seiten 13-17 des im 1994 erschie- 
nen Buches The Churchill Papers von Alexander Baron. Es 
handelt sich dabei um eine lange und signifikante Liste 
schwerwiegender Tatsachenfehler in Irvings Buch Churchill's 
War. 

In seinen Biichern stellt Irving Tatsachen durchweg falsch 
dar, erfindet Fakten, wichtige Daten und Titel und handelt im 
allgemeinen so, als habe er nie jene Bucher gelesen, die er als 
Beleg seiner ausgiebigen Forschungen in seinen langlichen 
Bibliographien auffuhrt. Tatsachlich hat er gegeniiber Dritten 
mehrfach ausdriicklich und stolz darauf bestanden, die Bu- 
cher anderer nicht zu lesen, sondern ausschlieBlich mit Pri- 
marquellen zu arbeiten. 

Wahrscheinlich das schlimmste Beispiel von Irvings Inkom- 
petenz findet sich im 1977 veroffentlichten Buch Hitler's 
War, in dem Irving den deutschen Freikorpsfuhrer Albert Leo 
Schlageter behandelt. Dieser Mann war im sogenannten 
Ruhrkampf gegen die franzosischen Besatzer anno 1 920 ver- 
wickelt, wurde von diesen verhaftet und 1923 in Diisseldorf 
hingerichtet. Soweit ist Irvings Darstellung korrekt. Was al- 
lerdings nicht richtig ist, ist ein Fehler, der ein derartig gigan- 
tisches Unwissen iiber die deutsche Geschichte bloBlegt, daB 
es einem den Atem verschlagt: Irving erwahnt, an Schlageters 
Seite sei am gleichen Tag auch ein gewisser Andreas Hofer 
erschossen worden. Wie jeder einigermaBen gebildete Deut- 



264 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



sche und gewiB jeder Historiker der deutschen Geschichte 
weiB, war Andreas Hofer jener Mann, der den Tiroler Auf- 
stand gegen die Napoleonische Besetzung startete, von den 
Franzosen schlieBlich gefangen und 1810 in Mantua (Italien) 
erschossen wurde! 

Wie Weber, so hat auch Irving jenen eifersiichtigen Unsinn 
iiber den Verfasser verbreitet, indem er hysterische Ausbru- 
che iiber „Gregory Douglas" oder „Peter Stahl" in seinen 
Boulevardschriften veroffentlichte. 6 Aber zumal er in Eng- 
land in den Bankrott gezwungen und aus seiner Wohnung 
geworfen wurde, hat er zur Zeit sicherlich andere Probleme, 
als erfundenen Unsinn iiber jemanden zu verbreiten, der ihn 
auf jenem Gebiet tiberflugelt hat, das er einst als sein gehei- 
ligtes Refugium betrachtete. Ein Blick auf die vergleichenden 
Verkaufsrange der Biicher beim Online-Biichermarkt Ama- 
zon.com ist sehr lehrreich. Irvings letztes Buch rangiert dort 
auf Platz 500. 000, 7 wahrend des Verfassers letztes Werk sich 
auf Rang 5.000 befindet! 8 Vergleiche sollen ja bekanntlich 
anriichig sein, und im Falle von Irving sind sie es bewiese- 
nermaBen. 

Zieht man Irvings Unaufrichtigkeit in vielerlei Hinsicht in Be- 
tracht, so iiberrascht es nicht, daB seine Behauptungen iiber 
Gregory Douglas genauso triigerisch sind. Tatsachlich hat der 
Verfasser niemals irgendwelche Dokumente an David Irving 
oder John Costello zu verkaufen versucht bzw. verkauft, we- 
der echte noch gefalschte. 

Zudem hat Costello, von dem Weber behauptet, er sei mit ihm 
befreundet gewesen, die ihm von Weber zugeschriebenen 
AuBerungen bestimmt nie gemacht, zumal er wahrend eines 
Fluges nach Miami im Jahr 1995 an den Folgen von Aids 
starb. 

Naturlich wird sich der unbeteiligte Leser fragen: wenn We- 
ber und Irving darauf bestehen, ihre Unwahrheiten weiterhin 
zu verbreiten, warum verklagt sie das Ziel dieser schrillen Be- 
schimpfungen nicht wegen Verleumdung? Der Grund, warum 
der Verfasser nicht vor Gericht gegangen ist, ist sehr einfach. 
Sowohl Irving als auch Weber haben keinerlei Vermogens- 
werte. Wegen ihrer Armut leben beide Manner von der Wohl- 
fahrt. Wie all jene wissen, die jemals geklagt haben, ist eine 
Zivilklage sehr teuer fur alle beteiligten Seiten. Ein kompe- 
tenter Anwalt kann bis zu $400 die Stunde verlangen, und des 
Verfassers Anwalt schatzte, ein solches Verfahren wurde 
mindestens $50,000 kosten und mindestens funf Jahre dauern. 
Es kann keinen Zweifel daran geben, daB die verklagten Par- 
teien unterliegen und zur Zahlung von Schadensersatz ge- 
zwungen wiirden, aber da diese kein Geld haben, konnen we- 
der dieser Schadensersatz noch die ProzeBkosten des Klagers 
eingetrieben werden. 

Obwohl Irving in seiner eigenen Verleumdungsklage gegen 
Lipstadt und Penguin in England mit Pauken und Trompeten 
unterlag und zur Zahlung mehrerer Millionen Pfund verurteilt 
wurde, hat er nun auf seiner messianischen Website angekiin- 
digt, er plane eine weitere Verleumdungsklage vor einem bri- 
tischen Gericht! Da er schon bankrott ist - sowohl finanziell 
als auch ethisch -, hat er nichts mehr zu verlieren, aber die 
Publizitat, die er gewinnen mag, so negativ sie sicherlich auch 
sein wird, ist dennoch Anregung genug, um ihn wiederum da- 
zu zu bewegen, als sein eigener Anwalt zu agieren. Es gibt ein 
altes juristisches englisches Sprichwort, daB derjenige, der 
sich vor Gericht selbst vertritt, einen Narren als Klienten hat. 
Irving hat sicherlich nachgewiesen, daB dies eher die Regel ist 
als die Ausnahme. 



So viel zu Webers unwissenschaftlichen halb-literarischen 
Rufmordattacken. Nachfolgend werde ich naher auf bestimm- 
te Behauptungen Webers in der Sache eingehen. 
Weber schreibt: 
»Wahrend eines Telefongesprach.es teilte mir ,, Douglas" 
mit einigem Stolz mit, dafi sein Buch auch bald auf deutsch 
herauskommen werde und dafi die Verhore Mullers aus 
dem Jahr 1948 zur Zeit ins Deutsche iibersetzt wiirden. 
Aber wie ist dies denn moglich, warf ich ein, da doch die 
Verhore auf deutsch stattfanden (wie den Lesern von 
Gestapo Chief mitgeteilt wird) und die ,,originalen" Mit- 
schrifien somit schon deutsch sind. Dem normalerweise 
hof lichen und redseligen ,, Douglas" verschlug es darauf 
hin die Sprache.« 
Zunachst einmal hat Weber hier den Zeitablauf durcheinander 
geworfen. Da die deutschen Ausgaben der Muller-Bucher vor 
den englischen Ausgaben erschienen und der Autor mit Herrn 
Weber erst in Kontakt trat, als die englische Ausgabe bereits 
veroffentlicht war, ist offensichtlich, daB Weber entweder 
grob unwissend oder verwirrt ist, oder aber daB er liigt. Zwei- 
tens findet man seiten akademische Betriiger, die ihren Man- 
gel an Kenntnis so offen darlegen, wie es Weber hier macht, 
indem er behauptet, ein US-Verhorprotokoll miisse in deut- 
scher Sprache verfaBt sein. Wenn Weber sich die Millie ge- 
macht hatte, nur einige der Zehntausenden von Seiten der 
nach Kriegsende von US-Geheimdiensten angefertigten Ver- 
horprotokolle Deutscher zu untersuchen, die in den U.S.- 
National Archives lagern, dann hatte er eine so einfach wider- 
legbare Behauptung nicht aufgestellt. Es war damals seitens 
der amerikanischen Verhorer ubliche Praxis, das Verhor mit 
einem Deutschen in deutscher Sprache zu fiihren. Dieses 
Verhor wurde von einem Stenographen mitstenographiert, an- 
schlieBend ins Englische iibersetzt und auf offizielle Papier- 
bogen abgetippt. Von dieser Praxis gab es keine Ausnahmen. 
Die Niirnberger Dokumente sind mit derlei Dokumenten an- 
gefullt, eine Tatsache, die jedem legitimen Historiker dieser 
Epoche bekannt ist. Jedes Nachkriegsverhor Mullers wiirde 
daher nur auf Englisch niedergelegt worden sein, nicht aber 
auf Deutsch. Die Tatsache, daB Weber von dieser Standard- 
prozedur keine Ahnung hat, enthullt seinen krassen Kennt- 
nismangel seiner Materie. 
Weber schreibt: 
»Charakteristisch fur die ganze Serie ist das offenbar ge- 
falschte ,,faksimilierte Dokument" vom 20. April 1945, das 
in Gestapo Chief auf ' Seite 275 abgedruckt ist. Dabei han- 
delt es sich tatsachlich um des Autors zweite, ,,korrigierte" 
Fassung. Die erste erschien mit einem von ihm verfafiten 
Artikel in der Fruhlingsausgabe 1990 des Military Advisor, 
einer Zeitschrift, die vom gleichen Verleger herausgegeben 
wird, der auch Gestapo Chief verlegte. Aber wahrend die 
„SS"-Zeichen in der ersten „faksimilierten" Fassung aus 
normalen Buchstaben bestehen, sind sie im Gestapo Chief 
als RunenSS wiedergegeben.« 
Das originale Dokument iiber den Barcelona-Flug war mit 
Stempeln des US-Militars versehen, als es fur den erwahnten 
Artikel zum Verleger der Zeitschrift Military Advisor ge- 
schickt wurde. 9 Der Verleger, Mr. Bender, war besorgt, es 
konne strafrechtliche Konsequenzen haben, wenn er geheime 
U.S. -Dokumente veroffentlicht. Um sich selbst zu schiitzen, 
weiBte er daher die von US-Behorden bestempelten Teile des 
Dokuments vor der Veroffentlichung in seiner Zeitschrift aus, 
wobei auch Teile des Textes zerstort wurden. Er schrieb da- 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



265 



her den Text in Annaherung an das Original neu (mit vielen 
Rechtschreib- und Grammatikfehlern). Als er darauf aufmerk- 
sam gemacht wurde, daB er den Text verandert hatte, besorgte 
er sich eine weitere Kopie des Originals und druckte dieses 
nun unverandert in einer spateren Ausgabe seiner Zeitschrift 
mit einer Erklarung fur seine Leser ab. 10 Es ist interessant 
festzustellen, daB Weber Herrn Bender anrief und ein Exem- 
plar jener Ausgabe des Military Advisor erhielt, in der sich 
die Korrektur und Erklarung befand, und daB Weber zudem 
eine voile Erklarung von Herrn Bender personlich am Telefon 
erhielt. Irgendwie hat Weber vergessen, dies in seiner 
Schmahschrift zu erwahnen. 
Weber schreibt: 
»Und wie gelangten diese erstaunlichen Dokumente in den 
Besitz des Autors? Im ersten Band des Gestapo Chief teilt 
,, Douglas" seinen Lesern mit: 
»Anfang der 80er Jahre gelangten alle personlichen Ak- 
ten Miillers unter Umstanden, die hier nicht weiter von 
Belang sind, in private Hande. « 
Spater behauptete ,, Douglas", Miiller personlich habe ihm 
diese aufierordentlichen Dokumente gegeben (Spotlight, 6. 
Jan. 1997). In einem anderen Interview mit dem gleichen 
Blatt (9. Nov. 1998) behauptete „ Douglas", er habe Miiller 
1963 getroffen und habe ihn bis zu dessen Tode im Jahr 
1983 gut gekannt. Bemerkenswerterweise erwahnt er diese 
zwanzigjahrige Beziehung im ersten Band des Gestapo 
Chief mit keinem Wort.« 
Es ist absolut wahr, daB, wie im ersten Band der Miiller- 
Biicher angegeben, alle ClA-Personalakten Miillers (im Ge- 
gensatz zu seinen personlichen Akten) Anfang der achtziger 
Jahre in private Hande kamen, einschlieBlich der Verhorpro- 
tokolle des Jahres 1948. Bei diesen privaten Handen hande lte 
es sich um die von Robert Trumbull Crowley, damals zweiter 
stellvertretender Direktor fur Verdeckte Operationen des 
CIA, jene Behorde, die Miiller seit 1948 angestellt hatte. 
Crowley und Colonel James Critchfield waren jene Manner, 
denen der vormalige Gestapo-Chef unterstand. Anfang der 
90er Jahre schlieBlich erhielt der Autor Kopien dieser Perso- 
wa/akten von Crowley. Miiller selbst gab dem Autor zu ver- 
schiedenen Anlassen Kopien von einigen historischen Doku- 
menten aus seiner personlichen Sammlung, und erst nach dem 
Tode Miillers lieh seine Witwe dem Autor dessen Tagebuch 
fur einen bestimmten Zeitraum. 

Es ist bemerkenswert, daB Weber Widerspriiche aufzubauen 
versucht, wo sich gar keine befinden, in einem Versuch, die 
Glaubwiirdigkeit des Autors zu untergraben und ihn vor sei- 
nen Lesern zu diskreditieren. Tatsachlich gibt es keine Wi- 
derspriiche in dem, was ich iiber die Herkunft dieser Doku- 
mente geschrieben und gesagt habe, wie einfach gezeigt wer- 
den kann. Webers Unwillen, zu akzeptieren, daB ich eine lan- 
ge, sehr enge Freundschaft mit Heinrich Miiller pflegte, griin- 
det sich sehr wahrscheinlich auf seiner Eifersucht, womoglich 
weil Weber glaubt, er sei die einzige Person, mit der ein 
Mann wie Miiller einen intellektuellen Austausch hatte pfle- 
gen wollen. Ob Weber wohl jemals auf den Gedanken ge- 
kommen ist, daB das Fundament unserer Freundschaft der 
Umstand war, daB wir beide uns so ahnlich waren in dem, 
was Weber »chronischen Zynismus« nennt? 
Weber hat offenbar die nachfolgenden Muller-Bande nicht 
gelesen, nachdem ihm sein Idol Irving mitgeteilt hatte, daB sie 
nicht wahr sein konnen, weil nur Irving in der Lage sei, derar- 
tige Biicher zu schreiben. Wenn er sie gelesen hatte, hatte er 



schnell bemerkt, daB sich darin noch mehr iiber des Autors 
Beziehung zu Miiller befindet. Weber erhielt ein kostenloses 
Rezensionsexemplar des ersten Bandes, aber hat wohl die an- 
deren Bande nie gelesen, womoglich weil er sich weigerte. 
Weber schreibt: 
»Die womoglich offensichtlichste und verdachtigste Eigen- 
schaft der Gestapo-Chef Serie ist, dafi der Autor keine un- 
abhangige Untersuchung seiner ,,originalen" Dokumente 
erlaubt. « 
Die meisten von mir veroffentlichten Dokumente sind keine 
„Originale", sondern nur Fotokopien. Abgesehen davon hat 
mich weder Weber noch irgend jemand sonst jemals gefragt, 
ob er die Dokumente untersuchen konne. Nach Kenntnisnah- 
me seiner personlichen Angriffe fragt man sich ohnehin, wie 
„unabhangig" und kompetent eine Untersuchung sein wurde, 
an der Mark Weber teilnehmen wurde, wenn man seine of- 
fenkundige Befangenheit und seinen durchgehenden Kennt- 
nismangel in Betracht zieht. 
Weber schreibt: 
»Die womoglich sensationellste „Enthullung" dieses Bu- 
ches ist, dafi Hitler am 30. April 1945 nicht Selbstmord be- 
gangen habe, wie all jene einstimmig aussagten, die die 
letzten Kriegstage mit ihm verbracht hatten, sondern nach 
Spanien entkommen sei.« 
Weber und andere haben schrillen Tones verkiindet, ein Er- 
eignis wie die angebliche Flucht Hitlers nach Barcelona am 
26. April 1945 hatte niemals stattfinden konnen. Da er be- 
hauptet, ein Revisionist zu sein, sollte er zumindest der Mog- 
lichkeit offen gegeniiberstehen, daB auch in dieser Sache die 
etablierte Geschichtsschreibung genauso falsch sein konnte, 
wie er es fur andere Bereiche behauptet. 
Zunachst ist es eine bewiesene Tatsache, daB weder Hitler 
noch seine Leiche jemals gefunden wurden. Im Gegensatz zu 
vielen sowjetischen Behauptungen ist das, was in Moskau 
aufbewahrt wird, offenbar nicht Hitlers Leiche, denn wenn sie 
es ware, dann hatten die Sowjets schon vor langer Zeit eine 
international medizinische Untersuchung seiner Uberreste 
erlaubt. Aber das erlauben sie noch nicht einmal heute, und 
all jene Fakten, die uns bis heute bekannt wurden, weisen 
eindeutig darauf hin, daB die Uberreste in Moskau nicht die 
Hitlers sind. 

Sodann ist es eine bewiesene Tatsache, daB Hitlers personli- 
ches Flugzeug, eine Langstrecken-Ju 290-A6, an dem ange- 
gebenen Datum von einem nahe Salzburg gelegenen Flug- 
platz nach Barcelona flog. Es handelte sich bei diesem Flug- 
zeug um eine Sonderanfertigung, von der nur ein Exemplar 
gebaut wurde. Es war ein viermotoriges, 50-sitziges Passa- 
gierflugzeug mit Druckkabine fur hohe Flughohen, eingesetzt 
zur personlichen Verwendung fur den Fiihrer. Diese Informa- 
tionen ergeben sich aus mehreren Fachbiichern, insbesondere 
dem Buch The Warplanes of the Third Reich des britischen 
Fachmanns William Green. 11 Dies ist ein vollstandiges tech- 
nisches Nachschlagewerk samtlicher deutscher Militarflug- 
zeuge und ihrer Geschichte. Auf Seite 508 befindet sich ein 
Abschnitt iiber das hier behandelte Flugzeug, in dem es heiBt: 
»Die einzige Ju 290 A-6 war anfdnglich als drucksta- 
bilisiertes personliches Transportflugzeug Hitlers konzi- 
piert wurden. [...] Das Flugzeug wurde schliefilich vom 
I/KG 200 in Finsterwalde fur Sondertransporte und - 
operationen iibernommen und wurde in der letzten April- 
Woche 1945 von Hauptmann Braun, dem Staffelkapitan 
der LTS 290, nach Barcelona geflogen. [...] Die I/KG 200 



266 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



war im wesentlichen verantwortlich fur den Transport 

flilchtenden Nazi-Fuhrer, aber die Identitat der an Bord 

der Ju 290 A6 nach Barcelona geflogenen Passagiere 

bleibt Spekulation. Das Flugzeug blieb allerdings in Spani- 

en und wurde schliefilich von der spanischen Regierung 

erworben. [...]« 

Eine weitergehende Diskussion dieses Barcelona-Fluges fin- 

det man im Buch Monogram Close-Up Number 3/ Junkers 

290" von Thomas Hitchcock. 12 Auf Seite 29 befindet sich die 

gleiche Beschreibung des damaligen Barcelona-Fluges mit 

einer Liste der Besatzungsmitglieder. 

In beiden Buchern befinden sich auch Zeichnungen und Fotos 
von Hitlers Flugzeug sowie Nachkriegsaufhahmen mit Abzei- 
chen der spanischen Luftwaffe. 

Nichts davon beweist, daB Hitler in der letzten Woche des 
Krieges nach Spanien flog, aber es beweist, daB sein person- 
liches Flugzeug dorthin flog. Wer sich abgesehen von der Be- 
satzung im Flugzeug aufhielt, wird nirgends erwahnt, aber es 
ist zweifelhaft, daB das 50-sitzige Flugzeug Putzfrauen der 
Reichskanzlei nach Spanien flog! Wahrend der letzten 
Kriegstage ware es annahernd unmoglich gewesen, fur Hitlers 
personliches Flugzeug ausreichend Treibstoff fur einen Flug 
nach Spanien aufzutreiben, wo es zudem eine Landeerlaubnis 
bekommen muBte! Zu solch einem Unternehmen hatten of- 
fensichtlich nur die hochsten deutschen Autoritaten die 
Macht. 
Aber Weber ignoriert noch viele andere Tatsachen: 

1 . Es war - und ist - iibliche Praxis, daB hohe politische Fiih- 
rer (oder andere Beruhmtheiten) Doppelganger haben, ein- 
schlieBlich Hitler. 

2. Es mag sehr wohl sein, daB einige Zeugen glaubten, Hitler 
oder seine Leiche gesehen zu haben, aber wenn es sich da- 
bei um seinen Doppelganger handelte, wie hatten sie dies 
unterscheiden sollen? 

3. Als Revisionist ist Weber Augenzeugenaussagen in Sachen 
Holocaust gegeniiber sehr skeptisch eingestellt, aber wenn 
es um die Frage geht, ob es Hitler gelang zu entkommen, 
dann akzeptiert er plotzlich all jene Augenzeugenaussagen 
unkritisch, die seine Vorurteile bestatigen. So unwissen- 
schaftlich ein derartiges doppeltes MaB auch ist, so iiber- 
rascht es doch nicht, wenn man die Fehler und Mangel in 
seiner Argumentation bedenkt, die ich bisher aufgezeigt 
habe. 

Obwohl er von sich behauptet, ein Geschichtsrevisionist zu 
sein, ist Weber mit Sicherheit eine Person, die die etablierte 
Ansicht iiber die Geschichte des Dritten Reiches blind iiber- 
nimmt. So akzeptiert er beispielsweise Trevor-Ropers Versi- 
on von Hitlers Selbstmord, obwohl Trevor-Roper ein Agent 
des britischen Geheimdienstes ohne jede Kenntnis der deut- 
schen Sprache war. Er benotigte nur vier Wochen zur Abfas- 
sung seines Buches! Trevor-Roper, der 
spater zusammen mit David Irving die 
absurde Falschung der Hitler-Tagebii- 
cher als echt bezeichnete, 13 listet eine 
Anzahl von Personen als von ihm ver- 
nommen auf, wie etwa Hitlers SS-Adju- 
tant Gunsche, die sich damals in sowje- 
tischen Gefangnissen aufhielten und fur 
ein Gesprach uberhaupt nicht zur Ver- 
fugung standen. 

Sowohl Trevor-Roper als auch Irving 
haben sich als Folge ihrer Echterklarun- 



gen der offensichtlich gefalschten Hitler-Tagebiicher allerlei 
Peinlichkeiten ausgesetzt. Beider Ansehen wurde in den auf 
den Tagebuch-Skandal folgenden Jahren unwiederbringlich 
ruiniert. Trevor-Roper wurde aus seiner Stellung bei einer 
groBeren britischen Tageszeitung entlassen, und Irving wurde 
aufgrund einer Niederlage in einem seiner endlosen Gerichts- 
verfahren gegen jene, die ihn in schriftlicher Form zu kritisie- 
ren wagten, in die Armut zuriickgeworfen. 
In meinen Buchern habe ich die Widerspruchlichkeiten und 
Unzuverlassigkeiten einiger jener „Augenzeugen"-Aussagen 
dargelegt, auf die sich Weber unkritisch bezieht. 14 Vielleicht 
war sich Weber dieser Glaubwiirdigkeitsdefekte nicht be- 
wuBt, als er seine epische Denunziation gegen den Autor der 
Muller-Bucher verfaBte, angefullt mit vollig falschen An- 
schuldigungen. 

Aufgrund meiner langwahrenden Freundschaft mit Heinrich 
Muller und einem Kontakt mit einem mir personlich bekann- 
ten Spanier im spanischen AuBenministerium, der durch eine 
Studie der vertraulichen Akten der Franco-Regierung von 
Hitlers Ankunft in Barcelona 1945 wuBte, glaube ich fest dar- 
an, daB Hitler nach Spanien entkam. Naturlich wird die spani- 
sche Regierung diesbeziiglich niemals irgendwelche Doku- 
mente freigeben - falls sie uberhaupt noch existieren - oder 
auch nur einen Teil davon zugeben. Man muB sich nur den in- 
ternationalen Aufruhr gegen Spanien vorstellen! 
Weber und mit ihm viele andere Revisionisten mogen meine 
These ignorieren oder ablehnen. Verschwinden wird sie aller- 
dings nicht, und ich bin mir sicher, daB sie einst in einer fur 
alle annehmbaren Weise bewiesen werden wird. Heute kann 
die Welt die Wahrheit noch nicht ertragen, und zwar weder 
beziiglich des Holocaust noch beziiglich Hitlers Uberleben. 
Es ist nur traurig, daB in dieser Hinsicht einer der angeblich 
weltweit fuhrenden Holocaust-Revisionisten genauso engstir- 
nig ist, wie er es seinen Gegnern vorwirft. 
Lassen Sie mich zusammenfassen: 

1. Weber behauptet, daB ich falsche Namen verwende, aber 
er fuhrt dafur keinerlei Beweise an. 

2. Er behauptet, daB ich Dokumente gefalscht oder damit ge- 
handelt habe, aber er bietet wiederum nicht die Spur eines 
Beweises an, der seine Behauptung stiitzt. 

3. Zudem offenbart er eindeutig und auf peinliche Weise sein 
Unwissen iiber viele historische Themen. 

4. SchlieBlich ist seine Art der Argumentation offensichtlich 
ein klassisches Beispiel der Praxis des doppelten MaB- 
stabs. 

DaB Weber seine Rezension sechs(!) Jahre nach der Verof- 
fentlichung des ersten Miiller-Bandes verfaBte, kann keine 
wissenschaftlichen Griinde haben, zumal alte Bucher einfach 
nicht rezensiert werden. Dies hat einen ganz einfachen Grund: 
Weber haBt den Autor und wollte ihn aufgrund durchsichti- 




Seitenansicht von Hitlers personlichem Flugzeug, der einzigen je gebauten Jun- 
kers Ju 290 A-6, die Ende April 1945 mit unbekannten Passagieren in Barcelona 

landete. 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



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ger, unehrenhafter personlicher Griinde verunglimpfen. Er 
wird letztlich einen Preis dafur zu zahlen haben, daB er die 
einst angesehene, nun aber aufgrund seiner eigenen Unfahig- 
keit und Ignoranz nur noch lacherliche Zeitschrift Journal of 
Historical Review in ein Podium fur seinen Privatkrieg gegen 
Leute umfunktionierte, die er haBt oder furchtet. 

© Gregory Douglas, 7. Juni 2002 

Anmerkungen 

1 Gestapo Chief. The 1948 Interrogation of Heinrich Miiller Volume 1, 
Bender Publishing, San Jose, CA, vgl. gregorydouglas.com/books.html 
http://www.noontidepress.com/ 
http://www.barnesreview.org/ 

4 http://www.sudholt.de/ 

5 Ausgabe 20(2), S. 40ff.; 
http://www.ihr.org/JHR/v20/v20n2p40_Douglas.html 



http://www.fpp.co.uk/docs/ReadersLetters/Observer230496.html; 
http://www.fpp.co.uk/ActionReport/AR14/RadDi3.html 

7 http://www.amazon.com/exec/obidos/ASIN/1872197159 

8 http://www.amazon.com/exec/obidos/ASIN/1591482976 

Gregory Douglas, »Ju-290 A-6: The History And The Mystery«, The Mi- 
litary Advisor 1(2) (Spring 1990), S. 16-21. 

10 ders., »Blood & Gold«, ebenda, 2(1) (Winter 1990/91), S. 16-21 

1 ' Doubleday, London 1 972. 



Monogram Aviation Publications, 1975. 



12 

1 David Irving war der erste, der die Hitler-Tagebucher als Falschung, und 
der letzte, der sie als echt bezeichnete. Irving anderte seine Meinung in- 
mitten des Skandals, als er glaubte, die Mehrzahl der Historiker wiirde 
die Tagebiicher als echt anerkennen, was nahelegt, daB ihm zumindest in 
diesem Fall mehr an der Meinung der Offentlichkeit gelegen war als an 
seiner eigenen. 

14 Gestapo Chief, Bender Publishing, San Jose, CA, Bd. 1, S. 184-217; 
ebenda, Bd. 3, S. 214-220. 



Auf der Suche nach der Wahrheit 

Von Germar Rudolf 



Einleitung 

Dem Leser wird nicht verborgen geblieben sein, daB sowohl 
Webers Rezension als auch Douglas' Reaktion darauf ange- 
fullt sind mit Attacken auf die jeweils andere Person. Es ist 
zwar iiblich, Buchrezensionen nicht mit alien moglichen 
Quellenverweisen zu versehen, wie dies Mark Weber auch 
hier tat; es ist aber zumindest sehr ungewohnlich, sich in einer 
Rezension nicht so sehr dem besprochenen Buch als vielmehr 
der Person des Autors zu widmen und gegen ihn massive An- 
schuldigungen (»Falscher«) zu erheben. Derartige Vorwiirfe 
miissen bewiesen werden, bevor sie unkommentiert in einer 
wissenschaftlichen Zeitschrift wie dem Journal of Historical 
Review abgedruckt werden, denn wenn sie nicht beweisbar 
sind, so hat der Autor selbst den kriminellen Tatbestand der 
Verleumdung erfullt. DaB Weber deswegen bisher nicht mit 
einem Straf- und/oder Zivilverfahren iiberzogen wurde - wo 
er seine Anschuldigungen hatte beweisen miissen, um einer 
Bestrafung zu entgehen -, kann er nur dem zweifelhaft gliick- 
lichen Umstand verdanken, daB sowohl er als auch G. 
Douglas an der Armutsgrenze leben und G. Douglas daher 
bisher nicht klagen konnte. 

Die Leser der Vierteljahreshefte fur freie Geschichtsfor- 
schung sind sich aber sicher bewuBt, daB es nicht immer die 
Wahrheit ist, die in Gerichtssalen festgestellt wird, so daB wir 
uns nachfolgend nicht auf strafrechtliche Fragen konzentrie- 
ren, sondern vielmehr den Tatsachen zuwenden wollen. 
In den letzten Jahren hat sich Gregory Douglas vermehrt pu- 
blizistisch zur Geschichte des Dritten Reiches und zu anderen 
zeitgeschichtlichen Fragen geauBert und wird dies aller Vor- 
aussicht nach auch in Zukunft tun. Es ist daher angebracht, 
der in diesem Zusammenhang aufgeworfenen Frage der Zu- 
verlassigkeit und Vertrauenswurdigkeit der Person und der 
Arbeiten von Gregory Douglas erhohte Aufmerksamkeit zu 
schenken. 

Wesentlich massivere Vorwiirfe, als sie von Mark Weber im 
oben wiedergegebenen Beitrag erhoben wurden, werden vom 
britischen Historiker David Irving auf dessen Website erho- 
ben. Da diese jedoch recht zusammenhanglos und uniiber- 
sichtlich iiber mehrere Dokumente verstreut sind, konnen sie 
hier nicht vollstandig wiedergegeben werden. Der interessier- 



te Leser muB sich daher per Internet selbst Zugang zu diesem 
Konvolut verschaffen. Wegen der Massivitat von Irvings 
Vorwiirfen werden diese nachfolgend teilweise zitiert und 
entsprechend untersucht. 

Die Vorgeschichte 

1 994 erhielt Dr. Sudholt vom Druffel Verlag von dem ameri- 
kanischen Schriftsteller Gregory Douglas ein Manuskript, das 
angeblich ein vom Autor kommentiertes, 1 948 von den Ame- 
rikanern in der Schweiz angefertigtes Vernehmungsprotokoll 
des ehemaligen Gestapochefs Heinrich Miiller sein sollte. 
Demnach sei Miiller bei Kriegsende aus Berlin in die Schweiz 
geflohen und habe den USA 1 948 beim Ausbruch des Kalten 
Krieges seine Hilfe zur Bekampfung des Kommunismus an- 
geboten, was von den USA gerne angenommen worden sei. 
Da ich zu jener Zeit als revisionistischer Autor meines Gut- 
achtens und des Buches Vorlesungen zur Zeitgeschichte ge- 
rade meine ersten Erfolge gehabt hatte und ich mir auch we- 
gen der laufenden Arbeiten als Herausgeber des in Vorberei- 
tung befindlichen Buches Grundlagen zur Zeitgeschichte of- 
fenbar schon einen Namen als „Experte" in Sachen Holocaust 
gemacht hatte - wie schnell man doch zum Experten avan- 
ciert! -, bat mich Herr Dr. Sudholt anlaBlich meines ersten 
Besuches in seinem Verlagsbiiro, das ihm vorliegende Manu- 
skript doch bitte daraufhin zu priifen, ob die von Miiller wah- 
rend seiner Vernehmung durch die Amis gemachten Aussagen 
zu den Konzentrationslagern und zur Endlosung mit meinen 
Erkenntnissen als Revisionist iibereinstimmten. Dr. Sudholt 
auBerte seine Besorgnis, er konne dem Revisionismus scha- 
den, wenn sich herausstelle, daB die Angaben Miillers revi- 
sionistischen Erkenntnissen zuwiderliefen. 
Nach Lektiire der mir von Dr. Sudholt vorgelegten Passagen 
teilte ich ihm meine Ansicht etwa wie folgt mit: Heinrich 
Miillers Aussagen iiber Auschwitz decken sich voll mit revi- 
sionistischen Erkenntnissen, namlich daB es dort weder Gas- 
kammern noch eine Massenvernichtung gegeben hat. Miillers 
Aussage ist diesbeziiglich eindeutig, da Auschwitz innerhalb 
der Jurisdiktion der Gestapo lag und diese im Lager selbst so- 
gar eine Zweigstelle hatte. Er gibt daher an, genau zu wissen, 
was dort vorging und was nicht. Im Bezug auf die Lager der 



268 



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[MB Ml) 



Of The Third Reich 



sogenannten Aktion Reinhardt jedoch ist 

Miillers Aussage sehr vage. Diese Lager 

lagen auBerhalb der Reichsgrenzen und un- 

terstanden der SS. Er weiB von Untersu- 

chungen von SS-Richtern iiber Unregelma- 

Bigkeiten in Lagern im Osten zu berichten, 

und geht davon aus, daB es insbesondere in 

den Lagern Globocniks, also vornehmlich 

in Treblinka, Sobibor und Belzec, zu 

Massakern gekommen ist. Aus seinen Aus- 

fuhrungen ergibt sich eindeutig, daB seine 

Kenntnisse beziiglich dieser Lager auf Aus- 

sagen Dritter, Horensagen, Geriichten und 

womoglich nach dem Krieg Gehortem be- 

ruhen. Wahrscheinlich war Miiller 1945- 

1946 ebenso von den „Erkenntnissen" des 

Niirnberger Tribunals beeindruckt und be- 

einfluBt worden wie auch die meisten ande- 

ren ehemaligen hohen Tiere des Dritten 

Reiches. Ich teilte Herrn Dr. Sudholt daher 

mit, ich hatte keine Bedenken gegen die 

Aussagen Miillers, denn offenbar weiB er in 

Sachen ostliche Lager nicht genau, wovon 

er spricht. Seine Ausfuhrungen eigneten 

sich daher nicht, die Erkenntnisse revisionistischer Forschun- 

gen zu widerlegen. Man konnte sogar andersherum argumen- 

tieren: Hatte es in den ostlichen Lagern tatsachlich die be- 

haupteten Massaker gegeben, so ware der Chef der Geheim- 

polizei wohl einer der ersten gewesen, der dariiber konkrete 

Kenntnisse erlangt hatte. 

Dr. Sudholt teile mir ferner mit, der amerikanische Verleger 

des Autors habe sich geweigert, das Buch zu verlegen, da er 

rechtliche Interventionen der U.S.-Regierung befurchtete, 

zumal die von Douglas zur Veroffentlichung vorgesehenen 

Dokumente aus den privaten Handen eines Geheimdienstlers 

stammten und von der U.S. Regierung nicht deklassifiziert 

worden seien. Aus diesem Grunde wurde das Buch 1995 zu- 

erst in deutscher Sprache veroffentlicht. 4 

Mitte 1996 erschien in den inzwischen eingestellten Staats- 

briefen eine vernichtende Rezension des ersten Gestapo- 

Miiller-Bandes von Steffen Werner, 5 der seine Kritik in erster 

Linie auf die angebliche technische und logistische Unmog- 

lichkeit der von Miiller beschriebenen Flucht aus Berlin in die 

Schweiz konzentriert. Eines von Werners Argumenten ist, 

Miiller habe nicht, wie behauptet, in einem Fiseler Storch von 

Berlin zur Schweizer Grenze fliegen konnen, da die Reich- 

weite dieses Flugzeugs nicht groB genug gewesen sei. Uber- 

sehen hat Werner dabei freilich, daB ein Fiseler Storch mit 

Zusatztanks durchaus die Schweizer Grenze erreichen konnte. 

Aber hier ist nicht der rechte Ort, Werners Rezension einer 

Kritik zu unterziehen. 6 

Etwa ein Jahr sparer erschien im Druffel Verlag ein zweiter 

Band mit weiteren kommentierten Ausziigen aus den Miiller- 

Verhoren. 7 Ermutigt durch die Tatsache, daB ein deutscher 

Verlag die Veroffentlichung wagte, erschien der erste Band 

1995 auch auf Englisch, gefolgt von zwei weiteren Banden 

mit Ausziigen aus den Miiller-Verhoren sowie einem Band 

mit Ausziigen aus dem Tagebuch, das Miiller in den USA 

nach dem Kriege gefuhrt haben soil. 8 

Wegen ihres revisionistischen Inhalts wurden die beiden deut- 

schen Ausgaben 1996 bzw. 1997 auf Anordnung des Amtsge- 

richts Starnberg eingezogen und verbrannt. 9 





Peter Stahls unter dem Pseud- 
onym Freiherr von Mollendorf 
1969 im Selbstverlag herausge 
gebene Broschure Fakes & 
Frauds of the Third Reich 



Zur Person des Autors 

Dr. Sudholt teilte mir anlaBlich unseres er- 
sten Gespraches 1994 mit, Gregory 
Douglas sei das Pseudonym eines amerika- 
nischen Autors, der Verbindungen zur ame- 
rikanischen Geheimdienstszene habe. Per- 
sonlichen Kontakt nahm Herr Douglas mit 
mir in den USA Anfang 2001 auf. Meine 
Telefonnummer hatte er von dem inzwi- 
schen verstorbenen Washingtoner Revisio- 
nisten Andrew Gray erhalten, der mich als 
„die kommende GroBe" und „den fiihren- 
den Kopf ' des Revisionismus beschrieben 
habe, so Douglas. Da Herr Douglas offen- 
bar sehr mitteilungsbediirftig und ich ein- 
sam und somit ein guter Zuhorer war, rief 
er mich in der Folgezeit immer haufiger, 
bald taglich an und hielt seine manchmal 
stundenlangen Monologe iiber Gott, die 
Welt und sein ereignisreiches Leben. Eini- 
ge seiner Geschichten iiber seine Bezie- 
hungen zu wichtigen Personlichkeiten und 
Verwicklung in allerlei Gaunergeschichten, 
bei denen er stets als Held auftrat, klangen 
recht wild und unglaubhaft. Mir boten seine Telefongeschich- 
ten aber die Moglichkeit, mich besser in den amerikanischen 
Akzent und die Umgangssprache hineinzuhoren, so daB ich 
ihn gewahren lieB. Aufgrund meiner Schafsgeduld mit seinen 
endlosen Gesprachen faBte Douglas schlieBlich soviel Ver- 
trauen zu mir, daB er mich schlieBlich sogar zu sich nach 
Hause einlud, wo ich quasi in seine intimsten Geheimnisse 
eingeweiht wurde. 10 

Nachfolgend fasse ich zusammen, was ich in all den Monaten 
iiber ihn als Person erfahren habe. 

Nach einiger Zeit gestand mir Douglas, daB sein richtiger 
Name Peter Stahl sei - er zeigt mir seine Ausweispapiere -, 
er aber haufig die beiden Vornamen seines unehelichen Soh- 
nes verwendet habe, der 1993 anting, Zeitungsartikel iiber 
Gestapo-Miiller zu schreiben und ihn dazu inspiriert habe, die 
Sache in Buchform auszuarbeiten. Es sei dann auch sein Sohn 
gewesen, der die Autorenvertrage mit dem US-Verleger der 
Gestapo-Muller-Biicher unterzeichnet und die Tantiemen fur 
die Biicher erhalten habe. 

Peter Stahl selbst wurde 1933 in Deutschland geboren. We- 
gen der damals in Deutschland herrschenden Armut wanderte 
seine Familie 1934 in die USA aus, wo sie allerdings offenbar 
noch mehr von Armut geplagt wurde, so daB seine Eltern ihn 
schlieBlich zur Adoption freigaben. Peter Stahl wurde 
schlieBlich von deutschstammigen Amerikanern adoptiert und 
aufgezogen. Als junger Erwachsener erforschte Stahl seine 
Herkunft und fand unter anderem heraus, daB seine leibliche 
Mutter eine geborene Miiller gewesen war, deren Familie ur- 
spriinglich aus dem ElsaB stammt. 

Stark beeinfluBt von seinem deutschnationalen Adoptivopa 
zeigte sich Stahl schon in seiner Kindheit an allem hochinter- 
essiert, was mit Deutschland und dem Dritten Reich zu tun 
hat. Auch die Niederlage Deutschlands konnte dem keinen 
Abbruch tun. In seiner Jugendzeit wandte sich Stahl u.a. dem 
Sammeln von und Handel mit NS-Devotionalien zu und 
brachte es rasch sowohl zu einem hohen Kenntnisstand der 
Materie als auch zu einem nicht unerheblichen Wohlstand, da 
der NS-Devotionalienmarkt in den 50er bis 70er Jahren in 



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269 



den USA ein gigantisches Geschaft war. fiber Hitler- 
Malereien fand Stahl auch den Weg in die Malerei 
und Bildhauerei, und zwar sowohl als aktiver Kunstler 
als auch als Handler. 

Seine Vorliebe fur alles Deutsche und seine offene 
Bewunderung fur viele Aspekte des Dritten Reiches 
brachten ihn 1963 in Kontakt mit einem Herrn, der 
sich zunachst einfach als ehemaliger Jagdflieger der 
Weltkriegs-Luftwaffe vorstellte, sich aber spater als 
ehemaliger Pilot der Fiihrerbegleitstaffel zu erkennen 
gab. Nach kurzer Zeit des Kennenlernens wurde Peter 
Stahl schlieBlich einem Freund dieses Herrn vorge- 
stellt, der nach einiger Zeit seine wirkliche Identitat 
preisgab: Gestapo-Chef Heinrich Miiller. AnlaBlich 
eines Gespraches iiber Stahls Familienhintergrund er- 
gab sich eine groBe Uberraschung, jedoch habe ich 
Herrn Stahl versprechen mussen, diese nicht preiszu- 
geben, so dafi wir warten mussen, bis er sie selbst ver- 
offentlicht. Meine Versuche, seine Angaben zu iiber- 
priifen, sind aufgrund bundesdeutscher Datenschutz- 
bestimmungen gescheitert. Wurde Stahl seine nur im 
engen Freundschaftskreis aufgestellte Behauptung 6f- 
fentlich beweisen, so wiirde seine Glaubwiirdigkeit 
massiv gestarkt werden, aber darauf scheint er keinen 
Wert zu legen. 

In den folgenden zwanzig Jahren bis zum Tod von 
Heinrich Miiller im Jahr 1983 entwickelte sich eine 
sehr enge und intensive Freundschaft zwischen Stahl 
und Miiller. Sie verbrachten sehr viel Zeit mit gemein- 
samen Aktivitaten. Stahl kitzelte in jenen Jahren so 
viele Informationen wie nur moglich iiber das Dritte 
Reich aus Miiller heraus, was die Grundlage fur die 
beeindruckenden geschichtlichen Kenntnisse Stahls 
iiber jene Epoche ist. 

Bestatigt werden diese biographischen Angaben von 
den engen Freunden Peter Stahls, denen ich nach und 
nach personlich vorgestellt wurde und die mir unter 
vier Augen unaufgefordert und jeder auf seine Weise 
wiederholten, was mir Herr Stahl bereits mitteilte. 
Wenn Stahl also in dieser Hinsicht die Unwahrheit be- 
richtet, so hat er dies seit Jahrzehnten zumindest kon- 
sistent und widerspruchsfrei getan. 
Sein erstes Buch in zwei Banden veroffentlichte Pe- 
ter Stahl 1969 unter dem Pseudonym Freiherr von 
Mollendorf. 11 Darin enthiillt er den auf dem NS- 
Devotionalienmarkt bliihenden Handel mit Fal- 
schungen. Es stellte sich als vorteilhaft heraus, fur 
diese Biicher ein Pseudonym verwendet zu haben, 
denn durch diese Biicher verloren die Sammlungen 
viele Liebhaber iiber Nacht ihren Wert, das millio- 
nenschwere Geschaft vieler dubioser Handler wurde 
zerstort, und nicht wenige der „Geschadigten" heg- 
ten einen tiefen Groll gegen den Autor dieser Bro- 
schiiren. Nach einer Reihe weniger verfanglicher 
Biicher und Broschiiren iiber Waffen, militarische 
Einheiten und Devotionalien des Zweiten Weltkrie- 
ges 12 legte Stahl 1990 noch einmal nach und enthull- 
te weitere Devotionalien-Falschungen und Machen- 
schaften ihrer Falscher: The Crooked Cross, A Hi- 
story of Counterfeit Third Reich Memorabilia, dies- 
mal sicherheitshalber unter einem neuen Pseudonym: 
Mike Hunt. 



323EXH5IIES 



PANZER 



German Armor 
1935-1945 



AH ILLUSTRATED HISTORY 




P6TSR STAlU 



Zwei der von Peter Stahl verfaliten unverfanglichen Broschiiren uber 
Aspekte der Wehrmacht 



Rodin statues verified 
as valuable art casts 



By Robin Miltinglon 

Although the University possesses 
d number of Rodin statues cast after 
Rodin's death. Ihe statues irt the 
Stanford Art Museum collection are 
accurately idenhlied js posthumous 
casts and are worth the St million 
they are currently assessed at, said 
|ohn Schwartz, lawyer tor the Uni- 
versity. 

Schwartz wa-. responding 10 a 
statement made recently hy Charles 
Hawkins, attorney tor George Schat- 
lle who issuing; Ari Prof. Albert Elsen 
lor libel. Hawkins said that "Stanford 
might be holding 13 million worth in 
lakes," Ihe values of the statues 
being "based on the opinions of its 
(the University's) own sources who it 
considers experts." 

Elsen is being sued lor libel be- 
cause of the contents of a August 
1977 letter he wrote to Jerry Jensert ol 
KGO-TV claiming thai Schattle and a 
man named Peler Stahl "have been 
trying to con unsuspecting 
businessmen into buying tour repu- 
tedly unique Kodin Sculptures, . 

"Ills noi accurate to say that the 
Stanford collection contains any 
lakes, hut let me leave it at thai. ' 
SchwarU said. "We purport that Ihe 
Stanford collection is actually worth 
what it is claimed to he." 

Experts difter on their interpreta- 
tions of what might be considered 
fake. Some believe that the casts or 
bronre sculptures made and au- 
thutiiedby the Museum Rodin alter 
Rodin's death are authentic and 
therefore have a large monetary 
value. 

A differing opinion is that only 
casts authorized and produced 
under Rodin's supervision during his 
lifetime can be considered authentic 
or original. 

Prof. )ohn Merryman, who teaches 
a i nurse in "Art and the Law" with 
Elsen. said that Hawkins' statement 
"is contrary to what most people be- 
lieve who knowanylhing about what 
the t'til lector (who originally dona ted 
the sculptures to the museum) has 
done in the way of collecting Kodi ns 



and anything about Prol. Elsen, who 
has done estensive work in connec- 
tion with Rodin. 

"Basically it is a lawyer who hat not 
shown any credibility as an art histo- 
rian Or scholar making a statement 
about a collection built up by an out- 
standing Rodin scholar. 

Mprryman jlso said that though 
the value of J posthumous cast may 
he in question, "that does not lead to 
calling a posthumous cast ,i l,ike" 

Hawkins said he believes that if the 
lihel suit against Elsen is not settled in 
a month oi two the cast- might 
lead into discussion of this issue. 

Elsen relused to comment on why 
he wrote the letter. 

Jensen said that he had no com- 
munication with Elsen prior to receiv- 
ing the letter. 

I have no idea in Gndi name 
■Ah.il r-:i -ir-i Uj wr V thai letter. He 
may have heard from oth^r sources 
that I may have done research that 
r iwld lead to something embarras- 
sing," he said. 

Elsen also retused to comment on 
his allegations that Schaltle and Stahl 
have been working together to 
"con" people into buying the lour 
sculptures. 

However, in the letter to Jensen, 
Llsen speaks of a manuscript titled 
Rodin: Portrait of a fraud written by 
Iriedrich Hjsek, a man Elsen said he 
believes is actually Stahl, a San lose 
resident, to his letter Elsen claims 
"Stahl has put together a manuscript 
that libels Kodin." 

A major question as 10 how the 
teller became known to Schattle also 
remains unanswered. 

Jensen said (hat "I frankly don't 
know how the letter was released." 

lensen said that he also has no 
knowledge of where the manuscript 
mentioned in the letter is and no one 
else involved in the case claims 
knowledge of its whereabouts. 

Hawkins said that he did nol know 
if his client had the original copy of 
the letter and lensen sard that he did 
not know whether or not he had ihe 
original letter in his possession. 



The Stanford Daily, Dienstag, 1. Marz 1979 



270 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



Aus seinen Veroffentlichungen wie auch seinen miindlichen 
Berichten geht also hervor, daB Stahl nicht nur intime Kennt- 
nisse iiber den NS-Devotionalienmarkt hat, sondern auch iiber 
den grauen Markt gefalschter Devotionalien. Folgt man sei- 
nen Worten, so war er selbst wiederholt mit der Produktion, 
Beschaffung und VerauBerung von Nachahmungen von NS- 
Devotionalien beschaftigt. Er gibt an, diese Nachahmungen 
unter ausdriicklicher Angabe ihres Replikationscharakters an 
Handler verkauft zu haben, jedoch habe er immer wieder er- 
lebt, daB diese Handler seine Immitationen dann als „echte" 
Devotionalien an Sammler weiterverkauften. Dies sei der 
Hintergrund fur sein Wissen iiber den groBen Markt nachge- 
machter, dann aber unter falschem Etikett vermarkteter NS- 
Devotionalien. Es handle sich daher bei den Replikas weniger 
um Falschungen, als es sich bei den NS-Devotionalienhand- 
lern um Betriiger handele. 

Den Berichten, Handlungen und Beziehungen Peter Stahls 
kann man eindeutig entnehmen, und er hat dies auch aus- 
driicklich bestatigt, daB er eine professionelle Ausbildung als 
Agent genossen hat. Er gab auch zu, zu verschiedenen Zeiten 
fur die USA, Deutschland und RuBland gearbeitet zu haben, 
in welcher Funktion und zu welchen Anlassen ist mir jedoch 
nicht bekannt. Was sich aber sowohl aus seinen Berichten 
entnehmen als auch von dritter Seite bestatigen laBt, ist die 
Tatsache, daB Stahl seit Jahrzehnten bei der Aufdeckung von 
Falschungen, Betriigereien und vom Handel mit Diebesgut 
auf dem internationalen Devotionalien-, Kunst- und Doku- 
mentenmarkt aktiv ist, als Agent jedoch nur wenig Spuren 
hinterlaBt, die diese Tatsachen belegen. Drei Beispiele mogen 
dies illustrieren. 

Auguste Rodin 

Albert Elsen, Professor an der Universitat Stanford, gait als 
einer der bekanntesten Experten fur die Kunstwerke des fran- 
zosischen Kiinstlers Auguste Rodin. 1954 hatte das Rodin- 
Museum in Paris verkiindet, es werde eine limitierte Anzahl 
von Kopien einiger Rodin-Bronzeskulpturen gieBen. Anfang 
1974 verschenkte B. Gerald Cantor, ein Investment Banker 
aus Los Angeles, 158 dieser Skulpturen zur Einrichtung eines 
Rodin- Skulpturgartens an die Universitat Stanford, und Prof. 
Elsen bestatigte den gigantischen Wert dieser Schenkung von 
„echten" Rodin-Skulpturen auf 3,5 Mio. Dollar. Es darf ange- 
nommen werden, daB Cantor der damaligen Rechtslage fol- 
gend den von Prof. Elsen deklarierten Wert dieser Schenkung 
bei seiner nachsten Steuererklarung als abzugsfahige Spende 
deklarierte. 

Nun ware dies allein eine Sache zwischen dem US-Finanzamt 
und Herrn Cantor gewesen, ware da nicht George Schattle 
gewesen, der Ende der siebziger Jahre versuchte, vier echte 
Rodin-Skulpturen von Prof. Elsen schatzen zu lassen, die laut 
Schattle angeblich aus Gorings Kunstsammlung stammten, 
wohin sie als Beutegut der Wehrmacht nach dem Feldzug ge- 
gen Polen gelangt seien. Prof. Elsen verlangte daraufhin die 
sofortige Ubergabe der Skulpturen an ihn, damit er sie den 
rechtmaBigen Eigentumern in Polen zuriickgeben konne, was 
ihm Herr Schattle aber verweigerte. Daraufhin startete Prof. 
Elsen eine Verleumdungskampagne gegen Schattle und seine 
Kunstwerke, indem er behauptete, Schattle wiirde versuchen, 
gefalschte Rodin-Skulpturen zu verkaufen, wogegen sich 
Schattle mit einer Zivilklage wehrte. Zu Hilfe eilte ihm auf 
Anfrage Peter Stahl, der sich der Sache annahm und schnell 



herausfand, welchen Schwindel Cantor und Elsen abgezogen 
hatten. Er verfaBte diesbeziiglich ein (nie veroffentlichtes) 
Manuskript des Titels Rodin: The Anatomy of a Fraud (R.: 
Anatomie einer Falschung) unter dem Pseudonym Friedrich 
Hasek mit dem Ziel, Prof. Elsen zu einer Uberreaktion zu 
treiben, was auch perfekt gelang (vgl. den umseitig wiederge- 
gebenen Zeitungsartikel). Die von Schattle initiierte Zivilkla- 
ge endete aufgrund von Elsens Ausfallen und der vernichten- 
den Beweislage schlieBlich mit einer auBergerichtlichen Eini- 
gung, bei der Prof. Elsen drei Millionen Dollar Schadenser- 
satz zahlte und sich verpflichtete, jeden Angriff auf Schattle 
und die Echtheit seiner Skulpturen zu unterlassen. 13 Peter 
Stahl informierte schlieBlich verschiedene Kunstmagazine 
iiber seine Entdeckungen. 14 

Berlin Document Center 

Ende der achtziger Jahre bemerkten die deutschen Behorden 
einen umfangreichen Diebstahl von Dokumenten aus dem 
Berlin Document Center. Der fur die Ermittlungen zustandige 
leitenden Staatsanwaltschaft Detlev Mehlis wandte sich zur 
Auffindung und Festsetzung der zumeist in den USA ansassi- 
gen Tater an Peter Stahl. Dank dessen Ermittlungsarbeit wur- 
de es schlieBlich moglich, viele der gestohlenen Dokumente 
sicherzustellen und eine groBe Anzahl von Tatern festzuneh- 
men. 15 

Die Hitler-Tagebucher 

Das letzte Beispiel betrifft die beruhmt-beruchtigten gefalsch- 
ten Hitler-Tagebucher des Konrad Kujau. Wolfgang Schultze 
war ein in Florida ansassiger Handler mit NS-Devotionalien 
mit sachsischem Akzent. Da Peter Stahl im gleichen Geschaft 
tatig war, kannten sich beide Herren. Schultze war bekannt, 
daB Stahl detaillierte historische Kenntnisse iiber das Dritte 
Reich und Adolf Hitler hatte. Eines Tages frug Schultze da- 
her, ob Stahl ihm eine tagliche Aufstellung der Ereignisse lie- 
fern konne, in die Hitler im Dritten Reich wahrend eines be- 
liebigen Jahres verwickelt war. Diese Daten wiirden fur ein 
Buchprojekt benotigt und wiirden entsprechend mit „Sachge- 
genstanden" (wertvollen Devotionalien) bezahlt werden. Stahl 
willigte ein und verfaBte in einer drei Monate wahrenden Ar- 
beit aufgrund umfangreicher Literaturstudien und eigener 
Kenntnisse eine Tag-fur-Tag-Aufstellung von Hitlers Tatig- 
keiten fur ein bestimmtes Jahr. 

Mit der Zeit lernte Stahl Schultze besser kennen. Er bemerkte 
Schultzes sachsischen Akzent sowie die Tatsache, daB dieser 
fast ausnahmslos in NS-Devotionalien von Garnisonsstadten 
aus Mitteldeutschland handelte. Da es verboten ist, Militaria 
aus der DDR auszufuhren, lag die SchluBfolgerung nahe, daB 
Schultze im offiziellen Auftrag der DDR Devisen eintrieb, 
was Schultze letztlich in einem Gesprach mit Stahl auch zu- 
gab. 

Als Schultze auf Stahls Nachfragen auswich, warm denn nun 
das Buch erscheine, zu dem er beigetragen hatte, gab Stahl 
dem Stasi-Mann zu verstehen, daB das FBI sicher an einem 
Gesprach mit Stahl iiber Schultze interessiert sei. Daraufhin 
gab Schultze zu, Stahls Ausfuhrungen seien von einem weite- 
ren Stasi-Mann namens Konrad Kujau iibersetzt, umformu- 
liert und mit einer Hitler-Handschrift in ein altes, in Deutsch- 
land antiquarisch erworbenes leeres Tagebuch iibertragen 
worden, das schlieBlich dem Texaner Billy F. Price fur eine 
Million Dollar verkauft worden sei. 16 (Dies war, wie sich spa- 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



271 



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ter herausstellte, ein „Probelauf ' fur die spater dem stern ver- 
kauften „Hitler-Tagebiicher".) Unter diesen Umstanden lehnte 
Stahl ein weiteres Angebot Schultzes zur Verfassung weiterer 
Jahrgange von Hitlers taglichen Tatigkeiten ab. 
Als dann allerdings wenige Jahre spater der Skandal um die 
gefalschten Hitler-Tagebiicher aufflog, kam Stahl wiederum 
auf Schultze zu und erhielt nach Hinweis auf das FBI erneut 
all die Informationen, die er haben wollte: Schultze und Ku- 
jau hatten diese Aktion im Auftrag der Stasi durchgezogen, 
um in Westdeutschland Devisen fur die DDR abzuschopfen. 
Der stern-Reporter Gerd Heidemann habe mit ihnen von An- 
fang an unter einer Decke gesteckt, und als Belohnung sei er 
mit einer Gewinnbeteiligung, einer (falschen) Goring-Uni- 
form und (falschem) Rosenthal-Geschirr bezahlt worden. Die- 
sen Hintergrund legte Stahl in einem Interview nieder, das ein 
SYe/'M-Reporter damals in Grass Valley, Kalifornien, mit ihm 
fiihrte, nachdem die Falschung bereits aufgeflogen war. Die- 
ses fur den stern recht peinliche Interview wurde nie verwen- 
det, legte aber die Grundlage zur Verurteilung von Kujau und 
Heidemann. 17 

Im Gegensatz zu den ersten beiden hier 
angefuhrten Beispielen, habe ich Stahls 
Darstellungen iiber seine Rolle bei der 
Erstellung der „Hitler-Tagebiicher" und 
ihrer Enthiillung nicht iiberpriift. Zumal 
der Fall fur weites Aufsehen sorgte und 
die later in Gerichtsverfahren wie auch 
in verschiedenen Veroffentlichungen ge- 
standig waren und sind und nun allgemein 
bekannt sind, gehe ich einfach davon aus, 
dafi Stahl selbst in dieser Angelegenheit 
keine schmutzigen Hande hat. Er mag 
seine eigene Rolle iibertrieben haben, wa- 
re dann aber hochstens ein Angeber. 



David Irvings Angriffe auf Gregory 
Douglas/Peter Stahl 

VORGESCHICHTE 

Der kiirzlich verstorbene Charles Hamil- 
ton war einer der angesehensten Experten 
fur Handschriften. 18 1997 veroffentlichte 
Hamilton sein letztes Buch, Band zwei des Werkes Leaders 
and Personalities of the Third Reich. 19 Bei seinen Recherchen 
zu diesem Buch, fur das er originale handschriftliche oder un- 
terzeichnete Dokumente von GroBen des Dritten Reiches 
sammelte, kaufte oder auslieh, erhielt Hamilton auch vom bri- 
tischen Historiker David Irving Dokumente. Uber seine Er- 
fahrungen mit Irving berichtete Hamilton in einem Schreiben 
an Gregory Douglas wie folgt (Auszug): 20 
»[...] Lieber Gregory: [...] 

Ich dachte, ich halte Dich auf dem laufenden iiber meine 
Probleme mit David Irving. 

Er hat mir jede Menge Dokumente von Hitler und anderen 
Personlichkeiten geschickt zum Verkauf bei meinen Ver- 
steigerungen. Bis zu diesem Monat hat es keine Probleme 
gegeben, aber es ist schrecklich, sich mit Irving abzugeben. 
Kein Benehmen und sehr rude. 

Die letzte Ladung erhielt eine Anzahl Hitler-Dokumente. 
Ich mufite Irving mitteilen, dafi einige davon mechanisch 
unterzeichnet worden waren, woraufhin er sehr ausfdllig 
wurde ... wie iiblich. 



E THIRD 



ES 





Ich hatte so meinen Verdacht iiber die Herkunft von eini- 
gen dieser Dokumente und fand ein Rundschreiben eines 
ehemaligen sowjetischen Archivs iiber gestohlene Hitler- 
Papiere. Und siehe da, eines dieser Irving-Stucke stellte 
sich als gestohlen heraus. 

Nun, wie Du weifit, ich bin in diesen Dingen vorsichtig, 
weshalb ich etwas defer grub und entdeckte, dafi a lie diese 
Irving-Stucke iiber die letzten Jahre aus verschiedenen Ar- 
chiven entwendet worden waren. 

Ich habe Irving daruber naturlich informiert, und er wurde 
sehr ausfdllig und meint, er habe keine Ahnung (ha!!), dafi 
sie gestohlen worden seien (aber alle scheinen von Archi- 
ven zu stammen, die er aufgesucht hatte), um dann katego- 
risch zu verlangen, dafi die Dokumente sofort zuruckge- 
sandt werden! 

Als ich ihm mitteilte, diese Stiicke wiirden ihren rechtmdfii- 
gen Eigentumern zuriickgegeben, ging er erst richtig auf 
mich los! Er verlangte die Dokumente zuriick und drohte 
mir, mich wegen Diebstahls (sic!) seiner (gestohlenen) Do- 
kumente zu verklagen! Er sagte zudem, dafi er mich wegen 
Verleumdung verklagen werde, sollte ich jemals seinen 
Namen im Zusammenhang mit dieser 
ganzen Sache nennen! 
Er wird die Dokumente selbstverstdnd- 
lich nicht zuruckbekommen, und er 
kann sich verdammt gliicklich schatzen, 
wenn ihm der Zutritt zu diesen Archi- 
ven nicht dauerhaft verwehrt wird. Er 
hat einen schlechten Ruf wegen seines 
Handels mit sehr, sehr dubiosen Nazi- 
Relikten, und nun das! 
Ich denke, ich habe einen Fehler ge- 
macht, als ich mit dem Hinweis abfak- 
kelte, Peter Stahl wisse alles iiber seine 
Schwindeleien und Betrugereien. Ich 
bin sicher, dafi er Stahl nun hafit und 
sich nun gegen ihn wenden wird! 
Ich habe es verpfuscht, aber er wird 
sich womoglich daruber im klaren sein, 
dafi ich mich nicht mehr mit ihm abge- 
ben kann. (J. Costello teilte mir vor 
drei Jahren mit, dafi Irving seine Ak- 
tentasche im National Archiv mit originalen Dokumenten 
vollstopfte.) 

Noch einmal danke fur D eine Hoflichkeit, und ich verspre- 
che, Deinen Namen aus diesen bedauerlichen Vorgdngen 
herauszuhalten. 

Dein Freund [gez. Charles Hamilton]* 
Laut Peter Stahl war der Handel mit echten und „dubiosen" 
NS-Devotionalien und Dokumenten iiber Jahrzehnte eine er- 
hebliche Einnahmequelle fur David Irving. Da Stahl selbst in 
dem Geschaft mit Devotionalien tatig war, gibt er an, viele 
Einzelheiten iiber Irvings Geschafte zu kennen. In einer Email 
teilte mir Irving allerdings jiingst mit, er habe niemals mit 
NS-Devotionalien gehandelt. Tatsache ist aber, dafi der oben 
zitierte Ch. Hamilton von einem diesbeziiglich schlechten Ruf 
Irvings weiB und daB sich Irving und Stahl offenbar minde- 
stens seit Ende der siebziger Jahre kannten. Der Grund dafiir 
kann wohl nur sein, dafi Irving eben doch mit dem Handel 
von NS-Devotionalien befaBt war - wozu auch NS-Dokumen- 
te gehoren -, was wenig iiberraschend ware, zumal viele Hi- 
storiker, Forscher und Schriftsteller dieser Epoche ihren Zu- 



THEIR 

BIOGRAPHIES, 

PORTRAITS AND 

AUTOGRAPHS 



2 



272 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



From the Desk of Charles Hamilton 



Mr. Gregory Douglas 

75 West Alexander Ave., No. 10 

Merced, CA 95348 

Dear Gregory: 




August 19, 1995 



Like to take this opportunity of thanking you for the 
christian Kirth signature! This is a scarce one indeed! 

The second volume should he out in a feu months and I 
am now working on the third. Since the German Amy is one 
of your specialties, would appreciate anything you might 
have in the way of signatures. 

Just send these to Roger with a copy to me. 

1 thought 1 would keep you up to the mark on my 
problems with David Irving. 

He has been sending me quantities of Hitler, and other 
personalities, papers for sale in my auctions. So far, 
until this month at least, no problems but Irving is really 
terrible to doal with. No manners and very rude. 

the last batch contained a number of Hitler documents. 
I had to tell Irving that some ware mechanically signed and 
he became very abusive...as U3ual. 

I had my suspicions about the origins of several of 
these and found a circular from the former Soviet Archives 
about stolen Hitler papers. Sure enough, one of these 
Trving pieces turned out to be stolen. 

Well, a3 you know, I am careful about this so I did 
some more digging and discovered that all of thase Irving 
pieces had bean taken from various archives over the past 
few years . 

I naturally informed Irving about this and he became 
extremely abusive, telling me that he had no idea <hah!!; 
that they were stolen (but all seem to have come from 



gang zu derartigen Materialien gewinnbringend auszunutzen 
wuBten. Das ist weder moralisch verwerflich noch ist dies 
hier ein Streitpunkt. 

1977 veroffentlichte Irving sein umstrittenes Buch Hitler's 
War. 21 Die darin vertretene These, Hitler habe nichts von der 
„Endlosung" gewuBt, verstanden als Massenvernichtung der 
Juden, brachte ihm massive Angriffe seitens der etablierten 
Historikerzunft ein. Da Irving offenbar keinen dokumentari- 
schen Beweis fur seine These finden konnte, wandte er sich 
schlieBlich an verschiedene Experten, darunter auch an Dr. 
Charles B. Burdick, Dekan an der Fakultat fur Gesellschafts- 
wissenschaften an der Staatsuniversitat von San Jose. 22 Dr. 
Burdick kannte Peter Stahl sehr gut, da letzterer ihm ver- 
schiedentlich zeitgeschichtliche Dokumente zukommen lieB. 
Burdick arrangierte ein Treffen zwischen Stahl und Irving, 
bei dem Irving Herrn Stahl um dessen Hilfe bei der Suche 
nach einem Dokument bat, welches Hitlers Unwissen iiber die 
Endlosung belegt. Was sich daran anschloB, wird von Peter 
Stahl wie folgt dargestellt: 23 

Da Stahl trotz Recherchen in verschiedenen Archiven keinen 
Erfolg vermelden konnte, wurde Irving mit der Zeit immer 
aufdringlicher und aggressiver. Um den lastigen Irving end- 
giiltig abzuwimmeln, empfahl Michael Shea, ein Bekannter 
Stahls, der einige Zeit in Deutschland verbracht hatte und so- 
mit rudimentare Deutschkenntnisse hatte, man moge Irving 
doch einfach eine Verulkung in den Rachen werfen. So setzte 
sich Shea schlieBlich hin und tippte in seinem gebrochenen 
Deutsch etwas zusammen, was Himmler an Pohl geschrieben 
haben konnte, klebte einen Briefkopf Himmlers dariiber und 
seine Unterschrift darunter, und da er keine Ahnung vom 
Rang Pohls oder dessen Adresse hatte, lieB er all dies einfach 
weg. 

Dieser grotesker Text Sheas kann in der hier wiedergegebe- 
nen Abbildung bewundert werden. Fiit jeden des Deutschen 
Machtigen ist sofort ersichtlich, daB es sich dabei um eine 
groteske Parodie handelt. Sogar Stahl, der nur begrenzte 



archives that he had visited) and then absolutely demanding 
their immediate return! 

when I told him that these pieces were being returned 
to their legal owners, he really let fly at me ! He demanded 
their return, threatened to actually sue me for stealinq 
his (stolen) documents! He also said that if I ever 
mentioned his name in connection with all of this, he would 
also sue me for defamation! 

Of course he won't get them back and he will be damned 
luctry if he isn't permanently 86'ed out of these archives. 
He has a bad reputation for selling very, very dubious Hazi 
relics and now thi3! 

I think I made a mistake when I told him off because I 
said that Pete Stahl knew all about his diddlings and cons. 
I am sure he now hates Stahl and will now turn on him ! 

I did blow it but perhaps he will realize that I can 
no longer have any dealings with him. (J. Costello told me 
three years ago that Irving was stuffing original papers 
into his briefcase at the NA. ) 

Thanks again for your courtesy and 1 promise not to 
put your name into this sorry business. 




Deutschkenntnisse besaB, bemerkte dies und zogerte daher, 
dieses Machwerk Sheas iiberhaupt zu verwenden. Da David 
Irving aber hartnackig irgend etwas von Stahl forderte - er 
rief sogar wiederholt rucksichtslos mitten in der Nacht an -, 
diktierte Stahl ihm das „Dokument" schlieBlich im Juni 1 980 
ubers Telefon. Irving schrieb nieder, was Stahl im diktierte, 
und war nicht nur hellauf begeistert von diesem Fund, son- 
dern versuchte fortlaufend, den widerborstigen Stahl dazu zu 
bewegen, ihm entweder das Original oder doch eine hochwer- 
tige Kopie dieses „Dokumentes" zuzusenden. Stahl konnte 
nicht fassen, daB Irving, der des Deutschen perfekt machtig 
ist, trotz des offenbar grotesken Deutsch und der absurden 
Formfehler dieses „Dokuments" so hartnackig darauf bestand, 
das Dokument zu bekommen, und spielte auf Zeit, hoffend, 
daB Irvings blinder Fanatismus schlieBlich der Vernunft wei- 
chen und er aufhoren wiirde, ihn zu belastigen. Doch nichts 
half. So iibersandte er Irving schlieBlich Ende Juli 1980 das 
„Dokument", jedoch start des erwarteten Wutanfalles rief Ir- 
ving nach Erhalt der Sendung bei Stahl an, bedankte sich 
herzlich bei ihm und sandte ihm anschlieBend als Dank ein 
Rommel-Bild mit dessen eigenhandiger Unterschrift. 
Doch damit war die Sache noch nicht ausgestanden. Nachdem 
die ersten Bande iiber Gestapo-Muller erschienen waren, 
wurde Stahl von dem ihm bekannten Dokumentensammler 
Thomas L. Shutt II kontaktiert, der ihm die Kopie eines inter- 
essanten Dokuments iiber die Konzentrationslager versprach. 
Als Stahl diese Kopie schlieBlich mit der Post erhielt, erkann- 
te er sofort, daB es sich dabei um Sheas groteskes Elaborat 
handelte. Shutt gab auf Ruckfrage an, er habe dieses Doku- 
ment von Irving erhalten, der es ihm als wertvolles und wich- 
tiges Dokument angepriesen und geschenkt habe. 24 
Etwa um die Zeit, als Charles Hamilton auf Irvings oben er- 
wahnte Drohungen hin mit den Kenntnissen Peter Stahls „zu- 
riickgedroht" hatte, nahm Irving mit dem deutschen Verleger 
Kontakt auf, um in davon abzubringen, die Gestapo-Muller- 
Bucher zu veroffentlichen, da Peter Stahl ein bekannter Fal- 
scher sei. 25 Im April 1996 schreibt Irving einen (unveroffent- 
lichten) Leserbrief an den Londoner Observer, in dem er sei- 
ne Falschungsvorwurfe wiederholte, und er veroffentlicht die- 
sen Brief auf seiner Website. 26 Im Jahr 1997 findet sich der 
erste Eintrag in seinem nun im Internet ausgehangten Tage- 
buch, das Stahl ebenfalls als Falscher bezeichnet, 27 gefolgt 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



273 



jp* M !'— 

Der Reichsfuhrer-# 



Lieber Pohlt 



(iJBcrtinSWiL,de 6 20. Oktober 1 94"5 

Prim - AlBrcc lit Mr-fk I 

I'eld-Komuiandos telle 



Der lieichsleiter Bormann hat niehrmals iu letzten honat eine 
beaondere Interesse an der Deguasa-aktion und Ihr VerbSltnis mit 
dein Ka— system. 

Wis 3ie wiaaen, eine aolche Interesse seiner Seite vollig 

uberlieblieh ist, und gefiihrliche Folgerun£en haben kbnne. 

Bia jetzt habe ich eine direkte GegenliberatellinL" mlt den 
Heidisleiter verwieden, aber der gebraucht, nattirlich, sein je 
niitteres VerhUltnia mit dem FUhrer uin dieae BinKischunt; in Kz~ 
gelegenheiten au verlaneen. 

Er hat dem Fuhrer eingere&et datf er erlernte Arbeit er von 
Kz-inaassen herausholen kaun r und hat aogar den Reichsuinister 
Br. Speer weni^stens teiluelse uhersaugt von seiner Pahigkeit 
eine solche Aufgabe clurchzuaetsen. Ber Ftilirer hat mich gebeten 
in dieser Sache den Reiahaleiter su asaistieren. 

Ich bin inforuiert worden, daC eine Commission von flinf 
liannern der Bormann-ataff el wird in awei ¥ochen das Ka-Buctieixwald 
beauchen„ Zu dieaer Zeit habe ich keine Liste ihrer llanen bekoLinenj 
ich habe gehort daB ein Buchhalter unter ihnen aein wird. 

ITaturlieh k&nn ich nicht, wegen des FUhrers Wiinchea die 
Llrlaubnis fiir eine Untersuchun^; verweigern; aber unter keinen 
Utiietanden diirfen diese EiimiiBcher die Akten der Beguaaa— aktion 
nachprlLf en, 

Weiter uiusa die aussexste 3orgfiiltigkeit gelibt weruen, daB 
ir^endeine Nachriaht liber unsere Methoden in. der En&loaung der- 
Judenfrage den Ohren de-s ttelchsleiters nicht gelangtt Da der 
i'Uhrer keine Ahnun^ von dieser Endlosun^ hat, und glaubt , die 
Juden arbei.ten in Uberoiedlun^s^ebieten im Oatan, ea ware hochst 
unratbar, ilua t zu dieaer Zeit au ini'oriuieren^ besonders nicht 
mitt els &RS Reichsleiters, wer keinen Anlass hat* una zu lieben. 



Ich varlaase gans und gar auf Sie fiir die Sicherheit dieser 
Sache, und erwarte von Ihnen einen vollen Bericht alabald die 
Kommission abreist. 

II e i 1 Hitl(,rl 

Ihx 



JkJ<4imkF 









i. ** % 



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Wer wurde ein solches „Dokument" ernst nehmen? Irving tat es... 



von einer ahnlichen Erwahnung in seinem Action Report von 
1998. 28 

Zusammen mit ahnlichen Attacken von Mark Weber vom 
IHR (vgl. weiter unten) ffihren diese Eintrage dazu, dafi nach 
anfanglichem Erfolg der Verkauf eines neuen Buches von 
Gregory Douglas iiber die Ermordung John F. Kennedys 29 ins 
Stocken kommt, da die gegen Stahl/Douglas erhobenen Fal- 
schungsvorwurfe Verschworungstheoretiker, Kritiker und Re- 
zensenten von dem Buch zuriickschrecken lassen. Als Reakti- 
on auf diese Diffamierungskampagne starten Gregory Doug- 
las und Peter Stahl im Juni 2002 ihre eigenen Webseiten, 30 
auf die Irving umgehend mit einem massiven Gegenangriff 
reagiert. 31 

Eine Analyse der VorwOrfe Irvings 
/. „Webbugs" 

Die auffalligste Attacke gegen Douglas/Stahl ist Irvings oft 
wiederholte Behauptung, die Webseiten von Douglas besaBen 
irgendwelche Programme (JavaScript, ActiveX, Cookies, Bil- 
der), die es ermoglichten, die Besucher dieser Seiten zu ob- 
servieren. Als Kenner all dieser Techniken weiB ich, dafi dies 
nicht stimmt. Douglas' Webseiten sind recht primitiv pro- 
grammiert und weisen keinerlei Programme auf. Darauf auf- 
merksam gemacht, anderte Irving seine anfanglich falsche 
Warnung, erweiterte sie noch auf andere angebliche Obser- 
vierungstechniken und schloB noch eine weitere Website ein, 
wo Stahl Material veroffentlicht hat. 32 Es muB also festgestellt 
werden, daB Irving absichtlich bosartig Unwahrheiten ver- 
breitet, um seine Besucher davon abzuschrecken, die andere 
Seite anzuhoren. Zudem hat er auf seiner Webseite keine 
Links zu Douglas VStahls Webseite, wohingegen Douglas'/ 
Stahls jede Menge Links zu Irving aufweisen, es also ihren 
Besuchern ermoglichen, die andere Seite anzuhoren. 



2. PSEUDONYME 

Einer der gegen Stahl aufgeworfenen Vorwiirfe ist, er habe 
unter verschiedenen Pseudonymen Schriften verfaBt. Wer den 
Beitrag bis hierher gelesen hat, der wird bereits mit einigen 
dieser Pseudonyme vertraut sein: Gregory Douglas, Freiherr 
von Mollendorf, Mike Hunt, Friederich Hasek. Hinzufugen 
konnen wird man getrost jene Namen, die sich auf jener 
Webseite befinden, auf der Artikel sowie angebliche Doku- 
mentenabschriften publiziert wurden, die aus dem privaten 
Material von Robert T. Crowley stammen, dem im Oktober 
2000 verstorbenen ehemaligen zweiten stellvertretenden Di- 
rektor des CIA. Stahl hat wiederholt zugegeben, in den Besitz 
dieser Crowley-Dokumente gekommen zu sein und diese auf 
dieser Webseite ausgehangt zu haben. Die dort auftauchenden 
Namen sind: Walter Storch, 33 Karl Kolcheck, 34 George S. Ma- 
cAlister. 35 Wahrend Irving die ersten beiden Namen nicht auf- 
zahlt, listet er jedoch andere Namen auf, die Pseudonyme von 
P. Stahl sein sollen, es aber nachweislich nicht sind: 36 Robert T. 
Crowley, Chris Crowles, 37 Frank Thayer, Richard Mundhenk, 38 
Aaron Johnson, 39 Zack Mehlis, Norwood Burch, Roger Steele 40 
und wer weiB wen sonst noch. Uberhaupt scheint Irving so 
ziemlich jeden Namen, der im Zusammenhang mit Peter Stahl 
auftaucht, als dessen Pseudonyme aufzufuhren. 
Psychologisch interessant ist hier insbesondere der Name Ro- 
ger Steele, ein Pseudonym von Gaylord Wessock, der u.a. 
wegen Diebstahl und Geldfalschung mehrfach verurteilt wur- 
de und einst ein Lieferant Peter Stahls fur NS-Devotionalien 
war. Es ist denkbar, daB Irvings wiederkehrende Behauptung, 
Peter Stahl sei ein Dokumenten- und Geldfalscher, auf seiner 
Annahme beruht, Roger Steele sei tatsachlich Peter Stahl 
(steel ist English fur Stahl!). Roger Steele verstarb am 
29.11. 1978. 41 



274 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



Aus Sicherheitsgriinden und zum Schutz 
seiner Privatsphare hat Peter Stahl seit 
den achtziger Jahren immer Wert darauf 
gelegt, daB sein richtiger Name nicht ins 
Spiel kommt. Da sich Peter Stahl nie dar- 
um geschert hat, wo und unter welchem 
Namen seine Artikel erscheinen, was oft 
zur Veroffentlichung von gleichen Arti- 
keln unter verschiedenen Namen oder zu 
Ich-Referenzen zu anderen Pseudonymen 
fuhrte, sind seine Pseudonyme allerdings 
lochrig wie ein Schweizer Kase. 
Es ist aber unerfindlich, wie man einem 
Autor, der in seinen Schriften hochbrisan- 
te und fur ihn durchaus gefahrliche The- 
men behandelt, vorwerfen kann, er 
schreibe unter Pseudonym. Zunachst ist 
die Verwendung von Pseudonymen 
durchaus ublich, rechtlich erlaubt und 
moralisch absolut nicht verwerflich. Ich 
selber habe in den letzten 20 Jahren etwa 
30 verschiedene Pseudonyme verwendet. 
In den Vierteljahreshefte fur freie Ge- 
schichtsforschung wimmelt es nur so von Autoren, die nicht 
unter ihrem richtigen Namen schreiben, und Revisionisten, 
die unter ihrem richtigen Namen schreiben, sind eher die 
Ausnahme als die Regel. Wie Sie als Leser der Vierteljahres- 
hefte jur freie Geschichtsforschung wissen, hat dies alles ei- 
nen guten und verstandlichen Grund, wenn man sich die so- 
ziale und strafrechtliche Verfolgungswut der Umwelt gegen 
die Revisionisten betrachtet. Bisher hat es wegen meiner 
Verwendung von Pseudonymen nur von radikalen Gegnern 
des Revisionismus unsachlichen Angriffe gegeben. Auf mich 
wirkt es abstoBend, nun ahnliche Angriffe aus den Reihen des 




Prof. Dr. Frank Thayer, 
Universitat Neu-Mexiko 



Revisionismus gegen einen Autor zu er- 
kennen, der zumindest kein ausgespro- 
chener Gegner des Revisionismus ist. 

3. Falschung des Himmler-Dokuments 
Wie weiter oben dargestellt, iibergab 
Stahl Irving Mitte 1980 ein von einem 
Bekannten Stahls angefertigtes groteskes 
„Dokument", wie es Irving iiber eine 
Zeitspanne von vielen Wochen hartnackig 
gefordert hatte. Stahls weiter oben wie- 
dergegebene Seite der Geschichte wird in 
wesentlichen Teilen von den Tage- 
bucheintragungen bestatigt, die Irving auf 
seiner Website veroffentlicht hat. 42 Auch 
danach hat Stahl ihm das Dokument iibers 
Telefon diktiert. Irving veroffentlicht eine 
Mitschrift dessen, was Stahl ihm diktier- 
te. Der Textkorper dieser Niederschrift 
stimmt mit dem „Dokument" Stahls iiber- 
ein, jedoch nicht die Anschrift und Anre- 
de, die sich in Irvings Tagebuch wie folgt 
liest: 
»SS Obergruppenfuhrer und General der Waffen SS Os- 
wald P oh I, 

SS Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt 
Berlin Lichterfelde-West 
Unter den Eichen 126-135. 

Sehr geehrter Herr Obergruppenfuhrer, « 
Stahl behauptet, den Brief so wie von Shea getippt diktiert zu 
haben. Der Grund fur die Diskrepanz zwischen Stahls Aussa- 
ge und Irvings Tagebucheintrag sei dahin gestellt. Entschei- 
dend ist, da(3 aus Irvings online ausgehangten Tagebuchein- 



VE.j.iCCK . Gaylord .'.rnest 

alias: 

Soger Stead . Roger steals 

Ttate o{ Birth: 12/1B7T9S9 

California "rivers license Nq: 



CTI number 6209119 



Sate or Arrest 



8/21/18 

4/7/=* 

VS/57 

Vn/57 



10/25/ 57 
12/29/57 



5/6/60 
11/6/60 



11/15/60 
1/7/7* 



Arraafc Place 



PD LA 12299B 
PD LA 125996 
PS LA 122°9B-y 
PIS LA 12299S-J 



FD LA I22998-J 

Ft). Torrence 
1^2*1 

PJJ LA 12299S-J 



PD j : .3aadena 



So.LAD 3S&536 



PD Natl City 
22434 



5. £an Diego 

1S99*0 



U. Marshal, L-A 
503fc5 



PD LA 122998 -il 
2759166 



Nome 



raylord S .Ve&soek 

raylord " Vea-sock 

raylord Z ! rfe&eoek 

raylord I dessoclt 



taylord ~ '■'"essoett 
taylord z .feasock 



cper St Bed 



.:OL:er Steals 



Gaylord E JeaaacJt 



Gaylord E vfe&sock 



'raylord i ..'esaoefc 



Gaylord E Vessocft 
Gaylord £ Vessocfc 



Offense 4 disposition 



3usp, 459 ?C Burglary 

"punk Driving, K3D 

£usp_ ^urglery 

4S4 i : Z i&00. 3ail 
£/27/^7 90 days susp. 

2 years p?a stioa & 
i^O.OO Tine (Theft) 

?8.13.B Ku&.lodfl 

3urbnnk Traffic ^arrant 

Lewd 'Jasrrnricy 
12/2/^B.count 1 rtlSDiisseci 

U5 re H pd j50.oo qt 

10 days, ?ine paid, 

Shoplifting 

9/29/59. 30 days susp&as : 

3 ye^rs probation with 
cc-.ilticriS{. p°-y " p ' 7 7f 
Or 15 days in J^ll 

Burglary 



Possession .1 Passing 
of Counterfeit U.S. 
Currency. Hold fop U.S. 
Earshal 

-["•oase&sion & Passing 
of Cnuntei'feit U..t. 
Currency. On 2/21/61- 
sentenced in U.S. Court 
to serve 7 y^ers each of 
2 counts. £cr-eurrently 



Ma.il Fraud 

2JL02 A VC driving under 
the influence of alcohol 
WT 5160470 



VJXZ I WHITE AMERICAN 



bxLi¥ tiffiiA 



'Sf 



ERMEST WESSOCK - yiRGOIA 



15 I SELF EMPLOYED 



243 S CAZAU3 PL. 



1 CALIFOTHIA 



wmaj*ft3wtai» L jwL*gwftw_ 

(t: HlTlltfUUH^". .«.«.■ iu.i« nLi.jiin.^avma! ■>■■■■■ « ■.>■ 






Jj±CLiM5B.BJ3 



j«»t."""yr^"L>-n 11 



thwatdur sg, 1978 i 0650 






DOHOTHY THEALL - CALlTOHWIA 



HJU,vuaa& 



^ 



VIHSTCM HtSSOCS - BattlBER 
1W& HEBHDSA AVE. 



"'Ta.tWcr j. 



iidminiiiiiim.Uil II* taik. 



■™= 



* ESw* Bj«r?^«iim^y^^ 




IV 









Vorstrafenregister von Gaylord Wessock alias Roger Steele 
VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



Sterbeurkunde von Gaylord Wessock alias Roger Steele 



275 



tragungen nicht hervorgeht, daB er diesem „Dokument" kri- 
tisch gegeniiberstand. Seine Eintragungen bestatigen tatsach- 
lich den von Stahl konstatierten Enthusiasmus, denn Irving te- 
lefonierte nur flinf Tage danach mit Professor Joe Hobbs aus 
Raleigh, North Carolina, und verkiindete ihm die frohe Bot- 
schaft dieses Dokumentenfundes: 
»21. Juni 1980 
(New Orleans) 
[...] 

19:25 telefonierte mit Professor Joe Hobbs aus Raleigh, 

North Carolina, und berichtete ihm von Peter Stahls Do- 

kument. Er war erstaunt und voll Bewunderung und 

Gliickwiinschen. Er verglich es mit Kopernikus und sagte, 

der Unterschied sei, dafi ich zu meinen Lebzeiten bestatigt 

wiirde. Er fugte hinzu, dafi er vor wenigen Tagen ein Bil- 

derbuch iiber den Luftkrieg mit einigen Seiten iiber die An- 

griffe aus Dresden gesehen und gefolgert habe, dafi meine 

schriftstellerische Tatigkeit auch dann auf Lebzeiten ge- 

rechtfertigt ware, wenn ich nur das Dresden-Buch verfafit 

hatte. [...]« 

Laut Irvings Tagebuch hatte Stahl ihm das Dokument Mitte 

Juli 1980 zugesandt. Man wird annehmen diirfen, daB Irving 

spatestens nach Erhalt dieser Parodie gemerkt haben muB, 

daB er auf den Arm genommen wurde, was unter Kenntnis 

von Irvings Temperament doch wohl zu einem Eintrag in sei- 

nem Tagebuch gefuhrt haben diirfte. Auf seiner Website je- 

doch hat Irving nichts aus seinem Tagebuch zitiert, was dar- 

iiber hindeutet, daB er das Dokument erhielt und wie er darauf 

reagierte. Auch sonst wird der ganze Vorgang siebzehn Jahre 

lang(!) nicht mehr erwahnt, bis zum 15.2.1997 wahrend einer 

Telefonunterredung mit Andrew Gray, als Irving behauptet, 

Stahl habe dieses Himmler-„Dokument" gefalscht. Ob Irving 

uns also einige Tagebucheintragungen unterschlagen hat, die 

Peter Stahls Aussage stiitzen, Irving habe sich iiber den Erhalt 

des Dokuments gefreut und sich durch Ubersendung des 

Rommel-Bildes bedankt? 43 

Alles in allem wirft diese Affare ein schlechtes Licht sowohl 
auf Irving als auch auf Stahl, der zwar nicht der Hersteller 
dieser Parodie ist, sie aber sehr wohl mit Wissen weitergab. 
Diese Parodie ist dabei von so grotesker, miserabler Qualitat, 
daB man nicht ernsthaft annehmen kann, Michael Shea oder 
Peter Stahl hatten auch nur eine Sekunde daran gedacht, sie 
konnten mit einem solchen Machwerk einen im Deutschen 
perfekten Historiker dieser Epoche reinlegen. Das war nichts 
weiter als eine Verarschung von David Irving, und der lief 
prompt ins offene Messer. Offenbar war er so versessen dar- 
auf, seine These von der Unkenntnis Hitlers iiber die Endlo- 
sung mit jedem beliebigen Dokument zu untermauern, daB er 
den ihm diktierten absurden Text dieses Schriftstiickes iiber 
einen Monat lang hinnahm und hartnackig versuchte, dieses 
„Dokuments" habhaft zu werden. Da Irving perfekt deutsch 
spricht, hat er keine Entschuldigung dafiir. Zudem hat er die- 
ses „Dokument" - oder Kopien davon - spater selbst verteilt, 
diesmal aber offenbar an eine Person - Thomas L. Shutt -, 
die mangels Deutschkenntnissen auf den Schwindel herein- 
fiel. Dieses Absurdum - in diesem Zusammenhang kommt 
mir das Wort „Falschung" noch nicht einmal iiber die Lippen, 
weil dies eine Beleidigung fur alle Falschungen dieser Welt 
ware -, wurde von Irving iiber 17 Jahre stillschweigend hin- 
genommen. SchlieBlich hat er mit seiner aufdringlichen Suche 
nach Beweisen fur seine These die Herstellung dieses Doku- 
mentes in gewisser Weise provoziert und an dessen Verbrei- 



tung mitgewirkt. Er sitzt also im selben Boot wie Shea und 
Stahl beziiglich der Verbreitung dieses Unsinns. 
Ein Wissenschaftler paBt seine Thesen der Beweislage an. Ir- 
ving versuchte in diesem Fall zwanghaft, die Beweislage sei- 
ner These anzupassen, hat aber wohl letztlich gemerkt, das es 
nicht funktioniert. Nun benutzt er diesen Vorgang, um andere 
anzuschwarzen. Dieser ganze Vorgang gehort eigentlich nicht 
hierher, sondern ins Kabarett. 

4. Andere Vorwurfe 

Beziiglich Irvings Vorwiirfen, die von Gregroy Douglas in 
seinen Gestapo-Muller-Buchern verwendeten Dokumente sei- 
en gefalscht und es gebe polizeiliche Fiihrungszeugnisse von 
Peter Stahl, aus denen hervorgehe, daB er tatsachlich ganz 
anders heiBe und ein wegen Falschungen vorbestrafter Krimi- 
neller sei, verweise ich auf den nachsten Abschnitt, da sich 
Irving in der Sache im wesentlichen auf Weber bezieht und 
dessen Ausfuhrungen diesbeziiglich ohnehin ausfiihrlicher 
und sachlicher sind. 

An verschiedenen Stellen wirft Irving Stahl direkt oder indi- 
rekt vor, Peter Stahl habe tatsachlich in Sachen Rodin-Fal- 
schungen, Diebstahl aus dem Berlin Dokument Center und 
der Falschung der Hitler-Tagebucher auf der anderen Seite 
des Gesetzes gestanden. Irving stellt also die von Peter Stahl 
angegebenen und verifizierbaren Fakten auf den Kopf und 
bietet dafiir nicht den geringsten Beweis an, wie auch fur all 
die anderen kleineren Vorwurfe, die sich verstreut an ver- 
schiedenen Stellen seiner Webseiten finden. Dies alles ist 
nichts weiter als Rufmord. 

Bewertung 

Zumal sich David Irving den Ruf erworben hat, jeden zu ver- 
klagen, der iiber ihn unbequeme Dinge auszusprechen wagt, 
sind die hier nur im Vorbeigehen angesprochenen Dinge bis- 
her nie wirklich an die Oberflache gelangt. Da ich keinerlei 
Lust empfinde, mich meinerseits den bosartigen Angriffen 
und ruinosen Klagen Irvings ausgesetzt zu sehen, verkneife 
ich mir hier eine Bewertung der Person Irving sowie auch der 
Natur seiner gegen Gregory Douglas/Peter Stahl vorgebrach- 
ten Vorwurfe. Die Fakten miissen fur sich sprechen. 

Mark Webers Angriffe auf Gregory Douglas/Peter Stahl 

VORGESCHICHTE 

Gregory Douglas hat in seiner diesem Beitrag angefiigten Kri- 
tik an Webers Rezension selbst seine Sichtweise der Entwick- 
lung seiner Beziehung zu Mark Weber dargelegt, und auch 
Mark Weber hat die seine in seiner Rezension ausgefuhrt. 
Hinzufiigen mochte ich dem die Ereignisse des Friihlings 
2001. In den langen Telefongesprachen mit Peter Stahl kamen 
wir darin iiberein, daB der sich hinziehende gerichtliche 
Kampf zwischen Willis Carto, Griinder der „Legion for the 
Survival of Freedom", LSF (Dachorganisation des Institute 
for Historical Review), auf der einen Seite und der LSF/IHR 
auf der anderen Seite dem Revisionismus nur schade, weshalb 
alles unternommen werden miisse, diesen Streit beizulegen. 
Ich unternahm daher einen Versuch, eine auBergerichtliche 
Einigung fur beide Seiten zustande zu bringen, indem ich als 
Vermittler beide Seiten miteinander ins Gesprach brachte. Fur 
Carto verhandelte sodann Gregory Douglas alias Peter Stahl, 
und fur die LSF der in San Francisco ansassige Anwalt 
Andrew Allen. Zumal nach Ansicht des IHR Carto zuvor be- 
reits zwei auBergerichtliche Einigungen hatte platzen lassen, 



276 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



war die Skepsis auf Seiten der LSF/IHR nachvollziehbar. Al- 
lerdings iiberreagierte man dort vollig auf den Vorschlag Car- 
tas, Gregory Douglas als Vertrauensmann Cartas in den LSF- 
Beirat aufzunehmen. In einer noch wahrend der Schlich- 
tungsgesprache veroffentlichten Presseerklarung der LSF hieB 
es, Carto habe vorgeschlagen, »einen bekannten Kriminellen 
und Dokumentenfdlscher fur deren Beirat zu ernennen.« 
Deutlicher konnte ein Vermittlungsversuch nicht sabotiert 
werden und eine Kriegserklarung an Peter Stahl/Gregory 
Douglas nicht erfolgen. Als Fortsetzung dieser Kriegserkla- 
rung veroffentlichte dann Mark Weber seine Rezension der 
Gestapo-Miiller-Biicher 45 - sechs Jahre nach deren Erschei- 
nen! -, womit er dieses Medium zur Austragung seiner per- 
sonlichen Animositaten miBbrauchte. 



doch nur dann erwiesen, wenn Peter Stahl rechtskraftig wegen 
eines solchen Verbrechens verurteilt wurde, und das scheint 
eben nicht der Fall zu sein. 

Mit anderen Worten: Die Vorwiirfe von Mark Weber und 
David Irving stellen unbewiesene und wahrscheinlich unbe- 
weisbare Anschuldigungen dar, gegen die Peter Stahl gericht- 
lich vorgehen konnte. Alle drei beteiligten Personen sind al- 
lerdings chronisch pleite, so daB Stahl weder Weber noch Ir- 
ving verklagen kann, denn die ihm entstehenden Rechtskosten 
eines solchen Verfahrens konnte er niemals eintreiben. 
Das gleiche gilt fur Gregory Douglas, Peter Stahls Sohn, der 
im gleichen Atemzug mit seinem Vater auch immer mit ver- 
leumdet wird, allerdings bereits einige Zivilverfahren gewon- 
nen und entsprechende Entschadigungen erhalten hat. 



Eine Analyse der Vorwurfe Webers 

1. pseudonyme 

Weber macht hier im Prinzip die gleichen Vorwurfe wie Ir- 
ving, allerdings mit einer Reihe anderer Namen und mit Aus- 
nahme des Namens Gregory Douglas in alien Fallen ohne Be- 
leg fur seine Behauptung. Es gelten hier die bereits im Ab- 
schnitt iiber Irving gemachten Aussagen. 
In mehreren Telefongesprachen meinte Weber, das Verwerf- 
liche an Stahls Verwendung von Pseudonymen liege nicht 
daran, daB er damit seine Privatsphare als Autor zu schiitzen 
trachte, sondern daB er diese falschen Namen auch bei Auf- 
tritten in der Offentlichkeit verwende sowie dafur, um person- 
liche Attacken gegen andere zu lancieren, gegen die sich die 
Angegriffenen dann nicht zur Wehr setzen konnen. 
Dem Argument iiber die angebliche Verwerflichkeit der Ver- 
wendung von Pseudonymen bei offentlichen Auftritten kann 
ich nicht folgen. Letztlich dient auch das dem Schutz der Pri- 
vatsphare. Allerdings ist natiirlich offensichtlich, daB ein 
Pseudonym dann zusammenbricht, wenn eine Person offent- 
lich unter vielen Namen auftritt und als solche identifiziert 
wird. Diese Handlungsweise ist daher dumm zu nennen, nicht 
aber verwerflich. 

Der Vorwurf, Stahl wiirde personliche Angriffe aus der Dek- 
kung von Pseudonymen starten, ist allerdings gerechtfertigt, 
wie seine teilweise geschmacklosen Angriffe unterhalb der 
Gurtellinie gegen Irving zeigen, 46 die freilich erst nach den 
Attacken Irvings auf Stahl publiziert wurden. 

2. VORSTRAFENREGISTER 

Sowohl Weber als auch Irving behaupten, sie hatten Unterla- 
gen, aus denen hervorgehe, Peter Stahls wirklicher Name sei 
tatsachlich ein anderer, und er habe ein nicht unerhebliches 
Vorstrafenregister. Trotz mehrmaliger Bitte gegeniiber Irving 
wie auch Weber weigerten sich beide, mir eine Kopie dieser 
Dokumente zukommen zu lassen. Es scheint, daB es sich bei 
diesem Dokument nicht um ein Vorstrafenregister handelt, 
sondern um ein Verhaftungsregister, also um die Auflistung 
von Griinden, die zur Verhaftung von Peter Stahl fiihrten. Pe- 
ter Stahl gab mir gegeniiber zu, daB ein solches Dokument 
durchaus existieren konne, jedoch sei er niemals wegen eines 
Verbrechens angeklagt oder gar verurteilt worden, die Griinde 
damaliger Verhaftungen hatten also nicht aufrecht erhalten 
werden konnen. 47 Da die Veroffentlichung derartiger Doku- 
mente ohne die Zustimmung der betroffenen Person in den 
USA verboten ist, konnen Weber und Irving diese Dinge 
niemals als Beweis vorlegen. Dennoch behaupten sie, diese 
Dokumente bewiesen, das Stahl ein Falscher sei. Dies ist je- 



3. Gestapo Muller 

Webers Beweisfiihrung, daB es sich bei Peter Stahl/Gregory 
Douglas um einen Dokumentenfalscher handle, konzentriert 
sich einzig auf das Schreiben Gestapo-Miillers, mit dem die- 
ser die Evakuierung Hitlers und anderer fuhrender Kopfe des 
Dritten Reiches aus Osterreich nach Spanien angeordnet ha- 
ben soil. Da Gregory Douglas in seiner Erwiderung auf We- 
ber darauf selbst intensiv eingeht, erspare ich mir eine Wie- 
derholung seiner Ausfuhrungen. Erganzend sei nur darauf 
hingewiesen, daB mir, wie oben berichtet, Dr. Sudholt bereits 
1994 mitteilte, der englische Verleger Douglas', Roger Ben- 
der, habe vor der Veroffentlichung des Gestapo-Miiller- 
Manuskripts zunachst abgesehen, weil er Angst hatte, wegen 
der Veroffentlichung geheimer US-Papiere in Schwierigkei- 
ten zu geraten. Dies paBt zu den Ausfuhrungen Benders und 
Stahls, Roger Bender habe bei der erstmaligen Veroffentli- 
chung eines Artikels von Douglas iiber Gestapo-Muller in 
seinem Periodikum das echte Dokument aus den gleichen 
Griinden nicht ablichten wollen, weshalb er gewiinscht habe, 
daB es keine Archiv- bzw. „Geheim"-Markierung enthalten 
solle, woraufhin das Dokument manipuliert wurde. Sparer sei 
dies aber als Fehler erkannt und mit einer Richtigstellung und 
Erklarung in einer spateren Ausgabe seiner Zeitschrift korri- 
giert worden. Damit sind Webers Falschungsvorwiirfe eigent- 
lich in sich zusammengefallen. 

Daraufhin angesprochen meinte Weber telefonisch, fur ihn sei 
weiterhin erwiesen, daB Stahl dieses Dokument gefalscht ha- 
be, und zwar zuerst das fehlerhafte, und nachdem Douglas die 
Fehlerhaftigkeit bemerkt habe, habe er Bender dazu veran- 
laBt, sein zweites gefalschtes, verbessertes Dokument mit ei- 
ner falschen Erklarung abzudrucken. Einen Beweis fur diese 
ausgeweitete Anschuldigung hat Weber allerdings nicht. 
Nach der Kenntnisnahme von Peter Stahls Erwiderung bot ich 
Mark Weber an, auf Stahls Kritik wiederum zu antworten, je- 
doch hat er darauf verzichtet. 

Webers These ist, daB Muller nach dem Kriege nie in den 
USA war, und daB alle von Douglas diesbeziiglich wiederge- 
gebenen und zitierten Dokumente Falschungen seien. In meh- 
reren Telefongesprachen und Email-Korrespondenzen wies 
ich Weber auf folgende Tatsachen hin: 

- 1997 deklassifizierte die U.S.-Regierung Akten des milita- 
rischen Geheimdienstes. Diese Akten konnen bestellt wer- 
den bei: US Intelligence Command, Ft. George Meade, 
Maryland 20755-5995, file no. XE 235539WJ. Diese Akten 
enthalten keine konkreten Angaben dariiber, ob Muller 
1948 in die USA iiberfuhrt und dort vom CIA angestellt 
wurde, jedoch weist insbesondere ein Dokument vom 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



277 



15.2.1961 (vgl. Abbildung) daraufhin, da(3 die US-Behor- 
den in dem Augenblick, als die bundesdeutsche Zentrale 
Stelle der Landesjustizverwaltungen in Ludwigsburg an- 
ting, iiber den Verbleib von Gestapo-Muller konkrete Fra- 
gen an die US-Regierung zu stellen, anordneten, alle weite- 
ren Untersuchungen zum Schicksal Miillers einzustellen! 
Bedenkt man die sonstige Bereitschaft der USA, ehemalige 
angebliche oder tatsachliche NS-Kriegsverbrecher zu ver- 
folgen, so ist dies merkwiirdig genug. Ein Teil dieser Ak- 
ten, die schon vor 1997 freigegeben worden waren, wurde 
von Douglas in seinen Gestapo-Buchern abgebildet, mit der 
Angabe der Quelle und der Adresse, wo man diese Doku- 
mente bestellen kann. 48 

Im April 1 997 erschien in der von der Association of For- 
mer Intelligence Officers (Vereinigung ehemaliger Ge- 
heimdienstler) herausgegebenen Zeitschrift The Periscope 
ein Artikel folgenden Inhalts: 
»Eine Bitte von Senator Alfonse D 'Amato 
Ich bedanke mich fiir die Gelegenheit, Ihre hochgeschat- 
zen Mitglieder anzusprechen. [...] Wie sie womoglich 
wissen, sind mein Mitarbeiterstab und ich zur Zeit damit 
beschdftigt, Werte von Schweizer Banken ausfindig zu 
machen, die Opfern des Zweiten Weltkriegs und des Ho- 
locaust gehoren. [...] In diesem Zusammenhang erbitte 
ich von ihren Mitgliedern jede Information iiber die fol- 
genden zwei hochrangigen Nazi-Beamten. [...] Der zwei- 
te dieser Beamten ist SS-General, Chef der Gestapo 
Heinrich Muller. Beide kooperierten mit Mitgliedern der 
Geheimdienste der Vereinigten Staaten nach dem Krieg. 
Ich suche Informationen iiber den Aufenthaltsort von 
Personen, die mit einer dieser beiden Personen oder an- 
deren hohen Nazi-Beamten in Verbindung standen. Je- 
der, der irgendwelche Informationen hat, kann mich iiber 
meinen juristischen Direktor Gregg Rickman erreichen. 
Gregg kann telefonisch unter 202-224-8358 erreicht 
werden. [...] 

Hochachtungsvoll 
Alfonse D Amato« 
Eine Kopie dieses Artikels kann man bei der Zeitschrift be- 
stellen: ++1 -703-790-0320. 

In seinem 2001 erschienen Buch The Secret History of the 
CIA bestatigt der bekannte Historiker Joseph Trento, dafi 
die CIA nach dem Kriege Gestapo Muller beschaftigt hat- 
te. 9 Trento ist selbst Mitglied der oben erwahnten Vereini- 
gung ehemaliger Geheimdienstler, weshalb anzunehmen ist, 
daB er sein Buch in Abstimmung mit den Behorden schrieb. 
Trento gibt an, diese Informationen den Papieren des ehe- 
maligen Top-CIA-Mannes Robert T. Cowley entnommen 
zu haben, von denen er einen kompletten Satz erhalten ha- 
ben will. Aus den gleichen Papieren erhielt Peter Stahl ei- 
genen Angaben zufolge von R.T. Crowley die Kopien eini- 
ger ausgewahlter Dokumente, darunter auch ein Schreiben 
von Brigadegeneral John Weckerling vom 11.9.1950 mit 
dem Betreff »Friiherer deutscher Generalleutnant Heinrich 
MUELLER«, das Stahl im 4. Band seiner Gestapo-Muller 
Serie auf S. 237 veroffentlichte (vgl. Abbildung). Hier eini- 
ge Ausziige in Ubersetzung: 
»1. Auf ausdriicklichem Befehl des Stabschefs des Hee- 
res, auf Anordnung des Prdsidenten handelnd, werden 
alle Akten beziiglich des Uberlebens und der dienstlichen 
Verwendung des SUBJEKTS dem Stabschef per direktem 
Kurier zugesandt. [...] 



3. Es wird zudem befohlen, dafi es iiber das SUBJEKT 
keine, wiederhole keine, weitere, wie auch immer gearte- 
te Diskussion gibt, weder miindlich noch schrifilich, da 
das SUBJEKT nunmehr fiir zukiinfiige geheimdienstliche 
und Sicherheitsfragen als von erstrangiger Wichtigkeit 
angesehen wird. 

4. Die Fortfiihrung laufender Ermittlungen durch das 
CIC und andere Behorden beziiglich des Aufenthaltsortes 
des SUBJEKTS werden erlaubt, sollten sich aber Infor- 
mationen ergeben, die auf die tatsachliche Verwendung 
des SUBJEKTS hinweisen, miissen diese Informationen 
umgehend an dieses Biiro weitergeleitet werden, und al- 
les damit befafite Personal mufi auf die Quellen hin be- 
fragt sowie anschliefiend iiber die Geheimhaltungsstufe 
dieser Informationen ermahnt werden. « 

Dieses Dokument pafit vorziiglich in den Zusammenhang 
des oben erwahnten Dokuments aus dem Archiv der US- 
Armee vom 15.2.1961. Wurde untergeordneten Behorden 
1950 noch erlaubt, Nachforschungen iiber Miillers Verbleib 
anzustellen, so erfolgte 1961 eine Anweisung zur Einstel- 
lung aller Nachforschungen, nachdem die deutschen Be- 
horden anfingen, zuviel Wind zu machen. 
Webers Reaktion auf diese mehrfachen unabhangigen Besta- 
tigungen, dafi Muller tatsachlich 1948 in die USA geflogen 
wurde und dort fiir die US-Geheimdienste arbeitete, ist be- 
zeichnend: Er verweigerte, diese Dinge zu diskutieren, und 
verharrte auf seinem Standpunkt, dafi nicht sein kann, was 
nicht sein darf Seiner Ansicht nach sei undenkbar, daB die 
Medien und alien voran die jiidische Lobby in den USA still- 
halten wiirden, wenn es auch nur einen konkreten Verdacht 
gabe, Muller habe sich nach dem Krieg in den USA aufgehal- 
ten. Er iibersieht, dafi Muller nicht wie Demjanjuk oder ande- 



A Request from Senator Alfonse D'Amato 

I appreciate this opportunity to address your esteemed 
membership. I cannot express my gratitude for the labors 
of your many members. As you are probably aware my 
staff and I are currently involved in the recovery of assets 
from Swiss banks belonging to the victims of World War 

II and of the Holocaust. One of the important findings of 
our investigation is the level of cooperation that existed 
during World war II between the Swiss banking 
community and the Nazi government. It is in this light 
that I am asking your membership for any information 
on the following two high ranking Nazi officials. The First 
of these officials is the former head of the Intelligence 
staff of the Foreign Armies East in the High Command 
of the Army (OKH) - General Reinhard Gehlen. The 
second of these officials is the SS General Chief of the 
Gestapo - Heinrich Muller, Both of these individuals 
cooperated with members of the United States intelligence 
community after the War. I am seeking information as to 
the whereabouts of any persons who may have had 
contact with either of these individuals or any other high 
ranking Nazi officials. Any member who may have any 
information may contact me through my Legislative 
Director - Gregg Rickman. Gregg may be reached by 
telephone at 202-224-8358. Your cooperation in this 
matter is greatly appreciated. Please once again extend 
my sincere thanks to your members. 

Respectfully, 
Alfonse LV Amato 



Seite 4 der April-Ausgabe 1997 der Zeitschrift Periscope, 

Organ der Vereinigung ehemaliger US-Geheimdienstler. 

Der Artikel von Interesse befindet sich umrahmt in der lin- 

ken Spalte. (Die ganze Seite ist im Internet wiedergegeben) 



278 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



re angebliche „Kriegsverbrecher" „heimlich" in die USA im- 
migrierte, sondern von der US-Regierung selbst angeheuert 
wurde. Dies zuzugeben wiirde bedeuten, da(3 die USA-Re- 
gierung entweder keine Skrupel hatte, mit einem der 
schlimmsten „Nazis" und groBten Massenmorder gemeinsame 
Sache zu machen, oder daB sie den Angaben Miillers glaubte 
und die „Erkenntnisse" des IMT in Niirnberg fur Propaganda 
hielt. Den Fall Muller zu einem Skandal aufzublasen ware al- 
so keine neue „Nazi-Hatz", sondern sowohl eine Anerken- 
nung revisionistischer Erkenntnisse als auch ein massiver An- 
griff auf die US-Regierung selbst, sprich: ein Angriff der Ju- 
den auf sich selbst. Es kann daher nicht verwundern, daB das 
gesamte US-Establishment die Sache am liebsten unter den 
Teppich gekehrt sehen will. 

4. Hitlers angebliche Fl ucht na ch Spanien 
Douglas' Anmerkungen zur angeblichen Entstehungsweise 
der zwei Fassungen des Dokumentes zum angeblichen Hitler- 
Flug nach Spanien bediirfen der kritischen Analyse. 50 In ei- 
nem Gesprach mit Mark Weber teilte mir dieser mit, er habe 
mit dem Verleger Douglas, Roger J. Bender, gesprochen, der 
Douglas widersprochen habe, indem er angab, er habe die zu- 
erst veroffentlichte Fassung nicht selbst manipuliert, sondern 
von Douglas erhalten. In seinem Schreiben an mich vom 
24.6.2002, also 12 Jahre nach dem Vorfall, schrieb mir Herr 
Bender: 51 
»Es ist mehr als zehn Jahre her, dafi ich diese Veroffentli- 
chung gemacht habe, so dafi die Erinnerung ein bifichen 
vage sein mag. Ich erinnere mich, wegen der Verwendung 
eines mit „geheim " markierten Dokuments ein wenig beun- 



ruhigt gewesen zu sein und dies dem Autor mitgeteilt zu 
haben. Daraufhin legte er die saubere Fassung ohne die 
Markierungen vor.« 
Nach weiteren Telefongesprachen, in denen ich die Herren 
Bender und Douglas jeweils mit der Aussage des anderen 
konfrontierte und auf innere und logische Widerspriiche auf- 
merksam machte, ergab sich folgendes: 

a) Die als zweites veroffentlichte „originale" Fassung ist die, 
die Herrn Bender zuerst, namlich geraume Zeit vor Abdruck 
des ersten Artikels, von Herrn Douglas vorgelegt wurde. Herr 
Bender weigerte sich zunachst, diese Fassung abzudrucken, 
aus Angst, damit einen Rechtsbruch zu begehen, was er dem 
Autor mitteilte. Herr Bender bat irgend jemanden, das Doku- 
ment so zu verandern, daB seine Angste ausgeraumt wiirden. 

b) Letztlich iibergab Herr Douglas Herrn Bender eine Kopie 
des Originals ein zweites Mai, nachdem es nach Abdruck der 
manipulierten Fassung zu Leserprotesten kam. Herr Douglas 
hatte das Original also immer zu seiner Verfugung. 

c) In seiner ereignisnahen, mit Herrn Bender koordinierten 
Richtigstellung zwei Ausgaben spater erlauterte Douglas den 
Vorgang wir folgt: 52 

»Das Dokument, wie veroffentlicht, war keine exakte Kopie 
des Originals, sondern ist vor dem Druck retuschiert wor- 
den, um eine Anzahl verraterischer Nachkriegsstempel und 
Markierungen von U.S. Geheimdiensten zu entfernen. Beim 
Loschen dieser Markierungen wurde der Text teilweise zer- 
stort und mufite von einer Person rekonstruiert werden, der 
die deutsche Grammatik nicht gelaufig war.« 

d) Es sei hier einmal angenommen, daB Herr Douglas selbst 
versuchte, die Stempel und Markierungen zu entfernen; daB 




NTIALl 

OTumm oaniw , 

US FORCES 



COJ 

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OFFICE MEMORANDUM 



Cenuanling Offioftr 
Bq, 66th VI Croup 
APO 154, US Faroes 
ATTN i AEUC - 



HATEi 15 Feb 61 



om 



THRO'JCHi AEUC-OU 



FHCM i STANIEY J. BAHNETT, UeiBon Officer, Land Baden -WuernAWg 

SUBJECT i HCEIAEH. Heiiirich, born 28 April 1?0!> in Munich; and V . 

r r ~~ 

KEUflTH, Barb, ral 



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FoManiad herewith is a Badan-Wuerttamaarg T.la-iitnn Offjne 

raport and/or revest an th« aforementioned 8ufc,j«et(«) for the epeoial attention of 
tSX- QUI , far action lndloateo belowi 

( ) a. Information only. Ko action required. 

( ) b. The originating- ageney repeats information from us files on 
the topiee and/or queetiona aet forth (in the attaohed translation) (below) » 

"X" Investigation of both, of above persons may be discontinued immediately. 
Kueller - »• 60325 
I HeUnuth - w 60-UiJ 



i.^g tt'i-t- 



fiwle«ure(e)l a/fi. 

Diotriautioni 
1 » - CO, Ho., 66th ia Croup, APO 154 US Forces 

1 - File Copy b/o B*«. 




btakley j. Msmrr 

UalBon Officer 

Land Baden-Wuertteaberg 



l/d m n -60-J2S 4 UiJ 



REGRADtD CONFlOENUAi. 



BY " CDR USMNSCCM FOIPI 



037 




TOP SECi-ii^ 

OFPAHTMEN I OF THE ARMY 

inmCKAU UTAFF, UNITED BTATl* MIMV 

WASH INBTON U, P. C. 



I 1 SeijL'Miiltor 19*>i) 



iiUbJLCT. Von iter iluniimi Lt < 



JlHinrlcli hlli'.J.l.i-;iL 



TO; Commanding UeminiJ , United ..tales Army, bur ope 
Attn: itJmetor of .Intel .U&ence 
AK) UO'i , c/o PorjUnueter, New Ttork, Mew Xork 



1. On specific orders of Um Chief uf Staff of the Army, 
acting on a Presidential urder, all records relating to the 
survival and utilisation oi' fcho services of SUIJ.IKCT will bo 
sent to the diif! of Staff directly by courier. 

2. It is oi derHtl tlwit this will be executed and completed 
no later than )0 September 1V50. 

3. It is Jurtlierod ordered that them be no, repent no, 
further discussion whatso»var, either verbal or written, about 
SJUUJ1SCT who is now considered of prime importance to Tuture 
intelligence and oacurity issues. 

i\, Currtmt lnveati^atlutis by GIG and other agencies into 
the whereabouts of SUBJK0T will be permitted to continue but 
should information bo developed that would indicate SUBJECT'S 
actual employment, this information is to be relayed to thla 
oJ'fice at once and any personnel involved be examined as to 
sources and then warned about the classification level of this 
information. 

5. it will be your responsibility to inform all commands 
of this oroer. 



, ron rm abswtjiot crtct or'mrp. o* 



J [i UK MtRftftLlKB 
IrlEldNr Gtnctll, B!C . 

f^st, lt-!.:jir>Rtt Cliltlth. *•' 



TOR- SECRET 



Seite 37 von Akten-Nr. XE 235539WJ, US Intelligence Com- 
mand, Ft. George Meade, Maryland 20755-5995 



Brief von Brigadegeneral John Weckerling vom 11.9.1950 
bezuglich H ein rich Muller, aus den Crowley-Papieren 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



279 



ihm dabei ein Ungliick geschah, wodurch der Text in Miflei- 
denschaft gezogen wurde, was ihn dann dazu trieb, den gan- 
zen Text neu abzuschreiben und Briefkopf und Unterschrift 
der Neuschrift aufzukleben. Dies wiirde nur dann sinnvoll 
sein, wenn Herr Douglas entweder dummerweise sein Origi- 
nal selbst fur die Manipulation verwendete ohne Sicherheits- 
kopien angefertigt zu haben, oder wenn er keinen Zugriff auf 
das Original mehr hatte, denn dann hatte er einfach die ver- 
pfuschte Kopie verworfen, eine weitere Fotokopie angefertigt 
und erneut versucht, die Stempel und Markierungen auszu- 
weiBen. Da er Herrn Bender spater erneut eine unversehrte 
Kopie des Originals zur Reproduktion iibergab, konnen beide 
Szenarien ausgeschlossen werden: Herr Douglas zerstort sein 
Original nicht, und er hatte stets Zugriff darauf. Es kann daher 
logisch und vernunftmaBig ausgeschlossen werden, daB Herr 
Douglas die Manipulation selbst vorgenommen hat. 

e) Herr Bender gibt an, daB er das Dokument mit Sicherheit 
nicht selbst habe manipulieren konnen, da er gar keine deut- 
sche Schreibmaschine besaB (genauso iibrigens auch Gregory 
Douglas). Bender gab an, daB Endsatz und Endmontage da- 
mals vom Drucker besorgt wurden, er aber nicht mehr fest- 
stellen konne, welcher der damals von ihm engagierten Druk- 
ker diese Arbeit vollzogen habe. Die damals von Benders 
Drucker verwendete Technologie bestand darin, von alien 
Abbildungen und Dokumenten Negative passender GroBe 
herzustellen und diese auf die Seitenschablone aufzumontie- 
ren. Was heute vom Autor oder Verleger elektronisch am 
Computer gemacht wird, wurde damals zumeist vom Drucker 
bei der Endmontage erledigt. Es ist daher durchaus wahr- 
scheinlich, daB dem Drucker die hier diskutierte Panne pas- 
sierte, daB also beim Versuch der AusweiBung der uner- 
wunschten Stempel die dem Drucker einzig vorliegende Do- 
kumenten-Kopie beschadigt wurde. Der Drucker jedenfalls 
hatte keinen Zugriff auf das Original oder eine weitere Foto- 
kopie davon gehabt, sehr wohl aber zur Technologie, flugs 
eine neue (fehlerhafte) Abschrift anzufertigen. Wenn er unter 
Termindruck stand und Herr Douglas nicht schnell genug eine 
neue Kopie lieferte - was genau das Szenario ist, das mir 
Herr Douglas mitteilte -, so scheint die Notlosung „Neutip- 
pen" (ob mit Schreibmaschine oder Computer sei dahinge- 
stellt) durchaus plausibel zu sein. 

f) Herr Douglas ist des Deutschen recht gut machtig und wiir- 
de bei einer einfachen Abschrift die Grammatik-Fehler hochst 
wahrscheinlich nicht begehen, sehr wohl denkbar ist dies aber 
von einem des Deutschen nicht machtigen Drucker. 

g) Herr Bender gab an, nach 12 Jahren wirklich nicht mehr zu 
wissen, woher diese von ihm angeforderte manipulierte Fas- 
sung kam. Er habe sie nicht als Originalfassung angesehen, 
sondern nur als inhaltstreue Wiedergabe des Originals (auch 
wenn die Bildunterschrift unglucklicherweise von einem 
„Original" spricht). Seine Angabe, er habe sie von Herrn 
Douglas erhalten, basiere nicht auf einer konkreten Erinne- 
rung, sondern auf einer bloBen Annahme, zumal er als Verle- 
ger die zur Abbildung kommenden Dokumente und Fotos 
immer von den jeweiligen Autoren der entsprechenden Bei- 
trage erhalte. 

Womit wieder einmal bewiesen ist, daB Zeugenaussagen nach 
vielen Jahren mit Skepsis zu begegnen ist. 
Wenn man einmal davon ausgeht, daB sich Roger Bender 
nicht mit Peter Stahl verschworen hat, um eine Falschung zu 
decken, dann laBt sich mit Sicherheit zumindest sagen, daB es 
das „Original" dieses Dokuments zuerst gab und daB die „Ab- 



schrift" auf Anforderung Roger Benders erstellt wurde - von 
wem auch immer. 

Doch nun von der Dokumentengeschichte zum von Mark 
Weber lacherlich gemachten Inhalt des Dokuments. Eine aus- 
fuhrliche Recherche zum Thema des Schicksals Hitlers bei 
Kriegsende im Internet ergibt rasch, daB die offizielle Version 
vom angeblichen Selbstmord, der Einascherung, Auffindung 
und erfolgreichen gerichtsmedizinischen Identifizierung Hit- 
lers durch die Russen durchaus zweifelhaft ist. Jedenfalls sind 
alternative Theorien liber das Schicksal Hitlers wesentlich 
verbreiteter und sozial akzeptabler als die ja auch von Mark 
Weber vertretenen radikalen revisionistischen Thesen von der 
Nichtexistenz der Gaskammern oder einer Ausrottungspolitik 
gegen die Juden. Jeder kann diese Recherchen selbst durch- 
fiihren, so daB ich mich hier nur auf einen Aspekt konzentrie- 
ren will: Die angebliche von den Sowjets durchgefuhrte Ob- 
duktion der Uberreste Hitlers. 1 994 unterzogen vier franzosi- 
sche Mediziner den sowjetischen Obduktionsbericht einer 
kritischen Analyse und kamen darin zu dem Urteil, daB es 
sich bei den aufgefundenen Uberresten unmoglich um jene 
Hitlers gehandelt haben kann, und daB die sowjetischen Me- 
diziner offenbar unter Druck von ganz oben standen, 6f- 
fentlich zu erklaren, die so lang ersehnte Kriegstrophae „Lei- 
che Hitler" sei tatsachlich erbeutet worden. 53 
Es macht historisch gesehen eigentlich keinen Unterschied, 
ob Hitler nun nach Spanien entkam und dort nach wenigen 
Jahren in Einsamkeit starb und irgendwo beerdigt wurde, 
oder ob er in den Ruinen Berlins umkam. Jedenfalls ist eine 
solche These weniger radikal und umwalzend als die, es ha- 
be im Dritten Reich keine Massenvernichtung von Juden 
gegeben. 54 Trotzdem machen sich sowohl Weber als auch 
Irving iiber Douglas' These lustig, ahnlich wie sich die 
Gegner des Revisionismus iiber die revisionistischen The- 
sen lustig machen, und ignorieren die ihrer eigenen Ansicht 
entgegenstehenden Argumente. Ich gehe jede Wette ein, daB 
Weber eine Diskussion der Argumente fur und wider eine 
erfolgreiche Flucht Hitlers niemals in den Spalten „seines" 
Periodikums erlauben wiirde. Es mag ja sein, daB Mark 
Weber mit seiner Ansicht recht hat, die These einer Flucht 
Hitlers sei falsch - ich selbst neige ebenfalls zu dieser An- 
sicht. Ein Wissenschaftler aber, und vor allem ein revisioni- 
stischer, sollte wissen, daB die Wahrheit nur dort bestehen 
bzw. entdeckt werden kann, wo bestehende Thesen kritisiert 
und neue auf offentlichen Podien gepriift werden. Webers 
Zensurverhalten jedenfalls ist mit der eines revisionistischen 
Historikers und Verlegers unvereinbar. 

5. Stahls Kontakt mit Gestapo Muller und Crowley 
Mark Weber halt es fur iiuBerst unwahrscheinlich, daB 
Gestapo Muller, wenn er sich denn tatsachlich in den USA 
unter strengster Geheimhaltung und in Anonymitat aufgehal- 
ten hatte, zu einer so unwichtigen Person wie Peter Stahl 
Kontakt aufgenommen und zu ihm eine tiefgehende Bezie- 
hung aufgebaut hatte. Auch halt es Weber fur unglaubhaft, 
daB ein Top-Mann des CIA wie Robert T. Crowley jemals 
dem Niemand Stahl seine intimsten Geheimnisse anvertraut 
und auBerst geheime und sensible Dokumente iibergeben hat- 
te. Die Ahnlichkeit von Sprache, Stil, Themenwahl, Blick- 
winkeln und im Zynismus zwischen Peter Stahl und dem, was 
Gestapo Muller in Stahls/Douglas' Biichern ausfuhrt, ist fur 
Weber ein Indiz dafur, daB dies alles von Stahl selbst erfun- 
den wurde. 



280 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



Weber hatte recht, wenn Stahl fur Gestapo Miiller und Robert 
Crowley ein Niemand gewesen ware. Aber dem war eben 
nicht so, wenn man Stahls Ausfuhrungen folgt. Stahl und 
Miiller waren demnach erstens aus gleichem Holz geschnitzt, 
und Crowley war zusammen mit dem heute noch lebenden 
Colonel Critchfield derjenige, unter dem Miiller nach dem 
Kriege in den USA fur den CIA arbeitete. Hatte sich Mark 
Weber durch sein antagonistisches Verhalten Peter Stahl nicht 
zum Feind gemacht, so ware ihm womoglich auch eine Kon- 
taktaufnahme mit engen Freunden und Bekannten Stahls er- 
moglicht worden, die mir die langjahrige Freundschaft Mul- 
lers mit Stahl aus eigenem Erleben bestatigten, wie auch die 
ausfuhrlichen Kontakte zwischen Stahl und Crowley. Ohne 
danach gefragt zu haben, oder womoglich gerade weil ich an- 
fangs nicht standig und aufdringlich nach Beweisen frug (weil 
mich dies alles anfangs ehrlich gesagt einfach nicht interes- 
sierte), wurden mir diese Kontakte und Gesprache schlieBlich 
ermoglicht. 

Ich stimme mit Mark Weber und anderen Historikern darin 
iiberein, da(3 es schade ist, da(3 ausgerechnet Peter Stahl all 
diese Kenntnisse und Dokumente erhalten hat, derm wegen 
seiner Unfahigkeit und seines Unwillens, wissenschaftlich zu 
arbeiten und ein hohes, der Wahrheit, Exaktheit und Uber- 
priifbarkeit verpflichtetes Ethos aufrechtzuerhalten, werden 
die von Stahl publizierten Werke immer einen hochst zwei- 
felhaften Ruf haben. 

Bewertung 

Es ist meiner Ansicht nach kein Zufall, dafi Mark Weber und 
David Irving quasi im Gleichschritt und mit den gleichen 
schmutzigen Waffen gegen Gregory Douglas/Peter Stahl zu 
Felde ziehen. 

In mehreren Telefongesprachen erlauterte mir Herr Weber, 
die Tatsache, da(3 Gregory Douglas nachweislich in einigen 
Fallen Unwahrheiten verbreitet habe, mache fur ihn alles, was 
Douglas sage und schreibe, unglaubhaft. Seine Pauschalver- 
werfung frei nach dem Motto „Falsus in uno, falsus in omni- 
bus" ist jedoch wissenschaftlich nicht haltbar. Als Revisionist 
weiB Weber, dafi ein „Augenzeuge" des Holocaust nicht nur 
Liigen verbreiten, sondern auch ehrliche Irrtiimer begehen 
und immer auch ein Kern von Wahrheit in seinen Aussagen 
stecken kann. Die Aufgabe des Revisionisten ist nicht, eine 
Aussage als „Luge" komplett zu verwerfen, nachdem man ei- 
ne Unrichtigkeit entdeckt hat, sondern den wahren Kern von 
Irrtumern, Verzerrungen, Ubertreibungen und schlieBlich 
auch absichtlichen Liigen zu trennen. Das gleiche gilt auch 
fur Gregory Douglas/Peter Stahl. 

Meine eigene Kritik an Gregory Douglas/Peter Stahl 

Peter Stahls Versteckspiel hinter allerlei Pseudonymen wird 
langsam wirklich lacherlich. Wenn er sich dazu durchringt, ab 
jetzt alle seine Schriften unter dem Namen Gregory Douglas 
zu veroffentlichen, um den einmal eingeschlagenen Weg wei- 
ter zu beschreiten, so ist das akzeptabel. Es wirkt aber nur 
noch lacherlich, wenn er versucht, sich hinter dem schmalen 
Riicken seines Sohnes zu verschanzen, zumal er es doch nicht 
lassen kann, seine wahre Identitat immer wieder preiszuge- 
ben. 

Sein ungebremstes Mitteilungsbedurfnis hat den Nachteil, dafi 
ein mit ihm geteiltes Geheimnis hochstens zwei Stunden ein 
Geheimnis bleibt. Andererseits hat dies freilich auch den Vor- 
teil, dafi man iiber ihn und seine Machenschaften letztlich 



doch alles herausbekommt. Man muB ihm nur geduldig zuho- 
ren. Auf diese Weise stellt man auch bald fest, dafi er es bei 
seinen endlosen Geschichten mit der Wahrheit nicht immer so 
genau halt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er sich in Wi- 
derspriiche verheddert. Nach einigen solcher Vorfalle wurde 
ich ihm gegeniiber sehr kritisch und bestand auf dokumentari- 
sche Belege fur seine Behauptungen, sofern sie historisch re- 
levant oder zur Bewertung der Glaubwiirdigkeit seiner Anga- 
ben ausschlaggebend sind. Insbesondere hinsichtlich seiner 
historischen Ausfuhrungen iiber Gestapo-Miiller legte ich 
Wert darauf, die Dokumente direkt von der von ihm angege- 
benen Quelle zu bekommen, nicht aber von ihm selbst. 
Stahl hat niemals eine akademische Ausbildung genossen und 
hat nie im wissenschaftlichen Stile publiziert. Da leider auch 
der Verleger seiner Gestapo-Bucher keine Erfahrung mit hi- 
storischen Werken hatte, sind die Gestapo-Bucher handwerk- 
lich schlecht gemacht. So gibt es fur die vielen von Stahl/ 
Douglas gemachten Behauptungen keine Quellenverweise, 
und die summarischen Bibliographien sind nur von begrenz- 
tem Wert. Um diesen Werken Glaubwiirdigkeit zu verleihen, 
muBten sie komplett iiberarbeitet werden. 



-s>- 

gngtAjg and CQiaLHSlMS i All investigations intj tne fate of Martin 
Boraann indicate that this individual vanished in Berlin en or about 
the 1st of Hay, l?itS. Authorities consulted by this agency directly 
and indirectly in the preparation of this report have been; 193 CICj 
British m6 and the confidential files of the Soviet Prosecutor for 
Mia International Military Tribunal s 

US end British agencies have no sp ecific information about the 
survival or daath of Martin Borgann . The Soviets have had and maln^ 
tain absolute conti-ol over both the former Nasi government centers 
Ln Berlin and Boat key witnesses. They have so far declined any sub- 
stantive: asai stance to Qutslda investigative a s eniles * 

Confidential Soviet records of their investigative actions ro- 
vsal the following i 

1* At the time of the capture of tbe Belch Chancellery during 
the first week of May, 2nd througb tne flthj special taaas of Soviet 
military and police Investigators unearthed two bodies from the 
garden ere**' 

2. Che body was purported to be that of Adolf Hitler and the 
other that of Martin Boraann. 

3* The Hitler corpse bore strong physical resemblence to Hitler; 
was dressed in his uniform and had been shot ancs in the forehead. 

li. The Borwann corpse hod a badly disfigured head /taking identi- 
fication impossible. It was dresBed ln an original uniform of Bormann 
and had authentic Boroann papers ln the pockets. 

S* Extensive forensic investigations carried out by Soviet ex*. 
perts at the specific orders of Stalin disclosed that the allayed 
Hitler corpse was that of a younger, shorter double while tbe Bormann 
corpse was that of a larger nan. In this case, the uniform coat Was 
Wade for a swaller wan and did not fit the body, 

6. The Hitler body was jartially cremated and than, on orders 
from Stalin, sent to Moscow. The Bormann hody was photographed and 
folly cremated ■ A study by our experts of both the Soviet reports and 
the photographs of tha remains concludes that neither corpse waa 
authentic. 

7. The Soviets are now absolutel y convinced that these bodies 
were left to provide a lalae'TV*!! for investigators. ?ha entire 
physical area of the Chancellery was probed and excavated by the 
Soviet special teams without tha discovery of any othar bodies or 
forensic evidence . 

It is concluded, therefore} that martin Bormann did in fact es - 
cape froo Serlln In May of 1PL5 and is still at lar ge* 

O.H. Nordon 
.JP'.., AC 

Special Assistant to 
OHM As Ma]. Can. ,."». J. Donovan 



Nuremberg, 3 November, \3h$ 



Typische Stahl-Arbeitsweise: Er erhielt diese neunte Seite 

eines Dokuments iiber den Verbleib Hitlers aus den US 

National Archives, hat aber keinerlei Referenz mehr. Nun 

kann der skeptische Forscher in den Abermillionen von 

Dokumenten fleiliig suchen gehen... 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



281 



Irving kritisierte Stahl, weil er viele Versprechungen mache, 
einem Dokumente zukommen zu lassen, diese aber nie halte. 
Dem kann ich teilweise zustimmen. Allerdings ist der Grund 
nicht, wie Irving vermutet, daB Stahl diese Dokumente nicht 
hat, sondern der Umstand, daB seine Wohnung sehr unordent- 
lich ist; seine Garage, in der die meisten seiner Dokumente 
und Bucher lagern, konnte bisher am besten als Miillhalde be- 
schrieben werden, auf die er einfach alle seine Dokumente 
und Bucher wahllos ausgekippt hatte. Nach mehreren Besu- 
chen im Hause Stahl und vielen Versuchen, ihn dazu zu be- 
wegen, Ordnung zu schaffen, damit er seine Sachen findet, 
kann ich nach 18 Monaten endlich einen Teilerfolg vermel- 
den: Dazu ermuntert, seine vielen historischen und biographi- 
schen Behauptungen niederzuschreiben und zu belegen, fangt 
er nun endlich an aufzuraumen, zu organisieren und seine 
Dokumente tatsachlich zu finden. 

Nach monatelangen Kampfen, Peter Stahl zum erfolgreichen 
Bedienen von Schreibmaschine oder Computer zu bewegen, 
ist mir auch klar geworden, daB jeder Vorwurf, Peter Stahl 
habe jemals selbst ein Dokument falschen konnen, vollig ab- 
surd ist. Er mag aufgrund seiner Kontakte aus der Zeit als 
Dokumenten- und Devotionalienhandler Leute kennen, die so 
etwas machen konnten. Er selbst ist aber im Umgang mit Pa- 
pier und Schreibgeraten jedweder Art dermaBen unbeholfen, 
daB es mich jedesmal auf die Palme treibt, wenn ich von ihm 
auch nur einen einfachen Text geschrieben haben mochte. 
Irving ist im Unrecht, wenn er behauptet, Stahl habe eine 
Sucht, als Schriftsteller und Historiker anerkannt zu werden. 
Irving beschreibt sich da wohl eher selbst. Peter Stahl hat lei- 
der einen zu wenig ausgebildeten Trieb, ernst genommen zu 
werden. Er geht seine Themen mit der Gelassenheit eines 
Zeitzeugen an, der davon iiberzeugt ist, daB das, was er 
schreibt, wahr ist. Ob ihm jemand glaubt, daB er zwanzig Jah- 
re mit seinem besten Freund Heinrich Miiller verbracht hat, 
oder daB er mit seinem jetzigen jungen Freund Aaron Johnson 
zusammen den Goldschatz des Odilio Globocnik im WeiBen- 
see in Osterreich barg, 55 ist ihm schnurzpiepe. Es interessiert 
Peter Stahl kaum, ob ihm jemand glaubt, daB Miiller und Glo- 
bocnik nach dem Krieg in den USA waren. Er war dabei, und 
er hat den Goldschatz verscherbelt und aus dem Gewinn eine 
Zeit lang wie Gott in Frankreich gelebt. Punktum. Sich mit 
Ignoranten vom Schlage eines Weber oder Irving herum- 
zuschlagen, die sich noch nicht einmal die Miihe machen, die 
von ihm zitierten Dokumente in den angegeben Archiven 
selbst einzusehen, ist fur Stahl pure Zeitverschwendung. 
Die Gelassenheit, mit der Stahl diese Dinge vorbringt, und die 
dokumentarischen und materiellen Beweise, die er einem vor- 
legt, so wie die Augenzeugen-Beweise seiner engen Freunde, 
die sich voll mit dem decken, was Stahl mitteilt, all das eroff- 
net Stahl nur dem, der zu seinem Herzen vorgedrungen ist, 
aber bestimmt nicht jenen, die ihn fortwahrend bosartig als 
Kriminellen, Liigner, Falscher und Betriiger verleumden. 
Peter Stahl hat einen schrecklichen Ruf, gegen jene, die ihm 
das Leben schwer machen, riicksichtslos vorzugehen und ihre 
wirtschaftliche und soziale Existenz mit vollig legalen, aber 
sehr wirksamen Methoden zu ruinieren. Als ausgebildeter 
Agent mit vielen einfluBreichen Verbindungen hat er dazu al- 
le Fahigkeiten und Moglichkeiten. Er scheint aus diesen pri- 
vaten Fehden leider Gottes viel Genugtuung zu ziehen. Es 
ware wunschenswert, wenn er sich mehr konstruktiven Pro- 
jekten zuwendete. 



Zusammenfassung und Ausblick 

Da ihm David Irving und mit ihm im Schlepptau Mark Weber 
nun den Krieg erklart haben, wird Stahl wohl leider nicht eher 
ruhen, bis beide wirtschaftlich und sozial vollig ruiniert sind. 
Mein Versuch, Irving dazu zu bewegen, seine Angriffe gegen 
Stahl einzustellen, so daB Stahl im Gegenzug auch seine An- 
griffe gegen Irving einstellen wiirde, schlug fehl. 
Die Beweislage zeigt eindeutig, daB Peter Stahl zeit seines 
Lebens bei der Aufklarung von Falschungen, der Verfolgung 
von Falschern und bei der Aufdeckung von Dokumentendieb- 
stahlen und der Festsetzung von Dieben beschaftigt war. Bei 
dieser Tatigkeit bewegte er sich aber auch haufig in der Grau- 
zone halblegaler oder zumindest anriichiger Aktivitaten, was 
der Hintergrund des MiBtrauens ist, das ihm von vielen Seiten 
entgegenschlagt. Stahl hat nie das Licht der Offentlichkeit ge- 
sucht, und erst nach seiner Pensionierung wandte er sich der 
Veroffentlichung historischer Bucher zu. Die in seinen Schrif- 
ten verbreiteten Thesen hatten die Revisionisten eigentlich zu 
regen Diskussionen anregen miissen. Statt dessen aber wurde 
Peter Stahl einer Rufmordkampagne unterzogen, die die 
Wahrheit liber ihn in grotesker Weise auf den Kopf stellt. 
Diese Kampagne wird angefuhrt von David Irving, dem - laut 
Ch. Hamilton - Peter Stahl Mitte der 90er Jahre im Zusam- 
menhang mit dubiosen Praktiken Irvings gehorig auf die Ze- 
hen trat. 

Jeder, der Irving personlich kennengelernt hat, weiB nur zu 
gut, daB dieser britische Historiker sehr schlechte Manieren 
hat. Die hier dargestellte moralische Niedertrachtigkeit und 
Falschheit Irvings kann niemanden ernsthaft iiberraschen, der 
ihn kennt. 

Peter Stahl unternahm nichts gegen Irving, als dieser dessen 
Gestapo-Bucher zu verhindern suchte. Als Irvings Diffamie- 
rungen sich jedoch auf sein neues Buchprojekt iiber die Er- 
mordung Kennedys auswirkte, entschied Stahl, sich mit Ar- 
gumenten zu verteidigen. Die darauf von Irving losgetretene 
iible Schmutzkampagne gibt meiner Ansicht nach Peter Stahl 
ein Recht auf Selbstverteidigung. 

Peter Stahl ist eine reiche Fundgrube sowohl an historischen 
Kenntnissen als auch Dokumenten. Er hat zudem sehr viele 
weitreichende Beziehungen, die jedem Verleger und Forscher 
in vielerlei Hinsicht - finanziell, organisatorisch, thematisch - 
auBerordentlich niitzlich sein konnen. Man sollte Stahl nicht 
alles glauben, was er sagt und schreibt, denn kritische Fahig- 
keiten sind bei ihm als Nichtwissenschaftler nicht sonderlich 
ausgebildet. Es war aber dumm von Mark Weber als Direktor 
des IHR, diese fruchtbare Goldgrube vorsatzlich zu verschiit- 
ten und sich sodann aggressiv gegen Stahl zu wenden. 
Ich jedenfalls werde versuchen, diese Quelle kritischen Auges 
zuganglich zu machen und zu halten, wie auch, die Handlun- 
gen Peter Stahls zu maBigen, um den Schaden zu mildern, den 
dessen Rachsucht verursachen kann. 

Nachwort 

Mark Weber schrieb mir Mitte Juni, er hoffe nur, daB ich von 
Peter Stahl gut bezahlt wiirde. Was ist das fur eine Geisteshal- 
tung, die andere Auffassungen nur dadurch zu erklaren ver- 
mag, indem sie annimmt, die Trager dieser Auffassungen 
miiBten gekauft worden sein? Tatsachlich habe ich von Stahl 
keinen einzigen Cent erhalten, und auch nicht von irgendei- 
nem seiner Freunde. Ich bin nicht kauflich. 



282 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



Anmerkungen 

1 Hgg. von Riidiger Kammerer und Armin Solms, Cromwell Press, London 
1993; 2. Aufl.: Castle Hill Publishers, Hastings 2001. 
Unter dem Pseudonym Ernst Gauss, Grabert, Tubingen 1993. 
Unter dem Pseudonym Ernst Gauss, Grabert, Tubingen 1995. 
online: www. vho.org/D/ggml/index. html 

5 »Die Gestapo-Miiller-Fdlschung«, Staatsbriefe 7(5-6) (1996), S. 68-71; 
online : www. vho . org/D/Staatsbriefe/Werner7_5 -6 . html 

' Gregory Douglas wird dies beizeiten wohl selbst tun, vgl. seine Website 
www.gregorydouglas.com 
online: www. vho. org/D/ggm2/index. html 

Gestapo Chief. The 1948 Interrogation ofHeinrich Midler, Bender Pu- 
blishing, San Jose, Kalifornien, Bd. 1-3 (1995, 1997, 1998); Muller 
Journals. The Washington Years, Bd. 1: 1948-1950, ebenda, 1999. 

9 AG Starnberg, 1 1 Js 24942/96; AG Starnberg, 1 1 Js 4458/97. 

Eine davon ist der Umstand, daB sein Apartment sehr unordentlich ist. 
Sein „B(icherei" und sein „Archiv" besteht aus einer Garage, in der er all 
seine Biicher, Dokumente und Schriftstiick hineingekippt(l) hat. Ein gi- 
gantischer Haufen chaotischen Papiers! 

" Fakes & Frauds Of The Third Reich, Selbstverlag, 1969. Die zwei Bande 
zirkulierten nur im Devotionalienmarkt. 

1 Basic Nazi Swords and Daggers (1969), The Afrikakorps (1972), Kreta: 
the German invasion of Crete, 20.5.41-2.6.41 (1972), Kriegsmarine; 
uniforms, insignia, daggers & medals of the German Navy, 1935-1945 
(1972), A History of the Fallschirmjdger troops, Uniforms and Insignia 
of the German Luftwaffe, und Panzer. German Amror 1935-1945 (Jahr 
unbekannt). Nur die mit Jahreszahlen angegebenen Werke konnte ich in 
amerikanischen Nationalbibliothek Library of Congress ausfmdig ma- 
chen. Es sind alles im Selbstverlag ohne ISBN-Nummern veroffentlichte 
Biichlein und Broschiiren. 

Vgl. Stahls Artikel »Auguste Rodin: Anatomy of a Fraud«, 
www.peterstahl.com/douglas/Rodin.html; Superior Court of California, 
County of Santa Clara, 22.12.1978, ref. 405954. 
Einer dieser Briefe wurde laut Stahl im Magazin The Connoisseur als 
Leserbrief abgedrackt. Die ortliche Universitatsbibliothek hat allerdings 
nur eine unvollstandige Sammlung dieser Zeitschrift, so daB ich dies bis- 
her nicht bestatigen konnte. Der Vorgang wird aber durch Artikel in der 
Lokalpresse von Palo Alto und San Francisco (Palo Alto Times, SF 
Chronicle) bestatigt, vgl. den in Anm. 14 genannten Online-Artikel. Ro- 
din schien uberhaupt ein beliebtes Objekt von Falschungen gewesen zu 
sein, vgl. Lillian Browse, »False castings of Rodin bronzes«, The Bur- 
lington Magazine, 129 (12) (Dez. 1987), S. 807f; Sylvia Hochfield, 
»Cast in doubt«, Art News, 88(2) (Feb. 1989), S. 108-1 15; P. Rowlands, 
»Founderingfoundry«, Art News, 94(1) (Jan. 1995), S. 42. 

15 Vgl. FAZ, 10.1.1988; SZ, 17.2.1988; Berliner Morgenpost, 21.3.1989; 
Die Welt, 28.2.1988; New York Post, 5.3.1989; FAZ 16.3.1989. Engli- 
sche Ubersetzungen dieser Artikel befinden sich online: 
www.peterstahl.com/douglas/FourthReich.html. Stahls zentrale Rolle bei 
der Auffindung von Diebesgut und Tatern wird von OStA Detlev Mehlis 
bestatigt: StA beim Kammergericht, Elssholzstr. 30-33, D-10781 Berlin- 
Schonefeld; 030-21 78 27 01. 

Autor des Werks Adolf Hitler als Maler und Zeichner, Gallant Verlag, 
Zug/Schweiz, 1983. Das Buch enthalt laut Aussage Stahls auch einige 
Falschungen. 

Siehe diesbeziiglich auch Robert Harris, Selling Hitler, Pantheon Books, 
New York 1986. 

Einige seiner Werke: Collecting Autographs & Manuscripts, Univ. of 
Oklahoma Pr., 1961; Big Name Hunting, Simon & Schuster, 1973; The 
signature of America: afresh look at famous handwriting, Harper & 
Row, 1979; Great Forgers and Famous Fakes, Crown Pub., 1980; 
Auction Madness, Dodd Mead, 1981; In Search of Shakespeare: A Re- 
connaissance into the Poet's Life & Handwriting, Harcourt Brace, 1985; 
The Book of Autographs, Simon & Schuster, 1987; The Hitler Diaries: 
Fakes That Fooled the World, Univ. Press of Kentucky, 1991. 
Bender Publishing, San Jose, California. Dies ist der gleiche Verleger 
wie jener der Gestapo-Miiller Biicher. 

Wie der Verleger Hamiltons, Roger Bender, mir berichtete, erhielt er von 
Charles Hamilton ein Schreiben ahnlichen Inhalts. 

21 Hodder & Stoughton, London 1977. 

2 Bezglich seiner zeitgeschichtlichen Werke vgl. z.B.: Donald S. Detwiler, 
Charles B. Burdick, Jiirgen Rohwer (Hg.) World War II German military 
studies: a collection of 213 special reports on the Second World War 
prepared by former officers of the Wehrmacht for the United States Ar- 
my, Garland Pub., New York 1979; Germany's military strategy and 
Spain in World War II, Syracuse University Press, Syracuse, NY, 1968. 



Vgl. www.peterstahl.com 

Vgl. www.peterstahl.com/douglas/IrvingCP.html 
22.6.1995, vgl. sein Tagebuch online: 
www.fpp.co.uk/docs/Irving/Peter_Stahl/diary_extracts.html 
www.fpp.co.uk/docs/ReadersLetters/Observer230496.html 
15.2.1997, www.fpp.co.uk/docs/Irving/Peter_Stahl/diary_extracts.html 
www.fpp.co.uk/ActionReport/AR14/RadDi3.html 
G. Douglas, Regicide. The Official Assassination of John F. Kennedy, 
Monte Sano Media, Huntsville, Alabama, 2002. 
www. gregorydouglas.com; www.peterstahl.com 
www.fpp.co.uk/docs/Irving/Peter_Stahl/index.html 
www.crow96.20m.com 

Kontakt-Email der Website www.crow96.20m.com 
Dieser Name steht unter einem Artikel iiber Irving, der fast identisch ist 
mit jenem aufwww.gregorydouglas.com ausgestellten, ist dort aber mit 
dem Namen G Douglas gezeichnet. 

Dieser Name steht unter einem Artikel iiber Rodin-Falschungen, der 
identisch ist mit jenem aufwww.gregorydouglas.com ausgestellten, ist 
dort aber mit dem Namen G Douglas gezeichnet; vgl. 
www.fpp.co.uk/docs/Irving/Peter_Stahl/alias_McAlister.html 
Crowley: vgl. die Todesanzeige in der Washington Post vom 10.10.2000, 
S. B6; www. montesanomedia.eom/b/l-59148-297-6/wp. html; C. Crow- 
les, A. Johnson, Z. Mehlis: ich kenne die Herren personlich; F. Thayer: 
Prof, an der Universitat Neu-Mexiko, vgl. 

www.nmsu.edu/~journali/faculty/thayer/index.html; Norwood Burch: 
unbekannt; Richard Mundhenk: dies ist Richard Mundshenk, der von Ir- 
ving selbst als ein Geschaftspartner Roger Benders identifiziert wurde, 
vgl. www.fpp.co.uk/docs/Irving/Peter_Stahl/data280299.html 
www.fpp.co.uk/docs/Irving/Peter_Stahl/JFK_Author.htrnl 
www.fpp.co.uk/docs/Irving/Peter_Stahl/data280299.html 
www.fpp.co.uk/Letters/hate/Peterl 10602.html 
www.fpp.co.uk/docs/Irving/RadDi/2002/100602.html 
Vgl. hierzu das in der Abbildung wiedergegebenen Vorstrafenregister 
und die Sterbeurkunde. 

www.fpp.co.uk/docs/Irving/Peter_Stahl/diary_extracts.html 
Irving hatte Stahl am 14.7.1980 dieses Rommel-Bild versprochen, vgl. 
dessen Tagebucheintrag, und Peter Stahl besitzt es noch heute! 
»a known criminal and document forger«. »Carto Proposes Document 
Forger for IHR Board of Directors^, homepa- 
ge, mac. com/lsf/news/0 1 0530douglas.html 

Mark Weber, »Not Quite the Hitler Diaries«, Journal for Historical Re- 
view 20(2) (Marz/ April 2001), S. 40. Das Datum der Ausgabe tauscht. 
Tatsachlich erschien diese Ausgabe erst im Herbst 2001, da das JHR in 
den letzten Jahren stets stark verspatet erschien. 
Vgl. seinen Artikel unter dem Pseudonym Karl Kolcheck, Anm. 34. 
In einer in Vorbereitung befindlichen Publikation wird Peter Stahl auf 
die Robin-Hood-ahnlichen, recht humoristischen Hintergriinde seiner 
Verhaftung eingehen, die allerdings nicht zu einer Anklage oder Verur- 
teilung fuhrten, sondern zu seiner letztlichen Freilassung. Da ich dem 
nicht vorgreifen mochte, muB es hier bei dieser Anmerkung belassen. 
Vgl. seinen Quellenhinweis in Band 1, 2. Ausgabe 1999, S. 282; siehe 
auch weitere Dokumente in Band 3 & 4. 
Random House, New York 2001, S. 29 und Anmerkungen. 
Erschienen in The Military Advisor, 1(2), (Friihling 1990) S. 19 (mani- 
pulierte Fassung), und 2(1) (Winter 1990/91), S. 14. 
»It has been over ten years ago that I did those publications so the me- 
mory may be a little vague. I do remember being a little concerned 
using a document marked „secret" and expressed this to th author. He 
then came up with the clean version without markings. « 
G. Douglas, »Blood & Gold«, The Military Advisor, 2(1) (Winter 
1990/91), S. 13. 

E. Laurier, V. Hedouin, D. Gosset, P.H. Muller, »Etude critique medico- 
legale du rapport d'autopsie d'Hitlern (Kritische gerichtsmedizinische 
Untersuchung des Autopsieberichts Hitlers), Journal de Medecine Lega- 
le Droit, 37(1) 1994, S. 65ff; zu bestellen bei CNRS, Fourniture de 
documents, BP 310, F-54515 Vandceuvre Cedex. 

Jedenfalls solange man nicht davon ausgeht, Hitler habe das Dritte Reich 
mit den letzten seiner Getreuen auf dem Mond, dem Mars, in der Antark- 
tis oder im Innern der Erde weitergefuhrt. Aber mit einer solchen phanta- 
stisch-spekulativen, wenn nicht gar paranoiden These hat Douglas An- 
sicht von der Flucht Hitlers nach Spanien auch nicht das Geringste zu 
tun. 

Peter Stahl und Aaron Johnson, ein gelassener junger Mann, haben mir 
ihr Fotoalbum dieser Schatzsuche gezeigt und unabhangig voneinander 
ausfuhrlich dariiber berichtet. 



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283 



»Keine Locker, keine Gaskammer(n)« 

Historisch-technische Studie zur Frage der Zyklon B-Einwurflocher 
in der Decke des Leichenkellers 1 im Krematorium II von Birkenau 

Von Carlo Mattogno 

Als der amerikanische Experts fur Hinrichtungstechnologien Fredrick A. Leuchter 1988 sein beriihmtes Gutachten 
fiber die Gaskammern von Auschwitz und Majdanek einem kanadischen Gericht vorlegte, sorgte er anfanglich fur 
Verwirrung, hatte er doch in seine Konstruktionsplane der Leichenkeller der Krematorien II und III in Auschwitz- 
Birkenau, die angeblich als „Gaskammern" gedient haben sollen, vier Offhungen in der Decke eingezeichnet, 
durch die Zeugenaussagen zufolge das Giftgasprodukt Zyklon B eingeschuttet worden sein soil zur Totung von 
Hunderttausenden von Menschen. Erst in einer spateren Auflage seines Gutachtens fiigte Leuchter dem Anhang 
einen Brief bei, in dem er erlauterte, diese vier Locher seien in den heute noch partiell erhaltenen Ruinen der be- 
sagten Krematorien tatsachlich nicht auffindbar. 

Die Frage der Existenz oder Nichtexistenz dieser Einwurflocher, die erstmals in den siebziger Jahren vom Schwe- 
den Ditlieb Felderer aufgeworfen wurde und ohne die jene Keller nicht wie bezeugt als Hinrichtungskammern hat- 
ten dienen konnen, wird seither immer wieder heftig diskutiert. Am ausfuhrlichsten wurde die Frage bisher von G. 
Rudolf in seinem Rudolf-Gutachten behandelt. Davon inspiriert hat sich Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhun- 
derts der Amerikaner Charles D. Provan zu einer Studie aufgerafft, die nachfolgend von Carlo Mattogno analysiert 
wird. Da Provans Studie vor allem auf Abbildungen der heutigen Decke besagten Leichenkellers fuBt, seine uns 
zur Verfugung gestellten Abziige aber von sehr schlechter Qualitat sind, sahen wir uns nicht in der Lage, diese 
Studie in den Spalten dieser Zeitschrift wiederzugeben. ZusammengefaBt meint Provan, er habe mindestens drei 
Locher in der Decke der Ruine des Leichenkeller 1 von Krematorium II in Birkenau gefunden, die vor etwa 60 
Jahren als Einwurflocher hatte dienen konnen. Daher sei das von Prof. Dr. Robert Faurisson gepragte und von G. 
Rudolf untermauerte revisionistische Schlagwort „No Holes, no Holocaust" (Keine Locher, kein Holocaust) nicht 
haltbar. Carlo Mattogno legt im folgenden dar, daB Provans Ausfiihrungen selbst nicht haltbar sind. Alle seine so- 
genannten Locher sind nachweislich erst bei der Zerstorung des Krematoriums beim Riickzug der deutschen Trup- 
pen bzw. sogar erst nach Kriegsende entstanden. 



1. Einleitung 

Charles D. Provan ist der Verfasser einer Schrift mit dem Ti- 
tel »No Holes? No Holocaust? A Study of the Holes in the 
Roof of Leichenkeller 1 of Krematorium II at Birkenau«. Er 
unterstreicht eingangs die Bedeutung der Frage nach den Zy- 
klon B-Einwurflochern in der angeblichen Menschentotungs- 
gaskammer des Krematorium II von Auschwitz-Birkenau, die 
von der revisionistischen Geschichtsschreibung aufgeworfen 
wurde, beim von David Irving gegen Deborah Lipstadt und 
den Verlag Penguin Books angestrengten Verleumdungspro- 
zeB groBen Widerhall fand und auch von Richter Gray in sei- 
nem Urteil zur Sprache gebracht worden ist. 3 
In seiner Studie analysiert Provan dann die ftinf Serien von 
Beweisen, die von den Anhangern der These von der Realitat 
der Menschentotungsgaskammern von Auschwitz-Birkenau 
allgemein fur das Vorhandensein solcher Einwurflocher ange- 
fuhrt werden, namlich: 

1. Zeugen und fruhe historische Augenzeugenberichte; 

2. Luftfotobeweise fur die Locher in der Gaskammerdecke; 

3. Die Plane des Leichenkellers 1 im Krematorium 2; 

4. Deutsche Kriegszeitaufhahmen des Leichenkellers 1 der 
Krematorien 2 und 3; 

5. Materielle Beweise. 

In der ersten Serie fuhrt Provan 1 6 Zeugenaussagen an, 9 von 
Haupt- und 7 von Nebenzeugen (S. 3-9). 
Er untersucht dann die Aussagen der Nebenzeugen (S. lOf) in 
folgender Reihenfolge: Egon Ochshorn, Dr. Friedmann, Janda 
Weiss, Rudolf Vrba/ Alfred Wetzler, Ota Kraus/Erich Kulka, 



Werner Krumme und Alfred Frank-Griksche. Er gelangt zum 
SchluB, sie seien unzuverlassig. Was die Hauptzeugen betrifft 
- er nennt sie in der Reihenfolge Rudolf H613, Henryk Tauber, 
Karl Schultze, Salmen Lewenthal, Konrad Morgen, Miklos 
Nyiszli, „Paul" Bendel, Josef Erber und Filip Miiller -, bei 
denen es sich durchwegs um „Augenzeugen" handeln soil, 
verzichtet Provan hingegen auf jegliche Analyse; er nimmt a 
priori an, diese Zeugen seien zuverlassig. Doch daran besteht, 
wie wir im folgenden sehen werden, wohlbegriindeter Zwei- 
fel. 

Ubrigens baut Provan seine Argumentation lediglich auf vier 
dieser Zeugenaussagen auf: 

Jener von Henryk Tauber bezuglich der Anordnung und Zahl 
der Zyklon B -Einwurflocher (zwei auf der Ost- und zwei auf 
der Westseite der Decke des Leichenkeller 1); 
Jener von Karl Schultze bezuglich der GroBe der Offhungen 
(25 cm x 25 cm); 

Jener von Konrad Morgen bezuglich der primitiven Wesens- 
art der Einrichtungsausstattungen; 

Jener von Rudolf H613 bezuglich der Umwandlung der Kre- 
matorien in Massenausrottungseinrichtungen ohne Wissen der 
Zentralbauleitung. 

Die anderen Zeugenaussagen dienen ihm zufolge lediglich zur 
Bestatigung dieser vier Hauptthesen. 

Ehe wir Provans Argumente im Detail untersuchen, wollen 
wir die Glaubwiirdigkeit der von ihm zitierten Hauptzeugen 
iiberprufen. 



284 



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2. Provans Hauptzeugen 

Josef Erber 

Diese von Provan zitierte Zeugenaussage ist Gerald Flemings 

Buch Hitler and the Final Solution' entnommen. Fleming 

fuhrt seinerseits Ausziige aus einem Brief an, den ihm Josef 

Erber am 14. September 1981 zugestellt hat. 5 In der ersten 

Auflage des Fleming-Buches, das auf deutsch unter dem Titel 

Hitler und die Endlosung erschien, 6 gibt Fleming den Ori- 

ginaltext des Schreibens wieder: 7 

»In diesen Vergasungsraumen (von Krematorium eins und 

zwei in Birkenau, G.F.) waren je zwei Einschutten: innenje 

vier Eisenrohre vom Fufiboden zum Dach. Dieselben wa- 

ren mit Stahlnetzdraht umgeben, und innen war ein Blech 

mit niedrigem Rand. Daran war ein Draht, mit dem das 

Blech bis zum Dach gezogen werden konnte. Auf jeder Ein- 

schutte war am Dach ein Eisendeckel angebracht. Wurde 

der Deckel gehoben, konnte man den Blechbehalter rauf- 

ziehen und das Gas einschutten. Dann wurde der Behalter 

runtergelassen und der Deckel geschlossen«. 

Was ist eine y>Einschiltte«l Offenbar eine Einrichtung zum 

Einschutten von irgend etwas. Laut dem Text gab es in jeder 

„Gaskammer" der Krematorien II und III zwei »Einschiitten« 

und innerhalb jeder »Einschiitte« vier »Eisenrohre«. Somit 

waren in jeder „Gaskammer" acht »Eisenrohre« vorhanden, 

also Vorrichtungen, die ganz offensichtlich nicht den von 

Tauber beschriebenen entsprechen und von denen man sich 

dazu nicht leicht vorstellen kann, wie sie funktionierten. Dies 

ist schon daraus ersichtlich, daB Provan selbst, um den Text 

verstandlich zu machen, »rooms« (Raume) liest, wo Fleming 

beim Ubersetzen des deutschen Briefs »ducts« (Leitungen) 

geschrieben hat. Doch der Originaltext schlieBt diese Deutung 

kategorisch aus. 

Somit ist die Zeugenaussage Josef Erbers unglaubhaft. 

KONRAD MORGEN 

Provan zitiert zwei von diesem Zeugen abgegebene Erklarun- 
gen (S. 5). Die erste ist Morgens Affidavit vom 13. Juli 1946 
entnommen, dem Dokument SS-65. Der Text lautet wie folgt: 
»In diesem Augenblick trat ein SS-Mann im Gasanzug tiber 
einen aufieren Luftschacht und gofi eine Btichse mit Blau- 
saure in den Raum. « 
Hier geht es um einen einzigen Luftschacht, was im Wider- 
spruch zur von Provan akzeptierten Beschreibung steht. Der 
Ausdruck »Luftschacht« ist auBerdem unpassend, weil die an- 
geblichen Zyklon B-Einwurfoffnungen nichts mit der Ventila- 
tion zu tun hatten. In den Krematorien II und III gab es in der 
Tat einen Beluftungsschacht und einen Entluftungsschacht, 
welche den Leichenkeller 1 mit dem Zug- und Druckgeblase 
im DachgeschoB der Gebaude verband. 8 
Das zweite Zitat ist der Erklarung Morgens beim Pohl-ProzeB 
entnommen. Dort wiederholt er, dafi das Zyklon B durch ei- 
nen »speziellen Schacht« (S. 5) in die „Gaskammer" eingelei- 
tet wurde - also wieder durch eine einzige Vorrichtung. 
Wie zuverlassig dieser Text hinsichtlich der angeblichen 
„Gaskammer" von Auschwitz ist, geht klar aus dem hervor, 
was Morgen anlaBlich der Verhandlung vom 8. August 1946 
beim Niirnberger ProzeB von sich gab: 9 
»Mit ,,Vernichtungs lager Auschwitz" meinte ich nicht das 
Konzentrations lager. Das gab es dort nicht. Ich meine ein 
besonderes Vernichtungslager in der Nahe von Auschwitz, 
als „Monowitz" bezeichnet«. 
Kurz darauf bestatigte er: 10 



»Diese Lastkraftwagen fuhren dann ab. Sie fuhren nicht in 
das Konzentrations lager Auschwitz, sondern in eine andere 
Richtung, in das einige Kilometer entfernte Vernichtungs- 
lager Monowitz. « 
Man konnte zunachst an einen Versprecher denken: Morgen 
dachte an Birkenau, sagte aber Monowitz. Doch nein, er 
dachte wirklich an Monowitz, wie sich folgender Erklarung 
entnehmen laBt: 11 
»Das Vernichtungslager Monowitz lag weit von dem Kon- 
zentrations lager entfernt. Es befand sich in einem weitlau- 
figen Industriegelande und war als solches nicht zu erken- 
nen, und uberall am Horizont standen Schornsteine und 
rauchten.« 
Es besteht in der Tat kein Zweifel daran, dafi sich Monowitz 
und gewiB nicht Birkenau in einem »weitlaufigen Industriege- 
lande« mit vielen Schornsteinen befand. Wenn Konrad Mor- 
gen aber „Augenzeuge" war, wie konnte er dann Birkenau mit 
Monowitz verwechseln! Es scheint mir offensichtlich, dafi er 
uberhaupt nichts gesehen hat, sondern lediglich Gehortes wie- 
dergab - und auch dies noch falsch. Konrad Morgen ist folg- 
lich in der hier zur Debatte stehenden Frage ein absolut unzu- 
verlassiger Zeuge. 

„Paul" Bendel 

Provan zitiert - nach Pressac - die kurze Schrift Les Crema- 
toires. Le Sonderkommando, die mit »Paul Bendel« unter- 
zeichnet ist und in einem 1 946 erschienenen Buch abgedruckt 
wurde 13 Der Autor behauptet dort, die »Gaskammern in je- 
dem der Krematorien II und III« seien »zwei an der Zahl« 
gewesen, und fugt hinzu: 14 
»Aus Eisenbeton errichtet, erweckten sie beim Eintreten 
den Eindruck, die Decke falle einem auf den Kopf herunter, 
so niedrig war sie. In der Mitte dieser Kammern fuhrten 
zwei durchlocherte Rohre mit aufierem Ventil von der Dek- 
ke herab; sie dienten zum Einfuhren des Gases. « 
Provan bemerkt, daB das Vorhandensein zweier Gaskammern 
mit der Erklarung Taubers ubereinstimmt, laut dem »Ende 
1943 die Gaskammer durch eine Ziegelwand in zwei geteilt 
wurde, um die Vergasung kleinerer Transporte zu ermogli- 
chen.« (Provans Anmerkung 20 auf S. 6). 
Somit scheint Bendel Tauber zu bestatigen. Doch so einfach 
liegen die Dinge nicht. Bekanntlich wies der Leichenkeller 1 
der (spiegelbildlich errichteten) Krematorien II und III In- 
nenmaBe von 30 m x 7 m x 2,41 m auf 15 Beim Tesch-ProzeB 
von 1946 gab Bendel an, daB »jede Gaskammer 10 m lang 
und 4 m breit« war und eine Hohe von 1 ,60 m aufwies. An- 
walt Dr. Otto Zippel fragte ihn: 16 
»Sie haben gesagt, dafi die Gaskammern zehn Meter lang 
und einen Meter sechzig hoch waren; ist das richtig? . 
Antwort: Ja.« 
Vorher, am 21. Oktober 1945, hatte Bendel zu Protokoll ge- 
geben: 17 
»Es gab 2 Gaskammern, unterirdisch, jeweils rund 10 m 
lang, 5 m breit und 1,50 m hoch.« 
Doch der Leichenkeller 1 der Krematorien II und III hatte, 
wenn in zwei geteilt, zwei Raume von jeweils 15 m x 7 m x 
2,41 m GroBe ergeben. Wie passen diese MaBe zu den von 
Bendel angegebenen? Man begreift ja, daB eine von bloBem 
Auge vorgenommene Schatzung recht ungenau sein kann, 
doch wie konnte Bendel behaupten, die Decke sei nur 1,50 
oder 1,60 m hoch gewesen? Hier handelt es sich nicht mehr 
um eine Schatzung, denn jeder normal groBe Erwachsene hat- 



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285 



te sich biicken miissen, um in diese fiktiven Raume einzutre- 
ten, wahrend die wirklichen Raumlichkeiten noch 50 bis 80 
cm zwischen Kopf und Decke aufwiesen. Somit kann hier 
kein Irrtum im guten Glauben vorliegen. Doch auch die Un- 
terschiede in bezug auf Lange und Breite sind angesichts der 
geringen Dimensionen des Raums schwer erklarbar. 
Jedenfalls kann Bendel keine 1,50 oder 1,60 m hohe „Gas- 
kammer" betreten haben, weil es solche Raumlichkeiten nicht 
gab; ein Irrtum ist angesichts der krassen Unmoglichkeit sei- 
ner Angaben nicht moglich. Somit ist Bendels Zeugenaussage 
bar jeder Beweiskraft. 

Merkwurdigerweise verliert Bendel kein Wort iiber den soge- 
nannten „Auskleideraum" (Leichenkeller 2), obgleich dessen 
Decke 1 1 cm niedriger war als die des Leichenkellers 1 ! 18 

Mdclos Nyiszli 

Provan zitiert zwei Auszuge aus Erklarungen dieses Zeugen 
(S. 5-6). Die erste stammt vom 28. Mi 1945, die andere vom 
8. Oktober 1946. Nyiszli erwahnt vier »Ventilationsklappen«, 
die oberhalb der „Gaskammer" des Krematorium II in »Be- 
tonkamine« miindeten, die durch »Deckel« verschlieBbar wa- 
ren. In diese „Klappen" wurde »ein Chloringas« eingeworfen. 
1946 publizierte Nyiszli in ungarischer Sprache Memoiren 
mit dem Titel »Dr. Mengele boncoloorvosa voltam az au- 
schwitz-i krematoriumban« 19 (Ich war Dr. Mengeles Anato- 
mie-Arzt im Krematorium von Auschwitz). Das Buch er- 
schien spater in den USA auf Englisch. 20 Hier liefert der Ver- 
fasser u.a. eine Beschreibung des halbunterirdischen Teiles 
des Krematoriums II: 
»Der Raum, in den der Transport eintrat, war ungefa.hr 
200 Yard lang; seine Wdnde waren weifigetiincht, und er 
war hell erleuchtet. [...] Ein SS-Mann bahnte sich einen 
Weg durch die Menge und offnete die Fliigeltiir des gro- 
fien, aus Eichenholz bestehenden Tors am Ende des Rau- 
mes. Die Menge stromte durch diese in einen anderen, 
gleichfalls gut beleuchteten Raum. Dieser zweite Raum 
war von gleicher Grofie, doch gab es weder Bdnke noch 
Haken. In der Mitte des Raumes reichten in Abstanden von 
jeweils 30 Yard Saulen vom Betonboden zur Decke. Es wa- 
ren dies keine Stutzpfeiler, sondern viereckige, aus gewalz- 
tem Eisen gefertigte Rohren, deren Seiten zahlreiche L6- 
cher aufwiesen, wie ein Drahtgitter. [...] Der Sanitatsoffi- 
zier hielt vier griine Kanister aus Eisenblech. Er schritt 
iiber den Rasen, wo, in Abstanden von jeweils 30 Yard 
kurze Betonrohren aus dem Boden ragten. Nachdem er sei- 
ne Gasmaske angezogen hatte, hob er den Deckel der Roh- 
re, der ebenfalls aus Beton bestand. Er offnete einen der 
Kanister und schuttete den Inhalt - ein malvenfarbiges 
granulatformiges Material — in die Offnung. Die granulat- 
artige Substanz fiel wie ein Klumpen auf den Boden. Das 
Gas, das ihr entwich, stromte durch die Locher und fullte 
den Raum, in dem die Deportierten eingeschlossen waren, 
innerhalb weniger Sekunden. Binnen ftinf Minuten war je- 
dermann tot.« 
Im letzten Absatz fehlt in der englischen Ubersetzung folgen- 
der Satz: 27 
»A beszort anyag Cyclon, vagy Chlor szemcses formdja, 
azonnal gdzt fejleszt, amint a levegovel erintkezik!«. 
Zu deutsch: 
»Die eingeschuttete Substanz ist Zyklon oder Chlor in 
Granulatform; das Gas entwickelt sich sofort, wenn es mit 
der Luft in Kontakt gerat!« 



Fassen wir zusammen: Miklos Nyiszli behauptet im Wider- 
spruch zu den Bauplanen und den heute noch existierenden 
Ruinen der Krematorien, der Leichenkeller 2 sei 200 m lang 
gewesen, wahrend seine Lange tatsachlich 49,49 m betrug, 28 
und der - in Wirklichkeit 30 m lange - Leichenkeller habe 
ebenfalls eine Lange von 200 m aufgewiesen! In der „Gas- 
kammer" gab es wohl vier Einrichtungen zur Einfuhrung des 
Zyklon B, doch diese waren 30 m voneinander entfernt - 
insgesamt die ganze Lange des Raums! 

Es mag ja sein, daB die Auslassung dieses Satzes in der engli- 
schen Fassung auf ein Versehen zuriickgeht, doch Tatsache 
bleibt, daB sie eine andere Ungeheuerlichkeit verbirgt: Wie 
jedermann weiB, war der Giftstoff im Zyklon B durchaus 
nicht Chlor, sondern Blausaure. 

Die Beschreibung des Zeugen Nyiszli weist noch viele andere 
unglaubliche Ungereimtheiten auf. Er behauptet beispielswei- 
se, im KellergeschoB des Krematorium II habe es vier Aufzii- 
ge gegeben: 29 

»Vier grofie Aufziige waren hier in Betrieb.« 
Bekanntlich war dort nur ein einziger Aufzug vorhanden. 
Ferner gibt Nyiszli an, im Ofenraum des Krematorium II hat- 
ten 15 einzelne Ofen existiert: 30 

» Jeder dieser 15 Ofen be/and sich in einem roten Ziegel- 

bau. « 
Doch in den Krematorien II und III existierten je 5 Dreimuf- 
felofen, so daB es 5 Ziegelbauten gab und nicht 15. 
Nyiszli behauptet, er habe acht Monate 31 (von Mai 1944 bis 
Januar 1 945) im sogenannten „Sonderkommando" gearbeitet; 
sechs Monate lang habe er in einem Raum im ErdgeschoB des 
Krematorium II gewohnt. 32 Er muBte folglich das Krematori- 
um II perfekt kennen - doch wie konnte er dann in gutem 
Glauben die GroBe der Raume, die Zahl der Aufziige sowie 
der Ofenbauten dermaBen grob unrichtig angeben? Und da er 
Arzt war und angeblich mehreren „Vergasungen" beiwohnte, 
wie konnte er da behaupten, der Giftstoff im Zyklon B sei 
Chlor? 

Es ist somit offensichtlich, daB dieser Zeuge durch und durch 
unglaubwiirdig ist. 33 

Eine letzte Bemerkung. Laut Nyiszli gab es im KellergeschoB 
des Krematorium II eine einzige „Gaskammer", doch laut 
Tauber wurde die „Gaskammer" Ende 1 943 in zwei Teile un- 
tergliedert. Andererseits will Bendel, der seinen Angaben zu- 
folge im Juni 1 944 dem sogenannten „Sonderkommando" zu- 
geteilt wurde, 34 im gleichen Zeitraum zwei „Gaskammern" 
von zehn Meter Lange gesehen haben, wohingegen Nyiszli 
eine „Gaskammer" von zweihundert Meter Lange sah - wie 
lassen sich diese beiden Zeugenaussagen unter einen Hut 
bringen? 

FlLIP MULLER 

Die Zeugenaussage Filip Miillers ist ein wenig spater zustan- 

de gekommen, stammt sie doch aus dem Jahre 1979. Miiller 

schildert die Zyklon-Einfuhrvorrichtung wie folgt: 35 

»Die Zyklon B-Gas-Kristalle wurden namlich durch 

Offnungen in der Betondecke eingeworfen, die in der Gas- 

kammer in hohle Blechsaulen einmundeten. Diese waren in 

gleichmafiigen Abstanden durchlochert, und in ihrem Inne- 

ren verlief von oben nach unten eine Spirale, um fur eine 

moglichst gleichmafiige Verteilung der gekornten Kristalle 

zu sorgen. « 

Diese Beschreibung ist sehr vage: Miiller gibt weder die Zahl 

noch die Dimensionen noch die Lage der Offnungen und Sau- 



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len an. Letzterer Punkt gewinnt noch dadurch an Bedeutung, 
daB Miiller eine vollstandige Zeichnung des Krematorium II 
mit Bildlegende angefertigt hat, die auf dessen „kriminelle" 
Funktion hinweisen. 37 Er hat somit eine ausgezeichnete Chan- 
ce vertan, die Lage der Offhungen in der Decke des Leichen- 
keller 1 zu markieren! 

Von einem Zeugen, der »drei Jahre in den Krematorien und 
Gaskammern von Auschwitz« verbracht haben will, wie der 
Untertitel seines Buches Sonderbehandlung berichtet, wiirde 
man mehr erwarten als diese fade Beschreibung. Doch dies 
uberrascht nicht. Wie ich an anderer Stelle aufgezeigt habe, 
hat Miiller hier, wie auch in anderen wichtigen Punkten seines 
Buchs, nichts anderes getan, als die Erzahlung Miklos Nyiszli 
nach ihrer 1961 in deutscher Sprache in der Munchner Zeit- 
schrift Quick erschienenen Version zu plagiieren! 38 
Im Fall der Einwurflocher hatte Miiller auBerdem die alberne 
Idee mit der Spirale hinzugefugt, als ob die Blausaure sich in 
den wenigen Sekunden hatte entwickeln konnen, welche die 
Granulate zum Niedergleiten durch diese Spirale auf den Kel- 
lerboden benotigt hatte. 

Salmen Lewenthal 

Dieser Zeuge macht noch ungenauere Angaben als Miiller. 

Dem von Provan zitierten Abschnitt (S. 5) kann man noch 

nicht einmal die Anzahl der »kleinen oberen Turen« entneh- 

men. 

3. Die Luftaufnahmen 

In Abschnitt III (S. 12-14) untersucht Provan die wahrend des 
Krieges von der US Air Force hergestellten Luftaufnahmen. 



In einigen dieser Fotos, wie jener vom 25. August 1944, er- 
scheinen auf der Decke des Leichenkeller 1 der Krematorien 
II und III dunkle, irregulare Flecken, die, wie Provan hervor- 
hebt, bereits 1979 von Brugioni und Poirier als »Ojfnungen 
zur Einfuhrung von Zyklon B-Kristallen« gedeutet worden 
sind. Seither werden diese Flecken regelmaBig als „Beweis" 
fur die Existenz von Einrichtungen zur Einschuttung von Zy- 
klon B in die angeblichen Menschentotungsgaskammern an- 
gefiihrt. 

Provan schlieBt sich der Interpretation Brugionis und Poiriers 
nicht an. Er schreibt: 
»Was man auch immer von den verwischten Flecken halten 
mag, es ist - ob sie echt sind oder nicht - unmoglich, sie 
als ,,Luken " zu betrachten.« 
In der Tat stoBt die Deutung Brugionis und Poiriers auf un- 
iiberwindliche Schwierigkeiten. Die erste besteht darin, daB 
diese Flecken keine Schatten sind. Wie Barbara Kulaszka be- 
richtet, sagte Kenneth R. Wilson, Fachmann fur Fotogramme- 
trie und Luft-Geometrie, beim zweiten Ziindel-ProzeB (1988) 
aus, auf dem Luftfoto vom 3 1 . Mai 1 944 seien »die Flecken 
auf dem Dach des Leichenkeller im Krema II flach«; sie be- 
saBen »keine H6he«. Was die Aufnahme vom 25. August 
1944 betrifft, kam er zum SchluB, daB »die Flecken keine 
Schatten waren, doch keine Hohe besafien.« 
Zweitens sind, wie bereits von anderen Verfassern unterstri- 
chen worden ist, 40 auf der Luftaufhahme vom 25. August 
1944 die Flecken auf der Decke des Leichenkeller 1 des 
Krematorium II drei bis vier Meter lang; jene auf der Decke 
des Leichenkeller 1 des Krematorium III weisen eine Flache 
von wenigstens drei Quadratmetern auf. AuBerdem verlauft 




Fotogmfie 1: alliierte Luftaufnahme des Krematorium II von 
Birkenau, 31.5.1944 



Fotografie 2. Die Eisenbetondecke des Leichenkeller 1 im 

Krematorium II von Birkenau im Juni/Juli 1945. Foto von Sta- 

nislaw Kolowca. 



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die Achse samtlicher Flecken in nord-siidlicher Richtung, die 
Achse der Kaminschatten aber in nordostlich-siidwestlicher 
Richtung. SchlieBlich, so fiige ich hinzu, erscheint auf dem 
Foto vom 3 1 . Mai 1 944 beim Leichenkeller 1 des Krematori- 
um II 41 nur ein dunkler Fleck auf der Westseite der Decke 
(vgl. Fotografie 1). 

KREMATORIUM II VON BlRKENAU, 3 1 . MAI 1 944. 

Da feststeht, daB die erwahnten Flecken keine Schatten wa- 
ren, was waren sie dann? Kenneth R. Wilson hat die Hypo- 
these aufgestellt, es handle sich um »Verfdrbungen der Ober- 
fldche auf dem Dach«. 42 John C. Ball meint, es handle sich 
dabei nicht um Verfarbungen auf dem Dach, sondern auf dem 
Negativ, also um spater auf die Filme aufgefalschte Flecken. 43 
Es bieten sich aber noch andere, weniger radikale Erklarun- 
gen an, namlich erstens, daB diese Flecken von irgendwelcher 
flachen Vegetation auf dem Dach hervorgerufen wird, denn 
zur Ktihlung der Leichenkellern befand sich darauf eine Erd- 
schicht. Allerdings erklart dies nicht, warum die Flecken auf 
manchen Luftaufhahmen sichtbar sind, auf anderen aber 
nicht. 

Eine zweite Erklarung konnte darin liegen, daB die auf den 
Kellern liegende Erdschicht zu Reparaturzwecken zeitweise 
entfernt worden war. Die Decke der Leichenkeller 1 der 
Krematorien II und III bestand aus einer 1 8 cm dicken Eisen- 
betonschicht, 44 die durch eine Bitumenschicht vor Regenwas- 
ser geschiitzt war. Das Bitumen seinerseits war durch einen 
diinnen Zementbelag (Estrich) vor atmospharischen Einwir- 
kungen geschiitzt. Es konnte nun sein, daB es zu Verletzungen 
dieser diinnen Betonschicht und damit zu undichten Stellen 
kam, 45 weshalb die Zentralbauleitung anordnete, fur die un- 
umganglichen Reparaturen die auf der Decke lagernde Erd- 
schicht abzutragen. Allerdings wiirde man bei derartigen Erd- 
abtragungen wohl eher mit groBflachigen Flecken rechnen, 
nicht aber mit solchen, die nur maximal einen Meter breit, 
aber mehrere Meter lang sind, und zudem gibt es fur derartige 
Reparaturarbeiten keine dokumentarischen Belege. 
Letztlich besteht die Moglichkeit, daB die Keller zur Zeit der 
Luftaufnahmen gar nicht mit Erde bedeckt waren, und daB es 
sich bei den Flecken um die oben angesprochenen Verletzun- 
gen der obersten Zementschicht selber handelt, die durch das 
an die Oberflache dringende Bitumen nun dunkel gefarbt ist. 

4. Die Plane des Leichenkeller 1 der Krematorien 

Unter Bezugnahme auf Robert Faurissons Entdeckung, daB 
die angebliche Gaskammer auf den Originalplanen des Kre- 
matorium II von Birkenau die Bezeichnung ^Leichenkeller 1« 
tragt, und daB in der Decke dieses Raumes keine Offnungen 
eingezeichnet sind, bemerkt Provan: 
»Obschon diese beiden Entdeckungen wichtig sind, wollen 
wir darauf hinweisen, dafi sie mit einem Verhor uberein- 
stimmen, das vor mehr als 50 Jahren stattfand.« (S. 15) 
Darauf zitiert Provan einen Auszug aus dem Verhor, dem Ru- 
dolf H6B am 1. April 1946 unterzogen wurde. AnschlieBend 
faBt er dieses zusammen und kommentiert es so: 
»Man beachte, dafi Hofi mehrmals aussagte, es sei ihm 
verboten worden, die Judenvernichtung mit irgend jeman- 
dem zu diskutieren. Nach seiner Rilckkehr nach Auschwitz 
begann er Plane fur Ausrottungseinrichtungen auszuarbei- 
ten, indem er den Bauchef (der Bischoff hiefi) instruierte. 
Er befahl Bischoff, den Bau eines grofien Krematoriums in 
Angriff zu nehmen, dessen Plane Himmler zugestellt wur- 



den. Dann iiberlegte er sich, was fur Abanderungen not- 
wendig waren, um das Krematorium in eine Totungsanlage 
umzuwandeln, und schickte seine Aufzeichnungen Himm- 
ler. Die Abanderungen wurden gutgeheifien.« (S. 15f.) 
Zu guter Letzt wurde die „Gaskammer" ^Leichenkeller 1« ge- 
tauft, und die Zyklon B-Einwurfvorrichtungen wurden auf 
den Bauplanen nicht markiert, 
»weil der dafiir verantwortliche Mann nichts von ihrem 
wahren Zweck wissen durfte und sie daher nicht auf den 
Planen eintrug.« (S. 16) 
Provans SchluBfolgerung beruht also auf den Aussagen von 
Rudolf H6B, doch sind diese glaubhaft? Um diese Frage zu 
beantworten, wollen wir zunachst den Hintergrund betrach- 
ten, vor dem sie abgegeben wurden. H6B gab an, er habe den 
angeblichen Ausrottungsbefehl im Juli 1941 von Himmler 
personlich erhalten. 46 Dabei soil Himmler gesagt haben, daB 
»die damals bestehenden Ausrottungs lager in Polen nicht 
in der Lage waren, die ihnen zugeteilte Aufgabe zu bewal- 
tigen. « 
Auf die Nachfrage der Manner, die das Verhor fuhrten, ant- 
wortete H6B dann: 47 
»Es gab drei Lager: Zuerst Treblinka, Belzak [sic] bei 
Lemberg, und das dritte lag etwa 40 km von Kulm. Es be- 
fand sich ostlich von Kulm.« 
Beim dritten „Vernichtungslager" miiBte es sich um Sobibor 
handeln, doch in diesem Fall ist die von H6B gelieferte geo- 
graphische Angabe falsch, denn »Kulm« erinnert an Kulmhof, 
polnisch Chelmno, wahrend die Stadt in der Nahe von Sobi- 
bor Chelm heiBt und von den Deutschen Cholm genannt wur- 
de. Wenn H6B also zu Protokoll gab, Himmler habe ihn in- 
formiert, daB 
»die Lager in Polen sich nicht fur einen Ausbau eigneten, 
und der Grund dafiir, dafi er Auschwitz gewahlt hatte, dar- 
in bestand, dafi es gute Eisenbahnverbindungen aufwies 
und vergrofiert werden konnte«, 
und ihm daraufhin befohlen wurde, 
»mir ein Vernichtungs lager in Polen anzusehen und beim 
Bau meines Lagers die Fehler und die Inefftzienz zu ver- 
meiden, die in dem polnischen Lager auftraten«, 







~ .• p~r* - - - - i - 




Fotografie 3. Die Eisenbetondecke des Leichenkeller 1 im 
Krematorium II von Birkenau im August 2000. © Carlo Mattogno 



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so heiBt dies, daB es im Juli 1941 - laut Himmler - bereits 
drei „Vernichtungslager" gab, namlich Treblinka, Belzec und 
Sobibor, genau wie H6B in seinem Verhor vom 14. Marz 
1946 dargelegt hatte. Damals sagte er: 50 
»Ich erhielt den Befehl, Himmler im Juni [sic] 1941 aufzu- 
suchen, und er teilte mir ungefdhr folgendes mit: Der Fuh- 
rer hat die Losung der Judenfrage in Europa angeordnet. 
Einige sogenannte Vernichtungslager existieren bereits im 
Generalgouvernement (Belzek [Belzec] unweit von Rava 
Ruska (Ostpolen), Tublinka [Treblinka] bei Malina [Malki- 
nia] am Bug sowie Wolzek bei Lublin. « 
Kehren wir zum Verhor vom 1 . April 1 946 zuriick. H6B sagte 
damals, er habe das Lager Treblinka aufgesucht, bevor er in 
Auschwitz seine Ausrottungsanlagen errichtete. Der Zweck 
des Besuchs bestand darin, beim Ausbau seines Lagers »die 
Fehler und die Ineffizienz« Treblinkas zu vermeiden. H6B be- 
schreibt den Ablauf des Ausrottungsprozesses in Treblinka 
genau und fugt hinzu, daB 
»damals die Aktion im Zusammenhang mit dem Warschau- 
er Ghetto in vollem Gange war, und ich sah mir den Vor- 
gang an. « 
Auch diese Aussagen stimmen mit dem uberein, was H6B 
beim Verhor vom 14. Marz 1946 gesagt hatte: 53 
»Ich besuchte das Lager Treblinka im Fruhling 1942, um mir 
ein Bild von den Zustanden zu machen. Folgende Methode 
wurde beim Ausrottungsprozefi angewendet. Kleine Kam- 
mern wurden mit Rohren ausgestattet, um Auspuffgase aus 
Fahrzeugmotoren hineinzuleiten. Diese Methode war unzu- 
verlassig, denn weil die Motoren alten erbeuteten Transport- 
fahrzeugen und Panzern entstammten, versagten sie sehr oft. 
Darum konnte der Zustrom nicht gemdfi dem Plan behandelt 
werden, der die Leerung des Warschauer Ghettos vorsah. 
Nach dem Kommandanten von Treblinka waren 80.000 
Menschen in einem halben Jahr vergast worden.« 
Dasselbe erzahlte H6B auch beim Verhor vom 8. April 
1946: 54 
»lch hatte den Befehl, Ausrottungserleichterungen [offen- 
bar eine falsche Ruckiibersetzung des englischen extermi- 
nation facilities", Ausrottungseinrichtungen] in Auschwitz 
zu schaffen. Zu jener Zeit bestanden drei weitere Vernich- 
tungslager im Generalgouvernement: Belzek, Treblinka 
und Wolzek. Diese Lager befanden sich unter dem Einsatz- 
kommando der Sicherheitspolizei und des SD. Ich besuchte 
Treblinka, um festzustellen, wie die Vernichtungen ausge- 
fuhrt wurden. Der Lagerkommandant von Treblinka sagte 
mir, dafi er 80.000 im Laufe eines halben Jahres liquidiert 
hatte. Er hatte hauptsachlich mit der Liquidierung aller 
Juden aus dem Warschauer Ghetto zu tun. Er wandte Mon- 
oxid-Gas an, und nach meiner Ansicht waren seine Metho- 
den nicht sehr wirksam. Als ich das Vernichtungsgebaude 
in Auschwitz errichtete, gebrauchte ich also Zyclon B, eine 
kristallisierte Blau Saure [sic], die wir in die Todeskammer 
durch kleine Offnungen einwarfen.« 
Somit behauptete H6B, im Juni oder Juli 1941 hatten Belzec 
und Treblinka bereits bestanden, und er habe Treblinka »im 
Fruhling« 1942 aufgesucht, doch vor dem Bau des »Vernich- 
tungsgebdudes« in Auschwitz, d.h. spatestens vor der Inbe- 
triebnahme des sogenannten „Bunker 1", der am 20. Marz 
1942 55 oder, laut Pressac, im Mai 1942 56 in Betrieb genom- 
men worden sein soil. 

Doch wurde Belzec am 17. Marz 1942 57 eroffhet und Treblin- 
ka am 23. Juli 1942. 58 



Da diese beiden Lager 1941 noch nicht existiert haben, sind 
die von H6B Himmler zugeschriebenen Behauptungen falsch. 
AuBerdem kann H6B Treblinka nicht vor Beginn der angebli- 
chen Ausrottungsaktionen in Auschwitz besucht haben, womit 
auch seine diesbezuglichen Angaben unrichtig sind. Die von 
Provan zitierten H6B-Aussagen sind also vor dem Hinter- 
grund offenkundiger historischer Unwahrheiten zu sehen - 
warum sollte man da an ihre Richtigkeit glauben? 
Wenden wir uns nun dem Inhalt der Aussagen von Rudolf 
H6B zu. Er behauptet: 59 
»Ich setzte mich sogleich mit dem Bauchef in Verbindung 
und teilte ihm mit, ich brauche ein grofies Krematorium.« 
Dies soil im Juni oder Juli 1941 geschehen sein, nach der 
Ruckkehr vom Gesprach mit Himmler in Berlin. Doch das er- 
ste Projekt fur ein neues Krematorium, des kiinftigen Krema- 
torium II, wurde am 24. Oktober 1941 vom SS-Untersturm- 
fuhrer Walter Dejaco entworfen, 60 also drei oder vier Monate 
spater, was schlecht zum von H6B verwendeten Adverb »so- 
gleich« paBt. Das zweite Krematoriumsprojekt wurde im No- 
vember 1941 vom Architekten Werkmann vorgelegt, der fur 
das SS-Hauptamt Haushalt und Bauten tatig war, 61 was be- 
weist, daB die Errichtung dieser Anlage durchaus keine ortli- 
che geheime Angelegenheit war. H6B gibt weiter an, er habe 
die Projekte »in Ubereinstimmung mit dem wirklichen 
Zweck« der Anweisungen Himmlers »gedndert«, d.h. die Ori- 
ginalplane so modifiziert, daB eine einfache hygienisch-sani- 
tare Anlage in eine Menschenvernichtungsstatte umgewandelt 
wurde, und die neuen Plane Himmler zugestellt, der sie ge- 
nehmigt habe. 62 

Das definitive Projekt fur ein Krematorium wurde in Au- 
schwitz im Januar 1942 erstellt, 63 doch die erste angebliche 
„kriminelle" Abanderung dieser Plane ist laut Pressac Plan 
2003 vom 19. Dezember 1942. 64 H6B soil also voile zwolf 
Monate abgewartet haben, um die kriminelle Umwandlung 
des Krematoriums in Angriff zu nehmen? Ich sage „in Angriff 
zu nehmen", weil, so Provan, die Offnungen in der Decke des 
Leichenkeller 1 des Krematorium II zwischen Ende Januar 
1943 und Mitte Marz 1943 angebracht worden sein sollen (S. 
18f), so daB H6B mit der Durchfuhrung dieser zur Umwand- 
lung des Lokals in eine Menschentotungsgaskammer unab- 
dingbaren MaBnahme noch wenigstens einen weiteren Monat 
abgewartet haben muBte. Auf diesen wesentlichen Punkt 
komme ich in 6. Abschnitt zuriick. 

Andererseits muB die von H6B aufgestellte Behauptung, er 
habe in Auschwitz Ausrottungseinrichtungen errichtet, 
ohne daB der Chef der Zentralbauleitung davon wuBte, je- 
dem, der Struktur, Funktion und Aufgaben dieses Amtes 
kennt, 65 schlicht ungereimt vorkommen, und dies gilt in 
noch erhohtem MaBe fur die angeblichen „kriminellen" 
Modifizierungen des Krematorium II. Wenn Bischoff 
namlich bereits im Marz oder Mai 1942 den sogenannten 
„Bunker 1" in eine Menschentotungsgaskammer umge- 
wandelt hatte (und im Juni dazu noch den sogenannten 
„Bunker 2"), und wenn spatestens seit dem 4. Juli in bei- 
den Gebauden die Massentotung der Juden in Gang war, 6 
war Himmlers „Geheimnis" in Auschwitz aufgeflogen, 
und Bischoff konnte unmoglich nicht dariiber Bescheid 
wissen. Doch warum hatte H6B dann weiterhin ohne Bi- 
schoffs Wissen das Krematorium II still und heimlich in 
eine Mordanlage umwandeln sollen? 

All dies ist bliihender Unsinn, und darum sind die von H6B 
abgegebenen Erklarungen auch in diesem Punkt falsch. 



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Eine letzte Bemerkung. Eine andere „kriminelle Umwandlung" 
des Kellergeschosses im Krematorium II ist angeblich die Ein- 
gangstreppe zum Leichenkeller 2. Obgleich dieser Eingang im 
Mechanismus einer hypothetischen Massenvernichtung weitaus 
weniger wichtig gewesen ware als die Einwurfluken in der 
Decke des Leichenkellers 1 (die Opfer hatten ja durch den Ein- 
gang an der Nordseite des Krematoriums ins Kellergeschofi ein- 
treten konnen 67 ), erscheint er auf dem Plan, welcher der Doku- 
mentation iiber die »Ubergabeverhandlung« des Krematoriums 
an die Kommandantur beigelegt ist. 68 Doch weshalb sind dann 
auf diesem Plan die ungleich bedeutsameren Zyklon B-Ein- 
wurflocher nicht zu sehen? 

Unsere Schlufifolgerung lautet: Es stimmt zwar, dafi die Plane 
des Krematoriums »in Ubereinklang mit [den entsprechenden 
Passagen] der Aussage von Hofi stehen«, doch stehen diese 
Aussagen in anderer Hinsicht mitnichten in Ubereinklang mit 
der historischen Wirklichkeit. Somit entbehrt Provans Argu- 
mentation jeglicher Grundlage. 

5. Die Bodenaufnahmen des Leichenkellers 1 

Im Abschnitt V, »Deutsche Kriegszeitaufnahmen des Lei- 
chenkeller 1 der Krematorien 2 und 3« analysiert Provan die 
vier von Pressac als Beweise fur die Existenz der Zyklon B- 
Einfuhrungsschachte auf dem Dach des Leichenkellers ange- 
fuhrten Aufnahmen und gelangt zum Ergebnis, dafi sie in 
Wirklichkeit gar nichts beweisen. 

Fotografie 1 (Negativ 20995/507 des Auschwitz-Museums): 
»So sehr wir uns auch bemilhen, wir konnen auf dem Foto 
keine dieser Offnungen sehen. « (S. 17) 
Fotografie 2 (Negativ 20995/494 des Auschwitz-Museums): 
»Wir gelangen zur Schlufifolgerung, dafi dies nicht die Zy- 
klon B-Einfuhrungsluken sind, von denen die Augenzeugen 
gesprochen haben, was immersie auch sein mogen.« (S. 18) 
Fotografie 3 (Negativ 20995/460 des Auschwitz-Museums): 
»Da sich der Gegenstand, was immer er auch sei, ilber- 
haupt nicht auf dem Dach befindet, ist dies ein schlussiger 
Beweis, dafi es keine Zyklon B-Einwurfluke war.« (S. 18) 
Fotografie 4 (Negativ 20995/506 des Auschwitz-Museums): 
»Das Dach ist mit Schnee bedeckt, und keine Zyklon B- 
Einwurfluken sind sichtbar. Da die Aufnahme vom 20.-22. 
Januar 1943 stammt, konnen wir daraus folgern, dafi all- 
fallige Zyklon-Einwurflocher nach diesem Datum ange- 
bracht worden sein mussen.« 
Auf Germar Rudolfs Einwand, dafi die Durchbohrung der 
Decke des Leichenkeller 1 »unvorstellbar stumperhafte 
Schildburgerplanung« bedeutet hatte, 69 erwidert Provan: 
»Wir sehen nicht ein, warum dem so sein sollte. Wir haben 
bereits festgehalten, dafi Hofi nicht einmal seinem SS- 
Architekten den wirklichen Zweck des Gebaudes verraten 
durfte, und wir konnen beobachten, dafi diese Gaskammer 
auf alien Bauplanen als ,, Leichenkeller 1 " bezeichnet wird. 
[...] Darum betrachten wir diese Methode der Anbringung 
der Zyklon B-Einwurflocher in der Decke des Leichenkeller 
1 nicht als problematisch.« (S. 19) 
Diese Behauptung verdient eine nahere Untersuchung. 

6. Die Argumente Pressacs und van Pelts 

Provans Hypothese, wonach die „kriminelle Umwandlung" 
der Krematorien ohne Wissen des Leiters der Zentralbaulei- 
tung erfolgt sein konnte, ist, wie ich in Absatz 4 dargelegt ha- 
be, zur Ganze unfundiert und kann deshalb keine Erklarung 
dafur liefern, dafi die Decke des Leichenkeller 1 ohne Zy- 



kloneinwurfoffnungen errichtet wurde. Diese Frage bleibt 
somit offen, und sie ist noch viel schwerwiegender, als es 
Provan schwant. Die Errichtung der Leichenkellerdecke ohne 
Locher steht namlich in schreiendem Gegensatz zu der These 
von der Umwandlung des Krematorium II zu morderischen 
Zwecken, zu deren Anhangern Provan selbst zahlt. 
Bekanntlich meint Pressac, das Krematorium II sei - wie auch 
das Krematorium III - als normale hygienisch-sanitare Anla- 
ge geplant und in Angriff genommen worden, 70 doch Ende 
Oktober 1 942 habe die Zentralbauleitung entschieden, die an- 
geblichen Vergasungen von den sogenannten „Bunkern" in 
die Krematorien zu verlegen. Ab Ende 1942 haben die ur- 
spriinglichen Plane des Kellergeschosses des Krematorium II 
in der Tat etliche Veranderungen erfahren, hinter denen Pres- 
sac - zu unrecht - „kriminelle Spuren" einer Umwandlung 
des Kellergeschosses zu menschenmorderischen Zwecken 
mittels Einrichtung einer Gaskammer im Leichenkeller 1 und 
eines Auskleideraums im Leichenkeller 2 wittert. Jene Aban- 
derung, auf die Pressac das starkste Gewicht legt, ist eine im 
Plan 2003 vom 19. Dezember 1942 auftauchende, wo die 
Leichenrutsche nicht mehr erscheint, so daB - dies der Kom- 
mentar des franzosischen Historikers - »der einzig mogliche 
Zugang die Nordtreppe wurde, was bedeutet, dafi die Toten 
die Treppe zu Fufi hinuntersteigen mufiten.« 
Pressacs Deutung ist im wesentlichen von alien westlichen 
Historiker, welche an die Existenz von Menschentotungsgas- 
kammern in Auschwitz glauben, ubernommen worden; auch 
Robert Jan van Pelt hat sie sich bereits in seinem zusammen 
mit Debora Dwork verfafiten Buch Auschwitz 1270 to the 
Present 12 zu eigen gemacht. Dort zitiert er - ohne Quellen- 
hinweis - sogar Pressacs Kommentar: 73 

»Die Opfer gingen zu Fufi in den Tod. « 
Ein weiteres angebliches „kriminelles Indiz", das Pressac in 
diesem Zusammenhang aufgestobert hat, ist der Ausdruck 
„Sonderkeller". Er schreibt hierzu: 74 
»[...] Wolter verfafite zur Information Bischoffs eine Notiz 
mit dem Titel „Entluftung der Krematorien (I und II) ", in 
welcher er den ,, Leichenkeller 1 " des Krematorium II als 
„ Sonderkeller " ' bezeichnete. « 
Diese am 27. November 1942 vom SS-Untersturmfuhrer 
Wolter verfafite Notiz soil sich angeblich in den Rahmen des 
vermeintlichen Projekts der Zentralbauleitung »zur Verlage- 
rung der „ Vergasungsaktivitat" aus den Bunkern 1 und 2 in 
einen in einem Krematorium befindlichen Raum mit kilnstli- 
cher Ventilation« einfugen und »die erste eindeutige „Fehl- 
leistung"«, d.h. das erste Indiz fur eine „anomale" Verwen- 
dung der Krematorien darstellen, das sich nicht anders erkla- 
ren lafit als mit der Massenvergasung menschlicher Wesen. 74 
Der Ausdruck »Sonderkeller«, der in dieser Notiz auftaucht, 
soil somit ein Tarnwort fur Menschentotungsgaskammer sein. 
Pressacs Argumentation fufit einzig und allein auf diesem 
Ausdruck. 

In der betreffenden Notiz schrieb Wolter unter Berufung auf 

das, was ihm Ingenieur Priifer am Telefon gesagt hatte: 75 

»Die Firma [TopfJ hatte in ca. 8 Tagen einen Monteur frei, 

der, wenn die Decken iiber den Sonderkellern fertig sind, 

die Entluftungsanlage montieren soil; ferner die Saugzu- 

ganlage filr die 5 3-Muffelqfen.« 

Laut Pressac soil es sich, wie wir oben gesehen haben, beim 

»Sonderkeller« um ^Leichenkeller 1« des Krematorium II ge- 

handelt haben. Doch in diesem Dokument wird der Begriff 

»Sonderkeller« in der Mehrzahl verwendet, und man kann 



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ausschlieBen, daB er sich auch auf den »Leichenkeller 1« des 
Krematorium III bezog, denn obwohl dieses Dokument »Ent- 
luftungen fur Krematorien« zum Gegenstand hat, also fur die 
Krematorien II und III, bezieht es sich in Wirklichkeit ledig- 
lich auf das Krematorium II. Nur in diesem Gebaude waren 
namlich die Bauarbeiten zu jenem Zeitpunkt so weit fortge- 
schritten, daB binnen kurzem die Uberdachung der Kellerge- 
schosse moglich wurde. Am 23. Januar 1943 war die Eisenbe- 
tondecke der Keller 1 und 2 im Krematorium II denn auch 
tatsachlich bereits erstellt, wahrend in den entsprechenden 
Raumen des Krematorium III erst die Isolierung des FuBbo- 
dens vom Grundwasserspiegel vollzogen war. 76 Auch der 
Hinweis auf den Einbau einer Saugzuganlage ergibt nur im 
Zusammenhang mit dem Krematorium II einen Sinn, in dem 
sowohl die funf Drei-Muffel-Ofen als auch die Rauchkanale 
bereits erstellt waren, wohingegen im Krematorium III der 
Kamin erst bis auf Ffohe der Krematoriumsdecke erbaut 
war. 76 

Andererseits gab es im Krematorium zwei Keller, fur welche 
eine Entluftungsanlage vorgesehen war, namlich den Lei- 
chenkeller 1 und den Leichenkeller 2. Ersterer war auch mit 
einer Beliiftungsanlage ausgeriistet, letzterer bloB mit einer 
Entluftungsanlage, die zwischen dem 15. und dem 21. Marz 
eingebaut wurde. 77 

Somit ist klar, daB es sich bei den Sonderkellern in der Wol- 
ter-Notiz um die beiden Leichenkeller des Krematorium II 
gehandelt haben muB. Diese Kellergeschosse wurden mit dem 
Prafix „Sonder-" gekennzeichnet, weil sie von den sechs halb- 
unterirdischen Raumen, in die das KellergeschoB jenes Kre- 
matoriums unterteil war, 78 die einzigen Leichenkammern und 
deswegen mit einer Entluftungsanlage ausgestattet waren. 
Der Begriff »Sonderkeller« kommt auch in einem friiheren 
Dokument vor, das Pressac unbekannt ist. Bei diesem handelt 
es sich um den Baubericht fur den Monat Oktober 1 942, den 
Bischoff am 4. November jenes Jahres erstellte und in dem es 
zum Krematorium II hieB: 79 
»Betondruckplatte im Sonderkeller eingebracht. Die Ent- 
luftungsschachte aufgemauert und das innere Kellermau- 
erwerk begonnen. « 
Die Betondruckplatte war die aus Beton gefertigte Kellersoh- 
le des Krematoriums, die zur Abwehr des Grundwasserdrucks 
diente. 80 

In diesem Zusammenhang laBt sich der Ausdruck »Sonderkel- 
ler«, wenn er sich - was wahrscheinlich anmutet - auf den 
Leichenkeller 1 bezieht, dadurch erklaren, daB dieser Raum, 
der eine Beluftungs-Entluftungs-Vorrichtung aufwies, ver- 
mutlich, wie Pressac selbst spekuliert 
»mehrere Tage alte Leichen aufnehmen sollte, die in den 
Verwesungszustand ubergingen und eine gute Luftung des 
Raums erforderlich machten.« 
Nehmen wir aber einmal an, Pressacs These, wonach die 
Krematorien zu kriminellen Zwecken umgewandelt wurden, 
sei richtig; nehmen wir ferner an, der »Sonderkeller« sei dem 
Leichenkeller 1 gleichzusetzen und ein Tarnwort, hinter dem 
sich eine Menschentotungsgaskammer verbarg. Betrachten 
wir nun die Konsequenzen, die sich aus dieser Hypothese fur 
die von uns untersuchte Frage der Offhungen auf der Decke 
des Leichenkeller 1 im Krematorium II ergaben. 
Ende Oktober 1942, so behauptet Pressac, soil die Zentral- 
bauleitung beschlossen haben, die angeblichen Vergasungsak- 
tionen aus den sogenannten „Bunkern" »in eine Rdumlichkeit 
mit kunstlicher Ventilation zu verlegen, wie es im Dezember 



1941 in der Leichenhalle des Krematorium I geschehen 
war.« S2 Er erliiutert, auf welche Art und Weise die Vergasun- 
gen in jenem im Stammlager Auschwitz I befindlichen Kre- 
matorium abgelaufen sein sollen: 83 
»Man brachte drei quadratische Offhungen in der Decke 
der „ Leichenhalle' an, um die Einfuhrung des Zyklon B 
zu ermoglichen, das direkt in den Raum geschuttet wurde, 
dessen beiden Eingangsturen hermetisch abschliefibar ge- 
macht worden waren. « 
Wie Foto 20995/506 des Auschwitz-Museums zeigt, und wie 
auch Provan einraumt, wurde die Decke des Leichenkellers 1 
im Krematorium II ohne Zyklon B-Einwurfloch errichtet. 
Wenn also der »Sonderkeller« des Krematorium II eine Men- 
schentotungsgaskammer war, die entsprechend dem Modell 
jener im Krematorium I eingerichtet werden sollte, warum hat 
dann die Zentralbauleitung die Offnungen zum Einschutten 
des Zyklon B in der Eisenbetondecke des Leichenkeller 1 
nicht schon bei der Herstellung der Decke anbringen lassen? 
Man mutet uns also zu, folgende Behauptung zu schlucken: 
Obgleich die Zentralbauleitung den Leichenkeller 1 angeblich 
zu einem Zeitpunkt in eine „Gaskammer" umwandeln wollte, 
als in jenem Raum erst die Kellersohle zum Schutz vor dem 
Grundwasser errichtet war, soil sie die Decke ohne Offnungen 
erbaut haben, die fur Vergasungen mit Zyklon B absolut un- 
abdingbar waren. Deshalb soil sie nachtraglich angeordnet 
haben, mit Hammer und MeiBel vier Einwurflocher durch die 
immerhin 18 cm dicke Eisenbetondecke zu brechen! 
Nur Pech fur Pressac, daB die Techniker der Zentralbaulei- 
tung keine solchen Schafskopfe waren; wie wir in Absatz 7 
sehen werden, lieBen sie namlich auf der Eisenbetondecke des 
Leichenkeller 2 eine runde Offhung fur den Durchgang der 
Entluftungsrohre bereits wahrend des Baues der Decke an- 
bringen, und genau dasselbe taten sie mit den funf Offnungen 
zur Absaugung der HeiBluft in der Decke des Ofenraums. 
Die SchluBfolgerung fallt uns nunmehr leicht: Die Decke 
des Leichenkellers 1 zwecks Anbringung von Zyklon B- 
Einwurflochern zu durchbrechen, ware in der Tat, wie Ger- 
mar Rudolf meint, ein »unvorstellbar stilmperhafte Schild- 
burgerplanung« gewesen. Das Marchen von den Schildbiir- 
gern berichtet bekanntlich von einer Gruppe dummer Men- 
schen, die beim Bau eines Hauses den Einbau von Fenstern 
vergessen und anschlieBend versuchen, den Sonnenschein in 
Sacken einzufangen und ins dunkle Haus zu tragen. Die Pa- 
rallelen dieses Marchens zur Geschichte der Exterminatio- 
nisten von den „vergessenen" Einwurflochern in der angeb- 
lichen „Gaskammer" sind offensichtlich. Die diesbeziigli- 
chen Behauptungen stehen ferner in schroffem Gegensatz zu 
einem entscheidenden Bestandteil der These von Pressac, 
van Pelt und Provan selbst. 

7. Die archaologischen Beweise 

Am 23. Marz 2000 begab sich Provan nach Birkenau, wo er 
eine Reihe von Untersuchungen auf dem Dach des Leichen- 
keller 1 des Krematorium II vornahm. Er hat diese Untersu- 
chungen in 18 Fotografien dokumentiert (S. 37-41). 
Provan erwahnt acht Offnungen, von denen drei - Nr. 2, 6 
und 8 - seiner Ansicht nach urspriinglich vorhanden waren 
(S. 25-26 sowie 30) und folglich von der SS im Jahre 1943 
zur Einfuhrung des Zyklon B in die Gaskammer durch die 
Decke gebrochen sein mussen. Deshalb, so argumentiert er 
»ist das Argument „No Holes, no Holocaust" nicht langer 
moglich, da es drei passende Stellen gibt, wo sich Locher 



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Fotografie 4: Auftrag der Zentralbauleitung an die W.L. 
Schlosserei Nr. 67 vom 6. Marz 1943. 



Fotografie 5: Ruckseite desselben Dokuments. 



in der Decke befinden, in Ubereinklang mit den Zeugen- 
aussagen, wdhrend das vierte unauffindbar ist.« (S. 3 1) 
Nehmen wir seine Argumente unter die Lupe! 

Die beiden Pramissen Provans 

Provans SchluBfolgerung beruht auf der essentiellen Pramis- 
se, daB die Zyklon B-Einwurfoffnungen 25 cm x 25 cm ma- 
Ben, wie es Schultze behauptet hat (S. 30). Karl Schultze hat, 
zusammen mit Heinrich Messing, bei der Installation der Ent- 
liiftungsanlage des Krematorium II mitgewirkt. Seine zu die- 
sem Zweck erfolgte Entsendung nach Auschwitz wurde von 
der Firma Topf am 24. Februar 1943 angekiindigt. 85 Schultze 
arbeitete bis zum 13. Marz mit Messing im Leichenkeller 1; 
an jenem Tage wurde die »Be- u. Entliiftungsanlage im Keller 
I in Betrieb genommen«. S6 Am Tag danach soil angeblich die 
erste Vergasung stattgefunden haben, 87 so da(3 die von Tauber 
beschriebenen Saulen damals bereits existiert haben miissen. 88 
Schultze erwahnt aber keine Einwurfsaule, sondern be- 
schrankt sich bei seiner Aussage auf folgendes: 89 

»In der Decke waren vier quadratische Offhungen 25 x 25 

Zentimeter« . 
Provan schenkt dieser Merkwiirdigkeit keine Beachtung. 

Die Zeugenaussage Michal Kulas 

Die Aussage Schultzes steht iibrigens im krassen Widerspruch 

zu jener des Zeugen Michal Kula. 



Es gilt hervorzuheben, daB die Existenz der Einwurfoffnun- 
gen ausschlieBlich von Zeugen bekundet wird, und in dieser 
Beziehung ist der Zeuge schlechthin eben dieser Michal Kula, 
Haftling Nr. 2718. Ich werde spater darlegen warum. Fiihren 
wir uns zunachst zu Gemut, was Kula bei seiner Befragung 
am 11. Juni 1945 aussagte: 90 
»Unter anderem wurden in der Schlosserei [Slusarna] die 
falschen Duschen jiir die Gaskammern und die Netzsdulen 
[supy siatkowe] zur Einschiittung der Zyklongranulate in 
die Gaskammern hergestellt. Diese Saule war 3 Meter 
hoch, mit einem Durchmesser [in der Breite] von ca. 70 cm. 
Diese Saule bestand aus drei ineinander eingefiigten Net- 
zen. Das dufiere Netz war aus 3 mm dickem Eisendraht ge- 
fertigt, der auf 50 x 10 mm messenden Eckpfeilern aufge- 
spannt war. Diese Eckpfeiler befinden sich in alien Ecken 
des Netzes und waren im oberen Teil durch einen Pfeiler 
desselben Typs miteinander verbunden. Die Maschen des 
Netzes waren viereckig und mafien 45 mm. Das zweite Netz 
war auf dieselbe Art gefertigt und im Abstand von 150 mm 
innerhalb des ersten installiert. Die Maschen dieses Netzes 
waren viereckig und mafien ca. 25 mm. Beide Netze waren 
in den Ecken durch eine Eisenstange verbunden. Der dritte 
Teil der Saule war mobil. Es war eine leere Saule aus diin- 
nem Zinkblech mit einem Durchmesser von rund 150 mm. 
Oben miindete sie in einen Kegel und unten in ein flaches 
Viereck. Etwa 25 mm von den Randern dieser Saule waren 



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auf diinnen Blechstdben Eckpfeiler aus Blech ange- 

schweifit. Uber diese Eckpfeiler war ein feines Netz mit 

viereckigen Maschen von ca. 1 mm Grofie gezogen. Dieses 

Netz endete am Fufi des Kegels; von da fiihrte ein Rahmen 

aus Blech ganz nach oben bis zur Spitze des Kegels. Der 

Inhalt einer Zyklonbuchse wurde von oben in den zur 

Ausstreuung [der Granulate] dienenden Kegel geschuttet, und 

so wurde eine gleichmafiige Verteilung des Zyklon auf alien 

vier Seiten der Sdule erreicht. Nach der Verdunstung des 

Gases wurde die ganze innere Sdule nach oben gezogen, und 

man nahm die entleerten Tragergranulate heraus. « 

Kula arbeitete als Dreher in der Haftlingsschlosserei. Seine 

Haftlingsnummer erscheint in einem Dokument mit Stempel 

vom 8. Februar 1943 zum Thema »Hafilingsschlosserei. Auf- 

stellung der Hdftlinge«, in dem die Nummern der 1 92 in die- 

ser Werkstatt eingesetzten Gefangenen vermerkt sind. 91 

Bei der Haftlingsschlosserei handelte es sich um ein Kom- 

mando der Werkstatten der Zentralbauleitung; diese waren 

auf verschiedene Sektoren der Bauwirtschaft spezialisiert und 

bestanden aus Haftlingen, die zumeist Facharbeiter waren. 

Die Kommandos der Werkstatten leisteten ihre Arbeit in alien 

Bauwerken einschlieBlich der Krematorien. GemaB 1 942 gul- 

tiger Praxis reichte ein Bauleiter oder Baufuhrer, dem die 

Ausfuhrung einer bestimmten Arbeit oblag, zunachst eine 

»Anforderung an die Materialverwaltung« mit entsprechen- 

dem numeriertem Formular ein. Wurde der Antrag geneh- 

migt, so erteilte der Werkstattenleiter dem einschlagigen 

Kommando den Auftrag durch ein entsprechendes numerier- 

tes Formular, in dem die Art der durchzufuhrenden Arbeit an- 

gegeben war. Das Kommando erstellte dann eine Arbeitskar- 

te, auf der die Nummer des Auftrags, das Kommando, der 

Auftraggeber, der Anfang sowie der AbschluB der Arbeiten 

eingetragen waren. Auf der Riickseite (Materialverbrauch) 

wurden die verwendeten Materialien sowie Material- und Ar- 

beitskosten vermerkt. Fur die Haftlingsschlosserei gab es ein 

anderes Formular, in dem Kolonne, Gegenstand, Auftragstel- 

ler, Beginn (»Angefdngen«) und AbschluB (»Beendet«) der 

Arbeiten, Namen, Qualifikationen sowie Arbeitsstunden der 

eingesetzten Haftlinge eingetragen waren. Die Riickseite war 

dieselbe wie bei den anderen Formularen. Die Kommandos 

waren in Kolonnen unterteilt, die unter der Aufsicht eines Ko- 

lonnenfuhrers und eines „Ober-Capo" operierten. Bestand die 

Arbeit in der Herstellung irgendeines Gegenstandes, so unter- 

zeichnete der Auftraggeber nach dessen Erhalt einen nume- 

rierten Empfangsschein. 

Am 8. Februar 1943 wurden die 192 in der Haftlingsschlosse- 
rei tatigen Gefangenen, die dem SS-Unterscharfuhrer Kywitz 
unterstanden, von den D.A.W. (Deutschen Ausriistungswer- 
ken) ubernommen, 92 und die neue Werkstatt erhielt den Na- 
men D.A.W. WL (Werkstattenleitung) Schlosserei. Am Tag 
danach wurden die an die Werkstatt gerichteten Bestellungen 
in einem Register eingetragen, das den Namen »WL-Schlos- 
serei« trug und folgende Rubriken aufwies: »Eingegangen 
am...«, »Lauf Nr. D.A.W. «, »Betrifft«, »Gegenstand«, »Ar- 
beitsstunden«, »Angefangen« und »Beendet«. Die betreffen- 
den Daten wurden aus den Arbeitskarten ubertragen. Das Re- 
gister enthielt auch die Bezeichnung der Nummer und des 
Datums der Bestellung, die den entsprechenden Formularen 
entnommen waren. Die Zentralbauleitung lieferte diesen 
Werkstatten das notige Material und stellte einen Lieferschein 
fur sie aus; nach AbschluB der Arbeit schickten die D.A.W. 
die einschlagige Rechnung an die Zentralbauleitung. 93 



Das numerierte Formular, auf dem die Art der auszufuhren- 
den Arbeit festgehalten war (»Aufirag«), wies den Vorschrif- 
ten zufolge eine Zeichnung auf, in der Form und MaBe des zu 
errichtenden Objekts gezeigt und die dazu erforderlichen Ma- 
terialien aufgelistet wurden. Ein Beispiel dafur stellt der Auf- 
trag Nr. 67 vom 6. Marz 1943 dar. 94 (Fotografie 4) 
Dieser Auftrag erscheint im Register der WL-Schlosserei in 
folgender Formulierung: 95 
»8.3.43. Nr. 165. Eindscherungsanlage BW 30b und c. 
Przedmiot [Gegenstand]: 64 Stck. Steinschrauben aus 
Rundeisen 5/8. " nach nachstehender Skizze. Lieferzeit: 
eiltl Baultgs. Auftrag Nr. 6 vom 6.3. Ukohczono [beendet]: 
2.4. 43. « 
Wenn Kula also tatsachlich das oben beschriebene Gerat kon- 
struiert hat, muBte dieses Gegenstand eines spezifischen Auf- 
trags der Zentralbauleitung sein, auf dem sich eine Skizze mit 
der Struktur und den genauen MaBen der verschiedenen Teile 
des Gerats befand, und Kula hatte letzteres anhand dieser 
Skizze angefertigt. Nach Studium der Skizze und Herstellung 
des Gerats war Kula jene Person, die den Apparat am besten 
kannte und folglich am besten beschreiben konnte. Demzu- 
folge ist er furwahr der Schlusselzeuge. 

Andererseits stimmt die von Henryk Tauber in seiner Erkla- 
rung vom 24. Mai 1945 gelieferte Schilderung der Vorrich- 
tung zur Einfuhrung des Zyklon B mit derjenigen Kulas iiber- 
ein. Dies geht aus der folgenden Ubersetzung des polnischen 
Originaltextes hervor: 96 
»Das Gewolbe der Gaskammer ruhte auf Zementpfeilern, 
die der Lange nach in ihrer Mitte angeordnet waren. Links 
und rechts von diesen Pfeilern befanden sich vier Saulen. 
Deren aufierer Teil bestand aus Gittern aus grobem Draht 
(z grubego drutu), die bis zur Decke und ins Freie reichten. 
Innerhalb dieses Teils gab es ein zweites Netz (druga 
siatka) mit kleineren Maschen und Offhungen, und inner- 
halb des letzteren ein drittes, enges [Netz]. In diesem drit- 
ten Netz (w tej trzeciej siatke) bewegte sich eine Schachtel 
(pudelko), mit der man mittels eines Eisendrahtes den 
Staub entnahm, aus dem das Gas nun entwichen war.« 
Im Vergleich zur Zeugenaussage Kulas ist jene Karl Schult- 
zes also ganz unwichtig, erstens, weil er - wie bereits betont - 
nur die Offhungen, nicht aber die Saulen erwahnt, zweitens, 
weil er die Saulen zu einem Zeitpunkt nicht gesehen hat, als 
sie (angeblich) vorhanden gewesen sein miissen, drittens weil 
er ein eher zufalliger Zeuge war, und viertens weil seine Aus- 
sage in sowjetischer Gefangenschaft abgelegt wurde, in der 
zwei seiner Kollegen umkamen, einer davon noch wahrend 
seines Verhors! 98 

Wir gelangen also zum SchluB, daB, wenn die Saulen 70 cm x 
70 cm maBen, die Offhungen an der Decke des Leichenkellers 
des Krematorium II keinesfalls 25 cm x 25 cm groB sein 
konnten. 

Die zweite Pramisse, auf der Provan seine SchluBfolgerungen 
aufbaut, ist die »in der Architektur gultige Regel«, wonach 
folgendes gilt: 
»Wenn auf eine Betonstruktur heftiger Druck ausgeubt 
wird, zeigen sich Risse an vorher existierenden Lochern, da 
die Locher die Struktur anjener Stelle schwachen.« (S. 26) 
Provan hat hier eine „Regel" verzerrt, die von Germar Rudolf 
in seiner Analyse der diesbeziiglichen Offhungen vorgebracht 
und angewendet wurde: 99 
»Eine nachtraglich unter Verletzung des Betons und der 
Bewehrungseisenstruktur durchgebrochene Offnung im 



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Fotografie 8: Runde Offnung fur das Rohr der Entluftung auf 

der Eisenbetondecke des Leichenkeller 2 im Krematorium II 

von Birkenau. Oktober 1991. © Carlo Mattogno 



Fotografie 10: Dachgescholi des Ofenraums des Krematori- 
um III. Zweite Ventilationsoffnung (von der Westrichtung her). 

Juni 1990. © Carlo Mattogno 



Dach eines der betrachteten Leichenkeller I („ Gaskam- 
mer") hdtte bei der Sprengung derselben unweigerlich da- 
zu gefiihrt, dafi die dabei entstehenden Bruche und Risse 
der Decke bevorzugt durch diese Locher verlaufen. Die Er- 
kldrung dqfiir liegt darin, dafi die Sprengung eine aufier- 
gewohnliche Gewalteinwirkung ist und die Rifibildung 
dann bevorzugt von Schwachstellen ausgeht, denn die 
Spannungsspitzen erreichen im Bereich einspringender Ek- 
ken sehr grofie Werte (Kerbwirkung) . Besonders solche Lo- 



cher, die durch ihren nachtrdglichen Einbau die Struktur 
des Betons schon verletzt haben, stellen daher nicht nur 
Sollbruchstellen, sondern sogar Mufireifistellen dar. « 

Provans Analyse der „kriminellen" Offnung Nr. 2 
Provan bedient sich dieser „Regel" zur Erklarung der Offnung 
2 wie folgt: 
»Laut der Aussage des Zeugen Schultze waren die Zyklon 
B-Locher nur rund 25 cm grofi, als er sie (1943) sah. Wir 



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sehen nicht ein, warum ein kleines Loch nicht viel grofier 
werden konnte, nachdem es den heftigen Schock einer mas- 
siven Explosion erlitten hat, die so stark war, dafi sie das 
ganze Siidende des Dachs so hoch in die Luft wirbelte, dafi 
beim Niedersturzen bei Pfeiler 1 ein Loch im Dach ent- 
stand. Wenn einige der Locher im nahegelegenen Ofen- 
raum bei der Explosion ganzlich zerstort wurden, halten 
wir die Annahme fur vernunfiig, dafi Loch 2 aufgrund der- 
selben Sprengung heute so grofi ist. Halt man sich vor Au- 
gen, dafi die Explosionen wuchtig genug waren, um Locher 
in der Decke entstehen zu lassen, wo es zuvor keine gab, 
erkennt man, dafi sie auch die Kraft besafien, ein kleineres 
Loch grofier zu machen. So gehen wir davon aus, dafi es 
ursprunglich ein kleineres Loch gab, das durch die Spren- 
gungen vergrofiert wurde.« (S. 27f.) 
Diese Hypothese ist unfundiert, da sie mit der zuvor erwahn- 
ten „Regel" nicht abgedeckt ist, denn diese spricht nur von 
Rissen, die von existierenden Schwachstellen ausgehen, aber 
nicht davon, dafi existierende Locher grofier werden. Dies 
wird auch durch die nackten Tatsachen widerlegt. Im Lei- 
chenkeller 2 des Krematorium II war die Explosion noch hef- 
tiger als im Leichenkeller 1, da sie fast die ganze Decke des 
Raums zerstort hat, aufier einem kleinen Teil auf der aufier- 
sten Ostseite. Doch gerade in jenem Teil der Decke befindet 
sich die runde Offnung, durch welche die Entluftungsrohre 
des Leichenkellers 2 liefen. (Siehe Fotografien 6 und 7). 
Diese Offnung, die einen Durchmesser von 38 cm aufweist, 100 
hat durch die Explosion keinerlei Schaden erlitten: Ihre Ran- 
der sind intakt geblieben (siehe Fotografie 8). Gerade runde, 
von Anfang an eingeplante und armierte Locher sind eben 
keine Schwachstellen im Stahlbeton, insbesondere da sie kei- 
ne Yreinspringender Ecken« haben. 

Auch die von Anfang an eingeplanten und mit Bewehrungsei- 
sen armierten Ventilationsoffhungen in der Eisenbetondecke 
des Ofenraums im Krematorium III sind entweder intakt ge- 
blieben oder haben blofi geringfugige Schaden davongetra- 
gen, so dafi ihre rechteckige Form noch heute deutlich er- 
kennbar ist. Diese Offhungen, die 80 cm x 50 cm mafien, 101 
waren funf an der Zahl, und jede von ihnen befand sich in der 
Decke oberhalb der mittleren Muffel eines der Verbren- 
nungsofen. 102 Wie Pressac unterstrichen hat, sind sie auf ei- 
nem Foto des Ofenraums des Krematorium II von Anfang 
1943 gut sichtbar. 103 Fotografien 9 und 10 zeigen die beiden 
ersten Offhungen von der Westrichtung her, eine davon un- 
versehrt, die zweite mit leichten Schaden. 
Pressac hat eine Aufnahme veroffentlicht, auf der alle funf 
Offhungen erscheinen (Fotografie 11). Angefangen bei der 
dem Objektiv am nachsten gelegenen ist die erste beschadigt, 
doch als Offnung erkennbar; die zweite ist kaum sichtbar, da 
aus ihr einer der Eisenbetonpfeiler ragt, auf denen das Dach- 
geschofi des Raums ruhte. Auch aus der ersten Offnung lugen 
die Reste eines Pfeilers hervor. Die beiden Offhungen sind 
durch einen langen Rifi verbunden, der offensichtlich durch 
den Einsturz dieses Teils der Decke auf die beiden Pfeiler 
verursacht worden ist. Die dritte Offnung erscheint leicht be- 
schadigt, die vierte und die funfte sind unversehrt. Somit sind 
von funf 104 ursprunglich auf zwei - spater gesprengten - Ei- 
senbetondecken angebrachten Offhungen, die sichtbar doku- 
mentiert sind, drei intakt geblieben, eine ist leicht beschadigt, 
und eine hat schwerere Schaden davongetragen, ist aber im- 
mer noch unschwer als Offnung erkennbar: Die rechteckige 
Form so wie die inneren Rander sind klar sichtbar. 



Es ist tatsachlich so, dafi Risse, wenn sie denn entstanden 
sind, vornehmlich von »einspringenden Ecken« ausgehen, 
dafi sauber eingeplante und armierte Locher aber nur bedingt 
dazu neigen, solche Risse zu bilden. Anders sahe es freilich 
mit Lochern aus, die Yrnachtraglich unter Verletzung des Be- 
tons und der Bewehrungseisenstruktur« durchgebrochen 
wurden. Aber auch hier ist nur mit Rissen zu rechnen, die von 
»einspringenden Ecken« ausgehen, nicht aber damit, dafi die 
Locher selbst grofier werden. Dazu gibt es keinerlei Veranlas- 
sung. 

Aus dieser Untersuchung folgern wir, dafi Provans „Regel" 
eine Verzerrung und Verfalschung von Rudolfs Ausfuhrungen 
ist und in Provans Sinne schlicht nicht gilt. Somit ist die Hy- 
pothese Provans, wonach Provans heutige Offnung 2 der 
Decke des Leichenkeller 1 die durch eine Explosion hervor- 
gerufene Vergrofierung eines ursprunglich kleineren Lochs 
sein soil, ganz unbegriindet. 

Auch vom technischen Standpunkt aus steht Provans Schlufi- 
folgerung auf schwachen Fiifien. Die Bewehrung der Decke 
im Leichenkeller bestand aus einem engen Geflecht von Ei- 
sendrahten, die in Langs- und Querrichtung parallel zueinan- 
der angeordnet waren, wie aus einer von Pressac veroffent- 
lichten Fotografie hervorgeht; hier ein vergrofierter Auszug 
daraus (Fotografie 12). 

Das Zerstorerische an einer Explosion ist der gewaltige 
Druck, den sie auslost. Beispielsweise fuhrt das Tri-Nitro- 
Toluol (TNT) zu einem Druck von 8.100 kg pro Quadratme- 



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Fotografie 11: Die funf Ventilationsoffnungen des Dachge- 

schosses des Ofenraums im Krematorium III. Fotografie von 

J.-C. Pressac. 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



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ter. Doch selbst ein dermaBen groBer Druck hatte es nicht 
vermocht, das Geflecht aus Eisendrahten, das sich innerhalb 
der angeblichen urspriinglichen Offnung Nr. 2 von 25 cm x 
25 cm (= 625 cm 2 ) GroBe befand, verschwinden zu lassen. 
Laut Provan maB diese Offnung 89 cm x 52 cm (S. 26), also 
ungefahr 4628 cm 2 . Daraus ergibt sich, daB die Explosion 
rund 4000 cm 2 Eisenbeton sowie Eisendrahte so hatte ver- 
nichten miissen, daB nur geringfugige Spuren davon zuriick- 
blieben. Doch alle anderen von Pressac fotografierten Off- 
nungen sowie weitere, von ihm nicht fotografierte lassen die 
Reste der Bewehrungseisen miihelos erkennen, so daB diese 
sich durchaus nicht in Luft aufgelost haben. (Auf Provans 
Offnung Nr. 7 kommen wir spater noch zu sprechen.) 
Nachdem wir festgestellt haben, daB Provans Offnung Nr. 2 
unter keinen Umstanden die Erweiterung einer ursprunglich 
kleineren Offnung sein kann, wollen wir uns einer weiteren 
wichtigen Frage zuwenden. 

Wie oben dargelegt, ist der mit Abstand wichtigste Zeuge hin- 
sichtlich der vermeintlichen Zykloneinwurfsaulen Michal 
Kula. Dieser hat ausgesagt, diese Saulen hatten einen quadra- 
tischen Durchmesser von 70 cm x 70 cm aufgewiesen und 
seien 3 m hoch gewesen; somit miissen sie durch die Decke 
gereicht und oberhalb dieser noch (300-241 - 18 =) 41 cm 
in die Hohe geragt haben (abzuglich der Dicke einer eventuell 
auf dem Dach liegenden Erdschicht). Um ein solches Gerat zu 
installieren, hatte man in der Eisenbetondecke eine leicht gro- 
Bere Offnung, sagen wir eine von 75 cm x 75 cm GroBe, an- 
bringen miissen. Doch Provans Offnung Nr. 2 wies, als ich sie 
im Juni 1990 maB (siehe Foto 13), eine Trapezform auf: Die 
langste Seite war 86 cm lang, und die Hochstbreite belief sich 
auf 50 cm. Die entgegengesetzte Seite lief in Schragrichtung 
52 cm gegen das Innere, bis hin zu einer Art Zacke, und von 
da aus weitere 40 cm parallel zur gegeniiberliegenden lang- 
sten Seite. Von der Zacke betrug der Abstand zur entgegen- 
gesetzten Seite 43 cm. 

Zwischen 1992 (Fotografie 14) bis 1997 (Fotografie 15) wur- 
de die Offnung mit dem MeiBel auf die ungefahre Form eines 
Vierecks zurechtgestutzt. 

Wie ein Vergleich der Fotografien 16,17 und 1 8 ergibt, wur- 
de Offnung Nr. 2 gegeniiber dem Zustand, den sie auf der 
Aufnahme von 1945 besaB, fortlaufend erweitert, besonders 
in ihrem ostlichen Teil. 

Angesichts der Tatsache, daB die beiden langsten Seiten der 
Offnung im Jahre 1991 50 cm x 86 cm maBen und diese 1945 
noch kleiner war, konnte sie unter keinen Umstanden eine 
Saule mit quadratischem Durchmesser von 70 cm x 70 cm 
aufnehmen, so daB diese Offnung mit der Zeugenaussage Mi- 
chal Kulas nicht unter einen Hut zu bringen ist. 
Warm und von wem ist diese Offnung durchgebrochen wor- 
den? Fotografie 2 wurde von Stanislaw Kolowca aufgenom- 
men, der am 29. Mai 1945 vom Untersuchungsrichter Jan 
Sehn als Fotoreporter angestellt wurde. 106 In den Akten des 
H6B-Prozesses befindet sie sich als Foto Nr. 70, 107 und man 
kann annehmen, daB sie vermutlich im Juni oder Juli 1945 
entstand. 

In einem von Prof. Roman Dawidowski im Auftrage von Jan 
Sehn erstellten und am 26. September 1946 abgeschlossenen 
Gutachten heiBt es, am 12. Mai sowie am 4. Juni 1945 seien 
in der Zone des Krematorium IV sowie des Krematorium II 
Untersuchungen vorgenommen worden, bei denen man fol- 
gende Gegenstande vorgefunden habe: 108 
»Am 12. Mai wurden wdhrend der Untersuchung des Kre- 



matorium II in Birkenau 4 vollstandige und 2 beschadigte 
Verschliisse der Ventilationsoffnungen gefunden, die von 
den Ventilationsoffnungen der Gaskammer/des Leichenkel- 
ler 1/ dieses Krematoriums stammten.« 
Die von Dr. Jan Z. Robel am 15. Dezember 1945 erstellte 
toxikologische Expertise halt diesbeziiglich fest: 109 
»Am 12. Mai 1945 wurden vier vollstandige und zwei be- 
schadigte Deckel fur die Ventilationsoffnungen erhalten, 
die man wdhrend der Inspektion des Krematorium Nr. II 
von Birkenau gefunden hatte und die von den Ventilati- 
onsoffnungen der Gaskammer/Leichenkeller Nr. 1/ dieses 
Krematoriums stammten.« 
Die Untersuchung der angeblichen Gaskammer muB recht 
griindlich ausgefallen sein, da man dabei die sechs erwahnten 
Verschliisse fand 110 ; sie konnen nicht zufallig aufgefunden 
worden sein, sondern man muB nach ihnen gesucht haben, 
derm Jan Sehn wuBte sowohl von der Ventilationsanlage des 
Leichenkeller 1 als auch von den spater von Dawidowski ana- 
lysierten Planen des Krematorium sowie schlieBlich vom Re- 
gister der Schlosserei, aus dem hervorging, daB diese Werk- 
statt 50 solche Verschliisse fur das Krematorium II hergestellt 
hatte. 111 

Doch in seinem Gutachten, das fast alle spater von Pressac 
aufgegriffenen »kriminellen Indizien« aufzahlt (einschlieBlich 
verschiedener Fotos sowie acht Planen der Krematorien), er- 
wahnte Prof. Dawidowski keine Offnung in der Decke des 
Raums. Was die angeblichen Apparate zur Zyklon B-Einfuh- 
rung anbelangt, begniigte er sich mit folgendem Hinweis: 112 
»Dann offnete ein SS-Mann mit Gasmaske von aufien her 
die Klappen der Offnungen auf dem Dach der Gaskammer 
und schuttete den Inha.lt der Zyklon B-Buchsen in die aus 
einem [metallenen] Netz bestehende Verdunstungssaule, 
die sich unter diesen Offnungen befand. « 
Warum verlor Prof. Dawidowicz kein Wort iiber das 
hochwichtige Indiz der Offnung Nr. 2 in der Decke des Lei- 
chenkeller 1 ? Hatte diese existiert, so ware sie der Aufmerk- 
samkeit Jan Sehns bei seiner Inspektionstour am 12. Mai 
1945 schwerlich entgangen. Meiner Ansicht nach wurde die 
Offnung zur Zeit der damals vorgenommenen Untersuchung 
durch die Decke gebrochen, um im Inneren der Ruinen des 
Leichenkellers Beweise oder Indizien fur die angeblich in 
diesen Lokalen von der SS veriibten kriminellen Handlungen 
zu entdecken. Es laBt sich freilich nicht ausschlieBen, daB die 




Fotografie 12: Teil der Bewehrung der Eisenbetondecke 

des Leichenkeller 2 im Krematorium II. 
Von J.-C. Pressac publizierte Fotografie. 



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Fotografie 13: Eisenbetondecke des Leichenkeller 1 im Kre- 
matorium II von Birkenau. Die Offnung 2 im Juni 1990. 



Fotografie 14: Eisenbetondecke des Leichenkeller 1 des Kre- 
matorium II von Birkenau. Offnung Nr. 2 im Juli 1992. 




Fotografie 15: Eisenbetondecke des Leichenkeller 1 des Kre- 
matorium II von Birkenau. Offnung Nr. 2 im August 1997. Fotos 

13-15, 17, 19: © Carlo Mattogno 



Fotografie 16: Eisenbetondecke des Leichenkeller 1 im Kre- 
matorium II von Birkenau. Offnung Nr. 2 vom Juni-Juli 1945. 
Vergrolierung der Fotografie 2. 




Fotografie 1 7: Eisenbetondecke des Leichenkeller 1 des Kre- 
matorium II von Birkenau. Offnung 2 im Juli 1992. 



Fotografie 18: Eisenbetondecke des Leichenkeller 1 des Kre- 
matorium II von Birkenau. Offnung Nr. 2 im August 2000. 



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Fotografie 20: Eisenbetondecke des Leichenkeller 1 des Kre- 
matorium II von Birkenau. Offnung Nr. 7 im Juni 1990. 







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Fotografie 21: Eisenbetondecke des Leichenkeller 1 des Kre 

matorium II von Birkenau. Bewehrungseisen der Offnung Nr. 

7 imJuni 1990. 






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Fotografie 22: Eisenbetondecke des Leichenkeller 1 des Kre- 
matorium II von Birkenau. Offnung Nr. 7 im Oktober 1991. 



Fotografie 23: Eisenbetondecke des Leichenkeller 1 des Kre- 
matorium II von Birkenau. Offnung Nr. 7 im Juli 1992. 




Fotografie 24: Eisenbetondecke des Leichenkeller 1 des Kre- 
matorium II von Birkenau. Offnung Nr. 7 im August 1997. 



Fotografie 25: Eisenbetondecke des Leichenkeller 2 des Kre- 
matorium II von Birkenau. Offnung Nr. 7 im August 2000. 



Alle Bilder © Carlo Mattogno 



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Offnung bereits fruher aus dem gleichen Grund von den So- 
wjets angefertigt worden war. 

Eine letzte Bemerkung. Pressac hat in seinem Kapitel tiber 
den Zeugen Tauber eine Zeichnung des von Kula beschriebe- 
nen Gerats angefertigt; Provan hat Tauber mit besonderer 
Aufmerksamkeit gelesen und seiner Schilderung zwei Aus- 
schnitte entnommen. Auf der Zeichnung werden, wie Foto 19 
erkennen laBt, sowohl die MaBe der Seiten der Saule als auch 
die dokumentarische Quelle angegeben. 113 
AuBerdem enthalt das Werk Anatomy of the Auschwitz Death 
Camp, das Provan in seiner FuBnote 35 auf S. 10 zitiert und 
folglich kennt, ein Kapitel mit dem Titel »Gas Chambers and 
Crematoria«, das von Franciszek Piper stammt und in dem es 
in bezug auf die Zeugenaussage Michal Kulas heiBt: 114 
»Zyklon B wurde durch vier Einfuhrsaulen in der Gas- 
kammer verteilt, die in der Metallwerkstatt des Lagers an- 
gefertigt worden waren. Sie wiesen die Form von Pfeilern 
auf und bestanden aus zwei Drahtgeflechten mit bewegli- 
chem Kern. Die Querschnitte der Saulen, die 3 m hoch wa- 
ren, bildeten ein Viereck und mafien jeweils 70 cm.« 
Trotzdem spricht Provan in seiner Studie nie von Kula. War- 
urn? Und warum versteift er sich auf die belanglose Aussage 
Karl Schultzes? Offensichtlich, weil die Zeugenaussage Kulas 
hinsichtlich der dort angegebenen MaBe zu keiner der Off- 
nungen paBt, die sich in der Decke des Leichenkellers 1 des 
Krematorium II befinden. 

Provans Analyse seiner Offnung Nr. 7 
Das Studium der Offnung Nr. 7 ermoglicht uns ein besseres 
Verstandnis der im Lauf der Jahre erfolgten Umformung der 
Offnung Nr. 2. Provan akzeptiert die revisionistische Argu- 
mentation, wonach diese Offnung 
»kein Zyklon B-Einwurfloch sein kann, und zwar aus dem 
simplen Grund, dafi bis vor ein paar Jahren die Beweh- 
rungseisenstabe, die ursprunglich von West nach Ost ver- 
liefen, am westlichen Ende einfach abgeschnitten, hochge- 
bogen und in Ostrichtung gezogen waren. So verhielt es 
sich, doch nun ist nur noch einer dieser Bewehrungseisen- 
stabe intakt; die anderen sind, wie bemerkt, entfernt wor- 
den. Die Deutschen hatten nie eine Giftgaseinwurfdffnung 
wie diese konstruiert.« 
In der Tat sah diese Offnung im Jahre 1990 so aus, wie sie 
sich auf Fotografie 20 darbietet. 

Am Rand der Ostseite des Betons ragten funf Eisenstabe von 
bis zum 40 cm Lange hervor, die zuriick zur Decke des Lei- 
chenkellers gebogen waren; auBerdem gab es zwei Querstabe 
an der nordlichen sowie der sudlichen Offnung (siehe Foto- 
grafie 21); an den Randern letzterer sind eindeutige MeiBel- 
spuren erkennbar. 

Diese Stabe waren 1991 (siehe Fotografie 22) sowie 1992 
(siehe Fotografie 23) noch intakt. 

1997 waren nur noch zwei Eisenstabe vorhanden, 115 und die 
Offnung war auf grobschlachtige Art und Weise zu einem 
Viereck umgemodelt worden (siehe Fotografie 24). Im Jahre 
2000 schlieBlich war nur noch ein einsamer Eisenstab iibrig- 
geblieben (siehe Fotografie 25). 

Nachdem wir also festgestellt haben, daB dies keine zum Ein- 
wurf von Zyklon B dienende Offnung und nicht von der SS 
angebracht worden war, bleiben zwei Fragen offen: Von wem 
wurde das Loch durch die Decke gebrochen, und weshalb? 

Sicher ist, daB diese Offnung sowie auch Offnung Nr. 2 nach 



dem Einsturz der Decke des Raums angebracht und dann Ma- 
nipulationen ausgesetzt wurde, um den Eindruck zu erwek- 
ken, es handle sich um Zyklon B-Einwurflocher. Um dieses 
Szenarium abzurunden, wurde auf Offnung Nr. 2 der Ze- 
mentdeckel eines Inspektionsschachts der Krematoriumskana- 
lisation gesetzt (Fotografie 26), den Pressac zuvor in der Na- 
he dieser Offnung gefunden hatte. 116 

SchlieBen wir mit folgender Frage: Wenn es in der Decke des 
Leichenkellers 1 tatsachlich vier Offhungen von 70 cm x 70 
cm GroBe gab, wozu konnte es dann gut sein, neue und gar 
noch kleinere Offhungen anzubringen, und sei es auch nur zu 
Forschungszwecken? 

Provans „kriminelle" Offnungen 6 und 8 
Kehren wir zu den von Provan als »kriminell« eingestuften 
Offnungen zuriick. Offnung Nr. 6 (siehe Fotografien 27 
und28) ist ein RiB, der eindeutig durch den Einsturz dieses 
Teils der Decke auf den Stiitzpfeiler 6 hervorgerufen wurde. 
Er weist noch nicht einmal eine bestimmte Form auf wie die 
Offnungen Nr. 2 und 7. 



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HCoiffe en tote, 

Intervalle separant le tube 
en t61.e du 36me tamis: 2S mm. 

Troisieme tamis interieur 
a maille de 1 mm de cote. 

ITube en fine tole zinguee 
de 15 cm de cote. 



Piece de metal reliant 
ies ler e! 2eme tamis. 



Premier tamis ext&rieur 
en fil de 3 mm de diam^tre 
et de maille de 4S mm de cote. 



Deuxieme tamis inter ieur 
a maille de 25 mm de cote. 



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pirniores de 30 x SO x 10 i 



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SCHEMA ETABLI SELOM LA 
DEPOSITION DE KULA Michal 
FAITF LE 11 JLK 1945 
Ancien detenu n a 2718 



Document 14: 

schematic: diagram of a zyclon-b introduction column 

Based on ihe deposition of 1 1th June 1945 made by Michal KULA, former 
prisoner 27 IS who worked in the metal working shop where these columns 
were made. 



Fotografie 19: Zeichnung des Zyklon B-Einfuhrungsgerats, 

angefertigt von J.-C. Pressac anhand der Beschreibung M. 

Kulas. 



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Fotografie 26: Eisenbetondecke des Leichenkeller 1 im Kre- 

matorium II von Birkenau. Die Offnung 7 im Oktober 1991. In- 

nerhalb der Offnung sieht man den viereckigen Deckel eines 

Inspektionsschachts der Kanalisation des Krematoriums. 



Fotografie 27: Eisenbetondecke des Leichenkeller 1 des Kre- 

matorium II von Birkenau. Provans Offnung Nr. 6 im Juni 

1990. 




Fotografie 28: Eisenbetondecke des Leichenkeller 1 des 

Krematorium II von Birkenau. Provans Offnung Nr. 6 im Au- 

gust 2000. 



Fotografie 29: Eisenbetondecke des Leichenkeller 1 des Kre- 
matorium II von Birkenau. Provans Offnung 8 im August 
2000. 




Fotografie 30: Eisenbetondecke des Leichenkeller 1 des 
Krematorium II von Birkenau. August 2000. Linie des Risses, 
zu dem Provans Offnung Nr. 8 gehort - aulien rechts auf der 

Fotografie, reicht uber diese hinaus (siehe Fotografie 31). 



Fotografie 31: Eisenbetondecke des Leichenkeller 1 des Kre- 
matorium II von Birkenau. August 2000. Offnung 8 (in der 
Mitte) und Fortsetzung des Risses, von dem sie einen Teil 
bildet. 



Alle Bilder © Carlo Mattogno 



Provans Offnung Nr. 8 (siehe Fotografie 29) gehort zu einem 
langen RiB in der Decke des Leichenkellers, der dadurch be- 
wirkt wurde, da(3 dieser Teil der Decke sich von der (auf Fo- 
tografie 30 im Hintergrund sichtbaren) AuBenmauer, auf der 
sie ruhte, gelost hat und auf Pfeiler 6 (den die Eisendrahte 



rechts des Risses leicht beruhren) sowie Pfeiler 5 (nicht sicht- 
bar; er befindet sich links, unterhalb des Anfangs des Risses) 
gestiirzt ist. 

Dieser Ri(3 setzt sich rechts des Pfeilers in Form einer groBen 
Spalte fort, in der das Bewehrungseisendrahtgeflecht gut 



300 



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Fotografie 32: Decke der Leichenhalle des Krematoriums I. Fotografie 33: Inneres des Leichenkeller 1 des Krematorium 
August 1997. Die Spuren einer der runden Offnungen fur die II. Juli 1992. © Carlo Mattogno 

Ventilation des LuftSChutzbunkerS. © Carlo Mattogno 



sichtbar ist (siehe Fotografie 31). 

Provans Offnung Nr. 8 ist, genau wie seine Offnung Nr. 6, 
nichts weiter als ein RiB ohne bestimmte Form. AuBerdem - 
dies ist auf einer VergroBerung der Fotografie 29 erkennbar - 
wird gut die Halfte ihrer Flache (die obere) von vier querlie- 
genden Eisenstaben durchzogen, was einerseits belegt, daB 
wir es mit einer simplen, durch eine Explosion verursachte 
Spalte zu tun haben, und andererseits die Moglichkeit aus- 
schlieBt, daB es sich um eine Zykloneinwurfoffhung gehandelt 
haben konnte, genau wie dies auch nach Provans Meinung fur 
seine Offnung Nr. 7 gilt. Beziiglich dieser macht er sich ja 
eben wegen des fruheren Vorhandenseins von Bewehrungsei- 
sen an den Randern der Offnung die revisionistische Auffas- 
sung zu eigen (S. 26). 

Die „Kamine" 

Es gibt noch ein weiteres, essentielles Problem, dem Provan 
keine Aufmerksamkeit geschenkt hat: Jenes der kleinen „Ka- 
mine", welche angeblich auf dem DachgeschoB des Leichen- 
keller 1 des Krematorium II errichtet worden sein sollen, um 
den obersten Teil des metallenen Zykloneinfuhrungsnetzes 
aufzunehmen und zu schutzen, das, wie wir vorher gesehen 
haben, das DachgeschoB um 41 cm iiberragt hatte. Laut Tau- 
ber wurden diese „Kamine" mit einem Betondeckel geschlos- 
sen (S. 4), und dies heiBt, daB diese „Kamine" - was iibrigens 
offenkundig ist - aus Ziegeln bestehen muBten, die mit Kalk 
oder Beton vermauert waren. Doch um die heute auf der Dek- 
ke vorhandenen Offnungen herum sind keinerlei Spuren die- 
ser „Kamine" sichtbar, und es ist ein Ding der Unmoglichkeit, 
daB die Explosion, die den Leichenkeller 1 zerstorte, alle Zie- 
gel vernichtet hat, aus denen sie bestanden. 



tralbauleitung in die Hande gerieten! Ganz abgesehen da- 
von, daB das SchlieBen einer groBen Offnung in einer Eisen- 
betondecke klar erkennbare Spuren hinterlaBt, wie man an der 
Decke der Leichenhalle des Krematorium I im Stammlager 
Auschwitz sehen kann. Als dieses Krematorium Ende 1 944 in 
einen »gcisdichten Behandlungsraum« fur den SS-Standort- 
arzt umgewandelt wurde, 119 wurden in der Decke der in vier 
kleine Raume unterteilten ehemaligen Leichenhalle runde 
Offnungen fur die Rohre des Ventilationssystems angebracht. 
Der Brief des Luftschutzleiters SS-Obersturmfuhrer Josten 
vom 26. August 1944 erwahnt dies wie folgt: 120 
»Herstellung der fur die Beheizungsofen sowie fur die Ent- 
und Beluftung erforderlichen Mauerdurchbriiche und 
Schlauche.« 
Doch weil die AuBenmauer der Leichenhalle mit Erde be- 
deckt wurde (ebenso wie die gegeniiberliegende Mauer auf 
der Seite des Ofenraums), ist klar, daB die Offnungen fur die 
Rohre der Entluftung-Beluftung durch die Decke gebrochen 
worden sind. Spater wurden sie wieder geschlossen, doch an 
der Decke des Raums sind noch gut erkennbare Spuren iib- 
riggeblieben, wie Fotografie 32 zeigt. 

Im Leichenkeller 1 des Krematorium II ist ein erheblicher 
Teil der Decke um den Pfeiler Nr. 1 herum erhalten geblie- 
ben, in einer Zone, wo sich die erste Zyklon B-Einwurfoff- 
nung befunden haben soil. Jedoch sind hier keine Spuren der 
VerschlieBung einer solchen Offnung zu erkennen, obwohl 
diese darum noch starker auffallen muBten, weil an der Decke 
bis zum heutigen Tage deutlich die Form und Maserung der 
Verschalungsbretter zu sehen sind. Fotografie 33 zeigt einen 
Ausschnitt der Decke des Leichenkeller 1 (Ostseite). Die Hy- 
pothese van Pelts ist also vollig aus der Luft gegriffen. 



Die Hypothese Robert Jan van Pelts 
In seinem anlaBlich des Prozesses Irving gegen Lipstadt er- 
stellten Gutachten liefert van Pelt eine einzigartige Erklarung 
fur das Fehlen der Zyklon B-Einwurfoffnungen auf der Decke 
des Leichenkeller 1: Er halt es sage und schreibe fur »/o- 
gisch«, daB die Offnungen von der SS geschlossen worden 
sind, ehe diese die Decke des Krematoriums sprengte!. 117 
Somit sollen sich die SS-Leute eifrig darum bemuht haben, 
daB die Sowjets keine Zyklon B-Einwurflocher fanden, doch 
nicht verhindert haben, daB diesen 5.800 Augenzeugen der 
angeblichen Vergasungen sowie das ganze Archiv der Zen- 



8. Die Glaubwiirdigkeit der Zeugen Tauber und Kula 

Nachdem wir festgestellt haben, daB auf der Eisenbetondecke 
des Leichenkellers 1 des Krematorium II keine Offnungen zur 
Einfuhrung von Zyklon B bestehen noch je bestanden haben, 
miissen wir noch eine Erklarung fur die Ubereinstimmung der 
Zeugenaussagen von Kula und Tauber liefern. Vor allem 
heiBt es abklaren, ob die von diesen beiden Zeugen geschil- 
derten Gerate je existiert haben. 

In Abschnitt 7 haben wir gesehen, daB, wenn Kula tatsachlich 
den von ihm beschriebenen Apparat konstruiert hat, dieser 
von der WL-Schlosserei (oder der vorherigen Haftlings- 



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301 



Schlosserei) in Auftrag gegeben worden sein muB, und zwar 
mit einer ganz bestimmten Auftragsnummer; der Auftrag 
muBte dann auch im Register der WL-Schlosserei verzeichnet 
sein. Nun verhalt es sich so, daB am 25. Juli 1945 - einige 
Monate nach Anhorung der Zeugen Tauber und Kula - der 
Untersuchungsrichter Jan Sehn ein Protokoll erstellte, in wel- 
chem er alle fur die Krematorien ausgefuhrten Bestellungen, 
die sich im erwahnten Register befanden, auflistete: 121 

»Im Buck befinden sich u.a. folgende Registrierungen, die 

sich auf von der Schlosserei fiir den Bau und die Instand- 

haltung der Krematorien durchgefuhrten Arbeiten bezie- 

hen.« 
Es folgt das Verzeichnis der Auftrage der Zentralbauleitung 
fur die Krematorien. Doch in dieser langen, 85 Auftrage um- 
fassenden Liste erscheint das von Kula beschriebene Objekt 
nicht. Dabei ist der erste Eintrag ein Bestellschein der Zen- 
tralbauleitung vom 28. Oktober 1942, 122 so daB das Fehlen 
dieses Gerats keineswegs auf chronologische Ursachen zu- 
ruckzufuhren sein kann. Auch irgendwelche „Geheimhal- 
tungsgriinde" konnen nicht dafur verantwortlich sein, derm im 
Register erscheinen verschiedene Bestellungen von gasdich- 
ten Turen fur die vermeintlichen Gaskammern in den Krema- 
torien. 123 Andererseits findet sich im Register auch ein - ein- 
ziger - von Kula personlich ausgefuhrter Auftrag. Am Ende 
seiner Auflistung schreibt Jan Sehn: 124 

»Aufierdem findet sich unter laufender Nummer 433 des 

Buchs ein Eintrag vom 20. Mai 1943 folgenden Wortlauts: 

,,Rd[ntgen]-Station im F.L. [Frauenlager]: 

Przedmiot [Gegenstand]: 2 Stuck kopl Verbindungsstilcke 

fur Gummischlauch. 

Liferzeti [Lieferzeit]: dringend. An Prof Schumann ausfol- 

gen. 

Wykonawca [Hersteller]: Kula. 

Ukonczono [fertiggestellt]: 21.5. 43 ". 

Vergleiche das Protokoll der Befragung des Zeugen Michal 

Kula vom 11. Juni 1945. « 
Jan Sehn wuBte demnach sehr wohl, daB die Behauptung Ku- 
las hinsichtlich der Zyklon B-Einfuhrungssaule dokumenta- 
risch unfundiert und somit falsch war, doch als Kula anlaBlich 
des H6B-Prozesses bei der Verhandlung vom 15. Marz 1947 
in den Zeugenstand trat 125 und abermals die Beschreibung der 
erwahnten Saulen auftischte, 126 hielt ihm kein Mensch entge- 
gen, daB der einschlagige Auftrag nicht im Register der WL- 
Schlosserei vermerkt war. Die Griinde dafur sind leicht ver- 
standlich. 

Uberraschenderweise erwahnte Kula bei seiner Befragung am 
1 1 . Juni 1 945 ausdriicklich die fur Dr. Schumann ausgefuhrte, 
oben beschriebene Arbeit und gab die genaue Nummer des 
betreffenden Auftrags im Register der WL-Schlosserei an: 1 7 

»Aus dem Buch der Schlosserei geht hervor, dafi ich da- 

mals diese Pumpe reparieren mufite / Laufhummer 433. « 
Kula kannte dieses Register also, doch warum waren dann die 
Saulen unter keiner »Laufhummer« darin verzeichnet? Auch 
auf diese Frage fallt die Antwort nicht schwer. 
Es gilt nun noch abzuklaren, ob die Zeugenaussagen Kulas 
und Taubers zu diesem Punkt unabhangig voneinander zu- 
stande kamen. Angesichts der Tatsache, daB die Beschreibung 
der Saulen durch die beiden Zeugen zwar ubereinstimmen, 
solche Saulen jedoch nie angefertigt worden sind, besitzt die 
Ubereinstimmung keinerlei Beweiskraft. Immerhin steht fest, 
daB Tauber und Kula bis zum 18. bzw. 21. Januar 1945 in 
Birkenau inhaftiert waren, und angesichts des dichtgekniipf- 



ten Kontaktnetzes zwischen den Haftlingen (insbesondere je- 
nen, die den verschiedenen Widerstandsorganisationen im 
Lager angehorten) ist es mehr als zweifelhaft, daB ihre Aus- 
sagen unabhangig voneinander zustande gekommen sind. 

9. SchluBfolgerung 

Die These, wonach es in der Eisenbetondecke des Leichen- 
keller 1 des Krematorium II von Birkenau Einwurflocher fur 
Zyklon B gegeben habe, beruht ausschlieBlich auf den Aussa- 
gen selbsternannter Augenzeugen, insbesondere derjenigen 
Michal Kulas. Diese Aussagen werden durch keinerlei doku- 
mentarischen oder materiellen Beleg gestiitzt, so daB sie voll- 
kommen unglaubhaft sind. Im heutigen Zustand weist die 
Decke des Leichenkeller 1 keine Zyklon B-Einwurfoffhungen 
auf, und es ist nicht moglich, daB solche Offnungen geschlos- 
sen wurden, ohne Spuren zu hinterlassen. Folglich haben die- 
se Offnungen niemals existiert. 

Dies mag ja vielleicht den Slogan „No Holes, no Holocaust" 
nicht rechtfertigen, doch rechtfertigt es voll und ganz folgen- 
de SchluBfolgerung: 

Keine Offnungen, 
keine Menschentotungsgaskammer im Krematorium II. 

Keine Menschentotungsgaskammer im Krematorium II, 
keine Menschentotungsgaskammer in Auschwitz. 

Keine Locher. keine Gaskammern 
Abkiirzungen 

AGK: Archiwum Glownej Komisji Badania Zbrodni Hitlerowskich w Pol- 
see (Archiv der Hauptkommission zur Untersuchung der Hitlerver- 
brechen in Polen). 

APMO: Archiwum Panstwowego Muzeum OswiQcim-Brzezinka (Staatli- 
ches Museum Auschwitz-Birkenau). 

IMT: Der ProzeB gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem internationa- 
len Militargerichtshof. Niirnberg 1947. 

NA: National Archives, Washington. 

RGVA: Rossiiskii Gosudarstvennii Vojenii Archiv (Russisches Staatliches 
Militararchiv). Fruher: TCIDK (Tsentr Chranenija Istoriko- 
dokumentalnich Kollektsii, Zentrum zur Aufbewahrung historisch- 
dokumentarischer Sammlungen), Moskau. 

Anmerkungen 

Aus dem Italienischen iibersetzt von Jiirgen Graf. 

Ch. Provan verteilte diese spiralgebundene, fotokopierte Schrift erstmalig 
im Juni 2000 wahrend der 1 3 . IHR-Konferenz in Irvine, Kalifornien, und 
hat sie nachfolgend ins Internet gehangt: 

http://www.revisingrevisionism.com; die nachfolgend angegebenen Sei- 
tenzahlen beziehen sich auf die fotokopierte Schrift. Der Spruch »No ho- 
les, no Holocausts stammt von Robert Faurisson. 

Gedruckt von Zimmer Printing, 4 1 West Main Street, Monongahela, PA 
15063,2000. 

Royal Courts of Justice, Urteil des Richters Gray vom 11. April 2000, 
Punkte 7.91-7.94. 

4 University of California Press, Berkeley Los Angeles 1994, S. 187-188. 

5 Ebenda, S. 188. 

' Limes Verlag, Wiesbaden und Miinchen 1982. 

7 Ebenda, S. 204. 

Plan 933 vom 19. Januar 1943; in: Jean-Claude Pressac, Auschwitz: 
Technique and Operation of the Gas Chambers, The Beate Klarsfeld 
Foundation, New York 1989, S. 280-281. 

9 IMT, Band XX, S. 545. 

10 Ebenda, S. 550. 

11 Ebenda, S. 55 1 . 

Bendels Vornamen lauteten Charles Sigismund. 
Temoignages sur Auschwitz, Paris 1946. 

14 Ebenda, S. 161. 

15 J.-C. Pressac, Auschwitz: Technique..., aaO. (Anm. 8), S. 286. 

16 NI-1 1953. Verhor vom 2. Marz 1946. 

17 NI-1 1390. 



302 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



Die Decke des Leichenkellers 2 war 2,30 m hoch. Pressac, Auschwitz: 
Technique..., aaO. (Anm. 8), S. 286. 

Copyright by Dr. Nyiszli Miklos, Oradea, Nagyvarad 1946. 
Auschwitz. A Doctor's Eyewitness Account, Fawcett Crest, New York 
1961. 

Ebenda, S. 44f. 

Es handelt sich um den Leichenkeller 2, den angeblichen „Auskleide- 
raum". 

Im ungarischen Original »ca. 200 m lang« (koriilbeltil ketszat meter 
hosszu); Dr. Mengele..., aaO. (Anm. 19), S. 33. 
Der Leichenkeller 1 , die angebliche „Gaskammer". 
Im ungarischen Original »Dieser Saal ist gleich grofi wie der Auskleide- 
saal« (ez a terem olyan nagysagii, mint a vetkezoterem), Dr. Mengele..., 
aaO. (Anm. 19), S. 34. 

Im ungarischen Original ytdreifiig Meter voneinander entferntu 
(egymastot harminc meterre), ebenda, S. 35. 
Ebenda. 

J.-C. Pressac, Auschwitz: Technique..., aaO. (Anm. 8), S. 286. 
Auschwitz. A Doctor's Eyewitness Acocount, aaO. (Anm. 20), S. 47; 
»Negy nagy teherfelvogep mukodik itt.«, Dr. Mengele..., aaO. (Anm. 
19), S. 37. 

Auschwitz. A Doctor's Eyewitness Account, aaO. (Anm. 20), S. 43; »A 
tizenot egetokazdn nagy vorosteglds epitmenyekbe van kiilon- kiilon 
bedgyazva.«, Dr. Mengele..., aaO. (Anm. 19), S. 32. 
Ebenda, S. 149. 

Ebenda, S. 37. Nyiszli wurde seinen Angaben zufolge am 18. November 
1944 vom Krematorium II ins Krematorium V versetzt. Ebenda, S. 139 
und 146. 

Provan hat versucht, die unbegreiflichen Irrtumer Nyiszlis zu rechtferti- 
gen, indem er behauptete, es handle sich bei erwahntem Buch um einen 
einfachen „Roman" ohne historischen Wert: CD. Provan, »Miklos 
Nyiszli und sein Auschwitz-Buch in neuem Licht«, in: VffG, 6(1) (2002), 
S. 37-45, doch diese Erklarung ist ganzlich haltlos; siehe dazu meine 
Bemerkungen y>Vulgdrer Berufsbetriiger« in: VffG 6(2) (2002), S. 231f. 
Temoignages sur Auschwitz, aaO. (Anm. 13), S. 1 6 1 f . 
Filip Miiller, Sonderbehandlung. Drei Jahre in den Krematorien und 
Gaskammern von Auschwitz. Verlag Steinhausen, Frankfurt 1979, S. 96. 
Zyklon B bestand nicht aus Kristallen, sondern aus einem inerten Trager- 
stoff — in den vierziger Jahren meist Gips mit einem geringen Anteil an 
Starke -, der mit Blausaure durchtrankt war. 
Filip Miiller, aaO. (Anm. 35), S. 287. 

Auschwitz: un caso diplagio. Edizioni La Sfinge, Parma 1986. Engli- 
sche Fassung: »Auschwitz: A Case of Plagiarisms, The Journal of 
Historical Review, Nr. 1, Friihling 1990. 

Barbara Kulaszka (Hg.), Did Six Million Really Die? Report of the Evi- 
dence in the Canadian "False News " Trial of Ernst Ziindel - 1 988, Sa- 
misdat Publishers Ltd, Toronto 1992, S. 353. 
Ernst Gauss, Vorlesungen iiber Zeitgeschichte. Strittige Fragen im 
Kreuzverhor. Grabert Verlag, Tubingen 1993, S. 104-107. Jean-Marie 
Boisdefeu, La Controverse sur I Extermination des Juifspar les Alle- 
mands, Vrij Historisch Onderzoek, Antwerpen 1996, Band I, S. 162-165. 
Mission: 60 PRS/462 SQ. Exposure: 3056. Can: D 1508. 31. Mai 1944. 
NA. 

Barbara Kulaszka, aaO. (Anm. 39), S. 353. 

J.C. Ball, Air Photo Evidence, Ball Resource Service Ltd., Delta, B.C., 
Canada 1992; ders., »Luftbildbeweise«, in: Ernst Gauss (Hg.), Grundla- 
gen zur Zeitgeschichte, Grabert, Tubingen 1994, S. 235-248, hier S. 
244f. 

Messung des Verfassers auf dem Dach des Leichenkeller 1 des Kremato- 
rium II. 

Wer je in der Bauwirtschaft tatig war, weiB, daB eine diinne Zement- 
schicht, welche eine groBe Oberflache bedeckt, zwangslaufig dazu ten- 
diert, auseinanderzustreben, wenn sie nicht durch Eisendrahte zusam- 
mengehalten wird. 

Testimony of Rudolf H6B taken at Nuremberg, Germany, on 1 April 
1 946, 1 470 to 1 730 by Mr. Seinder Jaari and Lt. Whitney Harris, S. 17- 
19. 

Ebenda, S. 20. 
Ebenda, S. 26. 

Ebenda, S. 25. Provan zitiert diesen Abschnitt auf S. 15. 
NO-1210. 

Ein solches Lager hat es nie gegeben. Man behauptet, damit sei Sobibor 
gemeint, doch ist vollig unbegreiflich, wie H6B aus Sobibor ein Wolzek 
hatte machen konnen. 
Testimony..., aaO. (Anm. 46), S. 27. 
NO-1210. 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



PS-3868. 

Danuta Czech, Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Au- 
schwitz-Birkenau 1939-1945, Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 
1989, S. 186. 

J.-C. Pressac, Les crematoires d Auschwitz. La machinerie du meurtre 
de masse, CNRS Editions, Paris 1993, S. 1 15. 

Eugen Kogon, Hermann Langbein, Adalbert Riickerl, u.a. (Hg.), Natio- 
nalsozialistische Massentotungen durch Giftgas. Eine Dokumentation, 
S. Fischer Verlag, Frankfurt/M. 1983, S. 165. 
Ebenda, S. 182. 

Testimony..., aaO. (Anm. 46), S. 25. 

J.-C. Pressac, Les Crematoires d 'Auschwitz, aaO. (Anm. 56), Dokument 
9 auBerhalb des Textes. 

Ebenda, Dokumente 10 und 1 1 auBerhalb des Textes. 
Testimony..., aaO. (Anm. 46), S. 25. 

J.-C. Pressac, Auschwitz Technique and Operation..., aaO. (Anm. 8), S. 
268-288, Plan 936(p), 936(r), 1 173-1 174(p), 1 173-1 174(r), 933, 933[- 
934], 933[-934](p), 933[-934](r), 932(p), 932(r)„ 934. 
Ebenda, S. 302. J.-C. Pressac, Les crematoires d'Auschwitz, aaO. (Anm. 
56), S. 63-64. 

Siehe hierzu meine Studie La „ Zentralbauleitung der Waffen-SS und Po- 
lizei Auschwitz", Edizioni di Ar, Padua 1998. 
D. Czech, aaO. (Anm. 55), S. 241. 

Jenem Eingang, der sich auf dem Plan 2003 vom 19. Dezember 1942 be- 
findet. 

J.-C. Pressac, Auschwitz: .... aaO. (Anm. 8), S. 311-312. 
G. Rudolf, Das Rudolf Gutachten, 2. Auflage, Castle Hill Publishers, 
Hastings 2001, S. 88. 

J.-C. Pressac, Les crematoires d Auschwitz, aaO. (Anm. 56), S. 54 und 
50. 

Ebenda, S. 64f. 

W.W. Norton & Company, New York/London 1996. 
Ebenda, S. 324. Der Plan 2003 vom 19. Dezember 1942 wird von den 
beiden Autoren in der Anlage »Plates. Blueprints of Genocides als Plan 
17 abgelichtet. 

J.-C. Pressac, Les crematoires d'Auschwitz, aaO. (Anm. 56), S. 60. 
Notiz des SS-Untersturmfuhrers Wolter vom 27. November 1942. 
RGVA, 502-1-313, S. 65. 

Bericht Nr. 1 iiber die Bauarbeiten der Krematorien, erstellt von Bischoff 
zu Handen Kammlers am 23. Januar 1943. RGVA, 502-1-313, S. 54-55. 
Topf, Arbeitsbescheinigung Messings fur den 15.-21. Marz 1943. AP- 
MO, BW 30/31, S. 25. 

GemaB dem Plan 1311 vom 14. Mai 1942, der am 27. November noch 
Giiltigkeit hatte. Vgl. J.-C. Pressac, Auschwitz: ..., aaO. (Anm. 8), S. 
294. 

Baubericht fur den Monat Oktober 1942. RGVA, 502-1-24, S. 86. 
Brief Bischoffs an die Firma Huta vom 14. Oktober 1942. RGVA, 502- 
1-313, S. 112. 

J.-C. Pressac, Auschwitz: ..., aaO. (Anm. 8), S. 284. 
J.-C. Pressac, Les crematoires d Auschwitz, aaO. (Anm. 56), S. 60. 
Ebenda, S. 34. 
Jener im Krematorium I. 
RGVA, 502-1-336, Seitenzahl unleserlich. 

»Arbeits-Bescheinigung« Messings fur die Woche vom 8. - 14. Marz 
1943. APMO, AuOO-BW 30/31, S. 26. 

Danuta Czechs Kalendarium (Anm. 55) nennt irrtumlicherweise das Da- 
tum des 13. Marz (S. 440). 

Provan schreibt dazu: »Pressac gibt das Datum des Beginns der Verga- 
sungen im Krematorium 2 mit ca. Mitte Marz 1943 an, so dafi die Ein- 
wurflocher spdtestens zu jenem Zeitpunkt bestanden haben miissen.« (S. 
18f.) 

»Protokolle des Todes«, Der Spiegel, 40/1993, S. 162. Der Abschnitt 
wird von Provan auf S. 4 in englischer Ubersetzung zitiert. 
H6B-ProzeB, Band 2, S. 99-100. 
RGVA, 502-1-295, S. 63. 
Siehe vorhergehende Anmerkung. 

Beziiglich der Quellen und Dokumente zu diesem Thema verweise ich 
auf meine bereits erwahnte Studie La „ Zentralbauleitung der Waffen-SS 
und Polizei Auschwitz" , Anm. 65. 
APMO, BW 1/31/162, S. 328-328a. 
H6B-ProzeB, Band 11, S. 86. 

H6B-ProzeB, Band 11, Verhor von Henryk Tauber vom 24. Mai 1945, S. 
129f. 

»Za«, wortlich: Hinter. 

Schultze wurde zusammen mit den Topf-Ingenieuren Kurt Priifer und 
Fritz Sander von den Sowjets verschleppt und vom KGB verhort. Sander 
starb schon zu Beginn des Verhors an einem Herzinfarkt, Priifer einige 

303 



Jahre spater an einer Hirnblutung. Der Wert von Gestandnissen, die mit 

derartigen KGB-Verhormethoden erworben wurden, ist gleich null. Vgl. 

»Protokolle des Todes«, aaO. (Anm. 89), S. 151-162. 

R. Kammerer, A. Solms (Hg.), Das Rudolf Gutachten, Cromwell Press, 

London 1993, S. Tit; G. Rudolf, aaO. (Anm 69), S. 89. 

Vom Autor vorgenommene Messung. Pressac hat 5 Fotos publiziert, wel- 

che diese Offnung erkennen lassen, doch der von ihm angegebene 

Durchmesser (25 cm) ist falsch. Auschwitz: ..., aaO. (Anm. 8), S. 365. 

Vom Autor vorgenommene Messung auf den Ruinen des Krematorium 

m. 

Vgl. hierzu die von der Firma Topf erstellte Zeichnung D 59366 vom 10. 
Marz 1942, »Schnitt b-b«, wo es heiBt: »Diese Offnungen liegen iiber je- 
der Ofen-Mitteu. J.-C. Pressac, Les crematoires d 'Auschwitz, aaO. 
(Anm. 56), Dokument 15 auBerhalb des Textes. 
J.-C. Pressac, Auschwitz: .... aaO. (Anm. 8), S. 367. 
Die zweite Offnung auf dem DachgeschoB des Ofenraums ist zu schlecht 
sichtbar, als daB man sicher beurteilen konnte, wie stark sie beschadigt 
wurde; auBerdem ist der Schaden durch den Einsturz des Dachgeschos- 
ses auf einen Stiitzpfeiler bewirkt worden. 

Michele Giua - Clara Giua-Lollini, Dizionario di chimica generale e in- 
dustrial. UTET, Turin 1949, Band II, Stichwort »Esplosivi«, S. 178. 
AGK,NTN, 93, S. 29. 
Ebenda, S. 45. 
Ebenda, S. 30. 
Ebenda, S. 72. 

Die Aufnahmen zwei dieser Verschliisse sind von J.-C. Pressac 
veroffentlicht worden (Auschwitz: ..., aaO. (Anm. 8), S. 487). 
»18.12. 43. Nr. 83 [...]. 50 Stick [sic] Blechsiehe 7 x 18 cm. Liefertermin 
17.2. 43.« H6B-ProzeB, Band U.S. 83. 



112 
113 



H6B-ProzeB, Band 11, S. 45. 

J.-C. Pressac, Auschwitz: ..., aaO. (Anm. 8), S. 487. 

Yisrael Gutman und Michael Berembaum (Hg.), Indiana University 

Press, Bloomington und Indianapolis 1994, S. 167. 

G. Rudolf erwahnt in seinem Gutachten, der australische Revisionist 

Fredrick Toben habe eines dieser Bewehrungseisen im Fruhjahr 1997 bei 

dem Versuch abgebrochen, es zuriickzubiegen, aaO. (Anm. 69), S. Anm. 

241, S. 228. 

J.-C. Pressac, Auschwitz:..., aaO. (Anm. 8), S. 229, Bildunterschrift des 

Dokuments 46. 

The Pelt Report, Gutachten eingefiihrt im Verfahren aaO. (Anm. 3), S. 

295. 

Danuta Czech, aaO. (Anm. 55), S. 995. 

Der diesbezugliche Plan 4287 vom 21. September 1944 tragt die Be- 

zeichnung »Aushau des alten Krematorium. Luftschutzbunker fur SS Re- 

vier mit einem Operationsraumn. RGVA, 502-2-147, S. 20. 

RGVA, 502-1-401, S. 37. 

FffiB-ProzeB, Band 11, S. 82. 

Ebenda. 

Auftrag 323 vom 16. April 1943. FffiB-ProzeB, Band 11, S. 92. Andere 

Hinweise finden sich auf S. 84 (»4 gasdichte Tiirenu) und S. 90 (»Gas- 

duchte [sic] Tiiren«). 

FffiB-ProzeB, Band 11, S. 97. 

AGK, NTN, 107, S. 467-523. 

Bei diesem Auftritt sagte Kula aus, die Saulen seien 2,5 m hoch gewesen, 

weil er meinte, die Decke des Leichenkeller 1 habe lediglich 2 m betra- 

gen. S. 498. 

FffiB-ProzeB, Band 2, S. 83. 



Viktor Emil Frankl in Auschwitz 

Von Elmar Schepers 

In der letzten Ausgabe der Vierteljahreshefte fur freie Geschichtsforschung veroffentlichten wir einen kurzen Bei- 
trag aus der Feder Theodore O'Keefes fiber den beruhmten osterreichischen Psychologen Viktor Frankl. 1 Anhand 
von AuBerungen Frankls selbst sowie aus Forschungen der etablierten Historikerzunft zeigte O'Keefe auf, daB 
Frankl in seinen Erinnerungen iiber seinen Aufenthalt im KL Auschwitz nicht besonders wahrheitsliebend war. 
Unser osterreichischer Leser Walter Liiftl schrieb uns daraufhin einen Leserbrief, der weiter hinten in diesem Heft 
abgedruckt ist. Darin entschuldigt er Frankls Ungenauigkeiten und hebt dessen sonstige Wahrheitsliebe hervor. 
Der Beitrag von E. Schepers nimmt sich nun Frankls Erlebnisbericht iiber Auschwitz vor und untersucht ihn sy- 
stematisch. Dem Leser bleibt iiberlassen zu urteilen, wie weit es mit Frankls Wahrheitsliebe tatsachlich her ist, 
wenn es um seine Erlebnisse in und um Auschwitz geht. 



Der bekannte, 1 997 verstorbene Psychiater und Psychothera- 
peut Viktor Emil Frankl, der wegen seiner jiidischen Herkunft 
im KL (vulgo KZ) Auschwitz interniert war, hat iiber diese 
Zeit einen Bericht verfaBt, der unter dem Titel ...trotzdem Ja 
zum Leben sagen, ein Psychologe erlebt das Konzentrations- 
lager, in Miinchen 1 977 in erster Auflage erschien und zuletzt 
1998 neu aufgelegt wurde. Dieses Buch wurde vor allem in 
den USA ein Verkaufsschlager und dort in zwei Millionen 
Exemplaren abgesetzt. In Deutschland soil jetzt postum eine 
Neuauflage in Vorbereitung sein. Der Klappentext des K6- 
sel-Verlages (hier zitiert nach der zweiten deutschen Auflage 
Miinchen 1978) preist das Buch an als »dokumentarisches 
Lehrstiick« und »Meisterwerk psychologischer Beobach- 
tung«. Im folgenden soil der Text von einem Sprachwissen- 
schaftler und Historiker auf die Stimmigkeit der Darstellung 
hin untersucht werden. Es sollte im Sinne des Grundgesetzes 
im Rahmen wissenschaftiicher Auseinandersetzung moglich 



sein, sich einem kurzen Abschnitt der jiingsten deutschen Ge- 
schichte vorurteilslos zu nahern und eindeutige SchluBfolge- 
rungen zu ziehen. 

Gleich eingangs betont Frankl (S.15), seine Schrift sei eine 
»Erlebnisschilderung«, weniger ein »Tatsachenbericht«. Ab- 
gesehen von der offensichtlichen Unklarheit dieser Begriffs- 
bestimmung miissen wir wohl doch davon ausgehen, daB der 
Psychologe das, was er berichtet, erlebt hat, also Tatsachen 
wiedergeben will. Er fahrt dann fort, daB seine Schilderungen 
»sich weniger mit Vorgdngen in den beruhmten, grofien La- 
gern befassen, als mit solchen in den beruchtigten Filialla- 
gern«. Dieser Feststellung muB mit Vorsicht wegen der offen- 
sichtlichen Unlogik begegnet werden, denn in seinem Buch 
berichtet Frankl nur iiber Auschwitz, das von der gesamten 
Literatur als das groBte Lager iiberhaupt anerkannt ist. 2 Be- 
reits auf dieser ersten Seite seines Berichts verwickelt sich F. 
in schwer auflosbare Widerspriiche. 



304 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



Von der Aussonderung der Haftlinge in 
arbeitsfahige und zur Arbeit unfahige, 
von der Frankl auf. S. 17 berichtet, 
kann der Leser sich kein klares Bild 
machen, denn die Darlegung beginnt 
mit der Bemerkung »Nehmen wir etwa 
an...«. Der Berichterstatter fahrt dann 
fort: »denn man vermutet, und nicht mit 
Unrecht, dafi es ins Gas geht«. Ein 
Wissenschaftler wird sich aber mit 
Vermutungen nicht zufrieden geben, 
denn es war ein Erlebnisbericht ange- 
kiindigt. Was er gesehen hat, schreibt 
Frankl nicht. Auf S. 21 bekraftigt er 
nochmals: »Hier sollen jedoch Tatsa- 
chen nur insofern vorgebracht werden, 
als das Erlebnis eines Menschen jeweils 
das Erlebnis tatsachlichen Geschehens 
ist«. Die Sprachwissenschaft nennt sol- 
che Formulierungen Tautologie. Frankl 
fahrt dann fort, fur die Insassen solle 
»hier das, was sie selber tatsachlich er- 
lebt haben, mit den zur Zeit zur Verfil- 
gung stehenden wissenschaftlichen Methoden zu erklaren 
versucht werden«. Wiederum bleibt dem Leser unklar, was 
hier mit »wissenschaftlichen Methoden« erklart werden soil. 
Was die Inhaftierten erlebt haben, bedarf keiner wissenschaft- 
lichen Erklarung. 

Im zweiten Kapitel, uberschrieben mit »Die erste Phase: Die 
Aufnahme im Lager«, beschreibt der Autor das »schrille Pfei- 
fen der Lokomotive, gellend wie ein ahnender Hilfeschrei der 
durch die Maschine personifizierten, von ihr in ein grofies 
Unheil gefilhrten Menschenmasse« (S. 25). Es wird hier ein 
Verfahren deutlich, das Frankl durch seinen gesamten Bericht 
hin durchhalt. Er interpretiert eine sachlich festgestellte und 
tatsachlich stattgefundene Tatsache, das Pfeifen der Lokomo- 
tive, derart, dafi sich im Leser eine Gedankenassoziation mit 
dem gellenden Hilfeschrei gepeinigter Massen einstellt. Of- 




Viktor Frankl 1940 



Viktor E. Frankl 

...trotzdem Ja 
zum Leben sagen 

Fin Psychologe erlebt 
das KonzenLraLionslager 




Viktor FrankH 930 
vor der Klinik am Rosenhugel 



Deutsche Neuauflage 
von Frankls Geschichte 



fenbar soil diese willkurliche Montage 
verschiedener, nicht zusammengehori- 
ger Dinge im Leser Furcht und Mitleid 
erwecken, hat also nichts mit den kurz 
vorher angekiindigten »wissenschaftli- 
chen Methoden« zu tun. Auf derselben 
Seite unten gibt der Autor eine weitere 
Einzelheit bekannt: einige seiner Mit- 
haftlinge haben Vorahnungen und 
»Schreckgesichte«. Der Berichterstatter 
selbst »glaubte, ein paar Galgen und 
an ihnen Aufgehangte zu sehen«. 
Glaubte er nur oder sah er auch? Dies 
wird der Leser sich fragen diirfen. Kurz 
darauf (S. 26 oben) hort Frankl Kom- 
mandorufe in einer rauhen Tonart, die 
»klingt wie der letzte Schrei eines Ge- 
mordeten«. Hier sehen wir wieder die 
oben analysierte Methode der Zusam- 
menziehung und Verschmelzung von 
Erlebtem und Erdachtem. Die Anmah- 
nung von Trauer und Betroffenheit hat, 

wie man sieht, eine unzahlige Leser- 

schar erreicht. 

Zu den entsetzlichsten Erlebnissen, die Frankl gleich zu An- 
fang seines Aufenthalts in Auschwitz erfahren muBte, gehort 
folgendes. Er fragt einen Mithaftling, wo der Freund P. sei 
und erfahrt: 
»Eine Hand zeigt zu einem wenige hundert Meter entfern- 
ten Schlot, aus dem eine viele Meter hohe Stichflamme un- 
heimlich in den weiten polnischen Himmel emporzilngelt, 
um sich dort in eine dustere Rauchwolke aufzulosen.« 
Jedem Zeitgeschichtsforscher ist seit Jahrzehnten diese Stich- 
flamme, von der unzahlige Zeugen berichten, als Topos, wie 
es in der Literaturwissenschaft heiBt, bekannt. Neuere revi- 
sionistische Forschung hat in diesem Punkt jedoch erhebliche 
Zweifel angemeldet. Bei der Verbrennung von einer oder 
auch mehreren Leichen in Krematorien, wie sie taglich in je- 
der GroBstadt vollzogen werden, wird 
keine Stichflamme erzeugt, da der 
menschliche Korper zu 70% aus Wasser 
und nicht aus Gas besteht. 3 Der Ver- 
fasser befragte in dieser Sache den Lei- 
ter eines Krematoriums einer deutschen 
GroBstadt und bekam zur Antwort, es 
sei ausgeschlossen, daB bei der Ver- 
brennung einer oder mehrerer Leichen 
Stichflammen, oder gar »viele Meter 
hohe« Flammen sich entwickeln konn- 
ten. An dieser Stelle muB also der Be- 
richt Frankls mit einem Fragezeichen 
versehen werden. 

Den Neuankommlingen wurden die 

Haare geschoren - wie iiblich - und 

dann muBten sie sich unter eine Dusche 

begeben. Der Abschnitt lautet: 

»erfreut und hochbegluckt stellen 

einzelne fest, dafi aus den Brause- 

trichtern wirklich - Wasser herab- 

tropft...« (S. 33) 

Zwar bleibt unklar, wieso nur »einzel- 

ne« feststellen, daB Wasser aus den Du- 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



305 



^& 




VIKTOR E. FRANKL 

...trotzdem 
D 

ft 




lumLebensagen 



DREI VORTRAGE 



FRANZ DEUTICKE /WIEN 
1946 



Erstausgaben derfruhen Bucher V. Frankls, 1946 

schen kommt, und es bleibt ebenso unklar, wieso dieses nur 
»herabtropft«, aber immerhin scheint dieses Erlebnis tatsach- 
lich in dieser oder ahnlicher Form stattgefunden zu haben, 
denn auf S. 35 bestatigt Frankl folgendermaBen: 

»Denn, nochmals: es kommt wirklich Wasser aus den 

Brausetrich tern !...« 
Zwei bemerkenswerte Stellen, wie jedem Fachmann bewuBt 
wird, denn vier Jahrzehnte lang wurde uns berichtet, daB die- 
se Duschen nur Tarnung fur anderes waren. Soil man nun ei- 
nem Wissenschaftler von angeblich internationalem Rang wie 
Viktor Emil Frankl weniger trauen als umstrittenen Berichter- 
stattern wie Vrba/Bestic, Lingens-Reiner und vielen anderen? 
Diese Frage drangt sich um so mehr auf, als Frankl ankiindig- 
te »wissenschafiliche Methoden« zur Anwendung bringen zu 
wollen. 

Vom Leben im Lager berichtet Frankl immer wieder ausfuhr- 
lich, wobei in Einzelheiten Wahres mit Unwahrscheinlichem 
bunt gemischt auftritt. Die Betten, in denen die Haftlinge la- 
gen, werden als dreistockig beschrieben (S.36), was mit den 
Berichten anderer Insassen ubereinstimmt. 4 Allerdings berich- 
tet unser Autor, daB er »den Kopf auf den nach ob en fast ver- 
renkten Arm zu legen« hatte. Diese Stelle bleibt jedem unvor- 
eingenommenen Leser unklar. Mehrfach wird von »Fleckfie- 
berbaracken« bzw. -erkrankungen, von »Ambulanzen«, von 
»Schonung« fur besonders kranke Haft- 
linge berichtet. 5 Diese Mitteilungen 
sollten besondere Aufmerksamkeit be- 
anspruchen, stehen sie doch in deutli- 
chem, sinnwidrigen Verhaltnis zu den 
sonstigen Vorgangen im Vernichtungs- 
lager Auschwitz, andererseits aber in 
Ubereinstimmung mit denjenigen Zeu- 
genaussagen, aus denen hervorgeht, daB 
im Lager sehr viel fur die medizinische 
Versorgung der Insassen getan wurde. 6 
Haben die Ausfuhrungen des Professors 
fur Psychologie zur medizinischen Ver- 
sorgung im KL Auschwitz allein schon 
wegen ihrer Haufigkeit ein zu beach- 
tendes Gewicht, so fallen immer wieder 
andere Beobachtungen auf, die mit gro- 
Berer Vorsicht aufgenommen werden 
mussen. Eines Tages z.B., wahrend er 
eine heiBe Suppenschiissel umfaBt halt: 

»schiele ich zufallig beim [sic] Fen- 

ster hinaus: draufien gafft der Leich- 

nam, den man soeben hinausge- 



schafft, mit starren Augen durchs Fenster herein... dieses 
Erlebnis ware mir nicht in Erinnerung geblieben: so wenig 
gefuhlsbetont war das Ganze« (S. 44) 
Wie soil man sich dieses Geschehen vorstellen? Hat Frankl 
hier sein Gedachtnis getauscht? Was meint er mit »wenig ge- 
fuhlsbetont«l Ungemein kennzeichnend fur Frankl ist der Be- 
richt einer Fahrt durch das nachtliche Wien (S. 58-60). Ob- 
wohl wegen der Bombengefahr deutsche Stadte verdunkelt 
waren, sieht der Autor kurz nach Mitternacht die Gasse, »in 
einem der en Hauser [sic!] ich zur Welt gekommen bin«. Ob- 
wohl Frankl sich in einem »kleinen Gefangenenwaggon« be- 
fand, der auch nur »zwei kleine vergitterte Luken besafia und 
er nur »aufden Zehenspitzen stehend« nach drauBen schaute, 
will er alles genau gesehen haben. Er fahrt dann fort: 
»Wir alle fuhlten uns mehr tot als lebendig. Man nahm an, 
der Transport gehe nach Mauthausen. Wir rechneten daher 
mit keiner langeren Lebensdauer als durchschnittlich ein 
bis zwei Wochen. Die Strafien, Platze, Hauser meiner 
Kindheit und Heimat sah ich — dies war ein deutliches Ge- 
fiihl —, als ob ich bereits gestorben ware und wie ein Toter 
aus dem Jenseits, selber ein Gespenst, auf diese gespen- 
stisch wirkende Stadt herabsahe. « 
Erst nachdem Frankl dieses Erlebnis gehabt haben will, wird 
er konkret. Er bittet seine Mithaftlinge, ihn »doch blofi fur ei- 
nen Augenblick vorzulassen.« Doch sein Wunsch, ihn hinaus- 
sehen zu lassen, wird abgelehnt (S. 60 o.). Diese ganze Szene, 
einer der Hohepunkte des Erlebnisberichts, mufi mit einem 
Fragezeichen versehen werden. Wegen der Verdunklung, die 
aller Wahrscheinlichkeit nach auch Wien betroffen haben 
diirfte, hatte Frankl ohnehin wenig sehen konnen. Ein kleiner 
Waggon fur Gefangene wird bisher, soweit uns bekannt, in 
keiner einzigen sonstigen Quelle erwahnt. Es erscheint auch 
zweifelhaft, ob Frankl die Gasse seiner Kindheit iiberhaupt 
gesehen haben kann, denn er erwahnt erst nach der Beschrei- 
bung, daB er sich bemiiht habe, man moge ihn durch die 
»kleine vergitterte Luke« schauen lassen, was aber eben abge- 
lehnt wurde. 

In Mauthausen ist er offenbar gar nicht gewesen, denn er 
schreibt nichts dariiber. Die Lebenserwartung von wenigen 
Wochen (ein Topos, der sich in ahnlicher Form mindestens 



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V. Frankl an der Klagemauer, mit Mignon Eisenberg und David Guttmann, anlali- 
lich derzweiten Bar Mitzvah; 1988 



306 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



ein Dutzend mal im Text und immer wieder in den Berichten 
anderer findet) wurde dann durch die tatsachliche Lebenszeit 
von weiteren vierzig Jahren als bloBe MutmaBung entlarvt. 
Die Haufung von Vorstellungen wie „Gespenst", „Tod" usw. 
an dieser aufschluBreichen Stelle laBt nun endgiiltig die 
Vermutung zu, daB hier nicht ohne Selbstmitleid versucht 
wird, auf eine sensationsbereite Leserschaft Eindruck zu 
machen. Wir unterstellen das. Der Verfasser dieses Artikels, 
der im Laufe der Zeit viele Psychologen kennengelernt hat, 
traf noch nie einen, der in der Lage gewesen ware, die Sonde 
der Psychologie an sich selbst zur Anwendung zu bringen. 
Ein mit »Sexualitdt« iiberschriebenes Kapitel (S. 57f.), halt 
fur den sensationsbegierigen Leser keine pikanten Szenen be- 
reit, von denen es in den Berichten anderer nur so wimmelt. 
Diese Erotika im Angesicht der Gaskammern sind schon 
mehrfach einer kritischen Analyse unterzogen und teilweise in 
den Bereich des Kitsches verwiesen worden. Neuerdings hat 
der jiidische Abweichler Finkelstein solche Erotika angesichts 
des Massensterbens nicht ohne Zynismus als »Holoporn« an- 
geprangert. 7 Nichts dergleichen bei Viktor Emil Frankl. Es 
macht seinen Bericht sympathisch, daB er seiner Ehefrau, dem 
»geliebten Wesen« trotz aller Bedrangnis die Treue halt. Wir 
mochten jedoch Zweifel anmelden, wenn er meint, »dafi der 
Sexualtrieb im allgemeinen 
schweigt«, Das fur das KL 
Auschwitz iiberlieferte Bor- 
dell scheint er nicht zu ken- 
nen. An derselben Stelle ver- 
wickelt sich Frankl allerdings 
in einen Widerspruch, wenn 
er meint, »auch in den Trau- 
men der Haftlinge tauchen 
sexuelle Inhalte fast niemals 
auf« und dann drei Zeilen 
weiter schreibt, daB »die gan- 
ze Liebessehnsucht des Haft- 
lings und anderweitige Re- 
gungen [sic!] im Traum sehr 
wohl zum Vorschein kom- 
men.« Es ware vom Stand- 

punkt der Psychologie und Statistik interessant gewesen zu 
erfahren, wieviele Leidensgenossen er denn tatsachlich be- 
fragt hat. Oder sollte es sich hier nur um eine verschleierte 
Selbstprojektion gehandelt haben? 

Der Unwahrscheinlichkeiten sind kein Ende. Die bemerkens- 
werteste teilt Frankl auf S. 94 mit. Es gelingt ihm die Flucht aus 
der Holle. Er kehrt jedoch aus wenig iiberzeugenden Griinden 
freiwillig wieder zuriick und versieht sich »mit ein paar verfaul- 
ten Kartoffeln als Wegzehrung« (S. 95). Hierzu eriibrigt sich 
jede Stellungnahme. Nach unendlichen, geduldig ertragenen 
Leiden berichtet Viktor Emil Frankl, er sei Anfang 1945 aus 
dem Lager Auschwitz entlassen worden. Die Entlassung soil 
nach der Eroberung des KL Auschwitz am 27. Januar 1945 
stattgefunden haben. 8 Nur Pech, daB andere Wissenschaftler 
anhand erhalten gebliebener Dokumente inzwischen festgestellt 
haben, daB Frankl bereits Ende Oktober Auschwitz in Richtung 
Bayern verlieB, wo er im KL Kaufering III interniert blieb, was 
Frankl selbst in einem Interview bestatigte. 9 
Dementsprechend verwundert es nicht, daB Frankls Bericht 
liber seine Befreiung nicht stimmen kann: 

»Da kommt man zu einer Wiese. Da sieht man bluhende 

Blumen aufihr.« (S.141) 




Viktor FrankH 994 



Zwei Seiten weiter bekraftigt er: 
»Dann gehst du eines Tages, ein paar Tage nach der Be- 
freiung... durch bluhende Fluren... Lerchen steigen auf... 
und dann sinkst du in die Knie.« usw. usf. 
Wir enthalten uns der Anmerkung, mochten jedoch zu beden- 
ken geben, daB in dem westlich von Krakau gelegenen Au- 
schwitz zu diesem Zeitpunkt Schnee gelegen haben diirfte. Ob 
Lerchen im Januar jubilieren, mogen Ornithologen entschei- 
den. 10 Sein Bericht selbst weist also daraufhin, daB er nicht 
wie behauptet im Januar aus Auschwitz befreit wurde, son- 
dern im Friihling in Bayern von den Amerikanern. 
Von den Mitteilungen des Professors fur Psychiatrie, der ja - 
wir erinnern uns - wissenschaftliche Methoden anwenden 
wollte, decken sich einige mit den Erkenntnissen der zeitge- 
schichtlichen Forschung. Ich greife zwei heraus. Gleich zu 
Beginn seiner Ausfuhrungen (S. 26) berichtet unser Autor, er 
habe Haftlinge »in alien moglichen europaischen Sprachen« 
sprechen horen. In der Tat waren in Auschwitz wie in anderen 
Lagern Menschen aus mindestens einem Dutzend Nationen 
inhaftiert, darunter Zigeuner, aber auch Deutsche, unter die- 
sen Kriminelle wie Unschuldige, Homosexuelle, Freimaurer, 
Katholiken, Widerstandler, Sozialdemokraten, Zeugen Jeho- 
vas, Kommunisten usw., usf. Die vor einigen Jahren vom 

K.G Saur-Verlag veroffent- 
lichten Totenlisten des Lagers 
Auschwitz, die jetzt standig 
erweitert werden, enthalten 
ca. 65.000 Namen, darunter 
etwa 40% Juden. 11 Diese Ver- 
offentlichung, die von der 
vereinheitlichten Presse ver- 
schwiegen wurde, bestatigt, 
daB mit geschichtlichen Tat- 
sachen sehr einseitig und ver- 
falschend umgegangen wird, 
da in unzulassiger und jeder 
wissenschaftlich exakten Dar- 
legung zuwiderlaufender Wei- 
se nur der Leiden eines einzi- 
gen Volkes, nicht aber der al- 
ler anderen Nationen gedacht wird. 

Auf S. 76/79 erwahnt unser Gewahrsmann jeweils einen 
»Fliegeralarm«. Bombardierungen von KLs sind der For- 
schung langst bekannt, 12 werden aber von einfluBreichen Per- 
sonen geleugnet, darunter dem Miinchner Dozenten Wolff- 
sohn. 13 

Der Pilpul 

Ziehen wir das Fazit: Die Auslassungen von Viktor Emil 
Frankl halten einer Priifung auf der Grundlage von Quellen- 
exegese, Textkritik und historischen Tatsachen nicht Stand. 
Der wissenschaftliche Wert der Abhandlung muB daher als 
gering veranschlagt werden. Der Verfasser setzt sich dem 
Verdacht aus, auf weiten Strecken einer Autosuggestion zu 
unterliegen, die ihrerseits Gegenstand einer psychologischen 
Untersuchung sein miiBte, obwohl oder weil der Autor selbst 
Psychologe war. Es soil hier die Vermutung geauBert werden, 
daB Viktor Emil Frankl bei der Abfassung seines Berichts der 
Denkfigur des Pilpul verpflichtet war, der in seinem Unter- 
bewuBtsein, wie wir das seit Sigmund Freud nennen, wirksam 
gewesen sein konnte und ein Konstituens jiidischen Denkens 
bildet und auf dessen orientalischen Ursprung verweist. So- 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



307 



VIKTOR E. 



weit ich sehe, hat der Philosoph Hans Dietrich Sander als er- Frau Meir jedoch glaubte. 
ster in unserem Zusammenhang auf die Figur des Pilpul hin- 
gewiesen. 14 

Hier tut sich ein weiter Raum fur Philosophiehistoriker auf. 
Der Pilpul entspricht ungefahr dem, was die Sophistik (z.B. 
Protagoras) beschrieb als „das schwachere Argument zum 
starkeren machen". Ahnliches beschreibt Aristoteles in der 
Rhetorik (Buch 3, Kap. 7), wo er feststellt, wenn man »das 
Sanfte hart und das Harte sanft zum Ausdruck bringt, so ver- 
liert die Sache ihre Glaubwurdigkeit.« Es handelt sich um ei- 
ne dialektische Figur, die Logik in Willkiir verwandelt, in un- 
serem Fall Erlebtes mit Erdachtem wahllos durcheinander- 
mischt und diesen Schein von Wahrheit fur die ganze Wahr- 
heit ausgibt. Die extremste Form des Pilpul diirfte das von 
Norman Finkelstein (wie oben) einer scharfen Kritik unterzo- 
gene Machwerk von Goldhagen sein, das nichts Geringeres 
mitteilt, als dafi die Deutschen „Kil- 
lergene" hatten. Ausuferungen gera- 
dezu absurdester Art, die in ihrer hy- 
pertrophen Phantastik an Tausen- 
dundeine Nacht erinnern. Auch die- 
ses Buch wurde ein geschaftlicher 
Erfolg. Das im Februar 2001 in 
Miinchen bei Piper auf Deutsch er- 
schienene Buch von Norman G. Fin- 
kelstein Die Holocaust-Industrie 
spielt bereits im Titel auf mogliche 
Geschaftsabsichten solcher Produkte 
hin und hat daher beim Erscheinen 
der englischen Ausgabe im Juni 2000 
fur Unruhe der Betroffenen gesorgt. 
Zu den grotesken Verzerrungen des 
Pilpul gehoren die Greuelmarchen 
von den durch deutsche Soldaten ab- 
gehackten Kinderhanden in Belgien, 
die Lampenschirme aus Judenhaut 
und die Seife aus Judenfett, Dinge, 
die heute nicht mehr geglaubt wer- 
den, 15 jedoch bis vor einigen Jahren 
zum Standardwissen gehorten. 
Ein bezeichnendes Licht wirft auf 

diese Dinge die Autobiographie der ehemaligen Ministerpra- 
sidentin von Israel, Golda Meierson, alias Meir, 16 die bisher, 
soweit ich sehe, von der Zeitgeschichtsforschung ebenfalls 
nicht ausgewertet wurde. Frau Meir berichtete zu oben er- 
wahnten Greueln der Deutschen: 

»Das Merkwurdige und Schreckliche war, dafi keiner von 

uns die Informationen, die wir erhalten hatten, bezweifel- 

te.«{\) (S. 165) 
Am nachsten Tag hatte sie eine Unterredung mit »einem sym- 
pathischen britischen Beamten«. Nachdem sie ihm von den 
Nazi-Greueln erzahlt hatte, meinte dieser: 

»Aber Mrs. Meyerson, Sie glauben das doch nicht wirklich, 

oder?« 
Dann erzahlte er ihr von der 

»Greuelpropaganda des Ersten Weltkriegs und wie vollig 

absurd sie gewesen war. Ich konnte ihm nicht erklaren, aus 

welchem Grund ich wuBte, dafi dies etwas anderes war.« 

(Hervorhebung von uns.) 
Darauf der sympathische Brite mit den »freundlichen blauen 
Augen«: 




»Sie diirfen nicht alles glauben, was sie horen.« 



Der Frankl-Bericht und die Zeitgeschichtsforschung 

Die heute in Deutschland und weltweit betriebene Erfor- 

schung des Dritten Reiches wird von zwei Gruppen vertreten, 

den Etablierten, die an Hochschulen lehren und in der Offent- 

lichkeit auftreten, und den sog. „Revisionisten", die, wie der 

Name sagt, gewisse Geschehnisse einer „neuen Sichtung" un- 

terziehen, dem erwunschten Geschichtsbild jedoch widerspre- 

chen und daher in Deutschland durch den Strafrechts- 

Paragraphen 130 unterdriickt werden und deren Veroffentli- 

chungen teilweise verboten sind. In der Bundesrepublik 

Deutschland sind etwa achtzig Buchtitel und unzahlige Zeit- 

schriftentitel verboten. Diese Vorgehensweise des Staates 

entspricht dem, was der Soziologe Ernst Topitsch in seiner 

Wissenschaftslehre als y>Immunisierungsstrategie« gekenn- 

zeichnet hat, d.h., gewisse Denkweisen 

miissen gewaltsam gegen Kritik abgesi- 

chert werden, um das eigene System nicht 

zu gefahrden. 17 Ahnliche Denkmechanis- 

men analysierte der Philosoph Eric Voege- 

lin in seiner scharfen Kritik des marxisti- 

schen Weltbildes, das er als »Fragever- 

bot« entlarvte. 18 

Trotz massiver Frageverbote in Hinsicht 

auf Geschehnisse des Dritten Reiches, be- 

sonders in den Lagern, macht man in den 

letzten Jahren die erstaunliche Erfahrung, 

daB sich inzwischen die beiden For- 

schungsrichtungen anzunahern scheinen. 

Von den deutschen etablierten Historikern, 

die einen Lehrstuhl innehatten, haben sich 

Hans Mommsen und Ernst Nolte mutig zu 

Wort gemeldet. Ersterer, als er die Exi- 

stenz des Vernichtungsbefehls bestritt 19 - 

was indessen Fachleuten nichts Neues war 

- und Nolte, als er verlauten lieB: 20 

»Ich kann nicht ausschliefien, dafi die 

meisten Opfer nicht in den Gaskammern 

gestorben sind, sondern dafi die Zahl 

derer vergleichsweise grofier ist, die 

durch Seuchen zugrunde gingen oder durch schlechte Be- 

handlung [!] und Massenerschiefiungen.«. 

Das Wort „Partisanenerschiel3ungen", das Militarhistoriker 

hier verwendet hatten, kommt bei Nolte nicht vor. Immerhin 

verstieBen beide Herren gegen staatlich verordnete Denkver- 

bote. Nur ihr Professorentitel schiitzte sie vor Hausdurchsu- 

chungen, Geldstrafen, Gefangnis oder Schlimmerem. Ernst 

Nolte allerdings bekam von der F.A.Z. Schreibverbot und 

wurde kurz nach dem 5/?/ege/-Gesprach in einer Berliner Kir- 

che von linken Terroristen zusammengeschlagen. Die Presse 

auBerte keinerlei Unmut. Ernst Nolte war es auch, der sich in 

einem seiner letzten Biicher in einem eigenen Kapitel mit den 

Forschungsergebnissen der sog. Revisionisten zumindest an- 

satzweise auseinandersetzte, 21 was seine mit Amt und Wiirden 

versehenen Hochschulkollegen mehrheitlich geflissentlich 

vermeiden, da sie eben der Immunisierungsstrategie unter- 

worfen sind. 

Eine Bresche in die Mauer des Schweigens schlug die in Ber- 
lin ansassige Judin Sonja Margolina, als sie immerhin die - 
oft von russischen Juden durchgefuhrten - Massenmorde an 
den Ukrainern zugab, aufgrund derer sie »erbebt« sein will. 



308 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



Leider nennt sie keine Zahlen, und der Name eines Scheusals 
wie Lazar Moisejewitsch Kaganowitsch kommt nur ver- 
schamt am Rande und mit unvollstandigem Vornamen vor. 22 
Sie wirft ihren Religionsgenossen sogar „Verdrangung" eige- 
ner Schuld vor und nahert sich damit Ausfiihrungen Finkel- 
steins. Beide Autoren sind aufgrund ihrer Herkunft vor Ver- 
folgung durch die deutsche Justiz gefeit. 
Die Arbeiten von Josef Ginsburg, alias J.G. Burg, und Roger 
G. Domergue Polacco de Menasce wurden schon in den sech- 
ziger Jahren konfisziert und sind bis heute verboten und der- 
zeit nicht zu bekommen. 23 Burg wurde vor einigen Jahren 
kurz vor seinem Tode auf dem Miinchner Nordfriedhof zu- 
sammengeschlagen, iiber Polacco de Menasce, der seinen 
Leuten vorwarf, skrupellos mit Pornographie Geschafte zu 
machen, ist dem Verfasser nichts bekannt. 
Es kann hier nicht ein AbriB der gesamten zeitgeschichtlichen 
Literatur, der etablierten und der revisionistischen, zu einem 
umstrittenen Thema gegeben werden. Es sollten nur weitere 
Bausteine zu dem vielfaltigen und verwickelten Mosaik der 
Erforschung der NS-Diktatur geliefert werden. Wissenschaft 
heiBt unter anderem, Falsches von Richtigem zu trennen und 
das Richtige exakt zu beschreiben, soweit das moglich ist. 
Die Deutschen, denen seit Jahrzehnten ihre Untaten und die 
ihrer Vater vorgehalten werden, woran die Nation buchstab- 
lich seelisch und damit physisch zugrunde zu gehen droht, 
haben das Recht, sich ihrer eigenen Geschichte vorurteilslos 
zu nahern. 

Anmerkungen 

Bildquelle: neue Buchtitel: amazon.com bzw. amazon.de; Rest: 

http://logotherapy.univie.ac.at/gallery/gallery.html 

1 Theodore O'Keefe in »Viktor Frankl iiber Auschwitz«, VffG 6(2) (2002), 
S. 137-139. 

Vgl. ebenda: Frankl wurde aus dem Ghetto Theresienstadt nach Au- 
schwitz gebracht und von dort nach kurzer Zeit in das bayerische Lager 
Kaufering III iiberstellt. Anm. der Redaktion. 

3 Vgl. The Journal of Historical Review, 1992/93, vol. 12, Nr. 4, S. 
391-420; Ernst Gauss, Vorlesungen iiber Zeitgeschichte, Strittige Fra- 
gen im Kreuzverhor, Tubingen 1993, S. 45. Nach Befragung durch 
Dipl.-Ing. Walter Liiftl hat Frankl eingestanden, daB er womoglich einer 
Sinnestauschung unterlag, vgl. Liiftls Leserbrief in dieser Ausgabe, S. 
362. 



Vgl. die Aufnahme bei W. Staglich, Der Auschwitz-Mythos, Grabert, 
Tubingen 1979, Bildteil, Anm. der Redaktion. 

S. 42f., 55, 81 (miebzig Kameraden in Schonung«), 82, 85, 86 (»frisch 
ins Lager gelangte Medikamente«), 91 (»man brauchte einige Arzte«), 
93, 95, 97, 122, 132. 

Vgl. Die Tdtigkeit des IKRK zugunsten der in den deutschen Konzentra- 
tionslagern inhaftierten Zivilpersonen (1939-1945), Genf 1947, passim, 
hrsg. vom Internationalen Komitee des Roten Krauzes; dt. Ausgabe Arol- 
sen 1974; ferner Udo Walendy, Auschwitz im IG-Farben Prozefi, Verlag 
fur Volkstum und Zeitgeschichtsforschung, Vlotho/Weser 1981, v.a. 
189-192. 

Vgl. Ruth Bettina Birn/Norman G. Finkelstein, Eine Nation auf dem 
Priifstand, Die Goldhagen-These und die historische Wahrheit, Hildes- 
heim 1998, S. 123. 

Vgl. Joachim Hoffmann, Stalins Vernichtungskrieg, Miinchen 1996, S. 
303 

Vgl. T. O'Keefes Artikel, Anm. 1 . Das darin angegebene Datum der 
Ausgabe der US-Zeitschrift Possibilities, in dem das Interview Frankls 
erschien, ist falsch. Es muB Marz/ April 1991 heiBen (nicht das unmogli- 
che 1944). 

Meyers Grofies Konversationslexikon, sechste Auflage, Bd. 12, Leipzig 
und Wien 1906, S. 434 vermerkt unter „Lerche": »Im Winter weilt sie in 
Siideuropa und Nordafrika; einzelne iiberwintern bei uns.« 
Vgl. Sterbebiicher von Auschwitz, Fragmente, hrsg. vom Staatlichen 
Museum Auschwitz-Birkenau, Miinchen-New Providence-London-Paris 
1995, S. 248. 

Vgl. Walendy, aaO. (Anm. 6), Photoanhang; J.C.Ball, Air Photo Evi- 
dence, Ball Resource Service Ltd., Delta, B.C., Canada 1992. 
Vgl. Wolffsohn in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.1.1995, S. 8. 
H.D. Sander, Die Auflosung aller Dinge, Zur geschichtlichen Lage des 
Judentums in den Metamorphosen der Moderne, Miinchen, o.J., 68f, 
79f. 

Vgl. Ernst Gauss, aaO. (Anm. 3), S. 51 und ofter. 
Golda Meir, Mein Leben, Frankfurt/M, Berlin, Wien 1983. 
E. Topitsch, Gottwerdung und Revolution, Beitrdge zur Weltanschau- 
ungsanalyse und Ideologiekritik, Pullach bei Miinchen 1973, S. 35, 57, 
130. 

E. Voegelin, Wissenschaft, Politik und Gnosis, Miinchen 1959, 33 und 
ofter. 

In: Die Woche, 15.1 1.1996, zus. mit der Wiener Hitler-Forscherin Brigit- 
te Hamacher. 

Der Spiegel, 40, 1994, S. 85. 

E. Nolte, Streitpunkte, Heutige und kiinftige Kontroversen um den Na- 
tionalsozialismus, Berlin-Frankfurt/Main 1993, 304f. 
S. Margolina, Das Ende der Liigen, Rufiland und die Juden im 20. Jahr- 
hundert, Berlin 1992, 84,151 

Viele der Schriften von J.G. Burg konnen online bei vho.org eingesehen 
werden; Anm. der Redaktion. 



Treblinka: Vernichtungs lager oder Durchgangs lager 



? 



Eine Buchvorstellung 

Von Jurgen Graf 



Die Idee kam Carlo Mattogno und mir Ende November oder 
Anfang Dezember 1995 bei einem abendlichen Spaziergang 
im spatherbstlich kalten Moskau. Wir arbeiteten damals in 
zwei russischen Archiven, in denen deutsche Dokumente der 
Kriegszeit aufbewahrt werden. Unser Forschungsziel war 
hauptsachlich das KL Auschwitz, doch da wir im Archiv der 
Russischen Foderation auch etliches Material iiber Treblinka 
gefunden hatten (keine deutschen Originaldokumente zwar, 
aber immerhin eine ganze Menge Zeugenaussagen und Be- 
richte sowjetischer Kommissionen), nahmen wir uns vor, ein 
Buch iiber Treblinka zu schreiben. 

Uber dieses bekannteste der sogenannten „reinen Vernich- 
tungslager" gab es damals seitens der Revisionisten bereits et- 



liche wertvolle Untersuchungen. In der Nummer 44 der Hi- 
storischen Tatsachen hatte Udo Walendy das offizielle 
Treblinka-Bild einer umfassenden Kritik unterzogen und so- 
wohl auf eine Reihe technischer Unmoglichkeiten als auch 
auf die heillose Widerspruchlichkeit der Zeugenaussagen hin- 
gewiesen. Im 1994 erschienenen, von Ernst Gauss herausge- 
gebenen Sammelband Grundlagen zur Zeitgeschichte befaB- 
ten sich drei fundamentale Beitrage - jene von John Ball, 
Friedrich P. Berg und Arnulf Neumaier - ganz oder teilweise 
mit Treblinka. Allerdings hatten sich alle diese Autoren damit 
begniigt, die orthodoxe Version von der „Todesfabrik" zu 
zerpfliicken, und auf jeden Versuch einer alternativen Deu- 
tung der Funktion Treblinkas verzichtet. 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



309 



Dies ist in keiner Hinsicht verwunderlich: Wahrend aus Au- 
schwitz und Majdanek Dokumente in groBer Zahl erhalten 
sind, fehlen solche fur Treblinka (sowie die anderen „reinen 
Vernichtungslager" Belzec, Sobibor und Chelmno) so gut wie 
vollstandig, und auf dem Gelande dieser ehemaligen Lager 
findet der Besucher keine greifbaren Spuren mehr vor. Das 
gangige Bild von den „T6tungszentren" beruht denn auch 
einzig und allein auf Zeugenaussagen. Unter diesen Umstan- 
den ist es keine einfache Sache, die wirkliche Funktion des 
Lagers zu ermitteln. 

Hauptsachlich aus diesem Grund legten Mattogno und ich das 
Treblinka-Projekt vorderhand aufs Eis. Wahrend unserer lan- 
geren Reise durch Polen im Sommer 1997 haben wir das 80 
km ostlich von Warschau gelegene Treblinka zwar aufgesucht 
und eine Anzahl Fotos gemacht, doch gait unsere Aufmerk- 
samkeit vorwiegend dem KL Majdanek. 
Neu belebt wurde unser Interesse an Treblinka Ende 1999. 
Damals unterrichtete uns unser australischer Freund Fredrick 
Toben iiber die von einem Landsmann, dem jungen Ingenieur 
Richard Krege, durchgefuhrten Bodenradaruntersuchungen. 
Mittels eines Radargerats, das Storungen der Bodenstruktur 



entdeckt und sowohl zur Ortung von Bodenschatzen als auch 
zum Auffinden von Grabern verwendet wird, hatte Krege jene 
Zone auf dem Lagergelande untersucht, wo sich laut den Au- 
genzeugen die riesenhaften Massengraber befunden haben 
sollen. (Da es in Treblinka, ebenso wie in Belzec, Sobibor 
und Chelmno, anerkanntermaBen keine Krematorien gab, sol- 
len die Leichen der je nach Autor 750.000 bis drei Millionen 
dort ermordeten Juden zunachst in Massengrabern beigesetzt, 
jedoch ab Friihling 1943 wieder ausgegraben und unter frei- 
em Himmel auf gewaltigen Rosten spurlos verbrannt worden 
sein.) Als provisorisches Ergebnis seiner mehrtagigen, im Ok- 
tober 1999 durchgefuhrten Radaruntersuchungen war Krege 
zum SchluB gelangt, daB die Erde in der Zone der angebli- 
chen Massengraber ganzlich unberiihrt war und es diese Gra- 
ber folglich niemals gegeben hat. 

Diese Nachricht versetzte mich in nicht geringe Aufregung. 
Falls Kreges Resultate stimmten, war die Version vom Ver- 
nichtungslager mit absoluter wissenschaftlicher GewiBheit er- 
ledigt, denn das ganze offizielle Treblinka-Bild steht und fallt 
mit der Existenz dieser Graber. Ich setzte mich flugs telefo- 
nisch mit dem australischen Ingenieur in Verbindung, um 



Carlo Mattogno, Jiirgen Graf 

o <n 



Vernichtungslager oder Durchgangslager? 

432 Seiten DIN A4, Taschenbuch, Bibliographic, Dokumente, Fotos, 
Namensverzeichnis, €30,- 



Carlo Mattogno, Jiirgen Graf 

Treblinka 




Vernichtungslager 
oder Durchgangslager? 



Castle Hill Publishers 



Holocaust-Uberlebende berichten, in dem in Ostpolen gelegenen Lager Treblin- 
ka seien zwischen Sommer 1942 und Sommer 1943 mindestens 700.000, wenn 
nicht gar bis zu drei Millionen Menschen vorwiegend judischen Glaubens umge- 
bracht worden. Als Mordwaffen werden behauptet: mobile oder stationare Gas- 
kammern; verzogert oder sofort wirkendes Giftgas; ungeloschter Kalk; heilier 
Dampf; elektrischer Strom; Maschinengewehre; Vakuumkammern; Chlorgas; Zy- 
klon-B; Dieselabgase. Die Leichname der Opfer, so die Zeugen, sollen schlieli- 
lich auf gigantischen Scheiterhaufen von der Hohe mehrstockiger Hauser fast 
ohne Brennstoff spurlos verbrannt worden sein. 

Im ersten Teil des vorliegenden Buches wird dieses offizielle Treblinka-Bild einer 
umfassenden Kritik unterzogen, und zwar bezuglich seiner historischen Entste- 
hung, inneren Logik und technischen Machbarkeit. Das Ergebnis dieser Analyse 

ist im wesentlichen die Unhaltbarkeit des im deutschen Sprachraum strafrechtlich vorgeschriebenen Geschichtsbildes, das 
nichts weiter ist als eine ununterbrochene Kette von Absurditaten. 

Im zweiten Teil des Buches wird versucht, der tatsachlichen Funktion des Lagers Treblinka anhand von Zeugenaussagen, 
Dokumenten und Sachbeweisen auf die Spur zu kommen. Es wird der Nachweis erbracht, dali Treblinka ein Transitlager war, 
durch welches die aus Warschau und anderen polnischen Stadten deportierten Juden teils ostwarts in die besetzten sowjeti- 
schen Territorien, teils sudwarts nach Majdanek und in andere Arbeitslager in der Lubliner Region durchgeschleust wurden. 
Die beiden Autoren haben zudem wichtige Anmerkungen zu den beiden anderen ostlichen angeblichen „Vernichtungslagern" 
Belzec und Sobibor mit eingeflochten sowie eine Erorterung der angeblichen Massenerschieliungen von Juden durch die 
Einsatzgruppen, da dieses Thema zwangslaufig aufkommt, wenn man iiber Deportationen westlicher Juden iiber die ostli- 
chen Transitlager nach Ruliland schreibt. 

Selbst den alten Hasen unter den Revisionisten wird viel des in diesem Buch prasentierten Materials neu sein, und Jurgen 
Grafs flussiger Schreibstil garantiert, dali man kaum merkt, wie die Zeit beim Lesen verflielit. Immer wieder reizen einen die 
originellen „Zeugen"-Aussagen sowie die von Graf und Mattogno gekonnt entlarvten absurden Behauptungen der etablierten 
Geschichtsschreibung zum Lachen. 

Alles in allem handelt es sich bei diesem Buch also um eine runde Sache, womoglich das bisher beste und tiefgehendste 
Buch der beiden Autoren uberhaupt. Da kann man nur sagen, dali es Appetit auf mehr macht. 

Wir hoffen, dali unsere treuen Leser die jahrelange revisionistische Forschungsarbeit der beiden Autoren honorieren werden, 
und sich zum Erwerb eines Exemplars dieses Buches durchringen konnen. 

Herzlichen Dank, Ihr Germar Rudolf, Castle Hill Publishers 



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Einzelheiten in Erfahrung zu bringen. Er teilte mir mit, daB 
seine Unterlagen unvollstandig und weitere Nachforschungen 
an Ort und Stelle erforderlich seien. AuBerdem beabsichtige 
er, auch in Belzec und Sobibor entsprechende Untersuchun- 
gen vorzunehmen. Wir entschlossen uns zur Zusammenarbeit. 
Da die zweiwochige Miete des Radargerats sehr teuer war 
und die Aufbringung der benotigten Summe Kreges Moglich- 
keiten iiberstieg, wandte ich mich in einem Rundbrief mit ei- 
nem Spendenaufruf an meine Gonner und Freunde und brach- 
te den erforderlichen Betrag auch zusammen. Am 21. August 
2000, sechs Tage nach meinem 49. Geburtstag, an dem ich 
die Schweiz auf unbestimmte Zeit verlassen hatte, trafen wir 
drei - Richard Krege, Carlo Mattogno und ich - uns in Kra- 
kau. Allerdings muBte Mattogno wegen eines - dann Gott sei 
Dank glimpflich verlaufenen - Krankheitsfalls in seiner Fami- 
lie schon nach zwei Tagen nach Italien zuruckkehren, so daB 
Krege und ich die Reise zu den „Vernichtungslagern" alleine 
antraten. 

Unser erstes Ziel war Auschwitz. Krege benotigte fur seine 
Studie unbedingt einen Vergleich zwischen Treblinka und ei- 
ner Stelle, wo es nachweislich Massengraber aus der Zeit des 
Zweiten Weltkriegs gegeben hat. Mehrere solche befinden 
sich in Auschwitz -Birkenau. Im Sommer und Herbst 1942 
forderte eine morderische Flecktyphusepidemie dort rund 
20.000 Opfer. Da die Kapazitat des kleinen Stammlagerkre- 
matoriums bei weitem nicht zur Einascherung der Seuchenop- 
fer ausreichte und die Kremas von Birkenau damals noch 
nicht errichtet waren, wurden die Leichen groBtenteils in 
Massengrabern bestattet, die auf den von John Ball veroffent- 
lichten und interpretierten Luftaufhahmen deutlich zu sehen 
sind. Es gelang uns ohne Schwierigkeiten, die Stelle, wo sich 
eines der Graber befunden hatte, ausfindig zu machen; Bo- 
denkonfiguration und Vegetation unterscheiden sich unver- 
kennbar von denjenigen der angrenzenden Zonen. Krege ar- 
beitete dort zwei Tage lang mit seinem Gerat. Weil ich von 
der Funktionsweise des Apparats keine Ahnung hatte, konnte 
ich ihm dabei in keiner Weise behilflich sein, und meine Auf- 
gabe wahrend der Reise beschrankte sich auf die des Dolmet- 
schers. 

Nachste Station war Belzec, wo mein Gefahrte ideale Ar- 
beitsbedingungen vorfand. Obwohl in jenem winzig kleinen 
Lager immerhin 600.000 Juden, also ein Zehntel der berlihm- 
ten „sechs Millionen", vergast worden 
sein sollen, zieht es kaum Besucher an, 
und die polnischen Behorden haben es 
noch nicht einmal fur notig erachtet, 
dort ein Museum einzurichten. Folglich 
konnte Krege dort tagelang in aller Ru- 
he arbeiten, zumal uns der Wettergott 
freundlich gesinnt war. Andere Voraus- 
setzungen herrschten in Sobibor: Er- 
stens befindet sich am Eingang zum La- 
ger ein Museum, dessen Angestellten 
jede unerlaubte Aktivitat auf dem La- 
gergelande bald auffiele, und zweitens 
ist, wie uns ein im Museum arbeitender 
junger polnischer Historiker mitteilte, 
die genaue Stelle, wo sich die Massen- 
graber befanden (bzw. befunden haben 
sollen), unbekannt. Da jener Historiker 
Mattogno und mich von einem 1 997 er- 
folgten Besuch her als Revisionisten 



kannte, verzichteten wir auf jedes Versteckspiel und baten um 
die Erlaubnis zur Arbeit mit dem Radargerat. Der Mann ver- 
wies uns zwecks Einholung der notigen Genehmigung an eine 
Instanz in Warschau, doch verzichteten wir von vornherein 
auf einen solchen ohnehin aussichtslosen Versuch und fuhren 
nach Treblinka weiter. 

Am Rande des Stadtchens Ostrow unweit von Treblinka be- 
zogen wir in einem schmucken landlichen Gasthaus Quartier, 
und in den folgenden Tagen arbeitete Krege unermudlich mit 
seinem Radargerat und untersuchte jeden Meter Boden in der 
Zone der angeblichen Massengraber. Da dort am laufenden 
Band Busse mit (oft israelischen) Holocaust-Touristen eintra- 
fen, saB ich die gesamte Zeit liber wie auf gliihenden Kohlen. 
Gott sei Dank kam das emsige Treiben meines Gefahrten kei- 
nem der Holocaust-Pilger verdachtig vor, und wir konnten 
Treblinka ohne miBliche Zwischenfalle Lebewohl sagen. Kre- 
ge kehrte am darauffolgenden Tag via Deutschland in seine 
Heimat zuriick, und mein Weg fiihrte mich weiter nach Osten 
- zunachst ins ukrainische Lemberg (Lviv), wo ich einige Ta- 
ge lang im dortigen Archiv recherchierte, darauf nach Mos- 
kau und zwei Monate spater in den Orient kam. Doch das ist 
eine andere Geschichte. 

Richard Krege hat die ersten Ergebnisse seiner Forschungen 
auf zwei Konferenzen (im Juni 200 1 in Washington und im 
Januar 2002 in Moskau) vorgestellt und dabei eine Reihe von 
Lichtbildern gezeigt. Wahrend die Scans aus Birkenau in der 
Tat massive Bodenstorungen erkennen lassen, welche die 
Existenz eines fruheren Massengrabs erharten, fehlt auf jenen 
aus Treblinka und Belzec jede Spur solcher Bodenstorungen. 
Die einzige logische SchluBfolgerung ist, daB die ungeheuren 
Massengraber mit den insgesamt fast anderthalb Millionen 
Leichen (laut Enzyklopddie des Holocaust 870.000 in Tre- 
blinka und 600.000 in Belzec) niemals existiert haben. Dies 
reicht allein schon, um die offizielle Version wie ein Karten- 
haus einstiirzen zu lassen. 

Ursprunglich hatten Mattogno, Krege und ich geplant, die 
vollstandigen Ergebnisse der Bodenradaruntersuchungen in 
Treblinka als Bestandteil einer umfassenden Studie liber die- 
ses Lager zu veroffentlichen, doch wird es nun anders kom- 
men. In Anbetracht der besonderen Bedeutung dieser For- 
schungsresultate haben wir dem Vorschlag des Verlags Castle 
Hill Publisher zugestimmt, sie zusammen mit jenen aus Bel- 




Treblinka. Steinernes Mahnmal im Zentrum des Lagers. 

© Carlo Mattogno, 1997 



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zee in einem eigenen Buch zu publizieren, das ca. Ende 2002 
erscheinen soil. Somit werden Kreges Ergebnisse in dem 
Buch, das Mattogno und ich im Friihling dieses Jahres abge- 
schlossen haben, noch nicht beriicksichtigt. 
Treblinka: Vernichtungslager oder Durchgangslager? ist in 
erster Linie Carlo Mattognos Buch, hat er doch sieben der 
neun Kapitel verfaBt. Von mir stammen lediglich das erste 
und das fiinfte sowie Einleitung und SchluBwort; ferner habe 
ich Mattognos Teil ins Deutsche iibersetzt. Der erste Teil des 
Werks enthalt einen Uberblick iiber die Darstellung Treblin- 
kas in der orthodoxen sowie der revisionistischen Geschichts- 
schreibung, eine eingehende Analyse der Entstehung des offi- 
ziellen Treblinka-Bildes, eine griindliche, weit iiber die bishe- 
rigen revisionistischen Studien hinausgehende historische und 
technische Widerlegung dieses Bildes sowie eine Ubersicht 
iiber die in der BRD sowie in Israel durchgefuhrten Treblin- 
ka-Prozesse, bei denen so gut wie jeder rechtsstaatliche 
Grundsatz mit FtiBen getreten wurde. Im zweiten Teil wird 
der Nachweis erbracht, daB Treblinka ein Transitlager war, 
durch welches die aus Warschau und anderen polnischen 
Stadten deportierten Juden teils ostwarts in die besetzten so- 
wjetischen Territorien, teils siidwarts nach Majdanek und an- 
dere Arbeitslager in der Lubliner Region durchgeschleust 
wurden. 

Laut offizieller Geschichtsschreibung wurde den in Treblinka 
eingetroffenen Juden weisgemacht, sie befanden sich in einem 
Durchgangslager, wo sie vor der Weiterreise duschen miiBten 
und ihre Kleider entlaust wurden. Auf diese Weise, heiBt es, 
habe man die nichtsahnenden Juden in die Gaskammern ge- 
lockt. Wir gehen davon aus, daB der erste Teil der Geschichte 
stimmt: Die Juden wurden geduscht, und ihre Habseligkeiten 
kamen in Entlausungskammern. Bekanntlich wurden die deut- 
schen Entlausungskammern der Kriegszeit oft mit heiBem 
Dampf betrieben. Wenn dies auch in Treblinka der Fall war, 
wiirde dies den Schliissel zur urspriinglichen Variante des 
Ausrottungsmythos liefern, laut dem die Juden in Treblinka 
mit heiBem Dampf getotet worden sein sollen. Am 15. No- 
vember 1942, weniger als vier Monate nach der Eroffnung 
des Lagers, veroffentlichte die Widerstandsorganisation des 
Warschauer Ghettos einen langen Bericht unter dem Titel 
Treblinka: Ewige Schande fur die deutsche Nation, in dem 




Treblinka. Querbalken aus Beton, flankiert von einer ebenfalls aus Beton 
errichteten Plattform, symbolisieren die Eisenbahnlinie sowie den Bahnsteig des 

Lagers. © Carlo Mattogno, 1997. 



behauptet wurde, bisher seien im Lager zwei Millionen Juden 
(also knapp 20.000 pro Tag!) in Dampfkammern ermordet 
worden. Die Leichen, so hieB es weiter, wurden in stetig 
wachsenden Massengrabern beigesetzt, und nach der Ausrot- 
tung aller Juden stehe »das Gespenst des Todes in den 
Dampfkammern vor den Augen des gesamten polnischen 
Volkes«. Diese Berichte nahm man im Warschauer Ghetto 
sehr ernst. Die Journalistin Eugenia Szaijn-Lewin vertraute 
ihrem Tagebuch folgendes an: 
»Das Schlimmste ist der Tod in Treblinka. Inzwischen wis- 
sen wir alle von Treblinka. Dort kocht man die Menschen 
bei lebendigem Leibe.« 
Nachdem die Rote Armee die Gegend um Treblinka im Au- 
gust 1944 erobert hatte, machten sich die sowjetischen Kom- 
missionen gleich an die Arbeit und vermeldeten nach der Be- 
fragung von „Augenzeugen", im Lager seien drei Millionen 
Menschen umgebracht worden. Als Totungstechnik wurde 
nun aber nicht mehr Dampf genannt, sondern Ersticken durch 
Leerpumpen der Todeskammern mittels einer durch einen 
Dieselmotor angetriebenen Pumpe. Allmahlich wandelte sich 
der Dieselmotor, der anfangs lediglich zur Bedienung der 
Pumpe gedient hatte, zur Tatwaffe selbst. Urheber dieser 
Schwindel-Version war der jiidische Zimmermann Yankiel 
Wiernik, der im Mai 1 944 den Bericht der Widerstandsorga- 
nisation vom November 1942 plagiierte, doch dabei die 
„Dampfkammern" durch „Gaskammern" ersetzte. 
DaB es in Treblinka einen Dieselmotor gab, ist durchaus 
wahrscheinlich, derm zur Erzeugung des notwendigen Stroms 
brauchte man ein Aggregat, und ein solches wurde iiblicher- 
weise mit einem Dieselmotor betrieben. Da Dieselmotoren 
greulich stinken, wahnte der technische Laie Wiernik offen- 
bar, ihre Abgase gaben ein taugliches Mordinstrument ab. 
Doch wie Friedrich P. Berg sowie andere Revisionisten her- 
vorgehoben haben, ist dies ein grober Irrtum, da sich diese 
Abgase aufgrund ihres hohen Sauerstoff- und niedrigen Koh- 
lenmonoxidgehaltes sehr schlecht zur Totung von Menschen 
eignen; jeder Benzinmotor ware ungleich effizienter. 
Zwischen August 1944 und Ende 1945 machten sich in der 
Greuelpropaganda noch allerlei verschiedene Ausrottungsme- 
thoden den Rang streitig. Die drei meistgenannten waren Er- 
sticken durch Leerpumpen der Todeskammern, Dieselabgase 
und Wasserdampf. In seinem 1945 in 
mehreren Sprachen veroffentlichten 
Schauerbericht Die Holle von Treblinka 
schrieb der sowjetisch-jiidische Autor 
Wassili Grossmann, laut dem die »sta- 
cheldrahtumrankte Einode Treblinkas 
mehr Menschen verschlungen hat als 
alle Meere und Ozeane zusammen seit 
Beginn des Menschengeschlechts«, alle 
drei Techniken seien abwechselnd zur 
Anwendung gekommen, am oftesten 
aber die erste. Obgleich ein im Dezem- 
ber 1945 von den polnischen Behorden 
beim Niirnberger Tribunal eingereichtes 
Dokument noch festgehalten hatte, in 
Treblinka seien mehrere hunderttausend 
Juden durch Dampf ausgerottet worden 
(PS-3311), entschied sich der polnische 
Richter Zdzislaw Lukaszkiewicz, Ver- 
fasser des ersten langeren forensischen 
Berichts iiber Treblinka, ungefahr zum 



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3. 



gleichen Zeitpunkt fur die Dieselabgase, weil ihm diese of- 
fenbar als die glaubwiirdigste der verschiedenen von den 
Zeugen feilgebotenen Mordtechniken vorkam, und im Febru- 
ar 1946 sprach der als Zeuge aufgebotene ehemalige Treblin- 
ka-Ffaftling Samuel Rajzman in Niirnberg nicht mehr von 
Dampf-, sondern von Gaskammern. Da auch der Gerstein- 
Bericht, der damals die Aufmerksamkeit der Historiker auf 
sich zog, fur Belzec und Treblinka als Tatwaffe einen Die- 
selmotor nannte, wurden die Dieselgaskammern zu jenem 
Zeitpunkt zur „feststehenden geschichtlichen Tatsache", und 
alle anderen Varianten verschwanden in der Rumpelkammer 
der Geschichte. Auch die zunachst genannte Zahl von drei 
Millionen Treblinka-Opfern lieB man damals als allzu un- 
glaubwiirdig fallen, und im folgenden gab man sich mit be- 
deutend niedrigeren Ziffern zufrieden. 

Insgesamt vermeldeten die diversen Zeugen fur Treblinka 
folgende Totungsmethoden: 

1. Abgase eines nicht naher definierten Motors, dessen 
Treibstoff Gift beigemischt war. 

2. Eine mobile Gaskammer, die sich langs der Massengraber 
bewegte und die Leichen in diese entlud. 
Gaskammern mit einem verzogernd wirkenden Gas, das es 
den Opfern ermoglichte, zu den Massengrabern zu gehen, 
worauf sie das BewuBtsein verloren und in die Graber fie- 
len. 

Ungeloschter Kalk in Ziigen; laut dieser Version diente 
Treblinka nur noch als Begrabnisstatte. 
FfeiBer Dampf. 
Elektrischer Strom. 
ErschieBen mit Maschinengewehren. 

8. Ersticken durch Leerpumpen der Kammern. 

9. Chlorgas. 
lO.Zyklon-B. 
11. Dieselabgase. 

Dieser heillose Wirrwarr ist fur die 
Hofhistoriker natiirlich ungemein pein- 
lich. Wahrend sich die weniger dreisten 
wie Raul Hilberg damit zufrieden ge- 
ben, alle von den Zeugen geschilderten 
Totungstechniken bis auf den Dieselmo- 
tor totzuschweigen, greifen die freche- 
ren von ihnen zu unverschamten Verfal- 
schungen der historischen Quellen. Dies 
gilt insbesondere fur den israelischen 
Professor Yitzhak Arad, Verfasser des 
„Standardwerks" Belzec, Sobibor, Tre- 
blinka. The Operation Reinhard Death 
Camps, in welchem die Ausfiihrungen 
der Widerstandsbewegung vom No- 
vember 1942 zwar ausfuhrlich wieder- 
gegeben, die genierlichen „Dampfkam- 
mern" jedoch jedesmal durch „Gas- 
kammern" ersetzt werden! 
Kurzum: Die offizielle Treblinka-Ver- 
sion stellt eine ununterbrochene Kette 
von Absurditaten dar. Damit ist freilich 
die Frage noch nicht beantwortet, wel- 
che Funktion das Lager tatsachlich be- 
saB. Revisionisten wie Arthur Butz, Ro- 
bert Faurisson, Mark Weber und 
Andrew Allen haben schon vor vielen 
Jahren die These verfochten, Treblinka 



sei ein Durchgangslager gewesen. In zwei Kapiteln zeichnet 
Mattogno anhand einer Unzahl von Dokumenten akribisch 
die nationalsozialistische Politik der Judenumsiedlung nach 
Osten nach und tfirmt dann im SchluBkapitel Indiz auf Indiz 
und Beweis auf Beweis dafiir, daB die nach Treblinka ge- 
brachten Juden in der Tat an andere Bestimmungsorte weiter- 
geleitet worden sind. Um dem Einwand zu begegnen, es sei 
letztlich gleichgultig, ob die Juden in Polen vergast oder wei- 
ter ostlich erschossen worden seien, nimmt Mattogno in ei- 
nem seiner Kapitel auch die von den orthodoxen Historikern 
vertretene These unter die Lupe, wonach die Einsatzgruppen 
in den besetzten Ostgebieten eine Politik der systematischen 
Judenvernichtung betrieben haben, und beweist, daB diese 
Behauptung unhaltbar ist. 

DaB Treblinka u.a. als Transitlager fur Majdanek und andere 
Arbeitslager im Lubliner Distrikt diente, wird selbst von den 
jiidischen Historikern Tatiana Berenstein und Adam Rut- 
kowski eingeraumt. In der Urteilsbegriindung des Jerusalemer 
Demjanjuk-Prozesses werden etliche ehemalige judische De- 
portierte erwahnt, die nach kurzem Aufenthalt in Treblinka 
nach Majdanek gelangten. Weniger einfach ist der Nachweis 
dafur zu erbringen, daB Juden liber Treblinka in die besetzten 
sowjetischen Gebiete abgeschoben worden sind, doch liegt 
zumindest ein hieb- und stichfester dokumentarischer Beleg 
dafiir vor. Am 3 1 . Juli 1 942, eine Woche nach der Eroffnung 
Treblinkas, verwahrte sich der Reichskommissar fur WeiB- 
ruBland Wilhelm Kube beim Reichskommissar fur das Ost- 
land Heinrich Lohse aufgebracht gegen die Abschiebung von 
1000 Warschauer Juden nach Minsk, da diese Juden als po- 
tentielle Seuchentrager sowie Unterstiitzer der Partisanen eine 
Gefahr darstellten. Zu jenem Zeitpunkt gelangten alle depor- 
tierten Warschauer Juden nach Treblinka, so daB die betref- 
fenden 1000 Juden zwangslaufig fiber jenes Lager nach 
Minsk geschickt worden sein miissen. Dieser eine Transport 



GENERAL PLAN 



TREBLINKA 
EXTERMINATION 




Fl*i d.iwn up b 



Plan Treblinkas, 1984 von Samuel Willenberg gezeichnet. Im vorgestellten Buch 

Treblinka wird die Entstehung diverser Lagerplane chronologisch nachgezeichnet 

und deren Fiktivitat nachgewiesen. 

(Aus: S. Willenberg, Revolt in Treblinka, Zydowski Instytut Historyczny, 

Warschau 1989, S. 6.) 



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reicht bereits aus, um das Bild vom „reinen Vernichtungsla- 
ger", in dem bis auf eine Handvoll „Arbeitsjuden" jeder Jude 
sogleich ermordet wurde, bis in die Grundfesten zu erschiit- 
tern. Wer einwendet, es habe sich um eine Ausnahme gehan- 
delt, wird sich namlich fragen lassen miissen, wieviele andere 
solche „Ausnahmen" es wohl noch gegeben haben mag. 
Freilich bleibt noch sehr vieles im dunkeln: die genaue Zahl 
der nach Treblinka verbrachten Juden, die genauen Bestim- 
mungsorte der von dort aus Uberstellten, das Schicksal jener, 
welche die harten Kriegsbedingungen iiberlebt haben. Es be- 
steht Grund zur Hoffnung, daB die zunehmende Offhung der 
Archive in den Nachfolgestaaten der UdSSR es an der Wahr- 
heit interessierten Historikern ermoglichen wird, immer mehr 
Licht in dieses Dunkel zu bringen. 

Unser Buch, das zahlreiche Fotos und Dokumenten enthalt, 
beruht auf der Auswertung der in deutscher, polnischer, fran- 
zosischer und englischer Sprache zu Treblinka erschienenen 
Literatur sowie intensiver Forschung in vielen Archiven. Bei 
der Behandlung der technischen Aspekte stiitzt sich Carlo 
Mattogno teils auf Quellen der Vorkriegszeit; beispielsweise 



zitiert er aus einer 1930 in Deutschland erschienenen, von 
erstrangigen Fachleuten erstellten technisch-toxikologischen 
Studie, aus der hervorgeht, daB die Deutschen bereits zu je- 
nem Zeitpunkt genauestens iiber die relative Ungefahrlichkeit 
von Dieselabgasen Bescheid wuBten, was die Abwegigkeit 
der Geschichte von den Dieselabgaskammern bloBstellt. Ri- 
chard Kreges Buch iiber die Ergebnisse seiner Bodenradarun- 
tersuchungen wird eine willkommene Erganzung unserer For- 
schungsergebnisse darstellen. DaB die Vertreter des orthodo- 
xen Geschichtsbildes uns etwas anderes entgegenzusetzen ha- 
ben werden als Strafanzeigen sowie Zeugenaussagen wie jene 
des Abraham Bomba, der in Claude Lanzmanns Film Shoa 
schildert, wie er in einer vier Meter langen und vier Meter 
breiten Gaskammern siebzig nackten Frauen die Haare 
schnitt, bezweifeln wir fuglich. 

Anmerkung 

Auf Quellenangaben wird in dieser Buchvorstellung ganz verzichtet. Beziig- 
lich der Quellenangaben verweise ich auf das Buch selber. 



Charles A. Lindbergh: Prinzipien vor Privatleben 

Von Michael Collins Piper 

Die privaten Kriegstagebiicher des beruhmten Fliegers Charles A. Lindbergh vermitteln einen bemerkenswerten 
Einblick nicht nur in den groBartigen Verstand dieses selbstlosen, mutigen, durch und durch gewissenhaften legen- 
daren Amerikaners, sondern auch in die damalige korrupte und gnadenlose Machtpolitik, welche die USA in den 
Zweiten Weltkrieg getrieben hat. 



Wahrend der Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg begann 
Oberst Charles Lindbergh erstmals in seinem Leben ausfuhr- 
liche Tagebucher seiner alltaglichen Aktivitaten zu fuhren, 
wobei er seine Ansichten zu den politischen Streitfragen und 
Personlichkeiten seiner Zeit darlegte, insbesondere zu jenen 
Aspekten der US-Politik, die mit den wachsenden Spannun- 
gen in Europa zusammenhingen. 

Lindbergh empfand die Notwendigkeit, den Marsch in den 
Krieg zu stoppen, dermaBen stark, daB er es fur seine Pflicht 
hielt, sein selbstgewahltes Abseitsstehen vom offentlichen 
Treiben zu beenden und das Gewicht seines Namens in die 
Waagschale zu werfen, um gegen die wachsende Kriegstrei- 
berei zu kampfen. Vor diesem Hintergrund schien es ihm au- 
Berst wichtig, ein Tagebuch jener sturmischen Periode zu fuh- 
ren. Er bemerkte schon bald, daB seine wirklichen Ansichten 
zu vielen Fragen durch ihm feindlich gesinnte, kriegshetzeri- 
sche Medien verzerrt dargestellt wurden. Wohl war er sich 
bewuBt, daB sein Tagebuch nicht auf alle Probleme eingehen 
konnte, doch wiirde es, so meinte er, »die Falschheit zumin- 
dest einiger der Geschichten zeigen, die man erzahlt.« 
In spateren Jahren erwies es sich, daB Lindberghs Sorgen ge- 
rechtfertigt waren. Nachdem ihn der Verleger William Jova- 
novich gebeten hatte, er moge doch eine der mehr als 20 iiber 
ihn erschienenen Biographien korrigieren, gab er dieser Bitte 
statt und sandte ihm nicht weniger als 76 maschinengeschrie- 
bene Seiten mit Hinweisen auf Sachfehler in diesem Buch, 
dessen Quellen weitgehend aus Zeitungsartikeln bestanden. 



Ironischerweise war diese Lindbergh-Biographie laut Jovano- 
vich noch eine der gemaBigtsten und fairsten, doch war auch 
sie von jener „Falschheit" gepragt, die Lindbergh mit berech- 
tigter Besorgnis erfullte. 

1970 vermochte Jovanovich Lindbergh zur Veroffentlichung 
umfangreicher Ausziige aus seinen Tagebuchern zu bewegen. 
Der letzte veroffentlichte Band, der ungefahr 1000 Seiten um- 
faBt und die Zeit vom 11. Marz 1938 bis zum 15. Juni 1945 - 
damals neigte sich der Krieg seinem Ende zu - abdeckt, er- 
schien unter dem Titel The Wartime Journals of Charles 
Lindbergh. 

Vor der Veroffentlichung dieser Tagebucher schrieb Lind- 
bergh seinem Verleger einen Brief, indem er seinen Gefuhlen 
bei der Lektiire seiner Tagebucher nach so vielen Jahren und 
ihrer Vorbereitung zur Veroffentlichung Ausdruck verlieh. 
Darin fiihrte er folgendes aus: 
»Sie fragen, welche Schlufifolgerungen ich beim Wiederle- 
sen meiner Tagebucher und beim Ruckblick auf den Zwei- 
ten Weltkrieg nach einem Vierteljahrhundert ziehe. Wir 
haben den Krieg im militarischen Sinne gewonnen, doch in 
weiterem Sinn haben wir ihn verloren, denn die westliche 
Zivilisation wird weniger respektiert und ist weniger sicher 
als friiher. 

Um Deutschland und Japan zu besiegen, unterstiltzten wir 
Rufiland und China, die noch grofiere Bedrohungen dar- 
stellten und uns nun im Zeitalter der Kernwaffen als Geg- 
ner gegenuberstehen. Polen wurde nicht gerettet. Das Bri- 



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tische Weltreich ist unter grofien Leiden und unter viel 

Blutvergiefien und Chaos zusammengebrochen. England ist 

zu einer wirtschaftlich angeschlagenen Macht zweiten 

Ranges herabgesunken. Frankreich mufite seine grofieren 

Kolonien aufgegeben und ist selbst zu einer milden Dikta- 

tur geworden. Ein grofier Teil unserer westlichen Welt 

wurde zerstort. Wir haben das genetische Erbe preisgege- 

ben, das sich im Verlauf von Aonen herausgebildet hat. In 

der Zwischenzeit haben die Sowjets ihren Eisernen Vor- 

hang heruntergelassen, um Osteuropa abzuschirmen, und 

eine uns feindlich gesinnte chinesische Regierung bedroht 

uns in Asien. 

Mehr als eine Generation nach 

Kriegsende mtissen unsere Be- 

satzungsarmeen immer noch be- 

setzen, und die Welt ist immer 

noch nicht sicher fur Freiheit 

und Demokratie. Im Gegenteil: 

Unser eigenes System demokra- 

tischer Regierungsform wird von 

der grofiten Gefahr bedroht, der 

sich eine Regierung gegeniiber- 

sehen kann: Innere Unzufrie- 

denheit und Unruhe. 

Es ist eine beunruhigende Mog- 

lichkeit, dafi der Zweite Welt- 

krieg den Auftakt zum Zusam- 

menbruch der westlichen Zivili- 

sation bildete, so wie er bereits 

den Zusammenbruch des grofiten 

je vom Menschen geschaffenen 

Weltreichs eingelautet hat. Si- 

cherlich hangt das Uberleben 

unserer Zivilisation davon ab, ob 

wir die Herausforderungen be- 

waltigen, welche sich in beispiel- 

loser Grofie auf fast jedem Ge- 

biet des heutigen Lebens vor uns 

aufturmen. Viele von diesen 

Herausforderungen wurden 

durch den Zweiten Weltkrieg 

zumindest verscharft. 

Treiben wir nun aufeinen dritten 

und noch verheerenderen Krieg 

zwischen den Nationen der Welt 

zu? Oder konnen wir die 

menschlichen Beziehungen hin- 

reichend verbessern, um einen 

solchen Holocaust zu vermei- 

den? Da das permanente Beste- 

hen von Streitfragen zwischen 

den Menschen Bestandteil des Lebens ist, glaube ich, dafi 

sich die menschlichen Beziehungen am besten verbessern 

lassen, indem man die bestehenden Streitfragen und Zu- 
stande Mart. 

Ich hoffe, meine Tagebucher iiber den Zweiten Weltkrieg 

werden dazu beitragen, die Streitfragen und Zustande der 

Vergangenheit zu klaren und somit einen Beitrag zum Ver- 

standnis der Streitfragen und Zustande der Gegenwart und 

Vergangenheit leisten. « 
Obgleich die Veroffentlichung der Tagebucher eine neue De- 
batte iiber Lindberghs Vorkriegsansichten heraufbeschwor, 




Charles August Lindbergh, oben auf einem 

selbstgemachten Floli auf dem Mississippi bei 

seiner Heimatstadt Little Falls, Minnesota; unten 

mit seinem Vater. Als Einzelkind, dessen Eltern 

getrennt lebten, hatte Charles eine einsame Kind- 

heit. 1 



wurde das Buch zum Bestseller und brachte es bis in das 
Halbfinale des National Book Award, der Auszeichnung fur 
das beste Buch des Jahres. Unter der zahlreichen Fanpost 
Lindberghs befand sich auch ein Brief der fruheren First Lady 
Jacqueline Kennedy Onassis, deren verstorbener Gatte John 
F. Kennedy ebenso wie sein Bruder Joseph R. Kennedy ein 
eifriger Anhanger des America First Movement gewesen war, 
zu dessen fuhrenden Sprechern Lindbergh gehorte. In ihrem 
Brief kam Frau Onassis auf die Kennedys zu sprechen und 
bemerkte: 2 
»Diese Familie - und ich - bewundern Sie mehr als jeder 
andere. « 

Lindberghs Betrachtungen in den 
veroffentlichen Kriegszeittagebu- 
chern vermitteln einen faszinieren- 
den Einblick in sein umfangreiches 
Privatleben und seine Reisen durch 
die USA und Europa sowie seine 
Bekanntschaften und Freundschaf- 
ten mit einigen der prominentesten 
Personlichkeiten jener Zeit. Wie 
die meisten Tagebucher bekannter 
Personen enthalten sie auch eine 
Menge personlicher Eintragungen 
und anderen Materials, das ledig- 
lich fur den Verfasser (und seine 
Familie) sowie hartgesottene Lind- 
bergh-Verehrer von Interesse ist. 
Doch Lindberghs Ansichten zu ei- 
ner breitgefacherten Palette von 
Themen wie Geschichte, Kunst, 
Religion, Recht sowie naturlich die 
Verwicklung Amerikas in auslan- 
dische Konflikte wurden in den 
Tagebuchern sehr ausfuhrlich dar- 
gelegt, und die nun folgenden Aus- 
ziige sind die pointiertesten und fur 
Lindberghs damalige Auffassungen 
kennzeichnendsten. Der Flieger- 
held zeigt sich hier als gedanken- 
reicher, in sich gerichteter Philo- 
soph, dessen Darlegungen von ge- 
sundem SelbstbewuBtsein, seinem 
Sinn fur Humor sowie dem Wissen 
gepragt sind, dafi er einen Kurs 
eingeschlagen hatte, der seinen 
Platz in der Geschichte sowie die 
Zukunft der Welt beeinflussen 
konnte (was dann auch tatsachlich 
eintraf). 

Von besonderem Interesse sind fur 
den heutigen Leser Lindberghs Kommentare iiber den EinfluB 
der Nachrichtenmedien und der Unterhaltungsindustrie seiner 
Zeit bei der Pragung der offentlichen Meinung, sowohl ge- 
geniiber Lindbergh selbst als auch gegeniiber den Ansichten, 
die er in der offentlichen Arena auBerte. Lindbergh war sich 
dessen, was man zuriickhaltend als „das neue Management" 
bezeichnen konnte, sehr wohl bewuBt und furchtete sich da- 
vor; das Problem bereitete ihm groBe Schwierigkeiten, als er 
versuchte, seinen Auffassungen Gehor zu verschaffen. 
Wir zitieren nun bedeutungsvolle Ausziige aus Lindberghs 
Tagebuchern, die sich mit Fragen von offentlichem Interesse 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



315 



auseinandersetzen sowie seine personliche Philosophie wider- 
spiegeln. Diese Ausztige sind chronologisch angeordnet, vom 
27. August 1938 bis zum 8. Dezember 1941, dem Tag des ja- 
panischen Angriffs auf Pearl Harbor, der zur sofortigen Kriegs- 
erklarung durch den KongreB flihrte. Das Datum der betreffen- 
den Eintragung steht in Klammern am Ende eines jeden Aus- 
zugs. Die Untertitel iiber den verschiedenen Ausziigen stammen 
vom Autor dieses Artikels, um dem Leser eine rasche Orientie- 
rung iiber die jeweiligen Themen zu ermoglichen. 

Die Realitat SowjetruBlands 

Dies ist ein seltsames Land. Sie predigen die Lehre, man 
miisse das Vorhandene unter den Menschen entsprechend ih- 
ren Bedurfhissen verteilen. Es herrscht dort grofie Armut und 
manchmal wirklicher Hunger. Dock habe ich nie eine grofie- 
re Verschwendung von Lebensmitteln miterlebt als bei den 
Mittag- und Abendessen, an denen wir teilnahmen. Die Besit- 
zenden scheinen sich in Sowjetrufiland nicht grofi um die Be- 
sitzlosen zu scheren. Ich glaube nicht, dafi die Idee der Ver- 
teilung, der Gleichheit und des Staatseigentums lange Be- 
stand haben wird. Wenn man es ihnen ermoglicht, werden 
sich ganz ahnlich wie in der Vergangenheit gesellschaftliche 
Klassen herausbilden. Die Anzeichen dafur sieht man bei den 
Partys, den Abendessen, der Damenkleidung, dem Schmuck 
usw. Natiirlich bestehen stets grofie Unterschiede zwischen 
den Lohnen und Privilegien verschiedener Menschen. (Sams- 
tag, 27. August 1938.) 



mich personlich betrifft, so filrchte ich mich nicht grofi davor, 
lange als Republikaner eingestuft zu werden. Ich habe zu we- 
nig Interesse an Politik oder Popularitat. 
Eines der mir teuersten Rechte besteht darin, dafi ich sagen 
darf, was ich denke, und dafi ich handeln kann, wie ich will. 
Ich beabsichtige dies zu tun, und ich weifi, dafi dies zu Sche- 
rereien filhren wird. Sobald diese beginnen, werden die Poli- 
tiker mich fallen lassen wie eine heifie Kartoffel, und mir soil 
es recht sein. Mir wird bedeutend mehr an meinen eigenen 
Ideen liegen als an ihrer Unterstutzung. Wenigstens werde 
ich meine Selbstachtung wahren und moglicherweise auch 
die einer Reihe anderer Menschen. Ich beabsichtige nicht, 
meine Ideen oder Ideale dem Programm einer der beiden 
Parteien unterzuordnen. Man mufi im Leben zwar Kompro- 
misse schliefien - dies ist Teil unseres Zusammenlebens mit 
anderen Menschen -, doch ist ein Kompromifi nur dann ge- 
rechtfertigt, wenn das dadurch erreichte Ziel von grofierer 
Bedeutung ist als das beim Kompromifi verlorene. (Sonntag, 
7. Oktoberl939.) 

Uber die Kandidatur fur das Amt des Prasidenten 

Unter anderem geniefie ich die Fahigkeit, zu tun und zu sa- 
gen, was ich will, allzu sehr, um je ein erfolgreicher 
Prasidentschaftskandidat zu werden. Ich ziehe intellektuelle 
und personliche Freiheit den Ehren und Leistungen des 
politischen Amtes vor - sogar jenen des Prasidentenamtes. 
(Mittwoch, 11. Oktober 1939.) 



Politiker und Staatsangelegenheiten 

Mein hauptsachliches Interesse gilt dem Charakter eines 
Menschen und nicht der Frage, ob er Republikaner oder 
Demokrat ist. Ich konnte ebenso gut fur den einen stimmen 
wie fur den anderen. Die zwischen ihnen bestehenden Mei- 
nungsunterschiede sind diesmal recht oberflachlich. Doch 
denke ich, sie werden beginnen, sich zu klaren und fortan 
fundamentaler werden. Ob kunfiige Streitfragen nach der 
Parteilinie entschieden werden, wird man noch sehen. Was 




Nicht alle Fluge von „Lucky Lindy" waren erfolgreich. Dieser Absturz ereignete sich 

im November 1926. Es war das zweite Mai, dais Lindberghs Flugzeug bei seiner 

Arbeit als Postflugzeugpilot auf der Strecke St. Louis-Chicago absturzte. Doch 

blieb er stets unerschrocken und traumte vom Orteig-Preis in Hohe von 25. 000 

Dollar fur den ersten Piloten, der die Strecke New York-Paris ohne Zwischenlan- 

dung zurucklegte. 



Die falsche Art Pazifismus 

Ich habe mir All quiet on the Western Front (Im Westen 
nichts Neues) angesehen, den blutigsten Film, den ich je zu 
Gesicht bekam. Ich wollte herausfinden, was fur eine Art von 
Kriegsfilmen man in diesen Tagen zeigt. Es ist ein furchter- 
regender Streifen und sehr wohl geeignet, jedermann gegen 
den Krieg einzustimmen, doch meine ich, dafi es nicht kon- 
struktiv ist, dem amerikanischen Volk heute solche Filme vor- 
zufuhren. Wir wollen keine Nation, die Angst vor dem Krieg 

hat, wenn es sich als notwendig erweisen 

sollte, einen zu fuhren. Und All quiet on 
the Western Front wird mehr Menschen 
durch Furcht als durch den Intellekt ge- 
gen den Krieg aufbringen. Er wird nichts 
zum Mut unseres Landes beitragen. 
(Donnerstag, 19. Oktober 1939.) 



Henry Ford, ein amerikanisches 
Genie 

Ich habe mit [Henry] Ford iiber den 
Krieg gesprochen, die Situation der In- 
dustrie in Amerika, seine Ideen iiber die 
Dezentralisierung etc. Er ist eine Verbin- 
dung von Genie und Weltfremdheit, wo- 
bei das Genie eindeutig an erster Stelle 
steht. Ford ist ein groBer Mann und eine 
konstruktive Kraft in diesem Land. Man 
kann nicht mit ihm reden, ohne neue Ide- 
en und starke geistige Anregungen zu er- 
halten. Seine GroBe wird durch seine Vi- 
sion, seinen industriellen Erfolg sowie 
seine Interessen und Aktivitaten auf 
manchen anderen Gebieten bewiesen. 
(Donnerstag, 28. Dezember 1939.) 



316 



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Menschliche Gesetze versus Naturgesetze 

Die juristische Terminologie odet mich stets an, doch ganz 
ohne sie geht es unter den Verhdltnissen nicht ab, zu denen 
es die Juristen haben kommen lassen. Sie sind durch die Tra- 
dition und die Komplizierung der rechtlichen Verhaltnisse so 
gebunden, dafi sie eine so einzigartige Sprache sprechen wie 
ein Kleinkind, das eben erst angefangen hat zu reden und nur 
von seiner Mutter sowie seiner Amme verstanden wird. Dock 
beim Rechtswesen handelt es sich um eine zweite Kindheit. 
Warum konnen Manner mit einer ausgezeichneten Ausbil- 
dung - langes Studium an einem College usw. - ihre Gedan- 
ken und Vereinbarungen nicht in gutem Englisch bekanntge- 
ben? 

Manchmal teile ich die Dinge, die der Mensch tut, in zwei 
Gruppen ein: Jene, die den Naturgesetzen entsprechen mils- 
sen (wie etwa der Bau eines Flugzeugs) und jene, die durch 
keinen anderen Zwang gebunden sind aufier dem, der den 
Ideen und Argumenten des betreffenden Menschen selbst ent- 
springt. Natiirlich fiigt sich jede Tdtigkeit - auch das Gesetz 
- letzten Endes in den Plan der Natur ein. Nur in seinen Ge- 
danken kann sich der Mensch wirklich iiber die Naturgesetze 
hinwegsetzen. 

Wie interessant und erleuchtend ist es doch, die Stromlinien- 
form eines Flugzeugs mit den schwerfdlligen, komplizierten 
und wider sprilchlichen Kapiteln eines Gesetzbuchs zu ver- 
gleichen. Der Erfolg des einen ist eindeutig von der Natur 
abhangig, wahrend der Wert des anderen von parteiischen 
Menschen eingeschatzt wird. Wie schon und einfach das Le- 
ben doch wirklich ist, und wie kompliziert es der Mensch 
doch zu machen versucht. Einerseits verehrt er Gott; ande- 
rerseits versucht er Ihn zu verbessern. Dieser Trugschlufi 
wird nur selten erkannt. (Dienstag, 30. April 1940.) 

Der Irrsinn des Krieges 

Fur mich ist der schlimmste Aspekt dieses Krieges der Verlust 
an Erbgut fur die betroffenen Lander. Und die besten Man- 
ner fallen im Krieg zuerst. Was fur Auswirkungen dies hat, 
sieht man heute in England. Die Fiihrer, die es haben konnte, 
starben im letzten Krieg. (Sonntag, 12. Mai 1940.) 

Das Problem mit den Filmnachrichten 

Alles in allem betrachtet sind meine personlichen Gefuhle 
gegenuber den Filmemachern nicht eben freundlich. Gewifi, 
die gegenwartige Lage betrifft das Wohl des Landes und soll- 
te nicht aufgrund personlicher Gefuhle entschieden werden. 
Doch was fur Vorteile und Nachteile ergdben sich, wenn ich 
heutzutage in Filmen auftrate? Der Vorteil ware, dafi da- 
durch zusatzliche Millionen von Menschen erreicht wtirden. 
Zu den Nachteilen gehort, dafi nur ein kleiner Teil meiner 
Aussagen im Film gesendet wtirde und ich nicht in der Lage 
ware, die Regie zu kontr oilier en. Die Nachrichtenagenturen 
konnten mein Bild und meine Rede zwischen zerstorten Stad- 
ten und verstummelten Leichen von Fluchtlingen zeigen. 
Wenn sie einmal einen solchen Film haben, konnen sie ihn 
zurechtschneiden und so benutzen, wie es ihnen gerade in 
den Kram pafit. Ich habe mich entschieden, nicht in Tonfil- 
men aufzutreten. (Sonntag, 19. Mai 1940.) 

Essentielle Fragen werden ignoriert 

Ich bin immer starker beunruhigt angesichts der Stromungen 
und Zustande in diesem Land — der Oberflachlichkeit, der 
Schlampigkeit, des Mangels an Verstandnis fur fundamental 



WANTED 

INFORMATION AS TO THE 
WHEREABOUTS OF 




CHAS. A. LINDBERGH, JR. 

OF HOPEWELL. N. J, 

SON OF COL. CHAS. A. LINDBERGH 

W Arid-Fa rrmu-s Aviator 

This child was kidnaped from his home 
in Hopewell, N, J. f between S and 10 |j. \n. 
on Tuesday, March 1,1932. 

DESCRIPTIONk 
Age, 20 months Hair, blond, curly 

Weight, 27 to 30 lbs. Eyes, dark blue 

Height. 23 Inches Complexion light 

F>ccu climplo in center of chin 
Dirv^ri in aiiC'piocL' cGvurnll night mult 



Fahndungsplakat wahrend der Entfuhrung von Lindberghs 
Sohn. Die Kontroverse uber die Entfuhrung des Lindbergh- 

Sohns will nicht enden. Obgleich der Deutschamerikaner 

Richard Bruno Hauptmann fur die Entfuhrung und Ermor- 
dung des Lindbergh-Babys auf den elektrischen Stuhl kam, 
sind viele seriose Forscher heute der Ansicht, Hauptmann 
sei unschuldig gewesen. Zumindest eine von einem unab- 

hangigen Ermittler durchgefuhrte Untersuchung gelangte 
zum Schluli, die weitgehend verweste Leiche, die man als 

die des Entfuhrungsopfers identifiziert hatte, sei nicht die 
von Lindberghs Kind gewesen. Die Kontroverse dauert bis 
zum heutigen Tage an. Manche behaupten, die Entfuhrung 
und die anschlieliende Fabrizierung falschen Beweismate- 
rials gegen Hauptmann habe dem Ziel gedient, in der ame- 
rikanischen Psyche Hals auf die deutschsprachigen Volker 
zu erzeugen. In der Tat fand die Entfuhrung zu einem Zeit- 
punkt statt, wo Adolf Hitler in Deutschland rasch an Popula- 
ritat gewann und gewisse Kreise in den USA fieberhaft ver- 

suchten, ihm den Aufstieg zur Macht mit alien Mitteln zu 
versperren. Zwar gibt es - genau wie beim Kennedy-Mord 

von 1963 - alle moglichen, mehr oder weniger plausiblen 

Theorien, doch wird die voile Wahrheit der breiten Offent- 
lichkeit wohl nie zuganglich gemacht werden, obwohl - wie- 

derum wie beim Kennedy-Mord - mit dem umfassenden 

Material zur Lindbergh-Entfuhrung vertraute Forscher zu ih- 

ren eigenen Schlulifolgerungen gelangt sind, Medien- 

Desinformation hin oder her. 

Probleme oder an Interesse dafur. Die Staatsschulden wach- 
sen; wir mischen uns unklugerweise und unnotigerweise in 
den europaischen Konflikt ein; und wir scheinen unsere eige- 
nen Grenzen nicht zu verstehen. (Samstag, 17. August 1940.) 

Die Kontrolle der offentlichen Debatte 

[R. Douglas] Stuart sagt, es bereite ihm grofie Schwierigkei- 
ten, Radiosendezeit fur das America First Committee zu kau- 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



317 



fen. Einige Radiostationen vertreten den Standpunkt, das 
Komitee engagiere sich in einer „umstrittenen Frage" und 
falle deshalb unter den Kodex, den sie gegen den Verkaufvon 
Sendezeit fur umstrittene Fragen erlassen haben. Es istja ein 
feiner Zustand, wenn die Frage nach Krieg und Frieden vor 
dem amerikanischen Volk nicht debattiert werden darf weil 
sie „umstritten" ist. (Dienstag, 1. Oktober 1940.) 

Nachrichten-Management 

Die Filmstudios haben mich wieder gebeten, einen Teil mei- 
ner Ansprache vor der Kamera vorzulesen, nachdem ich sie 
im Rundfunk gehalten hatte. In der Vergangenheit habe ich 
ihre Bitten abgelehnt - zundchst wegen der Schwierigkeiten, 
die sie mir oft eingebrockt hatten, und - weitaus wichtiger - 
wegen des jiidischen Einflusses in den Filmstudios und der 
Feindseligkeit der Juden mir 
gegenuber. ... Doch befinden 
wir uns in einer kritischen 
Periode, und ich glaube, ich 
sollte die Chance nutzen. 
(Montag, 14. Oktober 1940.) 



Privatleben versus Prinzip 

Die Ansprache [meiner Frau 
gegen den Krieg] wurde von 
den Zeitungen herabgespielt. 
Es steht in alien nur sehr we- 
nig dariiber... Daft wir in die- 
sem Fall die Aufmerksamkeit 
der Zeitungen wunschen, ist 
seltsam. Viele Jahre lang ha- 
ben wir versucht, die Auf- 
merksamkeit der Presse zu 
vermeiden. Jahrelang haben 
wir uns geweigert, am Rund- 
funk zu sprechen, Erkldrun- 
gen abzugeben, Interviews zu 
gewdhren, an politischen Ver- 
sammlungen teilzunehmen. 
Nun, heute morgen, sind wir 
enttduscht, weil Annes An- 
sprache von gestern abend in 
den Zeitungen, die auf unse- 
rem Friihstuckstisch liegen, 
nicht erwdhnt wird. Wie kon- 
nen wir diese Haltung, diesen 
scheinbaren Mangel an Kon- 
sequenz rechtfertigen? Es 
geht nicht darum, daft es uns Freude macht, unsere Namen in 
der Zeitung zu sehen oder mehr denn zuvor im Rampenlicht 
zu stehen. Dies ist so unangenehm, wie es immer war, und er- 
schwert uns das Leben; wir konnen nicht in Theater oder Re- 
staurants gehen oder zusammen auf der Strafie spazieren, 
ohne daft man uns anstarrt, uns nachlduft oder sonstwie be- 
helligt. Wenn ich es analysiere, denke ich, daft die scheinbare 
Verdnderung unserer Einstellung der Intensitdt unserer Ge- 
fiihlefiir die Sache zuzuschreiben ist, die wir unterstiitzen. 
Friiher standen wir im Mittelpunkt, und die Aufmerksamkeit 
richtete sich wie ein grelles, gleiftendes, unbarmherziges 
Scheinwerferlicht auf uns. Nun steht eine heranruckende Ge- 
fahr im Rampenlicht: Krieg, Hunger, Seuchen und Revoluti- 
on. Unsere Aufmerksamkeit gilt den Dingen, die der Schein- 



Demnachst auf Ihrem 
Personalausweis: 




Das Auge des Groften 

Bruders beschiitzt Sie! 

Schlafen Sie ruhig weiter! 



Besserware es, Sie lesen die 

UN • Unabhangige Nachrichten 

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Im Weltnetz: www.un-nachrichten.de 

Bestellungen uber Netzpost: 

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werfer erhellt. Sie sind so wichtig, daft die wenigen Strahlen, 
die sie in anderem Lichte erscheinen lassen, kaum noch be- 
merkt werden. Wir sind nicht longer die Objekte, auf die sich 
der Lichtstrahl richtet, sondern stehen selbst hinter und ne- 
ben ihm, wobei wir versuchen, ihn so zu lenken, daft wir und 
andere in dieser Krise besser sehen und intelligenter handeln 
mogen. (Mittwoch, 25. Dezember 1940.) 

„Weihnachten" versus Christus versus Christentum 

Mir scheint, Weihnachten hat sich so weit von der Geburt 
Christi entfernt wie das Christentum von Seinen Lehren. Das 
Leitmotiv bei der Geburt Christi war Schlichtheit. Das Leit- 
motiv des heutigen Weihnachtsfestes ist Luxus. Geburt und 
Leben Christi waren von mystischen Dingen umgeben. Das 
Weihnachtsfest und das Christentum von heute sind von ma- 

teriellen Dingen umgeben. 
Manchmal wiinsche ich mir, 
in unserem Heim ein Weih- 
nachtsfest zu feiern, das dem 
wahren Geist und der wirkli- 
chen Bedeutung jenes Tages 
vor 2000 Jahren gerecht wird 
- ein Weihnachtsfest ohne 
Flitter, ohne Krimskrams, oh- 
ne bdndergeschmuckte 
Schachteln, gerosteten Trut- 
hahn und stifie Kartoffeln; ein 
Weihnachtsfest, das in seiner 
Einfachheit rein ist wie der 
Himmel und die Sterne, ein 
Fest der Seele statt des Lei- 
bes. Es muftte fast das Gegen- 
teil eines modernen Weih- 
nachtsfestes sein. Man sollte 
zu wenig essen statt zu viel, 
niemanden treffen statt je- 
dermann, das Fest schwei- 
gend begehen statt redend. 
Weihnachten sollte ein Tag 
sein, der uns Gott und der 
Philosophie Christi ndher 
bringt. (Mittwoch, 25. De- 
zember 1940.) 



Jagen, um zu uberleben 

Es macht mir nichts aus, ab 
und zu einen Vogel zu schie- 
ften und zu verzehren, beson- 
ders wenn ich auf einer Expedition bin, und ich habe groften 
Spaft am Scheibenschieften mit der Flinte oder dem Jagdge- 
wehr. Doch das Vergniigen, das viele dabei empfinden, wenn 
sie etwas Gluckliches und Schones vom Himmel niedersinken 
und mit den Fliigeln schlagen sehen, kann ich nicht begrei- 
fen. (Donnerstag, 26. Dezember 1940.) 

Kulturelle Unterschiede 

Ich beginne zu fiihlen, daft die Welt in zwei Menschengrup- 
pen zerfallt (wie einfach ist es doch, um der Bequemlichkeit 
der momentanen Argumentation willen Probleme in zwei Tel- 
le aufzugliedern) : Jene, die von Natur aus allem und jedem 
gegenuber mifttrauisch sind, und jene, die es nicht sind. Mei- 
ner Erfahrung nach macht es den Anschein, daft lateinisches 



318 



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(und asiatisches) Blut zum Mifitrauen neigt, wdhrend nordi- 
sches Blut dazu tendiert, sich von ihm fernzuhalten. Person- 
lich ziehe ich es vor, unter Menschen zu sein, die nicht allem 
im Leben mifitrauen. Und ich denke, dafi die „mifitraui- 
schen " Menschen tatsdchlich ofter im Unrecht sind als die 
anderen. (Dienstag, 4. Februar 1941.) 

Ein Flieger betrachtet den Mond 

Ein riesiger, blutroter Mond ist heute abend aufgegangen. Er 
erinnerte mich an Europa und bombardierte Stadte. Wenn 
immer ich den Mond sehe, denke ich nun an die Bombardie- 
rungen, die sich dort abspielen. Wenn der Mond hier aufgeht, 
steht er hoch tiber Europa, und Bomben fallen fast sicher auf 
englische und deutsche Stadte. (Freitag, 11. April 1941.) 

Uberleben des Westens 

Manchmal bin ich fast versucht zu sagen: „Bitteschon, treten 
wir in den Krieg ein, wenn ihr so erpicht darauf seid. Dann 
tragt ihr aber die Verantwortung dafur. " Im Vergleich zu der 
Arbeit, die ich nun tue, ware das Kampfen ein Spafi. Doch 
mein Verstand sagt mir, dafi wir besser unsere eigenen Pro- 
bleme bewaltigen und Europa die seinen losen lassen, ohne 
uns in diesen Krieg einzumischen. Mir liegt die westliche Zi- 
vilisation am Herzen, und mir liegt meine Rasse oder Kultur 
oder wie man es auch immer nennen mag am Herzen, und es 
liegt mir am Herzen, in was fur einer Welt meine Kinder le- 
ben werden. Darum werde ich wahrscheinlich zu den Pazifi- 
sten stehen, wenn notig auf meine Kommission verzichten 
und niemals bereuen, so gehandelt zu haben. Dieser Krieg ist 
ein Fehler; wir werden nur ein Desaster heraufbeschworen, 
wenn wir uns in ihn verwickeln lassen; wir werden weder Eu- 





Oben: Lindbergh war seit seiner 
Kindheit nicht nur vom Fliegen 
fasziniert, sondern auch von der 
Raumfahrt. Dieses Bild zeigt ihn 
zusammen mit Wernher von 
Braun wahrend eines Vortra- 
ges. 

Rechts: Zu Beginn des US- 
Raketenprogramms posiert der 
Physiker Robert H. Goddard fur 
ein Lichtbild, flankiert von zwei 
seiner starksten Befurworter. Zu 
seiner Rechten Charles Lind- 
bergh, mit den Handen in den 
Hosentaschen. 



ropa noch uns selbst einen Gefallen tun, und deshalb werde 
ich mich mit alien mir zur Verfugung stehenden Mitteln dafur 
einsetzen, dafi wir neutral bleiben. 

Niemand, nicht einmal Deutschland, trug grofiere Verant- 
wortung fur die Zustdnde, die zu diesem Krieg gefuhrt haben, 
als England und Frankreich. Sie haben den Krieg erkldrt, 
ohne uns auch nur zu konsultieren. Ware es moglich, ihnen 
zum Sieg zu verhelfen, so ware das Ergebnis wahrscheinlich 
ein neues Versailles. Europa mufi seine Familienangelegen- 
heiten selbst in Ordnung bringen. Unsere Einmischung kame 
einfach einer weiteren Verschiebung gleich, so wie es im letz- 
ten Krieg der Fall war. Europa sieht sich Korrekturen ge- 
genuber, die einfach unternommen werden mtissen, und nur 
es kann herausfinden, welcher Art sie zu sein haben. (Freitag, 
25. April 1941.) 

Wer ist fur den Krieg? 

Die Kriegstreiberei schldgt immer hohere Wellen. Das Volk 
ist dagegen, doch die Regierung scheint hier „ein Eisen im 
Feuer" zu haben und arbeitet wie wild auf unseren Kriegs- 
eintritt hin. Die meisten judischen Interessen in diesem Land 
treten fur den Krieg ein, und sie kontrollieren einen enorm 
grofien Teil unserer Presse und unseres Rundfunks sowie die 
meisten unserer Filmstudios. Dann gibt es auch die „Intellek- 
tuellen ", die „Anglophilen " und die britischen Agenten, die 
Narrenfreiheit geniefien, die internationalen Finanzinter- 
essen sowie viele andere. (Donnerstag, 1. Mai 1941.) 

Knapp einem Skandal entronnen 

Wir wurden am Flughafen von Minneapolis von verschiede- 
nen Vertretern des ortlichen America First Committee abge- 
holt und zum La Salle Hotel gefahren, wo man mir die 
,,Nordische Suite" zuwies. Was fur Presseschlagzei- 
len das abgeben konntel Doch „nordisch" heifit hier 
nicht dasselbe wie im Osten. In Minnesota hat das 
Wort ,,nordisch" keinen antisemitischen Beige- 
schmack Die Situation lafit sich vermutlich unter 
Kontrolle halten, weil, wie ich bald nach meiner An- 
kunft erfuhr, Lord Halifax [ein britischer Diplomat] 
und seine Begleiter in derselben Suite untergebracht 
waren und erst gestern abgereist sind. (Samstag, 10. 
Mai 1941.) 



Volk versus Presse 

Wenn ich an diesen Versammlungen teilnehme, emp- 
finde ich, dafi, wenn das Land vom Volk regiert wird, 
wir uns fr agios nicht an diesem Krieg beteiligen wer- 
den. Ich habe immer dieses Gefuhl, wenn eine unserer 
Versammlungen vorbei ist; doch ich weifi, dafi ich 
morgen oder ubermorgen, wenn ich die Falschinforma- 
tionen und die Propaganda in unseren Zeitungen lese, 
mich fragen werde, ob das Volk einer solchen Gehirn- 
wasche endlos widerstehen kann. Und selbst wenn es 
dies fertigbringt - wird die Volksmeinung ausreichen, 
um uns aus dem Krieg herauszuhalten? Was ist starker, 
das Geld und die Macht und die Propaganda, die uns 
in den Krieg treiben, oder der Wille des Volkes, neutral 
zu bleiben? (Samstag, 10. Mai 1941.) 



Anbiederung bei Kindern 

Es gibt nichts Schlimmeres, als einer Gruppe von 
Kindern gegenuberzustehen, wenn man keine Plane 



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319 



fur ihre Unterhaltung geschmiedet hat. Ich gehore nicht zu 
jenen Politikern, die ihnen die Kopfe streicheln und erzdhlen, 
was fur prdchtige Jungens und Mddels sie dock sind. Ich er- 
innere mich, wie ich dies als Kind empfand, und ich habe zu- 
viel Respekt vor ihnen und mir selbst, um dies zu tun. (Mon- 
tag, 23. Juni 1941.) 

Eine voreingenommene Presse 

Die amerikanischen Presseberichte iiber den Krieg sind der- 
art voreingenommen und wirr, dafi es nahezu unmoglich ist, 
sich ein obfektives Bild zu machen. Berichte aus Rufiland 
kommen in die Schlagzeilen, wahrend solche aus Deutsch- 
land heruntergespielt werden, obgleich sie bestimmt die 
wahrheitsgetreusten sind. Die Folgen der von der Royal Air 
Force geflogenen Bombenangriffe iiber dem [europaischen] 
Kontinent werden ubertrieben, jene der deutschen Luftangrif- 
fe auf England untertrieben. Folglich gewinnt man den Ein- 
druck, dafi das von unseren Zeitungen gezeichnete Bild der 
Situation Englands weitaus gunstiger ist als die Wirklichkeit. 
(Samstag, 28. Juni 1941.) 

Medienliigen und Falschinformation 

Die Zeitungen geben meine Ansprache auch weiterhin falsch 
wieder und reifien Satze aus ihrem Zusammenhang. Manch- 
mal ist das, was sie in Anfuhrungs- und Schlufizeichen setzen, 
frei erfunden und weist noch nicht einmal eine entfernte Ahn- 
lichkeit mit dem auf was ich sage, fa nicht einmal mit dem, 
was ichglaube. (Donnerstag, 3. Juli 1941.) 

Haufigkeit versus Prazision 

Personlich spreche ich lieber weniger oft und dafur besser 
vorbereitet. Die meisten meiner Freunde wollen, dafi ich of- 
fer und dafur weniger sorgfdltig vorbereitet rede. (Sonntag, 
6. Juli 1941.) 

Abgehorte Telefone 

Hauptmann Smith (vom America First Committee) kam um 
halb vier. Er hatte angerufen, um mir mitzuteilen, dafi er eine 
dringende Botschaft habe, die er personlich ilbermitteln mtis- 
se. Der Inhalt dieser Botschaft ist, dafi das FBI letzten Sams- 
tag begonnen hat, unser Telefon anzuzapfen, und es perma- 
nent abhort. Die FBI-Manner sind uns laut Smith alles in al- 




Charles Lindbergh schreibt in einer Eingeborenenhutte 
auf den Philippinen, 1970 



lem freundlich gesinnt und befolgen einfach Befehle. Smith 
sagt, die Telefone der Leute vom America First Committee 
wiirden auch abgehort. Ich habe ihm gesagt, er moge alien 
Mitgliedern des Komitees mitteilen, wir hatten nichts zu ver- 
bergen, und wenn unsere Telefone abgehort wiirden, sollten 
wir kunftig deutlicher sprechen und nicht weniger deutlich. 
Ich bat ihn, seinen Freunden im FBI mitzuteilen, wenn sie ir- 
gend etwas in meinen eigenen Ferngesprachen nicht verstiin- 
den, wiirde ich ihnen zusatzliche Informationen liefern. 
Hauptmann Smith behauptet, sicher zu sein, dafi die Telefone 
angezapft worden sind; er habe diese Nachricht von Freun- 
den im FBI erhalten, die mir gegenuber ebenfalls freund- 
schafiliche Gefuhle hegten. Personlich halte ich es fur wahr- 
scheinlich, dafi wir abgehort werden, bin mir aber nicht ganz 
sicher. Mich interessiert hauptsdchlich, ob diese Taktik von 
der Regierung angewendet wird oder nicht. (Montag, 7. Juli 
1941.) 

Drei Gruppen hetzen zum Krieg 

Als ich [in einer Rede in Des Moines] die drei wichtigsten 
Gruppen erwahnte, die zum Krieg hetzen - die Briten, die 
Juden und die Roosevelt-Regierung -, schien das ganze Pu- 
blikum aufzustehen und zu applaudieren. In jenem Augen- 
blick war jede moglicherweise vorhandene Opposition wie 
hinweggefegt. (Donnerstag, 11. September 1941.) 

Das Thema, iiber das man nicht sprechen darf 

Meine Rede in Des Moines hat so hohe Wellen geschlagen, 
dafi General [Robert] Wood beschlossen hat, in Chicago eine 
Veranstaltung des America First National Committee durch- 
zufilhren. Ich mufi naturlich daran teilnehmen. Mir schien es, 
dafi ich den Text meiner Ansprache in Des Moines sorgfdltig 
und gemdfiigt formuliert hatte. Anscheinend kann man heute 
in Amerika iiber fast alles diskutieren aufier iiber die Juden- 
frage. Allein schon die Erwahnung des Wortes ,,Jude" lost 
einen Wirbel aus. Personlich bin ich der Ansicht, dafi die ein- 
zige Hoffnung auf eine moderate Losung in einer offenen und 
freimutigen Diskussion liegt. (Montag, 15. September 1941.) 

Private Offenheit versus offentliche Zuriickhaltung 

John Flynn [der Fiihrer des America First Movement] kam 
um elf Uhr, und wir unterhielten uns eine Stunde iiber die 
Lage. Flynn meint, er bestreite die Wahrheit meiner in Des 
Moines gemachten Aussagen nicht, doch sei es seiner An- 
sicht nach nicht ratsam gewesen, das Judenproblem aufs Ta- 
pet zu bringen. Es fallt mir schwer, Flynns Einstellung zu 
begreifen. Er ist genau wie ich davon ilberzeugt, dafi die Ju- 
den zu den einflufireichsten Krdften gehoren, die unser Land 
in den Krieg verwickeln wollen. Er hat dies schon oft gesagt 
und wiederholt es jetzt. Er ist durchaus geneigt, privat vor 
einer kleinen Gruppe von Menschen daruber zu reden. Doch 
anscheinend nahme er lieber unseren Kriegseintritt hin, als 
offentlich darauf hinzuweisen, was die Juden treiben, egal in 
wie tolerantem und moderatem Ton es gesagt wird. (Don- 
nerstag, 18. September 1941.) 

Katholische Fiihrer gegen den Krieg 

Nach dem Treffen sind wir ins Hotel zurilckgekehrt. Bis 
12.30 Uhr kamen Menschen in unser Zimmer. Pater [John] 
O'Brien [von der Notre Dame University] zeigte mir ein 
eben erhaltenes Telegramm, aus dem hervorging, dafi laut 
einer Meinungsumfrage bei hoheren katholischen Wilrden- 



320 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 




Lindbergh posiert mit dem konservativen US-Prasident Richard M. 
Nixon, um fur eines der Hauptanliegen Lindenberghs zu werben: Die 

„Konservierung" von Kultur und Natur. 

trdgern 90% von ihnen gegen den Kriegseintritt sind. (Frei- 
tag, 3.0ktober 1941.) 

Offentliche Meinung versus Kriegspropaganda 

Stdrke und Einflufi [der America First Movement] nehmen 
rasch zu, doch die Macht unserer Widersacher ist grofi. Das 
Erstaunliche ist nicht, dafi wir so nahe am Abgrund des Krie- 
ges stehen, sondern dafi wir die Kriegsgurgeln so lange im 
Zaun halten konnten. Zu ihnen gehoren die amerikanische 
Regierung, die britische Regierung, die Juden sowie der 
Hauptteil der Presse, des Rundfunks und der Filmindustrie in 
diesem Land. Auf unserer Seite stehen die Volksmassen, doch 
es ist nur eine Frage der Zeit, wie lange die Menschen der 
Propagandaflut widerstehen konnen, welche das Land tiber- 
stromt. Sie haben keine zuverlassige Informationsquelle, an 
die sie sich wenden konnten. Und ganz unabhdngig von der 
Haltung unseres Volkes stellt sich die Frage, ob der Prasi- 
dent uns in den Krieg hineinziehen wird, indent er Handlun- 
gen begeht und Zwischenfdlle provoziert, die den Krieg un- 
vermeidlich machen. Er befindet sich in einer Position, in der 
er uns den Krieg aufzwingen kann, ob wir ihn nun wtinschen 
oder nicht. (Samstag, 4. Oktober 1941.) 

Die Wahrheit sagen 

[Ex-Prasident Herbert] Hoover sagte mir, seiner Ansicht nach 
sei meine Ansprache in Des Moines ein Fehler gewesen (die 
Erwahnung der Juden zusammen mit anderen kriegstreiberi- 
schen Gruppen). Ich erwiderte, nach meiner Meinung seien 
meine Bemerkungen sowohl gemdfiigt als auch wahr gewe- 
sen. Er entgegnete, wenn man lange genug in der Politik ge- 
wesen sei, lerne man, Dinge nicht einfach deswegen auszu- 
sprechen, weil sie wahr seien. Doch schliefilich bin ich kein 
Politiker, und dies ist einer der Grtinde daftir, dafi ich keiner 
sein will. Ich sage lieber, was ich denke, wenn ich es zu sa- 
gen wilnsche, als jede Aussage, die ich von mirgebe, an ihrer 
wahrscheinlichen Popularitat zu messen. (Montag, 6. Okto- 
ber 1941.) 



Die Berichterstattung fiber den Krieg 

[Paul] Palmer [ein Herausgeber von Reader's Digest] 
meint, einer der Grtinde daftir, dafi die Zeitungen ein 
derart schiefes Bild vom Krieg vermitteln, sei folgen- 
der: Die Herausgeber hatten bemerkt, dafi immer, 
wenn sie in Schlagzeilen tiber die Erfolge der Achse 
berichten, die Verkaufszahlen an den Zeitungskiosken 
sinken. Deshalb versuchen sie nun standig, irgendei- 
nen alliierten Erfolg aufzustobern, den sie in Schlag- 
zeilen vermarkten konnen, mag er auch noch so un- 
bedeutend sein. (Mittwoch, 8. Oktober 1941.) 

Pearl Harbor 

Der Rundfunk berichtet, dafi Japan die Philippinen 
und die Hawaii-Inseln angegriffen hat und dafi Pearl 
Harbor bombardiert worden ist. Ein Angriff auf den 
Philippinen war zu erwarten, obwohl ich nicht dach- 
te, dafi er schon so frtih erfolgen wtirde. Aber Pearl 
Harbor! Wie konnten die ,,Japsen" blofi nahe genug 

herankommen, und wo ist unsere Flotte? Oder han- 

delt es sich blofi um einen Uberraschungsangriff einiger we- 
niger Flugzeuge, der von den Radiokommentatoren zu einem 
gewaltigen Schlag aufgebauscht wird? Die Japaner sind na- 
ttirlich in der Lage, Hawaii oder sogar die Westktiste mit ih- 
ren Flugzeugtragern zu attackieren. Doch die Verluste an 
Flugzeugtragern und Flugzeugen werden ftirchterlich hoch 
sein, aufier wenn unsere Flotte schlaft - oder sich im Atlantik 
herumtreibt. Mich beschaftigt die Frage: Ein wie grofier Teil 
davon ist in den Atlantik geschickt worden, um Grofibritanni- 
en zu helfen? (Sonntag, 7. Dezember 1941.) 

Die Hintertfir zum Krieg 

Habe General [Robert] Wood in Boston angerufen. Seine er- 
sten Worte waren: ,,Nun ja, [President Roosevelt] hat uns 
durch die Hinterttir hineingeftihrt. " ... Der Prasident sprach 
um 12 Uhr. Verlangte eine Kriegserklarung. Der Senat erliefi 
einstimmig eine Kriegserklarung. Die einzige Nein-Stimme 
wurde im Reprasentantenhaus abgegeben. Was hatte man 
denn sonst noch tun konnen? Wir haben seit Monaten den 
Krieg gewollt. Hatte der Prasident vorher eine Kriegserkla- 
rung gefordert, so denke ich, dafi der Kongrefi ihm diese mit 
grofier Mehrheit verweigert hatte. Doch nun sind wir ange- 
griffen worden, und zwar in unseren heimischen Gewassern. 
Wir haben es selbst heraufbeschworen, aber unter diesen 
Umstanden sehe ich keine andere Moglichkeit, als zu kamp- 
fen. Ware ich im Kongrefi gewesen, so hatte ich sicherlich ftir 
eine Kriegserklarung gestimmt. (Montag, 8. Dezember 1941.) 

Michael Collins Piper ist der Verfasser von Final Judgement: The Missing 
Link in the JFK Assassination Conspiracy sowie Best Witness, einem Buch 
iiber die Mermelstein-Affare. Er arbeitet heute als Korrespondent fur die Zei- 
tung American Free Press mit Sitz in Washington, D.C. 
Mit freundlicher Genehmigung entnommen der Barnes Review, 8(1) 2002, 
S. 55-62. tjbersetzt aus dem Englischen von Jiirgen Graf 

Anmerkungen 

Bildquellen: The Barnes Review; www.mnhs.org/places/sites/lh; 
www.charleslindbergh.com/kidnap/index.asp; ... /pictures/index 1. asp 
Entnommen der Biographie Lindbergh von A. Scott Berg, Putnam, New 
York 1998. 



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Die truben Machenschaften der Anti-Defamation League 

Von Paul N. McCloskey junior 

Was wiirde man davon halten, wenn die Holocaust-Revisionisten in Deutschland einen KongreB veranstalteten, 
und als Festredner wiirde ein ehemaliger Bundestagsabgeordneter auftreten? Undenkbar, miiBte das Urteil lauten. 
Man mag viel Negatives iiber die USA sagen, aber zumindest war es im Jahr 2000 moglich, daB dort wahrend der 
13. IHR-Konferenz der ehemalige US-KongreBabgeordnete Paul McCloskey eine Festrede hielt, in der er iiber sei- 
ne Erfahrungen mit der Israel-Lobby in den USA berichtete und den Revisionisten viel Gliick bei ihrer Arbeit 
wiinschte. Nachfolgend die deutsche Ubersetzung des leicht iiberarbeiteten Festvortrages. 



Sie werden sich vielleicht wundern, weshalb jemand an einem 
wunderbaren Wochenende aus Nordkalifornien nach Sudkali- 
fornien fahrt. Ich bin gekommen, weil ich die Grundthese der 
Organisation, welche diese Konferenz durchfuhrt, respektiere, 
namlich daB alles, was Regierungen, Politiker oder politische 
Institutionen sagen, kritisch iiberpriift werden soil. Ich war 
ftinfzehn Jahre lang in der Politik tatig, und meiner Ansicht 
nach sollte man vom Prinzip ausgehen: Trau niemals einem 
Politiker! 

1964 leistete ich in Camp Pendleton, nur wenige Meilen von 
hier, Aktivdienst im US-Marine-Corps. Ich unterwies damals 
eine Klasse Reserveoffiziere dieses Korps in Guerilla- 
Bekampfung. Zu jener Zeit (am 7. August 1964) wurde vom 
KongreB die Tonkin-Golf-Resolution verabschiedet, und Sie 
erinnern sich vielleicht, daB der AuBenminister Dean Rusk 
sowie der Verteidigungsminister Robert McNamara vor dem 
KongreB auftraten und behaupteten, nordvietnamesische 
Torpedoboote hatten zwei US-Zerstorer, die Maddox und die 
Turner Joy, angegriffen. Der KongreB ermachtigte den Prasi- 
denten fast einstimmig, in Vietnam Krieg zu fuhren, und be- 
ging damit einen der tragischsten Fehler unserer Geschichte. 
Die beiden Manner, unter denen ich in Korea gekampft hatte, 
General McArthur und General Ridgeway, hatten gewarnt: 
LaBt euch nie wieder auf einen Landkrieg auf dem asiatischen 
Kontinent ein; das ist nichts fur Amerikaner. Trotzdem zogen 
wir in den Krieg, und ein groBer Amerikaner, Senator Ful- 
bright, meinte, es sei die Verantwortung des Politikers, bei 
der Uberpriifung sowohl der Politik als auch der historischen 
Fakten die Fuhrungsrolle zu ubernehmen. Genau dieselbe An- 
sicht vertritt ja die Organisation, vor der ich spreche. Denn 
wer politische Entscheidungen zu treffen hat, 
muB wissen, was die Tatsachen sind. 
Sie mogen sich noch daran erinnern, daB Lyn- 
don Johnson am 3 1 . Marz 1 968 bekanntgab, er 
werde sich nicht um eine zweite Amtszeit als 
President bewerben. Jahrelang hatte er im Kon- 
greB jedermann erzahlt, wir taten in Vietnam 
das Richtige: Wir miiBten dort punkten, denn 
wir konnten es uns nicht leisten, »ein mitleid- 
erregender, hilfloser Riese zu sein«, wie sich 
President Nixon spater ausdriicken sollte. Wir 
miiBten diesen Krieg gewinnen, beteuerte er, 
und lange Zeit war er, gestiitzt auf die ihm tag- 
taglich erstatteten Rapporte, iiberzeugt, wir be- 
fanden uns auf der SiegerstraBe. 
Einer meiner Freunde von der Juristischen Fa- 
kultat an der Universitat Stanford und mein 
Kontrahent in den verschiedenen dortigen De- 
batten im Jahre 1950 war John Ehrlichmann. 
Jahre spater, als er 1 975 seine Haftstrafe antrat, 



fragte ich John, was einen wackeren, ehrlichen Anwalt dazu 
bewogen hatte, zum korrupten Diener President Nixons zu 
werden und den KongreB zu beliigen. Und ich fragte ihn, 
warum Henry Kissinger die AuBenpolitik der USA gestaltet 
hatte statt AuBenminister William Rogers, der von Gesetzes 
wegen mit dieser Aufgabe betraut war. Er antwortete mir: 
»Jeden Morgen um sieben Uhr erhdlt Prdsident Nixon sei- 
ne Berichte iiber das, was auf der Welt geschieht. Es gab 
Berichte vom Aufienministerium, vom Verteidigungsmini- 
sterium und von der CIA, doch wir konnten keiner dieser 
Institutionen trauen, weil sie sich bis aufs Messer bekampf- 
ten und ihre Abneigung gegeneinander grofier war als der 
Wunsch, dem Prdsidenten der Vereinigten Staaten die 
Wahrheit zu sagen. Darum wurde Kissinger zum Zensor 
dieser drei Berichte. Er liefi sich die Berichte des Aufien- 
ministeriums, des Verteidigungsministeriums und der CIA 
geben und nahm dann eine Auswahl vor, so dafi der Prdsi- 
dent einen einzigen Bericht von Henry Kissinger erhielt. 
Da du ja die politische Einstellung Kissingers kennst, 
kannst du dir vorstellen, welchen Einflufi dies auf die Poli- 
tik der USA zu haben pflegte.« 

Redefreiheit und Zivilcourage 

Ich habe hier heute Vortrage iiber den Mut von Menschen in 
Frankreich, GroBbritannien, Deutschland und Neuseeland ge- 
hort, die sich gegen die gangige Vorstellung dessen ausge- 
sprochen haben, was wahrend des Zweiten Weltkriegs beim 
sogenannten Holocaust geschehen ist. Ich mochte Ihnen nun 
eine Geschichte erzahlen, die meiner Auffassung nach jeder 
Amerikaner kennen sollte, weil wir in diesem Land Redefrei- 




Paul McCloskey wahrend seiner Festrede 
anlalilich der 13. IHR-Konferenz im Sommer 2000 



322 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



heit haben und ein Rechtssystem, das dem Angeklagten das 
Recht auf einen GeschworenenprozeB sichert. Man mag ja 
von den Fahigkeiten gewisser Richter oder gewisser Vertreter 
der Presse halten was man will, doch haben uns das unabhan- 
gige Rechtswesen sowie die unabhangige Presse vor jenen 
Dingen bewahrt, die, wie heute hier geschildert wurde, in 
Deutschland, England oder Kanada geschehen. 
Ich erinnere mich daran, daB einmal ein Gast bei einer Radio- 
Talkshow in Neuseeland sagte, laut Statistik miiBten vier Pro- 
zent der hundert Manner im neuseelandischen Parlament ho- 
mosexuell sein, also vier Parlamentarier. Man zerrte ihn vor 
eine parlamentarische Kommission und drohte ihm wegen 
MiBachtung des Parlaments mit dem Gefangnis. Er jammerte 
und winselte und sagte: 
»Ich habe nicht behauptet, vier Angehorige unseres Par- 
laments seien homosexuell, doch vier Prozent der Bevolke- 
rung sind es, und wenn die Parlamentarier fur diese repra- 
sentativ sind, mufiten vier von ihnen homosexuell sein.« 
Nachdem er sich so unterwiirfig entschuldigt hatte, lieB man 
ihn springen. Sechs Monate sparer gaben drei Mitglieder des 
neuseelandischen Parlaments zu, homosexuell zu sein. 
Doch in Amerika ist es anders. Wieviele von Ihnen kennen 
die Geschichte von John Peter Zenger? Wenn sie sich in die 
Geschichtsbucher vertiefen und nachlesen, was zwischen 
1733 und 1735 in New York geschah, werden Sie erfahren, 
daB der konigliche Gouverneur dieser britischen Kolonie da- 
mals ein Mann namens William Cosby war. Und ein sehr be- 
herzter Zeitungsherausgeber, John Peter Zenger - vielleicht 
der David McCalden oder Mark Weber seiner Zeit -, schrieb 
in seinem Blatt offen: 

"Cosby ist /corrupt. Er zweigt Geld aus dem koniglichen 
Schatz fur sich ab. Die Regierung ist korrupt, und der Gou- 
verneur ist korrupt. « 
Man zerrte ihn wegen Anstiftung zum Aufruhr vor Gericht. 
GemaB englischem Recht hatte er Anspruch auf einen Ge- 
schworenenprozeB, und der Hauptrichter belehrte die Ge- 
schworenen, zwolf aufrechte Mannen sinngemaB: „Ihr miiBt 
John Peter Zenger fur schuldig erklaren, weil er die Regie- 
rung kritisiert hat. Fur die Erhaltung der Regierung ist es 
wichtig, ja entscheidend, daB das Volk eine gute Meinung 
von ihr hat. Darum miiBt ihr ihn schuldig sprechen." 
Zengers Anwalt, Andrew Hamilton, argumentierte, weil Zen- 
gers Aussagen wahr seien, musse er freigesprochen werden. 
Nun, das Geschworenengericht brauchte ganze zwanzig Mi- 
nuten, um Zenger freizusprechen. Als Ergebnis dieses Verfah- 
rens verankerten wir spater, 1791, als wir die Bill of Rights 
verabschiedeten, darin zwei Grundrechte: Das Recht auf freie 
Rede und eine freie Presse sowie das Recht auf einen Ge- 
schworenenprozeB. Und dies hat im groBen ganzen die Men- 
schen dieses Landes, wenn sie irgendwelche abweichende 
Meinungen auBerten, vor allem geschiitzt, auBer vor der Ver- 
achtung ihrer Widersacher. 

Ich mag ja nicht mit all dem einverstanden sein, was ich heute 
gehort habe oder was Sie denken, doch Ihr Recht, zu sagen, 
was Sie denken, und allgemein als wahr erachtete Dinge zu 
erforschen und zu widerlegen zu versuchen, ist vielleicht der 
wichtigste Teil unserer Demokratie. 

Dies ist der Grund dafur, daB wir nun mit der Anti Defamati- 
on League (ADL, Anti-Diffamierungsliga, die machtigste jii- 
dische Organisation in den USA) auf KriegsfuB stehen, und 
ich glaube, wir werden am Ende gewinnen. Wenn Sie iiber 
diese Rechte nachdenken - die man in Kanada, GroBbritanni- 



en, Neuseeland, Frankreich oder Deutschland nicht besitzt, 
wo Menschen fur die AuBerung unbequemer Meinungen ins 
Gefangnis kommen konnen -, dann danken Sie Gott dafur, 
daB wir Amerikaner sind. 

Unterdriickte werden zu Unterdriickern 

Ich will nun von der ADL reden - schlieBlich lautet der Titel 
meines Vortrags »Die triiben Machenschaften der ADL« - 
und Ihnen ein wenig von meinen Erfahrungen berichten. Ich 
bin Kalifornier der vierten Generation. Mein Vater und beide 
meine GroBvater waren Anwalte hier in Sudkalifornien. Ich 
wuchs in einer kleinen Stadt namens San Marino auf, die ty- 
pisch fur rein weiBe Ortschaften war. Meinen Informationen 
zufolge gab es 9000 Wahler, davon 8700 eingeschriebene 
Republikaner. Es gab keine Neger in San Marino und keine 
Juden. Man hielt Juden von San Marino fern, indem man 
fragte: „Wie ist der Madchenname Ihrer Mutter?" Die Grund- 
stucksverkaufer steckten unter einer Decke. Es hieB, wenn in 
einem Viertel Juden wohnten, dann fuhre dies, genau wie bei 
Schwarzen, zu einem Fallen der Bodenpreise. 
Mein Vater war Mitglied einer Anwaltsfirma namens Horwitz 
& McCloskey, mit Sitz in der Spring Street mitten in Los An- 
geles, die damals die meisten Anwaltsbiiros der Stadt beher- 
bergte. Ich kann mich noch daran erinnern, daB er, als ich 
noch ein Knabe war, zu mir sagte: 
»Junge, wir Iren brauchen die Juden. Wir haben die Halfte 
der guten Zilge der Menschheit und die Halfte der schlech- 
ten, und bei den Juden ist es genau umgekehrt. Sie sind 
dort gut, wo wir schwach sind, und dort schwach, wo wir 
gut sind. « 
Diese Worte habe ich nie vergessen. 

Wie dem auch sei, 1960 war ich Vorsitzender des Juristen- 
vereins von Palo Alto. Im Jahr darauf wurde ich zum Prasi- 
denten der California Conference of Barristers gewahlt. (Als 
Barrister werden alle unter 36 Jahre alten Anwalte bezeich- 
net.) In jenem Jahr wurde in Kalifornien iiber den Gesetzes- 
vorschlag 13 abgestimmt, an den sich der eine oder andere 
von Ihnen noch erinnern mag. Er lautete vereinfacht so: „Je- 
der hat das Recht, sein Haus jeder Person seiner freien Wahl 
zu verkaufen oder zu vermieten." Hort sich gut an. In der 
Praxis heiBt dies freilich, daB jedermann die Freiheit besitzt, 
einen anderen, den er wegen seiner Rasse oder aus anderen 
Griinden nicht mag, zu diskriminieren. Der Juristenrat des 
Staates hatte niemals Stellung zu politischen Initiativen bezo- 
gen, aber in jenem Jahr schien uns, da wir der Verfassung 
verpflichtete Juristen waren und diese Initiative offenkundig 
der Verfassung widersprach, der Rat musse sich zu Wort 
melden. 

Drei von uns traten bei der Konferenz als Redner auf und ar- 
gumentierten, der Rat musse im Interesse der Verfassung eine 
Stellungnahme abgeben. Wir konnten einen fast 80 Jahre al- 
ten Juristen namens Herman Selvin, einen Steueranwalt bei 
einer beruhmten jiidischen Firma in Los Angeles, Loeb & Lo- 
eb, als SchluBredner gewinnen. Am Ende seiner wundervol- 
len, sehr iiberzeugenden Rede sagte er: 
»Wir Juristen haben gezeigt, dafi wir iiber einen grofien 
Verstand verfilgen und grofie Herzen haben. Nun wollen 
wir zeigen, dafi wir auch Schneid haben. « 
Und die Juristentagung, bei der 3000 Personen anwesend wa- 
ren, stimmte im Verhaltnis von zwei zu eins gegen den Geset- 
zesvorschlag 13. Doch erwies sich dies als fruchtlos, weil das 
Volk den Vorschlag im Verhaltnis von zwei zu eins annahm, 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



323 



auch wenn er spater vom Obersten Gericht fur verfassungs- 
widrig erklart wurde. 

Nachdem Herman Selvin seine Rede bei der Tagung gehalten 
hatte, luden wir ihn zu einem Bier ein und gratulierten ihm so, 
wie dies junge Juristen einem betagten Weisen gegeniiber zu 
tun pflegen. Er sagte uns, der Antisemitismus treibe munter 
seine Sumpfbliiten. Ein Freund von ihm, fuhr er fort, habe ihn 
in den schicken Montecito Country Club in Santa Barbara 
eingeladen, doch als er vor der Tiir stand, habe ein Mann im 
Smoking eine Liste iiberflogen und gesagt: "Selvin. Wir las- 
sen hier keine Juden herein." Das war im Jahre 1963! Seit ich 
lebe, hat dieser Staat eine lange Geschichte des Antisemitis- 
mus. 

Und was tun Menschen, wenn sie diskriminiert werden? Sie 
bilden Netzwerke. Bis zum Juni 1967, als der Sechstagekrieg 
ausbrach, hatten die jiidischen Gemeinden in den USA ein 
umfangreiches Netzwerk von Helfergruppen in den Synago- 
gen und jiidischen Gemeindezentren aufgebaut. Damals gab 
es 33 groBere Judenorganisationen. Eine da von war die von 
der B'nai-Brith-Loge gelenkte Anti-Defamation League, die 
sich zur militantesten Stimme fur Israel mauserte. Ein guter 
Jude sein hieB fur sie Israel unterstiitzen. „Israel liber alles" 
war anscheinend zur Losung der ADL geworden. 

Die Unterdriickung des freien Wortes 

Die ADL-Leute bauten eine Schnufflerorganisation auf, um 
Informationen iiber ihre Feinde zu sammeln. Zu den 
Schniifflern gehorten Leute wie Roy Bullock, der sich als eine 
Art Antiquitatenhandler tarnte, zuerst im Osten, dann im Mitt- 
leren Westen, ehe er nach Los Angeles und schlieBlich nach 
San Francisco umsiedelte. Er gab sich als Sympathisant jeder 
Gruppe aus, die nach Urteil der ADL israelfeindliches Ge- 
dankengut pflegte. In den achtziger Jahren war das Hauptziel 
der ADL nicht mehr der Kampf gegen Antisemitismus und 
Fanatismus, sondern die Diskreditierung jeder Stimme, die 
sich gegen Israels Politik erhob. Doch begniigte man sich 
nicht damit, solche Leute in Verruf zu bringen, sondern arbei- 
tete darauf hin, sie ihrer Ausdrucksmoglichkeiten zu berau- 
ben. 

Nun, ich selbst bin stets zum Dialog bereit gewesen. Ich habe 
in San Francisco vor zweitausend Juden mit Meir Kahane, ei- 
nem ultraradikalen Zionisten, die Klingen gekreuzt. Ich habe 
mit Irv Rubin von der (militanten) Jewish Defense League 
debattiert. Doch kein ADL-Fiihrer ist bereit, mit mir iiber Is- 
rael zu diskutieren. Wenn beispielsweise eine offentliche 
Fernsehstation ein Streitgesprach iiber die Lage im Nahen 
Osten veranstalten will, ruft sie zuerst die ADL an, um einen 
jiidischen Gesprachsteilnehmer zu rekrutieren. Dann sucht sie 
jemanden von der Gegenseite, beispielsweise einen Vertreter 
des „Council for the National Interest" (Rat fur das nationale 
Interesse), einer Gruppe, welche ich vor ein paar Jahren mit 
Paul Findley gegriindet habe (einem ehemaligen KongreBab- 
geordneten aus Illinois). Doch wenn sie sich dann nochmals 
mit der ADL in Verbindung setzt und fragt: „Sind Sie bereit, 
mit dem KongreBabgeordneten McCloskey oder Senator 
Percy oder Senator Adlai Stevenson zu debattieren?", lautet 
die Antwort stets „nein, nein". Wenn die Gegenseite durch ei- 
nen geschliffenen Redner vertreten ist, verweigern sie das 
Streitgesprach. Die ADL will nicht, daB die Tatsachen ans 
Licht kommen. Sie will alle Fakten, die fur Israel ungiinstig 
sind, unter den Teppich kehren. Sie miissen verstehen, daB 
dies ihr Ziel ist. Vor allem will sie das „spezielle Verhaltnis" 



zwischen Israel und den Vereinigten Staaten aufrecht erhal- 
ten; dafiir sorgen, daB die offentliche Meinung in Amerika Is- 
rael unverandert giinstig gesonnen ist, so daB das Geld weiter 
dorthin flieBen kann. Sie will jede politische Personlichkeit 
wie Paul Findley, Chuck Perry oder sogar Ed Zschau besie- 
gen, dem hier in Kalifornien hauptsachlich durch jiidisches 
Geld der Weg zu einem Sitz im Senat versperrt worden ist. 
Die ADL verfolgt das Ziel, jeden in MiBkredit zu bringen und 
ihm ein Forum zu verweigern, der das spezielle Verhaltnis 
zwischen Israel und den USA gefahrden konnte. Deshalb ver- 
steht es sich von selbst, daB das IHR zu seinen Hauptfeinden 
gehort. Angesichts des umfassenden Schniiffelsystems, das 
diese Leute errichtet haben, bin ich mir fast sicher, daB hier in 
diesem Saal ein ADL-Spitzel hockt. Roy Bullock beispiels- 
weise ging zum American Arab Anti-Discrimination Commit- 
tee und sagte dort: „Ich sympathisiere mit euch. LaBt mich eu- 
re Literatur verbreiten." Doch dies war lediglich eine Maske- 
rade. 

Meine Frau arbeitete einmal in San Francisco fur die soge- 
nannte proposition W", die dazu aufrief, die Hilfe an Israel 
um den Betrag zu kiirzen, den der Judenstaat in die Siedlun- 
gen auf der Westbank und im Gazastreifen flieBen lieB. Na- 
tiirlich kam sie gleich auf eine schwarze Liste, denn schlieB- 
lich war sie Israel feindlich gesonnen. Ich bekam einen Tele- 
fonanruf von einem Polizeihauptmann, der sagte: 
»Herr McCloskey, in den Unterlagen der ADL von San 
Francisco ist vermerkt, dafi Ihre Frau, als sie 1987 von 
Jordanien nach Israel einreiste, in einen Streit auf der Al- 
lenby-Briicke verwickelt war.« 
Ich begleitete sie damals zusammen mit Jim Abourezk, dem 
arabisch-amerikanischen Senator aus South Dakota. Wir hat- 
ten Jordanien besucht, und meine Frau wollte die Grenze 
iiberqueren, um Jerusalem und Jericho zu sehen. Insgesamt 
iiberschritten fiinf junge Frauen zwischen 20 und Anfang 30 
die Briicke. Der jiidische Grenzwachter hielt sie an. Meine 
Frau, die McCloskey hieB - ein Name, der so unverdachtig ist 
wie Smith oder Jones - hatte keine Probleme. Doch eine der 
jungen Damen trug den arabischen Namen Azis. Sie hatte ei- 
nen jungen Amerikaner arabischer Herkunft geheiratet. Alle 
fiinf waren US-Burger. Der israelische Grenzwachter befahl 
Frau Aziz: »Ziehen Sie sich aus.« Es war eine demiitigende, 
erniedrigende Erfahrung. Meine Frau war schockiert und lieB 
ihren Gefiihlen freien Lauf. DaB dieser Vorfall sechs Jahre 
spater im Biiro der ADL von San Francisco registriert war, 
bedeutet, daB die Information aus Israel in die USA gelangt 
sein muBte. Victor Ostrovsky, ein ehemaliger Mossad-Agent, 
hat in seinem Buch By Way of Deception (dt: Der Mossad) 
iiber die Zusammenarbeit amerikanischer Juden mit der israe- 
lischen Regierung berichtet. 

Die ADL pflegte sich bei der Polizei anzubiedern, um Infor- 
mationen iiber antisemitische oder anti-israelische Aktivitaten 
zu erhalten. ADL-Schniiffler Roy Bullock tauchte regelmaBig 
bei Treffen wie dem heutigen auf und notierte sich spater die 
Nummern aller dort geparkten Autos. Dann iibergab er diese 
Tom Gerard vom Polizeidepartement San Francisco und frag- 
te ihn: »Konnten Sie mir bitte die Namen dieser Leute besor- 
gen?« Er bekam dann die Namen und Anschriften der Besit- 
zer jener Autos, zusammen mit einer Notiz, daB diese Perso- 
nen „anti-israelisch" oder „pro-palastinensisch" oder „Viet- 
nam-Friedensaktivisten" waren. Die Information wurde an- 
schlieBend an das ADL-Biiro in Los Angeles, New York oder 
Washington weitergeleitet, oder sogar nach Portland in Ore- 



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gon. Die 31 ADL-Biiros in den groBeren amerikanischen 
Stadten sowie jene in Israel standen in standiger Verbindung 
miteinander. Die ADL erstellte ausfuhrliche Dossiers, so daB 
sie, wenn jemand herausfinden konnte, ob diese oder jene 
Person gegen Israel war oder je etwas gegen Israel gesagt hat- 
te, sofort mit „Nein" oder „Ja" antworten konnte, wobei letz- 
teres sich als todlich erwies. 

Ein gezeichneter Mann 

Bis 1980, als ich erstmals meine Stimme gegen Israel erhob, 
gait ich als relativ israelfreundlich. In Sachfragen wie Viet- 
nam oder Abtreibung teilte ich die Ansichten der meisten Ju- 
den. Doch nachdem ich erst einmal eine Position bezogen 
hatte, die als israelfeindlich eingestuft wurde, einschlieBlich 
meiner Opposition gegen Israels Libanon-Invasion im Jahre 
1982 sowie seine Verwendung von Splitterbomben, war ich 
ein gezeichneter Mann. Ich will Ihnen berichten, was passier- 
te, als ich, nach 1 5 Jahren im Reprasentantenhaus, 1 982 nach 
Kalifornien zuruckkehrte und fur den Senat kandidieren woll- 
te. Verantwortlich fur meine Finanzen war ein hochrangiger 
Vertreter einer Bausparkasse. Er war ein sehr loyaler Mann. 
Er hatte meinen Vater gekannt und wollte mir helfen. Seiner 
Ansicht nach hatte ich das Zeug zu einem guten Senator. Sie 
erinnern sich moglicherweise noch, daB es 1982 eine Krise 
bei den Bausparkassen gab. Drei der groBten judischen Ak- 
tionare kamen zu ihm und sagten: 
»Herr X, wir haben erfahren, dafi Sie der Vorsitzende des 
Finanzkomitees von McCloskey sind. Entweder Ziehen Sie 
sich daraus zuriick, oder wir kiindigen unsere Spargutha- 
ben.« 
Bei den Vorwahlen des Jahres 1982 verlor ich den Kampf um 
die Nominierung als republikanischer Senator gegen Pete 
Wilson. Er pilgerte ins San Fernando Valley und versprach 
den judischen Fuhrern jener Gegend, in der die Juden sehr 
machtig sind, er werde sich, falls er gewahlt werde, fur die is- 
raelische Annexion der Westbank und des Gazastreifens ein- 
setzen. Dies wurde zwar bekannt, doch in den Medien totge- 
schwiegen, und man hat seither nie wieder etwas davon ge- 
hort. Die jiidische Gemeinschaft besitzt die Macht, durch An- 
zeigenboykott oder durch direkte Kontrolle iiber die Medien 
Nachrichten zu unterdriicken, die fur Israel ungiinstig sind, 
und sie hat die Macht, jeden in Verruf zu bringen, der den 
Mund aufmacht. Das ist auch ihr Ziel. 

Ich fuhre nun ein paar Beispiele dafur an, was man Freunden 
oder Kunden von mir angetan hat, um den guten Ruf Israels 
zu schiitzen. 1983 stellten zwei junge Frauen, Carol Al Sha- 
hib und Audrey Shabbas, die mit arabischen Professoren an 
der San Jose State University bzw. der University of Califor- 
nia verheiratet waren, ein kleines Erziehungsprogramm auf 
die Beine, um den Menschen die arabische und muslimische 
Kultur nahezubringen. Sie organisierten Seminare und hielten 
Vortrage iiber die Geschichte des Nahen Ostens. Schon bald 
gerieten sie als Feinde Israels ins Visier der ADL, weil sie 
Gerechtigkeit fur die Palastinenser gefordert hatten. Als eine 
Kunstausstellung aus Saudi-Arabien nach San Jose kam, 
schlossen sie einen Vertrag mit dem Kunstmuseum von San 
Jose ab, damit dieses die Ausstellung beherbergen sollte. Die 
Stiftung wurde von 21 fiihrenden Biirgern der Stadt geleitet. 
Der Vorsitzende war ein Jude. Carol und Audrey setzten auch 
zwei Redner aufs Programm; beim ersten handelte es sich um 
eine Dame aus Texas, die sich fur die Rechte der Palastinen- 
ser ausgesprochen hatte. 



Ein Mitglied der Stiftungsdirektion erkannte den Namen der 
Rednerin und rief den ortlichen ADL-Vertreter William Brin- 
ner an, einen bekannten Professor an der University of Cali- 
fornia (Berkeley). Brinner sagte: »Diese Leute sind gegen Is- 
rael. « Die beiden Frauen hatten etwa 5000 Dollar investiert, 
um die viertagige Ausstellung durchzufuhren, und Briefe an 
alle lokalen Schullehrer gesandt. Man lieB sie vor der Direk- 
tion antreten und teilte ihnen mit, die Redner seien umstritten 
und die Ausstellung miisse abgesagt werden. Diese beiden 
Frauen hatten mir ihrem Seminar vielleicht 15.000 Dollar 
verdient, von denen wohl die Halfte oder zwei Drittel zur Ko- 
stendeckung verwendet worden waren. Somit hat die ADL sie 
der Moglichkeit beraubt, ein Einkommen zu verdienen, indem 
sie den Menschen Kenntnisse iiber die arabische Welt vermit- 
teln. 

Israel leugnet seine Verantwortung fur den Angriff auf 
die Liberty 

Meine zweite Geschichte beginnt wahrend des Sechstagekrie- 
ges von 1967. Ein Schiff der amerikanischen Marine namens 
USS Liberty kreuzte damals vor der Kiiste Agyptens und des 
Gaza-Streifens, und zwar eindeutig auBerhalb der Dreimei- 
lenzone. Es war ein Funkschiff oder, wenn Sie so wollen, ein 
Spionageschiff. Die Besatzung bestand aus 294 Matrosen und 
Offizieren unter dem Kommando von Hauptmann William 
McGonagle. In den friihen Morgenstunden des 8. Juni 1967 
hiBte das Schiff eine groBe amerikanische Flagge. Ein Mann 
namens Jim Enes, Leutnant und diensthabender Offizier auf 
dem Deck, hatte eine US-Fahne am Mast aufziehen lassen, 
die so groB war, daB man sie meilenweit sehen konnte. Zwei- 
mal wurde das Schiff von israelischen Diisenfliegern beob- 
achtet. Doch am friihen Nachmittag brausten israelische Dii- 
senjager heran und beschossen das Fahrzeug aus ihren Bord- 
kanonen und Maschinenpistolen, wobei sie alle Antennen au- 
Ber Gefecht setzten. Israelische Torpedoboote kamen herbei- 
gefahren und jagten der Liberty einen Torpedo in die Flanke. 
Der groBte Teil der Besatzung wurde entweder getotet oder 
verwundet. Von 294 Mann starben 34, und 171 trugen Ver- 
letzungen davon. Es waren dies die groBten Verluste, die ein 
US-Schiff seit Okinawa hinnehmen muBte. Das Fahrzeug be- 
gann zu sinken, und man lieB die Rettungsboote ins Wasser. 
Israelische Torpedoboote eroffheten das Feuer auf diese. Of- 
fenbar sollte es keine Uberlebenden geben. 
Es gelang Hauptmann McGonagle, die Liberty zu retten, und 
diese schlug sich nach Malta durch. Die Toten wurden begra- 
ben. McGonagle kummerte sich um die Verwundeten. Die 
Marine erlieB Anweisungen, wonach die Mannschaft zu tren- 
nen war. Keine zwei Matrosen sollten auf demselben Stiitz- 
punkt stationiert werden; statt dessen zerstreute die Marine 
sie iiber Schiffe und Stiitzpunkte iiberall in den USA. Der 
Mannschaft der Liberty wurde seitens des Prasidenten ehren- 
voll erwahnt, erfuhr jedoch nie davon. Hauptmann McGonag- 
le bekam spater die Ehrenmedaille des Kongresses zugespro- 
chen, weil er das Schiff gerettet hatte, doch als einziger mit 
dieser Medaille Geehrter erhielt er diese im Marinehafen von 
Washington iiberreicht und nicht bei einer Zeremonie im 
WeiBen Haus. 

Israel machte geltend, das Ganze sei ein schrecklicher Fehler 
gewesen, und seine Piloten hatten die amerikanische Fahne 
nicht gesehen. Doch seither haben sich Manner zu Wort ge- 
meldet und gesagt: „Ich war an jenem Tag im Hauptquartier. 
Ich war Reserveoffizier der Marine. Jawohl, man wuBte, daB 



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es sich um die USS Liberty handelte. Sie segelte unter einer 
groBen amerikanischen Fahne. Sie haben sie absichtlich bom- 
bardiert und beschossen." 

Die Geschichte wurde jahrelang vertuscht. Jim Ennes hat ein 
Buch dariiber geschrieben, das Assault on the Liberty heiBt, 
doch die Exemplare davon verschwanden nach und nach aus 
den Bibliotheken. Ganz offensichtlich lag da ein Versuch vor, 
Jim Ennes' Dokumentation des israelischen Angriffs totzu- 
schweigen. 

Feinde der Bibliothek 

In Wisconsin gibt es eine kleine Stadt namens Grafton. Sie 
liegt nordlich von Milwaukee und zahlt rund 10.000 Seelen. 
Zwei betagte Herren, Ted und Ben Grob, leiteten einen Ma- 
schinenwerkzeugladen, das erfolgreichste Geschaft in Graf- 
ton. Zur Zeit der groBen Depression, als es den Menschen 
dort schlecht ging, konnte man sich stets auf die Grobs ver- 
lassen. Sie waren anstandige und ruhige Leute. Sie waren 
Deutsche. 

1993 beschlossen die fuhrenden Burger der Stadt, eine neue 
Bibliothek zu bauen. Sie zogen einen professionellen Berater 
zu Rate, der ihnen mitteilte: „Ihr braucht zweieinhalb Millio- 
nen. Zuerst miiBt ihr zweihundertfunfzig Riesen locker ma- 
chen, ein Zehntel der Summe. Diese solltet ihr moglichst von 
einer einzigen Person bekommen, damit die Leute hoffen, die 
zweieinhalb Millionen fliissig zu machen. Die erste Spende 
betragt also 250.000 Dollar, und dann konnt ihr auf fiinf 
Spenden von je 50.000 Dollar rechnen, worauf ihr dann an 



die Offentlichkeit gelangt und ein groBes Thermometer auf 
dem Marktplatz aufstellt. Und je naher ihr dem Ziel kommt, 
desto hoher steigt das Thermometer. So etwas ermuntert die 
Leute, und zu guter Letzt kriegt ihr die Summe zusammen." 
Die guten Menschen von Grafton fragten: „Na gut, aber wie 
kriegen wir die ersten 250.000?" Die Profis erwiderten: „Das 
ist ganz einfach. Ihr benennt die Bibliothek nach dem, der 
euch die 250.000 schenkt." 

So spendeten die Briider Grob die erste Viertelmillion, und 
bald waren die zweieinhalb Millionen zusammen. Kurz vor 
der Eroffhungszeremonie machten die fuhrenden Burger der 
Stadt den Grobs ihre Aufwartung und fragten sie, wie man die 
Bibliothek denn taufen solle. Die beiden Briider hatten Spot- 
light gelesen, das liber die Geschichte der Liberty berichtet 
hatte. {Spotlight hat mich immer wieder an den Pranger ge- 
stellt. Seine Herausgeber waren mir nicht freundlich geson- 
nen.) Die Gebriider Grob antworteten, sie wunschten der Bi- 
bliothek den Namen „USS Liberty Memorial Library" zu ge- 
ben. 

Nun war die Holle los. Die ADL sah rot. Sie brachte es fertig, 
daB im Milwaukee Journal und den Zeitungen von Chicago 
Leitartikel zu diesem Thema erschienen. GroBer Gott, hieB es 
da, eine Bibliothek zu Ehren eines von den Israelis beschos- 
senen und torpedierten US-Schiffs zu benennen, wiirde dem 
Antisemitismus Auftrieb verleihen. Die ADL brachte etwa ein 
Drittel der Lehrer an der Hochschule von Grafton dazu, gegen 
den geplanten Namen Stellung zu beziehen. Sie erreichte es, 
daB jener Schiller, der an der Promotionsfeier eine Ansprache 




Die USS Liberty einige Tage nach dem verheerenden Angriff israelischer Kriegsflugzeuge und Torpedoboote vom 8. Juni 
1967 wahrend des Sechstagekrieges. Obgleich es eine grolie amerikanische Flagge gehilit hatte, wurde das US- 
Spionageschiff mehrfach von zionistischen Streitkraften attackiert, wobei es 34 Tote und 171 Verwundete gab. Das Fahrzeug 
wurde durch Napalm, eine Torpedoexplosion an der Wasserscheide, 3000 panzerbrechende Kugeln und 851 Raketen ver- 
heert. Israelisches MG-Feuer zerstorte die Rettungsboote. Spater schrieb Admiral Thomas H. Moorer, Vorsitzender der ver- 
einten amerikanischen Stabschefs: »lch habe niemals geglaubt, daft der Angriff auf die USS Liberty das Ergebnis einer Ver- 
wechslung war. Das ist lacherlich... Was einem kalte Schauerden Rucken hinabjagt, ist naturlich, daft sie [die Israelis] so vie- 
le Amerikaner im Vertrauen darauf toten konnten, dafi Washington bei der Unterdruckung jedes offentlichen Unmuts mit ih- 
nen zusammenarbeiten wurde. « Unlangst veroffentlichte James Bamford ein Buch uber die US National Security Agency mit 
dem Titel Body of Secrets; darin zitiert er lange geheimgehaltene Aufnahmen hebraischsprachiger Meldungen angreifender 
israelischer Flugzeuge und Schiffe, welche die Lugen widerlegen, mit denen Israel und seine Verteidiger dessen Verbrechen 
gegen die USA zu vertuschen versucht haben. Fotos: Links: Torpedoeinschlagstelle; Mitte: die gleiche Stelle auf dem Trok- 
kendock in Malta; Torpedoschaden im Schiffsinnern. Bildquelle: http://ussliberty.org 



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hielt, sich gegen die Benennung der Bibliothek nach der USS 
Liberty aussprach. All dies wurde von der ADL finanziert und 
gefordert, und zwar aus der panischen Furcht, allein schon die 
Erorterung des Angriffs auf dieses Schiff wurde die Offent- 
lichkeit gegen Israel aufbringen. Einem solchen Gegner sehen 
Sie sich gegeniiber. 

Ich weiB nicht, ob Sie mit Ihren Auffassungen zum Holocaust 
recht haben oder nicht, doch immer wenn ein Historiker etwas 
gegen Israel sagt, bringt dies die ADL in Rage; sie laBt dann 
ihre Heerscharen aufmarschieren und ihre finanziellen Mus- 
keln spielen. 

Historische Genauigkeit 

Lassen Sie mich eine weitere Geschichte erzahlen, die eines 
meiner Freunde, Norman Davies, der weltweit als einer der 
fuhrenden historischen Experten fur Osteuropa anerkannt 
wird. Er ist einer der wenigen Geschichtsforscher, die lesbare 
Biicher zu schreiben vermogen. Eines davon ist Europe, a Hi- 
story, das zum Bestseller wurde. Geschichtsbucher findet man 
nicht haufig auf der Bestsellerliste. 

Nun denn, ich hatte meine Stelle als KongreBabgeordneter 
eben verloren und kehrte in meine Anwaltspraxis in Palo Alto 
zuriick. (Dies war eine landliche Stadt gewesen, als ich es 
verlassen hatte, und ist nun eine Art Hauptquartier von Sili- 
con Valley.) Man hatte mich eingeladen, in Stanford als 
Gastprofessor Vorlesungen iiber Politologie zu halten. Ich 
bekam dieses Angebot, obgleich die jiidische Universitatsor- 
ganisation, Hillel, sowie die ADL eine wiitende Kampagne 
gegen mich gefiihrt hatten. Norman Davies war fur einen pre- 
stigetrachtigen Professorenposten an der historischen Abtei- 
lung vorgesehen. Nach der in Stanford geltenden Gepflogen- 
heit stimmt die Abteilung dariiber ab, ob eine Berufung ge- 
nehmigt wird oder nicht. Um zum Professor in Stanford er- 
nannt zu werden, muB man auf seinem Gebiet zur Spitzen- 
klasse gehoren. Rund 25 Berater, die man „auBenstehende 
Schiedsrichter" nannte, wurden nach ihrer Meinung zu Davies 
gefragt, und alle waren sich darin einig, daB er der beste oder 
zweitbeste Mann fur diese Stelle war. 

Rund zehn Tage vor der Abstimmung - soweit ich mich ent- 
sinne, war es im Dezember 1983 - setzte sich ein Geschichts- 




Die Leichen einiger der 34 Matrosen der USS Liberty, die 1967 beim israelischen 
Angriff getotet wurden, werden von Bord gebracht, wahrend das Schiff in Malta an- 

kert. 



lehrer in Stanford, der zugleich Mitglied der ADL war, mit 
dem ADL-Biiro in San Francisco in Verbindung, und alle jii- 
dischen Angehorigen der Fakultat wurden gefragt: 
»Haben Sie gelesen, was Davies [in seinem Buch God's 
Playground. A History of Poland] iiber Polen geschrieben 
hat?« 
Man kann wohlgemerkt kein Buch iiber Polen schreiben, oh- 
ne die Juden zu erwiihnen, weil diese einen groBen und be- 
deutsamen Teil der Bevolkerung ausmachten. In seinem Buch 
hatte sich Davies erkuhnt, darauf hinzuweisen, daB nicht alle 
Polen Antisemiten waren. Und dies widersprach der Auffas- 
sung Israels und der jiidischen Gemeinde in den USA, daB die 
Polen antisemitisch gesinnt waren und die Juden diskriminier- 
ten. Lucy Dawidowics, eine jiidische Historikerin, schrieb, 
Davies sei tatsachlich ein Revisionist, und seine Ansichten 
zur europaischen Geschichte schadeten der jiidischen Ge- 
meinschaft weltweit. Ich habe im Verlauf der Jahre mit vielen 
Polen gesprochen, darunter mit solchen, die Juden nicht lei- 
den mochten, und mit solchen, die Juden geholfen hatten. 
Wahrend des Zweiten Weltkriegs sind Juden von den Natio- 
nalsozialisten wegen Judenbegiinstigung erschossen worden, 
wenn man sie erwischte. 

Jedenfalls war die ADL der Ansicht, das, was Davies ge- 
schrieben hatte, sei israelfeindlich, und zwar nur deshalb, weil 
er festgehalten hatte, daB nicht alle Polen Antisemiten sind. 
Wir reichten Klage gegen die ADL ein, verloren dann aber 
vor Gericht. Wir lieBen einen bekannten Psychiater analysie- 
ren, was Davies geschrieben hatte. Unter 52 Hinweisen fand 
er 26, die man als polenfreundlich und judenkritisch, und wei- 
tere 26, die man als judenfreundlich und polenkritisch deuten 
konnte. Doch fur die ADL war das nicht genug. Sie stellte 
den 13 jiidischen Geschichtsprofessoren eine Notiz zu: 
»Nehmt an der Abstimmung teil.« Nicht alle 38 Geschichts- 
professoren waren anwesend, als abgestimmt wurde, und es 
endete so, daB 13 Stimmen gegen und 12 fur Davies abgege- 
ben wurden. Die Juden frohlockten. Die ADL frohlockte. Sie 
hatten einer Stimme der Vernunft ein Forum verweigert, einer 
Stimme, die sich fur ein differenziertes Geschichtsbild ein- 
setzte. 

Eine weitere schmutzige Operation der ADL war folgende: 
Meine Frau fiihrte am Mills College ein 
Seminar iiber den Nahen Osten durch. 
Roy Bullock war als ADL-Schniiffler 
da, um jeden auszuspionieren, der ge- 
gen Israel sprach. Und wenn jemand ein 
gutes Wort fur die Palastinenser einleg- 
te oder Israel kritisierte, kamen sein 
Name und seine Autonummer flugs auf 
eine Liste. Die Information wurde 
weitergereicht, und Dossiers iiber jede 
der betreffenden Personen gingen an die 
ADL-Biiros iiberall in den USA, nur fur 
die ADL einsehbar. 



Spionage fur Siidafrika 

Wie erinnerlich, hatte Israel Ende der 
achtziger Jahre einen Bundesgenossen, 
einen anderen Paria in der internationa- 
len Gemeinschaft, namlich Siidafrika. 
Dieses hielt sich nicht an die Resolutio- 
nen der Vereinten Nationen iiber Nami- 
bia, dessen Unabhangigkeit verlangt 



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wurde. Dementsprechend ignorierte Israel die Resolutionen 
242 aus dem Jahre 1967 sowie 338 aus dem Jahre 1973, wel- 
che die Schaffung eines palastinensischen Staates neben dem 
israelischen verlangten. Doch Israel wollte die eroberten Ge- 
biete nicht aufgeben und setzte sich iiber diese Resolutionen 
hinweg. Es gibt recht solide Beweise dafur, daB israelische 
Nuklearwaffen von den Siidafrikanern getestet wurden. 
Bullock und die ADL nahmen Gruppen unter die Lupe, wel- 
che die Apartheid in Siidafrika bekampften. Nun gab es eine 
ganze Menge netter amerikanischer Damen, welche der An- 
sicht waren, es sei hochste Zeit, die Apartheid abzuschaffen. 
Viele dieser Damen lebten in der Gegend der Bucht von San 
Francisco und in Los Angeles. Bullock nahm immer ofter an 
ihren Versammlungen teil. Urplotzlich begann die ADL nicht 
nur israelfeindliche Gruppen auszuspionieren, sondern auch 
solche, die der Smuts-Botha-Regierung in Siidafrika feindse- 
lig gegeniiberstanden. Schon bald trafen sich Vertreter des 
sudafrikanischen Geheimdienstes mit Bullock und Gerard, 
und beim Mittagessen schlugen sie ihnen vor: „Wir zahlen 
euch Geld, wenn ihr uns Nachrichten iiber Apartheidgegner in 
den Vereinigten Staaten zuspielt." Soweit ich weiB, kassierten 
Bullock und Gerald 16.000 Dollar ein. Sie schickten dem 
sudafrikanischen Geheimdienst 27 Berichte iiber Amerikaner, 
die gegen die Apartheidregierung in Siidafrika waren. Der 
Gedanke dahinter war folgender: Wenn sie gegen Siidafrika 
sind, miissen sie auch gegen Israel sein, und wenn sie gegen 
den Judenstaat sind, sind sie gegen die Juden. Jedenfalls ist 
dies die neue Definition des Antisemitismus laut Nathan 
Perlmutter von der ADL (und laut den ADL-Funktionaren 
Arnold Foster und Benjamin Epstein in ihrem Buch The New 
Antisemitism). 

Ungefahr zu jener Zeit bekam das FBI Wind davon, daB Siid- 
afrikaner versuchten, sich Technologie aus Silicon Valley un- 
ter den Nagel zu reiBen. Bald darauf ertappte das FBI Bullock 
auf frischer Tat beim Sammeln von Informationen und iiber- 
wachte ihn; dann wurde er zum Verhor geladen und befragt. 
Bullock sagte: »Ja sicher, ich helfe der ADL. Natiirlich. Wir 
haben uns die Anti-Apartheid-Leute etwas genauer angese- 
hen.« Darauf wandte sich das FBI an die Polizei von San 
Francisco, die genau so ist, wie Polizisten vielerorts auf der 
Welt nun einmal sind. Sie zeichnen sich nicht durch ein 
UbermaB an Intelligenz aus. Sie sind Iren oder Italiener. Auf 
jeden Fall wuBten diese irischen Polizisten nicht, daB die Ju- 
den in San Francisco so machtig sind und fast jeden demokra- 
tischen Parteikandidaten vom Gouverneur bis zum KongreB- 
abgeordneten finanziert haben. Nun erfuhr die Polizei von 
San Francisco also, daB ihr Beamter Gerard illegal Informa- 
tionen vom Kraftfahrzeugamt, der Post und anderen Institu- 
tionen erhalten und diese nicht nur dem israelischen Konsulat 
und den Judenorganisationen, sondern auch dem sudafrikani- 
schen Geheimdienst zur Verfugung gestellt hatte. 
Was taten die irischen Polizisten nun? Sie stellten Durchsu- 
chungsbefehle fur die ADL-Biiros in San Francisco und Los 
Angeles aus. Dabei entdeckten sie fiirwahr Erstaunliches. Sie 
fanden heraus, daB die ADL schon seit etlichen Jahren zehn 
oder zwolf Polizeibeamte mit allerlei Aufmerksamkeiten be- 
dacht hatte. Sie hatte ihnen zwei Wochen Ferien in Israel fi- 
nanziert, wobei samtliche Ausgaben bezahlt, sie zu Zechgela- 
gen eingeladen und ihnen auch sonst jeder Wunsch von den 
Augen abgelesen wurde, zwei Wochen lang! Warum? Weil 
sie beim Polizeiamt schon Wetter machten, um Informationen 
iiber israelfeindliche Personen zu erhalten. Als Gegenleistung 



enthiillten die jiidischen Gruppen dem Polizeiamt die Namen 
all jener, die Synagogen entweiht hatten. Diese Beziehung 
zwischen dem Mossad, der ADL und der amerikanischen Po- 
lizei reichte bis auf die Stufe des FBI. Der FBI-Chef wurde zu 
Abendessen eingeladen, wo er dann jedermann aufforderte, 
mit der ADL zu kooperieren, denn diese, sagte er lobend, sei 
»wirklich eine tolle Gruppe, die gegen Fanatismus und Anti- 
semitismus kdmpft.« 

So half die ADL beim Aufbau einer Organisation, welche die 
Karriere von Menschen ruinieren konnte, mochten diese nun 
Politiker sein oder jemand wie Audrey Shabbas, die Schulleh- 
rer weiterbilden wollte, oder Norman Davies, der Geschichts- 
professor, dem man einen prestigetrachtigen Lehrstuhl ver- 
weigerte, nur weil sie eigenstandige Ansichten zu Israel und 
der jiidischen Geschichte verfochten. Diese Art von Macht 
existiert in diesem Land. Gliicklicherweise schwingt das Pen- 
del hin und zuriick. Nun schwingt es wuchtig in eine Rich- 
tung, zugunsten von Israel und der jiidischen Gemeinschaft. 
Doch friiher oder spater wird es in die entgegengesetzte Rich- 
tung schwingen. 

Es ist wichtig, niemals unkritisch zu akzeptieren, was irgend 
jemand zur Geschichte behauptet, mogen die betreffenden 
Ereignisse nun zehn oder dreiBig oder funfzig Jahre zuriick- 
liegen. Denn jene, welche ein Ereignis als erste schriftlich 
festhalten, sind Leute, die eine ihren politischen Anschauun- 
gen entsprechende Botschaft vermitteln wollen. Und wenn 
man zweitausend Jahre lang unter dem Antisemitismus gelit- 
ten hat, wird man praktisch alles rechtfertigen, um einen jiidi- 
schen Staat zu bewahren. 

Splitterbomben auf den Libanon 

Als Israel im Libanon einfiel, war ich emport. Nach dem 
Waffenkontrollgesetz von 1 954 miissen die Vereinigten Staa- 
ten ein Land, das von ihnen Waffen erhalt und diese dann zur 
Invasion eines fremden Staates verwendet, von weiterer Waf- 
fenhilfe ausschlieBen. Als die Tiirkei 1974 Zypern besetzte, 
verhangten wir ein Waffenembargo gegen sie, obgleich sie 
NATO-Mitglied war. 

Als die Israelis im Juni 1982 den Libanon angriffen, setzten 
sie Splitterbomben ein. Dabei handelt es sich um eine 
furchtbare, verheerende Waffe. Man wirft sie aus ca. tausend 
FuB Hohe aus einem Flugzeug ab. Dann explodiert ein 
groBer, napalmahnlicher Kanister, und ungefahr zweihundert 
Bomben fliegen heraus und werden iiber eine Flache von 
mehr als einem Hektar verstreut. Sie sind so prapariert, daB 
alle funf Minuten eine Gruppe von ihnen explodiert. Die erste 
Gruppe detoniert beim Aufprallen auf den Boden, die zweite 
funf Minuten spater, und so weiter. Wenn die Flugzeuge 
langst weg sind, liegen die Dinger immer noch auf dem Bo- 
den. Soldaten wissen, daB man sie nicht anriihren darf, doch 
kleine Kinder wissen dies nicht und heben sie auf, worauf sie 
detonieren und ihnen die Hande abreiBen. 
Nach dem Jom-Kippur-Krieg von 1973 lieferten wir Israel 
solche Bomben auf der Grundlage eines Vertrags, laut dem es 
diese nur in dem Fall einsetzen durfte, daB die Armeen mehr 
als eines Staates auf sein Territorium vordrangen. Sie durften 
ferner niemals in Stadten oder im Partisanenkrieg gegen Frei- 
scharler verwendet werden. Somit war ihr Einsatz in zivilen 
Gebieten verboten und nur gegen regulare Truppen gestattet. 
Ein Journalist namens Nick Thimmesch, der 1985 unter rat- 
selhaften Umstanden den Tod fand, berichtete, daB Israel 
Splitterbomben einsetzte. Er kam in mein Biiro in Washing- 



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ton und gab mir einige Fragmente 

solcher Bomben. Ich sagte offent- 

lich, daB Israel von dieser Waffe 

Gebrauch machte. Die israelische 

Regierung stritt dies sogleich ab, 

doch in dieser Welt gibt es uberall 

Leeks, und die Leute vom AuBen- 

ministerium wuBten, daB Israel diese 

Bomben verwendete und sich damit 

iiber den Vertrag hinwegsetzte. Ob- 

wohl die israelische Lobby den Leu- 
ten vom AuBenministerium das Le- 

ben schwer machen konnte, war sie 

nicht imstande, sie um ihre Stellen 

zu bringen. So bestatigten sie re- 

gelmaBig: »Sie haben recht, 

McCloskey. Sagen Sie es immer 

wieder.« Darauf hielt ich Reden 

iiber die illegale Verwendung dieser 

Bomben durch Israel. SchlieBlich 

gaben die Israelis zu, daB sie gelo- 

gen und im Libanon unter Verlet- 

zung des Vertrags Splitterbomben 

eingesetzt hatten. 

Im KongreB erregte dies alles so 

viel Besorgnis, daB sechs von uns 

1982 in den Nahen Osten reisten. In 

Syrien trafen wir uns mit President 

Assad und in Jordanien mit Konig 

Hussein. Wir begaben uns auch in 

den Libanon, wo wir Gesprache mit 

den christlichen Maroniten, den 

Schiiten und den Drusen fuhrten. In 

Beirut muBten wir im Wohngebaude der US-Diplomaten un- 

tergebracht werden, weil die Botschaft selbst in die Luft ge- 

jagt worden war. Und wir trafen Yassir Arafat in seinem 

Bunker in Westbeirut. Ich erinnere mich an eine Begegnung 

mit Bashir Gemayel, dem Fuhrer der maronitischen Christen, 

der zum Prasidenten seines Landes gewahlt und spater umge- 

bracht wurde. Dies war im Juli, als die israelischen Flugzeuge 

Westbeirut bombardierten. Ich fragte ihn: 
»Wie konnen Sie fur die Prasidentschaft kandidieren, wenn 
Westbeirut und ein Sechstel Ihres Landes von den Israelis 
angegriffen wird? " 




Menachem Begin (1913-1992) war von 1943 
bis 1948 Fuhrer der zionistischen Untergrund- 
und Terrororganisation Irgun Zvai Leumi und 
leitete spater, von 1977 bis 1983, Israels Re- 
gierung als Premierminister. Unter seinem 
Kommando sprengte die Irgun im Juli 1946 das 
King David Hotel in Jerusalem in die Luft, ent- 
fuhrte und hangte im Juli 1947 zwei britische 
Soldaten und verubte am 9. April 1948 im Dorf 
Deir Yassin einen Massenmord an rund 250 
Arabern, einschlielilich 25 schwangeren Frauen 

und 52 Kindern. Als Premier ordnete Begin 
1982 die verheerende Libanon-lnvasion an, die 
zum Tod von etwa 20. 000 Menschen - haupt- 
sachlich Zivilisten - fuhrte. Mit grolizugiger mili- 
tarischer und wirtschaftlicher Ruckendeckung 
durch die USA konsolidierte Begins Regierung 
auch Israels brutale und gesetzwidrige Beset- 
zung des palastinensischen Westufers sowie 

des Gazastreifens. 

Hier am 30.8.1980 wahrend einer Gedenkfeier 

fur David Ben Gurion. 

http://1 4 7. 23 7. 72. 3 1/topsrch/defaulte. htm 



Er erwiderte: 

»Das ist nicht mein Problem. « 
Tatsachlich betrachteten die 
Maroniten die Muslime und den 
groBten Teil des Landes nicht als ihr 
Problem. Dies war einige Wochen 
vor den Massenmorden von Sabra 
und Shatila im September 1982, als 
die Israelis die christlichen Milizen 
in diese Lager eindringen lieBen, wo 
sie ein Gemetzel unter den islami- 
schen Frauen und Kindern anrichte- 
ten. 

Zensur, israelischer Stil 

Nach unseren Unterredungen mit 
verschiedenen arabischen Fuhrern 
reisten wir nach Israel und Agypten. 
In Jerusalem brachte man uns im 
King David Hotel unter, das der is- 
raelische Premierminister Mena- 
chem Begin und seine Gruppe, die 
Irgun, am 22. Juli 1946 in die Luft 
gejagt hatten, als sie mit den Briten 
um die Herrschaft iiber das Land 
kampften. 

In einem israelischen Fernsehstudio 
wurde ich von Tom Brokaw, der 
sich in New York befand, fur den 
Kanal NBC interview! Ich werde 
nie vergessen, was nun geschah. Er 
fragte mich, was wir herausgefunden 
hatten, und erkundigte sich nach un- 
seren Gesprachen mit Assad, Hussein und Arafat. Sie miissen 
sich vor Augen halten, daB diese Interviews dann auf fiinf 
Minuten zusammengekiirzt werden. Brokaw wollte wissen, 
was ich von Begin dachte. Ich erwiderte, er sei derselbe Kerl, 
der 1947 britische Soldaten aufgekniipft habe. Er sei ein Ter- 
rorist. Sogar viele Juden hielten ihn fur einen Terroristen. Die 
nachste Frage lautete, was ich von Ariel Sharon hielt, dem 
damaligen israelischen Verteidigungsminister. Ich antwortete: 

»Naja, er ist ein Schlachter. Er ist ein fieser Typ.« 
Danach wurde ich nach Yitzhak Shamir gefragt, und ich be- 
dachte ihn mit einem ahnlichen Kosenamen. 




Opfer der von Ariel Sharon initiierten und von „christlichen" Libanesen durchgefuhrten Massaker an den Einwohnern der 
Fluchtlingslager Sabra und Shatila 1982. Biidgueiie: http://hermes.spaceports.com/~mrcash/pictures%201.htm 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



329 



SchlieBlich stellte Brokaw mir die Frage, wie ich mich zu 
Yassir Arafat stelle. Ich entgegnete: 

»Nun, er ist ein Mann des Friedens. « 
Hier unterbrach der israelische Militarzensor das Interview 
und die Verbindung zu NB in den USA. Als ich das Studio 
verlieB, horte ich, wie der Mann, der die Sendung leitete, mit 
dem Militarzensor, einem Generalmajor oder Brigadier, stritt. 
Der Fernsehmann sagte: 
»Sie konnen einem Amerikaner, der zu einem amerikani- 
schen Publikum spricht, dock nicht einfach das Wort ab- 
schneiden!« 
Darauf der General: 
»Es ist uns vollig schnuppe, was er ilber unsere Filhrer 
sagt. Vielleicht sind wir sogar mit ihm einverstanden. Dock 
niemand darf im israelischen Fernsehen sagen, Yassir 
Arafat sei kein Terrorist!« 
Das war damals wohlverstanden die Position der ADL. Sie er- 
innern sich vielleicht noch daran, daB Paul Findley seinen 
Sitz im KongreB verlor, weil er sich mit Arafat getroffen hat- 
te, und daB Andrew Young als US-Botschafter bei der UNO 
gefeuert wurde, weil er Gesprache mit PLO-Funktionaren ge- 
fuhrt hatte. 

Wir haben es also mit einer unglaublich machtigen Organisa- 
tion zu tun. Wenn man sich vorstellt, wieviele ADL-Leute in 
die Regierungsmannschaft Clintons berufen worden sind, 
reicht dies allein schon, um einem zum Republikaner zu ma- 
chen. Nebenbei gesagt stimmt es, daB die Demokraten sich 
der Israellobby gegeniiber bedeutend unterwurfiger verhalten 
als die Republikaner. Letztere bekommen ihr Geld meist vom 
GroBkapital, und dieses ist manchmal korrupt. Doch wenn Sie 
Demokrat sind, konnen Sie in diesem Staat nicht ohne die 
Unterstiitzung durch das jiidische Geld gewahlt werden. Diese 
Macht hat, so meine ich, ihren Hohepunkt erreicht. 

Leidenschaftslosigkeit und Wahrheit 

Ich hoffe, Sie werden auch weiterhin die Geschichte kritisch 
untersuchen. Dabei mochte ich Sie vor einer Schwache war- 
nen, die ich heute das eine oder andere Mai festgestellt habe. 




Smedley Butler (1881-1940), einer der meistdekorierten Offi- 
ziere der U.S. Marines, zog sich 1931 nach 33 Jahren Aktiv- 
dienst im Rang eines Generalmajors ins Privatleben zuruck. 
Er sagte spater, erhabe als »hochklassiger Muskelmann fur 
das [amerikanische] GroR>kapital« gedient. 

http://www.tun-tavern.com/noteworthy.php3 



Ein Historiker sollte leidenschaftslos sein. Lassen Sie sich 
durch das Benehmen Ihrer Feinde nicht dazu verleiten, bei Ih- 
ren historischen Untersuchungen Ihre Nuchternheit aufzuge- 
ben. Ich mag das Wort „Propaganda" nicht. Ich habe mir, seit 
ich ein junger Mann war, bis zur Ermudung mitanhoren miis- 
sen, daB die Version der Gegenseite „Propaganda" sei. Mei- 
ner Ansicht nach ziemt es sich nicht, einen Standpunkt als 
„Propaganda" abzutun. 

Die groBe amerikanische Verfassung trat wahrscheinlich dank 
einem 82-jahrigen Amerikaner namens Benjamin Franklin in 
Kraft. Am letzten Tag der verfassungsgebenden Versamm- 
lung legten die Legislatoren nach viereinhalbmonatiger Arbeit 
in einem verschlossenen Raum in Philadelphia eine Verfas- 
sung vor. Wenn jemand behauptet, Sie seien zu alt, um im 
KongreB zu sitzen, dann rufen Sie ihm einfach Franklins Rede 
in Erinnerung. Er war 82 Jahre alt, als er aufstand und sagte: 
»Meine Herren, je alter ich werde, desto besseren Grund 
habe ich, meinem eigenen Urteil zu mifitrauen, sogar in 
Dingen, derer ich mir einst sicher war, denn wenn ich aus- 
fiihrlichere Informationen erhalte oder mir neue Argumen- 
te zur Verfiigung stehen, entdecke ich immer wieder, dafi 
meine fruheren Meinungen falsch waren.« 

Ein Historiker sollte im Idealfall wie ein Geschworener in 
Kalifornien sein. Bevor er vereidigt wird, muB dort jeder An- 
gehorige einer Jury dem Gericht versichern, dafi er abwarten 
und alles Beweismaterial zur Kenntnis nehmen wird, ehe er 
ein Urteil liber Schuld oder Unschuld fallt. Dies sollte, so 
denke ich, in besonderem MaBe auch fur einen Historiker gel- 
ten. Einige jener, durch die Sie mit Zahnen und Klauen be- 
kampft werden, mogen ja Werkzeuge des Staates Israel sein, 
doch die Worte des Historikers werden letzten Endes von der 
Gesellschaft gewiirdigt. Denken Sie an die ersten Leute, die 
sich gegen den Vietnam-Krieg wandten. Die meisten Men- 
schen in meinem Bezirk meinten, ich sei Kommunist. Ich 
konnte mir vieles erlauben, weil ich in Korea als Marinesol- 
dat gedient hatte, und man konnte einem solchen nur schwer 
Mangel an Patriotismus vorwerfen. Aber als einige meiner 
Mitprofessoren am College sagten, sie seien gegen diesen 
Krieg, schalten manche meiner Kollegen im KongreB sie Ver- 
rater. 

Eine Hochburg der Forschung sollten die Universitaten sein. 
Das Denken der Studenten sollte von Lehrern gepragt wer- 
den, welche beide Seiten der Medaille prasentieren. Als ich in 
Stanford Student im ersten Semester war, wollten die Steh- 
kragenproletarier und rechten Eiferer in Sudkalifornien einen 
Wirtschaftsprofessor in die Wuste schicken, weil er Kommu- 
nist war. 

Ein Mann, an den man sich im Marine-Corps immer noch mit 

Ehrfurcht erinnert, Smedley Butler, 1881-1940, nahm wah- 

rend dreiBig Jahren an jedem wichtigen Feldzug toil. Nach- 

dem er aus dem Aktivdienst ausgeschieden war, stellte man 

ihm Fragen zu seiner Karri ere. Er sagte: 

»Ich war 33 Jahre und vier Monate aktiver Soldat als An- 

gehoriger der schlagkraftigsten Truppe dieses Landes, des 

US-Marine-Corps . Ich habe alle Offiziersrange vom Leut- 

nant bis zum Generalmajor bekleidet. Wahrend dieser Zeit 

war ich meist ein hochklassiger Muskelmann filr das 

Grofikapital, filr die Wall Street und die Bankiers. [...] Ich 

trug helfend dazu bei, Mexiko, insbesondere Tampico, im 

Jahre 1914 den amerikanischen Olinteressen zu erschlies- 

sen. Ich half, Haiti und Kuba zu angenehmen Orten fur die 

Jungs von der National City Bank zu machen, damit sie 



330 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



von der National City Bank zu machen, damit sie dort ihre 
Scherflein zusammentragen konnten. Ich half bei der Aus- 
pliinderung von einem halben Dutzend zentralame- 
rikanischen Republiken mit, zum Nutzen und Frommen der 
Wall Street. [...] Ich half dabei, Nicaragua in den Jahren 
1909-1912 fur das Internationale Bankierhaus Brown 
Brother zu saubern. Ich brachte 1916 der Dominikanischen 
Republik das Licht, im Solde amerikanischer Zuckerinter- 
essen. Ich half Honduras 1903 zum Tummelplatz amerika- 
nischer Fruchtimportfirmen zu machen. In China trug ich 
1927 dazu bei, dafi Standard Oil ungestort seinen Geschaf- 
ten nachgehen konnte.« 
Wenn die Menschen am Ende die Wahrheit erfahren, wenden 
sie sich gegen jene, die sie angelogen haben. Und ich denke, 
dafi die Wahrheit letzten Endes obsiegen wird, wenn die Be- 
wegung, deren StoBtrupp Ihre Leute bilden, angesichts von 
skandalosen Ungerechtigkeiten, Riickschlagen und Demiiti- 
gungen ihre Leidenschaftslosigkeit bewahren kann. 
Sie tun etwas, was weit schlimmer ist, als die Regierung der 



USA zu kritisieren: Sie bedrohen die Sicherheit des Staates 
Israel! Und die jiidische Gemeinschaft ist grimmig entschlos- 
sen, diesen Staat zu bewahren und jene zu vernichten, die ge- 
gen diesen auftreten. Ich wiinsche Ihnen viel Gluck! 

Paul „Pete" McCloskey wurde in Kalifornien geboren und wuchs dort auf. In 
Korea kampfte er als Angehoriger des US-Marine-Corps und errang mehrere 
Auszeichnungen: das Kreuz der Marine, den Silbernen Stern sowie zwei Pur- 
purherzen. Von 1967 bis 1983 saB er im amerikanischen KongreB. 
McCloskey gehorte zu den ersten Gegnern der amerikanischen Einmischung 
in Vietnam und war der erste Republikaner, der 1972 zur Einleitung eines 
Verfahrens zwecks Amtsenthebung von President Richard Nixon aufrief. 
1972 kandidierte er erfolglos fur den Posten eines republikanischen Prasi- 
dentschaftskandidaten. Einzelheiten iiber McCloskeys Grabenkrieg mit der 
judisch-zionistischen Lobby kann man Paul Findleys Buch They dare to 
speak out entnehmen, das unter dem Titel Die Israel-Lobby erstmals 1992 
bei der Verlagsgemeinschaft Berg auf Deutsch erschienen ist (Neuauflage 
2000). Der vorliegende Text stellt eine iiberarbeitete Version des Vortrags 
dar, den McCloskey wahrend der 13. IHR-Konferenz am 28. Mai 2000 ge- 
halten hat. Entnommen dem Journal of Historical Review, 20(5/6) (2001), 
S. 13-24; iibersetzt von Jiirgen Graf. 



Auch Kulturrevisionismus ist dringend erforderlich 

Betrachtungen rund um das Lebenswerk des Dichters und Denkers Heinz Mahncke 

Von Wilhelm Wesselburen 



Wie bekannt, entstand der Revisionismus, der sich mit Ge- 
schichtslugen beschaftigte, daraus, dafi die Sieger 1945 ein 
erlogenes Geschichtsbild verordneten, das in sehr vielen Be- 
reichen, weil unwahr, der grundlichen Revision durch Ge- 
schichtsforscher in der ganzen Welt bedurfte. Die Fragen in 
diesem Bereich sind handfester und greifbarer als jene im Be- 
reich der Kultur. Das darf aber nicht bedeuten zu iibersehen, 
dafi 1 945 im Rahmen der verordneten Umerziehung auch alle 
kulturellen Werte, die bis zu diesem Zeitpunkt galten, ausge- 
loscht wurden. Fur diese Bemuhungen steht die Frankfurter 
Schule in nahezu alien Lebensbereichen, aber ebenso gehort 
in den Rahmen dieser Bemuhungen die Verbotsliste der alli- 
ierten Machte, die alles in allem 40.000 Buch- und Zeitschrif- 

tentitel enthielt und die in ihrer ^ 

Wirkung einem nahezu voll- 
standigen Kahlschlag nicht zu- 
letzt auch der deutschen Litera- 
tur entsprach. Nur wer sich die 
Summe der Schreibverbote, der 
Literaturvernichtung und des 
Lizenzzwanges in den Medien 
einmal deutlich vor Augen halt, 
wird erkennen, welch ein Scha- 
den auch an der kulturellen Le- 
benssubstanz des deutschen 
Volkes, aber auch anderer V61- 
ker Europas angerichtet worden 
ist. 

In der Geschichte des Abend- 
landes hat es gewiB immer ein- 
mal wieder fur Dichter und Phi- 



Heldengedenktafel in Matrei/Osttirol 

Unter dem Kreuze mahnen Namen, 

schon hort man auch den schrillen Ton, 

wie iiber uns Granaten kamen 

und Todesschrei im roten Mohn. 

Einst waren sie in uns'rer Mitte, 

liebten das gleiche Vaterland, 

marschierten sie vieltausend Schritte 

durch Walder hin, durch Sumpf und Sand. 

Nun steht vor mir und meinem Kinde 
das Kreuz an dunkler Felsenwand. 

Es fragt in seinem Unverstand, 

was mich mit jenem Mai verbinde: 

Mein Kind, das deutsche Sehnsuchtsland, 

das einmal uns're Hande band. 



losophen Einschrankungen oder Verengungen der geistigen 
Freiheit gegeben. Es wiirde zu weit fuhren, alle Beispiele fur 
solche Unterdriickungen im Laufe der abendlandischen Ge- 
schichte anzufuhren. Um dies gewissenhaft und griindlich 
darzustellen, ware ein vielhundertseitiges Buch erforderlich. 
Alles in allem darf aber festgestellt werden, dafi es nicht zu- 
letzt auch als Folge der verschiedenartigen Fferrschaftsver- 
haltnisse in Europa immer wieder gleichsam Schlupflocher 
fur jene Dichter und Denker gab, die man heute Dissidenten 
nennen wiirde. So konnte die Unterdriickung des jiidischen 
Denkers Baruch Spinoza in Holland nicht vollstandig gelin- 
gen, weil gleichzeitig deutsche Philosophen wie Leibniz, spa- 
ter Johann Wolfgang von Goethe und im vorigen Jahrhundert 

-^ der deutsche Dichter und Philo- 

soph Erwin Guido Kolbenheyer 
mit seinem Roman Amor Dei 
verhinderten, dafi das Lebens- 
werk Spinozas unter dem 
Schweigetuch des Vergessens 
versteckt wurde. Es gab also 
immer Liicken im Bereich der 
Unterdriickung. 

Nach 1945 war es jedoch so, 
dafi es als Folge des Lizenzie- 
rungssystems und der sich dar- 
aus ergebenden vollstandigen 
Beherrschung des Verlagswe- 
sens, der Medien und auch des 
Buchhandels fur deutsche Auto- 
ren, die sich dem geistigen Ter- 
ror der Nachkriegszeit nicht 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



331 



beugen wollten, kaum einen Weg in die Offentlichkeit gab. 
Der bereits erwahnte deutsche Dichter und Denker Kolben- 
heyer, der Herkunft nach Sudetendeutscher, erreichte noch 
vor dem ersten Weltkrieg mit einigen ersten Arbeiten einen 
friihen Ruhm. Nach dem Ende des ersten Weltkrieges, wurde 
er als Autor von seinem damaligen Wohnort Tubingen aus 
weithin bekannt. Er erhielt fur seinen Paracelsus-Roman die 
Ehrendoktorwurde der Tubinger Universitat. Sein Drama He- 
roische Leidenschaften wurde in Diisseldorf uraufgefuhrt. 
Hindenburg verlieh ihm die Goethe-Medaille. Dies wurde 
moglich, wiewohl gleichzeitig Teile des deutschen Theater- 
wesens, insbesondere in Berlin, in Hande geraten waren, die 
sich der Auffuhrung eines Kolbenheyer-Dramas mit Entsetzen 
entgegenstellten. Die Verhaltnisse waren jedoch nicht einheit- 
lich negativ. Der Schriftsteller Ernst von Salomon, lange Zeit 
mit dem namhaften Rowohlt-Verlag verbunden, schrieb ein- 
mal in seiner etwas ironischen Weise, daB er in den zwanziger 
Jahren die deutsche Literatur in die Gruppe der Dichter mit 
Auto und die Dichter mit Landhaus einteile. Die Dichter mit 
Auto waren fur ihn die oft brillant schreibenden, meistens 
linksliberalen Autoren, eben auch jene, die manche groBstad- 
tische Biihne in der Weimarer Republik besetzt hielten. Die 
Dichter mit Landhaus waren »__»_, _ 

selbst dann, wenn sie ein solches 
nicht besaBen, jene, die sich dem 
bodenstandigen Volk, der 
volkstreuen Kultur, dem deut- 
schen Familienleben und mehr 
oder weniger auch der Vater- 
landstreue verbunden fuhlten, al- 
so Manner wie Rudolf G. Bin- 
ding, Hermann Burte, Werner 
Beumelburg und nicht zuletzt 
Hans Grimm. Nach 1945 gab es, 
wenn man bei dieser Bezeich- 
nung einmal bleiben will, fur die 
Dichter mit Landhaus keinerlei 
Freiraum mehr. Man kann ganz 
sicher behaupten, daB weder ein 
Kolbenheyer noch ein Hans V 

Grimm in der Zeit der totalen Geistesunterdriickung seit 1 945 
auch nur ein einziges Buch in einem „normalen" Verlag hat- 
ten veroffentlichen konnen. 

Wie sollte es da jenen deutschen Nachwuchsdichtern gehen, 
die in die Geistesunterdriickungszeit seit 1945 hineingeboren 
wurden und fur die es noch nicht einmal einen Bekanntheits- 
und Ruhmesvorlaufsgrad geben konnte, von dem die nach 
1945 allesamt Unterdriickten auf der Liste der 40.000 immer- 
hin noch profitieren konnten. Es ist wohl kaum moglich, die 
oft mehr als tragischen Schicksale jener volkstreuen Nach- 
kriegsdichter und -denker zu schildern, weil oft selbst Wohl- 
gesonnene als Folge der Totalunterdriickungs- und Tot- 
schweigesituation von solchen Frauen und Mannern nichts er- 
fahren konnten. 

Diese Gesamtdarstellung ist notig, wenn jetzt von dem umfas- 
senden Lebenswerk des mittlerweile 77jahrigen deutschen 
Dichters und Denkers Heinz Mahncke berichtet werden soil. 
Zunachst von den theoretischen Schriften Gotthold Ephraim 
Lessings geschult und angetrieben von eigenen dichterisch- 
denkerischen Vorstellungen, veroffentlichte Heinz Mahncke 
alles in allem etwa zwanzig klassische Fabeln, die bereits lan- 
ge in die Reihe hineingehorten, die mit dem Griechen Asop 



I 



Drosselsang 

Die Drossel singt den Abend ein 

Und sitzt auf dem Antennenkreise, 

Der Rosenbusch trinkt Sonnenschein, 

Und alles Laute wird jetzt leise. 

Die Drossel singt so manchen Tag 

Und ihr Gesang ist bald verloren 

Fragt nicht, ob ich es horen mag, 

Lauscht nicht dem Beifall lauter Toren. 

Die Drossel singt und halt nicht ein 

Wirft unentwegtes helles Klingen 

Hoch in das Himmelsblau hinein, 

Mocht' es der Nacht zum Opfer bringen. 



begann. Nach dem Kriege schrieb Heinz Mahncke drei Dra- 
men, die jedoch bei seiner geistigen Grundhaltung allesamt 
nicht in den Umerziehungsungeist eingefugt werden konnten. 
Da half es Heinz Mahncke wenig, daB er von einem Dichter 
aus Osterreich als groBter lebender Dramatiker bezeichnet 
wurde, nachdem dieser den Text eines seiner Dramen gelesen 
hatte. Auch fruhe Anerkennungen einiger halb unabhangiger 
Nachkriegsbuhnen konnten dem Autor nicht helfen, weil sol- 
che Anerkennung stets zugleich mit der Unmoglichkeitserkla- 
rung verbunden war, daB ein volkstreues Drama in der Nach- 
kriegsliteratur nicht durchsetzbar sei. Ahnlich ging es be- 
kanntlich noch Anfang 1 960 dem immerhin nicht ganz unbe- 
kannten Hans Baumann mit seinem Drama Im Zeichen der 
Fische, das von der mutigen Hamburger Jungen Biihne aufge- 
fuhrt wurde, dann aber unter dem sofort einsetzenden Trom- 
melfeuer der Lizenzmedien nach wenigen Auffuhrungen wie- 
der aus dem Programm genommen werden muBte. 
Heinz Mahncke hat sich durch alle diese Schwierigkeiten 
nicht davon abhalten lassen, sein Lebenswerk unbeirrt fortzu- 
setzen; ein Lebenswerk, das mittlerweile aus etwa 200 Ge- 
dichten, 20 Fabeln, einem Dutzend Erzahlungen, sechs Ro- 
manen, dem Grundlagenbuch Liebe gegen sexuelle Revoluti- 
— . — . — .— on un d vielen tausend politischen 

Grundsatzbeitragen besteht. 

Auch in diesem Bereich stand 
der Ungeist der Unterdriickung 
dem entgegen, daB Heinz Mahn- 
cke einen groBeren Bekanntheits- 
grad gewann, weil wichtige kul- 
turpolitische Aufsatze im Ost- 
preuBenblatt aus Sorge vor Ver- 
boten nur unter dem Pseudonym 
Fritz Ragge erscheinen konnten. 
Einen leichten Anfangserfolg er- 
zielte Heinz Mahncke mit seinem 
1960 im Hamburger Holsten 
Verlag erschienenen Roman Der 
einsame Ruf. Dieser Roman be- 
l handelt, historisch mit akribi- 
, _ , _ . _ , _ ♦ scher Genauigkeit geschrieben, 
das Lebensschicksal des Niirnberger Buchhandlers Johann 
Philipp Palm. Seine Kampfschrift Deutschland in seiner tie- 
fen Erniedrigung, sowohl gegen die Eroberungssucht Napo- 
leons als auch gegen die kriecherische Haltung insbesondere 
der deutschen Rheinbund-Fursten gerichtet, erregte groBes 
Aufsehen. Auch viele SpieBbiirger, wie immer angstlich, 
rumpften iiber Palm die Nase. Bekanntlich (?) wurde Palm 
1806 in Braunau auf Befehl Napoleons erschossen. Zu diesem 
Roman bekam Heinz Mahncke doch immerhin 50 Pressebe- 
sprechungen, sogar durch Axel Springer und das Hamburger 
Abendblatt. Der erste Adenauer-Preistrager Bernd von Heise- 
ler bezeichnete den Mahncke-Roman Der einsame Ruf a\s ein 
Werk von ernster Kraft und Glaubwiirdigkeit. 
Aus dem Kreis der ebenfalls unterdriickten Dichter und Den- 
ker erhielt Mahncke bereits sehr fruh Hilfe und Anerkennung. 
Er war seit 1 950 ein regelmaBiger Mitarbeiter der Zeitschrift 
Nation Europa, ebenso schrieb er fur die erste volkstreue 
Studentenzeitschrift Student im Volk. Die beiden in der Nach- 
kriegszeit ebenfalls unterdriickten, aber aufgrund ihres vorhe- 
rigen Ruhmes noch bekannten Dichter Hans Grimm und Her- 
bert Bohme luden ihn zu offentlichen Vorlesungen ein. Mit 
Fug und Recht konnte Heinz Mahncke insbesondere die Ein- 



332 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



ladung zu dem von Hans Grimm begriindeten Lippoldsberger 

Dichtertag als eine friihe Ehrung seiner dichterischen Arbei- 

ten betrachten. Wir wissen von ihm, dafi er 1953 zum ersten 

Mai in seinem Leben mit betrachtlichem Lampenfieber vor 

den seinerzeit noch sehr zahlreichen Lippoldsberg-Horern 

vortragen durfte. Er stand als noch nicht DreiBigjahriger ne- 

ben namhaften GeistesgroBen, wie Hans Grimm, Will Vesper, 

Moritz Jahn und Hermann Claudius am Vortragspult. Ahnlich 

ging es ihm nach Einladungen durch das Deutsche Kultur- 

werk des Professors Herbert Bohme in Miinchen, in Villingen 

im Sauerland und anderen Orten. So kam es, dafi Heinz 

Mahncke sich in jener Zeit bereits in den Kranz der 

volkstreuen Dichter aufgenommen fuhlen durfte. Er lernte 

dabei zahlreiche wichtige Frauen und Manner kennen. Dies 

war zeitweilig fur Heinz Mahncke in mehr als einer Hinsicht 

eine trostlich hilfreiche Periode, weil er mehr als einmal auch 

an geistig wichtigen Gesprachen mit bereits vor 1945 aner- 

kannten Schriftstellern und Philosophen teilnehmen konnte. 

Diese hilfreichen Verbindungen reichten zeitweilig von dem 

Literaturhistoriker Professor Cysarz, der namhaften Musike- 

rin Use Tilsen-Hoger, dem Massenpsychologen Hans Domiz- 

laff, Winifred Wagner bis zu der Frau des norwegischen 

Dichters Knut Hamsun. Nicht zuletzt diese Lebensumstande 

ermutigten Heinz Mahncke immer wieder, auch seinerseits 

mit eigenen Arbeiten hervorzutreten. Besonders bedeutsam 

diirften dabei folgende Romane sein: Gesa als erbbiologi- 

scher Entwicklungsroman einer Kiinstlerin, Das Mddchen in 

Berlin, eine dichterische Vertiefung der Teilung Berlins im 

Zusammenhang mit der Liebe einer Frau zu einem West- und 

einem Ostberliner, der Roman Volk in Not. Kurzlich verof- 

fentlichte Heinz Mahncke, der sich entschlossen hat, sein Le- 

benswerk in insgesamt acht Banden noch einmal gesammelt 

fur die Nachwelt vorzulegen, im IV. Band seiner Gesammel- 

ten Werke den Roman Das Dorf als Welt oder Wie Heinrich 

versucht, ein Mann mit Eigenschaften zu werden. Dieser mit 

viel Ironie, aber auch mit Tiefenblick geschriebene Roman, 

bewirkte schon in wenigen Tagen nach der Veroffentlichung 

einerseits aus Miinchen die Bekundung, der Leser habe sich 

angesichts der treffenden Ironie iiber den sogenannten Anti- 

rassismus nahezu totgelacht, und von einer jungen Rechts- 

anwaltin einen Brief, der hier in vollem Wortlaut eingeschal- 

tet werden soil: 

»Nun habe ich mich endlich daran gemacht, Ihre Gesam- 

melten Werke - Band IV mit dem Roman ,,Das Dorf" zu le- 

sen. Ich mufi gestehen, dafi ich mit den ersten 150 Seiten 

etwas Miihe hatte. Dann aber wurden die vielen Figuren so 

lebendig und deutlich, dafi ich nicht mehr mit dem Lesen 

aufhoren konnte und das Buch bis zum Ende verschlang. 

Da ich die siebziger Jahre erlebt habe, habe ich sie in Ih- 

rem Roman vollstandig wiedererkannt. Verschiedene Per- 

sonen in dem "Dorf konnten meine Lehrerinnen, Eltern 

von Mitschulerinnen oder Bekannte gewesen sein, die Aus- 

einandersetzungen der Personen iiber Lebensweise, Moral, 

Politik, Umweltschutz 



usw. habe ich so ahnlich 
auch selbst gefiihrt oder 
erlebt. Ihr Roman ist da- 
her ein sehr lebensge- 
treues Bild dieser Zeit. 
Da Sie Personen und ih- 
re Meinungen iiberwie- 
gend kritisch darstellen, 



werden Ihnen diese Gruppen, also die Gewerkschaften, die 
Sozialdemokraten, die Emanzen, die Spiefier, die Em- 
porkommlinge, die Stromlinienformigen usw. Ihren Roman 
ubelnehmen. Da Sie aber auch sehr locker iiber sexuelle 
Dinge schreiben und die Figur des Dr. Hirschfeld und sei- 
ne Religionszugehorigkeit positiv darstellen, werden Ihnen 
dies manche rechtsgerichtete Personen ebenfalls ubelneh- 
men. Sie haben sich mit diesem Roman also wieder einmal 
zwischen alle Stiihle gesetzt. Dies ist aber eine Lage, die 
einem unabhdngigen Denker und Kunstler zu alien Zeiten 
und also auch heute gut ansteht. 

Erschreckt hat mich, mit welchen grundsatzlichen und 
tiefgehenden Dingen Sie sich in dem Roman befassen, und 
ich erinnere mich, dafi dies zur damaligen Zeit vielfach 
iiblich war. Ich frage mich, wo es heute die Moglichkeit 
gibt, iiber die schnellebigen und eher oberflachlichen Ta- 
gesereignisse hinaus solche Fragen erortern zu konnen? 
Erschreckt hat mich weiter, dafi in Ihrem Roman deutlich 
wird, dafi die in den siebziger Jahren mafigebenden, iiber- 
wiegend ,,spiefiigen" Personen durchaus noch gewisse 
„ normale " Verhaltensweisen und Moralvorstellungen hat- 
ten und lebten, die heute bereits als ,,unanstandig" oder 
,,faschistoid" gelten, weil die damals ,,armen" und in der 
Opposition stehenden „ linken " Personen heute nicht mehr 
die Opposition bilden, sondern vielfach an den Hebeln der 
Macht sitzen. Wenn zwar gliicklicherweise die Zonengrenze 
und der Ost-West-Gegensatz heute nicht mehr vorhanden 
sind, so ist doch dieser Wandel fur unser Volk besonders 
gefahrlich. 

Ich wiinsche Ihnen daher, dafi Sie noch einen zweiten Band 
oder einen Anhang schreiben konnen, der die Verhaltnisse 
heute aufzeigt. Sicherlich ist Ihr Roman fur den heutigen 
oberflachlichen und auf die ,,Neuen Medien" ausgerichte- 
ten Menschen zu schwere Kost. Ich hoffe aber, dafi wieder 
Zeiten kommen werden, in denen Menschen wieder mehr 
Mufie haben werden, zu lesen. Dann wird Ihrem Roman 
der Erfolg beschieden sein, den er verdient.« 

Eine nationale Zeitschrift druckte eine Rezension mit folgen- 

dem Wortlaut: 
»Deutsche Charakterbildung - Neuer Band von Heinz 
Mahncke erschienen. 

Im vierten Band seiner Gesammelten Werke prasentiert der 
volkstreue Schriftsteller Heinz Mahncke insbesondere den 
Roman ,, Das Dorf als Welt oder Wie Heinrich versucht, ein 
Mann mit Eigenschaften zu werden ". Im Untertitel wird 
bewufit an den Roman „Der Mann ohne Eigenschaften" 
von Robert Musil angekniipft, der einen Menschen als 
Moglichkeitsmenschen, aber ohne jeden tieferen Charakter 
und ohne wahre innere Haltung, entwirft. 
Anders verhalt es sich bei Mahncke, dessen Hauptfigur als 
Chefredakteur einer Heimatzeitung auch jahrelang im 
Chor der riickgratlosen Konformisten mitsingt, bis dieser 
Heinrich dann jedoch schmerzhaft den charakterlichen und 

geistigen Selbstverlust im 



Fortschritt 

„Jetzt bin ich wieder ganz neu", sagte die Schlange, 

als sie mit verachtlicher Gebarde 
den letzten Rest ihrer alten Haut abgestreift hatte, 

und vergaft daruber ganz, daJS ihr neues Kleid 

nur unter dem Schutze des alten gewachsen war. 

Aber so vergeSlich sind eben die Schlangen 

ganz allein auf dieser Welt, nicht wahr? 



Nichts der mei- 

nungslosen journalisti- 
schen Jonglierkiinste er- 
kennt. Dieses innere Rin- 
gen um eine neue Cha- 
rakterbildung und die 
Riickkehr des Protagoni- 
sten zu seinen ur- 



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sprilnglich volkstreuen Einstellungen beschreibt der Autor 
mit Ironie und Untergrundigkeit. 

Unter den geschilderten Umstdnden bleibt es nicht aus, 
dafi dieser Mann im Augenblick der inneren Umkehr als 
Chefredakteur entlassen und im Dorf plotzlich mifiachtet 
und verhohnt wird. Heinrich aber erkennt an sich selbst, 
wie glucklich ein Mensch werden kann, wenn er politischer 
Gesinnung und geistigem Anspruch auch in widriger Zeit 
treu bleibt. 

Heinz Mahnckes Roman ist daruber hinaus eine geistreiche 
Abrechnung mit den zersetzenden Ideen der Frankfurter 
Schule und ihrem aufgemobelten Klassenkampfdenken, 
dem Feminismus, der antiautoritaren Erziehung sowie der 
sexuellen Revolution. Am Beispiel eines kleinen Industrie- 
dorfes und seiner Menschen wird der Einbruch dieser Irr- 
lehren in die verstockte und altbiirgerliche Welt der dama- 
ligen Deutschen geschildert und die geistige Verande- 
rungsgewalt beispielhaft vorgefuhrt.« 



Kurzum: Das Lebenswerk des deutschen Dichters und Den- 
kers Heinz Mahncke wuchs im Laufe von 50 Jahren zu einem 
auch geistig bedeutsamen Umfang, so daB es eigentlich im 
Rahmen eines Zeitschriftenbeitrags iiberhaupt nicht ausrei- 
chend gewiirdigt werden kann. Um so mehr muB endlich be- 
griffen werden, dafi auch ein literarisch kultureller Revisio- 
nismus der Verhaltnisse seit 1945 dringend notwendig ist. 
Das sogenannte Volk der Dichter und Denker klammert heute 
auch in Kreisen, die dafiir eigentlich zustandig waren, diese 
Aufgabe nahezu vollstandig aus. Wissenden ist bekannt, daB 
neben Heinz Mahncke auch andere Dichter seit Jahrzehnten 
sehr einsam leben. Besonders tragisch ist das Schicksal des 
urspriinglich aus Schlesien stammenden Hans Venatier, der in 
den Freitod getrieben wurde, und der ebenfalls einsame Tod 
der Bregenzer Dichterin Gudrun Embacher. Dieser Beitrag 
moge deshalb auch als ein Ansporn gelesen werden, dafi man 
sich in der weiteren Zukunft nicht nur mit Geschichtsrevisio- 
nismus, sondern auch mit einem weit gespannten Literatur-, 
Kunst- und Kultur-Revisionismus beschaftigen moge. 



Ich, der Antisemit? 

Von Alfred Mederer 



Einfuhrung 

Beunruhigendes zieht am bundesdeutschen Himmel auf, es 
sind nicht die ublichen Gewitterwolken, es ist offenkundig 
AnstoBiges auf dem glatten politischen Parkett gelandet. 
Bundeskanzler Schroder hochstpersonlich sagte es mit Nach- 
druck und alien, die es horen sollten: Die Debatte in Sachen 
Antisemitismus, losgetreten von Mollemann, dem Fallschirm- 
springer fur die FDP, sei schleunigst zu beenden, denn sie sei 
gefahrlich. Da klingelten bei mir die Alarmglocken. 
Der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich lieB sich 
Wochen zuvor nach einem Besuch in Bethlehem zu einer Kri- 
tik an Scharon hinreiBen, den Kriegsherrn in Israel. Damals 
wohl noch betreten zogernd, legt Schroder nun nach: Egoma- 
nen sind sie samt und sonders, die an Juden Kritik iibten. 
Offizielle Juden wettern zwar ungehemmt gegen jeden, der in 
Sachen Kriegstreiberei in Nahost den Mund auftut, unappetit- 
lich, ja verwerflich sei es, wenn Deutsche dasselbe taten. 
Welcher Art ist nun die Gefahr, die uns droht? 
Sollen wir von der eigenen Regierung in Schach gehalten 
werden, einfach so, ohne konkrete Bedrohung? Wahrschein- 
lich soil, wie immer, die Peitsche liber unserem Volk ge- 
schwungen werden, damit die Regierenden im In- und Aus- 
land leichteres Spiel mit uns haben. Die tragenden Saulen un- 
seres Staatswesens, der Antisemitismus und der Holocaust 
haben doch nicht etwa an niederhaltender Wirkung verloren? 
Eine nicht ganz ehrbare Aufgabe, die von den GroBen der Po- 
litik - so oder so - zu losen ware. 

Wo sind wir, das Volk, wo bin damit auch ich hineingeschlit- 
tert, wenn die hochste politische Instanz warnen muB. Wovor 
eigentlich? Geht es nur um verbale Schelte und ubliche 
Schuldzuweisung, die abzuwenden ware oder gar um Sank- 
tionen, die der deutschen Wirtschaft groBtmoglichen Schaden 
zufugen sollten? 



Seit gestern aber furchte ich mehr, denn unser Verteidi- 
gungsminister sah sich gezwungen, ebenfalls Stellung zu 
nehmen, vor dem bedrohlichen Antisemitismus. 
In NATO-Kreisen tauchten Fragen nach innenpolitischen 
Vorgangen in Deutschland auf, die sofortige Zuriickweisung 
des Antisemitismus erforderlich machten. 
Jetzt weiB ich, hier geht es um mehr, um viel mehr. Das Pro- 
blem ist nun gar militarisch relevant geworden. Da gnade uns 
Jahwe, der unentwegt Ziirnende! 

Zumindest iiber mir schwebt nun nicht mehr nur die wortge- 
waltige Drohung beleidigter Mitglieder des Zentralrates, son- 
dern die apokalyptische Schale des Zornes, die es auszugie- 
Ben gilt iiber Gerechte und Ungerechte. Naturlich hier bei 
uns, in welcher Form auch immer. 

Gut fur uns, daB israelische Panzer vollauf mit palastinensi- 
schen Dorfern beschaftigt sind. Die also in Erklarungsnot- 
stand geratenen Semiten werden doch nicht etwa den groBen 
Bruder zu groBeren Taten, zur Endzeit-Losung drangen wol- 
len? Ich sehe ja ein, daB Busch und Scharon sowie ihre Man- 
nen Hilfe von Ubermachtigen dringend notig hatten. Jahwe 
scheint nicht mehr motiviert genug fur seinen Segen iiber die 
Kreuzziigler, die auch IHN austricksen wollten. 
Von nirgendwo her kam mir Erleuchtung, warum wir, mehr 
oder weniger kollektiv, wiederum dem Antisemitismus an- 
heim gefallen sein sollen. Wofiir wir, glaubt man den War- 
nungen, erneut straffallig waren. Keiner weiB, wie schwer die 
Strafe sei und in wieviel weitere Generationen sie in die Zu- 
kunft reichen soil. 

In meiner Bedrangnis werde ich mich an meinen Freund Man- 
fred wenden miissen, mir fallt sonst niemand ein, der mir er- 
klaren konnte, wann und wo genau der Antisemitismus be- 
ginnt und wo er enden konnte, und was der Begriff eigentlich 
meint. 



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In einschlagiger Literatur finde ich eher Historisches, keine 
Aussage iiber die Strafbarkeit des praktikablen Deliktes. Auf- 
gelesen habe ich dabei, daB um 1881 antisemitische Gesetze 
in RuBland formuliert wurden, wonach viele Juden aus dem 
Zarenreich in westeuropaische Lander flohen. 
Wesentlich fruher sei die Judenfeindlichkeit vom europai- 
schen Christentum in islamische Lander exportiert worden. 
Bis ins friihe Mittelalter lebten Juden und Moslems friedlich 
zusammen. 

In Deutschland habe es seit 1913 schon 17 Verbande gege- 
ben, die Mitglieder jiidischer Herkunft nicht aufnahmen. Ein- 
gebracht wurde die Feindschaft zwischen dem Christentum, 
den Juden und den Mohammedanern bereits durch die Kreuz- 
ztige. 

Der Ausdruck Antisemitismus ist erstmals 1879 gebraucht 
worden. Unerfindlich, warum die religiose und politische Ab- 
neigung gegen die Juden sich schlieBlich der neuen Wortwaf- 
fe bemachtigte. Sprachlich unkorrekt angewandt ist es alle- 
mal, denn Antisemitismus bedeutete zumindest noch vor hun- 
dert Jahren Gegnerschaft gegeniiber alien Semiten, also auch 
den Arabern. 

Ungeklart bleibt, warum die Judenheit den Begriff als semanti- 
sche Waffe nutzt, ohne den Haager Gerichtshof einzuschalten, 
wo es doch auch um Volksverhetzung und Kriegsvorbereitung 
geht. Vor allem aber, wieso ihn alle Welt ubernehmen mochte. 
Wahrscheinlich, weil die Medien zunehmend in die Ffande der 
Juden gerieten. Bei der sprichwortlichen Chuzpe der Juden darf 
angenommen werden, daB alles, was in dem Begriff unterzu- 
bringen war, zu ihrer Wohlfahrt gereichen muBte. 
Freund Manfred: „Du denkst am Kern der Sache vorbei. Fiir 
Juden zahlt weder die sprachliche Herkunft oder wissen- 
schaftliche Berechtigung des Begriffes, sondern seine 
Wirkung. Sie sehen darin ein in Vergangenheit und Zukunft 
wirkendes Schimpfwort, das die Judenheit zusammenhalt und 
die Gojims verunsichert bis hin zur wirtschaftlichen und poli- 
tischen Vorteilsnahme. Ja, bis hin zur totalen Verwirrung und 
Selbstauflosung der verachteten Nichtjuden. 
Natiirlich ist das kein Rassismus, denn die mosaische Reli- 
gion gebietet diese Art von MiBachtung und weil die Juden 
sowieso nicht betroffen sein konnen - durch die Gnade der 
Auserwahltheit. Was ihnen entgangen sein mochte: Auser- 
wahlte bedeuten eine schopfungswidrige Hervorhebung, die 
den Rest der Menschheit zuriickstuft, provoziert und dis- 
kriminiert. Sie scheuen sich nicht, Antisemitismus zu pro- 
vozieren, wann immer sie diesen Begriff zu ihrem Vorteil 
brauchen konnen. 

Bemerkenswert die Tatsache, wie alle Regierungen den Anti- 
semitismus plus Volksverhetzung so verstehen und gebrau- 
chen wie die Juden ihn wollen. 

Ich erinnere mich, zum Beispiel, an den Schriftsteller Ari 
Behn, den Ehemann der norwegischen Prinzessin Martha, der 
ohne erkennbaren AnlaB in einem Osloer Magazin sagen 
durfte, er scheiBe auf alle Deutschen, denn sie seien schlechte 
Menschen, sie waren nur zum FuBballspielen zu gebrauchen, 
auch wisse er, daB sie gut darin sind, Kriege anzufangen. 
Wer hat eigentlich die meisten Kriege angezettelt? 
Niemand wies den Fferrn wegen Volksverhetzung, Deut- 
schenhaB oder Antigermanismus zurecht. Schon gar nicht ei- 
ne deutsche Instanz. Gegen jedes andere Volk darf gehetzt 
oder beleidigt werden ohne „geeignete MaBnahmen" fiirchten 
zu miissen. Es geht auf zionistischer Seite um Machtanspruch 
und gezielte Demiitigung, keineswegs um Gerechtigkeit oder 



Moral, was nicht immer Zustimmung bei alien Juden voraus- 
setzt." 

Nachdem ich tief Luft geholt: „Du hast mir zu weiteren Er- 
kenntnissen verholfen, aber ich weiB immer noch nicht, wie 
ein korrekter Mensch sicher sein kann, daB er kein Antisemit 
ist. Nach den Vorgaben der hohen Politik, meine ich. Man 
denkt so vor sich hin, so man sich als freier Burger wahnt, 
ohne einen Gedanken an Tabus. Fruher oder spater werden 
groBe Briider unser Denken kontrollieren und uns Mores leh- 
ren wollen, wenn Mangel an Schuldzuweisungen eintreten 
sollte. Bis dahin diirfen wir ungestraft denken? 
Obwohl ich mir durchaus bewuBt bin, daB bundesdeutsche 
Regierungen weder wirklich frei sind, noch demokratisch 
handeln konnen, brauchen sie keine direkte Verantwortung 
tragen. Vielleicht laBt man ihnen einen gewissen Spielraum, 
wahrscheinlich reicht es nicht fur eine klare Definition des 
Antisemitismus. Hier wird die Unscharferelation gebraucht. 
Und unendliche Nachsicht von ganz oben, wo Wahrheit als 
hohes Gut rangiert. Wahrheitsfindung ist auf 
Erden nicht selten, speziell in der BRD sehr haufig, ein straf- 
wiirdiges Unterfangen." 

Manfred: „Wir sind gut beraten, wenn wir die Gedanken 
schweifen lassen, wohin sie wollen, so lange sie noch frei 
sind. Wir lassen uns nicht einbinden in irgendwelche als hehr 
gehandelten Religionen und Weltanschauungen, worunter Ju- 
den wegen ihrer Auserwahltheit fortwahrend zu leiden haben. 
Der Talmud, die gegeniiber Nichtjuden ungerechte Religiosi- 
tat, wird von immer mehr Juden abgelehnt. Solidarisch erklart 
sich die Mehrheit der Juden in der grauenvollen Gegenwart 
nur noch durch die Eroberung Palastinas, das sie als das Ffei- 
lige Land ihrer Ahnen sehen. Alttestamentarische Rache in 
Kauf genommen." 

„Du meinst also" - so antworte ich - „die Juden und die Mos- 
lems holen an Feindseligkeit nach, was ihnen die Christenheit 
in grauer Kreuzzugszeit vorgefuhrt hat? Mag sein, daB die 
Semiten, die Orientalen allgemein iiber ein langeres Gedacht- 
nis verfiigen als wir. Es sieht aber nicht danach aus, als hatten 
sie viel daraus gelernt. Der Stammesgott der Juden, Jahwe, ist 
ja nicht gerade ein Gott der Liebe, so man sich in der Bibel 
kundig macht. Vielleicht erklart sich daraus das „Auge um 
Auge, Zahn um Zahn", das in Nahost noch immer gilt und 
heiBe Fronten schafft. Nicht zuletzt gegen palastinensische 
Zivilisten, die sich im Zorn zu Kamikaze-Angriffen eben 
nicht nur auf regulare Soldaten Israels hinreiBen lassen, weil 
sie bald nicht mehr wohnberechtigt sein werden - in ihrem 
eigenen Land. 

Den israelischen Staatsterror gutheiBen? Ich kann es nicht. 
Auf Eiern gehen, wie es Lewy, der Gesandte Israels den 
Deutschen pauschal verordnen will, wenn es um Kritik am 
Staate Israel geht? Denn dort sind die Juden jederzeit beleidi- 
gungsbereit. 

Ob es jemals erlaubt sein wird, verfolgungsfrei Solidarity mit 
den palastinensischen oder anderen eventuellen Opfern Isra- 
els zu empfinden? SchlieBlich haben wir Steuerzahler viele 
Milliarden schwere Hilfe fur Israel und den Aufbau einer pa- 
lastinensischen Infrastruktur geleistet. Nicht aus Uberzeu- 
gung, aber wir haben." 

„Nimm das doch nicht alles so ernst" unterbricht Manfred 
meinen RedefluB. „Morgen scheint die Sonne wieder auf alle, 
die sich mit und ohne Waffen ereifern, im Nahen, und auf un- 
sere FuBballer im Fernen Osten. Warest Du noch jung genug, 
wiirde ich Dir Fallschirm-Springen empfehlen - das soil hel- 



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fen, wie der FDP-Vize beweist. Mollemann geht uns voran. 
Wenn ich im Fernsehen den Friedman sehe, weiB ich, was das 
Volk und seine Springer ertragen miissen. Ich gebe es zu, 
Friedman fordert bei mir auch ein geriittelt MaB an Unmut, 
allein durch die Hame, die er zur Schau tragt, wenn er mehr 
oder weniger Bedarfte in seinen Debatten niederbiigelt. 
In wenigen Tagen oder Wochen schon kommen auf die streit- 
baren Machte Probleme zu, die global unsere antisemitischen 
Befindlichkeiten, die deutsch-israelische Besonderheit, ver- 
gessen machen konnten. Man muB ja nicht gerade ein Esote- 
riker sein, um die Sonne auch hinter den Wolken zu sehen. 
Weit abgeschlagen in der Schopfungsordnung liegen die 
Streithahne, der Antisemitismus und die Globalisierung. Tra- 
ge es mit Wiirde, lieber Freund, wenn ich dir auf den Kopf zu 
sage - du bist ein Antisemit. Mach das Beste daraus." 
Lachend beendet er das Gesprach. 

Nachdenklich verzehre ich mein Abendbrot, leiste mir ein be- 
ruhigendes Glas Bier, bevor ich schlafen gehe. Ich wunsche 
mich weit weg in eine ehrlichere Welt. 

Der Morgen graut und Amtspersonen holen mich aus dem 
Haus, bevor ich fruhstucken kann. Die Zahne darf ich mir 
noch putzen, dann werde ich in ein grimes Auto geschubst 
und in halsbrecherischer Fahrt vor das Amtsgericht in Kemp- 
ten gebracht. Mit keinem der Biittel 
konnte ich ein Wort reden. 

Ich weiB also nicht, warum ich plotzlich vor einem Staatsan- 
walt und einem Richterkollegium stehe. Ein Herr in Robe: 
„Endlich diirfen wir sie in Empfang nehmen. Sie werden eines 
Deliktes beschuldigt, das einem Kapitalverbrechen ent- 
spricht." 

Ich weiB nun, daB ich als Antisemit mich verantworten muB. 
Die inquisitorischen Blicke der Herren beunruhigen mich zu- 
tiefst. So gebe ich mich erst einmal unwissend und frage: 
„Was liegt vor gegen mich, ich bin nicht vorbestraft und habe 
nichts verbrochen?" 



"Das sagen sie alle, die meinen, sie seien von Natur aus un- 

schuldig", entgegnet einer, der sich als Staatsanwalt outet. 

Neben mir stehen plotzlich zwei Polizisten, die deutlich an ih- 

ren Pistolen nesteln. PflichtgemaB fiihle ich mich wie ein 

Schwerverbrecher. 

Die Herren nehmen Front gegen mich ein. Ihr Sprecher oder 

wer immer, liest die Anklageschrift vor. Aufgeregt wie ich 

bin, verstehe ich sehr wenig, aber die wiederholte Anschuldi- 

gung von Unbelehrbarkeit, offenkundigem VerstoB gegen die 

Menschenwurde und immer wieder antisemitische Denkweise 

und unappetitliche Umtriebe, bleibt haften. 

Verunsichert frage ich, um meine Stimme zu horen: „Was 

meinen der Herr mit unappetitlichen Umtrieben - gehe ich zu 

oft auf das Klo?" 

„Sie verkennen den Ernst ihrer Lage, uns interessiert nicht ih- 

re Verdauung, sondern was sie per Telefon an Widerlichem 

von sich geben und dem Computer anvertrauen. Leserbriefe 

haben sie auch geschrieben - Angeklagter!" 

Neugierig frage ich, wahrscheinlich mit allzu naivem Ge- 

sichtsausdruck „Was ist ein Antisemit, wenn ich mir erlauben 

darf?" 

Strenge Blicke treffen mich wie Pfeile, die Herren tuscheln 

miteinander, bis einer sagt, daB es sich dabei um ein strafwiir- 

diges Vergehen handle, das wegen seiner Offenkundigkeit 

nicht naher dargelegt werden miisse. 

Ich denke mir, die da vor und liber mir wissen es auch nicht. 

In mir kehrt Ruhe ein und Zuversicht. Ich brauche wenigstens 

nicht erschossen oder vergiftet oder einfach hingerichtet zu 

werden. Gedanken mache ich mir wegen des Aufwandes, der 

da getrieben wird. Was das wohl kosten mag? 

Wie wenn die hohen Herren meine Abschweifungen erraten 

hatten, ertont der Befehl: „Handschellen anlegen und ab mit 

ihmin die Zelle!" 

Ich erschrecke - und erwache daheim, in meinem Bett. 



Stalins Vernichtungskrieg - amtlicher Verleumdungskrieg 

Von Dr. Joachim Hoffmann f 

Im Februar dieses Jahres verstarb der renommierte deutsche Historiker Dr. Joachim Hoffmann. Die letzte, im Ja- 
nuar 2002 von ihm verfaBte Schrift ist das Manuskript eines Vortrages, den Dr. Hoffmann wahrend der alljahrlich 
am Sienna College in Albany, New York, stattfmdenden internationalen Konferenz iiber den Zweiten Weltkrieg 
vorgetragen wissen wollte. Es stellt nicht nur eine Einfuhrung in sein Buch Stalins Vernichtungskrieg dar, sondern 
ist zudem fur die zumeist ahnungslosen amerikanischen Historiker eine Einfuhrung in die bundesdeutschen Re- 
pressalien gegen Historiker, die sich dem in Deutschland herrschenden linken Gesinnungsterror nicht zu beugen 
bereit sind. Es ist uns eine Ehre, unseren Lesern Dr. Hoffmanns letzte Worte darbieten zu konnen. 



Das vorliegende Buch Stalins Vernichtungskrieg ist die Ab- 
schluBarbeit einer mir als Autor vor 35 Jahren vom Militarge- 
schichtlichen Forschungsamt der Bundeswehr in Auftrag ge- 
gebenen Untersuchungsreihe iiber die geschichtliche Entwick- 
lung der sowjetischen Streitkrafte. Schon das Arbeitsergebnis 
meiner ersten Beitrage in dem vom Militargeschichtlichen 
Forschungsamt 1985 herausgegebenen Sammelwerk Der An- 
griff auf die Sowjetunion lieB deutlich werden, daB die Mili- 
tarmacht Sowjetunion sich mit iiberwaltigenden Kraften in 



westlicher Richtung zu einem Generalangriff auf das fur weit 
unterlegen gehaltene Deutsche Reich vorbereitete. In der 
Bundesrepublik Deutschland riefen derartige immerhin in ei- 
ner Amtspublikation erschienene und aufgrund von Archiv- 
studien gewonnene Arbeitsergebnisse insofern einen Skandal 
hervor, als die tonangebenden, linksradikalen Krafte hier 
Schlimmes fur den weiteren Ausbau ihrer gesellschaftspoliti- 
schen Monopolstellung befurchteten. Im Mittelpunkt des ge- 
sellschafts- und geschichtspolitischen Interesses hatte in der 



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BRD verstandlicherweise die groBe Judenverfolgung wahrend 
des Zweiten Weltkrieges gestanden, der Genozide an der jii- 
dischen Bevolkerung, der mit dem Propagandabegriff „Au- 
schwitz" freilich nur ungenau umschrieben wird. Neben „Au- 
schwitz" bildete die Frage nach dem Entstehen des deutsch- 
sowjetischen Krieges das zweite groBe Thema, das von den 
linksorientierten Kraften in Deutschland als Grundlage ihrer 
politischen Existenz angesehen wurde. Und beide Fragen gel- 
ten in Deutschland als „offenkundig", als entschieden fur alle 
Zeiten. Eine kritische wissenschaftliche Erorterung gilt gera- 
dezu als Straftat, die von einer historisch immerhin schimmer- 
losen politischen Strafjustiz entsprechend verfolgt wird. 
Auschwitz ist in Deutschland ein politischer Horrorbegriff 
geworden, obwohl Auschwitz zur Zeit des Niirnberger Pro- 
zesses als Begriff noch unbekannt war und man ihn bei- 
spielsweise in dem umfangreichen Registerband der Niirnber- 
ger ProzeBprotokolle noch vergeblich sucht und obwohl die 
Anzahl von dort angeblich ermordeten Juden 1 990 von heute 
auf morgen von 4 Millionen auf 1 ,2 Millionen und weniger 
offentlich revidiert wurde und obwohl der international be- 
kannte Herausgeber des Schwarzbuches des Kommunismus 
Stephane Courtois ausdriicklich feststellte: 
»Auschwitz was not characteristic of the murder of the 
Jews.« (Auschwitz war fur die Ermordung der Juden nicht 
typisch) 
Ist also die Auschwitzfrage - was die Opferzahlen angeht - 
schon ins Wanken geraten, so gilt dies in noch weit groBerem 
AusmaB erst recht fur die in Deutschland nicht zum Stillstand 
kommende „Stalinistische" Propagandaliige eines heimtiicki- 
schen, hinterhaltigen Angriffs des aggressiven faschistischen 
Deutschland auf die „nichtsahnende friedliebende demokrati- 
sche Sowjetunion". Die Historikergilde der Bundesrepublik 
Deutschland, politisch gleichgeschaltet durch Jahrzehnte in 
ihren Auffassungen, ist durch kein Argument der Logik, 
durch keinen wissenschaftlichen Beweis mehr abzubringen 
von der Auffassung, daB Stalin einem Angriffskrieg Hitlers 
zum Opfer gefallen sei, der von diesem skrupellos als „Pra- 
ventivkrieg" gegen einen Angriff des friedlichen Stalin ge- 
tarnt worden sei. Die Verbohrtheit gegeniiber der Bezeich- 
nung des deutschen Angriffs als eines „Praventivkrieges" ist 
damit zu erklaren, daB man nicht eingestehen kann, daB Hitler 
einem Angriff Stalins zeitlich nur zuvorgekommen ist. Stalin 
wird als ein unschuldiges Opfer hingestellt, und unter keinen 
Umstanden darf auch nur indirekt zugegeben werden, daB er 
einen Angriffskrieg plante und sich darauf auch vorbereitete. 
Mit solchen Winkelziigen verhindert die Agitprophistorie na- 
tiirlich von vornherein eine Diskussion der beiderseitigen 
Kriegsziele. DaB Hitler durch Eroberungen bis zum Ural hin 
ein fur allemal das deutsche Raumproblem im Sinne eines 
rauberisch denkenden Imperialismus losen wollte, darf zwar 
gesagt werden. DaB aber Stalin durch einen VorstoB bis zur 
Atlantikkiiste die erste Etappe der von ihm erstrebten globa- 
len Herrschaft bewaltigen wollte, wie sie ja das Staatswappen 
der UdSSR in brutaler Offenheit demonstriert, das auch nur 
anzudeuten ist naturlich in hochstem MaBe unanstandig. 
Aber die Tatsachen liegen klar zutage. Stalin bereitete sich 
vor auf den entscheidenden Kampf mit den Seemachten 
GroBbritannien und USA, der Angriff auf Hitler bildete von 
daher nur die einleitende Operation. Zu welchem Zweck sonst 
benotigte die von den Weltmeeren doch nahezu abgeschlos- 
sene Sowjetunion bis Juni 1941 neben einer standig wachsen- 
den Kriegsflotte allein 291 U-Boote, eine ausgesprochene 



Angriffswaffe, eine groBere U-Bootflotte als alle anderen 
Lander der Erde zusammen? 

Die von der Agitprophistorie in Umlauf gesetzte und bis heu- 
te geglaubte Behauptung, die Rote Armee sei der siegesge- 
wohnten deutschen Wehrmacht materiell weit unterlegen ge- 
wesen, Stalin und die Fuhrung der Sowjetunion hatten einen 
deutschen Angriff daher gefurchtet und alles getan, um Hitler 
von einem solchen abzuhalten, ist von einer geradezu lacher- 
lichen Absurditat und wird durch das vorliegende Buch in al- 
ien Punkten schlagend widerlegt. Die Verhaltnisse waren ge- 
nau umgekehrt, und Stalin verfugte in Wirklichkeit liber eine 
geradezu iiberwaltigende militarische Ubermacht, wie schon 
einfache Vergleichszahlen zeigen. 

Bei Kriegsbeginn am 22. Juni 1941 verfugte die Rote Armee 
iiber nicht weniger als 24.000 Panzer, darunter 1.861 Stuck 
der Typen T34 und Klim Worosilow, die in der ganzen Welt 
nicht ihresgleichen fanden. Die deutsche Wehrmacht dagegen 
besaB 3.550 Panzer und Sturmgeschiitze, von denen es aber 
nur 1.850 mit dem sowjetischen Gegner aufnehmen konnten. 
Die Luftstreitkrafte der Sowjetunion bestanden aus 23.245 
Flugzeugen, der groBte Teil von ihnen solchen der neuesten 
Baumeister, die den einsatzbereiten 2.500 deutschen Flug- 
zeugen zum Teil technisch weit iiberlegen waren. Die Rote 
Armee besaB ferner 148.000 Geschiitze und Granatwerfer al- 
ler Gattungen und Systeme, unter ihnen die einzigartigen Sal- 
vengeschiitze (reaktive Werfer, „Stalinorgel"), die in der 
Wehrmacht unbekannt waren. Demgegeniiber verfugte die 
deutsche Wehrmacht iiber nicht mehr als zusammengenom- 
men 7.146 Geschiitze und schwere Granatwerfer. So besaB 
die Rote Armee in alien Hauptwaffen eine erdriickende Uber- 
legenheit, und es stellt sich die Frage, wieso der Realist Stalin 
einen Angriff der im Zweifrontenkrieg befindlichen Wehr- 
macht befurchtet haben soil, deren Mangel, etwa in der Ver- 
sorgung mit Treibstoff, in Moskau bestens bekannt waren. 
Mein Buch Stalins Vernichtungskrieg, das auf der kritischen 
Auswertung der sowjetischen Militarliteratur und der verftig- 
baren sowjetischen Akten beruht, hat einwandfrei erwiesen, 
daB Stalin nicht nur materiell auf einen Angriffskrieg vorbe- 
reitet war, sondern daB auch die gesamte Zusammenziehung 
und Aufstellung der Truppen der Roten Armee einzig und al- 
lein auf die Fuhrung eines Angriffskrieges und, entgegen den 
Anschauungen der stalinhorigen Geschichtspropaganda, nicht 
auf die Abwehr eines deutschen Uberfalls zielte. Auf sowjeti- 
scher Seite herrschte ein grenzenloses Uberlegenheitsgefuhl, 
und auch in der Zeitplanung stand die Sowjetunion unmittel- 
bar vor einem Generalangriff auf das Deutsche Reich. 
Stalin hatte, wie sich auch meinem Buch in aller Klarheit ent- 
nehmen laBt, seine aggressiven Ziele bei verschiedenen Gele- 
genheiten offen verkiindet. So hatte er am 19. August 1939 in 
einer Geheimsitzung des Politbiiros des Zentralkomitees - die 
nach der Sowjetversion angeblich iiberhaupt nicht stattgefun- 
den haben soil - die Griinde fur den AbschluB eines Paktes 
mit dem Deutschen Reich in einer Weise dargelegt, die ihn 
nach dem Urteil russischer Historiker als einen Hauptkriegs- 
brandstifter entlarvt. Stalin legte gleichsam die Lunte an das 
PulverfaB. Erste Etappe fur die von ihm geplante Errichtung 
einer imperialen Herrschaft war demnach die Bolschewisie- 
rung Deutschlands und Westeuropas. Der Nichtangriffspakt 
mit dem geheimen Zusatzprotokoll war zu dem Zweck ge- 
schlossen worden, Deutschland in einen Angriffskrieg mit Po- 
len zu verstricken, die gleichzeitig abgeschlossenen gewalti- 
gen Handelsvertrage waren dazu bestimmt, das rohstoffarme 



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Deutsche Reich mit alien notwendigen Rohmaterialien ein- 
schlieBlich 01 und Lebensmittel in groBziigiger Weise zu ver- 
sorgen, um es in Stand zu setzen, den von Stalin gewunschten 
langen Abnutzungskrieg mit den Westmachten durchzuste- 
hen. 

Am 5. Mai 1941 verkundete Stalin in einer groBen Rede vor 
den Absolventen der sowjetischen Militarakademie im Kreml 
in aller Offenheit, daB er sich auf einen Angriffskrieg gegen 
Deutschland vorbereite. Stalin rief seinem militarischen Audi- 
torium zu: 
»Jetzt, wo wir unsere Armee rekonstruiert haben, wo wir 
sie gesdttigt haben mit Technik fur den neuzeitlichen 
Kampf, wo wir stark geworden sind, jetzt ist es notwendig, 
von der Verteidigung zum Angriff ilberzugehen. Nachdem 
wir die Verteidigung unseres Landes durchgefilhrt haben, 
sind wir verpflichtet, angriffsweise zu handeln, von der 
Verteidigung zur Kriegspolitik der Angriffsoperationen 
iiberzugehen.« 
Konnten seine Aggressionsabsichten noch deutlicher formu- 
liert werden? 

Zehn Tage nachdem Stalin seine Kriegsdrohungen ausgesto- 
Ben hatte, am 11. Mai 1941, uberreichte der Chef des Gene- 
ralstabes der Roten Armee, General Schukow, im Beisein des 
Volkskommissars Marschall Timoschenko, im Kreml den von 
Stalin in Auftrag gegebenen strategischen Plan fur einen An- 
griffskrieg gegen Deutschland. DaB nur Stalin einen solchen 
Kriegsplan hatte in Auftrag geben konnen und er ihn dann 
auch vollauf gebilligt hat, dariiber gibt es keinen Zweifel. 
Dies bestatigte auch der Stalinbiograph Generaloberst Wol- 
kogonow am 29. Juni 1990 im Militargeschichtlichen For- 
schungsamt in Freiburg, als er erklarte, Stalin habe den Plan 
handschriftlich monogrammiert, und er, Generaloberst Wol- 
kogonow, habe das Monogramm selber gesehen. 
Alle MaBnahmen und Planungen auf sowjetischer Seite waren 
von nun an allein auf das Ziel gerichtet, den Generalangriff 
auf Deutschland militarisch und propagandistisch vorzuberei- 
ten. Die gesamten disponiblen Streitkrafte der Roten Armee 
und Luftwaffe waren offensiv in einer Weise aufgestellt, die 
nach Meinung des Oberkommandierenden der NATO, Euro- 
pa Mitte, General Graf Kielmannsegg, nur einen SchluB zu- 
lieB: Angriff auf das Deutsche Reich. Die Notwendigkeit von 
Verteidigungsvorkehrungen Deutschland gegeniiber wurde 
rundweg ignoriert. Und selbst die mit groBem Aufwand ge- 
schaffenen Befestigungen der Stalinlinie an der westlichen 
Staatsgrenze waren langst vollstandig abgebaut worden - dies 
allein ein untriiglicher Beweis dafiir, daB Stalin nicht im ge- 
ringsten mit der Gefahr eines deutschen Angriffs rechnete. 
Die HauptstoBkrafte der Sowjetunion, die 100 Panzer- und 
motorisierten Divisionen, befanden sich groBenteils in den 
weit nach Westen hineinreichenden Frontbogen um Bialystok 
und Lemberg und Rumanien gegeniiber. Die gesamten Luft- 
streitkrafte der Sowjetunion waren auf unzahligen Flugplat- 
zen in unmittelbarer Nahe der Staatsgrenze zusammengezo- 
gen worden und ebenso die strategischen Vorrate der Roten 
Armee wie Munition, Treibstoff, Verpflegung. Die Truppen 
der Roten Armee, durch geheime Einberufungen praktisch im 
Mobilmachungszustand, waren entlang der deutschen Staats- 
grenze angriffsbereit aufmarschiert. 

Und wahrend die deutsche Fuhrung dem AusmaB der Bedro- 
hung auf sowjetischer Seite gegeniiber fast ahnungslos war, 
war die sowjetische Fuhrung durch ihre strategische Aufkla- 
rung iiber Starke und Aufstellung der Truppen der Wehr- 



macht genau unterrichtet. Das gait insbesondere auch fur die 
gewaltige Unterlegenheit der Deutschen in materieller Hin- 
sicht. 

DaB die Sowjetunion unmittelbar vor einem Uberfall auf das 
Deutsche Reich stand, geht aus zahlreichen offentlichen Re- 
den maBgeblicher Funktionare des Politbiiros wie Kalinin, 
Schdanow, Berija, Schtscherbakow und anderer hervor. Alle 
diese AuBerungen enthiillen schonungslos, daB es Stalin eben 
gerade nicht um die Erhaltung des Friedens und die Sicherung 
des Sowjetstaates zu tun war, sondern daB er militarisch und 
politisch mit aller Kraft darauf hinarbeitete, einen Krieg zur 
Eroberung von ganz Europa vom Zaune zu brechen. 
Stalin hat den deutsch-sowjetischen Krieg am 6. November 
1941 als einen Vernichtungskrieg bezeichnet. Unmittelbar 
nach Kriegsbeginn befahl er die ErschieBung aller politischen 
Gefangenen in den feindbedrohten Gebieten. Und noch in den 
Junitagen 1941 wurden Tausende von Ukrainern, Polen, Rus- 
sen, aber auch von Juden und Deutschen in den Gefangnissen 
von Lemberg und an unzahligen anderen Orten der Sowjet- 
union und der von Stalin annektierten Gebiete auf bestialische 
Weise ermordet. 

Die Sowjetunion hatte die Genfer Konvention zum Schutz der 
Kriegsgefangenen nicht anerkannt und betrachtete Rotarmi- 
sten, die in Kriegsgefangenschaft geraten waren, als Deserteu- 
re und Verrater. Sie hatten strengste Strafen zu erwarten, 
meist die ErschieBung. »Menschenleben durf'en nicht ge- 
schont werden«, das war die Parole, unter der die Rotarmisten 
mit brutalem Terror in den Kampf getrieben und zu Heka- 
tomben hingeopfert wurden. Der Krieg hatte mit sowjetischen 
Massenmorden begonnen, und er endete mit den ungeheuren 
Untaten an der deutschen Zivilbevolkerung und an deutschen 
Kriegsgefangenen. 

Wenn die vorliegende Veroffentlichung sich einer Darstel- 
lung der Verbrechen Stalins widmet, so ist dies von der Sache 
her durchaus berechtigt und bedeutet auch kein Verschweigen 
der, wenn auch nicht von der Wehrmacht, so doch von den 
Organen des Reichsfiihrers SS begangenen Untaten, insbe- 
sondere des Genozides an den Juden. DaB unter dem Titel 
Vernichtungskrieg der Offentlichkeit aber ein Buch prasen- 
tiert wurde, in dessen Mittelpunkt die Kriegsverbrechen Sta- 
lins standen, nicht die Hitlers, und dies zu einem Zeitpunkt, 
als unter dem Titel Vernichtungskrieg eine noch nicht dage- 
wesene Hetzausstellung gegen die Wehrmacht eroffnet wur- 
de, bedeutete eine Herausforderung, die sich der aggressive 
Obskurantismus nicht gefallen lassen konnte. 
Nun muB man wissen, daB es in Deutschland nicht gern gese- 
hen wird und manchmal auch nicht ungefahrlich ist, abwei- 
chende Meinungen zu haben. Man ist in neuerer Zeit dazu 
iibergegangen, nichtkonforme Auffassungen zu kriminalisieren. 
So fielen Dissidenten zur Zeit Hitlers unter den abwertenden 
Begriff der „Heimtiicke", in der DDR hieB das entsprechende 
Delikt „Staatsverleumdung" und „Boykotthetze", und in der 
BRD schlieBlich wurde fur Andersdenkende der Begriff der 
„Volksverhetzung" gepragt. Obwohl die Wissenschaftsfreiheit 
im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland feierlich pro- 
klamiert und in den Grundrechten besonders hervorgehoben 
wird, bildete sich der Zustand heraus, daB eine unkundige Kri- 
minaljustiz heute dariiber zu bestimmen hat, was geschichtlich 
wahr und was geschichtlich unwahr ist. Es war unausbleiblich, 
daB unbequeme Historiker jetzt einer straf- oder disziplinar- 
rechtlichen Verfolgung unterliegen und in Fortsetzung der Un- 
sitten des Dritten Reiches miBliebige Biicher der Verbrennung. 



338 



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Mit Hilfe eines so geschaffenen Repressionsapparates glaub- 
ten die Linksideologen nun auch gegen das Werk Stalins Ver- 
nichtungskrieg vorgehen zu konnen. Am 28. Februar 1996 
richtete die Fraktion der Partei der „Griinen" im Deutschen 
Bundestag nicht weniger als 6 parlamentarische Anfragen und 
14 Zusatzfragen an die Bundesregierung wegen dieser »mon- 
strosen Publikation« eines ehemaligen Historikers des Mili- 
targeschichtlichen Forschungsamtes (MGFA). Obwohl die 
Bundesregierung weder zustandig noch kompetent in Fragen 
der Geschichtswissenschaft ist, wurde das Manover noch 
einmal wiederholt, als diese Kreise am 13. September 1996 
die Bundesregierung mit 12 parlamentarischen Anfragen und 
10 Zusatzfragen in die Ecke zu drangen versuchten. Dieses 
noch nicht dagewesene Unterfangen, den Deutschen Bundes- 
tag in ein Inquisitionstribunal gegen einen nicht anwesenden 
Historiker umzufunktionieren, endete jedoch in einer wohl- 
verdienten Abfuhr. Und der Vizeprasident des Bundestages, 
Herr Klein, hielt sich sogar fur verpflichtet, Protest gegen den 
unverschamten Ton dieser Abgeordneten einzulegen. 
Hatte es sich im Bundestag noch um eine Provokation radika- 
ler Krafte gehandelt, so wurde jetzt eine staatliche Behorde, 
das Landesamt fur Verfassungsschutz Baden- Wurttemberg, 
eingeschaltet, um das Stalinbuch und seinen Verfasser ir- 
gendwie unglaubwiirdig zu machen. Der Leiter dieser Lan- 
desbehorde, die ihre Existenz in der Bespitzelung und De- 
nunziation unbescholtener Staatsbiirger findet, lieB in der von 
seinem Amt herausgegebenen Massenbroschure nachweislich 
unwahre Behauptungen verbreiten, denen das Publikum ent- 
nehmen sollte, es handele sich bei dem Verfasser des Werkes 
Stalins Vernichtungskrieg quasi um einen Verfassungsfeind. 
Aber diesmal sind die Verleumder an die falsche Adresse ge- 
langt. Denn es stellt sich doch die Frage, wie ein durch Ur- 
kunde des Bundesprasidenten der Bundesrepublik Deutsch- 
land 1 960 in den wissenschaftlichen Bundesdienst berufener, 



nach 35 Jahren ehrenvollen Dienstes durch Urkunde des 
Bundesministers der Verteidigung mit Dank und Anerken- 
nung fur treue Dienste verabschiedeter Historiker ein Staats- 
und Verfassungsfeind gewesen sein soil. Weil er ein wissen- 
schaftlich unanfechtbares Buch iiber Stalin geschrieben hat? 
Zwar wurde eine Dienstaufsichtsbeschwerde beim Innenmini- 
sterium des Landes Baden- Wurttemberg gegen diese schon 
Verbrechenscharakter tragende Denunziation briisk zuriick- 
gewiesen. Doch ist es gelungen, die Offentlichkeit in einem 
Sammelband angesehener Autoren auf die kriminellen Ma- 
chenschaften dieser Landesbehorde aufmerksam zu machen. 
Alle Versuche, das Werk Stalins Vernichtungskrieg und sei- 
nen Autor irgendwie zu Fall zu bringen, sind klaglich ge- 
scheitert. Der Verfasser war jahrzehntelang amtlich mit der 
Erforschung der Geschichte der Roten Armee beauftragt. 
Auch das vorliegende Werk beruht auf amtlichen Akten und 
unbekannten Dokumenten sowie auf sowjetischer Militarlite- 
ratur. Inzwischen liegen ungezahlte positive Besprechungen 
in wissenschaftlichen Organen des In- und Auslandes vor. 
Was aber die Unterdriickungsversuche in der BRD angeht, so 
haben diese das allgemeine Interesse an dem Buch nur noch 
weiter gesteigert. 

So war es der angesehene Munchener Verlag Langen Miiller 
Herbig, der inzwischen die 7. Auflage herausgegeben hat. 
Und nach einer geradezu mustergiiltigen amerikanischen 
Ausgabe bei Theses and Dissertations Press (Capshaw, Al, 
USA) ist auch in anderen Landern das Interesse an einer 
Ubersetzung bekundet worden. 

Nachsatz: Im April 2002 hat der franzosische Verlag Editi- 
ons Akribeia in Saint-Genis-Laval vom Verlag Langen Miiller 
Herbig die Rechte an einer franzosischen Ausgabe von Sta- 
lins Vernichtungskrieg erworben, die im Laufe des Jahres 
2003 erscheinen soil. 



Nachruf auf Thor Heyerdahl 

Von Patricia Willms 



Am 18. April 2002 starb Thor Heyerdahl im Alter von 87 
Jahren. Er wurde zum »Norweger des 20. Jahrhunderts« ge- 
kiirt, eine Ehre, die ihm nur Knut Hamsun streitig machen 
kann - und mit diesem hat Heyerdahl gemeinsam, dafi er 6f- 
fentlich fur »nicht ganz bei Trost« erklart wurde - das scheint 
das Schicksal aller groBen Norweger zu sein und zeigt, daB 
sich Thor Heyerdahl um einen Nachruf in den Vff'G verdient 
gemacht hat. 

Fur viele ist Thor Heyerdahl der Abenteurer, der seine Trau- 
me gelebt und wahr gemacht hat - angefangen vom Traum 
„zuriick zur Natur", den der gutsituierte Kaufmannssohn ein 
Jahr lang zusammen mit seiner frisch angetrauten Ehefrau auf 
der Siidseeinsel Fatu Hiva verwirklichte, iiber seine beriihmte 
Fahrt mit dem Balsa-FloB Kon-Tiki von der Kiiste Siidameri- 
kas nach Polynesien 1 947, seine Atlantik-Uberquerungen mit 
den Papyrusbooten RA I und RA II und seine „Kreuzfahrt" 
im Persischen Golf und dem Indischen Ozean mit dem 
Schilfboot „Tigris" „auf der Suche nach unserem Ursprung". 
Aber Thor Heyerdahl war nicht einfach ein Abenteurer. 
Heyerdahl war Zoologe mit dem Nebenfach Geographie und 



seine Fahigkeit zu selbststandigem Denken, zum Aufdecken 
von Widerspriichen in etablierten Dogmen und sein Vermo- 
gen, komplexe Zusammenhange zu entwirren, zeigen einen 
Wissenschaftler von Format - keinen der blutleeren Theoreti- 
ker und Lehrstuhlinhaber, die in der Regel unsere Universita- 
ten bevolkern, sondern eine Personlichkeit, die ihr Leben in 
die Waagschale wirft, um eine Theorie zu beweisen. Mit 
Kon-Tiki bewies Heyerdahl, daB die Pazifische Inselwelt 
auch einen Zugang von Siidamerika aus hatte, und mit den 
RA-Fahrten widerlegte er die Isolationisten, die das Meer fur 
eine Grenze hielten und vor Kolumbus jeden Kontakt zwi- 
schen der Alten und der Neuen Welt fur unmoglich hielten. 
Aber Thor Heyerdahls Forschungsergebnisse haben eine noch 
unzeitgemaBere Dimension: sein „Warenzeichen" sind nicht 
nur Stufenpyramiden, die er an alien Enden der Welt entdeckt 
und ausgrabt: von Siidamerika (Tucume) bis zu den Maledi- 
ven, wo man sie »hawitta« nennt, oder zuletzt auf Teneriffa. 
Wo immer er den Schopfern der Kulturen nachgeht, deren 
Uberreste er ausgrabt, stoBt er auf Sagen von hellhautigen, 
blonden Seefahrern, - meist mit roten Barten - die „iibers 



Vff'G ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



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Meer" kamen und ihre hochstehende Kultur fertig mitbrach- 
ten, und diese Kultur ging nach Abreise, Vertreibung oder 
Tod ihrer Schopfer wieder unter. Selbst dort, wo man aus 
„rein geographischen Griinden" schwerlich auf die Idee kame, 
Angehorige der nordischen Rasse zu suchen - unter aquato- 
rialer Sonne auf den Malediven - bringt Heyerdahl Sagen 
liber die rotblonden „Redin" ans Licht, die besagte hawittas 
bauten. 

Heyerdahl distanzierte sich oftmals von jeglichem Rassismus 
- (und zwar nicht blofi von dessen Zerrbild des „Allen- 
Andersrassigen-den-Kopf-abbeifien"), aber hier widerspricht 
ihm seine eigene Forschung. Unter der Haut sind nicht alle 
Menschen gleich, und die Unterschiede, die Heyerdahl stan- 
dig beschreibt, sind mehr als nur „individueller Art": sie ha- 
ben ein System: hier die grofigewachsenen, blonden, blauau- 
gigen und rotbartigen Organisatoren, die kommen, analysie- 
ren, strukturieren, - besessen vom Drang, etwas zu bauen - 
dort lethargische Ureinwohner, die in den Tag hinein leben, 
sich nicht einmal fur die Erhaltung der Bauwerke interessie- 
ren, die aberglaubisch Tabus und Dogmen befolgen und de- 
ren Lebensweise sich danach richtet, was die anderen tun 
und/oder was „man" immer getan hat. 

So wenig der Abenteurer Heyerdahl ohne die strapaziosen 
Fjell-Touren denkbar ist, mit denen er als Jugendlicher die 
winterliche Bergwelt Norwegens bezwungen hat, so sehr 
stand dem Wissenschaftler Heyerdahl die pro-englische Ein- 
stellung des „antirassistischen" Norwegen seiner Jugendzeit 
im Wege - derm nicht nur in Deutschland hat die Politik auch 
auf die Sicht der Wissenschaftler abgefarbt. 
Infolge dieser Grundeinstellung, die offenbar zu allgemein 
war, um hinterfragt zu werden, meldete sich Heyerdahl auch 
als Kriegsfreiwilliger auf englischer Seite, kam aber nach 
langwieriger Ausbildung nicht mehr zum Einsatz. Aus dieser 
Soldatenzeit erscheint die Heyerdahlsche Aufsassigkeit be- 
merkenswert: er handelte sich eine Arreststrafe wegen Be- 
fehlsverweigerung ein, weil er als „Oberkellner" beim briti- 
schen Generalstab abgestellt wurde - und dazu hatte er sich 
denn nicht als Freiwilliger gemeldet - das war denn doch ge- 
gen seine Ehre. 

Der letzte Wikinger 

Thor Heyerdahl ist am besten, wenn er kontrovers ist. Auf 
den Spuren der Sumerer fiihrte er den Leser zu den Stadten 
der Indus-Kultur, wo er uns Bilder von „Sonnenzeichen" pra- 
sentiert, die im angelsachsischen Raum unter der Bezeich- 
nung „Swastika" laufen. Warum liest man dariiber nichts in 
den gangigen Veroffentlichungen liber die Indus-Kultur? Ist 
es zuviel, Heyerdahl einen Revisionisten zu nennen? 
Sein 1999 erschienenes Buch Ingen Grenser (Keine Grenzen) 
soil (oder darf?) nach Angaben seines Agenten nicht auf dem 
internationalen Buchmarkt erscheinen. Es behandelt viele De- 
tails der Amerika-Fahrten der Wikinger, (die in Skandinavien 
ohnehin nicht mit einem Fragezeichen versehen werden, son- 
dern eher als selbstverstandliches Allgemeinwissen gelten) 
und die Anzeichen einer langer wahrenden Besiedelung. Aus- 
fuhrlich werden die Vinland-Karte und der Kensington- Stein 
mit der Jahreszahl 1362 erortert, die wohl zu Unrecht als Fal- 
schung gelten. Wer verfolgt hat, wie Heyerdahl auf akademi- 
schen Hiihneraugen tanzt, wundert sich dann nicht, dafi er 
auch dem Kennewick-Mann ein Kapitel widmet und damit 
der Theorie den Laufpafi gibt, dafi Amerika nur von Asien aus 
liber die Beringstrafie besiedelt wurde (siehe John Nugent in 



VffG 4/1999 S. 386). Und der erstaunte Leser erfahrt, dafi 
Thor Heyerdahl auf der Suche nach dem Ursprung der y>wei- 
fien und blonden Guanchen« auf Gran Canaria dann in China 
(!) von den europiden Mumien von Xinjiang erfahrt und fur 
die Finanzierung eines Projekts sorgt, das u.a. zu dem Buch 
von Elizabeth Barber The Mummies of Uriimchi fiihrte (s. 
VffG 3/2001 S. 317). Wahrlich, mufi man sich fragen, was 
hatte uns Thor Heyerdahl noch alles bescheren konnen, wenn 
ihm eine objektive Sicht auf das Thema Rasse nicht verbaut 
gewesen ware? 

In seinem letzten Buch Jakten pa Odin (Auf der Jagd nach 
Odin) weitet Thor Heyerdahl die im vorherigen Buch schon 
ausgefiihrte These aus, dafi die Asen urspriinglich keine Got- 
ter, sondern ein Volksstamm waren, der in ^serbeidschan sie- 
delte (benachbart zum Van- See!), und auch Odin urspriinglich 
kein Gott, sondern eine historische Person war, die um 60 
nach Chr. von dort stromauf iiber das spatere „Gardarike" der 
Wikinger nach Skandinavien kam, wo er zum Stammvater der 
skandinavischen Konige wurde. So beschrieben in Snorre 
Sturlasons Konigssagen. Aber die Gelehrtenwelt weiB es na- 
tiirlich besser. Unter der Uberschrift »Snorres und Heyer- 
dahls zeitlose Fantasien« wird Heyerdahl in einer der groBten 
Zeitungen Norwegens gleich von drei Professoren niederge- 
schrieen. In einer Demokratie ein klarer Fall: drei haben na- 
tiirlich mehr recht als einer. Die Professoren halten es fur 
notwendig »kein Blatt vor den Mund zu nehmen, damit nie- 
mand, auch nicht die Behorden [!?] im Zweifel sind, was die 
Fachleute von einem Projekt halten, dafi auf sprachlichen 
Mifiverstandnissen und einer fundamentalistischen Lektiire 
von Snorre beruht«. So angefacht kann ein Osloer Gratis- 
Blatt sogar auf der Titelseite schreiben: »Hat Heyerdahl noch 
alle Tassen im Schrank?« Wem kommt diese Art der Bericht- 
erstattung nicht bekannt vor? So gibt sich denn auch die Ant- 
wort ganz von alleine, denn der dies alles geniiBlich berichtet, 
ist Thor Heyerdahl selbst, nachdem er, bewaffhet mit „sprach- 
lichen Mifiverstandnissen" und einem Spaten in Asov am Don 
ein Ausgrabungsprojekt in Gang gesetzt hat und - war es an- 
ders zu erwarten? - ftindig wurde, dort wo er nach Snorre 
Sturlason den Spaten ansetzen sollte. 




Entschlossen nachzuweisen, daft die Menschen der 

Bronzezeit mit Schilfbooten den Atlantik uberqueren konn- 

ten, segelte Thor Heyerdahl 1970 in seinem Schilfboot na- 

mens Ra II in 57 Tagen die 6.100 Kilometer von Marokko 

nach Barbados. 

http://www.azer.com/aiweb/categories/magazine/82_folder/82_articles/82_hey 
erdahl.html 



340 



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So war Thor Heyerdahls Leben. Jetzt hat er Spaten und Feder 

niedergelegt. Aber er hat seinen Zeitgenossen in Ingen Gren- 

ser eine Mahnung hinterlassen, wie sie nur von einem Revi- 

sionisten stammen kann. Er hofft auf: 

»mehr Offenheit und Toleranz, weniger Engstirnigkeit und 

fundamentalistischen Fanatismus, der die vorherrschende 

Lehre dieses Jahrhunderts war; ein besseres Verstdndnis 

dafiir, dafi die Geschichtsforschung nie am Ende ist, dafi 

man immer wieder neue Spuren findet, durch die alle frii- 

heren Theorien tiber den Haufen geworfen werden konnen, 



und die zu neuen Schlufifolgerungen fiihren. [...] dafi die 
Wissenschaftler einsehen und sich damit abfinden, dafi, 
was sie in diesem Jahr gefunden haben, nichts Endgultiges 
ist, sondern sich andern kann, sofern jemand im nachsten 
Jahr etwas Anderes findet, und dafi siefroh sein sollen, an- 
statt es ubelzunehmen, wenn jemand den Scheinwerfer auf 
alte Dogmen richtet und neue Antworten findet oder zur 
Diskussion einladt - wenn sich nur unser Wissen erwei- 
tert. « 



Aus der Forschung 



Schwimmbad im Ghetto Theresienstadt 

Von Angela Schneider 

Nicht nur das Konzentrationslager Auschwitz hatte ein 
Schwimmbad fur Haftlinge (vgl. R. Faurisson, VffG 5(3) 
(2001), S. 254f.), sondern auch das Ghetto Theresienstadt. Es 
wurde 1942 von Haftlingen erbaut. Laut unfundierter Propa- 
ganda einer Internet- Seite sollen die Haftlinge beim Bau »ge- 
foltert und geschlagen« worden sein, wodurch viele Haftlinge 
umkamen. Auch wird behauptet, das Schwimmbad habe nur 
der Erholung und dem Vergniigen der Wachmannschaften 
gedient. 

Wer kann die zugangliche Erlebnis- wie Sekundarliteratur 
tiber Theresienstadt daraufhin durchkammen, ob dort etwas 
liber das Schwimmbad erwahnt wird? 

Quelle: http://historyl900s.about.com/library/holocaust/aa012599f.htm 



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Abbildung des Schwimmbads im Ghetto Theresienstadt 
im heutigen Zustand 



Wie die USA den Vietnamkrieg vom Zaune brachen 

Von Wolfgang Pfitzner 



Am 4. August 1964 unterbrachen die Fernseh- und Radiosen- 
der in den USA gegen Mitternacht Ostkiistenzeit ihre Be- 
richterstattung, um dem U.S.-Prasidenten Lyndon B. Johnson 
Gelegenheit zu geben, die Nation dariiber aufzuklaren, dafi 
zwei US-Kriegsschiffe, die USS Maddox und ihr Schwester- 
schiff USS C. Turner Joy, am gleichen Tage im Golf von 
Tonkin (Nordvietnam) von nordvietnamesischen Torpedo- 
booten angegriffen worden seien. Schon zwei Tage zuvor soil 
die USS Maddox von einem nordvietnamesischen Kanonen- 
boot angegriffen worden sein, was man allerdings noch nicht 
zum AnlaB einer Gegenreaktion nahm. 

Als Antwort auf diese zweite angebliche »offene Aggression 
auf offener See« befahl Johnson Luftangriffe gegen Ziele in 
Nordvietnam. Dies war der Anfang eines Krieges, der fur die 
USA zu einem traumatischen Erlebnis werden sollte und in 
dessen Verlauf die USA tiber 58.000 Soldaten, die Vietname- 
sen aber liber eine Million Menschenleben verloren, die mei- 
sten davon Zivilisten. Dieser Krieg war zudem der Ursprung 
jener antiautoritaren, linken Flower-Power und Hippie-Bewe- 
gung, die von da an die Gesellschaften des Westens spalten 



und insbesondere in Deutschland zur radikalen Umformung 
der Gesellschaft fiihren sollte. 

Seit Jahren wird dariiber spekuliert, ob die beiden US- 
Kriegsschiffe in jener Nacht tatsachlich angegriffen wurden 
oder ob die Regierung unter Prasident Johnson diesen gesam- 
ten Vorfall provoziert oder gar erfunden hatte, um einen 
Vorwand fur offene Feindseligkeiten gegen Nordvietnam zu 
haben. 

Neulich freigegebene Tonbandaufzeichnungen des WeiBen 
Hauses aus jener Zeit legen nun nahe, dafi die US-Kriegs- 
schiffe niemals angegriffen wurden. Die Bander wurden 
jiingst von der Lyndon B. Johnson Bibliothek der Universitat 
Texas in Austin freigegeben, worunter sich auch 51 Tele- 
phongesprache vom 4. und 5. August befinden, in denen der 
Tonkin- Vorfall Gesprachsthema ist. 

Die freigegebenen Bander geben zwar keine letzte Klarheit 
tiber das, was damals im Golf von Tonkin tatsachlich passier- 
te, aber sie weisen zumindest daraufhin, dafi die Seemanner 
an Bord dieser Schiffe vorgaben bzw. selbst glaubten, in jener 
Konfliktregion angegriffen worden zu sein. So lautet eine der 



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Funkspriiche der Maddox: 

»Angriff durch Torpedoboote. Torpedos im Wasser. Feuern 

aufden Feind mit Hauptgeschiltzen. « 
Tatsachlich verfeuerte die Maddox in jener Nacht 249 12,7 
cm Geschosse, 123 7,6 cm Geschosse und vier oder fiinf 
Wasserbomben, so zumindest die Akten der US-Navy. 
Viele der in jener Nacht aufgezeichneten Gesprache fanden 
zwischen dem US-„Verteidigungs"-Minister Robert McNa- 
mara und Admiral Grant Sharp statt, dem damaligen Oberbe- 
fehlshaber der US-Pazifikflotte. McNamara versuchte, bei 
diesen Gesprachen (tatsachlich oder vorgeblich) herauszufin- 
den, was genau in Vietnam vor sich ging, da er Johnson fur 
dessen Fernsehansprache unterrichten muBte. 
Sharp lieB McNamara information" zukommen in der Hoff- 
nung, schon vor der Fernsehansprache des Prasidenten Luft- 
streitkrafte fur Gegenschlage aufsteigen lassen zu diirfen, of- 
fenbar um die Nation vor vollendete Tatsachen zu stellen: Am 
4.8.1964 sagte Sharp gegen Mittag: 

»Wenn die Jagd auf die Jungs freigegeben ist, was ich mal 

annehme, dann werden wir loslegen. « 
Spater dann, gegen zwei Uhr nachmittags, auBerte sich Sharp 
gegeniiber Generalleutnant David 
Burchinal der US-Luftwaffe beim 
Oberkommando der US-Armee zu- 
riickhaltender: 

»Viele der berichteten Kontakte 

und Torpedoangriffe scheinen 

zweifelhaft zu sein. « 
Er beschuldigte dafur »iibereifrige 
Sonarmanner« sowie »Schlecht- 
wetterreflexe auf dem Radar. « 
Burchinal frug daraufhin: 

»Sind sie sich sicher, dafi es ei- 

nen Torpedoangriff gab« 

»Daran gibt es keinen Zweifel, 

denke ich«, so Sharp. 
Um 20:39 Ostkiistenzeit frug 
McNamara, der Johnson fur die 
Fernsehansprache vorbereitete, 
Sharp, warum der Vergeltungs- 
Luftangriff aufgeschoben worden 
sei. Sharp wies auf schlechtes Wetter hin, woraufhin der er- 
regte McNamara antwortete: 

»Der Prasident mufi dem Volk eine Erklarung abgegeben, 

und ich halte ihn davon zuriick!« 
Eine halbe Stunde spater berichtet Sharp, der Angriff sei wei- 
tere 50 Minuten verschoben worden. 

»Oh mein Gott!« war daraufhin McNamaras Reaktion. Man 
erkennt daran, wie erpicht der Verteidigungsminister darauf 
war, das Land in den Krieg zu drangen und die Nation vor 
vollendete Tatsachen zu stellen. 

Erst kurz nach 1 1 Uhr nachts stieg das Vergeltungs- 
Geschwader vom Flugzeugtrager USS auf, woraufhin John- 
son seine bekannte Fernsehansprache machte, in der er ver- 
kiindete, die USA wiirden alles tun, um »Freiheit und Frieden 
in Siidostasien zu unterstiitzen.« 

Laut James Stockdale jedoch, einem Marineflieger, der als 
Reaktion auf die „Angriffe" auf die Maddox und Turner Joy 
aufstieg, ist das alles Unsinn. Stockdale wurde spater iiber 
Vietnam abgeschossen und verbrachte acht Jahre in nordviet- 
namesischen Kriegsgefangenenlagern. 1992 war er Ross 
Perots Kandidat als Vizeprasident bei dessen Wahlkampf um 



Der Vietnamkrieg kostete die USA mehr 

als 150 Mrd US-Dollar. Aber anstatt 

diesen militarischen Wahnsinn zu 

beenden, entschloR sich die US- 

Regierung Anfang der 70er Jahre statt 

dessen, das von Wernher von Braun 

initiierte bemannte Raumfahrtprogramm 

praktisch einzustellen, da es wegen 

seiner Kosten von mehreren zig Mrd. 

Dollar unter BeschuR geraten war. Von 

der technologischen 

Grundlagenforschung, die durch die 

Raumfahrt erforderlich gewordenen war 

(Mikroprozessoren, Robotik, 

Leichtbaumaterialien), profitieren die 

USA noch heute, von der Investition in 

den Vietnamkrieg aber ohne Zweifel 

nicht. 



die US-Prasidentschaft. In seinem 1 984 erschienenen Buh In 
Love and War (Harper & Row, New York) schrieb Stockdale: 
»Ich hatte den besten Sitzplatz in jenem Gebaude, um die- 
ses Ereignis anzuschauen, und unsere Zerstorer schossen 
blofi auf Phantomziele - da waren keine Torpedoboote. Da 
war nichts weiter als schwarzes Wasser und amerikanische 
Feuerkraft. « 
Der US-KongreB aber folgte Johnsons Ruf zu den Waffen 
und gab ihm einen Blankoscheck zur Fuhrung eines Krieges. 
Wahrend die US-Reaktion vom 4. August 1964 eher ein Feh- 
ler war als ein abgekartetes Spiel, so legen es zumindest die 
freigegebenen Bande nahe, so gibt es aber eine Fiille von Be- 
weisen, daB die USA 1964 nicht etwa ein unschuldiger Zu- 
schauer waren, sondern ein Provokateur. Schon Anfang 1 964 
hatte die Regierung Johnson verdeckte Land- und See- 
Operationen von US-Streitkraften genehmigt, den sogenann- 
ten Op Plan 34-A. 

Am Montag, dem 3. August 1964, einen Tag nach dem an- 
geblichen ersten Angriff auf die USS Maddox durch ein 
nordvietnamesisches Kanonenboot, sagte Prasident Johnson 
laut den Tonbandaufzeichnungen folgendes: 

»Es hat da einige verdeckte Ak- 
tionen in dieser [Tonkin] Ge- 
gend gegeben, die wir durchge- 
f'uhrt haben - ein paar Briicken, 
Strafien und ahnliche Dinge 
sprengen, und so fort. Ich kann 
mir also vorstellen sie [die 
Nordvietnamesen] wollten dem 
einen Riegel vorschieben.« 
Etwas spater am gleichen Tag be- 
schwerte sich Johnson iiber Hubert 
Humphrey, den er als seinen Vize- 
prasidentschaftskandidaten fur die 
Ende 1964 stattfindenden Prasi- 
dentschaftswahlen vorschlagen 
wollte: 
»Unser Freund Hubert zerstort 
sich mit seinem grofien Mund- 
werk gerade selbst. « 
Denn Humphrey hatte den Medien 
nach einer Geheimdienstsitzung mitgeteilt, amerikanische 
Kriegsschiffe wiirden im Golf von Tonkin verdeckte Opera- 
tionen durchfuhren - »genau das, was wir ja getan haben«, 
so Johnson. 

Bereits zwei Monate vor dem Tonkin-,, Vorfall" hatte der US- 
VizeauBenminister George Ball, der ein Mitglied jenes Komi- 
tees war, das die Operation 34-A iiberwachte, eine Resolution 
fur den KongreB vorbereitet, mit der »alle Mafinahmen, ein- 
schliefilich der Anwendung von Gewalt«, gutgeheiBen wur- 
den, um Siidvietnam und Laos zu verteidigen, also eine Spra- 
che, wie sie sich dann in der Tonkin-Resolution des US- 
Kongresses von Anfang August 1964 wiederfand. Am 24. 
Mai empfahl der US-Sicherheitsrat (National Security Coun- 
cil), diese Resolution erst nach der Annahme des neuen Biir- 
gerrechtsgesetzes einzubringen, was im Juli 1964 der Fall 
war. Die dann Anfang August vom KongreB angenommene 
Tonkin-Resolution war also mitnichten eine Reaktion auf den 
Tonkin-,, Vorfall". 

Laut McNamara in seinem 1 995 erschienen Schuldbekenntnis 
In Retrospect (Times Books, New York) soil Ball spater ge- 
sagt haben: 



342 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



»Viele jener Leute, die mit dem Krieg in Zusammenhang 

standen, suchten nach jedem beliebigen Vorwand, um 

Bomben zu schmeifien. « 

Laut der gleichen Quelle soil William Bundy, damals enger 

Berater Johnsons, aber gesagt haben, der Tonkin-,, Vorfall" 

sei nicht gestellt gewesen. 

Obwohl der angegebene Grund fur die Tonkin-Resolution 
unbekannt oder gar falsch war, passierte sie den KongreB am 
7. August 1964 einstimmig. Im US-Senat gab es nur zwei Ge- 
genstimmen. 

Professor Edwin Moise, Vietnam-Experte an der Clemson 
Universitat, halt die Tatsache, daB die US-Marine am Abend 
des 4. August nicht zu einem sofortigen Vergeltungsschlag 
bereit war, fur ein Indiz dafur, daB der Zwischenfall nicht er- 
funden war. Fur Professor David Crockett von der Trinity- 



Universitat war der Tonkin-Zwischenfall ein Unfall. Das ei- 
gentliche Problem habe darin gelegen, daB sowohl der Kon- 
greB als auch der Senat Johnson ohne jeden Widerstand eine 
Blankovollmacht fur einen Krieg gaben. 
Es war daher blanker Zynismus, daB Johnson seinen republi- 
kanischen Widersacher Goldwater wahrend des Prasident- 
schaftswahlkampfes von 1964 als Kriegstreiber bezeichnete. 
Johnson versprach damals auch - entgegen den Tatsachen -, 
er wurde keine US-Soldaten in den asiatischen Krieg schik- 
ken. An derartige Liigen von US-Prasidenten ist man ja schon 
gewohnt. 

Quelle: http://news.mysanantonio.com/story.cfm?xla=saen&xlb=190&xlc= 
775859&xld=190 



Aus den Akten des Frankfurter Auschwitz-Prozesses 

Von Germar Rudolf 



Wie es anfing... 

Am 1.3.1958 erstattete der im Gefangnis Bruchsal einsitzende 
Adolf Rogner eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft 
Stuttgart gegen einen Oberscharfuhrer Wilhelm Boger, dem 
er MiBhandlung und Massenmord an verschiedenen Haftlin- 
gen im Konzentrationslager Auschwitz vorwarf. In seiner An- 
zeige wies er darauf hin, daB nicht nur er Zeugen und andere 
Beweismittel benennen konne: 



16 Jo 1273/58 



Hohenaeperg, den 6.5*1958 



Baricht Uber die Vernehmung des Strafgefangenen 
Adolf HSgner 



Rogner machte zunachat den indruek einea ruhigen, sachlich denken- 
den Mannas. Daa anderte sieii jedoch schlagartig, als seiner wieder- 
holt geauGerten Bitte, ihn Lichtbilder des Beschuldigten zu zeigen, 
nicht entsprochen werden konr.te. Auf die AuSerung des Unterzeichneten 
die Vorlage eines Lichtbildes werde im gegenwartigen Stadium dea 
Ermittlwngsverfahrena noch nicht fur erforderlich erachtet; Bogner 
mdge sich stattdeasen bemuhen, eine mbglichst genaue Beschreibung 
der Person dea Beschuldigten, seiner T&tigkeit und seines straf- 
baren Verfealtens zu geben, zeigte er sich stark gekrfinkt. Er reagiert 
darauf _in einer eigenartigen Weisej zunachst blieb er verstockt, 
gab nur kurze, sum Teil unvol-standige Antworten; als dann welter 
in ihn gedrungen wurde, .wechselte er in immer starker weruender 
Erregung das Thema, indem er plbtzlich von unhaltbaren und 
menschenunwurdigen Zustanden in den Strafanstelten sprach, die 
Beamten, .insbesondere die Arzte, besehiopfte und sie bezichtigte, 
ihn zu miuhandeln. Das geachehe, um ihn mundtot zu machen. deahalb 
lesse man ihn dahinsiechen. In seine Beschuldigungen bezog er 
auch die Staatsanwaltschaft ein: bei ihr herrsche derselbe Geist 
wie in den S:rafanstaltenj sie wende Gestapo- und Kz-Methoden an 
und laese ihn nicht zu Worte kommen, weil sie mit den Leuten sym- 
pathisiere, uber die er eine Kenge zu sagen wisse. 
Hach dieeen Excessen konnte Rdgner nur miihsam zum Thema zuriick- 
gefuhrt werden. Er liefl sich grollend auf die an ihr. gerichteten 
Pragen ein, wobel er mehrmals damit drohte, die 3ehandlur.gsweise 
der 3eh0rden in der Bundesrepublik an geeigneter i:telle anzuprangern. 
In dieaea Zusammenhang nannte er sich einer. Mann, der seit jeher 
der KPD angehort habe hnd ihr auch stets angehdren werde. 

Bemerkenewert war seine genaue Kenntnia einzelner Vorgange und Ort- . 
lichkeiten, die er mit minuticiwer Geneuigkeit zu beschreiben ver- 
mochte. Auf Anhieb nannte er die zumeist vier- und fiinf stelligen 
Lagernummern der von ihm erwahnten Mi tgefanrenen. Die dem Protokoli 
beigeftigten oklzzen fertigte er, ohne dab er hierzu einer 'Jberlegung 
bedurfte. Ganz im Gegeneatz dozu stehtjeein iiestreben, sich auf keine 
Zeit feetzulegen. Die hierauf bezoger.en Prager. beantwortete er in 
fast alien Fallen negativ. Seine umf nngreicher. und detaillierten 
1 Kenntnlnae uber die Vorgange i- Konzentrniioi.slager Auscnwitz 
' erklaren aich moglicherweiue aua der . .-ile'.iohe, JaU er - wie durch 
den AnataltsvorBtand in Krfahrung gebrnctit werden konnte - hieruter 
erhebliches Material In lianden lint, mit den er sich »nhrend seiner 
Strafhaft unablKeaig beechuf tigt. V.r trnchte zur Vernehmunr mehrere 
■Aktenbande und zshlrelche Fotogrctf icn, lie rich nuf dea Ko::Z.ntra- 
ItionBlager Auachwitz bezogen, nit, in die jedoch kein ainblick 
genommen wurde, um die Vernehnung nicht utter Jcbiilir auazudehnen, 
insbesondere auch um uaa Zeugen bei nelnen Auflrager. a.opliehot auf 
dae zu verwel3en, wua er uue eigener .lieaeriaci.af t bekunden kann. 
.'.ach iltteliung der Anatal tevorf tar.ueii i'.a.rte Wo. n-T eine ..nr.ntil 
BUcher liter krlegnverbreeherpror.earr und Krlebn:; re in dew Konzentro 
tlonulagern mit eieh, die i hrr. rehl i.-e i ; eh nlel.l lander xur k'erfti- 



»[...] zugleich stellt das Internationale Auschwitz Komitee, 

Wien X, Weigandhof 5, sowie der Zentralrat der deutschen 

Juden Diisseldorf-Benrath, sicherlich auch samtliches Be- 

weismaterial zur Verfugung, nachdem [unleserlich] d. K-Z 

Museum Auschwitz ganze Bande u. Unterlagen hat, Direk- 

tor ist d. ehem. poln. KZ-Kamerad Franz Pargosch, v. Au- 

schwitz-Komitee Wien, ist Hermann Langbein d. geschafts- 

fuhrende Mann auch ein ehem. KZ-M.« (S. 2*) 

In einem Aktenvermerk vom 13.5.58 bezeichnet der mit der 

Sache in Stuttgart befaBte Staatsanwalt Weber den Anzeige- 

erstatter Rogner als »geltungssuchtigen Psychopat [sic].« (S. 7) 

In seinem »Bericht uber die Vernehmung des Strafgefange- 

nen Adolf R6gner« vom 6.5.1958 schreibt Gerichts-Referen- 

dar Wasserloos: 

»Bericht uber die Vernehmung des Strafgefangenen 
Adolf Rogner 

Rogner machte zunachst den Eindruck eines ruhigen, sach- 
lich denkenden Mannes. Das anderte sich jedoch schlagar- 
tig, als seiner wiederholt geaufierten Bitte, ihm Lichtbilder 



T 



! gung geatellt wurden. weil oich Anzei C en KSgners ge,'en AnrehSrUfr 
der ehemalicen S3 in einem solchen ICalie hapten, daC angenommen 
werden muQte, Rogner beziehe aein Wissen cus seiner Le/ture. 
gebe es aber dann bei den tftrui'verf olgun^abehurden als eirene 
hrkenntniaae an. rtie weiterhin in trl'ahrunt: eebrac-ht wurde 
unterhalt Rqgner einen re^en Schrif tverkehr mit dem Internatio- 
nalen Auschwitz-Koraitee in -Vien. i-,s kon-.te allerdines nicht 
featgestellt werden, ob er von dirt rfe t :elniaQi e Materiel bezieht. 

finem neutrairuTs verfaiitL-n .:cj.r.-iotn an das Jundeaverf assunes - 
gericht beschwert, ab C ner aich uber aie Unsohrankung seiner 
Korrespondenz nit dem ..uschwitz-Koiiiiteti. 



i'.t-'watiri aer Unterzeichnete den i_indruck, 
a fraehten darauf ausgeht, durch sein 
iches ..'issen die Jtraf verf olgur.£sbehb'rd..r 



Aus dem V'erhaittn iiogner 
dais sein ganzes Sinner, u: 
vermeintlicnea oder w:rk 

zu beschUf ti(-en. hei jioaem :rei;treben scheint er 3ei'riedigu-r zu 
finden. Er erklarte wiederholt, er aei Kronzeu^e in zahlreioher. 
kiinftigen ^traf prozes^en. Dos .'undeskrirrinalamt sciienke ihn: 
besonaere Beocntunc; ier «. oerstaatsanwalt von -aldshut ^ei 
selbst zu ihn gekomsen, ca er ir. nUc.iJter Zeit els hronzeu£e tierx 
in eineni dort ani:iin,-i,;er. Verl'rih.-en .erer, n.ehrere ,:~-,..n £ -e!- crir-s 
auttreten werde. 'nsbe;-c:uere v.;:r*.r: <=s ;iLer ^ie f . i, tr.den Ir--" 
kiarun c .en f iie ::ie , s nuicht U-a V:; •--■rzeichr.eten oeirrundeten : 
R-. t :r.er er^.Jerte 6 y:' :.f „r:..a:.r.ar.*-. ^i^h Jtr ..rihr....:i 7... ■ — 



reiirbei^e-.. nor'.I'i eh l^. : -:c er: 
daB d u r f h me i n e A u s s ?: c.e ?" h c - 
lsti! 

Die iins'-^llur.,- lei- Zt-j.-cr., : 
tnt3cricht dur^houL' re;r.er. Jhrs 
frezd. Tie zinlloaen ,uercien, 
A n ~. e i £ e n , r. i * d e r. e :. ]\ J ,• r. o r Vol 
den in letzter Zeit ivach&Tiir 



r.:r schor. flsuber., 
hinrerichtet werden 

Aujerur.j- erhell z , 
ii't nicht persb'nlictiltei 
hen unsachlichen 

ur.d Verfolgungsbehor- 

-. dies deutlich. 



<?~ 



.h-e-f 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



343 



des Beschuldigten zu zeigen, nicht entsprochen werden 
konnte. Auf die Aufierung des Unterzeichneten die Vorlage 
eines Lichtbildes werde im gegenwdrtigen Stadium des 
Ermittlungsverfahrens noch nicht fur erf or derlich erachtet; 
Rogner moge sich stattdessen bemiihen, eine moglichst ge- 
naue Beschreibung der Person des Beschuldigten, seiner 
Tdtigkeit und seines strqfbaren Verhaltens zu geben, zeigte 
er sich stark gekrankt. Er reagiert darauf in einer eigenar- 
tigen Weise: zundchst blieb er verstockt, gab nur kurze, 
zum Teil unvollstandige Antworten; als dann weiter in ihn 
gedrungen wurde, wechselte er in immer starker werdender 
Erregung das Thema, indent er plotzlich von unhaltbaren 
und menschenunwurdigen Zustanden in den Strafanstalten 
sprach, die Beamten, insbesondere die Arzte, beschimpfte 
und sie bezichtigte, ihn zu mifihandeln. Das geschehe, um 
ihn mundtot zu machen, deshalb lasse man ihn dahinsie- 
chen. In seine Beschuldigungen bezog er auch die Staats- 
anwaltschafi ein: bei ihr herrsche derselbe Geist wie in den 
Strafanstalten; sie wende Gestapo- und Kz-Methoden an 
und lasse ihn nicht zu Wort kommen, well sie mit den Leu- 
ten sympathisiere, iiber die er eine Menge zu sagen wisse. 
Nach diesen Excessen [sic] konnte Rogner nur miihsam zum 
Thema zuruckgefuhrt werden. Er liefi sich grollend auf die 
an ihn gerichteten Fragen ein, wobei er mehrmals damit 
drohte, die Behandlungsweise der Behorden in der Bundes- 
republik an geeigneter Stelle anzuprangern. In diesem Zu- 
sammenhang nannte er sich einen Mann, der seit jeher der 
KPD angehort habe und ihr auch stets angehoren werde. 
Bemerkenswert war seine genaue Kenntnis einzelner Vor- 
gdnge und Ortlichkeiten, die er mit minutioser Genauigkeit 
zu beschreiben vermochte. Auf Anhieb nannte er die zu- 
meist vier- und funfstelligen Lagernummern der von ihm 
erwahnten Mitgefangenen. Die dem Protokoll beigefugten 
Skizzen fertigte er, ohne dafi er hierzu einer Uberlegung 
bedurfte. Ganz im Gegensatz dazu steht sein Bestreben, 



Comitt International d'Auichwit 







Wien, den 9. Mai X958 
An die 
Staafcsanwaltschaft i 

S t u t t c a r 




&*■ 



petrirrt; SS-Oberc-':ari:Uiirer Bo^-er 



Uns wurao fcitteteii/, daas bei ltmen ein Verfvj,^ 
segen yB-0ber:icr.ari'Uhr9r Boger lauf t. 
Soger war s<\i-.ei\:c;t bei der ^olicischen Abteilunr 
ia Konze::".: -.jr. ..la,:or Auschwitz tat i^ und hat dort 
eine FUilc .. ..■ :'^Lcr Vorbrechen begani-en. Er ist 
von einen ?r ..-■■. ^v: vor. Dachau nach p-Dlen ccf lohen 
und hielt sic!: seitde:- v-rsteckt. 

'.Tir ersuchen u:: "ichricnt, ob die uns zugeE^nrene 
aitttilu:^ 3-oT tichtiKiceit beruht. Wir sir.d in der 

/jnd leweisnateriiil 
3oeer£ zur Verf'-cur.jr 



m. 

"iff****. 






A. 



:eichnet nit dea Aus- 

Slicher Hoa h .achtunc 

is Internationale 
witi - Koraitee: 



/ 



/?// sl*^^ 




Adolf Rogner, vom kommunistisch gelenkten Auschwitz- 
Komitee Jnstruiert" 



sich aufkeine Zeit festzulegen. Die hierauf bezogenen Fra- 
gen beantwortete er in fast alien Fallen negativ. Seine um- 
fangreichen und detaillierten Kenntnisse iiber die Vorgan- 
ge im Konzentrations lager Auschwitz erklaren sich mogli- 
cherweise aus der Tatsache, dafi er - wie durch den An- 
staltsvorstand in Erfahrung gebracht werden konnte - hier- 
ilber erhebliches Material in Handen hat, mit dem er sich 
wahrend seiner Strafhaft unabldssig beschaftigt. Er brach- 
te zur Vernehmung mehrere Aktenbande und zahlreiche 
Fotografien, die sich auf das Konzentrations lager Au- 
schwitz beziehen, mit, in die jedoch kein Einblick genom- 
men wurde, um die Vernehmung nicht iiber Gebtihr auszu- 
dehnen, insbesondere auch um den Zeugen bei seinen Aus- 
sagen moglichst auf das zu verweisen, was er aus eigener 
Wissenschaft bekunden kann. Nach Mitteilung des An- 
staltsvorstandes fuhrte Rogner eine Anzahl Biicher iiber 
Kriegsverbrecherprozesse und Erlebnisse in den Konzen- 
trations lagern mit sich, die ihm schliefilich nicht langer zur 
Verfugung gestellt wurden, weil sich Anzeigen Rogners ge- 
gen Angehorige der ehemaligen SS in einem solchen Mafie 
hduften, dafi angenommen werden mufite, Rogner beziehe 
sein Wissen aus seiner Lektilre, gebe es aber dann bei den 
Strafverfolgungsbehorden als eigene Erkenntnisse an. Wie 
weiterhin in Erfahrung gebracht wurde, unterhalt Rogner 
einen regen Schriftverkehr mit dem Internationalen Au- 
schwitz-Komitee in Wien. Es konnte allerdings nicht festge- 
stellt werden, ob er von dort regelmdfiig Material bezieht. 
In einem neuerdings verfafiten Schreiben an das Bundes- 
verfassungsgericht beschwert Rogner sich iiber die Ein- 
schrdnkung seiner Korrespondenz mit dem Auschwitz- 
Komitee. 

Aus dem Verhalten Rogners gewann der Unterzeichnete 
den Eindruck, dafi sein ganzes Sinnen und Trachten darauf 
ausgeht, durch sein vermeintliches oder wirkliches Wissen 
die Strafverfolgungsbehorden zu beschdftigen. Bei diesem 
Bestreben scheint er Befriedigung zu finden. Er erklarte 
wiederholt, er sei Kronzeuge in zahlreichen kunftigen 
Strafprozessen. Das Bundeskriminalamt schenke ihm be- 
sondere Beachtung; der Oberstaatsanwalt von Waldshut 
sei selbst zu ihm gekommen, da er in nachster Zeit als 
Kronzeuge in einem dort anhangigen Verfahren gegen 
mehrere SS-Angehorige auftreten werde. Insbesondere 
war es aber die folgende Erkldrung, die die Ansicht des 
Unterzeichneten begriindet: Rogner erwiderte auf die Er- 
mahnung, sich der Wahrheit zu befleifiigen, er habe diese 
Ermahnung nicht notig. Dazu sei er in diesen Dingen viel 
zu sehr erfahren. Er habe sechs Jahre bei der amerikani- 
schen Militarpolizei erfolgreich als ,,Identifizierer" gear- 
beitet. Wortlich sagte er: „Sie konnen mir schon glauben, 
dafi durch meine Aussage schon mancher Nazi hingerich- 
tet worden ist. " 

Die Einstellung des Zeugen, die aus dieser Aufierung er- 

hellt, entspricht durchaus seinem Charakter. Sie ist nicht 

personlichkeitsfremd. Die zahllosen Querelen, die vielfa- 

chen unsachlichen Anzeigen, mit denen Rogner Vollstrek- 

kungs- und Verfolgungsbehorden in letzter Zeit beschaftigt 

hat, zeigen dies deutlich.« (S. 8f.) 

Am 9.5.1958 erhielt die mit dieser Sache betraute Staatsan- 

waltschaft Stuttgart ein Schreiben des Comite International 

d'Auschwitz aus Wien, unterzeichnet von dessen Vorsitzen- 

den Hermann Langbein, mit dem Angebot, in der Ermitt- 

lungssache Bogner Beweismaterial zur Verfugung zu stellen. 



344 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



Neben dem Einleitungssatz Langbeins »Uns wurde mitgeteilt, 
dass bei Ihnen ein Verfahren gegen SS-Oberscharfiihrer Bo- 
ger lauft« notierte einer der mit dem Fall befaBten Beamten 
handschriftlich: »Rogner!« (S. 22a.). Offenbar wuBte man in 
Stuttgart sofort, daB Rogner Langbein von seiner Strafanzeige 
und der sich daran anschlieBenden Vernehmung durch Was- 
serloos informiert hatte. Langbein selbst hat dies spater zuge- 
geben (Der Auschwitz-Prozefi, Europaische Verlagsanstalt, 
Frankfurt/Main 1965, Band 1, Seite 2 If.) 
Weitere Schreiben Langbeins erfolgten am 29.5. und 9. & 
27.7.1958 (S. 31, 34, 36f), in denen er forderte, erst musse 
Bogner verhaftet werden, bevor sein Komitee Zeugen benen- 
nen und Beweise vorlegen werde. 

Mit Schreiben vom 8.5.1958 informierte die Landesstrafan- 
stalt Bruchsal die StA Stuttgart, daB gegen Rogner ein Ver- 
fahren wegen falscher uneidlicher Aussage und Meineids an- 
hanig sei, begangen wahrend eines KZ-Prozesses in Miin- 
chen. (S. 23) 

Mit Schreiben vom 9. 4.1958 berichtet die Landesstrafanstalt 
Bruchsal der Oberstaatsanwaltschaft Miinchen I iiber den 
Haftling Rogner wie folgt: (S. 24-26) 

a) Rogner verbiiBte eine Freiheitsstrafe wegen zweifachen Be- 
trugs und versuchten Betrugs; 

b) er war wegen krimineller Delikte in Dritten Reich in Haft, 
verbiiBt zum Teil in KL-Lagern; 

c) er erhebt »zahlreiche, unbegrundete Beschwerden« gegen 
Behorden, ist »querulatorisch veranlagt«, ist »ostlich einge- 
stellt« und will nach seiner Haftentlassung nach Polen aus- 
wandern, sieht sich als »Kronzeuge in einer Reihe gr. KZ 
Prozesse«; 

d) er lehnte sich gegen Anstaltsordnungen auf, forderte stets 
Ausnahmen fur sich, versucht seine gewonnenen Kenntnisse 
iiber KLs fur Hafterleichterungen einzusetzen, und verfolgt 
»undurchsichtige Ziele«. 

Am 14.8.1958 schreibt StA Schabel an den baden-wurttem- 

bergischen Justizminister mit Bezug auf die Abschrift des Ur- 

teils des LG Miinchen 1: (S. 39) 

»aus der sich ergibt, dass Rogner als Belastungszeuge 

in Verfahren gegen KZ-Personal offensichtlich Ltigen aus 

Hass und Rachsucht vorgetragen hat. 

Rogner ist deshalb - wenn auch noch nicht rechtskrdftig - 
wegen falscher Anschuldigung, uneidlicher Falschaussage 
und Meineid zu einer Zuchthausstrafe von 3 Jahren und 6 
Monaten verurteilt worden. [...] Zugleich wurde Rogner 
fur dauernd die Fahigkeit aberkannt, als Zeuge oder Sach- 
verstandiger eidlich vernommen zu werden. « 

Zur Aussage Rogners 

Wahrend seiner Vernehmung beantwortete Rogner die mei- 
sten Fragen mit »Weifi ich nicht«. Er konnte weder den be- 
schuldigten Boger beschreiben noch irgendwelche Angaben 
iiber Zeiten oder andere Umstande angeblich beobachteter 
Taten bzw. Vorgange machen. Seine exakten Angaben zu 
Zeugen und anderen angeblichen Tatern, inklusive deren 
Haftlingsnummern, sind nur dadurch zu erklaren, daB er mit 
„Informationen" gefiittert wurde. fiber eine Selektion in Au- 
schwitz berichtet er folgendes: 
»Fr.: Woran erkannten Sie die Juden? 
Antw.: An den weifien Schildern, die sie an der Brust tru- 
gen. Von den SS-Leuten wurden zunachst die 
Kleinstkinder aus dem Guterwagen geholt. Sie wur- 
den auf einen Haufen geworfen. Von dort wurden 

VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



sie sofort mit 2 LKW abtransportiert und vergast. 
Dann holte man die grofieren Kinder heraus und 
sortierte sie nach Jungen und Madchen. Dann ka- 
men die Frauen heraus, die in zwei Gruppen einge- 
teilt wurden. Die eine Gruppe ging ins Lager, die 
andere wurde zu den Krematorien gebracht. 
Schliefilich holte man die Manner heraus, auch sie 
wurden ahnlich wie die Frauen in 2 Gruppen aufge- 
teilt.«(S. 12) 
Wenn die ankommenden Juden iiberhaupt gekennzeichnet 
waren, dann mit gelben Sternen, aber bestimmt nicht mit wei- 
Ben Schildern. Seine Schilderung der angeblichen beobachte- 
ten Selektion ist auch reiner Unsinn: die ankommenden 
Transporte wurden immer komplett ausgeladen - das Ausla- 
den bestimmter Altersgruppen und Geschlechter ware auch 
organisatorisch unmoglich gewesen. Aussortiert wurden 
schlieBlich alle Haftlinge zur gleichen Zeit, nicht eine Gruppe 
nach der anderen. »Kleinstkinder [...] wurden auf einen Hau- 
fen geworfen« Solch einen Humbug hat die Welt zuvor noch 
nicht gehort! Schon diese Passage zeigt, das der Berufsliigner 
Rogner auch hier log, daB sich die Balken bogen! 



-9972 
444 



16 J. *|j*5ft'™t -in:. 



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14.8.1958 , 
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Harm Oeneraletnateanwalt 
bei dem OberlarMeegerlcht 
Stuttgart 



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JuBtizminiateriuB 



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Badtn-VUk-ttemberg 
Stutttart-3 
5chlllairF latz 4 



tab. 19. 12.19o6 



Eatr.i Anzalgan gegen *llheln Boger 
wohnhaft Heomln<;en Kra. Laonberg 
hlen Schreiben dee Generaleekretaxlate deo 

Internet. AuBecliwlti-Koolteee vom 9.7.1958 

Bttugi Krlaae vom 16.7.1958 14o2 E - 393/58 und 

Vorbericht vom 28.7.1958 
Anl.i 1 Brtellaabacbxlft i/ 



Im Machgang zu melnea Berlcht vom 28.7.1958 lege icn 
eine ln«lecben hior elngalangte Abeohrlft deB Urtella 
der 5. Straflcamoor dee LandgorlohtB Munchen I von 15.7.58 
vor, ouo der elch ergibt, daae R g n e r nlo Be- 
laatungeceuge In Verfahren gegen KZ-P«reonal oflonalcht- 
liche IXgen ;.ub Haeo und Racheuoht vorgetragen hat. 
ROgner let deahalb -wenn nuch nooh nloht rechtekrultlg- 
vegen falecher Anechuldlgung, uneidlicher ralacbuuBaage 
und Velnelde zu einer Zuohthaueetrafe von 3 Jtihron und 
6 Uonaten verurteilt worden. Aue «elteren Vorrtrnfen 



j\V 



bildete daa Oerloht eine Oeaaatiuohthauastraf* 
tod 3 Jahren* Ztiglelob wurde ROgner ftir leue^fil ' 
4te /ahigkelt aberkannt. ale Zeutfe Oder Saeh?er- 
iftndlger eldlioh vernooaen iu werden. 



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gez. Schabel 



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Adolf Rogner: meinediger Lugner, mchsuchtiger Denunziant 

345 



Weise Einsicht 

Mit nichts weiter in der Hand als den Ausfuhrungen von 
Bernd Naumann in dessen Buch Auschwitz (Athenaum, 
Frankfurt/Main 1968) und den Selbstzeugnissen von Her- 
mann Langbein schrieb Dr. Wilhelm Staglich schon 1979 in 
seinem Auschwitz Mythos (Grabert, Tubingen, S. 297): 
»Der [...] Auschwitz-Prozefi entwickelte sich aus einer fast 
banal zu nennenden Episode. Am 1. Marz 1958 erstattete 
ein ehemaliger Auschwitz-Haftling namens Adolf Rogner, 
der damals in der Strafanstalt Bruchsal einsafi, Strafanzei- 
ge gegen den fruheren SS-Oberscharfuhrer Wilhelm Boger 
wegen angeblich im KL Auschwitz begangener Verbrechen 
gegen die Menschlichkeit. [...] Langbein [...] bemerkt le- 
diglich, der Auschwitz-Prozefi sei also nur ,,durch einen 
Zufall ausgelost " worden. 

[...] es gibt Anhaltspunkte dafiir, dafi gewisse Mdchte im 
Hintergrund, die aus verschiedenen Griinden ein erhebli- 
ches Interesse an einer andauernden und moglichst sogar 



noch erweiterten Verfolgung sog. NS-Gewaltverbrechen 
hatten, Rogner als ehemaligen Auschwitz-Haftling zu sei- 
ner Anzeige veranlafiten.« 
AnschlieBend diskutiert Staglich Passagen aus Rogners An- 
zeige, die er als Indizien wertet, dafi Rogner von Langbeins 
Organisation benutzt worden ist. Konnte man Staglich bis 
heute noch vorwerfen, er habe wild spekuliert, so belegen die 
Ermittlungsakten, daB er nicht nur Recht hatte, sondern dafi 
die ganze Angelegenheit noch weitaus schlimmer ist: Rogner 
war Kommunist, Berufsdenunziant, geltungssuchtiger Psy- 
chopath, meineidiger Liigner, Betriiger, sah sich als „Nazi- 
Jager" und war vom Auschwitz-Komitee mit Literatur und In- 
formationen abgerichtet und zur Anzeige aufgestachelt wor- 
den. 



Samtliche Seitenangaben beziehen sich auf: Staatsanwaltschaft beim LG 
Frankfurt (Main), Strafsache beim Schwurgericht Frankfurt (Main) gegen 
Baer und Andere wegen Mordes, Az. 4 Js 444/59, Band I 



Bucherschau 

Pearl Harbor: Fall abgeschlossen? 

Von Theodor O 'Keefe 



Robert B. Stinnett, Day of Deceit: The Truth about FDR 
and Pearl Harbor, Simon and Schuster, Touchstone, New 
York 2000, 399 S. Pb., $16,00. 

Michael V. Gannon, Pearl Harbor Betrayed: The True Sto- 
ry of a Man and a Nation under Attack, Henryk Holt, New 
York 2001, 340 S. geb., $27,50. 

Der sechzigste Jahrestag dessen, was President Franklin D. 
Roosevelt als »ein Datum, das in Infamie weiterleben wird« 
bezeichnet hat (und wer ware zu einem solchen Urteil befug- 
ter gewesen als er?), ist nun verstrichen, doch will die Kon- 
troverse um Pearl Harbor nicht abflauen. Auf keinem anderen 
Gebiet des Zweiten Weltkriegs haben Revisionisten einen 
breiten Teil der Offentlichkeit dermaBen erfolgreich davon zu 
iiberzeugen vermocht, dafi die offizielle Version nicht stimmt: 
Die Verantwortung fur den verheerenden japanischen Angriff 
lag bei President Franklin Roosevelt und nicht bei den ortli- 
chen Kommandanten, General Walter Short und Admiral 
Husband Kimmel. 

In zwei unlangst erschienenen Biichern wird die Meinung ver- 
fochten, insbesondere Admiral Kimmel sei von seinen Vorge- 
setzten bitteres Unrecht angetan worden, nicht nur nach dem 
7. Dezember 1941, sondern auch in den Wochen und Mona- 
ten zuvor. Das eine der beiden Werke, Robert Stinnets Day of 
Deceit, ist radikal revisionistisch und erhebt den Anspruch, 
zahlreiche neue Beweise fur eine Verschworung zu erbringen, 
an welcher neben vielen anderen Personen und Instanzen der 
President, das Kriegs- und das Marineministerium, der Ar- 
meestabschef sowie der Chef der Marineoperationen beteiligt 
gewesen sein sollen. Das zweite Buch, Michael Gannors 
Pearl Harbor Betrayed, spricht nicht ausdriicklich von einer 



Verschworung und hat auch nichts Gravierendes an der ame- 
rikanischen Konfrontationspolitik gegeniiber Japan in den 
Jahren vor dem Angriff auszusetzen. Es mag ja seltsam er- 
scheinen, doch dem Rezensenten gefallt das zweite Werk bes- 
ser. 

Stinnett hat sich viele Jahre lang mit der Frage beschaftigt, ob 
amerikanische Fiihrer - zivile und militarische - im voraus 
iiber den japanischen Uberfall auf die Armee- und Flotten- 
stiitzpunkte der Vereinigten Staaten auf Oahu Bescheid wuB- 
ten. Sein Uberblick iiber die von Diplomatenseite stammen- 
den Belege bestatigt lediglich, was Charles Beard, George 
Morgenstern, Harry Elmer Barnes, Charles Callan Tansill, 
Percy Greaves, James Martin sowie andere Revisionisten be- 
reits hieb- und stichfest nachgewiesen hatten: Roosevelt, Au- 
Benminister Cordell Hull und Kriegsminister Henry Stimson 
wollten und provozierten den Krieg mit Japan und waren mit 
Sicherheit dariiber informiert, daB Japan in der Zeit um die 
dann erfolgten Angriffen vom 7. Dezember 1941 herum in 
den Krieg ziehen wiirde. 

Stinnetts Versuche, nachzuweisen, dafi die zivile und militari- 
sche Fiihrung der USA dank der Entzifferung des japanischen 
Marinecodes iiber die Plane zum Uberfall auf Pearl Harbor 
unterrichtet war oder hatte sein miissen, fallt weniger iiber- 
zeugend aus. Seine Argumentation fuBt in betrachtlichem 
Umfang auf einer groBeren Anzahl von Funkspriichen japani- 
scher Schiffe und Schiffseinheiten, die Stinnett dank bemer- 
kenswerter FleiBarbeit und der Freigabe neuen Materials un- 
ter dem Freedom of Information Act erstmals der Offentlich- 
keit bekanntgemacht hat. Freilich ist es fur einen Laien 
schwierig, die Bedeutung dieser Dokumente zu beurteilen, 
denn Stinnett versaumt es oft, dem Leser entscheidende Ein- 



346 



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zelheiten mitzuteilen, beispielsweise an 
wen die Meldungen gerichtet waren und 
wann sie gelesen wurden. Viele der ja- 
panischen Funkspriiche aus der Zeit vor 
Pearl Harbor wurden namlich erst nach 
dem Krieg ausgewertet. 
Eine zentrale Behauptung von Day of 
Deceit besteht darin, amerikanische 
Kodebrecher hatten den wichtigsten 
Operationscode der japanischen Flotte 
(von den Codebrechern wegen seiner 
flinfstelligen Zahlengruppen als „5- 
Num-Code" bezeichnet) lange vor dem 
von den meisten Historikern anerkann- 
ten Datum von Pearl Harbor geknackt. 
Auf S. 71 schreibt Stinnett, nicht nur die 
Amerikaner, sondern auch die Briten, 
die Hollander sowie die nationalchine- 
sische Regierung Tschiang Kai 
Tschecks hatten schon im Herbst 1941 
das Ratsel des 5-Num Code gelost. 
Doch erwahnt er auf derselben Seite 
noch drei andere Codes, so daB der Le- 
ser bis auf S. 23 zuriickgehen muB, um zu entdecken, daB 
y>die Entdeckung [des 5-Num Codes seitens der USA] vor 
dem April 1941 erfolgt war.«. 

Was versteht Stinnett unter „Entdeckung"? An vielen Stellen 
deutet er an, der Code sei an dem von ihm genannten Datum 
vollstandig geknackt und lesbar gewesen, und ein unaufmerk- 
samer Leser der Seiten 73-81, jenem Abschnitt von Day of 
Deceit, wo er am ausfuhrlichsten auf die Entzifferung des 5- 
Num Code eingeht, wird wahrscheinlich davon ausgehen, daB 
dies der Fall war. Doch liefert Stinnett nur magere Hinweise 
darauf, wieviel von diesem entscheidend wichtigen japani- 
schen Flottencode, dessen Entzifferung der Schliissel fur die 
erstaunlichen amerikanischen Siege bei Midway im Juni 1 942 
war, vor Pearl Harbor verstanden werden konnte. Seine Ge- 
wohnheit, Tatsachen unter einer apodiktischen Behauptung 
zusammenzufassen, die sich nicht auf alle Tatsachen bezieht, 
kann nicht dariiber hinwegtauschen, daB das, was er auf S. 73 
»ein Beispiel der Dechiffrierung von 
Num-5 und SM« (ship movement, 
Schiffsbewegung) nennt, sich als bloBes 
Beispiel fur die Entzifferung eines 
Schiffsbewegungscodes entpuppt. Stin- 
nett hatte seinen Lesern eine Menge 
Verwirrung und Frustration ersparen 
konnen, hatte er eine - am Ende einer 
langen FuBnote versteckte - Aussage 
sichtbarer hervorgehoben, bei der es 
sich anscheinend um seine klarste und 
unzweideutigste Stellungnahme in die- 
ser Frage handelt: 

»Der Verfasser hat keine sicheren 

Unterlagen dariiber entdeckt, wieviel 

vom 5-Num Text 1941 von Flotten- 

kryptographen entziffert, iibersetzt 

und gelesen werden konnte. « (S. 334, 

FuBnote 18) 
Stinnett macht die Dinge fur seine Leser 
durch seine oft wirren Darstellungen 
nicht leichter. Obgleich Journalist im 





Ruhestand, neigt er dazu, seine Ge- 
schichte unnotig kompliziert zu erzah- 
len. Seine Darlegungen sind vor allem 
in den ersten paar Kapiteln schwerfallig 
und bisweilen geradezu alptraumhaft, 
denn er hiipft thematisch und chronolo- 
gisch wild hin und her. Ob dieser Man- 
gel an Systematik nun auf eine Verwir- 
rungstaktik des Autors oder auf unacht- 
sames Lektorieren zuruckzufuhren ist, 
sei dahingestellt, doch jedenfalls er- 
schwert es dem Leser die Konzentration 
auf die Fakten ungemein. Das endlose 
Hin- und Herspringen macht standige 
Wiederholungen notig, was den FluB 
der Argumentation zusatzlich stort. 
Nicht minder argerlich ist, daB der Ver- 
fasser die von ihm aufgebaute Span- 
nung selbst zerstort: Day of Deceit be- 
ginnt mit einer aufregenden Schilde- 
rung, wie Edward R. Murrows Behaup- 
tung, er habe bei seinem Treffen mit 
FDR am Abend des 7. Dezember die 
groBte Nachrichtengeschichte seines Lebens mitbekommen, 
die sich in nichts auflost: 
»Am Ende blieb Murrows Geschichte ungeschrieben und 
ungesendet.« 
Stinnett macht viel Aufhebens um ein Memorandum, das er in 
den National Archives gefunden hat und das seiner Meinung 
nach die US-Politik gegeniiber Japan ab Oktober 1940 er- 
klart. Das achtteilige Memorandum stammte aus der Feder 
von Lieutenant Commander Arthur McCollum, dem Leiter 
der Ostasienabteilung im Amt fur Marineaufklarung, und 
stellte die Forderung auf, die Vereinigten Staaten sollten zu- 
sammen mit britischen und niederlandischen Streitkraften im 
Siidpazifik diplomatische und militarische Schritte ergreifen, 
um die Japaner in die Enge zu treiben. Zu diesen Schritten 
gehorten ein Totalembargo gegen Japan, Hilfe fur Tschiang 
Kai Tscheck, die Verschiebung von US-Truppen nach We- 
sten, einschlieBlich ihrer Stationierung auf Basen in Singapur 
und Niederlandisch-Ostindien (Indone- 
sien), sowie schlieBlich die Konzentra- 
tion des Hauptteils der US-Marine in 
der Nahe des Hawaii-Archipels. GewiB 
liefen diese Vorschlage auf eine offene 
Konfrontation hinaus, doch kann Stin- 
nett keinen Beleg dafur erbringen, daB 
Roosevelt oder irgendein anderer 
hochrangiger Beamter sie je zu Gesicht 
bekommen hat. Mehrere davon, z.B. die 
erwogenen Stutzpunkte in den briti- 
schen und hollandischen Kolonien, 
wurden nicht verwirklicht; einer oder 
zwei davon waren bereits vor der Ab- 
fassung des Memorandums realisiert 
worden. In einem Fall setzte der Verfas- 
ser ein paar Streifziige amerikanischer 
Kreuzer in japanischen Gewassern und 
deren Nahe (meist unweit japanischer 
Mandatsgebiete im Pazifik) der Statio- 
nierung eines Geschwaders schwerer 
Kreuzer im Fernen Osten gleich. Jeden- 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



347 



falls macht es den Anschein, als habe das McCollum-Memo- 
randum bestenfalls eine nebensachliche Rolle fur Roosevelt 
und den fur seine rabiat antijapanische Einstellung bekannten 
Stimson gespielt. 

Viele der von Stinnett aufgestellten Behauptungen sind aus- 
gepragt technischen Charakters und konnen nur von einem in 
der Materie bewanderten Fachmann richtig beurteilt werden, 
doch wird jeder Leser die Stirn runzeln, wenn er von der rie- 
sigen Verschworung liest, die angeblich angezettelt wurde, 
um General Short und Admiral Kimmel iiber den bevorste- 
henden Angriff im dunkeln zu halten. Angefangen bei Roose- 
velt, Stimson, Hull, Marinesekretar Frank Knox, Marineope- 
rationsleiter Harold Stark und Stabschef George C. Marshall 
reicht die Liste bis hin zu einer groBeren Anzahl von Spit- 
zenoffizieren, einschlieBlich General Douglas McArthur. Zu 
Stinnetts Buhmannern gehoren insbesondere Offiziere aus 
dem Marinenachrichtendienst und dem Funkentziffe- 
rungsdienst, darunter Commander Joseph Rochefort, der 
Hauptkryptograph in Hawaii, Lieutenant Commander Edward 
Layton (Admiral Kimmels Flotten- 
nachrichtenoffizier und in spateren 
Jahren sein gliihender Verteidiger) 
sowie Commander Laureance Saf- 
ford, der Hauptcodebrecher der US- 
Marine und ein Mann, der, schenkt 
man Stinnett Glauben, viele revisio- 
nistische Historiker an der Nase 
herumgefuhrt haben muB, mit denen 
er in der Pearl-Harbor-Frage jahr- 
zehntelang engstens zusammengear- 
beitet hat. Einige der Anschuldigun- 
gen Stinnetts hinterlassen einen 
schalen Nachgeschmack, beispiels- 
weise seine wiederholte Unterstel- 
lung, Admiral Walter Anderson, 
ehemaliger Chef des Flottennach- 
richtendienstes und Schlachtschiff- 
kommandant in Pearl Harbor am 7. 
Dezember, habe sich an jenem Tage 
nicht dort aufgehalten, da er vom 
bevorstehenden Angriff gewuBt ha- 
be. 

Wohl mag ein - vielleicht sogar 
groBer - Teil des Materials, dessen 
Freigabe Stinnett erreicht hat, Revisionisten von Nutzen sein, 
doch fur den Verfasser der vorliegenden Rezension wirft Day 
of Deceit mehr Fragen auf, als es befriedigend beantwortet. 
Bis die Antworten vorliegen, ist Stinnetts Buch potentiell ge- 
fahrlich, und zwar weit mehr fur Revisionisten als fur Anhan- 
ger der offiziellen Pearl-Harbor- Version. 
Im Gegensatz zur Studie Stinnetts ist Michael Gannons Pearl 
Harbor Betrayed ein Musterwerk eines geschichtswissen- 
schaftlichen Buches: Es ist gut aufgebaut, reichhaltig doku- 
mentiert, und seine Schilderung der an sich altbekannten Ge- 
schichte vom japanischen Angriff ist erfrischend inhaltsreich 
und dramatisch. 

Wie Stinnett verteidigt auch Gannon Admiral Kimmels Ant- 
wort auf den Angriff, und zwar wesentlich engagierter. Eben- 
so wie Kimmels Familienangehorige und Mitoffiziere mag er 
sich in seiner unverbruchlichen Loyalitat gegeniiber dem 
Admiral bisweilen wie ein Claqueur gebarden, doch ist dies 
durchaus verzeihlich, wenn man sich vor Augen halt, wie 




Genemlleutnant Walter C. Short, Befehlshaber 
der auf Hawaii stationierten US-Truppen. 



schmahlich und ungerecht man mit diesem Mann umgesprun- 
gen ist: Man entzog ihm das Kommando und schalt ihn einen 
pflichtvergessenen Wicht, um Roosevelt, Stimson, Marshall, 
Stark und ihre Laufburschen davon reinzuwaschen, daB sie es 
versaumt hatten, die Pazifische Flotte sowie den Komman- 
danten der auf Hawaii stationierten Streitkrafte, General 
Short, mit den zur Verteidigung ihrer Positionen erforderli- 
chen Mannern, Waffen und Informationen auszustatten. 
Besonders scharf geiBelt Gannon Washingtons Unterlassung, 
Kimmel (und Short) die zum Schutz von Pearl Harbor und 
der anderen Basen auf Oahu notwendigen Schiffe, Flugzeuge 
und Kanonen zur Verfugung zu stellen. Kimmels Vorganger, 
Admiral Richardson, hatte iibrigens heftig gegen die Verle- 
gung des Flottenhauptquartiers an jene Orte protestiert. Gan- 
non unterstreicht, daB die Roosevelt-Regierung, die auf Ame- 
rikas Eintritt in einen Krieg mit Deutschland aus war, nicht 
nur Pearl Harbor die notigen Mittel zu seiner Verteidigung 
vorenthielt, sondern Hawaii systematisch von seinen Ab- 
wehrmoglichkeiten entbloBte, indem sie zur Durchfuhrung ih- 
rer antideutschen Politik Schiffe aus 
dem Pazifik in den Atlantik schickte 
sowie in Hawaii dringend benotigte 
Aufklarungsflugzeuge und moderne 
Jager GroBbritannien und der So- 
wjetunion zur Verfugung stellte. 
Gannon beschreibt eingehend und 
lebhaft Kimmels Bemiihungen, sei- 
ne Flotte schlachtbereit zu machen. 
Wie er hervorhebt, waren die Luft- 
abwehrkanonen der Flotte bereits 
vier Minuten nach Eroffnung der 
Attacke bemannt und feuerten die 
ersten Schiisse ab, doch waren sie 
veraltet und konnten gegen rasche 
Tiefflieger nicht viel ausrichten. 
Gannons Darstellung der japani- 
schen Politik, die einseitig aggressiv 
gewesen sein soil, wird manchem 
iiberzeichnet vorkommen, doch 
weist er gewissenhaft auf die immer 
grobere Verletzung der amerikani- 
schen Neutralist durch FDR sowie 
dessen unerklarten Seekrieg im At- 
lantik an Englands Seite hin. Hier 
stiitzt er sich bei seinen Forschungen teilweise auf Operation 
Drumbeat, seine vielgeriihmte Studie des Auftakts des deut- 
schen U-Boot-Krieges gegen die US-Schiffahrt, sowie andere 
Bucher zu diesem Thema und leistet dabei ausgezeichnete 
Arbeit. Er hat sogar Befehle von Admiral King, dem Kom- 
mandanten der Atlantikflotte, an die Kapitane der Begleit- 
schiffe ausfindig gemacht, die letztere im Juli 1941 dazu er- 
machtigten, auf bloBe Sicht deutscher Schiffe hin das Feuer 
zu eroffhen. Dieses Datum lag vor Roosevelts im AnschluB 
an den Greer-Zwischenfall im September desselben Jahres er- 
lassene diesbeziigliche Anweisung. Gannon macht kein Hehl 
aus seiner MiBbilligung mancher Entschlusse Roosevelts wie 
derjenigen, die westliche Hemisphere durch Dekret bis ostlich 
der Azoren auszudehnen oder die Besetzung Islands anzuord- 
nen (die Gannon mit der japanischen Okkupation Indochinas 
vergleicht). 

Pearl Harbor Betrayed bietet eine detaillierte und sorgfaltige 
Schilderung aller wichtigen Fragen im Fall Kimmel. In fast 



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jedem Punkt stellt sich der 

Verfasser hinter den Admiral 

und gegen dessen politische 

und militarische Vorgesetzte 

in Washington. Gannon legt 

methodisch dar, daB Kimmel 

mit den zu seiner Verfugung 

stehenden Flugzeugen keine 

bessere Luftaufklarung hatte 

betreiben konnen, und daB 

man ihm zentrale Informatio- 

nen vorenthielt, einschlieBlich 

des Zugangs zum streng ge- 

heimen diplomatischen Code 

der Japaner (dem „Purpur") 

sowie zu Meldungen eines ja- 

panischen Spionageschiffs in 

Honolulu, die klar auf einen 

bevorstehenden Angriff auf 

Pearl Harbor hinwiesen. (Alle 

diese Informationen wurden 

US-Kommandanten auf den 

Philippinen zuganglich ge- 

macht!) Besonders stark wirkt 

Gannons Darstellung der 

Schliisselbefehle, die Kimmel 

von Admiral Richmond Kelly 

Turner, dem Befehlshaber der 

Marineoperationen Harold 

Stark sowie Kriegsminister 

Henry Stimson in den letzten Wochen und Tagen vor dem 

Angriff erhie It: Der Verfasser, der gut iiber die bei der Marine 

geltenden Verfahrensweisen Bescheid weiB, zeigt auf, daB 

Kimmel, nachdem ihn seine Vorgesetzten in Unwissenheit 

gehalten hatten, ungenaue, irrefuhrende und kopflose Anwei- 

sungen erhielt, die ihn und seine Flotte formlich festnagelten. 

Seine Verteidigung Admiral Kimmels verleiht der 1995 ab- 

gegebenen Erklarung des Vizeverteidigungsministers Edwin 

Dorn, wonach Kimmel und Short nicht die Alleinschuld an 

dem Fiasko triigen, sowie der unlangst vom KongreB erlasse- 

nen Empfehlung, Kimmel seinen hochsten in Kriegszeiten 

eingenommenen Rang wiederzugeben, zusatzliches Gewicht. 

Fiir Revisionisten mag dies wenig Neues bieten, doch auch 

ihnen werden Gannons Detailkenntnis und sein Instinkt bei 

der Aufspiirung neuer Quellen Respekt abnotigen. Zu Recht 

bemangeln werden sie freilich, daB Gannon allzu zimperlich 




Admiral Husband E. Kimmel, Befehlshaber der Pazifik-Flotte 



mit Stark, Turner usw. sowie 
erst recht mit Franklin Roose- 
velt umspringt, den er in einer 
FuBnote zu Gore Vidals (un- 
verbliimt die Verschworung- 
sthese verfechtendem) Roman 
Golden Age wie folgt entla- 
stet: 
»Wilnscht man Kimmel und 
Short zu rehabilitieren, so 
braucht man die Schuld 
nicht auf FDR zu schieben. 
Es reicht vollig, die Treulo- 
sigkeit und Unfdhigkeit des 
Kriegs- sowie des Flotten- 
ministeriums hervorzuhe- 
ben, auf die wir ausfuhrlich 
eingegangen sind.« (S. 363, 
FuBnote 62.) 
Dies allein ware schon 
schlimm genug, doch Stin- 
netts Lobhudeleien auf Roo- 
sevelt sind noch arger, denn er 
will uns weismachen, keine 
der vielen Verratshandlungen 
des Prasidenten, die er in Day 
of Deceit auflistet, verringere 
»Franklin Roosevelts grofiar- 
tige Verdienste um das ameri- 
kanische Volk«. Was Gannon 
- und Stinnett - damit meint, ist nur zu offenkundig: Die Ho- 
locaust-Manie treibt ihre Sumpfbluten nach wie vor, und jede 
Infragestellung des amerikanischen Eintritts in den groBen an- 
tifaschistischen Kreuzzug kommt schon fast einer Mittater- 
schaft bei den bei Kriegsende „entdeckten" „Holocaust"- 
Greueln gleich. 

Das wichtigere dieser beiden Biicher, Day of Deceit, mag den 
Anspruch erheben, neues Beweismaterial fur eine Verschwo- 
rung zu liefern, an der FDR und seine Gefolgsleute beteiligt 
gewesen sein sollen, wirkt in diesem Punkt jedoch unzuver- 
lassig. Pearl Harbor Betrayed ist sehr lesenswert, da es alle 
Schlusselfragen im Licht der neusten Erkenntnisse erortert 
und die bereits erwahnten Vorziige aufweist, schreckt jedoch 
vor jeglichem Versuch der Aufdeckung einer Verschworung 
zuriick. Freilich bleibt das Buch, welches das Ratsel Pearl 
Harbor lost, auch weiterhin ungeschrieben. 



Van Pelts Pladoyer gegen den gesunden Menschenverstand 

Von Robert H. Countess, Ph.D. 



Robert Jan van Pelt, The Case for Auschwitz, Evidence 
from the Irving Trial, Indiana University Press, Blooming- 
ton/Indianapolis 2002, 464 S., $45.-. 

Einleitung 

Ich kaufte van Pelts Buch, weil ich mich fur die Zeichnungen 
und Einzelheiten der angeblichen Zyklon B-Einwurfsaulen 
der vermeintlichen Gaskammern von Auschwitz mit dreifa- 



chem Maschendraht interessiere, die auf den Seiten 194-208 
»axonometrisch« rekonstruiert sind (der Begriff wird von van 
Pelt verwendet, aber ich bezweifle, daB irgend jemand weiB, 
was er damit meint). Ich hatte namlich vor, sie genau in Au- 
genschein zu nehmen, um ein „echtes" Modell zur Vorfuh- 
rung und praktischen Analyse herzustellen. Aber dann stellte 
ich fest, daB ich auch nach diesen iiberaus wichtigen und hy- 
pothetischen Metall-Apparaturen zur Menschenvergasung 



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weiterlas, und ich beschloB, am Anfang zu beginnen und mich 
durch das ganze Buch zu arbeiten. Ich bin froh, dafi ich das 
tat, denn van Pelt zu lesen - den hellsten Stern der gegenwar- 
tigen Holocaust-Galaxie - bildet in der Tat weiter und ist eine 
Herausforderung fur den Holocaust-Revisionismus. Da das 
dicke Buch erst im Januar erschien, wurde es noch nicht in 
weiten Kreisen gelesen oder besprochen, und ich glaube, 
wenn ich hier heute eine Einfuhrung dariiber gebe, konnte das 
Revisionisten helfen, in der Zukunft gewisse Fallen zu ver- 
meiden. 

The Case for Auschwitz ist durch seine Gesamterscheinung - 
breite Riinder, Schriftbild, Fotos, Zeichnungen, Index, Bi- 
bliographie, Einband und vor allem natiirlich der Inhalt - ein 
iiberaus eindrucksvolles Buch. Van Pelt mufi dazu gratuliert 
werden, dafi er ausgiebig Abschnitte revisionistischer Schrif- 
ten prasentiert, obwohl er sie iiberwiegend verzerrt oder sich 
schlichtweg zugunsten seiner eigenen Theorie irrt. Sogar fur 
den Vorwurf direkter Unehrlichkeit laBt sich eine solide 
Rechtfertigung finden. 
The Case for Auschwitz ist im Hinblick 
auf seine Zielsetzung und der Folgerich- 
tigkeit, mit der diese angegangen wird, 
ein iiberwaltigend iiberzeugendes Buch. 
Es ist fur den Holocaust-Revisionismus 
ein vernichtender Schlag, sofern man 
von einem „Wenn" absieht, und dieses 
„Wenn" mufi folgendermaBen plaziert 
werden: The Case for Auschwitz ware 
fur den Holocaust-Revisionismus ein 
vernichtender Schlag, wenn die angeb- 
lichen Augenzeugen und ihre „Gestand- 
nisse" verlaBlich und in Ubereinstim- 
mung mit den naturwissenschaftlich- 
technischen Gegebenheiten von Physik, 
Chemie, Architektur, Hydrologie und 
Bautechnik waren. 

Mehr als auf jeder anderen Beweisart 
beruht van Pelts Buch auf dem Zeugnis 
angeblicher Augenzeugen und ihrer 
„Gestandnisse". ' Und gerade Professor 
van Pelts Wunsch, gewissen angebli- 
chen Augenzeugen zu glauben, macht sein Buch so iiberwal- 
tigend iiberzeugend fur die breite Leserschaft, die Medien, 
Politiker, Richter, Anwalte und Akademiker und die Massen, 
auf denen der heutige soziale Konsens beruht. Van Pelts ar- 
chitektonische Zeichnungen sind exzellent und fur die oben 
Genannten ebenfalls eindrucksvoll iiberzeugend. Ich tippe 
darauf, dafi dieses Buch im kommenden Jahrzehnt das 
meistzitierte Holocaust-Werk sein wird und dafi versucht 
wird, die meisten Diskussionen mit einer Versicherung „wie 
van Pelt sagt. . ." zu beenden. 

Das Tennis-Spiel 

Beide Spieler beginnen bei l'oeuf (= Null) und kommen dann 
iiber 15, 30, 40 zum Spielsieg. Da van Pelt in seinem Buch 
einige Punkte gegen die Angaben und Argumente der Revi- 
sionisten macht, muB ihm das entsprechend angerechnet wer- 
den, und die heutigen Revisionisten miissen, wie es scheint, 
„zum Zeichenbrett zuriick" und alle Fehler ausbessern, die sie 
finden. Aber ich glaube, die Endwertung liegt irgendwo bei 
15 Punkte fur van Pelt, wahrend die „Verneiner" bei Spiel, 
Satz und Sieg stehen. 




Aber van Pelt hat das Spiel stark gespielt, hart gearbeitet, 
ausgiebig in den Schriften der „Verneiner" gelesen, ist sogar 
einem oder zweien personlich begegnet, er hat auf eigene 
Faust eine enorme Forschung betrieben und Reisen gemacht, 
sorgfaltig dagegensprechende Argumente abgewogen und 
sein bestes Konnen aufgeboten, um sie zu widerlegen - all 
das tat er natiirlich fur die hiibsche Summe von Hunderttau- 
senden Dollar oder Euros, und er hat dabei eine enorme Pu- 
blizitat zu seinen Gunsten von der Holocaust-Industrie erhal- 
ten, die den sozialen Konsens schafft und gedeihen lafit. 
Ich schluBfolgere, dafi sich van Pelt als wiirdiger Gegner er- 
weist, der sich, wie Irving beim Londoner Gerichtsverfahren 
fand, geschickt auf die meisten Begegnungen vorbereitet hat, 
aber van Pelt kann sich erst dann als auf Herz und Nieren ge- 
priift betrachten, wenn und falls er sich einverstanden erklart, 
bei einer IHR-Konferenz oder einer ahnlich offenen Veran- 
staltung mit prominenten revisionistischen Gelehrten allum- 
fassend und offen seine Auschwitz-Besessenheit zu diskutie- 
ren - die ich als seine A™ abkiirze -, wobei kein Standpunkt 
ausgeschlossen wird. 

Van Pelts zwei Brillen 

Niemand schreibt normalerweise ein 
Buch iiber die Geschichte von Au- 
schwitz oder Miami oder Paris, wah- 
rend er seine Objektivitatsbrille auf hat 
- denn es gibt keine vollige Loslosung 
vom eigenen Wertsystem. Objektivitat 
ist ein Ziel, nach dem man streben kann, 
das aber von einem normalen Sterbli- 
chen nie vollig erreicht wird. 
Van Pelt mag glauben, dafi er objektiv 
schreibt, aber es ist seine andere Bril- 
le, die dieses Buch beherrscht - eine 
Brille, die wirklich seine gesamte 
Sichtweise pragt. Es ist, wie mir 
scheint, seine jiidische mystisch- 
religiose Brille, und wenn er diese 
aufhat, zeigt er eine radikale Beses- 
senheit mit den Juden und allem, was 
jiidisch ist. Ich wiinschte, daB die 
Schrift in seinem Buch immer dann, wenn er diese Brille 
aufhat, farbig ware - sagen wir gelb - und nur dort schwarz 
ware, wo er lediglich Daten oder Satze aus anderen Quellen 
prasentiert. Oder wenn er sich offentlich auBert, dafi er dann 
auch physisch eine schwarze oder gelbe Brille tragen wur- 
de, wenn er sich so muhelos, wie das bei ihm der Fall ist, 
von einem Gebiet ins andere begibt. Aber dann sollte ich 
auch empfehlen, daB wir alle das gleiche tun. 
Sein zweites Kapitel, »Beweiszusammenstellung fur Au- 
schwitz« ist der Schliissel zu seinem personlichen mystisch- 
jiidischen Wertsystem und wie dieses den Rest des Buches 
farbt. In der Tat bergen die ersten Seiten dieses Kapitels wohl 
den wichtigsten Inhalt von The Case for Auschwitz, da sie 
zeigen, - so behaupte ich - dafi sowohl seine personliche wie 
auch seine berufliche Existenz unauflosbar mit seiner Religi- 
onsphilosophie von Gut und Bose verbunden ist, mit Au- 
schwitz und den Nazis als dem absoluten Bosen, und den Ju- 
den als der Verkorperung ultimativer Gutheit. 
Van Pelt macht klar, daB das »Bose« (S. 67) dunkel drohend 
iiber seiner Historiographie von A™ schwebt, und er sagt 
rundheraus, es habe ihn beunruhigt, als er 1985 feststellte, 



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keine allumfassende Rolle spielte. 

Die Universitat von Virginia in Charlottesville 

Van Pelts ehrliche Bekundung seiner mystischen Gefuhle 
kann am besten mit seinen eigenen Worten ausgedriickt wer- 
den: 
»Meine Reise zum Gerichtssaal Nr. 73 im Koniglichen Ju- 
stizgebdude in London begann 1985 im Konferenzraum des 
Dekans der Architekturschule an der Universitat von Vir- 
ginia. Ich war soeben als Gast-Assistenzprofessor fur Ar- 
chitekturgeschichte ernannt worden und wohnte einer Ver- 
anstaltung der Fakultat bei, um die 750 Gebaude zu eror- 
tern, die Studenten der Architekturgeschichte fur ihr Ab- 
schlufiexamen kennen mtissen. Meine Kollegen gaben mir 
Gelegenheit, die existierende Liste durchzusehen und An- 
derungen vorzuschlagen. Da ich im Jahr zuvor den Dok- 
tortitel mit einer Dissertation iiber die kosmischen Speku- 
lationen iiber den Tempel Salomons erworben hatte, schlug 
ich vor, diesen in den Kanon der Universitat von Virginia 
aufzunehmen. Es gab keine Einwande. Das Tabernakel des 
Moses und der Turm von Babel erwiesen sich auch als an- 
nehmbar. Dann benannte ich das Krematorium 2 von Au- 
schwitz. Eine erstaunte Stille folgte, die von der scharfen 
Bemerkung eines Professors unterbrochen wurde, das kon- 
ne doch offensichtlich nicht mein Ernst sein. Als ich dies 
aber versicherte, riet mir ein anderer Akademiker, dafi ich 
vielleicht eine andere Laufbahn in Betracht Ziehen sollte.« 
(S. 66) 
Man muB sich ins BewuBtsein rufen, daB hier ein hollandi- 
scher Jude, dessen Dissertation von 1984 an der Uni Leiden 
Ideengeschichte zum Thema hatte und nicht etwa Architektur, 
inmitten echter Architekten saB - noch dazu Professoren fur 
Architektur - und vorschlug, ein haBliches, aber praktisches, 
betonverstarktes Krematorium (und, wenn Samuel Crowell 
recht hat, einen Hilfsluftschutzbunker) auf die Prufungsliste 
bedeutender Bauwerke im Fach Architektur zu setzen. Man 
muB sich auch vergegenwartigen, daB ich falschlicherweise - 
bis zum Londoner ProzeB - angenommen hatte, daB van Pelt 
tatsachlich ein echter Architekt ist, was teilweise darauf be- 
ruhte, daB er in dem Buch Anatomy of the Auschwitz Death 
Camp 1994 als »Assistenzprofessor der Architektur an der 
Architektenschule der Universitat Waterloo, Kanada« (S. 
xiv) bezeichnet wird. 2 Meine irrige Annahme ist kaum von 
Bedeutung, dagegen ist fur die Einschatzung der geistigen 
Ausstattung eines Autors der mystische Nonsens durchaus 
von groBer Bedeutung, mit dem van Pelt im letztgenannten 
Buch sein 6. Kapitel »A Site in Search of a Mission« beginnt 
(S. 93-156). Er beginnt in Bezug auf den Ortsnamen Au- 
schwitz: 
»Der Name erscheint unverdaulich. Bevor wir uns von sei- 
nem harten und abstofienden Anfang (Ausch) erholt haben, 
werden wir von seinem gewalttatigen und sarkastischen 
Schlufi (witz) getroffen.« (S. 93) 
Wie unglaublich lacherlich! Man konnte genauso gut den 
polnischen Namen geiBeln, indem man mutatis mutandis Os 
von wiecim abtrennt und dann nach jedem Teil zischt. Und 
warum sollte man nicht das gleiche Spielchen mit Tel und A- 
viv treiben? Oder mit meiner eigenen Stadt: Hunts und ville? 
Ich war mir 1 994 nicht dariiber im klaren, daB ich einem My- 
stiker gegeniiberstand, der von einem Ortsnamen, der auf ei- 
ner Karte durch ein Koordinatennetz lokalisiert werden kann, 
so besessen war, daB er dogmatisieren konnte, daB die Au- 



schwitzer »Gaskammern die ganze Bedeutung der Architek- 
tur veranderten.« (Case, S. 67). Das ist nicht nur mystisch, es 
ist absurd, so etwas in ein Buch mit ernsthafter Geschichts- 
schreibung einzubringen, obwohl es absolut passend fur einen 
Schwatz in der Synagoge ist. 

Van Pelts „kabbalistische" Architektur-Metaphysik 

In Fortsetzung seiner Geschichte iiber die Universitat von 
Virginia, wo es ihm gelang, drei Gebaude aufnehmen zu las- 
sen, von denen es nur kaum noch feststellbare Uberreste gibt 
- wenn iiberhaupt welche - schreibt van Pelt: 
»Kurz nach meiner Ankunft in Virginia war ich zunehmend 
irritiert iiber die Art, wie meine Kollegen die durch die La- 
ger ' aufgeworfenen Fragen umgingen. Es hatte den An- 
schein, dafi den meisten Historikern die Lager peinlich wa- 
ren und sie es vorzogen, diese Orte als Irrwege anzusehen, 
die in eine Fufinote gehorten. Und die Architekturge- 
schichtler hatten die Lager iiberhaupt ignoriert. Auschwitz 
erschien in keiner Architekturgeschichte — nicht einmal in 
Spezialstudien iiber die Nazi- Architektur. Das machte mir 
Kummer, well ich zu der Schlufifolgerung gekommen war, 
dafi Geschichtsinterpretationen, die das Bose ignorieren, 
dazu verurteilt sind, seicht und letztlich bedeutungslos zu 
bleiben. Ich unterschatzte den Geschichtsschreibungstrend 
weg von systematischen Untersuchungen iiber die Existenz 
des Bosen in der Geschichte nicht: wie ich in meiner Dis- 
sertation schrieb, war mir das Ausmafi der kiinstlerischen 
Neigungen von Historikern absolut klar geworden, etwas 
zu konstruieren. Sie sammeln isolierte Stiicke geschichtli- 
cher Beweise zu einer zusammenhangenden Geschichte, 
das der konstruktiven Ideologic kausaler Denkweise ge- 
recht wird. Diese Art der Geschichtsschreibung macht es 
unvermeidlich, dafi sich Historiker wohl fiihlen, wenn sie 
die konstruktiven Bemiihungen vergangener Generationen 
beschreiben, - sei es in der Okonomie, der Politik, bei spe- 
kulativen Gedanken, in Naturwissenschaft, Kunst oder Ar- 
chitektur, und dafi sie sich verloren fiihlen, wenn sie mit 
Bosem konfrontiert werden, weil das Bose in seiner negati- 
ven und rein zerstorerischen Art einen Sinn leugnet und 
damit dem geschichtlichen Erzahlstil widerstrebt, der von 
der Form und Kausalstruktur her das Vorhandensein eines 
Sinnes fordert. Nachdem ich Erzahlungen iiber die Zersto- 
rung des Tempels von Jerusalem studiert hatte, wurde mir 
Mar, dafi die Manifestation des Bosen in einer fernen Ver- 
gangenheit in eine asthetische Form gebracht werden 
kann. Aber wenn die Erinnerung der Opfer noch nicht ge- 
storben ist, ist dies schwieriger.« (S. 67) 
Als ich diese Zeilen las, merkte ich, daB sich van Pelts Menta- 
litat fundamental von dem eines Naturwissenschaftlers unter- 
scheidet. Die Architekturwissenschaft muB von Grund auf 
physikalisch und materialistisch und auf Exaktheit ausgerich- 
tet sein, weil die Schonheit einer Struktur der Sicherheit, 
Dauerhaftigkeit und ZweckmaBigkeit folgen muB und diesen 
nicht vorausgehen kann. Ich habe festgestellt, daB van Pelts 
Besessenheit vom „B6sen" in der modernen Welt, die durch 
physikalische Beweise und mathematische Berechnungen 
charakterisiert wird, ein Fehler ist, der seine Fahigkeit zu for- 
schen, zu analysieren und zu schreiben verkummern laBt - 
ganz abgesehen davon, daB van Pelt keine Methode angibt, 
anhand derer seine Leser, Richter oder Architekten feststellen 
konnen, was van Pelts „B6ses" ist. Dazu kommt, daB sich die 
moderne wissenschaftliche, okonomische, akademische und 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



351 



politische Welt nicht offen mit der religiosen Ausrichtung ei- 
nes Fachmanns befaBt, vor allem, wenn er ein metaphysisches 
Prinzip vom „B6sen" einfuhrt, das klar jenseits aller tatsachli- 
chen Wahrnehmung von z.B. dem durch eine Flut, einem 
Feuer, einem Erdbeben oder einem Verbrechen verursachten 
Ubel ist. 5 

Wie bizarr, daB er Leichenkeller 1 von Krema 2 beim Londo- 
ner Gerichtsverfahren als „das Allerheiligste" bezeichnete 
und damit einen Leichenkeller zu einem religiosen Heiligtum 
auf der Ebene des Mosaischen Tabernakels machte, in dem 
der Gott aller Schopfung symbolisch wohnte! 
Auch wenn man nicht lieblos gegeniiber van Pelt klingen 
mochte, muB man feststellen, daB ffir ihn die sog. „Au- 
schwitz-Krankheit" nicht Dysenterie ist, sondern Holocau- 
stomanie. Wie es scheint, kann Robert Jan van Pelt offenbar 
nicht an einer modernen westlichen Universitat normal tatig 
sein, ohne Studenten und Kollegen mit seiner eigenen jiidi- 
schen Krankheit zu verpesten, durch die er metaphysisch 
„B6ses" in einem haBlichen aber funktionalen, eisenverstark- 
ten Betongebaude sieht, das zur Lebensrettung errichtet wur- 
de, wahrend sie ihn blind macht, wenn sein geliebter Pre- 
mierminister Sharon mit dem Geld des US-Steuerzahlers haB- 
liche Betonmauern der Apartheid errichtet, um die einheimi- 
schen Palastinenser zu ghettoisieren. Seine Denkart kann ge- 
nausogut das „Loch Ness Monster", einen „Yeti" oder UFOs 
verdinglichen (d.h. einen Gegenstand aus dem Nichts entste- 
hen lassen) und eines davon oder alle dazu benutzen, um ver- 
heerende Wettererscheinungen oder die Katastrophe des 1 1 . 
September zu erklaren. 

Wenn er bekraftigt, daB „B6ses keinen Sinn hat", mangelt 
ihm auch das epistemologische SelbstbewuBtsein des philo- 
sophischen Fachmanns, der zumindest seine Leser dariiber 
aufklaren wiirde, 1) was „bose" bedeutet und 2) was „Sinn" in 
seiner eigenen Weltanschauung heiBt. Van Pelt tut weder das 
eine noch das andere und macht damit seine Schriften kabba- 
listisch. 6 

Wenn van Pelt nur A New Critique of Theoretical Thought 
seines hollandischen Landsmannes Herman Dooyeweerd 7 
studiert hatte, wiiBte er, daB Sinn ein hochkontroverser Be- 
griff ist, eine Hauptpramisse theoretischen Denkens. Bei van 
Pelt finden wir dagegen ein klagliches Bemuhen, jiidisches 
mystisches Religionsverstandnis in das Fachgebiet von Ge- 
schichte und Architektur einzuschmuggeln. 
Van Pelt schreibt: 
»mein Vorschlag, das Krematorium 2 in die Schliissel- 
gebaude der Architekturgeschichte einzubeziehen, basierte 
auf der Annahme, dafi sein Bau ein Ereignis von entschei- 
dender Bedeutung in der Architekturgeschichte war. Die 
Gaskammern veranderten die ganze Bedeutung der Archi- 
tektur. [Hervorhebung hinzugefugt...] Schon bevor ich 
meine Dissertation abschlofi, fiihlte ich, dafi Tempel und 
Krematorium in einem Diptychon vereint waren, und dafi 
ich, wenn ich die eine Seite studiert hatte, nicht den Blick 
von der anderen abwenden diirfe.« (S. 67) 
Wir konnen jetzt van Pelts geistigen Rahmen analysieren: die 
Zwei-Tafel-Einheit (Diptychon) hier von Tempel und Kre- 
matorium umreiBt seine grundlegende Auffassung der Architek- 
tur als Wissenschaft, und daher hat bereits der Ortsname Au- 
schwitz" seinen bosen zischenden Klang, und die vier Locher 
miissen existieren, und die vier Vergasungsapparaturen mit 
dreifachem Maschendraht miissen real gewesen sein, und die 
Augenzeugen Henryk Tauber und Michael Kula und Shlomo 



Dragon und Stanislaw Jankowski miissen die Wahrheit gesagt 
haben, und der polnische kommunistische Richter Jan Sehn 
muB sorgfaltig und fair gewesen sein, und die Gestandnisse von 
Pery Broad und Johann Paul Kremer und Rudolf H6B miissen 
wahre Gestandnisse der Realitat gewesen sein. 
Van Pelts A™ ist im Grunde genommen nicht so sehr ein Ort 
in Polen oder Oberschlesien, als vielmehr ein metaphysisches 
Konzept, bei dem das Bose der Nicht- Juden (= Antisemiten) 
ewig das „auserwahlte Volk" bekriegt, das gut und anstandig 
und liebevoll und schopferisch ist. 

Und daB David Irving eine grundlegende Kritik von A™ pra- 
sentierte, machte ihn zum „Geschichtsfalscher' 



i 8 



Der „soziale Konsens" und das „Fruchtwasser" 

Und in dieser Hinsicht stellte ich fest, daB man sich auf van 
Pelt verlassen kann. Er schreibt: 9 

»Als ich die Einladung annahm, mich dem Verteidigungs- 
Team anzuschliefien, hatte ich angenommen, dafi Irving 
und ich im Gerichtssaal das strittige Thema Auschwitz auf 
einem ebenen Spielfeld austragen wiirden. Jetzt wurde ich 
gewahr, dafi dies nicht der Fall sein wiirde, und dafi es 
ihm, wenn er einen sozialen Konsens herausforderte, an 
dem er par adoxerw else selbst partizipierte, fast unmoglich 
sein wiirde, nicht nur den Richter und die Geschworenen, 
sondern auch sich selbst davon zu uberzeugen, dafi die 
Beweise prinzipiell anders als iiblich bewertet werden 
konnten. Mit anderen Worten: er wiirde Beweise verwen- 
den, die sich erkennntistheoretisch gegen ihn wenden wiir- 
den. Der Prozefi sollte zeigen, dafi dies tatsachlich der Fall 
war. Jedes Mai, wenn Richter Gray versuchte, Irvings 
Schlufifolgerung iiber die fraglichen Beweise festzustellen, 
erhielt er verwirrte Antworten, die letztendlich bestatigten, 
dafi die Beweise besagten, dafi die angeblichen Gaskam- 
mern als Gaskammern entworfen und benutzt worden wa- 
ren. Irving konnte nur dadurch einen Kompromifi seiner 
beiden Seiten erlangen — der einen, die dem Konsens den 
Krieg erklart hatte, und der anderen, die ihm trotz allem 
weiterhin anhing - dafi er behauptete, das seien Raume zur 
Vergasung von Leichen gewesen. Er tat mir manchmal 
leid, wenn ich beobachtete, wie er mit den Paradoxa focht, 
die er aufgeworfen hatte. Aber dann riefich mir wieder in 
Erinnerung, was er iiber Auschwitz gesagt hatte: ,,Ich sehe 
keinen Grund, beziiglich Auschwitz pietdtvoll zu sein. Es ist 
Quatsch. Es ist eine Legende. « 
Irving sprach tatsachlich ziigellos und zu verallgemeinernd 
iiber „Auschwitz", womit immerhin drei Dinge bezeichnet 
werden: ein Ort, ein deutsches Lager und ein hochst kontro- 
verser „sozialer Konsens", der von Leuten geschaffen wurde, 
die ein begriindetes Interesse daran haben, antideutschen HaB 
zu verewigen, samt einer Holocaust-Industrie, die viele Ein- 
zelpersonen und Organisationen reich gemacht und spezielle 
akademische Lehrstuhle fur mittelmaBige jiidische Professoren 
errichtet hat. Aber kann es wohl sein, daB Irving A™ - oder, 
wie er es formulierte, den „Holocaust™" - schlieBlich so satt 
hatte, daB er sich erlaubte, seinem Arger Luft zu machen? Das 
ist ganz menschlich, kann aber sparer auf einen zuriickschlagen; 
hier geschah dies im Gerichtssaal Ihrer Majestat. 
Van Pelt macht seine treffende Einschatzung des sozialen 
Konsens iiber die geheiligten „sechs Millionen" in Men- 
schengaskammern noch klarer, wenn er schreibt: 
»[■■■] weil weder Richter noch Geschworene in der Lage 
waren, sich von unserer eigenen Kultur abzutrennen und 



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den iib er liefer ten Bericht von Auschwitz auf der Basis do- 
kumentarischer Beweise zu bewerten.« (S. 104) 
Die Verwendung des bestimmten Artikels »den« im Zusam- 
menhang mit dem »iiberlieferten Bericht« ist keine zufallige 
Wahl. Mit »unsere eigene Kultur« meint van Pelt die jiidische 
Natur der heutigen Geschichtsschreibung des Zweiten Welt- 
kriegs, der demnach ein Krieg gegen die Juden war und zen- 
tral auf diese abzielte. Ich nehme an, daB van Pelt, Lucy Da- 
widowicz, 10 Hilberg, Wiesel, Lipstadt, Berenbaum und all die 
anderen hellen Sterne am Himmel der Holo-Industrie tatsach- 
lich glauben, was sie schreiben. Und es ist ihnen ganz wun- 
derbar gegliickt, jenen „sozialen Konsens" zu schaffen, durch 
den Richter Gray beim ProzeB Irving gegen Lipstadt im Jahr 
2000 beeinfluBt wurde. Ich habe nicht der geringste Zweifel, 
daB Richter Gray wirklich glaubte, richtig zu entscheiden, und 
daB er nicht einfach zugunsten einer Entscheidung kapitulier- 
te, die seiner kiinftigen Karriere im britischen Rechtssystem 
forderlich sein wurde. Analog dazu glaubte auch die R6- 
misch-Katholische Kirche ihren besten Gelehrten der damali- 
gen Zeit, als sie darauf beharrte, daB sich die Sonne um den 
Planeten Erde dreht. In den allermeisten Fallen handeln Men- 
schen aufrichtig und basieren ihre Handlungen auf ehrliche 
Uberzeugungen ihrer Kultur und ihrer Zeit. 
Darum: so wie sich ein Baby im Fruchtwasser des Mutterleibs 
entwickelt und nichts anderes kennt als diese physische Um- 
gebung, so liegt van Pelt enorm richtig in bezug auf das, was 
ich das „Holocaust-Fruchtwasser" des sozialen Konsens nach 
dem Zweiten Weltkrieg nenne. 

Kein Wunder, daB in einem Zeitraum von mehr als 20 Jahren 
die meisten oder alle Zeitungen in Kanada gegen Ernst Ziin- 
del waren: sie „wuBten", daB er beziiglich des Holocaust nicht 
recht hatte, denn sie waren ja alle vom „Holocaust-Fruchtwas- 
ser" ernahrt worden. 

Zu einem bestimmten Zeitpunkt seiner Entwicklung kommt 
ein Baby dankbar hervor und gelangt in eine neue und andere 
Umgebung. Ein Aspekt dieser neuen Umgebung ist der Holo- 
caust-Revisionismus, und manche - bis jetzt (2002) noch 
nicht viele - andern ihre Auffassung iiber den Zweiten Welt- 
krieg und revidieren ihren „sozialen Kontext". Ich weiB, daB 
ich den meinen Mitte oder Ende der 80er Jahre anderte. 
Wenn mir jemand sagt, daB wir Revisionisten eine hoffhungs- 
lose Sache verfechten - „Niemand wird seine Ansicht an- 
dern" usw. - dann erwidere ich, daB ich es getan habe, und 
daB weltweit viele Menschen ihre Auffassung geandert haben. 
Galileos Lage im 17. Jahrhundert wurde als auBergewohnlich 
angesehen, aber die heutige ist notwendend. Es ist nicht das 
Hauptanliegen des Revisionismus, im Jahre 2002 zur herr- 
schenden Meinung zu gehoren, sondern vielmehr als Muster 
an Exaktheit von Forschung, Reden und Schriften im Ram- 
penlicht zu stehen - nicht in der Politik oder Propaganda. 

Van Pelts angebliche Methode: Konvergenz der Beweise 

Auf S. 83 von The Case erwahnt van Pelt Dr. Michael Sher- 
mer, Herausgeber von Skeptic and Mitverfasser von Denying 
History. Who Says the Holocaust Never Happened and Why 
Do They Say It? Dieser Verfasser, dessen Arbeitsgebiet die 
Geschichte der Naturwissenschaft ist, bietet eine Konvergenz 
der Beweise dar, als ob dadurch denkende Leser unausweich- 
lich A™ wie gehabt akzeptieren miiBten. 
Was mich betrifft, so habe ich sowohl The Case als auch 
Denying History sorgfaltig gelesen, und ich bin nicht davon 
iiberzeugt, daB die Beweise konvergieren, wie diese Verfasser 



schluBfolgern. Ich sehe, daB es immer noch eine enorme Kon- 
troverse gibt, weil die Probleme mit dem, was man „Beweis" 
nennt, samt seiner Deutung, nicht von Fachleuten der jeweili- 
gen Bereiche iiberzeugend gelost worden sind. 
Wenn die allgemeine Gelehrsamkeit feststellt, „alle Historiker 
sind sich einig, daB der Holocaust geschah", dann haben wir 
uns in den Bereich der Meinungsumfragen begeben. In Gali- 
leos Tagen „stimmten alle Gelehrten iiberein, daB sich die 
Sonne um die Erde drehte", auBer naturlich dem Revisioni- 
sten Galileo. 

Meinungsumfragen begriinden keine exakte Geschichtsschrei- 
bung. Meinungsumfragen stellen fest, was die landlaufige 
Meinung ist, wobei die Aussagen einer kleinen Gruppe auf 
die allgemeine Offentlichkeit ubertragen wird. Ist das niitz- 
lich? Sicher, aber als Methode nicht iiberzeugend. 
Die Revisionisten stimmen naturlich der „Konvergenz der 
Beweise" als einer Methode zu, aber Revisionisten miissen 
auch auf der Divergenz von Beweisen beharren, als der ande- 
ren Seite der Miinze. Wenn „Gestandnisse" manipuliert, redi- 
giert, korrigiert, geschaffen und verfalscht wurden, dann di- 
vergieren solche „Gestandnisse" von der angestrebten Exakt- 
heit und diirfen nicht, wie van Pelt es tut, als Bekraftigung 
seiner A™ akzeptiert werden. Ich fand das, was van Pelt in 
sein dickes Buch aufgenommen hat - d.h. „Gestandnisse" -, 
sehr hilfreich, aber noch wichtiger fand ich das, was er auf- 
grund von Ignoranz oder Nichtwissen oder mit Absicht ausge- 
lassen hat. Dies trifft zum Beispiel auf Dr. Johann Paul Kre- 
mer zu, den Arzt, der von September bis November 1 942 im 
KL Auschwitz weilte. 

Van Pelt lieB aus, was Dr. Wilhelm Staglich in einer FuBnote 
enthiillt: 12 

»[...] riickte Kremer damals von seinen in Polen gemach- 

ten Aussagen wieder ab.« 
Wenn ich also Staglichs Buch nicht durchsucht hatte - und 
van Pelt ist unbarmherzig in seinem gehassigen Angriff auf 
Richter Staglichs Wissenschaftlichkeit -, dann hatte ich das 
Kremer-„Gestandnis" vielleicht als gewaltigen Baustein im 
Beweis-Konvergenz-Gebaude des A™ Holocaust angesehen. 
Kremer mag gut beweisen, daB van Pelt grob unehrlich ist. 

SchluBfolgerung 

Revisionisten sollten vielleicht versuchen, einer Auflistung 
von van Pelts Faux-Pas einige Aufmerksamkeit zu schenken. 
Ich habe eine solche Liste angefangen. Beispiele sind seine 
naive (oder unehrliche?) Akzeptanz der Gestandnisse von 
Rudolf H6B, Pery Broad, Kremer, Filip Miiller und anderer 
Beruhmtheiten. Ein weiterer Punkt mag sein, daB er sich nicht 
dem Psychologen Dr. Gustave Gilbert gewidmet hat, der viel 
Zeit mit Rudolf H6B verbrachte, aber seine schriftlichen Noti- 
zen erst nach AbschluB seiner Sitzungen gemacht hat. Noch 
ein Punkt ware van Pelts Akzeptanz der technischen Daten, 
die Michal Kula iiber die Vergasungssaulen mit dreifachem 
Maschendraht macht (auf S. 206, mit Zeichnungen davon auf 
S. 208). 13 Diese Zeichnungen sind exzellent, aber wie kann 
man sie ohne entsprechende Dokumente der Bauleitung ernst 
nehmen? Vor allem, wenn es die beriihmten oder beriichtigten 
vier Locher nicht gibt! 

Faurisson brachte das Problem in eine Kurzform: »Keine Lo- 
cher - kein ,,Holocau$t"!« Dieser Vier-Worte-Spruch konnte 
sich zum Diptychon der Revisionisten mausern! 
Ein weiterer Punkt, der von Revisionisten verfolgt werden 
sollte, ist, genau zu erwagen, ob van Pelt hier und da ein paar 



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353 



Punkte gegen ihre eigenen Werke gemacht hat - vor allem 
gegen Irving. Revisionisten miissen immer gewillt sein, Irr- 
tiimer bei ihrer Forschung, ihren Schriften, ihrer Analyse und 
ihrer Logik einzugestehen. 

Da ich anfangs behauptete, van Pelt sei eine ernsthafte Her- 
ausforderung fur revisionistisches Denken, will ich nun damit 
schlieBen, daB er mich von der Richtigkeit seiner A™- 
Theorie nicht iiberzeugt hat. Tatsachlich mochte ich folgende 
SchluBfolgerung machen: Wenn A™ eines Tages in der Zu- 
kunft zur iiberzeugendsten Interpretation des Schicksals von 
etwa sechs Millionen Juden unter deutscher Herrschaft wiirde, 
ware dies nicht das Ergebnis eines oberflachigen Holocau- 
sters vom Schlage eines Robert Jan van Pelt. 
Als Revisionist kann ich guten Gewissens annehmen, daB 
Deutsche und Juden, Russen und Araber, Amerikaner und 
Schwarze den Tod von Millionen Menschen herbeifiihrten, 
die im Maelstrom eines groBen Krieges gefangen wurden, 
aber wahrend die Zerstorung von Dresden, Hiroshima, 
Nagasaki, Darmstadt und Hamburg durch die Konvergenz der 
Beweise klar ist, fehlt diese Konvergenz jedoch bezuglich der 
absichtlichen physischen Ausrottung von etwa sechs Millionen 
Juden durch deutsche Hand - seien es nun SS, Wehrmacht, 
Einsatzgruppen oder Zivilisten gewesen. Aus meiner historio- 
graphischen Sicht muB ich diese Konvergenz einfordern. 

Anmerkungen 

Ich bin davon iiberzeugt, daB man nur auf sicherem Grand ist, wenn man 
Gestdndnisse und Augenzeugen in Anfiihrangszeichen setzt, und das ba- 
siert auf zahlreichen Erklarungen von Op fern wie Rudolf H6B und Dr. 
Johann Paul Kremer, die versuchten, hinterher einen Riickzieher zu ma- 
chen. Van Pelts Unaufrichtigkeit liegt teilweise darin, daB er nicht ge- 
willt ist, dem EinfluB voll Rechnung zu tragen, dem Folter sowie Bedro- 
hungen und Verhaftungen von Familienangehorigen fur die Erlangung 
dieser „Gestandnisse" zukommen. 

Wenn ich lese, daB Dr. X. Assistenzprofessor in Physiologie an der me- 
dizinischen Hochschule der X Universitat ist - darf ich dann nicht mit 
gutem Recht annehmen, daB Dr. X Physiologie studiert hat und darin ei- 
nen Doktorgrad erlangt hat? 

Falls „Auschwitz" vom althochdeutschen Auwiesen abstammt - Au- 
schwitz liegt in den Auenwiesen des Sola-Weichsel-Zusammenflusses -, 



und wenn beide Teile des Ortsnamens durch den Lauf der Jahrhunderte 
einen gewissen slawischen EinfluB aufweisen - was angesichts der 
Nachbarschaft von Deutschen und Polen in dem Gebiet erwartet werden 
kann - dann ist da iiberhaupt nichts „Unverdauliches" oder „Grobes" 
oder „AbstoBendes" oder „Gewalttatiges" oder „Sarkastisches" in diesem 
Eigennamen - abgesehen vom diesbeziiglichen personlichen HaB eines 
jiidischen Mystikers. 

Man bemerke, daB er nicht einmal Anfiihrangszeichen benutzt, er also 
annimmt, daB »die Lager« eindeutig sind, d.h. eine einzige Bedeutung 
haben und in seinem A™-Rahmen des Holocaust-Dogmas zu verstehen 
sind. 

Oder gar Premierminister Sharons „Berliner Mauer" im Juni 2002 auf 
palastinensischem Gebiet. 
6 Kabbalistik war/ist eine rabbinische Erkenntnis, bei der das esoterische 
Wissen eines Textes auf eine begrenzte, eingeweihte Sondergruppe von 
Wissenden beschrankt wird. Mit diesem Hintergrand kann ich mir 
durchaus einige oder die meisten der Professoren der Universitat von 
Virginia an diesem Tag vorstellen, die sich bei dieser einzigartigen Kon- 
ferenz wunderten, ob dieser neue Assistenz-Professor (die unterste Stufe 
der akademischen Leiter) wirklich zu der angesehenen Architektenschule 
der von Thomas Jefferson gegriindeten Universitat gehorte. 
Dooyeweerd war in der ersten Halfte des 20. Jahrhunderts Professor fur 
Jura an der Amsterdamer Freien Universitat und ist weithin bekannt, weil 
er - ausgehend von seiner eigenen hollandisch-calvinistischen Philoso- 
phic - darauf bestand, „Sinn ist das Sein des Seienden." [1,73] Fiir 
Dooyeweerd kann „Sein" als solches nur der christlichen Dreieinigkeit 
zugeschrieben werden. Alles, was Gott geschaffen hat, „hat" Sinn, „ist" 
aber nicht Sinn, und aller Sinn leitet sich aus der zweckgerichteten und 
schopferischen Arbeit Gottes ab. Obwohl die meisten Philosophen nicht 
mit Dooyeweerd ubereinstimmen, machte er zumindest seine epistemo- 
logischen Grundlagen fiir die Leser klar. Van Pelt war diesbeziiglich 
nicht aufrichtig. 

8 Case, S. 106 

9 Ebenda, S. 104f. 

Siehe den bewuBt gewahlten Titel von Lucy Dawidowicz' Buch The War 

Against the Jews, 1933-1945, Holt, Rinehart and Winston, New York 

1975. 
1 ' Mit Alex Grobman, University of California Press, Berkeley 2000. 

Shermer schrieb auf die Titelseite seines mir geschenkten Exemplars: 

»Robert: Der Suche nach einer wahren und sinnvollen Vergangenheit. 

Ich habe unsere Korrespondenz genossen.« 
12 Nr. 166, S. 327 von The Auschwitz Myth; S. 400 der dt. Ausgabe Der 

Auschwitz-Mythos . 
1 Uber Kula fiigt van Pelt hinzu, er sei romisch-katholisch, als ob ihn das 

glaubwiirdiger machen wiirde. 



Greuelpropaganda des Ersten Weltkriegs und der Holocaust 

Von Paul Grubach 



Dr. Robert Jan van Pelt, Professor fur Architektur an der 
Universitat von Waterloo (Kanada), hat ohne Zweifel eines 
der wichtigsten jemals geschriebenen Biicher verfaBt, das sich 
gegen den Holocaust-Revisionismus wendet. 1 Der revisioni- 
stische Historiker Samuel Crowell hat den Grund hervorge- 
hoben, warum van Pelts Buch The Case for Auschwitz: Evi- 
dence from the Irving Trial so wichtig ist: 
»Erstens, weil dieses Buch der erste ernsthafte Versuch [im 
englischen Sprachraum] ist, die Argumente der Revisioni- 
sten zu diskutieren, und zweitens, weil die Argumente, 
wenn auch unvollstandig, so doch immerhin ausfuhrlich 
und in zivilisierter Weise behandelt werden und die Arbei- 
ten verschiedener [revisionistischer] Autoren ansprechen, 
einschliefilich Faurisson, Butz, Staglich, Rudolf und sogar 
[Crowell]. Die einzige nennenswerte Auslassung ist Carlo 
Mattogno, vielleicht, weil Mattognos Analysen der Ar- 
beitsweise der Krematorien nicht so einfach widerlegt wer- 
den konnen. « 



Wahrend des Ersten Weltkriegs verwendeten die alliierten 
Fiihrer unwahre, anti-deutsche Greuelpropaganda zur Errei- 
chung ihrer Ziele, wie etwas zur Stiitzung der Moral der 
Truppen und der Zivilbevolkerung der alliierten Nationen. 3 
Eines der bekanntesten Themen der anti-deutschen Kriegs- 
propaganda waren greuliche Berichte liber eine „Leichenver- 
wertungsfabrik", die von einer deutschen Firma hinter der 
Front betrieben worden sein soil. Die „bosen Deutschen" sol- 
len angeblich die Leichen ihrer eigenen gefallenen Soldaten 
zur Herstellung von Seife verwertet haben. Professor van Pelt 
merkt an, der Urheber dieser Liigenpropaganda sei Brigadier 
General J.V. Charteris gewesen, Chef des Geheimdienstes der 
britischen Armee. Eines der Ziele dieser Luge war anschei- 
nend, die Chinesen, die die Toten verehrten, gegen die Deut- 
schen aufzubringen. 4 

Ein ausfuhrlicher Bericht liber diese „Leichenverwertungsfa- 
brik" erschien in der angesehenen englischen Tageszeitung 
The Times am 17. April 1917. Demnach sollen in jener Fabrik 



354 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



Ziige voll mit Leichen angekommen sein. Die Leichen sollen 

an Haken an einer endlosen Kette aufgehangt worden sein. 

Der Artikel flihrt weiter aus: 4 
»Die Korper werden an dieser endlosen Kette durch ein 
langes, enges Gehduse transportiert, wo sie durch ein Des- 
infektionsbad geleitet werden. Danach werden sie durch 
eine Trockenkammer geleitet und danach automatisch in 
eine Art Bottich oder Kessel, in den sie von einem Apparat 
fallen gelassen werden, der sie vom Haken loslost. In die- 
sem Bottich bleiben sie zwischen sechs und acht Stunden 
und werden mit Dampf behandelt, wodurch sie sich lang- 
sam auflosen, wahrend eine Vorrichtung sie langsam um- 
ruhrt. « 

Und weiter: 
»Aus dieser Behandlung ergeben sich verschiedene Pro- 
dukte. Das Fett wird in Stearin, eine Art Talg und Ole um- 
gewandelt, die erst destilliert werden mtissen, bevor man 
sie verwenden kann. Die Destination wird durch Kochen 
des Ols mit Natriumcarbonat durchgefuhrt, und einige der 
Nebenprodukte werden von deut- 
schen Seifenherstellern benutzt. Die 
Oldestillation und -raffination liegen 
in der Sudostecke der Fabrik. Das 
gelblich-braune raffinierte 01 wird in 
kleinen Fassern versandt, wie sie 
auch fur Erdol verwendet werden. « 

Man beachte den Detailreichtum dieses 

„Berichts"! Prof, van Pelt hebt hervor: 4 
»Es war eine Luge, aber es war plau- 
sibel, und es war nicht moglich, sie 
[wahrend des Weltkrieges] vollig zu 
widerlegen. « 

In den Jahren nach dem Ersten Welt- 

krieg wurden diese falschen Greuelge- 

schichten als solche entlarvt, und viele 

dieser Legenden wurden aus der Welt 

geschafft. Prof, van Pelt behauptet: 4 
»Die Gesamtwirkung der schonungs- 
losen Offenlegung dieser Greuelge- 
schichten war allgemeiner Unmut der 
Offentlichkeit gegen jene, die ihre 
Leidenschaft geschurt, ihre Entrti- 
stung angestachelt, ihren Patriotis- 
mus ausgebeutet und ihre hochsten 

Ideale durch regierungsamtliche Vertuschungen, Ausfliich- 
te, Betriigereien, Falschheiten und Tricks in den Schmutz 
gezogen hatten.« 

Eines der Schlusselargumente van Pelts im ersten Teil seines 

Buches lautet aber nun wie folgt: 3 
»Es gibt keine historische Rechtfertigung, die Berichte ilber 
deutsche Greuel wahrend des Zweiten Weltkrieges im Kon- 
text der Greuelpropaganda des Ersten Weltkrieges zu beur- 
teilen und zu verwerfen: Die Einstellung der Offentlichkeit 
in den Jahren 1939-1945 war grundsatzlich anders als jene 
von funfundzwanzig Jahren zuvor, und es ist klar, dafi jeder 
Versuch, eine Propaganda von der Art der beruchtigten 
[Leichenverwertungsfabrik] zu verbreiten, nur auf Gelach- 
ter gestofien ware. « 

Van Pelt geht sogar noch weiter: 5 
»Der Langzeiteffekt von Geschichten, die [...] von der 
Verwendung menschlicher Korper als Rohstoff zur Seifen- 
herstellung berichteten, war, dafi nur wenige geneigt wa- 




Rekrutierungsplakat der U.S. Armee 
zur Zeit des Ersten Weltkriegs 



ren, sich noch einmal von solchen Falschungen hereinle- 
gen zu lassen. « 
ZusammengefaBt argumentiert van Pelt also, dafi sich die 
Burger der westlichen Demokratien wohl bewuBt waren, wie 
sie im Ersten Weltkrieg durch anti-deutsche Propaganda her- 
eingelegt worden waren, und sich daher nicht noch einmal 
hatten hereinlegen lassen. Daher hatten die alliierten Machte 
des Zweiten Weltkriegs durch einen Versuch, falsche Greuel- 
geschichten zur Erreichung ihrer Ziele einzusetzen, nichts zu 
gewinnen, aber alles zu verlieren gehabt. Jede Behauptung 
der Alliierten habe daher auf Tatsachen beruhen miissen, zu- 
mal die Massen skeptisch eingestellt waren. 
Um seine Behauptung zu stiitzen, zitiert Pelt angesehene 
Quellen aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges, die in der Tat 
aus eben diesem Grunde den Anti-NS-Greuelgeschichten ge- 
geniiber skeptisch eingestellt waren. 6 

Professor van Pelts Ansicht wird allerdings durch Erfah- 
rungstatsachen unterminiert, denn so wohl Sowjets, Zionisten, 
Amerikaner wie auch Briten verbreiteten wahrend des Zwei- 
ten Weltkriegs falsche Propagandabe- 
hauptungen, um ihre Ziele zu fordern. 
Tatsachlich ahneln einige der alliierten 
Greuelpropagandageschichten des Er- 
sten Weltkriegs auf frappierende Weise 
jener anti-deutschen Propaganda, die 
von zionistischen Gruppen und von den 
Alliierten im Zweiten Weltkrieg ver- 
breitet wurden. 

Am 21. August 1944 veroffentlichte die 
US-Zeitschrift Time einen Artikel mit 
der Yrersten Augenzeugenbeschreibung« 
des »Nazi-Vernichtungslagers« in Ma- 
jdanek bei Lublin. Professor van Pelt 
meint, dafi die Herausgeber von Times 
trotz der herrschenden Skepsis beziig- 
lich der Geschichten iiber »Hitlers Gas- 
kammern« von der Wahrheit der Ge- 
schichte iiberzeugt gewesen seien. Van 
Pelt beschreibt den Artikel wie folgt: 7 
»Die Herausgeber von Time waren 
weniger zogerlich, Tatsachen als sol- 
che zu akzeptieren. Am 21. August 
druckten sie einen Bericht ilber die 
„gigantische Mordfabrik", [in Ma- 
jdanek] aus erster Hand ab, der grofitenteils den Notizen 
des russischen Kriegskorrespondenten Roman Karmen 
entnommen worden war.« 
Dr. van Pelt hat allerdings eine Auslassungssiinde begangen. 
Er hat die in diesem Artikel zitierten, offenkundig falschen 
Aussagen unterschlagen, womoglich weil er sich bewuBt war, 
dafi es seine ganze Argumentation untergraben wiirde, wenn 
er seinen Lesern den Inhalt des Artikels mitteilte. LaBt uns 
nun die Behauptungen von Time und Karmen untersuchen. 
Der Artikel liest sich wie folgt: 
»In der Mitte des Lagers steht ein riesiges Steingebaude 
mit einem Fabrikschornstein - das grofite Krematorium 
der Welt. Die Deutschen versuchten, es niederzubrennen, 
aber das meiste davon steht noch - ein grimmiges Denkmal 
des Dritten Reiches. 

Die Menschen wurden hierher in lOOer Gruppen gefuhrt, 
um fast noch bei lebendigem Leibe verbrannt zu werden. 
Sie waren schon ausgezogen und in den angebauten be- 



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355 



sonderen Gaskammern chloriert worden. Die Gaskammern 
fafiten etwa 250 Personen auf einmal. Sie standen dicht 
gedrdngt [...], so dafi sie nach dem Ersticken aufrecht ste- 
hen blieben. [...] Diese menschliche Ladung wurde in ei- 
nen brilllenden Ofen von 1.500 Grad Hitze gekippt.« (Her- 
vorhebung hinzugefugt) 
Der „Augenzeuge" Karmen behauptet zudem: 8 
»Es fallt sogar mir schwer zu glauben, aber meine Augen 
konnen mich nicht betriigen. Ich sehe die menschlichen 
Knochen, Kalkfdsser, Chlorleitungen und Ofenanlagen.« 
(Hervorhebung hinzugefugt) 
Die Holocaust-Lobby behauptet heute, die Insassen des La- 
gers Majdanek seien mit Zyklon B/Blausaure und Kohlen- 
monoxid getotet worden, weswegen die Behauptung von 
Chlorgas als Totungsgift falsch ist. 9 Zwar hatte das Lager Ma- 
jdanek ein Krematorium, jedoch war es mit fiinf Einasche- 
rungsmuffeln und einer maximalen Kapazitat von 100 Lei- 
chen pro Tag alles anders als »das grofite Krematorium der 
Welt« w 

Interessant ist zudem, was Time und Karmen dariiber berich- 
ten, wie die Leichen der „Ermordeten" verwertet wurden: 8 
»Die ausgegluhten Knochen und die Asche der Opfer wur- 
den in einen Anbau gebracht, wo eine unglaubliche Proze- 
dur stattfand. Diese menschlichen Knochen wurden me- 
chanisch pulverisiert, in grofie Blechkanister gefiillt und 
als Dunger zuruck nach Deutschland gesandt. « 
Dies ist unwahre Propaganda, und es gibt auch nicht die Spur 
eines glaubhaften Beweises zu ihrer Stiitzung. Die Holocaust- 
Lobby behauptet heute freilich nicht mehr, in Majdanek habe 
es eine „Leichenverwertungsfabrik" gegeben, wo menschliche 
Uberreste verarbeitet, abgefullt und als Dunger zuruck nach 
Deutschland gesandt wurden. Der Leser wird aber bemerken, 
wie auffallig diese Geschichte jener der zuvor erwahnten 
„Leichenverwertungsfabrik" des Ersten Weltkriegs ahnelt, 
von der van Pelt zugibt, dafi sie eine Luge ist. Laut Fassung 
des Ersten Weltkriegs wurden Leichen zur Herstellung von 
Seife verwertet, laut Fassung des Zweiten Weltkriegs zur Er- 
zeugung von Dunger. 

Wir haben es hier mit einem ausgezeichneten Fall sowjetisch- 
kommunistischer Propaganda zu tun, die von einer hochange- 
sehenen amerikanischen Nachrichtenquelle schlicht als Tatsa- 
che akzeptiert und wiedergegeben wurde. Professor van Pelt 
unterschlagt die Behauptung von der Diingerfabrik in Ma- 
jdanek, wahrscheinlich weil dies seine Argumentationslinie 
untergrabt. 

Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, mochte ich Profes- 
sor van Pelts Behauptung hier nochmals in Erinnerung rufen: 
»Der Langzeiteffekt von Geschichten, die [...] von der 
Verwendung menschlicher Korper als Rohstoff zur Seifen- 
herstellung berichteten, war, dafi nur wenige geneigt wa- 
ren, sich noch einmal von solchen Falschungen hereinle- 
gen zu las sen. « 
Eine wichtige Studie des revisionistischen Historikers Mark 
Weber beweist, dafi van Pelts Behauptung falsch ist. 11 Weber 
schreibt, dafi sich Geruchte liber die Herstellung von Seife 
aus den Leichen ermordeter Juden durch die Deutschen 
»1941 und 1942 so stark verbreiteten, dafi sich die deutschen 
Behorden in Polen und in der Slowakei gegen Ende 1942 
iiber deren Auswirkung offiziell besorgt zeigten.« 
Weber wies ferner darauf hin, dafi eine ahnliche Behauptung 
iiber die Herstellung von Seife aus Leichen wahrend des Er- 
sten Weltkriegs zwar als Luge entlarvt worden war, dafi die- 



ses Geriicht »aber dennoch im Zweiten Weltkrieg wiederbe- 
lebt und weit verbreitet wurde. Diese Anschuldigung wurde 
sogar wahrend des Nurnberger Tribunals von 1945-1946 
,,bewiesen " und ist in den Jahrzehnten danach von vielen Hi- 
storikern ubernommen worden. « 

AnschlieBend gibt Weber eine Liste alliierter und zionisti- 
scher Quellen wieder, die diese Propagandaliige wahrend des 
Zweiten Weltkrieges verbreitet haben. 

Ein geheimer Bericht des Geheimdienstes der US-Armee zi- 
tierte eine polnische Quelle, die behauptete, die Deutschen 
hatten 1941 in Turek (Polen) eine »menschliche Seifenfabrik« 
errichtet. 14 

Rabbi Stephen S. Wise, Chef des World Jewish Congress und 
des American Jewish Congress wahrend des Krieges, versi- 
cherte im November 1942 offentlich, die Deutschen wurden 
jiidische Leichen zu Seife, Fett und Dunger verarbeiten. 15 
Ende 1942 behauptete das Periodikum des American Jewish 
Congress, Congress Weekly, die „Nazis" hatten zwei Sonder- 
fabriken in Deutschland errichtet zur Erzeugung von Seife, 
Klebstoffen und Maschinenol aus den Leichen von Juden, die 
aus Frankreich und Holland deportiert worden waren. 16 
Die hochangesehene und einfluBreiche amerikanische Zeit- 
schrift New Republic berichtete 1943, die Deutschen »verwer- 
teten die Leichen ihrer jiidischen Opfer zur Herstellung von 
Seife und Dunger in einer Fabrik in Siedlce. « 
Der Mythos von der Seifenherstellung aus Opferleichen durch 
die Deutschen wurde schlieBlich wahrend des Nurnberger 
Tribunals von 1945-1946 „ma(3geblich bewiesen". In der Ur- 
teilsbegriindung fuhrten die Nurnberger Richter aus: 18 
»Versuche wurden unternommen, das Fett der Opferlei- 
chen zur kommerziellen Seifenherstellung zu verwerten.« 
Lassen Sie mich van Pelts Schliisselargument wiederholen: 
»Es gibt keine historische Rechtfertigung, die Berichte iiber 
deutsche Greuel wahrend des Zweiten Weltkrieges im Kon- 
text der Greuelpropaganda des Ersten Weltkrieges zu beur- 
teilen und zu verwerfen: Die Einstellung der Offentlichkeit 
in den Jahren 1939-1945 war grundsatzlich anders alsjene 
von funfundzwanzig Jahren zuvor, und es istklar, dafijeder 
Versuch, eine Propaganda von der Art der berilchtigten 
[Leichenverwertungsfabrik] zu verbreiten, nur auf Gelach- 
ter gestofien ware. « 
Schon allein angesichts der in diesem kurzen Beitrag ange- 
fiihrten Beweise (und es gibt noch wesentlich mehr davon) 
mufi man van Pelts SchluBfolgerung verwerfen. Die Greuel- 
propaganda des Ersten Weltkrieges diente als Vorbild fur die 
alliierte und zionistische Greuelpropaganda des Zweiten 
Weltkrieges, und die Einstellung der Offentlichkeit war der- 
art, dafi die Leute darauf abgerichtet waren, Propagandaliigen 
in Kriegszeiten als „die Wahrheit" zu akzeptieren. 
Es ist ja schon unrichtig zu behaupten, die Massen in Eng- 
land, Frankreich, den USA und anderen westlichen Nationen 
seien in der Zwischenkriegszeit iiber die Falschheit der Greu- 
elmeldungen des Ersten Weltkrieges allgemein aufgeklart 
worden. Eine derartige Volksaufklarungskampagne mag es in 
Deutschland gegeben haben, das daran naturgemaB ein star- 
kes Interesse hatte. In den westalliierten Nationen aber be- 
schrankte sich die Diskussion iiber die Falschheit von Greu- 
elmeldungen des Ersten Weltkrieges auf eng begrenzte aka- 
demische Zirkel, und selbst da war die BloBlegung der „eige- 
nen" Liigen verstandlicherweise kein populares Thema. 
Wichtigstes Indiz daftir ist, dafi in den alliierten Nationen der 
Zwischenkriegszeit eben kaum Publikationen erschienen, die 



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dieses Thema iiberhaupt aufgriffen. Ein rares Beispiel ist das 
oft zitiert Buch Falsehood in Wartime von A. Ponsonby, 19 
das aber eben in kleinen Auflagen in einem kleinen Verlag er- 
schien und meines Wissens niemals Gesprachsstoff der Mas- 
senmedien war. 

Die einsamen Stimmen jener, die die nach 1939 aufkommen- 
den Greuelgeschichten des Zweiten Weltkrieges wegen ihrer 
Ahnlichkeit mit den falschen Greuelmeldungen des Ersten 
Weltkrieges verwarfen, waren eine Minderheit, die nur sehr 
geringen EinfluB hatte. 

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg forderten Wiir- 

dentrager, Journalisten, Autoren und allerlei einfluBreiche 

Gruppierungen die Falschmeldung, die Deutschen hatten Sei- 

fe aus den Leichen ihrer Opfer erzeugt. 20 Diese Propaganda 

erzeugte kein Gelachter, wie van Pelt uns glauben machen 

will. Ganz im Gegenteil, wie der Historiker Weber hervor- 

hebt: 21 

»Die Geschichte von der „Menschenseife" belegt erneut 

die enorme Auswirkung, die Kriegsgeriichte haben konnen, 

sofern sie sich erst einmal Bahn geschlagen haben, wie 

phantastisch sie auch immer anmuten mogen. Dies insbe- 

sondere dann, wenn derartige Geschichten als Propagan- 

daliigen von einflufireichen Individuen und machtigen Or- 

ganisationen verbreitet werden.« 

Erst gegen Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts gab 

die Holocaust-Lobby endlich zu, da(3 die Geschichte von der 

„Judenseife" im Zweiten Weltkrieg ein Mythos ist. 22 

Auch der Mythos von der „Massenhinrichtung mit Stark- 

strom" illustriert die Tatsache, da(3 alliierte und zionistische 

Quellen im Zweiten Weltkrieg Propagandaliigen zur Durch- 

setzung ihrer Ziele verwandten. 

Belzec war ein NS-Lager in Ostpolen. Der Holocaust-Histo- 
riker Raul Hilberg behauptet, das erste dort verwandte T6- 
tungsmittel sei entweder Kohlenmonoxid in Druckflaschen 
oder Blausaure gewesen. Spater sei das Lager mit Dieselmo- 
toren ausgeriistet worden, und die Juden seien in mit Die- 
selabgasen belegten „Gaskammern" ermordet worden. 23 Ob- 
wohl sich van Pelts Buch hauptsachlich mit dem Lager Au- 
schwitz beschaftigt, hat van Pelt einiges Interessante zum La- 
ger Belzec auszufiihren. Er schreibt: 3 
»Da sie unter der inspirierenden Fiihrung von Mannern 
wie Churchill und Roosevelt kampften, brauchten die Alli- 
ierten keine Greuelpropaganda. [...] Churchill war in der 
Lage, eine Nation zu mobilisieren, ohne dabei aufjene all- 
zu leicht widerlegbare Greuelpropaganda zuriickgreifen zu 
mussen, die die schwachen Filhrer des Ersten Weltkriegs 
anwenden mufiten, um ihre Moral aufzubauen.« 
Dies ist falsch. Die Alliierten haben tatsachlich falsche, un- 
fundierte Greuelgeschichten zur Erreichung ihrer Ziele be- 
nutzt. Anfang 1944 sahen sich die alliierten Regierungen so- 
gar veranlaBt, ihr geheimes Tun nicht langer zu verschweigen, 
sondern ganz offentlich die Kirchen und Medien ihrer Lander 
um Hilfe bei der Verbreitung von antideutscher Greuelpropa- 
ganda zu bitten, um damit von den zu erwartenden Greueln 
der Roten Armee beim Einmarsch in Ost- und Mitteleuropa 
abzulenken. Dabei bezog man sich sogar ausdrucklich auf die 
Liigen des Ersten Weltkriegs! Das britische Propagandamini- 
sterium sandte z.B. am 29.2.1944 einen Rundbrief an die Kir- 
chen Englands und an den BBC mit folgendem Inhalt: 24 
»Wir wissen, wie sich die Rote Armee 1920 in Polen und 
dann erst neulich in Finnland, Estland, Lettland, Galizien 
und Bessarabien verhielt. 



Wir mussen daher in Betracht Ziehen, wie sich die Roten 
Armee mit Sicherheit verhalten wird, wenn sie Mitteleuro- 
pa uberrennt. [...] 

Die Erfahrung hat gezeigt, dafi eine gegen den Feind ge- 
richtete Greuelpropaganda die beste Ablenkung ist. Leider 
ist die Offentlichkeit nicht mehr so empfanglich wie in den 
Tragen der ,,Leichenfabriken" und der „verstummelten 
belgischen Babys " und der ,,gekreuzigten Kanadier". 
Um Ihre Mitarbeit wird daher ernsthaft nachgesucht, um 
die qffentliche Aufinerksamkeit von den Taten der Roten 
Armee abzulenken, indem Sie verschiedene Anschuldigun- 
gen gegen die Deutschen und Japaner vollherzig unterstiit- 
zen, die vom Ministerium in Umlauf gebracht wurden und 
werden. « 
Kann man es deutlicher ausdriicken? Freilich kann man be- 
haupten, mit dem Hinweis auf die letztlich aufgeflogene Pro- 
paganda des Ersten Weltkrieges habe das englische Propa- 
gandaministerium zwischen den Zeilen darauf hinweisen wol- 
len, diesmal wolle man nur „wahre" Propaganda betreiben. 25 
Doch wenn das Ministerium dies sagen wollte, warum schrieb 
es das dann nicht ausdrucklich? Immerhin war dieser Brief an 
die Kirchen gerichtet, die doch sicher nichts lieber horen 
wollten als die Verpflichtung der eigenen Regierung zur 
Wahrheit. Aber der Brief erwahnt kein Wort von Wahrheit. 
Im Gegenteil: Das Ministerium driickt sein Bedauern aus, dafi 
sich die Leute heute nicht mehr ganz so leicht beliigen lassen: 
»Leider[lll] ist die Offentlichkeit nicht mehr so empfanglich 
[...]«. Man muB also zwischen den Zeilen offenbar lesen: 
„Heute muB man besser, dreister, lauter liigen". 
Wenn man sich allerdings vergegenwartigt, wie erfolgreich 
die Propaganda des Zweiten Weltkrieges war, den Menschen 
Greuelmarchen vom Typ „Leichenverwertungsfabrik" in Ma- 
jdanek oder „Seife aus Judenfett" einzureden und bis Ende 
der 80er Jahre als Wahrheit zu verkaufen, dann erkennt man, 
dafi die Behauptung des britischen Propagandaministeriums, 
die Offentlichkeit sei 1944 fur derartigen Unsinn weniger 
empfanglich gewesen, schlicht falsch ist. 
In diesem Brief gibt das Ministerium auch zu, dafi die zu ver- 
breitenden Anschuldigungen »vom Ministerium in Umlauf 
gebracht wurden und werden«, sprich: Sie haben dort ihren 
Ursprung, und nicht etwa in Berichten von Zeugen und Orga- 
nisationen vor Ort. Zudem wurden diese Anschuldigungen 
schon seit geraumer Zeit verbreitet, das heiBt, die Greuelpro- 
paganda fing nicht erst Anfang 1 944 an. Man muB schlieBlich 
schon eine gehorige Portion Naivitat besitzen, um zu glauben, 
dafi die alliierte Propaganda ausgerechnet im schlimmsten 
und fur sie gefahrlichsten aller Kriege niemals zur Luge Zu- 
flucht nahm, um der eigenen Sache zu dienen. 
Doch nun zuriick zu Belzec. Im Dezember 1942 gab das In- 
ter-Allied Information Committee (eine Agentur der (Exil-) 
Regierungen von Australien, Belgien, Kanada, China, der 
Tschechoslowakei, GroBbritannien, Griechenland, Indien, 
Luxemburg, den Niederlanden, Neuseeland, Norwegen, den 
Philippinen, Polen, Siidafrika, Jugoslawien, Frankreich und 
von den USA) in London eine Erklarung beziiglich des 
Schicksals der Juden im deutschbesetzten Europa ab. Diese 
wurde spater von New York aus liber das Biiro des United 
Nations Information Committee verbreitet. Darin heiBt es: 26 
»Die Methoden, die bei der Deportation all jener aus den 
Ghettos angewandt werden, die die Morde und Erschie- 
fiungen in den Strafien iiberlebten, iibersteigen das Vorstel- 
lungsvermogen. Insbesondere Kinder, alte Leute und Ar- 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



357 



beitsunfdhige werden ermordet. Harte Fakten beziiglich 
des Schicksals der Deportierten sind nicht zur Hand, aber 
es gibt Nachrichten - unwiderlegbare Nachrichten —, dafi 
man in Chelmno und Belzec Hinrichtungsstatten einrichte- 
te, wojene, die die Erschiefiungen ilberlebt haben, in Mas- 
sen durch Starkstrom und Gas hingerichtet werden. « 
Hier behaupten die Alliierten also, sie hatten unwiderlegbare 
Beweise, daB die Juden in Belzec in Massen durch Starkstrom 
hingerichtet wurden. Heute wissen wir, daB dies falsch ist, 
zumal die „Massenhinrichtung mit Starkstrom" ein Mythos 
ist, wie van Pelt und die Holocaust-Lobby selbst zugeben. 27 
Der Starkstrommythos von Belzec beleuchtet auch eine weite- 
re Schwachstelle in van Pelts Methode und Ansicht. Wie er 
selbst hervorhebt, veroffentlichte die Polish Fortnightly Re- 
view, die englischsprachige Zeitschrift der exilpolnischen Re- 
gierung in London, am 10. Juli 1942 eine Beschreibung der 
angeblichen „Starkstrom-Anlage", mit der Juden »in Massen 
in Belzec ermordet wurden«. Man liest dort: 
»Die Manner gehen in die Baracken zur Rechten, die 
Frauen in die Baracken zur Linken, wo sie sich ausziehen, 
vorgeblich um baden zu gehen. Nach dem Ausziehen gehen 
beide Gruppen zur dritten Baracke, worin sich eine unter 
Starkstrom gesetzte Platte befindet, aufder die Hinrichtung 
ausgefuhrt wird. « 
In einem Versuch, dem Leser weis zu machen, hierbei handle 
es sich um »ehrliche Fehler« und nicht etwa um absichtliche 
Propagandaliigen, nimmt van Pelt auf folgende Argumentati- 
on Zuflucht: 27 
»Im Sommer 1942, als dieser Bericht geschrieben wurde, 
hatte niemand, der Mitglied des Hinrichtungskommandos 
war, das Lager Belzec lebend verlassen, so dafi die Be- 
schreibung der Totungsmethode im wesentlichen auf Ge- 
riichten beruhte.« 
Mit anderen Worten: da niemand den Massentotungen lebend 
entkommen sei, um die genaue Technik des Massenmordes zu 
beschreiben, entwickelten sich Geriichte liber die exakte To- 
tungsmethode. Das zentrale Ereignis aber, namlich der Mas- 
senmord an Juden, fand statt. 

Einem am 12.2.1944 in der New York Times abgedruckten Be- 
richt folgend, sind „Augenzeugen" den Massenhinrichtungen 
allerdings entkommen, und sie haben iiberlebt, um die tatsachli- 
che »Methode des Massenmordes exakt zu beschreiben«: 
»Ein junger polnische Jude, der einer Massenhinrichtung 
in Polen entfloh, [. . .] wiederholte seine Geschichte [die 
ihm von Fliichtlingen erzahlt wurde, die die Elektroexeku- 
tionsanlage in Belzec mit eigenen Augen gesehen hatten 
...] Die Juden wurden nackt auf eine Metallplattform ge- 
zwungen, die wie ein hydraulischer Aufzug funktionierte, 
mit dem sie in einen grofien Behalter mit Wasser herabge- 
lassen wurden. Sie wurden mit durch das Wasser geleite- 
tem Starkstrom hingerichtet. « 
Dr. van Pelt kann das wohl nicht wegerklaren. Im Gegensatz 
zu seiner Behauptung haben wir hier zumindest einen „Au- 
genzeugen", der einer „Massen-Elektroexekution" lebend ent- 
floh(en sein will) und uns eine „exakte" Beschreibung der T6- 
tungstechnik von Belzec lieferte. Dies zeigt, daB die pro- 
alliierten Medien in den USA tatsachlich erfundene Greuellii- 
gen verbreiteten. 

Aber das ist noch nicht alles. Man bedenke nur die „Augen- 
zeugen"-Berichte liber die „Elektroexekutionskammer" von 
Belzec, die im „maBgebenden" Schwarzbuch veroffentlicht 
wurde: 29 



»Das Lager Belzec ist unterirdisch. Es ist ein elektrisches 
Krematorium. In dem unterirdischen Gebaude gibt es zwei 
Hallen. In der ersten Halle wurden die Leute aus den Zii- 
gen herausgeladen. Dann wurden sie nackt in die zweite 
Halle gefuhrt. Der Boden dieser Halle ahnelte einer gro- 
fien Platte. Sobald die Manner darauf standen, senkte sich 
die Platte in ein Wasserbecken. In dem Augenblick, in dem 
die Manner bis zum Hals im Wasser standen, wurde ein 
Starkstrom von Millionen von Volt hindurchgeleitet, wo- 
durch alle sofort getotet wurden. Der Boden erhob sich 
daraufhin wieder, und ein zweiter Strom wurde durch die 
Korper geleitet, wodurch sie brannten, bis nur noch ein 
wenig Asche von den Opfern tibrig geblieben war.« 
Man bedenke: dies basiert auf „Augenzeugen", die »diese 
Massenelektroexekutionen mit ihren eigenen Augen sahen«. 
Um die Existenz der „Gaskammern" zu „beweisen", stiitzt 
sich van Pelt durchweg auf die Konvergenz der Beweise - ei- 
ner Ansammlung von Beweisen, die angeblich nur eine 
SchluBfolgerung ermoglichen, namlich, daB es die „Gaskam- 
mern" gab. Hier habe ich die Konvergenz von Beweisen auf- 
gezeigt - einen Bericht der Allierten Nationen und einige we- 
nige Augenzeugen - die alle auf die falsche SchluBfolgerung 
hindeuten, daB in Belzec mit Starkstrom gemordet wurde. 
Dr. van Pelt raumt ein, daB die Beweise zur Untermauerung 
der Behauptung, Juden seien in Belzec mit Dieselabgasen er- 
mordet worden, bestenfalls sparlich sind: 30 
»Beweise [fur die Ermordung von Juden in Gaskammern 
von Belzec] sind viel weniger zahlreich [als Beweise fur 
die Ermordung von Juden in Gaskammern von Auschwitz]. 
Es gibt nur wenige Augenzeugen, keine Gestandnisse, die 
dem von [Auschwitz-Kommandant Rudolf] Hofi vergleich- 
bar sind, keine materiellen Uberreste und nur wenige do- 
kumentarische Quellen. « 
Zumal sich die Qualitat der „Beweise" zum Nachweis dafiir, 
daB Juden in Belzec durch Massenelektroexekution ermordet 
wurden, nicht von der Qualitat jener „Beweise" unterscheidet, 
um zu „belegen", daB Juden in Belzec in Gaskammern getotet 
wurden, und zumal die „Beweise" fur die Massenelektroexe- 
kutionen zu falschen SchluBfolgerungen gefuhrt haben, ware 
es da nicht auch moglich, daB die „Beweise" fur Massento- 
tungen in Gaskammern von Belzec auch zu falschen SchluB- 
folgerungen fiihren? 

Der Holocaust-Historiker van Pelt behauptet, die „Beweise" 
fiihrten lediglich zur »moralischen Gewifiheit«, daB Juden in 
Belzec in Gaskammern massenweise getotet wurden. 30 Im 
Lichte des hier Dargelegten erscheint dies aber als falsche 
SchluBfolgerung. 

SchlieBlich finde ich in van Pelts Buch auch keinen Hinweis 
darauf, daB Geschichten liber NS-Greuel (tatsachliche und 
mystische) von den Zionisten wahrend des Zweiten Welt- 
kriegs und danach benutzt wurden, um Sympathien fur ihr 
Anliegen zu gewinnen, in Palastina einen jiidischen Staat zu 
errichten. Wahrend einer GroBdemonstration im Madison 
Square Garden im Marz 1 943 fiihrte der zionistische Aktivist 
und erste President Israels Chaim Weizmann aus: 31 
»Zwei Millionen Juden sind bereits vernichtet worden. [...] 
Die Demokratien haben eine klare Pflicht zu erfullen. [...] 
Lafit sie mit Deutschland uber die neutralen Lander beziig- 
lich einer moglichen Freilassung von Juden in den besetz- 
ten Gebieten verhandeln. [...] Lafit die Tore Palastinas fur 
all jene off en stehen, die die Grenzen der jiidischen Heim- 
statte erreichen konnen. « 



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VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



Van Pelt ist sich womoglich bewuBt, daB die gegenwartige 
Nahostkrise durch die endlose Wiederholung der NS- 
Greuelgeschichten durch pro-zionistische Gruppen und Re- 
gierungen genahrt wurde, was er aber nicht wagen wiirde, 6f- 
fentlich zuzugeben. Aus all dem sollte man eine Lehre ziehen. 
Da nun wieder einmal ein Krieg im Nahen Osten droht, sollte 
man die von der US-Regierung und den Medien angefuhrten 
„offiziellen Griinde" mit Skepsis betrachten, die zur „Recht- 
fertigung" der zur Zeit vorgelegten Kriegsplane angefuhrt 
werden. 

Anmerkungen 

Eine Kopie dieses Artikels sandte der Autor vor der Veroffentlichung Dr. 

van Pelt zu. Der Beitrag ist auf Englisch erhaltlich online in The Revisionist, 

http://www.codoh.org/revisionist/trl3propaganda.html 

1 Robert Jan van Pelt, The Case for Auschwitz: Evidence from the Irving 

Trial, Indiana University Press, 2002. 

Online: codoh.org/revisionist/review/trl2vanpelt.html 

3 Robert Jan van Pelt, aaO. (Anm. 1), S. 134. 

4 Ebenda, S. 130. 

5 Ebenda, S. 131. 

6 Ebenda, S. 132f. 

7 Ebenda, S. 156. 

TIME, 21. August 1944, S. 36. Ich bin meinem guten Freund Terry 
Dumke zu Dank verpflichtet, der mich auf diese Ausgabe von Time hin- 
wies. 

9 Robert Jan van Pelt, aaO. (Anm. 1), S. 157. 

Vgl. Jiirgen Graf, Carlo Mattogno, KL Majdanek. Eine historische und 
technische Studie, Castle Hill Publishers, Hastings 1998, S. 95-1 18. 

1 ' Mark Weber, »Jewish Soap«, The Journal of Historical Review, vol. 1 1 
(2), (Sommer 1991), S. 217-227. Online: 
ihr.org/jhr/vl 1/vl lp217_Weber.html 

Ebenda, S. 217; Raul Hilberg, The Destruction of the European Jews 
(New York: 1985), S. 966-967; Walter Laqueur, The Terrible Secret 
(Boston: 1980), S. 54, 82, 145, 219; U.S. State Department document 



740.00 1.16 (von 1 943), Faksimile in Encyclopedia Judaica (New York 
und Jerusalem: 1971), Bd.13, S. 759-760; Bernard Wasserstein, Britain 
and the Jews of Europe (London: 1979), S. 169. 

13 Weber, aaO. (Anm. 1 1), S. 217. 

Secret U.S. Army military intelligence report No. 50, 27. April 1945. Na- 
tional Archives, National Records Center (Suitland, Maryland), RG 153 
(JAG Army), Box 497, Files 19-22, Books I and II, Entry 143. 

1 5 » Wise Says Hitler Had Ordered 4,000,000 million Jews Slain in 1 94 2«, 
New York Herald-Tribune (Associated Press), 25. Nov. 1942. S. 1, 5.; »2 
Million Jews Slain by Nazis, Dr. Wise Avers«, Chicago Daily Tribune, 
25. Nov. 1942.; New York Times, 26. Nov. 1942, S. 16.; vgl. auch: Raul 
Hilberg, aaO. (Anm. 12), S. 1 1 18. 

»The Spirit Will Triumphs (editorial), und ^Corpses for Hitler«, S. 11, 
Congress Weekly (New York: American Jewish Congress), 4. Dez. 1942. 

17 New Republic, 18. Jan. 1943, S. 65. 

1 International Military Tribunal, Trial of the Major War Criminals Before 
the International Military Tribunal (IMT „blue series", Nurnberg: 1947- 
1949), Bd. 1, S. 252. Faksimile Nachdruck in: Carlos Porter, Made in 
Russia: The Holocaust (Historical Review Press, 1988), S. 159. 

1 London/New York 1928; dt.: Absichtliche Liigen in Kriegszeiten, Buch- 
kreis fur Gesinnung und Aufbau, Seeheim 1967. 

20 Vgl. die Liste bei Weber, aaO. (Anm. 1 1), S. 219-222. 

21 Ebenda, S. 223. 

22 Ebenda, S. 222f. 

23 Raul Hilberg, aaO. (Anm. 12), S. 229. 

Auszug aus Edward J. Rozek, Allied Wartime Diplomacy, eingefuhrt im 
ersten und zweiten ZiindelprozeB, zitiert nach B. Kulaszka (Hg.), Did Six 
Million Really Die?, Samisdat Publishers, Toronto 1992, S. 155. online: 
www.zundelsite.org/english/dsmrd/dsmrdl2browning.html 
5 So Ch. Browning im zweiten ZiindelprozeB, ebenda. 
26 The New York Times, 20. Dez. 1942, S. 23. 
Robert Jan van Pelt, aaO. (Anm. 1), S. 145. 



The New York Times, 12. Februar 1944, S. 6. 



28 

The Black Book: The Nazi Crimes Against the Jewish People, Nexus 
Press, 1974, S. 313. Dies ist ein Nachdruck der Ausgabe von 1946. 



Robert Jan van Pelt, aaO. (Anm. 1), S. 5. 
The New York Times, 2. Marz 1943, S. 1, 4. 



Warum die USA den Golfkrieg fuhrten 

Von Robert H. Countess, Ph.D. 



Stephen Pelletiere, Iraq and the International Oil System. 
Why American Went to War in the Gulf, Praeger, West- 
port, CN, 2001, 241 S. geb., $72.95 

Stephen Pelletiere ist Professor fur Nationale Sicherheitsfra- 
gen am U.S. Army War College in Carlisle, Pennsylvenia und 
Spezialist fur Nahost-Politik, der etwa funfzehn Jahre vorher 
auch fur die CIA gearbeitet hat. Er hat an der University of 
California, Berkeley, promoviert. Im Dezember 2001 sah ich 
ihn in der Fernsehsendung von Fox News ,,0'Reilly Factor" 
und bemerkte sofort, daB seine Ansicht liber den Irak und 
dessen Prasidenten Saddam Hussein ziemlich im Widerspruch 
zu der Ausrichtung der Massenmedien und der US-Regierung 
stand. Am 1 1 . Mai 2002 besuchte ich ihn in seinem Haus und 
erorterte mit ihm kurz seine Ansichten, woraufhin ich das vor- 
liegende Buch erhielt. 

Die Pelletiere-These 

Trotz einer Folge von funf recht trockenen - aber notwendi- 
gen - Kapiteln, durch die sich der Leser durcharbeiten muB, 
gelangt Prof. Pelletiere schlieBlich zu Kapitel 6, »Iran-Kontra 



und der Irak - die Medienkampagne, die Amerika in den 
Krieg fuhrte.« 

Seine These ist, daB die Nahost-Politik der USA auf Saudi- 
Arabien als Hauptollieferanten fixiert ist, und daB die USA 
daher eine Politik des doppelten „In-Schach-Haltens" verfol- 
gen, um den Iran und den Irak zu hindern, an die Stelle Saudi- 
Arabiens zu treten. Sowohl der Iran als auch der Irak haben 
geniigend Olreserven, um die Fuhrungsrolle Saudi-Arabiens 
herauszufordern. Nach Ansicht der US-Politik wiirde es eine 
Destabilisierung der Region bedeuten, wenn eine derartige 
Herausforderung erfolgreich ware, und man setzt sich daher 
fur eine Unterstiitzung Saudi-Arabiens und seiner koniglichen 
Fiihrung ein, trotz der totalitaren sozialen und politischen 
Kontrolle und der relativ geringen Bevolkerungszahl dieser 
Nation (ca. 17 Millionen). 

Die offensichtliche Gleichgiiltigkeit der Saudis gegeniiber 
„demokratischen Prinzipien" scheint weder amerikanische 
Prasidenten, dem KongreB, der akademischen Welt oder den 
Medien Sorgen zu bereiten, wahrend man oft hort, daB der 
Iran und Irak repressive Regimes sind, wobei „Regime" ganz 
klar als negativer Begriff benutzt und als solcher nicht fur den 



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359 



Konig der Saudis und die Tausende mit ihm verwandten 
Subregenten und Regierungsadministratoren verwendet wird. 
So schreibt Pelletiere auf S. 223: 
»Die USA weigern sich, gegeniiber der Offentlichkeit zuzu- 
geben, dafi sie aus rein okonomischen Motiven handeln - 
Irak und der Iran miissen unten gehalten werden, wenn der 
Olpreis niedrig bleiben soil. [...] Als Folge dessen ist Wa- 
shington gezwungen, diese monumentale Tauschung auf- 
recht zu erhalten - dafi der gegenwartige Stillstand, dessen 
Aufrechterhaltung enorme Mittel verschlingt, in Wirklich- 
keit zu besseren Verhaltnissen fur alle Menschen der Regi- 
on fiihrt, einschliefilich - und besonders - derer, die ge- 
genwdrtig am meisten durch die amerikanische Politik un- 
ter driickt werden, ndmlich die Iraker und Iraner.« 
Dann fugt er hinzu, dafi die amerikanische Politik nicht nur 
den Iran und Irak unterdriickt, sondern auch andere erdolfor- 
dernde Lander, wie Algerien, Venezuela, Indonesien und Nige- 
ria. Dies alles sind Lander mit einem hohen Konsumguterver- 
brauch, wahrend Saudi-Arabien aufgrund seiner geringen Be- 
volkerungszahl einen geringen Konsumguterverbrauch hat. 
Die Pelletiere-These analysiert Systeme, und der Verfasser 
schlieBt mit dieser wichtigen Beobach- 
tung: 
»Das Internationale Olsystem war an- 
fangs eine Einrichtung zur Kontrolle 
iiber eine Ware, das Ol. Uber die Jahre 
und vor allem in der letzten Zeit unter 
Fiihrung der Vereinigten Staaten hat es 
sich zu einer Form der Kontrolle iiber 
Menschen verwandelt. [...] Die Ameri- 
kaner denken offensichtlich, dafi sie das 
doppelte In-Schach-Halten endlos be- 
treiben konnen. Der Autor [Pelletiere] 
glaubt dies keine Minute lang.« (S. 
224) 
Zum SchluB widmet sich eine Seite dem 
Plan einer afrikanischen Pipeline und be- 
schreibt kurz die amerikanische Unter- 
stiitzung im Jahr 2001 fur »eine 3,7 Mrd. 
$ Ol-Pipeline, die in Afrika vom Konig- 
reich Tschad bis zur Ktiste Kameruns ver- 
laufen soll.« 

Dieser von Clinton unterstiitzte Plan wurde es der Weltbank 

ermoglichen, eine 1050 km lange Pipeline vom landum- 

schlossenen zentralafrikanischen Tschad zu finanzieren, und 

Exxon-Mobil und Chevron konnten dann dort die Felder er- 

schlieBen. Diesen Produzenten ware damit ein billiges aber 

zuverlassiges Mittel garantiert, um das 01 an die Westkiiste 

Afrikas zu den wartenden Oltankern zu bringen. 

»Washington will den Profit, den die afrikanischen Regie- 

rungen aus der Olforderung machen wtirden, mit Auflagen 

versehen und bestimmen, wie das Geld verwendet werden 

soil, vermutlich nur fur lohnende Projekte. [...] Aber eine 

Regierung, die nicht iiber den Erlos aus ihren wichtigsten 

Rohstoffen bestimmen kann, ist ein Protektorat.« (S. 224) 

Darum: 

»Was gibt es fur Washington besseres, um seinen Willen zu 

bekommen, als den Schwerpunkt der Olindustrie noch ein 

weiteres Mai zu verlagern, weg vom unruhigen Persischen 

Golf zum anscheinend stabilen Zentralafrika? « 

Da die Lander Zentralafrikas etwa den Entwicklungsstand des 

Nahen Ostens wahrend der 30er Jahre aufweisen - als die 




letzte groBe Verlagerung des Ol-Schwerpunkts erfolgte -, 
sollten die zentralafrikanischen Regierungen leicht manipu- 
lierbar sein, und diese mogliche Interessensverlagerung ver- 
dient ein wachsames Auge durch auBenstehende Beobachter. 

Keine vereinfachte Verschworungstheorie 

Pelletiere bietet keine vereinfachten Ansichten iiber eine 
weltweite Verschworung durch „das groBe OF' oder Israel, 
aber er liefert Einzelheiten, die einen israelischen Eifer zei- 
gen, die Unterdriickung des Iran und Irak zu unterstiitzen. 
Nach der Beendigung des Krieges zwischen Iran und Irak 
zum Beispiel, der beiden Landern Milliarden Dollar entzog, 
die sie fur ihre Entwicklung gebraucht hatten, versuchte der 
irakische President Saddam Hussein, seine durch den Krieg 
angehauften Schulden umzufinanzieren. 
Pelletier schreibt: 
»Die furchteinflofienden Uberschrifien [in den US- 
Medien], die kritischen Leitartikel-Kommentare, die Fern- 
seh-Grofien, die Iraks angebliche Unverantwortlichkeit 
geifielten - all das bewirkte, dafi die Banken eingeschilch- 
tert wurden, mit anderen Worten: es gab keine Umfinanzie- 
rung. In dieser Lage zeigte Saddam, der 
wahrend der ganzen Zeit unter enormen 
Druck gestanden hatte, Anzeichen ech- 
ter Paranoia. « (Seite 215) 
Diese Paranoia muB in den Zusammen- 
hang der israelischen Ankiindigung ge- 
stellt werden, einen Spionage-Satelliten zu 
starten, der es Israel ermoglichen sollte, 
wichtige aktuelle Geheimdaten zu erlan- 
gen, wobei israelische Beamte andeuteten, 
daB Yrlsrael auf die Waffenfabriken des 
Irak aus sei.« Saddam kiindigte daraufhin 
an, er werde halb Israel einaschern, wenn 
Israel den Irak erneut angreifen wiirde 
(Seite 229, Anm. 79). 
Pelletiere hebt hervor, daB Saddams 
Paranoia letztendlich vielleicht gerechtfer- 
tigt war, da die Reagan-Regierung einem 
Neun-Punkte-Programm zugestimmt hat- 
te, das auch die Forderung beinhaltete, der 
irakische President miisse gestiirzt werden 
(Seite 215). Und als Reaktion auf das amerikanische Behar- 
ren darauf, daB Saddam selbst an der enormen Sterblichkeit 
seines Volkes nach dem Golfkrieg schuld sei, schreibt Pelle- 
tiere: 
»Die Behauptung der Fiihrer Amerikas, dafi dies Saddams 
Schuld sei, ist unanstandig.« (Seite 223) 
President Clintons AuBenministerin, die Judin Madeleine 
Albright, hat die Frage nach der irakischen Sterblichkeit wah- 
rend des von den USA verhangten Embargos mit der Erkla- 
rung beantwortet, daB 500.000 tote Kinder eine Zahl sei, wel- 
che die Amerikaner bereit seien zu akzeptieren (Seite 231, 
Anm. 103). 

Die Geschichte iiber Menschenvergasungen 

Besonders interessant war Professor Pelletieres Untersuchung 
der Behauptung der US-Regierung, Saddam Hussein habe 
Giftgas gegen seine eigenen Leute eingesetzt. Bei meinem 
personlichen Besuch lag mir daran, mehr dariiber zu erfahren, 
und er sagte, daB man Anfang der 90er Jahre in der Kriegs- 
schule eigens eine Konferenz abgehalten hat, um diese Be- 



360 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



hauptung zu untersuchen. Verschiedene Fachleute und einige 
Iraker waren dabei anwesend. Man kam zu dem SchluB, daB 
der Irak tatsachlich und mit begrenztem Erfolg Senfgas gegen 
die endlosen Angriffswellen iranischer Soldaten eingesetzt 
hatte, andererseits aber waren die Behauptungen iiber mas- 
senhafte Vergasungen von Irakern und Kurden nicht haltbar. 
Die SchluBfolgerung war, daB der Irak nicht dazu Zuflucht 
nehmen wiirde, Giftgas gegen das eigene Volk einzusetzen, 
auBer wenn die Regierung dies als letztmogliche Abwehr ge- 
gen einen Angriff ansehen wiirde - eine Haltung, die wohl der 
Notfallplanung der meisten Regierungen fur das Uberleben 
der Regierung entspricht. 
Pelletiere schreibt: 
»Die erste bekannte und einigermafien glaubhaft gemachte 
Anwendung von Gas durch die Iraker war 1983 bei Haj 
Umran. Dort waren die Iraner unter Mithilfe der Barzani- 
Kurden in die nordlichen kurdischen Gebiete einmar- 
schiert, und die Iraker benutzten Gas, um sie zu vertreiben. 
Der Versuch wurde zum Fiasko, da die Iraker das Gas auf 
die von den Kurden und Iranern gehaltenen Gipfel fallen 
liefien, aber es zog in die Taler hinunter, wo die irakischen 
Streitkrafte in Stellung waren, was den Angriff der Iraker 
durcheinander brachte.« (S. 226, Anm. 27) 
Dann, in der nachsten Anmerkung: 
»Der Irak gab die Verwendung von Gas am 2. Juli 1988 
zu. Damals sagte Aziz, dafijede Nation das Recht habe, die 
Mittel fur seine Verteidigung zu wahlen. „Irak gibt die 
Verwendung von Gas zu, sagt aber, der Iran habe die 
Kriegfuhrung damit begonnen ", so schrieb die New York 
Times am 1. Juli 1998. « (Datum so im bei Pelletiere) 
In den US-Medien und bei Radio-Sendungen mit Rush Lim- 
baugh, Sean Hannity und Fox TVs „The O'Reilly Faktor", wo 
ich Pelletiere erstmals sah, lautet die Geschichte iiblicherwei- 
se so, Saddam Hussein habe Hunderttausende seiner eigenen 
Leute mit Gas getotet. Als Reporter aber im Marz 1988 nach 
Halabj gebracht wurden, einer irakischen Kurdenstadt in der 
Nahe von Bagdad, wo sowohl der Iran wie auch der Irak Gas 
verwendet hatten, zeigten die Iraner hochstens einige hundert 
Tote, jedoch erhohten sich spater die Angaben auf die Gro- 
Benordnung von 10.000 - eine Zahl, die Pelletiere fur unmog- 
lich halt. (Seite 206, 227, Anm. 33.) 

Von enormer Bedeutung ist Pelletieres Expertenmeinung be- 
ziiglich der US-Politik gegeniiber dem Irak: 
»Zehn Jahre nach dem Ende des Golf-Krieges f'uhrt das 
US-Aufienministerium weiterhin eine Politik gegen den 
Irak, als ob es sich um eine kriminelle Gesellschaft handeln 
wiirde, was, wie wir jetzt sehen konnen, nicht zutrifft. Es ist 
fur die Vereinigten Staaten wirklich an der Zeit, Farbe zu 
bekennen. Wenn sie Beweise hat, dafi Saddam Hussein sein 
eigenes Volk vergast hat, dann sollten diese der Welt vor- 
gelegt werden. Wenn - wie der Verfasser glaubt - die be- 
ruchtigte Gasgeschichte ein grofier Schwindel war - oder 
vielleicht sollten wir sagen, ein Nichtereignis —, dann sollte 
die Regierung das zugeben und die Sanktionen aufheben, 
weil es keine Rechtfertigung dafilr gibt, diese grausame 
Strafe aufrechtzuerhalten.« (S. 222) 
Seine letzte Anmerkung zum obigen Abschnitt ist fur all jene 
bemerkenswert, die sich fur Holocaust-Behauptungen beziig- 
lich des Zweiten Weltkriegs interessieren: 
»Die einzige befriedigende Vorgehensweise ware, dafi die 
USA entweder sagen, wo die 100.000 angeblichen Gasop- 
fer ruhen (wozu sie angesichts all ihrer technischen Mittel 



wie Satelliten und Infrarot-Bildverfahren in der Lage sein 
sollten), oder eine uberzeugende Erklarung abgeben, wie 
die Iraker 100.000 Menschen im Zeitraum von zwei Wo- 
chen vergasen und sie spurlos beseitigen konnten.« (Seite 
230, Anm. 100) 
Das mochte ich als die unabdingbare Haltung eines Histori- 
kers der wirklichen Geschichte fordern. Er akzeptiert nicht 
einfach die Propaganda-Geschichte einer Regierung iiber 
„den Feind", sondern sucht nach materiellen Beweisen, um 
die Behauptungen zu untermauern. In diesem Fall scheint es, 
dafi die US-Regierung keine Beweise hat und daher die Ge- 
schichte weiterhin endlos wiederholt, in der Hoffnung, daB 
das naive Publikum nie peinliche Fragen stellt. 
Angesichts der jiidischen Behauptungen iiber Menschengas- 
kammern in vielen deutschen Kriegsgefangenen- und Inter- 
nierungslagern 1941-1944 miissen die Geschichten der US- 
Regierung und Israels, daB Saddam Hussein Leute vergase, 
weite Aufmerksamkeit erlangen, und bei einem Publikum, das 
alles schluckt, den Eindruck erwecken, dafi Saddam Hussein 
der heutige Hitler sei, bereit, Kurden, Iraker und natiirlich Ju- 
den zu vergasen. Die Geschichte verkauft sich immer gut, 
wenn sie von jiidisch kontrollierten Medien und Talkshow- 
Wirten und den meisten ihrer Gasten propagiert wird, von de- 
nen wahrscheinlich keiner Pelletieres Buch gelesen hat, son- 
dern lieber weiterhin proisraelischen „Denk-Fabriken" in Wa- 
shington und sonstwo glauben schenkt. 

SchluObemerkungen 

Professor Pelletiere zeigt mit tiefgehendem Verstandnis die 
Geschichte der arabischen Zwietracht auf und der verderbli- 
chen Kriege im Irak, Iran, Saudi-Arabien und Kuwait. Seine 
Darstellung der Entwicklung des Ols in Pennsylvania von 
1859 bis zum heutigen Tag ist mehr als passend, wenn auch 
im allgemeinen ermudend und langweilig, aber das ist nicht 
seine Schuld. Der Leser tut wohl, das ganze Buch zu lesen 
und nicht nur mit dem SchluBkapitel zu beginnen, das viel- 
leicht die meisten Leser interessiert. Die ersten fiinf Kapitel 
ermoglichen ein besseres Verstandnis des modernen Olsy- 
stems, bei dem Profit vor Moral und den unabdingbaren Be- 
diirfnissen der Lander geht, wo Ol durch die Produzenten ge- 
fordert wurde und wird. 

Der Index des Buches ist ausreichend, aber es gibt keine Bi- 
bliographie, die Quellen sind weitgehend in den Kapiteln und 
SchluBnoten zu finden. Das Buch ist schrecklich teuer, aber 
es ist seinen Preis wert fur jeden, der eine fachmannische 
Analyse sucht, die notwendigerweise nicht mit den Auguren 
der Medien und der Regierung ubereinstimmt. Ein nebensach- 
licher Kritikpunkt betrifft Pelletieres regelmaBiger Gebrauch 
des Ausdrucks „Russen", wo „Sowjets" passender gewesen 
ware. 

Mit Bezug auf die US-Botschafterin April Glaspie und ihr 
wichtiges Treffen mit Saddam Hussein am 3 1 . Juli 1 990, bei 
dem interpretiert worden war, sie habe Irak „griines Licht" fur 
den Einmarsch nach Kuwait gegeben, bringt Pelletiere dies 
auf den Seiten 200-202 in einen verniinftigen Zusammenhang 
und mifit dem Treffen als solches keine iibermaBige Bedeu- 
tung bei. 

Der Golf-Krieg war ein amerikanisches Unternehmen, um die 
Olversorgung zu kontrollieren. Auf der anderen Seite war Is- 
rael ein Anfeuerer, der President George Herbert Walker 
Bush und seine Koalition gedrangt hat, einzumarschieren und 
den irakischen Prasidenten, seine Armee und Spezialstreit- 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



361 



krafte sowie seine Infrastruktur zu vernichten, vielleicht auf- 
grund einer israelischen Paranoia der „Die-Araber-sind-im- 
mer-gegen-uns"-Mentalitat. Es ist ein Irrtum, den Golfkrieg 
auch nur in weitem Umfang israelischen Machenschaften 
zuzuschreiben. Andererseits macht Pelletiere klar, daB der 
Iran-Kontra-Skandal der Reagan-Regierung „Israel-Iran-Kon- 
tra"-Skandal hatte heiBen miissen, da israelische Hande am 



Skandal hatte heiBen miissen, da israelische Hande am An- 
fang, in der Mitte und am Ende mitspielten - abgesehen da- 
von, daB es den amerikanischen Medien, die sich weitgehend 
in den Handen jiidischer Eigentumer befinden, gelang, Israels 
Schurkerein vor den Augen des Publikums zu verbergen. 



Leserbriefe 



AUgemeines 

Wie ich Revisionist geworden bin 

DreiBig Jahre lang hatte ich eine groBe Allgemeinpraxis im 
Ruhrgebiet. Ich bin Jahrgang 1920, habe also die Zeit des 
Dritten Reichs von 1933 bis 1939 mit vollem BewuBtsein, 
aber auch mit Kritik miterlebt und kann nachtraglich ohne 
Ressentiments sagen, daB ich von dem Fruhlingssturm, der 
damals Deutschland erschutterte, aber auch aufrichtete, be- 
geistert gewesen bin. Der Beginn des Kriegs von 1939 begei- 
sterte mich nicht, denn ich hatte schon das Medizinstudium 
begonnen, wurde 1941 in Osterreich aus dem Studium her- 
ausgerissen und war die ganze Kriegszeit iiber im Osten und 
z.T. in Finnland. Habe mit viel Gliick diese Zeit iiberlebt, 
wahrend viele Mitschuler von mir aus der Volksschule und 
auch aus dem Gymnasium im Osten ihr Leben lassen muBten 
und in RuBland verscharrt worden sind. 

Nach dem Krieg machte ich unter schwierigsten Verhaltnis- 
sen mein Staatsexamen, schlug mich in verschiedenen Kran- 
kenhausern mehr schlecht als recht durch und eroffhete im 
Jahre 1958 meine Praxis in einer GroBstadt des Ruhrgebiets. 
Nach einer kargen Anfangszeit hatte ich nach zwei Jahren ei- 
ne gutgehende Praxis und hatte dann im Laufe der Jahre auch 
mit verschiedenen Patienten interessante Erlebnisse, von de- 
nen ich eines ausfuhrlich berichten mochte. 
Es war um die Zeit der aufsehenerregenden Prozesse um die 
angeblichen Untaten und Brutalitaten des Wachpersonals im 
Bereich der Arbeitslager um Auschwitz herum, die fast tag- 
lich von den Zeitungen als Gerichtsberichterstattung gebracht 
wurden. Ich hatte abends Gelegenheit, die Zeitung zu lesen, 
und ich sagte dann zu meiner Frau: Es ist doch seltsam, daB 
wir als Soldaten niemals von solchen Brutalitaten und MiB- 
handlungen, ja sogar Totungen gehort hatten, denn so etwas 
spricht sich doch herum. Auch hatte ich zweimal wahrend der 
Kriegszeit Heimaturlaub bei den Eltern, auch dort wurde 
niemals ein Wort iiber diese Dinge gesprochen, weil auch 
meine Eltern nichts dariiber vernommen hatten, obwohl der 
Bekanntenkreis sehr groB war und auch geniigend andere 
Dinge besprochen wurden, die nicht in den Zeitungen verof- 
fentlicht worden waren. 

Um diese Zeit - so um 1 962 und 1 963 - hatte ich eine Patien- 
tin, die schon lange zu mir in die Praxis kam, auch mit den 
beiden Kindern, die noch zur Schule gingen. Da ich gelegent- 
lich auch in der Familie Hausbesuche machen muBte, war das 
Verhaltnis Arzt zu Patient nicht so formlich, wie sonst iiblich. 
Es hatte sich eine gewisse personliche Bekanntschaft entwik- 
kelt, und man sprach auch schon mal iiber andre Dinge, die in 
der Offentlichkeit diskutiert wurden. Eines Abends, als Frau 



Schulze (so will ich sie mal nennen) zufallig die letzte Patien- 
tin war, die im Wartezimmer auf die Konsultation wartete, 
stellte Frau Schulze dann die Frage (nachdem ich das Rezept 
geschrieben hatte): Herr Doktor, lesen Sie regelmaBig die 
Zeitung, und ich meine insbesondere die Berichte iiber die 
Prozesse, die in Frankfurt gegen das Wachpersonal der 
KZ-Lager um Auschwitz im Moment gefiihrt werden? Ich be- 
jahte die Frage und sagte auch gleich, daB ich im Kriege lan- 
ge Jahre Soldat im Osten gewesen sei und deshalb kaum et- 
was iiber diese Probleme hatte horen konnen. Vom Lesen von 
Zeitungen ganz zu schweigen, denn Zeitungen kamen nur sel- 
ten zu uns in die Frontregion, und meistens waren sie dann 
schon uralt und nicht mehr interessant. 

Frau Schulze sagte dann: Ich kann Ihnen nur mit gutem Ge- 
wissen sagen, daB bei diesen Prozessen von den verschiede- 
nen Zeugen maBlos und in nicht zu verstehender Weise gelo- 
gen und betrogen worden ist. Ich war selbstredend erstaunt 
iiber diese Feststellung und fragte dann: Wie kommen Sie zu 
dieser Behauptung? Frau Schulze: Herr Doktor, ich weiB, daB 
Sie als Arzt zum Schweigen iiber Patientenaussagen ver- 
pflichtet sind und darum muB ich Sie instandig bitten, wenn 
ich ihnen jetzt ein Gestandnis mache. Ich sagte ihr meine Ver- 
schwiegenheit zu, und sie erzahlte dann: Ich bin fast zwei 
Jahre lang in einem Arbeitslager in Mitteldeutschland gewe- 
sen, ein Lager das auch als KZ bezeichnet worden ist. Es war 
so, daB ich im Jahre 1942 - war damals 18 Jahre alt - zur 
Post dienstverpflichtet worden bin. Ich bin als Brieftragerin 
ausgebildet worden und habe dann immer vormittags einen 
groBen Bereich der Stadt zu versorgen gehabt, nicht nur mit 
Briefen, sondern auch mit Zeitungen und Packchen. Unter 
diesen Packchen waren immer auch viele Feldpostpackchen. 
Mit der Zeit hatte ich dann herausbekommen, daB in diesen 
Packchen vieles verschickt worden ist, was bei uns langsam 
Mangelware wurde, so Kaffee, Schokolade, Konservendosen 
mit Blutwurst, Leberwurst und Corned beef usw. usw. Ich be- 
kam auch im Laufe der Zeit kleine Geschenke, so daB ich 
wuBte, was in diesen Packchen verschickt worden ist. Meine 
Familie hatte keinen Angehorigen als Soldat in den besetzten 
Gebieten, wir bekamen also solche Sendungen nicht. Ich war 
jung und unerfahren, und ich sage heute, daB es schandlich 
ist, wenn man im Dienst solche Sendungen stiehlt. Aber der 
Neid war groB, und da ich sah, daB manche Familien derarti- 
ge Sendungen recht haufig und in dichten Abstanden erhiel- 
ten, besaB ich die Dreistigkeit und habe ab und zu ein Pack- 
chen verschwinden lassen und nach Hause gebracht. Den El- 
tern sagte ich, diese Dinge seien mir geschenkt worden. 
Da die Absender dieser Packchen aber oft an die Angehori- 
gen schrieben, daB sie ein Packchen weggeschickt hatten, was 



362 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



aber nicht angekommen war, weil dieses Nichtankommmen 
dann aber als Diebstahl gewertet wurde, und weil Anzeige 
und Beschwerde bei der Postverwaltung eingelegt worden war, 
wovon ich nichts wuBte, weil also der Postverwaltung auffiel, 
daB in meinem Bezirk dieses „Nichtankommen" haufig war, 
dauerte es nicht lange, daB ich uberwacht wurde, und es erfolg- 
te eine Hausdurchsuchung, man fand Materialien, die eindeutig 
verrieten, daB ich fur den Diebstahl verantwortlich war. 
Ich wurde verhaftet, und schon bald fand eine Gerichtsver- 
handlung statt. Ich hatte es nur dem guten Ruf meiner Familie 
und meiner Jugend zu verdanken, daB man von Seiten des 
Richters gnadig war und mir nur eine Haftstrafe von zwei Jah- 
ren aufgebrummt wurde, die ich dann per „Grune-Minna- 
Transport" in diesem. Lager in Mitteldeutschland verbringen 
muBte. (Ich, der Schreibende dieses Berichts, habe heute den 
Namen dieser Ortschaft und Gegend nach 40 Jahren vergessen). 
Ich habe mich dann mit Frau Schulze noch eingehend iiber 
viele Dinge unterhalten, die mich interessierten, nicht nur an 
diesem Abend, sondern auch an anderen Tagen, wenn ich Zeit 
dazu hatte. Das, was sie mir mitgeteilt hat, will ich zusam- 
menfassend hier berichten. Das Lager umfaBte etwa 10.000 
Personen, alles Frauen unter Bewachung von Warterinnen. In 
der Verwaltung saBen auch Manner, die Haftlingsfrauen hat- 
ten aber kaum Kontakt mit diesen Angestellten. Die Wach- 
frauen waren alter und hatten fast alle gute Manieren. Sie wa- 
ren streng und zuriickhaltend, es war von oben her verboten, 
daB es zu sogenannter Fraternisierungen kam. Frau Schulze 
hatte ein normales Verhaltnis zu den Wachfrauen, und weil 
sie gut gelitten war, wurde sie auch etwas vorzeitig vor Voll- 
endung der Haftzeit nach Hause entlassen. Sie hatte sehr ge- 
ringen Briefkontakt mit den Eltern. 

Das Lager bestand aus Holzbaracken, und die Unterbringung 
erfolgte in Kammern zu 12 oder 14 Personen; die Betten 
standen zu zweit iibereinander. Die Matratzen waren aus gro- 
bem Stoff und z.T. mit Stroh gefullt, es gab aber auch Matrat- 
zen mit Fiillung aus Kapok oder Seegras. Die Raume wurden 
sehr sauber gehalten; die Unterwasche und Leibwasche be- 
kamen sie von der Kleiderkammer, sie muBten aber die Wa- 
sche selbst waschen. Die Kleider wurden auch gestellt, sie 
waren aus groben Stoffen, in verschiedenen Farben. Diese 
Kleider wurden in bestimmten Absfanden gewechselt und 
chemisch gereinigt. Die Verpflegung war nicht reichlich, aber 
fur Frau Schulze ausreichend. Man muBte bedenken, daB sie 
in einer groBen Fabrik arbeitete und dort auch das Mittages- 
sen bekam. Die Arbeit war nicht sehr anstrengend und mit der 
Zeit, wie sie sagte, hatte sie auch die notige Routine. Sie ar- 
beitete immer mit einer groBeren Zahl Mithaftlinge in der Fa- 
brik und hatte Gelegenheit, Nachrichten und Informationen 
auszutauschen. Die Aufsicht durch Vorarbeiter oder Frauen 
war normal, auch die Meister in der Fabrik waren in keiner 
Weise vorlaut und aufdringlich, jedenfalls wurden sie auch in 
der Fabrik nicht schlecht behandelt oder als Menschen dritter 
Klasse angesehen. 

Was die Nationalist der Frauen anbelangte, so war es ein 
groBes Gemisch aus verschiedenen Volkern. Die deutschen 
Frauen waren selbstredend in der weiten Mehrzahl, aber es 
gab auch Franzosinnen und Hollanderinnen, auch viele Frau- 
en aus Osteuropa. Warum diese Frauen eine Haftzeit im La- 
ger verbringen muBten, wurde von den wenigsten den anderen 
Frauen bekannt gegeben, viele behaupteten, sie waren un- 
schuldig in diese Haft gekommen. Ganz ohne Zweifel war es 
fur Frau Schulze, daB eine Masse der Frauen kriminelle Ver- 



anlagung hatte, sie waren Prostituierte mit Verhaltnissen zu 
Verbrechern, oder sie hatten Verbrechen unterstiitzt. Unter 
den Frauen waren auch Judinnen, aber Frau Schulze konnte 
nicht sagen, wie hoch der Prozentsatz der jiidischen Haftlinge 
war. Diese Judinnen hielten sich im allgemeinen zuriick und 
hatten keine groBe Kameradschaft mit den anderen Frauen. 
Sie hatte mehrere Monate lang engeren Kontakt mit einer Jii- 
din, weil sie zusammen an einem Projekt in der Fabrik arbei- 
teten. Diese Frau sprach nur iiber allfagliche Dinge, und es 
war eine Ausnahme, als sie sich einmal auBerte, daB sie aus 
einer gufburgerlichen Familie stammen wiirde und daB sie es 
bis heute nicht verstehen konnte, warum man ihre Familie so 
grausam und brutal behandelt, alle aus der Wohnung entfernt 
und in Lager transportiert hatte. Die Familie sei immer 
treu-deutsch gewesen und sie hatten sich nie mit irgendwel- 
chen Oppositionsgruppen abgegeben. Aus ihrer Verwandt- 
schaft waren mehrere Manner Teilnehmer am Krieg von 
1914-18 gewesen. Sie betonte, daB in diesem Krieg an die 
10.000 Juden gefallen seien. Diese Ungerechtigkeiten und 
Brutalitaten wurden sich eines Tagen an den Machthabern ra- 
chen. Die Faschisten und Judenhasser fiihrten Krieg gegen die 
ganze Welt, und sie sollten doch nicht glauben, daB sie diesen 
Krieg auch gegen Amerika gewinnen konnten. 
Frau Schulze hatte auf diese Feststellungen keine Anwort ge- 
ben konnen, sie war damals viel zu Jung, um diese Argumen- 
tation zu verstehen. Im Winter 1 943/44 kamen viele Haftlinge 
aus anderen Lagern aus dem Osten in das Lager von Frau 
Schulze; sie horten geriichteweise, daB diese Lager im Osten 
teilweise geleert werden sollen, weil die Front mit den Russen 
immer naher nach Westen riickte. Es war klar, daB mit den 
neuen Haftlingen viel iiber die anderen Lager gesprochen 
wurde. Viele der Neuen beklagten sich iiber die Zustande in 
diesen Lagern, die Verpflegung war nicht so reichhaltig, und 
auch die Sauberkeit in den Lagern lieB zu wiinschen iibrig. 
Aber Frau Schulze hatte nie gehort, daB es in den anderen 
Lagern irgendwelche groben MiBhandlungen oder Brutalita- 
ten gegeben hatte, gar nicht zu reden von ErschieBungen oder 
Massentotungen durch Giftgase. Frau Schulze sagte, diese 
heute behaupteten Grausamkeiten waren nie ein Thema unter 
den Frauen gewesen, von diesen Giftgasmorden hatte sie erst 
nach dem Kriege gehort, und sie hatte sofort groBe Zweifel an 
diesen Nachrichten gehabt. Sie hatten auch im Lager gewuBt, 
daB die Feindseite mit alien moglichen Liigen und Hetzereien 
gegen Deutschland arbeiten wiirde, das ist ihr alles nach dem 
Kriege so richtig zum BewuBtsein gekommen. 
Als ich dann zum AbschluB unserer Unterhaltungen fragte, 
was Frau Schulze denn nun nach Jahren iiber diesen Zwangs- 
aufenthalt denken wiirde, sagte sie: 
»Herr Doktor, die meisten Frauen hatten sich wie ich ir- 
gendeine Strafiat zuzuschreiben und waren durch ein Ge- 
richt zu einer Haftstrafe verurteilt worden, die sie dann in 
dem Arbeitslager verbringen mufiten, weil die Arbeitskrafte 
fur die Industrie gebraucht wurden; man konnte sie nicht 
im Gefangnis Ttiten kleben lassen. Wir mufiten also die 
Konsequenzen tragen und die Haftzeit absitzen. Aber das 
kann ich sehr deutlich und klar sagen: Es hat niemals Bru- 
talitaten oder unberechtigte Mifihandlungen gegeben; man 
darf nicht vergessen, dafi viele Personen aus dem Slum 
stammten und dafi es Streit und Zank gab, die mit Schlagen 
durch die Wachfrauen bestraft werden mufiten. 
Die Aussagen, die heute vor den Gerichten von angeblich 
,,zuverlassigen" Zeugen gemacht werden, sind meistens 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



363 



mafilos iibertrieben, aber noch qfter falsch und verlogen 
und von kranken Hirnen erfunden. Wie kann ein Zeuge sa- 
gen, er habe aus den Giftkammern die toten Haftlinge her- 
ausgeholt, wenn er keine Gasmaske vor dem Gesicht hatte 
und keine Schutzkleidung angezogen hatte? Ich kann mir 
vorstellen, dafi heute viele ehemalige Haftlinge voller Hafi 
sind, weil sie nur wegen ihrer Rasse oder wegen ihrer politi- 
schen Haltung in die Arbeitslager verbannt wurden. Aber 
man mufi vor Gericht bei der Wahrheit bleiben und wenn 
man vereidigt wird, dann kann man keinen Falscheid schwo- 
ren, das weifi dock jeder Mensch, dafi ein Meineid eine Got- 
teslasterung ist, und sie miissen damit dann leben.« 

Dr. med. Heinz Fr. Schumann 

Zu: »Viktor Frankl uber Auschwitz«, VffG 2/2002, S. 137- 
139 

Lieber Herr Rudolf! 

Im Mai 1991 erhielt ich von dem deutschen Rechtsanwalt Hajo 

Herrmann den Auftrag, »Untersuchungen praktischer und 

fachwissenschaftlicher Art iiber angebliche Vergasungen von 

Menschen im Konzentrationslager Auschwitz« durchzufuhren. 

Im Zuge der stoffsammelnden Vorarbeiten habe ich auch Die 

Vernichtung der europaischen Juden von Raul Hilberg (3 

Bande, ca. 2000 Seiten, Fischer Taschenbuch Verlag) einge- 

hend studiert. Auf Seite 1035 stand zu lesen: 

»Eine Hand wies auf den Kamin, dock der neue Haftling 

begriff diese Geste nicht, bis ihm die Wahrheit „geradehe- 

raus " erklart wurde. « 

Dieser Haftling war Viktor Frankl und die FuBnote 409 ver- 

wies auf dessen Schriften. Ich besorgte mir Der Mensch vor 

der Frage nach dem Sinn von Viktor Frankl, dort steht auf 

Seite 166: 

»Eine Hand zeigt zu einem wenige hundert Meter entfernten 

Schlot, aus dem eine viele Meter hohe Art Stichflamme em- 

porziingelt... dort schwebt dein Freund in den Himmel...« 

Ich richtete am 1.7.1991 folgendes Schreiben an Viktor 

Frankl: 

»Wenn Sie namlich behaupten, tatsachlich eine viele Meter 

hohe Art Stichflamme emporziingeln gesehen zu haben, so 

ist Ihnen vorzuhalten, bewufit die Unwahrheit zu sagen. 

Der von Ihnen geschilderte Vorgang ist technisch unmog- 

lich. Ich mochte, da ich Sie sehr schatze, nicht gezwungen 

sein, ein Gutachten zu verfassen, das Sie, sehr geehrter 

Herr Professor, als Unwahrheiten Verbreitenden bezeich- 

nen mufi. Haben Sie ein stichhaltiges Argument, dafi in Ih- 

rem Falle dennoch Meter lange Stichflammen aus hohen 

Schornsteinen bei der Kremierung geschlagen haben kon- 

nen? Ich will gerne alle Argumente gewissenhaft beriick- 

sichtigen.« 

Viktor Frankl rief mich am 3.7.1991 an und konzedierte mir, 

dafi er wohl einer Sinnestauschung unterlegen sein miisse, es 

sei ihm nach meiner Anfrage als naturwissenschaftlich ausrei- 

chend Kundigem klar geworden, dafi aus Krematoriums- 

schornsteinen keine Meter langen Stichflammen schlagen 

konnten. Ich bestatigte ihm mit Schreiben vom 5.7.1991 den 

Inhalt unseres sehr langen Gespraches. Er rief mich am 

12.7.1991 abermals an und bat mich, nicht die »Sinnestau- 

schung« in meiner Ausarbeitung aufzunehmen (»Sonst sagen 

die Leute, der Frankl ist schon ein alter Depp!«), sondern die 

Version, »einen moglichen Widerschein (etwa von Abfacke- 

lungsanlagen in Monowitz oder der untergehenden Sonne, 



wir haben lange iiber verschiedene Moglichkeiten gespro- 
chen) gesehen zu haben«. 

Mit Schreiben vom 12.7.1991 hielt ich dies fest und bedankte 
mich obendrein fur das mir mit einer freundlichen Widmung 
von Viktor Frankl iibersandte Buch ...trotzdemja zum Leben 
sagen. Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager (dtv). 
Ich habe also Viktor Frankl als einen die Wahrheit liebenden 
Menschen kennen gelernt. 

Auch seine Erzahlungen iiber die Kristallnacht, in der er von 
zwei SA-Mannern beschiitzt wurde - sie lieBen ihn in ihrer 
Wohnung ubernachten, um ihm den gefahrlichen Heimweg zu 
ersparen -, iiber die haBlichen Reaktionen seiner Glaubens- 
genossen anlaBlich seines offentlichen Aufrufes 1988 zur 
Versohnung (»Mir machte das ja nichts aus, ich kenne ja 
meine Leute, aber meine Frau, eine Christin, wurde wiist be- 
schimpft und bedroht«) und iiber seinen Kampf als Entla- 
stungszeuge mit einem kommunistischen Staatsanwalt in ei- 
nem VolksgerichtshofprozeB (»wie kann man fur solche Ver- 
brecher nur gunstig aussagenhi) 1946 gegen eine Arztin, die 
angeblich Juden getotet haben sollte (»Sie war so freundlich, 
auch zu alten Ostjiidinnen!«) - aufgrund der Aussagen von 
Frankl endete das Verfahren mit einem Freispruch -, vergro- 
Berten meine Hochachtung fur Viktor Frankl. 
Die von Theodor O'Keefe aufgezeigten Ungereimtheiten mufi 
man wohl unter „schriftstellerischer Freiheit" eines Autors 
subsumieren. Sie sollten dem Andenken an Viktor Frankl kei- 
nen Abbruch tun. 

Baurat h.c. Dipl.-Ing. Walter Liiftl 

zu G. Rudolf, »Das Jungste Gericht«, VffG 2/2002), S. 122- 
114 

Bibel-Wahrheit ja - Judeo-Christentum nein 

Sehr geehrter Herr Rudolf! 

Mit groBem Interesse habe ich Ihren Leitartikel gelesen. Dafi 
ihre Ex-Verlobte Sie aufgrund Ihres Unglaubens nicht heira- 
ten mochte, ist von ihr konsequent und richtig. Ich bin selbst 
Baptist und teile in alien beschriebenen wesentlichen Punkten 
den Glauben Ihrer Ex-Verlobten. Aus diesem Grund mochte 
ich gerne als „Insider" einige der Ihnen so sauer aufstoBenden 
Sachverhalte des biblischen Glaubens aus meiner Sicht kom- 
mentieren. 

1) „Alles was in der Bibel steht, ist wahr." 

Wiirde ein Christ dies nicht glauben, ware er keiner. Wie 
konnte man an Gott glauben und die Schopfung ablehnen? 
Wie konnte man an Jesus Christus als Erretter vor der ewigen 
Verdammnis glauben und die Siindenvergebung durch seinen 
Stellvertretertod am Kreuz ablehnen? Wie konnte man an ei- 
nen allmachtigen Gott glauben und gleichzeitig die Moglich- 
keit ablehnen, dieser Gott konne iibernatiirliche Wunder wie 
das Uberleben Jonahs im Wal, die jungfrauliche Geburt Jesu, 
die Auferstehung Jesu, die Entriickung („Rapture") usw. nicht 
stattfinden lassen? 

Sie sehen, es ist eine Sache des Glaubens an einen allmachti- 
gen, ubernatiirlichen Gott. Wissenschaftlich-materialistisch 
beweisen oder widerlegen kann man Gott nicht. Aber seine 
Schopfung spricht eine deutliche Sprache fur Ihn (Romer 
1:18-20). 

2) „Laut Bibel wurde die Erde und alles Leben vor 5000 Jah- 
ren geschaffen... [daher ist die] Evolutionstheorie a priori 
falsch." 



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Dazu kann ich nur sagen: Bibelleser waren schon immer bes- 
ser informiert, derm an die Evolutionstheorie glaubt langst 
kein ernstzunehmender Wissenschaftler mehr. Mit der Evolu- 
tionstheorie verhalt es sich ahnlich wie mit dem Holocaust: 
Sie ist eine Religion, ein Aberglaube. Denn auch dort gibt es 
keine schliissigen Beweise (Stichwort „missing links"), aber 
daffir viele Dogmen, Denkverbote und systematisch unter- 
driickte Gegenbeweise (weiterfuhrend siehe: 
http://ww.zillmer.com). 

3) „Konsequentes Christentum miiBte auf dem Standpunkt 
stehen, daB mit der Frohen Botschaft an alle Menschen vor 
2000 Jahren der Auserwahltheitsstatus der Juden eben gerade 
endete, so daB es fur die Juden auch keine VerheiBung auf ir- 
gend etwas mehr gibt." 

Hier kann ich Ihnen vollstens zustimmen. Die Bibel sagt: 
Auch die Juden miissen Jesus Christus als ihren Herrn und Er- 
loser anerkennen, um errettet zu werden. Es gibt da keine 
Sonderregelung fur Juden. Allerdings prophezeit die Bibel, 
daB trotz der Zerstreuung im Exil das Volk Israel als identifi- 
zierbares Volk erhalten bleiben wird und sich in den letzten 
Tagen wieder im Heiligen Land versammeln wird. Erstes ist 
Historie und Zweites ist unzweifelhaft seit 1948 im Gange. 
Daneben wird in der Bibel aber auch mehrfach vor falschen 
Juden gewarnt, die in Wahrheit Anhanger Satans sind. (Offb 
2:9, 3:9). Wie war das noch mit den Khazaren? 

4) „Tatsachlich sind die meisten der fundamentalistischen 
amerikanischen Christen zugleich auch mehr oder weniger 
fanatische Zionisten." 

Diese Haltung fundiert auf der Lehre des sog. „Dispensatio- 
nalismus" (siehe www.mediamonitors.net/williamson3.html), 
die zwar erst relativ neu ist (entstanden im spaten 19. Jhd., al- 
so zeitgleich mit dem Zionismus), aber heute die christliche 
Theologie zu dominieren scheint. Diese Theologie ist zen- 
triert um die biblische Prophetie, daB die Juden in der Endzeit 
wieder als Nation im Heiligen Land leben und den Tempel 
wiedererrichten werden. Das Eintreten dieser Ereignisse ist 
also von immenser Wichtigkeit fur den Wahrheitsbeweis die- 
ser Lehre. Deshalb m. E. diese nahezu uneingeschrankte Un- 
terstutzung fur Israel und den Zionismus, der so weit geht, 
daB andere zentrale biblische Lehren in diesem Zusammen- 
hang vollig aus dem Blickfeld verdrangt werden. 
Es ware sicher interessant zu untersuchen, was dieses theolo- 
gische System so popular gemacht hat, ob da nicht vielleicht 
irgendwelche Juden ihre Finger im Spiel gehabt haben. Die 
Vermutung lage nahe. Unzweifelhaft ist, daB nicht nur der 
Zionismus, sondern sogar der Judaismus allgemein, oftmals 
voile Unterstiitzung durch die christlichen Anhanger dieser 
Theologie erfahren, obwohl der Judaismus ansonsten dem 
christlichen Glauben extrem feindselig gegeniibersteht. Und 
genau hierin besteht m.E. die eigentliche Inkonsequenz der 
Extrem-Dispensionalisten. 

Diese sog. „Rejudaisierung des Christentums" geht soweit, 
daB verschiedene „christliche" Kirchen seit jiingerer Zeit so- 
gar die Judenmission offiziell ablehnen und damit das wich- 
tigste Anliegen Christi mit FiiBen treten. Dies wohl vor allem 
als Folge der Holocaust-Religion, die mehr und mehr das jii- 
dische Volk an die Stelle des leidenden Messias zu setzen 
versucht - und auch Erfolg damit hat. Machtpolitisch ist es 
heutzutage doch so: Das Judentum beherrscht die (westliche) 
Welt und diktiert die Religion, die die Goyim haben sollen. 
Die Verbannung des christlichen Glaubens aus der amerikani- 
schen Offentlichkeit (Verbot des Schulgebets usw.) zum Bei- 



spiel ist ein jiidisches Projekt. David Duke hat das in seinem 
Buch My Awakening sehr gut dargelegt. 
Die von Ihnen beschriebenen „Southern Baptists" sind wahr- 
scheinlich nicht so weit degeneriert, daB sie die Judenmission 
ablehnen wiirden, aber sie sollten sicherlich u.a. mehr das 
Christuswort beherzigen: »An Ihren Friichten sollt ihr sie er- 
kennen!« (Matth. 7:15-21). Dann wiirde sich der extreme 
christliche Zionismus - der in der Regel die israelischen 
Greueltaten verharmlost, bzw. die tatsachlichen Machtver- 
haltnisse in der Region negiert - von alleine erledigen. 

Mit freundlichem GruB, M. Relstner 

Augenoffner 

Lieber Germar Rudolf! 

Ihr Aufsatz ist derart gut, daB ich nicht umhin kann, Ihnen ein 
paar Zeilen zu schreiben, entgegen meines Prinzips, Leuten 
die so stark beschaftigt sind wie Sie, ihre kostbare Zeit nicht 
zu rauben. 

»Das Jiingste Gericht« hat mir die Augen geoffnet: der reli- 
giose Wahn ist es, der den irrsinnigen Konflikt im Nahen 
Osten verursacht und die „Schurkenstaaten" erfindet (im vo- 
rigen Jahrhundert war es Deutschland allein)! Ich habe mich 
bisher immer wieder gefragt, wie es moglich ist, daB eine 
Handvoll Menschen, wiirden sie auch noch so reich sein, und 
noch so einfluBreich in den Medien wirken, das starkste Land 
der Erde total beherrschen konnen!? Gold und Hollywood al- 
lein konnten es nicht sein, aber was dann? 
Sie haben mir mit Ihrem Aufsatz die Antwort gegeben! Ich 
bin zwar ein paar Mai in den Staaten gewesen (auch einmal 
auf einem IHR-KongreB), und war mir schon immer im kla- 
ren, daB die Amis allgemein recht einfaltig sind (so mancher 
GI glaubte im Ernst, daB wir Waffen-SS-ler Horner auf der 
Stirn hatten! Wirklich, ich luge nicht!), aber daB sie derart 
borniert waren, die Welt womoglich in Brand zu stecken, nur 
weil es vielleicht im Willen des „Herrn" liegt, das ist mir 
doch nie in den Sinn gekommen. Und Sie driicken das alles so 
schon aus... 

DaB Ihr Stil, der, nebenbei gesagt, kostlich amusant ist, mir 
die „Erleuchtung" doppelt so hell und klar vor Augen brachte, 
mochte ich hier noch ausdriicklich erwahnen. Hoffentlich ha- 
ben Sie wenigstens in Sachen „Liebe" irgendwann mehr 
Gliick, so daB diese Nation Ihnen nicht zur „geistig-intellek- 
tuellen Folter" wird. Kennen Sie Joachim Fernau? Am SchluB 
seines Buches Halleluja, die Geschichte der USA, schreibt er 
»sie haben uns unsere Seele zerstort«, und »Darum verliert 
kein Mitleid! Ich sage: Hafit! Hafit, was da ilber uns kommt! 
Wenn ich das sage, mache ich nicht in Wahrheit Platzfur die 
Liebe?« 

Ich griiBe Sie herzlich, und bedaure, daB ich so pleite bin wie 
mein Geburtsland Argentinien, von dem ich finanziell leider 
stark abhangig bin! Wiirde ja gern mit etwas mehr als mit gu- 
ten Wiinschen liber die Briicke kommen... 

Ihr W. Klockner 

Zum Saue Austreiben 

Lieber Germar, 

bitte nimm mit Humor, was ich dir hier unten schreibe. Du 
hast scheinbar Probleme mit der Bibel (alt und neu), und 
kannst nur mit Miihe das Wunder von Jonas im Wal verdau- 
en. Das verstehe ich nicht, und mir scheint, daB Deine Ex- 



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Braut mit ihrer stupiden, typisch weiblichen Logik logischer 
ist als Du. 

Wenn man ein Christ ist, und dazu, zumindest meine ich es, 
bekennst Du Dich, muB man natiirlich alle Wunder von Gott 
(Vater + Sohn) annehmen oder keines. Wenn Du z.B. an ein 
einziges Wunder von Jesus nicht glaubst (und der hat eine 
Fiille gemacht), dann heiBt es, daB Du meinst, daB die ganze 
Jesus-Geschichte gefalscht oder gelogen oder irrtumlich er- 
zahlt sein konnte. Wer aber so damit anfangt, die heilige Bi- 
bel zu bezweifeln, kann sich nicht als Christ bezeichnen. 
Die Wunder von Jesus sind um so wichtiger, als der Christ sie 
fur den Beweis par excellence seiner Gottlichkeit halt. Jesus 
war entsetzt, als er feststellen muBte, daB einige Intellektuel- 
len seiner Zeit nicht davon iiberzeugt waren und Einwande 
erhoben. 

Fur mich ist das schonste Wunder von Jesus das folgende: Er 
wollte Damonen (2000 waren sie, sagt uns Markus 5-13) aus 
dem Korper eines Besessenen vertreiben, was seine groBe 
Spezialitat war. Aber die armen unreinen Geister wollten 
nicht so einfach weggejagt werden. So was versteht sich von 
selbst, denn (Zitat Matthaus 12-43): 
»Wenn der unreine Geist von einem Menschen ausgefahren 
ist, so durchstreift er dilrre Stdtten, sucht Ruhe und findet 
sie nicht. « 
Aber zum Gliick fur die rund 2000 Geister gab es in der Nahe 
eine groBe Herde Saue: »Lafi uns in die Sdue fahren«, flehten 
die armen Geister Jesus an, der Verstandnis zeigte und es er- 
laubte. Und die Evangelien erzahlen uns weiter: 
»Da fuhren die Geister in die Sdue und die ganze Sauer- 
herde sturmte den Abhang hinunter in den See.« 
Ein Christ muB diese Geschichte um so mehr fur ganz sicher 
halten, als sie uns von Markus, Matthaus und Lukas mit den- 
selben Details erzahlt wird. 

Ich verstehe daher nicht, was Dich bei der Geschichte von Jo- 
nas mit seinem Wal storrisch macht, da die Jonasgeschichte 
mir im Vergleich mit den 2000 Schweinen von Jesus voll- 
kommen harmlos erscheint. 

Das gleiche gilt fur die gefalteten Kleider der Toten wahrend 
der Entriickung, die Dich scheinbar auch schockierten. Kein 
Grund dafur: Als Jesus auferstanden ist, erzahlt uns Johannes 
(20-5, 6 und 7) mit vielen Details, wie die iibrig gebliebenen 
»Leinentiichern und das Schweifituch, das Jesus um das 
Haupt gebunden war« im Grabe lagen und zu sehen waren. 
Und hier bitte aufpassen: Die Auferstehung von Jesus ist das 
Fundament des christlichen Glaubens! Wer also daran zwei- 
felt, ist nicht nur kein echter Christ mehr, sondern wahrhaftig 
ein Haretiker. 

Also, lieber Germar, zum SchluB: Da Deine Ex-Braut eine 
Christin ist, tut es mir leid, Dir zu sagen, daB ich ihr voll- 
kommen Recht gebe, als sie Dir das Ultimatum gab, an Jonas 
und den Wal zu glauben, denn bei keiner Religion darf man 
einfach auswahlen, was einem an der entsprechenden Doktrin 
gefallt und was nicht. 

Mit freundlichem GruB, Dein Marc 

Die Wahrheiten der Bibel 

Werter Redaktion, 

Dr. Laura Schlessinger ist in den USA eine Radio-Personlich- 
keit, die Leuten, die sie wahrend ihrer Radiosendungen anru- 
fen, Ratschlage gibt. Neulich meinte sie wahrend ihrer Sen- 
dung, als praktizierende orthodoxe Jiidin sei Homosexualitat 



fur sie ein inakzeptables Greuel, Levitikus (3. Buch Moses) 
18:22 folgend. Nachfolgend wiedergegeben ist der Offene 
Brief eines ihrer Zuhorer, der sowohl humorvoll als auch in- 
formativ ist: 

Fredrick Toben, Adelaide 
Verehrte Dr. Laura: 

Danke, dafi sie die Leute iiber Gottes Gesetze aufklaren. Ich 
habe durch Ihre Sendungen viel gelernt und versuche, dieses 
Wissen mit so vielen Menschen wie moglich zu teilen. So 
verweise ich zum Beispiel alle, die den homosexuellen Le- 
bensstil verteidigen, einfach auf Levitikus 18:22, wo Mar 
steht, dafi dies ein Greuel ist... Ende der Diskussion. Ich 
brauchte von Ihnen aber Hilfe bezuglich anderer bestimmter 
Gesetze und wie ich ihnen folgen soil. 

1. Wenn ich einen Bullen auf dem Altar als Opfer darbringe, 
so weifi ich, dafi dies dem Herrn angenehme Geruche bereitet 
- Lev. 1:9. Das Problem sind meine Nachbarn. Die behaup- 
ten, ihnen sei der Geruch unangenehm. Soil ich sie erschla- 
gen? 

2. Ich wiirde gerne meine Tochter in die Sklaverei verkaufen, 
wie es im Buch Exodus 21:7 erlaubt ist. Was denken Sie ware 
heutzutage ein angemessener Preis fur sie? 

3. Ich weifi, dafi mir jeder Kontakt mit einer Frau wahrend 
ihrer Periode verboten ist - Lev. 15:19-24. Das Problem ist, 
wie bringe ich es ihr bei? Ich habe schon einige Frauen ge- 
fragt, aber die fiihlen sich beleidigt. 

4. Lev. 25:44 f'iihrt aus, ich diirfte in der Tat Sklaven besitzen, 
sowohl weibliche wie auch mdnnliche, vorausgesetzt, dafi ich 
sie von benachbarten Volkern kaufe. Einer meiner Freunde 
behauptet, dies liefie sich auf Mexikaner anwenden, nicht 
aber auf Kanadier. Konnen Sie mir aushelfen? Warum darf 
ich keine Kanadier besitzen? 

5. Ich habe einen Nachbarn, der darauf besteht, am Samstag 
zu arbeiten. Exodus 35:2 fuhrt deutlich aus, dafi er getotet 
werden sollte. Bin ich moralisch verpflichtet, ihn selbst um- 
zubringen ? 

6. Obwohl das Verspeisen von Muschelfleisch ebenfalls ein 
Greuel ist - Lev. 11:10 —, meint einer meiner Freunde, dies 
sei ein geringeres Greuel als Homosexualitat. Ich bin da an- 
derer Ansicht. Konnen Sie vermitteln? 

7. Lev. 21:20 stellt fest, ich diirfe mich keinem Gottesaltar 
nahern, wenn ich einen Sehdefekt habe. Ich gebe zu, dafi ich 
eine Lesebrille trage. Mufi meine Sehqualitat 20/20 sein, oder 
gibt es da eine gewisse Spielbreite? 

8. Die meisten meiner Freunde lassen sich ihre Haare 
schneiden, einschliefilich der Koteletten, was nach Lev. 19:27 
ausdrucklich verboten ist. Wie sollten sie sterben? 

9. Ich weifi dank Lev. 11:6-8, dafi mich die Beriihrung der 
Haut eines toten Schweines unrein macht, aber darf ich wei- 
ter American Football spielen, wenn ich Handschuhe trage? 

10. mein Onkel hat einen Bauernhof. Er verletzt 19:19, indem 
er zwei verschiedene Nutzpflanzen in ein und demselben Feld 
anpflanzt, und so vergeht sich auch seine Frau, indem sie 
Kleider tragt, die aus zwei verschiedenen Stoffen gewoben 
sind (ein Baumwolle-Polyester-Gemisch) . Er neigt auch dann 
und wann zum Fluchen und zur Gottesldsterung. Ist es wirk- 
lich notig, dafi wir uns dem Umstand aussetzen und die ganze 
Stadt zusammentrommeln, um ihn zu steinigen, wie es Lev. 
24:10-16 vorschreibt? Konnten wir ihn nicht einfach bei ei- 
ner privaten Familienzusammenkunft zu Tode verbrennen? 
Ich weifi, dafi Sie diese Dinge ausfuhrlich studiert haben, 
weshalb ich mir sicher bin, dafi sie mir helfen konnen. Herz- 



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VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



lichen Dank auch dafiir, dafi Sie uns daran erinnert haben, 
dafi Gottes Wort ewig und unverdnderlich ist. Ihr ergebener 
Schiller und bewundernder Fan ... 

zu Ch. Bailey, »Entfesselte Deutschenangst«, VffG 1/2002, 
S. 12-23; hier: Leserbrief T. Pedersen, VffG 2/2002, S. 
232f. 

Werte Redaktion, 

Thora Pedersens kritische Antwort auf Charles Baileys Arti- 
kel ist wohldurchdacht, erfordert aber eine Erwiderung, da sie 
auf Dr. Christian Lindtners Theorie vom »Neuen Testament 
als verballhorntes Plagiat des Buddhismus« zu viel Gewicht 
legt. Im September 2002 wird an der Universitat von Notre 
Dame (South Bend, Indiana) eine Konferenz liber Religions- 
geschichte stattfinden, wo Dr. Lindtner und zwei weitere Vor- 
tragende iiber die Theorie debattieren werden, dafi Matthaus 
seine Frohe Botschaft aus buddhistischen Quellen plagiiert 
hat. Ich wurde ebenfalls eingeladen, um nach diesen Vortra- 
gen kritische Anmerkungen zu machen, und ich werde versu- 
chen aufzuzeigen, dafi es der Christian Lindtner Theorie 
(CLT) an dokumentarischer Substanz mangelt, die fur eine 
verifizierbare Theorie notig ware. Die CLT basiert primar auf 
Dr. Lindtners Ausgangsthese, daB die christliche Geschichte 
der Frohen Botschaft unwahr ist. 



Zudem habe ich bei meiner Untersuchung der mir von Dr. 
Lindtner bisher zur Verfugung gestellten CLT-Daten festge- 
stellt, dafi er sich einer enormen Freiheit bei der „Entdek- 
kung" buddhistischer Quellen bedient. Dr. Lindtner, ein guter 
Freund von mir, „entdeckt" buddhistische Worter, Satze und 
Ideen mittels einzelner Worter, Silben und Konsonanten bzw. 
Vokale, die er auf eine derart freimutige Weise „entdeckt", 
dafi dies jeder auf fast jedes Dokument anwenden konnte, um 
die behaupteten Zusammenhange zu „entdecken". 
Laut der CLT muB Matthaus ein wunderbar kreativer Plagia- 
tor gewesen sein, aufs hochste MaB meisterhaft in der Beherr- 
schung des Sanskrit, aber andererseits muB Matthaus auch ein 
enorm geschickter Betriiger seiner Leser und Zuhorer gewe- 
sen sein. SchlieBlich miiBte man davon ausgehen, Matthaus 
hatte mit dem Alten Testament keine solide Quelle fur die 
Namen von Propheten, Orten und Ideen zur Verfugung ge- 
habt, was hieBe, daB er beziiglich seiner eigenen religiosen 
Kultur und Geographie dermaBen bankrott war, daB es sich 
genotigt sah, auf die Quellen des 5.000 km entfernten indi- 
schen Buddhismus zuriickzugreifen. 

Die ganze CLT ist in der Tat faszinierend! Aber zur Zeit 
iiberzeugt sie mich absolut nicht. Man konnte auch sagen, daB 
die CLT zuviel beweist. 

Robert H. Countess, Ph.D. 



In Kurze 



Revisionistischer KongreBabgeordneter rausgeworfen 

James Traficant Jr., demokratischer KongreBabgeordnete aus 
Ohio, wurde nach achtzehnjahriger Dienstzeit wegen angebli- 
cher krimineller Delikte vom US-Parlament ausgeschlossen. 
Traficant war im April wegen Korruption verurteilt worden. 
In den achtziger Jahren setzte er sich massiv fur John Dem- 
janjuk ein, dem jiidische Gruppen falschlich vorwarfen, wah- 
rend des Zweiten Weltkriegs in Kriegsverbrechen verwickelt 
gewesen zu sein. In jener Zeit kam Traficant auf enge Tuch- 
fuhlung mit den Revisionisten. Er sprach sich auch wiederholt 
gegen Hilfe fur Israel aus und kritisierte die Macht der jiidi- 
schen Lobby in Washington. Dafiir hat er jetzt wohl die 
Rechnung bekommen. {Jewish Telegraph Agency, 25.7.2002) 

Privatbrief fiihrt zu Strafanzeige 

Weil ein 23-Jahriger in einem Privatbrief an einen politischen 
Freund im Gefangnis die »Leute in der JVA« Kaisheim als 
Verbrecher bezeichnet hatte, wurde er wegen Beleidigung zu 
€1.500 Strafe verurteilt. Die Gefangniszensurstelle hatte poli- 
tisches Info-Material, das der Angeklagte seinem einsitzenden 
Freund zukommen lassen wollte, aus den Briefen beschlag- 
nahmt. (Donauworther Zeitung, 7.6.02) Laut Bundesverfas- 
sungsgericht ist dies ein glatter Rechtsburch (BVG 90 Nr. 13) 



tiert (yrVernichtungskrieg gegen Deutschland und das deutsche 
Volk«, »Volkermord an Deutschland«, »Totaldurchrassung«, 
»zwangsweiser Massenuberfremdung«). Dies brachte Ollert 
nun ein Strafverfahren wegen Volksverhetzung ein, eingeleitet 
unter anderem durch eine Strafanzeige von Arno Hamburger, 
dem Vorsitzenden der israelitischen Kultusgemeinde Niirnberg. 
(Niirnberger Nachrichten, 26.1 . & 2.8.2002) 

VernichtungsprozeB gegen Manfred Roeder 

Am 25. Juni 2002 sollte der ProzeB gegen den nationalgesinn- 
ten Rechtsanwalt Manfred Roeder vor dem Rostocker Land- 
gericht wegen „Volksverhetzung" und „Verunglimpfung des 
Staates" fortgesetzt werden. Roeder lieB sich jedoch aus Ge- 
sundheitsgriinden entschuldigen, da er einen leichten Herzin- 
farkt erlitten hatte und in einer Herzklinik von Facharzten un- 
ter Beobachtung gestellt werden sollte. Doch selbst ein arztli- 
ches Attest konnte Richter Gobels nicht daran hindern, einen 
Haftbefehl zu vollstrecken und den 73-Jahrigen in Rostock in 
Untersuchungshaft zu nehmen. Am 2. Juli wurde Roeder 
schlieBlich zu einer Freiheitsstrafe von 21 Monaten ohne Be- 
wahrung verurteilt. Das „Verbrechen" Roeders, geschichtlich 
und politisch unbequeme Tatsachen ausgesprochen zu haben, 
wird auf Biegen und Brechen verfolgt. 



Strafverfahren gegen volkstreuen Niirnberger 

Seit Marz 2002 sitzt Ralf Ollert im Niirnberger Stadtrat fur die 
Burgerinitiative Auslanderstopp. Dort sorgt er mit provozieren- 
den Antragen fur Protest. So forderte er u. a., Platze in stadti- 
schen Kindergarten grundsatzlich vorrangig an deutsche Kinder 
zu vergeben. Auf der Internet-Seite der Burgerinitiative wird 
mit deftigen Worten gegen die Masseneinwanderung argumen- 



Strafurteil gegen Schweizer Revisionisten bestatigt 

Wegen Verbreitung revisionistischer Thesen wurden die drei 
Schweizer Aktivisten der revisionistischen Vereinigung „Ve- 
rite et Justice" nun zu Haftstrafen ohne Bewahrung verurteilt: 
Gaston-Armand Amaudruz und Philippe Georges Brennen- 
stuhl erhielten drei Monate, Rene-Louis Berclaz erhielt acht 
Monate. (Schweizer Radio, 22.05.02, 21:09; sfdrs.ch/news/) 



VffG ■ 2002 ■ 6. Jahrgang ■ Heft 3 



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Slowakischer revisionistischer Verleger verhaftet 

Am 4.6. Mai 2002 wurde der in der Slowakei lebende revi- 
sionistische Verleger Rudolf Schiitz wegen der „Auschwitz- 
liige" kurzfristig verhaftet. Ihm drohen im nun anhangigen 
Strafverfahren drei bis acht Jahre Gefangnis. 

Schwede wegen deutscher NS-Musik verurteilt 

Wegen des Verkaufs von NS-Musik aus Deutschland ist ein 
Schwede zu zwei Monaten Gefangnis verurteilt worden. Der 
20-Jahrige habe CDs der Skinhead-Band „Landser" vertrie- 
ben, berichtete die schwedische Presse am Donnerstag. Damit 
habe er nach dem Urteil der Richter zum RassenhaB aufgeru- 
fen. Die Gruppe, die in Deutschland als kriminelle Vereini- 
gung eingestuft wird, rufe in ihren Liedern zur Gewalt gegen 
Auslander auf. Das Argument der Verteidigung, der Ange- 
klagte habe die Texte wegen mangelnder Sprachkenntnisse 
nicht verstanden, lieBen die Richter nicht gelten. (AFP, 
13.6.2002) 

Revisionistische Post an Abgeordnete abgefangen 

Der Hamburger Zoll hat etwa 300 Briefen eines Herrn Kern- 
bach aus den USA beschlagnahmt, die an Bundestagsabge- 
ordnete gerichtet waren. Schon im letzten September sei eine 
ahnliche Sendung beschlagnahmt worden. Beim Inhalt han- 
delte es sich offenbar um revisionistische Broschuren. {AP, 
12.6.2002) 

Geheime Zensur in Deutschland 

Vor kurzem hat die Bundesregierung das Gesetz zum Schutze 
der Jugend in der Offentlichkeit (JOSchG) und das Gesetz 
iiber die Verbreitung jugendgefahrdender Schriften und Me- 
dieninhalte (GjS) zu einem einheitlichen Jugendschutzgesetz 
(JuSchG) zusammengefuhrt. Die fur die Indizierung von Me- 
dien verantwortliche Behorde heiBt nun Bundespriifstelle fur 
jugendgefahrdende Medien. Sie kann nunmehr auch ohne An- 
trag tatig werden, was eine massive Ausweitung der Zensur 
sicherstellen diirfte. 

Das neue Gesetz erlaubt es der Bundespriifstelle auch, schwer 
jugendgefahrdende Medien zu zensieren, ohne die Offent- 
lichkeit iiber diese MaBnahmen zu informieren. Betroffen da- 
von sind u.a. Medien, die angeblich jene Straftatbestande er- 
fiillen, mit der sich der Holocaust-Revisionismus immer wie- 
der konfrontiert sieht (Beleidigung, Verunglimpfungen, An- 
stiftung zum HaB, Volksverhetzung). Die derart indizierten 
oder eingezogenen Medien werden in einer nichtoffentlichen, 
spricht geheimen Liste gefuhrt. (www.bmfsfj.de) 



Leipzig den Spruch nun unter Patentschutz stellen lassen, um 
einen „MiBbrauch" in Zukunft unterbinden zu konnen. Sollte 
dies gelingen, so wird man ab dann diesen Spruch nur noch 
auBern diirfen, nachdem man von der Stadt Leipzig eine Li- 
zenz dazu erworben hat. (Evang. Pressedienst, 26.3. 2002; 
www.epd.de/netzgegenrechts/02_03_26patentamt.html) Dann 
hatten die Behorden eine „demokratische" Kontrolle dariiber, 
wer von sich behaupten kann, das Volk hinter sich zu haben, 
und wer nicht. 

Litauer setzen Kopfgeld auf Juden aus 

Nachdem das Simon Wiesenthal Zentrum eine Belohnung 
von 10.000 Dollar fur Informationen ausgesetzt hat, die zur 
Identifikation ehemaliger NS-Kollaborateure in Litauen fiih- 
ren, kam es in Litauens Medien zu starken Gegenreaktionen. 
Es wurde nicht nur betont, daB es nach 60 Jahren annahernd 
unmoglich ist, irgendwelche tatsachlichen oder vermeintli- 
chen Tater zu identifizieren, sondern auch kritisiert, daB nie- 
mand nach den sowjetischen Massenmordern fragt, die zwi- 
schen 1939 und 1941 sowie ab 1945 in Litauen gewiitet ha- 
ben. {BBC News, 12.7.2002) Der Litauer Heiki Kortsparn 
ging sogar soweit, fur die gerichtliche Aburteilung jiidisch- 
sowjetischer Massenmorder ein Kopfgeld von 20.000 Dollar 
auszusetzen {AFP, 26.7.2002) 

Saudische Zeitung druckt revisionistischen Artikel 

Die fuhrende englischsprachige Zeitung Saudi-Arabiens, 
Arab News, veroffentlichte am 17. Juli 2002 einen Artikel 
iiber die Macht der jiidischen Lobby in Amerika, die einem 
Flugblatt entnommen worden war, das vor langerer Zeit vom 
Institute for Historical Review veroffentlicht worden war. 
(www.arabnews. com/ Article. asp?ID= 1 687 1 , 
www.ihr.org/leaflets/jewishlobby.html) 

Uberwachungsstaat Europa 

Wenn es nach den Wiinschen Europols ginge, miiBten alle In- 
ternet-Service-Provider und Telekommunikationsbetreiber al- 
le moglichen Daten ihrer Kunden speichern und den Behor- 
den auf Anfrage zur Verfugung stellen. Dazu gehort, wer mit 
wem wann wo auf welcher Art und Weise welche Art von In- 
formationen ausgetauscht hat. Die am 31. Mai 2002 vom 
Bundesrat bereits angenommene Gesetzesinitiative enthalt 
keinerlei Moglichkeiten fur eine richterliche oder parlamenta- 
rischen bzw. offentliche Kontrolle dessen, was Strafverfol- 
gungsbehorden oder Geheimdienste mit diesen Daten ma- 
chen. (www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/12649/1 .html) 



Nordland - ein verbotenes Wort 

Eine Gruppe junger Gewichtheber in Aarhus (Danemark) 
wird moglicherweise ihre Mitgliedschaft in der danischen 
Sportvereinigung verlieren. Ihr Vergehen: sie nennen ihren 
Verein Nordland. Dies war auch der Name eine Einheit nord- 
europaischer Freiwilliger, die im Zweiten Weltkrieg auf deut- 
scher Seite an der Ostfront kampften. Da sich dadurch jene 
verletzt fiihlen, die sich noch „erinnern", wird diese Vereini- 
gung junger Gewichtheber nun unter Druck gesetzt, entweder 
ihren Namen zu andern, oder den danischen Sportverband zu 
verlassen. {2. Ddnisches Fernsehen, 2.7.2002) 

»Wir sind das Volk« soil „geschutzt" werden 

Da die NPD bei ihren Demonstrationen und in ihrer Werbung 
den Spruch »Wir sind das Volk« verwendet, mochte die Stadt 



Revisionisten sind schwer zu widerlegen 

L0gnens veje - bencegtelsen af Holocaust (Wege einer Luge - 
Leugnung des Holocaust) ist der Titel eines neuen Buches 
von Jacques Blum, Vorsitzender der danischen Juden, und 
Eva Boggild, seiner Ehefrau, einer Journalistin. Sie sagte in 
einem Interview: 
»Holocaust-Leugner, die ausgebildete Wissenschaftler 
sind, haben oft ein ungeheures Wissen iiber den Holocaust; 
es ist daher schwierig, ihnen mit Argumenten entgegenzu- 
treten. ihre Taktik besteht darin, sich darauf zu konzentrie- 
ren, wo die Holocaustforschung keine Dokumentation an- 
bieten kann. « 
(www.kristeligt-dagblad.dk; www.holocaust-uddannelse.dk) 

Stand: 23.8.2002 



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