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Alte Denkmäler
K CfWelcker.
Fünper Theil. SiHtuen 4 Basreliefe und Yjisen^einälde.
G Ott in fren,
Verlag der Dieterichschen Buchhandlung. 1864.
-•■'^ ' —
Statuen«, Basreliefe
und
Vasengemälde
erklärt von
F. G. Weleker.
Götting^en, Verlag der Dieterichschen Bucbhandlung.
Vorrede.
Die diesen lelzlen Band füllenden Bemerkungen fiber fllte Denkmäler waren sclioii vor mehreren Jatiren driick- ferlig zusammengelegt, um elwa nach meinem Toiie her- ausgßgeben zu werden. Als davon mein vieljahriger Freund Otto Jahn zufällig Kennlniss erhidl, erbot er sich so&leich diesen Niichlrag lieber jetzt gleich selbst herauszugeben, was ich meinerseits eben so leicht und schnell zugestand, da ich nach so vielfachen früheren Zeichen und Beweisün seiner Gesinnungen gegen mich nicht zweifeln konnte, dass er den so rasch gi'Fasslen Enischluss nicht bereuen werde, obgleich er einen nicht geringen Aufwand von Zeit und Mühe nach sich ziehen musste. Denn indem er die Auf- sicht über den Druck statt meiner übernahm, hat er die letzte Correclur selbst besorgt, ein Register angefertigt und auch mit seinem mir ebenfalls schon seil Johrt'n be- freundeten NelTen, Prof. Hichaeüs in Greifswald, auf die von mir beigelegten in Format und Art sehr ungleichen Abbildungen die auf den Tafeln schicklich und sparsam untergebracht werden sollten, alle Sorgfalt verwendet. Die Haupisorge für das Lithographische hat durch seine Vermittlung Prof. Conze zu Halle, damals noch in Götlin- gen, mit freundlichster Bereitwilligkeit übernommen. Dass ich meine Dankbarkeit gegen diese Männer nach dem Opfer an Zeit bemesse, das sie bei eigener grosser und eifriger amtlichen und litlerSrischen Thäligkeil, die bei dem Lehrer der beiden anderen eine so sehr in die Augen fallende ist, aus Freundschaft gegen mich bringen wollten, könnte nur von denen, welche mich nicht kennen, bezwei- felt werden.
Dem glücklichen Zufull dass uns durch die Gräber eine so grosse Menge von Vasen, die Frucht mancher Jahrhun- derte erhalten worden ist, verdanken wir es grossentheils dass wir mit den unzähligen in der Litteralur erhaltenen unvergleichlich durchgebildeten Mythen eine Menge der ebenfalls in ihrer Art gründlich gefasslen bildlichen Dar- stellungen in Parallele setzen können, Diese Erscheinung ist so ausserordentlich und einzig, dass dadurch Kunstfreunde von tieferem ästhetischen und kunslhistorischen Sinn noth- wendig immer von neuem auf diese Kunst^rattung werden zurückgezogen werden, wenn auch das Studium dieser Ver-
IV Vorrede. ^^H
gleichunp; zeitweise durch die eine oder die andre aua— schliessliche Vorliebe, es sey Tür die neuere oder die neue- ste, die Italienisch -Spanische oder die den tcidenscharUich heiinatliliuli Gesinntfn bestechpndo vatiTlÖndisrho , oder die orietilalische oder aller Well Kunsl oder auch durch enge und einseitige Theorie unierbrochen oder in ^Snzlichor Verkennung herabgesetzt werden sollte. Rafael und Michel- Angelo verehrten die «Ite Kunsl, Berni nur die Nalur, wie er sie verstand.
Eine grössere Bereicherung wird Jer schwer über- sehbare VorruUi der Vasen nie wieder erfahren, als durch die Nachgrabungen des Prinzen von C»niuo in Vulci und durch die sich anschliessenden einiger Römischer Grund- besitzer in jener Gegend, und es war für das Studium der Vasen ein wahres Glück, dass Prof. Gerhard von der durch Lucian Bonaparle zusammengebrachten Masse von Geissen an Ort und Stelle, ehe sie zerstreut wurden, mit dem rühmlichsten Eifer ein nach allen Seiten hin prüfendes Yer- zeichniss entworfen hat. Dieser ßapportoVoIcente erschien bekanntlich im dritten Bande der Annali di corrispondenza archeologica im Jahre 1831 und gelangte bogenweise zu mir, der Cholera wegen stark durchslochen. Den bedeu- tendsten Inhalt desselben zu ermessen und die Wichtigkeit der neuen Erscheinung für die Kunstgeschichte und nicht far diese allein auch in Deutschland sofort geltend zu machen, wurde die Anzeige davon im Rhein. Museum ge- schrieben 1h32, 1, 301 — 345. Geebnelere Bahnen in die- sem weiten GeÄlde venlanken wir 0. Jahn's vortrefTlicher Einleitung zu der Beschreibung der Vasensammlung König Ludwigs in der Pinakothek zu München, ib54, nachdem nun so viele Sammhingen angekauft und verzeichnet, klei- nere in Kupferwerken herausgegeben und unzählige Vasen einzeln in alle Wi-It sich zerstreut und zum Theil Erklärer gefunden hatten. Unter denen, welche Nekropolen aufzu- finden bemüht waren, übertraf keiner den Toskaner Fran- ijois, dessen Hamen auch die im Museum zu Florenz auF- gcsleilte, durch Grösse, Aller und Fülle der wohl auf ein- ander berechnelen Gemälde so sehr hervorstechende Vase trägt. Durch das Glück seiner Nachgrabungen in Gäre ist nachdem keiner mehr belohnt worden, als der nicht bloss durch die ungeheure Ausdehnung seiner vielen Kunslsamm- lungen allgemein bekannt gewordene Römer Campnna.
Bonn, 29. AprU lyH F. Q. We.lcker.
Inhalt.
Statoen.
Die Hestia Giustiniani (1855) 3
Hestia und zwei NebenGguren Ton Skopas (1856. 1860) • • 7
Kleines Slandbild der Pallas (1852) Taf. 1 17
Aphrodite zu Salamis in Cypern, geoaunt Parakjptusa, Pro-
spiciens, auch die Mitleidige (1857) 24
Bacchus mit der Stierhaut (1857; Taf. II 36
Aristophanes und Menander (1853. 1860) Taf. III 40
Der Löwe too Chäronea (l856j Taf. IV 62
Miscellen (1853): Der Ljsippische Apoxjomenos 78
Hercules im Capitol '79
Mercur in Villa Ludovisi 82
Amazone im Palast Korghese 83
Niobide im Museo Chiaramonti 84
£lektra und Orestes in Villa LudoTisi ...... 84
Sog. Hecuba im Capitol 88
Mädchen mit Schlange im Capitol 90
Narcissus im Capitol 90
Venus in Villa Borghese 94
Venus in Valican 94
Milon im Palast Corsini 94
Kentaur im Palast Doria 95
Sphinx im Palast Giustiniani 95
Aeschjlus im Capitol 96
Sophokles im Lateran 96
Euripides im Palast Corsini 97
Paris und Helena in Sala Borgia 98
Basreliefe.
Vier Götter an einer Basis (1860) Taf. V 101
Demeter, Köre und Jacchos (1860) Taf. VI 104
Die zwölf Gölter am östlichen oder forderen Fries des Par- thenon (1852. 1854) 122
Ein Panathenfiensieger (1857) Taf. VH . . . ' 158
Dionysischer Opferstier (1857) Tat VIII 163
Darbringuns eines Kindes an DionjiOi (1852 1853) Taf. IX. 172
Parii and Oenone (1846) 177
SteiDiguDg des t>ali>ne<le* (IS33) ('
Sappho (1858) Tif. X ISB
lelheaa Meiischenachöpfer und i Dem Glasgefäss [1^60] Taf. XI
') T.f. Xl( igft;«
k SchifTiTerxierjtig (l84Si Tif. Xl[l
> EnKland (1846) 21 1^
i groBien Mor
I Xanlbos (1848)
Tjdeu. Dod liroene (1858) Taf. XIV
IlenkieB >!■ Ga>I bei Eurjlot von Oeehilta (I8S9) Taf. XV.
Daaa« (1855) Taf XVI. XVll, 1
Dana«- wird \n de» R»len eingetchloiien (1856) Ta f. XVII, 2 Die Ermordung des ApgiMbo» und Klj'lSmneBiraBSchaltoii mit
den Erinnjen (1853) Tnf. XVIII
Ueauch uro Expialion (18J6) Taf. XIX
Rfilh««lbirtea ViieDgemälde (185») Taf. XX
PaoalhtnäeatSRe mit Boreas uod OreiLhyl« (1857) Taf. X\l. Hcraklea unil die AmazoneDkÖDigia (1856) Taf. XXII . . .
Odja.eu» Akaothoplei (1853)
Die groMe DariuiTase in Neapel (1857) Taf. XXIII ....
G&tterreiben im Olymp [|6()I) Taf. XXIV
Urlheil dea Paria (1845) Taf. A. B
Parii iD Lübesgedanken
ApfodiEe treibt den Aleiandroa zur Reiae
Troilo» (1850)
Vermiacht: Jason
lleburt der Alhene
Ueachenb eine« H»hni
Ipbigenia uod Ureelea
Kegönkaiat
Statuen.
V.
jLmmihh
I. Die Hestia Giustiniani ^).
Diese bertthmte Statue, von welcher Emil Braun in seiner Vorschule der Kunstmythologie Taf. 33 die erste gute Abbildung giebt, hat nicht bloss als beinah ganz unver- letztes Denkmal so alten Kunststyls eine grosse Merkwür- digkeit, sondern noch eine andre durch eine eigenthümliche Art von Symbolik, die mir unverkennbar zu seyn scheint. Dass Hestia in ihr dargestellt sey, die vorher für eine Ye-* Stalin galt, hat Hirt errathen, und haben wohl seitdem Alle angenommen. Manche auch durch verschiedene Bemerkun-^ gen bestätigt. Den vollen Beweis, aber geben die Anspie- lungen auf die Sache selbst und das Elemei^t her,; über die ich nicht zweifelhaft bin; Andeutungen von der Art; der- jenigen, worin sich die Griechische Kunst besonders in den Göttern der Erde, des. Wassers und der Winde gefiel. Das Wesen der Heslia. besteht in dem Feststellen und Begründet des Wohnsitzes, der Familie und jeder geschlossenen Ge- nossenschaft ^ was auch der Name seihst ausdrückt. Hier^ mit stimmt der untere Theil der Figur ttberein, insbesondere dadurch, dass sie nicht bloss mit den Füssen, die man sich unter dem geradabfallenden, wie in Cannelüren gefältelten Gewände denken mag, sondern auph mit diesem selbst steht, so dass das Feststehn auch in der Figur einen Haupt- theil ihres Charakters und Wesens ausmacht ^). Vielleicht
1) Gerhards Archäol. Zeit. Denkm. u. Forschungen Jahrgang XIU, 1855, S. 155 ff.
2) Zoega, in einer sehr ausführlichen und genauen Beschrei-« bung der Figur, die er übrigens Hera Gamelia nennt, unter seinen
1*
4 Die Hestia Giustiniani.
sollte diese feste Stellung auch noch hervorgehoben werden durch die mit dem äusseren Theil auf die Hüfte gestützte rechte Hand, eine Bewegung, wozu die der linken, die ihre Bedeutung ebenfalls für sich hat, in keiner natürlichen Beziehung steht. Der andre Theil der Hestia besteht in dem Feuer, \*M(?llfetetfdfrfd ^iöfihfem'YündenHeerd oder auf ihrem Altar wärmt und Nahrung den Menschen, den Göttern Opfer bereitet. Dies Element scheint mir schöner als 4ttreh 'den gleich deo Flammen wackelnclen Hephästos angedeutet durch deki erhoibonen Arm: uud de« sanft, nioht »track au^erichteteh Zeigefinger, ein Zeiche wie gut der Künstler den kindlichen > >aber sinnreichen Geist frühester Zeilen bey Ueberiragung der Naturgöller in Henfiobengestalt nachzuempfinden rerstanden hat. Sollte der Finger auf etwas ausser fder Hestia > selbsl Bezug haben, z. B. auf den Himmel deäten^ !io >mü5ste er hathwendig anders geformt seyn. So wie die laicht »und 'Unmuthig. erhobene Hand ist, scheint sie. nur anAnerhiam idarauf zu machlen, wie auf dem Altar die Flanme emporslräbt lind spielt '). In manchen Tempeln der Heiliay wie in Hermione nach Pausanias (2, 35, 2), hatte > He^ia ! statt Bilde»' nur den Altar worauf sie opferten; in den Prytaneerf brannte auf ihrem Heerd bei Tag und Nacht Eeiiery wie nat)b demaellien auf dem der Eleer im
tn 6i^ Bibliothek, tu jKopenbagea anfbewvlirteB Papieren,' tabreibt; ,»Sift ,itt ii6l|pg %^%i ,ß^h}pk mi^ni 4*e Fa^9e nicht ti^ht, noch irgend eif i^^icheq, ÖMs dfer.^ünstt^r je i.^ifran; gedacht habe sie auszudrücken, noch sie als yerborgen unter dem Gewand Toraus* zusetzen. Die ganze S'fatue oat' das Ansehn einer dicken Sfiüle -nind besobders' ^Icffcfat der TUeif t^ Nabel abwSrts/ bedeckt mit einer gerade bitfgendta,- in geraden, fitiobfaufendein, abgerundeten und tiefen FaUen .geürlMi&ftfai TmnG«,'/eiqer. Hesmie;**
3j Zoega a. a. 0. „Mit dem linken Arm macht sie eine Ge— berde- einigermassen der der' Nemesis -ihnlieb» indem der Ellbogen in spitzem Winkel gebogen ist, die Hand in einiger Entfernung Tom Gesicht -erhöbe«, offen, die Fiofer ein wenig gegeu daa Gesicht gebogen/''-' .:■■ • " • . .» - ■•■ ij •.»• •' . .:':
jJL-LlMäLilM-LLJJLJ-aÜMIlll^l lil Mliülfr ^*Tr^r ' ^-
Die Bestia Giustiuiant S
Altis i(5, 15^ 5). Wenn ihr üsiii ßcepter geg6bea it»t^ Wie bei Pindar der im Prytanewnaü Teiiedos, sokatiidiass die besondere . Beziehung; auf dt^i idorV regierend«!! fPriftahen^ die Eestiai ßovXaitc, Die Ideej' iveäaeh ^die unsrigid sen^ werfen ist:, schlosi» diess aui$. Der Gesicbtsausdruck' »n dieser ist .der .des Ernstes^' de& Ehrwürdigen {(fsfivev),, und ein; lelsevi Zug vo>r Melancholie, der sich mir beieiimischeli schien, mag auf die Stille, Einsamkeit und Stetigkeil des hättsltofaen Lebens zu beziekcm seyn.« Dass das Bild aufe» einem Oniiecbisöhen ^Tempel oder Prytaneum hen*ühre:, i$t wohl n&dit zu bez\N}ifeln (der H-ahnor' ist Griechische), und sehr wahrscheinlich ist ei^ dasselbe welches ^»Tiberius die Parier (die ein Prytaneum hatten)' zwang /Ihm zu verkaufen unt es^'im^ Tempel der Concordiaau&iistellen (Dio!Oa5s.55,9); :^ Wiie einseitig es (Sey^ w^higsterii^ gewisse'Wdrke nur nach : den EntwicklUngsstttfen und':Uebergiii:gen des Styls zu würdigen, mir iein |daä Vermögeli und 'den Geschmack der Künstler zu denken, ohnp ;nach Absiebten' bei ihnen und BediiD^ungen ' die im Gegenstände liegen^ z« fragen, kann »mSan an dieser Hestia leicht gewahr ein, weikn main die Bemerkilngen H. Meyers zu WinkelmafAns- Werkeii)(3, 395. 5, 548^ und in setner eignen Kunj^gei^hicJkte'-(};' 33) veiu« gleichen will. Doch sieht a«eb eir ^etw*as Yier^ckiges^j ^elwas Pfefierbaftes im Gatisten herrschend!^;' übrigens sieht er die Götirn jgwüde und onbewegfich stebn>,^o ifoss ihan ihr sogat* Steifigkeit «vorwierfen iki^nnte^ h . •
■•' • Die ttesiii'Giustinianinadh der hier nüfehgeV/ieseneii Auffassung bestätigt gar sehr GerHai^ds 'Erklärung 'der 'beiden grossen, als wejbliphe so seltpen Ij(ermen deir Vills^ Lüdo- visi, denen ein neuerer Bildhauer recht tölpelhaft Fuss- zehen angesetzt hat, als Vesta (Ant. Bildw. Taf. 81, 1. 2. S. 319).
Bei Homer ist der Heerd eine heilige Sache, erscheint aber nicht persönlich dämonisch. Es bezeichnet daher eine grosse Zunahme des Begriffs und der Geltung der Einheit
6 Die Hestia Giustinianl.
und Selbständigkeit der Fanailien und besonders der Ge- nossenschaften, wie der Pliratrien (gleichwie jede der 30 römischen Cnrien ihre Vesta hatte), und der Gemeinden in ihren Prytaneen, dass in der viel spftteren Theogonie Hesiia unter die sechs weiblichen Titanen oder Urgötter gestellt 18t, unter die auch eine andre Idee in der Hnemosyne als Musenmutter aufgenommen ist; Hestia voran, womit auch der schöne Hymnus auf Aphrodite übereinstimmt (22) , aus dem Grunde weil ihr zuerst an allen Mahlen, auch an den Opfermahlzeiten gespendet wurde, und schicklich als Schwe- ster der Hera und der Demeter, die als Teleia und Thes- mophoros die Weihe und das Recht der Ehe begründeten und schützten. Noch viel später ward sie unter den nun- mehr angenommenen allgemeinen zwölf Göttern dem Hermes zugesellt, wie der Athena Herakles, und nicht ohne das Scepter schreitet sie unier diesen Göttern einher an dem Borghe^chen Fussgestell, dem Gapitolinischen Puteal und in einem Gemälde zu Pompeji *). Schon in der Trinkschale des Sosias nimmt sie auch an dem Mahle der Grötter Theil. Nachdem die Philosophen auf Feuer im Hittelpunkte des Alls geschlossen hatten, war es natürlich und fast unver- meidlich es Hestia zu nennen, da diese in der Mitte des Hauses (jki(fm ohcm) und danach auch der Städte war, und so fielen allmälig Gäa, Demeter, Rhea und Hestia einer mehr oder weniger bestimmt ausgedrückten Theokrasie an- heim, wozu in den Grundanschauungen beider und im frü- heren Alterthum, wenn man den historischen Weg geht, nicht der entfernteste Anlass gegeben ist.
1) Aooali d. lost arcfaeol. 22. 211 tar. V, 1.
2. Hestia und zwei Nebenfiguren yon
Skopas ^)t
Unter den Werken des Skopas nennt Plinius (ä6,5,25) ,,Vestam sedentem lautlatam in Servilianis hortis dua^que chametaeras circa eam, quarum pares in Asini monimentis sunt, ubi et canephoros ejusdenl'^ Die chametaeras die als ein seltneres Wort in vielen» Handschriften verschrieben $ind, hat Harduin glücklich in den T^xt eingeführt, bis sie in der grösseren Ausgabe von Sillig nach der Bamberger Handschrift meiner Ueberzeugung nach schlimmer als ja vorher verderbt worden sind; So ist es immer mit den Lesarten der Fall die durch falsche Emendation der keinen Sinn gebenden Worte in die Texte gerathen. Aus. dem sinnlosen camiterasy mit folgendem quorum^ von sieben Handschriflen bei Sillig, während zwei, mit folgendem quarum wirklich chametaeras enthalten, hat der Schreiber der Bam- berger Handschrift durch Aenderung nur eines Buchstabens freilich ein WoH gebildet, aber nicht das rechte. Ich spreche diese Vermuthung so bestimmt aus, da mich weder Sillig noch mein Freund L. Urlichs in seiner sehr gelehrten und genauen Untersuchung über Skopas (in dem zweiten Programm, Greifswald 1854 S. 9— 13), denen auch H.Brunn in der Geschichte der Griechischen Künstler (I, 321) und Preller in seiner Griechischen Mythologie (Ij 267. 271 f.) gefolgt sind, durch ihre Gründe für die campteras oder
1 ) Gerhards ArchM; Zeil. Deokm. ttnd - Forschungen Jahr- gang XtV/ 1856, S; ' 165. ' •>*• "iij- i'.iiM.-X ......
8 Hestia und zwei Nebenfiguren von Skopas.
Spitzsäulen gewinnen konnten. AufTallend wftre es schoi, dass Plinius für einen so bekannten und gewöhnlichen Ge- genstand nicht den Römischen Namen metas^ wie in anden Stellen, gebraucht haben sollte, wenngleich auch der Grie- chische bei Pacuvius vorkommt. Sonderbarer aber and schwer zu glauben sind schon an sich zwei Paare von Wendesäulen des Hipp(Tdromä unter den ausgewählten Hei- sterwerken des Skopas aufgeführt und als grosse Selten- heiten in Rom aufbewahrt. Die Albanische Hefa circeniis bei Zoega (Taf. 34), wenn die Säule wirklich zu diesen und keinem andern Gebrauch gedient hat, isl unten mit sechs Bacchischen Figuren in Relief umgeben. Aber diese ganze Ziererei der columnae caclatae ist dem 6eschmad[ edler Einfachheit, der in den Zeiten des Skopas noch herr- schend war, nicht sehr gemäss und wenigstens sicher nicht so verbreitet gewesen, dass Skopas seinen Namen durch solches Nebenwerk mit mehr als einem Hippodrom verknApft haben könnte. Wären aber solche grosse Massen mit einigen Figürchen von Skopas in zwei Paaren nach Rom geschleppt worden, sollten sie dann nicht wieder in einem Circus zu wirklichem Gebrauch aufgestellt worden seinY Die UnStatthaftigkeit der Gründe, welche Billig für die tob ihm aufgedrungne Lesart sich eraonnen hat, ist von Urlichs gezeigt worden: dieKampteren sollten nämlich als uraprttng- lich zur Hestia gehörig und als die Pole der Erde gedacht werden, als welche Hestia die Mitte des Weltalls einnehmei Urlichs selbst setzt voraus, dass der Hestia, die das Hau und die Gemeinde oder die Glieder derselben als einheit- liche Familien begründet, auch alle baulieben Anlagen ge- weiht gewesen und durch sie als feste Wohnsitze gleichsam in Besitz genommen worden seyen, und dass die Stätte nebst zweien mit Reliefen geschmückten Spitzsäulen dianim ihr als Beschützerin der Spiele in irgend einem für solche bestimmten Bau gehuldigt hätten. Zu dieser Ansicht ver- führte ihn ohne Zweifel nur das in Müllers Arohflologia
f
Heslia und zwei Nebenfiguren von Skopas. 9
(S. 382) aus fler Synopsis nF the conlcnls of the Brilish Museum aufgenomiiiene Basrelief, worauf zwei GOUinnen, die (iorl Vesla und Minerva genannt werden, einen zwi- schen ihnen siehenden Jüngling krönen. Aber anf die Er- klärunnren dieser Synopsis ist durchaus kein Vertass und nach Allem was uns von Hestia bekannt ist, liann iuh mir nicht denken, dass sie an der Bildung der Jugend je Theil genommen, noch dass die verschiedensten Bauaniflgen über- haupl ihr gehört haben, oder gar Genossenschaften, die so wenig unaudöslich geschlossen waren als im Allgemeinen die Theilnehmer an einer Paläslra , einem Gymnasium oder einem Hippodrom. Nie tritt sie in das ÜlTenlliche Lelien heraus; selbsl als alle Götter gi^fithrt von Zeus ausziehen, bleibt sie allein im Hause zurück bei Plalon im Phädros.
Eben so verschiedener Meinung bin ich hinsichllich der Vulgata chamelaeras, die auch Urlichs eine absurde nednt. Vielmehr gestehe ich mich längst darüber gewun- dert zu haben, dass man an dieser Lesart Ansloss genom- men hat. Schneider im WOrlerbuch meini, das Wort müsse bei Plinius einen andern Sinn haben als den wirklichen, und Petersen in seiner Einleitung in das Studium der Ar- chäologie (S. 107) vermuthet dann, diiss Chametären Prie- slerinnen der Vesla seien und dass in ihrer sitzenden Stel- lung (die er, so wie auch Schneider, nur willkürlich an- nimml) der Grund zu dem von der gewöhnlichen Benen- nuni; solcher Prieslerii... n abweichenden Namen gelegen Büttiger erklärt sie für gar unbegreiflich^), Müller
2) Kl. Schrirtea 1,396, wo über Vesla und ihr? Silder lo vie rrigea zaEsrnmengedrüngl ist als auf eioer einzigen Si'ite moglicF Ecbelnl. Auch die Heslia Giusliniaiii rerwirfl er, übrigi'nH ohnt tsn bethurken , dass Hirt (dem ich ehsmala svhDo eioen Ziisali ix einem bedeulenden Bildwerk narh seiijer Erk1äruDB;alljpDlheae — so »eher hielt er sich «einer M«inuti|ea — nacbgeniesen habe dien in seiner ZuirfanuDg im BLtderhuch Taf. 6, 10 mit Furier Tcrsebän, ibr auch in die linke Hand, ao der einige Finger nee lind, mil Veränderung der Hand eiueo SespUr gegeben h«t.
10 Hestiä und zwei Nebenfiguren von Skopas.
im Handbuch (§. 125, 3) setst ein Fragzeicben neben das Wort. XafA^TutQa ist ein Kraftausdruck^ von Plinius unge- schickt entlehnt aus einem Griechen, bei dem er, wer weiss in welchem Zusammenhang, in Bezug auf diese Statuen vor- kam, nach dessen buchstäblicher Bedeutung^) nicht der Charakter zu bemessen ist, in welchem Skopas seine zwei Buhlerinnen gebildet habe; es ist billig, dass unsre Vor- stellung von den andern Werken des Skopas und seiner besten Zeitgenossen in der KunM ausgehe und wir also an die Phrynen und Lais denken. Wenn Skopas in Statuen von solchen die vollkommenste weibliche Schönheit und zugleich den Unterschied zwischen einer nackten Aphrodite, wie eine vielbewunderte von ihm in Rom gesehn wurde, oder einer auf einem Bock fitzenden Aphrodite Pandemos^ die et für ein Heiligthum in Elis, im Gegensatz zu der Urania des Phidias mit der Schildkröte, als Zeichen der eingezogenen Häuslichkeit, in demselben in Erz gebildet hatte, auszudrücken unternahm, so folgt daraus keineswegs, dass er in seiner Kunst lasciv gewesen wäre. Der Aphro- dite gab Sappho ein Sperlingsgespann, die korinthischen He- tären hat Pindar besungen. Wer in einer Uäpade das Aeusserste kräftiger Trunkenheit und Leidenschaft zur An- schauung zu bringen wusste, mag sich auch unnachahmlich gezeigt haben im Ausdruck der Grazie und eigenthümlichen, gefälligen und leicht beweglichen Haltung, dem Costüm, der ganzen Art und Erscheinung einer zur Zeit in vielen Indi- viduen sehr verfeinerten und ausgebildeten Klasse. Dass die beiden, als Paar gewiss nicht ohne künstlerische Ab- sicht yerbundnen Hetären dem Skopas vorzüglich gelungen waren, lässt sich schon aus der Wiederholung oder Nach- bildung von seiner Hand, die ebenfalls nach Rom gebracht war, vermuthen.
3) Hesych. x^f^^^*Q*U n nogtnj. Eben m Said, wo das Wort aaoh Tenchrieben war. £tym. M. Bachm. Anecd. Gr. I,. 413 bei dem latitgenaoBttn jriir^M»va*|9^. ' v •
Heglia und zwei Nebenfiguren von Skopas. II
Man mochte in der Zeit des Skopas gern drei Figuren zusammen aufslellen, wie Praxileies die Demeler mitPerse- phone und lacchos, dieselbe mit Triptolemos und Chloris, Letn mit ihren Zwillingen zu den Seilen. Skopas Aphrodite mit Polhos und Phaelhon verband. Derselbe zeigte In Eros, Himeros und Pottios die Unterschiede und Abstufungen in- nerhalb des einen und selben Wesens, ähnlich wie drei Aphroditen in demselben Tempel, Urania, Pandemos und Apostrophia in Theben , Urania, Pandemos und eine dritle in Megalopolis. Je mehr in einem solchen Dreiverein in- nerhalb des Gemeinsamen sich auch Gegensätzliches dar- bietet, um so grösserer Spielraum isl dem Talent des Künst- lers gegeben und Gelegenheil sich als Muisler in der Cha- rakteristik zu zeigen. Hestia aber, vermulhlich ein Scepler in der Linken haltend, und aus einem Prytaneum entfiihrl, ein ausgezeichnetes Werk (laudala, iyxQivofiivij, wie Urlichs bemerkt], in ihrer jungfräulich hauslichen und ihrer heiligen Würde auf einem Sessel thronend, und Heiären in voller Jugendblülhe und anmuthig bewegt, vermuthlich siebend, machten gleichsam zwei Pole aus, andrer Art als Spitzsäu- ien, Pole der Weiblichkeil, an deren idealer Ausprägung dem Skopas auch hiernach ein grosser Antheil zuzuschrei- ben geyn würde. Aber so vorthctlhafl demnach die Zusam- menstellung der drei Figuren Tür das Studium und die Be- wunderung des Bildhauers seyn musste, so ist es doch un- denkbar, dass Skopas selbst sie als zusammengehörig und für einander bestimmt ausgeführt und zur Zeil irgendwo aufgestellt haben sollte, sterbliche Schönheilen zur Seite der hehren Göttin, Nebenfiguren ohne alle Beziehung zu der Göttin in ihrer Mitte, ohne irgend eine andre Bedeutung als die des Conirastes, der allein die Kunst, uichl die Göt- tin angeht. Erst in Rom hat man sich erlaub! eine solche Gruppe zu bilden.
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Erwiederung auf gegründete Einwendun- gen Ton • Prof • Stark ^).
!n der vielbesprochenen Stelle des PHhius bat L. von Jäh ^zuerst im Kunstblatt; dann in einer Recension hi d^r Jen. Litt: Zeit. 1838 S. 32 S. 256' campteras emendfrt lampieras. Hftttc ieb diese Coirjectur gekannt, die dem, der chamietaerüs ohne weiteres fallen gdassen ' faulte, nahe genug lag, so wOr4e meftie kleine Abhandlang in der Archäologischen Zeittirlg 1Ö56 gan2^ ahders ausgefallen seynf sie bat Hür Sinn in Be-^ 2ug auf die vorliegenden Lesarten und Erklärungen. Was i^ hattirlicher und annehnibarer als zwei Cahdelaber 2ti den Seiten einer sitzenden Hestia? Aus dem Feuerb^^A ist sie zur Figur geworden, die Nfetnr ihres Wesens Wii^d ausgedrückt durch duos lampterias: Nur einen aK^A auf der einen Sdte der SHzenden odör neben det süz'^'i- den Kybde nur einen L^wen aufzustellen, konnte einem KürtBt^ 1er nicbt einfallen. Hinsichtlich dieses Punktes hätte ich viel- leicht nicht einmal nöthig gefanden, wenn sie< mir gegenwäi^lig gewesen wäre^ die Nachricht des Albricus Philosophos (17) anzuführen, dass in dem Tempel derVesta in der Mitte eii^ Ära stand, circa quam ex vi^o^e latere erat ighiü acc&r^ sus und an beiden Seiten (an det Wand) Veslölinhön ge- malt. Sehr wahrscheinlich würde^ mir dann auch 'sogleich eingefallen seyn, das^ Skopas in Marmot Yiilcht ^cbl^nk nach oben strebende Candelaber' wie sie aus'Erts, bft seht Sehöti geführt, gegliedert und verziert, aus Etrurfeyi> IbekänM sind
1) Archfiol. Zeit. Denkm. u. Forschungen Jahrg. XVIlf, 1860, 8- 7 ff.
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finwj^dbn iaii£|fegründete EinweAdbogen yön PrQfK? Stark« 13
uq4 ,w9bl f^yph vorher, f^cbon zierlich genug aus Aegineti- sch^em, ^ndTa^^JQ^nis.chpII| JErzgemaql^t worden Wfire^i, son- deri^ Yie|fn,9iir Pigyrpn J)ildete, ixe das Licht oder Feueir hieUje^, q^^ t^fugen, ^1$ Schaftfi^.wie aiucl| Herr Stark durcl^^ m^lllrere pngeführt^ Beispiele, von dem jetzt bekannten aus A^X Odyssee an, ^), wohl motivirt. Nur kann i,ch nicht an- nßhmein 'J(ür\gUnge pdejr Jungfrauen'^ sondern i\ur weibliche Figuren . (ol^gl.eicl^ ^ntec d^^. Beispielen weil^liphe Figuren als Candelaber ausser einer Kanephore nicht angeführt sind} , da inftnoliche sich an , die Seite der Hestia nicht scl^ickeo^ Sjßl^er ai^^r würd^ ich nicht daran, gedacht ha- b^n^ lang^ pilatenr^eiphe Exci]|rse zwischenzu^qhieben übet XafintSjg^g,, über hesondere Bedeutqngen von^aft/rTif^^ übei: Hestia und d|e Prytfineen, ,und jBwar aus der Ueberzeu^ung dass, siQ wiß ehemals die vielen,. langen grammatischen unft sachlic^hen^ in^mer wieder unterb.recbpnden und von dem, wor.pyf es : jet^i ankommt, iibziehefidqn Noten unter dem Tß)^tfE^ der Autoren d«s j^ichte,\ind klare Yerständ^iss der Littf rfiti^r weht befördert; :b{|ben» .4?^ dagegen dc^rch grüf^d- lich^, iQ/jff^mmaUken, IjVjQrterhücheir , und; sachliche Handr hüpl^er ju^e^r^tfit^t. werdejn ipußs,,; sp auch der ^rq^äolo- gliche jdqnimQntatof J^|^^$er , thut das allgemm Beftannt^ Q(}er jetzt ,jn., bekanjp?t^Q Büchern le^^hj genug .^u &n-r (^,de yon^ di^x Be^pr^chijing,, auszuscblje^sen od^r was 49rA)ber |\in^i)sgeh{tj für die, Yerbe^^erung o.der. Bereiche- rung ^iefiqr Arten yqn Bü<;Jb^rn aufzusparen. Was Plinju^ hin^ljvsetzt: qwH^m pares itf i^sjn^i mon^mentis sunty übt ^ (%W6pAoi;qf.e^>^fr^m^ ist picht unwichtig: die Cfindelaber
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21 Oj Mällm HÄi^. $. 64. Auch in Doiii' ztt >Pita sah ich Liohjt haltende Engel« ,1» der Jnschrift beiOreUi'-^ inmi 6immarr- n^orea ft c^olarUfHs ^nei$ hahentiffUß efßgiem.Cupidinis UnentU fß^^ lathog iYrerden wohl, picht 'zwei Leuchter und ein daiwischen ste-
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faender Gegenstand, wahrscheinlich eine Statue* zu rerstehen seyn, sondern zwei Candelaber in der Gestalt eines Cupido, welcher Körb- chen hielt. ■ ■ ■ ' •• ..ii !• ! • I -•,■■••.. . . j- . . i:
14 Erwieder. aufgegiUndete Einwendungen von Profi Starke
sind ihr6r Schönheit wegen wiederholt worden und sie wer- den zusammen genannt mit einer Hanephore als bei yer- schiedener Bestimmung gleich darin, dass sie tu Trägerin- nen dienende Weiber vorstellten, wfihrend das andere Paar in den Servilischen Gärten als Candelaber neben der sitTOn- den Vesta aufgestellt war, was unter dieser Bedeutung / (nicht zum Gegenstück einer Hestia) auch in Griechenland und nach der Absicht des Skopas selbst hätte geschehen körinen.
lieber einen Punkt kann ich jedoch schliesslich nicht umhin' dem gelehrten Erklärer gegenüber mich zu recht- fertigen. Keineswegs habe ich xafuhatQä 'für eine Ttiqv^ nun hier iti einem edleren Sinn gefasst wissen wollen' — 'da doch absichtliche Ahschwächung und Umwandlung des Worts und der Begriff der edelsten Hetärenbildung für nibht zulässig zu halteri sei/ wobei in der Geschwindigkeit hoch jegliche Begründung für ihre (der Chametären) Zwei- heit Vermisst wird: Die Wörter für Personen dieser Klasse sind zum Theil ungewissen Ursprungs und durchlaufen t\xm Theil in den Sprachen viele Stufen der Bedeutung* vom^efne- ren zum Gemeinsten, so dass sie es dem Synonymiker schwer machen würden alle ihre Unterschiede und NüaAcen im Gebrauch der Geiäeüschäfl auseinander zu setzen. ' Andi^re sind so deutlich dass ihr Sinn an kleinem Ohr uriVerstanden vörübergehn khnn, und unter diesen ist %ttikita$qa: Was ich über diesen Ausdruck, statt von einer ' Ahschwächung W Bedeutung, von einem edleren Sinn zu lifprecheri, wirk- lich gesagt hbbe, ist ivörtlidh dieses: ^XafAhaiQu ist ein Kraftausdruck von Plinius ungeschickt entlehnt aus einem Griechen, bei dem er wer weiss in w^elchem Zusammenhang in Bezug auf diese Statuen vorkam, nach dessen buehstäb- lieber Bedeutung nicht der Charakter zu bemessen ist, in welchem Skopas seine zwei Buhlerinnen gebildet habe.* Seine zwei Schönen ist jetzo zu sagen, nachdem wir von dem Gegensatz zwischen der Hestia und unkeuschen Schö-
Er Wreifer: ■ aufgegpßündete Eimvendangen voa Prof. Stark. 19
nen zurückgekommen sind. iZugleich »ber ist durch den Aufschhiss dass diese Figuren Candelaber abgegeben baben> ein Zusammenhang gefunden, worin von einem Griechen jener äcbKmme Ausdruck gar wohl : gebraucht worden SQin kann. Wohl dürfen wir uns- doch denken dass die reiche Litteriatur über Künstler und Kunstwerke und die unter den Künstlern lebendig umlaufende Tradition nicht bloss Lob und Preis, wie wir in zahlreichen Epigrammen, oft in sehr kräftigem und witzigem Ausdruck finden, sondern auch scharfe Kritik und Ausfälle über manche Werke, selbst der berühmtesten Meister, in Menge enthielten. Dass aber so schöne Dienerinnen, die, obgleich nicht unbekleidet, doch so reizend oder reizender als eine nackte Aphrodite wir- ken konnten, an die Seite der Hestia auch als Candelaber gesetzt worden waren, es sey nun von Skopas selbst oder erst von einem Kunstliebhaber in Rom, konnte in der That leicht Manchen unschicklich erscheinen, und dass der Tad- 1er dann im Unwillen die schönen Dirnen xaiietalqaq ge- nannt hätte, könnte doch Niemand befremdlich finden. Der von Hermolaus Barbarus gefundnen Lesart duas chametaer ras, die sich so lang im Text behauptet hat, liegt oiTenbar camiteras im Voss. Riccard. Monac. und vier Pariser Hand- schriften, als Corruptel, nah genug und sie ist also nicht 'handschriftlich schwach bezeugt,' während aus ihr campte- ras des einzigen, Bamberg, nicht abzuleiten ist. Ob aber Plinius selbst den sathrischen Schimpfnamen der schönen Mädchen, der vielleicht in Rom mit ihnen selbst besonders bekannt war, eben darum selbst gebraucht hat, oder ob dieser etwa am Rand in Erinnerung gebracht worden und dann in den Text übergegangen , ob im ersten Fall von einem sachkundigen Abschreiber, der erklären und Missver- stand verhüten wollte, lampteras gesetzt worden seyn könne, sind müssige Fragen. Klar wird auch durch diesen Fall, worauf mich mehrmals die Erfahrung geführt hat, dass es bei manchen Lesarten nicht genügt, auf die Güte der Hand-
!6 Erwiisder. auf gegründete Einwendungen von Prof. Stark,
Schriften im Allgemeinen und auf die Zahl der in gewissen Stelion tthereinsttmmenden , wie fast allgemein gesQMaht) zu sehen, sondern dass im Einzelnen die mannigfaltigsten Umstände und Zufälligkeiten in Betracht kommw inüssen. Viel Abtrag wird es dem Lobe des Bamberg, nicht \hun dass er das mit chametaeras in der Sache gleicbbedeuten^^ hmpteras in das sinnlose' oampierat^ verdorben hat
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5. 'Kleines Ständbild del>Pallasi).
DiRses iri 'mehrfaclier Rrnsicht ausgezeichnete Flgttr^ eben ist im April 18^1 in'den alten Sieinbrttclien zu Bläidl, anderthalb Stunden von Andernach, aus deren' Ealkluff es gebildet ist, gefunden worden^ Der Kopf, welcher einge- setzt gewesen, Wie aus der polirten ^äche, worauf der Hals aufgesetzt war, und einem tiefen Loch darin klar ist bat sich nicht gefunden und auch der, rechte Arm der Ober dem Ellbogen abgebrochen ist, fehlt' mit der dazu gehöri- gen Lanze. Im Uebrigen ist die Erhaltung glflcklich zu nerineii, da von den vorzüglich künstlich ausgeführleri Ge- Wandstücken nur' auf der rechten Seite strichweise einige scharfe t^altenrücken abgestossen und der hiritei-e Theil des linken Arms und der Rücken, so weit sie sichtbar sind, vom Wetter angefressen sind. Sonst' ist es fast eben so wunderbar wie in dieser Sieinart so feine Arbeit der Zeit nät widerstehen, als wie sie darin hat ausgeführt werden können. Öie Höhe der Figur ohne den fehlenden Kopf und ohne'die ungefähr einen' Zoll dicke PJatle worauf sie steht, ' betragt' 40'Cenlimeter (PU PHlin),' die Breite der Platte' 25 Cenlimeier (etwas itbef I Wim].'
fiigenlhüiiilich und ebenso zweckmässig als geschmack- Toll ist die Art der Aufstellung. Die Figur ist,'uni keines Fusggestelles' zu bed^ürfe'n, iiiit der Platte worauf tin'd der Wand, an welcher sie'steht, au^ demselben Stein gmchnilten. Von der Wand aber, mit der sie huf iii der Bille durch
■ ' 1) JihTt>äcli«r der AllerlhUmirrCuDile im RbeinUiide, Honn 186218,72-79. . ■ ■■
V. 2
18 Kleines Standbild der Pallas.
einen nur von der rechten Seite sichtbaren, etwa einen Zoll dicken, schmalen Streifen nicht weggenommenen Stei- nes zusammenhängt, steht sie gerade genug ab, um sich wie eine mit dem Rücken vor eine Wand aufgestellte Sta- tue von ßflm i\T^.ßfi\^n .^flU^Qnmen.^^fifi^pslellen;- ja es war vor der gewöhnlichen Aufstellung noch der Vortheil, dass die hintere Platte, die nach dem von der Rechten nach der Linken ausgebrochenen Stück der Rückwand zu urtheilen, nicht höher als bi3 zu den Schultern gereicht zu haben scheint, von dem Haupt überragt wurde, wodurch sich die Täu- schung der ganz freien und vollen Erscheinung noch vermehrte. Der Anzug besteht aus einem Doppelchiton, auf die Füsse reichend {7tqQ^Qijg)y\xnd einem grossen Qberkleid oder Mantel, welcher von der rechte^n Schuller ab über den Leib nach der andern Seite zieht, so dass er schräg abfallend die Mitte des linken Schenkels erreicht, die Hauptmasse aber, oberhalb desselben entfallet und unter dem auf dem Schild ruhenden Arm aufgenommen im Herabfallen des En- des eine zweite Faltenreihe bildet , hinter der, welche durch das Herüberreissen der weiten Gewandmasse natürlich ent- steht. Die Falten sowohl des Chiton als des Peplos oder Himntion sind besonders tief eingeschnitten, doch so, dass ein Unterschied des stärkeren und starreren, nur künstlich oder nach und nach an solche Strenge z|i gewöhnenden Sloffs an dem C^ton beabsichtigt scheint. Bewundernswür- dig ist die Geschickliohkejit womit bespnders auf der rechten Seite unter dem auf^ielehnten Arm hindurch und hinter dem Schild , die Gewandfalten ausgearbeitet sind. Man n^öobte zuerst vermuthen, der Schild sei erst nach vollbrarh(er Ar- beit angestellt und die Yerkittung sorgfältig versteckt worden. Doch ergiebt genauere UiitersuchunLS dass diess nicht d^r Fall gewesen ist. Uebri^ons ist die Fertigkeit, sotto s(|uadro auszusticheln auch in Reliefen späterer Zeil und ungleich weniger reinen: Ge^chniack^ oft sehr weit getrieben worden. Von der Aegis sind linker Hand über der Gorgo die 'Schuppen
Kleines Standbild der Pallas. I sehr auc
19
mg deuUich, und es scheint, der Slein verwittert ist, dass sie auch über den Rücken fainabflel. Der ovale Schild, auf welchen die Göttin den in den Mantel wohl eingeschlagnen Arm sliitzt, ist von einer an keiner andern Pallasstatue vorkommenden Höhe und h»t in der Mitte ein grosses, rundes Medusengesichl. Der hürh- ste Schild bei einer der abgebildeten Minerven, der awar zugesetzt, aber im Maasse nicht zweifelhaft isi, ist noch viel unler diesem (Clarac pi. 473,b99 B.). Die Medusa auf dem Schild neben der auf der Aegis ist von neueren Bildhanern bei der Restauration nirht selten angebracht worden*} Bei einer Chigischon in Dresden bemerkt Clarac (zu pl. 465,877), es sey sonderbar auf dim Schild einen Mednsenknpf zu se- hen, da schon einer auf der Aegis sey (wiewohl hier nach dem Verzeichniss von H Hase N, 214 beide Armt!, der linke mit einem Schild, angesetzt sind), und zu pl. 460, 856 nennt er als Grund der Unächlheil des Schildes (die Übri- gens seiner Form n^ich unzweifelhaft ist) das wioderholle Gorgonium, welcher ein „non sens"sey. Diess, was ohne- hin übereilt behauplel ist, wird durch unser kleines Denkmal vollkommen widerlegl. Vermulhlich hallen die Reslauraloren in Rom auch hierin Marmorwerke vor Augen, die nunmehr verschwunden sind. Pio Filsse sind nicht ängstlich ausgear- beitet. Doch scheinen Zehen an dem rechten erkennbar zu Seyn, wodurch wir berechtigt sind anzunehmen, dass die Fi- gur, wie in alleren grossen Bildwerken,, den Fuss nicht in, sondern auf das Fussweik, eine dicke Sohle aeizie (ifißtßavia
fK(JWö))5).
I In weichem Charakler die Göttin dargeslellt si.'y, kann nicht zweifeihafl' seyn. Es ist die hiiPücrische Allii'na, aber niiJhl in kampffcrtiger Stellung, vorscbroilend, als abweh-
pl. 4T2, BB8 A,
■'21 Clarac pl. 4H2, 862, pl.JGÖ, HS6. 887. 89S C. pl. 47.1, 809 B.
' 2)Beaondersdeuttichand<-rdesA>>lic>c)>oaMon.lDcJ. d.i. 111, 21; at>cr auch an tit-lcu andern.
20 Kleines Staodhild der Pallas.
rende oder als vorslfeitende Göttin , wie in den alleren Btt- dem, sondern in voUkommner Ruhe titeht sieda^ die Lanse in der Rechten^ deni Schild auf der andlern Seit^ niedärge* setot, auf welchen sie den Vorderarm ufitef. dem Ifanttd auff« legt. Noch einfacher ist die Stellung^ \Venn sie^ die Lanse in der Rechten, die iinkd Hand > in die geite odet auf die HöRe setzt, wie in mehreren Statuen ')y oder deii ünken Arm ausstreckt /^; doch vorzuziehen isK dass 4ie Hand h^r-^ abhängend auf dem Schild ruhe, wie • ia einer ^es Vatif- can ^), und am schönsten in dem hier an tials Licht treten«* deh Figürchen. Noch erhöht wird diese gefiiliige Einrioh- |ung dadurch, dass dem' Schild ein Gigaiit, der ihn auf sei-» nen Schultern hält, zur Stütze dient. Diess ; geschieht auf weit bessere Art als an einer im Allgemeinen ähnlicheif kleinen Statue wo der Gigant auf dem Boden kni/H, die Sl^hlan«^ genbeine hinter sSchaufgezogenfund d^r Schild welcbecn Pallas mit der Hand des herabhängenden linken Arms .oben fasst, mit dem anderen; Ende ihm auf der einen Schultor «itzt*^)^ In der GigAntoroachieterscheint Pallas nächst dem Heer4 führer Zeus als Hauptheldin; sie hat daher auch densBei-»- namen Giganteniilgerin, yiyavwJiingj ytyavTolirsiQa, Y^yav^ %o\p6vog (nicht ^'»^'aKrojiMrxo^)/ wiewoiil auch Zeus und Apol4 Ion und Diot^ysos äfh> geeigneten Orl>»;rai^voA^ttti9>!genannt wird. Daher ; auch die Gigantomachie nicht» bloss' hm Tidm«« pel des Zeus selbst, wie' in Agrigent^ oder: der Himmels^
3) Clarac pl. 4Ö2'E. '84S B/^pl. 4ö7;880 (JW.'C!iiärafl{. I. ^i4r; pL 470, .894. pl 472, 89«) G. - '
4) Clarac pl. 473, 898 B. " ' i\
5) M.Piotcl.. I^ 9, beii CUvac pl. i463», 864) so dboh dordh Re- 8t9uratioD pl* 3i9^j469 aa j^io^r. P4lla«.,de8 .I^pyre. ,,. .i , ' ' .; ,
, 6) Clarac pl. 462 E, 448 B, wo dl§ Statue ii^ die alte Samm- Jung Crawfurd gesetzt wird, die indessen als zum Pariser Aluseuin gehörig m Mus. ,N|ipol,, J, \'^ Mus« ^Fiap^. IV, 8, in.Visconti^s Opere Tarie T: IV lav. 4 p. 15—17 edirt ift.^ UfltePjdep, M^n^i'.^ Ten des Louyre bei piarai;^ fin4et 9ie.:8i^h nicht. Afigebildet ist iie auch in Müllers A. Denkm. U t«r.. 21 .,231. , /. . ;'
Kleines Standbild der PsIIas.
köni^in, wie an dem von Argos, sondern auch an dem Si;hilde der Athena von Phidias, an ihrem für die Panalhe- nöen slets neu gestickten Peplos , an der archaislisehen Drftsd- ner Statue vorn auf ihrem Kleide zum Schmucli diente. Ein Binzflname wie Bnkulados, Pallas, Echion ist dem Schildhal- ter neben einer Slaliie nicht zu geben, da mehrere als von Pallas Athene besiegt genannt werden. Noch weniger ist es schicklich diese Slalue Pallas und Typhoeus, als üb es eine Gruppe vfire {mit Visconti) zu bezeichnen, oder daran zu denken, dass der Gigant jetzt noch einen Stein gefnsst halte oder den Schild von seiner Schulter abzustossen Be- mühungen mache, welche die Göttin stolz verachte. Denn der Gigant ist hier nur als ein Zeichen' und eine Zierrath gebraucht, wie Drache und Rabe am Dreifuss des Apollon und dergleichen mehr. Auch anf einer Münze von Magne- sia dient ein Gigant der Pallas auf ähnliche Art zum Schild- faalter^X Im Kampf aber mit Enkelados (nach b ergeschrie- benem Namen) oder einem Giganten allgemein ist sie zu sehen in den allen VasengemUlden sehr liauTig, auf geschnitt- nen Steinen, Münzen, an einem Bronzehclm ^), in einem Herculanischen Gemälde (3,41) auf dem Schilde der Gütlin,
T) lUon.IncI d. Im ?l,23?.BiDFr8gmeDlei
rch. I.IST. 49 A. t. Müller A.Denbm. tITaf.
' AlhuDi mit dem GigaDtea aU äcbildhaller im Museum Chiiramunli in der 5. Abtbeilung links ohae Nummer da« in der Beschreibuoij Boina nichl erwähnt se;, Siigl Orurbbck hiniu In duQ Berichten der Sache. Ges. 1SG0 Noromb.
8| R. O.Müller's Handbuch §. 371, 3, Der tismp EFKE U JOS bei dem Gegner der Pallas auch an einer Vase im ßullet. tä-IU. p. 53, den auch Euripirlea im Inn 213 a. nach einer Metope dea Delphilohen Tenipeta nennt. An rinem in Albeo Kefundnen Cande- labec-rui» ist mit Eule nod. Helm als drillea Emblem der Albene ein BcblaD^eariiBaiger Gigant veibuDdi*n, Gerhard Vettere Proserp. (St. 2, 2. (IS26) und Annali del Insl. arch. T. 2 It. d'a:«^. P, 5, welchenLelronnefürA(laa,nöltiK<'rAbendieit. 1835inder Rec von 0, Miillert Hindbach für Erich thonioa genommen halte, all Giganlerkannl TOD it, Rochelle Rieprea, fig. du pcrGonnag« d'Atlas 1835 p. 37 IT;
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22 Kleines Standbild der ?Mm
vor welchem, anstatl vor ihror S&alUBy . eia SjegesFesI gefeiert wird. Nur ßeUen hüben die iGiganten stall der Schlangenbeine wie in !^ den alten VadengemlildeR«^ ar\ der Dresdner PaHasstatuey noch in:,$pttteren Wierken natürliche Beine: ^ in dem. erwUhnlen W^ndgemMde und in einem Basrelief (Mon.Matib» 3, 19> 1.) <
Dem Gifsanten auf!, 4er linken Seile war ^uf der ent^ gegeng^setzten , zur völligen Abrundsug der Composition noch, ein andres Beivrerk hinzugefügt, wovon die Spuren zu finden sind, in einem kleinen Vprsprung an der Hinter* wand und in zwei auf der Gestßllplatte sict^jUwren kleioßA Fleeken, welobe verrathen da«s da etwus abgebrochen ist, Yermuthlich ringelte steh tüjn die Lanze 4er Qöttin ih^e Schlan- ge. Dieso ist an derselben Stelle iauchbei: 4er .obeRi(ISot^i6.) ecwäbnten Statue des franzüt^iQheqrJHus^^ums miMtm Gfigan-^ tenaU Scbildbalter »ngebrachtj i; . .> < . ■ •; In dem .Figärcheni;lius. taubem St^in^iJ^t d^r alte bobo Typus dar PaUas in der einfacbooHaltaQg' lind dem-^teic
gefalteten Chitoa gemildert dorch den.. 9pAt#reii:Qea^hn[iaokt DieAegls ist zu äinem müsaigen Brusttueh gevirerdimy ^n di^
ioackien Arme, die in ver^chiedeBartigen Pallfisbilderii fiiiohl selten sind, hier in Verbindung mit der linken Brust und dem linken Boin^ an welchen^dev Chiton fo anU^gt^^d^^ sie wie nackt aussehn, ist ein anmuthiger Contrast. mit der vol- len und schweren Gewandung gelegt. Die Hüften sind «we- niger knapp gehalten als sonstutid die weibliche Fortn über- haupt weniger in die männliche übergegangen.
Im Ganzen betrachtet erscheint die Figur als eine der in ihrer Art jind Zeit gelungenste^ und hamonischesten.unr ter den erhaltenen Marmorstatuen, deren Clarac . aus den Museen Europas (pl. 457—474) ein und achtzig und iam ^wölf'aus demLouvre (pl. 31d-^321) hat abbilden lassen-^).
> 7 < ^ '
9) Ansserdem iit die Ludovitifiche voa Antieeho« Moii d« f, 111, Uly eiaa Pallaisitlae im Bause Steppani- Vidoni editt
yyi^aiAisAKiMMMSa
Kleines Standbild der Pallas.
23
Wäre ein höchst wünschenswerlhes Werk vollbracht und aus den zahlreichen kleinen ErzGgürchon, oft unschätzbaren Mi- niaturen nach verlornen Meisterwerken, die in allen Museen und häufig im Privatbesitz angetrofTen werden, mit guter Auswahl eine Sammlung von Abbildungen veranstaltet, so würde die Abtheilung derPallaeibildchen vf^rmuthlidi noch zu mancher Vergleicbung und Bemerkung in Betreff des Ithci-- nischen Steines Anlass geben: schwerlich aber diesem den Preis der Seltenheil und Eigenthämlichkeit entziehen, wo- durch er an wahrem Kunstwerth, da er ein bedeutendes uo- tergegangnes Original ersetzen muss, sehr hoch steht.
Auf die vielen kleinen Götterstatnen die in den Ifoseen besonders ia Born, so häufig vorkommen, ist niemals eise besondre Aufmerksamkeit gerichtet worden: und doch luüdite übor ihre Bestimmung und« Aufstellung sieh Manches ermiw teln lassen. * Von den Pallasbildern gehört zu dieser ElafK- die vorher verglichene mit • dem Giganten als SohfUimter (Not. 7.), 2 Fuss 6^/4. Zoll hoch, und eine zu 170 des Verzeichnisses von H.Hase, bei Clarsc pl. 2 F. 6 Z. hoch. .
ScbKessHck ist zd bemerken dass die in barschaft gefnndne Figur in den Besitz gliedes der Frau Hertens «Schaeffhausea deren mit eben so viel Einsicht als Eifer täglich vermehrter Sammlung zur v\ gereichen sie schön und merkwfirdig in jeder andern welche man neniicm unvortheilhaften örtlichen Steioari det ist, sich sehr wohl äusoehmfln
Drssiflc **i
Emil Braun , Ant. Marmorwerkc Jl, Le Baa Voj» arch^ol. livr. 23t fd.
-^v.
Aphrodite zu Salamis in Cypern^ genannt Parakyptusa, Praspiciens, auch die Mtt^
leidige*).
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I>er , seitwärts ein wenig vorgeneigte Kopf der Haupt- figur mit dem Anfang des Halses ist auf einer Platte haf-*, tend, so vollkommen rund gearbeitet, dass der.Medufieiv<- kopf, welcher von der Slirne: an; auf iteem Kopf in: rüjBfcr wärts schräg aufsteigender; Richtung iliegt, (Raum, genug Imit mit seinem; Scheitelhaar die PlaUie noch au erjneiehenii < Keiw einzelne Zeichnung wird daher ''eine, hinläflglich t richtige Vorstellung :yon dem. ganz elgenihümlicben Ueiuen/ nar 8—9 Zoll hohen Ganzen geben können, leb wenigstens muss gestehen sie erst durch, das u Weile selbst, ui^nem GypsabgttSS' erhalten zu habend iwelcbea mir mein weltbe- rühmter^ ,seit guten Jugendjafareft immerfort lieber, ireueir Freund. Karl Bauch zuschickte, obgleich mir dils Bedeutung im Allgenieinen durch ^inen Blick afof die > Emil Braun'sehe Abbildung, worin Aphrodite kenntlich genug ist, fchoQiVor«. hier klar geworden wan « » » ! m* . . (
^ IXeri etwas räthselhaftia Marmor würde, zuer^ in dea
Specimens of ancient. sculpture< Vol. 'ft»pl. .44 bekan/iVigOrr/ macht (von W. R. Hamilton) als Perseus ; darauf von Abe- ken herausgegeben in den Annalen ' de» atfchäotogischdn'Io^ stiluts 1839 (T. XI p. 226 tav^i d'ag^; K) und zuletzt vo» Emil Braun in seiner Vorschule der Kunstmythologie Taf. 59 S. 37. Die beiden Deutschen Erklärer nennen die Göt-
*) Gerhards Archfiol. Zeitung XVDeokm. u. Forsch. 1857 S. 1—9.
Aphrodite zu Salamis in Cypern.
tin Minerva mit Gorgobelm , indem sie sich »uF die Alhena Gorgolopha bei Arislophsncs in denRillprn (II8I) beziehen. Abeken führl auch eine „analoge Büstt:" in der Villa Bor- gheseim Zimmer des lanzonden Faun an, und wirlich nennt in demselben Zimmer Cantna in der von ihm verfasslen Indicazione der Sculpluruerke der neuen Borghesischpn Sammlung p. 24 no. 6 „Buslo di Minerva Gorgolofa, cioe coperla di eimo formato dal capo di Medusa". Auch ist in den Annalen des Inslituls im Inliallsverzeichniss (p, 224) nachträglich bemerkt, daes „andere Wiederholungen der- selben Darstellung im Cnsino des Pirro Ligorio im Vhü- cangarlen sich finden". Braun spricht von „häufigen Wie- derholungen dieses originellen Typus, welche die fiömischen Museen Hurbii'len (woraus doch kaum auf mehr andre als die erwähnlen zu zähU'n üeyn möchte] und welche aurein berühm- tes Vorbild schliessen lassen ^ dass die Bezeichnung der Pallas Gorgolopha, di'r Gorgobehelmlen, geführt zuhaben scheine." Der nur einmal vorkommende Beiname der Pallas hat ein grosses Missversländniss veranlasst, Denn sicherlich ist ^en so wenig die Göllin Pallas als die Medusa auf ihrem Haupl eiti Helm. Die mit dem Fell eines Löwen- kopfs, gleich ihrem Herakles, bedeckte Pallas bei Braun Taf. 70 wird man nichl eine Ltiwenkopfbehelmle nennen. Eine Gorgolopha würde auf der Scheilelwölhung des Helms eine Gorgo haben, wie die des Phidias und dieGiustinianischc eine Sphinx. Denn der zweite Theil des Worts ist von dem Helmbusch [Mtpo?) entlehnt, an dessen Stelle die Figur Irilt, und die griechischen Beiwörter sind durchaus bestimmt und unzweideutig. Bei der I{riegsgötlin ist die Gorgu Zei- chen des Schreckens den sie vei breitet, und es kommt dieses Zeichen ansser an der Aegis auch an dem Heliiilsp- pen, vor, doch nur selten <j. Auf der Spilzc des Htlms
1) Ueriliird und VaaoiVt Npnppla anl. Blldw. S. 37 No. S: 87. Eiae roti diesen nird die Büale aus Herculaneum bi
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2S Aphrodite zu Salamis in Cypern.
würde die Gargo nicht klein und untergieordncii in^ Relief wie auf dem Helmlappen, sondern in verhtltnigsmässiger Grösse, in voller Gestalt gebildet seyn un4 der Pallas daa ius&ersten Aufdruck, der Furchtbarkeit ;gef>en^ D^ruip ißi bei Afistophanes in den Aebarnern (567):i4amachoB ein Gor-* golophes; ein Gorgobebelmter ^); und zugleich h9X dieser charakteristisch* genug das Schreckenszeiehen . dazi^ auch auf denkScb1Ide> wie Agamemnon bei, Homery ^,eiiD gprg^h' rtickiges SiohiidHsrund^^ (11*^4), und in den Rittern. ist ea auch gerade Kleon dem der für seine kriegswüthige Alhena erfundne Name Gorgolopha in den Mund gelegt ist; yon einem Künstler ist er schwerlich veranlasst worden, da diese Haaiss zu halten wohl verstanden. Etwas Andres ist es wennineinemChorliededer Helena von Euripides(l316) Al^b^a^bst figürliche eine Gergo, furchtbar wies diessei ge-, natini wird (a ä^ Syx^^ Fo^w .TJfclyoTtlog)^- yr9t$ ebenfalls zuk grossem Missv^rständniss Anlast gegeben hat?). Knd wie veitträge slichnun mit diesem für den Charakter einer Pal- las, entscheidenden Grauenzeichen der Ausdruck unsefor, Göttin, ja der der Medusa selb^ ailf ihrem Haupt?. Denit darin bat Braun Rechl imd es fühlt* sioh ibei dem' orstea Blick auf den GypsabgusS) dass der^Gesiehitsausdruck ider Medusa eine ergireifende Parallele 'bildet zu« dem' ,,wehnriü-^ thigeii^ söhmerzenreichen ^Ausdruck , der fast modernen Ein--f pfindsamkeit'^ der Göttin«' Nur ist das tief' Schmerzliche ia dea Zügen der Medusa hiebt daraus .«u sriddren^ dasß d9!S) Orauenweisen >sicfa erst im Tod^skaaipfe veredelt babe4
2)^a^«^9(D ro^y^^ov Acli.--ii81 tgl .m. kLSphr. 1^7. H^sjfcb.'
yQ^oX4(jpiis, 4/^0 tov J^otffovrig n(Qtxt(pcfhiag. Sp;^u^k der Scho||i)8i. (Jngeoauer Schol. Equ. U81 ^ . ix tjjc xeqaXne jnsro^yovf ,D}vx<9>a- Xaiay ix^vffa, wozu schon H. Stephanus bemerkt: yel potius caput Ciörgonis in cono. iBltjm. M. yoQyoXötpijso (fofiegog. Der Duo de Luyb^s Etudet nnipism. 1835 ^•. 41 bezpg dai^ j^^jwort (^orgolppha ^uf den Kampf der Athf na,, gegen die Gorgo. , ; 3) K. 0. Müller Proleg. S 310 u. A.
Aphrodite zur Salamis in Cypern.
i. ,,r /Die Pullas ausgeschlossen, ist keine andere GüUin an die hier gedacht werden könnte, als Aphrodile. Sie ist es an die von. Anfang liätle giidfleht werden sollen, da ihr Ideal so sprechend ähnlich austfedrückt ist; und gerade nur sie ist es auch in deren Geschichten allein sich ein Grund zu dem Ausdruck des Sehmerzliclien, der in dieser Dar- slellung der herrschende isl, müclile aüflindeii lassen.
Die Herrschtift der Aphrodile im Leben der Menschen ist in den maniglalli^slen Arten ihrer Einwirkungen in der alten Liltürnlur und Kunst lausenjrach geschildert und aus- gedrückt, oder angedeutet uder bezeugt. Nur die tragi- schen Katastrophen, die ihre Gewalt über die Herzen na- li)rli(;h auch in dem gesündesten, wenigst verbildeten Volk, zumal in einem so lebhaften wie die Griechen, zuweilen herbeiführte,, sind verhallnissmässig in der Lilleratur ver- slecUer und daher, weniger bekannt. Doch seitdem die Si- cUischen Hirten davon sangen:
wie um die Xenea einst hinschmachlele Daphnis der Kuhhirt,
sind gewiss in gar mancher Griechischen Landschaft unter dem Volk wehmülhige Lieder erklungen von dem Schmerz blühender Jugend über nicht erwiederte oder aus Hochmuth verschmäj)te Liebe. Der alte Dichter Stesichoros sang die schöne Ealyke, die sich vom Leukadischen Felsen in das Meer herabstürzte, weil sie eines geliebten Jünglings recht- mässige Gattin zu werden Aphrodilen vergel)ens angetlehl hatte. Hermesianax erinnerte seine Lconlion an den wohl viel gesungnen Menalkes, der aus Liebe zur Euippe (ein Name der vornehmen Klasse) sich von einem KeUen herab- fallen Hess. Uarpalyke lödete sich, weil sich da^ Herz des Iphlklos nicht erweichte. Aber die schnüd und grausam aUB Stolz oder Vorurtheil zurückgewiesene Liebe findet auch, ihre Rächer an den Göttern, wie in der Geschichte von Kallirrhoe und Kwesos bei Peusanias, oder in einem
2B Aphrodite ztir Sälaiitis in Cypern.
AtitefosV wie in d^T von Melilos and Ahtagöhis ih ^ Athen bei dentiiselben und Aelian.
' Eine Antaphrodite kömmt nicht namentlich yor; nber #ohl tritt aoeh sie' als Rächerin der Ftihllo^igkeit «üf in eitler sehr beftlhmt gewordenen Kypriischen Geschichte', wo- rin sie die stofz^e , grausaihe Schöne in Stein terwandölt, deren Herz sdioti ' vorher wie Stein gewesen war. Diese Gesi^hichte ' lirzlihleki tiach der Leontion des ' Hernic^ianax Aritoninnsi Liberalis (39), Ovid in den Metamorphosen (14, g9g_76I), der sie allbekannt in ganz Cypern nenirt, ' und Plat«rch in seinem Liebesbuch (20); alle drbi übereinstim- t[i^i im Wesentlichen und verschieden unter einandei^ nur in' d^il Nameh 'des^'Paats und Ovid u^d Antonios* tfnl^^ Mch W der ausführlichen Erzählung vöfi' dessen p^- söiiHch^h Värkltnissen. Tlutarch fUhrt auch eihe 'gleich« Geischiteht^ ritt von eirier in Stein verwandelieU' Rr^tfe^ii, der man den Namen Gorgä gegebefii hatt^si^' imi '|^sst<^ yen Sinn, ; , / .
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Die Erzählung jVjOn der Härte, wodurch die kalte Kyp- rische Schöne den Jüngling dahin brachte sich an ihrer tbüfe isii' erlil(ngeh', kann ich übergehen. Die I]tauptsadhe ist (iass sie,' als "^nuii dessän I^eichenziig / iii welcKepi seih verbliciien6r''LMb"auf der fifthre zum Scheiterhaufen getfä- geh Würde und Klägetöile erklaügen, aus kalter NeUgiefdö iü deii Dachfraüm ^tiisg -^ die rftcliende Göttin trieb sie, sagt ovid -^ aüs^ dem V^lcimt heükUchmii , und bd ' A^xn Änbffök jplötzltch' iti Stein feri^arrte; ^ Unii halte di^ss ' niödt für er^- dichtet, so^chliäsäi'(fer Didhter, tthier dem Bildb der Xknä^ Ischauendeh) D^me' bewahrt jSälani!is'tit)bh eift SteinbUd und hat teiiofi' einen Telmfpel dW Y^Atis lihter dorn N^tiieA tf^r Ausschauenden (Pi^ospici^i^^V mit der : Stitue 'deir^tt»eii 'däriiK, wie isich Von selbst Verst^ftt. 'AiitoniMs Lfbe^&lis b^t'inür;' Aaä^> AtrÜrddite'die Au6tichali^ndej^tiie>1)'ei Hkii iMtpuikc helsstV ifif Stei^< verv^randelt«. PMarbh lit>er< be^ «tätigt ;: i dvsä »die » "Vi^melnetie { Mm^s Leukoimanlis , ni<K;h
MM
Aphrodite .zur ,Sfd$unis in, , Clypef'p. 29
jetzt ia QypejrnParakyptußa, genannt w^rde ^). i.Ohoe Zwei- fel würde ohne, die QOUin, die najch Oyid diesen iBeinaopLeüj^ wirklich führte und i4io ^^schiphte imAo^d^en erhielt so, l^ng als ihre. Statue unter diß&e,n Npmen und Jibr Tiemp^ l^e^t^nden ^ die flart)ierzige naph Jahrhunderten .S|elb3t in. Cy* Pfrn wede^. unter ihrem wirklichen ^amen..noph un^^f; dp}/^ Beifiaipan, 4on üie» mit der . Qöttii^ g^m^in,. hatte ,., genannt worden seyn.' Pas Wort .na(fax,^nuppbed&^i^i ganz eii-i geqtlich auch ..aus de^n. Fenster od^r.; im Vorbeigehen mit umg^wandtem. Kopf schauen ,u., s. w. . Nun.; kommt npjoh hinzu I daas .Hjssychius.unl^r.f A^ij/fiO))' angiebt, in. Zypern hatje Aphrodite den, Namen dep Miileidigen gehabt.. Scl|.wer- lich wird Jemand anstehen Gyp^ern in dieser Glosse mit Salamis in Cypern be.i Oyid, und den.Mamen dieMitleidige niit^ jd^m andern Farakyptusa, ProspicienS; da die^e ai|s Mitleid mit deip ,Jjifln|;liqg di^ Grausfime v^rstei.Qerl hatte, zu ■ verbinden, . Hesyclj^us setzt eine mitleidige Aphrodite aifph nach Chalkedonia ; dahin wird .sie mit der Sag^, selbst, so wie wen|g$^en^,,die$e na(^ Kreta, ,vpp Cyp^n, mis ver- pflanzt wordcjnseyij^/ , , , , . , j
pie An^e^dung dij^ser Geschichte .i^uf df^^ ,ui)$ beschüjT-t tig<ende. Bildwerk ergiebt ^ich ejnfaeh^ ohne Kun^t i|ioch Idübei wie ypa selbst. ; Aphrodite yifird fI(E}d^rmimn fijkenr nen^ dessen 6,edan|i^en: nich^ duirph dje M^dujsa aiif ihrem Hi^upt . irre . gel^itet^ j sind. Sie sieht )jrai|i;ig un^ ,( mitleidig aus, weil, der durch Stolz zi) Todp geiquältp.Jüuj&lipg, aip jammert^, welch^i^'Sie and^r Sjchöinen ifni^ d^m Ffil^^nhefi^c^^ r^cht. , Sie thut,,idi^sjes so dass„sie ^e ganz. zu ^teiu; wer- den iässt, was, die Mediisa,, au^drüqkt, .Son(4erbf)p: jsch^t dsf^f. die. Göttin «i^ibst ii^ der üfilfung des vQn/ihr;..x,eir^tf)ir
HaQttxvnrovaay in vvy nQoaayoQfvofiiytiy; dkXd i^y PogyoT'g t<r(ag noty^y ovx dxfixoars, tijg Kgijoinie, Tiagankiot^: rpr.ü^aKvmovap
30 Aphrodite zur Salamis in Cypern.
wussUein oder wie man das Fremdartige nennen will das sichiin die Zeichnung eingeschlichen hat; stimnea über gaai stt dem Ernsten und Sinnenden das auclT der liebücbM» Iftahelnden Aphrodite im Augenblicke des Mitleids «xiikoronti Abeken^) bemerkt^ dass einige tüchtige Konstkeiiatr „wegen des Ausdrucks dw Gesichts und des Cbaraktem der Arbeit<< die Authenticitftt der Pallas Gorgolopba bßr zweifelten y denen daher natürlich auch die BorghMiscbe Wiederholung verdächtig sei; mehr andre nicht wienigef wackere die Aechtheit stark vertheidigten. Die JBrslen ge- hörten zu der Klasse von Künstlern und Kunstgelehrtev die um so geneigter sind, ein Werk das etwas AuffaUeii- des ^: ihnen Unerklärliches enthält, für modern zu erklären^ jemebr. sie altt^ Bildwerke gesehen und sie zu fassen und sich zu erkldren sich Mühe gegeben haben.: In diesem Fall rechtfertigt sie der Gesichtsausdnick der Göttin , der einer Faüas, wie verschieden auch sonst der ihrige nach einer langen psychologischen Farbenleiter ist, .duroMlos nicht liukommt; und vergeben kann man den Zusatz, des Cbarakt€«rs der Arbeit , da dieses Anhängsel als Stütze eines wirkUchen Grundes mit all seiner Unbestimmtheit und WiU* küriichkeit bei den Zweiflern herkömmlich ist, auch wo es
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7) Bei dieser Gelegenheit will ich nicht unbemerkt laspeo, Ads^ der Kopf aufgebrannter Erde (Mon. cl. Inst. 111, 8, 2) über den der Artiklel diär Aboal? fXT, 223^228), ' wo rlh Ton der ,;Pallii8 Gör- folopha'.' die 'Rede ifl, aieh Terbreitet «"nach' bestimmte» Grilndea Dich.i einei^ewaffoeteiledufia, die-Abekw« sich in der Notb d^B»« kUmiig f^rfindet, darstellt« sondern. ei^e be<^eulungslose.Pbant^^l9 istj dergleichen in sjcilischep und unt^ritalisc|ien Terrakotten, gar Tiele Torltommen^ und dass auch das im Text abgebildete kleine Ertfigurch^ii ion MesÜina nicht eine andrd bewaffnete Medusa , aon« der» eioea T^ptioo dai'suTIt/ ihnliche 'd^tn grosftön atr^Alarmör in dem langen Corriäor des Vatikaaische'il Museuton. Ein gunc Vko« llc^ies iM.ini^ ßrittiacben Museum unter dea fironsea aufgesteliliin« ter deo Satjra. /
Sba...MÜHMHiMHHMHBiiMHMMMMHMI
ApKi^di^e' ZU SMtfmtt^ in '^'pMt. IS
äoch Wschwet^ tseyttinOirMe^'delri'Öilafirict^tdM AitrW< mk^ Mtn^licb '2a unter!rchei(i!eD. ' Höht* 8Äg>eiri hif^ Mddsse^di^ j^il^ dorn zil, -Welche- ftbei^''ahaik>(Md'iModek»hii^^^ ii/y KMi^ gekoitimen war(^»v um vollkommen •g^Wiä«> zü-^«lyfl^ dadi^^' vn^ aubh 'dei' WiUerifpräc^ diee^ AMdrtißks üird'eii^Pdi' las iu lö^eti seyh'tndjfe'y dieses W'di^'tlim' ein e#tie«eMi Bildh^uät ' weder aüsi^üdaetit ^oeh Mi^gefttbrl^^eyii'^^könn^; Ein i^üichef hWe es leidht g'elmM di& M&chiävi ' flicht Ml gesbijlossenen Angeii zu 'biMieil. Auch'ftüsserliche Grün^^^ für die Aedbfheit Ia|en scho» -düttiäls' vor, zunächst- die rnefarfacheh, tvehigstefks ' drei' in' Rdttif befindlichen Wiäder^ holiingeil desscflben Werks von d^m iiier dreRede ist)' dii^ hämlich als Gescb^k Camovas an den feinenf 'KermW dbr alten Kunst W.R. Hamilton in LondonfgfekOmmen ist. Mit der Anführung dieislär Schi^nktirig' verbindet Abcfkeii die Ari-t ga1)e dass ein Bauer den Martnor, d^n er' in d^f Cain'-^ piBigna gefünd^,zü"CanoVa gebrächt' hafte. W^ aberGa^^ novas Stellung irl Roth kennt ; wird nicht glauben dass doM irgend Jemand, gar ein' Campa^nüoie'ehtisri ündchtim VM'^ mdr, derf er giäranden'=fa^be| ihih ssugi^t^ag^ri' häHer X}tti^ der Menge 'Vbrl ähtikeln Pi^agrhdnten^ die sfn seheM' Hdilis uild derZtigsliigi^ivaWd'efingef^etirt wW dltr tritiHis' äufU
gefallen daö "hiebt WirklÜh änlik'giiwe^en 4i^irfe. •« '' »'"" Da üiie UesprotHene 'Aphh)Wi^ ein AHi^fik'^Hdetvkd ist tu vefi^tliüik^n däs^'Un deih' irchit^ktdni^ch''M Werk wdnEi"tidtes6fesiteh' befand', elrt Widi*es tnit ififr' in Bd^ Zug oder 'Cö'tifrak ^tafifd; od^r dbsi^' nirelhi'ete Arttefi^e 'l^ri-^ liehet Art darÄh' zfusiimVn^hlriiferfJ'' ■' '^ .( .-1... .j.
Aiif Anläss' öWer' Erklärung ' bat sich (fer üriermiid-
sie im Januar
ton in London gewandt und von ihm' vom ?Yi'Pebr/ fol- gende Nachri9nt, die er in dem Anzeiger 'lb5*t'S. 66* niit-
theiit, erhalten: Mön ämi Üanova, qui me rägata ceUe V. 3
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Bacchus mit der Stiarhaut^)
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'■ 'Taf. II. ' ■
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Diese Jkleine, gegen drei Pjalnijen hohe ßiatQe ist yor kurzer ^eit in Rom aufgemacht und befindet sich im.Be^ sitz des Malers. Herrn Wlttmer. Sie fällt auf durch d^o noch nich^ vorgekommnen Anzug oder Schyiuck d^r über d^n Rücken hinabfäiil, ist jedoch leicht zu, erklären und unter viele andre Bildwerke an ihrer Stelle eiozur^ilven.
Bekannt ist, dass in ^er alten Zeit de^ symbolischeit Cultus der Stier die Gottheit in der zeuguntfskräftigea F^üb-^ lii;igszeit bedeutete,; welcher die des Absterhejis- irn Bilde des Wolfs gegeaüber^t^ud; Diese beiden i(n Kampf stellte ein altes Bieliefjn Argqs, wo Apollo.nLykeios vepebft wurde, dar ^). und, dij^scrGiQgensajl^ liegt dem Mythus in det Ilias zu Grunde dassiPiony^ps von l^ykoergqs in das Meer zu- rückgetrieben )yir.d ,' in das ürgewäss.er ^aua welßhem. , alle F^uchU^kejt, ({Mr<;b welchp dißviFrübljngssonne scbafTt^ «bj. gdßitQt wurde. Aufib : na^hd^m; die Tempel d^ mytibischei^ menschlichen Götter ganz Griechenianid i^Qs($t erfüllt hatten^ erhielt sich noch viel von dem alten Naturdienst. So rief man in Argos den Dionysos ßovyev^g^ was von Stier, ßoCg TavQog.so wie tavQoyev^g in einem Orphischen Bruchstück nicht verschieden in der Bedeutung ist, unter dem Klang von hinter Thyrsen versteckten Trompeten aus dem Wasser
1) Annall d. Inst, archeol. 1857 p. 146—150. Mit einem Zu- sati Ton G. firunn über die Arbeit des Marmors. Monun. 9. 6. tay. 6, 1. 2.
2) Pausan. 2, 19, 5—6. Plut. P^rrb. 22.
Baccbwsf. mit der Stierbaut. 37
indem man in den Abgrund dem Thorbüter C^t^^ao^o;) ein Lamm warf.') Und in Elis r(efen die Waiber welche da$ Fest Tbyia ^cht Stadien von der Stadt entfernt £eierte)nden Gott an zu,ihn^nj(U kommen in 4en Tempel mit dem Re«- frain des ki^*zeQ Gebets a^i« u»VQS,äl^i€%a€Qe.^yhBl$ dic^ Zeit gekommen war dass in den mythisi>bm Göttarn Phantasie lind Qlaube nicbV mehr volle Befriedigfung: fan- den, da wandte' man sich iti diesem, wie in atidem Culten, mit einem geinrifiseii mystischen Sinn, :iüm Alti^n surück^ also zu dem Stierbild. Bei Euripldes netint in den'iBa<Doben der Chor den Dionysos wvq6xsq(iop ^ivy(9Q^imQQ Vgh 878r«=9I2)..und ruft ihn an n erscheine Stier ,^ gn^iv^&t lavQiH (QTls^nlOO^),: bei Sophokles leseh wir in einem Bt*uchstOck d ßi^H^QmQ Ifax^^g, wo Dionysos, verstanden isft.« Daher ist von vielen Dichteortl Dionysos Stier» genannt worden,^) undjn mehreren kleinen Monumenten ist in dem Stier Di« onysoszH «erkennen^ Besonders «ber bezeichnetiaBitiur die aus den Schlafen: hervorragenden Hörner der Mienscbenge^ stallt diesen Dionysos, wie Fhilostratos sagt. ^) Daher die Beinamen : tav^öxie^oig, Tav^^fiiramogs tavqtanig^ dfoa^oic^ xigaog, xqvaoKsqtag, evxigaog, xfQatoq^ÖQog^ auch difiogqfog ^) die auch von Römischen Dichtern oft nachgeahmt wurden. ^) Nach Plttt^arch machtenaUch viele der HeUenen stiergestalte Statuen (taVQ6(ji^Qg>a aydlf/bam^j^ naehAthenäuswar so Dionysos in Kyzikos Stiergestalt aufgei^elltr'^^') diess^ist abet*
3) Plut de Ib. et 0». 35, .; / .
,. . 4) PiuU 1. ,c. und. qa.^Gr. 36% Pajos. 6, 26, 1^ -
5)^j4thpB. U p. 4761 a. Ljcepfir. 209 tcigag^ogcg ray^tii:. J^\a%, de If. uf^dO«. d5v;Quaeftt. Gr. 36. l^io^n, 5,' 566. ..6, 156—164. 13, 140. ' - . . .•.,- .. .. , /.
6). Ima^., 1» tö. . /
7) Diod. 4, 4 Orph. H. 30. Nono. . 9),Tib.2,,l,36i,. A,
0] di9 la. et Oa. 3!3i«
10) Athen. 11 p. 476 a $y di KvCixip xai Tpf»j^j^^Qfof JfdQpja^r
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38 Bacchus mit der Stierhaat.
mar auf die Börner des Dionysos bei übrigens mensch* licher Gestalt^ zu beziehen. Der sinnige Spencer wunderte tich in seiner Polymetis darüber dass man die Hörner so selten an den Statuen des Dionysos erblicke und sann anf Ursachen davon: eine andre erdachte sich L^sing^ ttber noch unglücklicher. ^') Die Beispiele sind jetzt' nicht *m6hr selten. Hit einem Stierkopf ^ Tav(}oxSq>aXog , *^) kommt* der Gott wohl nicht oner vor^ weil es hisslich ii>(t, aber We- nigstens in dem Basrelief des Pariser Museums, wo er dfo sieben PIejaden führt ^')* Kleine Hörner entstellen weniger und deuten dennoch das mystische Symbol hinlänglich an; Eine gehörnte Herme, mit der Mitra geschmückt, findet sich im Vatiean '^). Das kön. Museuro zu Berlin bewahrt eine Woblgearbeitete Büste von grünem Basak mitHürhern 2u beiden Seiten der Stirn, die Bildung des Gottes die gewöihnliche^ ^^) Am schönsten ist der Kopf im CapitoUni- schen Museum, der so lange für Ariadne gehalten worden ist, > weil das *Biid der Jungfrau so lebendig ist dass man die eben hervorbrechenden Hörnchen übersah.'^) In einem Erzbild sehen« wir den Dionysos mit Hörnern und aueb mit
Vorhat» geht tiiu vMi^ffor ^egäroapv^' nkxinii^ak and nriMh^ii-' dieih und dem AQ4«fB. ^a» er afich wt;^« genannt werde» stobt dM 4p4re«^:£iA Fettin Kjzikok hieBß.tavQoxMa, Uesj-ch« ':\, >,
11) Laokoon Kap. 8 S. 95.
12) Luciani D. D. 9. ravQoxQayos bei Noonos.
13) Miliin Gal. mjthol. pl. 70, 253.
14) Hirts Bilderbuch Ta/. 10, 3, welcher bemerkt das« etoe dieser gikiz £bali<5he Herme in Villa Albani jetzt fdr''Rdriooa ausgegeben wetd^. 6al. myth. pl. 71, 249^. Beschreibung desVatfcäna Ton Gerhard S. 282. Nr. 65.
15) Abgebildet schon in fi egers thes. Brandenb. 111 p.240| dann bei Hirt a. a. O. als Vignette S. 76. '
16) Das Kunstmus. zu Bonn 2. Ausg. S. 73. O. Möllers Ar* chSol. $. 388, 1. Oyid Metam. 4, 20 tibi cum sine cbrnibttii adstas.
Bacchus mit <ier Slierbaut. 39
Ohren des Stiers. '^ Zwei Münzen mit dem pehörnlen junemllichen Bacchüskopfführle schon Ez. Spsnheim suf. 'B) Nicht zu verwundern ist dass es manchen Künsllern doch wiHerslreble das jungfräuliche Gesicht au enislellen und dass sie sich dah«r,'bttgn(ist haben das Stiä-fiymbol auf andre Art anzubringen, vielleicht auch um ihre Erfindsamkeit in der Art wie diess gescliehen könnte zu üben. So liat denn einer an einer wohlgearbeilelen Büste von rolhem Marmor in Berlin, zu dem Kranze ' von Epheu und Weinlaub um den Kopf einen Slierkopi; statt des Haarschlupfs im Nacken angebracht.'^) Dem wenigstens voriuiiehen müchte esseyn, dass an unserer Statue eine Slierhaul über den Nackeit hinabhängt. Denn auf dieselbe Art die Figur mit einer Ne- bris zu behängen, giebt eine gar nicht ungefäliitje Ab-r wechslung ah. Wir finden so ein Kind mit Trinkschale und Traube, die Nebris über den Rücken herabfallend und auf den Leib zusammen^ela-tst. "") Da aber di» Slierhaul mit den grossen t^örnern des Kopfs etwas Plumpes hat, so sciieint det Uebereinslimmung we^en der Bildhauer dem Ganzen und besonders dem Weinstock, worauf die Figu^, sich lehnt, etwas Derbes gegeben zu haben. Das Attribut in ihrer Rechten hielt Heinrich Brunn für ein Rebeninesser.;
17) Bronzi di Ercolano T. I Is'. I . 18) De u, et pr. num. disn, 7 p. 392. Der bärtige Dion;«oi B[ilt {clfornl nai auf AtünitD TOn Nbioh ia Siciltea TorkocanieaT
19; Herliui Anl, Bilüw. yon Gerhard N. 40, aroh. Zig. 1851. Taf. n. Viel Vorliebe Pur Mysterien TcrrUtlidie nicht vieaig geiwungoe Erktfirung dais ein Eiad als Sarehu- vorgestellt sev und der Stier-' köpf auf Mjsterien deute, för welche dasselbe frühieitig beslimnlt nordeo se?. [Auf dieselbe Art iit in twei Vaseabilderii . die ich' gpGipr aas AnuRlI 1858 p 83 kenaeo lerne mit dem Kopf der Ära« der einei Schafb^cki, mit dem einer „HeUne Leonle" (Ptoleo)^, Hephaeit. ap Pbo|. Bibl. p. I4ä, :)3) der eiaen Lötren verbuDdei|, um auf die Bedeuiuag der Namen Arne und f.eonte tiinzudeulen.j
20] Clarac Mii«ee de scul|il. pl. 674. l'nS'i. Coslutne nsaex iJDgulier par son ajualemenl.
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Ariätorphafieä und Menander^)
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lile Do|>p«Ibtli$te der lfe1i^ uAtet» 2ttistiiniiiiirigr eftlsfehCi- YttH^rFfenndö^), diese b^idert Tfamen beizulegen nfehi afi^ stelle, ist ängeblidi auf dem Baden ton Tuscülurti gefnnlf^ Wöfdetf lind fiel mir im Decemb<ir vorigen Jahres üntet ddtf Kunsfirchfihsen dcfs H^n Franceseo CapNnesi zä Rom in die Atrien: Ich ttussi^agerrztir miein er grossen und fri^ii^ dij^nUeb^n^aschuftg. DeAn da die eini» Seite das bekiiniifo BiMhls^'^d^^ M^nandef wiederhol, so musste mir nöthwen--^ dig gleich d^ br^^ Aubliielt dfeVei^iKbuAgf^ eingebdH, däM det Kopf gegMiübef d<$ti Ai^istd^h^rtlls torsteüe, desseM Bild äMs'biMer ni^cV Hiibfekdhttt' waf . Eine ^^ und Mdm^' tu^s46IIe iezlMung ist fii<;lil Auf in den Mytholdgtscfaiiir Bt)i^Mi)^iti^ , kotidi^rnf 'taeh in deii'histotischeif^ so vlble wir deren haben ^ durchgängig uiter je zwei auf diese Art unter Einander verbuiide'Oefi Köpfen als der Grund dieser Vett^aarung: isu erkennen. So sind Hotner und ArcMlocbm verbunden Well jeder vöh beideh als der grösste Dichtei: entgegengesetzter :Gattung^ aligemein anerkannt war^.Hero- 4pt und, Thuky^ideSy SQphpkles und Euripides ala je zvrei in ihrem Gebiet gleichsam um den Preis der höchsten Gel» ton^ streitende S<)hriflsteller, Epikur undMetrodor alsLeho. rM* und Schülef , Blas" tihd, wife Vi^eonti aus ief Vetbih-' dtin^ selbst scbloss , ' ThJEÜes ; ätich'- Sokrat'es und Seti^öii
1) Annali d. J. di corrisp. arclieol. 1853, 25, 251-265.
2) BalletUDO 1853. p. 84 C
Aristopiianes und Menander.
41
als die berühmteslen Philosophen , jeder seiner Nation und Zeit. ') Dem Menander hat der aügomeine Ruf unter den vielen grossen Dichtern der neuen Komödie die erste Stelle angewiesen, dem Aristophanes unter denen der alten. Me- nander wurde nach einem Griechischen Epigramm neben Homer aufgesielU*), weil ihn der Grammatiker Aristopha- nes, der übrigens auch den ihm selbst gleichnamigen Dich- ter zu schätzen wussle, für den nächsten nach Homer er- klärt hatte. Dass man von Aristophanes dasselbe halte sagen können, unterliegt nach unzähligen Stimmen des Al- terthums keinem Zweifel. Die Tänia um den Kopf des So- phokles, überhaupt und in den Doppelbüslen insbesondre, isl frülier in den Schriften des Instituts als ein Zeichen des ihm unter beiden gleichzeitigen Tragikern zuerkannten Vorzugs gedeutet worden, so wie Homer dem Archilochus gegenüber durch sie ausgezeichnet ist. Dieses unschein- bare Kennzeichen muss, so lange nicht seine Bedeutung durch neue Entdeckungen ins Schwankende und Unsichre gezogen isl, zureichen um jeden Gedanken an einen andern Dichter als Aristophanes, der dem Menander entgegenge- setzt seyn sollte, auszuschliessen. Dass einem Dichter der neuen oder gar der mittleren Komödie vor dem Menander die Tänia sey gegeben worden, lässt sich nach Allem was uns von den Dichtern jener beiden Arten und über ihn selbst vorliegt, durchaus nicht erwarten. Aber einer der berühmten Zeilgenossen Menanders würde auch gewiss nicht durch den Bart von ihm untersciiieden worden seyn, wel- chen namentlich auch der Posidipp der Valicanischcn Statue so wenig als er selbst trägt. Dass auch der Gesichlsaus- druck des Kopfs mit der Tftnia der heiteren Komödie des bürgerlichen Lebens widerstreite, werden wir uns bald überzeugen. Hingegen mouhlen nicht leicht swei andere
3) ViBconli icon. gr. "i, 5. 10. 25, 3. 27, i. 7. i E: Re, Seoi^ea a Socral«, ßom tSl6.
inck. Anil. üdioTi. p, SG3 (Oi faikaity.
. XVIII i
44 Aristophanes und Menander.
fehlte es nicht an einem beson dem Ausdruck, welchen Phry- nichus in seinem Wortvorrath anführt^), und welchen La- cian undJul. Pollox mehrmals gebrauchen. Aber es lässt sich nicht bezweifeln dass man für gewöhnlich und zumal wenn man über die Glatzen scherzen oder sie Andera vor<- werfen wollte, die Unterscheidung zu beobachten UQterliess und lieber den vollen Ausdruck nahm , der daher auch ge- gen den andern sehr häufig vorkommt. Wenn also Eupo- lis der auf Aristophanes schimpft, und dieser von sich selbst das Wort faXccxQÖg gebraucht, so ist gar wohl möglich dass Aristophanes nicht einen kahlen Scheitel hatte, son- dern nur die enge Stirn, wie Horaz sagt, verloren baUe| welche sonst schwarze Haare bedeckten. In der Parabase der Wolken rühmt er sich dass er die gemeinen Spölte- reien und Spässe der Komödie, namentlich, auch die auf die Kahlköpfe verschmäht habe^), und da er im Frieden seine eigne Kahlköpfigkeit Preis gab, so bemerkt Plutarcb in. Beziehung darauf und auf des Kratinoa TrunkliebCi welche dieser selbst auf die Bühne gej)racht hatte , dass die Komi- ker zuweilen über sich selbst spotteten um die Bitterkeit
6).|. Bekkeri Anecd. Gr. I« p. 16: ovx 6 ^Xax^o^, dXX 6 aQXofisyos ano(f>aX€tx^ovüd'at, Auch äyaff^aXaytog ^ (f^alaytiae oad aya(jpdXaxQog f vnoff>äkaxQos , j^taotfdkaxQog, ßioe andere Bedeütang der ayatpalatniaing ist die, Welche Aristoteles H.A. II!, 11 a^bieh der Erkliiuiig tod (^Xt^gi^ angiebt, ^ xarä tag ^(pQvag Uidt^i
7) Nub. 540. Schol. tovio did toy EvnoUv , wurde eine falsche Vermuthung aeyn , wenn quin Teratfiode, daaa £apolis ia die Klasse gehöre, wo?oa die Rede ist, da diese Spdtterei gewiss nicht ei^ nem einzelnen Komiker eigen gewesen war. Zwar ist ungeschickt auch zu 542 bemerkt: tovg ds tpakaxgovg tia^yays h ElQ^yrn: deon es ist ein Unterschied swischen dem was Aristophanes dcQ Vor« gSngern Torwirft, upddem Scherz im Frieden^ Versteht, ms Qi^ber dM Toy Evnohy so wie ich reibst eben, yermuthet habe, weiL.JBii^ pplia ihn Glatzkopf genannt hatte, so ist die Bemerkung wenigstens gewiss nicht unwahrscheinlich« . , . ,
■Hi^MMtri
Aristophanes \&nd Hclriahde/. 45
zu entfernen^, oder um mit (tireirti beissehdenf Scherz über Andre zu versöhnen. Wess Motiv ist s^'hr einleüchtenfd, und der Scherz des Aristophanes über seiiie verlornen Haare musste um so bessere Wirkung thun, jemehr ihhfi deren noch geblieben waren, oder wenn er sich den Ka(hlk<)pfi- geh zuzählte, obgleich er nicht eigentlich ^äXaxqJg^ son- dern nur (pdlavTog war. In diei^etri Falle Verträgt sich dii3 Büste mit den Tektslellen, die ihan ihr entg'eigenhalten musste. Denn ein kleiner ßüscbel Haare, wie Wir an ihr sehen, in der Mitte stehen geblieben, während auf beiden Seiten breite glatte Stellen sich hoch hfhauf ziehen, iist gerade die gewöhnliche Form Unter welcher der Halbkahle oder (\\e äpcc(f>aXaPtia<yig sich darstellt. Diese Art derKahU heit hat freilich der Bildhauer, wie es scheint, mit künst- lerischer Freiheit behandelt und mehr angedeutet alä sehr auffallend gemacht. Charakteristisch aber bleibt sie auch so und dient also eher 2^ur Bestätigung als zur Yerdäeh- tigung der angenommenen Benennung des Kopfs. Man kann noch weiter gehn und finden dass Aristophanes Selbst, neben dem Spott über seine Person, zugleich auch die Art seiner Kahlheit in einer feinen Andeutung n^her bestimmt habe, so dass sie darnach gerade auf das herauskäme was man ohnehin als das uneigentliche Kahlköpfige verstehen und bei ihm voraussetzen darf. Er empfiehlt nemlich sei- nes Siegs sich anzunefimen so den Män,nern wie den Jüng- lingen und auch den Kahlköpfigen« S&i den Letzten bleibt er stehn und saut: denn wenn ich siege, wird Jeder sagen bei Tisch undGelag, bringe dem Kahlkopf , gieb dem Kahl-» köpf und entziehe nichts dem edelsten' der Dicliter,' der die Stirn eines Mannes hat^l. In der Parabase der Ritter,
8) Sympos. ILt^Ti. Aih diesen Dichterstellen jst der kahU köpfige Aristophanee unler Sophisten und. Pedanten berühmi ge- blieben) wie man aua>Suidai sieht t. MfrQo<f>dy^gt .
9) Pao. 765: ^ .
IIqos ittVJa XQ^^^ tlyat fi$T if40V.
4$ Aristopbanes und Menander.
iin, vierten Jahr seiner ungewöhnlich früh begonnenen the- atralischen Laufl^ahn, fordert er den lauten Beifall der Zu- schauer heraus, damit der Dichter erfreut heimgehe, mit dem gewünschten Erfolg, heimgehe mit glänzender Stirne (550), und auch hier erinnert ein Scholiast an die Kahl- köpfigkeit. Aber wenn hier anders , was nicht wahrschein- lich ist, wirklich Doppelsinn oJer Anspielung auf das Per- sönliche gemeint war, so ist offenbar nicht an eine voll- ständige Glatze , sondern nur an eine breite Stirne zu den- ken: der Dichter hätte sich wirklich lächerlich gemacht» wenn er eine glänzend^ Stirne statt eines glänzenden Schä- dels da genannt hätte, wo er gewiss nicht über sich scher- zen wollte. Auch in der Stelle im Frieden, bei. dessen Aufführung, sieben Jahre später, der Dichter wahrschein- li<ph immer noch ein Dreissiger, vielleicht ein angebender Dreissiger war, wo die Stirne des Manns, nach der rich- tigen Bemerkung eines alten Erklärers, Freimüthigkeit be- deutet und mit dem Ruhm des edelsten, muthigsten Dich- ters zusammenhängt, würde das Wort Stirne nicht gut ge-
xai loi^s £ydgag xtti tovg ntü&ag,
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n&g ydq -ag iQtt Ptxuiirrog i/40v
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ff igt tf (f-aXttXQ^, &6g t^ tfulaxg^
wuitf TQoyyakio}^ , xnl fiij difaiQH
yivratorätow nSri-n^^mtf,
dyd^bg 16 fisuonov ix^^trng. In die.leUteo Worie legt die ü^berseUuog too J. H. Vosg eiaeo falschen Zug: „dem die männliche jStirne so Torragt." £ben* so die Yon Drojsen: „der Mann mit erhabener Stirne.'* Th. ßergk hat seine Emendation in den Comon« de ant. com. p. 203 ddgoy für dtfdghg aelbat anfgegeben in aeiner Aaagabedea Dichters 185i2« Ein Grammatiker erinnert an das la/jmqoy in den Rittern : l te fi^ n Q 0 y did r^y (falaxQÖitjra» ^ sinagg^eiaüroy , was das Richtige ist und auf dydgog geht. ■
Aristophanes und Mei
nder.
4T
wählt seyn w<mii diese Slirne einen kahlen Scheitel hinler sich gehabt, wenn der Dichter durch die Slirne des Man- nes an die Glatze des Kahlkopfs erinnert halle. Wenn hin- gegen die Mannesslirne die Kahlköpligkeil auf ihr rechtes Mass zurückbrachte und den Spott, der voreusging gewis- sermassen in ein Lob verwandelte, so lag darin eben so gut Laune als in dem scherthaflen Spolle selbst. War, wie wohl zu glauben ist, das Schellwort des Eupolis An- läse zu diesem Scherz, enthielt dieser eine Erwiederung, so konnte sie nicht klü-ier eingerichlet werden.
Um über die Slirne des Aristophanes hinsichtlich des sie nur hulb bedeckenden Haars ein ürtlieit zu fallen, war ein Bufmerksames und williges Eingehn auf mancherlei Ein- zelheiten erforderlich. Desto leichter und enlscliieilener giebl sich der Ausdruck des ganzen Gesichts zu erkennen. Die Züge verrathen nicht bloss einen bedeutenden und liefen Geist im Allgemeinen, sondern beslin.mter einen ernsten Beobachter, Wenn man die gerunzelle Stirne, die tielliei.' enden Augen, den Zug unter den Augen und den um den Mund, der einige Verdrossenheit auszudrucken sclieint, zusammenhält, so wird man sich freuen das gei- stige Bild das man sich von diesem ausserordentlichen Athener entwerfen konnte, wie in Natur vor sich zu sehen, in dieser Gesichtsbiliiung auf übereinstimmende Art aus- gepräut zu Gnden. So also sah der Mann aus, der von früher Jugend an seinen Blii-k auf die sittlichen und poli- tischen Gebrechen, Verirrungen und Gefahren seiner Zeit unablässig gerichtet hielt, und der, indem er das Sitten- gericht gleichsam amtlich übte , zugleich seinen Geist so bildete, dass die Chariten ihn, wie Flelon dichtel, da sie sich ein Heiliglhum suchten j zu ihrem Sitz erwählten. Gleich in seiner ersten Komödie führte er den besonnenen Jüng- ling nach der allen Zucht und gegenüber einen Taugenichts nach der neuen vor und schon in der zweiten zog er sich die Feindschaft Jenes Kleon zu, den er dann zwei Jahre
4S Aristophaneis and Menandeir.
spfiter mit Heldenmulh und hinsichtlich der Poesfe «uf ewig staunenswerthe* Weise in den' Rittern bekflm(<fle. Keine hervorstechende Erscheinnng in dieser leben- und ztfgfleick unheilvollen Periode Athens scheint von seiner Salyre un- berührt geblieben zu seyn : wenn man Satyre eine IHcbiari nennen darf^ die wir nur durch ihn näher kennen und '4ie fast zu hoch und zu fremdartig innerhalb der Gattung Sa- tyre, wie sie sonst vorkommt, erscheinen möchte, um iie ihr - einzahlen zu dürfen: denn wie ein Zauberspiegel hftit uns diese Komödie das reicliste und manigfaltigste Geaohiohts- und Sittengemälde, lebendig und selbst unter Carioaluren wie eines Hohlspiegels erkennbarlich treu und wahr zo unerschöpflicher Betrachtung vor. ,)Zu schmähen dii^^Bdsen ist nichts Gehässiges, sondern Ehre für die TQchtig'en, die zu urtheilen verstehn^, diess war des Dichters Gründsate^ und die Vorzüglichen, wie den Sophokles Und Aeschylus, den Phormion u. A. zu erheben versfand er nicht weniger. Das wahre Wohl des Vaterlands vor Augen, verfolgt 'ler die Demagogen und Volksschmeichler und ihr Werkzeug, das leichtsinnige und einfältige Volk, die schädliche Kriega- pärthei, die Projektm«cherei und den Hang ze^cHwind-«^ lichtem politischi^m Abenteuern, die Processsucht, die 'Sy- kophanten, den Aberglauben, der sich an einb^irtrisobetnid Karisrbe Mantik, an Traümofakel und Pfaffen hiengy die eindringenden Thrakic^chen Religionen 6et Bendiid) del* fKo- tytto, die Aurklärung die deh Heroäki und altt^lir^terdlgeiDl Brauch die Ehrfurcht Versagte, die in den Sdhuleii der^lSo^ phisten die ganze bl'stehende Religion bedrohte, die l^h^ kehrtheiten und Schwächen der Weibei', und Inmehrttlslef» ner Komödie> die dem Zeitgeist na^bgbbehdeti Iragt^eheM Dichter. Durch ihn Vor allen Andt^i^h wa^die^' 'Komödie über das Feld carn^valsartiger Spässe' und Ausfälle *=|fegen die Lächerlichkeiten üud ScatMale d^r Individuen 'attf 4lie Höhe der politischen Opposilion erhoben worden |' uMd hätte sie sich, in acht coiiserrativem'Geiste, zur Httteftii d^ei gti^
Arialophsnes und Menander.
len Alten aufgestellt, voll Argwohns und Unwillens geilen. Neuerungen und Aussrtun|ien, die in rascher AuTeinan- derfolge mit Macht einrissen. Wer sich mit der inneren^ Geschichte Athens in der Zeit des Püloponniisischen Kriegs vertraut gemacht hat, wird es nnttirlich linden dass auf dem Standpunkte welchen Arislophanes eingenommen halte, dem Ernst einer scharfen Beubachtiing und Kritik der Pulilik' und der Sitten, der erschütternden Bewegungen der Zeit, sowohl im Aeusseren eis im geistigen Gebiet in einem kräf- tigen und geistvollen Patrioten sieh sehr natürlich eine ah^ nungsvolle Wehmulh beimischen mochle. Einer unsrer gründe- lichsten, verstöniügslen und gelehrteslea Kenner der Grie- chischen Litteratur bemerkt "'j, dass von den uns erhalte- nen Stücken des Aristophanes die früheren „uiil Heibheit, bisweilen mit Erbilterung, die nur langsam sieh vermindert und zur müden Ironie gestaJIel, einen ernsten Gedanken in strenger Planniässigkeil— verfolgen", duss finden sechs ersten Komödien, die aus einem Gusse gearbeitet sind, sich' ein Fortsehrilt vom Ernst zur harmlosen Heiti^rheit darstelle und der tiefe sittliche Schmerz^') zuletzt unter den kühnsten Formen des Sclierzes sieh zu verhüllen lerntt." Nuturlich nnusste auch der Sloif in dieser Hinsicht eiaen Unterschied machen. Aber geht nicht von diesem sillUchen Schmerz, den der Kunsiriehter aus den Werken heritus- fUhlt und den wir ans der ganzen Ilichlung und Natur dieser poeiischen Wirksamkeit vermuthen müssen, auch iiIl dem Marmorbild ein Zug durch die ganze Physiognomki dieses hochgesinnten Mannes? i
Wenn dies» der Fall ist, so bietet uns die Büste zu-; gleich eine authentische Widerlegung einer fulschen Theo-i
10} GrumlriBB der Griechiachen Lilleralur »on ü. Bernhardj, Th. ISIS S. 980.
Ill Aach C. F. Rinlie de Ariatopbanti Vid 1930 p. CCf:XV: diii in infibuB racetiisqne fandenitis ilolore eum preuum i**' tumquH ipsi «imui cum eo doleates sai
S& Avist^pbMiefr und Menandor.
rie von detb Wesen ier AristOphaniscbe» Poeme, eine Wi» deriegiuig der seltensteil Art dar. Sie thut diesssog«r«««h dann, weoD nan dem BiFde nichts SchmerzUcbes, scHftdtcnrtt nur den tiefen^ nachdenUicheit Ernst und den Charakter des strengen Beobachters zugestehen will. Vor eiaigen Jahrzehnten nemlioh l>ehauplete. ein. sehr aasgeeeicbneler Mann, det damak von aUgemeieen Begriffen dee HegeK** sehen Schule erfüllt war, dass AristophaAes, fern voa« alten prakHsehen Bestrebungen und Zwecken, die Stotfe 8eieer Komödien immer nur zum Spiel des Witzes, der phanta- stischen Erfindung und der ungebuadesten Geislesheiterkeii verwandt habe, etwa so wie es auch der eben angeführte Kritiker und Litteraturhistoriker allein in den Vögeln durch-* geführt sieht. Er sagt von diesem wunderbaren Werk: „Hier ist ihm ein geistiges Spiel aus der unbedingtoä Fre^* heit des Gemüths gelungen , und er weiss, dieses? voJl-r kommne Bild der Attischen Selbstgenügsamkeit in gröaater Reinheit, fern von dem Anschein des Zweckes, odter- der kritischen Stimmung, zu halten.^
Dass grosser Ernst mit der Meisterschaft im Koiniacbeffi. auch in Athen verträglich war, wo die Tragödie und. die Komödie jede ihre besondern Dichter hatten, sehen wir an dem Satyrspiel, das jeder Tragiker seinen Tragödies' zum Nachspiel hinzufügen musste. Sarin; wurde, fttr den Stärksten, gerade der erhabene Aeschylus gehaltf», nech dem Pratinae., der ee vo» Phlius her in AU^n eipge£tthrl hatte. Und öbgleieh im Saityrspiel die Scharzhaftigktit yqn andrer Art war als in der Komödie , so konnte ^ip d^Q^ gleich genial und- witzig, barock und derb seyn alain»dfeser Uebrigene haben wir selbsk Beispiele dass gr^^sae komischB^ Schauspieler melancholischer Gemüthsart waren. Demnach ist es keineswegs verwunderlich dass zwischen 'dem Bilde des Aristophanes und den komischen Maskqn , unter denen er in so manchen Scenen seinjer Stücj^e sßin edles Angesucht zu verstecken pflegt, nicht die geringste Aebniicbkeit berv^r^rijlt^
ArislophEines und Menasder. Si/
i I Die Köpfe der« kleinun Doppelherme sind vom Ansäte des HalBes an fast einen Palm hoch. Die Erhaltung ist in beiden dieselbe; der Marmor ist grau geworden und im Monand-er die Öbürflüclie so sehr angelressun, dasS> die Büsle lange in sehr feuchlüm Boden oder im Wasser ge-, legen au haben scheint. An beiden Köpfen Ut die Nase anyesetzl, tliesB aber äus^ierst fei« und fufit unbemerkiich. Nicht' bloss die Form beider Nasen ^ die in voUlioinmiieiT Uebereinslimniung mil dem Uebrigen sind, und, die, Arbeit,, sondern auch < die durchaus gleiche Farbe des Steins b^ weist dass an moderne Keälauralion nicht zu denken i&Ll Auch aus einigen Linien von Kissen an der Herme unlei; dem Uals und unterwärts geht hervor, dass sie einmal Ge- walt oder einen Vniail erfuhren hat. Die ,Unlertippe de^ Aristophanes hat einigen Sciiaden gi-lillen, in der Mitte ist; vom Marmor ein klein wenig abgeslosseu,- eine kleine Vei^-; liefung' antslandi'n,' was um so mehr zu bedauern ist al^; der Mund sonst vorzüglich sobün und ausdrucksvoll ist. . , Wiederholungen des Kopfs, in welchem ich den ArH, stophanes erkennen muss, ist es mir Ir Kam niuht geJuDr' gen auf'iuiinden. Der iveleher im Capitolmisclien Museum, diesen: Namen get^iihrl hat, ist langst aufgegeben. lAlail' hatte ihn so geniiuni wegen Aehnlichkeil mit der glei<;br zu erwäbnenden Mediccibchen Herme und. schon Boltarii stellt die' UilKuverlttssigkeit dieser Herini! entgegen, indem, er übrigens die vollkoitimne AehniidikeUi beider Ki^lfl'e^Ur«. giebl, die jedoch durubius niolü Kegrüntlat, ist ''). lu Villtk Albani ist im, d«r. Vorhalle des Fatastes, , schräg gegenube£i der Tundert Ära mil den drei. Hureu und Bacchisohen Per^i sonen eine Herme, die eine allgemeine Aehiilichkeit mil. dem' Arislophanes!, auch eine Falto auti der Stirn, aber nicht« viel Ausdruck hat. l^ie Mediceisciie Heiiue aber bieldl. I2V Mi.eeü dpiloif. f. ' I. tsr. 35. Die lndka>,iOne ?on 1S4Ö;'
slaiiia dcgli"uj}n
öpilof. T. I
iiir iitu'Riri b.
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) i ctediiio tlubbJD,
52 AristopbaHes und Menander.
einen ^all ganz eigrner Art dar. Sie hat iil dr^i Zeilen die Inschrift ^^^nfto^pdvif^ 04h7midov *Ad^vmXo% «nd der Kopf gehör! nicht zu jder Hermey da er . ven genz« Ter- schiednem Marmor, dabei sehr übel und -roh an die Her^ me angeltet ist. Diess ist jso augennilig, dass <fie HeroM auch schon von Pabrioius in der Bibliotheca 'Graeca j- wo er von Aristophanes spricht, und von Winckehnann in den Mon. inediti verworfen worden ist (p. 256.). Ja srlran Fulvio OrSini Hess in der zweiten Ausgabe der Imagidei' ex bibJidtheca Fulvii Urs^ini (1570) nur die Bmst voa der Herme init dem Namen des Aristophanes, so wie mehrere andre Hermen hriit andern Namen , ohne den Kopf abbilden, den sie in der ein Jahr früheren , von Achilles Statins: be«< sorgten Ausgabe trugen. Die zum Aristophanes gemachte Herme Würde an den Cardinal Marcello Cervino: verkauft und in den Mediceischen €ftrten der Villa des PapatS Ja^ litts aufgestellt. Winckelmann sah sie in Villa Medioia in der Stadt, von wo sfiein cKe grossherzogliche Sammlung nach Florena versetzt worden ist. In den Mediceinchen Gärten ausser der Stadt hatten die meisten Hermen <K5pfe erhalten die ihnen nicht zugehörten, wie Visconti. in der Ikonographie (p. 362. 34) aus einer Bemerkung von Fulvio Orsini (praef. p. 6)schliesst, und die meisten dieseri.kopf^ losen Hermen mit Namen waren in VilLi Adriana gefunden worden. Von der mit dem Namen des Aristophanes ; isl die^ kaum zu glauben, da als dessen Vätei^ anstatt ;fZ>»*- AiHTrldi^g bekannt ist <2>M«7moc: auch ein Sohn desselben hatte, wie gewöhnlich, den Namen des Grossvaters, iPhiK lippos Der deutsche Arzt Paber inRonit, der gegen. drei- ssig Jahre nach der Orsinischen Sammlung eine nenezeich-*' nen liess, hatte nicht Lust durch die Kritik sich dan^ Bild eines der berühmtesten alten Dichtet* entziehen . zu, lassen und setzt in dem Text zu der zweiten Ausgabe (1606 n. 34 p. 19) über die Kahlköpfigkejt des Aristophanes sich leicht hinweg mit der schaalen Bemerkung,, die j^uch Botr,
Aristo pli an CS und Menander
53
lari zu wüt'digi'D wusste, dass das Bild in einem rrüheren Aller des Dirhlers gemacht seyti könne, Nach ihm nah- men es denn auch Bellori fluf, Boissard IV , 4(» und Gro- nov im Thesaurus (T, 11 lab. bä), der sich nicht darin Qn- den kann dass Urstnus das Gesicht nichl gesehen habe. Zuletzt wurde die Herme abgebildet von Auguslin Penna in seinem Viaggio slorico di Villa Adriana l'ti'dQ T. III tav. 44, als in dieser Villa geTunden, doch mit dem Bemerken dass „man den Kopf damals zur Herme gehörig ;>laubte, obwohl diess nichi sicher sey bevor ihn andre Funde be- slüiigt hätten. " Visconti suhloss sie aus, mit Beziehung auf Winckelmann, wobei er zugleich rügt dass dieser den Aristophanes, besonders wegen der KshikÖpAgkeit , in der Silensmaske eines geschnillenen Steins ernennen wollte, '^j Di^n verworfnen Kopf nun d(-s Aristophanes mit der wahrscheinlich geTdlschten Unterschrift sah ich auf meiner ßtickreise von Rom in Florenz, und fand, was ich schon aus der Abbildung von Penna vermulhet halle, den wirk- lichen Kupf des Aristophanes. DerMarmur daran ist nicht gut und hat auf der einen Seite blaue Streifen: aulTallend verschieden und weisser ist der des oberen Theils einer Herme, von der Höhe einer gewöhnlichen Büste, und jetzt von da an bis zur Länge einer hohen Herme aus Granit ergänzt, wie diirl mehrere andre Köpfe aufgestellt worden sind. Die Arbeit des Kopfs steht weit hinter der vortreif- lichen Doppelbüste zurück. Die Nase ist schlecht ergänzt, auf der Stirne ist eine breite tiefe Falte, der Ausdruck des Mundes ist nicht fein. Im Ganzen ist die Ueberein- stimmung beider Köpfe in demselben Porlräl , wie mir scheint, unverkennbar, namentlich auch im Bart und im Haar, wel- ches über iter Stirne an demKopl in Florenz zwar anders behandelt ist als an dem neu entdeckten, aber doch eine sehr hohe Stirne sehn Usst und schon beträchtlich zuruck-
13) lronO)[r. p. IS« MailaDilcr Aung.
54 Aristophanes und Metiander.
gewichen ist; War es nun baarer Zufall dass man .einen wifklichen'Aristophane« griff indem irgend ein! unbekanfiter Kopf genommen, einer ikntiken Herme angepassl -yokni an sie der Name des Aristophanes eingehauea wnrda^ iwem di)9ser nicht unerachtet des beigefügten falsche» Namen mAinniJOY anstatt mAinnOY antik seyn soUte'f Dieis ist sichwier zu glaoben. Eher ist wahrsoheioiichridaM der rappeaino wusste, der Kopf steile den Aristophan^a vor, dai^s er diess durch den daran« befindlichen Hebte« .üaoron erfahren hatte. Er wird, da zur Zeit jene InschrifleiV' in drei Zeilen und. grossen ungesohlaohten Buchstaben , i das >0 uiid 0^v9ereckt, durch de» Fund von vielen', diergl^ficben in Yilla Adriana Aufsehen maohten, von einer Bteiä-arit dem>iaiten einfachen Namen den Kopf abgesohla^eni habea so weit dass er an den alten Bruch einer Herrn«, die er bereit hatte, passte, um dann statt der ächten APiSTO*' 0ANH£ seine ansehnlichere Irtschrift einaugraben. ^ Die Beischrift des blossen Namens an Hermen uad Büsten war /ganz gewöhnlich. ^^), und selbst an der herriieheil Statue Äes Aristoteles ist nur der Name an der Plinthe auf der Seite eingeschrieben, und so an der kleinen von &*a«n edirten Statue mit HAATÜN. Wohl konnte der Bildhauer 'glauben durch eine mit den vielen Hermen aus. der Villa Adriana lind dem Hause dei Cassius in Tivoli übereiostira- fiiende breitere Inschrift der seinigen mehr Ansehn zu ge-
14) An solchen sehn wir, unter einer nicht 2a grokften Ao- sahl yon Bildnis|ie»n in Viscontis Ikonographie, die blossen Namea HerodotoSy.Thukjdides, Ljsias , Demosthenes^ Aeschines , isokriites, Leodamas, Epikuros,. Hermachos, Piaton, Aspasia, Asklepiades. An den allein erhaltenen Füssen yon Hermen haben wir JIINJAPOC, 4>EIJIACy BAKXtAUOY, Mus. PiocU VI tav. 22. Auch enthält das Museum zii Madrid drei kolossale fifisten, gefunden ati der tjrenze'' yon GeltiberienV'fiHt den Naiben innOKPATHSy BlAX, njATSlN* I. M. Boyer de Rossello Noticias historico— topograficas de U isla de Maliorca, Palma 1836 p. ,d8. .. , , ,i
Arislophanes und Menander.
ben und vielleicht halte er »iidre Hermen dieser Art im Vorrath, womit er die des Aristophnnes in UebLTeinslitn- mung EU bringen für vortheilh^R hielt. Beispielu von ge- fdlsclilen dreizeiiigen Inschiirten in dcrsellien Art einer un- schönen , nffeclirten Schrin haben wir namenlliih im Paläste der Conservaloren, anch an der des SophoklL's in Florenz, an weicher 2öi.MV 6 voßo&iTi}? ani^esciirieben ist. Sollte ich indessen iiber die Aehnliuhlieit beider Köpfe natfa dem Urlheil Andrer mich entschieden läuschen, oder sie doch nicht der Art befunden werden dass aller Zweifel abge- schnitten wäre, £0 hätte diess auf die Erklärung der Dop- pelbüste niciit die geringste Rückwirkung, da wir von so manchem der grösslen Männer des Allerlhums nicht ein- mxl ein einziges sichres Bild besilzen.
- ' Gegen Prof. Stark. ')
.|.,. Nicht nachgeben kana ich aus verschiedenen ganz bestimmten Gründen dem gelehrten Verfasser des Auf- satzes 1859 S. 87 in dieser Zeilschrift: Arlstophanes oder 1( r a li n 0 s. Er ist gerichtet gegen meine Er- klärung der mir angehürigen Doppulbiisle des Arlsto- phanes und Menander in den Annalen des archäulogi- schen Insliluts 1853 XXV 351— ,iG5, mil der von EmÜ Braun besorgten Abbildung Taf. 55 des 5, Bandes der Mo- numente (vor welcher eine kleinere Zeichnung die ich in
«
11 Gerhards Archäal. Zeit. l^GO S. 10- erklirl steh in A .Meioeliea Ausgabe Am Ari für meine Erklärung als nichl unglaublich, di tvr der alten Komödie stj , an i-liica andern bIb Arii nicht gedacht nerdeti liötine, doch mit Vorbehalt känfiigi llgung negsD der Kflliltißpliglielt. Manche Archiologen «ms ich glaube, die archaolngiicbe Wnhrecb
i. C. Ferd. Bank« i phauea läfiO p. 11 [
ophiMk 1
I
56 Arislophanes und Menander.
Rom gleich nach der Entdeckung des Honumeotchens hatte machen lassen, im Ausdruck Vorzüge hat). Deutsch ist dieser Aufsatz nicht erschienen, wie hier angegeben wird, im rheinischen Museum 1853, sondern nur in einem als Hanuscript gedruckten und vertheilten Boii^en. Herr Stark ist ausgegangen von dem Hangel der Kahlköpfigkeil an dem angeblichen Aristophanes. Von der Grändlichkeity die in diesem Bedenken zu schützen ist, stechen sehr ab die da- gegen für Kratinos aufgestellten Beweise, die nteines Br- aohtens in der That ohne allen Grund sind und nichte be- weisen. Die> Tftnia wird 'entschieden' als ein BacchiBcbes Symbol gefasst mit Bezug auf die bekannte Trunkliebe des Kratinos, dem der <niiq)apog aus Epheu zugeschrieben werde. Dieser allen Dionysischen Künstlern gemeinseaie Kranz geht das Diadem nicht an und ein Diadem ist nicht abgebildet, sondern eine 'aus einem gewundenen dicken Band bestehende Binde ,' eine runde, nicht eine 'anverhfilt- nissmässig breite' Binde. Eine dicke runde Schnur alsBac- chisches dicrd^/icr gebraucht , müsste vorher doch irgendwo nachgewiesen sein: so wie auch der Gebrauch eines sol- chen Diadems zur Charakteristik eines Trinkers. Das f^air- d'cntdv yvöipctXov des Zechers bei Alkäos ist mehr als eine Sinde. Die Siegstänia konnte nach dem allgemeinen Wort- begriff auch d^d&riiia genannt werden , aber zwischen einer dicken runden Schnur und einem Bacchischen ökddfuka, fiivQa {Ist ein auffallender, auch wegen der allgemeinen Aehnlichkeit mit einer siegbedeutenden Tänia nicht in den Wind zu schlagender Unterschied. Gegen diese BedenHing der Tänia wird eingewandt dass Menander, der in der hellenistischen Zeit entschieden vor Aristophanes bevorzugt sei, hier nicht auch eine Binde trage. Wenn in Doppel- büsten die Tdnia den Vorzug der einen Gattung oder der einen Person vor der andern bedeutet, des Homer vor Archilochos, des Sophokles vor Euripides, so würe es -wi- dersinnig gewesen , sie beiden verbundnen Dichtern zugleieh
Aristnphanos und Menander.
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zu geben. Eiaenllicii geslillzl wenien soll flie neue Deu- tung auf 'ein wirkliches Zeugniss fUr die Zusamm<;nstellun^ des Kratinos mil Menander.' Diese fand statt in dem Zeu- xippos zu Konstanlinopel, dessen Statuen uns Christudüros gegen Ende des fünften Jührliunderls busclirieben hat. Die- ses von Severus erbaute prachtvolle Btiil war unter andern mit Erzslatuen aller Zeilen C*"'' ^^ alävos dvö^itAv igyce sagt Cedrenuä) ausi^esctimückt worden, die man aus der (iberscbwenghchen damals noch vorhandenen Menge, die einem römischen Imperator zu Gebot stehen mochte, ver- niuthlich zum grössten Theil aus Konstanlinopel selbst und andern Siadten Asiens zusammengerafft halte. Wenn die Ekphrasis der Aufstellung nachgeht, wie Heyne vermtithel, so ist das durcheinander der 7H theils mythologischen, iheils ikonographischen Statuten so gross und auf vielen Punkten 80 lächerlich, dass man wohl annehmen muss, es sei bei der Anordnung auf das Aeussere, Hübe und Stellung der Figuren, etwa auch nachdem Gegenüber, wenigstens eben so sehr gesehen worden als auf die Personen, die sie dar- stellten. Berühmte Bedner, Philosophen, Historiker , Dichter, homerische und narhhomerische Personen, manche histo- rische Männer Alhens, einige römische, Appulejus, Julius Cäsar, Poinpejus, Götter, Apollon und Aphrodile dreimal und andere einzeln, werden in buntester Mischung bomba- stisch aufgeführt, allermeisl ohne alle Andeutung der Figur. Nur [ol^'en eine besonders grosse Zahl aus dem troisuhen Mythus in einer Reihe aufeinander, andre jedoch kommen davon auch gelrennt vor und hier und da (doch nicht 'über- wiegend') ■ stehen zwei oder drei zu einander passende Figuren, sowohl Götter und andere mythische Figuren als andre, wie Thukydides und Herodol, Pherekydes der Phi- losoph und Herakleilos , Homer von Byzanz und Virgil zusammen, während mehre andere solcher Paare, wie gleich vorn, nur nach dem Dciphobos, Aesnhines und De- mosthenes durch Aristoteles, auf welche Euripides folgt,
58 Arislophanes und Menandor.
durch andre Personen ^trennt sind. Plan und aohickliohe Ordnung sind im Ganzen und in einzelnen Massen nir- gends sichlbar. Was kann es daher für unsre Doppelbftste bedeuten, dass die Slaluen des Kralinos und des Meaander neben einander stehen, sumal da nicht bloss nidii '«Mar Grand/ sondern gar keiner ist, dass sie schon ^an ibren frühere» Standort neben und für einander gebildet waren.' Die Bemerkung dass Kratinos der Gründer der allen Ko- mödie gewesen sei (kw/iov äe^^aag g>$Xo7%^iypi9y9g if/w aoidijf$::260), Menander der Stern der neueren sei, darf selbst einem . Cbristodoros zugetraut werden, wenn, audi diese zwei Dichter: nur zufllllig zusammengekommen waren. Wäre aber .dies auch der . Gesichtspunkt eines Bildbauen gewesen y der beide Statuen gemacht hätte, seist ein gros- ser Unterschied zwischen zwei Statuen, wie wir deren nack den verschiedensten Beziehungen unter einander in allen Museen neben einander oder einander gegenübergestellt sehen, auch zwischen zwei vereinigten Köpfen, unter :de- nen. die Bezüge immer schon enger und bestimmter sma werden als in Statuen (wie in einem Heimerakles , Herme- ros, Demeter und Köre, Demeter und Dionysos) und zwi- schen solphen zwei Autioren die, durch die Tänia in Ver- gleichung gesetzt , einem Urtheilsspruch unterworfen worden. In solcher Weise verglichen. dürfen wir uns den Menander mit Kratinos nicht denken, weil es die Art und Gewohn- heit der Alten war und überhaupt natürlich ist^ dass der Vollender einer Kunst im Ruf der Welt and Nachwelt auqh dem grössten seiner Vorgänger und dem eigentlichen . Be- gründer seiner Gattung vorgeht, indem Homer allein steht. Kratinos verhielt sich zur alten Komödie ungeCtthr wie an der Tragödie; Aeschylus, und ein alter Grammatiker sagt von ihm dass er sie nach diesem gestaltete (xavatfxnfciStar flg TOP Aiaxvlov xaqvt^n^qa,]. Hätte Lykurgos auch drei Komikern Statuen im grossi^n Dionysion errichtet ' wie drei Trkigikern, so könnte Kratinos ao wenig als' Aescfaylos feh-
Aristophwies und Htetiondi
ilen: aber eis der Sieger ist uns stsluarisch niciil Aeschylos, sondern nur Sophokles bi^kannt. Das Urlheil der Wslt oder eines Zeitallttrs, das sicii reslslelll, und das einzelner tiütster welche die Zeilen und überhaupt allseitig vcrglei- >ohen, Qenie und Charakter nach UmstSnilen und BcJin- gunguh würdigüti, ist v*rschi«den. Nicht Polygnot, son- dern Apelles ist der berUhjntere. Wer freilich Bedenken tragt den Arislophanes als den 'anerkannten princeps der allii« Komüdie' (im Allgemeinen genommen, ohne einzelne Seiten und Urtheile über Andre enlscheitten zu lassen] an- zuerkennen und daher auch auf den Stri'it über den Vor- laug des Arislophanes oder des Menander nach der SchTift des Plularch gar kein Gewicht legt, dem niuss meinerEr- klSrung' ausser dem an der Büste vennissten Mt^rkmal a)^ lerSinn und Zusammenhang' zu fehlen scheinen. Und dooh fürchte ich dass Herr Stark selbst, der, indem er zwar auch kein Zengniss dafür anfühn-n konnte dass Krnlinos ■nicht kahlköplig'gewesen sei, das Physiognomische durch- aus unberührt tfisst, das in der Büsle mit onserm Begriff von dem Genie und Charakter des Arislophanes unver- gleichlich gut üJbereinznslimmen scheint, von Kialinos so^ gleich abstehen würde, wenn <ir nur auf dem kürzesten Wege nach Meineke's Schilderung von diesem in der fli- tloria critica Comtcorum Graecorttm p. 20 geprüft hfttte, ob gerade dessen Bild in dem Marmor, von dem er doch vermiiihlich einen Abguss vor sich halle , erkannt werden klinne. Dann blieb ihm übrig den Eopolis, Pherekrales oder einen andern der grßssteii der altiin Komiker entge- genzustellen.
Von der Dopclbüste ') befindet sich eine Wiederho-
2) Gelcgeutlich sei bemerli □ander Herr Sbarf jua. hsadell Of liller. lf*53 IV, 3 p. 381 diti diBJeUlij) Marburg Hall
3S9 i
aas ühvt die Bildnisse dti Me- len Traaiact. of thu R. aocjel; d faöcbst waliricheinlich machl, etiite befindliche Scbildporlfiit
60 Aruitophtnes and^llenander.
lung im Museum zu Neapel, wovon Emil BraoB in ta Honumentiy Aonali e Bulieiüni für 1854 p. 48 ßinfi Zeich* nun^ bekanot gemacht M und die auch scbon im Huaeo Borbonico 6,. 43 publicirt ist« Die beiden Köpfe sind vor- her einselii gewesen und hinten abgeschnitten wordem u zusammengesetzt zu werden , offenbar um siq dftur Doppet- büste mit d^ Tänia des einen , die übrigens hier Ceblt, Ika- lich zu machen^ wenn, nicht umgekehrt ein Kuostfreand, na der Ansicht wozu sich Plutarch bekannte und der GesclunadL des grossen Lesepphlicums ohne Zweifel immer anehr hin- neigte , nach dem seinigen entgegenzutreten, die Köpfe' M- der Dichter bat copir^n und dem Aristopfaanea die::Tiaii umlegen lassen^ die. dann um soeberi wenn kein alles da- mit versehenes Werk vorlag , etwas derber ausfallen ko«iite als man sie enden aus Athen und filteren Zeiten abata»- menden zu sehn gewohnt ist, Braun bemerkt aacbMiacr von dem berühmten Zeichner Consoni gemachten Skiaie, dass der Scheitel des Aristophanes kahl sei?^ eben so wie der des Thukydides in demselben Museum, waa nur veo Wenigen bemerkt worden sei (im Museo Borbonico aind auf dem Scheitel einige dünne Haarstrüppe zu sehn, wie auch über der Stirne), und so könne der Umstand auch von dem Copisten des Aristophanes übersehn worden aein. Eher ist zu denken dass der Auftrag dem Aristophanes ia Verbindung mit Menander die Tänia zu geben den Künst- ler nöthigte, um nicht ein gar sonderbares Bild aufzustel- len, ihm mehr Haar zugeben. Dies scheint mir auch wahr- scheinlicher als was Braun annimmt , dass er von dem dem Neapler Kopf zu Grund liegenden Original in diesem Um- stand abgegangen sei nach einer allgemeinen Gewohnheit der alten Künstler es nur mit dem physiognomischen Theil
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des MENANAPOlf anerachtet kleiner Verichiedenheiten der Vife- contiftchen Ai)bildong, doch dasselbe Farnesischen sei, da« 1786 nach Neapel gebracht wurde. Dort ist so Vieles nntersohlagen wor4ea.
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MMI^MaÜi
Aristophanes und Menander.
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genau zu nehmen und die pbrenologische Structur unter- zuordnen. Dass sie die Kahlköpfigkeit auszudrücken begreif- licherweise gern vermijeden haben würdep^ zekt was uns Plutarch imTerlklelä '(3j erzählt dasä si^diesem/ über des- sen zu langen Kopf man sich aufhielt, um dies zu ver- stecken, einen Helm aufsetzten, der ihm doch eigentlich nicht besonders zukam. '^ » ''
Beklagen müsste ich mich übrigens über die Art wie Hetr Pröfessöi^ Stark meine uhisweideutigen Worte über ifdXanqdq und q>akaviid^ eben so wie ctie übel* fdikhmqä aufgefassl hat, ^v'enV nicht bei der Yei^gleichuhg der erste' Bliii^k Ji^dermann lehren könnte^ düss solche unverzeihliche Missdeutung klarster Wörter uiid Zeügtiissef oder Ueberei- lungen zu Gnrisleti einer hypothetischen Erklärung wie ör mii" vorwirft, nur eine XJebereilung seiner Seits verrathen. Di(jse V^rgleichüng sei jedfem Leser deir auf did Sache'ein- gehn niag, überlassen.'" *
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Pau$ar>ias . erwähjit^ ^iq^n Löwen aIf>Deiik^c)^^en ^ ^^?V.v?W.mt(jr^fjbeT,dpr Jn (Jer ^Schia^j)! ^pge,^ P;?^ipR,Jf©Ci||-i Ißnpn T.|i0bflne};. in der Näh^e der l^ladl QlfÄrpne^ <9^.;40, . ^). Wie von, dieseip , Löwei[i. die vorstehende .^bb^lfjill^gr ^h^j g^gpjjep, werden können, jerforfJerl einen, B,erjcb^^.d|eiiic^| aifsfübrlich,^und jgenau, neben. ihm. niederjlegen^wiji.
. Es,:w|ar aip^a.!. May 18^42 afsjch >)ei. d^/^S^ätt^^ ^i^^ se^.. D.tj^kinßl^ vpfüber reifte jind, ip,.meinjBin,;Tjfig^b|^ch^^ folgende Worte niederschrieb: „Einjge hur^fjert .^S|phritte rückwärts von Chäronea (nach Livadia zu) an der alten ge- pflasterten Landstrasse der Löwe. Das schöne Haupt un- terwärts, noch vier grosse und drei bis vier kleine Stücke, so dass die Herstellung, Zusammensetzung und Ausflickung wahrscheinlich kein zu grosses Werk seyn würde. Ich ver- stehe nicht das Oertliche. Ausgrabung hat einen Hügel kreuzweise durchschnitten, in dessen kesselartiger Ver- tiefung die Bruchstücke liegen. Staad der Löwe auf einem Hügel, wovon jetzt nur noch die Ränder stehn? Hat sich durch Vegetation und Regen Erde um das Monument ge- häuft? Wie tief war es versteckt? Wer grub? Die Her- stellung eines solchen Denkmals aus klassischer Zeit z. B. durch Siegel, wäre ernstlich zu betreiben.^'
Ehe ich an die letzten Worte wieder anknüpfe, will ich die Frage: wer grub? beantworten. Der Löwe muss
1) Statt Ms. gedruckt als der Text zu der in den Moaumenti ined. del Instit. archeolog. für 1856 erscheinenden Abbildung (lar. 1 p. 1—5).
Der Löwe von ChSronea.
6»
ganz verschwunden gewesen seyn; Dodwell und Clarke haben ihn nichl erbiickl, jener niolil, der zweimal in Cliä- rnnea und Livadia war, *) noch Clarke, der „hier wohl einen grossen Erdschull, als Grabhügel, aber keine Spur eines anderen Denkmals entileckle" *). Nach ihnen bttsuchtc D. Holland, Arzt des Pascha von Janina, die Gegend, der in seiner Reiseheschreibung beklagte, dass von dem Löwen sich nichlsßnde, und sagt, dass derselbe wahrscheinlich von einem künrUgen R«isL'nden werde aus dem Boden gegruben werden. Er dachic dflbei wohl an Lord Byron, welcher die Absicht gehabt haben soll diestn Löwen ,, ausgraben, reslauriren und auf dem Punkt wo das neue Amphiklyo- nengericht der wiedergcbornen Panhellenen seinen Site nehmen werde, aufstellen zu lassen." Erst im Jabre iHltj veranstaltete J, Crawford eine Nachgrabung, aus dessttn unge^ruckler Rftsebesclireibung erst im Jahr 1824 eine Nachricht d'arüber in Englischen und in zwei Deulschen Journalen erschien *). So wenig wie ich damals davon eine Erinnerung: hatfti, scheinen auch die Reisemien vor und nach mir den eigentlichen Entdecker des Löwem gekannt zu hüben. Crawlnrd fand, als er am S.Juni IHlH mit drui Landsli'ulen des Weges knm , einen zu l'Hge stehenden Marmorblock und wurde bald gewahr, dass dieser zu einer weil grösseren Masse gehörte, welche mit Erde überschüt- tet und mit Geslrtlpp bedeckt war. Es zeigte sieh, alsmair gruh. Her kolussale Kopf, ein Bruchstück des Hiiileriwines^
'.(..-It
2) Vol. Ii p. 211.1:302 ■. 1! p. 142. 3} Travels Vo|. Vll di- 5 p. 171) ». der UcUvi 4J AuB der lilerarj GaielLe la Ihe uew inunlllj Magazine 1824 JuD. p. 261 des lilirarj Journal. Zeilung Tür dit tk'ganle Welt i'6Ü N. S9 S. T99. Bölligeri Amatihea III, 390 f. 1&25'. Eihe Ab- ' bitdung, wohl nur de» Hügels nach der Crawrof dachen Alussrai''' ' bUDg io Dupre Voj. i AinäntB el CuiitlBallnoplc ou Coilcolioii' de portraitB, vues el coslMUeB greci eL oLlbiu. peiulB «n ie^l9,.l lidiOKr. i, Puta 182^ pl. 17, U[ mir nicht vorgeLoitii
64 Der Löwe von Chäronea.
noidi mdhrera .welche die Stellung errathen liessea.' Die weggeschanrelte Erde entkieli Stücke Stein und Möitel, der offenbar zum Sockel gehört hatte. Die Reisenden bt^ecktea Alles wieder sorglällig mit Erde und Schutt. Doch ist diess nicht ^80 geschehen, dass nicht wieder Stücke des Löwen bloss liegend von späteren Reisendi^n benerjKt. wordeB wären. Von solciien kann ich hier erwähnen:
Ed. Gerhard Annali d. Inst. archeoL 1837 VoL 9 pw 108. Si un jour cette statue sera restauriöe ^ Taide deii-ses fragmens disperses et ensevelis (et peut-6tre en manq«e-t-il moins qu'il ne parait), on pourra mieux qu'ä pr6sent aj^pr^ cier le m6rite de sa sculpture: toute fois sa tAte qui est tres bien conserv6e^ est d'one ex^cution assez esUmable»
H. N. Ulrichs Reisen und Forschungen in Griechen- land 1840 (die Reise selbst 1838) S. 159: ,,diesi kolossale Kunstwerk aus grauem Böotischen Marmor, ist bei seinem Umsturz nicht nur in die Theile zerfallen , aus denen es ursprünalich zusammengesetzt war , sondern auch diese sind hie und da zerbrochen. Doch ist die Zerstörung flicht SO' bedeutend, dass sich das Denkmal nicht voUstäadig wieder aufrichten Messe. Eine absichtliche Zerstörung ist, an keinem Theile wahrzunehmen und es scheint, dass ;die Schwere der grossen Masse die Senkung in den weidhea Boden und in Folge derselben den Einsturz bewirkt habe. So riel man aus den Tbeilen ersieht, hatte der Löwe sich auf die Hinterfüsse niedergelassen, während er sich ..auf die Vorderfüsse stemmte und stolz und unverwandt sein Haupt emporhielt. Die Basis scheint unbedeutend und der Grabhügel flach und niedrig gewesen zu seyh. Der Ldwe mag vom Fuss bis zur Scheitel an 12 Fuss gemessen haben/^
Brandis Mittheil, aus Grieclienland I, 249: „Sechs Bis acht Minuten vom Ort sind vor 10r--12 Jahren dieBruchr- stücke eines kolossalen Löwen aus graulichem Marunor, ^su^ Fusse der- niedrigen Bergreihe zum Vorschein gekommeni; die das Kephissosthal von dem der Herkynna bei Lebadea"
trennt. Neu anfgestelll und ergänzt wQrde er, 4«r Erin- nerung an den Befreiungskrieg gewidmet, einen «einer würdigen Z^eck erhalten. Der suhöne Kopf mit üals und Mähnen, die Schenkel, Jetzt säuienarlig auf dem Ranite des Tumnlus anfgestelll, die Pfoten und übrigen Hauptlheilc des Ki>rpers sind nur von einander abgelöst, grossentheils unbeschädigt vorhanden und bedürfen fast nur der Zusant- menselzung und der Aufstellung auf wohl begründetem Poslument.«
Gültling, welcher 1840 gereist war, spricht von dem Löwen in seinen Gesammelten Abhandlungen 1, 147—153 und giübl sieben Stücke an, in die or zerfallen sey. „Die Trümmer, sagt er, zeigen keine heftige Verletzung und es ist kein Zweifel, dass das Kunstwerk, als der aufgesohüt- lete Tumulus auf welchem «s stand, almglig nachgab, von selbst zusammengestürzt ist. Denn es ist gleich Anfirngs aus mehreren Stücken zusammengesetgl, wie schon das Fuelum einfach bestätigt, dasa der Leib des Löwen hohl gearbeitet igt, vielleicht um das Gewiehl desselben nioht allzuschwer zu machen"^).
Mein Angesichts der Trümmer des Löwen, aiit^enbliek- lich gefassler Gedanke der Wiederaufrichlung war veran^ lasst durch meine Bekanntschaft mit dem in Athen leben- den Bildhauer Siegel aus Wandsbeck. Denn dass auch Andern dieser sehr nahe liegende Gedanke sich aufgedrun- gen hatte, war mir damals nicht bekannt; ich balle meir nes Erinnerns üb«r diese Ueberbleibsel nichts gelesen noch gehört. Herr Siegel aber halte durch den im lebendigen Felsen samml der Grotte, worin er ruht, ausgehauenen kolossalen Löwen bei Nauplia den für das neu erstandene Griechenland "gefallenen Baiern ein bedeutentles Benkmal
5) Einiges w» fi. 148 in |
der Noie liber den Lönen |
bemerlil ist, kann ith nicht u |
niersch reiben. Von Üöttlin |
auch' 1846 td Jeni ein Pfograni |
m erE<«hicn<.'D De Chasronea |
praeierdm de leon» Cbitertmen V. |
ig pugnae munantonlo. :i |
66 Der LOwe von Chironiea.
gegründet and dabei nieht bloss seine Kunst, eendern moh gegen '4Ke Ad griffe. Bösgesinnter unter der Arbeit grofsea Muth end Gewandtheit bewährt. Dass dieser gaoM der Mann seyn würde den Löwen von Chftronea hersasteUen^ iinterlag keinem Zweifel. Vor meiner Abreise warn Athen im Anfang Augusts yersicherte ich mich daher .seiilier Be-^ reitwilligkeit zu dem Unternehmen , . das ich durch Sübeor^ tionen su- bewerkstelligen hoffte und mit einem MitglMe der Regierung besprach. Er machte gleich nachher, doroh eine schriftliche Eingabe S.Majestät dem König nieiilen Plan bekannt und König Otto, dessen Huld und Güte so yiete wissenschaftliche Besucher Athens preisen und der divon auch mir so vielfache , einer dankbaren Verehrung an ver- gessliehe Beweist gegeben hat, y^geruhte, wie Hr* Siegel mir aMirieb) die Sache sehr huldvoll aufzunehmen,, sandte die: Eingabe mit dem Befehl an das Ministerium des Cuttns iUm die Höthigen Mittel sur etwaigen weiteren Aufgrabung iund zur Reise dähm zu geben, welches denn endlich ifi May 1843 erfolgte; denn man zögerte um zu sehen. , pb man nicht die Restauration aus eignen Mittein bewirken könne: und es würde noch ruhen, wenn S. Majestät der König nicht seU>st nachgefragt hätte.^ Mit dieser Nachriclit sandte der Künstler unter dem 8. August 1843 die jatst zuerst veröffentlichte Zeichnung nebst einem Kostenüber?- sehlag der Errichtung des Löwen auf einem 24 Fuss hohen marmornen Postament^). Dieser Ueberschlag belauft sidh auf 24000 Drachmen oder 10000 Gulden nach dem 24 6ulden-*Fuss. Die Kosten sollten durch eine Subscription in Deutschland , das viele Freunde der Griechischen Studien
■tr-*-
6) Die Raise oacb* Cbironea benutzte. Herr Siegel auf meine Bitte um mir zugleich in der Nfihe des alten Oropos das höchst aasgezeiehnete Relief des Amphiaraea Aufnahme in die Erde so zeiehnen, das ich in den Annali 1344 Vol. XVI p. 1^6. be- kamt gemaeht habe. S. auch meine alten Denkm. Th. 2 Taf IX, 15 S. 172 und Oferbeekt heroische GaUeri^ Taf. VI, 6 S. 145.
Der Löwe von CMronea.
67^
zählt und wohl weiss was es, mit der ganzen, gebildeten Welt, dem alten Hellas verdank!, eufgebrachL werden. Ein hochherziger und sehr reicher Kunstfreund in Hamburg halle aus Rücksicht auf die Heimat des Irisillichen Kunsllers und aus Gefälligkeit gegen den Unternehmer, seinen Bekann- ten von Rom her, eine aussergewöhnliche Unlerslülzung des Suhscriplionspliines zugesagt. Schon erschien, durcl), das Gerücht veranlasst, eine verrrühte Nachricht in einem gelehrten Blatte '), UnglUcklictierweise aber war schon, idi September in Athen eine Revolution ausgebrochen, welchß die Ausführung des Planes untliunlich machte. Denn, um von sllum Andern abzusehen , so wafen die UnbiJticn ge- gen die Deutschen in Athen, besonders auch in den Grie-^ chigchen Blättern gegen die Deutsclien Überhaupt doch Z9 stark und machten eu viel Lärm als dass. eine AufTorderung. dem so auftretenden Völkchen von Seiten unserer grossen, Nation , in deren Namen es doch ge»i$sermBssen gesphehetl! seyn würde, mit einer Ehrenerweisung enlgegenzukammefi, im Gänsen halle gut angesehen werden können, Einzeln^ zwar wissen ilen Unfug vorlautür uwd roher Pariheien und, ein Lsndj das Augenblickliche von dem Allgemeinen der Vurhdltnisse hinlänglich zu unterscheiden, poch wer dar- nach im öffentliohen Handeln sich richten wollte, würde grosse Gefahr laufen mis verstanden zu werden. Darum stand ich nicht eihen Augenblick an dein erwähnten Jo!tr>^' nalarlikel in demselben Blatte zu widersprechen"). Jetzt da ich den Löwen in der Zeichnung, die erste Vorberei- t^ng zu einem grosseren Werke, bekc^nnt mache, kann ich nur wünschen und hnJTen, dsss dieses bald auf and(^« W«tse zur Ausführung kommen möge, nachdem es beiii
7] JeoaJKi'he 8; Jen. Lilt.
, 1843 N. 393. 7. Duo,
leine Erklärung toa 37. ßec. 1843,
am 7. Man ISH N. 58 ab|tedrucb(
68' Der LöwIb von Chirdnea;
mir deiid Anfeelitob stim Opfer g&^otien ist , 'Aar Von Ab^ fah^ wetitgfstens mir offenbar aofgerlrongen war , -dM- iber einef geffllifriiclye' Sache ist fftr Alle die mit mancheitoi'^Ge« i^hflflen und Arbeiten fiberbftiift sind ^). /l r
jfbei Chäroinea; sagt Strabon (9 p. 414); maettle Phi'- lippt^; dös Ainynias Sohn, durch die Besiegung der AÜie«* ner , Böoter und Korinther in grosser Schlaohl aioh 'zmi Heft'en tbn Seilas: auch ^rd hier das TomVolk errichtele GtiBih 4et^' iti der Schlacht Gefallenen geztdgt^ ^% ZU den drei von Strabon g^annten Staaten nennt Luoian im Lob des DämOsthenes (38] „die EuböeryMegarer und die grf>8Ste Macht TOn*' Hellas.^ Das Grab war indessen inicht» da» dar GefaÜeneii überhaupt. Die Asche der tausend gUaflenett Athener wurde nach Athen gebracht und dort 'bogfraben, WO Pausahfas ihr Grab sah (1, lO, 11) und DemoBthcinei nach Raths-^ und Tolksbeschluss ihnen die Leiohearede hielty woraus von Gdttling und Niebuhr mit Recht gescMoa-^: seh wird dass er auch mit gefochten hatte. In dar 'Rede für den Krahz (8B0) liess derselbe die herrliche Gnibscbrift Torleseti, die ihnen dort geweiht worden war ^^). Hlerdoroh^
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9) D. TOD SteiQ schrieb mir nach seioer Reifte in Griechieii-
Und 'im I. 'A|>lril 1857 dass ,jetit dieStäcie tranrig umfaer Kegen«^
. I0> Die Sehlacht im Jah« 338 ▼. CJir, ist beachriebea in Niet-.
bul^a ( Alter Geaeh. 2, 356-362. 346. Daa ^l^chlaehtfeld ist i^fß^
durch daa ticab mjt .dem. Löwen bekannt geworden. Die GboQ^
i '■ ' ■■^•'.»'■1
Ton Rephi^OB ist } — 1 Meile breit und mehr als 2 M« lang.
11) Göttling Termuthete dasa Demosthenes selbst das £pigrainni auch VerfAsSt haben möge, wogegen schon Tb. Bergk iü' bin'eitf ' Marburger ih-o(^amm 1852 Anal, lyrica 1, p. X' bemerkt b'lif^ das» die gleich 'folgenden Worte des Redners dieser Vernittthung;«Qiii/ gegen lu stehen scheinen. Sie thun diess noch mehr, wenn man sie und die letzten Verse des Gedichts in dem Sinne rerateht, welchen erat Fröhlich in einer besond^n Abhan<Hviig de^ |fön- chener Akhd. philds. bist Kl. 1845 S. -79^98^ mit- ZaaAmmung Tön Spengel S. 4^2, erwi^senlhät. [Prof. ürltohs schrieb 0. f)o^-. 1856 an mich: „Aber das Epigramm ist so schlecht Qri<eeliib«lij'
Der Lowe von Charonea.
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und durch allifemeiuere Gründe erlittlt die Nachricht des PaUNanias den \orzag dass das Polyandriop nur diu Todlen der Thebaner uiuschloss '^). Er bemerkt zugleich sehr rich- tig dass der Löwe als Aufsalz auf dem Hügel sich auf des Muth der Männer beziehe, und dass er ohne Epigramm gelassen gey, weil ihrem ßegionen der Ausgang, wülchen Gott ihm geh, nicht entsprochen halle.
Die Bedeutung des Muths und der Stärke isl unter den verschiedenen sinnbildlichen des Löwen die gewöhn- lichste und er eignete sich daher vor allen Andern zum Schmuck eines Heldengrabs. Dabei konnte in den Gesichts^ auädruck Beziehung gelegt werden auf besondre Umstände wie auf das enlselzlich unglückliche, den Untnulh und Schmerz aller Guten erweckende Loos der Gefallenen. Sehr richtig ist daher die Bemerkung Gölllings dass dor Kopf des Löwen, der einen sehr edlen Ausdruck habe, indem er die Lefzen vorn zusammenpresse, an beiden Seilen den Rachen iifFne und zwei runde OeCTnungen sehen lasse, zum Zeichen eines halb unterdrückten unwilligen Gebrülls. So bemerkt ßrandis von dem grossen Löwen nicht gar weit vom Bynettos von Penteliscfaem Marmor, welchen er genaa
taäiaanf
TSchluBH,
lag ausHchliesBeD, daia tr Redner aelbatBCirnhrl,
ja (o uiJteriliDdlkb ' x«( i^fiaias, der GeuenB*!
wo Dt^inoslh. eigene Worte Göltlings Erlilin ich mich' kaum des Gedankens erwehren kau blinde uneChl um) aui dem Hexameter, den di (390) gemacht worden. Bvdeoliea Sie dtsa ei nicht inCod. X itehl." Bunsen l8.Dec.5S „ohne Z». das acht Epigramm.- Thudichum acfareibt Über das Epigr. Bbein. Mua. 1857 Bunten lerlheidigt die Aechlheil (Gott in der Geacb. 3,567. 3, 446-48] DünUer die Homeriachüa Beiwörler des Götter- und MpnacbengeschlechU 1859 [16, Od) S. 47 ff.]
12] PluUrch im Leben Aleiand^ra Kap. 9 erwähnt das Pol;- andrioD der Makedoaier am Kephisaos, neben einer alten Eiche, welche Alcx«ndera Eicb« hieaa, der darunter lein Zelt gebabi uoid eich lueral in die Thebiache heilige Schaar goitünt haben Bollte.
70 Der Löwe toh Chftronee.
beschreibt tknd i gaiiB besontJers rttiiMt,>d«sb dte'<fBadiei geöflnet sey; das Aussehn finster und grimmig'^ d«w:«ber bei dem Geftthl eigener Kraft etwas ausserordentlich Sciuiken» liches in seinem Ausdruck liege ^'). Göttling fanil -mudk dass in der Spitze des Schweifs, den der Löwe von CUl*^ ronea um das Hintertheil des Körpers so geschlungen habe, dass diese gerade an die Hoden -zu liegen komane, >4§m hornige, von Blnmenbach nachgewiesene Bndle dMtlich ausgedrückt sei, der Stachel, von welchem diei Allen er- aählten dass der Löwe damit im Ingrimm sich selbst' sam Zorn aufreize «nd blutig stachele. Nur ist aus dar Zeicli^ nung klar dass der Löwe sich nicht im Grimm mit dam Schweif peitschte; und wäre es, so würde ich dieeg doch auf die Tapferkeit der heiligen Schaar deaten und mUAA als j,einen 'Stachel der Mannbeit zu blutiger Raebe^ yersteken, 9)Die vorderen Klauen, so schrieb mir Herr Siegel, der rechte • hintere Vorderfuss und mehrere Stücke dee'Hil<-> ieltheils fehlen: die Vorderklauen soll Fürst Pflckler Mxm^ kau abgeschlagen und mitgenommen haben. In demnafaf^ liegenden Brunnen sind noch mehrere Stüdce des; «Heu Piedestals vermauert Ich habe daher denBruaneBÜhüder Zeichnung etwas näher herangezogen, um Ihnen denselben, falls Sie ihn vergessen haben sollte, ins Gedftchtnies s« rufeii.^ Er sagt ferner über das* Fussgestell: »Das pror- jeQtirte, dessen Profile ich nach den Anten des.Tbeseqs- tempels ^z^icbpete, kajan nat(u*]ticb, noch jeder, J>eUeJb|ig;ep Abänderufigf unterworfen: werden.. . JSs ward», wr .y(m;jpa|r
13) MitfhefldDgen ans Griechenland 1; 344 f. UiiWahMelMa^ lieh ist dass man an den Muskeln n'öth ' Ae Atrstr^nfj^abg' Üebe, womit de^ Löwe, den Kopf knr Litiken gewendet; sich atlfg^üi^iiiet habe, wahrscheinlich als er durch die Ankunft der Feihde' geweckt wurde. Da dt^'Beine jetzt fehlen , ab glaubt man iäertft,''er müsse Hegend ab!gebildet seyn, findet es äbÄ; bald ahdefs. V^rnhathlioh war die' =6telrilng 6info<sh die dite - Gilroildscbeli LeVr^n^und 'tie^ 1er andMti-. " ' '■»<■' "^ »: »i Hr.^nx li-.;-
Der Löwo von Cböronea.
71
hingezeichnel, um einen Kostenanschlag von einem Piedet- slal von solcher Grösse macben zu können und das Gan- ze anschaulich darzustellen. Gewiss stand der Lüwe ur- sprünglich hoch. Denn die nach oben gekehrten Theile, als Nacken und Bücken , sind sehr roh und fast nur mit dem Spilzeisen gearbeitet, während er unter dem Bauch und überhaupt Alles was man von unten sieht, sauber ge- arbeitet ist, welches, wenn er für einen tieren Stand be- rechnet wäre, umgekehrt seyn würde. Daher nehme ich diesem und der tiefen Lage des Platzes gemäss die Höhe des Piedestuls auf sieben Meter an. Die Höhe des Löwen beträgt 4 Meier, oder genauer 3, 85." Im Alterthum machte die Hohe des Grabhügels, worauf der Löwe stand (als inCdfj^a, wie Pausanias sagt), eine grosse Höhe der Unterlage unnölhig.
Beispiele von Löwen auf dem Grabe tapferer Münner kommen nicht selten vor, wie auf denen des Leonidas ^*), des Uermias in Cypern'^), des Faustulus auf dem Römi- schen Forum '^j. Der fürchterlich anzusehende kolossale schreitende Löwe in Hochrelief, von ächter Griechischer Kunst, über der untersten Treppe des Palasts Barberini in Rom ist von einem Grabmal bei Tivoli weggenommen wor- den 'O- Auf dem Grabmal des Heklor auf der llischen
14] Herod. VIE, 22b. Die Grabtcbrill diriufTOn Simooidei Anlhol. Pal. VII, 344: du erils Diiticlmn.
15) Muitoxidi Alytyaia tqnfttQit 1831 p. 124.
16) Diuayi. A. ß. I, BT. Varro ap. Scti. Hör. Epod. 6.
IT) Birtoli Vflt. Sep. 6g. 49. WinckelmanDa Kunitgetch. V, 6, 19, daiD H. Meyer S. 425, Muiioiidi I. c. p. 129 möclile ancli den Löwea bei Julis in Keo* Tür ein Grabmal hallen. Aber firönd- ited , der in «einer Keiee 1 Taf. 1 1 ihn iwiefacb abbilden lieu wie er auf einem ungeheuren Sanilalein liegend, den er mit den Vorderkrallen faaat, an Orl jnd Stelle au»geh«ueo iil. beiiefat iha richtiger auf die einheimiiche Sage lott den durch einen LO- wen geacheucbieD Nfmpheii, S. 30 IT. Von einem Grati« dflrfle der koloiasle liliende Looe aui weisaem Marmor im Palail Maa-
n Der Löwef rwi CiNIrinei.
Trifellist «Hl Schild 'iv^estelh niit einem ItufendiMi Löwe« dtrah/'^nA: ein äbiilicbes GHib ist aaeb neben "defln'Kiiii- pfe deeAciriiteaf mit der Penthesilet auf einer Qtmmb^. Ein 'Bpigränim* des Antipater Sidonios deutet amdroAfidi den liöwien auf dem Grabe eines Teleutias ate Symbol der Stirkb; ddnn> ^ki Löwb fey er den Feinden grew€0en-^^; und das'ieiaeg Hnbelcannten sagt^ der Löwet wAnde nicht auf dem 'Grabe des Leon' stehn, wenn er nicht mU dem Namen ancfa ^deh Hnth des Löwen gehabt lifttle*^«- So aetito Keliias der beäiia neben der Statue der 'Aphrodite eine ' eherne 'Ldivin von Kalamia zum Andenken ibred LO- weiiinuths bei der Folterung^ ^).
t^<ii Dasselbe Symbol der Kraft wurde natttriidh Mch' an^ »er den i GrabmSlern , wo es so' häufig War duss )ea^ 2^ eio^ fältigen Legenden Anlass gab ^^), errichtet. So deih Be^ räkles mit' 'Bezug auf den Sieg* über den Erginoa and die Orchotoienieir vor dem* Tempel der Artemis Eukleia in The^ ben<^). ' So weihte die Stadt Elatea, nachdem sie der
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8ime atle tölbniie in Rom seyn. An der Via Appia, einer Ciri» iiersirkkie ,' fand i^h an eidem der Von Canina bei* der A'ii8gra1>iiag dö^tflt^' Slimsfei^ icrrec^t'gelegMDy'fas't ertiatiien TrUtomerhädDhi mvciLholesmle AöweDklidftn. r '.<.:. .'. ■■ 1: >!.
18) Mus. Florent II, 32.
. 19) AnMifa.».paU VI4, 429k , . .. -I ii
20) Ib. 344, wo das. Disticb^n noch. irrig; mit dem : d«a S^|^ nides anf das Grab dea l«oni4(i^ jexbundep ist.- $.. Sc(m0i«lewin Simon. Cif^r^^t P; 164. .; , .,., , 7.
,91){Pav|«.,JI, j^3, !^ FoJyi^eni 8^ 45« « Miiftoiiidi ,«. a. .0^ fleatet «AMI 9$lßm!^^W i'öveii an eirvem .(Jirabrelief auf Athen im Mna^uw zo.,i(AfiKma/ daf.. ivied^r mU Moh> Athen veiselit wordiiq .U^ {Sd/f^hi^m tj^i .gr^ III, .p, 23i 6} anf den Naoifn Leon. , ) .,
> •'. Z^)t Pto^eiA. Heph. 2,,. Zumr Grabdenkmal . ist der Löwe, aocliy ivi^i ^ (nf i IßZßK^, . TOD , ThorwaldaeB , uAd> Ton Siegel . bei, : l*iawpli« d^{ai^.deii\.JP!«JteB «e|bsi aofgehaoen«, «uT dem Schlachtfeld, top l^|ar]fliq,,«pg^^iin4t .wordeqf, ,.,.,,
. . :)^) ^iqsfn. IX, IT* «• , .
Belagerung des Kassander widerslatiden halte, einen elier- non Löwen, ihrer muthigen Kraft sich su rühmen, nscli Dfttphi**), wie Krösos einst einen goldnen^^). Diese Be*«' deutung möchle auch der Löwenkopf am Thor der Slfldt Pierion gehabt haben ^'^), und gewiss der einst im inner- slen Winke! des HaTens Piräeus aufgeslelll gewesene, ia Stellung dem Chäroneischen ungeftthr ahnliche vorlrefriicha Löwe zu Venedig, von siterem sirengerem Slil ^^),
Dann aber war es auch sehr natürlich ein Paar gegen einander über, gleich Hunden zu den Seilen einer ThüreJ wie im Palaste des Alkinoos, sitzender oder aufgerichteter Löwen, als wären sie Wächter oder Aul'wärler im Dienst eines Höheren zu gebrauchen. Diess siebl man in Mexi>- canischen, wie in Aegyptischun und besonders in mittel^ allerlichen Denkmälern, in den Ruinen von Persepolis und Ninive. So sind die Löwen über dem Thor von Mykertt angebracht, ihre Tatzen als Haler auf ein altar ähnlich es HeiUgihum setzend. So sind die zwei neben den Nikea
24) U: X. 18, 6.
26) Herod. VII. 50.
26J Texier TAsie mineura [ pl. St.
21] S. Thierach Beiaen ia llalieD I, 223. Die grosi^c Basis ist aocb im MeeT« erhalten aacb Ulfichs ol Itfiiyis "^i tu /taxuä ntXq IUI' 'JS^yiSr p. 20, <ler auf den Löwea deu Namen ni xotü lap 'Alxtuov «xpOHije»™ bei Plul. Thtm. 32 bezieht. Guillel de St, Georges schrieb 1069: Tout ce qu'on Toit »u Pjr6e, c'est un fort beau lyoo de marbre qui dooue le aom k ce fameux port (Porlq liooCibei den GriechcD J^bxos.) Le Ijoa preieule Ia gueule ouvcrlo du cotä de Ia mer. 11 est repreaeutä comme rugiaiaDi et presi k ■'älancer «ur les raliBeaui qui ; mouilleat. (Cte, de Ia Bofdu Athänei aux XV. XVI. ei XVli. aiecleo I, 215.) Der Löwe iat ■ucb Ia der Zeichnung dea S. Gallo vom Piräeus toq 1465 in der Barborina in Bellen, Abbildung desselben bei de Ia Borde und über die loschrilten II, 242— 2&I, nobel ihm entgangen iat AJualoiiili |, c. p. 124—129, so wie Thierach, der das Gekriliel fär GrieohiMh hielt uod Taf. B. eine unTollkommene Nanhieichoung glebL. .. , r)
T4 Der Löwe von Chäronoa.
am Fuftssehemel deg .Olyinpischeii Zeus zu denken. Zwei gfotdne Löwen hielten Wache an der Thür der Grabkan* mer in dem fahrbaren Tempel der . Leiche AlexaQdors, Welche den Eintretenden anzuschauen schienen'^). In die« gern Knn genommen sehn wir sie auch zu beiden Seiten der thronenden Kybele, zu der allerdings der Löwe auch sonst symbolische Beziehung hat. So erhalt, also der LOwe auch die Bedeutung Wächter und der dem Grab des Leonidas sagt in der Grabschrift des Simonides : ich wache, g>QavQä^^, Daher könnte man den im Piräeus aufgestellten Löwen mit Mustoxidi auch ein Symbol zugleich der Wachsamkeit '^) Und der Stärke der Stadt in welche man komme , oder stets t. bereiter kräftiger Vertheidigung nennen. A«ch an Brunnen scheinl* man diese edle Figur, die ohnehin zur bedeirienden Verzierung der verschiedensten Orte sich*. em- pfiehlt, nicht ohiie den Gedanken dass sie wachen und schützen möchten, um durch sie von aller Verunr^nigung des Wassers abzuschrecken, aufgestellt zu haben; woraitf dann folgte, dass man dem Wasser den Ausfluss durch den offnen Rachen anwies. Die Alten wussten ofl die
28) Diod. XVIII, 27.
29) G. Herraliiln Opusc. V, 176 gründet hierauf die Erginiung de« Schlnssdistichoii einer U itjlenischen Grabrchrift auf die in einer Schlacht gefallenen Täpfern:
ol fiiv ya^ &tfpay . (f>iQTtctot, ol di ßQo[fthf, Dv aber lM;^a»c>' iure, feu nff^^^Xoimt« matl aejn wurde, io- ist in di6ier Hinsicht Böckhi AnifüHlung C. i. II p. 190 n. 2teS Xiotmt fxonf äfttc Tofenfff Torznzi^hen, die aber auch nicht genigt, tl« die Sjrittbbld nnr einfach gesetzt werden, und c&fia terhindert an swei Löwen' an einer Grabespforte zu denken. .
80) f^r dyQvnt^iag* Man sagte dass der Löwe nicht TomSehlaf abefwiltigt werife, Ael. H. A. XII, 7, oder dass sein Atage' wache wenn er sish]afe,'lsidor. Orig. XII, 2, was den leisen, w^ehiMnen Schlaf 'IrehlMitisdNIckt. L<k>nis capnt-tigHantiae sjmbolum, Ke|pp' Palaeogr.'P. IV: $: T04. 712.716. .*:?;.:
Der Löwe von ChSronen.
75
Zwecke der Polizei mit sehr liberalem Sinn und viel Ge- Ecfamaok zu erreichtin. Diese wasserspeienden Löwen schei- nen nicht selten gewesen zu soyn. Für t:inen solchen er- kannten schon Spon und Wheler einen marmornen Löwen auf (tem Wege nach Elensis, weil er den Hopf nach dem olTnen Rachen zu durchbohrt habe ^']. Es ist dtess von den drei durch Morosini, zu Eliren des h. Marcus, nach Venedig geschalTtcn Löwen, der zweite berühmte im dor- tigen Arsenal , die lange, auf ihren FUGSi;n ganz ausge- streckte Löwin 3'}. Der Conirast ist so anmulhig zwischen dein grimmig ofTnen Rachen und der Spende des lieblichen -Tranks. In Athen wurde der eherne Löwe, durch welchen das Wasser gefuhrt wurde das man für die Elepsydra bei den Gerichtsredcn schöpfte, BrunnenwSchter, xQ^voipvXaJS genannt, eben so wie der Beamte der dabei die Aufsicht luhrte"»), Dessen Titel mag imnierltin nur Übergetragen seyu auf den Löwen: aber diess ist nur i^eschehn weil der fiegritF' Wöchter mit dem aufgeslelllAn Löwen sich leicht
31)'Vöy»je li t«. ' |
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}2) d« la Borde 11 p |
241 |
Rom Hell^nih |
II, 82. Visconti |
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und den Laven yo |
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Pirteua venelien |
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Der Tierle Löwe |
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na! iit erat im |
Jahre 1716 dahin |
geko |
mmen. Im Vatikan iit in d |
T Halle der 1 |
nachriftun ein L&^ |
weuhopf mit einer in den Rachen gehenden Wisaerröhre,
33) Pol). Vlil. 9, 113. Phbt. a. t. lieber diese Zumeesuog der Zeit an die GericbltTedoer a. Meiert und ijchoinana Att. PrO- ceiB 8. 713 B., wo S. 716 in den Worten de« Pollux e^ne Emen- ilatioD TOTgenommen wird, die gaox uiln5thrg acheint. ' '"'''
76 D«r Low» voo Charoimi.
verband. Wie«, gemein die Protome oder LOweiimtAe ** Brimnen geworden eiad , , ist bekantl > ^.> Aich j an ider fi- ma des DaohSy an den Röhren der Bider -Uew «ie dm Waflser ausfliesean f 5). Die Aegypter ketten. bei -dar gki» oben Einrii^tungeo ihrer Brunnen religiös aymbolischi Gedanken^^). i- =:
Löwenatatnen müssen in GrieohenlaDd Biemliek: !bftiii| gewesen seyn. Dodweii sak noch mehrere :itt Argoe^ enet auch unier den Trümmern der AUischen Stadt Aizoni', ^gaai im Siyi desMykenischen^ *7). Einen; bei PlatAa gefandenei schenkte der Admind Haigan an Karl X. Ton Fmakrekk ^
Ganx eigen ist die Erscheinung eines Löwen , wie es scheiiA aucb als .Wftehter oder wie nm denHenmtrelendiB Sehen und Achtsamkeit einzuflössen oder btaCf ^immg im (Ußifloii zazubrfiUen, !in einem archaiscken Väseobildiaas Vulciy indem vierten , dem „GfieohisehenAlUiigslebtett be- stimmten Bande, womit Gerhard seine fitr' dt^ew unentbehriiche Auswahl von Vasenbildern zu enreMeM das neue Verdienst erwirbt, Taf. 1. Zwischen zwei Joni- schen Sftulen steht in einem tiefen engen Gewand ^^nber die Arme den Mantel gezogen, eine dämonisch^ Cv^stalt mit flchnitzbildartigem Gesicht und zu beiden Seiften diesM kleinen Heiligthums ist je ein Dreifoss, ein Scbwan6n)Nrar auf den Ringen des einen, Tauben auf denen d^ andetra. Auf dfem Gebftik nun ttber den Säulen ist derXöwe, der ansprini^ und AßXk Racb^n öffnet, offenbar gegen dSe jSif^
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34).la Bildfrerken fliwM nicki Mom iq BfnoneaMaieni, >
dern auqh ^ei: FeUanquelleii datHI^Bier daripb dep l«6wanractMUk a;J«|ip Fijoprfa. CUU S, !^9,N9U 5. . .... , ,
35) Böti^eher Ijektonik 2. Sd., 4er Tqinpfl S. SO..: .,|o ;m ^ aif^J JforapoU. I, Id, 21 PJaU Quaestt. sjmpoi.. IV^ ft| l,,.delf. 0t 0«<t38.^. , if. ■« :,.;X ^ •
97^ AlcHBi Bawir. daU^ ^recin 1812. m (sx^ ,1.. . . * p. ,
38) Mas^e.dn JU|V^l^,lir TOdbifp, : .. ..^. .,»„ '
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Der Löwe von Ciiäronea. 77
rankommenden — eine bemerkenswerthe Stellung, weit aus- drucksvoller als die Plastik sie erlaubte — der zugleich aber einen schön verzierenden Aufsatz {inid^iko) für das statt einer Kapelle dienende kleine Bauwerk abgiebt. Dass diess ein Grab oder gar das Grab der Sibylla vorstellen solle, kann ich nicht glauben.. «r .«,
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Miscellen ^).'
Der im Winter 1849 in Trastevere gefundene Ly'sl pische Apoxyomenos )iat eine Aufsleltung erhalten, i seiner würdig ist. die ausgezeichnetste im ganzen Vatic nischen Museum. Denn er steht dem Eingang gegentA an der Hinterwand des langen, prächtigen und schOni an KunstschStzen überreicben Braccio nuovo. Als ei Tortreiniche , wenn gleich nicht gan» tadellose Nachbildo eines der berühmtesten Werke des Sibyonischen Erzbil ners schliesst sie sich an den Myronischen DiskoboloB Haus Hassimi alle Colonne in manchem Betracht als < zweilwichligste Werk in Rom aus den besten Zeilen < griechischen Kunst an; und sie hat vor diesem noch { uns den Vorzug, dass, wflhrend wir den Hyron aas a dern, auch sehr preiswttrdigen Nachbildungen des Diskobol worden beurtheilen können, sie zuerst Gelegenheil gie den Lysippisehen Styl anschaulich einigermassen kenn zu lernen. Wir sehen sie nun vor Augen die „Schlan heil der Lysippisehen Proportionen, diese Schlankheit al Glieder, woraus Leichtigkeit, Schnelligkeit, Geschmeidi keil der Bewegung entspringt'', die disinvoltura , porl mento leggiero , ma ben regolato , spontaneitä con cni o( parte del corpo ha raggiunta 1a specifica sua perfezioi
t) Rhein. Mm. 1853 9, 270-386. Am eiDem WiDterai enihilt in Rom. Einige Baireliete und Vasengemllde itod ■bg«M de» und an ihren Orten ringeicbobea worden.
Htecellen.
and wag man sonst der Art stigen kbnnte. Das Wichtigste und worin sich auch liieMeiEterschaft der Nuchbildung aus der Kaiserzeit erprobt, ist das dem geübteren Auge fühl- bare, durch Worte nicht zu erklärende Gelieimniss der Eunsl. Wenn jenes Kunstgeheimniss grosser Meister in dem dargestelllen Moment einer bewegten Handlung zu- gleich den nächstfolgenden , den Uebergang aus dem einen in den endern gleichsam vornussehn zu lassen, sich nicht mit Worten aulschliessen und erlilüren lässt — anders als etwa durch Allgemeinheilen wie höchste Lebendigkeil, Wahr- heit, Natur — i so ist es eben so überraschend und wun- derbar einer Figur in ruhigem Stande die Agilität, die in ihr liegl, anzusehn, nicht bloss den naiürliuhen Formen be- obachtend nachzugehen, sondern auch das Leben, die Kraft Und Kunst, welche die Gymnastik ihnen verliehen hat, aus^ gedrückt zusehen, die man wie die Seele in diesem schfr* nen Körper lebendig regsam zu fühlen glaubt^].
Jetzt lässl sich bestimmter sagen, was ich zu Müllers Arcbäol. S- \2Q , 2 vermulliungsweise bemerkte, dass der Hercules im Capitol aas vergoldetem Erz Lysippiachen Styl verralhe^). Nur muss ich den dort eingeflossenen Ta- del zurücknehmen, in so lern er hauplsächÜch aus det Hallung der Keule entsprang. Aber die Arl, wie diese gleich einem Stückchen in die Luft gehalten wird, ent-4 springt nicht aus AlfectalioR der Leichtigkeit und Krafly Sondern ist wohl molivirt. Die Aepfel in der Hand hal Herakles eben gepflückt, denn der umgewandte Hals zeigt on, dass er im Abgehen begrilTen ist nach vollendeter Thal, und es spricht sich also in der leicht hingeschlenkcr-> ten Keule Sieiresfreude aus. Diess wird noch deutlicher durch die schöne, nur etwa dritlhalb Fuss hohe ErzfigUF
3] E. Vioet bcsprichi die Stalue — stalue d'Alhlete — im 7* Bande der Revue archiol. auf 10 Seiten - pl. 130. E. BrtuD Ua- leeD Uomi S. 239. '
3} E. BrauD Muieeo Rotci 8. 181; '- J;-i-i i-.n inili
80 MisoellfH.
(ans Bybios) jtn Brittisohen Museum (HI Taf. 2 und Speei» iMns II, 29), mit dem Hesperidenbaum hinter Bicb, ab wel- chem die gelödete Schlange hängt. Die Keule, wovon ■■ wenig erhalten . ist, war nach unten gebalten, wie auch ontei der .Herausgeber bemerktr Ich musa vermuthen, daas «od Platnera auffallendes Unheil über diess höchst bedeutende Werk, dem er einen an einem Werke des Alterthuma höohit auffallend roanierirten Styl zusehreibt (Besohr. der Stadt Rom Wf 1 S. • 235), vorzüglich durch die nicht in ihreu wahren Zusammenbang gefasste Haltung der Keule veran- lasst worden ist. Denn obgleich die Statue , besoudera iu oberen Tbeil, von Fehlem nicht frei zu sprechen ist^ so verdient sie doch nicht bloss durch die überraschende Leich- tigkeit, sondern auch durch die ganze. Ausführung groaaei Lob. Die durch die Schlankheit erreichte Leichtigkeit, nn^ Beweglichkeit thut der Kraft keinen Abbruch. ,. weil diese in den Theilen, worin sie liegt, stark hervorgehpbon ist: der Kopf ist klein nach dem. Lysippischen Grundsajts.;. Die Componisten selbst, wie ich jetzt vermuthen möchte^ rührt wahrscheinlich von Lysippus her, dessen Herakleastetnea zahlreich genug waren und in ihren Besonderheitea uns nur wenig bekannt sind. Diese Vermulhuagi,gr]ündel sich mit auf die grosse Anzahl der noch vorfindUdien NiMd^ bildungen^ Solche finden wir nicht bloss in Münzen .voa Berytos u. a., sondern auch in Marmor. Der berühmte Schw'edische Bildhauer Fogelberg in Rom hat im Mueemn zu Neapel einen Torso (den ich dort mich nicht erinnere bemerkt zu haben, auch in den Beschreibungen des Mu- seums nicht erwähnt finde] entdeckt und einen Abgusa dar von nehmen lassen, den man in seiner Werkstätiejiiebt; einen Marmortorso völlig übereinstimmend, (die Wendung des Kopfes noch sichtbar) und besser als derselbe Theil in der vergoldeten Statue. Als freiere Nachbildung in Roip sind mir sodann erschienen 1) die Statue im Palast Qarbe- rini über der ersten Abtbeilung dor grossen .Treppe, nach
MitweHäA.
W
der leichten' Hitllun^ and jagendlichen Fnrm und nach den Aeprelti in der Linken nnd der Haltung- der Keule in der Rechion, gleich <-inem gesell wungen<?n Slöckchen, die auf den Tronk schräg zu ruhen kommt und als richtig gellen muss, selbst wenn sie neu hinzugeselzl wäre, da denrechte Arm, so weit er all ist, ausgeslreckl ist S) ilie im Mof des Palnsles Torloiiia die drille links vorn Eingang (in ileo Marmi di -^ ToHonia III lav. 32, Clarac pl. 790 a. 1970; wo die' Gspilolinische Stnlue, pl. ä02 £ n. I9Ij9 B im Charakter durchaus verfehli ist). In dieser beweisen der Styl und die AepTel die Einerleiheit des Vorbilds, wenn- gleich der rechte Arm ziemlich gerade herabhängt, so dass die Keule auf den Bodt^n zu stehen kommt. 3] Bine im Hof des Pala«ls Giusliniani, -vor der Treppe auf der linken Seite, die Keule schrfig geschwungen wie: eiti Slöokchen, die Gestalt sehlank und beweglich, das Gesicht jung uad schön, die Schulter gans bloss und die Löwiiihaut als Chla^ mys tiel und leicht über den Arm gehalten; die Aepfel fehlen nicht (Clarac pl. 794 n. litüQ Aj. ' Gegenüber steht eine ähnliche Statue, aber ein robuster, rauberer H«rcules, die Löwenhaut über dem Kopf. 4) Eine in Villa Ludovisi, in der Vorlralle, links vom Eingang, die Keule leicht wie ein Slockchen sdiräg gehalten, die auf einem Steine ruht, der Blick In itie Feme gerichtet wie eines Wanderers, die Formen der Lysippischen Art. 5) In der Villa Aibani sind unten in dem Zimmer mit dir grossen Vase mit den awolf Arbeiten des Hercules drei Sluluen desselben, wovon Aie eine, milllei^er Grösse, handwerksmässiger Arbeit; durch die Lysippischo Sciilankheit und die Aepfel io der Linken, noch Hn das Lysippische Vorbild erinnert, obgleich der Charakter des Homenis verschwunden und die Keule aui- geselzt ist, &er Lysippische Charakttr des Herakles fSIII ausserdem auf in dem der den kleinen AJas im Arm hält im runden Saal des Valicaniscii<-n Museums: aber auch in zwei Staluen weiten Abstamles von dieser, in Villa Bor-
8C MiicelleA.
ghese, onter deneft des Herculessatlea. In^ baiiton steh derHalbgoU nihig da, ziemlich schlank undileicht, mit da Linken auf die Kcnile gestützt und die Rt*chte auf die Htth gesetzt in der einen , auf den Rücken gelegt .in der> tttiden. Der von Chrislodor erwähnte Herakles mit - den Aepfeh mag leiehC ein Lysippisrhes Orii^inal gewesm-aeya. AImt ük»er den iLTakles hinaus ivird man den Btnflusa Lysipfi leicht wahrnehmen ..oder wahrsunetmien glauben, irnj V«l)^ canischert Apullü^ Meleager, in dem Hara Lodofisi «ls.w.
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Die mit dem sogenannten GermaaioBS, nlnem RA- mer ah Hercur, übereinkommende Staluein 'Villa .Ludiovia ist sehr vorzüglich in ihrer Art^). Der restaurirte reckti Arm steht weiter ab als an jenem (der doobi in der TiMft den Ann und die Hand nicht so hlli, jils ob er rechnete^ wie der digilis contputans desEubulides), doch isl die Ge- berde des Zuredens noch erhallen. Die linket. Hand, die einen Beutel hält, 'ist angesetzt wo sie aus der »Itber dei Arm fallenden Chlamys herausreicht; dass sie modern sej) ist höchstens zu vermuthen, nicht «u erkennen. lAn. einen ahnlichen Merour, der vor einigen Jahren voa.idem. Bild- hauer Wolff für Berlin restaurirt wurde, sqII der. Beutel an der linken Hand erhalten und die Naht imLedcyr l^nat- lieh gewesen seyn. Dieselbe Composition sber^idie a«ck in kleinen Bronzen vorkommt ^ Gndet sich aooh Jm,^ rossfNi Saal des Palastes Golonna. Die Haltung der reobteQ.Hiad ist auch hier die detr Pliriser Statue, die linke tSrher Iflli drei Aepfel, am Zweig, denn der vordere ist miit Blatten umlegt. Die Hand war auch hier an der Chlamys , i|nt^ der sie ganz wie in den andern Wiederholunger^ .li^f ▼.er- reicht, abgebrochen, scheint aber acht, theils weil iin,llar<-
4) E. Braan Museen Roms 8. 579.' in der Abbild Maffei ioMäUers D«akm. II Taf. 2d, 318 sind die Seiien varUusekt
.jSitmmämmmimmmmmmmmimhiiiak
mor und in der Arbeit kern Orund^ifet "dWan zh Bweifelti, Iheilsauoh v^eit feinem Brgftnfeei^ dieis Merkmal« nieftt leicht eififeüpn kannte. Die StttUe seK)stV auri)#etohe diei Otilb^ mys über 'den Arm her befrtfnt«H>ftngt;,.1sl ung'etrerint mit der Basis erkalten ^ die Hand im Valien ak^ebrocheaf g^-^ wesen. Bei dieser S4tit«e für sich •aHein muss man aftiHfi^'^ mes denken )> welcher vor Paris stehend jhm'eiiredt^te', dte Venus zu wählen und zu dem Ende den Apfelzweig (der statt des Apfels nur eine Verschönerung seyn würde), wie er in alten Vasengenffilden-in' vei^sthfedenerWfeise^' zum Theil plump drängend, ihn iu b^sIfmmM sticht;- Öen Hopf der Figur g'enäo zti -untergehen föt nicht' leicht,' da sfer ganz schlepcht^s Licht hat. < Jeden(iiHs Hei'nfres i'on do|ypeltär Bedeutung in devselb^ii €omposition: Dazcü' ikntär 'dieser Figur auch etn Römer dnFgestellt*, dem' die verschiedensten Namen gegeben wöHen sind. Ei^t bi^bt Mancherlei Auf-^ klärung zu wünschen übrig, •' -
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Eines der binsiehtlioh tdei' Stij4ii und der Zeit ^!cbtig*> sten Werke, welche Rom bewahrt,<''mödit^ der so-gut Wie ganz übersehene, durch die Art seiner Aufstellung der Aufmerksamkeit entzogene Torso einer Amazone im Hof des Palastes Borghese seyn.' Sie hielt,^ wie e^ i^cheint, in der' rechten' Faust den Zügel ihres Bosses' ho^h f^st, dem sie verwundet entsunfketi wir , trnd rfaraiif iil ihr Blick gerichtet; Diar linke Afm hän^l herab, die üntV-re Hälfte fehlt. Auf dieser Serte fst 6rcbtMir, dass der Uniersehen* kel horizontale' Lage hatte, si^ -also schön halb gek'hleift wurde, wie iena die Figur, her der feWaltsam vörgeli»hh- ten Beugung nach vorn, zu stehet kaum f^hig war. iV^r aufgerichtete und etwas zurückfallende^ Kopf ist behelmt, die schöne hnke Brust bloss; ein Bahd das sich viön 'deir rechten Schulter iint(*r dem linken Arm hinzieht j' geht nur den Chiton an, -wio 'ein anderes um die Mitte des Leibes;
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84. MideeUdur.
von WaSTeAisl k#mei Spur erhalten. Dm Gelrand .tat au(- gescbür^:, unter dem Band^ sodasi es überdieas wie e« Diploidian herabfiillt, . Die Falten höchst einfach, froaaarlig. Eine . tthniiche : Gruppe wird sich in Relief oder . GemiUe wiederfinden. Das Wevk scheint nach, dem hohen ual kräftigen Styi und der einfach kühnen und doch hOöhst auf- gesuchten Stellung Schule des Skopas zu verratheil»
: Die hfrrliche Niobide im Museum Chraramoiili, die vom heftigsten Sturm angeweht ist, wie das Gewencl.QB die Beine I indem. sie mit Gewalt gegen den Wind aiig^ und die flatternden .Theile des Peplos um die Brost bin- länglich zeigen ^ hat über dem Rücken ganz d^ii bauchigen Bogen des Gewandes, wonach ich unter den Figureii iai vorderßQ, Gieb^Ifeldo. des.. Parthenon Oreithyia veirmalbet habe (A. Denkm. I. 84.). i:
Ein Kopf derNiobe, sehr mittelmässig und dabei ver- dorben , ist im Palast des Duca Massimo a Araceli unter mehr als . zwanzig antiken- Büstcj» ^ die an den Treppen hinauf stehen, die : unterste.
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Uebej^ die berühmte Gruppe von Elektra uoyd.Qjre^ stes in, yiila Lujdovisi mschtAHeinrichBri^nn jn ,S€\inejr Ge* schichte der Griechischen .Künstletr I S. 468-r60Q Bem^fv kungen,. ^wonach diess .Werk des.Menelaos, in Verbiip^Biig mit einein von dessen Meister Siephanos, eine .gewinne neue Richtung, .welche Pasiteles aus Grossgriechenland, der Meister des Stephanos, der Kunst in Rom vor. iind noch in der Zeit fiesi Augustus gegHben habe, .erjkenncin. lassen spll^eine Richtung,, unterscheidbar von den gMcbr. zeitigen Attikern sowohl al& Kleinasiaten un^ mit keiner früheren in unqriittelbtirem Zusammenhange slehen^^ 4ie der .,^(ini$t, aUo ein;e. wesentlich ueue.Bahn. gel^roch^n
habe *). Diese Charaklcrislik ist innerlich zUsammenhgO-i gend und wird bei Prüfung mancher einzelnen Werk« iiri Auge zu behallen seyn. Die Zeit gab den verschieden'! sIen Geschmacksbildungen Raum, wie am meisleii an Häras und Properz in die Au^en fallt, von denen jener den altert AiidJischen Dichtern und der Ailischen Bildung, dieser dw Alexanitrinisüfaen vorzugsweise sich zuwandle. In d^TKunst mussten tthnliche Verschiedenheilen innerhalb einer alige- meinen grossen Gleichniässi<ikeil der GrundsSUe und For- derungen um so mehr hervortreten; als deren Meislerwerke und Vorbilder einen noch uninitlelbareren und enlschied- neren Bindruck durch das Auge und die leichtere Total- wirkung ZI) machen geeignet sind. Es scheint mir daher, obgleich ich die Erfindung der Gruppe dem Menelaos ab- zusprechen keinen Grund habe, doch eben so denkbar, dass sie einem älteren Werk vor der Rhodischen Schule nachgebildet sey und nnr in der AusFllhrung diejenige Bi- genthtimlichkeit erhallen habe, welche Brunn fein eindrin- gend hiTRusßndet. Denn dem was er über die Erfindung oder die Composition sagt, kann ich nicht beistimmen. Er giebt dem Künstler, wenigstens zum Theil die Schuld, dass verschiedene Erklärungen vorgeschlagen worden sind, „in 80 fern er eine bestimmte Handlung nicht scharf genug charaklerisirt, sondern zu einem liebevollen Verhällniss zwi- schen Mutter und Sohn oder allerer Schwester und Bruder im Altgemeinen verHachl habe." Mir dagegen scheint die gewöhnlich angenommene Benennung die einzig richlige. Jede andre unberechtigt, nach jeaer aber der Augenblick auf das ßltlcti liebste ausgedruckt zu seyn. Mag die Bemer- kung Winckelman'ns (XI, 2, 3ö), „die Augen des Orestes seyen gleichsam voll von Thriinen und die Augenlieder scheinen vom Weinen geschwollen, so wie an der Elektra, in deron Zügen aber eugleicb die Freude sieb mit ThrSnen
86 Misoellen.
vermische und die Liebe mit dem Knmmer*^^ auf bM beruhen. Von seinem tiefen Verstftndniss aber der «Uei Kunst gilt mir die Entdeckung der in dieser Gruppe dar* gestellten Scene als ein schöner Beleg mehr; Man braucht nicht auf einzelne Worte des Sophokles und des :Aeech]- Itti zurückzugehn , obgleich gewiss am meisten durch im Bühne Elektra aligemein hi^kannt war, um zu verslehea, dass aur die erste erschütternde Bewegung bei:. einer Wie- dererkennung naturgemftss die ruhigere Freude folg^, wo- rin man des Glückes geniesst, indem man sich fragt; biit du es wirklich ? Diesen schönen Moment , worin die Ga- schwister aus dem Inneren heraus die Bestfttigiing eiiei Glücks :¥u schöpfen verlangen, welchem ftussere Uamtftnde die höchste Wahrscheinlichkeit gegeben babea^ obgleick sie in völlig verscbiedner. und kaum noch erinoerlidMi
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Gestalt einander verliessen ,• drückt die Gruppe reobi be- stimmt aus.. Mit der Ehrfurcht eines Sohns blickt Orestes auf die welche erwact^sen ihm als kleinem Knab.eA das lie- ben gerettet hat, sie blickt ihn wiei mit mütteriiplier Liabe an, die freudige Rührung ist Beiden gemein. Der jQngars scheint gespannter . zujt Schwester aufzublicken^ eie anit mehr Ruh^ ihr Auge auf ihn zu heften, damit auch durch diese Art der Ueberlegenl^eil der Unterschied idea Alten nach .dem hier angenommenen Verbftltniss^: sichtbar -werde. Ein sicheres Kennzeichen für Elektra ist das abgesohnitteaa Haar« Winckelmann , erklärt diesen Umstand aua 'der Slefc- tra des Sophokles , wo, $m ihre Schwester heisst, sliill, der Gabee 4»t KlytäBuiestr,ay zu dem Grab Agamemnoat.lieker was sie in ihrer Armuth schenken können , ihrer Locken Spitzen lßQC%(gt^%uiiif ^n^ccg g>6ßag 449) und ihren/ 'GMUriel hinzutragen. Sine so zufällig herbeigeführte Aeliasemng keniite der Künstler , wenn sie ihm zufällig bekaantiwjtry nicht ala ' allgemein b^annt voraussetzen; auch ialeiiM» solche Spende einiger Locken und das Abscheeren alles Haars zweierlei. In Polygnots Leschengemälde war.Aethra
Miscellon«' ü/f
als Sklavin iv xqiS xexaijiiivTi (Phus, X, 25, 3.) Alli;iB es isl bekannt, wie dieses Abschecerfn euch ein Gebrauch, der Trauer war (Beckers Charikles U S. 300, Nilzsch zur Odyssee IV, 195) und es hal dalier alle Wahrscheiiiliclikeil für sich, diissEltrktra unter don Augen ihrer Mutter durch diesen ihrem Gefühl so sehr gemässea Gebrauch zugleich ihrer wahren Gesinnung Ausdruck gab. Durch ihn, wei-, che der Dichter zu benutzen nicht nölhig halte, glimmt sie überein mit dem Trauerliede bei diesem »6—250. Langes und dann nolhw endig schün aufgeslektes und geordnetes Haar halle ihr, in Verbindung mit der voll und anmuthig gehauenen Bekleidung, das Angehn einer Fürstin gegeben: durch das kurz abgeschnillne Haar wird sie zur ungluck-> liehen und im Druck der harten Muller selbständigen und enlschiednen Elekira. Durch die noch kaum aus dem Kna- benalter geschritlne Jugend des Orestes wird KUgieich das Tasl müllcrliciie Verhüllniss der Scbwe)<ter zu ihm und seine schon im Knaben mannhafle Entschliessung und Kühnheit hervorgelioben, und wenn solchen Gedanken zu Liebe die historische Wabrscheinlichkeil ein wenig verlnlzt scyn sollte, so scheml gerade diese künstlerische Freiheit einer Idee zn Gefallen fiir eine ältere Erfindung zu eprechen. Denkt man an eine von Telemachos Abschied nehmende Penelope oder an Aethra und Theseiis, oder Hippolyt und Phädra (Punofka), so wüsste ich weder für die unausgawachsena Fi^ur des angeblichen Sohns noch für diis abgeschnillene Haar einen irgend hallbaren Grund zu finden: und wenn schon durch diese Aeusserlichkeiten jene Personen ausge- schlossen sind , so passt auf sie eben so wenig der in der Thal fiusserst glfii-kliche Ausdruck eines Wiedererkennens: Unter diesem Gesichtspunkt eben so sehr als unter dein der Modeilirung und des Meiseis, im Ganzen b<'lrachtel, erscheint das Werk als das Ifedeulen^lste ^ßi Augustischea Zeit.
Einem Urlheil Heinrich ßruans will ich nicht zuläüig.
88 Miscellen.
widersprochen haben, ohne recht absiehtlielr. dieFirendi auseudrücken, die miraein gediegenes Buoli itoehl.« Wen man die gelehrte ScbriflaCellerei aicb gern in swei, nekr oder weniger abgestufte und in einander übergehende Ai^ ten abtheilt, Gelehrte die vor Allem an die Stehe un4 solche die vor Allem an sich denken, so kanni Niemandea zweifelhaft sein, auf welche Seite sich der VerTeeeer- dieser gewissenhaften, sorgsam geprüften, einsichtsvollen und fhichi- baren Zusammenstellungen und Untersuchungen gestellt hat ^
Die unter dem Namen Hecuba seit WinokelaaBa noch jetzt im' Capitolinischen Museum aufgeführte Statue stellt nichts Anders dar als ein keifendes Weib: aus den niedem Volk auf der Strasse, das vielteicht zu einer aa^ dern Figur in > Bezug stand oder nach einer Irestinuntei anekdotenartigen Scene gebildet ist. Ich hatte diese kei* neswegs unbedeutende Werk in meinen A. Denkm« 1 S» 251 Not.' eine unwillig klagende Barbarenfürstin genano^ verführt durch eine ziemlich ähnliche , die sich auf eineai Sarkophag desselben Museums findet, Diess war um einer sehr ungeschickten AuiTassutig zu begegnen, wonaoii sie all Amme' zu den Töchtern der Niobe gehören sollte , wie sie auch in dem Cäpit. Mus, von Lorenao Rö (oder Nibby) für eineAmne genommen ist Hehrere Jahre vorher hatte
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6) Die Namen Oreftei oad' Elektra mU denea der llev^*|i« iioA ihres durch die Wiedeverkeanang ton ihrem Mordbeii gehilk* tel^i» S^llae^ «u Taruuseheiii.ii^cb dem Voraclklag m^ine« freffp^ des O. J^hn lo dem schöneR |Auf8«|tz über Merope ia Gerjiai^dt Arch£ol. Zeit; 1854 S. 226, bio ich sehr gern bereit Ich hatte selbst in der Abhandlung des folgenden Bandes i^ Ermordung ^et Aegisthos,' beilStiflg darad' erinta'ert, dass in 'ein^m ViseägemiMe statt der lum Morde des Sohnes ausholenden Kljtimestra ao »M'i^ rofe SQ denken seyn möchte* ■ i. .. '
MiscellRii.
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ich mir in Rom anfgezeichnet (23. Jan. 1843]: „Die sog&- nannle Hecuba ist eben so wohl zum genre gehflrig wie die Alle, silsend mit item grossen bekränzten Weingefäss auf dem Sciioosse, das sie eben angesetzt gehabt hat und noch Bi'iig davon ist," So urlheill man olV richliger An- gesichts eines Werkes selbst als nach der Erinnerung; denn für richtigmuss ich diess, was-ich im Jahr IH49 vergessen helle, naL'h dem wiederholten gleichen Eindruck hallen. Dass das erwähnte Seitenslück der sogenannten Hecuba in demBelben Museum, in der Gallerie eine freie Nachbil- dung der anus ebria von dem ErzbilUner Myron seyn möge, vermuthete schon Visconti M. Piucl. VII tav. 24. Die Gat- tung, die man genre nennt, hat nach vereinzelten Vorgän- gern in der guten Zeit der Kunst in der späteren sich nach und nach auch im Marmor gar sehr ausgebreitet, begon« ders in Grossgriechenland, wie man zunächst im Museum von Neapel gewahr wird. Für eine BarbarenTürstin, nicht bloss fUr eine Amme im Königshaus, ist jenes Weib viel 2U Jämmerlich, zu hässljch in Gesicht, Brüsten, Stellung. Diess stellt sich anders dar wenn man es als cherakterir slisch und absichtlich nimmt. H. Meyer urtheill (zu Wink- kelmanns Werken VII S. 269], „die Statue sey zwar nicht von vorzüglicher Arbeit ^ aber ihre Geberde sey gut, leb- haft und geistreich; auch der Kopf habe viel Ausdruck: doch wäre es nicht unmöglich dass derselbe von einem wackern Meister des sechzehnten Jahrhunderts herrührte." Dieser Verdacht fallt weg sobald man erwägt, wie sehr gerade der individuelle und scharfe Ausdruck in der Auf- gabe lag. Die Alle beugt den Kßrpei' nach der einen Seite und schaut nach der andern mit dem Gesicht empor, schreiend oder nach oben hinauf schellend, wie der ge- öffnete Mund, „als wollte sie ein lautes Geschrei erheben", anzeigt. Auch das Tuch das sie über den Kopf gelegt tr>, hat etwas Wüstefi, Gemeines, und Winckelmann be^ greift mit Unrecht diese Kopfbedeckung unter die Art
90 Miscelleo.
Hauben y welche betagten Weibern überhaupt , wie • den Aa* men, gegeben zu werden pflege (YI, 3, 3.)u-- Man ver- gleiche z. B. die Amme an dem Niobidenaarkopl^ig Moa. ined. 89 : eine Haube trfigt diese, aber nicht ein Kopftuch; dieas hat die knieende Alte in Neapels AnL Bildw. Tca Gerhard und Panofka S. 132 f. Ganz ähnlicli deriaoge- nannten Hecuba i^t ein kleiner weiblicher Kopf in VUlaAl- bani^ in dem Zimmer worin jetzt der Aeaop sieht, aul offnem Mund und starken Falten des Halses und mit eiaea über den Kopf gelegten Tuch;
Das kleine Mädchen in demselben Museum, das eine Taube in seinem Busen hält, die es vor einer von uttten nach ihr iBchnappenden Schlange schützt, und welches die Unschuld genannt wird (Bottari Mus. Capit. I, 63} /stellt vielmehr hiir eine der Belustigungen von Kindern linit Thie- ren vor, die wir in verschiedenen Gruppen, vön^Atiiea her, so naiv und schön dargestellt sehen. Die Schlange ist nemlich als eine der zahmen Hausschlängen zu derikea, die man hielt, wie ich in meinen A. Denkm. H S. 2'64-^66 nachwies. Denn wäre sie diess nicht, so würde dieis ttäi- cheii erschrocken seyn und seinen Vogel nicht so behaglich an sich halten. So aber neckt es vielmehr die Schlange, die mit dem Vogel zu spielen gewohnt war: wie man es zwischen je zwei andern Thieren in ausgesuchter Weise vorgestellt' sieht.
Der : $ogQnannte Capitolinische Antinoos iet anlier denkUph.als .ein NarcUsus 9u ven^tebo^). UiAUlugtier
dtmu Üe Biidöogeä' b^li«nBter Idealpersoaen auf anddrei weleMiak die Stellang. ealaprioht / äbei^eiUr igen irerden , sinA Üekahot. . . < ...
Micelleit.
ist es, dass das Bild, wenn die Neigung des Hauptes, bei einer übrigens ruhi^' hinstellenden Figur, nicht irgend et- was BosUmmteB sagen sollte, von dem Vorwurf des Ge- «uchlen oder Seltsamen in der Hallung nicht l'rei zusprechen wäre. Da Levezow den Anlinous als Narcissus angenom- men halte, diese Art aber von Erhebung, Vergöllerung oder H^roisiiung nicht denkbar ist und zwischin jener historischen und dieser allegorischen Person mehr als ein Widerspruch besteht, so suchte ich ehemals aus der Sage von dem Tode des Antinous den Charaltler der Statue zu erklären (in dem Verz. der Bonner Gypsabgilsse Nr. 51 (15). Als ich unladgst vor dem Original selbst stehend den Eindruck eines JVarcissus erhielt, erinnerte ich mich l.üvezows nicht und ich ersehe Jetzt erst aus der Beschrei- bung der Stadt Bora von Platner u. A. III, 1 S. 251 f., dass auch Andre in dem schönen Gesicht die AehnlichkeH mit Antinous nicht haben finden können. Auf diesen scheint man verfallen zu seyn weil dus Werk in der Villa Hadrians gefunden worden ist. Aber von dort gerade ist ein An- tinous, der nicht entschieden dem Antinous gliche, am wenig»ten zu erwarten. Er gleicht ihm aber vielmehr gar nicht, Levezow bat sich, indem er in Zügen und Korper- formen Aehnlichkeiten mit Antinous aufzuweisen suchte, vollständig gelauscht (Antinous S. 5H— 60. 132]. Wir ha- ben nicht ein idealisirtes Porträt vor uns, sondern ein Ideal so zu sagen, «in Musterbild des schönen, lieblichen Jungen der aller Jugend gefährlich ist, den Kopf bedeckt mit einer reizenden Fülle der geschmeidigsten Löckchen, die eben so sehr von dem dichten krausen Haar eines Heros, eines Hercules, als von den schlichten Haaren des Anlinous verschieden sind. Das schöne Gesicht das so viele Andere verwirrt hatte, drückt Gefühl aus; man muss diess in der ^ähe sehn um den ganzen Werlh einer Cha-. rakteristtk zu erkennen , die mehr als alles Andre das Werk zu einem der wichtigsten seüier Zeil macht.
02 Misoelleiil.
Aus deÄ schönen Gemttiden die den Marci98U8 därsteNeii, wisse'nwir wie die alten Künstler gewetteifert habet!/ äe/^e Liebe in AbstnfÜhgen und in gfrosser Verschiedenheit 6eM Ausdracks diirzasl^tlen;' man kann davon aus der zvi *deB Ternitescken Wandfirenittlden X (VII), 25 (Alte Denkml IT. S. 169) angestellten Vergleichungr sich leicht ttberseu^ren. Angenehm ist es daher nun auch ih-Marmor mit dem Nar- cissus des Capitels den desVatican, der einem andern Mo-^ ment oder eine ganz verschiedene Seelenstimfhung nüsdrOckl, zusammenzustellen.' Visconti ist eifrigsl bemüht,* df^scf Sta- tue, die vorher imm^ Narcissus genannt worden ivar, tiU einen Adcinis zii erklären; der im Sohrecken' überdie ihm vom- Eber beigefbrachte Wunde ausser sich geratbe*(Mü8. Pioeliem;^*II, 31)}' Was er von einem dntiken NaVeisstii fordert, ^tiefeufnd^tumme Beschauung'^ ein 'gewisses Sich- gehenlassen in allen Gliedern, wie wenn 'seine Seele in lüeine Blicke dnd ihre gefspannte Aufmerksramkeit überge- gangen wäre, wie etwa in den Herctit; Gem. Y^ 2SJ JS«, das ungefähr drüokt der Gapitolihtsche aus, der „mit'etltli gesenktem.^ rechts {gfewandtem Haupt, fn einer in sich gti^ kehrten Gemüthsverftissttngt^, einer stillefi , f eicht ui^d^tdsfe fess^lnd'en Liebeewortiie sidh zti überlassen schriiM^. Wäii wir in diesem^ TM im Gcfmätde dargestUlt^ehen, dias" gi^ ziemte -^s dem Bildhauer a^ noch jg^rösserer Ruhe'üild "^- rüekhaltung im Ausdruck 2U e^mässigen. Daraus*' abiiir folgt nicht, dlBiss'nicbtf dh ändreir, 'eben' i^o guter He^tei^ den i Narcissus könne ' dargestelU haben ' in ^der plbtiliöhliii Srgriffenbeii;' weitete' der YatT^anidche, andrer tioichiäin^i^ sehr g«ehalten, ütts^rübkt; Aber 'Visconti 'war; wie Andrt durch deW Namen Aiitinous; "getauscht ^diirch ^einb' Wtlikdb am rechten iSi^benktek^ Hätte er diie beideftt fer^bn^H; A'd«^ mirMünd:*Närdissu8> 'In d^h so Verscblddehen Sftüiiiioiiett; mit aller UaftefifAgeiihöit (tnter eidander v6rglicheti;>^ wftrde^er die Wündft für' einen falschäh Zusatz niiiifh' ^eSMti* irrigen Vorati^Udiig^ drkUrt haben: diess uttk"Sb mehr*'*»
Misceilen.
nach seinom eignen Tuinen Gefühl die Figur sIs eine der ausdruckvollslen von allen auf uns gekommenen ist, nlsU auch rjchlig gedarbt seyn und den Moment auf das un«^ zweideultgste aussprachen muss. Sie Ihul dieSs durch M Bfwi'gung der Arme und den Ausdruck des Gi'sichls so geschickt, dass das Bild des staunend und enlzuckt voi' dem Bild in der Quelle dastehenden Jünglings gar nicht 2u verkennen ist und vür unsern Blicken sicli zu belebeä schient. Visconti bemerkl selbst „bei der Wunde einigt) Spuren einer andern Arbeit" ; und Gerhard mflchte der al- leren Benennung den Vorzug gehen, da die Bewegung für einen Verwundeten nicht passend scheine, aber auch weil ffdie Wunde ^urch den Einschnitt des Marmors ohne die sonst gewöhnliche Andeutung von Biutstrahlen nicht gesichert'' sey (Beschr. der Stadt Rom II, 2 S. 173). Ihm slimmt 0. Jahn bei Annali d. J. XVII, 34x). Uebrigens sprarh auch Hirl in den Hören 1797 X, 22 von einem im rechten Schenkel verwundeten Adouis: „Er steht noch, aber in dem starren Blick, im Sträuben des' Haars Und in dem geöffneten Munde siebt man, dass die Sinne ihm ent- schwinden". Die Tänia um das Haar ist dem Narcissiid sehr wohl angemessen, sie ist für ihn recht charakteristisch:' Nach Art der iUcdernen gesteigert und übtrtriebeu, viel-' leicht nicht ohne Rücksicht auf die jetzt Valicanii^che St'a-' tae, ist Narcissus dargestellt in einer in ihrer Art nicht' geringzuschätzenden Erzstatue, welche jetxt in Villa Bor- ghese in dem oberen Raum des Casino auTgestellt ist. '' Im Musi^um Chiaramonli stellt eine kleine Grupfte, die' dort irrig für Perseus genommen wird [Nr. 655), dell' Narcissus dar, dessen Spiegelbild unien auf dem Mar-' mor erhallen ist. Dasselbe ist an einem Sarhophag neben derThüre der Valiranbibliolhek an bilden Enden vorgeslelll. Hieraus ergiebl sich, dass die Gruppe falsch restaurirl ist, Aus der Nymphe und dem Amor, aus der ganzen Conipo- siliun ist zu schliessen, dasssie von der Maleret entlehnl ist.
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Mlsc^lleri.
Induflgen innerhalb be^tfininttir tfräftzeti n^iie ^M^ Mr söhw^i^geinacbt WäriMi und daher dürftigere Kbpfeziitai B»- irockeA und Gezwungenen gtdchsam gc^zwttngeil würden, bietet ein' Werk dar, das 'sin einer der Treppien dies H^ lasts Giuiitiniani aufgestellt ist. Eine geflflgelib Sflhinx in Völfeih Lauf, fasst mit den VorJerklanen deil Keipr einei bärtigen Alten, der das Maul maskenartig aufrbiiuil; im Schreien der Verzweiflung«
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An der für Aeschylus g^hatienen Büste im 'Itaseoai des Capitols senkt sieh' die Stirnhaut auffallend Meit die innem Angehwinkel herab, und die Furohe über der>Ifa- senwurzd, welche' gespanntes Denhett oder Auftnerken aui^drtfckt, wird >* durch die beiden Wulste int di^ sich a^ Stirrrhaut gefr^dii in dieser Mitte sondert, und dieijste' eii4 schliessen/ noch merklicher und bezeichnender lela »d«8 Run^^ zelii' des Stirnmu^kels f(ir dich allein. Dieser Zug ist so ungewöhnlich, dass'^s iV(]ihI deY Mühe* werth is^-zu bemer- keni, trie dasselbe sich 'Anth an dem «schöni^n Kopf dei Sokrates in Villa Albani, dben in d^m< Zimmer recHtt)Vom Saale; wiederfindiel , ' bei im Ganzen so venBchiedeiiiam::gei«^ stigehi Ohiarakteri ' Genttu so ist dieser ph^iognömijsclMi Zu^ schwerlich der Natur entlehnt^ sondern ein wirklich trörkonimender '- Zug ist zu einer technischen Forn»el von grosser Wirkung gesteigert.*
' j ■'. i
Die SiBtue' des Sophokles im Latwan ers.ohcant herrlicher bei jedem neuen Wiedersehn, < gedstiger, edlßr im Gesichtsausdruck, bei der grössten Naturwahrheit. Die Höhe der Aufstellung ist gerade die rechte und einen gros- seH'Unt^r&ctJ^d macht das gute und:i das noch besser ein- fallende Licht. Wenn die Vermulhung gegründet i^t^duss Soiihokles als der Sieger über die beiden andern grossen
Mlscelten. S7
jpiichleir/ 4eF ^llen :Tia|!fö(iJQ ^ daiigfeatettt) ^Ironien asollte , so entspckhit xlie^er Ab$:Mit<i6elir wohl der jiaiiüirlicif .Irilimtihi^ ir^epide oderidOiCh fr«ih bewitsstesAui^uck^ der^^iok in ^dfiim A|uf;ti*e,ten und in^ der.« HaUluig lidies» Unken EArmaizüi i^erkiaii-
. ,, .Anider. sotüönen lEEsbüslci «id^ Sopbit)kles. inaSlor«nz, apgefüM): in: fil^l'^n!i)Ai)I)enkmv <i Si:/4r59, ibti die Spi^r jc|Qictlicbv> woi 4i^ Dfoiaf /Qli^>ivionL;and«rnfl M^taU geweü^ icit^ aMfgß)#g0Q:! bM* .(£iR iKOpf :d0»iS0pli:QkIasi:Anid€lnsiäb auch in Villa Albani^ ini dferi: ftusteHn £|aU0rioi;des Hitfbritmts, gegen die Mitte, nach Gesicht und Bart unverkennbar, auch nicht ohne die Tänia; oberflächliche ausdruckslose Arbeit. Eigen, dass dieser Kopf hier Solon genannt wird (Erma con strofio creduto di Solone, li. 454 der Indicaz.), so wie auch der als Solon von Visconti edirte Sophokles in Florenz, welcher die falsche Inschrift trägt 26Xwv i voi^O" -d-itfjg. Dagegen muss ich die auf derselben Seite von mir gebilligte Vermuthung, dass die Büste im Saal der Musen des Vaticans mit der Erzbüste des Sophokles im höchsten Alter im Brittischen Museum übereinstimme, jetzt sehr be- zweifeln. Freilich ist eben so schwer Homer anzuerken- nen, dessen Name dieser Herme in dem Museo Pio-Cle- mentino, Roma 1846 (von Visconti dem Neffen) p. 132 n. 196 gegeben wird.
Hinsichtlich des Euripides im Palast Corsini in Rom ist zu berichtigen, was in den A. Denkm. S. 484 Note 3 bemerkt ist: „nicht von den schlechtesten^. Denn der Ausdruck ist nicht fein, der Kopf gehört zu der Waare» woraus man schliessen darf, wie gemein der Gebrauch solcher Büsten gewesen sey. Der Kopf ist am Hals abge- brochen, die Büste neu; ausser der Nase ist über dem rechten Auge und hier und da im Haar ausgeflickt.
V.
98
MisoeUoB.
Bfti Ba treuer In der Sala BoPj^ia VM tfe^ TMteta- bibliothek/ dbs irgeiidwo ata Neoploieifl^s ^nnä Chrf^ ge- 4ehitel irorden ist , sebeini vorauseilen P« Ir i ir > ' im Sdrif ^ur Abfahrt' und Helen a, die Miin bu ifolj^en Irereitist, indem sie auf das Schiff zuschreitet. Hinter diesem ist nur n#cb ein Alter, vielleicht Aerreas. So wie dto Com- positioil nur dtirflig^, so sind aticb die Pig«ren-< in #eir Aut- führung weder fein noch' ausdracksvoU-, Helena seJir lilteN thümikhiind RioM TOi^nd. Edirt Annali' del iMt. «rcheoL -1860 T. 32 lav. C'p. 131 von Petersen. ■ .
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Eine vierteilige' äüis, die häcti Ilmh b. T^ervan^'gTu iiifi Römischen BüllöiiÄb "des JkhrlEis^ l86a p^ 5^ "auf ' cTer 6iU Seite das PartheklDn Vbr 'di*e! JahVeri gelfündeh' wii^^^ 'mit' einem GöU in 'tlelief auf j^W'S^lte;^ M nft-
tfirti^*' besMmml für ähe'^We^/ ElHeZeichnü^^ SIS selbst sollte nicht festen.'" Auf tf er 'einen Selt^ Ist Hä- p'hAstos voii ^der Linken ha'öh ^^r 'i{e(^ten schrräh^^^^^^ wcffchem die drei andiei'h äbtter in il^r 'etifge'gengfesetzt4n' Richtung zugetirandt-'älnd',' Wbi'Wi'"i'ü fofgek ts«;' dls^' er> Idef' die= HaupttiersiiU'' Vörsibirfünd' U V«rAiatHeb'-das8''dU Easiä' für' eihe"lSt6tire "d-ds 'ypbt'öy-^binächt'^ord^tf lät.' IMeiS^icHeitlt auch1^es(ati^l!''Üu ti^eirden' düi'cih di^' vötifien-n' D. Micliaelis htt iÜietÜttd p. '113 g^tfi^dhte; ^^a^ M(^t hinibnglidt 'diJutoe' BäiiieVkdiig'flber drei' LOctiei- irCdttr „ObiäHlaVfie dd^ ßi^sis,^' ih-aereh mitti'erei^; tief^f'bfs m beiden andtil^,'''er'tin SiilckWoih'^^fnein '^xo^^n^i^VM^ und 'aöf ' ^*~ ■"^'---'-^-^'
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' 1) AtHiali d<yir lasll di C(irtiip.4r«ile«i('R>oriii IM« p.'ll<*i-^4a3.
102 Vier Götter an einer Basis.
Tochter herschreiten? Wir dürren nicht Hephttstos und Atbeni, obgleich diese beiden durch sehr bedeutende Mythen in Atbei in besondrer Verbindung mit einander standen , als zusan- mengehörig und die beiden andern Götter als GeFolge der Athena betrachten, also nicht von einer „Hephttstos- Atbeni- Basis^ sprechen, wie neulich in Gerhards Archttol. Anzeiger S. 66* geschab. \fie in. den Temneln.auch Statuen vm Göttern näher vei^andten Wesens bU ' ftageSQQ*, Beisassea, aufgenommen wurden, so scheint man solche auch an Al- tären und Fussgestellen von Statuen mit dem hier zanächst verehrten Gott verbunden zitfhaÜsn» Solche Vereine musstei natürlich nicht bloss nach den örtlichen Culten, soaden auch. nach, den persönlichen Ansichten, und Absichti^ii der Weihenden sehr verschieden- ausfallen. Auch aus Inschrif- ten sind solche Zusauimensteliyngen bekannt, genug: eine unendliche Menge derselben ab.er finden wir in Yi^eogeiDll- den. nur diese allern[ieist nicht dem wirklichen Cult. goa- dem die Götterppesie angehend. Nun war Dipnjsps tack kein^ geringer Gott . für , viele Athener, ausserdem zu He- phästos auch er in bedeutendei^ Beziehung;er^i, ui|d Hern^ scbliesst sich leicht und- gan;i jje^vöhnlich an« . An ..eines runden. Altar im Gapitol sin4 Hermes, Apollon und .Arte- mis, und dieselben Figuren, aber vermehrt durcl^ ^ikw Ztunächst hinter Hermes, enthält eine Marmprtafel ßMN'iS^ Albani^ bei Zoega Taf.^ lOQ, Hier scheint Hanae,8 i^ebei dem Stäbcbifn ip der Linken, da$ nur hier ol^ne SoUmiga YOrkpn^mt, al^^ein zweite}^ Atfri|}ut den kleinen yo^ ika stehenden Altar zu haben, und in der Würde eines, Tojr- Standes,.. des, Opferdi^pstes und andrer he^Ui2[en.£(a^dIifngei verst9,nden zu s^yitwovoA er auch. den Tite|[ ]Ag)^tor|.,^ führer, }^^i, . ht dem Auf^^eten der .Götter,, iu dfi^ffei^ jf^i and^r^^; ehrwüTidigen D.Q^koiiälern altq^ Gottesdienst yqb^ der Sghrittder.FrQcessionen.nachgieahmt zja seyn^f.«,^.
Leider sind an dem Athenischen Monument beinak alle Köfif^ und- in. einigen Figuren: der obere Xh«i).tiber«
UM_^da
Vier Götter an einer Basis. 103
haupt und andre so sehr beschädigt, dass wir von der Zeichnung der Figuren nur einen unvollkommenen Begriff erhalten. Doch ist genug unversehrt um uns im Ganzen eine gewisse Eigenthümlichkeit, einen Unterschied von al- len andern Monumenten des archaisch-hieratischen Styls erkennen zu lassen. Dieser Unterschied besteht in Fort- schritt und Vorzügen. Die Stellung oder das Auftreten der Götte^ i9f '-tmgf^»wii>igMel>;<iwb fferijötmhl^&e oder Conventionelle in Haltung, Charakter , Tracht gemildert nach der Seite der Natürlichkeit und Einfachheit hin, der Sinn für das Anmuthige wirkl' 41er': gewohnten alterthümlichen Steifheit, die von dcjm Personal dps GoUesdi^ns^ec^ auf die Götter übergetrage.o war ^ .entgegen. So. hat insbeson- dere das Gesicht des Hephästos einen sinnigen i|n() wür- digen Ausdruck und das Kopfhaar ist vortrefflich behandelt, er hat nicht ein glattes Kinn wie an d^m Puteal des Capi— tols, sondern ist J^eilbärtig {p(ptiv^n(iY9^^)y wie jälermes auf der angeführten Albanischen Platte, und hält denHam-. mer gefälliger, schräg, jals sonst gerade? vor sich bin, Aiw^h die Physiognomie der Athepa war, wie es scheint, frei behandelt und von. dem gewöhnlichen Typu$., entfernt sich auch der schwungt^afte Helmbusch. Wenn wir dieseo. Göt-^ terstyl als vorzugsweise Athenisch betrachte^ und nqqaeiit- lieh an dem Altar der zwölf Götter, aus. def Pisist^atijden- zeit voraussetzen flürfen, so ist es angenehm ihi^ fiuf .ei- nem Monument zu Athen anzutreffen, und da^u in dieser geschmackvollen Feinheit un^ Entwicklung angewa^i^t kei^- nen zu lernen. ' , . ., . ^
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Demetciri^ Köre und Jacchos ^)»
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Taf. VI.
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Von diesem für Mythologie und KunstgesciMchte gleicli wichtigen' l(elief gab im Römischen BuIIettirto vQm Octbber vorigen Jahres (p. 200) Hr. D. Pervanoglu die ierste Nach- richt, nachdem es im AnlTang desselben in Eleysis dural L^riormant ausgegraben worden war. Jetzt wird' es m Tbeseio'n auÄewahrt- Es' war in vier Stdcke zerbrochen, dib al)6r wöhl zusammengehen, und im Ganzep ist die gute Erhaltung erfreulich genug. Mir steht' ein Gyp^ab- guss 'im hiesigen Museum oder soll ich sägeii ^fn nacli der' heü erfundenen Methode gemachter weit leicKiera G^pi^abdrück, vor Augen ^ der mir zeigt dass sowohl deir Styl als die kleinen' für die Erklärung wichtigsten Birizel* Keiten dieses Monuments ungleich weniger als bei den aj- lertfhet'sten 'anderer' Epochen durch Abbildung oder auch die j[bnaiiei^te iBeschfeibun&f ^icheir und verstän^ich genau aus^edrtfckt' werden können! ' Der Marmor istParisch. ' Die
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lebensgrossen Figuren und auch die Bedeutung der Com- position im Allgemeinen, als Vereinigung oder mystische Einheit der zwo Göttinnen und des Jacchos sprechen sich klar und entschieden über allen Zweifel aus. Aber gerade
1) Annali dell* Inst, di Corrisp. archeol. Roma 1860 p. 470* mit einigen Zusätzen.
Demeter, Köre und Jacchos. 105
der besondre Act der Caremonie oder die Hände der Fi> guren sind zum Theil beschädigt und auch manches An- dre erfordert die genaueste Erörterung.
Jacchos ist der besondre und ihm ausBchliessend ei- genthUmliche Name eines mit Demeter und Köre in Eleusts und in Agrä am Ilissos bei Athen mit Köre vcrbundnen Dionysos. In Eleusis wurde im Herbst die EnlTührung der Köre gefeiert, worauf die grossen Mysterien gegrün- det waren, in Agra oder Agrü im Frühling der Aufstieg (ttvodog), die WiederkunTt der Köre, und die kleinen My- sterien. Von dem lausendslimmigen, stationenweise wie- derholten Jubelruf an den Gott, dessen Bildsäule aus dem Tempel in Agrä nach Eleusis in Procession, vier Stunden Weges, am sechsten oder Haupttag des Pesles geriitirt' wurde, halte dieser Dionysos den Namen Jacchos erhallen: man rief Jacchos I o Jacchos I Von dem allgemein und von Alters her verelirlen Thrakisch-Böolisclien Dionysos, dem Sohn der Semeie, neben dem er verehrt wurde, unter- scheidet ihn zunächst, dass er von den mystischen Göt- tinnen als Sohn abgeleitet wurde, um auf das Engste mit ihnen, seinem ganzen Wesen nach, verbunden zu seyn. Ein andres Beispiel veränderter Genealogie eines eben so bedeutenden Gottes in Attika ist Apollon Pelroos als Sohn der Athene, wozu aber zunächst ein politisches, nicht ein r&-' ligiöaes Motiv Anlass gegeben zu haben scheint. Jacchos ist auch Dionysos und wird nicht seilen so genannt, aber' wenn der älteste und allgemeine Name Dionysos auch von' ihm gebraucht wird, so ist diess eigentlich unrichlig und geschieht nur aus einem gewissen Hang die nach Orten und Kreisen verschiedenen Formen einer Gottheit mystisch mit einander zu Verbinden oder auch in spateren Zeilen aus Affectalion und Gelehrsamkeit mit einander zu ver- wechseln. Ein gelehrlerer aller Grammatiker zu den Frö- schen des Arislophanes (39H) sagt, dass dieser dort das den Jacchos und das den Dionysos Angehende verinisch&
106 Demeter^ Köre und Jaceiuw.
{fMf»iyiivi(a^' XijTH») Als HttHer detf Jacchos aber' wird «i- gef&hr eben so oft Demeter ab Köre fenauKt^ eue ¥eii^ schiedenbeit der Hytboloi;ie die darum weniger -MriTanii kann, weil diese beiden Göttitraen auch ihre Bekiainw ge- mein haben oder, wenn manehe derselben eigentliok aal zunächst nur der Deaieter eigen wareii<, darch' Uebcrtia» gung auch auf die Tochter an ihre völlige Gieichhait ond. die mystische Einheit erinnern, die ia gewissaft Zeite» oid Kreisen eine eben so geläufige gläubige Vorstellung gawe« sen zu seyn scheint ab' die Sonderling der Paracman' öi andern. Nur hierdurch scheint auch der Droal aal •Aec^, im nurnoch von denDioskureu im Ciebrauch war, aufgekoamni zu seyn. Die Verbindung aber des Dionysos' mit dieser Doppelgoitheit scheint darin ihren Grund gehabt xu habeBj dass wie mit den Göttinnen von Eleusis, so aaoh mH ihn das Absterben und Wiederaufleben der Natur im* Wechsel des Jahres verknüpft vrar und er dadurch auch derGoU dar Abgeschiednen im Erdreich geworden war. Als nte eine ansehnliche, mächtige Sekte aufgekommen war, die dmwb den allgemeiaen Göttercultus und den immer mehr ver> weltlichten oder xur Poesie gewordnen Götterglauben . nicht befriedigt oder abgestossen wurde und daher auf dasr Ur- alterthum der Religion zurückgehen wollte, auf Orpheos, dft. würde der Thrakiscb Pierische Gott, den dieser. Terehrt hatte, zu ^er höheren,' in Attika vielleicht ganz naoiQB Bedeutung und Autorität von ihnen erhoben.. Dür^li dea Einfluss> dieser Jar Athen besonders wichtigen; Otphiker scheinit es'gesobebn zu seyn, dass gleichsam zur «V ersliri- kung •der Religion; vtm Eleusin und zugleich um Atn Ckrtt des Orpheus in eine neue und eine heiligere Wirksamkeit zu. setzen )« beide Gottheiten unter denselben Begriffen 'm^tf thologisch und itü Cult mit einaihler gieeimgl ^ifnlrden. Die Göttifiaen vdn Elensls rerliehen den in ihre WeÜMi Aufgenemmenen die Aussicht auf ein neues uAd gutes :l4h« ben nach' dem Tode, was durch ded Homerischen: Hymnus
Dcineler, Kt>re und Jacchos. 107
auf Demuler, alsO' weni^gilens seil iler Zeit dieses Hymnus uad VOR da an ilurcb selir viele (ibereiflslimmende Zeugniasa feslslehl. Dieser Hymnut, dessen ganze CompositJon auf die Idee der Seligkeit der Eit^eweiheLen hingenctilet ist, weiss noch nichts vo» Jaccbos. Die Orphiker atier haben Ikoehat wahrscIjeJKlicIi hnuplsüchlich durch die grosse Idee der etvige« Seligkeit des frommen und gew^iheleo Menschen sich bewogen gesebn, den Dionysos mit den zwo Gütlinnen in eine Dreieinigkeit zu verbinden. Denn' mit dessen seit der Urz<;il g^eTeierleni physischen Tod undi Wiederauneben liess sich die Idee desUebergangs eucli des- meiischltcben Geistes durch den Tod in ein neues Lebenl ganz eben so natürlich verknüpfen, wenn diess auch bisher im Cullus desDionysus, wie zu gluuben ist, noch nicht gesche- hen war, als mit dem Raub und der Wiederkehr der Kare,
Orpbische Poesieen unter dem berühmt'!» Namen ei- nes in Athen aufgekommenen Musäos, so wie auch unter dein alten des Orpheus priesen das selige Lehen der My- steo in einom Jenseits worin die Sonne nichl untergehe.
Diese Beziehung zu deu Mysterien ist im Jacchos die Hauptsache. Aber eis innigst verbunden mit den Gultin- nen von Eleusis, von denen auch der Segen des Acktsfs abhieng, durfte ihm auch diuser Theil Uires Wesens nichl abgeben, musste er gleich ihnen auch wegen Verleihung der Fruchtbarkeit und des Reichthums der Saatfelder ver- ehrt werden wübrend der Wein so weniji von ihm abhing als von ihnen. Und so nennt ihn denn Sophokles mit Nach- druck am Sehluss eines Chorliedes der Antigene den' Spender Jacchos (1152), wie Bock gllickltch überse(zt:< denn la/^f«; isLder Schallner, Aufseher der Vorrathe, auoh der Schatzkammer, dur Ausgeher, Versorger. Das isis was. Arislides sagt^), dass „die Keryken und Eumolpiden den Dionysos zum Beisitzer der EleusinJschen Demeter setzten, zum Aufseher der Früchte und derNehrung der Menschen."
'i) Or. 4 p. 30. vui ,<M tiniUir(«4 Irin« Mi>« Mtn/i ■»'•
108 Demeter, Köre and Jacchos.
Daher der von dem des gemeinen Dionyeoe, dai'Se- melesohmr, venchiedene Charakter der Figur. Bei des Gerealiachen and Mystischen Jaccboi ist an den Wein nick zu denken. Die Sprache bezeichnete bestfminl-diircli H»^ men und Schilderung die sa besondem Galten gelmnglH Seiten oder Aemter der Hauplgötter, die Kunil konnte m nur durch Verschiedenheit der Formen und des GoetflM thun. ' So wenig man in einem bogenschiessendeoApoUea^ einem Kitharodos, oder dem sogenannten Lykiichen dar behaglich den Arm auf dem Kopfe ruht,Uebereinelinmiug sucht ^ ist sie zu fodem zwischen dem gewöhnHobei Dionysos und Jacchos. Auch an dem Mantuanin^en , daaa Braunsehweigischen Onyxgefliss ist Jacchos mit Dämator und Köre gebildet. Auch an einer späten Römischen An Albani bei Zoega (Taf. 96 p. 227) sind sie nd>en. einander und haben in Gefolge die drei sich am Gewand an einan- der (wie die des Borghesischen Altar an den Hinden) bat tenden Hören. Hier hftlt Jacchos , obwohl sehr ▼rnchiedei in den Formen und der Gewandung von dem gemeinen Dio- nysos, die Hand an den Stamm eines alten Wefnatocb^ was aus der unter Griechischen und Römischen toiehleni gemeinsamen -häufigen Vermischung des Dionysos lAidJae- obos zu = erklären ist.' *.' • *
Eine genauere Entwicklung der Theologie Jedeg €k>t- tes oder auch bedeutenden Mythus wtirde die Brkiirang der einzelnen Monumente unförmlich machen und Mfdl^M Wiederholungen mflssten aus diesen Beigaben entepringe». Im vorliegenden Fall habe ich deren um so mehr'mtcli ftf einhalten als ich nicht wiederholen möchte was löh'- yer ganz kurzer Zeit über Nator und Bedeutung deä'Jecebos anderwärts- aiuseinandergesetzt habe '). * Genug ist ee -Wen»
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3] Griechische GdUerlehre 2, 540 ff. 6?9 ff. 641. f.; die Bild- werke S* 552 f., wo unser Relief nach der ersten diTon gegebe- nen Notii nicht wohl beieichnet ist, 640. * '
Demeler, Köre und iaechos.
109
wir die Idee der Zusammeni^ehßrigkeil und Einheit des Jscchos mil seiner Hulter, der Demeter von Eleiisis, und deren Tochter, die Andern als seine Muller gilt, festhalkn und uns das myslische Element und den Ernst des Glau- bens in diesem Cullus nach der historischen Wirklichkeit vorstellen. Wie hoch darin Jacchos slsnd ist deutlich da- .raus, dass in den Mysterien das Heiligthum der goldenen Aehre ihm geweiht war.
Um zu dem Monument überzugehn, so halten die Göttinnen, die eine ein Scepter, die andre eine Fackel, und diese Attribute kommen beide der einen wie der andern, die Fackel auch dem Jacchos zu; nach den Umsländen al- lein kann beurtheill werden, welche von beiden durch das leine oder das andre Attribut bezeichnet werden sollte, wenn sie neben einander abgebildet sind. In Akakesion, wo die Götter der Unterwelt als Hauptperson unter den Namen Oespöna, Herrin, verehrt wurde, halte sie diesem Namen gemSss das Scepler, Demeter eine Fackel^). Hier aber ist nicht an das besondre Amt der Köre als Königin der Tudlen zu denken, sondern sie ist Göttin von Eleusis, mil Demeter gleich und wie schwesterlich verbunden; das Ver- hältniss der Tochter zur Mutter, das ja in den Mysterien eindringlich genug dargestellt wurde, ist nicht überhaupt aufgehoben, aber doch in manchen Beziehungen, nach mystischen Ideen untergeordnet, unterdrückt [tti &em}. Da nun hier Beide einander gegentlberslehn, so gebührt der Mutter das Scepler, und nach ihr wendet natürlicherweise Jacchos sich hin. Warum sollte in Eleusis der Tocht«r der Vorzug vor der Mutter gegeben werden? Auch in der nachher anzuführenden Gruppe des Phidias wird der
4) Pbub. 8, 37, 2. Eine Visenzeichuung wie die in Neapels Ant. BildwerlieD ron (Gerhard und Paiiorka S. 349: „noht Derne- l«r und PeriephCne", mil xyill Fanbelo und eiDem Scepler , bat
HO .D«mel6r, Köre und JaeehOf.
Muttier liiil äiisehtiliishere Stelle fon allen ErUSrem Xll|^ tbeilt« Die beiden Figuren «rscbefcMH auf den ursIMfilidk gleicdartig ) in Alter, Charakter and Haltung' kMimnokr als um -lästige Binf&rmigfceii eu vermeiden «fenpcllieiiei. Auffalltod ist die gftnzlicfae UebereinstimnMing deFtPIfa- ognömife, besonders durch «d^n Mund, mit der au€4»-dto du JaocboS' Aehnlichbeit bat. Doch fehlen nicht Zeichen eiM feineren absichtlichen Unterscheidung voii Mutter •iHld'Tedh ter. I Siracke parallele tief einschneidende Palten und (was in der Zeichnung nicht sichtbar genug ist) scharf '«bgiteobnillBe Falten geben dem unteren Theil der Demeter -etwas Har^ flten«ftiges, das von einem alten Xoanon beibehMtein n sdyn scheint: nur tritt das linke Bein mit : einer :gteliadsB Bewegvng etwas hervor. - Dagegen- fftlH der Mantel der Köre (über die linke Schulter herüber nach vorn tief herab, indem unter ihm ein fein gfefalteter Chiton eine Spame lang^ liervorragt, und umgiebt den Leib und dies Beine nicht 'Ohne eine gewisse Zierlichkeit. Auch ist ihr Hab nicht ganz vom Gewände i>edeckt wie der der Demeter, und auch das hinten in einem Knoten aufgebundene :Haar unterscheidet eie von idieaer^ der es länger und scbnraek- loser herabfällt. Wenn man nicht gerade „jugendliche fler- men öer: Brust ^ nur von einem durchsichtigen' »iSiofF fee- deckt fond (darin eineti auffallenden Gontrast mit «ler an- dern Figur^^ dem franeösischen fiericbterstatter, der>iii ge- ner nicM die Köre -erkannt, zugeben kann, bo isü 4ech auffallender dass ein .Deutscher damals in Athen- 1. an widMii- der in dieser. Köre, die Jbm Demeter ist, der winklichen Demeter gegenüber in schönem Cl^gensats eine gewaltige majestätische Figur erblickte, die unerachtet ^es ReicbthnnUs der Gewandung einen weit matronaleren Eindruck mache als die andre, welcher er strengen Ausdruck, starre Ein- fachheit der Gewandung, gänzliche Umhüllung des «Halses ,,und dach etwas Jugendliches^ zuschreibt. Der .firnn^ dieser Täuschung liegt in dem mythologischen jrrthum.daas
Demeter, Köre uhd JAcchos.
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e^ eine « Schallen königin" vorausselzlo , welche diese Eore ^wiss hier nicht zu repräsetiliren hat.
Die ternere Erklfirung ist schwierig iturch die nicht gatiB -unversehrt erhallnen Hände und ihre keineswegs gewöhnli- ohe Haltung und Geberde. Man hat gedacht, Demeter halte Samenkörner, der Knabe ein Gefüss, auch wohl Köre irgend etwas. Meiner vor dem Gypsabguss geprüften Mei- nung nauli hiullen sie niuhts, und ist überhaupt kein Act ausgedrückt, sondern eine Idee, die der innigen Verbin- dung der drei Personen, des mystischen Bandes der sie zusammenhielt und welches in der Behgion von Eleusis wesentlich und besonders geheiligt war. Köre legt dem Jncchos liebevoll die Hand euT den Kopf und zeigt dadurch an dass er der Ihre sey, za ihr gehöre. Keineswegs ein segnendes oder weihendes Handauflegen sehen wir; denn dazu müssle nothwendig die Hand flach aufliegen die aber nur von der Seile aufgesmizt ist. Die allgemeinsten und wiohtigslen Geberden ein Naturgesetz oder einen nalürli- chen Grund ihrer Bedeutung. Schon diese Handlung der Köre ISssl vermuthen dass auch ihre mystische Schwesler- göllin dem Knaben nur ein Zeichen ihrer mütterlichen Ein- heit mit ihm geben so'le. Er blickt ruhig, bescheiden zu ihr auf und das Cäremoniöse und Achtungsvolle seiner Stellung ist sinnreich dadurch verslarkt, dass er die von der Schuller herabgeglittene Chlamis anständig mit der Hand aufhält. Seine andre Hand, die rechte, welche von dem emporgehatlnen Arm allein übrig und in der Zeichnung nicht deutlich genug ist, hält er ganz offen, der linken Hand der Demeter entgegen Von dieser ist der Daurnen ahgeslossen, sie ist aber ganz so gebildet, als wolle sie sie sanit und ohne alle Foierliclikcit in die desjacchos fal- 'len lassen. Man wird sagen, diese Art die Hand zu rei- chen und sie aufzunehmen sey sehr erkünstelt und ge- zwungen. Daran aber ist Schuld die Enge des Baums in dieser gewiss nicht ohne Grund beliebten Zusummenstellung
11:2 Demeter^ Köre UDd Jtcchof.
der drei Götterbilder in geschlossner Reihe, dass Denelf nichts reicht, ist klar und eben so dass die .hingehahe Hand des Jacchos nicht eingerichtet ist etwas ca enphi- gen und zu halten, oder auch hinzureichen , wie ein Ge- fäss, wor^n gedacht worden ist. Ein grosses BöhrU vor. dem Kopf des Jacchos scheint auf irgend einen Schvad aus Bronze zu deuten, kommt wenigstens gewiss nickt ii Betracht in Hinsicht der dargestellten Handlung. Dasi ia Handschlag nicht recht förmlich und deutlich ausgedrflck^ isortdern nach der Stellung der Personen, etwas unbeholbi und oben hin ausgedrückt ist, darf vielleicht, daauil ffi- glichen werden, dass auch die dem Knaben, auf den Kofi gesetzte Hand eher versleckt symbolisch und eine- leise An- deutung ist^ Dass die offen und flach emporgehaltne Htti eine Geberde von uns unbekannter Bedeutung Bejy IM sich nicht vermuthen wegen der auf sie doch gewiss bo- bezüglichen Hand der Demeter^).
Auch in der Gruppe derselben drei Götter im vorde- ren Giebelfelde des Parthenon, die wir ans der. Carrey- sehen Zeichnung kennen, ist kein andrer Sinn der Compch sition zu errathen, als der einer gleich nahen BpzieiluiBg des Jacchos zu Demeter und zu Köre. Nur ist, hier, wo Phidias die Hauptgötter Atiikas bei der Geburt, der,. Atheai
■5J Bei der Vermuthung das« die Dreieiniglieit der QötterTM Eleusis dargestellt sej, die an die Stelle der durch den Äsal im Namen GöttiDoeD und durch Tiele mjstische Andeütnoga gegebenen Zweieinheit getreten war, mache ich mir''fficht Btteh- nuDg darauf die Zustimmung mancher Arohäologeii' 'tu erhä^ ten. Denn wie wenig von den meisten die Feinheit beiohtiat' uai erkannt wird , womit der scharfe Verstand der Griecbiscbeo Kfii|iW 1er durch Stellung und Bewegung Verhältnisse anzodenten und auf die mystischen in ausgesuchter Art hinzuweisen gewuait. habt, ist mir nicht unbekannt. Und doch ist es gewiss schickljcli mm das Tiefe und Mystische , worüber nur die Geistigeren naekdi^nKkläy in Uebereinstimmung mit seiner eignen Natur , aoeh inir-«U''j|A« winermassen yersttckter Symbolik ausgedrückt -werde. . '('•^•jib
Demeter, Köre und Jacchos. 113
^'- in grösster behaglicher Ungezwungenheit, wie im alltägli- ^ chen Leben darstellt, was am meisten in der unübertrof- ' fenen Gruppe der drei Thaugöttinnen sichtbar ist, die Er- ' scheinung des andern Dreivereins in grossem Contrast mit ' dem Tempelstyl des Reliefs steht.
' Nächst den beiden Gruppen der drei Götter ist das
I wichtigste Monument für den Jacchoscult die kleine Figur k der Mutter mit dem Knaben auf dem Schoos von dem Fries f des Tempels der Poliäs in Athen. Mir steht davon eben- k falls ein Abguss im hiesigen Museum vor Augen, an einer I Abbildung fehlt es nicht. ^]So wenig der Zusammenhang ' und die Bedeutung dieses Frieses sich aus den Fragmen- 9 ten errathen lässt, so ist doch leicht einzusehen dass De- I meter oder Köre die in dem Orphischen Hymnus auf De- I meter zugleich svtsxvog naidafplXt] und xwQOtQÖg>og xovQfj i genannt wird (ä9, 13), mit ihrem Sohn an dem Heiligthum der Athena und des Erechtheus, mit dem auch der ur- V sprünglich agrarische Kekrops und seine Töchter Zusam- I menhang hatten ^ leicht Platz finden konnte. Das Verhält- I niss der Grösse des Jacchos zu der Mutter ist hier ganz i dasselbe wie in dem Relief von Eleusis, worin die zwo Göttinnen ihn um Kopf und Hals überragen , und in der Gruppe desPhidias, worin der Sohn wie in der vomErech- theum ganz nackt, aber noch etwas grösser ist. Nicht unwahrscheinlich ist, da sonst die Götter nicht in diesem Alter ausser etwa Eros zur allegorischen Bezeichnung eines gewissen Charakters der Liebe vorkommen, dass die Eu- molpiden diese Unterordnung des Jacchos beliebt hatten um einen Vorrang der seit uralter Zeit vor ihm verehrten Göt- tinnen zu behaupten, wie ihn im Allgemeinen die Aelte-
6) Rangabö Antiqu. Hellen. T. 1 pl. 3. 4 sind die Fragmente dieses Frieses lasammengesteUt, danach in OTerbecka Gesch. der Griech. Plastik 1, 281 Fig. 1. Vgl. daa GotUsche KaDStblatt 1836 Sl 39 f.
V. Ä
114 Demeter, Köre and Jacchos.
ren vor den noch nicht Erwachsnen behaupten. Der groM Knabe auf dem Schoose gehalten befremdet, doch aar n lange bis man bedenkt dass diess die sicherste Art ist iv- zudrücken dass er ihr Sohn sey, da es ohne besonfa Umstände keiner Andern zukommen würde ihn anf ihns Schoose zu halten. Sonst wird er auch als Sftugiiog m Busen der Mutter, der mammosa Ceres, dargestellt ^^ ml ausserdem vermuthlich auch in gleicher Grösse mit ihiM neben den zwo Göttinnen. So vermuthlich im Tempel der Demeter zu Athen ^ worin diese drei, Jacchos eine Fackel haltend, standen von der Hand des Praxiteles^ wie mit AI* tischer Schrift an der Wand geschrieben war^). Ich habe vermuthet dass das von Cicero erwähnte Kleinod der Athe- ner ^) dieser Jacchos gewesen sey. Auch der an dem T^ der Mysterien, welcher Jacchos hiess, aufgefüiirte Gott ii der Jugendblüthe {äqaXog &€dg in den Fröschen des Ari- stophanes 397} war vermuthlich in Jünglingsgestalt. Ebei so ohne Zweifel wo Antinous als ein viog *laxxog darge- stellt war.
Auch in der Kunstgeschichte oder in Ansehung im Composition und des Styls behaupten die Eleusisohen Drei- Götter des Reliefs, deren Darstellung im streng religiösei Sinne nicht ihres Gleichen hat, ihre Eigenthümlichkeit nai ihre besondre Stelle. Den religiösen Sinn, worin sie anf- gefasst sind, wird Niemand bezweifeln, welche Stelle dal
7) Suid. "lax^oSf Jiovvcog ini rf uaar^. Und so soll ihn aif einer noch nicht herauigekommnen yorzüglich schönen gcndalteo Vaie aas Kerstsch, mit Triptolemos anf der andern Seite, Köre im Aof- steig«n aus der Unterwelt auf dem Arm halten. [Vgl. Gompte— reodi de la comm. imp. arch. 1859 pl. 1. 2.] In einer zu Athen gefond- nen kleinen Figur in Slackelbergs Gräbern Taf. 59 hält Demeter Kurotrophos wenigstens gewiss nicht, wie der Verfasser annimmt^ den Oemophoon, sondern eher den Jacchos auf dem linken Ani| auf der rechten Hand die Giste oder dergleichen.
8) Paasan. 1, 2, 4, auch bei Clemens Protr. 4, 4 p. 18.
9) Verr. 4, 60.
Dfmeter, Köre und Jacchoa.
ßelier, das sowohl durch seine Flachheil als durch die Grösse der Figuren auf einer solchen Plallu eine tiberraschen da Erscheinung isl, auch an einer Tempelwand, an der Vor- derseite eines grossen Allars oder sonst irgendwo einge- nommen haben möge. Die Erfindung und Anordnung ist so geistreich und fein als einfach und klar die Absicht die drei Göller bei aller Natürlichkeit nach dem Lebi;n in der vollen und reinen Würde ihres gölllichen Daseyns vor Au- gen zu stellen. Auf den ersten Blick erinnern dabei die Göttinnen, besonders durch Hallung und Gewandung nn den Fries des Parthenon, Von dem Princip des archaischen Styls isl auch im Nackten keine Spur mehr zu erkennen, wie wohl behaujilet worden isl. Die Formen und die Tracht nach dem neuen, dem archaisch religiösen enlge- gengeselzlen Princip zeigen durchgängig ganz unbefangnes Nalursludium. Das Modell zu der schönen Figur desjac- chos isl sehr kräftig gewesen, und es ist mythologisch be- merkenswerlh, wie sehr er sich von Dionysos, dem ver- mutlilich auch um diese Zeil schon weniger derbe Formen gegeben und niemals ein Knabenaller beigelegt wurde, tinlerscheidet , wie er musste; denn dessen Wesen ist ein ganz andres und Jacchos für sich, wenn man nicht den Dionysos mit ihm verschmolz, war auf den Segen der Frucht und der Weihe beschränkt. Auch an natürlicher Grazie fehlt es nicht in dem Anzug der Köre, in der anständigen Stellung des Knaben und seiner Haltung der abgeglillenen Chlamys und überhaupt. Doch zeigen die Fitsse und die Vorderarme der Göllinnen einen Mangel an feiner Ausfüh- rung. In der erhaltnen Nymphe von einer Metope des Tempels zu Olympia ist, bei aller Treue ihrer bäuerlichen Wollentrachl, mehr Grazie zu erkennen, wiewohl auch Melopen keine tegä sind. „Ebenbürtig den Sculpluren des Parthenon" wollen wir das Relief von Eleusis keineswegs nennen, aber auch nicht behaupten dass ein Werk wie dieses vor die Zeit des Phidias zu setzen sey. Denn b*
116 Demeter, Köre und Jacchos.
dessen Styl auch weit mehr vorbereitet gewesen seyn Ml als wir wissen und vermuthlich zwischen seinen frflhstn Werken und den spatesten sehr viel Verschiedenheit w«, so sind doch alle näheren Bestimmungen sehr misslid Von der sehr grossen Menge der auch schon in jener Pe- riode in Attika für die Tempel erarbeiteten Bildweite kennen wir nur eine verhältnissmäsig sehr geringe AnuU Ausser den Fortschritten nach Menschenaltern , Schulen uU Jahren kommen auch die möglicherweise nicht geringen Di- terschiede nach den Orten, Hauptstadt oder Landstadi| nach den Talenten und innerhalb der Schule, diese ia Allgemeinen genommen, in Betracht.
Schon vor der gegenwärtigen Bekanntmachung ist ds Eleusische Relief zweimal herausgegeben worden; in Parii^ wie ich aus der Revue archöologique dieses Jahres (p. 401) ersehe, durch Fr. Lenormant, (gaz. d. beaux-arts 1860, VI p. 68 ff.) dessen Vater Karl Lenormant in Athen we- nige Tage vor seinem dort eingetretenen Tode den AbgiS veranstaltet hatte, und in Leipzig von Prof. Overbeck in dei Berichten der k. Sachs. Gesellschaft der Wissensch. phiIoL bist. Kl. S. 163 ff. Beide Erklärer sind auf den unglttcUh chen Gedanken gefallen dass die Aussendung des Triptolemos dargestellt sey, wodurch in der Deutschen Abhandlung, die dafür einen strengen Beweis zu führen bestrebt ist, eine ungewöhnlich grosse Anzahl unbegründeter Bemerkungen mi gezwungener Voraussetzungen entstanden ist. Es würde gegen alle Analogie seyn wenn ein Dämon von dem Schlage des Triptolemos nicht in Gestallt eines Erwachsnen, uni sehr seltsam wenn als der erste Pflüger ein Knabe gebil-« det wäre. Wenn man schreibt le jeune Triptolemos, so geht man sehr leicht über den Umstand hinweg dass der immerhin junge Triptolemos in allen unzähligen Darstellun- gen niemals darum als unausgewachsen vorkommt« Sagt man aber, der des Reliefs könne noch ein paar Jahre ället seyn als achtzehn bis zwanzig (S. 183), so fühlt man weU
Demeter, Köre und Jacchos. lli I
' richtig dass ein solches Aller Tür den Diener der Göttin ' ungefähr passend wäre, bleibt aber die Erklärung schuldig warum der Bildhauer ihm nicht die natürliche Grösse sei- nes Allers gegeben habe. Was darüber in der Abhandlung S. 167 f. gesagt ist muss dem Verrasser selbst doch allzu gezwungen geschienen haben, da er durch Ausreden nach- hilft wie diese, dass das Massverhällniss des Jünglings für sein Alter nicht massgebend sey weil es nicht feststehe, dass er mit den Göttinnen eines Geschlechls, dass auch er ein Gott sey, was ihm doch gewiss Niemand absprechen wird der auf den Sprac!:£F brauch der Alten genau achtet, tind dagegen dann wieder (S. 184], dass die Kleinheit der Figur wohl aus einer uns verlornen oder verborg- nen Tradition abzuleiten sey, was zu jeder unwahrschein- lichen und unnatürlichen Erklärung leicht eher passen möchte als zu diesem höchst einfachen Mythus^"). Die Göttin soll dem Triptolemos Saatkörner in die weitofTne Uand geben, statt ihm, was allein sich als künstlerisch denken lässt und in dem in meiner Zeilschrift für alle Kunst edirlen Relief zu sehn ist, eine Aehre zu reichen. Für diese ist kein Raum und passen nicht die Hände der Göttin und des Knaben , was nicht versteckt wird durch die Bemerkung dass „der Gegenstand welche sie dem Jüng-
W] TVirklicti hal Gerbard sn die, me er iigl »an Xenophon □ Ds bekannte Geltuo^ des THploleinos at« MjslerieDlehrers ge- < dacbl unter VorausHelzung einer Rolie oder aoiiel eiaei Wahrzei— cheni ia der Haad der Figur, Archiolog.AiiieigeT, 1860 S. 99 *. Aber was Xenniibou berubri, dasa TriptolemoB den Heraklea uad dieDioskureo eiageneibl babe, dicaa Ihul er «ii ein Einbeimiacher, ohoe den Fremde nicbl eingeweiht werden konnten; der Begriff eines MjElerienlehrera ist neu und fremd und bedürfte zur Auf- nabme eines andern M^atagogea als Xenophon. Ueberbaupl haben solche spielende eiuzela Torkom inende Sagen, wie i.B. die wo- nach Triptolemos ein Sohn der Poljnnia i^l, keinen Anspruch auf Beräckaicbtiguog
118 Demeter, Koro und Jacebos,
ling darreiche, verloren gegangen sey^ und dass nan still ^Saatkorn^ setzt „Gabe der Halmfrucbt" und xoletzt gv ,,Aehrenübergabe<^ (S. 194). Es kommt hinxu dass du augenscheinlich irrig angenommene Handauflegungf voo Seitei der andern Göttin als eine Weihung und Seg'nang, ib ein zweiter und der wichtigste Act genommen wird (S. 170), da doch das Nahrung und Reichthum schaffende Walt« des Triptolemos das Geistige niciit berührt and nur in gar weitem Sinn heilig genannt werden könnte^ so dass mu in diesem Act höchstens den Wunsch gesegneten Erfolgi erkennen müsste, oder signe de protection, wie ich in der Französischen Revue finde. Doch diess ist sehr unterge- ordnet gegen die sonderbare Vorstellung des Deutschei (nicht des Französischen) Erklärers, dass nicht Demeter, sondern Köre dem Triptolemos das Saatkorn darbiete, fai Griechischen Mythus und den Darstellungen desselbei herrscht das Einfache, Natürliche vor und alles Verxerrte und ein grundloses Abspringen und Variiren sind ihm fremd. Wir wollen annehmen dass eine unrichtige Zeichnung den Erklärer verleitet hat, in der Köre eine erhabene Matrone und in der Demeter ein schönes, junges Mädchen , gewim nicht älter als 18—20 Jahre zu sehen (S. 168). Die« aber hätte ihm die Zeichnung verdächtig machen müssen, die vermuthlich auch an der sehr verfehlten kunstbistori- schen Deduction S. 188 ff. mit Schuld ist. Die Aufgabe einen stehenden Typus, ein Ideal fest zu stellen war eine andre bei der Hera, Athena, Artemis als bei der ländli- chen Göttin, die sich der wirklichen Hallung und Tracht Attischer Bürgerinnen noch anschliessen durfte , wie sie auch noch in den Werken der jüngeren Attischen Schule thut Auch unser oben erwähnter erster Berichterstatter, der aber den Jacchos erkannte, nennt die Figur mit dem Scepter piü giovane, diess wohl nur wegen seiner Voraussetzung wie so oft aus falscher Benennung in die Beschreibung Züge ttbergehn, welche nicht das Auge, sondern die vor-
Demeter, Köre und Jacchos. 119
■I gefasste Meinung eingab. Was aber den Triptolemos an- i gebt, so darf ich mir erlassen die in der Deutseben Ab- el bandlung über ihn und äie ihn betreffenden Bildwerke auf- -R gestellten Erklärungen zu besprechen. Nur gegen Eines p will ich Widerspruch einlegen. Wenn behauptet wird dass ^i die Sage von Tiiptolemos erst später eine Episode des |l Koramythus geworden sey (S. 287), so hatte freilich Prel- jj 1er in seiner Schrift Demeter und Persephone gesagt, der ^ Homerische Hymnus an Demeter kenne den Triptolemos ,] noch gar nicht (S. 105). Aber diess ist bei unbefangner |} Betrachtung der Mythen im Zusammenhang unglaublich. I Der Name Triptolemos ist offenbar bedeutsam und in den I epischen Hymnen sehn wir die Einheit beobachtet oder I einen Hauptinhalt behandelt, die Geburt desApollon, seinen j Drachensieg, die Dieberei des Hermes, die Abkunft der I Aeneaden von Kypris, den Sieg des Dionysos über die I Tyrrhener, die Stiftung der Geistesunsterblichkeit durch I Demeter. Derselben Göttin Einführung des Ackerbaus war ein andrer grosser Gegenstand und gewiss ein früherer als der andre: darum war aus diesem Hymnus der eigent- liche Triptolemos auszuschliessen. Da er aber gleich so vielen andern allegorischen Göttern auch historisch umge- bildet und ein König geworden war, welchen Panyasis Sohn des Eleusin nennt und zu Welchen bei ApoUodor Demeter gekommen ist, so fand er als solcher in dem Hymnus eine Stelle , zu dessen Zeit diese Umwandlung vermuthlich schon alt und in manchen Genealogieen verwendet war, ohne dass darum der schöne Mythus von Triptolemos vergessen oder zum Stoff eines andern Hymnus nicht ansehnlich ge-^ nug mehr gewesen wäre. Beiläufig mag ich wohl auch noch (gegen S. 190 f») bemerken dass in der andern Gruppe* des Praxiteles bei Plinius Ceres, Triptolemus, Flora diese letzte, gegen alle Handschriften ausser einer in welcher Candoris aus Chloris corrumpirt ist, keineswegs in Cora geändert werden darf. Welche Behauptung dass Flora mit
120 Demeter, Koro und Jacchos.
dem Mythenkreiss der Eleusinischen Demeter niehb a thun habe! Vielmehr giebt die eine Gruppe ein schöos Seitenstück der andern ab: Segen der Fluren durch D^ meter mit und durch Triptolemos und Chlorig und geisti- ges Heil, das sie mit Jacchos verbindet. Chloria^ die Göt- tin des Grünens, deren Vorgängerin die auch historiid umgebildete Niobe war, schickt sich an die Seile desTrif- tolemos, dem das Grün auf dem Fusse nachfolgt. Der Ideenkreis des Praxiteles war weit und fruchtban
In Athen scheint, etwa neben der Unkenntniss da Jacchos, zu der Beziehung seiner unzweifelhaften Figv auf den allbekannten Triptolemos der Fundort des Reliefi Anlass gegeben zu haben. Dieser war in der Nfthe der Kapelle des h. Zacharias, von welcher die FransOsisde Notiz sagt: qui provient du temple elevi ä TriptoliM Wenn diess gegründet wäre, so würde es gar nichts b^ deuten, da in einem Tempel des Triptolenros auch anist als der ihn angehende Mythus aus dem Kreise des Dene» tercultus gefeiert werden konnten. Doch liegt auch eil Grund dafür nicht vor. Ross hat zwar obenhin und ohie alles Weitere gesagt: ^^) ^Nahe vor dem heutigen Dorfe gelangt man an eine Kapelle, die auf den Resten des Tem- pels des Triptolemos steht, ^ und Pausanias sagt nachdea er von dem Erineos am Kephissos gesprochen^ wo Plutoi die Köre entraflt und an welchem Theseus den Prokrustes getödtet habe: „die Eleusier haben einen Tempel des Trip- tolemos, einen der Artemis Propyläa und (einen) des Po- seidon Vater ^ (1, 38, 6.) Reste eines Tempels mögen in jener Kapelle enthalten seyn, aber welches Tempels ist durchaus ungewiss und nur in der Nähe der Kapelle wurde *der Marmor ausgegraben.
Erst nach Abschluss dieser Abhandlung kommt mir das mir vorher entgangne erste diessjährige Märzstttck der
llj Rönigsreiseo 2, 100.
Demeter^ Köre und Jacchos, 121
j Revue des deux mondes zu Gesicht, worin Hr. L. Vitet I über das Relief und zugleich über einen in dessen Nähe i entdekten Kolossalen Kopf, wie er annimmt, des Poseidon, i sich verbreitet (p. 217—226.) Auch er sieht den Tripto- (lemos, dem er vierzehn bis fünfzehn Jahre beimisst, und {nimmt an dass Demeter, die ältere Göttin, ihm Unterricht t über den Ackerbau ertheile und ihn auf den Cult der bei- b den Göttinnen und die Mysterien, die aber den Triptole- mos eigentlich gar nicht angehn, vorbereite, während sie j y^einen beinah unmerkbaren Gegenstand,'^ der aber doch ein Fruchtkorn seyn soll, darreiche, Köre aber durch die auf seinen Kopf gesetzte Hand (main suspendue), ihn zu beschützen und fast zu segnen scheine. Man freut sich der begeisternden Lobrede auf die Grossarti(;keit und Schön- heit der Figuren , wenngleich die einzelnen Bemerkungen oft zu sehr ins Unbestimmte gehen und nicht genug un- terscheiden ^2).
12) Zu vergleichen aoch noch das Rom. Bullettino 1860, S. 177 September; and der Brief von PerTanoglu October S. 209, der die Demeter dod richtig erkennt /wie aoch in der ReTne archdol* die Andre viel jönger e gracile genannt werde.
Die zwölf Götter am östlichen oder Torde-
ren Fries des Parthenon.
An Hrn. Professor Gerhard^)«
Die mir eben zugekomoienen Schriften des archfiolo- gischen Instituts für 1851, deren baldige Ankunft Sie mir neulich meldeten, werthester Freund, haben mich durd die neue Erklärung der „Centralgruppe^ des Parthenon- frieses von unserm Freund E. Braun so stark aufgeregt dass ich Ihnen eilig meine Gründe gegen diese Erklftrung mittheile, so ungelegen mir sonst im Augenblick Allel kommt was mich aufhält in nothwendigen Geschäften. Sie mögen daraus abnehmen wie wichtig es mir scheint , die poetische Gestalt, die im Geiste des Phidias die vornehm- sten Götter seiner Stadt annahmen, richtig aufzufassen^ in diesem Fall vielmehr seine Götter zu retten. So wichtig ist diess um den erfinderischen Geist des Phidias zu wür- digen, so wichtig auch selbst in Hinsicht der Athenischen Culte seiner Zeit , so unabweisbar dass ich darum die Ab- neigung überwinde gegen Freunde zu streiten, zumal ge-
1) ArchSol. Zeitong 1852 Aogast. S. 486—496. Mit dem brieflichen Zusatz: „dass ich so frei war diesen Aafsati ao Sie zu adressiren, geschah ijm die frenndscbaftlicbe Absiebt desselben mir gleichsam ron Ihnen bezeugen zu lassen.*' Die sehr gute Ab* bildung ist in den mon. del Inst. Vol. 5 tay. 26. 27, wiederholt in OTerbecks Gesch. der Griech. Plastik 1 , 280 f. fig. 51. b. c. d. i. k.
Die zwölf Gölter am östlichen Fries des Parthenon. 123
gen jenen der mit so viel Feuer und Eifer einen neuen Gegenstand und so auch einen in ihm aufgegangenen Ge- danken ergreift. Danlten wir ihm für die Zusammanstel- lung der wuhl bekannten Gruppen in ihren beiden Hälften auf einem einzigen Blatt [Taf, 27) nach schätzbaren Zeich- nungen, wehren uns abur gegen die Irrlehren die er uns mit Ungestüm aufdringen will. In dem Bulleltino zwar (p. 17 — 19) ist er von der Entschiedenheit, die durch die ganze Abhandlung in den Annali [p. 187 — 214] und in der Rede p. 89— 102 herrscht, ein wenig zurückgekommen und will noch Unterhandlung zulassen, schliesst jedoch auch da mit den Worten: le deßnhioni volgari « Irovano üt contradhiotie aperta con lulle le osservazioni delF arte greca. Dieser Widerspruch wird dort hergeleitet aus der vorher nur durch Carrey bekannten, in Athen aber In neuerer Zeit wieder aufgefundnen und durch Andreoli ab- geformten Gruppe, wovon wir auch hier einen Abguss ha- ben. In diesen Figuren erkennt Braun die Absicht sie von den Olympischen Göttern als solche, die sich nicht mit Nektar und Ambrosia genährt haben, zu unterscheiden, und durch die vollen Adern der Hände und Arme auf die He- roen anzuspielen, andere Wesen übrigens auch als oht vvv ßqoioi eIiTiv. Dtess der nachträgliche Hauptgrund für die „patriarchalischen Familien," wonach dieser uns wun- 'derbar erhaltene Götlerverein in einen marmo crottaoale, in eine Attische Königs- und Culturgeschicbta sich zu ver- wandeln hotte ')■
Unser Freund hat freilich nicht erlebt, welch Erstau- nen es nach der Ankunft der Giebelstatuen des Parthenon in London erregte, dass die Götter des Phidias nicht an
2] Gegen BranDs Palrlsrchen spricht auch, äa^a die Figuren grösser eind als die anderen Figuren, nie am Tfaeseion, dem Nikelempel und überhaupt, und Heroen UDtericheidcD ajcb ihnen gegenüber aiobt Toa Menschen.
124 Die zwölf Götter am östlichen Fries des Parthem.
Homers Olympische Speise und Trank erinnem , die alt» dings die Bildhaaer einer späteren Zeit mit in Anickki gebracht zu haben scheinen. Canova schrieb damals : i» nUro i» essa la eeritä della natura congiunia aUa MBib deUe forme belle , tutto gut spira eita^ con uma etidem^ con un artißiio squisito cet. Ein andrer beruh mter Bfli- haaer, Dannecker in Stuttgart, schrieb etwas spftter, nad- dem er Abgüsse mehrerer der Kolosse erhalten hatte, fibcr diese an mich (26. Juli 1819): y^Sie sind wie auf Nato geformt und doch habe ich noch nie das Glttck gehiM solche Naturen zu sehen. '^ Visconti sagt (Leiire du Cka Canova et deux Mim, sur les Oeuvres de Mculpt. dam k colL de Mr. le C. Elgin, Londres 1816) p. 21 aber da Poseidon : Dans les parties les mieux conservScM la surfst» du marbre exprime lasouplesse des chairSy quelques 9eisä semblent s'enfler au dessous de la peau, La suppresM de ces vaisseaux dans les ßgures dun caractSre ferwse if musculeux, lorsqu^elies reprisentent des dhinitSs, est dm une Innovation qui tient ä la maniire d'un age posUrietr. Peut'^tre doit-on cette mithode ä PraxiUle. Auch p. Si bemerkt er l'indication savante des muscles ei mäme du veines tant dans les figures des hommes que dans Celles da chevaux. — Ainsi ces artistes incomparables faisaieni moh eher de front la vMU de Fimitation ei le beau chaim da modeles. Diese grosse Naturwahrheit wurde noch speci- eller nachgewiesen in London Magaz. 1822 No. XXYlf. Unzählige Andre wiederholten in jenen Jahren eine That« Sache die es uns geradezu verwehrt, wenn wir an dea in den Friesreliefen dargestellten Göttern dieselbe Erschei- nung wahrnehmen, nur darum sie nicht als Götter aner- kennen zu wollen. Dass die Ausführung nicht durcbgftn- gig von einer Hand, sondern von sehr vielen Händen her^ rührt, wird im Einzelnen vielleicht berücksichtigt wetibtp. müssen. :, . ;
Ehe ich von den an ihre Stelle gesetzten ' Pen
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A Die zwölf Götter am östlichen Fries des Parthenon. 125
ji rede, will ich die Götterpaare selbst, wie ich sie, meisten- ■ tbeils in Uebereinstimmung mit früheren Erklärern , ver- ■I gtehe, dem die neue Abbildung und Erklärung prüfenden ^ Leser vorführen. Eine sehr verdienstliche Zusammenstel-- I lung hat K. 0. Müller (übereinstimmend was die Erklärung ■I der Götter betrifft mit seiner früheren Abhandlung in den er Annali dell' Inst. I p. 222 — 224) in der deutschen Ueber- A Setzung von Stuarts Athen (1831) II, 673—677 gegeben, m der man zwei von Braun widerlegte Irrthümer zu gut L halten muss. Denn in schwierigen Dingen wird selten auf k einmal in allen Punkten das Richtige gefunden. I 1. Zeus, welchen nach Müllers Bemerkung y,ausser
I dem höchst mächtigen Körperbau, die von Phidias auch t am Thron von Olympia angebrachten und gewissermassen I typisch gewordnen Sphinxe neben den Armlehnen bezeich«- nen,'^ und Hera. In der Zeichnung von Stuart und der im Britt. Mus. YIII pl. 2 ist am Zeus ein Ueberrest des Scepters zu sehn, welcher in der Braun'schen fehlt. Hin. sichtlich der Sphinxe als seitdem üblicher Träger am Thron des Zeus verweist Hawkins auf Bartoli Admir. tab. 28, der auch auf die Rücklehne, wodurch der Sitz des Zeus aus- gezeichnet ist, aufmerksam macht. Auch der Tochter des Zeus gab Phidias die Sphinx auf den Helm. ~> Mit Recht nennt es Müller unbegreiflich dass' Visconti die weibliche Figur von matronaler Fülle des Busens und Leibes mit dem grossen über den Kopf gebreiteten Schleier für Pallas habe nehmen können. Juno nennt sie auch Stuart, obgleich er den Zeus verkannte ^ und die Synopsis of the Brit. Mus. 1817 p. 114. Neben Hera steht— nicht mitzählend, gleich wie der Knabe an der äussersten Gruppe der andern Hälfte — ihre Tochter Hebe, so wie im Heräon von Ar- gos aus Gold und Elfenbein von Naukydes, und in Man- tinea aus Ens von Praxiteles. Also nicht weder Iris noch Nike. ■ ■■ '■ ■''"
iif Umißm ^-^moBf welcher hier
126 Die xwOlf Götter am östlichen Fries des FMbeMi
gleichsam die Köre vertritt und von Mttller fiBr HepUäM] genommen wurde, nach einer vermeintlichen Aadeitaii der Fussschwäche , welche Stuart dagegen in dem Zeus iiil Mir ist unbegreiflich warum Zoega Bassir. tav. 53 noL 1* diesen Stuart'schen Hephfistos zum Pluton macheo woflH Den Triptolemoa erkennt auch Braun an, so wie Viseod| und Hawkins (Brit. Mus. VIII pl. 1).
3. Die Dioskuren oder Anakes, erkannt vonSti-l art, Visconti u.A. Sie schauen nach derselben Seite (nidl dem Zug), weil das Gegentheil Feindschaft anzeigen wflrie,! wie zwischen Prokris und Klymene von Polygnot in der Lesche, sitzen aber (sie allein) nach den entgegengeset^ ten Seiten, was so ganz ihrem Auseinandergehn nach dei ursprünglichen Mythus entspricht und mit den verschiede- nen Arten sie zusammen vorzustellen, die auf denselbsi hindeuten, tibereinstimmt. Dabei ist zugleich ihre Eiokeit und Brüderlichkeit sprechend und glücklich ausgedrücU, und diess setzt Braun auseinander (p. 201), der das Aadn verkennt. Das Anakeion fiel dem Pausaniaa durch sdi Alterthum auf (I, 18, 1). Seine Wichtigkeit zur Zeit dcf Phidias ergiebt sich daraus, dass darin Polygnot und Ni- kon Gemälde ausgeführt hatten. Nach ihren Stataen ii diesem Tempel , worin sie neben ihren Rossen standen ad dem Boss eines jeden sein Sohn , wie in Arges (Paus. II, 22, 6), ist ein Bezug dieser Götter zu den Geschlechten der Ritter zu vermuthen, deren Klasse am Fries glänsenl ausgezeichnet wird.
4. Nach der andern Seite vorn Gäa, Athene aid Brechtheus, ihrer beider Sohn. Den Knaben hatte Vis- conti erkannt, doch zu ihm, statt der Mütter, seine Erzie- herinnen Aglauros und Pandrosos sich hinzugedacht, yai denen aber Herse nicht zu trennen war. Auch könnlM diese Erzieherinnen unter zwölf Göttern nicht milssUeii Gäa, voran sitzend als die unmittelbare Mutter, zeigrt .des Knaben y der ein Stöckchen haltend mit gespannter Avf-
' I Die zwölf Götter am östlichen Fries des Parthenon. 127
fcil merksamkeit schaut, den heih'gen Zug. Sehr übereilt nannte i hier Müller Peitho, Aphrodite Pandemos (die von dieser ■i Gfta sich gewiss nicht wenig unterscheiden würde) und i EroSj indem er den Knaben beflügelt glaubte; wie auch h noch in seinen Allen Denkm. 1 Taf. 24 No. 115 g, der if= Knabe, von welchem er doch Gypsabgüsse aus der von Choiseul Gouffier nach Paris gebrachten Form bei Dan- T necker und in Darmstadt und Berlin geschn zu haben in i der früheren Abhandlung angiebt, Eros heisst. Nicht we*- I niger übereilt vertauschte Hüller später CGött. Anz. 1835 ; S. 2064) den Eros mit Jacchos nach dem Vorgang von I Lenormant, der übrigens in seinem Tresor de Numism. et I de Glypt. VI, 1, 1 (1834) die Hüller'sche Erklärung des ganzen Frieses zu Grunde legt. Denn Demeter die nebst Kora alsdann anzunehmen wäre, kommt schon in der zwei- ten Gruppe vor, und nicht als Demeter Chloe.
5. Apollon Patroos und Poseidon. Auf den
Apollon sind auch Sie verfallen, werther Freund , in der
Abhandlung über die zwölf Götter 1842 S. 16, wo Sie
aber die Artemis ^ doch wohl nur als Zwillingsschwester,
neben Aphrodite und Eros, die Sie von Müller beibehalten,
aufführen. Es ist aber vielmehr der Apollon Pat roos zu
denken, der so wenig die Letoide Artemis, von welcher
der Pythische Apollon nicht getrennt seyn würde, angeht
als die in Athen verehrte Artemis Brauronia, die in keiner
Verbindung mit irgend einem Apollon steht. Der Patroos
war (zur Vereinbarung der Culte aus politischen Gründen)
Sohn der Athena Polias und aller lonier Patroos, auch in
den Kolonien. Die jugendliche Gestalt und das Gesicht
sind Apollinisch, Visconti nannte hier Poseidon und The^
seus, Hüller Poseidon und Erechtheus „oder Erichthonios;^
doch könne auch die Deutung auf Theseus und Hippoly-
tos vertheidigt werden.
6. Heplifl«t.otiii4:AphjadiU Urania. Jener konnte iiBlit im m9geiuf$en werden,
128 Die zwölf Götter am ösliichea Fries dm PtorÜMOM.
nach welchem sogar eine der vier Phylen benannt wwkt ist. Aber Phidias hat ihm auch, statt der Lahmbtttt, (b man in zweien dieser Figuren bat bemerken wollen, eil neues Kennzeichen ausgesonnen, den Stock, ohne den kt Athenische Bürger nicht in die Pnyx ^ing, wie wir M Aristophanes sehn, ohne den er wohl im Allgemeioen Dieb auszugehn pflegte. Etwas Bürgerliches aber steht dea Gotte des Handwerks wohl an. Die Tempel beider ge- nannten Gölter standen, wie aus Pausanias bekannt ist (1, 5, 6), über dem Keramikos und der Königshalle, nahe bei einander, und diess wohl nicht zufällig, sondern weil na die Homerische Mythologie im Sinn hatte. Die Hoiueriscke Aphrodite ist in eine Pandemos und eine Urania, wekki letztere man bald mit der Assyrisch-Phönicischen Stam»* göttin identificirte, bald aber auch als die Hellenisch sit* tige, erlaubte Liebe sowohl der „Syrischen Göttin^ als dtf Pandemos entgegenstellte, aus einander gegangen. Phidiis hat die Urania gewählt und ohne Zweifel als die Ueileoi- sche gedacht. Wenn, wie Müller behauptet, an der weib- lichen Figur y,eine kleine Schlange sich um den linken Am und unter der Hand durchwindet, die man bei g'enaaerer Betrachtung kaum verkennen könne, die auch in einen Gybsabguss deutlich bezeichnet sey, den er unter Auges hatte,^ so würde diese Schlange als Armschmuck gerade für die Aphrodite Urania passend seyn, so dass wir audi in sofern von Asklepios und Hygiea zurückkommen mQssten. Auf Müllers Erklärung hat hier und da nachtheiligei EinQuss das Princip gehabt das er für die Deutung aufstellte, „dass die Heiligthümer der dargestellten Gottheiten an oder auf der Akropolis gelegen hätten und daher diese Götter vor allen von der vorbeiziehenden Panathenaischen Pomps begrüsBt worden wären." Lenurmant setzte dafür die Uaupt- gottheiten von Attika, was Müller in der Anzeige ablehnt aus dem einzigen Grunde dass man die Anakes nicht werde zu den Hauptgottheiten gezählt, den Apollon Patroos aber
Die zwölf GOtler am östlichen Fries des Farlhenon. 129
I 8asg:esc1iIossen haben. Auf der Burg hatten Heiligthtimer \ Poseidon-Erechlheus, Hephästos, Artemis Brauronia (die am Fries gerade nicht zu finden ist)» ZeusPolieus, Nike; un- mittelbar an der Burg Demeter Chloe und Ge Kurolrophos, Aphrodite Fandemos und Peilho, Themis, Asklepios, die Änakes, Aglauros, Fan. Muller ging dabei einzig davon aus dass das Anakeion in unmittelbarer Nähe der Burg, an der Norctseite derselben lag; diess genügte ihm zu der An- nahme dass auch die andern zehn Gullheiten aus localen Gründen hier angebracht seien. Dem ZuTälligen, was we- nigstens in der Lage der Heiligthümer ausser der Burg, ob naher oder entfernter bei ihr, liegt, schenkte wohlPhi- dias niemals viel Rücksicht: er hielt sich, wo in Wenigem viel darzustellen war, an das Wesentliche und Bedeutende. Als avv&qovoi der Athena denkt sich Letiormant die zwölf Gütter, unter welchen sie selbst ja für ihn wie rar Müller eich nicht befand. Ist es aber überhaupt denkbar dass diese Götter hier als GegenslänJe der Verehrung oder Begriis- sung dargestellt seyen? Würden sie nicht im Verein der Göttin, welcher diess Fest geweiht war, an der ihr gebüh- renden Huldigung Abirag gethan haben? Sie sind es aber auch augenscheinlich nicht: denn unverkennbar sind sie als Zuschauer dargestellt. Wenn aber diess, so sind sie un- sichtbar für die in Cäremonien und Aufzügen begriffenen Menschen ^). Darum sind diese gerade zwischen beiden
3) Lesaing in den Anllc|u. Ütieiea 1,22 F. boiweifelt, dass lie- geoalände in Gumiildea TorkoDimcn köiinlen, welche sin aicbt aicht- b»rp lu tjeaken se^ea. Aber die alle Kunst hatte ConTenienzen, die iiberiien reiiien UegrifT hinsuigeheii. Dass die Gölter unsicht- bar deo Menschen oft nahe seyea. ül la KunatilarsLellungen wie in der Poesie hüußg als herrschender (jlaube angefuhru Beispiele unsichtbar zu denkender Götter sind la eidigen seit der obigen Toti mir geschriebenen Erklärungen nachgcwiL'sen. Daion sind zu unterscheiden die Reihen van Göllein an den gemalten Vasen über den Handelnden, indem sie ausser dem Gesichtskreis der Handeln' den, obgleich als die nber und in ibneu herrschenden gedacht,
130 Die zwölf Götter am östlichen Fries des PartbeiM
Abtheilungen der Götter und in ihrer nSchslen iMhe ii priesterlicher Function und mit Leitung der Cftranoiia ganz so beschäftigt als ob die Räume, die von den Göttm erfüllt sind, leer wären. Der Hittelpunkt des grossen «66- dichts^ des Phidias an diesem ganzen Fries liegt in im einfachen Gedanken, dass die Götter gnädig diess Feit ik- rer Aufmerksamkeit würdigen, indem der alte Glaube dis sie im Kampf sich unsichtbar unter die Sterblichen mwchei, auch auf die friedlichste der Handlungen, auf das hen^ lichste Fest des herrlichsten Staats, angewandt wird. DiS die Anwesenden an die Gegenwart der Götter glauben, dii sie nicht sehen, und darum sich so benehmen als ob km Gott in ihrer Nähe wäre, wie sich Thiersch gedacht kit (Böttigers Amalth. I S. 144), will ich nicht behaupten. T« einem so stolzen Bewusstsein der festfeiernden Athener finde ich keine Spur, und der allgemeine Satz, dass ge- wisse Götter auf alles menschliche Thun ihr Auge gerich- tet haben, begründet noch nicht einen so conereten Volkf* glauben, wie wir ihn bei den Italischen Lokrem findei^ die in der Schlachtreihe ihrem Heros Ajas dem Ollidei als unsichtbarem Führer einen Platz offen Hessen. Pindtf
in einer höheren Region leben. Aebnlichkeit aber habea dii Schatten der Todten, itdojkä. i. B. an der Ganosischea Vaaie dar Medea, die nur im Geiste derMedea sind, für Andre nichl sick^ bar. Freilich geben sich diese dadurch dass sie blasa gehaltaa sind, als Erscheinungen zu erkennen. Für Gölter würde diese Abschwäcbung der Gestalt, die den Schatten ausdruckt, wideraii- nig seyn, und man hat sich daher, da nach dem allgenieiaea Glauben die Götter den Sterblichen nicht sichtbar sind, da doek für gewisse Darstellungen ihre Gegenwart sehr bedeataam oder sehr gefällig ist, aus der Noth eine Tugend gemacht, sie hingeseiok* net und rorausgesetzt dass der Zuschauer zu unterscheiden witiei Ton dem ja auch gefodert wird dass er fiel yeraussetze, binaadeaka u. s. w. Ein paar Vorstellungen yon Traumgesichtern ans dea Gebiete der Griechischen und Römischen Numismatik erwihlt T. Stcinbüchel in den Wiener Jahrbüchern 2, 181. '
^ Die zwölf Götter am östlichen Fries des Parthenon. 131
I i ruft in einem Dithyramb zu Athen die Götter an zum Chor to zu kommen: JBvi ig j^qov ^OXv^mtOi^S^eoi x. t. L Phi-- H diäs durfte, von der Athena in den Giebelgruppen ihres K Tempels auf Aegina und ähnlichen Werken den Gedanken I entlehnend, aus freier Erfindung eine Göttergesellschaft zu } Zeugen und Besuchern des Festes machen , wodurch dessen f Heiligkeit und Herrlichkeit so sehr erhöht wird. Mit die* I sem schönen Gedanken hat er zugleich einen andern zum I Erstaunen sinnreichen Einfall verbunden, der sicher ori- ginal und nicht von Vorstellungen im Volk hergeleitet ist. I Erechtheus nemlich, der, von der Mutter angeleitet, so aufmerksam zuschaut, ist, da er sonst nur entweder als Neugeborner oder (an der grossen Boreasvase zu Mün- chen) als Greis vorkommt, als Knabe gebildet, um der Schuljugend Athens in ihrem Stammvater, da die Athener Erechthiden sind, ein Muster vorzuhalten der Aufmerk- samkeit und Ehrfurcht womit sie diese heiligen Cäremonien betrachten und die Art und Bedeutung des Einzelnen fas- sen lernen soll. Die Schönheit dieses praktischen Motivs Idsst uns den naiven Anachronismus fast ttbersehn, wonach derselbe Panathenäenzug schon in der Urzeit begangen worden wäre, als der mystische Sohn der Athena undGäa noch nicht ins männliche Alter getreten war.
Indem Phidias die Gesammtheit der Götter in der be- liebten Zwölfzahl vertreten Hess, hält er sich von der strengen Paarung eines Gotts und einer Göttin , wie in der Theogonie der Titanen, oder irgend einer andern Paarung der Götter, wie sie z;- B. an den sechs Altären in Olym- pia iStatt hatte, frei und richtet sich ganz nach den zur Zeit in Athen bestehenden Verhältnissen der Culte unter einander: auch diess wahrscheinlich nicht nach irgend eir- nem staatlichen oder priesterlichen Vorgang, sondern nach seiner eigenen Theologie. Und so wird auch Euphranor in der Halle des Keramikos vermuthlich nicht dieselben, sondern die nach seinem GtfiOhl bedeutendsten zwölf Göt-^
9*
132 Die zwölf Götter am östlichen Fries des Pirthenoi.
ter unter den Athenischen gemalt haben. PhMias IW weg Hermes^ Ares, Dionysos, Asklepios, Artemis Bnv ronia, Nike, Themis und andre, auch die Matter der Göt- ter, deren Bildsäule er gemacht hat, die aber eine Gott> heit neuerer Stiftung war, eben so wie Pan. Er stellt tofb auf der rechten Seite des Beschauers mit Erechtfaeni ni Gäa die Athena selbst, ihr eigenes Festgepränge sa pif- fen oder dessen sich zu erfreuen. Auf sie folgen Apolioi Palroos, der auch ihr Sohn ist, Poseidon und Hephistoi^ nächst ihr die Athenischesten der Götter, und dem letita dieser Reihe ist eine Göttin zugegeben, die aus allgemei- ner Mythologie sich mit ihm verbinden liess nnd die ii Athen und Attika auch seit alter Zeit hochverehrt wir: eine schöne kräftige Gestalt, sehr abstechend yon eioff Pandemos. Poseidon hat des Wetikampfs vergessen in des Athena die Ehre Athens Stadtgottheit zu seyn ihm abge- wonnen hat. Nur durch den Patroos von der Polias ge- trennt, erscheint er vollkommen ausgesöhnt, was hier, wo in der grossen Gruppe der Hinterseite sein angenblickS- eher Zorn nach der Entscheidung dargestellt war^ sich ga wohl ausnimmt« Nach der andern Seite hinten die maje- stätische Erscheinung des höchsten Zeus, des Polieas uni Soter, mit Hera und ihrer Tochter ; dann Demeter mit ih* rem segenreichen Sendboten und die Anakes.
In der Behandlung der göttlichen Personen beweifl Phidias auch hier seinen freien Geist und seine Erfindsanh keit. Hier, wie in den Kolossen der Giebelfelder^ ist ab Princip die vollkommenste Vermenschlichung der Gatter ii ihrer Erscheinung. Daher es ein übler Gedanke war des Mangel der Attribute, deren nur wenige beibehalten sind, daraus herzuleiten dass sie aus Metall gewesen und unter- gegangen seyen. Hier ferner so wie dort die ruhige, be- queme Haltung der leicht lebenden Götter, wie in ihres alltäglichen oder im geschäftfreien Daseyn. Insbesondiv scheinen die arbeitsamen unter diesen Göttern sich hier
Die zwöir Götler am östlictien Fries des Parthenon. 133
ii auszuruhen. Poseidon lässt den durch den Dreizacli an-
■ gestrengten rechten Ann herabsinken, Hephästos stützt sich ri auf den Stab, übrigens in seiner vollen Würde; der Pflii-
■ ger Triptolemos ruht sich aus in einer Stellung die Hr. i Hawkins kaum nülhig hatte durch die der Englischen Bau- k ern zu erläutern. Nur Zeus und Hera behaupten in ihrer
■ Hahung die Vornehmheil der Herrscher. Athena hat in I dieser Olympischen Häuslichkeit statt des Helms wohl ganz p absichtlich eine Haube auf, wie keine der andern Gültin- ( nen. Ob und welche Bezüge die Ahlheilungen der Götter I zu den BestandtheÜen des Zugs auf beiden Längeseiten f baben, darf ich hier nicht verfolgen*).
'. Dieser Auslegung sey nun die unseres Freundes nach
I derselben Folge der Gruppen gegenübergestellt.
I.König Eric/ithonias , verschieden von Erechtbeus, mit Frau und Tochter, Praxilhea und Kreusa.
2. Demeter und Triplolemos.
3. Tkeseus und Pirilkoos. Die Besorgniss (p. 203), Phtdias würde sich dem Altischen Sarkustnus ausgesetzt haben, halle er die Dioskuren , welche die Muller des The- seus gefangen geführt hallen, aurgenommen, ist eitel. Dis Sagen laufen in den Gülten und zumal in der Poesie so oh durch und gegen einander, dass man durchaus nicht berechtigt ist Folgerungen aus ihren Verschiedenheiten nach Belieben zu ziehen. Als Nationalheroen unter Nationalhe- roen würden Theseus und Pirilhoos hier nur durch eine petiiio principn slehn. Uebrigens setzt sieb der Verfasser
4] Jedeafalla würde ich diese Bezüge aicbl da luchea wo sie in der Scbrifl PaaalheDaica auctore Herrn. Ales Müller IH37, an welche Dr. OiGrlieck mich eriaaert, gefuudcn werden, in der „Na- tur de« Festes" (p. lOl) und den VerhältniBseo der Gölter, dass Albeoa deo Oioakureo den WalTeDtaDZ lehne, der aucb an des Panatbeniea Torkam (p. I35j, dass der Galt neben der Demeler Hermei sei, gleichism all iyayiivtof der Eampfsplele dieses Fe~ «te. (p. 127). -,. ..,,
134 Die EWÖir GöUer am ösUichen Fries des Pttrlkeiiei.
in Widerispruch mit sich selbst, indem er gern sngeslell dass Phidias in jede Bewegung, in die geringsten EibmI- heiten Absichtlichkeit oder Ausdruck gelegt habe , and dei- noch es hier ganz übergeht dass die allgemein tOr Dio»- karen gehaltnen Figuren abgekehrt von einander ritMi, wozu bei Theseus und Pirithoos kein Grund gegeben wv. Man darf nicht Grundsätze die man aufstellte, wie tids beutige Gewalthaber die von ihnen gegebenen Gesetic^ nach Willkür bei gegebener Gelegenheit, selbst überschrei- ten und missachten. Diess kann nur dazu führen sich nl Andere zu falschen Behauptungen zu überreden oder siek darin zu bestärken.
i. Atthis^ die Tochter des Kranaos, Pandra»a$ uü Erechtheus. Dieser ist treffend gleichsam als Hauptpenm und als Repräsentant der Attischen Jugend gefasst (p. 180. 181). Nur ist keineswegs ersichtlich dass der Mythus diefl mit sich bringe, da es nur eine Erfindung des Phidias für diese Scene ist, einzig im Bezug auf die Attische . Jugen^ indem die Begriffe über y,Erziehung^ des Erechtheus dsrd die beiden Göttinnen in nichts begründet sind als in des Vörurtheil dass das Ganze die Königsgeschiohte angehei Nach einer vermutblich alten Sage hatte Erich thonios dil Panathenäen gestiftet.
5. Amphiktyon und Kranaos, wobei wir uns insiMSoiH dre verwahren woUen gegen den zur Unterstützung der historischen Ansicht allzu rasch aufgestellten Lehrsatz, ilr den es schwer . seyn möchte auch nur einen scheinbar«! Beweis vorzubringen , dass Parte figuratita suole disimgmn ü iempo piü recente dal piä retnoto (die Zeitalter)- per b degradassione d'etä (in menschlichen Figuren) p. 184.
6. Kekrops und sein Weib Agraulos, Tochter des Akttdf. In seiner griechischen Mythologie (1850) S. 441 spriflk
Braun von ,,sechs Heroenpaaren , in denen man geffa^kapi? loserweise die oberen Götter wiederzuerkennen .gs^llpM hat. Die Gruppe des Theseus und Pirithoos zar-ii
Die zwiilf Göller am öslliolien Fries des Parthenon. 135
Sien Linken des Beschauers, so wie die sich daran rei- hende der Demeter und des Triptolemos sind aar Jen er- sten Blick verständlich und die übrigen lassen sich nach Masggabe der Analogie leicht bestimmen. " Die Anabgio eines historischen Paars, Aas übrigens durchaus unslall- balt ist, und zwei<-r Götter müsste wenigstens zu einem andern Krgebniss ftiiiren als dass hier sechs Hcruenpaarc gemeint seyen. Oder nahmen wir fünf Paare un, indem der Verfasser die Demeter samml Triptolemos „zu Füssen Königs Erichlhonios mit seiner Praxilhea" setzt (wiederholt p. 199. 20<i], also eigentlich ausslreicht und su einem blossen dienenden Zubehör jenes erhabenen Königspaars macht? Aber noch andre Gottheiten sind zu beseitigen, Gäa und Atlicna, Für jene wird gesetzt Atlhis, alsMuller des Erichlhonios, die nach einer Jener genealogischen Spie- lereien Tochter des Kranaos heisst und Weib seines Nach- folgers Amphiklyon; so ist es freilich nicht schicklich ihr als untergeordnele Erzieherin des Sohns die Athens selbst beizugeben. Pandrosos ist zwar auch Gültin, aber so gut etwa wie Demeter könnte auch sie einer Königin unterge- ordnet werden, und diess wird hier unler bedenklichen Wendungen durchgesetzt, Doch der Mythus von der Ge- burl des Erechlheus ist zu organisch, zu fest begründet im Cullus und durch Vasengemälde die nicht gar viel jünger alsPhidias sind, als dass man in Bezug auf ihn die Äthena und Gäa zum Besten irgend einur Hypothese aus einander reissen und beide von ihm losmachen konnte. Wenn Pan- drosos mit ihren Schwertern das Kind aufnährl, so ist diess eine Sache für sich, und eine Sache für sich ist das Be- lieben eines schlechten Pragmatikers dem £rechtheus mit Verleugnung der religiösen Sage das Attische Land zur Mutter zu geben. Eine Gemeinschaft zwischen dieser Al- this und derPandrosos besteht schlechthin nicht: diese hat Sinn allein im Zusammenhang der ganzen mystischen Na turallegorie vom Erechtheus.
J
136 Die zwölf Gölter am östlichen Fries des Parlbeui.
Nach Brauns Meinung stellte Phidias dar die Ckradk des Landes und zum besten Commentar für ihn dient der Parische Marmor (p. 205), nur dass Phidias aus gawiiiei Gründen, wie gezeigt wird, den Pandion und den Aegas übergangen hat. Sein Poem hat zum einsigen Zweck dw Landestheile und die storia aboriginea des Landes lu ei^ läutern, den Stammbaum der Könige aufzustellen. Wakr« scheinlich hatte er die von den Athenischen nHierophai- ten^ sanctionirten Chroniken selbst studirt (p. 184) und doi verborgenen Sinn aller dieser heiligen Traditionen dardh schaut (p. 191). Wenn Braun an die Heiligkeit der Atti- schen Sagenkönige für die Zeitgenossen des Phidias ^aobt, so hat diess seinen Grund in blossen und meist etymolo- gischen Vermuthungen, wie dass Agraulos, die Tochter des Akläos und Gattin des Kekrops, die rohe^ wilde Zeit, das ländliche und umherirrende Leben bedeute — formanio il punto (Pappoggio ad ogni storico e miüco raecanto (p. 187. 185} — und ich gehe auf das ganze künstliche Grebftudt nicht ein. Je»ier kann sich aus dem zerstreut da liegea- den, unerfreulichen Material von, immerhin alten, Perso- nificationen wie Aktäos, Kranaos, Agraulos ^ Atthis, von widerstreitenden Genealogieen , von bedeutsamen Namen die in ethischer Dichtung an die Sagenkönige angescldot- sen werden u. s. w. zusammensetzen und er wird es nicht schwer haben die alten Pragmatiker zu übertreffen derei widerwärtige Behandlung der Götter- und der Landessagaa unserm Freund in einem ganz andern Licht erscheint. Die Atthis, Tochter des Kekrops, die er so kühn an die Stelle der Mutter Gäa setzt, und die allerdings schon vor Apol- lodor (III, 14, 6) solche Verfälscher der alten mystisohea Sage, die sie für verwerflich erklären wollten, mit dMi Hephästos (den sie wenigstens auch mit einer zar -Attbli besser passenden Person hätten vertauschen sollen) )deii Erichthonios erzeugen liess, starb nach den Einen alsji frau und gab dem Land ihren Namen. Zwölf Jahre*-!
Die zwölf Göller am Aslliclieii Fries des Parthenon. 137
Amphiklyon geherrscht, als der Sohn der AUhis der An- dern ihn vom Thron gtiess. Sollte nicht ein einziger Zug -dieser Art ungern Freund, wie abgeneigt auch er einer -Bagenkrittlc seyn möchte, die doch heule, so weit es der Muhe werth ist sie anzuwenden, zur Klarheit und Sicher- heit gar wohl gebracht werden kann, bedenklich machen über sein VorurtheiJ zu Gunsten der meist so unwesentli- chen, spülen, schlechten Uelierlieferung dieser An? Wie dem auch sey, wirunsrerseils werden in unserm Recht seyn wenn wir behaupten; Personen, denen Cult irgend einer Art, Denkmäler, Gellung in der Poesie, fast bis zur blos- sen Erwähnung in SchriMslellern überhaupt, vor und in den Zeilen des Pbidias abgeht, die wird dieser wahrscheinlich auch nicht, nichl in einer Reihe mit den ansehnlichsten Güllheiten, wie Demeter und Trtptolemos, Athen» und Gäa dargcstelll haben. Welch Gewicht kann es haben wenn Wirklich, was jedoch nicht einmal der Fall ist, im Pausa- nias alle die nach der neuen Erklärung unter den Zwölfen vereinigten genealogischen Personen und nur diese genannt sind [p. 204 r. und ßullett. p. 20]? Auch in dem Gemein- plelz altatuischer Ruhmesgeschichlen bei den Rednern, so wie bei Xenophon [Mem. III, 5, 10, welcher Ann, p. 191 sehr missverstanden ist) und Andern, werden jene Schat- tenkönige eines schwachen historischen Dillellantismus nie- mals erwähnt. Und hätten sie früher auch im Volk eine grössere Bedeutung gehabt als zu vermulhen ist, so würde sie die demokratische Zeit, die auf den Theseus anachr»- tiistisch gern alles Demokralische und Liberale zurückführt, in Vergessenheit gebracht und als Mährchen bebandelt ha- lten. Theseus bildet mit ihnen auch dadurch einen Gegen- satz dass er eine reicheSage hat, sie gar keine. Mil dem Patriarchalischen lassen sich in Athen nur die vier Phyten in ihrer ursprünglichen Art vergleichen: und damit steht das in die Urzeit hinaufgerückte Königlhum eher in einem Widerspruch, der nur noch nicht erörtert und näher be-
138 Die swöir Götter am östlichen Fries des PMIkm
stimmt worden ist ^). Auch den sehn Phylen find lod eponyme Heroen gesetzt worden: aber nie sindHarooik- ren jenen Schattenkönigen als solchen erwiesen wtrift Erechtheas und Kekrops unterscheiden sich von all« s- dern Attischen Königen wesentlich dadurch dsss A% m Dflmonen zu Königen geworden sind und fortdansmdii Cultus und in der Kunst, selbst in der Mythograpbie ifki der umbildenden Geschichtssage, ihre ursprüngliche Bei» tnng behaupten.
Wenn der erste Einwand ist, dass die Vermisdnil von Göttern und von historischen Personen, samal ink geschlossenen Ordnung nach der ZwölCzahl und nach Pi^ ren, das mythologische Gefühl beleidigt; der zweite, du die angenommenen historischen Personen in dieser Yfln* nigung durchaus keine Wahrscheinlichkeit haben, so 'd nicht geringer das Bedenken zu achten daas das. mPom^ des Phidias, wie man allerdings eine jede ComposHis desselben nennen darf, alle Einheit verlieren wflrde wes er dem Bilde der festlichen Handlung, der lelieiidigsa Gl* genwart, Urkönige, geschöpft mit tiefsinnigem Slndiiim tf alten Chroniken, einverleibt hätte. Der Aagenbliek, k Alle hinreisst, bewegt und beschäftigt in dem einen fe danken ihrer Athena, ist nicht geeignet ihnen das Ando- ken von Königen ans Herz zu legen, die, was man anck sonst von ihnen halten möge, wenigstens mit der Athen Niemand je in besondre Verbindung gesetzt hat. Und dies Aboriginer^ abgebildete ideelle Personen, mitten nnter de- nen, welche wir ringsumher in Thätigkeit als wirkliche A schauen haben, nicht einmal als ein Monument abgeioi- dert, um die Festfeiernden auch an die Urzeiten sa erit- nern , sondern in zwei Abtheilungen geschieden darcli ein Mittelgruppe von Priestern, damit beide nach beiden 8«* ten in die Schau sich theilen können. Als Zuschen^i kQair
i :iiK.'
5) fiöckfa Festrede 1854 S. 6. . i\t
I
Dio zwölf Götter am östliclioii Fries des Parthenon. 130
ten doch die Attischen Könige nicht überhaupt abgebildet
worden sein, und hier sind unläugbar beide Halbreihen
mit Betrachtung des Zugs beschäftigt: demnach sollen wir
sie wohl denken als aus ihren Gräbern hervorgegangen.
Aber Epiphanien der Heroen, anders als gespensterhafte^
I und etwa romanhafte bei Philostratus sind nicht bekannt;
I aiipb nicht$' IfviashinsiCbtUhh der^Heroen an die Th^oxemon^
I welche hier und da Göttern g^efeiert wurden, erinnern
könnte. Die Seltsamkeit der ganzen Vorstellung, zo der
! unser Freund auf der falschen Fährte des vermeintlichen
Theseus und Pirithoos gelangte, ist zu gross als dass man
sie von allen Seiten zu beleuchten nötbig hätte. Dass ohne
Theseus seinem Ganzen der Schluss fehlen würde gesteht
er ein (p. 203] ; dass aber Theseus wirklich vorgesteUt sey,
wird er hoffentlich nicht immer zu behaupten fortfahren.
, In einer Postilla. (p. 325—327) gesteht Braun die
\ Sphinxe am Thron des Zeus ^ die er übrigens ohne weite-
I res für, ein decoratives Accessorium erklärt, ausdrücklich
zu, indem ihni nun erst der achte Band des Brittischen
i Museums unter Aug^n gekommen war. Dass dieser auch
I in der dritten Ausgabe von Müllers Archäologie übergangen
sey, ist ein Irrthum: er ist darin gleich S. 22 erwähnt.
(
'. 1
Die z^ölf Götter im Torderen Friese da
Parthenon ^).
Auf die Bemerkung über diese Figuren in No. 44 der Archäologischen Zeitung (1852) zurückzukommen bin iek veranlasst durch die Einwendungen^ welche gegen mehren derselben E. Braun gemacht hat, indem er seine eigne Erklärung der Darstellung von lieuem zu erhärten sockt in der Strenna giubilare offerta at fautori delt Insi. tU eoh rupondema archeologica nelt occorrenza del nattUe di Roma 1854, anniversario XXV deüa fondazione delF Instituto^ p. ?6 — 29^). Bei sehr vielen der alten Bildwerke, worfl- ber die Ausleger nicht einig sind, bleibt kaum eine grös- sere Spannung zurück als bei einem Rflthsel, einer Cha- rade, die noch nicht errathen sind; man sieht, dass sie gleich diesen, sobald sie errathen sind, an sich nichts be- deuten und völlig allein stehen, ohne nach irgend einer Seite hin Aufschluss zu geben oder in den Zusammenhang Wünschenswerther Kenntnisse des Mythischen, der Gebrfta- che, des Styls, der Methoden des Ausdrucks oder der An- deutung einzugreifen. Das gerad Entgegengesetzte wird von Darstellungen des Phidlas und seiner grossen Zeitge- nossen angenommen werden müssen. Auch unter diesen
1) Gerhards Archfiol. Zeitung 1854 No?. S. 276—288.
2) Jetzt unter gleicher Seitenzahl auch in das nenertchieaeM Folioheft 'Monumcnti Annali e BuUettino per 1854' aargeaoi
Die zwöir Götter am vorderen Fries des Parthenon 141
könnten manche sein, die nicht so klar und bestimmt zu fassen wären, dass man nicht in mancher Hinsicht noch Weileren Aufschluss, Bestätigung oder BBrichligung durch reu zur Vergleichung gebrachte Denkmäler oder neu ent- deckte Angaben der Schrittsteller wünschen und die Ent- scheidung sich vorbehalten müsste. Die künftigen Tage mögen als die weiseren Zeugen gelten, wo nach dem be- kannten Geiste des Meisters in der Darstellung eine voll- kommne Verständlichkeit und Berricdigung, ansprechender Sinn, Uebereinstimmung und Zweckmässigkeit in allem Ein- zelnen gefordert werden muss und noch nicht erreicht ist. So lang aber die vorhandenen Merkmale noch nicht alle voUstSngig tTörlert sind, ist es noch nicht Zeit die Zukunft auf die Entscheidung anzuweisen und ein zu grosser Schatz ist für uns ein aus iwölf Personen gebildeter Verein an der Stirnseite des Parthenon, nicht der Schlüssel, aber doch der Schlussslein einer der bedeutendsten noch bekannten Composiiion des Allerlhuins, um nicht ehe wir die Sache aufgeben unter uns der Verständigung noch ferner nach- zustreben. Die neue, einer längeren Rede über den Fries des Parthenon anhängte Abhandlung ist so überlegt und mit dem Ausdruck so fester Ueberzeugung abgefasst, dass sie einige neue Erläuterungen wie von selbst hervorruft oder nothwendig macht.
Meine erste Einwendung gegen die Annahme von „Heroen" war hergenommen von der Vermischung von Göttern und historischen Personen, zumal in der geschlos- senen Ordnung nach der Zwülfzahl und im Wesentlichen nach Paaren, wie auch sonst die zwölf Glitter paarweise erscheinen. Denn Demeter mit der Fackel und Triptolemos waren zugegeben und sie sind zu unverkennbar ais dass sie auch jetzt aufgegeben würden, aber Demeter soll nicht auffallend sein neben Erechlheus, Praxitbea und Kreusa, da sie durch ihre Natur geeignet sei an dieser Gesellschaft Theil zu nehmen. Doch Demeter geht hier nicht näher
144 Die zwölf Götter am vorderen Fries des' PUIImb«,
nommen wurden und, nachdem sie in die Eleuimen arf- genommen waren, als Anakes, omv^QBg und WoUtidkr| verehrt worden; und in Inschriften finden "wir beide lb-| men verbunden, wonach ihre Herkunft Ton Sparta aidtj zu bezweifeln ist. In Inschriflen finden wir nameatikk „die zween iftat^Qsg, Anakes und Dioskuren^ oder ,ie| grossen Götter, Dioskuren, Kabiren.^ Die VeraiiseiiDi| der samothrakischen zween Kabiren mit den Dioskora war schon erfolgt, als der Cult in Athen eingefOlirt wurde; daher die hohen Namen dvaxsg, ffa^Qeg, und der letztoc scheint von der Rettung der Seefahrer auf das ganze Le- ben vermittelst der Mysterien, in deren Gemeinschaft aad sie gehörten, ausgedehnt worden zu seyn. Welche Vor- stellungen sonst auch mit der Zeit im glaubensseligen Athci an sie geknüpft worden seyn möchten, so blieb der Gmni- charakter und nur mit diesem hängen die uns bekamüei Abbildungen zusammen. So waren sie in dem alten Ani- keion selbst, wovon Pausanias spricht (I, 18,. 1),. abReiler{ neben ihren Rossen, ihre Söhne auf diesen, wie in Argoi^ wo sie auch äraxug hiessen , und die Gemälde von Poly- gnot und Mikon in demselben Tempel enthielten den Riik{ der Leukippiden und die Dioskuren als Argonauten. Waroi' sollte nicht auch Phidias den Grundzug ihres Wesens aus- gedrückt haben? Sie sind wirklich inseparabilmente etm/t uniif ma non irretrotabilmente divisi; das ist eben ihre Einheit in der Zweiheit und Trennung. Dass ^in Athei der Cult der Anakes eine wesentlich verschiedene Bedea- tung von dem der Söhne der Leda gehabt habey<< lisit sich um so weniger behaupten, als diese selbst unter gar verschiedenen Beziehungen sowohl in Sparta als anderwiili verehrt worden sind. Die Dioskuren gefielen einer neue- ren Zeit unter den grossen Göttern gar sehr, wir findel sie auch in einem Reliefbild aus Vulci unter ZwölfgÖ^ttm dargestellt, und zwar mit Lanzen versehn und voy ij^ Pferden begleitet, Gerhard über die zwölf Gölter Taf..JD
Die iwOir Gölter am voideren Fries des Parthenon. 145
Hinsichtlieh des Gedankens, dass die atliachen ZwOlf- gOtter unsiclitbar das Fest der Fanathenäen ihrer Gegen- wart würdigen, ist zu erinnern, dass die Eleer glautXen ZD ihrem Feste der Thyia komme der Gott (Paus. 6, 26, I). Bei den Cliören der Artemis wurde sie selbst gegenwärtig gedacht (Aristoph. Lys. extr.). Auch in den Vasengemäl- den müssen sehr oft die Götter, namentlich die begleiten- den, als unsichtbar den Beschützten selbst gedacht werden- Athene wandelt bei Alkäos intiata vapiS n^ona^iw- ^ar in Koronea. Oft geht Poseidon zum Dorischen Is- thmos (Find. N. 5, 57). Zur näheren Vergleichung bieten sich dar in dem Kampf zwischen Theseus und den Pallan- tiden, nach 0. Müllers selir glücklicher Erklärung (Alte Denkm. 1, Taf. 21), als Zuschauer Pallas, Hera, „welche durch den Schleier charakterisirt ist" und Zeus auf der einen, Poseidon, Demeter und Uephästos auf der anderen Seite, alle auf Steinen sitzend.
Wir haben demnach vier Götter, Demeter und Tri- plolemos und die zween Anakes. Dne nvmi werden die bei- den ersten genannt, so dass auch Triptolemos hier nicht als König oder Heros verstflnilen ist, obwohl vorher De- meter, die mit den Menschen als wie mit ihres Gleichen lU verkehren pflege, die einzige Ausnahme genannt wurde. Von diesen vier Personen ausgehend , müssen wir noth- wendig zunächst die Vermuthung aufstellen, dass auch die llbrigen acht Figuren Götter seyen ; da auch sie alle rubn, paarweise geseilt sind, von einer Handlung unter diesen acht Figuren sich nichts verrltth, und da soit der Zeil des Pisistratus eine Zwblfzahl von Göttern in der bunten Man- nigfaltigkeit attischer Culte ein Punkt von einer gewissen Wichtigkeit gewesen zu seyn scheint. Die Zwoifgötterballe am .Marktplatz ist ein Zeichen davon. Götter sind denn euch von jeher erkannt worden und die Merkmale, woran einer nach dem andern erkannt worden ist, müssen zu- erst Eämmtlich als irrig oder als unwahrscheinlich, auch V. 10
146 Die zwölf Götter am vorderen Fries des PaMheM
die Anwesenheit einiger oder eines einzigen dieser idl Gölter hier, neben den andern vier als unpassend em sen seyn, ehe von etwas Ander m billigerweise nnr k Rede sein könnte.
Was wir ausser dem über die Anakes jetst b
finden, beschränkt sich auf zwei der vier Gruppen,
neben diesen und Demeter mit Triptolemos vorliegen« A
mit der Haube soll dem Geschmack des Phidias^ der i
Charakter zur vollkommensten idealen Entwicklung geh
habe, entschieden widersprechen. Aber der Helm
dem Charakter dieser Scene widersprochen , da er an
Amt der Göttin erinnert hätte, wo sie massige Zascb
rin ist, an Krieg, wo das Fest Alle zur Freude s
Die meisten Götter nehmen nach den verschiedenen
ationen einen sehr verschiedenen Charakter an und es
sehr natürlich, dass an einigen Trinkschalen die 0
sehe Gesellschaft am Mahl wie ganz unter sich und
im Hauskleid dargestellt ist. Auch hat Phidias selbst s
in den Kolossen der Giebelfelder gezeigt, wie Götter
natürlich und behaglich gehen lassen. Nur eine Haube
Athena auch in einem oder dem andern VasengemiUel
Es ist eine richtige Bemerkung, dass über die Gramntt
und die Metrik hinaus nicht immer Uebcreinstimmunff 'i
der Auffassung durch Gründe sich schaffen lässt. Abs!
was der Annahme den Knaben Erechtheus mit PandroM^
und Atthis, der Tochter des Kranaos, zu verbinden eA'
gegensteht, fällt, wenn wir von dieser Vergleichung loi-
gehn, in das Gebiet der grammatischen Auslegung. Dil
zwei Göttinnen, denen gemeinsam dieses Kind angeMi^
sind Athena und Ge, wir wissen nichts anders und H
das Gegebne müssen wir uns halten oder an das , was i
daraus als natürlich und nothwendig folgend etwa Did
irgend einer Analogie sich voraussetzen lässt. Durch A
Königstochter Atthis die Ge zu ersetzen, sind wir theib«
sich nicht berechtigt, theils darum nicht weil sie und Fat-
Di» nHU Goiter im vorderen Fries des Putheww. 147
4ramn», £e statt der Athena angeooHmen wird, nickt m- j^HBca gekoren. Hingegen sprecken xwei weiblicke Fi- gwoB hti dem kleinen Erecklkens sick so deutlick ans, 1mm Atkeni aller Attribute, die Phidits ohnehin so viel rii MSglich beseitigt , entralheo kann nnd auch in der Haube
Anders verhSIt es sich mit dem Widerspruch gegen ■Mam Zeni mit &era und ihrer Tochter Hebe statt des IBaigs Eriehlhonios und seiner Gattin Praxilhea mit der Tsdter Ereosa. Darin seigt sich strategisches Talent; 4gmn et hSngl ja von diesem Posten ab, dass Demeter ■nd Triplolcmos sich unter Sterblichen hallen kännen, ja TSnBBihlich die ganze Frage, ob Heroen oder Götter, klagt davon noch mehr als von Theseus und Peirithoos ab. Aatk itie Heftigkeit der Sprache scheint von dieser Einsieht n xeogen : di Giove e Gitmone non posso io scoprire trac- wlm wenma, per quanlo tnt Ha sfonuxto di conciliarmi con faeata idea; ognuno che si i reso famigliare col iinguag- fi» nwUtolico delV arte (Mtica, sarä dispoUo a prendert fflifp vecchio di grate aspelto per un eroe e non per und ■i^ dei »uperiori ; se vi fosse necettüä assoluta di ricono~ Jnrw in Im uro de' dei maggiori, tarei piit pretto dispotto M peiuare a Nettuno, amichä a Giove, con cut ü» tutlo m per tulto nuUa ha che fare. Allerdings genügen nicht An Sphinxe unter den Armlehnen des Throns, um de» Zma zn bezeichnen, wiewohl sie auch am Olympischen ItroB gebraucht waren und sonst bei Zeus nachweisbar ihd and, wie wir gelegentlich bemerken wollen, die Uner- imcklicbkeit des Höchsten recht wohl anzeigen; auch nicht 4m fcier{da er in der Kupfertafel fehlt) anerkannte Scepler. Ak« wohl wird in Verbindung mit den Sphinxen und dem fcepter „der hUchsl mUchtigu Körperbau", der ja auch für riMn Poseidon mllclitig genug wUre, dann die der Hera wrzogsweise gemaiiNii üobordung der vor dem Zeus Bte- taoden Figur und die Tocliti'r In dt-ron Gefolge, nach dem 10 •
148 Die zwölf Götter am vorderen Fries des PartheBN.
Tempelbrauch der Zeit, die majestfttische Haltang die Paars vor allen andern und das Thronen des eitten keinem Unbetheiligten, welcher Götterbildungren onter ander zu vergleichen geübt ist, einen Zweifel flber Götter hier übrig lassen. Erichthonios übrigens kt nicht in derselben Vorstellung mit Erechtheus zugleick kommen; die beiden Formen derselben mythischen Pc stehn nicht in einem irgendwie festgesetzten Verh zu einander. Auch ist es nicht Erichthonios, der der Praxithea und Vater der Kreusa, von welchem Erechthiden stammen. Die Worte aber: Eretteo can sitea e Creusüj mediante cui in seguito si rmoveUi stirpe autochtona, sind aus den Alten nicht zu bei Wie verhält sich dieser Erechtheus zu dem Knaben, chen Athena und Gäa auf den Festzug hinweisen? er derselbe oder wirklich ein Erechtheus II sein?
Wir haben von jeder Figur Rechenschaft zj\ g( an jeder etwas Charakteristisches nachzuweisen gesi woran sie erkannt werden konnte. Nach der andern klärung hat keine Figur etwas Charakteristisches an da es denn für die meisten auch an Bildern aus dem thum fehlte. Theseus und Peirithoos kommen vor gar anders als in der für sie ausgegebenen Gruppe; dafür dass Erichthonios-Erechtheus gerade allein als Hi scher, wie die Figur offenbar erscheint, dargestellt, genüber allen andern dargestellt seyu sollte, ist doch ii kein Grund aufzufinden. Vielmehr ist umgekehrt der Vc such gemacht worden, mit Verzicht auf Kennzeichen aller einzelnen Figuren, also auf allen Beweis im Eh nen, eine gleiche Zahl attischer Sagenpersonen als Fi| zusammenzusuchen, nach antiquarischen Gesichtspai unter denen sie unter einander in eine gewisse treten könnten, eine völlig neue Gesellschaft, wovon. her noch nichts nur halb Aehnliches da gewesen;; Der scharfsinnige Erfinder dieses Vereins ist j^ji
MKmJ3USiimmm»mmmmi^m^*miimmm$mt
Die zwölf Götter am vorderen Fries des Parthenon. 149
„auf jede der vorgeschlagenen Namensbestimmungen zu verzichten, wenn nur das Princip zugegeben werde, nach weichem Heroen und nicht olympische Götter sich hier vorgestellt finden in analogischer Weise wie auf der Eo- drosschale." Diess steht indessen in Widerspruch mit dem, was gleich darauf festgehalten wird und vorher vorkam^ dass Erechtheus, der daneben auch hier wieder Erichtho- nios genannt wird, als Sohn des Poseidon, den Figuren auf. der einen Seite vorstehe, in welchen die physischen Elemente des attischen Mythus hervortreten und der po- seidonische Charakter ofiTenbar durchgängig herrsche, im Gegensatze der andern Seite, der Grundelemente der gros- sen Dynastie die in Theseus, dem Schützling der Pallas ihre Spitze habe, so dass durch den Contrapost des posei- donischen • und des palladischen Elements dieser doppelte Chor in Uebereinstimmung stehe mit den Gruppen der Gie- belfelder, die das eine die Pallas, das andre den Poseidon zum Gegenstand haben. Wer ähnliche, zwar raffinirte aber specifische Definitionen nicht respectire, der könne nicht belehrt, viel weniger aber genöthigt werden sie an- zuerkennen. Der poseidonische Charakter der einen, und der palladische der andern Seite könnte aber doch nur darin bestehn, dass er in jeder einzelnen Figur läge, dass also einer jeden auf das Bestimmteste ihr Name und ihre Bedeutung nachgewiesen und gesichert wäre^ so dass sie in Wahrheit gleichsam sprechend (iquasi parlanii) genannt werden könnten. Ueberdem stammt auch Theseus von Po- seidon ab, so dass er nicht als palladischer Heros die Schaar palladischer Heroen, wenn es deren gäbe, anfüh- ren könnte. Von einer andern Seite her tritt mit dem zwiefachen Charakter der beiden Halbchöre von Heroen der früher (p. 18) ausgesprochene Satz, dass diese, auf edlen Bänken sitzend, in Erwartung des von beiden Sei- ten dem Tempel der Göttin sich nahenden grossen Zugs, gleichsam deren Stelle vertreten, in Widerspruch. Denn
150 Die zwölf Götter am vorderen Fries des PartheM.
die poseidonischen Heroen, da ihr Gott von der AÜmi besiegt war und an diesem Fest keinen Theil hatte, wm nicht berufen sie zu vertreten und die Heroen solltea iki alle zusammen eher palladisch seyn ; denn wenn die Gmi der Künste den Zügel erfunden hat, wenn sie in reügiM Mystik selbst Hippia heisst, so gehört diess wo anders ta| als an den Pallastempel. Ueberdem geht auch nicht eine Gruppe der Giebelfelder den Poseidon ^ sondern die Pallas, ihre Geburt und ihren Sieg, oder ihren als erste Göttin Athens an. Durch die Verzichtung aufil Namensbestimmung im Einzelnen hat der Erfinder lehrbarer, d. i. nicht auf objective Beweis- oder Wik-{ scheinlichkeitsgründe zurückführbarer specifischer D« tionen ihnen Achtung und Rücksicht selbst versagt sich in Widerspruch mit sich selbst gesetzt, und so es immer sehr leicht geschehen wenn wir bei W< ächter Poesie und Kunst Phantasie und Combination mdl anwenden; aus dem Gegebenen heraus, nach erkennbiml Zeichen, nach natürlich und leicht zu verknüpfenden «il zu ergänzenden Zügen und zuletzt von allen Seiten Ganzen sich wie von selbst verbindenden Einzelheiten Mi-| dern über die Werke hinaus, aus eigner BrfindsamU,! nach vorausgesetzten Beziehungen und mythologischen Doi*| men entwickeln und erklären, als ob es gälte VariatioMi über ein Thema zu setzen. Diess kann immerhin eto Geistesübung des Einzelnen seyn und seine Gaben in kd- lem Lichte zeigen, aber die Auslegungskunst ^ von wel- cher viel auch in der Kunstgeschichte abhängt^ gewiorf dadurch nicht, sie strebt wesentlich nach Verstfindniss uff- ter vielen, zuletzt allen wirklichen Kennern, Ober viehl zuletzt über alle Gegenstände, worauf es ankommt wen man das Wesentliche und Bedeutende im Auge hält.
Doch die Concession mit Bezug auf die Kodrossdiab hat noch eine andre und wichtigere Bedeutung. Wir fltan* ben in dieser Schale den falschen Ausgangspunkt «q eM^I
Die xwOlf Götter am vorderen Fries des Parthenon. 151
decken, von dem aus die neue Erklfirung Richtung genom- men bat, und diesen Ausgangspunkt zu gewahren, als Aafsohluss gebend, muss demjenigen immer angenehm seyn der bei der Verlbeidigung einer andern Ansicht von anmasslich meisterndem oder persönlich polumischem Sinn oad Ton so weit entfernt ist als wir in der Abhandlung waren, wie aus ihr selbst ja jeder Unbefangne sich wohl leicht überzeugen wird. Sind doch so viele unverächlliche Untersuchungen ähnlicher Art, bei aller Anstrengung des Flelsses und Scharfsinns nur darum verunglückt, weil der AiugangspuRct , bei verfehlter Hauptansicht, falsch genom- men war. Die Kodrosschale ist bekanntlich von Braun selbst in einer der vollkommensten Abbildungen in Korn 1813 im grössten Format und in demselben Jahr in Gotha herausgegeben worden und stellt vor, zu dem Kodros auf dem Boden, aoT der einen Seile des Randes den Lykos^ Ajas, Btenestheus undMelite, auf der andern Aegeus, Tlie- sens, Phorbas und Aethra, in der Mitle von diesen je ▼ieren aof der einen Seite Athena, auf der andern Medea. Ohne die beigeschriebenen Namen würden wir nach den Rüstungen im Allgemeinen Heroen, und da auch Kodros seinen Namen bei sich hat, etwa lauter attische Heroen erkannt haben; irgend einen einzelnen gewiss nicht. Das sdiOne Gemälde gehurt also zu denen , worin die Kunst sich mit der Schrift verbinden musste um sich auszuspre- chen. Mit der fortschreitenden Fertigkeit durch Charakter uad Zeichen, und besonders durch die Handlung in der Verbindung mehrerer Figuren aus bekannten Geschichten, durch sich selbst dem Bilde Ausdruck und VerslSndlichkeit zu geben, hat sie die Stütze weggeworfen und ist gleich andern vorher mit einer andern Kunst verbondnen Arten obhgat (gleichsam y>ii.o%ix>'v) geworden, so dass sie die Namen nur aus Gewohnheit oder zur Naclihülfe für den in Uythen und Bildwerken weniger erfahrnen Beschauer oder auch für viele allegorische, 'nicht leicht durch sich
152 Die zwölf Götler am vorderen Fries des Parthenon.
selbst recht sprechend auszudrückende Personen beibehielt. Das Relief steht in dieser Hinsicht unter gleichem Gesetz wie das GemUlde und noch in der Apotheose des Homer sehn wir in der untersten Abtheilung eine lange Reihe von Figuren, worin die Namen für die Darstellung selbst eben so unerlasslich waren als für die Composition der Kodros- schale, an welcher der Maler übrigens dem Beschauer die Gedanken, unter denen er gerade die genannten Figuren zusammenstellte, eben so zu errathen überlassen durfte wie dort der Bildhauer. Hätte Phidias auf ähnliche Art einen Verein attischer, männlicher und weiblicher, einer noch älteren und noch mehr mythischen Zeit angehöriger, unter irgend einem Gesichtspunkt ausgewählter Heroen darstellen wollen, so musste er, als ein aus Genie und natürlichem Sinii nichts ungeschickt unternehmender Meister, nothwen- dig die Namen hinzusetzen. Denn wer hätte alle diese Figuren errathen können, die in diese Zusammenstellung eben erst von ihm gebracht wären? Dort dienten wenig- stens die Rüstungen zum Verständniss und die ausdrucks- volle Geberde der Pallas in der Mitte leitete den Gedan- ken nach einer bestimmten Richtung. Heroische Figuren aber von den verschiedensten Stellungen, ohne alle Ab- zeichen., ohne irgend eine Aehnlichkeit mit Heroen wie sie sonst vorkommen, würden eben so viele Rätbsel für den Betrachter gewesen seyn, weil sie bis auf wenige Aus- nahmen zu eirfer Klasse gehörten, die weder durch Cultus noch durch Bilder bekannt und unter bestimmte Vorstel- lungen gebracht waren,- und Räthsel aufzugeben ist nicht die Art frischer und ungeschwächter.Kunst. Wenn wenig- stens dieser Kekrops, Amphiktyon, Kranaos, Erichthonios als Könige durch Uebereinstimmung in Haltung und Tracht als Personen derselben Klasse sich zu erkennen gäben, auf deren Namen im Besondern, so wie auf die ihrer Gattin- nen, dann weniger ankäme! Wie ganz anders, wenn diese Figuren denkleinen, durch die Zwölfzahl bestimmten, wohl
Die zwttlf Gatter am vorderen Fries des Parthenon. 153
bekanntfln Kreis von Göttern der Stadt ausmachten I Dann brauchten nur einige, wie der thronende Zeus mit Hera, Demeter mit Triptolemos, die Anakes dem ersten Blick deallich zu seyn und es hedurften andre nur einer feinen Andeutung, wie sie bei ihnen nachweisbar ist, für den feinen Athener, um ebenfalls erkannt zu werden: die leichle Er- innerung an die Götter Athens, die in diesem Verein am wenigsten fehlen konnten, brachte dem wirklichen Zeichen, das aber hatte ühersehn werden können, die Vermuthung oder Voraussetzung schon entgegen. Hierbei ist es wich- tig, die von andern seiner Gölterbildungen zu entnehmende Art zu vergleichen, wie Phidias, wenn er nicht Tempel- statuen aufsleilte, die Gülter mit Aufgebung des Herkömm- lichen meislentheils durch selbsterfundene feine Merkmale und Andeutungen in Stellung und Hallung oder in dem TerhSltniss einzelner unter einander und zu dem Ganzen des darzustellenden Kreises neu und abwechselnd, aber kenntlich darzustellen gewohnt war. Welchor Unterschied endlich zwischen der Pallas, in bestimmter Handlung und Verhfillniss dort zu den sie umstehenden Heroen und der Demeter, wie sie hier in der Reihe der zwölf, ohne Bezug weder auf alle noch auf einige dasitztl Kein Zweifel daran, dasB auf di Feststeilung attischer Heroen im Fries lange Studien gewandt wunlen sind, ci i voluto anni prima che la ripeivta ispetione degli originali e lo tludio minuto dlog»i parlicolaritä ci abbia tpogliata de' pregiuditi, gotto ü dommio de' quali ancor noi ci eracamo trotati, wiewohl für die Bestimmung der Namen, welche viel Mühe erfor- derte, eine gute Abbildung zureichte, und nur hinsichtlich des Styla auch der Anblick des Originals in Uvtrucht kDinuit. DasB das Studium der Parlicularitäten und der mit ihnen in Einklang zu bringenden nebliclilen und widor- fipnichsvollen , aus den verschiedensten Zeilen slaiiimendvn attischen Sage eines gewissen Schlags durch die auf die Kodrosscfaale gestützte Hypothese gefälscht worden Huy,
154 Die zwölf Gölter am vorderen Fries des Parthenon,
haben wir zu zeigen gesucht* Aber auch hinsichtlich des StylS; dass er Götter und Heroen zu scharf unterscheide um Götter im Fries annehmen zu dürfen, wiederholt der Anwalt der Heroen seinen vorigen Satz, der vor dem Herausrücken der Kodrosschale zur Hauptstütze seiner Annahme gemacht worden war. Die vollen Adern der Hände und Arme konnten nicht ferner als Kennzeichen von Heroen im Gegensatze zu den Göttern des Phidias wie- derholt werden, da auch deren Leib vollkommen natur- getreu gebildet ist und nicht auf Ambrosia hinweist, es soll aber das Subjective auch hier, es sollen statt aller Gründe die Worte genügen : „Ich bin mehr als je über- zeugt, dass man von Gottheiten , mit der einzigen Aus- nahme der Demeter — ganz und gar nicht reden kann in diesem Stadium des von Phidias gegründeten Systems. — Die Vergleichung mit den Bildern der Giebel bietet sich zu sehr von selbst dar, um nicht fast unwillkürlich als unabweisbare Norm betrachtet zu werden, und aus ihr ergiebt sich, dass es sich von Wesen handelt, die einer Sphäre von gänzlich und wesentlich verschiedener Subsi- stenz angehören.^ Starke Behauptung, aber ohne alle Kraft zu überzeugen. Ist die Demeter und ist Triptolemos (due numi) als Wesen einer andern Sphäre als die übrigen Fi- guren ;eu erkennen? Nein, Demeter giebt sich nicht durch die Formen, sondern nur durch die Fackel zu erkennen, das Zwillingspaar durch die Stellung. In den Giebelfeldern sind neben den oberen Gottheiten auch dämonische Per- sonen, derselben Art wie im Relief die vermeintliche Pan- drosos oder Aglauros, wie jetzt die Figur zu nennen an- heim gegeben wird^ und Erechtheus selbst, der Sohn der Athena und der Ge. Aber so wenig wie diese hier einen Unterschied der Formen verrathen, so wenig ist in den Giebelgruppen ein Stylunterschied zu bemerken. Wir wol- len den Stylbegriff auch auf Stellung und Haltung, auf die Gewänder ausdehnen, und wir werden auch in diesen kei-
Die EwOlf Götter am vorderen Fries des PaUhenon. 155
nen durchgreifenden Unlerschied feststellen kOnnen. Der Charakter und das Handeln eines Gottes ist es im ADge- meinen , wodurch er von andern Göltern , so wieaoch von dflinoniachen und allegorischen Wesen sich kenntlich unter- scheidet, womit nicht gelängnel wird, dass im Besondern, in grossen Statuen und Gemtllden die Idealformen einer Sleigerun^ und feiner Abstufung föhig sind. Die Ver- gleichung von Reliefen und Statuen hat ihre Bedingungen, von denen zuzugeben ist, dass sie noch nicht so wie zu wflnschen w9re erörtert sind. Wäre es aber geschehen, BO würden dennoch , wenn aus Formen geschlossen wer- den soll, immer auch Süssere Umstände und Möglichkeiten xn berücksichtigen seyn, wie z. B. der Unterschied eines ■uf wenige Figuren beschrankten und eines höchst umfang- reichen, eines von demselben Meister und eines wahr- scheinlich von seinen Schülern ausgeführten Werkes u. s. w. Jedenfalls scheint es ein vtfceqov nq4uqoy zu seyn wenn man aus den Formen die Natnr der Personen bestimmen wiQ, statt mit diesen anzufangen, und zu fragen, ob sie als Götter, Heroen, allegorische oder historische Figuren tD bestimmten Zeiclien kenntlich sind. Hfitte man nicht gewussl, dass die Kolosse in den Giebeln des Parlhonon Gotter vorstellten und nach dem Styl aller and der Com- poiition eines Theils der Figuren entschieden, so war man ▼or falschen Erklärungen nicht sicher; min war in Er~ itannen, dass sie von den bekannten Göttern durch einen grandslltzlichen verschiedenen Styl sich unterschieden, aber ■SB konnte was vor Augen lag nicht läugnen und lernte bald die Göllär des Phidias sich begreiflic:: zu machen ■ad zu bewundern.
156 Die zwölf Götter am vorderen Fries des Parthenon.
Zusatz.
Den Inhalt dieser und der vorhergehenden Abhandlung im Allgemeinen gegen £. Braun zu bestätigen und einige ^Betrachtungen und Schlüsse^ daran zu Itnüpifen, schrieb W. Wattkiss Loyd, ein besonders begeisterter Liebhaber der älteren Griechischen Kunstwerke, ganz vorzüglich des Phidias, die Abhandlung, the central group of the Pana- thenaic frieze in den Transactions of the R. Society of litterature , new Series Vol. 5 p» 1 — 36. Ueber die von BeM FAcropole d'Athönes 1654 2, 146 ff. vorgeschlage- nen Benennungen einzelner Götter an Stelle der von 0. Müller gesetzten urtheilt Bursian in den Jahrbüchern für Philol. 1858 4 77, 95 dass nur die des Triptolemos als Ares Berücksichtigung verdiene, dass aber auch für die Verbindung des Ares mit Demeter die Attische Sage durch- aus keine Analogie darbiete. In der gewöhnlich für Gäa, Athena und Erechtheus erklärten Gruppe erblickte H. Brunn die zwo Göttinnen von Eleusis und Jacchos im BuUettino d. Inst, archeol. 1860 p. 68. Stark verspricht im Philolo- gus 1860 16, 113 f. über die einzelnen Gruppen der Göt- ter zu schreiben, worin er mehr. von mir als von O.Müller abzuweichen sich veranlasst sehe« Andre Götter als ich sieht in dem .vorderen Fries auch Prof. Petersen in Ham- burg, die Feste der Pallas Athena in Athen^ und der Fries des Parthenon 1655 S. 21 f. Die Götter lässt er nemlich besteben, indem er. nach realistisch antiquarischen Princi- pien den Festzug aus dem der Plynterien und der Arre- phorien erklärt, indem Itn dem Fries, gar nichts nächge- wiesen $ey was wir als den Panathenäisohen Festaug ken- nen: die zwölf Götter sind auch nicht nachgewiesen. Diese Erklärung zu widerlegen konnte nicht schwer fallen für 0 verbeck in der Zeitschr. f« Alterthumswiss. 1857 St. 1. 2 und im Rhein. Mus. 1859 S. 182. Nach der andern von Bötticher, die sich noch eigenthümlicher der allgemeinen
^ »fcll»*
Die zwölf Götter am vorderen Fries dos Parthenon. 17A
Aasicht entgegenstellt und Vorübungen, einen rtQouyufP «n die Stelle des Festzugs setzt, den die Athen beHchutzendisn Götter von beiden Seilen als einigen und ganzen fuiiphtt" gen, sind statt dieser „absolut reale Vorgilnge,^ dargi^- stellt. >)
1) Widerlegaog too SUrk im Pbilologu« IHO H, HT, l(^,.
£in Panathenäensiegfer ^).
Taf. VII.
Taf. CV der Archäol. Zeitung 1857 enthält ein zum erstenmal bekannt gemachtes Relief unter der Ueberschrift Panathenäischer Sieger im Parthenon. Da dieses Denkmal sich im Museum zu Berlin befindet und da Alles was aus Athen kommt, woher dieses durch Prof. Ross mitgebracht wurde, eine besondre Wichtigkeit hat, so lässt durch Beides zugleich der Unterzeichnete sich reizen der dort gegebe- nen Erklärung die seinige zur Seite zu stellen.
Der Marmor scheint ihm zu einer Klasse zu gehören, die nach der Natur ihres Inhalts sehr gewöhnlich gewesen seyn muss, obgleich bei dem geringen Umfang der Dar- stellung und der Bestimmung für Privatpersonen, also Be- deutungslosigkeit hinsichtlich der Arbeit, wenige ähnliche bis jetzt gefunden sind oder auch noch unter der Erde ver- borgen liegen möchten. Zur entfernten Vergleichung bieten sich manche dar, zur näheren vielleicht nur der welchen Pittakis in der Ephimeris N. 382 und Adolph Scholl in den Mittheilungen aus Griechenland Taf. 3, 5 S. 60 u. 75 be- kannt gemacht haben. Auch hier sehn wir die Göttin Athens und eine andere Figur wie mit einem Rahmen um-
1) Geriiards Arcbfiolog. Zeitang 1857 S. 99—101. Vgl.Over- beck die archäol. Sammlung der Uoi?. Leipzig 1856 S. 17. Stark tritt der oben angegebeneo Eritlärung bei im Philologas 1860 S. 113.
Ein Panalhen&ensieger. 159
schlössen. Der Raum ist nicht wie auf der eben bekannt gewordenen Platte etwas bOber als breit, was durch die ttber dem Sieger schwebende Nike bestimmt wurde, son- dern ungefähr viereckt. Der Helmbasch der Göttin ragt hier wie dort ein wenig über die obere Einfassung hinweg. Mit dem unteren Rande hangt eine Inschrift zusammen; davon sind aus drei Zeilen Buchstaben erhalten, woraus ao viel erhellt dass unter dem und dem Archon ein Sieg war errungen worden. Die Göttin reicht auf ihrer Rechten die geflügelte Nike einer ihr gegenüberstehenden männ- lichen Figur in gewöhnlicher Attischer Tracht und Haltung hin. Diese Fignr ist nicht kleiner als die Gullin und kann also nicht ein sterbliches Individuum seyn. Piltakis nimmt sie für den Demos, waa den Vennulbungen von ScböU vorzoziehen ist; nur kann es nicht der Demos der Athener Sberhaupt seyn, sondern ein einzelner Attischer, der über einen andern gesiegt hatte. Die Göttin ist ganz ähnlich der des andern Reliefs; dass ihr der Drache beigegeben ist, macht durchaus keinen wesentlichen Unterschied. Auf derselben Tafel giebt Scholl ein im Allgemeinen ahnliches Honument, mit der Inschrift tääe ol taiilm x. t. X. (Fig. 6 S. 74), wo Athena der Polis, wie ich sie mit 0. Hüller nennen möchte, die Hand reicht.
Auf der Platte in Berlin hat, was auf der andern nur alfl Einfassung eines Vierecks erscheint, die 'Form einer Aedicula oder eines Heroon im Relief, ohne Aetoma, wie «e als Gedächlnisslafel für Verstorbene aller Orten in ganz Hellas vorkommt, namentlich aber in Athen häufig gefunden wird.' Alhena hält auf ihrer Hand die beschwingte Mike, welche dem Sieger den Olivenkranz (aus dem Pan- drosiam] anf das Haupt setzt. Nike ist in beiden Monu- menten ohne Beine, was nur eine Abbreviatur seyn möchte. Der Sieger, klein als Sterblicher, in der Linken seinen ganz knnsUusen ziemlieh krummen Stab, nach atbenischer Weiie, sieht sehr demülhig hin, was die Haltung des er-
160 Ein Panatheßäerisieger.
hobenen rechten Arms mit geöffneter Hand andeutet. Dass der Sieg von der Göttin verliehen^ ihr zu danken sey, ist' der fromme Gedanke der Composition. Dicht neben dem Mann, also unter der Hand der Göttin und der Nike darauf ist eine Ionische Säule, deren bestimmte Bedeutung zu errathen bleibt: sonst wird durch sie häufig, in Attischen Vasengemälden besonders , ein Heiligthum , ein heiliger Ort angezeigt. Die Gedenktafel sowohl seines. Siegs, als der Gnade der Göttin war bestimmt zu einem Weihgeschenk für diese und eine Unterschrift, wie sie an dem beschrie- benen Anathema zum kleinen Theii und an so vielen ganz erhalten ist, hat auch an diesem höchst wahrscheinlich nicht gefehlt«
So einfach diese Ansicht ist, so leicht ergiebt sich da- raus auch was ich in der früheren Erklärung als nicht be- gründet, sondern als subjective Veraussetzung zu betrach- ten genöthigt bin. Diese nimmt statt des Gedankens eines gottverliehen^n Siegskranzes die Darstellung eines Acts, worin ^das Bild der Athena Parthenos im Parthenon mit der kranztragenden Nike auf der rechten ausgestreckten Hand, natürlich nur die Andeutung des Kolossalbildes für den Zweck des Kidwerks als der Gedächtnisstafel eines panathenäischen Siegers, nicht etwa eine reducirte Copie des Kolosses mit allen seinen Beiwerken' — 'vielleicht' mit dem Brabeuten zusammenwirkte. 'Vielleicht trat der auf- gerufene Sieger in seiner Binde unter den Kranz der Nike, während das ihm zu Ehren gedichtete Epinikion gesungen ward und empfing hier den Oelkranz vom Brabeuten ; auch mochte die fehlende linke Seite des Reliefs den letzteren selbst, nach dem Sieger gewendet, enthalten haben.' Oel und Wasser mögen leichter sich mischen, als dass Nike oder irgend eine Gottheit mit einem Sterblichen sich zu einer Handlung verbände. Ob Raum für eine dritte Figur, oder nur sehr wenig abgebrochen seyn möge, ist nach der Wahrscheinlichkeit hinsichtlich dieses und . nach der
Ein Panathenfiensie^er. 161
Meage indrer Attiscben Honumente , welche Alhena mit ■ar dner anderen Fi^ur zusammenstellen, leicht zu enl- soheiden. Und müssen nicht diese Monumente wenigstens ■Ds abhiiteh, statt der Göttin selbst uns ihr Tempelbild handelnd, iind demnach die Nilie als die wirkliche goldene Nike Torzuslelien? Hit dieser schwerwiegenden Nike wird dann die erwähnte Säule, die 'schlanke Säule mit ionischem Kapitell,' in Verbindung gesetzt, durch welche 'die Hand des Athenabildes nnlerslUtzt werde, indem nicht einmal rtlr die kurze Zeit des Festes das Nikebild auf der Hand des grossen Bildes stehen konnte, ohne dass dieselbe nicht ganz gehörig unterstUlzl war.' Kann aber eine SlUlze) eem, in Form einer Ionischen Säule gedacht werden? — Uebrigens ist es fiir eine Stütze wesentlich, dass die Last unmittelbar auf ihr ruhe, zwischen Arm und Hand der Athena aber und dem Kapitell ist ein merklicher Zwischen- ranm. *) Auf die Vorstellung, dass dem Sieger im Par- theDon ein Epinikion gesungen worden sey, ist der Erklä- rer vermuthlich ftekommen durch das Skolion :
xo* fi*^y sdoaay 9toi tfi^vitf itaffä nttfdföaov wg fftX^ 'Aif^vSf du bei der Mahlzeit zur Siegesfeier erklang, h louditu, irie such K. 0. Mtlller bemerkt (Mir.crvae Pol. sacra p. 22.] Dem poetischeD Kunstgebrauch die unsichtbare Göttin sicht- bar ror Augen zu stellen, um ihr Wirken und ihr Verhält- mit zu den Menschen auszudrücken , widerstrebt der herr- achende Realismus der ganzen Erklärung so sehr, dass auch die Athene, die im Mus. Nani n. 19 dem Sieger selbst (alf Nike) einen Kranz reicht, ein kolossiiles Athenabild genannt wird. Kolossal freilich wird auch die Göttin selbst imner dargestellt Sterblichen gegenüber.
3) Deber dieu Siule •. auch Pcrraooglu in der Arch, Zeit. I86fl S. 2S.
V. u
l&i Ein Panathenäensieger.
Darf ich auch eine nahliegende, übrigens nichts we- niger als tibelgemeinte persönliche Bemerkung äussern, so möchte ich vermuthen dass der sehr gelehrte und sehr er- findungsreiche Erklärer die gegenwärtige Erklärung nicht mit solcher Sicherheit hingestellt haben würde, hätte sie ihm nicht zur Bestätigung und Ausschmückung seiner Theorie über Agonaltempel dienen zu können geschienen.
Dionysischer Opferstier ^).
Taf. VIII.
Die vorliegrende Zeichnung rührt aus dem reichen Schatz her, welchen von flehen die unermüdliche Thätigkeit und Aufmerksamkeit des durch frühzeitigen Tod so Vielen höchst schmerzlich dahin geiiafiTten Emil Braun zusammmengebracht hat. Wo das Basrelief von dem sie genommen ist, sich befindet, ist leider nicht dabei angemerkt worden. Die Vorstellung überrascht durch ihre Neuheit und Eigenthüm- lichkeit, so dass nur eine Vermuthung über ihre Bedeutung vorgelegt werden kann, die weder an einem Zeugniss noch an einem andern bis jetzt bekannt gewördnen Monu- ment leicht einen Anhalt finden wird. Das Dionysische ist durch den Rebstock genugsam angedeutet; aber selbst dass der Stier überhaupt, um zuerst von dem sonderbaren Umstände dass er auf einem Schiffe steht , abzusehn , dem Dionysos geopfert worden sey, ist wenig genug bekannt. Noch K. F. Hermann erwähnt es in seinem Handbuch nicht. ^). Eckhel nennt als das einzige Beispiel von dieser victima
1) Annali d. Inst, arcbeol. 1857 p. 153—160. 358. Mooum. T. 6 tav. 6, 3.
2) Gottesdieostliche Altcrtb. $. 26 Not. 20. Mao hielt allgemein den Stier für einen Dionysischen Rampfpreis.
11*
164 Dionysischer Opferstier.
maxima als einer Bacchischen eine Münze des Septimius Severus, welche bei Mionnet fehlt 5).
Doch wir haben einen grossen Zeugen für diess Opfer- thier der Athenischen Dionysien an Sophokles, der in der Tyro den Dionysos tavqotpdyog, Stierspeiser nannte, was nicht anders als von den Opfern zu verstehen ist. Eben so bei Herakles als Gott. Gerade so ist wegen dieser atyoydyogj xQ$og)(fyog .ein volksrQässiger Ehrentitel andrer Götter, TavQotpdyog selbst auch der Äiiemis^j geworden. Denselben Beinamen gebraucht Aristophanes in den Fröschen indem er ihn auf den feurigen Kratinos als einen andern Dionysos überträgt (360) : fi^d^ KQßvivov tavQoqxxyov yXoSt- %tig BaxxBt^ ivsXdc&ijj wie bei Persius (1 , 76) der Tra- giker Atlius, da auch dessen Begeisterung sehr Hräftig war, ein Brysaeus, d. i. Bacchus, heisst; tenosus über Aili* Diese Opfer kommen auch in einem Vers des Ko- mikers Hermippos in den Kerkopen vor und Pindar drückt sie aus durch ein vielfach versuchtes Beiwort des Dithy- rambs^ von dessen Erfindung inKorinth er spricht (Ol. 13, 18):
9cal Jttopvüov no&ev S^i(pav€V
(fvv ßoijldtq XaQiTsg d^dvQd(Aß(p; denn Stiertreiber ist der Dithyramb als. der welcher, die von allen Phylen zum Fest gestellten Stiere zum Opfer und Festmal herbeizog. Natürlich konnte ßo^Xdtfig auch von dem Treiben von irgend woher und wohin gebraucht werden und es werden so genannt Hermes und Herakles mit Be- zug auf die bekannten Mythen^). Auph ist in demRäthsel
3) D. N. 2, 472, Bacchus basi insisteuB et popa taarum feriebs. Bio altes Orakel in einer Inschrift von Pergamoa schreibt tor der Pallaa ein zweijähriges Rind, einen dreijährigen Stier dem Zeus und JU Bdxx^ zu opfern. Aus des Grafen Vidua Inscript. ant. p. 14 in (neiner Syll. Epigramm. Gr. n. 183 t. 21 a. auch C. I Gr. H p. 856 n. 3838.
4) Etym. M. p. 748, 3.
5) Diese Erklärung gab ich in L. Zimpaermanns Allg^m. Schul- leitung 1830 2. Abtb. S. 421.
Dionysischer Opferstier. 165
des Siroonides bei Athenfius (10 p. 456) der stiertödende Diener des Dionysos nach der wahrscheinlichsten der drei ▼OD Chamäleon angeführten Deutangen der Dithyrambe der fnfyxmfkog J$ovi5<foVj wie er in einem Bruchstück des Ae- ftchylus genannt wird.
Hierbei darf ich indessen die falschen Erklärungen ongelehrter und urtheilsloser Grammatiker nicht übergehen^ die, wie in so vielen andern Fällen , weil man an den Grie- chischen Buchstaben glaubte, auch in diesem Fall ganze Schaaren der achtbarsten neueren Gelehrten, Bentley an der Spitze hinter sich hergezegen haben. So soll bei So- phokles Dionysos tavqoipüyog heissen weil den Siegern im Dithyramb ein Ochse als Preis gegeben worden sey> oder als wgAijCt^g , Rohfresser in den uralten Trieterien ^). Bei Aristophanes, der so den Komiker Eratinos nennt, wird wieder der Stierpreis, hier als nach der Meinung des Ari- stophanes, vorangestellt, auf den Rohfresser gewiesen und ausserdem eine Anzahl unglaublich alberner Deutungen hinzugefügt. Endlich auch bei Pindar soll der Dithyramb ßo^Xäv^g genannt werden, weil der welcher ihn aufführte^ den Stier als Siegespreis davon trage ^). Der wirkliche Preis bestand in einem Dreifuss, wie einer mit der Sieges- inschrift der Akamantischen Phyle an der bekannten Vase des Mos^e Blacas pl. 1 gezeichnet ist und wie sonst be- kannt genug ist^. Die Siegspreise der chorischen und
6) Pbot. Said. Etjm. M. t. TavQog>ttyos,
7) In üosre Wörterbücher ist diess übergegangen, in die Ton Schneider, Riemer, Passow, Pape, durch W. Dindorf in denThe- •anras 1. Gr. Einer dem diese doch zu gezwungen schien , setzte dem Scholion hinzu: $ dton ^Xai^pero n (aber was wenn nicht der Stier ?) xat inWlro. Bissen schrieb in seinem Gommentar zum Pin- dar an den Rand: sed yerius Welckerus in Append. trilog. p. 241 8. sacriflcia boum intelligit, wie Schneidewin in der zweiten Aus- gabe bemerkt. Auch Bernhardy in seiner Griech. Litter. Gesch. 1, 291 (352 der 2. Ausg.) urtheilt wie Bissen.
8) Simonides Anthol. Pal. 2, 542 n. 25. Thcokrit epigr. 12.
166 Dionysischer Opferstier.
dramatischen Spiele sind ein Lieblingsgegenstand der Gram- matiker, über den sie ungemein viel MuthmassUches, Un- genaues und Widersprechendes vorbringen ^). Hinsichtlich des Stiers, der gegen alle andern Kampfpreise sehr ab- stechen würde, besonders wenn man sich vorstellt dass der Sieger ihn mit nach Hause genommen hätte ^o), lässt sich das Missverständniss einigermassen aufklären. Jede Phyle der Athener unterhielt einen Chormeister (xvxXiodt- ddftxaXog) für die Dionysien '^) und eine wie die andre stellte dazu einen Stier, der dem Dionysos geopfert wurde und den Hauptbestandtheil des Opfermals der fünfzig Män- ner oder Jünglinge^ die den kyklischen Chor bildeten, abgab ^^). Diess Opferfest begiengen ohne Zweifel alle Phylen die aber die den Preis gewann, konnte etwa sagen, wenn
Athen. 5 p. 198 c, bei Dithyramben in Alexandria, Flut« X oratt. Andoc. p. 835 b. Dreifüsse wurden auch an den Festen des Tri- opischen Apollon gegeben Herod. 1 , 44, und an rielen Agonen, Schol. Find. I. 1, 26. Vgl. fiöckh Staatshaushaltung der Athener 1, 491 (601), K. 0. Müller über die Tripoden in Böttigers Amal- theä 1, 127 f.
9] Keiner wohl leichtsinniger als Acron zu Hör. Epist. 1 , 3, 36: lyricipoetae juTencam immolabant, tragoedi hircum, poetaautem (der epische Dichter) taurum.
10) Dagegen ist nach der Inschrift der FanathenSischen Preise in Rizos Rangabö Antiqu. d'Athdnes T. 2 p. 667 n. 96 (yon Her- mann Saupe trefflich erklärt in dem Göttingischen Programm Apr. 1858), während der Sieger im Stadion, Pentathlon und den yielen andern gymnastischen Kämpfen Oel in Terschiedenen Massen, mit freier Ausfuhr, wie die in £leusis Gerste, andre an andern Orten Geld erhielten, amSchlnss den Pyrrhichisten und der durch sehöne Greise (evaydQke) preisgewinnenden Phyle ein Ochs ausgesetzt ohne Zweifel auch als ein Werthpreis ,. wie das Oel.
11) Sehol. Aristoph. At. 1404 ixdaiii yag ipiiXti Moyioftov rgifpit dk^qafJLßonQkly.
12) Plutarch Sympos. 1, 10, 1 iy dh toig SfQonmyos imytxiots^ oTi r^ Ahovjidi ff'vXp toy ^ogoy dutm^as iyixtjaty, i^uofUyots hf^y^ &m dl) Mai (pvlifa^s ov4H d^fAonotiJTot^»
Dionysischer Opferstier. 167
iie sich oder ihifwi Dichter und Chormeister, obgleich die aodern Phyien ohne Zweifel doch auch opferten und sohmau- sten, schmeicheln wollte, wenn sie am folgenden Tag in dem Opfermal zugleich ein Siegesfest feierte, dass iie sieb oder dass er sich und ihr den Ochsen ersiegt habe*'} während der eigentliche Preis in einem Dreifuss bestand. Urnndglich aber hat Simonides va^QOvg nai rgt- ttoiag verbinden können sondern das Richtige ist vlxas xal cpffflnJa;, wie wir bei Tzetzes in den Chiliaden lesen (I, 24 , 636] und tavQOvg ist untergeschoben worden von einem welchem der falsche Stierpreis einfiel '*]. Ganz richtig wenn
. 13) Aehalich wie nach Platoni SjnpoiioD p. 173 Sn rp Ji^tätf
n xat ot jfDfcvmt. Demnach ffare all uneigeotlich zu Terstebn FlnUrch de gloria Alheo. 7 oi ßovy InaHoy iXxoioa; (vixat) ^ ^ ifi^yoy. So liaat Nonnus 19, 64 deo Dioaj«OB einen doppelten KampfpreiaansaetieD, Bock und Stier irür Tragödie und Dilhyramb.J 14) Schneidewia hat mit groiier Uebereiinng dem wider- ■proahen in Rciacr Aaagabe de* Simonides p. 191. 220 ■. indem ihm diese Lesart in Verbindung mit dea miBveratandeuen oben angeführten Worten Pindan die Stierpreiae in faeweiaen achien. .Gant Terkehrt iat naa er aagt; joniil poeta tauroa tripodibni, qnoniam aliis locia tripodea abatnleral, nt Athenia, aliia tanros, ObiM Anatand wörde ea aeju daaa auf die Worte f£ lai iuyi^~ MOita — ^Qao i/iaat folgt Nixae äylaiv &gfi' tniß^c. ladeaien ilt ei bdchst nabracheinlicb daas nur die achäne tirabachrift bei TsaUfli lebt iat und dagegen deren Anfangaworle wegen der merk- wfirdigen Zahl der Siege in ipiter Znt zum tiegenaland eine« bnondera Epigramma, das in der Anthot. Falllina 6, 313 aich baSndel mit der Uebericbrift &yd&>ifia £ifiairiitov , gemacht worden •Ind. Dlrin seilt denn Simonidei lelbat aeinen lecha and fSafiig Siegera eine Oeakiafel nnd zu der Zahl hiningeaetit iat nur da» Ter- branehte Bild rom Wagen der NiLe. Daai min bei der Wieder- boliug de* Anfang! der Gribachrift: £f liti neyt^xoyta , Stfttayidti, ^faa vUas xia iginoSai teraalaeat war den Simonidea aicb seibat anredeD *a Isaaen, wirkt faal llcherlich ; dag Prakihifle dea auf- geslelllen Denkmala ragt gelbst TzeUea in den Chitiadea 4, 4S?. nnd Wenn «a natürlich iat daas eine Grabicbrifl die gewonnenen
168 Dionysischer Opferstier.
attch im Auszuge nicht ganz wohl ausgedrückt ist, was in den Scholien zu der angeführten Stelle der Frösche (360) Apollonios sagt, tavqotpdyoq werde Dionysos ^von den den Dithyramben gegebenen Ochsen^ genannt '^).
Wie in Athen, dem Orte der grossartigsten Feier des Dionysos Dithyrambos und auf welchen zunächst wohl Pin- dar , der dort selbst Dithyramben aufgeführt hatte , mit dem Beiwort ßofiXdtvig zielt, indem dabin von allen zehn Phyien am Feste die Opferstiere zusammengetrieben wurde, so werden auch überall sonst wo solche kyklische Chöre statt fanden, Stiere dargebracht worden seyn. Ja auch auf andre Bacchische Feste ohne Dithyramben ist ohne Zweifel diess Opfer übergegangen zumal da es auch eine symbolische Beziehung auf den Stierdionysos zuliess. So wurden dem Apollon Lykeios in Argos Wölfe geopfert ^^).
Tripoden zShlt, so ist es auffallend dass ein Lebender sie zasam- meu Eähle und durch den Zusatz nqly t6y&* otv^ifAtym niyaxtt zu erkennen giebt, wie viele Siege noch hinzukommen könnten, werde später zu Terewigen sejn. Nach dem Epigramm des Simonides auf den Sieg der Phyle Antiochis unter seiner Leitung war er damals achtzig Jahre alt.
15) Mit dem dtdofiiyuty stimmt überein was Is. Tzetzes zum Ljkophron sagt Proleg. p. 231 Müller, ol didvQa/ußkxoi igino&as ikdfAßayoy, o )^oqos ian^s xvxhxos äydgag M^^y ntynjxoyTu, otntg xai diaQoy ravgoy ikdfdßayoy. So auch Job. Tzetzes n. dia^ogas nottjmy im Rheinischen Museum 1836 4, 393 (nachher auch in Gramer. Anecd. Ozon. 3, 334), der zugleich was er yom Rratinos tapgotpdyos gelesen hatte, nach seiner Art falsch anwendet V. 20:
ilxoy di ntyi^xoyia tovs x^Qotndtag, xai ßovs ro dwgop xvxhxvSc iartjxoTOWf o9'(yniQ adrovg ug xaXii Tavgoctpdyovg.
16) Schol. Soph. El. 6. — An einer Vase der Antich. di Acre del Bar. Giudica tar. 26, auch in Panofkas (ohne allen Grund so genannten) Vasi di premio ta?. 4 b, mit Dionysos und zwei flöteblasenden Satyrn, ist auf der Ruckseite ein Stier und ein Prie« ster mit sechs Begleitern im Epheuschmuck. An einer Amphora ans Bomarzo ia Gerhards Trinkschalen und Geflssen 2, 29 tst ein
Dionysischer Opferstior, 109
Das hier entwickelte Vertifillniss des Stiers zum Drei- foBi kann auch durch einige VasengeroSlde besUiigt wer- den. Von einem fand ich eine Beschreibung in den Zoe- gtuiben Papieren, die ich wOrllich hier mittheilen will. Tn cinquanta vasi Elruschi, sagt er, del Istiluto di Bo- logna notai il seqnente. Fondo di color die basalle verde oon figure di rosso capo. Sur un trono siede Bacco bar- bato, coronato d'ellera, veslilo di pallio ampio, tenendo nella desira un tirso fatio come quei nella cista mistica di Londra, ed appogiando il gomito sinisiro sulla spalliera del trono. Dietro lut resta una donna veslita con tirso eommane in mano. Avanti lui sono due ViUorie alate e ▼estil«, delle quali l'iina scana un foro appi^ d'un tripode, l'nitra tiene una corona alzata come per attacarla a detio tripode. II loro viene a cadere colla lesta sopra una spe- de di ara o base quadrata. Dietro la Villoria sagrificanle resla un giottiae quasi nudo con un tirso. Questo vago aupera in belleüza la maggior parte quanli esislono '^). Hiennit stimmt vollsifindig überein ein von d'Hancarville bekannt gemachtes GemBide; *^) nur dass ich in der zuerst genannten Person, die ilbrigens in der Beschreibung mit dem BOde fibereinslimmt , nicht den bärtigen Bacchus erkennen kinn, sondern eher denArchon'^) oder einen Kampfrichter
Stierkopf «bgcbildel »o dem Allar bipter (reichern Dionjto», mit TbjriDa und Kanlhiro* io Hindea , sIehL
17} in dem Gnida del rorealiere «1 Muaeo drile ■Dlich. Jella B. üaiT. di BologDi (tod Schiisii) ISI4 lind p. 97 i. die Vi- ani niebt einielo ■ngegeben. Bei Piiieri der einige auf die- MT SamiDlDDR millheill [Ttf. '25. 51. 64. 93. 201) fiadet dieae «iefa McfcL Die Zoegaaebe Beacbreibaog fand meio Freund Scboeide- WiB achon Tor iu meiaer NuL 5 cilirlen Abhaadlung.
18} Antiqo. Eir. Gr. und Rom. T. 9 pl. 37. Aucb in Inghi- miii Vati fittili T. 4 pl. 36 [.
19) Io den Siegginicbrificn lieht der Archon Toran, wie in dw 4m Simonidei Aathol. Pal. 2, TäS p. 79:
''Bfx" Ufiifinimif fiir 'A9iraioit ör' linxtt Uma/i; ^i-Xr, Jaiialiar i^itoSa.
170 Dionysischer Opferstier.
oder etwa den siegenden Eykliodidaskalos erblicke, des- sen Kranz nicht von Ephen, sondern von Lorber oder Oellaub ist. Die weibliche Figur hinter ihm geht nicht ihn an, sondern- entspricht der männlichen am andern Ende, die einen ähnlichen Thyrsos hält. Eine vom Prin- zen von Canino gefundne und herausgegebene Vase^^) enthält in ganz ähnlicher Weise den Dreifuss zwischen zwei Yictorien , von denen die eine hier dem gerade vor dem Dreifuss stehenden Opferstier aus einem weiten Was- serkrug in ein auf drei Füssen ruhendes Gefäss zu trin- ken eingiesst«
Wenden wir uns nach dieser langen Vorbereitung zu unserm Relief zurück^ so scheint es dass der mächtige da- rin abgebildete Stier, indem er eben aus dem Kahn ans Land steigt, mit Gras, Heu oder anderm ihm bereit gehalt- nen Futter, empfangen wird , wie auf dem zuletzt genann- ten Yasenbild Nike den Durst des edlen Opferthiers stillt. Ihn noch mehr zu ehren ist Stroh oder Gras aufgehäuft worden, worin er seinen Fuss niedersetzt: das andre Vor- derbein ist abgebrochen. Das Einschiffen des gewaltigen wohlgenährten Thiers aber müsste man sich daraus erklä- ren dass man ihm einen weiten Landweg ersparen woUtCi wie z.B. in Attika von einem entlegnen Demos zur Haupt- stadt oder in Unteritalien von einem kleineren Ort nach einer Küstenstadt wo das Fest begangen wurde. Vermuth- lich war ihm eine Volksmenge entgegengegangen. Wie- wohl die Griechen verstanden jede Erscheinung oder Hand- lung, die in der Wirklichkeit von vielerlei Cäremonien und
20) Mageum Etr. de Lucien Bonaparte Viterbe 1829 n. 542, desselben Vases Etr. 1830 pi. 1. Bullcitt. d. lost archeoi. 1830 p. 143. Auch bei Inghirami Vasi fitt. 4, 359. Zu yergleichen ist auch d'Hancanrille 3, 36. Inghirami 4, 363, wo Nike einen springen- den Stier am Strick hält, mit Fackelträgern umher; eine un- bekannte Gäremonie , Tielleicht bezüglich auf Fackelspiele s, Böckhs SUaUhaushaltung der Athener 1,1, 497 f. (613.)
Dionysischsr Opferslier.
171
Pomp begleilel, von einer Menschenmenge umgeben seyn mochte, in ihrem Mittelpunkte zu ergreifen und ins Enge za bringen wussten, bo dass dnsBild mehr die Vorstellung des Ereignisses erweckte als es in seiner lebendigen Voll- slSndigkeit wiederzugeben unternahm, kann man auch an diesem Relier ersehen, wenn dessen Sinn hier getroffen seyn sollte, besonders wenn es nicht utwa Bruchslück ei- ner weit grJ>Bseren Darstellung ist.
Darbringung eines Kindes an Dionysos ^)
Taf. IX.
Im dritten Bande der Monumente des archäologischen Instituts (3, 39) ist ein kleines Bacchisches Relief „von der schlechtesten Manier^ (der Ausführung) abgebildet, eine Vor- stellung womit in den sonst bekannten unzähligen Bacchi- sehen Monumenten keines in dem entferntesten Zusammen- hang steht. Zoega hatte das Relief 1791 bei dem Bild- hauer Cremaschi gesehen, und durch seine in meiner Zeit- schrift für alte Kunst (S. 521 f.) mitgetheiite äusserst genaue Beschreibung ist Emil Braun veranlasst worden die kleine Platte aufzusuchen und an sich zu bringen. Die Erklärung indessen, die er bei der Herausgabe des räthselhaften Werkchens in den Schriften des Instituts für 1842 .(Bullet, p. 53—55. 163. Annali 21—32) aufstellte, hat er selbst wieder aufgegeben (Bullet. 1848 p. 69 f.) Zoega vermuthete daiss die Vorstellung auf die Geburt des Jacchos, Sohns des Dionysos und der Aura, bei Nonnos 48, 958 anspie- len möchte. Eine Vermuthung , wonach sie sich nicht ohne Wahrscheinlichkeit begreifen lä3St, gründet sich auf den Gebrauch dem Dionysos kleine Knaben als Tempeleigen- thum oder zu Hierodulen zu weihen, welcher in meiner Sylloge Epigr. Gr. p. 97. no. 66 aus zwei Epigrammen
1) Gerhards Arcbäol. Zeit. 1852 10, 503.
'*" •
Darbringung eines Kindes an Dionysos. 173
nachgewiesen ist. In dem des Leonidas (p. 15) schenkt (SmQata») eine Mutter, statt eines Weihgemäldes hohen Styls, als ganz arme Frau, dem Gott ihr gemeines Kind lebendig, mit dem Wunsche, dass er es aus seiner Nied- rigkeit erheben möge. Das andre, an dem Sarkophag ei- nes Saturninos, sagt dass es von Vater und Mutter dem Dionysos verehrt worden sey von Kind auf (ix naiddg). Es scheint dass arme Leute sich von ihren Kindern trenn- ten zugleich um der Sorge für sie überhoben zu seyn und Qni ihnen unter den Dienstienten eines Tempels ein bes- seres Loos zu bereiten. Auf die Sitte solcher Darbrin- gungen nun scheint jenes Relief sich zu beziehen.
Dei^ jugendliche oder Thebische Dionysos sitzt auf ei^ nem Thron, den rechten Arm auf dessen Lehne gestützt und das Haupt weichlich an dessen , wie es scheint, hoch- gepolsterster Rückwand ruhend, mit Silen als seinem Diener zur Seite. Der Thron aber ist nicht in einem Tempel er- richtet, wie gewöhnlich, sondern auf Felsen, indem dieser Gott wenigstens abwechselnd unter seinen ländlichen Dä- monen im Waldrevier weilend gedacht wird , ungefähr wie Poseidon im Meer ist und nicht zwischen dem Tempel und dem Olymp allein seinen Aufenthalt theilt. Diesem Diony- sos nun wird ein Knäbchen auf das Knie, worüber ein Tuch ausgebreitet ist, gelegt, und er nimmt es so huldvoll auf, indem er ihm die Hand auf das Köpfchen legt und blickt es so liebevoll an, ein Ausdruck der durch die wie einem alten Mütterchen abgelernte Freude und Rührung des Silen über die kleine Creatur unterstützt wird, dass die Frömmigkeit, die einer solchen Handlung zu Grunde liegen sollte, sich hinlänglich ausspricht. Sind nun die beiden Darbringenden, ein jüngerer als Träger des Kindes and ein älterer, der als der Vater die Anrede zu halten scheint. Sterbliche, so tritt das Ganze wie von selbst in die Reihe der zahlreichen Reliefe, wo neben den Göttern, insbesondere dem Aesculap und seiner Tochter, die ihnen
174 Darbringung eines Kindes an Dionysos.
Gelübde» ein Opferthier oder andere Gaben darbringenden Menschen, ganze Familien oder auch Einzelne, dargestellt sind. Und wirklich spricht Zoega nur von einem Jüngling und einer andern F!igur , die zuerst weiblich erscheine, aber die Brust nicht weiblich habe. Indessen giebt die Zeich- nung beiden Figuren, die sonst nicht entfernt an das Sa- tyrgeschlecht erinnern, der einem etwas unentschieden, zu- gespitzte Ohren. Wenn dieses an einem ahen Marmor sol- cher Arbeit zuweilen schwer zu beurtheilende Kennzeichen zuverlässig vorhanden ist, dann wird die Erklärung etwas verwickelter. Es würde alsdann folgen , dass die Sitte dem Gott Knäbchen darzubringen in das Reich der Satyren, zu allen andern Menschlichkeiten aus der Wirklichkeit, über- getragen sey, wie um den Gebrauch selbst durch diesen Vorgang im idealen Gebiet zu heiligen oder zu heben. In der älteren Zeit dachte man bei Satyrn und Mänaden nicht an Kinder, indem sie nur als Bilder der an den Dionysien dem Taumel und der Lust hingegebenen Menge angesehen wurden, wobei die etwaigen Folgen des Augenblicks wo- rauf die neuere Komödie eingegangen ist in der hochsym- bolischen Behandlung der Sache gar nicht in Betracht ka- men. Späterhin, als nun durch die überall verbreiteten Bilder des Bacchischen Thiasos die Vorstellungen von die- ser idealen Race sich weiter und weiter entwickelten, ist man auf die eines häuslichen Lebens unter ihnen verfal- len und hat Satyrweiber (von denen der kolossale mit ei- nem ähnlichen männlichen gepaarte weibliche Kopf im Mu- seum zu Venedig das bekannteste erhaltene Denkmal ab- giebt) und sehr häufig Satyrbuben dargestellt. Von letztern will ich als Beispiele nur anführen die in dem Bacchischen Zug mit der schlafenden Ariadne im M. Pioclem. 5, 8, über welche Visconti hinweggeht mit den Worten: „Faune mit Kindern des Dionysischen Gefolges spielend,^ und meh- rere der jetzt bekannteren kleinen Marmorrunde in meinen alten Denkmälern 2, 130 ff. Nr. 34 • 35. 42, vgl. S. 135.
Darbringung eines Kindes an Dionysos. 175
Gerhard nennt auch an Vasen von Yulci Bacchus nebst einem Weibe das zwei Kinder, oder auch eins hält, Annali 3, 143.
Zusatz (Rhein. Mus. 1853. 9, 286).
Das in den Monumenten des archäologischen Instituts. 3, 39 abgebildete und in Gerhards Archäologischer Zeitung 1852 S* 504 — 6 anders als dort erklärte kleine fiasrelief befindet sich noch immer in Rom/ in D. Emil Brauns Hän- den. Dort untersuchte ich 'im vorigen Winter (1852 — 53) die Figur von deren Ohren es abhängt, ob die eine oder die andere der von mir vorgeschlagenen Erklärun- gen einer schön erfundenen Composition , von sonst nir- gends vorkommendem Inhalt, zu wählen sey, gemein- schaftlich mit dem Besitzer. Es bedurfte keiner langen Untersuchung: denn es ist klar und entschieden, dass der vollkommen wohlerhaltene Kopf ohne eine Spur noch Schein von Satyrohren ist, so dass die Figur nur darum für die eines Satyrs genommen werden konnte, weil sie nach der vorgefassten Meinung über die ganze Vorstellung freilich ein Satyr seyn musste. Auch der durchaus wohl erhaltene und völlig sichtbare Rücken ist nicht der eines Satyrs. So fällt also die nur auf den Fall, dass gegen meine Yermu- thung dennoch ein Satyr vorgestellt wäre, hinzugefügte „etwas verwickeitere Erklärung,^ welche die Scene in das ideelle Gebiet des Satyrlebens versetzt, einfach hinweg. Wir erblicken demnach zwischen seinem Silen und einem aufwartenden Satyr sitzend Dionysos, welchem ein Land- mann sein neugebornes Knäbchen auf den Schoos legt da- mit es im Heiligthum zum Hierodulen aufgepflegt werde. In der Villa Borghese ist in der Sala del Fauno ein sitzender Bacchus in grosser Figur, neben welchem zu seiner linken Seite auf einem Postament eine kleine weibliche ganz be-
176 Darbringung eines Kindes an Dionysos.
kleidete Figur steht, welcher der Gott die linke Hand auf die Schulter legt, während ihre rechte auf seinem Schoose ruht. In der Indicazione delle opere antiche di scoltura esistenti nel primo piano del palazzo della Villa Borghese (von Canina) ist diess Werk sehr undeutlich so beschrie- ben: Gruppo di Libero sedente e Libera, collocato sopra base che pare sia destinata a ricevere una iscrizione: rappresentanza assai singolare e considerevole ^]. Ein mit den Römischen Sculpturen vertrauter Archäolog nahm unter besonderer Erklärung die kleine Figur für ein Kind , wozu ihn wohl nur deren ausdruckloses Gesicht veranlassen konnte : denn von einem Kind hat sie nichts und untergeordnete Figuren, die nur eine besondere Beziehung der Haupt- personen anzudeuten bestimmt sind, verkleinert gebildet, gehören zu dem Gewöhnlichsien. Mir kam der Gedanke, dass eine Hierodule gemeint sey, gegen welche der Gott als ihr Patron sich gnädig und freundlich bezeige, wie gegen das in dem Relief ihm dargebrachte Kind. Der Tempel für welchen oder seine Umgebung die Statue be- stimmt war würde durch eine Mehrzahl von Hierodulen, welche Reichthum und Glanz des Heiligthums bezeugen, sich ausgezeichnet haben, oder die Statue von wohlha- benden Hierodulen geweiht worden seyn.
2) Nibby mon. sc. d. villa Borghese 42.
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Paris und Oenone ^).
Emii Braun hat in seinen zwölf Basreliefen Taf. 8 diess auch schon von Winckelmann und Guattani herausgegebe- ne Relief unter dem Titel: Abschied des Paris von Oe- none herausgegeben. Es ist aber zu bedauern dass er nicht das Ludovisische Relief mit derselben Scene^ das er anführt^ als Vignette mitgetheilt hat. Denn dieses scheint die ursprüngliche und die richtigere Darstellung zu ent- halten. Da ist der Hafen bestimmt angegeben durch die Felsen, die auf der rechten Seite herab das BilJ abschlies- sen. Paris sitzt unter einer Pinie am Uferfelsen, also zur Abfahrt bereit und hört, obgleich hingelehnt in Be- haglichkeit, aufmerksam auf die Worte der Oenone, die auf das Schiff deutend ihm Unheil prophezeit, in ernster Würde, als Seherin, und ohne sich auf ihn traulich und zudringlich aufzulehnen^ wie in der Spadaschen Wiederho- lung, was verwirrend und widersprechend wirkt. Der vom Haupt abfallende Peplos kleidet wohl die Frau, ihr rechter Ellbogen ruht auf der Felswand, nicht auf dem treulosen, sie verlassenden Gatten. Am Schiffe stehn Thyrse, den Rausch zu bezeichnen, worin Paris sich befindet oder die Lustigkeit, womit er seinem gewähnten Glück zueilt; auf dem Spadaschen Relief sind sie in Lanzen verwandelt, die zur Fahrt in fremdes Land passen. Auf diesem, wo Oenone sich an den Paris andrückt, blickt sie ihn eher freundlich an als dass sie seinem Willen zu widersprechen schiene.
1) Aas der im zweiten Bande S. 3t2 ff. mit Ausschluss die- ler Stelle abgedruckten Recension.
V. 12
178 Paris und Oenone.
Die Hauptsache ist, dass der unten liegende Fluss, der fast die eine Hälfte der Spadaschen Platte ausfüllt und nach der andern Seite hingewandt liegt und deutet, dort weg- gelassen ist. Dieser Fluss gefällt mir nicht oder ist nicht klar : denn sein Deuten in die Ferne , das gewiss nicht zufällig mit dem Deuten der Oenone auf das Schiff über- eintriifl, was soll es sagen ? Wegweisen ins Weite kann den Paris der Kehren oder derSkamander unmöglich. Es scheint daher, dass der Künstler des Spadaschen Reliefs den un- teren Theil dieser Platte, wie die vorhergehende mit der herabgesetzten Kindergruppe, mit einem Flussgott, aus einer grösseren Darstellung, wozu auch die Oenone gehörte, der so nicht in einer nothwendigen, noch schicklichen Beziehung zu der oberen Scene steht, ausgefüllt hat. Bei Bacchylides wahrsagte, wasHoraz (1, 15) nachgeahmt hat, Nereus dem von Sparta mit der Helena schürenden Paris auf der Reise, wie bei Apollonius Glaukos den Argonauten. Aehnlicher Orakel mochten manche in die Troische Sage aufgenommen seyn und es konnte der Künstler ein solches auch prolep- tisch mit der Wahrsagung der Oenone verbinden. Die Ver- bindung ist dann freilich lockrer, die Einheit der Com- position schwach, der Fiussgott bleibt ein Zusatz, aber sei- ner Bedeutung nach verstärkt er, dass Paris seinem Ver- derben entgegeneilt. Die Wahrsagung der Oenone atlein, welche weiss, dass sie den Bethörten nicht zurückhalten wird, aber in ruhiger Würde die kommenden Geschicke ihm verkündet, wie es Kassandra und Helenes in den Kyprien thun, und nichts weiter drückt das Ludovisische Relief klar und entschieden aus. Wäre diess nicht bekannt , so könnte man bei dem andern an Medea und Jason denken nach Apollonius (4, 66 ff.], wo Medea zu Jason eilt und mit ihm zu ziehen verlangt. Ihr Deuten auf das Schiff wäre dann das Drängen zur Abfahrt und der Fluss, alsdann der Pba- sis, würde durch sein Deuten ihren Wunsch unterstützen.
Steinigung des Palamedes^).
Aaf dem Bruchstück eines Basreliefs von schlechter Arbeit im Lateranischen Museum, wohin es vermuthlich ■08 den Magazinen desVaticans, so wie viele andre Stücke, Tor einiger Zeit zur Aurstellung gebracht wurde, ist, in Uebereinatimmung mit einem Vasengemälde in meinen Al- ten DenkmSIern III, 27 S. 435, die Steinigung des Pala- mede» zn erkennen. Aus grossen, unregelmSssig viereck- ten Steinen ragt der Held halb hervor und wendet sich wie in der Todesangst oder um zu sprechen nach der Seile. Ein Behelmter tritt von der andern Seite hinzu, der nach der ganzen Stellung eben einen der grossen Steine zum Einmauern herbeischleppt. Etwas höher als Palamc- des sieht neben ihm ein Andrer in Unlhätigkeil; vielleicht •Is ein ihm Anhänglicher. Die Arbeit ist raub. Eine Zeich- nung wird man von diesem und andern nicht unbedeuten- den Werken dieses schon reichen neugebildeten Museums ■0 bald nicht zu sehen bekommen, da der Pater Secclii mit dessen Herausgabe (wenigstens schon seit 1847) be- ■nflragt ist. Die Art, wie der Künstler die Sache behan- delt hat, wird Manchem nicht gefallen, nicht erfahrungs- missigklar, leichtfasslich und wahrscheinlich genug djinken und diesen kann vielleicht geholfen werden mit einem
1] Bbein. Mu«. 1653 9, 288.
iBO Steinigung des Palamedes.
mythisch-heroischen Gegenslnnde — denn ein solcher muss verlangt werden — der mir nicht bekannt geworden ist und bei dem, was mir als Darstellung einer Steinigung gilt, etwas ganz Anderes, von mir nicht Geahntes bedeutet. Ein Gegenslüclt zur VergJeichung nach meiner Ansicht der Saclie bietet indessen ein modernes Gemälde dar. In Sl. Stefano in Rotondo in Rom sind bekanntlich ringsumher zu Ehren des Prolomarlyr Martyrien gemalt, nicht von grossen Malern, von Pomarancio und einige von Tempesta, doch hinreichend um bei Festen die Menge zu fesseln, die sich in diclilcn Reihen, wie bei Hinrichlungen, an sie her- andrängt. Hier sieht man nun links vom Eingange, jen- seits der Cspelle, ein Gemälde mit der Unterschrift: Nero Vitalem in foveam injectum lapidibus ac terra obruit. Der Märtyrer ist, indem der untere Tlieil des Körpers nicht sichtbar ist (in fovcRm injectus), von der Mitte des Leibes bis zur Brust mit grossen Steinen ummauert, Schultern und Kupr noch frei und aufrecht. So ist der Anfang gemacht, mehr Steine können nachdem hinzugefügt, zugeschleudert, Erde darüber hoch aufgehäuft gedacht werden. Die Kunst hat das Ihrige gethan: eine die Glieder zerschmetternde Steinigung ist am wenigsten von der allen Kunst zu erwar- ten. Was man ohne die Unterschrift bei dem beschriebe- nen Gemälde sich wohl denken moclile? was man bei dem beschriebenen Palamedes wohl an der Stelle einer Steini- gung sich wohl noch aussinnen wird?
Sappho ^).
Taf. X.
Wie die Alten Homer den Dichter nannten , so kann Sappho die Dichterin genannt werden. Sohon aus diesem Grand wfirde man gern ihren Namen der vorliegenden Lan- tanipielerin );eben, die sich auf der Scherbe eines Tiion- gefllues mit Belief, im Besitz des Bildhauers, Herrn Stein- hiDSer in Rom, erhallen hat. Aber noch bestimmter weist nf sie die leidenschaflliche Erregung der Figur, da eine Flamme wie aus manchen Liedern der Sappho lodert, keine andre der Griechischen Dichterinnen , so wie vielleicht kein andrer Dichter Oberhaupt, zum Ausdruck in Wort und Rhythmus gebracht hat. Wie so ganz anders erscheint die Sippbo eines endern Vasengcmäldes und eines Tiionreliefs gegenflber dem AlkäOs, dessen bescheidnen Liebesantrag sie in ruhiger Würde zurückweist ') ; die unsrige giebt ein Gegensiflck dazu ab. Diese Sappho hat ihre Liebe in ei- nem IJede nicht ausgehaucht, sondern durch den Gesang im tiefsten Innern nur noch heiliger aufgeregt. Glieder- lösende Sehnsucht ' — wie der Schlaf gliederlösend genannt wird — hat sie ergrilTen, sie lässt das Barbiton sinken in der Rechten , und der andre Arm hSngt wie leblos
I] Anuli 1868 XXX p. 42. f.
2} S. neine Alten Denkmiler 3, »!t-33i Taf. 13.
182 Sappho.
gerade herab; das Plektron ist der Hand entfallen: der Bildner hat entweder versäumt oder nicht nöthig gehalten es hinzuzeichnen. Den Kopf aber wirft sie zurück wie un- fähig ihn aufrecht zu halten, und in ihrem Mund verhallen, wie es scheint , da er geöffnet ist, die letzten Töne. Dass sie einsam für sich gesungen hat, dass ein Mann ihr ge- genüber nicht wohl zu denken ist, wird man zugestehen, und vollkommen passt die ganze Auffassung zu ihrem auf uns gekommenen Lied an Aphrodite, welches demnach der Künstler vor Augen gehabt, zum Ausdruck im Bilde sich vorgesetzt zu haben scheint. So verstand es die Griechi- sche Kunst ausserordentliche Seelenzustände zur Anschau- ung zubringen, wahr und sprechend, wie die Natur selbst in Personen, die deren fähig sind, wunderbar sie auszu- drücken pflegt. Warum könnte die Zeichnung nicht von der Sappho des Leon (bei Plinius] oder eines andern namhaften Malers der guten Zeit entlehnt seyn? Die ein- fach feine, und zugleich grossartige Erfindung und die hohe Schönheit des ganzen Werks können dem, der sie nicht selbst sieht und empfindet, nicht beschrieben werden.
Dieses kleine Relief hat dem Besitzer desselben wahr- scheinlich die Idee eingegeben Mignon darzustellen in dem Augenblick wo sie ausgesungen hat: Solasst mich scheinen bis ich werde. Mit welchem glücklichen Ausdruck diess geschehn sey, ist geschildert in der Kölnischen Zeitung 1860 20. Juny.
Anhang.
Prometheus Menschenschöpfer und die yier Japetiden an einem Glasgefass ').
Taf. XI.
Der in Abbildung vorgelegle gläserne Becher ist vor wenigen Jabren aus einem in C&In entdecklen Römischen Grab hervorgegangen, sowie früher aus zwei andern dor^ tigen GrSbern die zwei ebenfalls kunstreichen TrinkgefSsse, vasa diatreta, herrUhrlen , die von Prof. Urlichs , dem Haupt- begrtlnder unsers Rheinischen Allertbumsvereins, in dessen Jahrbüchern im 5. und 6. Hefte Taf. II. l'Z herausge- geben und S. 377 — 382 besprochen worden sind. In der Form sind diese sehr verschieden von dem unsrigen; sie sind Ifinglich find höber, nach unten zu so sehr abnehmend dass sie kaum zum Niedersetzen eingerichtet scheinen , wo- gegen das unsrige unten recht platt ist zum Feststehen , im Ganzen sehr ahnlich dem Ihönernen Becher, den man so hfinfig inSicilien, auch in Neapel sieht, coppa dort genannt. Ausser den von K. 0. Malier im Handbuch S. 316, 4 an- gefahrten und von Urlicbs a. a. 0. beschriebenen Bechern kunstreicher Art ist einer mit der Inschrift FAYENTIB zu nennen, der in Slavonien gefunden und von Arneth edirt wurde*). Auf einem in Strassburg gefundnen Becher fin-
1) Jabrbncber des VereioB fär A Iterthuin irre und e im Rhein- lude 14. JabrgaDg tSSO S. 114-122.
2] Die antilieD Cameen in Wiea Tif. 2% 3 S. 4t f.
186
det sich der Name des Kaisers Maximianus. Bis zum En- de des dritten Jahrhunderts also ist die Kunst der vitriarii nachweislich, die in Rom in grosser Ausdehnung geblüht zu haben scheint, so wie an andern Orten Italiens, wohin sie sich von Alexandria, ihrem Hauptort, mit so vielem Andern verpflanzt hatte.
Unser Becher [jetzt im Museum in Berliin] war im Be- sitz des Herrn Aldenkirchen in Cöln, der das Suchen und Sammeln der einheimischen Römischen Kunstalterthümer seit vielen Jahren mit grossem Fleiss und Geschick betreibt,* und seinem vorsichtigen Bemühen ist es zu verdanken, dass er aus Scherben und Splittern, die man vorfand, so vollständig wieder hergestellt ist. Auch auf die Abbildung, insbesondre auch der Schrift, ist die äusserste Sorgfalt verwandt wor- den. Alles ist durch das Dreheisen gearbeitet, das Gefäss gehört im Allgemeinen unter die vasa sigillata, die man im Glas auf verschiedne Weise herstellte, bestimmter unter die toreumata vitri, vasa caelata, wiewohl auch diese auf verschiedne Art gearbeitet wurden ').
Die Vorstellungen an dem Gefäss bieten des Neuen, Eigenthümlichen, Auffallenden so viel dass man bei dem Betrachten Anfangs schwanken kann, ob es uns mehr we- gen Unwissenheit des Künstlers oder wegen unserm Man- gel an Kenntnis etwaiger Anhaltspunkte und Beziehungen, wegen Unkunde der Gelehrsamkeit des späten Zeitalters so sehr seltsam vorkomme* So viel Wunderliches und so viel Spuren von Ausartung der Kunst und Verwirrung der Vor- stellungen auch an späten Sarkophagen und andern Monu- menten vorliegen, so möchte doch der Glasbecher auch in dieser Hinsicht merkwürdig seyn und sich sehr aus- zeichnen.
Um mit den Beischriflen zu beginnen, so sind die
3) Plin. 36, 26, 66 alind flata figuratur, aliud torno teritur, aliud argenti modo caolatur.
BnehBlaben im Ganzen die gewöhnlichen der Zeit. Das « uDd d»8 e haben die runde Form, und es scheint nur Fehler des der Scbriß nicht gewohnten Meisters dass io nP0MB®ET2 statt des H, das im Namen seines Bruders moht feblt, E gesetzt ist, und diess E zwar nach rechter Seite gewandt, während es in der Endsylbe beider Namen richtig nach der linken steht, wie die Schrift überhaupt, mit Affeetation der Allerlbümlichkeit, gerichtet ist. Im 9 fehlt der Punkt in der Mitte wohl nur weil er auch dem VergrOsserungsglas entgangen ist. Das 2 ist am Ende beider Namen nicht ausgelassen, wie es in der Aussprache, im Ven der Römer, auch in Inschriften Griechischer Vasen und sonst nicht selten ausgefallen ist, und seihst in der Endsjlbe svs in ©HJEF in 0. Jahns Vasenb. Taf. 2 fehlt, BODdern es steht unter beideuNamen in derFormC. Mehr auffallen musa dass YÜOMIlQEYi geschrieben ist für EBlMH&EYg, auch diess vermulhlich ohne alle Bedeu- tung für uns, nur durch Schuld des Technikers, der doch gewiss nur co)>irte, indem er auf nqd zufällig oder aus Laune und Unkenntniss des Gegenstandes lieber vnd als hü bezieben mochte. Prometheus, der im alteren Mythus die Menschen rettete als Zeus sie verderben wollte, der durch das Feuer und alle Erfindungen und Gebräuche, die damit zusammenhängen, ihnen alle Bildung mitlheilte, ist «pBter in noch näheren Bezug zu ihnen gesetzt worden. Eine grosse Erfindung war unter andern auch die Töpfe- rei und Thonbildneroi. In Athen verehrten die Kerameu- ten im Keramikos den Prometheus als den Gott ihrer Kunst. Bei Hesiodus hatte Hephäslos Pandora, das erste Weib, durch Mischung von Erde und Wasser gebildet: so knetete nachmals Prometheus, gegen die Alexandrinische Periode, and zuerst vielleicht in örtlichen, volksmässigen Sagen wie in Panope und Ikonion, den ersten Menschen aus Thon: die Seele, der Geist musste von oben zu dem irdischen Stoff hinzukommen. So dachten die welche die Tochter
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des Zeus dem Thongebilde die Psyche unter dem Sinnbilde des Schmetterlings auf das Haupt setzen oder in der Hand haltend herbeibringen oder sie als geflügelte Person durch Hermes herbeiführen lassen, wie wir an Sarhophagen und Lampen sehen *), Aber so hat der Erfinder unsrer Com- posilion nicht gedacht. Prometheus ist ihm nicht ein dv- 9Q(i)7roniatn^g Qdv&QtarronXaOnxdg wenigstens bommt vor) er würde sonst im Modelliren selbst begriffen seyn und das Modellirholz in der Hand halten, wie in den ange- führten Monumenten: sondern er selbst bringt den ganzen lebendigen Menschen zu Stande. Diess drückt das sonst nirgends vorkommende Wort-Composilun zwischen ihm und dem Menschen AN&PQIIOrONlA , Menschenerzeugung, Menschenschöpfung, aus. Von dieser aus irreligiösen An- sichten hervorgegangenen Idee findet sich auch sonst noch eine Spur. Auf Sappho wird zurückgeführt, dass Prome- theus mit Hülfe der Athene an den Rädern des Helios seine Fackel angezündet und so den Menschen das Feuer mit- getheill habe ^). Hieran haben jene Epikureer angeknüpft^
4) MillJD Gil. m^lhol, pl. 93, 3S3. 93, 3ä2, Clsrac Musäe da Loarre pl, 315 n. '29. 30, Barloli Lucerne lav. I. Tassis uod fiaspe Calal. n. 855S-89T8, Eine Nebeasagu. schon bei Meoander, ist dasi Promelheui das erste Weib bildete und dadurch den Men- schbo alles Uahcil zuzog (vrodurcb achon allein er dem Laciaa ■eineStrafe verdient zu haben schienj, Tiellcicht ausgedrückt Mut. Piocl, 4, 34, Tgl. ßrönd.ied Reisen 'i, 220.
5) Serv. ad Virgil. Ed. 6, 42. Tril. Prom. S. 71. In dem vai auB HeeioduB damit yerbunJen ist: ob quam causam Irali Dii dno mnU immiserunt terra?, febrei, maciem et morbos, vermutbet Leop. Schmidt über Calderons Behandlung antiker Mjtben im N.KheJD. Mus. 10, 328 feminai für febres. In di-m ersien Mjthogr, Vat. 1, 1, wo die ZurückrühTung auf Sappho und llesiodut weggeUisen ist, sieht duo mala. Tehrea el maciem, id eat morbos. Alan sliesa, scheint es, an duo mala, Tebres el morbos an, setzte febrea et maciem, und wollte doch auch daa handEchriftliche morbos reiten, aber febrei ia feminaa zu emeudiren ist besser. Dieser H7Ü10-
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die rieh gefielen diesen Hythas, der ja gleich andern im- mer neue Schossen trieb, im Sinn ihrer Philosophie fort und umzubilden. So lesen wir denn bei Fulgentius (2, 9 p. 679) und mit geringen Verschiedenheiten in dem zweiten Vaticanischen Hythographen (63), dass Prometheus, der den Menschen, wobei er Bestandtheile aller Thiere anwandte, unbelebt und empfindungslos aus Thon gemacht hatte, von Athene emporgetragen, an den Rädern des Phöbus in eine Ferulstaude Feuer fieng und diese dem Menschen auf die Brust setzte und ihn dadurch belebte. Wie die Erzählung in der Einfalt der Mythologie der Zeit zu diesem Endpunkt hingeleitet wird, ist besser im Original selbst nachzulesen. Den Gedanken aber hat auch der erste Vaticanische My- thograph seiner Erzählung von Entstehung des Menschen aus den geworfnen Steinen des Deukalion und der Pyrha (höchst ungeschickt) angehängt (189): Postea venit Prome- theus et vivificabat homines illos face caelesti adhibita ^). Dieser Act nun der Belebung ist auch am Glase, nur auf ganz andre, nicht schlechtere Art ausgedrückt, durch Auf- legung der Hand auf den Kopf. Diess ist die natürlichste Art die von einer Person mystisch ausgehende Kraft, z.B. Segen, den Uebergang der Weihe aus ihr auf eine andre sinnlich zu machen. Hier ist diese magische Kraft auf die Belebung ausgedehnt und sowohl die Kraflanstrengung in
gnpb litst, so wie Seryius, den spilen Zusatz Ton der Belebung dei Menschen durch das Feuer weg. Uehrgens ist mit Unrecht Trii. S. 13 auch das Bilden des Meoscheo aus Thon schon auf Sappho (und gar auf Erinna ep. 1) zurückgeführt. Die Belebung darch das Feuer ist daToo unabhängig. Auch Euripides ist nicht IQ nennen, da das ihm in einigen Handschriften des Stobäus bei- gelegte Fragment richtiger den Namen des Philemon trigt. Mei- nelie fragm. Comic. Gr. 4, 32. Dann folgen Alexandriner und Ortstagen.
6) Bröndsted bezieht hierauf einen geschnittnen Stein Reisen % 197. 306 Taf. 45.
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der Figur des Prometheus als die gleichsam fromm ah- nungsvolle Haltung des Menschleins stimmen damit wohl überein.
Der von der andern Seite wie in Eile hinzutretende Epimetheus hält in Händen ein grosses rundes Geräss, worunter man sich nichts anders vorstellen kann als die Büchse der Pandora, die er bei sich sammt ihrer Büchse aufgenommen hatte. Er fasst diese oben mit der linken Hand^ indem er mit der andern sie an der Seite hält, und scheint alle die in ihr verschlossenen Uebel herauslassen zu sollen, die den in das Leben tretenden Menschen be- gleiten werden. Möglich ist es zu denken dass man auf den Namen * YnoiAti&svg, der oben als Fehler aus Zerstreu- ung erklärt worden ist, auf diese neu ersonnene Handlung dass Epimetheus die Uebel selbst ausfliegen lässt, wie man sagt unter demThier, nicht bloss aller Vorsicht baar^ son- dern der unverständigsten Uebereilung fähig.
Die hinter dem Epimetheus stark und steif in schräger Richtung, was wohl nur durch die Rundung des Gefässes bedingt ist, gestellte Figur scheint Atlas zu seyn, der Tra- gende, Ertragende, der neben Prometheus mehrmals darge- stellt ist^), indem diese beiden der vier Brüder die starke und gute Seite der Menschheit bedeuten. Ueber all diesen Figuren liegt eine, die mit den drei Brüdern, da wir als dritten den Atlas angenommen haben, von gleichen Grös- senverhältnissen , und also dem Menschen gegenüber auch Titanischer Natur ist. Sie ist nicht ganz ausgestreckt wie ein Todter; aber davon ist wohl nur die Rundung, inner- halb welcher die Composition eingeengt ist, Ursache: das Liegen auf dem Rücken an sich^ wohl auch die angedeu- tete Unterlage ^) , sprechen für eine Leiche. Nun wurde
7) Meine A. Denkm. 3, 192. Hier ist auch S. 286 Taf, 14, 26 die Fabel des Prometheus ebenfalls in Epikureischem Geiste behandelt.
8) Von Laub in der Alkmäonis. Ep. Gycl. 2, 397.
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nach Hesiodus der vierte Sohn desjapetos HenOtios von Zeus mil dem Blilz getüdlet, und in diesem Sinn konnte sehr wobl auch der Name Mevotaog imAlterthum verslan- den werden; so wie er von neueren Philologen von otto^, Tod, und nivst», in der Bedeutung warten, harren, ab- geleitet worden ist- Ich habe in meiner Götterlehre gezeigt (1, '744), dass in der ursprünglichen Dichtung von den vier S6hnen des Japelos Mevolno^j eins mil Msvolt^i, einen andern Sinn hatte, den des Leidenschaftlichen, der mit nngezähmter Kraft frech und rüchsichtslos vorstürmt^].
Fasst man das Einzelne zusammen, so gehl die nicht erhebende Ansicht hervor, dass der Mensch aus Erde und Ton physischen Kräften belebt^ so wie er in das Leben tritt, von einer Menge vonUelieln empfangen und bedroht, nachdem er mit allen Kräften ertragen und ausgehalten hat, dem sicheren Tode bestimmt sey. Zu einer andern allgemeinen Bemerkung giebt der Sedier Anlass. Vox hy- bride wird ein aus zwei Wörtern verschiedener Sprachen zusammengesetztes Wort genannt. So könnten wir auch, wie es ungelenke oder verrenkte, durch Auswüchse ent- stellte, ttbel gemischte oder schief construirte und andre Arten missrathener Mythen aus späten Zeilen giebt, hy- bride Mythen diejenigen nennen, die, wie die an unserm Becher ausgedruckte Dichtung, einen Bestand tfa eil hochalter Mythologie, wie die Hesiodischen viiT Japetiden, und einen der letzten Zeit, Prometheus Menschcnschöpfer, mit einan-
9) Atlas und Mendlios sind in dem sinoigen Geiste der allen Hellenen ein Vorspiel des in der epischen Poesie so Truchlbar eBlwickelten Gegeosaties, auf den ich im EpitchcD Cjiclus aul- merkiam machte, des Gegeaaatie« zwischen Odjeseui, dem Fe- iten und Klaren, Ausdiuernden, und Achilleua, der lon der Ge- walt aeinet Gemüthes getrieben den strshlendslcn Ruhm erwirbt, ■her Troja nicht nimmt und ia der Jugeadblutlie umkommt. Die nensD Züge sind aus dem Hcldenleben geschopfl, die ältere An- deotuDg bleibt bei dem MeDscheoUben überhaupt tiehn.
192
der verschmelzen. Uebrigens zeigt sich hier von neuem wie sehr der Mythus von Prometheus fortdauernd die Gei- ster der Denker, Dichter und Künstler in der verschieden- sten Weise angeregt und beschäftigt hat.
Dem Hauptbild ist noch eine kleinere Darstellung hin- zugefügt, die mit dem Sinn übereinstimmt, den wir in je- nem gefunden haben, indem sie ebenfalls die Menschen- schöpfung in andrer Weise enthält. Wir sehen vor uns die m^ die Mutter Erde. Aus dieser wuchsen nach einer weitverbreiteten Speculation der alten Welt, die wohl aus dem bildlichen Ausdruck Sohn dieses Bodens, ureinhei- misch, entsprungen ist, dass die Stammväter der Stämme, der Völker aus der Erde nicht anders als die Bäume er- wachsen seyen ^^). Indem die Erde persönlich als eine Mutter gedacht wurde, sehn wir nun hier, in noch aben- theuerlicherer Weise, den Menschen, gleich in seinem voll- ständigen Wachsthum, wie etwa auch der Sprössling des Bodens zu denken ist, mit dem ein Püppchen, einen Men- schenkeim zu verbinden der Phantasie wobl nicht leicht wurde, hervorgehn; und Mutter und Sohn scheinen, nach den ausgebreiteten Armen zu schliessen, des wohl gelun- genen Processes sich zu freuen.
Wenn der Leser die vorstehende Erklärung überra- schend, sonderbar, gezwungen fände, so könnte mich diess keineswegs wundern. Nur möchte ich bitten, noch einmal zurückzusehn und zu fragen , ob nicht vielmehr das Werk und die Erfindung selbst so zu nennen wären. Wenigstens will ich offen gestehn, dass wenn beide nicht zusammen- treffen. Einzelnes, das Wesentliche nicht Aufhebendes ab- gerechnet, ich meines Theils durch andre Erklärungen schwer- lich befriedigt werden könnte. Jedenfalls wird einleuchten dass die Merkwürdigkeit und Seltenheit des Cölner Glas- bechers bloss als Kunstwerk unter verschiedenen Gesichts-
10) Meine Götterlehre 1, 777 f.
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punkten, noch sehr erhöht wird durch die originelle, rela- tiv räthselhafte , Darstellung die er an sich trägt.
Eines ist noch übrig , worüber ich völlig rathlos bin. Es sind diess die neben dem Prometheus ausgeschütteten Iftnglichen runden Massen. Man könnte denken , sie seyen in dieser Art vorbereitet um bei der Zusammensetzung ei- ner grösseren Figur zu dienen, statt dass sonst Prometheus an den Sarkophagen einen Korb mit Sinopisciier Thonerde neben sich stehn hat. Aber die Körper nicht bloss des tbongebildelen Menschen, sondern auch alier andern höhe- ren Wesen erscheinen wie aus ähnlichen Klumpen theil- weise zusammengesetzt. Hierfür fehlt mir aller Aufschluss.
Schliesslich komme ich auf die etwa anzunehmende Zeit dieses kleinen Kunstwerks zurück. Auf den Styl der Figuren möchte weniger zu sehn seyn, da wir nicht an- nehmen können dass in den Kaiserzeiten die verschiede- nen Kunstarten und Kunstgewerbe gleichen Schritt gehal- ten haben, und nicht etwa aus den Sculpturen des Seve- rusbogens allzuviel schliessen dürfen. Die Schrift aber verrftth wohl eine viel frühere Zeit als die der beiden an- dern erwähnten in Cöln gefundenen Gläser. An diesen sind zwei Gesundheiten eingegraben nts ^i^aatg xaXdog und bibemultis annis, in lang gestreckten , hochbeinigen, schmal gehaltnen, übrigens gleichmässig und sorgfältig geschriebe- nen Buchstaben, ausser dass im F und i2 Verkünstelung sich zeigt. Alle AfTectation in der Schrift und Entfernung von der alten einfachen nationalen und Allen gewohnten Schrift ist kleinlich und zwecklos, ein Zeichen von einreis- sendem Ungeschmack. Immerhin aber ist der geringe An- fang der Spielerei in mannigfaltigen Variationen der einfa- chen edlen Griechischen Schrift, dieser leeren Künstelei, die selbst in den Jahrhunderten der Barbarei nur wenig Beifall gefunden zu haben scheint, zu bemerken.
V. 13
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Zusatz (deir inst. Bullett. 1860 p. 158—160).
In diesem BuIIettino ist p. 67 Bericht erstattet über eine sehr auffallende Darstellung an einem Glasgefäss in Cöln, indem an die Stelle der von mir gegebenen Erklärung eine andre gesetzt wird. Da ich diese für gänzlich verfehlt halten muss, so glaube ich, um eine neue und für ihr spätes Zeitalter siehr charakteristische, durch ihre Origina- lität hervorstechende Composition, von der den Lesern des BuUettino eine Abbbildung nicht vorliegt, zu schützen, ei- nige Gegenbemerkungen nicht zurückhalten zu dürfen. Um mit der Hauptfigur zu beginnen, so setzt Prometheus dem neugebildeten Menschen ein paar Finger der rechten Hand cärimoniös auf den Kopf, indem er den linken Arm pathe- tisch ausstreckt, wobei man unwillkürlich den lauten Aus- ruf einer Formel sich hinzudenkt. Es ist mir kein Beispiel bekannt dass die alten Künstler, bis zu den jüngsten herab, die darzustellende Handlung im Wesentlichen nicht nach der Wirklichkeit des Lebens, sondern dafür etwas durch- aus Andres hingezeichnet hätten und ich kann daher nicht zugeben dass diese Figur das Bilden in Thon ausdrücke '}. Da ferner zwischen Prometheus und dem Thonfigürchen, welchem er die Hand auflegt, deutlich geschrieben steht AN&PwHOrONIAj was von Thonbiidnerei eben so ver- schieden ist als die beschriebene Geberde des Prometheus, so habe ich angenommen, dass gerade diese ganz beson- dere und ausdrucksvolle Geberde die Belebung des vol- lendeten Thongebildes und also die eigentliche Erzeugung oder Schöpfung des Menschen ausdrücke, die ausgedrückt ist nach der Inschrift: und ich habe dazu mich befugt ge- halten durch den nachgewiesenen Vorgang, dass nach Römischen Mythographen in dieser spätem Zeit Prometheus
1) In Bezug auf diesen Grundsatz kann ich u. a. auf meine Alten Denkm. 1, 374 hinweisen.
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HirUich den Menschen auch belebt. Der Kritiker g^eht über die Inschrift mit Stillschweigen hinweg. Aber auch dafür wird er schwerlich ein einziges Beispiel aufweisen können y dass eine sachliche Beischrift auf einem alten Mo- nament nicht das wirklich aussagte^ was der Sinn des Wortes ist.
Da also die Belebung des Menschen urkundlich fest- steht^ auch die Haltung und Geberde des Prometheus als Gottes dazu vollkommen zu passen scheint^ die dagegen für den Thonbildner Prometheus ohne Bossirholz und Thon im Korb daneben unbegreiflich seyn würde, so ist, indem diese vermuthet wurde, kein Gewicht darauf gelegt wor- den dass der magische Act der Belebung nach den ge- dachten Mythographen nicht auf dieselbe Art^ sondern durch Aufsetzung der an der Sonne entzündeten Fackel anf die Brust ausgeführt wird. Der Formen das Wunder zu bewirken hätten leicht noch andre erfunden werden können, auf die Sache selbst kommt es zunächst an. Epi- metheus (nach der Beischrift) bringt nach dem Kritiker ei- nen sehr grossen Klumpen Thons herbei. Aber auch wenn Thonbildnerei hier überhaupt vorkäme, wovon keine Spur sichtbar ist, so ist es durchgängig das Wesen des Epime- iheus einen Gegensatz von Prometheus , niemals seine Sache nichts anders als dessen Diener abzugeben. Wenn wir dagegen statt eines Klumpen Thons das Gef^ss annehmen, aus welchem, nachdem Epimetheus die Pandora mit dem- selben aufgenommen hatte, alle Uebel der Menschheit he- rausgeflogen, so ist das was einzig den mythischen Cha- rakter des Epimetheus ausmacht, nur in erläuternder Ent- wickelung oder Variation dargestellt: es sind so der Mensch, welchen Prometheus eben in das Daseyn ruft, und die menschlichen Uebel, welche der alte Mythus ihm verheisst, als untrennbar neben einander gerückt, sie kommen ihm so wie er in das Leben tritt, entgegen. Von den zwei andern, für die beiden Brüder des Prometheus und Epi-
13*
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metheus genommenen Gestalten von derselben Grösse mit ihnen soll die eine von mir als deren Bruder Atlas er- klärte eine zweite nicht belebte menschliche Figur, ein anders Gemachte des Prometheus seyn, so wie man ein bereits fertiges modellirtes Figürchen ausser dem noch in Arbeit begriffeneu auf dem Capilolinischen Prometheusre- lief sehe; und die andre, todt ausgestreckte, von mir als der vierte Sohn desJapetos, Menötios, welchen Zeus nie- niederlililzte , gedeutete Figur, allgemein und unbestimmt ein todter Menschenkörper seyn, man sieht nicht, ob auch von Prometheus gebildet, nachher auf irgend eine Art be- lebt und dann gestorben oder ein Leichnam für sich, der denn aus einer vorprometheischen Periode herrühren müsste, von der das Alterthum nichts weiss. Auch hierbei ist eine Hauptsache übersehn. Gegen die Grösse des Titanen sticht das vor ihm stehende Menschlein, wie überhaupt gewöhn- lich die Sterblichen durch die kleinere Gestalt von den Göttern, sehr ab. Wie kann also ein zweiler aus Thon gebildeter Mensch mit ihm selbst die gleiche Grösse haben? wie ebenso die todt ausgestreckte Figur als ein Mensch gedacht? lieber die Beziehung die diesem Todten zu der den Menschen gebärenden Ge unten von dem neuen Erklärer gegeben wird, will ich nichts sägen, muss aber bemerken dass die Auffassung des Atlas und desMenölios mit meinen kurzen Andeutungen über deren Charakter im alten Mythus, die hier übrigens Nebensache sind, und die Frage ob hier die vier Japetiden zusammengestellt seyn sollten, durchaus nichts angeht, keineswegs übereinstimmt. Dass den als Atlas und Menötios gedeuteten Figuren nicht auch die Na- men beigeschrieben sind, aus diesem Umstand ist nichts für noch wider zu schliessen: da wir Aehnliches hun- dertmal, besonders an gemalten Vasen finden. Wenn zwei Japetiden bezeichnet waren, so konnte es überflüssig schei- nen ihren zwei bekannten Brüdern, deren Charakter oder Geschick man auch durch die Figuren selbst auszudrücken
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«ch sctimeichelte , auch noch ihre Namen beizofagen. Wenn aber dem Promelheus, der sonst tür sich allein den Men- schen modellirt, nur hier Epimetheus zugesellt wird, wel- chen diess Bilden aus Thon nichts angeht, ist es dann so sehr zu verwundern dess auch die andern beiden Brüder hinzugefügt sind?
Dass der Erfinder des Bildes sich durch Prometbeus und Epimetheus an die vier Brüder in dem Uesiodischen Mythus, obgleich dieser zur bildnerischen Darstellung sich gar wenig eignet, hat erinnern lassen und sie in einer jedenratls nicht eben sehr klaren Weise mit der ohne Zwei- fel sehr neuen Dichtung der Menschenschöpfung des Pro- metheuB verbunden hat, wird denen weniger auBTallen die fleissig darauf geachtet haben, wie in den spatem Zeiten die mythologische Wissenschafl und der Geschmack der meisten Künstler sich zu dem überreichen, von sehr alter Zeit her aufgehäuften Stoff verhallen, und die steh unge- fähr eine Vorstellung davon machen können, dass eine des Namens würdige Kunstmythologie der ästhetischen Kri- tik nicht bloss znm Bewundern, sondern zuletzt auch zum Tadel unerscIiÖpBich viel Anlass bieten würde. Um ein einziges Beispiel wunderlicher unmittelbarer Verbindung hochbedeulsamer Scenen anzuführen, so betrachte man, in noch gutem Styl, Gerbard Antike Bildwerke Taf. 104, 1, bei Guigniaut pl. 148 n. 554 c.
Um die hier beurtheilte Erklärung bei ihrem Urheber, dessen Gelehrsambeil zu rühmen ich mich oftmals gefreut habe, mir selbst zu erklären, Gnde ich nichts als eine nicht gar selten wahrzunehmende ängstliche und eigensinnige Scheu vor dem Neuen, die zu den gezwungensten und rücksichtslosesten Annahmen treiben kann , um an SIcUe dieses Neuen das Alte oftmals Registrirte zu setzen und etwa noch zu erweitern.
Kapaneus ^).
Taf. Xll.
Der schöne Carneol, der sich im Besitz des Herrn Geh.-Rath v. Quast befindet^ stellt auf der Vorderseite in eigenthümlicher Weise den Sturz des Kapaneus dar^ wäh- rend er auf der Hinterseite einen Scarabäus bildet. Dieser Sturz des Kapaneus gehört zu den eindrucksvollsten, un- geheuersten Ereignissen des ersten Thebischen Krieges, der an solchen und an hochalterthümlichen Ideen reicher war als irgend ein anderes Griechisches Epos. Gehörte doch auch der Stoff der Thebais einer weit älteren Zeit an als der der Uias und der Dichter derselben ist uns nur als Homeros, unter keinem andern Namen, bekannt geworden so wie die der Ilias und der Odyssee, während fast alle andern alten epischen Gedichte, indem sie auch unter die-
1] Jahrbücher des Vereins f. Alter th ums fr. im Rheinlande XXIX (1860) S. 112 ff. mit folgender Bemerkung Ton E. au8*m Weerth. „Gelegentlich eines Besurhcs bei dem Hrn. Geh.-Rath t. Quast gewährte mir derselbe die Anschauung dieses yoitrefflichen Inta- glioB sammt der Erlaubnis», denselben für eine Publication in diesen Jahrbüchern zu benutzen (Taf. 11» 13). Der Stein zeichnet sich durch ein stiholl flaches und scharfes Relief aus und ist bezüg- lich seiner Herkunft zu sagen, dass Hr. ▼. Quast ihn yod demyer- storbenen Geh.-Rath Schulz in Dresden erhielt und dieser ihn wahrscheinlich während seines Aufenthaltes in Unteritalien erwarb«**
Kapanenä. J99
sem rolksQblichen Namen und Ehrenlilel der mehren ein- zelnen Heldenliedern zusammengeselzten Poesie giengen, doch auf ihre Eigennamen in verschiedenen Gegenden zu- rdckgerührt wurden. Diese Thebais hatten die Attischen Tragiker zur Quelle wo sie den Kapaneas berührten und alle Andern. Nur das Eine ist von ihm bekannt, dass er das Erkühnen der Sieben von Argos die Kadmeische Yesle ancb gegen den Ralh des Sehers und die Zeichen des Zeus erobern zu wollen, weiter trieb als einer der Andern und ganz nahe der Einnahme der Stadt, da er dieSturm- leiler angesetzt und erstiegen hatte, deren Erfinder er genannt wird ') , von Zeus herabgeblitzt wurde. Sophokles giebt ihm eine Fackel in die Hand'), womit er die Stadt ansuzünden dachte. Zeus hatte das gegen die Stimme des Amphiaraos beschlossne Unlernehmen Schritt vor Schritt mit üblen Zeichen und Schrecknissen verfolgt; aber die Hnthigen halten sich nicht abschrecken lassen. Das ah- nungsvolle Grauen welches das von einem missachteten Se- herspruch ausgehende, die äusserste Kriegswulh nnd Feind- schaft athmende Gedicht beherrschte, nimmt Aescliylus in den Sieben zum Anlass den trotzigen Muth des ganzen Heers im Kapaneus auf die Spitze zu steigern, indem er ihn im vorstürmenden blinden Holdenmulh den Blitzzeichen des Zeus vor dem Auszug aus Argos, deren er sich in diesem entscheidenden Augenblick sehr natürlich erinnerte, ausdrücklich Trotz bieten ISsst:
Denn ob es Gott gefalle, sprach er, oder nicht, Werd' er die Stadt austilgen und ihm nimmer Zeus Groll in den Grund einschlagend hemmen seine Bahn: Der Blitze Leuchtungen und der Donnerkeile Wurf, Was seyn sie mehr? mittägig schwühie Sonncnglul. Die Vermessenheit des Sophokieischen Ajas ist sehr viel
2} reget de re milit. 4, 21. 8] Anlig. 135 nfff^dpo;
200 Kapaneus.
geringer; er ist seines Muths und seiner Kraft so voll, dass er prahlt auch ohne den Beistand der Athena siegen zu wollen j wofür er erfahren muss, wie ohnmächtig und nich- tig der Mensch ohne Gott sey. Kapaneus spricht im Tau- mel seiner Kampflust, ein entschieden Ungläubiger an die Seher und die Zeichen in so früher Zeit, den Gewitterzei- chen des Zeus Hohn , die ihn nicht abhalten sollten seinen Willen durchzusetzen, nur Erscheinungen seyen und nichts bedeuteten. Zeus aber richtet auf seinen Nacken, als er schon auf der Höhe der Zinne angelangt ist, den Blitz und er sinkt hinab«
Für die Kunst ist dieser Gegenstand minder günstig, da sie an so trotzige Ueberkühnheit und verwegene Frei- geisterei nur erinnern, sie nicht ausdrücken kann. Selbst nur als Giganten den Kapaneus darzustellen, wie ihn Ae- schylus nennt, vermöchte sie nur in Verbindung mit andern Scenen des Kriegs, wie wir ihn auch aufgenommen finden in Gemälden des Philostratus (2, 29. 30) und wie er in einem von Zoega erwähnten Relief der Villa Pamfili vor- kommt: auch an einer Etrurischen Aschenkiste ist er rie- siggross: aber diess bedeutet nicht viel. Es wird daher auch kein altes Kunstwerk gerühmt das ihn darstellte, ob- gleich zwei alte Gemälde kurz erwähnt werden. Um so mehr Aufmerksamkeit verdient ein Albanisches Basrelief in pentelischem Marmor bei Winckelmann (Taf. 109) und Zoega (Taf. 47), dessen Meister verstanden hat wenigstens die übergewöhnliche, die wunderbare Natur und Kraft des Ka- paneus anzudeuten. Der Riese nemlich, indem er vom Blitz in den Nacken getrofl'en zusammenkracht, greift noch dabin wie nach einer Wunde; er erscheint mit grimmigem, aber un verzerrtem, gefasstem Gesicht und mit noch nicht ganz erschöpfter Kraft in dem zurückgreifenden wie in dem noch den Schild haltenden Arm und in den dem Hin- stürzen widerstrebenden Beinen. Der Blitz selbst hat nicht vermocht ihn augenblicklich zu tödten. Die Figur gehört
Kapanens, 201
ea den sinnreichsten und gewaltigsten *). Unter den roa Ai^os nach Delphi geweiheten Statuen der sieben Anftth- T9t gegen Theben war auch die desKapaneus und ein Epi- gramm auf eine ist erhalten^).
Für geschnittene Steine, die oft an die berühmtesten Heroenmythen mehr erinnern wollen um einen Ringstein zn kennzeichnen, als ihnen einen vollständigen und den Regeln der Composition von allen Seiten genügenden Aus- druck geben, war Kapaneus ein ziemlich anlockender Ge- genstand, weil die Scene so stark auffällt und auf die Ka- tastrophe des Helden allein beschränkt ist. Auch werden deren neun Trilher bekannte verzeichnet^. Ob darunter eine Arbeit ist, welche der hier bekannt gemachten an Verdienst gleich kommt, kann ich jetzt nicht untersuchen: an Abwechslung fehlt es natürlich nicht, dass der Held jetzt die Leiter ersteigt, von ihr herabgeblitzt wird, anf Stücken derselben zu Boden liegt u. s. w. Ganz sinnig ist der Gedanke des unsrigen. Der Blitz ist am Hinter- haupt sichtbar und der Leib ist schon entseelt, der linke
4) Nicht richtig faaat Zoega den GedinLeD dea Ae»ch;luB anf; TiDtandoii cb' aach* ■ dispelto di OioTe I* citii avrebbe incen-. diata — dalla Terociti della mossa cli' ancora euccumbeado sembra miiiaociare e dal dispelloio modo come *er la ceMice, otb per- ooHa l'avea il rnlmine, dirige 1* deslra, quiii per Blrapparoe la ■aella e di nuovo scagliarla contro Giore. Dieet Uebermass hat demStaliui in der Thebaia gefalleD 10, 897 ff.: von Aeichjlua, den Zoega ■ufälirt, ist es fern Auch hütte Zoega unter den Bedenli- tiobkeilen, die man einffeuden liäDDle, Dicht nennen «ollen, daas Mian aichti von dem Blitze aiehl. Denn der BIJIialTabl isl achon vorüber indem Kapaneus der WirLung desaelben mit der Uaod naohgeht, Ubnehin liiit die edelite Kunst nicht selten absichtlicb die Dinge aui , deren Wirkung erkannt irerden ioll , wie *ie Per- sonen und ibre Baudlung Torausietit und hiatudenken lisst.
5) P*usaD. tO, 10, 2. Anthol. Gr. 4, 8.
6} In den GemmenTerieichniaaen und in Overbecki Bild- werlten de» Thebischeu ond Troiachen Kreises S. 136 f. Auch eine Hörne von Philippus dem ersten.
202 Kapaneus.
Arm hängt gerade herab, die Beine knicken ein: dochfasst noch die Rechte die Leiter, an welcher der Körper hinab- stürzt, im Fallen an. Der obere Theil der Leiter, wel- chen allein der Stein fasste, bricht unten mit einer Stufe ab: da man sich mit ihm als einer Abbreviatur der Leiter ohnehin behelfen musste , so wollte man den Schein dass sie nach unten in das Unbestimmte fortliefe, nicht mit der Verunstaltung erkaufen dass sie das eine Bein der Figur deckte und in dem Oval doch nicht nach ihrer regelmäs- sigen Form hervorträte. Man hat an ein Thor gedacht, und da wohl in mehr als einer Sage der kühnste und gewal- tigste der Städteerstürmer das Stadtthor aushebt, so gäbe ein Held und ein Thor auch ein gutes Ringbiid ab. Aber Kapaneus ist das Gegentheil eines Eroberers. Wahr ist es dass eine Leiter leicht weit besser anzudeuten war. Da aber ein Thorflügel zu den alten Festungsmauern durchaus nicht passt, auch die Andeutung dass der Unglückliche ne- ben einem der sieben Stadtthore herabgefallen sey, leer und einem so geschickten Künstler nicht zuzutrauen seyn würde, so müssen wir sagen dass das Ding an welches Kapaneus sich noch im Fall mit dem Arm anzuklammern scheint, zu errathen übrig bleibt.
Da in diesen Zeiten , bei hochgestiegenem wissenschaft- lichem Fleiss, der Hang herrscht durch Zusammensuchung und Vergleichung des Besondern an gleichartigen Dingen die Kenntniss zu erweitern, so würde es keine verächtli- Untersuchung abgeben, wenn man aus allen Vorräthen der Gemmenabdrücke diejenigen aussonderte, worin Beschrän- kung und Bedingtheit der reinen Darstellung durch den Raum erkennbar ist. Man würde dann nach geeigneten Gesichtspunkten unterscheiden, Andeutungen, Abbreviaturen, Nothbehelfe auf gewisse Regeln und Gewohnheiten zurück- führen, manche Dunkelheiten und Zweifel verscheuchen, an Vielem als höchst sinnreich sich erfreuen, Manches ohne Zweifel auch aus bestimmten Gründen tadeln.
SchiffsTerzierung ^).
Taf. XIII.
Das mit B bezeichnete Ueberbleibsel Römischen Al- lerthums, das im vorig^en Jahr in Cöln, angebMch in einem VOR der Hitze Irocken gelegten Theile des Rheinbetls ge- fBnden and von dem Museum der hiesigen Universität an- gekauft wurde, ist von so eigenthtimüclier und seltner Be- schaiTe nheit , dass ich ihm nur das unter A abgebildete zur Seite zu stellen weiss. Es ist nicht viel weniger als einen Rheinischen Puss lang, vollkommen wohl erhallen und offen- bar nicht zu einem Gnfäss bestimmt gewesen, nicht bloss weil es keiner Art von Gelassen ähnlich sieht, sondern auch weil die der offenen Seite enigegengeselzle, die den Boden abgeben mdssle, nicht gleich und eben, sondern von ziem- lich hohem Relief eingenommen ist. Diess Relief hat augen- nillig die Bestimmung nach aussen herausgestellt zu seyn, und es muss also das Ganze angesetzt gewesen seyn. Hierin nun besteht die Uebereinstimmung mit dem Monument A, welches in dem kleinen Arsenal (der Armeria) zu Genua, wo es höchst wahrscheinlich auch gefunden worden, auf- bewahrt wird und in einer D^scription des beautös de G^nes {i Gines 17B6) p. 35 abgebildet ist. Der Verfasser sagt,
1) Jahrb. des Vereioi der Allerttiumtfreunde im RtieialaDde XIV 1849 S. 38.
204 Schiffsverziernng.
man halte es für einzig in der Welt, und nennt es proue und rostrum , ohne genauer zu unterscheiden. Das rostrum war ganz eigentlich ein Schiffsschnabel , bestimmt zu fassen, einzudringen , daher sfißoXov genannt. Man sieht deren sechs an beiden Seiten der oft genug abgebildeten unech- ten, doch geschickt nachgeahmten Säule des Duillius im Museum des Capitols, geradeausgehende Spitzen, je drei übereinander, am unteren Theil der Prora, die oberhalb eine hervorragende Verzierung hat. Die alten Rostra und die Rostra lulia auf Münzen weist Rasche Lex« r. n. IV, 1 p. 1286 s. nach. Wichtiger zur Ermittlung der Form sind die Münzen mit einer auf einem Rostrum stehenden Vic- toria von Nikopolis, Alexandria und andern Städten, be- sonders Rhodus p. 1300. Eine von diesen ist abgebildet in Millins Gal. mythol. 39, 167. Dass zum Rostrum kei- nes von beiden der vorliegenden Geräthe dienen konnte, ist klar. Zugleich aber ist auch vollkommen wahrschein- lich, dass sie an der Prora kleiner Fahrzeuge auf an- dere Weise gedient, als Verzierung angesetzt ihren vor- dersten Theil gebildet haben. An Abbildungen von Schif- fen aus dem Alterlhum sind wir nicht reich und die in den Herculanischen Gemälden vorkommenden scheinen zum grossen Theil mit ähnlicher Freiheit behandelt zu seyn wie auch Gebäude, Gärten, Häfen in den flüchtigen Wand- malereien dieser Klasse ^) ; die auf Münzen und einigen Mar- morn möchten noch weniger zureichend seyn; ganz die- selbe Erscheinung wie in unsern beiden Vorschiffsenden ist schwerlich nachzuweisen ^), Indessen bietet jedes von
2) 1, 45. 46. 2, 14. 15. 50. 54. 55.
3] [Tölken Antike Metallarbeiten des kön. Museams 1850 S. 36 N. 3'24 Vorderthcil eines Schiffs mit Rostrum (MfxßoXog) als Weihgeschenk. — (N. 325. Apiustre, dessgleichen.) — Ein in Rorfu gefundener Schiffsschnabel yon Erz ist genau beschriebeD in Gerhards Archfiol. Zeit. 1855 Anzeiger S. 73*. — W. M.Leake über den Rest einer von einem Fischer gefnndnen Prora einet
Sch!ffiiverziernn^. 205
beiden einen Umstand dar, der znr BestStigung der An- nahme dient Der Thierliopf nemlich an dem früher be- kannten ist nicht nach der Natur, sondern mit Absicht so gebildet wie er ist. Das Auge blickt wie ein menschliches aufmerksam in die Weile und erinnert so an das vorsichtig ■uuchanende Auge des Steuermanns, welches durch Augen am Vordertheii der Schiüe anzudeuten alter und weit ver- breiteter Gebrauch war. Viele Beispiele sind angeführt zu den Fhilostratischen Gemälden I, 19 p. 323 ed. Jacobs. und auf das £rzstück in Genua passen die Worte des Ae- schyluB (Suppl. 750):
xal tiQäQa n^öa&sv ö[i[taai ßXinovif öäöv. Sodann ist die Schnauze des Thiers ganz gebildet um an ein recht kräftig anprallendes roslrum zu erinnern, das, verschieden vom Kriegsgebrauch, als berechnet auf ein ge- wöhnliches Anslossen an andere Schilfe gedacht werden kann; Nach der Form dieses Kopfs isl das Uebrige ein- gerichtet, die Linien gelind abnehmend, nicht parallel ge- halten wie an dem Gegenstück aus Cöln. Diese Verschie- denheit darf jedoch kein Bedenken Über die gleiche Be- atimmung des letzteren erregen ; denn sie hat ihren zurei- chenden Grund in dem Gebilde, welches hier, statt des Thierkopfs, in Relief angebracht werden sollte. Diesem kam der ungeschmälerte Raum der schliessenden Fläche zn gut und eine Ursache diess äusserste SchifTsende zu ver- jUngen war daher nicht gegeben. Mit dem Erz war nu- Ifirlich ein b&lzerner Kern überkleidet, wodurch die am Vordertheii des Schiffes, vielleicht nicht unmittelbar, son- dern auf einer dem eigentlichen Schilfskörper selbst auch aufgesetzten Unterlage angebrachte Spitze die erforderliche Festigkeit erhielt ''^).
' allflD KriegMcbiffi TranaacL of ihe R. »ocietj of Lilter. 2. Serie! Vol. 1 p. 246 ff.]
4) In der Ualerschea Sammlung jelit iiuAluteua) lu Karlsruli
208 Schiffsverzierung.
gelehrten Anmerkungen (insbesondre über die Italische Kunst) herausgegeben hat. Da selbst die Vestalinnen dieses Schut- zes gegen die oculi venena maligni (Grat. Gyn. 406) nicht entbehren mochten, so lässt sich denken wie weit der Ge- brauch ihn anzuwenden sich verbreitet und verzweigt hatte« Plinius sagt (28, 7): Fascinus, imperatorum quoque, non solum intantium custos, qui deus inter Sacra Romana a Veslalibus colilur et currus triumphantium, sub bis pendens, defendit, medicus invidiae. Auf den Priap ist die Wirkung des einfachen Phallus übergetragen worden^), so dass die- ser als cuslos hortorum (wie bei Marlial 3, 68 nicht Phallus, sondern Priap bezeichnet ist) sich von jenem kaum unter- scheidet^), und auf Ringen eben so wie der Phallus bloss gegen die Behexung getragen wurde ^^), An der Prora eines SchiiTs kann demnach der Phallus nicht unerwartet seyn: über die am Hintertheil wie zum Schutz angesetz- ten Götterbilder schrieb Ruhnkenius (de tutelis et insigni- bus navium Opusc. I p. 412.) Von dem hohen Alterthum jenes Aberglaubens, dessen Grund daher auch Plutarcha phi- losophische Erklärung nicht ganz enträthsell haben möchte ^^),
8) Diod. IV, 6 indingos rovg ßaüxaivoyidg nvSyxaluiy lovroy xoXaOTtiy naQHüdyoirng,
9] Doch mochte ich die angeführte Stelle des Plinius 19, 19 nicht auf Priap beziehen. Eine der yielen flüchtig hingeworfenen falschen Behauptungen Böttigers ist es, dass nur durch die Kunst der Phallus im Priap personiGcirt worden sey. Kl. Schrift. 111 S. 406.
10) Beispiele yon Beiden giebt Böttiger S. 406 f.
11) Dass die Ableitung ^d7Ai^er5 a. a. O. und Andrer „Yon dem Sjmbol der Fruchtbarkeit und des Gedeihens*' nicht die rechte sey, ist leicht einiusehn. Auch erklärt Böltiger selbst anders in J^. A> Eberts Ueberlieferungen 1, 2 S. 59—66 einem in diefiJ. Sehr, nicht aufgenommenen Aufsatz. Hier besteht ihm der Ge- genzauber in dem Lächerlichen, einem derben Spass, wesshalb er auch den deus crepitus (Montf. 11, l pl. 136, 6), mit Ardiii (il fascino e Tamuleto contro del fotcino Napoli 1825 4) herbeilieht.
Schl&bverzierun^. 209
senden die Phellen an den sogenannten Kyklopischen Maa- ern von Alatri and mehreren andern Städten Italiens "): nnd anch in Griechenland sind welche gefunden worden. Ad« sah in den TrUmmem der allen Stadt Thera an der Ecke eines stattlichen Hauerrästes an einem Quaderstein einen Phallus eingeritzt mit der Beischrift TOIS 0IAOIS*\ welche nichts enders bedeuten kann als dass den Freun- den dessen, der sie machte, dieser Gegenzauber zu gut kommen möchte, und ich selbst habe an einem grösseren Slfick alter Stadtmauer der von Homer genannten hoch und schön gelegnen Stadt Antheia in Messenien bei einem kur- zen abendlichen Besuch ihrer wenigen zerstreuten Ruinen dasselbe Zeichen gefunden.
Uit PluUrcb lu TermrllelD ist die Aasicbt 0. Jahn» PersÜ Sil. p, 12!}: ex eonilami veierum luperstitione obscoeiia maiimara virn habebaat ad aTeriendim efliBciaaiioaeiu, quare Um freqncDa rernm larpicDlarDiD usus erat Dieter Meiaung itt auch Cunuion Lectt. Theoer. o. 6. Das achon erwihote menacheDgeatalle Zerrbild tot den Schmiede- und KüaBtlerwerLsiälleD und die fratienhafien Maa- ken ala Oacillea, welche Säffi^cr ainareich in diesen Zuiammenhang bring!, paiaen daiu eben lo gal, besonders aber auch das Aus- •peien in den eignen Pusen oder sonst, worüber Plinius 'i%, 7 allerlei mitlheill, lieht mil Becht Cixiniion hierher. Der dem Neid des hfiaen Augs eoigegengeseltte Phallus würde demnach eigent- lieh dasu sejn, sich oder den GegeosUnd woran er ist, lu enl- atoDen, zu beBchimplen (wie er in Italien, Spanien, Deulsuhlaud ala Scheltwort dient) und dadurch mittelbar in scbütirn indem der tauberhafte Neid zurückgehalten wird. Auch Tumibut Adr. S, 38 schliesst sich der Erklärung Plutarchs an, mil welcher Aleiind. Aphrod., sagt or, nbereiuslimme.
12) In Chiusi sah ich im Jahr 1843 snf der Stadtmauer an der Strasse einen kolossalen Phallus anfgealellt, der darauf nach Rom gebracht worden ist. Ein anderer ebenfalls kolossal, befand sich ■nd befindet sich Tcrmnlblich noch im Garten Paoloiii daselbst.
13) U. I. d. 1. 3, 26 Annali d. 1. XIII p. 19 (wo auch p. 24 ein Phallus an einem Grabmal bemerkt ist). Reisen auf den Griech. Inseln I 8. 64. Vgl. Dodwell in den Annati d. I. archeol. I. 65.
V. 14
2 1 0 Schiflsverzierung.
Die Furcht vor dem bösen Auge, vor dem Jettatore hat in Unteritalien sich erhalten, so wie Geberden und Zei- chen mit der Hand gegen den Augenzauber. Bei den vie- len Ueberbleibscin heidnischer Gebräuche, worunter die für Heilung geweihten Glieder des menschlichen Leibes vor andern unverkennbar sind, hat ein durch die Aengstlich- keit und den Argwohn der menschlichen Gemüther so sehr unterstützter Aberglauben als jener nichts Auffallendes. Nicht auffallend also ists wenn in Neapel zum Schutz ge- gen das mal occhio wenigstens nicht vor allzulanger Zeit Amulete mit Andeutungen des Priapischen und in Calabrien in Gestalt von Phallen selbst gelragen wurden ^^), eher das^ dass die Priesterschaft in Frankreich und den Niederlanden, besonders in Isernia in Unteritalien die Priapischen ex voto einer andern Bedeutung so stark missbräuchlich in den Heiligendienst einzuschwärzen gewusst hat ^^).
14 < Gasaub. Lectt. Theoer. c. 8 p. 260 la Gerda ad Virg. £cl. 111,103. jR. Payne Knight Ad account of the remain« of thc wor— flhip of PriapuB lately exiiting at Iscrnia in the kiagdom of Naples in two letters, one from Sir W. Hamilton aml the olher from a person residing at Isernia, to which is added a discourse on the worship of Priapus and its connezion with the myatic theology of the ancients Lond. 1786. 4 p. 5 s. (die Goncha Venerii toq Pilgrimen und Weibern im Volk getragen p. 47.). Das Buch ist sehr selten da der Verfassser nachmals wegen der 18 obscoenen Kupfertafeln die £zemplarc zu yernichtcn gesucht hat: die Göt- tinger Bibliothek besitzt eines. Böltiger in Eberts Ueberlief. 1. 2, 6'2.
15) BötHgers Amallbea Hl S. 411 f.
Einige Kunstdenkmäler in England i|.
In Briltischen Museum, im sechsten Saal N. 13, ist ein bedeutendes Werk Griechischer Sculplur, zwei Köpfe, der weibliche in ziemlich hohem Relief, der männliche fast ganz rund (anc. marbl. X, -ii). Sie werden im Katalog (Synopsis p-77:) Paris und Helena genannt. Allem der ge- spannte Ausdruck des Heros und die ernste Miene des schö- nen Weibes lassen vcrmuthen, dass es Pelopt und Bippodamia nnd von einem Relief, das sie in dem entscheidenden Wett- rennen darstellte. Da die Köpfe lebensgross sind und die Figuren auf dem Wagen einen ungewöhnlich grossen Raum eiDOibmen, so entsteht die Vennulhung, dass der Uarmor von dem Giebelfeld eines Tempels herrührt.
Die zahlreichste Privatsammlung von Marmom'erken in England ist die Blunfellsche zu Ince bei Liverpool, die znm grösseren Theil im Jahr I%(}9 in zwei Bänden in gr. fol. auf 160, theils in Rom, Iheils in London gestoche- nen Tafeln herausgegeben wurde, wenn man es so nen- nen kann, dass das Werk verschenkt, also zerstreut und -Tergraben worden ist , so dass es schwer ist eines Exem-
1) PhilalofM TOD Schneide« in 1^46 I, 344. Einige grauere .Ahadinill« riniJ »a-ltTwin-i tiirjtrnommea «orden.
212 Einige Kunstdenkmäler in England.
plars habhaft zu werden. (Engravings and elchings of the principal slatues, busls, basreliefs, sepulchral monumenls, cinerary urns etc. in the collection of Henry Blundell Esq. at Ince.) Die Erklärungen sind zum grossen Theil von dem erkrankten Besitzer vom Bett aus liictirt worden; der Sohn scheint nach dessen Tod die Herausgabe des nicht beendeten Werks besorgt zu haben: S. Clarac Mus^e du Louvre T. 3 p. CCCXXXVll. Ein Verzeichniss , das man in Ince ausgjebt, enthält noch einige hundert Stücke mehr, die nicht gestochen sind , und auch diess einen Theil der Fragmente in Marmor und Bronze nicht. (An account of the statues , bust , bass-relieves — at luce. CoUected by H. B. Liverpool 1803. 4.) Die Sammlung hat im Gan- zen ganz den Charakter einer Römischen; nur ein und das andere Monument aus Griechenland, wie Taf. 129 ein Relief mit drei Heroen, ist in England aus Auctionen hinzugekommen. Eine Vorstellung zeichnet sich durch ihre Seltenheit aus, Taf. 108, eine Platte 5 F. lang, 2V2 F. hoch, also vermuthlich von einem Sarkophag, aus Villa Altieri in Rom, enthält den gefesselten Prometheus. Auf der linken Seite des Beschauers ist Prometheus, in beque- mer Lage, an den ausgestreckten Armen über den Hän- den angefesselt; der Geier, der sich aus der Höhe auf ihn stürzt, ist noch entfernt; eine Fackel unter dem Pro- metheus liegend, deutet sein Vergehen an. Mit demRük- ken nach ihm sitzt, nach vollbrachtem Werk, Vulcan, mit der Mütze bedekt, den Hammer in der Rechten aufgestützt. Vor ihm sind fünf flehende Okeaniden, zwei knieend, wo- von die vordere Vulcans Knie umfasst, die andre spre- chend, indem sie beide Arme erhebt, zwei stehen mit er- hobenem rechten Arm, die hinterste steht unbewegt, ohne Handlung, vor ihr ist ein Delphin. Eine spätere und nicht sehr bedeutende Composition 2).
2} lidln fon Ouo Jahn arch Zig. 1858, XVI. Taf. 114, 4.
Einige Kanstilenkmaier in Englnnd.
213
In einer andern wichtigen Sammlung, die neun Ssr- kophagreliefe mit bedeutenden Vorstellungen der häufig vriederiiollen , die berühmte Vase Lanti, schOne Statuen und Torse, mehrere ansehnliche Büsten enthslt, ebenralls ge- stochen, aber auch nicht (ür das Publicum (Outline engra- ▼ings and deEcriptiens of the Wohurn AbbeyMarbtes 1822, 48 Tafeln), ist eine verslümmelle Platte mit Apollon , Athena und Bieben Musen, die beiden andern fehlend, von ans- gexeichneter Arbeit (pl. 5), woran rragmentarisch auchln- schrifien zu lesen sind^].
3) Jelxt im Corpni loarr. Gr. Vol. 3 n. 6324 c
Cjallcria Omcrica yon Fr. Inghirami^).
2 Bände i829. 1831.
Nüchst der Galerie mythologique von Hillin und den nild(*rbüchern von Hirt und 0. Müller ist kein anderes Werk vorhanden, welches im Verhöltnisse zu dem Umfang und dem Preis eine so grosse Anzahl von Denkmälern enlhifilto: und da diese BildwiTke zugleich durch die Ver- hdiledenbcit der Klassen und der Zeiten lehrreich und durch die Gegenstände grossentheils wichtig oder auch anspre- chend sind, so verdient das Buch zur allgemeineren Be- nutzung in Deutschland empfohlen zu werden. Es kann als llulfHmittel , um sich zuerst mit einer Anzahl alter Kunst- Vorstellungen bekannt zu machen, um so besser dienen ülb der Herausgeber in seiner für Bekanntmachung alter llftukuiäter (gegründeten Anstalt Vasen ^ Gemmen und Bron- 'iiit (/enehickt auch in den Farben der Originale nachzu- UlliU'U versteht. Namentlich wird das Buch, für Gymnasi- Hihlbliolheken angeschafft, denen unter den Schülern, wel- iJiii .Sinn und Fleiss genug haben, um sich zu dem Stu- ilhifu der Denkmäler vorzubereiten, sehr zweckmässig in ilhi flHud gifgeben werden können. Der Tischbeinische lliiiiiitr mit Erklärung von Heyne und Schorn, welchen Hr. hmhiniuii durchgängig benutzt und oft mit grossem Lob Miwithut (/. H. p. 155—199), hat ohne Zweifel zu dem lihlMinoliiniui die Veranlassung gegeben. Wenn in diesem WiMhii, hol der noch geringen Anzahl der Denkmäler, die AiiiiMliiMHH wenig geregelt war, so hat Herr I. mit Recht
h \\\^»w. l«iH»r. ZeiiuDg Halle t836 April S. 587.
GflDerii Onerie« vim Fr. Ingbirtmi, 21}
£e OdySHe von der Rias abgesomlert nn<i nach r)er Fotse da Gedichts die Bilder zasanunen gestellt. Die erscbieae- mem beiden Bande schliessen die Ilias ab ,- Ton einer Fort- selniif ist bis jetxt nicht» bekannt geworden, »bg^eictt der Heraiugeber beabsichligte, aosser der Oüyssee aacb »ödere Poesien durch ähnliche Sammlunaen ¥on BiWwer- kn n eonmentiren. Er bestimml. nach der Zuei^namE, Seil Wert londchst Familien , die ihren Kindern ein« iorz- fihige Erxiehanz ireben und «ie dvher ancb mit der Eanst bc&OBt machen wollen, was mit der der Altea anfangen ■BH. Diesi hat aar i!ie Anoninunj aai Brhandlanz Ela- %am gebabt, indem der Vf. vorztulkh darauf aas bt. ein reckt ToOzihlizes BIMertuch zo geben, recht vieie St-nlen der Dias donb die BiMer anschaalicii ta machen, iem GcAditnisse m äberüef^rn, j-r<:en Ges^nj aaszasiat:«!!, wadvek aber freilich cie ^foDamenie sehr ctt ta-^'a. ui- fwd ud w-iJkä.-Lcb ^i-ta Sieiea :«= fieiL>:'aii zag<:u-!ut wordea sind. Za .iie<em Zwecke steht •iit syrniviiica« tr- Ulrsifsart d*s Tt .n iir,-ra j^aiifiijiea »ni.'n:;*^. Da» er darin eisen knJia«rec. F'.is nixa;: )= l-jr::-; -i n-ü" i--.-- ■cr Laads!ettte. caiä er »..i b«L i^i Aii^i»»«! ■:-;- M'.- ■■■Mte in leicaie üsre TriiT,-? *j".-:r it.iirC-ii.Ti-':**'* Syabelä «la Mynk -i.rc^:'; ii'.: &.'. : -^k ixai-ir: ~.jn ir^ ^ti Gescitiek;« »«-_«.-.. _*: ;»t*iij:-, D'^ zt— .^i:* «a- ffctgtsogeee Acall«! j; ja ; ■: W"j:iif*-. -..-.* ^"..*f »*■-- eher die Svjir i-«ks 5 XIi; 5. -.- : :.-£-z^'^ z-jua^a «de« »'^r.f:*«:! Fv^m*-.- m ;*r v**f,i.'i-t-i.3* frw Heree« «er as'i^n >"«■*.-- 'x^r avi Et;;- uis'Jn-M« der heroiacK« t.-v.:»r«< .i-z*-. "if Lt* -.;'- i'«!* **»
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216 Galleria Omerica von Fr. Inghirami.
Sonne nach dem Sommersolstitium gelangt, „und es waren demnach die Abenteuer des Peleus und der Thetis gehei- ligt die Geheimnisse des Sabäismus zu symbolisiren^ (2, 216); daher ist Chiron ihnen zugesellt als Meister der Astronomie (S. 213). Dass zur Ilias vorzüglich viele Bil- der sich finden , erklärt sich dem Verf. nicht aus dem poe- tischen Interesse der Personen und der Geschichten, son- dern aus dem Cultus der solarischen Heroen; und jedem Gesänge schickt er ausser dem Inhalt, äusserlich genommen, eine Teocrazia Omerica del libro voraus. Daher . verlangt er auch ausdrücklich , dass der Gelehrte sich bei den That- sachen nicht viel aufhalten solle, wie der Dilettant , sondern „meditiren über die Philosophie, welche deren Ausführung mötivirte^. Doch hat diese Richtung seiner Ansichten we- niger Nachtheil als diejenigen, denen sie traurig oder wi- drig vorkommen könnte, befürchten dürfen. Denn in ei- ner gewissen Region ist der Vf. klar, unterscheidet zwi- schen den Erklärungen seiner Vorgänger oft richtig und mit guten Gründen, und ein Yorrath schätzbarer Bemer- kungen und Nachweisungen giebt auch dem Text im All- gemeinen Brauchbarkeit. Sollten in Deutschland ähnliche Werke künftig zu Stande kommen, so wird man allerdings einen ganz verschiedenen Zweck zu verfolgen haben. Es wird nicht darauf ankommen^ den Inhalt des Homer in Abbildungen vorzuführen, wie der Römische ludimagister die Knaben nach der tabula Iliaca unterrichtet; sondern vielmehr im Zusammenhange zu zeigen, wie die Poesie auf die Kunst eingewirkt habe, wie insbesondere im Ver- hältnisse der einzelnen Poesieen untereinander, woraus selbst auf diese hier und da ein neues Licht fällt; und wie sich in der Behandlung der durch die Rhapsoden ver- breiteten, durch ihre innere Vollendung sich tief und be- stimmt einprägenden Geschichten und Charakterformen die Kunst zum Bedeutenden, zur Beschränkung , zum Ausdrucke, zur Methode und Consequenz, wie sie im Dienst eines er-
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habenen Herren zugleich zu einer wUrdigen Freiheit nnd heiteren Eigenthfimlichkeit sich gewöhnte. Von diesem Standpunkt aus sieht man einen ziemlich weilen Kreis, von Studien sich erölTnen, die zu eben so belehrenden als an- Biehenden, dem jetzigen Stande der Alterlhumskennlnisse sehr angemessenen Publicationen fahren können und wer- den: und es ist nur zu wünschen, dass diese mit guter Ueberlegung und Vorbereitung unternommen werden, da besonders auch in diesem Fache das Uebereilte dem Voll- kommenen leicht den Weg in das Publicum vertritt. Von der Vollständigkeit in den Abbildungen wird man bald zd- rfickkommen, und kaum in die der Anführung einen gros- sen Werth setzen, vorausgesetzt, dass nichts von eigen- tbüoilichem Gehalt übersehen werde. Auch Herr Inghirami hätte eine gute Anzahl der 260 Kupfertafeln ohne grossen Nachlheil sich ersparen können. Diese Tafeln enthalten, ausser der Büste und der Apotheose Homers Taf. I. II, der tabula niaca und den Bruchslücken ähnlicher Taf. III — VI, vier Statuen; 43 sind mit Vasengemälden, 45 mit Griechi- schen und Griechisch- Römischen Basreliefen, 68 mil ge- schnittnen Steinen angefüllt, 8 für Etrurische Urnen, 6 für Etruiische Spiegel ; einige enthalten Wandgemälde , eine Prftnestinische Cista mit Deckel , eine Lampe , eine Münze und verschiedenes Andere. Vier sind doppelt aufgeführt; die tabula Uiaca ist, auf 26 einzelne Tafeln zerschnitten in kleinen Bröckchen durch das Ganze vertlieilt, und eben 80 sind auf 35 andern die Gemälde der Mailänder Hand- schrift, so weit sie reichen, mitten unter denProductionen ganz anderer Jahrhunderte ausgestreut. Beides erscheint ilemlich störend ; auch die Vignetten jener Handschrift sieht man lieber an ihrer Stelle als ein schätzbares Denk- ' mal ihres Jahrhunderts und einer in Geist nnd Auffassung dnrcbaus veränderten Kunst. Um den übrigen Vorrath der durch Hrn. Inghiramis erspriessliche Thäligkeit und kdnstgeübte Hand zur Sammlung vereinigten Denkmäler
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zur leichteren Uebcrsicht zu bringen, zugleich aber das V'erhältniss der Denkmäler zu der Poesie nach bester Ein- sicht richtiger zu stellen ^ werden wir zuerst diejenigen absondern, die uns nicht in eine Gallerie der Ilias zu gehören scheinen, die andern aber alsdann auf eine im Ganzen und zum Thoil auch im Besondern von der des Herausgebers verschiedene Weise neu zusammenstellen. Die Aufgabe einer Recension des Werks wird wenigstens in Bezug auf die Denkmäler auf diese Art, so viel es in Kürze geschehen kann, vollständig erledigt werden.
Auszuscheiden sind vorerst diejenigen Monumente, die nur durch irrige Erklärung hier stehen. CI. Zeichnung auf Stein, Pitt. d'Ercol. I, 3, welche Köhler (Descr. d'un vase de bronze et d*un tableau d*Herculanum 1810) mit Verwerfung von acht eignen und drei früheren Conjectu- ren, sinnreich auf Adrastos und Arion bezogen' hatte; hier zur Enttäuschung: ^die Erklärer haben ihre Zeit in den Wind geworfen, indem sie aus einer Zeichnung schöpften, die fast in nichts ihrem Originale gleicht, wo bessere Nachforschung etwas ganz anderes habe entdecken lassen als was von den äusserst wenigen und übel zugerichteten übrig gebliebenen Zügen , woraus sich keine einzige ganze Form unterscheiden lässt, copirt worden ist.^ Diese Nach- richt ist zu bedauern wegen der schönen Erklärung der Zeichnung aus dem Oedipus von Kolonos welche Thiersch in dem unlängst erschienenen glänzenden Programm, CDissertation , qua probalur velerum artificum opera ve- terum carminibus optime explicari) p. 18 — 21 tab. 3 gegeben hat. CCXIV. Ebenfalls von dem Vf. selbst ^eher zur Berichtigung als zur Vermehrung der Homerischen Gegenstände vorgebracht.^ Peleüs aus Winckelmann 125, nach Lanziy welchem auch Visconti Espos. di gemme ant. n. 348 zustimmt, die Sühnung durch Flusswasser wegen des erschlagenen Phokos (Ovid. Fast. 2, 35). LXXVI. Vasen- gemälde ^ auf Ilias 5, 785 bezogen, stellt den Streit der
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Atriden vor der Abfahrt vor, wie Rec. anderswo zeigt (alte Denkm. III p. 25). Die genaue Auseinandersei« 2ung der Geberden, die zuletzt der Canonicus Jorio Mi- mica degli antichi p. 363-^66, tav. 17 gegeben, zeigt nur^ wie viel darauf ankommt den rechten Moment zu erfassen. CVI. Vase aus Tischbein 1, 23, nach Italinsky fdr Dolon in Mitten des Odysseus und Diomedes gegeben, Gal« mythol. 150, 572. Die Vorstellung ist noch so wenig befriedigend bis jetzt erklärt, als die sonderbare Inschrift, Corp« Inscr. gr. 5. Doch ist die Deutung auf Aegisthos zwischen Orestes und Pylades wahrscheinlicher. CXL Odys- seus und Diomedes auf das Palladium, nicht gegen Dolon, ausgehend; Gemme aus Tischbeins Homer III, 5. Gal. my- thol. 173, 570. XVI. DerHamiltonsche Cammeo aus Tisch- bein 1, 2, falsch erklärt als Homer von den Musen un- terrichtet. CX. Silberschale Stroganow, Odysseus und Di- omedes, statt die Waffen des Dolon der Pallas zu weihen, streiten über die des Achiileus, wie Köhler und Miliin richtig erklärten. CXX. Die Seite der Vaticanischen Pracht- TBse, jetzt im Louvre, weiche Millingen Uned. mon. 21 (mit ihm Müller Archäol. §. 143, 4. 413, 2) auf den Ab- schied des Achiileus und Patroklos von Peleus und Menö- tios deutet, Hr. Inghirami doch lieber, mit Panofka Vasi di premio I, auf Eleusinische Preisvertheiiung bezieht. Wenn nur bekannt wäre, dass Helm, Schild und Speer die Preise gewesen seyen. Der anderen Erklärung steht ent- gegen, dass nur ein Abschied, wenn es einer wäre, zu sehen ist, der andere, der diesem entspräche, fehlt. CXXX. Gemme. Nicht Ajas den Hektor und die Troer herausfo- demd ; sondern die zusammengewachsenen Molioniden (alte Denkm. H p. 328). CXLIII. Nach Visconti Piocl. V, 23 Me- nelaos dem Apollo den Helm des Euphorbos weichend, nach Dias 17, 60—70 was Gerhard Baschr. Roms H, 2 S. 232 wi- derlegt. Er denkt an Votivtafel eines siegenden iKriegers: es könnte auch von einem Grabsteine seyn. Vgl. die Rec«
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des Musie du Louvre PI. 223 (alte Denkm. II p. 163). CLVII. der berühmte fragmentirte Onyxcammeo, jetzt bei Blacas, der auch von Schorn IX, 4, von Visconti u. a. nach Winckelmann tav. 129, für den trauernden Achil- leus und Antilochos genommen wird, stellt den Orestes und Pylades in Tauris vor, wie das Basrelief Grimani (jetzt in Weimar) zeigt* Eben so das Bruchstück eines Reliefs CLVIII, bei Winckelmann 130. XXXI ist eine Ergänzung des Cammeo von Pichler oder Marcband. CLXXV. Unedirte Vase des Grafen Balk in Moskwa, be- achtenswerth , hier gegeben als der Sieg des Herakles über den Marathonischen Stier, was anspielen soll auf Ilias 19, 98, wo Zeus von Herakles spricht; noch wunderlicher, dass die vielen anwesenden Götter die Olympischen Spiele, als Stiftung des Herakles, und worin, nach Pausanias viele von ihnen selbst gekämpft, angehen und Kampfrichter darunter gemischt seyn sollen. Es sind zwei Hauptgruppen und Herakles ist dem Dionysos gegenübergestellt; diess ist das Wesentliche. Die Composition ist mit der bekannten d*Hancarvillscheno Oenomaosvase zu vergleichen. CLXXVI — CLXXVII stellen den Streit des Odysseus und Achilleus am Mahle vor. S. alte Denkm. H S. 559. CXCIV. Etruri- sche Urne, als Achilleus und Lykaon, Ilias 21, falsch erklärt: die Vorstellung ist unbekannt. CGI. Die von Millingen edirte Gii^enlivase, AXIAEEV2 und HEKTOP kämpfend um eine Leiche, wrsshalb man Menmon für Hektor vermuthet: hier aber wird zu II 22, 324 die Leiche supplirt, wonach dann wenigstens CXCIX nicht getrennt und unterschieden werden sollte. Aber der Kampf um eine Leiche ist eine mit keiner andern zu ver- mischende Kriegsscene. CCXIX. Sandstein aus einem Grab in Chiusi, mit flachem Relief in eigenthümlichem Styl, hier mit voller Willkür auf den Schwur des Antilochos 23, 583 gedeutet. CCLVII. So eine Etr. Urne, aus dem Huseo Etr. Chiusino 27 auf Aeneas, der den Streichen
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des Äohilleus entzogen wird, 21 , 261. 307. CCLX. Das Schiff der Tyrrhener mit Dionysos, im Innern einer Kyliz des .Pr. von Canino die aussen Gruppen von Kämpfern enthält: ein merkwürdiges Bild.
Sodann sondern wir ab die Vorstellungen, weiche nicht die Handlung der Ilias selbst angebn, sondern nur die Ursachen zum Kriege, wie VIU Ganymedes vom Adler greraubt, IX Urtheil des Paris, X Paris zu Helena von Eros geführt, XI die Etruskische geflügelte EAINA^ XII das Capitolinische Rund mit dem Lebenslaufe des Aciiilleus, CXLI, Freier der Helena; Fragment eines Spiegels, unedirt, UV und wiederholt CLXXXIX die schöne Bronze Hawkins, Anchises und Aphrodite; auch die in der Ilias irgend wie z. B. auch prophetisch', erwähnten, aber in den Umfang andrer Homerischen Poesien fallenden Gegenstände, als XLVIII das Relief mit Protesilaos und Laodamia, XLIX. LI Philoktetes in Lemnos, Etr. Urne, und Gemme, und L derselbe in Troja, Spiegel, XCl. XCII Iliupersis nach einer Etr. Urne und nach der schönen Vase Vivenzio, CXXIII dieselbe nach dem oberen Theile der Tabula Iliaca, XIII Ajas die Leiche desAchilleus davon tragend, der bekannte Etr. Scarabäus. Entbehrlich halten wir auch, oder würden wenigstens in besonderer Reihe vereinigen, die Bilder von Homer zufällig berührter, manichfaltiger , der Handlung selbst fremder Mythen und Gegenstände, wie XLVII die Mauern von Tiryns, aus Gell, CCXIII das sogenannte Grab des Patroklos aus Choiseul, LIII die Pygmäen und Kraniche, Vasenzeichnung, LVI Priamos (JIPIAME) im Kampf, an- geblich mit Amazonen, eigentlich aber mit Männern, Vase, LXXXI. LXXXII Lykurgos , zwei bekannte Vasen , LXXXUI Bellerophontes von Prötos abgesandt, Vase im MuseoBor- bonico, LXXXIV Bellerophontes undAntea, diese auf einem Ruhebett liegend , und in den Spiegel blickend , den eine Dienerin ihr vorhält, Urne von Volterra, wiederholt auf den Mon. Etruschi, LXXXVI die alte Terracotta mit Belle-
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rophontes und Chimära (eben so gut konnte auch die Vase aus Tischbein l, 2 aufgenommen werden), LXXXVIII aus M. Flor. II, 1, 31. Gai. mythol. 155, 562, Millin Mim. sur Tenl^vemont du Palladium p. 7, weder als Kassandra, noch als Theano bei dem Palladium charakteristisch ^ sondern eine unbestimmte Variation eines solchen Thema. CII Me- leager, Atalante, Atropos, Toxeus, Etr. Spiegel, CHI Ka- 1yd. Jagd, Urne von Volterra, CXXl Achilles als Kind auf dem Rücken des Chiron reitend , Hippo daneben , aus den Marm. Taurin. wegen U. 11, 830), CLXXX Achilles in Skyros aus R. Rochette 12 (wegen des 19, 327 erwähn- ten Sohnes) , CLXXXII und CLXXXV Achilles sich wappnend in Skyros, eine Querseite von zwei Sarkophagen , überein- stimmend , XXXVI die andre des einen (des Capitolinischen), Abschied des Achilles von Skyros und die verlassene Dei- damia, CCXL die Familie der Niobe nach Cockerell, CXLI Fragment eines Etr. Spiegels mit Freiern der Helena, nach Lanzi unedirt, CCXXIII. CCXXIV ürtheil des Paris, zwei Spiegel, der zweite vielleicht etwas ganz Andres, CCXXV. CCXXXI Peleus und Thelis, zwei bekannte Reliefe, CCXXXIV Verwandlung der Thetis, Vase Pourtales aus R. Rochette Mon. ined. I, I. CCXXXV Thelis von Pehjus zu Chiron hingeführt , Vase des Etr. Mus. Chiusino. CLXXXVIII Achil- les in die Ferse verwundet, unedirte Gemme des Museum zu Florenz. CCIII dasselbe, sehr vorzüglich. CXC der berühmte Florentinische Cammeo, Ganymedes, von dem Adler eben abgesetzt, und von Hebe dem Zeus entgegen- geführt, wie wir die vielbesprochne Composition deuten möchten. CCXXXVI Ajas die Leiche des Achilles tragend, unedirter Skarabäus in Cortona. CLIV die gleiche Scene, die Leiche unbärtig, schönes Gesicht, unedirte Gemme, für Menelaos mit der Leiche des Patroklos gegeben.
Um die Kunstwerke zu einem alten Epos zur Ueber- sicht zu bringen, die verhältnissmässige Einwirkung eines jeden von diesen auf die bildende Kunst anschaulich zu
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machen, stellen wir als Princip auf, dass man die Gattun- gen derselben absondern müsse. In Sculptur sind uns aus den früheren Perioden so wenige Darstellungen erbalten und die grosse Mehrzahl der Reliefe ist so spät und ab- stechend , dass man wohl thut an diesen eher den fortdau- ernden Einfluss so viele Jahrhunderte hindurchgegangener Compositionen oder auch das Besondere der späteren Zei- ten für sich aufzuchen. Die geschnittnen Steine sind in ihren Darstellungen theils so abhängig von grösseren, aus denen sie entlehnen, theils so beschränkt, theils so unbe- stimmt, dass wir sie ebenfalls am liebsten unter sich zu- sammenstellen würden; doch könnten sie auch zum Theil zur Vergleichung, zur Ausschmückung, hier und da zur Ergänzung der einen oder andern Hauptreihe eingemischt werden, nur dass man wenigstens den andern sehr beträcht- lichen Theil, der sich auf bestimmte Stellen des Dichters mit Grund nicht oder noch nicht zurückführen lässt, sondern Heldenfiguren und Kriegsscenen mehr allgemein und klas- senweise darstellt, trenne und nicht willkürlich unterstecke. Zur llias lässt sich allein aus Vasengemäldcn eine Gallerie bilden , über deren Reichthum man erstaunen wird, und selbst die aus den neueren Entdeckungen in Etrurien, die wegen ihres Alters und Sti's besonderer Aufmerksam- keit werth sind, ausgesucht, werden, verbunden mit eini- gen andern von verwandter Art, schon eine recht schöne Sammlung ausmachen. Mit der Klasse der Vasengemäide sey der Anfang gemacht, eine llias in Bildern vorzuzeich- nen, indem wir unter die von Hr. Inghirami vorgelegten Zeichnungen die seit dem bekannt govvordnen einreihen.
Es folgt S. 595—616 eine Gallerie von 25 Vasenge- mälden, mit Vergleichung der von den Alten erwähnten Gemälde, die der Sculpturwerke , darunter 15 Basreliefe, dazu abgesondert die Etruriscben , zuletzt die Reihe der geschnittnen Steine.
Denkmäler zur Odyssee ^).
In Onerbecks Bildwerken zum Thebischen und Troi- sehen Heldenkreis finden sich ausser einem , wie ich glaube,
1) Gerhards Archäol. Zeitung 1853 S. 106. Eine Nachlese, so wie die Torhergeheode Abhandlung in Bezug auf die llias eine Vorarbeit aus meinen Sammlungen gewesen ist. Diese erstreckten sich über deu Hauptinhalt des epischen Cjclus, das Troische und Thebische, hinaus indem sie parallel liefeo mit meinem epischen Gjclus in zwei Bänden und den Titel erhalten sollten: der episehe Cjclus in Bildwerken. Sehr gern konnte ich es geschehen lassen dass von einem mit diesen Denkmälern eifrig beschäftigten Zuhö- rer der Plan der in dem Ton ihm angenommenen Titel yersteckt liegt, aufgenommen wurde, der zuerst öffentlich angedeutet ist in der Zeitschr. f. A W. 1834 S. 123. „Es wird einmal ein Gyclus Ton ausgewählten Bildwerken zu jedem der Gedichte dieser Klasse aufzustellen seyn , um ihre mächtige Einwirkung auch nach dieser Seite hin besser wahrzunehmen und in fortlaufenden Reihen die künstlerische Behandlung mit der dichterischen leichter zu yer- gleichen. Die Kjprien werden in diesem höchst wünschenswerthen Bilderbuche eine bedeutende Stelle einnehmen." Th. Bergks Wi- derspruch in derselben Zeitschrift 1800 S. 406 hat in dieser An- sicht nichts ändern können. Sie war wiederholt ausgesprochen in den Griech. Tragödien 1, 12, und das Buch wurde sogar ange- kündigt in der Vorrede zu den Alten Denkm. 1849 I S. VI. Auch schrieb ich Ton Rom aus, in einem Brief an Avellino in dessen Bullettino Napoletano 1843 p. 33 da molto tempo , vado prepa- rando una zicca scelta de* monumenti recativi al ciclo delle fayole epiche e tragiche un ciclo epico-tragico figurato ad uso degli studj philologici nclla mia patria. Der im vorhergehenden Aufsatz ge* wonneoe Gesichtspunkt der Sonderung der Monumente nach den Kunstarten, der für das kunsthistorische Studium mancherlei Vor- theilo gewähren kann, ist in jenen vorläufigen unter der Hand immer fortgesetzten Sammlungen und Aufzeichnungen aufgegeben wegen der überwiegenden Bequemlichkeit der ununterbrochenen GontinuitäL
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Denkmdler zur Odyssee. 225
nicht dahin gehörigen nur fünf Vasengemälde der neueren Gattung und vier kleine der älteren abgebildet und kaum noch eben so viele andre aus beiden Klassen angeführt. Davon einige nachzutragen wird also der Mühe werth seyn, da sie im Ganzen einen so grossen Vorzug vor der Menge der andern Darstellungen behaupten. Man kann füglich zwei Abtheilungen machen, die der natürlichen, reinmenschlichen Verhältnisse und die der fabelhaften Abenteuer, Gegen- stände der gemüthlichsten und andre von phantastischer Art. Die schöne Scene, Telemachs Besuch bei Nestor^ mit dem Namen (nicht NE2T0P, sondern NEITÜF), No. I, wo gleich bei der Begrüssung Nestors Tochter Obst oder Gebäck zum freundlichen Empfang herbeibringt (nach einer in Griechenland noch jetzt nicht ganz ausgegangenen Sitte, nur dass man wohl süsses Eingemachtes dem frischen Obst vorzieht) , von einer 1845 in Ruvo gefundenen und 1848 für Berlin in Neapel erkauften Amphora (No. 1945 des Verzeichnisses), hätte vor vielem Andern die Aufnahme im Stich verdient. Durch sie ergiebt sich auch , dass Mil- lingen Unrecht hatte, seine eigne Vermuthung über das Gemälde seiner Point, de Vases pl. 55. 56 aufzugeben und lieber allgemein eine gastliche Scene anzunehmen, weil die Darstellung nicht mit Homer übereinstimme. So gut wie die Ankunft des Telemachos frei und nach Sitte und Cäremoniel der Zeit gemalt worden ist, ebenso gut konnte auch dessen Abschied von Nestor, an dem dort zwei Töchter den Abschiedstrunk bereit halten, nach eigner Er- findung dargestellt werden. Wäre die Scene genreartig allgemein verstanden, so hätte das auffallend altergraue oder durchaus kahl aussehende Haupt des Alten keinen Sinn. Es ist wichtig sich endlich zu überzeugen , welcher grosse Unterschied zwischen Homers Darstellungen und den aus ihm geschöpften Gemälden ist; und verkennen lässt sich auch nach so manchen vorkommenden Beispielen nicht dass man für die bedeutenden Scenen des häuslichen Lebens V. 15
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gern einen Typus aus der heroischen Poesie entlehnte. Ob freilich die Rückseite des Gefösses die Ankunft des Tele- machos und des ihn begleitenden Nestoriden in Sparta vorstellen solle, wo ihnen Helena selbst, zwischen ihnen stehend, den Trank reichte, wie de Witte vermuthete (Gab. Durand no. 420. Coli. M. no. 63), ist ungewisser. Doch möchte ich lieber Beides zusammen annehmen als, mit E. Vinet, Beides zusammen ablehnen. Hiernach würde auch in Tischbeins Vasen 1, 14 Telemachos den Abschiedstrunk empfangen, Nestor hier nur weniger steinalt und weniger treuherzig, und zwei Töchter auch hier, der Composition wegen, gemalt sein.
Zu der Candelorischen Vase in München No. 7 (der- selben welcher Gerhard im Rapp. Volc. p. 129 not. 135 mittelmässige Zeichnung zuschreibt], wird künftig eine von Campanari gefundne hinzukommen , die als eine der schön- sten Vasen einer reichen Ausgrabung bezeichnet wird: YjNausikaaj die mit ihren Mädchen zum Fluss die Kleider zu waschen geht.^ Bull. d. I. 1834 p. 177. Schon ein Gemälde Polygnots, in dem Bau links von den Propyläen, enthielt Nausikaa nebst den mit ihr waschenden Mädchen und den Odysseus sie überraschend {i<p$atdfA9Voy , Paus. I, 22, 6]. Da von dem Chortanz dieser Wäscherinnen bei Aeschylus die Rede gewesen ist, so bemerke ich, dass in Pompeji in der casa della fullonica (in der Strasse di Mer- curlo) vier grosse Waschstände zwischen ganz niedern Mauern, worin man vermuthlich das Zeug mit den Füssen stampfte, und an einem der Pilaster des Peristyls Gemälde von Wäscherinnen gefunden wurden.
Dagegen würde ich No. 8 u. 9 ausschliessen , das letztere Gemälde^ welches Taf. XXXI, 2 auch abgebildet ist, unbedingt. Denn was wollen ein auf einem behauenen Stein sitzender König mit Scepler und, anstatt einer Schutz suchenden Flüchtenden, ein Mädchen^ das ihm Obst aus ihrem Gewandbusen darbietet , wonach er reicht, neben
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einem die Begleiterinnen der Nausikaa in Schrecken set- senden Odysseus, wenn auch an sich der glattbärtige nackte Jüngling, der^ auf ein Knie niedergelassen, auf Tier Mädchen ganz entgegengesetzte Wirkungen macht, wirklich Odysseus sein könnte? Auch das aus Stackeibergs Gräbern Taf. 23 herbeigezogene Gemälde erweckt mir we- niger die Vorstellung eines Sophokleischen Chors der Wä- scherinnen, welcher, da er nicht, wie bei Aeschylus, im Gemälde die Wäsche im stampfenden Tanz bearbeiten konnte, billigerweise Ball spielen sollte , als den eines Tanz- meisterSy welcher zehn in drei Gruppen vertheilte Mädchen im Tanzen und in Luftsprüngen übt und durch seine leb- hafte Bewegungen sie aufmuntert und antreibt. Noch weniger freilich als diese Jahnsche Erklärung kann ich die dagegen in der Arch. Zeitung IV S. 309 wieder hervor- gezogene Stackelbergische billigen.
Dass Odysseus von Alkinoos Abschied nehmend zu verstehen sei auf dem aus Buonarroti von Miliin Gall. m. 172, 639 gegebenen Medaillon, wie auch 0. Müller an- führt, ist eine sinnreiche Erklärung, bei welcher der Raum zu berücksichtigen ist: weit wahrscheinlicher wenigstens als was R. Rochette mon. ined. p. 368 not. 3 dachte, Be- rathung des Odysseus mit Eurylochos und auf der Säule das Bild der Galene, welcher der Anker kaum angemes- sen sein möchte.
Odysseus eingekehrt haiEumäos kann ich nur vermu- then, nicht behaupten bei Dubois-Maisonneuve pl. LIV, 3 [Panofka Bild.;ant. Leb. 14, 5], in einer Vorstellung , die der Text irrig zum „genre" herabzieht. Odysseus hat edle Ge- stalt und das Kennzeichen der Mütze. An einer Stange trägt ein Mann zwei wirthschaftliche Körbe , (ttwv äi cyiv «m^ Ms(SavXiO(;, (Od. XIV, 449), ein Schwein mit einem Jungen ist neben ihm. Die Inschrift VEJüüO möchte falsch gelesen sein.
Hieran knüpfe ich, indem andre Vasen in dieser, so wie auch in der Reihe der Fabeln nachher folgen mögen,
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ein wohl erfundnes, jetzt verlornes Basrelief. Winckelmann Hess es in der Wiener Ausgabe der Kunstgeschichte auf S. 135 stechen und bemerkt in dem Verzeichniss der Kupfer- stiche zu No. 7, dass es im Capitolinischen Museum sei (wo es jetzt sich nicht findet) und dass die Vignette „aus einem grossen Kupferstich^ so für den 3. Band der Mon. ined. bestimmt war, hier ins Kleine gebracht worden und die Deutung anderwärts gegeben wird.'' Von hier muss es Fea genommen haben in der Storia d. a. I p. 238; wel- cher III p. 424 angiebt , es sei aus Villa Albani und scheine eine Speisekammer (dispensa) vorzustellen, indem er auf II p. 142 verweist: wo Winckelmann wirklich eine Alba- nische dispensa anführt, in der Dresdner Ausgabe IV, 4, 4. Darunter aber versteht er nicht diess, sondern ein wirklich Albanisches Relief und eine wirkliche Speisekammer, dazu mit lateinischer Inschrift, die nämlich bei Zoega Taf. 27. Die Vorstellung des andern Reliefs nun ist nach einem Cameo in Eckhels Choix de p. gr. pl. 37^ 2, im Tischbein- Schornschen Homer, von Inghirami und auch von Overbeck No. 91 abgebildet worden. Kleine Abweichungen sind, dass im Relief die Mütze des Odysseus geflochten, die Lanze der Pallas weniger gerade gestellt ist, der Behelmte, der einen Widder schlachtet, an Eumäos anstösst. In der Vignette, einem Ausschnitt aus einer vollständigen Zeich- nung, sind anstatt diese zu verkleinern, des Raums wegen, unten die Füsse, auf der rechten Seite die letzteTigur bis auf das rechte Bein und geschlachtete Schweinchen in ih- rer Hand, oben der Helm der Pallas weggeschnitten wor- den. Der Stein selbst ist zwar nach Eckhels Urtheil von Meisterhand geschnitten; ob er aber wirklich auch antik oder erst in neuerer Zeit vom Marmor copirl sei, und so vielleicht auch der Taf. 20, welcher einen Ausschnitt aus einem andern Basrelief, der Ermordung der Aegisthos darbietet, wünschte ich noch von Andern geprüft zu wis- sen. Der Behelmte muss wohl Telemachos sein^ der in
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sriner Freude sich hergiebt an der Bereitung des ÜRhls TliBil za nehmen, so dass an das Hahl am Schluss des 16. Gesangs zu denken wäre. EamSos und Phrlötios giebl Schoro im Tischbeinsclien Homer an VIII, 7; Odysseus im Hansö des Laertes VIII, H.
Im Museum zu Parma ist an einer Vase Odysseua von »einem Bund erkannt, mit einer weibüclien Figur, Eury- kleia. Rv. Odysseus sein Schwert haltend, Kirke und ei- ner der Gffahrlen mit Thierkopf, auch diess hier, wie die andere Seile, nicht im älteren Styl. Odysseus und der Hnnd, ähnlich wie No. 93, ist auch im Mus. Worslej. tav. 27, 30 der Mail. Ausg. Im Tisch bein-Schornschen Homer Vm, 3. 4. 5, vgl. Schorn im Kunstblatt 1824 No. 102.
Pntelope sitzend und den Odysseus anhörend, den sie noch nicht erkennt, an einem dreihenkligen Gefäss, mit K^iAOS, ist angegeben in der Reserve itr. [deLuc.Bonap.] p, 14 no. 52. Ein Gemälde von edelster Auffassung und Composition , ein Musler aus der guten Periode der Va- senmalerei, an einem sehr grossen bei Csre gefundnen Eraler, stellt dar Odysseus, eine langgestreckte Figur, sit- send vor Penelope und als Aethon ihr von Odysseus er- sUilend. Uebcr ihren Stuhl ist ein Pantherfell gebreitet über ihm ist zu lesen O^VTEVS (das T mit dem Quer- strich nicht oben, sondern ein wenig tiefer, wieaufHomm- fens Taf. I der Unterital. Dial. no. 14 von Noianiscben GeRtssen, auch im Lucianischen Mus. älr. no. 1449 and sonst). An der Wand hängen Schild und Schwert Wäh- reird Odysseus in angenehmer Nachlässigkeit, behaglich sein übergeschlagnes Knie hält, schlägt sie in Sehnsucht nach dem Entfernten sich mit der Hand an die Slirne, ein Bild der Trauer und Unruhe. Zu beiden Seiten ist eine Nebenfigur, bei der einen erhalten . . OMEJES. (Rv. Schlaf und Tod, geflügelte Jünglinge, tragen die Leiche des Sarpedon, unten und oben gefasst, sehr schön dahin). . DiesB in Gerhards Arcbäol. Zeit. IV S. 285 No, 17 kurz
230 Denkmäler zur Odyssee.
erwähnte Gefäss sah ich unlängst wieder in der Sammlung Campana, die angeblich auf 930 Stück angewachsen und in langen Reihen von Sälen wohl, aufgestellt ist [Mon. in. d. inst. VI, 21]. Dieselbe Vorstellung, aber „von alterthümlicher Strenge nicht frei," ist an einer Hydria aus Lokri im Mus- eum zu Berlin No. 884 [ann. XXI. tav. I]. Odysseys, mit dem Reisehut auf der Schulter hängend, in gleicher Stellung als dort, erzählt; Penelope, mit etwas gesenktem Haupt, hört mit Theilnahme zu : der Ausdruck in früherer Kunst ist noch weniger tief und ansprechend. Auch hier ist ein Helm aufgehängt zwischen beiden. Nur hinter dem Odysseus sitzt hier ein Dritter, ein Alter mit Mantel und Stab, in wel- chem Gerhard im Verzeichniss den Laertes, Panofka wohl richtiger den Mentor erkennt , Archäol. Zeit. IV S. 248.
Das gar wohl gedachte Gemälde aus Pompeji No. 103 hat schon der wackre Gu. Becchi im Museo Borbon. I. tav. B, 1824 neun Jahre vor W. Gell, richtig gedeutet, Odysseus baarfüssig, mit dem von Eumäos ihm geschenk- ten Knotenstock, hat auf einem Stück Säule vor dem Hause sich niedergelassen ; Penelope ist herausgetreten und sicht- bar ist die Freude, womit er den Aeusserungen über ihre Treue gespannt zuhört; eine Dienerin schaut neugierig aus einem Fenster des Hauses heraus auf diese Scene.
Bei Basüggio in Rom sah ich 1846 in einer Kylix von schöner Zeichnung, wie mir schien, Penelope y sitzend zwischen zwei Säulen , also in oder vor ihrem Hause; ein- gehüllt wie in Trauer; vor ihr stehend Odysseus, bärtig mit langem Stab und Hut; hinter ihr und über die ganze andre Seite hin Figuren der Freier, alle als nicht zu ju- gendlich gezeichnete Männer die ihr Haus erfüllen und de- ren Anwesenheit und Zahl auch ohne irgend ein besondres Thun Bedeutung genug hat.
Toreutisch war auf einem silbernen Teller vorgestellt nach einem Epigramm (AnthoL Pal. IX, 816 p. 487) Odys- seus, vor Telemachos und Penelope der Eurykleia angst-
Denkmäler zur Odyssee. i'Ü
lieh winkend ihn nicht zu verrslhen , wie Jacobs richtig erkIBrt (Anim. III, 3 p. 67Sj. Auf Odysseus, welcher der Penelopo die von den Pliäaken zum Geschenk erhallnen Gewänder übergiebl, geht ein Epigramm unter den ana- Ihemalhischen der Anthologie VI, ,314, vermuthlich ein Ge- mälde. Penelope war von Zeuxis höchst charakteristisch gemall nach Plinius; Odysseus von Nikomachos. Statuen der Penelope und der Burykleia von Thrason im Tempel zu Ephesos erwähnt StrRbon. In Ithaka wurde nach Thiersch (Epochen S. 273) eine aus kleinen bronzenen in einem Halbkreis vereinigten Figuren bestehende Wiederholung einer Gruppe gefunden, welche die Fusswsschung nach des Odysseus Heimkehr darstellte, wovon Bründsted nur das Bild des Odysseus selbst erhalten konnte.
Von den ungemein schönen Thonfriesrcliefen, welche die FuBSwaschung und die trauernde Penelupe darseilen, finden sich Wiederholungen, ausser den zu No. 97 u. 101 angeführten, aus Tusculum in Caninas Tuscolo tav. 3. 4 p. 13 und in den Keslner'schen Sammlungen, und ist das sweile auch in Kopenhagen (Husee Thorwaldsen I p. 116 DO. 104], des andre auch bei dem Marquis von Rocking- hem (^Terracott. of the Brit. Mus. p. 9). Beide sind auch abgebildet in dem Bc-c. des pl. pour l'hist. du Gab. des MM. par du Mersan 1830 pl. 23. 24. Kleine Verschiedenhei- ten kommen hier wie in andern der classischen thönernen Friestypen vor. — Odysseus an der Narbe erkannt enthsU eine Paste in Tischbeins Homer II, 5 (vielleicht No. 100).
Penelope scheint allerdings auch gemeint zu sein in zwei Vasenbildern der Annali d. Inst. XllI tav. J. K. p. 261. Nachdem sie in dem ersten J. de Witte im Gab. Du- rand DO, 419 an einer Amphora aus Noia vermuthet hatte in einer auf einem Stuhl mit Etücklehne sitzenden Figur in langem Gewand und Peplos, welche WollknSuei hin und her wirft und durch eine Ente, n^viloxf), vor ihren Füs- SSB, statt den beigeschriebenen Namen, bezeichnet sein
232 Denkmäler zur Odyssee.
würde, kam an einer Vase in Neapel derselbe Vogel yor^ auf der Hand einer stehenden, vom Hals bis zu den Füs- sen verhüllten Figur, vor welcher ein Wollkorb steht. Diese ist ohne Nebenfigur; der andern steht ruhig ein junger Mann im Mantel, mit einem Stab, gegenüber, den man Telemachos nennen darf. Wegen dieser, nicht einmal untrüglich gewissen Deutung soll man indessen nicht jede Frau, bei der eine Gans ist, ein Vogel sehr bestimmter Be- deutung bei den Alten, oder ein Arbeitskorb steht, für Penelope halten; wie z. B. Italinsky wegen des letzteren das anmuthige Bild Tischbein I, 10, wo eine KAAH sitzt zwischen zwei stehenden Zofen, wovon die eine einen Spiegel hält. Das ebenfalls sehr gefällio^e Gemälde in Mil- lingens Vases de Sir Coghill pl. 22, ein junger Mann mit knotigem Stab, gegenüberstehend einem an Spindeln im Stehen spinnenden jungen Weib, ein IIAI2 KAL02 einer KALE gegenüber, kann nach dem Anzug und der treu- herzigen Miene gar wohl ein ehrbares häusliches oder für einen Hausstand bestimmtes Paar vorstellen.
Die Freier durch Odysseus getödtet, von Polygnot, enthielt die Wand des Pronaos im'Tempel der Athene Areia zu Platäa. Auf ihre Erlegung durch Odysseus und Tele- machos wird die andre Etrurische Aschenkiste von Cetona bei Chiusi Annali d. I. XIV tav. E von Emil Braun p. 48 und Bullett. 1843 p. 61 mit Recht bezogen, wie undurch- dringlich auch die Etrurischen Ideen sein mögen, die sich daran gehängt haben. Weit weniger sind die Bemerkun- gen von Micali zu seiner Abbildung in dem letzten seiner drei Bände Monumenti tav. 49, I zu billigen, worüber Ca- vedoni in seinen Osservazioni crit. p. 20 sich verbreitet.
Was nun die andre Abtheilung oder die Fabeln be- trifft, so bedaure ich yon Proteus und Menelaos^ die schon am Amykiäischen Thron vorkamen, und anderen Darstel- lungen an einer Vase des Bourbonischen Museums in Nea- pel augenblicklich genauere Notiz nicht auffinden zu kön-
DenkmSler zur Odyssee. 233
nen [mos,*Borb. XIII, 58]. Di« „vielleicht einzige" Vorstellung eines unter SchiffstrflmmerntcAwimfflefiffen Odgsseus, mit zwei ■DB der Htthe blasenden Gesichtern von Winden, glHubt E. Braun an einer Lampe der Fogelberg'schen Sammlung (jetzt in Htlnchen) zu erkennen, Bullett. d. Inst. 1844 p. 41. Odys- seus auf dem Flosse war nacbPIinius von Pamphilos gemall.
Zn der Nolaniscben Vase mit der Blendung des Poly- phem No. 10 kommt eine andre archaische hinzu, wovon ich einst die Zeichnung bei Gerbard sah. Der riesige Po- lyphem sitzt; drei mit Scbwerlern umgürtete Begleiter des Odyssens, oder er selbst voran mil zween, wiewohl er sich nicht unterscheidet, führen den horizonlat über ihren Köpfen gehallnen Pfahl nach dem Auge (Rv. Fünf Kämpfer). An einer Amphora aus Capua in Berlin in dem Nachtrag des Verzeichnisses 1650 No. 1929, ist die Scene anders nnd „in Caricalur" dargesiclll. An einer Aschenkiste von Vollerra bohrt Odysseus allein den Balken in das runde Auge, [Ihden in den Sehr, der Berl. Akad. 1816 S. 37. Diess und die Werke der Kirke, die Sirenen und die Un- terwelt sind es, die man aus dem Kreise der Odyssee an diesen Etrurischen Kasten findet. Odysseus den Becher hinreichend, ähnlich wie die Pamfilische Figur No. 19 (Tischbeins Homer VI, 2], ist im Museum Chiaramonti, s. Gerhard in der Beschreibung Roms II, 'i S. Si No. 499. Ueber das Relief No. 23 (wo Gal. inythol. 172, 632* für 174 — 632 zu lesen ist), s. auch Clarac M. du Louvre pl. 323, 249 p. 682 und Zeitschr. f. a. Kunst S. 422. No. 27 ist auch in Houels Voy. pitt. de la Sicile Tom. 2 pl. 137 and in Tischbeins Homer VI, 4.
Die Capilolinische Gruppe No. 17, besser in der klei- nen Erzgruppe Pourlal^s bei R. Rochetle Mon. in^d. pl. 62, 2 p. 356, und frei von der Syrinx, welche dem Mar- mor zugleich mit der restaurirlen Hand gegeben worden ist, gehört wahrscheinlich nicht hierher. Heyne hat sum Tischbein'schen Homer VI, 3 wohl bemerkt, dass die von
234 Denkmäler zur Odyssee.
Polyphem getretne Figur, nach ihrer grossen Jugend und Zartheit, auch noch der Kopfbinde , die sie trägt (und beide Köpfe sind im Marmor, wenngleich aufgesetzt, doch alt^ wie Platner in der Beschreibung Roms III, 1 S. 144 be- zeugt), nicht einer der Gefährten des Odysseus, sondern AkiSj der Geliebte der Galatea seyn möge. Die Wuth des Kyklopen gegen Akis und die Liebe der Galatea zu ihm sind aus den Römischen Dichtern bekannt, aus Ovid (Met. XIII, 750), Silius (XIV, 221), der Lateinischen Anthologie (I, 148, Scrv, ad Ecl. IX, 39), und es konnte gar nicht fehlen, dass in dieser Mustercaricatur der Leidenschaften den komischen Bildern zarter Verliebtheit auch andre der bestialischen Eifersucht gegenüber gestellt wurden. Ein solches weist die Gruppe auf» nach Massgabe der Aufgabe fein und gut gehalten. Der Riese zerrt den getödeten oder vielleicht nur ergriffenen und sein Schicksal noch erwar- tenden Akis, über dessen Tödung die Sagen natürlich wechselten, und weidet sich an seiner Rache. Ein Hoch- relief in München, das der damalige Kronprinz von Bay- ern in Rom kaufte , stellt dasselbe dar, .obgleich Sehern an Akis nicht gedacht hat, Kunstblatt 1828 S. 190, Glyp- tothek VI, 137 S. 121. Polyphem sitzt ,,auf einem Felsen am Meer und hält in der aufgeschwungenen Rechten eine Keule, während er mit der Linken einen todten nackten Körper aus der Fluth zieht. ^ Dieser letzte Zug, der im Blorgenblatt 1810 S, 298 angegeben ist, würde, wenn er sich wirklich erkennen lässt, die Rachlust malen, die sich von ihrem Opfer, das der grosse Akisfelsen, nah am Ufer nächstens bedecken wird, nicht sogleich trennen mag. Auch der Karneol No. 43 dürfte hierher zu ziehen sein.
Odysseus unter dem Widder geklammert ist in Va- senbildern nicht selten. Eines der vorzüglichsten besitzt E. Braun in Durchzeichnung, Odysseus gravitätisch unter den mächtigen Widder gestreckt, viele sinnlose Inschriften umher. Solche finden sich auch an einem Lokrischen Gefftss
Denkaiiler lur (MT^see. 33i
sR denelb^B Yorstellanff und einem B;i«n dahinter, aber wit tdiwirzlichen Figuren auf weissem Grunde Kv. Krie^rs^ ieDte>. m der Earisrnher Samminne. s. Jahrb. Je$ AUerlhuni»- TereiBS der Rheinlande II. S. 61. wo auoh ehir» uneiiirte Wiederholung in München angeführt i$t. Eine andre. l\\\^ aches zwei Vantelfignren . besitzt Col. Leake in London. ■nd im Catal. del Pr. di Canino. genauer in der Frann^- sischen Ausgabe , No. 1449, ist ein einhenklig! es Getassehen, OdTSsens mit dem Schwert in der Hund unter dem Wi.ider,
m
mil den Beischriften AfDO®OATS und LAll Auch an einer Fogelbcrgschen Lampe kommt die Gruppe vor . Bullet. 1844 p. 41. und im Brittischen Museum sah ich sie in ei« ner kleinen Gruppe in Erz.
Unter den Darstellungen der Kirke ist die welche 0. Jahn , Arch. Beitr. S. 407 , dem Overbeck S. 782 folgt, ich verstehe nicht warum, für mehr als problematisch er- Uirt, vorzüglich zu beachten. An demselben GeRtsse sind in oberer Reihe Oedipus mit der Sphinx und ein Greif mil einem Kämpfer, in der unteren Kirke mit einem Löwen, Eber and Wolf dargestellt, diess alles in geistreich phan- tastischer Weise. Die drei Verwandelten der Kirko stecken gerade in den von Homer genannten Thieren (X ,2 12. 239); die Zauberin, die originell und charakteristisch gezeichnet ist, hat oben mit einer gebietenden Handbewegung das Werk vollbracht, ihre Zauberbüchse ist aufgestellt« auf ih- ren Zauberstab stützt sie sich nur , indem sie hinter Felsen nackt, mit flatterndem Peplos hervorgeht. Hier sind also Wunderthiere zusammengestellt, Sphinx, Greif und die ww^ Menschen verwandelten natürlichen Thiere, die man zumal in dieser Umgebung und durch dio Erinnerung an Homer und durch die Geberde der gemalten Kirke leicht als vor- wandelte erkennt, während anderwärts dio Menschen mit Thierköpfen besseren Effect machten. Die ganze Verkehrt- heit der aus Vorurtheil oft verdrehten Kunslurtlieile Micalia erkennt man darin, dass er diese Malerei für olrurisch
236 Denkmäler zur Odyssee.
erklärt. Dass sie echt griechisch sei, hat auch Cavedoni bemerkt in den schon erwähnten Osservazioni p. 25. In Nola sah ich im Sept. 1842 bei Hr. Dominico Soglia an einem der schönen lekythenartigen grösseren Gefässe auf der einen Seite Kirke mit dem Zauberbecher, auf der an- dern einen der Gefährten mit Schtoeinskopf. Den „bisher unedirten'' Spiegel No. 57 werden auch die Annali d. Inst für 1852 tav. H brinuen, mit Erklärung von 0. Jahn p. 210. Die Sicilische Lekythos aber No. 49, mit Kirke und vier verwandelten Gefährten, ist von der No. 51 angege- benen , in Gerhardts Besitz , nicht verschieden *).
Odysseus den Schatten des Elpenor citirend hat man in den Impronte gemm. VI, 47 zu erkennen geglaubt. Bull. 1839 p. 110. Den Schatten seiner Mutter Antikleia be- fragte er auf dem achten der Epigramme im Tempel der Apollonis in Kyzikos in der Anthol. Palat. lieber den Nu. 64 erwähnten, wichtigen Spiegel Mon. ined. II, 29 Cnicbt 39) schrieb auch Grifi (dello specchio rappres. Ulisse e Ti- resia, Roma 1836 4.), welcher die Namenserklärungen von Bunsen, Campanari und P. Secchi bestreitet. Einiges ist auch bemerkt BuUett. 1840 p. 58.
Für das schöne Gemälde des 5treneft-Abenteuers No. 67 ist es nicht unwichtig, dass das andere Bild an dersel- ben Amphora (im Katalog des Prinzen von Canino No. 829, jetzt im Brittischen Museum No. 785], die drei schwe- benden Eroten HIMEPO^^ Pothos und Eros, damit in Verbindung stehe. Denn die Sirenen sollen hier Liebe be- deuten. An einer von dem ersten Herausgeber angeführ- ten Cornaline Blacas sind auf der einen Seite zwei Sirenen auf der andern zwei Eroten. Die Sirene über der Ent- führung der GAAIA durch den Adler in Tischbeins Vasen I, 26 schwingt Tympanon und Tänia, und das Tympanoa hat auch der Eros bei der Baccha das. I, 50 und sieht
2) Kirke ein Schwein fütternd , Vase Ton Nocera (Bull. Nap. 1857 V, 71 f. t?. V, 2.)
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Denkmäler zur Odyssee. 237
man in ähnlicher Bedeutung öfter. An einer Kylix von Nikosthenes im Gab. Durand No. 418 (übergegangen an Beugnot) sitzt nur eine Sirene auf einem Felsen und zwei Schiffe segeln vorüber. No. 77 ist bei R. Röchelte pl. 61, 1, nicht öl, 2. In dem Basrelief Landsdowne in den Mon. d. MV, 29 (Annali XIV p. 155) scheint das Schiü'des Odys- seus mit den drei Sirenen darüber mit den Schiffen der beiden andern Abtheilungen und der figurenreichen Ein- fassung in einen phantasievollen, aber schwer zu errathen- den allegorischen Zusammenhang gesetzt zu sein. An ei- nem Lampengriff abgebildet im Bullett. Napol. 1846 tav. III. 5 und ausführlich besprochen von Avellino 1847 p. 39 f. 45—47, ist Odysseus, an den Mast gebunden und bestrebt sich loszureissen , von einem Jüngeren gehalten, während ein dabei sitzender Bärtiger zuzureden scheint. Eine Etru- rische Urne mit dem an den Mast gebundnen Odysseus ist auch in den Antiq. Pourtal6s No. 10; eine andre Nachah- mung im Antiquarium zu Mannheim nach dem Verzeichniss von Gräff II, S. 8. Die Gemme No. 72 ist in Millins Gal. m 167, 638 aus Paciaudi in umgekehrter Richtung abge- bildet.
Skylla kommt in Vasenmalerei [Relief] wenigstens No. 68 an der Kylix in Berlin mit dem viermaligen Schiff des Odysseus vor, woraus man vermuthen möchte, dabS auch an dem vorhin erwähnten Landsdowneschen Basrelief das Schiff des Odysseus dreimal vorgestellt wäre. Wie sehr die Skylla die Maler beschäftigte, zeigen die Beispiele bei Plinius, die Skylla in Rom von Nikomachos, die von Pha- lerion, die von Andokides bei Andern. Von Nikias, dem Maler der Necromantia Homeri (No. 60j, war auchKalypso zweimal gemalt, der Kyklop von Timanthes. Eine Skylla, die in drei Seebundsrachen drei Gefährten verschlingt , wo- ran aber der obere Theil fehlt, ist abgebildet Marm. Oxon. P. 1 tab. LI, 132 und ist von echt Griechischer Ausführung. Damit ist das Gemälde Pitt. d'Ercol. III, 21 zu vergleichen,
238 Denkmäler zur Odyssee.
wo auch drei der Gefährten gefasst sind und Skylia dabei ein Ruder schwingt.
Sehr sonderbar und ihre Aufklärung erst noch erwar- tend sind zwei Yasengemälde. Das eine aus Pästum im Museum zu Neapel, bei Dubois-Maisonneuve pl. 72 und Panofka sur les noms des Yases gr. pl. Ylf, I p. 9 not., enthält 0JY22EY2^ auf Felsen gelagert, das Schwert in Händen. Ein junges Weib mit der sogenannten Cista my- stica geht auf ihn zu. Hinter dieser steht ein Jüngling mit Lanze an einer Stele, wobei geschrieben steht THAE- MAX02j vor einer sitzenden weiblichen Figur, die eine Amphora auf dem Schoosse hält und einen Kranz unter sich hat und vor welcher KAAE (so ist auch bei Dubois für KAA2 zu lesen, ein Fehler der auch bei Tischbein 1, 10 vorkommt), gerade vor dem Namen Telemachos ge- schrieben ist. Hinter ihr eine weibliche Figur mit einem Spiegel. Müller in der Archäol. §. 416, 1, indem er irri- gerweise liest und verbindet TfjXifiaxog xaXögj nennt das Ganze ^Odysseus an Telemachos Grabe, nach einem dun- keln Mythus^, Panofka noch unglaublicher die zweite Hoch- zeit des Odysseus. Dass Cäremonien zu verstehen seien^ wird durch das untere Feld noch wahrscheinlicher, welches man in Neapels Antiken S. 261 beschrieben findet. Der Aechtheit der Inschriften zu misstrauen ist nicht der ent- fernteste Grund. — Sodann macht R. Rochette in den Mon. ined. pl. 76, 7 bekannt 0JY2SE .2 sitzend, nackt, jung, unbärtig, hinter ihm ein Mädchen mit Cista, vor ihm ein auf einen Stab gestützter Jüngling zwischen einem Hünd- chen und einem Schwan, worin ich eben so wenig als dort etwas Mythisches erkennen kann. Der Herausgeber meint p. 251 Eurynome, die treue Magd derPenelope, oder die Amme des Odysseus Eurykleia. Man begreift, dass bei einem Kämpfer, zwischen zwei Weibern, wie es in zwei Gruppen bei Dubois pl. 66, 3. 4 der Fall ist, THAEMA- JC02; nach der Wortbedeutung, nicht als Sohn des Odysseus
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Denkmäler zur Odyssee.
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geschriebun wäre. Ab*er Odysseus und Telemachos zusam- men sind doch nur die bestimmten Personen der Sage, und mit welciier Art von t^Xet^ sind sie in Verbindung gesetzt?
Falsche Erklärungen aus der Odyssee sind wir los ge- worden Pitt. d'Ercol. 111, 6 durch 0. Jahn über Paris und Oenone 1844 S. 13, der darin diese erkannte; Eirke in einer Zauberbude nach Gell New Pomp. pl. 72 p* 150 in Müllers Archäol. a. a. 0. durch denselben, Arch. Beilr. S. 402 — 406. Gegen manche Benamsungen wie Odysseus und Telemachos in den Lambergschen Vasen 1, 94 p. 92, Odys- seus ankommend bei der Kalypso an einer in Neapel, Odysseus die Penelope wiedererkennend in einem Vatica- nischen Relief u. a. ist es heute nicht mehr nöthig ein Wort zu verlieren.
Die zwei grossen Monumente yon Xanthos ^).
Würdig neben den Statuen von Aegina za stehen sind die Reliefe des älteren grossen Denkmals von Xan- thos in LykieUy das nicht nach der Einnahme der Stadt darch Harpagos Ol. 58, 3, ungefähr die Zeit, in welcher jene entstanden sein möchten, errichtet sein kann. Denn bei dieser giengen alle Xanthier bis auf die abwesenden Familienväter unter (Herod. I, 176.), und nachher als Ly- kien tributpflichtig war und, bei eigner Verwaltung der Städte und vermulhlich schon damals einer Conföderation, doch einen Persischen Agenten in der Hauptstadt Xanthos hatte, wurde ein so ansehnliches Grabmal gewiss keinem detr Unterworfnen erbaut. Auch lässt bei aller Verschie- denheit der Figuren der alterthümlich strenge, doch schon von Anmuth leis umflossene Styl, die bewundernswürdige Einfalt, Wahrheit und bereits erworbene Sicherheit und Feinheit der Arbeit mit Wahrscheinlichkeit annehmen, dass das Lykische Werk ungefähr in der gleichen Zeit entstan- den sei, als das andre in Aegina: ob aus einheimischer Schule oder unter dem Einfluss der zur Zeit hochberühm- ten Werkstätte von Chios oder der Schüler des Dipönos und Skyllis, dicss wird nie auszumachen sein. Auf dieser Stufe kann die Kunst, wie das neuere Italien lehrt, auf den
1) Zwei Paragraphen 90* u. 128* aus der dritten Ausgabe von R. O. Mullers Archäologie 1848. liulletl. d. Inst, archeol. 1847 p. 65—72.
Die zwei grossen Honumenle von Xanlhos. 241
verscbiedensten Punkten, bei geringer Verbindnng unter einander von innen heraas die wunderbare Uebereinslim- fflung entwickeln, worin wir diose Lykisch-Griechisoben Werke mit den sonsther bekannten Griechischen Denkmä- lern erblicken. Wie weit stehn hinter diesem Denkmal die Friesstäcke von Assos zurück.
Hr. Karl Fellowa, dem wir die überraschende Erwei- terung der . Kunstgeschichte durch das Lykische Aiterthum verdanken, für dessen im Lande gesammelte und dem Na- ttonnlmuseum geschenkte Denkmäler dieses ein besondres grosses GebSude errichtet hat, machte diese Entdeckung auf seiner ersten Reise 1838. (The Xanthian Marbles, their acquisilion cet. L. 1643.) Abbildung der Reliere s. in Fel- lows Journal written during an excursion in Asia Minor L, 1839. p. 231 und eine bessere in seinem Account of discoveries in Lycia L. 184!. p. 170, wiederholt in Ger- hards archäologischer Zeitung 1843. TL 4. S. 49, noch sehr berichtigt und verbessert M. d, I. IV tv. 3., vi'omit zu verbinden die sehr eindringende Beschreibung und Erklä- rung von E. Braun Ann. XVI, p. 133. Bull. 1845. p. 14 and im N. Bhein. Hus. 1844. S. 481—490. vgl. Gerhard ArcbSol. Zeit. 1645. S. 69. Das Grabmal ist, wie noch vier andre, meist inXanthos selbst gefundene, ein viereck- ter Thurm aus Kalkslein in einem einzigen Stücke auf ei- ner Basis, so dass der Fries über 20 F. vom Boden war, ttber dem Fries ein starker Karniess mit Abacus darauf. Die Figuren sind ungefähr wie am Fries des Parthenon, 3 F. 6 Z. hoch, und vertheilt auf je drei weissen Mar- morplelten auf jeder Seite; die Ost- und Westseite 8 F. 4 Zu, die beiden andern etwas weniger lang. M. d. I. IV. tv. 2. Auf der westlichen als der Hauptseile ist der Fries durch eine kleine ThUröflnung, worüber eine säugende Kuh, wie über einer ähnlichen (Fellows Asia M. p. 226). V. 16
242 Die zwei grossen Monumente von Xanthos.
ein Löwe ist, durchbrochen; diese Thüre führt in eine achihaib Fuss hohe Kammer und ist sehr unbequem um einzusteigen, wohl eher zum Hineinschieben eines Aschen- kastens oder von Spenden bestimmt. Diese Einrichtung hat Aehniichkeit mit dem Grabe des Kyros §. 245, A. 2- Die Kunst hingegen erscheint nicht nur im Ganzen rein Griechisch, sondern estrefiFen noch überraschender einzelne Figuren überein, die thronenden Göttinnen mit der Leuko- thea Albani, von der darum ein Abguss genommen und neben der Grabkammer aufgestellt worden ist, nach dem Anzug überhaupt die weiblichen Figuren mit der den Wa- gen besteigenden Göttin und der gewappnete Mann mit dem Aristion der Stele in Athen (§. 96. n. 19.). Um so aufiallender ist das Fremdartige, Eigenthümliche in den dargestellten Religionsgebräuchen, Göttern und deren At- tributen. Die Compositionen der vier Seiten sind deutlich in einheitlichem Zusammenhang und engerm Bezug unter einander. Auf der Seite mit der Grabespforte sind aller- dings Demeter und Kora, jene mit einer Patera, die jün- gere Figur mit Granat-Frucht und Blüthe, nebst den drei Hören oder Chariten, die mittleren mit Granat-Apfel und Blüthe, die hintere mit einem Ei, mit grosser Wahrschein- lichkeit zu erkennen; und da auf den drei andern Seiten die Mitte eingenommen wird von drei thronenden Göttern, mit Stäben, in weiten Aermelgewändern und Mänteln, zwei bärtig, der dritte ohne Bart ohne jünger zu sein, so dringt sich der Gedanke an die drei Zeus von selbst auf (nur dass dann Poseidon nicht aus diesem Bezug heraus auch mit der Demeter als Phytalmios insbesondre zu verbinden ist). Doch wird diese Annahme durch ein dem Bären am meisten ähnliches Thier unter dem Stuhl des einen, einen Triton als Ornament unter der Stuhllehne und eine Granat- blume in der Hand des andern und Granatäpfel in beiden Händen des dritten nicht unterstützt. Diesen drei Götterr scheint eine Familie Geschenke zu weihen ^ der geham
Die zwei grossen Honumente von iSenthoS' 243
Mann seinen Helm, die Frau eineTnube, ein Kind einen Hahn und einen Granatapfel. DtessKind ist auf der andern breite- ren, der mit derThüre und den zwei Göttinnen gegenüber liegenden Seile, welche an den Enden noch zwei und eine stehende, gleich den Hören gegenüber untergeordnete Figu- ren hat, wogegen die Enden der zwei schmäleren Seiten von vier sehr schönen mädchenraubenden üarpyien einge- nommen werden, So passend und verständlich bei einer Grabvorstellung diess Beiwerk isl, worauf man Anfangs auf mancherlei Weise spielend die Figuren der Hauptvorstellung bezog, so wenig lässt diese selbst sich im Besondern und aus den künstlich herbeizuzielienden, meist selbst seltnen oder nach ihren Bezügen, nach Zeit und Ort mehrdeutigen und völlig zusammenhangslosen Einzelheilen einheimischer Griechischer Mythologie und Symbolik bestimmter erklären. Von farbigen Ornamenten erkennt man Spuren ausser dem Blau des Grundes in der rolhen Helmspilze und dass die Leisten der Plinthen und an den Thronen bei ihrem nie- drigen Relief bemalt gewesen sind,
Proben weit früherer Kunst und in rauherem Stein aus ' Xanlhos sind in London eine Stele mit zwei Löwen darauf, mehrere Thiere aus einer zur Zeit der Römer gebauten Mauer, zum Theil abgebildet Lycia p. 174. Sehr alt sind auch Stücke eines Frieses ähnlich dem von Assos, ein Bär, ein Hirsch, ein Löwe einen Hirsch zerfleischend, ein lau- fender Satyr mit einem Baumzweig; ein schmälerer Fries mit fechtenden Hahnen und andern Vögeln , vier geflügelte Sphinxe von einem Grab und eine kauernde Sphinx von vollendeter Arbeit im strengen Styl u. s. w. Löwe und Stier sind vorherrschende Gegenstände in der Lykischen Sculptur (Lycia p. 173], und Löwen sollen noch in den Ly- kischen Bergen leben (p. 182.) Uebrigens sind alle Mo- numente des neuen Lykischen Museums aus Xanlhos; von 'ern SUtdten, Tics, Telmessos, Pinara, Myra, Kadyanda, hat ir Zeichnungen und einige Abgüsse mitgebracht-
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244 Dfö teWei grossen Monumente von Xantbos.
Dib Zdt dbil Mausoleums ist die äusserste Grenze jenseits dereh daiszweite grosse Denkmal von d«r( Akropolis von XäMhos nicht herabgesetzt werden kanrt. Erst bei seiner drit- ten Reise entdeckte Hr. Fellows durch emsigste Nachgrabung tin'd mit vielem Glück die weit umhör zerstreuten Bestand- theile, woraus er nachmals den unter dem Namen eines Mausoleum oder eines Efarendenkmals des Harpagus be- kannten Bau in Zeichnung zu reconstruiren sinnreich ver- sucht hat. Noch kommt es darauf an, ob diese Herstellung des Jonischen Gebäudes völlig sicher stellen kann, dass die Statuen, die überMänaden des Skopas in Kühnheit und Leichtigkeit der Darstellung noch hinausgehn, zu dem Ge- bäude gehört haben, dessen meisterhafte Friese eher auf die Zeit derer von Phigalia hindeuten.
Dieser Friese sind zwei, der eine 3 F. 4 Z., der an- dere 1 F. 3 Z. hoch, der grössere aus 16 Marmorplatteti. Die Composition im Ganzen und der Zusammenhang ein- zelner Theile bleibt ungewiss, da nur ein Theil aufgefun- den ist. Der grössere Fries stellt eine Schlacht dar mit dem Feuer und der Lebendigkeit der Darstellungen von Phigalia , db«r eine wirkliche Schlacht und mit Nachahmung der Wirklichkeit auch in den Rüstungen der Kämpfer, ' nach welchen die beiden Seiten schwer zu unterscheiden sind* Deutlich Sinti langbekleidete Jonische Hopliten , Lykier ähn- lich wie H^rodot (VH, 92.) sie beschreibt, Andre tragen Anaxyriden, die Bogenschützen Lederharnische; zwei Ar- ten Von Helmen, das Laiseion (Philostr. Imagg. p. 323.) Auf l'ünf Platten sind Hopliten gegen Reiter im Gefecht, auf andern blosse Fusskämpfer, die mannichfaltigsten Kampf- gruppen. Die Lanzen, Schwerter und Bogen waren nicht ausgedrückt, nur als Ausnahme von diesem Princip findet sich ein Schaft in Marmor, ein Loch zum Einstecken eines Schwerts in die Hand. Auf dem kleineren Fries ist dar- gestellt die Einnähe einer Stadt, Niederlage aussen ^ wel- cher die Belagerten von den Mauern zusehn , Angriff taf
Die zwei grossen MoDUmea^e vqp XaDlbpa. 345
das Hauplthor, ein AusfaU^ Sturmleitern gegen dreirach über einander, ragende woblbemannle Hauern , Gesandte welche die Stadt übergeben. Vor dem Sieger närolieh, mit Phrygischer Miilze und Mantel, welcher «inen Thron ein- nimmt nnd über weichen ein Sonnenschirm gehallen wird (Zeichen des höchsten Rangs, das von den Pepiern nach Aegypien übergieng und noch jetst in Harokka im Ge- brauch ist; die Franzosen erbeuteten den des kaiserlichen Prinzen] , slehn zwei Greise sprechend , von fünf Bewaff- neten begleitet. Auf einem Eckslein werden Gefangne mit auf den Rücken gebundnen Händen abgefübrl, die nicht Kriegsleute sind. Beschreibungen im Einzelnen geben Sam. Birch Bfilannra XXX. p. 192 — 202 (mit vorsichtig aufzu- nehmenden Dentungen] und E. Braun im N. Hh^in. Uns. m, S. 470, nachher augb erweitert in der ArchSol. Zeit. 1844. S. 358 ff. vgl. BuU. 1846. p. 70. Diese Scenen nun werden auf die Eroberung von Xanthos durch den Feid^ herrn des Kyros bezogen , daiin stimmt man mit Sir Fel- lows (Xanthianllarbles 1842. p.ß9.) bis jeUl überein. Col. Leake nimmt zwar an (Transact. of litter. Secand Series I. p. 260 SS.), dass das Denkmal desHarpagos nicht bald nach der Einnahme der Stadt (Ol. 58, 3.), sondern erst gegen Ql. 70, vielleicht von dem b^i Herodpt Ol. 71, 4 vorkom- menden Enkel des Harpagos geseilt worden sei, des Slyls wpgei) ,- nach diesem werde tnan lieber noch ein Jahrhun- dert (Oll 95.) heruntergehen wallen noder »wei**! aber das erlaube die Geschichte Eleina^iens nach Alexander nicht. Doch wir ditrfen nur het dem einen Jahrbundart stab^» bleiben, dn wir ohnehin an die Periode des Skopas nnd Praxiteles (jßnl^en würden, und diese Einwendung der Ge- BcbichtP gegen i))e Aussage des Styis über die Zeit ist ge- hoben; RHPh setzt 0, W. Head im Classica[ Museiim Cf. }I| obgleich sonst «lOYer^tandv» mit L^aka (p. %24. 228.), ^9S QBl4n»} Ol, ^ aitfir 86 oder nnph ßpflier (p. 330.]. AUein .4v-I^ >u.4tfbft ist dof Abnahme entgegen: «r
246 Die zwei grossen Monumente von Xanthos.
ist nicht blos verschieden im Einzelnen von der Geschichte^ wie Leake entschuldigend annimmt, sondern im Ganzen und Wesentlichen, und sogar gewissermassen das Gegen- theil von ihr. Nachdem die Xanthier durch die Massen des Harpagos in die Stadt zurückgeschlagen worden wa- ren, brachten sie ihre Weiber und Kinder, Sklaven und andre Habe in der Akropolis zusammen, verbrannten sie und stürzten sich dann, durch furchtbare Eide verbunden, auf die Feinde und suchten im Gefecht den gemeinsamen Tod, so dass Xanthos eine ganz neue Einwohnerschaft er- hielt, mit Ausnahme von achtzig Hausvätern, die zur Zeit des Untergangs in der Fremde gewesen waren. Unmög- lich also konnte man die Perser, die über Leichen in die offen stehende Akropolis eingezogen waren, im heissen Kampf der Bestürmung und die Xanthier als unterhandelnd darstellen. Zu derselben Zeit ungefähr, worin die wahre Geschichte, deren eigne Natur gegründeten Verdacht der Entstellung oder Uebertreibung nicht zulässt und die sich so wenig künstlerisch verdecken als im Allgemeinen ver- gessen Hess, von Herodot erzählt wurde, oder bald nach- her. Hierzu kommt, dass die Friese keine Perser im Kampfe zeigen , die im Heere des Harpagos über die Jo- nischen und Aeolischen Hülfsvölker hervorragen müssten. Darum nöthigt uns eine so bedeutende historische Dar- stellung zu einer andern Annahme. Die Xanthier, die ihre Stadt auch gegen Alexander mit ähnlicher Hartnäckigkeit vertheidigten und im Kriege des Brutus und der Triumvirn sich abermals mit Weibern und Kindern vernichteten, nach- dem durch List der Feind eingedrungen war, könnten früh- zeitig auch, wie die Jonier, einen Versuch gemacht haben sich der Persischen Oberherrschaft wieder zu entziehn, dessen üblen Ausgang das Monument ihren Kindern tri- umphirend und drohend vor Augen stellte ; doch würde dies von Herodot vermuthlich nicht übergangen worden sein. Oder die Darstellung der eroberten Stadt bezieht
Die zwei grossen Monumente von Xanthos. 247
sich nicht auf Xanthos, sondern auf auswärtige Thaten des Persischen Commissärs in Xanthos, wie an der von Ap- pian erwähnten, jetzt in London befindlichen, mit Lyki- scher Schrift überdeckten Friedenssäule von Xanthos die Griechischen Verse von dem Sohn eines Harpagos rühmen, dass er als der beste in der Landschlacht {x^Q(f^ ndXtiy) unter allen Lykiern, die demnach hiermit ihm, nicht wider ihn stritten, viele Akropolen zerstörte und seinen Verwand- ten einen Theil der Herrschaft {f*iQog ßaatXeiag) zuwandte (die auswärts eroberten Städte, unter oberhoheillicher Ge- nehmigung). Diess vermuthlich in dem Krieg des Euago- ras, der auch Kilikien zum Aufstand brachte und von den Persern Ol. 98, 2. zur See und sechs Jahre später in Cy- pern selbst geschlagen wurde (Franz in der Archäol. Zei- tung 1844. S. 279.]. Die Jonier sind alsdann auch hier ohne Zweifel Söldner im Dienste des Artaxerxes, so wie auf der andern Seite vielleicht Arkadier fochten, die Schwei- zer des Alterthums , wie aus der alten Komödie bekannt ist. Von den beiden Giebeln haben sich die Hälfte des einen mit einer Schlachtscene und Stücke des andern mit zwei thronenden Göttern und stehenden Figuren erhalten, wahrscheinlich Dankopfer an die Götter für den Sieg und diess wohl auf der Vorderseite. Unter den meist sehr un- vollständigen Statuen von verschiedner Grösse, die Sir Fellows in den Intercolumnien des Vorder- und Hinter- giebels und auf den Akroterien anbringt, setzen am mei- sten in Verwunderung die weiblichen Figuren , die nach der rechten oder der linken Seite gewandt, in lebhaftester Bewegung, zum Theil sich umschauend, enteilen, wodurch sie in Linien des Körpers, dem auch das Gewand sich eng und wie durchsichtig anschmiegt, und der fliegenden Ge- wandmassen, unter der so kühnen als erfindungsreichen Hand des Werkmeisters, eine Fülle von Schönheiten ent- wickeln, über welche, was in der raschen Ausführung un- vollendet oder verfehlt erscheint, leicht zu übersehn ist.
248 Die zwei grossen Monumenie von Xanthos.
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Von alterthümlicher Härte möchten diese Eigenheiten der Behandlung zu unterscheiden seyn. Auf den Plinthen die- ser Figuren , zwischen den Füssen ^ findet sich ein Fisch ein grösserer Fisch, ein Seekrebs, eine Schneckenmuschel^ ein Vogel, der in dieser Verbindung für einen Seevogel, nicht für eine Taube zu nehmen ist: und ähnliche Thiere sind nach diesen fünf in den Zeichen übereinstimmenden Figuren auch in zwei andern ähnlichen und zugehörigen vorauszusetzen, wo sie mit dem grösseren Theil des Gan- zen fehlen« Wenn nun diese Symbole Nereiden deutlich anzeigen, so ist deren Flucht nur zu begreifen aus Stö- rung in ihrem eignen Reiche durch eine Seeschlacht ent- weder, wie die gegen Euagoras, oder durch einen Land- sieg, welcher die Feinde nöthigte sich über Hals und Kopf in die Schiffe zu werfen, wie z. B. bei Herodot V, 116: und nur unter dieser Voraussetzung passen auch Nereiden an ein Siegesdenkmal. Zugleich geben sie dann einen Beweis mehr ab, dass in den Friesen nicht die Einnahme von Xanthos durch den ersten Harpagos, sondern ein spä- terer Sieg der Persischen Regierung über einen Aufstand gegen sie dargestellt sey. Aber es scheint auch die un- verkennbare Beziehung dieser Nereiden auf einen Seesieg die architektonische Combination, dass sie zu demselben Bau mit den Friesen gehört haben , sehr zu bestätigen. Diese Vereinigung vom Getümmel der Schlacht und (an- deutend] zur See und dem Bild erstürmter Städte bringt eine gute Totalwirkung hervor. Auf solche Art war hier durch Jonische Hand und in rein Griechischer Weise der Assyrische und Persische Gebrauch Schlachten vorzustellen (S. 245*. 248 A- 2.) nachgeahmt.
Ausser diesem Monument sind aus der besten Kunst- zeit aus Xanthos nach London gebracht worden besonders zwei Löwen, das nach dem geflügelten Wagen benannte Grab mit merkwürdigen Vorstellungen (Asia H. p. 228. Lycia p. 165.), ein Fries von Wagen und Reitern (Lycia
Die zwei grossen Monumente von Xanthos. 249
p. 173.], eineJflgd, vermuthlich von einem Grabe, so wie der Zug der Landleute, die ihre Abgaben in Zucht- und Jagdlhieren und andern Naturalien dem Herrn entrichten CLycia p. 176.). Sehr gut scheinen euch die Fragmente von Arnnzonengerecht und Festprocession das. p. 177,, Bellerophon die ChimDra bekämpfend p. I36.f die in co- lossaler Figur von einem Grabe ebenfalls versetzt worden ist, und nicht wenige unter den Reliefen von GrabmSIern, die nur häusliche Scenen oder Krieg darstellen [nicht ein- mal p. 209. scheint eine Ausnahme zu machen], enthalten sehr vorzflglictie und eigenthUmliche Composilionen p. ]]6. (vgl. das Tilelkupfer, wo MES02 zu schreiben ist], 118. 135. 141. 166. 178. 197. 198. 200. 206. 207. 208.
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Vasengemälda
Taf. XIV.
Dieses Gemälde von einer Vase aas Cäre in iIlt Sammlung Campana bietet <les Neuen von verscliiedener Art nicht wenig <iar. Wenn es auf den ersten Blick ziem- lich räthselhafl erschein!, so ergiebl sich doch hald der Inhalt im Wesentlichen, und nur über einzelne Besonder- heiten wünscht man beslimnilere Auskunft geben zu kön- nen. Schätzbar ist es im Allgemeinen schon dadurch dass es die nicht gar zahlreichen Darstellungen aus dem The- bischen Epos vermehrt. Dieses war vermuthlich mit allen andern sogenannt Homerischen, nachdem die Ilias und Odyssee ihnen den Vorrang abgelaufen halte, mehr und mehr in einen engeren Kreis zurückgcirelen, obgleich noch PinJar und die Tragiker den liefen Eindruck den sein In- halt machte, bezeugen, und scheint wenigstens in der Periode der Vasenmalerei und an ihren bedeutcndslen Fa- brikorten weniger gegolten zu haben.
Die Namen, die nach der Linken geschrieben sind, lassen keinen Zweifel zu. In TVJEY2 hat das E die Gestalt eines umgedrehten B, was in dem auf der Momm- senschen Tafel der Alphabete, nach der von dem General Galassi gefundenen Vase von Cäre nicht vorkommt, indem
1) MoD. d. Inst, ircheol, ) p. 36—41.
: Vol. 6 IST. 14. Ar>aali Vol.
254 Tydeus und Ismene.
da diess Zeichen vielmehr ß bedeutet ^]. Dagegen steht es viermal auf der Vase von Cäre mit dem Abschiede des Hektor in den Schriften des Instituts für 1855 Taf. 20 p. 67, wo das ß eine ganz eigenthümliche Form hat, und au der früher bekannten auch aus Cäre, Mon. d. I. 2, 38 in Aiviag, so wie auch, nur rechts gewandt, in dem Corcy- räischen Alphabet bei Mommsen. Auf unserer Vase selbst haben wir in dem zweiten Namen nEPlKAYMENOS die- selbe Form des e noch zweimal, und noch einmal in dem dritten. Denn dieser lautet HY2MENA, Der Name Is- mene hat also später das H oder die Aspiration abgestos- sen und Y mit / vertauscht, was nicht minder häufig ge- schehn ist als das Andre ^). Noch finden sich bei Eumathius
2) Theodor Mommsen die unter italischen Dialekte Taf. I N. 12 S. 8.
3) Viele Beispiele in meiner Trilogie S. 479 f. Hier ist yiel zu unterscheiden, 1) dialektische Abneigung gegen das v (Ahrens Dial. Aeolica p. 8i) wohin filrvlog , Mnvk^vfi für fAvnlog , mutilus gehört; 2) althergebrachte falsche Schreibung, wie in Afji(f'UtJviay, *Afif&xTioytg , wofür in Attischen Inschriften und sonst auch die richtige *Afjifftxnoyfg gebraucht worden ist (G. I. Graec. n. 1688 p. 808); 3) aus falscher £tjmologie, wie in Jvaavhigf neben TQkts- avXtjs, TQMTÖkffiog (Zeitschr. f. a* Kunst 1818 S. 112), in rQV(f>äXeMCt dreibuschiger Helm, jQixogvg, wo dann Buttmann Lezil. 2, 250, Wyttenbach ad Eunap. p. 241 durch die spitzfindig falsche Ton &QVÜ) getäuscht worden sind, zuweilen yielieicht um die wahre Bedeutung etwas zu Terstecken, wie der Sängor bei den Mahlen in Samos, als Freund der Braten, xQSioff^kog, KQtdifvkog genannt wurde (Episch. C^cl. 1, 218); 4) durch irrige Vertauschung der Abschreiber (Boisson. ad Babr. fab. 61, 2), und eben so der Schrei- ber im Alterihum, wie Movv^x^a in Attischen das Seewesen be* treffenden Inschriften (Keil Anal, epigr. p. 234 s.) , Jlttaytin^vog auf einer toq Kos, Kvrixtjg auf Münzen (bei Mionnet), MIPSIN Steinschneider auf zwei Steinen. In Ableitungen tritt • für v ein, wie in alakog von avg, vntQtfiaXog^ neben vntQtpvvig, Eigatf-mnig^ (Hgatf vwitjg) , (flrv^ ffitvg, &iaaog, yermuthlich fon ^i/co. Oft geho bi'ide Vocale neben einander, wie in tQi^ta, tqvCo), Zuweilen ist
Tydeus und Ismene. 2S5
vermuthlich aus Sucht des Archaistischen , die Namen 'Yaiiivi] [worin / für H die spätere Aussprache ausdrückt) und ^Yoiuvtag. Sehr nahe stehn einander sodann die For- men für er und i*. Aber das t; ist girher durch die letzten Buchstaben der drei andern Namen dt^s Bildes, und das ft ist genau eben so wie hier auch in Üeqtxlvfitvoq, so wie auch das v in demselben. Beide Buchstaben, a und /*, mit dieser g^Hngen Verschiedenheit kommen auch auf andern Vasen nicht selten vur^). Endlicli der vierte Name kann, wenn msn die Wortbedeutung berücksiciitigt, unmöglich anders lauten als KXvtof, der auch als der eines Philoso- phen vorkommt s. zu Herakles bei Eurytos 1659 Taf. 2. Allerdings hat das Koppa, das wir in dem ersten Buch- staben erkennen müssen, in Iltffnilvitsvog seine gewöhn- liche Gestalt. Doch ist die dort gebrauchte Phfinicische des Koph, die ganz mit der des e {P\ übereinstimmt, auch an dem Galassischen GefSsschen in der Abbildung von Lepsius in den Annalen T. 8 tv. d'agg. C. und danach bei Franz (p. 22. 46) in dem unter dem Syllabarium ste- henden Alphabet, auch nach dem ausdrückhchen Zeugniss von Lepsius (p. 191), so dass hierin Mommsen geirrt haben möchte. Uebrigens könnte leicht auch eine blosse Nachlässigkeit in der Zeichnung dieses Buchstabens gesucht werden, indem der Strich, slalt gerade unter der Mitte des Bunds hinabzugehn, an der Seite sich anschlösse.
Von TydevM und Ismene wissen wir dass er sie am Brunnen ermordete, aus Mimnermos und Pherekydes ^). Diessist alit-r Wahrscheinlichkeit nach aus dem Homerischen Epos der Thebais geflossen, and was Himnermos anführt, Ismene sey, als sie mit Theoklymenos am Brunnen eine
die Wunel uDgenin, wie in KiQQa , KÜQ^ir, AoU'cjri , ZifiaiAa, Xvftailha iBöckb SltiUhaL^ballUDg der AtheoiT 3, %1).
4] Jo. Fraai Elemenli Epigraphices Graecae p. 44. 46.
5} Arisloph. (iramm. Argum. Soph. Anlig. Sthol. Eurjp. Pboea. 53.
2Sö Tydeus und Isuiene.
buhlerische Zusammenkunft hatte, von Tydeus auf Geheiss der Athene getödet worden, diess ist als eine spätere in priesterlichem Geiste besonders motivirte Dichtung zu betrachten, die sich, wie so oft geschehen ist, an die ältere Sage angerankt hatte. Was ich in der Auseinander- setzung jenes Epos einst vermuthet habe, dass es das greuelhafte Ereigniss vor dem Beginne der Belagerung enthalten habe, damit der grimmige Tydeus sich von An- fang an greulich zeigte , wie er noch im Augenblicke sei- nes Todes erscheint^), wird wahrscheinlich durch unser Gemälde, wie wir sehn werden, bestätigt. So zeigt die Nachahmung dass Achilleus diePolyxena, als sie zum Brun- nen vor dem Skäischen Thore, wo er auch ihren Bruder den Knaben Troilos mordete, Wasser zu schöpfen heraus- gekommen war, umbrachte, diesen in seiner Fürchterlich- keit. Tydeus der die Brunnenschöpferin durchbohrt, ist auf Vasen der alten Art von dem hochverdienten Millingen er- kannt worden^). Wenn diess schon vorher nicht ganz sicher war, so wird es noch zweifelhafter durch unser Gemälde, da dort auch Achilleus und Polyxena gemeint seyn könnten. Denn die Darstellung unsres Gefässes ist von jener durchaus verschieden. In dieser wird man ei- nen Brunnen nicht sofort erkennen oder zugeben. Und doch scheint dieser, der Brunnen vor der Stadt, an wel- chem nach ältestem Brauch auch Fürstentöchter das Trink- wasser schöpfton , nicht bloss an sich sehr wesentlich für die epische Sage; sondern man wird ihn auch darum gern voraussetzen, weil es sehr unwahrscheinlich ist dass neben jener charakteristischen Sage von der Ermordung der Is- niene eine so ganz verschiedne, wie die dargestellte ohne
6) Der epische Cyclus oder die Homerischen Dichter 2, 357.
7) Peint. de Vases pl. 22; auch bei Gerhard Etr. und Camp. Vasenbilder Taf. £, II und in Overbecks Bildwerken des Thebi- schen und Troischen Kreises Taf. 3, 12 S. 122. Vgl. Annali 22» 78 8.
Tydeas und Ismene. 257
die Annahme des Brunnens seyn wttrde, in so alter Zeit halle auilcommen, und dasssie hfilleganz in Vergess kom- men können, wSre sie auTgekommen gewesen und genug zu Ansebn gelangt um von dem alten GefSssmaler vorge- zogen zu werden. Ja es scheint sogar anm&glich etwas anders anzunehmen als den Brunnen, weil die Scene of- fenbar im Freien, vor der Sladi ist, wo etwas Wohnliches für Ismene nicht zu denken ist; Periklymenos flieht von ihr weg und Klytos rückt heran. Dass der Schwester <les Eteokles und Polynikes ein heroischer Charakter gegeben ist, so dass sie, den sichern Tod im Auge, trotzige Worte ' an den Feind richtete, würde kein Hinderniss seyn wie sehr auch bei Sophokles Ismene, der Antigene gegenüber, mit der sie auch in der Odyssee verbunden wird, den Charakter geändert hat. An ein Wassergefäss aber Igsst das Ding von weisser Farbe worauf ihr linker Arm ruht, kaum denken. Und was das sey hinler dem Ismene stehl, ist schwer zu bestimmen. Natürlich ist es das Wasser der Brunnenrj>hre aufzusammeln in ein grosses rundes, auf einem Fuss in der Hille ruhendes Gefgss, wie sie aus späteren Zeiten bekannt sind, oder in den Raum einer Rundmauer, oder in einen langen Trog, wie sie bei den einsamen den Reisenden gewidmeten Brunnen Kleinasiens angebracht sind. Aber ein auf vier Füssen aufgestellter Behälter , unter dem, wie als Wächter oder etwa als Begleiter der anwesenden Person ein Hand liegt I Und über dem Flächenraum des Gestells selbst, der Wand nach aussen, die roth, ein eben so breites Getäfel das schwarz und darüber wieder eine Hasse die roth angestrichen ist, mil Ausnahme des seltsa- men Dings unter dem linken Arm der Ismene. Ich scheue mich fast zu erinnern an die allerdings viereckten, meist Itinglich vierecklen Ständer, die man bei dem Brunnen aus- sen vor manchen kleinen Städten Italiens sieht, bestimmt für die Töchter der Stadt um die Wäsche zu reinigen. Nansikaa begleitet die WSscherinnen an das Meer. Mtin V. 17
258 Tydeus und Ismene.
Freund 0, Jahn erinnert mich an die Münchner Vase in Panofkas Bildern antiken Lebens Taf. 18, 8, wo das Brun- nenwasser in einer tischähnlich gebildeten Marmoreinfassung gefasst ist und aus drei Mündungen ausströmt ^j. Sollte die rothe Masse über dem schwarzen Grunde darunter die zu waschenden Gewänder bedeuten, so wäre der Gegen- satz perspectivischer Auffassung, den wir in Yasenbildern der ersten Zeit oft genug finden, nirgends auffallender zu sehen: ein Beispiel von Tiefenstellung und Tiefenperspec- tive wie in dem Viergespann einer Metope von Selinus und den drei Nymphen des Albanischen Leukotheareliefs.
Periklymenos war einer der berühmtesten Thebischen Helden: denn er war es nach Pindar der den Amphiaraos verfolgte als diesen die Erde aufnahm^); er hatte denPar- thenopäos getödet ^^). Dass dieser Periklymenos flieht in- dem er auf des Tydeus Beginnen zurückschaut, muss als sonderbar auffallen. Wäre erder Griechen einer, so würde man sagen dass durch sein Abwenden und Entsetzen nur das Greuliche der That an der Königstochter ausgedrückt werden sollte. Aber dass er der gewaltige Thebische Held seyn soll, ist nicht zu bezweifeln, und da er ohne Waffen ist, so lässt sich nicht denken dass er zuvor von Tydeus in die Flucht geschlagen sey.
Zu Ross kommt ein andrer Thebäer, wie zu vermu- then, aus der Stadt, Klytos mit Namen, wohl nicht ein namhafter Krieger, sondern einer der Vielen gleichgültig welcher, denen die Vasenmaler jener Periode, beliebige
8) O. Jahn Vasensaminlung König Ludwigs N. 420 wo iwei andre Abbildungen angeführt sind. Vor der einen der iwei Be— gleiterinnen der Nausikaa ist ein Felsblock, auf dem die Wäsche geklopft wird , oder abgerieben. Sollte das Getäfel an dem Brun- nen der Ismene dazu bestimmt sejn dieWfische, indem man Was- ser lufliessen liess, mit den Füssen daran zu reiben?
9) Nem. 9. 26.
10) Eurip. Phoen. 1 157. Apollod. 2, 6, 8. Pausan. 8, 18 eztr.
Tydeus und Ismene. 259
Nemen (immer von ehrenvoller Bedeutung) beischrieben, vrie wir in mehreren Schlachtscenen des Troischen Kriegs sehen. Er ist mit einer Lanze versehen und schein! sym- bolisch eine ganze Scbaar zu bedeuten, die aus der Sladt heranrückt, wie an der grossen Vase Franpois in Florenz Heklor aus dem Sladllhor herbeizieht als vor demselben, unter den Augen des Priamos, Achilleus den Troilos er- legt. Reiterei ist anseiinlicher als Fussvolk: darum ist ein Reiter gemalt, und die Licenz dass dessen Figur nun nach dem beschränkten Raum kleiner ausfällen mussle, als die andern, hat auf dieser Slufe di'r Malerei ^ nach andern Beispielen, niciits Befrenidllches. Hiernach nun würde der unbewafTnete Periklymenos bei dem Heranrücken des feind- lichen Heeres, an dessen Spitze Tydeus vorangestttrmt wäre — oder wann sonst Tydeus die Ismene am Brunnen überfiel — sich wie zufällig ausserhalb der Hauern befinden um durch seine Flucht das Grausen vor dem grimmigen Tydeus zu vermehren, de er der sonst der furchtbarste der Thebischen Helden war, jetzt ungerüstet und daher unfähig wäre Ismene zu schützen.
Von den Farben ist in diesem Gem&lde eigenthümli- cherweise Gebrauch gemacht. Von Klylos ist schwarz das Fletsch, das Gewand mit zwei rotben Flecken, so wie sein Ross, von dem aber die Mähnen und der ovale Schmuck über den Hinlerbeinen roth sind. Die ganze Figur der Ismene ist weiss, nur das Haar schwarz, auch der Hund weiss, mit drei schwarzen Flecken ^ über ihm sind, an dem Wasserbehälter, wie schon angegeben, roth, schwarz und wieder roth zu sehn. Tydeus schwarz und Periklyme- ' nos weiss.
Das Ornament unter dem Hauptgemälde ist hier mit Bezug auf Theben gewählt, obgleich zwei gegenüber sit- zende Sphinxe auch sonst als Beiwerk gebraucht werden, mit irgend einem andern Gegenstände zwischen ihnen. Der frauenkOpfige Vogel, dessen Name und besondre Be- 17*
260 Tydeus und Ismene.
deutung wir bis jetzt nicht zu bestimmen vermögen, ist derselbe den wir auch an dem Hals der ältesten und wich- tigsten der Panathenäenvasen und zwar einer Eule gegen- über, so wie an einigen andern Vasen erblicken ^*].
11) Millingen Ancient uned. Mon. 1 pl. 3 p. 9.
.Olil
Herakles als Gast bei Eurytos yon
Oeehalla^).
Taf. XV.
Da die Figuren, um in gleicher Grösse wie sie sich um eine bauchige Amphora herumziehen, auf einem Blatt in zwei Reihen haben untereinander gesetzt werden müs- sen, so scheint es nöthig den Beschauer des Bildes zu- vörderst auf den Plan des Ganzen aufmerksam zu machen. Die Vorderseite nimmt die Vorstellung des in der Ueber- schrift genannten mythischen Acts ein. Auf der Rückseite ist damit nach herkömmlichem Brauch eine der belieb- ten allgemeinen Vorstellungen ohne persönlichen Bezug verbunden, hier drei Kämpfergruppen, wie späterhin Bac- chische Figuren , palästrische u. a. Diesen sind daher auch keine Namen beigeschrieben. Dazwischen sind unter den Doppelhenkeln a colonnette, die im Stich durch feine Linien angedeutet sind^ zwei Gruppen angebracht, die wir als Decoration, ohne alle Beziehung auf den eigentlichen Ge- genstand des Bildes zu betrachten haben, der Selbstmord des Ajas und eine Opferhandlung. Wie der Tod des Ajas hier, so ist auf der Vase Frangois unter dem Henkel Ajas mit der Leiche des Achilleus auf der Schulter gemalt, eben- falls eine beliebte Darstellung der älteren Kunst; und bei dieser Gruppe fehlen auch die Namen nicht, die dagegen
1) Aonali d. J. archeol. 1859 31, 243—257 tav. 33.
262 Herakles als Gast bei Eurytos von Oechalia.
bei der Opferscene als einer aus dem allgemeinen Leben ge- nommenen, wie bei den Kämpfern, weggelassen sind. Im Ajas ist ganz ausgedrückt was Sophokles im Ajas sagt XQVtpco TOcf S^'X^g TodfAOP — yalag Sqv^ag sv&a fiij wg Siperai* Das Gefäss ist das sechste mit Inschriften desselben Alphabets die aus Gräbern bei Cäre (Agylla), dem heu- tigen Cervetri, hervorgegangen und in unsern Monu- menten abgebildet sind. Zwei, die Zweikämpfe des Rek- tor und Ajas und des Achilleus und Memnon, erschie- nen schon 1835^); die vier andern, das gegenwärtige einbegriffen, sind alle aus der Sammlung des Marchese Campana, dessen mit so grosser Beharrlichkeit fortgesetzte . grosse und durch so grosse Ausbeute belohnte Nachgra- bungen bei Cervetri im Jahr 1844 ihren Anfang genom- men haben. Von diesen vieren ist durch Emil Braun die figurcnreichste , Hektors Abschied oder Auszug, 1855 Taf. 20 S. 67 herausgegeben und die jetzt veröffentlichte im BuUettino 1856 p. 28—31, nicht obenhin, sondern nach genaue!* Untersuchung besprochen 3), eine, die Bestrafung des Tityos 1856 Taf. 10, 1 p. 43 von Preller und eine Tydeus und Ismene von mir 1858 Taf. 14 Annali 30, 35 — 40 erklärt worden. Hier wurde auch über das Alphabet das Nöthige bemerkt, so dass ich nur auf die Form des dreimal vorkommenden Digamma, welche von der in Hek- tors Abschied verschieden ist , aufmerksam zu machen brauche. Eine siebente Vase dieser Klasse, eine Eberjagd mit den Namen Polyphamos, Charon, Polystratos, Eorax, mit viermal wiederholtem PION dazwischen , beschreibt Abeken in der Not. 2 angeführten Abhandlung (p. 340) und
2) Monum. d. I. 2, 35, mit Erklärung tob Abeken AnnaU 8, 206—322.
3) Aaf die Inschriften auch Ton dieser die er p. 72 banchetto d' Eurjtio nennt, nimmt Braun schon Rücksicht, so wie er auch p. 73 das TAsetlo di Tjreus, wie er statt Tjdeus las, sweimal erwühat«
1^.
Herakles als Gast bei Eurylos von Oechalia. 263
sie ist gestochen im Museo Gregoriano tav. 17, 2. Der Verschiedenheiten des Alphabets von Cäre von dem aus Korkyra nach Italien verpflanzten sind so wenige oder ge- ringe, dass die gemeinsame Abstammung von Eorinth da- durch nicht zweifelhaft wird*).
Was aber die Namen betrifft, so ist sehr auffallend EYFYTI02 anstatt EYPYT02, der in Verbindung mit Herakles zu bekannt ist, als dass man nicht lieber an ei- nen Etrurischen Maler, der falsch abschrieb, denken als diesen Fehler einem Griechen zuschreiben möchte. Es kommt hinzu, dass während hier KAYTI02 richtig ge- schrieben ist, ein für mythische Personen sehr häufiger Name, der auch in Vasengemälden vorkommt^), wir bei Tydeus und Ismene fanden KAYT02, was ich dort damit entschuldigte dass auch dieser Name als der eines Philo- sophen mehrmals genannt wird , und dass wir hier dage- gen T0S02 lesen, was für T03EY2 sehr wahrscheinlich nur ein Fehler ist. Sehr klein würde diess Kriterien für Etrurische Fabrik seyn; aber die kleinsten gerade sind zu- weilen verrätherisch. Uebrigens ist Jolo von «ov, mit Di- gamma geschrieben , pIOAA wie Viola , im Deutschen Veilj und für JAIÜN , Jrit(av haben wir JidaPioaVj mit Digamma, wie bei Alkman Ttvq ddp^ov und Rediiplication. Diese Erscheinung ist im nomen so wenig beachtet dass ich sie in unsern Grammatiken, den berühmtesten, ganz übergangen finde. Doch fehlt es nicht an Beispielen^), als
4) Zu der Mommsenscheo Tafel der Rorkjräisch-Ifalischen Buch- Btabenformen stellt O. Jahn Vaseosammlung des Königs Ludwig S. GXLIX eine andre von alterthümlichen Vasen aus Vulci und Nola auf, die nicht gar yiele Besonderheiten enthält. An der Vase aus Cäre mit Titjos ist in APTRM12 und TlTYOl das spätere Jota 1, statt der älteren Form.
5) Z. B. in Gerhards Aiuerl. Vasen Taf. 190. 191.
6) Darin ist, da auch mehrere Verba in Präsens die Redupli- cation annehmen (Bqttmanns Ausführliche Griech. Spracht. 2,
264 Herakles als Gast bei Eurytos von Oechalia.
2l(TV(pogj der Weise, (foq>ög, 2!i^(fafAogj 2dfiog, der Be- gleiter des Theras, T^3oQ4a, Orgala, ßlßatfig, Koqxvqii (KdQ'tvd^og) und nicht wenige andre.
Das Hauplbili überrascht durch die Darstellung eines Gastmals an sich, aber nicht durch die Personen aus de- nen es besteht. Denn glücklicherweise kennen wir durch eine Stelle des Hesiodischcn Katalogos oder Verzeichnisses der Frauen die Famiiie des Königs Eurytos und der An- tioche , vier Söhne , während das Homerische Epos Oecha- lias Einnahme nur zwei genannt hatte, Deion, Klytios^ ToxeuSj IphitoSj denen als die jüngste Joleia, Jole bei- gefügt wird^). Da die Sage von dem Heros Herakles in fast allen ihren vielen alten Trieben so mächtig gewuchert und die Poesie und Charakteristik unablässig beschäftigt hat; so wäre es nicht zu verwundern wenn aus dem frucht- baren Stoff Herakles und Eurytos ein ausser diesem Bild nicht erhaltner Mythus zu einer gewissen Zeit, in gewis- sen Gegenden seine Rolle gespielt hätte. Doch ist es nicht nothwendig dieses Gastmals wegen auf eine ganz neue Wendung und Combination in diesem reichen besondern Sagenkreis zu schtiessen, sondern es geht in den Zusam- menhang der Geschichte ein wenn man sich an das hält was in diesem am einfachsten und alterlhümlichsten aus- sieht. Eurytos (dessen Name den Bogenschützen, der die Senne wohl anzieht, bedeutet und der darum auch der Lehrer des Herakles in dieser Kunst genannt wird), hat Jole zum Preis ausgesetzt, Herakles hat im Schuss über
40) , nichts Auflallendes. Wenn auch die Wirkung der Sjlbenyer- dopplung in den temporibus deutlicher ist, so wirkt sie doch im- mer etwas in dem Wort und seinem Charakter. Jak. Grimm apricht in seiner Deutschen Mjthol. S. 335 Ton der „ToIksmissigeD Re- duplication in Namen/' W. t. Humboldt Kawispraohe S. XCVIII Ton ihrer Behandlung überhaupt in ungebildeten Sprachen.
7) Schol. Soph. Trachin. 265. Uesiodi, Eumeli, GinaethoDia et carminis Naupactü fragm. ed, Gu. Marckscheffei p. 3!^.
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Herakles als Gast bei Eurytos von Oechalia. 265
ihn und seine Söhne gesiegt und Enrytos die Tochter dann ihm treulos verweigert; daher zerstört jener die Stadt und führt Jole als rechtmässige Beute fort ^). Auch das so zusammengefasste Ereigniss virird der Erzähler wie von selbst einleiten durch eine vorausgegangne Bekanntschaft unter Eurytos und Herakles und dem Unrecht und Untergang des einen , dem Sieg des andern einen grösseren Eindruck ver- schaffen durch den Contrast des vorausgegangnen gast- freundlichen Verhältnisses. Für die bildende Kunst aber entstehn daraus zwei Darstellungen. Sophokles der in den Trachinierinnen verschiedene, aus ganz vorschiednen Moti- ven entsprungene Mythen mit all der Freiheit die darin dem Dichter zustand, zu seinem dramatischen Zweck ver- knüpft, wie es auch die pragmatisch mythographischen Schriftsteller ohne Motive zu thun pflegen, lässt den Eu- rytos den alten Gastfreund an seinem eignen Tisch — ein Umstand der nun durch unsre Vase eine mythische Auto- rität erhält — durch Reden beleidigen und seine und sei- ner Söhne Kunst im Bogenschiessen über die gerühmte i» Herakles erheben (262—266). Er lässt auch den Her^kV»« nicht wegen Wortbruchs sich rächen, sondern durch 40t Gewalt der Liebe bezwungen um die Jole als liH\if¥^A bei dem Vater vergeblich werben und aus Rache im&lr Oechalia zerstören (351—365), eine an sieb nicht hafte Neuerung, die er sich erlaubte um dem grössten Liebe von ihm entworfnen Seelen^ewftii« De'ianira mehr Tiefe zu geben. — Aber diese its«i dors (2, 6, I. 2, 7, 2), und Diodors (4, 31 ; V der Mythen von Herakles und Eurytos, Met^am« phale, Iphitos, dessen Sturz vom Felsen- Odyssee erzählt. Spätere ihn büssen und
8) Schol. Sophocl. Trach. 265.
9) Diese Sühne wird in Verbindong oder auch in Amjkla in anderm Zuaam Paus. 3, 15, 3).
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266 Herakles als Gast bei Eurytos von Oechalia.
müssen unsern Gedanken fern bleiben bei einem so alten Yasengemälde.
Dass die schöne Jole die Seele dieser Sage sey, war nach der ganzen Anlage des Gemäldes schwer darzustellen. Mit den Männern zu Tisch liegen konnte sie nicht; aber fehlen durfte sie auch nicht, da auf sie Alles zwischen ihrem Vater und Herakles ankommt. Der Maler hat sich damit aus der Verlegenheit geholfen dass er Jole als zu- fällig oder vorübergehend anwesend, zwischen beide hin- stellte, und zwar so dass sie zunächst dem Herakles, den sie angieng, aber von ihm , der jungfräulichen Zurückhal- tung wegen, abgewandt steht. Herakles ist allein gela- gert, und ich möchte vermuthen dass der andre allein La- gernde der Vater, die beiden Namen Iphitos und Eurytos also durch Versehn oder zufällig, da die Geschichte zwi- schen Iphitos und Herakles eine altberühmte war, verkehrt gesetzt seyen, wovon andre Beispiele anzuführen sind. Dann liegen die Söhne, Iphitos und De'ion, Elytios und Toxeus, paarweise, der Vater und Herakles einzeln neben einander, und zwischen diesen beiden steht auch Jole am schicklichsten. In der Richtung der Köpfe unter den Män- nern gegen einander ist Gespräch unter je zweien angedeutet, die Einförmigkeit aber vermieden durch eine andre Haltung im letzten der drei Paare. Die andern alle halten den Becher in der Hand, nur Herakles hat in der linken Hand, ebenso wie zwei der Andern, wie es scheint , ein Stück Brod oder Kuchen, in der rechten aber ein Messer, obgleich was vor ihm^ wie vor allen Andern aufgestellt ist, nichts als je zvpei Kuchen zu seyn scheint. Soll das Messer daran erinnern dass Herakles, wie als der grösste Arbeiter, so auch und eben darum auch als ein gewaltiger Esser galt ? Eigenthümlich ist es dass, wie mir geschrieben wird, „die Männer der oberen Reihe das Gesicht mit dunkelrother Farbe aufgesetzt habe^ ^O).
10) H. Bruno macht in den Annalen den Zusatt: Noto in quest' occasione che il fondo del dipinlo ^ un color giallaatro
Herakles als Gast bei Eurytos von Oechalia. 267
Soll diess Erhitzung durch den Wein bedeuten? Von der Figur des Letzten, des Toxeus, ist die Zeichnung nicht vollständig erhalten. Unter jedem der vier Tische ist ein Hund angebunden/ indem es vennuthlich in Cäre üblich war dass jeder stattliche Mann sich einen Hund zum Be- gleiter hielt. Die Race ist in allen vieren dieselbe, gross und langschwänzig und dabei sehr wild, so dass man sie während des Gelags, um Ruhe zu haben, anlegen musste. Auch die Krieger haben oft einen Hund bei sich in den älteren Vasengemälden.
In der an Herakles anstossenden Henkelgruppe lesen wir AIrA2^ wie auch an der aufgeführten Vase mit Hek- tor und Aeneas und auch in Etrurischen Vasenbildern ge- schrieben vorkommt, ferner 0JY2EY2, wovon die vier letzten Buchstaben wohl erhalten^ die drei andern ^^) noch erkennbar sind, wie schon Emil Braun wahrnahm. Von dem andern Namen sind nur wenige Striche erhalten , doch hat H. Brunn, nicht ohne grosse Mühe zwar, aber mit befriedigender Zusammenstimmung der Spuren den Namen JIOMHJHS entdeckt. Den Diomedes hätte man vermu- then müssen auch wenn gar keine Spuren von Buchstaben und der Ausdehnung des Namens mehr sichtbar wäre, da er mit Odysseus mehrmals in den berühmtesten Erieges- scenen und Unternehmungen verbunden wird. Diess ge- schah nichl zufällig, sondern um in einem Paare mit dem erfindungsreichen und ausharrenden Odysseus einen Helden- charakter zu verbinden, der ihm nach dem Achilleus durch seine eigenthümliche Heldennatur am meisten von allen
molto chiaro ; e deUo stesso colore sono quelle parti de! disegno che neir incisione sono lasciate senta tinta Tcruna. La tinta chiara poi indica il colore rosso scuro soYrapposto, la tinta piik scura on colore bruoo tendente al nero.
tl) Nicht zwei S; so AHO JON, JAMASinOS ohne Doppel- buchslaben auf der Vase Francois, die übrigens OAYTEYg schreibt, AnOAON auf der oben genannten TitjosTase und ähnlich unzäh- ligemal.
268 Herakles als Gast bei Eurytos von Oechalia.
gewissermassen entgegengesetzt zu werden verdiente. Die- ser Gegensatz der Naturen ist auch von dem Maler aus- gedrückt, indem der verständig kalte und stets besonnene Odysseus auf den überkräflio^ , im Charakter des Ajas, vollzognen Selbstmord still gefasst hcrabblickt ohne eine Empfindung noch Bedenken zu verrathen, Dimedes dage- gen, der mit der Faust nach dem Ohr greift, durch diese Beugung und Erhebung der Arms offenbar eine leiden- schaftliche Gemüthsbewegung, es sey des Bedauerns oder des Unwillens ausdrückt. Uebrigens ist zu denken, dass die oft zur That verbundnen zwei Hauptpersonen des Heers jetzt in müssigem Zusammengehn den im Verborgnen ge- schehenen Selbstmord zuerst entdeckten.
Wenn das fruchtbare künstlerische Motiv des Con- trastes in Odysseus und Diomedes nicht zu verkennen ist^ so ist weiter zu vermuthen erlaubt, dass auch in den bei- den Henkelgruppen , welche die längern Reihen unterbre- chen, nicht zufällig ein Contrast hervortrit, da ein Con- trasi mehr wirkt als blosse Verschiedenheit und Abwechs- lung unter zwei Gegenständen. Die Gruppe gegenüber stellt in für uns neuer^ aber unverkennbarer Art eine Opferhandlung dar: ausser dem Altar sehn wir einen Kra- ter mit zugehöriger Kanne zum Trankopfer. Diese Scene hat also entschieden den Anstrich des Frommen und Hei- ligen, und der Selbstmord hatte dagegen im höheren AI- terthum etwas so Anstössiges dass die Leiche des Ajas nach dem Ausspruch des Kalchas und in der Kleinen Ilias nicht verbrannt werden durfte ^^). In ähnlicher Weise bil- den auch das Trinkgelag der einen Hauptseite und die Schlacht auf der andern einen starken Contrast. Der oben erwähnte figurenreiche Auszug des Hektor hat gegenüber
12) S. ober den Ajas des Sophokles in meinen Kl. Sehr. 2, 29 t f. Philolaos und wohl auch Pythagoras erklärten den Seibatmord für unerlaubt, aU Anhänger der alten Art und Zucht, das* S.504 f.
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Herakles als Gast bei Eurytos von Oechalia. 269
mit einer gewissen Uebereinstimmung drei Reiter in ru- higem Schritt.
In eine Auseinandersetzung der Kampfscenon der Rück- seite einzugebn, dürfte unnöthig seyn. Denn es leuchtet leicht ein dass bei der einen von drei Kampfgruppen, wo um eine Leiche gestritten wird, nicht gerade an Patroklos zu denken ist, wie im Cataiogo del Museo Campana II, 23 angegeben ist, da das Gefecht um eine dem Feind ab- zugewinnende Leiche auch überhaupt als ein hitzigster Kampf in dieser Art von Malern gebraucht wurde. Der Bogenschütz symmetrisch an beiden Enden der Reihe zeigt uns auch dass hier nur im Allgemeinen das Bild einer Schlacht gemeint war.
Mehr Anlass zu Beobachtungen und Yermuthungen als die Gegenstände giebt die Zeichnung und Form dieseir Dar- stellungen. Die sieben oben bezeichneten nach den Schrift- zügen in den Namen bestimmt zusammengehörigen Vasen stimmen auch in dem Charakter der Auffassung der Perso- nen, der Form und Bewegung der Figuren, den vielver- sprechenden Vorzügen und den auffallenden Zeichen einer Anlangspcriode im Allgemeinen zu sehr unter einander überein , als dass es rathsam schiene Unterscheidungen der Zeit und der Schule zu versuchen. Konnte doch auch unter den einzelnen Malern ein grosser Unterschied statt finden. Die Buchstaben stimmen so sehr mit der Schrift der bekannten Dodwellschen Vase aus Korinth, jetzt in München ^^), überein, dass, nachdem schon Abeken dann Emil Braun die Namen von dieser und denen von Cäre zusammengestellt hatten. Nie- mand zweifelte die Schrift für die Korinthische zu halten; die übrigens auch auf anderm Wege sich nach Italien verbreitet hat. In seiner jüngsten Auslassung über die jetzt vorge- legte Vase ist Braun weitergegangen und hat zwischen der Korinthischen und den Vasen von Cäre „in Form, Stil,
13) K. O. Müller Denkm. der alteo Kunst Th. f. Taf. 3, 18.
270 Herakles als Gast bei Eurytos von Oechalia.
Zeichnung:, Farbe und Firniss" eine so grosse Ueberein- stimmung gefunden als zwischen dem Japanischen Porcel- lan und der Nachahmung desselben in Dresden, so zwar dass wie in diesen, auch hier das Vorbild an Feinheit und Originalität die Machbildungen tibertreffe. Die grössere Ori- ginalität müssle in grösserer Unbeholfenheit, Rohheit oder Mangelhaftigkeit der Stellungen in vielen Figuren liegen. Die Abhängigkeit im Allgemeinen aber von der Korinthi- schen Art auch in der Kunst darf natürlich vorausgesetzt werden bei der so getreuen Nachahmung der Schriftzüge und sie ist auch leicht zu erkennen unerachtet so vieler Eigenheiten des vermuthlich älteren, aber im Kleinen mei- stentheils sehr sorgfältig und fein , wie für eine vorneh- mere Bestimmung, ausgeführten Korinthischen Gef^sschens. Leider besitzen wir von Korinthischer Kunst aus dieser Periode nur noch sehr wenig Korinthisches Töpferwerk, das Gef^ss in Raoul Rochettes Choix de peintures p. 73. 86 mit der Geburt des Dithyrambos, gegenüber Festschmaus und Procession, in der anfänglichsten Zeichnung und einen schön geformten Becher, mit einem geraden Griff auf je- der Seite, woran 'nichts besonders an die Dodwellsche Vase insbesondre erinnert. Vorn ist Herakles, der Ken- taur Nessos und De'ianira, hinten ein Zwiegespann in vollem Lauf mit einem sehr leichten Wäglein dargestellt. Es wurde 1835 zwei Stunden südlich von Korinth im Thal von Tenea aus einem Grab hervorgezogen '^). Die Haupt- gruppe bietet bei vielen Zeichen geübter Zeichnung manche andre einer grösseren Rohheit als die Vasen von Gäre dar, wenn nicht auch hier schon wie aus Manchem zu vermu- then ist, ein freier künstlerischer Humor sich eingemischt hat. Das Gesicht der De'ianira ist nicht weiss (wenn diess
14) Hercule et Nessus, peinture d*un yase de Tenöe. Pro- gramme publik k roccasion de Fheurease arriy^e de S. M. le roi de BaTi^re ä Alh^nes (par L. Roes.) Äthanes 1835 4lo. Roas arch. Aufs. II p. 344 ff. Taf. 2.
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Herakles als Gast bei Eurytos von Oechalia. 271
nicht in der Abdildung verfehlt seyn sollte, wie in dem der Jole in der unsrigen zuerst geschehen war), ihr An« zug ein vom Hals bis zu den Füssen sehr eng anschlies- sendes Wollgewand wie das der heutigen Albaneserinnen, die Stellung so steif und hölzern als möglich. Eine andre Bemerkung Brauns ist mehr überraschend. Da nemlich die schon vorher durch ihn selbst bekannt gewordne schöne und in ihrer Art einzige Gruppe aus der grossen Nekro- polis von Cäre, ein Ehepaar auf schön verziertem Pfühl ausgestreckt, in gebranntem Thon, auch durch die Malerei daran sehr ausgezeichnet, und eine später entdeckte voll- kommen ähnliche kleinere Gruppe, die er jetzt zurKennt- niss bringt, in den Physiognumien unverkennbar den natio- nal Etrurischen Charakter ausdrücken, so steht er nicht an diesen auch den Gesichtern auf unsrerVase beizulegen. Er bestimmt ihn aber in diesen Worsen : Gli angoli interni degli occhi sono fortemente abbassati, gli orechi stanno collocati soverchiamente alti, i conlorni del naso hanno una formazione peculiare che da nelP aquilino, i capelli sono acconciati in modo da prendersi per perucche, ma piü di tutto le barbe hanno l'aria d'essere posticcie. Die Etrurische Physiognomie lässt sich in unzähligen Monu- menten, bis auf die kleinen Aschenkisten herab, studieren; und es würde an sich gar nicht auffallend seyn, wenn man die Korinthische Vasenmalerei in einer Etrurischen Fabrik im Allgemeinen eben^so streng als die sie begleitende Schrift beibehalten hätte und dennoch in den Gesichtern ^die charakteristischen Züge der nationalen Etrurischen Physiog- nomie,'' wie sie sich durch den gewohnten Anblick dem Etrurischen Künstler eingeprägt hatten, herrschend gewor- den wären. So kann man in so vielen der schönsten Ge- mälde in Pompeji eine vorherrschende örtliche, in Gemäl- den einer alten Cölnischen Malerschule die zur Zeit in Cöln besonders oft vorkommende beliebteste Gesichtsbil- dung erkennen. Doch möchte ich vorläufig Brauns Behauptung,
272 Herakles als Gast bei Eurytos von Oecbalia.
auch wenn ich die oben gemachte Bemerkung in Bezug auf falsch abgeschriebene Namen hinzunehme, nicht als Beweis dafür gelten lassen, dass der Maler derselben ein Elrurier gewesen sey*^). Früher, im Bulleltino von' 1849 p. 73. hatte Braun einmal in dem Umstände dass in Korinth im Jahr 1846 eine Trinkschale mit dem Namen des TIeson gefunden war^ unter welchem unzählige andre ganz ähn- liche aus Gräbern Italiens hervorgezogen sind, einen „bei-^ nah entscheidenden^ Grund dafür erblickt, dass die Vasen überhaupt eingeführt, nicht in Italien fabricirt]worden seyen. Die grosse Menge der Vasen aus Gäre, welche durch die vieljährigen Nachgrabungen des Marchese Campana zusam- mengekommen und die glücklicherweise zusammengeblie- ben sind , wird überhaupt viele Aufschlüsse darbieten^ wie Braun im Geiste vorauszusehn noch die Freude ge- habt hat ^^). Man wird namentlich noch andre der hier besprochnen Klasse oder Periode, mit oder ohne Schrift, in die Vergleichung herein ziehn; man wird vielleicht, da die archaischen Vasen eine allgemeine und vorherrschende Uebereinstimmung in Geist, Stil, Composition zeigen, zum erstenmal die feineren Unterschiede an denen einer be- stimmten bedeutenden Schule erkennen und dadurch ange- leitet werden den Charakter auch andrer Orte zu unter- scheiden, ungefähr wie der Kenner die primitive Kunst der Malerei in Italien nach ihren verschiedenen Hauptstädten augenblicklich unterscheidet, während der minder Einge- weihte mehr oder fast nur den Charakter des Jahrhunderts
15) Diese Behauptung scheint hier nur yon dieser einen Vase abgeleitet zu seyn, ist aber in den Annali 1855 p. 67 bei dem figurenreichen Auszug des Hektor allgemeiner ausgesprochen.
16) Im Bullett. 1856 p. 26 — attesochd in questo modo si creano serie imponenti di monumenti della medesima proyenienia fabbrica e stile , e se una Tolta tulto il ritrovato sara sistematica- mente accomodato» si potrii sciogiiere con un solo colpo d*occhio problemi, che oggi sono sorgente di grandi discordie tra' dotti.
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Herakles bU Gast bei Eurytos von Oechalia. 273
und des Landes in ihr^ aufifasst: man wird die frühzeitig in Gäre entstandnen Vasen von andern Orten her im Han- del oder durch Zufall eingeführten übereinstimmender Zeit und Art absondern können. Man wird auch vielleicht aus in Gäre gefundnen Vasen verschiedner Jahrhunderle und noch mehr vieler Orte eine Sammlung bilden fast so ge- mischt als unsre Museen und Vasenwerke sie darbieten '^). Fremdartige und nur oberflächlich bekannte Gegenstände und besonders Fragmente edeler Litleratur und Kunst können durch eine genauere Betrachtung und Untersuchung als deren sie vorher würdig schienen, eine unerwartete Wichtigkeit gewinnen. In Hinsicht der archaischen Vasen und insbesondere deren von Gäre ist vielleicht Braun der Einzige bis jetzt gewesen der in ihre Eigenthümlichkeit und ihren Werth tiefer einzudringen sieh bemüht hat, be- sonders in seinen Erklärungen der Vase Fran^ois und der zwei mehrgenannten von Cäre. Scharfsinnig und feinsin- nig, wie er war, erkannte er „grandiose Einfachheit und in jeder Bewegung tiefen Sinn," „höchst originellen Stil und genialen Geist (spirito ingenuo)," wo die welche sich nicht die Mühe gegeben haben den Werth im Einzelnen zu untersuchen, wozu viel Zeit und Vergleichung aller in diese Kategorie gehörenden Vasen gehört, nur abschreckende Anfangsversuche zu erblicken scheinen. Wenn er dann
17) Eine Uebersicht yod in Gäre seit 1831 gefundnen Vasen giebtOlto Jahn Vasensammlung König Ludwigs S. LXVl f. Darun- ter sind auch eine ron Chariläos , eine Ton Xenokles und einige Ton Nikosthenes, Von dem letzten sind auch viele aus V^ulci, eine aus Agrigent bekannt ( R. Röchelte Lettre & Mr. Schorn 1845 p. 54 /.) ferner drei in meinen Nachträgen zum Verzeichniss der Kunstler im Rhein. Mus. 1&47 6, 395 f , eine bei Dcpoietti (Panofka Namen der Vasenbildner 1848 8. '28 f.) Vgl. ßiaun im Builett, 1849 p. 84 Archaeol. Brit. 32, 255 pl. 16. Von Xenokles führt R. Röchelte p. 62 drei Stücke an, ron Charitäos zwei p. 36. Alle drei aber waren nicht Maler, sondern Fabrikanten (EUOIE^EN)-
V. 18
276 Danae.
Perseus sind die zwei Hauptpunkte an beiden Seiten ver- einigt, auf der einen die Emprängniss der Danae , auf der andern ihre Einschliessung mit ihrem Knäbchen in den Kasten, worin sie in das Meer ausgesetzt werden soll. Vornehm, fein und zierlich erscheint alles äusscriiche, im ersten Bilde die Kammer der Danae, worin ein Spiegel und ein Kleidungsstück, vielleicht eine Kopfbedeckung (x6XQV(paXog) aufgehängt sind, ihr Ruhebett, woran die säulenartigen Füsse mit Schnitzwerk von Blumen und Ster- nen^ wie mit letzteren auch dor Kasten auf der anderen Seile, verziert sind. Um zu zeigen dass es an Kissen nicht fehle, ist unten eines angebracht, gerad in die Höhe ste- hend, eben so wie der aufgesperrte Deckel des Kastens nur als eine gerade schmale Linie schräg in die Höhe steht, wodurch ebenfalls nicht die wirkliche Erscheinung, sondern nur der Begriff der Sache ausgedrückt ist. Die beiden hinteren Füsse des Betts sind hinzuzudenken, als wären sie durch die vorderen durchaus verdeckt; die weite und reiche Decke ist über das ganze Bett, die Pfosten ein- geschlossen, ausgebreitet, so dass sie über diese und vorn ziemlich tief herabhängt, wodurch, blos aus Mangel per- spectivischer Auffassung und Kenntniss, der Schein entsteht dass das Bett sich elastisch senke , während es in der That fest auf der an den Enden sichtbaren Brellerdecke ruht. Nur die reiche Fülle, wie die Zierlichkeit des Betts sollten hervorgehoben werden.
Sehn wir auf den Ausdruck der Personen. In dem ersten fällt der goldne Regen in langgezo|^enen Tropfen nieder: in ihm ist Zeus, dieser hat sich in ihn verwandelt. So ist das Mysterium dieser Zeugung weislich nur angedeutet, wie auch von den Dichtern geschieht, von Sophokles (Antig.
IkS. 48 getäuscht worden ist. Das Wandgemälde ist edirt von R. Rochelle in den Peiut. de Pomp. 1 pl. 14, der auch schon vou der Gampanaschen Vase eine Zeichnung als Vignette und eine Br— klärung derselben giebt p. 181. 189 ss.
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Danae« 277
950 Zt^vog ta[it€t}€(fx€ yordg xQ^^OQVtovg^ ^ Ovid (Met. IV, 610 piuvio conceperat auro, 1. aureo, 697 clauso implevit foecundo luppiter auro), von Horaz, von dem man sich nur wundert den platten Witz der pragmatischen My- thologen, die das Beiwort golden auf Verführung durch Goldgeschenke deuteten an der Stelle des himmlischen Re- gens, aufgenommen zu sehen 3). Dem Logographen Phe- rekydes erschien wohl das Wunder des goldnen Regens, bezogen auf die historische Person Danae, allzumystisch und er suchte daher die Sache anschaulicher zu machen indem er sagte , dass in dem vom Dach nieder strömenden Regen Zeus sich der Danae zu erkennen gegeben habe*). Will man daraus zwei verschiedne Acte nachen, den Re- gen zum ^Vorzeichen eines noch bevorstehenden Götter- besuchs, einer nachfolgenden leibhaften Erscheinung des Zeus ,^ so hebt man den Zusammenhang mit dem Urmy- thus , von welchem der zeugende Regen der Kern ist, auf: der Regen hat nur die Bedeutung geändert, ist zu einer magischen oder mährchenhaften Kraft aus einer physischen so wie Danae, die von ihm unzertrennliche, wie es scheint, aus der dürstenden Erde zur Königstochter geworden. Zu- gleich geht man damit leicht in einen Kreis von Vorstel- lungen ein, die dem Alterthum fremd sind, wenn nicht vielmehr diese hinzugebrachten und hier, wenn ich meine Ueberzeugung aussprechen soll, am allerwenigsten anwend- baren Vorstellungen, auf eine so gezwungene unnatür- liche Auslegung des Pherekydes geführt haben ^).
3) Gonrerso in pretium deo, woran aber bei Eratosthenea GatasU 22 tfj Javäp Ztvs fug /^vcoc ifÄiytj, eben so wenig gedacht werden kann als bei j^^t;(rd;iar^o(, wie Lykophroa den Perseus nennt.
4) Pherekydes: igauMs dt Ztvs J^s nat&og , ix rov oQotfov XQvaionttQanki^aiosi^X^oWoAoT 11,4, 1 dq XQ^^^^ fAira/LioQqoid'Hg) ^tl, fl dt inodij(tTtti iip xoXn^ xai ixtfrii/as avibv 6 Ztvg r? nuidl fiiyvviat,
5) „In dieser Beschäftigung mit ihrem Putz (so hat auch R. Rochette yerstanden) wird sie durch das aus der Höhe ihr na-
278 Danae.
Danae sitzt auf dem Bette ^ die Füsse auf einen zier- lichen Schemel gesetzt, wenig zurückgelehnt, aufwärts schauend und mit beiden Händen in der Nähe der Schul- tern den Peplos fest haltend, der wie zu einem Bande zusammengezogen, auf dem Hinterhaupt hinter dem auf- gebundenen Haare festsitzt. Man muss das Bild unter Au- gen haben und sich erinnern wie Correggio u. a. grosse Maler eine Danae oder Leda gemalt, oder auch wie Grie- chische Bildhauer und Steinschneider in einer späteren Zeit Leda mit dem Schwan dargestellt haben ^, Wenn darin und in jenen Gemälden neuerer Zeit das Streben nach der ausdruckvollsten Naturwahrheit unverkennbar ist, so ist in dem alten bewundernswerth die Zurückhaltung und Fein- heit, womit es in der Erscheinung der Danae anzudeuten weiss was der goldne Regen bedeutet. Wir erkennen in
hende Wahrzeichen überrascht ; doch giebt ihr träumerisch auf- wärts gerichteter Blick yielmehr die Demuth kund , mit welcher sie, einer Prophetin yergleichbar, der Offenbarung des Zeus harrt, als dass der ihrem Schoos zuträufclnde goldne Regen alle gemein-i hin darin gesuchte Liebesgunst ihres göttlichen Freiers bereits ihr zutragen sollte.** Ausdrücke wie ,, Braut und £rwählte des höchsten Gottes/* „begnadigen/* ,, herablassendes Bündniss mit Sterblichen** u. a. erläutern den inneren Zusammenhang dieser Auffassung, wonach die „ Voraussetzung mehr übersinnlicher als fleischlicher Sehnsucht** auch bei dem Maler des Bildes gerech - fertigt seyn würde, trotz dem dass schon Homer des Zeus Liebe zur Danae in ähnlicher Weise „ ausgebeutet habe, wie die ur> sprünglich als heilige Frühlingshochzeit yon Himmel und £rde gedachte yon Zeus und Hera ihm zum Triumphe des Aphrodisi- schen Gürtels ausschlug.*'
6) Hiermit macht ein zu Müllers Archäol. $.351, 3 ange- führtes Gemälde in Mosaik aus Xanthos einon sehr schönen Ge- gensatz. Möchte es in dem yon Sir Fellows zu yerhoffenden Kupferwerk nicht fehlen und dieses nicht allzulang auf sich war- ten lassen. Sehr beachtenswerth in derselben Hinsicht ist auch eine a. a. 0. nicht erwähnte Pajne Knightsche kleine Bronze im Frittischen Museum , Leda sitzend, den Schwan auf ihrem Schooiei der sie bescheiden kusst.
M&^Uä^^aMM»^MM^HaBk^iM»aMCkta
Danae. 279
dem vollen Anzug der Danae und einigem Ändern, indem die sinnliche Wahrheit einem Höheren untergeordnet ist, den dem Genius der Griechischen Kunst wie Poesie ange- borenen Zug, über die Nachahmung der Natur und Wirk- lichkeit sich mit Motiven aus dem freien Gedanken, oder auch aus der augenblicklichen Situation hinwegzusetzen, das Princip welches Göthe für die Kunst überhaupt festzu- stellen unablässig gestrebt hat. Es wird keine Täuschung seyn wenn man zugleich aus diesem Anstands- und Zart- gefühl des Künstlers einen Schluss macht auf Sitte und Ge- schmack des Zeitalters.
Im andern Bild hat Danae dasselbe feine und schöne Gesicht; auf dem Kopf aber, da sie hier nicht im Wohn- oder Schlafzimmer erscheint, eine mit Zacken geschmückte Stephane. Es ist der Augenblick wo der Wille des Akri- sios ausgeführt werden soll. Der Kasten ist fertig, der Deckel geöffnet, Akrisios befiehlt, Danae steht, wohl nicht schon in dem Kasten aufrecht, sondern dahinter, um eben hineinzusteigen. Sie hält den kleinen Perseus auf dem linken Arm an sich und streckt den rechten empor, indem sie nach ihrem Vater, der mit ausgestrecktem Arm gebie- tend ihr das Urtheil nochmals verkündet, das Gesicht ge- wandt hat, mehr als ob sie ihm unter Betheurungen Vor- würfe machte, als wenn sie ihn um Hitleid oder als ob noch Hoffnung wäre anflehte. Der Zeitpunkt den Blick auf ihr Kind zu heften^ und der an Zeus ihre Klage und Ge- bet zu richten , wie es von Simonides in unnachahmlichen Worten ausgedrückt wird, steht nahe bevor. Der Knabe, nichts von dem Allen verstehend (er ist nur des Bildes wegen etwas grösser gemalt als sein Alter angegeben wird] hält auf der Hand wie spielend seinen Spielball. Ein Con- trast, ein Motiv der Rührung, die keiner Erklärung be- dürfen. Auf der andern Seite des Kastens der Zimmer- mann, der ihn gemacht hat, wie das neben ihm liegende Beil andeutet, jetzt bestimmt den Deckel zu verscbliessen,
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280 Danae.
sobald Danae mit ihrem Sohn darunter eingesargt seyn wird. Er setzt mit der Linken einen länglich viereckten Stöpsel mit einem schmäleren Ende auf den Kasten und hält daran mit der rechten, wie anpassend, einen unten und oben eigen zugeschnittnen Stab, fast von der ganzen Länge der Breite des Kastens, etwas schräg über diesen hin. Es muss diess, obgleich der Mechanismus selbst un- bekannt ist, eine Art festen Verschlusses bedeuten, durch eine der nicht seltnen Anticipationen, indem der Augen- blick so nah ist wo Danae in den Kasten gebracht und der Deckel über sie gedeckt seyn wird ^). Zu diesem Zim- mermann gehört, wie bei Akrisios dessen Name geschrie- ben ist, das in dieser Klasse von Gemälden fast unver- meidliche H0nAIIKAA02, Da es hier nicht wohl ein Bravo dem Meister bedeuten kann, den Knaben Perseus sicher nicht angeht, an die Palästra doch in derThat auch nicht zu denken und überhaupt eine bestimmte besondre Beziehung nicht leicht zu vermuthen ist, so möchte man eher annehmen, dass die Formel gesetzt sey, damit dem AKP12102 gegenüber, wie die beiden männlichen Figu- ren überhaupt symmetrischen Bezug haben, die Inschrift nicht fehle, also jene gemeine, vieldeutige Formel nur .für 0 dtXva gelle, indem die untergeordnete Person natürlich im Mythus keinen Namen hatte ^).
In Pompeji ist in Wandgemälden die Liebe des Zeus zur Danae in verschiedener Weise dargestellt, wie Avel-
7; Bohren eines Lochs ( — adoperandosi col trapano a formare un foro nella cassa coli' oggctto di chiuderla o« di connetterla was auch R. RocheUe annimmt) scheint nicht ausgedrückt zu seyn: auch ist der Deckel, in welchen es gebohrt werden müsste, auf- gesperrt. Dieser Nebenumstand ist völlig unklar.
8) Diese Hypothese mag noch hinzutreten zu Allem was O. Jahn in der dem Vasenstudium höchst ersprieslichen Einleitung zu seiner Vasensammlung des Königs Ludwig S. GXXI ff. so ein« sichtsToIl als gedrängt zusammengestellt bat.
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Danae. 281
lino in dem oben angeführten Artikel bemerkt. Schön Te- renz erwähnt eins im Eunuchen (III^ 3, 36). Abgebildet ist eins im Museo Borbonicö 11^ 36 (bei Zahn Taf. 68). Da- nae , die hier zum Gegenstück einer auf Felsen über ihrer Urne gelagerten Najade dient, sitzt ebenfalls auf Felsen: gelehnt an eine Felswand, Gebüsch und ein Baum vor ihr, beide Figuren mehr als halb nackt. Auf Danae fallt aus einer Wolke gerade herab ein Erguss , den sie zu sam- meln Anstalt macht, indem sie mit der Hand ein Ende des Gewands emporhält; also Goldstücke und in der Figur kein besondrer Ausdruck. Ein andres M. Borb. XI, 21, un- künstlerisch und sehr gekünstelt. Danae steht, mit beiden Händen ihr weites Gewand zur Seite schlagend ; Amor schüttet von oben aus einem Gefäss Goldstücke auf sie herab; unten neben ihr ein ungeheurer Blitz. Zum Ge- genstückdient hierLeda. Auch in XI, 57, als Venus edirt, vermuthet R. Rochette denselben Gegenstand.
Die Darstellung des Vasengemäldes ist nach der Sage, es enthält ein historisches Ereigniss, nicht ausgeschlossen das Wunder des in den goldnen Regen verwandelten Zeus, da dem Glauben das Wunder wirkliche Begebenheit ist. Die dämonische Bedeutung des Perseus wird dadurch nicht beeinträchtigt, und es ist möglich dass die zur Verzierung angebrachten Sterne darauf anspielen sollten. Doch im Allgemeinen ist in der Kunst wie in der Sage das natür- lich Menschliche herrschend. Die Grenzlinie zwischen sym- bolischen Bezügen in Nebenwerk und dem natürlich Cha- rakteristischen ist nicht immer ganz leicht zu finden. Doch scheint es allerdings nur eine Nachwirkung einer früher oft bemerklichen archäologischen Krankheit der Vasener- klärung, wenn man bei dem Ball, den der kleine Per- seus, so nah der ihm unbewussten Gefahr, nicht aus sei- nem Händchen lässt, darüber nachsinnt, ob der Ball etwa darauf anspielen sollte, dass Perseus als Sonnenheld (eroe solare) den Apollon verehrte, oder dass er auf dem Erd-
282 Danae.
ball viel herumgekommen, oder dass auch Zagreus und Zeus als Kinder mit dem Ball spielten, als jener getödet und dieser durch den Scbildlärm der Kureten gerettet wurde, oder auf vernichtete Erfolge der verfrühten Win- tersaat. Gegen dergleichen erklärte sich auch R. Rochette, der auch die Sterne an Bett und Kasten nur als Verzierung im vornehmen Hause beurtheilt. Die Symbolik der Natur- mythen und die Nachahmung menschlicher Verhältnisse, oft sehr romantischer Natur, sehr wunderbarer Art, sind ganz verschiedene Dinge; und es möchte am besten seyn von der Betrachtung rein künstlerischer und dichterischer Dinge die Untersuchung über die Urbedeutung des Natur- mythus so viel möglich getrennt zu halten, wie ja ohnehin der Process der Verw^andlung nicht am einzelnen Mythus, sondern nur in grösserem Zusammenhang, wie auch der zwischen Raupe und Schmetterling erforscht werden kann. Dem Künstler geschieht Unrecht wenn man ihm eine Gei- stesthätigkeit wie sie zur Erfindung eines rebus erforder- lich ist oder grossen Hang zur Gelehrsamkeit zutraut.
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Danae wird in den Kasten eingeschlossen ^).
Taf. XVII, 2.
Dieser Gegenstand von der Vorderseite einer, ver- muthlich aus Vulci herrührenden Amphora ist uns im Va- senbilde nicht neu. Aber wenn die Neuheit einer mythi- schen Erscheinung in dem eigenthümlichen Styl der Vasfm ihre Merkwürdigkeit hat, so ist es gewiss nicht von e ringerem Belang an verschiedenen im Wesentlichen sammenstimmenden Darstellungen desselben Gegenslanoss den Unterschied der Zeit und der Motive, den Fortrennt in der höchst merkwürdigen Entwicklung dieser vai wer einfachsten Regel und von sinniger , überlegter ausgehenden Kunstwoise wahrzunehmen.
Der Kasten, in welchen die mit ihrem dem Arm dastehende Danae eingeschlossen steht bereit: der Verfertiger passt nochmals um zu sehn ^ ob er auch recht fest schliesseo dient dazu die Vorstellung des drückenden der finsteren Dunkelheit ^) hervorzurnkL
1) Mon. Annali e ßull. del InsL 37. 38.
2) SimoDides in dem Gebet der ii Danae an Zeus : iv angnti doiigan
284 Danae wird in den Kasten eingeschlossen.
Künstler (Tckton) steht Akrisios, der mit aufgehobnen Fin- gern den harten Befehl aufrecht erhält. Ihm aber ist auf der andern Seite des Kastens ein Weib mit Heftigkeit ent- gegengetreten^ das nur seine Gemalin, Eurydike von Apollo- dor genannt, seyn kann. Die Mutter muss natürlich die grau- same Strafe verabscheuen und ihre gegen Akrisios ausge- streckten Arme und der weil offne Mund, welcher laute Klagen und Bitten ausdrückt, zeigen wie sehr sie es thue. Die trockne, ruhig ernste Miene des Akrisios contrastirt mit der Heftigkeit seiner Gattin. Danae selbst, hinter die- ser, macht auch Yorstelhmgon aber sanfter, wie sowohl ihre erhohene Hand als ilir Mund wohl unterscheiden lassen. Die früher bekannte Darstellung an einem Krater aus Gäre ist als Vignette gezeichnet in R. Rochetles Peintures de Pompei p. 181, und in farbiger Abbildung herausgege- ben von Ed. Gerhard in einem Programm zum Winckel- mannsfest in Berlin 1854 ^). Hier erblicken wir eine weit vorgesciirittne und verfeinerte Kunst. Auf der einen Seite des Kraters ist die Empfängniss der Danae von Zeus nach wahrhaft genialischer Erfindung dargestellt. Das Bild der Einschliessung in den Kasten ist offenbar nach Vorbildern, unter welche auch unsre jetzt an das Licht tretende Zeich- nung gehört, angelegt. Der Künstler hat sich, um zuerst auf die Composition zu sehen, auf drei Figuren beschränkt, die Danae unmittelbar neben den Kasten gestellt , so dass sie nur halb sichtbar ist. Die Rechte erhebt sie auch hier mit Vorwurf oder mit einem letzten Versuch der Bitte an Akrisios, der ihr seinen Arm gebietend entgegen streckt. Wenn in dem älteren Gemälde die Verzweiflung der Mut-> ter, welche hier weggelassen ist, auf unsre Sympathie
3) Besprochen hatten das sehr ausgezeichnete Monument yor- her der Besitzer, Marcbese Gampana selbst im Bullettino 1845 p. 214—218, dann R. Rocheitc a. a. 0. p. 189 ff. Auch ich schrieb nach Gerhard darüber (Rhoin.'Mus. 1855 X, 235— 241 ob. S. 275 ff.).
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Danae wird in den Kasten geschlossen. 285
wirkt, so findet der spätere Künstler ein Mittel uns zu er- schüttern dadurch aus dass der Deckel des Kastens hoch aufgesperrt und also der Augenblick der schrecklichen EinSchliessung in den Kasten, an welchem Danae schon steht, ganz nahe gerückt ist. Der Arbeitsmann, da er hier nicht den Deckel probirt, beschäftigt sich dafür mit einem langen Instrument oder einer Stange, von der man unter andern auch vermuthen könnte, dass sie von Eisen und nachdem der Kasten geschlossen seyn würde, zur Befe- stigung oben auf genagelt zu werden bestimmt sey. Der Knabe Perseus auf dem linken Arm seiner Mutler begreift auch auf dem älteren Bilde nicht was bevorsteht, sondern fasst ganz behaglich sich an der Brust seiner Mutter fest — denn flehen auch von seiner Seite oder Widerstreben sollen wohl seine ausgestreckten Hände nicht ausdrücken — während er in dem jüngeren Gemälde harmlos seinen Spielball in der Hand hält. Noch rührender ist der Con- trast bei Simonides, wo er süssen Schlaf in dem dunkeln Kasten schlummert indessen die Mutter um seinetwillen Verzeihung von Zeus fordert*).
Den Abstand der Richtigkeit und anständigen Zier- lichkeit der Zeichnung in Stellung, Haltung, Gewändern des früheren Gemäldes , obgleich auch dieses grosses Lob verdient, von dem späteren ist es besser mit dem Auge zu messen als aus immer unbestimmten Phrasen zu ent- nehmen. Man vergleiche, um nur Eines zu nennen, den weiten Aermel desAkrisios in dem letzteren mit dem noch weiteren desselben in dem andern wo er den ganz wei- ten der beiden Frauen wenig nachgiebt.
Die Bückseite der hier zuerst bekannt gemachten Amphore enthält drei kriegerische Figuren , einen Trom- peter und zwei Kämpfer, der mittlere mit grossem rundem
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286 Danae wird in den Kasten geschlossen«
Schild und hohen Knemiden, dessen Helm noch abgesetzt auf einem Steinwürfel ruht, so wie der andre den seinigen in der Hand hält,* vermuthlich nur weil die unbehelmten Männer bis an den vorgezeichneten Rand reichen und für die Helme kein Raum übrig war.
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Die Ermordung des Aegisthos und Klytäm- nestras Schatten mit den Erinnyen^).
Taf. XVIII.
Da in diesen letzten Jahren die Nachgrabungen in Etrurien und anderwärts nachgelassen haben, so sind die Vasen die uns neue und merkwürdige Compositionen dar- bieten , seltner geworden. Um so mehr war ich erfreut eine solche bei Herrn Baseggio zu finden und von ihm die Erlaubniss zu ihrer Bekanntmachung zu erhalten. Der Ge- genstand derselben gehört im Allgemeinen zwar zu den bekanntesten: manches neue aber in den Gemälden beider Seiten dieser grossen Amphora giebt der Darstellung grosse Wichtigkeit. Wenn der Meister des Styls sich zeigt in dem was er unausgesprochen lässt, so besteht ein Verdienst dieser alten Gemälde oft in dem Gedanken der durch das Ganze geht und nicht bloss Nebenpersonen , sondern selbst Scenen, die zur mythischen Vollständigkeit gehören, nur voraussetzen lässt ohne sie dem Auge vorzuführen.
Aegisthos ist plötzlich überfallen j vor Schrecken nie- dergesunken , der Knotenstab entgleitet seiner Hand und
1) Annali d. Inst, archeol. 1853 Vol. 25 p. 272-281, lav. d*agg H. Mon^ ined. 5 tar. 56. £. Braun giebt im Bull. 1851 p. 55 8. eine Beschreibung und Erklärung derselben Vase, so yiel ich artheilen kann toH too Irrthümern.
288 Die Ermordung des Aegisthos und Klytämnestras
wie um Gnade flehend streckt er die Rechte seinem Mör- der entgegen. Orestes welcher, auf ihn einstürmend , das Schwert zum To^iesstosse gezückt hat, hält ihm in der Linken die leero Scheide entgegen. Hinter ihm steht Py- ladeSj die Rechte auf die Hüfte gesetzt und einen Fuss tiher den andern gestellt, als ein zwar aufmerksam er, aber ruhiger, des Ausgangs gewisser Zuschauer. Er ist sonst ohne Bart gebildet, um die beiden Freunde auch darin, wie in allem Andern, ganz übereinstimmend darzustellen. Der Maler der ihn hier durch einen starken Bart und die Rüstung unterschieden hat, könnte dabei zum Grund haben die Jugend des Rächers deslo mehr hervorzuhen. Am Kasten des Kypselos war sogar der eine der Dioskuren mit, der andre ohne Bart gebildet^). Auch an einem Etruri- schen Sarkophag, wo die Freunde mit Elektra am Grab Agamemnons zusammentreifcn, ist Pylades durch eine Chla- mys um die Schullern und seine kriegerische Haltung vor Orestes ausgezeichnet, welcher ganz nackt ist und mit der Hand das gesenkte Haupt unterstützt ^). Elektra hinter Aegisthos, bedroht ihn mit dem sicheren Tode durch einen einzigen Schlag mit ihrem schweren Doppelbeil auf den Kopf, wenn der Schwertstreich des Orestes ihr nicht zu- vorkommen sollte. Diese ihre Theilnahme an dem Mord hat nichts Anslössiges auch für unser Gefühl, die wir in einem Ceni die Festigkeit des Mordplans gegen den Va- ter als heroisch anstaunen können und müssen, sobald wir uns in den Abgrund der Gefühle und Gedanken versetzen aus welchem ihre Leidenschaft sich zu dieser Höhe der Rachethat aufschwang. Einfacher und wenn auch nicht so allgemein menschlich, doch bei den nationalen Begriffen, die sie bestimmten, für die Poesie günstiger waren die Motive die der Tochter Agamemnons das Mordbeil in die
2) Pauean. V, 19, 1. „Manchmal ist Poivdeukes als Faust— kämpfer nackt, Kastor aber in der Rüstung gebildet."
3) ßuUett. 1840 p. 62.
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Schatten mit den Erinnyen. 289
Hand gaben : es kommt nur darauf an bei dem Entsetzli- chen ihrer That das Entsetzliche der Verhältnisse woraus sie hervorgieng sich lebhaft zu vergegenwärtigen, um sie in ihrer Zeit natürlich und gross zu finden.
Schliessen wir nun hier die Figuren der andern Seite an, so ist nur die erste sogleich kenntlich; Klytämnestra: eine andre Person kann diese nicht vorstellen. Aber die drei ihr nachfolgenden Figuren sind uns neue und erst noch zu errathende Erscheinungen. Dienerinnen des Hau- ses können sie nicht vorstellen, Nebenpersonen, für wel- che schon die Dreizahi auflPallend seyn würde. Aber wir werden auch Geberden gewahr, besondre in allen dreien und sämmtlich verschieden von den allgemeinen und ge- wöhnlichen des Entsetzens, der Wehklage und Trauer. Sind wir demnach auf Vermuthung hingewiesen, so bleibt nichts übrig als sie für die Erinnyen zu erklären. Der aufgerichtete Finger der rechten Hand an der mittleren, und beider Hände an der hintersten Figur, mit dem Un- terschiede dass hier die drei mittleren, dort die drei hin- tersten Finger eingeschlagen sind, ist sicher bedeutsam und selbst die kleinen Verschiedenheiten hatten vermuthlich ih- ren sehr bestimmten Sinn. Schade dass uns eine Mimica degli antichi , die der Canonicus de Jorio aus der der Laz- zaroni herzustellen bemüht gewesen ist, abgeht. Ihre Be- deutung hat ohne Zweifel auch die Art wie die hinterste der drei Schwestern die beiden Füsse auswärts setzt, viel- leicht zur festen unverrücklichen Stellung einer Alekto. Ganz deutlich ist dass die Locken ihres Haupts sich wie kleine Schlangen ringeln und dass bei ihr ein physiogno- mischer Ausdruck beabsichtigt ist , ganz anders als in bei- den andern. Es scheint dass in die Geberden der drei Figuren eine Stufenfolge der inneren Bewegungen, welche sie ausdrücken wollen, gelegt ist, wo ihre Grösse umge- kehrt abnimmt* Diess möchte mit drei uns unbekannt ge- bliebenen Namen der Schwestern zusammenhängen, da in V. 19
290 Die Ermordung des Aegisthos und Klytämnestras
die Griechen ungemein sinnreich waren : die allein erhalt- nen Namen Megära, Tisiphone und Alekto, Missgönnerin, Mordrächerin, Nimmerruh, sind uns nur aus Zeiten bekannt weit jünger als das Gemälde'*']. Wenn aber diese drei die Erinnyen sind, so folgt dass die Anführerin des Zugs nicht Klytämnestra selbst seyn kann, sondern nur ihr Schat- tenbild , — das auch in den Eumeniden des Aeschylus erscheint — wie wir das des Königs Aeetes gemalt sehn an der bekannten Medeenvase von Canosa , jetzt in Mün- chen, EIJiiAON AIHTOY% Es erscheint dem Orestes, auf ihn zuschreitend , auf ihn eindringend, mit aufgerichte- ten Armen, Anklage gegen ihn erhebend. Auch auf einer Vase von Ruvo ist hinter dem nach Delphi geflüchteten Orestes das Eidolon seiner Mutter, den rechten Arm aus- streckend, wie verklagend, während Apollon die Erinnys zurückweist, und ihr linker Arm ist mit der Hand unter dem weiten, auch über dem Hinterkopf hinaufgezogenen Mantel versteckt, um an das Leichentuch zu erinnern^. Auch die erste der Erinnyen macht, nach der Bewegung ihrer Arme und Hände zu urtheilen, dem Orestes Vorstel- lungen, weckt sein Bewusstseyn, es ergreift ihn Entsetzen dass er sich in die Haare reissen möchte, wie die zweite thut, und sichtliche Steigerung ist in der Androhung wel-
4) Apollod. 1 , 1,4. Orph. Argon. 968 Hjmn. 69 (68.) TzeU. ad Ljcophr. 406.
5) S. Nachtrag zur Tri!. S. 151. Vgl. das Basrelief mit Pro* tesilaos mon. ined. 123. Gal. mvth. CLVI, 561.
6) R Röchelte IM. in6d. pl. 35. Gerhards Apuiische Vaseo Taf. 6. Overheck Taf. XXIX, 4 S. 710 f. Der Erionjs am an- dern finde, hinter dem Eidolon, ist eine Dienerin des Tempel« gegenübergestellt, die Tor der unheimlichen Erscheinung entweicht. Auch der Schatten Agamemnons kommt vor, Terhüllt aus der Gra* besthür tretend, an dem Sarkophag Lozzano, jetzt im Laterao, mit der Ermordung der Klytämnestra und des Aegisthos, welcher im Uebrigen mit dem in Winckelmanns IM. ined. 148, M. Piociem. V, 22, Gal. mjrthol. GLXV, 619 edirlen übereinstimmt.
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Schatten mit den Erinnyen. 291
che die dritte ihm macht. Die Ermordung der Klytämne- stra ist also der des Aegisthos vorausgegangen, wie es auch Sophokles eingerichtet hat, umgekehrt als Aeschylus und der Maler hat vorgezogen, indem Beides der Zeit nach fast in eins fällt, die minder grauenvolle Scene mit den Folgen die für den Rächer eintraten, zu verbinden als den Muttermord selbst*
Erinnyen also sehn wir vor uns die ohne Schlangen in Händen, ohne Fackel oder Peitsche, ohne Speer, den göttlichen Stachel (xivTQOv d-stov^ wie Sophokles sagt, bloss durch ihre Geberden, abgesehn von der Andeutung der Schlangen im Haare der hintersten , die Regungen des Ge- wissens zur sinnbildlichen Anschauung bringen. Und ge- wiss dem Namen der 2€(ipaij der Ehrwürdigen, entspre- chen diese Gestalten besser als alle bis jetzo bekannten. Die erhaben furchtbare und energische Art womit Aeschylus diese Göttinnen behandelt hatte, als die ingrimmigen Hunde der Mutter, die bösen Jägerinnen , die Drachinnen, hat auf die Einbildungskraft der Folgezeit (sie werden auch Mavlat, Raserinnen, genannt) so stark eingewirkt, dass uns die Ein- falt der Erinnyen der Mutter im Gemälde zuerst befremdlich vorkommen kann. Allein der diess Gemälde erfunden hat; könnte auch vor der Orestee des Aeschylus gelebt haben: der einfach grossartige Styl der herrlichen Gestalten des Aegisthos und der Klytämnestra , des Orestes und der Elektra lässt es eben so wohl vermuthen als dieser Cha- rakter der Erinnyen. Dass diesen zuerst Aeschylus mit Schlangen statt der Haare das Haupt umlockt habe, wie Pausanias bemerkt (I, 28, 6), wäre demnach eben so we- nig genau als das zuerst in hundert Stellen der Alten für historisch richtig zu nehmen ist: es ist diess auch an sich wahrscheinlich eine Erfindung der bildenden Kunst. Zu wünschen wäre dass wir von der Ermordung der Klytäm- nestra an einer ^fder edelsten Vasen^ die bei einer Nach- grabung der Herrn Campanari zum Vorschein gekom-
19»
292 Die Ermordung des Aegisthos und Klytämnestras
men sind ^) , eine Zeichnung zur Vergleichung vorlegen könnten«
Eine kunsthistoriscbe Wichtigkeit erhält das vorlie- gende Gemälde noch durch die Vergleichung mit einem andern aus einer späteren Zeit welches unverkennbar in Zusammenhang mit demselben steht und von Gerhard be- kannt gemacht worden ist^). Fortschritte in der Zeich- nung, Zunahme besonders der Zierlichkeit und Pracht der Gewänder sind darin nicht geringer als die Misshandlung des Gegenstands durch eine AuflPassung, die ihn nicht ver- stand oder nicht achtete und den inneren Zusammenhang und zum Theil den Charakter der Personen einer belie- bigen Symmetrie für das Auge aufgeopfert hat. Diess ist sogar auf eine so überraschende Art geschehn dass man vielleicht in diesem noch immer alterthümlich strengen, edlen Styl kaum ein zweites Beispiel so grossen künstle- rischen Unverstandes nachweisen wird. Da die Namen aller vier Figuren beigeschrieben sind , so ist keinem Zwei- fel Raum gelassen ^). Aegisthos ist hier auf den Königs- thron gesetzt, den er geraubt hatte, wie er bei Sophok- les, um zu sterben, auf die Stelle getrieben wird wo Aga- memnon gefallen war. Dem Orestes sind Panzer, Helm und Beinschienen gegeben, alles auf das Zierlichste; dem Künstler hat dieser Heldenschmuck mehr gegolten als Wahrscheinlichkeit und Natur; und EOect zu machen hat er geglaubt durch das in die Brust des Aegisthos tief ein- gebohrte Schwert, macht aber dadurch auf einen gebil- deten Geschmack nur die Wirkung dass die VortreiHichkcit des Orestes im Originalwerk noch lebhafter empfunden
7) Bullen. 1834 p. 177.
S) £lr. u. Campan. Vasenbilder Taf. 24 S. 35—37. Berlins antike Bildwerke, Vasen N. 10U7. S. die Vignette S. 297.
9) In Overbecks Bildwerken des Thebischcn und Troiachen Heldenkreiscs Taf. XXVIII, 10 ist der Name der Kljtämneslra nur durch Nachlässigkeit des Lithographen weggelassen.
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Schatten mit den Erinnyen. 293
wird. Die zwei weiblichen Personen hat er vertauscht; denn Elektra konnte hinter Orestes stehn, freilich nicht mit dem Beil, sondern nur aufmunternd, Klytämnestra hinter Aegisthos, sich entsetzend aber auch ihm beisprin- gend. Er aber hat die Mutter hinter den Orestes gestellt, und diese Mutter schwingt, wie dort Elektra tiber Aegi- sthos das Beil über ihren Sohn der eben ihren Buhlen durchbohrt. Also gab es auch in jener guten alten Zeit Maler, denen feine Kleiderstoffe, schön geschnittne Ober- und Unterkleider, zierliche und wohlgeordnete Falten den Sinn so verblendeten, dass sie nicht bloss von sinnigen Gedanken, sondern sogar vom gesunden Menschenverstand in Beurtheilung von Personen und Charakter verlassen zu seyn scheinen? Die Mutter soll das Mordbeil gegen ihren Sohn schwingen weil er gerechte Rache übt? Das Unna- türliche des Muttermords aus einer gebotnen Pflicht hat das Leben des Orestes verdüstert , und einen Sohnesmord, nicht minder unnatürlich und durch keinen herrschenden Begriff gemildert, das Beil der Elektra der Klytämnestra in die Hand zu geben, hat dieser gedankenlose Maler, der auf jedes Fältchen die grösste Sorgfalt verwandte, für eine gleichgültige Sache gehalten. An der Kylix des Chachrylion sucht Klytämnestra den Orestes, der den Arm erhebt und den zu Boden geworfenen und mit der andern Hand in den Haaren gefassten Aegisthos zu durchbohren im Begriff ist, zurückzuhalten^^). Diess ist gut und ange- messen. In den Choephoren des Aeschylus ist ihr erster Gedanke bei dem Geschrei des Dieners und dem Hervor- treten des Orestes an ein Beil: ^sehn wir ob wir siegen oder besiegt werden; denn auf diesen Punkt des Unglücks ists gekommen;^ und als sie darauf hört, Aegisthos sey gefallen, hat sie nur einen Klageruf über den Tod ihres
10) Gatalogo — del Pr. di Ganino n. 1186 (una donna am- mantata ritiene il ferro.).
294 Die Ermordung des Aegisthos und Klytämnestras
tbeuersten Aegisthos und dann unmittelbar flehentliche Bit- ten und Vorstellungen an den Sohn. Es ist also klar dass sie an Widerstand nur gedacht hat im Gedanken an ihren jetzigen Gatten, mit dem sie auch in dem hereinbre-^' chenden Kampfe sich eins fühlte^ zugleich heldenmüthig und als Mutter nicht unnatürlich'^). Ein Ungeheuer — im geschmackvollsten, feinsten königlichen Putz -^ stellt uns der Maler unter Augen, der einen hohen Charakter zu fassen durchaus unfähig gewesen seyn muss. Indem Ae- gisthos durchbohrt wird, ist die Mutter im Begriff ihren Sohn zu erschlagen, welcher gegen sie keine Schuld hat und Sieger ist in seinem Recht. Oder ist das so erhobene Beil ohne Bedeutung und ist nicht diess der Augenbh'ck^ wo das geschwungene auch sofort niederfallen muss auf das Haupt? Entweder leer und gedankenlos oder unmenschlich ist die Haltung in welche diese Klytämnestra gebracht ist. Elektra dagegen, dieser blutgierigen Klytämnestra^ die aus Schmerz über den Tod ihres unrechtmässigen Gatten ihren Sohn, dem er den Vater erschlagen, geraubt hat^ za ermorden eilt, ist desto sanfter: ihr ausgestreckter Ann ist wie ein Zuruf des Beifalls, eher wie eine Aufmunterung deren Orestes jetzt nicht mehr bedarf. Freilich in so an^ muthigem und geordnetem Schmuck der Gewänder liess eine Figur sich nicht hinstellen die den Aegisthos mit er- schlagen hülfe, wie in unseren Gemälde, oder die, wie in der angeführten Kylix, (hinter der Klytämnestra) »her- zueilte , in Wuth die Linke gegen di Sonne ausstreckend und mit der Rechten eine Keule erhebend;^ oder die mit einen Schemel zuschlüge, während ihr Bruder auf der an- dern Seite das Schwert gegen den auf dem Throne sit- zenden Aegisthos gezogen hält , in einem der bekanntesten Basreliefe ^^). Dabei hat der Maler um mit zwei schön
1 1 ) Nicht richtig fasst diese Stelle auch Schneidewin auf lur Elektra des Sophokles S. 10.
12) EhmaU im Palast Girci, jetzt Terschwunden. Muieo
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Schatten mit den Erinnyen. 295
angekleideten Frauengestalten die grausige Gruppe der zwei Männer symmetrisch anstatt mit Elektra und Pylades ungleich einzufassen , diesen , der eigentlich von Orestes, von dieser Scene unzertrennlich ist, ausschliessen müssen: er malte nur für das Auge, um Inhalt, Idee und Charak- ter unbekümmert: nur um Figuren war es ihm zu tbun, nicht um Handlung und um Zusammenhang.
Solch eine freie Kritik habe ich geglaubt an einem so wohl in die Augen fallenden Gemälde, so alter Schule üb^n zu. müssen. Dagegen hat der erste Herausgeber das Auf- fallende darin das ihm nicht entgehen konnte, zu recht- fertigen versucht. Den Gedanken dass etwa die Namen der Klytämnestra und der Elektra verwechselt seyen, wie es den Namen auf Vasen zuweilen ergangen ist, weist er mit Recht damit zurück, dass Klytämnestra durch reichere Tracht ausgezeichnet ist und denkt sich denn dass diese j^vergebens ein Mordbeil ergreife um ihrem Buhlen zu Gun- sten den eigenen Sohn zu treffen.^ Allein zu Gunsten dem Aegisthos, der schon durchbohrt ist, wird das Beil das sie nicht ergreift, sondern geschwungen hat, nicht ge- reichen; es ist nicht zum Beistand, sondern, da es so nicht vergebens geschwungen seyn kann, es aber der Kly- tämnestra gegen Orestes in die Hand gegeben werden
dem. IV tay. d*agg. A, 6. Gal mjthol. GLXV, 617. Overbeck. Taf. XXVili, 9, der so wie Millin und Gerhard, der Elektra ge- genüber den Pjlades erkennen will. Unzweifelhaft scheint mir, wie schon R. Hochette bemerkt hat, dass die zwei Mordscenen neben einander gestellt sind, in beiden Orestes der Handelnde, in beiden Pjlades mit ihm, aber untergeordnet wie immer, nur dass er auf die unterliegende Klytämnestra einen grossen Krug schleu- dert, wodurch er seinen Ingrimm seine Verachtung gegen sie aus- drückt, wie Elektra gegen Aegisthos durch die erhobene Fussbank denn nölhig war diese nicht, da das Schwert im Zug ist ihn zu durchbohren. Elektra mit dem Schemel dem Orestes, nicht dem Pylades, gegenüber enthält auch der gut gearbeitete Etrurische Sarkophag R. Rochette Mon. ined. pl. XXIX, 2.
296 Die Ermordung des Aegisthos und Klytämnestras
könne, glaubt Gerhard zu beweisen durch die von mir angeführte Stelle des Aeschylus, welcher „Klytämnestra dergestalt reden lasse dass ihr gegen Orestes geschwun- genes Beil hier und in andern Kunstdenkmälern uns nicht mehr befremden dürfe.^ Jene Stelle, in ihrem Zusammen- hanggenommen lehrt, wie ich gezeigt habe, das Gegentheil, und in den zwei Yasengemälden, worin sie es wirklich nach Gerhards Meinung führen soll, würde sie es wenig- stens wenn darin überhaupt Klytämnestra verstanden wer- den dürfte, nicht gegen Orestes, sondern, was einen Un- terschied macht, gegen Agamemnon führen. Sie stellen aber ohne Zweifel nicht Klytämnestra, sondern Merope dar ^'].
Otto Jahn hat in Gerhards Archäol. Zeitung 1860 S. 43 f. den Maler der Berliner Vase zu rechtfertigen ge- sucht durch die Annahme, dass Klytämnestra den Sohn nicht erkannte, als sie auf den Hülfeschrei des Aegisthos (Aesch. choeph. 889 äoiij ng ävdqoxfA^Ta nilsHVv dg Tclxog) herbeieilte, und dass Elektra den Bruder warnend bei dem Namen zuruft, worauf Klytämnestra im nächsten Augenblick das Mordbeil sinken lassen wird. „So hatte bekanntlich, fährt er fort, Polyidos die Katastrophe seiner Iphigenia dadurch herbeigeführt dass Orestes in dem Au- genblick wo er geopfert werden soll, seiner in Aulis ge- opferten Schwester Iphigenia sich laut erinnert, worauf sie das Opfermesser füllen lässt.^ Schade freilich dass der Maler, da man den von Elektra ausgestossnen Schrek- kensruf , Orestes , wenn der ausgestreckte Arm diesen und
13) Miliin Gal. mythol. GLXX, 6l4. 615. Nach der froher gel- teoden tappenden, schlotterigen Erklärungsweiae sagt Miliin zu n. 614: Aegisthe suit Clytaemnestre , die doch von dem Manne zu- rückgehalten wird, wie jedes Kind sehen wird. Die Tölkeniohe Erklärung der Gemälde glaube ich bestätigt zu haben Griech, Trag. 11 S. 835.
Schallen mit den Erinnyen. 297
die AufTorderang sich zu hüten wirklich bedeuten sollte, vor dem Bilde nicht hört, wie auf der Bühne, die Kly- lämnestra nicht zugleich das gegen diesen gezogene Mord- beil, das für das Auge unvermeidlich sofort IreQ'en zu müssen scheint, wenn auch nicht sich entsinken doch in eine andre, durch den Moment bedingte Richtung bringen lassen. Es wttre diess ein leichtes, ganz naheliegendes, sichres Mittel gewesen auch auszudrücken , was verslan- den seyn soll, und ein künstlerisches Verdienst zu erwer- ben, dessen ich einigemal Erwähnung gelhan habe, und namentlich in Beziehung auf den Farnesischen Stier (A. Denkm. 1 , 356}: „Die Seele der Erfindung in diesem Werke der höchsten Virtuosität ist in der Wahl des präg- nanten MomentSj der den nächstfolgenden onmiltelbar her- vorruft und fast mit Nolhwendigkeit denken lässt, einen Moment der für sich der Darstellung sich entzieht, aber schon in der unwillkürlich in dem Beschauer hervorgeru- fenen Vorstellung die Wirkung des Sussersten Darstellba- ren mSchtig verstärkt.^ Die lelzlen Worte sind leicht zu modificiren um sie auf das Gemälde anzuwenden.
iHaBHiai
Gesuch um Expiation^).
Taf. XIX.
Noch immer kommen von Zeit zu Zeit Darstellungen an Vasen und in andern Monumenten zu Tage , deren Be- deutung und Beziehung uns vorerst verborgen bleibt. 6e* rade diese würde man vi^ohl thun immer vor andern be- kannt zu machen ^ anstatt sie zurückzuhalten , um nicht wie man oft denkt ^ seine Unwissenheit zu verrathen. Um so weniger soll man sich scheuen solche der OefTentlich- keit vorzulegen, über welche man nur Vermuthung-en hat und die manches Auffallende, für uns Sonderbare enthal- ten, das aber vielleicht bald durch Andre eine glücklichere Deutung erhalten wird, so dass ein Anfangs ziemlich selt- sam und verworren aussehendes Ganzes nach und nach alles Unklare oder Zweifelhafte verliert.
Die vorliegende Zeichnung erhielt das Institut durch die Güte des Don Giuseppe d'Errico in Potenza^ der sie von einer Vase im Besitz von Don Mauro Amati daselbst entnahm. Vorgestellt scheint ein König, feierlich den Scep- tcr in der Hand, auf seinem Thron sitzend^), welchen ein
1) Annali del Inst, archeol. 1856 tav. 9 p. 38—40.
2) Was dem Könige über dem Rucken hSngt, scheiot sich auf das Schutzfleben zu beziehen; yielleicht onterbondene Wolle, viltae?
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Gesuch um Expiation. 299
andrer König, wie der Anzug deutlich verräth^ knieend und seine Kniee mit der Rechten umfassend, anfleht ihm die Reinigung von einem Morde zu Theil werden zu las- sen ; dieser Gegenstand der Bitte ist zu schliessen aus den beiden dienenden Personen zur Seite, die nemlich durch Anticipation die zu vollziehende Reinigung anzeigen. Das Wassergefäss welches die Dienerin auf dem Kopf trägt, bedeutet ein Bad, und Bäder waren, so wie Schwefel und Fackel, ein Mittel der Reinigung^). Die mit Mordscbuld Behafteten hiessen and tpopov ivayslg^). In der Homeri- schen Poesie finden wir noch kein Beispiel, was K. 0. Müller einst glaubte, einer von Seiten eines Flüchtlings wegen Todschlags nachgesuchten Mordsühne, keine xa&dQ(t$a dieser Art ^). Aus Aeschylus im Telephos lernen wir Ge- bräuche kennen die zu seinerzeit vennuthlich längst ver- altet waren und jetzt nur den Reiz des Alterthümlichen hatten. Der Flüchtige, wie Telephos, in Mysien, durfte nicht sprechen bevor er gereinigt war, sondern musste stumm durch Geberden sein Anliegen vorbringen. Der Reinigende [ayvi^mv) sprengte ihm mit Schweineblut die befleckten Hände und der Schuldige nahm solches Blut in den Mund, das er wieder ausspie. Der flüchtige Mörder suchte wohl auch zuerst den Schutz des Heerdes zu ge- winnen (wie in andrer Absicht Telephos in Argos, Thye- stes in Mykenä], was ein Scholiast der Uias als allgemein
3) Plat. Gralyl. p. 405 a ai — nsQtd'eKüattg n xai Xovtqoi — xal al mgi^^dvaihg f ndyra lavia tv n diyatt^ av xa&agoy nagej^su^ toy ayd'Qütnoy xat xaiä t6 cdfjia xal xatä T^y Wv^^iv, Serv. Aen. 6, 724« In Omnibus sacris tres auntjstae purgationes; namaut taeda purgan- lur et Bulphure, aut aqua abluuntur, aut aere yentilantur. Orid. Metam. 7, 261 terque senem flamma, ter aqua, ter sulfure lustrat.
4) Thucjd. I, 126.Herod. 5, 70. Schol. Plat. Leg. II p. 676 e i^tjytjtai vgeis yiyoytm nvO-o^Q^inot, olg /niket xa&aigHy toifs äytt IphS' Xfl&iyreg xai oi l^ijyovfityot tcc näigta,
5) lloeck Kreta 3, 268 ff. Lobeck Aglaoph. p. 300 s.
300 Gesuch um Expialion.
angiebt (24, 480). Herodot, indem er erzfthlt wieder Phryger Adrastos, des Königs Gordies Sohn, der seinen Bruder getödet hatte, von Krösos gereinigt wurde, be- merkt dass die Reinigung bei den Lydern und den Hel- lenen ähnlich sey (I, 35). In der späteren Zeit richtete man sich nach den im gemeinen Leben durch die Orphi- ker, durch Privatwabrsagcr und latromanten so sehr ver- breiteten Reinigungsgebräuchen, indem zugleich die Sage immer geschäftiger sich zeigte das dunkle Gerücht von alten Stammkönigen mit einem bestimmten Inhalt von Feh- den und Wanderungen dichterisch gelehrt auszufüllen. So bietet denn die spätere Litteratur mehr Beispiele von Königen dar die von Königen wegen Mordes gereinigt wurden und es gab solcher Geschichten, die verloren sind vermuthlich ausserdem so viele, dass sich nicht so leicht anf das Bild das uns vorliegt, ein bestimmter Fall möchte an- wenden lassen. So wird Peleus in Phthia, nachdem er unfreiwillig seinen Bruder Phokos getödet, von Eurytioa gereinigt und erhält dessen Tochter Antigene zum Weibe, und nachdem er diesen auf der Jagd unfreiwillig getödet und darum wieder hatte flüchtig werden müssen, reinigt ihn in Jo!kos der dortige König Adrastos oder Akastos^. Den Orestes reinigten von dem Muttermord neun Männer in Trözen und der Stein worauf es geschehn war, lag vor dem Tempel und wurde der heilige genannt^). Der andre Muttermörder aber, Alkmäon, wird, nachdem er in Wahnsinn vorher bei Oikles gewesen war, in Psophis von Phegeus gereinigt und erhält dessen Tochter Arsinoe zum Weibe»).
Auf das Bad der Reinigung sich zu beschränken hat
6) Apollodor 3, 13, 1. 2. Für Adrastos nenat Diodor 4^ n Akastos.
7) Pausan. 2, II, 31, 7.
8) Apollod. 3, 7, 5, wahrscheinlich nach Raripidei , s, meine Griech. Tragödien 2, 676.
der Maler wohl gelhan. Denn was der Diener neben der Wasserlrägerin herbei schleppt, isl jedenFalls Nebensache. Was es eigentlich vorstellen solle, isl schwer zu sagen; es scheint aber, einen vierbeinigen Stuhl, auT dessen zwei hinteren Ecken sich zwei, jetzt nach unten gekehrte, eine Bücklebne nicht bildende, aber vorstellende Eckleisten er- heben. Soll etwa auf diesen Stuhl der zu reinigende Gast gesetzt und mit Wasser begossen und etwa auch mit dem an der Hand des Trägers hängenden Tuch, wenn man es dafür nehmen darf, abgetrocknet werden ^J ?
Aber dieser Träger ist ein Mohr. Befremdliche Er- scheinung. Der Duc de Luynes "^) hat aus der Negerform verschiedener in Campanien gefundnen Thongefässe ge- schlossen dass zur Zeit des Pyrrhus Mohren in Grossgrie- chenland behannt waren, auch eine Umbrische Münze mit einem Negerkopf und einem Elephanlen nach de Bosset angeführt, an die Schwäche mancher Römischen Damen für Neger") erinnert und zugleich ein Basrelief des Museums zu Neapel angeführt wo ein Neger eine Biga führt und ein Führer der muthigen Rosse voranschreitet'*).
9) „iwei Slühle, wobi nicht einen LehasLubl'' Jahrb. f. Philol. 1859 S. 44^
10) Ana. de l'Iasl. arcbäol. 1845 XVII, 235.
11) Juven. 6, 599 ss. Marl. VI, 39, 8 ■. Cicero schimpft io der Rsdu pro red. in scn. einen dummen Menschen Aelhiopa, und ea isl zu Termulhea, dsaa schon damali in Rom, wie (jewifalich in Alfxandria, Mohren ala Diener zu den nicht acllnen Erachei- DUQgcn gebörlen. Tibull 2, 3, 55:
lila geral teatea tenuea, quas lemiiia Coa
[eiuit auratas dispoauil(|ue riaa : illi einl comitea fusci quoa India lorrel Siilii et admolls ioficit ignia equit. Wo Diiaen in Beinern Commenlar Tereni Eunuch, I, 2, 85. "e- niuB 102, das Virgiliache Moret. 32 und Ruperli lU Juvenal 6. 53 anrül.r(.
12) Auch Gerhard in Neapels ant. Bildw. S. 139 sieht einer
302 Gesuch um Expiation.
Bekannt waren Neger frühzeitig auch in Griechenland* Po- lygnot malte einen neben dem Memnon um den Aethiopen- fürsten kenntlich zu machen, nach Pausanias (10^ 31, 2) und in einem auf das nachhomerische Epos gegründeten Vasengemälde ist bei einem vorher uns unbekannten Zwei- kampf des Achilleus und Hektor, mit dem beiderseitigen Pädagogos ihrer Jugend, dem alten Phönix und einem unbekannten des Hektor, Achilleus bezeichnet durch einen Mohren auf seinem Schild als Vorzeichen seines Siegs über den grossen Aelhiopen ^^). Theophrast führt es in
Mohren auf einer ßiga und eben so Finati im Mus. Borbon. 6, 23 (un Affricano) der nur darin irrt, dass er iu dem stattlich aufgeputzten Palefrenier einen Herold oder Lictor, zum Zeichen dass der Wagen einer hohen öffentlichen Person gehöre, erblickt. y^E ci conferma in questo sospetto Tosserrar decisamente un serro nella persona deU' auriga." Nur Panofka in seinem Programm tum Winckelmannsfest Berlin 1849 S. 13 N. 10 der Bildtafel nennt den Mobren Memnon. Man sollte denken man müsse sich sehr zwingen um diese gemeine ächte Kutschergestalt in geschickter Sculptur für einen Heros zu erklären : aber der Verfasser hat sich in diesem Programm zu noch ganz andern Annahmen gezwungen, die Jedem der ihm wohl will leid thun müssen. Das Bild einer „archaistischen*' Vase TOn Vulci N. 1 1 ein negerhafter Bogenschutse zwischen zwei Amazonen aus Gerhards Auserles. Vasen I, 43 S. 156 und de Wittes Elite c^ramogr. 3, 66, ist auch nach dem Trip— tolemos der andern Seite des Gefässes zu urtheilen, Garricatur oder Parodie, und wäre es nicht' scherzhaft, so dürfte der Schulze zwischen den zwei Amazonen des Heers für einen gemeinen Ae- lhiopen des Heers gehalten werden, da Memnon seihst nicht den Bogen führte. Uebrigens enthält die angeführte ßildertafel drei phantastisch behandelte und geschmückte Mohrenköpfe N. 3. 4. 8. Ein schöner kleiner Gammeo bietet nach dem Bullett. 1842 p. 187 die Halbfigur eines Mohren dar, welche mit ihrer Farbe sich wun- derbar über einer weissen Schichte des Onjx abhebt.
13) Mon. Id. f. I, 35. 36. Annali 5, 219. Meine Denkm. der a. K. 3« 428. Taf. 26. Der Maler des Pbilostratns hatte dem Mem- non selbst schwärzliche Farbe gegeben, doch so dass roth durch- leuchtete 1, 7.
Gesuch um Expiation« 303
den Charakteren als einen Zug des Ehrsüchtigen an dass dieser einen Mohren in seiner Begleitung führe (21 nsQl fjLixQoyiXonfiiag). Also galt diese Bedienung als vornehm. Aber aus dem Mohren als Kutscher, in Verbindung nun- mehr mit dem Mohren als Bedienten in einem hohen Haus ist mehr zu entnehmen als dass zur Zeit dieser Monumente Mohren in Grossgriechenland bekannt waren: es müssen auch viele Vornehme, eben so wie im neueren Europa, an diesen Kindern einer andern Zone gerade wegen des Frem- den und Abstechenden, und weil sie immerhin relativ selt- ner und schwerer zu haben waren als andre Dienerschaft, Gefallen gefunden und sie in ihren Dienst gezogen haben. Zugleich giebt es uns ein starkes Merkmal für die Apulische Art der Vasenmalerei ab, dass ein Maler ge- wagt hat den Mohren aus vornehmen Häusern seiner Zeit in ein Königshaus altgriechischer Sage zu versetzen ^^). Aber gerade dieser banausische Geschmack in den Styl der älteren Vasenmalerei, aus der sie die Personen und deren Ausrüstung und Attribute im Allgemeinen beibehiel- ten, Dinge des neuesten, oft prahlerischen und eitlen Ge- brauchs einzumischen , gehört unter die bestimmt zu un- terscheidenden Zeichen der Ausartung in dieser Gattung. Das vorliegende Gemälde selbst enthält noch eine andre Probe derselben verkehrieA Erßndsamkeit und Ziererei. Denn die Schlange welche die Athene der oberen Reihe sich um den Arm schlingen lässt, geht*^) in der That nicht die alte Göttin an, sondern sie ist aus dem Gebrauch sich zahme Schlangen zu halten, der Damen insbesondre sich ihre Schlange Hals und Arm kühl umspielen zu lassen wie sie in andern Zeiten und Ländern ein Möpschen zärt- lich um sich hegten; auf die Kriegerin Pallas übergetragen
14) Beispiele dieser Verirrung in Jahns Müncheoer Vasen.
15) In den Jahrb. für Philo!. 1859 S. 456 ist von Rom aus, wohl nach der Originalzeichnung oder dem Original selbst be- merkt: "sicher keine Uausschlange, sondern ein Theil der Aegia/*
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304 Gesuch um Expiation.
was man nicht weniger kühn und ungeschickt als den Mohren im Diensien des mythischen Königs finden wird. Ich habe diesen Gebrauch anderwärts auseinandergesetzt und darf daher hier nicht darauf zurückkommen ^^). Ue- brigens braucht man nur die Beine des Königlhrons an- zusehn um zu erschrecken vor dem schlechten Geschmack der Apulier wo sie sich selbst überlassen waren, zu se- hen wie so ganz der Sinn für das einfach Geßillige und für das Zweckmässige in allen Dingen, der die älteren Griechen auszeichnet, untergegangen war. Die von gu- ten Originalen übertragenen Figuren sind im Ganzen sehr lobenswerth und zum Theil recht charakteristisch, wie die mitleidige Königin und die Wasserträgerin als Magd.
Die beiden Figuren gegenüber den Dienst thu- enden sind leicht zu denken als die Königin, die als Frau theilnehmend und mitleidig, durch ihre Gegenwart die Bitte des Flehenden unterstützt, und ein Wache ste-
16) Denkm. der a. R. 2, 365 f. Diese Bemerkung genehmigt stillschweigend bei der Erklärung mehrerer früher yoq mir zu- sammengestelllen Monumente Stephan! in seinem ruhenden Herak- les Petersburg 1854 S. 63 ff. 295; und es müssle auch, wenn ihnliche Benutzung meiner Arbeiten mir bei ihm nicht häufiger begegnete, die erbitterte Art wie er sich über sie zu äuasera pflegt, mich eine übermässig ungunstige Beurtheilung von seiner Seile befurchten lassen. Wäre etwa eine sehr stolze Empfindlich- keit über einige in aller Höflichkeit von mir gemachte Bemerkun- gen, deren Richtigkeit nur zu sehr empfunden worden seyn musste, die Ursache so grossen Zornes? — Eine solche Lieblingsschlange ist auch die welche das kleine Mädchen im Capitolinisehen Mu- seum nach ihrer Taube zum Spiel schnappen lässt, und die wel- che an einen schlummernden Knaben heranschleicht im Dresdner Museum, in dem schönen und gründlichen Hettnerschen Verzeich- niss der dortigen Bildwerke 1856 S. 75 N. 343. — Die Vorliebe für Hausschlangen haben auch Slayische Völker nach Schwencks Slaw. Mythol. S. 116. 1?6» wo übrigens die Schlangen auch als Schutzgeister verehrt wurden, S. 265. 287 f.
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Gesuch um Expiation. 305
hender Lanzner welcher die königliche Leibwache be- deutet ^^).
Schwieriger als die untere möchte die obere Reihe zu erklären seyn. Hier wo sonst nur Götter gebildet zu seyn pflegen, unter sich sowohl als zu der dargestellten Handlung und Lage in schickliche Beziehung gebracht, sehn wir in der Mitte Athene^ mit Oellaub bekränzt , die Lanze in der einen, den Helm in der andern Hand haltend, den grossen runden Schild neben sich aufgehängt, und zu ih- rer Rechten einen Dioskuren, nur den einen. Zur andern Seite aber ist, statt eines einzelnen Gottes, eine Scene zwischen einem sitzenden Alten und einem vor ihm stehen- den Jüngling, als eine neue besondre Darstellung, so ganz ungewöhnlich dass man, hätte man die Vase selbst vor sich, vielleicht nachsehn würde ob diess Stück nicht in eine Lücke eingesetzt sey. Was von dieser Gruppe zu halten sey, darüber habe ich keine Meinung. Den Sit- zenden könnte man für Asklepios nehmen, auch ohne ir- gend eines der herkömmlichen Abzeichen, das Täfelchen über ihm als Anspielung auf die in seinen Tempeln von den Genesenen geweiheten, und seine Anwesenheit be- züglich auf die Art von Krankheit, die allerdings auf dem Schuldbehafteten lastet. Aber zu seltsam wäre doch der Gedanke ihn statt durch sprechende Attribute, durch eine Consultation zu charakterisiren. Allerdings thut er nach der Fingerbewegung der rechten Hand einen Ausspruch , ertheilt einen Rath^ und die Art wie der junge Mann seine Hände zusammenbringt, drückt deutlich Zustimmung und Befriedi- gung aus, also wenn der Gott Asklepios ist, Hofi^nung der Genesung, wie sie auch dem unten Hülfesuchenden bevorsteht.
17) Mein Freund Hr. D. Brunn hat mich später aufmerksam gemacht dass in OTerbecks Gallerie Taf. 4, 4^ „wo die (S. 11 9) yor- geschlagene Erklärung nicht genüge," eine Replik des Gegenstandes» den ich hier yermuthete, enthalten seyn möge. Die Vase ist jeden- falls Apulischy aus Gerhards Apulischen Vasenbildern Taf. £, 10.
V. 20
Räthselhaftes Yasengemälde ^).
Taf. XX.
Vor nicht langer Zeit ist in dem Bull, archeol Napoli- lano N. 9, tav. V, 1 des Jahres 1856 ein neu entdecktes Va- sengemälde bekannt gemacht worden, das wohl Jeder der unsere Vorräthe an bemalten Vasen und überhaupt antiken Bildwerken übersieht, äusserst auffallend und unverständlich nennen mag. Es scheint in bisher noch nicht vorgekonw mener Symbolik irgend ein Naturverhältniss auszudrücken ; und es möchte lange dauern bis andere Darstellungen ge- funden werden , die auf den Sinn den es verschliesst, etwa hinleiten können. Möglich ist es dass die symbolische Darstellung von den vorgriechischen Bewohnern der Ge- gend von Mocera, dem alten Nuceria, wo die Vase ge- funden ist, von den Griechen aufgenommen und in ihrer Weise umgebildet worden ist, wie sie so manchen frem- den Naturmythus in ihre Mythologie und Kunst aufgenom- men haben. Zwei Jünglinge gleichen Alters und unbärtig, mit unbedecktem Haupt, stehen einander gegenüber; zwi- schen ihnen ist auf dem Boden ein zurückgelehnter weib- licher Kopf sichtbar, nebst einem kleinen Theil des übrigen Körpers^ wie ein Stück Hals und Brust, doch nicht in
1) Mon. Apoali e Bull, del Inst. archeoL 1856 p. 91—94.
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Räthselhaftes Vasengemälde. 307
voller natürlicher^ sondern in verkümmerter Gestalt, aber in horizontaler Lage. Die zwei Figuren stellen offenbar einen Gegensatz dar, ein zusammengehöriges Paar, etwa wie die Dioskuren, mit denen sie sonst schlechthin nichts gemein haben. Der eine macht einen Ansatz um mit ei- nem schweren Hammer einen Schlag auf den Kopf unten zu führen, welchen aber der andere Jüngling gegen ihn in Schutz nimmt. Er thut diess indem er dem andern den einen Arm entgegenstreckt, so dass der Schlag diesen treffen müsste ehe er den Kopf erreichte, und die andere Hand auf den Kopf der Liegenden legt, an deren Nacken er auch den Fuss setzt , wie um sie auch von dieser Seite in Beschlag zu nehmen. Diese waffenlose Vertheidigung scheint zuzureichen, so als ob der welcher sie leistet, nicht für sich selbst zu fürchten hätte. Hr. Minervini glaubt dass hierdurch die Triopische Ceres und der Mythus des Erysichthon ausgedrückt sey. Aber diess steht mit dem Bilde selbst auf allen Punkten im grellsten Widerspruch. Es kommt darauf an, ob man als das erste Gesetz der Erklärung annimmt, dass Stellung und Handlung der Fi- guren das wirklich ausdrücken was man annimmt, oder etwas offenbar Verschiedenes, und ob man als die zweite Regel gelten lässt, dass man hinsichtlich der Attribute, der Werkzeuge, der Andeutungen, des Kunstgebrauchs über- haupt das sicher Ermittelte und die erkennbare, nachweis- liche Analogie respectire oder nicht. Wenn es Jedem frei stünde, mit jedem Theil eines Bildes den Gedanken zu verbinden der ihn für die von ihm voraus angenommene Erklärung brauchbar machte, so könnte die Erklärung leicht eine Composition aus lautär neuesten Erfindungen und willkürlichen Annahmen herstellen, von denen das auf das alte Bild gerichtete Auge nicht eine einzige als wirklich ausgedrückt anerkennen könnte. So ist es mit der von Hrn. Minervini gegebenen Erklärung in derThat beschaffen, der, wenn er sie nochmals prüfen will, selbst wird gestehen
20*
308 Räthselhaftes Vasengemälde.
müssen, dass der Satz Werth hat: est quaedam ans ne- sciendi. Was gegen seine Erklärung spricht, will ich ziemlich vollständig aufzeichnen, damit von den Wenigen welche die archäologische Interpretation unerachtet des üblen Rufes und Spottes den sie sich häufig zugezogen hat, als eine ernste Sache betrachten, sich Niemand ein- bilden könne, mit der seltsamen, merkwürdigen Vasen- Zeichnung sey es schon abgethan. Vielleicht findet ein Anderer die wirkliche Bedeutung heraus, die sicher eine ganz bestimmte und allen eben so erfahrenen als unbe- fangenen Betrachtern einleuchtend seyn wird.
Die Göttin unten steigt nicht aus dem Boden hervor, wie die Gäa in verschiedenen bekannten Vasengemälden, aufrecht, mit einem grossen Theile des Körpers, oder auch mit nicht viel mehr als mit dem Kopf in dem wo die Pa- uken auf sie hämmern; sondern ihr fast gerade nach oben gewandtes ganzes Gesicht und noch mehr was sonst noch von ihr sichtbar ist, zeigt eine zurückgelehnte oder auf dem Rücken liegende Figur an. Sie ist auch nicht Geres die als Ghthonia so wenig wie Persephone aufsteigend aus der Erde vorkommt und als Göttin des Feldbaues , wie sie hier genommen wird, unmöglich so vorgestellt werden konnte. Gerhard, auf welchen Hr. Minervini sich stützt, hat die Gäa der Paliken nur aus Unachtsamkeit zufällig so nennen können*). Wenn der Erklärer von der Person, die nach ihm hervorkömmt (sorge, sporge) sagt, che mos- tra in continuazione una turgida mammella, turgida mam- mella sporgente dal suolo , und zum drittenmale una tur- gida poppa, so hat er diess, die Richtigkeit der Zeich- nung vorausgesetzt, sich nur so gedacht, weil ihm diese turgida mammella geeignet schien für die Göttin , welche per eccellenza KOVQorq6q)OQ genannt werde. Den griechi- schen Künstlern freilich muss diess nicht so geschienen
2) S. meioe A. Deokmäler 3, 227.
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Räthselhaftes Vasengemälde* 309
haben. Denn etwas Anderes ist es wenn wirklich, wie Gerhard bemerkt 3), in einigen Sicilischen Idolen ge- brannter Erde die Erdmutter zahlreiche Brüste hat, und ebenso das Idol einer Demeter in einer später zu erwäh- nenden Münze Lykiens, als wenn eine Ceres des Styls der Vasen eine sehr grosse, unschöne Brust hätte. Wäre aber die Ceres des Triopischen Mythus gemeint, die im Zorn über die von Erysichthon ausgestossene Dro- hung gegen ihre Priesterin, deren Gestalt sie selbst an- genommen hatte , himmelhoch vor ihm stand . wie Kalli- machos mit üebertreibung sagt (i&fjbata fisp x^^o*«, x«- (paXä d^ ol äipai öXi^giTta)) j so Hesse sich nichts Wi- dersinnigeres denken als die kolossale Grösse oder über* haupt Schrecknisse durch die Göttin so auszudrücken wie wir vor uns sehen. BeiOvid, dessen Erzählung überhaupt sehr verschieden ist, droht Erysichthon die Eiche zu fäl- len und wenn sie auch die Göttin selbst wäre: non dilecta deae solum, sed et ipsa licebit sit dea, jam tanget fron- dente cacumine terram. Es mag unglaublich scheinen, aber es werden wirklich diese Worte missbraucht, um eine IdentiGcirung des Baumes mit der Ceres selbst, im religiösen Culte dieser Göttin anzunehmen, il che per le varie rap- presentanze da noi illusstrate torna d'importantissimo con- fronto^ so dass nun, wo die Göttin gezeichnet ist, ein Baum verstanden werden könnte. Erysichthon aber oder einer seiner Leute würde nach der Zeichnung auf die Göt- tin selbst, die etwa vor ihm auf die Erde gesunken läge, zuhauen, statt auf ihren Baum; hauen übrigens nicht mit einem Beil oder einer Axt (wie alle die kräftigen und riesenhaften Knechte des Erysichthon die heiligen Bäume fallen sollten nsXimsadi, xal ä^lvaKSi)^ sondern mit einem Hammer. Der damit zuschlagende hat an der Seite etwas hängen das an einen Köcher erinnert. Dieser passt indes-
3) Annali d. inst. 1835 p. 43 in qualche raro esempio.
310 Räthselhafles Vasengemälde.
sei) schlecht zu dem Hammer. Irrig aber ist es dass der Köcher die Person zu einem arciero stempeln und gegen eine symbolische oder göttliche Person beweisen würde, da wir auch Götter mit allerlei Waffen und Wehr, mit dens Köcher selbst gerüstet sehen Der Erklärer hat den Muth aus- zusprechen, dass der Andere von beiden Erysichthon sey, der die Axtschläge befehle, und der welcher sich anstelle sie zu thun, sein Diener; fügt jedoch, wie durch die Au- genscheinlichkeit getroffen, hinzu, man könne sich auch vorstellen , dass der Unbewehrte die Schläge hindern wolle während der Andere, nun Erysichthon, den Frevel fort- setzen wolle, indem er die (vermeintliche) Axt ergreife da er beiOvid, als er die beauftragten Männer zaudern sieht, selbst die Axt nimmt und droht. Eine sonderbare, un- begreifliche Art diess darzustellen wäre die unseres Bildes« Die einzige ihm übrig gebliebene Schwierigkeit ist Hr. Minervini nicht verlegen , wegzuräumen. La sola difHcoltä, sagt er, nel nostro monumento i che non si vede aicuna traccia di alberi, contro i quali esser dovrebbero diretti i colpi della bipenne. Ma anche qui diciamo che sarebbe impossibile effigiare Penorme pioppo di cui parla Callimaco — si 6 contentato il dipintore di supporre le piante, che si prendon di mira, essende abbastanza iudicata la loro ®sistenza ^^' movimenti delle figure nell atto di percuotere ♦). Aber es ist ja ein Gegenstand sichtbar, gegen welchen die eine Figur den Hammer führt, und es darf also nicht einmal ein anderer vorausgesetzt werden. Eine ein- zige Erfindung dieser Art könnte hinreichen, um bei
4) Gleich im Anfange ist die Sache so aasgedrückt: Sono doe giovani, uno de quali ö intepo a percuotere con una grossa acare nel sito ove si vede una teeta femminile di grandi dimensioni spor- gente dal suolo, Taltro poggia una mano quasi suHa medesima testa e (k coli* altra un gesto yerso il compagno» quasi per regih- lame od impedime i colpi.
Räihselhafles Vasengemälde.
manchem nachdenkenden Archölogen um allen Credit zu bringen.
Der Kopf der vorausgesetzten Demeter Chthonia hat den Verfasser verleitet die zwei Vasengemälde, worin ich im Jahrgang 1830 der Annali (p, 245 lav. d'agg i. K) und später ausführlicher in meinen Allen Denkmälern, die Sicilischen Palikon mit der Güa nachwies, ebenfalls auf den Triopischen Mythus zu beziehen , und mit Befpiedigung macht er zum Schluss aufmerttsam auf die Wichtigkeit der Entdeckungen inNocera, perchö valsero a dimostrare non essere i Palici figurali sui monuinenti, ma sibbene il mito eminenleinenle (uni^bre della Cerere Triopea e di Erisi- tone. Ich will daher auch über seine Erklärung dieser beiden Vasen einige Bemerkungen hinzufügen, kann aber nicht verlangen dass mir Alle glauben wenn ich die Worte; non lanto per propria difesa , quanio per onor della sci- enza, da me coltivata, darauf anwende, die Hr. Miner- vini in einer der folgenden Nummern seines Bulletino ge- braucht j indem er die Erklärung einer Vase von D. Conze eifrig zu widerlegen sucht, der zwar mit ihm selbst den Philoklel in Troja und Paris angimommen, aber viel Ein- zelnes anders gedeutet hatte'}.
6] Ihoi, dtr in der Auileguog von ßiidwerlicn nocli «eaig UebuDg hit, aber ein eehr warkerer junger Gelelirler ist, halle auch ich gegeo aeine Abhandlung gesprochen, da es mir ja üLier- liaupl unmögtlch ist, jene SceoQ der klpinen Iliss in dem Genjalde lu erkennen. Hr. MiuerTioi geslehl scbliesnlich zu, data auch sei- ner Erklärung Scbnierigkeilen enlgegenslehen, behauplel aber, dass - diese geringer Bejen , als die, welche andere drücken. Dabei wilt ich mich Terwahrcn gegen den Begriff, d^n er Ton der melnigeD, die in Gerhards Archäol. Zeitung I85ß N. 88 gedruckt hl. ao oberDichlich als möglich giebt p. 82. £a iai ungegründel, dssa nichl moliiirt mj das Costum in welchem tleraklGg auftrid, das Ablegen der Keule and der Löwenhaut, dass Jolaos nichl als Käm- pfer erscheine, da diesi alles vielmehr mit Notbwendigkeii aus dem ibang der angenommenen Scene hervorgeht.
312 Räthselhaftes Vasengemälde.
In dem einen von mir edirten Gemälde, dem mit schwar- zen Figuren, ist ein Paar Schmiede zu sehen ^ von denen der eine den schweren Hammer auf einen kolossalen Kopf^ wie auf einen Ambos auffallet lässt, während der andere die Last des seinigen eben hebt, den er niedersenken wird, sowie der andere den seinigen wiedererhebt; wie ein ein Paar Grobschmiede also die im Wechselschlag eine Masse bearbeiten, wenigstens ist dieses so deutlich ausge- drückt, dass es ein Kind von der Strasse verstehen wird^ und dass, wenn diess nicht gemeint seyn sollte, sich ge- wiss nicht sagen lässt, was denn etwa sonst? Freilich wenn man mit Hrn. Minervini diese ungeheuren Schmiedehämmer für Beile, Bäume damit zu fällen (securi) nehmen kann, so wird man leicht in der weiten Schöpfung unzählige Dinge finden , die ihnen ebenso ähnlich sehen , sowie in den Ver- richtungen und Stellungen der Menschen gar mancherlei, was noch weit besser ausgedrückt wäre als Baumfällen. Sehr richtig ist die Bemerkung dass wenn das Alterthum die Paliken nicht als Künstler bezeichne, wir auch nicht befugt seyen sie so zu nennen: nur bedurfte ich dieser Belehrung nicht, da ich sie Künstler nicht genannt, son- dern nur auf den Witz ächtgriechischer Symbolik aufmerk- sam gemacht hatte, dass indem die Lavaausbrüche des Aetna als Grobschmiede, die auf die Erde hämmern, also als xsiqoYaaroqsq gefasst sind, auf diesen ihren Charakter durch das ganz offenbare Hervorgehen des einen aus den Händen der Mutter nach alt griechischer Weise angespielt werde, und ich muss den Archäologen bedauern, der für das scharfe Zusammentreffen der wenigen, aber sämmtlich nur unter den gegebenen Gesichtspunkten fasslichen Merk- male nicht Auge noch Sinn hat. Undenkbar ist es dage- gen dass la immensa testa ci addita un corpo si grande che autorizza la iperbolica espressione di Callimaco, che mentre i piedi toccano il suolo, il capo giungeva infino all Olimpo. Durch ihre Erhebung zum Himmel setzt die
Idtt^
Räthselbafles Vasengemfildo.
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Göttin in Schrecken; sie würde trotz ihrer kolossalen Ge- stalt vor Furcht in die Erde zu versinken scheinen, wie man im Sprichwort sagt, wenn man sie auf den Frevel an ihrem Hain bezöge, lieber die Mythologie der Paliken im Allgemeinen ist hier nicht der Ort zu reden: es ge- nügt dass sie vom Aetna und seinen Glutmassen ausgeht, dass die hier in Betracht kommende Wirkung und Gestal- tung derselben auf die Deutung des Aeschylus zurückgehl, und durch bestimmt tiberlieferte mythische Züge gesichert ist. Uebrigens hängt mit den Paliken in Culten und Gebräu- chen mancherlei zusammen, wie der Aetna im Lande herr- schend da steht, so dass Creuzer den sonderbaren Ausdruck Palikengölter erfunden hat. Im Vorbeigehen zu bemerken, so zeigt das über diesen Gegenstand von Herrn Minervini hingeworfene Gutachten, dass seine Anmassung im Mytho- logischen nicht weniger gross ist als in der Erklärung der Vasen. Es ist diess ein weites Feld voll Dunkelheiten und Verwickelungen, worin ihm leider auch einige Deutsche Gelehrte das Beispiel vager unbestimmter, oberflächlicher Behandlung, des Hangels an Unterscheidung bei einem Reichthum an willkürlichen Gombinationen und Vermischun- gen gegeben haben. Aber wie entgegengesetzt der Wir-* kung die er beabsichtigt, von andern Deutschen eine Spra- che wie diese: Oltre le osserviazioni giä fatte da altriio credo che studiando la natura dei Palici debban credersi rappresentare — verstanden wird, davon scheint er keine Ahnung zu haben. Ma che diremo , se Tantichitä stessa ci ha fornito la imagine ed i simbbli dei Palici? Di fatti Stra- bone dicendo — viene ad additarci in quäl modo figurar si dovrebbe questa Sicula divinitä. Strabon aber sagt hier^ dass die Paliken Sprudelquellen haben (xgariJQag S%ovai)j und verschiedene Griechische Autoren nennen diese Krater Brüder der Paliken, die Dellen. Diess ist der gröbste Buchstabe in dem was von den Paliken geschrieben steht und noch so viele Citate über sie können nicht verstecken^
314 Räthselhaftes Vasengemälde.
dass man wenig über sie nur gelesen, nichts durchdacht, studirt hat , wenn man aus den Dellen auf die Gestalt der Paliken schliessen kann. Die Bäume sind die Hauptsache in der Fabel von Erysichthon. Wenn sie daher an der Vase von Nocera ganz fehlen und nur vorausgesetzt wur- den, mit einer Vermuthung hinterdrein, dass auch in dem Kopf der Göttin eine Eiche stecken könne, so sehen wir dagegen in meiner Palikenvase wo nach Bull. Nap. p. 65 zwei, statt des einen an der von Nocera, mit Aexten hauen , nel campo svariate ramificazioni , p. 67 varii rami destinati a simboleggiare il sito pleno di vegetazione, a cui son diretti i colpi — (die doch offenbar auf den Kopf der Göttin treffen und gerichtet sind) — e solo sono sop- pressi i grandi alberi che s'intendono troncare, per lo uiotivo giä da noi dichiarato j che non potevano figurarsi in un brevissimo spazio, indem also nach p. 68 l'artista si e limitato a segnare poche tracce di vegetazione. Solche Zweige wie hinter den Köpfen der beiden Paliken und zwischen dem einen und dem kolossalen Kopf* hervor- laufen, kommen auf unzähligen Vasen und in den verschie- densten Vorstellungen vor, es sey zum beliebigen blossen Ornament , wie man oft Schnörkel bei einer säubern Schrift angebracht sieht, oder in irgend einer uns unbekannten Absicht. Diess konnte dem Erklärer unmöglich unbekannt seyn, und es giebt daher einen Begriff von seiner Will- kür alles Einzelne, wie es seiner von dem Ganzen gefass- ten Idee dient, gegen den Sinn des Auges, gegen alle Analogie und den gesunden Menschenverstand zu deuten, wenn er gerade hier diese Zweige als Symbole der heili- gen Bäume nimmt. Die Einwendung, dass die Vorstellung niemals in Sicilien gefunden sey, die doch einen localen Mythus enthalten solle (der übrigens auch bei Italischen Schriftstellern vorkommt) , ist sonderbar da doch auch der Triopische Mythus, auf welchen hier nun drei Vasen zu- rückgeführt werden, localer Natur und gerade in Nocera
1*^
Räthselhaftes Vasengemälde. 3 1 5
nicht nachweislich ist. In der Elite c^ramographiqne ist übrigens bemerkt, dass der Lekythos mit den Paliken von Sicilischer Fabrik sey T. 1 p. 171. Und nach solcher Ein- leitung soll zuletzt erst die Vase von Nocera der Meinung des Hn. Welcker vollends den Garaus machen (dar l'e- stremo crollo). Nein, es folgen noch andere Gründe. Ein unübersteigliches Hinderniss gegen sie soll der schein- bare Köcher abgeben, der einen Sterblichen bezeichne, wovon schon die Rede gewesen ist; und ein unübersteig- liches Hinderniss würde wirklich seyn was in der folgen- den Behauptung liegt, wenn sie nicht dem Augenschein auf das dreisteste Trotz böte : osservo che i pretesi mal- lei deeono invece riputarsi bipenni^), cosi le vediamo non poche volte ßgurati nei vasi dipinti (angeführt wird kein einziges, obgleich es auf diesen Punkt hier ankömmt um nur den Anfang mit einer Prüfung der neuen Erklärung machen zu können], e piü si scorge nel vaso di Nocera ove la forma si approssima piü a quella di una scure.
Ungleich weniger brauchte meiner andern , der aus Passeri (Taf. 254) genommenen Vasenzeichnung Gewalt an- gethan zu werden, um sie aus Kallimachos zu erklären. Aber Machf^pruch ist es freilich und nicht zu glauben, dass die aus der Erde sich erhebende Figur Ceres sey, die aus der Gestalt der Prieslerin in die himmelhohe der Göttin selbst übergeht. Es ist durchaus ungegründet, dass Creuzer in den aufgeführten Stellen die Demeter als Gäa, insbesondere in dem Mythus des Erysichthon erkläre. In diesem gerade nennt er sie ausdrücklich ^die obere Ceres^^ was nach dem ganzen Zusammenhang und Sinn der Fabel sich von selbst versteht^). Der alte blätterlose Baum sodann, vor welchem die zu zwei Drittheilen aus der Erde hervor-
6) bipenois utrinque aciem habens.
7) Als Ghthonia ist Demeter Dicht Göttin der Vegetation, son- dern der Verstorbenen und es fällt also auch weg , dass der Mj-
316 Räthselhaftes Yasengemälde.
ragende Figur ist, lässt sich nicht annehmen als Symbol des Hains in welchem die zwanzig Diener des Erysicbthon die schönste Pappel gefällt haben, worauf dann die zürnende Göttin in kolossaler Grösse erscheint, so dass sie fliehen^ den Erysichthon aber mit nicht zu stillendem Heisshunger straft (wovon er JX&wv genannt wird). Endlich fahren die zwei männlichen Gestalten mit ihren Doppelbeilen (die man hier zugeben könnte) auch nicht gegen den Baum , sondern gegen die Göttin selbst ein, wie ihr Blick, wie die Hal- tung des vorderen, wie die Gegenbewegung der Göttin bestimmt zeigt, und worin auch alle Erklärer, z. B. auch Feuerbach einstimmig sind, ihr, nicht dem Baume (la Santa pianta di Cerere) eilt der Alte zu Hülfe. Die Berufung auf die Ungenauigkeit der Zeichner, und die Unerfahren- heit Restaurationen der Vasen zu erkennen zu Passeris Zeit, wo es wohl aus Stücken hergestellte Vasen noch nicht gab, können diesem Alten das Greisenhafte in Haupt und Charakter der ganzen Gestalt nicht nehmen, er kann also nicht Erysichthon bedeuten , che con vivace movi- mento cerca di distoglere o di animare i minacciosi colpi. Münzen, die der Verfasser selbst airführt, aber ohne sich durch die Vergleichung aufmerksam machen zu lassen, wie gezwungen seine Erklärung der Vasenbilder sey, wie sie gradezu durch sie vernichtet werde, stellen wirklich den Frevel des Erysichthon dar. Gegen die Wurzel eines Baumes mit vielen Aesten erhebt ein Mann die Bipennis^ während ein Anderer erschrocken flieht, beide haben die Phrygische Mütze. Diess auf zwei Münzen von Aphro- disias in Karien. Eine von Myria in Lykien hat dieselbe Vorstellung, nur dass beide Männer die Axt gebrauchen und ^hier ist Demeter erschienen, verhüllt und mit vielen
thu8 des ErjsichthoQ auf die Ghthooia bezüglich eej, messo in rapporto coo sepolcrali monumenti, quali deggioo tenersi i trö Ya8i dipinti de' quali tenemmo discorso.
i^Sft
MM
Räthselhaftes Yasengemälde.
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Brüsten und begleitet von ihren Schlangen , die sich gegen die Frevler wenden.
Schliesslich muss ich bemerlien dass die noch unver- standene Symbolik der Vase von Nocera mich veranlasst, die von mir einst zugleich mit dem alterthümlichen Ge- mälde der Paliken edirte, eben zuletzt besprochene Pas- serische Vase (Taf. 254) abzusondern, die Erklärung die sich auf bedeutende mit jener übereinstimmende Punkte, die Figur der Gäa und zwei gegen sie Streiche führende Männer gründete, aufzugeben und ihr besseres Verständ- niss von der Zukunft zu erwarten. Es wird neben ihr und der neuen Vase von Nocera, deren Sinn noch zu errathen bleibt, auch die andere aus Passeri Taf. 253, die in den Annali del inst. 1830 tav. K mit abgebildet ist, und die ich damals so wie auch zwanzig Jahre später in meinen Denkmälern (3, 216) für mich unverständlich erklärte, mit in Betracht zu ziehen seyn. Auch sie enthält zwei Män- ner gegen einander über, beide nackt, beide mit einem kleinen Hammer in der linken Hand, der eine aber bärtig mit einem Hut auf dem Kopf, welcher den zwischen ihnen stehenden Gott am Kopf anfasst, der andere unbärtig, be- helmt und eineu langen Stab haltend. Ein gegensätzli- ches Verhältniss auch zwischen diesen beiden Dämonen in der Beziehung^zu dem sonderbaren Alten , zwischen ihnen ist zu vermuthen. Der Gedanke der hierin liegt, ist ge- wiss verschiedener als die beiden andern unter sich sind, doch scheint auch dieses Bild in der Art der Symbolik etwas mit ihnen gemein zu haben.
PanathenäenTase mit Boreas und Oreithyia ^).
Taf. XXI.
Diese Amphora, die noch von dem bald darauf leider aus dem Leben geschiedenen berühmten Gräberentdecker Fran^ois mit anderen inVulci gefunden worden ist^ zeich- net sich vor so vielen durch dreierlei aus, durch die Ei- genthümlichkeit der beiden gegenüberstehenden Darstel- lungen und dadurch dass die Figuren nachgeahmt archai- schen Styls die rothe Farbe haben oder nur die Rückseite allein? oder haben schwarze Figuren hier auf dieser die Stilfreiheit von rothen? Im Museo Bartold. p. 69 not. 12 hat eine Panathen. x\mphora Rv. ein Wagenrennen roth. Die Zeichnung verdankt das Institut, in welchem die Vase selbst am 8. März vorgezeigt worden war, der Güte des Herrn Gu. des Vergers.
Die Vorderseite zeigt neben den zwei Säulen mit ei- nem Hahn darauf zwiefach dieselbe Inschrift die von der ältesten und merkwürdigsten dieser zahlreichen Klasse der Vasen her, von der von Millingen an der Spitze seiner Ancient unedited Monuments bekannt gemachten Panathe- näischen Preisvase aus Athen selbst bekannt ist: TONAGE- NEQENAOAON, tcop 'A&fjvtj&sv ä&Xcov *) , nur dass das
1) Annalid. I. archeol. 1857 p. 197— 211.258. Monum. 6, 9.10.
2) 8. Pindar. ed. Boeckh T. 2 p. 488. G. I. Graec. n. 33 p. 49 s. cf. p. 450, wo auch tod einer ehmals in RopsiantiDopel be-«
wm
Panathenäenvase mit Boreas und Oreithyia. 319
an jener noch beigefügte EMI (sT/u) hier, wie in allen den vielen Wiederholungen^ ausgelassen ist. Dem Zeich- ner hat es gefallen das einmal in A&AON anstatt des A und das A einen Schnörkel zu setzen, und in AOENE- &EN das A umzukehren, wie es auch in der andern In- schrift in A&AON geschehn ist, während es hier in dem andern Wort seine regelmässige Stellung erhalten hat.
Aus Vulci und benachbarten Fundorten rühren bei weitem die meisten dieser grossen und kleineren auf die Panathenäen bezüglichen Amphoren her. Lucian Bonaparte zählte im seinem Museum zehn ganze und mehr als zwan- zig in Stücken ^). Einen Theil derselben hat Gerhard schon
findlichen Vase die Inschrift angeführt ist ^Ayanias «g/oDy tvip^Ad^ri- ytj^fy tt^kcoy, d. i. unter dem Archon Agasias. Bröndsted OnPa- nathenaic Vases, od their official Inscripiion, and on the Boly Oil contained in them, \?hich was giyen as the Prize to the Vic- tors in the Paoathenian Games, in den Transactions of the R. Soc. of Litterature Vol. 2 P. 1 1831 p. 102—135, wo auch zwei solcher Gefässe unter den yom Prinzen yon Ganino nach London gebrachten berücksichtigt sind. Die richtige Lesung rwy 'Ad-ijyrjd-ey ä&kü}y ist festgestellt p. 112 ff. statt aS-koy , darunter aber p. 132 one of the prizes from Athens .ein naya&tjya'ixoy Mnad-loy ver- standen. Auch an einer Amphore yon Berenike TSIN ASUNJL. 9KN A9JSIN, Reyue arch6ol. V, 1 pl. 93.
3) Musee £tr. p. 48. Drei aus V^ulci waren im Gabinet Du- rand, eine p. 239 n. 702 mit der Inschrift, zwei ohne sie n. 703 — 707. Zwei eben daher in der Descr. des Ant. — de M. le G. PoHrtal^s-Gorgier par J. J. Dubois p. 33 n. 139. 140 beide mit der Inschrift, (die eine yon Gerhard irrig nach Nola gesetzt An- nali 2, 217). Aus der Sammlung Gandelori sind in München nach O. Jahns äusserst schätzbaren Beschreibung der Vasensammlun^ König Ludwigs N. 449. 498 (diese mit der zweiten Inschrift cra- diov dt^Qüiy yix9j die Annali 2, 217 durch Versehen dem Prinzen Ton Ganino gegeben wird), 655. 656. 657. sämtlich mit der In- schrift; ohne diese und als rohe Nachahmung der Panathenäischen Gefässe zu betrachten, N. 485. 488. 489. 495. 496. 497, so wie auch das kleine aus Sicilien N. 787. Aehnlich ist eine aus Gross- griechenland Gab. Durand n. 675.
320 Panathenäenvase mit Boreas und Oreilhyia.
im ersten Band unsrer Monumenti edirt Taf. 21. 22 und in den Annali nebst andern der Sammlungen Feoli und Candelori besprochen (2, 209 — 224), nachdem er schon vorher eine gleiche (mit der Göttin, der Inschrift und den zwei Säulen mit Hähnen) aus Noia jetzt in Berlin in seinen Antiken Bildwerken bekannt gemacht halte (1828 Taf. 5 — 7.)*). Die vielen seitdem an den verschiedensten Punkten zum Vorschein gekommenen, hier alle aufzuzählen ist für unsern Zweck nicht erforderlich ^).
Von allen bisher bekannt gewordenen ist aliein. der unsrigen eigen das zwiefache Bild der Göttin und die zwie- fache Inschrift, und es fragt sich, was will insbesondre die Wiederholung des Bildes? Etwas Andres ist dass auf ei- ner bei Ptolemata gefundnen Amphora auf jeder der bei- den Säulen anstatt des gewöhnlichen Hahns oder der Eule oder einer Vase, oder auch eines Panthers, ein Bild der Athena selbst aufgestellt ist; denn es ist augenfällig dass das eine wie das andre nur ornamental ist. Von dieser Vase, die von dem Englischen Consul zu Tunis ^ Hrn« Werry, in der Cyrenaika gefunden wurde, hat Birch Nach- richt gegeben in Gerhards Archäol, Anzeiger 1857 S. 7* 6), Die xiovfjddy geschriebene Inschrift ist TSiN A&ENH&EN AQASIN NIK0KPATH2 APÄSiN, Da Nikokrates im Jahr der Schlacht von Issos 333 Archen war, so gehört die Vase derselben Zeit an aus welcher die andern ähnli- chen bisher in jenen Gegenden gefundenen herrühren.
4) Text zu den A. P.S. 117—138, wo S. 117 auch rior frü- her bekannt gemachte angeführt sied.
fi) Eine beGndet sich auch zu Frankfurt am Main im Stidel— sehen Institut. Eine im KumÜ gcfundne^ist edirt in Fiorelli No- tizia de* Vasi dip. possed. da S. A. R. il conte di Siracusa 1856 tay. 16, ohne die Inschrift^ Rt. eine Rigergruppe und zu jeder Seite ein £phebe mit Halteren unter Aufsicht eines Pädotribco.
6) Sie ist jetzt im i^rittischen Museum Gerhard Archäol. An* Zeiger t856 S. 27 1\
Panathenäenvase mit Boreas und Oreithyia. 321
Die Figuren sind schwarz auf rothem Grund , die Zeichnung der Athena nachlässig und wie aus einer Zeit des Verfalls. Die Frage ist entstanden^ ob zwei Minerven neben einander innerlich etwas bedeuten^), und bei Herausgabe des Reliefs eines Etruskischen Spiegelgehäuses unter dem Titel Zwei Minerven von Gerhard in dem achten Programm zum Berliner Winckelmannsfest 1848 sehr ausführlich er- örtert worden. Hier sehn wir^ und ich habe das Werk auch selbst im Britischen Museum genau betrachtet, zwei Bilder der Pallas, auf einem Felsenstück sitzend^ einander gegenüber, in völlig gleicher Stellung, Rüstung und dem Schmuck eines Armbands. ,,Nur die Andeutung einer Schlange auf welcher die rechte Hand der zur Rechten sitzenden Göttin zu ruhen scheint, gewährt melleicht einen kaum bemerklichen Wink zur Unterscheidung beider Ge- stalten.^^ Ich gestehe dass in der Zeichnung nicht einmal ein Stück einer Schlange mir bemerklich ist, dass ich aber auch wenn dieser kleine Schnörkel nicht rein zufällig son- dern absichtlich wäre, bei der die ganze Vorstellung be- herrschenden vollkommnen Correspondenz nicht das gering- ste Gewicht darauf legen könnte. Meiner mehr als einmal überlegten Meinung nach sind daher diese zwei Minerven nur eine und dieselbe ^). Der Künstler wollte die Decke eines Spiegels mit einem Pallasbild verzieren , auf eine ausgezeichnete Weise verzieren ohne Mühe zu scheuen. Da dieselbe Figur nach der entgegengesetzten Seite ge-
7) De Witte la double Minerye im Bulletin de TAcad. de Brnxelles VIII, 1 p. 28 ff. nachher in der £Iite c^ramograph. I pl. 90 p. 296 — 99, das unten zu besprechende Stuck einer Gigantomacbie.
8) Dieyon mir, wie das Bullett. d.i. 1846 p. 100 meldet, in einer Sitzung indem ich mich dieser Spiegeldecke erinnerte, hingewor- fene Hindeulung auf die zwei Phasen des Mondes kommt nicht in Betracht. Es lag die gleich zu erwähnende Lekythos yor und „yarie cose si dissero intorno la ragione intrinseca di cotale fenomeno mitologico/'
V. 21
322 Panathenäenvase mit Boreas und Oreithyia.
stellt, grossentheils einen -andern und neuen Anblick ge- währt y auch eine Gruppe von zwei gleichen einander genau entsprechenden Figuren eine ganz angenehme Wirkung macht, so stellte er seine Pallas zwiefach dar. Besonders ist die genaue Wiederholung des zierlichen , nach der Run- dung des Ganzen eingerichteten Felsensitzes zu beachten Möglich ist auch dass der Künstler durch den Spiegel^ da er die Figur verdoppelt, auf den Gedanken gekommen ist auf dem Deckel des Gehäuses, der ihn verwahrte, in dop- pelter Figur die Athene zu bilden.
Eben so ist es meiner Ueberzeugung nach durchaus ohne sachliche Bedeutung und nur abzuleiten aus künstle« rischem Belieben , aus dem Gefallen an einer symmetrischen und runden Darstellung, dass an einem von Gerhard zu- gleich (N. 4 S. 5 Not. 12] mitgetheilten Karneol Pallas in vollkommen gleicher Gestalt und Haltung von beiden Sei- ten her gegen ein Tropäon gewandt ist, während doch nur die eine Göttin zu denken ist. Die eine Figur allein vor dem Tropäon hätte sich in dem kleinen Rund nicht wohl ausgenommen , worauf es dem Künstler allein ankam. Zu vergleichen ist dass Nike doppelt und gleich gezeich- net ist mit einem Siegsdreifuss in der Mitte , zu dem sie sich hinwendet auf einer Vase bei d'Hancarville 1 pl. 37 und in Panofkas Bildern antiken Lebens Taf. 4, 10, eben so wie zwei Sphinxe mit einem frauenköpfigen Vogel in der Mitte , als Ornament auf der Vase aus Gäre mit Tydeus und Ismene, (M. I. d. I. VI, 14 vgl. oben S. 259), und worauf ein Freund mich aufmerksam machte die Vase des Polygnot in Gerhards Auserlesenen Vasen Taf. 243 mit zwei Dreifüssen und zwei Opferslieren.
Von andrer Art, aber ebenfalls nur eine und dieselbe, sind offenbar die zwei Minerven in Gigantomachieen der Vasenmaler, deren Gerhard fünf aufzählt^]. Pallas ist in
9j S. 4 Not 8. Die Vorstellung der yierten Vase (ArohlQl, Zeit. 1846 S. 305 NoU 8} ist mir iweifelhaft; die der dritten» i«
Panathenäenvase mit Boreas und Oreithyia. 323
diesem Kampf so eifrig, wie es ihr ja zukommt, dass sie nicht bloss einen Giganten^ wie die andern Götter, son- dern zwei besiegt. Um die zwiefache That zu zeichnen, musste auch die Göttin zwiefach gezeichnet werden. Dass der Gott in den verschiedenen Acten desselben Mythus wiederholt dargestellt wird, befremdet uns nicht in Com- positionen der Sarkophage« Auf dem in der Elite c^ra- mographique pl. 90 (s. Not. 6) edirten Ausschnitt einer Gigantomachie ist der Pallas ein besondrer Nachdruck ge- geben : das einemal hat sie einen Giganten niedergestossen, während ein andrer sie noch bedroht, und gleich daneben setzt sie einem andern nach.
Am auffallendsten ist die archaische Vorstellung der Lekythos ehmals im Besitz Emil Brauns, welche Gerhard mit den „zwei Minerven" der Spiegeldecke herausgegeben hat. Zu dem thronenden Zeus wird von Hermes und Athene Herakles eingeführt und hinter diesem ist nochmals Athene gemalt. Hier kann man gewiss nicht annehmen dass der Maler in ihr nur eine fünfte Figur zur Abrundung gesucht habe: was dabei gedacht oder zu denken sey, ist schwer zu sagen. Vielleicht ist , da bei der ersten Athene, obgleich sie eine Lanze hält wie die andre und dieser auch durch den Helm auf dem Kopfe und das nur nicht ganz vollkommen übereinstimmende Gewand gleicht, ein Schaafbock steht, gemeint, dass Athene den Herakles ehre welchen Namen sie auch tragen, welches Amt also sie auch führen möge, wonach ja die Götter gleichsam in Personen sich schieden. Dass nicht gerade Athene Ergane, die doch nicht die nächste Beziehung zu Herakles hat, und Promachos im Gegensatz zu verstehen seyen, hat Panofka erinnert^ dessen eigener Erklärung der ganzen Scene ich übrigens nicht xastimmen kann *^) so lang ich
TerraooTa, ut Awij ^n •ohSlzbaren Ar-
tikel nieht erwl
10) Arol ff Skowhaf wäre
324 Panathenäenvase mit Boreas und Oreithyia.
mich nicht tiberzeugt habe dass wir berechtigt seyen, bei der unendlichen Menge der Ortssagen sowohl als der Bildwerke^ die von ihnen durch Raum und Zeit meist so weit abliegen und für sich einzeln stehen, die obscursten localen Culte aus Tansanias auf cigenthümliche , unverständ- liche Vasengemälde oder geschnittne Steine durch gelehrt oder spitzfindig erkünstelte Deutung der letzteren zarück-
zuführen«
Mit nichts von allem Angeführten ist die sonderbare
Erscheinung zu vergleichen dass an unsrer Panathenäen- vase die Göttin, gleich bis auf die unwesentlichsten Um- stände, zweimal gemalt und daher auch die zu dem ge- wohnten Bilde gehörende Inschrift wiederholt gesetzt ist Verschieden davon ist dass eine andre auf beiden Seiten dasselbe Bild enthält, die Athena zwischen den Säulen ^i). Will man in dem Andern, wo in der Doppelheit des Pal- lasbildes nicht mehr Sinn zu suchen ist als in der In- schrift, nicht einen ganz gedankenlosen Einfall sehn^ so wird man den Grund bei dem Maler nur darin suchen dürfen , dass er , während er die hintere Seite mit Figuren füllte, die vordere nicht halb leer lassen wollte ^^). Indem er so für das Auge und eine gewisse äussere Ueberein-
doch der Blitz^ der hier plump und ungeheuer gross gezeichnet ist, ein ganz unschickliches Attribut. Gerhards Erklärung ist das. 1846 S. 303 f. Derselbe denkt hier sogar bei der yorerwShnten zwiefachen ganz gleichen Athene neben dem Tropäon an Unter« Scheidung einer Promachos , insofern als „hochslent ein sehr fla- cher und mit seltsamen Streifen verzierter Helm, welcher als un- sicher in der Abbildung nicht erscheint^ an der links stehenden Göttin/* zu bemerken sey, so wie ihm in dem Programm S. 9 das Vasengemälde dienlich scheint denselben Gegensatz der beiden Athenen in der Spiegeldccke, worin doch nicht der geringste Un* terschied zwischen beiden zu erkennen ist, zu unterstützen.
11) Annali 2 p. 223 n. 6.
12) Dass ein Doppelsieg gemeint sein sollte statt der bezeich- neten blossen Raumausfüllung , wäre etwas weit hergeholt.
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Panathenftenvase mit Boreas und Oreithyia 325
Stimmung sorgte, verräth er einen Mangel an Ueberlegung^ an Auffassung des Gegenstandes den er behandelt. Lieber mag ich mich wenigstens zu dieser Annahme entschliesseu als hinter solcher Arbeit irgend eine durchaus neue uner- hörte mythologische Idee oder Beziehung, theologische Ge- heimnisse vorauszusetzen. Es möchte überhaupt, nachdem der Bildwerke eine so grosse Zahl mit grossem Fleiss untersucht worden ist, an der Zeit seyn von dem unbe- dingt günstigen Vorurtheil hinsichtlich ihrer durchgängigen Zuverlässigkeit und der Bedeutsamkeit jedes kleinsten Um- standes in einem jeden, welches noch zu herrschen scheint^ demselben Vorurtheil das vor Zeiten in Bezug auf die al- ten Autoren aller Arten herrschend gewesen ist, zurück- zukommen. Zwischen diesen oder den weiten Kreisen der Gelehrsamkeit und den weit weniger umfassenden der künstlerischen Darstellungen ist ein grosser Unterschied und es besteht in den letzteren ein merkwürdiger, fast wunderbarer innerlicher Zusammenhang nach Ideen sowohl als nach den Gesetzen und Methoden ihnen Ausdruck zu geben. . Auch gestehe ich zu dass die Fälle wo ein ge- gründeter Tadel auf Bildwerke zu werfen seyn möchte, immerhin als Ausnahmen da stehn werden^ über deren verhältnissmässig geringe Zahl man sich eher zu verwun- dern haben würde. Aber sicherlich wird künftighin mehr als bisher geschehen ist, besonders bei Werken der sin- kenden und in einem Ueberfluss der Kunstproduction schwel- genden Zeiten — in die auch unsere Vase fällt — auf etwaige Missverständnisse , Eigenheiten , Unwissenheiten, Launen, Sonderbarkeiten der Künstler zu achten, Kritik anzuwenden seyn an Fabrikarbeiten statt Alles, Alles hin- zunehmen als Gegenstand einer respectvollen , gläubigen Exgese.
Ehe ich mich zu der Bückseite wende darf ich nicht unterlassen zu bemerken^ dass hinsichtlich der »zwei Mi- nerven^ oder „Doppelminerven^ mein Freund Gerhard ganz
326 Panathenäenvase mit Boreas und Oreithyia.
andre Ansichten aufgestellt hat und durch sie sogar veran- lasst worden ist „eine dualistische Auffassung^ nicht bloss der Athene, sondern einen „inneren Gegensatz eines jeden Natur- und GöUerbegriffs, einen inneren, bisher übersehe- nen Dualismus der Griechischen Götter in der gedoppelten Persönlichkeit ihrer Gestalten und selbst ihrer Namen ^ ei- nen Zwiespalt dämonischer Mächte^ anzunehmen *^). Ich streite hier nicht gegen diese schon von Schwenck über- mässig streng bestrittne tief eingreifende Theorie^ die mir mit der Natur des Griechischen Polytheismus unverträg- lich und in den Combinationen mehrdeutiger, vielbezüg- licher kleiner Merkmale in Bildern und Beinamen von Göt- tern keineswegs begründet scheint. Nicht einmal so viel des täuschenden Scheines als für eine dualistische Athene bietet sich bei irgend einem der andern Götter dar. Zwei entgegengesetzte Eigenschaften unter vielen andern, oder der Götter im Kreislaufe der Zeiten begründen nicht ein dualistisches Princip.
Die Rückseite unserer Panathenäenvase zeigt uns eine auch für sich merkwürdige Vorstellung einer Art, die an keiner andern vorkommt. Die Bückseiten stellten neinlich
13) Gerhard kommt in der archäol. Zeit. 1850 8, 135 f. lu* rück auf diese mit grösstem Fleiss entwickelte „überschwengliche und dem gemeinen Sinn unerreichbare Idee einer von inneren Ge- gensätzen erfüllten Gottheit,*' die zum Nothbehelf anthropomor- phischer Götterbildung durch ein zwiefaches Götterbild habe zar Anschauung gebracht werden sollen. Schon za den Ant. Bildw. 1828 S. 121 beschäftigte ihn dieser „Gegensatz," diese „Doppelge— stalt." Der im Programm S. 5 Not. 14 erwähnte doppelte Her^ mes an einer Kylix des Brittischen Museum wurde nachher yod ihm edirt in den Trinkschalen und Gefässen Th. 1 Taf. £. F« trägt aber zar Unterstützung des neuen Systems aach nichts bei weder nach der Erklärung des Herausgebers, noch nach einer andern Vermuthung über den Sinn der eigenthumlicheo Vorstel- lung, die mir wahrscheinlicher ist.
Panalhenaeiivase mit Borens und Oreilhyia. 327
von AnfaniT, wie es scheinl, regelmässig das Kantpfspiel dar für welches das Preisgeschenk heiligen Oels in der Ampliora gegeben wurde , ein Wagenrennen , wie die Burgonsche und eine unter den Mon. d. I. 1, 22 gezeich- neten, vier oder fünf VVelllaufer, wie die oben (N. 2) er- wähnte mit Jer Inschrift am Rande ataälov avöqmv vixi] und besonders viele andre; eine Ringergruppe, wie an einer aus Agrigent in Slünchen, an einer Lambergschen in Wien und an der Not. 4 erwähnten ; ein Paar Fauslkämpfer zwischen zwei Zuschauern, wie an einer ehnials ßarthol- dyschen u, s. w. Uass mythische Gegenstände gänzlich ausgeschlossen bleiben, bemeritt Gerhard ausdrücklich in seiner ersten Besprechung der PanatEienäischen Gefösse '*). Nur findet man einigemal, wie derselbe in seiner verdienst- lichen späteren Musterung derselben anftihrl, an kleineren auf der Rückseite ManlelHguron und Baccbischs, einen Silen und eine Bacchantin '^j, solche also, die eine Art wie die andre, welche häufig zur Ausrüllung des Raums ohne alle besondre Bedeutung angebracht wurden. Es ist daher überraschend an unserm Gefäss eine mythische Vor- stellung zu erblicken.
Diese Vorstellung ist dazu eine bisher noch nicht vor- gekommene und keineswegs leicht und für Alle überein-
14) Zu den AdI. Bildw. S. I!25.
15) Aunali 1, 216. 323 n. 10- Ganz absondern nürde ich und oichl PaaalhenäiscL aenneD die p. 221 aogeführteii znei graBsen Amphoren. Die eine hui iwiacheD den gewohnten Sgiilen mit dem liabn darauf auf beiden Seilen, hier Herakles welcher Bo- gen und Keule der Alhena darbriagl, ilorl Dionjsoa und " Li- bera." Hier aiod also Jone Säulen nur unrecht angewandt, aus Gewohnheil sie auf Amphoren gemalt au »eben, ah Rahmen fnr die beiden Gruppen. Die andre ist auf beiden Seilen mit „Bai;- chlschen GegenalSnden und auch «ersehn mit dem athletischen Hahn, der von einem Silen dem Dionjaos dargebracht wird" (uhne die äjuleo, ao viel man »ehn kaanj gehört also noch weniger
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328 Panathenäenvase mit Boreas und Oreitliyia.
stimmend zu verstehn. Mein alter ehrenwerther Freund, Herr Migliarini in Florenz, rieth auf die Entführung der Helena durch Paris j wobei er die über der Scene auf Wolken schwebende Figur für Eris nahm. Auf diesen Ge- danken führte ihn ohne Zweifel die Phrygische Mütie des Entführers. Dagegen aber spricht sehr entschieden die verzweiflungsvoll sich windende Gestalt des gewaltsam fortgerissenen Weibes und die Uebereinstimmung der Poe- sie und aller einschlägigen Bildwerke, wonach Helena mit Paris sich sehr wohl verstand. Wir sehn sie in Vasen- gemälden und andern Denkmälern entweder von Paris an der Hand fortgeführt oder wie sie sich mit ihm einschifft ^^). das Letztere auch auf einer Vase von Vulci ^^). Auch kann die Göttin oberhalb nicht Eris seyn, da die Wolke zu ihrer Natur Beziehung haben muss. Eine recht be- stimmte Vermuthung über die jedenfalls geistreich erfundne und ausgeführte, den Panathenäischen Vasen auch dem Styl nach ganz fremdartige Composition drängt sich mir auch nicht auf. Doch will ich nicht zurückhalten dass ich nur an Boreas und Oreithyia denken kann. Es liegt mir aber ob zu erklären wie ein denkender und kenntnissrei- cher Künstler, da ein solcher in dem ersten Erfinder dieses Bildes nicht zu verkennen ist, darauf gekommen seyn könne den genannten Mythus auf diese Art, verschieden von andern Bildern zu behandeln. Da wir nach und nach eine Fülle der Motive und der Verfahrungsweisen der al* ten Künstler in Behandlung der Mythen kennen gelernt haben, da wir aber nicht alle ihre Werke, sondern nur die zufällig erhaltnen kennen, so ist es keine Anmassung oder Verwegenheit wenn wir suchen eine neu zumTor-
16) OTerbecks Gall. her. Bildwerke S. 272--275.
17) Gerhard in dem Rapporte Volcente, Annali 3, 153, wo leider über die Pigaren nichu bemerkt ist.
Panathenäenvase mit Boreas und Oreilhyia. 329
schein kommende Vorstellung nach Analo^rieen und ge- Wissermassen im Geiste der alten Kunst, auch ohne Finger- zeige der Zeugnisse oder schon bekannter Monumente, uns verständlich zu machen. In den bisher bekannten Vasen- gemälden ist Boreas, so wie an den Windethurm in Athen unter den acht Winden, symbolisch aufgefasst, die Natur des Windes durch Flügel an Schultern, gewöhnlich zu- gleich an den Füssen, seine Gewalt auch durch mächtige Sprünge im Verfolgen, wegen deren er mit einem sehr kurzen Leibrock bekleidet ist. seine Rauhigkeit oft ange- deutet durch das unnatürlich gesträubte Haar, den dichten Bart. Bekannt sind hauptsächlich zwei Momente, in denen wir ihn in Vasengemälden (denn ausserdem finden wir den Gegenstand nicht dargestellt) aufgefasst sehen. In den meisten setzt er der fliehenden Oreithyia nach ^^j; in zweien
18) In einer aus Nocera im Bull Napol. 1856—57 tav. 2 p. 20 8. ist diese eigeDthumiich behandelt, mehr nach der Idee mit bekannten Figuren malerisch lu spielen und die der Schwestern der Oreithjia zu yariiren als in der Absicht dem Mythus Ausdruck zu geben. Dieser Schwestern sind nicht bloss sechs, wie nach Akusilaos, sondern zehn , wenn nicht ein Theil als Gespielinnen zu betrachten ist. Gerade in ihrer Milte der nachsetzende, zu- greifende Boreas. Zwei halten je zwei Bälle, womit auch Nausi- kaa und ihre Begleiterinnen spielten, und am llissos spielte Orei- thjia auch nach Piaton und Pausanias. Dazu ist auch König £rechtheus hingestellt, einfach unter die JMüdchen hingestellt. Will man ein mehr künstlerisches Motiy, eine £inheit der Vor- stellung annehmen, so wäre die Verwirrung und das Auseinander- laufen der spielenden Jungfrauen Torgestellt, als Boreas in den Kreis fuhr um Oreithyia zu rauben, lieber dieser Reihe ist eine andre bemerkenswerthe Darstellung, Achilleus der (nicht auf die Insel Leuke, wo er im Lichte wohnt, sondern) in die Tiefe Ton Hermes zu seinem GrossTater Nereua, hinter dessen Thron The- tis, begleitet yon zwei Nereiden als Hofdamen, sitzt, geführt wird, nemlich um Ton ihm Abschied zu nehmen , wie es deutlich ror- gestellt ist anfeinem schönen Krater aus Girgenti in denMon. i d. 1. archeol. 1, 52. 53, dessen Erklimng in deoAnoali 12, 253(aach
330 Panatbenäenvase mit Boreas und Oreithyia.
aus Yulci; der merkwürdigen in München, die an Polygnot erinnert, und einer mit ihr verwandten in Berlin , hält er sie mit festen unentrinnbaren Armen umfasst *^). Ein drit- ter Moment ist an einem 1846 in Ruvo gefundnen Geßlsg im Museum zu Neapel zu erkennen , das zuerst durch mich bekannt wurde ^^), Boreas, mit den herkömmlichen gros- sen Flügeln und dem kurzen Leibrock ^ trägt Oreithyia auf seinen Schultern davon : verschiedene Figuren kommen hinzu, die zum Theil nicht wohl zu douten sind, da die- ser Künstler kein Vertrauen einflösst. Seine Oreithyia
in meinen A. Denkm. 3, 407) durch die Yorliegende Zeichnaog be- stätigt wird gogen andre Auslegungen (Gerhards ArchSol. Anzeiger 1857 S. 97'^). Hier wie dort reicht eine der Nereiden dem Achil- leus den Abschiedstrnnk; hier winden zwei Nereiden ihm KrSnze, dort hfilt Nercus selbst ihm den Kranz bereit, den er rerdienen wird. £ine Beziehung zwischen beiden Vorstellungen der Vase Yon Nocera findet nicht statt.
19) Die erste Mon. de l'lnst. archeol. Section Francaise pl. 22. 23, eins der schätzbarsten Denkmäler der Kunst Tor Phidias unter wenigen. Zu dem Text in den Nouyelles Annales Vol. 2 ist auch pl. H eine verkleinerte Gopie des schönen , yon Gerhard edirten Gemäldes zu Berlin. Dieser Text ist auch in meinen Al^ ten Denkm. 1851 3, 140—185, yermohrt bis S. 191, und hier sind vierzehn , zum Theil wenig yerschiedne Variationen der Verfolgung zusammengestellt. Die Hauptgruppe der beiden andern grossen Gemälde ist wohl auch zu yermuthcn an einer zu Canosa gefund- nen Vase im Bull. d. J. 1853 p. 162. Borea che tiene tralle sue braccia Orizia, la quäle piena di disperazione aiza la sinistra, mentre colla d. fa yani sforzi per liberarsi. Questo gruppo di fino ed elegante disegno, con maniera motte ingegnosa, dalF artista d stalo disposto tra ricchissimo ornato di fiori e di arabeschi, aor— genti da una pianta d'aloe. Wo Oreithyia ist, da blüht es; da- rum hält sie hier oder dort eine Blume, einen Zweig. Hier ist das blähende Gefild symbolisch und als malerischer Schmuck ausgedruckt.
20) A. a. O. S. 188. Bald nachher beschrieb und erklärte es auch Mineryini (auf Nachfrage von Gerhard und ohne Renntniss meines Buchs) in dem Bull. Napolet. 1852 Luglio p. 1 — 4.
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Panathcnäenvaso mit Burmas und Oreithyia. 331
sitzl ganz ruhig and hält sich an den Arm des BoreaSj der ausgeslreckl scheint damit sie es Ihun kOnne. Er selbst aber ist jugendlich und ohne Bert, und ich zweiQe sehr an der zur Vertheidigung ausgesonnenen Erklärung dieses Umstandes aus der nach Ergreifung der begehrten Beule bei ihn eingetretnen ruhigen und heilern Stimmung. Oreilhyia wenigstens hat keinen Wechsel ihrer Lage j son- dern nur eine Steigerung ihrer Schrecken erfahren nach- dem sie eingeholt war, und Jässt dennoch hier sich ruhig davoniragen. Also ist der Mythus nicht wohl bedacht von dem Maler, gondern entstellt.
Die symbolische Auffassung geht in die mythische, vermenschlichende über in unzähligen Fällen, so auch in diesem: Boreas wird ein König. Ein Beispiel dass das Eine mit dem Andern, die Flügel des Windes und langes königliches Kleid und Krone, verbunden worden sind, bie- tet die ehmals Pizzatische Vase dar, worin ich ein scherz- haftes Motiv zu erkennen geglaubt habe'"). Die Vermi- schung des Symbolischen mit dem Menschlichen ist hier so weil getrieben dass der beßügelte König keine Beine hat sondern unten von dem Gewand, wie oben von den Flügeln , gelragen zu schweben scheint, Meine Vermuthung nun ist dass der Maler unseres Bildes die Geschichte herz- haft und unter den Malern originell, aber in Ueberein- stimmung mit der Sage in manchen Erzählungen oder An- führungen als eine rein menschliche Begebenheit genom- men habe. Wenn er diess that , so ist gegen die male- rische Behandlung nichts einzuwenden. Boreas ist König, aber als Bräutigam Jung und ohne Bart, sein Gesicht et- was roh und plump; er führt die Braut zu Wagen davon, wie nicht anders seyn konnte , und in sausendem Galopp wie der Sache angemessen ist, und er trägt eine Phry- gische Mütze. Diese konnte auf den Thraker, in Erman-
31) Alle Deokm. 3, 186 f. N. II.
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332 Panathenäenvase mit Boreas und Oreithyia.
gelung eines in der Kunst eingeführten Costttms fürThra- kische Helden, leicht übergetragen werden, wie ja be- kanntlich Phrygische Tracht auch für Asiaten beliebt wurde ^'). Wenn man durch diese besonders vom Paris her bekannte Mütze an diesen erinnert wird, so schadet es nicht weil sich dann sofort damit der Gedanke des Gegensatzes ver- bindet, der in beiden Entführungen liegt indem die La- konische Königin dem Fremden nur zu willig folgt, die Athenische Jungfrau aber sich wie mit Abscheu von dem Entführer abwendet und sich ihm zu entwinden strebt, der mit starkem Arm sie festhält, während er an der andern Hand die Pferde laufen lässt.
Die Figur oberhalb ist nach der gegebenen Erklärung befremdlich, wie sie nach jeder andern auffallend und für uns dunkel seyn würde. Sie stellt wohl auch selbst die Dunkelheit, die Nacht vor. Sie ist beflügelt, die Homeri- sche schnelle Nacht {vil^ '^oij), die in der Theogonie mit Rossen fährt C481), weiP^) sie uns, während wir schlafen, schnell dahineilt; sie hat die Augen fest geschlossen und denPeplos weit übergezogen. Mit der Morgenfrühe [^^og erhebt sich nach dem ländlichen Gedicht des Hesiodus eine Luft die sich mit Wasser aus dem Flüssen anfüllt und dann vom Sturm emporgehoben wird (548 — 53), was der Dich- tung zu Grunde liegt dass Boreas die Oreithyia (@vta^ Luftwehen) entführt habe. Ein Gelehrter der seit Jahren in Athen lebt, schreibt mir dass der Boreas, als die in
22) Das. !, 32 f.
23j Die Nacht mit Flügelrosseo fahrend yermuthet Gerhard in dem Archäelog. Anzeiger 1858 S. 93* in dem Fragment bei Fiorelii Vasi del Gonte di Siracusa tar. 6, obgleich nur der Vordertheil der Pferde erhalten ist, da yor ihr zwei Sterne als Rnäbchen, wie an der bekannten schönen Vase Blacas, sich hinabstürzen und da ein andres ähnliches Gespann folgt, dessen Lenkerin Eos sejn kann. Von dem dritten Gespann ist nur die Lonkerin erhalten, ge« wiss nicht Helios, wie mir scheint.
Panathenfienvase mit Boreas und Oreithyia. 333
Athen gewöhnliche Luftströmung, sich nie vor zehn Uhr erhebe, bis wohin ihm der Südwind, ein leises Wehen, vorangehe. Die Morgenluft hit^It man mit der Eos so sehr verbunden, dass die Theogonie sogar alle drei Winde zu ihren Söhnen macht; die Eos aber geht aus der Nacht hervor und es ist möglich dass die Sterne sowohl an dem Peplos der Nacht als an dem Gewände der Eos, trotz der Wolken, auf den Himmel deuten, obwohl sie auch oft ein bedeutungsloser Schmuck der Gewänder sind. Die Ver- bindung des Physikalischen in der Gottheit oben und des Mythischen in der Geschichte darunter, mag auffallend ge- nug seyn. Indessen ist es nicht mehr als was wir an den grossen Attischen Dichtern gewohnt sind, dass sie bei den mythischen Personen auf die ursprüngliche Naturbedeutung Rückblicke thun und ihre Ausdrücke ähnlich erscheinen wie die sogenannte Changeantfarbe. Von der Tochter des Boreas selbst und der Erechtheustochter Kleopatra sagt Sophokles in der Antigone (970): tfjXsnoQotg 6' iv äviQOtg TQdg)fj Svillijatv iv noTQtaatg. In der Oreithyia des Ae- schylus, nach dem einen Fragment zu urtheilen, sprach aus Boreas der Gott eben so deutlich wie die Flügel ihn bezeichnen. Doch auf diesen Punkt darf ich nicht weiter eingehn da dieser Aufsatz ohnehin zu lang geworden ist. Wie wenn der Künstler von dem Symbolischen in der Fi- gur des Boreas sich dadurch frei zu machen dachte, dass er auf dessen eigentliche Natur durch die Göttin oben hindeutete?
Herakles und die Amazonenkönigin ^).
Taf. XXII.
Der erste Blick auf dies Gemälde einer lattaschen Vase in Ruvo giebt den Herakles zu erkennen, und bald wird man inne^ dass ihm gegenüber ein Weib^ königlich auf- tretend und von einer Amazone begleitet, nur Hippolyte seyn könne, deren Gürtel ihm für Admeta zu bringen eine der zwölf Aufgaben des Eurystheus war. Aber diess ist eine Sache der Gewalt und in Bildwerken waren wir nur gewohnt einen grimmigen Strauss zwischen Herakles und der Amazone zu sehen. Diese Vorstellung hat dagegen durchaus den friedlichsten Anstrich. Herakles steht inmit- ten seiner steten Begleiterin Athene und seines getreuen lolaos. Aber so wie er alle Waffen und Wehr, Löwenhaut und Keule, Köcher und Bogen, abgelegt und selbst den Schild , welchen er nebst Helm und Chlamys zur stattlichen Erscheinung vor einer Königin anlegte, mit Zweigen fried- lich und freundlich im Innern umkränzt hat, paciferaeque mana praetendit olivae (Aeneid. 8, 116), so hält Athene ohne Helm, in lässiger Stellung, ihre beiden Lanzen, wenn nicht neben der ihrigen die des Heros sichtbar^ in Buhe und sieht ruhig einer durch die Bewegung der Rechten
IJ Gerhards Arch£ol. Zeit. 1856 14, 177-189 Taf. 68—90.
Herakles und die Amazonenkönigin. 335
des Herakles bestimmt verrathnen Verhandlung zu; lolaos aber, ebenfalls waffenlos, das Haupt mit Laub geschmückt, und nur einen langen Knotenstab haltend, begleitet und unterstützt mit seiner linken Hand die redende Geberde seines Herrn* Auf der andern Seite haben alle drei Per- sonen den Blick auf den sprechenden Herakles gerichtet, vor der Königin einer ihrer Feldherrn, in dem in ihrem Heer auch Thrakische und andre Vasallen standen, wie namentlich auch in dem der Antiope an der merkwürdigen Vase, die auf der andern Seite deren Ehe mit Theseus feiert^); hinter ihr eine Amazone, die hier wegen des Gleichgewichts mit den Personen auf der andern Seite al- lein das königliche Gefolge vertritt, mit der Lanze in Ruh und der Trompete^ die den Amazonen nicht selten gege- ben wird. Die Königin hat als Hauptschmuck den Helm auf, wie auch in andern schönen Vasengemälden ^j , auch eine Art von Panzer über dem Aermelchiton an, wie er zugleich der kriegerischen Herrscherin und dem zierlichen Anzug einer Frau ganz gemäss erscheint; aber sie hält nicht einmal eine Lanze, sondern, um doch etwas in der Rechten zu tragen , einen dünnen Stab , der nach unten von dem Pferd verdeckt wird und etwa einen Herrscher- stab vorstellt. Dem ersten Herausgeber der nach seiner Erklärung auf diesem Wagen einen Paris brauchte, schien es, dass man die Figur „nicht nothwendig für weiblich halten müsse^ und „wenn man sie nicht nothwendig für weiblich halten müsse ,^ dass man dann den Paris verste- hen solle. Hätte er jedoch auf die Haltung des Vorder- arms und vorzüglich auf die charakteristische Bewegung der das weibliche Gewand bloss zur Zier fassenden Hand einen aufmerksamen Blick geworfen, so würde vielleicht auch ihm kein Zweifel an dem Geschlecht der Person übrig geblieben sein.
2) Meine alte Denkm. Hl, 360, 3] Das. S. 362.
336 Herakles und die Amazonenkönigin.
So hätten wir also statt Streits und Kampfes die fried- lichste feierliche Verhandlung zwischen Herakles und Hip- polyte vor Augen , und die Meisten werden diess ^ wie ich es auch von mir bei der ersten Ansicht des Bildes ge- stehe^ für eine ganz neue Sache halten, eine ganz fremd- artige Erscheinung in einem so bekannten und bilderrei- chen Kreise als der der Amazonenfabeln ist. Nur könnte diess nicht eben überraschen, da auch, nachdem die Bla- menau der hochdichterischen Sagen in ihren grossartigsten und bedeutungsvollsten Zügen, nach der bekannten Klage des Dichters des Perserkriegs , schon abgepflückt war, doch das Entwickeln und Ausspinnen der alten Stoffe, das Va- riiren, das Einlegen neuer Scenen und das neue Ver- knüpfen alter Momente, Motive und Efi*ectstücke noch Jahrhunderte mit grossem Eifer fortgesetzt worden ist. Man müsste der wundersam falschen Meinung seyn, dass von dem was in den schreibseligen Zeiten mythologisch und dichterisch oder mythographisch und prosaisch unbe- rechenbar viel neu ausgedacht worden ist, mehr als ein Bruchtheil auf uns gekommen sey; oder der noch falsche- ren, dass was von dieser überschwenglichen Fülle in Schrift und was in Bildwerken uns bekannt geworden ist, sich einander decke, statt vielfältig theils einander zu ergän- zen, theils auseinander zu gehen, um sich berufen zu glau- ben Alles zu erklären und in seinen wirklichen und le- bendigen Zusammenhang zu setzen, der so oft heillos zerrissen ist. Auch hier gilt: Unser Wissen ist nichts, wir horchen allein dem Gerüchte. Kommt aber aus Künst- lerhänden etwas zum Vorschein, was neu und unbekannt ist, so sollte es wenigstens aus und nach dem, was in Composition, Attributen, Stellungen und Geberden ausge- drückt ist, erklärt werden, wie man ein neuentdecktes schriftliches Bruchstück für sich nach der Grammatik ver- steht und nicht nach früher Bekanntem deutelt, emendirt und aus seinen Fugen natürlichen Wortsinns herausrückt.
Herakles und die Amazonenkönigin. 337
Doch in unserm Fall sind wir besser daran. Man braucht nur die Mythographen aufzuschlagen, um dos was aus der sehr verständigen und klaren Darstellung im All- gemeinen abzuleiten ist, bestätigt zu finden und in seinen Zusammenhang gestellt zu sehen. Das Natürlichste oder Nächstliegende war allerdings , dem Kampf die Forderung einer gutwilligen Auslieferung des Gürtels vorausgehen zu lassen , wie die. Achäer die Zurückgabe der Helena von den Troern forderten ehe sie angriffen. Nachdem der rie- senhaft abenteuernde Herakles auf denFuss eines Kriegs- führers gesetzt war, wie denn schon nach Pindar gegen die Amazonen Telamon sein Kampfgenosse war (Nem. 3, 38), läuft er nach Diodors Erzählung (4, 16) mit seinem Schiffe oder seiner Flotte in den Thermodon ein, lagert in der Nähe von Themiskyra, wo die Residenz, fordert von da den Gürtel, und als dieser verweigert wird, kommt es zur vernichtenden Schlacht. Aber es ist bei ApoUodor auch die andre Erzählung, wonach, als Herakles mit sei- nem Schiff in den Hafen von Themiskyra eingelaufen war, Hippolyte zu ihm herauskommt, ihn fragt wesshalb er ge- kommen sey, und nachdem sie es erfahren, den Gürtel zu geben verspricht^), der nun nicht mehr im ursprüng- lichen Sinn einfach der Gürtel des Weibes, sondern als der des Ares ein Ehrenzeichen der alle andern Amazonen übertreffenden Tapferkeit oder der Herrschaft ist. Da er- regt Hera in Gestalt einer der Amazonen Verdacht, so
4) ApoIIod. II, 5, 9. KceianJLei^iratrtog de sig roy iy BifAtCxig«^ IkfAhfa, nagayeyo/Liitnjg tig avroy ^InnoXvnjg xai riyog ^xot X^Q''^ ^^'' d-o/Äiytjg xai d(6<ftty loy ^atn^Qa vnurxyovfjieyrjg , "Hga x, r. X. Diess und die ganze Geschichte schreibt Tzetzes aus ad Ljcophr. 1227 und nicht ganz wörtlich Zenob. V, 33. Bei diesem sind die letz- ten Zeilen Ton dVa totno an als ein fremdartiger Zusatz abzuson- dern. Nach Hellanikos waren alle mit Herakles in dem Schiff die in der Argo gefahren waren.* Sohol. Find. N. 111, 64. Justin H, 4 giebt ihm neun Schiffe.
V. 22
338 Herakles and die Amazonenkönigin.
dass alle sich waffnen und zum Schiff eilen , Herakles aber der sich bedroht glaubt, die Hippolyte tödet, ihr den Gür- tel abnimmt und dann die übrigen bekämpft und abschifft. Statt des unvorbereiteten Besuchs der Hippolyte bei den Ankömmlingen lässt unser Bild uns erkennen, dass durch eine Botschaft des Herakles eine Zusamraienkunfl eingeleitet und für diese die völkerrechtliche Form der Sicherheit und Unverletzlichkeit festgestellt war. Deutlich ist der Augenblick der wo Herakles den Grund auseinan- dersetzt, der ihn bestimme den seltsamen Antrag zu ma- chen, welchen lolaos so naiv durch seine mitzuredende Geberde unterstützt, dass die Königin ihm ihren Gürtel überlassen möge. Sinnreich aber ist es dass Herakles, wie Herakles wie im Bewusstseyn der Härte seiner For- derung oder um durch Milde zu gewinnen, der Königin nicht in das Angesicht, sondern vor sich hin oder eher zur andern Seite blickt. Er ragt übrigens über lolaos und den fremden Feldherrn an Grösse ziemlich hervor, w as zu der abgelegten Löwenhaut und der Keule wohl passt. Eigen ist es wie der Styl der alten Zeit, zu dem auch die begleitende Athene gehört, mit der pragmatisch historischen Auffassung der Sache in der Unterhandlung selbst und in der Erscheinung des Amazonischen Hofs sich verbindet. Sehr schicklich und charakteristisch, nach den Bedingungen einer nationalen, sehr durchgebildeten und harmonischen Kunst und Methode der Malerei, sind alle Hauptpersonen behandelt, lieber der Scene sind, so wie sonst oft, die zunächst theilnehmenden, die einschlägigen Götter, zwei auf die üble Wendung, Krieg und Verderben deutende Erscheinungen, die Erinys und das Wahrzeichen grosser und entscheidender Kämpfe, der Adler mit der Schlange* in den Klauen ^j. Unten bezeichnen Steinchen
5) Manches über dieses Wahrzeichen ist zusammeDgestelU in einer Erklärung der Worte des Sophokles Antig. 127 ff. in der DarmsUdter Allgem. Schulzeitung 1829 S. 203—206.
Herakles und die Amazonenkönigin.
339
das Ufer des Thermodon^ wo die Zusammenkunft stattfin- det. Das Hündchen, zu dem Eönigsgespann hinaufbellend, als eine alltägliche Erscheinung und ein an sich gleich- gültiges, in Vasengemälden nicht seltnes, Beiwerk, hat die Bestimmung dass der Löwenhaut unter Herakles auch unter der Hippolyte irgend etwas entspreche und der Raum nicht leer bleibe.
Die Rückseite dieser, so wie auch der gleich zu er- wähnenden Vase im Burbonischen Museum nehmen ge- wöhnliche Bacchische Vorstellungen ein.
Eine ganz andre Lösung der Aufgabe wird von Apol- lonius dem Rhodier berührt (2, 965—69). Die Areische Menalippej Schwester der Hippolyte, hatte sich (als He- rakles bei Themiskyra Stand gefasst hatte) hervorgewagt, war von ihm im Hinterhalt gefangen genommen worden und Hippolyte händigte ihm den Gürtel als Lösegeld ein {iyyvdh^ev), wofür er die Gefangne, die Anführerin der Amazonen, unversehrt zurückschickte. Diese grosse Hel- din Melanippe hatte nach einem unbekannten Dichter^) Telamon getödet und dadurch dem Siege des Herakles zuerst vorgearbeitet* Natürlich wollte Apollonius, indem er so bei der Vorbeifahrt der Argonauten an dem Vorge- birg von Themiskyra auf das frühere Ereigniss an diesem Hafen erinnert, nicht sagen dass diess mit der Ausliefe- rung der Melanippe abgeschlossen gewesen sey; er hatte hier nicht zu berichten auf welche Art, nachdem der Gürtel glücklich in der Hand des Herakles war, nachher dennoch der Kampf ausgebrochen sey, Archäol. Zeit« 1856 n. 88 (Taf. 89). Auch die Auslösung der Schwester gegen den Gürtel stellt ein Vasengemälde dar. In der Mitte He- rakles sitzend, welchem Hippolyte den Gürtel auf die ge- ruhig und stolz auf das Knie gelegte Hand gleiten lässt.
6) Dessen Verse bei Schol. Find. Nem. III, 64 und bei Tze- ties a. a. O«
«2»
340 Herakles und die Aniazonenkönigin.
hinter Herakles zwei Helden, hinter Hippolyte drei Ama- zonen, sieben Figuren zusammen. Zierliche Fabrikarbeit^ nichts Hohes, die Königtn im Costüm nicht unterschieden von gemeinen Amazonen, leicht, zierlich und gegen den Griechischen Heros sehr entgegenkommend ^).
AJaer auch von der Schlacht des Herakles gegen die Amazonen sind Gemälde vorhanden; eines an einer apa- lischen Vase, das ausführlich beschrieben ist im Bullettino des römischen Instituts (1834 p. 34 s.), zwei ältere aus Vulci, in wenigen Figuren (das. 1840 p. 56. 124). Furcht- bar ist das Schlachtgetümmel, in dessen Mitte Herakles sich befindet, an einer Amphora (Archäol. Zeit. Taf. 90], die im Frühjahr 1853 in Perugia in dem Kloster der Non- nen von Monteluce ausgegraben und dort aufbewahrt wurde. Eine Copie in den Farben, welche bald nachher der Pro- fessor der Archäologie Graf Karl Conestabile mir zur Be- kanntmachung anvertraut hat, verdient diese Vase, die später durch ihn als Conservator des dortigen Museums erworben worden ist, sehr, insbesondere auch weil sie von einer neuen Seite zeigt wie sich Etruskische Kunst zur Griechischen verhält. So ausführlich hat gerade diesen Kampf nur noch Diodor behandelt, bei dem die nachge- äfft geschichtliche Schilderung, mit einer grossen Reihe
7) Museo ßorb. VI tay. 5. Hr. B. Quaranta nennt mit Un- recht die Königin Anliopa. Denn so heisst zwar bei Justin II, 4 die eine von zwei Königinnen; aber die ganze Erzählung ist sehr abweichend und als Einleitung zum Amazonenkrieg gegen Attika beigebracht. Herakles nimmt Melanippe gefangen, aber in dem grossen Gefecht mit den Amazonen, llippoljte, die andre Schwe- ster der Königin, welche Theseus zur Gefangenen gemacht hatte, lässt er diesem als Siegspreis, die Menalippe aber giebt er nach dem Sieg der Königin um den Preis ihrer Waffen zurück. Da- gegen lässt Diodor IV, 16 nach der Schlacht Hippolyte ihre Schwester Melanippe gegen den Gürtel auslösen, und Antiope ist die andre Gefangene, die dem Theseus geschenkt wird; so auch bei Hjgin 30, und Antiope ist gross in der Attischen Sage.
Herakles und die Amazonenkönigin. 341
ausdrucksvoller Namen, ins Lächerliche fällt Schöne Na- men einzelnen Amazonen beizuschreiben gefielen sich frei- lich auch manche der alten Vasenmaler; auch diese Na- men sind in ihrer Art schöne Gebilde. Allgemein bekannt ist die Amazonenschlacht an dem Sarkophag in Wien; eine andre auf einer in Ostia gefundenen Platte ist er- wähnt im Bullettino (1834 p. 131). Ihre grösste Wichtig- keit hat die grosse Vase in Perugia für die nähere Kennt- niss der Etruskischen Art und Kunst. In dieser Bezie- hung kann sie nur in Vergleichung mit den andern be- kannten rein Etruskischen Vasengemälden fruchtbar unter- sucht und besprochen, darf sie aber auch von Niemand vernachlässigt werden, der auf dieses Kapitel der Kunst- geschichte sich einlassen wird ^).
Die Einzelkämpfe des Keulenschlägers mit einer be- rittenen Amazone waren für die Künstler, wie die Ama- zonen überhaupt in mannigfaltigen Gruppen, ein günstiger Gegenstand; man findet jene Gruppe, wie K. 0. Müller im Handbuch bemerkt (§. 410 S. 678), auf Münzen von Herakleia, auf Vasen von Vulci, wo die Streiterin als *^rdqofjKxxfi bezeichnet ist^), auch bei Tischbein ^^). Von der ältesten Art in der Maierei, wo Herakles der in der Flucht sinkenden Hippolyte den Fuss auf das Bein setzt um sie dann mit der Keule zu erschlagen, geben Vasen von Vulci Proben^*). Aber auch die noch einfachere Vor- stellung, wie am Theseion und unter den Zwölfkämpfen an den Metopen des Tempels zu Olympia, dass die Kraft des Herakles die starke Amazone zu Boden geworfen bat,
8) Diess bestStigt H. Bmnn im Bull. d. J. 1853, wo er p. 153 — 156 die Vase mit der Abbildung yergleicht.
9) Ann. d. Inst. Hl, 151 no. 374.
10) GoHection — of Sir W. Hamilton publ. hj Tischbein 1, 12. Böttiger Vasengemälde Hl, 171.
11) Ballett. 1841 p. 86 vgl. Annali 1835 p. 111 tav. d*agg. G.
342 Herakles und die Amazonenkönigin.
ist nicht weniger, besonders an Sarkophagen, unter den Athlen, fortgebildet worden. Ibykos, der älteste der ihr einen Namen giebt, nennt sie OioXvxij, einen weiblichen OloXvxog^ ein Name der auf Wildheit und Ungeheuerlich- keit hindeutet, und damit übereinstimmend eine Tochter des Briareus ^^), während der herrschende Name Hippo- lyte ritterlich klingt. Die Bändigung einer Oeolyke konnte nie gewaltiger dargestellt werden als in Olympia, wie aus dem Bruchstück zu ersehen ist, das ein selbst un- ter der Menge der erstaunlichsten Hissverständnisse alter Bildwerke noch auffallendes Missverständniss erfahren hat 15),
12) Schol. Apollon. II, 777 noXXol di X6yo& ntgi tov CcuotiJ^of tlffiy. nvcf fjify yctg ^JnnokvJfjs y äXXo& de JnXvxrjg, "Ißvxog dt Oiok^xtjg Idiiog ioTOQtSy BQKCQto) SvyatQog qtia^y, Vermuthlich war JttXvxfj nur Schreibfehler für Oiokvxfj in irgend einem Buch, woraus der Grammatiker schöpfte.
13) Siehe das akademische Kunstmuseum zu Bonn zweite Aus- gabe, S. 160—163. Dazu kann ich bemerken, dass mir in Paris im Oktober 1841 der wackre Jacquet, mouleur du Lourre, in der Galerie des pldtres das Bruchstück der Amazone selbst gezeigt hat, zusammengesetzt im Abguss mit dem Vordertheil des Löwen, so dass es dessen Hintertheil abgeben sollte und Herakles also den Löwen mit dem Bein hielte (während mir das Schienbein des He- rakles unter der Achsel der Amazone die ganze Stellung yerrathen hatte), was auch wegen des andern Toranstehenden Fusses nicht passte. £r sah , sobald ich ihn aufmerksam machte , wohl ein dass die Zusammensetzung falsch sej, und es ist daher zu yermuthen dass diess Stück Olympischer Bildnerei jetzt verschwunden ist Aber es erklärt sich so, warum man mir aus Paris« wo Termuthlich Hr. Jacquet zu dieser Zusammensetzung angewiesen worden war, über ein Bruchstuck der Amazone keine Auskunft gehen konnte. Zu meiner Erklärung selbst hätte ich Yielleicht hinzufügen dürfen, dass aus der Stellung des Herakles, der die auf den Leib nieder- geworfene Amazone zwischen den unter ihre Achseln eingeklemm- ten Beinen fest umklammert hält, für den Aufmerksamen Ton selbst sich ergebe, das er Torher Tergeblich mit ihr gerungen and
Herakles und die Amazonenkönigin«
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Die Vase, von der wir ausgegangen sind, ist zuerst, und zwar in vorzüglicher, wie es scheint sehr treuer, Ab* bildung bekannt gemacht worden im Bullettino archeol. Napoletano vom Jahr 1853 No. 20 tav. VI. VII, 1, mit Er- klärung von Mmef*vini. Dieser ist durch den Umstand, dass Herakles nach der Apotheose auf einigen Vasen ohne Lö- wenhaut und Keule vorkommt, wie natürlich ist, wo ihm aber diese, wie eben so natürlich, nicht zu den Füssen gelegt sind , zu der unglücklichen Annahme als Ausgangs- punkt veranlasst worden , dass derselbe hier aus dem Him- mel (nicht aus dem Elysium) erscheine wie im Philokletes des Sophokles, und zwar in der Absicht eine Vereinigung zwischen Odysseus, Neoptolemos und Philoktet zu bewir- ken. Dabei stört ihn nicht dass die beiden Hauptpersonen fehlen , wenn man den lolaos für Neoptolemos nähme, und dass darauf die Scene von Lcmnos nach Troja ver- legt werden muss, wo Paris von Philoktetes erlegt wird, der hier nicht zu sehn ist, einem Paris auf dem Prachtwa- gen aber auch schwer gegenüber zu denken ist. Selten vielleicht ist eine Hypothese mit einer grösseren Anzahl von Erfindungen versehen worden, um alle ihre wider- sprechenden Einzelheiten des Bildes ihr zu unterwerfen; aber ich bedaure gestehn zu müssen dass ich die Wider- legung mir ersparen zu dürfen glaube und es gern darauf ankommen lasse ob der erste Erwiderungsversuch von
ihr den Gürtel zu entreisseD yersucht und jetzt das letzte , das einzig mögliche Mittel es zu thun ergriffen habe. Es steht also be?or was Hjgin sagt, balteum detraxit, ohne yorhergängige Tö- düng, wie bei Apollodor. Uebrigens sind a. a. 0. S. 162 meh- rere andre Gompositionen desselben Acts angeführt, denen ich beifügen will die an der Ludovisischen Sarkophagplatte mit neun der Athlen. Auch hier liegt die Amazone auf der ßrust nieder, dreht aber den Kopf aufwärts um und der Sieger setzt ihr den FusB auf die Schulter.
344 Herakles und die Amazo&enkönigin.
andern Seiten Unterstützung und Verlheidigung finden kann '*).
14] Derselbe MioerWni prüft im Bull. Nap. 1857 S. 81—87. die Terschiedenen Erklärungen dieses Gemäldes Yon Cayedooi» Pa- nofka, G. F. Hermann, Welcker und Gonze, indem er sich ge- tröstet, dass zwar alle diese Erklärungen mehr oder weniger Schwierigkeiten darbieten, die seinige jedoch die geringsten. Seit- dem hat auch ßursian sich aber dasselbe yernehmen lassen im Litter. Gentralblatt 1857 S. 825 und Tölken eine neae Erkl&rung aufgestellt in Gerhards Archäol. Zeit. 1860 S. 33% endlich hat D. Heibig in Gerhards Archäol. Zeit. 1862, 30, 278 f. (Ares bei den Amazonen) unter Annahme meiner Erklärung der Vase eine Figur für Ares, und meinen (olaos für Apollon mit guten Granden erkUrU
Odysseus Akanthoplcx.
Nachtrag zu Th. 3, 459—461 der Alten Denkmäler^).
Die Vase mit Odysseus Akanthoplex in meinen A. Denkmälern III Taf. 30 S. 459 ist nicht, wie ich glaubte, nach England gegangen und abhanden gekommen , sondern hat sich in Neapel wiedergefunden. Hr. Minervini, der mir diess vor wenigen Monathen mittheilte, hat nach Be- seitigung eines Firnisses bei allen drei Figuren Namen gefunden, KAM . • PI2 bei der über welcher der Vogel fliegt mit dem Rochen im Munde , dem tqvydiv^ der ei- nen Stachel am Schwanz hat. Dieser Fisch ist nicht ge- malt, sondern in besonderer Weise durch eingeritzte Linien gezeichnet. Wenn nun dieser Vogel mit dem Fisch über dem Haupt eines Schiffenden ein unfehlbares Kennzeichen abgiebt für den Akanthoplex, so kommt nun als eine Bestäti- gung der Deutung von aussen der Name KdfjbfjbOQtg hinzu, nach der allein möglichen Ausfüllung der Lücke von zwei Buchstaben. Denn xdfAfjtOQog ist in der Odyssee ein stehendes Beiwort des Dulders Odysseus. Es gebrauchen es in der Anrede an ihn bedeutsam Kalypso , Leukothea, der Schatte
1) Rhein. Mus. 1853 S. 290—293. Die Wiederentdeckung der Vase in Neapel zeigt Hr. MinerTini auch an im Bull. Nap. 1853 N. 18 S. 144 März und einen Ton mir an denselben über den Gegenstand geschriebenen Brief hat er ohne meinen Wunsch abdrucken lassen Juli p. 12—14.
346 Odysseus Akanthoplex.
seiner Mutter und Athene (V 160 xdfjbfWQs y fjtij fAO§ Ü ivd'dS* ddvqso ^ V, 339 xdfAfAOQCj ttins vot dUds IFods$ddmv, XI , 215 (u (AOt tixvov sfAÖv j nsgl ndvtuiv xdfAfAOQc q>wi;wVy XX , 33 tiTvi avi iyg^cftJf^g , ndvrcov niqi> xdfifAoge q>mtSv) und Telemachos nennt ihn xstvov — vov xdfifAogoy (II, 351). Uncontrahirl hatArkadius xardfAogog (de acc. p. 71, 28), xdvfAOQog in xdofAOQogj dv&tfjvogj verwandelt Hesy- chius, das in xdfifioqog tibergeht wie xatd fi8p in xdfA p,hv in der Odyssee selbst ; xafAfAovttj in der Ilias. Von (AotQa im gu- ten Sinn wird ämioqog^ ohne Glück, und umgekehrt ist xatd- (AOQog dem bösen Loos unterworfen, nach dem Gebrauch der Präposition in xatdiiontpog^ xatdfiSfiTrtogj oder vielmehr mit blosser Verstärkung durch sie, unglücklich, wie in xormf- X^^og, xatdlaßgog, xdncfx^og, xdnaog^ xatddfjXogy und vielen andern ähnlichen Wörtern. Die Grammatiker welche xixxA fWQip zur Erklärung gebrauchen (Schol. Nicandr. Alex. 41, SchoL Odyss. V, 160, Hesych. v. xdfjtfAOQs und xa^bgAogimp) wollen schwerlich xaKÖg etymologisch genommen wissen. Die Endsylbe tg giebt dem Adjectiv den Charakter eines Eigennamens. Sie ist nicht bloss sehr häufig als Contrac- tion wie AvtSig , Avaiag^ '^yh^ ^Aylag^ oder für *f, wie öqvtgj für iy^, wie in Atfivöxccgtg^ ^AneXhg (in einer Athe- nischen Inschrift, Osann. Inscr. p. 330), sondern auch gebräuchlich für og, wie in MoXn^g und Molnog^ AdfAfr$g und Adfjbnog^ 06QfAtg und 06QfAog, ^AQx^öafitg (auf einer Münze von Mitylene, Mionnet III p. 200, Denkschr. der Münchner Akad. 1813 S. 40) und ^Aqx^^ccgiog.
Gewiss in keinem Augenblick seiner Laufbahn fand der Beiname des Unglücklichen seine Anwendung mit mehr Grund als in diesem, wo Odysseus nach seinen letzten aus der Telegonee bekannten Abenteuern zu seiner Ge- burtsinsel nochmals zurückgekehrt, schon zu landen im Begriff^ dem Stachel eines Fisches vom hohen Himmel herab, wie einem Preilschuss unterliegen muss. Dass aber
Odysseys Akantboplex. 347
Odysseus auf dem Bilde durch diesen Beinamen Kammo- ris bezeichnet wird, zeigt von neuem wie die alten Ma- ler die Personen oft lieber mit einem treffenden, und ins- besondre mit einem ihnen in der dargestellten Handlung oder dem Augenblick angemessnen Beiwort oder Beina- men andeuteten als mit dem allgemein üblichen Namen an- kündigten. Von diesem Gebrauch , der nach und nach klar geworden ist, nachdem er zuerst in der einzelnen Er- scheinung Schwierigkeit gemacht hatte oder seltsam er- schienen war habe ich in dem Bande meiner A. Denkm. der auch den Akanthoplex enthält, mehrere Beispiele zu- sammengestellt (S. 303 f. 351. 376«) So ist über der von dem Maler entführten Hebe-Ganymeda in Tischbeins Va- sen I, 26 geschrieben &AAIA^ und AIJOS neben der keuschen Schwester des Apollon, welcher an Tityos seine Mutter rächt, in Gerhards Auserles, Vasen I, 22 und Elite c6ramogr. II, 561 wo der Name AIJOS durch ein bei- gefügtes sie bestätigt wird von de Witte im Gab. Durand n. 18 Catal. Beugnot n. 4. p. 8. Herakles wird JI02- HAIS genannt an einer Vase bei Millingen Anc. uned. mon. pl. 38 und auf einem Etrurischen Spiegel Kalanike, KaXKnxog, JO20O2 auf dem Schoose des Zeus (Diony- sos) Minervini mon. Barone tav. \,KYMOQETA für The- tis auf der von D. Schmidt erklärten Kylix, auf der Vase des Midias YFEA für Athena Hygiea. Persephone wird '^Ayvifi genannt Paus. 4, 33, 5. Ariadne an einer Vase des Brittischen Museums NYNOAIA, nach de Witte in den Nouv. Ann. de Tlnst. arch. I p. 518.
Die am Uferrande sitzende Figur wird IIONTIA ge- nannt , mit einem allgemeinen Namen statt des eigentlichen, Leukothea, die dem Odysseus gegenüber im Musee Blacas pl. 12 KAAH genannt ist. So ist an dem einen der Lä- strygonenbilder, die jetzt im Museum des Capitols aufge- stellt sind, in Gerhards Arch. Zeit. X Taf. 46, über einem Pan geschrieben N0MAI2 d. i. NofAalogj Weidegoll. Wie
348 Odysseus Akanthoplex.
Leukothea hier Pontia, so wird Poseidon von Pindar i nömog genannt^ und Glaukos von Anthedon allgemein Pontios. Das künstlerische Motiv die Leukothea hier dar- zustellen kann kein andres gewesen seyn^ als das Un- glück des Odysseus noch mehr hervorzuheben, welcher aus den Gefahren des Meers durch ihren Beistand geret- tet, noch im Angesichte des Ufers, unter ihren Augen auf jene unerhörte Art umkommt, damit ein dunkler Ora- kelspruch seine Erfüllung erhalte.
Da die Namen Eammoris und Pontia ihre klare Be- deutung haben, so wird auch der dritte, der dem Anker werfenden Begleiter des Odysseus beigeschrieben ist^ ^AI- M02 j nicht ohne. seinen bestimmten Sinn seyn.. Wel- cher , ist schwer zu sagen , und die Buchstaben möchten nicht alle richtig geschrieben seyn, da sie deutlich so geschrieben seyn sollen.
Auffallend ist der Umstand dass sowohl Odysseus als sein Begleiter jung und glattbärtig dargestellt sind, auf- fallend noch mehr an einem Akanthoplex als es an ei- nem Odysseus fast in irgend einer andern Lage seyn könnte. Ganz absichtlich und schicklich ist er so gemalt da wo er der Gattin des Antenor die ihm das Palladion ausliefert, eine Liebestänia entgegen hält, Annali del Inst, archool II tav. D. Dort aber möchte der Anlass nicht aus einer der verlornen Tragödien vom Akanthoplex ge- schöpft gewesen, sondern der Grund allein in einem Feh- ler, einer Unüberlegtheit des Malers zu suchen seyn.
Die Vase befindet sich im Haus Porcinari in Neapel.
Die grosse Dariusyasc in Neapel ^).
Taf. XXUI.
Die im Frühjahr 1854 bei Canosa aus einem Grab hervorgezogne Amphora mit Darius, wovon Minervini in
1) Gerhards Archäol. Zeilung 1857 S. 49—55. Taf. 103. Der folgende kleine Aufsatz wurde an den Herausgeber mit den in London erschienenen Zeichnungen eingeschickt ohne eine Ahnung dayon, dass eine Abbildung der Hauptvorstellung dieses merk- würdigen Gcfässes diesem schon vorher zugekommen, ja dass diese schon gestochen sei, wie sie nun hier Torliegt. Derselbe hat darüber auch bereits in der Königlichen Akademie der Wissscn- schaften ßericht erstattet, der in deren Monatsberichten nächstens erscheinen wird, wenn nicht schon erschienen ist. Es mag indes- sen hier der ohne Kenntniss der früher abgegebenen Erklärung entworfne Artikel unverändert folgen und es durch seine Kürze im Ganzen entschuldigt werden, wenn Einiges an zwei Stellen fast gleichzeitig doppelt gesagt wird. In der Gerhard*schen Zeich- nung ist deutlich AHA geschrieben, wie man in Neapel gelesen hat, und 6s scheint daher um so mehr, dass das n dem P, das mir der Sinn und Zusammenhang nothwendig zu erforschen scheint« an der Vase selbst so ähnlich sieht und so nahe kommt, dass die Erklärer sich leicht über diesen in der Sache sehr wesentlichen Buchslaben täuschen konnten. Wie häu6g aber die ältere Form des n für P und umgekehrt in den Inschriften, besonders der Vasen mit einander leicht yerwechselt werden können, ist bekannt. [Der Torgedachte Bericht über das in Rede stehende Gefäss ward
250 Die grosse Dariusvase in Neapel.
seinem BuletL archeoL Napol. 1854 N. 43 p. 129 im April nach zwei von ihm und Cav. B« Quaranta in der Accade- mia Ercolanese gehaltnen Vorträgen Bericht erstattete, und auf die er, nachdem die Vase in's Burbonische Museum und ihm unter Augen gekommen war ^) , im Juny deg Bullettino N. 48 p. 169 zurückkam ^ ist zum erstenmal im Stich bekannt geworden in den illustrated London News vom 14. Februar dieses Jahres. Minervini hat verspro- chen sie in den ^tti della R, Accademia Ercolanese her- auszugeben. Bis dieses geschehen sein wird, wovon we- nigstens noch nichts bekannt geworden ist, oder bis diese Publication zu uns gelangen kann, wird es immer der Mühe werth sein von dieser so merkwürdigen Darstellung die Hauptidee und, wie ich glaube sagen zu können, eine richtigere Vorstellung als im BulL Nap. gegeben ist, kürzlich darzulegen.
Die Amphora ist nicht weniger als sechs Palmen we- niger ein Vierlei hoch, grösser als die grössten im Bur- bonischen Museum, hinter denen doch die zwei berühmten einst von Miliin herausgegebenen Vasen von Canosa in
im akademischen Monatsbericht für 1857, Juni S. 333 ff. abgedruckt wo 8. 337 die Böckhsche Deutung der ßiichstaben dem Diptjchoo des Schatzmeisters; yorläuGge Nachrichten waren im Arch. Am.. T. J. 1854, S. 482* ff. gegeben.]
2) Es ist charakteristisch für die in Neapel übliche Geheim- thuerei und missgünstige Zurückhaltung mit neuentdeckten alten Kunstwerken unter den Hütern solcher Schätze, dass Herr Bo- nucci, der die Ausgrabung bei Canosa geleitet hatte, die Mitglie- der der Herculanischen Akademie die Dariusvasn nicht untersuchen Hess ehe sie ihre Vorträge darüber hielteo, so dass sie nachher, als die V^ase in das Museum gekommen war, einige nach der Be« Schreibung, welche umlief, vorgebrachte Irrthümer berichtigen mussten. Minervini schreibt p. 133: Debbiamo alla genUlei^a dei Sig. Bonucci ¥aver pofuio osservare alcuni de' fiü interessanti pew di questa tnaravigliosa stovigiia^ und p. 169: ne presentammo la c^escrt- iione sopra allrui relatione»
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Die grosse Dariusvase in Neapel. 351
der Münchner Sammlung an Grösse so sehr zurückstehn; sie ist von sehr feinem Thon und enthält in ihren vier Vorstellungen auf beiden Seiten des Gefässes selbst und des Halses fünfzig Figuren, — Minervini versichert, dass sie 'ausser der archäologischen Wichtigkeit auch unter dem Gesichtspunkt der Kunst und des Stils, der sich schön und sorgfältig zeige, alle Aufmerksamkeit verdiene.' — Jede Bemerkung unsererseits in dieser Beziehung, nach der vor- läufigen Bekanntmachung der Zeichnungen in einem Ta- geblatt, würde vorzeitig sein.
Die Hauptvorstellung besteht aus drei Abtheilungen, drei Reihen von neun, acht und sechs Figuren. In der mittleren thront in ihrer Mitte Darius Hystaspis JAP102 (Minervini schreibt JAPEI02), welchem einer der soeben um ihn zum Ratb versammelten Grossen Vortrag hält, und hier bestätigt sich im Allgemeinen was Aelian als einen Persischen Brauch erzählt^). VTenn nemlich einer der Grossen über der Berathung bereits entzogne, also ver- botne und bestrittene, bedenkliche Dinge dem König einen Bath ertheilen wollte, so stand er auf einer goldnen Säu- lenunterlage; die er, wenn sein Antrag gefiel, zum Lohn, zugleich aber Geisseihiebe empfing, weil er es gewagt hatte, etwas von dem König vorher nicht Beliebtes von neuem in Vorschlag zu bringen. Das Gefährliche des zu unternehmenden Krieges ist so auf die naivste Art ver- sinnbildel. An dem Fussgestell worauf der Sprecher steht, ist geschrieben 1IEP2AI, was auf alle sieben Grossräthe zu beziehen ist. Von diesen sitzen vor den Dreien auf beiden Seiten je zwei und je einer ist stehend. Die drei auf der Seite des Antragstellers machen sämmtlich Finger- bewegungen, die man als Zustimmung und zwar der Ma- jorität fassen kann ; denn hinter dem König zunächst steht mit Schwerdt und Lanze wohl der Oberfeldherr, der nicht
3) Var, Bist* XII, 61 (was Quaranta anfährt).
352 Die grosse Dariusvase in Neapel.
stimmt, und nur der dritte erhebt zwei Finger der Rech- ten. In diesen Figuren wird man vermuthlich bei nähe- rer Untersuchung manche aus wirklicher Kenntniss des Persischen Hofs und seiner Grossämter entnommene Be- sonderheit unterscheiden. So hat der Antragsteller einen Spitzhut auf, der sich von den verschiedenen Tiaren von vier andern und dem unbedeckten Haupte des fünften, dem einfach bedeckten des sechsten gewiss absichtlich unter- scheidet *).
Die oberste Reihe nehmen, wie gewöhnlich, dämoni- sche Personen ein, die aber hier in ungewohnter Weise zu einer Handlung zusammentreten, einer Handlung, wel- che vorbedeutend den für Darius unglücklichen Ausgang des Kriegs ausdrückt. Die Namen HEAAA2 (dieser in der Zeichnung nicht ganz richtig gegeben) und ASIA sind beigeschrieben. Beide sind als ideelle Personen un- ter den Göttern ganz an ihrem Platz. Asia sitzt, eine hohe Kriegeslanze haltend, auf einem grossen Basament oder einer Ära, worauf hinter ihr auch ein Hermenbild aufgerichtet ist, und schickt die Ära, APA^ aus, welche zwei Fackeln hält und Schlangen im Haar bat, nach der statt Chlamys auf der Brust geknüpften Thierhaut aber und der Beinbekleidung einen männlichen kriegerischen An- schein hat. Dass Asia sie aussende, ist daraus klar, dass sie nach dieser den Blick wendet, sie anhört. Die Fackel in des Feindes Land zu werfen ist ein bekanntes Zeichen der Kriegsankündigung, der Fackelträger [nvqqioQog)^ der sie überbrachte, war eine geheiligte, unverletzliche Per- son^). Sinnreich genug ist die Drohung, das Land mit
4) Die Begleiter des Persischen Gesandten Feruk Khan 1857 trugen konische Hnte.
5) Sehoh Eurip. Phoen. 138(5 (1377), wo die Varianten dea Gobetschen Scholiaslen (p. 269) , so wie auch die in der Bothe'- schen Ausgabe p. 70 nichts im Wesentlichen ändern. Der Diehter selbst vergleicht das Schlachtaeichen der Trompete mit der ioage—
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Die grosse Dariasvase in Neapel. 353
Feuer zu verwüsten ^ der Ära, die als Person aus den Dichtern bekannt ist, dem Fluch, in die Hand gegeben und wenn das V hinter APA in der Zeichnung richtig ist so lässt es sich ergänzen ifAtVj da man sagte d^äg ins^~ %sad-ai nvh Doch ist diess höchst unwahrscheinlich. Die so bedrohte Hellas aber ist in den besten Schulz aufge- nommen , sie steht zwischen Zeus und Athene , die beide mit einer schützenden Hand sie berühren, und Nike, dem Zeus zur Seite stehend, reicht auch die Hände nach ihr hin. Noch sind übrig auf dieser Seite Apollon , den Schwan auf dem Scboos^ und seine Schwester auf einem grossen gefleckten Dammhirsch sitzend von einem Jagdhund be- gleitet. Diesen beiden Göttern auf der Griechischen Seite entspricht allein das schon erwähnte Idol, weiblich, mit weissem Gesicht, Ohrringen, Halsband und einer mit Zak- ken verzierten Stephane; in Hermenform, wie die Asia- tische Aphrodite in Athen, welche man die älteste der Hören nannte, und Aphrodite auch in Dolos (Paus. 9, 40, 2 vgl. Gerh. Hyperb. Studien 2, 275.) Oflenbar soll hier Asien durch diese rohe und altväterliche Form gegen die anmu- thig poetischen Gestalten der Griechischen Letoiden in Schatten gestellt werden.
Die untersten sechs Figuren stellen unterworfne Pro- vinzen des Darins dar drei knieend und flehend, zwei Tribut entrichtend an einen vor einem grossen Tisch sit- zenden Satrapen. Die eine hält einen grossen, oben zuge- bundnen Sack, die andre mehrere goldne Schalen: der Steuereinnehmer hält in der linken Hand ein Diptychon, woran unten und oben einige, vielleicht TAAANTA zu lesende Buchstaben geschrieben sind, und zählt mit der
lassenen Fackel: inkl (f d(f>eiStif nvqaog cü? , TVQOfiviurjg cäXn&yyos W' Ljkopbron 1295 ^X^Q^s di nvQCoy fjgay, wo Meursius aus Statius ostentUi Bellona facem^ civilis Erinnys — facem — movii uad Aehnliches aofohrt, S. £p. GjcL 2, 184 Not. 22*. [In heutigen Kriegsliedern rd ßdllufUif ftmäp «fe 8i|K ijy nvffMtätfJ]
V. ^-^
354 Die grosse Dariusvase in Neapel.
rechten Goldstücke auf den Tisch. Die ganze Macht des Grosskönigs wird so in schönen Gegensatz mit der des Götterschutzes gewürdigten, in ihm sicher bewahrten zarten Figur der Hellas gebracht.
So sehn wir denn im Rathe des Darius, des Beherr« Sehers vieler Reiche, einen bestrittenen, gefährlichen Be- schluss gefasst, und in der Höhe, dass dieser Beschluss sei Hellas zu bekriegen, das von seinen Göttern in gnä- digen Schutz genommen wird; weiter nichts, diess aber klar und unzweideutig. Unerfreulich ist es zu sehen, wie statt dieses einfachen guten Gedankens in das schöne Ge- mälde von den beiden genannten Neapolitanischen Gelehr- ten, nach unglücklich gefassten Voraussetzungen, wunder- liche Dinge — soll ich aufrichtig reden, muss ich ihnen wenigstens dieses Beiwort geben — hereingetragen wer- den. Minervini, allzusehr eingenommen für das in neue- rer Zeit allerdings oft angewandte Mittel Kunstwerke aus Tragödien zu erklären, zweifelt nicht, dass die Vorstel- lung der Vase gezogen sei aus den Persern des Aeschy- lus^), mit denen sie doch nicht mehr gemein hat, als mit einem der tausend Andern, die den Ruf des vergeblich von Darius auf Athen und Hellas unternommenen Sturms verbreitet haben; er will alle Stellen des Tragikers, che fanno interessante confronto al vaso d% Canosa, zum Be- weise beibringen, zweifelt nicht, dass der Antragsteller in der Mittelreihe der Bote in der Tragödie des Aeschylus, und dass der an dem Fussgestell desselben angeschriebene Name 1IEP2AI der Titel der Tetralogie sei, auf die er auch die andre in demselben Grabe gefundene schöne Vase mit Perseus und Andromeda, vermittelst des in die- sen Mythus hineingezogenen Phineus, zurückführen will (p. 172). Sodann hat Minervini sie h offenbar zur Unzeit der an der (einst von mir im Bull. Nap. erklärten] Tereus-
6j BuU. Napol. 1854 p. 132, 169, 170.
Die grosse D&riusvBSe in NeBpel. 355
vHse des Burbonischen Museums vorkommenden j4pala erinnert, deren Namen er, abgekürzt um die zwei lelzlen Buchslaben , aus der APA herauslesen will. In der Eng- lischen Zeichnung ist das P statt 27 oder F , vollkommen deutlich, und wenn das V neben APA, das sie giebl, richtig ist, so fällt die Ertjänzung --iZ7^TH von selbst weg. Doch kann ich darüber nicht urlheilen, da Minervini wie- derhol) bemerkt, dass hinter ATIA nur für zwei Buchsta- ben Raum, also kein Buchstabe ausserdem sichtbar sei. Nur dessen bin ich gewiss, dass der Maler nicht n, son- dern P hat schreiben wollen. Die Täuschung, die den Darlus verblendele und in's Verderben stürzte, könnte un- möglich gegen Hellas, das sich nicht verwirren Hess son- dern auf seine Götter vertraute, von der Asia losgelas- sen werden.
Cav. Quaranta, der sich anfangs auch von der 'Andz^ berücken Hess, in der er die am schwersten zu erklä- rende Figur erblickte, verslieg sich nachher in andre Er- gänzungen des vermeintlichen ADA, als anayytXta, änuQX'}, änagoig und erklärte das Ganze aus der Geschiclite des Darius Codomanus, mit Sprüngen wie er sie zu machen pilegl, denen man nicht von weitem folgen kann noch mag. Darüber halle er in der Akadeniie bereits fünf Abhand- lungen gelesen, denen andre nachfolgen sollten. In der Farkelträgerin, die auch der Engländer den Genius des Kriegs nennt, erkennt er die, welche ganz Asien und ganz Europa in den Krieg rufe, die schlangenhaarige Fu- rie des Kriegs.
Das Gegenstück der Rückseile enthält in der Him- melsregion den Bellerophon, von der Nike gekränzt, und zu dessen Seilen Fun und Aphrodite stehend auf den Aus- senseilen , und sitzend weiter nach innen Poseidon und eine matronale Göttin, die, da sie eine Lanze hält und ein Schild daneben liegt, nicht Juno genannt werden muss, sondern kaum eine andre sein kann als Pallas. Unten ist 23*
356 Die grosse Dariusvase in Neapel.
dann die Chimära bekämpft und umdrängt von den Lan- desbewohnern. Am Hals ist vorn ein äusserst lebhaftes und an neuen kräftigen Gestalten des Angriffs und des Unterliegens reiches Amazonengefecht ^ und hinten^ nicht scena dionisiaca, sondern eine Telete jener verdächtigen Art, eine der Scenen, die, aus dem religiösen Leben der Gegenwart genommen, so häufig mit den mythischen^ wie zur Ausfüllung des Raums hinzugenommen zu werden pfle- gen, ähnlich wie auch gymnastische Gruppen.
0. JahUj der in Gerhards Archäol. Zeitung 1860 S. 41 43 von neuem über dieses Gemälde schrieb (nach E. Cur- Uns das. 1857 S. 109—116), macht schätzbare Bemer- kungen über die Iliqaai, ^ avpO-coxok und die Phönissen des Phrynichos und dessen Hinneigung zu Stoffen der Neuzeit. Weniger kann ich seiner Meinung seyn hinsichtlich des Verhältnisses unseres Gemäldes zu dem Dichtwerk: nicht eine Scene aus des Phrynichos Persern glaubt er darge- stellt, wofür es auch schwer seyn möchte nur einen Schein- grund zu ersinnen, sondern T^hier, sagt er, wie in so vielen andern Fällen hatte der tragische Dichter dadurch dass er den Stoff poetisch durchdrungen und gestaltet hatte , der bildenden Kunst vorgearbeitet und dersel- ben ihre Aufgabe erleichterte.^ Dass die Grossthat der Griechen mehr noch durch die Dichter, Phrynichos, Ae- schylos, Chörilos, Pratinas als durch Herodot und durch die mündliche Tradition im Andenken der Menschen er- halten und immer mehr gehoben worden sey, kann man gern zugeben ohne darum sich die Aufgabe zu stellen errathen zu wollen, durch welchen Erzähler eines so welt- bekannten Krieges und Siegs ein einzelner Künstler zu einer Darstellung veranlasst worden sey. Dazu kommt dass dass das Gemälde nichts Dramatisches enthält, son- dern dagegen desto mehr eigentbümlicb Künstlerisches.
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Die grosse Dariusvase in Neapel. 357
Am meisten fällt diess in die Augen in der oberen Reihe^ welche Asia und die von Zeus und Athene in Schutz ge- nommene Hellas und die am meisten charakteristischen Götter von beiden Ländern darstellt. Phrynichos dage- gen hatte in den Phönissen den Untergang der Persermach| auf die JI^Qüat if avp^doxot folgen lassen, ein Stück das allerdings „den von Darios nach langer Berathung unter- nommenen Krieg gegen Hellas zu seinem Hauptinhalt^ ge- habt haben muss, und wäre die Inschrift auf dem Bilde ai}vd^(oxo&j so würde man sich nicht der Yermuthung ent- halten können, dass der Maler, indem er die Berathung des Königs mit ihnen darstellte, insbesondre des Phryni- chos sich erinnert hätte, während man jetzt vielleicht ver- muthen darf, dass die Inschrift Hiqaai, sich nicht auf diese allein, sondern auf die dem Perserkönig Tribut zahlenden zum Perserreich gehörenden Provinzen mit beziehen soll, da sie nicht über den avv^ooxoigj nach der allgemeinen Ge- wohnheit, sondern unter ihnen in Mitte der beiden Rei- hen angebracht ist. Sie ist an einer Basis angeschrieben; weil sie da am besten in das Auge fällt. Auf die owd^vS- xovg bezieht sie auch E. Curtius nicht. Aber das Bild ent- hält in dritter Reihe auch die Tribut zahlenden Provinzen, und diess offenbar wieder nach künstlerisch symbolischer, nicht nach dramatisch historischer Weise. Fasst man bei- des zusammen, so hat man in dem vom Grosskönig mit den sieben Grossen des Reichs beschlossenen Krieg und in der Grösse der ihn ermöglichenden Finanzmitlei ein Btld von der ungeheuren den Hellenen drohenden Gefahr, und diess Bild nimmt ganz schicklich auch den grösse- ren Theil des Raums ein, gegenüber dem kleinen Hel- las. Beides, die sieben Grossen und die vielen unterwor- fenen Völker, mussten Jedem der von dem Grosskönig und dem Perserkrieg etwas gehört hatte , wohl bekannt seyn. Die Bedeutung des Ganzen aber ist eingeschränkt auf den einen Gedanken^ Hellas von der grössten Macht
358 Die grosse DariusFase in Neapel.
der Erde bedroht, wird gerettet durch die Olympischen Götter, und es schliesst sich durch den religiösen Charak- ter, so wie durch die edelste Einfachheit an den Krösos auf dem Scheiterhaufen in den Monumenten des archäo- logischen Instituts an (1, 54). Die Seele des Gemfildes, welches vollkommen selbständig erscheint, ist der Ge- gensatz der feindlichen Macht gegen Hellas und des gött- lichen Schutzes. Durch diesen konnte ein Drama ^ auch wenn ihm die Idee nicht fremd blieb, nicht so vollstän- dig beherrscht werden, in dem nicht einmal der Olymp dargestellt war. Wenn ein Stück des Phrynichos unter der Kriegsrüstung auch die eingetriebenen Tribute noch so breit auseinandersetzte, so that es diess auf seine Art, und wenn diese Sache an sich zuerst durch diess Drama des Phrynichos den Griechen näher bekannt geworden seyn sollte, so mag sie aus dieser Quelle immerhin auch bis zu den Malern gekommen seyn. Dass das Bild in viel älterer Zeit erfunden sey als welche zum Theil die. Aus- führung und welche besonders in den an derselben über- grossen Amphore, nach Apulischem Brauch, zusammenge- stellten Gemälden gar Vieles verrälh, wird man nicht be- zweifeln wollen. Die religiöse Auffassung des grossen Ereignisses durchdringt auch die Perser des Aeschylus, an die doch bei dem Gemälde nicht zu denken ist. Ob von dieser die Dramen des Phrynichos etwa weniger ab- hängig gewesen sind, gerade weil er einen starken Zug zu der geschichtlichen Erscheinung verräth, darüber Ver- muthungen anzustellen, sind wir kaum berechtigt.
Auf seine Bemerkung ist Jahn geleitet worden, wie er selbst anführt, durch Minervini, der auf seine stark verunglückte Vermuthung nochmals zurückgekommen war in seinem Bullettino 1856 p.46 f. 111 und 1858 p.83— 88. 165 — 167. Aus einer andern Erklärung, Darius in der Unterwelt, in Gerhards Archäol. Zeitung 1857 Anzeiger S. 107* ist wenigstens zu entnehmen, dass wenn das
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Die grosse Dariusvase in Neapel.
359
Costüme der Persischen Reichsräthe mit dem der vierHöI- lenrichter an andern Apulischen Vasen so vielfach über- einstimmt, in dessen Behandlung künstlerische Convenienz in grösserer Allgemeinheit von den Apulischen Malern an- gewandt worden seyn möge, als antiquarische Genauig- keit und Gelehrsamkeit.
Götterreihen im Olymp i).
Taf. XXIV.
Zwei Gemälde an zwei völlig gleichen topfartigen Ge- fässen mit Fuss und oben zwei Griffen, etwa oUa oder (Ttccfivogy mit gelben Figuren, das obere im Römischen Handel beiDepoletti, das andre in der Campanascben Samm- lung, Catalogo del Museo Campana Serie IV h. 54. Das untere enthält acht, das obere sieben Götter, wenn man die Nebenpersonen, dort Hebe, hier Nike nicht mitzählt. Beginnen wir mit den unteren.
Zeus und Here thronend gegeneinander über, Beide den Scepter, Zeus mit derselben Hand auch den Blitz hal- tend, den immer bereiten, der gleich den Beilen des Lic- lor die Strafgewalt ausdrückt; Here hält eine purpurfar- bige Blume vor sich hin und ist mit einem metallnen Haar- band, Stephane, geschmückt. Vor Zeus steht Hebej beflti- gelt, in der Haltung einer Aufwartenden, in der rechten Hand ein Gefäss, brocca nach heutigem Namen, während Zeus mit der Linken eine Trinkschale hinhält, worin sie ihm Nektar eingiessen wird. Neben ihr steht Apollon mit der Laute, die -er im Begriff ist mit dem Plektron zu rühren wie Hebe einzuschenken. Das Gesicht des Apollon ist
I) Auoali d. Inst, archeol. 33, 293-298 Uy. 58. 1861.
Göltcrreiheti im Olymp. 361
ziemlich weiblich ausgerallen, wie man ihn auch sonst an Vasen siehl. Diese Vorsleüung geht auf die schwungvolle Dichtung im ersten Pindarischen Hymnus zurück dass beil der Hochzeit des Zeus, der nach der Theogonie sich mit sieben Göttinnen und schliesslich milHere, vermalte, Apol- lon mil dem Musen sein Lob sang. Zeus nemlich fordert die Götter in der festlichen Freude des Siegs und der vollbrachlen Rerorm auf zu saufen ob sie einen Wunsch hätten , sie baten dass er ihnen Gölter schaffen möchte itie seine grossen Thaten mit Lied und Musik feierten und er rief den Apollon und die Musen ins Daseyn. Böckh vermulhet dass aus diesem Hymnus auch das Piridarische Wort „in der Zeit aber ward Apollon geboren", herrühre, das wenigstens mit ihm tibereinstimmt. Dass Apollon mit den Musen Gölterbochzeilen feiert, ist eine viel ältere my- thologische Erfindung und kommt in Vasengemälden die an Aller dem Findar nicht nachzusetzen sind, vor^): diess hat ihm Anlass gegeben auch dieser mythischen Thalsache, was überall gern geschah, ihren Ursprung nachzuweisen, indem zugleich der Enthusiasmus der Götter für den neuen Beherrscher des Olympos die Hymnen schmückte. Here mil der Blume erscheint mit Bezug auf die uralle Vorstellung, dass sie Göttin der Erde sey, als Frühtingsgöilin, '!^i'i9c(a weil diess mit dem Bräiitlichen wohl zusammenstimmt. Dass Apollon sich der Here zuwendet, ist ohne Bedeu- tung und steht nur malerisch in Bezieliung zu der Wen- dung der Hebe nach dem Zeus: und diese symmetrische Rücksicht ist keineswegs zu ladein, da nach der Stellung der Throne gegeneinanderüber ein Auftreten des Apollon vor dem Paare ohnehin wegfiel. Wohl 'gewählt ist für diese Scene der Lorberkranz des Zeus, gleich dem des Apollon.
Die andern den Olymp zu repräsentiren ausgewählten
2} Meine Göllcrlvhro 2, 3?) U
262 Götterreihen im Olymp.
Götter sind HermeSj Poseidon und Pluton, zwischen bei- den stehend Athene und dann Aphrodite, Die Letztge- nannte kommt nach der Rundung des Gefösses unmittelbar neben Zeus zu stehen und diess ist sehr absichtlich. Wäh- rend die vier andern Götter ruhig stehn, wenn auch Her- mes ^ Athene und Pluton Gedanken zu bewegen und zu äussern scheinen, drückt sie durch die Sprache beider Arme und Hände die lebhafteste Theilnahme aus. Diess erinnert daran, wie eng wir sie in Begriffen und Gebräu- chen mit der Ehegöttin verbunden finden ^. Zwar ist nach dem Pfeiler hinter ihr Aphrodite der Reihe der dem Hym- nus des Apollon lauschenden Götter beigesellt^ aber diess möchte nicht hindern dass zugleich ihre unmittelbare Nähe bei Zeus zugleich an ihre Bedeutung bei den Hochzeiten erinnern sollte. Demnach ist diess Gemälde durch unsre Ueberschrift zu allgemein betitelt: man ist berechtigt es des Zeus und der Here Hochzeit zu nennen^ die wir be- reits auf so ganz andre Art dargestellt kannten. Das Sin- nige und Geistreiche der Erfindung , so wie die Angemes- senheit und geschmackvolle Feinheit der Zeichnung inner- halb der bescheiden eingehaltnen Schranken der traditio- nellen Figuren und Zeichen der Götter wird man dem Ge- mälde nicht absprechen.
In dem andern Gemälde, dem oberen, erblicken wir abermals den Zeus und die Here auf ihren Sesseln, hier nur mit den Stäben der Würde versehen , und statt der Hebe dem Zeus eingiessend Nike. Diese Göttin ist von ihm eigentlich unzertrennlich^ indem sie seine Allmacht bedeutet. Ihre Mutter Styx führte sie ihm vor dem Kampf mit den Titanen nebst der Kraft und der Gewalt zu und fortan, wie Bacchylides sang, „steht Nika bei ihm und bestimmt die Entscheidung Unsterblichen und Menschen.^ Hier hält sie, indem sie dem Zeus zu trinken einschenkt^
3) Das. 3, 325 f,
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Götterreihen im Olymp. 363
in der Rechten das Kerykeion, wie auch in andern Bil- dern ^). In dem unsri(|[en möchte diess Amtszeichen nicht schicklich seyn, da das Ganze der Vorstellung nicht auf eine besondre augenblickliche That des Zeus sich zu be- ziehen scheint , die neben ihm und' der Here vorgestellt wäre: auf seiner Hand, in seiner Krone drückt sie ganz allgemein die Eigenschaft aus. Neben der Here steht Plufon, mit einem Füllhorn, das oben nicht kahl ist wie das auf dem unteren Bilde und sonst gewöhnlich und auch auf dem Basrelief mit dem Zeus und seinen beiden Brü- dern, welches zuerst Gelegenheit gegeben hat diess Sym- bol des Hades-Pluton festzustellen^), das auch der De- meter gegeben wird ®). Der Inhalt des Plutonischen Füll- horns dringt vor auch in einem Vasengemälde mit der Sendung des Triptolemos ^).
Von Pluton an sind die meisten der übrigen Figuren dem gegenwärtigen ersten Erklärer räthselhaft so dass Sinn und Zusammenhang der ganzen Vorstellung ihm daher ver- schlossen bleiben. Die sitzende, bärtige Figur zwar, mit weitem Mantel und fein gefaltetem, bis auf die Füsse rei- chenden Unterkleid giebt sich als Dionysos zu erkennen durch den grossen Trinknapf in ihrer rechten Hand und durch den auffallend hoch gezogenen, aber nicht unna- türlichen sondern im Süden hier und da ähnlich gezogenen Weinbaum mit einer Fülle oben welche Reben, Laub und
4) Meine Alten Denkm. 3, 51. Es ist der Iris als Botin eigen and auch der Eirene, das. S. 244. 247.
5) Zoega Bassir. Albani (aT. 1.
6) Neumann Numi 2, 264.
7) Monum. del Instit. 1, 4. Annali 1, 261. R. O. Mullers Denkm. Th. 2 Taf. 9, 110. Der Gott mit einem grossen Füll- horn, in einen weiten Mantel gehüllt, neben der thronenden Rore You welcher Hermes , der sie aus dem Olymp zuräckgebracht hat, eben weggeht indem er mit der Hand sie grnsst. Musöe Thor- waldsen par L. Maller I p. 49 n. 12.
364 Götterreihen im Olymp.
Trauben bedeuten mag, da in diesen Dingen die Künstler die Natur nicht treu nachzuahmen pflegen. Bei der vor ihm stehenden Figur könnte man an Aphrodite denken^ welcher wenigstens der Apfel zukommt, den sie ihrem Nachbar vorhält, und der Schwan, in so fern sie auch im Wasser waltet, nicht ganz fremd ist: sie erscheint auch gezogen von Schwänen. Bei welcher andern Göttin tref- fen diese beiden Attribute zusammen ? wo ? Die ihr zuge- wandte Figur mit Trinkschale und Thyrsos scheint ein an- drer Dionysos zu seyn, und wenn diess kaum abzuweisen ist, so wird man fast gedrungen zu der Vermuthung dass hier eine der unerfreulichen Doctrinen der seit einer ge- wissen Zeit sehr geschäftigen, gleich gewissen auf nicht dem besten Grunde wuchernden Pflanzen, sich verbreiten- den Orphischen dogmatistischen und mystischen Theologie, die sich der klaren und reinen mythologischen Formen misbräuchlich bediente, dem Künstler oder etwa einem Besteller sich empfohlen gehabt habe. Mit diesem Dio- nysos nemlich wendet auch Pluton, der selbst auch als Dionysisches Zwitterwesen bekannt ist, gewiss nicht be- deutungslos, der Schwanengöttin sich zu, hinter wel- cher, mit Blick und Geberde auch der andre Dionysos thront. Dionysos ist auch mit Ariadne in der auf Vasen gebräuchlichen Gestalt als Hades-Dionysos gepaart unter fünf mit Namen bezeichneten göttlichen Paaren, unter de- nen auch Pluton mit Perrephassa, an einer Trinkschaale von Vulci (Gerhard Trinksch. u. Gef. Taf. H. M. I. d. I. 5, 49). Sollte an unsrem Gefäss einä Dreiheit von Göttern, wie sie so sehr üblich und beliebt waren, als verschiedene Personen eines einigen Grundwesens gedacht seyn? Sehr wahrscheinlich ist mir diess freilich nicht. In Paträ wurden nach Pausa- nias drei Statuen des Dionysos, Msüadsvg, "^Avd-Bvg und 'AygsiSgj am Fest in das Hieron des Aesymnetes getragen (7, 21, 2.) Die Göttin welche aul die , wie es scheint zu- sammengehörige Gruppe aus vier Personen folgt, scheint
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Götterreiben im Olymp.
36S
nach der Bewegung ihres linken Arms ebenfalls Theil an dem noch unbekannten Acte zu nehmen. Unbekannt ist auch welche Bedeutung die an dieser Göttin und an Flu- ten bemerkliche Decke über die Mitte des Leibes hin ha- ben sollte, die auch an dem Hermes des unt(;ren Gemäl- des zu sehn ist.
An einem dritten ähnlichen Gefäss mit acht Göttern umher im Museo Gregoriano T. 2 tav. 21, 1 sind ebenfalls Zeus und Here, er hier stehend, den Blitz in der einen, den Scepter mit der andern Hand haltend, und Here sit- zend, neben ihnen auf der einen Seite Nike, auf der an- dern Athene, die den Helm dem Zeus entgegen hält, wie zum Zeichen dass sie seines Winks zu jedem Auftrag ge- wärtig sey, eben so wie Nike. Dann sind noch zwe Götterpaare, Poseidon mit Dreizack und Delphin und Hephästos mit der Zange, Köre mit einer Blume und Pluton im Gespräch mit einander. Es scheint demnach dass es üblich war diese Art von Gefässen unter andern mit einer Anzahl der grossen Götter, unter allerlei Gesichts- punkten ausgewählt und zusammengestellt ringsum zu verzieren, Zeus und Here konnten dabei niemals fehlen.
Urtheil des Paris ^).
Das Parisurtheil nimmt von den im Epos die Ilias einleitenden Geschiebten in den Monumenten weit die erste, unter den Vasengemälden der älteren Klasse über- haupt eine ziemlich bedeutende Stelle ein und behauptet sich in verhältnissmässiger Gunst auch in der andern nach der freieren Entwicklung der Kunst. Wenn wir sonst aus der Litteratur die Bildwerke zu erläutern suchen^ so wirft
1) Aus den Annalen des Rom. Archäol. Instituts 17, (Paris 1845) Taf. 18, 132—215, wo zugleich auch Taf. 19 die Räckseite mit Odysseus und Tiresias gegeben ist, wovon die Erklärung schon im dritten Bande der A. D. S. 452—458 wiederholt ist. Die Ab- handlung zum Parisurtheil folgt hier einigermassen erweitert, be<- sonders in der Einleitung, die Erklärung der Taf. 18 in dem Ver_ zeichniss der Vasen zuletzt N, 68. Diese Umschreibung erfolgte im Winter 1845 zu Rom als Anfang der Ausfährung eines epi- schen C^yklus in Bildern, der viele Jahre vorher entworfen und für den litterarischen vielfach benutzt war, sich auch in meinen Schriften mehrmals angekündigt findet. Verschiedene Gestalt hat in den sonst für alle Gedichte gleichmässig vollständigen Vorbe- reitungen nur die Ilias, welcher die Recension von Inghirami's Qaler. Omer. in der Jenaischen Litteraturzeit. Apr. 1836 S. 587 — 616 zu Grunde gelegt ist. Zwei Tafeln, welche unter Brauns Aufsicht für dieses Werk gestochen wurden, sind nunmehr als eine Probe der damals beabsichtigten Ausführung in Abzügen beigege- ben worden (Taf. A. B.).
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Urtheil des Paris. 367
das Alter und die häufige Wiederholung dieser Darstel- lungen hier und da ein Licht auf die poetische Sage zu- rück. Die älteste und bekannteste Poesie, welche die Ge- schichte des Troischen Krieges von ihrer Mitte rückwärts auf den Anfang zurückführte, sind die Kypria. Aus die- sem Gedicht nun wissen wir durch Proklos dass die drei Göttinnen nachdem bei der Hochzeit des Peleus Eris den Wettstreit über die Schönheit angefacht hat, „zu Alexan- dres auf dem Ida nach des Zeus Auftrag von Hermes zum Spruch geführt werden", und, fährt Proklos fort, „der Aphrodite spricht Alexandres den Vorzug zu, bewogen durch die Hochzf it der Helena." Die Vasenbilder in schwar- zen Figuren theilen sich in solche, die den Zug auf dem Ida und in die, die das Parisurtheil vorstellen. Der erste war schon am Kasten des Kypselos und am Amykläischen Thron vorgestellt. In rothen Figuren wiederholt sich diese leichtere, ganz einfache und inhaltsarme Komposition nicht mehr. Aber gewiss würde auch früher die Reise nach dem Ida nicht geschnitzt, mit dem Hammer getrieben und so oft gemalt worden seyn, wenn sich daran nicht Erin- nerungen aus einer Poesie knüpften, welche die Sache ausgeschmückt und erweitert hatte. Der Gegenstand war so anziehend für die empfindende und so reichhaltig für die philosophirende Welt, dass wir uns nicht wundern dür- fen, dass wir ihn von den ersten Anfängen bis zuletzt in immer zunehmender Entwicklung in allen Kunstarten so häufig wie kaum eine andere poetische Sage behandelt sehen.
Das Schönheitsgericht finden wir in der Litleralur zuerst geschildert oder berührt von Euripides in mehreren Tragödien^}. Sophokles aber hatte daraus ein Satyrspiel (Kgia^g) gemacht und nach dem Wesen dieser Dichtart
2) Androm. 274—93. Troad. 918—25. Iph. Aul. 1276—89. Uel. 25-29. "676.
368 Unheil des Paris.
den Mythus aus dem strengen und naiven Charakter, wie er in den Vasengemälden des filteren Styls herrscht, her- abgezogen bis etwa zu der freyeren Darstellung der Göttinnen, die wir mehr oder weniger in denen mit ro- then Figuren angewandt sehen. Aphrodite nahm Wohlge- rüche aus der Lekythos und schaute sich im Spiegel, Athene hatte das Salbfläschchen des Gymnasiums, so dass Alhenäus, der diess anführt, die Hedone und Arete des Prodikos mit ihnen vergleicht. Wie weit man nach und nach darin gegangen ist, sich über die Göttinnen in die- sem Wettstreit lustig zu machen, sieht man aus Stellen des Propertius und Ovid^), nach welchen nicht mehr auf- fällt, was Lucian in dem bekannten Gespräch sie und den Paris sagen lässt. Properz sagt:
Cedito jam Divae , quas pastor viderat olim Idaeis tunicam ponere verticibus. Und Ovid lässt die Helena dem Paris schreiben:
in altae vallibus Idae tres tibi se nudas exhibuere deae. Diese Auffassung der Geschichte, die vermutblich aus Wandmalereien oder Kunstwerken der Zeit stammte, liegt weit ab von den Vasengemälden und kommt nur einige- mal in Denkmälern einer späteren Periode vor, die in ei- nigen Umständen auch mit dem Korinthischen Pantomimus, welchen Appulejus am Ende des zehnten Buchs seiner Me- tamorphosen beschreibt, zusammentreffen.
Bei dem Reichthum an Bildern, den uns die Vasen und die spätere Kunst darbieten, ist es auffallend das Ur- theil des Paris nicht auch unter den Meisterwerken irgend eines der berühmten Maler und Künstler überhaupt von Plinius oder sonst irgendwo erwähnt zu flnden. Die Va- sengemälde aber überraschen durch die Manigfaltigkeit der Auffassung und den Reichthum an Erfindungen, der
3j Prop. 2, '2, 14. Ot. Her. 17, 115.
Urtbeil des Paris. 369
sich darin entwickelt, bey all dem traditionellen Zusam- menhang und der Stätigkeit in Wiederholung bekannter und beliebter Einzelheiten, wie es den Griechischen Com- positionen eigen ist. Hier treten zu der geringen Anzahl von Personen , welche die Handlung eigentlich ausmachen, andre hinzu, die kein Schriftsteller erwähnt, und manche Umstände wollen errathen seyn, was zum Theil nur durch die Vergleichung mehrerer Darstellungen unter einander möglich ist« Jede bedeutende Griechische Composition erhält ihr volles Verständniss und ihren höchsten Belang erst wenn man sie in Bezug zu früheren und späteren stellt, und ich durfte daher die Mühe nicht scheuen die bis jetzt bekannten, den Gegenstand betreffenden Bilder alle zu durchmustern und eine genaue Vergleichung unter ihnen vorzunehmen. Zu dem Ende ist das nachfolgende Verzeichniss entworfen und geordnet worden. Auf die Nummern dieses Verzeichnisses, worin die Beschreibung der einzelnen Bilder sich auf das zum Zweck des Ganzen Erforderliche beschränkt, werde ich mich der Kürze we- gen häufig beziehen. Schon früher wurden viele dieser Monumente von R. Rochette, Creuzer und E. Braun zu- sammmengestellt: dem Letzten verdanke ich auch viele Zeichnungen unedirter, zum Theil auch seitdem edirter Vasen aus seinen reichen Sammlungen. Auch um die Ent- wicklung der Kunst in Formen, Costüm, Composition und Gedanken bestimmter, voller und feiner einzusehn, ist nichts besser geeignet als der Betrachtung eine vielfältige und fast alle Perioden durchlaufende Behandlung desselben, zumal eines sehr einfachen Stoffs zu unterwerfen. Doch alle dahin zielenden Bemerkungen muss ich hier ausschlies- sen, weil die noch so gedrungne Erklärung allein schon vielen Raum erfordert. Aus der Erklärung im Einzelnen wird sich ergeben , ob K. 0. Müller einen richtigen Grund- satz aufstellte, als er, „besonders nach der KoUerschen Sammlung in Berlin bemerkte, dass auf den späteren V. 24
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370 Unheil des Paris.
Prunk- und Putz-Vasen das Parisurtheil sehr häufig , aber nach der sehr regellosen und willkürlichen Weise der Mythendarstellung in den späteren Vasenbildern ^ mit so mannigfaltigen Modificationen und Auslassungen gebildet sey, dass er beynah ganz in eine leere Decoration über- gehe«*).
Die Personen, wodurch auf den Vasen die Vorstellung erweitert wird, sind, ausser dem Eros, als dem gewöhn- lichen Bogleiter der Aphrodite, oder auch mehreren Eroten, eine Muse, Iris^ Zeus, Dionysos: diese alle ausser der Iris schon auf den Vasen älteren Styls. Die Muse (N. 42. 43], die Göttin herzgewinnender Lieder, oder auch drei Musen deuten auf den Sieg der Liebesgöltin hin und sie nimmt daher auch dieser zunächst ihren Platz ein. Aphro- dite selbst singt mit den Nymphen und Chariten, wobey sie sich Blumenkränze winden und aufsetzen, in einem Bruchstück der Kypria. Iris dem Uormes beygesellt (N. 40. 41), wie in der grossen Peleushochzeit der Frangoisvase im Museum zu Florenz, kann keinen andern Zweck haben als die Gesandtschaft, an welcher dem Zeus so viel gele- gen ist, zu verstärken, so wie dem kämpfenden Herakles auf den Vasen Hermes zu der Athene zum Schutze bei- gegeben wird. Wenn statt der Iris Zeus in eigner Person den Stab ergreift und dem Hermes vorantritt (N. 11 — 16. 45), so hebt diess in Einfalt den Umstand hervor, dass der Regierer der Welt mit diesem Schönheitsgericht grosse Absichten hatte, und zeigt wie eifrig sein Wille war, die Mutter Erde von der Last der Menschen zu befreyen, was als Motiv dem Gedichte der Kypria vorangestellt war. Spätere Bilder drücken den besonderen Antheil des Zeus an diesem Vorgang dadurch aus, dass sie ihn in der Höhe
4) GöUing. Aoz. 1830 S. 2029. Aach i831 S. 1483, ,,dai8 der GegeDslaod auf ualeritalischeo Vasen sich ganz ius ÖDbe— stimmte und Willkürliche verliere.*' Archiol. §. 378, 4,
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Urtheil des Paris. 371
darstellen^ wie er darauf sein Augenmerk richtet (N. 78), und eines (N. 59] verbindet mit ihm eine Göttin, welche wegweist, aus dem Licht, unter die Erde. Nicht so un- mittelbar deutlich ist es, warum Dionysos in die Reihe aufgenommen wurde (N. 17. 18. 29* 44.) Es scheint, dass er als der Gott vieler fruchtbaren kleineren Griechi- schen Berge auf den quellenreichen Ida übergetragen ist als Gott der Hirten in Verbindung mit den Nymphen und Pan ^) und dass er daher dem Zug der Göttinnen, die seine Bergthäler durchwallen, sich anschliesst ohne Absicht, aus eignem Behagen, als der in diesem Revier herrschende Gott, wodurch denn aber der Reise oder der Scene des Gerichts der Anstrich eines heiteren Abentheuers gegeben und für den Jubel zur Feier der Entscheidung im voraus gesorgt wird. Einmal, wo Dionysos hinzugetreten ist, sind Zweige umher verbreitet (N. 17.) Nach dieser Ideenver- bindung scheint es auch nicht zufällig, dass so häufig für die Rückseiten der Vasen Bacchische Vorstellungen gewählt sind (N. 10. 18. 20. 21. 28. 38. 41. 44. 50. 59), die zwar auch mit allerley andern sich in gar manchen Beziehungen verbinden, Weinbau im Thal des Paris deutet der Name der Kebrenischen Nymphe, seiner Gattin Oenone an. Bey Properz schaut Dionysos auch mit den Hamadryaden und Silenen zu, wie eine andre Nymphe, die Ida, dem Paris beiliegt (2, 32, 37):
Hoc et Hamadryadum spectavit turba sororum Silenique senes et pater ipse chori % Auch im Alexandres nimmt die Sage Anlass der Hand- lung Raum zu schaffen um sich auszubreiten und durch Aufnahme verschiedner neuer Motive Abwechslung zu ge-
5) Brunck. Anal. II p. 304.
6) Dass Aphrodite selbst dem Paris sich hingichl, was O. Jahn aus Properi 3, 28, 32 f. anführt in den Annal. des Instit. 18» 353 f. möchte aus dem Satyrspiel geflossen seya.
24*
372 Urtheil des Paris.
winneh. Er fügt sich keineswegs sofort dem Götterboten, nein er erschrickt vor den himmlischen Erscheinungen mit dem scheuen, blöden Sinn des Gebirgssohns, wendet sich um und flieht (N. 19. 20—23. 46), macht Einwendungen (N. 28. 40), oder verhüllt sein Antlitz vor den Göttinnen, die er selbst zu richten nicht wagt und die ihm daher Gaben versprechen , nach denen er wählen und sich für eine entscheiden soll (N. 49). Diese Erscheinungen in Bildern von so grosser Einfalt und Rohheit müssen noth- wendig auf schon allgemein verbreitete^ durch beliebte und berühmte Poesie geweckte und geleitete Vorstellungen zurückgeführt werden : nicht als ob alles Einzelne aus al- ter Poesie herzuleiten wäre^ sondern in dem Ganzen die- ser Thätigkeit den Gegenstand auszuschmücken erkennt man eine zur Zeit allbekannte Sage und Poesie. Für die Natur des Epos Schwierigkeiten zu erfinden und zu über- winden , die Erwartung durch Zwischenfälle und Schilde- rungen von Nebenpersonen und Nebendingen hinzuhalten, hat Göthe den Ausdruck Retardiren eingeführt. In den Eyprien und der auf sie zuletzt gegründeten Sage, wovon Tür uns in der Litteratur jede andre Spur verloren ist^ suche ich den Grund von der Thätigkeit des Künstlergei- stes in dem Umfang dieser einfachen Handlung neue Er- findungen anzubringen. Manches mag geradezu aus der epischen in das Volk übergegangnen Erzählung geschöpft seyn, und wir gewinnen so für einen Abschnitt des ver- lornen Gedichts Inhalt aus einer Quelle, wo er kaum ge- sucht worden ist. Eine Andeutung, wie ausführlich der Dichter diesen Theil behandelt, wie anmuthig er ihn aus- geschmückt hatte, geben die erhaltnen zwölf Verse aus der Schilderung der Aphrodite, die sich zum Kampfe schmückt: und wenn der Dichter zum Contrast in Alexandros anföng- lieh Ueberraschung , Wiederstreben, Flucht sogar, über- haupt ländliche Treuherzigkeit gemalt hatte ^ so verlor die darauf folgende plötzliche Bethörung durch das Versprechen
Urlheil des Paris.
der Helena gewiss nicht an geßlUger krat(3S snFührl und ein Vasenbild i Paris dun^h die Erscheinung der Göttai Geslallen nicht zu beurlheilen vensad den angebotenen Grschenken, io die ä druck ihres Wesens legte, staminl \ Epos, wie CS von der verspr« Die GöUinnen wurden darin in iiirer T« Art des Urtlieils geschildert nacA ia I Biteren Bildern immer beTolgt wird, dite, mit der epischen Fülle die »ff i ten an den zwey Bruchstucken gew^ i der Schrecken des Paris und ^eioe rrhpto- j Göttinnen zu urlheilen, die Vermittloitg 4e* Ea er nicht nach ihren Gestalten, soodtra i sungen richtet, Reden der drey GöUiamcb. * derselben Beihefolge diese VerEprecliea mim Alexandros mit verhülltem Anllilz va erhallen die symbolischen Gaben der t 60) ihren mythisch poetischen iiia\trftm^
Wie gut die Vasenmaler zum TW J hang des epischen Fabelcyclus man aus den verschiedenen G«] dem Urlheil des Parts an derseBiw '%v^« erblickt man entweder das Vei^fr-^i^ — ;t mit Paris im Hause des Uew , Helena in Troja [N. 32), u.
wie die dort dem Paris zugect' ^
wieder weggeführt wird (S. « ^^ Folgen, den ausgebrochua Achilles, dem Zerstörer der ein Weib verfolgt {N. 2. IS BUS der weitesten Ferne scj (N. 24), oder die Ausnan oder Kriegsmänner übo^
374 Urtheil des Paris.
33] oder die Kriegsgöttin selbst aur einer Quadriga (N. 4). Alle diese Beyspiele sind aus der alterthümlichen Klasse genommen: in der andern^ die im Allgemeinen mehr den bloss ornamentalen Charakter hat, kommen nur ausnahms- weise solche bezüsfliche Gegenstücke vor, N. 47. 52 Paris in Sparta, N. 68 Odysseus den Schatten des Tiresias citi- rend , und nur in N. 59 ist diese ernste Hindeutung* in das Bild des Urtheils selbst aufgenommen.
Aus dem alten Mythus heraus schreitet keine der vie- len Darstellungen; einige der späteren nehmen Oenone auf, die Kymphe welche Paris verlässt, oder die Nymphe Ida, die wir auf Münzen von Skepsis finden (N. 94. 95). Das Geschick der Oenone finden wir in* die Troische Sage verflochten schon bey Hellanicus, dann in der Römischen Tragödie, wohl nicht ohne Anlass der Griechischen^.
Eine Vergleichung mit der Fabel des Prodikos von dem jungen Herakles, der zwischen Arete und Hedone gestellt, wie bey Euripides Hippolyt zwischen Artemis und Aphrodite, für die der Athene verwandle Arete sich ent- scheidet, lag nah. Es kommt vor, dass ein Maler einen Paris wie er seyn sollte, der die Gabe der Pallas vorzieht der frechen Art, wie zu seiner Zeil die meisten im Paris der Sinnlichkeit huldigten , entgegensetzte : dieser stellte nicht die Fabel dar, sondern wandelte sie um. Schon Winckelmann hat [M. I. 113) ein Gemälde aus der Samm- lung des Franz Bartoli in der Vaticanbibiiothek herausge- geben ^, Pallas, die dem Paris eine Tänia hinreicht, und Paris, der, was für meine Erklärung entscheidet, seine
7) F. G. Weicker die Griech. Tragödien 3, 1146. Das Grab des Parifl ond der Oenone wurde gezeigt. Streb. XIII p. 596.
8) Es befindet sich in Bibl. .Gapponiana n. XXXIX fol. 19. and ist auch in Millins Gal. mjthol. 139, 536. Nicht möchte ich Mus. Borbon. 2, 29 auf Paris und Athene beziehen, mit dem Bullett. d. I. 1842 p. 22.
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Unheil des Paris. 37S
Hand darnach aasstreckt. Winckelmann bezog die Tfinia irrig auf die Herrschaft über Asien, die von der Juno dem Paris verheissen wurde, während er doch zugleich aus Pausanias die sprechendsten Beyspiele selbst anführt, dass eine Tänia den Sieger schmückte. Auch in YasengemäU den hat die Nike häufig dieses Siegeszeichen ^j. Dieselbe Bedeutung enthält vielleicht ein schöner Townleyischer Metallspiegel, wo Paris in buntem Gewand sitzend vorge- stellt ist und nur Athene vor ihm steht , hoch und stolz, mit Helm und Lanze, mit der, Eule zur Seite und begleitet von einer kleineren Figur, vielleicht der ungeflügelten Nike,, die einen langen ovalen Schild hält: dabey ist unten ein Palmzweig sichtbar. Auf einem andern sieht man Paris mit Hercules zusammen vor den drei Göttin- nen^^), was eutweder gar keinen Gedanken enthält oder den, dass der erste sich die Venus, der andre die Mi- nerva wählt. Auf einer Apulischen Vase (N. 65) scheint die Fabel des Prodikos sinnreicher mit dem Parisurtheil verbunden zu seyn. Nur habe ich mich von der Richtig- keit der Vermuthung nicht überzeugen können, dass auf einer andern (N. 60) eine Anspielung auf diese Fabel in das Parisurtheil selbst aufgenommen sey, wovon sie an sich und im Ganzen ein Gegenstück abgiebt.
Einiges ist über die Personen in diesem kleinen Drama hinsichtlich ihrer Ausrüstung, Kennzeichen und Attribute zu bemerken, das nicht so oder nur selten in andern Vor- stellungen, worin sie auftreten, vorkommt.
Paris ist in den Vasen mit schwarzen Figuren durch- gängig, mit Ausnahme von N. 2*2, bärtig, auch auf einer
9) Z. B. Vases da Duc de Lajnes pl. 36, wo auch pl. 37 ein siegender Ephebe die Tania hält, pl. 45 einem der Helm mit der Tfinia umwunden wird. Aehnlich ist ein siegsfroher Ephebe bei Micali tar. 35, 13 seines zwejrten Werks.
10) Gerhard Spiegel n. 168. Gori Mus. Etr. 2, 128.
376 Urtheil des Paris.
Münze 'R. Röchelte M. ined. p. 44^ wie wir in dieser Klasse auch den Achilles und andre schöne Heroen mit Bftrten zu sehen schon gewohnt sind ^\, und er ist dabey in ei- nen grossen Mantel gehüllt als ein Landmann und führt einen hohen Stab, der ihm das Ansehn der Unabhängigkeit giebty z. B. X. 2b. Die Kilhar ist ihm in dieser Tracht gegeben (N. 20. 21. 22. 26. 3i;, wie bey der späteren (X. 46 — 49. 52^^^), in welcher er doch häufiger zwey Jagdspiesse hält (?i. 55. 28. 66 — 62), oder auch nur einen (N, 6S;, indem die Jagd dem Bewohner des Gebirgs nicht weniger zusteht als der Hirtenstab (N. 51 — 69). Noch grösser als der Unterschied zwischen dem bärtigen Paris im Mantel und dem schönen Jüngling in der zierlichsten Asiatischen Kleidung, die beyEuripides die Helena besticht wie bey Sophokles der bunte fremde Anzug des Pelops die Hippodamia einnimmt, ist der Abstand des Sinns in dem Gebirgssohn, der entfliehn will oder sein Antlitz verhüllt, von dem späteren zierlichen Jüngling, der den Apfel von Hermes empfangt oder ihn der Aphrodite übergiebL
Die drey Göttinnen gehn oder stehn in der Regel in der Richtung nach der Rechten des Beschauers, nur sel- ten umgekehrt (N. 2. 49. 50. 55), nach der älteren Weise meist Hera voran, dann Athene, Aphrodite, dieselbe Folge^
11) Gerhard Rapp. Volc. not. 314. Achilles z. B. neben sei* Dem Phöniz JMoo. d. I. 1 , 35 und bey dem Spiel mit Palamedes 2, 22, auf Agamemnon das Scbwerd zackend ao einer Kjliz im Brittifchen Museum (829), hej der Schleifung des Hektor, und selbst in rolhen Figuren Gerhard Auserl. Vasenbilder Taf. 197» wo er ▼on Priamos angefleht wird. Apollon s. Müller Archäol. 3. A. S- 540 f. Vgl. Plal. Sjmp. 180. So der schöne Memnon, Millingen Anc. uned. mou« I, 5 und sonst; Hjacinth am Thron zu Amjklae.
f2) Die Laute des Paris war unter den Reliquien der liier« die sie dem Alezander zeigten, Plut. AI. 15. de Alex. fort. 1, 10. Ael. V. II. 9, 38. Auch Lykophron 139, Horai Carm. 1, 15, 14 sprechen Ton ihr.
Unheil des Paris. 377
welche die Verse am Kasten des Kypselos ausdrücken ^'). Nur zuweilen ist Athene voran (N. 13. 20. 40. 44), was auch später selten ist (N. 47. 53. 94. 99. 100); Aphrodite aber, sonst die hinterste für welche die späteren Künstler ^ben so viel Vorliebe als Paris zu haben scheinen , findet sich schon in der einfachen Reihe vorangestellt (N. 22. 42. 51), wie auf Reliefen und Münzen (N. 77. 78. 80. 96. 97). Auch Euripides und Lucian nennen sie vor der Here und Athene. In manchen der ältesten Darstellungen sind die Göttinnen ohne alle Abzeichen und merkliche Unterschiede selbst ohne Scepter, wie N. 2. 19, oder wenn sie alle drey lange Stäbe haben, nur durch die Lanzenspitze auf dem der Athene unterschieden, wie N. 1, oder wenn auch die Athene in ihrer Mitte deutlich ist, doch Here und Aphrodite unbestimmt gelassen, wie N. 6. 23. 25. 30. 33. 43. Einmal ist diese ganz gleiche Darstellung der drey Göttinnen, bloss als wohlgekleideter Frauen, auch im schön- sten Styl beliebt, N. 57.
Here ist zuweilen durch den Thron ausgezeichnet (s. zu N. 61); verschieden davon ist es, wenn Aphrodite (wie N. 60. 65), oder Athene (wie N* 63. 64), oder beyde zu- gleich, während Here steht (N. 65), oder alle drey sitzen (N. 69), wo es nicht zum Ausdruck der Würde dient, son- dern bloss malerischen Grund hat. Here hat mehrmals den Granatapfel, auf dem Scepter (N. 1), wie N. 61 den Kukuk, oder in der Hand (N. 49. 50.) Die Granatblüthe
13) Coluth. 63: "HQfi (Aiv nagdxotns ayaXXofiifnj Jiog ivy^
"Hqp d*od fi€&itjxs xat ovx vnoetxiv 'AS^yti, nc«fday d^ars Kvngtg dQStotiQri ytyavla
Der driUe Vers ist aus einer HaDdscbrift des zehnten Jahrhunderts gezogen von E. Miller Eloge de la cheyelnre 1840 p. 16. Nui habe ich "Hqp und 'A&^yti für "Hqij and U&^pp emendirt.
378 Unheil des Paris. ^
scheint bey ihr nicht charakteristisch zu seyn (N. 10. 21.), da auch Aphrodite eine ähnliche Blume hält (N. 3. 4. 46) und alle drey Göttinnen (N. 47), wie sie auch bey Euri- pidos sich in der schönen Trift des Ida Rosen und Hya- cinthen pflücken am klaren Bach ^^). Sonst hat Ilere au6h einmal den Pfau (N. 48) wie in den Reliefen wo es nicht die Gans ist (N. 72. 78. 82), den modiusähnlichen Auf- satz (N. 46. 61. 63.), oder eine Stirnkrone (64. 65), ein- mal den Spiegel (N. 68) und einmal ein noch nicht erra- thenes Geräth in der Hand (N. 51)«
Athene ist mehrmals von einem Reh begleitet (N. 4. 13. 58), welches ohne zu ihr zu gehören N. 68 und auf einer Vase eines folgenden Artikels Berg und Wald über- haupt andeutet. Es ist neben ihr auch an einer Vase, wo ihr Herakles gegenübersteht zwischen Säulen mit Hähnen darauf ^^). Das Reh ist ein Thief, das leicht zahm wird, wie es N. 49 unter den Ziegen des Paris weidet, nicht bloss von Polyphem für die Galatea aufgezogen wird ^®). Dass es den Bacchischen Nymphen sich anschliesst ^^), und dem ApoIIon, hat vielleicht seinen Grund darin, dass man die Musikliebe des neugierigen Hirschgeschlechts mit Vergnügen beobachtete ^^). Bei der Athene wird man das Reh kaum anders nehmen können wie den Hund, der den Hermes begleitet (N. 7 und öfter), bloss als einen Reise- gofährten, dem Bild mehr Leben zu geben. Uebrigens hält Athene eine Blume (N. l8*), einen Zweig (N. 25), wie N. 26 alle drey thun, einmal auch die Olpe der Palästra
14) Iphig. Anl. t-296.
15] Die Vase war unter den hundert dem Prinzen von Ganioo gehörigen , die Ton Siena , wo ich sie sah , in das Briltische Mu- seum gekommen sind, N. 76.
16) Theoer. 11» 40. Philostr. Imag. 2, 18.
17] Mus. Gregor. II Ut. 36. 1.
18) Niclas ad Geopon. 19, 5. lUrduin. ad Plin. 8, 46.
Urlheil des Paris. 379
(N. 48), wie bey Sophokles, und einmal bloss einen Pulin- zweig (N. C5], so wie Nike (N. 61).
Aphrodite ist mehrmals hezeichnel durch die Taube (s, zu N. 51), durch das Caninchen (N. 68), durch eine Blume {N. ii. 46), eine Rebe (N. 12), durch ein Myrten- reis (N. 50), das sie denn Paris reicht (N. 48); nach ihrer Schönheit und Eitelkeit durch eine Täriia (N. 45), die ihr auch Eros mit einem Myrtenkranz bereit hall (N. 65), durch den Spiegel [N. 61), durch Salbfläschchen und Schirm (N. 63. 65), oder Fächer und Schale (N. 64). Aber siB er- scheint auch mil dem Polos auf dem Haupt {N. 42. 56) und wie Here mil dem Pcplos auf den Kopf hinauf gezo- gen (N. 49. 52. ti2), wie auf Münzen der Brullier u. ii. "). Der Polos der Aphrodite und andrer Göller unterscheidet sich von dem hohen Aufsatz der Here N. 46. 6!, welchen übrigens ebenso auch andre Gmiinnen tragen ^*'), und der ein Schmuck ohne Bedeutung ist.
Schöne Frauenkleidung nach dem Gebrauche der Zei- ten, in all der Anmuth und reichen Abwechslung, wel- che der Griechische Anzug und der malerische Geschmack natürlich bedingen, ist die Grenzlinie, Über welche die Kunst des freyen Griechrnlandes in Vermenschlichung der diey Göttinnen niemals hinausgeschrilten ist. Ein Gemälde von Pompeji [N. 73) giebl uns das früheste Beyspiel einer nHckien Aphrodite in dieser Gesellschart, wie sie auch in Basreliefen, doch seilen, vorkommt [N. 78. 79.) In noch Epätern Wandmalcreyen und einigen Steinen slehn alle drey Gültinnen nackt vor dem Paris (N. 71. 72. 102. 104.} Bey Koluthos (152j zieht Aphrodite allein den Peplos ab und entblösst die Brust.
Bemerkenswerlh ist, dasg die Stteste Kunst den Apfel
19) K. RofbelU Mob. inäd. p. 263 not. 8.
20] Lulo in Gerhardi. AuocrleB. VaseuLildurD Tat. 15, Demeter 'deoi Triplolenio« bej tiargiuto ßacculta tay. 136. ilcre hal demelben an der Vase de» PriDcipe di Canino n. 1519.
380 Urtheil des Paris.
der Eris nicht kennt und auch unter den Vasen mit ro- then Figuren nur eine Composition ihn enthält^ und zwar eine ganz eigenthümliche , wonach Aphrodite den Apfel empfangen zu haben scheint (N. 57). Paris hat ihn nicht in der Hand N. 60, noch auf andern Vasen. Dass N. 10 Hermes ihn trage, ist mir sehr zweifelhaft. Dafür hält Hermes einen Kranz in die Höhe (N. 31) oder reicht dem Paris eine Blume (N. 47), oder es hält Paris eine Siegs- tänia (N. 24) oder einen Lorberkranz, der der Siegerin bestimmt scheint (N. 58), oder Nike erscheint (N. 61), kränzt die Aphrodite (N. 59), was noch spät Nachahmung findet (N. 79). Erst in Römischen Wandgemälden (N. 69. 70) und Basreliefen (N. 86) übergiebt Mercur dem Paris oder dieser der Aphrodite entweder selbst (N. 83. 93. 96), wie auch auf einem Spiegel (114), oder durch Amor (N. 82) den Apfel Hieraus ist wohl zu vermuthen, dass die- ser berühmte Apfel nicht in dem Epos der Kypria, das den bei der Hochzeit des Peleus entstandenen Streit der Göttinnen als Einleitung erzählte, gewachsen sondern ein späterer Zusatz ist^^). Unter den in Constantinopel bar- barisch zerstörten Erzstatuen nennt Niketas Choniatas eine Gruppe von Paris und Aphrodite Paris, der Göttin den Apfel der Eris reichend ^^), aber er nennt zugleich Werke von sicher späterem Ursprung wie den Eseltreiber weI-~ chen Oclavian abbilden Hess.
Unregelmässigkeiten sind es, wenn einigemal die Com- position, vielleicht weil sie trivial geworden war, und die Personen auf eine Weise, die weder den Zug noch das
2t) Der Apfel kommt bei der Venus nur auf Mänzen und ge- BchDiltenen Steinen jetzt noch Tor und ist erwähnt nur bei der sitzenden der Sikyonischen Kanachos Paus, 2, 10, Giarac de la Statue ant. de Vönus Viclrix decouT. ä Milo p. 44.
22) Historiae Byz. fragm. ap. Fabric. Bibl. Gr. T. 6 p. 406 (auch bey Panduri Antiqu. Constantinop. 1 P. 3).
Urtheil des Paris. 381
Urtheil ausdrückt^ zusammengestellt worden sind (N. 18. 37.) Häufiger ist eine sehr begreifliche Art der Willkür^ die , wie man immer mehr gewahr wird , noch an vielen andern Compositionen geübt worden ^ nur nicht immer leicht zu entdecken ist^ die nemlich dass man einen Theil für das Ganze gesetzt hat. So sind nur die Göttinnen ohne Hermes N. 4. 5, dieselben vor Paris ohne Hermes N» 50. 57. N. 2? ist Paris und dafür N. 28 eine der Göttin- nen weggelassen; so fehlt Athene N. 62. Auf die zahl- losen Wiederholungen des Parisurtheils kann man aus der Menge der wiederaufgefundenen schliessen , und so ist es auch kein Wunder , dass wir eine Parodie auf sie nach ihrer archaistischen Darstellung (N. 45) und zwey auf die Geschichte selbst finden (N. 75. 116.)
Die anziehendste Vergleichung wird die seyn, welche sich in den ausgebildeteren Compositionen auf den ver- schieden gefasstcn und durchgeführten Moment der Hand- lung richtet; wie hi^r die Göttinnen durch Symbole aus- drücken^ wer sie sie sind, ihre Vorzüge (N. 49. 50); hier eine jede ihre Gabe dem Paris vorhält (N. 51. 52. 60); wie hier die Sache gerade auf dem Spruche steht (N. 58); hier die Göttinnen sich erst rüsten um vor den Richter zu treten (N. 68); hier der schicksalsvolle Ausspruch erfolgt ist und Zeus, der durch die Eris diess herbeygeführt hat, seine Absicht viele Geschlechter der Menschen in den Ha- des zu senden, durch eine andre ihm dienende Gottheit verkündet, auf der höchst schätzbaren Vase zu Karlsruhe (N. 59).
Erster Abschnitt.
Der Zug der drei Göttinnen auf dem Ida.
1. Milliogen Vases de Sir Goghill pl. 34, 1. Laborde Vases du G. Lamberg I p. 47. R. O. Müller Denkm. 1 Taf. 28, 94. Her- mes und die drey GöttioueD auf der Reise, in starken Schritten gerade wie am Rasten des Rjpselos sowohl wie am AmykUischen Thron nach den Worten des Pausanias (S", 18, 7. 5, 19, t): Her- mes führt die Göttinnen zu Alexandros um gerichtet zu werden. Alle drcj Göttinnen halten, im Gesprach miteinander, wie auch Hermes, die Linke empor, alle drey haben in der Rechten lange Stäbe ; doch hat der mittlere eine Lanzenspiize und bezeichnet daher die Athene. Auf dem Stab der Here ist der Granatapfel» auf dem der Aphrodite die Blume zu unterscheiden.
2. Der Augenblick Torher oder eine blosse Zusammenatellong der zu dem Unternehmen yereiniglen Personen, auf dem Boden der Rylix des Xenokles (KSENOKLES) bey R. Rochette Mon. inöd. pl. 49, t , de Witte Gab. Durand n. 48. Hermes hat ausser dem Rerykeion und der Tasche (xißKTis) eine Syrinz wie Pan^) eine Eigenthümlichkeit dieser so merkwürdg alten und qd—
1) Gewiss nicht mit Beziehung auf eine andre Person, den Hirtenstand des Paris. .Es ist möglich, dass Lucian bey seiner muthwilligen Darstellung auch Bildwerke vor Augen hatte. Er lässt D. D. 20, 6 den Hermes sagen, da oben wo er jetzt mit den Göttinnen ankommt, sey auch Ganymed entführt worden und er habe die Syrinx, die dieser fallen liess, aufgehoben; was nur ein Einfall scheint um die Syrinx in der Hand des Hermes zu arkli- ren. So kommt c. 10 und 12 Yor, dass Athene ihren Helm ab- nimmt und am Schluss dass Aphrodite mit Eros, Pothos, Himeros und Hymenäos und mit den Ghariten dem Paris beystebt: beydes sehn wir auch in Gemälden und Reliefen. Uebrigens ist Hermea Erfinder der Syrinx, ApoUod, 3, 10, 5. Uom. H. in Mero. 5t 1 £•
Der Zug der drei Göttinnen auf dem Ida. 383
beholfnen Darstellung, hdcI steht gebückt, Dach der Rundang des Raums, im Gespräch mit den Göttinnen. Diese sind mit gestick- ten Gewändern und der St«*phane geschmückt ohne alle unter- scheidende Zeichen, so wie 12. 19, wesshalb sie auch fär die Parzen, die Musen, die Grazien gehalten worden siod^). (An den Seiten der Schale Achilleus ein Weib Torfolgend und Herakles und Rerberos: so N. 40 dieselbe Vorstellung Ton Achilleus und Herakles der Löwenwürger).
3. Gerhard Auserles. Vasenbilder Taf. 72. Amphora aus Vulci. Hermes, der sich umschaut, und die drej Göttinnen ihm folgend» Athene in der Mitte mit langer Lanze und die eine Hand erhebend die bej^den andern halten eine Granatblüthe, Here, die yorderste dazu einen kurzen Stab. (Ry. Fortführung der Helena yon Troja, fünf Personen).
4. Gerhard a. a. O. Taf. 71. Amphora im Besj^ze des Königs yon Dänemark. Die drej Göttinnen ohne Hermes , Athene in der Mitte, den Helm in der Hand, Here und Aphrodite beyde mit derselben Granatblüthe und Stäben, die in eine Blume auslaufen'). Alle drej haben mit Zweigen das Haupt umsteckt und auch in der Hand hält sowohl Here als Aphrodite einen Zweig. Diess deutet auf die Bergwaldungen, die sie durchziehn: kühlende Zweige flicht sich der Wanderer in jenen Gegenden auch heute noch oft um den Kopf. Here hall N. 10 einen Zweig, Athene N. 12 eine Rebe, N. 25 einen Myrtenzweig, alle drej Göttinnen haben Zweige N. 26. Neben der Athene ein Reh wie N. 13. 58. (Ry. Zwej Kriegerpaare yon Hunden begleitet).
5. Mus. Gregor. II tay. 37, 2, aus Vulci. Die Göttinnen ohne Hermes, Here yoranschreitend, Athene umgewandt nach Aphrodite die yon ihr, wie es scheint, gespottet oder gescholten wird und sich demüthig anstellt. Athene hat eine Lanze, die bejden An- dern einen Scepter mit Knopf darauf. (Ry. Athene auf einer Quadriga).
. 6. Lekjthos aus Grossgriechenland, aus dem Gab. Durand n. 374 gekommen an Hr. Rollin. Hermes sich umschauend, Athene in
2) Creuzer in den Wiener Jahrbüchern 1834 2, 203, der spä- ter die richtige Eiklärung befolgte, Lenormant im Gab. Durand n. 65; Em. Braun Annali d. L 11, 209.
3) „Getto peinture a 61^ publice aussi sous la d^nomination de Minerve et de deux acoljthes ou les trois Hjacinthides. V. Elite des mon. cöramogr. 1 pl. 83 et p. 261 f. cf. de Witte cat. «trusquen. 9*' J.de Witte in den Annales de Tlnslitut t845 149 (18).
384 Der Zug der drei Göttinnen auf dem Ida.
der Mitte mit Helm und Lanze, die beyden andern Göttinnen ohne Attribut, Here ohne Zweifel die yordere. Im Feld Ephea— xweige. (Ohne Ry.)
7. Gerhard a. a. O. Taf. 171. Amphora aus Vulci 1836. Her- mes schneitet yoran , yon einem Hund begleitet wie N. 12. 16. 27. 34, als ein Reisender, wie oftmals die Krieger im Felde, nichu weiter,. Here mit Scepter, Pallas mit ihrer Lanze, Aphrodite ohne Abzeichen. (Ry. Menelaos führt die yerschleyerte Helena rechts hinweg; links eilt ein andrer Hoplile fort, mit Doppollanzen be- waffnet, während der Andre das Scbwcrd gezogen zu haben scheint)«
8. Dubois Vases Pancoucke n. 91. Hermes fuhrt, Athene in der Mitte der drei Göttinnen. Paris gehört der Ergänzung an^ (Ry. Schalkha/tes Gegenstück, ein Weib auf einem Maulthier und 2 Satyrn).
9. Vase im- Besitz yon J. Milliogen in Florenz (1842). Her- mes die drej Göttinnen führend. (Ry. Herakles, Jolaos, Athene und Hermes).
10. Vase im Besitz des Grafen yon Erbach zu Erbach im Odenwald, beschrieben yon Greuzer in den Wiener Jahrbüchern
' 1834 2, 203 und Zur Gallerie der alten Dramatiker 1839 S. 23, nebst N. 43; jetzt in Grenzers Deutschen Schriften zur Archiol. I S. 238 f. mit einer Abbildung bejder Vasen. ,Jn der untern Scene schreitet der bärtige Hermes mit beflügelten Füssen Toran, den Kopf bedeckt der Petasus, das Kerykeion ist auf seiner Schul- ter befestigt, in seiner linken Hand trägt er einen Blitz oder was es ist, in der rechten den Apfel. Ihm folgen die drey Göttinnen, sämmtlich bekleidet, zunächst Hera mit einer Blume oder Gra- natblüthe , hoch emporgehalten in der linken Hand , in der rech- ten über die Schulter gelegt einen Baumzweig haltend ; hinter ihr Pallas behelmt, die linke Hand aufgehoben, mit der rechten ei- nen Stab (Speer) unter dem über der Schulter erscheinenden Gor— goneum haltend; zuletzt Aphrodite mit einer Taube auf der boeli— erhobenen linken Hand; hinter der Aphrodite zwey laufende be«» flügelte Eroten. (In dem obern Plane sehen wir rechts wieder die Göttin mit der Taube auf der Hand, welche sie gegen einen rauchenden Altar hin wendet; links yor der Ära eine FlÖlenspie— lerin , hinter ihr zwey Paare männlicher und weiblicher Personen
4) nQuoique cette figure seit en partie restaur^e, les fragmena antiques suffisent pour j reconnaitre un Paris berbu, enyeloppA dans sou manteau.** J. W. p. 150 (19) der Uebers.
mau
Der Zug der drei Göttinnen auf dem Ida. 385
dem Opfer zueilend, betend mit emporgehobenen Händen ; — das Siegesopfer, welches Venus empfängt*^ Ein solches Opfer ist nicht wahrscheinlich; die Vorstellung trifft ganz mit der N. 21 zusammen).
tl. Gerhard Rapporto Volcente in den Annali d. 1. 3, 127 n. 57. Gab. Durand n. 376, Amphora, jetzt im Hritischen Museum (513). Die drej GoUinnen ohne andre Attribute als die Lanze der Athene in der Mitte, vor ihnen Hermes mit Petasos und Kerykcion und Stiefeln, und eine in einen Mantel gehüllte Figur, die nach Hermes sich umschaut und auch ein Stäbchen hält, schon von Ger- hard Zeus genannt^). (Rv. Menelaos sitzend, Paris yor ihm, He- lena hinter diesem dastehend).
t2. Amphora in München (1250), 17 Zoll hoch, mit £trurischen Schriftzügen am Fusse. flermes und der scepterführende Zeus, mit einem Hund auf der einen Seite der Vase, auf der andern folgen Here mit Scepter, Athene bewaffnet, Aphrodite ^ nach welcher Athene sich umschaut, mit einer Rebe iu der Rechten» einem Stab in der Linken.
13. Hydria in München M36). Voran ein bärtiger Mann mit Scepter, ausgestreckten Schrittes, der sich nach dem Zug umschaut und mit den Händen lebhaft gesticulirt, Hermes, Athene, den Helm auf ihrer linken Hand tragend, begleitet von einem Reh, die bej- den andern Göttinnen mit Scepter. (Auf der Schulter des Ge- fässes Achilles ähnlich wie an der Schale des Xenokles N. 2).
14. 15. Mehrere Vasen, welche diese Procession darstellen, sah bey Hr. Fossati R. Rochette Mon. inöd. p. 265 not. 5, wo von einer gesagt ist: „die drej Göttinnen, bekleidet und gestellt auf gewöhnliche Weise, begeben sich zu Paris, Toran geht Mercur und ein Greis, der einen Scepter hält. (Der Ry. dieser V'ase scheint keinen Bezug auf die Fabel des Paris zu haben). '*
16. Kleine Amphora aus Vulci im Besitze des Hr. R. Rochette in Paris, der davon im Journal des Sayans 1842 p. 9 sagt: ,,die bärtige Person, die dem Mercur yorangeht^ muss für Jupiter er- kannt werden , welcher erscheint wie im Mj^thus selbst um dem Mercur den Befehl zugeben die Göttinnen zu führen.'* (Als gebil- det bei R. Rochette choix de poiut. p. 153. Vign. IX). Es scheint mir nach der Stellung der Figuren nicht, dass diess der ^Moment Darstellung sej. Hermes führt die drey Göttinnen, accompagnd
5) Eine ähnliche Coroposition weist de \V. nach p. toi (20) der Uebers.
V. 25
886 Der Zug der drey Göttinnen auf dem Ida.
d*un cbien, Zeus schreitet Toran, sich umschauend so wie Hermes et portant uo sceptre.
17. In der köo. Sammlung zu München (773), ron mir notirt Hermes führt die drey Göttinnen, Athene in der Mitte, es folgt Dionysos, bekränzt, mit Trinkhorn. Zweige Ycrbreiten sich hin und wieder.
18. Hydria aus Vuloi in Rom bey Hr. Baseggio. Bullett- d. I. archeol. 1843 p. 60. Dieselben Figuren in derselben Folge, aber so dass Hermes umgewandt steht, dem Dionysos also am andern Ende gegenüber, auch die eine der Göttinnen zwischen ihnen gegen die andre gekehrt ist. Da sich hierzu in der Sache kein Grund aus- finden lässt, so ist eine willkürliche Abänderung des Gopisten lu Ycrmuthen , der diese Stellung der Figuren zur Verzierung schö- ner fand. Ein Beyspiel ähnlicher Auflösung der Gomposition im folgenden Abschnitt (N. 37) yeranlasst zu dieser Vermuthong, da Dionysos bey dem CJrtheil selbst vorkommt (N. 44). (Darüber zwischen zwey grossen Augen Dionysos mit Trinkhorn auf einem Maullhier, Tor ihm eine Nymphe zwischen zwey Satyrn, hinter ihm ein Satyr).
18*. Amphora, die ich bey dem Hannoverschen Gesandten Hr. Kestner in Rom sah (1846). Hermes schreitet den drey Göt- tinnen YOran, in einen Mantel gehüllt, mit einem langen Stab ohne Zeichen des Herolds, und einen Reisehut auf. Athene durch Lanze und Aegis bezeichnet, hält eine Nelke in der Hand und ist in der Mitte; Here yoran, nur etwas ansehnlicher als Aphrodite in der letzten Stelle, ist sonst durch nichts von ihr unterschieden; beyde halten lange Stäbe. (Ry. die Auswanderung des Aeneas mit Anchises auf dem Rücken, der kleine Askanios und Rreusa roran, ein Bewaffneter nachfolgend).
Zweiler Abscfinilt. Urtheil des Paris.
Vasen mit schwarzen Figuren.
19. Amphora sua Care hei Hr. Alibrandi, nach einer Zeiphoung. [fermes mit Fetssus und GJaem langen HeroUsElahe Elebl mit den drei Uötlinnen Tor dem Paris. Sie sind ohne alle AUrlEiule, in engem woUnem tJnlerkleid, wie die Allianeserianea in Griechen- land, mit einem Mantel, unter dem sie die Arme weit Torgchal- ten einschlagen, auch das Haar und die Stephane ist gleich, nur der Manlel dermitleren dutcb deey banle Queralreifen unterschie- den. Hermes macht ruhig seinen Aalrag; Paria aber, in weitem Kleid und Lleinem Mantel über die Srhultern, freadel aich nher- rascb und erstaunt, wie die erhobene Rechte auedrückt, lur schnei- lea Flucht um, nie noch bey Kolutbus (121 IT); bc; Orid erschrickt er UDd enlHctzt sich und der Gölterbote beruhigt ihn (Her. IG, G7), be; Lucian (D. D. 20, 7) zitterl und erhlassl er. Er ist bär- tig. (Ry. Vier Krieger hinler einander Bcbreitend, wie N. 4, unter grossen runden Schilden, einen Heeresiug bedeutend!.
20. Amphora aus Vuki, in der Gallerie zu Florenü, nach einer Zeichnung. Paris, bSrlig, alattlicb Ton seioem Manlel umtleiJel, mit langem Stab in dvr Rechten, wendet sich, die Laute in der Linken weit von aich hin hallend weg, den Kopf noch nach H<>r- mea gerichtet, der die Linke nach unten ausstreckend und den Kopf etwas neigend ihn bittet zu verweilen. Die Göttinnen sind hiiT ED gruppirt, dasB Alhene die vordere, die Hera nemlich, bis >uf Kopf, Brust und Arm bedeckt. Hera hat einen Scepler, so auch Aphrodite, welche ganz bescheiden steht, während Alhene sich nach ihr umwendend sie zu scbclten scheint. (Bt. Ein Dio- njsiacher Priester hall eiueii Kaiilliaros und einen Tbjiaus; hinter
25*
388 Urlheil des Paris.
ihm ein Weib im Mantel, ror ihm eino Andre, die aus einer Oonochoo ihm in den Kantharos einzuschenken scheint. Zwi- schen ihnen ein Altar, hinler dem eine Flötenspielerin).
21. Aehnlich ist die vor mir liegende Zeichnung einer Vase der Erbachschen Sammlung , publicirt bei Creuzer zur Archäologie 1 p. 238. Nur stehn die drey Göttinnen neben einander und die Aphrodite sogar etwas getrennt von den bevden andern. Sie hält eine Taube auf der lland und zwey Eroten mit zurückgebogenen Flugelnfl attern hinter ihr, der eine ihren Kopf mit der Hand berüh- rend , der andre die Inende, wie um sie Toranzusrhieben. Athene hat einen Helm auf , aber nicht mit dem grossen Helmbusch der Torangehendeu Vase^ und Here hält in der Linken eine (jranat- blüthe in die Höhe wie N. 10. (Darüber am Hals ein Opfer, ein brennender Altar, über dem eine unbärtige, doch wie es scheint, priesterliche Figur einen Vogel hält; auf der andern Seite eino Fiötenbläseiin. Zwey Paare, je ein Bärtiger seine Dirne unter dem Arm, hüpfen mehr als sie gehn auf den Altar zu. Wohl ein J^acchisohes Opfer).
22. In (lirgenti bey Hr. Rafael Politi , notirt 1841, Paris mit Laute und Stab, Haar und Gesicht fast weiblich, Hermes, der ihm nachfolgt, fasst ihn an; Termuthlich Aphrodite mit einer Blume, wie N. 40; Athene die Eule auf der Hand, yermutblich Here, welcher ein Löwe Torangeht und ein Vogel Yoranfliegt. Der Löwe erklärt sich N. 5?.
Auch in der Bibliothek des Dominicanerklosters in Girgenti soll an einer Vase „ein in mehrfacher Beziehung eigenthümlichcs Ür— theil des Paris*^ seyn.
23. Gefunden bey Ponte della Abbadia, 0. Jahn im Bullett. d. 1. 1H39 p. 22 n. 3. l^aris wemiet sich um als wenn er flie-- hen wollte, Hermes mit weisser Mütze, die drey Göttinnen mit langen Gewändern, Athene mit Aegis und Lanze in der Mitte. — Häufiger noch i^t die Vorstellung einfach, ohne den Schrecken des i^aris.
24. Hydria b(-y Hr. Rogers in London, notiit 1844. Paris sit- zend auf einem ^iciog Xl&oc, bärtig, eine in einen Riegel ge'> schiungene Tänia haltend , Hermes mit Petasos und einem langen Kerykeion, die droy Göttinnen ohne Attribute, alle drey mit Stä-> ben , die mittlere scheint indessen Athene zu seyn. [Darunter zwey Krieger , gedeckt unter einem gemcinschaitlichen mit einer Schlange bezeichneten Schild, zwischen zwey Mohren, der eine
lUrtbeil des Paris. 389
mit Röcher und Bogen, der andre mit einer Keule, also Streitern des Memnon).
25 Mit N. 23 zusammengefunden und yerzcichnet. Paris ste- hend , bärtig, die drey Göttinnen in langen und wallenden Ge- wändern, Athene in der Mitte niit einem Zweig in der Hand.
26. j,Mit je einem Zweig in der Hand erscheinen die drey Göttinnen auf einer archaischen Kjathis des Prinzen Vidoni, Her- mes geht ihnen Yoran, Paris hält die Kithar.*' (lerhard AuserL Vas. Taf 171 S. 196.
27. Amphora in Rom gezeichnet bej Gerhard a. a. O. Taf. 171. Bey einigen Vor^teIlungenJ wo Paris zwar nicht sichtbar ist muss er doch yorausgesetzt werden, wie an den Vasen die Ge- mälde so oft nicht vollständig sind ; denn diese Vorstellungen drücken nicht den Zug oder die Reise aus , weiche hier der He- rausgeber versteht^), sondern wir sehen stehende Figuren uns und zur Rede bewegte Hände. Hermes seihst ist bei dem Zug ausgelassen N. 5; so sehn wir hier ohne den Paris, wie N. 34 mit demselben, den Hermes, begleitet Yon einem Hund, seinen Antrag doch wie an ihn richten, während auch Here, die den Scepter haltend yorn steht, und Athene sprechen, nur Aphrodite, die nichts in den Händen hält, nicht. Ry. Helena zwischen Me- nelaos, der sie abfuhrt, und einem andern der Sieger).
28. In Rom gezeichnet, bey Gerhard a. a. O. Taf. 172. Dieselbe Vorstellung auFSor dass der Gopist hier statt des Paris die dritte der Göttinnen weggelassen hat. Paris aber ist bärtig und giebt dem Hermes, der au.«geredet hat, Antwort^). (Ry. Dio- nysos zwischen zwey Satyrn , die zwey Castagnettenspielerinuen in ihren Armen emporhalten und auf sich sitzen lassen).
29. Die drey Göttinnen, geführt yon Hermes, der mit Paris spricht, ganz einfach, alt und roh, sah ich 184 i bey Baseggio in Rom. Zur Unterscheidung dienen am Rande zwey Panther und zwey Vögel mit menschlichen Köpfen.
29*^. Eine andre Amphora, welche Gerhard t841 yon Baseggio kaufte, sah ich in Rom noch im Jahr 1846. Vor dem bärtigen»
1) „Ce yase est d^jd döcrit plus haut sons le n. 7 parmi las Sujets repr^sentant les dces^es en marche.*' J. W.
2) „Une amphore h tigures noires, dont je posscde un calque, montre Paris tenant une haguette, Hermes, Athöne et Aphrodite. Ry. Th^see et le Minotaure. Collection de Mr. Reizet h Paris.** J. W. p. 156 (25) der Uebers.
390 Urtheil des Paris.
mit Mantel umhällten Paris, welcher sprechend die Hand erhebt, Hermes mit grossem Hut und Rcrykeion sich nmschaoend ood führend die Athene, Hera, Aphrodite. Die bejden erfilen sind als sprechend dargestellt, di6 beyden letzten nar dadurch unter- schieden, dass Aphrodite das Gewand unten zierlich gefasst hält. Hinter ihnen Dionysos. (Darüber Dionysos gelagert mit dem Skj- phos in der Hand, zwischen zwey grossen Augen und neben je- dem von diesen ein Satyr. Unten ein Kranz von rier Tbieren, Löwe und Eber gegeneinander über wiederholt).
30. Amphora derCandcIorischen Sammlung in München (101), auf dem Fuss Etrurische Zeichen. Paris mit Bart, Mantel und Stab. Hermes und die drey Göttinnen, Athene kenntlich an der ge- wöhnliehen Bewaffnung. (Ry. Bärtiger Mann mit Stab , sitzend zwischen zwey Frauen mit hocherhobenen Händen).
31. Amphora in München (1269). Paris, bärtig, mit <ler Laote, sitzt auf einem Felsen in waldiger Umgebung, die durch ein aus dem Boden heryorspriesscndes Reis angedeutet ist. Hermefe in der Linken einen Kranz in die Höhe haltend, von den Göttinnen nnr Athene kenntlich durch ihre Lanze und Aegis. (Rt. Helena ab- geführt, zur andern Seite ein Gefährte, der um sich schauend wegeilt. Dreyfuss und Ochsenkopf sind die beyden Schildzeichen).
32. Aus Vulci, jetzt im Britischen Museum (582,i. Gab. Durand n. 375. Ganz ähnlich der vorhergehenden Amphora. (Rt. Angeb- lich Paris uud Helena mit einem Diener , Priamos und Troilos).
33. Amphora aus Vulci, Vasi della collez. Feoli t837 p. 142 n. 76. Paris, mit langem Spitzbart, Mantel und Scepter, auf der einen Seite des Gefässes, wenn ich richtig notirt habe als ich es sah (N. 37), auf der andern Hermes und die Göttinnen, Atheoe be- waffnet in der Mitte, die yordere, mit auf die Schultern wallen— dem Haar, yielleicht Aphrodite und die hintere hier Hera. (Da- rüber zwey Krieger mit je zwey Wurfspiessen, der eine zu Pferd, zwischen ihnen ein Mann auf den Stab gestützt).
34. Grosser Krater aus Vulci, mit Brustbildern auf den Plat- ten über den Henkeln, den ich im Frühjahr 1843 bey Hr. Basseg- gio in Rom sah. Paris bärtig und im Mantel, vor ihm Hermes begleitet yon einem Hund , und die drey Göttinnen. (Ry. Sphinx zwischen zwey Löwen, ein Vogel mit ausgebreiteten Schwingen, alle sehr gross).
35. 36. In Mussignano war nach dem Bericht des Prof. Fener- bach im BuUettino t840 p. t26 „das Urlheil des Paris in der äl-
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Urtheil des Paris. 391
testen und rohestcn Weise** zwejmal so eben ausgegraben worden. Möglich dass die eine dieser Vasen N. 29 oder 34 ist, die andre
N. 44.
37. 38. 39. Ein Beyspiel, wie die Vasenmaler die Vorstellung auseinanderrissen um die'bejden Seiten einer Amphora zu ver- zieren, giebt eine im Besitz der Miss Gordon, woran sie in diese bej^den Gruppen zerfällt: a) Hera mit Scepter, Hermes, Aphrodite mit Blume, b) Hera wiederholt, Athene, Paris sitzend mit einem Stab. Diess fuhrt Gerhard an zu den Vasenbildern das R. Mus. zu Berlin S. 24 Not. 5. Kr erwähnt zugleich ein Urtheil oder Zug in archaischer Zeichnung bej Hr. Pizzati in Florenz, dessen Sammlung an einen Engländer Blajds gekommen ist, (Ry. Bacchisch), und eins in der Versteigerung des Lord Pembroke (Ry. Herakles mit dem Löwen).
40. Hydria des R. Museums in Berlin, im Ratalog des Prinzen yon Canino, edirt yon 0. Jahn Teiephos Taf. 3. 4 S. 78 und yon Gerhard Vasenbilder des R. Mus. Taf. 14. Paris antwortend dem Hermes, indem er nach den Fingern der erhobenen Rechten ihm Einwendungen vorträgt, ganz wie N. 28, nur dass er dort in der andern Hand einen Stab hält. Hermes, der dort die Linke in den Mantel eingeschlagen bat und nur zuhört, indess er auch den lan- gen Heroldstab auf der Schulter ruht, wendet nun, wie die erho- bene offne linke Hand zeigt, fortwährend seine Beredsamkeit an, wie auch die drey Göttinnen thun, und eben so Iris, welche zur Verstärkung des Hermes eingeschoben ist. Sie hält wie er das Rerykeion in der Rechten: Fiägel , wenn sie auch sonst üblich waren, hätten doch hierher sich nicht geschickt. Von den Göt- tinnen steht hier Athene, in yoller Rüstung, yoran , Hera, mit Stab, und Aphrodite, ohne Stab oder irgend etwas in der Hand folgen. (Darunter lauft in yier kleinen Figuren der Löwenkampf des Herakles, eingerichtet nach dem Raum, und am Hals ist Achilles ein Weib yerfolgend).
4t. Eine ähnliche Hydria, Iris hinter dem Hermes, sah ich bey H. Baseggio in Rom 1841 , während die zu Berlin schon im Jahr 1840 in dem zweyten Nachtrag des Ratalogs der dortigen Vasen N. 1640 yerzeichnet ist.
42. Um das Herz des Paris zu stimmen, wird ferner die Mu- sik zu Hülfe genommen. Hydria aus Vulci, im Besitz des Rey. Hamilton Gray, nach einer yor mir liegenden Zeichnung, auch bey Gerhard Auserl. Vasenb. Taf. 173. In einer sehr schätzbaren alten
392 Unheil des Paris.
CompoBition, von welcher nur Paris hier fehlt, so wie N« 27» schaut Hermes sich Dach einer die Laute spielenden Muse um , woraus sich ergicbt, dass or sie anfeuert durch ihr Lied mitzuwirken Auch zu Paris und Helena in Sparta sehen wir Musen hinzuge- zogen. Gerhard nimmt, so wie Andere vor ihm thaten, die Muse für den Paris, obgleich nicht zu begreifen wäre wie Paris mitten in die Reihe des (jöttinnen käme und in Gegenwart dieses fiesuchs sein Lautenspiel fortsotzte. Alle fünf Figuren stehen still, die Füssc mehr oder weniger geschlossen. Athene ist auch hier in der Mitte der drey Göttinnen, die vordere aber scheint hier Aphro- dite zu sejn ; denn sie hat den Polos auf dem Haupte wie das alte Aphrodilebild des Kanachos in Sikyon, die hintere aber hält als Here, ein langes Scepter. Alle drey sprechen mit 'erhobener Hand für ihre Sache. Aphrodite ist hier voran, weil die Laute der Muse auf ihren Sieg deutet. (Darüber in kleineren Figuren Dionysos umtanzt von drey Satyrn und zwey Nymphen).
43. Eine zweyte Vase des Grafen £rbach beschreibt Grenzer zugleich mit der N. 10 angeführten, eine Vase von besondrer Roh- heit, wie er sagt, deren Zeichnung auch Hirt zu den ältesten zählt^). „Hermes wendet sich im Gespräche zu der zunächst hinter ihm gehenden (vielmehr stehenden) Göttin zurück. Alle drey sind ganz bekleidet. Pallas mit dem Helm auf dem Haupt geht in der Mitte, vor ihr Hera, hinter ihr Aphrodite, beyde je- doch durch kein Attribut kenntlich ; jede der dreyen aber hält einen starken Stab oder was es ist empor. (£s scheint diess nur den erhobenen linken Arm vorzustellen; die Gliedmassen sind in dieser Sudeley kaum wiederzuerkennen). Hinter der Venus sitzt auf einem Klappstuhl eine Frau, welche die Lyra spielt. Ein Laubgewinde schlingt sich vom Rücken des Hermes zwischen den Göttinnen hindurch bis zu den Knieen der Leyerspielerin." Die Muse sitzt hinter der Aphrodite, welche sie anzugehn scheint.
44. Hydria aus Vulci, dem H. Baseggio gehörig. Bullett. 1843 p. 62. Hermes sich umwendend gegen Athene, die hier vor den beyden andern Göttinnen steht; nach ihnen, die kein Abieichen haben, kommt Dionysos, hier mit einer Weinrebe, statt des Trink-
3) Gesch. der bild. R. S. 94. Was von Greuzer, welcher Ab- bildungen beyder Vasen in Händen hat« in den Wiener Jahrbö— ehern angegeben, in der späteren Schrift ausgelassen ist, dass Her- mes eine Lyra auf dem Rücken trage, scheint ein Irrthum gewe^ sen zu seyn.
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Urtheii des Paris. 393
horns N. 17. Paris, gegenüber stehend, erhebt die Rechte (wie N. 40) ; er hat langen Bart und den Hinterkopf zum Theil mit dem Mantel bedeckt. (Darüber zwischen zwey Augen Dionysos auf einem Polster gelagert, dem ein Satyr aus einem Schlauch Wein in den Kantharos giesst, ein Satyr auf der andern Seite).
45. Amphora in München (123), Gerhards Auserl.'Vasenb. Taf. 170 ßullett. 1829 p. 84 n. 16. Rapporto Volc. p. 124 n. 57. Den Zeus selbst als Theilnehmer der Gesandtschaft sehen wir auf mehreren Vasen (N. 12—16), wovon ich bedaure keine Abbildungen zu ha* ben; denn es ist leicht möglich, dass bey einer oder der andern Paris gegenwärtig zu denken, die Anrede yorgestcllt ist. Diess ist wenigstens der Fall an dieser sehr merkwürdigen Amphora der Candelorischen Sammlung. Die Vorstellung zieht sich unter dem [Jals über den oberen Tbeil der Amphora rings herum, Zeus selbst mit dem Kerykeiou voran ist im Gespräch mit dem Paris, beide demonstriren mit der rechten Hand; Hermes, welcher auf ihn folgt, hat einen völlig gleichen Heroldslab und wendet sich nach der Hera um, die den grossen Peplos ihrer alten Tempelbilder ausspannt und spricht ihr zu. Athene hat die Lanze, Aphrodite mit einer Tänia in der Hand, hier die Livbeslänia^), ist die letzte. Hinter dem Paris sind drey Ochsen, abgewandt von dem Zuge, wovor sie scheu geworden sind, auf dem hintersten ein Rabe der nach dem Paris pickt ^) und bei den vordersten ein Hund. Die Zeichnung, die zuerst für Etruskisch- Aegyptischen Styl eine gute Probe abzugeben schien, ist ein Spott auf die Art und vielleicht auf die langweilend häufige Wiederholung dieser Darstellungen und vortrefflich als durchgängige Parodie, mit Ausschluss der Thiere, wiewohl das Lächerliche in den Figuren, ihrer Bewegung, der Tracht und der Farben selbst sich nicht als Caricatur auf den Styl, worin die bisher verzeichneten Vorstellungen (mit Ausnahme von .N. 2) mehr oder weniger übereinstimmen , unmittelbar bezieht, so dass z. B. Hermes sowohl als Paris hier unbärtig sind. Auch in der Verzierung des untern Theils der Vase und des Halses auf gelbem Grund ist eine bäuOg vorkommende alte Art nachgeahmt. Dieses nicht zu verkennende Spottbild dient bey manchen Vor- stellungen, wozu uns die bezüglichen Vorbilder nicht vorliegen, zur willkommenen Bestätigung wenn man vermuthen müsste, dass die
4) Annali d. I. 4, 380 s.
5) vgl. Berl. Vasen N. 1990.
394 Unheil des Paris.
wunderliche Missgestalt der Figuren in einem Shnlichea Matbwil«- len ihren Grund habe ^).
45*) Amphora in Kopenhagen im Mus^e Thorwaldsen I p. 61 n. 49. Paris bärtig, im Mantel, mit langem Stab, einen Hirten- hund Tor sich, empfangt stehend den Hermes, der den Caduceoa in der Hand, ihm die drei Göttinnen Torstellt. Von diesen ist nur Athene, in der Mitte, durch Aegis, Helm und Lanze bezeichnet, die andern nicht, welche die öbliche Tracht haben, einen langen eingefassten Chiton, mit einen Himation darüber. Alle drej erbe— ben die rechte Hand mit einer bedeutsamen Miene. (Rr« Abschied Ton Kriegern). Sehr geflickt.
Yascn mit rotken Fig^uren.
46. Weite Hjdria, ehmals dem Prinzen Ton Ganino gehörig, im Britischen Museum (787), de Witte Gab. d'Antiqn. trour. en Etrurie n. 130. Gerhard Auserl. Vasenb. Taf. 174. Den jugendlich kecken Paris, der wie überrascht zum Fortlaufen aufgelegt zu seyn scheint, packt Hermes straff an der Schulter; Hera mit Scepter ist die Tordere Göttin, mit einer Art Tburmkrone auf dem Kopf, die hinterste Aphrodite, die eine Blume hält als ob sie sie dem Paria zeigte. (Ry. Poseidon, Iris, Dionysos).
47. Kylix yoo dem Maler Hieron. Mus. £tr. du Pr. de Ganino n. 2062. Reserve Etr. n. 15. de Witte Gab. Etr. n. 129. Neuer- worbene Denkm. des k. Mus. zu Berlin N. 1766. E. Braun im Bullett. 1849. p. 126. Gerhard Trinksch. u. Gef. 11. 12. Paria, mit Rilbar und Plektron, sitzt auf einem Felsen, fünf Böcke and Ziegen umher, Hermes reicht ihm eine Blume, dergleichen aoch alle drey Göttinnen halten (wie N. 26 einen Zweig), Athenfia su* nächst, mit Helm und Lanze, Hera mit langem Stab, Aphrodite Ton Tier Eroten umgaukelt. Die Namen sind beygeschrieben. (Gegenüber Alexandres, Helena am Arm fortführend, Menelaos, Timandra, Euopis, Ikarios, Tyndaros).
48. Einhenkliges Gefäss aus der Sammlung des Prinzen Ton Ganino, nach einer mir Torliegenden Zeichnung. [Taf. A, 1]. Pa- ris mit Laute und hohem Stab, sitzt auf einem Felsen, Hermes
6) Z. B. Dubois MaisonneuTe pl. 60. Die hier erkannte Gari— catur auf Paris erkennen auch Panofka Berl. Acad. 1851 Taf. \i 6, 7< S. 1 1 ff und O. Jahn in der Einleitung zum Münchner Va« senkatalog S. GL Not- 1064, und zwar als das schlagendste Beispiel der Parodie in Vasenbildern.
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Urtheil des Paris. 395
spricht zu ihm, zugleich rückwärts sich umschaueod , Hera den Poplos auf den Kopf gezogen, mit Scepter in der einen Hand einen Vogel haltend auf der andern , der für den Pfau zu nehmen seyn wird, da er dem Kukuk noch weniger ähnlich ist als ei- nem Pfau und einer yon diesen bejden doch wohl gemejnt seyn muss; Athene, ohne Helm, Aegis noch Lanze, dafür in der Lin* ken die Eule emporbaltend ; Aphrodite , einen Zweig dem Paris bietend, während EroR ihr einen Kranz reieht. Athene hält mit der Rechten etwas an sich, das wie ein Apfel aussieht. Da aber dieser eher der Aphrodite zukommt, die ihn wirklich in der Gold- elfenbeinstatue des Kanachos hielt, so ist höchst wahrscheinlich eine kleine Olpe als Zeichen der Palästra zu yerstehn, die auch Sophokles im Parisurtheil der Athene gegeben hatte. Bey Kalli- machos (Lav. Pall. 25) salbt Athene sich gymnastisch mit dem einfachen Oel, Aphrodite mit gemischten, mit Wohlgernchen an- gesetzten Salben. Dieselbe Form der Olpe kommt an einer sehr schönen altgricchischen Grabstele im Museum zu Neapel Tor, aus der Sammlung Borgia , un rasetlo di forma quasi d*un melogra- nato, wie Zoega sie beschrieb^), eine olearia ampulla, lenticulari forma, tereti ambitu, pressula rotunditate, nach Appulejus.
49. Kleine Amphora der Sammlung Blacas in Gerhards Ant. Bildw. 1, 32, erklärt Ton R. RochetteMon. in^d. p. 262—64. [Taf. A, 2]. Paris sitzt am Abhang eines Bergs, an welchem zwey Wid- der und ein junges Reh stehn und liegen und seine Kithar ange- lehnt ist, mit einem Kranz ron Laub, und zieht seinen Mantel Tor^ dem Gesicht herauf wie geblendet yon dem Glänze der Göt- tinnen. Euripides nennt sie alyXdipja adfjLccra (Androm. 284) und Isokrates sagt, dass Paris nicht yermochte die Leiber der Göttin- nen zu beurtheilen, sondern überwältigt wurde Ton ihrem Anblick und genöthigt, Richter ihrer Gaben zu werden oder unter diesen zu wählen (Encom. Hei. p. 240 Bekk). Hieraus ergiebt sich der bestimmte Sinn mehrerer Darstellungen, worin Paris offenbar die Gaben, nicht die Göttinnen richtet, indem diese Gaben heryorge- hoben werden. Vor dem Paris steht Here, mit Stab und Granat-
7) Mus. Borbon. 14, 10. In R. Rochettes Mon. in^d. pl. 63 ist die Stele mit einer Oscischen Inschrift rersehen , die , wie ich mich selbst überzeugt habe, nicht dazu gehört. Der abgebildete Verstorbene hatte vermuthlich an den Olympischen oder andern grossen Spielen Theil genommen, wie Aegeus bey Theokrit, und ist ähnlich abgebildet wie Aristion an der weit älteren Attischen Stele in Athen Ton dem Bildhauer Aristokles.
396 Urtheil des Paris.
apfel, Athene häU den Helm in der Hand, Aphrodite, die hier, statt der Here, den Peplos ober das Hinterh?iupt heraufgezogen hat, hält den kleinen Eros auf ihrer rechten Hand, der ihr das Haar auf der Stirn in gefällige Ordnung bringt. Hier sind demnach nicht die Gaben ausgedrückt, sondern nur der eigenthuonliche Vorzug einer jeden vor dem Paris geltend gemacht. Sie kommen ungewöhnlich von der rechten Seite nach der Linken. Auf der Rückseite eilt Flermes mit grossen Schritten davon, sein Auftrag ist glücklich vollbracht. Bey ihm ist geschrieben KA.'äOlg] TIMA' XSENOS, so wie XAPM[i^]E2 KAA[o\2 und mehrmals KAAtE auf der andern Seite.
50. Aus der Sammlung Pizzati in Florenz, edirt von Roulei Bull, de TAcad. de Bruxelles T. 7. n. 7 und von Gerhard Auserl. Vasenb. Taf. 176, [hier Taf. A 3], aufgeführt im Katalog des Pr. von Canino n. 713 und in der Auswahl seiner Vasen Archaeo- logia Lond. 1830 Vol. '23 n. 79. Dieselbe Composition als die vorige nur mit kleinen Vrrschiedenheiteni Der sitzende Paris ist ohne Ziegen und Laute und hat keinen Hut auf; Here hält den Granatapfel mit der Rechten ihm vor, den sie dort in der Linken hat; der Scepter hat zum Kopf, 'wie auf der andern Vase, eine Grauatblüthe, ist nur anders gefasst. Athene hat den Helm auf, schaut sich aber gleichfalls nach der Aphrodite um, die hier im anmuthigsten Gewand, das Haar nur mit einem Band umgeben, einen Mjrtenzweig in der Hand hält. Der enteilende Hermes ist weggelassen um dafür auf der Rückseite eine Dionysische Scene anzubringen. (Dionysos und Ariadne, ein Altar, eine Bacchantin, die dem Dionysos die Diota füllt, eine Flötenspielerin). Der Gra- natapfel wird nicht dem Paris angeboten wie es aus dieser zwey- ten Vorstellung scheinen könnte; sondern er dient zum Kennzei- chen der Here, auf deren Scepter er in der Statue des Polyklet angebracht war, er drückt aus, wessen Here vor dem Paris sich rühmen konnte, um den Vorzug zugesprochen zu erhalten, und das Bett des höchsten Zeus sprach denn wohl auch für Reize, das alte Herabild von Pythodoros hielt Sirenen auf- der Hand, und gewiss für hohe Würde. *Diess meynt auch Euripides in dem eben angeführten Chorlied:
ä iJLkv inl nod-at TQV(piSaa Köngig,
tt dt dogt üttXXag , "Hga T€ Jtog avaxrog
evpalfft ßafftXict, xgiatv Irr» x. r. Jl. ^)
8) Wieseler in den Göttingischen Anzeigen 1843 8.1105—1114 .
^fittii^Mi
Urtbeil des Paris.
397
51. Einhenkliges Gefäss aas Calabrien im ßesitz des Baron Gros zu Paris, Gerhard Uned. Bildw. 1, 25. R. Röchelte Mon. in^d. pl. 49, 2 [und nach einer dritten Zeichnung. Taf. B, 1] Pa» ris sitzt, einen Hirtenstab hallend und seinen Hund neben sich, aber in dem schmucken Phrjgischen Anzug, worin er bey Euri- pidcs erscheint. Auch die Göttinnen sind mit gestickten Gewän- dern geputzt. Zunächst vor dem Paris giebt sich die Liebesgöttin kund durch die Taube, die sie mit der Linken ihm Torhält, und durch den Ijnx , die sie in ihrer rechten Hand hat. Athene be-- helmt, hält Speer und Schild, Here , welche sitzeud ist, hat den Scepter und in der Rechten ein grosses Oval , das seine Erklä- rung noch erwartet. Einer Palera gleicht es nicht, die auch hier bedeutungslos wäre, und ein Spiegel ists auch nicht, der Griff fehlt (der N. 61, wie immer, dem Spiegel anhaftet , es ist zu gross und scheint einige Tiefe zu haben; an dem umgebenden Rand ist es nach der Zeichnung der Mon. in^dit. rund ausgezackt; auch ist diess nicht der Moment, wo die Göttinnen sich zum Urlheil vor^ bereiten und schmücken wie N. 68, sondern der, wie es scheint, worin sie ihre Geschenke verheissen. Aphrodite reicht die Taube hin^), bietet also die Helena an, die yon Lykophron (87) Taube
glaubt, weil der Apfel Symbol der Ehe überhaupt (was ich nicht wüsstej und besonders der Ehe des Zeus und der Here sey, wel- cher die Erde zu ihrer Hochzeit g<)ldne Aepfel schenkte, so weise sie hiermit nach, dass sie dem Paris königliche Herrschaft zu Terleihen im Stande sey. Eine Gattin, nicht Herrschaft würde folgen und keines von beyden würde der Granatapfel bedeuten, da Here fr ey lieh nicht Siegerin seyn kann, die Figur auch den Apfel nicht empfängt, sondern yorz'-igt. Es ist überhaupt eine irrige Annahme, dass in diesem Bilde die Vesprechungen ausge- drückt seyen. Roulez hatte den Apfel für den welchen Paris aus- theilt und danach die Here für die Siegerin genommen , diT frü-* beste Krklärer an den Apfel der Proserpina gedacht und den Paris in den Orpheus verwandelt, in Gerhards Studien I S. 156. Miner- vini macht sich mit dem vermeyntlichen Parisapfcl in der Hand der Here zu schaffen Bullett. Napol. 1845 p. 142, noch viel mehr Walz in der Ztschr, f Alterthümwissenschaft 1*^4.5, 44.5 f.
9, R. Ruchette p. 264 s. nennt die Taube, deren (iestalt treu der Natur nachgebildet ist, einen symbolischen Vogel und nimmt die lynx in der rechten Hand der Göttin für die Taube. Die Taube der Aphrodite ist auch N. 10 und 21 zu bemerken, so wie an dem grosseu Borghesischen Candelaberfuss und auf einer Münze von Eryx. Auf einem Etrurischen 8piej<el derselben Mon. ined. pl. 76, 3 p. 264 sitzt sie auf dem Stuhl der Venus, die den Amor auf dem Schoose hält. Die lycx erkanule schon Greuzer Zur tiailerie der alten Dramatiker S. 26.
398 Urtheil des Paris.
selbst genannt wird; und Athene hält, wenn Gerhards Zeitchnang darin die richtigere ist, auf ihren Schild einen Kram, wonach sie den Sieg in Schlachten versprechen würde Was kann das Rand seyn, wodurch die von der Here versprochne Herrschaft über Asien symbolisch ausgedrückt würde ^°]? Eigen ist auch, dass die Taube der Aphrodite auf einem runden Untersatze steht.
52. An einer Nolanischen Trinkschale, jetzt in Berlin, n. 1029, in Gerhards Anl. ßildw. 1, 33—35 [Taf. ß 2] ist dem Paris nicht das Phrygische Gostüm gegeben , sondern er hat blossen Kopf und um den nackten Leib nur eine Ghlamys geschlagen, h< einen langen Stab und die Kithar. Die Göttinnen kommen hier, wie nach der Ilias (24, 29) ins Gehöfte (lusaaavXoy) oder nach dem angeführten Ghoriied der Andromache ara^fAovg Int ßovra — igijfdSy •i iat&ovxoy avXdv , und diese Wohnung ist nach dem zierlichen Charakter der ganzen Zeichnung stattlich durch ein SäulenportaK angedeutet: damit stimmt es überein, dass Paris, wie im alten Styl, den Stab hält. £inmal ist auch ein apfelreicher Baum ge- malt, unter welchem Paris spricht, wie N. 63. 65. Nach dem Hermes folgt zunächst Aphrodite, den Eros auf der einen Hand, der dem Paris eine Tänia hinreicht und einen Kranz in der andern hat, Athene mit Aegis uud Lanze , Hera mit Stephane und Scep- ter. Hier ist ausgedrückt, dass die Göttinnen nicht bloss rühmen, was sie seyen, sondern dem Hirten verheissen wie es Euripides in den Troerinnen (918) angiebt, Athene die Anführung der Phrjrger um Hellas anzugreifen oder Sieg und Ruhm überhaupt , Hera die Herrschaft über Asien und die Grenzen Ton Europa, Kypris die Helena , womit alle andern Erzähler übereinstimmen ^^). Denn alle drey Göttinnen reichen hier offenbar dem Paris bin, Aphro- dite den Eros, Athene den Helm, sehr verschieden davon dass sie , ihn sonst zuweilen in der Hand trägt, und Here einen Löwen. Charakteristich ist es, dass Aphrodite sich verschämt umwendet und unter sich sieht indem sie von Liebesgenuss spricht und um so feiner, da sie so frauenhaft gekleidet ist, den Peplos eben so
10) Hr. de Witte, der hierauf die Vase selbst ansah, erklSrt das Rund für eine Pbiale in den Annalcn des Institut. 17, S. 166. In N. 115 hält Paris das Oval.
11) Isoer. Encom. Hei. p. 240 Bckk. Die Chr. 20 p. 266. Ovid. Her. t6, 79—86. 17, ll7. 135. Hyg. 92. Mythogr. Vat. I. 208. Lucian. D. D. 10, 11 ff. Appuloj* Metam. 10 p. 250 Bipoot. Coluth. 136—163. Anthol. Lat. 1, 147.
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Unheil des Paris. 399
wie Here auf den Kopf hinnaufgezogen hat Statt des Eros bietet Aphrodite N. 51 eine Taabe and N. 62, wie es scheint, den Hochzeitskuchen: auch möchte von yier Eroten N. 47 der eine Hjmcnäus seyn mit derselben Bedeutung ab dieser. Athene hat als Zeichen des Siegs, den sie gewährt, eine Palme N. 65 wie Victoria N. 61. 80. und reicht dem Paris in dem Wandgemälde» bcj Winckelmann Mon. ined. 113 eine Tänia des Siegs. Der König der Thiere auf der Hand der Here, der sie nach derselben Bedeutung N. 22 begleitet, deutet verständlich genug Gewalt, Herrschaft, Königthum an, wesshalb auch am Thron dos Zeus und so an dem des Agamemnon diess Symbol zur Verzierung gebraucht wird^^) und über Agamemnons Thor in Mykenä zwej Löwen Wache halten ^^). (Auf der andern Seite der Schale die Ankunft des Paris in Sparta, inwendig ein Abschied).
53. Amphora des Prinzen Ton Ganino n. 730, Gerhard Rapp. Volcento not. 405.
54. Dubois Maisonneuve pl. 130, was ich angeführt finde in der Zeitschr. für Alterthumswiss. 1839 S. 288 ^-'^j.
55. Becher in den Annali d. I, T. 5 tar. E, aus Vulci nach p. 345. Neuerworbene Denkm. des k. Mus. zu Berlin n. 1851. Paris als Jäger mit Spiessen und Hund sitzt neben einem entlaubten Baume, wie an einen solchen Hermes sich stützt N. 68 und hört neugierig keck dem Hermes zu , der nur ein Stäbchen ohne die Schlange daran in der Rechten hält und ohne Flügel an Hut und Füssen ist, der Hut hängt auf der Schulter. Here mit Scepter, Athene behelmt, mit Aegis und Lanze, welche Lanze unten den Eisenbeschlag oögia/og hat, Aphrodite mit Stephane und einem Scepter, mit der Granatblüthe oder Lilie darauf. Zwi- schen ihr und Athene steht Eros, hier in gleich grosser Figur. Die Figuren bewegen sich nach der Linken, sind weit von einan- der getrennt, etwas plump und dürftig im Ausdruck.
12) Gerhard Auserl. Vasenb. Taf. 1. de Witte Gab. Etr. n. 138. 139. Athene hat auf dem Schild einen Löwen bej Gerhard a. a. 0. Taf. 18 und Phobos am Kasten des Kypselos hatte einen Löwenkopf, Pausan. 5, 19, 1.
13) „Les monumens de Khorsabad olTrent aujourd'hui un rap- prochement inattendu et des plus curieux a?ec les lions de la porte de Al^cenes, rapprochement toulefois pr^parö par ce que dit Herodote 1 , 84 du lion promenö autour des murs de Sardes pour les pröseryer. F. Rel. de TAnntiqu T. 2 p. 1. p. 187.*' Zusatz tou Guigniaut p. 168 (37) der Uebers.
14) de Witte in den Annal. des Instil. 17, 168 Not. 2.
400 Urlheii des Paris.
56. ist Paris yon Aphrodite zur Reiso getrieben.
57. Sehr eigcDthiimlich hi die Vorstellung von dem flals ei- ner längiichton Amphora aus Vulci, 3 Palm 8 Zoll hoch-, 8 Zoll im Durchmesser, wovon die Zeichnung vor mir liegt, 1843 be^ Hr. Baseggio. Vier Figuren von grosser Anmuth ; Stellung und Hallung der Göttinnen voll natürlicher Würde , ihre Gewänder faltenreich, höchst goschmackyoll; Paris, dicht neben ihnen ste- hend, ist mit einem Marjtel angethan, der nur die Brust und den Arm, worin er den hohen Stab hält, bloss lässt, und hat weder auf dem Kopf noch sonst irgend eins seiner gewöhnlichen Zeichen. Diese fehlen eben so den Göttinnen gänzlich, selbst der Athene. Die zunächst dem Paris wendet sich nach den bejdcn andern um und hält in der Linken einen Apfel, in der Rechten eine Blume: sie hat das Haar in eine hohe spitze Haube aufgesteckt (tutulus), wie in der Caricatur N. 45 : diess müsste denn Aphrodite sejn» die den Apfel eben erhallen hat (wie N. 97. 97) und die so ruhig als der edle Charakter des Ganzen ist sich zu den Besiegten freundlich umwendete. Oder ists Hero mit dem Granatapfel , so dass die Göttinnen noch unter sich sprechend dem Urtheil entge- gensehn? Die beiden Andern haben eine Stephane auf und die mittlere hält in der Rechten einen Kranz an sich, wie Athene N. 51. Die hinterste erhebt die Rechte sprechend. Eine eigene Stille, Würde und Anmuth ruhen auf dieser Darstellung.
Eint- neue Klasse bilden diejenigen Compositionen^ welche die einfache gerade Reihefolge der Figuren, nach- dem sie Jahrhunderte lang sich behauptet hatte, aufgeben, wodurch mit einem Male der Manii) faltigkeit und Neuheit des Bildes im Ganzen der Erscheinung, so wie auch im Charakter der Personen ein ungleich freyerer Spielraum eröffnet wurde. Mit dieser Freyheit war zugleich auch die Aufforderung auch neue Personen hinzuzufügen gege- ben. An die Spitze stellen wisr
58. die herrliehe bey ponte delT Abbadia gefundno grosse Ilydria , die an Schönheit der Ausführung alle andern übertrifft und mit ihrem Seilenstück, der KadmosTdse, jetzt im Berliner K.Museum ist. Bullett. 1840 p. 51. Gerhard Neuerworbene Denkm. des k. Mus. zu Berlin n. 1750(auch in der Archäol. Zeit. II S« 261), Apulische Vasenb. Taf. C S. 31. Abbildungen beider Va- sen, ihrer Schönheit angemessen sind zu besonderer Herausgabe
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Urtbeil des Paris^. 401
Bind zu besondrer Herausgabe in Rom seit mehreren Jahren be- reit. Hier sitzt Paria als Hauptperson, wie in mehreren der fol- genden im Uebrigen unter sich gänzlich Terschiednen Gomposi- tionen, und ihm gegenüber sitzen auf oder an Klippen des Befgs Aphrodita und Hera, während Hermas und Athena, nach den Do- rischen Bejschriften , tiefer stehn^ natürlich auch auf den Paris gerichtet. Dieser, in reichem Anzug, mit Jagdspiessen versehn hält in der Rechten einen Lorberkranz : wofür Andre die Nike, eingeführt haben (N. 61. 79. 80). Es ist nerolich der Moment zu erkennen, wo die Göttinnen ihre Gaben schildern, wonach Paris eben den Sieg zusprechen wird. Aphrodite, die jüngste, ist an der Reihe« wie sich daraus ergiebt, dass you den drej ebenfalls namentlich bezeichneten Eroten Eros, Polhos und Himeros der erste, welchen Hermes zu unterstützen sich die Freiheit nimmt, an- gelegentlich zu Paris spricht, der andere Ton der Aphrodite Aufträge zu fordern scheint, die er ausrichten will, während Athene und Here sich für jetzt ganz ruhig Terhalten. Athene namentlich steht in stiller und stolzer Bescheidenheit da ; ihr Speer ist unten beschlagen wie N. 55. oder mit dem ovqiaxog aavgtJir^Q (Winckelmann Mon. ined. p. XXXV, Gerhard, Jason des Drachen Beute, die alte Römische pila mit doppeltem mucro auf der Col Traj. u. Münz. R. Fabretti de col.^ Traj. p. 180). Hinter den Henkeln schliessen sich an, zu- nächst Zeus und der Knabe Ganjmedes, dieser mit einem Spiel- reifen (rgoxoSf xgixog) und dem Stöckchen, womit er getrieben wird , und hinter diesen beyden ApoUon und Artemis. Der Ganj- medes, welchen so wohl E. Braun (Annali d. I. 13, 88) als Gerhard erkannte, dicht hinter dem Paris, der Symmetrie nach aber zu Zeus gehörig, soll daran erinnern, dass an derselben Stelle der Adler einst den Ganjmedes entführte, was auch Lu- cian herrorhebt, wie ich oben anführte ; jedenfalls soll die Aeho- lichkeit bejder Scenen in gewisser Hinsicht geltend gemacht werden, denn Ganjmedes ist nicht ein gewöhnlicher Begleiter des Zeus; dieser Umstand zeigt also deutlicher, dass der Erfinder die- ser Gompositionen den Gegenstand nur von der erotischen, nicht von der ernsthaften, schicksalTolIen Seite auffasste. Artemis ist hier nicht bestimmt das Waldgebirg zu yergegenwärtigen , wie die geflügelte Artemis mit einem Pardel in der Hand am Kasten des Kjpselos neben den wandernden drej Göttinnen. In ihrer Ver- bindung mitApollon, und da sie überdem die Fackel zu dem Bo- gen hält, ist sie nur eine SteÜTertreterin des Oljmps, der an den grossen Ereignissen der Fürstenkinder auf Erden Theil nimmt und
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zu den ohnehio hier anwesenden Göttern waren Apollon und Ar- temis die Yornehmsten, die dem Zeus beygesellt werden konnten. Als Hochzeitsgötter möchte ich sie hier nicht betrachten, wo die Ehe wenig in Betracht kommt. Die drej durch die Henkel ron der eigentlichen Darstellung abgesonderten Götter sind hier ganz so zu betrachten wie die , welche häuGg in einer oberen Reihe an den Vasen gebildet sind, lieber die rier Thiere , die hinten in einer Reihe zwischen den Figuren vertheilt sind , werden die JVley— nungen yerschieden scyn. Das Einfachste scheint mir, den Wid- der unter dem Paris (wie N. 62) als ein Symbol seiner Heerden zu nehmen; (nach dem Gampanaschen Stich nicht sichtbar) den Delphin mit einem ungcflügelten Eros darauf der Aphrodite zuiu- theilen, das Reh Tor der Athene aus Nachahmung alterer Bilder zu erklären, wo es diese Göttin begleitet, wie N. 4. 13, und den Pardel hinter ihr und unter der Here als Zeichen des Gebirgs zu nehmen, wofür er am Kasten desRypselos gilt. Die Ida ist in der llias eine Mutter wilder Thiere {f^J^TiQ S^tjQiSy) wohl yorzäglich Schakale und wenn Aphrodite das Gebirg durchschreitet, so erfällt sie nach dem Homerischen Hymnus Löwen und Pardeln mit Lust, Offenbar ist die Reihe der Thiere weniger der Bedeutung wegen als zur Verzierung hinzugesetzt und für sich geordnet (wesshalb es nicht auffällt, dass der Widder nicht eine andre Stelle ganz nah dem Paris einnimmt], symmetrisch die drei Figuren Paria, Aphrodite und Hera , die drei Eroten , die drei Thiere , zwischen denen zwei andere Götterfiguren eingereiht sind. Gerhard bezieht den Eros auf dem Delphin und Reh, Panther und Widder, die auf gleicher Grundfläche in harmloser Ruhe gleichmässig neben ein- ander gestellt seyen, zusammen auf die Herrschaft des Eros im Gewässer, über Gebirge, Wald und Weide. Allein Eros, Himeros und Pothos sind nicht bloss Ton den Thieren entfernt, sondern, in eine bestimmte andre Beziehung gestellt, so dass man an sie bey den Thieren nicht denkt. Am Henkel will Emil Braun einen Pferdehuf erkannt haben (Bullett. 1843 p. 62 ").
15) Nicht das Monument, wie Gerhard sagt, sondern diese neueste Erklärung scheint mir ,,Zeugni6s deutelnden Kunstge- schmacks abzugeben.*' Die mit Sternen gestickten Kleider, als lauter Sternengewänder genommen, verwandeln in ,. Lichtwesen'* den Paris, die Helena, die in unsrer Nike gesucht wird; dieKly- mene, „eine nächtliche Nymphe, Sternennacht Klymene, des He- lios Zuflucht" und die dieser entsprechende Oenone, „ein Bacchi- sches Wesen, von olyog , vielleicht als der leuchtenden Helena schimmernde Schwester gemeynt und desswegen auch mit einem vorzüglich reichen Sternengewand bekleidet" u. s. w.
HUBÜmtM
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59. Grosse Hjdria Ton Rayo mit einem grossen Henkel am Ilals and zwej grossen am Baach, jetzt in der grossherz. Samm- lung in Carlsruh, Ballett. 1836 p. 265, edirt von £. Braun II giu- dizio di Paride 1838 und von Fr. Creuzer Zur Gallerie der alten Dramatiker 1839 Taf. 1, in seinen Schriften zur Archäol. Hl, 111 ff. wo S. 118 ein Zusatz, Gerhard Apul. Vasenb. Taf D, 2 S. 32 f. 37. (Eine untere Reihe, bej Creuzer Taf. 7, stellt den Dio- nysos dar, umgeben von Bacchischer Musik, Tänzen und Gäre- monien , yierzehn weibliche Figuren , dazu Silen als Flölbläser ^^). Sehr Terschieden ist die Zeichnung Ton der yorhergehenden Vase, weniger zierlich, vollkommen und ausdrucksvoll, mehr Fabrik- massig: dagegen giebt die eigenthümliche Anlage und der Reich- thum der Erfindung dieser Composition, deren Urheber hoch über diese Nachbildung zn stellen ist, den Vorzug vor allen andern. Die Namen sind allen Figuren beygeschrieben ausser dem Eros und Himeros und einer andern Figur, die sich auch errathen lässt. Alexandros sitzt im Mittelpunkte des Ganzen, Athenaa und Hera stehn zu seiner Rechten, Hermes und Aphrodite sind zur Linken, letztere stehend. Paris ist reich gekleidet und mit der Tiara oder Mitra geschmückt, doch hält er in der Linken einen Hirtenstab, der oben künstlich zugeschnitten ist (nicht einen Apfel in der Rechten , was ein Irrthum der ersten Zeichnung ist) und sein Hund liegt zu seinen Füssen. Die bejden Eroten sind zwar in Thätigkeit, wie es sich für sie schickt, der eine mit Paris spre- chend, der andre mit dem Cestus der Aphrodite spielend, aber der Sieg ist schon ausgesprochen: dieser bestimmte Moment ist hier dargestellt, und der Gest welchen Paris mit der rechten Hand macht, soll eben das grosse Wort anzeigen das er ausgesprochen hat^^). Nike, diess ist die Figur ohne Inschrift, lässt aus der Höhe einen Kranz gerade auf das Haupt der Aphrodite herabfallen, so wie N. 97 ein Genius mit dem Kranz über ihr schwebend ihren Sieg ausdrückt. Nike selbst erscheint auch N. 61.79. 80 mit ihren
16) Hall. L. Z. Int. Bl. 1837 N. 4.
17) Ganz anders deutet Creuzer S. 35 f. 39 f. Geborde und Handlung des Hermes, der Pallas, des Paris, als ich sie nach dem gegebenen Ausdruck der Figuren auffassen kann. Diess vornehm- lich daher, dass er den Moment, in welchem das Ganze genom- men ist, anders gedacht hat. Der verrufene Apfel, welchen der erste Zeichner einschwärzt, hat sich hier, wo die Zeichnung frey davon ist, in die Erklärung eingeschlichen, indem Paris so eben den Apfel von Mercur empfangen haben soll. Die Vasenmaler wissen überhaupt nichts von ihm, aaaaer vieUeicht der Ton Ni 67.
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gewöhnlichen Flugein; hier ist sie flügellos, Terrouthlich weil bej ihrer fast horizootaleD Stellung die Flügel nicht malerisch aus- fallen konnten, die übrigens der Nike keineswegs immer gegeben werden ^^). Neben ihr lässt Eutychiay das Glück , einen Zweig herab, der bestimmt ist den Paris zu umwinden; denn er ist der Glückliche dem die Schönste zu Theil werden soll. Dass Nike und Eutjchia hier einträchtig zusammenwirken, ist allerliebst aus- gedrückt durch das Auflehnen der einen auf die Schulter der an- dern. Hermes, der auf der Seite der Siegerin nicht blos dem Raum, sondern auch dem Sinne nach ist, senkt seinen Stab als ob das Geschäft nun Tollbracht sej. Hinter diesen Glucklichen aber steigt Helios am Himmel aufwärts, dessen Erscheinung im Gemälde den Zweck hat anzudeuten , dass es ein grosser Tag sej den er heute heraufgeführt hat, oder auch dass der frohe Siegea- gcnuss durch den Glanz des sonnigen Tags sich yerherrlicht zeige, wie Freudigkeit und helles Licht gar wohl zusammenstimmen. Denn dass in einer solchen Composition eine Person wie diese nicht Torzüglich zur Ausfüllung des Raums diene , dass bey dem aufwärts fahrenden Helios nicht an gleichgültige Dinge wie die Zeit des Vormittags oder dass die ßegebenheit unter frejem] Him- mel vorgehe, zu denken sey, glaube ich als sicher yoraussetzen zu können. Den frejen Himmel ersieht man ohnehin aus dem unten wachsenden Gebüsch, und er versteht sich bei diesem Vor- gang von selbst. Diess die eine Seite. Die beiden Göttinnen auf der andern Seite haben sichtlich eine stolze Stellung angenommen.
18] Dem Herakles unter den Hesperiden windet NIKH flügel- los die Tänia des Siegs um die Stirne Gab. Durand n. 303, und mit Recht versteht Hr. de Witte die Nike auch N. 94. 224. 354. 737, obgleich ihr die Flügel fehlen. Denn N. 224 stimmt in der Vorstellung ganz überein mit N. 225, wo Nike geflügelt ist und vor einem Altar opfert wie dort wo sie die Flügel hat: und die Figur , welche N. 94 einem mit der Tänia geschmückten Dionysos einen Kranz , N. 35 einer Amazone den Kranz reicht und libirt, N. 226 einem Greis in die Phiale eingiesst, N. 737' vor ei- nem jungen Athleten mit der Siegstänia um den Kopf libirt, oder vor einer Kitharspielerin Panofka vasi di premio tav. 5 , so wie geflügelt vor Zeus selbst, Slackelberg Gräber Taf. 18, kann kaum etwas anders scyn als Nike; ich verstehe nicht, warum Gerhard über die Flügelgestalten 1840 S. 8 daran zweifelt. Die flügellose NIKA auf Münzen von Terina ist keine alterthümliche Figur. Ueber eine ßronzestatue der Victoria ohne Flügel s. (Irlichs in den An- nali XI tav. B p. 73: doch haben Löcher zum Einsetzen der Flü- gel sich späterhin gefunden. Ungeflügelt ist Nike auch bei Achil— Jes und Memnon, Millingen Peint. pl. 49.
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Urtheii des Paris.
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Diess aber kann in dem Aagenblick wo Paris sie beleidigt hat nur Folge ihres Unmuths seyn and der Rache, die sie beschliessen. Hiernach ist im Torans auf die Bedeutang der Göttin hinter ihnen welche Kljmene genannt ist zu schliesse'n. Denn wie Nike mit Eutychia die Siegerin und den Glücklichen , so muss , scheint es, Rlymene die beleidigten Göttinnen angehn, mit denen sie auch äusserlich in Verbindung steht. Um sie aber sichrer zu deuten, ist zugleich auf den Zeus zu sehn, der über dieser Figur sitzt und der hier nicht, wie auf der vorigen Vase Zeus und Ganjmedes als ein witziger Zusatz zu dem Mythus, der nur sagt dass an der- selben Stelle auch früher schon Eros gesiegt hat, sondern als ein Theil der Vorstellung selbst zu betrachten ist^^). Zeus aber stand der Handlung sehr nahe. Das Gedicht woraus sie zuletzt zu schöpfen war, hatte in sieben erhaltnen Versen diesen Anfang: Einstmals als tausend Geschlechter in den Landen die Fläche der brustbelasteten Erde bedrängten, erbarmte sich Zeus, der es an- sah, und beschloss in seinem weisen Rathe zu erleichtern ron Menschen die allnährende Erde, indem er den grossen Streit des llischen Kriegs anfachte, damit er die Last durch Tod Termin- derte: und es wurden in Troja die Heroen getödet und des Zeus Wille vollendet. Diess fatalistische Motiv, worauf der Dichter sein Werk begründete und es wie zur Vorhalle für die llias und alle sie fort setzende Gedichte weihete, wenn es auch später viel- leicht weniger zusagte, konnte nicht vergessen sejn; da das Ge- dicht rhapsodirt, gelesen und nachgeahmt wurde wie wenige andre. Auch spielt auf diesen Eingang Euripides mehrmals an^°), und Herodot beurtheilt ihn (2, 120). Unerwartet kann es also auch nicht sejn, wenn der Maler dem Helios^ der das gegenwärtige Glück des Paris, den Triumph der Aphrodite beleuchtet den Zeus gegenübergestellt hat mit der bestimmten Beziehung auf die Zu- kunft, Krieg und Tod, die Zeus mit der Sendung des Hermes und der Göttinnen zu dem Paris beabsichtigte. Sahen wir doch auf Vasen der ältesten Art den Zeus die Gesandtschaft selbst begleiten (N. 11^*16. 45) und bemerkten, dass an diesen älteren Vasen sehr oft die Schrecken des Kriegs, als die Kehrseite, mit dem Urtheii dea Paris verbunden sind. Uebrigens hält der Vater der Götter and Menschen nicht den Blitz , sondern ausser dem Scepter eknen
19) Helios ist auch N. 44 dargestellt.
20) Orest. 1635—37. Hei. 36. Electr. 1288 fr. ine. 100 p. 385 Matth. (Strab. IV, I, 1 p. 183).
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Palmzweig. Einen solchen führten nach manchen Yasengemilden die Brabeuten , und durch ihn ist daher Zeus als der Agonothet, der dieses Rampfspiel reranstaltete, bezeichnet. Wie sehr der Maler in den tieferen Zusammenhang der Fabel eingegangen ist, wird aus der Eris klar, die er im Brustbild gerade über den Pa- ris ^^) in der Mitte gestellt hat. Die Klymene aber, die unter dem Tod Terhängenden Zeus und hinter der beleidigten Here und Pal- las sitzt , weist mit ihrer rechten Hand hinter sich, lieber diese ausdrucksvolle Geherde ist nicht leicht hinwegzugehn, man wird lange suchen bis man sie zum zwoilcnmal Ondet und keine £r* klärung der Kljmene, die nicht auf sie zurückgeht, kann richtig seyn. Wer aber sie berücksichtigt der legt nicht in den Namen der Rljmene, der an sich frejiich unbestimmt ist, seine Idee, son- dern leitet sie ab aus dem Gest, wie alle Figuren nach Stellan- gen und Geberden gedeutet werden sollen. Und dieser Gest ist so bestimmt bedeutsam wie etwa der versus poUex. „Gljmenos aedat suspiria.,, Nun hiess in dem berühmten Gült von Hermione der König der Unterwelt mit euphemistischem Namen, Klymenoa^); die Prädicatnamen aber sind zwischen geschwisterlichen und ehlich verbundnen Göttern und Göttinnen so sehr häuGg und so natörlich gemeinsam, dass es keinen Anstand haben kann Kljmene als Beiname der chthonischen Göttin oder der Persephone zn Tenite- hen^ hier, wo Alles im Bilde dazu stimmt und treibt diese anzn- nebmen, die Hindeutung durch Zeus und Eris auf die Absicht des Parisurtheils, den wohl ausgedrückten Zorn der Here und Athene, die Verbindung dar Rljmene mit diesem, ihre Gegenstellung ge- gen Eutjchia und vor allem die vielsagende Geberde, welche nemlich fort zeigt und also viele der Troer durch Feindschaft der zwey Göttinnen und viele der Achäer zn den Schatten zu treiben verspricht. Es liegt in den Verhältnissen der simmtlichen Figu- ren unter einander, dass die Beziehung, die zwischen der Klymene und der Nike nebst Eutjchia, eben so wie zwischen Zeas nnd Helios, besteht, nicht auch durch die Stellung in derselben Linie der Figuren, wie gewöhnlich, ausgedrückt werden konnte: auch passte für die Person der Klymene nur die untere Reihe. — Gren- zer versteht unter der Klymene die Gattin des Helios, als Göttin des nächtlichen Lichts, welche die nächtlichen Schatten nnd die
21) Nach dem Gebrauch der theoyee yganml lyoTiXot. R. Ro- chette Lettres archöolog. I p. 132 f.
22) Pausan. H, 35 , 5. Bull. Napol. 1847 p. 28. Vgl. meine Kl. Schriften 2, 137 Note.
Urtheil des Paris. 407
Gewisser aas denen sie heraufgestiegen, abweise. Aber bedrohen denn diesen Vorgang» auf den doch Alles in beziehen ist, Schat- ten und Gewässer? Im Umfang des Parismjthus scheint mir nicht der geringste Anlass gegeben, ihn mit einem kosmischen Charak- ter zu bekleiden und nichts weniger sicher als die Annahme einer Gottheit des nächtlichen Lichts: statt einer solchen Klymene, wird dem Helios, wenn er nicht allein erscheinen soll , immer Selene, und zwar in gleicher Linie entgegen gestellt. Die namenlose Fi- gur neben der Eutjchia für eine Höre zu halten, würde ich schon darum Anstand nehmen weil ihre Stellung keinen Bezug zum He- lios ausdrückt, die Nachbarschaft also rein zufällig ist. Aphrodite wird in den Ryprien von den Hören geschmückt ehe sie Tor Pa- ris erscheint; hier aber wo Paris schon durch die Verheissung der Helena glücklich ist, erscheint Aphrodite als Siegerin ; die be- kränzende Figur neben der Eotychia muss nothwendig Nike seyn. Die Eutjchia , sagt Creuzer , wird dem Paris gegenüber eine zweideutige Tyche; er ahnet die Leiden nicht, die aus diesem Richterspruch für die Troer und die Achäer herrorgehn werden. Aber in der einzelnen Figur kann keine Zweideutigkeit liegen* sie ist immer nur sie selbst; durch eine andre muss der Gegen- satz ausgedrückt sejn. Diess geschieht nun hier durch die Kly- mene. Unerachtet dieser Verschiedenheiten beider Erklärungen bleibt doch die Uebereinstimmung in der Hauptsache , der ab- weisenden Geberde der Kljmene, übrig. Weit weniger kann ich mich in andre Erklärungen finden , wonach ohne alle Rücksicht auf die Geberde, die durchaus nicht alltäglich und zufällig ist, die Rljmene der Vase für die Klymene genommen worden ist, welche Dienerin der Helena in der llias ist; oder für einen Beinamen der Helena selbst; oder für gleichbedeutend mit EYKAEIA, was K. O. Müllers Vermuthung war; — eine unnöthige Anticipation , wo auf die Helena Alles und die Eutychia insbesondere hindeutet; oder für einen Bejnaqaen der Oenone, die der Aphrodite entge- gengestellt werde — aber Aphrodite triumphirt'nicht über sie son- dern über Götter; oder endlich gar für Iris^^). Wenn Kljmene dem Namen nach eine Eukleia wohl sejn könnte, so ist der Ruhm für jetzt auf der Seite der Aphrodite, so dass Rlymene der Nike zur Seite seyn müsste.
60. Hydria derselben Form wie die beyden vorhergehenden
23) Urlichs in den Jahrbüchern des Vereins für Alterlhums- freunde in den Rhcinlanden 1843 U S. 57.
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408 Urtheil des Paria.
gefunden in dem Poggio Gajella bej Ghiusi und edirt Ton E. Braun 11 Laberinto di Porsenna, Roma 1840 tay. 2. Die HauptTorstel- lung ist einfach. Paris, in Phrjgischem Schmuck, mit Jagdspies- sen, sitzt tn der Mitte im Gespräch mit Hermes; sein Hund liegt unter ihm, weiter hin ein Stier ^ nur die Protome, Hinter dem Hermes steht Athene^ ruhig, in voller Rüstung, hinter dem Paria Here, deren Scepter^^) zufällig eine Lanzenspitze hat, wenn nicht der Zeichner irrte ^ umgewandt gegen Aphrodite. Diese ist aas«- gezeichnet durch die sitzende Stellung; auch sie hält einen Scep- ter und sie stützt sich mit der andern Hand auf den Felsen« Hin- ter ihr, zwischen und jenseits der einen Handhabe des Gefässes, steht Eros, hier in grösserer Figur gesticulirend als ob er im Na- men der Aphrodite die Anträge machte, welche die Göttin der Ehe veranlassen sich scheltend gegen Aphrodite umzuwenden, und dann eine weibliche Figur mit Scepter. Auf der andern Seite schliessen nach der Handhabe der vorderen Gruppe sich an, zu- nächst eine geflügelte weibliche Figur, die einen vollen Kranz in der Hand hält, dann ein Mann im Asiatischen Königsanzug mit hohen Scepter. Hiermit sind ohne Zweifel gemeint die drey Ga- ben, die N. 52 durch Löwe, Helm und Eros angedeutet werden, nemlich dass Paris Grosskönig Asiens werden ^^), dass Nike ihn im Kampfe begleiten , dass Helena ihm zu Theil werden solle. £s ist also der Moment, wo Here und Pallas gesprochen haben, wenn es nicht für sie Hermes gethan hat, und Aphrodite an der Reihe ist. Hermes unterstützt den Eros und Paris ist im Begriffe za sprechen. Ganz sinnreich hat der Maler, indem er die drej An- erbieten durch drey Personen ausdrückte, vier aber' zur lieber- einstimmung auf dem Punkte der bejden Handhaben bedurfte« den Eros hinzugezogen und diesen, um ihn einigermassen in Uebereinstimmung mit den drej andern Figuren zu bringen viel über das gewöhnliche Maass ^vergrössert und dabej noch
24) Gerhard Apul. Vasen Taf. D , S. 32. „Hera hat Speer statt Scepter, wie in der Rückkehr der Kora Berl. Mui. 1692 (bei Micali 81 und bei Müllers Denkm. 2, 10 der die neben Zeus thronende Göttin für Pallas hält vgl. auch Auserl. Vas. 2» 127, wo nur die Dreifusskessel mich hindern Heras Kampf gegen He,— rakles II. 5, 328 mit S. Birch zu erkennen.'*
25) Der König Asiens, BASUEVS, und die Königin, gleich- falls mit dem Namen , ist an einer Vase im Mus. Gregor. H tav. 2a. Er unterscheidet sich durch einen grossen übergeworfenen Mantel : Stellung und Charakter stimmen ziemlich überein mit dem uiisrer Vase. Einen Zusatz macht de Witte in den Annaien dea Instituts 17, 179.
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Urtheil des Parts. 409
aber den Boden erhöht, lo dais er noch besser mit seinen Part ins Gleigewicht kommt als N. 58 Ganymedes mit Zeus neben ApIIon mit Artemis. Braun Terstand Oenone und dass Eros geschäftig sey, ihr den Paris abwendig zu machen, und Hektor, welchem Nike auf demFusse folge, und nahm hiernach, mit gros- ser Zurücksetzung der Götterkönigin, einen Gontrast zwischen Aphrodite und Athene, Paris und Hektor im Sinne der bekann- ten Fabel des Prodikos an. Statt der Oenone erkannt er spä- ter ^^) die Helena an, für welche Eros den Paris einnehme, und brachte nun mit ihr den vom Siege begleiteten Hektor in Gegen- satz. Aber Hektor ist nicht der Günstling der Nike und eben so wenig ist die breite, mit der Würde eines ßarbarenkönigs auf- tretende, aber nicht kriegerisch gerüstete, noch sonst den Helden ausdrückende Gestalt mit der Königskrone ein Hektor. Und wäre dem Hektor auch der Sieg (to xganiy, to xQttTog)^ welchen Athene dem Paris bot, so sehr eigen als dem Achilles selbst, so wäre es doch seltsam einer Nebenperson, wie Hektor jedenfalls wäre, noch eine andre Person beizufügen bloss um ihren Charakter auszu- drücken. Auffallend ist es, dass der Maler der Helena, die er mit Recht nicht als ein leichtfüssiges Mädchen , sondern mit der Würde der Königin und Frau auftreten lässt, einen etwas starken Unterleib gegeben hat, yielleicht zu treu den Modellen, wie der Reisende oft sie auffallend findet, wie es hinsichtlich der weibli- chen Brust besonders die älteren Vasenmaler oft sind. Wäre aber auch Oenone gemejnt, was gewiss nicht der Fall ist, so würde ich darum doch nicht mit O. Jahn , der dadurch diese Erklärung zu bestätigen glaubte , auf Schwangerschaft schliessen , welche die Verstossene ihr Schicksal noch tiefer empfinden lassen sollte. Indem derselbe auf diese Erklärung wiederholt zurückkommt, nimmt er Brauns Hektor eher für Priamos, weil jener schwerlich in Phrygischer Tracht ohne Waffen und so alt dargestellt worden sejn würde ^^), und bestätigt in so fern meine Erklärung.
26) Annali d. 1. Xlll p. 86.
27) Jen. Litt. Zeit. 1843 1 S. 150. Gerhard: „dort schwebt Eros — zur Liebesgöttin heran und lässt hinter sich die verlas- sene durch eine Lanze bezeichnete Jagdgefährtin des Paris Oenone; hier dagegen tritt Hektor ~ abmahnend dem Paris näher, dem auch die hinter ihm folgende , einen Lorberkranz haltende Siegesgöttin vergebens winkt.'* Wenn Oenone wirklich Jagdgefährtin wäre, was jedoch nicht vorkommt, so gehörte das doch nicht hierher, da es keinen Falls zur gewöhnlichen Bezeichnung der Oenone gehört. In der Hera sieht Gerhard die „streitbare Himmelskönigin
410 Unheil des Paris.
61. Einkcnkliges GefSss des Hr. Pacileo io Neapel , ans Basi- licata, jetzt im fieaitz des Hr. Temple, bey Gargiulo Raccolta Ut- 116, Gerbard ÄDt. fiildw. Taf. 43. [Taf. B, 3J. Hennea ateht an- terhandelnd yor Paris, welcher als Jäger, in Phrjgiffchem Kleid und mit einer Tiare sitzt. Zwischen ihnen , aber im Hinter^onde zu denken (wie N. 68) , sitzt Hera auf hohem Thron. Der Kukak auf dem Scepter und ein Theil ihres Hauptschmucks, fihnlich dem N. 46, sind erhalten, indem aus der Mitte der Figur ein groaaea Stock ausgebrochen ist, so dass an der Bedeutung derFigar nicht zu zweifeln und in die linke Hand ihr der Granatapfel za gebeo seyn möchte ^^). Auf einiger messen ähnliche Art ist ubrigeos Here durch einen hohen Felsensitz und durch die Symmetrie, worin sie mit Paris gestellt ist, ausgezeichnet N. 58 und thronend, als die Götterkönigin, erscheint sie auch als die dritte in der Reihe N. 51, so wie in späteren Werken häufig (N. 79. 82. 83. 84. 96. 99). Athene und Aphrodite, jene durch ihre Yolle Rüs- tung, diese durch den Spiegel und die Geberden bezeichnet, sind halb über dem Paris und dem Hermes angebracht, wie laröck- stehend Tor der Himmelsheherrsoherin , und in dieser Linie kommt als dritta Figur Nike mit dem Palmzweig hinzu; ein Sieg steht boTor. Aber ihrer Stellung nach drückt sie nicht aus, wem er bestimmt sey; die Scene ist im Anfang, nicht nahe gerückt der Entscheidung. (Rt. zwey gleichgültige Figuren).
62. Krater im Vatican, ehmals Jenkins, welchen Visconti Mus.
dargestellt, mit einem Speer statt Scepters — und mit einem mit Blumen und Wellen , hauptsächlich aber mit Sternen geschmück- ten Gewände. Dieser Sternenschmuck der hier und in der Vol— center Vase (bey uns N. 58] ausser ihr nur dem Paris gegeben ist, kann um so weniger bedeutungslos seyn, als sich, wie an der Aegis der Athene, zugleich die Andeutung Ton Sonne und Mond- sichel dabey findet.'* Das Letztere wolle man prüfen; dass Paria mit demselben glänzenden Stoff angethan ist, scheint die koami- sche Bedeutung, gerade umgekehrt, nicht zu unterstützen. Jahn beharrt auf seiner Erklärung Arch. Beitr. S. 336 f.
28) Diesen giebt auch die Zeichnung bey Gargiulo (die bej Gerhard eine Patera), und man sieht nicht, wie Hr. Gargiulo, da er in dem handschriftlich bcygegebenen Verzeichnisse die Figur Gybele unter yerschiedenen Göttern nennt, auf den gerade nur der Hera passenden Granatapfel yerfallen seyn kann. Sollte daa eingesetzte Stüch doch alt und acht seyn? Gerhard nennt die Fi- gur Libera. Richtig erklärt i\] aller Handbuch $. 378, 4. Gerhard S. 289 des Texts und Apul. Vasen S. 20 Not. 7 Müller Hdb- S. 557 „ohne meine auch von Greuzer Galt. 96, 83 verworfne Ansicht zu ändern."
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Urtheil des Paris.
411
Piocl. ly tay. A, 1, nachher Millingen Ano. oned. mon. pI. 17 heraosgegebeo, jener auf Phrixos und Helle, dieser auf Paris be- zogen hat [Taf. B, 4]^^). Hermes, geruhig auf eine SSnIe gelehnt, spricht zu Paris, welcher sitzt, auf Hellenische Weise nackt bis auf eine Ghlamjs, in der Rechten Jagdspiesse haltend und mit der Linken'^aus Beschämung oder Verlegenheit den Mantel nach dem Gesicht ziehend, nur weit weniger als N. 46, neben ihm liegt ein Widder und sein Hund ist, wie gewöhnlich, auf den Fremden ge- spannt. Auf der einen Seite steht Here mit dem Stab, auf der andern sitzt Aphrodite, die den Peplos so wie Here auf den Kopf gezogen hat. Für die Athene oder vielleicht für die ganze Anordnung worin sein Original sie enthielt, fand der Gopist nicht Raum, so wie auch N. 28 eine der Göttinnen weggelassen ist. Millingen, der auf diesen Umstand nicht Rücksicht nahm, hfilt die hinter dem Paris stehende Here für Aphrodite und diese dagegen für Helena, die durch Anticipation, um den Ausgang dieser Ge- sehichte zu umfassen, hereingezogen sey. Aber diess Versprechen ist in der Fabel nur da im Wettstreit mit zwey Andern, als Sieg der Schönheit über Herrschaft und Heldenruhm 5 es yerliert da- Ton losgerissen seine Bedeutung, Treffend scheint die Bemerkung^ dass das Oral, das die Figur in ihrer linken Hand hält, ein Hoch- zeitskuchen [ya/Lnihog nlaxovg) sey, der den Ehegöttern geopfert wurde. In der Hand der Aphrodite, die dem Paris eine Hochzeit ▼erspricht, ist dieser in der That schicklicher als in der der He- lena selbst, die sich dazu bereit finden lässt, und andre gewohnte Symbole desselben Versprechens, Blume, Myrte, £ros, leiteten Yon selbst auf das Verständniss des Kuchens. Hr. de Witte er- kennt in diesem 0?al wie in dem Rund N. 51 eine Phiale. R. Rochette (Mon. in^d. p. 261 f.) setzt an die Stelle der Millingen- sehen Helena entweder Peitho oder die Nymphe Ida, nach Mün- zen yon Skepsis. Aber die Skepsier wollten durch diese den Pa- ris liebende Nymphe ihn wohl nur zu ihrem Landsmann machen'^) und Peitho wird durch ein Attribut wie dieses ain wenigsten deut- lich. (Ry. drey bedeutungslose Figuren).
63. Amphora , so wie die beyden folgenden aus Geglie , in
29) Millingens Deutung „Aphrodite und Paris und Oenone<< nimmt Gerhard Apul. Vasenb. S. 19 Not, 6 „mit Müller und R. Rochette*' an. Inghirami Vasi 2, 171 giebt das Bild für Aphro- dite und Anchises, Passeri 1, 16 und d'Uancaryille 4, 24.
30) Der Orte des Parisurtheils sind yiele, T. H. ad Lucian. D. D. 20, 1 p. 301 -3. Kallikolone Schol. 11. 20, 3.
412 Urtheil des Paris.
der Kön. SammlaDg in Berlin, am der Kollerschen, in deo Ver- leichnissen N. 1018, edirt in Gerhards Apulischen Vaaenbildern des K. Mus. Taf. 11. In der Mitte Hermes, der dem Paris die An- träge macht; zwischen ihnen ist ein Apfclbanm wie Taf. 6 iwi- Bchen Penthesilea und einer andern Figur, vgl. N. 5?« Paris ist in lierlichem Asiatischen Anzug mit der Tiara (was hier gani unpassend ist), zur Linken Athene und Hera, jene sitzend in yoller Rüstung, diese stehend mit hoher Haube oder Aufsatz und dem Scepter, rechts Aphrodite, sitzend, mit Sonnenschirm und Oel* fl£schchen, yon Eros begleitet. An den £nden sind zwej unbe- kannte allegorische Dämonen zugesetzt, hinter Aphrodite ein Jüng- ling mit einem Diptjchon, wie es scheint, und einer Aehre mit einem grossen Blatt, und auf der andern Seite eine Göttin mit grossen Flügeln, kurzem Unterkleid und einem AlabastroD. (Da- rüber Herakles und Hesione. Ry. Festgebräuche).
64. Hydria (dreykenkelig) das. N. 1011 und Taf. 12. Die drey Göttinnen sitzen und zwischen ihnen sind Hermes und Paris stehend, so dass dieser Reihefolge und Symmetrie, die Darstel- lung des Acts selbst ganz aufgeopfert ist: allein auf die Figuren nicht auf den Sinn ist es abgesehen , nichts ist charakteristisch, nichts genau. Hermes steht mit übergeschlagnen Beinen auf den Heroldstab gestützt, Paris ist von ihm abgewandt und dreht den Kopf gegen Here um. Diese hat eine hohe Stirnkrone auf mit dem Peplos darüber, Scepter und einen Kranz in den H&nden« Aphrodite hält eine Fruchlschaale, Fächer und Myrte neben ihrt Eros in kleiner Figur ühcr ihr schwebend, Athene in der Panop- He. Als Andeutung der Scene , eines Gartens ist auch hier, wie öfters» ein Apfelbaum. (Darunter in längerer Reihe ein Todten- opfer um ein Heroon in zehn Figuren und äholiche fünf Figuren auch auf der Rückseile des Parisurtheils). Mehr über diese Vase 8. A. Denkm. 3, 331 ff.
65. Hydria das. N. 1020 und Taf. 13. Paris siUt in der Milte, auch hier zierlich in Asiatischem Putz mit Jagdspiessen , die andren yier Figuren stehn, yor ihm rechts Hermes, ihm suspre- chend, dann Here, mit einer nur mit yier Zacken yersehenen Stirn- krone , den Peplos mit der Rechten zierlich auf die Seite ziehend; auf der andern Seite Aphrodite, yon Eros mit Tänia und Kram geschmückt , auf einen Pfeiler gelehnt ^ nnd Athene, ohne Rüstung nur durch einen mit der Siegstänia umbundnen Palmzweig (heisst sie doch auch Nike). Die Göttinnen sind in ruhiger Stellung des Urtheils gewärtig. Unten ist des Paris grosser Hund.
Urthcil des Paris.
413
66. Vase aug Basilicala im K. Museum zu Berlin , im Ver-
leicbnlse N. 901. r.erharda Apiiüsche Vasenb. Taf. E, ti. 7. Pi- rJB liltt ia der Mitle, nackt, unterwärts in die Chlumja einge- schlagen, mit einem lingen Sub und schaut sieh um nach Aphro- dite und Hermes; Here und Athene sind auf der andern Seile. Aphrodite ist sitzend, eo wie Athene, sie isl bekleidet, nur der Arm bloia, aber dasa aie ein Wasaergeräss hält und Eros Salben ■af aie herahlraurell, zeigt dasa sie Trisch aus dem Bade kommt. Bere iil zierlich gekleidet, hat eine Stirokrone auf und hält statt
Jlstriteu) "). 67. Eine
s Koraller
(Kt.
: Pa-
irdigen Vorsteliungea reichen Neapel. Paria «tehl in be- n er der Here zuhört , die ihm sprichl. Hinter dieser in Geschäft auagcrichlet hat, jer aitzt obea, mit Oelllasch-
Sammlung des Hauses Santangelo i Bchcidener Figur und Stellung ind'
Bteht Athene, dann Hermes, der a als müsaiger Zuschauer, Aphrodite eben und Spiegel , zwey Eroten um sie. Hier ist also die Seen« in dem Augenblick genomnien , wo Here zuerst ihre Rede hält aad noch nicht Torauszuiehn ist, welche Wendung die Sache nehmen wird, wenn die entfernter sitzende Aphrodite zuletzt an die Reihe kommt. Eine ßescbr, der Vase fügt de Witte hinzu in den Annalen des Inetit. 17, p. 184.
68. Krater, 1 Palm hoch, mit hakenförmigen GrilTen . gefun- deo zu Pislicci in Basiticats von dem Kunsthändler Barone ge- kauft und gleich nachher herauagegcbeo im Bullvlliiio arcbeol. Napol. 1843 lav. 5. 6, mit Erklärung von Minervini p. 100— 106, dann in Gerhards Archäol. Zeitung 1844 Taf. 4 S. 289 —94. (Rt. Od^'sseua den Schalten des Tiresias citirend). Zu- letzt Mon. d. [. IV, 19. Anuali 17, 132. So vortrefflich die einzelnen Figuren gedacht und dargestellt sind, so kann man nicht sagen, dass aie so glücklich vertheilt sejen und anter sich und cum Ganzen so wohl sich zusammenfügten, wie diess he; 10 guter Zeichnung gewöhnlich der Fall ist. Es lag in di>^>«or Hinsicht etwas Widerstrebendes in den gewählten Einielheilen selbst, Der Here und Pallas übereinander cntapricht nicht ge- hörig .\phrodite mit dem Eros neben ihr, wie gross er auch sej, dem Brunnenhaus nicht füglich die Hirschkuh. Es sind zwej Sccnen vorgestellt , die Meldung des Hermes an Paria und diu
414 Unheil des Paris.
Znrustung der Göttionen zum Kampf. Dasa bejde Scenen auf demselbeo Plan und nnter einander gemischt Torgestellt sind, leigt wie weit daa idealiache Princip in der Gomposition reichte. Eioen ähnlichen Fall sahen wir N. 61, während in dem Römischco Ge- mälde N. 69 der wirkliche Raum berücksichtigt ist. Im Paris Ist hier so wie öfter der Hellenische Geschmack über das Asiatische Gostüm Herr geworden : er ist nackt mit kleiner Ghlamjs, nar die Phrjgische Tiare, und diese mit einem Greif yerziert, und die zierliche Umschnürung der Beine sind zugelassen, um neben dem Jagdspiess und dem grossen Hund die Person zu., bezeichoen. Dass Hermes den Heroldstab umgekehrt gegen den Paris hinrich- tet, scheint eine Geberde, die einen Befehl oder Auftrag begleitet. Vorzüglich schön sind die weiten und reichen Gewänder der Göt- tinnen behandelt Diese sind in den Vorbereitungen zu dem Kampf- spiel der xakXKntia deutlicher und ausfuhrlicher begriffen als dieas sonst irgendwo dargestellt ist. Wie sehr bej dieser Angelegen- heit der Dichter der Kjpria i ns Einzelne ging, ist oben an dem Bejspiele, das die erhaltnen Verse in Bezug auf die Kypris geben nachgewiesen worden. Euripides lässt nur alle drey Göttinnen aus den Bergquellen die glänzenden Leiber sich baden als sie in die waldige Trift angelangt sind^^). Nach der Zeichnung sind sie bej der stattlichen Wohnung des Alexanders angelangt wie N. 52» das zeigt der Brunnen mit Jonischen Säulen , woran aus swej Löwenrachen (nicht Gorgonen) das Wasser in das in der Mitte angebrachte flache Becken sich ergiesst. Die beyden andern Göt- tinnen haben das Bad schon abgethan, und sind mit ihrem Anzug beschäftigt, während Pallas, der diess nicht anstehn wurde, den Sprudel mit yollen Händen nach ihrem Gesicht führt. Sie hat die Arme enlblösst und den schweren Helm abgelegt, zu welchem der Schild und die ungeheure, an dem Brunnen gelehnte Lanze im Verhältniss sind. Sie als sich badende darzustellen lag auch nah, da sie nach den Volksglauben die mächttgcn Arme sich wusch wenn sie aus den Schlachten zurückkam ''). Hier indessen ist die Absicht nicht bloss den Staub und Schweiss des Weges abzu« waschen, sondern zu gefallen, da auch Here sich nach dem Spie« gel, der sonst der Aphrodite eigen ist^ das Haar zu ordnen be-
32) In der Iphigenia in Aulis und Andrem. 284 — 86. Helen. 676. Darauf bezieht sieb die Inschrift des Damocharis auf ein Bad Anthol. Pal. IX, 633 (Brunck. Anal. 111 p. 70 n. 3). Ein Epigramm auf einen Brunnen ist auch im Corp. Insc. Hl n. 4535«
33) Callim. Lay. Pall. 5.
Urtbeil des Paris. 415
ichäftigt ist. Beydes paiat ganz zu einander, das Bad der Athene und die ßespiegelung der Here und die Behauptung des Kalli- machos 3'*'j , dass weder Pallas, als Paris den Idäischen Streit ent- schied, noch Here in den Metallspiegel oder in des Simois Wel- len blickte, sondern nur Rypris das spiegelhelle Erz nahm und yielmals dieselbe Locke wieder umlegte , erleidet hier eine au- genscheinliche Ausnahme. Aphrodite ist dagegen durch das Ka- ninchen auf ihrem Schoose hinlänglich bezeichnet, dessen Aphro- disische oder Erotische Bedeutung fest steht. Auch sind ihre Arme gaoz bloss, die der Here nur halb, und Eros, der an ihrem linken Arm beschäftigt ist, indem er zugleich das Kaninchen spie- lend berührt, scheint ihr das goldne Armband zu befestigen. Ue- brigens sticht der natürliche, im Süden und im Orient auch jetzt nicht bloss den Niedrigen eigene Gebrauch, das Wasser zum Wa- schen lieber in seiner Fülle am' Brunnen selbst zu suchen als es sich in Gefässen füllen zu lassen, yon Spiegel und Tornehmen Schmuck weniger ab als es uns zuerst auffällt. Das Reh welches die Aphrodite anklotzt, als ob es ihren Eiofluss yerspärte, zeigt die Waldung an, worin Paris wohnt, wie N. 58 der Pardel. Dem grossen Streben nach Ausschmückung, das sich in diesem Gemälde, so in der Mitra des Paris und dem Hut des Hermes, in ihrer bey der Beschauung, wie in den Waffen der Pallas und auch in dem Brunnen yerräth, yerdanken wir es , dass an dem Brunnen auch eine wenig bekannte Sitte zum Vorschein kommt, die nemlich an Brunnen Votivbilder, auf Täfelchen gemalt und in kleinen Figu- ren, aufzuhängen und aufzustellen. Einige andre Beispiele führt Minervini an ^^), und da der Umstand als blosse Verzierung die Vorstellung selbst nicht angeht, so will ich für jetzt ihn nicht wei- ter yerfolgen. Oder wäre gemeynt dass das Zurücksinken der einen, das zu Boden liegen der andern weiblichen Votiyßguren durch die Nähe der gewaltigen Göttin erfolgte, da Götterbilder wie lebendig empfinden? Diess wäre doch zu barock. Auf dem Täfelchen oben ist eine Figur gemalt. Gerhard findet zwischen der Cäremonie in Argos das Palladium in Inacbos zu waschen und dieser Scene wo Pallas selbst sich wäscht, die dem Paris zu ge- fallen wünscht, Aehnlichkeit und yermuthet darum in den kleinen Votijstatuen Badejungfern {kovTQoxoovg) wie in Argos. Diess ist
34) Ibid. 18—21.
35) Bullett. Napol. I p. 103. II p. 50. R. Rochette Peint. inöd. p. 404 ff.
416 Urtheil des Paris.
lu yerwandern, da der Brunnen der des Paris ist, der so wenig zum Bade des Pallas im voraus wie zum Waschen des Palladium bestimmt war. Auch ist nicht zu glauben, dass man Badejungfern so wie Götter zu Votivbildern wählte. Noch weniger wabrachein- fich aber ist die weitere Annahme, dass die sich waschende Pal- las Anlass gegeben habe auf der Rückseite den Tiresiaa darzustel- len , der dieselbe Göttin im Bade belauschte wozu die yereinigte Behandlung bejder AJjthen in dem Hymnus des Kallimacboa be- rechtige. WSre diese Belauscbuog dargestellt, so hätte man auf irgend eine Vergleichung des Paris und des Tiresias , die im Sinne der Alten wäre, zu rathen wie etwa dass dort Göttinnen einem Sterblichen frejwillig aber bekleidet sich zeigen, und hier einem andern der Anblick einer ohne ihren Willen und nackt gesehenen Göttin den Tod bringt. Da aber bei dem Odysseus am Eingang der Unterwelt der Maler kein Mittel hatte an jene andre Ge- schichte zu erinnern, so ist ihm auch nicht Schuld zu geben, dass er daran gedacht hätte. Höchstens hätte Kallimachos, der das Ab\/aschen des Palladium besingt und es durch das Baden der Pallas selbst erklärt oder es davon ableitet, zu ihren Bädern nach den Schlachten, die er aus der Sage anfährt, und zo denen mit ihrer Freundin Ghariklo, welche die Episode von Tiresiaa nach sich zogen, auch das am Brunnen des Paris genommene Bad hin- zufügen können, wenn das Jemandem scbicklieh scheint: aber was giengen den Maler des Parisurtheils die andern Bäder der Pallas oder gar des Palladiums an ? Erinnert man sich hingegen der oben zusammengestellten Vasen, die mit dem Urtheil des Paris die An- deutung seiner ernsthaften Folgen in irgend einer passenden Scene verbinden, so wird man eher vermuthen, dass der Schatten des Tiresias , so wie N. 59 die Klymene auf die in den Hadea ver- wiesenen edlen Troer und Acbäer hindeute oder wenigstens aach ohne diese nähere Beziehung eines der Abentbeuer des Odjaseas beliebig gewählt, passend genug finden um es als den Schlnss dem Parisurtheil als Anfang gegenüberzustellen. Die beyden Ge- mälde würden daher nicht unter dem Titel Paris und Tiresiaa, sondern Paris und Odysseus zusammenzufassen seyn. Hierbej kann ich schliesslich nicht verhehlen , dass die Parisnrtheile auch für sich allein , ohne mit einem neugierigen Odysseus verbunden zu seyn, mir als ein sehr unglücklich gewählter Gegenstand in Hochzeitsgescbenken vorkommen würden; doch die ganze jelit sehr beliebte £intheilung der Vasenbilder nach der Bestimmung zu Geschenken bey verschiedenen Gelegenheiten kann man auf
Unheil des Paris. 417
sich beruhen laisen. Denn wenn auch darüber nichts aosgemacht ist and yielleicht nur sehr wenig sich znr Wahrscheinlichkeit er- heben läsBt, so bringen doch die sich ohne Ende wiederholenden spielenden Vermuthungen in dieser Richtung keine positiven Miss- verständnisse hervor wie manche andre Voraussetzungen und haben keinen andern Nachtbeil als zu langweilen , wie alles nnsicher Schwankende und Wesenlose zuletzt Jedermann ermüden muss.
Wandgemälde.
In den späteren Wandgemälden zeichnet das Paris- urtheil sich keineswegs vor andren Gegenständen aus.
69. Bekannt ist das Gemälde aus dem Grab der Nasoncn Taf. 34, Gal. mjthol. 147, 637, wo im Gebirge die drcy Göttinnen sitzend vom Weg ausruhen, während in weiter Entfernung von ihnen in einer unteren Reihe dem Paris, der bey seinen Heerdcn sitzt, Hermes den Apfel ubergiebt, den er einer von ihnen zu- theilen soll. Den Eros scheint Athene, da er vorauseilen will um die Aphrodite in Vortheil zu setzen, bej einem Flügel zurückzu- halten, nach einem Motiv, das Lucian sehr entwickelt hat, dass die Göttinnen eifersüchtig- unter einander darauf sehn , dass keine die andre im Wettkampfe benachtheilige.
70. 71. In der oben erwähnten Sammlung antiker Gemälde von Fr. Bartoli im Vatican ist Fol. 42 Hermes dem Paris die Aepfel übergebend mit Landschaft, in einem Oval, und Fol. 22 Paris mit dem Apfel, vor ihm die drej Göttinnen einander um- fassend wie die Grazien, nur alle nach derselben Seite gerichtet, alle nackt, alle gleich, nur ein Peplidion um die Mitte des Leibes flatternd , mit mehr als Lucianischem Hohn.
72. [n den Bädern des Titus sieht man sogar die drey Göt- tinnen als Statuen auf Gestellen zur Verzierung einer Wandnische, alle drey fast ganz nackt gemalt, Venus mit dem Apfel und Amor, Minerva lächerlicherweise den Helm auf und Juno mit dem Pfau. Descr. des bains de Titus, Paris 1786 pl. 7.
73. 74. Auch in Herculaneum und Pompeji ist nicht viel, das hierher gehörte, entdeckt worden. In Pompeji sieht man im Haus des Meleager in einem Zimmer mit blauen und rothen Feldern das Drtheil des Paris, das im Mus. Borbon. 11, 35 edirt ist und von R. Rochette Peint. de Pomp. pl. 9 p. 153—167 ^^). Die Göt-
36) Was MuB. Borbon. 9, 61 als Paria nnd Helena gegeben V.
418 Unheil des Paris.
tionen habeo sich zur Schau ausgestellt, Here zieht den Peplos vom Gesicht ab und Athene setzt die rechte Iland in die Seite, beyde mit Zuyersicht und Stolz; Aphrodite aber hat sieb enlblösst. Sie steht , während die beyden andern in die Höhe gerackt sind, gerade vor dem Paris mit Pedum, dessen Blick Hermes, der hin- ter ihm steht, auf diese nackte Schönheit hinlenkt. Den gaozeo Unterschied der Zeiten oder des Kunstgeschmacks gewahrt mam wenn man den Charakter dieser Personen mit dem Aostaod und der Würde, besonders der bessern Vasenzeichnungen yergleicht: innerhalb dieser im Ganzen niederen Auffassung ist die Ausfüh- rung und Zeichnung zu rühmen. Here fa^st mit Anstand den Peplos über ihrem Haupt, und auch Aphrodite erinnert nur an die übliche Darstellung dieser Göttin, nicht an Absicht in die- ser besondern Scene, so edel ist die Haltung. Dabej ist zu bemerken, dass das Gemälde, wie alle besseren, im Original noch- weit mehr als in Abbildungen das Grosse des antiken Stjrla Ter- rälh. Oben sitzt unter ßäumeu ein Jüngling mit Phrjgischer Mütze, Pedum und Laute, der nichts anders als Paris sejn kann, eine zwejte Scene also, Paris in seiner Einsamkeit. Der Heraus- geber bemerkt dass ein andres ähnliches, doch minder yorzög- liches aus Herculaneum noch nicht veröffentlicht sej. Soost ist mir, ausser dem oben erwähnten Paris und Oenone, in Pompeji nur ein Paris mit Pedum und einem Stier im Haus der einen Jagd aufgefallen, und Göthe gedenkt einer Zeichnung von Ternite, Pa- ris dem der Liebesgott zuzusprechen scheine, in einem Rund,
75. Wie verbreitet und abgenutzt übrigens der Gegenstand auch in der Wandmalerey gewesen sey, kann man schliessen ans einem Spottbild aus einer dieser Städte selbst, nicht, wie uns N. 45 eines vorkam, auf den Stjl der Darstellung, sondern auf die Sache selbst. Vor einem Hahn auf einer phallischen Herme sieht man eine Indische Henne , eine Gans und eine £nte, die man ohne Zweifel lieber als einen Scherz auf Paris und die drey Göttinnen vor ihm beziehen, als daraus abnehmen wird „dass alles in der Natur der erzeugenden Kraft huldigt ^^). Einen Spott plumperer Art auf die Geschichte enthält ein Spiegel unten N. 116.
ist, gleicht eher einem vorhergehenden Bild mit Rassandra nnd Apollon (oder ist die Figur weiblich?) Vgl. Archäol. Zeit 1845 S. 65.
37) Musöe R. de Naples , peintures, bronzes et statnea 6roti->
Zues du Gabinet secret — par M. C. F (amin). Paris 1836 pl. 54. laselbst ist Aeueas mit Anchises auf dem Rücken und Jolns an
I, ■ ■ f^
-^- : J.-
Urtheil des Paris. 419
Basreliefe.
Weit bedeutender sind für diesen Gegenstand die Bas- reliefe: nur an Etrurischen Sarkophagen ist das Parisur- theil nicht bekannt, darin irrt Müller (Handb. $. 378, 2). Drey Sarkopagseiten sind allein in Rom, von denen die zwey bedeutendsten durch E. Brauns Bemühung eigentlich erst an das Licht gekommen sind , die dritte jetzt ganz unbekannt zu seyn scheint. Der Grund warum das Ur- theil des Paris so häufig für Römische Sarkophage gewählt worden , wird von Schwenck treflfend angegeben ^^). Venus, die den Preis erhielt, war die Ahnmutter der Aeneaden, wie die Römer sich gern nennen hörten '^).
76. Der Schönheit oach Dimmt die erste Stelle ein eines der Basreliefe des Palasts Spada in Rom , in der schönen Ausgabe der Zwölf Reliefe yon E. Braun 1845 Taf. 7, schon früher bey Guat- tani Mon. ined. T. 7 tay. 28 (1805) wo tay. 29 auch das gleich grosse Relief mit dem Flussgott, das aus der yollständigeren Com- Position des folgenden herausgenommen ist. Dem Paris, wie er in müssiger Ruhe seine Rinder weidet und bey einer Eiche an einem yerfallenden Sacellum sitzt, in zierlicher Phrjgischer Tracht, ist Eros genaht und flüstert ihm zu. Am schönsten ist diess wiederholt in einem Bruchstück der edelsten Griechischen Sculp- tur, das ich in Venedig 1843 bei Herrn yon Steinbüchel sah und das an S. M. den König yon Preussen übergegangen ist. Der Eros ist hier ein sehr kleines Kind und hat den Paris mit dem Kindeshändchen am Ohr oder am Haare gezupft, der sich daher rasch und ernst umgewandt hat, doch schon mit gespannter Theil* nähme dieser Erscheinung still hält. Lauschend setzt er die Fin> ger der rechten Hand an das Ohr indem der linke Ellbogen auf der rechten Hand gestützt ruht. Nur bis unter diesen Arm ist das Relief erhalten, auf dem man übrigens auch hinter dem Paris
der Hand all ein Kerkopithek oder Kjnokephalos langschwänzig und phallisch. Auch Gerhard bezieht auf einem Spiegel Hahn und Henne auf Paris und Helena S. 10 Not. 49.
38) Rhein. Mai. 1842 1 , 635.
39) An einer Bficjiae auf Rova pm-<i>» i^xmihalle lu Karls- ruhe auf dem Deckel
420 Urtheil des Paris.
ein paar der VerzieruDg^ nach hölierne Sflaleo seiner WohnoDg (wiü auf der Vase N. 49. 50), Ton cioem Baam aber keine Spar sieht. In meiner Zeichoung ist das Werkchen nrnrissen als ob ei ein Ganzes für sich bildete. Dann würde es in so fem dem sehÖ- nen Gemälde gleichen bei Ternite Neue Folge N. 30.
77. Das Ludoyisische Relief das Winckelmann nur flächtig erwähnt hat und das seit jener Zeit keinem einzigen Archäologen wieder zu Gesichte gekommen zu sein scheint, wurde zuerst mit der grossen Ruyeser Vase oben N. 59 zusammen , dann in den Mon. d. 1. 3, 29, Anaali 13, 84^ 90 und in der N. 81 zu erwähnenden Abhandlung und als Vignette in den Zwölf Re- liefen zu Taf. 7 edirt von £. Braun; in yollkommnerer Zeichnung wird es einst erscheinen in der yon Braun yeranlassten Zeichnung der sämmtlichcn Ludoyisischen Antiken yon Riepenhausens Mei- sterhand , die bis jetzt noch keinen Verleger gefunden hat. Die Mitte dieser schönen Composition sind Paris und Oenone, die linke Seite nehmen die Göttinnen und Hermes ^^}, unterhalb die Kühe des Paris ein. Juno und Pallas sind wie nach ehrwürdigen Sta- tuen und die Eitelkeit der Venus beschränkt sich darauf, dass sie ihren Peplos in einem Bogen über sich flattern und das Unterkleid über die eine Schulter etwas herabgleiten lässt. Auf der andern Seite sind yerschiedne Götter , aber meist modern hergestellt io Stuck, yermuthlich jedoch zum Theil nach Ueberbieibseln der abgestossenen Figuren ^^), Am erhaltenstcn ist in der Höhe der Berggott; denn darin kann ich mit Braun nicht übereinstimmeo, dass diess Jupiter sey, so wenig sonst die Stelle diesem unange- messen wäre. Auch Zooga hat die Figur gefasst so wie ich, er sagt in seiner ungedruckten Beschreibung des Basreliefs : Anlichi sono Giunone, Mincrya, Mcrcorio, Venere , la Ninfa C0II4 siringa citata da Winckelmann Mon. ined. p. 156 e creduta Enonc, Pa- ride, TAmorino , il Genio montagnardo di carattore £rculeo assiso sulla pella di fiera e tcneodo nella sinistra la claya appogiata sulla coscia sinistra, la Ninfa col pedo; moderni il fiume, due Ninfe e il carro del Sol. Merkwürdig ist es, dass die Vase in Garlsruh (N. 59) diesen Sol rechtfertigt und sehr wahrscheinlich
49) Der auf der Schulter hängende Hut des Hermes ist wie am Sarkophag Casali.
50) Platner in der Beschr. der Stadt Rom 3, 2 S. 581 sagt, „dass an den Figuren sich starke Ergänzungen yon Stuck befinden.**
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UrtbeU des Pari». 421
die Vermuthung Brauns dass der Ergfinier und Rafael in der durch Marcanton uns erhaltnen Gomporaition ein andres jetzt yer- lornes Monument benutzten. Unter due Niufe yersteht Zoega die Diaoa mit.
78. Das PamBlische Relief bey R. Rochette Mon. inöd. pl. 50 p. 266 und richtiger in den Mon. d. 1. 3, 3, am richtigsten Annali T. 11 tay. H, mit Brauns Erklärung p. 314-322. Dieser Gomposition ist eigenthümlioh, dass die Seite links von Paris durch drey Nymphen , indem die Thiere klein und untergeordnet sind eingenommen wird , nach dem Yon Braun angeführten Motiy, wel- ches Euripides in der Iphigenia wiederholt gebraucht (180* 1291), dass die Scene bey schönen Quellen im blumigen Thal yorfiel. Der Runstier war ein Freund des Nackten , wie die Gruppe des Paris, des Mercur und der Venus zeigt. Diese hat sich ganz nackt ausgestellt mit der Wurde einer Phryne. Auch Juno, die yom Pfau begleitet ist, hat die eine Brust entblösst und ziert sich mit dem hochgeschwungnen Peplos; nur Pallas steht als die dritte in ihrer gewohnten Rüstung und Haltung. Fn der Ecke liegt der Skamander und über ihm sitzt auf dem Ida entfernter in kleiner Figur Zeus , yor welchem ein bärtiger Greis steht. Für Nercus oder einen Propheten überhaupt kann ich diesen nicht halten, da er zu Zeus gewendet ist und zu sprechen scheint, an welchen keine Weissagung sich richtet. Ich habe über ihn keine Vermu- thung. Die Gegenwart des Zeus hat hier keinen besonderen Nach- druck, da er auf ähnliche Art auch bey dem Raub der Perse- phone, wie Braun anführt, als der Allwaltende yorkommt und der Ida insbesondere als sein Sitz und seine Warte yon selbst an ihn denken lässt. Die so abgeschlossene Gomposition ist an beyden Seiten durch mehrere Figuren erweitert worden , eben so wie eine mit Achilles in Skjros , yermuthlich yon Algardi , der den Pallast ausführte, wie R. Rochette bemerkt, und zwar bloss um gegebene Räume an der Aussenwand symmetrisch auszufüllen.
79. Eine ähnliche Gomposition, aber unyollständig hat Reger Spicil. p. 135 und Bellum et excid. Troj. tab. 7 aus den Hand- schriften des Pighius Fol. 259. Von den Nymphen sind zwey übrig, so wie N. 80. Paris sitzt nach derselben Richtung, rechts- hin, ist aber ganz bekleidet, so wie auch Venus, hinter welcher der Peplos sich yon unter den Hüften bis zum Kopf in einen Bo- gen stellt; yor ihr ist Amor. Die drey Göttinnen yon welchen Juno sitzt, sind eigenthümlich im Halblircis geordnet, Mercur in
422 Urtheil des Paris.
dessen Mitte über der Venus schwebt Victoria herab wie N. 80 und auf der Vase N. 61. Oben sechs Tbiere ^^).
80. Ganz nbersehn in neuerer Zeit ist eine grosse sehr be- schSdigte Sarliophagplatte in Villa Medicis in Rom, yermuthlicli hoch an der Wand des Palastes, ausführlich beschrieben ron Zoega und gestochen in Spence Polymetis or an enquirj concerning the agreement between the works of the Roman poets and the re* raains of the ancicnt artists Lond. 1755 p1. 34 p. 246. Sie ent» hält zwey Scenen , den Streit der Göttinnen bey der Hochzeit des PelcuSi an welchen N. 59 nur erinnert ist durch die Halbfigar der Eris, und das Urtheil des Paris, und zwar seltsamerweiiie die erste dieser Scenen auf der rechten Seite des Betrachters!, die andre auf der linken. In der ersten sind yorgestellt, oberhalb der Genius des Pelion, unter einer Grotte oder einem ausge- spannten Tuch (im Stich das letztere), auf der Spitze des Fels* bergs Jupiter mit Blitz und Adler, hinter ihm Diana mit Mond und Peplosbogen, links yon ihr eine männliche (im Stich weib- liche) Figur, deren Kopf beschädigt ist. Etwas tiefer ist nur ein Fuss uhrig, aber Raum genug für Peleus und Thetis. Rechts too Jupiter ist Merkur, die Dioskuren kommen an neben einander in Galopp ^^), hinter ihnen geht Sol mit Viergespann aus einem gros- sen und flachen Bogen, in Form einer halben Ellipse, herTor (im Stich ein Bogen des Peplos, worauf drey Zeichen des TLierkrei- ses zu erkennen sind). Von grösserer Gestall sind die Figuren unter dem Berg, Tellus oder Thessalia, Peneus, Oceanas und Tethjs , in deren Mitte Eris, geflügelt, in der Linken einen Palm- zweig ^ in der yerlornen Rechten yermuthlich den Apfel, die drej Göttinnen in einer Reihe hintereinander, V^enus Toran, Minerva die hinterste, den Berg hinanschreitend nach der Eris zu : endlich Venus noch einmal mit Mars. Die letzte Figur ohne Zweifel Victoria, wie N. 59. 61. 79, und dieselbe vermuthlich auch in der andern Abtheilung die Figur, welche Zoega Eris nennt.
5t) 0. Jahn hat in den Ber. der kön. Sachs. Ges. der Wiss. 1848 Taf. IV, 1 die Zeichnung des Pighius gegeben mit der yon mir mitgetheilten Zoegaschen Abhandlung und einer jgenaaeren Erklärung der Nebenfiguren S. 55-69 und bemerkt: „Es scheint mir unzweifelhaft, dass das Rctlief bei Beger Spicil. p.- 135 das- selbe ist (mit dem in Villa Medicis), die andere Hälfte ist eben da- selbst S. 131." Derselbe sieht statt des Peleus und der Thetis die nach dem urtheil zu Zeus zurückkehrenden Göttinnen , Aphro* dite yon der Nike geleitet.
52) Appulejus in dem Pantomimus des Parisurtheils : jam singulas obibart comites, Junonem quidem Castor et Pollaz.
Unheil des Paris. 423
81. Die Hochzeit des Pelens ist mit dem tJrfheil des Pa- ris auch yerbunden an eioem Ring aus Knochen im Besitz des Grafen Fossati in Babriano, welchen Braun bekannt machte. (II giudizio di Paride p. 14 in Paris bei Didot 1838) ^'). Die Arbeit ist aus der Zeit der barbarisch gewordnen Kunst , die sich jedoch ▼on der noch barbarischeren an der Rylix de? Xenokles merkwürdig genug unterscheidet. Eris schleudert den Apfel über das zu Tisch gelagerte Brautpaar in den Saal; wer die drej andern Personen seyen, ist nicht klar. Eben so wenig, ob aus Absicht oder Un- wissenheit nicht Paris sondern Mercur der Venus den Apfel hin- hält: denn selbst wenn der Ring zerbrochen war und etwas fehlen sollte, so sind die Figuren des Mercur und der Venus unverletzt. Ein Knochenrelief mit einer andern Geschichte aus der Reihe der Troischen von verwandter Art der Kunst befindet sich in Cleve in einer Kirche und ist edirt in den Jahrbüchern des Vereins für die Rheinischen Alterthümer am Rhein V. VI Taf. 7. 8.
82. Aus Villa Borghese im Louvre, Mus. Napol. II, 58, bej Glarac Mus^e de Sculpt. pl. 214 n. 235 p. 646. Der Apfel geht durch die Hand des Amor an Venus, welche halb von dem Mantel yerhüllt ist; Juno, grösser als die beiden andern, thront in der Mitte, neben sich den Pfau.
83. Dieselbe Vorstellung, nur mit dem Unterschiede dass Paris den Apfel über den bittenden und mit seiner Fackel gerade auf ihn eindringenden Amor weg selbst der Venus reicht, dass diese durch ein Unterkleid (ohne Peplos) Terhüllt ist und indem sie die Hand ausstreckt den Apfel zu empfangen, sich umwendet um der Juno zu yerkündigen : mein ist der Sieg ^^), Juno hat als Lucina eine grosse Fackel ^^]. Diess an dem grossen Sarkophag aus der Nähe von Bordeaux, über dem Besuch des Endjmion, neben ei- ner Rüstung zur Jagd auf wilde Thiere, wie V^isconti dem ersten Herausgeber bemerkte , Antiqu. Bordelaises. Sarcophages trouy^s etc. Bordeaux 1806 (p. 26), Miliin Voj. pl. 76, 1. jetzt im Louyre, Glarac pl. 165 n. 236, auch bej R. Rochette Mon. inöd. pl. 76 , p.' 268.
84. Ein von dem Herzog Ton Anhalt-Dessau in Rom gekauf- tes Urtheil des Paris erwähnt Winckelmann Mon. ined. p. 6, wo
53) S. die Anzeige yon 0. Jahn in der Zeitschr. für Alter- thumswiss. 1839 S. 285-292.
54) Goluth. 169 itSaii f^ot x. r. X.
55) „L'oiseau place pr^s de Junon est ane oie, Lenormant NooY. Gal. mythol. p. 75" (de WilteJ.
424
Urtheil des Paris.
Juno ebenfalls sitzend, mit der Fackel and dem Pfau nnter dem Throne dargestellt war.
85. Bej einem Landhaus ohnweit Dijon fand Millin Voy. an midi de la France 1, 263 Paris sitzend, sein Hand neben ihm, der Venus den Apfel reichend , die durch Amor geführt wird.
86. So hält an der bekannten Ära des Fayentins Mercnr den Apfel in der Hand, nach welchem der sitzende Paris langt; die Göttinnen aber stehn hinter dem Mercur und nur Venus ist halb entblösst. Die Ära Casali wurde zuletzt edirt Ton Fr. Wieseler, Götlingen 1844.
87. Zwey nach dem Schnitt der Platten zu einander gehörige Reliefe stellen vor die eine den Paris die Sjrinz blasend , das Pe- dum in der Linken einen Hund neben sieb, hinter einem Baum; die andere Venus ^ mit fliegendem Peplos in Eile, die den Apfel empfangen hat und in der Linken yielleicbt eine Palme hilt; in den Eograyings and etchings of the principal statues, bustt» bai-^ reliefs etc. in the Collection of Henrj Blundell at Ince Vol. 2 pl. 99.
88. Von einem Bruchstück in Korfu bej Hr. Theodochi gab Hr. Passalendi daselbst in einem Brief an Munter diese Notii: frammento di bassoriiievo in argilla con tr^ Ogure in piedi , tutte ricoperte, dinanzi alle quali st^ ritta in piedi una quarta cd capo scoperto e adorno di lunga chioma , avente nella destra una spe— zie di asta 6 bacolo pastorale , che potrebbe prenderai forte pel giudizio di Paride.
89 a. Ein Stück yon einem nicht hohen Fries Ton gebrannter Erde, das ich bey Hr. Vescovali in Rom traf, enthält Paris sit- zend, Mercur, Venus in kecker Stellung, halb nackt, Juno, Mi- nerTa mit grossem Schild.
89 b. In Andres glaubte L. Ross (Reisen auf den Griech. In- seln 2, 20) auf einer grossen Marmorplatte, fast einen Meter ins Gezierte , das Urtheil des Paris zu erkennen. Die drej Göt^ tinnen, bis auf die Füsse bekleidet, Athene in der Mitte, auf ei- nem Felsen sitzend, den Schild am liuken Arme; Aphrodite mit ho- hem auf dem Wirbel zusammengefassten Haar und mit Ohrringen, legt so wie Here eine Hand auf die Schulter der Pallas. Paris, die letzte Figur zur Rechten des Beschauers , ist nackt, nur mit dem Mantel über die Brust und den linken Arm. An dem oben Rande des Basreliefs in der Mitte eine Maske des bärtigen Diooy-* SOS mit Stierhörnem , neben dieser Pan, auf der andern Seite fehlt die Figur, Z( ichnung und Arbeit sind sehr gut, „etwa aiu' dfrtP ^
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Urlkeil des Paris. 425
Makedonischen Zeit.'' Le Bas, der das Relief zeichnen liess and bekannt machen wird, sieht darin ane yari^tö d*une classo de mo- numens TOtifs tres-importants dont le sens n'a pas encore ötö bien döterminö, und bemerkt dass Rost das Gewölbe der Grotte für Wol- ken genommen habe (Reyoe archöol. 1846 3, 287).
89 c. Im Museam zu Darmstadt ein Stuc k eines Candelaber- fusses Ton rosso ant Unten Weinranken in welchen Kinder spie- len und weiter oben Janp, Minerra und Venus, zu welchen Paris nicht gefehlt bat; erwähnt auch yon Quandt in der Reise in das mit* tag. Frkr. S. 347, abgebildet Lehne röm. AU. d. Donnersb. Taf. 12, 52.
Für Lampen war der Gegenstand besonders geeignet^ man findet ihn öfters.
90. 91. 92, bey Passeri Lucerne 2, 17. Barbault Rec« de diy. mon. p. 37.
93. Auch an einem Degenknopf aus Bronze wurde er bemerkt, Paris der Venus den Apfel reichend, er selbst und die Göttinnen nackt. Greozer Abbild, zur Symb. 1819 Taf. L S. 19 f. ungefähr yon dem Schlage wie das angeführte Kunstwerk in Knochen; die dicke nackte Minerya hält Schild und Lanze auf den Rücken zu- rück: scheuslicher Witz. Grenzer bemerkt Wiener Jahrb. 1847 3, 174. „dass man jetzt wohl erst fragen müsse, ob diess Relief auch antik sej, um so mehr da Arneth in diesen Jahrb. GXIII S. 31 N. 9 nachgewiesen hat dass die Ginquecentisten diese Scene auf Kameen nachgebildet haben."
Auf Münzen liommt das Parisurtheil seit der Zeit An- tonins des Frommen vor,
94. 95. Zwej yon Skepsis unter Garacalla, wo Pallas, Venus Juno, alle bekleidet, yor dem sitzenden Paris stehn, unterscheiden sich dadurch , dass auf der einen Amor yor der Venus yon einem Gippus sich herabschwingt, auf der andern mit dem einen Fuss auf dem Ida steht und den andern erhebt. Auf bejden ist ein Baum, dessen Zweige die Njmphe des Ida gefasst hält, mit der Bej" Schrift IJH auf der ersten, Mionnet 2, 670 n. 257 (un arbre aux branehes doqael i'attache ane femme ötendue). Suppl^m. 5, 580 n. 606 (an arbre anqael monte one femme en habit court, qui est ratpendae p^ '^'^ MalnaL . R, Roohelte Mon. inöd. p. 262. Die Njmpl f, bnhlt mit Paris nach Pro- pü^ rinageber aus Irrthum die Ol md Hertzberg in seiner
426 Urtheil des Paris.
Uebersetiang (1838) unbcgreiflicherweise die Venui sich dem Pa- ris hingeben Ifisst.
96. Auf einer von Tarsos nnter Maximin stebn Venus und Pallas, Juno nimmt tbronend die dritte Stelle ein, Paris, aitzend, hält den Apfel in der Rechten , Pedum in der Linken« Mionnet 3, 640 n. 513.
97. Seltsam ist die Münze Antonius yon Alexandria. Mionnet 6, 234 n. 1585 ^^). Auf einem Felsen, der den Ida yorstellt. wie der der Farnesischen Gruppe den .Rithäron, stehn die Göttinnen und darunter sitzt Paris, mit Phrygischem Hut und Pedum, und steht Mercur. Indem dieser zu Paris spricht und nach den Göt- tinnen deutet, hat Venus, die oberhalb nackt ist, den Apfel schon in der Hand (Spon giebt ihn irrig dem Mercur) und ein Amor schwebt mit einem Kranze über ihrem Haupt, Juno steht mitten, Pallas zuletzt.
98. Eine andre Münze, auch von Alexandria, stellt nur den Paris Tor, die Kithar spielend (nicht den Orpheus), umgeben yon Tielen Thieren, Zoega N A. p. 181 n. 159, Mionnet f^, 334 n. 1586.
Unter den geschnittnen Steinen hat
99 der Onjxcamee des Museums zu Florenz eine anmuthige Gomposition. Den sitzenden Paris fasst Amor von hinten um den Hals, Mercur, Pallas, Venus, Juno; diese thronend, wodurch al- lein sie yon Venus sich unterscheidet, die ebenfalls ganz bekleidet ist. Die Folge der Göttinnen wie N. 51. 94. Zannoni Gall. di Fir. Cammei tay. 22, 1.
100. Aehnlich ist der Carniol Jenkins (Dolce R. 16). Mercur führt die Göttinnen yor, Pallas, Venus, Juno, Amor ist bej dem Paris. Visconti Opere yarie 2, 269 n. 356. Visconti nennt mit Unrecht die dritte der Göttinnen, welche sitzend ist, Venus. Den schönen Gameo Ludoyisi mit einer ähnlichen Vorstellung erkUrt er für ein Werk des sechzehnten Jahrhunderts.
101. Ganz bekleidet sind die Göttinnen und Paris auch auf einem Sardonjx in Begers Jhea. Brandenb. 1 p. 43, auch bey Montfaucon 1 tab. 108 ^0.
56) Morell. Speo. n. 11. Patin Judic. Par. 1679. Spon Rech. diss. 17 p. 221. Zoega N. A. p. 180. Millin Gal. mythol 151, 538.
57) „Wer ferner fragt, ob denn Köhler kein Auge gehabt für jenen ebenfalls schon durch seine Grösse imponirenden Rameo mit dem Urtheil des Paris, der durch Farbenglanz und untadliche Mei- sterschaft der Arbeit selbst die bewunderten noch grösseren Werke der Glyptik s&mmtlich übertrifft; oder ob er etwa sich mit der
ürtheil des Paris. 427
102. Die mnlhwillige Auffassang, die wir aoe Properz und Locian kennen, drückt der zwejte Florentinische Stein aas, Zan- noni tay. 22, 2^^). Mit Derbheit beisstPari», der bier Jagdspiesae bSIt, die Göttinnen sieb ibm nackt zu zeigen und sie tbun es mit Frecbbeit.
103. Widrig and plump ist der Maffeiscbe Stein bej Mont- fauGon 1 tab. 108, 2, wo in der Mitte der nackten Göttinnen Pal- las nackt den Helm auf bat wie N. 72, Mercur dem Paris den Apfel übergiebt.
104. 105. 105. Die Göttinnen vor dem unter einem Baum sit- zenden Paris sind aucb im Stoscbischen Gabinet in drey antiken Pasten, nackt obne Mercur 3, 1. 195 p. 354, mit Mercur n. 196, mit Amor dazu, aber yersebieden im Gostüm n. 197^^).
107. Mercur allein, mit Heroldstab und dem Apfel, ist unter den Impronte dell* Instit. archeol. cent. 4, 16^^).
Auf Etrurischen Spiegeln endlich finden sich folgende Vorstellungen.
108. Lanzi II tay. 12 (8), Gal. mjtbol. 151, 535, neu gezeich- net in Gerhards £tr. Spiegeln 182; der Spiegel ist im R. Museum zu Berlin. Mercur richtet dem Paris den Auftrag aus; die bejden Namen bejgeschrieben. Die Säule bedeutet des Paris Haus (N. 49), obgleich auch ein Baum sichtbar ist; er sitzt auf einem Fel- sen, seinen Hund neben sich.
Häufig ist das Urtheil vorgestellt.
109. Bey Gori Mus. Etr. 2, 138 sitzen Paris und Mercur ge- genüber; dieser hat einen Knotenstock als Wandrer, wie bei Ger- hard £trusk. Spieg. Taf. GLXVIII, so wie aaf der Vase N. 55 ein blosses Stäbchen statt des Rerykeion. Zwischen Bejden die Göt- tinnen. Juno und Minerra stehen gegen die Venus, die fast ganz nackt ist und stolz den Arm in die Seite setzt, zurück, zum Tbeil bedeckt Ton dem Arm der Venus und dem des Paris, und sind ohne Unterscheidungszeichen. Nackt ist auch Paris unter seiner
armseligen Begerschen Abbildung begnügt habe?" Tölken Sendschr. an die k. Ak. der W in St. Petersb. 1852 1 S. 7.
58) S. de Witte in den Annalen des Instituts 17, 355 Not. 2.
59) Die folgende Paste N. 198, Paris yor einer kleinen Sta- tne, findet tioh wieder. Impronte d. 1. a. 6 35. Bullett. 1839 p. 100.
60} 8.' ^* '**~ **"> den Annalen des Institats 17, p. 205 und
428 Urtheü des Paris.
Chlamjs. Die ganie Gomposition ist durch die RünduDg des Spiefels bedingt ^^).'
HO. tu. Dieselbe Vorstellang, nur mit Auslassong der einen Yon bejden in den Hintergrund gestellten Göttinnen, wie anf den Vasen n. 28 und 62 eine fehlt, ist in Gausei Mus. Rom. 2, 21 (auch bej Beger Bell. Troj, tab. 3), und diess mit geringer Ver- schiedenheit wieder bej Dempster Etr. reg. 1 , 38« Gerhard Spie- gel CGVll , 2 erkennt Helena, Venus, Paris und vielleicht Mene— laos, wo dem Paris noch dazu das einzige Kennzeichen, die Phrjr- gische Mütze, fehlt. Man sieht daraus, dass sich auf die Richtig- keit der Vorstellungen bej den Spiegeln nicht immer zu yerlasseB ist, und schon ihre grosse Menge und die fabrikmässige Beschaf- fenheit so yieler macht, dass einzelne Verstösse auch in besseren uns weniger auffallen dürfen.
112. Gaus. 3, 4 sitzen ebenfalls Paris und Mercur gegen ein- ander über und neben der nackten Venus ist nur Pallas mit dem Helm.
113« Nochmals dasselbe, nur so dass statt der Juno die Pal- las fehlt, auf einem Spiegel des Gab. Durand n. 1963, der in das k. Münzcabioet zu Paris gekommen ist. Wegen der Auslassung der einen Göttin ist der Zeichner anzuklagen, den der gegebene schwierige Raum zu dieser Frejheit yeranlasste.
113*. Zwei Spiegel im Mus^e Thorwaldsen I p. 174 n. 165. 166« 167, woTon keiner edirt.
114. Wenn zwej Göttinnen fehlerhaft scheinen, so ist die Abkürzung erträglich , dass Venus allein mit Mercur und Paris auf einem Spiegel verbunden sind, welchen Gerhard besitzt, Metall— Spiegel S. 25. Er ist edirt in dessen Spiegeln 190. Venus ist be- kleidet und hat einen Aufsatz mit sechs Zacken auf dem Kopfe Gerhard Taf. GLXG.
115. Gerhard GGXXXIV. Dagegen ist Paris weggelaaien, dessen Stelle hier die nachte Venus einnimmt, auf dem Spiegel
61) R. Rochette Mon. in6d. p. 266 not. 1 verwirft wegen der Keule die ganze Erklärung. Aber da doch Paris und die drej Göttinnen nicht zu verkennen sind , so könnte Herculei< nicht wohl anders als im Gegensätze zu Paris verstanden werden und eine Fabel , wonach Hercules und Paris den Göttinnen Urtheil sprSohen, ist nicht weniger als ein Hermes mit der Keule anderwSrti nicht nachweisbar. Uebrigens zählt auch Gerhard über die MetalUpie* gel S. 25 diesen Spiegel zu denen, welche fremdartige Zuaitie zu dem allen Mythus angenommen hätten.
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Unheil des Paris. 429
ans OrTieto in den Annali d. I. a. V tav. F. Gab. Durand n. 1962, Gerhard Spiegel 184. Juno ist durch die Krone, Pallas durch die Lanze auflgezeichnet Paris hält nicht einen Äpfel, sondern ein ÜTal , uocb länglicher als ein Ej in der Hand; und ob auch diess nur Fehler einer Gopie oder yon Bedeutung sej, möchte schwer zu entscheiden seyn. Auf der Ruckseite dieses Spiegels sieht man Turan mit zwej andern Göttinnen (Bullett. 1833 p. 96), Tormuth- lieh was Gerhard Spiegel 183 Ton einem Spiegel in Oryieto als einen besondern Spiegel giebt.
116. Auf einem zweiten Spiegel bey Gori M. Etr. 2, 129 scheint, bey W^iedcrholung dieser riel ycrbreitelen Vorstellung, nur ein schlechter Scherz zur Abwechslung angebracht zu seyn* Venus, ganz nackt, nimmt die Mitte ein unter den drey Göttinnen. Der sitzende Paris, der sonst hier und da die Göttinnen sich ent- blossen heisst , hebt hier seinerseits sein Gewand bi^ hoch he- ran auf^^j. Man Tcrgleichc das Wandgemälde N. 75. Die Figur zur Verzierung des Griffs scheint hier die Eris zu seyn.
117 — 125. Aus Gerhards Spiegeln kommt hinzu 168 Herakles, Paris und die drei Göttinnen. Derselbe Spiegel oder ein ähnli- cher bei Gori Mus. Etr. 2, 128 und Gall. Omcr. 2, 224 p. 202 als Unheil des Paris „Mercur mit Keule'* 185. „Urtheil des Paris. Zwey der Göttinnen unbekleidet. Im Jahr 1841 zu Uom gezeich- net." 186. „Urthcil des Paris, Juno thronend. Spiegel yon Gäre im Besitz des Herausgebers." Diese Juno uud eine der beyden andern Göttinnen haben Mützen wie Paris, der ihnen gegenüber- sitzt, alt ist und im Sprechen begriffen ist. Wenn das Urtheil gemoynt ist, so ist das hässliche Bild wenigstens nicht ein Aus- druck desselben. 187. Im Römischen Kunsthandel gezeichnet: Pa- ris mit einer knotigen Keule, wie sie auch auf einem Spiegel mit dem Urtheil des Paris im Museum zu Parma von Gayedoni nach- gewiesen wird Bullet, di Roma 1847, p. 73, steht keck zwischen den drey Göttinnen. Roheste Zeichnung und die Göttinnen ohne
62) Dass dieses nur aus „gaucherie" des Künstlers, also un- absichtlich und ohne Obscenität sey, wie R. Rochette p. 265 not. 5 annimmt, da er doch ein Versehn der Unwissenheit wie die mit dem Gaduceus eines Vorbilds ycrwechselte Keule nicht zugeben will, ist schwer zu glauben. In Gerhards Spiegeln 207 , 4 ist das schlechte Ding als „Helenas Hochzeit mit Paris in Gegenwart der Grazien (yon zwei Grazien)" gegeben und diess wird durch die Vergleichung mit 207, 3 unterstützt. De Wille in den Annalen des Inslit. 17, 208 Not. 3. lieht dieser Erklärung „die yon mir befolgte*' Gorisehe Tor,
430 Urtheil des Paris.
alle Attribute, wie auf dem Torigen. 188. „Paria, Venua nnd die (zwej) Hören, im Valican, nach Micali Mon. ined. 20, 2.*' Warum nicht die drej Göttinnen ohne Attribute? 189. Venua ganz nackt, welcher Paris, ihr gegenüber sitzend, den Apfel reicht. Der Ap- fel ist so gross, dass Paris die Hand weit öffnet. 192. „Minerra, Juno, Paris und Mercur, Spiegel des Vaticanischen Museuooa nach M. Gregor. 1, 34, 1.*' 193. „Aehnliche Darstellung, der Durand- ache Spiegel n. 1964 ,*< wo Paris für Atjs genommen iat; jetzt im Pariser Münzcabiuet. 194. „Paris, Mercur (gegenüber aitzend) und zwej Göttinnen (ohne Kennzeichen), stehend, im Jahr 1836 bej dem Kunsthindler VescoTali gezeichnet." 195. „Aehnliche Darstellung, die Göttinnen sitzend'* und Mercur, der zum Paris gesticulirend spricht. „£ine der gefälligsten Darstellungen dea Parisurtheila*' auf einem Spiegel zu Lausanne in Gerharde Ar- chäol. Anz. 1852. S. 154.
Andre Spiegel enthalten Veränderungen oder Zusätze yer- schiedner Art, ^so ein unedirter des Collegium Romanum, woYon in der Beschreibung Roms 3 , 3 , 489 N. 1 1 eine Erklärung yer- sucht ist. Doch ist nicht einzusehn, warum man noch yon Urtheil des Paris sprechen will , wenn dieselben drej Göttinnen mit Apollo und Hercules yereinigt sind, wie auf dem Spiegel bej Micali Mon. 1833 tav. 49, Anoali d. I. 583, Gerh. Spiegel 167. Dais die Composition mit der andern übereinstimmt, erklärt sich aus dem Kreisrund , worin sie einzuschliessen war und dem gleichen Verhältniss yon zwej männlichen und drej weiblichen Figoren.
]>'achtrag^.
„Uydria des Lord Northampton mit dem Urtheil dea Paria: die drei Göttinnen yon Paris und von Zeus entlassen. Scheiot in den Verzeichnissen bei Welcker und den meinigen nicht ent- halten und yerdiente daher näher beschrieben zu werden.'* Ger- hard in der Archäol. Zeit. 1846 S. 340.
Unter den Vasen des Hrn. Blayds bemerkte ich „yon Gefla- aen mit ruthlichen Figuren ein Ozybaphon mit dem Urtheil dea Paris. Dieser iat bekleidet, mit einem Petasus bedeckt und hält auf einem Felsen sitzend einen Hirtenstab; die drei Göttinnen stehen yor ihm, Pallas bewaffnet, Aphrodite yerschleiert und ein Scepter haltend, dagegen der Apfel nicht in ihrer, aondern in Heraus Hand bemerkt wird.«' Birch in der ArchäoL'ZeiL 1846 S. 296.
Urtheii des Paris. 431
Grosse Vase mit rothen Figaren ans Gnathia bei Barone. BuIK Napol. 1847 p. 198.
Andere neue Parisurtheile in demselben Bull. Napol. 184S p. 90. 103 tav. 6; ein anderes in einer PriTatsammlung (vermuthlich Santangelo).
„Zu Paris im Louyre kommen auf einer Vase Tier Frauen yor, ich halte die vierte für Iris wie diese auf einer yon Ihnen heraus- gegebenen Berliner Vase (N. 1640 Gerhard Etrur. und Gampan. Vasen Taf. XIV), obgleich sie hier keinen Caduceus, sondern ei- nen langen Stock, wie ein Scepter, hält.*' Papasliolis in Gerhards Archäol. Zeit. 1853 S. 400 N. 9.
Gerhard im zweiten Nachtrag der Neuerworbenen antiken Denkmäler der k. Vasensammluug zu Berlin (1855) S. 109 N. 1981 „Urtheii des Paris. Archaische Hjdria. Die bekannten drei Göt- tinnen, Pallas durch Helm und Speer kenntlich, Hera verschleiert und Aphrodite durch zierliche Gewandhebung unterschieden, schrei- ten , von Hermes, der nach ihnen umblickt, geführt, dem Paris — mit reichlichem Mantel und bärtig, zu u. s. w. (gewiss nicht dem Zeus). Jm oberen Raum Dionysos, zu beiden Seiten ein Silen/«
Das. S. 112 N. 1986. „Der Zug der drei Göttinnen zu Paris ist hier auf beiden Seiten einer zierlichen kleinen und liefen Schale im Anbeginn des dem Paris zugetheiltcn Auftrags dargestellt. Den einander ganz gleich gekleideten Göttinnen , welche sämmtlich je einen Zweig in der Linken halten, schreitet Hermes, mit kurzem Wammü^ Flügelsliefeln und spitzem Hut angethan, voran; sein er- hobener linker Arm ist gegen den ebenfalls kurzbekleideten bär- tigen Paris gerichtet, welcher, im Forteilen rückwärts gewandt rechterseils eine Rithar hält, mit der erhobenen Linken aber seine Einwendungen gegen den schwierigen Auftrag zu unterstützen scheint. Die Wiederholung dieses Zugs auf der entgegengesetzten Seite bietet hierin keine andere Abweichung dar, als dass daselbst nur die vorderste der drei Göttinnen einen Zweig hält. Verzie- rungsweise ist unter jedem Henkel auch ein Schwan angebracht."
£ine Kylix der Sammlung Gampana ist herausgegeben von de Witte in Annali e Bullett. 1856 (Folio) pl. 14. p. 83, der sie den bisher bekannten von ihm zusammengestellten Trinkschalen yon Brylos anreiht, und yermuthet, dass am äusseren Rande umher die Vorbereitungen zur Abreise der Göttinnen nach dem Ida vor- gestellt sejren. Statt des Namens BPYAOS wird p. 86 vermuthet BPYTOS.
432 Urtheil des Paris.
Bullettino des Römischen Institats 1861 p. 67. Grossgriechi- sche Vase des Museo Gampana LXIV N. 16. Zeus beauftragt den Hermes die drei Göttinnen zu Paris zu bringen. Eine sechste Figur, geflügelt mit zwei Lanzen, erklärt II. Brunn für Eris, die nach Analogie der Furien , der Lyssa und ähnlicher Dämonen ge- bildet sey.
Unter den Wandgemälden, die in neuerer Zeit zu Pompeji ans Licht gekommen sind , zeichnet sich ein Parisurtheil sowohl durch die Komposition als durch den Glanz und die Harmonie der Far- ben auch den Ausdruck der Gesichter yorzuglich aus ; nach einer Meldung im Rom. Bullettino 1861 p. 236. Vgl. Raoul Rochette Peintures de Pompöi p. 153 — 167.
Auch in Vilia Adriana fand man Venus und Paris mit dem Apfel in zwei Ovalen gegenübersitzend und Pallas, Juno ond Ve- nus stehend , Agostino Penna Viaggio pitt. di Villa Adriana F. 4, tay. 133, 134. 135; alle mit landschaftlichem Grund. Aus den zehn Ton Marco Carloni 1801 in Rom publicirten Gemälden ans Villa Adriana.
Ein in Siebenbürgen 1823 gefundenes Mosaik enthält: Paris sitzend , Hermes die drei Göttinnen ihm torfuhrend ; alle Perso- nen sehr anständig bekleidet. In gleichem spätem Styl JIPIAMOJS knieend Tor AXIAEY2, neben welchen AYTOMKJON steht, Hei^ mes, die beiden Endpunkte der grossen Poesie. Arneth Archiol. Analekten 1857 als Beilage zu den Abhandlungen der Wiener Aka- demie Bd. VI. Taf. XV und XVI.
An den Sarhophagen ist das Parisurtheil nicht Yon neuem lom Vorschein gekommen. Dass er zu Rom in Rafaels Zeit nicht sel- ten gewesen seyn möge, lässt sich yermulhen aus einem Stich Ton Marc Anton der eine freie Nachahmung der antiken Gompo- sition zu enthalten scheint. An einem bewaldeten Ufer sitzt der Hirt Paris, Venus den Apfel übergebend, Juno zur Seitn, Ali- nerra sich wieder ankleidend, Mercur als Geleit erscheint daneben. Links zeigen sich drei Nymphen, rechts drei Flussgötter, am Him- mel zieht Sol einher, die Dioskuren Toran, auf der rechten Seite sitzt Jupiter mit Luna.
18 in Liebesgedanken.
In dein Parisurlheil des Ludovisischen Reliefs isl als ein neues Motiv, das in Vasengemälden bis jclzt nicht in dieser Verbindung vorkam, Oenone in die Darstellung auf- genommen. Die Göttinnen sind mit Hermes angekommen^ Aphrodite voran und neben Paris, zwischen ihr und Paris seine Gallin, während schon Amor den unter einer alten Velonaeiche sitzenden Paris zu verrühren gescliäflig ist. Die seherische Nymphe isl hier durch eine Syrinx bezeich- net, welche dem Hirtenstab des seine Ochsen weidenden Paris und ilirem eignen Anzug entspricht. Diess giebt Auf- schiuss über ein stark missdeuteles Vasengemälde, jetzt im Britlischen Museum 'j. Hier ist Paris, wie wir ihn oft sehn, nicht als Hirt, sondern reich gekleidet und hält Jagdspiesse; dem gemäss ist auch Oenone als Dame in Anzug und Hallung genommen, ihr Kopf mit einer Tiara oder Mäonischen Milra, wie Virgil sie nennt -) , gleich der des Paris geschmückt. Sie sitzt ihm gegenüber und spielt, statt der Syrinx, ein Trigonon; auch ist ihr als einer wohlhabenden Frau eine Zole beyuegeben ^), Paris aber an- statt ihrem Lautenispiel zuzuhören , wendet sich um : dioss
1) Mon. d. I. a I tav. 57 A , 2. Cab. Durand ii. 7. Leiior- nianl et de WiUe Elite T. 1 pI. 87.
2) Acn. 4, 215.
3) O. Jahn Arcbäol. Hciir. S. 348 Not hält diese Erlilärung nicht für wahrseitciiitich.
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434 Paris in Liebesgodanken.
zeigt im, ilass die Zeit seiner Zufriedenheit um ist und die Gedanken an Helena, die ihm bereits versprochen isr, ilim keine Ruhe lassen. Die VorslcUung fallt also in liie Zeit zwischen dem Urthoil und dem Schiffbau , zu welchem Aphrodite den Alexandros antreibt.
Eine Vase, die ich später gewahr wurde, in der Elite ceramogr. 2, 8b (p. 296. Apollo und Diana cf. pl 87 und 8ö B) ergänzt diese Vorstellung. Zu dem sich umwenden- den Paris spricht eine weibliche Figur und auf der andern Seite, am runden Gefäss aber neben dieser, sitzt eine zweyte auf einem Felsen, einen Spiegel in der Hand, und vor dieser steht eine dritte, mit Tänia und Fächer, ge- stützt mit dem Ellbogen auf ein rundes Badegefäss. Sind diess Aphrodite und zwey Chariten? Die mit Paris spre- chende könnte nicht Aphrodite seyn, sondern die sitzende. Das Zweifelhafte der Darstellung wird vermehrt durch eine Oenochoe der Jattnschen Sammlung in Gerhards Apul. Va- senb. Taf. E, 10, wo nun umgekehrt Paris, sitzend, das Trigonon spielend, im ähnlichen Anzug wie die vermeynl- liche Oenone, sich umwendet, und zwar nach einer auf das ßadcbecken gestützten Figur mit Fächer und Taube (Aphrodite), und auf der andern Seite ein Jüngling, nackt, die Chlamys auf dem Arm, (inen bundumflochtnen Kranz in der Rechten, einen grossen vollen Apfelzweig im lin- ken Ann zu der Saitenspielcrin herantritt. Man würde sag(>n Paris kommt zur Helena, da es nicht über allen Zweifel ist, dass die das Tiigonon spielende Person männ- lich ist, wenn nicht die Tiara und der ganze Anzug Phry-- gisch wären. Eine Scene des Alltagslebens kann ich nicht vorgestellt glauben.
Die Verliebtheit des Paris und den Schmerz der Oe- sone stellt wie in abstracto, ganz getrennt von den Per- sonen die sie veranlassten, ein Gemälde dar, das ich in Pompeji in dem Haus des Labyrinths auf einer gelben Wand Siih. Dem Paris, der mit Hirtenstab und der he-
l'tiris in Li<:i)usge[lank(!ii.
435
zoicbneixlen Mütze ilaslehl, sÜkI Amor im Nacken laiit Oenune, die von ihm abgowanilt sllzl, lin^)! <]iu Hände aber dem Knie, wie sonst gewöhnlich ntn die KnlHO, aus Schmerz und Verzweiflung, [n Zahns Ornamenten Taf. 31 der neuen Folge [v;;!. Bullell. Nap. I p. 101) ist Oenone für Helena genommen, wulche nach dem dritten Gesang der lÜHS ihre Thal Imreue. Aber damals halle Bros sein Werk längst vollbrachl, der hier den Paris 'ni untorjocbeii im BugrUI' ist
Als Gegpnslück zu einem solehen Biid Ut ilie Ter- racolta bey Millingen Anc. m»n. H pl. I.s, 2 zu denken, wo PAhlS und OENONE als ein noch gldi-kliches Paar im Gebirg, am Ki'brcn, bey der Heerde dargestellt sind.
In schtiiiem Gegensatz damit sieht die ScfitL' voii dem Wettjieg des Pariti cioch als Hirt des Gebirges in Troja welcher Anlass giebt zur Enldi'cknng des Paris als Sohn des PriaRiüs nach dein Ahixaudros des Eiiri])idcs. Darauf beziehen sich viele Ktrurische IteÜi l'e. S. meine Griech. Tragiid. S. 467 IF. und ü. Jahns Beilrilgu Tal'. 1). 13.14 S. 34! IF.
Aphrodite treibt den Alexandros zur Reise.
In den Kyprit*n trieb Aphrodiie den Alexandros an sich ein Schiff zu bauen. Aus dieser forlgeselzlen Thfl- tigkeit der Aphrodite im Epos erklärt sich die Vorstellung einer Hydria aus Apulion , die auf das Parisurtheil bezogen worden ist ^). Hermes spricht eindrinfflich zu Paris, hin- ler welchem nur noch Aphrodite sieht. Sie hat den Polos auf; die hohe Göttin, wie in einer Durstellung des Paris- urtheils ^, und in der Linken den Scepter, Alexandros ist Phrygisch auf das Prächtigste f^ekleidet, wie wenn er schon als Gast im Hause der Helena wäre. Zu dem Stab hält er ein Schwerd stolz in seiner Rechten; der Hund fehlt nichl. Die Göttin denkt sich Müller als ungesehu heran- kommend, was zu drm Urtheil sich nicht schickt: wohl HÜer wenn sie nur unsictitbnr zugegen ist , indem Hermes, der ihr zu dienen auch hier fortfährt, dem Paris zure- det, dem er ein Schwerd gebracht hat. Mit dem Ajas unterhält sich Athene ihm selbst unsichtbar bey Sophoklea. Das Schwerd unterscheidet den Alexandros bestimmt von dem friedlichen Bewohner des Ida , vor welchem die Göt- tinnen erschienen , es vereinigt sich aber mit dem Auftrag
1) Mon. d. I. a I tat. 57 A, I. K. O. Müll«*r Derikmiler l| Taf. 27, 294. Elite ceramogr. 2, 87. Die ilyiiria i«i im Bi» des Hr. de Witte, Gab. Durand p. 7 not. '2.
2) Gerhard Aus^rl Vas. Taf 17.5.
■isal-
Aphrodite Ireibt den Alexandres zur Heise.
437
ein SciiilT zu rüsten sehr wohl, da er üuf diesem zu einem fremden Volke ziehn sollte und also bewafTnel seyn mussle. Ein Schwird hall Paris auch in der Hanil bei der Aiikunfl in Sparta vor der Kelcna in einem Herculanischcn Gemülde (II, 25).
Hierdurch erklärt sich nun weiler nuch eine bekannte Vaticanische Vase ^. Die Einsamkeil des Gebirges, worin Paris noch k'ht isl durch Pan , einen Salyr und ein Reh gezeichnet. Er silzl und hinler ihm sieht auf einem Pfei- ler geslülzl, und spricht zu ilim , unler dem Einllitss ilcr Peilho und des Eros, in der oberen Reihe Aphrodite^). Man könnte diese Aphrodile für Ocnonu hallen, da c Costfini zu dem des Paris passl, wo dann die Gültin mil 1 dem Fächer oben nicht Peilho , sondern Aphrodite seyn würde, wenn nichl die naive Gcberde, welche Paris mil seiner Rechten macht und seine zufriedene Miene aus- drückten , dass er auf die leisen Mahnungen einzugehn im BegriO isl. Ich kann demnach niclil mit Millingen über- einslimmen , wenn er in einem späteren Werk ^] diess Bild mil der Klasse der Pari.'iurlheile in der Art verbin- det, dass hier Aphrodite aliein vor dem Paris erscheine, dem sie in der oben sitzenden Figur die Helena verspre- che, wie wenn in einem Wandgemälde Pallas ihm durch die Tünia Sieg und Ruhm anbiete. Diess letztere Bild isl ein Ganzes Ttir sich, nicht ein Tlieii, und, wie ich oben bemerkte, von eigner Beschafl'enheil; und als ein Ganzes durch Pan und Satyr ahgeschlossm erscheint auch das andre, gehl also nicht den Wetlsln-it an, in welchem nichl
3) Paseeri I lib. 16. d'Hancarvillo T. 4 pl. 34. f.IillingcD
l^inl. He Vaies pl. 43. Plsloleii Viüc. T. :i Ut. 99o. Fälschlich
mcDl rie Pari«" Gab. PourlaluE p. 107, 80 wie die
[ daselliHI pl. 8, I aligebildele Vaae; und nuch eine ron einer
tAmphoTtt iu de Witlu Cah. Elru5<iue p 93 n. 146.
4] PaD ericbeiDl bei Aphrodite nichl Eolun i. Alle Denkm.
■•. 49 Nol. 15.
438 Aphrodite treibt den Alexandres zur Reise.
eine Göttin allein auftreten und anbieten könnte , und wenn diess geschähe doch nicht Aphrodite hinter dem Paris ste- hen würde. Ist hier auch nicht die Eingebung zu reisen angedeutet, so ist doch der Gedanke zu fassen, dass Aphrodite, nachdem sie durch den Paris, aber auch über ihn gesiegt, nicht ablässt die Liebesgedanken in ihm zu nähren.
ör den Kacliornbungea des Prinzen von Canino war die Fabd von Trnilüs von den Erklörcrn der allen Bild- Werke nicht berührt worden. Nur cinB Grabsleie, woran TPSiIA02 geschrieben isl, kannte man auf einer Vase, ■so wie Blich die Stfh'n von Agamemnon, Oedipus, Ida's ^orkomihen -J: zwey Frauen bringen Leichenopffr zu die- ser Stele des Troilos, wie nach den Worten des Horaz ihn einsl, den noch unerwachsnen, die Eltern und Phrygischen Schwestern beweinten. In den Annalen des arch. Inst, vom Jahr 1833 (v p, 253) bezog ich eine durch ihre ächle rauhe Allerthümlichkeit merkwürdige Darslcllung, die auf den Mord des Asiyanax im Widerstreit mit manchen Um- slönden gedeutet worden war, ttuf den Tod des Troilos veranlasst vielleicht durch zwey andre im Museum Etrusquc 52!) und 5(i8 beschriebene Vasen derselben Herkunft von ganz verschiedener Composition , aber verwandten Inhalts, worauf drr Name Troilos sich vorfand. Bald nach- her thcille mir Gerhard, dessen Verdienst durch rasche" Aufzeichnung und Ausbeutung der noch unzerstreuten gan-
I] Zvitschr. f. AlU-rthumswtH. 1850, 26—51. 9))-t06. Annali ,XXII. (iti-108 i«. d-flgg. li. F.
?) 0. Jahn Telephns und Trailos S 91. Die Siele des Troi- .<■; Millingen Publur" ' «"-»es pl. 17. die lies *0/!V73' pl. tS.
440 Troiios.
zen Masse der in Vulci geinacliten Entdeckungen nicht genug grpri«'sen werden kann, die Zeichnung einer vier- ten obcnralls oigenthümlichen Coniposition mit, in der ich die Ermordung des Troiios und den Irrthum in den darauf ^^olüsenen Namen sogleich erkannte. Seitdem sind eine Menge andrer Vasen nach und nach zum Vorschein ge- kommen , die zwar grossentheils lange Zeit verschieden erklärt wurden oder noch jetzt nicht übereinMimnriig beur- theilt werden, aber bei der grössten Vcrscbiedenheil der Erscheinungen dennoch alle, so wie mit ihnen auch andre früher bekannte , aber anders verstandene Vasen und Monumente anderer Art, in dem Untergang des Troi- ios zusammen zu treffen scheinen« 0. Jahn gab schon 1841 eine besondre Schrift Telephos und Troiios heraus, und Gerhard stellte 1843 in seinen Etruskischen und Cam- panischen Vasenbildern des k. Museums zu Berlin eine Reihe von Vorstellungen des Troiios (nebst einigen fremd- artigen) verkleinert zusammen (nach einer öfters von ihm eingeschlagenen äusserst schätzbaren Art) auf einer gros- sen Tafel ^). Braun, Cavedoni und Andre betheiligten sich mit Eifer und Glück an der Erläuterung dieses Bilderkrei- ses und es kam zuletzt die ausgedehnteste Darstellung hinzu als ein Haupthild der bilderreichen Vase FrauQois (wie sie ihrem verdienstvollen Entdecker und Retter zu Ehren fortdauernd genannt werden sollte); dessen Abbil- dung liegt nun vor mit der genauen und beredsamen Aus- einandersetzung Emil Brauns im vorjährigen Bande der Annalen.
Braun bemerkt in dieser schönen Abhandlung, es seien von mir über die Griech. Tragödien I S. 128 Vasendar- stellungen auf den Tod des Troiios bezogen worden, die» wenn sie mit diesem Gegenstand etwas zu thun haben, ihn in Wahrheit nach einer ganz verschiedenen Tradition als die an der Vase zu Florenz behandeln, und es sind da-
3) Ich werde diese kurz als Gerhards Tafel E ciüren.
Troilos. 441
runler gerade »ijc vier gleich Eingangs von mir bezeich- nete verslniidi'ii '). Eine besondre Tradition aber, die bei diesen angiwiiiidl werden künnle, giebl es nicht. Wie beschränkt üt)i;ihiuipt für diesen Gegenslaml die schriflli- i'hen Nachrichten sind, diess lätil erst durch die Fülle dur nun bekannten darauf bezüglichen Malereien in das Auge. Aus dem Homerischen Epos der Kypria meldet Proklos nur mit diesen drei getvichtvollen und ausreichenden Worten: Achilleus mordut dt'n Troilos, und ans dem Troilos des Sophokles, worin dieser, als er seine Rosse übte, von Achilleus mit der Lanze gclödet wurde, sind wenige Verse erhallen: nur ein paar Nebenumsländo werden von Späteren erwähnt. Dagegen sind alle die grossen und mannigfalligen Verschiedenheiten in den Monumenten der Art, dass sie sich als Treio künstlerische Entwicklung der einfachen gegebenen Thalsachc nach den Bedingungen, die in ihr selbst und dem allgemeinen Kriegsgebrauch der epischen Heroen gegrtindel waren , recht wohl denken lassen würden, wenn nicht zu vermuthen wäre, dess gar manche Einzelbeiten eben so in den poetischen Quellen behandelt oder aus diesen und den aus ihnen verbreileten Erzählungen geradezu geschöpft gewesen sind. Diese fol- gerechte künsllerische Entwicklung, die Aufeinanderfolge der Momente, in welchen die eine Aufgabe, des Troilos Ermordung, von den Künstlern ergrilTen worden ist, braucht, wie mir dünkt, nur nachgewiesen zu werden, um nicht bloss das erwähnte, mir viel gellende Bedenken tneinos Freundes, sondern gar manche Zweifel, Widersprüche und Unrichligkeiten aufzuheben, die man in den bisherigen Erklärungen mancher dieser Bilder, wenn man sie im Zu- l'sammenhang prüfen will, leiciit auffinden wird. Ich un- terscheide vier Mümenle: Binterhall des Achilleus hinter dem Brunnen, nah vor der Stadt, Verfolgung da Troilos,
i) Aach im Bull. 1844 p. 71 tivmerlil Braun, dl mir dort angeführlen Vorslellungcn ton iliiii «nders crllürl wcrder
442 Troilos.
dessen Ermordung , Kampf um seine LeicJke. Einsiebt in die einzt'lnen Darstellungen und Ueberzcugung wachsen mit der Wahrnehmung, wie sehr Personen und Umstände in allem ineinandiTgreifen und zusammeiilrefTen, wie sie sich ergänzen und wie die abgekürzten , an sich zweifel- haHeren Bilder in andern in grösserem Zusammenhang sich wiederfinden und wie zuletzt nichts übrig bleibt, was nicht auf irgend einem Punkte des ziemlich weiten Kreises so leichten Aufschluss fände, wie ihn immer zu finden die Einfachheit und Verständiakeit der alten Zeit uns wün- sehen und hoffen lässt. Eine lange Reihe von zusammen- gehörigen Denkmälern in gedrängter Beschreibung und Erklärung ist eigentlich nicht langweiliger als die Beschäf- tigung mit bunt untereinander gemischten. Nur der ober- flächliche und flüchtige Dilettant scheut es seine Aufmerk- samkeit auf denselben Gegenstand anhaltender zu richten: Jedem, der sieb selbst eine bestimmte Ueberzcugung zu schaffen wünscht, erleichtern vielmehr zusammenfassende Verzeichnisse die Sache wesentlich durch die Ordnung, in die sie vermittelst einer durchgreifenden Erklärung ge- bracht sind. Hierdurch wird dem Prürenden Richte und Anleitung gegeben, vieles für sich Unklare wird im vor- aus aufgeklärt , manches Zweifelhafte von selbst beseitigt, manches was im Einzelnen übersehn oder falsch beurtheilt werden könnte, wird rechtzeitig hervorgehoben, mancher- lei Aufschluss geschöpft aus der Vergleichung. Es kommt nur darauf an, ein geordnetes Verzeichniss von einem bloss äusserlich zusammengerafften zu unterscheiden, das als ein Werk des blossen Fieisses nur ein rohes Material darbietet und leicht den Geistreichen zurückschreckt, weil es nicht zu einem zweckvollen Ganzen organisirt, nicht in allen Theilen von Sinn und Absicht durchdrungen ist ; eine Sa- che wovon manche Liebhaber dieser Studien noch keinen rechten Begriff zu haben scheinen. Wenn Erleichterung und Abkürzung im Wissenschaftlichen den Vorzug desGe-
Troilos. 443
fäUigen geben küniien, so sollle die schcinalische gnnze Klassen umfassende Bi'lianiJluiigsnrt slnll als Intcknn elior bIs die anmiilliigiTe gellen vor der geivülinliclicri, wonach man aus iler weil zerstreuten Menge einzelne Slüeke her- ausgreift nach zufalligen Veranlassungen und sieh be- schränkt auf einige Gesichlspunkle unler andern und wie- der andern: bequemer und ansprechender, wenn man will, wie das Einzelne und Kleine überhaupt anscheinend und Ifir den Ungeduldigen bequemer ist als das Längere, aber nicht förderlicher verliällnissmässig für den , der seine Kenntniss über Einzelnes hinaus zum üanzen auszudehn<-n wünscht. Geordnele Uebersichlen der Monumenle nach den Klassen des Inhalts oder der Darstellungen werden nach und nach zuwege bringen, was man seit langer Zeit ofl gewünscht hal, Uebersichlen des ganzen Vorralhs der Monumenle (zunächst freilich dachte man an die Marmor- werke) , und sie werden ausserdem elwas gemein haben mil den Durchschniltcn , unter denen man in ein grosses, sehr zusammengeselztes Gebäude von den verschiedenslen Standpunkten hineinschaul.
Die Scene isl vor dem Skäischen Thor bei dem nahen Brunnen, der noch jetzt ein Hauptmerkmal der wirklichen Lage von Troja isl, wo auch ein Altar und geweihter Bezirk des Apollon in den Bildwerken angenommen wird. In Folge der Erzählung einiger aller Auloren wird diess Heiliglhnm von den meisten Erklilrern das Tliymhraisehe genannt. Thymbre aber, oder Dymbre, mit dem Fluss Thymbrios, dessen Namen im Thal des Dümbrek erhallen ist, nicht allzu weit von Neuilion, lag in so weiter Ent- fernung von Troja, dass dahin die Scene vom Tode des Achilicus und der an derselben Stelle vorhergegangenen Ermordung des Troilos erst als von Troja seit Jahrhun- derten nichts mehr zu sehen war, verlegt worden seyn kann, nachdem die Meinung, Neuilion sey an d"- "teile I der alten Stadt gelegen, so b i gewi J^^^
444 Troilos.
dass man das von Strabon angeführte Heiliglhnm des Thym- bräischen ApoUon mit einem alten vor dem wirklieben Skftischen Tbor zu verwechseln wagen konnte. Zu Rom war, als man den Priamos nach Neuilion setzte, dcrThym- bracus Apollo so angesehn, dass diesen in der Aeneis Aeneas anruft (3, 85) und Yirgil sogar, den Vater des Aristäos so nennt (Georg. 4 , 323). Den Uebermuth des Achilleus zu züchtigen verherrlichte den Apollon nicht we- niger als die Demüthigung der Niobe: darum eignete der Tempel in Thymbra den Tod des Achilleus sich eifrigst an, welcher den des Troilos an derselben Stelle erfolgten nach sich zog. Nach einem Scholiasten zur Ilias (24, 237) Hess schon Sophokles den Troilos bei dem ThymbrSon, wo er seine Pferde tummelte, durch die Lanze des Achil- leus fallen: so alt wäre die Verlegung und Umgestaltung der Sage und manche Vasengemälde sind nicht sicher ^It genug um ihnen abzusprechen, dass sie übereinstimmend mit den Neuiliern dasselbe Local wie Sophokles voraus- setzen. Indessen bin ich keineswegs gewiss, dass nicht der Scholiast die Worte nagä td &vikßqaXoVy indem er die Hauptsache richtig aus dem Gedächtniss anführt«*, falsch hinzugesetzt habe, da zu seiner Zeit das Thymbräon über- haupt und durch die dahin verlegten Sagen von Troilos und von dem Tode des Achilleus so berühmt war, dass die Einmischung sehr leicht geschehen konnte. Die Va- senbilder jedenfalls sind im Ganzen und wenn wir auf die ältesten als Grundlagen der übrigen Darstellungen sehn, aus einem viel entfernteren Allerthum und es ist bei kei- nem einzigen der mindeste Grund an eine Abweichung von dem alten Epos zu denken, welches sich genau an die Ilias anschloss und den Mord des Troilos also, da ein solcher die Nähe der Stadt voraussetzen lässt, vor das Skäisrhe Thor der alten zerstörten Stadt legte, nicht aber viele Stunden davon in eine nicht ganz unbeträchtliche Entfernung von Neuilion.
.^
A. Ackillews im Hinterhalt hinter dem Brunnen. Der Itüilner Dio berichlct aus der poelischen Sage, dass die AchiltT sich der Sladt iiiihl zu iiühirn wagten wegen der Menge iinil 'Fapferkcit der Belagerti'n, Achjl- leus aber furclilbar v\ar sicli in Hinlcrhall zu legen und in der Nacht zu üheiTallen, und vr bringt damit den Tod des Troiius und auch des Meslor in Verbindung [X[ p. 338 R.). Audi der späte Vulicunische Mylhograph sa^rt [II, 210], Troilos sei als er ausser den Mauern diu Fferde üble, von Achilli's durch Hlnlerhall verwundet worden ^J. Was er liinzufitgl: exanimisfiue in urbern equis religalus n^rerlar, komml in heiricm der Bildwerke zum Vorschein, sondern ist auB der seil Virgjl vorkominemlen Sage von einem I späteren Uiilcrgfing des Troilos auf dem Schlauhlfeld^] enl- nommen Und mit dem Andern auf unvcrlräglii^he Art ver- bündten. Per ßriinpien, an dem die Belagerlen bei Nacht sich mit Wasser zu vcrsi-lm gcnöthigl waren, da auf gr?- grabene Brunnen in der Sladt nach dem allen Slyl nicht zu rechnen isl, war der Ürl, der für liiihnen verstohlenen Angriff dem Einzelnen die nalUrliche und beste Gelegen- heil bul.
I. Dieser Hiolerliall und ilal)i'i, »je aus der Iblgendeu Al>' IhciluDg crsir.tillii-h iit, Troilos sind aa eiimr uroiBen lljilrla aus Vulci, in zum Theü iidir ungesrlilacliler, \a niubrcri^D Figuren aber lehr rlisraLleriBtiscIicr, tebundlg krSriigcr Z-iihnung vorge- ilelll. eine um die gatiic Eiiirall hocliullpr Kunst zu Tauen, be- loaders lehrreiche l'omposilion. Eine IJurchii'iiL'huuiig li'egl Ter iiir, die ich der (.'.nie Brauns verdanke. Dersilbe gflb im Römi- ■cben Tiberino 1842 p 31 Naclinchl .«o di?itm wi.Uligen Üeftis und seioeni Inhalt. E« i<l daitilbe, welrhcs A. Foderbarb im
b) Cavedoni cmcndirl daher in dem ar Scbolion o/ioA^fni in l.i>}ii9^riii , na« ich üi mulbelen i.oyxto!tt,fiii nichl TOr/ii-hen mag bundcn i«l und Acitilicua doch nicht dem iroili haDpI aiillauerlG, als tfurade dieser in seine TOD Acbillcus niil der l.anie erlegt wurde diher dem Sophokles gani aii(!Lme?«ene Tod.
6) S. meine (irii'eb. Traf!. S. m.
446 Troilos.
Bull. 1640 p. 124 (damals ioMasignaoo beschrieb^), abgebildet aon. XXII, tay. E. F, 1. Hier ist in der Mitte Achilleas, mit Lanze, grossem Helm und Scbild, gekaucbi hin'er dem Brunneiihauit, aus welchem das Wasser in ein grosses Gefäss ausströmt. Davor steht eine Troerin und hält ein grosses Gefäss in beiden Armen bereit, es unter den Erguss zu bringen, so bald sie sich bocken wird: wir wollen sie Pohjxena nennen, weil deren Namen so sehr in Gebrauoh gekommen ist und die Königstochter an der Seite ihres jungen Bru- ders auch mehr Gewicht h<)t. als eine (Inbekannte. Ausserdem ist der Name selbst dieser oft wiedorhoUeo zweiten Person in N. 9 zum TheJl erhalten. Hinter ihr Troilos, nackt als Ephebe, zu Pferd und ein anderes Pferd führend, ein weisses, welches den Kopf narti dem Wasser, um zn trinken, hinabslreckt. Dann folgen in ruhi- ger Stellung drey Schwergewappnete, entweder als Bedeckung oder um auf den Kampf, der in andern Darstellungen ausbrichr, hinzudeuten. Diesen entsprechen auf der andern Seite hinter dem Achilleus drey Götter, Athene, ohne ihre Abzeichen, in biumen- gesticktem Kleide, mit der einen Hand den Helden ermunternd, in der andern ihm den Kranz des Sieges bereit haltend (wie 7. 40 und wie sie dem Kadmos den Kranz reicht auf der schönen Vase jetzt in Berlin), Hermes, mit Hut und hohem Kerykeioo, und Zeus, der auch bei den Parisurtbeilen zuweilen mit herange- zogen ist , mit einer Lanze statt Scepter. Zwey gegen einander gekehrte Sphinxe , wie ^ie oft vorkommen, schliessen zwischen den je drei hingleitenden Figuren den Kreis. Zwei andere Figu- renkreise, über und unter dem mittleren, werden von Thicrfigoren eingenommen. Auf dem Brunnen sitzt ein Babe mit geöffnetem Schnabel, also schreiend, gegen Polyxcna und Troilos gerichtet, nicht bloss hier, sondern eben so auf mehreren der folgenden Darstellungen , und ohne mit einer andern Zierfigur auf dem Brunnen abzuwechseln. Die Bedeutsamkeit, die man daher vtr- muthen mii^s, ist nicht schwrr zu erralhon: es ist der Rabe
7) Auch Urliehs n<itirl es in Mii^ignano Pull. 1839 p. 70: „An- fora con anini»li e donn(? alla fontana, dietro di ciii un uuerriero U^admo?) si nasconde," so wie er zu<;(eich p. 73 in Tos' anella ein anderen besehreiht: „Anfora di sof^^getlo simile a quel vaso di Mu- signano. Rappresenia Cadmo nascosto dietro una fontana a cui Ermione e veniita per prender Tacqua. Aeeanio ad essa Tfcorgesi un cavaliere tW palestrica significazione.'* Die er-te ist nach Eng- land pecansen, Grrhard Elr. imd Camp Vasenbildec S. '^3 Not. 39, wobei indessen zu bpuiorken ist, dass i-n Text diese Vase mit einer andern i N. '2f>) verv/echselt wird.
iler den Troiloa
Apdk
: dessen d<;m Acbil ^ also fnr die liewi > in /iiBHmmi-nhaiiE
Acbillci
mit vorgHbticbem n ßru —
also rar die liewohnheit dea höhei im 7.Mfamm\-aha«g niil (i öl Lern limine
benen Fall, um im Bild« die deoi L
447
Wabrtpicbea zuräch-
wo ibD3 und in Fol^e
slclit. Eiu Beispiel mehr
Aherllxjms alle Sei ' ' '
ueiapiKi menr
alle Schicksale
:r liätEerzeirhen iii den-
— „rfindung in diesem gege-
JngläcL vorausgehende reij^eb-
-- - udculcn, Nach dieser keiner
deutung aus§i.'BeUlen Vorstellung trklüren eich nun mehrere
■e, miihr oder weiiiaer abg.-lünlu von selb ■
2. Gerhards Elr. mid Camp. \'asenhilder
Berlin (N. 1713) Taf. 1 1 , >u Rom bei Üaseggio i84l gekaufi, weil
spätere Amiihi"" a^i,;ii«,.» larifm,-
benen Fall lifh warue... Missdeutung andre, mehr oder
Bilde die <•<=■<■ < „ . .. ._ uie Golles anxudculen, iUlen Vorstellung i eiiiuer abei-Lürilu vi
2. Gerhards Elr. und Camp. \'asenhilder de» k. Museum xu Berlin (N. 1713) Taf. 1 1 , >u Rom bei Üaseggio i84l gekaufi, weil spätere Amiihora. Athilleus Lauernd hinler der hoben Jlrunnen- täale. auf «elcher der Rabe schreil; Piilvwnn IösbI aus dem 1,6- wunracheii das Wasser in ein ualergeseliles Gefäss laul'en, hinter , ihr halt tu Pierd, ein slöokchen in der Hand, iroilua. hier ohne llaiidpferd. Auf der Rjckseite drei Kri^ser in schnellem Schrill, Ko daas sie lu der noch gaui ruhigen llauplseene nicht so wie die drei siill slehenden des Torliergehendcn (Jeraise» passen, son-
ao daas sie lu der noch gaui ruhigen Hauplseene die drei siill stehenden des Torhergehendcn (Jerane» , dern für sich lU Lesifhen stheinen, wie diu Bilder di gewöhnlich; nenn nicht clwa an die durch dea tlebcrfall aus dem Thor haryorgeiucklen Troer gedaihl ist. Gerhard überschrieb dieai Hild hincne am Örnaueo, indem er den nackten kna^jiihat- ten »e.ler gant ausser Adü ü'-;' jyyk^aen '>» """ ^^.tven I der Rürkaeile einen llt.r o-lLMT""» » -i-^dP"" ^ , ..
der Rurtsmie «'"<""_ "^ilrH*-^ ,-,e i*"» »J" VorV»nV' durfte, nichi ih lop^i! *=*"' ' ,/,nz^l'e" . Hlo-
BtuoM» '",„ ..!«'"'■ ..„I 0' • .......
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üopt
448 Troilos.
abwirts und am Schweif sichtbar wird. Aehnlich ist N. II das Eweite Pferd verdeckt , nur dass die Beine sich mehr sondern uad in ähnlicher Art kommt dioss mehrmals Tor und lässt uns in die Zeichenschule und ihre frühesten Versuche und Convenienzen einen Blick thuu. Man dürfte rermuthen, dass der Maler der vorhergebenden Vase und andre aus ditjsem anscheinenden einfa- chen Pferd ein wirkliches blosses Reitpferd gemacht haben, weil sie'den Grund, das zugerittene Gespann, nicht erkannten.
4. Hjdria des Prinzen von Canino, de Witte Descr. d'une coli, (öfter citirt Gab. Ktr.) t&37 p. 71 n. \27. Ein Kaiupl von fünf Kriegern und die Aufschrift Leagros (wie n. 81 , ein «ach sonst vorkommender Name). Im Fries darüber Arhilli^us, gewapp- net wie immer, hinter (M'ner Dorischen Bruiincnsäule, vor wel- cher Poljiena, welche Epheuzweige hält, das aus einem Panther- kopf ansfliessende Wasser in eine aufgestellte llydria auffangt. Hinter ihr Troilos, nackt zu Pferd, mit dem zweiten Pferd am Zügel und ein mit zwei Spiessen versehener, übrigens auch nack- ter Troer, welcher als Bedeckung gelten kann (wie N. 1). Der Vogel auf der Säule wird von de Witte, der hier llemithea sieht, wenigstens nicht erwähnt ^).
Die Vorstellung,' ist so, wenn auch abgekürzt, doch vollständig. Im Folgenden finden wir sie verstümmelt, "7:ciä^'Snnre^Ä'U2r,Jl^d für andre Vorkomnienheilen wohl zu be- merkenden Beweis: dass üle*"jlrc^Vl^I^ für die Vasenfabriken die Bilder oft sehr ätisserlich bohaiVcmlv^U^, die Figuren ohne Rücksicht auf i\ei\ reinen Ausdruck de^^^ache aus den ganzen Compositidnen hei'ausgrKTen und narli^Wjllkür dccjrationimässig und eigentlich unverständig zusanin^|*D-* stellten.
8) Vielleicht gehört hierher auch vAne Vase Candelori tMünch. 89), die im Bullett. I8"29 p. 84 N. 15 umleullich genug be- schrieben ist. „Gli Achivi 8orprenduno una giovaue donna all' uncia fönte sostegno estremo di Fena assediala: entrano rosi uella uiente deir oracolo e itescono nelT impresa: qiii vedi doi pedoiii che st slacciano dallo insiJie e un cavaliere si mostra gia siil terreno" (ver« muthlich Troilos. Die Belagerung von Phana in Aetolien Paus. X, 18, '2.) Gerhard im Kapp. Volc I8il p. H)2 n. 554 „Douoa sor- presa da un guerricro vicino ad uiia l'onlana " K 0. Muller in den Ciöttingischen Anzeigen \^.2l S. 1017 dachte sich hierbei eine am Brünnen von einem Tjrrhener Überfallene Athenische Jungfrau nach llerod. VI, 137.
t
Troi)(}g, 44»
Lek;llioB aus SjrabuB im Museum lu CarUruhe. Cfeuier lUT Gillerie der allen DrAmatlkur Taf. 9 S. Tö fT., Sehr, cur Ar- Chäol. III, 303—211. (Er beharri bei dieser Erklärung Münchner Gel. Adi. 1852 S. 328 unJ aagt: „Eine dritte Ausdeutung dieaei Vaienbilrl«» in der Caaeler Zeilachr. 1850 S. 25 <T. übeigehc ich auB Achtung für einen eonsl tiichligen Archänlogen, mit Slill- •cbwelgen.") Gerbarda Yar, E, IG. AchlllvB hinter dem Brunnen «od lunächst hinter einer grosicn Velonaeiche (wie lie am Ida hertBchend sind), um den Hinlerhall deutlicher zu machen. Aui dem Löwenrachen Oiesat das Walser in deu Elenkelkrug der Polfiena. (Jeher dem Brunnen ragt etwas hervor, was *ielleicht «OD dem halb erloiciienen Voftel übrif und von dtm Zeichner nicht TerilsDdftii worden ist Indem mit Poljiena da« Bild ab|;e8cbloi- Bes, Troilo« weHgelaiiKD ist, kann die ganz TaUche Voratellang enlilehn, ala ob Achilleus deu Frauen am Brunnen auDsure.
6. Duboia MaiBEonneuTe pl. 51 n. 3. Wie das rorhergehende GeiaGlde, nur dass der Vereleck bloas durch einige Zweige leich- ter angedeutet ial. Auf dem Löwenbrunncn aitit der Vogel, hier nach dem Achüleue hiopewandt. Vom Achilleus aus verlireileo Bich die Ruchalaben jrXAHA, womit der Copist Z VJTJIXA ■oblecbl nacbgeahml bat.
7. Tischbeins Vaacn IV Tal. Ifl (.^S), schon von de Witte .ja die Reihe dieser zwar von ibni ander« gcdeuleten Vorslellan-
gen gexogen, nachdem Millingen Tjdeus und Ismene darin gesehn kalte. Hier ist die Damteilung beschränkt auf Achilleus und Athene, die ihm den Kranz im voraus neigt und binhill. Gebuaeh Tereleckt tiefer lira kauernden Achilleus, aber das Wasser flieiit 'atiB dem Löwenrachen in die uutergestelllc llydria ohne eine Po- (fxcna, die sie hielte, und der Vogel auf dem Brunnen slrvckl, iwor mit getchlotsnfm Schnabel, seinen Uals nach dieier Seile »hae einen Troiloa ihm gegenüber. Albcne ist wie auf dem ur- ierlicber wie ea die^s ganze Bild ist, in einem !(«lfticklen Unterkleid uud aul nichl weibliche Art darüber gezog- laDlnl. DeulUcber köanle die Fast Üiiigmatische Abbreiialur allbeiköminliehen Vorstellung nicht sein. Dieser durch Ver- Blei^^hunB »nch <n andern Bilderreihen, wie in deu PariKurlh eilen, uda in Basreliefen auT ähnliche Art gewonnene Aufschluss über *ma Verfahren mancher Künstler, den ich hier gellend mache, 'ird unter den Begeln der Auslegung besonders gegu'uwärlig lu
wird dieser Zweig der Kritik vom Sldudpunkt ~j| 2'J J
450 Troilos.
vergleichender CJotersochuDg aus im Studium der Monumente ver- mullilich fruchtbarer werden als jeder andre.
8. Hydria in Gerhards Auserlesenen Vasenbildern II. Taf. 92, in Rom geieicbnet. Catalogue of Vases in Brit. Mus. u. 474, 1, p. 62. lieber den Griffen zwei Viergespanne, deren jedem ein Hund yorausspringt. Darunter in der ungewöhnlicheren Richtung nach der Linken Aohilleus in der herkömmlichen kauernden Stel- lung, auf dem grossen Schilde zwei Panther, hinter dem Löwen- brunnen, aus welchem das M^asser in eine untergesetzte Kanne fliesst. Die wasserholcnde Pol^xena ist aus Abbreviatur auch hier weggelassen. Denn die daneben stehende Figur, welche nach dem mit zwei Pferden herankommenden Troilos mit der Geberde des (lebietens, Zuräckweisens oder drohender Mahnung sich um- gewandt hat, da sie nach der Stellung derFüsse eben noch gegen den Brunnen zu stand , muss Thetis sein. Dieser werden wir in der folgenden Abtheilung (N. 9. 15. 16. 17) begegnen, sie kommt auch mit ihrem Namen vor im Gespräch mit Achillcus, hinter welchem Patroklos, Oljteus (wie an der Vase FrauQois und öfler für Odjsseus) und Menestheus folgen, während Menelaos hinter der Thetis steht, in den £tr. Gampan. Vasenbildern des k. Mu- seums zu Berlin Taf. 13, 2. Der Rabe auf dem Brunnen ist nach der andern Seite gerichtet , und es würde also hier dem Hang die Geschichte mit Wahrsagung zu yerknnpfen in doppelter Weise Genüge gethan sein, der Rabe den Achilleus, Thetis aas Vorsorge für ihren Sohn den Troilos durch ihre Erscheinung, beide fergeblich zurückzuhalten suchen. Fünf rerschiedene Bei- schriften der bekannten Art in deutlichen Buchstaben ohne Sinn oder Wortform ziehen sich um die Figuren oder zwischendurch. An dem Felsen , woraus der Brunnen hervorquillt, sind sechs, sieben mehr und weniger geschwungene Linien, welche Hörner von geopferten Stieren anzeigen möchten. Eine Schwierigkeit bei dieser Erklärung macht es, dass Troilos bärtig ist, was sonst nicht vorkommt. Der feinen Zeichnung nach liegt zwar diess Mo- nument in der Zeit »ehr weit ab von der ersten Erfindung des Bildes und bei einer mehr mechanischen Nachbildung ist es denk* bar, dass ein in der Composition, die nur aus der Kcnnlniss der Sage selbst hervorgchn konnte , nicht unwichtiger Umstand unbe- achtet bleiben, dass ein solcher Fehler einfliesscn konnte, zumal da im alten Styl auch Paris und andre schöne Jugend bärtig vor- gestellt wurde: dennoch wünscht man bei der Eigenlhumlichkeit der so auftretenden Thetis, dass wenigstens Troilos um so mehr
Troilos. 451
in nichts yon seiner sonstigen Erscheinung abweichen möchte. Nur werde ich dieses Bartes wegen mich niemals entschliessen, mit Gerhard hier Tydeus am Brunnen anzunehmen. Die Thetis soll dann Ismene sein, sie* soll einen Stecken erheben, um die Krieger zu Pferd, Adrast oder dessen Gefährten zurückzuhalten und mittlerweile den schwerbewaffneten Tydeus übersehen. Die Krieger reiten nicht in den alten Vasengemälden, am Wenigsten mit einem Handpferd , und Weibern am Brunnen bleibt, wenn feindliche Reiter erscheinen, nichts übrig als schleunige Flucht, da diese sich durch ein Mädchen mit einem Stecken niemals wer- den zurückscheuchen lassen.
Noch in andern Variationen kommt diese Scene vor, die ich nur nicht genau genug notirt habe. So wie an ei- ner Lekythos der Münchner Sammlung (233) mit weissem Grunde an einer andern dort mit 38 bezeichneten Vase, woran ausser dem Brunnen mit untergestelltem Geßiss, der weib- lichen Figur dabei und dem Troilos mit zwei Pferden, zwei Krieger vorkommen; so auch in einer oder der an^ dern von Emil Brauns Durchzeichnungen ausgesuchter Vasenbilder.
Ismene am Brunnen und Tydeus werden wenigstens eher als Troilos und Polyxena anzunehmen seyn bei Mil- lingen Point, de V. pL 22 Gerhards Tafel E, 11 (aus der ehmals Lambergischen Sammlung, doch nicht bei Laborde). Denn zu gross müsste die Sorglosigkeit des Malers hin- sichtlich der Bedeutung gewesen sein , wenn er aus dem vorhergehenden und ähnlichen Bildern seine beiden Figu- ren genommen und sie so zusammengestellt hätte. Der Putz scheint ihm übrigens die Hauptsache gewesen zu seyn: denn mit blumengesticktem Gewand und vom Kopf herab- fallendem Peplos ist nicht bloss das Weib geschmückt, sondern auch der Behelmte, Beschildete hat ein gestick- tes Panzerhemd an. Jene setzt den einen Fuss auf den Brunnenrand, worauf ihr Geföss steht, während sie noch eine kleine Kylix, als ob sie selbst gleich trinken wollte, in die Höhe hält: der Brunnen selbst ist ausgelassen, Ge- büsch darum aber angedeutet, so wie auch bei der ge-
29*
452 Troilos.
bückten Kriegerfigur. Dass dieser mit seinen Lanzen un- mittelbar hinter der Wassersrhöpferin herreicht, giebt den Anschein, als wolle er sie eben durcbstossen , wie Ty- deus die Tochter des Oedipus wirklich an der Quelle tö- dete: auch erklärt Millingen als Tydeus auf dem Punkt Ismene zu töden ^. Sicher bin ich übrigens dieser Deu- tung nicht , jetzt nachdem sich ergeben hat, dass die an- dern auf diesen Vorfall vormals bezognen älteren und deutlicheren Vasenbilder den Troilos angehn; zumal da auch, worauf Gerhard mit Recht aufmerksam macht, die Vasen nur wenige Vorfülle des Thebischen Kriegs und diese nicht häufig enthalten. Es schien mir die Ermor- dung einer Jungfrau am Brunnen zur Charakteristik des grimmigen Tydeus und der Greuel des Kriegs erfunden: aber auch diess ist zweifelhaft. Nach Mimnermos ^^ wurde Ismene aus Auftrag der Athene von Tydeus getödet, weil sie mit Theoklymenos (dem Seher Argivischer Herkunft) verkehrte, wozu wir noch aus Pherekydes wissen, dass es an der Quelle geschah, die von ihr Ismene genannt wurde. Wenn Ismene eine Schuld büsste und Tydeus nur Werk- zeug war, so lässt er sich nicht als ein Schlächter vod Jungfrauen dem Achilleus entgegen setzen, so ist der Ue- berfall der Weiber am Brunnen überhaupt als eines der
9) Die einzelnen WasserschöpferioDen in Gerhards Tafel E, 17 (Stackelb. Gräber XVI, 3) und 20 (Inghir. V. fitt. I. 44) siod in das AltUigliche übergegangene Figuren; an der FonUoaschea Amphora N. 14 (meine A. D» p. 19) aber scheint nicht ein lau- ernder Achilleus gemeint zu sejn, sondern ein Krieger im Heilig— Ihum des Apollon, das durch zwei Palmen und drei Dreifusse be- zeichnet ist, sich aus Verehrung zu beugen. Dass er sich aus Biordlust bäcLle, ist nicht zu glauben, weil es an einem Gegen- stände dazu fehlt und er den Speer rückwärts h<, der for ihm an schreitende Lautenspieler entfernt jeden Gedanken an eine Stellung im Hinterhalte. Dass die beiden Figuren zusammenge- hören, deutet die gleiche Vertheilung der Palman und Dreifusse an.
10) Aristoph. Gramm, argum. Sophocl. Anlig.
gewöhnlichen Kricgsunglacke weniger schien. Die Sage durfte vielmehr vom
Bruni
t, als es flusgehn."
B. Troilot CO» Acfiilleus verfolgt. Aus dem Versleck hinler «lern Brunnen , wn er nie- dergebückt snss, erhebt sich iler Tiirclilbare Felide und die nöchste natürliche und iiothwciidige Folge isl, dass der Knabo Troilos, mochte er seine zwei Pferde zur Tränke oder zur Einübung für dun Kriegswagen heraiisgeftthrl haben, sich eiligst zur Flucht wendet. Der prophetische Vogel erscheint nun nicht mehr. Diesen ersten Fortschrill der Handlung selin wir an der sc)ion erwähnten, in der Umgegend des allen Clusium, unweit Dolciano gprundcnon, mit Namensinschrinen in der alten Koriiilhisclien Schrift reichlich versehenen Vase des Malers Klilias und des Tö- pfers Ergolimos, einem Monunjcnte, das hinsichtlich der alterlhflmlichen Composition und Zeichnung den filleslen von Pausanias beschriebenen, die durcli lausend moderne Federn das Privileg einer hervorragenden Berühmtheit er- halten haben , an die Seite zu setzen ist.
9. Mon. dell' Init. archeol. T. IV tav. 55, Aiipatl T. XX. p. 299. RhcIiIi anraogend komniea aui dem Thor der Sladimauur herauRgeicbriilen Ht'klor und Polilea, ein andrer Sohn de« Pria- moa (11. 2, 791) {HEKTOP roMTHSj; an der Mauer, also Tor dem Thor liUt Priamo« {nPUMOX) auf einem Sili {eAKOX), An- lenor {AlfTKfmP) kommt ihm das Unheil xu melden. Auf Ante- nor folgt die Scbweilcr dea Troilos, deren ganzer oberer Theil fefall, Leontiich an den bunleo Terxierenden Slreifen, die daa Ge- wand anlen einfasEen und in der Milte herablaiifen , in weitem liafendem Schrill, hinler ihr die lljdria lAl^JTH] fallen gclaa- aen (hier unterbrochen), uud die Buchataben hinler ihr^sl aiad unrerkennbar iihrig »oo nOJYXXKNH. Troiloa (TPOIAOZ) mil twei Pferden iprengeod: unter denen die HjdriB licgl, flicht und Aehilleus Terfolgl ihn in Fusa, deaaen Name mit dem gröaaeren Theil der Gealalt fehlt. Es folgen mit den Nan
II] Diesa Molif der Tödung is beaondre Sage von lamene und Thcoklj!
454 Troilos.
alle Abzeichen (wie N. 1), Hermes, Thetis and Rhodia {AIJO^) d. i. eine andere Seegöltin (wie auch Braun bemerkt hat), der Thetis zur Begleiterin gegeben, wie Hermes der Athene. Diese letzteren beiden, deren Geleitung des Achilleus uns zeigt, dasn sein Hinterhalt in der Nahe der Stadt und sein Vordringen dem schon herrorbrechenden Hektor gegenüber ein kühnes Wagniss und die Erlegung des Königssohns eine wichtige That war, treiben den Achilles zur That an, Thetis und Rhodia aber möchten yer— muthlich ihn zurückhalten: darauf deutet das gleiche Ausstrecken der einen Hand in Verbindung mit der unter beiden ebenfalls gleichen Bewegung des rechten Arms , die sich Götterstimnien vergleichen lassen. Hermes aber, der sich nach ihnen umwendet und spricht^ scheint den Gegensatz zwischen beiden Paaren aus- zudrücken, wodurch das dramatische Leben der Darstellung Ter— mehrt wird. Dass Rhodia auf einer in das Brunnenhaus hinein- reichenden Schwelle stehf, die auf diese Axt wohl nur nach dem perspectiTischen UuTermögen angegeben ist , aber als Tritt vor demselben gelten soll, muss ich für zufällig halten, da sie durob ihre Stellung und Bewegung ganz mit der Thetis yerpaart ist. Ein Brunnenhaus (KPENE) mit zwei Rinnen aus -Löwenköpfen, woraus ein Troer ungeschreckt noch schöpft: zuletzt hinter die- sem AIIOJON TPOONy Apollon der Troer Gott und Beistand (wie vav in&davQKoy anokkoiy in mehreren in Epidauros Yon Villoison gefundenen Inschriften); denn TPOOiV kann weder der Name des Wasserschöpfenden sein , noch auch schicklich auf diesen einen Troer oder die Troer überhaupt im Genitiy des Plurals bezogen werden. Apollon mit einer aufmunternden Bewegung des Arms scheint Bezug auf den zur andern Seite heranziehenden Hektor zu haben. Hinter ihm sind noch zwei weibliche Figuren, nicht etwa erschreckte Troerinnen, die Yom Brunnen her nach dieser Seite sich zurückziehen, wie wohl in zusammengezogenen Darstellungen eine bestürzte, fluchtige Poljxena auch auf dieser Seite, im Rök- ken des Achilles gesehen wird (wie N. 21); sondern ihrer mbigen Stellung und Geberden nach Göttinnen, die so wenig als Apollon mit einem Attribut, aber auch nicht gleich diesem mit den^Namen Yersehen sind. Vermuthlich gehören sie zum Apollon als Artemis und Leto, und dass sie sich Yon dem Ereigniss abgewandt haben und nach der andern Seite zu stehn, hat wohl im weiblichen* weicheren, leichter bewegten Gomüth seinen Grund und würde demnach dienen bei dem Beschauer Rührung und Mitleid mit dem bedrohten flüchtigen Jüngling und seiner Schwester zu erwecken
nachsi dt-o RiicLci eio mit der aDderi 10. Kytii dei wendig Urlhei
Haad » XeuDkli l'.rlB).
if in Jrr [Und der CD Güllin da» kleii s einen Uerkcl h^t, j (Ry. Entrührung K. Itocliede Mon.
erharda Tafel E, 1, 3. Gab. Durai Dem auf znei PferdnD fliehenden laufend verrolgl, flieht Toran Polji den Prerdcn: alao Potj'i^ena war an fallen wurde. Nachdem Achilles Französischen Archäologl war, Bo viel ich weisf, Dsralelliing auf den Troi
Braiii lloE deutete '^).
455
dem Apollon zu~ Uefäss, noriiher
ich beliehen soll.
■^ Kerberos: in-
n^d. pt. 49, I R, n. 65. Cob. Beufjnol. n. 48. rroilös, welchen AXIAEVX an. Ein« Hjdria liegt unter Bninnea, als Troilos äher- e Hemilhca xerfolgend «on rd war angenomnien worden. Erste der diese ucbeboireno
klichen Kanne über einem
rlin (n. 1646) O. Jahn Tel. und TroiloE Taf. 4,
ck. und Campaniaehe Vssenbilder des kön. Um.
i Personen der vorhergehenden Kjlii; J>*u hin-
Athene und Hermes lu Beinern Beisland, xulclit
ielb&t mit einem Löwenrachcn. Der daran slehcnde
nd die dea Achillens, der alto
' und sie liehen liee? , um ra-
nen; er selbst isl ohne Schild
(Unten der Kampf des
II. An ritr : Panaurlbeil in Itt I. Gerhards Ein Taf. 14. Die dri tcr dem Achilleus der Bru
Schild nnd die angetehnlc Lai zum Brunnen seibat gekommen uar und scher den Reiter rerlolgen zu k&unen; und Lame mit dem Scbwerdl rerseben. Herakles mit dem Löwen).
11 a). Dieselben drei Vorelellungen im Calalogo di acelte an- (icbili Elr. Vilerbo 1829, p. 44 n. 523 (nicht in dem FranxSsi. ■eher) Kalalog Museum £tr. desselben Jahfs), aber an einer gros- sen 2 Palm, 2 Z. hohen Vase mit drei Henkeln ■>).
12) Ue! Cavcdoni Musec Rteltte sie auch U. Jahn Tel. Vorslellungen, wiewohl noch voran. Vgl. TSirch Archeologi talofue or Vasea in Brit. Mu Vases of Ihc Ganino Coli.
13) Ncl primo raogo ünc una doiina Tugge inanzi di lui; ieguila a piedi minacciando. del guerriero. — Nel aeeondi rieoaoEcc Minerva, aeguono mit dem Bolenstah den drei
Nel
Ingo Ir
largo ammant
> Ealense del Calajo p. S4. Doch und Troilos S. 77 den verwandten mit etwas achwankender Deutung a XXXn p1. ID p. IÖ2 r. , im Ga- s. I, p. 262 N. &3U aus den Selecl.
I ecudiero che guida due cavilli ed un Ruerriero con il Terro in mano
MinerTS c Mercurio scgultauo i paasi
9 rango tjualtro dive, Tra le quali si iUercurio (diesem tunäcbsl geht Iris liötliDiicn voran), II qualä parla ad (Parisj che gli prcaenia un «ore, —
oLidanoun leone c lunibraiio slidarlo.
J
456 Troilos.
12. Hydria bei Depoletü« Gerhards Aaserh Vasenb. I, \4 Gerbard in der oben belobten Tafel E, 10, an der Seholter aber einem Verein von fänf stehenden Göttern am Bauch des GefSsa es. Ausser der Tor dem Troilos herlaufenden Poljxena entflieht hier nach der andern Seite eine andre Troerin hinter dem Achiileus, eine Begleiterin der Poljrxena. AchiHeus trägt hier auch den Schild im Lauf mit sich, der Brunnen i«t ausgelassen, die fljdria vergessen. Vorn sitzt, was sich nun aus N. 9 erklirt, Prlamon abgewandten Gesichts, aus Entsetzen Yor di'ni Anblick der Ver- folgten, im ersten Schrecken.
i3. Eine Oenochoe im Museum zu München (357), die nrir^ als fcfs dort die simmtlichcn Vasen zu meinem Privatgebrauch nolirenf durfte und auch die Torhergehende Hjdria nicht übersah, entgan- gen sein muss, wird im Bullett. 1844 p. 73 Yon Braun angefiihrtr „Troilos, bekleidet mit einem Rock (gonello) und bedeckt miC einem weiten Reiterraantel , mit zwei Lanzen in der Hand , reitet ein Pferd und führt ein andres an der Hand; unter den Pferdes bemerkt man das zerbrochene Gefäss. Achilles, Tollständig ge- wappnet, Terfolgt ihn zu Fuss. Was diese Gomposition wichtig macht ist die Darstellung des Paris, der ohne Uebersturzuog, ahmw hinlinglich beeilt sich Tor dem Peliden zurückzieht.'^
14. Auf der Schulter einer Münchner Hjdria (136) mit dem Paris- urtheil ^^) ist der mit zwei Pferden fliehende Troilos mit sehwan- gestreiftem Mantel angethan. Vor ihm her flieht ein Bogenacbüts (Paris) and eine Troerin, die ein am Boden liegendes dreihenk- liches Gefisss hat fallen lassen , in raschem Lauf. Hinter dem Achilleua ein Hoplite, s^in Waffengefährtc, und ein zweites Weib flieht nach der andern Seite. Ein zweiter Bogenschütze beachlieaal die Darstellung zur Linken, der nur der Symmetrie wegen zuge- setzt zu sejn scheint , wie sonst auch Poljxena oder eine Beglei- terin von ihr hinter den Achilles gesetzt wird.
15. Amphora, Gerhard Etr. und Campan. Vasenb. dea k. Mus. (n. 1642) Taf. 20. Die Toranlaufende Poljxena, Troilos auf aeinen zwei Pferden sich mutbig umschauend, Achiileus, Thetis, die ihn am Arm fasst, ein sicheres Zeichen, dass sie ihn Ton dieaer schicksaWollen That zurückhalten möchte , wie N. 2 vermotbet wurde. Ein Hund begleitet den Achilles; die Hjdria unter den Pferden fehlt nicht. (Rt. Neoptolemos den Astjanai lersehmet- ternd, Priamos auf dem Altar und NebenGguren).
14) In dem obigen Verzeichniss der Parisurtheile N. 13.
Troilos.
457
IS. Amphora, ehmals bei BiBeggio, Gerhard» Tafel E. 3. 4 ähnlich dem lnb«U nnch, TerBchiedcn in der Zeichnung Ton der vorhergehenden. Achillcus fassl den sieb umschauenden Troilos im Rucken, Thelis ans der Ferne mit erhobener Bechlco den AchilleuB mahnend Einholl z« Ihun: denn jetzt, da er ibn ichoii gefasst hat, ist der Augenblick, no er ibn durcbhohren irird. Mit dem Tnde des Troiloe aber wir der dpa Achilleua Terknüpn. Als Begleiterin der Poljiena lüiil airh die entfernt und rubig da «le- bende Figur kaum faisen. (Rr. Quadriga.)
IT. Kjtii, die ich im MuseniD zu Neapel aafa. Voran dai fliehende Weih, dann der Knabe mit Diegendem Mantel , tu Hnsi sprengend, der Krieger nacbaclzead mit ausgeatrecklem Schild, noch eine weibliche Figur, wie gebietend und in der autgealreck- len Hand etwas hallend, Tbt^tia. (Gegenüber ein Behelmter mit aosgea treckten Armen zwischca zwei gleichen Gruppen Ton drei Kriegern, deren einer entwaffnet wird. Auf dem Boden ein go- (Ingeller Jnngling mit Lilie.)
18. Annali d I. VII tav. D, 2. Gerbarda Tafel E, 7. Vor dem TroiloB herlaufend eine Figur, welche zweideutig ial. Ger- hard S. 20: „Troilos ohne der Jungfrau Gegenwart, nur noch Ton einem Gefährten begleitet." S. 46: „Troilos, welchem Po- Ijient, kaum all Frau kenntlich, Torangehl. Oenocboe, die Cam— panari bekannt gemacht hat". U. Jahn Tetephoa und TroiloaS. 85: „Ein Knabe mit einer Peitache reitend, ror ihm fliehend ein nack~ ter Mann, beide drehen «ich um nach dem Verfolger mit geinck— lern Schwerdl." Für männlich nehmen dii im Bull. 1644 p. 6B (pare virile) und Hraui mniBle nackt auagexogen worden sein, eii Wildheil der Scene antudeulen. Buaen fehlt, aber der Kopf acheint weiblich, Gerhards Zeichner hat aich erlaubt daa Weih denllicher zu machen, als ea in der Originalzeichnung ist. Troilos reitet hier nur ein Pferd. Achilles gebraucht das Schwerdl, nicht die Laaze. Ein in zwei Hälften gcbrochnea Gefäsa unter dem Pferde.
9 auf N. 16. woTon nach Allem diesa rohe Bild als Wie- derholung gellen kann
19. An einer kleinen zwischen drei Füssen hängenden Büchac aua Nula, Gerhard Elr. und Camp. Vaaenh. des k. Mus. (n. 676) Taf. 13 N. 4, das ütehende Weih, Troiloa auf einem Pferd und Achilleua nachrennend, nach der linken Seile slati, wie gewöhn- lich, nach der rechten. Aui der vollaläadigen Vorstellung iat in' der Fabrik auch hier nur der Kera herauagenommea worden, ra
i Figur auch CaTedoi I das. p. 75. Daa Weib I Eclilechtea Hotir die
458 Troilos.
▼iel der Raum uod das Gcgenslück , eine Scbieneoanlegong, for- derte. £io driUea schinählicb laacires gymnastisches Bild leigt, wie ungeschickt Ton rohen Töpfern zuweilen die Vorstellungen ausgesucht und zusammengestellt wurden. Der Deckel ist mit Krie- gern bedeckt.
20. Auch die Amphora ans Vulci mit rolhen oder röthüchen Figuren (das erste Beispiel], de Witte Gab. Durand n. 382 „bietet eine abgekürzte Vorstellung dar , das fliehende Weib mit einer Binde in der Hand und Troilos , der mit einer Peitsche Tersehen reitet, das andre Pferd am Zügel hält, sind allein dargestellt. Die zerbrochene Hydria fehlt auch hier nicht'*. Gerhard Vaseob. des k. Mus. S. 19 : „die Figur des Achill fehlt und ist aus ähnlichen Bildern hinzuzudenken, wenn mau nicht annehmen will, der Künst- ler habe durch Znsalz der Tania die bekannte Gruppe zur Dar- stellung eines ferschiedenen Mjrthos benutzt." Diesen Ausschlag giebt eine Tänia wohl sicher nicht.
2i. Mus. Gregor. II, 22, 1. Troilos auf zwej Pferden flieht, ▼erfolgt zu Fuss ron dem gewaltigen Peliden; ein Mädchen flieht entsetzt hinter dem Achilleus. Die hingeworfene Ifydria. (Für Te- lephos Ton dem Ilsgb. erklärt, so wie Nr. 18 m den Annali.) Die Figuren sind auch hier nicht schwarz, sondern gelb ?on schönster Zeichnung, Troilos in zierlichem Phrjgischem Anzug. (Rt. Zwej Mantelfiguren und ein Weib.)
22. De Witte Gab. Etr. n. 75, Gerhard, Etr. und Gamp. Va- Bonb. des k. Mus. S. 19 Not. 2. „Obertheil einer Hjdria Ton Vulci, deren Hauptbild den Nemcischen Löwen darstellt, die Verfolgung des Troilos mit zwey Nebenfiguren, angeblich Tenes und Parthenia, wahrscheinlich Thetis und Patroklos.*' O. Jahn Telephos und Troilos S. 82: „Ausser der fliehenden Jungfrau, dem Epheben zo Pferd und dem Verfolger hinter diesem noch eine Frau , neben ihr eine Hydria und hinter ihr ein bewafl'neter Krieger.'* Wegen der Hydria ist diese Figur schwerlich Thetis, sondern eine Troerin, zumal da sie „durch ihre Geberden Schrecken ausdrückL" Troilos hat zwey Pferde, unter denen das zerbrochene Gefäss liegt
23. Eine Kyliz versprach R. Rochette in seiner dritten Lettre archeol. zu ediren, Troilos zu Ross verfolgt, von Achilleos zu Fuss, noch nicht erreicht, eine Ära und Lorbeer, von denen jener her* kommt. (Rt. satyrhaft obscön, wie auch mit andern heroischen Geschichten das Erotische und Lascive häufig verbunden ist.)
24. 25. Von zwei andern Vasen, deren vollständige oder sichre Beschreibung mir fehlt, ist die Besonderheit zu bemerken, dass
Troilos. 45fl
auf dtr eincD iiDlvr den Pferden des lliehenilen und tod Achillctis Tcrrolglea Troiloa ein Alli^r wie enlnnell liegt, der Tiir dpssüii ig piliger Flucht oder «us Eotaetzen hingi-iunkiiiua PSdagogpn zu halten ist, nur der andern derselbe nach der Sladt voran fliehl. Bei der Ermordung des Troilus wird der Pädsgog uns wieder be- gegnen. Er ist bei lärsilichen Jünglingen eine stetige Begleitung tuT AnKzcichniing. Bei Plularch inl er dem 1 heaeua gegeben (Thea. 4). Auch im Troiloa dea Sophokles war er eingeriihrl.
36. Iljdria des Prinren TOn Cnnino In Rom. welche l)r;iun bei Kaieggio 1841 zeichnen liess. Gerhard. Aueerltnene Vasen- hilder III. Taf. 185. Löwenbninnen mit einem grossen Wasser- becken darunter (tou welchem Poljxona schon enlflohen isl]. Acbil- li'U« den mit iwi^y Pferden sprengenden Troiloa, der »ich iiiräck- und umgebeugt hat. am Schopf erfassend. Auf der andern Seite isl der Altar niederholt, die geOücblete Puljxena setil, im BegrilT sich hinauftuscbwingcn, den Fn»s auf dessen hohe Sinfen, zu- gleich nach dem Verfolger umgcwaadl, der das Schwerdl ans der Scheide zieht und ton einem Andern mit Schild und Lanze be- gleitet wird. Aaf dem Altar silzt ein Schwan, ein anderer ist hinten bei dem zweiten Krieger: Termulhlich mit Nachahmung Apollinischer Hciligthümer. in denen SchwSne unterhalten wurden. An dem zweiten Ericger springt ein Hund hinauf, wio N. 15, wie auch Tor zwei Quadrigen je ein Hund springt (N. 8), wie die Krie- ger häulig auf Vasen Hunde mit sich fiihren. Auf jeder Seile eine PDanzc oder Staude, eher als ein Baum, wenigstens als Lor- beer und Palme nicht kenntlich. (Die mittlere Figurenreihe be- steht aus einem obacöuen Tanz, die drille ans ciaer Beihe von Gänsen.)
37. Die K;liz Gab. Durand n. 3S5, jetzt im ßritlischeii Muieum, in Gerhards Anserles. Vasenb. II. Taf. 186, scheint durch die Sphtni im Innern anzudeuten, dass sie in den Figuren umher ein Bäthsel aufslelle. Ich würde O. Jahns Vermuthung (Telephoe und Troilos S. 86 fT.j, welcher Gerhard zustimmt, dass statt TEJH't'OS Troilos zu leratehen sei, gern xugeben, wenn nur dann Alles sich aufklärte und io Zusammenhang käme. Aber er- stens lieht dieser Name nicht neben dem reitenden Knaben, son- dern über dem Tor ihm herlaufenden nackten Jüngling mit der Lanze; dann ist es auETallend , da»s der Verfolger, der termeint-
, liehe Achillcus, sich umwendet um) wie erschrocken die Hand I legt. Wäre der Gedanke, dasa er Tor dem aus dem Thore he rforge sprengten HBX&OP erschrecke, und ferner,
460 Troilos.
dati der von dieiem terfolgte Uoplit« der wieder die twei Del- phine auf dem Schild hat, Achi]lt*a in einem andern Moment sei, BO wflren auf bekannte und richtige, fasslichc Darstellungen Be^ Euge da: aher immer sehr seltsamer und dunkler Art. Die twi- sehen beide äusserlich einander vehr entsprechende Gruppen ge- stellte dritte Gruppe der twej Worfelspieler (durch das Skiische Thor, das an den entgegengesetiten Henkel gehört, nur durch Fehler des Zeichners getrennt) yerh< sich eu jenen beiden noch seltsamer. Ich vermuthe daher , dasa in diesem Fall , allerdings ausnahmsweise, der Maler sich die drei Gruppen von yerschie- denen andern GefäBsen nur nach den symmetrischen Massen , die durch zwei Bäume, jeder mit einem daran gelehnten Schild, ge- sondert werden, zur Verzierung und mit Aufopferung entweder oder mit Unkenntnis» der Bedeutung genommen hat, und worde wenigstens nicht wagen für den Mjthns oder für die Deutung an- drer Vorstellungen Ton dieser Kjlix den geringsten Gebrauch zu machen. Die Annahme, dass ein Vasenmaler mit den Heroen und ihren Geschichten, sogar mit beigeschriebenen Namen sein Spiel getrieben und der Bedeutung gleichsam spottend in seiner Unwis- senheit die Figuren nur als solche zusammengestellt habe, muss auffallend erscheinen: doch vermuthe ich, dass man bei längerer Betrachtung und Vergleichung sich dazu entschlicsscn wird. Die Zeichnung der Kjlix ist aus ziemlich später Zeit. In den zwej durch die Spieler auf der einen, das Thor auf der andern Seite getrennten Gruppen sind Contraste so spielender Art , dasa der ganzen Manier der alten Vasencompositioncn, die ja anch in Carri- eaturen und Parodieen Anlass gegeben hat, auf feinere Weiae ge- spottet scheint Der schwergewaffnete Verfolger einea Knaben zo Pferd wendet sich wie erschrocken; hier ist der Verfolgte za Boss, dort zu Fuss und der Verfolger zu Pferd gegen allen Brauch, hier hat der Verfolger , hier der V'^erfolgte zwei Delphine ala Schildzeichen.
Die Vorstellungen dieser Abiheilung hängen unter sich so wohl zusammen und enthalten so deutliche Merkmale^ dass eine bestimmte Erklärung zu geben nicht schwer fällt. Die frühere von Creuzer, die viel Beifall gerunden hat^^), Achilles^ Hemithea und Tennes, schiebt den Kttnsi-
15) Grenzer Wiener Jahrb. LXVI S. 202 f. Lenormant in Gab. Durand, n. 65. 382, de Witte Gab. Etr. n. 75. 122. Gerhard
Troilos. 461
lern eine Fabel zu , die nur örtlich und vor dem pseudo- euripideischen Tennes in der poetischen Sage nichl be- merklidi isl, eine Legende zur Erklärung des Cullus des Tenes (Aeolisch Tennes) in Tenedos mit seiner Schwester Heniilhea "^). Er halle der Insel den Namen gegeben, er war tugendhaft dem Zudriiigen der Schwiegermutter ent- flohen und in der Verlheidigung seiner Schwester, die da- durch Zeit gewann dem Achilleus zu entfliehen^ durch die- sen gerallen^ denn ein blutiger Tod leitet oft die Vereh- rung ein. So gross war der Name des Achilleus, dieser war auch Tenedos so nah gekommen, dass die dortige Sage ihn als Werkzeug dieses zur Vergötterung berechtig- ten Todes wählte: und als Anlass bot sich die Leidenschal't des Achilleus zur Schönheil dar. Er lief als der nodwx^^ 'Axtlisvg die lange Insel durch der Ilemithea nach, und den Tenes, den er lödete, da er sie schützen wollte, hatte Thetis vorher ihm verboten zu töden, weil er sehr von Apollon geehrt sei. Man sieht, wie hier Alles in der Le- gende nach dem Tenes bestimmt und dass dieser nicht als Kphehe zu denken ist; dem Achilleus ist dabei eine Rolle zugctheiit, die von Allem, was die Poesie und Kunst auf seine Leidenschaften gedichtet haben, grell abütichl. Es braucht keines lielTühlenden Achilles, um roh und aus- gelassen einem Mädchen nachzurennen und auch seine Waffenrilslung und seine Schnellfüssigkeit würden in sol- chem Wettlauf nicht geehrt erscheinen. So lang als uns an den alten Vasen, statt hochberühmter und im Geist und Charakter der Poesie abgefasster Scenen der Helden- und der Göttersage einfältig ersonneiie und obscure Cultusle- genden einzelner entlegener Orte in häufigen Wiederho- lungen noch nicht vorgekoinmen sind , dürfen wir daher
Neaerworb. Dentini. II d. 1640. 164?. Auserlesene Vtsenbilder 1 Tat. tl. Jabn Tel. und TroMoa S. S1 ff.
16) Plularch Qu. Oraec. 28. Pauisn. X, 14, 2. TiflU. ad Lyc. 2i2.
462 Troilos.
nicht anstehen, von Tennes und Hemithea entschieden ab- zusehen.
Gerhard hat in den Elr. und Camp. Yasenb. des k. Mus. 19 ff, eine andre Deutung an die Stelle gesetzt^ die nicht geringere innere Schwierigkeiten darbietet. Er nimmt an, dass „vorzugsweise einer Schönen Verfolgung darge- stellt sei, ein Moment der Verfolgung der Polyxena vor- ausgehe^, dass „die dem Reilt;r verbündete Jungfrau im Gegenstück der Verfolgung des Troilos nach einem Altar flüchte^, er fasst die „bei dem gleichen Anlass wie ge- gen ihn gegen eine Jungfrau geüble Verfolgung als Episode oder als Anhang des Troilosmythos^ ^'^). In dieser letzteren Geltung, fährt er fort, erscheint die gedachte Jungfrau auf einer Hydria (sie ist N. 26) dem Morde des Troilos gegenüber; von zwei Kriegern, etwa Achill und Patroklos, verfolgt, hat sie einen Altar erreicht, den Palme und Schwan als Heili^thum des Thymbröischen Apoll uns bezeichnen. Diese Ortsbezeichnung enthält, wenn wir nicht irren, den Schlüssel zum Verständniss jener räthsel- haften Figur. Nach ihrer Beziehung zu Troilos kann es wohl nur eine Tochter des Priamos seyn, — Polyxena, die Neoptolemos dem Schatten Achills zum Opfer brachte, darum nämlich, weil Achill sie im Leben vergeblich begehrt hatte. Sie von Priamos zu empfangen stellte er, wie es heisst^ beim Thymbräischen Tempel sich ein, als Paris ihn tödlich
17) So isl auch bei der Herausgabe der Amphora in den Aos- erlea. Vas. III, 185 S. 76 bemerkt, dass sie „den Mythos in eigen- thämlicher Weise und mit dem besonderen Vorzug eines mythi- schen Gegenbildes darstelle." Dagegen ist in dem andern Werk S. 22 auch die nach meiner Ueberzeugnng richtige Ansicht ani- gedrückt, es sei trüglicb, wenn es scheine, dass in „dieser Vor- stellung (der N. 11) und ähnlichen vorzugsweise einer Schönen Verfolgung gemeint sei": wenn auch die Jungfrau beim Wasser— schöpfen überrascht werde, so brauche sie doch nicht dag eioiige Ziel von Achills Angriff zu sein. Auch O. Jahn tiuscbte sieb mit der allgemeinen Vorstellung eines Mädchenraubet S. 21.
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Troilos. 463
verwundete; an gleichem Ort scheint die Lesart der Sage^ der unsre Bildner sich anschlössen , einen Angriff Achills auf Polyxena gleichzeitig mit des Troilos Tod gekannt zu haben.^ Ich wiederhole die Thatsache» dass die poetische Sage , die von den Neigungen des Achilleus viel überlie- ferte , sie bedeutend unterscheidet von Angriffen auf Jung- frauen , so dass daher eine Variante der Sage selbst, die auf dieses lautete , durch' Conjectur zu setzen sehr kühn ist. Polyxena konnte wirklich genannt werden, welche Achilleus, als er den Troilos tödete, beinah auch erreicht und zur Gefangnen gemacht hätte, aber diess wfire doch kein besonderer Strauss, sondern etwas Untergeordnetes, zu dem andern Gehöriges und ein solcher Angriff hätte am wenigsten zu der späten sentimentalen Dichtung von Achilles und Polyxena Anlass geben können. Die, welche von diesem romanhaften Zusammenhang sprechen, stellen ihn auch dem Roman gemäss dar. Achilles erblickt im Gefecht bei den Mauern Polyxena, liebt sie, begehrt sie zur Ehe und verspricht dem Vater zum Weibkauf den Frieden für sie, die Troer gehen den Vertrag ein, betrü- gen und töden ihn durch den Pfeil des Paris: darum schreit sein Geist Rache. Oder die Polyxena liebte Achilleus und auch Polyxena liebte ihn, sie sahen sich bei Gelegenheit der Auslösung des Hektor. Als Achilleus im Tempel ge- tödet ist, flieht Polyxena nicht mit den andern Troerinnen in die Stadt, sondern zu Agamemnon und tödet sich selbst in treuer Liebe am Grabe des Achilleus ^^). Und beiläufig, wenn schon das Nachlaufen um eine Gefangene zu erbeu- ten, von Liebe wohl zu unterscheiden ist, so kann doch auch nicht die Verfolgung des Troilos „nebenher (neben seinem für Troja verhängnissvollen Tode) als rein mensch- licher Beleg für Achills der Schönheit zugängliche Helden-
18) Argum. Eurip. llec. Ser?. ad Aen. III, 322. Pbilostr. Hcrroic. XIX, 11.
464 Troilos.
seele^ angesehn werden, darum, weil spät bei Lykophron (309—313) auch vorkommt, dass Achilles in den Troilos verliebt war, als er ihm am Altare des Apoilon, seines Vaters, das Haupt abschnitt, oder vermuthlich als er es ihm abgeschnitten hatte, als Nachahmung seiner Liebe zu der entseelten Penthesilea. Diese Verliebtheit stammt viel- leicht aus den unzähligen Volkssagen der Neuilier über die Personen der Troischcn Heldensage und ist auf ba* rocke Art berührt von jenem mit keinem andern zu ver- gleichenden Dichter, dessen grösste Kunst in Vermischung und Verwirrung besteht. Zwey so grosse Gegenstände, wie der Tod eines Priamiden, der durch die Kypria das- sisch und allbekannt geworden war, und eine Neigung des Achilleus fasst nicht der Raum eines einzigen Bildes. Die Flucht aber der Troerinnen oder der Königstochter vor ihm , der den Troilos vor sich her jagte , gehört in das vollständige Bild dieses Ueberfalls. Der Brunnen war darum so wichtig, weil nichts Andres so bestimmt und so leicht die Nähe der Stadt anzeigt: denn grosse Brunnen waren gewöhnlich nahe vor dem Thor. Der Brunnen ge- hört zur Stadt, nur dass er ungeschützt liegt: Troilos, der hier seine Rosse tummelt, ist fast wie in seiner Heimalh überfallen. Desto grösser die Kühnheit des Achilleus , der sich allein oder nur mit seinem Patroklos aus Lust an küh- nen Abentheuorn so weit vom Lager herausgewagt bat, eh es noch zur Schlacht zwischen Lager und Stadt gekom- men war. Da der Brunnen nur das Local bezeichnet, so flieht Troilos, wenn er nicht zur Tränke, sondern zur Reil- ttbung herausgekommen ist, nicht „vom Brunnen^, sondern beim Brunnen vor dem Skäischen Thor. Troilos führt im Reiten ein zweites Pferd, indem er ein Gespann einübt, wie es auf den Vasen auch sonst vorkommt; es ist eine Ausnahme, wenn er nur eines (N. 2. 17. 18. 19. 27), so wie wenn er einen Begleiter hat, welchen natürlich das Handpferd des Troilos nicht angeht. Er hat eine Peitsche
;
Troilos. 465
oder eine Gerte, da er nur Uebungen ansleill, doch zu- weilen ein oder zwei Lanzen, zeigt sich übrigens beherzt, so wohl wenn er langsamer im Fliehen reitet, als wenn er zurückschaul. Ein Weib am Brunnen nnwesend zur Zeit des Ueberfalls zeigt, dass Troilos nicht tollkühn , nur Achilleus verwegen war. Diess noch mehr hervorzuheben sind N. 11 sein Schild und seine Lanze am Brunnen an- gelehnl. In dem spätem Moment, wo es zwischen Achill und Troern zum Kampf gekommen , sind natürlich keine Troerinnen mehr sichtbar: die waren nun schon entkommen. Alle Schwierigkeit oder das Missverständniss hängt ab allein von der Vase (N. 26), woran die Verfolgung des Troilos und die der Polyxena, die sonst nur eine ist, in zwei ver- schiedene Bilder auseinander gerissen sind, naiürlich mit Wiederholung der Figur des Achilleus selbst. Der Altar, an welchem sonst Troilos sein Ziel findet, ist hier der Po- lyxena vorbehalten, da jener auf dem Pferd Figur genug macht. Meiner Meinung nach ist diess allein dem Belieben des Töpfers zuzuschreiben, der beide Seilen der Vase mit Figuren aus der einen Vorstellung ausstatten wollte und nicht danach fragte, ob dadurch der innere Zusammenhang anfgehoben wurde oder nichl^^). Dasselbe Verfahren ist auf das Parisurlheil N. 37 angewandt, und auf die Verfol- gung des Troilos vielleicht noch zerstörender N. 27. Auch
18) SehrnoM bemerlil Braun aber dieie Vaae im Bulletl. 1844 p. 74: E maniresto che tjuesi» importanle ElOfigla ci reca icomposti gli elemeoli , che formsDo la storia ripelula di lanli vasculari di— Ic suol comparire siccanie Hgura iccoadaria di Troilo, quivi nel quadro apposlo direnla
lilunR des Troilos Ton Sopholil^s in irgend Wpniger slimml es mit mi:iner AulTasEung In der Erltlüruag der Vaic Fran^oiB sagt: ■mbedue i tralli della favola compariscuno infalll dislinii; ed Achllle nenlre dell' uno de' lall sli per impAdronirsi di Poli&seoa che si .■■Iva air u» di Apolliue.
466 Troilos.
die beiden Bogenschützen N. 13 scheinen ans malerischem Grund und nicht zum Vortheil des Gegenstands an beiden Enden zugefügt zu seyn.
Ein Jüngling auf flüchtigem Ross vom schnellen Achil- les eingeholt, schon ergriiTen im Haar und herniedergezo- gen, ist ein so pathetischer Gegenstand, dass wir ihn auch in andern Gattungen der Denkmäler viele Jahrhunderte hin- durch nach der Zeit der gemalten Vasen festgehalten sehn. Durchgängig aber ist in diesen der Jüngling nur ein ein- facher Reiter ohne Handpferd, wie einigemal in den Va- senbildern: dass man einst die Pferde im Krieg nur fuhr und sie daher auch paarweise zu den Schwenkungen des
Kriegswagens zureiten mochte, war vergessen»
•
28. Onyxcameo der Mantnanischen Sammlung im Muteo Worsiejano ta?. 30, 14, wo Visconti erklärt, ein Griechiicher He- ros reisse einen Troer vom Pferd auf dieselbe Art, wie Troilos beschrieben werde im Troischen Krieg. Wo er diese Beschreibung gefunden, ist mir nicht bekannt« Die Arbeit wird sehr gerühmt und gehört zu der in der Glyphik besonders häufigen Klasse, worin der Charakter im Uebermass der Zierlichkeit untergeht,
29. Dieselbe Gruppe sah ich an einem Marmor im Museom zu Brescia , der in dem neuen schönen Werk über dies« Musean nicht aufgenommen ist und yielleicbt die Querseite eines Sarkiw phags abgegeben hat, wozu auf der andern Seite ein anderer Mar- mor daselbst von derselben Grösse und Arbeit mit einem in Trauer sitzenden Weib und zwei Dienerinnen Yor ihr und einer älteren hinter ihr siebend, gehörte. Hinter dem Achilles steht noch ein Streiter, sein Patroklos, und zum Troilos gehört ein Phrjrger mit der Mutze, sein Pädagog (wie N. 24).
30. Hiermit kommt sehr überein ein Marmor im Museo di MantoTa T. 3 tay. 9. Der Phrjger zwischen dem Troilos und dem Achilles, welcher diesen am Haar gefasst hat, streckt bittende Hände aus; zwischen dem Achilles und seinen Waffengerährten ist auf dem Grund noch ein anderer Krieger angedeutet. Troilos kat hier einen Schild am Arm, was nur dann richtig sejn würde, wenn ar im Gefecht mit Achilles fiele, wie bei späteren Dichtem; aber dann sollten ihm auch Helm und Chlamys nicht fehlen. Labiu hält sich in seiner Erklärung nur an ein am Bruch dea Maraor^
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Wichtiger siful, weil in einigen Wiederholungen aus- föhrlicher und in Nebenpersonen abwechselnd, die häufigen Darstellungen an Elrurischen Urnen, woran auch 0. Jahn und Cavedoni den Trüilos erkannten.
31, Im Muaenm zu Florenz, wo dersrlbe Gegenstand noch an andern solcher Alabaslerurnen vorkommt, nolirle icb Ton einer; „Ein junger Heros (Achill) mit Ohiamjs um die Schultern, einen Helm auf, reisst einen waffenlosen nackten Knaben vom Rosa. Unter dem Pferd liegt der Pidagog, bärtig, im Hantel. Voran Diehl ein Knappe. AuT den Ecken eine weibliche Figur mit enlblöasteT linker Brnit. Auf den Seilen nicht«-.
33. Im Museum zu Cstajo nach der Indicaiione anliquaria Ton Cavedoni 1842 p. 16 N. I, der Jüngling zu Pferd, ein nackter Heros der ihn am Haar fasst, unter dem Pferd eiu ungewiiser Ge- genstand, hinter dem Achilleua noch Lende und Arm eines andern, ebeofalls ungernsteleo Kriegers.
33. Das. p. SJ N. 859 an einer Ihönernen Urne isl der Ver- folger uiil Chlamjs, Helm und Schild gorüslel, der Mann hinter ihm bärtig, mit Theesalischem Hut, aufgegürteter Tunica, russfällig flehend zu jenem (der PadagogI, vor dem Pferde des niehenden ein Uann mit Chlamjs nud, wie es scheint, Sebwerd und an den Mähnen fasHt (Patroklos), dann ein ei Weib, diB zurückachsut {Poljiena).
33. 34. Zwei aus Alabaster wurden im Gebiet v gefunden, die eine Bullell. 1S46 p. 163. die andere Francois, Bullelt. 1849 p. 6 s. Auf der ersten liegt Ji des Troilos (der Padagog) getödlel zur Erde (indem er sich zum Scliutie leioei Zägliogt dem Achilleui entgegen geworfen hatte)
r es aufhält t fliehendes
Gefährte
468 Troilos.
auf der andern steht er da tod Schrecken erstarrt Statt des Tro{- loa wird hier ,,Lioone'* genannt, d. i. Licaone, nach Inghiramia Vorgang im folgenden. Den Priamiden Ljkaon aber tödtet Achil- lens in der llias (21, 34) in der Schlacht; Diktys (4, 9) Usat ihn nach seiner unverständigen Willkürlichkeit mit dem Troilos za* gleich gefangen und hingerichtet werden.
35. Mus. Ghius. 11 tay. 147, eine grössere Gomposition, welche O. Jahn Tel. und Troilos S. 76 hierher zieht. Der zu Pferd flie- hende Knabe fasst den Arm des Achilles an, der ihn am Haar er- griffen hat und das Schwerd nach ihm zückt. Unter dem Pferde liegt ein nackter Jüngling und yier gerüstele Troer stehn erschreckt und unentschlossen zum Kampfe, der eine, dem der Helm entfallen ist, hinter dem Achilles, die drei andern auf der andern Seite. Viel Aehnlichkeit hiermit im Ganzen und Einzelnen hat eine yon Inghirami an ßraun mitgetheilte und yon diesem im Bullett. 1844 beschriebeoe Zeichnung, zugleich aber auch Eigenthümliches.
36. Gori Mus. Etr. II tay. 134, die Uauptgruppe wie an der yorhergehenden Urne, nur dass das Pferd gestürzt iind dessen Reiter mit Harnisch, Schild und Helm, an dem er gefasst wird, angethan ist uud dass ihn ein Krieger auch yon vorn bedroht (wie N. 33).
37. Dempster Etr. reg. I tab. 68, 1. Aebniich: nur daaa der gepanzerte Troilos an seinem Haar gepackt wird. Daran aber, dasa auf den dem Reiter entgegentretenden Kriegsmann noch ein anderer folgt, der einen Niedergetretnen ersticht und dass ein ähn- liches Paar auch unter dem Pferd angebracht ist, yerräth sich, waa auch yiele andre dieser oft sehr handwerksmässigen Urnen zu erkennen geben , dass man dort häufig nur gewisse herkömmliche Schlachtscenen wiederholte, ohne an Bedeutung und Personen za denken.
Aus diesem Grunde scheint es auch sehr zweifelhaft^ ob man berechtigt ist, mit 0. Jahn S. 74 und Cavedoni p. 17 die Urne im Museo Etrusco I tav. 83 und die damit im Wesentlichen tibereinstimmende im Mus. Chius. tav. 25 auf Troilos zu beziehen, welchem Achilleus den Kopf ab- geschnitten habe auf dem mit ihm zugleich hinstürzenden Pferd, oder mit Inghirami auf Menalippos, welchem Aro- phiaraos das Haupt abschnitt: oder auch den Krieger für Troilos zu nehmen, der einen andern Gerüsteten auf eioem
Altar Schulz Suchenden ersticht: eine Etrurisplie GOlIin auf der andern Seile (Inghir. Gall. Omar. Hl tav. 194) u. a.
C. Ermordung. 38. Amphon Candelori, jtXzt in Manchen, ia den Man. rn d. I. 1633 I, 24 (auch bei Inghirami Vxi Sil. IV (ir. 346). Troi- toB, in noch zarlera Aller, wird von Achilleui, der ihn Dämlich Tom Pl'erd an den llgarea oder am Arm hcruntergerigseo hat, nun an dem Dreifuss, der das Hi^iliglhiim des Apoilon bedeutet, lerichmel- lerl. Das Vergehn dca Peliden gegen diesen Coli wirit ao auf die ({rellsle, seine Kriegswulh auf die rauheste Art dargealelll; und d»e Mol'ii dieser Dichlung war, dasi im erhabensten Beispiel dat Üebermass gezüchligt und Apallan zugleich dadurch verherrlicht wurde, dass an derselben Slelle, wo Achilles durch den ton ihm gelenblen Pfeil des Paris fiel, von ihm auch die GoItesTergessen- heil rcrenhuldel gewesen wäre. Zugleich erscheint Achilles dabei als dai Vorbild sciacs Sohns Neoptolemos, wenn dieser den Sohn des Heklor Tom Tfaurm hershschleuderl oder eben so am Altar Kerscbmetlerl 1 und ea ist bekannt, wie gern die alle Poeaie und Kunst besonders bei mehreren der Thebischon nnd der Troiscben Beiden UebereiDslimmuugeu zwischen dem Sohn und dem Vater im Ganten des Charakters und in einzelnen Tbaten ein rührten '°). Den Tod des Troilos auf dem Altaf dea Apollon erwühol auch Ljkophron (313). Am Koden silit, weil aeine Beins tbn vor Schrecken und Schmeri nichl tragen, der alle Padagog, den wir auch N. 24. 35. 29. 30. 31. 33. 34 in* sehen glaubten, ßie dem Acbilleus beistehende Athene hat sich umgewandt gegen den Hek- tar, wie um ihu aufzuhalten. Gegen Schluütg, den erslen Erklärer in den Anuali d. I. 3, 361, nies Ambrosch (daa. p. 369-80] nach, dass die Scene ausserhalb der Tbore und also top der Ein-
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i Belagerten in Troer, der auch den eigenen -uf halte; und Heklor und Po- dein Gemälde Ton Rlilias, wo Hülfe eilen. Dieser Ausfall lungsrollen Geberden der Wei-
20) S. Aeach;!. Tril, S. 461. Ep. Cjclus 11 S. 13.
470 Troilos.
ber auf der Mauer, mit der Schreckensceoe in VerbtnduBg; denn diese gilt als das Aeusserste eines käboen und mörderischen Vor- dringens auf dieser Seite. Die Bucbstaben, die das Skfiische Thor bezeichnen sollen, sind dazu nicht gültig, da auch alle nbrigen Inschriften, wie Ambrosch selbst zugiebt, phantastisch und ohne Sinn und Bedeutung aind^^). Auffallend ist, dass unter den Troern, die auf der Mauer dem eben beginnenden Kampf um die Leiche des Knaben zuschauen, einer ein Trinkhorn angesetzt hat. Ver- muthlich soll dies das Bild des Krieges beleben, oder soll die Hitze angedeutet seyn, wovon sich einer augenblicklich erholen will, worin das Alltägliche mit dem Ausserordentlichsten und Ent* setzlicbst'en sich unvermeidlich und oft auf eben so tragische als launenhafte Weise begegnet. Sorglose Ruhe könnte die Sache nicht ausdrücken, da der Augenblick des ersten Ueberfalls Tornber war, wie die Geberden der Frauen zeigen. Der Künstler und der Dichter bringen gern, von Sage und Geschichte belehrt, zwischen tief ergreifendem Ernst einen heitern Zug menschlicher Tborheit an. In der Hauptsache verfehlte auch Ambrosch das Richtige, in- dem er die Hauptpersonen Achilleus und Troilos nicht erkannte, sondern mit Schluttig die Ermordung des Astjanai durch Neopto* lemos, das Ende statt des Anfangs der Greuel vor und in llion annahm, eben so wie R. Röchelte Mon. inöd. (p. 248. 324). Der Tod des Astjanaxist eine so hervorstechende und bedeutsame Scene der Zerstörung der Stadt, dass eine Verlegung derselben in die früheste Zeit der Belagerung sich in der That nicht denken lisst. Diese Abweichung von der ^gewöhnlichen Sage, wie viele Ungleich- heiten der ErzShlung man auch ans Dichtern und Kunstwerken damit zusammenhalten möchte, würde zu sehr gegen die Grundlöge der alten Poesie von llion Verstössen. Durch den Abschied dei Hektor und der Andromache war das in diese poetische VerkU- rung aufgenommene Kind zu einer tragischen Person erhoben, deren Tod sich nur für den Gipfel der Schrecknisse vollkommen eignete. Die dem Hektor entgegentretende Athene hielt Gerhard (in den Etr. und Camp. Vasenbildern des Museums zu Berlin S. 7) für ein Palladium. Aehnlich einer mehrmals vorkommenden Ge*
21) Ein Versuch diese Kritzel zu lesen von Grotefend in der Hall. Litt. Zeit. 1834 I, 300 ist ganz vergebliche Mühe. Ein an- dres Beispiel sahen wir in diesem Kreis von Vorstellungen lelbit
N. 8.
Troilos.
471
I ich bald durch Gerhards
ie jetzt erblarle'^), «eiche
UDd Troiloi T<f. 2 S. 70
i mich üherging.
: Vase im Bullelt. d. J. A.
■lalt des Palladium in die Figur allerdiogs. Da man sich aber millen im kriegerischea Getümmel doch nur die lebendige Göllio gegenwärtig denken kann, diaae auch in aadera Vorstellungen un- iweifelhafl angetroffen wird (N. I. 7. 9. II. 41). to ist wobi xa vermulben, daas der Künstler auf die Göttin selbst wegen der Hei- ligkeil ihres allen Schnilzbildea dieae Aehnlichkeit mit der Form deaselben wie unwillkürlich hat übergehn lassen. Aehalichei fin- det man auoh sonst t. ft. in B[iälern ParisurlheileD. Llebrigeoa nenal hier Gerhard das „Troilosbild wohl erklärt durch Schlullig uod Amhrosch". Die wirkliche Erklärung dieser Beiden log der meiaigen in den Aanal. d. J. 5, 233, 1833 ausdrücklich vor Hüller in aeiner Archäologie zu §. 415 N. 1. (S. 714 der 3. Auag.)
39. Im Oclober 183-1 kam in Ron Hn. Campanari zum Vorschein, woioi Gute die Durcbieichnuug sah und ao w später Ton 0 Jahn in seinem Telephos bekannt gemacht wurde und nachher \ Nach einer falschen Reslaurati 1834 p. 234-38 von Secondiano Campanari beschrieben, nach des- sen Erklärung auch die TaUchen luschrirtea gesetzt ieya werden, Dämlich AnOJJOff neben dem auf den Altar geOuchteten Troitoa, der ein auf Steinen errichtetes Bild dieses Gottes aejn loll, UAPll Tor dem Gesicht des Achilleus, welcher Paris die Bildsäule des Thjmbräiecben Apolloo erfaEseri soll, um ihn um seinen Beistand aniuflehen,' der wirkliche Name AXIASrz wird aUdann Dicht auf deo das Schwerd gerade gegen den von ihm angefasslen Knaben rühreodco Helden bezogen, den msn sich nicht scheute für einen Hülfeflehenden zu nehmen , sondern auf den welcher auf einer Quadriga h^rankommL Achilleua, welcher nach der lliaa 22, 359 am Skäischen Thor von Paris gelödtet wird, aoll hier lukommen um den PfeiUchuss des Paris lu erhalten, Polj'ieaa aber von der andern Seile in dem andern Viergespann, worauf nur die weibliche Figur rebll, lieh nähern, nach der späten Fabel, data Acbüleus listig lum Verläbniss mit Polfxeoa eingeladen war, als Paris ihu im Tempel ermordete. Diese Erklärung durfte nicht übergangen werden, weil sie sich durch falachc Inncbrifl ein Ansehn gegeben hatte. Als ich im Herbst 1844 die Vaae aelbal in der Sammlung
33) Rhein. Uui. 1835 S. 627 f. <jetit mllem I S. 372J.
) meinen Alten Denk-
472 Troilos.
des Hrn. Samuel Rogers in London sah, fand ich keinen UAPMJ^ nur den AXIJETJS, bei diesem auch, über dem linken Arm, KAAOS, statt des AnOJJON aber die Buchstaben lOIAOJS, die durch Vorsetzung yon T und Ergänzung des / in P den ohnehin ▼orauszuselzenden Namen ergeben. Die Schrift ist in der Farbe nicht mehr sichtbar, aber Töllig deutlich durch die Dicke des Far- benaufirags''). Diess erklärt sich sehr einfach durch die That- sache, die mir aus einem Briefe yon Gerhard bekannt ist, dass er selbst im Juni 1839 die V^ase restaurirt in London bei Hm. Ro- gers wiederfand, von deren Scherben die an mich Ton ihm abge- tretene Durchzeichnung in Rom genommen war, und dass er ge- meinschaftlich mit Millingen, dem Freunde des beliebten Dichters und Runstsammlers, don AnOJJON abwusch und yermuthlich auch den nAPIJSy da ich später yon diesem keine Spur mehr antraf. Es ist daher zu bedauern, dass Gerhard in seiner oft angeführten Tafel E. N. 5. 6 eine Zeichnung „später als die Hr. Jahn yon ihm erhielt'* mit den falschen Inschriften fortgepflanzt hat. Diese Zeichnung muss wenigstens früher als die yon ihm auch hier (in den Etr. und Camp. Vasenbildern S. 45 f.) erwähnte ihm „Von Hn. Rogers gestaltete Prüfung'* gemacht seyn. Er sagt, daas „die- ser Prüfung gemäss statt der Inschrift AHO J JON füglich TgOUog ursprünglich sejn könne; yon den übrigen Inschriften, die unan- gerührt bleiben, mag AXIJEYJS beglaubigt sejn, dagegen wir noi erlauben die Inschrift UAPIJS, die als Name des Paris jedenfalls AAßXJSATfJPOJS heissen müsste, bis zur Nachweisung ihrer Echt^ heit für untergeschoben zn halten,*' Möglich dass Millingen den Paria erst später auch abgewaschen hat: aber gewiss hätte die ganze Beschaffenheit der Campanarischen Fabel antreiben aollen, diesem Paris unyerzüglich auf den Leib zu gehn. Doch die on- bestimmten Worte, dass statt der Inschrift AUOAAON füglich TqOIAos ursprunglich sejn könne, beweisen mir, dass Gerhard den wahren Zusammenhang nicht geargwöhnt hat Diesem Umstand ist es zu danken, dass yon einem halb lächerlichen, halb tadelna— werthen Betrug nun in dem Prachtwerk der Vasenbilder ein Denk- mal bewahrt bleibt. An der Vase selbst ist yon AUOAAON nicht Schatten noch Schein zn aehn, und jetzt wenigstens eben so we- nig yon UAPIJS^ und sollte mir bei einer einmaligen Besichtigung nicht bloss dieses Gefässes, sondern zugleich einer ganzen beden-
23} In der Durchzeichnnng sind die Buchstaben nicht yollatän- dig und richtig gegeben.
Troilot. 4T3
' teuren Sammlang dieie SchriTt etwa entRangen lein, «o wird man ßaiiea, dasB es nicbt Paris, Bondera HO n.ill ist, gebörig zu dem KAiOS das ich lelbil bemerlile ^''). Dies ist nicht mebr als Ais» N. 40 ArKQZ und N. 4 JEAFPOX angeschrieben ist. Voraus hat die neue Zeichnung die Scbüdzeichen des Hektor und leinea Begteitera, auf dem Schilde des forderen Streiters oder des Hek- tor eine Schlange, auf dem dee andern einen furchtbaren, phan- Uatiechen Thierkopf. Uebrigens bemerkt O.Jahn, wie sehr neben der BeschrüniiUDg auf weniger Personen, die fast starre Rübe dieaea Bild unlcricbeide von den gewaltsamen Bewegungen des Torher- gshenden. Beaonderi auHallend ist eigentlich nur, dass der vom Todesitoea bedrohte Knabe erstarrt hinsieht, wie ein Götterbild, tiani eben so ist der auf den Altar genäcblele Sohn des Ljkur- go>, den Todeestois ror Augen, abgebildel an einem bekaunteii Marmorkraler im Palast Corsini zu Florenz, wo eine übel Terstän- digte Kritik darum an der Erklärung selbst Anatoss nahm. Gerade die Stellung auf dem Altar legte es nah daran zu denken, daaa die ErstarruDg sehr naiiirlich mit einem Bild Terglicheu und als nach- drücklich durch die staluenrnSssige Stellung auigedrückl wird. Der Troilos unterscheidet sich dabei doch auch deutlich genug von Lzbild, da er mit der einen Hand den Arm des Feindes lurnckhilt, wlbrend iba dieser am andern Arm gepackt hat. Der Altar aus Steinen aufgebaul kommt öfter so Tor, namentlich wo Astyanax daran zerschellt wird. Hinter dem Achilleua hHlt hier I Wagen, so wie N. Vi [wie ao oft hinler dem Herakles bei ■einen Atbleu), oReubar der Sj'mmetrie wegen, gegenüber dem dea U«ktor.
'M) Mit Vergnügen aah ich spiter waa E. Braun im BullelL 1844 p. 74 ton seiner Untersuchung der Va^e, als aic Triicb aua der Erde gekommen vrar, berichtet: E piü che ridicolo die roler «coprirri il nome di Paride ; nit pure h poco Telice di leggerri Apollon. N^ deir uno ne dell' allro nome ri ai scorge traccia. Le leggende aono guasto dsH' umido che ha penetrato la Teroice, ma 000 aono rialaurale e chi ha qualcfae poco di pratica nella let~ tnra di aimili leggende, non poträ far a meno di riconoscerTi il ' tiato OTTio e soleoae IIAIZ KA.iOS. Da zugleich die Vase auf Troilos belogen wird, so errathe ich um so weniger die in der Note S. 27 erwähnten üedenken meines rielerrahrenen Freundes gegen meine Erklärung von N. 3B — 41 oder welche andre er an die Stelle setten könnte; lumal, da er auch zugleich selbst auf- merkiam darauf macht, daas durch die Vase Francaia die dort an- genommene Zubnlfekunfl des Hektor bealiligt werde.
474 Troilos.
40. Rylix Yon Eaphronios mit rothen Figuren Ton kraft— ood effeetfoller Zeichnang, in demielben Grabe mit N. 38 gefunden, in dei Primen Ton Ganino Mus. Etr. N. 568. Notice d'une coli, de Vases peiota. Paris 1845 N. 87 bis, Gerhards Auserl. Vasen III Taf. 224 — 26. Auf dem Boden AXUßSVS AXUEVJ {r.l) und TPOIJOJS, Troilos hat sich zum Altar gefluchtet und Achilleus, der ihn an den Haaren fasst, zuckt das Schwerd auf ihn. Aus- wendig dasselbe. Rechts der Altar mit einem Dreifuss darauf und einer Palme. Dazwischen hat Achilleus (ohne Namen) den Kna-> ben TPOIjiOJS (tA,) gefassL Nach der andern Seite hin reissen die zwei Pferde des Troilos aus, neben denen ein andrer Palmbaum. Gegenüber yier Krieger, welche sich waffnen. Bei dem Altar ist noch ein der Darstellung fremder Name JYKOJS.
D. Der Kampf um die Leiche.
41. Amphora aus Vulci, jetzt in München, in demselben Mu- seum Etr. N. 529. Röserve Etr. N. 57. Gerhards Auserlesene Va- sen Taf. 223. Die Leiche des Troilos, weiss wie weibliche Ge- stallen wegen seiner Jugend, ausgestreckt bei dem Altar zu den Füssen des Achilles, welcher dem Hektor den Kopf seines Bruders auf der Spitze seiner Lanze hinhält. Die beiden Helden sind drei andre Troische Streiter (wie auch N. 39 deren yier Torkommen.) Achilleus ist, statt Ton Kampfgenossen, begleitet Ton Athene, die eine Lanze und einen Kranz des Sieges für ihn hält, und yon dem bärtigen Hermes, der sein Kerykeion senkt. Zwei Sphinxe und zwei Schwäne endigen diese Reihe. Die Namen der Figuren sind JEI4»V{ß]0JS, AINKAS, HEKTOP, TPOIAOS, AXUAEYS, BEPMEJ, nur Athene und der eine der Troer ohne Namen, dagegen auch am Altar der Name BOMOJS (wie ähnliche N. 9.) Das abgeschnit- tene Haupt des Troilos kommt, wie schon erwähnt, auch bei Lj- kophron yor^^). Die Herausforderung des Hektor durch das auf die Lanze gespiesste höhnisch grausam ihm yorgehaltene Haupt erinnert an Tjdeus und den Greuel an dem yon Amphiaraos ihm ubergebenen Kopf des Menalippos. Vielleicht soll dieser es auch sein, der an Etrurischen Urnen mit der Belagerung Thebens einen Kopf auf die Mauer hinaufschleudert. So zeigen an der Trajans- säule die Römer den Dakern in ihren Castellen Köpfe der Ihrigen yor. Auf einem Cameo in den Centurien des archäologischen In- stituts (IV, 63] zeigt Orestes der Elektra das abgeschnittene Haupt
25) S. auch Schol. Ljrcophr. 307 ff.
/
■
iea Aegiill
Troilög;
475
deiÄegiilhos. Pie Zeit, aui welcher die Ointellung der Amphora
berrührl, mu» an bluligcn Gräueln im Krle); lur SätliguDg des
r Rache Gefallea gehabt bähen, wie etwa die woria
Shakespeare in Heiorich VI den Eduard an Warwick aagco liaat:
tiand, um dein Haar gewunden, soll, weil dein Kopf noch
id uüu ahgeichnitten ii[, mit deinem ßlul in den Siaub
n," und MargRrelhe über SalTolks abgeachnillenea Haupt
ttinert. Athene und Hermea treten den Troern entgegen wie
N. 38 aua dem Stadllhor austieheadea Relaigen; auch N. 1. 9. II
nd aie lum Beialande dea Achilleui gegenwärtig. Welchem Galt
ST Altar gehöre, ist klar durch den Dreifusa der Amphora N. 33,
) wie durch den Raben und durch die Scfawine andrer Vasen bei
im nahen Brunnen. Der Altar bat die Gealalt dei Omphaloa und
wird aogar ala solcber ron Gerhard erklärt.
42. Aehnlich ist die Vorstellung ohne Namensinechriften an r Hjdria, de Witte Cah. Etr. 1837 N. 143. Brit Hui. n. 473 ~ 1 p, 617. Der Leichnam dea Troiloa, in der Grösse eines Ephe- ben, nicbl so klein wie ü. 38, liegt auf dem Altar selbst, der uneb hier aus groasen behauenen Steinen aufgebaut ist. Achilteus, aein Viergespann bioler sich, aetzl den einen Fusa auf den Altar und leigt, die Unke an zwei Speere halteod, mit der Rechten daa ab- geachnitlene Hanpt des Troiloa dem Heklor und einem GelÜhrlen auf der andern Seile des Allars, die mit ihren Speeren drohen und den Kamp f um die Leiche beginnen werden.
Der Grimm, der deti Achilleus so sehr fortriss, dass er nicht bloss den Troilos auf wilde grausame Arl tödlele, was einer roheren Kriegs- oder auch Kunstart zur Last falten wUrde, sondern auch den AKar nicht achtete, den er vielmehr milBlut t)esudelle, wurde jedenfalls als ein Ueber- mulh und Frevel gefassl, der sich rächte durch seinen Tod durch Paris und Phöbus Apolloti am Skaischen Thor, wel- chen die Ilias erwähnt (22, 369]'*;. Da dem Achilleus al-
26j Diod. V, 83. Paus. X, 14, 2. Plut. Qu. Gr. 28. Tzeli. ad Ljcophr. 333. Plolem. Heph. 1 eilr. Darum wird Troilos auch tarn Sohn des Apollon. gleich dem Hektor, gemacht, Apollod. III, 12, 5. Ljcopbr. 313. Tn.ti. ad Ljc. 307. Ein spiler locker com- poDirtes Vasengtmälde bei Passcri 3, 2ßO und Duboit Maison- oeuTe Taf. 14 möeble (wenn anders Eins Ton Beiden eher, wie Paaseri annimmt, den Tod dea Achillea bei dem Altar des Apollon, ober den ein Dach auf Tier achrig atefaeodeo Süulen erbaut tat,
476 Troilos.
les Gewaltigste gemäss ist, so war seine Wuth vielleicht nicht bloss als kriegerische Hitze behandelt, worin er seiner selbst nicht mächtig war, sondern als ein gegen ApoHon, den Beschützer des llischen Namens, selber gerichteter Grimm. Sophokles setzte statt der blutigen Greuel der Vasen, dass Troilos bei der Verfolgung von dem Speer des Achilleus durchbohrt wurde ^^), und diess oder das Durchstechen mit dem Schweni, worauf mehrere Vasenge« mälde deutlich hinweisen, hat der Bildhauer der folgenden Gruppe befolgt.
43. Eine Marmorgruppe, die in Neapel lange Zeit Terborgeo und Tergessen stand, vor mehreren Jahren endlich henrorgezogeo und anter dem Namen Atrcus mit dem Sohn des Thjestea im K. Museum io dem Saal des Farnesischen Stiers, mit dem sie auch zugleich gefunden ward, aufgestellt worden ist, gab R. Rochette in seinen Mon. ined. p1. 79 als Neoptolemos und Astjanax heraus. Er bemerkt dabei selbst, dass der Körper des mit dem Schwerde durchbohrten Jünglings, welcher yon dem Helden dayon getragen wird, dem Alter des Astyanax nicht angemessen sei. Noch weni- ger passt es zu dem Neoptolemos die Leiche des Astjanax wegzu- tragen : er hatte dazu keine Ursache und sein Wüthen bei der Zerstörung der Stadt liess ihm nicht einmal Zeit eine Leiche zu schätzen, was nur die Sache der Angehörigen ist. In der Kleinen Utas schleuderte er den Sohn des Hektor Ton einem Mauerthurm herab. Daher habe ich schon das schöne Werk nach den Vasen- gemilden, welche die Ermordung des Troilos und den dadurch yerursachten Ausfall des Hektor und der Troer darstellen, erklirt und es zunächst an die angereiht, wo die Leiche des Troilos am Altar ausgestreckt liegt und Achilleus und Hektor darüber käm- pfen'"). Um die Leiche erfolgte natürlich und nothwendig Kampf
▼erstellen sollen als den des Troilos, welchen Müller nennt in seiner Archäologie $. 41.5, 1 (irrigerweise unter Posthomerica). Anders erklärt Lujnes. Nou?. ann. d. 2 p. 1 pl. R.
27) S. Not. 3.
28) Rhein. Museum 1835 HI S. 627. Als Atreus mit dem ge- tödteten Sohn seines Rruders geben die Gruppe noch Finati im Mus. Rorbon. XH , 39 und in seinem Katalog desselben 2. eüiz. p. 137 und Glarac pl. 812 C. n. 2097, und unter diesem Namen war sie schon 1623 in Rom gestochen bei Gavaler. Stat. I, 29, auch in Jao. Grono?. Thes, I Nnnn, und Winckelmann tritt dieser Erklärung gegen die im Palaste Farnese angenommene Renennong
I
Troilos.
477
Und die Grappe nun ilelll dar, wie darauH Hekror als Sieger bcr- vorgiog uad die gerellele, dem Feind abgekärnpfle Leiche, wie Aj«i und Üdysieu« die des Palrokbs, daioa Irägl. Wie triumphiread •cheint er anler der leichten Lasl eiaherzugphn und die Arl, wie at die Leiche fasat, rreüich auf den biinsMeriachen Vorlheil UDd die Wirkung Lerechnel, wird gerechirerligt oder erklJrt durch die fürchterliche Heftigkeit dei eben bestandenen rauhen Rampfes. Soll ich ein Wort darüber rerliereu , daaa diu Leiche nicht auch hier feralümmetl ist? Konnte ein Oiidhauer ron dem feiaen Schöa- heilsgefühl, das aus dieser Leiche «pricht, daran denken in diesem Punkt Siterem Vorgang zu folge»? Üass dieLeiuhe eines Priamiden Hiebt eine Beule der Hunde und VoEel geworden und xwar ia dieaer rrühen Zeit der llelageriiDg Trojas, läeat aicb rorausactzen! die Thallache aUo, welche wir nach der Gruppe annehmen, Totgt ■Ds den so viel alleren Vasengemäldea röllig unjtczwungeD und die Erklärung derselben nach diesem Zusammenhang ist um ao wahr- .icheiulicher als aus der grosaen Poeaie, woraus die Künstler diesea Schlages zu schöpreu pflegten, kein anderer Gegcasland bekannt ■it, der an die Stelle gesetil werden könnte. Der Künstler hat als Hauptfigur nicht den Hektor, sondern den unglücklichen Kna- ben behandelt, jenen in der Ausführung Welinehr, wie es scheint, ■bsicbtlich dem Troilos untergeordnet, um auf diesen durch einige Vernacbläasignug des Andern die AufDierktamkeit xu fesBeln, nach eioEf Regel der Griechischen Künstler, auf welche schoo KloU, der eitle und flache Gegner Leasings, hingewiesen bat^'), VieU leiebl stand das Meislerwerk dpa Bildhauers in Beziehung zam TroiloB des Sophokles, wie zu dessen Laokoon die benibmle Gruppe uad ao der Fsrnesliche Stier zur Anliope des Euripidea. Alle diese Werke sind aus der Periode, wo die Kunst Überhaupt und namenilicb in Rhodus, lo wie alle Welt, den mtchtigeo EinOosa der tragischen Poesie und der theatralischen Kunst erfahren hat. Eine Wiederholung der für Heklor erklärten F'gur, als Uljfsea restaurirl, soll im Palast Grimani sich heGoden oder befunden haben.
Commodui als Gladiator bei in der Kunstgesch. XII, 1, 15. Meyer di.- Bemerkung macht, dass das Werk ■usBi'rst lebhaft bi-wegt und wahrscheinlich nach herrliciien Urigiual in spaterer Zeit copirl sei. Statue fremd.
39) In einer kleinen Marmorgruppe i>l der
tcndeci Irunkuen Satjr benortreten zu lassen. . 1854 p. 119.
ut gruppirl, 1 einem altei) Kopf ist der
auf ihn lie-
478 Troilo9«
Wenn ich nach dieser Musterung der Kunstwerke auf das Epos zurückblicke, aus welchem uns die Ermordung des Troilos überliefert ist, so dringt sich mir wie von selbst die Yermuthung auf, dass alle Hauptumstände in dem Epos eben so gegeben waren, wie wir sie in der Reihe der Bilder ausgedrückt sehen, so dass also diese zu einer Ver- vollständigung der Kypria uns einen so schönen Beitrag liefern als irgend einer aus andern Bildwerken für diess Gedicht hervorgeht. Das ehrwürdige Alter mehrerer der Hauplcompositionen weist uns in ein Zeitalter zurück, wel- chem die Ueberlieferung des Homerischen Epos (und dem Homer wurden ja die Kypria zugeschrieben, wie wir aus Pindar und Herodot wissen) als Geschichte, ja zum Theil als heilige Geschichte galt. Nebendinge, die nicht ausge- sprochen waren, konnten zugesetzt, oder wenn sie vorka- men als nicht wesentlich, als von dem Dichter selbst nur nach Belieben gesetzte, mit andern vertauscht oder ausge- schmückt werden: die Grundzüge der Erzählung, die Haupt- personen blieben fort und fort eben so wie es mit den biblischen Geschichten in der Kunst gehalten worden ist. Troilos wird gemordet, diess kann, da er noch nicht zum Kämpfer gereift war, nur durch Ueberfall in der Nähe der Stadt geschehn sein. Diese hat keinen bezeichnenderen, keinen besuchteren Ort als den Brunnen. Hier an den aus ihm entspringenden Bächen, im fetten Boden wuchsen herr- liche Bäume, wie noch jetzt, den Brunnen zu beschatten und zum Hinterhalt geeignet. Einem jungen Priamiden, der noch nicht mit kämpfen kann, steht es wohl an in unge- duldiger Kriegslust wenigstens ein Gespann zu den Schwen- kungen des Kriegswagens zuzureiten in der Nacht oder Morgenfrühe, wann die Stadt mit Wasser versorgt wird. Am Brunnen der Stadt erscheint auch Polyxena nach der schon zu N. 38 berührten Verkettung der Geschichten durch eine Reihe von Parallelen. Dass in der Iliupersis Polyxena demAchilleus geopfert wurde, konnte sehr wohl schon vor
Troilös.
479
Slaanos die Sa^e veranlassen, sie aucti schon im ersten Theil, der Poesie von Paris und Hilena, in Bedreiigniss durch den Achilleus zn brinifen. Halte Slasirios aller sie im Epos genannt, als fliehend zugleich mil dem Troilus vor I AchilleuSj so isl nicht zu verwundern, dass viir sie so stelig in den Früheren Malen-ien mit berücksichligt ge- hen. Troiios durfte so wenig als Hektor den Feinden zur Beute werden, t-a wöre ein Greuel gewesen, und solche Greuel mussten auf die Kalasiropho aufgespart bleiben. Hiernach ist insbesondre der Kampf des Huklor mit Achtl- leus um die Leiche auch bei Slasinos zu vermulhen. Dhss auf der Vase Frani^ois auch Priamos aufgenominen ist, welchem Anlenor den schaurigen Ueberfall des Peliden nietdel, lässl vermulhen, dass schon der Dichter den Vortheil sich nichl halle enigehn lassen, die Darstellung der Gefahr und des Unglücks, des Sclirecklichen und des Rührenden, abgespie- gelt in dem väterlichen Gemiith durch eine an Priamos ge- richtete Erzählung ergreifender für jeden Zuhörer zu ma- chen. Sophokles scheint dasselbe Motiv benutzt zu haben, nach dem auf eine Meldung an den König und Valer deu- ' tenden Vers :
Bloss der Symmelrie wegen kann das Hbus des Pria- mos nichl dem Brunnengebäude gegenübergestellt worden sein: denn dazu konnte das Sladtlhor verwandt werden. Aber die Meldung ist früher erfolgt als der Auszug des Hektor, den sie gerade veranlasste, darum ist es so geord- net mit all der Freiheit, die in Bezug auf das Räumliche und die Gegenstände der naiven Einfall dieser ihre Wege noch suchenden Kunst gestattet war.
Zusatz. Hier schliessen sich eng an zwei Abhandlungen von
480 Troaos.
0. Jahn, die er, so wie seine frühere Schrift Telephos und Troilos, mit der freundschaftlichsten Widmung an mich gerichtet hat, die eine Troilos in Gerhards Archäol. Zeit. 1856 S. 226—238, die andere betitelt Telephos und Troi- los und kein Ende 1859, zu meinem Dienstjubiläum« Die erste enthält auf fünf Tafeln eine Reihe von einschlägigen Monumenten Taf. 91 — 94, die andere den Troilos betref- fend zwei, alle erläutert durch die feinsten und gelehrtesten Bemerkungen.
Eine Hjdria aus Gapua mit schwarzen Figuren, Troilos auf den Brunnen zureitend; Re?. Europa auf dem Stier, Bullet. Napol. 1854, Februar Taf. VII; S. 116.
Zwei Troilosyasen in Basilicata beschreibt H. Brunn im Bullet« 1853 p. 167 und einschlägige Etrurische Urnen zu Perugia das, 1859 S. 152-156.
Eine bedeutende Darstellung auf einer Vase in Rleonfi schil- dert Perranoglu in Gerhards Archäol. Zeit. 1860 S. 113. abgebildet ebend. 1863 Taf. 175.
V
**"»tf«»'^—
17. Vermischt.
Wie in einem Gemälde des Stefanus ein moderner Ma- 1er mit dem künstlerischem Motiv oder einer eigenthümlicben der Sache gegebenen Wendung mit einer griechischen Vase, [der Steinigung desPalamedes S. 180) so triffl ein anderer, und zwar der grösslen einer, mit einem antiken wunderbar zu- sammen. Diess nemlich alsdann wenn meine Yermuthung gegründet ist, dass an der Vase des Hauses Baglione in Perugia Jason in dem weiten aufgesperrten Rachen des Ungeheuers triumphirend verweile, indem er auf dessen unteres Ende den Fuss aufstemmt und sein Schwerd ein- steckt, nachdem er, geschützt durch Athenes äfjKpixv- wptevxog unversehrt aus dem Bauch des Thiers , das er inwendig gctödet hat, hervorgegangen ist, s. Alte Denkm. III S. 383 Taf. 24, 2. Der Jonas nach Rafaels Zeichnung und unter seiner Aufsicht ausgeführt von Lo- renzetto in der Capelle Chigi in S. Maria del Popolo in Rom sitzt, nachdem er aus dem Bauch des Seefisches her- vorgegangen ist, ruhig triumphirend ihm aut dem Kopf und tritt dabei mit dem rechten Bein auf den Unterkiefer des weit aufgesperrton Rachens, indem er die allein sicht- baren Zähne des Oberkiefers meidet. So schön diess nun zur Versinnlichung des Abenteuers oder zum Ausdruck des dazu erforderlichen Heldenmuths erfunden ist, so übertrifft doch den Jonas noch an Unerschrockenheit und prägnan- tem Ausdruck der Jason des Griechischen Malers, der im Einstecken des Schwerts sich noch einmal umwendet nach der gefährlichen Pforte durch die er zurückgekehrt ist. Die V. 31
482 Vermischt.
schöne Rafaelische Statue hat D. Braun formen lassen und er ist im Besitz der Form.
SLI ■ iJJ.
/.. ~- i
Unter den vieU'n merkwürdigen Darstellungen an den gemalten Vasen des Gregorianischen Museums im Vatican ist eine welche die Geburt der Athene nicht als erfolgend, sondern als bevorstehend darstellt: ein ganz sinnreicher Gedanke. Statt der Athene ist nur die Eule sichtbar^ «die auf der linken Hand des 2^us neben dem Scepter sitzt, gewärtig der Göttin welcher sie dienen wird. Unter dem Sessel des Zeus ist ein Figürchen gemalt, worunter man Athene vermuthen möchte, an die erinnert werden sollte, wenn sie das Gesicht weiss hätte. Die Amphora, an der auch die andre Seite eine sehr eigenlhümliche Composition enthält, ist abgebildet im Mus. Gregor. II tav. 48, 2,*) in Henzens Abhandlung aber über die Vasen mit der Geburt der Athene in den Annali d. I XIV p. 99 noch nicht er- wähnt.
Das von Preller in den Berichten der k. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften, philol. bist. Kl. 1855 Taf. II9 1 S. 28 publicirte Athenische Vasenbildchen setzt meiner Ansicht nach nicht „die erotische Bedeutung des Geschenks eines Hahns sehr deutlich ins Licht^', sondern ist die ob- scöne Parodie dieses Geschenks, welches, bei der Beliebt-
*) In dieseni Werk ist ta?. 18, 2 bei den Pferden der Eos {HßOJS) deutlich der Name KAJOPOS , nebst einem unleserlichen, beigeschrieben. Der im Rhein. Mus. 1853, S. 186 bei Aeschj- lua yertheidigte Ausdruck xakcjQos stände demnach nicht mehr ohne Beispiel allein: als Name bei dem Gespann der Eos ist er achön genug gewählt, in der Elite c^ramogr. II. pl. 109a ist er falsch geachricben.
Vermischt.
4S3
heil der Hahnenkämpfe zu Spielen im Grossen und Kleinen, zu einem Liebesgeschenk an sich passend genug war; aber, den Hahn von einer amlern Seite als der des Kampfspiels belraclilet, die salyriscbe Umgeslaltun^ der bekannten ge- fälligen Darstellungen, welclie die voraussetzende Absicht des Geschenks nicht verralhen und naiv, unschuldig aus- sehn, leicht an die Hand gab.
An einer dickbäuchigen Amphora des Herzogs von Buckingham, die ich bei dem Kunsthändler Carrer in London sah, enihsit die Vorderseile in rothen Figuren Iphigenia stehend vor dem laurischen Tempel, der wohl absiehllich eine unge- wöhnliche, aber eine in der PiTspecliveverfehUe Construo- tion bat, Orestes reicht ihr den aus Euripides und meh- reren Reliefen bekannten Brief hin, der die Zeil nach Eu- ripides für die Vase fast mit Sicherheit beweist. Hinter dem Orestes sieht Pylades, auf der anderen Seile eine Die- nerin der Priesicrin. Oben ist eine Figur mit Fackel und zwei Lanzen, also eine Furie, und hinter dem Pylades ein Satyr. Auch bei anderen ernsten Vorstellungen ist diese Begleitung eines Salyrs als Zuschauers auf Vasen vorge- kommen, und es möchte die Absicht und Bedeutung nicht immer dieselbe seyn, [Abgebildet Mon. ined. d. insl. IV, 51. arch. Zeit. 1849, VH Taf. 12].
Der Gebrauch, gemalte Vasen den Todlen in die Gräber beyzut!eben, scheint in Kleinasien nicht statt ge- funden zu haben. Wenigstens hat man bisher keine ge- funden. Diess darf ich als beglaubigt ansfhn durch die Aussage der Herren Boreil in Smyrna und Cadalvene in Konstsntinupel, die, der eine in Sjnyrna seit 23, der andre im Orient seil 20 Jahren sich uufhielten und beyde unausgesetzt auf alle Arten der Alterthümer ihre Aufmerk- samkeil richteten. Bey Hr, Borell sah ich in einer durch 31»
484 Vermischt.
vielerley beachtenswerthe Alterthümer ausgezeichneten Samm- lung nur zwey kleine gemalte Vasen von Milo und ein grosses Thongefäss mit groben Verzierungen aus Tenedos. Dagegen sind in Kleinasien in den Gräbern zuweilen schöne kleine Thonfiguren gefunden worden, deren Hr. Borrell eine ziemliche Anzahl, ganz oder in Bruchstücken, besitzt. Aus einem Grabe wurden vier der schönsten weiblichen GewandGguren, die man sehn kann, gezogen, wovon zwey völlig erhalten bey H. Cadalv6ne sind, Seitenstücke nach der höchst geschmackvollen Bekleidung, und durch den Gegensatz des Gesichtsausdrucks, der bey der einen, die den Kopf mit dem Peplos bedeckt hat, traurig, bey der andern, die bekränzt ist, heiter ist. Die beyden andern, die zer- stückt waren, sind an H. Borrell gekommen. Die Höhe ist ungefähr ein Palm*). Eine solche Figur von grösster Schönheit, auch durch Farben ausgezeichnet, welche König Ludwig aus Griechenland mitgebracht hatte, sah ich in Mün* chen in den vereinigten Sammlungen. Eine sehr grosse Menge aber aus Kyrene zu Paris, alle übereinstimmend mit den schon erwähnten in dem Begriff und der anständig- sten Erscheinung einer Attischen xogf], Jungfrau oder Jun- gefrau, in Stellung, Haltung und Anzug. Diese alle und besonders die Kunst der vollen Gewandung lassen eine so grosse Schönheit und Manigfaltigkeit zu, dass der Anblick einer so grossen, von einer Stelle eingeführten Menge mich sogleich auf den Gedanken brachte, wie diese Erscheinung^ schöne weibliche Figuren unerschöpflich in gefälligem An- stand und anmuthiger Bekleidung, alle ohne irgend eine bestimmte Geberde, Handlung oder Abzeichen^ dem Namen der xoqonXad-oh oder xoqonXddtai seine rechte und eigent- liche Bedeutung zuführen möchte, der von Grammatikern höchst ungenügend und zumTheil wunderlich erklärt wird. Schon das Wort nXacft^g weist die Koroplasten einer gro-
*}'Die88 ao8 dem Rhein. Mas. 1843 S.435.
Vermischt. 485
Sson Klasse Ton Künstlern als eine besondere Unterabthei- lung zu, und der Gegenstand ist leicht zu denken als einer der einen unübersehbaren gross'en Gebrauch haben kannte. Der Raum nümlich, der zwischen der fragmentarischen Er- scheinung und einem bedeutsamen Worte klafft, füllt sich ans, wenn wir anzunehmen wagen, dass diese Figuren, wozu sich ihre BeschalTenheit olTenbar sehr wohl und ins- besondere nach dem vorauszuselzemlen Attischen Geschmack eignet, einen Gegenstand einfacher und edler Verzierung abzugeben ursprünglich bestimmt waren. Sie mochten in Reihen die Wände von Zimmern schmucken, so wie in an- dern Zeiten WaQ'en und Kriegszierrath, und bürgerlicher unter der Decke aufgestellte Reihen gemaller Vasen wie wir an gemalten Vasen gesehen haben. Vun da und aus anderem Gebrauch giengen diese bescheidenen Kostbarkeiten dann auch über in Gröber, in denen vermulb- lieh auch alle die auf uns gekommnen kleinen weiblichen Thonfiguren, nur diese viel seltener gefunden worden sind. Graf Labordo, welcher die Gefälligkeit halte , mir die noch nicht öffentlich aufgestellte Ausbeute aus Kyrene zu zeigen, liess sich durch meine lebhafte Freude an diesen Figür- chen nnd der Vermuthung, dass wir in ihnen einen so viel bis jetzt bekannt nur spärlichen Ueberrest eines nicht un- bedeutenden Kunsizweiges und eine Fülle von Gestallen, die mit den Bürgerinnen im Panathenäenzug und mehreren der schönsten Marmorstatuen eine lehrreiche Vergleichung dar- zubieten im Stande wären, augenblicklich bestimmen mir . die Herausgabe derselben anzubieten: sie sollten sogleich gezeichnet und in Paris selbst von mir erklärt werden. Sehr angenehm wäre mir das Geschäft gewesen, aber der Drang amtlicher und anderer Geschäfte nöthigten mich das freundlichst gemachte Anerbieten auszuschlagen, was mir nachher oft leid gelhan hat, obgleich meine Vermuthung erst noch die Prüfung zu bestehen hatte.
Register.
Achilleas im Hinterhalt 445 ff. — und Poliyena 460 ff. Adler mit einer Schlange 338. Aegisthos Ermordung 287 ff. Aepfel in der Hand des Hera- kles 79 ff. Aias 267 f. Anakes n6. 143 f. AN9PSinorONIA 188. 194. Aphrodites Attribute 128. 379.
364. Apuiische Vasenmalerei 303. Archaistischer Stil 94. Aristophanes 40 ff. Askiepios 305. Athene mit einem Reh 378. mit
Haube 133. 146. zweimal 321 ff. Athenischer Gölterstil 103. Augen an Schiffen 205. Bärtige Heroen 375 f. ßotjXdT*is 1 64 f. Boreas und Oreithyia 328 ff. Brunnen 257 f. 445 ff. Gäre, Vasen von 269 ff. Gandelaber 12 ff. chametaerae 7 ff. 14. Oanae 275 ff. Darbringung eines Rindes an
Dionysos 172 ff. Darius 351 ff. Demeter und Rore 106 ff. Digaroma 263 f. Dionysos als Stier 36 ff. 168.
beim Parisurtheil 371. Hiero-
dulen 176. Diomedes 267. Doppelhermen 40 f. Dreifuss als Siegespreiss 167 ff. Elektra 288. 294. Ente 231.
Erechtheus als Knabe 131. Erinnjen 289 ff. 33S. Erisapfel 380.
Erysichthon auf Münzen 316. Etrurische Physiognomien 271. Fackel der eleusinischen Götter
109. des Kriegs 352.
Flora 119 f.
Furche über der Nase 96.
rn 192.
Giganten 20 ff. 322 f.
Glasgefässe 185 f.
Gorgolopha 25 f.
Götter als unsichtbare Zuschauer 129 r. 145.
Haar, abgeschnittenes 87.
Hahn als Geschenk 482.
Handauflegung I89. 194.
Haube Athenes 133. 146.
Herakles bei Eurytos 26t ff. und die Amazonenkönigin 334 ff.
Hercs Attribute 361. 377 f. Hoch- zeit mit Zeus 362.
Hesiia 3 ff. 9.
Hierodulen des Dionysos 176.
Hochzeit des Zeus und der Here 362.
Hunde beim Gastmahl 267.
/ und Y Tertauscht 254.
Jaccbos 105 ff.
Jason 481 f.
Ismene 255 ff. 451 f.
Kampfpreise 166 ff.
KdfifÄOQig 345 f.
Kampfspiele au PanathenSenraseu 326 f.
Kapaneus 198 ff.
Kentaur 95.
Kirke 235 f.
Klytemnesiras Schatten 289 ff.
Komödie des Aristophanes 47 ff.
Kopftucher 90.
Koppa 255.
Korinthische Schrift 269 f.
xoQonkadt 484 f.
Le.a 278.
Löwe Ton Chäronea 62 ff.
— am Hymettus 69 f.
— an Brunnen 74. — - auf Grfibero 71.
— als Siegesdenkmal 72 f.
— als Wächter 73. Lykische Sculpturen 243. Lysippischer Stil 78 ff.
■mi^HjjH^H |
|
KiZ ' »^^^ H |
|
^^^^^^m 48T ^ |
|
^^^^^iSler 95. |
Stab det HephaisloB 128. S |
Meduee, doppelt 19. |
~ dea Hermea ohne Schlin- ■ |
Merope 88. ^96. |
gen 102. ■ |
Mohreo 301 IT. |
Stil des LjBippoa 78ff. ^M |
Namen >n K<iiiBt«erkeii 54. B7. |
- archa.atiBcher 94. ■ |
151 r. ZiK. |
Slieropfer des Dionjao« 163f. fl |
^ NarkiBBos 90 rf. |
Sühnunganiitlel 299. ■ |
Tänia als Siegeszeichen 41. 56. ■ |
|
Nike ohneBeioe 159. milKery- |
97. 374 r. ■ |
keion 363, |
TBvgoifnyo; 164F. ^| |
Nj« 332 f. |
Telemacb 23er. ]■ |
Odjoeui 267f. 227ff. 232 ff. |
- bei Nestor 225 f. ^ |
— Akanlhoplei 345 ff. |
Tempel des Triplolemoa 120, .^^^^1 |
— unhärlig 348. |
Thymbrson 443 f. ' -^^^^M |
Oenooe I77f. 433ff. |
^^^^H |
t nais xalii 280. |
Triplolemoa 11 6 ff. ^^^^M |
Oreithji. 32fiff |
Troiloa 439 ff. T^H |
PatamBdes ?79ff. |
TjdeuB und tamene 255ff. 4Slf. |
Paliken 3l2ff. |
Urlbeil des Paria 366 ff. |
Panslhi-nfiL'ijrasen 319?. |
Vasa diatrela lS5, |
naoaxvnnvea 28 f. |
Vasen ia Oriihern 483. |
Paria 98. 177 f. 371 f. 433 ff. |
— apulische 303. |
Penelope 229 ff. |
.- .on Caere -^69 ff. |
Perseu« 379 T. |
— mit rolhen Fig. 318. |
PelasQs 142. |
- Ton ilen Panatheoien 319ff. |
tfiikaxpos 43 ff. |
Vogel mit Prauenkopr2.J9ff. |
Phallas 205fr. |
|
Pluto mit gefüllleni Horo 363. |
226. |
Poljphen. 233 f. |
r mit / Terlauscht 254. |
Priapus 208. |
'rnouifS.üf lb7. |
Zeus Hochieit mit Here 362. |
|
102. |
- beim PariBurlbe.l 370 f. |
PromElheaa t»5ff |
Zcujippo» 57. |
Pylades, bärlig 288. |
Zusammenstellung Ton Göttern |
Itatie ApolloiiH 466ff. |
102. lOäff. |
Heduplication in Namen 263r. |
Zwei MinerTen 321 ff. |
Beh 37». |
|
roBltutn 204. |
Beiprochcoe Stellen: |
SSule auf Vasenbildern 160. |
Aristopban. pac. 765 - 45r. |
Sappho i8lf, |
Coliith. 63 — 377. ' |
Salj.kiuder 181. |
O.id. met. XIV, 69fiff - 28ff, |
Schlange der Aphrodite 128. |
Plinius XXXVI, 5, 25. - 7 ff. |
- mit einem Adler 33a |
SeiT.adVirg. Ecl. Vl,42.- Iö8. |
— lahme 90. 303 f. |
|
Sirenen 33G ff. |
Slaluen und Büsteni |
Skylla 237. |
Amaione, Torao 83 f. |
Skopat 10. |
Aritioous. sogen. 90ff. |
Sonnenichirm 245. |
Aphrodite protpicieos 24 ff. |
Sophokles m(. |
Apoijomeno» 78f. |
ir<ur5e*f 144. |
|
af,,yon<,iy«iv 103. |
51 ff. |
AriBlopbaneB und Menaoder 40ff. |
|
L |
( |
488
Bakchos mit der Stierhaut 56 ff.
Elektra und Orestes 84.
Euripidea 97.
Hekuba, 8og. 88.
Hektor mit der Leiche des Troi-
los 476 ff. Herakies nach Lysippos 79 f. Hestia Giustiniaui 3 ff.
— von Skopas 7 ff. Kentaur 95.
Löwe von Ghäronea 62 ff. Mädchen mit der Taube 90. Milon 95. Narkissos 93. Niobide h4. Pallas 17 ff. PorlrailGgur 94. Römer als Mercur 82 f. Venus 94.
Basreliefe:
Darbringung eines Rindes an
Oionvsos 172 ff. Demeter, Köre undlacchos 104 ff. Dionjsischer Opferstier l63ff. Kapaneus 198.
Monumente von Xanthos 240 ff. Odysseus 230f. Palamedes 179 f. Panathenäensieger 158 ff. Paris und Helena 98. Paris und Oeoone 177 ff. Pelops und Hippodameia 211. Prometheus '212. Sappho 181 ff. SchiffsTerxierung 203 ff. ' Vier Götter an einer Basis lOlff. Oestlicher Fries des Parthenon
I22ff V\^inckelmann Runstgesch.p. 135
—228.
Vasenbi Ider:
Aegisthos Ermordung 287 ff. Äthanes Geburt 482. '
Boreas und Oreitbjia 318 ff. Danae 275 ff. Dariusvase 349 ff. Gesuch um Expiation 298(1. Götterreihen im Olymp 360 ff. Hahn als Geschenk 482. Herakles bei Eurjtos 261 ff.
Herakles und die AmazonenkA-
nigin 335. Tason 481.
Iphigenie und Orestes 483. Kirke 235. Naiisikaa 226.
Odysseus und Penelope 229. Odysseus Akanlhoplex 345 ff". Paliken 3ll. Promptheus und die Japetiden
185 ff. Poljrphems Blendung 233. Sirenen 236. Skyila 237.
Telemach bei Nestor 225 f. Troilos und Achilleus445ff. 471 ff*. Tydeus und Ismene 253 ff. Urtheil des Paris 366 ff. Bull. arch. Nap. N. 9. T. V, I —
306 ff. Gerhard Auserles. Vas. II, 166. -459 ff.
IV, 1.— 76f. Gerhard Apulische Vasenb. T.
C. — 400.
T. D, 2. - 403.
Inghirami Galleria omerica2l4ff.
Gl. CCXIV, LXXVI. CVI,
CXI. XVI, CX, CXX,
CXXX, CXLIll, CLVII,
XXXI, CLXXXV, CLXXVi
-CLXXVII, CGI, CCXIX,
CCLMI, CCLX 218-221.
Millingen Peint de Vas. pl. 22.
-451.
pl. 43— 437 ff:
pl. 55. 56-225.
Mon. del Inst. I, 24 — 469 ff.
I, .57 A, 2—433 ff. IV, 18 — 4l3ff. IV. 55-453 ff. Mus. Borb. VI, 5—339. Mus. Greg. II. 21, 1-365. Mus. Pio-CIem. IV, 34—158. Oyerbeck Bildwerke XXXI, 2.
—226. Panofka Bilder ant. Leb. 14, 5 —227.
Patiseri tar. 253-315. — tar. 254—317. Tischbein Vas. 1, 14-226.
Göttingen. Druck der Univ. -Buchdruckerei von W. Fr. Eaestner.
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